Frühneuhochdeutsch 1350-1650. Jacob Grimm (Deutsche Grammatik, 2. Aufl. 1822): Jacob Grimm...

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FrFrühneuhochdeuühneuhochdeutschtsch

1350-16501350-1650

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FrFrühneuhochdeutschühneuhochdeutsch Jacob Grimm (Deutsche Grammatik, 2. Aufl. 1822):Jacob Grimm (Deutsche Grammatik, 2. Aufl. 1822):

„„Zwischen meiner darstellung des mittel- und Zwischen meiner darstellung des mittel- und neuhochdeutschen wird eine lücke empfindlich neuhochdeutschen wird eine lücke empfindlich seyn: mannigfaltige übergänge und abstufungen seyn: mannigfaltige übergänge und abstufungen hätten sich aus den schriften des vierzehnten so wie hätten sich aus den schriften des vierzehnten so wie der drei folgenden jahrhunderte sammeln und der drei folgenden jahrhunderte sammeln und erläutern laßen; [...] da sich aber keine blühende erläutern laßen; [...] da sich aber keine blühende poesie gründete, konnten niedersetzungen der poesie gründete, konnten niedersetzungen der sprache, wie sie zur aufstellung eigner perioden sprache, wie sie zur aufstellung eigner perioden nöthig sind, auch nicht erfolgen. Die schriftsteller nöthig sind, auch nicht erfolgen. Die schriftsteller dieser zwischenzeit vergröbern stufenweise die dieser zwischenzeit vergröbern stufenweise die frühere sprachregel und überlassen sich sorglos frühere sprachregel und überlassen sich sorglos den einmischungen landschaftlicher gemeiner den einmischungen landschaftlicher gemeiner mundart.mundart.

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FrFrühneuhochdeutschühneuhochdeutsch Jacob Grimm (Deutsche Grammatik, 2. Jacob Grimm (Deutsche Grammatik, 2.

Aufl. 1822):Aufl. 1822):

- 1300-1700: Übergänge und 1300-1700: Übergänge und AbstufungenAbstufungen

- Keine blühende PoesieKeine blühende Poesie- Schriftsteller: MundartSchriftsteller: Mundart

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Historische Ereignisse und Historische Ereignisse und EntwicklungenEntwicklungen

Territorialisierung des Reiches Territorialisierung des Reiches ← 1356 Goldene Bulle← 1356 Goldene Bulle

Reformation Reformation ← 1517 Thesen Luthers← 1517 Thesen Luthers

Bauernkrieg (1524-1526)Bauernkrieg (1524-1526) DreiDreißigjähriger Krieg (1618-1648)ßigjähriger Krieg (1618-1648)

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Frühneuhochdeutsch: Frühneuhochdeutsch: sprachkulturelle sprachkulturelle VeränderungenVeränderungen

• Aufstieg der StädteAufstieg der Städte• Ostkolonisation (um 1350 Ostkolonisation (um 1350

abgeschlossen)abgeschlossen)• BuchdruckBuchdruck• Übersetzungen Martin LuthersÜbersetzungen Martin Luthers• UniversitätsgründungenUniversitätsgründungen

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Sprachkulturelle Sprachkulturelle VeränderungenVeränderungenAufschwung der StädteAufschwung der Städte

seit dem 13./14.Jh.: Verstädterung (Stadt seit dem 13./14.Jh.: Verstädterung (Stadt als “kulturbestimmender Raum”als “kulturbestimmender Raum”

Bürgertum als KulturträgerBürgertum als Kulturträger - um 1200: 250 Städte- um 1200: 250 Städte - um 1300: ca. 1200 Städte- um 1300: ca. 1200 Städte - 15. Jh.: ca. 3000 Städte (einige mit über - 15. Jh.: ca. 3000 Städte (einige mit über

10.000 Einwohnern) >10.000 Einwohnern) >Ausbau kommunaler Verwaltungen und Ausbau kommunaler Verwaltungen und Kanzleien (dadurch Entstehung Kanzleien (dadurch Entstehung zahlreicher neuer, “pragmatischer” zahlreicher neuer, “pragmatischer” Textsorten).Textsorten).

Terminus “Kanzleisprache”, Terminus “Kanzleisprache”, “Geschäftssprache”.“Geschäftssprache”.

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Sprachkulturelle Sprachkulturelle VeränderungenVeränderungen

Ostkolonisation:Ostkolonisation: Besiedlung ehemals slawischer Besiedlung ehemals slawischer

Gebiete im Osten >Gebiete im Osten >Herausbildung der Herausbildung der ostmitteldeutschen Dialekte ostmitteldeutschen Dialekte (Obersächsisch, Schlesisch) (Obersächsisch, Schlesisch)

AusgleichsmundartenAusgleichsmundarten

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Sprachkulturelle Sprachkulturelle VeränderungenVeränderungen

BuchdruckBuchdruck Mitte des 15. Jhs.: Erfindung des Mitte des 15. Jhs.: Erfindung des

Buchdrucks mit beweglichen Lettern Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenbergdurch Johannes Gutenberg

Erste Drucke: zwei Ablassbriefe (1454)Erste Drucke: zwei Ablassbriefe (1454) Bis 1500 Gründung zahlreicher Bis 1500 Gründung zahlreicher

“Offizinen” (Buchdruckereien), um “Offizinen” (Buchdruckereien), um 1500 etwa 1100 Druckereien in ca. 1500 etwa 1100 Druckereien in ca. 260 europäischen Städten260 europäischen Städten

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Sprachkulturelle Sprachkulturelle VeränderungenVeränderungenBuchdruck: Buchdruck:

Einfluss der Drucker auf die Einfluss der Drucker auf die sprachliche Gestaltung der Drucke > sprachliche Gestaltung der Drucke >

Entstehung von regionalen und Entstehung von regionalen und städtischen “Druckersprachen”städtischen “Druckersprachen”

Möglichkeit der billigen Reproduktion Möglichkeit der billigen Reproduktion von Büchern und Flugschriften > von Büchern und Flugschriften >

weite Verbreitung der Texte >weite Verbreitung der Texte >sprachlicher Ausgleich > sprachlicher Ausgleich > “Verschriftlichung des Lebens”“Verschriftlichung des Lebens”(Förderung der Lese- und (Förderung der Lese- und Schreibbedürfnisse)Schreibbedürfnisse)

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Sprachkulturelle Sprachkulturelle VeränderungenVeränderungen

Universitätsgründungen:Universitätsgründungen: Seit dem 14. Jh. Gründung zahlreicher Seit dem 14. Jh. Gründung zahlreicher

Universitäten: 1348 Prag, 1365 Wien, Universitäten: 1348 Prag, 1365 Wien, 1386 Heidelberg, 1388 Köln, 1392 Erfurt, 1386 Heidelberg, 1388 Köln, 1392 Erfurt, 1409 Leipzig > 1409 Leipzig > Entstehung neuer Kulturzentren (neben Entstehung neuer Kulturzentren (neben den Klöstern und Fürstenhöfen),den Klöstern und Fürstenhöfen),

vom Bürgertum getragenvom Bürgertum getragen erst ab dem 17. Jh. allmählicher Übergang erst ab dem 17. Jh. allmählicher Übergang

von der lateinischen zur deutschen von der lateinischen zur deutschen WissenschaftsspracheWissenschaftssprache

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Sprachkulturelle Sprachkulturelle VeränderungenVeränderungen

• Beispielseite aus der Göttinger Gutenbergbibel von 1454

• 42-zeilig• 2-spaltiger Druck• Ca. 2600 Buchstaben pro Seite

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Sprachkulturelle Sprachkulturelle Veränderungen: wichtige Veränderungen: wichtige

DruckorteDruckorteStraßburgStraßburg 1458/591458/59

AugsburgAugsburg 14681468

NürnbergNürnberg 1469/701469/70

UlmUlm 14731473BaselBasel 14681468

KölnKöln 1464/651464/65

LübeckLübeck 14731473LeipzigLeipzig 14811481

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Sprachkulturelle Sprachkulturelle VeränderungenVeränderungen

DruckjahrDruckjahr Zahl der gedrucktenZahl der gedrucktendeutschen Bücherdeutschen Bücher

Steigerung aufSteigerung auf.... Prozent.... Prozent

105,4 = 100 %105,4 = 100 %

15181518 146146 139 %139 %15191519 252252 239 %239 %15201520 571571 542 %542 %15211521 523523 496 %496 %15221522 677677 642 %642 %15231523 944944 896 %896 %

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Sprachkulturelle Sprachkulturelle VeränderungenVeränderungen

ReformationReformation Luther als “Katalysator” der Herausbildung Luther als “Katalysator” der Herausbildung

einer überregionalen Schriftsprache, durch einer überregionalen Schriftsprache, durch seine Bibelübersetzungen auf seine Bibelübersetzungen auf ostmitteldeutscher Basis:ostmitteldeutscher Basis:

- 1522: Neues Testament- 1522: Neues Testament- 1534: Gesamtbibel (Nachdrucke 1535, 1536, - 1534: Gesamtbibel (Nachdrucke 1535, 1536,

1538)1538)- 1541: neue, überarbeitete Ausgabe der Bibel- 1541: neue, überarbeitete Ausgabe der Bibel- 1545: Bibelausgabe letzter Hand- 1545: Bibelausgabe letzter Hand

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Sprachkulturelle Sprachkulturelle VeränderungenVeränderungen

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Sprachkulturelle Sprachkulturelle VeränderungenVeränderungenDeutsche DruckeDeutsche Drucke DeutscheDeutsche

LutherdruckeLutherdrucke15001500 8080 ——15181518 150150 444415191519 260260 11211215201520 570570 23423415211521 620620 16416415221522 680680 25825815231523 935935 39239215241524 990990 269269

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Sprachsystematische Sprachsystematische VeränderungenVeränderungen Got vater unser, dâ du bist in demGot vater unser, dâ du bist in dem

himelhimelrîche rîche gewaltic alles des dirgewaltic alles des dir ist, geheiliget sô werde ist, geheiliget sô werde dîn dîn nam,nam, zou müeze uns komen das zou müeze uns komen das rîcherîche dîn. Dîn wille werde dem dîn. Dîn wille werde dem gelîchgelîch Hie Hie ûf ûf der erde als in den himeln,der erde als in den himeln, des gewer unsich, nu gip unsdes gewer unsich, nu gip uns unser tegelîch brôt und swes wirunser tegelîch brôt und swes wir dar nâch dürftic dar nâch dürftic sînsîn. Vergip uns. Vergip uns allen sament unser schulde, alsôallen sament unser schulde, alsô du wilt, daz wir durch du wilt, daz wir durch dîne dîne huldehulde vergeben, der wir ie genâmenvergeben, der wir ie genâmen dekeinen schaden, swie grôz erdekeinen schaden, swie grôz er sîsî: vor sünden kor sô mache uns: vor sünden kor sô mache uns vrî vrî und loese uns ouch von allemund loese uns ouch von allem übele. âmen.übele. âmen.

Reinmar von Zweter (um 1230)Reinmar von Zweter (um 1230)

Unser Vater jnn den himel.Unser Vater jnn den himel. Dein Dein name werde geheiligt.name werde geheiligt. Dein Dein Reich Reich kome. Dein willekome. Dein wille geschehe geschehe auff auff erden wie imerden wie im himel. Unser teglich brod gibhimel. Unser teglich brod gib uns heute. Und vergib unsuns heute. Und vergib uns unsere schulde wie wirunsere schulde wie wir unsern schuldigernunsern schuldigern vergeben. Und füre uns nichtvergeben. Und füre uns nicht jnn versuchung sondernjnn versuchung sondern erlöse uns von dem ubel.erlöse uns von dem ubel. Denn dein ist das Reich undDenn dein ist das Reich und die krafft und die herrlichkeitdie krafft und die herrlichkeit jnn ewigkeit. Amen.jnn ewigkeit. Amen.

Luther-Bibel (1534)Luther-Bibel (1534)

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Sprachsystematische Sprachsystematische VeränderungenVeränderungen

1.1. Frühneuhochdeutsche DiphthongierungFrühneuhochdeutsche Diphthongierungmîn niuwez hûs > mein neues Hausmîn niuwez hûs > mein neues Haus- Beginn im 12. Jh. (also in mhd. Zeit) im - Beginn im 12. Jh. (also in mhd. Zeit) im

SüdbairischenSüdbairischen- im Ostmitteldeutsche erst im 14./15. Jh. - im Ostmitteldeutsche erst im 14./15. Jh.

greifbargreifbar- bei Luther (Anfang 16. Jh.) durchweg - bei Luther (Anfang 16. Jh.) durchweg

DiphthongschreibungenDiphthongschreibungen- direkte Belege: Schreibungen <ei, ai> - direkte Belege: Schreibungen <ei, ai>

für für îî, <eu, äu, öu> für , <eu, äu, öu> für iuiu, <au, ou> für , <au, ou> für ûû

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Sprachsystematische Sprachsystematische Veränderungen: Veränderungen: DiphthongierungDiphthongierung

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Sprachsystematische Sprachsystematische VeränderungenVeränderungen2. Frühneuhochdeutsche 2. Frühneuhochdeutsche

MonophthongierungMonophthongierungliebe guote brüeder > liebe gute Brüderliebe guote brüeder > liebe gute Brüder - Beginn im 12. Jh. (also in mhd. Zeit) im - Beginn im 12. Jh. (also in mhd. Zeit) im

MitteldeutschenMitteldeutschen - lange Zeit Diphthongschreibungen wie - lange Zeit Diphthongschreibungen wie

<uo> oder <u°> neben neuen <uo> oder <u°> neben neuen Monophthongschreibungen <i, u, ü>Monophthongschreibungen <i, u, ü>

- Erhalt der „historischen“ Schreibung - Erhalt der „historischen“ Schreibung <ie> im Neuhochdeutschen<ie> im Neuhochdeutschen

- Im Niederdeutschen bleibt - Im Niederdeutschen bleibt germanischer Vokalismus: germanischer Vokalismus: leeve gode leeve gode bröderbröder

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Sprachsystematische Sprachsystematische VeränderungenVeränderungen

3. Dehnung kurzer Vokale3. Dehnung kurzer Vokale Dehnung in offener Tonsilbe:Dehnung in offener Tonsilbe:

lëben > lēben, wonen > wōnen, vride > frīde lëben > lēben, wonen > wōnen, vride > frīde usw.usw.

Analogische Dehnung, wenn es flektierte Analogische Dehnung, wenn es flektierte Formen mit Tondehnung gibt:Formen mit Tondehnung gibt:lēbt lēbt (wegen (wegen lēbenlēben), ), wōnt wōnt (wegen (wegen wōnenwōnen))sōn sōn ‚Sohn‘ (wegen ‚Sohn‘ (wegen sōnessōnes) usw.) usw.

Analogischer Ausgleich:Analogischer Ausgleich:sprach, sprâchen > sprāch, sprāchensprach, sprâchen > sprāch, sprāchen

Dehnung vor Dehnung vor r, l, m, nr, l, m, n::dem > dēm, wol > wōl, art > ārtdem > dēm, wol > wōl, art > ārt

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Sprachsystematische Sprachsystematische VeränderungenVeränderungen4. Rundung und Entrundung von Vokalen4. Rundung und Entrundung von Vokalen

Rundung von Rundung von e, ē, i, ī, ie e, ē, i, ī, ie in bestimmten in bestimmten Kontexten:Kontexten:helle > Hölle, swern > schwören, zwelf > zwölf,, helle > Hölle, swern > schwören, zwelf > zwölf,, vinf > fünf, triegen > betrügenvinf > fünf, triegen > betrügen..

Weitere Rundungserscheinungen im Weitere Rundungserscheinungen im Alemannischen, Schwäbischen und Alemannischen, Schwäbischen und Ostfränkischen (nur dialektal).Ostfränkischen (nur dialektal).

Entrundung von Entrundung von ö, oe, ü, iu ö, oe, ü, iu in bestimmten in bestimmten Lexemen:Lexemen:küssen > Kissenküssen > Kissen, , sprützen > spritzen, nörz > sprützen > spritzen, nörz > Nerz, stroüfen > streifen, spriuzen > spreizen Nerz, stroüfen > streifen, spriuzen > spreizen usw.usw.

Nur wenige gerundete Lexeme sind in die dt. Nur wenige gerundete Lexeme sind in die dt. Standardsprache eingegangen.Standardsprache eingegangen.

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Sprachsystematische Sprachsystematische VeränderungenVeränderungenVeränderungen in der LexikVeränderungen in der Lexik

Wortschatzerweiterung durch gesellschaftlich-Wortschatzerweiterung durch gesellschaftlich-wirtschaftlichen Fortschritts (Herausbildung wirtschaftlichen Fortschritts (Herausbildung spezifischer Fachwortschätze): spezifischer Fachwortschätze): Gesellschaft, Gesellschaft, Kaufhaus, Bug, Mast, Buchhändler, Setzer, Kaufhaus, Bug, Mast, Buchhändler, Setzer, Schacht, Zeche Schacht, Zeche usw.usw.

Entlehnungen aus dem Italienischen Entlehnungen aus dem Italienischen (Bankwesen): (Bankwesen): Bank, Konto, Kredit, Kapital, Kasse, Bank, Konto, Kredit, Kapital, Kasse, Risiko, brutto, netto Risiko, brutto, netto usw.usw.

Entlehnungen/Lehnbildungen aus dem Entlehnungen/Lehnbildungen aus dem Lateinischen: Lateinischen: Datum, Kopie, Register, Summe, Datum, Kopie, Register, Summe, Autor, Exemplar, Manuskript, Universität, Autor, Exemplar, Manuskript, Universität, Professor, Text Professor, Text usw.usw.

Entlehnungen/Lehnbildungen aus dem Entlehnungen/Lehnbildungen aus dem Griechischen: Griechischen: Akademie, Bibliothek, Gymnasium, Akademie, Bibliothek, Gymnasium, Apotheke, Technik, Pathologie Apotheke, Technik, Pathologie usw.usw.

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Sprachsystematische Sprachsystematische VeränderungenVeränderungen

Starker Einfluss der Lutherbibel im Bereich der Starker Einfluss der Lutherbibel im Bereich der Lexik:Lexik:

bildhafte Neologismen: bildhafte Neologismen: Feuereifer, friedfertig, Feuereifer, friedfertig, Herzenslust, Lästermaul, Machtwort, Herzenslust, Lästermaul, Machtwort, Morgenland, SündenbockMorgenland, Sündenbock

Schlagwörter der Reformation: Schlagwörter der Reformation: Evangelium, Evangelium, Glaube, Gnade, ChristenmenschGlaube, Gnade, Christenmensch

Verbreitung von Verbreitung von Modalwörtern/Abtönungspartikeln: Modalwörtern/Abtönungspartikeln: ja, doch, ja, doch, denn, nun, nur, allein, schondenn, nun, nur, allein, schon

Beitrag zum überregionalen Ausgleich in der Beitrag zum überregionalen Ausgleich in der Lexik: Lexik: Lippe/Lefze > Lippe, Peitsche/Geißel > Lippe/Lefze > Lippe, Peitsche/Geißel > Peitsche, Ziege/Geiß > Ziege, Ufer/Gestad > UferPeitsche, Ziege/Geiß > Ziege, Ufer/Gestad > Ufer

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Sprachsystematische Sprachsystematische VeränderungenVeränderungenVerbmorphologieVerbmorphologie

– – Angleichung der Verben mit RückumlautAngleichung der Verben mit Rückumlautz.B. z.B. stellen – staltestellen – stalte > > stellen – stelltestellen – stellte hœren – hôrtehœren – hôrte > > hören – hörtehören – hörte

– – Übergang starker Verben in die schwache Übergang starker Verben in die schwache FlexionFlexionz.B. z.B. rächen , schneienrächen , schneien

– – Abnahme der Zahl der Präterito-PräsentiaAbnahme der Zahl der Präterito-Präsentiaz.B. z.B. türren , taugentürren , taugen (nhd. sw. Verb) (nhd. sw. Verb)

– – athematische Verben verlieren ihre athematische Verben verlieren ihre ursprüngliche Einsilbigkeitursprüngliche Einsilbigkeitz.B. mhd. z.B. mhd. gêngên > nhd. > nhd. gehengehen

– – Ausbreitung periphrastischer Verbalformen:Ausbreitung periphrastischer Verbalformen:Perfekt, Plusquamperfekt, FuturPerfekt, Plusquamperfekt, Futur

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Sprachsystematische Sprachsystematische VeränderungenVeränderungenSubstantivmorphologieSubstantivmorphologie

– – Rückgang der KasuskennzeichnungRückgang der Kasuskennzeichnungz.B. ahd. z.B. ahd. gebômgebôm > mhd. > mhd. gebengeben (dat.pl.) (dat.pl.)Gesamt: Statt 16 Flexiven im Mhd. Gesamt: Statt 16 Flexiven im Mhd. (Nominalflexion) existieren im Nhd. nur noch 9 (Nominalflexion) existieren im Nhd. nur noch 9

– – Ausbau der NumerusoppositionAusbau der NumerusoppositionIm Mhd. Numerus am Substantiv oft nicht Im Mhd. Numerus am Substantiv oft nicht erkennbar:erkennbar:Nom.Sg.–Nom.Pl. Nom.Sg.–Nom.Pl. wort – wort, bette – bette, wort – wort, bette – bette, hirte – hirtehirte – hirteDie Numerusunterscheidung wird im Fnhd. jetzt Die Numerusunterscheidung wird im Fnhd. jetzt kenntlich gemacht. kenntlich gemacht.

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Sprachsystematische Sprachsystematische VeränderungenVeränderungen

Ausbau der NominalgruppeAusbau der NominalgruppeBeispiel:Beispiel: vil stede und lande in Deutschen und vil stede und lande in Deutschen und

Welschen Welschen landen deme riche zugehorende landen deme riche zugehorende

Stellungswechsel des adnominalen GenitivsStellungswechsel des adnominalen GenitivsGenitivattribut zunehmend postnominalGenitivattribut zunehmend postnominalBeispiel:Beispiel: der sunnen scheinder sunnen schein > > der Schein der Sonneder Schein der Sonne

Ausbau des VerbalkomplexesAusbau des Verbalkomplexes [hat][hat] getan getan eingliedrig (Ellipse)eingliedrig (Ellipse) soll tunsoll tun zweigliedrigzweigliedrig hat tun wollenhat tun wollen dreigliedrigdreigliedrig hat tun lassen wollenhat tun lassen wollen viergliedrigviergliedrig hätte bleiben lassen können zu tunhätte bleiben lassen können zu tun fünfgliedrigfünfgliedrig

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Sprachsystematische Sprachsystematische VeränderungenVeränderungen

Kanzleistil: Satzlänge, komplexe syntaktische Kanzleistil: Satzlänge, komplexe syntaktische StrukturenStrukturen

Beispiel:Beispiel: Dieser red will ich dir ein Exempel setzen / Dieser red will ich dir ein Exempel setzen / von eynem vnerfarnen balbierer oder scherer / wie von eynem vnerfarnen balbierer oder scherer / wie man sy daman sy dañ nennet (dañ diß vỏlcklin allein / sich ñ nennet (dañ diß vỏlcklin allein / sich diser zeit der wundartznei vnderwindet) disem diser zeit der wundartznei vnderwindet) disem kam ein verwundter für / mit einer zimlichen kam ein verwundter für / mit einer zimlichen breyten wunden im waden / welche gåntzlich vom breyten wunden im waden / welche gåntzlich vom lufft / dann sy lange zeyt vnuerbunden bliben / lufft / dann sy lange zeyt vnuerbunden bliben / geåndert was / der gůt meister bsan sich nit lang / geåndert was / der gůt meister bsan sich nit lang / trachtet der sach auch nit weitter nach / sunder trachtet der sach auch nit weitter nach / sunder hefftet die wundt als bald / volgten gar bald hefftet die wundt als bald / volgten gar bald hernach vnleidliche schmertzen / am drittē tag hernach vnleidliche schmertzen / am drittē tag schlůg ein brand herzů / den sibendē tag aber schlůg ein brand herzů / den sibendē tag aber mocht er nitt überleben. Wa nun diser künstlich mocht er nitt überleben. Wa nun diser künstlich meister erstlich die materi gemiltert vnd gelỏset meister erstlich die materi gemiltert vnd gelỏset hett / vnd hernachmals erst gehefft / wer jhm hett / vnd hernachmals erst gehefft / wer jhm solcher vnradt vnd schaden nit zůhanden gangen.solcher vnradt vnd schaden nit zůhanden gangen.

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Sprachsystematische Sprachsystematische VeränderungenVeränderungen

Satzrahmen

Satzrahmen

Satzrahmen

Wann: koord. oder subord.

Denn = koord.Weil = subord.

Satzrahmen

Verbal-komplex

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Sprachsystematische Sprachsystematische VeränderungenVeränderungen

Graphematik: Variantenfülle im Vergleich Graphematik: Variantenfülle im Vergleich zum Nhd.zum Nhd.

Beispiel: Schreibungen der Dentalaffrikaten Beispiel: Schreibungen der Dentalaffrikaten [ts][ts]

Nhd. Nhd. < z, c, t, tz, ts > in:< z, c, t, tz, ts > in: zart, Celsius, zart, Celsius, Nation, Hitze, Ratskeller → Nation, Hitze, Ratskeller → fünf fünf SchreibvariantenSchreibvarianten

Fnhd. Fnhd. < z, zz, zc, zcz, zt, ztc, zts, zh, zch, c, < z, zz, zc, zcz, zt, ztc, zts, zh, zch, c, cc, cz czc, ccz czh, czt, czz, ctz, czcz, ch, t, cc, cz czc, ccz czh, czt, czz, ctz, czcz, ch, t, tc, ts, tz, tcz tzc, ttz, tzz, tzt, tztz, ...>tc, ts, tz, tcz tzc, ttz, tzz, tzt, tztz, ...>→ → insgesamt mehr als 30 Varianteninsgesamt mehr als 30 Varianten

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Luther und die Luther und die neuhochdeutsche neuhochdeutsche

SchriftspracheSchriftsprache Germania tot habet dialectos, ut in triginta Germania tot habet dialectos, ut in triginta

miliaribus homines se mutuo non intelligant. Austri miliaribus homines se mutuo non intelligant. Austri et Bavari nullas servant diphthongos, dicunt enim et Bavari nullas servant diphthongos, dicunt enim eur, broedt eur, broedt pro pro euer, brodt. euer, brodt. Ita Francones unisona Ita Francones unisona et crassa voce loquuntur, quod Saxones praecipue et crassa voce loquuntur, quod Saxones praecipue Antverpiensium linguam non intelligunt. ... Antverpiensium linguam non intelligunt. ... die die Oberlendische sprache ist nicht die rechte Oberlendische sprache ist nicht die rechte Teutzsche sprache, Teutzsche sprache, habet enim maximos hiatus et habet enim maximos hiatus et sonitus, sed Saxonica lingua est facillima, fere sonitus, sed Saxonica lingua est facillima, fere pressis labiis pronunciatur.pressis labiis pronunciatur.

Luther, TischredenLuther, Tischreden

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Luther und die Luther und die neuhochdeutsche neuhochdeutsche

SchriftspracheSchriftsprache

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Luther und die Luther und die neuhochdeutsche neuhochdeutsche

SchriftspracheSchriftsprache

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Exkurs: Exkurs: Übersetzen im Übersetzen im

FrühneuhochdeutFrühneuhochdeutschenschen

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Niklas v. Wyle (1478), Niklas v. Wyle (1478), TranslatzenTranslatzen

Sed inuenies aliquos senes amantes, Sed inuenies aliquos senes amantes, amatum nullum.amatum nullum.

„„troverai alcuni vecchi che amano, troverai alcuni vecchi che amano, ma nessuno che viene amato.“ma nessuno che viene amato.“

du findest aber etlich alt liebhabend du findest aber etlich alt liebhabend mane / aber liebgehapten kainen. mane / aber liebgehapten kainen.

du findest aber etlich alt mane die du findest aber etlich alt mane die frovwen liebhabent / Aber kainen frovwen liebhabent / Aber kainen alten findst du, der von frovwen werd alten findst du, der von frovwen werd lieb gehept.lieb gehept.

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Niklas v. Wyle (1478), Niklas v. Wyle (1478), TranslatzenTranslatzen

jch waiß ouch daz mir so wyt vßlouffe hier Inne jch waiß ouch daz mir so wyt vßlouffe hier Inne erloupt gewesen wer nach dem vnd oracius erloupt gewesen wer nach dem vnd oracius flaccus in siner alten poetrye (als du waist) flaccus in siner alten poetrye (als du waist) schribet / daz ain getrüwer tolmetsch vnd schribet / daz ain getrüwer tolmetsch vnd transferyerer / nit sorgfeltig sin söll / ain yedes transferyerer / nit sorgfeltig sin söll / ain yedes wort gegen aim andern wort zeverglychen, wort gegen aim andern wort zeverglychen, sunder syge gnuog / daz zuo zyten ain gantzer sunder syge gnuog / daz zuo zyten ain gantzer sine gegen aim andern sine verglychet werd.sine gegen aim andern sine verglychet werd.

So anche che mi sarebbe stato permesso So anche che mi sarebbe stato permesso scostarmi secondo quello che scrive Orazio scostarmi secondo quello che scrive Orazio Flacco nella sua poetica (come sai) / che un Flacco nella sua poetica (come sai) / che un fedele interprete e traduttore / non deve badare fedele interprete e traduttore / non deve badare a / paragonare una parola all’altra, ma che a / paragonare una parola all’altra, ma che basta / paragonare un senso ad un altro.basta / paragonare un senso ad un altro.

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Heinrich Steinhöwel Heinrich Steinhöwel (1475)(1475) Heinrich Steinhöwel, speculum vitae humanaeHeinrich Steinhöwel, speculum vitae humanae

Darynne ich dem spruch Oracij nachuolget hab. lutend du Darynne ich dem spruch Oracij nachuolget hab. lutend du getrúwer tolmetsch nit wellest allweg eyn wort gegen wort getrúwer tolmetsch nit wellest allweg eyn wort gegen wort transferieren. sonder gebúrt sich vnd ist gnuo g ausz transferieren. sonder gebúrt sich vnd ist gnuo g ausz eynem synne eynen andern synne. doch gelaicher mainung eynem synne eynen andern synne. doch gelaicher mainung zesetzen. das ich dann in diser meyner translacion auch an zesetzen. das ich dann in diser meyner translacion auch an etlichen orten getan vnd ettwan etlich wort hab gelassen etlichen orten getan vnd ettwan etlich wort hab gelassen czuo loffen oder abgebrochen czuo merer verstaentnuzz czuo loffen oder abgebrochen czuo merer verstaentnuzz den lesenden menschen disz buoches.den lesenden menschen disz buoches.

Qui ho seguito il detto di Orazio. Che dice „tu fedele Qui ho seguito il detto di Orazio. Che dice „tu fedele interprete non tradurrai parola per parola, ma basta che interprete non tradurrai parola per parola, ma basta che metti un senso per un senso, che abbia lo stesso contenuto metti un senso per un senso, che abbia lo stesso contenuto (mainung). Cosa che ho fatto poi in molti punti della mia (mainung). Cosa che ho fatto poi in molti punti della mia traduzione ...traduzione ...

(…) dises buchlein [.] nit von wort zuo wort, sunder von sin (…) dises buchlein [.] nit von wort zuo wort, sunder von sin zu sin getütschet.zu sin getütschet.

Questo libricino (.) non da parola a parola, ma da senso a Questo libricino (.) non da parola a parola, ma da senso a senso tradotto.senso tradotto.

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Matthias Ringmann Matthias Ringmann (1508)(1508) Es erforderet ein iedlich gezüng / und sprach Es erforderet ein iedlich gezüng / und sprach

iren eignen lauf und fürgang / wann es etwas iren eignen lauf und fürgang / wann es etwas formlich syn / und nitt sunder ubel luten soll. formlich syn / und nitt sunder ubel luten soll. Erfinndet sich wol in den büchern die us Erfinndet sich wol in den büchern die us Kriegischer zungen latyn gemacht seind. Wa Kriegischer zungen latyn gemacht seind. Wa man dem Kriegschen zů genaw uff ist gelegen / man dem Kriegschen zů genaw uff ist gelegen / und solichs zů vil getrwlichen von wort zů wort / und solichs zů vil getrwlichen von wort zů wort / mit aller zůgehöre und gantz in gleicher mit aller zůgehöre und gantz in gleicher ordnung latyn hat gemachet / lutet nit wol / und ordnung latyn hat gemachet / lutet nit wol / und ist nit menglich gefellig.ist nit menglich gefellig.

Ogni lingua richiede il suo andamento / se deve Ogni lingua richiede il suo andamento / se deve esser formalmente corretta / senza suonare esser formalmente corretta / senza suonare brutta. Si trova spesso nei libri tradotti dalla brutta. Si trova spesso nei libri tradotti dalla lingua greca al latino. Dove ci si orienta con lingua greca al latino. Dove ci si orienta con troppa precisione al greco / traducendo in latino troppa precisione al greco / traducendo in latino troppo fedelmente parola per parola / troppo fedelmente parola per parola / mantenendo tutto nello stesso ordine/ non suona mantenendo tutto nello stesso ordine/ non suona bene e non è bello.bene e non è bello.

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Adam Werner von Adam Werner von ThemarThemar

14621462 nato a Themar (Turingia)nato a Themar (Turingia) 1482-1488 1482-1488 studi a Lipsia e a studi a Lipsia e a

HeidelbergHeidelberg dal 1488dal 1488educatore dei figli del educatore dei figli del

Principe Elettore PhilippPrincipe Elettore Philipp dal 1491dal 1491insegna all’Universitàinsegna all’Università 1504 e 1510 rettore1504 e 1510 rettore 15371537 morto a Heidelbergmorto a Heidelberg

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UB Heidelberg, cod. pal. UB Heidelberg, cod. pal. germ. 298 germ. 298

fol. 76-79 Guarinus (Veronensis): Alda fol. 76-79 Guarinus (Veronensis): Alda (1502)(1502)

fol. 80-100fol. 80-100 Xenophon: Hieron (1502)Xenophon: Hieron (1502) fol. 101-122fol. 101-122 Hrothsvita: Abraham (1503)Hrothsvita: Abraham (1503) fol. 123-126fol. 123-126 Virgilius: VIII. Ecloga Virgilius: VIII. Ecloga

(1502)(1502) fol. 127-129fol. 127-129 Virgilius: X. Ecloga (1502)Virgilius: X. Ecloga (1502) fol.fol. 130-132 130-132Horatius: Satira I, 9 (1502)Horatius: Satira I, 9 (1502)

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Dedica e inizio di Xenophon, Dedica e inizio di Xenophon, HieronHieron

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UB Heidelberg, cod. pal. UB Heidelberg, cod. pal. germ. 298 germ. 298

fol. 76-79 Guarinus (Veronensis): Alda fol. 76-79 Guarinus (Veronensis): Alda (1502)(1502)

fol. 80-100fol. 80-100 Xenophon: Hieron (1502)Xenophon: Hieron (1502) fol. 101-122fol. 101-122 Hrothsvita: Abraham (1503)Hrothsvita: Abraham (1503) fol. 123-126fol. 123-126 Virgilius: VIII. Ecloga Virgilius: VIII. Ecloga

(1502)(1502) fol. 127-129fol. 127-129 Virgilius: X. Ecloga (1502)Virgilius: X. Ecloga (1502) fol.fol. 130-132 130-132Horatius: Satira I, 9 (1502)Horatius: Satira I, 9 (1502)

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Inizio di Xenophon, HieronInizio di Xenophon, HieronΣιμωνίδηςΣιμωνίδης οο ποιητήςποιητής αφίκετόαφίκετό ποτεποτε πρόςπρός ΙέρωναΙέρωνα τοντον τύραννοντύραννον. .

σχολήςσχολής δέδέ γενομένηςγενομένης αμφοίναμφοίν είπενείπεν οο ΣιμωνίδηςΣιμωνίδης, ˜, ˜Αρ’Αρ’ άνάν μοιμοι εθελήσαιςεθελήσαις, , ωω ΙέρωνΙέρων, , διηγήσασθαιδιηγήσασθαι άά εικόςεικός ειδέναιειδέναι σεσε βέλτιονβέλτιον εμού;εμού; ΚαίΚαί ποίαποία ταύτ’ταύτ’ εστίνεστίν, , έφηέφη ο Ιέρωνο Ιέρων, , οποίαοποία δήδή εγώεγώ βέλτιονβέλτιον άνάν ειδείηνειδείην σούσού ούτωςούτως όντοςόντος σοφούσοφού ανδρόςανδρός;;

Dum ad Hieronem tirannum Simonides poeta Dum ad Hieronem tirannum Simonides poeta aliquando venisset; essent atque ambo otiosi; sic aliquando venisset; essent atque ambo otiosi; sic illum affari accepit Simonides: an velles, inquit, o illum affari accepit Simonides: an velles, inquit, o Hieron, ea narrare quae tibi notiora debent esse Hieron, ea narrare quae tibi notiora debent esse quam mihi. At quae nam sunt illa, o Simonie, quam mihi. At quae nam sunt illa, o Simonie, inquit Hieron, quae mihi quam tibi notiora esse inquit Hieron, quae mihi quam tibi notiora esse possint, cum tu ades vir possint, cum tu ades vir doctus ac sapiensdoctus ac sapiens..

Do eynest züm könig hierone der poét Simonides Do eynest züm könig hierone der poét Simonides komen, vnd sie beyde müssig, sprach der poet: komen, vnd sie beyde müssig, sprach der poet: könig hieron woltestü mir erzalen die dinge, die könig hieron woltestü mir erzalen die dinge, die dir bekanter dann mir solen syn? Hieron: Was dir bekanter dann mir solen syn? Hieron: Was mochte das syn? lieber Simonide, da dü doch ein mochte das syn? lieber Simonide, da dü doch ein gelarter vnd wysergelarter vnd wyser man bist? man bist?

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ecloga VIII, vs. 1-5ecloga VIII, vs. 1-51 Pastorum Musam Damonis et Alphesiboei1 Pastorum Musam Damonis et Alphesiboei (...)(...)5 Damonis musam dicemus et Alphesiboei.5 Damonis musam dicemus et Alphesiboei.

1 Wir wollen singen das liet der zweyer 1 Wir wollen singen das liet der zweyer hirten Damonis vnd Alphesibei, (...) hirten Damonis vnd Alphesibei, (...)

5 disser zweyer Damonis vnd Alphesibei 5 disser zweyer Damonis vnd Alphesibei liet wollen wir singen.liet wollen wir singen.

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Xenophon, Hieron I,7Xenophon, Hieron I,7Ad hoc respondens Hieron: equidem, Ad hoc respondens Hieron: equidem,

inquit, Simonide, praeter haec quae inquit, Simonide, praeter haec quae a te commemorata sunt nihil aliud a te commemorata sunt nihil aliud referre possem, unde de tirannis referre possem, unde de tirannis sensus aliquis vel doloris vel sensus aliquis vel doloris vel voluptates perveniat. Quamobrem voluptates perveniat. Quamobrem negonego

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traduzioni „doppie“ ecloga traduzioni „doppie“ ecloga XX 55 Doris Doris amaraamara die die herbe bitterherbe bitter wassergöttin Doris wassergöttin Doris

77 simaesimae capellae capellae die die kümpfnesichten flachenkümpfnesichten flachen geyssleingeysslein

1010 indignoindigno amore amore von von unwirdiger bübischerunwirdiger bübischer lieb lieb 1717 divinedivine poeta poeta o dü o dü hoher gotlicherhoher gotlicher poet Galle poet Galle 1919 tarditardi subulci subulci groben dümmengroben dümmen seüwhirten seüwhirten 2929 crudeliscrudelis amor amor die die blutgirig harteblutgirig harte lieb lieb 3131 trististristis ille ille der der bekümmert trürig sehnsüchtigbekümmert trürig sehnsüchtig

GallusGallus 32sg.32sg.peritiperiti Arcades Arcades die die erfaren gelartenerfaren gelarten Archader Archader 4040 lentalenta sub vite sub vite under den under den schwanken biglichenschwanken biglichen

rebenreben 4242 molliamollia prata prata weyche lüstigeweyche lüstige wiessen wiessen 4747 ah ah duradura Ach dü Ach dü harte unmilteharte unmilte 4949 glacies .. glacies .. asperaaspera das das rüw scharpfrüw scharpf ysse ysse 5252 spelaeaspelaea hülen und spelunkenhülen und spelunken 5353 incidereincidere schneyden und inzeychenschneyden und inzeychen 6767 liberliber bast ader innerst schelebast ader innerst schele 6969 cedamuscedamus amori amori wir sollen wychenwir sollen wychen und uns der und uns der

lieb lieb ergebenergeben 7171 graciligracili … hibisco aus … hibisco aus kleynen schwankenkleynen schwanken zeynen zeynen

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ecloga X, vs. 61ecloga X, vs. 61 Ut deus ille Ut deus ille malis malis hominum hominum mitesceremitescere

discat!discat!

Ach (was hilftz) der gott der liebe wirt Ach (was hilftz) der gott der liebe wirt durch durch keyn keyn auch auch unselige erbeit ader unselige erbeit ader anfechtunganfechtung der menschen der menschen erweycht erweycht nach ermiltert.nach ermiltert.

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ecloga VIII, vs. 40-41ecloga VIII, vs. 40-41 Ut vidi, ut perii! Ut me malus Ut vidi, ut perii! Ut me malus

abstulit error!abstulit error! So bald ich dich ersahe, o wie So bald ich dich ersahe, o wie

entsetzt ich mich! O wie wart mir so entsetzt ich mich! O wie wart mir so seltzam vnd schir geschwonnen, so seltzam vnd schir geschwonnen, so fast bename mir der vngluckhaftig fast bename mir der vngluckhaftig irsal der lieb sinn und witz.irsal der lieb sinn und witz.

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ecloga X, realia con ecloga X, realia con spiegazionispiegazioni 11 ArethusaArethusa göttingöttin Arethusa Arethusa

55 DorisDoris wassergöttinwassergöttin Doris Doris 9sg.9sg. puellae Naiadespuellae Naiades meyde und meyde und

bronnegöttinbronnegöttin Naiades Naiades 1111 Parnasi…PindiParnasi…Pindi des des bergsbergs Parnasi ader Parnasi ader

PindiPindi 1212 Aoniae AganippeAoniae Aganippe die die bronne bronne Aganippe in BoetiaAganippe in Boetia 1515 gelidi … Lycaeigelidi … Lycaei des kalten des kalten bergs bergs LyceiLycei 1818 formosus … Adonisformosus … Adonis der schönder schön hirt hirt Adonis Adonis 2020 uvidus … Menalcasuvidus … Menalcas der feyst der feyst hirt hirt MenalcasMenalcas 2424 SilvanusSilvanus der der waltgot waltgot SilvanüsSilvanüs 3131 ArcadesArcades archadische archadische HirtenHirten 4747 Alpinas … nivesAlpinas … nives schnee uff den Albenschnee uff den Alben 4747 frigora Rhenifrigora Rheni die kelte des Rynsdie kelte des Ryns 5555 MaenalaMaenala den den bergberg Maenalum Maenalum 6565 HebrumHebrum das … das … wasserwasser Hebrum Hebrum 6666 Sithonias … nivesSithonias … nives im kalten im kalten landland Sitonia Sitonia 7272 PieridesPierides Pierides (Pierides (göttin des gedichtsgöttin des gedichts))

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ecloga VIII, realia ecloga VIII, realia soppressisoppressi

10 sola Sophocleo tua carmina digna 10 sola Sophocleo tua carmina digna cothurnocothurno

wie wol dyn gediechte alleyn dess wie wol dyn gediechte alleyn dess hohen poeten Sophocles wirdighohen poeten Sophocles wirdig

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Martin Luther, Sendbrief Martin Luther, Sendbrief vom Dolmetschen (1530)vom Dolmetschen (1530)

Arbitramur hominem iustificari ex Arbitramur hominem iustificari ex fide absqz operibus legis / fide absqz operibus legis /

Wir halten / das der mensch gerecht Wir halten / das der mensch gerecht werde on des gesetzs werck / allein werde on des gesetzs werck / allein durch den glauben /durch den glauben /

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Martin Luther, Sendbrief Martin Luther, Sendbrief vom Dolmetschen (1530)vom Dolmetschen (1530)

Diese vier buchstaben Diese vier buchstaben SolaSola stehen nicht drinnen / stehen nicht drinnen / welche buchstaben die Eselskoepff ansehen / wie die welche buchstaben die Eselskoepff ansehen / wie die kue ein new thor / Sehen aber nicht / das gleichwol kue ein new thor / Sehen aber nicht / das gleichwol die meinung des Texts inn sich hat / vnd wo mans wil die meinung des Texts inn sich hat / vnd wo mans wil klar vnd gewaltiglich verdeudschen / so gehoeret es klar vnd gewaltiglich verdeudschen / so gehoeret es hinein / den ich habe Deudsch / nicht Lateinisch noch hinein / den ich habe Deudsch / nicht Lateinisch noch Griechisch reden wollen / da ich deudsch zu reden im Griechisch reden wollen / da ich deudsch zu reden im dolmetschen furgenommen hatte.dolmetschen furgenommen hatte.

Queste quattro lettere Queste quattro lettere SolaSola non ci sono scritte / e le non ci sono scritte / e le teste di asino guardano tali lettere come le mucche teste di asino guardano tali lettere come le mucche una porta nuova / senza vedere / che però il senso una porta nuova / senza vedere / che però il senso (meinung) del testo le contiene / e se una vuole (meinung) del testo le contiene / e se una vuole tradurre in maniera chiara e forte / allora ci sta / tradurre in maniera chiara e forte / allora ci sta / perché ho voluto parlare tedesco / non greco né perché ho voluto parlare tedesco / non greco né latino/ in quanto mi ero prefisso di parlare in tedesco latino/ in quanto mi ero prefisso di parlare in tedesco nella traduzione (im dolmetschen).nella traduzione (im dolmetschen).

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Martin Luther, Sendbrief Martin Luther, Sendbrief vom Dolmetschen (1530)vom Dolmetschen (1530)

man mus nicht die buchstaben inn der latainischen man mus nicht die buchstaben inn der latainischen sprache fragen / wie man sol Deutsch reden / wie sprache fragen / wie man sol Deutsch reden / wie diese esel thun / sonderndiese esel thun / sondern man mus die mutter ihm man mus die mutter ihm hause / die kinder auff der gassen / den gemeinen hause / die kinder auff der gassen / den gemeinen mann auff dem marckt drumb fragen / und den mann auff dem marckt drumb fragen / und den selbigen auff das maul sehen / wie sie reden / und selbigen auff das maul sehen / wie sie reden / und darnach dolmetzschen / so verstehen sie es den / und darnach dolmetzschen / so verstehen sie es den / und mercken / das man Deutsch mit jn redetmercken / das man Deutsch mit jn redet

Non si deve chiedere alle lettere della lingua latina Non si deve chiedere alle lettere della lingua latina come si ha da parlare in tedesco, come fanno questi come si ha da parlare in tedesco, come fanno questi asini, ma si deve domandarlo alla madre in casa, ai asini, ma si deve domandarlo alla madre in casa, ai ragazzi nella strada, al popolano al mercato, e si ragazzi nella strada, al popolano al mercato, e si deve guardare la loro bocca per sapere come parlano deve guardare la loro bocca per sapere come parlano e quindi tradurre in modo conforme. Allora e quindi tradurre in modo conforme. Allora comprendono e si accorgono che parliamo con loro in comprendono e si accorgono che parliamo con loro in tedesco.tedesco.

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Martin Luther, Sendbrief Martin Luther, Sendbrief vom Dolmetschenvom Dolmetschen

Vnd ist vns wol offt begegnet / das wir xiiij tage / drey / Vnd ist vns wol offt begegnet / das wir xiiij tage / drey / vier wochen / haben ein einziges wort gesucht vnd vier wochen / haben ein einziges wort gesucht vnd gefragt / habens dennoch zu weilen nicht funden. Im gefragt / habens dennoch zu weilen nicht funden. Im Hiob erbeiten wir also / M. Philips / Aurogallus vnd ich / Hiob erbeiten wir also / M. Philips / Aurogallus vnd ich / das wir inn vier tagen zu weilen kaum drey zeilen das wir inn vier tagen zu weilen kaum drey zeilen kundten fertigen. Lieber / nu es verdeudscht vnd bereit kundten fertigen. Lieber / nu es verdeudscht vnd bereit ist / kans ein jeder lesen vnd meistern / Leufft einer itzt ist / kans ein jeder lesen vnd meistern / Leufft einer itzt mit den augen durch drey odder vier bletter / vnd mit den augen durch drey odder vier bletter / vnd stoesst nicht ein mal an / wird aber nicht gewar / stoesst nicht ein mal an / wird aber nicht gewar / welche wacken vnd kloetze da gelegen sind / da er itzt welche wacken vnd kloetze da gelegen sind / da er itzt vber hin gehet / wie vber ein gehoffelt bret / da wir vber hin gehet / wie vber ein gehoffelt bret / da wir haben muest schwitzen vnd vns engsten / ehe denn wir haben muest schwitzen vnd vns engsten / ehe denn wir solche wacken vnd kloetze aus dem wege reumeten / solche wacken vnd kloetze aus dem wege reumeten / auff das man kuendte so fein daher gehen. Es ist gut auff das man kuendte so fein daher gehen. Es ist gut pfluegen / wenn der acker gereingt ist. Aber den wald pfluegen / wenn der acker gereingt ist. Aber den wald vnd die stoecke ausrotten / vnd den acker zurichten / vnd die stoecke ausrotten / vnd den acker zurichten / da wil niemand an.da wil niemand an.

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