Frühjahrsvorschau 2015

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Weidle Verlag Frühjahr 2015

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Die Frühjahrsvorschau 2015 des Weidle Verlags

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Weidle VerlagFrühjahr 2015

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Carl NixonLucky NewmanRomanAus dem Englischen von Stefan Weidle und Ruth Keenca. 240 Seiten, Fadenheftung, Festeinband, 23 EuroUmschlagbild: Levke Leiß978-3-938803-71-4

Der dritte Roman von Carl Nixon führt weit in der Zeit zurück: zu einem Maimorgen im Jahr 1919, an dem die Kranken-schwester Elizabeth Whitman auf dem Weg zu ihrer Arbeit ist. Ein Wagen hält neben ihr, und der Fahrer überreicht ihr einen Brief, der ihr Leben verändern wird.

Zu der Zeit wohnt sie mit ihrem 4jährigen Sohn Jack äußerst beengt bei ihren Eltern; Jacks Vater, den sie während des Kriegs in London geheiratet hat, wird seit zwei Jahren vermißt.

Der Brief enthält das Angebot, einen sehr wohlhabenden Mann zu pflegen, der mit einer Kopfverletzung aus dem Krieg zurückgekehrt ist; sie zögert lange, als sie erkennt, um welche Verletzung es sich handelt: Paul Blackwell hat sein Gedächt-nis verloren, weiß nicht, wer oder wo er ist. Langsam, ganz langsam gewinnt sie sein Vertrauen, vor allem dadurch, daß sie ihm Geschichten erzählt. Und sie erzählt ihrem Sohn eine Geschichte, ein Märchen besser: Der Ballonfahrer. Es handelt von einem Mann, der in exotischen Ländern wilde Abenteuer erlebt – und der nicht wiederkehren wird. Durch die Kraft der Erzählung soll ihr Sohn den Verlust vermittelt bekommen, viel-leicht ist das für ihn leichter zu ertragen als die harten Fakten.

Der Roman zeigt, was Geschichten vermögen, und beginnt mit derjenigen eines alten Mannes, der Carl Nixon bittet, seine Geschichte aufzuschreiben, beziehungsweise die seiner Eltern: Elizabeth Whitman und Lucky Newman.

Carl Nixon wurde 1967 in Christchurch geboren. Neben Romanen schreibt er Theaterstücke und Erzählungen. Auf deutsch erschienen im Weidle Verlag Rocking Horse Road (2012) und Settlers Creek (2013), übersetzt von Stefan Weidle.

Rocking Horse Road»Rocking Horse Road ist in jeder Hinsicht meisterlich: in der scheinbaren Schlichtheit des Tons, der perfekt jenes Schwanken zwischen Erkenntnis, Lust, Zurückschrecken und Abhärtung des Heranwachsens in allen Nuancen einfängt; in der Darstellung und Erinnerung an die weggeschwemmten und vom Erdbeben 2010 zerstörten Lebensverhältnisse; in der Balance, die der Text zwischen eindringlichen Natur-schilderungen und nervenfetzender Darstellung sozialer Gewalt-verhältnisse hält; in der Zartheit, mit der die Liebe der Jungen zu der verehrten Ermordeten sich zur Obsession steigert.« Tobias Gohlis, Literatur Nachrichten4 Monate auf der KrimiZeit-BestenlistePlatz 3 der litprom-Bestenliste WELTEMPFÄNGERPlatz 2 der Krimis des Jahres 2012 von »Bücher«

Settlers Creek»Eine grandiose Erfahrung ist dieses Buch. Und eine bemerkenswert schöne. Denn wenn wir einen jährlichen Preis aus loben dürften für die beste Ausstattung eines Krimis, in diesem Jahr ginge er – der Bilder im Innenteil, des Maori-Glossars, der Buchgestaltung, der Klarheit des Satzes wegen – eindeutig an Settlers Creek.« Elmar Krekeler, Die WeltHotlist 2014, Shortlist Stiftung Buchkunst 2014

Rückschau Literatur März

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» Elizabeth tritt in ein großes Schlafzimmer. Die Vorhänge sind zugezogen und tauchen den Raum in ein perma-

nentes Halbdunkel. Es ist unerträglich heiß. Obwohl es draußen nicht kalt ist, brennt ein riesiges Feuer im Kamin. Ein Korb mit Holzscheiten steht daneben. Die Flammen prasseln und springen den Kamin hinauf, und das flackernde Feuer malt flüchtige Schatten an die Wände. Neugierig geworden, macht Elizabeth ein paar Schritte ins Zimmer. Obwohl es im Haus sicher Toiletten gibt, wird hier offenbar eine Bettpfanne benutzt.

»Er besteht darauf, daß es so heiß sein muß«, sagt Mrs. Blackwell fast flüsternd.

»Er«, das ist eine Gestalt, die mit dem Rücken zu ihnen am Feuer hockt. Er sitzt mit dem Gesicht zum Feuer auf seinen Fersen, die Knie hat er fast unter dem Kinn. Er hat sie keines Blickes gewürdigt. Es hat etwas Vogelartiges, wie er da vor dem Kamin sitzt. Er trägt nur eine gestreifte Pyjamahose, die an der Hüfte mit etwas zusammengebunden ist, das wie ein Strick aussieht. Elizabeth geht näher heran. Sie erschrickt, wie ausgemergelt der Mann ist. Der Feuerschein läßt erkennen, daß seine Rippen wie Sprossen einer Leiter aus dem Rücken hervorstehen; bei jedem Atemzug zieht sich die Haut darüber zusammen. Auch wenn er sich noch nicht nach ihnen umge-schaut hat, ist Elizabeth sicher, daß er ihre Gegenwart wahr-genommen hat.

Mrs. Blackwell macht ein paar vorsichtige Schritte auf ihn zu. »Paul, Paul, mein Lieber. Ich bin’s. Paul?« Ihre Stimme hat jede Autorität verloren. Sie klingt wie ein ver ängstigtes Mädchen, das seine Katze von einem Baum herunterlocken will.

Die Gestalt am Feuer wirft seiner Frau einen bösen Blick zu, und Elizabeth weicht unwillkürlich einen Schritt zurück. Jede Ähnlichkeit zwischen dem Mann auf der Photographie und diesem hier wäre reiner Zufall. Das Gesicht ist einge-fallen, gleicht einem Totenschädel. Die Augen liegen in tiefen dunklen Höhlen. Er hat einen dicken schwarzen Bart, der sein Gesicht und den Hals bedeckt; verfilzt und struppig, läßt er kaum einen Platz für den Mund frei. Sein Haar ist ebenfalls lang, länger, als sie es je bei einem Mann gesehen hat. Es umrahmt in fettigen Strähnen sein zerstörtes Gesicht.

»Paul, ich habe Besuch mitgebracht. Das ist Mrs. Whit- man.«

Elizabeth zwingt sich, näher heranzutreten. »Guten Tag, Mr. Blackwell. Ich heiße Elizabeth und bin Krankenschwester. Kann ich einen Moment mit Ihnen sprechen?«

Keine Antwort. Statt dessen wendet er sich zum Feuer zurück und starrt in die Flammen.

Elizabeth schaut sich nach einer Inspiration um, aber da ist nichts, nur ein Bett und ein Lehnstuhl, ansonsten ist das Zimmer leer. An der Wand neben dem Kamin aber steht ein hohes Bücherregal. »Wie ich sehe, haben Sie eine Menge Bücher.« Sie dreht den Kopf und beugt sich ins Licht des Feuers vor. Die Bände sind zumeist wissenschaftlicher Natur, geologische und paläontologische Literatur.

»Lesen Sie viel?«

»Nein«, antwortet Mrs. Blackwell an Stelle ihres Mannes. »Paul rührt die Bücher nicht mehr an. Ich versuche, ihn dazu zu bringen. Leider ohne Erfolg.«

Elizabeth überlegt kurz. Sie ist ganz auf den Mann am Feuer konzentriert. »Ich kann Sie bei dem Licht kaum sehen. Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich die Vorhänge ein wenig öffne, damit wir uns richtig kennenlernen können?«

Da keine Reaktion erfolgt, geht sie um das Bett herum zum Fenster. Sie bewegt sich so geräuschlos wie möglich, wie um einen bissigen Hund herum, aber er scharrt nur mit den Füßen auf dem Boden. Elizabeth zieht den schweren Vorhang zur Seite, und ein Lichtbalken trifft auf das geboh-nerte Parkett und das nicht gemachte Bett.

»So ist es viel besser.«Paul Blackwell wendet den Kopf aus dem Lichtkreis.

Seine Haut ist weiß und spannt sich noch dünner über den Knochen, als sie gedacht hatte. Außer seinen Rippen kann sie jetzt die einzelnen Rückenwirbel sehen, die Schulterblätter und die Kurve der Schlüsselbeine. Es scheint aber weder Narben noch Entstellungen zu geben. Elizabeth stellt sich so, daß sie sein Profil betrachten kann. Sein Gesicht, soweit sie es unter dem Bart sehen kann, zeigt die normalen Züge: Augen, Nase, Lippen, Kiefer, Kinn, alles ist da. Wo ist dann die Verwundung?

Dauerbrenner

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Essay März

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Eleonore Büning, Kai Luehrs-Kaiser (Hg.)Das Konzert der Zukunft – die Zukunft des KonzertsLudwigshafener Dramaturgien, Band 1ca. 120 Seiten, fadengeheftete Broschur, 14,90 EuroUmschlaggrafik: Cornelia Feyll978-3-938803-69-1

Unter dem Einfluß der neuen Medien steht die Musikwelt im Begriff, sich erneut von Grund auf zu häuten. Formen lösen sich auf, Vereinbarungen werden ungültig, altvertraute Wege führen nicht weiter. Und was an Neuheiten hektisch ausprobiert wird, daran kleben noch experimentelle Eierschalen.

Einen vergleichbaren Paradigmenwechsel haben die Musiker und Musikhörer schon einmal erlebt, vor rund hundert Jahren, als die Erfindung der technischen Reproduzierbarkeit radikale Veränderungen bewirkte. Nicht alle alten Formen (zum Beispiel: die Hausmusik) verschwanden damals für immer. Nicht alle neuen Genres (zum Beispiel: der Jazz)

blieben pure Avantgarde. Ein Pionier und Motor dieser Ent-wicklung war die BASF, die das Tonband entwickelt und später lange Jahre produziert hat. Mit zu den aufmerksamsten Beob-achtern zählen seit nunmehr fünfzig Jahren die Musikkritiker und Juroren des Preises der deutschen Schallplattenkritik (PdSK).

In Ludwigshafen fanden sich im Februar 2013 auf Einladung der BASF und auf Anregung des PdSK erstmals Musik kritiker und Musiker, Musikagenten und Musikmanager zu einem Runden Tisch zusammen, um über eine der aktuellen Fragen des neuen Paradigmenwechsels zu beraten, die alle Parteien gleichermaßen betrifft: Wieso löst sich die gute alte Konzert-struktur auf? Wohin wandert das Publikum ab? Helfen neue Räume? Neue Programme? Für wen spielen wir eigentlich? Aus dieser Diskussion heraus entstand der erste Band der »Ludwigshafener Dramaturgien«.

Mit Beiträgen von Eleonore Büning, Markus Hinterhäuser, Thomas Wördehoff, Franz-Xaver Ohnesorg, Benedikt Stampa, Peter Richter, Kai Luehrs-Kaiser, Joachim Mischke, Volker Hagedorn, Karin Heyl, Sonia Simmenauer, Peter Stieber und Katrin Zagrosek.

Band 2 erscheint im Herbst 2015.

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Dauerbrenner

Literatur April

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Anna RadlowaTatarinowa. Die Prophetin von St. PetersburgNovelleHerausgegeben von Olga Martynova und Oleg Jurjew, aus dem Russischen übersetzt und kommentiert von Daniel Jurjew, Nachwort von Oleg Jurjewca. 150 Seiten, fadengeheftete Broschur, 17,90 Euro978-3-938803-72-1

Tatarinowa, 1931 verfaßt, konnte zu Lebzeiten Anna Radlowas nicht veröffentlicht werden. Die Erzählung behandelt die rus-sische Geschichte, brandmarkt aber den »Zarismus« nicht, sie spricht von Sektierern, Glaubenshysterikern, Selbstverstümm-lern, ohne jedoch antireligiös zu sein. Vermutlich wollten sich die letzten freien und halbfreien Verlage in der Sowjet union der frühen 1930er Jahre auf einen so gefährlichen Text nicht ein-lassen. So lag die Erzählung im Archiv, bis sie 1997 zusammen mit anderen Texten von Anna Radlowa (einem Theaterstück und Gedichten) in Moskau erschien – durch das Engagement von Alexander Etkind.

Die atmosphärisch dichte Novelle spielt im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts. Es entsteht ein geschichtstreues Bild, in das auch weithin unbekannte Details eingewoben sind. Anna Rad-lowa arbeitete dafür in Archiven; sie benutzte Briefe und Erin-nerungen aus jener Zeit.

Wir verfolgen die Geschichte einer Kastratensekte, der » geistigen Skopzen«, die sich in den höchsten Gesellschafts-kreisen der Hauptstadt Petersburg etablierte. Wir sehen leben-dige, leidende, sündigende Menschen und ihre Versuche, dem Leid mit Glauben zu begegnen. Wir erleben hautnah, wie die Eiferer und Zweifler (darunter große Persönlichkeiten – Maler, Heerführer, sogar Zar Alexander I. – und einfache Menschen) Katerina Tatarinowa um Hilfe im schwierigen Geschäft des Lebens ersuchen und wie sie ihre letzten Kräfte für diese Hilfe aufwendet.

Katerina Tatarinowa ist eine große, großartige Frau, und die Geschichte ihrer Berufung und ihres Dienstes an Gott und den Menschen ist nicht zuletzt aus psychologischer Sicht lehrreich. Doch die Geschichte ist auch rührend. Und abstoßend. Und ver-wirrend. Und noch vieles mehr.

Anna Radlowa (1891–1949), Lyrikerin und Dramatikerin, war verheiratet mit dem Theaterregisseur Sergej Radlow. Sie starb in einem stalinistischen Lager. Wie Wsewolod Petrow, dessen Novelle Die Manon Lescaut von Turdej im Weidle Ver-lag erschienen ist, gehörte sie zum Peters burger Kreis um Michail Kusmin. Weitere Werke aus diesem Umfeld werden in loser Folge erscheinen, ausgewählt und herausgegeben von Olga Martynova und Oleg Jurjew.

» Katerina Philippowna sitzt in einem stark geheizten Zim-mer vor einem Schreibschrank. Hinter dem verhängten

Fenster die Kälte, der verrückte Petersburger Wind heult, zerrt an den Mantelschößen und reißt die Hüte herunter, bläst die Feuer an den Kreuzungen aus, und der namenlose Peters-burger Passant eilt, die Nase im Kragen versteckt, über verlas-sene Prospekte und menschenleere Ufer nach Hause, vorbei an in die Höhe ragenden Palästen und vor Kälte und Krieger-pflicht erstarrten Wachleuten. – »Daß das Eis auf der Newa bloß nicht durchbrochen wird, daß es nur keine Überschwem-mung gibt, bewahre Gott.« – Im Eckzimmer des Michaels-schlosses aber ist es warm und leise, ganz wie im Paradies. Auf dem Schreibschrank brennen zwei Kerzen und beleuchten die hellblauen Wände, die große Ikone des Christusbildes von Edessa und das einfache Zimmermobiliar aus karelischer Birke. Katerina Philippowna liest einen Brief: »Mein Freund, mein Engel ! Herz meines Herzens! Wofür beliebt es Gott, mich so zu belohnen? Wohl für die morgige Annahme seiner. Mein Gott ! Christus, mein Retter, nimm alles, und erlaube, zu dei-nen Füßen zu verbleiben. Freund meines Herzens! Schreibe mir, mein Verstand spendender Engel, was dies bedeutet. Mein ganzes Herz fließt über vor Freude. Ach, möge aus unseren Herzen das Herz Jesu Christi werden.« Das schmale Blatt zittert in Katerina Philippownas Hand. »Verstand spendender Engel«, wiederholt sie, »Verstand spendender Engel, und der Verstand spendende Engel selbst verliert den Verstand.«

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Späterscheinung März Essays März

Fabian Beer, Marcel Diel, Benedikt Viertelhaus (Hg.)»Mußt nur wagen, wagen, wagen!«Ein Rückblick auf 25 Kritische Ausgabenca. 300 Seiten, 15 EuroGestaltung: Annika Schäfer978-3-938803-68-4

Seit ihrer Gründung im Jahr 1997 als Zeitschrift der Fachschaft Germanistik an der Universität Bonn hat sich die Kritische Ausgabe längst als eigenständiges Periodikum für Germanistik und Literatur etabliert.

Dieser Rückblick präsentiert Beiträge aus den ersten 25 Kri-tischen Ausgaben, die die ganze Palette der bisherigen The-menschwerpunkte abbilden und die Vielfalt der Heftrubriken vorstellen. Neben Fachartikeln aus Literaturwissenschaft und verwandten Disziplinen finden sich in diesem Band auch essayistische und feuilletonistische Texte sowie Interviews mit Protagonisten der aktuellen Literatur- und Wissenschaftsszene. Abgerundet wird dieser Band durch ein Gespräch zwischen einstigen und jetzigen Machern der Kritischen Ausgabe, das die Geschichte und Entwicklung der Zeitschrift näher beleuchtet.

Mit Beiträgen von Fabian Beer, Martin Bredenbeck, Jürgen Brokoff, Crauss, Marcel Diel, Ute Friederich, Elias H. Füllenbach, Andri Gerber, Florian Gassner, Steffen Groscurth, Peter Hanenberg, Ralf Hanselle, Dietmar Hübner, Rainer Kolk, Helmut Krausser, Christian Meierhofer, Marko Milovanovic, Norbert Oellers, Manfred Poser, Florian Radvan, Irmgard Rüsenberg, Veronika Schuchter, Hendrik Stammermann, Monika Tempian, Markus Tönjes, Benedikt Viertelhaus, Christian Weber und Rochus Wolff.

Pippa GoldschmidtWeiter als der HimmelRomanAus dem Englischen von Zoë Beckca. 300 Seiten, fadengeheftete Broschur, 19 EuroEinbandgemälde: Michael Biberstein978-3-938803-65-3

Die frisch promovierte Astronomin Jeanette macht an einem Teleskop in den chilenischen Anden eine sensationelle Ent-deckung, die diversen Gesetzen ihrer Wissenschaft diametral entgegensteht. Als sie die Ergebnisse veröffentlicht, hat sie die gesamte astronomische Welt gegen sich aufgebracht und stürzt in einen Strudel, der schon bald ihr Privatleben mit sich reißt. Bilder ihrer Schwester, die unter rätselhaften Umstän-den in ihrer Kindheit starb, spannen sich vor die Wirklichkeit. Sie sucht den Himmel und die Erde nach ihr ab und verliert sich dabei selbst.

Pippa Goldschmidt ist der klassische Fall des poeta doctus, der gelehrten Autorin, die dem Leser scheinbar beiläufig einen Einblick in ihre Wissenschaft gibt. Ihr erster Roman ist zugleich tragische Kindheitsgeschichte und Wissenschaftssatire: Virtuos wechselt er die Erzählebenen, die sich schließlich mehr und mehr vermischen.

Pippa Goldschmidt ist bis August 2015 als Stipendiatin in Deutschland und steht für Lesungen zur Verfügung, gerne mit ihrer Übersetzerin Zoë Beck.

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Literatur Mai

Dauerbrenner

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Thórbergur ThórdarsonChoral für eine BlumeAus dem Isländischen von Ursula GigerMit einem Nachwort von Pétur Gunnarssonca. 300 Seiten, fadengeheftete Broschur, 23 EuroEinbandgemälde: Gudrún Kristjánsdóttir978-3-938803-73-8

Der alte Mann und das kleine Kind: kein ungewöhnliches Thema. Ungewöhnlich aber ist, was Thórbergur Thórdarson daraus macht. Denn es ist nicht etwa so, daß das Kind vom alten Mann lernt, die Welt zu verstehen. Sondern der alte Mann lernt vom Kind, wie die Welt im Stande der Unschuld ist, wie sie ist ohne Lüge und Wunschdenken. Das Kind sieht, was es sieht, und sagt nur, was es sieht. Wenn der alte Mann, der Thórbergur Thórdarson selbst in seiner ganzen Exzentrik ist, das kleine Mädchen oft nicht versteht, so liegt das nicht an deren mangelnder Sprachkompetenz, sondern am prinzipiell anderen ihrer Wahrnehmung. Aber nach und nach ändert sich das, und die beiden erfahren die Welt gemeinsam. Und finden sogar heraus, wer Haukur ist und weshalb er auf die Geige geschissen hat. Das Buch ist voller Humor, und es atmet dane-ben eine tiefe Humanität, die sich allerdings nicht vor Polemik scheut: Thórbergur war ein äußerst streitbarer Mann.Das Buch erschien zuerst 1954 – so gut wie jeder Isländer kennt es, und das Kind, Lilla Hegga, ist längst Teil des nationa-len Kulturguts.

»Ohne Thórbergur Thórdarson wäre Islands Literatur nicht das, was sie heute ist.« Kristof Magnusson

»Dieses Buch bietet das vollständigste Bild von Thórbergurs ›Weltanschauung‹ und ist eine lebhafte Beschreibung der isländischen Gesellschaft und der Verhältnisse in der Welt der 1950er Jahre.« Pétur Gunnarsson

Thórbergur Thórdarson (1888 oder 1889 bis 1974) wuchs in dem winzigen Ort Hali im Süden Islands auf. Dort steht heute ein ihm gewidmetes Museum in Form eines Bücherregals. Neben Halldór Laxness ist er der bedeutendste Autor Islands im 20. Jahrhundert. Sein Werk umfaßt Romane, Lyrikbände, aber auch Lehrbücher für Esperanto. Auf deutsch liegt bislang wenig vor, nicht zuletzt weil er als fast nicht über-setzbar gilt. Sein Roman Islands Adel erschien 2011, übersetzt von Kristof Magnusson.

» Er war vielleicht der einzige Mensch auf ganz Island, der dem kleinen Menschen immer die Wahrheit gesagt

hatte, wenn sie ihn etwas fragte. Er hatte sie noch nie ange-logen. Manchmal flüchtete sie sich zu ihm, wenn ihr kleiner Kopf sich nicht getraute, der Schlauheit der Welt ins Auge zu schauen. Dann war Sobbeggi Opa die Notlandung, und sie fragte: »Ist das wahr, Sobbeggi Opa?«

Sobbeggi Opa erklärte ihr jeweils, wie es sich tatsächlich verhielt, und sie war ihm unendlich dankbar dafür.

Doch in letzter Zeit war es mehrmals vorgekommen, daß der kleine Mensch Sobbeggi Opa geradeheraus widersprach, wenn er ihre Fragen nach wahr oder unwahr beantwortete. Als Sobbeggi Opa sagte: »Ja, das ist wahr«, da antwortete der selige kleine Mensch: »Nein, das ist nicht wahr.« Wenn er sagte: »Nein, das ist nicht wahr«, antwortete sie: »Aber natür-lich ist das wahr.« Aber das kam nur vereinzelt vor.

In diesen Antworten des kleinen Menschen hörte Sob-beggi Opa das Rauschen der Quelle des großen Leidens der Menschheit. Oder wollte sie nicht aufhören, Sobbeggi Opa auszufragen, weil sie nach der Wahrheit suchte? Fragte sie nicht auf die Art, um das bestätigt zu bekommen, was sie für wahr oder unwahr hielt? Die kleine Wahrheitssucherin, von der Sobbeggi Opa geglaubt hatte, daß sie immer wie Gott bleiben würde, war dabei, sich in eine Wunschdenkerin zu verwandeln. Das, von dem sie sich wünschte, daß es wahr oder unwahr sei, mußte wahr oder unwahr sein. Sie wurde allmählich wie die großen Leute. Sie begann, in ihre Rolle im großen Trauerspiel der Menschheit hineinzuwachsen.

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BestellscheinVerkehrs-Nr.DatumZeichenStempel der Buchhandlung

www.Weidle-Verlag.deBeethovenplatz 4, 53115 BonnTelephon (0228) 632954 / Fax (0228) 697842Verleger@Weidle-Verlag.deRabattZahlungszielBAGVersandwegLieferterminRR bisISBN (alt): 978-3-931135-. . . / ISBN (* = neu): 978-3-938803-. . .

Anzahl ISBN Titel € Neuerscheinungen Frühjahr 2015 * 68-4 Beer, Fabian, u.a. : »Mußt nur wagen, wagen wagen!« 15,– * 69-1 Büning, Eleonore, u. a. : Das Konzert der Zukunft . . . 14,90 * 65-3 Goldschmidt, Pippa: Weiter als der Himmel. 19,– * 71-4 Nixon, Carl: Lucky Newman. 23,– * 72-1 Radlowa, Anna: Tatarinowa. 17,90 * 73-8 Thórdarson, Thórbergur: Choral für eine Blume. 23,–Lieferbares Programm (Auswahl) * 47-9 Asmus, Sylvia, u. a. : Soma Morgenstern und Joseph Roth. 25,– 85-0 Bauchwitz, Kurt: Heim-Findungen. 21,– * 28-8 Beethovenhalle Bonn. 19,90 * 37-0 Bei Dao: Gottes chinesischer Sohn. 19,– 97-3 Böhmer, Otto A.: Der Zuwender. 23,– * 03-5 Böhmer, Otto A.: Wenn die Eintracht spielt. 21,– 80-5 Borchardt, Hermann: Die Verschwörung der Zimmerleute. 79,– * 41-7 Bredenbeck, Martin, u. a. : Bauen für die Bundeshauptstadt. 12,– 87-4 Carter, Jimmy: Angesichts der Leere. 21,– 89-8 Cohen, Albert: Die Tapferen. 23,– * 55-4 Cole, Max: Across the Fourth Dimension. 48,– * 32-5 Cole, Max: Quintessence over Time. 25,– 81-2 Crane, Peter: »Wir leben nun mal auf einem Vulkan.« 35,– * 00-4 Dembitzer, Salamon: Die Geistigen. 19,– * 13-4 Dembitzer, Salamon: Visum nach Amerika. 21,– 28-7 Essig, Hermann: Der Taifun. 21,– 38-6 Fantlová, Zdenka: »In der Ruhe liegt die Kraft« . . . 21,– * 10-3 Federman, Raymond: Pssst ! 23,– * 21-9 Flechtheim, Alfred: »Nun mal Schluß mit den blauen Picassos!« 23,– 35-5 Fülöp-Miller, René: Katzenmusik. 19,– 18-8 Fuld / Ostermaier (Hg.): Die Göttin und ihr Sozialist. 19,– 86-7 Gronius, Jörg W.: Der Junior. 19,– 48-5 Gronius, Jörg W.: Ein Stück Malheur. 19,– * 02-8 Gronius, Jörg W.: Plötzlich ging alles ganz schnell. 21,– * 36-3 Gronius, Jörg W.: Horch. 21,– * 34-9 Gunnarsson, Pétur: punkt punkt komma strich. 16,90 * 44-8 Gunnarsson, Pétur: ich meiner mir mich. 16,90 * 56-1 Gunnarsson, Pétur: Die Rollen und ihre Darsteller. 18,90 * 66-0 Gunnarsson, Pétur: Das vierte Buch über Andri. 21,– * 57-8 de Gusmão, Ana Nobre: Die Gefangene von Emily Dickinson. 21,90 93-5 de Gusmão, Ana Nobre: Die Seherin. 25,– 64-5 de Gusmão, Ana Nobre: Spiegel der Angst. 19,– 58-4 Hauser, Heinrich: Donner überm Meer. 19,– * 25-7 Hauser, Heinrich: Schwarzes Revier. 19,90 * 45-5 Hauser, Heinrich: Zwischen zwei Welten. 19.– 32-4 Heppner, Ernest G.: Fluchtort Shanghai. 21,– * 31-8 Hilpert, Heinz: Tagebuch für Nuschka. 19,– 09-6 Hollaender, Friedrich: Menschliches Treibgut. 22,50 05-8 Jackson, Felix: Berlin, April 1933. 21,– 42-3 Janowitz, Hans: Jazz. 23,– * 06-6 Jentsch, Ralph: Alfred Flechtheim – George Grosz. 23,– * 59-2 Jordan, June: Abschiedskuß für Gott. 19,– 01-0 Joseph, Albrecht: Portraits I. : Carl Zuckmayer, Bruno Frank. 19,– 02-7 Joseph, Albrecht: Ein Tisch bei Romanoff’s. 13,–

Anzahl ISBN Titel € 23-2 Joseph, Albrecht: Der letzte Vorhang. 19,– * 61-5 Kurt Klagsbrunn – Fotograf im Land der Zukunft. 39,– * 11-0 Koch, Eric: Die Braut im Zwielicht. 23,– * 16-5 Kubin, Wolfgang: Alles versteht sich auf Verrat. 21,– 44-7 Kubin, Wolfgang: Das neue Lied von der alten Verzweiflung 15,– * 64-6 Kubin, Wolfgang: Die Geschichte eines Flachmanns. 19,– 62-1 Kubin, Wolfgang: Narrentürme. 16,– * 15-8 Kubin, Wolfgang: Unterm Schnurbaum. 19,– 83-6 Kubin, Wolfgang: Schattentänzer. 19,– * 09-7 Kulessa, Hanne: Der Große Schwarze Akt. 21,– * 17-2 Kuperman, Nathalie: Frühstück mit Mick Jagger. 19,– * 12-7 Lafargue, Jérôme: Freund Butler. 23,– 34-8 Landsberger, Artur: Berlin ohne Juden. 19,– 95-9 Landsberger, Artur: Liebe und Bananen. 21,– 74-4 Lawrence, D. H.: Aarons Stab. 23,– 46-1 Lawrence, D. H.: Vögel, Blumen und wilde Tiere. 19,– 59-1 Lustig, Jan: Ein Rosenkranz von Glücksfällen. 16,– 79-9 Mahler, Anna: Ich bin in mir selbst zu Hause. 25,– 91-1 Mahler, Gustav: »Liebste Justi !« 48,– 19-5 Marienthal, Hal: Schumanns Reise. 21,– * 63-9 Matveev, Michel: Die Armee der namenlosen Revolutionäre. 16,90 * 23-3 Matveev, Michel: Die Gehetzten. 23,– * 67-7 Mentula, Mooses: Nordlicht – Südlicht. 23,– * 58-5 Milovanovic, Marko: »Ich habe gemalt, was sie nur taten.« 16,– * 04-2 Mirbeau, Octave: 628-E8. 29,– 22-5 Mohr, Max: Das Einhorn. 19,– 07-2 Mohr, Max: Frau ohne Reue. 19,– 00-3 Mohr, Max: Venus in den Fischen. 19,– 98-0 Muggenthaler, Johannes: Das Fremdenzimmer. 19,– 82-9 Muggenthaler, Johannes: Der Idiotenhügel. 21,– * 30-1 Muggenthaler, Johannes: Die letzte Trauung. 21,– 68-3 Muggenthaler, Johannes: Regen und andere Niederschläge. 19,– * 07-3 Muktupa-vela, Laima: Das Champignonvermächtnis. 23,– 66-9 Newman, Richard: Alma Rosé. 34,– * 50-9 Nixon, Carl: Rocking Horse Road. 19,90 * 60-8 Nixon, Carl: Settlers Creek. 23,– * 62-2 Orelli, Giovanni: Die Brille des Gionata Lerolieff. 16,90 30-0 de Pascoaes, Teixeira: Napoleon. 29,– * 48-6 Petrow, Wsewolod: Die Manon Lescaut von Turdej. 16,90 31-7 Eric Schaal, Photograph. 44,– * 54-7 Sahl, Hans: Die hellen Nächte. 16,90 14-0 Schaeffer, Albrecht: Helianth (3 Bände im Schuber). 84,– 33-1 Schmitz, Oscar A. H.: Bürgerliche Bohème. 21,– * 27-1 Seeber, Ursula / Weidle, Barbara: Edmund Wolf. 25,– 56-0 Sinclair, Upton u. a. : Werter Genosse, die Maliks . . . 34,– 27-0 Siodmak, Curt: Unter Wolfsmenschen. Amerika. 28,– 47-8 Thelen, Albert Vigoleis: Briefe an T. de Pascoaes. 19,– 21-8 Thelen, Albert Vigoleis: Literatur in der Fremde. 19,– * 22-6 Wagner, Karl: Weiter im Blues. Zu Peter Handke. 21,– 88-1 Wander, Fred: Leben und Werk. 23,– * 01-1 Weidle, Barbara (Hg.): Kurt Wolff. 25,– 77-5 Zhai Yongming: Kaffeehauslieder. 19,–

VertretungDeutschland:büro indiebookBothmerstraße 2180634 MünchenTelephon +49.89.12284704Fax +49.89.12284705www.buero-indiebook.de

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Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-HolsteinChristiane [email protected]

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Unsere Bücher erscheinen in unreformierter Recht schreibung,und daran wird sich nie etwas ändern.

Soweit nicht anders erwähnt, werden die Bücher von Stefan Weidle und Friedrich Forssman gestaltet, und auch daran wird sich nie etwas ändern.Klimaneutral gedrucktNatureOffice.com DE-077-134232

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