Frühjahrs-Pressekonferenz der Chemieverbände Hessen, April 2015
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Statement von Herrn Dr. Bernd Reckmann
Vorsitzender des VCI-Landesverbandes Hessen
Frühjahrspressekonferenz
am 20. April 2015 im Steigenberger Frankfurter Hof in Frankfurt
(Es gilt das gesprochene Wort)
Sperrfrist: 20. April 2015 – 11:00 Uhr
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Sehr geehrte Damen und Herren,
ich freue mich, Sie zu unserer heutigen Frühjahrspressekonferenz der Chemie-
verbände Hessen zu begrüßen.
Zum Einstieg werden wir Ihnen anhand der Daten der amtlichen Statistik und des
VCI einen Überblick über die wirtschaftliche Lage und die Aussichten der hessischen
Chemie- und Pharmaindustrie geben. Im weiteren Verlauf gehen wir auf für uns
wichtige Standortfaktoren unter den Stichworten Energie, Innovationen, Bildung,
Verkehr und Gesundheit ein.
TEIL 1, KONJUNKTUR:
Das letzte Quartal 2014 entsprach nicht den Erwartungen. Produktion, Preise und
Umsatz gingen im Vergleich zum Vorquartal zum Teil markant zurück. Durch das
schwache letzte Quartal schloss die Branche das vergangene Jahr 2014 mit einem
Produktionsplus von nur 1,5 Prozent ab. Dies entspricht relativ exakt unserer Vorher-
sage vom Frühjahr 2014. Die Erzeugerpreise lagen mit minus 0,9 Prozent unter dem
Vorjahr. Auch für dieses Jahr erwarten wir einen Rückgang der Erzeugerpreise um
voraussichtlich 2 Prozent.
Infolgedessen verlief auch die Umsatzentwicklung 2014 nicht zufriedenstellend.
Insgesamt erzielte die Branche ein Umsatzplus von nur 1,0 Prozent. Hierfür zeichnet
insbesondere das letzte Quartal mit einem Minus von 6,3 Prozent verantwortlich. Der
Umsatz mit chemisch-pharmazeutischen Produkten im Inland wuchs mit 3,5 Prozent
gegenüber dem Vorjahr deutlich stärker als der Umsatz im Ausland. Dort ergab sich
ein minimaler Umsatzrückgang von 0,1 Prozent. In diesem Jahr gehen wir von einer
negativen Umsatzentwicklung in der Größenordnung von einem Prozent aus.
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Erfreulich ist, dass die Unternehmen der hessischen Chemie- und Pharmaindustrie
insgesamt dennoch auch 2014 einen leichten Beschäftigungsaufbau realisiert haben.
So wies die amtliche Statistik ein Plus von 1 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus.
Auch die Ausbildungszahlen sind erfreulich. So hat die Branche im vergangenen
Jahr 1.521 Ausbildungsplätze angeboten. Damit bewegt sich das Niveau seit mehre-
ren Jahren auf über 1.500 angebotenen Ausbildungsplätzen, die auch nahezu alle
komplett besetzt werden konnten.
Die Übernahme nach der Ausbildung bewegt sich bei nahezu 90 Prozent. Dabei
wurden im letzten Jahr 50 Prozent aller Absolventen sogar unbefristet übernommen.
Soweit die Daten für unsere Branche insgesamt.
Nun blicken wir im Detail auf die „klassische“ Chemie und die Pharmasparte zur
Schärfung des Bildes.
In der „klassischen“ Chemie fiel die Produktion um 3,6 Prozent; auch die Preise für
Chemie-Erzeugnisse fielen im gleichen Zeitraum um durchschnittlich 1,7 Prozent.
Infolgedessen sank der Umsatz um deutliche 5,5 Prozent. Der Umsatzrückgang im
Inland betrug 1,3 Prozent und fällt damit noch moderat aus gegenüber dem
Auslandsumsatz. Er sank um 7,5 Prozent.
Zur hessischen Pharmaindustrie: Hier konnte die Produktion um 7,5 Prozent zulegen
bei beinahe stagnierenden Preisen (0,1 Prozent). Insgesamt verzeichnete die Bran-
che ein merkliches Umsatzwachstum von 9,2 Prozent. Dieses Wachstum wurde von
In- und Ausland getragen. Das Auslandsgeschäft verzeichnete ein Umsatzplus von
8,6 Prozent. Gleichzeitig konnten die Umsätze im Inland gar um 10,9 Prozent gestei-
gert werden.
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Der bereits erwähnte Beschäftigungsanstieg von 1 Prozent für Chemie und Pharma
insgesamt ist daher auch alleine der Pharmabranche zuzurechnen, die einen
Zuwachs von 3,2 Prozent verzeichnete. In der klassischen Chemie hingegen kam es
sogar zu einem leichten Beschäftigungsrückgang von 0,2 Prozent. Nach unserer
Prognose werden sich die Beschäftigungszahlen in 2015 nicht weiter nach oben
entwickeln und auf dem Stand von 2014 verharren.
(TEIL 2):
Vor gut einem Jahr hat die erste schwarz-grüne Landesregierung in Hessen - und
gleichzeitig die erste in einem deutschen Flächenland - die Arbeit aufgenommen.
Damals gab es einige Nachfragen an uns, welche Erwartungen oder gar Befürchtun-
gen wir angesichts dieser neuen Konstellation haben. Wir nehmen die heutige
Pressekonferenz zum Anlass, eine erste Zwischenbilanz aus der Sicht von Chemie
und Pharma in Hessen vorzunehmen.
Grundsätzlich kann die Hessische Landesregierung nur begrenzt die Rahmenbedin-
gungen der Branche beeinflussen. Industriepolitisch entscheidend sind die EU- und
die Bundespolitik. Deshalb ist es wichtig, dass das Industrieland Hessen sich auf
diesen Ebenen aktiv einbringt. Darüber hinaus kommt es darauf an, dass das Land in
den Bereichen originärer Zuständigkeit mit Geschick und Sensibilität die richtigen
Schwerpunkte setzt, um seine Stärken ausspielen zu können.
Ein Schlüssel zur Wettbewerbsfähigkeit auf der globalen Bühne sind die Energie-
kosten – das ist sicher unstrittig. Unsere Energiewende fordert den Industriestandort
in hohem Maße heraus. Politische Entscheidungen sind für die Preisentwicklung
maßgeblich, denn staatliche Aufschläge wie vor allem die EEG-Umlage treiben die
Kosten nach oben. Über 90 Prozent der Unternehmen zahlen die volle EEG-Umlage,
und hier sind die Mittelständler gerade nicht ausgenommen. Nur ein tatsächlich
vernetztes internationales Energiesystem trägt zu Diversifizierung und zu Versor-
gungssicherheit bei. Eine nationale oder regionale „Energieautarkie“ ist dagegen
ineffizient und für die Gewährleistung eines hohen Maßes an Versorgungssicherheit
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nicht zielführend. Die Vollendung des europäischen Energiebinnenmarktes, der von
der Europäischen Kommission vorgesehen ist, muss daher vorangetrieben und
angemessen umgesetzt werden. Der Bestandsschutz beim Eigenstrom im EEG
muss voll bestehen bleiben, um die klimaschonende Eigenerzeugung nicht zu
gefährden. Hier ist Politik aufgerufen, zügig für Planungssicherheit für Investitions-
vorhaben zu sorgen. Die erneuerbaren Energien müssen sich künftig am Markt
behaupten: statt einer gleitenden sollte in einem ersten Schritt eine feste Markt-
prämie eingeführt werden. Die Ausbauziele für die einzelnen Technologien sollten
reduziert werden. Sie führen zu einem weiteren Anstieg der EEG-Umlage. Ein
Alarmsignal für die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes ist der starke Anstieg der
Investitionen der Branche im Ausland.
Im Bereich der Innovationen hat die Chemie- und Pharmabranche in Deutschland
eine Schlüsselrolle. Innovationen sind nicht nur wichtig für den Erhalt des Wohlstan-
des einer Gesellschaft und ihrer Arbeitsplätze, Innovationen führen auch zu Lösun-
gen für gesellschaftliche Herausforderungen – vom Gesundheitswesen bis zum
Klimaschutz und Ressourcenschonung. In Hessen haben wir eine sehr hohe Dichte
an innovativen und leistungsstarken Unternehmen. Um dies zukünftig zu sichern
benötigen wir mehr Offenheit und Akzeptanz für neue Produkte und Verfahren.
Deren Chancen und Risiken müssen ergebnisoffen und wissenschaftsbasiert
abgewogen werden. Wir wünschen uns auch mehr Unterstützung für die forschen-
den Unternehmen. Dazu gehört beispielsweise eine steuerliche Forschungsförde-
rung, wie sie zwei Drittel der OECD-Länder bereits gewähren. Unterentwickelt ist in
Deutschland weiterhin die Finanzierung von Forschungskooperationen über Wagnis-
kapital. In 2014 stand in Deutschland nur ein Bruchteil der in den USA vorhandenen
Mittel zur Verfügung.
Ebenfalls problematisch ist die geringe Akzeptanz für Teile der Biotechnologie und
Gentechnik als Instrument zur Realisierung einer erfolgreichen Bioökonomie. Der im
schwarz- grünen Koalitionsvertrag beschlossene und inzwischen vollzogene Beitritt
Hessens zum Netzwerk gentechnikfreier Regionen ist ein wenig innovationsfreundli-
ches Signal.
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Ein Politikfeld mit originären Zuständigkeiten des Landes ist die Bildungspolitik. Hier
hat sich Schwarz-Grün für einen sog. "Schulfrieden" ausgesprochen und beispiels-
weise die langjährige Auseinandersetzung um G8 oder G 9 beendet. Positiv bewer-
ten wir die Tatsache, dass das Land (als einziges Bundesland) den absehbaren
Rückgang der Schülerzahlen nicht zum Anlass genommen hat, die Mittel für Schulen
und Hochschulen zu kürzen. Im Rahmen eines Bildungsgipfels hat der Kultusminister
alle Bildungsträger eingeladen, in einem breiten Konsens für möglichst gute
Rahmenbedingungen einzutreten. Gute Bildung ist Voraussetzung für Wachstum,
Beschäftigung und soziale Teilhabe. Wir leben in einem rohstoffarmen Land, umso
wichtiger ist ein hohes Bildungsniveau. Da wir in einem Industrieland leben, benöti-
gen wir in hohem Maße gut ausgebildete Wissenschaftler, Ingenieure, Techniker und
Facharbeiter. Gute Schulausbildung in Naturwissenschaften und Mathematik schafft
außerdem die Voraussetzungen für eine offene Einstellung der Menschen gegenüber
Innovationen. Die hessische chemische und pharmazeutische Industrie bietet aktuell
59.800 Menschen gut bezahlte Arbeitsplätze. Mehr Unterricht in den MINT-Fächern
Mathematik, Informatik, Technik und den Naturwissenschaften wie beispielsweise
der Chemie ist aus unserer Sicht hier ein wichtiges Antriebsmoment im
Innovationsmotor. Wir fordern als Industrie aber nicht nur bessere Bildung bei der
Politik ein. Wir engagieren uns auch: als bundesweites Engagement der Branche
möchten wir an dieser Stelle das Förderwerk der Branche, den Fonds der Chemi-
schen Industrie, nennen. Dieser stellt jährlich 13 Millionen Euro bereit, von denen
etwa zwei Drittel für Stipendien an Doktoranden und Nachwuchshochschullehrer
gehen. Weitere zwei Millionen Euro wendet der Fonds im Jahr im Rahmen seiner
„Schulpartnerschaft Chemie“ auf, damit der Chemieunterricht an den Schulen
anschaulicher und interessanter gestaltet werden kann. Als Chemieverbände Hessen
agieren wir ebenso als Partner und Förderer im Bereich der naturwissenschaftlichen
Fächer entlang der Bildungskette. Stellvertretend seien hier die Angebote Chemie-
kiste für den Kindergarten und die Grundschule sowie die Science Camps genannt.
Die Fachtagung für Grundschullehrer unter dem Titel Experimente³ wird in diesem
Jahr auch wieder in Kooperation mit dem Kultusministerium stattfinden. In den letz-
ten Jahren konnten sich im Rahmen dieser Tagesveranstaltung im Schnitt
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250 Grundschullehrer über die Vermittlung von Naturwissenschaften in der Grund-
schule mithilfe von Experimenten fortbilden. Sowohl die Landesregierung als auch
wir als Chemieverbände Hessen werten diese Kooperation als Erfolg und sind stolz
darauf. Aufgrund dieser Erkenntnis hat der VCI in diesem Jahr den Anteil der Mittel
für regionale Aktivitäten nochmals aufgestockt. In Hessen können wir den Einsatz
unserer Mittel in 2015 verdoppeln und deren Breitenwirkung verstärken. Wir laden
die Landesregierung und alle Schulen im Land ein, diese Chance zu nutzen und von
unseren Angeboten vermehrt Gebrauch zu machen. Mit Blick auf den Koalitionsver-
trag läge es zum Beispiel nahe, im Rahmen des Betreuungsprogramms "Pakt für den
Nachmittag" neben sportlichen und musischen auch naturwissenschaftliche
Mitmachangebote zu platzieren. Die Chemieverbände Hessen stehen dazu gerne mit
Rat und Tat zur Verfügung.
Eine Stärke Hessens ist sicherlich seine Verkehrsinfrastruktur. Diese Stärke kann
jedoch in ihr Gegenteil umschlagen, wenn die öffentliche Hand ihre Hausaufgaben
nicht erledigt. An aktuellen Beispielen wie der Schiersteiner Brücke erkennen wir in
diesen Wochen, dass der Sanierungsbedarf hoch ist und keinen Aufschub erlaubt.
Hessen hat nicht nur in Deutschland und Europa eine zentrale Lage, sondern ist mit
dem Frankfurter Flughafen auch global gut angebunden. Wir erinnern uns, dass die
künftige Kapazität und die Betriebsbedingungen des Rhein-Main-Flughafens, u.a. der
Umfang des dort bereits geltenden Nachtflugverbots ein wesentlicher Punkt in den
Koalitionsverhandlungen von CDU und Bündnis 90/ Die Grünen vor gut einem Jahr
war. Wir begrüßen, dass der grüne Koalitionspartner die neue Landebahn nicht mehr
infrage stellt und ein Kompromiss zum nächtlichen Lärmschutz gefunden wurde.
Problematisch scheint uns, dass die bereits erteilte Genehmigung in Sachen Neubau
Terminal 3 seitens des Wirtschaftsministers wieder in Frage gestellt wurde. Planbare
Rahmenbedingungen für den Betreiber sehen jedenfalls anders aus. Wir wünschen
uns nicht, dass diese Vorgehensweise in Hessen Schule macht.
Damit man aus Frankfurt kommend nicht schneller in Berlin ist als in Mainz, muss die
Leistungsfähigkeit des Straßen- und Brückennetzes höchste Priorität bei der
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Landesregierung genießen. Beispielhaft seien hier folgende Verkehrsadern und ihre
Probleme benannt: A 67 zwischen Darmstädter Kreuz und Lorsch sowie die A 5
zwischen Darmstädter Kreuz und Kreuz Walldorf: hier gibt es eine hohe Stauanfällig-
keit bei der Verkehrsanbindung von und nach Süddeutschland. Die A 5 zwischen
Gambacher Kreuz und Frankfurt, auch hier: hohe Stauanfälligkeit bei der Verkehrs-
anbindung von und nach Nord- und Ostdeutschland. Als letztes Beispiel soll uns in
diesem Kontext die Verkehrsführung der A 3 Richtung Würzburg dienen. Die
Verkehrsinfrastruktur in Hessen muss in einem leistungsfähigen Zustand erhalten
und ausgebaut werden. Langfristig muss die Politik daher den Ausbau aller
Verkehrsträger vorantreiben − und zwar entsprechend dem Sanierungsbedarf und
dem Verkehrsaufkommen. Dabei dürfen nicht einzelne Verkehrsmittel oder
Einzelmaßnahmen im Fokus stehen, sondern alle Verkehrswege müssen gleich-
berechtigt gefördert und intelligent miteinander verknüpft werden. Höhere Belastun-
gen der Verkehrsnutzer für den Erhalt und Ausbau der Infrastruktur lehnen wir ab. Es
sind ausreichend staatliche Mittel vorhanden, wenn die Prioritäten richtig gesetzt
werden. Der VCI hat eine eigene Arbeitsgruppe Infrastruktur eingesetzt, an der auch
die hessische Chemie beteiligt ist. Diese Gruppe steht mit Rat und Tat zur Verfü-
gung, wenn es um die Prioritäten beim Ausbau und der Sanierung der wichtigsten
Verkehrswege im Land geht.
Eine wesentliche Stärke Hessens ist die Gesundheitsindustrie. Diese Erkenntnis hat
sich auch im schwarz-grünen Koalitionsvertrag niedergeschlagen, der ein klares
Bekenntnis zur Arbeit der Initiative Gesundheitsindustrie Hessen (IGH) und deren
Interaktion mit dem House of Pharma and Healthcare enthält. In der IGH arbeiten
seit mittlerweile zwei Jahren Landesregierung, hessische Hochschulen und Unter-
nehmen sowie die Gewerkschaft IG BCE zusammen. Ziel ist die weitere Stärkung
des gesundheitsindustriellen Standortes Hessen durch Optimierung der industriepoli-
tischen Rahmenbedingungen. Auch die bessere Vernetzung von Unternehmen mit
Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen ist Kernstück der
Werkstattarbeit und über den Kompetenzkatalog, der gemeinsam mit dem House of
Pharma & Healthcare initiiert wurde und in Fertigstellung ist, einen großen Schritt
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vorangekommen. Diese gemeinsame Anstrengung von Politik, Industrie, Gewerk-
schaft und Forschungseinrichtungen dient der Förderung vorhandener Wachstums-
potenziale und bedarf einer diesbezüglich engen Abstimmung der forschungs-,
wirtschafts- und gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen. Diese Rahmenbedin-
gungen müssen in sich stringent, widerspruchsfrei und vor allem langfristig verläss-
lich auf nachhaltige Innovations- und Wachstumsfähigkeit hin ausgerichtet sein.
Bislang fehlt es in Deutschland aus Sicht der Akteure der IGH an einer solchen
dezidierten Entwicklungsstrategie für die Gesundheitsindustrie. Voraussetzung für
eine langfristig verlässliche Gesundheitsindustrie-Strategie ist, dass diese ressort-
übergreifend ist und als industriepolitischer Grundkonsens über Parteigrenzen und
Legislaturperioden hinweg Gültigkeit hat. Um dies auch auf Bundesebene sicherzu-
stellen, denkt man in der IGH darüber nach, neben dem bereits geschaffenen
Pharmadialog beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie einen Koordinator
für Gesundheitsindustrie zu empfehlen - nach dem Vorbild des Koordinators der
Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt. Dieser Koordinator könnte sich dezidiert
der Aufgabe widmen, die unterschiedlichen Perspektiven aus den Ressorts
Forschung, Gesundheit und Wirtschaft zu einer kohärenten Strategie der Bundes-
regierung zusammenzuführen. Auch könnte dieser die notwendige Abstimmung mit
den Ländern vornehmen. Die vorhandenen Wachstumspotenziale dieser Branche
könnten so besser ausgeschöpft werden. Und da kommen wir wieder zum Punkt, an
dem wir begonnen haben: Insgesamt für die Chemisch-Pharmazeutische Branche
gilt: nur langfristig verlässliche gesetzliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen
schaffen Anreize für die Unternehmen, angesichts zunehmender Globalisierung
weiterhin am Standort Hessen in Forschung, Entwicklung, Produktion und Distribu-
tion zu investieren und damit Arbeitsplätze und Know-How im Inland zu sichern.
Verlässliche Rahmenbedingungen sind für uns wesentlich und auf allen Handlungs-
feldern dringend notwendig.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Stand: 15.04.2015