Futterwiesen entweder mähen oder weiden, LK-Experte HUMER

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Der Unterschied zwischen Mähwiesen und Weiden schlägt sich im Gräserinvetar wieder. Welche Gräser nun für welche Nutzungsart am besten geeignet sind, weiß LK-Experte Johann Humer.

Nur wenige Gräser sind so uni-versal, dass sie in Weide wie Mahd beständig sind. Je nach der Nutzungsart wachsen spezifische Gräserarten bevorzugt. Horst-bildende Obergräser eignen sich für Schnittwiesen und ausläufer-treibende für Weiden.

Horstgräser für Schnittwiesen

Horstgräser sind die typischen und auch die wichtigsten Gräser für Mähwiesen und Feldfutter. Es sind immer Obergräser, also hochwüchsige Gräser die Wuchs-höhen von 60 bis 120 Zentime-ter bei guter Bewirtschaftung er-reichen. Die langen Halme sind Träger von viel energiereicher und ertragreicher Blattmasse. Horstgräser bilden immer starke Horste, die aber recht trittemp-findlich sind und durch die Be-

weidung zertreten und zerstöret werden können. Um jeden Horst entwickelt sich eine typisch lü-ckige Grasnarbe. Beim Feldfutter sind die offenen Stellen beson-ders leicht zu sehen.Wegen ihrer Trittempfindlich-keit und der Neigung zu offenem Boden um die Horste sind sie als Weidegräser nicht geeignet. Wer-den sie dennoch beweidet, wird der Boden bei feuchter Witterung und schweren Weidetieren offen. Das kann so weit gehen, dass die Horstgräser völlig verschwinden und eine Weide zum Schlamm-acker wird.

Die Horstgräser regenerieren sich durch Versamen. Die Stock-teilung durch Nebentriebe ist be-grenzt. Ohne Samennachschub durch natürliches Versamen oder

durch wiederholte Einsaat geht der Anteil der Horstgräser bis zur Bedeutungslosigkeit zurück. Meist folgen Lückenfüller wie Löwenzahn, Hahnenfußarten, Ampfer oder Doldenblütler wie Wiesenkerbel, Bärenklau oder Giersch als unerwünschte Kräu-ter.

Ausläufertreibende Gräser für Weiden

Weidegräser bilden durch aus-läufertreibende Grasarten sehr dichte Grasnarben und sind da-mit am besten weideverträglich. Sie vermehren sich über Samen und Ausläufer. Sie sind damit nicht auf die Samenvermehrung angewiesen. Die Erfahrungen mit echten Kurzrasenweiden zeigen, dass durch den intensiven Betritt von Dauerweiden Unkräuter, wie

zum Beispiel Ampfer, nicht be-stehen können. Kurzrasenwei-den sind eine sichere Form, Un-kräuter im Zaum zu halten. Star-ker Narbenbetritt, Befahren und Walzen fördert von Natur aus strapazierfähige, trittverträgliche und niedrigwüchsige Gräserar-ten.Botanisch sind es hauptsächlich stark ausläufertreibende Weide-gräser wie Englisches Raygras und Wiesenrispe. Sie durchwach-sen den Boden netzartig verflech-tend und bewirken die enorme Strapazierfähigkeit der Narbe. Nur Dauerweiden können solche Narben aufbauen. Durch Wurzel-ausläufer wachsen Trittschäden in Dauerweiden schnell zu.

Wachstumsprinzip der Weidegräser

Ausläufertreibende Weidegräser, vor allem die Hauptarten Engli-sches Raygras und Wiesenrispe bilden durch die Wurzelausläufer die natürlich dichtesten Narben durch laufenden Betritt mit Dau-erweiden.Übergangsarten haben einen Wuchstyp zwischen Horst- und Weidegräsern. Sie haben eine ge-ringe Ausläuferbildung mit teil-weiser Horstgräserausprägung und damit eine gewisse Anpas-sungsfähigkeit für Weide und

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Pflanzenbau April 2014

Horstgräser für Schnittwiesen Weidegräser ausläuferbildende Gräser

Knaulgras, Timothe, Glatthafer, Goldhafer, alle begrannten Raygräser

Englisches Raygras, Wiesenrispe, Kammgras

bilden Horste durch Stockteilung, mit begrenzter Lebenszeit von 3 -5 Jahren. Sie haben keine oder nur kurze

Kriechtriebe (Rhizome)

bilden ober- oder unterirdische Ausläufer und können sich teils auch ohne

Aussamung vermehren

Für ertragreiche Dauerbestände müssen Horstgräser immer wieder angesät werden oder aussamen können

schließen kleinere Lücken im Bestand und bilden vor allem erst bei Betritt sehr dichte Grasnarben

Übergangsarten mit schwacher Ausläuferbildung

Wiesenschwingel, Rotschwingel, Straußgräser, Wiesenfuchsschwanz

Übersichtsdarstellung von Weidegräsern, Horstgräsern als Mähwiesengräser und Übergangsarten

FutterGräSer sinD sensibeL

Entweder mähen oder weiden

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Mahd. Sie zählen nicht zu den ertragreichen und wertvollsten Gräsern guter Futterwiesen. Sie können meist bei extensiveren Standorten eine spezifische Be-deutung erlangen.

Mähweide – ein nicht optimaler Kompromiss

Werden Wiesen hauptsächlich gemäht (Mähwiesen), entwi-ckeln sich von Natur aus mehr die hoch- und massenwüchsigen Horstgräser. Daher haben Mäh-wiesen eine viel offenere Gras-narbe als Dauerweiden und sind durch Trittschäden gefährdeter. Mähwiesen sind somit keine gut geeigneten Weiden.Gute Weiden sind keine guten Mähwiesen, weil das niedrig-wüchsige und dichte Weidegras wenig schnittbare Futtermasse bringt. Mähweiden sind ein Kom-promiss, wo man keine optima-

len Erträge und gute Weidenar-ben erreicht. Müssen Mähwei-den in Regenperioden beweidet werden, werden sie leicht zum Schlammacker mit der Gefahr einer unkontrollierbaren Verun-krautung.Auch Ungräser wie Gemeine Ris-pe und Flechtstraußgras werden begünstigt. Oberflächliche Bo-denverdichtungen und Boden-strukturzerstörung infolge des Zertrittes fördern diese Ungräser, weil ihnen zum Leben bereits ein paar Millimeter Bodentiefe genü-gen, während Kulturgräser einen wesentlich tieferen Wurzelraum für gute Erträge brauchen.

DI Johann humer ref. Bodenwirtschaft/Pflanzenernährung Tel. 05 0259 22502 [email protected]

April 2014 Pflanzenbau

Die Landwirtschaft | 31 |

Kurz gefasstBei Futterwiesen unterscheidet man zwischen Mähwiesen und Weiden. Die Nutzungsart bestimmt das Aufkommen des Gräsertyps. Zwischen horstbildenden Obergräsern und ausläufertreibenden Weidegräsern ist zu differenzieren. Weiden verlangen ausläufertreibende Weidegräser, die eine sehr dichte Oberflächen-Durchwurzelung und damit eine dichte Narbe für einen schadlosen Betritt ergeben. Es sind Gräser mit geringer Wuchs-höhe und damit wenig Ertrag in der Schnittnutzung. Sie bedürfen durch die Wurzelsprossbildung keiner Samenvermehrung und haben eine lange Lebensdauer.

Die Horstgräser eignen sich für Mähwiesen und Feldfutter besser. Es sind ertragreiche Obergräser für die Schnittnutzung mit Wuchshöhen von 60 bis 120 Zentimeter. Sie bilden starke Horste, die trittempfindlich und durch Beweidung leicht zerstörbar sind, da sie nur eine lückige Grasnarbe bilden. Sie sind nicht als Weidegräser bei starkem Betritt geeignet. Werden sie be-weidet, wird der Boden noch offener. Die Gräser verschwinden völlig. Das kann bis hin zum Schlammacker führen.Horstgräser sind auf das Versamen oder auf wiederholte Einsaat angewie-sen, ansonst verschwinden sie und es folgen Lückenfüller wie Löwenzahn und Hahnenfußarten.

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trittScHäden bei einer dichten Grasnarbe einer Weide verwachsen durch die ausläuferbildenden Gräser wesentlich ra-scher. Längere offen Bodenstellen sollte man auch in Weiden begrünen, damit sich nicht Unkraut und Giftpflanzen ausbrei-ten und sich keine Blaiken bilden, Bodenerosionsflächen mit ausbreitender Tendenz bilden. Foto: LK NÖ/Humer

HorStGräSer wie Knaulgras bilden typische Horste oder Schöpfe mit Lücken dazwischen. Es sind Obergräser, die massenwüchsig und ertragreich für die Schnitt-nutzung sind. Sie sind wegen Lückenbildung keine idealen Weidegräser aber optimale Massenertragsgräser für Mähwiesen und Feldfutter. Foto: LK NÖ/Humer