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Die Aufgabe des UKBF als Universitäts- klinikum ist nicht nur ein Affront gegen die Leistungsbereitschaft und Leis- tungsfähigkeit eines Leuchtturms der Hochleistungsmedizin in Berlin, wie der Wissenschaftsrat in jüngsten Äuße- rungen mehrfach bestätigt hat. Hoch- schulpolitisch wird damit die Axt an die Freie Universität gelegt, die ohne medi- zinischen Fachbereich keine vollgültige Universität mehr wäre. Mit diesem mas- siven Verstoß gegen die Hochschulver- träge können sich auch die anderen Hochschulen ihrer Zukunft nicht mehr sicher sein. Somit kämpft das UKBF auch für die FU und die Berliner Wissenschaftslandschaft. Wirtschaftspolitisch wird massiv in die Innovationsfelder Medizintechnik und Biotechnologie eingeschnitten, in denen Berlin bisher gut aufgestellt war. Neben den 5.000 Arbeitsplätzen des Klinikums sind viele innovative Start- ups und mittelständische Unternehmen in Dahlem und darüber hinaus betrof- fen. Wer neue Arbeitsplätze in Berlin schaffen will, muss in diesen Bereich investieren, statt ihn kaputt zu sparen. Diese und viele weitere Argumente gegen die Abwicklung der FU-Medizin haben wir der Politik vorgetragen und der Bevölkerung und den Medien nahe gebracht, mit unterschiedlichem Erfolg. Während die Politik formell weiter auf dem Schließungsbeschluss der Koali- tionsvereinbarung beharrt, wachsen in PDS und SPD die Zweifel, ob es sinnvoll gewesen ist, der im Sommer vereinbar- ten Expertenkommission für die Ber- liner Hochschulmedizin vorab ein nega- tives Beratungsergebnis vorzugeben. Vollends beeindruckend ist der offene Protest der UKBF-Beschäftigten: vom Professor und Studenten bis zum tech- nischen und pflegerischen Personal. Auch viele Patienten, wie uns in vielen Briefen und Telefonaten bestätigt wird. Das UKBF steht wie ein Mann und wie Berlin spart nicht – Berlin verliert! Who is next? Die Absicht der neuen Koalition, das Universitätsklinikum Benjamin Franklin und damit die gesamte FU-Medizin zu schließen, kann niemanden ruhig schlafen lassen, der weiß, dass Wis- senschaft und Kultur existentiell für die wirtschaftliche Entwicklung und die hohe Attraktivität Berlins sind. Die dümmlichen Begründungen und Falsch- behauptungen der Koalition zeigen feh- lende Sachkenntnis bei der Entschei- dungsfindung. Die Koalitionsabsichten stoßen auf massiven Widerspruch: Wissenschaftsrat, DFG, Hochschulrek- torenkonferenz, Max-Planck-Gesell- schaft, Medizinischer Fakultätentag haben entsetzt reagiert und die weit überdurchschnittliche Leistungsbilanz der FU-Medizin in Forschung und Lehre betont – TU und HU sowie Vertre- ter der Wirtschaft und der Gewerk- schaften haben sich angeschlossen. Die Koalitionsabsichten werden als ein Angriff auf die Wissenschaft insgesamt verstanden. Trotz der vor kurzem abge- schlossenen Hochschulverträge weiß sich keine Wissenschaftseinrichtung in Berlin mehr sicher. Wer ist der Nächste? Dass durch Schließung des UKBF der Berliner Haushalt nicht saniert wird, weiß jeder. Wer sorgfältig rechnet – wie das Deutsche Institut für Wirtschafts- forschung – weiß, dass Berlin mehr Geld verliert als es spart. Da aber trotz einhelliger Kritik – selbst Mitglieder der SPD und PDS denken inzwischen um – an der Entscheidung festgehalten wird, ist massiver öffentlicher Druck weiter- hin dringend erforderlich. Es ist erfreu- lich und dankenswert, mit welchem Engagement die Menschen aus allen Bereichen innerhalb und außerhalb der Universität, beileibe nicht nur aus der Medizin, sich an den öffentlichen De- monstrationen beteiligen. Die ersten 100.000 Protestunterschriften wurden gesammelt – und es wird weitergehen. Die Überzeugungskraft der Argumente gegen den politischen Kahlschlag muss zum Erfolg führen. Halten Sie durch und helfen Sie mit – die Freie Universität und ihre Medizin vor politischer Willkür zu schützen: Berlin braucht Zukunft, Berlin braucht Wissenschaft, Berlin braucht die FU- Medizin! Prof. Dr. Peter Gaehtgens Präsident der Freien Universität Berlin Drei Männer, eine Zuversicht: „Wir werden siegen!“ FU-Präsident Prof. Dr. Peter Gaehtgens, sein Stellvertreter, der Erste Vizepräsident Prof. Dr. Dieter Lenzen und Prof. Dr. Martin Paul, der Dekan des Fachbereichs Humanmedizin, führen den Protest auf den Straßen und Plätzen Berlins an (v.l.n.r.). Am 17. Januar demonstrierten die FU-Medizinerinnen und FU-Mediziner auf dem Potsdamer Platz. Foto: Dahl Foto: Dahl Die Freie Universität kämpft entschlossen für den Erhalt der Medizin Warum wir siegen werden Das Universitätsklinikum Benjamin Franklin (UKBF) kämpft um seine Existenz. In einem politischen Willkür-Akt hat die neue SPD/PDS-Koalition des Berliner Senats kurz vor Weihnachten beschlossen, den Fachbereich Humanmedizin der FU Berlin aufzugeben und das UKBF vom Lehr- und Forschungsklinikum in ein Krankenhaus der Regionalversorgung umzuwandeln. Der Beschluss hat in der Universität und der gesamten Wissenschaftslandschaft wie ein Schock gewirkt und binnen kurzem eine breite Front des Widerstands mobilisiert. Die große Solidarität der Berliner Bevölkerung und die Stichhaltigkeit der Fakten machen zuversichtlich, dass der unsinnige Koalitionsbeschluss keinen Bestand und das UKBF eine Zukunft haben wird. Der Dekan des Fachbereichs Humanmedizin, Prof. Dr. Martin Paul, erläutert in seinem nachfolgenden Artikel, weshalb die Abwicklung der FU-Medizin unvernünftig wäre und im Interesse Berlins verhindert werden muss. eine Frau gegen seine Abwicklung – ein enorm positiver Schub für das „Wir- Gefühl“ unseres Klinikums, der uns noch leistungsfähiger machen wird. Auch die Bevölkerung und Medien unterstützen unseren Widerstand vor- bildlich. Binnen weniger Wochen wur- den über 100.000 Protest-Unterschrif- ten gesammelt. Der neue Berliner Senat hat sich eine neue außerparlamentari- sche Opposition geschaffen. Wir sind mit Demonstrationen auf der Straße, unser Protest ist kreativ und findet Aufmerksamkeit. Richtig ist, dass die Hochschulmedizin in Berlin noch Optimierungspotenziale besitzt. Wir treten nicht gegen das Sparen an sich an. Wo es sinnvoll ist, sollte es geschehen. Das UKBF wehrt sich nur gegen eine unsinnige Spar- aktion, die mehr kostet als sie einbringt. Der Protest ist auch deshalb so enga- giert, weil sich das UKBF ungerecht behandelt fühlt. Der Veränderungs- prozess des UKBF, der in den letzten Jahre viele Früchte getragen hat, ist ein positives Turn-around-Modell für Berlin insgesamt. Netzwerk darf nicht zerstört werden Ganz wesentlich für diesen Erfolg ist die 1995 durch das Universitäts- medizingesetz initiierte Fusion von Klinikum, vorklinischen Institutionen und Zahnmedizin, die zu positiven Synergieeffekten und einer massiven Leistungssteigerung der FU-Medizin geführt haben. Dieses komplexe Netz- werk, das sich hinter dem Kürzel „UKBF“ verbirgt, darf nicht durch neue Sparmaßnahmen zerstört werden; es ist nicht einfach in andere Institutionen transplantierbar oder teilbar. „Innova- tion und Gerechtigkeit“, so der letzte SPD-Wahlslogan, kann sich dieser Senat nicht ans Revers heften. Die strukturellen Maßnahmen des Fach- bereichs Humanmedizin zur Verbesse- rung und Profilbildung in der Forschung haben rasch Erfolge gezeitigt: Hatte der Wissenschaftsrat Anfang der 90er Jahre der FU-Medizin deutlichen Nachholbe- darf in der Forschung attestiert, so konn- te sich die FU-Medizin innerhalb weni- ger Jahre in diesem Bereich an eine führende Position im Bundesvergleich setzen. Stimuliert durch eine leistungs- bezogene Mittelvergabe aus den staat- lichen Zuschüssen im Fachbereich ent- wickelte sich ein kollegialer Wettstreit um die Verbesserung der Publikations- leistung und die Einwerbung der Dritt- mittel, deren Volumen in der Wissen- schaft allgemein als Indikator für Leistungsfähigkeit gilt. Hier konnten Forscher des Fachbereichs Humanmedi- zin neben einer Vielzahl von Einzel- projekten federführend zwei von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Sonderforschungsbe- reiche, zwei Forschergruppen sowie drei Graduiertenkollegs begründen. Darüber hinaus sind sie an allen weiteren wesent- lichen derartigen Einrichtungen der Ber- liner Hochschulmedizin und der natur- wissenschaftlichen Fachbereiche der FU beteiligt. Die Humanmediziner der Freien Universität scheuen nicht den Leistungsvergleich mit anderen. Im Ge- genteil: Sie suchen den Wettbewerb ebenso wie die fachliche Kooperation! Wie kann der politische Konflikt um das UKBF gelöst werden? Wir setzen auf die Vermittlungstätigkeit des Wissenschafts- rates, das Votum der Expertenkommis- sion und stellen uns einer umfassenden Evaluation. Am wichtigsten ist, dass Wis- senschaftspolitik in Berlin zu einer Lage- einschätzung zurückkehrt, die auf Fakten basiert und die Konsequenzen in einem ergebnisoffenen Dialog zieht. Wenn sich Leistung lohnen soll – so ein anderer Polit-Slogan – dann hat das UKBF nichts zu fürchten. Prof. Dr. Martin Paul Dekan des Fachbereichs Humanmedizin Foto: Ausserhofer veritas iustitia libertas FU-Nachrichten Zeitung der Freien Universität Berlin Ausgabe 02/2002

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Die Aufgabe des UKBF als Universitäts-klinikum ist nicht nur ein Affront gegendie Leistungsbereitschaft und Leis-tungsfähigkeit eines Leuchtturms derHochleistungsmedizin in Berlin, wieder Wissenschaftsrat in jüngsten Äuße-rungen mehrfach bestätigt hat. Hoch-schulpolitisch wird damit die Axt an dieFreie Universität gelegt, die ohne medi-zinischen Fachbereich keine vollgültigeUniversität mehr wäre. Mit diesem mas-siven Verstoß gegen die Hochschulver-träge können sich auch die anderenHochschulen ihrer Zukunft nicht mehrsicher sein. Somit kämpft das UKBFauch für die FU und die BerlinerWissenschaftslandschaft. Wirtschaftspolitisch wird massiv in dieInnovationsfelder Medizintechnik undBiotechnologie eingeschnitten, indenen Berlin bisher gut aufgestellt war.Neben den 5.000 Arbeitsplätzen desKlinikums sind viele innovative Start-ups und mittelständische Unternehmenin Dahlem und darüber hinaus betrof-fen. Wer neue Arbeitsplätze in Berlinschaffen will, muss in diesen Bereichinvestieren, statt ihn kaputt zu sparen.Diese und viele weitere Argumentegegen die Abwicklung der FU-Medizinhaben wir der Politik vorgetragen undder Bevölkerung und den Medien nahegebracht, mit unterschiedlichem Erfolg.Während die Politik formell weiter aufdem Schließungsbeschluss der Koali-tionsvereinbarung beharrt, wachsen inPDS und SPD die Zweifel, ob es sinnvollgewesen ist, der im Sommer vereinbar-ten Expertenkommission für die Ber-liner Hochschulmedizin vorab ein nega-tives Beratungsergebnis vorzugeben.Vollends beeindruckend ist der offeneProtest der UKBF-Beschäftigten: vomProfessor und Studenten bis zum tech-nischen und pflegerischen Personal.Auch viele Patienten, wie uns in vielenBriefen und Telefonaten bestätigt wird.Das UKBF steht wie ein Mann und wie

Berlin spart nicht – Berlin verliert!

Who is next?Die Absicht der neuen Koalition, dasUniversitätsklinikum Benjamin Franklinund damit die gesamte FU-Medizin zuschließen, kann niemanden ruhigschlafen lassen, der weiß, dass Wis-senschaft und Kultur existentiell für diewirtschaftliche Entwicklung und diehohe Attraktivität Berlins sind. Diedümmlichen Begründungen und Falsch-behauptungen der Koalition zeigen feh-lende Sachkenntnis bei der Entschei-dungsfindung. Die Koalitionsabsichtenstoßen auf massiven Widerspruch:Wissenschaftsrat, DFG, Hochschulrek-

torenkonferenz, Max-Planck-Gesell-schaft, Medizinischer Fakultätentaghaben entsetzt reagiert und die weitüberdurchschnittliche Leistungsbilanzder FU-Medizin in Forschung undLehre betont – TU und HU sowie Vertre-ter der Wirtschaft und der Gewerk-schaften haben sich angeschlossen. DieKoalitionsabsichten werden als einAngriff auf die Wissenschaft insgesamtverstanden. Trotz der vor kurzem abge-schlossenen Hochschulverträge weißsich keine Wissenschaftseinrichtung inBerlin mehr sicher. Wer ist der Nächste?Dass durch Schließung des UKBF derBerliner Haushalt nicht saniert wird,weiß jeder. Wer sorgfältig rechnet – wiedas Deutsche Institut für Wirtschafts-forschung – weiß, dass Berlin mehrGeld verliert als es spart. Da aber trotzeinhelliger Kritik – selbst Mitglieder derSPD und PDS denken inzwischen um –an der Entscheidung festgehalten wird,ist massiver öffentlicher Druck weiter-hin dringend erforderlich. Es ist erfreu-lich und dankenswert, mit welchemEngagement die Menschen aus allenBereichen innerhalb und außerhalb derUniversität, beileibe nicht nur aus derMedizin, sich an den öffentlichen De-monstrationen beteiligen. Die ersten100.000 Protestunterschriften wurdengesammelt – und es wird weitergehen.Die Überzeugungskraft der Argumentegegen den politischen Kahlschlag musszum Erfolg führen.Halten Sie durch und helfen Sie mit –die Freie Universität und ihre Medizinvor politischer Willkür zu schützen:Berlin braucht Zukunft, Berlin braucht

Wissenschaft, Berlin braucht die FU-

Medizin!

Prof. Dr. Peter Gaehtgens

Präsident der Freien Universität Berlin

Drei Männer, eine Zuversicht: „Wir werden siegen!“ FU-Präsident Prof. Dr. Peter Gaehtgens,

sein Stellvertreter, der Erste Vizepräsident Prof. Dr. Dieter Lenzen und Prof. Dr. Martin Paul,

der Dekan des Fachbereichs Humanmedizin, führen den Protest auf den Straßen und Plätzen

Berlins an (v.l.n.r.).

Am 17. Januar demonstrierten die FU-Medizinerinnen und FU-Mediziner auf dem Potsdamer Platz.

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Die Freie Universität kämpft entschlossen für den Erhalt der Medizin

Warum wir siegen werdenDas Universitätsklinikum Benjamin Franklin (UKBF) kämpft um seine Existenz. In einem politischen Willkür-Akt hat die neue SPD/PDS-Koalition des Berliner Senats

kurz vor Weihnachten beschlossen, den Fachbereich Humanmedizin der FU Berlin aufzugeben und das UKBF vom Lehr- und Forschungsklinikum in ein Krankenhaus

der Regionalversorgung umzuwandeln. Der Beschluss hat in der Universität und der gesamten Wissenschaftslandschaft wie ein Schock gewirkt und binnen kurzem eine

breite Front des Widerstands mobilisiert. Die große Solidarität der Berliner Bevölkerung und die Stichhaltigkeit der Fakten machen zuversichtlich, dass der unsinnige

Koalitionsbeschluss keinen Bestand und das UKBF eine Zukunft haben wird. Der Dekan des Fachbereichs Humanmedizin, Prof. Dr. Martin Paul, erläutert in seinem

nachfolgenden Artikel, weshalb die Abwicklung der FU-Medizin unvernünftig wäre und im Interesse Berlins verhindert werden muss.

eine Frau gegen seine Abwicklung – einenorm positiver Schub für das „Wir-Gefühl“ unseres Klinikums, der unsnoch leistungsfähiger machen wird. Auch die Bevölkerung und Medienunterstützen unseren Widerstand vor-bildlich. Binnen weniger Wochen wur-den über 100.000 Protest-Unterschrif-ten gesammelt. Der neue Berliner Senathat sich eine neue außerparlamentari-sche Opposition geschaffen. Wir sindmit Demonstrationen auf der Straße,unser Protest ist kreativ und findetAufmerksamkeit. Richtig ist, dass die Hochschulmedizinin Berlin noch Optimierungspotenzialebesitzt. Wir treten nicht gegen dasSparen an sich an. Wo es sinnvoll ist,sollte es geschehen. Das UKBF wehrtsich nur gegen eine unsinnige Spar-

aktion, die mehr kostet als sie einbringt.Der Protest ist auch deshalb so enga-giert, weil sich das UKBF ungerechtbehandelt fühlt. Der Veränderungs-prozess des UKBF, der in den letztenJahre viele Früchte getragen hat, ist einpositives Turn-around-Modell für Berlininsgesamt.

Netzwerk darf nichtzerstört werden

Ganz wesentlich für diesen Erfolg istdie 1995 durch das Universitäts-medizingesetz initiierte Fusion vonKlinikum, vorklinischen Institutionenund Zahnmedizin, die zu positivenSynergieeffekten und einer massivenLeistungssteigerung der FU-Medizingeführt haben. Dieses komplexe Netz-werk, das sich hinter dem Kürzel„UKBF“ verbirgt, darf nicht durch neueSparmaßnahmen zerstört werden; es istnicht einfach in andere Institutionentransplantierbar oder teilbar. „Innova-tion und Gerechtigkeit“, so der letzteSPD-Wahlslogan, kann sich dieserSenat nicht ans Revers heften. Die strukturellen Maßnahmen des Fach-bereichs Humanmedizin zur Verbesse-rung und Profilbildung in der Forschunghaben rasch Erfolge gezeitigt: Hatte derWissenschaftsrat Anfang der 90er Jahreder FU-Medizin deutlichen Nachholbe-darf in der Forschung attestiert, so konn-te sich die FU-Medizin innerhalb weni-ger Jahre in diesem Bereich an eineführende Position im Bundesvergleichsetzen. Stimuliert durch eine leistungs-

bezogene Mittelvergabe aus den staat-lichen Zuschüssen im Fachbereich ent-wickelte sich ein kollegialer Wettstreitum die Verbesserung der Publikations-leistung und die Einwerbung der Dritt-mittel, deren Volumen in der Wissen-schaft allgemein als Indikator fürLeistungsfähigkeit gilt. Hier konntenForscher des Fachbereichs Humanmedi-zin neben einer Vielzahl von Einzel-projekten federführend zwei von derDeutschen Forschungsgemeinschaft(DFG) geförderte Sonderforschungsbe-reiche, zwei Forschergruppen sowie dreiGraduiertenkollegs begründen. Darüberhinaus sind sie an allen weiteren wesent-lichen derartigen Einrichtungen der Ber-liner Hochschulmedizin und der natur-wissenschaftlichen Fachbereiche der FUbeteiligt. Die Humanmediziner derFreien Universität scheuen nicht denLeistungsvergleich mit anderen. Im Ge-genteil: Sie suchen den Wettbewerbebenso wie die fachliche Kooperation!Wie kann der politische Konflikt um dasUKBF gelöst werden? Wir setzen auf dieVermittlungstätigkeit des Wissenschafts-rates, das Votum der Expertenkommis-sion und stellen uns einer umfassendenEvaluation. Am wichtigsten ist, dass Wis-senschaftspolitik in Berlin zu einer Lage-einschätzung zurückkehrt, die auf Faktenbasiert und die Konsequenzen in einemergebnisoffenen Dialog zieht. Wenn sichLeistung lohnen soll – so ein andererPolit-Slogan – dann hat das UKBF nichtszu fürchten.

Prof. Dr. Martin Paul

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Z e i t u n g d e r F r e i e n U n i v e r s i t ä t B e r l i n A u s g a b e 0 2 / 2 0 0 2

1586 FUN 02/02 05.02.2002 12:22 Uhr Seite 1

Falsche Daten führen zu fal-schen Entscheidungen. Im Fall der ge-planten Abwicklung des Universitäts-klinikums Benjamin Franklin zeigt sichdas besonders deutlich. In vielfältigerWeise ging die Politik bei ihremBeschluss zur Schließung der FU-Medi-zin von falschen Annahmen aus, die nunstückweise von unterschiedlicher Seitekorrigiert werden müssen. Bei einemgeordneten Verfahren – der Faktenerhe-bung und Beratung durch eine Experten-kommission – hätte sich dieses Knäuelaus Fehlinformation und Fehlent-scheidung nicht bilden können. NachAussagen des Wissenschaftsrates ist dieHochschulmedizin insgesamt mit Ab-stand der leistungsfähigste wissenschaft-liche Bereich in Berlin. Von den Gesamt-Drittmitteleinnahmen der beidenBerliner Universitätsklinika UKBF undCharité in Höhe von rund 41,5 Mio. Eurofür das Jahr 2001 hängen direkt mehr als2.400 hochqualifizierte Arbeitsplätze undindirekt weitere 4.500 Arbeitsplätze ab.„Sie ist damit nicht nur Motor für innova-

17. Dezember 2001Auf einer Informationsveranstaltung„Die Hochschulmedizin im Rahmender Koalitionsverhandlungen“ werdendie Beschäftigten des Universitätsklini-kums Benjamin Franklin über Gerüchteinformiert, dass die FU-Medizingeschlossen werden soll.

20. Dezember 2001Das Gerücht wird Realität: Die zwischenSPD und PDS ausgehandelten Koali-tionsvereinbarungen sehen vor, denFachbereich Humanmedizin zu schlie-ßen und das UKBF in ein regionales Ver-sorgungskrankenhaus zu verwandeln.In einer Informationsveranstaltunginformiert der Klinikumsvorstand unddas Präsidium der Freien Universität dieMitarbeiter/innen.

11. Januar 2002Der Parteitag der SPD tagt im Internatio-nalen Congress Centrum (ICC), um überdie Koalitionsvereinbarungen abzustim-men. Rund 4.500 Mitarbeiter/ innen derFreien Universität demonstrieren vordem ICC. Unterstützung erhält die FreieUniversität von Prof. Dr. Jürgen Mlynek,dem Präsidenten der Humboldt-Univer-sität, Prof. Dr. Kurt Kutzler, dem ErstenVizepräsidenten der Technischen Univer-sität, Susanne Stumpenhusen, der ver.di-Landesvorsitzenden, Monika Grütters(CDU) und Lisa Paus (Bündnis 90/DieGrünen). Um auf die drohende Schlie-ßung des Fachbereichs Humanmedizinhinzuweisen, werden in einer Sternfahrt

zum ICC mehrereKrankenhausbettendurch Berlin gescho-ben. Der SPD-Landes-parteitag stimmt denKoalitionsvereinba-rungen zu.

12. Januar 2002Der Parteitag der PDSstimmt im Schöneber-ger Rathaus den Koa-litionsvereinbarungenzu. Trotz Schneere-gens demonstrierenrund 500 FU-Beschäftigte gegen dieSchließung des Fachbereichs Human-medizin. Prof. Dr. Dieter Lenzen, ErsterVizepräsident der FU, trägt den PDS-Mitgliedern eine Resolution vor. Die PDSsignalisiert Dialogbereitschaft.

15. Januar 2002Der Präsident der Freien Universität,Prof. Dr. Peter Gaehtgens, der ErsteVizepräsident, Prof. Dr. Dieter Lenzen,der Dekan des Fachbereichs Human-medizin, Prof. Dr. Martin Paul, und derÄrztliche Direktor des UKBF, Prof. Dr.Wolfgang Hinkelbein, führen ein Ge-spräch mit Vertretern der PDS: Dr.Gregor Gysi, Dr. Thomas Flierl undBenjamin Hoff.

16. Januar 2002Alle Parteien der Be-zirksverordnetenver-sammlung Steglitz-Zehlendorf verurteilendie Entscheidung zurSchließung der FU-Medizin. Rund 750Beschäftigte der FUdemonstrieren.

17. Januar 2002Im Berliner Abgeord-netenhaus werden derRegierende Bürger-

meister und die Senator/innen gewählt.Während eine Delegation unter Leitungdes FU-Präsidenten Prof. Dr. PeterGaehtgens Gespräche im Abgeord-netenhaus führt, ziehen rund 2.000Beschäftigte vom Anhalter Bahnhof zumPotsdamer Platz. Auch der Bundesver-band des Marburger Bundes, dieBerliner Ärzte- und Apothekerkammersowie die CDU-Fraktion im BerlinerAbgeordnetenhaus wenden sich gegendie Schließung der FU-Medizin.

21. Januar 2002Prof. Dr. Peter Gaehtgens, Prof. Dr.Martin Paul und Prof. Dr. WolfgangHinkelbein treffen mit dem Regie-renden Bürgermeister Klaus Wowereit

zusammen. Beide Seiten äußern ihrInteresse an einer möglichst schnellenLösung.

22. Januar 2002Der neu gewählte Senat tritt erstmals imRoten Rathaus zusammen. Rund 200Beschäftigte des Klinikums protestierengegen die Sparpläne der Berliner Regie-rung. In der SPD-Fraktion bezweifelnimmer mehr Spitzenpolitiker wie Schul-senator Klaus Böger oder Klaus-UweBenneter die erwarteten Spareffekte.Auch der Wissenschaftsrat kritisiert diePläne der rot-roten Koalition, das UKBFin ein Regionalkrankenhaus umzuwan-deln.

23. Januar 2002Die brandenburgische Wissenschafts-ministerin Prof. Dr. Johanna Wanka(CDU) wendet sich ebenfalls gegen diegeplante Schließung des FachbereichsHumanmedizin an der FU.

24. Januar 2002Über 100.000 Bürgerinnen und Bürgerhaben ihre Namen auf die Unterschrif-tenlisten zum Erhalt des UKBF gesetzt.

25. Januar 2002Hunderte Berlinerinnen und Berlinerfolgen dem Aufruf der FU zur Teil-nahme an einer Demonstration, dievom Brandenburger Tor zum Bundes-kanzleramts führt, wo Verhandlungenzum „Bündnis für Arbeit“ stattfinden.

„Die Freie Universität ist unsere Freiheitsstatue!“

Weltweite Solidarität

Täglich erreichen das FU-Präsidium und

den Klinikumsvorstand Solidaritäts-

adressen und Protestschreiben, die an den

Regierenden Bürgermeister gerichtet sind.

Die Briefe stammen aus dem In- und

Ausland und haben eines gemeinsam:

Ihr Unverständnis auszudrücken über die

beschlossene Schließung der FU-Medizin

und die Umwandlung des UKBF in ein

regionales Krankenhaus. Viele Schreiber

erinnern sich an die schwierige

Gründungsphase und erzählen ein Stück

Zeitgeschichte.

„Als eine der ersten Medizinstudentinnender Freien Universität Berlin mit der Imma-trikulationsnr. 159 habe ich im Jahr 1948 ausder SBZ kommend die politische Freiheitgewählt, nachdem die Pressionen gegenStudenten und Lehrkörper ein genausounmenschliches Gesicht zu zeigen began-nen wie in der Nazizeit. Die FU in Berlin(West) garantierte Freiheit der Lehre undForschung und versammelte in ihren Provi-sorien Studenten und Lehrer des gleichenFreiheitswillens, wofür die Amerikaner diegeistigen und materiellen Grundlagen schu-fen und mit täglichen Quäkerspeisungendas Überleben der Studenten sicherten.“

Dr. med. Eva Pakuscher, Berlin

„Wenn eine Universität existent bleibt,dann kann und muss es nur die FU sein!Alles, womit das amerikanische Volk dieFreiheit gestärkt, gefördert und erhaltenhat, muss weiter erhalten bleiben. Die FreieUniversität ist unsere Freiheitsstatue!“

Dr. Karl-Heinz Rinne, Berlin

„Ich arbeite in Philadelphia, einer Stadtmit vier medizinischen Hochschulen[...], einer veterinärmedizinischen Hoch-schule [...]. Ich bin überzeugt, dass derMajor of Philadelphia der Idee, auch nureine dieser Einrichtungen schließen zuwollen, sofort entgegen treten würde,hängt doch der Weltruf Philadelphiasgerade von der so erfolgreichen biomedi-zinischen Forschung und Lehre dieserHochschuleinrichtung ab.“

Dr. med. vet. Bernd Driessen, School of

Veterinary Medicine, University of Pennsylvania

„Als Neubürgerin, Medizinstudentin undMutter von zwei Kindern bewarb ichmich an beiden Berliner Unis, um meinStudium mit dem Praktischen Jahr unddem Dritten Abschnitt der ÄrztlichenPrüfung abzuschließen. Die Regelstu-dienzeit hatte ich aus o.g. Gründen umdrei Semester überzogen. Dies war einGrund für die Humboldt-Universität eineImmatrikulation abzulehnen, obwohlmein Studium in diesem Stadium „nur“noch Verwaltungskosten für die Vermitt-lung der drei PJ-Trimester-Stellen undAbwicklung der Prüfung kostete und imGegenzug eine kostengünstige Arbeits-kraft in den finanziell und personell sogebeutelten Krankenhäusern gewonnenwäre. Diese Gelegenheit ließ sich dieFreie Universität nicht entgehen. MeinStudium konnte ich dadurch ohne weite-ren Zeitverlust im Juni 2001 beenden.“

Silke Höft, Berlin

tive Unternehmens-gründungen in unmit-

telbarer Nachbarschaftder Standorte, sondern

darüber hinaus auch Kata-lysator für die gesamte bio-

medizinische Region Berlin-Brandenburg, die über 150

diesbezügliche Firmen aufzu-weisen hat“, bemerkt der Wissenschafts-rat. Das Deutsche Institut für Wirt-schaftsforschung (DIW) prognostiziertEinbußen von mehr als 3,32 MilliardenEuro (6,5 Milliarden Mark), wenn dasUKBF seinen Universitätsstatus verliert.Das entspricht etwa fünf Prozent desBerliner Sozialprodukts. Von mehr als5.000 Arbeitsplätzen am UKBF in Lehre,Forschung und Krankenversorgung sindderzeit rund 550 durch Drittmittel finan-ziert. Die Politik erwartet durch dieSchließung der FU-Medizin eine Einspa-rung des jährlichen UKBF-Zuschusses inHöhe von 95 Mio. Euro. Davon müssenjedoch eine Reihe von Einnahme-Posi-tionen abgezogen werden, die dem Landdann nicht mehr zugute kommen. Sozum Beispiel die Einwerbung von For-schungs-Drittmitteln, die sich 2001 aufrund 25 Mio. Euro belief. Gerade an die-ser Zahl zeigt sich auch die wissenschaft-liche Leistungsfähigkeit des UKBF. ImDurchschnitt wirbt jeder Professor am

UKBF über 310.000 Euro an Drittmittelnein. Der Bundesvergleich liegt bei derHälfte. Wegfallen würden auch Einnah-men durch überregionale Patienten-versorgung im Universitätsbereich vonweiteren rund 30 Mio. Euro. Ebenso ab-zuziehen von der Einsparsumme wärendie notwendigen Rückzahlungen an denBund aus Mitteln der Hochschulbauför-derung. Das Bundesministerium fürBildung und Forschung (BMBF) geht imMoment von über 95 Mio. Euro aus.Fraglich sind auch die erhofften Einspar-effekte bei der Ausbildung der Medizin-studenten. Im Jahr 2000 hatte die FU4.180 Medizin-Studenten, davon 560 Stu-dienanfänger. Diese Studenten müsstenkostenmäßig von der Humboldt-Univer-sität übernommen werden. In der Ten-denz zeichnen sich dadurch eher höhereAusbildungskosten ab, denn auf günstigeRelation des UKBF mit Kosten von175.000 Euro pro Medizin-Studienplatz(Bundesdurchschnitt rund 200.000 Euro)würde verzichtet. Ohnedies ist keines-wegs sicher, ob eine Reduzierung derMedizin-Studienplätze aus rein fiskali-schen Gründen vor den Verwaltungsge-richten Bestand haben würde. So schei-terte in der Vergangenheit die Einstellungdes Studienganges am Berliner Verfas-sungsgericht. Den Studiengang Zahn-medizin gibt es heute immer noch. Auch

bei den Professuren unterliegt dieKoalition einem Irrtum. Sie ging beiihrem Beschluss davon aus, dass in dennächsten Jahren 80 Prozent der UKBF-Professuren neu besetzt werden sollten,was im Abgleich mit den Charité-Lehr-stühlen zum Wegfall von Doppelange-boten führen könnte. Tatsächlich aberhat das UKBF in den letzten Jahren einegroße Zahl von Neuberufungen erreicht,so dass in den kommenden Jahren nurnoch für 26 Prozent der Lehrstühle Nach-folge-Berufungen anstehen. Nicht ausrei-chend mitbedacht wurde bei der Koali-tionsentscheidung schließlich dasVerhältnis zum Nachbarland Branden-burg, das gerade wegen der Ausstattungder Berliner Medizin auf den Aufbaueiner eigenen Hochschulmedizin ver-zichtet hat. Zwei Universitätsklinika mitzur Zeit nach Plan noch 3.347 Betten(1990: 5.633 Betten) für Berlin undBrandenburg – also für sechs MillionenEinwohner – stellen im Vergleich mitanderen Bundesländern keine Überaus-stattung dar. Auf Einwohner bezogenhaben andere Bundesländer eine deutlichhöhere Dichte an Klinika, auch der Bun-desdurchschnitt liegt höher. Der Anteilder Brandenburger Patienten im UKFBbeträgt 8,5 Prozent aller stationär beleg-ten Betten.

Manfred Ronzheimer

Chronologie des Koalitionsbeschlusses zur Abwicklung der Humanmedizin an der FU Berlin

Aus dem Gerücht wird bittere Gewissheit

Klaus Wowereit beim SPD-Parteitag.

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Seite 2 FU-Nachrichten 02/2002

Zahlen, Daten und Fakten zur Hochschulmedizin in Berlin

Die rot-rote Koalition hat sich verrechnet

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Aktuell

1586 FUN 02/02 05.02.2002 12:22 Uhr Seite 2

FU-Nachrichten 02/2002 Seite 3 Aktuell

Interview mit der UKBF-Pflegedirektorin Hedwig Francois-Kettner

Was kommt auf das Pflegepersonal und die Patienten zu?

ist, eine gewisse Ruhe in den Bereicheneintreten würde, die – negativ betrachtet –Stillstand bzw. Alltagsroutine ohne neueHerausforderungen beinhalten könnte.Die Polikliniken würde es unter den heu-tigen Bedingungen nicht mehr geben.Die Pflegekräfte, die in Forschungspro-jekten als Study Nurse eingesetzt sind,würden arbeitslos. Der gesamte Sektor,der in diesem Hinblick zu betrachtenwäre, würde eine drastische Veränderungfür etwa 100 Pflegekräfte, das sind rundzehn Prozent des Gesamtpersonals, bein-halten. Das würde bedeuten: Wegfall derStellen, Umsetzung in andere Bereiche,Veränderung der täglichen Arbeitszeitund vieles andere mehr.

Welche Auswirkungen hätte dies auf dieQualität der Krankenversorgung? Waswürde die Patienten erwarten?

Die unmittelbaren Auswirkungen möchteich derzeit gar nicht anführen. Vor allenDingen auch deshalb nicht, weil das nicht

nicht verfügt) laufen Forschungsvorha-ben, die die klinische Forschung mit undam Patienten beinhalten. Darüber hinauswerden Behandlungsformen getestet,bevor sie in den Regelbetrieb anderer Ver-sorgungssysteme Eingang finden. Auchim Pflegebetrieb setzen wir uns kritischmit neuen Inhalten auseinander. Wir tes-ten neue Pflegeformen, bewerten und ver-öffentlichen die Ergebnisse und führenverschiedene Forschungsprojekte durch.So hat das Klinikum Benjamin Franklin –wie es uns jetzt auch durch diverse Stel-lungnahmen bestätigt wurde – eine Vor-reiterrolle unter den UniversitätsklinikenDeutschlands inne.

Welche Auswirkungen hätte die Um-wandlung des UKBF in ein städtischesKrankenhaus für das Pflegepersonal?

Das Pflegepersonal würde zum Beispielden Wegfall der ärztlichen Rotation nega-tiv und positiv erleben. Positiv, weil durchdie ständige Rotation, die heute gegeben

Hedwig Francois-Kettner ist im

Universitätsklinikum Benjamin

Franklin eine von den Ärztinnen und

Ärzten sowie dem Pflegepersonal gleich-

ermaßen geschätzte Persönlichkeit, die

sich aufgrund ihres außergewöhnlichen

Engagements auch ohne autoritäre

Gebärden Anerkennung und Respekt

verschafft hat. Sie ist seit 17 Jahren die

Pflegedirektorin des UKBF, bereits zum

dritten Mal wurde sie in dem jeweils auf

fünf Jahre befristeten Amt bestätigt. Die

diplomierte Krankenschwester und

erfolgreiche Absolventin eines Studiums

für Pflegemanagement ist Mitglied im

Klinikumsvorstand und hat neben ihrer

originären Zuständigkeit für den Pflege-

und Funktionsdienst auch die Aufgabe,

die Gesamtbelange der Universitätsklinik

mitzugestalten. Niclas Dewitz sprach mit

Hedwig Francois-Kettner über die Aus-

wirkungen des Schließungsbeschlusses

für das Pflegepersonal und die Patienten.

Was unterscheidet ein Universitätsklini-kum von einem städtischen Kranken-haus aus Sicht des Pflegepersonals?

Ein Universitätsklinikum hat diverse Auf-gaben, die ein städtisches oder privatesKrankenhaus nicht hat. Hier werden nichtnur Studierende ausgebildet. Eine wesent-liche Rolle spielt auch, dass sich nahezualle Mediziner in der Weiterbildung befin-den und damit regelhaft in den unter-schiedlichen Bereichen rotieren. Die Aus-bildung findet in hohem Maße als„bedside-teaching” statt. Dies beinhaltet,dass Lehre und Krankenversorgung eng-maschig miteinander verknüpft sind. Inden Praxisbereichen und stationären Sek-toren, aber auch in den Polikliniken (überdie ein städtisches oder privates Haus

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seriös darstellbar ist. Für die Patienten wür-den sich sicher in den Sektoren der polikli-nischen Sonder- und Spezialsprechstundenerhebliche Nachteile ergeben. Sie sind esheute gewohnt, Nachbetreuungen zu erfah-ren, die in den Spezialfragestellungen be-sonderer Krankheitskomplexe für sie eineexistentielle Bedeutung haben. Dafür ist derBerliner Markt mit den niedergelassenenÄrzten aus meiner Sicht keinesfalls ge-rüstet. Und ich gebe nicht nur meine Mei-nung wieder, dass das ein gravierendes Pro-blem für nahezu 165.000 Patienten wäre.

Befürchten Sie betriebsbedingte Kündi-gungen?

Auch das wäre Spekulation. Allerdings istdie Aussage der Politiker, dass es in Berlinzunächst keine betriebsbedingten Kündi-gungen gäbe, genau so wenig zuverläs-sig, wie die Aussage, dass die Universi-tätsmedizin in Berlin eine seriöseVertragsdauer bis 2005 habe. Sie sehen,wie schnell die Aussagen geändert wer-den und wie wenig Bestand das Wortunserer Politik heute hat.

Niclas Dewitz

Der Medienfachmann und Mediziner Dr. Gilbert Schönfelder

Springinsfeld mit HandyGilbert Schönfelder ist ein Medienstar.Kein gelernter, aber dafür ein echter. Seitder drohenden Abwicklung des Fachbe-reichs Humanmedizin der Freien Univer-sität managt er einen Großteil der Anfra-gen im Klinikum, besorgt in wenigenMinuten einen Fachmann für Raucher-beine; vermittelt Interviews mit demDekan oder spricht mal eben mit derChefredaktion des „Tagesspiegels“. Allesgeht rasant schnell. Das Sprechen wie dasIdeen-Entwickeln. „Wir müssen denLeuten klar machen, dass der Wegfall desKlinikums der Anfang vom Ende der FUist.“ Gleich darauf schmiedet er Pläne füreine Plakataktion, verhandelt mit derMorgenpost über ein Banner und erzählteinem Journalisten, wie es zu der AktionBettenschieben kam. Dann klingelt dasHandy, Schönfelder springt auf und istschon wieder konzentriert beim nächstenGespräch. Wer derart unter Hochdruckarbeitet, kann am Klinikum derzeit nureinen Chef haben: den Dekan Prof. Dr.

Martin Paul. Ihm verdanktSchönfelder viel. Nicht nurdie Medienwirksamkeit,sondern auch einen Teilseiner wissenschaftlichenKarriere. Nach dem Abiturin Berlin Steglitz studiertSchönfelder an der FreienUniversität, wechselt mitdem Hochdruck-Medizi-ner zum MDC, wo er nochals Student für den Labor-aufbau und die Organisation zuständigist, bis er schließlich die beste Disser-tation seines Faches über „Regulations-mechanismen und pathophysiologischeBedeutung von Stickstoffmonoxid-Syn-thasen im feto-plazentaren Kreislauf“schreibt. Preise habe er eine ganze Mengeerhalten, auch internationale, so der 33-

Jährige, der derzeit achtDoktoranden betreut. DasStudium, die Arbeit imLabor waren dem rühri-gen Berliner nicht genug,weshalb er 1995 gemein-sam mit Kollegen euro-paweit die erste Firmagründete, die genetischveränderte Ratten undMäuse produzierte. In-zwischen ist die Firma mit

einer amerikanischen fusioniert und fir-miert als eine der großen biotechnologi-schen Firmen unter dem Namen AtugenAG. Aus der aktiven Arbeit in der Firmahat sich Schönfelder inzwischen alsGründungsaktionär zurückgezogen. Umso wichtiger ist die Medienarbeit, die ihmeinen großen Spaß zu machen scheint.

Angefangen hat alles mit einem interna-tionalen Symposium über Umweltchemi-kalien mit Östrogenen, wo die crème dela crème der Forschung versammelt war.Schönfelder gibt Interviews über verfrüh-te Pubertät und Spermienkrisen als Reak-tion auf Umweltchemikalien; bald ist erein beliebter Ansprechpartner der Presse,der über die Gefahr von Koffein ebensolocker plaudert wie über Energy-Drinks.„Wichtig ist doch nur, dass mich LieschenMüller aus Pankow auch versteht“, meinter und fügt hinzu, dass er es eben gelernthabe, Statements so zu formulieren, dasssie nicht mehr geschnitten werden kön-nen. Das Denken in Bildern und Reden,gespickt mit Beispielen aus dem Alltag,kommen ihm auch bei seinen Studentenzu Gute. „Denn was nützt die beste For-schung, wenn man sie nicht herüberbringt“, meint Schönfelder. Das ist ihmin den vergangenen Wochen auf einebeeindruckende Weise gelungen.

Felicitas von Aretin

Zur Person Benjamin Franklin

Zusammenhalten oderhängen

Benjamin Franklin, der Namenspatron des Universitätsklinikums der FU Berlin.

Kupferstich um 1830 von FrancescoPetroncini nach Porträt um 1780.

Das UKBF trägt seit dem Juni 1994 denNamen Benjamin Franklin. Die Umbenen-nung anlässlich des 25-jährigen Jubiläumsdes Universitätsklinikums Steglitz erfolgtein Würdigung der deutsch-amerikanischenBenjamin-Franklin-Stiftung, die 1955 zumBau der Berliner Kongresshalle ins Lebengerufen wurde und ab 1958 die Errichtungdes Universitätsklinikums förderte. Die vonEleanor Dulles, der damaligen Berlin-Expertin im US-Außenministerium undSchwester des amerikanischen Außen-ministers John Foster Dulles, initiierte Stif-tung trug mit 60 Mio. Mark rund ein Fünftelder Gesamtkosten zur Realisierung desKlinikums bei. Der Namensgeber Benja-min Franklin (17.1.1706 – 17.4.1790) isteiner der populärsten Gründerväter der Ver-einigten Staaten. Hierzulande ist er denmeisten als Erfinder des Blitzableitersbekannt, tatsächlich war er ein Allround-Genie, das sich auf den unterschiedlichstenFeldern, von der Technik über dasVerlagswesen bis hin zu Politik, erfolgreichbetätigte. Franklins Karriere begann miteiner Drucker-Ausbildung in der Zeitungseines Bruders, wo er sich seine ersten jour-nalistischen Sporen verdiente. 1723 grün-dete er in Philadelphia seine eigeneDruckerei und gab ab 1729 die Wochen-zeitung „Pennsylvania Gazette“ heraus.Daneben engagierte er sich in zahlreichenöffentlichen Projekten, richtete unter ande-rem 1731 die erste öffentliche Leihbiblio-thek Amerikas ein, rief die erste Feuerwehrder Stadt ins Leben und entwickelte alsPostmeister des Abgeordnetenhauses vonPennsylvania Methoden zur Verbesserungder Straßenbefestigung und -beleuchtung.1747 begann Franklin mit seinen Experi-menten auf dem Gebiet der Elektrizität;fünf Jahre später führte er sein berühmtesDrachenexperiment durch, mit dem ernachwies, dass Wolken elektrisch geladensind. Für seine wissenschaftlichen Leistun-gen erhielt Franklin zahlreiche Auszeich-nungen. Es folgten die politischen Jahre, indenen sich Franklin als Vorkämpfer deramerikanischen Unabhängigkeit betätigte.So gehörte er zu den Mitunterzeichnern derUnabhängigkeitserklärung von 1776. Da-mals wandte sich Franklin mit den berühm-ten Worten an die Assembly: „We must allhang together, or assuredly we shall all hangseparately“ („Wir müssen alle zusammen-halten, oder wir werden alle alleine hän-gen“). In Europa wirkte Franklin für meh-rere Jahre als Diplomat in Paris, bis er 1785Gouverneur seines Heimatstaates Pennsyl-vania wurde. 1790 starb Franklin im Altervon 84 Jahren, als einer der populärstenPolitiker seiner Zeit. Manfred Ronzheimer

Auch für das Pflegepersonal und die Patienten hat der Abwicklungsbeschluss negativeKonsequenzen.

Hedwig Francois-Kettner,

Pflegedirektorin des UKBF.

Dr. Gilbert Schönfelder

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1586 FUN 02/02 05.02.2002 12:22 Uhr Seite 3

Seite 4 FU-Nachrichten 02/2002 Aktuell

Die enge Kooperation mit dem Universitätsklinikum Benjamin Franklin

ist für die Mediport Biotechnik GmbH unverzichtbar

Projektes, die das BMBF ge-fordert hatte, erfolgte haupt-sächlich durch Fördermittelund Risikokapital. Das hatsich rentiert.

Besaßen Sie zu diesem Zeit-punkt schon eigene Firmen-räume?Nein, in den ersten zweiJahren saßen wir noch mitunserem Labor in der Dah-lemer Garystraße, am Insti-tut für Klinische Pharma-kologie und Toxikologie derFreien Universität. Erst Ende

1999 sind wir nach Steglitz gezogen.

Inwieweit arbeiten Sie mit den BerlinerUniversitäten, insbesondere mit demUKBF, zusammen?Unser Unternehmen besteht aus 15 Mit-arbeitern, von denen sieben Naturwissen-schaftler sind, die von der Freien Universitätstammen. Natürlich führen wir gemein-same Forschungsprojekte mit den BerlinerUniversitäten durch. Dieses Potenzial ist jaauch einer der Gründe, weshalb wir unsdamals entschieden haben, hier in Berlinzu bleiben. Unsere Firma ist aus einem Me-dizin-Institut der Stadt hervorgegangen.Und so ist es selbstverständlich, dass Kon-takte gepflegt und in Projekten fortgeführtwerden. Derzeit laufen zum Beispiel Ko-operationen mit dem Institut für KlinischePharmakologie und Toxikologie – undzwar mit dem Institutsleiter Prof. Dr.Martin Paul – sowie mit Frau Prof. MonikaSchäfer-Korting vom Institut für Pharma-zie.

Was sagen Sie zu der beabsichtigtenUmwandlung des UKBF in ein Versor-gungskrankenhaus und der angekündig-ten Schließung der FU-Medizin?Ein Uniklinikum – und so auch das UKBF– kann die Keimzelle für zahlreiche Fir-mengründungen sein, denn dort werdenIdeen geboren. Aus Forschungsprojektenentstehen Firmenprojekte. Und so entste-hen Symbiosen. Junge Nachwuchswissen-schaftler werden Firmenmitarbeiter, diespäter wieder gemeinsame Projekte mitihren ursprünglichen Forschungsstättendurchführen. Forschungsprojekte werdenFörderprojekte. Naheliegend ist doch,dass die gemeinsam mit einem Medizin-oder Pharmazie-Institut entwickelten Pro-dukte direkt am dazugehörigen Uniklini-kum – sprich: dem UKBF – getestet wer-den können. Das zum Thema „innovativeMedizin“. Die Klinik dient Berlin als wirt-schaftlicher Motor: Arbeitsplätze entstehendurch Firmenausgründungen, Umsätzewerden gesteigert und durch Kooperations-projekte fließt auch wieder Geld in dieKlinik. Warum also soll etwas umfunktio-niert werden, das profitabel funktioniert?

Ilka Seer

Mediport Biotechnik GmbHWiesenweg 10, D-12247 Berlin

Tel.: 030/76 94 31 00, Fax: 030/76 94 31 [email protected]

www.mediport-biotechnik.de

Berlin lebt von der Wissenschaft.

Zumindest noch heute. Die lange

biomedizinische Tradition der

Stadt hat dazu geführt, dass sie

sich als Wissenschaftsstandort

einen Namen gemacht hat. In

den vergangenen Jahren haben

sich hier vor allem biotechnolo-

gische Firmen niedergelassen. Zu

den Firmengründungen zählen

einige, die in den 90er Jahren als

Ausgründungen aus Universi-

täten entstanden sind. Dazu

gehört auch die 1997 gegründete

Mediport Biotechnik GmbH, die

ihren Sitz in direkter Nachbar-

schaft zum Universitätsklinikum Benjamin

Franklin (UKBF) hat. Das Unternehmen ist ein

Auftragsforschungslabor, das Dienstleistungen

im Bereich der Entwicklung und Erprobung

medizinischer und kosmetischer Produkte anbie-

tet und sich auf den Einsatz tierversuchsfreier

Methoden spezialisiert. Inwieweit die Mediport

Biotechnik GmbH mit dem UKBF verzahnt ist

und welche Folgen nicht nur die drohende Um-

wandlung des Uniklinikums in ein regionales

Versorgungskrankenhaus, sondern auch die

Schließung der FU-Medizin für das junge

Unternehmen hätte, erläuterte Dr. Stephan

Klug, Berater der Geschäftsleitung, in einem

Gespräch mit Ilka Seer.

Herr Klug, womit beschäftigt sich dieMediport Biotechnik GmbH?Unser Dienstleistungsangebot reicht vonStudien an Zellkultursystemen bis hin zuUntersuchungen an komplexen Modellenvon isoliert perfundierten Tierorganen,nämlich Schweineherzen und -beinen.Das bedeutet, dass wir diese Einzelorganekünstlich durchbluten, um an ihnen – undnicht am lebenden Tier – Versuche durch-zuführen, zum Beispiel Toxizitätsunter-suchungen bei der Entwicklung undErprobung pharmazeutischer und kosme-tischer Produkte. Darüber hinaus erpro-ben wir medizintechnische Geräte undentwickeln das Organsystem Herz zueinem Modell für das Infarktgeschehenweiter. Wir bieten damit ein komplexesTestsystem für die Entwicklung undErprobung herzwirksamer Substanzen an.

Und wie kam es zu dieser Firmengrün-dung?Initiiert wurde die Firmengründung ei-gentlich durch das Bundesministerium fürBildung und Forschung (BMBF). Das för-derte damals ein Forschungsprojekt an derCharité. Gegenstand der Forschung wares, Ersatzmethoden für Tierversuche zuentwickeln. Das BMBF hatte als ausdrück-liches Ziel des Projektes gefordert, dass dieErgebnisse industriell umgesetzt werdensollten. Und so kam es 1997 zu der Fir-mengründung durch Herrn Dr. ChristianGroße-Siestrop. Unterstützt wurden wirauch von FiTE, einem Programm zur För-derung der industriellen Technologie-entwicklung in Berlin, das uns für denZeitraum von 1999 bis 2001 einen Betrag inHöhe von 2,8 Millionen Mark als nichtrückführbare Zuschüsse zur Verfügungstellte. Die industrielle Umsetzung des

Stephan Klug berät dieGeschäftsleitung der

Mediport Biotechnik GmbH.

Unterschiede von den be-schränkteren, bloß vorberei-tenden Lehranstalten eine hoheoder Hochschule nennt...“

Eine „beschränktere Lehranstalt“scheint nun genau das Zielrot-roter Politik zu sein. Sieunterstützt damit eineFehlentwicklung, die fürdas 20. Jahrhundert ty-pisch war.

Das Ganze wird in viele Ein-zelheiten zerlegt. Der Blick derWissenschaftler auf das Ganzegeht – zum Schaden der Men-schen – verloren.

In den letzten 30 Jahren haben dieWissenschaften eine Lektiongelernt: Die immer fort-schreitende Spezialisie-rung auch der Medizinkann sich gegen dieInteressen der Men-schen richten. Des-halb fordern vieleWissenschaftler, seienes Mediziner, Sozial-oder Geisteswissenschaft-ler, Transdisziplinarität.

Das bedeutet, dass auch dermenschliche Körper aus derSicht vieler Wissenschaften be-trachtet werden muss. Ausdiesem Grunde arbeitenMediziner, Naturwis-senschaftler, Sozial-und Geisteswissen-schaftler in vielenFragestellungen zu-sammen. Medizinso-ziologie, Evolutionstheorie,Sozialanthropologie, medizini-sche Anthropologie, medi-zinische Psychologie, Biomedi-zin, medizinische Physik –diese und viele andereVerbindungen sind derAusdruck für einenengen Zusammenhangzwischen der Medizinund der übrigen Univer-sität.

In diesem Augenblick handelnBerliner Politiker gegenwissenschaftli-

Die Philosophie einer „Voll-Universität“

Die Zerschlagung unserer Medizin

nimmt der Freien Universität den

Charakter einer „Voll-Universität“. Die

Zerschlagung unserer Medizin negiert

zwei Jahrtausende europäischer Bil-

dungsgeschichte. Warum?

„Universitas“ meint seit dem Altertumdie Gesamtheit der Dinge. Zu dieser Ge-samtheit gehörte schon in der griechi-schen Antike die Medizin als Bestand-teil der Philosophie. So unterschiedPlaton zwischen der Medizin und derRhetorik.

Die Medizin untersucht die Natur desKörpers, die Rhetorik die Erforschungder Seele. Am Anfang des abendländi-schen Denkens geht es also immerdarum, dass Wissenschaft sich mit demGanzen beschäftigt. Auf diese Weisesollte sicher gestellt werden, dass derArzt auch die Krankheit als Bestandteildes menschlichen Ganzen betrachtet.Deswegen verlangt das Mittelalter vonden Ärzten die Kenntnis aller freienKünste, der „septem artes liberales“.

Die Medizin heißt „zweite Philo-sophie“. Sie ist mit der Theologie engverknüpft. Bis zum 17. Jahrhundertetabliert sie sich als akademisches Fachan den Universitäten. Auch für die Auf-klärung ist der Arzt „Philosophus“,wenn er im wahren Sinne gebildet ist.Das entspricht dem Bildungsideal dereuropäischen Universität. So heißt es ineinem Handbuch des 19. Jahrhunderts:„Universität ist eine Unterrichtsanstalt,welche alle Wissenschaften oder dasganze Gebiet der Gelehrsamkeit um-fasst; weshalb man sie auch zum

Wirtschaftsmotor UKBF

che Selbstverständlichkeiten.Ignorant, informations- und

belehrungsresistent und ohneFolgenabschät-

zung prakti-ziert

eineHandvoll Akteure einen Poli-tikstil, der in seiner Einfachheit

erschreckt. Die Beseitigungvon komplexen Systemen

wie der Humanmedizinan der Freien Univer-sität ist die ratlosesteund damit primitiv-ste Form politischen

Handelns. Sie wendetden Blick ab von den

Notwendigkeiten desGanzen und schaut in eine

fiskalische Tunnelröhre.

Weil die Freie Universität aberauf Universitas bestehen muss,ist der Kampf um die Hoch-

schulmedizin identisch mitdem Kampf um die Lehre

aus einer Wissenschafts-geschichte, in der wir esuns nicht leisten kön-nen, auf wechselseiti-ges Wissen und Ver-

stehen zu verzichten.Sei es das Verständnis

psychischer Bedingungendes Krankseins, sei es das

medizinische Grundverständnisfür künftige Lehrkräfte bei der

Diagnose kindlicher Lernschwie-rigkeiten, sei es die Biochemie

als Basis des Verstehens neu-ronaler Prozesse.

Eine Gesellschaft, die übersich hinaus wachsen will,

wird nicht zulassen, dassProvinzpolitiker mit drei

Sätzen einer Koalitionsverein-barung abendländische Kulturge-

schichte negieren. Schon gar nichtin Berlin, das nicht zum ersten MalSchauplatz ignoranter Politik ist.

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Universitas: Nicht ohne Medizin!

Prof. Dr. Dieter Lenzen

Erster Vizepräsident der

Freien Universität Berlin

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Prof. Dr. Dieter Lenzen

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FU-Nachrichten 02/2002 Seite 5 Aktuell

Emeritus Prof. Dr. Dr. h.c. Wilhelm Brosig schreibt an den Regierenden Bürgermeister

„Das, was Sie vorhaben,ist nicht gut so!“

schen Klinik und hat damit in Deutschlandden dritten Lehrstuhl für Urologie inne.„Sonst hätte ich ja auch in Frankfurt blei-ben können, wo wir viele Freunde hatten“,meint Brosig. In den kommenden Jahrenleistet er Pionierarbeit: 1963 gelingt ihm dieerste Nierentransplantation in Deutsch-land; 1965 die erste radikale Prostat-ektomie (Entfernung der Prostata). Für sei-ne Verdienste erhält der zweifache Vaterzahlreiche Ehrungen im In- und Ausland:So wird er Ehrenmitglied der Deutschen,Österreichischen, Berliner, Norddeutschenund Japanischen Urologischen Gesell-schaften; erhält 1983 das Bundesverdienst-kreuz und wird 1994 Ehrendoktor derFreien Universität. Wie Brosig auch nachseiner Emeritierung 1983 das Geschick„seiner“ Urologie interessiert, sieht der Be-sucher der Brosigschen Wohnung schonam Eingang: Groß hängt dort ein Schild,das auf die Urologische Klinik hinweist.Gleichzeitig unterhält Brosig Freund-schaften zu Urologen auf der ganzen Welt.„Ich glaube, wir waren nur nicht in Indo-nesien“, sagt er zu seiner Frau, auf dieFrage, ob er viel gereist sei. Inzwischen istihm das lange Reisen und das geliebteTennisspiel allerdings zu mühsam. Nochheute geht er gerne zu Tagungen, Kon-gressen und interessiert sich für diePolitik. Die geplante Schließung des Fach-bereichs Humanmedizin ist für den ehe-maligen Ordinarius eine späte Rache derKommunisten. „Während meiner aktivenZeit habe ich mich immer um Kontaktezur urologischen Klinik der Charitébemüht“, meint Brosig, wenn auch mitwenig Glück. Die Zusammenarbeit derSPD mit der PDS hält er schlicht für einenSkandal, gegen den er auch weiterhin pro-testieren möchte.

Felicitas von Aretin

Mit dem Namen der Benjamin-Franklin-Stiftung verbindet sich die Baugeschichtevon drei wichtigen Bauwerken Berlins.Mit ihrem großen Engagement für dieKongresshalle (1958), und für zweiEinrichtungen der Freien UniversitätBerlin – den Henry-Ford-Bau (1954) unddas Universitätsklinikum Steglitz (1968)– leistete die Stiftung einen wesentlichenBeitrag zum Wiederaufbau der Stadtnach dem Zweiten Weltkrieg und doku-mentierte das amerikanische Interesse ander Zukunft Berlins.In den 50er Jahren stellte das US-ameri-kanische State Department großzügigeGeldmittel in Höhe von jährlich etwaeiner Million Dollar für Wiederauf-bauprogramme in Deutschland und

Berlin bereit. Folgt man der Schilderungvon Eleanor Dulles, so wurde dieBenjamin-Franklin-Stiftung zunächstaus rein zweckmäßigen Erwägungengegründet, denn dem Berlin-Fond desState Departments drohte 1955 derVerlust der nicht verbrauchten Gelder.Als „einzigen Ausweg“ sah EleanorDulles „die Gründung einer Stiftungnach den Berliner Gesetzen, der das Geldunwiderruflich überwiesen werdenkönnte“. Eleanor Dulles hatte in ihrerFunktion als Leiterin des Berlin-Ressortsim State Department angeregt, dass dieBenjamin-Franklin-Stiftung die medizi-nische Situation der Stadt überprüfte,wodurch dann die Planungen für dasUniversitätsklinikum Steglitz in Gang

gebracht wurden. Im August 1958 bekamdie Stiftung als Bauherrin den Auftrag,das Raumprogramm aufzustellen unddie weitere Planung einzuleiten. Ihregroßzügige Spende in Höhe von 60 Mio.Mark – immerhin ein Fünftel derGesamtbaukosten – gab den Anstoß fürden Baubeginn im Jahre 1959. DenVorsitz der Stiftung hatten nacheinanderzwei Architekten: zunächst RalphWalker, später dann Leon Chatelain.Am 9. Oktober 1968 wurde das fertigge-stellte Klinikum durch die Benjamin-Franklin-Stiftung an das Land Berlin undvon diesem an die Freie Universität über-geben. Damit beendete die Benjamin-Franklin-Stiftung ihre 13-jährige Tätig-keit.

Benjamin-Franklin-Stiftung finanzierte einen Teil der Baukosten des FU-Klinikums

Wie alles begann

Arztfreund aus Breslau, mit dem er inKriegsgefangenschaft war, vermittelt ihnals Oberarzt an die Chirurgische Universi-tätsklinik in Frankfurt am Main. Hier habi-litiert sich der in der Slowakei geboreneBrosig über den „Einfluss der Urinaus-scheidung auf das Wachstum der Blasen-tumoren“. Damit steht der spätere Berufs-weg fest: Brosig kämpft mit der ihmeigenen Bescheidenheit und Freundlich-keit darum, dass die Urologie sich alseigenständige Fachdisziplin neben derChirurgie etabliert. „Einfach war dasnicht“, meint der vierfache Großvater.1958 erhält er einen Ruf an die FreieUniversität. Dabei setzt er durch, dass erzum Extraordinarius für Urologie berufenund mit der Leitung der urologischenPoliklinik betraut wird. Ab 1959 über-nimmt Brosig die Leitung der urologi-

„Die von dem Berliner Senat beabsichtigteStreichung der Benjamin Franklin Klinikaus dem universitären Bereich der FreienUniversität ist eine politische Ent-scheidung und gleichzeitig eine Belei-digung für alle diejenigen, die irgendwiemit der Gründung der Freien Universitätbefasst sind oder waren. Das, was Sie vor-haben ‚ist nicht gut so‘. Ich protestiere aufdas Heftigste“, schrieb Prof. Dr. med. Dr.h.c. Wilhelm Brosig an den RegierendenBürgermeister Mitte Januar. Der weltbe-kannte Urologe ist derzeit nicht derEinzige, dem die Wut die Feder oder dieTaste führt. Täglich gehen an der FreienUniversität eine Flut von Solidari-tätsadressen ein, unter ihnen besondersviele von Gründungsstudenten und ehe-maligen Mitarbeitern.„Wissen Sie“, sagt der 89-jährige Emeritusder Freien Universität, „am schlimmstenist, dass die Sozialdemokraten mit der PDSzusammengegangen sind“. Und seineFrau nickt. Als deutsch-sprachige Pragerin saß sieneun Monate in tschechischer Haft, bis sievon den Kommunisten gemeinsam mitihren Schwiegereltern vertrieben wurde.Wilhelm Brosig, den sie im deutschenRuderclub in Prag kennengelernt hatte,war unterdessen als Mitglied des Afrika-Corps der Deutschen Wehrmacht inKriegsgefangenschaft geraten und ver-brachte vier Jahre als Lazarett-Arzt inAmerika. Nach 14-tägiger Schiffsfahrt lan-det der Mediziner, der an der deutschspra-chigen Universität in Prag studiert hatte, inBremerhaven. Im September 1946 sind dieEheleute endlich wieder vereint.„Das waren schon sehr aufregende Jahre“,erzählt Brosig. In der Fremde kommt ihmseine Fähigkeit zur Freundschaft, seinTalent zur Kommunikation zu Gute: Ein

4. Dezember 1948 Gründung der Freien Universität Berlin.

Februar 1958 Der Berliner Regierende Bürgermeister Willy Brandt führterste Gespräche mit dem amerikanischen Außenministerium(State Department) in Washington über das Vorhaben, inBerlin mit amerikanischer Unterstützung ein Krankenhaus zuerrichten.

Juni 1958 Das amerikanische Engagement für den geplanten Kranken-hausneubau wird vom State Department unter der Bedingungbefürwortet, dass er zugleich als Kern „eines medizinischenLehrzentrums für die Freie Universität“ dient.

August 1958 Die Benjamin-Franklin-Stiftung trägt mit 60 Mio. Mark rund einFünftel der Gesamtkosten zur Realisierung des Klinikums bei.

21. Oktober 1959 Feierliche Grundsteinlegung des Klinikums in Berlin-Steglitz.Die eingemauerte Urkunde würdigt den Bau als „Ausdruck derengen Verbundenheit zwischen den Vereinigten Staaten unddem freien Berlin“ und als „Beweis des Vertrauens in dieZukunft dieser Stadt“.

24. Juni 1964 Richtfest in Anwesenheit des Regierenden BürgermeistersWilly Brandt.

9. Oktober 1968 Feierliche Schlüsselübergabe des fertiggestellten Universitäts-klinikums Steglitz an die Freie Universität.

3. März 1969 Aufnahme der ersten stationären Patienten.

1. April 1994 Integration der Zahnklinik Süd (Aßmannshauser Straße) inden Verbund des Universitätsklinikums.

26. Juni 1994 Festakt zum 25-jährigen Jubiläum des UniversitätsklinikumsSteglitz mit feierlicher Umbenennung in UniversitätsklinikumBenjamin Franklin (UKBF) in Würdigung der Benjamin-Franklin-Stiftung.

15. Juli 1994 Übernahme des ehemaligen Militär-Hospitals der Amerikanerin Dahlem (Fabeckstraße).

1. April 1995 Das Gesetz über die Neuordnung der Hochschulmedizin inBerlin bringt entscheidende strukturelle Veränderungen: Durchdie Zusammenführung des Universitätsklinikums Charité mitdem vormaligen FU-Klinikum Rudolf Virchow wird das UKBFzum einzigen Klinikum der Freien Universität. Dieses Gesetzbegründet gleichzeitig den neuen Fachbereich Humanmedizinder FU, dem das UKBF, elf wissenschaftliche Institute des ehe-maligen FU-Fachbereichs Grundlagenmedizin und drei ehema-lige Bereiche des Virchow-Klinikums, darunter auch diePsychiatrische Klinik und Poliklinik in der CharlottenburgerEschenallee, zugeordnet werden. Der Fachbereich Human-medizin ist der größte Fachbereich der Freien Universität.

4. Dezember 1996 Das Tibor-Diamantstein-Haus wird im Rahmen derWissenschaftswoche des UKBF feierlich eröffnet. Damit erhältdas Universitätsklinikum 780 Quadratmeter zusätzliche unddringend benötigte Forschungsfläche am Hindenburgdamm.

Die deutsch-amerikanische Gründungsgeschichte des Universitätsklinikums Steglitz /

Benjamin Franklin

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Prof. Brosig hat 1963 am damaligen

Klinikum Charlottenburg der FU die erste

Nierentransplantation in Deutschland

durchgeführt.

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1586 FUN 02/02 05.02.2002 12:23 Uhr Seite 5

Seite 6 FU-Nachrichten 02/2002 Aktuell

Experten aus dem In- und Ausland können die Entscheidung der rot-roten Regierung nicht nachvollziehen

Ruinen schaffen ohne Waffen?

wichtige Gegenargumente und notwen-dige Abwägungen nicht getroffen wor-den. Der Schließungsbeschluss für dasUKBF ist phantasielos, berücksichtigtnicht die allein dadurch entstehendengravierenden Einnahmeverluste für dasLand [...] berücksichtigt ebenfalls nichtdie notwendigen Rückzahlungen an denBund in Höhe von mindestens 150 Mio.DM und vernachlässigt den nicht wiedergut zu machenden Imageverlust für denWissenschaftsstandort Berlin. Wir zer-stören viel mehr an Zukunft, als wir es für190 Mio. DM wieder einkaufen können.“

Adrienne Goehler, ehemalige Senatorin für

Wissenschaft und Kultur in Berlin

„Wäre es nicht so grotesk, könnte manfast meinen, das Motto des neuen Senatslaute: Ruinen schaffen ohne Waffen.“

Prof. Dr. Klaus Landfried,

Präsident der Hochschulrektorenkonferenz

„Die Celon AG (www.celon.com) konntenur durch die jahrelangen Forschungs-aktivitäten und deren Ergebnisse imBereich der Krebs- und Tumortherapieam UKBF/LMTB gegründet werden. Sieist heute durch diese Basis im Bereich derinterstitiellen Thermotherapie von Krebs-und Tumorpatienten mit ihrer entwickel-ten bipolaren Thermotherapie (RFITT)bereits nach 18 Monaten internationalbekannt und vertreten. Das UKBF hatnach wie vor in den USA einen sehr gutenRuf und dieses nicht nur durch die ehe-malige Co-Finanzierung der Amerikaner(unseren industriellen Kooperations-partnern in den USA ist die geplanteSchließung des UKBF nur schwer ver-mittelbar). Gerade für viele junge Unter-nehmen aus dem Bereich der Bio- undMedizintechnik, die sich im östlichenRaum Berlins ansiedeln, ist die geplanteUmwandlung des UKBF ein herberSchlag. Er entzieht uns die über Jahregewachsenen Verbindungen und Inves-titionen, vor allem die klinischen For-schungsmöglichkeiten, welche z. B.

Einsparungen willen höchste Qualitätgeopfert wird, schadet dies ja nicht nur derStadt und stellt ihre Zukunftsfähigkeit inFrage, sondern macht auch deutlich, dasses der amtierende Leuchtturmwärter ist,der das Licht ausknipst.“

Prof. Dr. Manfred Erhardt, Generalsekretär des

Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft

„Der Senat von Berlin sollte sich sehr gutüberlegen, ob er die ‚Leuchttürme‘ – undhierzu gehört die Universitätsmedizinzweifellos – ernstlich in Frage stellen soll-te. Die Schließung eines Klinikums wirdkurzfristig eher geringe Entlastung brin-gen; mittel- und langfristig ist es wissen-

schaftspolitisch und wirtschaftlich, mög-licherweise auch strukturell – im Falleeines gemeinsamen Bundeslandes Ber-lin-Brandenburg – schädlich. Es ist frag-los ein bedenkliches Signal an alle dieje-nigen, die in den vergangenen Jahren aufdie Attraktivität der neuen europäischenMetropole vertrauend nach Berlin ge-kommen sind.“

Prof. Dr. Günter Stock,

Vorstandsmitglied der Schering AG

„Mit dem Beschluss zur Schließung desUniversitätsklinikums Benjamin Franklin(UKBF) hat sich die neue rot-rote Koali-tion eine schwere unnötige Hypothekaufgebürdet. Bei dem Beschluss sind

Experten unterschiedlicher

Fachrichtungen und unterschiedlicher

politischer Couleurs sind sich einig: Die

Umwandlung des Universitätsklinikums

in ein Regionalkrankenhaus wäre für die

neue Bundeshauptstadt und den Wis-

sensstandort Berlin ein herber Schlag.

Das UKBF zählt heute unbestritten zu

den leistungsstärksten Einrichtungen der

Hochleistungsmedizin in Deutschland.

Das gilt sowohl für die Krankenversor-

gung als auch für die Medizinerausbil-

dung und die Forschung.

„Die wissenschaftliche Leistungsfähigkeitder FU-Fakultät kann eindeutig heutenicht mehr als Begründung zur Schlie-ßung herangezogen werden kann. Durcheine gezielte Berufungspolitik entwickeltesich die durch drastische Einschnitte ver-kleinerte medizinische Fakultät der FU zueiner im Bundesvergleich deutlich über-durchschnittlich leistungsfähigen Fakul-tät. Wie an der Charité warb auch jederProfessor am UKBF im Jahr 2000 über310.000 Euro ein. Der Bundesvergleichliegt bei der Hälfte. Die Hochschulmedizinist insgesamt mit Abstand der leistungsfä-higste wissenschaftliche Bereich in Berlin[...]. Für den Fall, dass die MedizinischeFakultät der FU abgewickelt werden sollte,würde der Verlust für die Wissenschaftweit über das Fach Medizin hinaus reichenund die Natur- und Ingenieurwissenschaf-ten ebenso wie außeruniversitäre For-schungseinrichtungen wissenschaftlichschwächen. Dies sieht der Wissenschafts-rat mit großer Sorge.“Prof. Dr. Dietrich Niethammer, Vorsitzender des

Medizinausschusses des Wissenschaftsrats

„Schlimmer noch ist, dass der Beschlussdie Tatsache ignoriert, dass es der FU-Medizin im Laufe der letzten Jahre gelun-gen ist, in die Spitzenklasse der deutschenUniversitätsklinika vorzustoßen und mitmehr als 25 Millionen Euro im Jahr dop-

pelt so viele Drittmittel pro Professor ein-zuwerben wie der Bundesdurchschnitt.Am schlimmsten aber wirkt das damit ver-bundene Fanal, dass es auf Qualität undLeistungskraft gar nicht ankommt, wenndie neue Regierungskoalition ihre Spar-beschlüsse fasst. Wenn um fragwürdiger

Adrienne Goehler, ehemalige Senatorin für Wissenschaft und Kultur, und Prof. Dr. Peter Gaehtgens, Präsident der Freien Universität.

unser Unternehmen für die Weiterent-wicklung der Produkte im internationa-len Wettbewerb dringend benötigt. EineVerlagerung zur Charité ist für uns nichtmöglich, da dort andere Forschungs-schwerpunkte bearbeitet werden.“

Dr.-Ing. Kai Desinger, Vorstandsvorsitzender

der Celon AG medical instruments

„Konträr zu allen bisherigen Beteuerun-gen der Politik, die Wissenschaft alswesentliche Triebkraft der EntwicklungBerlins zukünftig verstärkt zu fördern,wird mit dieser Entscheidung eine voll-kommen falsche Richtung eingeschla-gen. Wir halten die Schließung nicht nur

im Sinne der finanziellen Einsparungenfür unsinnig. Sie zieht auch einen massi-ven Schaden für die Attraktivität Berlinsals Wissenschaftsstandort nach sich. DieEntscheidung dokumentiert für Wissen-schaftler im In- und Ausland, für Förder-einrichtungen und Studenten, dass inBerlin die Finanznot über die Zukunfts-fähigkeit der Stadt gesiegt hat. Mit derFreien Universität Berlin, dem Universi-tätsklinikum Benjamin Franklin, demMax-Planck-Institut für Molekulare Ge-netik, dem Konrad-Zuse-Zentrum fürInformationstechnik und dem Fritz-Haber-Institut ist Dahlem/Steglitz dereinzige Standort Berlins, und einer derwenigen Standorte in Deutschland, der,

ähnlich den Standorten von amerikani-schen Spitzenuniversitäten wie MIT oderStanford, alle Komponenten zur Ent-wicklung der modernen Genomfor-schung (Biologie, Informatik/Mathema-tik, Medizin, Chemie, Physik) auf einemeinzigen Campus vereinigt.“

Prof. Dr. Hans Lehrach, Prof. Dr. Hans-Hilger

Ropers, Prof. Dr. Martin Vingron

Max-Planck-Institut für molekulare Genetik

„Berlin ist einer der wenigen Standorteauf diesem Globus, an dem aufgrund derexistierenden Strukturen ein gesunderWettbewerb zwischen zwei medizini-schen Fakultäten existiert. Wir alle, die andie freie und/oder soziale Marktwirt-schaft glauben, sind uns voll bewusst,dass nur der Wettbewerb die Beteiligtenzu Höchstleistungen treibt. Derzeit brin-gen beide Fakultäten diese Höchstleis-tungen, und dies ist ein wesentlicherStandortfaktor bei der zukünftigen An-siedlung von Unternehmen der Medi-zintechnik in Berlin. Ob in der Chirurgie,der HNO oder der biomedizinischenTechnik und Lasermedizin, die MGB hatimmer Unterstützung durch die Mit-arbeiter des UKBF erfahren und davonprofitiert. Es wird schwierig sein, wennwir in Zukunft gezwungen werden, ineine andere Stadt fahren zu müssen, ins-besondere, wenn der süddeutsche Wett-bewerb nicht schläft.“

Dr.-Ing. Johannes Tschepe,

MGB Endoskopische Geräte GmbH Berlin

„Die beabsichtigte Schließung des UKBFwird das Vertrauen in die VerlässlichkeitBerliner Wissenschaftspolitik allgemeinund damit in den WissenschaftsstandortBerlin nachhaltig beschädigen. Sie legtzudem einen wesentlichen als Anreiz-motor, Impuls- und Ideengeber wirken-den Kooperationspartner der BerlinerWirtschaft in einem ausgesprochen zu-kunftsträchtigen, in hohem Maße wert-

schöpfenden Segment des Arbeitsmarkteslahm und amputiert ein Potenzial, welchesschon seit einiger Zeit in Berlin Arbeits-plätze schafft und kurzfristig weitereBeschäftigung zu schaffen vermag.“

Prof. Dr. Hans-Uwe Erichsen, Vorsitzender

des Kuratoriums der Freien Universität

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Prof. Dr. Manfred Erhardt

Prof. Dr. Günter Stock Prof. Dr. Hans Lehrach

Prof. Dr. Hans-Uwe Erichsen

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FU-Nachrichten 02/2002 Seite 7 Aktuell

Was sagen die Studierenden zur drohenden Schließung der FU-Medizin?

das Damoklesschwert der Schließungüber dem Klinikum hing. Man hat sichsehr bemüht, moderne Lehrmethodenwie „bedside-teaching“ einzuführen, dieGruppengrößen zu verkleinern und jun-ge Dozenten anzuwerben. Insgesamtherrscht schon ein frischer Wind in derLehre. Dass Berlin sparen muss, ist klar.Sachlichen Argumenten kann man sichnicht verschließen. Aber das Klinikumproduziert momentan sehr gute Ergeb-nisse, was die Durchschnittsnoten derjeweiligen Examina angeht. Die Aus-bildung kostet hier weniger Geld als imBundesdurchschnitt, und man nimmtsehr viele Drittmittel ein. Deshalb sprichtalles dafür, dass man das BenjaminFranklin als Uniklinikum erhalten sollte.Man merkt, dass es wert ist, dafür zukämpfen.“

Martin Mostler, 26 Jahre, 9. Semester

„Bisher empfinde ichdie Bedingungen alsrecht angenehm, ichkann mich nicht be-klagen. Aber ich hättees gut gefunden, aneiner Uni zu Ende zustudieren. Theoretischgeht das. Praktisch ist

das aber Blödsinn, weil einfach die Qualitätleiden wird, wenn die Professoren weg-

„Seit ich mich ein bis-schen informiert ha-be, muss ich sagen,dass diese Entschei-dung, den Fachbe-reich und das Klini-kum zu schließen,durch Argumentekaum zu stützen ist.

Hier wird gute Medizin gemacht. Vorallem die Forschung hat sich in den letz-ten Jahren extrem verbessert. DiesesKlinikum hat sich von einem durch-schnittlichen zu einem erstklassigenUniversitätsklinikum in Deutschland ent-wickelt. Sehr viele Drittmittel werden ein-geworben. Was den Wissenschaftsstand-ort Berlin angeht, ist dieser Beschlussnicht vertretbar. Mir ist diese Politik völligunverständlich.“

Sibylle Rademacher, 24 Jahre, 10. Semester

„Das deutsche Medi-zinstudium ist insge-samt schlecht. Ich ha-be in Schwedenerlebt, dass es ganzanders sein kann: vielpraxisorientierter, vielinteressanter. Das istaber gerade hier an

der FU in den letzten Jahren besser gewor-den, weil Anfang der 90er Jahre schon mal

Von der geplanten Umwandlung des UKBF in ein regionales Krankenhaus und der Schließung des Fachbereichs Humanmedizin

an der Freien Universität wären neben vielen Beschäftigten auch zahlreiche Studierende betroffen. Stellvertretend für die 4.100

Medizin-Studierenden an der FU Berlin äußern sich hier fünf Kommilitonen und Kommilitoninnen.

Wichtige Kontakte

Ansprechpartner für Journalisten

ManfredRonzheimer

wbpr Public RelationsLauterstr. 35, 12159 BerlinTel.: 030 / 85 99 98 43Fax: 030 / 85 99 98 44E-Mail: [email protected]

Protestbüro im UKBF

Boris ArnoldUniversitätsklinikum Benjamin FranklinProtestbüroHauptgebäude, WesthalleHindenburgdamm 30, 12200 BerlinTel.: 030 / 8445-4751Fax: 030 / 8445-4750E-Mail: [email protected]/protestÖffnungszeiten: Mo-Fr, 9-15 Uhr, ggf.länger

Interne Kommunikation im UKBF

Alice WestphalUniversitätsklinikum Benjamin FranklinInterne ÖffentlichkeitsarbeitRaum 503/Haus IVHindenburgdamm 30, 12200 BerlinTel.: 030 / 8445-4397Fax: 030 / 8445-4476E-Mail: [email protected]

FU-Pressestelle

Dr. Felicitas von Aretin

Freie Universität Berlin, PressestelleKaiserswerther Str. 16-18, 14195 BerlinTel.: 030 / 838-73180Fax: 030 / 838-73187E-Mail: [email protected]

Fachschaftsinitiative

Stephan AlbrechtUniversitätsklinikum Benjamin FranklinFachschaftsinitiative MedizinHindenburgdamm 30Südrampe, Raum E 501 A, 12200 BerlinTel.: 030 / 8445-3567E-Mail: [email protected]

„Das Klinikum ist es wert,dafür zu kämpfen.“

gehen oder diejenigen, die ausscheiden,nicht durch junge ersetzt werden. MeineKonsequenz wird sein, dass ich versuchenwerde, die Uni zu wechseln. Es ist schonbedrückend.“

Johanna Gebauer, 19 Jahre, 3. Semester

„Die Bedingungen, die zur Zeit herr-schen, sind noch ganz o.k., aber was jetztkommen soll, wird zu katastrophalen Zu-ständen in der Berliner Wissenschafts-und Ausbildungssituation führen. Manmöchte eine vernünftige Ausbildungbekommen, weil man später eine enormeVerantwortung zu tragen hat. Das UKBFwird nun innerhalb kürzester Zeit seinenRuf einbüßen. Wir Studierenden sindfrustriert, die Motivation ist eigentlichgleich Null. Man merkt, dass einemSteine in den Weg gelegt werden, für dieman selber nichts kann.“

Heiko Müller (li.), 22 Jahre, 3. Semester, und

Manuel Pfeifer (re.), 22 Jahre, 3. Semester

Expertenstimmen

„Uns geht es insbesondere auch um dieZuverlässigkeit der Wissenschaftspolitikin Berlin, die auf keinen Fall weiter er-schüttert werden darf, wenn wir die bestenKöpfe für unsere Universitäten und For-schungsinstitutionen gewinnen wollen“.

Prof. Dr. med. Detlev Ganten; Prof. Dr. Walter

Rosenthal und Dr. Gudrun Erzgräber,

Max-Delbrück-Centrum für Molekulare

Medizin Berlin-Buch

„Die Hochschulmedizin steht im Zentrumeiner äußerst erfolgreichen Entwicklungder Lebenswissenschaften in Berlin. Es ge-lingt den beiden medizinischen Universi-tätsfakultäten, die in ein enges Netzwerkvon Unternehmen und außeruniversitärenForschungseinrichtungen eingebundensind, im Standortwettbewerb immer öfterBerlin zum Mittelpunkt wichtiger Entwick-lungen zu machen.“

Initiative „An Morgen denken“, Prof. Dr.

Gerhard Ackermann, Technische Fachhochschule

Berlin / Landeskonferenz der Rektoren und

Präsidenten; Dr. Norbert Bensel, DaimlerChrysler

Services AG; Prof. Dr. Detlev Ganten, Max-Delbrück-

Zentrum; Dr. Thomas Hertz, IHK Berlin

„Ich finde diesen Entschluss unverständ-lich und unverantwortlich. Ich bin über-haupt verwundert, dass es in Deutschlandständig nur um Schließungen und Strei-chungen im Wissenschafts- und Kultur-bereich geht. Ich kann Ihnen sagen, dasses in meinem neuen Wirkungsbereich,der Harvard Universität, nur um neueInitiativen zur Ausweitung der Wissen-schaft geht.“

Prof. Dr. Tom Rapoport, Harvard University

„Die Verknappung der Studienplätze führtzu einer weiteren Verschärfung derNumerus-clausus-Regelung gerade ineinem allgemeinen als elitär angesehenenStudienfach. Die Chancen für sozial unddamit in ihren Ausbildungszielen Benach-teiligten sinken gerade unter einem SPD-geführten Senat dramatisch. Der Grund-satz der SPD, für Chancengleichheit zusorgen, wird damit konterkariert.“

Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen

in der SPD Berlin

„Der Regierende Bürgermeister solltenach der Provinzposse bei der (…) Wahlzum Berliner Senat in der Entscheidungzum UKBF und auch bei der Arbeits-platzvernichtung im öffentlichen Dienstschnellstens von seinem hohen Ross her-unterkommen. Der DGB-Landesbezirkwird die Proteste und berechtigtenAbwehraktionen der FU Berlin in vollemUmfang unterstützen.“Bernd Rissmann, Deutscher Gewerkschaftsbund

Landesbezirk Berlin-Brandenburg

„Ich bin auch davon überzeugt, dass die-se Entscheidung dem Image der Haupt-stadt schadet, dass erste Ansätze, Berlinals ein attraktives Zentrum des Medizin-tourismus – ein schreckliches Wort – zuetablieren, konterkariert werden und vorallem der erfolgreiche Ausbau der Stadtals Biotechnologie- und Medizintechnik-zentrum spürbare Rückschläge erleidenwird“.

Juliane Frfr. v. Friesen, ehem. Senatorin

für Wirtschaft und Technologie

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Seite 8 FU-Nachrichten 02/2002 Innenansichten

Vom Wohnen der Wissenschaft in den Räumen der Freien Universität

Und wie man sich bettet...

Meditationsgemälde eines jungen Wil-den aus den 60er Jahren. „Das Bild hatmir schon immer besonders gut gefallen,weil es so einen dynamischen Touch hat.“Wild und eher unkonventionell sieht esauch sonst im Büro des charmantenMittfünfzigers aus: Kaum Ordner, dafürBerge von Umlaufmappen in den Rega-len, auf Tischen und Stühlen. Aber dererste Eindruck täuscht. Mit traumwandle-rischer Sicherheit zieht der Verwaltungs-mensch jeden Vorgang – und sei er nochso alt – aus den stark angegilbten, prähis-torischen Stapeln hervor. „Wer Ordnunghält, ist nur zu faul zum Suchen“, ist seinCredo. Was sich wie eine dürftige Schutz-behauptung anhört, ist Ausdruck absolu-

muss nicht peinlich sein. Im Gegenteil!Man kann mit ihm auch Überraschungs-effekte erreichen. Wie das geht, lernt manbei dem Referatsleiter Wolfgang Röcke,der in der zentralen Universitätsverwal-tung für das Immatrikulationswesenzuständig ist. Auf seinem Schrank hat ereine Kollektion von kleinen Schneekugel-welten mit Weihnachtsmotiven aufge-baut, die er immer dann schüttelt, wenndas Eis zwischen ihm und den Besuchern– unter ihnen viele Studierende – schmel-zen soll. Röcke lacht und zeigt auf einenWeihnachtsmann aus Plastik, der aufdem Kopf steht: „Auf diesen hier werdeich immer wieder angesprochen.“ Eineähnliche Wirkung entfaltet das abstrakte

Atmosphäre muss stimmen

„Wichtig ist vor allem, dass die Atmo-sphäre im Arbeitsraum stimmt“, meintProf. Erika Fischer-Lichte, Dozentin fürTheaterwissenschaft an der FU, „das istwie beim Theater. Schon wenn man dasBühnenbild sieht, erfährt man viel überdie Stimmung, die Situation, von der dasStück ausgeht.“ Die schlichte Eleganzihres zweiteiligen Zimmers beherbergteine ganz besondere Rarität: den überle-gen grinsenden Gustav Gründgens in derRolle des Wallenstein – als Kleiderstän-der und in Originalgröße.Atmosphäre, die dichter nicht sein könn-te, herrschte bis vor wenigen Monatenauch in der Poststelle des Präsidialamts inder Kaiserswerther Straße. Alpenpanora-men in Öl über Plüschsofas standen dortin hartem Kontrast zur funktionalenNüchternheit von Stempelkissen undFrankiermaschinen. Damit ist Schluss,seit die Postmoderne Einzug auch in die-sen Servicebereich gehalten hat. Ein paarTüren weiter spürt man sie aber noch, dieFU-Gemütlichkeit der Vorwendezeit: Fastso alt wie die Universität selbst ist derimmer noch funktionstüchtige Wasser-kocher in der Vervielfältigungsstelle, derunter dem Puzzelfoto eines Hopi-India-ners leise vor sich hin röchelt. Der High-tech-Kopierer gegenüber stört dort fastdie Idylle.Es zeigt sich: Jede Einrichtung hat ihrePsychologie und viele Ausstattungs-gegenstände ihre eigene Geschichte. Daist zum Beispiel jene, die aus dem Präsi-dialamt der FU stammt: Da verbirgt einerseit Jahren die Batikbilder der Ehefrauhinter dem Schrank, anstatt sie selbstbe-wusst im Büro aufzuhängen. Warum?Ganz einfach: Er will nicht mit ihnenidentifiziert werden. Denn, so expliziertProf. Dr. Ernst-H. Hoff, Arbeitspsycho-loge an der FU, „wir bringen uns nichtnur als Berufsperson in die Arbeit ein,sondern stellen uns über Bilder und per-sönliche Dinge als eine ganzheitlichePerson dar.“ „Aber was ist mit denen, diedie persönlichen Dinge mitbringen, sieaber nicht zeigen?“, fragt sich der Laieund wundert sich.

Ordnung ist überkommener

Anspruch

Ein Tipp: Auch Kitsch lässt sich in dernonverbalen Kommunikation mit denKolleginnen und Kollegen hervorragendzur Selbstinszenierung einsetzen. Kitsch

ter Souveränität. Niemand im Hause istgelassener als Röcke. Und die Wissen-schaft bestätigt ihn auch noch: Ordnungist überkommener Anspruch. Nach wis-senschaftlichen Erkenntnissen werden„persönliche Arbeitsstile“ gepflegt, „dienichts über Qualität oder Effizienz derArbeit aussagen“, weiß der Arbeitspsy-chologe. Na bitte!Aber es geht auch anders: Bei Prof. AlfredKuß am Institut für Marketing beispiels-weise drängt sich der Gedanke auf, dasshier ökonomische Rationalität zumdominierenden Gestaltungsprinzip erho-ben wurde: ein schräg in den Raum ge-bauter Arbeitstisch, Regale, eine Magnet-tafel für Anträge und Notizen, freie

Wände, tadellose Ordnung. Zum Fragenbleibt wenig Zeit, ungefähr fünf Minuten.Und doch gibt es etwas ganz Persönlicheszu entdecken: Kuß trinkt seinen Kaffeeaus einer Tasse, auf der ein Scheren-schnitt von Richard Wagner abgebildetist. Er ist leidenschaftlicher Wagner-Fan.Apropos Musik: Sie versetzt uns in Wal-lung, macht uns agil, bei Arbeit, Sportund Spiel, aber an deutschen Arbeits-plätzen – vor allem im öffentlichenDienst – ist sie verpönt. Warum eigent-lich? Längst ist wissenschaftlich erwie-sen, dass Kühe mehr Milch geben undHühner mehr Eier legen, wenn sie ange-nehm beschallt werden. Warum solltedas – im übertragenen Sinne – nicht auchfür den Menschen, ja auch für den homoacademicus, gelten? Einer, der es wissenmuss, hat daraus für sich selbst längstKonsequenzen gezogen: Wenn der Zoo-loge Prof. Klaus Hausmann über seinenhawaiischen Pantoffeltierchen brütet,lässt er sich von leiser Orgelmusik inspi-rieren. Und davon hat er eine ganzMenge: Das CD-Regal nimmt in seinemBüro fast eine ganze Wand ein. Da bleibtneben dem Standardmobiliar wenig Platzfür Fachspezifisches. Ein altes Mikroskopund das erbärmliche Skelett einer Haus-katze gehören dazu. „Die steht nur da,weil sie in den Müll sollte,“ erklärtHausmann fast entschuldigend und prä-sentiert eilig ein unscheinbares, aber fürihn sehr wichtiges Erinnerungsstück: dasmehrere Kilo schwere Drahtseilende voneiner Tiefsee-Expedition.

Mann gibt sich skurril

Sich wohlfühlen, wirken, kommunizie-ren, inspiriert werden, sich erinnern: Waserklärt noch zusätzlich unsere Lust ameigenen Interieur? Fest steht für Hoff: „Jeweniger Beruf und Interessen zusammen-fallen, umso wichtiger wird die Reprä-sentation durch persönliche Dinge. Siefunktionieren als so genannte Identitäts-aufhänger, drücken Meinungen und Ein-stellungen aus.“ Ursula Schinke, Sekre-tärin im Institut für Theaterwissenschaft,kann dies bestätigen: An ihrer Tür hängtein Plakat, auf dem in Reih und Glied eineGänsekarawane daherwatschelt: „So siehtdas aus, wenn hier Sprechstunde ist“,bemerkt sie trocken.Ungewöhnlich ist dagegen der Humor,den die katholischen Theologen/innen inder Schwedenerstraße 31 zur Schau stel-len. Wirklich harmlos sind hier nur dieZierpflanzen, die Kruzifixe und natürlichMonika Daumenlang, die gute Seele und

Prof. Hausmann lässt sich bei der Arbeit gern von Orgelmusik inspirieren.

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Der Geist – vor allem der intellektuelle – braucht Raum, um sich zu entfalten. Das war zu Zeiten der alten Griechen nicht anders

als heute zu Beginn der Wissensgesellschaft. Doch Raum ist relativ. Jeder Hund kann in Deutschland einen gesetzlich fixierten

Mindestanspruch geltend machen. Nicht so der Wissenschaftler, respektive die Wissenschaftlerin. Die Ressource Raum ist in den

Universitäten knapp. Und nicht jeder begnügt sich wie dereinst Diogenes freiwillig mit dem spartanischen Komfort einer Tonne.

„Tonne oder Rostlaube“, werden da einige fragen, „welchen Unterschied macht das schon?“ Wer will dort gern leben und arbeiten,

gar kreativ sein? Das Genie braucht ein angemessenes Ambiente. So ließ sich Wilhelm von Humboldt auf Schloss Tegel von einer

Reihe gipserner Venusdamen inspirieren, die sich in jede gewünschte Richtung drehen ließen. Und Goethes elegischer Dichter

brauchte ein auf das Feinste ausstaffiertes Schlafzimmer, um zu arbeiten – um „leise mit fingernder Hand“ auf dem Rücken der

eingeschlafenen Liebsten seine Versmetren zu zählen. Welch ein Kontrast zu heute! Ist alle Hoffnung dahin? Die FU nur ein Ort

realsozialistischer Tristesse? Weit gefehlt! Nicht nur im Verborgenen behauptet sich die Sehnsucht, der Umgebung eine persönliche

Note zu verleihen. Schöner wohnen – das ergaben die exemplarischen Inspektionen der FU-Nachrichten – bedeutet auch besser

arbeiten. Aber die Ansichten darüber, was schöner ist, gehen auch an der Freien Universität weit, weit auseinander.

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Immer noch eines der schönsten FU-Gebäude – das Institut für Philosophie.Spartanisch, praktisch, gut: eine der zahlreichen „Nasszellen“ in der Rostlaube.

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Prof. Erika Fischer-Lichte liebt ihren Gründgens.

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FU-Nachrichten 02/2002 Seite 9 Innenansichten

Sekretärin des Hauses. Ansonsten gibtMann sich hier eher skurril. „Muss auchdieses süße Pitbullbaby sterben?“, klagteine Titelseite der BZ an, das von fremderHand an den Schrank von Monika Dau-menlang geklebt wurde. Gleich danebenerfahren wir: „1762 Berliner von Hundengebissen“. Die Bildzeitung hingegenwirbt einen Schrank weiter mit: „Ab-nehmen: Von 130 auf 65 Kilo. So geht’s!“Und auf der Kühl-Gefrierkombinationgleich neben der Eingangstür prangt dieschockierende Mitteilung: „Reh in Berli-ner Bank-Filiale: Erschossen!“ WelchePhobien mögen hier grassieren?Wer das Zimmer nebenan betritt, be-kommt eine Ahnung davon. Sein Inhaber,Prof. Rainer Kampling, liebt vordergrün-dig die Kuscheligkeit deutscher Wohn-zimmer. Wir stehen in einem Raum, indem es alles gibt, was der Mensch zu sei-nem Glück braucht: gemütliche Sofas,Sessel, Thermoskannen, Kekse, Obst,

zog, steht hier nur die „Effektivschreib-tisch-Kombination“ einer schwedischenMöbelhauskette und die dazu passendeSchrankwand. Nein, halt! Aus demSchrank springt einem die BZ-Schlagzeilevom Januar 2001 „Papst verschiebtOstern“ entgegen. Haben hier etwa alleTheologen den selben Humor? „Das istein Geschenk von Herrn Kampling“,beruhigt Monika Daumenlang. Mansieht: Die Welt ist voller Wunder – an derFreien Universität und auch anderenorts.Man muss sie nur erkennen. In der Katholischen Theologie der FU hatder Geist seinen räumlichen Ausdruck ge-funden, ebenso wie in der Zoologie, denWirtschaftswissenschaften, der Theater-wissenschaft, der zentralen Universitäts-verwaltung und selbst in der Poststelle.Uniformität hat in der FU keine Chance!Das Individuelle setzt sich durch – unddas ist auch gut so...

Irmelin Ehrig

einen Kasten mitWeinflaschen – selbst-verständlich ein Wer-begeschenk –, anson-sten Aschenbecherund Hausheiligtümer.Was aber ist ein Haus-heiligtum? Kamplingmeint damit den blau-en Holzelefanten, hin-ter dem eine Kerzehervorragt. „Ein Hei-ligtum ist ein Ort inunserem Haus, unse-rer Wohnung, wo Gottuns im Alltag desLebens nahe ist“, stehtauf einer daran leh-nenden Marketing-Broschüre für denrechten Glauben. Zudiesen Heiligtümernzählt im Übrigen ein

vergoldeter barockerBilderrahmen. Derveredelt aber nichtetwa das typische Hei-ligenbild, sondern einunscheinbares Feuer-zeug, das in einer Ge-friertüte an die Wandgenagelt ist. Das guteStück hat der Kardinalvor einigen Jahren hiervergessen... Im Vergleich zuKamplings „spre-chender“ Wohnland-schaft wirkt das skan-dinavische Interieurseines Kollegen Prof.Michael Bongardt eineEtage höher fastschon protestantisch-stumm. Seit er vorknapp einem Jahr ein-

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Wolfgang Röcke findet jeden Vorgang mit traumwandlerischer Sicherheitwieder.

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Prof. Rainer Kampling ist für seinen ungewöhnlichen Humor inzwischenberühmt-berüchtigt.

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Wolfgang Röckes Schneekugelwelten lassen das Eis schnell schmelzen.

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Entrepreneurship an der FUgewinnt an Profil

Das bisher schon vorhandene Profil derFreien Universität im Bereich Entrepre-neurship soll in Zukunft stärker genutztwerden. Aus dem Bereich der Univer-sität sind in den letzten Jahren vielver-sprechende Gründungen hervorgegan-gen (wir berichteten in der letztenAusgabe). In einem ersten Schritt wur-de von den beiden tragenden Säulendieses Profils, dem CareerService undder von Prof. Faltin betreute BereichEntrepreneurship, angesiedelt amFachbereich Erziehungswissenschaftenund Psychologie, eine engere Zusam-menarbeit vereinbart. Den interessier-ten Studierenden soll eine Qualifikationangeboten werden, die sich zum einenaus der Entwicklung eines überzeugen-den Businessmodells und zum andereneiner unternehmerischen Kompetenzim kaufmännisch-administrativen Be-

reich zusammensetzt. Durch die Zu-sammenarbeit der beiden Kompetenz-zentren wird den Studierenden dieMöglichkeit gegeben eine selbstständi-ge ökonomische Lebensperspektive zuentwickeln und zu verwirklichen.

Neue Veröffentlichung der dahlem university press

Groß war die Nachfrage nach den Ta-gungsergebnissen der VortragsreiheBERLIN TOPICS vom 24. Oktober2000 mit dem Thema „Kapitalmärkteund Politik“. Jetzt sind die Beiträge ineiner Neuerscheinung der dahlem uni-versity press mit gleichem Titel inBuchform gesammelt. Ziel war es, Ge-meinsamkeiten und Unterschiede imWechselverhältnis von Wirtschaft undPolitik, deren gegenseitige Beeinflus-sungen, Abhängigkeiten, Steuerungs-und Kontrollmöglichkeiten im Kontext

von Nachhaltigkeit und Wohlstands-mehrung durch Kapitalmärkte undPolitik aufzeigen. Das Buch ist imBuchhandel für 25 € erhältlich.

Stipendium für Jura-Studierende

Die Anwaltskanzlei Gleiss Lutz HootzHirsch vergibt für das Jahr 2002zusammen mit dem DAAD das Alfred-Geiss-Stipendium. Ziel dieses Stipen-diums ist es, „hochqualifizierten Refer-endaren oder Assessoren eineinjähriges Magisterstudium (LL.M.)an einer Hochschule ihrer Wahl in denUSA oder in Großbritannien zu ermög-lichen.“ Neben den regulären Leistun-gen des DAAD übernimmt GLEISS dieStudiengebühren in voller Höhe. Obsich auch Frauen bewerben könnenund welche weiteren Qualifikationendie „Kandidaten“ erfüllen müssen, klä-ren die Interessentin/en am besten mit

dem DAAD oder der Anwaltskanzleipersönlich. DAAD: (0228) 882 425;Gleiss Rechtsanwälte (Fr. Dr. AnjaMengel LL.M.): (030) 2094 6463

US-Stipendiaten bevorzugen die FU

Die Freie Universität ist unter den Sti-pendiaten aus den USA die beliebtesteUniversität Deutschlands. Dieses Er-gebnis präsentierte die Deutsch-Ame-rikanische Fulbright-Kommission, diesoeben eine Bilanz ihrer Förderungdes deutsch-amerikanischen akademi-schen Austauschs in den vergangenenzehn Jahren vorgelegt hat. In derBilanz der letzten zehn Jahre liegt dieFU mit 129 amerikanischen Stipen-diaten mit deutlichem Abstand an derSpitze aller Universitäten in Deutsch-land. Die Ludwig-Maximilians-Univer-sität München folgt mit 109 Stipen-

diaten auf dem 2. Platz. Auch dasRanking der deutschen Studierenden,die mit einem Fulbright-Stipendium indie USA gehen, führt die Freie Univer-sität mit 113 Stipendiaten, gefolgt vonder TU Berlin mit 79 Stipendiaten,deutlich an. Auch die Alexander von Humboldt-Stiftung, durch deren Förderpro-gramm Wissenschaftler/innen ausaller Welt für einen Forschungsauf-enthalt an deutschen Universitätenfinanziert werden, hat kürzlich ihrenBericht für das Jahr 2000 vorgelegt.Daraus geht hervor, dass die FU nachder Zahl der nach strenger Begutach-tung geförderten Austauschwissen-schaftler/innen erneut in der Spitzen-gruppe der Rangliste der deutschenUniversitäten steht. Die FU und dieUniversitäten München und Heidel-berg führen seit vielen Jahren ab-wechselnd die Rangliste der Alexandervon Humboldt-Stiftung an.

Meldungen

1586 FUN 02/02 05.02.2002 12:24 Uhr Seite 9

Seite 10 FU-Nachrichten 02/2002 Innenansichten

Moderner Vorderer Orient an der FU – Ein in Deutschland einzigartiges Kompetenzzentrum droht seine Kontur zu verlieren.

Bald nur noch monotone Hügel?

Alles, was nach dem Mongolensturm aufBagdad im Jahre 1258 geschah, interes-siert an vielen islamwissenschaftlichenInstituten nicht mehr.“ In Hamburg, somunkeln andere, fehle doch ein wenigder methodische Unterbau. Wie attraktivdie FU und das internationale Renomeévon Gudrun Krämer gerade auch für fort-geschrittene Studierende ist, zeigt eineEpisode, die Saßmannshausen von sei-nem Austauschjahr in Kairo erzählenkann. Von den elf deutschen DAAD-Sti-pendiaten in Kairo kamen drei aus Berlin.Nach dem Jahr in Kairo und genügendMuße, sich den weiteren Fortgang ihresStudiums in Deutschland zu überlegen,trafen sich plötzlich zehn von ihnen ander FU wieder. Kein Herdentrieb, wieSaßmannshausen betont. Jeder hatte un-abhängig von den anderen diesen Ent-schluss gefasst; um so größer war dieÜberraschung beim unverhofften Wie-dersehen und irgendwie auch eine Bestä-tigung, die richtige Entscheidung getrof-fen zu haben.

Matterhorn oderMittelgebirge

Doch die Episode spielte im Winter 1998.Inzwischen hat sich einiges geändert undder Glanz läuft Gefahr zu verblassen.Schauen wir noch mal ins Gebirge, dennauch dort erodiert es kräftig weiter, undirgendwann ist auch die schönste Toble-rone-Silhouette flach und rund wie einedeutsche Mittelgebirgskuppe. Währenddas Matterhorn uns auf absehbare Zeitnoch erhalten bleibt, ist der eben skiz-zierte markante Höhepunkt im Profil der

Noch ist der Ruf gut

Was heißt eigentlich profitieren? DieKurse für Arabisch, dessen Beherrschungneben einer zweiten Sprache der RegionVoraussetzung für das Studium derIslamwissenschaft ist, sind völlig über-füllt, „sinnvolles Lernen ist kaum mög-lich“, sagt einer der Studienanfänger.Ansonsten sind die Neulinge recht zufrie-den: Anne Schönfelder schrieb sich zu-erst als Nebenfachstudentin ein. Inzwi-schen ist sie so begeistert von dem Fach,dass sie ins Hauptfach gewechselt ist.Dass ihre Wahl auf die FU fiel, war kei-nesfalls dem Zufall überlassen: „Ich woll-te nach Berlin“, sagt sie und der Ruf derIslamwissenschaften an der FU sei ebensehr gut. Ihr sozialwissenschaftlichesInteresse wird hier voll befriedigt. AuchChristian Saßmannshausen, studenti-sche Hilfskraft und Tutor am Institut,

kam ganz bewusst an die FU, nachdemer sein Grundstudium in Frankfurt amMain und Mainz absolviert hatte: „DieAusrichtung der Islamwissenschaft an

der FU auf den modernen VorderenOrient ist in Deutschland, vermut-lich neben Hamburg, einzigartig.

Am liebsten geht man zu denen, die vielzu bieten haben: Die Anfragen aus Presseund Politik häufen sich nicht nur amInstitut für Islamwissenschaft, sondernauch bei der Arbeitsstelle „Politik desVorderen Orients“ am Otto-Suhr-Institutoder am Institut für Iranistik. Die Stu-dierenden haben die Auswahl zwischenVeranstaltungen in einer Vielzahl weite-rer Institute, wie der Turkologie undArabistik und auch anderen Institutionenin der Hauptstadt, wie dem Zentrum Mo-

derner Orient (ZMO), dem Arbeitskreis Mo-

derne und Islam am Wissenschaftskollegund einigen anderen Einrichtungen. DieZahl der Neuimmatrikulierten im FachIslamwissenschaft hat sich in diesemWintersemester im Vergleich zum ver-gangenen Wintersemester verdoppelt.Viel aussagekräftiger ist jedoch der lang-fristige Trend: „Wir haben seit Mitte der70er Jahre einen stetigen Zuwachs anStudierenden zu verzeichnen“, weistGudrun Krämer, Professorin am Institutfür Islamwissenschaft Vorwürfe zurück,ihr Fach würde derzeit nur kurzzeitig vonaktuellen Ereignissen profitieren.

Ein markantes Profil ist attraktiv: Im Hochgebirge beschert ein schöner Gipfel den ehemals schäbigsten Hüttensiedlungen heute ein

Durchschnittseinkommen, wovon man in der sandigen Berliner Ebene nur träumen kann. Auch Universitäten brauchen Profil,

dachte man sich neidisch. Und so scheint man die Erdwissenschaftler mit der Politikberatung beauftragt zu haben: Wie entsteht

denn so ein ordentlicher Watzmann im Panorama? Die Antwort gefiel: Nur durch Erosion, nur wenn’s rundum kräftig bröckelt

und vieles den Bach runtergegangen ist, bleiben ein paar markante Gipfel. Und so geschah es. Seitdem bröckelt es überall, denn

was den Alpen ein Matterhorn beschert hat, soll in der Berliner Wissenschaftslandschaft ein Wohlgefallen sein. Biotechnologie,

naturwissenschaftliche Grundlagenforschung oder kleine Sprachen kennt jeder als Bereiche, in denen sich die Freie Universität ein-

drücklich profiliert hat, doch seit dem 11. September ist noch ein anderer Kompetenzbereich dieser Universität ins Rampenlicht

gerückt: Nirgendwo im deutschsprachigen Raum wird so breit und auf sicherem methodischen Fundament zum „Modernen

Vorderen Orient“ geforscht wie an der FU. Die deutsche Tradition einer vor allem philologisch-historisch arbeitenden

Orientwissenschaft wird hier durch einen gegenwartsbezogenen Ansatz aus verschiedenen Disziplinen erweitert.

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Ein Brennpunkt im Nah-Ost-Konflikt: Der Felsendom in Jerusalem.

Freien Universität akut gefährdet unddroht im Baedeker der deutschen Wis-senschaftslandschaft von der Kategorie„ist eine eigene Reise wert“ zu „sonstigeSehenswürdigkeiten“ abzusteigen. Dennwie schon bemerkt, ist es vor allem diefruchtbare Symbiose einer Vielzahl vonInstitutionen an der FU und außerhalbder Uni, die viele nach Berlin zieht.Saßmannshausen, der im Nebenfach Po-litikwissenschaft studiert, faszinierte beiseinem Wechsel an die FU auch die Mög-lichkeit, Veranstaltungen zum Themen-feld Naher Osten aus der VWL und derPolitikwissenschaft in sein Studium zuintegrieren, wie viele andere auch.Nirgendwo waren die Voraussetzungendafür besser als hier: Am FachbereichWirtschaftswissenschaft vertrat Prof.Dieter Weiss das Fachgebiet Volkswirt-schaft des Vorderen Orients, und am OSIleitet Prof. Friedemann Büttner dieArbeitsstelle „Politik des Vorderen

Orients“. Letztes Jahr ging Weiss in denRuhestand. Seine Professur wurdegemäß Strukturplan nicht wieder besetzt.Gleiches soll auch bei den Politikwissen-schaftlern geschehen, wenn Büttnernächstes Jahr ausscheidet. „Gerade ange-sichts der Tatsache, dass Globalisierungseit Jahren stattfindet und die islamischeWelt sowohl kulturell als auch politischvon besonderer Bedeutung ist, wäre essinnvoll, die vorhandenen Strukturen undKompetenzen zu erhalten, wenn nicht zustärken. Das Gegenteil geschieht mit die-sem Stellenabbau, auch wenn nun füreinige Jahre ein Interdisziplinäres Zen-trum Bausteine zu einer Gesellschaftsgeschichte

des Vorderen Orients gefördert wird“, kom-mentiert Gudrun Krämer diese Struktur-entscheidungen. Und sie setzt hinzu:„Dies wirft forschungspolitisch aberauch gesellschaftspolitisch gesehen min-destens ein problematisches Licht auf dieFU. Wenn man es ernst nimmt, dass dieBundesrepublik weltpolitisch eine wich-tigere Rolle einnehmen soll, muss siesich gerade für außereuropäische Kultu-ren Kernkompetenz erwerben und na-mentlich mit der islamischen Welt inunterschiedlichen Kontakt treten.“ Dassman Experten braucht, sieht man an denzahlreichen Stellen, die in den letztenMonaten von Ministerien, Bundes- undLandesbehörden geschaffen wurden.„Wir haben unsere Absolventen immergut untergebracht“, sagt Büttner nichtohne Stolz.

Erstaunlicherweise hat der gelernte Poli-tikwissenschaftler Verständnis dafür,dass seine Professur am OSI nicht mehrneu besetzt werden kann. „Bei der imStrukturplan beschlossenen Verkleine-rung des OSI auf 14 Professuren mussman sich auf den Kern des Faches kon-zentrieren, etwas anderes geht gar nicht.“Möglichkeiten, den Schwerpunkt „Politikdes Vorderen Orients“ zu behalten, gäbees aber auch außerhalb des Fachbereichs.Vielleicht ist das gar nicht nötig, denn vorkurzem wurden die Strukturplanung unddas Fachkonzept des OSI von drei aus-wärtigen Experten evaluiert. Mit einemVotum ist Anfang des Sommersemesters2002 zu rechnen, und vielleicht gehörtBüttners Arbeitsstelle zu den Gewinnernund man entschließt sich, sie zu erhalten– einiges spricht für eine solche Lösung.Sonst wäre es auch bald dahin, das Profil:Kein Matterhorn mehr und die BerlinerWissenschaftslandschaft käme der sandi-gen Ebene wieder ein Stück näher.

Niclas Dewitz

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FU-Nachrichten 02/2002 Seite 11 Innenansichten

Studienschwerpunkt Katalanisch an der FU eingerichtet

Jahrhunderte alte Kultur-sprache lebt wieder auf

den Erwerb weiterer Schlüsselkompeten-zen mit einschließen. Dazu gehören bei-spielsweise die Anwendung der NeuenMedien im Fernstudium und in derInformationsbeschaffung für Forschungund Unterricht, wichtige Auslandserfah-rungen und interdisziplinäres Studium.Wünschenswert ist die Einbeziehung derBereiche katalanische Geschichte, Kunst-geschichte, Musik etc.Durch die Einführungen des Zertifikatsund die damit verbundenen Neuerungensoll die Forschung und Lehre auf demGebiet der Katalanistik neben die bereitsan der FU etablierten kleineren romani-schen Sprachen treten und einen festenPlatz in der Berliner Romanistik erhalten:Das Galicische ist bereits durch ein Lekto-rat der galicischen Regionalregierung,vertreten von Sandra Castiñeiras, institu-tionalisiert; daneben garantieren dieForschung und Lehre von Prof. Dr.Winfried Busse die Präsenz des Judenspa-nischen am Institut, und Prof. Dr. GuidoMensching hat nicht zuletzt durch seinEngagement um die Standardisierungund Internetpräsentation das Sardische indas Beschäftigungsfeld an der FU gerückt.Das findet inzwischen auch internationaleBeachtung: So fand vom 29. Novemberbis 2. Dezember letzten Jahres eine weit-hin beachtete Fachtagung zum Sardi-schen in Kooperation mit dem SardischenKulturzentrum Berlin statt.

Frank Savelsberg

Kontakt

Roger Friedlein Frank Savelsberg

Institut für Romanische Philologie,Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin

[email protected]@lingrom.fu-berlin.de

Doch nach dem Tode des Diktators ist dasKatalanische durch verfassungsmäßigeVerankerung in València, auf den Baleari-schen Inseln und in Katalonien wiederAmtssprache neben dem Spanischen.Außerhalb des spanischen Staatsgebieteswird diese etwa acht Millionen Sprecherzählende Sprache noch in Teilen Süd-frankreichs (im Roussellon und in derCerdagne), in Andorra und in der StadtAlghero auf Sardinien gesprochen.Den Arbeitsbereichen von Prof. Dr. GuidoMensching und Prof. Dr. Sebastian Neu-meister ist es in erfolgreichen Verhand-lungen mit der katalanischen Regional-regierung, der Generalitat de Catalunya,gelungen, Drittmittel einzuwerben, umdas Lehrangebot für katalanische Spracheund Kultur an der Freien Universität be-trächtlich auszuweiten: Schon im Winter-semester trug die Generalitat dazu bei, dasLehrangebot im Bereich der Sprachpraxiszu verdreifachen. Darüber hinaus erhältdie FU umfangreiche Bücherspenden fürdie Romanische Bibliothek und multime-diales Lehrmaterial für das Sprachlabor.Mittelfristig – nach einer halbjährigenAnlaufsphase und wenn absehbar ist, aufwie großes Interesse dieses Angebot beiden Studierenden stößt – wird jedoch dieEinrichtung eines vollen Lektorats fürKatalanisch, die Ausweitung des Aus-tauschs von Studierenden und Lehrendenund die Kooperation mit der UniversitatOberta de Catalunya (der katalanischenFernuniversität) und anderen katalani-schen Universitäten angestrebt. Durchdiese Maßnahmen soll ein umfassendesund fächerübergreifendes Lehrangebotfür die Studierenden an der Freien Univer-sität geschaffen werden, das neben derVermittlung von sprachwissenschaftli-chen, literaturwissenschaftlichen und lan-deskundlichen Kenntnissen sowie nebender Beherrschung der Fremdsprache auch

Das Institut für Romanische Philologiehat seit dem laufenden Wintersemesterein Zertifikat für katalanische Spracheund Kultur eingerichtet, das sich in seinerKonzeption an das bereits bestehendeKanada-Zertifikat anlehnt. Damit sollStudierenden der Romanischen Philolo-gie die Beschäftigung auf dem Gebiet desKatalanischen und seiner tausendjährigenKultur, die den westlichen Mittelmeer-raum maßgeblich geprägt hat, beschei-nigt werden. In diesem Rahmen bietet dieFreie Universität Studierenden erstmaligdie Möglichkeit, über den bloßen Sprach-erwerb hinaus zu Experten im Bereich derKatalanistik ausgebildet zu werden.Das Katalanische, dessen erste Texte ausdem zwölften Jahrhundert stammen,brachte im Mittelalter und in der Renais-sance eine umfangreiche Literatur hervor,war durch den Universalgelehrten RamonLlull (1232-1316) die erste romanischeSprache, in der auch wissenschaftlicheund philosophische Werke verfasst wur-den und diente als offizielle Verwal-tungssprache der aragonesischen Krone,die im Mittelalter weite Teile des west-lichen Mittelmeerraumes beherrschte.Nach der Personalunion der KönigreicheAragonien und Kastilien im Jahre 1479wurde das Katalanische als Schriftsprachedurch das Spanische langsam verdrängt.Erst im 19. Jahrhundert konnte es vorallem durch das Engagement romanti-scher Strömungen, der Renaixença, wie-der als Kultursprache (z.B. bei JacintVerdaguer, Autor der Atlàntida) aufblühenund wurde – nach verschiedenen Normie-rungsunternehmungen – von 1931 bis1939 dann auch offizielle Sprache inKatalonien. Nach dem Spanischen Bür-gerkrieg wurde dieses Aufleben jäh unter-brochen: Das Verbot des Katalanischendurch das Franco-Regime drängte dieseSprache in den familiären Bereich zurück.

Katalanisch wird im Nordosten Spaniens, auf den Balearen und in Teilen Südfrankreichs gesprochen. Kolorierter Kupferstich von E. S. Hamersvelt. Erschienen in den von W. J. Blaeu und J. Blaeu herausgegebenen Kartenwerken, 1642.

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Projekt will mehr Frauen in Führungspositionen

des Sports bringen

„Frauen andie Spitze!“

„Frauen an die Spitze – Aktionsbünd-nis zur Steigerung des Frauenanteils inden Führungspositionen des Sports“,das sind der Titel und das Ziel einesForschungsprojekts an der FreienUniversität Berlin unter Leitung derProfessorinnen Dr. Dr. Gertrud Pfisterund Dr. Gudrun Doll-Tepper. Das Ge-samtprojekt, das vom Ministerium fürFamilie, Senioren, Frauen und Jugendgefördert wird, gliedert sich in zweiBereiche: den wissenschaftlichen Part,den ein Team von qualifizierten Wis-senschaftlerinnen und Wissenschaft-lern bearbeitet, sowie den Praxisteil,der beim Nationalen OlympischenKomitee in Frankfurt a. M. angesiedeltist. Obwohl Frauen der Weg an dieSpitze der Sportorganisationen heuteformal offen steht, sind sie dort in allenBereichen weit unterrepräsentiert. DasInternationale Olympische Komiteeforderte die nationalen OlympischenKomitees mehrmals auf, sicherzu-stellen, dass der Frauenanteil in Ent-scheidungsgremien der nationalenund internationalen Sportorganisatio-nen bis 2005 auf 20 Prozent erhöhtwird. Dieses Ziel verfolgt auch das Pro-jekt. Es will die Geschlechterverteilungin den Führungsämtern des Sportsanalysieren, den Ursachen der Unterre-präsentierung auf die Spur kommenund die gewonnenen Erkenntnisse inKonzepte, speziell zum Gender-Main-streaming im Sport, und in gezielteMaßnahmen umsetzen. Zudem wer-den die Praxisprojekte in Frankfurt a. M. von den Wissenschaftlerinnenbegleitet und später evaluiert. Kern-stücke der Forschung sind die Meta-analyse der bereits vorhandenenStudien sowie eigene empirische Erhe-bungen in Form von qualitativen undquantitativen Befragungen, in die auchmännliche Führungskräfte, Übungs-leiterinnen und so genannte „Drop-Outs“, das heißt Frauen, die solcheFührungspositionen bislang nicht an-strebten, einbezogen werden.

Dr. Dr. Sabine Meck / Sabine Radke

Kontakt:Dr. Dr. Sabine Meck, Tel.: 838-52520,

Sabine Radtke, Tel.: 838-52521,Internet: www.femtotop.de

Informationsdienst Wissenschaft (idw)

Forschungonline

Während noch vor nicht allzu langer ZeitPressemitteilungen von Universitätenund anderen Forschungseinrichtungenlediglich einen kleinen Kreis von Multi-plikatoren – nämlich Wissenschafts-journalistinn/en – erreichten, bietet dasWorld Wide Web heute die Möglichkeit,alle an Wissenschaft interessierte Men-schen auch direkt zu informieren. Infor-

mationsdienst Wissenschaft (idw) heißt dasPortal zum Wissen, das Pressemittei-lungen im Internet kostenlos verbreitetund via Mailinglist je nach gewähltemInteressensgebiet verschickt. Der imJanuar 1995 gegründete idw ist eineInitiative der Pressestellen der Universi-tät Bayreuth, der Ruhr-UniversitätBochum und der Technischen Universi-tät Clausthal, wobei das Rechenzentrumder TU Clausthal das Gemeinschafts-projekt in technischer Hinsicht reali-siert. Durch dieses Projekt soll der Kon-takt zwischen Wissenschaft undÖffentlichkeit verbessert werden. Deridw stellt deshalb all das, was For-schungseinrichtungen deutschsprachi-ger Länder für berichtenswert halten,ins Netz. Bedient wird der online-Dienstvon derzeit 435 Hochschulen, For-schungseinrichtungen und -verbündensowie Fachgesellschaften und Stiftun-gen. Der Informationsdienst wird der-zeit von ca.15.000 Abonnenten, davonca. 4.000 Journalistinn/en, genutzt.Darüber hinaus besuchen zwischen290.000 und 450.000 Wissbegierigemonatlich die Homepage, um sich denNachrichtenticker anzuschauen oder imArchiv zu recherchieren. Dort sind mehrals 31.000 Pressemitteilungen alsVolltext verfügbar. Auch ein Adressbuchmit den Anschriften aller beteiligtenEinrichtungen, ein Wissenschaftskalen-der und ein Expertenmakler – dieserallerdings exklusiv für Journalisten undandere Mitglieder – ist vorhanden.

Der idw wird vom Bundesministeriumfür Bildung und Forschung sowie vomStifterverband für die Deutsche Wissen-schaft gefördert. Seit geraumer Zeitkooperiert der idw mit AlphaGalileo, einereuropäischen Internet-Plattform fürWissenschaft, Technik und Medizin.Sie wird von Hochschulen undForschungseinrichtungen genutzt, umaktuell und verständlich über herausra-gende Ergebnisse, Methoden undTrends von Wissenschaft und For-schung innerhalb Europas zu informie-ren. Die Koordination liegt in denHänden der „British Association for theAdvancement of Science“. AlphaGalileo

wird von der Europäischen Kommis-sion gefördert; daran sind Institutionenaus Finnland, Frankreich, Griechen-land, Großbritannien, Portugal undDeutschland beteiligt.www.idw-online.de Ilka Seer

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Personalia

Seite 12 FU-Nachrichten 02/2002 Leute

Prof. Karl-Otto Habermehl feierte 75. Geburtstag Ehemaliger Dekan und Vizepräsident hat Entwicklung der Naturwissenschaften

an der FU entscheidend mitgestaltetUnverändert aktiv – unverändert geschätzt

Prof. Mielitz nachUnfall verstorben

Prof. Karl-Otto Habermehl beging am 31. Januar 2002 seinen 75. Geburtstag.Anlässlich dieses Ereignisses wurde erzum Adjunct Professor im Range einesFull Professors von der University ofMaryland, Baltimore, USA, berufen undvon der European Society of ClinicalVirology zum Ehrenmitglied ernannt. Habermehl, der zur Studierendengene-ration der Gründer der Freien Universitätzählt, gehört zu den ersten Wissen-schaftlern, die nach dem Kriege das FachVirologie in Deutschland gründeten. Seinwissenschaftliches Lebenswerk betraf dievirologische Grundlagenforschung undderen Bedeutung für die Aufklärung vonViruskrankheiten. Das breite Forschungsspektrum seinerArbeitsgruppen erstreckte sich von derStrukturaufklärung der Picornaviren undder Pseudorabiesviren über die Auf-klärung der Virusreproduktionsschritteund die zellulären Pathogenitätsmecha-nismen bis hin zur Neuentwicklung undAutomatisierung der Virusdiagnostik. Inder HIV-Diagnostik war er maßgeblichan der Entwicklung neuer Testmethodenund der Kontrolle der Bestätigungstestsbeteiligt. Er führte erstmalig die HIV-Laborberichtspflicht ein und ist in zahl-reichen nationalen und internationalenForschungsgremien tätig.

1993 war er Präsident der IX. Internatio-nal Conference on Aids und des STDWeltkongresses. Er ist Mitglied des Na-tionalen AIDS-Beirates der Bundesregie-rung sowie im Vorstand zahlreichernationaler und internationaler Wissen-schaftsorganisationen und Beratergre-mien der Regierung und der Weltgesund-heitsorganisation. Besondere Stationenseines Werdeganges waren die Berufungals Direktor an das New York State De-partment of Health und an das von derDeutschen Forschungsgemeinschaft unddem Stifterverband für die Deutsche Wis-senschaft gegründete Institut für Experi-mentelle und Klinische Virologie. 1975erhielt er den Ruf als Ordinarius an das

Berufungen

Dr. Klaus Altmann hat den Ruf auf eineC4-Professur für das FachgebietAlgebra im Fachbereich Mathematikund Informatik erhalten.

Dr. Marianne Braig hat den Ruf aufeine C3-Professur für Politikwissen-schaften mit besonderer Berücksichti-gung Lateinamerikas im FachbereichPolitik- und Sozialwissenschaftenangenommen.

Dr. Ulrich Cubasch hat einen Ruf aufeine C4-Professur für das FachgebietMeteorologie mit Schwerpunkt Klima-tologie im Fachbereich Geowissen-schaften erhalten.

Dr. Ralf Erdmann, Inhaber einer C3-Professur am Fachbereich Biologie,Chemie, Pharmazie der FreienUniversität Berlin, ist auf eine C4-Stelledieses Fachbereichs berufen worden.

Dr. Rainer Hüttemann, zur Zeit Profes-sor in Osnabrück, hat den Ruf auf eineC4-Professur für das FachgebietBürgerliches Recht, Handels- undGesellschaftsrecht, Bilanz und Unter-nehmenssteuerrecht im FachbereichRechtswissenschaft erhalten.

Anerkennung ihrer Verdienste um diegeologische Erforschung Kretas vonder Griechischen Akademie derWissenschaften zu Athen denKonstantinos Ktenas-Preis erhalten.

Ruhestand

Dr. Helmut Gabriel und Dr. KlausMöbius, beide hoch geachtete Profes-soren im Fachbereich Physik der FreienUniversität, sind im November miteinem Festkolloquium in den Ruhe-stand verabschiedet worden. Die FU-Nachrichten werden Leben und Werkder beiden Wissenschaftler in der näch-sten Ausgabe ausführlicher würdigen.

Verstorben

Prof. em. Dr. Günter Fuchs, ehemalsFachbereich Grundlagenmedizin, istam 29.11.2001 verstorben.

Prof. a. D. Dr. Gerd Mielitz, von 1971bis 1997 Professor für AngewandteGeographie am Fachbereich Geowis-senschaften, ist am 11.01.2002 an denFolgen eines tragischen Unfalls imAlter von 70 Jahren verstorben. Bittebeachten Sie auch den Nachruf vonWerner Moser in dieser Ausgabe derFU-Nachrichten.

Dr. Joachim Klewes ist zum Honorarpro-fessor im Fach Publizistik- und Kommu-nikationswissenschaften mit demSchwerpunkt Öffentlichkeitsarbeit/Kom-munikationsmanagement ernannt wor-den. Der Titel seiner Antrittsvorlesungam 22. Januar lautete „Müssen Beraterarrogant sein? Fakten und Thesen zurKommunikations- und Unternehmens-beratung.“

Ehrungen

Dr. Peter Halbach,Professor amFachbereich Geo-wissenschaften,hat von der Inter-national MarineMinerals Society(IMMS) in Hono-lulu (Hawaii) die

R. Moore Medal erhalten. Die IMMS hates sich seit ihrer Gründung im Jahre1987 zum Ziel gesetzt, die naturwissen-schaftliche und technische Forschungzur Entstehung und Nutzung minerali-scher Meeresbodenlagerstätten undmariner Naturstoffe zu fördern. Die R.Moore Medal ist die höchste Aus-zeichnung dieser Gesellschaft. James R.Hein, Präsident der IMMS, betonte inseiner Laudatio die „fundamental advan-

cements in our understanding of deep-sea mineral deposits“, die durch Prof.Halbbachs Forschungen erzielt wurden.

Preise

Die Preisträgerin Louise Brown und der

Preisträger Jens Schönfeld.

Im Dezember des vergangenen Jahreszeichnete der Verein der Berliner Kauf-leute und Industrieller (VBKI) zum elftenMal die besten Arbeiten des wissen-schaftlichen Nachwuches im Bereich der„Europaforschung“ mit dem VBKI-Preisaus. Erstmals nahmen daran die dreiBrandenburger Hochschulen in Cottbus,Frankfurt und Potsdam zusammen mitden Berliner Universitäten FU, HU undTU durch Preisvorschläge und im Aus-wahlkomitee teil. Mit sieben verliehenenAuszeichnungen, die mit jeweils 6.000DM dotiert waren, gingen die Jurorennoch über die ausgelobten sechs Preisehinaus: Prämiert wurden zwei Diplom-

arbeiten von der FU und je eine Disser-tation der anderen fünf beteiligtenUniversitäten. Damit ist der VBKI seinemAnspruch treu geblieben, Dissertationen,Diplomarbeiten und Magisterarbeitengleichermaßen in einem Preisverfahrenzu bewerten und auszuzeichnen.Louise Brown erhielt den VBKI-Preis fürihre politikwissenschaftliche Diplom-arbeit zum Thema „Großbritannien imWandel: Aufgabe der nationalen Souve-ränität als Folge der europäischenIntegration, dargestellt an dem Prinzipder Parlamentssouveränität“. „Die Be-deutung der Rechtsprechung des Ge-richtshofes der Europäischen Gemein-schaften für die Handels- undSteuerbilanzrechtsprechung“ lautete derTitel der ausgezeichneten wirtschafts-wissenschaftlichen Diplomarbeit vonJens Schönfeld.Der VBKI will den Preis „Europafor-schung“ auch in diesem Jahr ausloben.Frist für die Einreichung von Preisvor-schlägen: 15. August 2002. WeitereInformationen gibt die Abteilung For-schungsangelegenheiten der FU, BerndWirth, Tel. 838-73621, Fax 838-73604, E-Mail: [email protected].

Dr. Helmut Keupp, Professor am Fach-bereich Geowissenschaften, und seinMitarbeiter Dr. Spyridon Bellas haben in

von ihm neu gegründete Institut fürKlinische und Experimentelle Virologieder Freien Universität Berlin, welches inden Jahren seiner Tätigkeit hohe interna-tionale Reputation erlangte. 1977 bis1978 war er Dekan der Fakultät fürKlinisch-Theoretische Medizin der FUBerlin. Er wurde mit dem großenBundesverdienstkreuz geehrt, demBundesverdienstkreuz 1. Klasse, demVerdienstorden des Landes Berlin, denVerdienstmedaillen der sowjetischen undder russischen Akademie der Wissen-schaften, der Verdienstmedaille derFreien Universität, der E. v. Bergmann-Plakette und dem Diploma con specialhonor der Universität Buenos Aires.

Auch nach seiner Emeritierung im Jahre1997 ist er unverändert aktiv. Er ist imVorstand zahlreicher nationaler undinternationaler Institutionen tätig undgründete das Institut für Biotechnolo-gische Diagnostik, in welchem er inKooperation mit mir die externen Quali-tätskontrollen der Virusdiagnostikdurchführt. Im Auftrag der Weltgesund-heitsorganisation, der Bundesärztekam-mer und der deutschen virologischenwissenschaftlichen Fachgesellschaftenwerden derzeit Virusinstitute in 59 Län-dern erfasst und betreut. Im Auftrage desBundesforschungsministeriums wirdvon ihm gegenwärtig die erste deutscheQualitätskontrollstudie für die BSE-Diagnostik durchgeführt.

Prof. Dr. Heinz Zeichhardt

Prof. Karl-Otto Habermehl ist einer derbedeutendsten Virologen Deutschlands.

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Dr. Gerd Mielitz, von1971 bis 1997 Professorfür Angewandte Geogra-phie am FB Geowissen-schaften, ist am11.01.2002 an denFolgen eines tragischenUnfalls im Alter von 70Jahren verstorben.

Gerd Mielitz studiertebis 1962 an der FU BerlinGeographie, arbeitetebei Prof. Arthur Kühn alsAssistent und promo-vierte 1966 über ZentraleOrte in Oberhessen undihren Funktionswandel.Als Akademischer Ratwandte er sich raumordnerischen undregionalwirtschaftlichen Fragestellun-gen in Europa zu und befasste sich ins-besondere mit der italienischenRegional- und Wirtschaftspolitik. AlsProfessor vertrat er auch das WahlfachWirtschaftsgeographie am FachbereichWirtschaftswissenschaft. Eine ganzeGeneration von Studierenden hat sichim Rahmen dieses Faches mit regiona-len Struktur- und Standortanalysenbeschäftigt, was durch die große Zahlder von ihm betreuten Diplom- undDoktorarbeiten belegt ist.

Ende der 70er Jahre war Prof. Mielitz ander Entwicklung und Erprobung des

Modellversuchs für das„ErgänzungsstudiumTourismus mit denSchwerpunkten Mana-gement und regionalePlanung“ beteiligt undhat sich ab 1983 maß-geblich für die Insti-tutionalisierung desStudiengangs an der FUBerlin eingesetzt. In-zwischen haben weitüber 400 Studierendediesen Studiengangerfolgreich abgeschlos-sen und besetzen in demvielfältigen Tätigkeits-feld zahlreiche Füh-rungspositionen.

Sein Engagement für den Bereich Tou-rismusforschung führte zur Gründungdes deutschen Arbeitskreises „Freizeit-und Fremdenverkehrsgeographie“. Zu-dem wurde er Mitbegründer des Willy-Scharnow-Instituts für Tourismus ander FU Berlin. Über viele Amtsperiodenvertrat er umsichtig als Dekan denFachbereich Geowissenschaften undgestaltete als Vizepräsident für Natur-wissenschaften von 1984 bis 1987 dieEntwicklung der Freien Universität ent-scheidend mit.

Werner Moser

Verwaltungsleiter des

Fachbereichs Geowissenschaften

Prof. Mielitz war von 1984 bis1987 Vizepräsident der FU.

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FU-Nachrichten 02/2002 Seite 13 Wissenschaft

fläche, je nach Belieben, verschiedenefunktionelle Gruppen anbringen – zwi-schen zehn und 100 insgesamt. Einigewerden als Anker für den Wirkstoff die-nen, andere das Kügelchen gut wasserlös-lich machen“, erklärt Schlüter das Projekt,dessen chemischen Part seine Dok-toranden Sabine Fuchs und Stefan Müllerübernommen haben. Anders als her-kömmliche Transporter wie Liposomenwerden Dendrimere nicht durch Enzymeim Blut abgebaut und auch nicht vom Im-munsystem aufgespürt. Während kleineMoleküle in alle Zellen gelangen, werdenPolymere nachweislich nur von porösen

Zellen, wie sie in Tumoren besonders häu-fig vorkommen, aufgenommen. Dadurchsind sie für gesundes Gewebe nicht to-xisch. Der Wirkstoff soll mit einem säure-labilen Anker an sein „Taxi“ gebundenwerden, so dass sich die Tür für den Todbringenden „Fahrgast“ erst im saurenMilieu der entarteten Zelle öffnen kann.Eine weitere Option ist das gleichzeitigeVerankern von Antikörpern, mit derenHilfe ein zielgenaues Anpeilen der Krebs-zellen (Drugtargeting) möglich wäre. Dochdas ist natürlich noch Zukunftsmusik. Obkugelförmig oder langgestreckt: AufGrund der Möglichkeit, beliebige Funk-tionen – Blüten und Früchten gleich – anihre Zweige zu heften, sind die Riesen-moleküle für viele Anwendungen geeig-

net. Kürzlich konnten Schlüter und Rabezeigen, dass sich mit vielfach geladenenTeilchen (Polyelektrolyten) bestückte Würm-chen spontan mit entgegengesetzt gela-denen DNA-Molekülen umwickeln: inter-essant für die Molekularbiologie – alsGenfähre. Aneinander gehängt werdendendronisierte Polymere zu molekularenDrähten, gut isoliert durch die Dendro-nen. Photoaktive Zentren machen sie zuLichtsammelsystemen oder molekularenLeuchtdioden. Eine wahrhaft schillerndeZukunft erwartet die bizarren Legostein-chen im Nanobaukasten.

Catarina Pietschmann

Grundlagenforschung an synthetischen Riesenmolekülen für die Nanotechnologie

Legosteinchen mit BaumstrukturDer weiteren Miniaturisierung elektroni-

scher Bauteile sind technische Grenzen

gesetzt. Da hilft nur eins – die Richtung

ändern. Bottom-up statt top-down lau-

tet die alternative Strategie, denn kleinste

Bauelemente lassen sich auch von der

atomaren Ebene aus aufbauen.

Polymerwissenschaftler Prof. Dieter

Schlüter vom Institut für Chemie gehört

zu den Grundlagenforschern auf diesem

Gebiet. Er entwickelt riesige

Einzelmoleküle, die aufgrund ihrer unge-

wöhnlichen Eigenschaften vielfältige

Anwendungen in der Nanowelt von mor-

gen finden könnten.

Dieter Schlüter ist eigen – zumindest wasseine Chemie betrifft. Während anderePolymerchemiker fast unendlich vieleMoleküle miteinander verknüpfen, umKunststoffe mit besonderen Eigenschaf-ten zu erzeugen, hat der 49-Jährige (fast)nur eines im Sinn, nämlich Nanoobjekte.Sie sollen einmal da Anwendung finden,wo die Grenzen der Miniaturisierungbereits erreicht sind – beispielsweise inder Elektronik. Bausteine und Funktions-einheiten aus einzelnen Molekülen aufzu-bauen, ist sein Ziel. Entsprechend dem sogenannten bottom-up approach zur Nano-technologie. Am Institut für Chemie/Organische Chemie, wo Schlüter seit 1992lehrt und forscht, entwickelt er mit sei-nem multikulturellen Team Methoden,um riesige Einzelmoleküle kontrolliertaufzubauen. Darunter filigran-verzweigteKugeln und regenwurmartige Gebilde. Die Vorsilbe „nano“ suggeriert Winzig-stes. Aber in Relation zu typischen small

molecules wie Aspirin oder einem Antibio-tikum erscheint bei diesen Teilchen nurein Attribut angemessen: m e g a groß!Denn die fein verzweigten Würmchenzum Beispiel – so genannte dendronisierte

Polymere mit einem Querschnitt von fünfund einer Länge zwischen 50 und 300Nanometer – ähneln in Größe und Ge-stalt eher Proteinen oder Viren.Sie herzustellen ist schon fast eine Kunst.Bis zu 1.000 kleine Moleküleinheiten (Mo-

nomere) werden aneinander gehängt – abernicht vernetzt. Sie bilden das Polymerrück-grat. Was fehlt, sind die Verzweigungen.Ansatzpunkte sind bereits vorhanden,denn wie ein lebender Baum hat der Poly-merspross geschützte reaktive Stellen –Knospen ähnlich, deren Schutzkappensich mit Säure absprengen lassen. Nurwächst daraus nichts hervor: An diesenPunkten werden die Verzweigungen (Den-

dronen) angeheftet. „Während kleine Mole-küle nur ein paar reaktive Zentren besit-zen, haben diese Polymere – je nachWachstumszustand – bis zu 16.000 da-von“, erläutert Schlüter, „und das auf eng-stem Raum.“ Tausende identischer Reak-tionen müssen parallel an einem Molekülablaufen. Sind die Polymere „entschützt“,sind sie extrem polar – also gut wasserlös-

lich. Je mehr Dendronen sich verankern,desto unpolarer werden sie wieder. „Manmuss ein Gefühl dafür entwickeln, wannman die Polarität der Lösung verändernmuss, damit die Würmchen nicht amBoden des Kolbens ausfallen. Denn dannstoppt die Reaktion vorzeitig.“ Soweit derWeg zu Polymeren „1. Generation“. Dochein echter Baum wird erst mit den Jahrenstark genug, jedem Sturm zu trotzen. BeiNanobäumchen ist das nicht anders. Jun-ge Polymere sind so flexibel wie Spaghetti,ist Schlüters Erfahrung. (Mann kochtschließlich nicht nur im Labor.) Das Zielsind möglichst steife Stäbchen. Also müs-sen sich die Äste wieder und wieder ver-zweigen. Nicht ganz einfach, denn je dich-ter das Gestrüpp, desto schwieriger ist es,weitere Äste anzubringen. Bis zu vierWachstumszyklen sind derzeit schonmöglich.

Teamarbeit zwischenden Disziplinen

Doch wie lang sind die Teilchen eigent-lich? Und wie steif ? Mit klassischenAnalysemethoden lässt sich zwar die che-mische Zusammensetzung feststellen.Bei den wirklich interessanten Fragenversagen sie jedoch kläglich. Polymer-forschung ist ein sehr interdisziplinäresGebiet. Chemiker, Physiker und Inge-nieure arbeiten hier Hand in Hand. Nunist Jürgen Rabe gefragt. Der Polymer-physiker erforscht mit seinem Team ander Humboldt-Universität die physikali-

schen Eigenschaften von Makromole-külen – so auch Schlüters Nano-Objekte.Mit Hilfe des Rasterkraftmikroskops tas-tet er Probenplättchen mit einzelnenPolymermolekülen ab, die darauf – Zeilefür Zeile – als eine Art Höhenrelief aufdem Bildschirm des Rechners erschei-nen. Er kann sie ausmessen, anstupsen,verbiegen und zu geordneten Musternarrangieren. Rabe interessiert, wie sichdie physikalischen Eigenschaften auf derLängenskala von Ångstrom (10-10 m) überNanometer (10-9 m) zum Mikrometer ver-ändern. Entlang einer Atomkette fließtelektrischer Strom nahezu reibungslos –ganz anders als in einem noch so dünnenKupferkabel. Auch die Kräfte, die zwi-schen Molekülen (bzw. zwischen Mole-kül und Oberfläche) wirken, sind andere.Für derartige Untersuchungen sindSchlüters Moleküle ideale Modellsyste-me. Eine gegenseitige Abhängigkeit also,die beide Wissenschaftler über die Jahrezu guten Freunden machte.

Dendrimere als „Taxi“für Zytostatika?

Kugelförmige „Baumteilchen“ (Dendri-

mere) stehen im Zentrum eines andereninterdisziplinären DFG-Projektes, dasgerade anläuft. Gemeinsam mit RonaldGust vom Institut für Pharmazie willSchlüter untersuchen, ob diese regelmä-ßigen sphärischen Makromoleküle sichals Transportvehikel für Arzneistoffe –speziell Zytostatika – eignen. Substanzenwie Cisplatin sind nur schwer wasserlös-lich, weshalb sie bei der Chemotherapie insehr hoher Dosierung eingesetzt werdenmüssen. Ein Problem von vielen, das dieFU-Wissenschaftler durch Kopplung desWirkstoffes an die Kunststoffkügelchengleich auf einen Schlag lösen wollen. „Wirkönnen Dendrimere mit genau definier-tem Durchmesser von zwei bis zehn Na-nometer herstellen und auf deren Ober-

Das Institut für Chemie/Or-ganische Chemie hat Zu-wachs durch eine material-wissenschaftlich orientierteNachwuchsgruppe bekom-men. Dr. Stefan Hecht vonder University of Californiaat Berkeley wird sich miteinem Stipendium derAlexander von Humboldt-Stiftung („Sofja Kovalev-skaja-Preis“) sein eigenes Arbeitsgebieterschließen. Mentor und Forschungs-partner des erst 27-jährigen Chemikerswird Prof. Dieter Schlüter sein. Durch dieenge Zusammenarbeit beider Forscher-gruppen wird die Polymerchemie unddamit der Schwerpunkt „MaterialsSciences“ an der FU weiter ausgebaut. Stefan Hecht wird chemische Prozesse aufder Ebene einzelner Moleküle erforschen.Die gezielte Synthese nanometergroßerEinzelmoleküle (Polymere oder Makro-zyklen) sowie deren exakte räumlicheAnordnung und Fixierung auf Oberflä-chen mit modernsten physikalischenMethoden stehen dabei im Vordergrund.

Mit dem Rasterkraftmikroskop lassen sich einzelne Moleküle gezielt in jede Richtung bewegen.

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Wachstumsphasen vom Sprössling (oben) bis zum ausgewachsenen Polymer (unten).

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Humboldt-Stipendiat verstärkt FU-Chemie

Geplant ist auch die chemi-sche Synthese direkt auf derOberfläche sowie die Ent-wicklung von Techniken, umeinzelne Moleküle ähnlichwie Legosteine miteinanderzu verknüpfen. Stefan Hechtstudierte Chemie an der Ber-liner Humboldt-Universitätund wechselte zum Diploman die University of Califor-

nia at Berkeley. Dort promovierte er an-schließend bei Prof. Jean M. J. Fréchetüber die Synthese und Charakterisierungfunktionaler Polymere. Der „Sofja Kova-levskaja-Preis“ der Alexander von Hum-boldt-Stiftung wurde vom Bundesfor-schungsministerium im Rahmen desZukunftsinvestitionsgramms (ZIP) ausUMTS-Mitteln gestiftet. Die Auszeich-nung soll jungen auländischen oder imAusland arbeitenden Wissenschaftlernermöglichen, hochrangige, innovativeForschung in Deutschland durchzuführenund damit die Internationalisierung desForschungsstandorts Deutschland zustärken. Catarina Pietschmann

Prof. Dr. Dieter Schlüter

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Dr. Stefan Hecht

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Seite 14 FU-Nachrichten 02/2002 Wissenschaft

Paläontologen der FU datieren das Alter von Gesteinen an Hand von Ammoniten

Harte Schale – weicher Kern

metrische Altersdatierung ist absolut, dieBiostratigraphie relativ, aber zuverlässi-ger. Kombiniert man beides, kann maneinen zeitlichen Aufschluss auf zehn- biszwanzigtausend Jahre genau erreichen.“

Was ist nun genau das Arbeitsfeld der AGKeupp? Der Doktorand Dirk Fuchs be-schäftigt sich im Rahmen des gemeinsammit Biologen und Paläontologen derHumboldt-Universität durchgeführtenGraduiertenkollegs „Evolutive Transfor-mationen und Faunenschnitte“ mit fossi-

len Coleoiden. Coleoiden sind Tintenfische,die ihre Schale im Laufe der Evolution inden Körper hinein verlagert haben unddiese Schale teilweise oder ganz reduzier-ten. Bei fast allen rezenten Cephalopoden wieSepia, Kalmar, Krake und Co. handelt essich um moderne Coleoiden. Dirk Fuchsdurchsucht die Literatur und weltweitauch Sammlungen von Naturkunde-museen nach Merkmalen an fossilen

Coleoiden und bewertet diese. „Er soll eineMerkmalshierarchie nach einem einheit-

lichen System erstellen“, erklärt Keupp,„herausfinden, wie die Stammesent-wicklung dieser Gruppe abgelaufen, wiesie durch äußere Einflüsse wie dasAbsenken des Meeresspiegels beeinflusstworden sein könnte.“ Das gleiche Gebiet,nur bei den Ammoniten, ist bereits Themader fast abgeschlossenden Doktorarbeitvon Anton Sprey. „Zeitliche Abfolge undmorphologische Details helfen auch,heutige Verwandtschaftsbeziehungen zuklären“, meint Keupp. Deshalb durftenbeide dabei nicht die lebenden Kopf-füßer aus den Augen verlieren.

Ein lebendes Fossil

An denen forscht in der AG Keupp Dr.Kerstin Warnke: Sie beschäftigt sich mitder Biologie von Spirula. Dieses so ge-nannte „lebende Fossil“ sieht den urtüm-lichen Tintenfischen mit einer rela-tiv vollständig erhaltenenSchale noch sehr ähnlich undsoll Rückschlüsse auf dieVergangenheit erleich-tern. Mittelfristig sollüber künstliche Be-fruchtung die Embyonal-entwicklung dieses Tieresund insbesondere die derSchale untersucht werden.Überaus hilfreich ist in diesemZusammenhang die Kooperationmit Sigurd von Boletzky, einem interna-tional anerkannten Entwicklungs-biologen für rezente Cephalopoden ausdem französischen Banyuls-sur-Mer.

Spirula wurde im Herbst letztenJahres in Zusammenarbeit mitdem Instituto Ciencias del Mar (GranCanaria) vor Fuerteventura mit einemextra dafür angefertigten Netz gefischt.Momentan untersucht Warnke die DNAdieses „Posthörnchens“, um herauszu-finden, wie die Tiergruppe innerhalb der

lebenden Cephalopoden einzuordnen istund ob Spirula, wie von Keupp vermutet,sehr ursprünglich ist und damit der näch-ste lebende Verwandte der Ammoniten seinkönnte. „Aber molekulare Untersuchun-gen reichen nicht aus“, stellt Keupp klar.„Dadurch kann ein völlig anderes, schie-fes Verwandtschaftsbild entstehen.“ InZusammenarbeit mit Sprey und Fuchssoll Warnke die Verbindung zwischenGestern und Heute herstellen. Keupp:„Diese Kombination soll unsere Stärkewerden.“

Er selbst trägt gemeinsam mit Dr. TheoEngeser seinen Teil zum Gelingen dieserAufgabe bei. Die beiden haben sich diePalökologie und die Paläopathologie vor-geknöpft. Über Untersuchungen derKiefer und der Mageninhalte wird dieErnährung analysiert, sichtbare Verlet-zungen an den Fossilien lassen Rück-schlüsse auf Feinde zu. Dadurch könnendie Wissenschaftler den ehemaligenLebensraum der Tiere eingrenzen undderen Morphologie erklären.

Es sind noch viele Fragen offen. Wie ver-ändern sich die Ökosysteme mit der Zeitund durch Evolution? Vor rund 65 Mil-lionen Jahren, an der Grenze von derKreide zum Tertiär, starben die meistenArten mit Außengehäusen aus. Warum?Und schließlich: Warum haben dieAmmoniten nicht überlebt, aber dieNautiliden und Coleoiden sehr wohl? All dasmöchte die AG Keupp nun interdiszipli-när mit der Biologie herausfinden. „Manlernt aus der Stammesgeschichte aberauch die heutige Tintenfisch-Fauna bes-ser verstehen“, kommt Keupp in dieGegenwart zurück. „Es ist wichtig, öko-logisch gewachsene Zusammenhänge zukennen. Denn die Cephalopoden sind einNahrungspotenzial der Zukunft, enormwichtig für die Welternährung.“ Womitwir wieder bei der anfangs erwähntenDelikatesse wären...

Micha Bustian

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Schiffe verschlingende Riesenkraken geister-ten Jahrhunderte durch die Fantasien von

Seeleuten und Landratten. KolorierterKupferstich, Paris 1805.

Die AG Keupp mit einem ihrer Forschungobjekte: Dirk Fuchs und Dr. Kerstin Warnke (untere Reihe);Prof. Dr. Helmut Keupp, Dr. Theo Engeser, Anton Sprey (v.l.n.r.).

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Die regenerierte, bandförmigeSchalenverletzung in dem Ammoniten-

Gehäuse weist auf eine erfolglose Attackedurch Krebsscheren hin. Sie belegt, dass die-

ser Ammonit vor mehr als 150 MillionenJahren nahe am Meeresboden lebte, da nur

dort derartige Fressfeinde vorkommen.

Das aufgeschnittene, fossile Gehäuse einesNautilus lässt die Kammerung erkennen, diedas schon vor ca. 500 Millionen Jahren vonden Kopffüßern entwickelte und bis heute

angewandte U-Boot-Prinzip derGleichgewichtshaltung durch das Fluten bzw. Abpumpen von Wasser ermöglicht.

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am Institut für Geologische Wis-senschaften, Fachrichtung Paläontolo-gie, in Lankwitz und nicht im Fach-bereich Biologie. „Die Cephalopodensind ein sehr relevantes Untersuchungs-objekt, weil sie in Form von Nautilidenund Ammoniten die häufigsten Fossiliensind“, begründet Keupp das Interesse derFU an Tintenfischen. „Da muss man sichnur einmal ihre Verbreitung in derErdgeschichte ansehen – lebend gibt essieben- bis achthundert Arten, fossil etwa25.000 Arten.“

Auf zehn- bis zwanzig-tausend Jahre genau

Und dann fällt ganz schnell der BegriffLeitfossil. Das bedeutet, dass man überbestimmte Fossilien Gesteinsserien zeit-lich einordnen kann. Als Beispiel: Wennder Paläontologe ein Schistoceras findet,weiß er, dass er sich im obersten Ober-karbon – also in einer 290 Millionen Jahrealten Sedimentschicht – befindet. Einealternative Möglichkeit, ein Erdzeitalter

zu bestimmen, besteht durch radiome-trische Altersdatierung. Das heißt,

durch die Messung der Zerfalls-produkte von radio-

aktiven Stoffenin den Gestei-nen. „Doch dagibt es viele

Störfaktoren“,erklärt Keupp,

„zum Beispieldurch Stoffaus-

tausch im Grund-wasser oder thermische

Aufheizung der Gesteine. Jeälter das Gestein ist, umso größer ist

deshalb die Unsicherheit. Häufig sindüberhaupt keine radioaktiven Stoffevorhanden.“

Und eben hier helfen die Leitfossilien,also die Cephalopoden weiter. „Die radio-

Cephalopoden – niemand kennt sie genau,aber sie sind in aller Munde. Und das imwortwörtlichen Sinne. Denn Calamarifritti hat schon fast jeder Mensch einmalin einem italienischen Restaurant genos-sen. Kalmar, Krake, Sepia und ihreKollegen dienen aber nicht nur alsLeckerei, sondern auch als Haupt-darsteller in Horrorfilmen wie „DasMonster aus der Tiefe“.

Der Tintenfisch – von Legenden umwo-ben. In aller Welt müssen sich Cephalo-

poden-Forscher mit Halbwahrheiten aus-einandersetzen. Zum Beispiel mit deralten Seefahrer-Geschichte, die besagt,dass riesige Tintenfische ganze Schiffe indie Tiefe gerissen hätten. In der Tat gibtes Kopffüßer in der Größe bis zu 20Meter. Ihr Name: Architeuthis. Doch dieseGiganten leben in der Tiefsee und sindbisher nur gesichtet worden, wenn sie totan irgendeinen Strand angetrieben wur-den. Einen Ausflug an die Oberfläche, umgehässigerweise eine Galeere zu kapern,würde diese Kalmar-Gattung wegen desgroßen Druckunterschiedes und des imflachen Wasser fehlenden Sauerstoffs garnicht überleben.

Doch auch ohne den Märchen Glaubenzu schenken, strahlen Octopus, Sepia &Co. eine Faszination aus. Und das keines-wegs unbegründet: Cephalopoden sind ver-hältnismäßig intelligent, zeigen eineenorme Neugier, wechseln ihre Farbe soschnell, dass ein Chamäleon vor Neidganz langsam erblassen würde, verän-dern die Oberfläche ihrer Haut zu Tar-nungszwecken ebenso rasant und sindteilweise in der Lage, ihren massig ausse-henden, nur aus Muskelfleisch bestehen-den Körper durch engste Ritzen zu zwän-gen. Zudem wird ihre Tinte nicht nurzum Schreiben benutzt, sondern dient inder Homöopathie auch als Antidepres-sivum.

Auch an der Freien Universität Berlin ste-hen diese Tiere im Mittelpunkt, arbeiteteine Gruppe von Wissenschaftlern umProfessor Helmut Keupp an Cephalopoden.Bleibt die Frage: Wieso wird fernab desOzeans an Tintenfischen geforscht? Unddann auch noch

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FU-Nachrichten 02/2002 Seite 15 Wissenschaft

Kleine Tintenfischologie für den Hausgebrauch

Octopus, Sepia & Co.Die Giganten: Architeuthis dux, so lautet derwissenschaftliche Name dieses Riesen derheutigen Tintenfischwelt. Über seinewirkliche Maximalgröße kann man nurspekulieren, aber zumindest 18 Meter sol-len es sein – davon macht der Körper nurfünf bis sieben Meter aus, der Rest bestehtaus Kopf und den zehn Fangarmen. DerAtlantische Riesenkalmar lebt wahr-scheinlich in 200 bis 400 Metern Tiefe imnördlichen Atlantik. In den Kaltwasser-auftriebsgebieten vor Neufundland, Ka-nada und Norwegen werden diese Tiereregelmäßig tot angespült. Lebendig hatnoch kein Wissenschaftler einen Archi-

teuthis vor die Augen oder die Kamerabekommen; deshalb basieren viele Infor-mationen noch auf Vermutungen. DasWissen wurde durch Untersuchungen antoten Tieren gesammelt. Funde vonHandteller großen Schnäbeln oder vonAugen mit 40 Zentimetern Durchmesserlegen die Annahme nahe, dass großeRiesenkalmare bei einem Gewicht vonmindestens 200 Kilogramm mehr als 20Meter lang werden. Von Zeit zu Zeit wirdangeblich beobachtet, dass diese Tieremit auftauchenden Pottwalen kämpften.Das ist falsch: Zwar ist der Pottwal dergrößte Feind von Architeuthis, doch an derWasseroberfläche sind die Tintenfischemeist schon tot und hängen nur noch anden Walen, weil ihre Saugnapfringe mitWiderhaken bestückt sind. Auch in dererdgeschichtlichen Vergangenheit doku-mentieren Fossilfunde von Kopffüßer-Gehäusen, etwa aus der Kreide-Zeit, dieExistenz wahrer Giganten. So wurden imwestfälischen Münsterland bisher dieweltweit größten Ammoniten mit demNamen Parapuzosia gefunden, derenDurchmesser bis zu drei Meter erreichte.

Der Winzling: Ein ausgewachsenerIdiosepius paradoxus erreicht eine Gesamt-länge von höchstens eineinhalb Zenti-metern. Aber dieser Knirps hat es in sich:

Er attackiert auch Krebstiere, die genau sogroß sind wie er selbst. Wenn Idiosepius

sich einen dieser gammariden Amphipoden

von hinten gepackt hat, beißt er sich soschnell wie möglich zum Herz durch. DieNördliche Zwergsepie ist in Japan und imsüdlichen China verbreitet, mindestensbis Hongkong.

Der Giftige: An den Stränden Australiensstehen Warnschilder mit der Aufschrift„Danger – Blue Ring Octopus“. Und daszu Recht! Der Hapalochlaena wird zwar nurbis zu 16 Zentimeter groß, ist aber lebens-gefährlich. Der Grund: Dieser Krakelähmt seine Beute durch ein Nervengift,das von Bakterien in seinem Speichel pro-duziert wird und bisher nachgewie-senerweise drei Menschen getötet hat.Das Tetrodotoxin lähmt nur die willkürli-che Muskulatur, die wir bewusst steuern;Herz, Iris und Darmwand arbeiten nor-mal weiter. Die Opfer bleiben bei Be-wusstsein und sterben durch Sauerstoff-mangel. Bei Mund-zu-Mund-Beatmungerholt sich der Mensch fast vollständig.Aber darauf sollte man sich nicht verlas-sen!

Die Urtümlichen: Den Nautilus hat wohljeder schon einmal gesehen – sei es imAquarium oder in einem Buch. Schließ-lich hat Jules Verne in seinem Buch„20.000 Meilen unter dem Meer“ nichtzufällig das U-Boot des Kapitän Nemonach ihm benannt. Das „Perlboot“ trägtsein rotbraun-weiß zebragestreiftes Ge-häuse mit etwa 20 Zentimetern Durch-messer noch außen, genau wie die seit 65Millionen Jahren ausgestorbenen Ammo-niten. Der größte Teil des Gehäuses ist ingasgefüllte Kammern unterteilt, in dienach dem U-Boot-Prinzip je nach BedarfWasser geflutet bzw. abgepumpt wird undsich das Tier in ein Gleichgewicht mit sei-ner Umgebung versetzt. Nautilus ruhttagsüber in 300 bis 400 Meter Tiefe, um inder Nacht an den Wänden der tropischenKorallenriffe aufzusteigen und zu fressen.Weniger spektakulär kommt Spirula da-her: Etwa sieben Zentimeter groß hatauch das „Posthörnchen“ noch ein spira-liges Gehäuse, das völlig verdeckt imMantel liegt und dem Tier seinen populär-

wissenschaftlichen Namen gab. AuchSpirula steigt nachts zum Fressen auf (von550 bis 1000 auf 100 bis 300 Meter Tiefe).Es wurde beobachtet, dass dieser Cepha-lopode Kopf und Arme komplett in denMantel zurückzieht und diesen mit zweizugespitzten Hautlappen verschließt. Zu-dem hat das „Posthörnchen“ Leuchtor-gane, deren Funktion noch nicht geklärtist.

Der Geheimnisvolle: Schon der Namelässt einen erschaudern – Vampyroteuthis

infernalis! Zwar ist der nächste Verwandtedes Kraken-Urahns mit maximal 13 Zenti-metern recht klein geraten, aber seinKörper weist einige erstaunliche Merk-male auf. Zwischen den acht Armen sindHäute ausgebildet, die bei Beunruhigungüber den Körper gezogen werden und soan den Umhang des Grafen Dracula erin-nern. Zudem besitzt das Tier zwei faden-artige Tentakeln, die wohl als Fühler die-nen und in Gruben zwischen dem erstenund zweiten Armpaar eingezogen werdenkönnen, und zwei Flossen am Hinterendedes Mantels. Vampyroteuthis hat diverseLeuchtorgane inklusive einem Paar mitverschlussartigen Lidern und kann ausunbekannter Quelle Leuchtpartikelwol-ken ausstoßen, die bis zu zehn Minutenleuchten. Dies dient wahrscheinlich zurVerwirrung potenzieller Räuber. DerTiefseevampir lebt in 600 bis 1.000 MeternTiefe in tropischen Gewässern aber auchin den Meeren der gemäßigten Klima-zonen.

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Das «lebende Fossil» eines Nautilus imAquarium.

Spirula trägt sein Gehäuse verdeckt imMantel.

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Mit einem Festkolloquium verabschie-dete der Fachbereich Physik im Novem-ber zwei seiner Professoren, die ihmbeide seit über 30 Jahren angehörtenund sich um ihn sehr verdient gemachthaben: Prof. Dr. Helmut Gabriel undProf. Dr. Klaus Möbius. Die Festvor-träge hingen mit den Arbeitsgebietender Geehrten zusammen: Prof. Dr. J.Burgdörfer (TU Wien) sprach über„Quantum Trajectories of StochasticSchrödinger Equations“ und Prof. Dr.K.-P. Dinse (TU Darmstadt) über„Atoms, Molecules and other Toys forEPR Spectroscopists“. Die Grüße undden Dank der Freien Universität Berlinüberbrachte ihr Präsident, Prof. Dr.Peter Gaehtgens.

Prof. Dr. Helmut Gabriel, geboren 1933in Schlesien, studierte Physik an der TUBraunschweig, habilitierte sich dort1966 und kam 1969 an die FU. SeineArbeiten in theoretischer Physik um-fassen Beiträge zur dynamischenWechselwirkung zwischen Kern undElektronen, zur Streuung von Ionen anOberflächen, zur Dynamik von Anre-gungen in Molekülkristallen und zunichtlinearen Erscheinungen. Das erst-genannte Thema führte auch dazu, dasser lange Jahre Sprecher des erstenSonderforschungsbereichs an der FU(Sfb 161 „Hyperfeinwechselwirkungen“)war. Aber auch am nachfolgenden Sfb337 „Energie- und Ladungstransfer inmolekularen Aggregaten“ wirkte er 12Jahre als Teilprojektleiter mit. LängereForschungsaufenthalte führten ihnunter anderem nach Berkeley, Aarhusund Grenoble. Neben seiner wissen-schaftlichen Arbeit engagierte er sich inaußergewöhnlicher Weise in der akade-mischen Selbstverwaltung und in derHochschulpolitik. Er war über die Jahrehin dreimal Dekan des Fachbereichsund 1980 bis 1982 Vizepräsident der FUfür Naturwissenschaften und For-schung. In der Wendezeit 1988 bis 1993gehörte er dem Wissenschaftsrat anund war dadurch auch mit dem Umbauder Institute in den östlichen Bundes-

ländern befasst. So wirkte er an leiten-der Stelle beim Neuaufbau des Institu-tes für Halbleiterforschung in Frank-furt/Oder mit und ist Mitglied imforschungspolitischen Beirat des Lan-des Thüringen.

Prof. Dr. Klaus Möbius wurde 1936 inBerlin geboren und studierte an der FUPhysik, Chemie, Mathematik undVolkswirtschaft. Er habilitierte sich hier1969 in Experimentalphysik und über-nahm 1971 eine Professur. Sein Ar-beitsgebiet ist die Atom- und Molekül-physik, wobei er spezielle und sehrausgefeilte magnetische Resonanzme-thoden für seine Untersuchungen ein-setzt. Wie Prof. Gabriel arbeitete erschon in den Sonderforschungsberei-chen 161 und 337 mit. In den letztenJahren wandte er sich der Untersuchunggroßer biologischer Moleküle zu und istdaher auch an dem jüngsten Sonderfor-schungsbereich Sfb 498 „Protein-Ko-faktor-Wechselwirkung in biologischenProzessen“ beteiligt. Dazu ist er Koor-dinator eines Schwerpunktes der DFG(„Hochfeld-EPR“), der 20 Arbeitsgrup-pen in Deutschland und Israel umfasst.In Jerusalem verbrachte er auch einesseiner Forschungssemester. Als nachder Wiedervereinigung die drei BerlinerPhysik-Fachbereiche eine gemeinsamePerspektive entwickeln mussten, war erDekan und trug wesentlich zumGelingen des Vorhabens bei. Für seineForschungen erhielt er eine Reihe hoherAuszeichnungen, unter anderem denMax-Planck-Forschungspreis 1992, denPhilip-Morris-Forschungspreis 1996und die Goldmedaille der Internatio-nalen EPR-Gesellschaft 2001. Trotz sei-nes erfüllten Wissenschaftlerlebenskann Möbius nicht endgültig von derPhysik lassen: Er will seine Arbeit auchnach der offiziellen Verabschiedungnoch einige Zeit im Fachbereich fortset-zen. Also doch kein endgültiger Ab-schied – und Ruhestand sowieso nicht.

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Prof. Dr. Helmut Gabriel

Prof. Dr. Klaus Möbius

Der Fachbereich Physik hat Prof. Gabriel und Prof. Möbius verabschiedet

Abschied in Raten

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Seite 16 FU-Nachrichten 02/2002 Die Letzte

Universitätsbibliothek erinnert an Alexandra, die Preußin auf dem russischen Thron

Der Zauber der weißen Rose

erfreute sich außerordentlicher Publizität.„Der ganze Hof und höhere Adel ist schonseit gestern nach Potsdam gereist, dieWirtshäuser haben nicht alle fassen kön-nen, die Kasernen sind von den Rittern,welche im Karussell reiten, eingenommen,die Soldaten sind auf die Dörfer verlegt, diePrivatquartiere sind für die mittanzendenund spielenden Damen in Beschlag ge-nommen, kurz wie bei einer FrankfurterKrönung“, ließ Bettina von Arnim ihrenMann wissen. Und Karoline von Rochowschrieb: „Alles, was in Berlin, Potsdam undUmgegend nur irgend Präsentables ausallen Kreisen darbot, wurde dazu eingela-den.“

Für den ersten Festakt wurde ein ritterli-ches Reitturnier inszeniert: Um sechsUhr abends begann es mit dem öffent-lichen Schaureiten von zehn Ouadrillenin Ritterkostümen, die Preußen, Nieder-lande, Kurbrandenburg, Schlesien, Bran-denburg, Wenden, Hohenzollern, Meck-lenburg, Nürnberg und Braunschweigrepräsentierten. Mit Lanze, Speer undSchwert mussten die Reiter Ringe,Scheiben und hölzerne Köpfen treffen.Nach dem festlichen Aufzug, zu dem derKönigliche Hof-Compositeur Carl Blumeigens die Musik komponiert hatte, fan-den die Waffenspiele statt. Das Turnierwar ursprünglich als Übung für Ritterund Knappen gedacht, bei der ein Angriffmit Lanzen und Schwertern systematischund erfolgreich durchgeführt werdensollte. Ihren Ursprung hatte diese Formdes militärischen Trainings mit demNamen „mêlée“ (Getümmel) wahr-scheinlich Ende des 11. Jahrhunderts inNordfrankreich. Im deutschsprachigenGebiet wurde dafür der Begriff „buhurt“

danke nicht fremd; die Kinder FriedrichWilhelms III. waren Mittelalter-„Fans“. Sielasen nicht nur begeistert die seit Beginndes 19. Jahrhunderts beliebten Ritterroma-ne, sondern die Prinzen hatten auch aufihrem Zug gegen Napoleon 1815 das Nibe-lungenlied in der Übertragung vonJohannes von Müller im Tornister. So wun-dert es nicht, dass anlässlich des 31. Ge-burtstages der ältesten Tochter des Königsund jetzigen russischen Zarin, AlexandraFeodorowna, ein prachtvolles Ritterspiel inSzene gesetzt wurde, das damals seines-gleichen in Europa suchte.

Drei Festakte

„Der Zauber der weißen Rose“ bestand ausdrei Festakten: einem „Carrousel“, einem„beweglichen Bild im Zauberspiegel“ undeinem „Ball“. Das Carrousel wurde öffent-lich mit Quadrillen in Ritterkostümen aufdem Platz vor dem Neuen Palais geritten.Im Schlosstheater wurden die so genann-ten „lebenden Bilder neuen Stils“ vorge-führt. Im Anschluss daran fand im Schlossein Ball in mittelalterlichen Kostümen unddie Verleihung der im Wettspiel gewonne-nen Preise statt. Organisiert wurde dieGeburtstagsfeier von Herzog Karl vonMecklenburg, dem Onkel der Zarin, sowieKarl Friedrich Schinkel und Friedrich de laMotte Fouqué. Das Fest war das bedeu-tendste und prachtvollste, das jemals ampreußischen Hof gefeiert wurde und

Mit der Ausstellung eines ihrer kulturhis-

torisch wertvollsten Werke der Rara-

sammlung hat die Universitätsbiblio-

thek der Freien Universität die

Veranstaltungen zu ihrem 50-jährigen

Jubiläum am 1. März 2002 begonnen:

„Der Zauber der weißen Rose“. Es ist die

illustrierte Beschreibung des königlichen

Hoffestes in Potsdam am 13. Juli 1829

zum Geburtstag der russischen Zarin und

preußischen Königstochter.

Prinzessin Charlotte (1798-1860), die ältes-te Tochter von König Friedrich Wilhelm III.und Königin Luise, hatte 1817 denGroßfürsten Nikolaus von Russland ausdem Hause Romanow (1796-1860) gehei-ratet und hieß, nachdem sie zum russisch-orthodoxen Glauben übergetreten war,Alexandra Feodorowna. Nach dem Tod desZaren Alexander I. im Jahre 1825 folgte ihmNikolaus auf den Thron und erstmals wur-de eine Preußin die First Lady im damalsmächtigsten Reich Europas.Im Juni 1829 fand in Potsdam die Hoch-zeit ihres älteren Bruders, dem späterenKönig und Kaiser Wilhelm I., mit der sach-sen-weimarischen Prinzessin Augustastatt. Ein Grund für das Zarenpaar, nachPreußen zurückzukehren. WährendNikolaus seine Reise Ende Juni nachWarschau fortsetzte, blieb seine Gemah-lin in Potsdam, wo sie in Sanssouci resi-dierte. Anlässlich ihres Geburtstags am13. Juli 1829 wurde zu ihren Ehren eingroßes Fest unter dem Namen „DerZauber der weißen Rose“ ausgerichtet.Schon als Kind hatte sich die Zarin dieweiße Rose als Sinnbild gewählt. ImFamilienkreis trug sie den Kosenamen„Blancheflour“, nach der Heldin des Rit-terromans „Der Zauberring“ (1812). DasWerk des Romatikers Friedrich de laMotte Fouqué zählte zur Lieblingslektüreder königlichen Geschwister.

Mittelalterrezeptionam preußischen Hof

In ganz Europa, und so auch am preußi-schen Hof, spielte damals das Mittelalterim politischen und kulturellen Denkeneine wichtige Rolle. Davon zeugen nichtnur Karl Friedrich Schinkels Gemälde vonResidenzen und Denkmälern im mittelal-terlichen Formenkanon, sondern auch dieprivate Sommerresidenz des Königs inParetz, wo etwa die Kirche und einstigeSchmiede im „gothischen Styl“ errichtetwaren. Das Mittelalter wurde genutzt, umdie eigene Herrschaft zu historisieren undzu legitimieren. Friedrich Wilhelm III. undFriedrich Wilhelm IV. war der Ritterge-

verwendet. Die ritterlichen Kampfspieleaber hörten mit dem 16. Jahrhundert auf,da sich die Militärtechnik weiter entwi-ckelte. So entstand im 17. Jahrhundertdas Carrousel, „eine Art aufeinanderabgestimmtes Schaureiten“, das sich im18. Jahrhundert zur Parade entwickelte,um die Macht und den Reichtum einesHerrschers zu zeigen. Bis in das 19. Jahr-hundert war es traditioneller Bestandteilköniglicher und fürstlicher Festveranstal-tungen. Vorbild waren natürlich auchantike Reiterspiele, wie Vergil sie etwa inseiner „Aeneis“ beschreibt.

Bewegliches Bild imZauberspiegel

An das Carrousel schloss sich im Theaterdes Neuen Palais, das auch heute noch alsTheater und Konzertraum genutzt wird,der zweite Festakt an, der nur für geladeneGäste vorgesehen war und ganz im Geistder Antike stand: „Lebende Bilder neuenStils“ – nämlich solche, auf denen sich dieFiguren bewegten und sprachen – stelltenin allegorischem Gewand das Leben dergefeierten Zarin und ihr Sinnbild, die wei-ße Rose, nach. In dem Zauberspiegel, den

man sich als dunklen oder schwachbeleuchteten Hintergrund vorstellen kann,erschienen die Silhouetten von Berlin undMoskau oder der Sternenhimmel, vor demsich allegorische Gestalten, etwa dieJahreszeiten, lange Texte deklamierendoder musikalisch begleitet zeigen.Schinkel allerdings erntete für seineZeichnungen kein Lob. Zu karg fand derKönig die klassischen Gestalten bei denProben und ließ sie umändern. Bettina vonArnim schrieb kommentierend: „(...) derKönig war böse auf ihn, daß er die leben-den Bilder zu nackt und in schwarzeKulissen eingerahmt hatte und ließ sienach Gutdünken umändern; Schinkel wardaher auch nicht bei dem Fest.“Der Ball, der den Abschluss der Festlich-keiten bildete, fand im Grottensaal desSchlosses statt. Eine tanzende Quadrillein den Kostümen und Farben des Carrou-sels empfing die Kaiserin. Nach weiterenTänzen und Reigen schritt man zur gro-ßen Tafel, nach deren Aufhebung die beiden Waffenspielen gewonnenen Preise(goldene Ketten, Pokale und Säbel) sowiein einer weißen Schleife eine silberneRose verliehen wurden.Dieses rauschende Fest wurde in einemhandkolorierten Prachtband dokumen-tiert. Die Illustrationen und Lithogra-phien, die noch bis 22. Februar 2002 imFoyer der Universitätsbibliothek zu sehensind, zeigen die Hofgesellschaft, adeligeReiter und antikisch geschürzte Damenund belegen eindrucksvoll eines der er-eignisreichsten Festlichkeiten am preu-ßischen Hof. Auch in zahlreichen Me-moiren und Briefen findet „Der Zauberder weißen Rose“ Erwähnung. „Es warzum Sterben fatigant, denn es dauertefast zwölf Stunden“, beurteilte etwaKaroline von Rochow diese außerge-wöhnliche Geburtstagsfeier, es ist „aberdoch vielleicht einzig in seiner Art“.

Dr. Gerd-H. Zuchold

Herausgeber:

Das Präsidium der Freien Universität Berlin ISSN 0944-0585

Redaktion:

Uwe Nef (verantwortlich)Dr. Felicitas von AretinNiclas DewitzIlka Seer

Layout und Gestaltung:

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Kaiserswerther Straße 16-1814195 Berlin.Tel.: 030/838-73 180, 73181

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Online-Ausgabe: http://www.fu-berlin.de/fun

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Fax: 65 26 - 42 78, www.hochschulmedia.de

Gültige Anzeigenpreisliste: Nr. 26 v. 1.4.01

Redaktionsschluss der Ausgabe 03-04/2002:

25. März 2002 Erscheinungstermin: 17. April 2002

Druck:

H. Heenemann GmbH & Co.Die FU-Nachrichten werden auf sauer-stoffgebleichtem Papier mit einem50%-igen Recyclinganteil gedruckt.

Impressum

Foyer der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin

Garystr. 39, 14195 Berlin-DahlemMo-Fr, 9-20 Uhr

Führungen:Dr. Gerd-H. Zuchold

Tel.: 030 / 84 50 92 69E-Mail: [email protected]

Alexandra, die ehemalige Prinzessin Charlotte, bei der Verleihung der Preise und der weißen Rose an die Ritter.

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Pflege eines weißen Rosenstockes durch alle-gorische Gestalten, im Hintergrund die

Silhouette von Berlin.

Die fünfte Quadrille, die Brandenburg repräsentierte.

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