Gartenland in Kinderhand – Ein Garten für die Kita · Unser Dank gilt auch Professor Dr. Roman...

68
Gartenland in Kinderhand – Ein Garten für die Kita Ergebnisse der Projektevaluation Eine Unterstiftung der Schriftenreihe der Baden-Württemberg Stiftung Gesellschaft & Kultur: Nr. 65

Transcript of Gartenland in Kinderhand – Ein Garten für die Kita · Unser Dank gilt auch Professor Dr. Roman...

Gartenland in Kinderhand – Ein Garten für die KitaErgebnisse der Projektevaluation

Eine Unterstiftung der

Schriftenreihe der Baden-Württemberg Stiftung Gesellschaft & Kultur: Nr. 65

2

Gesellschaft & Kultur

Impressum

Gartenland in Kinderhand – Ein Garten für die KitaErgebnisse der Projektevaluation

HerausgeberinStiftung Kinderland Baden-Württemberg Stiftung gGmbHIm Kaisemer 170191 Stuttgart

VerantwortlichBirgit Pfitzenmaier

AuftragnehmerHochschule für Wirtschaft und UmweltSchelmenwasen 4-872622 NürtingenTelefon: 07022 404-192Fax: 07022 404-209E-Mail: [email protected]

Projektleitung: Prof. Dr. Roman Lenz Bearbeitung: Dipl.-Ing. (FH) Werner Rolf Unter Mitarbeit von: Jelena Jelinski, Ivana Vucina

BildmaterialRainer Kwiotek,aus dem Projekt

Konzeption und Gestaltungsrp. Werbeagentur, Freiburg

© September 2012, StuttgartSchriftenreihe der Baden-Württemberg StiftungGesellschaft & Kultur: Nr. 65ISSN 1610-4269

3

InhaltsverzeichnisGrußwort der Baden-Württemberg Stiftung 4 Christoph Dahl, Geschäftsführer Birgit Pfitzenmaier, Abteilungsleiterin

Einleitung 7

Teil 1: Evaluation des Projekts 11 1.1 Evaluationsdesign/Vorgehen 12 1.2 Strukturelle Betrachtung der teilnehmenden Einrichtungen 12 1.2.1 Träger der Einrichtungen 13 1.2.2 Größe der Einrichtung und Betreuungspersonal 13 1.2.3 Betreuungszeiten 15 1.2.4 Altersgruppen 17 1.2.5 Integrative Gruppen 18 1.2.6 Zusammenfassung, Rückschlüsse und Empfehlungen 18 1.3 Mitteleinsatz, Betrachtung der eingerichteten Gärten 20 1.3.1 Bestandteil und Größe der Gartenanlagen 20 1.3.2 Die Diversität, Vielfalt der Gärten 21 1.3.3 Beitrag zur Versorgung in der Kindertagesstätte 22 1.3.4 Planung, Bau und Pflege der Gartenanlage 24 1.3.5 Zusammenfassung, Rückschlüsse und Empfehlungen 26 1.4 Wirkungen des Projektes 28 1.4.1 Beitrag der Programms zur Natur- und Nahrungskunde 28 1.4.2 Beitrag des Programms zur Förderung von Entwicklungsprozessen 31 1.4.3 Beitrag zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) 32 1.4.4 Transfer in die Familie 34 1.4.5 Zusammenfassung, Rückschlüsse und Empfehlungen 37

Teil 2: Praktischer Teil und Handlungshilfen 39 2.1 Drei unverzichtbare Zutaten für einen ertragreichen „Kinder“-Garten 40 2.2 Gut gerüstet – Was ein Kleingärtner so alles braucht 41 2.3 Der erste Schritt – Bau von kindergerechten Hochbeeten 42 2.4 Aus alt mach neu – Anlage des Komposthaufens 46 2.5 Was sich wofür eignet – Säen und Pflanzen 48 2.6 Erntereich durchs Gartenjahr 51 2.7 100 % Bio – Der beste Pflanzenschutz 53 2.8 Zwei Rezepte 55 2.9 Hege und Pflege – Gemeinsam geht es leichter 57

Impressionen glücklicher Gartenkinder 58

Literatur 62

4

Gesellschaft & Kultur

Die Stiftung Kinderland Baden-Württemberg, eine Unterstiftung der Baden-Württemberg Stiftung, setzt Impulse für ein kinder- und familien-freundliches Klima im Land. Die Stiftung will Ideenwerkstatt für Modellpro-jekte und Chancengeber sein. Ihr Aufgabenspektrum reicht von Program-men zur Förderung der frühkindlichen Entwicklung über Talentförderung mit der Kulturakademie, Anerkennung für ehrenamtliches Engagement mit dem Schülerpreis Baden-Württemberg bis hin zu Ideen für eine gesamtge-sellschaftliche Weiterentwicklung.

Ziel der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg ist es, mit Kindern und Familien Werte und Zukunftsperspektiven neu zu entdecken. Kinder lieben es, die Welt zu erforschen. Mit dem Programm „Gartenland in Kinderhand – Ein Garten für die Kita“ hat die Stiftung Kinderland Kindertageseinrich-tungen die Möglichkeit gegeben, gemeinsam mit den Kindern, aber auch den Eltern, einen eigenen Kräuter-, Blumen- und Gemüsegarten anzule-gen und zu pflegen. Die eigenen Gartenbeete vermitteln den Kindern den direkten Kontakt zur Natur, wodurch ihnen spielerisch wertvolles Wissen über biologische Vorgänge, heimische Nutz- und Wildpflanzen und auch über gesunde Ernährung vermittelt wird.

Im Herbst 2009 hat die Stiftung Kinderland Baden-Württemberg das Pro-gramm „Gartenland in Kinderhand – Ein Garten für die Kita“ ins Leben ge-rufen. Gesund Essen macht Spaß und bringt Genuss! Dies mit allen Sinnen zu erfahren und dabei auch Kompetenzen im Umgang mit Lebensmitteln zu entwickeln, ist das Ziel des Programms, das sich an alle Tageseinrichtun-gen für Kinder in Baden-Württemberg richtet.

Ein Kinderland schaffen – das gelingt ganz wunderbar mit einem Stück Gartenland, das gemeinsam mit den Kindern gestaltet, bepflanzt und gepflegt wird. Dazu hat die Stiftung Kinderland Baden-Württemberg ins-gesamt 500.000 Euro zur Verfügung gestellt, um Kindertageseinrichtun-gen eine Anschubfinanzierung von jeweils 1.000 Euro für kleine Kräuter-, Blumen- und Gemüsegärten gewähren zu können. So konnten sich die Kindergärten ihr eigenes Kinderland schaffen!

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

5

Christoph DahlGeschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung

Birgit PfitzenmaierAbteilungsleiterin Gesellschaftlicher Wandel & Kultur, Soziale Verantwortung der Baden-Württemberg Stiftung

Birgit PfitzenmaierChristoph Dahl

Die Stiftung Kinderland dankt allen, die an der Durchführung des Pro-gramms „Gartenland in Kinderhand – Ein Garten für die Kita“ beteiligt waren. Wir danken den Eltern, den Erzieherinnen und Erziehern für Ihre Bereitschaft und ihr Engagement, ohne das die erfolgreiche Umsetzung nicht möglich gewesen wäre.

Unser Dank gilt auch Professor Dr. Roman Lenz und seinem Team von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen für die wissenschaftliche Begleitung und Aufarbeitung der Ergebnisse sowie Frau Christina Metke, die uns als kompetente Dienstleisterin und zentrale Ansprechpartnerin für die Projektträger zur Seite stand.

Nicht zuletzt gehen der Dank und die Anerkennung der Stiftung Kinder-land an die wissbegierigen und interessierten Kinder, die mit großer Begeisterung, Neugier und Tatendrang an den Projekten teilgenommen haben.

Gesellschaft & Kultur

6

Gartenland in Kinderhand – Ein Garten für die Kita

7

Einleitung

Kinder wachsen heute in einer Welt auf, in der sie Lebensmittel häufig nur noch als portionsgerecht verpackte Einheiten in Supermarktrega-len kennenlernen. Wo Lebensmittel ‚wachsen‘ und wie sie verarbeitet werden, bevor sie in die heimische Küche gelangen, erfahren viele Kinder nicht mehr. Die Entfremdung von unseren Nutzpflanzen ist inzwischen so weit fortgeschritten, dass auch viele Erwachsene nicht mehr wissen, wie z. B. verschiedene Gemüse- und Obstsorten eigentlich aussehen, wie sie wachsen, wie sie schmecken, welche Herkunft sie haben oder auch wann ihre Erntezeit ist. Mit dem Wissen über die Artenvielfalt verschwin-det aber auch das Verständnis für unsere Landschaft, die untrennbar mit der Produktion von Lebensmitteln verbunden ist. Der Verlust von Wissen über unsere heimische Nutzflora und -fauna ist ein Verlust von Kultur und Identität. Die Stiftung Kinderland Baden-Württemberg hat im Herbst 2009 das Programm „Gartenland in Kinderhand – Ein Garten für die Kita“ ins Leben gerufen, um diesem Trend entgegen zu wirken. Dieses Programm wurde mitiniziiert und ideell unterstützt von Slow Food Deutschland e.V.. Gesundes Essen macht Spaß und bringt Genuss! Dies mit allen Sinnen zu erfahren und dabei auch Kompetenzen im Umgang mit Lebensmitteln zu entwickeln, ist ein wesentliches Ziel des Programms.

Im Rahmen der Projektlaufzeit von 2009 bis 2011 haben 213 Kindertages-stätten in Baden-Württemberg an dem Programm teilgenommen.

Während der gesamten Projektlaufzeit wurde das Programm von der Hoch-schule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen wissenschaftlich begleitet und hinsichtlich seiner Effekte untersucht. In die Evaluation sind Untersuchungen aus über 130 Kindertagesstätten eingeflossen, die an dem Programm teilgenommen haben. Diese Ergebnisse werden im „Teil 1: Evaluierungsergebnisse des Projekts“ vorgestellt und Empfehlungen zur Weiterführung des Projektansatzes abgeleitet. Darüber hinaus werden im zweiten Teil Handlungshilfen für Kindertageseinrichtungen zusammen-gestellt. In diesem praktischen Teil sind zwei Jahre Projekterfahrungen der teilgenommenen Einrichtungen eingeflossen. Somit bezieht dieser Beitrag den Alltag von Kindertagesstätten vor allem aus Sicht der Erzieherinnen

8

Gesellschaft & Kultur

9

und Erzieher mit ein und hilft somit, dass die Gartenpflege den vollen All-tag eines Kindergartens oder einer Tageseinrichtung nicht überfordert und somit zum Gelingen beiträgt.

Wir hoffen, dass diese Dokumentation „Gartenland in Kinderhand – ein Garten für die Kita“ zum Mitmachen anregt.

10

Gesellschaft & Kultur

Evaluation des Projekts

11

Teil 1: Evaluation des Projekts

1.1 Evaluationsdesign/Vorgehen Die Datengewinnung beruht sowohl auf einer qualitativen als einer quan-titativen Datenauswertung.

Die qualitativen Informationen wurden gewonnen durch:

• Einzel-/Gruppengespräche mit den Trägern der Einrichtungen und pädagogischen Fachkräften, die im Laufe der Projektphase besucht wurden. • Dokumentationsanalyse der Projektdokumentationen, Berichte und Wettbewerbsbeiträge, die von den teilnehmenden Einrichtungen eingereicht wurden.

Die qualitativ-interpretative Auswertung der erhobenen Daten, Strukturie-rung und Kategorisierung, erfolgte in Anlehnung an Mayring (2010).

Die quantitativen Informationen wurden mittels eines Fragebogens erho-ben, der verschiedene Teile umfasst:

• Einen Strukturteil, der Angaben zur teilnehmenden Einrichtung bein- haltet, etwa Träger, Betreuung und Angebote.• Einen Praxisteil, der die Durchführung des Gartenprojektes abfragt, etwa Planungsphase, Umsetzungsphase, Betreuung, Pflege und Verwertung.• Einen Beobachtungsteil für pädagogische Fachkräfte, der Informatio- nen zu Motivation und Interesse der Kinder im Projektverlauf sowie hinsichtlich von Entwicklungsprozessen abfragt.• Reflexionsteil, der ein Fazit des Projekts der teilnehmenden Projekt- betreuer umfasst.• Ein Stimmungsbild, das die teilnehmenden Kinder nach Motivation, empfundem Spaßfaktor und Erkenntnisgewinn abfragt.

Der Fragebogen wurde in der zweiten Projekthälfte zugesendet und ausgewertet. So konnten zum Teil Erfahrungen aus zwei Gartensaisons einfließen.

12

Gesellschaft & Kultur

Folgende Fragen standen bei der Evaluation bzw. Auswertung der quantita-tiven und qualitativen Analyse im Vordergrund:

• Welche Einrichtungen nehmen an diesem Programm teil bzw. fühlen sich davon angesprochen? • Wie wurden die Fördermittel eingesetzt und was war das Ergebnis? • Welche Wirkungen hat das Projekt bzw. welche Erziehungs- und Bildungsziele können mit diesem Ansatz verfolgt werden? • Wie kann ein Start in das Projekt gelingen? Handlungshilfen und Beispiele.

An dem Programm „Gartenland in Kinderhand – Ein Garten für die Kita“ haben insgesamt 221 Einrichtungen teilgenommen. 135 Einrichtungen haben den Fragebogen ausgefüllt zurückgesendet, somit ergibt sich eine Rücklaufquote von 61,1 %, die im Zuge der Evaluation eine differenzierte Betrachtung ermöglicht.

1.2 Strukturelle Betrachtung der teilnehmenden Einrichtungen

Welche Einrichtungen nehmen an diesem Programm teil bzw. fühlen sich davon angesprochen?

1.2.1 Träger der Einrichtungen

Das Spektrum der Trägerschaften der teilgenommen Einrichtungen ent-spricht in etwa dem Spektrum des Landesdurchschnitts (Abbildung 1):

13

Abbildung 1: Kindertageseinrichtungen nach Trägergruppen; teilnehmende Einrich-tungen im Vergleich der Trägerstruktur aller Kindertagesstätten in Baden-Württem-berg (Statistisches Landesamt 2011)

Der Anteil kirchlicher Träger ist hierbei etwas höher, öffentliche und sonsti-ge freie Träger, beispielsweise Vereine von Elterninitiativen, etwas geringer. Dies lässt zwar Rückschlüsse zu, welche Kindertageseinrichtungen stärker an dem Programm partizipiert haben, jedoch nicht direkt darüber, ob Ein-richtungen unter den verschiedenen Trägerschaften grundsätzlich größeres oder geringeres Interesse für ein Gartenprojekt zeigen. Gegebenenfalls haben sich Interessierte gar nicht erst auf die Ausschreibung beworben oder Antragsteller sind abgelehnt worden, da sie den Förderrichtlinien nicht entsprachen, z.B. weil ein Gemüsegarten bereits Teil der bestehenden Einrichtung war. Letztlich zeigt diese Aufstellung jedoch, dass die teilneh-menden Einrichtungen anteilig in etwa der vorherrschenden Trägerstruk-tur im Land Baden-Württemberg entsprechen und es sich hiermit um ein repräsentatives Spektrum teilnehmender Kindertagesstätten handelt. Daher wird geschlussfolgert, dass sich grundsätzlich alle Einrichtungen, unabhängig von der Organisation und Trägerstruktur gleichermaßen für eine Teilnahme an diesem Programm eignen.

1.2.2 Größe der Einrichtung und Betreuungspersonal

Die durchschnittliche Größe der teilnehmenden Einrichtungen liegt bei 65,5 Kinderbetreuungsplätzen. Mit zunehmender Größe schwindet die Zahl der teilnehmenden Einrichtungen; dies wird durch die Trendlinie veran-schaulicht (Abbildung 2). Da keine direkten Vergleichszahlen vorliegen – die durchschnittliche Anzahl der Betreuungsplätze aller Einrichtungen (einschl. Schulkinder bis 14 Jahre) liegt landesweit bei 47,3 (eigene Berechnung nach

14

Gesellschaft & Kultur

Statistisches Bundesamt 2011) – soll hieraus kein Rückschluss abgeleitet werden, ob die Größe der Einrichtung mit der Teilnahme unmittelbar korre-spondiert.

Abbildung 2: Zahl der teilnehmenden Einrichtungen in Abhängigkeit von der Anzahl der Betreuungsplätze (eigene Angaben der Träger), mit Trendlinie Bei der Betreuungsdichte, dem Verhältnis zwischen Betreuungsplätzen und Betreuungsstellen – eigene Angaben der Träger – ist ein ähnlicher Trend zu verzeichnen. Mit abnehmender Betreuungsdichte nimmt die Zahl der teilnehmenden Einrichtungen zu (Abbildung 3). Durchschnittlich kommt auf 8,7 Betreuungsplätze eine Betreuungsperson. Die Betreuungsdichte wiederum kann die Akzeptanz eines neuen Projektes erheblich beeinflus-sen, denn je mehr Zeit zur Verfügung steht, umso leichter lässt sich ein neues Projekt anschieben.

Abbildung 3: Zahl der teilnehmenden Einrichtungen in Abhängigkeit von der Betreu-ungsdichte (Verhältnis zwischen Betreuungsplätzen und Betreuungsstellen – eigene Angaben der Träger), mit Trendlinie

15

Bei der Betrachtung der Personalstruktur in den Einrichtungen (Abbildung 4) sei ergänzend hinzugefügt, dass 73 von 135 Einrichtungen, also 54%, ausschließlich von Erziehern, ggf. unterstützt von Kinderpflegern betreut werden. Zwar nimmt auch eine größere Zahl von Einrichtungen an dem Programm teil, die durch Personal mit höheren Bildungsabschlüssen, wie z. B. Sozial- /Diplompädagogen, vor allem im Hinblick auf die Betreuungs-angebote und die Qualitätssicherung unterstützt werden. Jedoch kann ge-schlussfolgert werden, dass auch Einrichtungen, die nur wenige personelle Ressourcen zur Verfügung haben, von einem Gartenprojekt profitieren können und sie es als eine Möglichkeit ansehen, das Betreuungsangebot zu bereichern.

Abbildung 4: Zusammensetzung des Betreuungspersonals in den verschiedenen Einrichtungen

1.2.3 Betreuungszeiten

Es ist zu beobachten, dass die Betreuungszeit unmittelbar mit den teilneh-menden Einrichtungen korrespondiert. Mit zunehmender Betreuungszeit steigt die Beteiligung an dem Programm. Von den betrachteten Einrichtun-gen weisen 9 von 10 teilnehmenden Einrichtungen einen durchgehenden Betrieb von mehr als 6 Betreuungsstunden auf (Abbildung 5); sie bieten in aller Regel auch feste Mahlzeiten im Betreuungszeitraum an (s.a. Abbil-dung 6).

16

Gesellschaft & Kultur

Gut zwei Drittel der Einrichtungen haben Ganztagsgruppen, sind also mehr als sieben Stunden am Tag geöffnet. Ein Viertel aller teilnehmenden Einrichtungen haben verlängerte Öffnungszeiten von mehr als 6 Stunden. Daneben stellen lediglich Einrichtungen mit Regelgruppen noch einen nennenswerten Anteil von knapp 10 % dar; also Gruppen die vor- und nachmittags jeweils mehrere Stunden geöffnet haben, die jedoch von einer Mittagspause unterbrochen sind. Einrichtungen, die ausschließlich vor- oder nachmittags geöffnete Halbtagsgruppen anbieten, spielen kaum eine Rolle.

Diese Tatsache ist bemerkenswert, da Baden- Württemberg bei der Kinder-betreuungsquote in Ganztagseinrichtungen mit 13,1 % im bundesweiten Vergleich auf dem letzten Platz rangiert (Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2011); die Ganztagsbetreuungsquote der Kinder im Alter von 3 bis unter 6 Jahren liegt im bundesweiten Durchschnitt bei 25,0%.

Abbildung 5: Zahl der teilnehmenden Gruppen mit deren längsten Betreu-ungszeiten (bei mehreren, parallelen Angeboten)

Abbildung 6: Häufigkeit ausgewählter Programmaktivitäten der Einrichtungen

17

Bemerkenswert auch deshalb, weil die Kinderbetreuungsquote in dieser Altersgruppe in Baden-Württemberg mit 94,8% im Vergleich sogar über den bundesweiten Durchschnitt (92,2%) liegt. D. h. obwohl Baden- Württemberg eine vergleichsweise hohe Kinderbetreuungsquote in der Altersgruppe zwischen 3 und 6 Jahren aufweist, die jedoch nur zu einem vergleichsweise geringen Teil durch Ganztagseinrichtungen abgedeckt wird, partizipiert eben dieser Teil besonders von dem Programm.

Die Gründe hierfür können vielschichtig sein. Zum einen erfordert Garten-arbeit zusätzliche Zeit, die sich bei kurzen Betreuungszeiten schwerer in die Betreuung integrieren lässt. Zum anderen lässt sich eines der Kernziele des Programms – Nahrungskunde vermitteln – deutlich besser verfolgen, wenn Mahlzeiten fester Bestandteil des Betreuungsangebots sind. Die Verwertung eigener angebauter Nahrungsmittel und die damit verbun-denen Vorzüge lassen sich somit für diese Einrichtungen deutlich besser ausschöpfen.

Andererseits gehen mit den unterschiedlichen Betriebsformen, gemäß der Kindertagesstättenverordnung – KitaVO, auch unterschiedliche Grup-pengrößen (Regelgruppen-/Höchstgruppenstärke) und Mindestbetreu-ungsschlüssel einher, die auf die Akzeptanz eines neuen Gartenprojektes Einfluss nehmen können. Bei Betrachtung der teilnehmenden Einrichtun-gen zeigt sich jedenfalls, dass eine überwiegende Zahl der Einrichtungen ein tendenziell günstiges Verhältnis zwischen den Betreuungsplätzen und dem Betreuungspersonal aufweist (Abbildung 3).

Unterstrichen werden diese Aspekte dadurch, dass „Zeitmangel“ und „Per-sonalmangel“ mit zu den am häufigsten genannten Gründen zählen, die nach Ansicht der teilnehmenden Einrichtungen so ein Projekt unweigerlich zum Scheitern führen.

1.2.4 Altersgruppen

Die Betrachtung des Betreuungsalters der teilnehmenden Einrichtungen zeigt, dass das gesamte Altersspektrum (Kleinkinder bis zu Kinder im schulpflichtigen Alter) abgedeckt wird. Von den 135 ausgewerteten Einrich-tungen haben 98 Einrichtungen Gruppen mit Kleinkindern unter 3 Jahren, 128 Gruppen für Kinder vom dritten Lebensjahr bis zum Schuleintritt und 17 Gruppen mit Kindern im schulpflichtigen Alter. Betreuer bestätigten

18

Gesellschaft & Kultur

in den Gesprächen, dass das gesamte Altersspektrum von dem Angebot profitieren konnte.

1.2.5 Integrative Gruppen

41 der 135 Einrichtungen sind Integrative Einrichtungen, d. h. hier werden Kinder mit körperlichen oder geistigen Behinderungen in den Gruppen ge-meinsam mit nichtbehinderten gefördert. Das entspricht mit 30,4%, etwas weniger als dem landesweiten Anteil von 34,0% Integrativer Tageseinrich-tungen (Statistisches Bundesamt 2011). Kindertagesstätten mit integra-tivem Angebot können somit nahezu im gleichen Maße am Programm partizipieren. Leider konnte im Rahmen der Studie keine differenzierte Betrachtung der Erfahrungen, die Integrative Einrichtungen mit dem Gar-tenprojekt gemacht haben, erfolgen. Jedoch sind positive Effekte bekannt, die Gartenarbeit als sozial-therapeutische Maßnahme mit sich bringen können (Hassink & Van Dijk 2006, Neuberger 2011). Daher ist zu erwarten, dass die teilnehmenden Einrichtungen einen Rahmen für sonderpädago-gische Angebote geschaffen haben, die einen Beitrag zur Inklusion leisten können.

1.2.6 Zusammenfassung, Rückschlüsse und Empfehlungen

• Die Einrichtungen entsprechen in der Trägerschaft dem Spektrum des Landesdurchschnitts, d.h. dass alle Einrichtungen, unabhängig von Organisation und Trägerstruktur gleichermaßen von dem Pro- gramm profitieren können.

• Tendenziell nehmen mehr Einrichtungen an dem Programm teil, je günstiger die Betreuungsdichte ist. Es zeigt sich aber, dass auch Ein- richtungen mit geringen personellen Ressourcen (niedrigeren Ausbildungsabschlüssen) das Gartenprojekt nutzen können, um das Betreuungsangebot zu bereichern. Ferner kann geschlussfolgert wer- den, dass der Impuls zur Durchführung der Gartenprojekte sehr stark auf dem Engagement der Erzieherinnen und Erzieher beruht. Ein Fokus sollte daher darauf gelegt werden, sie im Rahmen der Projekte , z.B. durch Beratungs- und Fortbildungsmöglichkeiten, gezielt zu fördern.

19

• Die überwiegende Mehrheit aller Einrichtungen bietet einen durch- gehenden Betrieb von mehr als 6 Betreuungsstunden an; feste Mahl- zeiten und gemeinsames Essen gehören zum Betreuungsprogramm. Die Gründe hierfür sind vielschichtig, lassen sich aber unter anderem mit dem Faktor ‚Zeit‘ und ‚Personal‘ begründen. Letztlich bedeutet dies, dass mit dem anvisierten Ausbau des Ganztagsbetreuungs- angebots die Potenziale eines Gartenprojektes in der Breite zuneh- men. Dieses Potenzial sollte genutzt werden.

• Das gesamte Altersspektrum, von Kleinkindern bis zu Kindern im schulpflichtigen Alter, kann von dem Programm profitieren. Alters- spezifische Hilfestellungen sollten hierfür entwickelt werden. • Knapp ein Drittel der Einrichtungen haben Integrative Gruppen; sie können mit dem Garten als sozial-therapeutischem Erlebnisraum ihr Angebot erweitern, der einen Beitrag zur Inklusion liefern kann. Inwie- weit dieses Potenzial genutzt werden kann, bleibt zu eruieren.

20

Gesellschaft & Kultur

1.3 Mitteleinsatz, Betrachtung der eingerichteten Gärten

Wie wurden die Fördermittel eingesetzt und was war das Ergebnis?

Alle Einrichtungen wurden mit einer einmaligen Anschubfinanzierung von 1.000 Euro unterstützt. Hiermit konnten Pflanzen und Saatgut, Garten-geräte und Arbeitshandschuhe (auch für die Kinder), Regenwassertonne, geschlossene Kompostlege, sowie die Materialien für die Dokumentation der gedeihenden Pflanzen finanziert werden.

1.3.1 Bestandteil und Größe der Gartenanlagen

Alle an der Evaluation teilgenommen Einrichtungen haben neue Beete für Gemüse, Kräuter, Blumen usw. angelegt, daneben wurden aber auch Baum- und Strauchpflanzungen sowie der Bau von Kräuterspiralen in nennens-werter Zahl vorgenommen (Abbildung 7, siehe auch Tabelle 1). Positiv zu werten ist, dass durchschnittlich eine Beetgröße von 14 m2 angelegt wurde. Werden Baum- und Strauchpflanzungen hinzugenommen, erhöht sich die Größe neu angelegter Pflanzflächen insgesamt sogar auf knapp 70 m2 pro Einrichtung im Durchschnitt. Demzufolge wurden von den Einrichtungen deutlich mehr Beet- und Pflanzflächen zur Verfügung gestellt, als dies in den Förderrichtlinien mit 12 m2 gefordert war.

Abbildung 7: Ausstattung der Gärten durch die Fördermittel in den teilnehmenden Einrichtungen

21

Nichts desto trotz, entscheidend für alle Einrichtungen und limitierender Faktor war bei der Gartengestaltung der verfügbare Raum. Dies geht auch aus vielen Einzelanmerkungen hervor. Jedoch wurden vielfältige Lösungs-möglichkeiten gefunden, um mit Platzmangel umzugehen. Dies zeigt auch die durchschnittliche Beetgröße von 4 m2. So konnten kleine Grünstreifen, z.B. an der Sonnenseite der Fassade für Pflanzungen für Tomaten, Paprika oder auch Kräuter genutzt werden. Zum Teil wurden Pflanzflächen mit Pflanzkübeln und/oder Töpfen geschaffen. Kleine Beete bieten den Kinder zudem die Möglichkeit, besser um die Beete herumzugehen und gemein-sam die Pflanzen zu pflegen und zu beobachten.

Jede zehnte Einrichtung richtete den Garten außerhalb der eigenen Ein-richtung ein, z. B. auf einem gemeindeeigenem Grundstück oder Flächen der Kirchengemeinde.

Knapp zwei Drittel der Einrichtungen errichteten neben den Pflanzflächen ein Gartenhäuschen bzw. Geräteschuppen oder legten auch einen Kompost-haufen an, rund ein Drittel richtete eine Regenwasserauffanganlage ein.

Die Betrachtung der Garteneinrichtung zeigt, dass die Fördermittel sehr vielfältig und kreativ eingesetzt wurden – je nach verfügbaren Raum, Rahmenbedingungen, individuellen Ansprüchen und Gestaltungsempfin-den. Zudem zeigt sich, dass der Erlebniswert der Außenanlagen oftmals darüber hinaus aufgewertet werden konnte. In jeder fünften Einrichtung befinden sich neben den Pflanzbeeten weitere Gestaltungselemente, neben kunstvollen Dekorationen der Beete finden sich z.B. Insektenhotels, Weidentunnel/Weidentipi, Wildblumenwiesen, Rutschbahnhügel bis hin zu Kleintier-gehegen.

1.3.2 Die Diversität, Vielfalt der Gärten

Insgesamt wurden auf den Pflanzflächen der Einrichtungen rund 200 ver-schiedene Pflanzenarten ausgesät bzw. angepflanzt– genannt wurden 34 verschiedene Gemüsearten, 32 Strauch- und Baumarten, 49 Kräuterarten und 86 Blumenarten (Tabelle 1). Die durchschnittliche Artenvielfalt betrug knapp 20 verschiedene Arten je Garten – Sorten wurden nicht weiter aus-differenziert. Nur jeder fünfte Garten umfasste weniger als 15 verschiedene Arten.

22

Gesellschaft & Kultur

Tabelle 1: Top 10 der Aussaaten und Bepflanzungen. Die jeweils zehn häufigsten Nennungen in ihrer Reihenfolge.

1.3.3 Beitrag zur Versorgung in der Kindertagesstätte

Die weitere Verwertung war sehr vielfältig. Alle Einrichtungen verwerten das Erntegut in der Einrichtung (Abbildung 8). In knapp einem Drittel der Einrichtungen wurden sie auch in Rahmen von Veranstaltungen (KiTa-Feste o.ä.) genutzt. In jeder vierten Einrichtung wurde das Erntegut teilweise auch mit nach Hause gegeben.

Die Ernte erfolgte überwiegend im Rahmen des Betreuungszeitraums, in knapp jeder fünften Einrichtungen wurden aber auch zusätzliche Aktions-tage damit verbunden, z. B. im Rahmen eines Kartoffelerntefest.

Gemüse Sträucher/Bäume Kräuter Blumen

1 Tomaten Erdbeere Schnittlauch Sonnenblumen

2 Karotten Johannisbeere Petersilie Ringelblumen

3 Radieschen Himbeere Pfefferminze Kapuzinerkresse

4 Kohlrabi Apfel Zitronenmelisse Narzissen

5 Gurken Stachelbeere Thymian Tulpen

6 Kartoffeln Brombeere Rosmarin Blumenmischungen

7 Kürbis Kirsche Basilikum Lavendel

8 Salate Pflaume Salbei Rosen

9 Zucchini Birne Oregano Tagetes

10 Paprika Haselnuss Dill Astern

23

Abbildung 8: Verwertung des Ernteguts Es wurden mehr als 205 verschiedene Varianten zur Verwertung und Verwendung genannt, bis hin zu einzelnen Rezepten, die zu Kategorien zusammengefasst wurden. Die Verwertungshitlisten zeigen auf, wozu das Erntegut überwiegend genutzt wird (Tabelle 2).

Tabelle 2: Top 5 der Verwertung. Die jeweils häufigsten Nennungen in Kategorien zusammengefasst.

Beim Gemüse steht die Verwertung als Rohkost mit Abstand an vorderster Stelle. Zum einen ist die Zubereitung recht einfach, zum anderen können kleine Mengen auf einem Beilagenteller oder auch als Snack zwischen-durch angerichtet werden. Danach kommt die Zubereitung von Speisen in Form von Suppen und Eintöpfen, Salaten und anderen gekochten Gerich-ten, wobei die Unterschiede in der Verwertungshäufigkeit zwischen diesen eher gering sind. Bei den warmen Gerichten werden vor allem Gemüse verwendet, bei denen im Laufe des Jahres große Erntemengen aufkom-men, wie z.B. Kürbis, Kartoffeln oder Zucchini. Suppen bzw. Eintöpfe haben

Gemüse Sträucher/Bäume Kräuter Blumen

1 Rohkost/Snacks Naschen, Tees und andere Dekorationen/ Gemüseteller vom Strauch Getränke Sträuße

2 Suppen/Eintöpfe Naschen, Obstteller Kräuterquark Vogelfutter (Sonnenblumen)

3 Salate Quark Kräuterbrote/ Salben -butter (Ringelblumen)

4 Kochen sonstiger Marmelade Gewürze, Geschenke Gerichte Kochen u. Salate

5 Sonstiges Kuchen Dufterlebnisse Essen (versch. Blüten)

24

Gesellschaft & Kultur

vermutlich deswegen einen leichten Vorsprung, da sie sich für größere Gruppen vergleichsweise einfacher zubereiten lassen, z. B. ein Gemüseein-topf im Vergleich zu Gemüsebratlingen.

Obst wurde überwiegend vom Strauch „genascht“. Mit deutlichem Ab-stand dahinter kommt die Ernte und Zubereitung des Obsts – vor allem als Obstquark /-joghurt oder es wurden Marmeladen oder Kuchen hergestellt. Jedoch ist hierbei zu berücksichtigen, dass vor allem im ersten Jahr der Ertrag noch äußerst gering ist. Bei Zuwachs der Obststräucher und -bäume ist zu erwarten, dass der Anteil zubereiteter Obstspeisen durchaus noch zunimmt.

Bei der Verwertung der Kräuter führen selbst angesetzte Tees und andere Getränke die Hitliste deutlich an. Mit einigem Abstand folgen Kräuter-quarks, Kräuterbutter und weitere Varianten von Brotbelägen. Erst danach werden Gewürze auch zur Verfeinerung der allgemein zubereiteten Speisen genutzt. Daneben finden sich auf der Top-5-Liste die Herstellung von Duft-kissen sowie die Verwendung der Kräuter für verschiedene Dufterlebnisse.

Blumen dienen primär der Dekoration. Mit deutlichem Abstand dahinter finden sich dann die Verwertung von Sonnenblumen-Samen als Vogel-futter sowie die Herstellung von Ringelblumen-Salben. Vereinzelt werden die Blumen auch verschenkt (u.a. an Einrichtungen wie Altenheime, Krankenhäuser, Kirchen, Muttertag) oder im Rahmen von Festen verkauft. Selten werden die Blüten auch zum Verzehr genutzt oder zu Gelees/Honig weiterverarbeitet.

1.3.4 Planung, Bau und Pflege der Gartenanlage

Das gemeinsame Planen, Gestalten und Arbeiten an der frischen Luft sollte im Mittelpunkt des Projekts stehen. Beim Anlegen der Beete sollten die Kinder selbst mitarbeiten, Obstbäume und Sträucher anpflanzen, Kräuter einsäen, Blumenzwiebeln stecken, Gemüse anbauen und gemeinsam die Pflänzchen gießen, pflegen und beim Gedeihen beobachten.

Die Evaluierung zeigt, dass in allen Einrichtungen die Kinder intensiv in den verschiedenen Phasen eingebunden waren (Abbildung 9).

25

Abbildung 9: Durchführung der verschiedenen Projektphasen unter Einbezug der Kinder und Mithilfe durch Dritte

Lediglich in der Planungsphase wurden die Kinder in knapp der Hälfte aller Einrichtungen nicht oder nur unzureichend einbezogen. In 46% aller Einrichtungen erfolgte die Planungsphase ausschließlich durch die Betreuer. 54% aller Einrichtungen wurden in der Planungsphase von dritten unterstützt, z. B. durch Eltern oder auch Mitarbeiter der Gemeinde (Bauhof, Grünflächenamt…).

Unterstützung von externen Helfern erfuhren die Projekte vor allem in der Bauphase. Lediglich bei 7% der Projekte erfolgte der Bau der Beete ohne fremde Hilfe. 93% aller Einrichtungen wurden beim Bau von dritten unter-stützt; bei mehr als 2/3 aller Einrichtungen wurden hierbei die Eltern aktiv (siehe hierzu auch Abschnitt 1.4.4 Transfer in die Familie). In mehr als zwei Drittel der Einrichtungen erfolgte die Bauphase außerhalb des Betreuungs-zeitraums, z.B. im Rahmen von zusätzlichen Aktionen an Wochenenden.

Pflanzungen und Aussaat hingegen wurden schwerpunktmäßig im Be-treuungszeitraum vorgenommen. Sie erfolgte schwerpunktmäßig von den Kindern, gemeinsam mit den Betreuern. In einigen wenigen Einrichtungen erfolgte dies sogar ausschließlich durch die Kinder.

Bei der Pflege ist die Hilfe durch Dritte wiederum sehr groß. Bei rund der Hälfte aller Einrichtungen haben Eltern bei der Pflege ausgeholfen, auch wenn diese Hilfe nicht unbedingt die Regel sondern nur zur Aushilfe statt-fand. Insbesondere an Wochenenden, vor allem aber in der betreuungsfrei-en Ferienzeit wurde die Hilfe durch Dritte sichergestellt. Zwar wurde in der

26

Gesellschaft & Kultur

Ferienzeit bei nahezu 40% der Einrichtungen auch die Pflege von den Be-treuern übernommen, vor allem den Eltern kommt hier aber eine tragende Rolle zu. Daneben wurde sie vereinzelt auch durch Hausmeister, Nachbarn oder sogar eine „Gartenpatenschaft“ sichergestellt.

1.3.5 Zusammenfassung, Rückschlüsse und Empfehlungen

• Die Fördermittel wurden sehr vielfältig und kreativ eingesetzt – je nach verfügbarem Raum, Rahmenbedingungen, individuellen An- sprüchen und Gestaltungsempfinden.

• Durch das Projekt wurde in aller Regel mehr Gartenfläche neuge- staltet, als durch das Programm anvisiert war. Statt den geforderten 12 m2 wurden durchschnittlich 14 m2, unter Einbezug von Baum- und Strauchpflanzungen sogar 70 m2 Pflanzflächen realisiert.

• Durch das Programm wurde über die reine Schaffung von Pflanzflä- chen und gärtnerischer Infrastruktur hinaus oftmals der Erlebniswert der Außenanlagen aufgewertet.

• Insgesamt wurden rund 200 verschiedene Pflanzenarten ausgesät bzw. angepflanzt – genannt wurden 34 verschiedene Gemüsearten, 32 Strauch- und Baumarten, 49 Kräuterarten und 86 Blumenarten. Die durchschnittliche Artenvielfalt der Gärten betrug rund 20 ver- schiedene Arten je Garten.

• Jede zehnte Einrichtung richtete den Garten außerhalb der eigenen Einrichtung ein, z.B. auf einem gemeindeeigenem Grundstück oder Flächen der Kirchengemeinde.

• Über 200 verschiedene Verwendungs- und Zubereitungsformen wurden genannt. Insbesondere die Verwertung von Gemüse als Roh- kost, das „Naschen“ von frischem Obst, Kräuter als Tees und andere Getränke sowie Blumen als Dekorationen sind die häufigsten Verwer- tungsformen.

• Auch wenn gelegentlich warme Mahlzeiten zubereitet werden, so spielt der Garten zur Deckung der Eigenversorgung alltäglicher

27

Hauptmahlzeiten nur eine untergeordnete Rolle. Er ist vielmehr aus ernährungserzieherischer Sicht als wertvoll zu betrachten, da er eine alltägliche, mehrmalige Versorgung von frischen Obst- und Gemüse- portionen unterstützt.

• In Anbetracht der sehr vielfältigen, diversen Ergebnisse und individu- ellen Lösungen – wie in den vorangehenden Punkten genannt – sollte der Gestaltungsspielraum bei der Verwendung finanzieller Mittel im Rahmen des Förderprogramms unbedingt beibehalten werden.

• In allen Phasen – der Planung, dem Bau, bei der Aussaat bis hin zur Pflege wurden die Kinder intensiv eingebunden. Lediglich in der Planungsphase sind in knapp der Hälfte aller Einrichtungen Kinder nicht oder nur unzureichend einbezogen worden. In Anbetracht der Bedeutung einer Planungsphase für den Gesamtkontext und auch für eine Entfaltung der Kreativität bei den Kindern sollte hier auf eine Erhöhung des Einbezugs hingewirkt werden.

28

Gesellschaft & Kultur

1.4 Wirkungen des Projektes Welche Erziehungs- und Bildungsziele können mit diesem Ansatz verfolgt werden?

1.4.1 Beitrag des Programms zur Natur- und Nahrungskunde

Kann die gemeinsame Gartenarbeit einen Beitrag leisten, um Natur- und Nahrungskunde spielerisch zu erlernen? Eignet es sich um Wissen über Nutzpflanzen zu vermitteln, sowohl was die Entwicklung als auch die letztliche Verwendung betrifft und somit Helfen, dem Trend, die zuneh-mende Entfremdung von unseren Nutzpflanzen, entgegenzuwirken? Um hierzu Antworten zu finden wurde ein wichtiges Augenmerk darauf gelegt, wie ausgeprägt das Wissen über die angebauten Kulturpflanzenarten und deren Verwendungsmöglichkeiten bei den Kindern war. Hierzu wurden pri-mär Beobachtungen der Betreuer ausgewertet, die vor bzw. zu Beginn der Gartensaison und im weiteren Verlauf des Gartenjahres gemacht wurden. Zudem erfolgte eine direkte Abfrage bei den Kindern selbst.

Erkenntnisse zu Kulturarten und der pflanzlichen Entwicklung

Bei etwa zwei Drittel der Einrichtungen wurden vor bzw. zu Beginn der Gar-tensaison rege Pflanzwünsche von den Kindern geäußert (Abbildung 10).

Abbildung 10: Beobachtungen der Kinder durch die Betreuer hinsichtlich der ange-bauten Kulturpflanzen und ihrer pflanzliche Entwicklung im Laufe der Gartensaison (Darstellung des Durchschnitts aller dokumentierten Beobachtungen)

29

Sie konnten also zumindest einige Kulturpflanzen benennen. Bei einem Drittel der Einrichtungen hingegen wurden Pflanzwünsche nur teilweise oder gar nicht geäußert. Im weiteren Verlauf wurde festgestellt, dass ins-gesamt ein Wissensdefizit hinsichtlich der Kulturpflanzen vorherrscht. Nur bei weniger als der Hälfte der Einrichtungen wurde beobachtet, dass die Kinder bereits zu Beginn der Gartensaison sehr viele ausgesäte/gepflanzte Arten kannten“. Bei der Mehrzahl der Einrichtungen traf diese Aussage nur noch teilweise bis nicht zu. Entsprechend fällt auch das Ergebnis der Beobachtungen im weiteren Saisonverlauf aus. So war die Verwunderung über die weitere Entwicklung der Kulturpflanzen weitestgehend groß. In gut 90% der Einrichtungen wurde beobachtet, dass „die Kinder im Laufe des Jahres über die Entwicklung von einigen Pflanzen erstaunt waren“.

Erkenntnisse zu Verwertungsmöglichkeiten der Kulturpflanzen

Hinsichtlich des breiten Verwertungsspektrums wurde von den Betreuern beobachtet, dass die Kinder zu Beginn der Gartensaison bereits ein großes Interesse an den Verwertungsmöglichkeiten zeigten (Abbildung 11). In neun von zehn Einrichtungen traf die Aussage eher zu, dass „die Kinder sehr an der Möglichkeit zur späteren Verwertung der Pflanzen interessiert waren“. Dabei haben Sie selbst eigene Ideen zur späteren Verwertung eingebracht. Dies traf auf knapp zwei Drittel der Einrichtungen zu. Jedoch wurde auch hier im weiteren Verlauf festgestellt, dass in der Mehrheit aller Einrichtun-gen ein Erstaunen bei den Kindern bezüglich der letztlichen Verwendungs-möglichkeiten aufkam. Bei rund 85 % der Einrichtungen wurde zumindest teilweise die Beobachtung gemacht, dass „die Kinder über die letztendliche Zubereitung und Verwendung von einigen Ernteprodukten erstaunt waren“.

Abbildung 11: Beobachtungen der Kinder durch die Betreuer hinsichtlich der Ver-wertung im Laufe der Saison (Darstellung des Durchschnitts aller dokumentierten Beobachtungen)

30

Gesellschaft & Kultur

Unterm Strich bleibt somit festzuhalten, dass ein großes Interesse bei den Kindern besteht, sowohl was den Anbau als auch die Verwendung anbelangt. Dies wird durch eigene Ideen auch zum Ausdruck gebracht. Des Weiteren kann aber festgestellt werden, dass auch überall Erstaunen und Verwunderungen bei den Kindern beobachtet wurde, sowohl was die Ent-wicklung der Kulturpflanzen als auch die weitere Verwendung der Ernte-produkte anbelangt. Betrachtet man diese Beobachtungen im Kontext der Garteneinrichtungen (Abschnitt: 1.3.2 Die Diversität, Vielfalt der Gärten) so lässt sich schlussfolgern, dass mit einer durchschnittlichen Artenzahl von 20 verschiedenen Gemüse, Kräuter, Blumen, Baum- und Straucharten bereits Neuerkenntnisse im Bereich Natur- und Nahrungskunde zu erwarten sind.

Weitere Erkenntnisse im Bereich der Naturerfahrung

Aus den Gesprächen mit dem pädagogischen Personal kam hervor, dass der Jahreskreislauf von den Kindern intensiver wahrgenommen wird. Auch blieben Tiere im Garten von den Kindern nicht unbemerkt, so wurden oft Regenwürmer und andere Kleintiere erforscht.

Bei den teilgenommenen Einrichtungen fällt auf, dass etwa bei der Hälfte aller Einrichtungen erlebnispädagogische Angebote vor Programmbeginn nur gelegentlich bis nie zum Betreuungsprogramm gehörten (Abbildung 12). Sie haben mit dem Garten nun einen Raum geschaffen, der alltäglich die Möglichkeit zur Gruppen-Erfahrungen in der Natur und zur Naturer-fahrung bietet.

Abbildung 12: Häufigkeit Erlebnis- pädagogischer Angebote der Einrichtungen

31

1.4.2 Beitrag des Programms zur Förderung von Entwicklungsprozessen

Im Orientierungsplan für Bildung und Erziehung in baden-württembergi-schen Kindergärten und weiteren Kindertageseinrichtungen werden die Bildungs- und Entwicklungsfelder „Körper“, „Sinne“, „Sprache“, „Denken“, „Gefühl und Mitgefühl“ sowie „Sinn, Werte und Religion“ definiert, die den Bildungs-und Erziehungsauftrag von Kindertageseinrichtungen konkre-tisieren (Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg 2011). Sie sollen wichtige Impulse zur pädagogischen Arbeit im Elementar-bereich liefern. Sie sollen helfen, Bildungschancen stärker von der sozialen Herkunft zu entkoppeln und zielen auf die Persönlichkeitsentwicklung und Sozialisation des Kindes ab. Da diese Felder oftmals sehr eng miteinander verzahnt sind und kaum isoliert betrachtet werden können, wurden im Zuge der Evaluation ausgewählte Entwicklungsprozesse betrachtet. Diese beruhten auf Einschätzungen des pädagogischen Personals durch die Beobachtungen der Kinder.

Abbildung 13: Beobachtungen der Kinder durch die Betreuer hinsichtlich verschie-dener Entwicklungsprozesse (Darstellung des Durchschnitts aller dokumentierten Beobachtungen)

Förderung der Ausdauer

Förderung der Konzentration

Entwicklung der Konfliktfähigkeit

Förderung des Verantwortungsbewusstseins

Stärkung des Selbstbewusstseins

Schärfung der kritischen Wahrnehmung

Verständnis für Wirkungszusammenhänge

Wahrnehmung der Umwelt

Wahrnehmung der eigenen Person

Wecken von Neugier

Erwerb von Kommunikations-/Sprachkompetenzen

Entwicklung der Teamfähigkeit

Erwerb künstlerischer Fähigkeiten

Entwicklung kreativer Fähigkeiten

Entfaltung der Phantasie

Spaß am Tun

Entwicklung von Geschicklichkeit

Entwicklung Motorischer Fertigkeiten/Fähigkeiten

Beitrag gering < Beitrag sehr hoch >

32

Gesellschaft & Kultur

Höchste Übereinstimmungen erzielen die Einschätzungen hinsichtlich der Entwicklungsprozesse „Wecken von Neugier“, „Wahrnehmung der Umwelt“, „Spaß am Tun“ und „Entwicklung der Teamfähigkeit“, gefolgt von „Erwerb von Kommunikationsfähigkeiten/Sprachkompetenz“, „Verständnis für Wirkungszusammenhänge“, „Förderung des Verantwortungsbewusst-seins“ sowie „Förderung der Ausdauer“. Dass die Bedeutung für den „Erwerb von Kommunikationsfähigkeiten/Sprachkompetenz“ eine besonders hohe Einschätzung erfährt ist bemerkenswert, zumal diese Kompetenz derzeit eine wachsende Aufmerksamkeit in vielen Kindertagesstätten erfährt.

Insgesamt fällt auf, dass das Entwicklungspotenzial einiger sozialer Kompetenzen höher eingeschätzt wird als das hinsichtlich der körperli-chen und motorischen Entwicklung (motorische Fertigkeiten, Geschick-lichkeit). Auffallend ist zudem, dass vor allem ästhetisch-künstlerische Entwicklungsprozesse, wie „Entfaltung der Phantasie“, „Entwicklung kreativer Fähigkeiten“ oder auch der „Erwerb künstlerischer Fertigkeiten“ die Schlusslichter bilden. Bei genauer Betrachtung fällt jedoch auf, dass hier die Einschätzungen weit auseinander gehen. Möglicherweise ist dies von unterschiedlichen Ausrichtungen der Programmangebote und/oder Herangehensweisen abhängig. Dieser Eindruck wird zumindest durch Stichproben vermittelt. Denn Einrichtungen, die den Beitrag des Projekts zu ästhetisch-künstlerische Entwicklungsprozessen höher einschätzen fallen zum Teil durch eine große und kreative Angebotsvielfalt auf, wie z. B. durch die Einbindung von Sinneserfahrungen und/oder verschiedenartige und vielfältige Verwertungsmöglichkeiten.

1.4.3 Beitrag zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)

Inwieweit kann das Projekt „Gartenland in Kinderhand“ Impulse zur Förderung von Einstellungen, Werten und Wissen liefern, die Basis für eine nachhaltige Entwicklung sind? Wie sich BNE auch im Elementarbereich umsetzen lässt zeigen verschiedene Studien und Projekte (Stoltenberg & Thielebein-Pohl 2011). Stoltenberg (2008) formuliert verschiedene Kriterien für Bildung für nachhaltige Entwicklung in Kindertagesstätten. Das Kon-zept BNE setzt hierbei weniger auf das abarbeiten von Themen, vielmehr

33

stellt es Problemfelder, Aufgaben, Naturphänomene, die das Verhältnis von Mensch und Natur betreffen, in einen Analyse- und Handlungsrahmen. BNE umfasst somit keine grundsätzlich neuen Inhalte, sondern bietet pri-mär einen neuen Orientierungsrahmen für Bildungsprozesse. Gerade das alltägliche Handeln, in diesem Fall die gemeinsame Vorbereitung und das gemeinsame Essen sowie die Beschaffung der Zutaten respektive der An-bau eigener Nahrungsmittel, bietet somit vielfältige Ansatzmöglichkeiten um Bildungsprozesse im Sinne einer BNE zu fördern. In den teilnehmenden Einrichtungen konnten hierzu verschiedene Aktivitäten im Rahmen des Projekts beobachtet werden, die sich den verschiedenen Dimensionen der BNE zuordnen lassen.

Tabelle 3: Zuordnung beobachteter Aktivitäten zu den verschiedenen Dimensionen einer BNE

Wichtig hierbei ist, dass übergeordnet die Gestaltungskompetenzen nach de Haan (2008) mit ihren Teilkompetenzen gefördert werden, also die Fähigkeit, Wissen über Nachhaltige Entwicklung anwenden und Proble-me nicht nachhaltiger Entwicklung erkennen zu können. Dies erfordert den Einsatz von Methoden und Arbeitsweisen, die es speziell kleinen Kindern ermöglichen, Gestaltungskompetenz zu erwerben, wie Partizi-pation, Kooperationen/Gemeinwesenorientierung, Problemorientierung, spielerisches und entdeckendes Lernen, Verbindung von formellem und

Aspekt Umsetzung

Globale - Regionalität/Herkunft - Diskussion über die Herkunft von Obst/Gemüse Dimension

Kulturelle - Wertschätzung - Wertschätzung eigener angebauter Nahrungsmittel Dimension - Rituale - Gemeinsames Essen - Traditionelles Wissen - Einbezug alter Anbau-/ Bewirtschaftungsmethoden

Ökologische - Kreislaufgedanke - Anlage von Komposthaufen / Sammeln von Regenwasser Dimension - Garten als Lebensraum - Erforschen und Beobachten von Tieren - Biologische - Biologischen Pflanzenschutz praktizieren, Anbaumethoden Mischkulturen - Saisonalität - Wahrnehmen des Jahreskreislaufs/der Erntezeitpunkte

Ökonomische - Wirtschaftszweig - Besuch einer Gärtnerei Dimension - Weiterverarbeitung - Marmelade selbst machen

Soziale - Partizipation - Gemeinsame Projektplanung und -durchführung Dimension - Gerechtigkeit - Teilnahme aller Kinder - Gesundheit - Gesunde Ernährung durch RohkostD

imen

sion

en e

iner

nac

hhal

tigen

Ent

wic

klun

g

34

Gesellschaft & Kultur

informellem Lernen (vgl. Stoltenberg 2008). Es konnte beobachtet werden, dass viele dieser Methoden – wenn mancherorts auch nur ansatzweise – in einer Vielzahl von Gartenprojekten zum Einsatz kamen.

Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass das Projekt „Gartenland in Kinderhand“ in seiner Ausrichtung wie auch Durchführung zumindest ein großes Potenzial zur Förderung einer Bildung für nachhaltige Entwick-lung birgt.

1.4.4 Transfer in die Familie

Wie weit wirkt das Projekt in die Familie hinein und findet somit ein Transfer statt? Verändert sich auch außerhalb der Kindertagesstätte das Bewusstsein z.B. hinsichtlich Ernährungsgewohnheiten zu Hause? Umfassende quan-titative Analysen durch Befragung der Familien wären hierzu erforderlich, waren im Rahmen des Projektes aber leider nicht möglich. Jedoch geht aus den vielen geführten Gesprächen hervor, wie sehr Eltern durch dieses Projekt angesprochen wurden. So konnten wir erfahren, dass einige Eltern ein so großes Interesse an den in der Kindertagesstätte eingerichteten Hochbeeten entwickelt haben, dass sie mit den Kindern selbst ein eigenes Beet daheim im eigenen Garten nachbauten und bepflanzten. Vereinzelt gab es auch Elternkochabende oder es wurde gemeinsam ein Kochbuch erstellt.

Auffällig ist vor allem der konkrete Beitrag der Eltern bei der Durchführung des Projektes (Abbildung 14, vgl. hierzu auch Abbildung 9).

Abbildung 14: Mitarbeit durch Eltern bei der Durchführung der verschiedenen Projektphasen

35

Aus Sicht der Einrichtungen wird der Faktor, der zu einem Gelingen eines solchen Projektes entscheiden beiträgt, die „Motivation und Engagement der Eltern“ noch weit vor den Faktoren „Finanzierung“ und der „verfügba-ren Zeit“ angeführt. Das Gelingen eines Gartenprojektes ist aber nicht nur entscheidend abhängig von einer intensiven Kooperation zwischen der Kindertagesstätte und dem Elternhaus, sondern fördert genau diese. Es wird deutlich, dass das Programm somit auch einen Beitrag zur Förderung der Bildungs- und Erziehungspartnerschaft zwischen Einrichtung und Elternhaus leistet. Ein „Gartenland in Kinderhand“ kann einen informellen Raum zur Begegnung und Kommunikation bieten. Hier kann ein Austausch zwischen dem pädagogischen Fachpersonal und den Eltern, aber auch zwischen den Eltern untereinander stattfinden. Darüber hinaus bietet es Eltern die Möglichkeit, Kenntnisse, Erfahrungen und ihre Begeisterung aus ihrem eigenen Lebensumfeld einzubringen.

Das Projekt fördert im Sinne des Orientierungsplans für Bildung und Erzie-hung in baden-württembergischen Kindergärten und weiteren Kinderta-geseinrichtungen (Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Würt-temberg 2011) die Erfordernis einer Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen pädagogischen Fachkräften und Eltern.

An dieser Stelle soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass genau hier weitere Potenziale liegen. So regt auch der Orientierungsplan an, den Austausch mit und zwischen Familien zu Nachbarschafts- und/oder Stadtteilprojekten auszuweiten und weiter zu entwickeln, z. B. durch die Übernahme von Patenschaften durch Ehrenamtliche. Ein wichtiger Gedanke ist hierbei, Kinder mit Migrationshintergrund zu fördern, die von solchen Ansätzen besonders profitieren können. Die Möglichkeit Integ-rationsprozesse zu fördern, ist aus sogenannten ‚interkulturellen Gärten‘ bekannt (Müller 2002, Taborsky 2008, Werner 2008, Müller 2012). Da aus einigen „Gartenland in Kinderhand“-Projekten Gartenpatenschaften und Kooperationen mit Vereinen bekannt sind, kommen sie diesem Gedanken schon sehr nahe.

36

Gesellschaft & Kultur

37

1.4.5 Zusammenfassung, Rückschlüsse und Empfehlungen

• Etwa die Hälfte der teilgenommenen Einrichtungen, die bislang nur gelegentliche bis keine erlebnispädagogischen Angebote hatten, haben mit dem Garten nun einen Raum geschaffen, der alltäglich Gruppen-Erfahrungen in der Natur und Möglichkeiten zur Naturer- fahrung bietet.

• Bereits in Gärten mit einer mittleren Artenzahl von 20 verschiedenen Gemüse-, Kräuter-, Blumen-, Baum- und Straucharten können neue Erkenntnisse im Bereich Natur- und Nahrungskunde erzielt werden.

• Von Seiten des pädagogischen Personals werden die Wirkungen auf das Entwicklungspotenzial einiger sozialer Kompetenzen höher eingeschätzt als das hinsichtlich der körperlichen und motorischen Entwicklung der Fall war. Insbesondere bei ästhetisch-künstlerische Entwicklungsprozessen geht die Meinung stark auseinander. Dies hängt u.a. von den unterschiedlichen Ausrichtungen der Programm- angebote und/oder Herangehensweisen ab.

• Der Projektansatz bietet in seiner Ausrichtung wie auch Durchfüh- rung ein großes Potenzial zur Förderung einer Bildung für nachhaltige Entwicklung.

• Aussagen darüber, in wie weit dieses Projekt bis in Familien hinein reicht, lassen sich auf der Datengrundlage nicht quantifizieren, jedoch ist eine Wirkung erkennbar. Deutlich hingegen wird der Beitrag des Projektes zur Förderung der Bildungs- und Erziehungspartner- schaft zwischen Einrichtung und Elternhaus. Der Garten bietet hierzu einen informellen Raum zur Begegnung und zur Kommunikation, z. B. durch Gartenaktionstage, Garten- oder Erntefeste.

• Um die Potenziale hinsichtlich der Entwicklungs- und Bildungspro- zesse besser auszuschöpfen, sollten dem pädagogischen Personal konkrete Hilfen an die Hand gegeben werden, die zur entsprechen- den Einbettung der Angebote anregen.

38

Gesellschaft & Kultur

Praktischer Teil und Handlungshilfen

des/der Bürgermeisters/-in

39

Teil 2: Praktischer Teil und Handlungshilfen In diesem praktischen Teil finden Sie Tipps und Hilfen, von der Anlage eines Gartens bis hin zum eigentlichen Gärntern, die den Start erleichtern sollen. Er ist aber nicht allein aus der gärtnerischen Perspektive heraus entstan-den. In diesem Teil sind 2 Jahre Erfahrungen von allen 135 Einrichtungen eingeflossen, die an der Evaluation teilgenommen haben. Somit bezieht dieser Beitrag den Alltag von Kindertagesstätten vor allem aus Sicht der Erzieherinnen und Erzieher mit ein und hilft somit, dass die Gartenpflege den alltäglichen Ablauf eines Kindergartens oder Tageseinrichtung nicht überfordert.

Neben eine Anleitung zur Anlage von Beeten, Komposthaufen und zum biologischen Gärtnern finden Sie auch eine Auswahl schnell wachsender und gedeihender Kräuter Obst- und Gemüsesorten. Wir zeigen auf, wie die-se mit langsam heranreifenden Pflanzen kombiniert werden können. So ist ein möglichst schneller Erfolg, wie auch eine möglichst lange Erntezeit, ga-rantiert, und kommt somit den Bedürfnissen der Einrichtungen entgegen.

Darüber hinaus finden Sie ein paar Hinweise die zur Organisation eines solchen Projektes sowie einige „Goldene Regeln“ die zum Gelingen des Projektes beitragen.

40

Gesellschaft & Kultur

2.1 Drei unverzichtbare Zutaten für einen ertragreichen „Kinder“-Garten Die drei unverzichtbaren Zutaten sind: ein kleines bisschen Platz, möglichst im unmittelbaren Umfeld der Einrichtung, eine gute Idee, die alle motiviert sowie der Wille, möglichst bald loszulegen (vgl. Tabelle 4). Tabelle 4: Wichtige Faktoren die über Erfolg- und Misserfolg entscheiden, Befra-gungsergebnisse nach Angaben der teilnehmenden Einrichtungen

Geeignete Standorte für Nutzgartenbeete sind Flächen, die sonnig oder höchstens halbschattig sind und leicht durchlüftet werden. Eingewachse-ne, schattige Ecken (auch: nordseitige Flächen) oder völlig ungeschützte, zugige Bereiche eignen sich eher weniger. Bietet die Einrichtung etwas Platz dafür, so ist die erste wichtige Ausgangsvoraussetzung schon erfüllt.

Eine weitere wichtige Zutat für einen erfolgreichen Garten ist eine Idee – vielleicht gibt es bereits Überlegungen dazu, welche Schwerpunkte gesetzt werden sollen, ein Motto, unter dem das Gartenprojekt stehen soll. Gemeinsam mit den Kindern entwickelt, kann die Idee das Zugpferd des

Wichtige Erfolgsfaktoren Unbedingt zu vermeiden sind

1 Engagement der Erzieher Mangelndes Interesse im Team an der Gartenarbeit

2 Verfügbarer Platz Mangelndes Fachwissen

3 Mithilfe durch Eltern und Dritte Schlechte Planung / keine Projektverantwortliche

4 Gute Organisation / Projektverantwortliche Zeitmangel / Personalmangel

5 Finanzielle Mittel Mangelnde finanzielle Möglichkeiten

6 Fachkenntnis bzw. Unterstützung durch Dritte Keine Unterstützung durch Eltern

7 Verfügbare Zeit Platzmangel

8 Richtige Standortwahl für die Beete Nichteinbezug der Kinder

9 Spaß an der Sache Erwartungen zu hoch

10 Unterstützung durch Trägers / günstige Rückschläge (Missernte, Schädlingsbefall…) Rahmenbedingungen

41

Nutzgartens werden. Nicht dass wir wie in früheren Zeiten das Feld mit einem Pferd bestellen wollen, nein, es geht darum Eltern, Förderer bis hin zu potenziellen Sponsoren mit der Idee zu gewinnen. Denn eines ist sicher: Ein Garten bedeutet auch Arbeit – denn auch in der Ferienzeit benötigen die Pflanzen mal die eine oder andere Gießkanne – und gemeinsam geht es bekanntlich viel, viel einfacher und besser.

2.2 Gut gerüstet – Was ein Kleingärtner so alles braucht

Zum Gärtnern braucht man Geräte. Eventuell sind in der Einrichtung bereits welche vorhanden und oft weiß man auch vom eigenen Garten zuhause, welche Geräte man braucht. Wir haben eine Liste erstellt, die eine Beschaffung der wichtigsten Gartengeräte erleichtern soll. Natürlich gibt es auch hier Preisunterschiede. Am besten ist es, sich in Fachgeschäften beraten zu lassen, denn das Angebot ist groß und vielfältig!

Beschaffungsliste: Ein Vorschlag!

• Gartengeräte für Kleinkinder (in mind. doppelter Ausführung: kleine Schubkarre, Rechen, Grabgabel, Hacke, kleine Pflanzschaufel und Handhacke, Arbeitshandschuhe)

• (Hoch-)Beete (2 bis 3): Einfassung (aus Holz) und Erde, ca. je 1 x 3 – 4 m; Bauanleitung siehe Kapitel 2.3

• Regenwassertonne (mit Insektenschutz und Auslaufhahn)

• Mind. 2 Gießkannen (nicht zu groß, damit Kinder diese gefüllt tragen können)

• Kompostlege (idealerweise geschlossen oder in einer schattigen Ecke; evtl. zweikammerig)

• Kräuter, Beerensträucher und ggf. Obstbaum (siehe Vorschlagsliste S. 48)

• Gemüsesaatgut oder -pflanzgut (siehe Vorschlagsliste Seite 48)

Nach der Beschaffung dieser Utensilien sollte noch etwas Geld übrig sein, um sich bei der Installation der Regentonne und dem Bau der Hochbeete ggf. professionelle Hilfe leisten zu können. Sollten statt Hochbeete normale Beete gewählt werden, kann natürlich Material und Arbeitseinsatz gespart

42

Gesellschaft & Kultur

werden. Hochbeete haben allerdings einige Vorteile, wie von Beginn an bessere Bodenzusammensetzung, besseres Wachstum (wegen Boden und Wärme), angenehme Arbeitshöhe, i. d. R. weniger Schädlinge und Unkraut. Dafür muss man vielleicht ein klein wenig öfter gießen. Schauen Sie sich daher das nächste Kapitel erst einmal an, vielleicht ist es ja genau das Rich-tige für Ihren Kindergarten!

2.3 Der erste Schritt – Bau von kindergerechten Hochbeeten Der Bau von Hoch- oder Tischbeeten zählt sicherlich mit zu den aufwen-digsten Arbeiten bei der Neugestaltung eines Nutzgartens. Dennoch empfehlen wir diese gerade Gartenprojekten für Kinder, da sie doch deut-liche Vorteile haben: Zum Einen zeigt eine lange Tradition und Erfahrung von erhöhten Beeten in verschiedensten Kulturkreisen, dass sie besonders fruchtbar sind. Und wie bereits erwähnt ist nichts so motivierend wie eine reichhaltige Ernte. Zum Anderen bieten sie eine angenehme Arbeitshöhe für die Kinder, was die Gartenarbeit deutlich erleichtert.

Um den Einstieg in den Bau eines Hochbeetes zu erleichtern wird im Fol-genden der Bau eines Hochbeetes skizziert.

Wir schlagen insgesamt 12 qm Nutzgartenfläche vor, die Ihre Hochbeete entweder am Stück oder besser noch in zwei bis drei Beeten haben sollen. Im Folgenden gehen wir von drei Beeten à 4 qm aus. Diese müssen vom Rand her zugänglich sein. Daher ist ein ideales Format eine Breite von 1 – 1,5 m, so dass Kinder vom Rand her bis in die Mitte gießen und hacken etc. können. Daraus ergibt sich dann eine Länge von jeweils 3 – 4 m. Die Höhe sollte ca. 50 – 75 cm über dem Boden betragen. Die Breiten- und Längen-maße können ggf. etwas reduziert werden, um auch kleineren Kindern eine Mitarbeit problemlos zu ermöglichen und entsprechend weniger Gartenarbeit zu haben. Sinnvoll kann auch sein, mit ein oder zwei Beeten zu beginnen und später evtl. weitere anzufügen.

43

Das vor allem in Biogärten verbreitete Hochbeet besteht aus unterschied-lich langen Brettern (oder Rundhölzern).

Der Bau selbst lässt sich in folgende Arbeitsschritte unterteilen:

• Lage und Größe festlegen• Beetgrundfläche ausheben• Pflöcke in den Ecken und an den Seiten einschlagen• Bretter (oder Rundhölzer) einfügen und befestigen• Hochbeet befüllen

Hier nun die Arbeitsschritte im Detail:

1. Arbeitsschritt

Um die Länge und Breite des Tischbeetes zu markieren, ver-wendet Sie Sand. Schlagen Sie mit einem Zuschlaghammer die Pfähle der Längsseiten ein. Sollte der Boden sehr hart sein, graben Sie ein ca. 35 cm tiefes Loch, setzen den Pfahl senk-recht ein und stampfen die Erde fest. Eventuelle Grasnarben können Sie abhacken und in der Nähe des Beetes deponieren.

2. Arbeitsschritt

Da später Erde benötigt wird, um das Beet aufzufüllen, gra-ben Sie ein ca. 30 cm tiefes Loch und legen diese Erde in die Nähe des Beetes – bitte aufpassen, sie darf nicht festgetreten werden.

3. Arbeitsschritt

Nageln Sie jetzt die Bretter von innen an die Stützpfähle an. Drücken Sie mit einem dicken Hammer von außen gegen die Pfähle, um zu vermeiden, dass sie sich lockern. Die Wände errichten Sie am besten mit Brettern, die in etwa 2 cm dick sind, diese sind ungehobelt und nicht imprägniert. Um die Beetwände gut abstützen zu können, braucht man 8 Pfähle, die ca. 1 m lang und ca. 8 cm dick sind. Denkbar ist auch eine gemauerte Einfassung, die aber nicht gut „atmen“ kann, wodurch das eingefüllte orga-nische Material etwas schlechter verrottet.

44

Gesellschaft & Kultur

45

4. Arbeitsschritt

Halten Sie je ein passend gesägtes Brett an die Kopfen-den des Beetes. Die beiden Stützpfähle werden von innen ans Brett eingeschlagen und die Bretter angenagelt.

5. Arbeitsschritt

Füllen Sie die Beetgrube mit unbehandelten und zerklei-nerten Holzmaterialien (ca. 20 cm hoch), beispielsweise Balkenresten, zersägten Fichtenstangen, dickeren Ästen oder Wurzeln.

6. Arbeitsschritt

Als zweite Lage werden Zeitungspapier und zerrissene Kartons gemischt aufgebracht (ca. 10 cm hoch). Durchfeuchten Sie diese Lage mit einigen Kannen Wasser und bedecken Sie diese mit einer 1 – 2 cm dicken Erdschicht.

7. Arbeitsschritt

Die dritte Schicht besteht aus Gehölzschnitt jeglicher Art (ca. 10 cm hoch) – auch sie wird angefeuchtet.

8. Arbeitsschritt

Die in Schritt zwei abgehackten Grasnarben werden auf der Gehölzschicht verteilt (ca. 10 cm hoch), mit Laub bedeckt und befeuchtet.

9. Arbeitsschritt

Füllen Sie nun die aus Schritt eins vorhandene Erdschicht (ca. 30 cm hoch) in das Beet. Auf solchen Tischbeeten beginnt das Wachstum im Frühling zeitiger und stärker als auf normalen Gartenbeeten. Die Bodenlebewesen, wie z.B. Bakterien, Pilze, Asseln und Würmer, die für den Verrot-tungsprozess zuständig sind, erwärmen die Erde und liefern den Pflanzen auch Nährstoffe, so dass in der Regel im ersten Jahr keine zusätzliche Düngung erforderlich ist. Die verschiedenen eingebauten Holzschichten sorgen für eine ausreichende Belüftung. Falls Materialmangel oder Boden-beschaffenheit Sie dazu zwingt, von der Anleitung abzuweichen, kann das natürlich der jeweiligen Situation entsprechend geschehen. Doch bitte beachten Sie: Die Schicht Muttererde sollte immer ca. 30 cm dick sein und muss im Laufe der Jahre – möglichst wieder mit normalem Mutterboden sowie Kompost – etwas nachgefüllt werden.

46

Gesellschaft & Kultur

Das Tischbeet kann auch auf einem vorhandenen festen Boden aufgestellt werden. Montieren Sie hier zuerst die Seiten- und Kopfwände des Beetkas-tens und nageln Sie ihn dann zusammen.

Um die Stabilität des Kastens zu erhöhen, umwickelt man ihn zweimal mit Draht. Die Grundform des Bettes lässt sich variieren: Man kann beispiels-weise zwei Tischbeete mit einem kurzen Querbeet zu einem U-Beet verbin-den. Eine andere Möglichkeit ist es, den Grundtyp mit niedrigeren Beeten zu ergänzen. Zahlreiche unterschiedliche Beetformen lassen sich mit na-turbelassenen Rundhölzern bauen, die in einen (Setz-)Graben eingelassen werden. Dieser sollte etwa 40 cm tief sein, um ein 50 cm hohes Tischbeet zu gestalten. Der Bau dieser Tischbeete sollte immer im Zusammenhang mit einer Projektaktion mit den Kindern erfolgen. Das Ausheben der Beet-grube kann durchaus 1 bis 2 Tage dauern. Um den Bau zu einem Erlebnis zu machen, ist Gelassenheit und der Mut zum Improvisieren unabdingbar. Ge-ben Sie den Kindern ausreichend Raum und Zeit für diese Arbeiten, damit Sie Ihre kleinen Gärtner nicht überfordern.

2.4 Aus alt mach neu – Anlage des Komposthaufens Beim Kompostieren geht es eigentlich nicht nur darum, die Gartenabfälle zu entsorgen, sondern vor allem wieder einen guten, wieder verwertbaren reifen Kompost zu erhalten. Anschließend wieder in die Beete eingebracht, kann er zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit einen wertvollen Beitrag leisten und somit zu einer reichen und schmackhaften Ernte beitragen.

Kompostieren ist jedoch so eine Sache. Eigentlich geht es nahezu von selbst vor sich, aber es braucht einen geeigneten Ort, an dem die Überreste der Nutzgartenpflanzen sich selbst überlassen werden. Der Kompost sollte jedoch nicht zu trocken oder zu feucht lagern, nicht zu heiß (Sonne) und nicht zu kalt (Windschutz) sein. Vor allem Witterungsextreme sind hinder-lich und vermeiden einen guten Rottevorgang. Milde, feuchte Wärme, die nahezu ideal für jeden Komposthaufen ist, findet man in einer geschützten Lage, z.B. in leicht schattigen Ecken, unter Bäumen und Sträuchern, vor al-lem, wenn hin und wieder noch ein paar wärmenden Sonnenstrahlen den Kompost erreichen.

47

Ist ausreichend Platz vorhanden, so kann man einen klassischen Kompost-haufen angelegen. Er ist in der Höhe auf etwa 1,5 m sowie in der Breite auf 2 m begrenzt, damit er gut durchlüftet wird. Insbesondere in kleineren Gärten eignen sich aber auch handelsübliche Kompostlegen. Sie sind in sich geschlossen, können von oben befüllt und der fertige Kompost unten entnommen werden, so dass das zu verrottende Material langsam von oben nach unten absackt. Eine Alternative stellen zweikammerige Systeme dar, wo nebeneinander kompostiert wird. Da das Kompostmaterial immer ausreichend feucht sein muss, sollte gelegentlich gegossen werden.

Bei der Anlage bzw. beim Aufstellen sollte stets darauf geachtet werden, dass der Kompost auf gewachsenem Boden steht. Nur so können Boden-lebewesen aufsteigen und den Zersetzungsprozess unterstützen. Wenn all diese Voraussetzungen erfüllt sind, so können auf dem Kompost alle organischen Abfälle gesammelt werden, wie Grasschnitt, Unkraut (ohne Samen), Laub, Gemüse- und Obstreste oder auch zerkleinerte Baum- und Strauchschnitt (Äste). Im Idealfall sind die verschiedenen Abfälle gut mit-einander durchmischt. Abfälle von Südfrüchten, Knochen sowie verkochte Speisereste hingegen gehören nicht auf den Kompost. In Abhängigkeit von den Witterungsverhältnissen benötigt der Kompost 9 bis 12 Monate, bevor er wieder auf die Beete ausgebracht werden kann.

48

Gesellschaft & Kultur

2.5 Was sich wofür eignet – Säen und Pflanzen Jeder hat Vorlieben bei Gemüse, Kräutern und Obst. Diese wollen wir nicht einschränken! Dennoch, eine Liste hilft vielleicht bei der Qual der Wahl und gibt dabei auch Tipps, was sich mit den Kindern gemeinsam nachher einfach und schmackhaft verwerten lässt (Tabelle 5).

Tabelle 5: Beliebtheitsskala, die Top 10 aufgrund der Erfahrungswerte von Kitas

Radieschen zählen zu den Klassikern. Sie sind sehr schnellwüchsig, der erste Ernteerfolg in der jungen Gartensaison ist hiermit garantiert. Ob zwi-schendurch als Snack von den Kindern verspeist, zur Brotzeit oder zu einem leckeren Salat verarbeitet, Radieschen sind das ideale Einstiegsgemüse, denn es gelingt in jeder Hinsicht.

Zuckererbsen sind eigentlich ein Muss in jedem „Kinder“-Garten. Durch ihr rasantes Wachstum und die schnelle Reife lassen sich Kinder schnell fürs Gärntern begeistern. Auch wenn sie immer wieder etwas Fürsorge benöti-gen, das Spalierbauen für diese Kletterpflanze macht Jungen wie Mädchen Spaß. Die grünen Schoten können, wenn sie ganz jung sind, direkt vom Strauch geerntet und verspeist werden, denn dann schmecken sie beson-ders zart und süß.

Pflegeleicht und Gute geeignet für Kinder Vielfältig in der Wird von Kindern ertragreich im Anbau (ernten, beobachten...) Verwertbarkeit gerne gegessen

1 Zucchini Tomate Kräuter Kohlrabi

2 Kartoffel Kräuter Kartoffel Karotte

3 Tomate Kohlrabi Kohlrabi Gurke

4 Erdbeere Kürbis Kürbis Tomate

5 Kürbis Gurke Zucchini Erdbeere

6 Gurke Bohnen Tomate Kartoffel

7 Karotten Beerensträucher Erdbeere Radieschen

8 Salat Erdbeeren Karotte Zucchini

9 Radieschen Salat Gurke Kürbis

10 Kohlrabi Karotte Radieschen Salat

49

Kohlrabi, Möhren und Rettich benötigen schon etwas mehr Zeit, eignen sich aber auch sehr gut für den „Kinder“-Garten. Sie können direkt an Ort und Stelle ausgesät werden. Vorgezogene Kohlrabi-Setzlinge gibt es zudem in jeder Gärtnerei. Sie eignen sich gut für Snacks aber auch zu Salaten.

Bei Kürbissen und Zucchini ist die Auswahl riesig. Sie eignen sich für Suppen, als gebratenes Gemüse, zum Basteln und vielem mehr. Der Kürbis benötigt jedoch viele Nährstoffe. Daher setzt man ihn am besten direkt auf den Kompost. Im jungen Stadium ist die Schnecke der größte Feind. Daher sät man die Kürbiskerne am besten reichhaltig an Ort und Stelle aus und setzt in Töpfen vorgezogene Pflänzchen dazu. Ein paar wenige kommen immer durch, sie sorgen dann für eine reichhaltige Ernte. Denn sind sie erst einmal groß, so benötigen sie kaum noch Pflege. Man braucht dann eigentlich nur noch zu ernten. Die Kerne können für die nächste Saison als Saatgut aufbewahrt werden.

Tomaten zählen schon eher zu den etwas anspruchsvolleren Kulturen. Sie brauchen stete Pflege, Kletterhilfen und haben auch eine etwas längere Dauer bis zur Ernte. Daher müssen sie oftmals auch über die Ferienzeit ver-sorgt werden. Bei Tomaten sollten möglichst Braunfäule-tolerante Sorten verwendet werden. Dennoch lohnt sich ihr Anbau. Die vielen verschiede-nen Sorten bieten nicht nur eine reiche Form- und Farbvielfalt, sondern sind auch vielseitig verwendbar und leicht weiter zu verarbeiten – von der kleinen Kirschtomate als Snack, über die Salatbeilage, den Tomatensalat bis hin zur eigenen Tomatensauce oder -suppe.

Kartoffeln und Zwiebeln benötigen eine gesamte Gartensaison. Da sie in aller Regel aber nicht gewässert werden müssen, ist der Pflegeaufwand in der Ferienzeit überschaubar. Ein alljährliches Kartoffelfest mit anschließen-dem Kartoffel-Lagerfeuer stellt einen schönen Ausklang einer Gartensai-son dar und ist ideal geeignet, um eine alljährlich wiederkehrende Tradition zu begründen.

Blumen gehören in jeden Garten, vor allem dann wenn die vielen bunten Blüten auch noch essbar sind und sich damit Kräuterquarkbrote oder Sala-te garnieren lassen, wie mit Kapuzinerkresse, Borretsch (Gurkenkraut) oder Ringelblume. Probieren sie auch verschiedene (Schnitt-)Salate, Chinakohl, Schnittlauch, Petersilie, Thymian und vielem mehr.

50

Gesellschaft & Kultur

Pfefferminze, Salbei und Zitronenmelisse eignen sich hervorragend zur Bereitung von Tees und Kaltgetränken. Säen Sie auch einmal eine Reihe Weizen oder Hafer und zermahlen oder quetschen Sie die Körner.

Erdbeeren sind anspruchslos und benötigen nur wenig Pflege. Sie zählen sie zu den mehrjährigen Pflanzen. Zum besseren Ertrag sollte jedoch alle paar Jahre eine Verjüngung durch eigene Ableger erfolgen. Erdbeeren aus dem eigenen Garten zählen schlicht und einfach zu den schmackhaftesten der Welt, die geruchs- und geschmacklose Importware aus dem Super-markt kann da nicht mithalten. Ein Erdbeerkuchen oder eine selbstge-machte Süßspeise ist im Nu daraus gezaubert. Möchte man den Kindern solche Erinnerungen vorenthalten?

Johannisbeeren (vorzugsweise rot), Himbeeren oder Brombeeren benöti-gen zwar etwas Platz, denn sie breiten sich teilweise mit Wurzelausläufern aus, sind aber eigentlich kaum wegzudenken. Bei letzteren kann man auch stachellose Sorten beziehen.

Haselnuss und Schwarzer Holunder sind nicht nur schöne Sträucher mit Nutzwert, bei ihnen kann man das Holz auch zum Basteln verwenden.

Ist ausreichend Platz vorhanden, so sollte auch die Pflanzung von Obst-bäumen in Betracht gezogen werden, vorzugsweise Apfel oder Birne. Hier können sogenannte Halbstämme oder sogar Buschbäume gewählt werden, bei denen die Krone tiefer ansetzt, so dass auch Kinder ohne große Hilfsmittel das Obst ernten können. Beim Obst- und Gartenbauberater können Bezugsmöglichkeit regionaler Sorten erfragt werden.

51

2.6 Erntereich durchs Gartenjahr Durch eine entsprechende Wahl der Anbaukulturen kann die Erntesaison über das ganze Jahr hinweg gestreckt werden. Der folgende Kulturkalen-der gibt einen Überblick über die Anbausaison verschiedener Kulturpflan-zen, deren Aussaat- und Erntezeitraum. Jedoch nehmen Lage und klimati-sche Verhältnisse Einfluss auf das Pflanzenwachstum. Hierdurch können sich Verschiebungen ergeben. Dem Kalender sind weitere Anbautipps hinzugefügt, die Einfluss auf den Erntezeitraum nehmen können.

Tabelle 6: Der Kulturkalender bietet einen Überblick über die Anbau- und Ernte-phasen ausgewählte Gemüsearten

Anbaukultur 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 Weitere wichtige Anbautipps

Feldsalat d Bei späterer Aussaat Ernte bis Mai im Folgejahr möglich

Karotten (frühe Sorten) d Wintersorten können bis Ende Juni gesät und bis Frühwinter geerntet werden

Kartoffeln (späte Sorten) s Frühe Sorten werden von Mitte Juni bis Mitte Juli geerntet

Kohlrabi v Nachpflanzen von Jungpflanzen vom Gärtner verlängert Ernte

Kopfsalat & Pflücksalat d Variantenreich/viele Sorten, bei Nachsaat Ernte den ganzen Sommer möglich

Kürbis d Direktsaat erst ab Mitte Mai; Vorkultur in Töpfen möglich

Paprika v Sehr warme und sonnige Plätze für eine Ernte unab- dingbar

Radieschen d Radieschen können bis September nachgesät werden

Salatgurken v Pilzresistente Sorten oder Regenschutz zu empfehlen

Spinat d Zweite Aussaat ist August – Oktober möglich; auch winterharte Sorten

Stangen- u. Buschbohnen d Aussaat erst bei erwärmten Boden, frühestens Mitte/ Ende Mai

Tomaten v Pilzresistente Sorten oder Regenschutz zu empfehlen

Zucchini v d Bei Vorkultur sind Ernten ab Mitte Juni möglich; Nachsaat verlängert Ernte

Zuckererbsen d Erbsen können auch als Saatgut ausgereift werden

Zuckermais d Von der Sorte ‚Golden Bantam‘ kann ab September Saatgut gewonnen werden

v = Vorkultur, z.B. in Töpfen oder Kisten auf der Fensterbank, d = Direktsaat im Beet, s = setzen der Knollen im Beet

52

Gesellschaft & Kultur

53

Einen wichtigen Gartenzeitpunkt markieren die sogenannten ‚Eisheiligen‘. Sie zählen zu den Witterungsregelfällen, nachdem das milde Frühlingswet-ter erst mit Ablauf der sogenannten ‚kalten Sophie‘ am 15. Mai stabil ist. Aufgrund der Einführung des gregorianischen Kalenders wird dieser Zeit-punkt heute jedoch vielmehr auf Ende Mai datiert. Da viele Jungpflanzen frostempfindlich sind, ist hier ein Schutz, z.B. durch eine Fließabdeckung vorzusehen. Bei einigen Arten erfolgt aus diesem Grund die Aussaat auch nicht vor Mitte Mai. Denn nichts ist ärgerlicher als der Verlust der aufkei-menden Saat noch, bevor die Gartensaison so richtig begonnen hat.

2.7 100 % Bio – Der beste Pflanzenschutz Immer wieder passiert es, dass Schädlinge, wie Blattläuse oder Schnecken das Gemüse befallen oder auch Krankheiten, wie Mehltau oder Pflan-zenrost die Pflanzen schädigen. Durch so einen Rückschlag kann die Lust schlagartig nachlassen. In solch einem Fall sollte jedoch eins nie zum Einsatz kommen: die Chemiekeule.

Zumal es viele Möglichkeiten gibt, die Probleme auf biologischem Weg zu lösen. Manchmal kann auch allein schon die richtige Pflanzenwahl und Mischkultur dafür sorgen, dass Schädlinge abgehalten werden. Durch die Berücksichtigung „guter Nachbarn“ kann ein Gemüsebeet gesund bleiben und obendrein noch schön bunt aussehen.

Im Folgenden sollen ein paar Beispiele gegeben werden, die aufzeigen, wie vielfältig die Möglichkeiten sind. Zur Vertiefung des Themas wird von den Autoren das Buch von Marie-Luise Kreuter (2009) empfohlen: „Der Biogar-ten – mit Pflanzenschutzkompass“.

• Kapuzinerkresse ist nicht nur eine anspruchslose Pflanze, deren bunte und essbare Blüten einen Salat schmücken können, sondern sie schützen auch Tomaten gegen Blattläuse.

• Salat, Radieschen und Kohlrabi können zusammen nicht nur einen herrlichen Salat ergeben, sondern auch sie schützten und unterstützen sich gegenseitig.

• Die oftmals so unbeliebte Brennnessel ist für jeden Bio-Garten unver- zichtbar. Als Jauche angesetzt, kann sie gegen Blattläuse oder auch

54

Gesellschaft & Kultur

Spinnmilben eingesetzt werden, ohne andere „Nützlingen“, wie den Marienkäfer zu schädigen. Ganz nebenbei wirkt die Jauche noch als hervorragender Dünger.

• Ackerschachtelhalm ist stark kieselsäurehaltig und kann so gegen Pilzkrankheiten, z.B. bei Gurken vorbeugen.

• Schnecken suchen tagsüber bei Sonnenschein feuchte und dunkle Plätze auf. Legt man ein Brett zwischen die Pflanzenreihen kann man sie darunter absammeln. Übrigens, nur die Nacktschnecken sind schäd- lich. Die Weinbergschnecken kann man sogar zu den „Nützlingen“ zählen, da sie die Eier der lästigen Nacktschnecken fressen.

• Igel, Kröten Eidechsen, Blindschleichen und Vögel sind nicht nur be- liebte Tiere im Garten, die jedem Kind Freude bereiten, auch sie zählen zu den „Nützlingen“. Daher sollte jeder Garten im Idealfall auch genü- gend Verstecke und Lebensraum für diese Tiere bieten.

55

2.8 Zwei Rezepte Wir wollen das Gemüse und die Kräuter, die wir anbauen, auch selbst im Kindergarten verwerten. Das kann roh oder gekocht geschehen. Hier zwei Rezepte, die sich leicht und geschmackvoll realisieren und auch variieren lassen!

• Gemüseblech aus dem Backofen

• Backofenkartoffeln mit Kräuterquark

Gemüseblech aus dem Backofen

Auf ein Backblech geschnittenes Gemüse wie Karotten, Tomaten, Auber-ginen, Zucchini, Zwiebeln, Paprika etc. und ggf. für die Sättigung Kartoffel-stücke legen (1 Lage, nicht übereinander; insgesamt ca. 300 g pro Person). Etwas Salz, Olivenöl und Käse (nach Belieben) darüber geben, in den Ofen schieben bei 200-220 Grad und ca. 30 min backen bis diese gebräunt und gar sind; evtl. einmal wenden.

Als Beilage kann man gekochten Reis oder Kartoffeln und/oder eine Soße (Curry, Sauerrahm, Tomaten) verwenden. Mit Kräutern (Rosmarin, Schnitt-lauch, etc.) während oder nach dem Backen würzen. Geht auch bei entspre-chender Rezeptur für Kinder mit Allergien (Milch und Weizen).

Backofenkartoffeln mit Kräuterquark

Man nehme (für 4 Kinder):

• 1 kg Biokartoffeln

• 500 g Bioquark, Milch

• Kräuter aus dem Garten

• Salz, Pfeffer, Öl, 2 Eßl Sonnenblumenkerne

1. Kartoffeln gründlich mit Wasser bürsten und trocknen.

2. Backblech mit Öl einpinseln und Sonnenblumenkerne darauf streuen. Kartoffeln halbieren und mit der Schnittfläche nach unten auf das Blech setzen. Bei 180°C backen, bis sie gar sind.

3. Quark mit Milch glatt rühren, Gewürze und Kräuter unterziehen.

Guten Appetit!

56

Gesellschaft & Kultur

57

2.9 Hege und Pflege – Gemeinsam geht es leichter Jeder Anfang ist schwer und auch im Laufe der ersten Gartensaison steht man immer wieder vor neuen Fragen. Wenn Sie selbst wenig Erfahrung haben und auch keinen Profi oder Berufsgärtner kennen, dann finden sich in aller Regel immer noch ein paar Freizeitgärtner unter den Eltern. Holen Sie diese mit ins Boot. Von Ihnen können Sie sicherlich zahlreiche Tipps erhalten, die Ihnen den Start erleichtern. Halten Sie zudem Ausschau nach anderen Partnern oder Paten aus Vereinen, z.B. von einem örtlichen Slow Food Convivium Deutschland e.V. und versuchen Sie diese zur Mithilfe zu gewinnen. Sprechen Sie Gärtnereien, Gartenbauvereine oder Geschäfte an oder starten Sie rechtzeitig zum Beginn der Gartensaison einen Aufruf im Gemeindeblatt. Setzlinge und Sämereien als Sachspenden helfen in jedem Fall. Sicherlich spenden auch Eltern, Großeltern oder Nachbarn Jungpflan-zen, vor allem wenn diese einen eigenen Garten haben und dafür eine eigene kleine Anzucht betreiben.

Im Rahmen des Projektes haben Einrichtungen darüber hinaus schon viele Ideen entwickelt, wie finanzielle Mittel generiert werden können, wenn diese nicht über die eigene Etatplanung abgedeckt werden können. Die eigene Gewinnung von Saatgut und eigene Anzucht von Setzlingen ist hierbei die direkteste Möglichkeit. Darüber hinaus können der Verkauf von eigenen Produkten, wie Erzeugnisse, Marmeladen, selbstgebackene Obst-kuchen, Duftkissen oder auch Blumensträuße, z.B. auf Festen, Veranstaltun-gen oder auch auf Weihnachtsmärkten einen Beitrag leisten.

Erwägen Sie bereits beim Bau, diese mit einzubeziehen, z. B. im Rahmen eines Gartenaktionstages. Wer beim Bau schon dabei ist, kommt vielleicht später das ein oder andere Mal als Helfer, z. B. zum Gießen und Ernten in den Ferien, vorbei. Versuchen Sie hier einen Gießdienst zur organisieren. Nichts ist enttäuschender, als ein vertrocknetes Gartenbeet nach den Som-merferien, noch bevor die Erntesaison so richtig losgegangen ist. Beziehen sie dies in der Pflanzenwahl mit ein (siehe oben).

Ein gemeinsames Erntefest, sei es ein Erdbeer- oder Kartoffelfest, lässt alle Unterstützer und die Familien an der Gartenidee teilhaben. Es sollte daher auf keinen Fall fehlen. Einen besseren Anlass für ein Gartenfest kann es auch kaum geben.

58

Gesellschaft & Kultur

Impressionen glücklicher Gartenkinder

59

60

Gesellschaft & Kultur

61

62

Gesellschaft & Kultur

LiteraturDE HAAN, G. 2008. Gestaltungskompetenz als Kompetenzkonzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung. In: BORMANN, I., DE HAAN, G. (Hrsg.). Kompetenzen der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Operationalisie-rung, Messung, Rahmenbedingungen, Befunde. Wiesbaden. S. 23–43.

HASSINK J., VAN DIJK M. (Hrsg.) 2006. Farming for Health – Green-Care Farming Across Europe and the United States of America. Frontis Series Vol. 13. Springer. 357 S.

KREUTER, M.-L. 2009. Der Biogarten München 408 S.

MINISTERIUM FÜR KULTUS, JUGEND UND SPORT BADEN-WÜRTTEMBERG (Hrsg.) 2011. Orientierungsplan für Bildung und Erziehung in baden-würt-tembergischen Kindergärten und weiteren Kindertageseinrichtungen – Fassung vom 15. März 2011. 47. S.

MÜLLER, C. 2002. Wurzeln schlagen in der Fremde – Die „Internationalen Gärten“ und ihre Bedeutung für Integrationsprozesse. München. 176 S.

MÜLLER, C. 2012. Interkulturelle Gärten als innovative Antwort auf soziale Entwurzelung. In: BECK, G., KROPP, C. (Hrsg.). Gesellschaft innovativ. Wer sind die Akteure? Wiesbaden. S. 103-117.

NEUBERGER, K. 2011 Ansätze zu einer Integrativen Gartentherapie – Zur Geschichte, Verbreitung, zu integrativem Gedankengut, Methoden, Praxis und Literatur. Integrative Therapie Vol. 37, 2011/4, 407-464.

STATISTISCHE ÄMTER DES BUNDES UND DER LÄNDER 2011. Kindertagesbe-treuung regional 2010 – Ein Vergleich aller 412 Kreise in Deutschland. 50 S.

STATISTISCHES BUNDESAMT 2011. Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe Kinder und tätige Personen in Tageseinrichtungen und in öffentlich geför-derter Kindertagespflege am 01.03.2011. Wiesbaden. 74 S.

63

STOLTENBERG, U. 2008. Bildungspläne im Elementarbereich – Ein Beitrag zur Bildung für nachhaltige Entwicklung? Ute Stoltenberg, Eine Untersu-chung im Rahmen der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Deutsche Deutsche UNESCO-Kommission. Bonn. 125 S.

STOLTENBERG, U., THIELEBEIN-POHL, R. (Hrsg.) 2011. KITA21 – Die Zukunfts-gestalter – Mit Bildung für eine nachhaltige Entwicklung Gegenwart und Zukunft gestalten. München 192 S.

TABORSKY, U. 2008. Naturzugang als Teil des Guten Lebens – Die Bedeu-tung interkultureller Gärten in der Gegenwart. Frankfurt am Main. 156 S.

WERNER, K. 2008. Interkulturelle Gärten als Sozialräume der Mikro-Integ-ration München. In: STIFTUNG INTERKULTUR (Hrsg.). Skripte zur Migration und Nachhaltigkeit. Band 6. 4 S.

64

Gesellschaft & Kultur

64 Aktionsprogramm Familienbesucher 2012Ein Programm zur Unterstützung von jungen Eltern

63 Gesundheitsförderung in der Grundschule. Komm mit in das gesunde Boot – 2012Grundschule – Leitung: Prof. Dr. Jürgen M. Steinacker

62 Ferienzeit – Gestaltungszeit. Innovative pädagogische Freizeitangebote für 2012Kinder und Jugendliche während der Ferienzeit“ – Abschlussbericht derwissenschaftlichen Begleitevaluation des Programms

61 Da sein! – Könnt‘ ich das? – Abschlussbericht des Projekts – Ausbau der 2012ambulanten Kinder- und Jugendhospizarbeit in Baden-Württemberg

60 BioLab Baden-Württemberg on Tour – Forschung, Leben, Zukunft 2011

59 Gesundheitsförderung im Kindergarten – Evaluation des Programms 2011„Komm mit in das gesunde Boot“ der Baden-Württemberg Stiftung in Kindergärten in Baden-Württemberg

58 Kompetenzen fördern - Erfolge schaffen – Dokumentation des Programms 2011„KOMET 2 – Kompetenz- und Erfolgstrainings für Jugendliche“

57 Sag‘ mal was - Sprachförderung für Vorschulkinder – Zur Evaluation 2011Zur Evaluation des Programms der Baden-Württemberg Stiftung

56 Nanotechnology – Fundamentals and Applications of Functional Nanostructures 2011– Th. Schimmel, H. v. Löhneysen, M. Barczewski

55 Fit für den Wiedereinstieg – wie sich Beruf und Familie unter einen Hut 2010bringen lassen – Tipps für eine erfolgreiche Rückkehr in den Beruf

54 „Neue Brücken bauen ... zwischen Generationen, Kulturen und Institutionen“ – 2010Programmdokumentation

53 Erzähl uns was! Kinder erzählen Geschichten und hören einander zu – 2010Eine Förderinitiative der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg

52 Am Anfang ist es eine Idee – am Ende eine große Erfindung – Ein Leitfaden für 2010die Planung und Umsetzung von naturwissenschaftlich-technischen Projekten

51 Nachhaltigkeit macht fit für die Zukunft – Energie nutzen, Umwelt schützen 2011

50 Männer für erzieherische Berufe gewinnen: Perspektiven definieren und umsetzen – 2010Impulse und Anregungen für eine größere Vielfalt in Tageseinrichtungen für Kinder

49 Strategische Forschung 2010 – Studie zur Struktur und Dynamik der 2010Wissenschaftsregion Baden-Württemberg

48 Expeditionsziel: Nachhaltigkeit – Ihr Reiseführer in die Zukunft 2011

47 Familiäre Einflüsse als prägender Faktor: Herausforderung für die Suchtprävention – 2010Wie Familien für die familienorienierte Suchtprävention zu gewinnen und welche Veränderungen möglich sind

Schriftenreihe der Baden-Württemberg Stiftung

Nr. Titel erschienen

65

Nr. Titel erschienen

46 Qualifizierung von Prüfern: Entwicklung innovativer Weiterbildungskonzepte. – 2010Wie neuen Herausforderungen im Bildungswesen begegnet und Prüfungsqualität gesichert werden kann.

45 Neue Generationennetzwerke für Familien – Wissenschaftliche Evaluation des 2010Förderprogramms der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg

44 Kinder und ihr Umgang mit Geld und Konsum – Dokumentation und Evaluation 2009des Förderprogramms der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg

43 Musisch-ästhetische Modellprojekte in Kindergärten und anderen 2009Tageseinrichtungen für Kinder – Dokumentation des Programms der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg

42 Training bei Demenz – Dokumentation zum Kongress „Training bei Demenz“ 2009Dezember 2008

41 Hilfen und schulische Prävention für Kinder und Jugendliche bei häuslicher Gewalt – 2009Evaluation der Aktionsprogramme „Gegen Gewalt an Kindern“ 2004–2008 in Baden-Württemberg

40 Kommunen auf dem Weg zu mehr Familienfreundlichkeit – Dokumentation des 2009Projekts der Landesstiftung Baden-Württemberg „ZUKUNFTSFORUM Familie, Kinder & Kommune“

39 Naturwissenschaftlich-technische Modellprojekte in Kindergärten – 2009Dokumentation des Programms der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg

38 Erfolgsgeschichten – Nachwuchswissenschaftler im Porträt – Ergebnisse 2009des Eliteprogramms für Postdoktorandinnen und Postdoktoranden der Landesstiftung Baden-Württemberg

37 „Kinder nehmen Kinder an die Hand“ – Dokumentation des Programms 2009der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg

36 Zeit nutzen – Innovative pädagogische Freizeitangebote für Kinder und 2008Jugendliche während der Ferienzeit – Dokumentation des Förderprogramms der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg

35 E-LINGO – Didaktik des frühen Fremdsprachenlernens – Erfahrungen und 2008Ergebnisse mit Blended Learning in einem Masterstudiengang (erschienen im gnv Gunter Narr Verlag Tübingen)

34 Visionen entwickeln – Bildungsprozesse wirksam steuern – Führung professionell 2008gestalten – Dokumentation zum Masterstudiengang Bildungsmanagement der Landesstiftung Baden-Württemberg (erschienen im wbv W. Bertelsmann Verlag Bielefeld)

33 Forschungsprogramm Klima- und Ressourcenschutz – Berichte und Ergebnisse 2008aus den Forschungsprojekten der Landesstiftung Baden-Württemberg

66

Gesellschaft & Kultur

32 Nanotechnology – Physics, Chemistry, and Biology of Functional Nanostructures – 2008Results of the first research programme Kompetenznetz „Funktionelle Nanostrukturen“ (Competence Network on Functional Nanostructures)

31 „Früh übt sich …“ – Zugänge und Facetten freiwilligen Engagements 2008junger Menschen – Fachtagung am 21. und 22. Juni 2007 in der Evangelischen Akademie Bad Boll

30 beo – 6. Wettbewerb Berufliche Schulen – Ausstellung, Preisverleihung, 2007Gewinner und Wettbewerbsbeiträge 2007

29 Forschungsprogramm Mikrosystemtechnik der Landesstiftung 2007Baden-Württemberg – Berichte und Ergebnisse aus den Forschungsprojekten

28 Frühe Mehrsprachigkeit: Mythen – Risiken – Chancen – Dokumentation zum 2007Kongress am 5. und 6. Oktober 2006 in Mannheim

27 „Es ist schon cool, wenn man viel weiß!“ KOMET – Kompetenz- und Erfolgstrainings 2007für Jugendliche – Dokumentation der Programmlinie der Landesstiftung Baden-Württemberg 2005–2007

26 Jugend und verantwortungsvolle Mediennutzung – Medien und Gesellschaft – 2007Untersuchungsbericht des Forschungsinstituts tifs e. V.

25 jes – Jugend engagiert sich und jes | connection – Die Modellprojekte der 2007Landesstiftung Baden-Württemberg – Bericht der wissenschaftlichen Begleitung 2002–2005

24 Suchtfrei ins Leben – Dokumentation der Förderprogramme zur Suchtprävention 2007für vorbelastete Kinder und Jugendliche

23 Häusliche Gewalt beenden: Verhaltensänderung von Tätern als Ansatzpunkt – 2006Eine Evaluationsstudie von Monika Barz und Cornelia Helfferich

22 Innovative Familienbildung – Modellprojekte in Baden-Württemberg – 2006Aktionsprogramm Familie – Förderung der Familienbildung

21 Förderung der Selbständigkeit und Eigenverantwortung von Menschen 2006mit Behinderung – Dokumentation der Projekte der Ausschreibung der Landesstiftung Baden-Württemberg 2002–2006

20 Raus aus der Sackgasse! – Dokumentation des Programms „Hilfen für 2006Straßenkinder und Schulverweigerer“

19 „Erfahrungen, die‘s nicht zu kaufen gibt!“ – Bildungspotenziale im freiwilligen 2006Engagement junger Menschen – Fachtagung 16. und 17. Juni 2005 in der Evangelischen Akademie in Bad Boll

18 beo – 5. Wettbewerb Berufliche Schulen – Dokumentation über die 2006Wettbewerbsbeiträge der Preisträgerinnen und Preisträger 2006

17 Forschungsprogramm Nahrungsmittelsicherheit der Landesstiftung 2006Baden-Württemberg –Berichte und Ergebnisse aus den Forschungsprojekten

Schriftenreihe der Baden-Württemberg Stiftung

Nr. Titel erschienen

67

Nr. Titel erschienen

16 Medienkompetenz vermitteln – Strategien und Evaluation – 2006Das Einsteigerprogramm start und klick! der Landesstiftung Baden-Württemberg

15 Forschungsprogramm Optische Technologien der Landesstiftung 2005Baden-Württemberg – Zwischenberichte aus den Forschungsprojekten

14 Jugend. Werte. Zukunft. – Wertvorstellungen, Zukunftsperspektiven und 2005soziales Engagement im Jugendalter – Eine Studie von Dr. Heinz Reinders

13 4. Wettbewerb Berufliche Schulen – Dokumentation des Wettbewerbs 2005 mit 2005den Preisträgerinnen und Preisträgern

12 „Beruf UND Familie“ – wie gestalten wir das UND? – Ein Leitfaden für Praktiker 2005und Praktikerinnen aus Unternehmen und Kommunen

11 Strategische Forschung in Baden-Württemberg – Foresight-Studie und Bericht 2005an die Landesstiftung Baden-Württemberg

10 Jugend und verantwortungsvolle Mediennutzung – Medien und Gesellschaft – 2005Untersuchungsbericht des Forschungsinstituts tifs e. V.

9 Dialog Wissenschaft und Öffentlichkeit – Ein Ideenwettbewerb zur Vermittlung 2005von Wissenschaft und Forschung an Kinder und Jugendliche

8 Selbstvertrauen stärken – Ausbildungsreife verbessern – Dokumentation 2005innovativer Projekte im Berufsvorbereitungsjahr 2001/2002

7 FAUSTLOS in Kindergärten – Evaluation des Faustlos-Curriculums für den 2004Kindergarten – dokumentiert im Zeitraum von Januar 2003 bis Oktober 2004

6 Hochschulzulassung: Auswahlmodelle für die Zukunft – Eine Entscheidungshilfe 2005für die Hochschulen

5 3. Wettbewerb Berufliche Schulen – Dokumentation des Wettbewerbs 2004 mit 2004den Preisträgerinnen und Preisträgern

4 JUGEND und verantwortungsvolle Mediennutzung – Medien und Persönlich- 2004keitsentwicklung – Dokumentation des Fachtags, 4. Dezember 2003, Gospel Forum Stuttgart

3 2. Wettbewerb Berufliche Schulen – Dokumentation des Wettbewerbs 2003 mit 2003den Preisträgerinnen und Preisträgern

2 Neue Wege der Förderung freiwilligen Engagements von Jugendlichen – 2003Eine Zwischenbilanz zu Modellen in Baden-Württemberg

1 1. Wettbewerb Berufliche Schulen – Dokumentation des Wettbewerbs 2002 2005mit den Preisträgerinnen und Preisträgern

Baden-Württemberg Stiftung [email protected] • www.bwstiftung.de

Die Baden-Württemberg Stiftung setzt sich für ein lebendiges und lebenswertes Baden-Württemberg ein. Sie ebnet den Weg für Spitzenforschung, vielfältige Bildungsmaßnahmen und den verantwortungsbewussten Umgang mit unseren Mitmenschen. Die Baden-Württem-berg Stiftung ist eine der großen operativen Stiftungen in Deutschland. Sie ist die einzige, die ausschließlich und überparteilich in die Zukunft Baden-Württembergs investiert – und damit in die Zukunft seiner Bürgerinnen und Bürger.