Gasschutz Und Luftschutz 1937 Nr.8 August

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BERLIN , IM AUG UST 1937 NR .8 7. JAHRGANG ZEITSCHRIFT FÜR DAS GESAMTE GEBIET DES GAS-UND LUFTSCHUTZES DER ZIVILBEVÖLKERUNG MITTEILUNGSBLAlT AMTLICHER NACHRICHTEN In sämtlichen Aufsätzen handelt es sich um die persönlichen Ansichten der Verfasser und nicht um Anschauungen dienstlicher Stellen. Gedanken über die Anlage und Durch- führung von Luftschutz-Vollübungen Erfahrungen aus der übung in Hamm am 4. März 1937 Oberst der Schutzpolizei Be c k er, Inspekteur der Ordnungspolizei, Münster i. W. Nachfolgend sollen Erfahrungen aus der in Hamm ausgewertet werden, L'elt sie für die Anlage und Durchführun.g von u f t s c hut z Voll ü b u n gen allgemem achtlich erscheinen. Die zivile Luftschutzübung in Hamm wurde in Verbindung mit Luftwaffenübungen durchgeführt. A f nlage und Durchführung sollten kriegsmäßig olgen. An den Übungen des zivilen Luftschutzes W n beteiligt: der und Hilfsdienst, der S erkluftschutz, der der elbstschutz der Luftschutz in Häfen. auf serstraßen auf Schiffen. f rür die Übung des zivilen Luftschutzes bestand o gender Übungszweck: 1. Überprüfung der Maßnahmen für die reitung und Durchführung des Fliegeralarms mit behelfsmäßigen Alarmmitteln. 2. Überprüfung der Arbeit der örtlichen Luft. schutzleitung sowie der Fähigkeit der setzten Führer in bezug auf Beurteilung der Lage an den SchadensteIlen. sung und Befehlserteilung. 3. Sammeln von Erfahrungen auf dem Gebiete des und Nachrichtenwesens sammelstellen des zivilen Luftschutzes). 4. Überprüfung der bestehenden Organisation des und Hilfsdienstes bringung und Stärke der Kräfte, Einsatzfähig. keit, Zusammenarbeit mit dem Selbstschutz, mit dem Eisenbahn.Luftschutz usw.). Fe tstellung der friedensmäßig zu den Vorbereitungen, insbesondere für die Benutzung der natürlichen Wasserstellen bei Ausfall der Wasserleitung. S. Überprüfung der Maßnahmen für die reitung und Durchführung der eingeschränk. ten Beleuchtung und der Verdunkelung . Die erstrebte "K r i e g s m ii ß i g k e i t" der Übung setzte voraus, daß die bei der übung zusetzenden Teile des zivilen Luftschutzes nicht schon geraume Zeit vorher genaue Kenntnis von den den einzelnen Führern und Kräften im Ver. laufe der Übung zufallenden Aufgaben erhielten. Es sollte sich somit um Übungen handeln und nicht um "Vorführungen", die mehr oder weniger automatisch ablaufen und bei denen Erfahrungen nur in beschränktem Umfange gesammelt werden können . Daher wurden sämtliche Führer und Kräfte, angefangen vom örtlichen Luftschutzleiter bis herunter zum letzten Luftschutzhauswart. kriegsmäßig vor u n b e k a n n teL a gen stellt. Beurteilungsfähigkeit, Entschlußkraft. Be. fehls. und Meldetechnik wurden auf eine lich ernstfallmäßige Probe gestellt. Die mäßigkeit der Übung kennzeichnete sich besondere auch dadurch, daß die Aus 1 ö s u n g der Üb u n g nicht zu nen Zeiten, sondern durch den eingesetzten Flugmeldedienst und Luftschutzwarndienst folgte, daß ferner alle im weiteren Verlauf der Übung eintreten· den Phasen von der Luftlage ab. hingen und die SchadensteIlen in engster Anleh. Ilung an die Tätigkeit der Flieger auftraten. Da. durch wurde unter anderem auch erreicht, daß die

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BERLIN , IM A U G UST 1937

NR .8 7. JAHRGANG

ZEITSCHRIFT FÜR DAS GESAMTE GEBIET DES GAS-UND LUFTSCHUTZES DER ZIVILBEVÖLKERUNG

MITTEILUNGSBLAlT AMTLICHER NACHRICHTEN

In sämtlichen Aufsätzen handelt es sich um die persönlichen Ansichten der Verfasser und nicht um Anschauungen dienstlicher Stellen.

Gedanken über die Anlage und Durch­führung von Luftschutz-Vollübungen Erfahrungen aus der übung in Hamm am 4. März 1937 Oberst der Schutzpolizei Be c k er, Inspekteur der Ordnungspolizei, Münster i. W.

Nachfolgend sollen Erfahrungen aus der Luft~ SC~utzübung in Hamm ausgewertet werden, so~ L'elt sie für die Anlage und Durchführun.g von

u f t s c hut z ~ Voll ü b u n gen allgemem be~ achtlich erscheinen.

Die zivile Luftschutzübung in Hamm wurde in Verbindung mit Luftwaffenübungen durchgeführt. Af

nlage und Durchführung sollten kriegsmäßig er ~ olgen.

An den Übungen des zivilen Luftschutzes wa~ Wn beteiligt: der Sicherheits~ und Hilfsdienst, der S erkluftschutz, der Eisenbahn~Luftschutz, der elbstschutz der Luftschutz in Häfen. auf Was~

serstraßen ~nd auf Schiffen.

f rür die Übung des zivilen Luftschutzes bestand o gender Übungszweck:

1. Überprüfung der Maßnahmen für die Vorbe~ reitung und Durchführung des Fliegeralarms mit behelfsmäßigen Alarmmitteln.

2. Überprüfung der Arbeit der örtlichen Luft. schutzleitung sowie der Fähigkeit der einge~ setzten Führer in bezug auf Beurteilung der Lage an den SchadensteIlen. Entschlußfas~ sung und Befehlserteilung.

3. Sammeln von Erfahrungen auf dem Gebiete des Melde~ und Nachrichtenwesens (Melde~ sammelstellen des zivilen Luftschutzes).

4. Überprüfung der bestehenden Organisation des Sicherheits~ und Hilfsdienstes (Unter~ bringung und Stärke der Kräfte, Einsatzfähig. keit, Zusammenarbeit mit dem Selbstschutz, mit dem Eisenbahn.Luftschutz usw.).

Fe tstellung der friedensmäßig zu treffen~ den Vorbereitungen, insbesondere für die Benutzung der natürlichen Wasserstellen bei Ausfall der Wasserleitung.

S. Überprüfung der Maßnahmen für die Vorbe~ reitung und Durchführung der eingeschränk. ten Beleuchtung und der Verdunkelung .

Die erstrebte "K r i e g s m ii ß i g k e i t" der Übung setzte voraus, daß die bei der übung ein~ zusetzenden Teile des zivilen Luftschutzes nicht schon geraume Zeit vorher genaue Kenntnis von den den einzelnen Führern und Kräften im Ver. laufe der Übung zufallenden Aufgaben erhielten. Es sollte sich somit um Übungen handeln und nicht um "Vorführungen", die mehr oder weniger automatisch ablaufen und bei denen Erfahrungen nur in beschränktem Umfange gesammelt werden können . Daher wurden sämtliche Führer und Kräfte, angefangen vom örtlichen Luftschutzleiter bis herunter zum letzten Luftschutzhauswart. kriegsmäßig vor u n b e k a n n teL a gen ge~ stellt. Beurteilungsfähigkeit, Entschlußkraft. Be. fehls. und Meldetechnik wurden auf eine wirk~ lich ernstfallmäßige Probe gestellt. Die 'Kriegs~ mäßigkeit der Übung kennzeichnete sich ins~ besondere auch dadurch, daß die Aus 1 ö ~ s u n g der Üb u n g nicht zu angenomme~ nen Zeiten, sondern durch den eingesetzten Flugmeldedienst und Luftschutzwarndienst er~ folgte, daß ferner alle im weiteren Verlauf der Übung eintreten·den Phasen von der Luftlage ab. hingen und die SchadensteIlen in engster Anleh. Ilung an die Tätigkeit der Flieger auftraten. Da. durch wurde unter anderem auch erreicht, daß die

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verschiedenen Wellen der feindlichen Fliegeran­griffe sich in stoßweisem An h ä u f end e r S c h ade n s m eid u n gen bei den Luftschutz­revieren auswirkten.

Das erste Erfordernis zur Erreichung einer kriegsmäßigen Anlage und Durchführung der Übung war sichere Geh e i m hai tun g aller Übungsvorbereitungen gegenüber allen denjeni_ gen, die bei der Übung aktiv eingesetzt werden sollten. Dies erforderte von vornherein die völ. lige Ausschaltung der örtlichen zivilen Luftschutz_ leitung und aller sonstigen örtlichen Stellen bei dcr Vorbereitung und Anlage der Übung. Das ge_ samte Übungsvorhaben wurde daher ausschließ_ lich vom Oberpräsidenten, Inspekteur der Ord_ nungspolizei, vorbereitet und kriegsmäßig durch­geführt. Diese ausschließliohe Bearbeitung durch diejenige teile, die später auch die Übung zu lei­ten hatte, unter Ausschaltung aller anderen Per_ sönlichkeiten, deren Heranziehung die Geheim­haltung hätte beeinträchtigen können, wurde auf das peinlichste durchgefüh rt. Selbstverständlich waren Vor b es p r e c h u n gen mit dem Be_ fehlsstab der örtlichen Luftschutzleitung, den Fachführern und den Vertretern der einzelnen Luftschutzorganisationen (Werkluftschutz, Reichs_ bahn, Reichspost, Wasserbaudirektion, Reichs_ luftschutzb und) notwendig; diese Besprechungen - es fanden insgesamt 2 statt - bezogen sich aber nur auf das Formale der übung sowie auf die rein personellen und materiellen Anforderun_ gen, die an die örtliche Luftschutzleitung zu steI­len waren, die übung selbst und die in ihr er­wachsenden Aufgaben blieben geheim.

Die Vorbereitung der übung begann - nach­dem die Übungslage, der Störung plan, das unge­fährc Trefferbild und der Übungszweck feststan­den - mit dem E r k und end es ü b u n g s _ gel ä n des durch den Übungsleiter. Die Scha. denstellen wurden im Stadtgebiet festgelegt, in eine Karte farbig (je nach der vorgesehenen Scha. densart: rot = Brand, gelb = Kampfstoff usw.) eingetragen und die Hausnummern, wo die Schä. den angenommen werden sollten, festgelegt. Bei der Auswahl der SchadensteIlen wurden ihre jc_ weilige Luftempfindlichkeit und damit die Mög­lichkeit eines Anwachsens der Schäden weit. gehend gewürdigt und so entstand allmählich ein wirklichkcitsnahes Gesamtbild der bei dem vor­gesehenen Angriff möglichen Schäden und Kata_ strophenhcrde.

Auf die künstliche Herrichtung von S c ha­den s tell e n mußte naturgemäß aus den an. geführten Geheimhaltungsgründen verzichtet wer. den. Das bedeutet aber sicher keinen achteil, denn die schon aus Gri.inden der Kostenersparnis immer nur verhältnismäßig primitiv hergerichte_ ten Schadenstellen sind an sich fi.ir die Schulung von Fachleuten ungeeignet, können sogar falsche Vorstellungen von den in der Wirklichkeit zu er_ wartenden Schäden und ihren Ausmaßen er­wecken. Die Schulung der einzelnen Fachdienste des Sicherheits- und Hilfsdienstes in ihrer prak­tischen Arbeit geschieht besser und gründlicher bei der Einzelausbildung dieser Dienste und bei eigens hierfür angelegten kleineren übungen. Bei großen Vollübungen bzw. im vorliegenden Falle bei Vollübungen in Verbindung mit Luftwaffen_ übungen kommt es in erster Linie auf die Schu_ lung der Führer und die Nachprüfung des Zu­sammenspiels der gesamten Organisation, also auf die großen taktischen Gesichtspunkte an. Die

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Einbeziehung der Nachprüfung des Ausbildungs. standes der einzelnen Fachdienste in den Rah. m~n einer groß angelegten Vollübung kann nur storen, zur oberflächlichen achprüfung der ~?n den Trupps geleisteten praktischen Arbeiten fuh. ren und von den die Übung tragenden großen Ge. danken und Problemen ablenken.

Die Auslösung des Einsatzes der Sicherheits. und Hilfsdienstkräfte ging folgendermaßen vor sich:

Es war zur Auslösung der Übung zunächst er· forderlich, die angenommenen 3chadenstellen an O~t und Stelle allen denjenigen möglichst pl~' shsch und wirklichkeitsnahe zu schildern, die durch die eingetretenen Schäden zum Handeln gezwungen werden sollten (Luftschutz_Hauswarte, Melder, Laienhelfer, Truppführer usw.). Ferner m~ßten die Schadens teilen, der jeweiligen Ent: Wicklung der Luftlage folgend, durch Transpa: rente, .Scheiben, Flaggen, Absperrseile usw. ge­kennzeichnet werden.

Mit der Durchführung und Überwachung diese: Aufgaben wurden Lei tun g s geh i 1 f e. n be­traut. Als solche wurde eine Reihe von geeigneten Offizieren der Schutzpolizei aus benachbarten Standorten herangezogen. Das gesamte übun~s' gelände wurde in eine Reihe von Schadensbezlr• ken aufgeteilt. Für jeden Schadensbezirk. der. SO

~roß gewählt wurde, daß ein Leitungsgeh!lfe I~~ uberwachen und zeitgerecht die Schadensfalle ~If' treten lassen konnte wurde ein Leitungsgehll e bestimmt. •

Die Leitungsgehilfen _ insgesamt wurde~ be~ der Übung 10 Offiziere für diesen Zweck etnge-setzt - waren am Tage vor der Übung, unter Hinweis auf die Geheimhaltungspflicht, über de~ Verlauf der übung eingehend unterrichtet WOd: den. Der Übungsleiter hatte mit innen einen Run -~ang durch das Schadensgebiet gemacht und battd Ihnen an Ort und Stelle diejenigen Häuser u~ Stadtteile gezeigt, in denen sie die Schäden Je nach der Kriegslage, d. h. je nach dem Auftreten der feindlichen Bomber, eintreten lassen soUten. Karten mit eingezeichneten SchadensteIlen waren ihnen dabei ausgehändiflt worden. Außerdem e~' hielt jeder Leitungsgehllfe eine besondere "Let> tungsgehilfen_Anwcis'ung'·, in der die Aufgaben zusammenfassend festgelegt waren.

Die ~ I arm i er u n g erfolgtc in dcr ganzen Stadt mit behelfsmäßigen Mitteln.

Mit dem Erscheinen der Flieger über der Stadt begann die T ä t i g k e i t der Lei tun g s g e: h i 1 fe n. Dabei wurde so verfahren, daß dic 1.e1; tungsgehilfen sich aus elcn für die SchadcnsfaIl vorgesehene~ Häu~ern die Luftschutz_Hauswar~~ oder, falls diese meht auffindbar waren, ben~e barte Hauswarte oder sonstide Persönlichkeiten herausholten, ihnen die Schad~nsfälle schilderte~ und sie zu einem Entschluß zwangen (Herbei­rufen des Sel~stschutzes, Erstattung v?n Meldug: gen usw.) . Die gebrauchten Zeiten bis zum A d' g~ng ein~r Meldung wie bis zum Eintreffen irg~nfs: elper Hilfe (Selbstschutz, Sicherheits- und HI~ r dienst) wurden notiert. Die Führer der an .. :r S~hadenstelle eintr.effenden Trupps wur~en ubnt• die Schadenslage emgehend unterrichtet. Ihre E n schlüsse und Befehle mit den dafür rtebrauehrte. Z ·t d Fo d el~ el en wur. en e~enfalls festgelegt. Von er Vor~ tung an dl.e Leitungsgehilfen ausgegeben~ ciS' dru~ke erleichterten diese Aufgabe der Leltu'll gehIlfen und ermöglichten sowohl eine an a eIl

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Stellen einhei tiiche Berichterstattung als auch eine rasche Auswertung der b ei Übungsschluß beim Leitungsstab einlaufenden Berichte.

Die A ufgabe der Leitungsgehilfen ~rschöp~te sich - das sei besonders bemerkt - I1lcht dann, daß sic ihrer Liste gemäß die Schäden abroll en ließen und die entsprechenden Vermerke in ihren Vordrucken machten. Sie hatten vielmehr ganz angemein den kriegsmäßigen Verlauf der Übung sicherzustellen, den Willen der Übungsleitung an den SchadensteIlen zum Ausdruck zu bringen und die Übung durch weitgehend vorbereitete Einla" gen auf den Übungszweck auszurichten. WeIH'. es die Lage erforderte, hatten sie den ÜbungsleIter über wichtioe Erwäoungen und Absichten cinge" setzter Füh;'er (z. B. "'etwa beabsichtigte Sprengung von Häusern, um einen Brand abzuriegeln) lind über besonders wichtige Entschlüsse und Befehlc zu unterrichten.

Für den Fall , daß sich die eingesetzten Haus" warte und Führer durch Meldungen, Entschlüsse und Befehle von dem eigentlich cn ü bungszweck zu weit entfernten oder nicht kriegsmäßig ver~ hielten, hatten die Leitungsoffiziere und Sehieds~ richter sie durch zweckmäßige Einlagen bzw. durch eingehende Unterrichtung über die augen~ blicklich e Lage und den Stand der Schadensbe~ kämpfung zu dem kriegsmäßig richtigen und übungsmiißig erwünschten Verhalten hinzuleiten.

D emzufolge waren für das übungsvorhaben die Aufgaben der Leitungsoffiziere folgendermaßen festgeleg t: Schilderung der Schäden während bzw. nach dem Fliegerangriff an die Hauswarte, Trupp~ führ er oder Erkunder; selbständiges Geben von Einlagen an den Schadenstellen, wenn der Führer zu neu em Entschlu ß gezwungen werden soll oder wenn vom eigentlichen Übungszweck zu weit ab~ gewichen werden sollte; Überwachung des kriegs~ mäßigen Verhaltens aller Übun gsteiln ehmer.

Zur U nterstützung der Leitungsgehilfen waren ferner Sc h i e d s r ich t e r eingesetzt worden. Hierfür waren geeignete Persönliohkeiten aus dcn Fachdiensten ausgewählt und so verteilt , daß .ie~ dem Trupp der Einsatz~ und Bereitschaftskräfte ein Schi edsrichter von vornherein beigegeben war. Die Schiedsrichter rückten mit den eingeset zten Kräften von der Unterkunft aus an die Schaden ~ stellen ab. Ihre Schiedsrichtertätigkeit begann mit Bekanntgabe des Einsatzbefehls an den be~ treffenden Trupp oder die Abteilung. Aufgab e der Schiedsrichter war es, die Zweckmäßigkeit und praktische Durchführbark eit der beabsichtig" ten Arbeit im Rahmen des Gesamtübungsvorha~ bens zu b eurteilen.

Leitungsoffiziere und Schiedsrichtcr hatten außerdem die Aufgabe, je nach der Lage und dem Verhalten von Führern und Kräften diesen Ver~ luste an Kräften, Ausfall an Werkzeugen , Gerä~ ten und Fahrzeugen zuzu teilen. Es war jedoch angeordnet, daß die außer Tätigkeit gesetzten Kräft e und ausgefallenen Werkzeuge, Geräte und Fahrzeuge der Teilnahme an der Ü bung nur vor~ übergehend entzogen und nach angemcssener Zeit (angenommene Zeit für Eintreffen des Ersatze<;) als eingetroffene Reserve wieder zur Verfügung gestellt werden sollt en.

Weiterhin hatten die Leitungsgehilfen die Auf~ gabe, die eingesetzte militärische Truppe beim Durchmarsch durch die Stadt auf die k enn tlich

gemachten Kampfstoffsümpfe, Brisanzschäden usw. hinzuweisen und, falls sie diese Schäden nicht beachteten, den Schiedsrichter der Truppe um Außergefeehtsetzung zu ersuchen.

Für die Beurteilung der Größe und Ausdehnung der Schäden bzw. des Erfolges der Schadensbe~ k ~i mpfung waren lediglich die Leitungsgehilfen oder Schiedsrichter maßgebend.

Zur überprüfung der gesamten jVl elde~ und Nachriehtenorganisation ' waren mehrere Fern~ ll1eldeoffiziere benachbarter Standorte eingesetzt worden.

Es wurde bereits erwähnt, daß auch die Einwei~ su ng der Leitungsgehilfen und Schiedsrichter un~ ter strengster Wahrung der Geheimhaltun.g ge~ sehehen mußte. Insbesondere wurden z. B. dIe zur Markierun o der SchadensteIlen, zur Darstellung von Ver;'undeten und Kampfstoffbesclüidigten notwendigen Beamten oder sonstigen. Persone!l (Hitlerjungen) und das dazu erforderhche Gerat (Scheiben, Flaggen, Seile usw.) erst am 1~3ge der übung in dem Polizeidienstgebäude bereltge~tellt und von einem Offizier des Leitungsstabes uber~ nommen. Dieser Offizier dirigierte sodann erst kurz vor Beginn der Übung Personal und Ge~ät an bestimmte Gestellungsplätze innerhalb der eJn~ zein en Schadensbezirke, wo sie von den Leitungs~ gehi lfen jeweilig eingesetzt wurden.

P r akt i s c h e Ar bei t konnte bei dieser Art der Durohführung der Übung an den SchadensteI. len von den Einsatz~ und Bereitschaftskräften na~ türlich nicht geleistet werden - abgesehen vom Sanitätsdienst dem Verletzte und Kampfstoff~ beschädigte z~r praktischen Behal!dlung zuge~ü~rt wurden. Diese praktische Arb eIt des Samtats~ dienstes konnte bedenkenlos durchgeführt wer~ den weil ·durch Bereitstellung von Hitlerjungen usw'. zur Darstellung von Verletzten an bestimm ~ ten Sammelpunkten des Übungsgeländes das Übun gsgeheimnis nicht gefährd et werden konnte.

U m ein beschäftigungsloses Herumstehen der Einsatz~ und Bereitschaftskräfte an den Sehaden~ stellen zu verhüten, war angeordnet worden , daß während der Dauer des Einsatzes an Ort und Stell e eine eingehende U nt e r w e i s u n g der T r u p p s über den Übungszweck und die Art ihres E insat zes durch die Truppführer und Schi edsrichter zu erfolgen hatte.

Abschließencl ist zu sagen:

Die bei der Ü bunl! in Hamm befolgte Art der Anlage und Durchführung einer Luftschutz~Voll~ übung stellte einen Versuch dar, diese Übungen aus den Anfangsstadien der "Schauübungen" oder .,Vorführungen" und dem berei ts all gemein ein~ getretenen Schematismus zu lösen und s.i.e zu rein kriegsmäßig angelegten übungen vorwartszuenb wickeln. D er Versuch ist geglückt.

Es wird in manchen Teilgebieten möglich se!n, Vollübungen auoh anders anzulegen. Vorbedm~ gung für di e Erreichung des Zwe~kes solcher übungen, der darin bes tehen muß, eme ern stfall ~ mäßige ach prüfung des rich~ige!l Zusam~et;ar~ beitens der gesamten Orgamsatlon des ZIVIlen Luftschutzes oder von Teilen desselben zu gewähr. leisten, wird aber immer die Geheimhaltung der in der ü bung zu stellenden Aufgaben vor allen denjenigen Führern und Kräften, die aktiv an der ü bung t eilnehmen, sein.

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Anregungen aus Luftschutzübungen für Luftschutzübungen Präsident i. R. Heinrich Pa e t s c h , Berlin

lnfolge der dauernden Steigerung der Geschwin~ digkeiten der Bombenflugzeuge wird das Durch~ bringen einer rechtzeitigen War nun g zu einer großen Kunst, die eine ständige Verfeinerung der technischen Hilfsmittel im Gefolge hat. Dadurch wachsen wiederum die Ansprüche, die an Zuver~ lässigkeit, Findigkeit und Schnelligkeit des im Flugmeldedienst tätigen Personals gestellt werden. Nur wenn es gelingt, störungsfrei arbeitende di~ rekte Leitungen zwischen Flugwache und Flug~ wachkommando herzustellen, und wenn dann auch Auswertung im Flugwachkommando und W eiter~ gabe an die Warnzentralen reibungslos und schnell erfolgen, wird die Warnfrist genügen, um in den Betrieben und bei der Bevölkerung die vorgesehe~ nen Schutzmaßnahmen rechtzeitig auszulösen.

Bei einer der letzten großen Luftschutzübungen wurde nun erstmalig der Versuch gemacht, eine Großstadt unter völlig ernstfallgemäßen Bedin~ gungen zu warnen. Der Anflug der angenomme~ nen feindlichen Luftstreitkräfte und die dadurch bedingte Tätigkeit des gesamten Flugmeldedienstes und Luftschutzwarndienstes lösten den Flieger. alarm in dieser Großstadt 'aus. Der Fliegeralarm wurde mittels einer G roß a 1 arm a nl a g e, de~ ren Verteilung über das gesamte Stadtgebiet auf Grund der bisher gewonnenen praktischen Erfah~ rungen und zahlreichen Versuche') vorgenommen war, bekanntgegeben.

Trotz der dankenswerten und hingebenden Ar~ beit des Reichsluftschutzbundes war es dennoch erforderlich, die Bevölkerung aller Schichten vor der Übung eindringlich über das Ver hai t e n bei F I i e ger al arm zu unterrichten. Diese Aufgabe wurde von dem zuständigen örtlichen Luftschutzleiter, dem Polizeipräsidenten, über. nommen. Er bediente sich zu ihrer Lösung der Presse, des Rundfunks, der Aufklärung in allen Unterrichtsanstalten sowie des AbhaItens von be. sonderen Vorträgen. In systematischer Steigerung wurde die Bevölkerung immer wieder über Sinn und Zweck der bevorstehenden Übung unterw:ie. sen, schließlich wurden ihr in den letzten Tagen in schlagwortartigen Zusammenstellungen die wichtigsten Verhaltungsmaßnahmen bei Eintritt des Fliegeralarms eingehämmert. Die mit dieser Methode gemachten Erfahrungen haben sich im allgemeinen bewährt; sie haben gezeigt, wie not. wendig eine solche Sonderpropaganda ist, da über den Ablauf eines Luftangriffs mit allem, was dazu ~ gehört, noch reichliche Unkenntnis in der breiten Masse herrscht. Als Lehre kann aus den hier ge. sammelten Erfahrungen abgeleitet werden. daß auch beim Aufruf des Luftschutzes im Ernstfall eine gut vorbereitete und sofort in Kraft tretende Aufklärungstätigkeit unter Ausnutzung aller mo. demen propagandistischen Hilfsmittel einsetzen muß, um die Bevölkerung über die grundlegenden Regeln, die bei der Durchführung des Luftschutzes zu beachten sind, zu unterweisen. Drastisches Bildmaterial, das ebenfalls wohl vorbereitet dalie. gen muß, vielleicht sogar mit Gegenüberstellun. gen von "falsch" und "richtig", kann diese Auf. klärungstätigkeit besonders wirkungsvoll und er. folgreich unterstützen.

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Ließ sich auch durch diese örtliche Propaganda dic in der Stadt ansässige Bevölkerung erfassen, so lag jedoch eine Schwierigkeit darin, die täglich von außerhalb in die Stadt zuströmenden 0 r t s • f rem den, die immerhin einen erheblichen Pro~ zentsatz der Gesamtbevölkerung ausmachen, zum Mitwirken bei der Durchführung der ,Übung zu bringen. Hier hatte man sich derart geholfen, daß in allen Hotels und größeren Pensionen Mittei. lungen über die bevorstehende Alarmübung auS. lagen, die jedem Gast bei seiner Eintragung auS< gehändigt wurden. Auch diese Maßnahme wird nicht nur bei Übungen, sondern auch für den Ernstfall in der Form zu übernehmen sein. daß alsdann für die Gäste festgelegt wird, wie das in< tern für das Hotel vorgesehene Fliegeralarmsignal zu Gehör kommt, wo die Schutzräume liegen, welche Treppen zu benutzen sind u. dgl. mehr. Auch diese Anordnungen müssen bereit und je< derzeit sofort zu benutzen sein.

Nachdem man durch vorstehend beschriebene Propaganda den Blick der Gesamtbevölkerung auf die bevorstehende Alarmübung gerichtet hatte, mußte die Erfahrung lehren, wie die Durchfüh< rung sich gestalten würde. Hier sei noch einmal betont, daß die Zeiten der Auslösung des Flieger< alarms nicht bekannt waren, sondern völlig von dem Erscheinen der angenommenen feindlichen Luftstreitkräfte abhingen.

Ausgelöst wurde der F I i e ger a I arm dreimal zu den verschiedensten Zeiten, und zwar so, daß einmal die Zeit einer Verkehrsspitze, einmal die Zeit , in der die werktätige Bevölkerung in Fabri< ken und Büros an der Arbeit war und die Haus< frauen ihre Gänge in der Stadt besorgten, wäh< l'end sich die Kinder in den Schulen aufhielten, und das letzte Mal etwa die Mittagszeit, zu der in dieser Stadt ein gemischter Verkehr stattzu< finden pflegt, getroffen wurden.

Die K e n n t I ich mac h u n g der Sam m e 1< s c hut z r ä u m e nach den hierfür erlassenen Vorschriften war in großem Umfange durch< geführt. Immerhin bedarf es für die Anbringungs< art der Hinweisschilder noch weiterer Ver voll< kommnung. Alle diejenigen, die sich jemals mit einer Beschilderung für Zwecke der Verkehrsrege< lung befaßt haben, wissen, wie unendlich schwie< rig es ist, eine zweckmäßige, auffallende und auch dem Fremden in die Augen springende Kennzeich< nung vorzunehmen. Es wird gut sein, wenn die Anbringung der Schilder, die für den Luftschutz notwendig sind, auf das sorgfältigste vorbereitet wird und hierbei die Erfahrungen der Verkehrs< offiziere weitgehend ausgenutzt werden.

Bei Auslösung des ersten Fliegeralarms zeigte es sich. daß das An hai t end e s Ver k ehr s und die Entleerung der Verkehrsmittel, besonders der öffentlichen, und hier wieder insonderheit der Straßenbahnen. reibungslos und rasch vor sich gingen. Die Wege zu den nächsten Sammelschutz< räumen waren jedoch an verschiedenen Stellen

~l Vgl. z, B. "Erprobung von verschiedenen Alarmierungseinrich-tun~cn ' n Breslau". In .. Gasschutz und Lultschutz". 3. Jg ,. S, 195 ff .. 19:13. Ferner: Walther ... überprüfung einer Großalarmanlage" . In " Gas­schutz und Luftschutz", 7. Jg .• S, 151 fl., 1937.

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reichlich lang und nicht genügend bekannt. Die Fahrer und Schaffner der Straßenbahnwagen soll~ ten über alle Sammelschutzräume, die an ihrer Fahrstrecke liegen, unterrichtet sein, um an jeder Stelle sofort das mitfahrende Publikum richtig weisen zu können. Das Abstellen von Kraftfahr~ zeugen, Fahrrädern und Wagen machte im allge~ meinen keine Schwierigkeiten, wenn auch einige Schönheitsfehler vorkamen. Beispicls\vcise park~ ten Fahrzeuge auf Brücken, in engen Eisenbahn ~ unterführungen odcr besonders schmalen Straßen, so daß die Fahrzeuge des Sicherheits~ und Hilfs~ dienstes im Falle des Einsatzes behindert worden wären. Daß solche Fehler auch im Ernstfall sich immer wiederholen werden, ist mit Sicherheit an ~ zunehmen. Es wird zu prüfen sein, ob die Polizei die m 0 tor i sie r t e n Ver k ehr s s t r e i f e n , die neuerdings in allen Großstädten eingerichtet werden. sofort bei Auslösung des Fliegeralarms entsenden kann, um an den bekannten schwierigen Verkehrspunkten innerhalb eines bestimmten j{e~ vierbereichs oder Abschnitts helfend und regelnd einzugreifen.

Das Verhalten der F uhr wer k sIe n k e r war unterschiedlich. Das völlige Ausspannen der Pferde und Anbinden hinten an den Wagen oder an Bäume in der ähe erscheint nicht ganz un ~ bedenklich. Richtiger dürfte lediglich das Ab~ strängen sein, so daß die Pferde in dem ihnen ge: wohnten Zustande, aber unfähig, das Fahrzeug vorwärts zu ziehen, den Luftangriff über sich er~ gehen lassen.

Das Pub li k u m suchte die Schutzräume schnell und ordnungsmäßig auf, jedoch kam es an verschiedenen Stellen zu erheblichen Anstauungen und Überfüllungen, so daß auf den Einlaß war~ tende Teile zu dem nächstgelegenen Schutzraum verwiesen werden mußten. Es zeigte sich, daß noch genauere Untersuchungen auf den vielbegan~ genen und verkehrsreichen Straßen über die Be~ legung der Straßenfläche mit Verkehrsteilnehmern, einschließlich der auf den Verkehrsmitteln beim Spitzenverkehr zu erwartenden, durchgeführt wer~ den müssen, um das richtige Verhältnis zwischen Verkehrsdichte und Größe und Zahl der Sam~ melschutzräume zu bestimmen.

Es zeigte sich auch, daß für die. Sam m e I ~ Sc hut z r ä u m e eine ständige Auf s ich t s ~ per s 0 n, bei der Knappheit an Polizeikräften wohl am besten ein Hilfspolizeibeamter, vorhan~ den sein muß, die höflich, aber energisch das Publikum, besonders Angstliche, anweist und auch über die benachbarten Sammelschutzräume und die Möglichkeiten in den Schutzräumen der Nach~ barhäuser bezüglich Belegung, Ausbauart, Zugän ~ gen und otausgängen bestens unterrichtet ist. Diese Männer, die sich nach Aufruf des Luft~ Schutzes im vVechsel dauernd in diesem Raum aufhalten müssen, werden nicht nur bei allen Funktionen, die zur Instandhaltung und Säuberung gehören, sondern auch mit 'Vorteil als Hilfsperso~ nal bei der Straßenräumung unmittelbar vor ihrem Schutzraum eingesetzt werden. ie könn en das schnelle Aufnehmen des Fliegeralarms fördern und schließlich bei der Entwarnung wertvolle Diensto leisten.

Hatte die Bevölkerung im allgemeinen die vor~ angegangene Propaganda richtig dahingehend ver~ standen, daß bei Auslösung des Fliegeralarms je~ der den nächstgelegenen Sehutzraum aufzusuchen hat, so fanden sich doch noch Personen, namenb lich Fra u e n, die den unbedingten Drang hatten. möglichst schnell nach Hause zu gelangen. Auf

Befragen, warum sie nicht den nächstgelegenen Sammelsehutzraum aufsuchten, der ihnen doch seh r viel schneller Hilfe brächte, hörte man vie!. fach die Ansicht, kleine Kinder seien zu Hause, die man unmöglich allein lassen könne. Ein Hin~ weis darauf, daß im Ernstfall innerhalb eines Hau~ ses beim Auslösen des Fliegeralarms unbeaufsich~ tigtc I I i I f s b e d ü r f t i g e und Kin der durch die Nachbarn vcrsorgt werden müssen, erscheint geboten . Es zeigt sich also, daß die gegensei tige I Iilfeleistung und Unterstützung innerhalb der Häuser, in Siedlungsgegenden zwischen den Häu~ sem untereinander, noch sehr viel weitergehen muß, als dies bisher bei Übungen gezeigt wurde. Damit eröffnet sich für den Reichsluftschutzbund hinsichtlich der Ausbildung im Selbstschutz ein neues Feld der Tätigkeit.

Die akustische Warnung durch Großalarman~ jagen wurde ergänzt durch fahrbare Sirenen und durch das Aushängen der Fliegerwarnflagge. Die K r a f t f a h r sir e n e n haben sich bewährt. Sie werden in erster Linie in weniger dicht besiedel. ten Stadttcilcn zum Einsatz kommen müssen, in denen die ortsfesten Sirenen nicht so dicht auf~ gestellt sind. Es sei hierbei die Anregung gestattet, die Fahrzeuge durch große, auffallende Warnflag: r!cn kenntlich zu machen, um neben der akusti~ schen Warnung beim Durchfahren der Straßen eine optische herbeizuführen, wobei die Flieger~ warnflagge des achts durch irgendein auffälliges Blinklicht ersetzt werden könnte. Besonders wieh~ tig erscheint ferner die Verwendung der Kraft~ fahrsirenen für den mit Sicherheit anzunehmenden Fall, daß ein Teil der ortsfesten Alarmanlage nach dem ersten Luftangriff ausfällt.

Die Ansichten über die F I i e ger war n ~ f lag g e sind noch geteilt. An einer Stelle hatte der Reichsluftschutzbund die Anordnung getrof~ fen, kleine, kaum wahrnehmbare Papierflaggen in dem Augenblick herauszustecken, in dem durch den Luftschutzhauswart das betreffende Haus auf Luftschutz völlig umgestellt war. An einer ande~ ren Stelle war eine Beflaggung jedes Hauses mit einer ziemlich großen FliegerwarnHagge durch~ geführt worden . Diese plötzlich einsetzende "Fest~ beflaggung" hat zweifellos einen nachhaltigen Ein~ druck gemacht und war ein ausgezeichnetes Warn~ mittel für alle diejenigen, die in lärmvoller Um~ ~ebung, sei es in Fahrzeugen, sei es innerhalb von Geschäften, tätig waren und demz,ufolge den Si~ renenton der Großalarmanlage nicht hören konnten, aber den Blick auf die Straße lenkten. Der gegen diese Art der Warnflaggen erhobene Vorwurf, es würden große Geldmittel hierfür be~ ansprucht und die aufgewendete Summe stände in keinem Verhältnis zu dem Nutzcffekt, ist nicht ohne weiteres durchschlagend, da .ia die allgemeine Umstellung eines Hauses auf Luftschutz, was die Einrichtung sowohl des Dachgeschosses als auch der Schutzräume betrifft, eine immerhin so er~ hebliche Summe kostet, daß die Anschaffung der Fliegerwa rnfla~gc dagegen gerin~fügig erscheint. Einc w eitere Art der Anbringung und Verwen~ dun!1 war das Beflaggen der Häuser an den Ecken der Blocks. bei sehr langen Fronten außerdem auch an einzelnen vorher besonders dazu be~ st immten Häusern. Wenn auch diese Art der Ver~ wcndung der Warnflagge finanziell sehr viel gün~ stigcr liegt, so ist doch die Auffälligkeit bei wei~ tcm nicht so groß wie bei der geschilderten "Fest. beflag~ung". Die endgültige Regelung kann selbst~ vcrständlich nur vom Rcichsluftfahrtministerium gc troffcn werden.

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Wie schon bei früheren Teilübungen , machte auch bei der großen A larmübung die Frage der E n t war nun g besondere Schwierigkeiten. Die Vorschriften über die akustische Entwa rnung lie, gen fest. Für cine Großstadt wird sie nur selten in Frage kommen, die Regel wird vielmehr die s t i 11 e E n t war nun g sein, die sich nach der Schadenlage richtet. Selbst die Trennung größe~ rer Stadtteile durch Flüsse hat gezeigt, daß die akustische Entwarnung eines derart abgesonderten Stadtteiles automatisch auf den anderen Stadtteil überspringt, so daß also auch hier trotz günstiger örtlicher Bedingungen d ie stille Entwarnung ge~ boten sein dürfte.

Zur Durchführung der stillen Entwarnung waren die Polizei, die Hitler~Jugend und die Schulen ein ~ gese tzt. Die Poli zei sollte die entstandenen Scha~ denstellen absperren, um ein Hineinlaufen oder ~ fahren zu verhindern, der Hitler~Jugend wurde die Aufgabe zuteil, die Entwarnung in den Sammel ~ schutzräumen nach einem bestimmten Plan durchzuführen, während die Schulkin der die cin ~ zeinen Straßenz i.ige dadurch entwarnten. daß in bestimmten Leithäusern die Entwarnung bekannb gegeben wurdc, um nun von hicr aus im Schnee~ ballsystem von Hauswart zu Hauswart weiterzu~ laufen. Die Einspannung von Polizei, Hitler~Jugend und Schulen erscheint auf den ersten Blick zweck~ mäßig. Es ist abe r zu bedenken, daß gewisse Überschneidungen zwischen Hitler~Jugend und Schule vorkommen werden. ferner, daß dic Schu ~ len bei Beginn kriegerischer Handlungen aller Wahrscheinlichkeit nach geschlossen werden dürf~ ten. Deshalb wird auch hier für die endgültige kri egsmäßige Vorbereitung eine Regelung getrof~ fen werden müssen, die bestehen bleibt und nicht in den erst en schwi er igen Kriegsstunden zer ~ schlagen wird.

A lle Versuche zur Durchführung der stillen Entwarnung müssen darauf abzielen, di ese so s c h n e Il wie mögli ch voranzutreiben, damit die Bevölkerung k eine Minute länger in den Schutz~ räumen verbleibt , als die Luft. und Er dlage es erfordern . Ferner muß durch Absperrung Vor~ sorge getroffen werden, daß die Durchfi.ihrung der stillen Entwarnung nicht auf Stad tteile über~ springt, die in folge der Schadenlage noch gewarnt bleiben mi.i ssen. U m di e stille Entwarnung mög~ lichst schn ell durchzu führ en und damit das nor~ male Leben in der Stadt in kürzester Frist wieder in Gang zu bringen, ist es erforderli ch. daß die Luftschutzhauswarte s tändig Verbindung mit der Außenwelt halten.

Sehr wichtig, sowohl für die Durchführung des A larms als auch für die Entwarnun g, ist innigs te Ve r bin dun g z w i s c h e n den örtlichen Reichsbahn ~ Di enststel l en und dem ö r t I ich c n Lu f t s c hut z l ei t er. weil bei aller Anerkennung der besonderen Verhältnisse, die bei der Reichsbahn her rschen, für die im Ort gelegenen Bahnhöfe ein völliger G leichta kt mit den sonstigen örtlichen Luftschutzmaßnahmen h ergestellt werden muß. Das Fehlen dieser inni~ gen Verbindung führte bei Übungen dazu, daß Entlassungen von angekommencn Fahrgästen von den Bahnhöfen auf die Straßcn erfolgtcn in eincm A ugenbli ck, in dem der Luftangri'ff ge radc im Gange war.

Was das Ver haI t end erB e v ö 1 k c run g im allgemeinen anbetrifft, so muß das bereitwill ige Mitgehen unter Inkaufnahm e erheblichcr Unbc~ quemlichkeiten lobend hervorgehoben werden. Es zeigte sich auch hier wieder, daß der Wille zu r

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verständnisvol\en Mitarbeit in allen Luftschutz. fr agen b~i der großen Masse der Bevölkerung vord handen Ist. Er muß nur richtig geweckt un dl:'rch sachliche, zweckmüßige Maßnah!De~. ~e; nutzt werden. In dieser Hinsicht kann dIe volhg Alarmierung einer Großstadt als durchaus gelun. gen bezeichnet werden.

Aus der füllc von Anregungen, dic jede Luft­schutzi.ibung mit sich bringt, sollen nachste: hend noch ein ige übcr den Se i b s t s c hut z aUS­geführt werden, der mit allen seinen Maßnahmen eine dcr wicht igsten Grundlagen des Luftschutzes übcrhaupt darstcllt.

Die innigste Vcrbindung der Stellen des Reichr luftschutzbundes mit den Schulen, den FortbI' dungsanstaltcn all er Art, dem Arbeitsdie,:st u;d der Hitl er~Jugend ist vonnöten und WIrd It~ schwere Arbeit des Reichsluftschutzbundes wer, voll unterstützen.

Eine sys tematische Ausbildung der Hit I e rt:

J u gen d auf bestimmten Gebieten des Selbs, schutzes sollte noch mehr als bisher betrieben werden. Es zeig te sich n ~imlich 'bei den ü bunge;, daß z. B. die Verwenduno als Mclder überall a Erfolge zeitigte, wo eine'" Ausbildun g besonders für diesen Luftschutzzweig stattgefunden hatte~ Aueh die Angehörigen des B und e s 0 eU t ' s c her M ä dei wurden an verschiedenen Stellen mit Vor tei l herangeholt und leist eten im allge• meinen G utes.

Der Ar bei t s die n s t sollte dcn Luftschutz in höherem Maße als bisher in seinen Aufgaben. kreis einbeziehen, wenn auch zugegeben werd~; n:uß, d.aß in der kurzen Ausbildun~szeit b~r el s~ e111e Fulle von Anforderungen an dI e Lehrkun der Ausbildenden gest ellt wird.

Eine Ve!wendung der Schuljugend und der }u; gendorgal11sationen derart daß man, um schon Bilder darzustellen, junge' Menschen auS andere~ S~adtge~enden in das Obungsge1ände a~komma~: ~~ert, s111d :verfehlt. Sie ze igen, daß dl~ Durc b fuhr en den SIch über den Ernst der SituatIOn noC

nicht im klaren sind und glaub en, eine eindr~ck:; volle. Fassade ern sthafter, nüchterner, sa.~hhe~i1' A rbeIt voranstellen zu müssen. Auf schon e der kommt es im Luftschutz überhaupt nicht a.~, sond er.l: r~ur dar.auf, daß mit möglichst wenig ~~~ teIn !Yl 0glIc~~t vJeI erreicht wird und daß auf a be' C;e?leten. eil: hoher Ausbildungsstand 'da~u u faillgt, WIrkliche Hilfe schnell und erfolgreIch z leisten.

Während die früh eren Selbstschutzübungen meist in dicht bes iedelten Arbeitervierteln abge• h~ lt en wur.den, hatte man letzthin auch Vi 11 eD-: v I e r t e l 111 das Übungsgeländ e einbezogen.. I U~te il e. über d.as Mitgehen der Einwohn er dle.se: V illenvIer tel s ll1d unterschiedlich. Manch~ St;fer men . st~lJ.en .fest , daß ein Unterschi ed JI1 t. BereItWIllIgkeIt zur Durchführung der Selbs sc1~ utz~aßn ahl~en zwischen Vill~nviertel un~ ~:; belterv ler tel mcht vorhanden seI. andere w.le tel behaupten, daß di e Bewohner der V illenvIer. teilweise vers~cht hätten. sich in raffin!ert~r \VÄsr~ unter Vorschutzen von R eisen oder WIcht Igen beiten der Beteiligung an der Übung zu entziehen~ E~ ~öge. da~inge~tel1t bleiben, welche .A u~assd~ß die nch.tJge Ist. Sicher tut ei nes not, namh ch,. rer der ReIchsluftschutzbund die Bevölkerung !h s~)Zia l en . Str uktur entsprechend behandelt. !fler:; Sll:d weltgeh e~de ~enschenkenntni s und e ~ .ne "'nd wIsse AbgeklartheIt der mit der Durch~u~r~eit Beauftragten geboten. Mit Gcduld und Zahlgk d kommt man oft wei ter als mit Forschheit un G robh eit. .

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be~o anerkenll~nswert die Fo.~tschritte. sind, die seh d~r D~rchbddung der Bevolkerun~ Im Selb~t~ d

utz erzielt wurden so muß doch Immer wle~ er b . , st el dem Ablaufen solcher Übl!ngen das ~e~

:.e~.en vorherrschen, durch klare Zielsetzung elOe rn?~ Ichst wirklichkeitsnahe Gestaltung zu ge: w.a rl eisten. Die Einwirkun Cl der Sc h i e d s ~ GI e h t e r wird hicr. in bes;nde:em ~aße zur

eltung kommcn mussen. Von diesen Ist außer: h~fentliehe Geschicklichkeit in ihrem ganzen Ver: f" ten. zu ver langen. Im allgemeinen werden auch It die Schiedsrichter des Selbstsch utzes die ö I~htlinien, wie sie an anderer Stelle bereits er:

r ert wurden ' ), Verwendung finden können. . Was die Aus b i I dun CI der Be v ö I k er u n g ~~sgesamt betrifft, so ist z; sage~, daß die G~unel: s ~eln des Selbstschutzes eiClentiIch AlIgemelOgut em sollten. Dcnn im Selb;tschutz ist eine dem amen nach durchzuführende Erfassung bis hin:

Unter zum letzten Laienhelfer nicht erreichbar.

naDer ~ r w e i t e r te Sei b s t sc hut z . beda~f g eh WIC vor besonderer Aufmerksamkeit, weil I etade hier Gefa hrenqu ellen vorha nd en s ind , die ~ zten Endes für die Erhaltung einer ganzen

köadt von a~ss~hlag.gebender Bede~tung . s~in k .nnen. Es sei hierbei nochmals auf die Wichtig: inelk des ~rwei terten Selbstschutzes beispielswei~e w . aufhausern hingewiesen, also an Orten, die st~gen A ufsta pelung feuergefährlicher Gegen: d·ande für ein Stadtviertel, ja darüber hin aus für F~e ga nzc Stadt zum Verhängnis werden können.

gUr alIe Gebäude in denen feuergefährliche Ge~ en t.. , d s an?e in großer Menge lagern, wird zu for ~ alern sem, daß die Leitun (J der Brandbekämpfung, eisü die Hau s fe u er'; ehr, in den Händen Ii;es so:gfältig ausgebildeten Feuerwehrmann~s ei gt. Di ese r Pos ten ist für die Besetzung mit fält~r frau ungeeignet. Ebenso wird sehr sorg~ we.~g zu prüfen sein, ob zum Lei t e r des er: bä I derten Selbstschutzes in einem wichtigen Ge: daß e e ine frau bestellt werden kann. Beispiele, Zw So etwas gut funktionieren kann, wurden de;rßez~igt, ob aber unter den n~rve.nzermü~ben : k" EinWirkungen der Wirklichkeit die Frau Ihrer ei~rperl.iehen und seelischen Konstitution nach ge: klerdt Ist, einen derartig wichtigen Poste~ ~u ~e: es en, muß doch bezweifelt werden. aturiIch Ist aItebensowenig zweckmäßig,verbrauchte und über: Je erte Männer mit dieser Aufgabe zu betrauen . in ~ach Wichtigkeit des Schutzobjektes wird man Reb' er Vollkraft ihres Lebens s tehen de, gut aus~ liehlI1.~te und intelligente Männer, die charakter~ ein Ur diesen Posten besonders .geeignet sind,

setzen , selbst wenn hierdurch ein Mann der

~~ ron! '.'erloren geht. Der Begriff "Front" ist eben Im ZCltalter des totalen Krieges dehnbar und k~nn auch ~in gan~es Land bedeuten. Dagegen Wird man Sich damit abfinden müsscn daß auch im erweiterten Selbstschutz als Lufts~hutzhelfer in sehr großem Ausmaße Frauen eingesetzt werden.

. Bei der Durchführung des Fliegeralarms in emem Kau f hau s wurde sehr sachgemäß ver~ fahren: J eben einer besonderen Alarman lage war eine Lautsprecheranlage eingebaut, die nicht nur dazu bcnutzt wurde, den Einsatz der Selbst: schutzkräfte nach Eintreten eines Schadenfalles zu rege!n, s~nd~rn während des Fliegeralarms durch eme WirklIch sachgemäße und wohldurch: dachte Besprechung dazu diente, das Publikum zu einer ruhigen und ordnungsmäßigen Räumung und zum Aufsuchen der Schutzräume zu veranlassen.

Um die Stimmung der in die Schutzräume über: führten K ä u fe r nicht ungünstig zu beeinflussen, waren Beauftragte des R eichs luftschutzbundes in Tätigkeit get reten, um dort unten einen kurzen Vortrag über Sinn und Zweck der Übung zu hal~ ten, eier im .a llgemeinen sehr gut aufgenommen wurde. Er kurzte den Aufenthalt im Schutzraum so ab, daß die Leute über keinerlei Belästigung klagten. und erzeugt~ ~ine so günstige St immun g. daß. der propagandistIsche Erfolg ges ich ert e r: schem~. "Man nahm etwas Gewinnbringendes von dieser bung mit nach Haus", war der alL gemeine Eindruck, den man aus Antworten der Schutzrauminsassen hörte.

Bei der notwendigen weitgehenden Verwendung von Fra u e n a uch im erweiter t en Selbstschutz. wird es sich empfehlen, noch mehr als bisher auf die körperlich e Konstitution der Betreffenden Rücksicht zu nehmen. Man sollte schwächliche Mädchen nieht dazu einteilen, schwere Kran: kentragen zu schleppen oder Schlauchhasneln von Luftschl!tzkarren herunterzunehm en. Diese Gruppe von Frauen wird zweckmäßig als Melder oder zu leichter Arbeit verwendet, während robuste Frauen, di e seit Jahren schwere Arbeit gewöhnt sind, auch im Selbstschutz hierzu ein: zuteilen sind. Wenn auch eine solche Auswahl unter Berücksichtigung der geistigen Fähigkeiten und Veranlagung nicht immer einfach sein wird so zeigt doch der Verlauf der O bungen, daß dieser weitgehenden .i n d i v i du e il e n Aus ~ I e s e der Per s ö n 1 ich k e i t e n größte Be: achtung geschenkt werden muß, um kein en unnöti: gen Krä fteverschleiß herb eizuführen. was um so wichtiger ist, a ls das gesam t e Se!bstschutzper: sona l so knapp wie m öglich gehalten werden muß.

J)as Ausbildungswesen im Reichsluftschutzbund Major a. D. Zur bor n, LS.-Gruppenführer, Berlin

Tni?ie Beauftragung des Reichsluftschutzbundes Se h der Dur eh f ü h run g des Sei b s t: ]933 u t z e s der Zivilbevölkerung a~ 29. Apfl! lieh brachte die Aufgabe mit sich , die erforder: der en elb~tsc.hutzkräfte und die für .. den ~ufbau hältn?rg~n ~satIon b enötigten Amtstrager JI1 .ver: l(enntS~aß l g kurzer Z~it mit ?e~ n?twendlgen tatte nissen und praktischen Fahlgkelt~n .auszu:

ßern n. Es mußte eine Ausbildungsarbeit JI1 gr?: die E tfange in Angriff ~enommen werden, .!ur

rahrungen nicht vorlagen. So wurden ort:

lich verschiedene Wege eingeschlagen, um den vom Reichsluftfahrtministerium und vom Präsi~ dium des Reichsluftschutzbundes in großen Zügen gegebenen Richtlinien nachzukommen und das Ausbildungsziel zu erreichen.

Im Laufe der Zeit ist durch die Auswertung der in den Landesgruppen des Reichsluftschutzbundes gesammelten Erfahrungen und die Arbeit der Reichsluftschutzschule das Ausbildungswesen

2) Vgl. "Gll sschutz und Luftschutz " , Januarhelt 1937. S . 10 Ir.

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zweckmäßig ausgestaltet und einheitlich geregelt worden. Nunmehr wird die Ausbildung im gan. zen Reichsgebiet nach einer erprobten Lehrweise völlig gleichmäßig durchgeführt.

Die vom Reichsluftschutzbund zu leistende Aus. bildungsarbeit stellt keine reine Wissensvermitt. lung dar, denn sie bezweckt. Männer aller Be. rufskreise, Frauen und Jugendliche zur Teilnahme an Aufgaben der Luftverteidigung zu befähigen, und sie unterscheidet sich daher grundsätzlich von der Lehrtätigkeit einer Schule im herkömm. lichen Sinne. eben der notwendigsten t h e 0 r e . t i s ehe n Auf k I ä run g steht von vornherein die pr akt i s ehe L ehr e der Schutzmaßnah. men und der Schadenbekämpfung. Die von den Selbstschutzkräften zu erfüllende Leistung ver. langt Entschlußkraft, Mut und selbständigen Ein. satz gegenüber der Gefahr. Diesen Erfordernis. sen hat der gesamte Unterricht Rechnung zu tra . gen, er muß daher von sol d a t i s ehe m Gei ·s t und vom Gedanken des Wehrwillens beseelt sein . Der mit der Ausbildung im Reichsluftschutzbund Beauftragte muß nicht nur ein guter Lehrer sein, der das Wissensgebiet beherrscht, er muß vor al. lem für diese große erzieherische Aufgabe be. fähigt sein und durch persönliches Auftreten und Beispiel vorbildlich wirken.

Alle Ausbildungs. und Erziehungsarbeit für den Selbstschutz wäre unmöglich, wenn sie sich nicht auf der nationalsozialistischen Weltanschauung aufbaute und von deren Grundsätzen der Volks. gemeinschaft, Opferfreudigkeit und bedingungs. losen Unterordnung der eigenen Interessen unter die des Staates und der Allgemeinheit getragen würde. Weltanschauliche chulung selbst zu ver. mitteln, ist nicht Aufgabe des Reichsluftschutz. bundes. Aber von jedem Luftschutzlehrer muß verlangt werden, daß er versteht, im Geiste des Nationalsozialismus erzieherisch sein Amt aus. zuüben.

In den L ehr g ä n gen des Reichsluftschutz. bundes war anfänglich kein Unterschied gemacht worden zwischen der Ausbildung der Selbstschutz. kräfte und der für die Organisation benötigten Amtsträger. Man erblickte zunächst einmal das Ziel darin, alle Lehrgangsteilnehmer über die ot~ wendigkeit des Luftschutzes aufzuklären und ihnen die Grundsätze des Selbstschutzes zu ver. mitteln. Die jetzige Ausbildungsweise ist jedoch auf die g e t ren n t e n Auf gab eng e b i e t e der Sei b s t s c hut z k räf t e und der Amt s • t r ä ger verschiedener Art zugeschnitten. Bei den Selbstschutzkräften steht die praktische Aus. bildung im Vordergrund, während für die Amts. träger der Luftschutzunterricht durch Unterwei. sung über die jeweiligen Aufgaben der Organi. sation und Verwaltung ergänzt wird. Einer be. sonderen Sorgfalt bedarf die Ausbildung der zu den Amtsträgern zählenden L ehr k räf t e, die ein vertieftes theoretisches Wissen besitzen müssen.

Diesen Erfordernissen entsprechend sind die Schulen des Reichsluftschutzbundes gegliedert, und es ist j e der S eh u 1 art ein b es tim m <

t es Auf gab eng e b i e t zugeteilt worden. Die Ausbildung der Selbstschutzkräfte ist den .. Luft. schutzschulen" übertragen. Für die Heranbildung der Amtsträger haben die · .,Luftschutz.Haupt. schulen" zu sorgen. Zur weiteren Förderung der Amtsträger ist in jeder Landesgruppe eine "Lm< desgruppen .Luftschutzschule" errichtet. Die höhere Fortbildung und einheitliche Erziehung der Amts. trägerschaft findet an der "Reichsluftschutzschule"

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in Berlin statt. Die Leitung des gesamten AusbiI< dungswesens liegt beim Präsidium des Reichsluft. schutzbundes und wird dort in einer besonderen Abteilung (III) bearbeitet.

Die vornehmlichste Aufgabe des Reichsluft< schutzbundes, die Ausbildung der SeI b s t< s c hut z k räf t e, ist somit von der L u f t < sc hut z s eh u 1 e zu erfüllen. Dem Umfange der Aufgabe hat die Zahl der Luftschutzschulen zU entsprechen. Im allgemeinen muß in jeder Revier< oder Gemeindegruppe eine derartige Schule vor< handen sein, jedoch ist dies nicht ausschlaggeb~nd für ihre Errichtung. Maßgebend hierfür sind VIel< mehr die Bedürfnisfrage und die Verkehrslage. Grundsätzlich wird angestrebt daß der Teilneh< mer an einem Lehrgang keinen' größeren Weg ~ur Luftschutzschule zurückzulegen hat als das K~?d zur Volksschule. Dementsprechend wird in St~d< ten etwa für den Bereich von 10000 bis 30000 Em< wohnern eine Luftschutzschule notwendig sein. .

Der Zeitpunkt, an dem der Selbstschutz bereÜ sc.in muß, in Tätigkeit zu treten, ist nicht be< s,t.lInmbar. Er kann jeden Tag eintreten und den Emsatz der Selbstschutzkräfte notwendig machen. Dies bedingt eine Beschleunigung der Ausbildu~g und die Durchführung wenigstens der notwend~g< sten Schutzmaßnahmen. Aus diesem Grunde Ist der erste Lehrgang für alle Selbstschutzkräfte auf ein ~indestmaß beschränkt und wird als "All ~~: m eIn. Aus b i I dun g" bezeichnet. Diese ,,~' gcmein<Ausbildung" ist für alle Selbstschutzkrafte gleich, weil sie nur das enthält, was jede S~~b~t< schutzkraft wissen und können muß, gleichgultlg, ob sie für die Tätigkeit eines Luftschutzhauswar< tes, der Hausfeuerwehr, der Laienhelferin od~r des Melders vorgesehen ist. Es wird weiterhm notwendig werden, diese auf das otwendigste

b~schr~nkte Ausbildung auch über den Stam~ ~eh elgenthchen Selbstschutzkräfte hinaus allmahl1c

a)len Hau~.ei?woh?ern angedeihen zu la~sen, u~ sIe zu befahlgen, Im Notfall gleichfalls e1l1gesetz zu werden. .

Die in der "Allgemeinen Ausbildung" vorberet; teten Selbstschutzkräfte werden durch die Le~[t~ der Luftschutzschule und besondere Hilfskra

f ßt

die in einem "Ausbildungstrupp" zusammenge a , sind, weiter unterwiesen durch "H auS ü b~.~; gen". Durch diese sollen die Selbstschutzkraf systematisch am Orte ihres ~insatzes mit ihren Aufgaben vertraut gemacht werden. .

Den Abschluß der Ausbildung erhalten d~~ Selbstschutzkräfte in einem zweiten Lehrgang, ~ r "fachausbildung". Durch diese sollen ~< Luftschutzhauswart für die Erfüllung seiner beso 5< deren Pflichten gefestigt, das Mitglied der Haffe< feuerwehr zur Bekämpfung eines wirklichen, 0 rr nen Feuers befähigt, Laienhelferin und Melder ~, ihre Sonderaufgaben einsatzbereit gemacht w

ete

den. Da die Tätigkeit der Luftschutzha~swar ,. die wichtigste ist, wird deren "FachausblldUb~l' haldigst im Anschluß an die "Allgemein<AuA If<

dung" vorgenommen. Als erstes Ziel bei der un <;tellung des Selbstschutzes soll erreicht werd~n~ ~aß für jedes zu schützende Haus ein e .persdaß Itchkeit, Mann oder Frau, so ausgebildet Ist, n' sie die Aufgaben eines Luftschutzhauswartes h

U ft

bedingt sicher erfüllen und die Hausgemeinslc ':en zu den notwendigsten Schutzmaßnahmen an el kann. tz*

I n der gesamten Ausbildung der Selbstschudie kräfte durch die Luftschutzschulen nimm~t Jle p.rak~.ischel!nterweisung die erste i~ht ell1, wahrend SIch der theoretische Unterr

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~~f e~ne kurze Unterweisung über die . otwen~ bl~kelt .. des Luftschutzes beschränkt, einen über~

Ick uber die Organisation des zivilen Luft~ /hut~e vermittelt und .die notwendigste Aufklä~ f ung uber die durch Luftangriffe drohenden Ge~ fahren .und deren Herabminderung und Be~ämp~ ung gibt. Der Unterricht bezweckt, bel den elbstschutzkräften das Vertrauen zu erwecken

Und die überzeugung zu festigen, daß der . Luft~ kChutz unbe~ingt erfolgreich durch~eführt we.rd~n

ann, wenn Jeder an seiner Stelle emsatzberelt Ist und gelernt hat, den Gefahren richti~ zu begeg~ D~n und s!e mit bewährten ~itteln zu b~käm'pfen.

Je Ausbildung erstreckt sich sodann Im emzel ~ nen auf den Brandschutz, die Schutzmaßnahmen ~egen chemische Kampfstoffe, die erste Hilfe und

en Schutzraum bau. d Ausgehend von der Erkenntnis, daß es auch

em .. besteingerichteten F e u e r lös c h wes e n unmoglich sein würde, die Vielheit der durch Luft ~ R~~riffe möglichen Brände zu bek~mpfen, ha.t dcr

elchsluftschutzbund diesen Ausbildungszweig be~ ~unders ausgebaut. Während man sich anfänglich

arauf beschränkte zu lehren, wie Brandbomben unschädlich gemacht werden können, ist nun~ Aehr . eHe Bckämpfung eines entstehenden Brandes L uSblldungsgegenstand. Ein größerer Teil von B U.ftschutzschulen ist bereits mit massiv gebauten . I a n .d h ä u s ern ausgestattet, in denen das b(:rwmden verqualmter Räume, das Herangehen

an den Brandherd und die Bekämpfung dcs offe~ ~e!\ Feuer geübt werden. Es ist vorgesehen, f llreh . weitere Errichtung von Brandhäuser~ oder . euerSIcheren Brandräumen die Ausbildung uberall ~!l diese!" Weise auszugestalten. Die nterweisung lI?er Vorbeugende Brandschutzmaßnahmen bildet eine E" d' L h . rganzung Icses e rzwelges.

Der Linterricht über c h e mi s c he Kam p f ~ ~t () U e bringt nur die für Selbstschutzkräfte not~

erlQlqen Aufklärungen über deren Wirkungen ~bd die Möglichkeiten der Erkennung, behandelt E' er eingehender die Sc hut 'z maß nah me n .

Inell großen Raum nehmen die übungen in der Praktischen Verwendung der Gasmaske ein. e Die Ausbildung der Laienhelferinnen in. der

~ s t e n H i I f e geschieht im Zusammenwirken ~I~ dem Deutschen Roten Kreuz nach einem ge~ d.eInsam aufgestellten Lehrplan. Auch hier stehen

le praktischen übungen im Vordergrund. sc~ crv()~~ständigt wird die A~sbi1d~mg der ~ elbst<

utzkrafte durch nterncht Im Sc hut z ~ bau m bau. Es kommt hierbei nicht darauf an,

autc-chnische Maßnahmen auseinanderzusctzen, ti~dern, unterstützt durch Besichtigungen u~d k .ungen. das Wesentliche über die otwendlg~ s ~h~ u11d Durchführbarkeit des bauli.:hcn Luft~ {. utzes zu erläutern. Es wird gelehrt, welche

aUme in einem Hause als Schutzräume auszu. SUchen sinn und wie diese auch bei noch nicht ~ollendetem Äusbau im Notfalle hergerichtet wer~ nen können. Auch über die Behandlung der d ua c h b öde n und die. Durchführun~ der V c r ~ [. hn k el u n g werden Im Rahmen dJeses Unter<

IC !Szweiges Unterweisungen gegeben. Pr91.e .Lehrpläne der Luftschutzschulen, die vom r' ash IdlUm festgelegt sind werden bei der Unter.

IC t ' 1" d l' ung von Selbstschutzkräften aus a n ~ Si C h e n' G e b i e t enden Bedürfnissen des Luft. R~hutzes auf dem Lande angepaßt. In diesen Lehr. li~ngen werden der Brandschutz und die erste S Ilfe bevorzugt behandelt, außerdem nimmt das g on~.ergebiet des Ti er 1 u f t sc hut z es natur. emaß einen größeren Raum ein.

Die Erfüllung der Hauptaufgabe des Reichsluft~ schutzbundes. die in dieser umfassenden Ausbil~ d~~g des S~lbsts<:hutzes .besteht, hat das sachge~ maße Arbeiten emer großeren Amt s t r ä ger ; s c h a f t zur Voraussetzung. Diese müssen die Grundlagen und den festen Rahmen für das Aus~ bildun~swesen schaffen. Die Amtsträger, die den verschJedensten Berufen angehören und zum über~ wiegenden Teil ehrenamtlich arbeiten, können ihre vielseitige Tätigkeit nur dann sachgemäß aus~ üben, wenn sie auf ihre Aufgaben eingehend vor ~ bereitet sind. Eine Sonderausbildung hat den als Lehrkräfte tätigen Amtsträgern zuteil zu wer~ den. So steht neben der Ausbildung der Selbst~ schutzkräfte diejenige der Amtsträger als Auf~ gabengebiet der L u f t s c hut z ~ Hau pt s c hu le, die eine mit Lehrkräften und Lehrmitteln besser ausgestattete, gehobene Schulart darstellt. Für die Zahl der Luftschutz~Hauptschulen sind wie für die der Luftschutzschulen die Bedarfsfrage und die Verkehrslage maßgebend. Im allgemeinen soll jede Ortsgruppe oder Orts~ (Kreis~) Gruppe, sofern sie etwa 100000 Einwohner zu betreuen hat eine Luftschutz~Hauptschule besitzen. In diesen' Schu~ len wird auch die Ausbildunc1 von Kräften des eoor w e i t e ~ t e ~ Sei b s t s c "'h u t z e s durchge~ fuhrt, soweit die vom Reich luftschutzbund bera~ tenen Betriebe es für notwendig und erwünscht erachten .

Eine neue ~ufgabe erwächst dem Ausbildungs~ wesen des Reichsluftschutzbundes durch die Aus~ gabe der V 0 1 k s gas m a s k e, deren Bedeutunc1 für den Schutz der gesamten Bevölkerung Gene: raloberst Gör in g in seiner Luftschutzrede am 5. Juni 1937 hervorgehoben hat. Die Volksgas~ maske wird jedem Käufer in den Ausgabestellen der SV. durch deren Amtswalter und die Amts~ träg~r des. R~ichsluftschutzbundes ausgehändigt, damit er sie 1m Ernstfalle ohne Zeitverlust zur Verwendung bereit hat. Durch eingehende Unter~ weisung oll die Bevölkerung über alle Einzelhei ~ ten der Volksgasmaske und deren Wirkung aufge; klärt werden und Vertrauen zu dem neuen Schutzgerät gewinnen. Hierzu werden insbeson~ dere mit dem theoretischen Vortrag verbundene praktische übungen sowie eine abschließende Dichtprüfung im Gasraum beitragen.

Diese Arbeit, die in verhältnismäßig kurzer Zeit gelei tet werden muß und sich auf die gesamte Bevölkerung mit wenigen Ausnahmen erstreckt fällt den Luftschutz~Hauptschulen und den Luft; schutzschulen zu. Bei der Luftschutz~Hauptschule liegt di e Ausbildung der Amtsträger, die bei den Ausgabestellen der NSV. die Volksgasmaske zu verpa sen und die erste Unterweisung zu geben habcn und denen die Beratung über zweckmäßige Ynterbringung der Volksgasmaske und deren Überwachung anvertraut wird. Die Luftschutz~ schulen nehmen den Unterricht über dieses Thema in allen Lehrgängen auf und führen mit ihrem Lehrpersonal die Aufklärungsvorträge und die praktischen Unterweisungen sowie die Dichtprü~ fungen im Gasraum für die Gesamtbevölkerung durch. Für kleinere Instandsetzungen stehen die Luftschutzschulen, deren jede über einen sachkun< digen Gerätewart verfügt, zur Verfügung.

In den La n des g r u p p e n. L u f t s c hut z ~ sc h u I e n werden die Amtsträger zu fünf~ bis sechstäg~gen. Lehrgängen zusammengezogen, in denen sie eme umfassende Weiterbildung über alle Fragen des Luftschutzes, der Organisation und Verwaltung erhalten. In der Regel sind die Teilnehmer während der Dauer des Lehrgangs

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kaserniert, wodurch Disziplin, Zusammengehörig~ keitsgefühl und einheitliche Ausrichtung wesent~ lich gefördert werden. Der Lehrkörper der Lan ~ d('sgruppen~Luftschutzschule setzt sich aus eincm Stamm von hauptamtlichcn Amtsträgern und nach Bedarf hinzugezogenen Lehrcrn für Sondergcbictc zusammen.

In ~ihn li cher Weise, aber mit höhcr gestecktem Ziel, arbeitet die Re ich s I u f t sc hut z s c h u I c in Bcrlin , deren weitere Ausgestaltun g als obcrstc Ausbildungsstätte des Selbstschutzcs im Laufe die~ scs Jahrcs erfolgen wird.

Die Erste Durchführungsverordnung zum Luft~ schutzgcsetz hat dem Ausbi ldungswcscn im Reichsluftschutzbund die gesetzliche Verpflich ~ tung aufcr lcgt, mit Hilfe dcs örtlichen Polizeiveu waltcrs sämtliche als Selbstschutzkriifte benötig~ t.en Volksgenossen zur Ausbildung heranzuziehen. Dementsprechend hat der Herr Reichsminister der Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Genera loberst Göring, in seiner denkwürdigen

Ansprache an die Amtsträger der Landesgruppe Groß~Berlin am 5. Juni 1937 in der DietrIch> Eckardt~Bühne die Ausbildung als das wichtig~te Aufgabengebiet des Reichsluftschutzbundes elO> dringlich hervorgehoben. Wenn bisher von der Reichsluftschutzschule, von 15 Landesgruppen> Luftschutzschulen und von etwa 400 Luftschutz> J fauptschulen die Ausbildung der Amtsträger ein> schließli ch der Lehrkräfte vorgenommen, wenn weiter von 3400 Luftschutzschulen eine Zahl von fast 4,5 Millionen Volksgenossen als Selbstschutzh kr~ifte ausgebildet worden ist, so erfordert jedoc die nunmehrige Verpflichtung eine Vermehrung der Luftschutz~Hauptschulen und Luftschutzschu> len sowie ihre verstärkte Ausstattung mit Lehrern, Leh rmitteln und Gerät.

Der Reichsluftschutzbund hat die Organisati~n des Ausbildungswesens so ausgestaltet, daß es In kurzer Zeit möglich sein wird, die notwendige Er­weiterung durchzuführen und auch den vermehr­ten Anforderungen zu entsprechen.

Waldbrandbekämpfung im Luftschutz Regierungsbaurat Dipl.-Ing. S tell e, Reichsluftfahrtministerium

Alljährlich meldet die Presse immer wieder große Waldbrände, denen unschätzbare Werte von Waldbeständen zum Opfer fallen. Abgesehen von den hohen ideellen Werten, die damit zerstört werden, bildetl wie bekannt, das Holz der W~ilder eine der wichtigsten Roh s t 0 f f q u eil e n für unsere deutsche Wirtschaft. Außer der Verwen~ dung als Nutz~ oder Brennholz stellt. das Holz h eute den Ausgangsstoff für eine große Zahl von Erzeugnissen dar , die dazu helfen, die deutsche Wirtschaft vom Ausland unabhängig zu machen. Jeder Waldbrand schmälert daher die Basis der einheimischen Rohstoffversorgung.

Im Kriegsfalle erhalten diese Tatsachen eine erhöhte Bedeutung, da die Anforderungen an die Rohstoffversorgung in erheblichem U m fange wachsen werden. Während im Frieden di e Ur~ sachen für die Mehrzahl aller Brände im allge~ meinen in menschlicher Fahrlässigkeit zu !>uchen sind, muß im Kriege damit gerechnet werden, daß auch die Wälder das Ziel feindlicher Luftangriffe bilden können, wobei als Angriffsmittel im we~ sentlichen brandstiftende Mittel verwendGt wer~ den. L u f t s c hut z der W ä I der bedeutet da~ her im wesentlichen Brandschutz; Angriffe mit an~ deren Kampfmitteln werden nur in seltenen Fäl~ len zum Erfolg führen. Die Luftschutzmaßnahmen werden somit überwiegend mit den Maßn:'lhmen übereinstimmen, die bereits friedensmäßig in vor~ beugender oder abwehrender Form gegen Wald~ brandschäden zu treffen sind. Es muß geprüft werden, ob und in welchem Umfange sie einer Er~ gänzung bedürfen .

Von dem deutschen Baumbestand stellen Kie~ fern~ und Tannenwälder etwa 75 v, I-I. dar, Sie

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sind im Gegensatz zu Laub~ und Mischwald ~rn meisten bedroht. Besonders feu ergefährdet smd di e K i e f e rn w ä I der Norddeutschlands, wO klimatische und geologische Gegebt'nheitcn ,~ü:r s tige Vorbedingungen für große Waldbran e schaffen. Die gewaltigen Brände der letzten Jah~e in der Lüneburger H eide, in Meckknburg sO~Vle in der Mark Brandenburg sind der Beweis ~!er: für. Am wenigsten sind reine Laubwälder gcfahrt det, da sie durch den großen FeuchtigkeitSgeha~ der Blätter, das harzfreie Holz und den .)ftma.s

geringen, größtenteils feuchten Bodenbewuchs dIe bes ten natürlichen Sicherungen b esitzen ,

Aus den Erfahrungen großer Waldbrände hab;11 sich die vor b e u gen den Maß n a h J1l e n, le von sich aus die Ausbreitung eines Waldbrande: ohne menschliches Zutun verhindern so ll en. ~' geben , Bereits friedensmäßig können Folg<;:,; ~ vorbeugenden Maßnahmen getroffen werden: .1'1\ nimmt eine Gliederung großer Waldflächen d Ur\ U nterteilung in Jagen vor. Bewährt hat sich :ll~C d die Anlage von Schutzstreifen ; hferdurch \\:I~e eine U nterteilung in natürliche Brandabs.;hnl t . bC:-virkt. piese Streifen könn en durch We~e. fr~l~ Flachen, Acker gebild et werden. Hierbei hat <;Jels die Bcsäumung von Wegen mit Laubbäume~ a J1 wirkungsvoller Schutz erwiesen; unter 01(,')e ,

Randbäumen muß zum Schutz gegen h erannahß~: des Bodenfeuer 'der Boden von brennbarc~ tz denbewuchs freigehalten werden. Ein guter :,chu ~ auch gegen die gefiihrlichs te Art des Waldbr~~> des, das Wipfelfeuer, sind bei ausgedehnte.11 d't: delwäldern Streifen von Laubwäldern, dIe ~ Nadelwaldungen in einer Breite von etwa 30~ , durchse tzen, Als weitere Maßnahme ist die 11'

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pflanzung von Mischwald soweit wie möglich ,ln; zustreben. Um in der trockenen Jahreszeit die Bildung von trockenem Bodenüberzug zu vcrhin~ dem , muß die U nterholzbildung in Form von Laubwald gefördert werden. Durch diese Maß~ nahmen der Un terteilung und Gliederung sowie durch IIerabsetzen der Zündfähigkeit kann ein wirksamer Schutz geschaffen werden.

Die planmäßige und sinnvolle Durchführung der genannten Maßnahmen stellt eine gute Grundlage der Luftschutzmaßnahmen dar. Wirtschaftli.:h dürften keine Bedenken bestehen, da s ich die Maßnahmen, wie z. B. die Anlage von Mischwald, Zum Teil mit neuzeitlichen forstwirtschaftlichen Anschauungen decken. Für den Luftschutz er~ s.eheint es darüber hinaus notwendig, daß an Stimt~ hehen vorhandenen vVasserquelIen, z. B. an Fli.is~ sen, Teichen Biiehen \\1 aSs e ren t nah me < s tell e n eil;geriehtet' werden, aus denen die Kraftspritzen der Feuerwehren ihren Löschwasser~ bedarf entnehmen können. Derartige Anlagen la s~ S~n sich in den meisten Fällen ohne große Kosten ell1richten. In großen ebenen Waldgebieten e r ~ Scheint die Anlage von Be 0 b ach tun g s t i.i r ~ m.e n notwendig, die möglichst in Verbindung miteinander stehen sollten. In den ausgedehnten Wäldern Amerikas und Kanadas hat man mit der ~ artigen Beobachtungstürmen die besten Erfahrun~ gen gemacht. Die Türme müssen in besonders trockenen Monaten dauernd mit Beobachtern be< setzt sein die den Ausbruch von Brtinden unver ~ züglieh z~ melden haben.

. N eben die vorbeugenden Maßnahmen treten diejenigen, die die u nm i t tel bar e B r a n d < be k ä m p fun g zum Gegenstand haben. So ein< fach der Entstehungsbrand, das kleine Bodenfeuer. b~kämpft werden kann, so schwierig ist die Be< kampfung von Waldbränden, die größeren Um< fang angenommen haben. Bekanntlich ist das Wipfelfeuer die gefährlichste Form des Wald< brandes, es setzt sich sprungartig mit großer Ge< sehwindigkeit fort. Hierbei kann nur wirksam ein< gegriffen werden, wenn Lösehmittcl in großem ~mfange zur Verfügung stehen. Dazu erfordert die Waldbrandbekämpfung erfahrungsgemaß den lang andauernden Einsatz einer großen Zahl von ges~hulten und gut aus< gerusteten Kräften. Beim Angriff werden sie durch Raueh~ und Hitzeeinwir< ~ung stark beansprucht, so

aß rechtzeitig für Ab< lÖsung gesorgt werden muß. Dieses große Auf< gebot von Personal und f~räten setzt eine gut a r<

eltende Nachrichtenüber< mittlung voraus. F gestaltet sich schon im

.fleden die Bekämpfung eil1es Waldbrandes sehr Schwierig, so liegen im LUftschutz die Verhält< pisse infolge Mangels an

Kräfte nach Zahl, Art und Zusammensetzung, ihre Ausrüstung und Heranführung sowie die Frage der Befehlsführung hinsichtlich des Einsatzes und des Nachschubs bed ürfen grundlegender Vorbc< reitung.

Die einfachen Lös c h ger ä t e, wie i-\x te, Schaufeln. Spaten und Feuerpatschen, müssen in ausreichender Zahl und an zweckmäßigen Orten bereitgestellt werden. Sie müssen sich stets in gu< tem Zustande befinden. Größere Löschgerüte, z. B. Kraftspritzen, Druckschläuche usw., müssen bestens gepflegt sein, ihre Beschaffung darf nur nach den einschhigigen Normbliittern der feuer< wehrtechnischen NormensteIle vorgenomm en wer~ den, um eine Gewähr für Leistung und Güte der Geriite zu besitzen. Außer den allgemein üblichen Löschgerüten kann der Einsatz von Sondergertiten und ~verfahren, wie z. B. von Baumsägen, Motor~ pflügen, Sprengungen, von Vorteil sein .

In diesem Zusammenhange soll von einem Ver< such mit motorisierten Bau m säg e n (Ketten~ sägen) berichtet werden. Es sollte festgestellt wer~ den, .. ob und in welchem Umfange derartige Ket~ tensagen der Axt überlegen sind. Das tragbare Gerät von etwa 45 kg Gewicht besteht aus einer über zwei Führungsrollen umlaufenden Ketten~ säge, die von einem Zweitaktvergasermotor von 15.0 cm" .Inhalt und 5,5 PS Leistung angetrieben Wird. DIC Versuche wurden in einem größeren von einem W aldbrand heimgesuchten Gebiet vor­genommen, das von der örtlichen Forstverwal_ tung für Versuche zur Verfügung gestellt wurde . Den Versuchen lag die Annahme zugrunde, daß sich ein Waldbrand nähere, dem durch Schlagen von etwa 20 m breiten Schneisen Widerstand ge~ boten werden sollte.

Es wurden Vergleichsversuche in der Art vor­genommen, daß die künstlichen Schneisen gleich_ zeitig von zwei Kolonnen geschlagen wurden, von denen die eine mit Äxten ausgerüstet war (Bild 1), wahrend die andere die Arbeit mit zwei Ketten~ sägen durchführen sollte. Die Stärke der hand< arbeitenden Kolonne betrug 3 X 8 = 24 Mann, von denen jeweils 2 X 8 Mann eingesetzt waren, während die restlichen acht Mann in Ruhe hgen.

.. e r s 0 n a I erheblich un< gunstiger. Was an Per< sonal fehlt muß durch st~.a ffe Org'anisation und G.ute der Geräte ausge< ghehen werden. Die Fra< ~en der Alarmierung und

er Bereitstellung der phot. Reichsanstalt für Luftschutz (3) .

Bild 1. Hauerkolonne schlägt eine Schneise.

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Aus den Versuchen ist zu folgern:

Bild 2. Niederlegen einer jungen Kielernschonung mit der Kettensäge .

Der Einsatz von me· chanischen Hilfs. mit tel n bei Waldbrän. den ist zweckmäßig, wenn es sich um einen Bestand handelt, bei dem der Stammdurchmesser 12 cm und darüber betril~t. Das Unterholz wird dann im allgemeinen auch durch natürliche Entastuna so ge. lichtet sein, daß dem Ein< sa tz der Kettensägen ke.ine Schwierigkeiten bereItet werden. Die Handhabung der Sil<1en ist einfach und nach "'kurzer Anlernzeit auch längere Zeit ohne große Schwierigkeite~ durchführbar. Es tritt bel Verwendung von derarti. ~en Geriiten eine fühlbare, vor allem im Luftschutz wertvolle Einsparung von Kräften ein. Eine Kolonne

Die mechanisierte Kolonne war acht Mann stark. sie war mit zwei Kettens~lgen ausgerüstet und ohne Ablösung tätig. Der größte Teil der an der Kettensäge arbeitenden Personen war mit der Handhabung vertraut (Berufsfeuerwehrkräfte). bei der handarbeitenden Kolonne handelte es sich um geschulte Selbstschutzkräfte;. in ihr waren drei weibliche Personen tätig . .

Die Arbeiten wurden einmal in einer etwa 25jährigen Kiefernschonung (Bild 2) durchgeführt (der Durchmesser der Stämme schwankte zwi. sehen 3 und 10 cm), zum zweiten in einem e,tWll 60jährigcn Kiefernbestand mit Stämmen von 15 bis 20 cm Durchmesser vorgenommen (Bild 3). Die Versuche haben folgendes Ergebnis gehabt: 1. In der durch den Brand im Unterholz bcreits ge ­

lichteten Schonung war nach einstündiger Arbeit die abgeholzte Fläche bei bciden Kolonnen annähernd gleich. Der Personalaufwand bctrug bei der mechani ­sierten Kolonne jedoch nur ein Drittel gegenüber dcr handarbeitenden Kolonne.

2. Bei Einsatz in dem vom Feuer noch nicht ergriffe­nen Teil der Kiefernscho· nung, in dem dichtes, trockenes Unterholz vor­handen war, zeigte sich eine deutliche überlegen­heit der handarbeitenden Kolonne, da der Einsa tz der Kettensägen durch das dichte Unterholz stark behindert wurde. Die Lei­stung der handarbeiten· den Kolonne betrug ctwa das Doppelte der anderen.

wird zweckmüßig aus zehn bis zwölf Mann zusammengesetzt, die mit zwei Kettensägen und sechs bis acht Äxten ausgerüstet sind. Die Ko< lonne wird so angesetzt, daß vier bis sechs Mann die notwendigen Fallkerben in die zu hillenden Biiume schlagen, vier Mann die beiden Kettensä< gen bedienen und zwei Mann die zu füllenden l:Eiume in die richtige Richtung umlegen. Diese Kolonn e arbeitet zweckmäßig mit anderen Kolon< nen zusammen, die mit Äxten und Schaufeln auS· gerüstet sind, um den Boden von Gras und sons ti• gem Bodenbewuchs zu befreien. Die Versuche haben ergeben, daß bei der künftigen Regelung der Organisation derartige kom bin i er t e Tl' u P P s mit Erfolg eingesetzt werden könne~.

Es darf nicht verkannt wcrden, da.ß die HerbeI< schaffung der für die Bektimpfung ausgedehnt~r Waldbrände benötigten zahlreichen Kräfte soWIe die Beschaffung und laufende Pflcge dcr LÖ'ich<

3. In dem Hochwald war die mechanisierte Kolonne weitaus überlegen. Die Zeit, die zum fällen eines Baumes benötigt wurde, betrug etwa 45 Sekunden. Wenn auch genaue Ver­gleichsversuche nicht vor­genommen wurden, so ist doch mit einer vier- und fünffachen Mehrleistung der mechanisierten Ko­lonne zu rechnen. Bild 3. Fällen älterer Kielern mit der Kettensäge .

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und .. Sondergeräte, insbesondere der motorisierten qerate, erhebliche Schwierigkeiten sowohl finan ~ zleller als auch organisatorischer Art bereiten rerden. Andererseits wird aber auch die Durch~ .uhrung des vorbeugenden Brandschutzes erheb~

hehe finanzielle Aufwendungen und einen erheb~

lichen Zeitaufwand beanspruchen. Beides, Feuer~ bekämpfung und Feuerverhütung, müssen unter Berücksichtigung örtlicher Verhältnisse aufein~ ander abgestimmt werden, damit zu jedem Zeit~ punkt das größtmögliche Maß an Sicherheit er~ zie lt wird.

Vorkammer und Schutzsieb am Maskenventil Hermann S tel z n e r , Lübeck

S Neuerdings werden S~Masken mit besondcrem

chutz gegen das Versagen des Ausatemventils (A...Ventil) ausgerüstet. Sie b eschützen es gegen

Vdas Eindringen von Fremdkörpern, und eine große

o r kam m e r verhindert das Eindringen von Giftluft

Um die Berechtigung von Vorkammer und SChutzsieb am Ausatemventil einer Maske nach. zuweisen und deren Größe zu bestimmen, müssen wir ein Undichtigkeitsmaß des Ventils fe~tl~gen . ~erletz~.ngen des Ventiltellers oder VentIlSItzes,

remdkorper - Staub, Sand, Haare, Insekten u~w . - machen das Ventil mehr oder weniger un· d.lcht. Infolgedessen wird bei jeder Einatmung eIne bestimmte Außenluftmenge durch das A. Yentil zurückgeatmet, deren Menge dem Undich: hgkeitsmaß und der Einatemgröße entspricht.

!.e energischer die Einatmung erfolgt, um so gLrOßer der Unter.druck in der Maske, um so. mehr

uft strömt durch das undichte A.VentIl zu~ rück in die Maske trotz meistens kürzerer Ein~ a~emzeit als bei flacher Atmung. Diese während eIner Einatmung zurückströmende Luftmenge J;>e­nutzen wir als Undichtigkeitsmaß des A~VentIls.

Die rückströmende Luft ist Außenluft, die Gift­gas enthalten kann. Wenn also das Ventil außen Von gifthaitider Luft umgeben ist, kann ein mehr fder minder "großer Teil davon zur Einatmung ge. a~gen. Um das zu verhüten, wird um den Außen­

teIl des Ventils eine Vor kam me r vorgesehen, die sich bei Ausatmung mit giftfreier - lediglich durch CO. und Wasserdampf verunreinigter ~ A..temluft füllt. Bei Einatmung gelangt nun em Teil dieser ungefährlichen Luft unter Rückstrom durch das A-Ventil wieder in die Maske, aber ke!ne giftige Außenluft, wenn die Vorkammer. große mindestens dem Undichtigkeitsmaß des Ventils entspricht . Praktisch ist der Vorkammer­raum nicht genau gleich der w~rksam~n ~orkam~ nier, weil auch durch endste SIebe DIffUSIOn der A..Ußenluft stattfindet. Du~ch praktische Versuche kurde schließlich die geringste notwendige Vor~

ammergröße ermittelt.

Undichtigkeitsmaß von A~Ventilen. . Trockene Ventile sind bei weitem undichter als

dIe n~ch längerem Maskengebrauch stets. feuc~ten yenttle. Feuchte Ventile können aber bel ~eftlger ~.tmung wieder undicht werden, wenn em ver~ haltnismäßig dicker Fremdkörper zwischen Ventil~

teller und ~sitz gelangt, da der dichtende Wasser~ film dann zerreißt. Unserer Betrachtung der V or ~ kammer müssen wir aber das trockene Ventil zu~ grunde legen, weil das A.Ventil zu Anfang je. der Maskenbenutzung trocken, also am undich~ testen ist.

Bei den Versuchen wurden im Gebrauch ver~ schmutzte und absichtlich undicht gemachte Glim ~ merventile verwendet. Es waren

r. 1 und 2 stark verschmutzt durch eine Staub ~ kruste (die Staubkörnchen stammten zum Teil aus dem Filtereinsatz),

Nr.3 war am Krater durch einen Feilstrich be~ schädigt, r.4 war in der Glimmerplatte mit einem 0,5~ mm~0.Loch versehen,

Nr.5 mit einem l~m.0~Loch - unter der An: nahme, daß eine Stichbeschädigung mittels Na~ deI, Bleistift o. dgl. vorläge -, r. 6 war durch ein Kopfhaar von 0,05 mm 0 und r.7 durch ein Schnurrbarthaar von 0,125 mm 0, das zwischen Krater und Glimmerplatte gelegt war, undicht gemacht. Mittels eines V entil. '.I'riJ/~~" V",liI

Dichtprüfers nach Bild 1 wurde vorerst in be~ kannter Weise die Un~ dichtigkeit dieser Ven~ tile als Zeitmaß fest~ gestellt, um von vorn~ herein eine Übersicht über das Undichtig~ keitsmaß der verschie~ nr·

denen praktisch und künstlich undicht ge~ machten Ventile zu erlangen1). Das Meß~ rohr hatte 10 mm 0, das Wasser gefäß 80 mm 0 , und der Luft, raum zwischen Was. sersäule und Hahn be~ trug 80 cm3 • Ein U. Pitl1li9k~;lJprv/vn9 Rohrinstrument wurde Bild 1. absichtlich nicht ver • wendet, weil die Abfallzeiten daran wesentlich kürzer, also bei sehr undichten Ventilen schwerer meßbar sind. In der unten folgenden Tabelle 2

1) Vgl. .. Drä~erhelte " 127, Seite 1415 .

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sind die Ergebnisse in den ersten drei Spalten an­gegeben für trockenes, feucht geatmetes und mit Wasser benetztes Ventil.

Die stark benetzten Ventile sind vollständig dicht mit folgenden Ausnahmen: An der mit 0,5.

,-

LIJ/ldlJrdJ/dß dt'J zu prürenden VenNJ 6rl HübM von 10. JS und 10 mm

(NIY~rJvrll/fo,.,.nl 'lV1}(h,.n /N/M und Au/l""IV"JJrr·"'~/J9rfJ;t)

.i l .f. IinJtfOllul19«JFIJ 1lu601u,hmmUh(f bml"/luh9.JulpW-

Q/f'dIV9J"g fit/I Q ~J NtWdC/: ihnM im fiomPD ~Mr on. uMdIJ"" A6ItHI'

Jlmun9 o(ioj Iv"~lMtJ(/I~J

In cmJ

Bild 2.

mm.0.Loch ver. sehenen Glim. merscheibe zer. reißt der Was. serfilm über dem Loch bei mehr als 30 mm, an der mit 1.mm. Bohrung verse­henen Platte bei mehr als 10 mm WS Druck. Das mit Schnurrbart. haar versehene Ventil ist auch unter geringem Druck schon un o dicht. Feuchtgeatmete

Ventile sind, wie vorausgesagt, im allgemeinen dich. ter als solche in trockenem Zu. stand. ur, wenn noch kein eigent. licher Wasser. film entstanden

ist - an den gelochten Glimmerplatten -, zeigt sich gleiches Dichtigkeitsmaß.

Die gewonnenen Zeitmaße sind nun nicht direkt und auch nicht indirekt, nach Umrechnung in em" Luftdurchlaß, für unsere Zwecke brauchbar. Es muß vielmehr diejenige Luftmenge gefunden wer. den, die unter dem an. und absteigenden Druck einer Einatmung das Ausatemventil durchdringt.

Dieser Untersuchung diente ein Instrument nach Bild 2.

Ein Ventil wurde auf ein mit Skala (cm") ver. sehenes Glasrohr geschraubt. Das Glasrohr wurde in einen Standzylinder getaucht, der zur Hälfte mit Wasser gefüllt war. Durch Anheben des Meß­rohres bis auf die in einer Maske auftretende ~'iderstandshöhe bei Einatmung und sofort fo!­~end es enken des Rohres bis zur Gleichheit bel­der Wasserspiegel wurde di e Einatemphase unter der Maske nachgeahmt. I-leben und Senken muß. ten also auch im Ein a t e m t e m p 0 geschehen. U m Mittelwerte zu gewinnen , wurden für jeden Versuch zehn Einatembewegungen hintereinande~ ausgeführt. Die Messungen erfolgten bei 20, 3J und 70 mm WS entsprechend flacher. mittle~er und heftiger Atmung unter der Maske. Die EJIl ' a temzeiten wurden nach Tabelle 1 ermittelt unter Annahme des Verhältnisses von Ein. zu Ausatem· zeit = 0,7, also Einatemzeit = 0,41 AtemzeiF).

Tabelle 1. --= Elnatemwider- Atemzüge Sek./Atemzug

Einatmung

atand mm WS je Min. Sekt

20 18 3,3 1.37 35 25 2,4 0,99 70 40 1,5 0,62

Aus diesen Versuchen ergaben sich die in den letzten drei Spalten der Tabelle 2 aufgeführten Daten. Die Ventile wurden wiederum trocken, feucht und naß gemessen. .

Der Luftdurchlaß eines Ventils ist das für dIe Vorkammerwirkung gesuchte Undichtigkei tsroaß.

Stark verschmutzte Ventile ( r. 2) lassen bei ange; strengter Atmung während einer Einatmung 1~ crt Luft hindurch , in feuchtem Zustand - der Ja 0 3 nach wenigen Atemzügen eintritt - nur noch 7.5 cro ·

~) VgI . "Drägerbelte" 113, SeHe 1223 .

Tabelle 2. ;:::::::::::0:0

Dichtigkeitsmaß am Stand- Saughöhen- Luftdurch1./ Atemzug.

A-Ventil Gm 30 rohrgerät. Abfall von 105 Maximum Ventil: (Glimmerpla ttenventil) bis 5 mm W in Sek. (Einatmg.)

I naß ..: mm WS trocken l feucht

Z trocken I feucht naß cms cms eros -20 0.6

I

0 U 1 stark verschmutztes A-Ventil 6,2 00 00 35 0,8 0 0

70 1,6 0 0 -20 6,1 3,6 0

2 stark verschmutztes A-Ventil 1,5 1,3

I 00 35 7,1 4,7 0

70 10,1 7,6 0 -20 0.55 0

I

0 a Ventil am Krater beschädigt 7,4 00 00 35 0,76 0 0

70 1,3 0 0

20 1.6 1,2 0 4 O,5-mm-0-Loch i. d. Glimmerscheibe 3,5 3,5 bis30mm 35 :.1,1 1,6 0

00 70 2,8 2,8 2,0

20 8,1 4,6 I 0 5 l ,O-mm-0-Loch i. d. Glimmerscheibe 0,8 0,8 bislOmm 35 10,5 9,0 0

00 70 14,6 13 3,5 I -20 6,8 0 0

6 Kopfhaar 0,05 mm 0 zwischen Ventil 1 6 00 35 6,0 0 0 und Krater 70 10,5 I 2,3 0 -:!o 18,3 I 12,8 0,8

7 Schnurrbarthaar 0,125 mm 0 zwischen 0,5 1,0 2,0 35 23,8

I 15,8 1,0

Ventil und Krater 70 a5,6 25,6 1.8

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Das am Krater beschädigte Ventil ( r. 3) entspricht

fetwa dem wenig verschmutzten Ventil ( r. 1) ; in euchtem oder nassem Z us tand sin d beide di cht.

Verhältn ismäßig sehr undicht sind Ventile mit durch­i.tochcner G lill1 ll1erscheibe (Nr. 4 und 5), wenn das

och rund 1 mll1 0 hat. Aber in nassem Zustand s ind selbst sokhe Ventile dicht, ausgenommen bei ange­citrengtes ter Einatmung, wenn di e das Loch . über­

eckende Wassersc hicht zerreißen kann. Die d urch e in Kopfhaar hervo rgerufen e U ndichtigkei t

(Nr. 6) entsp ri ch t e twa der Undichtigkcit eines sehr stark verschm utzten Ventils.

Die größ te Undic hti gkeit zeigt ein mit sta rkem Schnurrbarthaar versehenes Ventil da di e~e in trocke-

Anem Zustand etwa 35 cm' Luft ' bei angestrengtester . tmun g hindurchl äßt, in feuch tem Zus tand 25 cm3 und In nassem Zustand noch 1,8 cm'. f .Aus . diesen Versuchen ergibt s ich als L ehr c

Ur die Vor k a m m erg r ö ß c folgendes :

d Wenn angenommen wird, daß sogleich nach

em A ufsetzen der Maske - das A~Venti l ist ~rocken - heftige Atmung erfolgt, so muß der Ideelle Vorraum vor dem Ausatemventil betragen: 10 cm' für ve rschmutzte und durch ein Kopfhaar ges tört e Ventile, 15 cm3 für durch Nadelstiche beschädigte Ventile, 36 cm' für durch Schnurrbarthaar oder ähnlich starke Körper ges törte Ventile.

Es gibt nun glü cklicherweise ein einfaches Mit~ tel, den großen Vorkammerbedarf des Schnurr~ barthaa res zu vermeiden: ein in ne n sei t s vor dem Ventil angebrachtes Sie b, dessen Maschen nur so eng zu sein brauchen, daß Haare, aber a.uch Insektenflügei, Tannennadeln o. dgI. - die sICh beim TraC1en der Maske in Bereitschaft ein~ genistet haben" könnten - zurückgehalten wer~ den. Ahnliches gilt, wenn auch in minderem Maße, von einem an der Außenseite des Ventils anzu~ bringenden Sieb.

Da der Vorraum am S. Maskenventil etwa 13 cm3 beträgt, müßte ein selbst recht undichtes i entil noch zufriedenstellend arbeiten, wenn ein nnensieb angebracht wird. Außen ist das Ventil

durch den Filtereinsatz gut geschützt, obgleich durch ein Sieb auch an dieser Stelle der ideelle Vorraum, der ja weniger als 13 cm3 beträgt, noch vergrößert werden könnte.

Praktische Vorkammer. Versuche. . Diese ctwas umständlich gewonnenen Erkennt~

kl~se mußten praktisch in bezug auf ihre Richtig~ -elt geprüft werden ; das geschah in fol gend er Weise:

Dic undichten Ventile wurden in Masken ein. gese tzt, die den Ventilen verschieden große Vor~ kammern boten. Die Masken wurden ein em mit gutem Geruchssinn ausgestatteten Manne verpaßt. Um das .. trockeI;le Ventil" prüfen zu können, mußte die Ver uchsperson jedesmal sofort nach dem Anlegen einer Maske den Reizgas raum auf~ such cn. D er Aufenthalt in der reizgasgeschwän~ g~rten Luft betrug immer nur fünf Minuten. War wahrend dieser Zeit das Gas nicht in spü rbarer Menge in die Maske gelangt, so ga lten das Ventil als dicht bzw. die Vorkammer als ausreichend groß. Mit jcdem Ventil wurden drei V ersuche ~orgenommen , unter fl acher, mittlerer und hef. t7

1ger Atmung. en tsprechend etwa 20, 35 und 9 mm Untcrdruck bei Einatmung. In Tabelle 3

smd die Versuchsergebnisse zusammengestellt. Die Ventil- ummern entspreche n den in den Vor­

versuchen benutzten Ventilen; Nr. 0 ist ein neues ein­Gand~reies Ventil. + bedeute t, daß nac h 5 Minuten kein

as lJ1 d er Maske zu spüren war. - bedeutet, daß nach weniger als I Minute bereits Gasgeruch eintrat,

Tabelle 3.

.: oh De Z

n ,.' I " ,.' I " ,.' Vorkammer bei mm WS V~rkamruet mit Vo rkamm .. r mit Vorkammer

SIeb aD Gm 30 Si. b aD Gm 30 mit Sie b " GI

> 20 I 35 I 70 20 I 35 I 70 20 I 35 , 70 20 I 35 I 70

0 --L

/t + + --L + ..L ,1 + + + + 1 -t- -I- ..L ..L + ..L + + + + 2 , I

- + + ..L + + + + + + + + - ..L a + ...j... + ..L ..L +1+ + + 1.5 / -

4 1.5 1.5 + ..L + ..L --l- 1+ + +/+ 5 - - - 1 1 2 2 /1 + 2 :3 , 6 2 ..L ~ ....... 1 1 --l- ..L -I- +,+ 7 2 3 I ~ 1 1 1 1 2 + + I + 1 3 T

und ~ie Zahlen geben an , nach wieviel Minuten Aufent­halt Im Gasr.~um d.er Durchbruch des Reizgases spür­bar ~urde . . E me reme ?,Trockenübung" bestand nicht, ?a die VentIle bekanntlIch nach 5 bis 15 Atemzügen _ Je nach de~ Temperatur der A ußenluft - immer feucht ~erden . Die :Versuche entsprechen den praktischen Be­dmgunge.n b~1 15° Lufttempera tur. Sie würden im Winter e twas gun.~ tIg~r , im Sommer bei hohen Temperaturen etwas ungunstIger ausgefa ll en sein.

Dicse Versuche bestä tigen die früher gewonne. nen Ergebnisse.

Ohne Vorkam~ mer sind ein stark verschmutztes Ven. til (Nr. 2) sowie natürlich alle sonst~ wie beschädigten Ventile unbrauch~ bar.

Bei 13 cm3 Vor~ kammer s ind di e Ventile Nr. 1 bis 4 dicht, selbst das mit einem Kopf~ haar versehene Ven ~ til (N r. 6) ist bei flacher Atmung noch dicht.

Für di e 25.cms~ Bild J. AnachluB,tGck, ADsicht. yorkammer gilt AhI?liches, jedoch sind die V entile 5 und 7 als unsicher anzusehen .

B~i einer 40~cm3. Vorkammer schließlich gilt für ~eftlge Atm~ng noch da~ Schnurrbarthaar (Ven. tii 7) und eme starke StIchverletzung der Glim. merplatte als unzulässige Störung.

Abschlie~end kann gesagt werden: Die an der S:!'1 aske bisher vorh andene Ventilvorkammer ge~ n~gt, wenf.1 da~ Vent~~ d~rch Siebe geschützt ist, dl~ das ?mdrmgen langlicher Fremdkörper ver~ huten; mit mutwilliger Durchlöcherung der Glim.

merscheibe braucht nicht gerechnet zu werden. Wenn also die früher ermittelte .,ideelle Vorkammer" zu 10 cmS gefunden wurde, so bedarf es praktisch einer nur höchstens 30% grö. ßeren Kammer. Eine 25 cm3 große Vor. kammer behebt auch dic durch Haare usw. hervorgerufene Un~ dichtigkeit. Eine grö.

Bild 4. ADschlußstück, SchDitt. ßere, etwa 40.cm3.

215

Page 16: Gasschutz Und Luftschutz 1937 Nr.8 August

Vorkammer ergibt unter den angenommenen Ver< suchsbedingungen keine Vorteile.

Vorkammer und Schutzsieb für die S<Maske.

Das Anschlußstück für die S<Maske, das gleich< zeitig Träger des Ausatemventils ist, wird nun zusätzlich außen mit einem gelochten Kästchen als Vorkammer und innenseits mit einem fein< maschigen Aufstecksieb versehen. In Bild 3 wird ein Schnitt durch das Anschlußstück mit dem Aufstecksieb a und der zusätzlichen Vorkam< mer b gezeigt.

Die Vorkammer b ist ein halbmondförmiges Kästchen, das mit dem unteren Hohlrand auf den Binderand des Anschlußstückes aufgeschuht ist und sich mit dem Innenrand dem Anschluß< stutzen anschmiegt. Die Kammer wird in dieser Stellung durch eine Schelle c (Bild 4) gehalten.

Die vordere Fläche der Kammer ist siebartig ge< locht, so .daß einerseits der volle Raum zwischen dieser Siebplatte und dem Ventil- rund 25 cm3

-

als Vorraum wirksam ist und anderseits das Ein< dringen von Fremdkörpern verhütet oder sehr er< schwert wird. Diese zusätzliche Vorkammer läßt sich ohne Werkzeug oder mittels kleiner Flach< zange an die Maske anbauen und gegebenenfalls zwecks Reinigung wieder abnehmen.

Das Aufstecksieb a für den Schutz des Aus~ atemventils besteht aus dem Siebträger, der mit einer Schraube für den Anzug der das Ventilkreuz umfassenden Klammer versehen ist. Das Sieb hat nur etwa Y, mm Maschenweite. Durch Einführung der Klammer in die Lücken des Ventilkreuzes und nachfolgendes Drehen des Siebes läßt sic~ eine schnelle und sichere Befestigung herbeI< führen. Zwecks Reinigens ist das Sieb ebenso leicht herausnehmbar.

Die Leistungsfähigkeit unter der Gasmaske Dipl.-Ing. Karl Erwin K u n z e , Berlin

Ober die Größe der Behinderung .durch das Tragen der Gasmaske bestehen teilweise noch recht weit voneinander abweichende Vorstellun< gen. Auf die militärische Behinderung - Einen< gung der Sicht, Störungen beim Bedienen von Waffen und Gerät und dgl. - soll hier nioht wei< ter eingegangen werden, da diese Behinderung sehr stark von der Form der Maske und dem unter der Maske zu bedienenden Gerät abhängt, so daß eine in dieser Richtung liegende Beurtei< lung zu weit führen würde.

Einfacher liegen die Verhältnisse bei der Beur< teilung der rein p h y s i s ehe n und p h y s i 0 I 0< gis ehe n B e ein f I u s s u n g des Maskenträ< gers. Gewicht und Werkstoff ,der Maske spielen hierbei eine untergeordnete Rolle.

Die G e w ich t e ,der verschiedenen Masken< typen ,des In< und Auslandes - abgesehen von ausgesprochenen "Volksmasken", die im allgemei< nen nicht zu längerem Tragen und zu Verwendung bei anstrengender Arbeit bestimmt sind - stirn< men ganz gut überein und liegen zwischen 500 und 700 g für den Maskenkörper. Größere Ge< wichtsunterschiede treten bei den Filtern dadurch auf, daß teil's Filtereinsätze, die unmittelbar in das Anschlußstück der Maske geschraubt werden, teils größere Filterbüchsen,die durch einen Atem< schlauch mit dem Maskenkörper verbunden sind, verwendet werden.

Als Wer k s t 0 f f für die Fertigung -der Mas< kenkörper finden in der Hauptsache Gummi allein oder mit Gewebeein< oder <auflage, ferner imprä< gniertes Gewebe in einfacher und doppelter Schicht, auch gasdichtes Leder und Cellon Verwendung. Verschiedenartige Einflüsse dieser Werkstoffe auf den Träger infolge der gegebenen< falls möglichen unterschiedlichen Wärmeleitwerte sind beim Tragen der Maske nicht zu erwarten. Einzig durch die Flächen des Maskenkörpers, die am Gesicht des Trägers anliegen, wäre eine Be< einflussung durch die Werkstoffe denkbar. Dabei ist zu beachten, daß teilweise auch der Masken< körper unmittelbar zur Abdichtung benutzt wird, so ,daß in diesem Falle durchweg weiches Leder oder Gummi in Betracht kommen. Die Entschei< dung, welcher Werkstoff hieflbei günstiger oder angenehmer beim Tragen ist, hängt ganz von dem persönlichen Empfinden des Maskenträgers ab;

216

daher lobt ,der eine die Leder<, der andere die Gummiabdichtung.

Wesentlich wichtiger als der Einfluß von Mas< kenkörper und Dichtrahmen ist der Einfluß der K 0 p f b ä nd e r. Jede Maske, die am Gesicht gut anliegt, die leicht ist und auch den sonstigen Anforderungen entspricht, kann innerhalb kurzer Zeit durch falsche Einstellung der Kopfbänder zum Marterinstrument werden. Mangelhafte Aus< bildung und das Verlangen ängstlicher Gemüter, auf jeden Fall einen gasdichten Sitz der Maske zu erreichen, verführen leicht dazu, die Kopfbän< ,der weit mehr als erforderlich anzuziehen. Die Folge davon sind Blutstauungen, Kopfschmerzen und oft genug Ohnmachtsanfälle. Fehlt es bei der< artigen Fällen so dann an der nachträglichen V.n< terweisung oder Erklärung des Fehlers, dann ?st meist das Vertrauen in ,die Maske schwer erschut< tert, und das üble Gerede, daß die Gasmaske ein~ "Qualmaske", eine "unausgereifte Konstruktion u. dgl. sei, findet neue Nahrung. Hier kann nur Schulung und nochmals Schulung helfen.

Unter der Voraussetzung, daß die Masken ei~< wandfrei ' verpaßt sind und die Einflüsse, dIe durch Gewicht und Werkstoff entstehen, prak< tisch vernachlässigt werden können, bleiben z~r Beurteilung der Behinderung durch die Maske In der Hauptsache nur noch ,der Einfluß des At e m< w i der s t an des (es ist hier selbstverständlich der Gesamtwiderstand von Filter und Einatem< ventil bzw. Anschlußstück in Rechnung gestellt) und die Ver hin der u n g des Trägers, zu essen, zu trinken und zu rauchen, übrig. Auf diese Be< hinderungen reagieren die Maskenträger ziemlich einheitlich. Stufenweise Gewöhnung ist das beste Mittel, sich an die Behinderung durch den Atem< widerstand anzupassen. Mit Bravourleistungen, wie etwa Maske aufsetzen und sofort im Dauer< lauf um irgendeinen Obungshof hetzen, ist nichts gewonnen.

Was bei guter Schulung und Gewöhnung unter der Maske erreicht un.d geleistet werden kann, soll abschließend ein Hinweis auf T rag e ver< s u ehe zeigen, die von dem Ukrainischen For< schungsinstitut für physische Kultur bei längeren Märschen unter der Gasmaske durchgeführt wur< den.

Page 17: Gasschutz Und Luftschutz 1937 Nr.8 August

Die Aufgabe dieser Untersuchungen lag in der Erforschung der Wirkung längerer Märsche unter de.r Gasmaske auf den Organismus der Masken.

Btrager (Soldaten). Hier herausgegriffen seien die

eobachtungen, die bei einem Marsch über 40 km gemacht wurden.

Unter Beobachtung befanden sich immer zwei Gruppen von Soldaten: eine, die den Marsch u n • t. erd erG a s m a s k e durchführte, die eigent. hche Versuchsgruppe, und die andere 0 h n e M a s k e als Kontrollgruppe. Der Versuchsmarsch wurde im Sommer 1936 in offenem Gelände (Landstraße) durchgeführt. Die Versuchsdauer betrug etwa 9,v, Stunden. Die Durohschnitts.Luft. temperatur betrug 26°, die relative Feuchtigkeit 23, der Barometerdruck 747 mm Quecksilber. Die Soldaten waren voll ausgerüstet (Gewehr, Mantel, Brotbeutel: Durchschnittsgewicht 17 kg) . Die Mas. ken wurden unterwegs nicht abgenommen. Essen und Trinken waren für die Versuchs. und Kon. trollgruppen für die ganze Versuchszeit ausge. schlossen. Zur Vor be r e i tun g auf den Ver. suchsmarsch hatten die Versuchspersonen nach. stehende übungen durchzuführen:

1. Marsch unter der Maske über I , 3, 5 und 10 km bei ständiger Steigerung des Marsch. tempos;

2. Schneilmarsch unter der Maske über 5 und 10 km'

3. Aufbehalten der Maske 2X 24 Stunden und 4X 24 Stunden mit Unterbrechungen zum Essen.

Bei den übungen und Versuchen wurden lau. f~nd gemessen: Pulszahl, Umfang der Lungenven. hiation, Gewicht. Ferner wurden Blut. und Urin. untersuchungen durchgeführt. Dabei wurde -Was hier nur zusammenfassend angegeben wer· den kann - festgestellt:

Ge w ich t: Die Gewichtsabnahme der Versuchs­un~ Kontrollgruppe am Ende des Ma rsches war fast i!.lelch: durchschnittlich für die Versuchsgruppe 4,45 kg, fur die Kontrollgruppe 4,23 kg. Der Unterscltied ist also auffallend gering.

Lu n gen v e n ti la ti 0 n: Der Lungeninhalt sank ~ei der Versuchsgruppe ein wenig mehr als bei der Kontrollgruppe.

Pul s z a h I : Im ersten Teil des Marsches bis zur großen Rast wurden bei der Versuchsgruppe durch­schnittli ch 92 bis 96 Schläge in der Minute, bei der Kon ­trollgruppe in derselben Zeit 72 bis 80 Schläge gezählt. A!fl chluß der großen Rast, die 1 St-d. 10 Min. währtc, glIchen sich die Pulszahlen der beiden Gruppen einan­d~r wieder an. In der zweiten Hälfte des Weges wurde die H<ßttpttätigkeit der Pulsschläge bei der Versuchs-

Dänemark. Am 10. Juli feierte di e K 0 p e n hag e ne r fe u e r ­

weh r das Jubil äum ihres 250jährigen Bestehen. A us den zahlreichen Presseberichten, die aus diesem Anlaß den Wert und die vorbildliche Ausrüstung dieser Wehr betonten, geht hervor, daß man in Skandinavien den .. Schaumlöschern" der dänischen Ingenieure Brandinspek­t?r Schre der und Lektor van Deurs, der Ausrüstung eIDer Sondertruppe mit Asbestanzügen für Löscharbei­ten bei hohen Temperaturen sowie der Ausrüstung mit Gasmasken besondere Bedeutung beimißt.

Reges Interesse erweckte die Vorführung von Entgif­tungsmaßnahmen bei der Jubelfeier. Hierzu sollen im

gruppe höher,. die Zahl der Pulsschläge betrug 108 bis 112 ~n der MI.nute. Bei der Kontrollgruppe betrug sie 84 bis. 92 Schlage .. Wle aus diesen Angaben ersichtlich, war die BeschleuDl~ung rl.er Pulsschläge -der Versuchs­gruppe also DIcht ubermaßig groß. ~ I u t b I I dun dUr i nun t e r s u c h u n g: Bei

bel.den U ntersuchungen wurden keine wesentlichen Ab­weichungen z\~lschen den Gruppen festgesteilt.

. Das allgememe Aus s ehen der Versuchspersonen, die den Marsch unter. der Maske durchführten, zeugte von bedeutender Erm~dung: bleiche Gesichter, kürzere Atmung als. normal, ICl chtes Schwächegefühl. Die Stim­mung. war. Jed~ch trotzdem bei allen gut und munter; es zeigte sich em großes Intere se für den Versuch und der Wunsch, ihn zu wiederholen. Das Aussehen der Kontrollpersonen entsprach etwa dem der Versuchs­personen.

Auffallend war das Ergebnis der Sc h i e ß ü b u n -gen bei der Gruppen na c h dem Marsche. Die Resul­tate der Versucnsgruppc lagen um 9 v. H. h ö her als die d~r Kontrollgruppe (verglichen wurden die Pro­zente Im Verhältnis zu früheren Schießübungen beider Gruppen).

Zusamm en fa ss ung der Versuchs. ergebnisse:

Bei der erdrückenden Mehrheit der Personen d.er ~ ersuchsgruppe war die grundlegende chwie. rlgkeIt des 40.km.Marsches unter der Maske nicht das Tragen der Maske, sondern der Marsch selbst u~ter ~en beschriebenen sohweren Bedingungen, wie Hitze, offenes Gelände, die Ausschließung des Essens. und Trinkens im Verlauf von 9,v, Stun.~~n. Dieser .Schluß wird durch den Umstand bestahgt, daß die Abweichungen im physiologi. sehen Zustand der Versuchspersonen der Kon. tro}lgruppe (ohne Maske) von der Versuchsgruppe (mit. Maske) nur gering waren. Dieses Resultat er. s~hemt somit als Bestätigung der richtig durchge. fuhrten vorhergehenden übungen (Training unter der Maske).

Am. Tage nach dem Marsch kehrten fast alle AbwelO~ungen, die als Reaktionen des Organis. mus bel den unter Beobachtung stehenden Ver. s~chkspersonen vermerkt wurden, zur Norm zu. ruc '.

Aus vor~tehendem ist also zu ersehen, daß ~urch physisch vollwertige und entsprechend ge. ubte Personen große Leistungen unter der Maske ohne ~.esundheitliche Schädigungen vollbracht wer. de!1 konnen. L,iegen die Bedingungen günstiger als bel dem geschilderten Versuch, ist es z. B. kälter oder besteht die Möglichkeit, in der Zwischenzeit z~ essen. und. zu trinken, so ist zu erwarten, daß die phYSIOlogischen Abweichungen noch kleiner werden.

Ernst~al.1 in D~nemark Gruppen der städtischen Stra­ße~relDlgung elDge~etzt werden. Erstmalig wurden unter Leitung yon Brandmspektor Borup, der diesen besonde­ren Zweig des Gasschutzes in Dänemark betreut sieben Wasserwagen gezeigt, die mit besonderen Einrichtungen v~rsehen . smd, um gegebenenfalls durch Wassergeben die Entgiftung d.~r Straßen von seßhaften Kampfstoffen vornehmen zu konnen.

England. Aus Gründen der Luftsicherheit werden die R ü ­

s tun g s a .r sen ale aus ~oolwich verlegt. Mit dem Bau der hierdurch erforderlIchen neuen Werke ist be-

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Page 18: Gasschutz Und Luftschutz 1937 Nr.8 August

reits Anfang d . J . begonn en worden. Wenn auch die Pläne hi erfür naturgemäß gcheim geha lten werden. so ist doch immerhin bekanntgewo rden, daß das größte der neuen Rüstungswerke in der Grafschaft Lancashirc liegt und ein Gelände von etwa 900 Morgen lllnfaßt. Das vVerk se lbst soll nach Fertigstellung aus etwa 500 über das Gelände vcrteilten Einze lgebäudcn bes tehen, um di e Gefährdung der ganzen A nlage durch Luft­angriffc auf ein Mindestmaß herabzudrücken.

österreich.

Am 4. Juli fand in G r a z ei ne groß angelegte Lu f t ­sc hut z sc hau ü b u n g s tatt, die zugleich einer übcr­prüfung des Ausbildungsstandes, der Einsatzbereitschaft und der Zusammenarbcit sämtlicher im Ernstfall im Luftschutz einzuse tzcndcn Kräftc diente. Naturgemäß zeigte di ese Veranstaltung nichts gr undsä tzlich Neues. jedoch ist immerhin die Beteiligung von auf Krafträdern motorisierten und mit Flugabwehr-Maschincngewehren ausgerüsteten Trupps österreichischer Bundcspolizci (vgl. Bildcr 1 und 2) bemerkenswert. Ferner sei festg ehalten, daß auch di e Selbstschutzkräfte des Osterreichischen Luftschutzbundes zum Tei l auf Kraftwagen und Kraft­räde rn zum Einsatz gelangten. -

ln dcr der Höheren Bundesgewerbeschul e in Wicn an­gegliederten "Wer k m eis t e r s c h u I e für F lug ­z e u g bau" ist auch der zivi lc Luftschutz ständiger Unterrichtsgegenstand im Rahm en der vormilitärischen Jugenderziehung. Die Art der Durchführung des Lu f t ­sc hut z u n t e r r ich te s wie auch die erzielten Er­gebnisse werden se itens der vorgesetzten Behördc schlechthin a ls mustergültig bezeichnet. Da nach ei nem im Jahre 1936 ergangenen Erlaß des österreich ischen Bundesministeriums für Unterricht künftig an a ll en Schulen dem Luftschutz, insbesondere der praktischen Ausbildung im Selbstschutz, noch mehr Augenmerk ge­schenkt werden so ll als bisher, fand am 11. Juni d. J. eine Besichtigung dieser Anstalt im Rahmen einer Fort­bildungsexkursion für die mit dem Luftschutzunterricht betrauten Lehrer anderer Schulen sta tt. Bei dieser Ge­legenheit wurde eine Sc h u II u f t s c hut z ü b u n g in größerem Rahmen durchgeführt, bei der sämtliche aus Schülern gebildeten Selbstschutztrupps sowie ein eben­falls aus Schülern bestehender Trupp aktiver Luftab­wehr zum Einsatz gelangten. Die für die Anschaffung der zur Ausbildung benötigten Geräte und Hilfsmittel erfor·derlichen Gelder werden übrigens zum Teil von Schülern und Eltern aufgebracht, zum Teil von der Schulleitung im Rahmen ihrer Haushaltsmittel zur Ver­fügung gestellt.

Schweiz. Ein kürzlich ergangener Bundesbeschluß regelt die

Verteilung der durch den Bundesbeschluß vom] I. Juni 1936 über die Verstärkung der Landfsverteidigung in Höhe von 5 Millionen Schweizer Franken als Beihilfen für die 0 u I' C h f ü h run g von L u f t s c hut z bau -te n bereitgestellten Geldmittel. In 10 Artikeln wird u. a. festgesetzt, daß für bauliche Maßnahmen, die

phot. Fischer (2). Bild 1. Motorisierte österreiehische Bundespolizei.

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Bild 2. Fla-MG. der österreich ischen Bundespolizei.

seitens der Kantone oder Gemeindcn ode r von ge­meinnützigen Körperschaft en für öffentliche Zwecke ausgeführt werden, auf ntrag ein Bundes beitrag von 20 bi s 25 v . H. gewährt wcrden kann; Gemeinden er­halten die Beihilfe jedoch nur dann. wcnn außcrdem die Kantona lbehörde einen Zuschuß in Höhe von 10 v. H. , in krisen gesc hädi gten Kantonen von 5 \'. H. gewährt. Priva te Hauseigentümer könn en einen Bun­desbeitrag von JO v. H. erha lten, wenn Kanton und Gemeinde zus lIJmmen eine Beihilfe in gleicher Höhc bereitstellen.

Die Be iträge so ll en in erster Linie für die Schaffung öffentlicher Sammelschutzräume, öffentlicher Sanitäts­hilfssteIlen und von Unterkunftsräumen für die Einsatz­und Bereitschaftskräfte des zivile:1 Luftschutzes ge­währt werden, wobei es gleichgü lti g ist, ob es sich um Maßnahmen handelt, die in Alt- oder in Neubauten durchgeführt werden. Der Beschluß, der mit sofortiger Wirkung - für Bauten der öffentlichen Hand sogar rückwirkend, wenn sie bei Bekanntgabe des Beschlus­ses bereits angemeldet waren - in Kraft ge treten ist, erstreckt sich jedoch vorerst nur auf die von den ört­lichen Luftschutzkommissionen festgesetzten am mei­sten Iu.ftgefährdeten Zonen der einzelnen Ortschaften. Bemerkenswert ist, daß die Eigentümer der mit Bun­deszuschüssen ausgeführten Luftschutzbal.:ten die Ko­sten für deren ständige ordnungsmäßige Instandhaltung ub ernehmen und sich verpflichten müssen, die Räum­li chkeiten nicht für solche Zwecke zu benutzen die sie ihrer Zweckbestimmung für den Ernstfall ~nter Umständen entziehen könnten.

Verschiedenes

Die Tagung des Reichsvereins Deutscher Feuerwehringenieure in Darmstadt am

17. und 18. Juni 1937.

]

Die diesjährige wissenschaftliche Tagung des RDF. war in hervorragendem Maße der Erörterung der Auf­gaben gewidmet, die der Feuerlöschpolizei und ihren Führern im Rahmen des Vierjahresplanes und des Luft­schutzes zugewiesen worden si nd. Die Bedeutung dieser für das Schicksal unseres deutschen Volkes so wich­tigen Fragen wurde durch die Anwesenheit zahlreicher hoher Vertreter des Reichsluftfahrtministeriums, des Reichsministeriums des lnnern und des Reichsministe­riums für Volksaufklärung und Propaganda unter­strichen, ganz besonders aber durch dic drei ein leiten­den Vorträge, die von dem Chef des zivi len Luft­schutzwesens im Reichsluftfahrtministerium. Ministerial­rat Dr.-In g. K ni p fe r , über "Luftkriegführung und Luftschutz", von Ministerialrat Dipl. -Ing. Li n d n e r aus dem gleichen Ministerium über das Thema "Der Aufbau des Feuerlöschwesens für den Luftschutz" und vom Major der Schutzpolizei Me I ch i 0 r über da s Th ema "Di e Ordnungspolizei im zivilen Luftschutz" ge­hai tcn wurden

Die Ausführungen des Chefs des zivilen Luftschutz­wesens vcrfolgtcn den Zweck, bei den Teilnehm ern der

Page 19: Gasschutz Und Luftschutz 1937 Nr.8 August

Tagung das Verständnis für die großen Probleme der L~ftkriegführun<1 und des Luftschutzes zu fördern, da­mit die Sonden;'usbildung in den einzelnen Fachsp.arten ~es Luftschutzes sich zweckmäßig einspiclt. Aus diesem

runde ging Ministerialrat Dr.-Ing. K ni p fe r von der LUftkriegführung im Weltkriege und von den Aufgaben au~, die der Luftkriegführung in einem zukünftigen Kriege zufallcn. Diescn Aufgaben wurden die Aufgaben des Luftschutze gegenübergestellt und gezeigt, warum der Luftschutz ein Bestandteil der Luftverteidigung ist und damit dem Reichsminister der Luftfahrt und Ober­befehlshaber dcr Luftwaffe obliegt. Diese Erkenntnis macht es erforderlich, daß L'uftwaffe und Luftschutz ~eh on fricdensmäßi g eine Zusammenarbe it betreiben.

aß Sie dic Angriffs- und Abweh rverfahrcn kennen und ~aß .der Luftschutz technisch und organisatorisch ein­

eltlIch aufgebaut und geführt wird. - Der Vortrag ~~s Ministeria lrats Dipl.-Ing. Li nd ne I ist im Juliheft

leser Zei tsch ri ft im \ Vortla u t yeröffen tlich t. In seincm Vortrage "Die Ordnungspolizei im zivilen

J~ftsChutz" sctzte Major der Schutzpolizei M .e Ich i 0 r le Grunde auseinander, warum der Reichsmmlster der

L.uftfahrt sich vorzugswcise der Ordnungspolizei im zi­vIlcn Luftschutz bedient, und zeigtc die Voraussetzun­gen auf, dic geschaffen werden mußt n, um die Ord­nungspo li zei ,in den Stand zu setzen, auch dcn Anforde­ru.ngen des Luftschutzes im Ernstfalle gewachsen zu se1!~. A ls besondere Voraussetzungen kennzeichnete Major Melchior die Übereinstimm un g der fri edensmäßi­yen O~ganisation mit der für den Ernstfa ll , die Schaf-Ung eines bcfäh,igten führerkorps mit besonderer. luft­hC~utztaktischer Ausbildung, die Schaffun~ des ~Icher­/Its- und Hilfsdienstes und vor allem die yer.tl efu.n.g

es Wissens sämtlicher Führcr in bezug auf die Jeweili­gen Aufgaben der verschiedenen Fachsparten durch Zu­sammenarbcit und Übung. F Auch in der "freien Aussprache" star.den vor allem

ragen des Luftschutzes im Vordergrunde . .. Branddirektor Dipl. -Ing. Be t h k e, Nürnberg, sprach yber "Feuersicherhcit auf dem .Reichspartei tage" . .In dem cl ortrage wurd e nicht nur em ausfuhrhches .BIld v~n F en Anfo rd erungen, die wä hrend dieser Zelt an die cl euerl~schpo l izei ürnberg gestellt werden, und von

en SIche rh eitseinr ichtungen im einzeln en gegeben, hO~dern Vor a ll em auch von der Größe und Erhaben­

elt der Bauten und Veranstaltun<1en auf dem Reichs­~arteitage, wie sie in der Geschi~hte bisher Gleiches

Icht gefunden haben . Baura t Dipl.-l ng . R i e t z e I verbreitete sich über

"Erfahrungen mit stationären C02-Löschanlagen, inson-

gemische Krieg!ührung 1 Die italienische Zeitschrift " Revista di fanteria" ( r.4, 637) b.ringt aus der. Feder ?es Bngad'egenerals t IOvan nl Zang hi erl "Takt i sc h e "Be.tr ac. h ­dun gen z 1I m c h e m i s c h e n K r i .e g ~ . Diese ~lIld .~sha l b besonders beachtenswert, weil die Gedanken­~n~e des Verf. in mancher Hinsicht von den üblichen

nSlch ten abweichen. F Er ge ht von dem Grundgedanken aus, da~ die

e u e r w a f f e n durch ihre vernichtende Wirkung ~hd di~ Schwierigkeit, sich dieser zu e~tzie.hen, den si em I. se he n Kam p f mit tel n welt .. u~erlegen

nd. Die chemische Waffe würde nur da nutzlIch und ~~ertvolI, )0., seh r wertvoll sein, wo die Feu~rwaffe weht genugende Wirkung verspreche. Da.s fur alle b affen gü ltige Prinzip des Masseneinsatze cleherrsehe " in erhöhtem Maße" die chemische Waffe, ~e "noch unvoll kommen" sei. Um den Feind zu ver­

nichten, müßten un geheure Mengen von Kampfstoff" auf" M' I . di gew~l~det werden. Mit erdgebundeI~en 1 . Itte n .. sei

eses Ziel nicht zu erreichen. Eine .. \\' I r k II c h tod-

derhcit bei Tiefdruck- und Zellwollemaschinen", Erfah­rungen, die sich be.i der Feuerlöschpolizei Leipzig als besondcrs günstig erwiesen haben und erhoffen lassen, daß der .. Feuerschutz dera~tiger Maschinen durch einge­baute Loschanlagen mit Kohlensäurencbel und -schnee in Zukunft erheb lich gesteigert wird, vor allem auch in solch~n ~etrieben, die infolge Umstellung von feu er­ungefahrhcher Arbeitsweise auf eine feuergefährliche gezwungcn werden, nachträglich einen Feuerschutz zu schaffen, dcr sonst nur mit außerord entlich hohen Kosten oder mit großen Umbauten erreicht werden kann.

Oberregierungsba urat We dIe r von der Staatlichen Prüfungss telle für s tatische Bercchnungen sprach über ,. ' cuc Brandversuche mit Eisenbctonbauteilen und Steineisendecken", die von dem .. Deutschen Ausschuß für Eisenbeton" vorgenommen worden sind und er­läuterte an Hand von Lichtbildern die Erkenntnisse die sich aus diesen Versuchen, die erstma li g unter Be~ lastung angestellt wurden, bei früher ohne weiteres als feuerbes tändig angesprochenen B:!.Utci len und Konstruk­tionen ergeben haben.

Von besonderem Interesse waren die Ausführungen des Kommandeurs der Feuerlöschpolizei Berlin, Ober­branddirektor Dipl.-Tng. W a g n er, über "Die techni­schen Neuerungen bei der Feuerlöschpolizei Berlin", durch die, zugleich auch im Lichtbild, die technischen Einzelheiten und der Zweck des ' neuen feuerlösch­bootes und des bereits mehrfach auf BrandsteIle er­probten und bewährten Kommandowagens mit seiner Lautsprechereinrichtung, mit seinem Sende- und Emp­fangsgerät und seinen Fernsprechmöglichkeiten erläutert wurden. Der Einsatz und die Leitung zahlreicher Ein­heiten mit Hilfe dieses Kommandowagens auf Groß­brandsteIlen hat bereits ganz wesentliche Erfolge ge· zeitigt. Mit Hilfe von Reichsstellen ist die Feuerlösch­polizei Berlin in den Stand gesetzt worden, schlagartig einen erheblichen Teil ihres zum Teil veralteten Fahr­zeugbestandes durch neue Kraftspritzen lind Kraftfahr­drehleitern zu erse tzen und den seit langem angestreb­ten Drelfahrzeugzugtyp zu schaffen, der in taktischer Hinsicht bei der Brandbekämpfung wesentliche Vorteile aufweist .

P ersonalien

Dr. M i eIe n z, der dem Kreise unserer ständigen Mitarbeiter angehört, ist zum Oberregierungsbaurat im Reichsluftfahrtministerium befördert worden.

li c h e Wir k u n g" sei nur aus der Lu f t, und zwar dur c h den M ass e n a b w u r f von d ü n n -wa n d i ge n" Kampfstoffbomben, zu erzielen. Öb Verf., der ~en zur .Zeit viel besprochenen Giftregenangriff gar nicht erwahnt, Gelbkreuzbomben mit Zeitzündern die ihren Inhalt regenartig über dem Ziel en tleeren: o?er Bomben mit Luftkampfstoffen meint, sagt er nicht. Es darf aber in diesem Zusammenhang daran erinnert werden, daß die Russen von der Verwendung der letzteren Bombenart wenig halten, weil der zu einer genügenden Anreieherung in der Luft erforder­liche Aufwand an Flugzeugen und Bomben zu groß sei.

In der Be u r te i I u n g des Gas s chi e ß e n s der Art i 1I e r i e stimmt der italienische General mit den Russen überein. "D i e Art i 11 e r i e" schreibt er, "i s t nie h t s ehr für den c h e m' i s ehe n Kr i e g ge e i g n e t. " Ihre dickwandigen Geschosse ~ehmen Zli wenig Kampfstoff auf ... Bci dem augenb li ek­hehen Stande der Bewaffnung der verschiedenen Heere wäre es nötig, um an einer Front tatsächlich vernich­t~nde. Mengen von K~mpfstoff zur Wirkung Zll bringen, samthche auf eben dieser Front verfügbaren Geschütze einzusetzen und sie auf diese Weise ihrer eigentli chen

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Aufgabe zu entziehen, nämlich Sprenggeschosse zu ver · schießen, was, wenigstens heute noch, wesentlich aus­sichtsreicher erscheint." Diese negative Bewertung be­dürfe aber einer Einschränkung. Es sei nicht rich tig, die Gaswirkung nur nach dem Grade ihrer Tödlichkeit zu beurteilen, wie wir es bei den Feuerwaffen zu tun pflegten. In offenem Gelände platzende Grün- und Gelbkreuzgeschosse setzten die betroffenen Kämpfer, auch wenn sie diese nicht töteten, doch oft für Monate außer Gefech 1. Wichtiger sei es, daß man mit Kam p f­s t 0 f f e n "u m die Eck e sc h i e ß e n", tote Winkel, Ziele llinter Deckungen und in Unterständen erreichen könn e, was mit Feuerwaffen ausgeschlossen sei. Aus diesem Grunde könnten c h e m i sc h e Kam p f -mit tel "auf taktischem Gebiete das g e e i g n e t s t e Hilfsmittel für die Infanterie besonders in der Nah z 0 n e sei n". "Der Kampfstoff zwingt die Besatzungen der Unterstände, diese zu verlassen und sich deckungslos der kombinierten \Virkung von Gas und Feuer auszusetzen oder unter der Wirkung des Feuers in die Unterstände zurückzukehren, wodurch sie praktisch außer Gefecht gesetzt werden." Leider läßt Zanghieri, da er diesen Gedanken nicht weiter ausspinnt, seine Leser im Zweifel, wie er über den Wert gasdichter Unterstände urteilt.

"In manchen Fällen", meint er, "werde man das Gasschießen an Stelle des Gas a b b las e n s setzen", das er grundsätzlich als das wirkungsvollere Verfahren vorzieht. Er bekämpft das gegen dieses Ver­fahren herrschende "Vorurteil". Es sei "von einigen Laien" in die \Velt gesetzt worden, die "die Phrase" von den "Umständen, die das Abblasen verbieten", erfunden hätten. "Was den Ge gen w i nd betrifft, so hat es sich in der Praxis gezeigt, daß be­sonders im Gebirge die Windrichtung innerhalb einer gewissen Front nicht immer die gleiche sein muß und daß gerade die Verhältnisse im Gebirge das Her a n -bringen von Kampfstoff an den Gegner auf ge w und e n e n Weg e n beg ü n s t i gen. Was die g roß e W i n ·d g e s c h w i n d i g k e i t betrifft, die gegen das Abblasen von Kampfstoffen sprechen soll, so hat die gleiche Praxis erwiesen, daß in einem stark von Mulden und Einschnitten durchsetzten Gelände, also einem solchen, dem gegenüber die Feuerwaffen allein die gewünschte Wirkung nicht erzielen, sondern der Unterstützung durch die chemische Waffe he­dürfen, s ta r k er W i n d die Kam p f s t 0 f f ein die Ver t i e fun gen d r ü c k t, sie dort festhält und ihre Konzentration erhöht, also gewissermaßen als D eck e I wir k t." Widrige Umstände, die das Ab­blasen ohne weiteres verböten, seien nur "Stürme und dauernde Unregelmäßigkeiten in der Atmosphäre". In solchen Fällen könne man zum Gasschießen übergehen, insbesondere, wenn man Kampfstoffe zur Verfügung habe, "die auch in k leinen Mengen eine zufriedensteI­lende Wirkung haben" (Reizstoffe).

Eine derartige Wirkung sei nicht nur durch körper­liche Schädigung, sondern "indirekt" auch durch seelische Einwirkung un ·d körperliche B eh i n der u n g des Gegners durch sein eigenes Gas­schutzgerät zu erreichen. Seelische Hemmungen er­wartet Zanghieri in erster Linie als Folge der körper­lichen Behinderung, weniger als Folge der Furcht. Er wendet sich gegen eine "ü b e r tri e ben e m 0 ra -li sc heB ewe r tun g der übe r ras c h u n g". Er gibt aber zu, daß sie "augenblicklich und voraussichtlich noch auf lange hinaus eine große und besondere Be­deutung hat, weil sie auch jener unberechtigten Angst Nahrung gibt, die die geheimgehaltenen und ,fürch­terlichen' Dinge (diese Kampfmittel sind nicht ,fürch­terlich', sondern nur gefürchtet) erzeugt haben und die, aus der Masse der Bevölkerung heraus entstandcn, immer noch, auch in militärischen Kreisen, spukt".

Sehr lebhaft schildert Zanghieri die Na c h te i I e. die einer angreifenden Infanterieabteilung aus dem 1\1 a s k e n z w a n ger w ach sen, wenn sie von der feindlichen Artillerie mit Gas beschossen wird. Eine :tn die Maske gewöhnte Truppe werde allerdings, solange es sich um ein "einfaches Vorrücken" handele, solal1ge sie also weder zu laufen noch zu schießen brauche, noch keine Einbuße an ihrer Kampffähigkeit erleiden. Aber vom Beginn der "eigentlichen Angriffstätigkeit" ab würden sich mancherlei Nachteile bemerkbar

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machen: Erschwerungen beim Sehen und Zielen, beiJU Springen und beim Kriechen, Mißverständnisse infolgd erschwerter Verständigung zwischen der Truppe un ihren Führern, deren mündliche Befehle "nur mehr verdünnt" an das Ohr des Mannes dringen und dere~ Zeichen er nicht immer richtig aufnehmen werde, weIl er die Gesichter seiner Vorgesetzten nicht mehr er­kennen könne. Diese Unzuträglichkeiten würden z~var die Kampffähigkeit der Truppe zunächst noch D1C~t lahmlegen, aber doch auf eine harte Probe steIlen. SIe würden sich immer schärfer geltend machen, je I~nged der Angriff dauere, je schwieriger das Gelände seI un je näher man an den Gegner herankomme. Kurz vor dem Sturm, wenn das Beispiel des Führers "die körp~r­Iich und moralisch fast Erledigten" nach vorwärts mIt­reißen solle, wenn zur ü berwindung eines jeden un­erwarteten Hindernisses die höchste Anspannung no.t-wendig sei, drohe in folge des Maskenzwanges ~Ie physische Kraft zu versagen. "Es ist klar, daß belJU Sturm aus den Kehlen der mit Gasmasken versehenen Soldaten nicht mehr das anfeuernde: Savoia!, sondern nur mehr ein halbersticktes und wenig Furcht ~rd­weckendes Heulen ertönen wird. Das Atmen WIr immer schwieriger ... Der Nahkampf erfordert eine bis an d ie Erschöpfung heranreichende Anstrengung

f der physischen Kräfte . ... Der chemische Kampfstof hat also auf diese Weise den kämpferischen Schwung des Angreifers lahmgelegt."

So einleuchtend diese Schilderung des italienischen Generals ist, die Antwort auf eine naheliegende Frage bleibt er schu ldig. Wie fängt es der Verteidiger an, die angreifende Infanterie bis zum Einbruch und no~h während des Nahkampfs durch Gasschießen unter dIe Gasmasken zu zwingen? Bei Wind in der Schußrichtung ist es unmöglich; denn die Geschosse müssen in einem gewissen Abstande vor der vordersten Verteidigung~­linie einsch lagen. Der Angreifer wird also etwa dIe letzten 200 m ohne Gasmaske zurücklegen kÖnne~. Anders liegen die Verhältnisse bei Wind gegen dIe Schußrichtung, der den Kampfstoff in die Stellungen des Verteidigers treibt und auch ihn unter die Gas­maske zwingt. Allerdings werden die Schützen in d~r Abwehr weniger behindert als die Angreifer, weil SIe nicht zu springen oder zu laufen brauchen, sondern ruhig liegenbleiben können, um zu schießen.

Als "t akt i s ehe Ge gen maß nah m e" des u~te~ Gaswirkung gesetzten Angreifers empfiehlt Zanghl.efl das "N ich tau f set zen der Gas m a s k e, eIne Maßnahme, die - entgegen den Anschauungen der Allgemeinheit - mit fortschreitender Kenntnis von den Eigenarten der Kampfstoffe in Zukunft öfter ange­wendet werden wird, als man glaubt". Es sei selbst­verständlich, "daß die Gasmasken nur im Falle er­kannter, tatsächlicher Notwendigkeit verwendet wed den, nachdem man sich eingehend über das Für ~n Wider schlüssig geworden ist". "In der Nähe ellles Kampfstoffsumpfes (Geländevergiftung) von nicht allzu großer Aktivität" könne man sich sehr wohl ohne Gasf maske aufhalten. Man könne bei ruhiger Luft bis aU 50 m. "unter günstigen Umständen" bis auf 10 bis 20 01 unbesorgt an ihn herangehen. Bei Gegenangriffen des Feindes werde man, insbesondere, wenn es sich um gewisse Ka mpfstoffarten (Reizstoffe ?) handele oder wenn die Konzentration nur gering sei, sich lieber ihrer Wirkung aussetzen, statt auszuweichen, stehenzubleiben oder die Maske aufzusetzen, "weil man damit nur das tut, was der Gegner erreichen will. Ein solcher E n t­sc h I u ß er f 0 r der t aber ein e gen aue K e n n t­n i s der Kam p f s t 0 f f eU

Diesen letzten Satz darf niemand, der nach Zanghieris Ratschlägen verfahren will, überhören; denn wir wissen aus der Kriegserfahrung, daß bei längerem Aufenthtll t unter Gaswirkung ein geringer, kaum wahrnehmba~e~ Kampfstoffgehalt der Luft einer Truppe verderbltc werden kann, die sich nicht durch die Gasmaske schützt. Ohne sehr gründliche "praktische Kenntnisse von den Kampfstoffen zu besitzen", werden die Führer der Kampftruppen "nicht in der Lage sein, zu beurteileci und aus eigener Initiative zu entscheiden, wann un wie sie den passiven Gasschutz für ihre Leute d~r ganzen oder teil weisen Erhaltung der Kampffähig~elt ihrer Truppe unterordncn dürfen oder müssen". .'.

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Generaloberst von Seeckt. Ein Erinnerungsbuch. Her­ausgegeben von Generalleutnant von Co c h e n h au -sen. 78 S. mit 7 BiLdern auf Kunstdrucktafeln . Verlag E. S. Mittler & Sohn Be r I i n 1937. Preis kurt. 2,50 RM.

Der Präsident der '"Deutschen Gesellschaft für Wehr­~olitik und Wehrwissenschaften" übergibt der öffent­hchkei tein Erinnerungsbuch an den verewigten Ge­neralobersten von Seeckt. Namhafte Militärschrift­steller, fast alles Männer, die eng mit dem General­pbersten zusammengearbeitet haben, beleuchten die

erson des großen Soldaten Seeckt unter verschlc­densten Gesichtspunkten. Als Organisator der Relch s­\V.ehr in schwerster Zeit, als Lehrmeister und Erzieher dieser eigenartigen und uns durch Feinddi.k.t~.t auf~e­z\Vungenen Heeresorganisation sowie als Miittarschrtft­steiler von besonders hohem geistigem Flug geht Ge~e­~~Ioberst von Seeckt in die Geschichte der großen MIlI­tars ein. Das Erinnerungsbuch hält die wichtigsten und entscheidendsten Ereignisse in dem militärischen .. Leb~n des Schöpfers und Führers der Reich~wehr für die

achwelt fest. P.

Ein General. Vun Cecil ~ott F 0 res t e r. Aus dem Wglischen übersetzt von WoLf G . Sch!eber. 32-! S.

6 80Lfgang Krüger Verla.g, Be r li n 193(. Preis geb.

,0 RM . Man steht bewundernd, ja geradezu l~ingerissen ~or

der Itterarischen Leistung dieses engltschen Schnft­steller~, der mit größtem Realismus und aug~nscheinlich o~ne Jede innere Anteilnahme an den geschIlderten Er­kl~nissen ein Stück englischer Kriegfü~r~ng im .Welt-

rtege an Hand der Laufbahn eines volhg amUSischen :lglischen Durchschnittsoffiziers aufzei~t und .doch trotz

~er Nuchternheit den Leser von AnJang bis Ende m S~tnen Bann zwingt. Wie der Autor diese Wirkung er­Zielt, ist schwer zu analysieren : wohlgepfl~gter . Stil, ~unst der Charakterisierung und Gestaltung, hterartsc~e Ontrastwirkungen, herbe Kritik und ätzende Ironte

sWln~ einige der Mittel, deren er sich i~ meisterhafter else dazu bedient. Groß ist das Verdienst des ü ber­

setzers Wolf G. Schieber, die Kunst des englischen Aut~rs in der deutschen übersetzung erhalten zu haben. d' Wir erleben Beginn, Aufstieg und Ende des Hel~en

leses Romans Sir Herbert Cu r z 0 n und se hen Ihn zunächst als 'Leutnant des 22. Lanc~rregiments bei ~olkslaag te in Südafrika. Der Weltkrieg. bringt ihn so­Ort an die Spitze dieses Kavallerieregiments, und m

[).Scher Folge erklimmt er d ie Stufen eines Brigade-, I Ivisions_. Korps- und Gruppenkommandeurs, der .über 00 000 Mann befiehlt. Die Schauplätze der verschlede-

~e!l Ka~pfhandlungen, in denen er sich ~ls Führer be­R ahrt, sl.nd Ype~n, Loos, di.e. ~o.mme. Semep A~schluß

ndet dieser crlanzende mlhtansche Aufstteg Im Zu­~allJ.llJ.enbruch "der 5. englischen Armee i~f01ge der L eutschen Märzoffensive 1918 zwischen Crolselles und

a Ferc. eben diesen Kriegsschilderungen bietet der Tnhalt

~uch interessante Blicke hinter die Ku~iss~n de.r eng-~chen Obersten Heeresleitung, und schheßltch gibt das

einzige bemerkenswerte private Ereignis im Leben Cur­Ions, nämlich seine Vermählung währe~d kurze.r Ur­~Ubstage in London mit der T ochter e.mes ~n~hsc~~n . er,zogs und Ministers dem Autor die Moghchkelt,

Einige Streiflichter auf 'die oberste politische Führung nglands während des Krieges zu werfen. ..' Das vom Venf scharf durchgezeichnete Portrat emes

it~lischen Gene~als zeigt eine Persönlichkeit von g~~ad­~lgellJ. Charakt er mit allen Vorziige.n des Front?fflz~ers k . TatkraH. Tapferkei t. Einsa tzbereltscha ft, Grundhc~­S~I~: Gehorsam ohne Unterwürfigkeit -. aber auch mit al harfster i~nerer Ablehnung un~ ~bgrenzung ~e~en MI.es . euarttge, Originelle, RegelWidrige und Auffa!hge.

It dIesen geistigen Voraussetzuncren und Voremge-nOm: " "'. h d ' llJ.en hei ten organisiert Curzon systema tlSC un m

seiner lkgrenzung vorbi ldl ic h die Offensiven in seinem Beiehlsbcreich, aber a lle di ese Angriffe scheitern am deutschen \\ 'iderstand - und sie müssen scheitern, weil diesem unschöpferischen, phantasielosen Feldherrn jedes weitergreifende Empfinden, jedes strategische D enken , jede schöpferische Intuition fchlen. Forester gl?ssier~ diese sture Art englischer Kriegführung in semcr SchIld~rung der Beratung des englisc hen Ober­kommandos folgendermaßen: "In manl:her Beziehung \~ar es \\:ie die Debatte einer Gruppe Wilder über die hage, wie man eine Schraube aus einem Stück Holz herausbringen könntc ; nur an Nägel gewöhnt, hatten sie sich erst Mühe gcgeben, die Schraubc mit aller Ge­w~lt herauszuziehen, und heckten jetzt, nachdem dies mißlungen war, iVlethoden aus, wie sie noch mehr Kraft anse tzen, wie sie sich wirksamere Zangen beschaffen und Brechstangen und Hebel benutzen könnten damit mehr Leute ihre Kraft zur Wirkung bringen kÖnnten . ,'vlan konnte sie kaum dafür tadeln, daß sie nicht er­rieten, ~ie dJe Sch.raube unter Anwendung von sehr Viel wenlg~r Kraft ~ll1fach du.rch ein paar Umdrehungen herauszubnngen el; denn diese Idee war so verschie­den von allem, was ihnen bisher vorgekommen war, daß sie den -"lann, der einen solchen Vorschlag machen würde, ausgelacht hätten."

Am M.or,gen des 20 .. M.ärz 1918 erfuhren die engl·ische H~eresleltung un~ mit Ihr Curzon am eigenen Leibe, wie Ludendorff diese Schraube lockerte, indem er mit einer neuen Angriffsform, aufgebaut auf Gas und ebe!. di~ engl.ische Fron.t in kürzester Zeit zusammenschlug. Die SchIlderung di eses Zusammenbruchs ist trotz ihrer Kürze vo~ einer zwingenden Eindringlichkeit.

Der unSichtbare Gegenspieler bei allem diesem Welt­geschehen ist die deutsche Front: sie selbst tritt ~irgends i~ Erscheinung, nur ihre Auswirkungen sind uberall spurbar. Aber gerade durch diese zurückhal ­tende. feinfühlige Form der Behandlung huldigt de r Verf. der deutschen Leistung im Weltkriege in einer Weise, wie sie nicht schöner und wirkungsvolIer gedacht werden kann. 01.

Ku~turlei~tungen .des deutschen Offizierkorps. Von Dr. l~x SI mon e I t. 25 S. Verlag Bernard & Graefe. Be r II n 1936. Preis geh. 1,20 RM.

V orliegende Schrift ist die Wiedergabe eines Vor­trages. den der durch seine zahlreichen anderweitigen Veröffentlichungen bekannte Wehrmachtpsychologe am 12. März 1936 anläßlich ,der Einweihung des Psychologi ­schen Laboratoriums des R eichskriegsminis teriums ge­halten hat. In tiefschürfender, gründlicher Weise legt Verf. zunächst in einem überblick über \Verden und Entwicklung des deutschen Offizierstandes dessen gei­stige und kulturelle Höherentwicklung im Laufe der Jahrhunderte dar. Sodann führt er zahlreiche EinzeI ­beispiele solcher Offiziere an, ·die sich sowohl als Sol­daten ausgezeichnet als auch besondere Kulturleistun ­gen - sei es als Philosophen, Dichter, Maler, Forscher. Techniker usw. - hervorgebracht haben ; es seien hier nur Wilhelm v. Schaumburg, der Begründer der ersten bedeutenden Militärschule in Deutschland, Eichendorff. Fouque, Scharnhorst, Gneisenau, Clausewitz, Siemens, Zeppelin, v. Uhde in wahlloser Reihenfolge angeführt. Die Schrift ist vorzüglich geeignet, die leider auch heute noch in weiten Kreisen bestehende irrige Auffassung vom Wesen des .deutschen Offiziers zu beseitigen. Sie sei insbesondere allen denen emp.fohlen, die zur Er­ziehung der deutschen Jugend zu Wehrwillen und Wehrhaftj,gkeit berufen sind, eingedenk der vom Verf. einleitend aufgestellten Forderung: "D erd e u t s c h e Soldat darf nie vergessen, daß die deut­sche Kultur im Kampfe um die Behaup­tung in der Welt ein Machtfaktor aller­ersten Ranges und damit seine stärkste Ver b ü n d e t eis t." Me.

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Schicksalsschlachten der Völker. Herausgegeben von Generalleutnant von Co ehe n hau sen unter Mit­wirkung namhafter Offiziere und Historiker. 239 S. mit 23 Kartenskizzen. Verlag Breitkopf & Härtei, Lei p -z i g, und Deutscher Verlag für Politik und Wirtschaft, Be r l i n 1937. Preis geb. 5,80 RM.

Unter Mitwirkung namhafter Fachleutc behandelt der Präsidcnt der Deutschen Gesellschaft für vVehrpolitik und vVehl'wissenschaften, Genel1alleutnant v. Co ehe n­hau s c n, das Schicksal der Völker in Abhängigkeit von großen militärischen Erfolgen und MißerfoLgen . Ge­rade in einer Zeit, in der die deutsche \Vehrmacht nach ihrem stürmischen Aufbau, der die Hauptkraft zunächst auf Or~anisation und Materialbeschaffung konzentrie­ren mulHe, nunmehr dazu übergeht, die Ausbildung bei allen Waffengattungen zu vertiefen, ist es besondcrs lehrrcich, zu erkennen, wie neben dem Genie dcs Feld ­herrn gerade der Stand der Ausbildung oft von aus­schlaggebendem Einfluß auf den Ausgang großer schick­salcntscheidender Schlachten gewesen ist. Das zeigt bc­sonders lehrreich die Schilderung der Seeschlacht von Tsushima von Admiral a. D. W. Pr e n tz e I, die da­neben erkennen läßt, welche Bedeutung dcr Ausgang einer Schlacht für die Art der politischen Beendigung des ganzen Feldzuges haben kann. Als hochinteressallt und besonders geglückt ist der Versuch des Vizeadmi­rals a . D. Dr. Eberhard Man te y zu bczeichnen, die Schlacht von Salamis unter modernen Gesichtspunkten darzustellen und bis auf die Operationsbefehle, die im vVortlaut wiedergegeben werden, zu veranschaulichen. Dicse lebendige Art, kriegsgeschichtliche Studien zu be­treiben, nimmt der an sich 'oft trockenen Materic alles Langweilige und bringt sie in eine Form, die jeden Leser fesselt. Das Buch ist nicht nur e ine für alle Sol­daten besonders empfeh lenswerte und interessante Lek­türe, sondern sollte darüber hinaus in den Schu len, Par­teigliederungen und in a ll cn politisch und militärisch in-ter,essierten Kreisen Verbreitung finden. P.

Geistige Kriegführung. Von Major CE) Dr.-Ing. AI­brecht BI a u. Verlag von Ludw,jg Voggenreiter, 1:' 0 t s­da m 1937. Preis kart. 1,80 RM.

Die Reihe der in allen militärwissenschaftlich inter­essierten Kreisen woMbekannten .. Grauen Bücher" ist durch die NeuerscheLnung aus der Feder BI aus um einen wertvollen Beitrag bereichert. Als Mitarbeiter des Psychologischen Laboratoriums des Reichskriegsmini­steriums ist er wohl berufen, mahnend auf die Bedeu­tung der geistigen Waffe wie in der Vergangenheit so auch in der Zukunft hinzuweisen. Als technisch geschul­ter Mensch erkennt Blau die Entwicklungsmöglichkeitcn in ·der Führung der geistigen Waffe, die im Zeitaltcr der Rotationsmaschinen, des Rundfunks und des Flug­zeugs weitaus schärfer, schneller und zielsicherer wirk­sam werden kann a ls je zuvor. In allen Kriegen und Kämpfen ist neben der stoff1ioh zerstörenden Waffe auch stets die den Gegner zermürbende, vergiftende. irl'eführende geistige Waffe gebraucht worden. Geradezu erschütternd ist aber ihre Wirkung im Weltkriege ge­wesen. Blau faßt ihre Bedeutung zusammen in dem Satz: .. Der Weltkrieg hat bewiesen, daß es Möglich­keiten gibt, auch auf dem Weg über die .g eis t i g c Beeinflussung den Widerstandswillen des Gegners zu brechcn und ihn zur Annahme fremden Willens zu zwingen."

In überzeugender Weise gliedert Blau den .. totalen Krieg" in den Krieg der Waffen, der Wirtschaft und des Geistes. Er fordert, daß jedem Teile die gleiche Sorg­falt und Aufmerksamkeit zugewendet werde. Diese dr'ei Kriegsgebiete sind innerlich der.artig stark unterein­ander verb unden, ,daß Erfolge auf dem einen sehr wohl durch Verluste auf einem anderen Gebiet in Frage ge­steilt oder völlig aufgehoben werden können. An zahl­reichen Beispielen wird aufgezeigt, wie dI!ls Ausland nach Art und Umfan g seine geistigen Waffen ent­wickelt, sie scharf und einsatzbereit hält. Eine .. geistige Kriegführung" läßt sich ni c h tim pro v i sie ren, sie setzt langjähriges Studium der Stärken und Schwächen bei Freund und mutmaßlichcm Feind, aber auch beim ei,genen Volk VOl1aus. Sie verlangt ,genaue Kenntnis der Psyche der Völker sowohl in ihrer Ge­samtheit als auch in ihren einzelnen Teilen, ihrer Le­bensgewohnheiten, der Ernährungsweise und zahlreicher anderer, bis ins kleinste gehender Einzelheiten.

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Die deistide Waffe zu führen ist zweifellos Aufgabe nur ei~iger '" weniger hierzu be~ondcrs Berufener.. Sic werden ein Übermaß an Einfühlungsve rmögen beSItzen !TIüssen, um bei Freund und Feind jeweils zur rechtek Zcit das rechte Wort zu f,inden und die im Augenbhc wi0htigen Ereignisse in rechter \ Veise ins gleißende Schcinwerferlicht der Propaganda zu rücken.

Fast ebenso wichti.g wie die meisterhaft:! Handhabung der geistigen Waffe und der großen, ihr dienenden Organisationen ist aber die Ab weh r der Wirkung gleichartiger gegnerischer Waffen. Wird es genügen, diese im Augenblick des Einsatzes durch Gegenpropa­ganda stumpf und unwirksam zu machen? Zweifellos nein! Hier klafft eine Lücke, die ähnlich wie bei ver­wandten Problemen mit der lapidaren Forderung nach ,.\V c h r c r z i eh u n g des ganzen Volkes, die von ~er .Jugcnd ihrcn Ausgang nehmen muß", überbrückt WIrd. Gcwiß - die Forderung ist richtig. Gedanken zur Er­richtung der Brücke sind auch in Fülle hcrbeigctragen. abcr es fehlt, soweit bisher erkennbar, der MalJ1n, der diese Gedanken so formt und dem praktischen Leben so nahe bringt, daß sie Eingang in dic Herzen der Jugend finden und dort fest und unverrückbar haften.

Die Generation . dic den Krieg erlebt hat, ist für alle dcr künftigen Sichcrhcit unseres Volkes dienenden For­dcrungcn weitaus empfänglicher als die in Frieden dr hinlebende Jugend. Sie hat den heißen Wunsch , .sI e vVege, die Deutschland in dcn Abgrund von Versadles geführt haben, zu erkennen und die späteren GeJl!­rationen vor diesen vVegen zu bewahren. Es genu"t aber nicht, daß \Vege in neuer ZieIrichtung gefordert wcnden. sie werdcn zumindest in ihren Fundamenten auch aus g e bau t wer,den müssen. p-s.

österreichs wehrpolitische Lage vor und nach de~ 11. Juli 1936. Von Oberst Fl1a'nz Swoboda. 46 S. mIt mehreren Karten und 8 Bildtafeln. Vcrlag Ferdinand Ertl. Wie n 1937.

Von der heute wohl von niemandelJl !~ehr bezwe;~ feIten Tatsache ausgehend, daß der Krieg der Zukun ein totaler sein wird, zeigt Verf. die daraus entstehen­den Probleme auf, soweit sie Österreich im Zusammen­hange mit seinen Nachbarn betreffen.

Mehr denn je werden im totalen Kriege die Ent­scheidungen vom Geiste abhängen, der die Materie. be~ herrscht. Der seelische und geistige Kampfw~~t n1ch

g nur der Truppe, sondern ,der gesamten Bevolkerun wird entscheidend in die Waagschale fallen. Dcr totd~e Krieg erfordert den totalen Staat, der totale Staat le autoritäre Führung. Nur diese gewährleistet eine Wehr­politik, ,die den Erfordernissen des Zukunftskriege

ws ~~~

recht wenden kann. Innenpolitik, Außenpolitik, Ir sc haft, Fi nanzen, Industrie, Landwirtschaft, Erziehungs­wesen, sie alle können nicht mehr getrennt voneina.n­der behandelt werden; ein reibungsloses Zusammenww kcn aller Kräfte und Einrichtungen ein:!s Staatswesens im Dienste der Landesverteidigung ist llnerläßliche Vor­aussetzung geworden. f

In ebenso klarer wie knapper Form schildert v.er . die Lage Österreichs. Österreich ist kein selbständlgf.r Wehrraum, es ist geopo litisch und daher lIJuch wehrpo r tisch ein äußerst ungünstig gesta ltetes Staatswesen. At lein ist es wehrlos, im Zusammenchluß aber verbes~e~ es seine wie des Bundesgenossen Lage ga nz wesent\~kt: Da Österreich in je dem mitteleuropäischen Konf I falle zum notwendigen Kampfplatz .der streitenden Par; teien würde, seine eigene Wehrkraft aber zum Schutz seiner Neutralität zu schwach wäre, ist es gezwungen, ein Bündnis ei~ugeh en.

Tm Schnittpunkte der wehrpolitischen Achsen Eu r.?; pas gelegen, wird Österreich zur Sohlüsselstellunl ~uh Europa und ist ganz besonders für das Deutsche ,e~r_ von vitaler Bedeutung. Die gesamtvölkischen, we n politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten las~ee_ Österreichs Landesverteidigung nur innerhalb des Irer samtdeu tschen Wehrplanes möglich erscheinen. 17 liegt auch ,der tiefere Sinn des Staatsvertrages vom ..1Jte~ 1936. N ur eine Koalition mit seinen beiden gro . gs­Nachbarn kann Österreich davor bewahren, K!"le le­'schauplatz zu werden. Aber auch die ungeh eure. Ja r­benswichtige Bedeutung der Bundesgenossenscha~t öste

u_ reiohs für Deutschla!1d zeigt der Verfasser in ubitlin gen der Weise auf. Im Donauraum hat die Achse er

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-Rom ihr.en Schwerpunkt, hier kann sie politisch wie militärisch ges ichert oder aufgerollt werden. Aber auch dIe Rheinfront kann von österreich gestützt und ge­stärkt oder geschwäch t und zerschlagen werden.

Eine bloße Inhaltsangabe würde ,dem Buche zu wenig gerecht werden. Sein Ziel im Leser das Verstand­nis für die Grundlagen der geIstigen Kriegsbereitschaft lInd den G lauben an die Wesens- und Schicksalsver­bundenheit aller Deutschcn im gesamtdeutschen Le­bensrallm zu wecken und zu stärken, hat Verf. in über­zeugender Weise erreicht. Dieses Büchlein gehört in die Hand jedes Volksgen ossen diesseits und jenseits dcr Grenzen. Es ist eine Aufklärungsschrift, die nicht nur dem Wehrgedanken im allgemeinen, sondern dem so notwendigen besseren gegenseitigen VerständnIS der belden deutschen Staaten in hervorragender \Velse gerecht wird. Seine weiteste Verbreitung sollten sich alle maßgcbenden Stellen hüben und drüben möglichst ange lcgcn scin lassen. Dr. Erich S a f f e r t.

Totale Landesverteidigung. Von J. W. Lud 0 w i c i. 74 S. Gcrhard Stalling, Verlagsbuchhandlung, 0 I d en -bur g i. O. und Be r li n 1936. Preis kart. 1,40 R \. . Die Erkenntnis, daß künftige Kriege die Völker in Ihrer Gc am theit in Mitleidenschaft ziehen wcrden und somit die .. totale" Landesverteidigung erforderlich ll1achen, hat sich wohl allgemein durchgeset~t. Allem uber das \Vann? und Wie? ihrer VorbereItung und Durchführung herrschen noch untersch.ie~liche Ansich­ten. Naturgemäß kann auch Lud 0 w I C I. das .gesamte Thema im Rahmen dieser kleinen SchrIft nIcht er­schöpfend behandeln. Er beschränkt sich auf die wirt­schaftliche Vorbereitung der totalen Landesverteidi­gung und gibt auch hier in erster Linie nur Anregungen, die ernsthaFten Durchdenkens wert sind. Wesentlich ist seine Feststellung, daß Krieg und Fri~den keinen Gcgensa tz im Völkerschicksal bedeuten, VIelmehr der Frieden ebenso eine Form der Selbstbehauptung sei wie der Krieg. Infolgedessen muß die Wirtschaft . eines Volkes bereits im Frieden so aufgebaut und geglIedert se.in, daß eine Oberleitung in eine besondere ... Kri~gs­wIrtschaFt" nach Möglichkeit nicht erforderlIch WIrd. Verf. vcrweist hier auf Fragen der Raumordnung und empfiehlt die schon früher von ihm vorgeschlagen.e .. Schottcn\\'ir tschaft"; ferner tritt er insbesondere fur die unzweifelhaft notwendige Seßhaftmachung auc.h des Industriearbeiters ein : .. Ein Arbeiter, welcher bel ver­knappten ahrungsmi tteln unter hohen Anf~rderungen an seine Leistung in einem zukünftigen K~lege, noch dazu untcr Einsatz seines Lebens gegen SplItter-, Ga~­und Brandbomben arbeiten soll, wird in kur.zer Z.elt Yersa<fen wenn er nicht weiß was eine HeImat 1St. Eine EIe~dswohnung ist aber k~ine Heima.t .... " yer~. betont dabei immer wieder die otwendlgkelt sta~dl­ger Vorbereitung der Landesverteidigung. Er schlIeßt seIne nachdenklich stimmende kieme SchrIft mIt der F~ststellung. di e zugleich eine ernst;- Mahnung ist~ daß WIr den Weltkrieg schon deshalb nIC~t mehr gewmnen konnten weil wir ihn bereits vorher m ·den J ahren von 1871 bi~ 1914 wirtschaftlich und politisc.h .verlor~n h.a tten. _ Das Buch dürfte vor ~lIem de,~JenIgen, d?e SIch mit der Vorbereitung der wIrtschaftIlchen MobIl­machung befassen, zah lreiche wertvolle Anregungen und Hlnweisc <feben Me. eo •

Die chemische Waffe und das Völkerrecht. Eine rechtshistorische und rechtskritische Studie von Adolf­Boelling 0 ver weg. 130 S. Verlag E. S. Mittler & Sohn , Be r li n 1937. Preis kart. 4,50 RM.

I?ie vorli egende Studie ein~s akt.iven "Leutnants ill1 ReIchsheere ist aus dem Semmar fur Volkerrecht. DI­Plomatie und Außenpolitik der Universi.t~t G~ttingen hervorgegangen und hat dem jungen OffIzIer dIe Dok­torwürdc sUlmma cum laude eingebracht. Auch ?er

ichtfachmann wird beim Studium dieser Brosch.ure den Eindruck gewinnen, daß hier mit große~. Ge~ehlc~, erh eblichem Fleiß und wissenschaftlicher Grundhchkelt ei ne Arbeit entstanden ist. der grundsätzliche ~edeu­tung zukommt. Gestützt auf umfangreiches SchrIfttum ?es Tn - und Auslandes, bemüht sich der junge Autor In Vorbildlicher Sachlichkeit einmal, die historische Ent­Wicklung aufzuzeigen, zum andern aber aurh um neue

Gedanken, die kritisch zu dem Problem Stellung neh­men. So unterschiedlich hier noch immer die Anschau­ungen und so ungeklärt noch manche Fragen sind, darf ~an. dennoc~ wohl. sagen, daß dem Verf. in der grund­satzlIchen Lmle semer These überwiegend zugestimmt werden kann. Das ~st aber schon sehr viel, denn um das Grundsätzliche und nicht um ncue Einzelheiten handelt es sich bei dieser Frage, die für alle Kultur­völker von allergrößter Bedeutung ist. In jedem Falle ist die Studie Overwegs in hohem Maße begrüßens-und empfehlenswert. 01.

Erzieher und Jugend im Brandschutz der Heimat. Her­ausgegeben vom .. Deutschen Zentralinstitut für Erzie­hung und Unterricht"; bearbeitet von Joachim Me m m­I c rund Hei nz La n weh r. 96 S. mit zahlreichen Bil­dern. Verlagsanstalt Otto Stollberg, Be r I in 1937. Preis geh. 1,75 RM.

In der Schriftcnreihe .. Schule und Wehrgedanke" des .. Deutschen ZentralinstItutes für Erziehung und Unter­richt" ist das vorliegende Büchlein .. Erzieher und Jugend im Brandschutz der Heimat" als erster Band herausge­bracht worden. Ministerialr-at Lindner weist in einem einleitenden Artikel darauf hin, daß bei der Durchfüh­rung des Selbstschutzes die Ausbildung in der Brand­abwehr einen breiten Raum einnehmen muß; es erscheint besonders erfolgversprechend, diese Aufgabe an die Er­zieherschaft und die Jugend heranzutragen und sie von da aus, vornehmlich über die Elternschaft, dem ganzen Volke zu vermitte ln.

D.as Heft soll dem Zweck dienen, die planmäßige ErZIehung der Jugend beIderlei Gcschlech tes zu Brand­abwehr und Feuerbekämpfung anzuregen. In einer Reihe von Aufsätzen sind einzelne bereits bestehende Jugend­feuerwehren nach Aufbau und Wirken eingehend be­schrieben. Die Gründe, die zur Bildung dieser Feuer­wehren geführt haben, sind verschiedener Art; allen gemeinsam ist aber der Wille, bei Feuersgefahr, sei es im eigenen Schulgebäu.de, sei es im Orte, schnell Hilfe zu leisten und so die Vernichtung von Volksvermögen nach Möglichkeit zu verhindern.

Das Buch ist kein Lehrbuch und soll es auch nicht sein. Es wirkt durch die einfachen Beschreibungen der Jugendfeuerwehren und den frischen Geist und die straffe Gemeinschaftsarbeit, die in diesen Jugendfeuer­wehren selbstverständliche Grundlagen sind. Eine Fülle wertvoller Bilder aus dem Leben und Wirken dieser Wehren ist in dem Buche aufgenommen wOl1den, und dIese BIlder werden für die Leserjugend eine äußerst anschauliche Bereicherung der Au~ ätze sein. ~as .~ rscheinen d~ Heftes ist durchaus zu begrüßen.

WIr konnen nur wunschen, daß es in allen Teilen un­seres Vaterlandes verb reitet wird und so seinen Zweck - das Hineintragen des Brandschutzgedankens in alle Teile des deutschen Volkes - in vollem Maße erreicht.

-rt. Der Tod von Ypern. Von Wilhelm Sc h r ein e r.

254 S. Verlag J . F. Steinkopf, S tut t gar t 1937. Preis geb. 2,85 RM.

Das Buch behandelt die Kämpfe, die sich in der flandrischen Ebene um Ypern in zwei verschiedenen Kriegsjahren, in den Jahren 1914 und 1917, abgespielt haben, und besteht somit aus zwei Teilen deren Ver­öffentlichung auch zuerst getrennt und z~ verschiede­nen Zeiten erfolgt ist. Band I, .. 0 p fe r g a n g", wurde vom Verfasser im Juli 1916 beendet und erschien 1917 bereits unter dem jetzigen Gesamttitel. Band 2, .. S chi c k s a I F I a n der n", wurde erstmals 1918 ge­druckt und ist jetzt mit dem ersten Buche zu einem Ganzen vereinigt wor,den.

Das Schwergewicht der eua.usgabe liegt zweifellos in Teil 1. in der Schilderung der Kämpfe des Jahres 191 4 um Ypern. Teil 2 fällt demgegenüber ab. Das ist auch verständlich, denn das Heldenleben zweier Frei­willigen-Regimenter, deren Blut im Herbst 1914 die flan­drische Erde tränkte, wirkt ja mit ei ner so unerhörten Eindringlichkeit und ist ein so dramatisches Geschehen daß es immer wieder neu gestaltet, aber niemals rest~ los erschöpft werden kann . Das ist auch dem Verf. nicht gelungen. Trotzdem hat er ein erhebendes Buch mit mancher schönen Stelle und von gelegen tlicher Tiefe gescha ffen. das jedem Deutschen und vor allem der deutschen Jugend vieles zu verkünden hat. 01.

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Page 24: Gasschutz Und Luftschutz 1937 Nr.8 August

Luftkrieg und Luftschutz. Von Dr. techno Fred V. Li n d n er. 105 S. mit 29 Bildern und 20 Zahlen tafeln im Text. r. 691 bis 696 der "Sa.mmlung gemeinnützi­ger Vorträge", herausgegeben und verlegt vom Deut­schen Verein zur Verbreitung gemeinnütziger Kennt­nisse, Pr a g 1937. Preis 15,- Kc. (1,32 RM.) .

Die "S a tffi ml u n ,g gern ein n ü t z i ger Vor t r ä -g e", in deren Rahmen vorliegende Schrift erschienen ist, zeichnet sich - wie einem Gesamtverzeichnis ent­nommen werden kann - durch vielseitigen Inhalt und recht hohes ,geistiges Niveau aus . Das gleiche kann man im wesentlichen auch von dem kürzlich mit Un­terstützung des tschechischen Ministeriums für Schul­wesen un.d Volkskultur sowie des Landesausschusses für Böhmen herausgegebenen H eft "Luftkrieg und Luft­schutz" von Li n d n er s3Jgen. das durch Zusammenfas­sung und Erweiterung einer Reihe von Vorträgen über TeiJ.gebiete des Luftschutzes entstanden ist, die Verf. im Jahre 1936 ,gehalten hat. Die Darstellung der Ent­wicklung von Luft- und Gaskrieg sowie von Gasschutz und Luftschutz ist im großen und ganzen einwandfrei. Zu bemängeln sind lediglich die verhältnismäßig große Zahl der Druckfehler sawie einige Unrichtigkeiten im Text und auf den Zahlen tafeln 12 und 13, die auf Be­nutwng nicht hinreichend zuverlässlger Un terla,gen zu­rückzuführen sein dürften, wie Z. B. ,die Angaben üb er den Blasangriff bei Ypern am 22. April 1915. Aus allen vom Verf. angeführten Einzelheiten ist im übrigen zu schließen, daß er in der gesamten diesbezüglichen Fach­literatur recht gut beschlagen ist, so daß man mit Be­dauern das Fehlen jeglicher Quellenangaben vermißt - das Buch enthält weder ein Schrifttumsverzeichnis noch Fußnoten.

Trotz der angedeuteten Mängel ist die Broschüre sehr wohl geeignet. die deutschsprechende Bevölkerung der TschechoslowSJkei in allen Fragen des Luftschutzes zu beraten und zu unterstützen. Diesem Zweck dient ins­besondere das auch für uns lesenswerte Schlußkapitel über die Organisation des Luftschutzes in der Tschecho­slawakei. Darüber hinaus ist diese Schrift Lindners ein Beweis f.ür die Bereitwilligkeit .der deutschen Bevölke­rung dieses Staates, an den Au~gaben der tschechi· schen Landesverteidigung als treue Staatsbürger ,mitzu­al1beiten. und verdient auch aus diesem Grunde weit-gehende Förderung. Me.

Luftschutz, wie wir ihn durchführen. Bearbeitet von earl E b n e rund Dr. Hugo Kar nb ach. Herausge­geben von der LuftschutzsteIJe ,des Kantons Zürich, 24 S. Großfolio mit vielen Bildern und Zeichnungen . Schweizerland-Verlag, Er I e n b ach - Z ü r ich 1937,

Unter Ausnutzung aller Mittel, die Photomontage und Typographie heute bieten. gibt die kantonale Luft­schutzsteIJe Zürich in vorliegendem Heft in ansprechen­der Weise einen vOl1Züglichen überblick über die schweizerische Luftschutzarbeit. Die Schrift kann und soll nichts eues bringen, sondern lediglich der Auf­klärung dienen un.d unter der schweizerischen Bevölke­rung für den Luftschutzgedanken werben. Angesichts der vorzüglichen und werbemäßig äußerst wirksamen Gestaltung des Heftes darf man annehmen. daß d ieses Ziel voll erreicht wird . über die Schweiz hinaus sei dieser Veröffentlichung aber Beachtung in allen Luft­schutzfachkreisen gewünscht. da sie ,geeignet ist. bei­spielhaft für die Möglichkeiten weiterer Verbreitung des Luftschutzgedankens zu wirken. Me.

Am Rande der Schlachten. Sonderbare Begebenheiten und seltsame Erlebnisse aus dem deutschen Ringen 1914/18. Von Otto R i eh i c k e. 139 S. mit einem far­bigen Umschlagbild von Otto Engelhard-Kyffhäuser und zahlreichen Textzeichnungen von Hans Malchert. Kyff­häuser-VerI3Jg; Be r 1 i n 1937. Preis in Halbleinen geb. 2.85 RM.

Verf. hat aus einer großen Anzahl ebwa 70 merk­würdige Begebenheiten. die als Tatsachen belegt sind. ausgewählt und in ,diesem handlichen Buche zusammen­gestellt. um - wie er selbst sagt - einen Ausschnitt aus dem Gesicht des Krieges zu geben. wie man ihn im Rahmen der ,großen wissenschaftlichen Werke über den Weltkrieg nicht bieten kann. So finden wir denn

- nach Kriegsjahren ,geordnet - zahllose Epis~den aneinandergereiht. die den Leser um so tiefer el1grelf~n , als sie oft höchst seltsam und geradezu unwahrschel.n-lich anmuten. Viele bekannte amen tauchen in dIe­sem Zusammenhange auf. aber noch mehr unbekannt~ . Un.d das ist der tiefere Sinn dieser Sammlung: ein Tell des Dankes zu sein an alle unbekannten feldgrauen Soldaten des Weltkrieges, zugleich aber auch eine Mah­nung an die junge Generation. ihnen nachzuleben . Möge das Buch zur Erreichung seines Zweckes und Zieles recht weite Verbreitung finden I Me.

Periodische Mitteilungen Wehrhaftes Deutschland. V on diesem von Güntcr

von Ein emin der Dürrschen Buchhandlung in Leip­zig herausgegebenen Sammelwerk liegt nunmehr J11 gleich vorzüglicher Ausstattung wie die frühere~ He~te die 8. Lieferung vor, Sie ist der K a v a lI e r I e ell~­geräumt und enthält neben drei Kunstdrucktafeln BeI­träge des Führers des Waffenringes der Deutschen !'Sa­vallerie Theodor Sc h r 0 e der. von Generalmajor a, D , Ja n s sen. Oberstleutnant v, Sen ger und E t t e r I i n und von Karl Alexander Pr u s z. Das \,or­liegende Heft kann ebenfalls empfohlen werden.

Schluß des redakfionellen Teils,

AmtlidJe Mitteilungen ] Der Herr Reichsminister der Finanzen

gibt am 2. 12. 1936 unter dem Aktenzeichen 0 , 6035 - 54/36 I B Bau folgendes bekannt:

Betrifft: ,F e u e r s c hut z, (1) Es ist bei mir angeregt worden. aU(.: h die Reichs­

gebäude künftig einer besonderen hauptamtlichen Brand­schau zu unterziehen. Ich halte eine solc he durch a ußer­halb der Behörde stehende Personen nicht für erforder­lich, ,da die notwendige Nachschau und überwachung mit den Amtsangehörigen (Beamten. Angestellten un.d Arbeitern) erfolgreich durchgeführt werden kann. WIe die Seltenheit nennenswerter Brandfälle in Reichsge­bäuden zeigt.

(2) Ich benutze aber die Anregung dazu, anzuordnen. daß künftig jedes Dienst- und Wohngebäude jährlich einmal darauf zu priilfen ist. ob es den geltenden bau­und feuerpolizeilic'hen Bestimmungen noch entspricht und ob die vorhandenen Feuerlöscheinrichtungen be­triebsfähig sind , Die Prüfung des Gebäudes in Ibau- und feuerpolizeilicher Hinsicht ist gelegentHch der Feststel­lung der nötigen Bauunter,haltungsarbeiten durch einen Beamten des zuständigen Bauamts. die Prüfung der Feuerlöschgeräte auf Betriebsfähigkeit durch den Führer der neuerdings in jedem Dienstgebäude vorhandenen. durch den Reichsluftschut~bund ,im Feuerlöschdienst ausgebildeten und amtlich verpflichteten Angehörigen der aktiven Selbstschutzkräfte (also. wo vorhanden. Luftschutzhauswart. sonst Führer der Hausfeuerwehr) VOl'zunehmen. über das Ergebnis beider Prüfungen ist ein Vermerk zu den Akten zu bringen.

(3) Der Wirkungskreis der Luftschutzhauswarte und ihrer Helfer wird damit auf den gewöhnlichen Brand­fall ausgedehnt. Sie haben dem Dienststellenleiter gegen­über dafür einzustehen. daß in einem solchen Falle so­fort die Feuerwehr des Orts benachrichtigt wird. daß bis zu ihrem Eintreffen die Hausfeuenvehr im Rahmen des möglichen die Bekämpfung des Feuers aufnimmt und der nicht aktive. also weder mit Brandbekämpfun~. Bergungsarbeiten oder Ordnungsdienst beschäftigte ~eIi der Belegschaft in Ruhe aus dem gefährdeten BereIch entfernt wird. Geeignete vorbereitende Anordnungen und Maßnahmen haben die Dienststellenleiter unter Mitwirkung des Führers der Selbstschutzkräfte zu treffen und in diesem Rahmen auch dafür zu sorgen. daß d1e Belegschaft durch j,hr eigenes Verhalten dazu beiträgt. Schadenfeuer möglichst ganz zu verhüten ,

SchriHwa1tung; Präsident i. R. Heinrich Pa e 18 c h (zugleich Abteilungsleiter für Luftschutz); Abteilung~leitcr; DrAng. Ernst Bau m (Gas ­schutz). Heinz-Günther M e h I (Auslandl. Schriftl eiter Ernst H, Z i Ich (Baulicher Luftschutz); sämtli ch in Berlin ,

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