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  • Frikative- Artikulatorische und Akustische Merkmale -

    Ein Vortrag von:

    Michaela Geierhos & Christian Schommer

    LMU Munchen

    16.06.2005

    Institut fur Phonetik und Sprachliche Kommunikation - LMU - Michaela Geierhos und Christian Schommer - 16.06.2005

  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 1

    Gliederung

    Klassische Frikative

    Bildung von Frikativen

    Aerodynamische und artikulatorische Beschreibungsmerkmale

    Auffalligkeiten im Spektrum

    Entstehung des Friktionsgerausches

    Frikative nach ihrer Artikulationsstelle

    Zusammenfassung charakteristischer Frikativ-Eigenschaften

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 2

    Uberblick der Frikative

    Art der Produktion:

    Bildung einer starken Verengung an einer Stelle des Vokaltrakts

    Die dabei ausstromende Luft verwirbelt in der Nahe dieser supraglottalenKonstriktionsstelle, und es entsteht ein Friktionsgerausch.

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 3

    Bildung von Frikativen

    Grundkonfiguration bei der Frikativ-Artikulation:

    Der Offnungsgrad der Glottis ist in der Regel (d.h. fur die haufigsten Frikative)groer als die Querschnittsflache an der supraglottalen Konstriktion.

    Abgrenzung Frikative - unaspirierte Plosive:

    Verhalten an der ... Plosive Frikative

    Konstriktionsstelle Komplette Verschlussbil-

    dung an einer Stelle des

    Mundraumes

    Die supraglottalen Artikulatoren

    bilden eine starke Verengung

    Glottis Keine Anpassungen der

    Glottisoffnung

    Einige Anpassungen der Glot-

    tisoffnung werden vorgenom-

    men, um die Amplitude des

    Friktionsgerausches zu maxi-

    mieren.

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 4

    Klassische Frikative

    In Abbildung 1 werden Sagitalschnitte durch den Vokaltrakt wahrend derKonstriktionsphase typischer franzosischer Frikative gezeigt. Versuchspersonwar eine erwachsene franzosische Sprecherin.

    Abbildung 1: /f/, /s/, /s/

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 5

    Klassische Frikative

    In jeder Zeichnung werden zwei Artikulationsphasen dargestellt:

    a) Bewegung der Zunge, wenn der Frikativ in Silben gefolgt von einemVokal produziert wird. (durchgezogene Linie)

    b) Bewegung der Zunge, wenn der Frikativ in Silben gefolgt von einemanderen Vokal produziert wird. (gestrichelte Linie)

    a) /f/ /y/ /s/ /a/ /s/ /a/b) /f/ /O/ /s/ /i/ /s/ /u/

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 6

    Klassische Frikative - Beobachtungen

    Beim labiodentalen Frikativ /f/ wird die Bewegung der Zunge stark vomnachfolgenden Vokal beeinflusst.

    Beim dentalen Konsonanten /s/ ist der Einfluss des jeweiligen adjazentenVokals geringer als beim /f/.

    Beim palatoalveolaren Konsonanten /s/ ist der Einfluss des nachfolgendenKontextes noch geringer als beim /s/.

    Beeinflussungsgrad der nachfolgenden Vokale auf den jeweiligen Frikativ:

    gering stark/s/ /s/ /f/

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 7

    Aerodynamische und artikulatorischeBeschreibungsmerkmale

    Grundlagen:

    Konstriktionsbildung mit vorangehendem und nachfolgendem Vokal

    Die minimale Querschnittsflache des Vokaltraktes ist im Bereich des adja-zenten Vokals viel groer als beim Konsonanten.

    Vorgehensweise:

    Untersuchung der artikulatorischen und aerodynamischen Merkmale wahrenddes Zeitintervalls, in dem die Konstriktion auftritt

    Untersuchung der Begebenheiten zum Zeitpunkt der Konstriktionsbildungund der Konstriktionslosung

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 8

    Aerodynamische und artikulatorischeBeschreibungsmerkmale

    Annahmen:

    Die Flache der Glottisoffnung Ag ist etwas groer als die Querschnittsflacheder supraglottalen Konstriktion Ac.

    Druckabfall zwischen Ag und Ac.

    Sei der supraglottale Druck Ps, dann berechnet sich der Druckabfall folgen-dermaen:

    Pc =1

    1 + (AcAg)2 Ps

    D.h. wenn Ag doppelt so gro wie Ac ist, dann ist Pc 80% von Pg. Messungendes intraoralen Drucks zeigen jedoch, dass Pc bei stimmlosen Frikativengroer als dieser Wert ist.

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 9

    Anpassungen bei der Artikulation

    Um die genaue Anpassung der Artikulatoren, welche die Verengung bilden, zuuntersuchen, betrachten wir zunachst den alveolaren Frikativ.

    Querschnittsflache an der Konstriktionsstelle betragt ca. 0.1cm2 beim /s/.

    Der intraorale Druck wirkt auf die Artikulatoren Beeinflussung der Groevon Ac

    Der intraorale Druck verursacht auerdem wahrend der Konstriktionsphaseeine Ausdehnung der Stimmlippen.

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 10

    Intervokalische Position #1

    Abschatzung der Groenordnungen der Querschnittsflache Ac der supraglot-talen Konstriktion und der Flache Ag der Verengung an der Glottis wahrendder Produktion eines Frikativ im intervokalischen Kontext

    Die durchgezogenen Linien reprasentieren das jeweilige Verhalten der Quer-schnittsflachen, falls der intraorale Druck keinen Einfluss auf die Artikulatorenhat.

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 11

    Intervokalische Position #2

    Die gestrichelten Linien stellen die jeweiligen Anpassungen der beiden Quer-schnittsflachen dar, wenn der intraorale Druck die Stimmlippen weiter aus-einander druckt und somit die Flache an der Konstriktionsstelle groer wird.

    Der Abstand der durchgezogenen zur gestrichelten Linie hangt in gewissemMae von der Beschaffenheit der Artikulatoren ab, die an der Engebildungbeteiligt sind.

    Aus den Kurven der glottalen und supraglottalen Offnungsflachen kannman den Luftstrom, den transglottalen Druck und den intraoralen Druckberechnen, da es sich hier um eine Funktion handelt, die die Anderung derjeweiligen Querschnittsflache in cm2 zur Zeitachse - dem zeitlichen Verlaufbei der Produktion eines intervokalischen Frikativs - angibt.

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 12

    Aerodynamische Berechnungen #1

    Der Ausgangswert fur den subglotta-len Druck betragt 8 cmH2O.

    Die Luftstrom-Kurve der unterenGrafik weist zwei Frikativ typischeGipfel auf.

    Diese Gipfel treten in der Nahe derGrenzen des Konstriktionsintervallsauf, wo die Flachen Ac und Ag etwagleich gro sind.

    Der maximale intraorale Luftdruckerreicht den subglottalen Luftdruckinnerhalb der Artikulationsphase desKonsonanten.

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 13

    Aerodynamische Berechnungen #2

    Aufgrund der Abduktion in der Glottis zum Zeitpunkt der supraglottalenVerengung wurde die Schwingung der Stimmlippen aufhoren, sobald dertransglottale Druck auf ca. 3 cmH2O fallt - was bei ca. -100 ms der Fall ist.

    Ab ca. 0 ms setzt die Schwingung der Stimmlippen wieder ein.

    Die Hochrechnungen der Luftstromkurve werden durch diese Beispielaue-rung bestatigt.

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 14

    Auffalligkeiten im unteren Frequenzbereich des Spektrums

    Verhalten sich glottale (Ag) und supraglottale Konstriktionen (Ac)unterschiedlich zueinander, ergeben sich Anderungen in

    der Wellenform des Glottisrauschens

    der Frequenz von F1

    und der Bandbreite des ersten For-manten

    an den Grenzen zwischen Konsonantund Vokal.

    Wenn die Glottis nur teilweise abduziert ist, beeinflusst der Wellenwiderstandvon der Glottis hinunter zur Luftrohre ebenfalls F1.

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 15

    Auffalligkeiten im unteren Frequenzbereich des Spektrums

    Offnen der Glottis setzt ein paar Zehntel ms vor dem Beginn des Friktions-gerausches ein

    = schrittweiser Anstieg in der Behauchtheit des Glottisgerausches= abfallende Amplitude des ersten Formanten in Relation zum ersten Harmonischen

    Zu Beginn des Stimmtoneinsatzes nach dem Friktionsgerausch wiederholtsich diese Folgebeziehung, sofern sich Ac und Ag ahnlich symmetrisch wiehier verhalten.

    Zunehmende supraglottale Engebildung im Mundraum = niedriger ersterFormant bedingt durch

    die Lange der Verengungsstelle im Vokaltrakt die Groe der Querschnittsflache an der Konstriktionsstelle

    Bei einem labialen oder alveolaren Frikativ kann man von einer Lange derKonstriktionsflache von 1.0 cm aussgehen.

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 16

    Modell zur Abschatzung von F1

    Zeitintervall des Ubergangs zwischenFrikativ und Vokal

    An einem Ende des Vokaltraktes be-findet sich im Modell der WiderstandRc und die akustische Masse Mc derKonstriktion.

    Am anderen Ende ist der WiderstandRg und die akustische Masse Mgder Glottis, gefolgt vom Wellenwider-stand Ztr bezuglich der Luftrohre.

    Anderungen in Ac und Ag fuhrenautomatisch zu Veranderungen beiRc, Mc, Rg und Mg, was wiederumzu einer Anderung der Frequenz undBandbreite von F1 fuhrt.

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 17

    Modell zur Abschatzung von F1

    Zeitlicher Ausschnitt von der Mitteder Artikulationsphase des Frikativsbis hin zu den ersten 50 ms der be-ginnenden Stimmlippenschwingung

    Vereinfachung: Querschnittsflachedes Vokaltraktes betragt einheitlich3 cm2 (bis auf die Stelle, wo dieEngebildung stattfindet)

    Wahrend der Konstriktionsphase undbis zum Stimmtoneinsatz kann manannehmen, dass F1 um 400 Hz liegt.

    groe Bandbreite von F1 beim Uber-gang vom Frikativ zum Vokal

    normale Bandbreite in der Zeitspan-ne zwischen 20 und 30 ms

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 18

    Durchschnittskurve fur F1

    Messung der Frequenz von F1 nahe der VC- und CV-Grenzen von mehrerenFrikativen

    VCV-Auerungen: /AfA/, /ATA/ und /AsA/

    Formantverlauf ist ahnlich zu den Hochrechnungen des vorherigen Beispiels

    Wie sich die Start- und Endfrequenz des ersten Formanten verhalt, hangtstark vom nachfolgendem Vokal ab.

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 19

    Entstehung des Friktionsgerausches

    Das Friktionsgerausch wird in der Nahe der Konstriktion gebildet und hangtnaturlich vom Volumen der Luftverwirbelung U zu einem bestimmten Zeit-punkt ab, welche wiederum durch die Verengung und die Groe der Quer-schnittsflache Ac an der Konstriktionsstelle bestimmt.

    Setzt man Ac ins Verhaltnis zu Ag, was eine maximale Friktionsgerauscham-plitude bewirkt, so ergibt eine Relation von 1 :

    5, was nichts anderes heit,

    als dass Ac 45% der Groe von Ag haben muss, dass man ein maximalesFriktionsgerausch bekommt.

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 20

    Rauschquelle

    Darstellung der Luftverwirbelungskurve Nc an der supraglottalen Konstrik-tionsstelle und Ng an der glottalen Verengung.

    Schwache Variation der Amplitude des Friktionsgerauches und der Groeder Querschnittsflache an der Verengungsstelle trotz Schwankungen im Luft-strom an der Konstriktionsstelle wahrend der Konstriktionsphase.

    Nahe der Intervallgrenzen der Konstriktion Anstieg der Amplitude des Glot-tisrauschens und vergleichbares Verhalten im Bereich der Konstriktionsphasezur Amplitude des Friktionsgerausches.

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 21

    Labiale Frikative

    Haufigste Artikulationsstelle des Fri-kativs: labiodental /f/ (s. Abb.)

    Entstehung der Engebildung durchZusammenfuhren der Unterlippe mitden oberen Schneidezahnen.

    Groe des Vokaltrakts betragt vorder Konstriktionsstelle ca. 0.9cm, sodass die niedrigste Resonanzfrequenz10 kHz ist

    Prallen des Luftstroms gegen die Oberlippe Entstehung einer Luftstromverwirbelung Friktionsgerausch entsteht ein paar Millimeter Luftstrom abwarts von der

    Konstriktionsstelle

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 22

    Labiale Frikative: Spektrum

    Aus den bisher gewonnen Erkenntnissen lasst sich ein Richtungsspektrum furdiesen labiodentalen Frikativ mit den beiden Rauschquellen (Glottis undKonstriktionsquelle) berechnen.

    Fur die Berechnung des Spektrums werden folgende Faktoren multipliziert:

    1. Das Spektrum der Rauschquelle nach der Konstriktionsstelle (in Luftstrom-richtung gesehen).

    2. Die Ubertragungsfunktion von der Luftstromquelle zum Geschwindigkeits-volumen des Luftstroms an einem bestimmten Offnungsgrad der Lippen,wobei man fur den vorderen Vokaltrakt eine Resonanzfrequenz von 10 kHzannimmt.

    3. Die Ubertragungsfunktion dieses Geschwindigkeitsvolumens des Luftstromsbishin zum Luftdruck (Klanggerausch) auerhalb des Mundraumes (ca. 20cm von den Lippen entfernt).

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 23

    Labiale Frikative: Spektrum

    Spektrum eines labiodentalen Frikativs zwischen zwei Neuralvokalen. Fd zeigt das Spektrum in der Mitte des Frikativs bei einer Friktion an der Glottis und im

    supraglottalen Bereich.

    F stellt das ganze Spektrum dar - beeinflusst von einer oder zwei Friktionsquellen. V kennzeichnet das Spektrum des Neutralvokals. A ist das Spektrum des zweifachen Aspirationgerausches an der CV-Grenze.

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 24

    Labiale Frikative: Spektrum

    Abbildung A Abbildung B

    In der zeitlichen Mitte des Frikativs gibt es eine Rauschquelle sowohl in der Nahe der Glottisals auch an den Lippen.

    Abbildung B zeigt uns, dass die Amplitude des Glottisrauschens mehr als 20 dB unterhalbder Amplitude des Friktionsgerausches liegt.

    Berechnung des Spektrums: Das Spektrum des Glottisrauschens in der Mitte der Artikula-tionsphase des Frikativs liegt 20 dB unter dem Spektrum des Friktionsgerausches.

    Glottisrauschen liefert keinen nennenswerten Beitrag zum Spektrum, das zum Zeitpunktder Frikativ-Auerung berechnet wurde.

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 25

    Labiale Frikative: Spektrum

    Keine akustische Ankopplung des Vokaltrakts nach der Konstriktion (A) Nullstellen-Paar in der Ubertragungsfunktion, sowie Gipfel im Spektrum

    Der Abfall der Formanten an der Vokal-Frikativ-Grenze der Auerung nichtso gro, wie der Anstieg der Formanten an der Frikativ-Vokal-Grenze.

    Falls der nachfolgende Vokal einen gleichformigen Vokaltrakt hat, dann istdie Anfangs- oder End-Frequenz des zweiten Formanten (F2) an der Grenzezum labiodentalen Frikativ um ca. 200 Hz niedriger als die Formantfrequenzdes Vokals.

    F1 ist im Frikativ leicht niedriger als der erste Formant des adjazenten Vokals.

    Abnahme der Querschnittsflache bei der glottalen Verengung bei der Losungder supraglottalen Konstriktion und Zunahme der Amplitude des Glottis-gerausches (s. Abb. B), trotz geringer Anderung der Amplitude des Frik-tionsgerausches.

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 26

    Labiale Frikative: Spektrum

    Darstellung des Amplitudenspektrums in unterschiedlichen Frequenzregionenvon der ersten Vokalgrenze bis in den zweiten Vokal 40 ms hinein.

    Fluktuation der Frikativamplitude A2 im Bereich von F2, bleibt aber 25 bis40 dB unterhalb des entsprechenden F2 des nachfolgenden Vokals.

    Die Amplitudenspektren von F3/F4 bleiben 10-20 dB unter denen des Vokalsam Ende der Frikativartikulation. (gilt nicht an der CV-Grenze)

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 27

    Labiale Frikative: Spektrum

    Hier ist A3 im Frikativ ungefahr gleich zu A3 im Vokal; A4 liegt im Frikativnur leicht unter A4 im Vokal.

    Weiterer Anstieg der Gipfel im Spektrum von 1800 Hz in den letzten 75 msdes Frikativs (AT ).

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 28

    Alveolare Frikative

    Bildung durch Anheben des Zungen-blattes gegen den Gaumen Engebildung

    Konstriktion auf Hohe des Zahn-damms

    Prallen des Luftstroms auf die unte-ren Schneidezahne

    Die effektive Lange dieses akustischen Raumes vor der Verengung ist ahnlichzu der der alveolaren Plosive (ca. 2 cm bei Mannern)

    Naturliche Frequenz betragt ca. 4500 Hz

    Abstand zwischen Klangquelle und Verengung betragt ca. 1cm

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 29

    Alveolare Frikative

    labialer Frikativ alveolarer Frikativ

    F1 ist beim Einsetzen der Glottalschwingung im Folgevokal nicht so niedrigwie beim Plosiv. (vgl. Referat Plosive)

    Einsetzen des Glottisrauschens (Fd) sehr viel lauter beim labiodentalenFrikativ im Bereich von F1 als beim Alveolaren.

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 30

    Alveolare Frikative

    labialer Frikativ alveolarer Frikativ

    Amplitude des Friktionsgerausches ubersteigt die des Vokals (V )bei 4500 Hz um etwa 16 dB.

    Starker Anstieg der Friktionsamplitude beim alveolaren Frikativ im Gegensatzzur konstanten Amplitude beim Labiodentalen. (Fd)

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 31

    Alveolare Frikative: Spektrum

    Darstellung des Amplitudenspektrums in unterschiedlichen Frequenzregionenvon der ersten Vokalgrenze bis 40 ms in den zweiten Vokal hinein.

    Messungen der Spektrumsamplitude (/VsV/):Friktionsgerausch /s/ korrespondierende Frequenz anliegender Vokale

    Vokale vom Typ: /E/ und /2/

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 32

    Alveolare Frikative: Spektrum

    Messungen sind Durchschnitte uber die mittleren 32 ms des Konsonants

    Um den funften Formanten herum (4 bis 5 kHz) ist die Amplitude etwa 10bis 20 dB hoher als die der angrenzenden Vokale bei dieser Frequenz.

    Anstieg von F3 durch Ankoppeln des Vokaltraktes groere Flache an dieser Konstriktionsstelle

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 33

    Alveolare Frikative: Spektrum

    Unterschiede zwischen F2 und F3 der berechneten Werte waren groerals gemessene Grund: Ankoppeln der Friktionsquelle an Resonanzraumehinter Friktionsstelle wurde nicht in Berechnung einbezogen

    Ergebnis: Messungen weitgehend konsistent gegenuber vorhergesagtenModell

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 34

    Palatoalveolare Frikative

    Punkt der maximalen Verengung:einige Millimeter hinter dem Zahn-damm

    Das Zungenblatt ist so geformt, dasses einen relativ langen Kanal hin-ter dem Punkt der maximalen Ver-engung bildet.

    Luftstrom wird von der Verengunggegen die unteren Zahne geleitet Verwirbelung an dieser Stelle

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 35

    Palatoalveolare Frikative - Anatomie

    Schematische Nachbildung desMundraums

    Form des Vokaltraktes im vorderenTeil des Mundraums

    Querschnitt des hinteren Artikulati-onsbereich ist vergleichbar mit demdes Vorderen

    Der durchschnittliche Abstand fur Frequenzen dieser Art lasst sich berechnenmit

    c

    2l

    (c = Schallgeschwindigkeit, l = Lange der Artikulationsbereiche)

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 36

    Palatoalveolare Frikative - Anatomie

    Gesamtlange des Vokaltraktes:ca. 8,5 cm

    Lippenbereich: ca. 1,2 cm

    Unterzungenbereich: ca. 2,6 cm

    Palatalverengung: ca. 4,7 cm

    Naturliche Frequenzen mit Einteilung in 2 Bereiche(schmale Verengung, vorne und Palatalkanal):

    Palatalverengung: ca. 2200 Hz

    Unterzungenbereich: ca. 3500 Hz. eventuell etwas niedriger, wenn man den Lippenbereich mit einbezieht.

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 37

    Palatoalveolare Frikative - Ubertragungsfunktion

    Ubertragungsfunktion:Schalldruckquelle (Schneidezahne) Volumengeschwindigkeit (Mund)

    Formel:Umps

    Um ist das Volumen des intraoralen Luftstroms ps ist supraglottaler Druck

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 38

    Palatoalveolare Frikative - Ubertragungsfunktion

    Das erwartete Rauschspektrum wahrend der Friktionsphase lasst sich furpalatoalveolare Frikative aus der Summe von

    1. dem Quellspektrum2. der Ubertragungsfunktion3. und der Abstrahlungscharakteristik

    berechnen.

    Dipolquellspektrum ist gleich wie fur die Berechnung von /f/ und /s/

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 39

    Palatoalveolar Frikative - Ubertragungsfunktion

    Abbildung A Abbildung B

    Erwartetes Friktionsgerauschspektrum an der Konstriktionsstelle

    Fd: erwartete Transferfunktion Umps .

    Fm: Berechnungsergebnis des abgestrahlten Schalldrucks, der durch dasMonopolrauschen entsteht.

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 40

    Palatoalveolare Frikative

    Abbildung A Abbildung B

    hinterer Vokaltrakt entspricht einer naturlichen Frequenz von 1770 Hz(ware der Querschnitt einheitlich)

    Kegelformiger vorderer Teil hebt F2 auf etwa 1900 Hz an. In Abbildung A sieht man Aussschlage bei 2,5 kHz und 3,5 kHz Diese stehen im Zusammenhang mit F3 und F4

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  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 41

    Palatoalveolare Frikative

    Formantverlauf von F1 und F2 bei der Aussage /asa/ eines mannlichen Probanten. F1- und F2-Kurve beim Ubergang vom Vokal zum Frikativ und vom Frikativ zum Vokal F2 ist an der VC- und CV-Grenze niedriger als in der Friktionsphase (< 1800 Hz). Aber F2 ist hoher als bei /s/, da der Zungenkorper mehr nach vorne gerichtet ist. Sehr schneller Abfall von F1 an der VC-Grenze (typisch fur F1).

    Institut fur Phonetik und Sprachliche Kommunikation - LMU - Michaela Geierhos und Christian Schommer - 16.06.2005

  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 42

    Fazit: Eigenschaften stimmloser Frikative

    Stimmlose Frikative werden mit einer supraglottalen Verengung, die an densupraglottalen Artikulatoren entsteht, gebildet.

    Die Querschnittsflache dieser Verengung ist meist etwas kleiner als die Flacheder Glottisoffnung zum Zeitpunkt der Produktionsphase des Frikativs.

    An einer Frikativ-Vokal-Grenze fangt die Glottis an sich zu schlieen und dieFlache der supraglottalen Konstriktion vergroert sich.

    Diese Losungsphase weist im Verhaltnis zum Frikativ einen erhohten Luft-strom auf.

    Beim Frikativ entsteht das Turbulenzgerausch Luftstrom abwarts ein paarMillimeter von der Konstriktionsstelle entfernt.

    Institut fur Phonetik und Sprachliche Kommunikation - LMU - Michaela Geierhos und Christian Schommer - 16.06.2005

  • Frikative - Artikulatorische und Akustische Merkmale 43

    Fazit: Eigenschaften stimmloser Frikative

    Die Amplitude der Rauschquelle hangt kaum von der Groe der Quer-schnittsflache an der Verengungsstelle oder dem Offnungsgrad der Glottisab.

    Die Artikulationsstelle des Frikativs, sowie die Art der Konstriktion bedingendas Spektrum dieses Frikativs.

    Labiodentale Frikative weisen keine wesentlichen Gipfel im Spektrum auf.

    Dagegen haben alveolare Frikative Ausschlage im Spektrum auf der Hohevon F4/F5 oder hoher.

    Palatoalveolare Frikative haben ihre Kurvenmaxima im Bereich von F3/F4,wobei deren Amplitude in der Regel noch uber der im jeweiligen nachfolgen-den Vokal liegt.

    Institut fur Phonetik und Sprachliche Kommunikation - LMU - Michaela Geierhos und Christian Schommer - 16.06.2005