GDI Impuls 2.12

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62 Freiheit – Sicherheit. Science – Romance. Vernetzung – Leadership. Konflikte sind die neuen Perspektiven. Wer sie zu nutzen weiss, wird erfolgreich sein. Dirk Helbing Der Weltsimulator aus Zürich David Graeber Schulden. Die nächsten 5000 Tage Daniel Reichert Liquid Democracy für Unternehmen Nicht zu fassen! Ja, Sie würden gerne langfristig planen. Nein, das wird nie mehr funktionieren. Aber keine Panik, Sie können damit klarkommen. Wir sagen Ihnen wie. Wissensmagazin für Wirtschaft, Gesellschaft, Handel Nummer 2 . 2012 ISSN 1422-0482 . CHF 35 . EUR 27

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Nicht zu fassen! Ja, Sie würden gerne langfristig planen. Nein, das wird nie mehr funktionieren.

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Freiheit – Sicherheit. Science – Romance. Vernetzung – Leadership. Konflikte sind die neuen Perspektiven. Wer sie zu nutzen weiss,

wird erfolgreich sein.

Dirk HelbingDer Weltsimulatoraus Zürich

David GraeberSchulden. Die nächsten 5000 Tage

Daniel ReichertLiquid Democracy für Unternehmen

Nicht zu fassen!Ja, Sie würden gerne langfristig planen.

Nein, das wird nie mehr funktionieren.

Aber keine Panik, Sie können damit

klarkommen. Wir sagen Ihnen wie.

Wissensmagazin für Wirtschaft, Gesellschaft, Handel Nummer 2 . 2012

ISSN 1422-0482 . CHF 35 . EUR 27

Page 2: GDI Impuls 2.12

Thema: Die Zukunft der Planung

AUTOREN

SUMMARIES THEMA

SUMMARIES IDEEN, WORKSHOP

GDI-STUDIEN

GDI-KONFERENZEN

GDI GOTTLIEB DUTTWEILER INSTITUTE

GDI-AGENDA 2012

IMPRESSUM

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> Risiko

Venkatesh Rao

MÖGE DIE HYDRA MIT DIR SEIN!

Wenn es immer schwieriger wird, sein Unternehmen vor

schwarzen Schwänen zu schützen: einfach so aufstellen,

dass der Ernstfall einen nicht schwächt, sondern stärkt.

> Technologie

Gespräch mit Dirk Helbing

DAS GROSSE BILD

Der Zürcher Zukunftsrechner über Big Data und sozia­

les Kapital, planetare Nervensysteme und den Zusam­

menhang zwischen Biosprit und Arabischem Frühling.

> Sicherheit

Alexander Ross

DER ANGRIFF DER UNKUNKS

Sicherheitsplanung für Staaten und Unternehmen in

Zeiten asymmetrischer Konflikte – Bericht aus einer

Akademie

> Investmentfonds

Detlef Gürtler

ENTSTAUBTE FINANZPLANUNG

Die Investmentbranche kann von der guten alten Zeit

der Finanzplanung träumen. Oder sich neu erfinden.

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22

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> Energie

Anja Dilk . Heike Littger

WENN TANKER WENDEN

Die Energiebranche, die als Inbegriff für langfristige

Planung galt, muss auf Kurzfrist­Steuerung umschalten.

Ein Bericht aus dem überforderten Maschinenraum.

> Arbeitswelt

Lynda Gratton

ORGANISCHE ORGANISATION

In der Arbeitswelt entscheiden die Einzelnen immer

mehr und die Personalchefs immer weniger. Das ist für

sie aber kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken.

> Die grosse Grafik

PLANOTOPIA

Was in den nächsten fünfzehn Jahren die Planung in

Wirtschaft und Politik durcheinanderbringen könnte.

> Technologie

Marcus Hammerschmitt

MASCHINENFLÜSTERER

Wir betreten den Whisperspace der sprechenden Dinge,

auf dem Weg, an sie unsere geistige Arbeit zu delegieren.

Das kann gut gehen: wenn wir den Zweifel bewahren.

> Illustrecke

OPERATION WELTHERRSCHAFT

Die grössten und raffiniertesten Pläne haben immer

das gleiche Ziel: die Welt zu erobern. Sechs Illustratoren

setzen je einen solchen grossen Plan ins Bild.

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54

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Ideen Workshop

> Gesellschaft

Gespräch mit David Graeber

SCHULDEN. DIE NÄCHSTEN 5000 TAGE

Wir können uns entscheiden: breit angelegter Schulden­

erlass oder Zerfall der Gesellschaft? Und wenn wir uns

nicht entscheiden wollen? Werden wir es müssen.

> Datenschutz

Jörn Müller­Quade

MITTEN INS GEHEIM

Wie man mit Kryptografie geheime Daten verarbeiten

kann, ohne deren Geheimnisse preiszugeben.

> Marketing

Rolf Gruber

LASST MARKEN SPRECHEN

Für die meisten Marken­Verantwortlichen ist die Marke

das Objekt ihrer Tätigkeit. Doch starke Marken agieren

als Subjekt – als eigenständige Lebenseinheit.

> Politik

Gespräch mit Daniel Reichert

LIQUID DEMOCRACY FÜR UNTERNEHMEN

Beteiligungs­Software eignet sich nicht nur für

politische Projekte. Auch Unternehmen können damit

Mitarbeiter, Kunden und Bürger stärker einbinden.

> Zwischenruf

Margaret Heckel

KARRIERE NACH DER KARRIERE

Die Babyboomer beenden ihr fünftes Lebensjahrzehnt.

Höchste Zeit, die Weichen für ihr zukünftiges Berufs­

leben noch einmal neu zu stellen.

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76

84

90

96

> Ernährung

Mirjam Hauser

BEIM ESSEN HERRSCHT WECHSELSTIMMUNG

Die GDI­Studie «Consumer Value Monitor Food» zeigt

drastische Veränderungen der Werte­Einstellungen der

Schweizer zum Thema Ernährung.

> Gesellschaft

David Bosshart . Mathias Binswanger . Beat Krippendorf

AGE OF MORE IM AGE OF LESS

Worauf wir uns einstellen müssen – und was wir tun

können – wenn das Zahlenwachstum zu Ende ist.

> Kolumne

Peter Felixberger

LIGA DER KREATIVEN ZERSTÖRER

Gute neue Bücher von Keri Smith, Michael Pantalon,

Christina von Braun und David Graeber

104

110

114

Page 4: GDI Impuls 2.12

Autoren

MATHIAS BINSWANGER > S. 110 ist Professor für Volkswirtschafts lehre

an der Fachhochschule Nordwestschweiz und Privatdozent an der Uni ver­

sität St. Gallen. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen

Makroökonomie, Finanzmarkttheorie, Umweltökonomie sowie in der Erfor­

schung des Zusammenhangs zwischen Glück und Einkommen. Sein Buch

«Die Tretmühlen des Glücks» wurde 2006 in der Schweiz zum Bestseller.

Jüngste Veröffentlichung: «Sinnlose Wettbewerbe – Warum wir immer mehr

Unsinn produzieren» (Verlag Herder 2010). www.mathias­binswanger.ch

DAVID BOSSHART > S. 110 (a) ist CEO des Gottlieb Duttweiler Institute

für Wirtschaft und Gesellschaft, einer der führenden europäischen Think­

Tanks. Er ist Autor diverser Publikationen, untera anderem von «Kult­Mar­

keting», «Die Zukunft des Konsums», «Billig», und Referent bei Veranstal­

tungen in Europa, den USA und Asien. Schwerpunkte seiner Arbeit sind

Handel und Konsum, Management und gesellschaftlicher Wandel. Jüngste

Veröffentlichung: «The Age of Less – Die neue Wohlstandsformel der west­

lichen Welt» (Murmann Verlag 2011). www.gdi.ch

DAVID GRAEBER > S. 70 ist bekennender Anarchist und Mitglied der

Industrial Workers of the World. Sein Vater hat im Spanischen Bürgerkrieg

gekämpft, er selbst lebte fast zwei Jahre in einer direkte Demokratie prak­

tizierenden Gemeinschaft auf Madagaskar. Graeber unterrichtete bis 2007

als Anthropologe in Yale und lehrt seither am Goldsmiths­College in

London. Er ist ein Vordenker der Occupy­Bewegung, Erfinder des Slogans

«Wir sind die 99 Prozent» und Autor des Bestsellers «Schulden. Die letz­

ten 5000 Jahre» (Klett­Cotta­Verlag 2012).

LYNDA GRATTON > S. 40 ist Professorin für Management Practice an der

London Business School. Die «Times» stufte sie 2009 als eine von zwanzig

Top Business Thinkers ein. Sie ist Autorin von Büchern, die in zwanzig Spra­

chen übersetzt wurden, schreibt unter anderem für «Financial Times», «Wall

Street Journal» und «Harvard Business Review». www.lyndagratton.com

ROLF GRUBER > S. 84 ist Markenexperte und Gründer und Geschäfts­

führer der Brand­Coaching­Agentur Richards & Gold. Er erforscht das Zu­

sammenspiel zwischen Marken und ihren Nutzern und zeigt auf, wie Marken

und Menschen sich gegenseitig beeinflussen. Gruber ist Dozent für Marken­

technik am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ, Hochschule Luzern.

www.richards­gold.ch

MARCUS HAMMERSCHMITT > S. 48 ist Autor von Science­Fiction,

Erzählungen, Lyrik und Hörspielen. Seine Geschichten kreisen um Begeg­

nungen mit dem Fremden und wie sie uns verändern. Neben seinem lite­

rarischen Werk veröffentlicht er Essays und Dokumentationen in «Tele­

polis» und «Jungle World». Bücher (Auswahl): «Der Glasmensch» (1995),

«Target» (1998), «Instant Nirwana» (1999), «Das Herkules­Projekt»

(2006), «Der Fürst der Skorpione» (2007), «Yardang» (2010) und «Azureus

& Pygmalion» (2011).

www.cityinfonetz.de/homepages/hammerschmitt/high.html

MIRJAM HAUSER > S. 104 ist Researcherin am GDI Gottlieb Duttweiler

Institute. Sie studierte Sozial­ und Wirtschaftspsychologie sowie Politik­

wissenschaften an den Universitäten Zürich und Granada und arbeitet an

ihrer Doktorarbeit zu Werten, Einstellungen und Verhalten. www.gdi.ch

MARGARET HECKEL > S. 96 hat ein Jahrzehnt für die «Wirtschafts­

woche» aus Leipzig, Moskau und als Reisekorrespondentin für Mittel­

und Osteuropa berichtet. Danach war die Volkswirtin als Politikchefin für

«Financial Times Deutschland», «Welt» und «Welt am Sonntag» tätig. Ihre

Erfahrungen dort verarbeitete sie im Bestseller «So regiert die Kanzlerin»,

einer Reportage über Angela Merkel und die erste Finanzkrise 2008/2009.

Seit Sommer 2009 arbeitet Heckel frei als Journalistin und Moderatorin.

Ihr neues Buch «Die Midlife­Boomer: Warum es nie spannender war, älter

zu werden» ist soeben bei der Edition Körber­Stiftung erschienen.

www.margaretheckel.de

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DIRK HELBING > S. 16 ist seit 2007 Professor für Soziologie, insbe­

sondere Modellierung und Simulation an der ETH Zürich. Zuvor war er an

der TU Dresden Professor für Verkehrsökonometrie. Helbing ist Vorsit­

zender des Fachverbands Physik sozio­ökonomischer Systeme der Deut­

schen Physikalischen Gesellschaft, stellvertretender Vorsitzender des

ETH Risk Center und wissenschaftlicher Leiter des Projekts FuturICT.

www.ethz.ch

BEAT KRIPPENDORF > S. 110 (b) ist Fachhochschul­Dozent für strate­

gisches und operatives Dienstleistungsmarketing sowie für Persönlichkeits­

bildung. Er ist Präsident des Verwaltungsrates Swiss Quality Hotels und

unter anderem Dozent für Marketing und Rhetorik an den Lehrgängen für

Tourismus an der Universität Innsbruck und am Wissenschafts­ und Weiter­

bildungszentrum im Schloss Hofen, Vorarlberg. www.beatkrippendorf.ch

JÖRN MÜLLER-QUADE > S. 76 ist Professor für Kryptografie und Si­

cherheit am Karlsruher Institut für Technologie sowie Direktor am For­

schungszentrum Informatik, ebenfalls in Karlsruhe. Seine Forschungs­

interessen liegen in der wissenschaftlichen Fundierung der IT­Sicherheit.

Aktuelle Themen mit bislang schwer erfüllbaren Datenschutzanforderungen

sind beispielsweise Intelligente Infrastrukturen, Cloud Computing und eine

datenschutzkonforme Überwachung öffentlicher Räume. www.iks.kit.edu

VENKATESH RAO > S. 10 ist unabhängiger Forscher, Berater und

Blogger. 2003 promovierte er an der University of Michigan in Luftfahrt­

technik, System­ und Kontrolltheorie. Buchveröffentlichung: «Tempo:

Timing, Tactics and Strategy in Narra tive­driven Decision­making» (2011).

www.ribbonfarm.com

DANIEL REICHERT> S. 90 ist Mitgründer und geschäftsführender Vor­

sitzender des Liquid Democracy e. V. Er arbeitet mit an den Konzepten von

Liquid Democracy, des «direkten Parlamentarismus» und der Vereinssoft­

ware Adhocracy. Der Politologe betreut unter anderem die Adhocracy­

Plattformen der Enquete­Kommission «Internet und digitale Gesellschaft»

des Deutschen Bundestags, des SPD­Bundesvorstands und des Landes­

jugendrings Niedersachsen und berät die jeweiligen Projektpartner. Aus­

serdem ist er verantwortlich für die gemeinnützigen Plattformen des Ver­

eins OffeneKommune.de und von Adhocracy.de. www.liqd.de

S. 48

S. 76S. 16

S. 40

S. 104

S. 96

S. 84

S. 10S. 110 (b)

S. 110 (a)

S. 110

S. 90

S. 70

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Summariesschiedene Szenarien durchspielen und so früh-

zeitig Krisen und Chancen erkennen kann. Im

Idealfall entsteht daraus eine Wettervorhersage

für gesellschaftliche Veränderungen.

Alexander Ross > Seite 22

DER ANGRIFF DER UNKUNKS Heute gibt es

kaum noch symmetrische Situationen in der Si-

cherheitspolitik. Statt USA gegen UdSSR heisst

es David gegen Goliath. Freiheitskämpfer und

Terroristen sind das Problem, und die Grenze ist

fliessend. Aber nicht nur Staaten, auch Unter-

nehmen stehen immer öfter vor dem Problem,

sich mit Gegnern aus einer ganz anderen Welt

auseinandersetzen zu müssen. Die wichtigsten

Regeln: redundante und resiliente Systeme, Be-

reitschaft zum kontrollierten Regelbruch und

gute Kontakte – denn wenn es mit der Sicherheit

klappen soll, kommt es nicht auf die Strukturen,

sondern auf die Menschen an.

Anja Dilk . Heike Littger > Seite 32

WENN TANKER WENDEN Die Energiebranche

galt lange geradezu als Inbegriff langfristiger

Planung. Ihre Aufgabe war es, immer so viel

Strom zu erzeugen, dass er jederzeit an jeder

Steckdose verfügbar ist. Und dafür musste sie

gewaltige Beträge in Kraft- und Bergwerke und

Leitungen investieren, was ohne jahrzehntelange

Planungssicherheit gar nicht geht. Doch die

«Ener giewende» und die Umstellung der Strom-

erzeugung auf erneuerbare Energiequellen erfor-

dern kurzfristigeres Denken, Umorientierung von

Grösse auf Flexibilität und eine Steuerung der

Nachfrage, nicht des Angebots. Die grossen

Ener giekonzerne scheinen mit dem Tempo des

Paradigmenwechsels überfordert zu sein – sie

setzen weitgehend auf Verzögerungstaktik und

versuchen, Zeit zu kaufen, in der Hoffnung, zu

alter Planbarkeit zurückkehren zu können. Doch

mit einer Wende der Wende ist weder in der

Schweiz noch in Deutschland zu rechnen – allen-

falls mit einer Verlangsamung.

Lynda Gratton > Seite 40

ORGANISCHE ORGANISATION In der Arbeits-

welt der Zukunft könnten sich die Machtver hält-

nisse umkehren: Nicht mehr die Unternehmen

diktieren, wie, wo und unter welchen Be din-

gungen die Menschen arbeiten. Sondern die Ein-

zelnen entscheiden zunehmend selbst, nach

ihren Bedürfnissen, Wünschen und Fähigkeiten.

Führungsaufgaben der Zukunft werden sich da-

rum drehen, Partner zu begeistern, ein komplexes

Spektrum an Anteilseignern zu befriedigen und

die ökologischen und gesellschaftlichen Heraus-

forderungen zu bewältigen. Dabei ist Kreativität

und Führungsqualität insbesondere bei fünf Be-

reichen gefragt: globale Innovation, orga nische

Organisation, Beziehungsqualität, Motivation

und Unternehmenskultur.

Marcus Hammerschmitt > Seite 48

MASCHINENFLÜSTERER Wenn zukünftige

His toriker einen Zeitpunkt festlegen wollen, der

den Beginn jenes Prozesses markiert, in dem die

Maschinen die Macht über die Menschen ge-

wannen, ist der 14. Oktober 2011 ein heisser

Kandidat dafür: die Geburt von Siri. Die Sprach-

erkennungs-Software des iPhone 4S ist der erste

Baum des Feenwaldes der sprechenden Dinge.

Die uns immer mehr abnehmen werden: So wie

unsere Eltern die körperliche Arbeit an die Ma-

schinen auslagerten, können es auch unsere

Kinder mit der geistigen Arbeit tun. Um uns nicht

im Whisperspace zu verlaufen, müssen wir uns

allerdings die Lust am Zweifel erhalten – oder

wecken.

Venkatesh Rao > Seite 10

MÖGE DIE HYDRA MIT DIR SEIN! Klassi-

scherweise versuchen Unternehmen, sich gegen

Risiken und Unsicherheit zu wappnen. Eine Stra-

tegie, die sich angesichts zunehmender Komple-

xitäten immer hilfloser ausnimmt. Deutlich er-

folgversprechender ist es, Unternehmen so zu

positionieren, dass sie mit jeder über raschenden

Entwicklung wachsen und stärker werden. Nas-

sim Taleb verwendet hierfür das antike Symbol

der Hydra – der zwei Köpfe nachwachsen, wenn

einer abgeschlagen wird. Allerdings gibt es noch

keinen Anlass zur Euphorie: Der neu entstehende

Social-Engineering-Trend leidet darunter, dass

dessen Anhänger nicht einmal wissen, was «or-

ganisches, vernetztes, offenes Bottom-up-Sys-

temdenken» überhaupt bedeutet.

Gespräch mit Dirk Helbing > Seite 16

DAS GROSSE BILD Ob Handy oder Internet: Wir

bauen gerade an den komplexesten Systemen,

die Menschen je erschaffen haben. Sie zu begrei-

fen, überschreitet bereits unsere Kapazität, und

das Gleiche gilt für die Abschätzung, welche Fol-

gen einzelne Entscheidungen für das System und

für uns haben können. Um hier Abhilfe zu schaf-

fen, wurde das Projekt FuturICT an der ETH Zü-

rich ins Leben gerufen. Es zielt darauf ab, einen

Weltsimulator zu entwerfen, mit dem man ver-

THEMA: DIE ZUKUNFT DER PLANUNG

Page 7: GDI Impuls 2.12

116

Summariessensitiven Patientendaten zur Optimierung von

Medikamenten an. Allerdings müssen für den

Erfolg solcher Projekte viele verschiedene Dis­

ziplinen zusammenarbeiten; und allein schon

Software­Entwickler, Kryptografen und Juristen

auf eine gemeinsame Sprache zu verpflichten, ist

höchst komplex.

Rolf Gruber > Seite 84

LASST MARKEN SPRECHEN Eine Marke ist

etwas von Menschen Geschaffenes – aber kein

seelenloses Etwas, sondern ein lebendiges We­

sen. Potenziell unsterblich, zumindest langle­

biger als ein Mensch, emanzipiert sie sich von

ihren Schöpfern und geht ein Bündnis mit ihren

Kunden ein (Pacting). Die für sie Verantwort­

lichen müssen permanent versuchen, diesem

Pakt ein optimales Umfeld zu bereiten. Die Vor­

aussetzung dafür ist allerdings, dass sie auch

erkennen, welchen Pakt «ihre» Marke mit ihren

Kunden geschlossen hat.

Daniel Reichert > Seite 90

LIQUID DEMOCRACY FÜR UNTERNEHMEN

In der Politik werden aufgrund des Erfolgs der

Piratenpartei in Deutschland Modelle der Online­

Bürgerbeteiligung wie «Liquid Democracy» an

Bedeutung gewinnen. Solche Beteiligungs­Tools

können immer dann eingesetzt werden, wenn

Menschen gemeinsam Entscheidungen treffen

möchten – auch ein Einsatz zur Einbindung von

Mitarbeitern, Kunden oder Bürgern ist möglich.

Allerdings müsste Liquid Democracy dafür nicht

zu PR­Zwecken angewendet werden, sondern

auch zur Kultur des Unternehmens passen.

Margaret Heckel > Seite 96

KARRIERE NACH DER KARRIERE Nichts wird

Europa so sehr verändern wie der demografische

Wandel. Die zahlenmässig stärksten Kohorten,

die Babyboomer, sind zu Midlife­Boomern ge­

worden: Sie haben die zweite Lebenshälfte er­

reicht, und müssen – und können – die Weichen

für ihr zukünftiges Berufsleben neu stellen. Die

klassische Dreiteilung des Lebens in die Phasen

Ausbildung, Arbeit, Rente hat sich in einer Gesell­

schaft des langen Lebens überholt. Wir brauchen

ein neues Lebenszyklus­Modell; und wir brau­

chen Unternehmen, die sich darauf einstellen.

Mirjam Hauser > Seite 104

BEIM ESSEN HERRSCHT WECHSELSTIM-

MUNG Die Zufriedenheit der Schweizer mit der

Ernährung von heute (und der von morgen) hat

drastisch abgenommen. Gemessen an den in der

Regel sich nur sehr langfristig verändernden

Wertvorstellungen beobachten wir derzeit eine

geradezu ruckartige Bewegung. Wo vor zwei Jah­

ren noch fast jeder Dritte zuversichtlich in die

Ernährungszukunft blickte, ist es heute nur noch

jeder Fünfte. Der wachsende Widerspruch zwi­

schen der herrschenden Esskultur und den ei ge­

nen Wünschen, wie Essen sein sollte, eröffnet

Lebensmittel­Produzenten, ­Händlern und Gas­

tronomen ein enormes und wachsendes Markt­

potenzial für disruptive Innovationen.

David Bosshart . Mathias Binswanger .

Beat Krippendorf > Seite 110

AGE OF MORE IM AGE OF LESS Mehr vom

selben, das wird in Zukunft nicht mehr aufgehen,

schlicht weil es nicht mehr bezahlbar ist. Um das

Age of Less vernünftig zu gestalten, benötigen

wir eine bewusste Konsumkultur: weniger, aber

in besserer Qualität, mehr Selbermachen und

mehr Flexibilität. So können wir zu einer Age­of­

Less­Philosophie gelangen, die balanciert wird

durch ein Age of More an Menschlichkeit und

Emotionalität.

David Graeber > Seite 70

SCHULDEN. DIE NÄCHSTEN 5000 TAGE Ent­

weder wir schaffen in naher Zukunft einen Schul­

denerlass biblischen Ausmasses, oder unseren

Gesellschaften droht der Zusammenbruch. Im­

mer wieder kam es in der Weltgeschichte dazu,

dass grosse Teile der Gesellschaft in Schuld­

knechtschaft landeten – und immer wieder er­

möglichte ein Schuldenschnitt danach einen

Neuanfang. Der Zeitraum, auf den wir uns hierfür

einstellen müssen, sind eher Jahre als Jahr­

zehnte: Spätestens 2015 dürfte es in den USA zu

einer neuen Krise in der Grössenordnung der­

jenigen von 2008/09 kommen. Der Aufbau gras­

wurzeldemokratischer Strukturen kann dabei

helfen, die Gesellschaft über den Zusammen­

bruch des kapitalistischen Systems hinüberzu­

retten.

Jörn Müller­Quade > Seite 76

MITTEN INS GEHEIM Je intelligenter die Infra­

strukturen und die Informationsnetze werden,

desto grösser das Transparenz­Dilemma: Preis­

gabe persönlicher Daten verbessert Resultate,

aber gefährdet unsere Privatsphäre. Eine Lösung

hierfür bietet die Kryptografie, die es ermöglicht,

geheime Daten zu nutzen – und trotzdem weiter

geheim zu halten. Kryptografische Methoden

bieten sich insbesondere für die Verarbeitung von

IDEEN

WORKSHOP

Page 8: GDI Impuls 2.12

PLAN

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2012

Page 9: GDI Impuls 2.12

GDI ImpulsWissensmagazin für Wirtschaft, Gesellschaft, Handel

IHR ABONNEMENT AUF DAS RELEVANTE NEUESichern Sie sich den Zugriff auf ein einzigartiges Informa­tionsnetz für innovative Ideen. In GDI Impuls präsentieren Ihnen renommierte Autoren alle drei Monate die wichtigsten Trends und Entwicklungen in Wirtschaft, Gesellschaft, Marke ting, Konsum und Management – unverdünnte Infor­mationen zum Wandel der Märkte. Unser Wissensmagazin richtet sich an Vordenker und Ent­scheider in Unternehmen, an Menschen die sich beruflich mit der Entwicklung der Konsumgesellschaft beschäftigen. Sie erhalten ein kompetentes Update über das relevante Neue sowie Denkanstösse am Puls der Zeit. Das Gottlieb Duttweiler Institute in Rüschlikon / Zurich ist ein unabhängiger, weltweit vernetzter Thinktank und eine wich­tige Plattform für zukunftsorientiertes Denken.

AUTORENLISTE (AUSZUG)Kofi Annan: Die afrikanische Herausforderung . Norbert Bolz: Religion ist der Antitrend zu allen Trends – Und deshalb Trend . Dieter Brandes: Die Kunst des Weglassens . Thomas Davenport und Jeanne Harris: Das Handbuch der Prognose­Techniken . Dagmar Deckstein: Klasse­Bewusstsein für Manager . Daniel Goleman: Emotionales Management . Tim Renner: «Warum Bauen Autobauer keine Fahr räder?» . Phil Rosen zweig: «Manager lassen sich über das Geheimnis des Erfolgs systematisch täuschen» . Douglas Rushkoff: «Der in­teraktive Raum ist heute ebenso verschmutzt wie die Shop­ping­Mall» . Edgar Schein: Vier Gesichter der Führung . Burkhard Spinnen: Kapitalismus, Sozialismus, Fraternismus . Peter Wippermann: Sozialer Reichtum . Klaus Woltron: Wie man Engelskreise konstruiert . Muhammad Yunus: Soziales Business

FAX-ANTWORTSummaries aller Artikel finden Sie unter www.gdi­ impuls.ch. Über das Archiv können einzelne Beiträge online bezogen werden. Unseren Leserservice er reichen Sie unter Tel +41 41 329 22 34 (oder E­Mail: gdi­[email protected]) – oder faxen Sie uns einfach diesen Talon an: Fax +41 41 329 22 04

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