Gasschutz Und Luftschutz 1936 Nr.7 Juli

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NR. 7 6. J AHRGANG BERLIN, IM JULI 1936 ZEITSCHRIFT FÜR DAS GESAMTE GEBIET DES GAS-UND LUFTSCHUTZES DER ZIVILBEVÖLKERUNG MIITEllUNGSBlATT AMTLICHER NACHRICHTEN In sämtlichen Aufsätzen handelt es sich um die persönlichen Ansichten der Verfasser und nicht um Ans chauungen dienstlicher Stellen. Das Luftschutzrecht Vom toten Buchstaben zum Lebenswillen des Volkes Re chtsanwalt Dr. earl Fa 1 c k, Berlin Die nationalsozialistische Reichsführung im bewußten , im betonten, im immer und IRmmer stärker unterstrichenen Gegensatz zu der R echtsauffassung der Vergangenheit zwischen e e h t und Ge set z und arbeitet den zwischen heiden bestehenden Unterschied immer schärfer und stärker heraus. Das R e c h t ist nicht ein toter Buchstabe, mehr der Aus d r u c k des s i t t I ich e n 0 r d nungswillens des lebenden Volkes , das nun einmal um die Erhaltung seines raUmes und um die Wiedererlangung alter W geltung ringen und mpfen muß. nd diese nung ändert sich ständig. s ie ist in nem Wachstum und paßt sich so den im Fyluß befindlichen Lebensbedingungen unseres . olkes an, wodurch unsere Recht sordnung erst eigenartige Absehattung und Färbung a ls ruck des Lebenswillens ge rade unseres Volkes erhält. y 0 r dem G es e t z s t e h t das R e eh t, au s dem sich alle Rechtsnormen ableiten. Das Gesetz nicht übe r dem Recht , ist vielmehr lediglich ;'In Hilfsmittel, wenn auch ein besonders R lges , zur Auslegung und Findung des wa hren echtes. Diese im Gegensatz zur früheren Rechtslehre stehende Auffassung wird vielfach bestritten . gerade die Luftschutzarbeit und das aus ihr SIch entwickelnde R e c h t des z i viI e n Lu f t hut z e s bildet einen beachtlichen Beweis daß aus der überzeugung des Volkes und seIner Arbeit heraus sich neues Recht gestalten Und wachsen kann u nd sich auch tatsächlich U1V Unterbrochen neu bi ldet. Auf der Grund lage einer entstandenen Rechtsüberzeugung ergehen dann le Gesetze, welche dieses neue Recht machen und allen Volksgenossen gegenüber stellen. Schon l ange vor dem Wiederauf bau der deutschen Luftwaff e und vor der rung der allgemeinen Wehrpflicht ist die pflichtung zur Mitwirkung an den Aufgaben des zivilen Luftschutzes in weiten Kr eisen der kerun g als eine Rechtsv er pflichtun g aufgefaßt und als solche auch anerkannt word en. Es sei nur ge wiesen auf die Verpflichtung zur Entrümpelung der Hausböden als eine gerade in den delten Großstädten schon frühzeitig als notwendig em pfundene Schutzvorbereitung zu r und Landcsverteidigung. . Und diese Rec htsauff assung h at ihre Geltung behalten, nachdem am 26. Juni 1935 das Lu f t sc hut z g e set z erlassen worden war, obwohl dieses Gesetz ' unmitt elb ar wirk same normen nicht enthält. Es spr icht vie lmehr als Rahmen gese tz lediglich die Verpflichtung des deutschen Menschen z ur Mi t ar beit im ziv il en Luftschutz aus, ohne im ei nz eln en festzulegen, worin diese Mitwirkung zu b este hen hat . Dieser Ra hmen muß also erst durch mungen ausgefüllt werden , die bis zum tigen Augenblicke noch nicht erlassen worden sind. Gerade bei dem Fehlen dieser nun gen zeigt sich die große Bedeutung der eben darge l egten Auffassung des Rechtes als d er Grund lage auch der geschrieb enen Gesetze. Das Gesetz be gründet eben eine Verpflichtung nicht neu, sondern verkündet die schon vorher dene Verpflich tung in maßgebender Form, um so eine einheit liche Recht sa uslegung und anwendung sich erz ustellen und zugleich auch dem Rechtsunkundigen und dem Une rfahrenen mit klaren, einflußreichen Worten das geltende Recht nahezubringen. Einer solchen Entwicklung gegenüber ist hier und da die Besorgnis laut geworden. der führung könne bei einer solchen Auffassung des R echts l eicht der E in f 1 u ß auf die R e c h t s bildung u nd dieRechtsentwick l ung

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NR. 7 6. J AHRGANG

BERLIN, IM JULI 1936

ZEITSCHRIFT FÜR DAS GESAMTE GEBIET DES GAS-UND LUFTSCHUTZES DER ZIVILBEVÖLKERUNG

MIITEllUNGSBlATT AMTLICHER NACHRICHTEN

In sämtlichen Aufsätzen handelt es sich um die persön lichen Ansichten der Verfasser und nicht um Anschauungen dienstlicher Stellen.

Das Luftschutzrecht Vom toten Buchstaben zum Lebenswillen des Volkes

Rechtsanwalt Dr. earl Fa 1 c k, Berlin

Die nationalsozialistische Reichsführung unter~ ~eheidet im bewußten, im betonten, im immer und IRmmer stärker unterstrichenen Gegensatz zu der

Rechtsauffassung der Vergangenheit zwischen e e h t und Ge set z und arbeitet den zwischen

heiden bestehenden Unterschied immer schärfer und stärker heraus.

Das R e c h t ist nicht ein toter Buchstabe, viel~ mehr der Aus d r u c k des s i t t I ich e n 0 r d ~ nungswillens des lebenden Volkes , das nun einmal um die Erhaltung seines Lebens~ raUmes und um die Wiedererlangung alter W elt ~ geltung ringen und kämpfen muß. nd diese Ord~ nung ändert sich ständig. s ie ist in ununterbroche~ nem Wachstum und paßt sich so den im ewi~en Fyluß befindlichen Lebensbedingungen unseres . olkes an, wodurch unsere Rechtsordnung erst ~hre eigenartige Absehattung und Färbung als Aus~

ruck des Lebenswillens gerade unseres Volkes erhält.

y 0 r dem G es e t z s t e h t das R e eh t, aus dem sich alle Rechtsnormen ableiten. Das Gesetz s~eht nicht übe r dem Recht, ist vielmehr lediglich ;'In Hilfsmittel, wenn auch ein besonders wich~

Rlges, zur Auslegung und Findung des wahren echtes. Diese im Gegensatz zur früheren Rechtslehre

stehende Auffassung wird vielfach bestritten . ~ber gerade die Luftschutzarbeit und das aus ihr SIch entwickelnde R e c h t des z i viI e n Lu f t ~ f'~ hut z e s bildet einen beachtlichen Beweis da~ u~ , daß aus der überzeugung des Volkes und

seIner Arbeit heraus sich neues Recht gestalten Und wachsen kann und sich auch tatsächlich U1V

Unterbrochen neu bildet. Auf der Grundlage einer .~? entstandenen Rechtsüberzeugung ergehen dann

le Gesetze, welche dieses neue Recht kund~ machen und allen Volksgenossen gegenüber kl ar~ stellen. Schon lange vor dem Wiederaufbau der

deutschen Luftwaffe und vor der Wiedereinfüh~ rung der allgemeinen Wehrpflicht is t die Ver~ pflichtung zur Mitwirkung an den Aufgaben des zivilen Luftschutzes in weiten Kreisen der Bevöl~ kerung als eine Rechtsverpflichtung aufgefaßt und als solche auch anerkannt worden. Es sei nur hin~ gewiesen auf die Verpflichtung zur Entrümpelung der Hausböden als eine gerade in den dichtbesie~ delten Großstädten schon frühzeiti g als notwendig empfundene Schutzvorbereitung zur Volks~ und Landcsverteidigung. .

Und diese R echtsauffassung hat ihre Geltung behalten, nachdem am 26. Juni 1935 das Lu f t ~ sc hut z g e set z erlassen worden war, obwohl dieses Gesetz ' unmittelbar wirksame Rechts~ normen nicht enthält. Es spricht vielmehr als Rahmengesetz lediglich die Verpflichtung des deutschen Menschen zur Mi tarbeit im zivil en Luftschutz aus, ohne im einzelnen festzulegen, worin diese Mitwirkung zu bestehen hat . Dieser Rahmen muß also erst durch Ausführungsbestim~ mungen ausgefüllt werden , die bis zum gegenwär~ tigen Augenblicke noch nicht erlassen worden sind. Gerade bei dem Fehlen dieser Einzelanord ~ nun gen zeigt sich die große Bedeutung der eben dargelegten Auffassung des Rechtes als der Grundlage auch der geschrieb enen Gesetze. Das Gesetz begründet eben eine Verpflichtung nicht neu, sondern verkündet die schon vorher entstan ~ dene Verpflichtung in maßgebender Form, um so eine einheitliche Rechtsauslegung und Reehts~ anwendung sicherzustellen und zugleich auch dem Rechtsunkundigen und dem Unerfahrenen mit klaren, einflußreichen Worten das geltende Recht nahezubringen.

Einer solchen Entwicklung gegenüber ist hier und da die Besorgnis laut geworden. der Reichs~ führung könne bei einer solchen Auffassung des R echts leicht der E in f 1 u ß auf die R e c h t s ~ bildung u nd dieRechtsentwick l ung

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verloren gehen, der ihr aus allgemein staatlichen Gründen unter allen Umstünden erhalten bleiben müsse. Diese Befürchtung ist durchaus unbegrün~ det. Allerdings entwickelt sich das Recht aus dem deutschen Volkstum, dem jeder einzelne, aber auch der Staat, auch die Reichsführung, verpflichtet ist. Daraus folgt nun aber keineswegs, daß die Reiehs~ leitung der Entwicklung dieses Volkstums taten~ los zuzusehen und sie gleichsam als ein unabwend~ bares und unabänderliches Schicksal hinzunehmen habe. Das Gegenteil wird gerade durch die in stän~ diger Entwicklung befindliche Luftschutzarbeit belegt. Sie zeigt in besonders sinnvoller Weise, daß der Reichsführung die erforderliche Einwir~ kung in vollem Ausmaße zu Gebote steht. Ist doch gerade die Reehtsliberzeugung, die sich auf diesem Gebiete gebildet hat, nicht etwa aus der sich selbst entwickelnden Erkenntnis der Bevöl ~ kerung von der Notwendigkeit der Mitwirkung im zivilen Luftschutz allein erwachsen. Vielmehr ist diese lebhafte Anteilnahme aller Schichten an dem Luftschutz der Arbeit des Reichsluftschutzbundes, seines Präsidiums, seiner Landes~ und Bezirks~ gruppen sowie vor all em der Ortsgruppen zu ver~ danken, die in jahrelanger, hingebungsvoller Ar. beit diese Erkenntnis in alle Volkskreise hinein. getragen und erst so dieses Ergebnis ermöglicht haben. Zu diesem Ziel hatte aber die Reichs~ regierung den Reichsluftschutzbund geschaffen und ihn mit diesen Aufgaben betraut. Dieses Bei~ spiel führt uns bildhaft und eindringlich vor Augen, welche sachlichen Leistungen einer zielbe. wußten, wahren Staatsführung möglich sind, wenn

sie in lebensvoller Verbindung mit der gesamten Bevölkerung bleibt.

Mancher glaubt nun allerdings, bei dem Feh ~ len schriftlich festgelegter Rechts ~ no r m enden lachweis einer von der inneren Überzeugung der Beteiligten getragenen Erkennt~ nis einer rechtlichen Verpflichtung vermissen ZU

müssen. Es handele sich bei vielen nur um eine ~iußerliche Mitwirkung aus der Besorgnis wirt~ scha ftlicher und sonstiger Nachteile durch an sich nicht berufene Personen. Demgegenüber kann nur darauf hingewiesen werden, daß bei der Schwie~ rigkeit der Übersehbarkeit und der Vielgestaltig~ keit unserer Lebensverhältnisse die einzelnen aUS dem Rechte sich ergebenden Rechtssätze in ge~ schriebene Gesetze umgeprägt werden müssen. Das gerade bei dem Luftschutzrecht festzustel~ lende Fehlcn eines schriftlich niedergelegten Rechts ist nur in vorübergehenden Zeiten eines neuen Entwicklungsabschnittes tragbar. Mit vol~ lern Recht hält die R.eichsführung daher auch grundsätzlich an der schriftlichen Festlegung des geltenden Rechtes fest. Denn nur auf der Grund ~ lage eines geschriebenen Rechtes kann überall und zu jeder Zeit der einheitlich zu vollstreckende Wi ile der Reichsführung klar erkennbar werden lind von den staatlichen Vollzugstellen durchge~ setzt sowie von der Gesamtbevölkerung befolgt werden. Diese geschri ebenen Rechtsnormen wer­den dann weiter eine wesentliche und beachtliche Grundlage bilden für die Vertiefung und Verstär­kung der Rechtsüberzeugung in allen Volksschieh ' ten und in allen Landesteilen.

-Luftschutzbauplan einer Stadt Regierungs-Baurat Dr. Fr 0 m m hol cl, Chemnitz

Es ist zu erwarten, daß es in absehbarer Zeit gelingen wird, die Schwierigkeiten in der Finan ~ zierung der baulichen Selbstschutzmaßnahmen 711

meistern und Lösungen zu finden, die bindend und tragbar die geldlichen Lasten auf breiteste Schultern verteilen.

Die bis zum Beginn der dann kraftvoll ein~ setzenden baulichen Luftschutzarbeiten verbleh bende Zeit muß benutzt werden, um erstens den Umfang der Maßnahmen klar zu erkennen, die auf diesem Teilgebiet zur Sicherung der inneren Landesverteidigung notwendig und mit aufbrin f~~ baren Mitteln durchführbar sind, und zweitens diese Arbeiten überlegt vorzubereiten. Das erfor ~ dert , daß die einzelnen Fragen des baulichen Luft< schutzes bei der Reiehs~ und Landesplanung, im Städtebau, Siedlungswesen, Selbstschutz, erweiter~ ten Selbstschutz, Werkluftschutz usw. nicht ein < zeIn, sondern in ihrem naturgegebenen Zusam , menhange betrachtet und unter Rücksichtnahme auf technische, volkswirtschaftliche und wehrpoli ~ tische Gesichtspunkte gelöst werden. Die Viel~ zahl, das In einandergreifen und die Neuartigkeit der hierbei auftretenden Probleme bedingen ge~ bieterisch klare Gemei nschaftsarbeit auf allen Ge, bieten des Luftschutzes; die oft schwer erkenn. baren Zusammenhänge machen es dabei notwell~ dig, für die baulichen Luftschutzmaßnahmen einen Bauplan aufzustellen. Dieser Lu f t s c hut z b a t1 < pi a n der S ta d t muß vorausschauend und ab. wägend, das Wohl des Volksganzen über die Wünsche des einzelnen stellend, die Bedürfnisse und die erkennbaren Gefahrenzonen ermitteln und

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daraus ableitend Art, Größe, Reihenfolge und Zeitmaß der Luftschutzbauarbeiten vorschlagen oder vorschreiben.

Tm allgemeinen wird ein solcher LuftschutzbatJ' plan so entstehen:

In einzelne Stadtpläne werden eingetragen: l. die Belegungs~ und die Wohndichte; 2. die Bebauungsdichte; 3. die Industrie. und Werksanlagen einschl.

der Belegschaftsstärken, gekennzeichnet nac~ kriegs~ , rüstungs~ , lebenswichtigen und sonstl ' gen Betrieben;

4. die Gebäude für Regierung und Verwaltungen. 1 achrichtenübermittlung, Krankenwesen usW '· darüber hinaus auch sonstige besonders wich, tige Anlagen und Einrichtungen;

J. die kulturell bedeutsamen Gebäude (Baudenk ~ mäler) mit Angabe der zu schützenden Werte.

6. die Schutzmöglichkeiten für Menschen und Sachwerte;

7. die Verkehrsanlagen (Eisen~ und Autobahn, Hauptverkehrsstraßen, Brücken, wichtige In ' genieurbauten) mit Angabe der Verkehrsdichte.

Werden diese Pläne zusammengearbeitet, durch die aus der geographischen Lage und Bedeutunä des Ortes bedingten Erkenntnisse ergänzt une. diese Ergebnisse ausgewertet, so wird sich ein 3(t; schlußreiches Bild über die Luftgefährdung EC

' Stadt und ihrer Anlagen ergeben. Aus diesen ,1'7 kenntnissen werden die Luftschutzmaßnahrnen hergeleitet, der Kostenbetrag und der Weg Cl"

mittelt werden können , der beschritten werden

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muß, um die Forderungen in der Reihenfolge der Wichtigkeit zu erfüllen .

Federführend bei der Aufstellung dieses n<ltur~ gemäß geheimzuhaltenden "Luftschutzbauplanes der Stadt" wird der örtliche Polizeiverwalter sein. Er wird vor allem die zuständige Planungsstelle der Reichsstelle für Raumordnung. dann die mit bau" lichen Luftschutzaufgaben betrauten Baubeamten und die Baufachleute der Organisationen des zivilen Luftschutzes (insbesondere der Luftschutz~ Bauberatungsstellen des Reichsluftschutzbundl.!s) Zur Mitarbeit heranziehen.

Die umfangreichste Vor a r bei t zum "Luft~ schutzbauplan" ist im allgemeinen die Feststel~ lung der Belegungsdiehte der lläuser und der Möglichkeiten des Selbstschutzes der ich dort aufhaltenden Bevölkerung. Einwandfreie Unter~ lagen hierfür sind heute ~ nur in wenig"n Fällen bereits vorhanden; sie zu schaffen, dürfte drin~ gendstes Gebot der Stunde und wichtigste, eiligste Aufgabe der Verantwortlichen sein. Außer dem Schutz der Menschen muß im gleichen Zuge die Unterbringun g von Lebensmittelvorräten, Samm~ lungen, Kunstschätzen usw. geklärt werden.

Diese s tat ist i s ehe E rh e b u n g wird, vor allem im Selbstschutz, von der Erkenntnis auszLl~ gehen haben, daß es nötig ist. "höchsten Schutz mit geringsten Mitteln" zu erreichen. Das heißt : Wie heute Städte~ und Landesplanung durch ihren berechtigten Einfluß auf jede Haumaßnahme der baulichen Willkür und den bedauerlichen Auswirkungen des liberalistischen freien Spiels der Krä fte glücklicherweise ein Ende bereitet haben, so könn en und dürfen auch in den Fragen des baulichen Luftschutzes der Bevölkerung nicht nur die bsichtcn der einzelnen Hausbesitzer und nicht nur die Rücksicht auf die eigene Hausbcleg~ Schaft maßgebend sein, sondern das vordringliche Allgemeinwohl muß ausschla ggebenden Einfluß h.aben. Das bedeutet zum Beispiel : Wenn die Überprüfung in einer Stadt ergibt. daß die mei ~ sten Häuser nur eine Belegschaft von 10 bis 15 Köpfen aufweisen, so darf dies nicht dazu fÜhren, diese nachgewiesenermaßen im Verhältnis viel zu teuren, kleinen Schutzräume zu planen und Zu bauen, sondern es muß nach Lösungen gesucht werden, um im Rahmen des Möglichen vielleicht benachbarte Häuser zusammenzuschließen und an der geeigne ten SteHe einen Gemeinschaftsschutz~ raum. mit einer Belegschaft etwa bis zu 50 Per ~ Sbo~en zu bauen. Die erz ielten Ersparnisse werden

el der großen Zahl so gelagerter Fälle eine solche, von übergeordneten Gesichtspunkten vor~ genommene Regelung rechtfertigen und lohnen .

Weiterhin ist die heute wohl von allen Baufach ~ leuten vertreten e Auffassung zugrunde zu legen, daß der Ausbau von Wirtschaftskellern zu Schutz ~ räumen die \Veitcrbenutzung für friedliche Zwecke nicht hindert.

Die "Statistische Erhebung" wird in ihrem nicht~ technischen Teil nicht nur nach der Wohnungs~ ~l1d Bewohnerzahl fragen, sondern sich vor allem tber die Belegungsdichte Aufklärung verschaffen.

On der Höchstbelegungsziffer ist bei Errechnung des Schutzraumbedarfes ein in seiner Größe örb lfi.~hen chwankungen unterworfener Hundertsatz Ur Männer im Wehralter, Selbstschutzkräfte, im

Gefahrenfa ll e auf das flache Land Abwandernde ~sw. ab zuziehen. Richtungweisende Angaben hier~ ~ber sind in der Fachpresse bereits erschienen!).

11 Gebäuden und Betrieben für Anlagen des Werk. und des erweiterten Selbstschutzcs wcrden

onder regelungen vorzunehm en sein.

In ihrem tcchnischen Teil wird die Erhebung er ~ kunden, wo und in welehem mfang überhaupt

lenschen und Sachwerte in geeigneten und mit einfachsten und billigsten Mitteln ausbaubaren Räumen untergebracht werden können. I-Herzu müssen planmäßig Haus für Haus, 'Keller für KelIer und auch naturgegebene oder früher ge~ schaffene Schutzmöglichkeiten außerhalb dcr Ge~ bäude, wie Höhlen, Felsenkeller, stillgelegte Berg ~ werke, unterirdische Teile früherer Festungs~ anlagen usw., durchgegangen werden"); ferner sind Angaben darüber zu machen . ob der Zustand des Bauwerkes eu einbauten zuhißt.

Bei der Feststellung der im Höchstfalle zum Schutzraum~Einbau verfügbaren :KelIerfläche ist vom Gesamtraum ein entsprechender Prozentsatz abzusetzen für denjenigen Teil der 'Keller, der auch im Ernstfalle zur Aufbewahrung von Lebens. mitteln, :Kohlcn usw. vorhanden sein muß.

Die Auswertung der Ergebnisse der statistischen Erhebung wird weiterhin zeigen, ob außer dem schon angedeuteten Zusammenschluß schwach be~ legt er Häuser zu ei ner Schutzraumgemeinschaft in gewissem Umfange sogar ein Austausch der Bevölkerung in bestimmten Häuserblocks oder Zonen in Erwägung zu ziehen sein wird. Hierbei darf der Gesichtspunkt nicht außer acht gelassen werden: Schutz der Menschen unmittelbar a·n oder bei ihren Wohn~ und Arbeitsstätten.

Ferner wird nicht nur erkennbar, in welchen Häusern oder Bezirken mit Schutzräumen ohne künstliche Zuführung von Frischluft ausgekom~ men werden kann und wo sie zur usweitung der Unterbringungsmöglichkeit vorgesehen werden muß. sondern es wird auch ersichtlich, wo und in welchem Umfange Sonderschutzräume für die Teile der Bevölkerung geschaffen werden müssen, die in vorhandenen Bauwerken nicht geschützt werden können.

Am Ende wird auch die Polizei aus diesen Er~ gebnissen wertvolle Unterlagen für die Anlage öffentlicher ammelschutzräume gewinnen . Es könnte zum Beispiel durchdacht werden, oh es Fälle gibt , in denen es ratsamer ist, statt wenil1e große, weit voneinander entfernte öffentliche Sammelsehutzr~iume zu bauen, durch eine entspre~ chcnde Bezuschussung zu erreichen, daß Haus~ schutzräume an den in Fralle kommenden Ver. kehrsstraßen überdimensioniert und so in die Lage versetzt werden . das Straßenpublikum dezentrali ~ siert aufzunehmen.

Im Zusammenhanl1e mit der statistischen Er ~ hebung können gleichzcitig noch offene Fral1en des Brandschutzes, der Verdunkelung und der Personalerfassung mit geklärt werden.

Erst eine so geartete Erhebung schafft die Grundlagen für den nächsten Arbeitsabschnitt der Baufachleute: die genaue Schutzraumplanung.

Die praktische Durchführung der sta tistischen Erhebung erfordert entweder geraume Zeit oder starken Einsatz geeigneter Kräfte. Der letztere Weg wird in Sachsen beschritten, wo der Reichs~ luftschutzbund innerhalb seines Aufgabenkreises seine Amtsträger und Bauberater eingesetzt hat . Er tat dies in der Erkenntnis, daß es als erstes notwendig sei, die Grundlagen zu schaffen für das gewaltige Bauprogramm, dessen Durchführung nötig ist, um mit den Mitteln des Friedens Schutz zu schaffen gegen die Waffen des Krieges.

J) Vgl. W i c n d i e 0 k. Der SchulLl'aumb cdarf e iner Groß . ladt, in "G asschulz und Luflschull", Märzhelt 1936. S . 591f.

2) V~l. hierübcr dc r; Aufsatz de. Verfassers in H ert 16. 1935. der "Sirene ": "Fluchlstält e n von einst . Schut zräum e Hir morg en ."

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Das Räumungsproblem 4. Wälder, Zelte und Baracken Polizei-Oberst a. D. Na gel, München

Beurteilung für Schutz und Unterkunft.

W ä I der schützen gegen den Wind und in geringerem Maße auch gegen Kälte, Schnee und Regen. Je nach Art und Dichte der Wälder und je nach der Jahreszeit bieten sie Deckung gegen Fliegersicht. Schutz gegen Fliegerbomben gewäh. ren sie jedoch nur insofern, als sie den \Virkungs. bereich der Splitter einschränk en. Mit dem Ein. satz flüchti ger chemischer Kampfstoffe gegen Wälder im Heimatgebiet braucht wohl nicht ge~ rechnet zu werden, jedoch halten sich seßhafte chemische Kampfstoffe in den Wäldern ziemlich lange und sind schwer aus ihnen zu entfernen, wenn die Entgiftung nicht durch kräftigen Regen oder Schnee erfolgt. Waldstücke, di e mit seßhaf. ten Kampfstoffen, z. B. Gelbkreuz, vergiftet wur. den, müssen deshalb abgesperrt und umgangen werden, bis ihre Entgiftung nachgewiesen is t oder bb entgiftete Durchgänge geschaffen wurden.

Wälder erleichtern die Herstellung behelfs. mäßiger U nterkünfte mit einfachsten Mitteln (Wetterschutz mit Hilfe von Stangen, Zweigen, Blättern , Rinde, Schilf, Brettern, Zelttuch, Son. nensegeln u. dgl.). Sie werden , wo möglich, von der Bevölkerung in der ersten Zeit der feindlichen Luftangriffe bei Mangel an Schutzräumen auf. gesucht werden; sie eignen sich jedoch nur für kurzen Aufenthalt, für Stunden, bei günstiger Witterung höchstens für Tage.

Die ö rtliche Luftschutzleitung verständigt in solchen Fällen die zuständige Forstverwaltung und entsendet selbst eine entsprechend große Zahl von Organen des Sichcrheitsdienstes in den Wald. Diese sorgen für die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung, überwachen die Vor~ schriften zur Verhütung von Waldbränden, ver. hindern die Verunreinigung von Wasserstellen, regeln, soweit nötig, die Entnahme von Trink. und Waschwasser, die Einteilung der Lagerplätze und wirken beruhigend auf die Menschenmassen ein, um Paniken zu verhüten.

Wälder, die für das Ausweichen von Bevölke. rungsteilen in Betracht kommen, werden daher zweckmäßig der örtlichen Luftschutzleitung der Stadt zugewiesen, auch wenn sie außerhalb der Stadtgrenzen liegen. Die Zusammenarbeit mit Gendarmerie und Forstpersonal muß schon im Frieden geregelt und festgelegt sein. Die Teile der Bevölkerung, die in den Wäldern Schutz ge. sucht haben und nach dem Fliegerangriff ihre zer. störten oder vergifteten Wohnungen nicht mehr aufsuchen könn en, werden von der örtlichen Luft. schutzleitung in die umliegenden Ortschaften ver. teilt oder wenigstens mit Zelten, Decken u. dgl. versehen.

Z el te und Bar a c k e n bieten an sich keinen Schutz gegen Fliegerangriffe. Ein gasdichter Ab. schluß von Zelten gegen chemische Kampfstoffe ist nicht möglich; auch die Abdichtung von Holz. baracken ist schwierig, zumal das zur Verfügung stehende Bauholz leicht Risse und Sprünge be. kommen wird . Unmittelbare Gasangriffe auf Wohnstätten, die in entsprechender Entfernung von kriegswichtigen Zielen li egen, sind jedoch sehr unwahrscheinlich. Die Brandgefahr kann bei

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.. 1m zivilen Luftschutz*)

Baracken durch Anstrich mit Feuerschutzfarben und Verwendung schwer entflammbarer Wand. einlagen verringert werden.

Die Sicherheit der Zelt. und Barackenlager be. ruht auf ihrer wenig gefährdeten Lage und ihrer weitläufigen, aufgelockerten Flachbauweise. Große Abstände und Zwischenräume zwischen den ein· zeInen Zelten und Baracken vermindern die Wir. kung von Brisanzbomben, verhindern das Obep greifen von Bränden; Grünanlagen sowie Busch. und Heckenpflanzen innerhalb und in der unmit. telbaren Umgebung der Lager vermehren den Schutz gegen chemische Kampfstoffe. Um gegen abziehende Schwaden von Gasangriffen gegen militärische Ziele gesichert zu sein, werden die Lager in einer Entfernung von mindestens 10 km von diesen, am besten auf Höhen , hinter schiit. zenden W äldern oder auf großen Waldlichtungen angelegt; günstig gelegene Waldstreifen, vorherr. sehende Windrichtungen können auch ein nähe. res Heranziehen der Lager erlauben. Innerhalb der bebauten Stadt, aber auch in unmittelbarer Nähe des Stadtrandes, sollten wegen der Gas. und Brandgefahr weder Zelte noch Baracken auf. geschlagen werden. Auch von sonstigen stark ge. fährdeten Stellen, z. B. Eisenbahnbrücken, Was· ser. und Elektrizitätswerken, Stellungen der Erd. abwehrwaffen usw., müssen sie mindestens 1 km entfernt bleiben. Im übrigen richtet sich die An· lage von Zelt. und Barackenlagern nach dem Ge. lände; lan ggestreckte, dem Gelände angepaßte, aufgelockerte Siedlungsformen sind geschlossenen Haufen, viele kleinere sind einzelnen großen Bau' ten vorzuziehen; doch spielen auch die Kosten sowie Verkehrs. und technische Fragen eine we· sentliche Rolle. Der Eindruck militärischer An· lagen soll vermieden werden. Zelte können bei einigermaßen günstiger Witterung für Tage u~.d Wochen ausreichende Unterkunft gewähren, fur längere Zeit und kalte Witterung (Winter) ~e< nügen sie jedoch nicht und müssen durch Ba· racken ersetzt werden, die besseren Schutz ge~en Witterungseinflüsse sowie mehr Raum und Be. quemlichkeit für Familien bieten. Jeder feste BaU. selbst die einfachste Holzbaracke, ist dem Zelt für längeren Aufenthalt vorzuziehen.

Erkundung und Auswahl der Lagerplätze. Die Lagerplätze werden bereits im Frieden

nach fol~enden Gesichtspunkten erkundet und ausgewählt: I. Ver k ehr s m ö g li c hk e i t zum und im Lager;

nicht zu weite Entfernung von dem vorhandenen Verkehrsne tz der Eisenbahn, Straßenbahn, OmnibuS­linien: Anschlußmö~lichkeit durch Bedarfshaltestel­len , Verlängerung bestehender Verkehrslinien, .zu~ fahrtstraßen, die genügend befesti,gt sind oder leich ausgebaut werden können.

2. Versorgung mit Trink -, Wasch- und Lö s c.h -was s e r. In der Nähe von Großs tädten wird Sich in der Regel der Anschluß an eine vorhandene Was­serlei tun g ermöglichen lassen: wenn nicht, oder wenn die Leistungsfähigkeit der Wasserleitung nicht dUs-reicht, sind die Grundwasserverhältnisse für ef Bau von Rohrbrunnen u. dgl. zu erkunden und aU

' ) V ~ 1. die früher en Aufs ä lze zu ei ern gleichen Th ema in "Gasschulz und Luflschulz", 5 . .Jg ., s. 114, 143, 249, 308, 1935.

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ihrc Eignunll für Trink- und l.::ochzwecke zu unter­suchen; die Nähe fließender Gewässcr ist vorteilhaft.

3. Der Anschluß an das ausgedehnte etz der eie k -trischen Licht- und l.::raftstromlei­tun g macht in der Umgebung von Großsied lungen kaum Schwierigkeiten und ist in allen Fällen für die Bcleuchtung der Lagergassen und die der größeren Zeltc und der Baracken anzustreben. Die Beleuch­tung und die Beleuchtungskörper müssen der bei Aufruf des Luftschutzes angcordneten eingeschränk­tcn Beleuchtung entsprechen.

4. ß 0 den b e sc h a f f e n h e i t: Trockener Unter­grund ist für jedes Lager, besonders aber für Zelte, zu fordern; am besten eignet sich Kies- oder Sand­boden; lcicht geneigte Bodenfläche erleichtert den Wasserabfluß bei starken Regenfällen und bei Schneeschmelze; zu große Böschungswinkel, zu große Unebcnheiten erschweren die Aufstellung von Ba­racken. Windschatten ist anzu treben. Aus wirt­scha ftlichen Gründen wird man hochwcrtige Anbau­flächen vermeiden.

5. Anschluß an bestehende K a n al isa t ion san la -g c n wird in den seltensten Fällen möglich sein. An ihrc Stelle treten Gräben für Abwässer, Abfallgru­bcn, Latrinen und Kläranlagen. Benachbarte Sied­lun gen und Lager und die Plätze künftiger Baracken­lager dürfen durch diese sanitären Anlagen nicht ge­schädigt werden.

Zeltlager werden, so weit möglich, nicht auf dem Platz des künftigen Barackenlagers aufge. schlagen. .

Am leichtesten und billigsten lassen sich die Vorstehenden Bedingungen edülIen, wenn baurei. fes oder erschlossenes Gelände in der Nähe von Wohnsiedlungen der Stadtumgebung zur Verfü. gun~ steht, da hier alle Anschlüsse leicht herzu. stellen sind. Personen, die später in den Baracken ~ntergebracht werden sollen, finden einstweilen In den Häusern der Wohnsiedlung otunterkunft und können Hilfsdienste bei dem Bau des Lagers I!!istcn. In zweiter Linie kommt Baugelände in Frage, das als künftige Wohnsiedlung in Aussicht genommen, vermessen oder onstwie zur Auf. schließung vorbereitet ist.

In den meisten Fällen werden jedoch neue La. gerplätze in der weiteren Umgebung der Stadt erkundet werden müssen. Eine zu große Ausdeh. nung der Lager erschwert die übersicht, das Zu. Sammenarbciten und das nachbarliche Zusam. mengehörigkeitsgefühl. Da die Lager zweckmäßig auf genossenschaftlicher Grundlage aufgebaut werden, empfiehlt es sich auch aus verwaltungs. technischen Gründen, über eine Höchstzahl von ~twa 250 bis 300 Familien und eine entsprechende Zahl Unverheirateter (im ganzen rund 1500 Per. Sonen) nicht hinauszugehen. Für die Größe des Lagers spielt, abgesehen von dem Bedürfnis, der Zur Verfügung stehende Platz eine wesentliche ~ol1e; Lager größeren Ausmaßes werden daher In kleinere unterteilt, die durch freigehaltenes oder trennendes Gelände, wie Wasserläufe, Wald. streifen u. dgl., sich klar abzeichnen.

Über die geplanten Lager werden Akten an. gelegt, die enthalten: 1. das E r k und u n g s erg e b n i s mit Skizze und Si­

t-ua tionsplänen; 2. die B es i tz e r der Grundstücke, die für das Lager

benötigt werden; 3. die A rb e i te n. die auszuführen sind, um die An­

schlüsse an den Verkehr, die Wasser- und die elek­trische Lichtleitunj! herzustellen, die Zugangs- und Laj!erstraßen auszubauen und den Boden für die Ba­racken zu bereiten (Straßenbefestigung, Geländeein­ebnung, Fundamente);

4. Arbeiten und Beschaffungen für Auf s tell u n g des Lagers sclbst; Lagerpläne, Baupläne der B1lracken

und Zeltc, Pläne für Beleuchtung, Be- und Entwässe­rung, Sicherstellung der Zelte, Baracken und ihrer Einrichtungen, Werkzeug, Stroh, Heizmaterial, Trans­portmittel ; Lieferanten, Arbeitspersonal usw. (B e­sc h a f fun g s p I a n und Ver t r ä g e, die mit den Bcsitzern und Liefcranten für den Kriegsfall abge­sch lossen sind);

5. einc Lag e r 0 r d nun g, in der niedcrgelegt ist: a) die Bezeichnung des Lagers, der Lagerblocks

und -gassen, der einzelnen Zelte und Baracken. b) Bestimmungen über die Aufrechterhaltung der

Ruhe und Sicherheit (Einteilung von mindestens einem aktiven Beamten des Sicherheitsdienstes), über die Selbstverwaltung, gemeinschaftliche Be­schaffung von Wasser, Licht, Brennmaterialien, Le­bensmitteln und ihre Verteilung, über die Benutzung gemeinsamer Anlagen und Räume, wie Küchen, Waschanstalten, Wasserentnahmestellen, Badeanstal­ten und -plätze, Arbeits- und Aufenthaltsräume und Spielplätze, über die Aufrechterhaltung der Ordnung und Reinlichkeit und sonstige sanitäre Maßnahmen, über die Regelung des Verkehrs innerhalb des La­gers.

c) Bestimmungen über B ra nd s c hut z - und L u f t sc hut z maß nah m e n. l-Iierzu werden die Lager in Blocks eingeteilt und die Be timmung von Zelt- (Baracken-) und Blockwarten vorbereitet. Der Lagerführer erhält Fernsprechanschluß an das Warn­system des zuständigen Luftschutzleiters; der Ver­dunkelungsbefehl wird von ihm durch Abschalten der elektrischen Lichtleitung, deren Zentralanschluß sich in seiner BefehlsteBe befindet, und durch den Befehl zum Löschen der Lagerfeuer zur Ausführung gebracht. Maßnahmen für Fliegeralarm richten sich nach den örtlichen Verhältnissen, nach der Nähe luftgefährdeter Punkte usw.; die Lagerinsassen wer­den in der Regel ohne Alarmmittel durch den Flie­gerangriff selbst alarmiert, verlassen das Lager auf vorgeschriebenen Wegen und suchen natürliche oder künstlich geschaffene Deckungen (Wälder, Schluch­ten, Gräben, Erdlöcher, StoBen u. dgl.) auf, die für jede Zelt- (Baracken-) Gemeinschaft bestimmt sind. Um ein rasches Verlassen des Lagers zu gewähr­leisten. muß auf seine Einzäunung verzichtet werden. Besondere Maßnahmen und Alarmierungsmittel sind für Gas- und für Feueralarm vorzubereiten. Um Brände zu verhüten, sind jedes Feueranmachen und das Rauchen in den Zelten sowie ihr Betreten mit offenem Lieh t zu verbieten; Lagerfeuer müssen 30 m (Funkenflug) von dem nächsten Zelt entfernt sein und durch besondere Aufsichtsorgane überwacht werden .

Das Feuerlöschwesen (Feuerlöschgeräte, Lösch­wasser, Feuerwachen, Zelt- usw. Feuerwehr) ist in derselben Weise zu organisieren wie bei dem Selbst­schutz der luftgefährdeten Stadt.

Zelte.

Um feststellen zu können, in welchem Umfange von Zelten für Unterkunftszwecke Gebrauch ge. macht werden könnte, müßten zuerst Erhebun. gen über Zahl und Fassungsvermögen der vorhan$ denen Zelte angestellt und dann Vereinbarungen zwischen Wehrmacht und Luftschutzleitung ge. troffen werden, welche Bestände dem zivilen Luftschutz zur Verfügung stehen.

Zelte können abgegeben oder beschafft werden: 1. aus Weh r mac h t s b es t ä n den, jedoch nur in

Notfällen, bei Katastrophen, wenn aBe sonstigen Un­terbringungsmöglichkeiten versagen oder nicht aus­reichen. In Betrach t kommen : a) Zelte aus Dreiecks- und Viereckszeltbahnen

(Mannschaftszelte in beliebigen Größen) . b) Einheitszelte (Stall- oder Mannschaftszelte für

142 Mann bei kasernenmäßiger Unterkunft -siehe DVE. r. 197 vom Jahre 1909).

c) Zelt 94 (Verwaltungsraum), das auch in drei von­einander getrennten Teilen verschiedener Größe aufgestellt werden kann; es besteht aus 12 Blocks, je 4 m lang, 6,75 m breit, Dachrand 1,85 m über

173

Page 6: Gasschutz Und Luftschutz 1936 Nr.7 Juli

dem Boden, First 3,8 m. Für den Transport ei nes solchen Zeltes sind vier (für das Einhei tszelt sechs) Fahrzeuge zu je 1500 kg Tragfähigkeit er­forder lich .

2. von dem Z eltmateria l der N S D A P., das für den Reichsparte itag, als Ve rsa mm lun gszelte in Schulu ngs-lagern u. dgl. Verwendung findet, z. B.: .

Unterkunftszelte für je 250 Personen, 12 m bre it , 35 m lang;

Stabszelt e, 5 zu 8 m, Seitenhöhe 2 m, First höhe 3,20 m ;

Proviantzelte zu 120 m' , Firsthö he 3,5 m: Sanitätszelte, 6,5 zu 13 m, Seitenhöhe 2,5 m, First ­

höhe 4,5 m; Versamm lu ngszelte für 25 bis 100 Personen und

andere. 3. von der Hit I e r - .lu g end:

a) Dreiecks- und Viereeksze ltbahn c: n m it Z ubehör für Zelte verschiedener Größe und Fo rmen ; be­sonders geeignet das "Hauszelt", 5 zu 5 m, a us 16 Dreiecksbahnen (etwa 3 m Spitzenh öhe) , das für 12 Erwachsene Sch lafge legen heit oder für ei ne Fami li e Un te rk unft bietet un d beli eb ig ver länge rt werden kann;

b) Rund- oder Sp itzze lte mit 4 m Durchmesser. 2,5 m hoc h, für 12 bis 15 Personen oder ein e Familie.

D ie Ze lte befinden sich teils im Besitz de r ]-TJ. ­O rganisationen, teils im Besitz der Ju gend se lbst .

4. aus sonstigem s ta at I i c h e moder Ge me in d e ­be s i tz: Zelte für kurzfristige U nterbrin gung von Pe rsona l und Materi a l von Bau- und Arbeits te il en, fahrbare Zelte der Reichspost. Di e Bestände dürften zwar nicht groß se in , s ie könnten jedoch verm ehrt werden, wenn in Zusammenarbeit mit der Deutschen Arbeitsfront für Fes tli chk eiten, A uss te ll ungen, Ver­sammlungs-, Schulun gs- und andere Zwecke Be­stände von Großzeiten beschafft oder bei Zeltfirm en für Erm ietung im Bedarfsfall bereitgelegt we rd en.

5. aus Pr i va tb e s i tz : a) von Brauere ien , Gast- und Verg nü gun gss tä tten.

von Scha ustell ern und Fieranten auf Jahrmärkten u. dgl., von Z irkusbesitzern :

b) Kleinzelte von Vereinen und Pr iva tp ersonen, wie von Fa ltboot-, Motorrad- und Kraftwagenfahrern. Bergsteigern: im all geme inen Ze lte für 2 bis 8 Personen , die in große r Za hl , wenn auch ver­streut, vorhanden sein dürften:

c) aus Beständen \'on Zelt fabr iken, -ve rkäufern und -verlei hern .

Die Zelttvpen s ind nach Ar t , Zusammenset~ zung und Größe je nach ihrer Friedensverwen ~ dung außerordentlich verschi eden . Ihre A ufsteb lung bereitet k ein e Schwierigkeiten ; sie ist in den meis ten Fällen auch ohne Hilfe von Fach leuten auszuführen und b eansprucht nur ger inge Zeit. Sport zelte sind in wenigen Minuten aufgeschla ~ gen, aber auch große Zelte b en ötigen nur Stun ~ den, höchstens Tage.

Die K 0 s t e n für Zelte sind wesentlich gerin< ger als für Baracken. Bei der Verwendung von Sportzelten sind für die U nterbringung einer Per ~ son etwa 30 RM., bei größeren Z elten rund 10 RM. (ohne Einrichtung) zu rechnen: ein U n; terkunftszelt für 250 Personen kostet z. B. rund 2200 RM _

Die kleinen Zelte lassen sich sehr gut dem Ge~ lände anpassen und fast überall, wo nur der Bo~ den trocken ist , unter Ausnützung von Deckun~ gen gegen Fliegersicht, wie Wäldern , Waldrän ~ dem, Büschen, Hecken, Kiesgruben, windge< schützten Hän gen, Höhenstufen usw. , aufbauen. Bei großen Zelten mit Gerüsten aus Holz oder Eisen ist eine gute Verankerung notwendig, da sie dem Winddruck große Angriffsfl ächen bieten .

Gegenüber langanhaltendem Regen sind Zelte nicht unbedin gt wasserdicht , auch lassen sie s ich nur schwer und auch nicht sicher abschli eßen.

174

Kochherde und Heizanlagen können nur in grö< ßeren Zelten und mit besonderen Schutzvorrich< tungen ein gebaut werden. Um jedes Zelt wird ei n Spitzgraben gezogen, der das Regenwasser auf~ nimmt ; in weiteren Gräben wird das nicht ver< sickernde Wasser in laufende Gewässer abgeführt oder an geeigneten Stellen zum Verrieseln ge~ bracht. Die Ein r ich tun g der Zelte ist un ~ schwer und billig zu beschaffen. A ls Lager die~ nen aufgeschüttetes Stroh, l--leu, getrocknetes Laub , Zweige, Wagen planen, Segeltuch, Zeltbalv nen, Wolldecken, auch Luftm atratzen, Schlafsäcke u. dgl. Der Boden wird zweckmäßig mit Latten~ rosten belegt. Tische, Stühle und Bänke können Br ereien , Gaststätten usw. liefe rn , soweit sie nicht aus geräumten Häusern beigebr acht oder an Ort und Stelle angefertigt werden.

Da Zelte nicht mit offenem Licht betreten wcr~ den dürfen und som it auch die Verwendung von Karbid und brennenden Flüssigkeiten aus feuer< poli zeilichen G ründen für sie verboten ist, wer~ den für die Bel c u eh tun g inn erhalb und außerhalb der Zelte Sturmlaternen mit Kerzen, für Kleinzelte elektrische Taschenlampen verwen< det , wenn und soweit ein Anschluß an die clek ~ tri sche Beleuchtung nicht möglich ist.

Außer dem Zeltmaterial und den Einrichtungs< gegens tänden muß für den Aufbau und di e 1n< standhaltung des Lagers eine entsprechend e An ~ zahl von W e r k z e u ge n , wie Schaufeln, Spa~ ten , Picken, Beilen, Hämmern, bereitgehalten wer ~ den, außerdem ei n Vorrat von Brettern, Latten und Nägeln, um Roste anfertigen zu könn en, die als Unterlage für Lagerstroh, zu \Vegverbesserull' gen und für di e Standplätze an Trinb und Wasch~ stellen sowie an Latrin en di enen.

In Zeltlagern für Wo h n z w eck ewerden außer den U nterkunftszelten b enötigt : Zelte fur di e Lagerverwaltung, di e Post und den Sicher< heitsdi enst, für den Sanitätsdienst, di e Feuer< wache und Löschgeräte, für Lebensmitteb und Brennstoffvorräte, für Arbeitsgeräte und Fahr< räder, für gemei nsam en Aufenthalt, Ka1ltine und Verkaufsräume, fern er W etterschutz für Küchen. Waschräume und Latrinen.

Zelte eiQnen s ich auch für die Auf s t a p e < I u n g v o' n L e b e n s mit t e l n und für .die Sich erstellun g von ge bor ge n e m M a te r I a l und Vor rät e n. Zelt lager, di e zu diesem Zweek geschaffen werden, sind durch Mauern oder Zäune abzuschli eßen und benötigen noch einiger Wohnzelte für die Lage rwach e und die Lagerver< waltun g, wenn di ese nicht in H äusern unterge< bracht werden könn en.

Sämtli che Vor a r b e i t e n . ein sch I. der Ver < t r ä g c, s ind jährlich, wie Mobilmachun gsvorap

beiten, zu libcrprüfen.

Baracken '). Baracken werden im Frieden zu verschi edenen

Zwecken beim I-leer, b eim Arbeitsdienst, b ei Be< hörden und Privatunternehmun gen verwendet. Die Holzbaracken des Arbeitsdienstes z. B. sill.d für das ganze Reich genormt und werden zur Zelt von 33 Firmen hergestellt. Eine solche Baracke. die 48 Personen Unterkunft gewährt , is t 8, ]5 :n brei t und 19,20 m lang; die Wirtschafts~ und dIe Verwaltun gsbaracken eines Lagers für 150 Pep sonen haben eine Länge von 26,55 m . Alle Ba ~

IJ Dic t ec hn ischen Angaben, Kost e nbe rechnun~cn und Ze i ch nun ~c~ w urd en li cb c nswü rdi J!erw c is c von e in em te chnisc hen Fa c hb ca mlc n aUS

gea rb eite t und zur V " rlü~ung ges tell t.

Page 7: Gasschutz Und Luftschutz 1936 Nr.7 Juli

racken sind gleich breit, zerlegbar und fortschaff~ bar.

~~"""~-1000~

I ~ ~".. p .... ,sov \NI t..""""

4'n.. 1 . 500 ,

Für die Unterkunfts~ zwecke des zivilen Luft~ schutzes werden etwas andere Muster (Zeich­nungen 1 u. 2) vorge~ schlagen, da andere Be~ dürfnisse vorliegen, doch könnte bei Bewährung ganz oder teilweise auch auf die Arbeitsdienstba ~ racken zurückgegriffen werden. Ob der zivile Luftschutz mit den be~ stehenden Barackenla ~ gern des Arbeitsdienstes für Unterkunftszwecke rechnen kann, muß je~ doch als unwahrschein ~ lieh bezeichnet werden.

Als Beispiel wurde die Barackenunterkunft (vgl. die Lagepläne Abis C auf S. 177 und S. 178) für 1000 Zivilpersonen ge~ wählt, die eine Gemeinde auf genossenschaftlicher Grundlage bilden und sich zu 60% aus Fami~ lienverbänden (Verhei ~ ratete mit Kindern) und Zu 40% aus unverheirate~ ten Erwachsenen zusam~ mensetzen; bei den n~ verheirateten sollen sich, den Kriegsverhältnissen entsprechend, die Män~ ner zu den Frauen wie 10: 30 verhalten. An

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Verwaltungspersonal sind rund 20 Personen erforderlich, die zum großen Teil von den Ein ~ wohnern selbst gestellt Werden.

t • t ~ ~ t 5~o01w oG.: 11 00 ...

Demgemäß ind fol< gende Unterkünfte be~ reitzustellen :

a) für Familien.

Zahl der Wohnun~en

einer Kopfzahl von angenommener ~e.amte für Familien mit I I je Hundertsatz Kopfzahl

62 90 12

4 2

2 3-4 5-6 7-8}

über8

33 % 51 % 13 %

3 %

124 360 72 32 20

- b) für unverheiratete Erwachsene.

Männer: 24 Wohnräume für je 4 2 Wohnräume für je 1

Frauen: 72 vVohnräume für je 4 6 vVohnräume für je 1

96 2

288 6

--------------------------------------~------274 insgesamt 1000

Zeichnun g 1.

A. Verteilung der Wohnungen auf die Baracken.

Art der Baracke Wohnungen für f.Un verbeiratete (siehe Verh. zu je

Zeichnung 1) -2 4 6 I 8 10 zu je 1 '4 Köpfe

A 6 6 I B 3 6 c 2 1 ~ 1 1 0 2 E 1 3 a 1 F I:! 96

I Zusammen: Il2 24 6 8

I 96 1

erford. Baracken

5 6 4 1 2 8

(2 f.M. 6f.Fr.)

26

175

Page 8: Gasschutz Und Luftschutz 1936 Nr.7 Juli

~ ~ ·. '500

I I

Bau beschrei bung. Vorbemerkung: Sämtliche Ba­

racken (feste Bauart) können je nach den Bedürfnissen ver­größert oder verkleinert wer­den").

~1.-(", 11'- 1. Raumanordnung (s. Zeichnungen 1 und 2). a) Baracken für Familien. Jede

Wohnung erhält je nach der Zahl der Bewohner Stuben 3 X 4 m = 12 m',

~.......,,.-t-+--,-<fw:)'"'foI6.:~~.

Kammer 2 X 4 m = 8 m2,

Wohnküche 13,5 m2 bis 17,5 m2 (für 10 Köpfe),

Windfang 1,2 X 1,2 m = 1,44 m", Abort .

~!!'P""'IP""F"'r"""!~ ~~

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~r-~4 ,.,.,..... ~.....;~~". ~ ­,{'~"' •. _ ..... S1>,t-.;; <fi·1~

Zeichnung 2.

B. Baracken für sonstige Zwecke. (Siehe Zeichnungen 1 und 2.)

1. eine Verwaltungsbaracke, enthaltend: Post, Polizei, Unfallstelle, Büroräume für die Verwaltung und Wohnräume des Personals (angenommen 20 Köpfe);

2. eine Lagerbaracke, enthaltend Lagerräume für Ge­rät, Brennmaterialien, Fahrräder2

) und Feuerlösch­gerät;

3. eine Baracke für Waschküchen der Familien und Brausebad;

4. eine Wirtschaftsbaracke, enthaltend Küche, Speise­raum, Kantine, Vorratsräume, Wohnung des Wirt­schafters;

5. eine Baracke für Verkauf von Lebens- und Bedarfs-mitteln;

6. eine Kirchenbaracke; 7. eine Schulbaracke für 4 Klassen mit Lehrerzimmer ; 8. eine Krankenbaracke mit Krankenstuben, Arzt- und

Untersuchungszimmer, Teeküche und Stube für Per­sonal;

9. eine Turnhalle, zugleich Versammlungsraum und Ki­nohalle.

Zusammen 26 Wohn- und 9 Verwaltungs- usw. Ba­racken. Insgesamt 35 Baracken.

176

.....,. ~ • .huW ;t. z-,-u.,..,;h, If.>~ ...

M. ~ ·. ?.oo ! ; I t

b) Baracke für unverheiratete ~änner oder Frauen: 12 Stuben für je 4 Köpfe

4 X 5 m = 20 m2, .

Stube für eine Aufsichts­person 3 X 4 m = 12 m2

,

Büroraum 2 X 4 m = 8 m2,

1 Lesestube 4 X 5 m = 20 m2,

1 Abortan lage, 1 Wasch­raum, 1 Flur, 2 Windfänge.

c) Sonstige Baracken: 1. Verwal tungsbaracke mit

Eingang in der ~itte der Längsseite und je 1 Ein­und Ausgang im letzten Drittel: 2 Räume und 1 Vorraum

für die Post, 5 Räume für die Verwal­

tung, 6 Schlafräume für das

Verw~ltungspersonal! davon einer für die Aufsicht,

2 Räume für die polizei, 1 Raum für Unfallstelle

(Rotes Kreuz), 2 Abortanlagen, 2 Windfänge, 2 Ausgänge und 3 Ein­

gänge und 3 Flure. 2. Lagerbaracke mit je 2 Räumen für Brennmaterial,

für ~öbel- und Gerätelagerung und für Feuer­löschgerät, 1 Raum für Fahrräder.

3. Baracke für Waschküchen enthält: 6 Wasch­küchen mit Eingang von außen, 1 Aus- und An­kleideraum, 1 Brausebad. 1 Stube für .die Auf­sicht, 1 Abortanlage, 1 Flur mit Eingang.

4. Wirtschaftsbaracke: 1 großer Speiseraum mit d2 Eingängen, je 1 Abortanlage für ~änner un Frauen, 1 Küchenanlage, 3 Vorratsräume (dar­unter 1 Verkaufsraum), 1 Kantine, 1 Windfang mit Eingang, 1 Wohnung des Wirtes (2 Stuben und Abort, Wohnungseingang und Flur), 1 Flur (Zugang zur Küche) mit Eingang.

5. Verkaufsbaracke: 6 Ladenräume mit je 1 Stube und 1 Küche (vor den Läden überdachter Gang), I Abort als Anbau oder in einem gesonderten Holzbau.

6. Kirchenbaracke: 1 Kirchenraum mit 480 Sitz­plätzen, 1 Altarraum, 2 kleine Räume für Neben­altäre, je 1 Raum für den katholischen und prO­testantischen Pfarrer, 1 Leichenraum, 1 Abort, 1 Flur, 2 Windfänge mit Eingängen an den Längsci seiten, 1 Haupteingang mit Vorflur, 1 Warte- un 1 Taufraum.

7. Schulbaracke: Je 2 Klassenräume für Knaben und ~ädchen, 2 Lehrerzimmer, 2 Sammlungsräu~de, getrennte Abortanlagen für Knaben und Ma -ehen, 2 Eingänge und 2 Ausgänge (zum Schulhof) für Knaben und ~ädchen, 2 Flure.

2) Bei einem Massennnlall von Fahrrädern u. dgl. müss en hierlii~ eigene Schuppen einfachster Bauart mit zahlreichen verschließbare Ein~ängen errichtet werden. . _

3) Für Daueroiedlung la .. en sich durch Herausnahme von ZWISchen wänden und durch geringe Ä.nderungen größere Wohnungen einrichten.

Page 9: Gasschutz Und Luftschutz 1936 Nr.7 Juli

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8. Krankenbaracke: 5 Stuben für Kranke, je 1 Stube für Arzt und Personal, 1 Teeküche, 1 Wasch- und Baderaum, 1 Abortanlage, 1 Windfang mit Ein­gang, 1 Flur.

9. Turnhalle: 1 Turnsaal (auch für Theater mit 420 Sitzplätzen), 1 Bühne, je 1 Ankleideraum für Männer und Frauen, je 1 Abort für Männer und Frauen, 2 Räume für Turn- und Theatergerät, je 1 Wasch- und Abortanlage für Knaben und Mäd­chen, 3 Windfänge mit Eingängen zur Turnha lle , je 1 Eingang zur Bühne für Männer und Frauen.

II. Bau art. A. Baracken.

Die tragende Konstruktion der u ß e n w ä n d e (12 cm), Innenwände (10 cm) und des Daches wird aus handwerksmäßig abgebundenem, mit eichenen Holz­nägeln verbundenem Weichholz-Kantholz hergestellt und über einer durchgehenden Betonplatte anf Betonfunda­rnentcn aufgerichtet. Umfassungswände erhalten außen eine untere, 13 mm starke, gesäumte, waagerecht ge­nagelte Schalung, darüber eine 625er nackte Teerpappe und eine 20 mm starke rauhe Stülpschalung aus gleieh­~äßig breiten Brettern, die mit farbigem Karbolineum Imprägniert oder mit Feuerschutzmitteln gestrichen sind. Innen erhält das Riegelfachwerk der Umfassungswände gleichfalls eine 13 mm starke, waagerecht genagelte Schalung, darüber eine Lage 333er Teerpappe und eine etwa 4 mm dicke, nagelbare und schwer entflammbare Bauplatte oder sonst bewährtes Material.

Z w i s ehe n w ä n d e: Die 10 cm starke tragende Konstruktion erhält beiderseitig eine 13 mm starke, ~aagerecht genagelte Schalung; sonstige Ausführung wie fur Innenseite der Umfassungswände. Die Ausschaltung von Verputzarbeiten hat den Vorteil, daß die Bauzeit der Baracken we­Sentlich verkürzt wird.

Gehobelter B re t t e r fuß b 0 den mit ut und Feder, 24 mm, auf 6 X 8 cm star-

tken, mit Schwammschutzmitteln gestrichenen

agerhölzern verlegt, deren Zwischenräume mit geglühtem Sand oder Schlacke gegen l!ngezieferansammlung auszufüllen sind. Als ~Icherung gegen aufsteigende Erdfeuchtigkeit

tlSt über die ganze FußbodenbetonAäche eine

age Isolierpappe zu verlegen. D eck e n: Deckenbalken mit Fehlböden.

bUntere Verkleidung mit sclnver entflamm­aren Bauplatten. Da c heindeckung als Doppelpappdach aus

teerfreier Pappe. Da ehr i n n e n in Normalausführung in

verzinktem Eisenblech. Abfallrohre aus gleichem Material, Ausmündung ins Freie. t.>- Kam i n e: Schoferkamine oder ähnliche l\.Onstruktion.

Fe n s t e run d Tür e n: Normalausfüh-

, • 6 .... ..

Ans tri c he oder Lasierung der Fenster und Türen in normaler Ausführung. Von Wänden und Decken, bei denen Bauplat­ten zur Verwendung kommen, werden nur die hölzernen Fugendeckleisten gestrichen.

Abo r t e: Sitzklosett mit Ring und Spülvorrichtung.

Die Be h e i zu n g der Wohnungen er­folgt durch den Küchenherd; größere Woh­nungen, die Baracken für Unverheiratete und für die Verwaltung erhalten eiserne Öfen.

Eie k tri s c h e s L ich t : Für jede Stube, Kammer, Wohnküche, Küchenerker und Klosett je 1 Brennstelle in normaler Ausführung ; Zuleitung durch Anschluß an städtische und überlandzentralen.

B e w ä s s e run g: Zapfstelle in der Küche mit Ausguß; Zuleitung durch An­schluß an bestehende Wasserleitungen. Wenn eine Anschlußmöglichkeit nicht ge­geben ist, kommen entweder in Frage:

a) gern ein sam e Be w ä s s e run g für das gesamte Barackenlager: 1. bei Vorhandensein von Quellwasser durch Ab­

fangen des Wassers und Ableitung in Sammel­behälter; von da aus, falls Gefälle vorhanden ist, natürlicher Zulauf in Rohrleitungen zu den Ba­racken, andernfalls Pumpen anlage mit Hochbe­hälter- oder Windkesselanlage.

2. Entnahme von Grundwasser mit künstlichen Brunnen oder aus fließenden Gewässern und Seen unter Einschaltung einer Filteranlage ; beide Arten bedingen die Anlage eines Pumpwerkes mit Hoch­behälter- oder Windkesselanlage. Filteranlagen sind sehr kostspielig, Verhandlungen mit der bio­logischen Station müssen vorhergehen.

Ein Pumpwerk mit Reservepumpe und Hoch­behälteranlage kostet 35000 RM., mit Windkessel­anlage 20000 RM. Derartige Werke kommen da­her höchstens in Frage, wenn mehrere größere Lager durch ein Werk versorgt werden können und wenn der übergang aus dem Lager in eine Dauersiedlung von vornherein beabsichtigt ist.

Bei den Anlagen 1 und 2 ist die Anlage einer Feuerlöschleitung und von Wasserspülung in den Aborten ausführbar.

b) Ein z e I b e w ä s s e run g für eine oder mehrere Baracken: Bei hohem Grundwasserstand werden ent­weder in jeder Baracke (Küche) Flügelpumpen oder für eine oder mehrere Baracken gemeinschaftliche Brunnen mit Pumpen außerhalb der Baracken an geeigneter Stelle angelegt.

Bei niedrigem Grundwasserstand wird für mehrere Baracken ein Brunnen mit Gestängepumpwerk ge-

"''''4 \-hTung ; Türen als Dreifüllungstüren mit Sperr­olzfüllungen. ~------------------~.3*o.o~.------------------~

177

Page 10: Gasschutz Und Luftschutz 1936 Nr.7 Juli

graben, das im tiefen Brunnen gelagert ist und durch Handhcbel über Gelände bedicnt wird. Dic Anlage von Fcuerlöschleitungen und Wasserspülung in den Aborten ist bci der Einzelbewässerung nicht durch ­führbar und muß durch bereitgcstellte Wasserkannen und -kübel ersetzt werden.

E n t w ä s s e run g: Die Leitungen werden in nor­maler Ausführung an bestehende (städtische) Kanali ­sationen angeschlossen; falls ein solcher Anschluß nicht möglich ist, kann die Entwässerung ausgeführt werden: a) durch zentrale Anlagen mit Klärbecken, wobei die

geklärten Abwässer in den Bach, See oder Fluß (Vor­fluter) abgeleitet oder in Sickergräben zur Unter­grundverrieselung gebracht werden; die Ableitung nach Klärung ist teuerer, aber hygienisch einwand­frei ;

b) durch Gruppenentwässerung mehrerer Baracken durch An lage von Klär- und Sickergruben;

c) durch Einzelentwässerung jeder Baracke entweder durch A:nlage einzelner Klär- und Sickergruben oder durch emzelne Abortgruben, die auch die Abwässer der Küche aufnehmen, aber keine Versickerung zu ­lassen; die Jauche kann zu Düngerzwecken entnom­men werden.

Die Anlage ,"on Klär- und Sickergruben ist nur zu­lässig, wenn in der Nähe keine Entnahme ,"on Grund­was er für Bewä serung erfolgt.

B. Nebenanlagen. Fa h r s t ra ß e n in Makadamausführung einfachster

Art. Zug a n g s weg e zu den Baracken leicht befestigt

mit Kiesauflage. Eine Einfriedigung der gesamten An­lage ist nieht notwendig und auch nicht zweckmäßig. Siedlungsgärten werden durch Hanikelzäune in einfach­ster Au führung abgetrennt.

\V ass erz u lei tun g s.o.: Aufstellung von Ober­flurhydranten für vV-asserentnahme für Gärten und Feuerlöschzwecke; für letztere ist eine Teichanlage oder Anstauung leichtfließender Gewässer zweckmäßig. Eine Entwä erun,g der Straße, außer durch offene Grä­ben, ist nicht notwendig (Versickerung und natürlicher Ablauf) .

Bel e u c h tun g der Siedlung durch Aufstellen von Holzmasten an geeigneten Stellen für elektrische Lam­pen unter Berücksichtigung der Anordnungen für den zivilen LuFtschutz. Bedienung der Beleuchtungsanlage von der Verwaltungsbaracke aus.

Tel e p h 0 na n lag e für die Ver\\'altungsbaracke.

rn. Ger ä t e aus s tat tun g. Um eine sofortige Belegung der Baracken auch in den

Fällen zu ermöglichen, in denen VOn den Ausquartierten oder Obdach losgewordenen keine oder nicht genügende Geräte beigebracht werden können, ist die Ausstattung mit Möbeln usw. für den dringendsten Bedarf erforder­lich. Die Wohn ba racken werden daher ausgestattet mit: Bettstellen, Stühlen, Schränken, Tischen, Bänken, An-

178

richten, Kochherd, Wandregal und Wand­brett in der Küche, Kohlenkasten sowie einer Reserve von Schlafdecken. Betten, Wäsche und Geschirr bringen die Familien mit. Die Verwaltungsbaracke erhält die er­forderlichen Büromöbel, für Unterkunfts­zwecke die gleiche Au stattung wie die Wohnbaracken. Die Wirtschaftsbaracke wird die . nötigen Tische, Stühle usw. von dem Wirt oder der Brauerei erhalten. In die Küche der Wirtschaftsbaracke sind Kochkessel oder große Küchenherde einzU­bauen.

Das notwendige Mobiliar erhalten außer­dem: die Turnhalle, die Kranken -, Schul­und Kirchenbaracken und die Waschküche mit Brausebad.

Die Wohnung des Wirtes und die Ver­kaufsbaracken sind von den Inhabern selbst auszusta ttcn.

IV. Bau k 0 s t e n.

A. Baracken.

Untcr Zugrundclegung cines Einheitspreises von 10 RM. Für je I m" umbautcn Raumes für die Wohn­und Nebenbaracken und 7,50 RM. für die Lagerbaracke stellen sich die Baukosten bei einer lichten Höhe von 2,80 m für die Barackcn und 3 m für die Kirche und dic Turnhalle, wie folgt:

1. 5 Baracken A je 15700 RM. 2. 6 Baracken B je 12500 RM. 3. 4 Baracken C je 12 150 RM. 4. 1 Baracke D . . . . 5. 2 Baracken E je 14500 RM. 6. 8 Baracken F je 14000 RM. 7. 1 Verwaltungsbaracke 8. 1 Wirtschaftsbaracke 9. 1 Kirchenbaracke

10. 1 Krankenbaracke 11. 1 Turnhallenbaracke 12. 1 Schulbaracke 13. 1 Waschküchenbaracke 14. 1 Lagcrbaracke . 15. 1 Vcrkaufsbaracke

78500 RM. 75000 RM. 48600 RM. 13300 RM. 29000 RM.

112000 RM. 17600 RM. 18000 RM. 23700 RM. 5700 RM.

20000 RM. 13000 RM. 7000 J{M. 8600 J{M·

12000 RM. zusammen 482000m

Zusammenstellung: Reine Baukosten der Baracken Nebenanlagen 20 % . Bauleitungskosten 3 % Insgemein 1 %

482000 RM. 96000 RM. 17000 RM· 5000 RM·

zusammen 600000 RM·

ß. Innere Einrichtung.

An Einrichtungskosten , ausschließlich Schlafdecken, entstehen für 62 Wohnungen mit 2 Köpfen

je 337,50 RM.. . . . . 90 Wohnungen mit 4 Köpfen

je 389,- RM ..... . 12 Wohnungen mit 6 Köpfen

je 522,50 RM. . . . . . 4 Wohnungen mit 8 Köpfen

je 572,50 RM. . . . . . 2 Wohnungen mit 10 Köpfen

je 646,- RM ..... . . 8 Baracken für Unverheiratete

je 3385,- RM. . . . . . . . . Verwaltungsbaracke (Post u. Polizei nur Öfen) . . . . . . . . . . Wirtschaftsbaracke (l(üeheneinrich­tung. Bierkeller). . . . . . Kirchenbaracke . . . . . . Krankenbaracke . . . . . . Turnhallenbaracke (Turngeräte) SchlJlbaraeke . . . Waschküchen baracke Lagerbaracke . . . Verkaufsbaracke . .

zusammen

20925 RM.

35010 RM.

6270 RM.

2290 RM.

1292 RM·

27080 RM.

3290 RM·

2200 RM. 3300 RM· 1672 RM. 1000 RM. 1700 RM.

300 RM· RM, RM·

-= 106 329R~r

Page 11: Gasschutz Und Luftschutz 1936 Nr.7 Juli

Übertrag = Für Gardinen, Vorhänge oder besser

fensterläden: 620 fenster, durch­schnittlich 13,50 RM.. .

rund hierzu s. o.

106329 I{M.

8370 RM. 114 699 RM. 600 000 RM. .

Gesamtkosten ohne Grunderwerb und bei Ansch luß der Be- und Entwässerungs­an lagen an bestehende der Stadt oder Gemeinden rund. . . . . . . . . 715000 RM . Mit Pumpwerk u. Hochbehälteranlage 750000 RM. Mit Pumpwerk u. Windkesse lanlage . 735000 RM .

Die Kosten sind ziem lich hoch; sie li eßen sich bei einfacherer A usführung, z. B. zugespitzten Holzpfosten statt Betonfundamenten, Verzicht auf ebenanlagen, wie Turnhalle, Kirche u. dgl.. Vereinfachung der Ausstattung des Lagers mit Einrichtungsgegenständen, vermindern. Da di e Lager jedoch für langdauernde Benutzung gebaut werden und es sich bei ihrer Belegung um bedau. ernswerte Menschen handelt, deren Lage so weit wie möglich erleicht ert werden sollte, erscheint es angebracht, sie von vornherein zweckentspre. ehend anzulegen und einzurichten. Halbe Maß~ nahmen pflegen das ganze Unternehmen zu ver ~ teuern. Großstäd te, die z. B. für 2- 3% ihrer Be~ völk erung (je nach Größe der Stadt und den sonstigen Unterbringungsmöglichkeiten) Barab kenia ger bauen , werden finanziell nicht untrag~ bar belastet, wenigstens nicht für Kriegsverhält ~ nisse, die noch viel schwerere Belastungen brin ~ gen werden. Es kann der Fall ein tr eten, daß die Zerstörungen des Luftkrieges ein Mehrfaches des geforderten Barackenbaues notwendig machen.

Vorbereitung der baulichen Maßnahmen usw. in der Friedenszeit.

Anzustreben ist , daß das Barackenlager noch Vor Ausbruch eines Krieges gebaut und einge~ richtet wird (Bauzeit 6-8 Wochen). Verhandlun~ gen sind durchzuführen: 1. mit taat, Ländern und Gemeindebehörden über Be·

reitstellung von Gelände für das Barackenlager; falls es nicht unentgeltlich zur Verfügunl! gestellt werden kann . sind Pachtverträge abzuschließen: mit den Fachbehörden sind Vereinbarungen über die An­schlüsse und Leitungen für W asser, elektri sches Licht. Telephon. Kanalisation u. dg\. zu treffen ; mit den Städten und Gemeinden sind die nötigen liefe­rungs- und Bauverträge abzuschließen; Bauleitung und Abrechnung werden zweckmäßig den Städten und Gemeinden übertragen. soweit Bauämter vor­handen sind; wenn nicht, so müssen staat liche Bau­ämter, Architekten oder pensionierte technische Be­amte herangezogen werden: mit Verkehrsl!esellsehaf­ten sind die Verkehrsmöglichkeiten festzus tellen und Verträge abzuschli eßen oder Vereinbarungen zu treffen;

2. mit der Post. Polizei, mit Rotem Kreu z (Sa ni täts· kolonne), Privatpersonen (Gastwirte, Brauereien ,

[ Verschiedenes

Ausstellung "Die Deutsche Gemeinde".

A nläßlieh des VI. Internati ona len Gemeindekongresses in Berlin und München fand vom 7. bis 21. Juni auf dem A.usstellungs- und Messegelände der Stad t Berlin am Kai serdamm eine große Ausstellung unter dem Titel .. D i e D e u t s e h e Gern e in d e" sta tt. Sie gilb einen Vorzüglichen, durch Einfachheit und Klarheit der Dar­stellung auch dem Laien leichtfaßlichen Überblick über A.ufgaben und Leistungen der Gemeir.den sowie der Gemeinde- und Provinzialverbände auf dem V erwaltungs­gebiet und in soz ialer. kulturel1 er. wirtschaftlicher und

Turnvereine, T heater, Kino us\\'.) über Gestellung des notwendigen Personals und Lieferung der er­forderlichen Einrichtungsgegenstände;

J . mit den militäri ehen Behörden zur Feststellung der für den Kriegsfall den Innungen, Bau- und Liefe­rungsgeseIl ehaften übertragenen Kriegsaufträge, um eine Überlastung einzelner Handwerkszweige zu ver­meiden und gleichmäßige Verteilung der A ufträge zu gewährl eisten;

4. mit den Innungen usw. zwecks Abschluß von LieFe­rungs- und Bauverträgen.

Für die Abschlüsse dieser Verträge sind notwendi g: a) Aufstellu ngen über die zu liefern den Geräte

(Möbe l l l. dg\.) mit Angabe der Lieferpreise. b) Herste llu ng der Baupläne mit Leistungsverzeich­

nis und Angabe der Preise. Normung dieser Pläne und Leistungen für das ganze Reich.

c) Angabe über lieFerzeit und Baubeginn nach Auf­forderung.

d) Angabe des Fertigstel1ungstermins mit Festlegung einer Konventionalstrafe bei Überschreitung -auch für die Li eferzeit des Gerätes.

Nach diesen Verhandlungen sind festzulegen : die Bereitstellung der erforderlichen Mittel, Ver. zinsung, VerwaItung der Baracken durch die Städ te, die nterhaltungspflicht , die Eigentums~ verhältnisse, Verwendungsmöglichkeit nach Räu~ mung des Lagers und Neubelegung nach r.::ri egs~ endc.

Schlußbetrach tung. Luftgcfährdcte Städte werden an die Errich~

tung von Barackenlagern in einem ihrer Größe und Luftbedeutung entsprechenden Umfang spä~ testens zu Beginn eines Krieges herangehen müs~ sen. Wenn die kriegerischen Ereignisse ihre Bc ~ legu ng tatsächlich nicht notwendig machen solJ~ ten, so würde der Bau als vorsorgliche Maßnahme dennoch zu fordern sein, da nie vorauszusehen ist, ob und wann ein Bedürfnis für sie besteht. A uch die oft ausgesprochene Annahme, künftige Kriege eien von so kurzer Dauer, daß sich der Bau von Baracken nicht lohne, ist unbegründet ; denn selbst. wenn diese Annahme sich bewahr. heitet, so wird geraume Zeit vergehen, bis die zerstörten Wohnstätten in vollem Umfang er~ gänzt und wieder benutzbar gemacht werden kön~ nen. Ein Bedürfnis an Wohngelegenheiten wird in jedem Fall vorhanden sein, sei es als Ersatz für Bauversäumnisse während des Krieges, sei es für eigene Obdachlose oder solche aus benachbarten Gegenden, sei es schließlich für Demobil~ machungszweckc, für Unterbringun g von Gefan~ genen u. dgl.

Bei zweckmäßiger, vorausschauender Anlage der Lager können sie bei der beabsichtigten Bau ~ ausführun g zu Dauersiedlungen werden. die dazu beitragen , den geplan ten Städteausbau im Sinne des Luftschutzgedankens und der sozialen wie sanitären Forderungen zu verwirklichen .

technischer Hinsicht. Somit durfte auch der Lu f t ­sc hut z nicht unb erü cksichtigt bleiben. Hier wurden insbesondere di e Luftschutzmöglichkei ten durch Auf­lockerung der Wohndichte mittels Stadtrand- und Vor­ortsiedlung sowie di e Aufgaben der Stadt- und Ge­meindeve rwaltungen im behördlichen Sicherheits- und Hilfsdienst und bei der Bereitstellung öffentlicher am­melschutzräume dargestellt. In der Abte ilung "Feuer­löschwesen" wa r dem Gasschutz bei der B ra n d b e -k ä m p fun g ein seiner Bedeutung entsprechender Raum gewährt. A uf dem Freigelände wur-den in der bis­her bewährten Weise Aufgaben und Ziele des zivilen Luftschutzes dargestellt; Brandsehutz- und Löschvorfüh­rungen der Berlin er Feuerl öschpolizei fanden im Funk­turmgarten statt.

179

Page 12: Gasschutz Und Luftschutz 1936 Nr.7 Juli

Die Ausgestaltung der Löschfahrzeuge für den Feuerwehr- und Luftschutzdienst Be rn h a r d P ei 11 t Berlin-Zehlendorf

Im Laufe der letzten zwei Jahre hat die Ausge. staltung der deutschen Feuerwehrfahrzeuge - be. sonders infolge der Fortschritte des zivilen Luft. schutzes - eine derartige Vereinheitlichung und technische Vervollkommnung erfahren, daß an dieser Stelle kurz auf den heutigen Stand der Löschfahrzeugausrüstung eingegangen werden soll.

Dem planmäßigen Aufbau des Feuerlöschdien. stes im Rahmen des zivilen Luftschutzes entspre. chend, müssen hierbei zunächst vor allem auch die kleinen Angriffsfahrzeuge der Friedensfeuer. wehren und Luftschutzgemeinschaften berücksich. tigt werden. Unter Anlehnung an die einfachen Schlauch. und H ydrantenwagen der freiwilligen Feuerwehren in Stadt und Land ist der "L öse h . kar ren" (Bild 1) der Luftschutzgemeinschaften

Bild 1. Löschkarren. W erkph olos (5) .

entstanden. Vermag im Luftangriffsfalle eine Hausfeuerwehr mit ihren eigenen Kräften und Hilfsmitteln die Ausbreitung eines Brandes nicht mehr selbst zu verhindern, so tritt bekanntlich die Luftschutzgemeinschaft des betreffenden Häuser. blocks bzw. Straßenzuges mit ihrem handgezoge. nen Kleinfahrzeug in Erscheinung. Der Lösch. karren ist außer mit Werkzeugkasten und Geräte. gelaß mit Rollschläuchen von insgesamt etwa 150 m Länge versehen und für Handzug einge. richtet. Neben den Schläuchen führt der Lösch. karren lediglich ein Strahlrohr und Hydranten. zubehör mit, da mit seiner Hilfe nur eine Schlauch. leitung vom nächstgelegenen Hydranten aus vor. genommen und die Hausfeuerwehr hiermit in der Brandbekämpfung nachdrücklich unterstützt wer. den soll. Zu diesem Zweck enthält der Löschkar. ren auch das allernotwendigste Brechwerkzeug und Aufräumegerät.

Dieses überaus einfache Angriffsfahrzeug eignet sich im übrigen besonders für die Erstausbildung von Mitgliedern der Hausfeuerwehren an Stra. ßenhydranten und Standrohren, an nur unter

180

Hydrantendruck stehenden Schlauchleitungen und Strahlrohren. Auch läßt sich der Löschkarren im Gegensatz zu größeren Feuerwehrfahrzeugen überall leicht und bequem unterbringen, erfordert zu seiner Fortbewegung nur wenige Zugmann> schaften und bedarf nur geringer Instandhaltung. Die guten Erfahrungen, die Jahrzehnte hindur~~ seitens der freiwilligen Feuerwehren auch in gro> ßeren Städten und Industriewerken mit handge> zogenen Schlauch. und Hydrantenwagen gemacht worden sind, kommen nunmehr in Gestalt der Löschkarren den Luftschutz. Hausfeuerwehren zugute.

Völlig neu hingegen ist die Vereinigung einer tragbaren Kraftspritze mit der Ausrüstung ein~S kompletten kleinen Löschzuges auf einem zwei> rädrigen Autoanhänger, wie ihn das "E i n h e i t s > lös c h f a h r z e u g" (Bild 2) des bei jedem Luft. schutzrevier bereitgehaltenen Feuerwehr. und Be:> gungstrupps darstellt. Vor dem Aufbau des Zl> vilen Luftschutzes kannte man in der Feuerwehr einachsige Kraftwagenanhänger ausschließlich zur Beförderung tragbarer Kraftspritzen sowie -neben diesen - handgezogene Schlauch. und G~> rätekarren mit Hydrantenwagenausrüstung, Lei> termaterial und Rettungsgerät.

Der neue Einheitsanhänger der Feuerwehr. und Bergungstrupps führt bekanntlich außer der trag> baren Kraftspritze nebst Zubehör, den Saug> schläuchen und Haspeln für die Druckschläuche auch noch ein Leitergerüst mit zweiteiliger Steck> leiter, Klappleiter, zusammenklappbarer Kr~n> kentrage mit und enthält Räume für sonstige sperrige Geräte und Werkzeugkästen, in denen die gesamte Ausrüstung für mehrere Angriffs> trupps nebst Atemschutz., Beleuchtungs. und Sanitätsgerät, Aufräume. und Brechwerkzeug, J-Iy.

Bild 2. Seitenansicht eine. Anhängers für Feuerwehr- und Berllungstrupps.

Page 13: Gasschutz Und Luftschutz 1936 Nr.7 Juli

drantenzubehör und kleinem Löschgerät enthalten ist. Das auf Haspeln mitgeführte Schlauchmaterial genügt zur gleichzeitigen Vornahme von drei Schlauchleitungen, deren Druckversorgung und Speisung im übrigen dank der mitgeführten trag. baren Kraftspritze u. U. von der Wasserleitung unabhängig sind.

Diese sinnreiche Kombination von tragbarer Kraftspritze und kompletter Löschzugausrüstung. bereits durch DIN FEN 560, 570 und 580 ge. normt, ist seither nicht auf die Feuerwehr. und Bergungstrupps der Luftschutzreviere beschränkt geblieben, sondern auch die Friedensfeuerwehren haben sich die Vorzüge derartiger Ein ach s • lös c h fa h r z eu g e (Bild 3) alsbald zunutze ge.

Bild 3. Einachsanhänger mit vollständiger Löschzullausriistunll und tragbarer Kraltspritze.

macht. Insbesondere Werkfeuerwehren sowie frei. willige Feuerwehrabteilungen, Halblöschzüge und Löschtrupps in Stadtteilen, Vororten und Siedlun. gen beschaffen heute mehr und mehr derartige einachsige Kraftwagenanhänger, die bekanntlich auch von Hand leicht gefahren werden können. Obwohl diese Einachslöschzüge infolge ihrer reich. haltigen Ausstattung an sich wohl meist ein ziem. liches Gewicht aufweisen, ermöglichen Luftberei: fung, Torsions.Schwingachsen und Kugel. bzw. Rollenlager ihre verhältnismäßig leichte Fortbe. wegung durch Vorspannkraftwagen oder Men. schenkraft; auch beanspruchen sie keinerlei be. sonders großen Unterstellraum und ersetzen bei den Wehren zweckmäßig mehrere Handzug:Lösch. fahrzeuge oder einen pferdebespannten Löschzug, der überdies in Stadt und Land nur allzu häufig an der Bespannungskalamität krankt.

Von dem einachsigen Universallöschanhänger bis zur großen Kraftfahrspritze ist heute nur mehr ein Schritt, wenn auch die Bestände der kleineren Friedensfeuerwehren meist noch zahlreiche Mann. schafts. und Geräteautos, die aus billig erworbe. nen und behelfsmäßig mit feuerwehrtechnischem Aufbau versehenen Personen. bzw. Lastkraft. Wagen entstanden sind, aufweisen. Irgendwelche Normung und Vereinheitlichung sind bei diesen reinen Transportfahrzeugen und Vorspannautos für die Lafettenmotorspritzen und tragbaren Kraft. spritzen daher wohl kaum möglich. Allerdings Wäre eine solche für die z w e i r ä d r i gen m e : chanischen Leitern für Handzug und Auto.

vorspann erwünscht, die seit elmger Zeit, gleich den großen Drehleitern, fast nur noch in Leicht. metall. bzw. Ganzstahlausführung auf den Markt gebracht und als Anhänge. oder Aufprotzleitern mit Höhen bis zu 26 m gebaut werden. Die höch. sten dieser handlichen und stabilen Zweiradleitern können außer von Hand auch mittels eines ein. gebauten kleinen Einzylinder.Zweitaktmotors aus. geschoben werden; derartige Leitern eignen sich besonders für Brandbekämpfung und Menschen. rettung in engen Gassen und in für große Kraft. fahrdrehleitern unzugänglichen Hinterhöfen u. dgl.

Während der letzten Jahre hatte, namentlich vom Ausland her , die vor dem Kühler eingebaute Fe u e r 1 ö s c hp u m pe auch bei sehr vielen Kraftfahrspritzen deutscher Berufs. und freiwilli . ger Feuerwehren Eingang gefunden. Neuerdings ist bei der im Interesse des zivilen Luftschutzes er· folgten restlosen Vereinheitlichung der für den Brand. und Luftschutzdienst vorgesehenen nor. malen Kraftfahrspritzen die Feuerlöschpumpe aus Zweckmäßigkeitsgründen wieder an ihren frühe. ren Platz am rückwärtigen Chassisende verlegt worden, wo sie sich in unmittelbarer Nachbar. schaft des Angriffswasserbehälters und der Druck: schlauchhaspel befindet und nicht der Zerstö. rungsgefahr, wie sie vor dem Autokühler besteht, ausgesetzt ist. Auf Grund der Reichsnormen sind für Aufbau und Leistung der Kraftfahrspritzen zwei verschiedene Größen mit entsprechender Pumpenleistung festgelegt worden, nämlich bei 80 m gesamtmanometrischer Förderhöhe 1500 lImin Wasserlieferung für die leichten und 2500 I1min Lieferung für die schweren Kraftfahr. spritzen. Letztere vermögen bei freiem Auslauf über 3500 lImin Wasser zu liefern, ihre Feuer. löschpumpen sind daher auch mit 6 großkalibrigen Schlauchanschlüssen versehen. Sämtliche deut. schen Ein h e i t s k r a f t f a h r s p r i t zen DIN FEN 500, 510, 520 (Bild 4) werden zum Schutz von Besatzung und Ausrüstungsstücken gegen Witte. rungseinflüsse und Verschmutzung mit vollkom. men geschlossenem Aufbau ausgestattet, die Fen. ster des Führersitzes und der Mannschaftskabinen sind mit splitterfreiem Glase versehen, die Kabi. nen mit Innenbeleuchtung und Frischluftheizung ausgestattet. Auch die Schlauchhaspeln, Armatw ren, Hydrantenzubehörteile und kleinen Lösch. geräte sind innerhalb des geschlossenen Aufbaues untergebracht, und schließlich haben die neueren Kraftfahrspritzenkarosserien bereits eine Art von Stromlinienform aufzuweisen.

Damit die Motorlöschzüge bei Großbränden und Überlandhilfeleistungen eine möglichst große Anzahl von B. und C.Schläuchen mitzuführen ver.

Bild 4. Einheitskraltfahrspritzc mit geöHneten Seltenkästen.

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Page 14: Gasschutz Und Luftschutz 1936 Nr.7 Juli

mögen, hat man vielfach den Kraftfahrspritzen noch luftbereifte einachsige An h ä n ger mit Schlauchhaspeln und Schlauchmulden sowie Platz für den Rücktransport gebrauchter Schläuche bei~ gegeben. Diese Anhänger führen auch Behälter mit Schaumextrakt mit sich, da die meisten Kraft~ fahrspritzen heute entweder mit Komet ~ Luft~ schaumstrahlrohren oder mit besonderen Luft~ schaumpumpen versehen sind. Die Luftschaum~ löschanlage gestattet außer der erfolgreichen Be~ kä~pfung vop Mineralölbränden die Vermeidung unnutzen Loschwasserschadens überhaupt bei allen Bränden, so daß die Ausrüstung der meisten Wehren mit Luftschaumgeräten nur mehr eine Frage der Zeit sein dürfte1

).

Industrielle Wehren verwenden als S 0 n der ~ ger ä t mit Vorteil besondere Luftschaumlösch~ karren mit angeschlossenem Gasspritzenaggregat oder tragbarer Kraftspritze , während die Kraft~ fahrspritzen großer chemischer Werke außer der Luftschaumanlage neuerdings auch noch eine Stahlflaschenbatterie mit verdichteter Kohlen~ säure zur Erzeugung von Kohlensäureschnee nebst Metallschlauchleitungen und Spezialrohren mitführen. Oberhaupt gibt es außerhalb der allge~ meinen Normung der Kraftspritzenfahrgestelle, der feuerwehrtechnischen Aufbauten und F euer~ löschpumpen zahlreiche Sonderausführungen von für besondere Zwecke bestimmten Kraftfahr~ spritzen, wie: Oberlandmotorspritzen auf drei~ achsigem Geländekraftwagenfahrgestell mit vorn eingebauter Pumpe und hinten aufgeprotzter trag~ barer Kraftspritze, ferner geländegängige Tank~ spritzen mit Luftschaumpumpe und bis zu 1500 I fassendem Wasserbehälter aus Leichtmetall zur Hilfeleistung bei mit Bränden verbundenen Flug~ zeugunfällen in unwegsamem Gelände sowie schließlich Kraftfahrspritzen für Flugplätze. Werf~ ten, Lager und andere Zwecke mit besonders dro~ ßem Löschwassertank oder Schlauchvorrat ~nd !llit entsprechenden Spezialanhängern, die u. a. 111 wasserarmem Gelände auch eigene Leicht~ metalltanke mit bis zu 1000 1 Löschwasser aufzu~ weisen haben, usw.

Gleich den Einheitskraftfahrspritzen für Brand~ und Luftschutzzwecke sind bekanntlich auch die Kr a f t f a h r d reh lei t ern durch DIN FEN 550, 551 einheitlich genormt und weisen nach den Normvorschriften Steighöhen von 22 und 26 m auf. Der Leiterpark in Ganzstahlausführung hat die hölzernen Drehleitern restlos verdrängt. Außer als Angriffs~ und Rettungsleitern lassen sich die Motordrehleitern durch Befestigen eines Flaschenzuges an der Leiterspitze zweckmäßig als Hebekran von 2 t Tragfähigkeit bei Verkehrs~ unfällen sowie nach Anbringung eines Wende~ strahlrohres mit Zugseilen auch als Wassermasten für den Außenangriff bei Totalbränden verwen~ den. Führersitze und Mannschaftskabinen werden mit geschlossenem A ufbau versehen (vgl. Bild 5).

Bild 5. Einheilskraltlahrdrehleiter.

In einigen Fällen hat man in die Fahrgestelle der I?rehleitern vom Fahrmotor anget riebene Feuer. loschpumpen eingebaut, was jedoch nicht der Einheitsausführung entspricht.

Schließlich seien die seitens der meisten grö~ ßeren Feuerwehren im Laufe der letzten Jahre beschafften, vorzüglich ausgestatteten R ü s t ~, H i I f s ger ä t e • und P ion i e r w a gen ep wähnt, die mit ihrer Ausstattung fliegende Werk. stätten darstellen und den Hilfszügen der Eisen· bahn entsprechen. Sie führen außer Rettungs~ geräten für Ertrinkungsunfälle, Hebezeugen für Verkehrskatastrophen und Absteifgerät für Bau· unfälle auch Ventilatoren zur Entlüftung ver­qualmter Brandstellen und vergaster Räumlich~ keiten, große Beleuchtungsanlagen für Brand- und Unfallstellen sowie reichlich Sanitätsmaterial mit sich. Der Fahrmotor wird bei diesen Rüstwagen vielfach zum Antrieb einer Spillvorrichtung oder zur Erzeugung von Kraftstrom für elektrisch be­triebene Ventilatoren, Brechwerkzeuge und Be­leuchtungsaggregate benutzt. Ein Teil der Aus­rüstung ist auch bei diesen Fahrzeugen auf ein­achsigen Sonderanhängern untergebracht, wie überhaupt der zweirädrige Autoanhänger im ge­samten Feuerwehr_ und Rettungswesen ein­schließlich des zivilen Luftschutzes eine bedeut­same Rolle spielt.

Als Antrieb für Kraftfahrspritzen und Kraft~ fahrdrehleitern gelangen nach jahrelangen, ein­gehenden Versuchen heute nur noch Die seI ­m 0 tor e n mit Leistungen von 55 bis zu 120 PS zum Einbau, zumal deren Anspringvermögen neu< erdings auf 20 Sekunden nach Alarm verkürzt und eine sinnreiche elektrische Vorzündvorrich< tung zur Anbringung in den Wagenhallen ge< schaffen worden ist. Durch Verwenduni1 von Schwerölmotoren werden die deutschen Feuer< wehren von der Versorguni1 mit ausländischen Treibstoffen in größerem U mfan ge unabhängig, so daß ihr wirksamer Einsatz im Kriegsfalle nicht durch Brennstoffmangel behindert werden dürfte .

1) V~1. M ü I I e r : De rzeiti~ er Stand des SchaumlÖschvo rfahre ns. In ..Gasschutz und LUft SC'lUtz' • Februarhe lt 1936. S. 41 If.

Abonnementsbestellungen

182

auf "Gasschutz und Luftschutz" entweder direkt bei dem Verlage Gasschutz und Luftschutz G. m. b. H., Berlin NW 40, In den Zelten 21 a, oder bei dem zustän­digen Postamt sowie bei allen in- und ausländischen Buchhandlungen.

Page 15: Gasschutz Und Luftschutz 1936 Nr.7 Juli

Ausländische Ansichten über die Entgiftung von Truppen im Felde

Aus dem \Veltkriege stammt die Erfahrung, daß ein Truppe, die unter Gelbkreuzwirkung gestan: den hat, gründlich entgiftet werden muß, um die Verluste einzuschränken. Dabei kommt es darauf an, die Entgiftung, bereits ehe sich Anzeichen von Verätzungen zeigen, so früh wie möglich durch zu: führen. Nach Professor Dr. Me r eie r (Frank: reich")*) erlitt im August 1918 von 150 mit Gelb: kreuz befleckten Leuten, die sofort vorbeugend entgiftet werden konnten, keiner eine Schädigung, während von 12 Mann, die aus taktischen Grün: den unter Gclbkrcuzbcschuß ausharren mußten und erst längere Zeit nach der. Vergiftung behan: delt werden konnten, später 8 Mann schwere Ver: ätzungen zeigten. Nach Dr. Rad u 10 v i c (Jugo: sla wien)U) milderten sich die Schwere der Verluste und die Dauer der Erkrankungen erheblich, nach : dem eine schnelle vorbeugende Behandlung durch Einführung "beweglicher Entgiftungsanstalten" we: sentlich erleichtert worden war. Vorher habe die durchschnittliche Dienstuntauglichkeit bei Gelb: kreuzerkrankungen 23 Tage gedauert, nachher nur 13; vorher habe der Anteil der schweren Fälle 7 bis 8%, nachher nur 3,9% betragen.

Seitdem ist die Gefahr von Massenvergiftungen im Kriegsfall durch ätzende Kampfstoffe (Gelb: kreuz = Lost oder Lewisit) gestiegen. Während im letzten Kriege nur Gelbkreuzbeschuß zu erwarten war, ist künftig außerdem noch mit Geländever: giftungen großen Ausmaßes durch chemische Truppen und mit Kampfstoffangriffen aus der Luft zu rechnen. Soweit möglich. wird man zwar Kampfstoffsperren umgehen oder Durchgänge entgiften. Die Gcfechtslage läßt aber den hiermit verbundenen Zeitverlust nicht immer zu. Alsdann ist man gezwungen, das vergiftete Gelände zu überschreiten und Verluste in Kauf zu nehmen1

).

Zwar können die in ei nigen Heeren eingeführten Schutzumhänge beim Übergang über eine Kampf: stoffsperre als Unterlage benutzt oder. wenn rechtzeitig Vorsorge getroffen ist, Schutzstrümpfe und :handschuh e ausgegeben werden 7

), aber alle diese Mittel schützen den Mann nur unvollkom: men vor der Berührung mit dem Kampfstoff. Sie mildern die Gefahr der Verätzungen, machen aber die nachträgliche Entgiftung nicht überflüssig. Erst recht ist diese nach dem Abgießen ätzender Kampfstoffe aus der Luft unentbehrlich, zuma I der Fliegerangriff meist überraschend einsetzen wird und so schnell vor sich geht. daß es vielen Leuten nicht gelingen wird. ihre Schutzumhänge rechtzeitig anzulegen. Schon weitab vom Feinde können innerhalb weniger Sekunden größere Ver: bände auf dem Marsch, während der Rast oder in der Bereitstellung durch einen GiftregenanQriff Mann für Man n mit ätzendem Kampfstoff über: gossen werden. Die schnelle Entgiftung von meh:

-) Di e Kennziffern hcziehe n sich au[ das Schrifltums verzcichnis am Schluß der Arb eit auf S. 188.

reren hundert, selbst tausend und mehr Leuten und der entsprechenden Anzahl von Pferden und Fahrzeugen kann gleichzeitig bei einer Division notwendig werden, um die Gefechtsfähigkeit der Truppe zu erhalten.

Die Durchführbarkeit hängt ab: von der takti : sehen Lage, einer entsprechenden Ausrüstung des Heeres und einer zweckmäßigen Organisation, die es einer umsichtigen Führung ermöglicht, die nöti: gen Entgiftungsmittel und Geräte in genügender Menge rechtzeitig an die Stellen zu bringen, wo sie gebraucht werden. Kommando:, Sanitäts:, Ver: waltungs: und technische Dienststellen eines neu: zeitlichen Heeres stehen somit vor einer schwie: rigen Aufgabe. deren Wichtigkeit im Auslande \"01\ erkannt ist und an deren Lösung gearbeitet wird. Die uns bekannten Vorschriften fremder I Teere und einige nichtamtliche Schriften geben hiervon Zeugnis und enthalten mancherlei wert: ,"olle Anregungen.

J. Aufgaben und Leistungsfähigkeit beweglicher Entgiftungsanstalten.

Hautentgiftungsmittel (Pulver, Salben, Flüssig: keiten), die bei sofortiger Anwendung vor I-laut: verätzungen durch Gelbkreuz bewahren, gehören heute wohl in allen Heeren zur Ausrüstung des einzelnen Mannes. Sie reichen aber nur zur Säu: berung kleiner vergifteter Stellen. Nach starker Vergiftung müssen die Kleider gewechselt und der ganze Körper mit Entgiftungsmitteln behandelt und warm gebadet werden. Hierzu s ind Einrich ~ tungen und Sondergeräte erforderlich, die weder überall zu finden sind noch von jedem Truppen, teil mitgeschleppt werden können. Aus diesem Grunde sind auf Kraftfahrzeugen bewegliche E n t gi f tun g san s tal t engeschaffen worden, die schnell an die Stellen gelangen können, an denen eine Truppe ihrer Hilfe bedarf. Sie bestehen aus einem fahrbaren Brausebad und weiteren Fahrzeugen. die entweder einen größeren Vorrat von Bekleidungs: und Ausrüstungsstücken geladen haben oder Sondergeräte zur Entgiftung von Uni ~ formen, Wäsche und Lederzeug tragen.

Über die Zusammensetzung und Leistungsfiihig; keit derartiger Entgiftungsformationen, die in fremden Heeren eingeführt oder im Versuch sind, liegen folgende zum Teil lückenhafte Angllben vor:

a) Italien') 7) :

Eingeführt "K ra f t w ag e n : Bad e zug", be: stehend aus

1. einem Bad e w a gen mit Warmwasser,Be: reiter und 12 Duschen , d. h. auf jeder Seite des Wagens 6. Der Warmwasser:Bereiter faßt 2000 Liter und wird mit Petroleum ge: heizt . Er kann in 15 Minuten mit einer vom Motor des Wagens angetriebenen Pumpe neu gefüllt werden;

183

Page 16: Gasschutz Und Luftschutz 1936 Nr.7 Juli

2. einem Las t k r a f t w a gen. beladen mit zwei 7X 7 m großen Zelten, die zum Aus. und Ankleiden benutzt werden, mit chemi­schen Mitteln, Arbeitsgerät, Laternen usw.;

3. einem Las t k r a f t w a gen, beladen mit Handtüchern, Bekleidungs. und Ausrüstungs. stücken für 600 Mann und 200 lostsicheren Säcken zum Verpacken vergifteter Beklei. dungs. usw. Stücke.

600 Mann können von einer Einheit in 12 Stunden entgiftet werden. Jedoch läßt sich die Leistung .. mit Hilfe von Ablösungs. mannschaften" steigern.

b) Vereinigte Staaten'?): Ähnlich wie Italien. 0 u s c h a n lag e mit 24 Brausen. Personal: 1 Sanitätsoffizier, 3 Sa. nitätsunteroffiziere und 8 Mann. Beklei. dungsvorrat für 500 Mann, je 10 Garnituren gleicher Größe in einem Sack.

e) Rußland'3) 14) '6):

Die Ausrüstung des Heeres mit fahrbaren B rau s e b ä der n , .. die gewöhnlich auf Kraftwagen montiert sind", scheint bereits sehr reichlich zu sein, während Bekleidungs. und Ausrüstungsstücke in beweglichen oder ortsfesten Entgiftungsanstalten hinter der Front entgiftet werden sollen. ähere An. gaben über die Leistungsfähigkeit fehlen .

d) Frankreieh3):

.. 0 Z .• Abt eil u n g" mit D u s c h e n • Las t k r a f t w a gen mit 26 Brausen und So n der ger ä t zum Entgiften der Unifor. men und Wäsche. In 35 Minuten können an. geblich 26 Mann geduscht und ihre Beklei. dung mit Ausnahme der Stiefel entgiftet wer. den. Gleichzeitig soll die übrige Ausrüstung, einschließlich des Lederzeugs, durch 15 Kran. kenträger mit Chlorkalk entgiftet werden.

e) Jugoslawien'): Als notwendig für einen T r u p p e n e n t • gi f tun g s zug werden bezeichnet:

1. Eine D u s c h a n lag e auf Kraftwagen mit 30 Duschen, die zum Abbrausen von 240 Mann in einer Stunde ausreichen soll.

2. Fahrbares So n der ger ä t zur Entgiftung von Uniformen und Unterkleidung.

3. Mehrere Las t k r a f t w a gen, beladen mit "Hilfsmaterial" (Behandlungsstühle, Liege. stühle, Irrigatoren usw.), Heilmitteln usw. und 4 Zelten, von denen je eins als Aus. kleide., Bade., Warte. und Ankleideraum dienen soll. Stiefel und anderes Lederzeug, Helme, Waffen usw. sollen nur mit trocke. nem, pulverförmigem Chlorkalk abgerieben werden.

f) Japan8):

K r a f t w a gen. Bad e zug, der 1933 in der Mandschurei im Versuch gewesen sein soll:

1. 0 mn i bus für den leitenden Arzt und das Sanitätspersonal.

2. Bad e w a gen mit Wassertank, Heizvor. richtung, Pumpe zum Ansaugen von Wasser.

3. M a t e r i a I w ag e n, beladen mit einem Zelt, in dem die Brauseeinrichtung mit 18 Duschen aufgebaut werden soll, und einem Vorrat von Bekleidungs. und Aus. rüstungsstücken.

184

g) England') ' ):

..M 0 b i leG ass c hut z • C n t e r ein h e i. te n" für die Truppenentgiftung sind vorge. sehen. äheres über ihre Stärke und Lei. stungsfähigkeit ist nicht bekannt. Mit der Entgiftung von Bekleidungs. und Aus. rüstungsstücken befassen sie sich nicht, die Mannschaften werden vielmehr nach dem Baden grundsätzlich frisch eingekleidet. Hierfür werden hinter der Front Vorräte an Stellen bereit gehalten, von denen aus die Sachen schnell überaI! hingeschickt werden können. Dieselben Fahrzeuge, die die frischen Bekleidungs. und Ausrüstungsstücke, ein. schließlich Stiefel und Gasmasken, zuführen, laden die vergifteten auf und befördern sie zu Entgiftungsanstalten im Etappengebiet.

ach M e r eie r3) ist das englische Verfahren

in Frankreich früher .. an dem passiven Wider. stand der Offiziere und Soldaten gescheitert'·. Vermutlich hielten sie es wie Rad u I 0 v i CO) für "unerläßlich, daß jeder Mann seine eigene Beklei. dung wieder erhält". Das ist aber schwierig, weil die Entgiftung der Bekleidung, namentlich der Stiefel, länger dauert als die des Mannes. Uni. formen werden in "Entgiftungskammern" mit hei. ßer Luft oder Dampf von 1100 bis 1200 etwa eine Stunde lang behandelt'~). Es muß bezweifelt wer· den, daß die Entgiftung nach diesem Verfahren, wie M e r eie r3

) und Rad u I 0 v i CO) angeben, in 35 oder gar nur 20 bis 30 Minuten durchzuführen ist. Baumwollene Bekleidungsstücke und Wäsche werden in .. Entgiftungskesseln" mindestens eine halbe Stunde lang in 'vVasser ausgekochF) '~) und müssen dann selbstverständlich noch trocknen, ehe sie wieder angezogen werden können. Wenn Leder gründlich entgiftet werden soll, muß es nach englischer') und russischer'~) Vorschrift acht Stunden lang einem Strom von heißer Luft auS. gesetzt und nachher wieder gut eingefettet wer­den. Unter diesen Umständen ist es unwahr. scheinlich, daß tatsächlich 26 Mann in 35 Minu. ten (s. unter d) oder gar in einer Stunde 240 Mann (s. unter e) ein s chi i e ß I ich ihrer Be. kleidung entgiftet werden können, und unmöglich, daß in dieser Zeit auch Stiefel und Lederzeug g r ü n d I ich entgiftet werden. Begnügt man sich aber, wie Me r ci e r3

) und Rad u I 0 v i CO) eS wollen, damit, das Leder mit Chlorkalk zu behan~ deIn, so wird nur eine 0 b e r f I ä chi ich e Ent­giftung erreicht, weil auf diese Weise der in das Leder eingedrungene Kampfstoff nicht unschäd. lich gemacht wird. Die nur unvollkommen ent. gifteten Stiefel, Leibriemen u. dgI. können dem Mann, der sie wieder anlegt, doch noch Gefahr bringen. Die Engländer, Italiener und Russen zie. hen es daher vor, die Mannschaften nach der Ent. giftung grundsätzlich mit frischer Bekleidung, einschließlich des Lederzeugs. zu versehen und diese Sachen in besonderen Entgiftungsanstalten im Etappengebiet reinigen zu lassen.

Die Leistungsfähigkeit eines Kraftwagen.Bade. zuges ohne Sondergeräte zur Bekleidungsentgif. tung h ängt ab:

von der Zahl der Duschen. von der Stärke seines Sanitäts. und Hilfsper.

sonals, \'on der Größe des mitgeführten Vorrats an

Bekleidungs. und Ausrüstungsstücken und von einer zweckmäßigen Organisation und

straffen Durchführung der Entgiftung.

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Im allgemeinen wird sie so geregelt, daß die Truppe in Gruppen eingeteilt wird, deren Stärke der Zahl der vorhandenen Duschen entspricht. Eine Gruppe nach der anderen muß sich in schnellster Folge auskleiden, abbrausen und dann vom Sanitätspersonal untersucht, behandelt und frisch eingekleidet werden. Auf das Abbrausen entfällt nur eine ganz kurze Zeit, nach russischer Quelle16) etwa 3 Minuten. Es wäre also wohl mög­lich, daß sich, wie Rad u I 0 v i CO) angibt, 240 Mann in einer Stunde unter einer Duschanlage mit 30 Duschen abbrausen, wenn das Ausziehen und Wiederanziehen so geregelt wird, daß in der Benutzung des Bades keine Stockung eintritt. Hierzu müßten die Zelte Raum zum gleichzeitigen Aus< und Anziehen von mehr als einer Gruppe von 30 Mann bieten, und das Personal für das Einsammeln der vergifteten sowie für die Aus_ gabe der frischen Bekleidung und für die sanitäre Behandlung der Leute müßte sehr reichlich be­messen sein. Diese Voraussetzungen werden wohl im allgemeinen nicht gegeben sein . Die italieni­schen Angaben (s. unter a) rechnen denn auch mit einem größeren Zeitbedarf als die jugoslawischen. Nach ihnen nimmt die Entgiftung einer Gruppe durchschnittlich Y. Stunde in Anspruch, d. h. in einer Stunde können, wenn 12 Duschen vorhanden sind (Italien), 48 Mann, bei 24 Duschen (USA.) 96 Mann oder bei 26 Duschen (Frankreich) 104 Mann entgiftet werden.

Ir. Dienstbetrieb auf dem Entgiftungsplatz. Die Anweisungen der ausländischen Quellen

über Auswahl und Einrichtung des Entgiftungs< platzes und über die Durchführung der Entgiftung stimmen im großen ganzen überein .

Der Entgiftungsplatz soll an einer Wasserstelle liegen, weil der mitgeführte Wasservorrat be­schränkt ist, z. B. bei dem italienischen Bade­wagen nur für 150 Mann ausreicht'). Es ist des­halb erwünscht, daß der bei starkem Andrang selbst bei sparsamem Verbrauch bald geleerte Wasserbehälter wieder vollgepumpt werden kann, ohne daß der Wagen seinen Aufstellungsplatz ver_ lassen muß. Die mitgeführten Zelte machen den Badezug von Ortschaften unabhängig und gestat­ten seine Aufstellung im freien Gelände an Seen, Teichen oder Wasserläufen. Er kann aber auch auf das Aufschlagen der Zelte verzichten und vor­handene Gebäude ausnutzen, die ausreichend große und günstig zueinander gelegene Räume enthalten. Das wird bei kaltem Wetter die Regel sein. Jedoch sind im russischen Heer doppelwan_ dige Zelte10) vorgesehen, die auch im 'Winter be< nutzt werden sollen.

Der Entgiftungsplatz wird im allgemeinen ein< getei lt in einen Vorplatz, einen Auskleide<, einen Bade<, einen Ankleideraum und einen Sammel< pla tz. Die zur Entgiftung eintreffende Truppe wird auf Hautschädigungen untersuchf17

) und dann "unter dem Gesichtspunkte der Dringlich< keit der prophylaktischen oder klinischen Behand~ lung"16) gruppenweise entgiftet. Dies geschieht, wenn die Gruppe nur aus unverwundeten Leuten besteht, in folgender Reihenfolge:

A. B. Bei Entgiftung der Beklei­dung und dcs Lederzeugs in der Etappe.

1. Auf dem Ablegen nur der Waffen.

Bei Entgiftung der Beklei­dun g und des Lederzeugs während der Behandlung der Mannschaften . Vorplatz : Ablcgen der Waffen. des Lederzcugs und der Gas­masken.

Vor dem Betreten des Auskleideraums sind Hände und Stiefel mit trockenem Chlorkalk, der in Behältern bereitsteht, zu behandeln. Die abgelegten Sachen wer­den durch Personal des Badezuges"), durch Leute, die der Truppe selbst entnommen oder durch besonderen Befehl der Division zur Verfügung gestellt sind'), mit Chlorkalk oder anderen chemischen Mitteln sofort ent­giftet und zur Auslieferung nach dem Baden auf den Sammelplatz gebracht.

2. Im Auskleideraum oder -ze lt : Able!:!en der Kopfbedeckung; Ausziehen zuerst der

Bekleidung des Oberkörpers, dann Hosen und Unter­hosen herunterlassen ; auf eine Bank setzen, Stiefel und Hosen ausziehen, ohne dabei mit den bloßen Füßen die Erde zu berühren . Durch Drehung des Körpers gelangt man dann auf die andere Seite der Bank und von dort in den Baderaum.

Alle Kleidungs- und Ausrüstungsstücke werden A. in bestimmte Behälter B. auf bestimmte Plätze sortenweise niedergelegt, während kleinere Gegenstände, wie Uhren, Ringe, Geldtaschen usw., in Behälter mit Entgiftll'ngspulver') gelegt werden. Die abgelegten Sachen werden vom Personal des Badezugea übernom­men und

A. in Säcken verpackt (Offi ­zierkleidung in besonders

bezeichneten Säcken)") und zur Abbeförderung

verladen').

B. zu den Entgiftungsgeräten gcschafft bzw. den unter 1

genanntcn Entgiftungs­mannschaften übergeben.

3. 1mB ade rau m 0 der - z el t : Aufstellung unter den Duschen. Behandlung des Körpers mit Chlorkalkbrei') oder an-

deren Entgiftungsmitteln 14). Abbrausen 15 Sekunden. Abseifen mit grüner Seife 45 Sekunden. Abbrausen 30 Sekunden17

) .

Ausgabe von Handtüchern, die nach dem Abtrocknen in bestimmte Behälter zu legen sind.

4. I mAn k lei der a u m 0 der - z e I t : Ärztliche Untersuchung und Sonderung der Leute in

Gesunde, Verdächtige und solche mit sichtbaren Ver­ätzungen.

Gurgeln und Ausspülen von Nase, Mund und Augen mit einer schwachen Natriumbikarbonat- oder Soda­lösung. Die Augenspülung muß nach Mercier') durch cinen .. Arzt oder Studenten der Medizin" ausgeführt werden.

Ausgabe: A.

frischer Wäsche. Unifor­formen, Stiefel usw.

passender Größe aus dem Vorrat des Zuges.

B. der inzwischen entgifteten

Bekleidung.

Falls der Bekleidungsvorrat crschöpft und Ersatz noch nicht eingetroffen ist oder die Entgiftung der Be­kleidung länger dauert als die der Mannsc~aften, er­halten sie wollene Decken1

) oder begeben sich in ein Wartezelt9). - Anschließend Ankleiden.

5. Auf dem Sam m e I p I atz: Gesunden und Verdächtigen werden die auf dem

Vorplatz abgelegten und inz~ischen entgifteten W~ffen usw. wieder ausgeliefert. DiC Gesunden marschieren in Gruppen, nach .. der italieni~chen Vo~.sch~ift4t ni~ht unter Kompaniestarke, ab. Die "Verdachtlgen smd nach Dem e nt je w (Russe)1') in einer Gruppe zusam­menzufasscn, folgen z. B. geschlossen am Ende der Marschkolonne und werden erst, wenn sich nach 4 bis 6 Stunden keine Verätzungen zeigen, zu ihrem Truppenteil entlassen. Nach der englischen Vorschrift dürfen Leute ohne sichtbare Verätzungen nur dann der Front entzogen werden, wenn sie nachweislich Senfgas in die Augen bekommen oder eingeatmet haben'). Leute, die sichtlich Schaden genommen haben, werden sofort behandelt und dann je nach der Schwere des Falles zur Sanitätskompanie oder in ein Feldlazarett abgeschohen.

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Der reibungslose Ab lauf des hier geschilderten Entgiftungsverfahrens wird jedoch in der Praxis aus zwei Gründen sehr erheblich erschwert: In der Regel wird sich unter den vergifteten Leuten eine Anzahl leicht und schwer Ver w und e t er befinden, und oft werden außer den Menschen auch Pferde und Fahrzeuge zu entgiften sein.

N ach Vorschlag des polnischen Stabsarztes Dr. L e v i t t 0 U x ll

) soll auf dem Entgiftungsplatz ein Teil des anitätspersonals dazu bestimmt werden, sich lediglich der vergifteten und zugleich verwun~ deten Leute anzunehmen. Diese sollen geschoren, gebadet und vorschriftsmäßig entgiftet werden. Außerdem sollen ihre Wunden mit einer "Lösung aus Seife und Annogen*) gewaschen" und sorg~ sam aseptisch behandelt werden. Das nimmt na~ türlich mehr Zeit in Anspruch als die Entgiftung der Unverwundeten, zumal Schwerverletzte vom Sanitätspersonal entkleidet und gewaschen wer~ den müssen, wobei nach Rad u 1 0 v i CO) höch~ stens die Hälfte der vorhandenen Duschen g l eich~ zeitig in Tätigkeit gesetzt werden kann.

Nach dem Baden werden die vergifteten Ver ~ wundcten in einen dicht am Ausgang des Bade~ raums liegenden Verband~ und Operationsraum geschafft, der von "einer chirurgischen Sektion aus den Reserven des Chefs des Sanitätswesens der Division" eingerichtet wird. Hier werden je~ doch nur dringliche chirurgische Eingriffe vorge~ nommen. Nach dem Verbinden werden die Leute "ins Feldlazarett oder zur Absehubstation" abbe~ fördert.

Nach polnischer Vorschrift'°) werden die P f erd e "in besonderen Badeanstalten für Tiere" entgiftet. Jedoch fehlt es an näheren Angaben , wie die Entgiftung von Menschen und Pferden zeitlich und örtlich in Einklang zu bringen ist. Nach S sem e n 0 w (Russe)J4) werden die Pferde in der Nähe des für die Menschen eingerichteten Entgiftungsplatzes angebunden und abgesattelt . Die Sättel usw. sind auf "einem besonders hierfür vorgeschriebenen Platz" niederzulegen. Alsdann begeben sich Reiter bzw. Fahrer zum Entgiftungs~ platz. ach dem Baden erhalten sie Schutzschür~ zen und Schutzstrümpfe oder ~st i efel, die sie im Sommer über den bloßen Körper ziehen, und be~ fassen sich mit der Entgiftung ihrer Pferde. Nach dieser Arbei t unterliegen sie selbst einer erneuten Waschung und erhalten schli eßl ich reine Kleider sowie ihre entgifteten Waffen und Ausrüstu ngs ~ stücke. Außerdem müssen noch die Fa h r z e u g e entgiftet werden . Diese Aufgabe übernehmen in der Regel Entgiftungstrupps der Kampftruppe, die jedoch in vielen Fällen wie die Rei ter vor und nach der Arbeit selbst en tgiftet werden müssen.

Bevor sich der Badezug nach Beendigung seiner Tätigkeit wieder in Marsch setz t, sind gebrauchte Entgiftungs~ und Reinigungsmittel, Lappen, Watte~ bäusche usw. zu vergraben. Benutztes Gerät ist, soweit erforderlich , zu entgiften, ebenso die be~ nutzten Räum e und das Gelände. Für den Was~ serabfluß benutzte Gräben sind zuzuw erfen und mit Chlorkalk zu bestreuen1

') .

III. Ausstattung neuzeitlicher Heere für die Truppenentgiftung.

Wieweit die Ausrüstung fremder Heere mit b e ~ weg I i e h.e n E n t g i f tun g sa n s tal t e n be~ reits durchgeführt ist, läßt sich aus den vorliegen~ den Quellen nicht feststellen, da sie sich, ohne Zahlen zu nennen, auf allgemeine Angaben be~ schränken. In Italien4) 6) und England1) sind Kraft~ wagen~Badezüge für die Sanitätsform ationen der

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Armeekorps und Divisionen vorgesehen, in Frank~ reich und Jugoslawien nach Me r eie r') und R a ~ du I 0 v i CO) anscheinend nur für die Sani tätskom~ panien der Divisionen, in Rußland angeblich so< gar für kleinere Verbände. Nach Was s i I k 0 w < s k y16) kann der Regimentsarzt eines Infanterie. Regiments jedem Bataillon ein fahrbares Brause< bad zu teilen, während Spezialwaffen (auch motori~ sierte) in der Regel über eigene Mittel verfügen oder auf die Einrichtungen der Infanterie angewie< sen werden. Nach Dem e nt je w1

") gehören zu einer "motomechanisierten Brigade" mindestens zwei Bäder (s. I e).

Welehe Ausstattung w ünschenswert und, ohne den Troß über Gebühr zu vermehren, möglich ist. wird in keiner ausländischen Quelle erörtert. Sicherlich ist die Entscheidung dieser Frage sehr schwierig. Ein ein ziges Flugzeug kann ein ganzes geschlossen marschierendes oder rastendes Ba< taillon mit ätzendem Kampfstoff beregnenlO). Es kann also leicht vorkommen, daß bei ein em In ~ fanterie<Regiment gleichzeitig 600 Mann entgiftet werden müssen. Man mache s ich einm al klar, wie viele Badezüge schn ell zur Stelle sein müßten, um die vorbeugende Entgiftung durchzuführen. . Ein italienischer Badezug würde zwar für 600 Mann ausreichen, aber für die Entgiftung 12 StUlv den brauchen (s. r a), d . h. der größte Teil der Leute würde erst behandelt werden können, nach: dem der Kampfstoff hingst seine Wirkung aus: geübt und schwere Verätzungen hervorgel'l1fen hat. Die Kampfstoff tropfen durchdringen in etwa 10 Minuten das Uniformtuch. Wenn die Entgif~ tung später vorgenommen wird, werden Verluste eintreten. aber die Erkrankungen werden nach englischer AnsichF) nicht so schwer sein, wenn .. sobald wie möglich" geholfen wird . Die Ameri ~ kaner verlangen, daß die Entgiftung möglichst in 30 Minuten, längstens aber innerhalb einer Stunde durchgeführt wird17

).

Es müßten also, um 600 Mann in der gebotenen Frist zu entgiften, mindestens 12 italienische Bade< züge mit 36 Fahrzeugen zur Stelle sein (s. unter I a). Nimmt man an, daß die 3 fahrharen Brause~ bäder des russischen Jnfanterie~Regiments die~ selbe Leistungsfähigkeit haben wie 3 italienische Badewagen, so würden sie zur Entgiftung von nur knapp einem V iertel der 600 V ergi fteten ausrei. ehen. Fa lls es nicht möglich ist, ve rfügbare Brause. bäder anderer Truppenteile sehneIl heranzuziehen. würden 450 Mann auf Selbsthilfe durch b ehe I f s~ m ä ß i g e E nt g i f tun g angewiesen bleiben.

Diese kann je nach der Jahreszeit an ein er Was~ serstelle im Freien oder in Gehöften unter Leitung der Truppenärzte in folgender Weise durchgeführt werden:

Zunächst werden Bekleidungs~ und Ausrüstungs~ stücke auf einem besonders bezeichnet en Platz ab< gelegt . ach dem Auskleiden b egeben sich die Leute zu dem Reinigungsplatz oder in den Wasch: raum. Hier wird der ganze Körper mit den z~r Verfügung stehenden Mitteln behandelt, z. B. Imt schwacher Kaliumpermanganatlösun g, die nach Rad u I 0 v i CO) jede Kompanie, Batterie usw. in ein em klein en Fäßchen mitführt (ein unprak< tischer Vorschlag, da di ese Lösung nicht haltb~r , Mitnahme von festem Kaliumpermanganat 1st zweckmäßiger), oder nach englischer VorschriW} ' mit Schutzsalbe" oder mit einem aus Chlorkalk und 'Wasser bereiteten Brei, die nach einigen Minuten abzuwaschen oder bei Wassermangel mit

*) Vgl . "Gasschutz und Luftsehu t , ·. Januarhcft 1936. S. 28 .

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einem feuchten Lappen wicder abzureiben sind. ~ndere Qu.ellen empfehlen lediglich ein gründ~ hches AbseIfen vom Kopf bis zu den Füßen. wo~ für jeder Mann stets ein Stück Seife bei sich haben sollO). I-Iierauf folgen die ärztliche Unter~ suchung, Gurgeln und Spülungen der ase und der Augen, Maßnahmen, die namentlich nach An~ sicht der Russcn nicht versäumt werdcn dürfen. Die abgelegten Kleider können nicht wieder an< gezogen werden, da ihre Entgiftung mit behclfs~ mäßigen Mitteln nicht möglich ist. Einzelnen Leu~ ten kann zwar mit "Umh~ingen oder Vorrats~ bekleidungsstücken unvergifteter Leute des Trup~ p~nteils2 ) vorübergehend ausgeholfen werden, diese Maßnahme ist aber ein unzuhinglicher Nob behel~. Die. be~elfsmiißige Entgiftung des Trup~ penteIls erfullt Ihren Zweck nur dann, wenn ihm re.chtzeitig .die zur neuen Einkleidung nötigen frischen Umformen, Wäsche, Stiefel, Ausrüstungs~ stücke usw. zur Verfügung gestellt werden . Un~ tel' Umständen werden sie einem Badezuge ent~ nommen werden können, wenn dieser Garnituren für eine weit größere Anzahl von Leuten mitführt, als er in einer Stunde entgiften kann (siehe unter I a). -

Nach der englischen Vorschrift (siehe unter I g) gehört es zu den Obliegenheiten der Ver~ waltungsdienststellen (Intendantur) , die Truppe n~eh der behelfsmäßigen Entgiftung schnell mit frIscher Bekleidung zu versorQen. I-Iierzu müssen diese Dienststellen über c"inen beträchtlichen Fuhrpark verfügen, damit sie genügende Vorräte beweglich bereit halten und bei plötzlich eintreten~ dem Massenbedarf rechtzeiti<1 und am riehti<1en Ort ausgeben können. '" "

Schließlich wird auch der V e t e ri n ä r die n st Transportmittel in Anspruch nehmen, wenn er "besondere Badeanstalten10)" für Pferde einrieh~ ten soll. Ferner müßte für den Nachschub von Sätteln und Geschirren als Ersatz für ver<1iftete und für deren Abtransport und Entgiftu;g ge; sorgt werden.

Da die Mitführung zur Truppenentgiftung im Felde unter allen Umständen ausreichender Mittel eine unerwünschte Vermehrung des Trosses be~ dingt, scheinen sich die meisten Heere bisher auf die Zuteilung einiger Kraftwagen~Badezüge zu den Sanitätsformationen der großen Verbände zu beschränken. Ob tatsächlich das russische Heer bereits über so zahlreiche fahrbare Brausebäder verfügt, wie Was si I k 0 w s k y'6) angibt, oder ob es sich vorläufig nur um Versuche und Pl iine des Kriegskommissariats handelt, muß dahin~ gestellt bleiben.

Indessen ist die Truppenentgiftung an erstarr ~ ten Fronten und hinter der Front nicht allein auf die beweglichen Bäder, Kleidervorräte usw. ange~ wiesen. Soweit sie nicht ausreichen, können 0 r t s ~ fes teE n t g i f tun g san s tal t e n unter Aus~ nutzung vorhandener Anlageni'), z. B. von Bade~ oder Waschanstalten, eingerichtet oder bei ge~ nügender Zeit neu gebaut werden. In Stellungs~ kämpfen empfiehlt Rad u I 0 v i CO), die Truppen ~ verbandplätze mit Duschanlagen und Kleider< magazinen zu versehen. ach anderen Quellen ge~ hört die Einrichtung von Entgiftungsbädern und bei Vorhandensein geeigneter Geräte auch von Anlagen zur Kleiderentgiftung zu den Pflichten der Ortskommandanten. Die englische Vorschrift') verlangt da. wo eine "lückenlose Organisation" der Entgiftung durchgeführt werden kann. eine so dichte Anordnung von ortsfesten "Zentralen

für erste Hilfe und Entgiftung", daß für jeden Mann, der vergiftet werden könnte in 10 Minuten eine solche Zentrale erreichbar ist.

IV. Sanitätstaktische Maßnahmen.

Wiihrend die technischen Fragen der Truppen~ entgiftung in den ausländischen Quellen zwar nicht erschöpfend, aber doch recht eingehend be~ handelt werden , befaßt sich nur eine Arbeit, die des Russen Was s i I k 0 w s k y16). gründlicher mit den sanitätstaktischen Grundsätzen für Füh~ rung und Einsatz der beweglichen Badeeinrichtun~ gen. Andere begnügen sich mit allgemeinen An~ deutungen.

N ach der italienischen Vorschrift4) sollen die zu

jedem Operationsbefehl gehörenden besonderen Anordnungen für den Gasschutz auch Anweisun~ gen für die Tätigkeit des Sanitätsdienstes enhal~ ten. Der Divisionsarzt hat, vom Divisionskom ~ mandeur über Lage und Absicht rechtzeitig unter~ richtet, "die zu seiner Zuständigkeit gehörenden prophylaktischen Anordnungen und Vorkehrun~ gen zu treffen, um Schädigungen, die für die Truppenteile entstehen könnten, auch bei leich~ ten Yperit~Angriffen auf ein Mindestmaß zu be~ schränken". Er soll die Badeeinriehtun<1en auf Kraftwagen "richtig verteilen". Der Badezu~ selbst soll "sich stets bereit halten, in Tätigkeit z{; treten und sich schleunigst an die Stelle zu begeben, wo er gebraucht wird" . ach Rad u I 0 v i CO) sollen Badeanstalten während des Gefechts an "geeig~ neten Orten der rückwärtigen V erbindungen" ein~ gerichtet und von hier aus je nach den Erforder~ nissen des Kampfes verlegt werden. Sobald sich die Truppen einer Kampfstoffsperre nähern, will Dem e n t j e W 13

) den Entgiftungsplatz in der ähe ihres vorderen Randes einrichten. Mal ~

te s e5) verlangt vor dem Angriff auf einen Feind, der von Gelbkreuz Gebrauch macht, unter an~ derem folgende Vorbereitungen: Bereitstellung von Entgiftungseinrichtungen, größeren Mengen von Schutzmitteln und von Kleidervorräten (Uni ~ formen, Wäsche, Stiefel usw.), ferner im Angriffs~ befehl besondere Anweisungen über die Lage der Entgiftungsplätze und über .. Erlaubnis oder Ver~ bot, bestimmte Wasserläufe zur persönlichen Rei~ nigung der Leute zu verwenden".

Die Badezüge sollen also je nach der Lage ent~ weder hinter der Front bereit gehalten werden, um bei eintretendem Bedarf dahin zu eilen, wo sie ge~ braucht werden, oder sie sollen unter Umstän~ den, schon ehe ein Truppenteil überhaupt mit Gelb~ kreuz in Berührung gekommen ist, den Entgif~ tungsplatz einrichten. Welche taktischen Ge~ sichtspunkte für seine Auswahl maßgebend sind, wird nicht näher ausgeführt. Es liegt aber auf der Hand, daß der im Abschnitt II geschilderte Enb giftungsbetrieb nicht dicht an der Kampffront und nur an einer Stelle durchgeführt werden kann, die gegen Sicht und Feuer des Feindes gedeckt oder außerhalb des feindlichen Feuerbereichs liegt. Hieraus folgt, daß während des Kampfes die vorbeugende Entgiftung nur ganz selten so schnell durchgeführt werden kann, wie es für ihren vollen Erfolg erwünscht ist. Denn einmal darf die Truppe erst dann aus dem Gefecht gezogen werden wenn es die taktische Lage gestattett), und zum ~ndern wird sie dann in der Regel noch einen beträeht~ lichen Weg zurückzulegen haben, selbst wenn ihr der Badezug entgegengeschickt wird.

Schon weitab vom Gefechtsfelde haben - wie einleit.end betont - marschierende Truppen mit

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Giftregenangriffen feindlicher Flieger zu rechnen. Wenn sie den Marsch zur sofortigen Entgiftung unterbrechen, wird der Zeitverlust in den meisten Fällen ein geringerer Nachteil sein als die Verluste an Kampfkraft, die ohne Entgiftung nach einigen Stunden unvermeidlich eintreten. Von diesem Gedanken ausgehend, bespricht Was s i 1 • k 0 w s k y16) folgende Schutzmaßnahmen des Sa. nitätsdienstes bei chemischen Angriffen während des Marsches:

Vor dem Antreten arbeitet der "Sanitätschef" gemeinsam mit dem "Chef des chemischen Dien. stes" die Marschstraße durch. Vorgesehene Rast. plä tze werden in die Karte eingetragen und "ge. fährliche Gebiete" gekennzeichnet, "die einerseits einen chemischen Angriff begünstigen und an. dererseits die Einrichtung eines Entgiftungsplatzes erschweren", z. B. Wälder und Höhen, die von den feindlichen Tieffliegern beim Anflug als Deckung benutzt werden können, ferner die Stellen, an denen die Geländebeschaffenheit die schnelle Zerlegung der Truppe erschwert, z. B. Engpässe, Moore, Dämme, Brücken usw. Dann wird die sanitätschemische Erkundung eingeleitet, um frühzeitig Wasserstellen, für Durchführung der Entgiftung geeignete Plätze und örtliche Hilfs. mittel, wie Bäder, Krankenhäuser, Heizmaterial usw., festzustellen.

Auf Grund dieser vorbereitenden Überlegun. gen und Erkundungen verteilt der "Sanitätschef" sein Personal und die zu seiner Verfügung stehen. den Mittel und gibt "Platz. und Arbeitsanweisun. gen für den Fall eines chemischen Angriffs". Im allgemeinen sollen die Brausebäder so verteilt werden, daß jedem Bataillon eines mit angeheiz. ten Wasch. und Brauseeinrichtungen "in einer ge. wissen Entfernung" in steter Bereitschaft folgt. Auf diese Weise soll erreicht werden, daß von jeder Stelle der Marschkolonne aus ein Brausebad in höchstens 15 bis 20 Minuten zu erreichen ist.

Zwischen den auf die ganze Marschkolonne verteilten Bädern soll Verbindung hergestellt und dauernd aufrechterhalten werden, damit, wo die Mittel nicht ausreichen, "sofort zusätzliche Wasch. und Brauseeinrichtungen aus der Reserve oder von einem Bataillon, das keinen Angriff er. litten hat, zugeführt werden können".

N ach einem Gelbkreuzangriff feindlicher Flie. ger auf einen Kraft.Badezug stellt der Führer des Bades zunächst fest, ob es Schaden gelitten hat. Wenn es nicht getroffen ist, läßt er es sofort gegen den Wind abbiegen und den Entgiftungs. platz an einer geeigneten Stelle einrichten. 15 Mi. nuten nach Eintreffen an dieser soll es den Be. trieb aufnehmen können. Sind das Bad und seine Bedienung selbst von dem Giftregen getroffen worden, so wird außerhalb des vergifteten Gelän. des das Gerät entgiftet und dann der Entgiftungs. platz eingerichtet, auf dem zuerst das Sanitäts. personal behandelt wird, damit es sich unverzüg. lich der vergifteten Kämpfer annehmen kann.

Wo es die Lage gestattet, will Was s i 1. k 0 w s k y16) vorsorglich längs der ganzen Marsch. straße in Abständen von durchschnittlich 4 km, vor allem aber an Engen, Flußübergängen usw., Entgiftungsplätze einrichten, die betriebsbereit sein müssen, wenn sich ihnen der Anfang der Kolonne nähert.

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Der Russe Dem e nt j ew13) schlägt vor, beim

Marsch einer motomechanisierten Brigade die Badezüge so einzugliedern, daß sich "mindestens" einer am Anfang und einer in der Mitte der Kolonne befindet. Auf diese Weise wäre die erste Hilfe bereits nach 5 bis 7 Minuten möglich.

Wesentlich schwieriger, als es nach den russi. sehen Vorschlägen erscheint, wird sich der Trup. penentgiftungsdienst auf dem Marsch einer Infan. teriedivision gestalten, die nur über 1 bis 2 ihrer Sanitätskompanie zugeteilte Kraftwagen.Badezüge verfügt. Durchdachte Anordnungen für ihre Be. wegung und eine geschickte Regelung des Nach. richtendienstes werden notwendig sein, damit die Züge unter Ausnutzung ihrer Marschgeschwindig. keit nach Fliegerangriffen rechtzeitig die Stellen erreichen, wo ihre Hilfe gebraucht wird.

5. Schrifttum.

Eng I an d. I. Dienstvorschrift: "Taktische Bemerkungen zum

Gasschutz" . 1934. 2. Dienstvorschrift: "Gasschutz". 1935.

Fra n k r e ich. 3. Me r c i er, Professor Dr. R. : "Die Truppe im

Kampf mit den Gasen " in der "Revue d' Artille­rie", Juniheft 1929.

I tal i e n. 4. Dienstvorschrift: "Anweisun g zur Verteidigung ge­

gen chemische Kampfstoffe." 1930. 5. Mal te se, E.: "Die Vorbereitung des Heeres für

den Gasschutz" in "Esercito e Nazione", Nr. 9. 1931.

6. Man g a n ar 0, Dr. Carmelo: "Der Sanitätsdienst im Kriege für die Gasvergifteten" im "Giornale di Medicina Militare", Heft 10, 1933.

7. Mur er, Alberto: "Das Yperit als Kampfstoff" in "Esercito e Nazione", Nr. 6, 1934.

Ja pan. 8. Jod 0 k u y 0 j i dos h a: "Kraftfahrzeuge zu Ent­

giftungszwecken" in "Gun-idan-Zasshi" (Zeitschrift des Militärärzteverbandes), Nr. 243, 1933.

J u g 0 s 1 a wie n. 9. Rad u I 0 v i c, Sanitätsmajor Dr. Mi!.: "Vorbeu­

gungsmaßnahmen und erste Hilfe bei Gasvergiftun­gen" in "Ratnic", Nr. 5, 1930.

Pol e n. 10. Pr z y c hoc k i, Dr. Stanislaw: "Der neuzeitliche

Stand der Behandlung der Yperitentzündungen der Haut." Warschau 1934.

11. L e v i t t 0 u x, Stabsarzt Dr. H.: "Das Verhalten des Chirurgen gegenüber den mit Kampfstoffen sowie mit Yperit vergifteten Verwundeten." Warschau 1934.

Ruß I a n d. 12. Dienstvorschrift: "Einstwei lige Vorschrift für die

Entgiftung." 1931. 13. Dem e n t j e w, A.: "Der chemische Dienst in den

motomechan isierten Truppen teilen ." 1932. 14. S sem e n 0 w, M.: "Hilfsmittel und Arten des

Gasschutzes." 1933. 15. A s a r j e wund BaI a s c ho w: "Der Rotarmist

im chemischen Dienst." Moskau 1935. 16. Was s i I k 0 w s k y: "Die Schutzmaßnahmen des

Sanitätsdienstes bei chemischen Angriffen während des Marsches" in "Wojenno sanitarnoje Djelo", Nr. 9/10, 1935.

USA. 17. Lehrbücher der amerikanischen Gaskriegsschulc

Edgewoodarsenal aus den Jahren 1927/1933.

Page 21: Gasschutz Und Luftschutz 1936 Nr.7 Juli

Das Eindringen von Lost in Baustoffe Major (E.) Fritz T h e m met Berlin

Für die Durchführung von Entgiftungsmaßnah. men ist es äußerst wichtig, daß das Personal des Entgiftungsdienstes eine möglichst genaue Kennt. nis des Verhaltens von Lost auf Baustoffen be. sitzt. Um die bereits vorhandenen Erfahrungen1

)

zu ergänzen, wurde eine Versuchsreihe durchge. führt, über deren Ergebnisse nachstehend berich. tet werden soll.

Die Versuche mit Da c h p a p pe n erstreckten sich auf Asphaltbitumen.Dachpappen und Teer. dachpappen.

Asp hai t bit urne n • D ach p a p p e n bauen sich im allgemeinen aus einer Wollfilz.Rohpappe mit Asphaltbitumen • Tränkung und Asphalt. bitumen.Deckschicht auf. Zusätzlich erfolgt bei manchen Arten eine Bestreuung mit Glimmer. talkum. Eine besondere Art von Asphaltbitumen. Dachpappe wird mit einer eingearbeiteten Deck. schicht, die aus einer mit Mineralfarben gefärb. ten Spezialdeckmasse besteht, versehen. Je nach der Verwendung für Tarnzwecke kann die Deck. schicht von roter, grüner, blauer oder silberarti. ger Farbe sein. Statt der Wollfilzpappeinlagc wer. den für manche Dachpappen auch Asphaltinplat. ten mit Jutegewebeeinlage benutzt. Tee r d ach. pa p p e n bestehen im wesentlichen aus Roh. pappe mit Teertränkung und einer aus Teerpro. dukten und mineralischen Füllstoffen hergestellten Deckschicht, die auch mit Glimmertalkum abge. streut sein kann.

Bei den Versuchen wurden je fünf Tropfen technischen Lostes auf die Probestücke gebracht. Auf Asp hai t bit urne n • D ach p a p p e n mit Talkumdeckung breitete sich der Lost auf einer Fläche von 2X 3 cm aus. Nach ungefähr 1% Tagen war die belostete Stelle wieder trocken. Bei Asphaltbitumen.DachpappenohneTalkumdeckung, die mit feinem Sand bestreut waren, breitete sich der Lost fast kreisförmig mit einem Durchmesser von 4 bis 5 cm aus (Bilder 1 und 2). Nach ganz kurzer Zeit waren keine feuchten Stellen mehr zu erkennen. Bei Asphaltbitumen.Dachpappe mit ein. g~arbeiteter Deckschicht breitete der Lost sich gar nIcht aus und stand auf der Oberfläche ungefähr fünf Tage. Wieviel verdunstet oder eingezogen war, ist nicht festgestellt worden.

Bei keiner der geprüften Asphaltbitumen.Dach. pappen, deren Stärken 2 bis 4 mm betrugen, wurde ein Durchdringen von Lost beobachtet. Auf der Oberfläche entstanden mehr oder weni. ger dunkle Flecken, die noch nach Monaten deut. lich erkennbar waren. Der Geruch nach Lost war nach der Benetzung noch ungefähr 2 bis 3 Wochen lang wahrnehmbar. Auf der Dachpappe mit ein. gearbeiteter Deckschicht war die belostete Stelle nach der Verdunstung des Lostes auch durch Ge. ruch fast gar nie h t m ehr festzustellen.

In die oberste Schicht der Tee r da c h • p a p pe n, die eine Stärke von 2 bis 3,5 mm hat. ten, drang Lost in 5 bis 15 Minuten ein und brei. tete sich hier ungleichmäßig aus. Durchdringen von Lost wurde auch bei Teerdachpappen in keinem Falle festgestellt. Die LoststeIlen waren, wie bei den Asphaltbitumen.Dachpappen, oft noch nach Monaten zu erkennen (Bilder 3 und 4).

Die bisherigen Versuche haben ergeben, daß sich eine Asphaltbitumen.Dachpappe mit eingear. beitet er Deckschicht am günstigsten gegen das

Eindringen von Lost verhält. Da die Entgiftungs. trupps für die behelfsmäßige Herstellung von lostfreien Wegen gerollte Dachpappe mitführen, sollen weitere Versuche durchgeführt werden, um zu ermitteln, ob Dachpappenrollen auch nach längerem Lagern noch das Durchdringen von Lost verhindern. Ober die Ergebnisse der Versuche wird später berichtet werden.

Po r öse Bau s t 0 f f e besitzen naturgemäß eine besonders große Aufsaugfähigkeit für Lost. Der Lost breitet sich auf solchen Stoffen verhält. nism äßig wenig aus, dringt dafür aber um so mehr in die Tiefe. Die Eindringtiefe ist je nach der Porosität verschieden. Bei der Verwendung von fünf Tropfen Lost, der mit einem Anilinfarb. stoff gefärbt war, wurden Eindringtiefen von 2 bis 8 mm festgestellt. Ein derartiges Verhalten zeigen hartgebrannte (Bild 5) und gewöhnliche Z i e ge l . s t ein e, Sandsteine, verschiedene Mörtelarten und auch Zementmörtel (Beton). Die Eindringzeit is~ bei gewöhnlichen Ziegeln sehr gering; sie steigt mIt der Abnahme der Porosität des Materials. Auf glasierten Ziegeln und Kacheln sowie auf Fliesen breitet sich der Kampfstoff in geringem Maße auf der Oberfläche aus und bleibt dort bis zur Verdunstung stehen.

Die oft vertretene Ansicht, daß in Dachziegel aus S chi e f e r s t ein der Lost überhaupt nicht eindringt, trifft nicht zu. Je nach der Entstehungs. art und .zeit und der Zusammensetzung des Ma. terials sind seine Eigenschaften verschieden. Auch der Verwitterungseinfluß spielt eine Rolle. Für die praktischen Versuche wurde eine Schieferplatte von einem Kasernendach verwendet, die bereits drei Jahrzehnte auf dem Dach eingebaut war. Die Schiefer platte hatte eine Stärke von 8 mm. Die für den Versuch verwendeten fünf Tropfen Lost waren innerhalb von 50 Minuten eingedrungen, wobei geringfügige Unregelmäßigkeiten im Aus. breiten auftraten. Ein Durchdringen von Lost durch die Schieferplatte wurde jedoch nicht fest. gestellt. Geruchswahrnehmung war bis zum ach; ten Tage nach dem Versuch vorhanden.

Ö I f a r ben ans tri c h auf Hauswänden schützt gegen das Eindringen von Lost, wenn der Anstrich eine gleichmäßige Schicht ohne Risse bildet. Ältere Ölfarbenanstriche schützen nicht, wie Versuche zeigten, da sie meist feine Risse aufweisen. Durch ungestrichenes und ungeöltes Hol z wurde Lost erwartungsgemäß leicht aufge. saugt. Das Eindringen in der Faserrichtung er. folgte schneller als quer zur Faserrichtung. Auf Met a 11 e n war nur geringes Ausbreiten des auf. gebrachten Lostes festzustellen. Nach der Ver. dunstung des Kampfstoffes wurden bei Dur. aluminium Korrosionserscheinungen beobachtet.

Weiter wurden Versuche mit verschiedenen Li n 0 l e u m sorten durchgeführt. Zur Verfügung standen sowohl auf Waltonzementbasis als auf Taylorölbasis hergestellte Sorten.

Bei der Herstellung von Waltonzement wird Leinölfirnis in sogenannten O xydierschuppen durch Berieseln von Nesselbahnen unter Anwen. dung von Warmluft verfestigt. Dadurch entstehen

1) Siche Dr .-Ing. G . Ren w a n z : Ent~iftung von verlo.teten Bauten . In .. Die Gasmaske', 7. Jahr~ .. S. I, 1935. Referiert in "Gasschutz und Lullschutz", 5 . . Jahrg .. S. 298, 1935.

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Page 22: Gasschutz Und Luftschutz 1936 Nr.7 Juli

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Page 23: Gasschutz Und Luftschutz 1936 Nr.7 Juli

im \'erlauf \"on etwa zwei Ionaten 2 bis 3 em starke Linox\"nfelle, die vermahlen und mit H<\rz und b:opalcn -verkocht werden. J\1an unterscheidet bei 'vValtonlinoleum b:alanderware und Preßware. \'on diesen hat die Kalanderware. die durch Auf~ walzen der Linoleummasse mit Walzen verschie~ dener Geschwindigkeit hergestellt wird, eine ge~ schlossene Oberfläche und festeres GefÜ)1e als die Preßware, die man durch Aufpressen zwischen be~ heizten Stahlplatten herstellt.

Tayloröl wird aus Leinöl unter Verwendung von Trockenstoffen (ßlei~ und Mangansalzen) her~ gestellt. Unter Anwendung von Wärme bis zu 300" C bildet sich eine gelatinöse, gummiähnliche Masse. Die Linolcumprodukte unter Verwendung \'on Waltonzement geben eine wesentlich glattere und gesehlossenere Oberfläche als unter Verwen. dung von Tayloröl. So wird z. ß. das bekannte porö e Korklinolcum aus Tayloröl hergestellt.

Auch bei den Versuchen mit Linoleum wurde gefärbter Lost verwendet. Auf Linoleum mit glat. tel' Oberfläche stand der Lost 1 bis 3 Stunden und drang nur wenig ein. Beim KorkIino leum dagegen war der Lost bereits nach 10 Minuten eingesickert und sehr breit verlaufen. Die Eindringticfen lagen beim glatten Linoleum zwischen 0,2 und 0,5 mm , bcim Korklinoleum über 1 mm. Bei Granitlino. leum, einem sehr grobkörnigen Produkt, das oft feine Haarrisse aufweist, wurde in einem Falle eine Eindringticfe von 2 mm beobachtet. Bemerkt sei noch, daß ein gebohnertes Linoleum bessere Ergebnisse als ungcbohnertes zeigt. Abgetretenes Linoleum ist rauher und läßt daher den Lost tie ~ fer eindringen; jedoch k ann durch erneutes Boh ~ ncrn uer Widerstanu gegen das Eindringen \'on I.ost wieder erhöht werden.

Zur Ermittlung des Verhaltens von Lost auf P f 1 ast e r materialien wurden Stein pflaster, Na ~ turasphalt und vVeißasphalt. Gummipflastersteine, I Tolzpflaster und Teersteine \'erwendet. Auf

C ra n i t s teinen mit rauher Oberfläche breitet sieh Lost sehr schnell aus und bleibt bis zum Ver; dampfen in dünner Schicht stehen. Auf at 1I r ~ asp hai t verläuft Lost ungefähr kreisförmig mit zum Teil ausgeprägten Rändern nach län gerem Stehen. Die Lostränder waren noch nach v.,' ochen zu erkennen (Bilder 6 und 7). Es wurden Eindring~ ti efen bis zu 2 mm ermittelt. Bei Versuchen mit S t a m p f asp haI t, der bereit jahrelang auf der Straße eingebaut und befahren war , wurde in einem Falle eine Eindringtiefe von 9 mm fest. gestellt. W eiß asp haI t , der zur Begrenzung der Fußgängerwege über den Fahrdamm dient, ist nicht auf aturasphaItbasis aufgebaut. sondern besteht aus einer Mischung von Kalziumsalzen und organischen Stoffen und hat ähnliche Eigen ~ schaften wie aturasphalt. Auf Weißasphalt brei. tet sich Lo t nicht aus (Bild 8), sondern vcruickt nach einigen Tagen zu einer harzähnlichen Masse, die nach 3 Wochen auf der Hand keine .. tzwir. kungen mehr verursacht. Das für die Versuche verwendete Hol z p f 1 ast er bestand aus mit Karbolineum getränkten Holzziegeln (Bild 9). Die Eindringtiefe in der Faserrichtun)1 betrug 5 mm. Auf Tee r te in e n breitete ich Lost in gerin . gem Umfange aus. Die benetzte Stelle war noch nach einem Tage feucht. Auf G u m m i p f I a ~ s t er s t ein e n breitete sich Lost allmiihlich aus (Rilder 10 bis 12).

Die gesamte Versuchsreihe wurde im Labora. tori um bei gleichmäßiger Zimmertemperatur (16 bis 180 C) durchgeführt. Für im Freien durchzu ~ führende Versuche dürften je nach den Witte. rungsverhältnissen etwas andere Ergebnisse zu erwa rten stehen. Windbewegun)1 und Son nen . bestrahlunl4 werden das Verdunsten des Lostes beschleunigen. In Dachpappen und Asphalt. pflaster, die unter starker Sonnenbestrahlung lie. gen, wird Lost wahrscheinlich tiefer eindringen als bei den Versuchen im Laboratorium.

Amtliche Mitteilungen Der II crr j{ e ich s m i n ist erd e r L u t t f a h r t

und Oberbefehlshabcr der Luftwaffe gibt durch blaß Z. L. -} cl 2240/36 vom 25. März 1936 folgendes bekannt:

Be tri f f t: Abgabe von Gasmaskcn aus \\ ·ehrmachtbestiinden.

. -\us den bei der \Vehrmacht ein(!ela(!erten Gasmas­ken soll alljährlich einc best immte- .-\I~zahl zum Ver­kauf gebrach t werden.

Es handelt sich bei den genannten Gasmasken um vollwertige. ungebrauchte S-Masken. die vorsehrifts­miißig abgenommen und eingelagert worden sind.

Zu jeder Gasma ke gehören: 1 Alaskenkörper, 1 Fil tereinsatz, 1 Tragbüchse, 1 Paar J...::larscheiben (als Ersatz).

Die vorstehend mit ihren Einzelteilen aufgeführten Gasmasken werden bis auf weiteres zum Preise von 12.- RM. unter der Bedingung abgegeben, daß Preis­aufschläge bei der Verteilung nicht erhoben werden . i\"eufestsetzung des Abgabepreises bleibt vorbehalten. Ein Hande l mit diesen Gasmasken wird auf Grund des § 8 des Luftsc hutzgesetzes vom 26. Juni 1935 verboten.

Alle Bestellungen sind an die Ve ma. Verteilungs­steIle für S-Masken, Berlin W 57, Potsdamer Str. 71, zu ric h ten. Sie werden von ihr gesammelt und all­monatlich an die Heeresfeldzeugmeisterei weitergeleitet werden.

G leichzeitig mit der Bestellung bei der Yesma ist der Gegenwert a uf das Postscheckkonto der .. Heeres-

Standurtkas~c Spandau (Berlin "lr. 60115)" Illit dcm Vermerk: ,.Für Heeres-Zeugamt Spandau. Auffrischun~s ­lager" zu überweisen.

Die Bestellungen werden nach dem bekannten Grii­ßCIl\"ertei lungsseh I üssel a usgcführt :

12 vom Hundert Größe 1 (große Gesichtsform) . 80 vom Hundert Größe 2 (mittlere Gesichtsform).

8 yom I [undert Größe 3 (kleine Gesichtsform). Abweichungen hiervon sind nur in Ausnahmefällen

möglich. Die bestellten Gasmasken werden in Kisten von 45.

25 und 15 Stück verpackt. Weniger als 15 Stück kön ­nen in der Regel nicht geliefert werden. Die Masken kommen in den Tragbüchsen verpackt zur Versen­dung. Schultergurte und Knopfbändcr werden gesondert versandt. Die Packkisten bleiben im Besitz des Emp­fängers.

Nach Eingang beim Empfänger müssen die Masken sofort aus den Tragbüchsen genommen und sachgemäß ge lagert werden. Hierzu sind zweckmäßig Maskenspan­ner zu verwenden, die gesondert zu beschaffen sind.

Die Aufträge werden binnen zwei \Vochen nach Ein­gang der Bestellungen bei der Heeres-Feldzeugmeisterei ausgeführt.

Pakete werden postfrei, Frachtsendungen frachtfrei Bestimmungsbahnhof des Empfängers versandt. Zustell ­gebühr für Postsendungen tragen die Empfänger.

ehadenersatzansprüche für Beschädigung der Sen­dungen auf dem Versandwege sind vom Empfänger sogleich beim Empfang bei der Post oder der Reichs­ba hn anzumelden.

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Page 24: Gasschutz Und Luftschutz 1936 Nr.7 Juli

Vor der VeTsendung werden alle Gasmasken yon der Untersuchungskommission für Gasschutzgerät beim I-Ieeres-Zeugamt Spandau geprüft, so daß die Lieferung nur einwandfreien Gerätes gewährleistet ist.

Etwaige Beanstandungen von Lieferungen sind inner­halb eines Monats nach Versendung an die Vesma zu richten, die sie an die Heeres-Feldzeugmeisterei weiter­leitet.

Von den bei der Vesma eingehenden Aufträgen wer­den zuerst die des Reichsluftschutzbundes ausgeführt werden. Im übrigen erfolgt die Erledigung der Bestel­lungen in der Reihenfolge des Eingangs. Ein Anspruch auf Belieferung besteht nicht.

Der Herr Re ich s m i n ist erd e r Lu f t f a h r t und Oberbefehlshaber der Luftwaffe gibt folgendes bekannt:

I 6. J uni 1 9 3 6 : Gemäß § 8 des Luftschutzgesetzes vom 26. Juni 1935

sind widerruflich genehmigt worden: I. der Firma "D eu t s c h e Met a 11 tür e n wer k e

Au g u s t Sc h war z e A. - G." in Brackwede in West­falen der Vertrieb der am 25. März 1936 - Aktenzeichen A. 140 245 - bei dem staatlichen Materialprüfungsamt Berlin-Dahlem geprüften, etwa 81 cm breiten und 186 cm hohcn Gasschutztür mit Zarge;

2. der gleichen Firma der Vertrieb der am 25. März 1936 - Aktenzeichen A. 140 244 - bei dem staatlichen Materialprüfungsamt Berlin - Dahlem geprüften, etwa 98 cm breiten und 197 cm hohen Gasschutztür mit Zarge;

3. der Firma B ra n der Fa r b wer k e, Chemische Fabrik G. m. b. H. in Brand-Erbisdorf der Vertrieb der am 22. August 1935 - Aktenzeichen 25921/35 - bei der Chemisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin geprüften "Dichtungsmittel Brandekt" und "Farbiges Brandekt" (flüssige Anstriche für Mauerwerk) sowie "Brandekt S" (Spachtelkitt zum Abdichten von Löchern, Rissen, Fugen im Mauerwerk) als Dichtungsmittel für Schutz­räume.

Auslandsnachrich fen

England. Im Mai d. J. wurde mit der systematischen Durch­

führung von L u f t s c hut z ü b u n gen begonnen. Diese werden vorläufiJ! als reine Schauübungen veranstaltet, bei denen die Zuschauer durch Lautsprecher ständig über den Verlauf und den jeweiligen Stand der übun­gen unterrichtet werden.

Italien. Auf persönliche Anordnung Mussolinis werden nun­

mehr auch in Italien Fall s chi r m s p r in ger - Ver ­b ä nd e nach russischem') und französischem2

) Vor­bilde aufgestellt. 1-Iierzu sollen in erster Linie Mitglie­der der faschistischen Jugendverbände herangezogen werden.

österreich. Am 12. Mai d. J . fanden in K ä r n t e n und am

4. Juni in Ti r 0 I Lu f t s c hut z ü b u n gen größeren Ausmaßes statt, die einer Erprobung sowohl des mili ­tärischen als auch des zivilen Luftschutzes dienten . An­lage und Durchführung der übungen zeigten im allge­meinen bekannte Bilder; immerhin erscheinen folgende Einzelheiten bemerkenswert:

Bei der K ä rn t n e r übung wurden laut vorliegen­den Nachrichten "die Sc h u I e n um 11 Uhr von dem bevorstehenden Angriff verständigt und sofort geräumt, um 13,10 Uhr erfolgte der eigentliche Fliegeralarm für die g es amt e Be v öl k e run g". Diese Frist von über zwei Stunden wird für die Warnung und Räumung der Schulen praktisch jedoch nie zur Verfügung stehen, da sie bei der durchschnittlichen Flug,geschwindigkeit moderner Bombenflugzeuge einer Entfernung von über 500 km von der alarmierten Stadt entspricht. Vielmehr werden im Ernstfall für Schulen die gleichen Vorschrif­ten bezüglich Aufsuchen der Schutzräume bei Flieger­alarm gelten müssen wie für die übrige Bevölkerung.

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In dieser Hinsicht gibt also der Verlauf der Kärntner übung ein schiefes Bild - Bedeutungsvoll ist der von Pionieren des Bundesheeres unternommene und trotz der kräftigen Strömung der Drau erfolgreich durchge­führte Versuch, einen vollständigen Feuerwehrzug mit einer Be hel f s f ä h re über den Fluß zu setzen, da die Villacher Draubrücke a ls zerstört galt.

Die Ti r 0 I e r ü bung am 4. Juni, übungszen trum In n s b r u c k, ga lt einer überprüfung des kr i e g s­m ä ß i gen Ver haI te n s sämtlicher Luftschutzfor­mationen sowie der passiven Bevölkerung und zugleich einer Erprobung der ernstfallmäßigen Mitwirkung der Bundesbahnen. Der Erfolg der Tagübung wird als zu­friedensteIlend bezeichnet, der Verlauf der Verdunke­lungsübung befriedigte nicht.

Schweiz. Zur Zeit sind Vorbereitungsarbeiten für die Schaffung

einer Gas m a s k e für den zivilen Luftschutz im Gange, die bereits in Kürze zum Verkauf gelangen soll. Der Preis des amtlich geprüften und genehmigten Ge­rätes soll 20 Schweizer Franken betragen. Die aktive Zivilbevölkerung wird gemäß den Bestimmungen des Bundesbeschlusses vom 29. September 19343) auf Kosten der öffen tlichen Hand mit der neuen Gasmaske ausge­stattet werden. Der passive Bevölkerungsteil soll sich das Gerät im allgemeinen auf eigene Kosten beschaffen; um auch Minderbemittelten, vor allem an besonders ge­fährdeten Orten, den Ankauf zu ermöglichen, ist im neuen Wehrhaushalt4

) der Betrag von einer Million Franken zur Kreditgewährung vorgesehen.

Sowjetrußland. Nach einer Meldung aus London hat der Moskauer

Korrespondent des "Daily Telegraph" unter dem 1. Juli berichtet, daß nach dem Stand vom Juni d. J. der sow­jetrussische F lug z e u g par k eine Ver g r ö ß e run g von 72 v. H . gegenüber Jahresbeginn aufweist. Bei Bekanntgabe dieser Zahlen soll der Leiter der sowjet­russischen Flugzeugindustrie, K aga n 0 v ich, sich fol­gendermaßen geäußert haben: "Wir haben stets ge­nügend Flugzeuge für die Verteidigung unseres Lan­des. Unsere Flugzeuge werden immer höher und immer weiter fliegen und notfalls unsere Feinde ver­nichten. Unsere Flugzeugwerke sind nunmehr größer als alle anderen in Europa und Amerika. Wir haben es somit gar nicht nötig, nach dem Westen zu blicken."

Von der Aufrüstung der russischen Lu f t ·w a f f e geben folgende Zahlen einen Begriff, die kürzlich auf einer Tagung der Jungsowjets von General K 0 s a r i e f f bekanntgegeben wurden: Tm Jahre 1935 sind insgesamt 3500 Militär-Flugzeugführer neu geschult worden; 52000 Mann erhielten Segelflugausbildung, von denen 8000 nunmehr, nachdem sie sich als geeignet erwiesen haben, im laufenden Jahre zu Piloten ausgebildet werden.

Ungarn. Durch den Erfolg der Luftschutzschau auf der vor­

jährigen Budapester Messe") angeregt, veranstaltete das ungarische Luftschutzkommando auch auf der dies­jährigen Mustermesse vom 8. bis 18. Mai in Budapest eine Lu f t s c hut z - S 0 n der aus s tell u n g , die von insgesamt 800000 Personen besucht wurde. Die Ausstellung war in diesem Jahre bereits bedeutend reichhaltiger als im vergangenen und wies eine sehr klare und übersichtliche Gliederung auf. Der gesamte Aufbau und die Durchführung der erfolgreichen Aus­stellung waren ausschließlich Aufgabe des ungarischen Luftschutzkommandos unter Führung von Oberst von Ru s z k a y, dem neben zahlreichen Offizieren des Ge­neralstabes und des Tngenieurstabes auch der bekannte Fliegeroberst von Pet r 0 c z y6) mit Rat und Tat zur Seite stand.

1) Vgl. "Gasschutz und Luftschutz', 5. Jg .. S. 269, 1935 . 2) V~J. "Gasschutz und Luftschutz" . 5. Jg ., S. 294, 1935. 3) Vgl. "Gasschutz und Luft.chutz", 5. Jg., S. 69 , 1935. 4) VgJ. " Gasschutz und Lufts chut z", Juniheft 1936, S. 162. ") VgJ. "Gasschutz und Luftschutz", 5. Jg., S. 216, 1935. 6) VgJ. .. Gasschutz und Luftschutz", 5. Jg., S. 332, 1935.

Page 25: Gasschutz Und Luftschutz 1936 Nr.7 Juli

Chemischer Krie& In der Zeitschrift "Wissen und Wehr", Heft -t und 5.

1936, veröffentlicht Generalmajor von Te m p el hof f eine kriegschemisc he Studie unter dem Titel "D e r chemische Krieg im Spiegel des neueren aus I ä nd i sc h e n Sc h r i f t tu m s", auf die beson­ders hingew iesen sei. Der Aufsatz deckt sich inhaltlich mit dem vom Verf. bereits am 15. November 1935 in der Arbeitsgemeinschaft "G ass eh u t z" der "D e u t ­se hen Gesellschaft für Wehrpolitik und 'vV ehr w iss e n s eh a f t e n" in Berlin gehaltenen Vor­trage. Verf. baut seine Gedankengänge auf etwa 30 in den Jahren 1933 bis 1935 erschienenen fremdstaatlichen Veröffentlichungen auf und bevorzugt hierbei amerika­nisches und russisches Schrifttum; wir finden aber auch wertvolle Arbeiten aus engli scher, französischer, italieni­scher, polnischer, schwedischer und sch~veizerischer Feder berücksichtigt.

Einleitend setzt sich Verf. mit der Frage des in te r­na t ion ale n Ver bot es der Gaswaffe auseinander und beweist hier an Hand von Zitaten ausländischer Fachleute. daß die Gaswaffe im Zukunftskrieg als "un­vermeidlich" anzusehen sei. Bei der Erörterung der zu erwartenden chemischen Kam p f s t 0 f f e wird die von fremdstaatlichen Militärkreisen ganz allgemein erhobene Forderung nach einem schnell wirkenden, seßhaften, Verluste bringenden Gaskampfstoff betont , zugleich aber auch zutreffend bemerkt, daß dieses militärische Bestreben bisher immer noch ein frommer Wunsch ge­blieben sei. Die anschließende Behandlung der unter­schi ed li chen Gas - Ein s atz ver f a h ren befaßt sich vor allem mit der Frage des Artillerie-Gassehießens und des aerochemischen Einsatzes. Verf. gelangt auf Grund ausländischer Urteile zu dem Schluß, daß im Hinblick auf die Entwicklung des Flugwesens die Rolle der Gasgeschosse der Artillerie im künftigen chemi­schen Kriege voraussichtlich nicht mehr die vorherr­schende sein wird; unzweifelhaft stehe heute der Kampf­stoffeinsatz durch Flieger infolge größerer Reichweite seiner Wirkung an der Spitze der Angriffsverfahren . Wenn auch die aerochemischen Angriffsmethoden -sei es in Form von Sprenkeln oder Zerstäuben von flüssigem Kampfstoff durch Tiefflieger, sei es durch Abwerfen von Senfgasbomben mit Zeitzünder oder A ufschl agzünder - überall noch in der Entwicklung stehen dürften, so sind jedoch diese Verfahren nach amerikanischen Meldungen schon so weit gediehen. daß ernsthaft mit ihn en in einem künftigen Kriege gerechnet werden muß.

Vorstehend besprochene Arbeit faßt in logischem Auf­bau und in knappster Form das 'vVesentliehe aus einer Reihe hochwertiger Veröffentlichungen des Auslandes zusammen und gibt uns so ein lehrreiches Bild der gas­technischen Entwicklungsarbeiten der letzten Jahre. Siche r ist. daß die Dinge bereits sehr viel wei ter ge­diehen sind , als es die Veröffentlichungen, die natur­gemäß mehr in hypothetischer a ls in exak ter Form ge­halten sind, zu erkennen geben. Jedenfalls dürfte das vom Verf. aufgezeigte Bild im wesentlichen zutreffen.

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In "Chemical Reviews", Heft 17, Tl ., 1935, bringt Kirby E. Ja c k s 0 n von der "Vanderbi lt Universität",

ashville, Tenessee, im Rahmen einer fortlaufenden Reihe von zusammenfassenden Darstellungen über die Chemie der chemischen Kampfstoffe') eine Arbeit über Rachenreizstoffe, "S te r nut at 0 r s". Unter Benutzung aller in der Weltliteratur erschi enenen Veröffentlichun­gen über die entsprechenden Arsenverbindungen. er­gänzt durch Ergebnisse eigener Arbeiten, gibt Verf. ei nen umfassenden überblick über Darstellung, Eigen­schaften und Wirkung der Verbindungen dieser Kampf­stoffgruppe.

Die fünf Kapitel der Arbeit behandeln die Verbin­dungen Methyldiehlorarsin, .. thyldichlorarsin, Diphenyl­cyana rsin, Diphenylchlo rarsin und Diphenylaminchlor­arsin, wobei der weitaus größte Teil der Arbeit dem letztgenannten Stoff gewidmet ist. In den einzelnen Ab­schnitten werden Darstellung, ph ys ika lische und chemi­sche Eigenschaften, achweis, Konstitution, Patentlage und physiologische Wirkung behandelt. Aus der Fülle der Angaben seien die wichtigsten herausgegriffen :

I. Met h y I die h I 0 rar s i n (CH3 AsC!.). Als Darstellungsverfahren werden u. a. die thermi­

sche Zerlegung von Kakodyltrichlorid, die Methylierung von atriumarsenit mit Dimethylsulfat, Reduktion mit SO, und Umsetzung mit HCI zu C H3 AsC\'. die Be­handlung von Methylarsinsäure (CH. As (OH)2) mit Phosphortrichlorid angegeben. Das Arsin ist eine farb­lose, schwer bewegliche, stark lieh tbrechende Flüssig­keit. Von den zah lreichen mitgetei lten physikalischen Daten seien hier angeführt: Siedepunkt 130- 132° (760 mm), Dichte 1,8358 (20°), Dampfdruck bei 25° be­triigt 10.83 mm, Flüchtigkeit 75 g/m3 bei 20°, molekulare Verdampfungswärme 7890 cal, Brechungsindex n (( =

1.5677. 1m Abschnitt: "Chemische Eigenschaften" wer­den die Reaktion mit Metallen (Zersetzung mit Zink und Magnesium zu Monomethylarsin und J 1ethylarseni­den). die Reaktion mit Chlor zu Methylarsintetrachlorid C H3 AsCl., mit Schwefelwasserstoff zu CH. As S (gelbe Kristalle, Smp 95°), mit NaOH zu Methylarsin­oxyd, ferner die Umsetzungen mit Isoamy lchlorid sowie mit Dibrompentan behandelt ; letztere führt zu dem interessanten Cyklotetramethylenchlorarsin

/CH2 -H2 CI - As I . A ls Nachweismethode für Methyl-

" CH 2-CH2 dichlorarsin wird die Reduktion von Hg NO. zu metal­lischem Quecksilber angegeben. Unter den physiologi­schen 'vVirkungen werden starke Reizung der Schleim­häute, Hyperämie, Schwellung der Schleimhäute der Atemwege, Blasenziehen und Nekrose auf der Oberhaut genannt.

2. A t h y I die h 10 rar s i n (C21-bAs Ch). Hier wird eine Reihe verschiedenster Darstellungs­

verfahren angegeben. Aus den physikalischen Daten seien he rausgegriffen: farblose, klare Flüssigkeit von schwac hem, fruchtähnlichem Geruch. leicht löslich in Wasser und organischen Lösungsmitteln. Siedepunkt 153- 150° (760 mm); Flüchtigkeit bei 0° 5.08g /m, bei 21,5° 22 g/m3

; molekulare Verdampfungswärme 9180 cal, Brechungsindex na = 1,5588. Im Abschnitt: "Chemi­sche Eigenschaften" werden behandelt : Reaktion mit Salpetersäure zu Athylarsinsäure (C,H:,AsO (OH),), mit

atriumjodid zu Athyldijodarsin (C2H"As J2), mit Schwefelwasserstoff zu A thylarsinsulfid, mit Kalium­karbonat zu Athylarsinoxyd; ferner die Umsetzungen mit Alkylhalogeniden, a· E-Dibrompentan. mit Chlor­pikrin , mit A thyl-ß-bromäthylsulfid . Die physiologischen Wirkungen werden ähnlich denen des Methyldichlor­arsins geschildert, die 'vVirkung auf die Oberhaut ist stä rker.

3. Dip h e n y I e y a n ars i n «CoH,,), AsCN). Auch hier gib t Verf. eine große Zahl von Darstel­

lungsmethoden. Von den mitgeteilten physikalischen und chemischen Eigenschaften seien wiederholt: Schmelz­punkt 28-30°, Siedepunkt 191° C(lO mm), Dichte d.52 = 1,3160, Brechungsindex na = 1,6092 (20°); bei 20° sätti-gen 0,1- 0,15 mg 1 m3 Luft. Mit Wasser oder Wasser­dampf tritt langsam Bildung von Diphenylarsinsäure unter Abspaltung von HCN ein. Mit oxydierenden Mit­teln (HN03, H 20 " Bromwasser) kann Diphenylcyan­arsin zu Diphenylarsinsäure oxydiert werden. Mit AI-

1) Vgl. Relerat üb er f\ ß'·Dichlordiiithylsulfid in .. Gasschulz und Luft­schutz" . 5, Jg .• S. 219. 1935.

193

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kali reagicrt das Arsin zu lJlj)henylarsinoxyd. Beim Bc­handcln mit C hlor wird das Arscn zur 5wertigcn Form oxydiert; es entsteht die Verbindung (C..! 1.;)2 :-\'sCNCb, die keine G iftwirkung mehr zeig t. Bei Behandlung vo n durch Dipheny leyanarsin verg ifteten Menschen mit ver­uünntcm C hlor tritt daher auch Erleichterung dcr Rciz­erschein ungen e in. Mit Jodmcthyl bildct das Arsin das Diphenyldimethylarsoniumjodid mit 5werti gem Arsen (CßH,,)2As (C HohJ. Die Schildcrung der physiolog i­sc hcn Eigenschaften des Diphenyleyanarsins entspricht dcn a ll gcmein bckannten Darstellungen.

4. Dip h e n y I ars i n chlor i d ((C"H' )2AsCI). Die Darstellung des Arsins nach den versc hit"densten

Methoden wird ei ngehend besprochen. Der Siedepunkt des reinen Stoffes liegt bei 1800 C (10 mm) . Diphenyl­ehlorarsin krista llisiert dimorph, in einer s tab i I e n J\l od ifika tion in rhombischen , dopp eltbrechenden Kri­sta ll en vom Schmelzpunkt 38,70 sowic in einer ins t a ­b i I e n Fo rm, se idige Nadeln vom Schmclzpunkt 18,2°. Dadurch sind di e zahlreichen, sich wiuersprechcndcn Angabcn der Literatur über dcn Schmelz punkt erklär­ba r. Der Dampfdruck bei 0° be trägt 0,0001 mm, bei 25° 0.000 4 mm, di e Dichte d, J5 = 1,4223, der Brechun gs­index n a = 1,6236 (56°). Zwei Tabellen geben die Dampfdrucke bzw. di e Parachorwerte bei verschiedenen Temperaturen w ieder. Aus dem sehr ausfü hrli ch dar­gestelltcn Abschnitt über chcm isehe Eigenschaften se i angeführt: Dic Reaktion mit Wasser zur Arsinsäurc, mit H aloge nen zu Vcrbindungen des 5wertigen Arsens (z. B. (C.I-J,,)2AsCb), die Reaktion mit Säuren, die Bildung von Diphenylarsinoxyd mit A lk a li, die Oxydation mit 'v\-asserstoffsuperoxyd zu Arsinsäure, die Reaktion mit Schwefclwasserstoff und Na triuJllsulfid Z ll Dipheny l­a rsin sulfid, ferner die Umsetzungen mit Thionylchlorid , ~itrosy lchlorid, Natriumjodid, Silbercyanid, Natrium­rhodanid, Alkylhalogeniden, Zinkalky l, 1 at rium alkoho­lat, Ph eny larsinen, C hloramin T, C hlorpikrin , Terpenti n u. a. m. Die Schilde run g der physiologischen E ige n­schaften hält s ich an die aus der a llgemein zugängli chen Literatur bekannten Tatsachen. Tm Kapitel: ,.Anwen­dung" wird eine Anzahl von Patenten a ngef ührt. die di e Verwendung von Diphen y lchlorarsin als Konservie­run gsmittc l von Holz gegen Seepocken, Schutzmittel \'on Saa tgut gegen Parasiten und Zerstörungsmittel für Kakteen zum Gegenstand haben .

5. Dip h e n y I ami n chlor ars in, P h e n a rs a -z i ne h 10 r i d (NH(C6H')2AsCI).

Tm Abschnitt: .. Darstellung" wird hervorgehoben , daß bereits da s deutsche Patent 28 1049 (1913) sowie A rb e i­ten von Wicland und Rh e inh e imer 1912113 sich mit Diphenylaminch lorarsin beschäftigten und de~sen Konstitution richti g angaben. Die Verbindung blieb je­doch unb enutzt, bis Anfang 1918 di e Amerikaner Bur­ton lind Gib s 0 n sowie Bai I und M 0 r g a n das Phenarsaz ineh lor id und e in e Reihe seiner Derivate dar­s tellten und es als brauchbaren RachenreizstoH vor­schlu ge n. Es wcrden zahlreiche Dars tellungsweisen des Arsins angegeben, darunter auch einige bishcr unbe­kannte. Aus der großen Zah l der angeführten ph ysikali ­schen Da ten sc ien herausgegriffen: Diphenylaminchlor­arsin kristallisiert in 3 Formen, in einer s tab i I c n o rth o- rhombischen M.odifikation (Smp 195°), einer me ­ta s tab i I e n monoklinen vom Smp. 1860 und einer i n­s tab i I e n triklinen Form vom Smp. 182°. Die J-.::ristalle sublimieren im Vakuum. D er Siedepunkt beträgt 120° (10 mm.), die Dichte d.o·o = 1,6766, die spezifisch e Wärme 0,268. di e Verdampfungswärme 54.8 eal /g. Der Dampf­druck ist äuße rst gering, 5. 10- 16 mm bei 0° und 2.10- 6 mm bei 100°, die Sättigungskonzentrntion be­trägt 0,(l2 mg/mo. Mit Lösungsmitteln bildet das Arsin leicht Molekü lverbindungen von große r Stab ilit ät.

In einem besonderen Abschnitt wird sehr ausfi.ihrlich die Konstitution des Arsins besprochen. Rein chemische Konstitutionsbeweise deuten auf eine Struktur

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hin. Die Ste llun g des H -A toms sowi e die 3- odcr 5-Wertigkeit des As-A toms werden diskutiert und die

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\ 'o rse hl ii!1e ein iger Furscher. ci nc o-c hin u id c Formulie­rung oder e in e Formulierung als Arsoniumsalz e in zu­führen, widerlegt. Angeregt durch Betrachtungen übcr Farbe und U ltra\"io le ttspektrum dcs Ph enarsazi ll s Lind seiner Derivate , ste llten Ci b so n Lind J\ \itarbciter ei ne salzühnliehe Fo rmulierun g mit einer Brückenbindung zwischen As- und ~-Atom zur Diskussion , dic a ll e chemischen und spektral en I': igenschaften besser erk lii rt als di e obengenannte.

1m Abschnitt: .. C hemisehe Eigenschaften" werdcn die Rea ktionen des l'henarsaz inchl o rids mit Säuren, mit .\1 -kali , der thermische Zerfall, die Einwirkung VOn Oxy­dati onsmitteln , von Halogene n, die Umsetzung mit Sil ­bercyanid , Kaliumrhodanid, weiterhin d ie Reaktionen mit C hloramin T, Pyridin, mit Acetylchlorid. Benzoyl­ch lo rid und Athylbromid besprochen und Daten und Eigenschaften dcr entstandenen Derivate beschri eben . Im letzten Abschnitt werden die phys iologischen Eigen­schalten des Arsins sow ie Verlauf und Heilung der durch Vergiftung entstandenen Schädigungen ausführ­lich dargestellt. - Eine Literaturübersicht mit 157 An­gaben schließt die Arbeit ab, die durch ihre Genallig­keit und Vo llstiindigkeit für den auf diesem Gebiete interess ierten Chemiker \"on großem \ Ve rt ist. TI.

Lu/lkrieg Das Maiheft 1936 dcr "Allgemeinen Schweizerischen

Militärzeitung" erschien a ls Sonderheft unter dem Titel " D i e F I i e ge r t r u p p e". Zahlreiche hohe Offiziere der Schweizerischen Luftwaffe haben Beiträge geliefert. Der C hef des Schweizerischen j\'\.ilitärflugdienstes, Oberst Bar d e t, führt in seinem Vorwort aus, daß die gegen­wärtige, ga nz im Zeichen der Luftkriegführung stehende Rüstungsvermehrun g in aller \ Velt a uch die Schweiz vor die Notwendigkeit gestellt habe, Luftwaffe und Luft­schutz mit den zur Verfügung s tehenden geringen Mitteln nach Kräften auszubauen. Das vorliegende ]-fett so lle nunmehr den Kamerad en der übrigen Waffen zci ­gen, was trot z dieser Besc hränkun ge n und der sich in eincr Mi li zarmce ergebenden Schwierigkeiten bisher er­rcicht worden sei. - Oberstleutnant R ihn ergibt einen gerade wegen seiner Kürze und · Klarh eit au~ge­zeichneten Über blick über die moderne F I i e ger -ta k ti k ; Major im Genera lstabe R. Me y erzeigt an­schließend die gesc h icht li che Entwicklung der 0 r g a­nisation d es schwcizerischen Militär­f 1 u g die n s t e s. - Den weitaus größten Teil des Sondcrheftes nehmen Beiträge zur Aus bi I dun g der F I i e ge r t r u p p e ein. Hier behandeln Major \V uhr -man n di e Ausb ildung de r J\'lannschaft, Hauptmann P r im a u I t E t i e n n e di e fli ege rische Ausbi ldun g des Piloten, Hauptma nn Fr e y die techni che Ausbi ld ung des Piloten, Major M ag r 0 n di e Schießausbi ldun g der Flugzeugbesatzung, Hauptmann Ba c hof ne I' den BOlllbenabwurf, Hauptmann Ba ei l i e r i die Funk aus­bildung, Major im Generalstabe Z 0 b r i st die Aus­bildung im Beobachtungsdienst. Weitere lesenswerte Beiträge stammen von Major M eie r - 1'v\ ü II e r über die Verantwortung bei der Luftwaffe, Ma jor K 0 s c hel über die militär-psychologische Prüfs telle der F li eger­truppe und Oberstleutnant G I au s er über den F1ug­beobachtungs- und Meldedienst. Den Schluß bi ldet e in e Übersicht über die Militärluftfahrt der der Schw eiz be­nachbarten Länder Deutschland, Italien und Frankreich (einsch!. Belgien) von Hauptmann c h le g e I - D i -mi e r. - Es ist le ider nicht möglich, hier näher auf den ausgezeichn eten lnha lt der genan nten Arbeiten ein­zugehen. J edenfa ll s se i das Studium des ganzen H eftes a ll en an Luftwaffe und Luft ehutz Interessierten emp­fohlen; die Leser von "Gasschutz und Luftschutz" wer­den besonders auf den se hr interessanten Beitrag des Hauptmanns Ba c hof ne r über den B 0 m ben a b -w ur f hin gewiesen. Me.

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Mit der Edelweißdivision bis zum Monte Cimone. \ 'on Dr. Erich S a f f er t. j\\it c in cm Gelei twort d es Direktors d es Osterreichischen Kriegsarchivs, Staatsrat Dr. G l aise vo n I-l o rst e n a u. 152 S. mit 34 Bil ­dern, 2 Gefec htsski zzen, e inem großen Ubers iehtsbild und 2 Gefechtska rten. Verlag Gassc hutz und Luft­schutz G. 111. b. H., Be r li n 1936 . Preis broschiert 4.80 K j\ \" in Ganz leinen geb. 5,80 R;\\.

Es entspri cht dem \\'esen des deutschen Vo lkes, daß es den gewa lti gen Gesc hehni ssen des \\'e ltkri eges, die­ses größ ten Völkerringens a ll er Ze iten, e in e umfang­reic he re Literatur widmete a ls irgendeine andere an d iesem Kriege beteiligte :'-\ation. Berufene und auch ü nberufene griffen zur Feder, um den Krieg im a ll ge­meinen und im besonderen, aus elen eigenen und a us den Erl ebni sse n anderer zu sc hild ern. So e rgoß sich in d en e rsten Nachkriegsjahren eine Flut von Kriegs­büchern a uf elen Büchermarkt - G utes un d Schl echtes, Wertvo ll es und \ Vertl oses im bunten Gem isch. Di ese Flut ist vo rüber, und was jetzt a n ;-.Je uerscheinun gen zu yerzeichnen ist, kann mit wenigen Ausnahmen von yornherein a ls der Beachtung wert angesehen werden.

Das soeben im Verl age Gassc hutz und Luftschutz G. m. b. H . in Berlin erschi enene Buch : " j\l i t der E d eI w ei ß­d i v i s ion bis zum Mon te Ci mon e", in wirk­li ch gesc hmack- und eind ruc ksvo ll er Ausstattung her­ausgege ben, is t aus yerschiedenen Grün d en der beson­deren Beachtun g wert. Der Verfasser, Dr. Eric h S a f ­f e r t , e iner d er tapfers ten und vielfach ausgezeich ­net en Offiziere des ehemaligen k. u. k . Infanter ie ­regiments .. Erzherzog Rain er" N r. 59, des Sa lzburger H a usreg im ents, hat dieses Buch, das aus der Fü ll e sei­ner Kriegserlebnisse nur ein en kurzen . aber den wesent­li chsten T eil wiedergibt, nicht bloß zu einem hohen Lie d deutscher Solda tentu gend en, son dern auch zu ein er militä ri sch wertyoll en Arbeit ges talte t. Es gib t wenige Bücher. di e das \Yese n d es Ge bi r g s kr i e g e s so eindrucksvo ll und so kl ar sc hild e rn. daß daraus le icht gelernt werden kann . l'be rdi cs wird das Verständn is für die V orgä nge durch beigegebene Sk iz zen und Ka r­ten e rl e ichter t.

.\l an muß de m Verfasser wie auc h d em Verlag für dieses Buch auch d esha lb dankbar se in , weil es zur ge rec hten Beurteilung der Leistungen des ehemali gen iisterreiehiseh-ungarischen H ee res vie l bei träg t, insbe­so nd ere aber aufzeigt, was die D eutsc hen di eses Staates für den Zusammenhalt und die Kamp fkraft e iner aus e in er Vie lzahl vo n Nationen gebilde ten Armee bedeu­teten und mit weleh un geheuren Opfern an G ut und Blut sie di esen Zusammenhalt zu bezahlen ha tten.

U nd di ese ge rec hte Beurteilung des ös terreichi schen Deutschtums auch in seinen \\ 'eltkriegsleistungen ist gegenwär ti g im rn te resse d es gesa m ten Vol kes not­wendiger den n j e. D er Beitrag, den Dr. Sa ffert mit der Schild e run g der 'v\ 'affentaten der Edelweißdiv ision hi er­für geleistet hat. wird um so höher einz uschätze n sein , j e mehr di eses Buch die verdi ent e Verbreitung findet.

J e der So ldat 30 1lt e es l ese n, um dar­aus zu l ernen, j e d e r D e ut sc h e aber, der se in V o lk ni c ht bloß in den Gre nz e n sei­ne s Vaterlandes s i c ht, so llt e s i c h diese s Buch zu e i ge n ma c h e n. um di e Lei s tun ge n auch hin s i c htli c h d er Deutschen Oster ­)'e ich s würdigen und gerec ht b e u r t e il e n z u k ö n n e n. C C A. P .

Feindliche Flieger in Sicht. Von W. E . .J 0 h n s. Deutsche ü be rtrag un g yon Hans J-l erd c gen. 214 S. mit 10 Bildern. Verlag Wilhelm Go ldm ann , Lei p z i g 1930. Preis ka rt. 3.30 R t\ \.. Leinen 4.50 RM.

Der Titel des bereits im Jahre 1932 ersc hi enenen engli schen Originals lau tet .,Camels are com in g". In ihm zeig t uns Verf. die Taten ei nes eng li schen Fli eger­oFFiz iers an der Front des \\ 'eltkrieges, .Tames Bigg le-

worth, der jedoch niemals unter diescm I\:amcn gelebt ha t, sondern nur a ls Verkörperung des Kampfgeistes des engli schen F li egerkorps gelten so ll. Männ li ch lind tapfer, phrasenlos und sachli ch sind die hi er aufgezeig­ten Erlebnisse des englischen Kriegsfliegers geha lt en. In ri tterli cher \ Veise zo ll t Verf. auch den deutschen Fli egern bezüglich ihres Verhaltens und ihrer Leistung rück ha ltl ose Anerkennung. Die Einze lh eiten, die Verf. yon Z usammenstößen mit deutschen Kampffl iegern, so ,"or a llem mit dem Riehthofengesehwader, zu berichten weiß, werelen die ehemaligen deutschen Kriegsflieger in gleic her Weise wie die F li eger von heute zu fesseln w issen. Die deutsche . bertragung dieses englischen Buches ist som it durchaus zu begrüßen, die Verbrei ­tung der Ne uerscheinun g, besonders in der deutschen Jugend , zu wün sc hen. Hn.

Gegenspieler des Obersten Lawrence. Von Hans L ü h r s. 217 S. mit 12 Bildern und 1 Karte. Vorhut­Ve rla g Ot to Schl ege l. Be r li n 1936. Preis Leinen 5,- Rlv1., kar t. 4,- RM.

Der sensa ti onell e Bucherfolg der "Sieben Säulen der Weisheit" von Oberst Lawrenee') hat a ls naturgemäße Folgeerscheinung ein e Rei he von Veröffentlichungen gezeiti ~t, die ebenfa ll s die arabischen Feld züge während des W eltkri eges zu schildern versuchen. So sind erst kürzli ch in London zwei Bücher aus engli scher Feder über d iesen Kri egsschaupl a tz herausgegeben worden. Das e ine (bei .J ohn Heritage, London 1936) ist von Colonel L e ac h man verfaß t und schilder t di e Taten des engli sc hen Majors N. N. B r a i , der noch heute a ls zwe iter "P a lad in 0 I' Ara b i a" im Gedächtnis der Araber südli ch D amasku s lebt. Die zwei te euersehei­nung (bei Longfellow, London 1930) beschäftigt sich mit dem deutschen Kriegshelden "Was mus s, t he Ge )' man La w ren ce" , wie ihn der Verf. diese~ Buches, C hri sto phe r S y k es, getauft hat. Die unge­wö hnli chen Leistungen und das geradezu phantastische Er leben j enes d eutschen Konsuls und spä teren Frei ­seha rfLih re rs in Südpers ien, der den Eng ländern Wä!l ­rend eies ga nzen \Veltkrieges Trotz geboten ha t , hätte schon lä ngst einer Niederschri ft bedurft. Eigena,'ti g, aber um so ehrenvoll er für d en Verschiedenen ist es, daß dieses Ged enk en von engli scher Seite, a lso a uf der Se ite se in es Geg ners, erfolgte, auch wenn der zweifell os begabte Verf. in se in er oft verwo rrenen D ars te llun g d em Geis te dieses heldi schen D eutsc hen nicht immer gerecht gewo rd en ist.

Das soeben in Deutschland erschienene, \'on Hans L ii h r s hera usgegebene Werk führt nicht vö lli g be­rechtigt den Titel "G e gen s pie I erd e s 0 b crs te n La w ren ce", denn d ie darin berichteten Taten eini­ge r weniger Deutscher in den Weiten des Orients haben sich bereits ein Jahr vor dem Auf tauchen d es Obersten Lawrcnee a bgespielt. Diese deutschen Helden , unter ihnen der Verf. selbst, führten a n der Sp itze yon Arabern, Luren und Persern einen un geheuer aufreiben­den, abenteuerli chen Kleinkrieg gegen einen übermäch­ti gen Feind. lhre Taten, denen zwa r ei er En derfolg ver­sag t blieb. müsse n und werden dennoch in d er deut­schen Geschichte unvergä nglich bes tehen bleiben, und dazu will das vorliegend e Buch einen Beitrag li efern . Allerdings kann di e schli chte, ungekü nstelte Erzäh­lun gswe ise des Verf. mit der nahezu unübertrefflichen Sehilel er un gsgabe von Lawrenee nicht ve rgli chen wer­d en ; dafLir aber stellt sie den unmittelbaren Nieder­schl ag vo n persön li chen Erl ebnissen dar, die noch aben ­teuerlicher, noch phantastischer, noc h zw in gender wa­ren als die, die eier ungekrönte König von Arab ien er­leben und erdulden mußte. Der Inha lt des 10, Kapitels ,.A ben teuerli che Flu cht" schildert wo hl den abso luten Gi pfel kö rp erli cher und seelisc her Leistungsfähigkeit,

' ) V)l l. " Go <sc hulz ,,,,d lu[l sc hul z", Maihdl 1936, S . 139 .

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und nur ganz wenige fälle könnten hier zu einem Ver­gleic h herangezogen werden. Das Buch verdient, in weitesten Kreisen und namentlich auch in der deut­schen Jugcnd bekannt und verbreitct zu werden. Hn.

Gasschutz. Ein Leitfaden für den Gasschutzlehrer und den Gasschutzmann. Von Branddirektor Hans Rum p f. Dritte, völlig neu bearbeitete Auflagc. 122 S. mit 5 Skiz­zen und 48 Tafelabbildungcn. Verlag von E. S. Mittler & ohn, Be r I i n 1936. Preis kart. 5,- , geb 6,- RM.

Das dem Gasschutzmanne bekannte 'vVerk von Rumpf ist jetzt in der dritten Auflage erschienen, ein Beweis dafür, daß dieses aus der lebendigen Praxis heraus ge­schriebene Buch sich einen immer größeren Leserkreis erobert.

Gegenüber der 1932 erschienenen 2. Auflage sind einige Anderungen eingetreten. Zunächst ist der ge­samte 111. Abschnitt .. Der Gasschutz im Rahmen des zivilen Luftschutzes" fortgelassen worden. Nach den einleitenden Worten des Verfassers stand dieses Ka­pitel im Dienste des Kampfes um den deutschen Luft­schutz; nachdem der Luftschutzgedanke im deutschen Volke Allgemeingut geworden ist, konnte dieses J..:.apitel fa lIengelassen werden.

Neu aufgenommen sind die .. Richtlinien für den Bau von Einstundengeräten mit Preßsauerstoff". Weiterhin sind die Neuerungen im Gasschutz - soweit wichtig - eingehend behandelt; es sei hier z. B. auf die aus· führliche Beschreibung der S-Maske hingewiesen.

Das für den Gasschutzmann außerordentlich lehr­reiche und zum Nachdenken anregende Kapitel .. Durch Fehler lernen wir!" ist durch Aufführung neuer Bei­spiele aus der Praxis wesentlich bereichert worden. In den allgemeinen Grundsätzen der Wiederbelebung bringt Verf. die für den Laienhelfer einfache und leicht verständliche Einteilung der Giftgase in die beiden großen Gruppen: .. Gase mit und Gase ohne Schädi­gung der Lungen." Und hiermit Hand in Hand schil­dert er die Anwendungsmöglichkeiten der künstlichen Atmung sowie den Einsatz von Wiederbelebungsgeräten bei Gaskranken.

Das vorliegende Werk kann allen denen, die sich mit der praktischen Durchführung des Gasschutzes befas­sen wollen, als ausgezeichnetes Lehrbuch warm emp-fohlen werden. -rt.

Gasschutztafeln G lila, G 11, G IlI /rIIa, G lVIIVa. Bearbeitet von M a j 0 r Dr. B. Verlag Ludwig Voggen­reitel', Pot s d a m 1936. Preis -,20 RM . (Tafel G JI - ,10 RM.), bei Mehrbezug Ermäßigung.

Die soeben erschienenen vier Lehrtafeln über Gas­schutz fassen in prägnanter Kürze alles das zusammen. was bisher in vielen Veröffentlichungen verstreut und somit für einen großen Teil der Interessenten nicht oder nur sclnver erreichbar war. Die erste Tafel .. 0 i e Gas m a s k e 30" bringt. unterstützt von vortrefflichen Abbildungen, eine klare Beschreibung dieser Maske und zeigt ihre Leistung, Verpassung, Tragcweise, Hand­habung und Behandlung. Die drei anderen Tafeln erörtern den Schutz gegen chemische Kampfstoffe. Tafel l! zeigt die Kam p f s t 0 f f g e f a h ren und be­leh rt über Wirkungen und Anwendungsmöglichkeiten chem ischer Kampfstoffe, gegliedert in die beiden Haupt­l.!ruppen .. Luftkampfstoffe" und ,.Geländekampfstoffe". Der Schlußabschnitt behandelt die im Kriege auftreten­den sonstigen schädlichen Stoffe. Tafel IrI erörtert die .. S c hut z maß nah m e n " des Einzel- sowie des Sam­melschutzes; auch Geländeentgiftung, Gasschutz der Tiere, der Waffen und Geräte finden hier Berücksichti ­~~ l~ng. TaFel TV schließlich gibt takti sche ,.Ve rh al -tun gs maßnahmen" und lehrt das richtige Ver­halten vor, bei und nach einem Gasa ngriff; dem .. Schutz [~cgen Überraschungen" und der .. ersten Behandlung von Gaskranken" werden besondere Abschnitte gewidmet.

Die vom Reichskriegsministerium und Reichsluft­Fahrtministerium geprüften und genehmigten Tafeln bieten die Möglichkeit einer einheitlichen Ausbildung aller Kreise. die irgendwie am militärischen und zivilen Gasschutz beteiligt oder interessiert sind. Das hand­liche Format und der halbsteife Karton gestatten, daß die Tafeln von jedem Mann in der Tasche bei sich

getragen werden können. Der schr niedrig ge ha ltene Preis wird einer wünschenswerten Vcrbreitung diesel' Tafcln in allen Schichten Vorschub lcisten . Hn.

Einführung in die Wehrpharmazie. Von Oberfeld­apotheker Dr. Konrad Ge m ein h a r d t. Band II der Sammlung "Wehrmedizin " . 115 S. mit 15 Abb. Verlag Ferdinand Enke, S tut t gar t 1930. Preis gch. 6,40 RM .. geb. 8,- RM.

Mit dcr Neuerscheinung gibt der Leiter d er chemi­sche n Abteilung der Militärärztlichen Akademie in Ber­lin, Dr. Gern ein h ar d t , einen kurzen Überblick über dic organ isa torischen, wissenschaftl ichcn und tech ­nischen Kenntnisse, die von dem Heeresapotheker in der modernen 'vVehrmacht ge fordert werden müsscn. Dienstgrad- und Rang\-e rhältnisse wurdcn dabei außer acht gelasscn.

Das erste J(apitel behandelt dic geschichtliche Ent­wicklung der \~·ehrpharma7.ie in der prcußisch-dcut­schen Wehrmacht von ihren Anfängen in den Lands­knechthceren bis zum Beginn dcs Weltkrieges. Im zweitcn Kapitel sind die Aufgaben und Tätigkeits­gebiete des Apothekers in der Wehrmacht aufgezählt. Vcrf. zeigt einige der Grundsätze für Gestaltung und Umfang der Sanitätsausrüstung auf und weist die Gründe für die Selbstherstellung der Sanitätsmittel nach. Das dritte Kapitel enthält Rezepturen, Herstel ­lungsvorschriften für Arzneimittelformen und Sterilisa· tionsverfahren für Verbandstoffe und chirurgisches Nähmaterial. Die besonderen Anforderungen der Ma­rine an das Sanitätsmaterial sind Gegenstand des vier­ten Kapitels. Kapitel fünf enthält Vorschriften über Behandlung und Aufbewahrung von Gegenständen der Sanitätsausrüstung, deren wichtigsten Teile im sechsten Kapitel beschrieben werden; der Inhalt der verschie­denen Sanitätsbehältnisse sowie die Ausrüstung der Sanitätsformationen werden gezeigt. Das anschließende siebente Kapitel ist dem Dienst der Militärapotheker im Heimat- und Kriegsgebiet bei den verschiedenen Vv'ehrmachtsteilcn gewidmet. Im Schlußkapitel .. Aus­blick für einen weiteren Einsatz der Apotheker im deutschen \Vehrdienst" wird gezeigt, in welcher Form der deutsche Apotheker auf dem Gebiete des Gas­schutzes und Luftschutzes \Verh'olle Arbeit leisten kann.

Vorliegender Querschnitt durch das gesamte Apo­theken wesen der Wehrmacht eignet sich hervorragend als Ausbildungsgrundlage für den aktiven Militärapo­theker und den des Beurlaubtenstandes. Völlige Be­herrschung der vielen mitgetcilten Einzelheiten dürfte die Grundlarle sein, auf der ein eingehenderes Studium von Spezial\~erken und Veröffentlichungen , die im Li­teraturanhang aufgezählt sind, aufgebaut werden kann . Auch Sanitäts- und Veterinäroffizierc werden in delll \Verk zahlrciche Anregungen finden. Bill.

Gewerbliche Unfälle und Erkrankungen durch che­mische Wirkungen. Von Dr. H . Be r ger. Abhand­lungen über Bcrufskrankheiten und deren Verhütung, Heft 3. 74 S. Verlag J. A. Barth, Lei p z i g 1936. Preis 6,50 RM.

Das übersichtlich geschriebene Buch gibt eine Zu­sammenstellung der Unfälle aus den Jahren 1931 bis 1934, die durch chcmische Einwirkung in deutschen Gewerbebetrieben und Anlagen entstanden sind, um durch Hinweis auf die Gefahren und Schutzmöglich­keiten die Bestrebungen des gewerblichen Unfall- und Gesundhcitssehutzes zu fördern. Die Einwirkung gifti­ger Gase nimmt einen breiten Raum ein. Aus der Übersicht seien hier erwähnt die zahlreichen Unfälle infolge Eina tmung von Schwefelwasserstoff, Schwefel­kohlenstoff, Schwefel dioxyd, von Halogenen (Chlor, Brom, Fluor), von Ammoniak, nitrosen Gasen, Phos­phor und Phosphorwasserstoff, Arsenwasserstoff, Queck­silber, Metalldämpfen, Bleioxydnebel, Kohlenoxyd, Benzin, Benzol, Trichloräthylen, .Ather, Alkoholen, Blausäure. Die gewissenhafte Ausarbeitung des Lite­raturverzeichnisses ermöglicht es jedem Interessenten. die Originalarbeiten zu erreichen, in denen die einzel-nen Unfälle näher beschrieben sind. Mu.

Schluß des redaktionellen Teils .

Hauptschriftleiter : Dr. Rudoll Ha n • I i a n. Abteilungsleiter: Heinrich Pa" t s c b (Luftschut<), DrAng. Ernst B n u m (Gasschuh), Heinz·Giiuther M. h I (Ausland), sämtlich in Berlin.

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