Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

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GASSCHUTZ UND LUFTSCHUTZ IJ l l l l l l ll l l ll l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l ll U I I II I I I I I II I I I II II I I 8 JAHRGANG NR.7 8  1 83 - 214 JULI 1938 Grundsätzliche etrachtungen zur Durch- führung e s Werkluftschutzes A Gi e sIe r t Oberregierungsrat im Reichsluftfahdministerium Durch die Erste Durchführungsverordnung zum Luftschutzg etz ist der seit Jahren bewährte Grundsatz, wonach der Werkluftschutz als elbst~ verwaltung von der Industrie durchgeführt wird, gesetzlich verankert worden. Dic Verpflichtung derer, die bisher mehr oder weniger freiwillig auf diesem Gebiet gearbeitet hatten, wurd damit vor Volk und Staat auch gesetzlich klargestellt. Es wäre daher müßig , etwa jetzt noch die Gründe zu untersuchen, die diese Regelung rechtfertigten. Wesentlich erscheinen jedoch zwei Feststellung en: 1 der Werkluftschutz i t einer der we e n t l i c h  sten Be tandteile des zivilen Luftschutz e s; 2 Cr ist nichts anderes als ein gut organisiert e r e I b s t sc hut z der B e tri e b e . Aus diesen beiden Erkenntnissen ergibt sich die .otwendigkeit, den Werkluftschutz nach b e  stimmten Richtlinien des Reichsministers der L u f t ~ fahrt und Oberbefehlshabers der Luftwaffe durch die Industrie selbst durchführen zu lassen. H i e r ~ . mit ind die Verantwortlichkeiten der mit der DurchführuneJ des Werkluftsohutzes betrauten StelIen dem<> Reichsminister der Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe gegenüber bereits gekennzeichnet. Dic Frage der Zuständigkeit innerhalb der W i r t ~ schaftsorganisation der Industrie kann ~ier a u ~ e r ~ c h t gelassen werden. ie ist durch die . p e r s o n  liche nterstellung · der Leiter der B e r e l ~ h s v e ~ ~ t r auens teilen unter die Leiter der I n d u s t r I e a b t e l ~ h ~ n g e n ge k l ä rt. armt bleibt ledi gl.ich übr~g ~ u r z die Frage der Ver a n t w 0 r t I I c h ~ e I t n n e rh alb des ein z ein e n B e tri e b e s zu erörtern. Geht man hier von dem G r u n d g e d a n ~ ken Werk luft chutz ist Selbstschutz der B ~ ~ t ~ i e b e aus, so gewinnt man bei allen Fragen. die die Durchführung der erwähnten Maßnahmen t.reff en, a uch die richtige Einstellung. V e r a ~ t w o ~ t ~ hch für den Schutz eines Werkes gegen die W H ~ kungen von Luftangriffen derart, daß Gefolgschaft und Produk tion den denkba r geringsten S c h a d ~ i 1 erleidcn, kann nur , der Be tri e b s f ü h r e r sem. Er ist der verantwortliche Leiter seines Betriebes. E:r allein vermag die Bedeutung seines W ~ r k e s . an Sich und vor allem für R ü s t u n gs~ und K n e g s w l r t ~ Schaft zu beurteilen. Aus seiner ständigen engen FÜhlungnahme mit den für die Wirtschaft im Frie  den und im Kriege verantwortlichen Beh.örden e.p ~ v a c h s e n ihm die Kenntnisse und das Wissen, die ihn mit der hohen Verantwortung für die Führung seines Betriebes zu allen Zeiten gegenüber olk und Reich auszeichnen. D er Betrieb führer hat d emnach der erste Werkluftschutzbeflissene sei~ ne s Betriebes zu sein . D er mstand, daß von ihm mit der Leitung und Durchführun g dieser wichti~ gen Maßnahmen ein besond e rer Wer k I u f t s c hut z lei t e r beauftragt wird, ändert an d i e ~ ser Verantwortung nichts. Hieraus ergibt sich aber die Grundlage für die Zusammenarbeit z w i ~ schen Betriebsführer und Werkluftschutzleiter. . De.r W e r k l u f t s c ~ u t z l e i t e r , der seine Aufgabe richtig erkennt, WIrd zunächst die otwendigkeit des Anschlusses des Betriebes an den L u f t s c hut z war n die n stüberprüfen. ofern sich die e otwendigkeit ergibt, ist es Aufgabe des Betriebsführer , ~ u f Grund der Darlegungen des Werkluftschutzleiters und seiner Kenntnis e über die. Aufgaben des Betriebes im Kriege einem d e r ~ artigen Vorschlag durch Antrag an die z u s t ä n  dige W e rkluftschutzdienststelle stattzugeben oder nicht. Die e hat für die Weiter eJ abc an die e n t s c h e i ~ dende ~ i e n s t s t e l l e der Luftwaffe zu sorgen. a  turg maß setzen derartige Entscheidungen beim Betriebsführer die Kenntnis des L u f t s c h u t z w a r n ~ dienstes voraus. kuch aus einem anderen Grunde muß er diese besitzen. ur, w e nn er weiß, w i e der Luftschutzwarndienst arbeitet, wird er z ß. im Ernstfalle auf die entsprechenden Meldungen sei~ ncs \\'erkluftschutzleiters hin den folgenschweren Entschluß zur Wiederaufnahme d e r Arbeit fassen können. Augenfälliger noch wird die Bedeutung der Z u ~ sammenarbeit der bei den genannten P e r s ö n l i c h ~ keiten auf bau I ich enG e b i e t e n des Werb luftschutzes. \Vo es hier an dem verständnisvollen Zusar:tme.nwirken fehlt, entstehen S c h w i e r i g k e i ~ ten, die nicht s ~ l t e n Gegenstand langwieriger e r ~ handlungen mJt den zuständigen Behörden zur Folge haben, wie denn überhaupt überall da wo e an dieser Zusammenarbeit fehlt, achteil~ für die Durchführung des Werkluftschutzes und d a ~ mit letzten Endes für Gefolgschaft und Produktion entstehen. Der Werkluftschutzleiter hat der erste Berater de Betrieb führers in allen Fragen des W e r k ~ luftschutzes zu sein. Zu diesem Zwecke muß er da ihm anvertraute Gebiet beherr chen. Dies e r  schöpft sich nicht etwa in der Kenntnis der b e ~ stehenden Vorschriften; er muß darüber hinaus wissen, wie er diese zum Nutzen eines Werkes und zum Wohle der Gesamtheit anwendet. Als besonders wichtig ist die u s b i I dun C1 der erforderlichen i n s a t z k r ä f t ~ anzusehen. Darüber hinaus aber muß cs das B e ~ mühen jedes Werkluftschutzleiter sein, die g e  sam te G e f 0 I g s c haft mit dem Wesen deS Werkluftschutzes vertraut zu machen. Hierbei pielt der bereits erwähnte Grundgedanke daß di Werkluft chutzmaßnahmen letzten Endes nichts and re  , ind als vorbeugende Maßnahmen für den Selbstschutz des Werkes und seiner G e ~ folg chaft, eine wichtige Rolle. Die geistige Ein. st e llun g der ganzen Gefolg ehaft zu - den Fragen 83

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GASSCHUTZ UND LUFTSCHUTZ

IJ l l l l l l ll l l ll l l l l l l l l l l l l l l ll l l l l ll U I I II I I I I I II I I I II II I I

8 JAHRGANG NR.7 8  183- 214 JULI 1938

Grundsätzliche etrachtungen zur Durch-

führung

es

Werkluftschutzes

A

Gi

e sIe r

t Oberregierungsrat

im Reichsluftfahdministerium

Durch

die

Erste Durchführungsverordnung

zum

Luftschutzg

etz

ist der

seit

Jahren bewährte

Grundsatz,

wonach der

Werkluftschutz

als

e l b s t ~

verwaltung

von der

Industrie durchgeführt

wird,

gesetzlich

verankert worden.

Dic

Verpflichtung

derer, die

bisher mehr oder

weniger freiwillig

auf

diesem

Gebiet

gearbeitet hatten,

wurd damit

vor

Volk und Staat

auch gesetzlich klargestellt. Es

wäre

daher

müßig

,

etwa

jetzt

noch die

Gründe

zu

untersuchen,

die diese Regelung

rechtfertigten.

Wesentlich erscheinen jedoch

zwei Feststellungen:

1 der Werkluftschutz i t einer der we e n t l i c h

sten Be tandteile des zivilen Luftschutzes;

2 Cr ist nichts anderes als ein gut organisierter

e I b s t sc h u t z der B e t r i e b e.

Aus diesen beiden

Erkenntnissen

ergibt sich die

.otwendigkeit, den Werkluftschutz

nach

stimmten Richtlinien des Reichsministers der L u f t ~

fahrt

und Oberbefehlshabers

der Luftwaffe durch

die

Industrie

selbst durchführen zu lassen.

H i e r ~

. mit ind die Verantwortlichkeiten der mit der

DurchführuneJ des

Werkluftsohutzes

betrauten

StelIen dem<> Reichsminister der Luftfahrt und

Oberbefehlshaber

der Luftwaffe gegenüber bereits

gekennzeichnet.

Dic Frage der

Zuständigkeit innerhalb der W i r t ~

schaftsorganisation der

Industrie

kann ~ i e r

a u ~ e r

~ c h t gelassen

werden. ie

ist durch

die . p e r s o n

liche

nterstellung

·der Leiter der B e r e l ~ h s v e ~ ~

trauens teilen

unter

die Leiter der I n d u s t r I e a b t e l ~

g e n

gek lä rt. armt bleibt ledigl.ich ü b r ~ g ~ u r z

die Frage der V e r a n t w 0 r t

I I

c h e I t n

n e rh

a lb des

e in z e in e n B e t r i e b e s zu

erörtern.

Geht man hier von dem G r u n d g e d a n ~

ken Werk luft chutz ist Selbstschutz der

B ~ ~

e b e

aus,

so gewinnt

man

bei allen Fragen. die

die Durchführung der erwähnten

Maßnahmen

b e ~

t.reffen, auch die richtige Einstellung. V e r a ~ t w o ~ t ~

hch für den Schutz eines Werkes gegen die W H ~

kungen von Luftangriffen derart, daß Gefolgschaft

und Produk tion den denkba r geringsten S c h a d ~ i 1

erleidcn, kann nur ,der Be t r i e b s f ü h r e r sem.

Er ist der verantwortliche Leiter seines Betriebes.

E:r allein vermag die Bedeutung seines W ~ r k e s . an

Sich und vor allem für

R ü s t u n

g s ~

und

K n e g s w l r t ~

Schaft zu beurteilen. Aus seiner ständigen engen

FÜhlungnahme mit den für die Wirtschaft im F r i e

den und im Kriege verantwortlichen Beh.örden e.p

~ v a c h s e n ihm die Kenntnisse und das Wissen, die

ihn

mit der hohen Verantwortung

für die

Führung

seines Betriebes zu allen Zeiten gegenüber olk

und Reich auszeichnen. Der Betrieb führer

hat

demnach der erste Werkluftschutzbeflissene s e i ~

nes Betriebes zu sein . D er mstand, daß von ihm

mit der Leitung und Durchführun

g

dieser w i c h t i ~

gen

Maßnahmen

ein

besond

e

rer W e r

k I u

f

t

s c

hu t

z l e i te r

beauftragt wird, ändert

an d i e ~

ser Verantwortung

nichts.

Hieraus

ergibt

sich

aber

die

Grundlage

für die

Zusammenarbeit z w i ~

schen Betriebsführer

und

Werkluftschutzleiter.

. De.r

W e r k l u f t s c ~ u t z l e i t e r , der

seine Aufgabe

richtig

erkennt,

WIrd zunächst die

otwendigkeit

des Anschlusses des

Betriebes

an den L u f t

sc hu t

z

war

n

die

n

stüberprüfen. ofern

sich

die e

otwendigkeit

ergibt,

ist

es

Aufgabe

des

Betriebsführer

,

~ u f Grund

der

Darlegungen

des

Werkluftschutzleiters und

seiner

Kenntnis

e

über

die. Aufgaben des Betriebes im Kriege einem

d e r ~

artigen Vorschlag

durch Antrag

an die

z u s t ä n

dige W erkluftschutzdienststelle

stattzugeben oder

nicht. Die e

hat

für die

Weiter

eJ

abc

an die

t s c h e i ~

dende

~ i e n s t s t e l l e

der

Luftwaffe zu sorgen. a 

turg

maß setzen

derartige Entscheidungen beim

Betriebsführer die

Kenntnis

des L u f t s c h u t z w a r n ~

dienstes voraus. kuch aus

einem

anderen

Grunde

muß er diese besitzen. ur, wenn

er

weiß, wie der

Luftschutzwarndienst

arbeitet, wird

er z

ß. im

Ernstfalle auf die

entsprechenden

Meldungen s e i ~

ncs

\\'erkluftschutzleiters

hin

den

folgenschweren

Entschluß

zur

Wiederaufnahme

der

Arbeit

fassen

können.

Augenfälliger noch wird die Bedeutung der

Z u ~

sammenarbeit der bei den genannten P e r s ö n l i c h ~

keiten auf bau I i ch e n G e b i e te n des Werb

luftschutzes. \Vo es hier an dem verständnisvollen

Zusar:tme.nwirken fehlt, entstehen S c h w i e r i g k e i ~

ten, die

nicht

s ~ l t e n Gegenstand langwieriger e r ~

handlungen mJt den zuständigen Behörden zur

Folge haben, wie denn überhaupt überall da wo

e an dieser Zusammenarbeit fehlt, a c h t e i l ~ für

die Durchführung des Werkluftschutzes und d a ~

mit letzten Endes für Gefolgschaft und Produktion

entstehen.

Der Werkluftschutzleiter

hat

der

erste

Berater

de Betrieb führers in allen Fragen des W e r k ~

luftschutzes zu sein. Zu diesem Zwecke muß er

da ihm

anvertraute Gebiet

beherr chen. Dies

schöpft sich nicht etwa in der Kenntnis der b e ~

stehenden Vorschriften; er muß darüber hinaus

wissen, wie er diese zum

Nutzen

eines Werkes

und

zum

Wohle

der

Gesamtheit anwendet.

Als besonders

wichtig

ist

die

us

b i I

d u n

C1

d e r e r f o r d e r l i c h e n i n s a t z k r ä f t ~

anzusehen.

Darüber hinaus aber muß

cs das B e ~

mühen jedes Werkluftschutzleiter

sein, d ie

ge

 

sam te

G e f 0 I g

sc h a f t mit

dem

Wesen

deS

Werkluftschutzes

vertraut

zu

machen. Hierbei

pielt der bereits

erwähnte Grundgedanke daß

di

Werkluft chutzmaßnahmen

letzten

Endes

nichts

and

re

  , ind als vorbeugende

Maßnahmen

für den

Selbstschutz des Werkes und seiner G e ~

folg chaft, eine wichtige Rolle. Die geistige

Ein.

ste

llung

der ganzen

Gefolg

ehaft

zu -den

Fragen

83

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des

Werkluftschutzes kann dem Werkluftschutz;

leiter seine

Aufgabe

sehr erschweren, bei richtiger

Aufklärungsarbeit

jedoch außerordent lich erlcich;

terno Hier eröffnet

sich dem

Werkluftschutzleiter

eine ebenso wichtige wie

dankbare

Tätigkeit,

vor

allem auch deshalb, weil die Segnungen dieser

beit nicht

nur dem

eigenen Werk, sondern

dar.

über hinaus auch der Allgemeinheit zugute kom .

men .

Am sinnfälligsten zeigt

sich

dies bei

Betrach.

tun

g

der

für

den

Werkluftschutz

wichtigen

Fragen

des

S c h 'i c h t w e c h s e i s. Eine

werkluftschutz.

mäßig gut erzogene

Gefolgschaft wird

sich auch

bei einem Luftangriff, der gerade zur Zeit des

Schichtwechsels

stattfindet, innerhalb und au .

ß e r

ha i

b ·

des

Werkes

zweckentsprechend

zu

verhalten

wissen. Welch

unabsehbare

Folgen an.

dernfalls eintreten können, braucht hier

nur

er .

wähnt zu werden.

Dieser kurze

Hinweis

auf

den Schichtwechsel

lenkt die Aufmerksamkeit auf Werkluftschutz.

maßnahmen innerihalb der einzelnen Schichten

und während

des

Schichtwechsels an sich. Werb

luftschutzmaßnahm

en

während

der einze

lnen

Schichten sind unbedingt notwendig.

Dement.

sprechend

müssen organisatorische

und

perso.

nelle

Maßnahmen getroffen

werden.

Inwieweit

sie

in allen Schichten gleich sein müssen,

hängt

von

der

Gestaltung des

Betriebes innerhalb der einzel.

nen Schichten ab.

In jedem

Falle muß dafür ge.

sorgt werden, daß - Igleichgültig, ob zur Tages ,

oder

Nachtzeit - ein ausreichender Schutz vo r '

handen Hierdurch können sich auf personei ,

lern

GebIet

Folgerungen ergeben, die im Hinblick

auf die Einteilung

des

Personals an sich rechb

zeitig zu berücksichtigen sind.

Die

Sicherstelluno

a u ~ r e i c h   e n d e r Luftschutzmaßnahmen in jeder A l ~

beltsschlcht

erfordert

vom Betriebsführer

und

Werkluftschutzleiter

ein

sehr

eingehendes Vertie  ·

fen

in

die voraussichtlichen Aufgaben des Betrie.

bes während .des Krieges.

Unterlassungen

auf die.

sem Gebiet

können

nicht nur für das Werk son.

d.ern auch für unmittelbare U m g e b u ~ g zu

emer außerordentlIchen Gefahr werden. Dieses

letztere trifft auch dann zu, wenn den Werkluft.

schutzmaßnahmen w ä r en d des Schiehtwech.

sels nicht genügend Beachtung geschenkt wird.

Welche

Gesichtspunkte bei Festlegung

dieser

Maßnahmen von Wichtigkeit sind, mag folgende

Zusammenstellung an,deuten:

Zeit

des

cruchtwechsels;

gleichzeitiger

Schichtwechsel

bei

benachbarten

Werk

en;

zahlenmäßige

Angaben

über verlassende

und

kommende

Gefolgschaft;

hauptsächliche Richtung und

Verkehrsweoe

.des Schichtwechsels

Z u s a m m e n b a I l u n g e T ~ ) ;

Slcherstellung ·der jederzeitigen Verfüg barkeit

a u s ~ e

i c h e n l d e r

Kräfte

(Einsatzgruppe) ;

AuswIrkung der

vorstehenden Maßnahmen

auf ,

den Gang

des Betriebes.

Die eingehende

Bearbeitung der erwähnten Ge,

sichtspunkte

kann

zu

Maßnahmen

Veranlassung

geben, die

nicht

nur

das

einzelne

Werk, sondern

häufig ·die im gleichen Bezirk liegenden

Industrie

;

betrie.be

und

darüber hinaus auch

Polizei

und

Verkehrsdienststellen (Eisenbahn)

angehen.

Hi

er

zeigt sich die

otwendigkeit

engster

verständnis

.

voller

Zusammenarbeit

des

Werkluftschutzleiters

mit

,den

genannten

Dienststellen

und den benach

.

barten

Betrieben,

um

gemeinsam

eine alle bedro .

hende

Gefahr abzuwenden.

84

über 'me

Frage

der na c h bar I i ch e n H i I f e

ist und

wird

viel gestritten. Es se ien daher von

den verschiedenen Auffassungen einige hier kurz

erörtert. Der

Gedanke,

über die eigenen Werks.

grenzen hinaus im Bedarfsfalle benachbarten Wer.

ken

zu helfen, ist richtig, jedoch muß man sich

davor

hüten, hieraus

etwa

die Berechtigung zu

einer

besonderen Organisation herzuleiten. Dies

würde

aber der Fall se in, wenn Z.

B

,die in einem

bestimmten Bezirk liegenden Industriebetriebe zu

besonderen Industriegruppen zusammengcfaßt

würden, innerhalb deren dann einheitliche BefehLs.

geb ungen und einheitlicher Einsatz der

Kräfte er.

folgen würden. So bestechend dieser Gedanke auf

den ersten Blick auch sein mag, bei näherer Prü.

fung

stellen

sich jedoch

Mängel

heraus, die dem

schnellen und reibungslosen Wirksamwerden des

Werkluftschutzes entgegenwirken. Folgend( Grün.

de sprechen U

a.

,gegen eine derartige Lösung:

a)

Die

Verantwortlichkeit des einzelnen Wer .

kes für seine Werkluftschutzmaßnahmen

wird

verwischt, der WiIlc. sich selbst

zu

hel.

fen, abgeschwächt, wenn nicht untergraben;

b)

Schwierigkeiten

in

der Führung;

c) es fehlt e

in

für eine einheitliche Befehls.

gebung notwendiges Nachrichtennetz;

d) personelle Schwierigkeiten.

Außerdem würde eine derartige Organisation

immer die Gefahr des Selbstzweckes in sich

tr a

.

gen. Damit

aber würden

für die einheitliche Ge.

samtführung im

Luftschutzort

Folgen entstehen,

deren nachteilige Auswirkungen in keinem

Ver

.

hältnis zu dem vielleicht in einzelnen Fällen er.

zielten Nutzen

stehen.

Zugegeben,

daß unmittelbar bena ch

barte

Be<

triebe für den Ernstfall eine gegenseitige

Unter

.

stütz

ung vorbereiten müssen. Sie ergibt sich aus

der

Natur

der

Sache

und wird entweder

darin be

stehen, daß ein gemeinsamer Werkluftschutz auf.

gezogen

wird,

oder in Vereinbarungen , sich im

Gefahrenfa lle zu unterstützen, ohne j e

doch

eine

bindende Verpfl.iehtung

w übernehmen.

Der

erstere Fall

kommt

wohl ausschließlich für Be.

triebo in

Betracht,

die nicht nur unmittelbar be .

nachbart

s<ind

sondern die auch der gleichen Ver<

waltung unterstehen. In ,der Mehrzahl der Fälle

wird es demnach bei l

osen

Vereinbarungen bleiben

mit dem Ziel der

gegenseitigen

Unterstützung.

I-lierbei bleibt die Verantwortlichkeit des einzel·

nen

Betriebes

für

seinen Werkluftschutz

völlig

unberührt.

Friedensmäßige Vorbereitungen haben

die gegenseitige Hilfe im

Ernstfalle

sicherzustellen.

Derartige Maßnahmen erstrecken sich

Z. B. auf:

gute Ortskenntnis innerhalb

der in Betracht

kommenden

Betriebe,

soweit

möglich,

Rücksichtnahme

in der

Ausrü.

stung der Werkluftschutzkräfte auf etwaige

Besonderheiten der die

Vereinbarung

treffen<

den Betriebe,

AiUfbau eines nach einh eitli

chen

Gesichtspunk<

ten

eingerichteten

Werkbeobachternetzes,

Aufstellung

von Meldetrupps, die die

Verbin

<

dung zwischen den in Betracht kommenden

Nachbarwerken sicherstellen,

gemeins

ame

Werkluftschutzübungen.

Gerade die

Frage

der nachbarlichen Hilfe muß

durch

Übungen erprobt

und

gekl

ärt werden.

Auch

gemeins

ame

Übungen

mit anderen Teilen

des zi·

vilen Luftschutzes am

Luftschutzort

sind

hierfür

notwen

.dig.

Bei derartigen Übungen

wird

auch ,die Frage

der

U n t e r s ü t zu n g

des WerkluftschutzeS

durch

den

ie

her h e i t s • U d H i I f s die n s t

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7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

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überprüft weI1den

können.

Während die

N o t w e n ~

digkeit nachbarlicher Hilfeleistung häufig e i n t r e ~

t e ~ .

kann, wird eine U n t e r s t ü t z u n ~

durch

die

Krafte des S i c h e r h e i t s ~

und

Hilfsdienstes immer

a ~ f Ausnahmefälle

beschränkt

bleiben müssen.

Die Gründe hierfür liegen auf der Hand:

a) Bei vielen Werken wird eine derartige Hilfe

gar

nicht möglich sein, weil am gleichen

Ort

keine Kräfte

des S i c h e r h e i t s ~

und Hilfs

dienstes vorhanden

sind.

b) Da

aber,

wo

solche

zur Verfügung stehen

würden, verlangt der

Schutz des

Ortes und

seiner

Bevölkerung

vom

örtlichen L u f t s c h u t z ~

leiter gebieterisch,

mit

den

Kräften

h a u s z u ~

halten,

denn in der Reoel wird es '

doch

so

sein,

daß

durch

den

A 'ngriff

auf

die Stadt

oder

die in ihr befindliche

Industrie

beide

betroffen

wer

,den. Die

Kräfte,

die

zur e s e i t i ~

gung der

Schäden

in

Sta

-dt und I n d u s t r i e

betl'ieben

benötigt

wer,den,

sind demnach

in

gleicher Weise

gebunden.

Der Umstand, daß

vielleicht

dieser

oder jener

Teil

der Stadt

weniger

betroffen

würde,

ändert hieran

nichts.

Die

in

ihm zur

Verfügung

stehenden

Kräfte

würden zunächst immer zum Einsatz

in

den

betroffenen Stadtbezirken

herangezo

,

gen

werden.

Eher wäre es

denkbar,

d3ß

Werkluftschutzkräfte nicht

angegriffener

dustriewerke

innerhalb

einer

Stadt

dem

lichen

Luftschutzleiter

zur

Unterstützung

bei Be eitigung

von

Schä,den in der

Stadt

zur

Verfügung

gestellt werden. Hier spre

chen

allerdings andere

Gründe

dagegen. Vor allem

m ~ I ß ein

Werk,

,

das

vom Angriff verschont

blieb, so schnell wie möglich

wieder

im

vollen Gang sein. Dazu aber sind alle KräFte

im

Werk

notwendig.

Es

würde demnach

nicht vertretbar sein. solchen Betrieben ge,

rade

in diesen Augenblicken wichtige Kräfte

zu entziehen.

Jeder

Werkluftschutzleiter

und mit

ihm sein

Betriebsführer müssen

sich zunächst auf ihre e i g e ~

1en

KräFte verlassen.

Das schließt nicht

aus, daß

t besonderen

Lagen UnterstütziUng

vom örtlichen

f ~ f t s c h u t z ~ e i t e r ~ angefor-dert ~ e r d e J l .

kann. Auch

\I

r

derartige a l l e

mussen Im FrIeden bereits

die notwendigen VOrlbereitungen getroffen sein.

~ n g ~ t e

Zu ammenarbeit

der Werkluftschutzleiter

.

er

111

Betracht

kommenden Betriebe mit

dem

ört c

teh

en Luftschutzleiter

ist hierfür die unerläßliche

oraussetzung.

L

Die

Beziehungen des Werkluftschutzes zum

uf t sch iUtzwarn

,

d i e n s t wurden bereits

eingangs kurz gestreift. Die

Bedeutung

,des L u f t

schutzwarndienstes für die Industrie

läßt

jedoch,

ungeachtet

der

Tatsache, daß die Mehrzahl

der

~ . e t r i e b e vermutlioh nicht

an den L u f t s c h u t z w a r n ~

dienst angeschlossen ist, eine kürzere Erörterung

er Frag,

en

,

der Zusammenarbeit

der bei den

nannten

Organisationen goboten

erscheinen.

Der

f ~ f t s e h u t z w a r n d i e n s t

i t ein zusätzliches Mittel

r Betriebe, die wegen ihrer Wichtigkeit und

betrieblichen Eigenart früher als die Allgemeinheit

von

dem

Herannahen

einer

Gefahr

in

Kenntnis

gesetzt

wer

-den müssen.

Dies

geschieht deshalb

Weil die Durchführung

ihrer Werkluftschut

zmaß;

nahmen längere Zeit in

Anspruch

nimmt. ü

gen. diese Werke

erst

bei Flieger-alarm 

hiermit

d

g l ~ n e n ,

so

bestünde

für Gefolgschaft

UTlld

uktlOn ,die große

Gefahr,

daß bei

Eintreffen

des

Angreifers

die

erforderlichen

Maßnahmen

Zum Schu tz

von

Gefolgschaft

und Material

nicht

mehr getroffen werden könnten.

Auch

bei der

Aufhebung ,des Fliegeralarms müssen derartige

Werke, um unverzüglich die

Produktion

w ~ e d e r

aufnehmen zu können, vor Beendigung des a l l ~

gemeinen Gefahrenzustandes in den Stand v e r ~

setzt werden, für ihren Betrieb den Fliegep

alarm aüf ,uheben. Dies geschieht durch die

Meldung Luftgefahr vorbei .

]m

Hinblick

auf die bereHs

erörterte

n a c h b a r ~

liehe Hilfe

sei

im

Zusammenhang mit

dem

L u f t ~

schutzwarndienst

ausdrücklich

festgestellt, daß

hierzu die W e i t e rg abc von M

e id

u n gen

de s u f t s c h u t zwa r n d i e n s t e s

n i c h t

geh

ö r t.

Da,

wo dies bisher in Form des chnee.

ballsystems geschah, war man bestrebt, die

V o r ~

teile, die ich für ein

Werk

aus dem Anschluß an

den Luftschutzwarndienst ergeben, auf andere

Weise dem Teil der Industrie zugute kommen zu

lassen, dem dieser Anschluß bisher versagt blieb.

Gegen ein -

derartiges

Verfahren wird nur dann,

wenn es

sich

um unmittelbar

benachbarte

triebe

der gleichen Verwaltung handelt, nichts

einzuwenden sein. Im übrigen aber

muß

darauf

hingewiesen

werden,

,

daß mit

jedem Werk,

das

ohne

zwingende Jotwendigkeit an den L u f t s c h u t z ~

warndienst

angeschlossen

wird

, sich der Kreis der

Empfänger der

Vorwarnung

und der Luftgefahr

vorbei  vergrößert. Damit wird die

Geheimhab

tung dieser Maßnahmen ,der Bevölkerung o e g e n

über immer schwieriger und eine der w e s c ~ t l i c h

sten Aufgaben des Luftschutzwarndienstes,

durch

richtige und rechtzeitige

Unterrichtung

eine

un

'

nötige

Unterbrechung

der Produktion zu v e r m e i

den, in Frage gestellt. Abgesehen von diesem

grundsätzlichen Einwand erscheint es sehr zwei ,

felhaft. ob der Werkluftschutzleiter eines an den

Luftschutzwarndienst angeschlossenen Betriebes

im

Ernstfalle

die

Verantwortung dafür

ü b e r n e h

men kann, -daß benachbarte Werke von ihm r i c h

tig

und

rechtzeitig

mit Warnmeldungen

verseh en

werden.

Es erscheint

zweckmäßiger,

daß diejeni

gen Werke, deren Bedeutung und

betriebliche

Eigenart den Anschluß an den L u f t s c h u t z w a r n ~

dienst rechtfertigen, sich ungeachtet

der

vielleicht

bisher ergangenen

Entscheidung entsprechend den

bestehenden Vorschriften an die zustü,n digen

Werkluftschutz.dienststellcn zwecks Erreichuno

dieses Anschlusses wenden.

Wenn dieser

AnschIuß

vollzogen ist,

kommt

es

darauf an, durch ständige

Zusammenarbeit

sehen dem Werkluftschutzleiter

und

dem

führer

der Luftschutzwarnzentrale das Verständnis für die

beiderseitigen wichtigen

Aufgaben zu wecken

und

zu fördern.

Die Zusammenarbeit

zwischen Werk<

luftschutz und Luftschutzwarndienst

erfordert

von

den leitenden Persönlichkeiten heider O r g a n i

sationen die Erfüllung einer Menge gegenseitiger

Forderungen.

Wie

der Werkluftschutzleiter

z.

B.

darüber

zu wachen hat, daß die \Varnleitung zum

Werk

immer betriebsfähig ist, daß nach

sprechender

Anordnung

der Endapparat dieser

Leitung im Werk immer von den eigens hierfür

bestimmten

ausgebildeten Kräften besetzt

is t

, so

wird

der

Führer der Luftschutzwarnzentrale u. a.

wissen mü sen, welche

Tndu

tricwerke

an

sein

e

Diens

tstelle

angeschlossen und welch s die

lichstcn

betrieblichen

Eigenarten dieser Werk e

sind. Genaue Kenntnis der chichtw echselzeiten

mehrerer Werke läßt für ihn wichtige Schlüsse für

die

Handhabung

des Luftschutzwarndienstes zu.

Diese

Zusammen.arbeit, die nicht nur den Werk<

luftschutz angeht, sondern alle Teile des zivilen

85

Page 4: Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

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Luftschutzes in gleiohem Maße betrifft.

se tzt vor'

aus, daß

jeder Teil

in

sich

den besten

Stano

in

Orga nisation

, Ausbildung

und Ausrüstung

zu er,

reichen bemüht is t.

Für

,

den Werkluftsc

hutz be  

deutet dies

höchste Anstrengung

aus eigcner

Kraft.

Welche hohc

Aufgabe

erwächst

hiermit

jedem Betriebsführer und jedem Werkluftsc

hutz<

leiter

, vor allem in

einer Zeit,

in

der

dic gesa

mte

Nat ion

mit größter Kraftanstrcngung

sich

ihr

en

eigenen Sohutz

sc

hafft.

ie

Entwicklung

des

deutschen zivilen Luft-

schutzes

*

I

Teil

Im

Weltkriege

General der Artillerie a.

D.

G r m m e , Berlin

Der

Luftschutz

der Zivilbevölkcnmg

s oll, wie

sich die

Anschauung

in den

beiden letzten Jahr

,

zehnten entwickelt hat,

bei der

Luftvert

eidigung

eines

Landes

Seite an Seite

mit den Fliegern und

der Flakartillerie das Volk

und seinen Raum vor

den

Leiden, Schä,den

und Verlusten,

die durch

Luftangriffe

drohen

, schützen,

sie

mindestens mil,

dem

und eingetretene Leiden und Schäden

baI :

digst

wieder beheben

. Dadurch

soll

e

rreicht

wcr ,

den, daß ,

der

normale Lebenslauf der Bevölkerun g

und

die Fertigung in der Kriegswirt

schaft nur

auf

g

lichst kurz

e

Zeit

unterbrochen werden

und daß

die Kampfkraft

und der

unbeugsam e

Wille zur

Selbstbehauptung und

zur

Verteidigung

des

Leb

ensrechts angegriffener

Völker keine

Ejn'

buße

erlei,de.n.

Wenn der

Che f des ,d eu t s c h e n Genc ,

ra I s t a be s am 9.

April

1914 ein grundlegcn,

de s Schreiben an das

Preußische

Kriegsm.inistc'

r,ium

sandte

des Inhalts, daß

er

zukünftig hoh en

Wert

auf

die

Bekämpfun

g von

Luftfahrz

e

ugen

lege, daß er daher die

Zuteilung

von vier Krafb

wagen,Ballonabwehrgeschützen an jede

der

acht

Armeen und von

je einer

Batterie

zu vier Ge ,

schützen mit fahrbarer Pivotlafette für jede Di ,

vision

und

für jede Reservedivision als reitende

Batterie

beantrage, so

zeigte dies wohl die Er'

kenntnis

von

der e d e u t u n militärischer Kampf<

maßnahmen gegcn zukünftig mögliche Luft<

angriffe, aber

noch

nicht die, daß

auch

umfang<

reiche Maßnahmen

oder

eine

organisatorische

Re<

gelung von Schutzmaßnahmen für Bevölkerung

und

Industrie hei zukünftigen Kr ,iegshandlungen

zu trdfoo

wären.

Ver

suche

im

Zerstören

von Kunstbauten

aus

Luftfahrzeugen hau.en stattgefunden.

Das

P r

e u ,

ß i s c h e K r je g s m i n

i s t

e r i umha t t e am

25. Februar 1914 daraus aber

nur

gefolgert, daß

die zum Schutz gegen diese Zerstörung in Vor  

schlag gebrachten ,,stehenden Drachen (die spä<

teren

Ballon,

und

Drachensperren, das heutige

Luftsperrgerät) wohl ,ein wirksamer Schutz sein

könnten, jedoch zu abhängig von der Windstärke

und daher als ständiges Schutzmittel abzulehnen

seien, und daß man sich daher zunächst

mit

der

Bewachung durch in der Nähe wohnende Posten

aus der Landwehr II oder aus dem

Landsturm

be<

gnügen müsse.

Auch

,

das Ausland

hatte vor Ausbruch

des

Weltkrieges keine Vorbereitungen für den Luft<

schutz der Zivilbevölke rung getroffen. Im Kriege

war

wohl Eng I a n d das erste Land, dessen

erster Lord der Admiralität C h u r

chi

11, bevor

am 24. Dezember 1914 die erste deutsche

Bombe

auf die Festung

Dover

fiel , am

5.

September 1914

di,e

pas

sive

Verteidigung Londons und anderer

86

g

roßer Städte durch Verdunkelung anordnete,

eine

Vorschrift,

die am 14.

Dez

e

mber bereits

ver'

schärft wurde.

Die heutigen Aufgaben

deutscher Luftschutl

<

maßnahmen , wie sie sich aus der eingangs er,

hnten allgemeinen Anforderung

entwickel t ha<

ben

,

gehen

im einzelnen aus den

§§

1

und

23

der

Ersten

Du r

c

hführun

gsve

ror

,

dnung

zum

Luftschutz

:

gesetz vom

4.

Mai 1937

wie

folgt hervor:

1. Die Weh r m a c h t soll

durch den

F lu

g

m e 1 d e die n s t

Luftfahrzeu

ge f

ests

tellen, beob:

achten und m elden.

2. Der z i v i I e L u f t s c

hu t

z soll

a)

durch

den L 1.1 f t s c

hu t

z war n die n 5 t

Bevölkerun

g, Dienststell

en un d Betriebe

warnen,

b) .:lurch den Si c

he r

h e i t s <

und

Hi l f s <

die

n s t bei

Personen, und

Sachschäden

Hilfe leisten

und

beim Aufrechterhalten der

öffentlichen Sicherheit und

Ordnung,

soweit

sie

durch

Luftangriffe

gestört

oder

gefährdet

werden,

mitwirken,

e) durch

den Wer

k I u f t s c hu t z industrielle

und gewerbliche Betriebe und ,die in diesen

tätigen Personen zum Aufrechterhalten eines

ungestörten Ganges des

Betriebes

schützen,

d) durch den Sei b s t s c hu t z öffentliche und

private

Gebäud

e, Dienststellen uno Betriebe

sowie die in

ihnen

befindlichen

Personen

schützen,

e) durch den

e rw e i t e r t e n

Sc lb s t s chu t z

öffentliche und private Dicnststellen

und

Be

triebe, soweit für sie der

Selbstschutz

SJiehe

d)

nicht

ausreicht, ein Werkluftschutz (s iehe

c)

aber nicht notwend

ig ist,

sowie

di,c in

ihnen befindlichen Personen

schützen.

Wie

we it der Weltkrieg für dieses ErgebniS

nicht nur Lehrmeister,

sondern

bereits auch prak

tischer

Vorbereiter

g cwesen ist, soll im folgenden

dargelcgt werden. Es lassen sich folgende Z e i t

ab s c h n i t

te

e r E 11 t w ,i e k

lu

n g des Luft

schutzes untersche.iden: 1914 bis 1916 erfolgt die

Bearbeitung durch das Preußische Kriegsministe  

rium. Ende 1916 bis Kriegsschluß geht die Ver

antwortung

und

Bearbeitung an den Kornman 

dierenden Gencral der Luftstl e itkräfte über . Von

1918 bis 1933 beschäftigen sich

Vereine,

Reichs 

we

hr

< Reichs , und Preußisches Ministerium des

Innern dam

it. Seit 1933

hat

i

der

Reic

h

smin

i

ster

der

Luftfahrt, zunächst als Reichskommissar der Luft

fahrt vom 2. Februar is

5.

Mai 1933, die u r e h

führung

des

Luftschutzes übernommen. In dieserTl

Aufsatz

sollen

nur die beiden Abschnitte des

Weltkrieges behandelt

werden,

um in einern wei-

*) N, c

h Selbsterlcblern

und

rnil

r s l ü l z u n

de r Kri

egswissen'

schallhchcn Ableilung dcr LuHwaffe.

Page 5: Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

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teren Aufsatz ,die historische Entwicklung von

1918 bis 1933 zu schildern.

1914 bis Herbst 1916.

Am

23. August 1914 fielen die erst en zwei fran <

zösischen Bomben auf eine rh einische

Stadt,

auf

die

Kasern

e in

Mül l

h

('

i m

i.

B.   zersplitterten

einen Baum und verletzten einen am Fenster der

Kasern e stehenden Unteroffizier im Gesicht. Wej<

tere Bombenangriffe folgten vom 23. September

bis 21.

ovember auf

di e

Luftschiffhallen

in

D ü s se I d 0 r f, auf das städtische

Gaswerk

in

K ö In auf den Luftschiffbau

in

F r i e d r

i ch

s <

ha

f e n - b ei letzterem wurden ein Zivilist ~ e ·

tötet

und

zwei Frauen

und

ein Kind

verletzt

-

und vom

4.

bis 13. Dezemb er drei Angriffe auf

die außerhalb des Kriegsgebicts liegen de offene

Stadt F r e i b u r g i. B. wobei am 13 . D ezemb er

zwei Zivilisten ge tötet und sechze

hn

verletzt wur<

den.

Erst

die ses letzte E reignis führte zu der vid<

seitig erhobenen Forderung nach Einrichtung

eines Schutzes in dem Gebiet

innerhalb

der

Reichsgrenzen gegen Luftan gr iffe. Damit is t ein

Wend

e

punkt

in

der

Kri eg

führun

g ein ge

tr ete

n, ja

mehr noch, ein Wendepunkt in der Entwicklung

des Lebens

der Völkcr: i c h t

m e

hr

Volksheere

rin gen miteinand er, so nd ern d as ga n z e V 0 I k

muß

wenigs tens

an

der

A b

w e h r

milit

ä

ri sc

h

er

Kriegshandlun gen Anteil nehmen ; sein Verhalten,

seine Disz iplin, seine heimische Rüs tung - im

Luftschutz de r Zivilbevölkerung o

hn

e W affen

-

sein Geist und seine seelische Haltung we rd en

Zum Bestanldteil de s Kampfes um das Lebcns rceht

und

die

Ehre

dieses

Volk

es . D aneben führen

Vor

<

bereitun g

und Durchführun

g

der

Abwehr

gegen

den

Luftkrieg zu

Einrichtungen und Maßnahm

en,

die

den Lebens

raum

der

Völker

umges ta

lt

en

und

das Volk

zu

einer

gesc

hlosse nen

gegenseiti gen

Hilfs;

und Volksgemeinschaft führ

en, wie sic

vo

r<

her noch kein

geschichtliches Ereignis

lind keine

geschichtliche Entwicklung h

ervorger

ufen

hab

en,

und

die sich s

chließlich auch

auf eine

vertiefte

Und verbesserte

sittliche Erzi e

hun

g aller Bevöl<

kerun

gste ile

in hoh

em

Maß auswirken muß

.

.

Von Städten und Industri

en

wur

,de

am

d r i n

hehsten

die

Einrichtung

eines

Luftschutze

s

ver

;

lan gt. Di e im

Reichs

gebi et

dafür zuständig

en

stellvertretenden Generalkommandos

e

ntspra

c

hen

dieser Forderung, die

vorwiegend in

dem

Verlan

<

gen

nach

r e c h t z e i t i ge r

W a r n u n

g

be

;

stand, sowe

it

es ihre

naturgemäß

noch

unzur

ei<

ehe

nden

Kenntniss

'e auf die

se

m neuen

Sonderge

;

biet und die

teils

unzureichend

en, teils

auch nicht

Vorgebildeten

Ausbildun

gs

kräft

e zuließen. D

er

Angriff auf Friedrichshafen war

ein Schulbeispiet

dafür , daß

trotz der nur

aus

Gründen

'des Grenz<

schutzes, also de s

Landkri

eges,

best

ehenden Fern<

sprechvefibindungen

zwischen Grenzwachen

und

Postamt

Friedrichshafen

der

Luft

angreifer wohl

rechtzeitig ge

meldet

war, so daß die

Flak

feuer<

bereit war

en. daß

aber

eine

Warnung

d

er

Bewoh<

ner

Friedrichshafens nicht

erfolgt war,

auch

nicht

erfolgen

konnt

e, weil Einrichtungen für ein e in

Wenigen Minuten zu üb ermittelnde W a

rnun

g oder

Alarmi

e

run

g

noch nicht

gesc

haffen

waren.

Di

e

sl.tellvertreten'

den

Generalkommanldos an d

er west

<

lchen Reichsg renze erricht

ete

n jedes für sich,

alle

rdin

gs vereinzelt, einen B e 0 b ac h t un g s

u.n d

W a r nu n

g s di e n s

t.

Er bes tand

in der

E

il1r

ichtung

von

Z entralen des Flugmeldedienstcs

die meist ens

wirr durcheinand

er einlaufenden

leldungen

von

Garnison<, Ba

hnhof

s<,

Brücken

;

Wachen u

sw

., die

nach

nur örtlichen Rücksic

ht

en

aufgestellt waren und

deren

Aufstellung di e vo r<

aussichtlichen Anflugwege j

z.

B.

von

Belfort

den Rh ei n

aufwärts,

von

Verdun

üb er die bay<

rische Pfalz auf

Frankfurt

a. M.,

von

Verdun

üb er

Triel' nach

Köln

- völlig unberücksic

htigt

li

.

Da s

bald

e

rkannt

e

Unz ur

eich ende dieser Maß<

nahm en vcranlaßte das Preußische Kri egsmini s tc;

rium , einc einheitliche Regelung in Aussicht zu

nehmen. Als ers te vorbereitende Maßnahme er<

folgte am 1. Mai 1915 die Entsendung ei nes Sta

bs

;

offiziers

(des

Verfassers)

zu den stellv

ert

r

etenden

Generalkommarudos an der Wes tgrenzc des

Re5chs und zu den

Gouvernements

Metz und

Straßburg , um die in diesen Bere

ichen

aufgestelI<

ten BAK

.l) zu bes ichtigcn

und Maßnahmen

zur

Erhöhung ihrer Leistungen

an Ort

und

Stelle zu

treffen.

Aus

dem am

5.

Juni 1915 dcm Preußi<

sehen Kriegsministerium erstatteten Bericht

sei

nur eine Äußerun g, den Luftschutz betreffend,

er

wähnt, die be sagt, d

ein e

Organisation der

Nachrichtenmittel

und eine Zentralstelle dafür

notwendi

g seien und

daß nur

eine

Zentralstelle

der

zu

schützenden

Fa

brik

Fli

ege

rgefa

hr

  geb

en

dürf

e,

um unnötige

Be

triebsstörun

gen

zu vermei<

den.

Richti

g

wurde

hier

ber

eits e

rkannt

,

daß Me <

dun

g

und

\Va

rnun

g

nicht nur dem unmitt

elb

aren

Schutz

der

An

lagen

und

d

er dort

befindlrich

cn

Personen, sondern

ebenso a

uch

ein

er

m

ö.g

lich

st

s

chnellen Wiedera

ufnahm e

der Arbeit

in de r

Krie

gs

ferti

g

un

g

dien

en so llten .

Gle ich ze it ig hat te die

Rottw

eil

er

Pulverfabrik

auf Grund des

am

16. April 1915 auf ihr Werk

erfolgt

en

Bombenabwurfs die Initia tive zu eige<

nen Schutzmaßnahmen ergriffen. Es war mit

der

Arbeit

begonnen, die unters t en Stock<

werke mit Betonabdeckung zu versehen, Fenster

zum

Teil

z

uzum

auern ,

Schutzwände

aus

mit

feuchtem

Säg'cmehl gefüllten

Plank

en

oder dur ·

h

Sandsäcke zu

errichten,

ein doppeltes Dach anzu;

lege n, ein e ob (Kerzen <) Beleuchtung cinzufüh<

ren, an mehreren Stellen des Werkes kleinere Un<

ter3 tänd e

und

in der Nä he der Kantine einen

U nt ers tand aus Eisenbeton für 1000 Personen zu

bauen

und

wöchentlich einen Probealarm durch<

zuführen. Mit

Au

snahm e des einen zu großen

U nterstand es

waren

dies vorausschauende , zweck<

ent spr echende Maßnahmen.

Am

13. August

1915 sc

hritt

das Preußische

Kriegs

ministerium

zu einer Regelun

g,

[die d

er Vor

<

läufer ein er g

rundl

ege

nd

en E inrichtung für die

Zukunft

w

erde

n sollte.

Es ve

rfü

gte

die

Aufstel

<

lun

g eines Ins p e k t e

u r

s de r

BA

K. j m

H e

i m

a t

ge bi e t

mit Standort Frankfurt a.

M.,

der

einer

se

its

dem

Pre

ußisch

en Kriegsminis t

er ium

unmiU,e

lbar unterstellt war und

anderersei ts b e<

ra t

ende Stelle für

sämtliche

s tellve

rt r et<e

nd

en Ge<

ne

ralkommando

s in allen

Angelegenheit

en

der

Schutzmaßnahmen gegen Fliegerangriffe

se

in

so

ll te. Obwohl

der

In sp

ek

teur k eine

mit

B

e<

fehlsgew

ra lt

aus ges

tatt

ete

KommandosteIle

war,

also in

allen

für

notw

endig ge

haltenen

Maßnah<

men

entweder

auf die Bera tung der für den ört<

lichen Schutz gegen Flieger< usw. Angriffe

verant

<

wortlieh

geblieben

en

s tellve

rtr

etenden General

<

kommand

os

oder

auf Meldung

und Bericht

an

da s

Preußische

Kriegsministerium angewiese.n

war, war es doch von

außerordent

lichem

Wert,

daß

nunm

ehr eine

Zentralstelle vorhanden

war,

die alle ErfaJHungen

sa mm

elt e

und

für all e Mi li<

tä r.

und

ZivilsteUen die Dienst

ste

lle wurde, die

1 Abkürzung

für

Ballonabwelukanonen, später umhenannt in Flug

abweh rk

anonen =

Flak.

87

Page 6: Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

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sich

nur

der Arbeit für den Luftschutz zu w.idmen

hatte.

Zum

Inspekteur

der BAK. im

Heimatgebiet

wUl'lde Oberstleutnant a. D. v o n eil

er ,

auS

dem Königl. Bayr. Feldartillerieregiment 12 s t a m ~

mend, ernannt, der vom Preußischen K r i e g s m i n i ~

sterium

bereits zu den Vorarbeit:en, hauptsächlich

zur Sichtung der Berichte, Erfahrungen und A n ~

träg'e betreffend den militärischen Luftschutz, im

Sommer

1915

herangezogen war. Eine erste w i c h ~

tige

Arbeit war

das Ergebnis

einer

auf Befehl

und

unter Leitung des

Preußischen

Kriegsministeriums

abgehaltenen Besprechung

mit

einer großen Zahl

Industrievertreter in Frankfurt a. M. am 30. A u ~

gust

1915.

Diese Besprechung war von

einer

b e ~

kannten Persönlichkeit aus der Industrie

mit

der

Begründung angeregt worden, daß bisher S c h u t z ~

maßnahmen zum Teil noch nicht getroffen

seien

oder die getroffenen zum Teil nicht ausreichten,

zum Teil nicht zweckmäßig seien. Seine

A n ~

regung ging .dahin, Schutzmaßnahmen zunächst

nut' für Fabriken mit Armeelieferung zu

t r e f ~

fen, durch das Preußische Kriegsministerium

eine

Anleitung hierüber auszuarbeiten

und

diese

den

Fabriken

zuzuleiten. Noch im September J : i n ~

gen den Fabriken durch das Preußische K r i e g s ~

ministerium die

vom

Inspekteur der BAK.

a u f g e

stellten R i ch t n j en fü r den Eid e n

s c ~ u t z v o n F a b r i k a n l a g e n g e g e n ' A n ~

g.r I f f e

au

S Id

er

L u f t zu, in denen die in

dIeser Besprechung gemachten Vorschläge für den

B o m b e n ~

und

Splitterschutz der betriebswichtiden

T e i J . ~ der Werke, für die Tarnung - zum Beispiel

bereIts ausgeführt in

Rottweil durch

Anstrich

der pächer

-

für 'die

Verdunkdung und

für

Schemanlagen

aufgenommen waren .

Dabei

wurden

w ~ c h t i g

G ~ u n d s ä t z e erwähnt, wie

z.

B., daß

g e ~

WIsse

ArbeIter

bei Fliegerangriffen

ihre Plätze an

den Maschinen nicht verlassen

dürften und

daß

die Zahl

der

Arbeiter in einem

Schutzraum

nicht

zu groß sein dürfe . In ,

den

aus eigenem Antrieb

getroffenen

Maßnahmen Rottweils

und

in diesen

Richtlinien, hervorgegangen aus

der

Besprechung

des

Preußischen

Kriegsministeriums, liegt der

A n ~

fang des heutigen W e r k

1

u f t s

eh

u t z

es.

pas

im

Frühjahr und Sommer

1915 stark ~ e ~

shegene . Gefühl der

Schutzlosigkeit

gegenüber

Luftangnffen in den westlichen Grenzbezirken

hatte,

wie oben

bereits

erwähnt seinen

Grund

vorwiegend in ~ < ; m Mangel an

r e ~ h t z e i t i g e r

Me .

dung

der

AngreIfer

aus

der Luft

und

in

dem

F e h ~

len e j n e ~ daraus folg,enden sofortigen Warnung

der Bevolkerung und der Industrie. Das

P r e u ß i ~

sehe Kriegsmjnisterium entschloß sich daher am

19.

September

1915,

den F

l ug

m e id e d i e n s t

im

H e

i m a t

ge

b i e t

einheitlich

ins Leben zu

rufen, und verfügte

neben

Einzelheiten der

D u r c h ~

führung:

,,1.

Der Flugmeldedi,enst erstreckt sich auf das

westlich an Holland,

Generalgouvernement

Beb

gien,

Luxemburg,

Frankreich

und Schweiz d r e n ~

zende Gebiet des Deutschen Reichs. Dem I X ~ A r ~

meekorps (Hamlbur·g) bleibt es überlassen, e n t ~

sprechende A1nordnungen zusammen mit der

Madne

zu treffen.

2. Die einheitliche Regelung wird dem Inspeb

teur der BAK. im

Heimatgebiet

übertra,gen als

der heratenden Stelle der

stellvertretenden

G e n e ~

ralkommandos, die für die Durchführung in ihrem

Korpsbereich die Verantwortung behalten.

3. Es werden

zwei F l u g w a c h e n ~ O b e r w a c h u n g s ~

linien gebildet:

88

a) Emden - holländische Grenze - Aachen -

Trier - Saar:brücken - Straßburg -

Freiburg

- Schweizer Grenze - Lindau.

b) Osnabrück - Rheine, 'dann Linie a folgend (in

einem

Abstand

von etwa

15

bis 30 km) von

dieser bis Blasien

(Schwarzwald),

F l u g ~

wachen auf Lücken von Linie a."

Damit war die grundlegende Regelung des

h e u ~

tigen F

lug

m e id e die n s t

es

erfolgt. Wenn

damals

unsere Heere

tief

in Frankreich standen

und

die

Reichweiten der

Flugzeuge

wesentlich

geringer als heute waren und wenn daher der

Flugmeldedienst sich

nur

auf das

R h e i n ~

und

s p ä ~

ter

dann noch auf das

Küstengebiet

zu b e s c h r ä n ~

ken brauchte,

so

ist heute ei

einer

ganz offenen

zukünftigen außenpolitischen

und

operativen E r d ~

lage

und

bei den ganz Deutschland b e h e r r s c h e n ~

den Flugleistungen der Luftfahrzeuge der a n g r e n ~

zenden

Staaten

im

Zukunftskrieg

natürlich

das

ganze Reich durch

den

Flugmcldedienst versorgt;

Stärke,

Organisation

und Arbeitsweis·e

sind

im

einzelnen

den

heutigen Anforderungen unter B e i ~

behaltung der für den Erfolg als notwendig

er<

kannten Einfachheit angepaßt.

Die

Not der

Zeit

hatte

auch dazu deführt,

daß einzelne Di'enststellen von sich aus 'Schutz<

maßnahmen für

clie

Zivilbevölkerund einführten.

Als Beispiel sei der

Regierungspräsident

in Trier

erwähnt,

der

sich

im

September

1915

beim

Prel.l<

ßischen

Kriegsministerium darüber beschwerte,

daß

seine Dienststelle nicht

zu Besprechungen wie

der am 30. August in

Frankfurt

a. M. (siehe oben)

h.inzugezogen werde,

und

der am 30.

September

eme

Bekanntmachung

zum

allgemeinen Schutz

gegen Luftangriffe erlassen hatte

mit

foldendcn

M a ß n a ~ e n :

Dampfsirenen mit

siebenr;aligem

Stoß fur

Alarm und mit einem langen

Ton für

Entwarnung;

bei

Alarm

sollten

die

Straßen

frei<

gehalten und Schutz in Häusern gesucht werden;

l\ufenthalt

in

Türen und

am Fenster

sei

gefähr:

hch.

Aus einer

gleichzeitiden Polizeiverordnun

d

Triers sind

erwähnenswertbdie Anordnunden

f ü ~

das Abstellen der

Gasleitung, für

das

Halten der

Straßenbahn

und der

Fuhrwerke

welch

letzter

·

e

in Toreinfahrten Schutz suchen

t e n , währen

1d

I n s a s s e ~ und Fu.hrhalter ebenso wie

Fußgänger

Schutz 111 den

nachsten

Häusern suchen sollten.

Am

29.

September war bereits

ein Erlaß

des

Re<

gierungspräsidenten für

Schutzmaßnahmen

in

Schulen ergangen.

Diese einfachen

Maßnahmen

l:.tssen die An<

fänge eines S

i ch

e r h e i t

S

u n d

H i I f s

die

n:

s t es

und

e r w e:i t e r t e n SeI b s t s c h u t z e s

erkennen; sie wurden in gleicher

oder ähnlicher

.Art

bald auch

an anderen

Orten

durch

andere

Dienststellen selbständig getroffen, wie z. B. im

südlichen

Baden

und

in

nahe

an der Front gele<

genen Orten, besonders auch durch

Einführen

einer allgemeinen

V e r

d u n k e lu n g.

Die

praktischen

Erfahrungen

aus

allen diesen

Maßnahmen

1915/16 faßte

das

Preußische Kriegs<

ministerium am 7. Juli

19]6

in eine Verfügung zu<

sammen

über V

0 I

k

ehr

u n g en z um

Sc

h u t z

g e g e n

f e i n d l i c h e F l i ( g e ra n g r i f f e in

E r g ä n z u n

,

 l

de r

b e r e i t s

g e t r o f f e n e n

m i l'i t ä r i sc h e n M a ß n ah m e n". In 'dieser

wurde die

V e r dun

k e lu n g als beste Schutz<

maßnahme bezeichnet, da

sich

dadurch

die Flie<

ger im

Gelände

nicht zurechtfinden und

die

Arl<

griffsziele nicht erkannt werden.

In einem Str

·ei<

fen von

150

km hinter

der Front, ös t lich begrenzt

durch die Linie Trier-Rasta'

dt-Freihurg-Rhein:

felden, sollte das Kartenbild

durch

Löschen der

Page 7: Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

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Lichter

auf

das geringstmögliche

Maß

verwischt

werd

en

und

durch völliges

Au s löschen beim

griff verschwinden -

naturgemäß unter B e r ü c k

sichtigung der

erforderlichen Verkeh

rs sicherheit,

z. B besonders

bei ,

der

Eisenbahn.

Die

D u r c h f ü h

run

g

der verschiedenen

Arten

der

Verdunkelung

in der

öffentli

c

hkeit

, in Betrieben und

in

den

R ä u

men wurde eingehend

behandelt, und

es wurde

auf die

Notwendigkeit

scharfer polizeilicher

R e g e

lung bei

entstehender Verkehrsunsicherheit h i n ~

gewiesen

.

Aus

diesen

Anordnungen sind

noch

ter

folg e

nde beiden

auch heute wieder

beachtet

en

G r u n d s als

wesentlich

zu erwähnen: die w e

gen

Kürze der

Zeit notwendi ge g

rößte

Einfachheit

aller beim eigentlichen Angriff einsetzenden

Schutzmaßn

a

hmen

und

da

s

unbedin

g

te

V

m e i

den

von

Unruhe

in

der

Bevölkerung,

da

diese g r ö ~

ßere

Gefahr (Panik) brin

gen

könne

als ein Luft

angriff. Es

wurde

noch hinzuges

etzt, daß

n ~

P l a n a u f ~ a b e n

samm

lungen

auf Straßen und Plätzen zu vermeh

den seien,

während beim Angr iff

bereHs

v o r h a n ~

dene größere Ansamm lungen .

in geschlossenen

Räumen

(z . B. Theater) ruhig belassen werden

sollten,

ebenso

wie

nachts

alles

in

seinen Häusern

zu

bleiben habe.

Abschließend läßt

sich über den

Zeitabschnitt

1914

bis Herbst

1916

sagen

, daß d:lS

Preußische

Kriegsministerium seit Herb

s t 1915,

unterstützt

durch

den Inspekteur der BAK.,

jm

Heimatgebiet die Grundla gen für

den

Luftschutz

der

Zivilb evö

lkerung durch

eine

erste

allgemeine

Einrjchtung

des F l ug m e id e und War n

d ie

n s t e s eines

Teils

des

Sie he r

h

ei

t s

und

H i I f s d ie n s t e s des Wer k I u f t

s

eh

u t z

es

eines ge ri ngen Teils des e r w e i

t e r t e n Se i b s t s

eh

u t z e s aber noch

nicht

die eines

wirksamen und

dur chgreifenden

e l b s t ~

schutzes

der

Bevölkerung, geschaffen

hatte.

(Fortsetzung folgt.)

auf

dem

ebiete

des

ziv

ilen

Luftschutzes

Vor

s

pruch der Schriftwaltung.

Um den

Interessenten

und Lesern dieser

Zeitschrift

die Möglichkeit zu geben, die aus den zum

Abdruck

gebrachten

Abhandlungen und

E

rfahrung

s

berichten

ab

zuleitenden Grundsätze

bezüglich des

taktischen

Ein

satzes

der Gliederungen

des zivilen

Luftschutzes in

Bei

spielen

anzuwenden, nachzuprüfen und durchzuproben,

hat

sich die Sc hriftwal tung entschlossen, in Form von

kleinen Planaufgaben

und

-studien diesen Stoff zu be

handeln . Diese Planaufgaben usw . so llen - vom Ein

fachsten

und daher

sicher

manchem

Lese r

Bekannten

ausgehend - nach

und

nach alle

Gebiete

des zivilen

Luftschutzes

in

den

Bereich

der Betrachtungen

ziehen

und

allmählich

steigende

Sch

wier

i

gkeiten

bringen. Sie

sollen zum

Nachdenken

und zur

Beschäftigung

mit

Fra

gen anregen,

deren

zweckmäßige Beantwortung unser

ganzes Volk angeht. Alle Spezialgebiete des zivilen Luft

schutzes

werden

dabei

berührt werden

müssen

und

so

Vor Augen führen,

daß der

zivi le

Luftschutz keine

Ge

heimwi ssenschaft ist,

mit der

sich nur ein

kleiner

Kreis

von eingeweihten

Personen

zu beschäftigen hat,

sondern

en t

sp

rechend dem

zu

erwartenden

Zukunftskrieg, der

im

Gegensatz

zu

früheren

Kriegen

das Heimatgebiet,

die

Kraftquelle

des

Volkswiderstandes

und

der Wehr

macht, als wichtigstes

Ziel

angreift, eine das gesamte

öffentliche und private Leben des Volkes

betreffende

Ang

elegen h

eit

darstellt. Dieser Umstand

bedingt

auch,

daß

eine

straffe und

einge

hend

e Zusammenarbeit aller

zivilen

Luftschutzeinrichtungen und Gliederungen

statt

finden

muß

,

daß

u. U. auch

ein ac

ht

eil

von

EinzeI

einrichtun

gen in

Kauf genommen

werden

muß,

wenn

die

Gesamtlage

es

erheischt; denn auch

in dieser

Frage

steht das Allgemeinwohl über dem Einzelwohl.

Die Durchführungsform ist so gedacht,

daß

bei

inhaltlich

kurzen

Aufgaben die Lösung gleic h an

schließend , bei inhaltlich längeren

Aufgaben

die Lösung

im nächsten

Heft der Zeitschrift

ersche in en soll.

Um

zu

vermeiden

,

daß

die Örtlichkeiten, in denen sich die

Lage abspielt,

einem Teil

der

Leser bekannt sind

und

diese da

her

aus

Ortskenntnis heraus

nicht

allgemein zu

erkennende

Verhältnisse berücksichtigen

wird

als Ort

ein neutraler o

der erfundener Stadtplan

und dergleichen

gewählt

werden.

Praktische Erfahrungen auf dem

zu

berührenden Ge

biet

fehlen uns allen.

Wir kennen bisher immer nur

die

eine

Seite:

Unsere

eigenen

vorbereitenden Abwehr

maßnahmen. Diese sind

aber

abhän

gig

von

den

gegn

er

i

schen Angriffsformen und

-

mitteln

.

Letztere wan

deln sich. Ein

Mitgehen

bezüglich

der

Erfolgsaussic

hten

dieser Angriffsformen und -

mittel wird

bei

der

Auf

gabenste

Ilung nach Möglichkeit

berücksichtigt werden

Wie

bei allen

taktischen Aufgaben, werden auch

bei

Luftschutzplanaufgaben

die

Ansichten über die beste

Lösun g

unt

erschiedlich sein.

Theoretisch läßt

sich ein

derartiger Ansichtenunterschied

wohl

behandeln, auch

die

eine oder andere Frage

klärend

besprechen;

aber

letzten

Endes

recht hat

allein die Praxis.

Man

kann

sich

dabei erinnern, daß, wenn in Vorkriegsl1lanövern eine

Lösung der einen

oder anderen Aufgabe vorgenommen

worden wär

e wie sie manchmal

mit bestem Erfo

lg im

Kriege

durchgeführt wurde, dann der

betreffende

Führer

wegen

durchaus ungeeigneter Maßnahmen seiner

Stellung verlustig gegangen wäre. So

unterscheiden

sich

eben

Theorie

und

Praxis.

Das

schli

eßt aber nicht aus,

daß

man das nach den bisherigen Erkenntnissen Zweck

mäßigste tut. Und so

muß

es auch bei Luftschutz-

planaufgaben geschehen

trotz

allem

Ansichtenunter

schied.

Da wir aber

aus

Platzman

gel keinen

Raum

in unse

rer

Zeitschrift

zur Verfügung

stellen

können,

um den

Ansichtenaustausch

zu ermöglichen,

bitten

wir,

von

etwaigen

Zuschriften

auf

oder

gegen die PIanauf

gaben und

ihre vorgesch lagenen

Lösungen absehen

zu

wollen.

Diese Aufgaben

sollen

ja nur anregen , eine

..mögliche  , keine ..Patentlösung bringen.

Die

Bearbeitung dieser kleinen Planaufgaben hat

der

Generalmajor d. Sch. a. D. D i I I c n bur

ger

auf

Bitte

der Sc hriftl e

itun

g

übernommen.

Aufgabe . 1 Selbstschutz).

Lage.

Die

120

km ostwärt

s

der Westgrenze

eines

brauen

Staates

gelegene Stadt ist

Luftschutzort

T

Ordnung.

Sie

hat 200000 Einwohn er, enthält

Industrie

-

und Wehr

macht:ll1lagen, gute

Wasserstraßen und ist

wichtiger

Bahnkn

otenpunk

t.

Mit dem

westlich ansch

ließenden

roten Staat befindet

sich

der blaue

im Kriege.

Die

Mobilmachun

g

von

Blau

ist

se

it drei

Tagen

im Gange.

Der Luftschutz

i

st

aufge

ruf

en

und

in voller

Stärke

berei t

Am

20.

7. er folgte um 7

Uhr

ein Luftangriff auf die

Stadt.

Flug

melde

-

und Luftschutzwarndienst

hatten

gut

gearbeitet. Der Angriff

wa r rechtzeitig gemeldet. Eigene

Jagdflieger

hatten

die feindlichen Kampfflugzeuge an

gegriffen

und

ihnen ebenso wie die in

der Nähe der

Stadt

in

Ste

llung

befindlichen

Flakbatterien

Verluste

zugefügt.

Trotzdem war der

Angriff mit einer Anzah

l

von Flugzeugen bis zur Stadt gelangt

und

hatte einigen,

wenn auch

nicht

erheblichen Erfolg.

Gegen die Angriffsschäden war der zivile

Luftschutz

89

Page 8: Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

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mit

Tei len des S.- u. H

.-Dienstes ),

des

Werk

luftschutzes,

des

erweiterten

Selbstschutzes

und

des Selb

stschutzes

wie

mit Teilen

des

Luftschutzes der h n v e r w l -

tung

und der Wehrmachtanlagen eingesetzt worden.

Um

8,30

Uhr war

die st i

ll

e

Entwarnung erfo

l

gt;

die

SchadensteIlen waren abgesperrt,

die

Schäden selbst

erst

zum Teil behelfsmäßig beseitigt

bzw.

ihre

Beseiti

gung noch in

Arbeit. Die

Einwohner waren

wieder

in

ihre

Wohnungen

gegangen.

De

r allgemeine

Verkehr

ge

wann

sein übliches Aussehen. Eine große Menge Neu

gieriger

strömte

nach den SchadensteIlen.

Allenthalben

standen

Gr

uppen

sich

aussprechender Menschen auf

den Straßen, Plätzen, vor Geschäften und

dergleichen .

Ab

9,05

Uhr befanden

si

ch auffä lli

g

vie

l

Po li

zei

beamte und

Hilfspolizeibeamte

auf

der

Straße, verhin

derten

Ansamm

lungen und hielten

den

Verkehr in Fluß.

Um

9,25

Uhr ertönten

erneut die

Alarmsirenen

mit

auf-

und

abschwellendem

Ton.

Ein

Teil der

Ein

wohner

begab sich in die

Häuser und

in die Sammelschutzräume,

ein

Teil glaubte an

eine

akustische Entwarnung,

bis die

Polizeibeamten

die

Zweifel mit kurzem Hinweis klärten.

Binnen

kurzer

Zeit waren

die

Straßen

in

der Haupt

sache wieder menschenleer,

einzelne

Nachzügler

hasteten

nach

den SS.-Räumen

2

  . Die

Straßenba

hn en

und Autobusse

hiel ten un ter Freilassung von Straßen

kreuzungen

und

-gabelungen,

Toreinfahrten, Hydranten

usw.

an und hatten

ihre Insassen in die

nächsten

SS.-Räume entlassen, auch die

Fahrer

sch

lüpft

en in den

nächsten

SS.-Raum

oder

in Toreinfahrten. Die Pferde

der

Fuhrwerke waren

-

abgesträngt

-- an S

traß

en

bäume

, geeignete Bel

euchtungsmasten oder

Straßenbahn

masten

gebunden,

dicht

bei ihren

srharf an

die Bür··

gersteige herangefahrenen Wagen, die bezüglich ihres

Aufstellungsortes ebenso wie Kraftwagen

die

gleichen

Maßnahmen beachteten

wie die

Straßenbahnen. Die

Verkäufer der

Wochenmärkte

f

lüchteten wieder

in die

SS.-Räume.

Die

in

den Bahnhöfen

halt

en den 2.,üge

stießen entweder ihre Menschenfracht

in die

SS

.-Rä

ume

und

LS.-Räume

3

)

der

Bahnhöfe ab oder verließen den

Bahnhof und hielten auf freier Strecke

außerha

lb der

Stadt.

Di e

zum

Ein laufen in die

Stadt

hera

nkommend

en

Züge

hielten vor

der Stadt, jedoch nicht

in

der

Nähe

von

Brücken, Ü

bergängen oder

dergleichen.

Die Wasser

fahrzeuge

auf

Kanal

und Fluß und

in dem

Hafen waren

am

Ufer

festgemacht, ebenfalls

nicht

in

der Nähe von

Brücken.

Zahlreiche Polizeistreifen zu

Fuß, zu

Rad

, mit Motorrad

und

in Kraftfahrzeugen

durcheilten die Straßen. In der Nähe luft

schut7iwiehtiger PU 1kte

standen

Polizei

posten .

Auch

auf

Übe rsicht gewährenden

Punkten

w,

aren

s,olche zu

bemerken (Turm

beobachter).

Di e infolge des

ersten

Luftangriffs ein

gesetzten Teile

des S.- -und H.-Dienstes, des

Eisenbahnluftschutzes und

desjenigen von

Wehrmachtanlagen

kehrtCJ1,

soweit

sie

ihre

Allifgaben erfüllt h

atten

oder

sofern eine

Unterbrechung

ilwer Abwehr,

arbeit

infolge

des neuerlichen Fliegeralarms keinen größe

ren

Schaden

verursachen

konnte,

zu

ihren

Berei tstellungsorten zu rück, sowei

t

diese in

der Nähe

lagen. Die übrigen Teile,

nament

lich,

wenn

sie

Menschenleben retten

oder

die

Ausdehnung von Bränden verhindern

sollten (also

Instandsetzungstrupps

bei

Ver

schütteten und

bei

mit

Einsturz

drohend

en

Baulichkeiten, Sa

,

nitätstrupps oder

-abtei

lungen bei

Verwundeten.

Feuerlöschdienst

einschließlich

Hausf

eue

rwehr

, vVcrkfcuer

wehr, Feuerwehr- und

Bergungstrupps bei

Bränden)

blieben an ihrem

Tätigkeitsort,

Um

ihre

Arbeit

fortzusetzen und

nur bei

einem

sie

selbst bedrohenden

Angriff

vorübergehend in

eine

vorher

erkundete

Deckung

zu gehen,

Das

Haus

A-Straße Nr.

56 ist ein vier

stöckiges

Dopp

elhaus. Es

enthält

im Erd

geschoß

vier Geschäfte:

a)

photo

graphi

sche Artikel,

b)

Lebensmitte

l, c) Installa-

19

tion

und

el

ektrische

Arbeiten

und

d)

Zigarren

und be

herbergt jetzt

, nac h

der

Mobilmachung in den beiden

Hochpa

rterren und

in

den je

drei

darüb

er befindlichen

Stockwerken,

einschließlich des

Hinterhauses,

im ganzen

16

Famil ien

mit zusammen 74

Köpfen,

und zwar 12

Män

ner

im

Alter von

50 bis

68 Jahren, 31 Frauen, 25 Kinder

zwischen 3

und 16

Jahren

und

6 kle

in ere Kinder.

Von

den

Männern

ist einer gelähmt, von den Frauen sind

zwe i bettlägerig

krank

.

Luftschutzwart ist der Laden

besitzer des Lebensmittelgeschäftes,

Herr X.,

ein Mann

von 56

Jahren,

se in

Vertreter der

Besitzer des Instal

lation

sgeschäftes,

Herr

Y.,

ein

Mann von

58

Jahren.

Als

Hausfeuerwehr sind be

s

timmt:

In

jedem Haus

des

Doppelbaues

drei

Personen und

zwe i

Me

lder,

im

Haus

A

Herr E. .

Frl.

B. . .

Herr

C

als

Me

lder

der

im

Haus

B

51 Jahr

e alt,

25 Jahre

alt,

16 Jahre

alt,

14jährige

J und

He

rr

F, . . . . . . 52 Jahre alt,

Frau

G

. .

. . , 35

Jahre

alt,

Fr .

H,.

. . .

. . 28 Jahre

alt,

der 15jährige L.,

a ls

Melder der

15jährige

K.

und

der

13jährige M.

Laienhelfer

innen

sind die Frauen N.

und

P.

Di e

Dachböden

des

Doppelhauses stehen durch

eine

Eisentür,

die unverschlossen ist, in

Verbindung.

Die

Böde 1

sind

im allgemeinen

gut entrümpelt. Doch stehen

noch eine Anzahl sonst

nicht unterzubringender

Möbel,

auch

Eisenbettste ll

en und

sonst

ige

Meta

llgeräte auf den

Böden. A ll es ist

jedoch

so aufgebaut,

daß

es nirgends

sperrend

wirkt.

Die Lattenverschläge und der

Dach

stuhl

s

ind nie

h t gegen

Feuer imprägniert. Die Türen

der Verschläge sind

auf

Anordnung

des

Luftschutzwartes

offen.

Auf

den

Böden findet

sich in

jedem

Einze

lhaus ein

Wasserhahn der Wasser

leitung

mit Schraubgewinde.

Außerdem ist

an

Gerät

vorhanden

je Haus:

1 anschr;lubbarer

passender Gartensch

lauch von 12

bzw, 15 m Länge,

2

Kisten mit trockenem

Sa

nd,

'l S. u. H,-Dienst

=

Sicherhe it s- u nd Hilf

sdienst.

2

SS,-Räume = Samme\schulzräume.

LS. Räumc = Luflschutzräume  

chadpn .

kizze

-

arfen

Lageplan

zu

Aufgabe Nr

. 1.

Zuständig,

LS,RcVI< r Nr.

LS-Abschnitl I

Page 9: Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

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4

Gießkannen. mit Wasser

gefüllt,

4

Eimer,

mit Wasser gefüllt,

3 Schippen,

3 Äxte,

3

Feuerhaken,

3 Feuerpatschen,

2

Einstellspritzen.

Diese Geräte

sind

zum

Teil auf den Böden,

zum

Teil

auf

dem

Vorraum zum Boden

untergebracht.

Im

Keller

befindet

sich

eine für

beide

Gebäude des

Doppelhauses

bestimmte

LS.-Raumanlage

(s. Skizze),

die

durch eine Mauer mit gasdichter Tür in zwei LS.-Räume

VOn je 35

Köpfen

Fassungsvermögen unterteilt ist. Es

führen keinerlei Rohrleitungen durch die beiden

Räu

me.

Belüftungsanlagen sind nie

h t

vorhanden.

Jeder

Raum hat einen

eigenen Eingang mit gasdic

htem

Ab

schluß.

Eine

Gasschleuse hat aber

nur

der

Raum des

Hauses A.

Beide Räume

haben

je einen

Notausstieg

durch ein

Kellerfenster nach

der Hofseite.

Die

Aus

stattung der L .-Räume ist

vorschriftsmäßig

(Sitzgele

genheiten, Lagerstätten, Tische,

gasdichte

Verkleidung

der Fenster und

Splitterschutz,

Befreiungsgerät, Material

Zum

Nachdichten, Handwerkszeug, elektrische Taschen

lampen

mit

Reserveba

tterien,

Trinkwasser,

Notabort).

Es ist jedoch nur

eine

Hausapotheke im LS.-Raum

des

Hauses

A

vorhanden.

Die

Bewohner

des

Doppelhauses haben

sich

-

geübt

für

ihre

Aufgaben bei

Fliegeralarm

-

wieder

in

den

LS .-Raum begeben').

Als

der

Luftsch'utzwart bei seinem Rundgang, den

er

phrnmäßig vornahm, um

sich zu

vergewissern,

daß

alles in seinem

Hause

in Ordnung sei,

die

Treppen

vom

ersten

Stock des

Hauses A nach

dem

zweiten

Stock

hinaufstieg, hörte

er

um 9,33 Uhr in

großer

Nähe eine

starke Detonation, der polterndes

Geräusch

folgte. Das

ganze Haus scheint zu schwanken.

Staub, Schutt,

Holz

teile und Steine stürzen

dur

ch das Treppenhaus. Ein

harter Gegenstand trifft

ihn

am

Kopf.

Es läuft

ihm

warme

Flüssigkeit

über das Gesicht. Im ersten Augenblick

ist

er

ganz benommen, dann wischt

er

sich über das

Ge

sicht

und hat

die

Hand voller Blut.

Frage

1.

Welchen Eindruck hat der LS.-Wart

5

)

von der

Sachlage?

2.

Welche Maßnahmen ergreift

er?

Infolge seiner

Kopfverletzung

ist er nicht mehr voll

verwen

dungsfähig,

kann

z. B.

keine

Volksgasmaske tragen.

An twort

:

Dem LS.-Wart ist

klar,

daß eine Minenbombe

das

Haus getroffen haben muß. Umfang des Schadens steht

noch nicht fest, beschränkt sich

aber wohl

nur

auf

den

oberen Teil des Hauses.

Ob

Brand

dabei entstanden

ist, steht noch nicht fest,

ebensowenig, ob

die

Brand

wache oder die Hausfeuerwehr irgendwie in Mitleiden

s ~ h a f t gezogen worden ist. T r ~ p p e 1 h a u s , in d.em

sich

der

LS.-

Wart

befindet,

Wird

vielleicht

unpasSier

bar sein.

Aber

es ist ein

zweites

vorhanden, und die

Dachböden haben Verbindung

.

Die Verwundung des

LS.

-Wartes beschränkt

zunächst seine

Lei6tungsfähig

keit

und damit seine Fürsorge und

Verantwortungsmög

lichkeit

für

die Bewohner des Hauses.

Also

ntwort zu 2 :

der LS.-

Wart muß sofort seinen Vertreter unterrichten,

der sich in der

Gasschleuse befindet,

damit die

eben

angeschnittenen

Fragen geklärt werden.

Rein

instinktmäßig ist der

LS.-Wart, als

die

chutt

masse und der Stei

nschlag

ihm

entgegenkamen und er

verwundet

wurde, die Treppe wieder abwärts gerannt.

Mit

Erreichen

des Hochparterrevorraumes kommt ihm

die ruhige überlegung wieder (er ist

ja

Frontkämpfer

gewesen).

Er hört

noch eine ganze

Anzahl Detonationen,

aber

weiter entfernt.

Er begibt

sich

zur Gasschleuse, sieht auf

dem

Wege

VOn Eingang a zu

Eingang

b,

daß

in

der A-Straße eine

fichte

Staubwolke lagert,

hat aber noch

so

viel über

egung, daß

er

eine

Schnüffelprobe

macht und fest

stellt,

Kampfstoffgerüche sind

nicht wahrzunehmen.

Seinen Vertreter

unterrichtet

er von seinem Erlebnis

r

nq

seinen Mutmaßungen und befieh lt ihm: ofort

ist

estzustellen,

1. ob

die Hausfeuerwehr

unverletzt ist,

2. ob

ein

Brand entstanden i t,

3. welcher Einsturzschaden vorliegt,

4. ob

die

Treppe a noch benutzbar ist:'

Der

Ver t r e t er es L S.-War t s r e in i g t mit

Hilfe eines Verbandpäckchens den

LS.-

Wart oberfläc

h

lich

von

Blut, ruft

sich aus dem LS.-Raum

Herrn

0.

den 52jährigen

Besitzer

des

Photogeschäftcs, a ls

Ver

treter in die

Gasschleuse,

unterrichtet diesen, entläßt

den

verletzten LS.-Wart, nach

dem

er

sich von ihm

alle

WohnU'ngsschlüssel

hat geben

lassen, in

den LS.-Raum

zur Betreuung

durch die

ausgebildeten

Laienhelferin

nen, Frau N. und Frau P., und eilt zur Treppe b, um

zunächst nach der Hausfeuerwehr und dem chaden zu

sehen.

Als

der

verwundete LS.-

Wart den

L .-

Raum

betritt,

wird

er

zunächst von ihn bemitleidenden,

wehklagen

den und

neugierigen Frauen

umringt, bis

die e n e r ~ i s c

Frau .

dazwischenfährt,

um

den Mann

erst

emmal

aus den Mitteln der Luftschutz-Hausapotheke sach

gemäß zu verbinden. Sie stellt fest, daß der LS.-Wart

ein gehöriges

Loch

oberhalb der Stirn in seinem kahlen

Schädel hat doch scheint der Knochen nicht verletzt.

Sie

fragt

ih'n:

"Wie ist denn das

möglich,

hatten

Sie

Ihren Luftschutzstahlhelm

nicht auf?" Er antwortet:

ein, es war

so

heiß,

da

habe ich ihn mal abgenom

menl"

Auf ihre Entgegnung: "Das ist

Pech,

mit dem

Helm

wäre Ihnen das

doch

nicht passiert", antwortet

er in e lbstironie : "Alter

schützt

vor Torheit nicht, und

durch Schaden wird man klug.

Da

dem LS.-Wart nun

übel

wurde

(vielleicht Anzeichen von Gehirnerschüt

terung

oder nur infolge der Aufregung),

blieb

er im

LS.-Raum und wurde mit

Hilfe des

in der Luftschutz

Hausapotheke vorhandenen

Menthol

- Eukalyptus -

misch es und frischen Trinkwassers wieder belebt sowie

sachgemäß

verbunden.

Der Stellvertreter

des

LS.-

Wartes

war

unterdessen

nach

der Treppe b geeilt,

um

sich

den chaden seines

Hauses zunächst von außen

anzusehen.

Auf der traße

sah er

folgendes

(s. Skizze):

1.

Vor dem eigenen Gebäude, Haus A, liegt ein

Schutt- und Trümmerhaufen von

Steinen

und Haus

gerät

sowohl auf dem Bürgersteig wie auf der an

schließenden

Hälfte der

Fahrbahn.

2.

Das

schräg gegenüberliegende Gebäude r.

5

(zweistöckig) ist

in

seiner Vorderfro'1t

vO':. o?en

bis

unten aufgerissen; Schuttmassen

und Emrtch

tungsgegenstände

liegen auf der Straße und ver

sperren diese vollständig. Eingang und

Kellerfenster

sind

voll tändig

zugeschüttet. Einzelne

Stücke

des

Hausgerätes hängen aus der Bruchst e lle und drohen

herabzustürzen

. Der

Rest

der Vorderwand

des

Hauses hat

starke Neigung

nach

außen

bekommen.

Aus dem

Dachgeschoßrest steigt

Qualm auf.

3.

Halb un ter dem Schutt begraben

liegen

zwei

Polizei

beamte.

Einer bewegt die

Arme

und ruft, als er

den Vertreter des

LS.-Wartes sieht: "He

lfen Sie

mir

und

meinem

Kameraden hier heraus.

Mein

rechtes Bein muß

verletzt

sein "

Während dieses Gespräches

kommt der

Melder K.

der Hausfeuerwehr

8., der

die Treppe

b

herunter

gelaufen

ist,

um

zum

LS.-Wart auf

Treppe a zu gelan

gen, auf

die Straße, sieht den

Vertreter

des

LS.

Wartes und meldet:

"Die

Ecke

des Dachbodens über Treppe

a

ist einge

stürzt. Man kann

durch das

Loch

bis zu SchuItzes

(zweiter

Stock)

sehen. Dort scheint

es

zu brennen. Es

riecht brenzlich und nach Schwefel.

Von der

Hausfeuer

wehr

A ist Frl. B.

durch stürzenden

Balken

am

Arm

verletzt.

A ufgabe:

übe

rlegungen

und daraus

entstehende

~ ß n h m e n

des

tellvertr et e

rs

des

LS.-

Wartes.

D .

(Lösung zu Aufgabe Nr. 1 im Augustheft.)

4 Sie haben

sich

vorschriftsmäßig verbalten und

das

Schutzraum

s e äck das noch

vom erstpn

Alarm

bereitlag m i t ~

n o m m e n Auch

der Gelähmte und die b e t t l ä ~ e r i g Kranken sin.d erneut heruntergeschafft.

5)

LS

.· Wart Luftschutz",art,

bi

sher

Luftschutz · H

au s wart

genannt.

9

Page 10: Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

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  randabwehr

kleinen

n

emeinden

Bernhard P e i

11

Berlin

Seit der

großen

Brandkatastrophe von O e s c h e ~

bronn im Jahre

1933

haben weitere verheerende

Dorfbrände in verschiedenen Gegenden

des

Rei .

ches und im Auslande gezeigt, welche Folgen in

kleinen Gemeinden ohne ausreichenden Brand.

schutz

eintreten können.

Wenn inzwischen

auch

dem drückenden Löschwassermangel an zahlrei.

chen

Orten

durch Neuan lage von Feuerlöschbrun.

nen und Zisternen , Ausbau von Feuerlöschteichen

und

Saugstellen an offenen

Gewässern

u. dgl. in

wiflksamer

Weise

ahgeholfen

werden konnte,

so

birgt doch die bauliche

Gestaltung

der ländlichen

Wohn

c

und Wirtschaftsgebäude auch hC Ute noch

allzu viele Brandgef.ahren in sich. Zwar können

mit Hilfe der nach

und

nach in allen Landbezirken

eingeführten

hauptamtlichen

Brandschau in Z u ~

kunft schwerwiegende bauliche, feuerungs. und

elektrotechnische Mängel beseitigt werden, jedoch

handelt es sioh hierbei in erster Linie um die Ver .

minderung der Brandentstehung8iJI1öglichkeit cn

und weniger um wirksame Mittel zur rechtzeiti<

g,en Eindämmung

von

Ortsbränden.

Ähnlich wie die

Sta

 dtkerne enggebauter altcr

Städte müssen a uch die ländlichen geschlossenen

Ortschaften

vom Weiler

bis

zur

kleinen

Landstadt

beizeiten

einer

b au I i ch e n R e in i gun g s

a k t i o n

unterzogen werden. Hierzu gehört

vor

allem die Beseitigung gefahrdrohender h ö I ze r

n e r e r b i n dun g s b au t e n zwischen W h n ~

und

Wirtschaftsgebäuden ländlicher Anwesen.

Angefangen

von

den oft stockwerkhohen r e n n ~

holzstößen, welche ,die o h n

ul1Jd

W i r t s c h a f t s ~

gebäude als Holzvorrat für den

Winter

umgeben,

bis mehr oder weniger baufälligen Schuppen

und Speichern aJUS Holzfaohwerk und einfachen

Bretterwänden bedeuten diese leicht brennbaren

Verbindungsbauten s t r a ß e n ~ wie hofseitig im

Brandfalle

eine

Gefährdung

der gesamten

Nac

h.

barschaft. Lassen sich derartige Bauten infolgc

Raummangels nicht überhaupt beseitigen, so is t

für ihren massiven Ausbau beizeiten Sorge zu

tr

ar.

gen. Das gleiche gilt für ·die

zah

lr

eichen

H i n t e r

häuser, Anbauten (Bilder 1

und

2) und sonstigen

N ebengebruude inmitten geschlossener länd licher

Ortsooaften.

Eb

enso bedenklich

i,

st

die

m a n

gel

h a f t e

U n t e r t ei l u n g an sich massiver o h n ~

und

Wirtsohaftsgebäude

innerhalb

vie l

er Landstädte

und

Dorfgemeinden.

Man wird

hier vielfach gc;

radezu

an

die Verhältnisse in

orientalischen

Städten

erinnert,

wo

·die

hölzernen

Reih

enhä

user

oft

durch

Brandmauern aus Holzfachwerk

mit

Rohr:

und Strohgeflecht untereinander abgeteilt

sind. Im

Laufe der Jahr

e fällt die Lehmfüllung

di

eser Trennung

·swäll de heraus, die dann

nurmehr

aus

Fachwerk und Rohr,geflecht bes tehen,

und

man wundert

sich

dann

noch über die

erschreb

kenden Ausmaße

onientalischer Sta,dtbrände.

Di

e.

ser Vergleich erscheint nicht

allzu

übertrieben,

192

wenn man die abgelegenen Hauswinkel und wenig

übersiohtlichen Dachgeschosse kleinstädtischer

und ländlicher Häuserblöcke

einer

näheren Prü:

fung unterzieht. Hier müssen noch an sehr vielen

Orten

undurchlässige Trennungsmauern eingezo.

gen, gefahrdrohende und Fensteröffnungen

zugemauert

und hölzerne Verbindungstüren

durch vorschriftsmäßige Feuerschutztüren ersetzt

werden .

Alle diese baulichen Maßnahmen zur wirksamen

Eindämmung von

Ortsbr

än den

lassen

sich

ähnlich

wie bei

der

Altstadtsanierung auch in Kleinstä,

dten

und ländlichen Ortschaften ohne unüberwindliche

Schwierigkeiten technischer und finanzieller

Art

durchführen, wenn

überall

beizeiten die Gefahr

erkannt

und für die rechtzeitige Beseitigun g

aJ1er

dieser

Brall'dübertragungsmöglichkeiten

Sorge ge.

tragen wird. Hinsiohtlich

der B e d ach u n g muß

auch an dieser Stelle nochmals darauf hingewiesen

wer,den, daß ohne

Rücksicht

auf Heimat

c

und

Denkmalschutzinteressen

weiche

Be

dachung

in

Form von Holzschindel.

und

Strohdächern keines.

falls innerhalb geschlossener Ortschaften geduldet

wertden kann; bei Einzelhöfen und Landorten

mit

Bild 1. Die

angebaute

Scheune

ist niedergebrannt.

Straßenseite.

Page 11: Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

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weitläufiger Bebauung

mögen die Verhältnisse

m m

Teil anders

lieg en.

Eine

weitere BrandgefaJhr bildet die Lag e

r ung f e u e r g e f ä h r l i c h e r N a h r U n

und

F u t t e r

mi t

t e l

innerhalb unter einem

Dach vereinigter W o h n ~

und

Wirtschaftsgebäude

ohne ausreichende

UnterteHung

und Abtrennung

in

vertikaler und horizontaler Richtung. A n g e

stammte Bauweise

und drückender

Platzmangel

können

u. U. ·die

Anhäufung leicht brennbarer

G e t r e i d e ~

und Futtervorräte

in

den

O b e r g e s c h o s

sen kleinstädtischer und

ländlicher

Wohnbauten

rechtfertigen.

Aber

in diesem Falle

müssen

die

unteren

Wohnräume

von den

darüberliegenden

Speichern,

K o r n ~ und Futterböden unbedingt durch

Zwischendecken mit

Z i e g e l

Eternib

oder B e t o n ~

aruflage

getrennt

werden,

damit

bei

Bränden

in

den

gefüllten Dachgeschossen

wenigstens der i l r ~

unter befindliche Hausstock

so unversehrt

wie

möglich erhalten bleibt. Gestatten

die b e t r c f f e n ~

den BlLulichkeiten

nicht mehr

ein Einziehen

m a s

siver Zwischendecken oder feuerbeständige A u f

lagen, so

sind

sie baufällig

und

l>ilden eine

s t ä n

dige Gefährdung

ihrer gesamten Umgebung nicht

nur

im Luftangriffsfalle,

sondern schon

bei

allen

Friedensb ränden.

Auch

die eigentlichen Wir

t sc

ha

f t s g e

b ä ud e,

wie Scheunen, Stallungen und W a g e n

bzw.

Maschinenschuppen,

bedürfen allenthaLben

einer

weitergehenden Unterteilung und

A b t r e n ~

nung als

bisher.

SchC unenbrände lassen sich

nur

dann

nicht auf ihren

Herd

beschränken, wenn

diese Gebäude bereits

in dem Bewußtsein e r r i c h

tet wurden,

daß im Brandfalle an ihre Rettung

doch nicht mehr gedacht

werden kann.

Die h e u ~

tige Bauweise von Scheunen

bietet

genügend

M ö g ~

lichkeiten, um im Brandfalle eine

weitgehende

Bild 2.

Dasselbe

VO

rückwärts.

phot.

Pilscheider (2) .

Ü

bertragung

,des

Feuers nach außen

rund

innen

wirksam

zu

unterbinden; dasselbe

gilt für

S t a l l u n ~

gen

und

Schuppenbaruten.

Die gleichen und

feuerpolizeiliohen

Forderungen wie

für

Werkstät-

ten

und Fabrikbetriebe sind

in

ihrer Art auch

auf

die ländlichen

Wirtschaftsgebäude anzuwen

<

den,

und nur, wenn diese Forderung

überall

kannt und verwirklicht wird, kann der gefahrdro

<

hende

bauliche

Zustand

vieler

Landstädte und

dörflicher

Siedlungen im Interesse der

Friedens<

brandbekämpfung und

vor

allem

des

Luftschutzes

rechtzeitig

behoben werden.

Ahnlieh verhält es

sich mit der

ak t i v e n

B r

an

·d a b weh r auf

dem Lande, die auch nicht

mehr wie

früher dem bloßen Zufall

überlassen

werden darf. An die Stelle beliebiger

L ö s c h w a s ~

sergefäße hat auch

in

dem kleinsten Anwesen

der

nur

zu Löschzweoken

bestimmte

F e u e

re

i m er

zu

treten,

an die Stelle

veralteter und v e r w a h r ~

loster hölzerner

.

Stockspritzen

die K

übe

s p r i t z

e.

In

der

Bedienung dieser einfachen

Löschbehelfe

müssen sämtliche

halbwegs

e r w a c h ~

senen und rüstigen Bewohner ausgebildet

sein,

,

denn diese Geräte dienen nicht nur zur

rasohen

Unterdrückung von Entstehungsbränden,

sondern

vor

allem

auch Zlur wirksamen Abwehr

von Flug<

feuer

und

Brandübertragung

durch

strahlende

Hitze

wie

auch

zur

endgültigen

Ablöschung v r ~

stcckter und hartnäokiger Brandnester unter

V e r ~

mClidung

übermäßiger Löschwasserschäden. Auch

die in

verschieden

en Landbez.irken seit langem

eingeführten H a n d f e u e r l ö s c h e r ~ S c h u t z n e t z e kön

.

nen

dem ländliohen Luftschutz von Nutzen

sein,

sofern

es sich weniger

um nur

unter Zeitverlust

nachfüllbare und

in

ihrem Betrieb

kostspielige

Löschapparate als um einfache, zuverlässige

H a n d s p r i t zen

handelt.

Während

in

den

Städten

den Löschkräften

Druckwasserleitungen und

Hy,

dranten zur Verfü.

gung

stehen,

fehlt dieses wichtige

Hilfsmittel

in

ländlichen

Ortschaften ohne

öffentliche W a s s e r ~

versorgung leider

gänzlich. Anzustreben

ist

die

Besohaffung

von

Kraftsnritzen, wobei sich

beson

.

ders

die

tragbare

Kraftspritze e i ~ n e t Für sehr

kl eine

Gemeinden,

Einzelgehöfte usW.

aber sind

tragbare Kraftspritzen kostsnielig,

auch erfordern

sie besondere

Wartung und

Bedienung, geeignete

Unterstell

räume

Und

ausreichendes

Löschwasser.

Die herkömmliche ländliche a n

dd r

u c k

s p r i t z e ist für diese Anwesen ebenfalls zu

u m ~

fangreich, da es

sich

in den

allermeisten

Fällen

um

vierrädrige

Geräte mit

fest auf

dem

F a h r

gestell ruhendem Pumpwerk

handelt. Beförderung

und

Bedienung dieser Snritzer. erfordern e r h e b ~

lichen Zeit<und Kraftaufwand, wobei die Zahl der

benötigten Druckmannsohaften meist in

keinem

Verhältnis

ZI\ I der erzielten Löschkraft steht.

Als

Zwischengerät dürfte sich

oft

Cline einfache

trag. rund fahrbare Sau g u n ·d 0 r u c k

s p r i t z e fü r H a n d b e t r i e b (Bjld 3) mit

80 bis 100

mm

Zylinderweite ohne

Wasserkasten

eignen. Ein solcher ..Hydrophor

wird

mit ein<

schieb

baren Tragstang

-en

und

einklappbaren

Druckstangenenden

versehen

und nimmt

daher

nur

wenig Platz

ein.

Den

Wasserkasten ersetzt

im Falle -

der

Speisung

des Gerätes mittels

H a n d ~

gefäßen

ein zusammenlegbares

Se gel

t u c h r e •

se r v 0 i r nach Art

der

bekannten M a r i n e ~

schwimmsegel

und

K r a f t s p r i t z e n

S a u g b o t t ~ c h c

wobei

der

Saugschlauch der Handpumpe in den

Segeltuchbehälter

gelegt wil d. Da die Bedienungs.

mannsohaft beim P Umpen

ihr

volles Körperge.

wicht auf den vom Fahrgestell herllJbgenommenen

93

Page 12: Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

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Bild 3. Hydrophor. We rkph o t.

Hydrophor

wirken lassen kann sind zu

seiner

Bedienung bedeuten/d wenig,

er

Druckmannschaften

nöt.j,g als bei der normalen Han'ddru ckspritze.

DiC6e leichte A I b p r o t z ~

un

,d Tragspl1itze eignet sich

besolllders als Angriffsg,erät für jugendliche und

weibliche Personen in Binzelihöfen und einsam

gelegenen Betrieben Weilern und Vorwerken

Ausbauten und

vom

Ortskern

weit<er

entfernten

Häusergl'tu'Ppen. Dank dem g e r i n ~ e n

Umfang

kann der

Hydrophor

auf

jedem

Gefährt oder

dem

Löschkarren neben allen sonst

benötigten

griffsgeräten unld Schlruuchbeständen Platz finden,

während bei

ungünstigsten

Wegeverhältnissen die

kleine SprJtze im

Notfall

auoh ge tr ag,en oder im

Winter

mittels Schlitten zur BrandsteIle

befördert

wel'1den kann.

Während die meisten kleinen Land ;

feuerwehr,

en

heute

nur

üb er eine oder

höchstens zwei

Handdruckspritzen

v e r ~

fügen, können die Einzelgehöfte ohne

allzu hohe

Unkosten mit

dem

b e s c h r i e ~

benen

kleinen

Hydrophor nebst

z u g e ~

hörigem

Löschkarren ausgerüstet

w e r ~

den so

daß

bei Feuerausbruch die

Löscharbeit noch vor dem

Eintreffen

der

Feuerwehr

mit

ei,genen Kräften

wirksam

aufgenommen

weI"den kann.

Letztere erhalten erfahrungsgemäß

durch den Besitz einer eigenen kleinen

Löschmaschine mehr Sicherheit und

Selbstvertrauen als wenn sie nur über

behelfsmäßiges und kleines

Löschgerät

verfügen und im übrigen ausschließlich

auf Hilfeleistung

anderer

angewiesen

sind.

N euel1dings haben die seitens der

Feuerlöschgeräteindustrie

schon

seit

Jahren betriebenen Versuche

mit

Kraft;

spri tzen kleinsten Kalibers zur S c h a f ~

fung einer wirklich

brauchbaren

und

besonders handlichen KleinstkrafV

spritze

geführt der o r n i s t e r

k r a f t s p r i t z e. Dieses kleine und

94

einfache Löschgerät besitzt einen lllftgekühlten

S a c h s M o t o r S t a m o 6 mit einer Leistung von

2 2 PS

und

3000 Umdrehungen in der Minute' . Die

Feuerlöschpllmpe ist mit dem

Antriebsmotor

rekt gekuppelt und aus korrosionsfestem y d r o

nalium und rostfreiem Stahl hergestellt; die

serführenden Teile sind eloxiert.

An

Armaturen

sind

an

,der Pumpe je 1 C ~ S a u g ~

und

1 CDrucb

stutzen sowie ein Manometer vorgesehen (Bild 4).

Die Spritze hat bei 30 m Förderhöhe eine m i ~

nutliche

Wasserlieferung von

200

I

was der

L e i ~

stung

einer normalen

Handdruckspritze

entspricht.

Als Ansaugpumpe dient eine gewöhnliche L u f t

pumpe so daß Bedienung und Arbeitsweise äußerst

einfach sind. Der Brennstoffbehälter des

Motors

laßt rund 4 ; der Auspufftopf

ist

mit S c h a l l d ä m p ~

fung versehen.

Als

Traggestell der Spritze dient

ein Tornister aus Leichtmetall der

mit

T r a g g r i f ~

fen und

Riemen

versehen ist.

Das

Gesamtgewicht

der Spritze beträgt nur

48

kg, so daß sie auf dem

Rücken eines einzigen kräftig,en Mannes

zur

B r a n d bzw. Löschwasserentnahmestelle befördert

werden kann. Der Träger vermag außerdem die

Sauglcitllng

und sonstiges Spritzenzubehör

zu

b e ~

fördern.

Für den Brandschutz ländlicher Siedlun gen und

Anwesen dürften die Vorzüge dieses neuartigen

Tornisterlöschgerätes besonders im L u f t a n g r i f f s ~

falle, aber

auch

in Friedenszeiten klar auf der

I-land liegen. Es

sind

dies: leichter

Transport

einfache Bedienung schnelle Bctriebsbereitschaft

und geringste Raumbeanspruchung. Ländliche

Hausfeuerwehren Löschtrupps entlegener

Weiler

und Ortsteile

können

mit Hilfe ,der T o r n i s t e r k r a f t ~

spritze in

ihrer

Wil'ksam keit vollkommen u n a b ~

hängig gemacht

werden

da

die Tornisterspritze

an

jeder

beliebigen

und auch schwer

zugänglichen

Löschwasser Entnahmeste

lle angesetzt wel"den

kann. Sie verbraucht

verhältnismäßig

wenig L ö s c h ~

wasser

und gestattet

trotzdem

die

Vornahme

einer

L e i t u n g

unter

ausreichendem

Druck und

g e n ü ~

gender Wasserleistung.

Hierdurch

erübrigen sich

die für ,die kleinste

Handdruckspritze

erfordep

liche

Druckmannschaft

wie

auch

ein besonderes

Transportfahrzeug. Vielmehr kann die T o r n i s t e r

Bild 4. Tornistcrkr.ltspritze . W e rk phot.

Page 13: Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

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kraftspritze bequem

auf dem

Löschkarren

bereib

gehalten und

in

unwegsamem Gelände

mühelos

von einem

oder

zwei

Mann

zum

Brandplatz oder

Zur

Saugstelle

getragen werden.

Während

eine

derartige Kleinstkraftspritze

für

den ersten

Brandangriff

ausreicht kann mit

zwei

solchen

Geräten bereits

ein

fortgeschrittener

Brandherd wirksam von

zwei Seiten angegriffen

werden bevor seitens der Ortsfeuerwehr stärkere

Löschkräfte mit normalen tragbaren Kraftspritzen

bzw.

Kraftfahrspritzen

zum

Einsatz

gebracht

w e r ~

den können.

An

zahlreichen

Stellen dürfte

es

her

zweckmäßig

sein,

inmitten

des

Löschkarrens

oder sonstigen H a n d z u g ~ A n g r i f f s w a g e n s der ört

lichen

elbstsehutzkräfte Raum zur Mitführung

von

zwei olchen

Tornisterkraftspritzen v o r z u ~

sehen,

neben

denen

alsdann immer noch genügend

Platz

zur Mitnahme

von Schlauchmaterial, t e i g

und kleinem

Löschgerät,

Werkzeug und der

übri

gen

Angriffsausrüstung

verbleibt.

oweit schon

jetzt

abzusehen

ist, ,

dürfte

die Tornisterkraft<

spritze bereits

in Friedenszeiten erheb lich

zur

Verbesserung

des

ländlichen

Brand_

und

sonsti

gen

Selbstschutzes beitr

agen.

Eine

wertvolle

Ergänrung der

Feuerwehren

in

kleinen Städten

namentlich

bei ungünstigen \ Vas

serversorgungsverhältnissen

ist

die Bereitstellung

von T a n k k r a f t w a gen bzw. Ta n k k r a f t -

fa

h r s p r i t zen. Di e Tankkraftfahrspritze kann

während

der Sommermonate

mit Vorteil gleich

zeiti,g als

Straßensprengfahrzeug

Verwendung fin

den. Si,e

vermag

in

ihrer

kleineren

Ausführung

2000 bis 3000 und als

größeres Dreiachsfahrzeu

g

5000 bis 6000

Liter Wasser

zu befördern.

Tankkraftfahrspritze hat sich

bereits

in zahb

reichen Brandfällen als äußerst segensreich erwie-

sen,

z.

B. bei utozu

ammenstößen auf

der

Land

straße

bei

Zugunfällen auf

offener

Strecke

bei

Flugzeugabstürzen

weitab

bewohnter

Siedlungen

wie auch bei

Waldbränden

usw.

Weil die

schwere

Tankspritze

sich

im

Gegen.

satz

zu

der

leicht transportablen

tragbaren

K r a f t ~

spritze

nicht

ohne

weiteres an schwer zugäng.

liche

Brand. un

1d Löschwasserstellen befördern

läßt empfiehlt süch die Mitführung eines einachsi.

gen Sc h l au c h t r

ans

p

0

r t a n h ä n

ge r

s

mit

mehreren hundert Metern

Druckschlauch

zum

selbständigen Auslegen

der

SchlauchleitlUng

über

weitere

Strecken während gerollte Schläuche in

geni.igender Menge

auf der Tankspritze selbst mit.

geführt werden.

Auch beim aohholen

von Löschwasser

sowie

bei

der

Zwischenschaltung als Relaisspritze leistet

die

mit

eigenem großem Wassertank

ver

ehene

Kraftfahrspritze

namentlich

bei ländlichen Brän

,den ausgezeichnete

Dienste.

Sie

ist

unter allen

Um

ständen sogleich

betriebsbereit

da

ihre

Feuer

löschpumpe vom

Fahrmotor

angetrieben

wird ihre

Löschwasserversorgung für den ersten Angriff un.

abhängig

von örtlichen

Entnalhmestellen

unmittel.

bar

aus dem eigenen

Behälter

erfolgt und bei Frost

der

rruitgeführte Wasservorrat

mittels

Auspuff

gasen oder

elektrischer

Heimmg vorgewärmt wer

den

kann. Bei kürzerer Schlauohleitung genügen

ein Truppführer zwei bis drei Wehrmänner und

der

Fahrer zur Vornahme des ersten Löschan

griffs

von der Tankspritze in deren Führerhaus

übrigens fi.inf Mann

Platz

finden

können.

Ab

schließend

sei

erwähnt

daß

die

hier gebotenen

Anregungen

auf praktischen

Erfahrungen

,im klein

städtischen

und

ländLichen Bran,dschutz des In.

und

Auslandes

beruhen.

ersuche über die E i n w i r k u n ~ von

Lost auf

den

Betrieb

eines Wasserwerkes

Dr. S am p e

Dr.

G r o ß

k

0

p

f Dr. med.

veL

H a rm sund Dr. med.

veto

W e i l an

d ,

sämtlich

Lübeck

Die Betriebsanlagen eines Wasserwerkes

erfor.

dern bei einem Kampfstoffangriff

grundsätzlich

die gleichen Maßnahmen wie andere

B e t r i e b s a n ~

lagen auch.

Ebenso bedarf

es

kaum

einer

weite.

ren

Untersuchung

ob es für

den

Kampfstoff mög

lich ist, in eine

verletzte Druckwas

erIeitung ein

zudringen. Solange die Leitung

noch

unter Druck

steht ist

natürlich

keine

Gefahr vorhanden.

Eine

vcrletzte Wasserleitung

jedoch die nicht unter

Druck

s teht, kann für den Kampfstoff die Ein

gang

pforte

jn das Wasser bieten . Es treten

dann

die gleichen Erscheinungen ein, wie sie

auftreten

Wenn

Lost

das Wasser erreicht das sich im

Reinigungsprozeß befindet. Einen Beitrag

zur

Kenntnis

clrieser Erscheinungen zu liefern, ist ,

der

Zweck dieser

Arbeit.

r Der unt

ersuchte

Wasserreinigungsvorgang.

Für unsere Untersuchung ha

l

ben

wir

den beson

ders

ungünstigen Fall angenommen daß Ober.

fläohenwasser als Arusgangsmaterial für die Trink.

wasserbereitung

dient.

Wesentlich

günstiger

wer.

den die

Verhältnisse wenn

das Wasserwerk mit

Tiefbrunnen arbeitet

weil ,

dann

clrie Möglichkeit

gegeben ist, das

Wasser unter Umgehung

,

der

in

diesem Fall auch wenig umfänglichen Reinigung

direkt

in das

Rohrleitun

gsne

tz

zu drücken ohne

allzu große gesundhei tliche

Gefahr

zu laufen.

Auch sonst wird es immer zweckmäßig sein, die

* Oie Arbeit wurde von der

Chemisch.n

Abteilung des Dräger

werkes Lübeck. ~ e m e i n s a m mit der Veterinär-Abteilung des Staat

lichen U n t c r S l l c h u n ~ s a m t e s

Lübeck.

Leiter: Obcrrcgierungs- und

-vete·

rinärrat

Dr. Pötschkc. durchgeführt.

95

Page 14: Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 14/32

WasscrwerkseinrichtJungen so vorzusehen, daß

ohne

große

Schwierigkeiten irgendeine

vergiftete

Stelle aus

dem

Weg des Wassers

ausgeschaltet

und vielleicht durch eine nicht verletzte Stelle

ers,etzt werden kann.

Die

von uns angestellten

Versuche

lehn

tcn

sich

an

das

Wasserreinigungsverfahren des

Lübecker

Wasserwcrks an

t

  .

Hier wird

0 b e r f I ä c h e n

<

was

s c r aus

der Wakenitz zunächst durch

Schnellfi

lter und dann

in offene Becken,

L a n g ~

samfi lt

er

geleit et.

Das

SchnellfiIter

hat

eine

Schichthöhe von 1 m

und

wird

mit

einer

G e ~

schwindigkeit von

3 m bis 5 m

Wasser

je

Stunde

durchströmt.

Durch die ebenfalls

etwa

1 m

s t a r

ken

Bodenschichten der

Lan gsamfilter fließt das

Wasser mit

etwa

10

cm/St,d.

Geschwindigkeit h i n ~

Bild

1.

Probe

der

AlgenDora

aus LangsamlilIern.

Vergrößerung

150fach.

durch

in Zwischerrbehälter.

Von

die

sen Z w i s c h e n ~

be

hältern wiJ. ld

es

durch

eine Chloranlage

direkt

in

die Leitungen

ge drückt.

GewöhnLich

werden d a ~

bei

0,3

bis

0 ,6

mg

Chlor aruf

1 I

angewandt.

Der

Chlorüberschuß

,

des Wassers,

das ,die

Anlage v e r ~

l

äß

t, betr ägt

nur noch 0,02

mg/

l.

Dies

er Chlor

;

rest wird sehr

sohn ell

von

·

den

Wandungen

der

Rohrleitung

en

aufgernommen

2

  . Die

filte

rnd

en

Schichten sowohl

der

SchnellfiHer als

auah der

offenen Becken bes

tehen

aus Ki ,es. Di e

Kiesart

in

den

beiden

Filtern

ist

die gleich e, je'

doch sind

die

Körner

in ,den Schnellfiltern gr

öße

r als ,in den

Langsamfiltern. Die offenen B

ecken entha

lten

außerdem

eine für die Reinigung wichtige Algen

 

Bild 2. Dasselbe.

flora

S

  . Ihren

Zustand

Anfan

g April 1936 zeigen

die Bilder 1 und 2. Die Schnellfilter bewirken auf

Grund

ihrer

Besohaffenheit lediglich eine g

rob

.

96

mcahanische

Vorreinri,gung des Wassers, während

den Langsarnfiltern die Feinreinigung obliegt. Der

Durchmesser der

feinsten

Körner der

Langsam.

filter liegt bei etwa 1 mm

(obere

Filterschicht)

und nimmt

gegen

den

Boden

,des Filters allmälv

lieh etwa Farustgröße an.

n

Die

Löslichkeit und Hydrolyse des Losts.

Zunächst war ,die Frage zu prüfen, in welcher

Art sich Lost

bemerkbar

macht, wenn

es an ir '

ge

nd

einer Stelle des Reinigungsganges in 'das

Was'

se r

hineinkommt. Wesentlich war

es

vor

allem,

festzustellen, ob Lost als

solches

die

Einrichtun,

gen

des Wasserwerks passiert, oder ob

der Kampf

.

stoff

nur

in wässeriger Lösung ,

durch

die Filter

hindurc:hgehen kann. Da

nämlich

wässerige

Lost.

lösungen in

Abhängigkeit von Konzentration

und

Temperatur der spontanen

Hydrolyse

unterliegen,

hängt

es im letzten Fall nur

noch von der

Z eit

,

der Aufbewahrung

einer solchen Lostlösung wb,

bi

s

sie unbedenk

lich trinkbar wird.

Dichlordiäthyl

.

sulfid löst sich

bekanntlich

in Wasser wenig, wie

manche andere organisohe Flüssigkeit auch.

Diese

Lösung

ist aber nicht beständig; der

Kampfstoff

zerfällt vielmehr dabei

naah

Cl .

CtH4 .

S . C2H4 .

Cl

2 H 20

=

HO

. C2H4 . S . C2 H4 . OH 2 HCI

Lost Wasser = Thiodiglykol

Salzsäure

Unsere

Ar

beit

hatte

sich

daher

im

wesentlichen

mit

,der Löslichkeit

und den Hydrolysenverhält.

nissen des Losts zu

befassen

. Beide sind be

kannt.

H

0

p k ,i n s z.

B bestimmte

'die Lös l ,i e h k e i t

von Dichlordiäthylsulfid in Wasser

von

10° C zu

0,07 v.

H.4).

Wir

fanden in gut

er

Obe

reinstim.

mung mit ,dieser Zahl bei

15°

C

0,08

v. H. Die so

her

gestellt e gesä

tt i

gte

Lostlö

s

ung war

bei dicser

Temperatur

nach zwei

Stunden

praktisch völlig

1) Der

Leitung

der Städtischen Betriebe

(Abt. Gas·

U

Wasser

werk) der Hansestadt

Lübeck

danken wir für

das Entgegen.kommen,

das

sie

uns

während der

Arbeit wiederholt

,bewies .

2) Die Analyse des Lübecker

Trinkwassers

gi

bt

die folg end e über

sicht. Di e

Zahlen

schwanken im Laufe des Jahres nur unwes entlich, ab

gese h

en

vo n d(>m

Gehalt

an o rJ anischer

Substanz,

der bei Hoc

hwasser

.t a

nd (Früh lin g lind Her bst)

erheblich steigt.

Es s ind in I ü te r Wasser

in mg en th a lten :

Abdampfrückstand

Glührücksla

nd

~ ~ n O -

Ver

br auch (org. Subslanz)

SO,

CaCO,

M ~ O

CO,

Fe

NO., NO S ,

NH.

220

180

18

35

19

- 24

83- 86

12

-

16

2 - 3

0,1-0,2

Gesamlhärlc 10_ 12

bleibende

H

ärte

30.

J)

He rr Oberleldapotheker Dr . Ge m e i n h a r d I hatte die Freund

lichkeit, die

Algenwatte

im April 1938 zu

untersuchen:

A

lgenwatten

aus

dem

Reinigungsbecken des Lübecker Wasser

werkes,

entnommen am 12. 4 . 1938.

Die mit Formalin konservierte

A I ~ c n w a t t e

stell te ei ne sehr

schlei·

i ~ e l a n ~ f ä d i ~ e

o a a l ~ r ü n e

und

äußerlich

vö lli g ei

nh

e

itli

che Masse dar.

Sie bestand

in

d  r Hauptsache a us ei ne r Spirogyra

(Schraubena

l

ge,

Conjugatae). Die

vegetative

n Zellen Waren 35-38 u breit und e

twa

zwei- bis sechsma l so lang. In jeder Ze ll e ist ei n zweieinhalb bis

sechsma l spira lif J ewun den

er,

se lt ener wellig geschwun

ge

ne r Chloro

plast mit

ziemli ch viel

Py r

enoid en e

nthalt

en. Es dürfte sich um

Sp irogyra

quinina

oder eine di eser nah

es

tehende

Art

hand el n,

Zwiscnc n

den Spirogyra-Fäden

fand en sich ziemlich viele

Diatomeen

.

Es w ur d en

~ e n d e Gattungen

bzw .

Arten

fes tgestellt: Melosira

(

va

riuns), Mel;cJion (circularel. Diat oma (vulgare und elongatuml.

Synedra (u l

na.

cus

u. a.),

Nitzschia (sigmoi d

ea),

Cymbella (cistu la

u. a. kl oinerc),

Navicula

(gracilis.

cryptoce

phala, hungarica u. a.),

F r a ~ i l a r i a

(virescens,

capucina

), Cy

clotella (cornt.

[bis 43

f.I.

01 .

Kütlingiana seltener), Gomphonema (kl

ein,

seltenl. Amphora

(klein,

reite n)

, Achnanthes (minulissima), Pinnularia (spec.,

selten),

u .

a.

m.

Verei nz

elt

fanden sich außerdem einige

Rotatorien ICorulus

spec.,

Po lyarlhra platypt era) und Cilia ten (Chilodon cucullu.lus, vollges toplt

mit

Diatomeen .

Di e Mikroaufnahmen Bild I und 2 lassen

an

Diatomeen siche r er

kennen: Diatoma vu lg .r . und elongatum

sowie

eine

kleine

büsc helig

angeordnete Synedra. Bei den

Grünalgen

h

ande lt

es sich jedoch

an

scheinend

um ande re als Spirogyra vielle.icht Zygnema oder

Ulothrix.

D

as

is t oh ne weiteres dadu rch erklä rli

ch

, daß di e Algenvegetation mit

der

Jahreszeit wechselt.

gez.

Dr.

Gemeinhardt:·

4) Ho

p

k i n s ,

Journ. of

ph ar

ma co log y and

e

p .

th

e

ra p

eut i cs, 12

(1919), 393 .

Page 15: Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 15/32

h y d r 01 Ys ie r t. Die Messung

der

Löslichkeit

des Losts bei

höh

eren Temperatruren

wird

s c h W i e ~

rig

und un

ge

nau

, da die

Hydrolyse

die Res

ultat

e

stört.

Dah

er

finden sich in

der

Literatur

auch

keine

zusammenhängenden Angaben

,

darüber.

Hopkins (1.

c.) b

es timmt

e auch

die

H y d r o l y s e n ~

geschwindigkeit gesättigter wässel1iger L o s t l ö s u n ~

gen his

zur

Temperatur

von

21° C. Wir gcben se ine

W

er

te in dem Di

agramm

Bild 3 wieder.

.

: ....

-

/

j.--

 

/

v

v

V

.

-

 

ty

v

;- -

~ - '

l----"

t

V

v

...

1 7 I ~/ lAll.

I . ~

[7

c:..

.

I.p

7.

e

l·/

...

,nuliN

a

1Je

1 0 1 0 1 0

-

Bild 3.

Hydrolysen

kurven

gesättigter

Lostlösungen (nach Hopkins).

Nach

zwei

Stunden

herrscht also in einer g e ~

sättigten

Lostlösung folgender

Zust

and (berechnet

3JUs den

Angaben von

Hopkins):

Temperatur

+

Co

Spalte

1

0,6

10 0

15 ,0

20,5

zerse tzt

v. H.

2

41

78

85

Kampfstoff

I

noch vorhanden

mg

/I

3

197

154

120

10

Die

drei

ersten Werte ·

der

Spalte 3 wUl den aus

den Löslichkeiten und dem zersetzten Anteil

Sp ·a

lt

e 2 ,errechnet. Bei 15° wurde die noch nicht

hYdrolysierte

Lostmenge

'durch In terpola

tion

funden. Bei 20,5° halben Wiir ,

den

Wert unter 3 'in

eigenen Versuchen ermi ttelt. Diese

Werte

der

Spalte 3 geben

Auskunft

über die Gefahr beim

Trinken .der abgestandenen Lostlösung.

..

Man

findet ,

daß

bei

15°

in der gesä

tt i

g

ten

L o s t

losung, ·die anfangs 0 8 g/l enthielt, nach zwei Stun,

den noch 0,12 g/l vorhanden s'ind. Diese

K o n z e n

tration so ll in der wä sserigen Lösung keine H a u t ~

Wirkung mehr

hervomufen

5

  .

W,ir verwandten für unsere Mess.ungen die von

G. S t a m

pe , G.

A. Sc h

rö t

e

rund K.

G

roß

k 0 p fa)

vor

geschlage

ne

Metlhode,

um

den F

orb

gang ,

der

Hyldrolyse bzw.

den

Gehalt eines

a s ~

sers an verändertem und unverändertem m p f

s ~ o f f zu

bestimmen

: E,

ine

wässerige

G o l d c h l o r i d ~

losung

gibt

mit Lost,

auch wenn

dieses sich in

",:ä

'

ss

,efliger Lösung befindet, eine gelbe

Trübung,

die aus

einer

Anlagerun-gsverbindung

von Lost und

GoLdchlorid

bestehF)

. Das

durch

die

H y

drolyse

d.

es

Losts entstehende

Thiodiglykol

'

gibt weder

~ n e

gelbe

noch

überhaupt il1gendeine

Trübung;

die

ge

lbe

Gol

'dchloridlösu

Tllg entfä

rbt

sich

vielmehr.

Naoh

den Feststellungen von

P f

le

ss e r

8

) kann

lllan ein WaS&er, das

bei

,d

er

Prüfung

mit G 0 1 d

chlorid

keine

gelbe

Trübung

mehr gibt, als trink<

bar

ansehen.

IH.

Die

Versuche

an KiesfiItern.

Auf eine OriginabKiesschicht von der Höhe der

S c h n e 11 f i I t e r und einem Querschnütt von

10 cm

2

wurden

wechselnde

Mengen Lost

gegeb

en

und Wasser

in d

er den

Schnellfiltern

e n t s p r e c

den Geschwindigkeit

von oben nach

unten

hin

'

durchgedrückt.

Dabei wur,den Mengen zwisch

en

0,02

und

0,4

g

Lost

/cm

2

Filteroberfläche v e r w e n ~

det.

In

allen FäHen

W13.r

,das abfließende Wasser

klar, es

enthiel

t aber gelöst

en

Lost,

wenn

a

uch

bei

unseren Versuchen

Sättigung nie

erreicht

W1Urde.

Ein

typischer

Ver

s u c h

sei

beschrieben:

Durch ein Schnellfiltermodell, bestehend aus

ein

er

80

cm

hohen Kiesschicht

mit

einer O b e r ~

fläohe von <etwa 10 cm

2

,

wur,de

das

Wasser

mit

3 m/Std.

Geschwindigkeit

hindurchgedrückt. Auf

die OberfläClhe des Wassers wUl'den 2 cm

3

Lost

ge

bracht

. Die Filtrate sind losthaltig,

soba

ld s ie

Wasser en tha

lt

en,

das

am Kampfstoff vorbeifloß.

Nach secMstündigem Betrieb wurde im a b f l i e ß e

den W asser unmittelbar nach

der

Fi

lt r

ation

noch

Lost nach

gewiesen,

nach zweistündigem

Stehen

di

,eser Filtrate, wie zu erwar t

en

war, nur noch

TihiodiglykoI.

Wie durch Trübungsvergleich

n

ac

h

der GoIdchlorildmetlhode e

rmittelt

wurde, hande lte

es

sich

hier

um

Lostlösungen

mit

einem Gehalt

von etwa

100

mg /I.

Di

e

oberste

Schicht

des

Kiesfilters

erwies

sich

als stark

1 0 s t h a 1 t ~ Gegen

die

Mitte

des

Filters

niIllJIIlt

die

im

Kies gdundene Los

tmenge s p r u n g ~

haft

ab und is

t

am Ende

des

Filters so

gering, daß

die GoIdchloridreaktlion des

G e r ä t e s noch

gerade anspricht.

Ein aTlideres

Filter

gab bei

g l e i ~

chen Versuchsbedingungen nach

14stündi

ge

m

B e ~

trieb

ein

prnktisch lostfreies Filtrat. Das Wasser,

das

w

äl

hrend

14 Stunden

'

den

Kies durchfloß, hatte

also die

ganzen aufgebrachten

2 cm

3

Lost m t i t < g e

nommen.

D as

wür

·de

bed

e

uten,

,

daß

die

d u r c h

schnittliche Lostkonzentration

,

der Filtrate

e

tw

a

0,06

g/I betrug ,

das sind etwa

1/

10

gesättigte L o s t

lösungen.

Diese Überlegung vernachlässigt

die

H y

drol

yse, 'die

bewirkt, daß

die

mittlere L o s t

konzentration

der

F,

iltrate noch

ge

ringer

is t.

Entsprechend wurde auch mit einer

Kiesschicht,

wie sie

den Böden

,

der

offenen Becken

entspricht,

verfahren. Wir fanden keinen Unterschied g e g e n ~

über :d

em Verhalten

der

Schnellfilter.

Im

Wasserwerks

betrieb selbst

ist das La n g

s am

f i 1 t e r

mit A I gen

b

ewachs

en . Wir

b e ~

se tzt

en ,

daher

unser Modellfilter

mit denselben

Algen,

w.ie

wir

sie

im

Wa

sse

rw

e

rk fanden

(Bilder

1

und

2 zeigen eine

Probe

,

der

Algenflom).

Da

auch

im

Naturzustand

die Aigellibesetzung

k e i n e s ~

wegs üb

eral

l gleich dicht ist,

hab

en

wir

uns

nicht

um

die

Feststellung der Algenmenge

bemüht.

Die

Algen

auf

dem

Kiesfilter

geben

keine

g r u n d s ä t z ~

liche

Änderung der oben angegebenen

Ergebnisse.

Auch hier lief aus dem Kiesfilter eine teilweise

hydro lysi,

er

t e

Lostlösung

ab,

doch war

in ,diesem

Fall ,die

Hydrolyse weiter fortgeschritten

als bei

dem V

ersuch

oihne Algen. Es zeigte sich a

uch

noch

ein

~ w e i t e r Unterschied: Das aus

dem mit

Algen besetzten Filter

abfließende

Wasser enb

hielt

viel geringe

re

Lostmengen,

dafür aber

für

eine

wesentlich

längere

Zeit.

Die

Algen müsse

n

also

den Kampfstoff

irgendwie fe

stgehalten haben

.

Selbstvers

t

ändlich

wird

diese Ersc

heinung

von der

5) L y nc h ,

Sm

i t h .n d Mar s ha l l . ib

12

(1919). 265.

) s

t a m p

e ,

S c h

r ö t

e

r und

G r

k

0

p

f im Druck.

7) G. A. S

eh r

ö t e r ,

Angewandte

Ch e

mi

e,

49

(1936).

164----165

.

8)

Gerd

P

f

I e s

se

r ,

Lostnachweis

in

Wasser.

Aus dem

Pharma

kologisc

hen Institut

der

Universität

Würzbur

g.

Unveröffentlichte,

llns

lieb en

swürdigerweise überlassene Angaben.

97

Page 16: Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 16/32

geringen Filtrationsgeschwindigkeit in

den

L a n g ~

samfiltern

noch

begünstigt.

Wir

haben

nicht den Eindruck,

daß die

Algen

bci 'diesem

Vorgang

besonders rasch

absterben.

So haben wir z. B. nach drei Tagen Lost auf noch

grünen Algen

feststellen können; dieselben P f l a n

zen

lebten

noch nach 14 Tagen und hatten wohl

die

Vergiftung

überstanden. Auch für

das

a l g e n ~

besetzte Filter sei ein

typischer

Ver s u c h be<

schrieiben:

Das unter uchte Modell

des

Langsamfilters

stand

aus einer

50

cm

hohen

Kiesschicht

mit

einer

etwa 3

cm

hohen Algenschicht. Dcr F i l t e r q u e r

schnitt war wieder 10

cm

2

Die Oberfläche

wurde

mit 2 om a

Lost

vergiftet. Schon die ersten 500 cm

3

des Filtrats waren

losthaltig.

Der größte

Teil des

Kampfstoff.s lag in allen Filtraten j,edoch

bereits

hydrolysiert

vor, was aus

der Entfärbung

einer

Goldchloridlösung gesohlossen

wurde. Der noch

vorhandene

Kampfstoff

war

in den Filtr.aten

s ä m t ~

lioher

Versuche nach bereits 10

bis

15 Minuten

praktisch

völlig

hydroly

iert. Nach 60stündigem

Betrieb

war das Filtrat

noch

schwach

losthaltig.

Der Versuch wurde

abgebrochen,

und

die Filter<

schichten wurden

auf

ihren Lostgehalt untersucht.

Es zeigte sich,

daß

die

gesamte

Kiessohicht völlig

frei von

Lost

war, wälhrend die

noch

unversehrte

Algenflora

beträchtliche

Mengen

,des Kampfstoffs

zurückgehalten hatte.

Im ungünstigsten

Fall,

etwa unmittelbar nach

einer Vergiftung,

kann man

also wohl ,

damit rech

"

nen,

daß

das aus

den

Schnellfiltern abfließendc

WasSter eine nahezu

gesättigte

Lostlösung

d a r s t e l ~

len

kann. Man braucht aber nicht

zu

fürchten,

daß

dieses Wasser

etwa

Tröpfchen ungelösten

Kampfstoffes enthält. Jedenfalls

fanden

wir

schon

bei ,den Schnellfiltermodellen

keinen

ungelösten

Lost

im Filtrat,

und

erst recht

nicht

bei den

L a n g ~

samfiltern.

Im Gegenteil

ist bei dem

Wasser, das

ein Langsamfilter

verläßt,

die

Hydrolyse praktisch

vollständig.

IV.

Ve

rsuche zur ad

sor

ptiven Endreinigung

d

es Trinkwassers.

Die

Versuche

ergaben,

daß das

aus

dem

Filter

a:bfließende

Was

,

ser mehr oder

weniger

große

Mengen

Lost

gelöst

enthalten

kann. Es ließe

sich

nun

die Gefahr der

Vergiftung

durch

diese

L ö ~

sung vcrmei.den, wenn

man

das

Wasser erst dann

in die Leitungen

drückt, wenn

,

der Kampfstoff

ausreichend hydrolysiert

ist. ObgLeich

schon nach

wesentlich

kürzerer Zeit

k,

aum noch unzersetzter

Lost Z U

finden ein

wird, würde z ur v o l l s t ä n d i g ~ n

Hydrolyse

unter allen ,

denkbaren

Bedingungen

eine

Zeit von

zwei Stunlden ausreichen. Es konnte

nämlich

in

keinem Versuch m

Kiesfilterfiltrat

naoh zwC'istündigem Stehen bei 15°

noch Lost

nachgewiesen

werden. Das Wasser

aus dem

Filter

kann

also auch anfangs

nicht

völlig

gesättigt

g e ~

wesen

sein.

Nun wird

es ,

aber nicht

in allen Fällen möglich

sein, die

Wassermassen

solange aufzuspeichern.

DeshaLb

wur

,

den

die üblichen S

chi

u ß r

e in

i

gun

g s

ver

f a h

ren daraufhin untersucht,

ob

sie

imstande sind,

den gelösten Kampfstoff aus

dem Wasser

zu

entfernen oder

in unschädliche

Produkte Ülberzuführen. In

manchen W a s s e r w e r ~

ken

ist es üblich, das Wasser

Zlum

Sahluß

durch

ein K 0 h I e f I t e r hindurchzuführen.

Auf

diese

Weise ist

ohne

weiteres

eine restlose

Entfernung

des Kampfstoffs zu erreichen. Es

wur

,de z.

B.

eine völlige Entgiftung einer bei

10° gesättigten

Lostlösung erzielt,

wenn man

sie

durch

eine

80

cm

98

hohe

Schicht von Aktivkohle mit einer

Strö

'

mung

geschwindigkeit von 1 m/Std.

hindurchlau

:

fen läßt. Auch dem Wasser beigemischtes K o h l e

pulver

hatte eine ähnliche Wirkung; die E n t g f

tung war schon bei 0 5 g Kohle für 1 I Wasser

vollstänillg.

In einigen Wasserwerken finden sich hinter den

Reinigungsfiltern K I ä r b eck e n, die

besonders

dazu dienen, das im Wasser enthaltene Eisen

und

etwa

noch

nicht entfernte organische Bestandteile

abzuscheiden. Das in kolloi,

der

Form ausfallende

Eisen

absorbiert Teile

des Kampfstoffes. Man

k,

ann diesen Vorgang künstlich hervorrufen und

steigern,

wenn man

Aluminiumsulfatzusetzt.

So

konnten aus

dem

Filtrat des Langsamfilters mit

seinem an

sieh

chon geringen Lostgehalt

durch

Zusatz von Y v. T.

Aluminiumsulfat

auch die

letzten Spuren

des Kampfstoffes ' augenblicklich

niedergeschlagen

werden.

V. Versuche

zur

Endreinigung

des Trinkwassers

durch

Chloren,

Die häufigste

Art

der

Schlußreinigung ist

jedoch

das

Ch lo r e n.

Die

Chlorentg1fbung des

verlo

'

steten

Wassers wurde

deshalb eingehend unter<

SlUcht.

Die Kiesfiltrate

wurden

in der gleichen

Weise

mit Chlor behandelt,

wie es in

der

Ohloranlage

,des Wass'

erwerks

,geschieht. Die hierbei

vor

sich

gehende Ch lo r i e

r un

g

des

Kam

p f s t

0 f f

s

findet

fast

augenblicklioh

statt.

Die eingangs er:

wähnte,

im

Friedensbetrieb

übliche

Chlormenge

reicht jedoch nicht

aus, die möglichen

Lostlösun

gen bis zu

harmlosen

Produkten zu chlorieren.

Wir

erhöhten

deshalb die

Chlorkonzentrationen

auf

50

bis

100

mg ,

um

in allen Fällen eine Ent<

giftung sicherzustellen.

Dieser Chlorzusatz eni<

spDicht

etwa der Lostkonzentration der

Schnell;

filterfiltrate. So

konnte eine

wässerige Lostlösung,

die 86

mgll enthielt, mit

etwa

40 mg/I

Chlor augen

blicklich enbgiftet

werden. Nach der

Langsam<

filtration genügte

jedoch immer

ein h l o r ~ u s a t z

von 10

mg/I.

Der ach

w

eis de r

Ch lo r i e

run

g

s

.

p ro d u k t e kann

wieder

mit

Goldchlorid e r f o l ~

gen. Eine ,gechlorte wässerige Lostlösung

gibt

mit

Goldahlol'id einen

weißen

Niederschlag,

der

sich

beim Umschütteln

sofort

und ohne

Trübung löst.

Eine

nicht vollendete

Entgiftung läßt

sich

also

,

durch

eine

verbleibende

gelbe

Trübung,

,die auf

noch

vorhandenen Lost

deutet,

erkennen.

Hoc

h g e

s ä t

t i g

te

0

s t

l ös

u n

gen ,

di:.:

jedoch

im

Wasserwerk,

wie ,gezeigt,

kaum vor<

kommen dürften,

zeigen ein eigenartiges

VerhaI

:

ten. So

haben

wir

beobachtet, daß

bei 20°

mit

Lost

gesättigtes Wasser, das

m t 350 mg Chlor

auf 1 1 Lösung durchgreifend

gechlort wurde,

nach

]2 Stunden

völlig

klar geworden

war.

Auf

der

Oberfläche

befand

sich

jedoch

ein Ölfilm, der

nicht

aus

Lost

bestand.

Das Wasser selbst besaß

einen sohwachen, leicht

unangenehmen

Geruch.

Lost

ließ I

sich

in ihm

nicht mehr

nachweisen.

Völlig geruchlos

und

geschmacklos

wurde

das

Wasser

nach

der

Filtration durch

cine

80

cm hohe

Schicht

aktiver

Kohle.

Wir

versuchten,

die bei

der

Entgiftung

ent<

stehenden

Chlor . j e

run

g s

pro du

k

t e in

grö<

ßerer Menge zu fassen. Es zeigte sich dabei,

daß

die Chlorierung in organischen Lösungsmitteln

einen

anderen Verlauf nimmt

als in wässerigen

Lostlösungen

bzw.

Emulsionen.

D ~ s

Chlor als

solches, also in organischen Lösungen ,

wirkt

of;

fenbar

rein

substituierend

un d liefert unangenehm

Page 17: Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

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riechen

lde, merkaptanartige Reaktionsprodukte

öliger Konsistenz wie sie in der Literatur mehr

fach

beschrieben

sind

9

  . Chlor in wässeriger

L ö

sung, also b i Anwesenheit von unterchloriger

Säure, wirkt wahrsoheinlich nicht nur chlorierend

sondern auch 0 x y die

ren d.

Die R e a k t i o n s

produkte

besaßen einen

typischen

Geruch

und

übten eine ziemlich

unangenehme

Reizwirkung

iUf

N a s e n und Raohenschleirnhäute aus.

Es

h a l l ~

dclt sich bei ,den entstehenden

Chlorierungspro

;

dukten sehr

wahrscheinlich um

C h l o r v i n y l v e r b i n

dungen, von

denen

einige wenige al

hautätzend

bekannt

sind, allerdings in

schwächerem

Maße als

Lost, der größere Teil aber ungiftig sein soll.

Wir

versuchten keine Identifizierung, weil sie

für den praktischen Zweck

der

Untersuchung

ohne größere Bedeutung schien;

Lostmengen n ä m

lieh, die

mJr

Abscheidung

der

C h l o r i e r u n g s p r o

dukte führen können. sind hinter dem

L a n g s a m ~

filter

nicht

möglich. Bei

den

praktisch möglichen

Lostkonzentrationen die

sicherlich

geringer als

etwa 0,07 v. H. sind, bleiben die

C h l o r i e r u n g s p r o ~

dukte

vrielmehr im

Wasser

gelöst.

Ein Geruch

ist

unter diesen

Umständen

kaum

noch

w a h r n e h m ~

bar.

Das Wasser

bleibt auch beim Stehen klar.

Man

durfte

also annahmen daß

ein

bloßes

Chloren

des aus den Kiesfiltern albfließenden

Wassers diese ausreichend

entgiftet

sobald sich

nachweisen ließ. daß wässerige LostJösungen, die

mit

Chlor entgiftet wurden

keine

Sohädigungen

des

Organismus verursachen.

VI.

Tierversuche

zum Chloren verlosteten

Trinkwassers.

Für den N aohweis der Unsohädlichkeit von

gechlortem

Lostwasser

mußte

deshalb

der T i e r ~

vrersuch herangezogen werden. Auf Vorschlag

von

Herrn Generalveterinär

Prof.

Dr.

R

i ch

te

r s

wul lden diese VerSlUche

an

H

u n d

e n durchge

führt.

Auoh

wurden entsprechend einer Anregunq

von Herrn Oberstarzt

Dr.

M

U

n t sc h unter H i n ~

weis auf die

von

Herrn Prof.

Dr.

F I ur y aus

geführten Arbeiten

Fische für den Versuch h e r l n ~

gezogen, die

sich

jedoch wegen

ihrer großen m p ~

Findlidhkeit als

nicht geeignet

erwiesen.

Es wurden

zwei ö s u n g en

verschiedenen

Lostg

,ehalts zu den

Untersuchungen verwandt.

Lösung

I enthielt 0,25

cm

3

Lost je

Liter, Lösung 11

0,5 om

3

Lost je Liter,

entsprechend

0,032 bzw.

0,064

G e w . ~ P r o z e n t

der Substanz bei 15°. Sofort

naoh

der

Herstellung ,der

Lösungen

wurden sie

mit Chlor behandelt und zwar

mit

einer

Menge,

die gerade dru> Ausbleiben einer Trübung der Lö;

sung

mit Goldchlorid bewirkte.

Die

Lösungen

waren

wie

bereits

oben angegeben, farblos und

geruchlos. Sie enthielten

keinen

Überschuß an

Chlor, so daß die Versuchsergebnisse nicht

durch

Ätzwirkungcn

Ides Halogens oder

von

H a l o g e n

wasserstoffsäiuren gestört werden

konnten.

Im ganzen sind die Versudhe an fünf Hunden

durchgeführt

worden.

Die Dauer der

Versuche

sowie die gemessenen Körpertemperaturen. Ge ;

wichtsfeststellungen Und ,die verabreichte M e n ~ e

ohlorierter LostJösung gehen

aus

den beigefügten

TabeJlen hervor.

Die

Lösungen wurden den H u n

den je nach

ihrer

Größe

in

einer Menge

von

50

bis 200 cm

3

mittels

Mag ( n so n l e eingegeben.

Wider Erwarten wurden die Lösungen anfänglich

von

den Hunden in den

selten

ten Fällen er

brochen. Erst e:inige Zeit nach Beginn der V e r ~

suche

steigerte

sich die

Breohreizempfindlichkeit

der

Hunde

w.as wohl

zum Teil

auf psychische

Einflüsse durch die

Verabreichung

,der Magen-

sonde

zurückzuführen

ist.

Kennzeichnend

dafür

ist, daß der erste Versuchshund ein Bastard nie

erbrochen hat

während der hoohgezüchtet

e

Drahthaarterrier

und

der junge

Schäferhund sich

bei

der

Verabreichung der Lösungen weit e m p

findlicher zeigten.

K i n i s c h waren an sämtlichen Versuchs.

hunden k e in e k r a n k h a f t e n

A n

z e i ch e n

wahrzunehmen

die auf

eine

Schädigung infolge

Verabreichung

der

Lösungen schließen ließen.

Die

Temperaturschwankungen

hielten sich durchweg

innerhalb

normaler

Grenzen.

Auch

die Gewichts.

sohwankungen

waren

nicht

wesentlich woraus auf

einen

störungsfreien

Verlauf des Stoffwechsels

geschlossen

werden

kann.

Die

Tötung

der

Hunde

r. I, 2 und 4

wurde

anschließend

ap

den

Versuchsabschluß

vorge.

nommen.

S ä m t l ~ c h e drei Hunde

z,eigten

an d en

i n n e r e n O r g a n e n k e i n e

k r a n k h a f t e n

V e r

ä n d e

ru

n

g en

(Bilder 4 bis 6). Mäßige

Rötung

der

Magenschleimhaut

und

stellenweise

auch

der

Dünndarmschleimhaut

sind

als normaler

physiologisdher Befund

a n ~ u s p r e b h e n

da

sie

sioh

genau

so

bei einem Hunde

dem

die V e r s u c h s

lösung

nicht verabreicht und

der

zu

Vergleichs

.

zwecken ebenfalls in

nüchternem

Zustande

tötet

wurde

vorfanden.

Bild 1. Magen

eines

gesunden Hundes.

Der Hund Nr. 3 WiUrde erst ~ e b e n

Monate

nach

Abschluß des Versuches gelegentlich eines B e

suches der

Herren

Prof.

Dr.

F lu r y Würzburg

und

Geschwaderarzt

Dr.

P f I e s s e r in deren

Gegenwart getötet und zerlegt. Dabei wurde

stellenweise

eine

geringe diffuse

Rötung

der

Dünndarmschleimhaut fe tgestellt. Bei,de Nieren

besaßen eine

dunkdblaurote Farbe.

Von der

Schnittfläooe konnte in rcichlicher Menge eine

dunkelrote getrübte

Flüssigkeit

abgestrichen wer.

den. R,inden.

und

Mark chicht waren dC Utlioh

9) Z. B. M u m I 0 r d .nd

P h i

J J i p s , J ourn. ehe rn.

Soe

. , 1928,

155. und 1929, 535.

99

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7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

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voneinander

zu unterscheiden. Die Nierenkapsel

ließ sich ohne Substanzverlust leicht abziehen. In

,der

Harnblase

befand sich etwa cine halbe

Tasse

voll einer getrübten gdbrötlichen Flüssigkeit. Die

Harnblasenschleimhaut war

verdickt

und in

Bild

S

Magen mit Zwölffingerdarm von Hund 2

Deutscher Schälerhund-Bastard).

starke Falten

gelegt. Sie zeigte in ihrem ganzen

Umfange, besonders au;f

den Schleimhautfalten,

eine

starke Rötung.

Wenn auch diese

E r s c h e i n u n ~

Bild 6.

Dasselbe,

Hu nd 4

Terrier).

2

gen auf eine Spätwirkung des gechlorten L o s t ~

Wlassers zurückgeführt werden können, so

kann

man sie doch ebenso

mit

einer Erkältung in Z u ~

sar:-lmcnhang bringen,

die

sich der Hund in den

kalten,

regnerischen

Oktobcrtagen

zugezogen

Bild 7 Magenschleimhaut

eines gesunden

Hunde•.

Vergrößerung

2Slach.

ben dürfte, zumal

·das hinter

einem Maschendraht

angebrachte

Fenster des

Hundezwingers z e r t r ü m ~

mert war.

Der

Hund

N r. 5 wurde zur weiteren

e o b a c h ~

tung in eine Ver.suchsbox des Staatlichen U n t e r ~

Bild 8. Dasselbe, Hund 1 Bastard mit Mopsblut .

Vergrößerung

2Slach.

suchungsamtes übernommen und hier am 10 1

1937 getötet. Bei seiner Zerlcgung wurden

e l b e n ~

falls, wie bei den ersten

drei

Versuchshnmden,

keine krankhaften Veränderungen nachgew:iesen.

Leider ist dieser Versuch.shund, ein S c h ä f e r h u n d ~

welpe, am Tötungstage, an dem

er etwa

zehn M o ~

nato alt geworden war, nicht mehr

gewogen

w o r ~

den. Er

hatte

sich

jedoch zu einem normal u s ~

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7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

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gew.ach

senen

Schäf

erhund

entwick

elt und befand

sich in

gutem Ernährungszustand,

so

daß daraus

gcsch lossen

werden

kann,

daß

bei

diesem

Hunde

nachträglich

keine

resorp

tiven \

Virkungen

des

gech l

orten Lostwasser aufgetreten

sind.

/

.

~

. I

.

• .

r

i . ~ .

:

..

\.

I

.

.

. , .t

.

~

 

. . ~ ~ : m . .

.

114·

.'

.

, .

) .

f

'.

Bild 9. Da

sse

lbe ,

Hund

2. Vergröß er ung

25 lach

.

ObgIeich

sich bei

den Zerl

egungen

der Hunde

1,

2, 4

und

5

keine patholo

g1sch

,a natomischen

Yerändcrungen

vorgefunden

hatten,

wurden trot

z,

dem

von

sämtliohen fünf

Yers llchshunden histo

,

logi

sc

he

Schnitte

angefertigt,

und zwar von

den

Bild 10.

Dasselbe

,

Hund

4.

Vergröß

e

run

g

25 lach.

Teilen,

die

mit

den Lösungen

b ei

ihr

er Y,

era

b,

reichung unmittelbar in Berührung gekommen

w.aren, nämlich vom Mag

en

bzw . dem Anfangs,

t eil des Zwölffinger,darmes. Sämtliche

Schnitte

sind als

Paraffinschnitte hergestellt und

mit Hä,

matoxilineosin gefärbt. An den Schnitten aus der

Mag'cnschleimhaut (Bilder 8 bis 10; Bild 7 zum

Vergleich) der

Hunde

I, 2

und

4,

die auch von

den

Herren

Prof. Dr . Flury und Geschwaderarzt

Dr.

Pflcsser

J

O dmohmustert

wor,

den

s>irud,

konn

,

ten keine auffallenden

YerändeJ.'lungen

festgestellt

werden.

Ebenso waren

in

rl '

  n

Schnitten aus den

Peyerschen Platten der

Zwölffingerdarmschleim,

haut

des Hundes 5

und auch

,des Hundcs 3 keine

Bild 11. Schleimhaut

aus dem

Anlangstei\ des Zwölffingerdarms

von

Hund 3. Vergrößerun

g

22 lach.

pa

h o l o h i s t o l i s c h e n

Y erä

nd er ungen wah

r ,

nchmbar,

wie

auch

aus d

en

beigegebenen

Mikro

,

aufnahmen (Bilder 11 und

12) zu

erse

h

en

ist.

10  He rrn Professor Dr F I u r y

sowie

Herrn es chwa de rarzt Dr

P f I

c s s

(

r dank e n

wir

für e

se

U

nt

e

rstüt

z

ung

so

wi

e für zah:rc ic hc

wer t

vo ll

e

Ratschl

äge .

Bild

12. Dasselbe, Hund 5. V e r g r ö ß r u n ~ 40

lach.

201

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7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

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Bild 13. Nierenrindenschicbl pars convolula) mit Nicrenkörpercben

von

Hund 2. Vergrößerung

140 lach.

Von dem Versuchshunde Nr. 3 wurden a u ß e r ~

dem wegen der Mlffallenden Veränderungen an

der

BlasenschleimhMlt

Schnitte aus dieser

wie

auch aus einer

Nier

,e hergestellt. In einem der

Schnitte aus Ider Harnblasenwand konnten s t e l l e n ~

weise gehäufte

Ansammlungen

von RundzeJlen

zw:isohen den Epithelien in der Schleimbaut Imd

der Muskularis

angetroffen wer

,den.

In

dem N i e ~

renscoolitt

von

Hund 3 (Bilder 13

und

14) konnten

zwjschen ,den Harnkanälchen ver 

einzelt

oder

steb

lenweise gehäuft und

hintereinandergereiht

rote

Blutkörperchen

festgestellt

werden. Besonders

zahlreich fanden sich diese in den

meisten N i e r e n ~

körperche:n sOWli,e in

deren

Nähe

zwischen den

gewundenen Harnkanälchen und

vor

allem

sehen

den geraden Harnkanälohen

am Obergang

von

I

der

Rinden<

in

die

Markschicht. Besondere

Veränderungen am

Nierengewebe

selbst waren

nicht

-

nachzuweisen. Die

EpithdbelkLeidung der

Harnkanälohen

war

in ihrem ganzen

Verlauf

durchgehend sehr

gut

erhahen . Die

Kerne

der

Epithelzellen sowie

das Protoplasma waren gut

durchgefärbt

und

deutlich voneinander

zu unter<

scheIden.

N

ach

Iden

Untersuchungsergebnissen

haben so<

mit

sämtltiche fünf HUllde keine

ernstlichen Ge<

sundheitssohädigungen durch ,die Verabreichung

des gechlorten

Lostwassers

erlitten. Die bei dem

Versuchshund Nr. 3 gefundenen Veränderungen

an den Nieren und

,

der

Harnblase

I

dürften

a

uf

Grund

-

der

dargelegt,en Verhältnisse unter

Berücb

sichtigung der

übdgen

Befunde, besonders bei

Hund

2 ulld

5

k aum als

eine

Spätschädigung an<

:z;usehen sein.

Der Hund

2 wurlde zwar sofort im

Anschluß an -den Ver,such getötet. Immerhin

~ s t

aber zu berücksichtigen, daß dieser Hund zwei

Monate lang im Versuch gewesen ist, und daß

er die stärkere Lösung mit ursp rünglioh mehr

Lost und in ungefähr derselben Menge wie

Hund

3

erhalten

hat.

Trotzdem

konnten bei dem Hunde

2 keine p a t h o l o g i s c h a n a t o m i s c h e n Veränderungen

an den Organen nachgewiesen werden.

Aus

die <

sem Grunde sind von Hund 2 nur his tologische

Schnitte au s der mit der Lösung unmittelbar in

Berührung

gekommenen

Magenschleimhaut a n g e

legt worden.

Wie

sohon

bemerkt,

konnten auch

mikroskopisch in diesen Schnitten keine Verän<

derungen festgestellt werden. Der Hund 5

wurd

e

ebenfalls wie

Hund

3

erst mehrere Monate

nach

Absohluß des

Versuchs

getötet. Er hat

zwar

an

Menge weniger bekommen, dafür

aber

die Lö<

sung II in verhältnismäßig j u g e n d l ~ c h e m Alter

etwa

acht Wochen)

erhalten. Chronische

nährungsstörungen waren

in der

acht

Monate

langen

Zeit

zwischen Versuchsabschluß

und

dem

Tag der Tötung nicht zu beobachten. Hund 5

befand sich ebenso wie die anderen Hunde in

einem sehr

guben ErnäJhrungszustande.

Er

zeigte

bei

seiner Zerlegung

keine krankhaften V e r ä n d e

rungen an seinen Organen.

Wenn sich auch aus

der

von uns angestellten

gerill gl

en

Zahl von Tierversuchen

eine endgültige

Schlußfolg,

erung wohl

nur

schwer ziehen läßt,

so

glwuben

wir

dooh, die Ansicht begründet zu ha <

ben, in der Regel seien keine ernsten S c h ä d i g u n

gen naeh V,

erabreichung

von gechlor t

em

Lost .

wasser

zu erwarten, da

ja

im Ernstfall nur

ei

ne

ganz kurz

dauernde

Aufnahme von gechlortem

Lostwasser

in Frage kommt, niemals aber eine

ehronisdhe

Aufnahme von -

der

langen Dauer

d e ~

Versuche.

Außer

-dem zerstört oder en tfern t .

koehen des Wassers

Lost

und seine Ch lorierungs.

produkte mit Sicherheit.

VII. Zusammenfassung.

1 Es

wurde ~ e s t g e s t e l l t

daß bei

der

üblichen

Trinkwasserreinigung mittcls

Kiesfilter nie

Lost

Bild 14. Gerade Harnkanälchen am Übergang von

der

Ri

nden·

zur MarkschichI von Hund 3. Vergrößerung 140

lach

.

Page 21: Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

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in Tropfen,

Tröpfchen

oder

Emulsionen in

däs

Filtrat gelangte,

daß der

Kampfstoff aber immer

l

ängere

Zeit hindurch

als

wässerige

Lostlösung im

Filtrat erschien.

2.

Durch

Versuche wurde die

aus dem

Verla.uf

der spontanen Hydrolyse wässeriger L o s t l ö s u n

gen ableitbare

Erscheinung

erhärtet, daß

auoh

im

ungünstigsten

Fall Wasser, welahes

aus dem

filter abfloß, praktisch frei von unzersetztem

Kampfstoff ist,

nachdem

es

zwei

St'unden

bei

Zimmertemperatur

stand.

3.

Es

wlurde als sehr

wahrscheinlich befunden,

daß

das aus

den

Kiesfiltern

abfließende Wasser,

auch

wenn

es noch Kampfstoffreste enthielt,

durch

das

Chloren entgiftet

wird.

Man soll ,

dies

·

e. .. W a s ~

ser nur nicht

wochenlang trinken.

1. Hund

kleiner

Bastard

mit Mopsblut).

Datum

Temperatur Gewicht

27.

2.

1936 37,9

28. 2. 1936 37,4

3.

3. 1936 38,2

-l.

3.

]936 38,3

5.

3.

1936 36,4

6.

3.

1936 36,8

i ·.

3. 1936 38,2

9. 3. 1936 38,9

50 cm

3

Lösung I

50 cm

3

Lösung I

50 cm

3

Lösung I

100 cm  Lö ung I

11. 3.

1936 37,2 100 cm

3

Lösung I

13.

3.

1936 37,0 100

cm

3

Lösung I

16. 3. 1936 37,5 150 cm

3

Lösung I

7,5

kg

7,7

kg

17. 3.

193

6 Tötung 7,4

kg

Hund

1

hat

innerhalb

von zwei

Wochen i n s g e

samt 192 mg Lost ,

in

Lösungen

von

320

mgll u f ~

genommen.

Getötet

einen Tag

nach ,der letzt

en Füttenlng

.

2. Hund

Schäferhund.Bastard).

Datum

Temperatur

4. 3. 1936 38,2 150 em

3

Lösung I

6. 3.

1936 38,5 200

crn

S

Lösung

II

7. 3. 1936 38,0 200

cm

s

Lösung II

9. 3. 1936 38,3

11. 3. 1936 38,5

13. 3. 1936 38,2

16 . 3. 1936 37,5

. 3. 1936

19. 3. 1936 38,3

21. 3. 1936 38,2

23. 3. 1936 38,2

25. 3. 1936 39,2

27. 3. 1936 38,9

200 cm

S

Lösung II

200 cm

s

Lösung II

200 cm

3

Lösung II

200 em

S

Lösung II

200

em

S

Lösung 11

200 l

3

Lösung JI

200 em

S

Lösung JI

31. 3. 1936 38,3 200 cm

S

Lösung II

4. 4.

1936 38,3 200

cm

s

Lösung

II

9. 4. 1936 39,0 200 em

s

Lösung II

21. 4. 1936 39,5 200 cm

s

Lösung II

22. 4. 1936 38,8 erbrochen

Gewicht

21,9

kg

23,6

kg

23,1

kg

23. 4. 1936 38,4 ,erbrochen Kartoffeln)

24.

4.

1936 38,5 erbrochen

25. 4. 1936 38,4 200 cm

3

Lösung II

27. 4. 1936 38,9 200

cm

s

Lösung I

28.

4.

1936 38,2 erbrochen

30. 4. 1936 38,1 200 cm

S

Lösung II

2. 5. 1936 38,8 200

cm

s

Lösung II

4. 5. 1936 38,3

Tötung

22,0

kg

Hund 2 hat innerhaLb

von zwei

Monaten i n s g e ~

sam t 2,16 g Lost

in Lö

ungen von 640

mg

/I, an

zwei

Tagen

von

320

mg

/

I,

aufgenommen.

Getötet

zwei

Tage nach der letzten Fütterung.

3. Hund Schäferhund.Bastard mit Strich).

Datum

Temperatur Gewicht

. 3. 3. 1936 100 cm

s

Lösung I

4.

3. 1936 38,2 200 cm

3

Lösung I

6. 3. 1936 38,9 200 cm

S

Lösung I

21,5

kg

7.

3.

1936 38,1 200

cm

3

Lösung I

Datum

Temperatur

9.

3. 1936 38,1

11.

3.

1936 38,3

13.

3.

1936 38,0'

]6. 3. 1936 38,3

17.

3.

1936

]9. 3. 1936 38,3

21.

3.

1936 38,5

23. 3. 1936 38,3

25. 3. 1936 38,9

27. 3. 1936 39,2

31. 3. 1936 38,7

2.

4. 1936 38,7

7.

4.

1936 39,0

9.

4. 1936 38,3

21.

4.

1936 39,0

22. 4. 1936 38,4

. 23. 4. 1936 38,7

24. 4. 1936 38,1

25. 4. 1936 38,4

27. 4. 1936 39,3

28.

4.

1936 39,0

30. 4. 1936 38,4

2.

5. 1936 39,2

4.

5.

1936 38,7

200

cm

s

Lösung

I

350

cm

S

Lösung

I

400

cm

3

Lösung I

200

cm

3

Lösung

I

200

cm

S

Lösung I

200 cm

3

Lösung

I

200 cm

S

Lösul1'g

I

200

cm

S

Lösung

I

200 cm

3

Lösung

I

200

em

3

Lösung

I

erbrochen

200 crn

3

Lösung I

erlbrochen

200

em

3

Lösung I

200

cm

3

Lösung

I

200 cm

3

Lösung I

200

cm

3

Lösung

I

erbrochen

100 cm

S

Lösung I

200

em

3

Lösung I

.erbrochen

Gewicht

21,1

kg

24,2 kg

24,3 kg

19. 10.

1936

Tötung

Hund 3

hat

innerhalb

von zwei

Monaten

gesamt 1,39 g Lost

in Lösungen

von 320

mg

/I

u f ~

genommen .

Getötet 5 Monate nach

der

letzten Fütterung.

4.

Hund

Terrier, etwa

ein Jahr

alt).

Datum

Temperatur

Gewicht

21. 4. 1936 38,5 100

cm

3

Lösung

II 9,25 kg

22.

4. 1936 38,4 100

cm

3

Lösung n

23. 4. 1936 38,3 100

cm

3

Lösung II

24.

4.

1936 38,1 100

cm

S

Lösung II

erbrochen

25.

4.

1936 38,0 100

cm

s

Lösung

II

erbrochen

27.

4.

1936 37,8 100

cm

s

Lösung II

erbrochen

28.

4.

1936 38,0 100 cm

3

Lösung II

erbrochen

30.

4.

1936 37,5 100 cm

3

Lösung II

erbrochen

2.

5. 1936 38,5 100 cm

S

Lösung Il

erbrochen

4.

5. 1936 38,4

Tötung

8,7 kg

Hund hat

innerhaLb von zwei Woohen i n s g e

samt 192 mg

Lost

in Lösungen von 640 mg /I u f ~

g,enommen.

Getötet

zwei

Tage nach der letzten Fütterung.

5.

Hund

Schäferhund.Welpe,

etwa acht Wochen

alt).

Datum Temperatur

Gewicht

21.

4.

1936 39,3 erbrochen 9 kg

22. 4. 1936 39,0 100 cm

3

Lösung II

23.

4.

1936 38,6 100 cm

S

Lösung 11

24.

4.

1936 38,5 erbrochen

25.

4.

1936 38,9 100

cm

3

Lösung II

erbrochen

27.

4.

1936 38,7 100

cm

3

Lösung II

28.

4.

1936 39,1 100 cm

3

Lösung II

erbrochen

30.

4.

1936 38,4 100

cm

3

Lösung 11

2. 5. 1936 39,5 100

cm

3

Lösung

11

erbrochen

4. 5. 1936 38,7 9

kg

10. 1.

1937

Tötung

Hund 5 hat innerhalb von zwei \Vochen

gesam t 256 mg

Lost

in Lösungen

von

640 md/I

aufgenommen.

Getötet acht Monate nach

der

letzten Fütterung.

2 3

Page 22: Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

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Eine sowjetrussische askampfaufgabe

Generalmajor a. D. v o n Te m p e 1h o f f

I. Vorbemerkungen.

Sich in die

taktischen

Grundsätze eines

fremden

Heeres

hineinzudenken, ist

schwierig,

wenn man

sie

nur aus Vorschriften

oder

theoretischen Abhandlun

gen

kennt

. Sie werden verständlicher, sobald man über

ihre Anwendung an der

Hand

eines

Beispiels aufge

klärt

wird. Diesem

Zweck

soll die folgende PIanauf

gabe

di enen, die

aus

einem Aufsatz

des

sowjetrussi

schen Majors

Se

r e b r

j en

n i k

0 w') stammt. Da

seine

Ausdrucksweise für

deutsches Empfinden

schwül

stig

und

daher an manchen Stellen unklar ist, seien

Kriegslage und Verlauf in kürzerer Fassung und straf

ferer Gliederung wiedergegeben. Die zugehörigen russi

schen Skizzen sind unübersichtlich. Sie sind durch ein

fachere

ersetzt worden

.

Zum

Verständnis der

Entschlüsse

und

Anordnungen

muß vorausl eschickt werden,

daß Serebrjennikow

von

folgenden Voraussetzungen ausgeht:

Die

Infanterie kann

Geländevergiftungen in 1

e ie

h

t e r G ass c h u t z b e k l e i d u n g (Umhänge,

Schutz

strümpfe, Handschuhe) unbedenklich überschreiten.

Diese bleibt

nach

dem

Übergange

liegen

und

wird

später von Entgiftern

eingesamme

lt. Jeder Mann ist

mit einer

Garnitur

ausgerüstet. Er ist also

ohne

Kö r

perschutz, wenn

er

im

Gefecht

eine zweite Gelbkreuz

sperre

überschreiten muß. Die

Nachführung und Aus

gabe einer zweiten Garnitur

ist während

des Kampfes

nicht möglich.

Deshalb

soll die Infanterie g r un d

s ä t z I i ch mit ihrer

leichten

Gasschutzbekleidung

sparsam uml ehen

und

sie nur ausgeben, wenn

eine

Umgehung

der

angetroffenen Gelbkreuzsperre ausge

sch lossen ist.

Solange eine solche von

der

Infanterie

umgangen

oder

in Gasschutzbekleidung

überschritten werden

kann, sind

Dur

c h g ä n

ge

im

allgemeinen nur für

die

Artillerie, den Gefechtstroß und technische

Kampf

mittel

von begrenzter G e l ä n d e g ä n g i g ~ e i t zu e n

t

gi f t e n.

Nach

der

Gasabwehrvorschrift sind zu

unterschei

den :

c

h e m i s e h e T r u p p e

ne

r k u n d u n g" und

chemische S p e z i a le r k u n d u n g". Die Truppen

erkundunJ stellt

nur

die Grenzen vergifteter

Abschnitte

mit Hilfe sinnlicher

Wahrnehmung

fest

und ermittelt

Umgehungswege.

Jeder Mann

muß sie ausführen kön

nen.

Die

Spezialerkundung

stellt

Art

und Stärke der

Verl iftung fest,

ermittelt giftfreie

Durchgänge und,

wenn

solche nicht zu finden sind, die

Möglichkeiten

der

Entl iftung. Hierfür hat

jede

Komp

,anie

einen

Gas

spürtrupp

von fünf bis sechs Mann zur Verfügung.

Außerdem

verfügt der Regimentskommandeur zur

Ausf.ührut.J.g

v o ~

Spezialerkundungen und

Entgiftungs

arbeIten

uber

emen

c

h e

mi

s c h e n Zug , den er

den

Bataillonskommandeuren

nach Bedarf

geschlossen

oder truppweise zur

Verfügung

stellt.

rr Kriegslage

und

Verlauf

der

Kampfhandlung.

1. T e i I

a) Kriegslage um 7 hr Bild

1 .

R o t e K r ä f t e i n breiter

Front

im Vormarsch

nach

Osten

rechnen mit

Widerstand

schwacher blauer Sperr-

Bild 1.

2 4

abteilungen am Fluß- und Bachabschnitt beiderseits

J as

c h k

i.

Als die

V o r

hu t

d e r

re c h te n K 0 -

Ion n e

der 5. In f.

- D i v. (I /

I.

R. 15 ,

l/A.

R. 5,

Pan

zerkampfwg.-Kp.

T.

-

62,

ein Pionier-

und

ein che

mischer

Zug) um

7 Uhr mit der

Spitze K

0

p e j k i er

reicht,

erhält der Vorhutführer (Kommandeur

I/I. R. 15)

von seinem

Regimentskommandeur folgenden

Be

feh I :

1.

Aufklärungsgruppe meldet fe i n d I i ch e S p e r

r u n

gen

in Linie

J as

c h k i -

A c h

0 wo.

2. V e r s t ä r k t e s IIT R.

15

d u r c h b r ich t die

Sperrungen

nördlich

Ja s c h k i , setzt sich zunächst in

Besitz von P o r c h

0

w

0

und des Waldes nordwestlich

davon und stößt alsdann weiter in Richtung auf Ja m k i

durch.

3.

Re

c h t s greift

Il/I.

R. 10 (4. J n f. - D i v.) in

Richtung J u r o w o - K o s t j u k o w o

l i n k s

I/I.

R. 13

über

A c h

0

w

0

in Richtung K ir

0 W 0

an. Ab

schnittsgrenzen : . . . . (s. Bild 1).

4. Beg

i n n des A n g r i f f s

über die

Linie M e r k a-

f

I u ß

(südlich Ja s

c

hk

i) -

Ja s

c h k i -

A c h

0

w

0

um

10

Uhr.

5. R e

g i m e n t s g e f e c h t s s

ta

n d

ab 10 Uhr

D e r g u n 0

w o

später auf Höhe 96 S west\. Po r -

eh 0 w o.

b) Erste Maßnahmen des Bataillonskommandeurs Bild

2).

Nachdem der Bataillonskommandeur die

erforder

lichen Anordnungen erteilt hat , reitet er

nach Mo

ni n 0 zur Aufklärungsgruppe voraus. Von ihrem Füh

rer ~ r f ä h r t

er

folgendes: Zwischen M o n i n

0 und

K o

s

t i n

0 liegt eine G e l ä n d e

ver

g i f

t un

g, die meh

rere hundert

Meter

tief ist und sich westlich des Bach

grundes mindestens

bis

in die

Gegend

von A c

n

w

0

nach

Norden erstrec

kt. An den Waldrändern

ostwärts

des Baches

ste

llenweise

B a u

mv

e

r

hau

e.

Der

B

ach

ist durchwatbar, aber

wegen seiner

sumpfigen Ufer

außer

halb

der

Übergänge

von Artillerie und Panzerwagen

nicht

zu überschreiten. Brücken bei Ja s c h k i zerstört.

Umgebung

vergiftet.

Fe i n d I i ch e

MG

. auf Höhe

südostwärts K 0 s t in 0 bestreichen

den

Bachgrund in

Richtung auf

J as

c h k i.

c) Beurteilung der Lage.

Das Gelände

ist

für die Anlage von Sperrungen und

hinhaltenden

Widerstand

schwacher Kräfte sehr gün

stig. Außer den festgestellten sind weitere Gelände

verg iftungen zu

erwarten:

z. B an den Wegen durch

den B - u n d S - W a l d sowie im Zwischenraum zwi

schen

diesen

beiden Wäldern

bei

Punkt

87,S;

nach dem

Ausweichen von

BI

a u in seine zweite

Widerstands

linie,

die

auf

den

Höhen ostwärts Po r c h

0

w

0

anzu

nehmen ist, wird

man voraussichtlich

die

Brücke

west

lich

des Ortes zerstört

und die Umgebung vergiftet

finden, im Wald südlich Po r c h

0

w

0

und im D

W a l d auf neue Geländevergiftungen

stoßen;

weiterhin

eignen sich im

Waldabschnitt ostwärts

Ja m k i be

sonders die hindurchführenden Wege

zur Vergiftung

und

Sperrung

durch andere

Hindernisse.

Dem Gelände

nach

wäre

es an

und

für sich am gün

stigsten,

aus

der Gegend

rdlich M o n

i n 0

anzugrei

fen, um erst

einmal

die Höhe südostwärts K 0 s t i n 0

und den S - W a l d zu nehmen und alsdann

von

dort

aus den Angriff gegen das vom Regiment befohl ene

erste Angriffsziel

fortzusetzen.

Dabei müßte aber die

G e l ä n d e v e r g i f t u n g z w i s c h e n

M o n i n o

u n d

K

0

s t i n

0 durchschritten

werden. Das ist mißlich. Die

Kompanien

würden

schon

zu

Beginn des Gefechts ihre

leichte Gasschutzbekleidung verausgaben

und

ohne

Hilfsmittel sein,

wenn sie

im

weiteren Verlauf auf

an

dere Geländevergiftungen treffen sollten, die sie nicht"

1

S c

r e b r j e n n i k

0 W

Major: Die chemische Erkundung eines

Spcr

rabs

e

hnill

s. In der Militärzeitsehrilt Wo icnn Yi wiestnik , Nr.

2

(1937).

Page 23: Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

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Bild

2.

f Verlauf·

_

1'

R.

t . . .

Blou « rgitt

g

.

Der

F ü h r

er

e r

1./1. R. 15 läßt die

Ausdehnung der

Vergiftung

an riet'

Brücke

von Jaschki

durch

einen S p ä h t r u p p

(Truppen

erkundung)

in

Stärke

von 5

Mann

erkunden und überschr

e

itet

den Bach

weiter

nördlich. Sein

erster Zug findet den West-

rand de

s B-

Waldes durch Baumverhaue und

V ergiftungen

gesperrt. Verbindungsleute

melden

,

daß

2.

/I. R.

15

ebenfalls

auf Ve r

giftungen

gestoßen sei.

Spähtrupps

stellen

schnell

fest,

daß

die

Vergiftung am

Wald

rande

im Süden umgangen

werden

könne.

Entschluß

des

Kompanieführers

: 1.

Zug

setzt den Angriff über die Gelbkreuzsperre

fort (Benutzung der

leichten

Gasschutzbe-

kleidung).

2. und

3.

Zug umgehen die Ve r

giftung im Süden,

um den nördlichen Rand

des

B-

Waldes

zu

erreichen und von dort

aus

Höhe

96.5 anzugreifen.

Der

Führer

des

2. -

vordersten

- Zuges

erhält

den Befehl,

die

Wege

zum

ordrand

des

Waldes erkun-

den

zu lassen .

Ob der Kompanieführer

außerdem noch seine Gas s p ü r e r mit

umgehen können. Stößt

m:m von

M o n

i n

0

aus

süd-

lich an

der Geländevergiftung vorbei

direkt

auf die

H ö

he

96,5 (west\.

Porchowo)

durch, so

kann der An-

griff

durch das flankierende Feuer

des

Feindes auf

der

Höhe südostwärts

K

0

s

t i n 0

zum Scheitern

gebracht

werden.

Dieser Gefahr kann aber durch Vernebelung

der Höhe vorgebeugt werden.

Für

die

Artillerie

und

den

Troß müssen giftfreie

übergänge

über den

Bach

erkundet

und,

wenn keine

zu finden sind,

die zerstörten und vergifteten wieder-

hergestellt und entgiftet werden. In diesem Zusam-

menhange ist die chemische Erkundung von

größter

Bedeutung.

d Entschluß

des

Kommandeurs III. R.

15.

Nach Arti ll erievorbereitung Angriff über

Höhe

95

und den

giftfreien

Bachabschnitt nördlich J as

c h k

auf

H ö h e 96,5 (west\.

Porchowo);

1./1.

R.

15

rechts,

2./1.

R. 15

links.

Während des

Angriffs

Blendung

des

Feindes

·

auf Höhe südostwärts

K

0

s

t i n 0 durch Nebel-

schießen der 1

A.

R.

5.

3. 1. R. 15

und

Pzwg.-Kp.

T.

-

62 zur Verfügung

des

Bataillons .bei

M o n

i n

o.

e

Ausführung.

Bei der Befehlsausgabe

betont

der Bataillonskom

mandeur

die

Notwendigkeit

ein

er gründlichen

chemi-

schen

Erkundung

.

Er weist

die

Kompanieführer

an,

Geländevergiftungen, auf die

sie

stoßen

so llt en, mög

lichst

zu

umgehen und ihre Schutzumhänge und

-s

trümpfe,

solange es geht,

aufzusparen.

Für

die Gas

aufklärung

gibt er

im einzelnen noch folgende Auf-

träge:

1./1.

R.

15:

Ausdehnung der

Vergiftung

an

der

Brücke

von Ja s

c h k Sind die

Wege,

auch

Fußwege,

durch

d i ~

\Välder

ostwärts J as

c h k i

und

südlich

Po

r -

c h 0 w 0

vergiftet oder

für

Artillerie

brauchbar? Ist

in

J as

c h k i

oder im Walde

Behelfsmaterial

(Stroh, Reisig,

Bretter)

auf

zutreiben,

das sich

zur Herstellung

von

Geländebrücken

im

vergifteten Gebiet

für

die

Artillerie eignet?

2./1. R. 15

:

Ist der Bachübcrgan{

ostwärts Höhe

95

oder

der

S - Wal d ver

giftet?

Un t e r de m Schu t z e de r Schü t -

zen

kom

pan

i e n

haben auszuführen:

e h e m i

sc

her Zug :

Spezialerkundung

der

Vergiftung an der Brücke von Jas

c h k i

und

gegebenenfalls an

dem

ü b e r g a n g

os t

w ä r t s H ö h e 95.

Pi

0

nie

r

zug : Erkundung

von fahr

baren übergängen

über den

Bach.

Ar t i II e r i e :

Erkundung

von Furten .

einer Spezialerkundung der

für

Artillerie brauch-

baren Wege im Sinne

des

Bataillonsbefehls

beauf

tragt, wird

in

der

russischen Lösung

nicht

angegeben.

Während die 2. K o m pan

i

e,

in

der linken Flanke

durch

Nebelschießen der Artillerie gedeckt, den

Bach

ostwärts Höhe

95 in

breiter Front durchwatet,

erhält sie

heftiges

MG

.-Feuer

von Höhe

96,5 (westlich

Po

r-

c h

0 wo).

Im Grunde

vor ihr

gehen kleinere

Grup-

pen

des

Gegners

eilig nach Nordosten zurück. Der

1.,

rechte

Flügelzug

meldet dem Kompanieführer, daß

der Zwischenraum

zwischen B -

und

S -

Wal

d

ver-

giftet is t

.

Der

2.,

linke

Flügelzug

geht

gegen

den

Süd

teil des S -

Wal des

vor.

Als

er

sich

diesem nähert

,

hört der

Kompanieführer

eine heftige Sprengminen-

explosion

und beobachtet,

wie sich

am Südrande

des

Waldes und

250 m

nördlich davon

ein

dunkler

Kampf

stoffschwaden

langsam

zur

Erde

senkt . Entschluß des

Kompanieführers: Umgehung der Vergiftung

im or

den. Befehl

an Führer

des

2.

Zuges,

einen

Umgehungs-

weg

erkunden

zu lassen.

Vor der Ausführung

dieses

Entschlusses greift der

Bat

a i 11 n s

kom man

d e

ur , der

dieselben Beob

achtungen gemacht hat, mit

folgendem Befehl ein:

3./1. R. 15, bisher noch

zur

Verfügung zurückgehalten,

umgeht

die

von

der 2. Kompanie festgestellte

Gelände-

vergiftung im

Norden, um

den Angriff

durch den

S-

Wal

d in

Richtung auf

den Süd teil des

0 -Waldes

wei

ter vorzutragen.

2./1.

R. 15 hält zunächst und zieht

sich

alsdann

hinter

der 3./1. R. 15 nach

Norden,

um ihrem

linken Flügel als

zweite

Staffel zu folgen.

Während dieser

Ereignisse

führen der chemische und

der

Pionierzug ihre Erkundungsaufträge

aus.

Bild 3.

Jv rew

R.t . . . Iloll

205

Page 24: Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 24/32

2.

T

e i l

(B

i d 3).

a Lage

um

10,45 Uhr.

1./1. R. 15

hat Höhe

96,5 genommen und wird von feind

licher

Artillerie

mi t G e l b k re u z b es c h 0 s

sen.

3./

1.

R.

15 ist

in

den

Süd eil des D - Wa l d e s einge

drungen. 2./

1.

R.

15

folgt

ihr

links gestaffelt. Ein

Trupp

des

chemischen Zuges arbeitet an der Entgiftung

des

Bachübergangs

ostwärts

Höhe 95

.

Die Artillerie

konnte

den Bach noch nicht überschreiten

.

Fcind hält

die

Höhen

ostwärts

Porchowo

und

den

Ostteil

des Dorfes.

Der

Westteil und das Gelände vor ihm

in

der

Um

gebung des Bachüberganges sind vergiftet. Außerhalb

der Geländevergiftung kann der

Bach wegen des sump

figen

Untergrundes von Panzerwagen und anderen Fahr

zeugen

nicht überschritten werden.

b ntschluß des Kommandeurs IIl R.

.

Umfassung von

Po r c h

0

w

0

auf bei

den

Seitcn,

der

feindlichen Stellung

ostwärts des Dorfes

im

Norden

und Durchstoß

in

einem Zuge

bis J a m k

i.

c Ausführung.

Der

Bataillonskommandeur

befiehlt:

l V e r

s t ä r k te s lII. R. 15 greift aus

der

Linie

Höhe

96,5

(ostwärts

Po

r c h

0

w

0

- Ostrand

des

D

W a l des mit Schwerpunkt im

Norden

an.

2. 1./1.

R.

15 umgeht

die

Vergiftung vor ihrer Front

im

Süden und greift mit linkem

Flügel längs

der

Linie

Südrand

P

0

r c h

0

w

0 -

Sü·

drand

J a m k i an.

3.

3. /

I.

R.

15 greift aus dem Südteil

des D -

W a l

-

des

an,

nimmt Po

r c h

0

w o v o n

Norden und stößt

dann

längs des Weges

nach Ja

m k i

weiter nach

Osten

durch.

4.

2./

1.

R.

15 mit zugeteilter

Pzwg.-Kp.

T.

-

62

folgt

der 3. Kompanie links rückwärts gestaffelt, greift aus

dem

Nordteil des D - Wa l d e s

vorgehend den

feind

lichen Flügel auf

der

H ö h e Y k

rn

n

0

r dos t w ä r t s

Po

r c h 0 w 0 links umfassend

an und wirft

ihn in

Richtung auf Ja

m k

i.

5.

P z w g. - K p.

T.

-

62 überschreitet

den Bach

nörd

lich

J as

c

hk

i

auf dem vom chem

is

chen Zuge kennt

lich

gemachten über

.gange

ostwär

ts

Höhe 95 und stößt,

den

S -

W a l

d

nör

,dlich

umgehend,

am

Westrande

des

D - Wa l

des zur

2./1. R.

15.

6. M G

K.

erkundet

in

Gegend der

Höhe

96,5 (teil

weise

durch Gelbkreuzbeschuß vergiftet) eine

Feuer

stellung und unterstützt aus dieser

den

Angriff auf

Po r c h 0 w 0

und

das

Vorgehen

gegen die

Höhen

ost

wärts

des Dorfes.

7 IIA

R. 5 hält die flankierend

wirkenden

Feuer

nester am Südrand

des

Waldes nordostwärts

Po r

c h

0

w

0 nieder

.

8. Der

c h e m i sc h e Zug

steckt

das

durch

Gelb

kreuzbeschuß vergiftete Gelände

an H ö h e 96,5 (west

lich Po r c

ho

w 0) ab.

Sobald

die

Infanterie nach

vor

wärts genügend

Boden

gewonnen

hat,

führt er

die Spe

zialerkundung der Geländevergiftung westlich

P

0

r -

c h

0

wodurch und bereitet die Entgiftung und Wie

derherstellung des Bachübergangs

vor

(hierzu

Zuteilung

von Pionieren) .

d Verlauf.

Die

Spä htrupp1;

der beiden

in

den

D - W a l d ein

gedrungenen Kompanien melden am Ostrande

des

Wai

des

Baumverhaue und im

Walde

schwachen Gelbkreuz

geruch (chemische

Truppenerkundung)

.

Daraufhin

set

zen beide Kompanieführer ihre

Gasspürtrupps zur

Spe

zialerkundung ein,

um

giftfreie Durchgänge

zu ermit

teln.

Der

Bataillonskommandeur gibt dem Führer

des

chemischen Zuges

einen

gleichartigen Befehl

und

den

Auftrag, die

Pzwg.-Kp. T .

-

62 in ihre LauersteIlung

zu

führen

.

2 6

Die

Erkundung

des D - Wa l d e s

nimmt

15

Minuten

in Anspruch. D 'ie

Gasspürer

finden die Verhaue am

Ostrande des

Waldes und

ihre Umgebung vergiftet.

Sie

ermitteln

si chs kampfstoff-

und

hindernisfreie

Durchgänge

und

auch

einen für die Pzwg.-Kp. brauch

baren Weg

.

Um

11

Uhr 20 tritt

das Bataillon zum

Angriff an

und

nimmt

Ja

m k i

um 12 Uhr.

Der chemische Zug entgiftet den durch

dic

Gelände

vergiftung westlich Po

r c h

0

wohindurchführenden

Weg

einschließlich des Bachüberganges.

Je

zwei

Mann

läßt er an diesem und

an

dem

Bachübergang

bei

Höhe

95 nördlich

J as

c h k i

mit

dem

Auftrage

zurück,

die Artillerie und den Gef

echtstroß

hinüberzuführen

und

die folgenden

Truppen

zu

warnen

".

IH. Beurteilung

der Aufgabe und ihrer

Lösung.

In seinem Schlußwort

schreibt Major

S e r e b r

j en

-

n i k 0 w den

überraschend

schnellen Erfolg den zweck

mäßigen

Maßnahmen

zu, die die

Kompanieführer

und

der

Bataillonskommandeur

getroffen

hätten. Dank der

ununterbrochen und

umsichtig mit eigenen

Kräften

durchgeführten chemischen Truppenerkundung

sei es

ihnen

immer wieder

gelungen,

Umgehungswege

zu fin

den und rasch

vorwärts

zu

kommen, ohne ihre Gas

schutzbekleidung

-

mit

Ausnahme

des

l

Zuges

der

1. / [, R. 15 im B - Wa l d e - zu verausgaben. Nur in

einem Falle, im D - W a l d

e,

als eine Umgehung der

Vergiftung nicht

zweckmäßig erschien, sei

der

Einsatz

der Gasspürtrupps zur Spezialerkundung notwendig

geworden.

Durch ihre

schnelle

Anordnung und

erfo lg

reiche

Durchführung

sei

erreicht

worden,

daß

auch in

diesem

Falle

der Angriff ohne Aufenthalt und ohne

Verbrauch

von Gasschutzbekleidung fortgesetzt werden

konnte.

Das

Bataillon

werde

also,

wenn

es

ostwärts

Ja

m k i

auf Geländevergiftungen stoßen

sollte, die es

weder umgeht:n

noch auf

giftfreien

Durchgängen

über

schreiten

könr,e,

nicht

in

Verlegenheit

kommen,

da

es

noch

über

fast alle

Schutzumhänge und -strümpfe

ver

füge.

Der Bataillonskommandeur habe durch

umsich

tige

Organisierung der Gasaufklärung und

des

Warn-

.

und Meldedienstes wesentlich dazu beigctragen,

daß

das Gros

des Regiments so rasch

vorrücken

konnte .

Bei

der Beurteilung dieser Ausführungen ist

zu be

rücksichtigen,

daß

es sich bei

dem

durchgespielten Bei

spiel

um den

Angriff gegen s c h w a c h e Spe

rrabtei

lungen

handelt. Serebrjennikow

wollte davon überzeu

gen,

daß man

bei einem

Angriff

gegen einen ..chemi

schen

Sperra.bschnitt"

am schnellsten vorwärts kommt.

wenn man

sich

durch

eine unablässige

Gasaufk

lärung

dauernd

bemüht,

die

Ausdehnung der einzelnen Sper

rungen

und

Vt:rgiftungen

festzustellen

.

und

die in

der

Regel

auffindbaren

Lücken zwischen ihnen zum Vor

gehen benutzt. Er wollte ferner nachweisen,

daß

die

gebotene Sparsamkeit

mit der

Gasschutzbekleidung

nicht auf Kosten der

Schnelligkeit des Angriffs zu ge

hen braucht. Aus den grundsätzlichen Bemerkungen,

die

er

seiner Aufgabe vorausschickt, geht jedoch her

vor,

daß

er

mit

ein

em wesentlich langsameren Verlauf

und größeren

Schwierigkeiten rechnet, wenn

sich

der

Angriff gegen einen s

ta

r k e n

abwehrbereiten Feind

richtet,

der vor

seiner Front

Gelbkreuzsperren

ange

legt hat.

Die

Schriftleitung des

Wojennyj wjestnik bringt

in

einer kurzen

Sc

hlußbemerkung zum

Ausdruck,

daß

nach ihrer Ansicht der Angriff

auch in

dem

Beispiel,

das der Verfasser durchspielt, im Ernstfall nicht so

glatt und

schn ell

verlaufen würde, wie er annimmt.

Seine

Gedankengänge

seien

nützlich und grundsätzlic

h

zutreffend. Seine Aufgabe sei lehrreich und

ver

.diene,

aufmerksam

durchgearbeitet

zu werden. A b er e

W i r

k

s a m

k e i t

e in

e r d

u r c h M G.-

und

A r t

i 1-

l e r i e f e u e r

b e h e r r s c h t e n

G e l b k r e u z

s p e r r e h a b e e r n i c h t

h o c h

g e n u g b

e

wer te t .

Page 25: Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

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Der Gaskampf und die chemischen

Kampfstoffe

Die

dritte Auflage

des

Buches

von

Professor Dr

. Julius M e

y

e r

1)

Der

Ruf des Verfassers und die weite

Verbreitung

der

früheren Auflagen seines in wissenschaftlichen und

militärischen h:reisen hoch

bewerteten Werkes ver

pflichten zu einer

besonders

gründlichen v\'ürdigung

I

Wissenschaftliche eurteilung

Professor Dr. phi . et med.

Ferdinand

F I u r

y, Würzburg.

Als im

Jahre

1924 das

Werk

in

erster

Auflage er

schien,

wurde

es in weiten Kreisen freudig

und mit

Recht

begrüßt. Im

Gegensatz

zu den

meist sehr

frag

würdigen Erzeugnissen aus

der Feder

von

Unberufenen,

zu

der

täglich ansch

wellenden Hochflut auf dem Ge

biete der

Kriegsliteratur,

wurde hier

zum

erstenmal

ein

deutsches

Buch

über den chemischen

Krieg

geboten,

das

bestimmt

war, im Gasschu t

zdienst lind

in

der

Hei

mat weitesten Kreisen einwandfreie Kenntnisse über

diesen neuen Zweig

der

Kriegführung zu vermitteln und

das lange entbehrte

Unterrichts-

und uskunftswerk zu

liefern. Geschri

eben

von einem

Sachverständigen der

Chemie, e in em Hochschullehrer,

der

als Bataillonskom

mandeur

an

der

front, als Offizier im Gasdienst, als

Lehrer

an

der

Heeresgasschule die Entwicklung

mit

erlebte und

mitverfolgte,

hat das

von seinem

Verfasser

als wissenschaftlicher

Versuch bczeichnete

vVerk seine

Aufgabe auch in der

Tat in

hohem Maße

erfüllt.

Das

gleiche

kann auch

noch von

der kurz darauf

im

Jahre 1926 erschienenen zweiten Auflage

gesagt wer

den

. Es

war jedenfalls

eine

verdienstvolle Leistung

des

Verfassers, das im

Schrifttum

weit

zerstreute

Material

zu samme ln , zu sichten und übersicht lich darzustellen

und nicht zu l

etzt

die Spreu vom Weizen zu scheiden,

die

größten Irrtümer,

die unsinnigen Ubertreibungen,

das Sagenhafte, Sensatione

ll

e

und Phantastische

auszu

sondern. Gegenüber

diesen

Verdiensten konnte und

mußte

das Bedürfnis

nach

einer strengeren Kritik

an

Einzelheiten

zurücktreten

.

Mehr

als ein

Jahrzehnt

ist

seit der letzten

Auflage

verflossen. In

dieser Zeit

sind im In-

und Ausland

zahlreiche

andere

zusammenfassende Darstellungen

in

Buchform

erschienen.

Neue

Fachzeitschriften über die

in Frage

stehenden Gebiete oder damit

zusammenhän

genden

Nachbargebiete

sind

gegründet

worden. Un

gezählte Einzelveröffentlichun gen sind im militärischen

und

im wissenschaftlichen Sc

hrifttum

niedergelegt wor

A llentha lben

tauchte Neues

auf,

neue

Kampf

mIttel,

neue Me t

hoden,

neue Gesichtspunkte

in Gas

schutz und Gasabwehr. Besonders

durch

die Mittei

lungen

und Urtei

le von aus l

ändische

n Sachve r

ständigen

hab

en

wir wertvolle Aufsc

hlüsse

erhalten, die

in

man

chen

Fragen zu

Wandlungen der Anschauungen über

den ehcmi

schen

Krieg,

seine

Methoden

und

die

wirklich

erzielten Erfolge geführt haben . Gerade durch die

ach richten von

der

Gegenseite erscheint uns

heute

vieles in ganz neuem Lieh te.

Dem

Wunsch der Schriftleitung, die neu erschie

nen e

dritte

Auflage des

Werkes

einer

besonders

gründ

lichen Besprechung auch im einzelnen zu

unterziehen

,

soll im folge

nd

en

entsproc

hen

werden. Dabei

ist zu

prüf

en, ob

der Inhalt

heute,

Jahre

nach

dem

Er

scheinen

der

zweiten Auflage,

noch dem tand unserer

Er

ke

nntni

s

entspricht und wieweit

es

dem Verfasser

gelun gen ist. den

Fortschritten

auf dem

Gebiet der

chem ischen Kriegführung, wie es im Vorwort verspro

chen wird, gerecht zu werden.

Der wertvollste Kern

des

Buches ist enthalten

in den

Abschnitten.

die C h e m i s e h - P h y si kaI i sc h es

behandeln, vor a

ll

em in

dem

Teil,

der von

den chemi

schen Kampfstoffen se lb

st

handelt. Werden diese be

reits im allgemeinen

Teil

nach ihren Ei genschaften,

ihrem

Verhalten,

ihren \ ;Virkungen, nach

den

tech

nischen

Anforde

rungen

behandelt,

so finden sie

noch einmal

in

e

in

em

besonderen

chemischen

Teil

ei

ne

weitere

Bespr

echung

im e

in

zelnen.

Hier

zeigt sich

der Fac hmann,

der

ein

Gebiet theoretisch und

prak-

der

nunmehr

vorliegenden 3. Auflage. \Vir haben des

halb einen

anerkannten

Fachmann gebeten, die wissen

schaft

li

che Beurteilung zu übernehmen,

und

lassen

ihr

eine militärische Besprechung folgen.

Die Schriftwaltung.

tisch beherrscht,

aber

auch einfach, klar und exakt dar

zustellt:n weiß.

Was

in

den

einzelnen

Kapiteln über

die

Geschichte

der

einzelnen chemischen Stoffe

und Verbindungen,

die

Darstellungsmethoden und sonst

Wissenswertes,

soweit

es

mit den Rohstoffproblemen, sonstigen technischen

und wirtschaftlichen Fragen zusammenhängt,

gebracht

wird,

ist von hohem

Wert.

Der chemisch Vorgebildete

wird insbesondere die zahlreichen Formeln

und Ta

bellen begrüßen. Man

muß

sich

aber darüber

klar sein,

daß auch

hier

noch viele

Lücken

in

unserem

Wissen

vorhanden

sind,

daß

z.

B

die

in

der Technik

wirklich

verwendeten Me t

h

oden zur Herstellun

g

von

chemi

schen Kampfstoffen vielfach

nicht bekannt

sind.

Das gleiche gilt wohl

auch

von den anal y tischen Me

thoden, die nur

eine recht knappe Darstellung erfahren

haben. Bei

der

hohen

Bedeutung

des Tachweises von

chemischen

Kampfstoffen

im

Felde und

n

Luftschutz

hätte

man

in einem von

einem

Chemiker

geschrie

benen

und

deshalb im wesentlichen auf chemische

Dinge eingestellten Buch hier ein stärkeres Eingehen

auf Einzelheiten

erwartet. Auch

sonst

bestehen

fühl

bare

Lücken. So hat die

neuere

chemi che

Literatur,

die

besonders

auf dem

Gebiet

des DichlordiäthylsulFids

stark angeschwollen ist,

nur

wenig Berücksichtigung ge

funden . Völlig neu eingefügt sind dagegen

Abschnitte

übcr

Brom,

0   itrobenz

ylchlorid,

Jodaceton,

Benzyl

jodid, Thiophosgen.

Bei

anderen Kampfstoffen sind

Neueinfügungen

und Umarb

eitungen erfolgt.

Auch

einige allgemein e

Abschnitte,

die sich z.

B. mit

den

Rohstoffproblem

en,

der chemischen Industrie, der

zu

künftigen Entwicklung

befassen,

sind erweitert

und

den

heutigen Verhältnissen

angepaßt worden

.

Einen sehr großen

Raum

nimmt auch in

der

neuen

Auflage das ein, was Verfasser über die

Gaswolken

"

und i

hr

e Eigenschaften zu sagen weiß.

Das Kapitel

"spezifisches

Gew

icht" hat

notwendig gewordene

Än

derungen erfahren. Ober die Eigenbewegung"

der

"Vol

ken und das ..Abregnen

hat

Verfasser

seine beson

deren Ansichten. Zum

Kapitel

..Seßhaftigkeit werden

durch eine

Forme

l

und

eine

Tabelle neue Beiträge

er

bracht.

Die Besprechung

des m i I i t ä r i s

ehe

n

Te

i I e s

ist

Aufgabe der auf

diesem

Gebiet zuständigen Sachver

ständigen.

Wenn

sich

der Referent aber auf

Grund

langjähriger Fühlungnahme

mit

dem Gebiet und dau

ernder

Verfo

lgung des Schrifttums ein

Urteil

erlauben

darf, so

muß

dieses

dahin

gehen, daß der

Verfasser

noch ganz überwiegend

von

den

Eindrücken

der

Kriegszeit beherrscht

ist und dem

in

der

Nachkriegs

zeit

angewachsenen,

fast überwältigend

umfangreichen

Material

nic

ht überall hinreichend gerecht

wird.

An

dieser Meinung ändert auch der Umstand

nichts,

daß

an vielen

Ste ll

en

kurze

Einfügungen in

dem alten

Text

vorgenommen

sind.

Manche Neuersc

h

einungen

fehlen

gänzlich.

Die

Meinungen

über

Wert und Unwert

der

a lten

Verfahren

haben sich in

den

vergangenen zwei

Jahrzehnten

st

ark

verschoben.

Wenn

auch der Verfas

ser

an vielen Stellen seinen eigenen

Standpunkt

wie

dergibt, so

erwartet

doch

der Benützer

eines Buches,

das den derzeitigen

Stand

unseres Wissens vermitteln

soll , auch ein Eingehen

auf

die Meinungen

der andern

,

unter denen

sich doch eine große

Zahl

VOll bekannten

I Pro  . Dr . Julius M e y e r Der G

as

kampf und di e chemisc he r.

Ka mpfs lo

ll

e . 3. Auflage. 376 Seit en mil 39

l d u n

und 20 T

a.

be llen im T

ex

t.

r J a ~ S.

Hirz e l. L e i p z i 1938.

Pr

eis ge h. 13, 50,

ge b . 15 RM.

2 7

Page 26: Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

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Heerführern und

sonstigen Sachkundigen aus verschie

denen Ländern

findet.

Auch der

militärische Laie ver

mißt

hier fast ,

auf

jedem

Gebiet

die

eingehendere

Be

rücksichtigung

der neueren

militärischen

Anschauun

gen,

der

wissenschaftlichen Ergebnisse

und der

techni

schen Fortschritte,

die sich

nicht

zuletzt

auch

in

den

dienstlichen Vorschriften der verschiedenen

Armeen

widerspiegeln.

Durch

die

ergänzenden Einfügungen

über Flugzeuge, Luftangriffe, Kampfwagen,

Sprühgeräte

u. dgl. in den alten, unverändert gebliebenen

Teil

wer

den die Lücken

nicht

ausgefüllt. Vielfach leidet da

durch sogar

die

einheitliche Darstellung.

Auch

das, was

über

Sc

hu t

z und A b weh r ge

bracht wird,

kann den Leser heute nicht mehr

in allen

Teilen

befriedigen. Auch hier

nimmt

wie an

anderen

Stellen das, was heute

eigent li

ch

nur

noch historischen

Vert hat,

weitaus den breitesten Raum

ein . Die zahl

reichen Abbi

ldun gen

der Gasmasken

.aus

dem

Kriege

dürften

für die

Mehrzahl der Leser nur noch

ein gerin

ges

Interesse bieten gegenüber den heute gebrauchten

Gasschutzgeräten,

die ziemlich

stiefmütterlich

behandelt

sind . Man vermißt nähere Beschreibungen

der Atem

filter, der Sauerstoff-Schutzgeräte, der

Verwendung der

Gasanzüge,

Angaben über

Schutzräume,

über

die Tätig

keit

des Sicherheits-

und

Hilfsdienstes,

über

die

neueren

Entgiftungsmaßnahmen

. Viele di.eser

heute

überaus

wichtigen

Dinge fehlen völlig

oder

sind

nur

flüchtig

gestreift.

Die heute

im

Aus

land

verwendeten

Gas

schutzmittel

sind ganz

kurz

weggekommen .

Auch

gegen

das

Abregnen von Kampfstoffen

sind im

Ausland

Schutzmaßnahmen entwickelt worden. Unter

den

nicht

gerade immer

glücklich gewäh

lt

en

Abbildungen

fehlen

die

Sauerstoff-Schutzgeräte, deren Bedeutung'

im Kriege

vom Verfasser stark unterschätzt wird. Beim Schutz

der Nahrungsmittel

(S. 202) wird

nur

das

Gelbkreuz

als gefährlich bezeichnet, die arsenhaItigen Stoffe sind

vergessen .

Wenden

wir uns zum Me d i z i n i s ehe n.

Hier

zeigt

sich

besonders deutlich das

Fehlen eines

sachverstän

digen Beraters.

Einzelne Abschnitte sind einwandfrei

aus

der Fachliteratur übernommen, dazwischen finden

sich

aber

zahlreiche

Stellen, die

mehr

oder

weniger

zu

beanstanden

sind.

Mangelhafte

Begriffsbestimmungen,

Widersprüche, Irrtümer wirken hier oft störend.

Sie

verwirren den

unkundigen Leser

und

geben vielf,ach

völlig falsche Vorstellungen. Auf die

Wirkungen der

Kampfstoffe

wird

in

verschiedenen Abschnitten

wieder

holt

eingegangen, im allgemei nen Teil, bei

den Grund

lagen des Gaskampfes, bei

der Anwendung

im Felde,

beim Schutz und dann noch

einmal im chemischen

Teil

bei

Aufzäh

lun g

der

einzelnen Stoffe.

Wenn auch

die

Darstellung

bei

den verschiedenen Kapiteln

zu

weilen von

anderen

Gesichtspunkten

aus erfolgt, so

fehlt

doch mancherorts die

gegenseitige

Abstimmung

Einheitlichkeit. Es

seien

nur

genannt

die

völlig

wldersprechenden Angaben

über

die Reizwirkungen des

Dichlordiäthylsulfids (vgl. S.81, 92, 143), über die Wir

kungen der Gelbkreuzschwaden

(S. 55

und

167).

Ge

lb

kreuzimmune

Menschen gibt es nicht, höchstens weni

ger

empfindliche

(S. 75);

auch

bei den

Negern

handelt

es sich

nur

um

Abstufungen der Wirkung. Irreführend,

zum Teil geradezu

gefährlich

sind

allgemein

gehaltene

Bemerkungen über

GiFtwirkung

einzelner

Stoffe.

Für

den

Unkundigen sollte hier immer klar und deutlich

auf

die

Abhängigkeit von

Menge,

Konzentration

und

n s t i g e n

Umständen

hingewiesen

werden. Hierher

ge

horen z.

B.

Angaben über

die geringe

Reizwirkung

des

Phosgens, die in dieser allgemeinen Form unrichtig sind

(S. 210, 266),

über

die

Wirkung

des Kohlenoxyds, das

..außer mehrtägiger Benommenheit keine

Folgen" hin

t ~ r l a s s e n so ll (S. 345). An

anderer

Stelle (S. 86), aller

dtngs tn

anderem Zusammenhang, wird das Kohlenoxyd

gemeinsam

mit der

Blausäure

genannt; hier ist

die

Rede

von den

beiden wegen ihrer furchtbaren Wir

kung berüchtigten und gefürchteten Giften .

Die

..

völlig

harmlose Natur

des ch l

orfreien Ameisensäuremethyl

esters

(S. 269) mag für die

Verwendung

als

Kampfstoff

gelten,

nicht

aber

für

die

Anwendung

in

der

Technik.

Auch beim Phosphor' finden

sich in

den einzelnen

Angaben

Unstimm

igkeiten.

Die Brandwunden

durch

Phosphor

haben

mit

Phosphornekrose

nichts zu

tun

(S. 355); wenigstens

versteht man

in

der

Medizin

etwas

2 8

ganz

anderes darunter.

Es ließe sich noch vie les an

fii'hren,

z.

B. bei

der

Schilderung der Kampfstoffwir

kung im einzelnen, auch hinsichtlich

der

zahlenmäßigen

Bewertung

der Giftwirkung,

des

sogenannten Tödlich

keitsprodukts

(S. 84)

und der hier herrschenden

fal

schen Anschauungen,

die

bereits vor

sechs

Jahren

in

dieser

Zci tschrift besprochen worden s i n d ~ ;

daß

Ver

suche an Tieren nicht

ohne

weiteres auf den

Men

schen übertragen

werden

können,

wird

jedoch an an

derer

Stelle (S. 75)

betont.

Es ist unrichtig,

wenn

im

mer wieder gesagt

wird:

..Ein Mensch

stirbt,

wenn cr

eine Minute

lang

Luft

einatmet,

die 450 mg

Phosgen

im

m enthält

(S. 86).

Hier handelt

es sich um Mini

malwerte

bei Katzen.

über

die

Wirkungen

von Kampf

stoffen bei Menschen lassen sich keine

derartig

schar

fen

Zahlenwerte

angeben.

Diese haben

bei

einer

Ein

wirkung

von

nur

einer Minute überhaupt keine

Gül

tigkeit.

Ebenso

ist die

Angabe über Bestimmung der

Giftigkeit

im

Tierversuch ..mit

der

Uhr

in

der

Hand

mißverständlich. Die

Tiere

gehen ja

nicht während der

zeitlich genau

bestimmten

Einwirkung,

sondern

im An

schluß darar., meist erst nach Tagen, zugrunde.

Sehr bedauerlich ist es,

daß

die

3.

Auf lage im Gegen

satz

zu

der mit

zahlreichen

Literaturhinweisen

ver

sehenen

2. Auflage fast gar

keine Quellennachweise

mehr enthält. Dadurch entfällt

für

den Benutzer

die

Möglichkeit, sich

selbst anderweitig

zu

unterrichten,

tiefer

einzudringen und

Fühlung

mit dem neueren

Schrifttum

zu

nehmen, besonders aber, schärfer

zu er

kennen, was

die

persönliche Auffassung

des

Verfassers

und

was die

Meinung

der

übrigen

Fachwelt

ist.

Diese

letztere ist

in sehr vielen Fragen ganz anderer

Ansicht

als der Verfasser,

vor

allem in der

Beurte

ilung

des chemischen Krieges überhaupt

und

in

der

Bewer

tung

der

einzelnen

Verfahren. Wenn

ein

Chemiker

in

seiner Begeisterung hier zur überschätzung neigt, ist

das verständlich. Das wahre

Bild

ergibt

sich

aber erst

aus

der Gegenüberstellung der verschiedenen Urteile,

die

besonders

in

dem neueren Quellenmaterial

zu fin

den

sind.

Altere Autoren sind reichlicher

zitiert

a

ls

neuere,

besonders

in

der

einleitenden Geschichte

des

Gaskampfes. In den

folgenden

Kapiteln sind

nur

drei

mal

Fußnoten vorhanden, davon

zwei

Hinweise

auf eine

eigene Zusammenstellung des Verfassers (Die

Grund

lagen des Luftschutzes. Leipzig 1935).

Tm

übrigen si

nd

nur

die Namen einiger

Autoren

angegeben.

Ihre Zahl

ist verhältnismäßig

klein,

und

so

mancher

um das Ge

biet hochverdiente Autor

ist nicht

erwä

hnt.

Wer

die

Problematik

des

chemischen

Krieges

einem größere

n

Leserkreis näherbringen

will, so

ll t

e

Namen,

wie

etwa

D

0

u h e

t

nicht

übergehen.

So

könnte man noch

eine

längere

Reihe von Soldaten,

"Vissenschaftlern,

Kritikern

und Denkern

anführen, die sich als

Vertreter der

neue

ren Kriegsliteratur den alten Klassikern, angefangen

von

Thucydides und

Plutarch, würdig

angereiht hätten.

Endlich

dürften

einige

Worte

über die

Namengebu

ng

angebracht

sein .

Verfasser betont

selb

st

in

se

iner Ein

l

ei t

ung (S. 11),

daß der

kriegstechnische

Ausdruck

..Gas auch

in seinen

Verbindungen Gaswaffe , Gas

kampf

usw.

stets etwas Unklares

an sich habe,

und

schreibt,

es sei

eindeut ig

er,

wenn nicht von

Gasen, son

dern von chemischen Kampfstoffen gesprochen werde.

Er zieht aber ebensowenig

wie

andere daraus

die

Schlußfolgerungen

für seine Person.

Hier

ist

ein

Punkt,

bei dem sich viele

Autoren,

auch die sonst so strengen

Kritiker, an die Brust klopfen so llt en. Es ist an der Zeit,

daß

das chemische

Schützengrabendeutsch

in unserer

Literatur allmählich

eingeschränkt

wird. Ein

Autor

spricht

von

Vergilb

ung", ein

anderer

l

äßt Räume

ver

ge

lbkreuzen

Die B e ~ r i f f e

Rauch

und Nebel

gehen

ineinander

libero

Man

spricht von Staub und Zerstäubung,

wo kein

Staub

vorliegt,

von Wolken, wo keine

zu sehen sind.

Die

Kampfstoffschädigl ngen

der

Haut

sind, wissen

schaftlich

gesprochen,

weder

..Verätzungen

noch

Ve

r

brennungen .

Auch

ande

re , im Kriege vielfach

verwen

dete

Bezeichnungen,

wie Verseuchung , gehören

hier

her.

Hier müßten

die berufenen Fachleute auf dem Weg

der Sprachreinigung einheitlich vorangehen.

Daneben

brauchten aber bereits

eingebürgerte

und

vo lkstümlich

gewordene

Bezeichnungen keineswegs fanatisch ausg

e

-

2) Vgl. ..

Gasschutz

und

Luftschutz , 2. Jg. (19321.

S. 1491f.

Page 27: Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 27/32

rottet zu werden. Die Bildersprache des chemischen

Krieges und des

Luftschutzes

wird im

Unterr

icht , vor

Soldaten und Nichtfachleuten,

ebenso

wie auf

anderen

Gebieten des

Lebens oft

sogar

von utzen

sein. Wo

folgenschwere

Verwechslungen und

gefährliche Irrtümer

zu

befürchten

sind, sollte sie aber verschwinden.

Die

vorliegende Besprechung ist nicht veröffentlicht

worden, um ein

auf

reicher Erfa

hrun

g aufgebautes,

mühsam geschaffenes, inhaltreiches 'Werk pedantisch

zu

zerp

flück en, sondern um der Sache, um die es hier

geht, einen Dienst zu erweisen, nämlich der Verteidi

gung

unseres Volkes

und unserer Heimat.

Zur

Vorberei

tung auf

diese

große

Aufgabe brauchen

wir

auch

ein

gutes

und zuverlässiges Schrifttum.

Das Bild des

chemi

schen Krieges

stellt

sich heute in mancher

Hinsicht

gänzlich anders dar, als es uns vor zwanzig Jahren er

schienen ist. Darin liegt nicht nur eine Feststellung ,

sondern auch eine Mahnung an alle Verfasser von

Kriegsbüchern.

Selbst

ein so klein erscheinender Aus

schnitt des Krieges wie

der chemische Krieg hat

heute

einen so großen

Umfang

angenommen, daß es einem

11 . Militärische Beurteilung

Generalmajor a D.

von Tempelhoff

Der Soldat

weiß die gr undle

gende

wissenschaftliche

Arbeit zu schätzen, der

die

Wehrtechnik ihre unab

lässigen Fortschritte verdankt. Er begrüßt es mit Ge

nugtuung, wenn die Ge le

hrt

en den Blick aufs Ganze

richt

en

und von hoher \Varte über die Zusammenhänge

zwischen ihrer \Vissenschaft

und der

militärischen

Praxis

urteilen. Er horcht auf,

wenn

ein

hervorragender

Vertreter der chemischen \Vissenschaft

wieder

einmal

aus der Stille seines Laboratoriums heraustritt, um

einen umfassenden überb lick über das gesamte Gebiet

des Gaskampfes zu geben, um die Fortschritte des Aus

landes mi t zurückhaltender Kritik zu

schildern

und

zu prüfen,

wie sie

sich in

einem

künftigen Waffengange

darstellen

und auswirken werden.

Der

Verfasser

behandelt

die mi

i t ä r i s ehe n

ra -

gen im

Al

lgeme: nen

Teil

seines \Verkes. Seine Ka

pi te l

überschriften versprec

hen ,

über

die

Grundlagen

des Gaskampfes ,

über

die Anwendung der chemi

schen Kampfstoffe im Felde , über Nebel und Rauch

im Kriege , über den Gasschutz , über Gaskampf

und

Heerwesen ,

über Wirkung

und

Erfolg des Gas

kampfes und

schließlich

über

die Zukunft des Gas

kampfes zu

unterrichten.

Bei

der

Durcharbeitung fallen wiederholt

Druck

fehler, stilistische Unebenheiten,

vera

ltete und fa lsch

angewendete militärische Fachausdrücke auf. Es ist z B.

bedauerlic.h, daß der Verfasser immer noch vom Ver

seuchen des Geländes spricht, obwohl dieser mißver

ständliche Ausdruck längst ausgemerzt und in

unseren

Dienstvorschriften durch

das Wort

Vergiften ersetzt

worden

ist ),

störend,

daß er

von der

Treibladung

redet,

wenn er die Sprengladung des Geschosses

meint

(S. 57 und 142),

bedenklicher,

daß er einen amerikani

schen Granatwerfer, für den

neben

Brisanzmunition

auch

Nebel-

und Gasgranaten vorgesehen sind, als

Gaswerfer bezeichnet (S. 125). Mit derartigen Ver

sehen, die nur in

einzelnen

Fällen, z

B

im

dritten

Beispiel,

beim

Le

ser

zu Mißverständnissen

führen kön

nen, würde sich der Soldat

abfinden;

er

verliert

aber

das Vertrauen, wenn er

immer wieder auf Unklarhei

ten, Widersprüche oder

offenbare

Irrtümer

stößt. Er

schüttelt bei manchen Behauptungen, die ihm nicht aus

reichend

begründet scheinen, den Kopf, lehnt die mei

sten taktischen Urtei le de s Verfassers mit aller Be

stimmtheit

ab und leg t

das

Buch schließlich

enttäuscht

aus der Hand.

Es ist im

Rahmen

einer Besprechung ganz unmö

glich,

alle einzelnen

Beanstandungen

aufzuzählen. Ei nige Bei

sp iele müssen genügen:

Was ist eine Gasinsel , auf welche der beblasene

Gegner

sich

retten

kann (S. 96)? Wie reimt es sich

zusammen, daß die Vernebelungs- und Verstäubungs

verfahren

einerseits

unwirtschaft l ch sind, anderersei ts

aber

doch den besonders

wichtigen

Vorteil

bieten,

daß man außerordent lich

ho

he

Kampfstoffkonzentra

tiOilen in

der

Luft erzie len kann  (S. 58)? Auf S 81

einzelnen Menschen, mag er noch so reiche

Kenntnisse

und Erfahrungen besitzen, kaum mehr möglich ist, das

ganze Gebiet

in

seiner Vielseitigkeit

und Ausdehnung

zu erfassen, zu beurteilen oder gar zu zeichnen.

Nur ein Buch, das möglichst frei

von

Fehlern und

Mängeln ist,

kann

Anspruch darauf

erheben,

hier

dem

euling

und

Unkundigen als

Quellenwerk

zu dienen.

Sonst hält dieser

unbewiesene

persönliche Meinungen

oder gar unbestreitbare Irrtümer für gesicherte

Tat

sachen und unumstößliche Wahrheiten.

Auf

diese Ge

fahr hinzuweisen, ist Pflicht der Kritik.

Die

dritte

Auflage

erscheint

wie

ein

altes

Werk,

das

in

der Vergangenheit

aus einem Guß

geschaffen

ist,

später aber

durch ergänzende

Eingriffe und

angesetztes

Stückwerk der Neuzeit angepaßt werden sollte. 0 i

e

se

r Ve r s u

chi

s t n ie h t ge l u n

gen.

Wenn ein

solches Buch heute noch seinen Zweck' erfüllen soll,

müßte es von

Grund

aus neu

angelegt

und aufgeba

ut

werden.

Sonst

kann es - abgesehen von seinem blei

benden historischen \Vert

-

der Gegenwart nicht mehr

als zuverlässige

Grundlage

dienen.

wird Gelbkreuz einmal

als

ein

Stoff

von sehr großer

Reizwirkung bezeichnet, kurz darauf aber von der

fehlenden Reizwirkung des Dichlordiäthylsulfids

(näm lich des

wichtigsten

Gelbkreuzstoffes) gesprochen ,

das

auf S

92

ein Hautreizstoff

mit

nach S

143

kaum

momentaner

Reizwirkung sein soll.

Die Angaben

über

den Einfluß des Wetters

auf Geländevergiftungen

be

dürfen einer Berichtigung (S. 95). Auch Wind , Wärme

und Sonnenschein vermindern die Seßhaftigkeit des Ge

ländekampfstoffs. Wenn er möglichst lange

wirksam

bleiben soll, darf er nicht fein versprüht werden, son

dern muß in großen Tropfen verteilt werden, weil

diese lan gsamer verdunsten als kleine.

Bei

h i i u f i ~ m

Wechsel der Kampfstoffe

wird

es viel

leicht

möglich sein,

daß die Gasschutzkleidung

durchschlagen,

durchfressen oder

aufgelöst

wird

(S. 107). Leider verschweigt der Verfasser, wie er sich

den Zusammenhang zwischen Ursache

und

Wirkung

denkt.

Jeder

So

ldat

weiß, daß Gasminenwerfer keineswegs

ei

n Behelf sind, von dem man im allgemeinen nur

an r u h i ~ n Fronten Gebrauch macht (S. 139

und

l40).

Sie

sind

vielmehr

heute

- häufig unter

der

Bezeich

nung Gasmörser -

die

wichtigsten in jeder Lage

des Bewegungs- und Stellungskrieges verwendbaren

Gasschußwaffen

der chemischen Sondertruppen des

Auslandes. Ihre Schußweiten gehen allerdings in

Amerika nicht viel über 2000 m hinaus (S. 139), in an

de

ren

Ländern ,

aber erheblich weiter,

nämlich bis etwa

3500 m. Niemand

scheut

sich,

sie

in

der

vorderen

Kampfzone

im

Bereiche der

feindlichen

Artillerie und

des

Infanteriefeuers

 

einzusetzen

(S. 140),

vor

dem

sie

sich dank der gebogenen Flugbahnen

ihrer

Geschosse

besser decken können als die Maschinengewehre. Der

. Verfasser meint, daß den

Bezeichnungen :

Gasüber

fall,

Schwadenschießen, Vergiftungsschießen

(nicht

Gasverse uchungen

  )

usw. kein

er heblicher Wert

bei

zulegen is t  (S. 159).

Wer

sic h über den

grundverschie

denen Sinn und

Zweck

dieser

Begriffe

nicht ganz klar

ist,

kann

weder

die

Technik des Gasschießens

noch

seine

taktische Bedeutung verstehen.

Auf S 221 erfährt

der Soldat

etwas

Neues: Die Aufstellung in den vor

deren Stellungen ist dünner geworden, um die Verluste

durch Gasliberfälle zu vermindern. Die Artillerie

hat

sich ebenfalls auf größere Entfernun gen zu rückgezogen,

um durch Gasüberfälle nicht

plötzlich

außer Gefecht

gesetzt

zu

werden. Die Auflockerung der taktischen

Formen

ist eine

notwendige

Folge

der

ges

teigerten

Feuerwirkung. ie vermindert auch die Gasgefahr, ist

aber keineswegs von dieser veranlaßt worden.

Im

übri

gen

denkt

der Artillerist zuerst an die Ausnutzung

seiner Schußweite und erst zu allerletzt an seine Sicher

heit.

) Vgl.

auch

Gasschutz

und

Luftschutz ,

2. Jg. (1932), S. 122:

Vcrcinhcitlich un

l

der Fachausdrücke

m

Gasschutz und n

der

che-

mischen Kriegführung. .

209

Page 28: Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 28/32

..

Phosphornebel  kann nach S. 172

..

giftig wirken ,

nach S. 176 entwickelt Phosphor einen ..sehr

dichten,

aber unschädlichen

Rauch .

Der

Verfasser weiß nichts

davon, daß das Nebelschießen das wichtigste Verfahren

zur Blendung des Feindes

ist

(S. 178).

Er

meint, daß

sich

über

den taktischen Wert der Rauch -

und Nebe

l

wolken bisher

noch nicht

viel sagen lasse (S. 178) .

Er

kann

sich leicht

vom

Gegenteil überzeu gen,

wenn er

sich von der Wehrkreisbücherei in Breslau da s ein

schlägige Schrifttum oder auch nur eine der vie len aus

ländischen Nebelvorschriften geben läßt.

Am

Schluß des

All

gemeine

n

Tei

l

s

äußert

er

die

Ansicht,

daß

..

der nächste Krieg

auch im

Gaswesen

voraussichtlich

ungefähr da anfangen werde, wo der

letzte

hierin stehengeblieben ist (S. 240). Eine solche

Voraussage könnte er ganz unmöglich aussprechen,

wenn er über die

Fortschritte unterrichtet

wäre, die

er

wieder

einmal zusammenzufassen und

zu

beurteilen

verspricht. Mangels eines Quellenverzeichnisses

und

an

gesichts eines

sehr

dürftigen Namensverzeichnisses am

Ende des Buches ist nicht ersichtlich,

welche Quellen

er

eigentlich benutzt

hat.

Für den Fachmann steht aber

fest , daß

er

von

dem

außerordentlich

umfangreichen

Schrifttum des In- und Aus landes über

den chem

ischen

Krieg, da s in den letzten zehn

Jahren

erschienen

ist,

nur

hcrzlich wenig durchgearbeitet haben

kann, und

daß

ihm

die

neueren Gasschutz-

bzw.

Gasabwehrvor

schriften fremder

Heere unbekannt

sein müssen . Sonst

wären die Lücken seiner Darstellung un erklärlich.

über Vergiftungsgeräte, die übrigens keine l\:ampf

wagen sind (S. 164), macht er nur ganz unzulängliche

Angaben. über

die An

lage von Geländevergiftungen

und ihre ü berwindung weiß

er

gar nichts zu sagen.

ü

ber Vergiftungs- und En

tgiftungstruppen, über ihre

Ausrüstung und Verwendung,

über den

Gasspür- und

E

ntgiftun

gs di ens t

der

Kampftruppen, über Truppenen t

giftung (fahrbare Badeanstalten) usw.

schweigt

er sich

aus. Seine

kurzen Bemerkungen

üb er den

Giftregen

angriff der Flieger auf leb ende Ziele beweisen, daß

ihm die nach seinem Vorwort so besonders wertvolle

..Kenntnis der möglichen und wahrscheinlichen Absich

ten künftiger Gegner

fehlt,

die

sieb

ja

gerade von

diesem Angriffsverfahren große Erfo lge versprechen

und es se lbst fürchten.

Auf

die seit dem

We

ltkriege

aus

guten Gründen

sich

wandelnde

Einschätzung

de

s Gas

schießens

der

Artillerie

geht

er üb

er haupt

nicht ein.

Es

muß leider ausgesprochen werden,

daß die dritte

Auflage seines Werkes

keine

zutreffende Vor stellung

von den

ausländischen

Fortschritten im Gebiete de s

Gaskampfes vermittelt, daß sie den taktischen Au s

wirkungen

dIeser Fortschritte in keiner We ise gerecht

wird und daher auch nicht zu

richtigen

Sch lußfolge

rungen gelangen

kann.

Wenn

der Verfasser die Rich

tigkeit dieser Feststellung bezweifelt, möge er einma l

die

kl eine eng lische

Vorschrift

..

Tactica

l notes on de

fenee against gas , London 1934,

oder die nunmehr in

deutscher ü bersetzung vorliegende russische Fe lddi enst

ordnung vom Jahre 1936 durchlesen . Was letztere über

den Gaskampf enthält, war im wesent lichen schon Jahr

und Tag vor dem

Erscheinen

der dritten

Auflage

seines

Buches aus zah lr eichen sowjetrussischen Schriften be

kannt. Wenn er die beiden Vorschriften

li

est,

wird

er

einsehen,

daß

die Gaswaffe schon heute zu

weit

grö

ßeren Wirkungen befähigt ist, als ihr nach seiner Da r-

  ersonalien

Am Pfingstsonntag, dem 5 .Juni d. .J. s tarb in Hcrlin

Geheimer Regierungsrat Prof

.

Dr. Hugo

er

e s c

11

im

Alter

vo n 79 Jahren .

Der

Verstorbene, VO lt Hause

aus Meteorologe,

war weit

üb er die

Kr

eIse deI deut

schen Fliegerei hinaus als eifriger und

tatkräfti

ger

För

derer

der deut sc

hen Luftfahrt

bekannt. Auch

die

Arbeit

auf

se

in

em

eigentlichen

Fachgebiete kam der

Luftfahrt

zugute; so

war

er der

Präsident

der

International

en

Kommission für E

rfor

schun g d

er

fre ien Atmosphäre

und beschäf tigte sich in den le tz ten Ja

hren mit

dcr Er

forschung

der

Stratosphäre.

Während

des \ Ve ltkrieges

21

stellung zuzutrauen sind. Trotzdem ist es nicht richtig,

daß Flugzeuge und Kampfwagen, wie

er

auf S. 4 be

hauptet, an militärischer vVirksamkeit, an kriegstech

nisch er

Brauchbarkeit hinter

einer vVaffe zurückstehen

müssen,

an

deren

Schaffung nicht der Soldat, sondern

der

Chemike r

in

erster Linie beteiligt war  .

Die Bedeutung

der

ch

emischen Kampfmitte

l

la

g nie

mals und liegt auch

heute nicht

darin ,

daß

sie

an

und

für sic h

wirksamer oder

viel verwendungsfähiger als

jede andere

Waffe

sind (S. 220), sondern darin , daß

sie die Wirkung anderer

Waffen ergänzen

oder in be ·

stimmten

Fäl len, in

den

en

diese versagen,

ersetzen

kön

nen.

Die

kommenden Kriege werden nicht zwischen

Spez iali

sten

gewisser Kampfverfa hr

en

ausgefocht en wer

den , sond ern zwischen den zusammenw irk enden Wehr

machtteilen bei der Parteien bzw. auf der

Erde

zwischen

Verbänden

, deren Führer es verstehen, die

verschicde

nen Kampfmittel

und

vVaffen ga ttungen ihrer Eigenart

entsprechend

einzusetzen und bei richti ger Aufgaben

verteilung so

zusammenwirken

zu lassen ,

daß

sie durch

vereinte

Kraftanstrengung geme in sam den Sieg

errin

gen . Da der Verfasser diesen allgemeingü ltigen Grund

satz außer acht läßt, fehlt ihm der Sch lü sse l zum Ver

ständn is der aus l

ändischen Ansic

ht en über die

Verwen

dung

der chemischen Kampfmittel im Gefecht der ver

bundenen 'Waffen.

Seine

Beurteilung der

Z

ukunft

des

Gaskampfes geht

in waffentechnischer

und

taktischer Hinsicht nachweis

lich von üb er holten Voraussetzungen aus. Er scheint

auch zu

übersehen,

d a ~ künftige

Fortschritte

ebenso

wie die wichtigsten Verbesserungen der Nachkriegszeit

ohne grundl egende neue Entdeck ungen der Kampf

sto

ff

chemie

möglich sind. Da diese im geheimen betrieben

wird, ist

die

Annahme,

daß das

auf ihrem

Gebiete

an

derwärts Erreichte

oder

vielleicht

Erreichbare die

Grenzen

unseres

e igenen \Vissens nicht wesentlich über

schreiten könnte , fraglich . Wenn die l\:ampfstofftech

niker

  im Auslande wirklich ..eincn gewisscn A bsc

hluß

der Entwicklungsmöglichkciten erreicht (S. 238)

haben

sol lten, der

der

Darstellung des vorliegenden Buches

entspricht, so blcibt immcr noch cin weitcr Spielraum

für die

technische Vcrbe

sse

rung der Gasschußwaffen,

Gasgeschossc und Kampfstoffgeriite und vor a

ll

em a uch

für die

Vervo

llkommnung ihrer taktischen

Anwendung

und

Ausnutzung.

Wenn wir in der

Entwicklung

un sc rer

Gasschutzmittel und

unserer

Ga sabwehrverfahren

nicht

zurückbleiben

wollen, mü sse n wir die auch wciterhin

möglichen Fortschritte des Auslandes weit aufmerk

samcr beobachten, als es P rofessor Meycr bis her ge

tan hat. Seine

Ansicht,

daß sic h am Gasschutz ..nichts

Wesentliches  ände rn

werde

(S. 240), wird schon der

heutigen Lage

nicht

gerecht ; denn die neuen Verfa hr en

des Gasangriffs

aus

der Luft und

der

Geländevergif

tung hab en die

Gasschu t

ztcchnikcr

vor

Entwick lun gs

aufgaben gestellt, an

dcrcn

Lösung sie in a ller

Herren

Länder eifrig

arbeiten.

Kaum

ein

anderer

Zweig

des Kriegsdienstes

ist

wissenschaftlich

und militärisch-technisch so eingehend

bearbeitet

wie

der Kampf

mit und

die Abwehr chemi

scher

l\:ampfstoffe (S. 219). I)iese den So ldate n be

fremdcnde Auffassun

g

die der Tnh a lt des

besprochenen

Werkes ehcr widerlegt a ls

er

härtet, spricht dafür,

daß

Professo r Mcycr die Schwi crigkeiten der

Ncubearbe

i

tung

unter

schätzt hat.

erwarb

cr sich große

Verdienste

um den Ausbau des

auc

h für

den

Einsatz

der

Gaswaffe unentbehrlichen

militärischcn Wetterdien

s

te

s. Auch ist es se

in

em

per

sönlichen

Eintreten

beim Kaiser

zuzuschreiben, wenn

die Arbeiten

des Grafen

Zeppelin nach den

ersten

Mißerfolgen

se

iner Luft

schiffe

nicht abgebrochen we r

den mußten, sondern ihnen weiterhin di e U ntershitzun g

d

er

höchs tcn

amtlichen

tellcn gewährt wurde .

U nse r langjähri ger

Mitarbeiter,

La

nd e

slei ter

Alfrt'd

Pro k s c

h. wurde

zum Reich

streuhänder der Arbeit

für das

gesam

te Land

Österreich mit dem Sitz

in Wien

ernannt. Tn Anerkcnnung se iner Verdienste um die

deut

sche

Ostmark

wurdc er fern er mit \Virkun g

Vulll

12. Miirz 1938 zum SA.-Gruppenführer b

eför

dert.

Page 29: Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 29/32

Verschiedenes

Kongreß des Internationalen Roten Kreuzes in London.

Am 24 Juni ta gte in

London

ein K

0

n g re ß des

In

t e rn a t i on a l e n Ro t e n K r c u z c s , der sich

hauptsächlich mit dem L u f t s c hu t z de r Z i v i I -

be

v ö I k

e r

u n g

befaßte. Eine untcr

dem

Vorsitz

von

Miß

Hi l i

stehende

K

om mission erörterte den Vor

schlag

der

U m

qu a

r t i e r un g von

Fra

u c

n u n

d

Kin

de r

n in

sogenannte

Sie

her

h e i t s z

0

n c

n,

die

unter

dem Schutze

des Genfer Kreuzes

stehen sollten.

Die

zur

Untersuchung der

vö lkerrechtlichen

Fragen

des Luftschutzes

eingesetzte

Kommission

gab dem

Wunsch e Ausdruck,

daß

die Regierungcn sich durch

nichts

abhalten

lassen sollte:J, das

Problem

des Rech ts

sc hu t

z e s

de r

Z i v i I b e v ö I k e r

1J

n g zu lösen.

Es sei

dazu durchaus nicht erforde

rli ch,

die Genfcr

Kon

vention vom Jahre

1929 v,o ll

ständig

neu zu

fassen;

es

gen üge vielmehr,

wenn sie durch

ein

internationales Zu

satzabkomme

n hin sic htli ch

des

Luftschutzes erwci tcrt

lind

crgänzt

werdc,

wobei auch die

diesbezüglichen

Haager

Konventionen zu ·

berücksichtigen

seien. An

das

Internationale Komitee vom Roten Kreuz

wurde

der

Wunsch ge richtet, den beteiligten Regierungen sobald

wie möglich

entspreche

nd

e

Vorschläge

zu

unterbreiten.

Auflösung des österreichischen Normenausschusses.

Der Österreichische

Normenausschuß

beschloß in

seiner letzten Vollversammlung seine Auflösung, um die

einheitliche Durchführung der gesamtdeutschen or

mungsarbeiten

zu

ermög lichen. Präsidium, Normenprüf

ste

Il

e, Arbe it

saussc

sse

und

Fachno

rm

ena

u

ssc

sse des

Deutschen Normenausschusses

sowie dessen

Geschäft

s

st e

lle

werden

durch Vertretcr dcs Landes Österreich

ergänzt.

Dic

bisherigen

Norm un gsa rb eiten gehen auf

die

zu

ständigen

Organc des

Deutschen o r m e n s s s

über,

der zur Erleicht cr un g der Umste llun g des Landes

Österreich

a uf

die deutschen Normen eine Zweigstelle

in

Wien

e

rricht

et.

Das dcmnächst

erschein

endc

neue deutsche

Norm

blattverzeichnis

en t

hält bereits auch die bisherigen

öster

rcichi

schen Normen,

bei

denen

- soweit

ent

sprechende deutsche Norme n

vorhanden

sind -

auch

der Grad der Üb ereinst immun g

mit

diesen angegeben

wird.

Umbildung des Vereins Deutscher

Revisions-Ingenieure.

Der Verein

Deutscher

Revisions- In genieure im VOr.

beschloß auf seiner

40.

Hauptversammlung in Bad Salz

brunn die Umbildung des Vereins

in

die A

r

be i

t

s

g eme i n s c h a f t

Un f a l l v e r h ü t u n g

und

A r-

be i

t s s c hu t z d

es

V

0 T. Hi

erdurch e

rhalt

en

die

bis

herigen

Arbeiten des

Vereins

Deutscher

Revi s

ions

-Inge

nieure eine

neue,

wesentlich

erweite rte Grundlage

und

zugleich wird dem beim Verein Deutscher Ing

enieure

bestehenden

Bedürfnis nac h einem A usbau der Pflege

des Arbeitsschutzes entsprochen.

Verein Deutscher Chemiker.

Im Bezirksverein Groß-Berlin und

Mark des

Vereins

Deutscher Chemiker sprach am 1 Juni Dr.

C a

u er vom

Hauptgesundheitsamt der

Stadt

Berlin über da

s

Thema

0 i e

ehe

m i s c h e K I i m a t

0

l

og

i e (M e

te 0

r

0 -

log i e) -

e i

n c h e m i sc h

es

A r b e i t s g e b i e t .

Der

Vortragende wies

zunächst

auf

die große Bedeutung

hin, di e

der

Klimatol og ie im mod e

rnen Heilwesen sow

ie

in

der

H

ygiene

zukommt und

die

auch vor

Jahrzehnten,

als

der

Begriff

der guten Luft geprägt

wurde,

im

Prinzip richtig erkannt war. Daß die wirksamen Fak

toren

jedoch nicht so sehr physikalischen,

sondern

viel

mehr in ers ter Linie chemischen Ursprungs sind, di cs

festzustellen blieb der modern

en W i

ssenschaft mit ihren

verfeincrten Meßmethoden

vorbehalten. Der Vor

trage

nde behandelte sodann

die

achweismethoden

für

die der

Luft

ständig

be igemischten Stoffe

und

wies

auf

eine auch für

den

Gasschutz wesentliche Anwendungs

möglichkeit hin : Die

Festste

llun g der W a n de r u n g s-

weg e g e s chI

0

s

sen

rg

r oß

e r L u f t k ö r p e r .

Hier

kommt

dem

Nachweis

von Brom in der Luft die

Hau.ptrolle zu,

jedoch

ist

dieser

bi s

her

nicht geglückt.

Da Brom lediglich

aus

dem

Meere

in

die Luft

gelangen

kann, wäre hier die für die Meteorologie ungeheuer

wichtige

Möglichkeit gegeben, die W ege ganzer Luft

körper über die Kontinente

hinweg

zu verfolgen. Es

steht

zu

hoffen, daß eine weitere Vervollkommnung der für

den achwe

is

der anderen

Halogene

benutzten Ve r

·

fahren

auch

hier in

absehbarer Zeit

zClm Ziele führen

wird.

uslandsnachrichfen

hina

Einsatz

chemischer Kampfstoffe im Fernostkonflikt?

Von japanischer

Seite

wird

behauptet, daß die

Chinesen in

den

Schlußkämpfen um H s ü c h 0 w

am

16

und 17 J,uni c h em i s c h e Kamp f s t o f f e eingesetzt

hätten, ohne jedoch damit Erfolge zu erzielen . - Wir

geben diese Meldung, die erstmalig in

diesem Kriege

Zeit

und Ort

eines

behaupteten Kampfstaffcinsatzes

ge

nau angibt,

nur mit

allem

Vorbehalt

wieder,

da

Be

~ t ä t i g u n g e n

aus anderen Quellen

noch

nicht vorliegen.

Es

muß

ferner

darauf hingewiesen werden, daß auch

die

Chincsen

den

Japanern

den

Einsatz chemischer

Kampf

s toffe, sogar gegen die Zivilbevölkerung, vorwerfen -

letztmalig z. B Marschall Chi a n g Kai s hc k am

9. Juni in einer Ansprache

an

ausländische Pressever

treter

über die politische und militärische Lage Chinas.

Panik und MassenAucht in Hankau und Kanton.

Die R e v u c

0

i P

10m

a t i q u e

U

r 803 vom

15

.

Mai

1938) berichtete über ja pan i s ehe F I i e

ge r -

an g r i f f e auf

H a

n kau u. a. folgendes:

Der er s t c ja.panische

Fliegerangriff

hätte eine

s i

n n l o s c Pan i k zur Folge gehabt, weil in der Stadt

das Gerücht verbreitet

worden

wäre,

die Japaner

wür

den alles wahllos mit

Bomben

bewerfen. Nachdcm die

Bevölkerung

sich

jedoch durch

e

ig

e

nen Augenschein

davon habe überzeugen können, daß die Japane

r ledig

lich m i

1 i t ä r i sc he Objekte als

Ziele

wählten,

habe

es übe r hau p t k e in e

Panikstimmung mehr

gcgeben.

Der von

der

genannten Korresrpoodellz befragte Augen

zeuge

sagt

hierüber

sogar: Obwohl

die Alarmsirenen

über die ganze

Stadt

geheu lt hätten, war

die

Einwohner

scha,ft nicht so aufgeschreckt a ls vielmehr - amüsiert.

Viele eilten, mit Feldstechern

in

der Hand, auf die

Straße,

sich tli

ch beg

i e r i

g, den

Lu f t a n g r i f f

mi t

an z u s e

he

n

Es war tatsächlich

so, als

freue sich das

Volk

üb er das Schau

spie

l in

der Luft.

Erst das bedrohliche Näherrücken

der

japa

'

nischen

Erdtruppen und damit der Kampffront

h

atte

zur

Fo

lge,

daß

am

11

Juni eine

M a s s e n f I u c h t

der

Bevölkerung

aus der Stadt Hankau einsetzte. Da

die fliehenden

Volksmassen

zum

Teil

den

in die Stadt

zurü

ckflutenden

chinesisc hen

Truppen

begegneten, entstand abermals

eine Panik, di e jedoch ihre Ursache in der bei dem Zu

sammentreffe

n

der fliehenden Bevölkerung mit den vor

den nachdrängenden Japanern weichenden

eigenen

Trup

pen

entstandenen

Verwirrung hatte, also nicht auf Luft

ang

riffe z

urückzuführ

en war.

Tn

K a n t on

dagegen

hat

sich

die

Lage erheb

lich zu

gesp itzt. Die

fortgesetzten

japanischen Fliegerangriffe

ha

ben

hohe Verluste verursacht und zah lr eic he große

B r ä n d ehervorgerufen. Letzterc

können nicht

mehr

wirksam bekämpft werden, da die Wasserleitung zer

stört

ist,

wodurch

weh

die

Tr i

n k was s e r ve r -

SO l gun

g

nahezu

unmöglich

gemacht worden

ist.

Die

Bevölkerung ist daher zu

einem

erheb li chen Teil schon

jetzt .auf Flußwasser angewiesen, so

daß

mit dem Aus

bruch

e in er C

ho l

e r a e p i dem i e sich er zu rechnen

ist. Es kommt hinzu ,

daß das

Kr a f t

wer

k ebenfalls

ze r s t ö r t und ein geregelter F I i e ger a I a rm

somit

qlei chfa lls n i ch t m eh r m ö g I i ch ist. Der Bevöl

kerung hat sich infolgedes en eine Verzweiflungsstim-

2

Page 30: Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 30/32

mung 'bemächtigt, deren mögliche Folgen im Augenblick

nicht vorauszusehen sind u l1d die bei günstiger Gelegen

heit

unzweifelhaft

den Ausbruch

einer

Panik zur

Folge

haben

dürfte.

Die Ja

p a n

e r

betonen

hierzu übrigens,

daß

sie auch

in

Kanton

lediglich

mi

I i t ä r i s ehe Z i eIe

mit

Bom

ben

angriffen; allerdings

hätten

die Chinesen diese

japa'l1ische Taktik auszunutzen versucht, indem sie mili

tärisch

wichtige

Einrichtungen und Fabriken

' llSW

.

in

dichtbevölkerte Stadtteile oder auch

in die

Nähe

solcher

Gebäude

verlegten, die im Besitze von

Ausländern

sind,

um auf

diese

Weise auch andere Mächte

in den Konflikt,

und zwar auf seiten

Chinas, hineinzuziehen.

j p n

Weitere Luftschutzmaßnahmen.

Auf

Grund

des im

Februar

d. J. erfolgten erstmaligen

Erseheinens chinesischer Flugzeuge, die allerdings

nur

Propagandaschriften

abwarfen,

über japanischem

Ho

heitsgebiet (Formosa) wird der Luftschutz

in

Japan

jetzt

beschleunigt

ausgebaut. Diesem

Zwecke diente u.

a. eine

Anfang Juni

in

Tokio abgehalten

e K

0

n

fe

ren z, an

der Vertreter

des

Innenministeriums, der

M.

andschuti

kuo

-

Abteilung der

Regierung,

der Generaigouvernements

von Formosa und

Sachalin.

der

VerwaltunJ. des

Pacht

gebietes

von

Kwantung und 50 hohe Verw :i1tungsbeamte

aus allen Teilen des japanischen Inselreiches teilnahmen.

Hauptaufgabe der

Konferenz

war

die Sicherung

der

e i n h e i t l i c h e n

D u r c h f ü h r u n g des

L u f t

s

h u t

z e s im gesamten

der

japanischen

Verwaltung

unterstehenden

Gebiet.

Etwa

gleichzeitig gab das

Innenministerium

eine V e r-

o r d nun g

über

das

V e r

haI te n de r Be v ö l k

e

r u n

g bei F I i e

ger

a n g r i f f e n heraus . Eine allge

meine

Flucht der

Bevölkerung in die

Schutzräume wird

darin

für unnötig

und unzweckmäßig erklärt.

Diese

Schutzeinrichtungen seien

in

erster

Linie für

Kinder

. für

Alte und Kranke

sowie für bei Luftangriffen

Verletzte

und Kampfstoffgeschädigte bestimmt, währ

e

nd

alle übri

gen

Personen

in

ihren Häusern

bleiben

und

sie

selbst

gegen die Folgen des Luftangriffes,

z. B.

Feuer,

v ~ t i i -

gen sollten.

In diesem Zusammenhange

sei

auf

eine

Äußerung

des

Admirals H a

s e ga w a hingewiesen,

der

die

japanischen

Flottenoperationen

vor Sehanghai sowie die Blockade

der chinesischen Küste leitete und

nach

seiner Ablösung

kürzlich nach

Japan zurückkehrte.

Er

erklärte

es für

auffällig, daß die Mehrzahl

der

japanischen

Häuser

noch

nicht

den Erf,ordernissen des Luftschutzes

entsprechend

hergerichtet

sei; diesem

Punkte

müsse schon in aller

nächster Zeit

erhöhte

Aufmerksamkeit

geschenkt wer

den. - Diese

Feststellungen

des

Admirals haben

ihren

Gnll1d offenbar in seinen Beobachtungen bei den Kämp

fen um Schanghai, an

denen

die

jap

.anische Luftwaffe

in hohem Maße beteiligt

war.

Regelung

der Herstellung und

des

Vertriebes

von

Gasmasken.

Mit

Beginn des

Fernostkonfliktes

stieg in

Japan nicht

nur

die

Gasmaskenherstellun

g zahlenmäßig

stark

an,

sondern

es

taten sich auch zahlreiche neue

Unterneh

mungen

auf, die

hier

ein

einträgliches Geschäft

witterte'l1

und

alsbald auch

fanden.

Dieser Umstand

wurde

sogar

in

solchem Maße ausgenutzt, daß bald

zah lreiche Gas

masken auf

dem

japanischen Markt erschienen, die den

billigerweise zu stellenden

Anforderung

en nicht im ge

ringsten entsprachen. Um diesem

übelstande

abzuhelfen,

wurden

nunmehr

mit

Wirkung

ab 1. Juni d. J.

E i n -

f

uhr H e r

s

t e l l

u n g

und

V e r

t r i

e b

v o n G a s -

sc h u t

z

g e r

ä t e n einschließlich aller Einzelteile

und

der benötigten

Rohstoffe

durch

Regierungs

verordnun

g

der strengsten

s t a a t I ich e n K

0

n t r

0

I I e un terste ll t.

Alle

Unternehmer,

die sich n;t ch dem

genannten Zeit

punkte mit

Herstellung,

Einfuhr oder

Vertrieb

der

ge

nannten Gegenstände

befassen wollen,

bedürfen der

be h ö r

d 1

i ch

e n

E r l au

b ni

s. Diese wird in Tokio

vom

.p,olizei'

präsidenten, in

den übrigen

Teilen

des

Landes VOn den Regierungspräfekten ertei lt ,

Zuwider

-

2 2

handlungen

werden

mit Strafen von vorläufig 100 Yen

bedroht.

Ein P r ü fun g sv e r f a h ren für Gasmasken

und

Einzelteile, auf

Grund

dessen einwandfrei be

fundene Geräte

und

deren

Teile

ei 'nen

besonderen

Stempel des Innenministeriums

erhalten

sollen, ist in

Vorberei

tung.

Geplante

Luftmanöver und

Luftschutzübungen.

Für den 10.

September

d. J. ist

der

Beginn

großer

L u f t

m a n

ö

ve r und

L u f t s e

h u t

z ü

o

u n

gen

in

Aussicht genommen,

die sich

über

16

Provinzen.

ein

schließlich

Tokio

und Yokohama, erstrecken und

fünf

bis sechs

Tage dauern

sollen.

übungszweck

ist einmal

die

Erprobung

des

nunmehr

Ifür das ganze Inselreich ein

heitlich aufgestellten F lug m eId e - und Lu f t -

sc

hu t z w a r n die n s t es um festzustellen, inwieweit

Luftangriffe auf

Japan

noch möglich sind, ehe die An

greifer

gemeldet

werden.

Ferner

soll

geprüft

werden, in

welchem

Umfange Ver

k

ehr

s be s

e h r

ä n k u n

gen

erforderlich werden, und außerdem

soll die

gesamte

Be

völkerung

zur Durchführung der angeordneten

Luft

schutzmaßnahmen

erzog.:n werden.

Tokio

selbst wird

voraussichtlich

vom

9.

bis

11. September im Kampf

bereich

liegen, so

daß

die

Luftschutzorganisation Tokios

ausgiebig

Gelegenheit haben

wird,

ihre Schlagfertigkeit

unter

Beweis zu stellen.

olen

Durchführungsverordnung

zum Luftschutzgesetz.

Am 15

. Mai d. J .

trat

eine kürzlich

vom Minister

rat erlassene D u r c h f ü h r u n g s v e r o r d n u n g zum

Luftschutzgesetz in Kraft, die pI a nun g s - und

bau

t ee

h n i s ehe Ein z c I h e i e n regel t.

Danach

müssen künftig anzulegende Siedlungen

grund

sätzlich

u n re gel m ä ß i ge

Formen

aufweisen; rechteckige

oder

kreisförmige

Gestalt

sind

verboten.

Lediglich die

Hauptverkehrswege

in Siedlungen sind geradlinig zu ge

stalten;

sie

sollen

möglichst in

der

am häufigsten auf

tretenden

Windrichtung geführt werden,

ofern nicht

etwa

wichtige hygienische

Gründe

dagegen sprechen.

Ergibt

sich

hierdurch

eine ungünstige

Richtung der

Sonneneinstrahlung

für die an den

Hauptverkehrsstraßen

zu

errichtenden

Häuser,

so

ist reihenförmig senkrecht

zur

Straßen

achse zu bauen.

Die Entfernung

der

gegen

überliegenden

Häuserfronten

an Hauptverkehrsstraßen

muß

mindestens 60 Meter betragen, auch müssen bei

geschl ossener Bauweise zwischen den Rückseiten

der

Häuserreihen

Freistreifen von mindestens

25 Meter

Breite vorgesehen werden.

Die

Bildung von die h

t bc

bau te n S t a d tz e n -

t

r en

ist

dadurch

zu

v e r

m

e id

e n,

daß

genügend

große D a

u e r f r e i f 1ä ehe n in ihnen beizeiten aus

gewiesen

werden;

das gi lt auch für die

Außenbezirke.

Als Freiflächen

sind Gärten,

Schmuckplätze,

Parkanla

gen,

breite

Alleen,

Sportplätze

usw. zu

betrachten.

Bei

Neuanlage von

Siedlungen

sind hierfür

von

vornherein

40 v. H.

der Gesamtfläche vorzusehen

(einsch . verblei

benden

Waldes und

Ackerlandes). Wald, Acker- und

Gartenland dürfen anderen Zwecken. insbesondere der

Bebauung,

ohne

die

Zustimmung der zuständigen

Be

hörden nicht

zugeführt werden, wenn das bctr. Grund

stück

bei Lage innerhalb der

Stadtgrenzen

größer als

1

Hektar.

bei Lage außerhalb

der Stadtgrenzen größer

als 2 Hektar ist.

Die

der

All ge m ein h e i e i e n e n e en e -

b ä

ud

e und Einrichtungen -

Verw

a ltungsgcbiiude,

Post,

Betriebe

für Gas-, Wasser-,

Stromversorgung u.

a.

-

sind über

das

gesamte Siedlungsgebiet zu verteilen.

lkre

Baulichkeiten sind möglichst unauffällig zu gestal

ten, massige

Formen

sind zu vermeiden.

Die In -

du s t r i e

darf nicht

an einer Stelle

der

Siedlung an

gehäuft werden, vielmehr

sind viele kleine Industrie

gebiete mit genügend

gr.o

ßcn Entfernungen voneinander

vorzusehen.

Das der Industrie innerhalb

eier

Verwal

tungsgrenzen

eine.r

Gemeinde insgesamt zur Verfügung

zu

ste

ll

end e

Ge

länd e

darf

j

edoc

h ein

Siebentel

des gan

zen

Stadtgebietes

keinesfalls überschreiten.

Page 31: Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 31/32

Sodann enthäl t die Verordnung

Einzeivorschriften

für

die b a u I i ch e Dur c h b i I dun g der

Gebäude unter

Berücksichtigung der Forderungen von Luft-

und

Gas

schutz. eubauten von 2500 m

3

und mehr umbautem

Raum (das sind nach

unseren

Begriffen etwa drei

stö

ckige

Doppelhäuser

für sechs Familien) müssen

künf

tig

Sc hu tzrä

um e für die Bewohner enthalten.

Die

Sch

ut z-

räume s

ind entweder

im Kellergesc

hoß

o

der

als Sonder

bauten ganz oder teilweise außerhalb des Gebäudes an

zulegen. Die für ihre Bemessung und Einrichtung gegebe

nen Einzelheiten bringen ni cht s Neues.

Niederlande

LuftschutzdebaHe

im

Parlament.

Anläßlich

der

Beratung

der

von

der

Regierung bean

trag ten

Er

höh ung

der

für den zivilen Luftschutz au

s-

gesetzten Summe auf eine

halbe

Million Gulden kam

es in der Zweiten Kammer

Mitte

Juni zu einer inter-

~ s s a n t e n

Debatte. Einige

Abgeordnete

bemängelten die

Immer noch zu geringe

Höhe

der

beantragten

Summe,

da sie

nur

einem Satz von 6,2

Cent je

Kopf der

Bevölke-

run g e

nt

spreche;

andere Länder

gäben wesentlich mehl'

aus ,

z. B.

ergebe sich bei e

ntspr

echend

er

U mrechnung

für die Schweiz der

Betrag

von

120

,7

Cent je

Person.

V on

ande

r

er

Seite

wurde der Ersatz von Schutz

räu

men

durch

Lau g

I

ä

ben

als unzureichend

erklärt;

auch die geplante Beschaffung

von

Gas s c hu t z k le i -

dun g in Dänem

ark

wurde kritisiert, da ei ne diesbezüg

liche holländische Erfindung vorliege, die unzweifelhaft

den gleic h zuverlä ssigen Sc hu tz gewährleiste.

Der

Innenminister

antwortete

hierauf, daß endgültige

Beschl üsse über die Beschaffung von Gasschutzkleidung

noch ni c

ht

gefaßt seien. Hinsichtlich der

Sc

hut zgräben

sei festzustellen, daß diese im Aus land e gegenüber den

fe

st ausgebauten Schutzräumen immer mehr bevorzugt

würden') und daß

sich

daher

auch für die

Nieder

lande

die

No

t

wendigkeit

einer aberm.aligen

übe

rprüfung dieser

An

gelegenheit ergebe.

Im übrigen habe

die Regierung

zur

Zeit

einen neu e n Lu f t s c hu t z p I a n in A rb eit,

der

die

Gemeinden der Gefahrenklassen

1

und

2 be

treffe. Sobald

er

den Gemeinden üb e

rmitt

elt sei, werde

die Regierung auch festsetzen, welche Bei t I ä

ge zu

den

g eme i n d l i c h e n

Lu f t s ch u t z au sg ab en

si e übernehme.

Die

holländische L u f t s c

hu t

z

ve r

-

e in i

gun

g, die im

Vorjahre

noch 12000 Gulden Zu-

schuß von

der

Re gie rung erha lt en habe,

bek

o

mme

da

gegen in

diesem Etatsjahr

e

nichts mehr, da

sie

bereits

5000

0 M itgliede r

habe und

finanziell

daher

so s

tark

sei,

daß sie ihr e notwendigen Ausgaben aus den Mitgli eds-

beiträgen selbst bestreiten könne.

Tschecho 

Slowakei

Gasmaskenknappheit.

Mit dem 30. Juni lief die vo n der

tschechische

·n Re

gierung festgesetzte

Fr i s t 2)

für die Beschaffung von

Gasmasken durch die Zivilbevölkerung ab. In Auswir-

kun g

der

diesbezüglichen

Ve

ro

rdnun

g

setzte

im zweiten

Vi e

rt

elj a

hr

1

938

e

in

e so s t a r k e

Nach f r a g e nach

Gas m a s k e n ein, daß die Indu

strie

nicht in der Lage

war, allen Anforderungen zu entsprechen. Infolgedessen

Wird ein großer Teil der zum Maskenankauf verp fli ch

te t

en Bevölkerung den geforderten Nachw eis

über

den

erfolgten Kauf lediglich durch Vorweisen einer Beschei

nigung über die inzwischen vorgenommene Bestellung

der

Gasmasken erbringen können.

Die

tschechische

Pr

esse

macht

für diesen offensichtlichen l\'lißstand die

jahr

elange

Verschleppungstaktik der

maßgebende n Re

gierungss tellen verantwortlic h,

die die

Durchführun

g

des Gasmaskengesetzes imm er wieder

hinausgeschoben

hä tt en, so daß die Industrie das Risiko des Auf-Lager

Arb

eitens nicht wagen konnte. Der Prager Börsen

Courier sc

hreibt

hierzu am

23.

Juni u. a.:

Die

Gas

maske ist l

eider

ei n Politikum geword en, und

deshalb

kann es

ni

c

ht

klappen. Auch M ä n

ge

l hinsi

ch tli

ch

der

B e s c h a f f e n h e i t d er

Ger

ä t e we

rd

en in der

Presse gerügt. Die ge

nannt

e

Zeitung,

die be

haupt

et.

sich in zahlreichen Fällen

von

der

Richtigkeit

der

Be

schwerden selbst üb erzeugt zu haben, findet dieses um

so merkwürdiger, als auch die bemängelten Gasmasken

den amtliche n Prüfstempel des Militärtechnischen In

stituts

tragen.

Gasmasken

für die

aktiven

Belegschaftsteile

der

Industriewerke.

Nac

hd

em

die

Ausrüstung der

Zivilbevölkerung mit

Gassc

hu t

zgeräten in die

Wege

geleitet und

zum Teil

be reits

durchgeführt

ist (vgl.

vorstehenden

Bericht).

tritt

nunmehr

auch

die

us

s

t a t

t un

g

de r ak t

i v e n

Te i l e de r W erk s b e le g s c h a f te n mit Gas -

m a s k e n in das Stadium der Verwirklichung. Die

Grundlage hierzu bildet die Regierungsverordnung

Nr.

199

aus dem

Jahre

1935,

derzufolge

das Innenmini-

sterium im Einvernehmen

mit

den beteiligten anderen

Ministerien bestimmen wird, wann in den einzelnen Ge

mei nd en die

angeordneten

diesbezüglichen

Maßna

hm en

durchzuführen sin d.

Zunäc

hst

sind

diejenigen

Unternehmungen,

auf die

die

Verp  

ichtung zutrifft,

von

den zuständigen örtlichen

Behörden

nach

Richtlinien, die vom Innenministerium

demnächst ausgegeben werden, listenmäßig zu erfassen.

Den betro ffenen

Werken

ist die Aufnahme in diese

Listen

mitzuteilen.

Sie

sind

dann

verpflichtet.

für alle

diejenigen Arbeiter und Angestellten,

die

während

des

F

li

egeralarms Sc

hut

zräu me

nicht aufsuche

n können, auf

Betriebskosten

Gasmasken

der

vorgeschriebenen

Typen

anzuschaffen

und

sie

ständig

in gabrauchsfähigem

Zu-

stand

zu erhalten.

Gasmasken sind demnach zu beschaffen für a ll e Ar-

beiter

und Angestellten, die

l. zur Sicherung der Aufrechterhaltung des Betriebes

nach dem F li egerangriff auch

während

des Fliegeralarms

auf ihrem

Posten

bleiben müssen,

z. B

Maschinen-,

Scha

lt tafelwärter

u

'Sw.

,

2.

den c

hu t

z

der Werksanlagen

wa hr zlll11ehm en

haben

ode

r die für den

Sc hut

z

der übrigen

Belegschaft er

forderlic

hen

Maßna

hmen

durchführen

müssen, also die

eigentlichen Werk luftschu tzk räfte darstellen.

Die

Z a h I

der anz

uschaffend en

Gasmasken bestimmt

die zuständige örtliche Behörde nach Anhören des Be

triebsleiters.

übe r die

erfolgte

Maskenbeschaffllng Ist

der

Behörde Meldung zu

erstatten. Die

von den

Werken

beschafften Gasschutzgeräte unterliegen

der

ständigen

und regelmäßigen übe

rwachung durch die

Behörde oder

die von

ihr beauftragten

Organe.

iferaful

Luftkrieg

bedroht

Europs.

Von Major (E)

Lothar

Sc

h ü t t e l. 182

S. mit

14 Abb. L F. Lehmanns

Ve r

lag, M ü n

ehe

n

und

Berlin 1938. Preis geh. 4,40 RM.,

geb. 5,60

RH.

Major

Sc

hüttel

ist b

ekannt durch

seine

Veröffent-

lichungen über Luftlandungstruppen. Nunme

hr

spannt

Verf. den

Rahmen seiner Betrachtun gen weiter und be

handelt

den Zukunftskrieg. Einleitend wird betont, daß

die A usführungen nicht

nur

für den Berufssoldaten ge

schrieben s

ind

, so

ndern daß

auch die Allgemeinheit sich

mit den wichtigsten Luftkriegsth eorien ver tr

aut

machen

muß,

weil durch die Einwirkung

der

Luftwaffe

außer

der kämpf

e

nd

en

Truppe

auch die gesam

te

Bevölkerung

in den

Krieg der

Zukunft

hin eingezogen

werde.

Verf.

erörtert zunächst

die Auswi rkungen

der

Frie

densverträge und zeigt den

Zustand

Europas im etz

der Na chkr

iegspakte au f. Sodann

setzt er

sich

mit

der

Luftwaffe als

Faktor

des Zukunftskriege auseinander

und behandelt

die

Lu

f t

kr

i e g s t h e

0

r i c

n,

wie

sie

in der achkriegszeit von den

Fac

hl

euten

verschie

denster Lä

nd

er

aufgestellt worden sind,

wobei

es

inter-

essant

ist, festzustellen,

daß

die

Luftkriegstheoretiker

von einer ü ber bew ertung der Luftwaffe als allein-

1)

Die Quell

en

zu dieser Feststellung sind

nicht ersichllich;

im

Ge-

genteil sind in letzter Zeit

sog.r

immer meh r Pläne und o r s c h l ä ~ e

für die Erstellung von Schutzräumen als Sonderbaulen ·bekanntgeworden .

D. Sc hri ftwaltg.

2) V ~ l Gasschutz und Luftschutz  , 8. Jg. (1938), S. 177.

2 3

Page 32: Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1938 Nr.7 Juli

http://slidepdf.com/reader/full/gasschutz-und-luftschutz-1938-nr7-juli 32/32

bestimmendem Faktor des Zukunftskrieges a llmählich

abkommen und einer weit gehenden Zusammenarbeit

der drei Wehrmachtte il

e,

insonderheit von Heer und

Luftwaffe, das

Wort reden .

Eingehend

behandeln a lle

Luftkriegssachverständigen di e

Frage der

W i r k u n g

von L u f t a n g r i f f e n a. u f S t ä d t e zur Terrori

sierung

der

Bevölkerung

und

kommen

zu

dem

Sch luß ,

daß mit

derartig

en Angriffen immerhin

gerechnet

wer

den

muß und daß somit die geistige Abwehrbereitschaft

und die Vorbere itung der Bevölkerung auf das E

rtr

agen

solcher Terrorangriffe wesen tliche

Aufgaben

der Luft

schutzvorbereitungen

da

rstellen.

Dem

Stand

und

der Organisation der Lu

f t I a n -

  l

u n g s t

ru

p p e n a ls

einer neuen Waffengattung

w ird

ein

besonderer

Abschnitt

gewidmet.

Die materialtech

nischl: n Grund lagen

des Zu k

unft

skr

ieges,

insonderheit

des

Luftkriegspotentials,

werden

einer gründ lichen

Wür

digung

unterzogen.

In

der zwe

iten

Hälfte des

Buches behandelt

Verf. die

Lu f tm ä c h

te

und

die

L u

f

t r J;l um

p r o

b l e rn e

Europas, ze igt die Luftrüstungen der einze ln en Mächt e

auf und knüpft daran strategische sow ie wehrpolitische

Erörterllngen über die Möglichkeiten eines Einsatzes

der Luftstreitkräfte der

einze

lnen Länder, wobei dem

Leser die Luftgroßmacht Rußland

besonders eindring

lich vor Augen geführt

wird. Das Buch

klingt mit

einem

kurzen Schlußk<lpitel über den Charakter

des Zukunfts

krieges

a us.

Die

hochinteressanten

und sehr

eindringlichen

Aus

führungen , besonders

über

die ungeahnten Möglich

keiten,

die heute Luftflotten

vom machtpolitischen

Standpunkte aus ausüben können, sind so lesenswert,

daß diesem Buch die größte Verbreitung zu wünschen

is t, zuma l der oft nicht

einfache

Stoff so geschickt be

arbeitet

ist,

daß

sich

das

Buch wie e

in spannender

Roman li es t.

11.

Jahrbücher

der deutschen

Wehrmacht 1938. 1.: Ja h r

b u c h d e s d c u t s c h e n H e er e s 1

938

herausge

geben

von

Oberst

l

eutnant

vValter J 0 s t Leiter der

Pressegfllppe im Re

ichskriegsminist

erium. 186 S. mit

104 Bildern

nach

Originalphoto

gra

phicn

. H.: Ja h r

b u c h

d e r

d e u t s c h e n

K r

i

e g s m a r i n e

1938

h

crausgegeben

von

Konteradimral

a. D .

R.

G a d 0 w.

182 S.

mit

100 Bildern nach

Originalphotographien.

IIT .:

J a h r b u c h d e r d e u t s c h e n L u f tw a f f e 1 938

herausgegeben

von Dr. Ei c h e l

b a u m,

Hauptmann

CE)

im Reichsluftfahrtministerium. 186 S.

mit

90 Bil

dern nach Originalphotographien. Verlag von Breitkopf

Härte

i, Lei p z i g 1937. Preis a ll er drei Bände in

Kassette 7,80 RM.

Die Jahrbücher der deutschen Wehrmacht liegen wie

derum in der bekannt guten Ausstattung und mit

ebenso gediegenem Inhalt vor

wie in

den

vorangegan

genen .lahren.

Es

fehlt hier

leid er

der Raum,

um

auf

a

ll

e

Einzelheite

n einzugehen.

Es

sei lediglich

auf

fol

gende,

speziell unseren Leserkreis interessierende

Bei

träge hingewiesen: Oberst .laenecke,

Lehren

des spa

nischen

Bürgerkrieges

",

und

Gene

ra l

major von Tem

pelhoff,

Gaskrieg

und

Gasabwehr

- beide A ufs

ätze

im

Jahrbuch des Heeres,

wobei bez üg

li

ch der Bebilde

rung des letztgenannten ein Fehler

berichtigt

se i, der

nicht dem Verfasser, sondern dem Bildautor unterlaufen

is t : mit Kampfstoffen

belegtes

Ge lände ist nicht ver

seucht, sondern vergiftet.

Im Jahrbuch

der

Kriegsmarine

berichten

LI.

a.

Korvettenk

apitän

Metzner über Luft

schutz im

Seekrieg

und

Korvettenk

apitän Busch

über

D ie

Torpedowaffe

im Kriege

und heute

". Das Jahr

buch

der Luftwaffe enthä lt Beiträge über

das Luftbild

wesen vo n Ministeria lrat Dr.-Jng. Ewa ld, über Ausbi l

dun g zum Fa llsch irmschützen von Oberstleutnant Dip\.

Ing. Basse nge, über Fa llsch

irmtrupp

en und Luftinfan

terie in aus ländischen Armeen von Major CE) Sch

ütt

ei,

die Luftrüstungen

de

s

Auslandes

19

36/1937

von

Schulze

Boysen, über das Wesen des Luftkr ieges von Major

von Rohden.

Alle

drei Ja

hrbücher werden

sich

wieder zahlreic

he

Freunde

unter a

lt

en

und

jungen So ldaten erwe rb

en

und

über die vVehrmacht hin aus

das Verständnis

für

die

Notwendigkeit

einer

starken,

stets

bereiten

vVehrmacht

fördern

helfen. Sie sind

auch

ein besonders geei

gnetes

Geschenk für die im Herbst eintre te

nden

Rekruten.

31

Die Verlorenen. Eine

Chronik

namenlosen Leidens

.

Zweiter

Te i l:

r l u c h t a u s

d e m

S o w j e t p a r a -

d ie

s

1934

.

Von

Iwan

So

l o n e w i t s c h.

Einzig

be

recht

i

gte

Übertrag

ung von Stabskapitän

a. D. 1. P.

SI

0

b

0

d j a ni k. 416 S.

Essener

Verlagsansta lt, Es-

se n 1937. Preis kart. 4,50 RM., in Ganzle inen geb.

5,80 RM .

In

den

ersten

Tagen des Feb

ru a r 1938 ging durch die

Presse ·die

Nachricht, daß

auf den Schriftste

ll

er Solone

witsch

in Sofia

von

der sowjetrussischen GPU. ein Höl

lenmaschinenatten

tat

verübt wurde, dem se ine Frau

zum Opfer fiel. Nic

ht

s bew eist besser,

wie sehr

der

Inhalt

von

Solonewitschs "Verl·orenen den Tatsachen

entspric ht , a ls

der Umstand, daß

die GPU . in ihm

einen

gefährlichen und

zu fürchtenden Gegner sieht,

den sie

mit

a llen Mitte ln

zur

Strecke

bringen

wi ll. - Ü

ber

den

Inhalt des vorliegenden zweiten Bandes

braucht

nicht

viel

gesagt

zu werdcn, nachdem er in

wesent

lich en Tei

len von de r Tagespresse veröffentlicht wurde. Die Dy

namik des Geschehens ist hier v ie lle icht noch unmit

telbarer, noch packender geschildert a ls im ersten

Bande');

hier

dreht

si

ch

a

ll

es

um

die geplante Flucht

- nicht nur aus dem Zwangsarbeitslager, sondern aus

dem

Reich

des Bolschewismus.

Und

es offenbart sich

wiederum,

daß

dieses System der Gewaltherrschaft am

besten durch

seine

eigene

Dummheit

und

Aufgeb

lasen

heit geschl agen we rd en

kann. Hierauf haben der

Ver

fasser, se in Sohn und sein

Bruder geba

ut - und sc hli eß

li

ch

gewonnen.

Der

Leser

aber schütte lt mitunter den

Kopf und fragt, ob es soviel E lend und sov iel

Grau

samkeit an ei ner einzigen St e ll e üb er haupt geben kann,

und wird am Ende doch überzeugt, daß

hier

nichts

übertrieben,

aber auch nichts beschönigt ist. In diesem

nüchternen

Realismus

der Darstellung lie gt der Wert

der Darstellung So lonew itsc hs, der ebenso

wie dem

ersten Bande

die

a ll erweiteste

Verbreitung

zu

wün-

sc hen ist. 3

1.

')

Vgl

. di e ßesprcchung in

Gasschutz

und Luftschutz'. 7. Jg. ((937),

S. 25

1.

Schluß d  s redakfionellen Teils

Schriftwallung: Präsident

i. R. H. P a e t s e h , Generalmajor

a.

D. Fr. v. T e m p e

I

h o f

f.

Abteilungslei ter: P a e t s c h (Luftschutz),

v. T e m p e 1

hof

f (militärisch e Gas abwehr). Dr . B a u m (ziviler Gasschutz), M e h I (Auslan'd). Z i 1 c h (Bauwesen) .

Erscheinungsweise

Ausgabe

A ersch eint moootlich einmal als

Gasschutz

und

Luftschutz

"

gegen Mitte des

Monats.

Ausgabe

B desg leic hen.

Außerdem

ersche

int

an jedem Vi e

rt

el

jahr

es '

er s

ten ein Heft

Bauli

c

her

Luftschutz .

Bezugs

bedingungen

:

Ausgabe

A

Halbjahr

es

pr

eis

6

Helte) Inland

:

RM.

9

Ausland: RM. 12

 -

Ausgabe B mit Baulicher Lullschutz

Halbjahrespreis 8 Hefte) Inland :

RM

.

12

 

Aus land: RM.

16 

Bestellungen

sind mit ge

nauer

Angabe

entweder

Gasschutz und Luftschutz Ausgabe A

oder

Gasschutz und

Luftschutz

Ausgabe

B

mit Baulicher Luftschutz

zu ri ch

ten

an d en Ve

rla

g. an die

Postanstall

en

oder

an die Buch

Anzeigen- und

Beilagen

-Hinweise sind an den Verlag zu

richten.

Pr

eise

nach der j

ewe

ils gült igen eis liste  

Zahlungen erfolgen an den Verlag Ga ssc hutz und

Luftschutz Dr.

Ebe

Iing Kommanditgesellschaft, Berlin-Char lottenburg 5 (Bankkonto:

Deut sc he Bank und Diskonto-Ges e

ll

schaft, Berlin W

8,

Stadt

zentrale A, oder auf

PosLscheckko lo Berlin

NW 7 Nr.

158022) .

Erfüllungsort

und Ge

richtsst

and: BerBn·Mill

e.

Manuskript

e -

nur

bisher unveröffe

ntlicht

e Origi,nalarbeiten - sind

zu

senden

an di e Schriltwallung der

Zeitschrift Gasschutz

und Lultschutz .

Bcrün-Charlotte

nburg

5,

Kaiserdamm

117.

-

Der

Manuskriptgestaltung

sind möglichst die

Grundsätze

des

D.

uLs

ehen

Normenausschusses

(DK 001 . 815, Ge

slaltung tech

nisch-wisse

ns

chaftlicher VeröflentUchungen)

zugrunde

zu legen.