Friede und Heil, Nr. 5/2012

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Zeitschrift der Franziskaner-Minoriten 78. Jahrgang – Nr. 5 – 2012 1Z20717F Foto: Konrad Schlattmann Minoriten in Grabenstätt Pfarrkirche St. Maximilian

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Zeitschrift der Franziskaner-Minoriten, Provinz St. Elisabeth

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Zeitschrift der Franziskaner-Minoriten78. Jahrgang – Nr. 5 – 2012

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Dieser Gruß unseres Ordens-vaters Franziskus ist auch mein Wunsch an Sie im Dezember-heft. Und ich schreibe ihn Ende Oktober, bei Schnee und tiefen Temperaturen. Gleich auf der Sei-te gegenüber sehen Sie unseren neuesten „Nachwuchs“ in der Ordensprovinz. Bruder Martin Koch war der Letzte, auf den die Regel angewendet wurde, dass unsere Brüder in der Phase ihrer Ausbildung zum Ordensmann nicht in den Printmedien vorgestellt werden sollten. Doch nun ist der Weg auch für ihn frei.

Ganz in der Nähe unseres Alpenklosters Maria Eck tummeln sich Minoriten aus Ru-mänien und füllen gleich zwei Häuser, in Grabenstätt und Bergen. Nach Abschluss des Kapitels ihrer Provinz haben sie einen neuen Oberen bekommen, Br. Ionut Anghel, der die junge Pfl anzung juristisch in trockene Tücher bringen wird und seine Mitbrüder zur Gemeinschaft animiert, weit weg von ihrer schönen rumänischen Heimat.

Theologisch und liturgisch ernst nimmt P. Josef Fischer in seiner Meditation die Zeit des Advents. Ehe aus tiefem Herzen Weih-nachtslieder gesungen werden können, sollte der Advent gelebt werden, gerade auch in seinen vergessenen Seiten, die P. Josef nach-drücklich herausstellt. Das Marktgewimmel auf dem Foto kann zu einer gedanklichen Brücke werden hin zum Weltgericht, bei dem es auch wimmeln wird, ohne dass sich der Einzelne verstecken könnte.

Schon immer wollte ich Ihnen einen Überblick bieten zur wechselvollen Geschichte unserer Zeitschrift, deren 78. Jahrgang mit diesem Heft abgeschlossen ist. Jetzt gibt es einen Grund für diesen Rückblick, ja geradezu eine Verpfl ichtung, da meine Aufgabe als Verantwortlicher für die Redaktion mit Jahresschluss endet. Es hat sich (zufällig?) so getroffen, dass auch die Betrach-tungen zur heiligen Messe aus dem Nachlass von † P. Dr. Agathon Kandler abgeschlossen sind.

Da ich die Geburts- und Sterbetage der Mitbrüder nachschlagen kann, habe ich ein wenig gerechnet und herausgefunden: Keiner meiner Vorgänger war so lange mit der Redaktion betraut wie ich und alle waren bei ihrem Antritt jünger. So darf ich mich im doppelten Sinn als „Senior“ fühlen. Ich will aber gerne hinzufügen: Das Alter kann schön und erfüllend sein.

Bei einer Sekretärin brauche ich mich nicht zu bedanken, da

ich keine habe. Vorbereitung des Versands, Verwaltung, Verbuchung der Spenden, Korre-spondenz – das habe ich selbst erledigt, was eventuelle Verzögerungen erklärt und ein wenig entschuldigt. Doch bei Ihnen bedanke ich mich gerne und von Herzen. Ich sage Vergelt’s Gott den Lesern, den Wohltätern und besonders den Förderern in den einzelnen Ortschaften, die un-ermüdlich die Hefte ausgetragen haben und es immer bedauerten, wenn die jungen Leute beim Tod von Vater und Mutter, von Onkel und Tante die Zeitschrift nicht weiterhin beziehen wollten.

Vergelt’s Gott sage ich auch im Namen aller Mitbrüder in den Missionsländern, die Sie durch Ihre Spendenbereitschaft unterstützt haben. Ein besonderes Anliegen ist mir, dass Sie P. Piotr Karnialiuk – es ist der mit der Brat-sche – nicht vergessen. Seine Oberen haben ihn vom geliebten Kaluga an das Bildungshaus in St. Petersburg versetzt, als Guardian und Magister für die Theologiestudenten.

Unser Provinzkapitel hat die Zeitschrift „Friede und Heil“ an jüngere Mitbrüder übertragen, die Sie alle schon als eifrige Au-toren und Fotografen kennen. Sobald Sie das nächste Heft aufklappen, wird dieses kleine Betriebsgeheimnis gelüftet sein.

Zum letzten Mal wünsche ich Ihnen in dank-barer Verbundenheit ein frohes Weihnachtsfest und Gottes reichen Segen im Neuen Jahr 2013.

Bleiben Sie uns treu! Ihr

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und ebenso nach der Geburt Christi. Denn auch bei den zwölf Jüngern sei man allzu oft versucht, zu fragen, ob es denn tatsächlich gelingen könne, mit diesen Figuren das Reich Gottes aufzubauen.

Von der Situation damals spannte der Pro-vinzialminister den Bogen in die Gegenwart. Er verlas die Namen aller Brüder der deutschen Ordensprovinz und bekräftigte: „Ein jeder bringt sich mit so wie er ist – mit Begabungen und Talenten, aber ebenso mit Fehlern und Schwächen.“ Im tiefsten Sinn, so Br. Bernhar-din, sei diese Entdeckung aber beruhigend, denn: „Wenn Gott sich so eine Mannschaft auswählt, kann ich getrost mein ‚Ich bin bereit‘ formulieren. Denn unser Gott schämt sich der Armseligkeit des Menschen nicht.“

Indem Br. Martin bei der Profess sein „Ich bin bereit“ ausspreche, beginne ein Weg, „bei dem noch offen ist, wo die Reise hin-geht. – Doch Gott stattet den Menschen aus, er befähigt den Berufenen.“ Br. Martin werde seinen Weg in der Gemeinschaft gehen – in der konkreten Gemeinschaft der Franziskaner-Minoriten. Mit auf dem Weg bekam er von Br. Bernhardin am Ende der Predigt: „Du hast ‚Ja‘ gesagt zu uns Brüdern mit unseren Fehlern

und Schwächen und wir haben dei-nen Antrag auf die Feierliche Profess angenommen. Du wirst nun nicht versprechen, dass alles klappt und gelingt, aber dass du bereit bist. Bleib an deinem Versprechen dran, damit es nicht irgendwann ein Versprecher wird. Behalte den im Blick, der dich berufen hat und dich im Blick behält, aus Liebe. – Du wirst bei uns in der Gemeinschaft keine Heiligen fi nden (oder zumindest nicht viele…), aber Brüder, die mit dir gemeinsam ge-hen, leben und beten wollen ‚Herr, auf dich vertraue ich, in deine Hände lege ich mein Leben.́ Amen.“

Text und Foto:Br. Andreas Murk

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In der Franziskanerkirche zu Würzburg legte Bruder Martin Koch am Samstag, dem 6. Oktober 2012, in den Händen von Provinzial-minister Br. Bernhardin M. Seither seine Feierliche Profess ab und band sich damit für die Zeit seines Lebens an die Gemeinschaft der Franziskaner-Minoriten.

Br. Martin wurde 1981 geboren und stammt aus der Ortschaft Franken bei Sinzig am Rhein. Über unseren (ehemaligen) Konvent in Bonn lernte er die Gemeinschaft der Franziskaner-Minoriten kennen und begann im Herbst 2007 mit dem Postulat. Nach den ersten beiden Aus-bildungsjahren im Kloster Maria Eck wurde er zum Studium nach Würzburg versetzt, wo er nun im Beisein von zahlreichen Brüdern unserer Gemeinschaft, von Verwandten und Freunden seine Profess ablegte.

Als Evangelium für den Festgottesdienst hatte Br. Martin den Stammbaum Jesu gewählt. Br. Bernhardin knüpfte in seiner Predigt daran an: „Da werden Sieger und Verlierer aufge-zählt, Ansager und Versager – Namen von vielen armseligen Gestalten, und jeder Name gehört mit seiner Geschichte zum Stammbaum Jesu.“ Dies sei vor der Geburt Jesu so gewesen

Feierliche Profess von Br. Martin KochFeierliche Profess von Br. Martin Koch

Bruder Martin Koch nach seiner Profess mit (von re.) seinen Eltern Reinhard und Christa, Klerikermagister Br. Josef Boden-steiner, Provinzialminister Br. Bernhardin M. Seither, seinem Bruder Simon und seinem Heimatpfarrer Pastor Achim Thieser.

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„Hauptsache keine Preußen!“ Dass sie Ru-mänen sind, stört das Volk nicht. Im Gegen-teil: Die Oberbayern am Chiemsee sind von Anfang an froh gewesen, seit einiger Zeit rumänische Brüder vor Ort in ihren Pfarrge-meinden zu haben.

Noch kurz ist die Geschichte der rumänischen Franziskaner-Minoriten in Grabenstätt und Bergen am Chiemsee, unweit unseres Al-penklosters Maria Eck gelegen. Im Herbst 2008 gründeten sie dort eine Niederlassung – mit eben zwei Standorten. „Zunächst musste das bisherige Pfarrhaus in Grabenstätt umgebaut und renoviert werden, so dass wir anfangs alle in Bergen gewohnt haben“, berichtet Bruder Augustin Butacu. Er ist der Pfarrer des von den Brüdern seelsorglich betreuten Pfarrverbands „Grabenstätt – Erlstätt – Vachendorf – Bergen“.

So wurde das Pfarrhaus in Grabenstätt mit zwei Wohnungen den Bedürfnissen einer Brudergemeinschaft angepasst: Aus zwei se-paraten Wohnungen entstanden vier Zimmer mit Hauskapelle und entsprechenden Gemein-schaftsräumen. Das Pfarrbüro ist ebenfalls in diesem Haus direkt gegenüber der Pfarrkirche St. Maximilian untergebracht.

Acht Brüder in zwei Häusern

Inzwischen leben acht Brüder in den zwei Häusern der Niederlassung. In Grabenstätt Br. Augustin Butacu als Pfarrer, Br. Ionut Anghel, Br. Bernard Budau, der in der benachbarten Pfarrei Übersee tätig ist, und Br. Sebastian Veres als Hausmeister und Sakristan. In Bergen sind es die Brüder Gabriel Budau, Lucian Bulai, Liviu Romila und Marius Balint, Letztgenann-ter ebenfalls mit den Aufgaben des Hausmei-sters und Sakristans. Nach mehreren Jahren in unserem Bildungshaus Kloster Schwarzenberg stationiert, ist Br. Ionut Anghel seit Oktober der neue Leiter der Gemeinschaft und An-sprechpartner des Ordens für die rumänische Präsenz in Deutschland.

Bemüht um kanonische Errichtung

„Zur Zeit bemühen wir uns, dass Grabenstätt mit Filiale Bergen als Konvent kirchen- und ordensrechtlich errichtet wird“, erklärt er. Erst dann kann Br. Ionut mit unserer ordens-typischen Bezeichnung „Guardian“ für den Konventsoberen bezeichnet werden. Doch auch jetzt schon macht er beinahe all das, was einem Guardian zukommt. Ein neunter Bruder aus Rumänien, Vasile Dior, bereitet sich gegenwärtig bei einem Sprachkurs in Würzburg auf seinen seelsorglichen Einsatz in Deutschland vor.

Minoriten aus Rumänien Minoriten aus Rumänien in Grabenstätt und Bergenin Grabenstätt und Bergen

Bis in das Jahr 1430 reicht der Vorgängerbau der Pfarrkirche St. Maximilian in Grabenstätt zurück.

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„Obwohl das oberbayerische Volk sehr spe-ziell sein kann, wurden wir hier freundlich und wohlwollend empfangen“, scherzt Br. Augustin. „Und auch wir fühlen uns wohl.“ Das liege wohl daran, dass sie sich mit der Glaubenstradition am Alpenrand sehr gut identifi zieren können. Seine Liebe zu dieser Region habe er während seiner Zeit in Maria Eck entwickelt, wo er vorher auch stationiert war. „Von dort weiß ich, was ein Dirndl ist.“

Franziskanischer Hauch

Für die Menschen sei es anfangs ungewohnt gewesen, nun Brüder einer Ordensgemein-schaft als Seelsorger zu haben, und nicht mehr Diözesanpriester. „Dass wir ein eigenes Kon-ventsleben mitbringen, unsere Gebets- und Rekreationszeiten pfl egen, war ihnen nicht bekannt. Und dass wir die gleichen Franzis-kaner-Minoriten sind wie die ‚Maria Ecker‘, verwunderte noch mehr.“ Nun soll immer weiter versucht werden, auch franziskanische Aspekte in die Pastoral einzubringen.

Über der Homepage des Pfarrverbands liege schon ein franziskanischer Hauch, und am jährlichen Ministrantentreffen, zu dem die Ministranten aller Minoritenkonvente in Deutschland eingeladen werden, haben die dortigen Jugendlichen auch schon zweimal

Dicht gedrängt in der Hauskapelle der Minoriten-Niederlassung in Bergen, von li. die rumänischen Brüder Augustin Butacu, Marius Balint, Sebastian Veres, Ionut Anghel, Lucian Bulai, Bernard Budau und Liviu Romila.

Für den Einzug der Minoriten wurde das Pfarrhaus in Grabenstätt zu einem Kloster mit Hauskapelle umgebaut.

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Gotische und neuromanische Stile prägen die Pfarrkirche in Grabenstätt, ausgemalt mit frühchristlich-byzantinischen Imitationen.

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teilgenommen. Erkennbar als Ordenschristen sind die Brüder ohnehin schon durch den Habit. „Es ist von Vorteil, dass wir bei unseren zwei Standorten so nahe an den Gläubigen sind. Sie merken, dass wir ganz normale Menschen sind“, fügt Br. Augustin hinzu.

Byzantinisch und römisch

Typisch oberbayerisch zeigt sich die Pfarrkir-che St. Maximilian in der Ortschaft Graben-stätt: mitten im Dorf gelegen, vom Friedhof gesäumt. Gotische und neuromanische Stile sind an der 1834 errichteten und auf einen Vorgängerbau von 1430 zurückgehenden Kirche erkennbar. Drinnen jedoch ist die Kirche bis auf wenige Zentimeter komplett ausgemalt. Die Malereien sind frühchristlich-byzantinische Imitationen. Das Apsiswerk macht den Eindruck, als sei es direkt aus einer historischen Kirche Roms importiert.

P. Lorenz Totnan Seehuber, dem die Minoriten das Kloster Maria Eck verdanken, ruht im Priestergrab seines Heimatdorfes Grabenstätt.

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Gebetsmeinungen der M.I. im Dezember

Damit die Heilige Familie zum Modell und Garanten werde für die Berufung einer jeden Familie und der künftigen Generationen.

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Kontakt: Franziskaner-Minoriten Tüttenseestraße 2 · 83355 Grabenstätt Telefon: 0 86 61 / 98 22 48 · www.pfarreien-begv.de

Gründer von Maria Eck

Für die Geschichte unserer Präsenz im Kloster Maria Eck ist Grabenstätt von hoher Bedeu-tung. Im Priestergrab auf dem Kirchhof seines Heimatdorfs hat Lorenz Totnan Seehuber seine letzte Ruhestätte gefunden. 1847 bei den Franziskaner-Minoriten eingetreten, war er stets bemüht um die Errichtung und das Wachstum eines Minoritenkonvents in Linz am Rhein. Pater Totnan Seehuber verließ den Orden jedoch wieder und wirkte als Weltprie-ster. Dennoch geht maßgeblich auf ihn der Kauf des ehemaligen benediktinischen Klo-

Pfarrkirche St. Ägidius in Bergen – ein Ort mit Schneegarantie.

sterguts Maria Eck im Jahr 1890/91 zurück, von dessen damaligem Kaufpreis von 85.000 Mark er allein 45.000 aufbrachte. Er war weiterhin der erfolgreiche Verhandlungsführer mit der Erzdiözese München und Freising bezüglich der Ansiedlung von Franziskaner-Minoriten auf dem Maria Ecker Berg und kann somit als „Gründer von Maria Eck“ bezeichnet werden. Dass nun wieder Brüder aus Rumänien im Pfarrverband „Grabenstätt – Erlstätt – Vachen-dorf – Bergen“ tätig sind, führt die franziska-nische Tradition im Voralpenland fort.

Text und Fotos: Br. Konrad Schlattmann

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Sinnenfreudig ist der öffentliche Advent in unseren Breiten zweifelsohne. Den einen wird zur Lust, was andere wie eine alljährliche Last erfahren. Wie in keiner anderen Jahres-zeit werden alle unsere Sinne schon Wochen vor dem Weihnachtsfest angesprochen, so dass manche mit Widerwärtigkeit auf die sogenannte „Staade Zeit“ reagieren. Die Be-zeichnung lockt nur ein müdes Lächeln aufs Gesicht, denn die Stille hat sich verkrochen.

Die äußeren Impulse auf Straßen und Plätzen – selbst in Weihnachtsfeiern bereits im Novem-ber! – verstärken eher die eigene innere Unruhe und äußere Umtriebigkeit. So kommt die Seele wahrhaft nicht nach. Wir sind mehr oder weni-ger Reizüberfl utungen ausgesetzt rundherum: optisch, akustisch, geschmacklich, über Hände und Nase. Es duftet den einen, es stinkt den anderen! Hat Be-sinn-ung noch eine Chance? Und worauf eigentlich: Gilt sie der eigenen

Die vergessene Seite des AdventDie vergessene Seite des Advent

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Mitte oder am Ende gar dem göttlichen und menschlichen Du? Es fällt auf, dass der ge-sellschaftliche Trend sinnenhafter Angebote unmerklich und leise auf die Kirchen abfärbt in ihren Versuchen, dem Menschen von heute die Glaubensgeheimnisse von Advent und Weihnachten nahe zu bringen. Über die Methoden kann man streiten. Zwei Beispiele seien benannt. So fällt mir als Bezie-her des originell aufgemachten ökumenischen Kalenders „Der Andere Advent“ aus Hamburg auf, dass zum ersten Mal 2012 eine CD zu neu eingespielten Weihnachtsliedern gratis mitge-liefert wird und einem am Nikolaustag unter die Finger kommt. Die Impulse für die übrigen

36 Tage des Advent bis zum 6. Januar sind ideenreich gestaltet und empfehlenswert für Suchende und kirchlich weniger Sozialisierte unter uns. Der Advent darf hier seine leisen Töne erklingen lassen.

Waldweihnacht als Chance

Ein Beispiel sinnenhafter Vorbereitung auf das Fest der Geburt Christi ist auch die Wald-weihnacht, die den Rückzug in die Schöpfung als Chance sieht, mit klein und groß, sowie weniger liturgisch vorgeprägten Geschich-ten und Liedern der Menschwerdung des Gottessohnes, um dem eigenen Wachsen im Glauben, Hoffen und Lieben auf die Spur zu kommen. Dieses Angebot gibt es auch in unserem Kloster Schwarzenberg seit vielen Jahren am Vortag von Heilig Abend, in die-sem Jahr jedoch bereits am Samstag vor dem 4. Advent. Kinder stellen eine Krippe, ohne Jesuskind wohlgemerkt, Stück für Stück in den Schnee oder Matsch des Waldbodens; sie tun es mit Lust und Ernst. Die Geschichte der franziskanischen Krippenfeier von Greccio trifft immer auf offene Ohren.

Flehen statt Jauchzen

Die sinnenfrohe Gestaltung der Wochen zur Vorbereitung auf Weihnachten drängt etwas in den Hintergrund, was zum Kern des kirch-lichen Verständnisses dieser geprägten Zeit zu Beginn des Kirchenjahres gehört. Ein beherztes Wachen, ein Weg durch Wüste, ein Sich-erschüttern-lassen. Hat das alles eine Chance? Es gibt klare liturgische Vorgaben. Das Äußere will helfen, dem Inneren mehr auf die Spur zu kommen. Eine Einladung zum Wesentlichen! Es ist die Farbe Violett angesagt am Advents-kranz oder Adventsgesteck mit vier Kerzen, ohne netten Deko-Schnickschnack im kargen gottesdienstlichen Raum. Die liturgischen Gewänder sind vom gleichen violetten Farbton durchwirkt. Alles zusammengenommen ist Signal für Störung und Aufbruch.

Flehen statt Jauchzen ist der Grundtenor der alten Adventsweisen. Denn die Aufmerksam-

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keit gilt der Wiederkunft des Herrn am Ende der Zeiten. ER darf sich unser von neuem bemächtigen, IHM überlassen wir das Sagen – entgegen dem Trend, das wir als Menschen uns eines Zeitabschnitts bemächtigen, im Sinne des Kommerz und Konsum, und ihn ausbeuten. Das geschieht letztlich auf Kosten des Menschen.

Gott will herankommen

Drei biblische Gestalten weisen auf den Einen hin, der für Mensch und Schöpfung den Glau-ben an das „Herankommen“ Gottes (lateinisch ad-venire) ganz neu schmackhaft gemacht hat. Diese drei Adventsgestalten sind der Prophet Jesaja, der Täufer Johannes und die Mutter Jesu. Sie bringen uns ein unterschiedliches Warten nahe: das schmerzliche Heimweh nach einer versöhnten Welt, das mahnende Wissen um unsere letzte Verantwortung, die freudige Gestimmtheit in guter Hoffnung.

Alle drei Haltungen zielen auf die Begegnung mit dem, der „Heil und Leben mit sich bringt“, so im wohl bekanntesten Adventslied: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“. Trauen wir IHM das wirklich zu – und zwar im Blick auf unsere Zukunft als Mensch, Kirche, Mensch-heit, Welt –, dass er uns heilt und uns zu einer neuen Schöpfung macht?

Gegen Angst, Vergeblichkeit, Tod

Halten wir ein bei der großartigen Vision des Jesaja von der Völkerwallfahrt nach Zion, die uns im zweiten Kapitel dieser gleichsam prophetischen Bibliothek eröffnet wird. Dies geschieht übrigens am ersten Werktag in jedem Advent als Lesung weltweit! Es gibt einen An-ziehungs- und Wendepunkt für die Mensch-heitsgeschichte, von dem her Weisung und Gerechtigkeit allein von Gott her zu erwarten sind. „Er zeige uns seine Wege, auf seinen Pfa-den wollen wir gehen.“ Die Zeichen unfrucht-barer Gewalt, Schwerter und Lanzen, werden verwandelt zu Gegensymbolen einer heilen Welt, zu Pfl ugscharen und Winzermessern der

Weinlese. „Dann schmieden sie Pfl ugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser aus ihren Lanzen.“

Der Berg Gottes steht bei Jesaja auch für die Überwindung menschlicher Ängste: die Angst des Zu-kurz-kommens, der geistigen Verblendung und Umnachtung, die Angst vor letzter Vergeblichkeit und vor dem Tod. Ist das zu schön, um wahr zu sein? Sind das gefährliche, religiös verbrämte Vertröstungen auf ein Niemandsland?

In der Begegnung mit Jesus von Nazareth lassen sich die Menschen von ihren Lebens-täuschungen und -enttäuschungen heraus-führen in die Weite des Lebens und Glaubens. Die heilsame Kraft, die von seinen Worten und Taten ausgeht, wirkt – so dürfen wir mit den Konzilsvätern glauben, die vom „österlichen Geheimnis“ sprechen – auf eine dem Geist bekannte Weise innerhalb und außerhalb weiter. Auch heute wird die verwandelnde Kraft Seiner Liebe, die von Gott her zu uns aufgebrochen ist, verspürt und gemeinsam gefeiert: Wandlung Tag für Tag.

Kontemplation und Kampf

Dieses Geheimnis darf nicht in den litur-gischen Raum eingesperrt werden. Kontem-plation und Kampf gehören zusammen. Es sei daran erinnert, dass der Fall der Mauer nicht ohne die Bewegung ‚Schwerter zu Pflugscharen‘ zu verstehen ist. Einer ihrer treibenden Kräfte, der evangelische Pastor Friedrich Schorlemmer, hat in seinem Brief an Egon Krenz ins Gefängnis ein Zeugnis von Wahrhaftigkeit und Vergebungsbereitschaft gleichermaßen gesetzt.

Es sei darauf verwiesen, dass heute jenseits der großen Öffentlichkeit Frauen und Män-ner im Geist des Jesaja an Brücken zwischen verfeindeten Völkern und im Binnenraum der Kirchen bauen. Dazu zählt die Einladung des Referats Geistliches Leben der Diözese Würz-burg zu einer Begegnungsreise und zu stillen Tagen in Irland während der Pfi ngstwoche

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2013. Dort wird der Begegnung in Belfast mit im Friedensprozess engagierten Gruppen und Personen zu den Hintergründen der sog. „trou-bles“ und dem aktuellen Stand der Dinge nach dem Friedensabkommen Platz eingeräumt.

Der Nächste wartet auf mich

Vielleicht gehört zu unserem Adventsweg 2012 eine „Wallfahrt“ in die allernächste Nähe. Dem Herrn den Weg der Gerechtigkeit und Verstän-digung zu bereiten durch ein Zugehen auf den

Nächsten im Sinne des ‚Jedem und Jeder das Seine und Ihre‘ – bei aller berechtigten Suche nach stillen Angeboten ganz für mich.

Wir sind so oder so in unserem Advent 2012 in guter Gesellschaft mit den jungen Gemein-den der ersten christlichen Jahrhunderte. Sie verband ein inniger Sehnsuchtsruf: „Komm, Herr Jesus!“ (Apokalypse 22,20). Ich bin davon überzeugt, dass dieser Ruf Hand in Hand ging mit viel Alltag und Achtsamkeit füreinander.

P. Josef Fischer

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In politisch immer schwieriger werdenden Zeiten, von 1927 bis 1939, übernimmt der Pfälzer P. Ambros M. Hartz und berichtet im Juniheft 1927: „Das Würzburger Kloster-seminar zählt jetzt 133 Studenten. Von den 20 eingekleideten Gymnasiasten erhielten 8 am 27. April das Ordensgewand. Damit war zugleich Profeßablegung einiger Novizen und Noviziatsaufnahme der Kandidaten verbun-den.“ Damals gingen die Oberklassenschüler des Seminars im Tertiaren-Ordenshabit aufs Gymnasium. Immerhin 8 von 20 entschlossen sich für für den Eintritt in den Orden. Im Juni und Juli 1927 werden die ersten ehemaligen Seminaristen zu Priestern geweiht, darunter der spätere Provinzial P. Solan Rodach und P. Heribert Ritzler.

Und P. Ambros bittet in großen Lettern: „Werbt fl eißig für die Glocken! Jeder gewinne einen neuen Leser!“ Im Editorial Januar 1934, nach zehn Jahren Erfolg, jongliert Pater Ambros mit dem Begriff „Heil“, ausgehend vom franziskanischen „Friede und Heil“. Er verweist auf das „All Heil“ bei Radlern, auf „Gut Heil“ bei Turnern, auf „Berg Heil“ bei Touristen, auf „Ski Heil“ bei Schneesport und auf „Weidmannsheil“ bei Jägern. Nicht erwähnt er das damals übliche Heil, bemerkt aber spitz: „Trotz aller ‚Heilgrüße‘ bleibt die Welt ein Tränental.“

Freunde hat sich P. Ambros damit bei den „Heilrufern“ nicht gemacht. So erscheinen die „Franziskus-Glocken“ im Oktober 1939 ein letztes Mal, mit nur wenigen Seiten. Die Reichs pressekammer hatte verfügt: „Ich ersuche Sie, die weitere Herausgabe Ihrer Zeitschrift Franziskusglocken ab sofort ein-zustellen. Die Erscheinungseinstellung ist mir zu bestätigen.“ Gewitzt, doch vergeblich hatte P. Ambros im Jahr 1939 sogar seinen Taufnamen auf die Titelseite gesetzt: Schrift-walter: Adolf Emil Hartz (P. Ambrosius M.).

FRIEDE FRIEDE UNDUND HEIL HEIL eingeläutet durch die eingeläutet durch die

Franziskus-GlockenFranziskus-Glocken

Titelseite des ersten Heftes der „Würzburger Franzis-kus-Glocken“ vom Januar 1925. Die Zeitschrift wurde 1965 in „Friede und Heil“ umbenannt und beschließt mit diesem Heft ihren 78. Jahrgang.

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Bei der Durchsicht der gebundenen Jahrgänge von „Franziskus-Glocken“ und danach „Friede und Heil“ wuchs mein Respekt vor der Lei-stung meiner Vorgänger in der Aufgabe des Schriftleiters. Da bei den Würzburger Bom-bennächten im März 1945 wertvolle Bestände unseres Provinzarchivs verbrannten, sind die Hefte ab 1925 bis zur Unterdrückung der Zeit-schrift durch die Nationalsozialisten im Herbst 1939 eine wahre Fundgrube für die Geschichte unserer Ordensprovinz.

Mutig war er schon, der erste Schriftleiter der neuen „Würzburger Franziskus-Glocken“, P. Amandus Meise, 1886 in Bödexen geboren (jetzt Stadtteil von Höxter). Das Januarheft 1925 mit einer Startaufl age von 3.000 Exemplaren war augenblicklich vergriffen, im Februar ließ er bereits 4.000 Exemplare drucken. Im Märzheft lobt er „das gute Gebirgsvolk“, weil das Kloster Maria Eck 70 Bezieher geworben hatte, bei 2 Mark Jahres-Abo.

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Januar 1950 erscheinen die „Franziskus-Glo-cken“ wieder, nun kann P. Ambros auspacken: „Weil die Schriftleitung nie den Ehrgeiz besaß, den Nazis zu gefallen, und jeden von ihnen zugeschickten und anbefohlenen Artikel sowie derartige Bebilderungen grundsätzlich ver-weigerte, nahmen die Beanstandungen, Ein-schränkungen, Drohungen, zeitweiligen Heft-Beschlagnahmungen seitens der Presse-Fach-schaft kein Ende. Einmal im Kloster verhaftet, zur Polizei gebracht, dort eingesperrt, hernach strengstens vernommen, zu verschiedenen Unterschriften gezwungen und mit 15.000 Mk. Geldbuße bedroht, befand sich der Schrift-leiter auf einen Tag in Händen der Gestapo.“

Am 7. Juli 1950 stirbt P. Ambros, ab Heft Sep-tember/Oktober 1950 übernimmt P. Alexander Büchner für lange Jahre die Schriftleitung, bis zu seinem Tod am 2. Juli 1964. Vom Kran-kenbett aus hatte er noch das Editorial „Mit Franziskus unter dem Kreuze“ für September begonnen; es bricht mitten im Satz ab: „…Franziskus hatte Angst, der Krankheit zuviel nachzugeben. Erst die Belehrung, daß man für den kranken Körper sorgen müsse schon aus Dank, daß er in gesunden Tagen dem Herrn in Gehorsam dienstbar war…“

Für die restlichen Hefte des Jahres 1964 war (vermutlich) P. Rochus Nicklaus ver-antwortlich. Dann übernimmt P. Johannes Roth die Schriftleitung. Er ändert den Titel der Zeitschrift in „Friede und Heil“ und lässt sie für „seine“ Jahre 1965–1967 im DIN A 4 Format drucken. Ihm folgt von 1968 bis 1971 P. Eberhard M. Löcher als Schriftleiter. Er vereinbart mit P. Norbert M. Vater, den Beziehern des vierteljährlichen Rundbriefs des „Kreuzzug der Immaculata“ das Heft „Friede und Heil“ zuzuschicken, auf Spen-denbasis, ohne festen Bezugspreis wie bisher.

Ab 1972 wird Provinzialminister P. Dr. Meinrad Sehi Schriftleiter und bleibt für die Zeitschrift verantwortlich bis zum Mai/Juni-Heft 1983. Er defi niert als Zielsetzung von „Friede und Heil“: gemeinsames Publikati-onsorgan für Mitglieder des Kreuzzugs, des Seraphischen Messbundes, für Tertiaren und Missionsfreunde, auch prägt er den Verwal-tungsbegriff Ordensapostolat.

Ab dem Juli/August-Heft 1983 zeichnet P. Ludwig M. Hager verantwortlich für den

Inhalt. Er war damals Provinzsekretär, später Provinzialminister und stirbt am 25. Januar 1994; das Heft Januar/Februar 1994 hat er noch herausgegeben. Nun übernimmt bis zum Heft September/Oktober 1994 P. Engelbert Otte, der unter seinem Vorgänger bereits die „technische Seite“ geschultert hatte, also alle Bereiche, die mit Druck, Versand, Korrespondenz, Kontakt zu Förderern und Werbung zu tun haben. Sozusagen noch im „Drei-Päpste-Jahr“ wird P. Maximilian M. Bauer Schriftleiter, vom Heft November/Dezember 1994 bis Januar/Februar 1996. P. Maximilian lässt in wenig mehr als einem Jahr den Adressenbestand digitalisieren – bis heute die Basis für Versand und Korrespondenz.

Mir gab der neugewählte Provinzialmini-ster P. Josef Fischer nur eine Nacht Bedenkzeit, ob ich als sein Provinzsekretär auch das Or-densapostolat übernehme. Etwas Gutes hatte es: Ich konnte P. Josef bis heute erfolgreich „er-pressen“, regelmäßig einen Meditationsbeitrag für „Friede und Heil“ zu liefern – zum Nutzen der Leser, wie ich meine. Nun endet mit dem vorliegenden Heft meine Aufgabe als Schrift-leiter, die im März/April 1996 begonnen hatte.

P. Polykarp Götz

Werbung für das Jungenseminar St. Valentin im Märzheft 1934. Das Richtfest für den Wiederaufbau nach der Kriegszerstörung war am 12. November 1953.

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Franziskanischer GebetsbundSorgen und Dank, Nöte und Freuden der Mitglieder des Franziskanischen Gebets-bundes tragen wir Junioren im Stunden-gebet und in der heiligen Messe vor Gott.

Werden auch Sie Mitglied, so dass wir uns im Gebet verbunden und getragen fühlen dürfen. Die Mitgliedschaft und die Aufnah-mebestätigung sind kostenfrei.

Kontakt: Franziskanischer Gebetsbund Franziskaner-Minoritenkloster Franziskanergasse 7 97070 Würzburg

E-Mail: [email protected]: www.franziskanischer-gebetsbund.de

Bestellung • von heiligen Messen

nach besonderer Meinung (Intention)Stipendium jeweils 10,– €

• der Wunderbaren Medaillein Cellophanhülle, mit zwei Gebeten.Stückpreis 50 Cent, zuzüglich Briefporto.

• der MonatszeitschriftSendbote des heiligen Antonius

Jahres-Abonnement 29,– €

Bestellungen an: OrdensapostolatPostfach 11 05 6297032 Wü[email protected]

Sorella morte – Schwester Tod† Br. Sebastian Fusser In der Nacht vom 18. auf den 19. Oktober 2012 verstarb in un-serem Kloster in Würzburg Br. Sebastian Fusser im Alter von 72 Jahren. 1961 war er in die deutsche Franziskaner-Minoriten-Provinz eingetreten. Nach dem Theologiestudium in Würzburg und nach der Priesterweihe war er in Schweinfurt als Kaplan und in Dittelbrunn als Kurat tätig. 1974 wurde er wieder nach

Würzburg versetzt, wo er für drei Jahre die Leitung des damaligen Knabense-minars St. Valentin übernahm. Sein nächster Einsatzort war die Pfarrei Maria Schutz in Kaiserslautern, wo der leidenschaftliche FCK-Fan über viele Jahre hinweg die Verantwortung als Pfarrer übernahm. 1996 wurde Br. Sebastian nach Bonn geschickt, um dort die Leitung der Pfarrei St. Remigius zu übernehmen. Als der Konvent in Bonn im April 2007 aufgelöst wurde, war Br. Sebastian vorü-bergehend gemeinsam mit Br. Ansgar Pohlmann im Wallfahrtsort Walldürn, den die Danziger Ordensprovinz übernommen hatte. Die letzten Jahre bis zu seinem überraschenden Tod verbrachte Br. Sebastian in Würzburg.

Seine Homilie beim Requiem am 23. Oktober in der Franziskanerkirche Würz-burg beschloss Provinzialminister Br. Bernhardin M. Seither mit den Worten: „Nun darfst Du ausruhen. Ich wünsche Dir Freude und Frieden beim Herrn. Vielleicht ist mancher Lohn und Dank im Leben dürftig ausgefallen oder ausgeblieben, von deinem Schöpfer bekommst Du nun den himmlischen Lohn, das was uns alle einmal erwartet: das Ewige Leben, das wahre ewige Leben in Fülle. Ruhe in Frieden. Amen.“

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Page 15: Friede und Heil, Nr. 5/2012

M. I.

FRIEDE UND HEIL, Zeitschrift der deutschen Franziskaner-MinoritenHerausgeber: Deutsche Franziskaner-Minoriten-Provinz St. Elisabeth, Franziskanergasse 7, Würzburg, Tel. 09 31/3 09 01-0, Fax 09 31/3 09 01-21,e-mail: [email protected].

Kurzadresse: Ordensapostolat Postfach 11 05 62 97032 Würzburg

Redaktion: P. Dr. Polykarp Götz OFM Conv. Mit kirchlicher Druckerlaubnis.Druck: Benedict Press, 97359 Münsterschwarzach. Erscheinungsweise: fünfmal jährlich.Die Zeitschrift FRIEDE UND HEIL vermittelt den Mitgliedern der Franziskanischen Gemeinschaft (FG), der Marianischen Initiative – P. Kolbe (M.I.) und des Franziskanischen Gebetsbundes sowie Freunden und Wohltätern unseres Ordens und seiner Missionen An-regungen für ein christliches Leben im Geist Mariens und des heiligen Franziskus. Statt eines Abonnements bitten wir alle Bezieher, einen Unkostenbeitrag von mindestens 10,– € pro Jahr an uns direkt (oder an unsere Förderer zwecks Sammelüberweisung) zu entrichten.Unser Konto: Ordensapostolat, LIGA Regensburg BLZ 750 903 00, Kto. 3016307 IBAN: DE88 7509 0300 0003 0163 07 BIC (SWIFT-Code): GENODEF1M05.

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Messopfer und Profess

In der Unterkirche von Assisi, über dem Altar-Grab des heiligen Franz und seiner vier Mitbrüder, sind weitere Heiligen-Altargräber entfaltet in einen Kranz von Heiligen-Ka-pellen, in deren Altären die Reliquien der Heiligen ruhen. So die Sebastianskapelle mit weiteren Reliquien des heiligen Franz, die Kapelle des heiligen Abtes Antonius, der heiligen Katharina, des Johannes des Täufers, des heiligen Nikolaus, des heiligen Stephan, des heiligen Antonius von Padua, des heili-gen Petrus von Alcantara und vor allem die Martinskapelle mit ihren herrlichen Fresken.

Diese sogenannten Seiten-Altäre und Neben-kapellen sind keineswegs eine Konkurrenz für Christus den Haupt-Altar. Sie sind im Gegenteil Entfaltung des Altar-Christus in den Gesamtaltar seines mystischen Groß-Leibes: So wie Christus das Haupt und die getauften Menschen seine Leibesglieder sind, so ist Chri-stus das Altar-Haupt und die Heiligen-Altäre sind Gliedaltäre und Altarglieder am verherr-lichten Christus. Wie er der Weinstock und sie die Reben sind, und Weinstock und Reben zusammen den „Baum des Lebens“ bilden, so bildet Christus mit seinen verherrlichten Heiligen und Engeln den Groß-Gesamtaltar des Himmels.

Wenn man heute die Altäre der Heiligen als Konkurrenz und Verdunkelung Christi ansieht, dann ist das ein Zeichen dafür, wie wenig man noch die Lehre der Kirche über das eucharistische Opfer des Herrn und das Mitopfer seines mystischen Leibes begreift. Auch die Ausmalungen in den Heiligenka-pellen der Unterkirche verdeutlichen, wie das Leben dieser Heiligen durch ihre Opferungen in das eucharistische und himmlische Opfer des Gottmenschen eingemündet ist.

Ordensgelübde als Opfer

So verdeutlicht die Grab-Altar-Christus-Kir-chenanlage von San Francesco in Assisi, was die Kirche bei der Liturgie der feierlichen Or-densprofess über die Kandidaten betet: „Sie ha-ben sich dir intensiver geweiht“, „sich deinem Sohne inniger verbunden“. Auf den Rat deines Sohnes sind sie „der Lebensform gefolgt, die dein Sohn annahm, um bei seinem Eintritt in die Welt deinen Willen zu tun“. „Segne ihre Opferungen der Armut, des Gehorsams und der Keuschheit. Wandle ihre Opfer dieser Zeit in das Sakrament der Ewigkeit und die Herzen der sich Opfernden mache dem Bilde deines Sohnes gleich.“

In jeder Messe seines Lebens hat die Kirche die Opferung des heiligen Franz „mit dem eucharistischen Opfer deines Sohnes zusammen-gewandelt“ (consociavit sacrifi cio eucharistico fi lii tui, LG 45). So ist der heilige Franziskus mit seinen Gefährten zur „Ehre“ gekommen, mit dem verherrlichten Christus ein lebendiger Lebensaltar für alle Ewigkeit zu sein. „Die Mysterien Christi haben sich alle in Franziskus erfüllt“ (2 Celano 217).

Aus dem Nachlass von P. Dr. Agathon Kandler

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Page 16: Friede und Heil, Nr. 5/2012

Zum Minoritentreffen in Würzburg am Montag, dem 24. September, waren alle Franziskaner-Minoriten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz eingeladen.Referentin Dr. Martina Kreidler-Kos deutet ein Tafelbild der heiligen Klara, das etwa 30 Jahre nach ihrem Tod 1253 gemalt worden war und Szenen ihres Lebens zeigt.

Wir Franziskaner-Minoriten in Deutschland, Österreich und der Schweiz

wünschen unseren Lesern und Wohltätern ein gnadenreiches, friedvolles Weihnachtsfest

und Gottes Segen im Neuen Jahr 2013.

Foto: Konrad Schlattmann

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