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Gebetstag für verfolgte Christen Gebetstag für verfolgte Christen Gebetstag für verfolgte Christen Gebetstage für bedrängte und verfolgte Christen 26. Dezember 2013 (Stephanustag) und 16. März 2014 (Reminiszere)

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Gebetstage für bedrängte und verfolgte Christen

26. Dezember 2013 (Stephanustag) und 16. März 2014 (Reminiszere)

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Gebetstag für verfolgte Christen

Impressum:

Herausgegeben vom Evangelischen Oberkirchenrat Gänsheidestraße 4, 70184 Stuttgart

Redaktion: Cornelia Wolf

Fotos: Archiv DiMOE und Günther Heinzelmann (Tag der Weltweiten Kirche, 28. Mai 2012)

Gestaltung und Produktion: Evangelisches Medienhaus GmbH Augustenstraße 124, 70197 Stuttgart

Wir bedanken uns bei:

Kirchenrat Dr. Andreas Kümmerle für die Artikel zum Schwerpunktthema und für den Überblick zur weltweiten Lage

Pfarrer Winfried Maier-Revoredo, Landeskirchlicher AK Lateinamerika für die Mitarbeit am Überblick zur weltweiten Lage

Prof. Dr. Christof Sauer, IIRF-International Institute for Religious Freedom, Associate Professor Extraordinary, Stellenbosch University, Privatdozent für Missionswissenschaft/Interkulturelle Theologie, Kirchliche Hochschule Wuppertal für die Mitarbeit am Überblick zur weltweiten Lage, zum Schwerpunktthema und für die Beratung

Pfarrerin Friederike Weltzien, geschäftsführende Pfarrerin der Kirchengemeinde Obertürkheim für den Gottesdienstentwurf

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Gebetstag für verfolgte Christen

Inhalt

Vorwort Landesbischof 4

Stephanustag und Sonntag Reminiszere 5

Terminologie und Definitionen von Leiden, Verfolgung und Martyrium 6

Szenarien, in denen Bedrängung und Verfolgung vermehrt auftreten 8

Schwerpunkt Saudi-Arabien und die Golfstaaten 10

Überblick zur weltweiten Lage 19

Gottesdienst 31

Weiterführende Hinweise 44

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Gebetstag für verfolgte Christen

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Leserin, lieber Leser!

Die Nachrichten über verfolgte und bedrängte Christen reißen weltweit nicht ab. Wir erfahren von Situationen, die wir uns hier in Deutschland kaum vorstellen können. Darum ist es wichtig, mit unseren Geschwistern auf der ganzen Welt in Verbindung zu bleiben. So soll deutlich werden, dass wir alle zusammengehören als Gottes Kinder und der Satz von Paulus gilt: „Wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit.“ (1. Korinther 12,26)

Aus vielen Gesprächen mit Christen aus anderen Teilen dieser Welt weiß ich, wie wichtig die Fürbitte, die Aufmerksamkeit, die Verbundenheit im Glauben für diese Geschwister ist. Dies stärkt sie und sie fühlen sich nicht allein.

Diese Solidarität soll das Grundthema dieser Arbeitshilfe zum Thema „Verfolgte und bedrängte Christen“ sein. Das Heft bietet Anregungen zum Gebet, zum Gottesdienst, zur Predigt und zur Fürbitte. Bitte vergessen Sie unsere bedrängten Schwestern und Brüder weltweit nicht!

„Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.“ (Psalm 121)

Dr. h.c. Frank Otfried JulyLandesbischof

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Stephanustag und Sonntag Reminiszere

bets- und Gedenktag für bedrängte und verfolgte Christen.

In Anlehnung an das Thema des Sonn-tags „Gedenke Herr an deine Barmher-zigkeit und deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind“ (Ps 25,6) schreibt der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche, Nikolaus Schneider: „Dieser ein-dringliche Ap pell aus Psalm 25 könnte aus dem Mun de einer Christin stam-men, die am eigenen Leib, in der eigenen Fami lie, Ausgrenzung und Diskriminie-rung erfahren hat.“

Mit diesen beiden Gebetstagen nehmen wir Christen Anteil am Leid unserer Ge-schwister.

Wir verbinden damit auch unser Enga-gement an einer Verbesserung der men-schenrechtlichen Lage in den betroffe-nen Ländern.

Die Evangelische Landeskirche in Würt-temberg hat den Stephanustag (26. De-zember) und den Sonntag Reminiscere als Gebetstage für bedrängte und ver-folgte Christen festgelegt.

Stephanus war ein Diakon in der urchrist-lichen Gemeinde in Jerusalem.

Durch seinen christlichen Lebenswandel er regte er viel Aufsehen. Er wurde als Got teslästerer beschimpft und schließ-lich wegen seines Glaubens gesteinigt. Die Steinigung des Stephanus war Auf-takt zu einer großen Christenverfolgung.

Mit dem Stephanustag verbindet die christ liche Kirche seit ihren Anfängen Be drängung und Verfolgung.

Der Sonntag Reminiszere (16. März 2014) ist seit 2010 EKD-weit der offizielle Ge-

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Es gibt einen reichhaltigen, nicht theolo-gischen Wortschatz, der Leiden, Verfol-gung und Martyrium ausdrückt. Er reicht von Diskriminierung, Feindseligkeit und Unterdrückung bis zu Gefangenschaft und Tötung.

Leiden ist der weiteste Begriff.

Christen können aus einer Vielzahl von Gründen leiden.

Terminologie und Definitionen von Leiden, Verfolgung und Martyrium

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Christen leiden:1. in der Welt, auf die gleiche Weise

wie alle anderen Menschen, wenn ihnen Krieg, Naturkatastrophen, Armut oder Krankheit begegnen;

2. mit der Welt, weil sie, wie Gott, Mitleid für die Welt empfinden;

3. für die Welt, indem sie ihren Dienst erfüllen;

4. wegen der Welt, indem sie für ihren Glauben an Christus ver- spottet oder sogar verfolgt werden.

Verfolgung ist der spezifischere Begriff, weil er notwendigerweise eine zweite Person einschließt, die das Leiden ver-ursacht. Nicht alle Verfolgung geschieht jedoch um Christi willen. Juden, Muslime oder Hindus beispielsweise können eben-falls wegen ihrer Religion verfolgt wer-den. Andere Menschen werden wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Volksgruppe (zum Beispiel die Arme nier) oder zu einer besonderen politischen Par tei oder aufgrund ihrer Überzeugung verfolgt.

Wenn man also von Verfolgung um Chris ti willen reden will, sollte man das auch ausdrücklich sagen.

Martyrium ist ein noch engerer Begriff. In manchen Fällen gehen ihm Leiden und Verfolgung voran, es umfasst jedoch mehr. Hier geht es nicht nur um Wohl-stand, Wohlbefinden, Gesundheit und Sicherheit, sondern das Leben wird ge-nommen.

Das ist unumkehrbar und für dieselbe Per-son unwiederholbar. Wiederum wird der Begriff weitläufig über den christlichen Kontext hinaus für Märtyrer irgendeines politischen oder religiösen Systems, ja, sogar für Terroristen, benutzt.

Wegen der Säkularisierung der Begriffe „Märtyrer“ und „Martyrium“ sollten wir immer spezifizieren, wenn wir sie auf Christus oder seine Nachfolger anwen-den. Nach David Barrett können wir einen christlichen Märtyrer definieren als einen Christen, der freiwillig den Tod erleidet als Strafe für sein Glaubenszeugnis, und der sich weigert, seinen Glauben oder eine Lehre, ein Prinzip oder eine Praxis, die damit verbunden ist, zu widerrufen.

In Anlehnung an The Persecuted Church, Patrick Sookhdeo, Editor, Lausanne Occasional Paper No. 32, Lausanne Committee for World Evange-lization

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Szenarien, in denen Bedrängung und Verfolgung vermehrt auftreten

2. Religiösen Nationalismus, der ein Volk oder einen Staat mit einer be-stimmten Religion identifiziert, gibt es in der ganzen Welt, jedoch hat er in manchen Ländern im Süden Asiens gewalttätige Formen angenommen. In Indien, Sri Lanka, Nepal und Bhutan versuchen reaktionäre Kräfte inner-halb des Hinduismus und Buddhis-mus entweder verbündet mit Regie-rungen oder in Opposition zu ihnen, religiöse Minderheiten, einschließlich von Christen, wie auch Muslimen und Hindus zu unterjochen.

3. Das Wachstum des radikalen Islam hat die am weitesten verbreitete und gewalttätigste Verfolgung von Chris-ten hervorgerufen, bisweilen durch Re gierungen, bisweilen durch die Ge-sellschaft und manchmal durch bei de. Dieses Muster breitet sich als „Export-Modell“ aus, da – anders als beim Kommunismus, Post-Kommunismus oder religiösen Nationalismus – seine Anhänger versuchen, andere dazu zu

Der Religionsfreiheits-Experte Dr. Paul Marshall äußerte auf der Internationa-len Konsultation für Religionsfreiheits-forschung in Istanbul im März 2013 die Meinung, dass die meisten Vorkomm-nisse von Verfolgung und Bedrängnis fünf verschiedenen Szenarien zugeord-net werden können.

1. Kommunistische Muster der Unter-ordnung von Religion unter den Staat durch Registrierung, wodurch die an-erkannten Gruppen kontrolliert und der Kontrolle widerstrebende bestraft werden können, herrschen in den fünf verbleibenden, sich selbst als kom-munistisch bezeichnenden Regimes (China, Vietnam, Nord Korea, Laos, Kuba) sowie in den nach-kommunisti-schen Staaten (v.a. Belarus, Usbekis-tan, Turk menistan, aber auch Russ-land, die Kaukasusrepubliken und die anderen „-stans“).

Dieses Muster betrifft die größte An-

zahl von Christen.

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bewegen, ihre repressiven Praktiken zu übernehmen.

4. Eine Reihe von diktatorisch regierten Ländern vereint hauptsächlich das Motiv der nationalen Sicherheit und des Machterhalts der Herrscher statt einer gemeinsamen Ideologie. Eritrea, Burma und Äthiopien gehören damit zu den schlimmsten und brutalsten Verfolgern von Christen weltweit. (Eri­trea hat Tausende eingekerkert, und viele sind der Folter und menschenver­achtenden Haftbedingungen erlegen.)

Die burmesische Junta verfolgt alle Bürger des Landes, aber noch schlim­mer er geht es religiösen und ethni­schen Min derheiten. In Äthiopien wer den nicht­orthodoxe Christen un­ter drückt. Zugleich macht sich der ra­di kale Islam vermehrt spürbar.

In weiteren Ländern wird die Diktatur durch ein sekundäres religiöses Motiv ergänzt.

5. Westlicher Säkularismus führt nicht zu dem gleichen Maß an Unterdrü­

ckung, wie die vier vorgenannten Mus ter. Doch lässt sich beobachten, dass in Ländern, die eine christen­freund liche Haltung aufgeben und zum stärker kontrollierenden Modell des französischen Laizismus oder zur ke malistischen Säkularismus­Ideolo gie übergehen, in der Folge christ liche dia konische Einrichtungen we gen angeblicher Diskriminierung ge schlossen werden und Menschen Stra fen an gedroht werden, die tradi­tionelle christliche Überzeugungen in der Öffent lichkeit vertreten wollen.

Natürlich ist die Unterscheidung zwi­schen diesen Verfolgungsmustern nicht immer eindeutig. Wie auch sonst im Leben können mehrere Dynamiken zu­gleich und miteinander verknüpft auf­treten. So könnte Burma beispielsweise jetzt auch dem Typ des buddhistischen Nationalismus anstelle des Staatssicher­heitsregimes zugeordnet werden. In der Türkei verbinden sich derzeit Säkularis­mus und eine aufstrebender Islamismus. Doch die genannten fünf Muster kön­nen die dominierenden gegenwärtigen Trends erhellen.

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Schwerpunkt für den Stephanustag 2013 und den Sonntag Reminiszere 2014 sind Saudi-Arabien und die Golfstaaten.

Allgemeiner Überblick

Saudi-Arabien ist ein stabiles Land, das von den direkten Nachfahren des Staatsgründers regiert wird. Auch im ver gangenen Jahr war es von den Ent-wicklungen des „Arabischen Frühlings“ beeinflusst. Demonstrationen in kleine-rem Rahmen fanden an verschiedenen Orten, vor allem aber in der Ostprovinz, statt. Die Regierung reagierte darauf im Jahr 2011 mit Gehaltserhöhungen für Regierungsangestellte und dem Bau von Wohnungen.

Der Kronprinz Na’ef starb 2012, als zwei-ter Kronprinz in weniger als einem Jahr. Prinz Salman, der Verteidigungsminister, wurde zum Kronprinz ernannt. Es beste-hen regionale Unterschiede in wirtschaft-licher, sozialer und rechtlicher Hinsicht.

Religiös ist Saudi-Arabien ein Land in dem öffentliche Religionsausübung aus-schließlich einer streng definierten Ver-

sion des sunnitischen Islam vorbehalten ist. Andere Formen des Islam unterliegen Beschränkungen, und die Ausübung an-derer Glaubensweisen ist verboten.

Die Regierung betont, dass die private Ausübung nicht-islamischen Glaubens erlaubt sei. Doch besteht weiterhin keine Klarheit darüber, worin genau zugelas-sene Glaubensausübung besteht.

In den vergangenen Jahren wurde in mehreren Fällen von Druck auf christ-liche Arbeitsmigranten aus dem Ausland berichtet.

Saudi-Arabien verfügt über eine diverse und wachsende Bevölkerung. Die Ge-sellschaft ist von einem hohen Grad an Unzufriedenheit geprägt. Insbesondere Jugendliche sehnen sich nach größerer individueller Freiheit. Die Geschäftsleu-te wünschen sich, dass der Einfluss der Königsfamilie im Geschäftsleben ab-nimmt.

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Christen und Kirchen

In Saudi-Arabien gibt es zahlreiche Ge-meinden von Ausländern, die gezwungen sind, sich unauffällig zu treffen, um den nachstehend genannten Verhaltensre-geln für nicht-muslimischen Gottes-dienst zu genügen. Die in Saudi-Arabien lebenden Christen sind in der Regel Aus-länder und Arbeitsmigranten.

Im Juli 2006 versprach die saudische Re gierung, nicht länger in den priva ten Gottesdienst von Nicht-Muslimen ein zu-grei fen. In einer schriftlichen Erklä rung über ihre Politik erklärte die Regierung Saudi-Arabiens gegenüber der Regie-rung der USA, „das Recht aller auf pri-vaten Gottesdienst zu garantieren und zu schützen, einschließlich von Nicht-Muslimen, die sich in Privathäusern zur Ausübung ihrer Religion versammeln“ und „sicherzustellen, dass Mitglieder der Religions polizei keine Verdächtigen verhaften oder Untersuchungen durch-führen, kei ne Strafen verhängen und die Privatsphä re in den Häusern nicht verlet-zen“. In diesem Dokument sagte die Re-gierung auch zu, alle Verletzungen dieser Richtlinien zu untersuchen.

Öffentlicher Gottesdienst von Nicht-Mus-limen bleibt in dem Königreich weiterhin verboten.

Zu Beginn des Jahres 2009 äußerte der Vizepräsident der nationalen Menschen-rechtskommission, dass „das König-

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reich die private Religionsausübung von Nicht-Muslimen nicht einschränkt“. Er berichtete dem UN Menschenrechtsrat, dass in Saudi-Arabien, obwohl es als Wiege des Islam formell keine Kirchen beherbergen könne, Nicht-Muslime die Freiheit hätten, ihren Glauben auszuüben „und die Riten ihrer Religionen in ihren Privathäusern durchzuführen“.

Berichte über Verfolgung von Christen

Im Juli 2012 wurde berichtet, dass eine Frau angeblich zum Christentum überge-treten sei und andere ihr geholfen hätten, das Land illegal zu verlassen. Sie wurde in der Folge als „die Frau aus Khobar“ bezeichnet. Ein männlicher Kollege aus dem Libanon, der maronitischer Christ ist, und ein saudischer Komplize halfen ihr. Laut Berichten wurde ihr im Janu-ar 2013 in Schweden Asyl gewährt, die Asylgründe wurden allerdings nicht veröffentlicht. Im Mai 2013 wurden die beiden Männer in Saudi-Arabien verur-teilt, der saudische Bürger zu zwei Jah-ren Gefängnis und 200 Hieben und der Libanese zu sechs Jahren Gefängnis und 300 Hieben. Beide legten Berufung ein. Es liegen keine Beweise dafür vor,

dass die Frau tatsächlich konvertiert ist. Am 12. März 2012 erließ der Groß-mufti einen Aufruf zur Zerstörung aller kirchlichen Gebäude auf der arabischen Halbinsel. Nach Berichten soll er gesagt haben, es sei „notwendig, alle Kirchen in der Region zu zerstören“. Dies wurde von vielen als reine Rhetorik betrachtet und tatsächlich ist bislang niemand zur Tat geschritten.

In den Jahren 2012 und 2013 gab es meh rere Vorfälle, die ausländische Chris-ten in Saudi-Arabien betrafen. Diese wur-den jedoch zumeist vertraulich behandelt und keine oder nur wenige Einzelheiten bekannt gemacht.

Im internationalen Vergleich schränken derzeit höchstens zwei Länder, nämlich Nordkorea und Afghanistan, die Reli-gions freiheit stärker ein bzw. gehen stär-ker gegen Christen vor als Saudi-Arabien.

Hintergrund-Informationen

Einleitung

Der Regierungserlass von 1992 erklärt das Land zu einer von den Söhnen und

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Enkeln des staatsgründenden Monar-chen Abd Al Aziz Ibn Abd Al Rahman Al Sa’ud regierten Monarchie mit dem Koran als Verfassung und der Scharia als Gesetz. König Abdullah ernennt den Ministerrat und ein beratendes Gremium mit 150 Mitgliedern. Die Gesetzgebung geschieht in den meis ten Fällen durch einen Beschluss des Ministerrats und eine Ratifizierung durch den König ist un-abdingbar. Das beratende Gremium spielt bei der Gesetzgebung nur eine begrenzte Rolle. (Der größte Teil der Gesetzgebung geschieht in der Form einer empfohlenen Auslegung der Scharia für die verschie-denen Gerichte. Es gibt keine einheitliche Auslegung und Verwaltung der Scharia auf Kommunalebene. Deshalb darf Ge-setzgebung nicht im westlichen Sinn ver-standen werden.)

Die königliche Familie, bekannt als Dynas-tie der Sa’ud, besteht aus schätzungs-weise 7.000 Gliedern, von denen ca. 200 politischen Einfluss haben. Schlüsselpo-sitionen werden allmählich auf jüngere Familienmitglieder übertragen, da die re-gierende Generation älter wird und zu-nehmend unter Gesundheitsproblemen lei det.

Allgemeine Menschenrechtssituation

Die allgemeine Menschenrechtssitua-tion ist weiterhin schlecht. Den vielen Wanderarbeitern wird nur minimalster gesetzlicher Schutz gewährt. Saudi-Ara-bien bleibt das einzige Land der Welt, das Frauen verbietet, auf öffentlichen Stra-ßen Auto zu fahren. In den letzten Jahren sind allerdings viele Verbesserungen in Aussicht gestellt worden und innerhalb des Landes gibt es eine wachsende Be-wegung, die Veränderungen fordert (z.B. verbesserte Rechte für Frauen).

In der zweiten Hälfte des Jahres 2008 stellte die Menschenrechtskommis sion ih ren Bericht für den UN-Menschen-rechts rat zusammen als Bestandteil der Untersu chung Saudi-Arabiens im Rahmen der uni versellen Periodischen Überprüfung (UPR). Die eigentliche Un-tersuchung wurde 2009 durchgeführt. Die konstruktive Haltung, mit der die sau dische Regierung der Untersuchung ge genüberstand sowie die Tatsache, dass die Regierung den Tatbestand von Men-schenrechtsverletzungen eingestand und bemüht ist, diese zu beenden, wurde be-grüßt.

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Es überrascht nicht, dass viel fältige Kri-tik an dem mangelnden Respekt für Reli-gionsfreiheit geübt wurde.

Rechtssystem

2007 kündigte die Regierung eine Über-holung des Justizsystems an, um Trans-parenz und Rechenschaft zu verbessern.

Die Reformen sollten die Schaffung eines Obersten Gerichtshofs, eines Berufungs-gerichts, neuer allgemeiner Ge richte und Ausbildung für neue Richter beinhal- ten.

Viele Aspekte des Rechts sind weiterhin nicht kodifiziert und die Durchführung kann, je nach örtlicher Interpretation der Scharia durch die vorsitzenden Richter, unterschiedlich sein. Es gibt vielfach vier verschiedene Strafen, je nachdem ob der Täter und das Opfer Muslime sind oder nicht, und, falls sie Muslime sind, wel-cher islamischen Rechtstradition (Med-hab) der Täter angehört.

Die Mutawwa’in, d.h. die Religionspo-lizei, ist berüchtigt dafür, viel strenger als die reguläre Polizei und über deren

Zuständigkeit hinaus zu agieren. Im Juli kam es zu einer Kontroverse, nachdem ein Mann bei einer Verfolgungsjagd per Auto den Tod fand.

Die Mutawwa’in sollen ihm nachge-stellt haben, weil seine Musik zu laut spielte. Dabei ist auch zu bedenken, dass im März 2012 ein Verbot solcher Verfolgungsjagden erlassen wurde. Die Mutawwa’in, die daran beteiligt waren, wurden verhaftet und verhört.

Später in demselben Jahr wurde ein Vi-deo im Internet veröffentlicht, auf dem ein Mutawwa’ zu sehen war, der einer jungen Frau befahl, ein Einkaufzentrum zu verlassen, weil sie Make-up trug.

Im September 2012 kündigte Sheikh Ab-dullatif al-Sheikh (der zum Chef der Trup-pe ernannt worden war) Veränderungen an, wie die Einführung von reinen Frauen-einheiten, die Übertragung der Vollmacht zu Verhaftungen auf die reguläre Polizei und die Begrenzung der Autorität zu Hausdurchsuchungen.

Diese Beschränkungen wurden zusätzlich zu Veränderungen aus dem Jahr 2006

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eingeführt, wonach verhaftete Personen1 sofort der regulären Polizei übergeben werden müssen.

Zusätzlich zu den Mutawwa’in operieren an manchen Orten informelle Gruppen oder Bürgerwehren, die ihre eigenen Maßstäbe durchsetzen, wie „Laster ver-hindert und Tugend gefördert wird“.

Diese sind oft selbsternannt und richten sich häufig gegen asiatische und afrika-nische Wanderarbeiter.

Freiheit der Meinungsäußerung

In der Pressefreiheit gibt es geringfügige Verbesserungen auf niederstem Niveau.Themen wie Frauenrechte und Wirt-schaftsreform werden in der Presse sehr vorsichtig angesprochen. Die Druckme-dien befinden sich in Privateigentum, werden aber staatlich subventioniert, und alle leitenden Herausgeber werden vom Informationsministerium er nannt.

1 Vor den Veränderungen durften verhaftete Personen 24 Stunden lang von den Mutawwa’in festgehalten werden. Während dieser Phase geschah ein Großteil der Misshandlungen von Verhafteten.

Meinungsäußerung im Internet, beson-ders in den sozialen Medien, ist sehr po-pulär.

Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit

Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit werden im staatlichen Gesetzesko dex nicht behandelt. In der Praxis ist die Ver-sammlungsfreiheit stark eingeschränkt. Es gibt eine strenge Geschlechtertren-nung, die festlegt, dass Männer und Frau-en aus unterschiedlichen Familien kei nen sozialen Umgang miteinander pfle gen dürfen.

Ausländer können deportiert werden, wenn sie Veranstaltungen ohne Berück-sichtigung der geforderten Geschlechter-trennung durchführen (wie im Fall von im Dezember 2011 verhafteten äthiopischen Christen).

Bewegungsfreiheit

Saudische Männer haben die Freiheit, in-nerhalb von Saudi-Arabien und ins Aus-land zu reisen. Dies gilt allerdings nicht für Frauen. Sie benötigen eine schrift-

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liche Erlaubnis von einem engen männ-lichen Verwandten (Mahram)2, um ins Ausland reisen zu dürfen. Im September erhielten Frauen die Erlaubnis, alleine mit ihrem Personalausweis innerhalb der Län der des Golf-Kooperationsrats3 zu ver reisen – ein Privileg, das saudischen Män nern bereits im Jahre 2010 gewährt wurde.

Im November 2012 wurde ein System eingeführt, wonach dem Vormund einer Frau eine SMS zugeschickt wird, wenn diese das Land verlässt, selbst wenn sie mit ihrem Ehemann verreist.

Viele saudische Frauen können ihre Häu-ser nicht ohne Begleitung ihres Mannes oder eines Mahram verlassen – eine Sit-te, die von den Familien, nicht von der Regierung, aufrecht erhalten wird.

2 Ein mahram (wörtl. ‚einer, der verboten oder tabu ist‘) ist ein männlicher Verwandter, den eine Frau nicht heiraten kann, z.B. ihr Vater, Bruder oder Onkel. Es schließt Verwandte aus, die sie heiraten könnte, z.B. Cousins.

3 GCC = Gulf Cooperation Council (Zusammen-arbeits-Rat der Golfstaaten, mit den sechs Mitgliedstaaten Bahrain, Kuwait, Oman, Qatar, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten).

Religions- oder Glaubensfreiheit

Saudi-Arabien bleibt weiterhin ein Land, das Religionsfreiheit offen unterdrückt. Nur der offiziell anerkannte wahhabiti sche Islam darf öffentlich praktiziert wer den, während das Ausüben anderer Glau-bens richtungen auf die Privatsphäre be-schränkt ist.

Theoretisch dürfen die Schiiten Mo-scheen errichten, in der Praxis ist dies allerdings, außer in der Ostprovinz, nur eingeschränkt möglich. Schiiten im öf-fentlichen Dienst erleiden Diskriminie-rung und werden nur selten befördert. Seit 2012 werden sie erstmals zum Mi-litärdienst zugelassen, allerdings nur für die niedrigen Dienstgrade. Im September 2008 verurteilte der Bericht von Human Rights Watch die Behandlung der Ismai-liten in Saudi-Arabien.

Hinsichtlich privater Religionsausübung bleibt die Rechtslage unklar, da das Recht nicht förmlich kodifiziert ist, son-dern seine Anwendung in der Praxis auf Aussagen von namhaften Religionsfüh-rern in den Medien beruht. Nirgendwo ist festgelegt, was „private Religionsaus-

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übung“ bedeutet, d.h. ob „privat“ den Fa-milienkreis im eigenen Heim meint oder eine kleine Versammlung von Freunden in einem Privathaus oder zusammen mit Nachbarn.

Das führt zu unterschiedlicher Recht-spraxis, je nach Auslegung durch die örtlichen Beamten, manchmal sogar an demselben Ort, falls die Beamten wech-seln.

Das verursacht Verwirrung und führt zu Verhaftungen von Personen, denen von anderen Beamten zugesagt worden war, dass ihre Form der Religionsausübung akzeptabel sei. So ist Diskretion gebo-ten, um Beschwerden durch Nachbarn zu vermeiden, welche zu Verhaftungen führen könnten.

Für den Abfall vom Islam gilt weiterhin die Todesstrafe. Es sind keine Fälle aus den vergangenen Jahren bekannt, in de-nen diese vollzogen wurde, da kein sau-di-arabischer Bürger von einem Gericht förmlich des Abfalls von Islam überführt und verurteilt wurde. Doch kann die Tötung von Apostaten im Rahmen von Selbstjustiz nicht abgestritten werden.

Migranten

Die Migranten können vielfach eine äu-ßerst schlechte Behandlung erfahren. Christen sind davon genauso betroffen, wie alle anderen Arbeitsmigranten.

Jeder Migrant benötigt einen saudischen Sponsor. Zwar wurde die Sklaverei 1962 für illegal erklärt, jedoch blieb die Men-talität erhalten, ausländische Arbeiter zu „besitzen“.

Man kann mit Recht behaupten, dass diese Haltung durch die umfangreiche Macht bestärkt wird, die in den Rechts-vorstellungen dem Sponsor über seine ausländischen Arbeitnehmer gewährt werden.

2004 wurde das Gesetz, nach dem der Sponsor den Reisepass des Arbeiters einziehen musste, widerrufen. (Auslän-der müssen jedoch weiterhin jederzeit einen Ausweis bei sich tragen).

In der Praxis behalten gut bezahlte aus-ländische Arbeiter in höheren Positionen ihre Reisepässe, während die Arbeitge-ber von schlecht bezahlten Migranten

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deren Pässe einbehalten, um sicher zu stellen, dass diese ihren Arbeitsplatz nicht ohne ihre Zustimmung wechseln.

Im März 2012 wurde in einem Bericht des (philippinischen) Komitees für das Wohlergehen von Arbeitnehmern in Über see behauptet, dass 70% der philip-pinischen Frauen, die in Saudi-Arabien arbeiten, physische oder psychische Miss handlungen erleiden.

Einstellung zu den wichtigsten internationalen Menschenrechts-vereinbarungen

Saudi-Arabien ist weder dem Internatio-nalen Pakt über bürgerliche und politi-sche Rechte (ICCPR), noch dem Interna-tionalen Pakt für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (ICESCR) beigetre-ten.

Dagegen ist es der UN-Antifolterkonven-tion (Convention Against Torture and Ot-her Cruel Inhuman or Degrading Treat-ment or Punishment) wie auch dem Übereinkommen über die Rechte des Kindes beigetreten und hat die UN-Kon-vention zur Beseitigung jeder Form von

Diskriminierung der Frau (CEDAW) rati-fiziert.

Bei der Unterzeichnung der Arabischen Menschenrechts-Charta 20044 erklärte die Regierung:

„In Saudiarabien werden die Gesetze von der Scharia abgeleitet, die in allen Be-reichen die Menschenrechte saudischer Bürger und aller anderen Einwohner des Königreiches enthält und schützt. Saudi-Arabien hat, wie andere arabische Länder, die Kairoer Menschenrechtser-klärung5 unterzeichnet, die das Ergeb-nis von Bemühungen von Juristen und Experten aus der arabischen und isla-mischen Welt darstellt.

Saudi-Arabien bestätigt nochmals seine Unterstützung der Kairoer Erklärung, die es als eine umfassendes Mittel zur Ga-rantie grundlegender Menschenrechte betrachtet.“

4 Die arabische Menschenrechts-Charta (Arab Charter on Human Rights) wurde 1994 von der Arabischen Liga angenommen. 2004 wurde eine umfassende Revision angenommen.

5 Die Kairoer Erklärung zu den Menschenrechten im Islam wurde 1990 von der Organisation der

Islamischen Konferenz (OIC) angenommen.

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Länder des „Arabischen Frühlings“

Im Berichtszeitraum nahm die weitere Entwicklung des sogenannten „Arabi-schen Frühlings“ und deren Auswirkun-gen für bedrängte und verfolgte Christen einen großen Teil der Aufmerksamkeit ein. Zum Zeitpunkt der Entstehung die-ses Textes Anfang August ist immer noch nicht absehbar, wie sich die Situati-on entwickeln wird.

Syrien

Dies gilt zunächst und vor allem für die Lage der Christen in Syrien. Seit nun-mehr zwei Jahren herrscht im Land ein Bürgerkrieg, dem nach Angaben der Vereinten Nationen bereits mehr als 100.000 Menschen zum Opfer gefallen sind6 und der mehr als 1,8 Millionen

6 Im Juni 2013 verkündete die UN Hochkom-missarin für Menschenrechte, Navi Pillay, dass bisher 93.000 Menschen im syrischen Bürger-krieg umgekommen seien und sich diese Zahl momentan monatlich um etwa 5.000 erhöhe, http://www.un.org/apps/news/story.asp?NewsID=45162&Cr=syria&Cr1=&Kw1=syria&Kw2=casualties&Kw3=#.UgH2ofLwC70

Menschen veranlasst hat, in Nachbarlän-der zu flüchten7. Wann der Bürgerkrieg endet und wer am Ende die Oberhand be-hält, ist nahezu unmöglich vorherzusa-gen. Im Augenblick scheint alles auf ein schreckliches Gleichgewicht zwischen den Regierungstruppen und den Auf-ständischen zu deuten, der das Leid für viele Millionen Menschen nur verlängert.

Christen sind hiervon natürlich ebenfalls betroffen, Sorge um Leib und Leben so-wie die Versorgungssituation und das Gefühl, auf sich gestellt zu sein, führt zu großer Not, vor allem in den nördlichen Landesteilen8.

Da sich zudem viele Christen weigern, sich auf die eine oder die andere Sei-te der Bürgerkriegsparteien zu stel len, und versuchen, neutral zu bleiben, sind

7 Weitere 4,25 Millionen sind Flüchtlinge im eige-nen Land, Stand 31. Juli 2013, http://reliefweb.int/report/syrian-arab-republic/syria-numbers-and-locations-refugees-and-idps-31-july-2013

8 Elizabeth Kendal, Bericht „Syria – Terror and Siege in the North“, http://rlprayerbulletin.blogspot.de/2013/08/rlpb-222-syria-terror- and-siege-in-north.html

Überblick zur weltweiten Lage

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sie beiden Seiten verdächtig und daher besonders verletzlich9. Natürlich ist die Lage für alle religiösen Minderheiten prekär; zur besonderen Beobachtung der Lage wird daher auch von internationa-len Akteuren aufgerufen10.

Folgerichtig hat ein Zusammenschluss protestantischer Organisationen, die sich mit der weltweiten Religionsfreiheit be-schäftigen, in einer „Istanbuler Erklä-rung“ im April 2013 dazu aufgerufen, „auf die besonders verletzlichen ethni-schen und religiösen Minderheiten zu achten“11.

Darüber hinaus werden Christen aber auch zunehmend Ziele für Angriffe, Ent-führungen und Zwangsbekehrungen, be-

9 Vulnerability Assessment of Syria‘s Christians, Report by Open Doors International, Juni 2013, noch nicht auf Deutsch erschienen, http://www.worldwatchmonitor.org/re-search/2572679; erklärende Pressemeldung hierzu: http://www.opendoors.de/verfolgung/news/2013/juli/12072013sy/

10 USCIRF, Special Report „Protecting and Promoting Religious Freedom in Syria“, April 2013, http://www.uscirf.gov/images/Syria%20Report%20April%202013(1).pdf

11 Religious Liberty Partnership, http://www.rlpart-nership.org/downloads/statements/RLP_Istan-bul_Statement_on_Syria_2013.pdf

sonders im Nordosten, wo nach Berich-ten Zehntausende Christen aus ihren angestammten Gebieten geflohen sind12.Da Christen leichte Ziele sind und von keiner Gruppe geschützt werden, wer-den sich Berichte dieser Art vermutlich häufen. Es steht zu befürchten, dass viele Flüchtlinge nicht mehr zurückkeh-ren wer den und sich langfristig eine Situation wie im Irak ergibt, wo in den vergange nen 10 Jahren Hunderttausen-de Christen geflohen sind. Zudem ver-meiden es viele Flüchtlinge, sich in den Lagern des UNHCR registrieren zu las-sen, da sie dort der Feindseligkeit sunni-tischer Gruppierungen ausgesetzt sind13.

Allerdings scheint die Verfolgung der christlichen Minderheit bisher noch nicht systematisch oder im großen Stil mit dem Ziel zu geschehen, dass sie aus dem Land vertrieben werden sol-len. Die Entführung prominenter Leiter der syrischen Christenheit wie etwa des

12 Telegraph vom 2. August 2013, „Syrian Christian towns emptied by sectarian violence“, http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/middleeast/syria/10218869/Syrian-Christian-towns-emptied-by-sectarian-violence.html

13 ODI, Vulnerability Report, aaO (Fn. 4), Seite 59

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syrisch-orthodoxen Bischofs von Aleppo, Yohanna Ibrahim, und seines griechisch-orthodoxen Kollegen, Paul Yazigi im April 201314 tragen zu dem wachsenden Gefühl der Unsicherheit und Angst bei. Dass sie bis heute verschwunden sind und keine Lösegeldforderung eingegangen ist, tut ein Übriges. Seit dem 29. Juli 2013 wird der Priester Paolo Dall‘Oglio vermisst, der zwar 2012 ausgewiesen wurde, aber aus Verbundenheit zu Syrien – er hat dreißig Jahre im Land gearbeitet – zu-rückkehrte15.

All dies ist nur als die Spitze des Eisbergs zu sehen, da es schwierig ist, verlässliche Meldungen über die Situation im Land zu erhalten und einige Landesteile faktisch von der Außenwelt abgeschnitten sind. Wie es den Christen dort geht und ob sie von den islamistischen Kräften, die sowohl aus Syrien selbst, als auch aus den umliegenden Ländern kommen, be-sonders ins Visier genommen werden,

14 Ihr Fahrer wurde dabei ermordet, http://www.reuters.com/article/2013/04/22/us-syria-crisis-bishops-idUSBRE93L13120130422

15 Morning Star News, 5. August 2013, http://mor-ningstarnews.org/2013/08/missing-clergymen-reflect-dangers-for-christians-in-syria/

ist daher nur schwer zu sagen. Im Ver-gleich zum vergangenen Jahr lässt sich allerdings festhalten, dass die Lage der Christen schwieriger geworden ist und sie verstärkt Opfer von Gewalttaten und Vertreibungen werden. Die von der NGO Freedom House in ihrem Bericht „Freedom in the World 2013“ gegebene Zusammenfassung beschreibt es sehr gut16: „Syrien hat am meisten unter den Auswirkungen des Arabischen Frühlings gelitten. 2011 hat das Regime Bashar al-Assads friedliche Proteste für politischen Wandel mit einem Krieg gegen die eigene Bevölkerung beantwortet. 2012 entwi-ckelte der Konflikt dann, auch aufgrund der Untätigkeit der internationalen Ge-meinschaft, deutlichere religiöse Unter-töne und zog mit Al-Qaida und anderen Terrorgruppen verbundene Kämpfer an.“

Diese Entwicklung setzt sich fort und lässt die christliche Minderheit immer mehr zwischen die Fronten eines um sein Bestehen kämpfendes Regime und die mit extremistischen Kräften verbun-denen Aufständischen geraten.

16 http://www.freedomhouse.org/sites/default/files/FIW%202013%20Booklet_0.pdf, Seite 5

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Ägypten

Die Lage in Ägypten ist leider nicht viel übersichtlicher. Nur ein Jahr, nachdem der von der Muslimbruderschaft stam-mende Präsident Mursi demokratisch gewählt wurde, wurde er nach großen Demonstrationen Anfang Juli 2013 vom Militär abgesetzt und eine Übergangsre-gierung ausgerufen. Hiergegen gab und gibt es weiterhin ebenfalls große Pro-teste, sodass es nicht übertrieben ist, von einer gespaltenen Gesellschaft zu sprechen. Selbst wenn das Parlament wie angekündigt, Ende des Jahres neu gewählt wird, steht zu erwarten, dass Muslimbrüder und die noch radikaleren Salafisten erneut eine Mehrheit erhalten.

Was bedeutet das für die Christen im Land?

Nach wie vor ist Ägypten das Land mit der größten christlichen Minderheit im gesamten Nahen Osten: etwa Dreiviertel aller Christen der Region leben hier, auch wenn inzwischen etliche Christen das Land verlassen haben und nach Nord-amerika oder Europa ausgewandert sind. Dies ist jedoch noch keine Massenbewe-gung und beschränkt sich vorwiegend auf die wohlhabenderen Familien. Doch auch wenn die Christen nach dem Sturz von Präsident Mursi neue Hoffnung ge-schöpft haben17, besteht Grund zur Vor-sicht.

Im gesamten Berichtszeitraum kam es immer wieder zu Übergriffen auf Chris-ten, welche sich nicht auf die ländlichen Gebiete im Süden beschränkten, son-dern auch die großen Städte Kairo und Alexandria sowie deren Vororte betrafen. Hierbei kamen mindestens 100 Menschen ums Leben, mehrere hundert wur den verletzt. Weiterhin wurden auch Chris-

17 http://www.opendoors.de/verfolgung/news/2013/juli/05072013eg/

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ten entführt, um Geld zu erpressen. Vor allem Frauen und Mädchen werden je-doch entführt, um sie zwangszuverheira-ten und um Angst und Hilflosigkeit unter den Christen zu schüren18. Doch auch in direkter Reaktion auf die „Zweite Revo-lution“ im Juli wurden sechs Christen in einem Dorf im Sinai von islamischen Ex-tremisten umgebracht19.

Daneben bleibt es dabei, dass Christen als Bürger zweiter Klasse angesehen und marginalisiert werden. Da sie häufig leicht an ihrem Aussehen erkannt wer den kön-nen und zudem in den Ausweis papieren ihre Religionszugehörig keit auf geführt ist, sind sie in einem momentan ohne-hin rechtlosen Umfeld noch schutzloser als bislang. Dass der Leiter von Al-Qai-da, Aiman al-Zawahiri, hin sichtlich des Sturzes von Präsident Mursi öffentlich von einer Verschwörung der Kopten mit den Amerikanern und der ägyptischen

18 Zwei Berichte, bei denen die Mädchen zu ihren Familien zurückkamen, finden sich bei WorldWatchMonitor, 5. Juli 2013, „Waves of kidnappings plagues Egyptians“, http://www.worldwatchmonitor.org/2013/07/2596123/

19 WorldWatchMonitor, 6. Juli 2013, „Pro-Morsi backlash turns deadly for some Christian communities“, http://www.worldwatchmonitor.org/2013/07/article_2615225.html/

Armee gesprochen hat, trägt auch nicht zur Beruhigung der Lage bei20. Im Gegen-teil, im Süden des Landes wie auch in der Provinz Minya kam es zu weiteren Über-griffen, bei denen 24 Häuser von Kopten niedergebrannt wurden. Einheimische Kir chenleiter befürchten, dass Christen wieder einmal als Sündenböcke herhal-ten müssen.

Bedenkt man, dass Präsident Mursi und auch das Parlament mit seiner Zweidrit-tel-Mehrheit aus Muslimbrüdern und Sa-lafisten demokratisch gewählt wurden, deren Ideale und Überzeugungen also weiterhin in der Gesellschaft verankert sein dürften und die Opposition zersplit-tert und nach wie vor zu wenig organi-siert ist, wird sich die Lage der Christen vermutlich nicht verbessern.

Im Gegenteil könnten sie bei allen politi-schen Entscheidungen, die in der nahen Zukunft zu treffen sind (neue Verfas-sung, neues Parlament, neuer Präsident) leicht zwischen die Fronten geraten.

20 Wie der katholische Nachrichtendienst Fides mitteilt, 6. August 2013, http://fides.org/en/news/34096-AFRICA_EGYPT_Copts_targe-ted_by_Islamists_incited_by_al_Zawahiri#.UgIQhfLwC70

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Weitere Länder

Ostafrika

Neben diesen Schlagzeilen produzie-renden Ländern rückt die Situation der Christen in anderen Gebieten leicht aus dem Blickfeld. Dennoch verdienen auch andere Regionen unsere Aufmerksam-keit, etwa Ostafrika.

Insgesamt hat sich die Lage dort zwar leicht entspannt, doch wurden in Kenia am 7. Februar zwei Pastoren auf offener Straße von Männern auf einem vorüber-fahrenden Motorrad erschossen21. Dies geschah in Garissa, einer Stadt, die schon 2012 mehrfach Schauplatz von Attacken auf christliche Gemeinden war.

Einen weiteren Vorfall gab es am 9. Juni 2013, als Unbekannte eine Handgranate auf eine Kirche in Likoni im Bezirk Mom-basa warfen. Da es hierbei weder Tote noch Verletzte gab, wurde hierüber nicht weiter berichtet. Insbesondere Gemein-den im Osten des Landes, also an der

21 Open Doors, „Mordanschlag auf Pastoren in Garissa“ http://www.opendoors.de/verfolgung/news/2013/februar/14022013KY/

Grenze zu Somalia, stehen offenbar wei-terhin in der Gefahr, attackiert zu werden.

Im Nachbarland Tansania hat sich die Lage dagegen zugespitzt. Dass Christen auf der Insel Sansibar schon immer stark unter Druck waren, ist nicht neu22. Neu ist allerdings, dass es zunehmend An-schläge auf dem Festland gibt, die auch Menschenleben fordern. So wurde am 2. Februar 2013 ein Pastor der Assem-blies of God in Geita im Norden des Lan-des von einem muslimischen Mob ermor-det und am 17. Februar der katholische Priester Evaristus Mushi auf Sansibar in seinem Wagen sitzend erschossen23.

In der Touristenhochburg Arusha, eben-falls im Norden des Landes, explodierte am 5. Mai 2013 vor der katholischen Kirche St. Joseph eine Bombe. Der An-schlag vor der neu erbauten Kirche, in der gerade die Eröffnungsmesse gefeiert

22 Siehe dazu etwa Open Doors, „Kirchen sollen verschwinden“, 26. April 2012, http://www.opendoors.de/verfolgung/news/2012/april/26042012sansibar/

23 Open Doors, „Zwei Pastoren ermordet, Kirche niedergebrannt“, http://www.opendoors.de/aktiv-werden/informiert-bleiben/gemeindebrief_news/2013/maerz2013/

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wurde, forderte drei Tote und mehr als 60 Verletzte24. Tansania wurde als gan-zes Land neu in den Weltverfolgungsin-dex von Open Doors aufgenommen, es nimmt Position 24 ein25.

Sonstiges Afrika

In Westafrika nimmt Nigeria weiterhin zu Recht die traurige Spitzenposition ein, wenn es um die Bedrängung und Verfol-gung von Christen geht. Zwar geht die Regierung gegen die Gruppierung Boko Haram weiterhin vor, doch kommt es mit furchtbarer Regelmäßigkeit immer noch zu Anschlägen auf Christen und christ-liche Einrichtungen.

Mali sieht nach dem Eingreifen interna-tionaler Truppen einer herausfordernden Zukunft entgegen. Da die islamistischen Kämpfer sich allerdings zurückziehen mussten, steht nicht zu erwarten, dass die Christen spezielle Ziele darstellen.

24 WorldWatchMonitor, „Bomb outside new Catho-lic church one of the worst ‚terrorist‘ incidents in years“, http://www.worldwatchmonitor.org/2013/05/2475982/

25 http://www.opendoors.de/downloads/wvi/wvi_2013.pdf

In das Blickfeld rückt dagegen in diesem Jahr die Zentralafrikanische Republik. Nach einem erfolgreichen Aufstand durch islamistische Rebellen, die so ge-nannten Séléka, gab es Berichte, dass im März 2013 im ganzen Land gezielt christliche Einrichtungen attackiert und gebrandschatzt wurden26.

So wurden etwa Gebäude der Episko-palkirche, aber auch die katholische Hauptkathedrale in der Hauptstadt Ban-gui sowie Räumlichkeiten der Caritas angegriffen. Nur einen Monat später wurden bei einem Granateneinschlag in eine Kirche in Bangui sieben Menschen getötet27.

Auch wenn nicht ganz klar ist, ob dies ein gezielter Anschlag war oder ob das Kirchengebäude schlicht ins Kreuzfeuer geriet, stimmt doch nachdenklich, dass der neu ausgerufene Interims-Präsident

26 WorldWatchMonitor, „Anxiety high as rebels take over Central African Republic“, 25. März 2013, http://www.worldwatchmonitor.org/2013/03-March/article_2378761.html/

27 WorldWatchMonitor, „Church shelled, seven Christians killed in Central African Republic“, 16. April 2013, http://www.worldwatchmonitor.org/2013/04/article_2415723.html/

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des Landes, Michel Djotodia, in einem Brief an die Organisation der Islamischen Kooperation im April 2012 sich als Ver-teidiger der Muslime im Tschad und der Zentralafrikanischen Republik vorstellte, alle Christen als Lügner bezeichnete und im Falle der Machtübernahme die Einfüh-rung eines Staates nach den Regeln der Scharia versprach28. Präsident Djotodia hat sich bis heute nicht von diesem Brief distanziert. Die internationale Gemein-schaft hat die Bevölkerung allein gelas-sen, wie die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ schreibt29. Dies gilt umso mehr für die besonders bedrohte christliche Bevölkerung.

Am 6. August 2013 wurde der Leiter der Evangelischen Allianz der Zentralaf-rikanischen Republik, Reverend Nicolas Guerékoyamé, ohne Angabe von Grün-den für kurze Zeit verhaftet und wieder freigelassen.

28 WorldWatchMonitor, „OIC letter from Central African Republic President sought support for Islamic Republic”, 22. Mai 2013, http://www.worldwatchmonitor.org/2013/05/2492414/

29 Ärzte ohne Grenzen, Bericht vom 9. Juli 2013, http://www.aerzte-ohne-grenzen.de/presse/pres-semitteilungen/2013/pm-2013-07-09/index.html

Lokalen Berichten zufolge geschah diese Festnahme auf direkte Anweisung des Interims-Präsidenten des Landes30.

Asien

Auch in Asien hat es jüngst Entwicklun-gen gegeben, die das Leben für Christen erschweren.

So wurde zum 1. Januar 2013 recht kurz-fristig ein neues Religionsgesetz in Viet-nam bekannt31, welches sowohl die Re-gistrierung religiöser Gruppen als auch deren Treffen sehr erschwert. Nicht nur, dass zeitlich vorgelagerte Anmeldungen für religiöse Veranstaltungen und Zere-monien wie Beerdigungen festgelegt wer-den, die in der Praxis nahezu unmöglich einzuhalten sind, auch die Registrierung wird faktisch unmöglich gemacht.

So fordert das Gesetz für die Regis- trierung religiöser Aktivitäten gemäß Arti-

30 WordWatchMonitor, „Top pastor‘s arrest adds to Christians‘ concerns in Central African Republic”, 9. August 2013, http://www.world-watchmonitor.org/2013/08/2639576/

31 Open Doors, „Zwei Schritte zurück?“, 8. März 2013, http://www.opendoors.de/verfolgung/news/2013/maerz/08032013vn/

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kel 6 etwa, dass die Organisation bereits seit 20 Jahren stabil funktioniert. Neben der Frage, ab wann denn die 20-Jahres-Frist beginnen soll, besteht noch ein ganz anderes Problem. Dies ist für viele christliche Gruppierungen, gerade unter den eth nischen Minderheiten, schlicht eine un möglich zu erfüllende Forderung. Ins gesamt werden daher mit diesem Gesetz weder Transparenz noch Klarheit oder gar Rechtssicherheit geschaffen, son dern vielmehr der Religionsbehörde und auch den lokalen Autoritäten viel Spielraum eingeräumt, willkürlich zu ent-scheiden.

Und selbst eine Registrierung führt noch nicht dazu, dass Gemeinden ungestört wirken können. Beispielsweise besteht eine Pflicht, die geplanten Aktivitäten für das kommende Jahr bereits im Oktober des Vorjahres einzureichen. Änderungen und Ergänzungen hängen von der Ge-nehmigung der Behörden ab, was leicht als Einfallstor für alle Arten von Interven-tionen zu erkennen ist.

Neben dieser Verschärfung der Rah-menbedingungen für Christen kam es 2013 aber auch zu direkten Übergriffen,

welche vor allem die katholische Kirche betrafen. So wurden katholische Blog-ger, die sich auch zu politischen Themen äußerten, wegen angeblicher Steuerver-gehen festgenommen und zu Haftstrafen verurteilt32, zudem wurden Eigentum der katholischen Kirche für Bau- und Entwicklungsmaßnahmen enteignet und Proteste dagegen unterdrückt33.

Am 17. März 2013 starb der Älteste einer protestantischen Kirche in Bezirk Dak Glong, nachdem er aus unbekannten Gründen in Polizeigewahrsam genom-men worden war34. Im Mai 2013 wur-de eine Gruppe von acht Montagnards, einer ethnischen Minderheit, wegen an-geblicher Gefährdung der nationalen Ein-heit zu Haftstrafen von bis zu elf Jahren

32 AsiaNews, 5. Januar 2013, http://www.asia-news.it/news-en/Vietnam,-arrested-Catholic-activist-on-hunger-strike-26783.html

33 AsiaNews, 12. Januar 2013, http://www.asia-news.it/news-en/Carmelite-monastery-and-Church-property-targeted,-archbishop-of-Hanoi-says-26850.html; ein übliches Vorgehen, wie ein Bericht über Demonstranten vor der Kathedrale von Ho-Chi-Minh-Stadt zeigt, UCANews, 2. Au-gust 2013, http://www.ucanews.com/news/po-lice-attack-protesters-outside-cathedral/68914

34 UCANews, 12. April 2013, http://www.ucanews.com/news/suspicions-over-vietnam-christian-leaders-death-in-jail/67999

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verurteilt35. Um diese bedrückende Aus-wahl an Ereignissen mit einer etwas hoff-nungsvolleren Note abzuschließen, sei aber auch auf das Folgende hingewiesen:

Im Februar wurden fünf Familien einer ethnischen Minderheit, die vom Ani-mismus zum christlichen Glauben kon-vertiert waren, von der Dorfbevölkerung vertrieben und ihre Habe wurde zerstört.

Im Juni konnten sie unter Vermittlung der Behörden in ihre Dörfer zurück-kehren, sie erhielten neues Land sowie Sachleistungen für einen Neustart und die Versicherung, dass für ihre Sicher-heit gesorgt werde36.

Auch wenn die Dorfbewohner die Chris-ten immer noch auffordern, ihren Glau-ben aufzugeben, ist der Einsatz der Behörden zumindest ein ermutigendes Zeichen.

35 AsiaNews, 30. Mai 2013, http://www.asianews.it/news-en/Vietnamese-court-convicts-eight-Montagnard-as-a-threat-to-national-uni-ty-28065.html

36 Morning Star News, 27. Juni 2013, http://mor-ningstarnews.org/2013/06/after-persecution-for-faith-a-rare-religious-rights-success-in-vietnam/

Dem Land Myanmar (Burma) wird be-scheinigt, dass es auf dem Weg zur De-mokratie sei und viele Sanktionen aufge-hoben wurden. Auch wenn der Prozess sicher noch längere Zeit andauern wird und nicht unumkehrbar ist, überrascht die sehr positive Einschätzung der Ent-wicklungen doch.

Neben dem international deutlich auf-merksamer verfolgten Vorgehen gegen die muslimische Minderheit der Rohing-ya im Bundesstaat Arakan wird erstaun-lich selten erwähnt, dass das Militär wei terhin gewaltsam gegen die große, vor wiegend christliche Minderheit der Kachin vorgeht, nachdem ein Waffenstill-stand 2011 nach 17 Jahren nicht mehr gehalten hatte37.

Diese Kämpfe haben mehr als 100.000 Menschen vertrieben, immer wieder kom-men Kachin um und Kirchengebäude wer-den bewusst angegriffen, zudem ste hen vor allem christliche Mädchen und junge

37 UCANews, 21. Januar 2013, http://www.uca - news.com/news/fighting-rages-on-despite-ceasefire/67166; im Juni wurden erste Gespräche über vertrauensbildende Maßnahmen wiederaufgenommen

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Frauen in der Gefahr, entführt, verkauft und zwangsverheiratet zu werden38.

Auch Berichte, wonach die Regierung of-fiziell zunehmend gewaltbereite buddhis-tische Mönche unterstützt, verheißen nicht nur für die muslimische Minder-heit, sondern auch für die Christen nichts Gutes39.

Konsequenterweise war die Regierung Myanmars auch empört, als das amerika-nische Magazin „Time“ am 1. Juli 2013 mit dem Titel „The Face of Buddhist Ter-ror“ aufmachte40.

Jedenfalls zeigen diese Entwicklungen, dass das Land ein genaueres Hinsehen verlangt und nicht nur unkritischen Ap-plaus für begonnene Reformen.

38 Kachin Women‘s Association of Thailand, Be-richt vom 5. Juni 2013, http://womenofburma.org/box/kwat-human-trafficking-report-pushed-to-the-brink/pushed-to-the-brink/

39 Reuters, 27. Juni 2013, „Myanmar gives official blessing to anti-Muslim monks“, http://www.reuters.com/article/2013/06/27/us-myanmar-969-specialreport-idUSBRE95Q04720130627

40 http://www.time.com/time/magazine/ article/0,9171,2146000,00.html

Lateinamerika41

In Lateinamerika werden zum einen Mit-glieder christlicher Minderheiten immer wieder dem Hass und der Diskriminie-rung ihrer Umgebung ausgesetzt, die bis-weilen auch in Übergriffe münden. Zum anderen werden Menschen bedrängt oder verfolgt, wenn sie sich – nicht zuletzt aus christlicher Überzeugung – in sozialen und/oder ökologischen Bereichen enga-gieren und dabei mit den wirtschaftlichen Interessen wohlhabender und mächti ger Be völkerungsgruppen kollidieren.

Die Hal tung von Vertretern des Staates reicht da bei von stillschweigender Billi-gung bis zu offener Beteiligung.

Ein Beispiel für die erste Gruppe bilden die Maßnahmen gegen die Mitglieder ländlicher Pfingstgemeinden in Mexiko im Bundesstaat Oaxaca: Verweigerung ihrer Beerdigung auf kommunalen Fried-höfen, von Baugenehmigungen für Kir-chen sowie des Zugangs zu staatlichen Hilfsprogrammen und zu politischen

41 Mit Veränderungen übernommen aus einem Bericht von Winfried Maier-Reveredo, Landes-kirchlicher Arbeitskreis für Lateinamerika, 2013.

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Ämtern; Diskriminierung in und teilweise Ausschluss ihrer Kinder von öffentlichen Schulen; Drohungen von lokalen Poli-tikern mit ihrer gänzlichen Vertreibung oder gar ihrer Verbrennung. Offizielle Stellen der Zentralregierung in Mexiko-Stadt bestreiten diese Vorkommnisse.

Ein Beispiel für die zweite Gruppe bilden die Auseinandersetzungen in den Grana-dillas-Bergen in Guatemala. Großgrund-besitzer betreiben dort die Abholzung von Waldgebieten in solchem Umfang, dass erhebliche ökologische Schäden zu er-warten sind. Dies würde zu Lasten der ört-lichen Kleinbauern gehen, deren lebens-notwendige Quellen zu versiegen drohen. Die kleine Evangelisch-Lutherische Kirche Guatemalas – ILUGUA – unterstützt die Kleinbauern, weshalb ein beteiligter Pas-tor vorübergehend verhaftet und auch nach seiner Freilassung bedroht wurde, sodass er sich nur noch unter Personen-schutz in die Granadillas-Berge wagt.

In beiden Fällen haben die Betroffenen keine Unterstützung von Politik, Justiz und Polizei im Lande zu erwarten. Sie ha-ben daher Christen im Ausland, auch in Deutschland, um Unterstützung gebeten.

Schluss

Die EKD und die Deutsche Bischofskon-ferenz haben 2013 erstmals einen Öku-menischen Bericht zur Religionsfreiheit von Christen weltweit verfasst (siehe link am Ende des Heftes). Er konzentriert sich auf das Recht auf Religions- und Weltan-schauungsfreiheit und erhofft sich eine Lösung der Probleme durch internatio-nale Menschenrechtsmechanismen. Als Kirche sollten wir jedoch die Grenzen dieses Ansatzes nicht übersehen und weiterhin zugleich eine christlich-theo-logische Deutung von Verfolgung und Bedrängnis betonen und in der Fürbitte – als einem christlichen Proprium – nicht nachlassen.

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Gottesdienst

26. Dezember 2013 2. Weihnachtstag, Tag des Erzmärtyrers Stephanus, Christfest II

Glockengeläut

Musik zum Eingang

LiedEG 33,1-3 Brich an du schönes Morgenlicht

EingangswortIm Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Begrüßung

Psalmgebet Psalm119 EG 748

Ehr sei dem Vater

EingangsgebetSieh uns an, Christus, Menschenbrudersieh hin, berühre uns, rühre uns an, löse uns aus unseren Ängsten.Wie leicht verstricken wir uns, verfestigen Feindbilder und sichern uns mit Vorurteilen ab.Wir bauen Mauern und Zäune anstatt auf Menschen zuzugehen.Manchmal erahnen wir, wir erschauern und erspüren, was deine Liebe bewirkt.Lass uns atmen, aufatmen, uns aufrichten.

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Gebetstag für verfolgte Christen

Sieh uns an, Christus, MenschenbruderWir wollen uns aufrichten von den Fußsohlen bis zum Scheitel,aufrecht vor dir stehen, unser Gott, denn du hast uns ins Leben gerufen.Aufrecht können wir einander begegnen.Deine Kraft will in uns lebendig sein.Amen

Stilles Gebet

Schriftlesung Mt. 10,16-22

Glaubensbekenntnis

LiedEG 56,1-4 Weil Gott in tiefster Nacht erschienen

Predigttext Hebr. 10, 32-34.39

HINFÜHRUNG

Hebräerbrief

Der Hebräerbrief, der weniger ein Brief als eine Predigt (eine Mahnrede) gewesen sein mag, die durch Boten weiter verbreitet wurde, richtet sich an Judenchristen, die vertraut mit dem jüdischen Kult und den jüdischen Schriften gewesen sind, die aber im Laufe der Jahre (wahrscheinlich Christen der 3. Generation) und wohl auch auf Grund der politischen Situation (Juden genossen im römischen Reich den geschütz-ten Status der Bürger, während Christen verfolgt wurden), sich wieder abwandten vom neuen Glauben. Im Abschnitt unseres Predigttextes fehlen mir die Verse 35/36, in denen hingewiesen wird auf die existentielle Bedeutung der Zuversicht, deshalb

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werde ich sie im Verlauf der Predigt einfügen. Dadurch wird Vers 39 in seiner Bedeu-tung vertieft und ist meiner Meinung nach deshalb leichter anzunehmen.

Situation bedrohter Christen

Gedenktag für Stephanus als erster Märtyrer und Gedenktag für verfolgte und be-drohte Christen. An diesem Tag wandern Gedanken und Gebete in die weite Welt. Es geht einmal nicht um uns, sondern darum, Verständnis zu wecken für Men-schen, die in äußerst schwierigen Situationen versuchen, ihren Glauben zu leben. Stephanus war wohl der erste, der für seinen christlichen Glauben sterben musste. Daraufhin folgten große und grausame Wellen der Verfolgung der jungen Christen-gemeinden. Die heutige Bedrohung der Christen ist nicht zu vergleichen mit der damaligen Situation. Es handelt sich häufig um Einschränkungen in der Ausübung christlicher Glaubensformen. Besonders im Blick sind dieses Jahr die Christen aus den Ländern Saudi-Arabien und der Vereinigten Arabischen Emirate. Saudi-Arabien beheimatet die Geburtsstätten des Islam: Mekka und Medina. Christentum ist in Saudi-Arabien fast nicht existent, jedenfalls nach offizieller Version. So ist es in Saudi-Arabien einfach, verboten Gottesdienste zu feiern. Es gibt eine extra Reli-gionspolizei, die immer wieder Razzien durchführt und besonders auch christliche Ausländer beobachtet, ob sie im privaten Rahmen christliche Versammlungen oder Gottesdienste feiern.

In den meisten arabischen Ländern, die islamisch geprägt sind, werden die Christen nicht explizit verfolgt. Dennoch leben sie z.B. im Libanon, Syrien und Ägypten in einem ständigen Gefühl der Bedrohung. Es ist nicht so, dass die anderen, nichtchrist-lichen Mitbürger nicht auch unter dieser ständigen Bedrohung leiden würden. Es ist ein Lebensgefühl, das sie mit allen Mitmenschen ihres Landes teilen. Dennoch wissen sie alle, dass sie als christliche Minderheit in ihren Gesellschaften besonders gefährdet sind. Eine jahrhundertelange Erfahrung sitzt im kollektiven Gedächtnis: ein angestauter Volkszorn, eine aufgewühlte Masse sucht sich geeignete Opfer.

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Tragisch ist es für viele der arabischen Christen, dass sie als Verbündete des Wes tens angesehen werden, obwohl westliche Kirchen ihren arabischen Ahnen wenig Interes-se entgegen bringen. So werden sie zur Projektionsfläche für die ohnmächtige Wut gegen die westlichen Mächte, denen die Schuld an der großen Misere dieser Völker zugeschoben wird.

Zur Verdeutlichung eine Erfahrung der Autorin als Pfarrerin der deutschsprachigen Gemeinde in Beirut/Libanon während des Weltgebettages der Frauen 2003:Mein Mann und ich waren Pfarrer der Ev. Deutschsprachigen Gemeinde in Beirut. Ich hatte dem libanesischen Weltgebetstagskomitee angehört und seit 1999 gemeinsam mit den Frauen aus allen arabischen, orientalischen und ausländischen Gemeinden die Liturgie für die Feier des Weltgebetstages 2003 vorbereitet. Es war ein langer und zum Teil mühsamer Prozess der Annäherung, der aber als sehr fruchtbar und lohnend empfunden wurde. Immer besser lernten die Frauen einander kennen und sich über ihre unterschiedlichen religiösen Traditionen zu verständigen. Vollkommen überrascht und auch ein wenig überrollt waren sie von dem Besucheransturm im Jahr 2001.

Frauengruppen, hauptsächlich aus Deutschland, aber auch aus anderen europäi-schen Ländern wollten sich informieren, um in ihren Ländern die Feier vorbereiten zu können. Die libanesischen Frauen spürten die Wertschätzung und Achtung, die ihnen entgegen gebracht wurde und wuchsen daran. Als dann aber im Frühjahr 2003 die Feier des WGT näher rückte, verschärfte sich die politische Situation im Zuge des beginnenden zweiten Golfkrieges. Immer angespannter wurde die Atmosphäre. Die Vorsitzenden des Komitees sahen sich gezwungen, jegliche Öffentlichkeitsarbeit, die auf die Feier des libanesischen WGT im Libanon hingewiesen hätte, zu unterbinden.

So groß war die Sorge, dass antiwestliche Ressentiments gerade in einem Angriff auf die Weltgebtstagsfeier zum Ausdruck gebracht werden könnten. So kam es, dass in der ganzen Welt die Liturgie aus dem Libanon gefeiert wurde, aber im Libanon nur einige Insider und ihre Freunde zu den Gottesdiensten kamen.

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Die libanesischen Kirchen hatten sich zusammen getan und über das Sprachrohr der Frauen ihre Sehnsucht nach Verständigung und Frieden zum Ausdruck gebracht. Das tiefsitzende Gefühl der Bedrohtheit hat verhindert, dass diese einmalige Chance genutzt werden konnte für die libanesische Öffentlichkeit.

Es wurde für uns im Libanon ein trauriger Weltgebetstag!

Gliederung

1 Erinnert euch doch! Diese Aufforderung verbindet die Adressaten des Briefes mit den heutigen Predigthörern.

2 Die Situation einer chaldäischen Familie aus dem Irak und die Gefahr das Feindbild Islam zu übernehmen.

3 Die Versöhnungstheologie des Hebräerbriefes: Jesus wird dargestellt als der eigentliche Hohepriester, der Gott mit den Menschen versöhnt, indem er sich selbst als Opfer hingibt.

Wie werden wir Christen diesem hohen Anspruch als mit Gott Versöhnte zu leben gerecht?

4 Der Begriff „freudige Zuversicht“: wie ist sie zu bewahren und wie ermöglicht es diese Haltung, sich aus starren Feinbildern und Vorurteilen zu lösen, um sich auf immer neue bereichernde („einen besseren, bleibenden Besitz“) Begegnungen einzulassen?

5 „Bleibende Schätze“ aus den Glaubenstraditionen und Erfahrungen der arabischen Christen heben.

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Ziel

Einfühlen, mitgehen in eine fremde Welt, Neugier wecken auf ungehobene Schätze, die Glaubenskraft stärken und Mut schöpfen, am Erleben des Reiches Gottes mitten unter uns festzuhalten, auch in Situationen der Bedrohung und Verfolgung. „Durch Gottvertrauen das Leben gewinnen!“

Predigt

Liebe Gemeinde,

In dem gar nicht weihnachtlichen Lesungstext aus dem Matthäusevangelium sind wir schon mit hineingenommen worden in das Lebensgefühl einer sich bedroht füh-lenden christlichen Gemeinde. Matthäus will seine Gemeinde trösten, indem er er-zählt: „Jesus hat genau dies angekündigt, er hat es vorausgesehen!“

Auch unser Predigttext wendet sich an Christen, die unter der Bedrohung gelitten haben:

Lesen des Predigttextes:

Hebr. 10, 32-34,39 (nach der Einheitsübersetzung)

32 Erinnert euch an die früheren Tage, an denen ihr, nachdem ihr erleuchtet worden seid, einen großen Leidenskampf ertragen habt.

33 Zum Teil seid ihr durch Beschimpfungen und Schikanen zum Schauspiel geworden, zum Teil als Mitmenschen vom Schicksal derer betroffen gewesen, denen es so erging.

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34 Und ihr habt doch mit den Gefangenen mitempfunden und den Raub eures Vermögens mit Freude hingenommen, weil ihr wusstet, dass ihr einen besseren bleibenden Besitz habt.

39 Wir sind nicht solche Menschen, die ängstlich ins Verderben zurückweichen, sondern solche, die durch Gottvertrauen das Leben gewinnen.

Erinnert euch an die früheren Tage, werden die hebräischen Gemeinden aufgefordert, für die dieser Text bestimmt war. Allerdings wissen wir heute nicht mehr genau, wer damit gemeint war. Es waren wohl christusgläubige Jüdinnen und Juden, so werden sie im Kommentar zu diesem Text bezeichnet, die verstärkt aufgrund von Enttäu-schungen und auch aus politischen Gründen wieder in ihre ursprüngliche jüdische Religionsgemeinschaft zurückkehrten. Die jüdische Religion stand unter römischem Schutz, die Christen wurden erbittert verfolgt und die Erwartung einer baldigen Wie-derkehr Jesu rückte in immer weitere Ferne.

Erinnert euch doch, was habt ihr nicht schon alles durchgemacht und erlitten!

Und jetzt wollt ihr aufgeben? Das schwingt als Frage darin mit.

„Was haben wir nicht alles durchgemacht und erlitten …“, wie oft hört man diesen Satz in Gesprächen mit älteren Menschen. Menschen bewegen sich zurück in ihrer Lebensgeschichte, erinnern sich zum Teil mit Grausen, zum Teil mit Dankbarkeit dar-an, wie sehr sie das Leben herausgefordert hat. Die Geschichten der älteren Genera-tion, die als Kinder noch den 2. Weltkrieg erlebt hat, die Flucht, die Bombenangriffe, die Angst der Eltern, den Verlust der Heimat, den schwierigen Neuanfang nach dem Krieg. Aber auch neuere Geschichten von Krankheiten und Unfällen, von Arbeitslosig-keit und Ungerechtigkeiten am Arbeitsplatz werden da erzählt. Und auch hinter diesen Geschichten schwingt oft ein unausgesprochener Satz mit. „Wie haben wir das nur alles geschafft? Woher hatten wir damals die Kraft?“

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Doch die Erinnerung an erlebtes Unrecht kann auch zur Falle werden:

Eine chaldäische Familie aus dem Irak nimmt Teil an einem Gottesdienst in Stuttgart. Die älteste Tochter hat schon am besten Deutsch gelernt und erzählt von den vielen bedrohlichen Situationen in ihrer alten Heimat, die sie überstanden haben.

Dann flüchteten sie aus dem Irak. Auf der Fahrt aus Bagdad hinaus wurden sie von einer Horde Bewaffneter angehalten. Sie wurden als Christen identifiziert. Daraufhin schoss einer der Bande einfach mitten ins Auto hinein. Die Schwester der Mutter wurde in den Kopf getroffen und starb.

Die Betroffenheit der Gemeinde ist groß! Das Mädchen spürt die emotionale Unter-stützung und holt zu einem Rundumschlag gegen den Islam aus. Sie warnt die deut-sche Gesellschaft vor der Aggressivität und Brutalität der Moslems und sagt, wenn sich die deutsche Gesellschaft nicht davor schütze, werde sie die Folgen schmerzhaft erleben! In der Stuttgarter Gemeinde macht sich ein Gefühl der Hilflosigkeit breit. Die Unterstützung dieser irakischen Christen kann doch nicht einhergehen mit der erklärten Feindseligkeit gegen den Islam und der Abwehr seiner Anhänger hier in Deutschland!

Bei der Lesung unseres Bibeltextes wurden die Verse 35 und 36 ausgespart. Sie sollen nun aber in diesem Zusammenhang zu Gehör kommen:

35 „Werft nun eure Zuversicht nicht weg. Sie bringt großen Lohn mit sich.36 Was ihr nötig habt ist Standhaftigkeit, damit ihr den Willen Gottes tut

und so das, was Gott versprochen hat, erhalten könnt.“

Das griechische Wort „Parräsia“, Luther übersetzt es mit Vertrauen, bezeichnet eine freudige Zuversicht. Es meint die innere Freiheit und mutige Bereitschaft, nach vorne zu blicken und nach vorne zu gehen, auch dann wenn es schwierig wird.

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Diese freudige Zuversicht soll nicht weggeworfen werden, denn sie trägt ihren Lohn schon in sich selbst.

Nun steht da aber diese chaldäische Familie. Voller Angst sind sie hier angekommen. Sie sind sehr dankbar für die Sicherheit in diesem Land, den Schutz, den sie genie-ßen. Aber ihre erlittenen Ängste projizieren sie in eine Zukunft, die sie sich nur mit schwarzen Farben ausmalen können.

Vergessen ist die jahrhundertealte Erfahrung der Toleranz und des friedlichen Mitein-anders von Moslems und Christen und genauso von Schiiten und Sunniten. Verges-sen ist die urchristliche Botschaft der Zuversicht, dieses Vertrauen, verloren ist die Fähigkeit, sich eine Zukunft zu erträumen, in der Menschen wieder in der Lage sind, sich am Willen Gottes zu orientieren.

Der Autor des Hebräerbriefes beschreibt diesen Willen Gottes in flammenden Worten. Gottes Zorn über das Verhalten der Menschen war unermesslich. Jesus, der sein Leben geopfert hat und der damit, am Kreuz, die Sünden der Menschen gesühnt hat, hat den Zorn Gottes verwandelt. Jesus hat Gott mit der Menschheit versöhnt. Es ist Gottes Wille, dass diese Versöhnung, diese Gnade, diese Erlösung auch uns befähigt zur Zuversicht. Die Zuversicht, mit der wir uns eine Zukunft erträumen, in der Men-schen in der Lage sind, versöhnt miteinander zu leben.

Wenn diese Fähigkeit verloren geht, werden wir Opfer unserer eigenen Ängste und schnell setzt sich Hass als Triebfeder des Handelns durch. Eine unendliche Spirale von Verfolgungen und Vertreibungen wird in Gang gesetzt und in Gang gehalten.

Es ist vielleicht heute eine der wichtigsten Botschaften der christlichen Weltgemein-schaft, die ihren verfolgten und bedrohten Geschwistern im Glauben beistehen möch-te, an dieser Zuversicht festzuhalten. Die Zuversicht, dass wir gerade als Christen in der Lage sind, den Traum vom Reich Gottes zu träumen und dem Frieden eine Chance

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ein zu räumen. Diese Zuversicht verändert unseren Blick auf den anderen Menschen und ermöglicht vielfältige unerwartete und neue Begegnungen!

Pfarrerin F. Weltzien erzählt aus der Zeit der Gemeindearbeit in der evangelischen deutschsprachigen Gemeinde in Beirut/Libanon:

„In der Zeit nach dem verheerenden Bombardement der israelischen Armee im Krieg mit der schiitischen Hisbollah im Sommer 2006 brachen mit der Verzweiflung der Menschen über diese neuerliche Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen und ihrer Lebens-hoffnungen auch die moralischen Verhaltensrichtlinien in sich zusammen. Die Krimi-nalität stieg sprunghaft an, die Brutalität und die Gewalt gegen Frauen und Mädchen.

Es war wie ein Sog, sich mit der Zerstörung der Umwelt auch dem Verlust aller inne-ren Werte zu überlassen. Unsere Gemeindearbeit bestand zu einem großen Teil aus dem „Erinnert euch doch!“ Erinnert euch doch, dass wir mitfühlende Menschen sind. So haben es die Hebräer gelesen: „Und ihr habt doch mit den Gefangenen mitemp-funden und den Raub eures Vermögens mit Freude hingenommen, weil ihr wusstet, dass ihr einen besseren, einen bleibenden Besitz habt!“

Erinnert euch auch heute hier in Deutschland eurer Fähigkeit, mit zu fühlen. Den Raub des Vermögens, wie schwer das zu verschmerzen ist. Christen in den arabischen Ländern – immer wieder haben sie es erleben müssen, wie der Besitz verloren geht, oder wie schwer es überhaupt ist, Besitz anzusammeln. Vielleicht wissen sie gerade deshalb mehr von dem anderen, dem besseren, dem bleibenden Besitz, als wir in unseren gepolsterten Wohlstandssituationen?

Neben aller finanzieller Unterstützung, die wir den Christen in den arabischen Län-dern zukommen lassen, ist diese Frage nach dem besseren, dem bleibenden Besitz vielleicht die tragendere Basis einer Beziehung. Da werden sich ungeheure Schätze auftun, wenn die gelebten Glaubenstraditionen aus den Anfängen des Christentums

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auf einmal auch hier bewusst werden. Wenn die Kraft spürbar wird, die sich in der Feier eines orientalischen Gottesdienstes entfaltet. Eine Kraft, die hinüberreicht in den schwierigen Alltag der Menschen. So wird zum Beispiel in den orthodoxen Kirchen am Ende des Gottesdienstes ein Brot verteilt, das man mitnimmt nach Hause und an diejenigen weitergibt, die den Gottesdienst nicht besuchen konnten. Der Segen wird mit hinausgetragen in eine Welt voller Angst und Sorgen.

Frau Weltzien erzählt:

Als die politische Situation im Libanon immer undurchschaubarer wurde und viele Christen sich bedroht fühlten durch das Anwachsen der islamistischen Bewegungen wurde die kleine deutschsprachige Gemeinde vom deutschen Botschafter gefragt, ob sie nicht lieber Polizeischutz wolle. Man könne bei der libanesischen Polizei um die Entsendung einer kleinen Schutztruppe bitten, die sich vor dem Gelände der Gemein-de aufhalten würden.

Der Gemeindekirchenrat lehnte dieses Angebot nach langen und ausführlichen Über-legungen ab. Natürlich lag allen der Schutz der Gemeindeglieder am Herzen. Aber ge-rade deswegen verfolgte man schon seit langem eine andere Strategie. Die Strategie einer guten vertrauten Nachbarschaft, die Strategie des offenen Hauses, die Strategie der Hilfsbereitschaft gegenüber allen wirklich hilfsbedürftigen unabhängig von ihrer Religion. Damit hatte die Gemeinde sich einen menschlichen Schutzwall geschaffen, der bisher allen Bedrohungen und möglichen Anfeindungen standgehalten hat!

„Wir sind nicht solche Menschen, die ängstlich ins Verderben zurückweichen, son-dern solche, die durch Gottvertrauen das Leben gewinnen.“ Möge Gott uns die Zu-versicht schenken, mit der wir die Hoffnung von der Versöhnung lebendig und wach in die Welt weitertragen.

Amen

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LiedEG 630 Du Gott schützt mich (Kanon) oderEG 30,1-4 Es ist ein Ros entsprungen oderEG 241, 1.2.8 Wach auf, du Geist der ersten Zeugen

FürbittengebetGott unser himmlischer VaterWir bitten dich zunächst für uns selbstDass wir bereit sind, uns deiner Kraft zu öffnen und die Botschaft der Versöhnung in uns wachsen zu lassen.

Damit wir offenen Auges und mit mitfühlendem Herzen den Menschen beistehen können, die in ständiger Angst vor Verfolgung und Verlust ihrer Lebensgrundlagen leben müssen.

Möge doch deine Gnade allen bedrohten und verfolgten Menschen zugänglich werden und deine Liebe sie erfüllen!

Möge dein Heiliger Geist wirksam werden und die Menschen erreichen, die weit-reichende Entscheidungen über die Schicksale ihrer Völker zu treffen haben. Lass sie im Bewusstsein ihrer Verantwortung für Andere handeln und nicht aus eigenem Machthunger!

Mögen doch die Autoritäten aller Religionen die Toleranz aufbringen den Anderen ihr Lebensrecht zuzugestehen und die Ausübung der jeweils eigenen Religion nicht zu behindern!

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Gott, unser himmlischer Vater,wir bitten dich auch für die Menschen aus unseren eigenen Gemeindenwo Not und Verzweiflung herrschtTraurigkeit und LeereLass das Geschenk des Lebens aufleuchten, das im Jesuskind in diese Welt kam.

Und lass uns die Vielfarbigkeit und Verzweigtheit unseres Lebens in deiner großen weiten Welt wahrnehmen.

Amen

Vaterunser

LiedEG 40,1-4 Dies ist die Nacht, da mir erschienen

Abkündigungen

FriedensbitteEG 421 Verleih uns Frieden gnädiglich

SegenDer Herr segne euch und behüte euch.Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig.Der Herr erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch Frieden. Gemeinde: Amen, Amen, Amen.

Musik zum Ausgang

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Links:

http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/01-Laender/SaudiArabien.html

http://www.barnabasfund.org

http://www.brot-fuer-die-welt.de/themen/menschenrechte-und-frieden.html

http://www.de.wikipedia.org

http://www.ead.de/gebet/gebetstag-fuer-verfolgte-christen/editorial.html

http://www.ekd.de/EKD-Texte/religionsfreiheit.html

http://www.gfbv.de

http://www.igfm.de

http://www.iirf.eu

http://www.opendoors-de.org

http://www.verfolgte-christen.org

Dokumentation:

Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland und dem Sekretariat der Deutschen Bischofskon-ferenz: Ökumenischer Bericht zur Religionsfreiheit von Christen weltweit 2013 (Gemeinsame Texte Nr. 21)http://www.ekd.de/download/religionsfreiheit_christen_weltweit_2013_07_01.pdf

Opferempfehlung:

Die Johann-Ludwig-Schneller-Schule im Libanon setzt sich für Kinder ein, die aus Syrien fliehen mussten. Im Schuljahr 2012/2013 wurden auch syrische Flüchtlingskinder im Internat aufgenommen. Diese Kinder lernen nun an der Schule. Neben dem Unterricht erhalten sie auch psychologische Betreuung.

Doch nicht alle Flüchtlinge leben außerhalb von Syrien. Im Land selbst gibt es zahlreiche Kinder, die fern ihres Heimatorts in Flüchtlingscamps untergebracht sind. Evangelische Kirchen und Organisationen aus Sy-rien und dem Libanon wollen nun zusätzlich eine Tagesschule in Syrien eröffnen. Die Schule wird Unterricht und Schulspeisung für Kinder aus den Flüchtlingscamps anbieten.

Stichwort: Syrien 8950

Überweisung auf das Konto des Evangelischen Oberkirchenrates bei der EKKBIC GENODEF1EK1 IBAN DE66 5206 0410 0000 4001 06