Gasschutz Und Luftschutz 1935 Nr.4 April

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Gasschutz Und Luftschutz 1935 Nr.4 April

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  • NR. 4 5. JAHRGANG

    BERLIN, IM APRIL 1935

    ZEITSCHRIFT FR DAS GESAMTE GEBIET DES GAS-UND LUFTSCHUTZES DER ZIVILBEVLKERUNG MITTEILUNGSBLATT AMTLICHER NACHRICHTEN

    Der Luftschutz -Warndienst Ober-Regierungsrat A. G i e sIe r, Berlin

    Kriegswis ensehaft und Kriegskunst, d. h. die Kunst der Fhrung eines Krieges, sind eng ver. bundene Gebiete. Sie sind voneinander abhngig; man kann ogar sagen, sie bedingten sich gegen-seitig. Diese Zusammenhnge werden kaum irgendwo so augenfllig wie bei der Luftwaffe. Das Flugzeug zwingt jede Kriegfhrung in ,den Bereich der dritten Dimension. Dies und die Tatsache, da das Flugzeug infolge seiner Schnelligkeit und Leistungsfhigkeit heute hier und morgen irgend-wo anders, weit entfernt vom gcstrigen Verwen-dungsort, cingesetzt werden kann, stellen die "L u f tb e d roh u n g" dar, die infolgedessen immer weite Gebiete in sich einschlicen wird. Dic Gre der Bedrohung, gcmeinsam mit der Empfindlichkeit eines Zieles gegen Luftangriffe, macht dic mutmaliche Gre der "L u f t g e ~ fa h r" aus. Je grer diese Luftgefahr ein-geschtzt wird, um so umfassender ms en dic Manahmen zur Herabsetzung der Wirkung von Luftangriffen sein. Diese Manahmen werden unter clem Begriff "L u f t s c hut z" zusammen-gefat.

    uf Deutschland angewandt, bedeutet dies, da angcsichtsdcs hohen Grades dcr Luft-gefhrdung im ganzen Rcieh Luftschutzmanahmen durchzu-fhren sind. Wesentliche Bcstandteile sind dic Organisationcn, ,dcren Aufgabe es ist, fortdauernd den Luftraum nach feindlichcn Flugzeugen zu be~ obachtcn, um dem Angriff ,das berraschungs~ momcnt zu nehmen und gleichzeitig die Unter-lagcn fr rechtzeitige Unterrichtung der Bevlke. rung und der Industrie zu liefern, damit alle plan. mig vorbereiteten Schutzmanahmen vor einem Angriff durchgefhrt werden knnen. Zu diesem Zweckc wurden der F lug m eId e d i ,e n s t und Luftschutz-Warndienst geschaffen. Die Aufgaben des ersteren knnen als hinreichend bckannt vorausgesetzt werden. Aufgabe ,des Luft~ schutz;Warndienstes ist es:

    die Industrie vor Luftangriffen zu warnen, fr Industrie und Bevlkerung den Alarm aus~

    zulscn und ihn wieder aufzuh eben, und schlielich

    bei Annherung dcs Feindes die Verdunke. lung anzuordnen.

    Zweckbestimmend bei Erfllung dieser Auf. gaben ist es:

    ,die ntel'brechung des Produktionsganges auf ein Mindestma zu beschrnken und dadurch Produktionsminderung Z'U ver~ meiden,

    der Bcvlkerung durch rechtzeitige und rich. tige Alarmierung unntige Aufregungen, die letzten Endes zur Zermr'hung der inncren Kraft eines Volkes fhren, zu er. sparen, und

    nachts durch Verdunkelung dem Feinde die Ortung und einen gezielten Bombenabwurf zu erschweren.

    Oiese drei Aufgaben kennzeichnen die Bedeutung der Organisation. Sie gewinnt noch an Wichtig. keit, wenn man sich vergegenwrtigt, welchc Be. deutung gerade in Deutschland die Industrie im Kriegsfalle haben wird. Es ist daher vcrstndlich, da fr die Durchfhrung einer solchen Organi. sation folgerichtig ber Jahre hinaus Erfahrungen gcsammelt werden muten, bevor man sich ent-schlo, an ihren Aufbau praktisch heranzugehen. Dio vor kurzem vom Herrn Reichsmini ter der Luftfahrt herausgegebene "A n w eis u n g fr den Luftschutz . Warndi e nst im R e ich s g e b i e t" stellt letzten Endes den Nie. dcrsehlag aller der in den vergangenen Jahren auf diesem Gebiet gemachten Erwgungen und Er~ fahrungen dar. Inwieweit diese Richtlinien der praktischen Erprobung standhalten, wird in plan-mig anzuordnenden Versuchen nachzuprfen sein.

    Aus diesem Grunde sei von vornhcrein darauf hingewiesen, da die nachfolgenden Ausfhrun-gen bewut von der Errterung von Einzelheiten abschen. Es soll vielmehr lediglich der Versuch unternommen werden, ,die Grundgedanken des Luftsehutz.Warndienstes so weit zu erlutern, wie sie fr das allgemeine Verstndnis unbeodingt er. forderlich ind.

    Jeda Organisation ist Mittel zum Zweck. Zweck aber ist die Erfllung bestimmter Aufgaben. Fr den Luftschutz.Warndienst heit dies, da seine Organisation im wesentlichen bestimmt wir,d von

  • zwei Faktoren: von der Dichte der Bevlkerung und von d m Vorhandensein von Industrie und hnlichen fr die Wirtschaft wichtigen Bestand~ teilen, z. B. Verkehrsanlagen. Von diesen Ober~ legungen ausgehend, wird man bei der Durchfh~ rung dcr Organisation sehr bald zu der Erkennb nis kommen, da es falsch wre, nun etwa starr berall gleichmig organisieren zu wollen. Dic Verschiedenartigkcit der wirtschaftlichen Struk~ tur wird der Organisation ,des Luftschutz~Warn~ dienstes in den einzelnen Gebieten unseres Vakr~ landes voneinander abwcichende Formen vOl'~ schreiben. Es wird Gegenden geben, die infolge der Zusammenballung wichtigster Industriezen~ tren aus Grnden einheitlicher Befehlsfhrung von mglichst wenigen ZentralstelIen aus mit Warnmeldungen zu versorgen sein werden, an~ dererseits solche Bezirke, in denen die Industrie, abgesehen von wenigen greren Stdten, auf ,das flache Land verteilt ,ist. Hier wrde die Errich~ tung vieler einzelner ZentralstelIen in allen den kle-inen Industrieorten eine Vielheit zur Folge ha~ ben, ,die sich letzten Endes auf ,das schnelle Ar~ beiten der Organisation verzgernd auswirken mte. Auch in solchen Gebieten wird demnach besser von einer zentral gelegenen Stelle aus der Dienst geleitet werden mssen. Fr den Aufbau der Organisation ergeben sich hieraus zwei groe Gebiete:

    1. derjenige Teil, der sich mit der Organisation im groen befat: der all gern ein e Luft~

    chutz~Warndicnst, und 2. jener Teil, der die rtliche Luftschutz~Warn~

    diensbOrganisation in sich einschliet: der r t li c h c Luftschutz~Warndienst.

    Der allgemeine Luftschutz~ Warndienst ist, wie bereits aus dem Gesagten hervorgeht, nicht an rtlicho Grenzen gebunden. Dem rtlichen Luft~

    schutz~Warndienst obliegt die Durchfhrung des Luftschutz~Warndienstes am Ort.

    Dio Organc des Luftschutz~Warndienstes sind: die Lu f t s c hut z - War n zen t r ale (all:

    gemciner Luftschutz~Warndienst), die Lu f t s c hut z War n s tell e n (rt ~

    licher Luftschutz. Warndienst), rtlicho zivile Luftschutzleitung, ffentliche Luftschutz~Warnstellen und W erklu ftschu tz-Warnstellen.

    Im nachfolgenden wird nun von dem allgemeinen Luftschutz~Warndienst und vom rtlichen Luft< schutz-Warndienst, soweit es seine Zusammen< arbeit mit dem allgemeinen Luftschutz-Warn~ dienst erfordert, die Rede ein.

    Die Bedeutung des Luftschutz~Warndienstes fr die Bevlkerung und die Industrie bedingt, da

    Luftschutz~Warnzentralen in erster Linie in Gro~ stdten und industriereichen Gegenden eingerich~ tet werden mssen. Bei Festlegung der Grenzen des von einer Luftschutz~Warnzentrale mI versor~ genden Bezirkes (War n g e b i e t) werden zwei Gesichtspunkte besondcrs zu beachten sein: die jeweiligo wirtschaftliche Struktur und die Ober. legung, ob unter Zugrundelegung bestimmter Flug~ zeugge chwindigkeiten es im Interesse einer wei~ tcstgehenden Schonung des Produktionsganges noch mglich ist, von einer entfernt liegenden Zentralstelle aus die Industrie noch zweckmig mit vVarnung,en versehen zu knnen. Dieser letz~ tcrc Gesichtspunkt wird zur Folge haben, da dic rumliche Ausdehnung von Warngebieten ver~

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    hltnismig cng begrenzt sein mu. Ergibt sich aus der Lagc der einzelnen Warnobjekte die Not. wendigkeit, grere Gebiete von einer zentral gelegenen Luftschutz~Warnzentrale aus betreuen zu lassen, so mu im Hinblick auf die Schonung des Produktionsganges die Mglichkeit geschaffen werden, da die rtlich vereinigten J ndustrie~ wcrke von der Luftschutz~Warnzentrale untcr~ schiodlich mit Warnmeldungen versehen werden knnen. Die Vorschrift lt daher die Bildung von Gruppen zu. Hierdurch wir.d der Fhrer der Luftschu tz ~ Warnzen trale in dcn Stand versetzt, auf Grund der ihm bekannten Luftlage nicht sein gesamtes Warngebiet, sondern nur eine oder meh~ rere Gruppen zu warnen. Allerdings kann wohl angcnommen werden, da derartige Gruppenein~ teilungen weniger in Grenzgebieten als vielmehr im Innern des Reiches zweckmig sind. Der Grund hierfr ist klar: je nher ein Warngebiet an dcr Grenze liegt, um so berraschender wer~ ,den die Angriffe sein und um so wenigcr Zweck wir,d cs infolgedessen haben, innerhalb eines WaTlv gebietes einzelne Gruppen zu verschie,denen Zei. ten warnen zu wollen.

    vVenn mit dem bisher Gesagten die uere Be~ grenzung eines Warngebietes festliegt, so bleibt die Frage offen, wer an eine Luftschutz~Warnzen~ trale anzuschlieen sein wird. Hierfr bestimmte Richtlinien aufzustellen, erscheint kaum mglich. Die Entschcidung wird von Fall zu Fall getroffen werden mssen. Sie ist um so leichter, je mehr dabei der eigentliche Zweck des Luftschutz~Warn~ dienstes bercksichtigt wird . ach meiner Aut. fassung ist bei Beurteilung ,der Frage, ob ein Werk oder ein Ort an eine Luftschutz-Warnzen~ tralo angeschlossen werden mssen, zu entsehei. den, ob das Objekt fr das Leben der Nation -sei cs aus kriegswirtschaftlichen oder rstungs. technischen Grnden - so wichtig ist, da es durch den Luftschutz~Warndienst be so nd e r S mit Warnmeldungen versorgt werden mu. Ge~ sichtspunkte, wie z. B. Gre eines Werkes oder seiner Belegschaft, sind crst in zweiter Linie zu bewerten. Auch die Frage ,der Verdunkelung ist dabei nicht zu bersehen. Es kann sehr wohl mg. lieh sein, da eine Gemeinde oder ein Werk nur mIm Zwecke der Ve~dunkdung an eine Luft~

    sehutz~Warnzentrale angeschlossen wcr.den ms~ sen. Die Entscheidung, ob ein derartiger Anschlu erforderlich ist, wird weniger von kriegs~ und wirtschaftspolitischen Gesichtspunkten als viel~ m hr von rein taktischen Erwgungen bestim~nt

    we~den. Neben diesen berlegungen bleibt schlielich

    noch brig, darauf hinzuweisen, da jeder An-schlu an eine Luftschutz~Warnzentrale eine Fernsprechleitung erfordert. Teils wird diese aus dem vorhandenen Netz zur Verfgung gestellt werden knnen, teils werden aber Ausbauten not~ wendig werden. Im letzteren Falle wird es sorg~ fltigster Prfung berlassen bleiben mssen, ob der durch eineneubau bedingte Aufwand von Mitteln dem dadurch erreichten Zweck ent. spricht.

    Whrend die Organisation ,durch die jetzt her~ ausgegebenen Richtlinien in ihren grundstzlichen Zgen zwar festgelegt ist, sich jedoch letzten En~ des, entsprechend den jeweiligen rtlichen Ver~ hltnissen, frei entwickeln wir,d, ist das Mittel, dessen sie sich zur Erfllung ihrer Aufgaben be~ dient, der Die n s t b e tri e b, starr und unver< rckbar. Bei Festlegung der Meldetechnik mute

  • als obcrster Grundsatz gelten: Wie werden unn. tige Beunruhigungen von Volk und Industrie ver< mieden, und wie knnen bei,de rechtzeitig von dro. henden Gefahren in Kenntnis gesetzt werden? Daneben spielt naturgem die Aufhebung ein. geleitetcr Manahmen die gleichc Rolle. Ver< dunkelungsmanahmen werden ebcnso wie alle anderen, zum Schutze gegen Luftangriffe gctrof. fenen Einrichtungen zu einem bestimmten Zeit. punkt in die Wege zu leiten sein. Dieser Zeit. punkt ist abhngig von dcr L'lIftlage. Er wird Vom Fhrer der Luftschutz; vVa rnzentrale auf Grund der .einlaufenden Flugmeldungen bestimmt. Aus diesem urschlichen Zusammenhang erklrt es sich, da die Verdunkelung dem Luftschutz< Wamdienst a ls AuEgabe zugewiosen wur,de.

    In ers ter Linie wurde Vorsorgc .getroffen, da nicht jedes ein Objekt anfliegende Flugzeug. geschwader zur Auslsung eines A larms fhrt. In solchen Fllen besteht zwar der Zustand eincr "Luftgefahr", cr kann jedoch beendet werden, so. bald aus den fortlaufend eingehenden Meldungen hervorgeht, da der beobachtetc Angreifer seinen Kurs ndert. Der Luftschutz.vVarnzentralcnfhrer wir,d hieraus folgern, da cs nicht die Ab. sicht des Flugwuggeschwadcrs ist, scin Warn. gebiet anzugreifen. Er wird infolgedessen sobald wie irgend mglich den Zustand der "Luftgefahr" durch den Befehl "Luftgefahr vorbei" unmittelbar wieder aufheben. Die Auswirkung wird in einem derartigen Falle gering sein, und zwar ,deshalb, weil die Bevlkerung von dem Bestehen der Luft. gefahr keine Kenntnis erhielt, die gewarnte Indu. strie lediglich vorbereitende Manahmen in die Wege geleitet hatte.

    ndert jedoch das Geschwader seinen Kurs nicht und fliegt das bedrohte Objekt an, so mu zunchst mit einem Angriff gerechnet werden. Die Alarmierung des Warngebietes wird sich in. folgedessen nicht umgehen lassen. Sie wird aus~ gelst durch den Befehl "Fliegeralarm". Bevlke. rung und Industrie werden gleichzeitig durch aku. stische Signale alarmiert. "Fliegeralarm" lt al1e Rder stillstehen, Leben und Treiben in den Stra. en einer Stadt ersterben angesichts der drohen~ den Gefahr. Diesen Zustand so schnell wie mg. lich zu beenden, wird eine wichtige und unter Umstnden auch sehr schwere Aufgabe des Fh. rers der Luftschutz.Warnzentrale sein. Einfach wird sie sich gestalten, wenn ein Objekt lediglich auf dem Wege zu wichtigeren Zielen von dem feindlichen Geschwader berflogen wird. Sobald die Flugmeldungen hierber Klarheit bringen, mu der "Fliegeralarm" unverzglich wieder aufgeho~ ben weDden. I,st dagegen ein Angriff erfolgt, wer~ den die Manahmen des Luftschutz~Warnzentra~ lenfhrers mageblich davon abhngen, ab und welche Schden durch den Angriff in seinem Warngebiet entstanden sind. Ihn hierber zu unterrichten, ist eine der wesentlichsten Auf~ gaben der fr den zivilen Luftschutz zustndigen Organe am Ort. Von dem Urteil des rtlichen Luftschutzleiters wird es daher mehr oder weniger albhngen, wann in einem solchen Fall der "Flie~ geralarm" wieder aufgehoben werden kann. Hier tritt die enge Zusammenarbeit ,des Fhrers einer Luftschutz~Warnzentrale mit dem Leiter des rt~ lichen zivilen Luftschutzes deutlich in Erschei~ nung. Es kommt nicht nur darauf an, da zwischen diesen beiden Personen eine g.egenseitige Unter~ richtung stattfindet, oondern da beide stndig in regem Gedankenaustausch stehen, um so ihre

    schwcren Auf.gaben erfllen zu knnen. Zwei an sich gegenberstehende Momente gilt es durch ge~ meinsamc Arbeit zu mcistern: einmal die entstan< denen Sch~den ordnungsmig abzustellen, so da eine Gefhrdung nichtbetroffener Teile der Bevlkerung und Betriebe unmglich ist, zum an< dern, im Hinblick auf die Erhaltung der seelischen Verfassung des Volkes und der uneingeschrnkten Produktion jeden Eingriff in das normale Leiben so schnell wie mglich zu beenden.

    Die uI1lbedingt notwendige Eile, mit der alle im Luftschutz.Warndienst gegebenen Befehle behan~ delt werden mssen, verlangt, da grundstzlich aUe Warnmeldungen gleichzeitig und schlagartig an smtliche an eine Luftschutz~Warnzentrale an~ geschlossenen Stellen gelangen.

    Das Per s 0 n a I des Luftschutz

  • Luftschutz und Hausbau M. Lu z, Postbaurat, Stuttgart

    Wenn im Luftschutz an die Sicherung von Husern dedacht wird, so steht im allgemeinen die Ivlass~ der vor ha n den e n Gebude mit ihren Schu tzeinrichtungen im Vordergrund, un? mit Recht denn ihr chutz stellt den Hauptteil der Lu ftschutzaufgabe dar. Trotzdem wre .. es. ver. fehlt darber die eubauten zu vernachlasslgen, denn' sie werden auch in den kommenden Jahren eine bedeutende Vermehrung unseres Huser. bestandes bringen, und niemand knnte es ver. stehen wenn neue Huser zunchst ohne Rck. sicht ~Iuf Luftschutzforderungen gebaut wrden und diesen erst nachtrglich mit hheren Kosten angepat werden mten.

    Es ist bekannt, da ein wirksamer Schutz gegen Bombenvolltreffer im gewhnlichen Haus. bau nicht zu erzielen ist. Der Versuch wrde uns dazu zwingen, statt in Husern in Unterstnden ZlU wohnen. Die Wirkungen einer Sprengbombe be tehen aber nicht nur in der Vernichtung an der Ein chlagstelle, vielmehr entsteht um sie herum eine weitere Zer s t run g s z 0 n e, in der sich Luftdruck und Erdsto der Detonation mit der Wirkung der Bombensplitter und umher. geschleuderter Trmmerstcke vereinen.. ber. schneiden sich die Zerstrungszonen emzelncr Bombenabwrfe nebeneinander (Flugzeugabstand) und hintereinander (zeitlicher Abwurfabstand). so entstehen Zer trungsstreifen grerer Aus. dehnung.

    'Wenn es auch aussichtslos ist, baulich gegen die Volltrefferwirkungen anzugehen, so ist es da. fr um so wichtiger, die Zerstrung zone ge. wissermaen vom ueren Umkreis ihrer Wirkun. gen her einzuengen und damit letzten Endes die Luftempfindlichkeit unserer iedlungen herab. zumindern.

    Dabei tritt sofort die Frage auf, wie gro die bei der Detonation von Sprengbomben auftreten. den Krfte sind, die sich in der genannten Zer. strung zone auswirken. Im Vordergrund stehen dabei die Wirkungen des Lu f t s t 0 es. ach Angabe von S c h 0 b erg e r ist bei der De. tonation von 1000 k g S p ren g s toff mit fol . gen dem Luftsto zu rechnen: auf 20 m im Umkreis 5 kg/cm2 oder 50000kg/m2 , auf 40 m im Umkreis 2 kg/cm2 oder 20000kg/m2 , auf 500 m im Umkreis 0,04 kg/cm2 oder 400kg/m2 Nach Angaben von Per e s ist ferner bei der De. tona tion von 1 0 0 k g S p ren g s toff mit nach. stehendeTl) Luftsto zu rechnen:

    Abb. I.

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    auf 20 m im Umkreis 0,250 kg/cm" oder 2500 kg/m2 , auf 50 m im Umkreis 0,040 kg/em2 oder 400 kg/m2 , auf 100 m im Umkreis 0,l0 kg/cm2 oder 100 kg/m2

    Unsere gewhnlichen Bauten werden mit 100 bis 150 kglm2 auf seitlichen W i n ddr u e k b~. rechnet. In Sonderfllen werden Belastungen bis zu hchstens 200 kg/m2 bercksichtigt. I-Herzu kommt noch ein gewisser Zuschlag durch die blichen Sicherheitsfaktoren, die wir bis in die

    he der Bruchlast ausntzen knnen. Auch der Umstand, da Luftdruck uncl .sog einer De~o. nation keine Dauerbelastung, sondern nur eme zeitlich sehr kurze Wirkung darstellen, wird be rcksichtigt werden mssen. Unbekannt ist aller. dings, wie sich die Zerstrungszone ber Hind~r. nisse hinweg entwickelt, die bei enger BauweIse stets auftreten werden.

    Es wir,d daher nicht mglich se.in, durch un. mittelbare Anwendung baustatischer Methoden die Gre der Zerstrungszone einer bestimm. tcn Sprengladung nach den angegebenen Lu fb stozahlen zu errechnen. Derartige Ergebnisse knnen mit Sicherheit nur durch Versuche ge. wonnen werden. Wohl aber i t es mglich, unsere baulichen Gewohnheiten auf die neuen Anforde. rungen hin durchzuprfen und die Wiclerstands. fhigkeit von Bauteilen in Verhltniszahlen aus. zudrcken, ausgehend von den Beobachtungen, ,die bei hnlichen Krften (Strme, Explosionen, Erdbeben) gemacht wurden. Die Gre der Ge. fahr ist auf alle Flle (:laraus zu erkennen, da der Luftsto einer Detonation von 1000 kg Sprengstoff sich erst bei 500 m b tand mit einem Druck von 400 kg/m2 unseren blichen bau. statischen Festigkeiten nhert, bei 100 kg Spreng. stoff tritt dieselbe Kraft immer noch eIst in einem Abstand von 50 m auf.

    Gehen wir zunchst von Wind wir k u n gen aus. Strme von 40 bis 45 rn/sec. Geschwindigkeit entsprechen ungefhr einem Windd ruck von 150 bis 200 kg/m2 Derartige Unwetter ereignen si.ch nur in dreren Zeitabstnden. das letzte in Sud. c1eutsehland im Sptherbst ] 930. ewhnliche Bauten wurden damals nicht ernstlich beschdigt, jedoch kamen einzelne grere Dachschden vor, hauptschlich an teilen T~.:mdehern und Kaminen. Ex p los ion s u n fall e haben ge. zeigt, da normal e Wohnungsbauten .m~t massi.yen W nden und Holzgebalken gegen seItlIche Krafte nur wenig Widerstand leisten, sehr viel weniger als Fachwerkballten und Eisen. sowie Eisenbeton. konstruktionen.

    Versucht man, sich die \Virkung eines Bomben. luftstoes vorzustellen, so beginnt die Zerstrung wohl immer mit dem Eindrcken oder Heraus. saugen der dem Einschlag zugewendeten Auen. wand. Die daraufliegenden Geblke verlieren ihre

    uflager und bertragen infolgedessen, als Hebel wirkend, die Zerstrung auf die inneren Trenn. wnde. Da im brigen die Fenster am empfind. liehsten gegen Luftdruck sind, bedarf keines be. sonderen Hinweises; Dcher und Gesimse werden noch besonders zu betrachten sein.

    Die \Virkungen von wellenartigen Schwingun. gen, wie sie als E r cl s t 0 wirksam. sind, kann man sich roh vorstellen, wenn man elO Haus auf wellenfrmigem, bewegtem Untergrund se~wim. mend annimmt. Einzelne Auflager ruhen wIe ge.

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    Abb. 2.

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    wohnt auf ihrem Fundament, andere schweben gewissermaen in der Luft und fhren s,omit zu Biegun gsbeanspruchungen. (vgl. ~bb. I) . Es leueh , tet ein , da es bei derartIgen vVlrkun gen ebenso' sehr auf allgemeine Steifigkeit des Hauskrpers wie auf ,ge ringes Eigengewicht ankommt. Di~ VO~l

    Sehol ~b e l'ge r verffentlichte Tabell e amen~aJ1I' scher VersieherunCfsprmien in Erdbeb engebIeten zeigt deshalb, ,da all e Verbund,Bauweisen ~n' stig bewe rtet sind, am gns tigs ten jedoch ,die leIch, tes te unter ihnen, nmlich das Holzfachwerk. Es is t 3Jber hinreichend bekannt, da den Erdsto, wirkung,en im Luftschutz keine ausschlaggebende Bedeutung zukommt.

    Etwas anders liegen di e Verhltnisse beim Lu f t s t 0 . Das Eig,enge wicht, das beim Erdsto mglichst niedrig sein soll, kann beim. Luftsto mglichst hoch sein, allerdings nur bel entsprc, chender Aussteifung, sons t ist es nahezu werb los. Im Idealfall sollten wir er reichen, da unsere Huse r nur nach Abb. 2, nicht nach Abb. 3, seib lichen Krften nach geben. Dies wrde aber eine recht einschnei,dendc nderung des blichen be' deuten deren Kos ten betrchtlich wr,cn. Wir knne~ Abb. 2 desha lb nur als Richtpunkt, nicht als Aufgabe der kons truktiven Manahmen ver' wenden.

    Betrachten wir vore rst einmal ein gewhnlich es zweigeschossiges Wohnhaus mit massiven Auen, wnden und hlzernen Balkendecken. Welche Be' anspruchun gen treten auf, wenn ein derartiges Haus auf einer Front von horizontalem Luftdruck von 200 k g/m2 ,ge troffen wird?

    Die Stockgeblk e s cheiden als versteifende Glie, der nahezu vllig aus. Die in der E rdgescho, mauc r wirksame Einspannung durch Auflast bleibt unbercksichtigt, weil sie im Obel'gescho wegfllt. Die ge troffene Auenwand wird haupt' schlich auf Bi e g un g beansprucht und sttzt sich auf die senkrecht zu ihr verlaufenden ueren und inneren Wnde ab. Die Spannweite, die zu berbrcken ist, ergibt sich aus der Zimmerbl'eite, die wir mit 4 m in Rechnung s tellen wollen. Nehmen wir einen waagerechten MMlerstreifcn von 4 m Lnge und 1 m Hhe heraus , so hat er eine Belastung Q = 4 X 200 = 800 k g aufzu, nehmen . Das grte Biegungsmoment is t Mmox

    Q X L 800 x 400 . = - 8- = --8 = 40 000 cm jkg. Das WIder , standsmoment des Mauerwerks betrgt bei 25 cm

    bh2 100 x 25 x 25 Strke W = 6 6

    Die Bicgungsspannul1g im Mauerwerk betrgt Mmax 40000 x 6 d 4 k j ? S= --w- = 100 x 25 x 25 = r. ' g cm-.

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    Abb.3.

    In Wirklichkeit wir,d die Biegungsspannung, der Fcnstep und Trffnungen wegen, stellenweise etwas hher sein .

    Wi rd ,die Spannwei te von 4 auf 5 m erhht (grere Zimmerbreite), so steigt die Spannung im Verhltnis 42 : 52 = 16: 25, also auf reichlich das A nd erthalbfache. Wird dagegen das Mauer' werk von 25 auf 38 cm verstrkt, so fllt die Spannung im Verhltnis 382 : 252 = 1444: 625, also auf weniger als die Hlfte.

    Wrde das H aus an Stelle von Holzgeblken massive D ecken bcs i tzen, die als versteifende Tafeln wirken, so wren wir berechtigt, statt der Biegung ,der Mauer in der vVaagerechten zwischen den Wnden ihre Biegung in de r Senkrechten zwischen den Stockwerksdecken mit ungefhr 3 m A bstand in Rechnung zu s teHen. Die Bie. gungsmom ente wrden sich verringern im Ver. hltnis

    42 : Y = 16 : 9 oder

    52: 32 = 25: 9. Die Mauer wre also imstande, bei gleichbl eiben. der Bi,egungsspannung nahezu das Doppelte oder im zweiten Fall nahezu das Dreifache an waage, recht wirkendem Luft,druck aufzunehmen.

    Noch schrfer prgt .sich der Unterschied aus, wenn wir den Luftsog, der all erdings nach Scho. berger bei D etonationen von ,geringer,er Strke, dafr aber von ln gerer Dauer ist, betrachten. D as Widerl ager der Zwischenwnde ist dem Luft. sog gegenber fast wert los, whrend die Haftung un d Einspannung der Mauer zwischen massiven D ecken ihr auch in diesem Fall betrchtlichen Halt verleihen.

    Der Luftdruck einer D etonation nimmt im Quadrat der Entferl1JUng ab. Einer doppelten Widerstandskraft der Mauer entsprich t daher eine V,erringerung des Halbmessers der Zer. strungszone im Verhltnis 1/ 2: 1 (ungefhr 1,4 : 1). Oie theor,e tisch kreisfrmig anzuneh. mende Flche der Zerstrungszone (r2 n) verrin. gert sich aber im Verhltnis r 1 2 : r 22 = 2 : 1, also auf die Hlfte.

    Ein Blick auf die Kostenfrage ergibt folgendes Bild: Ein normales zweigeschossiges Wohnhaus von etwa 100 m2 Flche und 1000 m3 umbautem Raum kostet zur Zeit etwa 25000 bis 27 000 RM. Erh lt dieses Haus zwei Massivdecken ber Erd. und Obergescho mit 2 X 100 = 200 m 2 Flche, so betragen die Mehrkosten hchstens 2 bis 3 RM/m 2 , fr ,das gan ze G ebude also rund 500 RM = 2% der Baukosten; sie bleiben also in tragbaren G renzen.

    Es liegt mir fern, den wirtschaftlichen .. Kampf zwischen den massiven und den holzernen

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  • Deckenbauweisen neu zu entfachen, obwohl auch die Brandgefahr bei Luftangriffen fr die Ver. wendung massiver Decken spricht. Es drfte mg. lieh sein, auch Holzbalkendecken 0 mit d em Mauerwerk zu verbinden, da sie ihm einen Halt zu geben vermgen. Es ist heute schon blich, bei Leichtsteinwnden ,die Balkenlagen auf einen Vollbetonstreifen aufzulegen. Wird dieser Beton. streifen winkelfrmig ausgebildet, armiert, bis zur Oberkante des Geblks hochgezogen und krftig

    Abb.4.

    mit den einzelnen Balken verankert (vgl. Abb. 4), so er. halten wir biegungs. steife Ringe, deren Wirkung man bei. nahe mit der von Fareifen vergleichen knnte. Die Kosten wer-den alber kaum geringer sein als beim Einbau massi . ver Decken.

    Es knnte einge. wendet werden, da die Auenwand, die wir bisher nur auf

    Bicgungsvorgnge hin betrachtet haben, auch S c hub s pan nun . gen auszuhalten hat, deren Gre nicht im Quadrat der Spannweite wchst. Wie verhlt es sich ,damit? Eine Wand von 4 m Breite, 3 m Hhe und 25 cm Strke erhlt bei einem waage. rechten Druck von 200 kg/m2 eine Gesamt. belastung von 3 X 4 X 200 = 2400 kg. Die Schub. flche betrgt, wenn nur die beiden senkrechten Auflager in Betracht gezogen werden,

    2 X 25 X 300 = 15000 cm2 D' h b 'b . h d . 2400 le c u spannung ergl t SIC araus mIt 15000 = rund 1/ 6 kg/cm2 Werden auch die waagerech. ten Schubflchen hinzugenommen, wozu wir bei massiven Decken berechtigt sind, so kommen hinzu

    2 X 25 X 400 = 20000 cm2 , die Schubflche betrgt also

    15000 + 20000 = 35000 cm2 Die Schubspannung errechnet sich hieraus zu

    2400 35000 = rund 1/15 kg/cm2 Diese Beanspruchun.

    gen sind so gering, da wir mit Sicherheit die B!.egungsspannun~ als ~usschlaggebend annehmen konnen. ImmerhIn zeIgt auch diese Rechnung deutlich ,den gnstigen Einflu ,der Massivdecke oder einer gleichwertigen Bauart.

    Schlielich sei noch erwhnt, da wir auch die Mglichkeit haben, B a c k s t ein w nd e durch Ban dei sen ein 1 a gen zu armieren und da. mit bis zu einem gewissen Grade biegungssteif zu machen. Massive Decken in Verbindung mit senkrechten armierten Mauerstreifen miger Breite ergeben eine Bauweise, die sich dem Eisen. betonskelett nhert. Wird die Armierung auf die ganze Mauerflche ausgedehnt, so nhern wir uns dem Eisenbetonschalenbau. Derartige Mittel kom. men hauptschlich fr Giebel und Kniestock. wnde in Betracht, die nur auf der unteren Auf. lagerflche Zusammenhang mit den 1l)assiven Teilen des Hauses haben. Der Umfang ihrer Ver. wendung wiNleine Kostenfrage sein. Sinn hat allerdings die Armierung von Backsteinmauer.

    90

    werk nur soweit, wie die Druckfestigkeit des Backsteins in entsprechendem Mrtelbett der von Beton eines gleichartigen Eisenbetongliedes nahe. kommt.

    Das Abwgen der Empfindlichkeit gegen Luft. angriffe lt sich noch auf einen weiteren Bauteil anwenden, nmlich auf das D ach. Geht man hier wieder von der Windbeanspruchung aus, so ergibt sich folgendes Bild:

    Der eingangs erwhnte Sturm hat nur ausge. sprochene Steil dcher strker beschdigt. Ge. whnliche Dcher von ungefhr 45 0 Neigung haben nicht ernstlich gelitten. Ein sehr flaches Kupferdach wurde von der Rinne her aufgerollt. Auch ein von Sc h 0 be r ger verffentlichtes Bild der Wirkung einer Bombenexplosion zeigt eine hnliche Erscheinung. Die Rinne des ziemlich flachen Ziegeldaches ist zerstrt und mit ihr ein der Traufe folgender Streifen der Dachdeckung; darber ist das Dach im wesentlichen erhalten.

    Dachneigung und Winddruck tehen in folgen. der Beziehung:

    Dachneigung 45 Winddruck 100 54 34 (Verhltniszahlen)

    Der Winddruck nimmt mit der Dachneigung ab. Von 45 Teigung zu 26 wird er schon beinahe halbiert. Neigungen von 30 und noch etwas dar. unter knnen heutzutage mit modernen Dach. pfannen einwandfrei eingedeckt werden, ohne da Mehrkosten entstehen. Im Gegenteil, das Be. streben, den weitgehenden Ausbau ,der Dach. geschosse einzudmmen, fhrt uns zur gleichen Konstruktion. Die Festi'gung des Daches gegen Sog erfolldert allerdings weitere Manahmen, auf die spter einzugehen wre.

    Ein besonders empfindlicher Punkt ist zweifel< los das D ach ge s i m s. Weit ausladende Ge. simse aus leichtem Baustoff knnen durch den an der Auenwand hochgestauten waagerechten Druck abgehoben und zerstrt werden. Auch die enge Verbindung von Dachrinne, Einhngestrei. fen und Dachdeckung erscheint gefhrlich. Mit Verbiegungen der Rinne nach oben wird immer zu rechnen sein. Massive Gesimse von miger Ausladung, an denen ,die Rinne ohne direkte Ver. bindung mit der Dachdeckung befestigt ist, ver. sprechen bessere Haltbarkeit.

    Der Einsturz eines schweren Kam ins wird die Dachhaut in erheblichem Umfang beschdi. gen. Es hindert uns aber nichts, die Kamine aus Formsteinen aufzubauen und diese Formsteine

    mit Lchern fr Eisenarmie. rung zu versehen. Das Er. gebnis ist eine Art Eisen. betonsttze mit innerem Rauchabzug (vgl. Abb. 5). Derartige Kamine werden wohl auch eine Z erstrung des umgebenden Daches ber.dauern.

    Abb.5 .

    Bei allen u e ren Vor. bau te n unserer Huser, wie Balkonen, Veranden und

    hnlichem, wird man Bauarten, die bei leichtem Ge. wicht groe Angriffsflchen bieten, vermeiden ms. sen. An Idie Stelle leichter Bleche und Holzglieder werden massive armierte Bauweisen oder Eisen. glieder von geringer Angriffsflche treten mssen, falls man nicht den geschlossenen Hauskrper be. vorzugt, ,der ohnehin besser wirkt und halt. barer ist.

  • Ein besonders schwieriges Kapitel bilden dic unentbehrlichen ffnungen fr Fe n s t e rund Tr 0 n. Ich habe im Krieg einen Bombenein. schlag auf geringen Abstand erlebt, der ein gan. zes Fenster eilldriickte und ins Zimmer herein. warf, wo es in Schcrben auf ,dem Boden liegen. blieb. Fensterglas wird bei geschlossenem Fenster wohl immer zuerst zu Bruch gehen. Auch die Be. festigung der Rahmen in der Mauer und der Fl. gel am Rahmen ist nicht widerstandsfhig genug. Denkbar wre die Verwendung ,dicht schlieender Lden mit krftigen Falzen, hinter denen die Fen. ster vor ,dem Angriff geffnet wel'oen knnten. Jedoch bedeutet das einen ziemlich harten Bruch mit unseren Gewohnheiten und wird wohl nur in Sonderfll en in Betracht komm en. Auf alle Flle aber sche,int es angebr3cht, bergroe Fenster.

    flchen zu vcrmeiden und die ffnungen auf das notwendige Ma zu beschrnken.

    Das Hauptmittel, die Luftempfindlichkeit einer Ansiedlung zu mindern, wird immer die auf. ge l 0 c k e r t e Bau w eis ,e bleiben. Zweck die. ser Zcilcn war es, die auerdem mgliche An. passung der Bauweise zu zeigen. Mit Absicht wur.de dabei von herkmmlichen Bauarten aus< gegangen, weil jede Manahme, die an Gewohntes anschliet, "eichter in breitem Rahmen durchzu< fhren ist als etwas vllig Neues. Unser gesamtes Baugewerbe, einschlielich ,der Erzeuger der Bau< s toffe, ist entsprechend eingerichtet und wir,d den We,g zu luftschutzgemem Bauen leichter finden, wenn es dabei seine Gerte und Arbeitsweisen ungestrt weiter einsetzen kann.

    Elektrizittsversorgung und Luftschutz Dipl.-Ing. Hans H ll er, BerIin

    Die Ausfhrung des Verf. knnte womglich den Eindruck erwecken, als ob lediglich fr die Elektri -zittsve rso rgun g ga nz besondere Verhltnisse im Ernstfall e vorliegen. Z um Teil ist dies zweifellos zu-tre ffend, andererseits find e t man aber ga nz h nliche Verhltnisse, z. B. auch im Bergbau, in der chemi-schen Groi ndustri e, in der Schwereisenindustri e usw. Diesen Betrieben gegenber ha t die Elektrizittsversor-gung all erdings den groen Vorteil, da Ausflle an e iner Stell e - wie dies Verf. auch sag t - durch die vo rhandenen Mglichkeiten der Kupplung und der gegenseitigen Reserve leichter berwunden werden knnen. Die Schriftltg.

    Seit Jahren arbeiten ein sichtige Mnner am A usbau des zivilen Luftschutzes; je,doeh erst der nationalsozialistische Staat hat ,die Luftschutz< arbeit einh eitlich aufgenommen und sofort prak. tisch begonnen.

    Auch der E lektrizittsfachmann hat s ich mit Fragen des Luftschutzes zu befassen: Was wird im Fall eines Luftangriffes mit meinen weitver. zweigten, umfangreichen Anlagen? Welche An. lagen sind besonders gefhrde t ? Kann m an auch hier vorbeugende Manahmen treffen? Welche Gesichtspunkte sind bei Aufstellung neuer An. lagen vom Luftschutzstandpunkt aus zu be. achten?

    Man mu sich darber im klaren sein, da gerade die S ta r k s t rom a nl ag e n mit ihren Kraftwerken, Schaltstationen und Leitungen einen der wichtigsten Faktoren des Wirtschaftslebens ' ausmachen. Abgesehen .davon, da schon die Mehrzahl aller Haushalto in Deutschland eleb trisehe Energie als Licht, zum Teil auch zum Kochen und Heizen verwendet, ist die Elek. trizitt einer der bedeutendsten Kraftstrme in der Wirtschaft. Man kann im wahrsten Sinne von "Krafts trm en" sp rechen, da ja heute die Industriewerke infolge der stark vervollkomm.

    ~eten Betriebssicherheit elektrischer Anlagen nur In wenigen Fllen ihre eigenen Kraftzentralen be.

    ~.itzen, sondern meist die Enel'gie aus groen offentliehen oder gemischtwirtschaftMchen Wer< ken beziehen. Sind werkseigene ZentraJen vor. handen, so sind sie meist lteren Ursprungs. Gerade vom Standpunkt der totale n Wehrha'ft. machung aus, wie sie fr einen Verteidigungs< krieg notwendig ist, mu verlangt werden, ,da die Elektrizittsanlagen den an sie zu stelleniden

    Anfor,derungcn gengen und auch ,durch Luft~ angriffe nicht zu sehr in Mitleidenschaft ,gezogen werden knnen.

    Wir knnen zunchst einmal feststellen, da diese Anlagen gegenber anderen Industriezwei. gen eine Sonderstellung einnehmen. Die Ma. nahmen, die die Reichsgruppe Industrie fr die Ol'ganisation des Werkluftschutzes in ihren Merkblttern angibt, beziehen sich '~unehst auf die Organisation ,des Schutzes ,der Belegschaft whrend e,ines Luftangriffes 'Und weiter auf die mglichs te Hintanhaltung grerer Sachschden, die durch die Bombcnbclegung entstehcn knn. ten, indem fr jede denkbare Gefahrenquelle ein Trupp ausgebildeter Mnner bereitgestellt wird (die aktive Bclegsehaft), um den entstandenen Schaden schnell zu beseitigen. Weiter macht die Reichsgruppe Indust1'ie Vorschlge, wie man Betriebsunterbreehungen durch Bombenschden wirksam unterbinden kann (Ringleitungssysteme bei Rohr. und anderen Leitungsnetzen).

    Bei den Elektrizittsanlagen handelt es sich je< doch um ein weiteres Problem, denn sie stehen als Kraftspender gewissermaen ber den Indu. striewerken. So kann es z. B. vorkommen, da auf ein Getb~e t ,ein Luftangriff ausgefhrt wird, wh. rend dessen Dauer die Erzeugungssttten der Tndustriewerke nur von Posten besetzt sind und ,die Belegschaft sich in den Schutzrumen aufhlt, die Maschinen also stillstehen und der KraHbcdarf aus ,dem Elektrizittswel'k sehr stark sinkt, 0 ,da sich auch in diesem ,die Belegschaft . his auf g,eringe Posten in die Schutzrume be. geben kann. Ein Teil ,der Maschinen (Turbinen) kann auch stillgesetzt werden, ,die Kesselfeuer wer,den klein ,gestellt, ,die Wasserzufuhr in Was. serkraftwerkcn wil'd abgeriegelt. Auf diese Weise werden ,d~e Gefahrenquellen fr den Fall eines Bombeneinschlages ,doch wesentlich herabgesetzt. Liefert dieses Werk aber gleichzeitig in ein Ge. bi et, das nicht von einem Luftangriff heimgesucht wil'd, so kann es seine Ttigkeit nicht ohne wei. teres einschrnken. Dies ,geht nur in dem Falle, wo ein anderes an das ,gleiche Netz angeschlos< senes Werk, ,das nicht angegriffen wird, die Lei< stungsliefel'ung bern ehmen ,kann.

    Es handelt sich nun zunchst darum, zu klren, inwiewe'it elektrische Anlagen gefhr,det sind. Wir

    91

  • mssen uns darber klar sein, da der Gegner mit in erster Linie auf diese Anlagen, seien es Kraftwerke, Leitungen oder Umschaltstationen, sein Augenmerk richten wil1d . Weiter wissen wir, da der Gegner die Lage der vorhandenen Kraft-werke usw. genau kennt. Schlielich sind Kraft-werke sehr leicht zu erkennen, auch aus groen Hhen, da sie ganz charakteristische Merkmale besitzen. Sind es bei .den Was s e r kr a f t -und S p e ich e r wer k e n die groen Wasser-flchen oder die ausgedehnten, aus der Land-schaft abstechenden Rohrleitungen, so sind es bei B rau n k 0 h 1 e n k r a f t wer k e n die meist in deren Nhe liegenden Kohlenabbaugebiete und dio Rauchfahnen der Schornsteine. Besonders gut zu erkennen sind bei allen 0 am p f k r a f t ~ wer k e n, die nicht an Flsscn liegen, die meist aus Holz bestehenden, groen Raum einnehmen~ den Khltrme mit den weien, 1hnen entsteigen. den Wasserdampfschwaden.

    Weniger erkennbar sind die Lei tun gen. Auch ,groe Obertragungsleitungen, wie z. B. die teils lngs des Rheines verlaufende 220-KV~Lei~ tung vom Bodensee bis nach Kln und ins Ruhp gebiet, sind aus ,den Hhen, in denen heute Bom. benflu,gzeuge bei vorhandener Erdabwehr fliegen mssen, wohl kaum ~u erkennen; ihr Verlauf wird ruber in Waldgebieten durch den erforder. lichen Waldaushieb wieder sehr viel deutlicher.

    In wichtigen Industriegebieten kommt es auch vor, da eine ,grere Anzahl bedeutender Hocb spannungsleitungen direkt nebeneinander ver. luft. Da in diesem Fall schon eine gewisse Regelmigkeit den Flugzeugbeobachter aufmerk-sam macht, wre durchaus denkbar.

    Eine weitere bedeutsame Frage ist die Sicht. barkeit der Ums pan n s tat ion e n. Handelt es sich ,dabei um Freiluftstationen, nehmen sie also grere Ausdehnung an, so sind sie bestimmt sehr gefhl'det. V1elleicht knnen sie aber noch eher getarnt wel1den als groe Gebudestationen. Im ersten Fall ist das Ziel sehr groflchig, im zweiten Fall zwar kleiner, aber von grerer Konzentration; wird dieses vernichtet, so kann der Schaden erheblich grer sein.

    Der Grad der Gefhrdung der drei groen Gruppen der Elektrizittsanlagen hngt von ver-schiedenen Faktoren ab. Zunchst taucht die Frage der Treffsicherheit ,der Bomber auf. Diese Frage mu natrlich vom Flugfachmann .geklrt werden und soll hier nur aufgeworfen werden. Legt man Zahlen italienischer Versuche zugrunde, die jetzt aller,dings auch schon wieder mehrerc Jahre zurckliegen, so stimmen diese immerhin bedenklich; z. B. trafen aus 1000 Meter Hhe bei gezieltem Bombenwurf 84 Bomben von 100 im Umkl'eis von 160 m vom Zielpunkt auf. Wenn man bedenkt, da ein modernes Grokraftwerk sehr wohl eine Ausdehnung von 150X 150 m ha. ben kann (meist sogar noch mehr), so ist es sicherlich als gefhrdet anzusprechen. Bei Was. serkraftwerken sinrdzwar ,die .eigentliohen Ma. schinenhuser meist von geringerer Ausdehnung, dafr sind aber umfangreiche WasserIbauten (Dmmc, Staumauern, Kanle usw.) vorhanden.

    Einschrnkend ist zu bemerken, da obige italienische Versuche wahrscheinlich bei Nicht. vorhandensein einer Er,dabwehr durchgefhrt wul1den; in 1000 m Hhe kann im Ernstfall wohl auch nicht ,geflogen werden. Andel1erseits mu man aber annehmen, da die Zielvorrichtungen der Bomber im Laufe der letzten Jahre weiter verbessert wurden.

    92

    Eine andere Frage ist die: 1m Fall eines Luft. berfalls auf ein Land steht dcm hochgersteten Gegner wohl eine groe Anzahl von Bombenflug. zeugen zur Verfgung. Er hat aber auch einc rie ige Zahl von Zielen vor sich. Er will strategisch

    wichtige Punkte treffen, er will Flugpltze und andere militrisohe Ziele, Zentren der Industrie, wichtige Verkehrswege usw. mit Bomben belegen, er will womgl1ch die Bevlkerung all.gemein ein-schchtern, indem er wehrlose Stdte berfllt. Hat er aber ,dann noch Material genug, um auch ganz spezielle Ziele, wie dic Elektrizittsanlagen, zu b elegen? Bleibt es Idann nicht nur bei Zufalls. treffern, so ,da wir beruhigter in die Zukunft blickcn knnen? Auch -diese Fragen sollen hier nicht entschieden, sondern nur gestellt wer,den.

    Wir mssen jedenfalls feststellen, da eine Ge fahr sicherlich vorhanden ist. Wie kann dieser Gefahr begegnet werden? Wenn wir von dem zweifellos besten Schutzmittel durch aktive Er,d-abwehr und Jagdflugzeuge absehen - denn die-scs gllt gleicherweise fr ,das ganze zu schtzende Land - so sind doch noch mancherlei andere Schutzmittel in Erwgung zu ziehen. Man hat im Jahre 1932 in Ostpreuen den Vcrsuoh untep nommen, das grte Elektrizittswerk dieser Pro-vinz anllich einer greren Luftschutzbung einzunebeln

    '). Abgesehen davon , da die hierzu

    ntigen ausgedehnten Vernebelungsanla,gcn zienv lieh teuer sind, sind sich wohl die Fachkute auch ber die erhebliche Unvollkommenheit dieses Schutzmittels im klaren. Die Abhngigkeit von der Windrichtung ist einer ,der unsicheren Punkte, die Gre der zu vernebelnden Flche ein an derer, da ja bekanntlich eine kleinere Nebelwolke den Flieger nur in die richtige Flugrichtung bringt dadurch, da sie ihn aufmerksam macht. Die Ver. nebelung ist also zumindest ein umstrittenes Mittel.

    Eine der wesentlichsten Manahmen, die die Augenblicksgefahr fr die Elektrizittswerke bzw. die Gefahr der Unterbrechung der Stromliefe-rung bedeutend verkleinern, ist die heute schon sehr weit fortgeschrittene Ver m ase h u n g der Elektrizittsnetze, d. h. die weitgehende Ver. bindung der Provinznetze kleinerer und mitt. lerer Spannung duroh leistungsfhige Hoch-voltberlandleitungen. Diese Entwicklung ist ja aus technischen und wirtschaftlichen berlegun-gen entstanden und erweist sich heute auch im Sinne .des Luftschutzes als wertvoll. Mglich war dieser Zusammenschlu der Werke aller,dings nur dadurch, da die Schutzeinrichtungen, wie sie bei elektrischen Strungen (Kurzschlssen. Blitzschlgen usw.) erforderlich sind, bedeutend vervollkommnet wurden. Wir,d also eine Station durch Bombenwurf beschdigt, so ist es wahr. scheinlioh, .da .dabei Strung,cn entstehen, wo-durch .die Station von selbst abgeschaltet wi rd. Durch die umfangreichen Schaltmglichkeiten der Umspannwerke kann man die Station gegebenen-falls auch vor dem erwart,eten Angriff schon spannungslos machen. Die Vermaschungermg. licht es, ,die Leistung, d.ie die Schaltstation ber-mittelt hat, in krzester Zeit ber einen anderen Leitungszug an dieselbe bestimmte Stelle zu lek ten, ,damit dort lebenswichtige Betriebe weiter-

    a~beiten knn~n .. Di.e Vermaschung ist also ge-wissermaen em mdnektes Schutzmittel und be. wirkt eine Absohwchung der Augenblicksgefahr.

    I-Herbei steht allerdings zu bedenken, da, um solche Umschaltmanahmen im Ernstfall richtig

    1) Vg l. auch ,.Gasschut z und Luftschutz", Jahr~.n~ 1931, S. 101.

  • durchfhren zu knnen, eine einheitliche Leitung der E lektrizittsnetze vorhanden sein mu, die von einer staatlichen, womglich sogar militri~ schen Behrde zu steHen is t oder eng mit ihr zu ~ sammenarbei tet. Interessant sind hier ,die in den Vereinigten Staaten fr den Kriegsfall ge troffenen Manahmen2). Diese b eziehen sich zwar zunchst nur auf einen e inhe itlichen Einsatz der vorhan~ dencn elektrischen Leistung gem ,den Erforder~ nissen des KricgsfaUes. Ein K r a f t dir e k tor , vom Prsidenten ernannt, ha t in Zusammen~ aflbcit mit den Erzeugungswerken obers t,e Le.itung und Verantwortung fr die Leistungsverteilung. Das Land ist in Zonen einge teilt, fr jede Zone is t ein Z 0 n e nd ir e k tor mit gleicher Macht~ befugnis ernannt. Man knnte s ich vo rs tellen, da die Ttigkeit ,dieser Direktoren auch auf ,die Anofldnung von Umschaltmanahmen bei Kraft~ werb und Leistungsausfall durch Luftangriffe ausgedehnt wir,d. Hierzu mssen dem Zoncn~ direktor alle rdings alle Netze sein er Zone zur Verfgung stehen, damit ein mglichst einfacher Leis tungsflu erzielt wir,d. Natu rgem mte er mit dem Luftschutzleiter seiner Zone eng zusam ~ menarbei ten.

    Auf einen Gefahrenpunkt mu in diese.m Zu ~ sammenhang noch hingewiesen werden. Er liegt bei vermaschten etzen 'in der Gefahr des Au e r tri t t f a ll e n s zusammenarlbeitendcr Kraftwerke, wenn eines von ihnen beschdigt wir,d"). Ein solcher Fall hat sich ers t im vergan ~ genen Jahr in Sdengland infolge einer Maschinen~ beschdigung durch eine rein technisch e Ursache ereignet4). A llerdings lagen in diesem ,F alle be~ sonders unglckliche Verhltnisse vor, die b ei richtiger Kupplung und Betriebsfhrung vermie~ den werden knnten. Trotzdem ist der Fall grund ~ stzl,ich sehr intel'essant und lt Schlsse zu, wie empfindlich ei no solche Strung s~!n kann, w~nn sie lnger dauert. Nach dem erwahnten Bericht lieferten erst zwei Stunden nach der Unte1."lbre~ ehung die Hauptwerke wieder Leistung in das zu speisende Netz, und Teile von London ;.varen ?a~ her lngere Zeit stromlos. In dem Bencht heIt es aber gleichzeitig, 'da "Fernsteuerungseinri~h~ tun gen die Mglichkeit zu einem rascheren .. Wle~ derzusammenschlu des Netzes g,eboten hatten; auch wre es dadurch mglich gewesen, die Be~ triebsunterbrec.hung erheblich einzuschrnken". Aus diesem praktischen Fall geht jedenfalls her~ vor, wie wichtig fr ,den Igeordneten Betrieb ve~~ maschter Netze einheitliche und schnell al'bel~ tende Befehls~ und Steuereinrichtungen sind; man erhlt nur volle Zuverlssigkeit, wenn diese Ein~ richtungen als Fernsteuerungen betrieben wel'den.

    Ferner sollte man sich darber im klaren sein, da, wenn die Beschdigung bei vielen Kraftwe r~ ken gleichzeitig eintritt, die noch vorhandenen Werke auf die Dauer den Leistungsersatz nicht mehr schaffen knnen. Hier wre es ruber mg~ lieh jene kleinen Res e r v e s tat ion e n wi,e ~ der' einzuschalten, die ,da und dort in IrIdustrie~ werken und stilLgelegten Zentralen von stdti ~ schen Anla,gen noch vorhanden sind. Es mte a11el'dings untersucht werden, inwieweit sie tat~ schlich Ersatz bieten knnten , zumindest k ~ mcn sie als ein vorbergehender Ersatz in Frage. W eiter wre sogar zu prfen, ob nicht eine Neu~ aufstellun g solcher kleinen Ersatzstationen ,in ge~ wissen Gebieten von Wert wre. So hat z. B. K 0 s h e w n i k 0 w in Ruland schon 1927 vor~ geschlagen' ), berall verteilt kleinere Einzcl statio~ nen anzulegen, die im Fall e der Stillcgung groer

    Elektr,izittswerke einen Leistungsersatz bilden, ,der es lebenswichtigen Betrieben gestattet, ihre wertvollsten Anlagen weiterzufahren. Gewi be~ deutet die Anlage solcher Maschinenstze eine scheinbar unntze Kapitalsanlage, aber vom Ge~ sichtspunkt ,des Wohles des gesam ten Volkes aus mssen solche Opfer eben ,gebracht werden.

    Durch b auliche Vernderungen an bestehenden Elektrizittswerken erreicht man heu te nur sehr unvollkommen eine V erbesserung ,der Lu f t ~ si c her h e i t. Handelt es s ich ,doch hier meis t um weite hohe Rume, ,die von Betondecken berdacht und von entsprechenden Maucrn um~ ,geben wel'den mten. Trotzdem wnde sich hier wohl noch manches bessern lassen. Sch alts ta tio~ ncn knnte man wohl durch Betondecken gegen Einschlag mittlerer Bomben schtzen . Gegenber den groen Bomben sind ,diese allerdings unzu ~ reichend . Bei den groen Bomben mu auch noch die gewa ltige seitliche Luftdruckwirkung berck~ sichtigt werden, der Gebude ausgesetzt &ind, wenn auch nur in ihrer Nhe eine solche Bombe

    . einschlg t. Diese Luftdruckwirkung knnte zwar sehr s tark verringert werden, wenn man Schalt~ anlagen und Maschinen versenkt aufs tellt, d. h. also gewissermaen in einer offenen Grube, ber die die seitliche Luftdruckwirkung h inweggeht. Es 'ist a ber ganz k

  • erfreulich sind6). Man kann danach .das Obertra~ gungssystem so ausbilden, da man mit einem einzigen Freileitungsseil oder einem Einlciterkabel auskommt. Die Kabel wrden also einfacher und billiger ausfallen als bei Drehstrombertragung, die elektrischen Verluste der Kabel wrden sich ernied rigen, ein wirtschaftlicher Vorteil, der bei dieser Betrachtung weniger ins Gewicht fllt. Als Vorteil bei ,einer solchen Freileitung wre abe r hervorzuheben, da man mit schmaleren Wald~ aushieben auskommen wl"de und dadurch die Leitungsfhrung vom Flugzeug aus schwerer er~ kennbar wird. Es gibt hierbei natrlich noch ver~ sehicdene Probleme, die der Elektrotechniker bei dem neuen System zu klren hat; die Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen. Aber es erscheint mglich, die Erfordernisse des Luftschutzes auch hier zu bercksichtigen.

    Der vorliegende Aufsatz beschftigt sich in erster Linie .damit, Mglichkeiten aufzuzeigen, die der Elektrotechniker besitzt, am Ausbau des zivilen Luftschutzes mitzuarbeiten. D er Verfasser legte verschi edene Vorschlge und Anregungen' in dieser Richtung dar, ohne irgendein Werturteil ber sie zu fllen. Es ist in erster Linie das Ge~ biet der vorbeugenden Manahmen gegenber Bombenabwurfgefahr behandelt wo rden. Kommt es nun tatschlich zu r Beschdigung von Anlagen durch Brisanz~ oder Brandbomben, so kann durch zweckmiges Installationsmaterial und .die Art

    Amtliche Mitteilungen

    Der Herr R e ich s m i n ist erd e r L u f t f a h I' t gibt fo lgendes bekannt: I. April 1935: Gassichere R aumabsch l sse fr Sehutz-

    r um e. Die nachstehend angefhrten chutzraumtren sind

    nach den von mir herausgegebenen Richtlinien fr die Prfung von gassich eren Raumabschlssen fr Schutz-rume von den bezeichneten Materialprfungsmtern geprft worden. Diese Erzeugnisse h aben die Prfungs-bedingungen erfllt und knnen a ls "amtlich geprft" bc;;:;:fich net werd en.

    1. Staa tli ches Materia lp rfungsamt B e r I in - 0 a h l ern, Prfungszeugnis Abteilung lTI b r. 28499 ber die Prfung einu etwa 93 em breiten und 193 cm hohen Stahltr mit Zarge der Firma Kar! S p ra n g, Breslau-Carlowitz, Heinrich-von -Kom-Strae 8/10.

    2. S t a a t I ich e s M a t e r i alp l' fun g sam t Bel' li n - 0 a h lern, Prfungszeugnis Abteilung !TI b r. 28951 ber die Prfung einer etwa 92 cm breiten und 198 em hohen Stahl tr mit Zarge der Firma J. Kam m e n hub e rund Hermann K r -n er, Hamburg, Alexanderstr. 12.

    3. S t a a tl ich e s M a tel' i alp r fun g sam t Be r 1 i n - 0 a h I e m, Prfungszeugnis Abteilung TU b Nr. 28989 ber die Prfung ei ner etwa 90 em breiten und 190 cm hohen Stahltr mit Zarge der Firma Essener Metaltwerksttten L. Lei n er G. m. b. H., Essen.

    4. S t a a tl ich e s M a tel' i alp r fun g sam t Be r 1 in - 0 a h lern, Prfungszeugnis Ab teilung TTI b r. 29002 ber die Prfung einer etwa 92 cm breiten und 193 em hohen Stahl tr mit Zarge der Firma Deutsche Metalttren-Werke August Sc h war z e, A.-G., Brackwede i. W .

    5. S t a a t I ich e s M a tel' i alp r fun g sam t

    94

    Bel' I i n - 0 a h l ern, Prfungszeugnis Ab tei lun g JTI b Nr. 28950 ber ein e etwa 100 cm bre ite und 200 em h ohe Tr mit Zarge der Firma Tri u m p f-Tren- lind Telefonzellen-Bauge-se Il s e h a f t m. b. H .. Essen-Altenessen .

    der Installation sehr gut der Grad der Bcschdi ~ gung herabgesetzt wer.den. Dies wre zu crrei ~ ehen z. B. ,durch Verwendung feuerfester Lei ~ tungsarmaturen und ~rohrc, durch Fhrung der Leitungsstrnge in stark bewehrten Eiscnbeton ~ schchten u. . Die hierzu erforderlichen Einzcl~ mana,hmen sind ein besonderes Bettigungs~

    ~ebiet fr Gemeinschaftsarbeit zwischen E l ektro~ ~nd Bauingenieur; sie sollen hier 'im einzelnen nicht errtert wer,den. Die Manahmen zur Be ~ habung von eingetretenen Strungen durch Bom ~ ben treffer sind von anderer Seite schon behandelt wor.den').

    Zusammenfassend kann festgestellt werden, da auch der Elektrotechniker sehr wohl bei den Fragen des Luftschutzes ttig mitarbeiten kann. Er vermag hier auf seinem ureigensten GC'biet mitzuhelfen, das "potentiel de guerre" seines Vaterlandes zu heben. Wie ein Krieg in Zukunft aussehen wrde, darber lassen sich wohl nur Vermutungen anstell en. Da es bei ihm aber sehr stark auf d ie Vollkommenheit und Unangreifbap keit ,der technischen Mittel (gemde auch im Hin ~ terland) ankommt, das drfte ziemlich klar sein. Zu diesen Mitte ln gehren auch die E l ektrizitts~ anlagen.

    6) Professor M a t t h i a s in " Elektrizit tswirtschaft " 1934 . Heft 9 und 11.

    7) Direkt or Ne u b r. n d . "Kommun.l e W erk e und zi vil er Luft schut z" , Bcrlin 1933.

    6. S t a a tl ich e s M a t e r i alp r fun g sam t Be r li n - D a h I e m, Prfungszeugnis Abteilung TrI b ]\;1' . 2886 1 ber ein e etwa 93 ,,111 breite und 194 cm hohe Sta hltr mit Zarge der Firma Emil Mi c hel, Halle (Saa le), Sch leifweg 5 b.

    7. S ta a tl ich e M a tel' i alp r f LI n g san s ta l t an der Technischen Hochschule Dar m s t a d t, Prfungszeugnis vom 18. Februar 1935 ber eine Gasschutzstahltr mit dem Kenn-zeichen "Moguntia" der Firma Georg Fe n d t. Spezia ltrenbau, in Mainz.

    8. S ta a t I ich e M a t e r i a J p r fun g san s tal t an der Technischen Hochschule Dar m s t a d t, Prfungszeugnis vom 18. Mrz 1935 ber eine Stahltr mit dem Kennzeichen ,.Sehaper" der Firma C. Sc h a per. Fra nkfurt (Main). Jordanstr. 33.

    Personalnotizen

    Geheimer Regierungsrat Prof. Dr. Carl 0 u i sb erg. Ehrendoktor aller Fakultten und Inhaber des Adler-schi ldes des Deutschen Reiches, verschied am 19. Mrz in Leverkusen . Mit ihm verliert die deutsche Wirtschaft, insbesondere die chemische Tndustrie, einen ihrer gr-ten fhrer, die chemische \Vissenschaft einer ihrer pro-minentesten Vertreter und eifrigsten frderer.

    Generalleutnant a. D. Max Sc h war te, der im Weltkri eg mit der 79. Tnfanter iebrigade ausrckte und spte r eine Division fhrte, beging am 5. April sein en 75. Geburtstag . Sein e r hoh en militrischen Verdienste. namentli ch auf wehrtechnischem Gebiet, sei a us diesem An la besonders gedacht. So war er auch einer der Vorkmpfer des deutschen Luftschutzes, fr den er in Wort unu Schrift frhzeitig eingetreten ist.

    Geh eimer Regierunj!srat Prof. Dr. Arthu r Hantzseh, ehemali ger Direktor des chemischen Laboratoriums an der Universitt Leipzig, ist am 14. Mrz 1935 im 79. Le-bensjahre in Dresden verschieden.

    . Prof. Dr. G. Ja n der, kommissarischer Direktor des Kaiser-Wilhelm-Tnstituts fr physikalische C h emie und Elektrochemie, Berlin-Dahlem, h at ei n e Berufung nach Greifswald als Ordinarius fr C h emie und Direktor des C h emi schen U niversittsins tituts zum 1. April 1935 an-genommen .

  • Die gastechnischen Rstungen der Fremdstaaten Von Dr. Rudolf Hanslian

    berseeische Staaten. Vereinigte Staaten von Amerika.

    Der chemische Kriegsdienst, "C h e m i ca I War f are Se r v i ce", verdankt seinen heuticren hohen Stand seinem ersten Chef dem Gene;al~ major Amos A. F r i e s. Fries, de; als Gasoffizier im Stabe des amerikanischcn Oberkommandieren ~ den Pershing den Weltkrieg in Frankreich erlebt ~.atte,. folger tc aus seinen Kriegserfahrungen, da fur dIe Weltmachtstellung der Vereiniaten Staa~ ten die Gaswaffe ein unentbehrlicher militrischer Faktor sei . Tn diesem Sinne schrieb ,er bereits im Jahre 1929: " Diejenigen Generle und Generalstbe werden den Krieg der Zukunft gewinnen, die den weite.

  • gesehen. Auerdem hat die Mine Safety Appli-ances Co. in Pittsburg, deren Vorstand sich aus ehemaligen Offizieren des "Chemical Warfare Ser-vice" zusammensetzt, die Patente der amerikani-schen Heeresmaske erworben und ist verpflichtet, das Ed!!ewood- rsenal notfalls in der Masken-fabrikation zu untersttzen.

    Boston, 'cw-York.City, Pittsburg, Chik.ago und San Franzisko. Jedem Hauptquartier ist als Sach-bearbeiter ein Offizier des chemischen Kriegsdien-

    stes zugeteilt; er erhlt seine nweisungen unmit. telbar vom Chef des chemischen Kriegsdienstes.

    Das Gas r e g i m e n t 1 des ehe m i s ehe n Kr i e g s die n s t e s hat seinen Stand im Edge-wood-Arsenal; der Regimentskommandeur ist dem Kommandanten des Arsenals unterstellt. Das Re-giment steht ausschlielich fr die Ausfhrung kriegschemischer Aufgaben zur Verfgung; es wird mit der Vorfhrung planmiger sowie mit der Erprobung neuer Stoffe, Gerte und Waffen betraut; es dient ferner der Gaskriegsschule als bungstruppe und wird auf ,dem Wege der Ab-kommandierung zur Ausbildung der linientrup-pen eingesetzt. Smtliche Kompanien, mit einer Ausnahme, sind motorisiert. Eine Kompanie be-findet sich stndig in detachierter Dienstleistung bei der Infanterieschule in F 0 r t - Ben n i n ~ (Georgia), drei Kompanien sind in auslndischen Departements CP h i I i p P in e n, H a w a i und Pan a m a) eingesetzt. Die Kompanie in Panama ist mit Pferden ausgerstet.

    Das Gas k r i e g s d e pot in Edgewood ver-waltet smtliche Bestnde fr die chemische Kriegfhrung der gesamten Armee und bewirkt deren Auffrischung und Nachschub. Bezglich der Gasmunition obliegt dem "Chemical Warfare Ser-vice" lediglioh die chemische Fllung. Gefertigt wird die Munition beim Ordnance Dcpartment, auch Aufbewahrung, Verteilung und Ausgabe der fertigen, gefllten Gasmunition erfolgen ,daselbst.

    Ein gas tee h n i s ehe r F 0 r s c h u n g sau s sc h u hat ebenfalls seinen stndigen Sitz im Edgewood-Arsenal. Der Ausschu besteht au~ 4 Mitgliedern und ist beratendes Organ des Ar-senalkommandanten. Er bearbeitet smtliche Fra-gen der chemischen Kriegfhnmg nach Vorschrif-ten des Chefs des chemischen Kriegsdienstes. Gleichzeitig liegt ihm ob, Anregungen und Vor-schlge fr Verbesserung und Fortentwicklung der chemischen Waffe selbstttig zu geben und sie ,dem Chef des chemischen Kriegsdienstes vorzu. legen.

    Die Gas k r i e g s s eh u 1 e CC h e m i c a 1 War f are S c h 0 0 1) in Edgewood ist die Son-derschule fr den chemischen Kriegsdienst. Sie hat gleichfalls ihren stndigen Standort im Edge-wood-Arsenal, dem sie in verwaltungstechnischen und finanziellen Fragen angeschlossen ist, unter-steht aber als selbstndige Einrichtung unmittel. bar dem Chef des chemischen Kriegsdienstes.

    Die Schule dient dem Unterricht in allen die Taktik und Technik der chemischen Kriegfhrung betreffenden Zweigen. Als regelmi~e Verffent-lichung gibt sie die frher monatlich, jetzt vier-teljhrlich erscheinende Zeitschrift "C h e mi-c al War f are" heraus, ,die alle kri,egschemi-schen Fragen behandelt. Sie bewirkt sowohl die Ausbildung des Personals des "Chemical Warfare Service" als auch die Unterweisung abkomman-dierter Offiziere und Mannschaften anderer Waf-fen mit dem Ziel, eine bereinstimmende und wir-kun~svolle Verwendung der Gastruppen und Gas-waffen im Gefecht sicherzustellen.

    In bereinstimmung mit den industriellen Mobil-machungsplnen des Kriegsdepartements sind die Vereinigten Staaten in 5 Be sc h a f fun g s -b e z i r k e fr den chemischen Krieg eingeteilt. Die Hauptquartiere dieser Bezirke liegen in

    96

    Offiziere des "Chemical Warfare S c r v i c e" inS 0 n der s tell u n gen knnen dem Generalstabe als berzhlige Mitglieder zu-geteilt werden. Ferner befindet sich je ein Offi-zier ,des chemischen Kriegsdienstes als Mitglied des Lehrkrpers bei der Generalstabsschule, In-fanterieschule, taktischen Schule fr das Luft-korps, FeldartiIlerieschulc, KstenartiIlerieschule und Kavallerieschule.

    Als Res e r v e sind zunchst z w e i Gas-re g i m e nt er, Nr. 301 und 302, in gleicher Glie-derung wie ,das erste Gasregiment, fr den Mobil-machungsfall vorgesehen.

    Das Res e r v e _ 0 f f i cer s _ T r a i n i n g -Co r p s (R. O. T. C.) ist der Zusammenschlu der Reserve-Offiziers-Aspiranten, die aus den Kreisen der Studierenden hervorgehen und in kleinen Zir-keln von 15 Mann jede Woche etwa 4-5 Stunden militrisch geschult werden. Auch in diesem Rah-men ist eine Abteilung fr den chemischen Dienst vorhanden, und zwar befindet sie sich im Institut fr Technologie in M ass ach u set t s.

    Fr den Gasschutz und Luftschutz der Z i v i I -be v 1 k e r u n ,g sind bisher in den U. S. A. noch keine Manahmen getroffen.

    Literatur: * F a r r 0 w Edward 1.: Gas Warfare. Neuyork 1920. F r i e s a~d 'vV e s t: Chemical Warfare. Neuyork

    und London 1921. * Gi Ich r ist, Harry L.: A comparative Study of

    World-warcasualties from Gas and other Weapons. Maryland 1928.

    Gi Ich r ist and M atz: The Residual Effects of Warfare Gases. Wasbington 1933.

    Mit ehe 11, W.: Winged Defense. euyork und London. 1925.

    * V e d der, Edward B.: The medical Aspects of Chemical Warfare. Baltimore 1925.

    Zeitschriften: C h e m i c a 1 War f are B u 11 e tin , A review of

    developments in the application of chemieals to military effort. Published Quarterly by the Chief of Chemie al Warfare Service. Wal' Department. Washington. D C.

    Sdamerikanische Staaten. Ober die gastechnischen Rstungen der einzel.

    nen sdamerikanischen Staaten ist nur wenig be-kannt, so da hier eine Zusammenfassung erfolgen kann. Arg e n tin i e n hat seinen Gasschutz am weitesten entwickelt. ber Co 1 um bi e n liegen keine Nachrichten vor. Von den beiden zur Zeit kriegfhrenden Staaten, Bol i v i e n und Par a-g u a y , wei man nach Meldung des bolivianischen Kriegsministeriums, da Paraguay beabsichtigte. chemische Kampfstoffe einzusetzen. Kleinere Mengen Yperit sollen der paraguayischen Armee im Chaco zur Verfgung stehen. Auf diese Mel-dung hin soll Bol i v i e n seine Flieger ange-wiesen haben, das Auftauchen von chemischen Kampfstoffen an der Front sofort mit Abwurf von GaSibomben zu beantworten. Nach Mel-dung der "Revue internationale de la Croix-Rouge" hat das Paraguayische Rote Kreuz mitgeteilt, da es ber technische Vorbereitungen fr den Luft-schutz und Gasschutz gem Anweisungen seiner Regierung infolge der kriegerischen Verwicklun-gen nichts verffentlichen darf.

  • Afrika. In den franzsischen und italienischen Kolonien

    an der Nordkste Afrikas ist der Gasschutz der Truppen in gleicher Weise wie bei den Heimat. heeren durchgefhrt. ber g y P t e n und die Sd a f r i k a n i s ehe Uni 0 n liegen bezglich Gasschutz und Luftschutz keinerlei achrichten vor. In der Negerrepublik Li b e rj a soll im Fe. bruar 1935 in Mon r 0 via eine Luftschutz. und Gasschutzbung stattgefunden haben, ,die jedoch kein positives Ergebnis zeitigte. Trotz umfang. reicher Vorbereitungen gelang es nicht, die Be. wohncr von dem Ernst dieser bung zu berzeu. gen, sondern die Veranstaltung wurde als eine ffentliche pielerei aufgefat.

    A ustralien. Heer und Flotte sind mit .englischen Gasmasken

    aus dem Weltkriege ausgerstet. ber Gastrup. pen ist nichts bekannt, augenscheinlich sind sie auch nicht vorhanden. Die Verffentlichung alar. mierender Berichte in der englischen Presse ber angebliche Kriegsvorbereitungen am Stillen Ozean bei Beginn des Jahres 1934 hat die australische Re. gierung dazu angeregt, den Gasschutz und Luft. schutz der Zivilbevlkerung in allen Grostdten zu organisieren und technisch zu bewirken. eben dem Bau von gas. und splittersicheren Schutzru. men ist zunchst eine Gasschutzausbildung von Polizei, Feuerwehr und Sanittsorganisationen ge. plant. Mit Herstellung von Gasmasken nach eng. lischem Muster und anderen Gasschutzmitteln im Lande soll sofort begonnen werden. Ein Sonder. ausschu militrischer Stellen hat sein Gutachten dahin abgegeben, da die Luftangriffsgefahr fr Australien an sich nicht sonderlich ernst sei, da es sich aber trotzdem empfehle, fr alle Flle hn. liehe Schutzmanahmen zu treffen, wie sie von Grobritannien und anderen europischen Staaten bereits getroffen worden seien.

    China. Soweit bekannt, sind im chinesisch.japanischen

    Konflikt von keiner Seite Gaskampfstoffe irgeoo. welcher Art gebraucht worden. China besitzt we. der Gas truppen noch Gaskampfstoffe. An Gas. m a s k e n sind bei den chinesischen Truppen nur unzureichende Mengen von amerikanischen, eng. !ischen, deutschen und vor allem italienischen Masken vorhanden. Im Zen t r a 11 abo rat 0 r i u m in Nanking sollen nach chinesischen An. gaben eigeno Gasmasken gefertigt werden . Neuer. dings wendet China den wissenschaftlichen Fra. gen des Gasschutzes und Gassanittsdienstes gr. ere Aufmerksamkeit zu; so ist u. a. fr 1934 der Bau eines modernen wissenschaftlichen F 0 r s c h u n g si n s t i tut es in Han.kou (Wu.han) geplant.

    Auf Grund der Kriegsereignisse im Februar bis Mrz 1932, wo das Arsenal von Shanghai und der Flugplatz von Hangtschou japanischen Luftangrif. fcn vllill schutzlos preisgegeben waren, hat der Lu f t s c hut z g e dan k e auch in der chinesi. s.chen Bevlkerung Fu gefat. So wurde, nament-hch durch die Initiative der groen Stdte Shang. h.ai und Kwang.Tung, eine "Vereinigung zum pas. Slven Schutz der Bevlkerung" gegrndet.

    Literatur: Li Tsi Gziou, La defense passive des populations

    civiles contre la guerre aerochimique en Chine. Lyon 1933.

    Japan. Das am Weltkriege kaum beteiligte Japan ver

    fgte nach Kriegsschlu ber keinerlei ei gen e kriegschemische Erfahrungen. Auf Grund seiner Anpassungsfhigkeit in technischen und militr. technischen Dingen und nicht zum wenigsten mit Untersttzung europischer Fachleute hat es Ja. pan verstanden, diese Lcke in seinen militri. sehen Rstungen zu schlieen. Man darf heute mit grter Bestimmtheit annehmen, da Heer, Marine und Luftmacht Japans den neuzeitlichen Heeren ,der rstungsfreien Staaten auch kriegs. chemisch vllig gewachsen sind. Irgendwelche internationalen Beschrnkungen treffen fr Ja. pan nicht zu, da es das Genfer Gaskriegsprotokoll nicht ratifiziert hat. Jedoch sind die in der Presse des J n. und Auslandes wiederholt aufgetretenen Behauptungen ber Anwendung von chemischen Kampfstoffen seitens Japans im japanisch.chinesi. sehen Konflikte nicht einwandfrei besttigt wor. den (siehe auch China). Augenscheinlich war ber. haupt Japan bei dieser Kampfhandlung bestrebt, den Einsa tz seiner m 0 der n e n Kriegsrstung aus Grnden der Geheimhaltung mglichst zu ver' meiden. Dafr spricht auch ,die Verwendung von Flugzeugbomben ltester Modelle.

    Japan hlt seine Plne und Vorbereitungen, wie in allen militrischen Dingen, so auch hier, streng geheim. Gastechnische Verffentlichungen irgend. welcher Art sind nicht bekannt; aus Berichten ber den Gassanittsdienst wissen wir nur, da fa h r bar e Bad e ein r ich tun gen zur Entgiftung von Truppen und Bekleidungsstcken nach ame. rikanischem Muster im Heere eingefhrt sind. Ebensowenig kennt man die Zahl der vorhandenen Gas t r u p p e n, da sie nicht als chemische Son' dertruppen, sondern in der Zahl der technischen Truppen (Ingenieurtruppen) offiziell gefhrt wer. den. Insgesamt sind etwa 80 Offiziere mit kriegs. chemischen Aufgaben betraut. Ein mit modern. sten Einrichtungen ausgestattetes He e res f 0 r schungsinstitut fr Kriegschemie befindet sich in Tokio. Zwei Fabriken stellen ehe. mische Kampfstoffe, im Frieden fr Truppenver. suche, her. Fr die vier wichtigsten staatlichen Waffen. und Munitionsfabriken in Tokio, Osaka, Kokura und Nagoya sowie fr die Marinewerften in Yodsuka, Kure, Hiro und Sasebo sollen Fll. s tat ion e n fr Gas m uni ti 0 n im Kriegs. falle vorgesehen sein. Versuche mit Gasbomben sind wiederholt in der Schule fr Bombenflugwesen in Ha m am a d s u gettigt worden. Andere feld. mille Erprobungen von Gaskampfstoffen finden auf dem bungsplatz der Heeresingenieurschule bei Tokio statt.

    Die Gas a n g r i f f s w a f f endes japanischen Heeres entsprechen im wesentlichen den ameri. kanischen. Zur Gasbeschieung finden in erster Linie das 7,5.cm.FeJdgeschtz und die 15.cm.Feld. haubitze Verwendung. Die durch ein Gasgescho zugedeckte Flche berechnen die Japaner bei dem 7,5,cm.Geschtz mit 20 m', beim 10.cm.Geschtz mit 50 m' und bei der l.5.cm.FeJ.dhaubitze mit 200 m'. Die leichten Gasminenwerfer sind Begleit. waffen der Infanterie und werden in Einheiten zu 4 Werfern zusammengefat. Die schweren Gas. minenwerfer, die Gaswerfer und die Gasflaschen werden von Sondertruppen bedient, die nach rus-sischer Ansicht ber vorzgliche Spezialisten ver. fgen.

    Die kriegschemische Industrie Japans erfhrt besondere Frderung in .dem Bestreben, Japan vom Auslande vllig unabhngig zu machen und

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  • die Umstellung von der Friedens. zur Kriegspro. duktion in krzester Frist zu ermglichen. Im Jahr,e 1933 wurden der Industrie ZIU ,diesem Zwecke . 190 Millionen Yen zur Verfgung gestellt. So ent. stehen in Korea Fabriken, die ausschlielich den kriegschemischen Bedrfnissen des japanischen Heeres dienen sollen.

    Die japanische He e res m a s k e ist von ,dem amerikanischen und englischen Heeresmasken. modell stark beeinflut. Die Herstellung erfolgt in der Chemisch. Pharmazeutischen Fabrik Edogawa (Edogawa Seiyakusho). 1934 ist mit einem Kapital von 500000 Yen die groc japanische Aktiv.Kohle A. G. (Dainippon Kasseitan K. K.) ge[,lrndct wor. den. Dio neue Gesellschaft hat auch die Edogawa. Fabrik bernommen. Hergestellt wurden Ende 1934 monatlich 15 t Aktivkohle aus Kokosnu. schalen.

    In neuerer Zcit hat sich Japan sehr intensiv mit der Frage des Gas s c hut z e s und L u f t sc hut z e s d c r Z iv i I b e v I k e run g befat. Zwar gibt es noch kcin Luftschutzgesctz (5. Schlu. absatz) , jedoch hat das Japanischc Rote Krcuz gc. m den Beschlssen der XII. Internationalen Rot. kreuzkonferenz .im Juli 1932 eine "G e m i s ch t e Kommission fr den Bcvlkerungs. sc hut z" einberufen. Der Vorsitzendc dieser Kommission ist der Vizeprsidcnt des Japanischen Roten Kreuzes, Pr in z T 0 k u g a w a. In der Kommission sitzen neben den Vertretern der Zi. vilbehrden und der Vcrbnde auch Militr. und Marincfachlcute. Die Arbeit der gemischten KOIW mission lehnt sich vllig den Vorschriften der XII. Internationalen Rotkreuzkonferenz an. Auf die Ausbildung im Gassanittsdicnst wird besonderer Wert gelegt, Sonderkurse fr rzte, Apothokcr, Studenten, Sanitter und Krankenschwestern wcr. den veranstaltet. Entscheidender 'Wert wird auf die Beteiligung der Fra u in der gesamten Luft. schutz. und Gasschutzarbeit ,gelegt. Um die Kin. der .an den Gebrauch von Gasmasken zu ge. whn.cn, werden solche aus Papier hergestellt. Der Gedanko ist der, da die Kinder durch dieses

    Spielzeug allmhlich zu dem Ernst der Situation vordringen sollen.

    Neben dem Roten Kreuz bettigt sich auf dem Gebiet ,des gesamten Luftschutzes der Zivilbevl. kcrung ein privatcr Luftschutzverband "K 0 k u K y 0 kai", der namentlich von den milibirischcn Stellen stark gefrdert wird und ber das ganze Land verbreitet ist. Scine Arbeit erstreckt sich nicht nur auf ,die Propagierung dcs Luftschutz. gedankens in Japan und nicht nur auf den zivilen Luftschutz, sondern der Verband sammelt Bci. trge zur Bcschaffung von LuftvertcidigungswaF. fcn, wie Flaks, Bcobachtungsgertcn, Schcinwer. fern und Vertcjdigun~sflugzeugen. Er ist also cin typischcr Weh r ver ban d , der ber crhebliche Geldmittcl vcrfgt. So hattc bercits im Juni 1933 der Bezirksvercin in Kobe dcr japanischen Armcc 350000 Yen zur Vcrfgung gestcllt, von denen 4 Flaks, 2 Beobachtungsgerte und 4 Schcinwerfer Fr die 4. Division in Osaka gekauft und ausdrck. lich fr dic Luftverteidigung dcr Stadt Kobe be. stimmt wurden. Die crsten greren japanischen Lu f tm an ver, verbunden mit praktischen Er. probungcn des zivilen Luftschutzcs, fanden vom 9.-11. August 1933 im sdlichen Tcil der Haupt. ebeno rings um Tokio statt. Tm Jahre 1934 wurden weitere Luftsehutzbungcn, bci denen auch der industriello Luftschutz und der Schutz dcr J-liifcn eingehend crprobt wurden, abgehaltcn.

    Im Dezember 1934 hat ,der Kric-gsminister in CemcinsehaH mit ,dem Marine. und Innenminister dem Kabinett den Entwurf eines Lu f t ver t ci . d i gun g s g e set z c s bcrreicht, das ,dem Reichstag vorgelc[,lt werdcn soll. l-Iierin sind die Bildung von Luftschutzor[,lanisationcn fr ganz Japan und eHe Schaffung einer Reservcluftflotte dureh staatliche Kontrolle der Zivil fliegerei vOP [,lesehen6).

    Literatur: Japanisches Rotcs Krcuz: Erste Hilfe Fr Gasver-

    giftete. Tokio 1933. 6) V~ 1. . ,C .sschut z und l. ultsc hut z", Januarh e lt 1935 , S, 21.

    Technik des GasschufJes Ober Kritik an der S-Maske.

    Von Dipl.-lng" Kar 1 Woll in , Berlin.

    'Nenn ein technisches Gert auf einem bestimmten Anwendungsgebiet bchrdlich vorgeschrieben ist und dem Kufer dadurch die Mglichkeit genommen wird. eine Auswahl unter mehreren Ausfhrungen zu treFFen je nach Geschmack und je nachdem, welchen der vielen Eigenschaften des Gertes er besonderes Gewicht bei-legt, so wird der KuFer leicht geneigt sein. an dem von der Behrde vorgeschriebenen Gert Kritik zu ben, zumal, wenn er die berlegungen, die zur Wahl gerade dieser AusFhrung des Gertes Fhrten, nicht lckenlos kennt. Erst mit wachsender Kenntnis dieser berlegungen und grerer Vertrautheit mit dem Gert setzt sich bei ihm allmhlich auch die Erkenntnis von der Berechtigung der vorgeschriebenen AusFhrung dieses oder jenes Bauteiles. die er zunchst ablehnte. durch. Eine solche Entwicklung konnte man auch bei der S - M a s k e , die von der Behrde zur einheitlichen Aus-rstung des Sicherheits- und HilFsdienstes, des Werk-luftschutzes und des Selbstschutzes der Bevlkerung vorgeschrieben wurde. deutlich verFolgen.

    Die Grnde der nach EinFhrung der S-Maske beob-achteten "Viderstnde gegen dieses Gert sind sehr ver-schieden. Dieser wehrt sich einFach gegen den Zwang. der ihm die Freie Wahl des Gertes nach preislichen.

    98

    gcschmacklichen oder anderen Grnden unmglich macht, jener ist an ein andcres Maskenmodell gewhnt. das ihn befriedigt, und gcht nur ungern von diesem Modell, dem er vertraut, ab. Der Dritte wieder - und das ist der huFigstc Fall - beurtei lt die Maske nur nach eincr oder wenigen EigenschaFten (und Findet diese bei der S-Maske nicht in gewnschter Vollkommenheit vor), whrend an die S-Maske wie an jedes technische Gert eine Unmenge von Forderungen gestellt werden. deren mehr oder weniger weitgehende ErFllung schlic-lich auf Grl1,nd eines sorgFltigen Abwgens a ll er dieser Forderungen zu einern Komprorni Fhrt. Denn jede nderung der JVlaske zur Erzielung ein es Vorteils be-einFlut den Bau der ganzen Maskc und kann oft nur durch Verzicht auF andere Vorteile erreicht werden . Bewertet man die Maske etwa nur nach ihrer Leichtig-keit, so wird ein Modell an erster Stelle stehen, das vielleicht erst an die letzte Stelle kommt. wenn die Be-wertung nach ihrer Sicherheit erFolgt. Eine Maske. die wegen ihrer Billi gkeit gewhlt wird, wird wahrscheinlich abgelehnt werden mssen, wenn eine mglichst hohe

    chutzleistung geFordert wird. Dic Maske. bei welcher man ein mg lichst groes Gesichtsfeld und einen mg-lichst kleinen Totraum dadurch crreicht, da man die Augenglser mglichst nahe an das Auge heranrckt. wird bei .,ungnstigen" Gesichtern leich t auF Gesichts-tei le drcken, und eine Maske. die so weit gehalten ist. da sic auch hei ungnstigen KpFen nirgends drckt.

  • wird ein sc hl echtes Gesichtsfeld und e inen groen Tot-raum haben. Eine sehr einfache Bnderung gestattet nur eine begrenzte Anpass ung an die vers~.hiede.nsten Kopfformen ; eine unb eg renzte Anpassung \\'~re ,,'Ieder- . um nur durch eine Bnderung erzielbar, dIe fur den Laien zu kompli ziert ist. Bei hoher Schutzleistung des Filte rs mu auch eine grere Atemerschwerung durch das Filter mit in Kauf genommen werden . Sehr leichte Durehatembarkeit des Filters erzielt man nur durch Verzich t auf hhere Schutzleistung.

    So mssen Preis, Gewicht, Sicherheit, Bequemlichkeit. Schutzleis tun g, Lagerfhigkeit. Durchatembarkeit, Ge-sichtsfeld. Totraum. Verpabarkeit und vIeles andere sorgf lti g gegeneinander abgewogen werd~n. D.as. Er-gebnis ist ei ne Maske, die nur der rI chtI g wurdll~en kann. der alle O be rlegu ngen kennt, die zu ihrer Ge-sta ltung gefhrt haben.

    Dazu kommt. da die eine oder andere Forderun g bevorzugt von bestimmten im Luftschutz ttigen Grup-pen je nach der Eigenart ihrer Ttigkeit und ihrer tech -nischen Schulun g gestellt wird. Dcr Berufsfeuerwehr-mann nimmt z. B. eine etwas kompliziertere Maske gern in Kauf. wenn ihm dafr Austauschba rkeit der Auge n-scheiben. bestes Gesichtsfeld , hohe Widerstandsfhig-keit gegen stra hl ende Hitze und Stichfl ammen und sta rke mechanische Beanspruchbarkeit gebo ten werden. Der Luftschutzhauswart dagegen wrde gern auf man-ches and ere verzichten. wenn seine Maske nur gen gend einfach und bequem ist. Wollte man nun jedem gerecht werden. so mte man Sondermasken fr jede Gruppe herstellen. wie es vo r Einfhrun g der S-Maske auch b-lich war. Die verstnd li che Forderung nach Ein heit lich-keit der Ausrstun g im Luftschutz zwi ngt aber dazu, da jede Grupp e auf die anderen im Luftschutz mit -ttigen Volksgenossen Rcksicht nimmt und auf manche ihr li ebge\Vordene und bei ihrer Sonderttigkeit auch durchaus zweckmige ,usfLihrun r, der Maske ve r-zichte t.

    Ein Bauel ement. da s wohl am s trk~ten im Mittel-punkt der Kritik stand . ist das A u s at e m v c n ti I . das durch di e hohe Schutzl eistun g. die vom Filter ge-fordert werden mu, und durch den dadurch bedingten hheren StrmlIn gswiderstand des Filters notwendi g wurde. Da die Ger tetrge r in der Tndustri e und in den Rettungsformationen bisher meist ohn e A usatemventil auskamen, ist fr sie die Ventilmaske etwas Neues und

    ngewohntes. Die Pflege und Behandlung dieses wich -tigen. etwas empfindlichen Bauteiles mutcn erst neu erl e rnt werden. Die Gesichtspunktc. die zu sein em Bau und sei ner U nterbringun g in der Maske fhrten, sind den im Luftschutz mitwirkenden Formationen noch wenig ge lufi g. Dies fhrte leicht zu vorschnellen. ab-lehn enden U rtei len. die von manchen Ste ll en gern al~ Argument gcgc n di e S-Maske aufgegriffcn und weiter-gegeben wurden . In den letzten Monaten e rl ebten wir ein lehrreiches Beispiel diese r Art.

    Auf der Tagung der .. A.- und Z.-Ste ll e" im September 1934 in Hamburg erwhnte Privatdozent Dr. med. T h i e l . Kni gsberg, im Anschlu an grund legende MIt-teilungen ber .,arbeitsphysiologische U ntersuchun gen an modernen Gassch u tzge r ten" in Bea n two rtun g einer Diskussionsfra ge, da rein a rbeitsph ys iologisch e in Aus-atemventil das seit lich im . toff teil der Maske eingesetzt ist, etwas' g nstige r zu sein sch ei n ~ als ein Ventil im Anschlustck der Maske (wo es bel der S-Maske unter-gebracht ist). Es wa r nach den Au~rungen von ~r . Thiel von vorn herein nicht sicher. ob dIeser U ntersc hIed bei den zwei durch geprften Masken (also die Beob-achtung. da die Atmung unter der einen etwas leich -ter wa r a ls unter der anderen) tatschli ch durch die versc hi edene Lage des V entil s oder nicht etwa durch andere Nebenumstnde verursacht wa r. Aber auch. wenn sich di ese Beobachtung bes tti gt ht te, so w re damit na trli ch noc h kein e Entscheidung ber di e zwec kmi gste Lage des Ausatemventils gefllt. ~md Dr. Thiel selbst lag eine solche Folgerung aus semer rein wissenschaftli chen Beobachtung d'urch Aus tern o Denn fr die zweckmigste Lage des Ventils ist di.e Frage der meh l' oder weniger leich ten Du rc~a te~ll ba rkCl t nur e in Gesichtspunkt und kaum der WIchtIgs te. Es sind noch andere Fragen zu beantworten:

    Wo li egt da s Ventil

  • Masken in arbeitsphysiologischer Hinsicht sprechen. Mit anderen Worten: Die von der frheren Gewohnheit ab-weichende Anbringung des Exspirationsventils unten in der Kinngegend ergibt keine mit unserer Druckmessung nachweisbare Erschwerung der Ausatmung und dadurch hervorgerufene Benachteiligung des Maskentrgers in seiner Arbeitsfhigkeit."

    "Ein weiterer Beweis fr die Gleichwertigkeit des verschiedenen Sitzes des Ausatmungsventils ergibt sich auch daraus, da bei gleicher Atmungsfrequenz bei beiden Masken die Dauer der Ausatmungsphase und das Verhltnis der Zeit der Einatmungs- zur Aus-atmungsphase dieselben sind."

    "Ergnzend wre noch zu bemerken, da die hch-sten Minus- und Plusdruckwerte, wie sie die Tabelle zeigt, aus der Periode grter Anstrengung in der fnften Arbeitsminute stammen."

    "Auch rein subjektiv unterscheiden die Versuchs-personen nicht zwischen den Masken mit verschiedenem Sitz der Ausatmungsventile, d. h. sie empfinden keine Erschwerung der Atmung beim Sitz des Ventils in der Kinngegend." -

    Damit wre also diese Angelegenheit geklrt. Soll damit gesagt sein, da j e d e Kritik an der S-Maske gleich unberechtigt ist? Keineswegs! Denn kein te.ch-nisches Gert ist vollkommen. Verbesserungen smd dank der Arbeit von Wissenschaft und Technik auch auf diesem Gebiete sicherlich noch zu erwarten, und s ach li c h e Kritik und Erfahrungen aus der Praxis sind stets willkommen; denn sie zeigen, in welcher Richtung weiter gearbeitet werden mu. Und damit beantwortet sich auch die hufig gestellte Frage, ob denn die S-Maske in aller Zukunft unverndert blei-ben drfte. Eine solche Frage kann, wie fr alle tech-nischen Gerte, auch hier nur mit "Nein"! beantwortet werden, denn sonst wrden wir zu einem Stillstand in der Entwicklungsarbeit kommen, der die technische Auswertung von sicherlich noch zu erwartenden neuen Forschungsergebnissen und praktischen Erfahrungen un-mglich machen wrde. Aber eines mu betont wer-den: Die S - Maske in der heute vor li egen -den Ausfhrung erfllt schon restlos die billigerweise an eine Luftschutzmaske zu s tell end e n An f 0 r der u n gen. Und jemand. der mit der Maskenbeschaffung warten wollte, bis das Gert endgltig und restlos vollkommen geworden ist, wrde einem Menschen gleichen, der bis auf weiteres zu Fu gehen wollte. nur weil die Kraftwagen trotz ihrer unbezweiFeIten Brauchbarkeit noch immer weitere Verbesserungen erfahren drften .

    Frankreich. Ausbau der franzsischen Luftrnacht und Luftabwehr.

    Der franzsische Luftfahrtminister, General D e-na in, hielt Ende Mrz d. J. auf der Tagung des fran -zsischen Luftschutzverbandes eine bemerkenswerte Rede, der wir u. a. folgendes entnehmen:

    Die Bewilligung neuer Kredite erlaube den beschleu-nigten Ausbau der franzsischen L u f t weh r , so da das ursprnglich auf 3 Jahre berechnete Programm be-reits Ende 1935 durchgefhrt sein werde. Innerhalb dieser Frist wrden die Born ben ton n a g e der fran-zsischen Luftstreitkrfte verdreifacht, der Akt i 0 11 s -l' a d i u s verdoppelt werden. Letzterer habe sich seit 1933 bis jetzt um 80 %, von 500 auf 900 km, vergrert. Seitens der franzsischen Flugzeugfabriken wrden die grten Anstrengungen gemacht, die Konstruktionen weiter zu vervollkommnen. So wrde noch in diesem Monat ein Ja g d g es c h wad e r in Dienst gestellt werden, das als einziges auf der ganzen Welt mit motor-gekuppelten Geschtzen ausgerstet sei.

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    Die Atemregulierung beim Filterwechsel der Gasmaske.

    Von Dr. Fritz 1'- u h I man n, Berlin.

    Es kommt gar nicht so selten vor, da im Gasraum Maskentrger beim Filterwechsel geringe Gasmcngen einatmen, deren Reizwirkung sie dann in drastischer Weise zu spren bekommen. Das ben des Filter-wechsels soll bei langsamem Ausatmen vonstatten gehen. [-Herbei wird die vom Maskenkrper umsch lossene Luft langsam durch den Filteransatz ausgestoen und durch Luft aus den Atmungswegen ersetzt. Trotz eindring-lichen Hinweises und Ermahnung gibt es aber immer wieder bende - meist an und fr sich schon nervse Menschen - , die zu einer unruhigen und stoweisen Atmung neigen und whrend des Filterwechsels unbe-wut einatmen. Sie bemerken ihre falsche Atemtechnik erst dann, wenn die Reizwirkung des Gases da ist.

    Um eine ruhige und mglichst langdauernde Aus-atmung zu erzielen, sei im folgenden ein einfaches Ver-fahren, das Zwischenflle beim Filterwechsel vollkom-men vermeiden lt, kurz geschildert: Wie man bei Patienten, besonders bei einigen Lungenerkrankungen, eine gleichmige, langsame und doch strkste Aus-atmung durch S u m m e n erzielt, so kann man auch beim Filterwechsel von dem Vorteil dieser Ausatmungs-technik Gebrauch machen. Man lt zunchst ohne Maske zur bung einatmen und dann nicht zu laut, um Luft zu sparen, SSSSSSS summen, solange es berhaupt geht. Der gesunde Mensch kann ungefhr 30 bis 40 Sek. summen, ohne sich besonders anzustrengen. Dann wiederholt man dasselbe Verfahren nach Anlegen der Maske beim Filterwechsel. Die hierbei zur Verfgung stehende Zeit wird wohl auch fr den langsamsten und ungeschicktesten benden reichen . Z udem kann der bende dauernd selbst durch sein Gehr die Ausatmung kontrollieren . Beim blichen Ausatmen atmen Masken-trger, die keine bewute Atmung haben, oft ruckartig schnell und tief aus. Die in den Atmung~wegen zur Verfgung stehende Luft ist ausgestoen, bevor das neue Filter eingesetzt ist. Beim Summen ist der die Maske verlassende Luftstrom gleichmig und so lang-dauernd, da ein Eindringen von Gas in den Masken-raum nicht mehr vorkommen kann. Zudem hat der bende wie auch der Leiter der bung durch sein Gehr die beste Kontrolle. Bei Beachtung dieses kleinen Rates drfte es Zwischenflle auch bei Ungeschickten und Ungebten whrend des Filterwechsels nicht mehr geben.

    Auch die B 0 den 0 r g a n isa t i on werde im lau-fenden Jahre in gleicher Weise ausgebaut. Wichtige vor-aussich tliche Zielpunkte (Bahnhfe, Hauptverkehr-straen, Brcken usw.) wrden in einem besonderen Alarm- und Warn netz zusammengefat und eine beson-dere stndige Lu f t be r w ach u n g s s tel I e, auch in Friedenszeiten, geschaffen. Die F la k w a f f e n wr-den ebenfa ll s durchgreifend modernisiert. Das Luftfahrt-

    m!~i~.t~rium erstrebe ferner eine Zusammenfassung des mllItanschen und des zivilen Luftschutzes unter seinem Oberbefehl, um die unbedingt notwendige einheitliche fhrung zu gewhrleisten. Selbstverstndlich htten all e diese Manahmen nur dann Wert, wenn sie durch die gesamte Bevlkerung tatkrftig untersttzt wrden.

    Am Nachmittag des 1. April beriet die Kammer ber das neue 0 r g an isa ti 0 n s s tat u t der fra n z -si sc h e n Lu f t arm e e und ber die vorstehend er-whnten Kredite. General Den a i n begrndete die Vorlage mit einer Rede, in der er u. a. sag te : Whrend die Luftwaffe im Weltkriege nur eine Hilfswaffe ge-\'lesen sei. komme ihr hinfort, vor allem bei Kriegs-

  • beginn, entscheidende Bedeutung zu. Dieses begrnde ~ie vorgesehene Umorganisation. Sie und die geplante Erneuerung und Ergnzung des Materials wrden es er-mglichen, da das franzsische Militrflugwesen Endc 1935 der deutschen Luftwaffe gleichwertig sein werde .

    Schlielich machten am 3. April im Kammerausschu fr Landesverteidigung der Kriegsminister und der Luft-fahrtminister vertrauliche Mitteilungen ber den gegen-wrtigen Stand der franzsischen Landesverteidigung, die durch eine Indiskretion des Abgeordneten Taittinger bekannt wurden. Nach seiner Aussage hat der Luft-fahrtminister Nheres ber Vereinbarungen zw ischen den Generalstben Frankreichs, Belgiens., Italiens, Sowjet-rulands und der Tschechoslowakei mitgeteilt; aus dem Inhalt seiner Angaben interessiert vornehmlich die zu-gesagte Hilfe der sowjetrussischen Luftflotte im Falle eines kriegerischen Konfliktes mit Deutschland. Auch England soll aufgefordert worden sein, sich diesen Ver-einbarungen anzuschlieen. Die Herstellung neuer, mo-dernster Flugzeuge im Lande bezeichnete der Minister zwar als zufriedensteUend, jedoch seien auch umfang-reiche Flugzeugbestellungen dem A uslande bertragcn worden. Dagegen sei die Zahl der vorrtigen B r a n d -b 0 m ben (I) vllig unzureichend. Frankreich mtc in der Lage sein, jedes Bombardement mit einem Bombar-dement, jede Feuersbrunst mit einer Feuersbrunst zu beantworten.

    Das franzsische Luftschutzgesetz angenommen. Anfang Februar wurde von der Heereskommission

    der Kammer ein Gesetzentwurf ber die Einfhrung obligatorischer Luftschutzmanahmen in Frankreich an-genommen, der dem Parlament Anfang Mrz zur Ver-abschiedung vorgelegt wurde. Bei der Aussprache ber die Vorlage kam es in der Kammer zu Meinungs-verschiedenheiten bezglich der Finanzierung der vor-gesehenen Luftschutzmanahmen. Da eine Einigung ber diesen Punkt nicht erzielt werden konnte, wurde die BeschJufassung zunchst vertagt.

    In der Debatte der beschlufassenden Kammer-sitzung am 25. Mrz wies der erste Redner, L e c 0 c heu x (Links-Republikaner), auf die Luftgefahr hin und empfahl die Annahme des Gesetzes. Er be-hauptete ferner, da bertriebene Strenge bei der amt-lichen Prfung von Gasmasken die Massenerzeugung verhindere, und wnschte, da die Regierung diesen Mistand beseitige. Gar d i 0 I (Sozialist) ver-langte, da die Regierung a ls einzige Luftschutzma-nahme nur die Rumung der Stdte vorbereiten solle. Die Herrichtung von Schutzrumen fr die gesamte Bevlkerung hielt er fr undurchfhrbar und behaup-tete, da Schutzrume nur den Reichen zugute kom-men wrden. - Ca pro n (Kommunist) sprach sich ~egen das Gesetz aus, da es die Zivilbevlkerung den Militrbehrden unterstelle und die Bevlkerung der "Habgier" von Gasmaskenerzeugern und Schutzraum-bauern ausliefere. - Eva in (Republikanisches Zentrum) protestierte gegen die Verzgerung bei der Vorlage dieses dringend notwendigen Gesetzes. Er verlangte Aufklrung darber, ob fr die Pariser Be-v lkerung eine ausreichende Anzah l von Schutzrumen vorhanden sei, wie weit die Erzeugung von Gasmasken fr die Zivilbevlkerung gefrdert wrde und welche Rumungsmanahmen bereits vorbereitet seien. -

    Auf diese Anfragen antwortete zunchst Fiancette als Prsiden