GB Lesen Und Verstehen 2012 01

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Geschäftsberichte Lesen und Verstehen

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  • AUDIT

    Geschftsberichte lesen und verstehen

    3. Auflage

    kpmg.at

  • Geschftsberichte lesen und verstehen | 3

    Geschftsberichte lesen und verstehen

    Finanzinformationen richtig einschtzen

    Tagtglich bilden Geschftsberichte mit ihren Finanzinfor-mationen die zentrale Grundlage zur adquaten Beurteilung der Chancen und Risiken von Unternehmen. Welch groe Bedeutung diesen Finanzinformationen zukommt, hat auch die jngste Wirtschafts- und Finanzkrise gezeigt, als deren Mitauslser die falsche Einschtzung von Risiken gilt. Dabei kann heutigen Geschftsberichten kaum mangelnde Trans-parenz vorgeworfen werden: Ihr durchschnittlicher Umfang hat sich in den letzten Jahren deutlich erhht; einige weisen inzwischen bis zu 400 Seiten auf. Dass von den Unternehmen zunehmend mehr Informationen in ihren Berichten verlangt werden, ist letztlich auch ein Spiegelbild der Schnelllebigkeit und Komplexitt heutiger Geschftsvorflle: Die Erschlieung neuer Mrkte durch Unternehmenszusammenschlsse ist ebenso die Regel geworden wie Verkufe von Unternehmens-teilen zur Konzentration auf das Kerngeschft. Hinzu kom-men komplexe Mitarbeitervergtungs- oder Kundenvertrge sowie zur Finanzierung der Aktivitten neue, komplexe Finanztransaktionen. Hier sorgten in der Finanzkrise vor allem diejenigen fr negative Schlagzeilen, die den Ansatz verfolg-ten, Risiken zu verbriefen und sie bilanzentlastend auf mehrere Parteien zu verteilen.

    Um die aktuellen Unternehmensentwicklungen in den Ge-schftsberichten adquat abzubilden, werden von Unter-nehmen heute nicht nur umfangreichere, sondern vor allem aktuellere Informationen gefordert. Anstatt nach ihren histori-schen Anschaffungs- und Herstellungskosten werden immer mehr Bilanzposten zu ihrem aktuellen Zeitwert (Fair Value) bewertet. Diese gelten zwar als aktuellere Werte, mssen jedoch meist vom Unternehmen geschtzt werden und knnen daher im Vergleich zu historischen Wertanstzen unsicherer und bilanzpolitisch verzerrt sein. Darber hinaus kann durch die regelmige Aktualisierung des Fair Value ein bislang unbekanntes Ausma an Gewinnvolatilitt entstehen. In der Folge ist heute der Gesamtgewinn eines Unterneh-mens deutlich anders zu definieren und zu interpretieren als noch vor knapp einem Jahrzehnt.

    Mit der vorliegenden Broschre mchte KPMG Lesern der Wirtschaftspresse oder an wirtschaftlichen Zusammenhngen interessierten Lesern das Verstndnis heutiger, zunehmend komplexerer Finanzinformationen erleichtern und anhand eines Auszugs aus einem fiktiven Konzernabschluss nach IFRS die wichtigsten Merkmale aktueller Geschftsberichte ver-deutlichen.

    Ziel dieser Broschre ist, Ihnen das Lesen und Interpretieren von Geschftsberichten anhand eines fiktiven Muster-Konzerns zu erleichtern und Ihnen die Aufgaben des Wirtschaftsprfers als Abschlussprfer nherzubringen. Anhand hufig auftreten-der Fragestellungen und komprimierter Antworten werden relevante Themen bearbeitet; zur praxisnahen Verdeutlichung dienen zudem Auszge aus einem fiktiven Muster-Konzernab-schluss. Einige der Fragen beziehen sich auch auf den Anhang des Muster-Abschlusses. Zustzlich fhren Zahlenverweise am linken Rand der Abschlussbestandteile auf die jeweilige Frage des Abschnitts. Themenkomplexe, die ber die Informationen zum Muster-Abschluss hinausgehen, sind mit Hinweisen auf Abschlussbestandteile, wie etwa den Anhang oder den Lage-bericht versehen, in denen diese Informationen blicherweise zu finden sind.

    Dies ist die 3. Auflage unserer Broschre (Erstausgabe 2005) mit dem Redaktionsstand Jnner 2012.

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    Inhalt

    Welche Inhalte hat ein Geschftsbericht und wer gibt diese vor? 5

    Allgemeine Informationen zum Geschftsbericht 6

    Die Konzerngesamtergebnisrechnung 9

    Die Konzernbilanz 16

    Die Konzernkapitalflussrechnung 21

    Die Entwicklung des Konzerneigenkapitals 24

    Der Konzernanhang 28

    Die Rolle des Abschlussprfers 39

  • Geschftsberichte lesen und verstehen | 5

    Welche Inhalte hat ein Geschftsbericht und wer gibt diese vor?

    Die Verordnung der Europischen Union zur Anwendung in-ternationaler Rechnungslegungsstandards vom 19. Juli 2002 (sog EU-IAS-Verordnung) verpflichtet alle kapitalmarktorien-tierten Unternehmen, die dem Recht eines der Mitgliedstaaten unterliegen, den Konzernabschluss fr Geschftsjahre, die ab dem 1. Jnner 2005 beginnen, nach den International Financial Reporting Standards (IFRSs) aufzustellen.

    In der Folge hat der sterreichische Gesetzgeber zum 1. Jnner 2005 durch das Rechnungslegungsnderungsgesetz 2004 auch nicht kapitalmarktorientierten Unternehmen das Wahlrecht eingerumt, den Konzernabschluss nach IFRS-Regelungen zu erstellen anstatt wie bisher nach den Vorschriften des sterrei-chischen Unternehmensgesetzbuches (UGB).

    Mit der Aufgabe, die IFRS zu entwickeln, sie als weltweit akzeptierte Rechnungslegungsstandards zu etablieren und auf ihre weltweit einheitliche Anerkennung, Anwendung und Einhaltung hinzuwirken, ist das International Accounting Stan-dards Board (IASB) mit Sitz in London betraut. Es besteht aus 15 Mitgliedern und trifft seine Entscheidungen durch Mehr-heitsbeschluss, wofr mindestens neun Stimmen erforderlich sind. Alle Mitglieder des IASB werden von den 22 Treuhndern der International Financial Reporting Standards Foundation (IFRS Foundation) benannt. Da es bei der Anwendung einiger IFRSs zu unterschiedlichen Auslegungen kommen kann, ist in die Gesamtorganisation zustzlich das IFRS Interpretations Committee eingebunden. Dieses verabschiedet Interpretatio-nen zu den IFRSs, um eine weltweit einheitliche Anwendung der Vorschriften zu gewhrleisten.

    Sowohl das IASB als auch das IFRS Interpretations Committee erlassen neue Standards bzw Interpretationen nur im Rahmen eines formellen Standard-Setting-Verfahrens (Due Process). Dieses stellt sicher, dass weltweit akzeptierte Rechnungsle-gungsstandards erst nach Durchlaufen eines mehrstufigen Verfahrens ihre Gltigkeit erhalten. Ziel ist es, der interessierten ffentlichkeit vorab die Mglichkeit zu geben, bereits zu Diskus-sionspapieren, in jedem Fall aber zu Entwrfen neuer Standards und Interpretationen schriftlich Stellung zu nehmen. Erst nach Auswertung und Diskussion der eingegangenen Stellungnah-men darf ein finaler Standard bzw eine finale Interpretation verabschiedet werden.

    Trotz dieses formalen Verfahrens unterliegen die IFRSs in Bezug auf nderungen und Ergnzungen einer hheren Dynamik, als dies bei den sterreichischen unternehmensrechtlichen Rech-nungslegungsvorschriften der Fall ist. Der in dieser Broschre in Auszgen dargestellte Konzernabschluss des Muster-Konzerns beruht auf denjenigen IFRSs, die auf Geschftsjahre, die am oder nach dem 1. Jnner 2011 beginnen, verpflichtend anzuwen-den sind. Bereits verffentlichte neue oder genderte IFRSs, deren Anwendung erst ab 2012 oder spter verpflichtend ist, sind noch nicht bercksichtigt.

  • 6 | Geschftsberichte lesen und verstehen

    Allgemeine Informationen zum Geschftsbericht

    1 Worin unterscheiden sich Jahres- und Konzernabschluss?Der Konzernabschluss gibt einen umfassenden Einblick in die Vermgens-, Finanz- und Ertragslage sowie die Zahlungsstrme eines Konzerns, also einer Unternehmensgruppe. Dagegen stellt der Jahresabschluss die wirtschaftliche Lage eines ein-zelnen Unternehmens dar.

    Im Konzernabschluss werden die einzelnen Unternehmen einer Unternehmensgruppe so abgebildet, als wre der Konzern ein einziges Unternehmen. Hierfr werden die Bilanzen und Erfolgsrechnungen der Tochterunternehmen und des Mutter-unternehmens addiert und im Anschluss die konzerninternen Beziehungen (wie Kapitalbeteiligungen, Forderungen, Verbind-lichkeiten, Umsatzerlse und Zwischengewinne) eliminiert. Im Jahresabschluss des Mutterunternehmens, das heit des obersten Unternehmens eines Konzerns, sind dagegen die konzerninternen Beziehungen noch enthalten. Hierzu gehren neben anderen Posten Anteile an verbundenen Unternehmen sowie die von den Tochterunternehmen gezahlten Dividenden und Zinsenertrge.

    Nach den Regelungen des Unternehmensgesetzbuchs (UGB) und der IAS-Verordnung des Europischen Parlaments und des Rates mssen kapitalmarktorientierte insbesondere brse-notierte Unternehmen einen Konzernabschluss nach IFRS vorlegen. Darber hinaus muss jedes Mutter- und Tochterunter-nehmen, das den Vorschriften des UGB unterliegt, einen Jahres-abschluss entsprechend den unternehmensrechtlichen Rech-nungslegungsvorschriften aufstellen. Dieser Einzelabschluss ist Grundlage fr die Ausschttungs- und Steuerbemessung.

    Brsenotierte Unternehmen sind zur Verffentlichung von Jahresfinanzberichten verpflichtet, die sowohl den UGB-Einzelabschluss des Mutterunternehmens als auch dessen IFRS-Konzernabschluss enthalten.

    2 Was versteht man unter einem Konsolidierungskreis?Als Konsolidierungskreis bezeichnet man diejenigen Tochter-unternehmen, die im Wege der Vollkonsolidierung in den Kon-zernabschluss eines Mutterunternehmens einbezogen werden. Ein Tochterunternehmen ist ein Unternehmen, das von einem anderen Unternehmen (Mutterunternehmen) beherrscht wird. Beherrschung besteht stets dann, wenn das Mutterunterneh-men bei dem Tochterunternehmen ber mehr als 50 Prozent der Stimmrechte verfgt. Darber hinaus liegt Beherrschung auch in den Fllen vor, in denen das Mutterunternehmen das Recht hat, die Mehrheit des Verwaltungs-, Leistungs- oder Aufsichtsorgans zu bestellen, das die Finanz- und Geschfts-politik bestimmt, sowie die Finanz- und Geschftspolitik auf vertraglicher oder satzungsmiger Grundlage zu bestimmen.

    Die Abgrenzung des Konsolidierungskreises, das heit die Entscheidung darber, welche Unternehmen in den Konzern-abschluss einzubeziehen sind, ist wesentliche Voraussetzung dafr, dass der Konzernabschluss die wirtschaftlichen Verhlt-nisse der Unternehmensgruppe korrekt abbildet.

    Im Geschftsbericht werden der Konzernabschluss und der Konzernlagebericht als zentrale Bestandteile wiedergegeben; ergnzend ist bei manchen Unternehmen auch der Jahresabschluss des Mutterunternehmens enthalten.

    Abb. 1: Konzernabschluss

    Mutterunternehmen

    Jahresabschluss

    TochterA

    TochterB

    TochterC

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    3 Weshalb gibt der Jahresabschluss des Mutterunternehmens keine Auskunft ber den Geschftsverlauf sowie die Ver-mgens- und Finanzlage des Konzerns?

    Hufig ist das Mutterunternehmen des Konzerns nicht selbst am Markt ttig. Die operativen Ergebnisse des Konzerns wer-den dann in den einzelnen Tochterunternehmen erwirtschaftet und mglicherweise erst in spteren Jahren an das Mutter-unternehmen ausgeschttet. Die Erfolgsrechnung des Mut-terunternehmens spiegelt also nicht immer das vom Konzern erwirtschaftete Ergebnis periodengerecht wider. Stattdessen muss der Konzernerfolg im Wege der Konsolidierung aller Konzernunternehmen einschlielich des Mutterunternehmens ermittelt werden. Der aufgrund der gesetzlichen Vorschriften erstellte Jahresabschluss des Mutterunternehmens und der ein-zelnen Konzerngesellschaften dient lediglich der Bestimmung der jeweiligen Gewinnausschttung der Tochterunternehmen an die entsprechenden Gesellschafter des Mutterunternehmens sowie der Veranlagung der Ertragsteuern bei den Einzelgesell-schaften.

    Auch zur Beurteilung der Vermgens- und Finanzlage des Konzerns ist in erster Linie nur die konsolidierte Konzernbilanz relevant. Einige Informationen sind jedoch aus der Konzern-bilanz nicht ersichtlich. Nur durch die isolierte Betrachtung der Bilanz des Mutterunternehmens werden beispielsweise Liquidittsreserven oder auch Umfnge und Laufzeiten von Bankdarlehen deutlich, die Auskunft ber deren Liquiditt und Finanzierung geben. Die Aktivseite der Bilanz der Muttergesell-schaft zeigt darber hinaus die Beteiligungen sowie Darlehen an Unternehmen des Konzerns. Auf der Passivseite finden sich Eigen- und Fremdkapital. Zudem knnen Dividendenertrge, die im Jahresabschluss der Mutter erzielt wurden, sowie darin vorgenommene Abschreibungen auf Anteile an Tochter-unternehmen, andere Beteiligungen und Darlehen ebenfalls Hinweise auf die Ertragslage der Tochterunternehmen und Beteiligungen liefern.

    4 Welche Rechnungslegungsstandards lie-gen dem Jahresabschluss der einzelnen Konzerngesellschaften zugrunde?

    Grundstzlich ist der Jahresabschluss einer sterreichischen Konzerngesellschaft nach den Vorschriften des UGB aufzu-stellen. Nur ein solcher Abschluss ist fr die Bemessung der

    Gewinnausschttung an die Aktionre des Mutterunternehmens und als Grundlage fr die steuerliche Gewinnermittlung zulssig.

    5 Worin liegt der Unterschied zwischen International Accounting Standards (IAS) und International Financial Reporting Standards (IFRS)?

    Alle vom International Accounting Standards Board (IASB) ver-abschiedeten Rechnungslegungsstandards (IAS, IFRS) sowie die vom IFRS Interpretations Committee (IFRIC) erarbeiteten Interpretationen der Rechnungslegungsstandards (sog. IFRIC Interpretations bzw SIC Interpretations) werden seit der Neuorganisation des IASB im Jahr 2001 unter dem Oberbegriff IFRS subsumiert. Neue Rechnungslegungsstandards werden seitdem mit IFRS, neue Interpretationen mit IFRIC bezeich-net. Die bisherigen Standards und Interpretationen behalten ihre Bezeichnungen IAS bzw SIC bei. Sie werden nach und nach durch IFRSs ersetzt oder in andere IFRSs einbezogen.

    6 Woraus besteht ein IFRS-Konzernabschluss?Ein IFRS-Konzernabschluss beinhaltet die Konzerngesamtergeb-nisrechnung, die Konzernbilanz, eine Konzernkapitalflussrech-nung, eine Darstellung der Entwicklung des Konzerneigenkapi-tals sowie erluternde Angaben (Konzernanhang). Obwohl nach IFRS der Lagebericht oder ein hnliches Berichtsinstrument nicht zu den Pflichtbestandteilen eines Konzernabschlusses ge-hren, bleibt der Konzernlagebericht durch die Vorschriften des UGB auch fr Unternehmen, die nach der EU-IAS-Verordnung ihren Konzernabschluss nach IFRS aufstellen mssen, ein zwingender Zusatz zum Konzernabschluss.

    7 Was sagt der Lagebericht aus?Der Lagebericht stellt die berwiegend verbale Berichter-stattung des Managements zum Jahresabschluss bzw zum Konzernabschluss dar. Im Lagebericht bzw Konzernlagebericht muss eine Analyse des Geschftsverlaufs (einschlielich Ge-schftsergebnis) und der Lage des Unternehmens bzw des Konzerns vorgenommen werden. In diese Analyse sind finan-zielle und nicht finanzielle Leistungsindikatoren einzubeziehen. Auerdem ist die voraussichtliche Entwicklung mit ihren

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    wesentlichen Chancen und Risiken zu erlutern. Um der zuneh-menden Bedeutung von Finanzinstrumenten Rechnung zu tra-gen, muss speziell auch ber diesbezgliche Risiken berichtet werden. Kapitalmarktorientierte Konzerne mssen zudem auf die wesentlichen Merkmale ihres rechnungslegungsbezogenen internen Kontroll- und Risikomanagementsystems eingehen. Die Vorschriften zum Lagebericht sehen darber hinaus wei-tere Berichtspflichten vor; sie umfassen neben Forschung und Entwicklung auch die Grundzge des Vergtungssystems. Unternehmen mit Sitz in sterreich mssen bei der Lagebe-richterstattung eine entsprechende Stellungnahme des Austrian Financial Reporting and Auditing Committee (AFRAC) beachten.

    8 Was sind Querverweise im IFRS-Konzernabschluss?Zweck des Konzernanhangs ist es unter anderem, die in der Bilanz, Gesamtergebnisrechnung, Kapitalflussrechnung und der Vernderung des Eigenkapitals ausgewiesenen Betrge weiter aufzugliedern und zu erlutern. Damit der Abschlussleser bei der Analyse einer dieser Abschlussbestandteile zielgerichtet die Erluterungen zu einem Posten im Anhang finden kann, muss auf die entsprechende Passage dort verwiesen werden. Vielfach ist es im Anhang aus sachlichen Grnden geboten, die Erluterungen zu einem Thema zusammengefasst darzustellen: In diesen Fllen erfolgt bei mehreren Abschlussposten der Verweis auf die gleiche Stelle im Anhang.

    Hinweis auf den Abschluss des Muster-Konzerns: Um die nach IFRS erforderlichen Querverweise an einem Bei-spiel darzustellen, wird in der Muster-Konzernbilanz in einer Spalte mit der Bezeichnung Anhang auf die entsprechenden dortigen Textziffern verwiesen. Da beispielsweise Finanzver-bindlichkeiten unabhngig von der Fristigkeit zusammengefasst erlutert werden, erfolgt in der Bilanz (Abb. 4/S. 20) bei den betreffenden Posten jeweils ein Verweis auf die Finanzverbind-lichkeiten im Anhang (Abb. 14/S. 37).

    Abb. 2: Geschftsbericht 2011 des Muster-Konzerns

    Inhaltsverzeichnis

    Aktionrsbrief 2

    Bericht des Aufsichtsrats 4

    Corporate Governance 7

    Konzernlagebericht 10

    Geschft und Rahmenbedingungen 10Ertragslage 21Finanzlage 29Vermgenslage 38Nachtragsbericht 47Risikobericht 50Prognosebericht 67

    Konzernabschluss 2011 des Muster-Konzerns 76

    Konzerngesamtergebnisrechnung 76Konzernbilanz 77Konzernkapitalflussrechnung 78Entwicklung des Konzerneigenkapitals 79Konzernanhang 80 Besttigungsvermerk des Abschlussprfers 103

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    Die Konzerngesamtergebnisrechnung

    1 Wieso besteht der Unterschied zwischen IFRS-Gesamtergebnisrechnung und Gewinn- und Verlustrechnung in der sterreichischen Rechnungslegung?

    In der IFRS-Erfolgsrechnung (der sogenannten Gesamtergeb-nisrechnung) ist die finale Erfolgsgre das Gesamtergebnis (Comprehensive Income). In ihr werden alle Aufwendungen und Ertrge des Konzerns aus dem jeweiligen Jahr zusam-mengefasst. Das Jahresergebnis der auch aus dem Unter-nehmensrecht bekannten Gewinn- und Verlustrechnung bildet dabei nur eine Zwischengre in der Gesamtergebnisrechnung. Zum Jahresergebnis muss das sonstige Ergebnis als zweiter Bestandteil hinzugerechnet werden, um das Gesamtergebnis nach IFRS zu ermitteln.

    Zum sonstigen Ergebnis zhlen Aufwendungen und Ertrge, die nach den Rechnungslegungsstandards entweder darin verbucht werden mssen (zum Beispiel Whrungserfolge oder Erfolge aus Sicherungsgeschften), oder die dort verbucht wer-den drfen (etwa versicherungsmathematische Bewertungs-nderungen von Pensionsverpflichtungen, die beispielsweise bei nderung des Abzinsungssatzes oder der demografischen Annahmen entstehen).

    Im Jahr 2007 stellte das IASB klar, dass sowohl Jahreser-gebnis als auch sonstiges Ergebnis zum Gesamterfolg des Konzerns zhlen. Seitdem die nderung ab dem Jahr 2009 anzuwenden ist, muss eine Gesamtergebnisrechnung aufgestellt werden. Unternehmen knnen diese wahlweise als eine einheitliche Gesamterfolgsrechnung (Statement of Com-prehensive Income) ausgestalten oder in zwei Teilrechnungen aufteilen: eine klassische Gewinn- und Verlustrechnung sowie eine separate Ergebnisberleitung mit den Posten des sonsti-gen Ergebnisses.

    2 Worin unterscheiden sich das klassische Jahresergebnis und das sonstige Ergebnis?In der klassischen Erfolgsrechnung wird das Jahresergebnis ermittelt, das in einem engeren Bezug zu dem am Markt umge-setzten blichen Geschftsmodell eines Unternehmens steht. Typischerweise sind zur Umsetzung des Geschftsmodells seitens des Managements vorwiegend operative, aber auch finanzielle Entscheidungen zu treffen. Daher wird das Jahres-ergebnis in der klassischen Erfolgsrechnung unter anderem in ein operatives sowie in ein finanzielles Ergebnis unterteilt.

    Das sonstige Ergebnis umfasst Positionen, bei denen das Management Werterhhungen oder Wertminderungen des Fair Value von Vermgenswerten oder Schulden nur in gerin-gem Umfang beeinflussen kann: Aufwendungen und Ertrge aus der Neubewertung von Sachanlagen und immateriellen Vermgenswerten, aus Bewertungsnderungen von Pensions-schulden, aus der Umrechnung von Abschlssen auslndischer Geschftsbetriebe, aus Neubewertungen von zur Veruerung verfgbaren finanziellen Vermgenswerten sowie aus bestimm-ten Sicherungsgeschften.

    Kennzeichnend fr diese im sonstigen Ergebnis erfassten Wertnderungen ist, dass sie im blichen Geschftsverlauf fr den Konzern erst zu einem in der Zukunft liegenden Zeitpunkt zu Zahlungsmittelzuflssen oder -abflssen fhren. So wird beispielsweise erst beim Verkauf einer Anlage ein frher vorge-nommener Neubewertungsertrag als Zahlungseingang erfasst. Ebenso fhrt eine hhere Bewertung von Pensionsrckstellun-gen durch die gestiegene Lebenserwartung der Mitarbeiter nur langfristig zu hheren Auszahlungen und zwar dann, wenn Pensionszahlungen lnger geleistet werden mssen, als es das Unternehmen bisher erwartet hat. Auch kumulierte Whrungs-erfolge, die regelmig aus der Umrechnung von Abschlssen auslndischer Geschftsbetriebe entstehen, um den Konzern-abschluss in einer einheitlichen Whrung aufzustellen, fhren allenfalls dann zu Zahlungseingngen oder -ausgngen, wenn eine auslndische Gesellschaft verkauft wird.

    Die Konzerngesamtergebnisrechnung gibt einen Einblick in den Geschftserfolg des Konzerns zwischen zwei Stichtagen.

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    3 Wie zuverlssig ist das ausgewiesene Ergebnis?Das ausgewiesene Ergebnis wird durch die Bewertung der Aktiva und Passiva in der Konzernbilanz beeinflusst. Die Be-wertung von Vermgenswerten und Schulden (insbesondere Rckstellungen) ist hufig unsicher und ermessensbehaftet. Dies gilt umso mehr, als sich die Rechnungslegung nach IFRS zunehmend von der Bewertung auf Basis der historischen Anschaffungskosten hin zum Fair Value Accounting entwickelt. Da es sich bei der Fair Value-Bewertung um einen zeitnahen Mastab handelt, erhhen sich zwar die Transparenz und die Relevanz der Rechnungslegungsinformation im Vergleich zu historischen Bewertungsmastben, doch bei einigen der zum Fair Value bewerteten Posten lsst sich der Fair Value des finanziellen Vermgenswerts nicht eindeutig an einem Markt beobachten. Daher muss er vom Management geschtzt wer-den. Diese Schtzung kann zum einen durch Anpassungen von Marktpreisen vergleichbarer Vermgenswerte oder Schulden erfolgen. Alternativ ist der Barwert der zu erwartenden Net-tozahlungen aus den zu bewertenden Vermgenswerten und Schulden zu ermitteln. Barwertermittlungen sind beispielsweise bei Wertminderungstests oder bei der Bewertung von lang-fristigen Rckstellungen erforderlich. Auch mssen zum Teil Umsatzerlse geschtzt werden, etwa bei Fertigungsauftrgen, bei denen bereits Umsatzerlse nach Magabe des Fertig-stellungsgrades zu erfassen sind, obwohl eine Lieferung bzw Leistung noch nicht fertiggestellt wurde. Da bereits whrend der Fertigungsdauer von Kundenauftrgen Fertigungsaufwen-dungen anfallen, soll durch die vorgelagerte Umsatzerfassung ein periodengerechter Erfolg ermittelt werden.

    Die Ermittlung von Rechnungslegungsinformationen basiert also immer auf einer Vielzahl von Annahmen ber knftige Ereignisse beispielsweise in Hinblick auf die Bonitt der Kunden, den Zeitwert einer Beteiligung, die Chance eines Ver-gleichs bei einem laufenden Prozess, die Realisierbarkeit eines steuerlichen Verlustvortrags oder den Wertminderungsumfang eines Vermgenswerts.

    4 Woran wird die Zuverlssigkeit der ausgewiesenen Ergebnisse deutlich?Um es dem Leser zu ermglichen, den Umfang der Be-wertungsunsicherheiten einzuschtzen, enthlt der Anhang Informationen ber die angewendeten Bewertungsmast-be der einzelnen Vermgenswerte und Schulden sowie

    weiterfhrende Angabepflichten. Sofern Fair Values als Bar-werte geschtzt werden, sind hufig auch zugrunde gelegte Bewertungsannahmen anzugeben. Dies gilt insbesondere fr den verwendeten Zinssatz. Auch bezglich der Risiken aus Finanzinstrumenten bestehen seitens der IFRS umfangreiche Angabepflichten.

    Unerlsslich ist ein Blick in die Anhangangaben: Anhand dieser Informationen knnen gerade Ergebnisauswirkungen aus immer komplexer ausgestalteten Finanztransaktionen nachvollzogen werden. Dies ist zum Beispiel dann von Be-deutung, wenn Forderungsbestnde fr Finanzierungszwecke verkauft werden, gleichzeitig aber Garantien, Optionen oder andere Sicherheiten gewhrt werden. Solche Flle knnen den Abgang der betreffenden Forderungen und die einhergehende Realisierung der Erlse fraglich erscheinen lassen. Sale and lease back-Transaktionen, die zum Verkauf und zur gleichzeitigen Miete einer Anlage fhren, generieren liquide Mittel und gleichzeitig Ertrge aus der Veruerung, ohne dass sich an der Nutzung der Anlage durch das Unter-nehmen etwas ndert. Zweck solcher Transaktionen kann die Erhhung des ausgewiesenen Ergebnisses, die Verbesserung von Bilanzrelationen sowie die Beschaffung von finanziellen Mitteln sein.

    5 Nach welchem Verfahren wird das Jahresergebnis ermittelt?Das Jahresergebnis kann nach dem Gesamtkostenverfahren oder nach dem international blichen Umsatzkostenverfahren ermittelt werden. Bei Ersterem wird die Gesamtleistung der Periode dargestellt: Neben den Umsatzerlsen werden auch die in der Periode produzierten, nicht abgesetzten Leistungen ausgewiesen beispielsweise Bestandsvernderungen und ak-tivierte Eigenleistungen. Der Gesamtleistung werden die in der Periode angefallenen Aufwendungen gegenbergestellt. Beim Umsatzkostenverfahren dagegen werden nur die in der Periode erzielten Umsatzerlse ausgewiesen. Die Aufwendungen, die den Umsatzerlsen gegenbergestellt werden, umfassen ledig-lich die Herstellungskosten der verkauften Erzeugnisse nicht jedoch die in der Periode insgesamt angefallenen Herstellungs-kosten aller produzierten Gter. Unterschiede ergeben sich bei den Aufwendungen fr Bestandsvernderungen sowie anderen aktivierten Eigenleistungen, die im Umsatzkostenverfahren nicht ausgewiesen werden. Das Jahresergebnis ist dessen ungeachtet nach beiden Verfahren gleich hoch.

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    Ein weiterer wesentlicher Unterschied besteht in der Gliede-rung der ausgewiesenen Aufwendungen. Beim Gesamtkosten-verfahren werden smtliche angefallenen Aufwendungen nach Aufwandsarten wie zum Beispiel Material- und Personalauf-wand gegliedert. Dagegen werden beim Umsatzkostenverfah-ren die Aufwendungen den betrieblichen Funktionsbereichen Herstellung, Forschung und Entwicklung sowie Vertrieb und Verwaltung zugeordnet. Da im Umsatzkostenverfahren den Umsatzerlsen unmittelbar die Herstellungskosten der ab-gesetzten Leistungen gegenbergestellt werden, lsst sich aus der Zwischensumme, dem sogenannten Bruttoergebnis, im Verhltnis zu den Umsatzerlsen die Bruttomarge (gross margin) errechnen.

    6 Wie ist der Geschftsverlauf zu interpretieren?Inwieweit der Konzern sein Geschftsmodell am Markt umset-zen konnte, lsst sich vor allem mit Blick auf die Entwicklung des operativen Ergebnisses gegenber dem Vorjahr und im Vergleich zu Wettbewerbern des Konzerns analysieren. Beim Vorjahresvergleich stellt sich auch die Frage, ob Vernderungen im Konsolidierungskreis stattgefunden haben, die das Bild verzerren knnten. So kann der Kauf eines in den Konzernab-schluss einbezogenen Unternehmens im Berichtsjahr zu einer Erhhung des Umsatzes fhren. Gleichzeitig kann jedoch infolge des damit verbundenen Integrationsaufwands auch das Konzernergebnis belastet werden. Beim Verkauf eines Tochterunternehmens kann ein Gewinn oder Verlust anfallen, der sich jeweils aus Konzernsicht als Differenz der veruerten Aktiva und Passiva einerseits sowie dem Erls andererseits ergibt. Fr international ttige Konzerne kann zudem auch die Entwicklung der Wechselkurse einen nicht unwesentlichen Einfluss auf das Ergebnis und den Vorjahresvergleich haben. Darber hinaus knnen nderungen in der Rechnungslegungs-politik oder die Einfhrung neuer Standards den Vorjahresver-gleich beeintrchtigen. Auskunft hierber gibt die Darstellung der Rechnungslegungsgrundstze im Anhang.

    7 Wie nachhaltig ist der Ergebnisausweis?In Zusammenhang mit dem Ergebnisausweis ist heute oftmals von normalised profit die Rede: Mittels der Anhangangaben und einer Befragung des Managements versuchen Analysten in der Regel, ein um auerordentliche, seltene oder einmalige

    Ereignisse oder Transaktionen bereinigtes Jahresergebnis zu ermitteln. Dieses dient als Grundlage fr die Unternehmens-bewertung bzw die Bewertung der Aktie. Bei der Analyse des ausgewiesenen Betriebsergebnisses ist zu bercksichtigen, dass die IFRSs im Gegensatz zum UGB den Ausweis von auerordentlichen Aufwendungen und Ertrgen nach dem Ergebnis der laufenden Geschftsttigkeit verbieten. Dies liegt darin begrndet, dass letztlich alle Ertrge und Aufwendungen als durch die Geschftsttigkeit des Unternehmens verursacht angesehen werden.

    Einige Unternehmen kommen den Informationsbedrfnissen der Analysten entgegen und weisen in der Erfolgsrechnung zustzliche Zwischensummen aus, zum Beispiel das ordentliche Betriebsergebnis vor Sonderaufwendungen wie Restrukturie-rungskosten, Sonderabschreibungen oder Verlusten aus der Veruerung von Tochtergesellschaften. Fr das IASB sind solche Darstellungen nur bedingt aussagekrftig. Er betrachtet die Sondereinflsse und Volatilitten nicht als auerordentlich und bemngelt den subjektiven Charakter dieses Ausweises. Daher wird eine ergnzende qualitative Erluterung von unge-whnlichen Aufwendungen, Ertrgen, Verlusten und Gewinnen im Anhang der Konzernrechnung bevorzugt.

    Eine Ausnahme bildet das Ergebnis aus aufgegebenen Ge-schftsbereichen, das nach internationalen Rechnungslegungs-vorschriften separat vom Ergebnis aus der laufenden Ge-schftsttigkeit des Unternehmens ausgewiesen wird. In der Erfolgsrechnung des Muster-Konzerns ist das Ergebnis aus aufgegebenen Geschftsbereichen in einer gesonderten Zeile abgebildet. Auf diese Weise wird die Entwicklung der Ertrags-lage im Vergleich zum Vorjahr bersichtlicher dargestellt. Zudem ermglicht diese Art der Angabe, die zuknftige Entwicklung der Ertragslage aus der fortgefhrten Geschftsttigkeit besser einzuschtzen. Alternativ zu der ausschlielichen Darstellung des Ergebnisses aus aufgegebenen Geschftsbereichen kn-nen die daraus resultierenden Ertrge und Aufwendungen auch entsprechend der Gliederung der Gewinn- und Verlustrechnung in gesonderten Spalten fr das Geschftsjahr und das Vorjahr dargestellt werden. Auf diese Weise erhht sich der Informa-tionsgehalt der Erfolgsrechnung, nachteilig hierbei ist jedoch, dass sie komplexer und damit schwerer lesbar werden kann. Wird in der Erfolgsrechnung nur das Ergebnis aus aufgegebe-nen Geschftsbereichen in einer gesonderten Zeile ausgewie-sen, mssen die Ertrge und Aufwendungen, die zu diesem Ergebnis fhren, im Anhang dargestellt werden.

  • 12 | Geschftsberichte lesen und verstehen

    8 Was versteht man unter EBIT, EBITA und EBITDA?Diese Abkrzungen bezeichnen gelufige Zwischensummen in der Erfolgsrechnung, um die operative Performance des Konzerns zu beschreiben. EBIT (Earnings before interest and taxes) entspricht dem in der Erfolgsrechnung des Muster-Kon-zerns ausgewiesenen Betriebsergebnis, dem operativen Ergeb-nis bzw dem Ergebnis vor Finanzergebnis und Ertragsteuern. EBITA (Earnings before interest, taxes and amortisation) be-schreibt das operative Ergebnis vor Abzug der Abschreibungen und Wertberichtigungen immaterieller Aktiva. EBITDA (Ear-nings before interest, taxes, depreciation and amortisation) rechnet zustzlich die Abschreibungen von Sachanlagen auf. Ziel dieser Kennzahlen ist eine Annherung an den operativen Cashflow, indem die wichtigsten nicht liquidittswirksamen Aufwendungen zum Betriebsgewinn hinzugezhlt werden.

    Im Beispiel des Muster-Konzerns betrgt das EBITDA 2011 EUR 14.347 Mio (Betriebsgewinn EUR 8.450 Mio, planmige Ab-schreibungen auf Sachanlagen EUR 5.001 Mio und immaterielle Vermgenswerte EUR 780 Mio sowie Impairment-Verlust auf Goodwill EUR 116 Mio). Dass diese Gre aber noch weit vom Mittelzufluss der betrieblichen Ttigkeit in Hhe von EUR 5.372 Mio entfernt ist, geht aus der Kapitalflussrechnung hervor.

    Siehe im Abschnitt Der Konzernanhang: Abb. 8/S. 34 Immaterielle Vermgenswerte, Abb. 9/S. 35 Sachanlagen

    9 Aus welchem Grund ist das Konzern-ergebnis zum einen auf Anteilseigner des Mutterunternehmens und zum anderen auf nicht beherrschende Gesellschafter zu verteilen?

    Dividendenansprche von Gesellschaftern beruhen auf dem Ergebnis des Unternehmens, an dem sie beteiligt sind. Im Kon-zernabschluss werden mehrere Unternehmen zusammenge-fasst so dargestellt, als ob sie rechtlich ein Unternehmen wren. Der Konzernabschluss zeigt damit, welche Gewinnanteile wirt-schaftlich auf die Anteilseigner entfallen. Gesellschafter, die ne-ben dem (beherrschenden) Mutterunternehmen an einem kon-solidierten Tochterunternehmen beteiligt sind, werden als nicht beherrschende Gesellschafter bezeichnet. Aus Konzernsicht sind sie jedoch auch Anteilseigner. Daher werden ihre Anteile am Konzerneigenkapital auch im Eigenkapital ausgewiesen.

    Mit dem differenzierten Ausweis des Konzernergebnisses in der Erfolgsrechnung wird gezeigt, welcher Teil des Konzerner-gebnisses den Gesellschaftern des Mutterunternehmens und welcher Teil den nicht beherrschenden Gesellschaftern der konsolidierten Tochterunternehmen zuzurechnen ist.

    10 Worin besteht der Unterschied zwischen dem unverwsserten und dem verwsserten Ergebnis pro Aktie?

    Das unverwsserte Ergebnis pro Aktie zeigt, wie hoch das Er-gebnis des Konzerns aus der fortgefhrten Geschftsttigkeit bezogen auf jede im Umlauf befindliche Stammaktie ausfllt. Das verwsserte Ergebnis pro Aktie bercksichtigt zustzlich die sogenannten potenziellen Stammaktien, die bei (ange-nommener) Ausbung smtlicher Options- oder Wandelrechte zu einer Verwsserung fhren wrden. Unter Verwsserung versteht man in diesem Zusammenhang die Verminderung des Ergebnisses pro Aktie durch die angenommene Erhhung der in Umlauf befindlichen Stammaktien. Sofern ein Ergebnis aus aufgegebenen Geschftsbereichen ausgewiesen wird, ist das Ergebnis pro Aktie aus aufgegebenen Geschftsbereichen zustzlich auszuweisen. Dies kann entweder in der Erfolgsrech-nung oder im Anhang geschehen.

    11 Welche Sparte leistet den hchsten Gewinnbeitrag, welche den geringsten? Unternehmen, deren Aktien oder Schuldverschreibungen f-fentlich gehandelt werden, oder die eine Zulassung dieser Wertpapiere zum Handel an einer Wertpapierbrse beantragt haben, sind verpflichtet, eine Segmentberichterstattung auf-zustellen. Diese erfolgt nach Geschftsbereichen sowie nach geografischen Gesichtspunkten und ermglicht einen nheren Einblick in die unter Umstnden sehr unterschiedliche Leistung der einzelnen Sparten eines Konzerns.

    Nach IFRS oder US-GAAP erfolgt die Segmentberichterstattung nach dem sogenannten management approach. Dieser sieht vor, dass die internen Finanzzahlen, die von der Geschftslei-tung als Entscheidungsbasis fr die Zuteilung von Ressourcen und fr die Leistungsbeurteilung verwendet werden, auch die Basis fr die externe Berichterstattung ber die wirtschaftli-che Entwicklung der Segmente bilden. Bei der Bestimmung der darzustellenden Segmente ist eine Zusammenfassung von gleichartigen operativen Teilen mglich, gleichzeitig sind

  • Geschftsberichte lesen und verstehen | 13

    bestimmte minimale Schwellenwerte vorgegeben. Neben den Informationen bezglich Identifizierung und Zusammenfassung der operativen Segmente sind im Anhang zustzliche Angaben fr das gesamte Unternehmen zu machen. Diese unterneh-mensweiten Daten umfassen beispielsweise die Erlse mit externen Dritten fr jede Gruppe von hnlichen Produkten und Dienstleistungen, Erlse nach geografischen Gebieten und wesentliche Konzentrationen der Umstze auf einzelne Kunden.

    Siehe im Abschnitt Der Konzernanhang: Abb. 7/S. 33 Segmentberichterstattung

    12 Was bedeutet Impairment?Die Rechnungslegungsstandards sehen auch eine berwachung der langfristigen Vermgenswerte bezglich ihrer Werthaltigkeit vor. Als berbewertet gilt ein langfristiger Vermgenswert dann, wenn sein Buchwert weder durch seinen Veruerungspreis (Marktwert abzglich Transaktionskosten) noch durch seine zuknftigen, diskontierten Cashflows (Nutzungswert) gedeckt ist. Sobald Indikatoren einer solchen Werteinbue (trigger) vorliegen, sind entsprechende Werthaltigkeitsberechnungen (Impairment Tests) und gegebenenfalls auerplanmige Abschreibungen (Impairment-Aufwendungen) vorzunehmen. Anlass fr solche Berechnungen knnen zum Beispiel techni-sche beralterung, neue bzw verbesserte eigene Produkte oder Konkurrenzprodukte sowie ungengende Renditen sein. Besonders komplex ist die Einschtzung der Werthaltigkeit von Goodwill. Dies liegt darin begrndet, dass sich dieser erstens auf ganze Unternehmensteile oder Gesellschaften bezieht und zweitens die Einschtzung des Zukunftspotenzials einer Akqui-sition widerspiegelt. IFRS (und auch US-GAAP) verlangen einen jhrlichen Impairment Test des Goodwills (im Gegensatz zur unternehmensrechtlichen Rechnungslegung, die diesen nach erfolgten jhrlichen Abschreibungen lediglich bei Vorliegen von Anzeichen vorsieht). Ein solcher Test bedingt zahlreiche Bewer-tungsannahmen, mit denen ein gewisser Ermessensspielraum einhergeht. Aus diesem Grund sind im Anhang detaillierte Angaben zu Impairments und den damit zusammenhngenden Berechnungen erforderlich.

    Siehe im Abschnitt Der Konzernanhang: Abb. 8/S. 34 Immaterielle Vermgenswerte, Abb. 9/S. 35 Sachanlagen

    13 Ist Finanzaufwand gleichbedeutend mit Zinsenaufwand?Nein, der Zinsenaufwand ist ein Bestandteil des Finanzauf-wands. Letzterer enthlt neben dem Zinsenaufwand hufig auch realisierte und unrealisierte Fremdwhrungsverluste und Wertberichtigungen von nicht konsolidierten Beteiligungen, Darlehen sowie anderen Finanzanlagen.

    14 Wie wird der Zinsenaufwand ermittelt?Der Zinsenaufwand beinhaltet oft mehr als nur die vereinbar-te Verzinsung des Fremdkapitals. Wird beispielsweise eine 1-Prozent-Anleihe von nominal EUR 100 Mio zu EUR 90 Mio (unter pari) auf zehn Jahre ausgegeben, wobei Transaktionskos-ten von EUR 2 Mio entstehen, flieen der Gesellschaft netto flssige Mittel von EUR 88 Mio zu. Dagegen muss sie nach zehn Jahren insgesamt EUR 100 Mio zurckzahlen. Der jhrliche Zinsenaufwand setzt sich in diesem Fall aus einem Prozent auf EUR 100 Mio und einer Jahresamortisation der Differenz zwischen dem Rckzahlungs- und dem Ausgabebetrag zusam-men. Diese Differenz (EUR 100 Mio - EUR 88 Mio = EUR 12 Mio) wird ber zehn Jahre verteilt dem Aufwand belastet. Sie erhht die Anleiheschuld bis auf den geschuldeten Betrag im Zeitpunkt der Rckzahlung. Internationale Normen verlangen die Offenlegung der Effektivzinsstze, die ebendiese gesamte Verzinsung widerspiegeln, im Anhang.

    Siehe im Abschnitt Der Konzernanhang: Abb. 14/S. 37 Finanzverbindlichkeiten

    15 Wie werden aktienbezogene Vergtungen erfasst?Viele Konzerne entlohnen ihre leitenden Angestellten teilweise in Form von Optionen oder Aktien des Unternehmens. Die Kosten solcher Vergtungen werden letztlich durch die brigen Aktienbesitzer in Form eines Verwsserungseffekts auf deren Anteile getragen. Um diese Effekte sichtbar zu machen, behan-deln die IFRS solche Leistungen als Aufwand des Konzerns. Dieser bemisst sich nach dem Verkehrswert im Zeitpunkt der Ausgabe der Optionen bzw Gratisaktien. Er wird ber die Zeit-dauer der erforderlichen Arbeitsleistung erfolgswirksam erfasst.

  • 14 | Geschftsberichte lesen und verstehen

    16 Zustzliche Fragen in Zusammenhang mit der Erfolgsrechnungn Sind wesentliche nicht jhrlich wiederkehrende Aufwen-dungen oder Ertrge wie Restrukturierungsrckstellungen, Wertminderungen, Gewinne oder Verluste (zum Beispiel aus dem Verkauf von Tochterunternehmen) zu verzeichnen, die den Vorjahresvergleich und die Nachhaltigkeit des ausgewie-senen Ergebnisses relativieren?

    n Sind in der Erfolgsrechnung (etwa im Finanzergebnis) wesentliche, nicht realisierte Ertrge oder Aufwendungen enthalten (beispielsweise Ertrge oder Aufwendungen aus der Marktbewertung von Finanzinstrumenten, die zu Han-delszwecken gehalten werden)?

    n Haben sich die sonstigen betrieblichen Ertrge und Auf-wendungen wesentlich verndert und falls ja, weshalb (zum Beispiel durch Auflsungen von Rckstellungen oder durch Gewinne/Verluste aus Anlagenabgngen etc)?

    n Wie verhlt sich der ausgewiesene, effektive Steueraufwand zum erwarteten Steueraufwand des Konzerns? Worauf sind eventuelle wesentliche Vernderungen des Steueraufwands zurckzufhren?

    n Bestehen Risiken, welche die Nachhaltigkeit des ausgewie-senen Ergebnisses oder gar die Fortfhrung des Konzerns gefhrden knnten (zum Beispiel technologische Entwicklun-gen, Image- oder Qualittsprobleme, Schadensflle usw)?

  • Abb. 3: Muster-KonzernKonzerngesamtergebnisrechnung

    TEUR 2011 2010

    Laufende Geschftsttigkeit

    Umsatzerlse 99.360 95.186Umsatzkosten -54.920 -55.835 Bruttoergebnis 44.440 39.351

    Sonstige betriebliche Ertrge 1.445 265Vertriebskosten -17.984 -18.012Allgemeine Verwaltungskosten -15.458 -15.066Sonstige betriebliche Aufwendungen -3.993 -1.136Operatives Ergebnis (Betriebsergebnis) 8.450 5.402

    Finanzertrge 911 523Finanzaufwendungen -1.760 -1.719Finanzergebnis -849 -1.196

    Ergebnisanteile aus der Anwendung der Equity-Methode 467 587Ergebnis vor Steuern 8.068 4.793

    Ertragsteueraufwand -2.138 -1.404Ergebnis aus laufender Geschftsttigkeit nach Steuern 5.930 3.389

    Aufgegebene Geschftsttigkeit

    Ergebnis nach Steuern aus aufgegebenen Geschftsbereichen 489 682Jahresergebnis 6.419 4.071

    Sonstiges Ergebnis

    Whrungsdifferenzen aus der Umrechnung von Abschlssen auslndischer Tochterunternehmen 280 215Ergebnis aus der Absicherung einer Nettoinvestition in ein auslndisches Tochterunternehmen1 3 -8Neubewertung von Sachanlagen1 170 0nderung des Zeitwerts im Rahmen eines effektiven Cashflow-Hedges1 -93 0Zeitwertnderungen zur Veruerung verfgbarer Wertpapiere1 95 0Versicherungsmathematische Verluste1 -17 0Sonstiges Ergebnis 438 207

    Gesamtergebnis 6.857 4.278

    Gesamtergebnis entfallend auf:

    Beherrschende Gesellschafter 6.481 4.059Anteile nicht beherrschender Gesellschafter 376 219Gesamtergebnis 6.857 4.278

    Jahresergebnis entfallend auf:

    Beherrschende Gesellschafter 6.043 3852Anteile nicht beherrschender Gesellschafter 376 219Jahresergebnis 6.419 4.071

    Ergebnis aus der laufenden Geschftsttigkeit

    Unverwssertes Ergebnis je Aktie (in )* 1,39 0,79Verwssertes Ergebnis je Aktie (in )** 1,11 0,63

    Ergebnis aus der gesamten Geschftsttigkeit

    Unverwssertes Ergebnis je Aktie (in )* 1,51 0,96Verwssertes Ergebnis je Aktie (in )** 1,21 0,77

    Ergebnis aus aufgegebenen Geschftsbereichen

    Unverwssertes Ergebnis je Aktie (in )* 0,12 0,17Verwssertes Ergebnis je Aktie (in )** 0,10 0,14

    * Unverwsserte Aktienanzahl: 4.000 ** Verwsserte Aktienanzahl: 5.000

    1 Im vorliegenden Muster-Abschluss werden die Bestandteile des sonstigen Ergebnisses als Nettobetrge nach Bercksichtigung aller Steuereffekte dargestellt. Alternativ ist auch eine Bruttodarstellung mglich, bei welcher der gesamte Steuereffekt des sonstigen Ergebnisses in einer separaten Zeile gezeigt wird.

    5

    9

    9

    33

    3

    2

    5

    1313

    5

    14

    5

    13

    10

    10

    10

    8

    1

    Geschftsberichte lesen und verstehen | 15

  • 16 | Geschftsberichte lesen und verstehen

    Die Konzernbilanz

    1 Auf welcher Bewertungsgrundlage wurden die Konzernbilanz und die Bilanz der Holdinggesellschaft erstellt?

    Die Bilanzierung erfolgt in der Regel unter der Annahme, dass die Geschftsttigkeit weitergefhrt wird (Fortfhrungswerte). Falls diese nicht mehr gegeben ist, weil beispielsweise Zah-lungsunfhigkeit vorliegt, ist ein bergang von allgemeinen Bewertungsregeln zum Liquidationswert der Vermgenswerte und Schulden erforderlich. Die Liquidationswerte (auch Ein-zelveruerungswerte oder Zerschlagungswerte genannt) liegen dabei meist deutlich unter den Fortfhrungswerten. Dies fhrt hufig zu einer bilanziellen berschuldung bzw zu einem negativen Eigenkapital. Die berschuldung im insolvenzrecht-lichen Sinn ist jedoch anhand eines gesonderten berschul-dungsstatus zu ermitteln.

    2 Worauf basieren Fortfhrungswerte?Die herkmmliche Rechnungslegung basiert auf historischen Anschaffungs- bzw Herstellungskosten. Von dieser Wertbasis ausgehend werden in der Regel je nach Nutzung der Vermgens-werte Abschreibungen (zum Beispiel auf Maschinen und Gebu-de), Amortisationen (etwa auf Patente und andere immaterielle Werte) und Wertberichtigungen (beispielsweise auf Goodwill, Kundenforderungen oder Warenvorrte) vorgenommen.

    3 Welche Bedeutung haben Fair Values in der Bilanzierung?In jngster Zeit finden zunehmend aktuelle Zeitwerte (Fair Va-lues) Eingang in einen nach IFRS erstellten Konzernabschluss. So werden heute die meisten Finanzinstrumente zum Fair Value bilanziert. Bei der Bewertung zum Fair Value ergibt sich die Frage, ob die Wertschwankungen, das heit die unrealisierten Gewinne und Verluste, von Jahr zu Jahr im Jahresergebnis oder im sonstigen Ergebnis ausgewiesen werden.

    4 Worauf sind Vernderungen der Aktiva und Passiva zurckzufhren?Die Vernderung eines Bilanzpostens kann verschiedene Ursachen haben: Kufe und Verkufe von Aktiva, Aufnahme und Rckzahlung von Fremd- und Eigenkapital sowie Folge-bewertungen und Bewertungsnderungen von Bilanzposten (Abschreibungen, Zuschreibungen, nderungen der Rechnungs-legungsgrundstze). Daneben kommen auch nderungen des Konsolidierungskreises durch Erwerb oder Veruerung von Tochterunternehmen oder Gemeinschaftsunternehmen als Ur-sache in Frage. Ohne die Analyse der brigen Bestandteile des Konzernabschlusses, wie zum Beispiel des Konzernanhangs, ist es nicht mglich, die Vernderungen in der Bilanz zu verstehen.

    So knnten eine Zunahme von Vorrten und die gleichzeitige Abnahme der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen mit einem Umsatzeinbruch zusammenhngen. Eine Zunahme von Vorrten kann jedoch auch auf die Akquisition eines Tochterun-ternehmens zurckzufhren sein.

    5 Wie kommt der Geschfts- oder Firmen-wert zustande und welchen Einfluss hat er auf den Konzernabschluss?

    In der Bilanz des Mutterunternehmens wird der Kauf eines Unternehmens zu Anschaffungskosten (das heit dem Kauf-preis zuzglich Transaktionskosten) unter den Anteilen an verbundenen Unternehmen bilanziert. In der Konzernbilanz werden dagegen nicht die Anteile, sondern die (gegebenen-falls anteiligen) erworbenen Vermgenswerte und Schulden zu beizulegenden Zeitwerten erfasst. Eine positive Differenz zwischen Kaufpreis und Reinvermgen (Vermgenswerte minus Schulden) zu Zeitwerten wird als Geschfts- oder Fir-menwert (goodwill) bezeichnet. Dagegen versteht man unter einem passiven Unterschiedsbetrag (oder badwill bzw lucky buy) eine negative Differenz. Der Geschfts- oder Firmenwert reflektiert den Mehrwert, den das erwerbende Unternehmen ber den Zeitwert des Reinvermgens hinaus beispielsweise fr Synergiepotenziale zu zahlen bereit war. Er wird vielfach

    Die Konzernbilanz bringt die Vermgenslage des Konzerns am Abschlussstichtag zum Ausdruck. Bei den meisten Unternehmen fllt dieser Stichtag auf den 31. Dezember.

  • Geschftsberichte lesen und verstehen | 17

    auch als Hoffnungswert bezeichnet. Der Geschfts- oder Firmenwert wird in der Konzernbilanz unter den immateriel-len Vermgenswerten ausgewiesen. Er wird nach IFRS nicht planmig abgeschrieben. Vielmehr ist jhrlich im Rahmen eines sogenannten Impairment Tests zu berprfen, ob der Buchwert in der Konzernbilanz noch werthaltig ist. Hierzu sind Geschfts- oder Firmenwerte sogenannten zahlungsmittel-generierenden Einheiten (Cash Generating Units oder CGU) zuzuordnen. Zum Wertminderungstest wird der Buchwert dem erzielbaren Betrag, das heit dem beizulegenden Zeitwert oder dem Nutzungswert, gegenbergestellt je nachdem, welcher hher ist. Bei fortgefhrter Geschftsttigkeit ist in der Regel der Nutzungswert der Mastab fr eine etwaige Wertminderung. Dieser wird als Barwert zuknftiger Zahlungs-strme, die den abgrenzbaren zahlungsmittelgenerierenden Einheiten des Konzerns zugeordnet werden knnen, ermittelt. Der Wertminderungstest erfordert Annahmen ber zuknftige Entwicklungen sowie Schtzungen der Zahlungsstrme. Dabei bestehen zahlreiche Ermessensspielrume, die das Unterneh-men bilanzpolitisch nutzen kann. Aus diesem Grund sind im Anhang umfangreiche Angaben zur Bilanzierung und Bewertung der Geschfts- oder Firmenwerte erforderlich. Sie ermglichen, dass die mit Unsicherheit behafteten Informationen besser beurteilt werden knnen.

    Grundstzlich wird durch das Konzept des Wertminderungs-tests im Vergleich zu einer planmigen Abschreibung eine Verbesserung des Jahresergebnisses erreicht. Jedoch drohen in Zeiten eines ungnstigen Geschftsverlaufs unter Umstnden beachtliche Ergebnisbelastungen aus den in der Gewinn- und Verlustrechnung zu erfassenden Wertminderungen der Ge-schfts- oder Firmenwerte.

    Siehe im Abschnitt Der Konzernanhang: Abb. 8/S. 34 Immaterielle Vermgenswerte, Abb. 9/S. 35 Sachanlagen, Abb. 10/S. 36 Nettovermgenszugnge

    6 Was versteht man unter einem assoziier-ten Unternehmen und was kennzeichnet ein Gemeinschaftsunternehmen?

    Von einem assoziierten Unternehmen spricht man, wenn ein Mutter- oder Tochterunternehmen Anteile an einem anderen Unternehmen hlt, jedoch nicht mehrheitlich beteiligt ist, und es folglich das andere Unternehmen nicht beherrschen kann. Der Anteilseigner kann auf das assoziierte Unternehmen lediglich einen mageblichen Einfluss ausben, also beispielsweise an

    finanz- und geschftspolitischen Entscheidungen mitwirken. Eine solche Einflussnahme wird bei Stimmrechtsanteilen zwi-schen 20 Prozent und 50 Prozent angenommen.

    Assoziierte Unternehmen werden nicht konsolidiert, sondern grundstzlich mit dem anteiligen Eigenkapital (at equity) im Kon-zernabschluss bewertet. Dabei wird der Equity-Wert ausgehend von den Anschaffungskosten der Beteiligung um die Eigen-kapitalvernderungen des Berichtsjahrs bei dem assoziierten Unternehmen fortgeschrieben. Werden bei dem assoziierten Unternehmen Gewinne einbehalten (thesauriert), erhht sich der Equity-Wert. Schttet die betreffende Gesellschaft eine Dividende aus oder erwirtschaftet das assoziierte Unternehmen einen Verlust, reduziert er sich dagegen.

    Ein Gemeinschaftsunternehmen (joint venture) zeichnet sich dadurch aus, dass es von zwei oder mehr Partnerunternehmen gemeinschaftlich gefhrt wird. In den Konzernabschluss des Partnerunternehmens wird das Gemeinschaftsunternehmen unter Anwendung der Quotenkonsolidierung einbezogen. Dies bedeutet, dass die Vermgenswerte, Schulden, Ertrge und Aufwendungen entsprechend dem prozentualen Anteil des Partnerunternehmens am Gemeinschaftsunternehmen in den Konzernabschluss bernommen werden. Alternativ zur Quotenkonsolidierung ist auch die Bewertung mit dem Equity-Wert zulssig.

    Durch eine nderung der IFRSs werden in Zukunft Joint Ven-tures im Regelfall at equity in den Konzernabschluss einbezogen werden mssen.

    7 Enthlt die vorliegende Konzernbilanz Finanzinstrumente?In der Regel besteht ein wesentlicher Teil der Konzernbilanz aus Finanzinstrumenten. Nach IFRS (und US- GAAP) gehren hierzu neben den flssigen und geldnahen Mitteln markt-gngige Wertpapiere, Forderungen und Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen, Minderheitsbeteiligungen (nicht aber Beteiligungen an assoziierten Gesellschaften), Darlehen, Finanzverbindlichkeiten sowie derivative Finanzinstrumente (wie Devisentermingeschfte, Aktienoptionen, Zinssatzswaps usw). Derivative Finanzinstrumente sind gem internationa-len Rechnungslegungsnormen zum Zeitwert (Fair Value) in die Konzernbilanz aufzunehmen. Sie werden entweder separat oder hufig auch unter den anderen kurzfristigen Forderungen bzw Finanzverbindlichkeiten ausgewiesen. Je nachdem, ob

  • 18 | Geschftsberichte lesen und verstehen

    sie der Absicherung zuknftiger Transaktionen oder anderen Zwecken (zum Beispiel Handel) dienen, erfolgt der Ausweis der Wertschwankungen entweder direkt im sonstigen Ergebnis oder im Jahresergebnis. Der Hintergrund der Transaktion bzw die zugrunde liegende Strategie der Konzernleitung sind also fr den Ausweis von entsprechender Bedeutung.

    8 Was sind latente Steuern?Die Wertanstze im IFRS-Abschluss weichen in vielen Bereichen von der Steuerbilanz ab. Bei diesen Abweichungen handelt es sich teilweise um Differenzen, die in spteren Jahren zu einer steuerlichen Be- oder Entlastung fhren. Diese zuknftigen Steu-eransprche (aktive latente Steuern) oder Steuerverpflichtungen (passive latente Steuern) sind im Abschluss des Geschftsjahres anzusetzen bzw fortzuschreiben, in dem die Differenzen zwischen den Wertanstzen im IFRS-Abschluss und der Steuerbilanz ent-stehen oder sich verndern. Dabei werden auch aktive latente Steuern auf Verlustvortrge angesetzt, sofern es wahrscheinlich ist, dass die Verlustvortrge aufgrund knftiger steuerpflichtiger Gewinne genutzt werden knnen. Bei einer unerwartet nach-teiligen Geschftsentwicklung drohen im Fall aktiver latenter Steuern auf Verlustvortrge zustzlich zu den Verlusten aus dem operativen Geschft weitere Abschreibungen auf die aktivierten Steueransprche. Dies liegt darin begrndet, dass die Verlustvor-trge dann gegebenenfalls nicht mehr mit steuerlicher Wirkung abgezogen werden knnen.

    Siehe im Abschnitt Der Konzernanhang: Abb. 11/S. 36 Nicht aktivierte latente Steueransprche

    9 Knnen die Rcklagen des Konzerns ausgeschttet werden? Grundstzlich knnen die Rcklagen in den jeweiligen Jahresab-schlssen der Konzernunternehmen nur ausgeschttet werden, soweit sie keinen gesetzlichen Ausschttungsbeschrnkungen unterliegen und die hierzu notwendige Liquiditt gegeben ist. Der Konzernabschluss selbst kann nicht herangezogen werden, um die Ausschttung an die Anteilseigner zu bestimmen.

    10 Was kennzeichnet Anteile nicht beherrschender Gesellschafter (Minderheitsgesellschafter)?

    Anteile anderer Gesellschafter betreffen diejenigen Anteile an Tochterunternehmen, die von konzernfremden Gesellschaftern gehalten werden. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn das Mutterunternehmen und weitere Konzernunternehmen nur ber 70 Prozent der Anteile an einem einbezogenen Tochter-unternehmen verfgen. Da die Bilanz und die Erfolgsrechnung dieses Tochterunternehmens zu 100 Prozent in den Konzern-abschluss einbezogen werden, wird zum Ausgleich zu jedem Abschlussstichtag der Anteil der konzernfremden nicht beherr-schenden Gesellschafter am Eigenkapital sowie am Ergebnis der jeweiligen Tochtergesellschaft in einem Ausgleichsposten in der Konzernbilanz innerhalb des Konzerneigenkapitals aus-gewiesen. Diejenigen Ergebnisanteile des Konzerns, die den nicht beherrschenden Gesellschaftern zustehen, werden aus der Ergebniszuweisung in der Erfolgsrechnung ersichtlich (siehe Frage 9 zur Konzerngesamtergebnisrechnung (S. 12).

    11 Wofr werden Rckstellungen gebildet? Unter Rckstellung versteht man eine Schuld, die bezglich ihrer Flligkeit oder ihrer Hhe unsicher ist. Beispiele sind Gewhrleis-tungsverpflichtungen, Prozessrisiken, Steuernachforderungen oder Personalaufwand (etwa Aufwendungen fr Altersvorsorge). Bei der Bildung von Rckstellungen muss hufig eine Vielzahl von Annahmen getroffen werden beispielsweise bezglich der Chance eines Vergleichs bei einem laufenden Prozess, dem Eintritt von Gewhrleistungsfllen oder der Schtzung von Kosten fr Umweltschden. Durch den implizierten Ermessensspiel-raum bieten Rckstellungen Mglichkeiten fr bilanzpolitische Manahmen. Im Anhang sind die Bilanzierungs- und Bewer-tungsmethoden fr Rckstellungen darzustellen. Darber hinaus mssen fr jede Gruppe von Rckstellungen auch Angaben zu Unsicherheiten hinsichtlich Betrag oder Flligkeiten gemacht werden. Schulden, die in Hinblick auf Flligkeit oder Hhe nur geringen Unsicherheiten unterliegen, werden als abgegrenzte Schulden (accrual) bezeichnet und unter den Verbindlichkeiten ausgewiesen. Unter diesem Posten sind beispielsweise hufig Verpflichtungen gegenber den Mitarbeitern aus Resturlaub oder berstunden aufgefhrt.

    Siehe im Abschnitt Der Konzernanhang: Abb. 17/S. 38 Rckstellungen

  • Geschftsberichte lesen und verstehen | 19

    12 Was ist unter der Formulierung langfristige Vermgenswerte, die zur Veruerung vorgesehen sind und damit in Zusammenhang stehende Schulden zu verstehen?

    Um dem Abschlussleser die wirtschaftlichen Auswirkungen einer Veruerung langfristiger Vermgenswerte aufzuzei-gen, enthalten die IFRS fr diese Gruppe von Vermgens-werten sowie damit in Zusammenhang stehende Schulden besondere Ausweis- und Bewertungsvorschriften. Die auf der Aktivseite der Bilanz gesondert auszuweisenden Verm-genswerte mssen zunchst langfristiger Natur sein. Sie dr-fen also nicht zum Verkauf, Verbrauch oder zur Realisierung im gewhnlichen Geschftszyklus bestimmt sein. Zudem muss die Veruerung sehr wahrscheinlich sein, was an das Vorliegen bestimmter Voraussetzungen geknpft ist. Die Schulden, die mit diesen Vermgenswerten in Zusammen-hang stehen, sind gesondert auf der Passivseite der Bilanz auszuweisen. Eine Saldierung mit den Vermgenswerten ist nicht zulssig.

    13 Weitere wichtige Fragen bezglich der Bilanzn Verfgt der Konzern ber gengend Liquiditt, zeitnah realisier-bare Vermgenswerte oder Refinanzierungsmglichkeiten, um die kurzfristigen Verpflichtungen zu begleichen?

    n Unter welchen Voraussetzungen gelingt die Integration eines krzlich erworbenen Unternehmens, von der die Werthaltig-keit des Goodwill abhngt? Mussten bereits Wertkorrekturen vorgenommen werden?

    n Welche Wertberichtigungen wurden fr Bonittsrisiken auf De-bitoren und fr unverkufliche Waren gemacht und erscheinen diese angemessen?

    n Gibt es wesentliche Aktiva wie aktive latente Steuern bzw Geschfts- oder Firmenwerte, deren Realisierbarkeit mageb-lich von der zuknftigen Entwicklung abhngt oder durch sie gefhrdet ist?

    n Bestehen Kreditvereinbarungen, die an finanzielle Kennzahlen geknpft sind und deren Nichteinhaltung zu einer sofortigen Kndigung der Darlehen oder sonstigen Sanktionen fhrt (sog. Financial Covenants)?

    n Ist der Konzern wesentlichen Fremdwhrungsrisiken ausge-setzt und wie sichert er sich dagegen ab?

    n Liegen ausstehende derivative Finanzinstrumente vor oder hat der Konzern spekulative Finanztransaktionen gettigt? Be-stehen Rckkaufverpflichtungen, die bilanziell nicht abgebildet sind?

    n Sind Eventualverpflichtungen beispielsweise aus Rechts- oder Garantiefllen vorhanden, welche die Finanzlage des Konzerns beeintrchtigen knnten?

  • Abb. 4: Muster-KonzernKonzernbilanz

    Aktiva

    TEUR Anhang 31. Dezember 2011 31. Dezember 2010

    Immaterielle Vermgenswerte Abb. 8/S. 37 5.745 4.661Sachanlagen Abb. 9/S. 35 23.186 31.049Biologische Vermgenswerte 7.014 8.716Als Finanzinvestition gehaltene Immobilien 5.570 1.050Anteile an assoziierten Unternehmen 2.025 1.558brige Finanzanlagen 3.637 3.499Latente Steuern 143 1.230Langfristige Vermgenswerte 47.320 51.763

    Vorrte 14.867 14.119Biologische Vermgenswerte 245 140Forderungen aus Lieferungen und Leistungen 14.390 19.689Ertragsteuerforderungen 81 228Wertpapiere 243 568Flssige Mittel Abb. 13/S. 37 2.035 1.850Zur Veruerung vorgesehene langfristige Vermgenswerte 14.410 Kurzfristige Vermgenswerte 46.271 36.594

    Summe Aktiva 93.591 88.357

    Passiva

    TEUR Anhang 31. Dezember 2011 31. Dezember 2010

    Gezeichnetes Kapital 15.045 14.550Kapitalrcklagen 4.722 3.500Rcklagen 20.540 14.477Den Gesellschaftern des Mutterunternehmens

    zurechenbarer Anteil am Eigenkapital 40.307 32.527

    Anteile der nicht beherrschenden Gesellschafter 1.196 820

    Konzerneigenkapital 41.503 33.347

    Langfristige Finanzverbindlichkeiten Abb. 14/S. 37 20.942 17.116Pensionsrckstellungen und andere Personalverpflichtungen Abb. 16/S. 38 2.364 2.110Sonstige Rckstellungen Abb. 17/S. 38 910 400Abgrenzungsposten fr ffentliche Zuwendungen 1.462 1.500Latente Steuern 2.597 1.421Langfristige Schulden 28.275 22.547

    berziehungskredite 334 282brige kurzfristige Finanzverbindlichkeiten Abb. 14/S. 37 4.390 6.476Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 13.919 24.505Sonstige Rckstellungen Abb. 17/S. 38 760 1.200Schulden in Zusammenhang mit zur Veruerungvorgesehenen langfristigen Vermgenswerten 4.410 Kurzfristige Schulden 23.813 32.463

    Summe Schulden 52.088 55.010

    Summe Passiva 93.591 88.357

    6

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    12

    1112

    7

    8

    8

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  • Geschftsberichte lesen und verstehen | 21

    Die Konzernkapitalflussrechnung

    1 Wie errechnet sich der Cashflow aus der Kapitalflussrechnung?Der Begriff Cashflow wird in der Praxis uneinheitlich verwen-det. Im allgemeinen Sprachgebrauch bezieht er sich hufig nur auf die Vernderung der flssigen Mittel aus der betrieblichen Ttigkeit. Im Sinne der IFRSs bezeichnet er jedoch die gesamte Vernderung der flssigen Mittel (des Finanzmittelfonds). Durch die Kapitalflussrechnung wird die Vernderung des Finanzmittel-fonds, der aus Zahlungsmitteln und Zahlungsmittelquivalenten besteht, whrend einer Periode nachvollziehbar.

    Siehe im Abschnitt Der Konzernanhang Abb. 13/S. 37

    2 Was kennzeichnet flssige Mittel?Die flssigen Mittel umfassen neben Zahlungsmitteln (Barmit-tel und Sichteinlagen) auch Zahlungsmittelquivalente. Diese sind definiert als kurzfristige, hochliquide Finanzinvestitionen mit einer Restlaufzeit von nicht mehr als drei Monaten ab Er-werbszeitpunkt. Weiteres Kennzeichen ist, dass sie nur einem geringen Wertschwankungsrisiko unterliegen. Marktgngige Wertpapiere drfen nicht als Zahlungsmittelquivalente ausge-wiesen werden. Der Finanzmittelbestand wird grundstzlich brutto dargestellt. Kontokorrentkredite drfen nur dann saldiert werden, wenn sie Bestandteil der Zahlungsmitteldisposition und zudem auf Abruf rckzahlbar sind.

    3 Was sagt der Cashflow aus der betrieblichen Ttigkeit aus?Der operative Cashflow zeigt den Nettozahlungsfluss, der nach Abzug der Auszahlungen fr Beschaffung, Produktion, Verwaltung und Vertrieb von den Umsatzeinzahlungen ver-bleibt.

    Er umfasst den liquidittswirksamen Teil des operativen Ergeb-nisses sowie alle Vernderungen des Nettoumlaufvermgens. Der liquidittswirksame Teil des Finanzergebnisses wird dage-gen dem Cashflow aus der Investitions- und Finanzierungst-tigkeit zugewiesen. Der operative Cashflow zeigt folglich dieje-nigen Mittel, die die erwirtschaftete Innenfinanzierungskraft der Periode ausdrcken also Finanzmittel, die das Unternehmen ohne Inanspruchnahme externer Finanzierungsquellen fr Rck-zahlungen von Krediten, Ausschttungen oder Investitionen einsetzen kann.

    Um den Cashflow aus der betrieblichen Ttigkeit zu ermit-teln, wenden Unternehmen fast ausschlielich die indirekte Methode an. Ausgehend vom Jahresergebnis werden zu diesem Hinzu- und Abrechnungen vorgenommen, um nicht ergebniswirksame Erfolgsgren wie Abschreibungen sowie Rckstellungsbildungen oder -auflsungen zu korrigieren (vgl Muster-Konzern, Kapitalflussrechnung). Zulssig ist auch die direkte Methode, bei der der Nettozahlungsfluss unmittelbar aus Ein- und Auszahlungen hergeleitet wird. Die direkte Me-thode findet in der Praxis aufgrund des hohen Aufwands zur Ermittlung der gesamten Zahlungen nur selten Anwendung.

    4 Was sagt der Cashflow aus der Investitionsttigkeit aus?Die Investitionsttigkeit des Konzerns umfasst die Auszahlun-gen fr Investitionen in Sach- und Finanzanlagen, immaterielle Vermgenswerte sowie sonstige Finanzinvestitionen, aber auch Einzahlungen aus dem Verkauf der genannten Vermgenswer-te. Werden Tochterunternehmen gekauft oder verkauft, schlgt sich dies ebenfalls im Cashflow aus Investitionsttigkeit in Hhe des gezahlten Kaufpreises (Verkaufpreises) nieder abzglich der mit dem Tochterunternehmen erworbenen (veruerten) flssigen Mittel.

    Die Konzernkapitalflussrechnung gibt einen berblick ber die liquiden Mittel, die in der Berichtsperiode zu- und abgeflossen sind, sowie ber den Bestandswert des Finanzmittelfonds des Konzerns. Sie ist nach Mittelzu- bzw -abflssen aus der betrieblichen Ttigkeit sowie der Investitions- und der Finanzierungsttigkeit gegliedert.

  • 22 | Geschftsberichte lesen und verstehen

    5 Was sagt der Cashflow aus der Finanzierungsttigkeit aus?Die Finanzierungsttigkeit umfasst beispielsweise Einzahlungen aus Eigenkapitalzufhrungen wie Kapitalerhhungen, Auszah-lungen an Anteilseigner (Dividenden etc) sowie die Aufnahme und Rckzahlung von Fremdkapital wie Anleihen oder Bankdar-lehen. Da eigene Aktien als Abzugsposten vom Eigenkapital dargestellt werden, muss auch der Kauf oder Verkauf eigener Aktien wie eine Kapitalherabsetzung bzw eine -erhhung in der Finanzierungsttigkeit ausgewiesen werden.

    6 Welchen Einfluss haben Fremdwhrungsdifferenzen auf die Kapitalflussrechnung?

    In der Kapitalflussrechnung sind Differenzen aus Wechselkurs-nderungen von Zahlungsmitteln und Zahlungsmittelquivalen-ten gesondert auszuweisen, da sie nicht zahlungswirksam sind. Bei Anwendung der indirekten Methode mssen darber hin-aus noch nicht am Markt realisierte Ertrge und Aufwendungen aus Wechselkursnderungen (zum Beispiel whrungsbedingte Abwertungen von Forderungen) in der Kapitalflussrechnung korrigiert werden.

    7 Was bedeutet Free Cashflow?Unter diesem Begriff wird in der Praxis die Summe der Cashflows aus der operativen Ttigkeit sowie aus der Inves-titionsttigkeit verstanden. Er stellt denjenigen Cashflow dar, der nach Abzug der Investitionen vom operativen Cashflow fr Leistungen an Glubiger und Aktionre brig bleibt.

    8 Warum entsprechen Zu- und Abnahmen von Bilanzposten nicht den aus der Bilanz hervorgehenden Vernderungen?

    Die Abweichungen knnen aus Fremdwhrungsdifferenzen, unterschiedlichen Zuordnungen von Teilen einer Bilanzpos-tennderung auf die Bereiche der Kapitalflussrechnung sowie aus Vernderungen des Konsolidierungskreises (Kufe und Ver-kufe von Tochterunternehmen) resultieren. Sie werden in der Kapitalflussrechnung in einer Zeile ausgewiesen (vgl Frage 4),

    betreffen jedoch eine Vielzahl von Bilanzposten. So sind etwa bei immateriellen Vermgenswerten und Sachanlagen die Ab-schreibungen der betrieblichen Ttigkeit hinzuzurechnen. Zudem mssen entstandene Gewinne bzw Verluste gekrzt bzw hin-zugerechnet werden ebenso wie in der Investitionsttigkeit.

    9 Weitere wichtige Fragen bezglich der Kapitalflussrechnung?n Ist der Konzern in der Lage, aus der betrieblichen Ttigkeit einen positiven Cashflow zu generieren, um seinen erforderlichen Investitionen nachzukommen und um seine Schulden, Zinsen und Dividenden bezahlen zu knnen?

    n Wofr wurde der Mittelzufluss aus der betrieblichen Ttigkeit verwendet bzw wie wurde ein negativer Cashflow finanziert? Wofr wurden Eigenkapitalzufhrungen und aufgenommenes Fremdkapital verwendet?

    n Bestehen wesentliche Investitionsverpflichtungen (zum Bei-spiel fr Sachanlagen oder immaterielle Anlagen), die in naher Zukunft bilanz- und liquidittswirksam werden?

    n Wurden die richtigen Investitionen zum richtigen Zeitpunkt und zu vertretbaren Anschaffungskosten gettigt?

  • Abb. 5: Muster-KonzernKonzernkapitalflussrechnung

    TEUR 2011 2010

    Betriebliche Ttigkeit

    Konzernergebnis 6.419 4.071

    Anpassungen fr: Abschreibungen auf Sachanlagen 5.001 5.122Abschreibungen auf immaterielle Vermgenswerte 780 795Zuschreibungen -377 1.408Whrungsverluste 267 325Neubewertung der biologischen Vermgenswerte -661 Neubewertung der als Finanzinvestition gehaltenen Immobilien -120 -100Finanzergebnis (ohne Whrungsverluste) 582 871Ergebnis aus assoziierten Unternehmen -467 -587Gewinn aus dem Abgang von Sachanlagevermgen -26 -165Abnahme des Abgrenzungspostens fr ffentliche Zuwendungen -38 Aufwendungen fr anteilsbasierte Vergtungen 755 Ertragsteueraufwand 2.503 1.756 Zunahme der biologischen Vermgenswerte -178 -50Zunahme der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen sowie der brigen Forderungen -1.889 -534Zunahme der Vorrte -777 -2.935Abnahme der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen sowie der brigen Verbindlichkeiten -4.844 -2.120Zunahme der Sonstigen Rckstellungen und der Personalrckstellungen 727 200Gezahlte Zinsen -1.255 -1.734Gezahlte Ertragsteuern -514 -1.048Ergebnis nach Steuern aus der Veruerung aufgegebener Geschftsbereiche -516 Mittelzufluss aus der betrieblichen Ttigkeit 5.372 5.275

    Investitionsttigkeit

    Einzahlungen aus Abgngen von Gegenstnden des Sachanlagevermgens 1.177 381Einzahlungen aus der Veruerung von brigen Finanzanlagen 2.948 115Erhaltene Zinsen 145 238Erhaltene Dividenden 200 291Einzahlungen aus dem Verkauf von konsolidierten Unternehmen 10.890 Auszahlungen aus dem Erwerb von konsolidierten Unternehmen (nach Abzug erworbener Finanzmittel) -2.125 -808Auszahlungen fr Investitionen in das Sachanlagevermgen -15.081 -1.488Auszahlungen fr Investitionen in als Finanzinvestition gehaltene Immobilien -1.000 Auszahlungen fr Investitionen in brige Finanzanlagen -2.298 Auszahlungen fr aktivierte Entwicklungen -1.522 -515Finanzmittelvernderung aus der Investitionsttigkeit -6.666 -1.786

    Finanzierungsttigkeit

    Einzahlungen aus Kapitalerhhungen 1.630 Einzahlungen aus der Ausgabe von Wandelschuldverschreibungen 5.000 Einzahlungen aus der Ausgabe von rckzahlbaren Vorzugsaktien 2.000 Auszahlungen aus dem Erwerb eigener Aktien -280Auszahlungen zur Tilgung von Finanzverbindlichkeiten -5.115 -1.500Auszahlungen zur Tilgung von Verbindlichkeiten aus Finanzierungsleasing -531 -562Auszahlungen fr Transaktionskosten -302 Dividendenzahlung -1.243 -520Finanzmittelvernderung aus der Finanzierungsttigkeit 1.439 -2.862

    Zahlungswirksame Vernderung des Finanzmittelbestands 145 627

    Finanzmittelbestand am 1. Jnner 1.568 966Wechselkursbedingte nderungen des Finanzmittelbestands -12 -25Finanzmittelbestand am 31. Dezember 1.701 1.568

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  • 24 | Geschftsberichte lesen und verstehen

    Die Entwicklung des Konzerneigenkapitals

    1 Woraus setzt sich das Eigenkapital zusammen?Eine detaillierte Eigenkapitaluntergliederung ist nicht vorgege-ben. Dies liegt unter anderem darin begrndet, dass die IFRSs weltweit unter einer Vielzahl gesellschaftsrechtlicher Rahmen-bedingungen anwendbar sein sollen. blicherweise setzt sich das Eigenkapital aus einbezahltem Kapital (gezeichnetes Kapital und Kapitalrcklagen des Mutterunternehmens) und dem er-wirtschafteten (noch nicht ausgeschtteten) Kapital zusammen. Zum Eigenkapital zhlen auch gesondert auszuweisende Antei-le nicht beherrschender Gesellschafter also solche, die von konzernfremden Dritten an Tochterunternehmen des Konzerns gehalten werden.

    Das eingezahlte Kapital umfasst typischerweise das gezeich-nete Kapital und die Kapitalrcklagen. Je nachdem, welchen rechtlichen nationalen Bestimmungen der Konzern unterliegt, entfllt das gezeichnete Kapital auf Stamm- und Vorzugsaktien. Fr den Anleger ist es sehr wichtig zu wissen, aus welchen Aktienarten (Stammaktien, Vorzugsaktien) sich das Aktien-kapital zusammensetzt, weil damit unterschiedliche Rechte und Pflichten des Aktionrs verbunden sind und inwieweit Ausschttungssperren bestehen. Daher mssen im Anhang die Aktiengattungen sowie die Rechte, die mit jeder Gattung verbunden sind, genannt werden.

    Das erwirtschaftete Kapital setzt sich aus den Gewinnrcklagen, dem aktuellen Jahresergebnis und den einbehaltenen Gewin-nen zusammen. Sofern im Konzern sonstige Ergebnisse ange-fallen sind, flieen auch die dafr gesondert gebildeten Posten ein (zum Beispiel Neubewertungsrcklagen oder Rcklagen aufgrund von Whrungsumrechnungen). In gesonderten Posten werden diejenigen Aufwendungen und Ertrge des sonstigen Ergebnisses eingebucht, die nach den Rechnungslegungsvor-schriften in spteren Jahren in das Jahresergebnis umgebucht werden mssen. Dies ist beispielsweise bei Whrungsrckla-gen der Fall. Fr pensionsbedingte Bewertungsnderungen, die im sonstigen Ergebnis erfasst wurden, muss kein gesonderter Posten gebildet werden. Sie sind direkt in den Gewinnrcklagen erfasst.

    2 Worauf sind Vernderungen des Eigenkapitals zurckzufhren?Vernderungen des Eigenkapitals eines Unternehmens zwi-schen zwei Bilanzstichtagen spiegeln die Zu- oder Abnahme des Nettovermgens whrend der Periode wider. Eigenkapitalver-nderungen knnen aus drei Faktoren resultieren: erstens aus dem erwirtschafteten Gesamtergebnis, zweitens durch Kapi-taltransaktionen mit den Eigentmern des Konzerns, entweder in Form von Dividendenzahlungen oder durch Transaktionen, die das eingezahlte Kapital verndern (wie Kapitalerhhungen oder Kapitalherabsetzungen) und drittens aus Rechnungslegungsn-derungen (sogenannten Restatements).

    3 In welchem Verhltnis steht die Darstellung der Entwicklung des Eigenkapitals zur Gesamtergebnisrechnung?

    Die Entwicklung des Eigenkapitals und die Gesamtergebnis-rechnung haben grundlegend unterschiedlichen Charakter. Whrend die Gesamtergebnisrechnung ausschlielich eine Vernderungsrechnung darstellt, zeigt die Eigenkapitalvern-derungsrechnung fr alle Eigenkapitalpositionen deren Vern-derung sowie den Anfangs- und Endbestand der Periode auf. Zudem bezieht sich die Gesamtergebnisrechnung nur auf einen Teil der Eigenkapitalvernderungen, nmlich auf das whrend der Periode erwirtschaftete Nettovermgen. Transaktionen mit den Eigentmern (wie Kapitalerhhungen) verndern zwar ebenfalls das Nettovermgen des Unternehmens, sie sind aber vom erwirtschafteten Ergebnis der Periode abzugrenzen und folglich nur in der Vernderungsrechnung des Eigenkapitals enthalten nicht jedoch in der Gesamterfolgsrechnung des Konzerns.

    Hinweis auf das Beispiel des Muster-Konzerns:Die Darstellung der Entwicklung des Konzerneigenkapitals zeigt, dass im Konzern per Saldo im Geschftsjahr 2011 TEUR 438 an Ertrgen und Aufwendungen im sonstigen Ergebnis erfasst wurden. Zusammen mit dem Jahresergebnis aus der Gesamtergebnisrechnung von TEUR 6.419 wurde insgesamt

    Die Darstellung der Entwicklung des Eigenkapitals im Geschftsbericht zeigt die Zu- oder Abnahme des Konzernnettovermgens whrend der Periode.

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    ein Ergebnis von TEUR 6.857 erreicht. Dieses Gesamtergebnis wird in Hhe von TEUR 6.481 den Anteilseignern des Mutter-unternehmens und in Hhe von TEUR 376 den nicht beherr-schenden Gesellschaftern zugewiesen.

    4 Wie entstehen kumulierte Fremdwhrungsdifferenzen?Die kumulierten Fremdwhrungsdifferenzen resultieren aus den fr die Konsolidierung erforderlichen jhrlichen Umrechnungen der Jahresabschlsse und aus der langfristigen Finanzierung auslndischer Tochtergesellschaften in die Whrung des Kon-zerns. Das bestehende Nettovermgen einer auslndischen Tochtergesellschaft muss zum Bilanzstichtag mit einem neuen Stichtagskurs umgerechnet werden. Eigenkapitalbewegungen dagegen sind, einschlielich des Reingewinns, mit dem Jahres-durchschnittskurs umzurechnen. Um die daraus entstehende kurzfristige Volatilitt von an sich langfristig gebundenen Mitteln aufzufangen, werden diese Fremdwhrungseinflsse im sonsti-gen Ergebnis erfasst. Beim Verkauf einer auslndischen Tochter-gesellschaft mssen die kumulierten Fremdwhrungsgewinne/-verluste durch bertragung in die Gewinn- und Verlustrechnung (das sogenannte Recycling) dem Veruerungsergebnis zu-gerechnet werden bzw von diesem in Abzug gebracht werden.

    5 Wieso werden eigene Anteile im Konzernabschluss vom Eigenkapital abgesetzt?

    Eigene Anteile werden von Unternehmen aus unterschiedli-chen Grnden erworben etwa um eine Kapitalherabsetzung vorzubereiten oder als Ausschttungsersatz. blicherweise wird gesellschaftsrechtlich der Umfang der Anteile, die ein Unternehmen an sich selbst erwerben kann, beschrnkt. In sterreich geschieht dies durch das Aktiengesetz.

    Anteile, die ein Unternehmen an sich selbst erworben hat, gelten im Abschluss nach IFRS nicht als eigener Vermgens-wert unabhngig davon, zu welchem Zweck sie erworben wurden. Deshalb werden sie vom Eigenkapital abgesetzt: Der Erwerb eigener Anteile wird damit wie eine wenn auch nur vorbergehende Kapitalherabsetzung abgebildet. Ein spterer Verkauf eigener Anteile wird entsprechend wie eine Kapitaler-hhung erfasst. Dabei muss ein Mehrerls im Vergleich zum ursprnglichen Anschaffungswert nicht als Gewinn sondern als Agio (Zugang zu Kapitalrcklagen) erfasst werden.

    6 Wie beeinflussen Restatements das Eigenkapital? Restatements umfassen nderungen von Rechnungslegungs-grundstzen und Korrekturen wesentlicher Fehler. Um die Vergleichbarkeit von aufeinanderfolgenden Abschlssen zu gewhrleisten, sind die angewandten Bilanzierungs- und Be-wertungsmethoden grundstzlich durchgngig beizubehalten. nderungen von Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden drfen nur vorgenommen werden, wenn dies durch einen Standard oder eine Interpretation gefordert wird (etwa bei der Verffentlichung eines neuen Standards oder einer neuen Inter-pretation) oder wenn die nderung zu einer aussagefhigeren Darstellung des Unternehmensgeschehens fhrt. Dies knnte zum Beispiel die Entscheidung sein, versicherungsmathemati-sche Effekte der Personalrckstellungen nicht mehr nach der Korridormethode zu verteilen sondern knftig direkt im Jahr des Anfalls zu erfassen. Hierbei ist es wichtig, nderungen von Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden und Fehlern nicht mit nderungen von Einschtzungen zu verwechseln, die vom Management in der Vergangenheit getroffen wurden (zum Beispiel Neuschtzung der Nutzungsdauer von Sachanla-gen oder der Bonittsrisiken von Debitoren). Die Korrektur von Fehlern ist selten; geschieht sie jedoch, wird ihr umfangreiche Aufmerksamkeit zuteil. Sie kommt nur bei schwerwiegenden Fllen zur Anwendung, beispielsweise wenn eine Berechnung in der Vergangenheit falsch durchgefhrt wurde oder wesent-liche Informationen schlicht bersehen wurden.

    Der Regelfall, um die Auswirkungen von nderungen bei Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden und Fehlern zu be-rcksichtigen, ist die rckwirkende (retrospective) Anpassung. Standards oder Interpretationen knnen hiervon eine Ausnah-me vorsehen.

    Die rckwirkende Anpassung erfolgt durch eine erfolgsneutrale Anpassung von Aktiva und Passiva auf den Anfangsstichtag der frhesten im Abschluss ausgewiesenen Periode. Die Anpassungsbetrge mssen so ermittelt werden, als seien die neuen Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden schon immer angewandt worden. Die Auswirkungen auf jeden Posten des Eigenkapitals sind in der Vernderung des Eigenkapitals darzustellen. Darber hinaus muss in die Bilanz eine dritte Vergleichsspalte auf den Beginn der Vorperiode aufgenommen werden. Dies gilt vor allem dann, wenn das Unternehmen eine Rechnungslegungsmethode rckwirkend anwendet oder Posten im Abschluss rckwirkend anpasst oder umgliedert.

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    7 Inwiefern entspricht das Eigenkapital dem Unternehmenswert des Konzerns?Der Unternehmenswert wird blicherweise durch eine Be-wertung mithilfe des Ertragswertverfahrens bzw Discounted Cashflow-Verfahrens ermittelt und zwar als Barwert aller knftigen mit dem Unternehmen verbundenen Nettozuflsse an die Unternehmenseigner. Dabei wird unterstellt, dass das Unternehmen fortgefhrt wird und etwaiges nicht betriebs-notwendiges Vermgen veruert wird. Bei brsenotierten Konzernen kann brsentglich der Unternehmenswert aus der Marktkapitalisierung (Anzahl Aktien multipliziert mit dem Brsekurs) am Kapitalmarkt beobachtet werden. In vielen Fllen unterscheiden sich aber aus unterschiedlichen Grnden der nach Ertragswertverfahren ermittelte Unternehmenswert, die Marktkapitalisierung und das bilanzierte Eigenkapital von-einander.

    Das Eigenkapital nach IFRS wird zwar ebenfalls unter der An-nahme der Fortfhrung des Unternehmens ermittelt, entspricht aber dennoch nicht dem Unternehmenswert. Abweichungen zwischen dem Unternehmenswert und dem bilanzierten Ei-genkapital ergeben sich insbesondere durch selbst geschaffene Firmenwerte (wie Know-how, Marktstrke, Kundenstamm oder Wettbewerbsvorteile). Deren Nutzen kann man zwar in einer Unternehmensbewertung bercksichtigen, in der Rechnungs-legung fhren sie aber nicht zu solch hinreichend greifbaren Vermgenswerten, dass sie aktiviert werden drften. Darber hinaus ergeben sich Abweichungen durch die Bewertungs-vorschriften im IFRS-Abschluss. Sie resultieren daraus, dass eine Reihe von Posten zu fortgefhrten historischen Anschaf-fungskosten bewertet werden, auch wenn sich in den IFRS bereits die fortschreitende Tendenz hin zu einer umfassenden Bewertung mit dem Fair Value abzeichnet. Im brigen wrde auch eine vollstndige Fair Value-Bewertung nicht dazu fhren, dass das bilanzierte Eigenkapital dem Unternehmenswert entspricht, da die meisten Posten im IFRS-Abschluss einzeln bewertet werden. Synergien durch die gemeinsame Nutzung von Vermgenswerten bleiben im Abschluss, der auf einer Einzelbewertung basiert, immer unbercksichtigt.

    8 Weitere Fragen in Hinblick auf die Vernderung des Eigenkapitalsn Aus welchen Aktienarten (Stamm-, Vorzugs- oder Stimmrechts-aktien) setzt sich das Aktienkapital zusammen und welche Rechte und Pflichten des Aktionrs sind damit verbunden?

    n Wie stellt sich die Dividendenpolitik des Konzerns dar und inwieweit sind Ausschttungsbeschrnkungen zu beachten?

    n Aus welchen Beweggrnden wurden Transaktionen mit ei-genen Aktien gettigt (beispielsweise Abwendung eines bevorstehenden Schadens von der Gesellschaft, Ausgabe von Mitarbeiteraktien etc) und ist der Bestand an eigenen Aktien zweckgebunden?

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    TEUR

    Stand 1. Jnner 2010 14.550 3.500 -129 478 80 10.539 29.018 601 29.619

    Whrungsdifferenzen aus der Umrechnung von Abschlssen auslndischer Tochterunternehmen 215 215 215Ergebnis aus der Absicherungeiner Nettoinvestition in ein auslndisches Tochterunternehmen -8 -8 -8Sonstiges Ergebnis 207 207 207

    Jahresergebnis 3.852 3.852 219 4.071

    Gesamtergebnis 207 3.852 4.059 219 4.278

    Aktienbasierte Vergtungen (nach Steuern) 250 250 250Erwerb eigener Anteile -280 -280 -280Dividendenzahlung -520 -520 -520Stand 31. Dezember 2010 14.550 3.500 78 478 80 -280 14.121 32.527 820 33.347

    Stand 1. Jnner 2011 14.550 3.500 78 478 80 -280 14.121 32.527 820 33.347Whrungsdifferenzen aus der Umrechnung von Abschlssen auslndischer Tochterunternehmen 280 280 280Ergebnis aus der Absicherung einer Nettoinvestition in ein auslndisches Tochterunternehmen 3 3 3Neubewertung von Sachanlagen 170 170 170nderung des Zeitwerts im Rahmen eines effektiven Cashflow-Hedges -93 -93 -93Zeitwertnderungen zur Veruerung verfgbarer Wertpapiere 95 95 95Versicherungsmathematische Verluste -17 -17 -17Sonstiges Ergebnis 283 -93 95 170 -17 438 438

    Jahresergebnis 6.043 6.043 376 6.419

    Gesamtergebnis 283 -93 95 170 6.026 6.481 376 6.857

    Ausgebte Aktienoptionen 30 20 50 50Aktienbasierte Vergtungen (nach Steuern) 803 803 803Kapitalerhhung 465 1.085 1.550 1.550Verkauf eigener Anteile 8 22 30 30Ausgabe von Wandelschuld-verschreibungen 109 109 109Dividendenzahlung -1.243 -1.243 -1.243Stand 31. Dezember 2011 15.045 4.722 361 385 175 170 -258 19.707 40.307 1.196 41.503

    Gezeichnetes Kapital

    Kapitalrcklagen

    Whrungsumrechnung

    Hedging-Rcklage

    Zeitw

    ertnderungen

    von zur Veruerung

    verfgbaren Wertpapieren

    Neubewertungsrcklage

    Eigene Anteile

    Gew

    innrcklagen

    Gesam

    t

    Nicht beherrschende

    Anteile

    Gesam

    tes Eigenkapital

    Abb. 6: Muster-KonzernEntwicklung des Konzerneigenkapitals

    Den Anteilseignern des Mutterunternehmens zuzurechnendes Eigenkapital

    Sonstiges Ergebnis

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  • 28 | Geschftsberichte lesen und verstehen

    Der Konzernanhang

    1 Wozu dient die Betrachtung der Rechnungslegungsgrundstze?In den Rechnungslegungsgrundstzen legt der Konzern unter anderem dar, welche Rechnungslegungsstandards (UGB, IFRS, US-GAAP) angewendet werden. Auch wie der Konsoli-dierungskreis abgegrenzt wird und welche Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden im Einzelnen zur Anwendung kommen, ist darin geregelt. So wird beispielsweise Auskunft ber die Ausbung von Wahlrechten gegeben oder ber das Ausma der Bewertung zu beizulegenden Zeitwerten sowie diesbezg-licher Ergebniseffekte informiert. Insofern trgt die Analyse der Rechnungslegungsgrundstze zum Verstndnis von Vernde-rungen der Konzernbilanz und Konzerngesamterfolgsrechnung bei. Auch die Anpassungen in der Darstellung der Vernde-rung des Konzerneigenkapitals aufgrund von nderungen der Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden werden dadurch nachvollziehbar.

    Die Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden sind grundstzlich ber die Jahre stetig anzuwenden. Sie drfen nur dann gendert werden, wenn es ein Standard oder eine Interpretation verlangt oder wenn dadurch die Rechnungslegung aussagefhiger wird. nderungen der Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden sind grundstzlich rckwirkend (retrospective) vorzunehmen. Dies bedeutet, dass der Erffnungsbilanzwert der frhesten im Abschluss dargestellten Periode so anzupassen ist, als ob die Rechnungslegung schon immer nach den neuen Regelun-gen erfolgt wre. Fr den bergang auf neue Standards und Interpretationen werden gelegentlich bergangsregelungen formuliert, die von dem beschriebenen Grundsatz abweichen.

    Interessant ist auch die Frage, ob und warum Unternehmen nicht konsolidiert werden. Zweckgesellschaften (sogenannte Special Purpose Entities) werden hufig fr komplexe Finan-zierungen gegrndet wie Asset backed Securities, Leasing-verhltnisse ber Grundstcke und Gebude oder bewegliche Gegenstnde von hohem Wert. Zentrale Fragestellung ist hier-bei immer, ob eine Konsolidierung dieser Zweckgesellschaften beim Initiator dieser Finanzierungstransaktion erfolgen muss. Die Konsolidierung ist dann durchzufhren, wenn die Chancen

    und Risiken aus diesen Transaktionen wirtschaftlich betrachtet faktisch bei dem Unternehmen bzw der Unternehmensgruppe (dem Konzern) verbleiben, fr dessen Zweck die Zweckgesell-schaft gegrndet wurde.

    2 Wozu dienen die Erluterungen zu den einzelnen Posten des Konzernabschlusses?

    Die Erluterungen informieren ber die Zusammensetzung und Grnde wesentlicher Vernderungen einzelner Posten der Bilanz, Gesamtergebnisrechnung und Kapitalflussrechnung. Fr die Analyse der Vernderung von Bilanzposten sind die von einzelnen Standards geforderten Darstellungen ber die Ent-wicklung im Geschftsjahr hilfreich (zum Beispiel Anlagen- und Rckstellungsspiegel). So ist im Anhang etwa die Entwicklung der immateriellen Vermgenswerte, der Sachanlagen, der als Finanzinvestition gehaltenen Grundstcke, der Rckstellungen und der Verpflichtungen aus leistungsorientierten Pensionspl-nen zweckdienlich.

    In Zusammenhang mit den Finanzverbindlichkeiten (einschlie-lich der Leasingverbindlichkeiten) stellen die bestehenden Konditionen (Zinsstze, Kreditbedingungen) sowie Flligkeiten wichtige Angaben dar, um die knftig zu erwartenden Geldab-flsse, bestehende Zinsnderungsrisiken und den verbleiben-den Finanzierungsspielraum beurteilen zu knnen. Weitere zum Verstndnis eines Konzernabschlusses wichtige Informationen sind die Pensionsrckstellungen, die Ertragsteuern sowie vor allem die Finanzinstrumente und Derivate, deren Bedeutung stndig zunimmt.

    3 Welche wichtigen Zusatzinformationen sind im Anhang enthalten?Einen Teil der Erluterungen stellen die Angaben zu den Even-tualverbindlichkeiten und sonstigen finanziellen Verpflichtungen dar. Darunter sind Geschftsvorflle zu verstehen, die zum Teil noch mit Unsicherheiten behaftet sind und die sich (noch) nicht

    Im Anhang des Konzernabschlusses werden unter anderem die angewandten Rechnungslegungs-grundstze, Vernderungen des Konsolidierungskreises und einzelne Posten des Konzernabschlusses erlutert.

  • Geschftsberichte lesen und verstehen | 29

    in der Bilanz niedergeschlagen haben. Sie sind anzugeben, damit die Abschlussadressaten erkennen knnen, welchen wesentlichen Risiken und vertraglichen Verpflichtungen der Konzern ausgesetzt ist. Zudem geben sie Hinweise darauf, wie diese Risiken den Konzernabschluss insbesondere die Ertragslage und die Liquiditt zuknftig beeinflussen knnen. Beispiele fr noch mit Unsicherheiten behaftete Eventualver-bindlichkeiten sind Verpflichtungen aus Brgschaften sowie aus Gewhrleistungsvertrgen oder aus Rechtsstreitigkeiten. Als Beispiele fr sonstige finanzielle Verpflichtungen knnen Zah-lungsabflsse aus unkndbaren Leasingvertrgen (Operating Leases) und Investitionsverpflichtungen (Capital Commitments) genannt werden. Zudem enthlt der Anhang von Unternehmen, deren Aktien oder Schuldverschreibungen an einer Wertpapier-brse gehandelt werden oder die eine Zulassung zum Handel ihrer Wertpapiere an einer Wertpapierbrse beantragt haben, eine Segmentberichterstattung. Sie ermglicht Einblick in die Leistung der einzelnen Geschftsbereiche des Konzerns.

    4 Was sind nahestehende Personen?Als nahestehende natrliche oder juristische Person eines Unternehmens wird bezeichnet, wer direkt oder indirekt einen bedeutenden Einfluss auf finanzielle oder operative Entschei-dungen dieses Unternehmens ausben kann. Darunter fallen beispielsweise Mehrheitsaktionre, Aufsichtsrte und Mitglie-der der Konzernleitung sowie von diesen kontrollierte Gesell-schaften. Geschfte mit nahestehenden Personen knnen nicht automatisch mit