GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit...

55
. Johannes R. Becher \\ GEDICHTE FUR EIN VOLK ~~ ~ INSEL-VERLAG/LEIPZIG 1919 'cn;.

Transcript of GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit...

Page 1: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

.

J o h a n n e s R. B e c h e r \\

GEDICHTE FUR EIN VOLK

~~ ~

I N S E L - V E R L A G / L E I P Z I G 1 9 1 9

'cn;.

Page 2: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

,,Gedichte für e h Yolku tuurden IgI7- 1918 zwischen

Berlin, Jena und München geschrieben

370454

GEDICHTE F Ü R E I N VOLK

W i r sichten dich. Allerheiligste Insel du, erbrausend aus den gigantischen Schatten

der Blut -Taifune. Küsten-Gefilde ! Flöten der Delphine ! Gottes Atem-Wind !

Tönende Gestirne ! Volk du, endliches. Volk du ohn all Schwert. Heerschar Gottes. Staat du des neuen, des allvereinigenden, des reinen Bluts. Brüder I Brüder alle.

. . . nein, jene die Völker, zerfleischend sich, sie erschauen dich nicht. Böser Schleim fleckt Gruft ihres Bugs. Und auch -: sie hören dich nicht.

Gewohnt nur an Proklamationen, die finsteren Erlasse ihrer Herr- scher und Befehlshaber, unseliger Berichte vertraut, Verbotsformeln -: unverständlich nur und ihren Pha- risäer-Gehirnen weh auch ertöntest du.

Du aber zeugest allein für das Gesetz.

Also, auch nie endend (verstopft nicht die Faust des Tyrannen, eroberischen Götzens jäh &ö&eten Mund) . . . nie endend schmettern wir gewaltig von deinem Da-Sein, einem o wie strahlenden, frühschimmernden, fabel- haften; welch Einem!

Ja, Blut der Brüder, unaufhörlich entsickernd, dich auch besprechen wir, hör auf, lai3 ab von der Erde, gefräfiigem Loch : steig auf, heb an !

Dem Höllen-Nimmersatt . . . Einfange ich dich, Blut der Brüder, in den ungeheueren Trichter

meiner Fanfare.

5

Page 3: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

Krähe, gelle, brülle: wüster Mord! Knarre Hunger! Verrat sied ! Mannschaftknurre! Bohrt,Bajonette! Bombenzischt! Brände-los! Würge Elend ! Lärmt ihr Mütter! Kinder kreischt !

Gläserne Augen, letztes Wort, zerfetzte Brust, den Freiwilligen im Tetanus, im Feldlazarett . . .

Gesprungene Bäuche . . . -: Verschmelzend wir zu ekstatischer fürchterlicher Anklage-

Symphonie . . . . Aber hier nichts von alledem! Zu leicht auch dünkt es mich bald

dies immer: wehe! wehe ! hier sieh ! Erfüllt von deinem Laut, wunderbarem magischem, lafi heute du

dich schwingen, in Keulen-Gesängen wild : zukünf- tiges utopisches Geschlecht.

Von dir redend Urheimat, nach dir greifend: Menschheit, Paradiesische.

Und nicht mehr, längst nicht mehr ein Einzelner; ,,Mann in der Schar!" .

Kauernd wir am zerborstenen Hügel - Springer gegen die Zeit - Vorbereitend uns zur göttlichen, der obersten der Schlachten.

Denn gesungen habe ich vor euch von der Oberwindung des Leibs, des schmählichen, des vergänglichen, des ver- derblichen; von dem Sieg über ein Scheusal-Geschlecht. Vom Fluch aller Zwiespältigkeit. Vom Kampf des Paars. Vom Ende der Einsamkeit.

Und gesungen und gesungen habe. ich den Päan gegen die Zeit: anrennend gegen alle Henker und Henker-Väter, ge- gen euch restlos Träge, euch Dumpfe, Verruchte:

6

l '

Unwollende, euch Unzeitige, Phalangen Sprengende, Geistlose, und euch Geistes-Verächter, Vergewaltiger.

Und aufgerufen habe ich die Völker Europas zur einfachen, brii- derlichen, zur ganz natürlichen Liebe, zur Liebe Mensch an Mensch ; zum eindeutigen, unanfechtbaren Glauben von der Evolution der Menschheit, vom Weg zu Gott, restlos bewiesen durch die Ge- schichte, zum überherrlichen Endsieg der guten Idee. Zur Ver- nunft einen jeden unter ihnen, zur Einsicht von der inneren not- wendigen Geschlossenheit der Gattungen; zur Kollektivverant- wortung, die des anderen Schuld unbedingt als eigene zu erken- nen wie sie mitzuertragen sich entschlieot. Ausstrahlend dieHymneder Verbrüderung, verkündend hier ebenso wiedort schoneinexaktes,schneidendes,peitschendesVorwärtskom- mando: Hydratuben des kämpferischen Geschlechts voll Trommel- Gewimmer: hinweg über alle Depressionistischen, Zwitterhaften, Ungreifbaren,Unplastischen, Beschaulichen,Dekadenten,Exzentri- schen, Lyrischen, Egozentrischen, Literarischen, Künstlerischen, Anarchistischen, Passiven, Mimosenhaften, Pazifistischen, Priva- ten. . . hinweg über sie alle und heran - hinauf - empor mit euch Imperativisten, Expressionisten, Hellstäugigen , Morgendlichen, immerdttackenhaften, Athleten, Ethischen,Repräsentativen,Orga- nisatorischen,Sozialistischen,Unpersönlichell,Totalen,Eindeutigen, Weiblosen, Fabelhaften, den Männern ! den Politikern! den Tätern.

Und gesungen habe ich endlich die Schlacht: die Schlacht aller Schlachten, alle gewesenen die zukünftige, die endgültige, die ent- scheidende. Die harten Stürme um die Freiheit . . . Nun aber l d t mich vorbilden Jene schimmernden Gesänge des himmlischen Volks.

Page 4: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch
Page 5: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

I .I;

i I

) ' ,

EINI:+TB,NG I > '. > I

, ' , >

Zauberischer Sommer, rings glänzt &e&'&zt Saat ! Lüfte streifen magischer Klänge voll. ' *"'-

Von den Guten der Menschheit gesegnet Sind wir am Werk.

1 ,'P

: ,,' " 0.

a , , , S , . B i

a ) I I

" I I

, ? ~

, 1 . 1 , ( _ I

I ,

4. Pfleger'der Kranken. Tröster. Helfer der Ärmsten. Hirten unstet irrenden Volks. Jammernd verzweifelten. > ' ~ ; ),,

Unermüdlich es belehrend. Aufkichtend es zum strahlenden ' )'

u , 'a,; . L > > ~ , ' , I

9 I , J , . , ' 8

. ,

Sonnturm brüderlichster Gemeinschaft. Zur Fülle Gottes . . .

Sind wir am Werk - Verbreitend uns in die fast undenkbare Allweite der Heimat-Erde. Eindringend in Winkel-Labyrinthe. Pest-Höhlen . . . Und nicht ermattend (nein nie!) im Kampf auf Leben und Tod

\ Landend bei Tausend Ufern . . . ! mit der Hölle.

b

Sind wir am Werk - Uns ewig zu'gestalten! Bildend uns, einmeioelnd uns ins Antlitz

Uns überherrlich zu entzünden, sichtbar allein für die hellen des Mitmenschen.

Augen der Gerechten . . . Frieden Frieden zu stiften, tätlich fürs erste und dann im Wort. . . Den Krieg zu verfluchen - Unerbittlichsten Kampf aber zu predigen dem frechen, dem eklen

Gezücht.

Dem Hochmütigen, dem Eisenfresser, dem Verleumder, Dem Blutsauger, dem Rückwärtigen, dem

Dazwischensichsteller, dem Weibischen, dem Melancholiker . . .

' l

I I

Page 6: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

,(L

:. Und sind wir am Werk; in ,dk $chIacht, der heißen, dem Kot-

,, und .Blut-Tumult mit solchem frechen,

Es austilgend, Ärgernis'.seit je und je, allesamt, auf daß ein reinstes

1 , a ,

, , . , '>,''.',,D 'mit solch eklem Gezücht. . ,

, , I ',

, ' , , , Paradies restlos sich ermögliche.

Una $ind$,wir am Werk : 8 , %~t$~bchild der Schwachen, Stimme der Vergewaltigten, *

i , I

I I ' > I ' ) Ákwälte der Recht- und Schutzlosen ; unermüdlich

Mensch und Mensch zu durchdringen sei - - -

Und sind wir am Werk: zu schlürfen den 'Tag- und Nachttau

Auf dafi unser Blut das Blut eines jeden, auch des geringsten unter

. ., ',',',, 9 Forschend wie (wichtigstes !) jenes Vacuum zwischen " I

B > )

aller Länder dieser Erde, t

den Völkern fasse . . . . .

In uns den Neuen Menschen zu -erschaffen, den blanken Sonnen- . Gipfel aller Erden-Menschen-Massen.

Den fabelhaftesten Rassen- Akkord . . . Gestirnwesen im Zenit der Menschheit.

Also sind wir am Werk ! Inbrünstig, ganz Einfalt, eifrig, exakt,

fröhlicher singend, immer wieder und wieder prüfend . . . nach glühenden Zielen, nach Stätten ewigen Friedens, den sprieoenden, aufdem Marsch, nach Garten der Freundschaft,

den Zonen vereinter Menschheit.

Zauberischer Sommer. Rings glänzt wieder jetzt Saat. Lüfte streifen magischer Klänge voll. Von den Guten der Menschheit gesegnet Sind wir am Werk . . . O, daß wir uns darin gelängen ! ! !

II

JENA 19 I 7 SOMMER

I

Ziige laufen durch das Meer der Bäume. Wolken flammen in der Luft. Häuser strahlen rote Säume . . . Heiliger Berg wölbt ewige Gruft.

Sonne schmölz den Schnee der Räume. Strahlen lenken in die Bucht Ekstatisch süi3ester Heimat-Träume. Weite Brust trägt Stern und Frucht.

Stimmen heben sich vereinigt. Liebe dröhnt der Menschheit Chor. Flüsse stehen klar gereinigt Gleich Girlanden um ein Tor.

Deine Schwanen-Engel knistern.

Quell-Sturz träuft aus Sternen-Lüstern. Leib strömt magischen Ozon.

.. , I

Wellen schlug ein Größter Ton.

II

D u wirst zum Stein und bist auch Wiese, Ja Wiese: flutender Ozean. Du nimmst dir den, du tauschst mit dieser . . . In Wolken eilst du Sonnen-Schwan!

O -: alle Gipfel längst verwunden ! O -: Mütter riesenhaft gestreckt Fluß-Arme -: Söhne tot gefunden ; Der Haare Schaum mit Kranz besteck .t.

13

l

Page 7: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

Mit Kranz der leuchtendsten Zisternen. Geschmückt mit Fahnen roten Schnees. . . . Wie die sich leicht und pí3 entkernen ! Sie fallen aus verdrängtem Weh.

Als tiefgescheucht, als Rein-Gewisse Betürmen wir die Erde, schaut! KuBdolden perlen sich aus Schüssen, Die wilde Welt sei längst zerschmissen . . . Füg wölb dich Brüder ewiger Bau !

! .

. .

FRANZ REGIS

Kein Zweifel mehr -: er schwimmt im Teich der Blöden, Rings aber Gitter üben nimmer Macht. Sü&frömmster Hirt ausströmend Zymbel-Flöten. Dess Antlitz Hostien-Sonn im Raum nur lacht.

Du kauerst Engel an verschleimten Betten. Fegst Spülicht. Schabst von stankem Leib den Grind. Ja Eiter-Lilien knospen rings. Und kletternd - Du armst sie rück. Wie tiinst du Balsam lind.

Ein j&her Platz muß dich Verfehmten peitschen. Der Wangen Frucht zerschmettert Landsknechts Streich. Mit Weib-Gezücht gell Schwebenden umkreiselnd . . . Du kniest an ihnen hoch -: erbarmungsweich.

Und aber bogst des Krieges starrst Gerade, Und webst zum Kranz sie, tönend: Dornen frei. In der Milch seiner Rede die grausam Verzweifelten baden. Zum Psalm entknotend sich der Hölle betrunkener Schrei.

-?! ! . . . Ihm nach o Brüder! Röcke abgeworfen. Zur Tat bereit. Hemdsärmel hochgestiilpt. Hauch Frieden Atem! BLttert ab ihr Schorfe! (. . . Furunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt.

Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch Urschlucht sei +iiberbrückt. Triumph Triumph: So schäumt es: Mensch-Gewinnen . . . Mensch-Bruder : Neu-Mensch : tönend aufgezückt.

Euch nach o Brüder! Rings da Berge knieten. Gold-Flüsse schwenkten sternwärts jeden Lauf. Durch Liebe Liebe sei die Schlacht entschieden!!! Geist sprengt die Tore längst Verrammter auf.

Page 8: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

Ein Leib-Gerüst zuckt jäh im Bogen steil. Wie saust hier Kopf! Es quirlen Wogen Kissen. Orkan-Geschwür bricht gleií3end auf im Mund. Der Nächte Schaum Blitz solcher Schrei zerschlií3.

. . . zerflogene Arme. Köpfe. Schultern bersten. Gelenke knirschend. Haar-Wald düsterer brennt. Knie-Kerne rollen. Muskelstümpfe schälen. Faust-Bombe stäubt auf vollerem Menschen-Platz.

Gehirn-Wildnis zerschlitzen Stern-Oboën. - bis weichester Fluí3 umarmend schlingt. - bis Schlaf-Tau hoch in Poren Lava-Krater steigt. Bläue-Gletscher mild streifen grausere Labyrinth-Falten-Fratze.

! Du himmlischer Schreiter vor der saugenden Dorn-Schlucht

Du Flöten-Hirt in Räumen Kristall erneuten Geschlechts. Taifun der Krämpfe beschirmen dir Strahlen-Schwäne treu. Lippen durchbissene: Hänge Purpur benippt von Falter melo-

der Dschungel-Kerker.

discherem Geschwärl.

EROBERUNG N e könntet ihr euch weiter uns verschließen?! Da unsere Tuba ddhnt im Morgen voll. Du saugst im Trichter Meere Berg o Wiesen ! \

Gewitter-Katarakt so stürzend niederquoll . . . Wie könntet ihr -! Da unsere Arme schlingen - Hah: Schultern Jubel-Schiff so Menschheit wiegt. Gedrehte Plätze unsere Schläfen klingen! Atem-Werk Tag jähe Brust besiegt.

Wie! Wie!? Gesenkt auf Poden wie Tribünen! Prasselnd einher im Hagel-Wetter-Bruch. Und dirigierst den Aufmarsch von Millionen Menschen-Bienen. Rings flatternd hah Triumph mein ewiges Buch ! ! !

Und Frauen strahlen' auf! Und Freunde sprießen Aus Winkel-Höhlen psalmende sich zu1 Wie möchtet ihr euch weiter uns verschlieBen . . O -: Staaten sprießen ! So blüh, o Leib aus finsterem Schlucht-Stall du! - Zu Sträußen kneten sich die Lander alle. Von Duft wie Farben, Tiine Symphonie. Du Mensch: der Rassen Gipfel. Bruder schallend! O Haupt beglort von Blaue heiliger Früh.

So kannst du Muskel-Beros dröhnend steigen. Gehirn-Athlet, du denkst Asyls fort. Gestirne knistern Gletscher-Schläfen. Neigen Der Berg-Kolosse sich var hellestem Wort.

Wir rufen dich! Schon krümmt aus Tier-Wald-Schluchten Der brausend sich gens dumpfere Pulvcr-Licht. O Freund: Geliebter: Mann -: Posaunen-Wuchten Mit Fltiten-Inseln süß, Obdn-Buchten Verkündigend gestalten sich,

16

Page 9: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

AN DIE FEINDE

Jäh springend an euch Brut mit Messer-Sätzen! Gell Mörser-Stanze! Strophen-Bajonett Zerschleiß die Hostie solcher Leiber fetzend. Fernst schimmert Mond'hei grauser Schädel-Stiitt. (- Aus Baum-Werk träufend Gaul-Skelett. -)

Laf3t treffen uns auf unbegrenztem Plane! Hier klaffe auf die unerhörte Schlacht. Die Jungfrau schwebt in meiner roten Fahne: Zum Sturm auf die Bastillen breit entfacht.

Die schleudert magisch explodierend Winde. Tote hüllend Gärten Duft-Beet zu. Auf Feinde ! Stellt euch! Rings die Berge schwinden. . . . Leiber-Knäuel winden . , , Er2 scheuert Mensch. O danke dich den Höllen auch du!

Ihr Feinde aller Zonen ! Feinde Feinde I Stier-Nacken schwoll. Kopf malmt euch, stöijt!, zu Brei. Stampf Phalanx vor der.brüderlichst Vereinten. Blut-Donner rollt aus Böden ewiger Schrei.

. . . ihr wiegt uns Feinde! Schiffe,! Last-Vieh. Bögen. Ihr knetet uns! Gestaltend . . . Hebt uns fiei! Wir packen euch. uns selbst - : euch!' Hand-Blätter klében. In Lüften quirlt jetzt ein Propeller-Hai.

Ja unsere Städte tauchten splittend unter. Doch stemmen wir. sie hoch aus Bomben-Pest ! ! ! O Tag der Freiheit ::Himmlisch klarstes Wunder! An euch, o,Aeinde;.bantgn .wir uns fest;

.. I

18

AUF EINEN JUNGLING

Verhüllt von Fieber-Schluchten.' Doch dess Antlitz gleißt. Bald Sonne muî3 aus Wangen-Flächen dringen; Der Dichter hell die Zeder solchen Leibes preist; Daraus FonGnen jäh geharnischte Strahlen. springen.

O Muskeln knirschend ! Heimat Melodieen ! Vibrierend Resonanz geblümter Haut. 0 Wimpe&Mond ! Am Schläf-Karst Herden wiehèrn: Stirn-Damm, Gletscher, jäh emporgestaut.

O Jüngling: Landschaft rein: exakt geschliffen! O Jüngling: Kuß-Quell rieselnd von Moos-Lippen bunt. Welch Segel treiben wild mit Tausend Häiuserschiffen! Der Straijen Harfen-Saiten schnell durchgriffen . . . Geschecktes Füllen jauchzend in der Morgen-Stund.

Bereitet du für Turm der Barrikaden ! Blüh aus, schlag auf uns finsterem Höllen-Grund. Durch Pfützen Blut-Kot nach den Bergen watend, (- O Sinai: im Strom der Stimme Gottes' badend -) Dort Bajonett-Arm tob, schmeiß Feuer - : Mund!

Ja Jüngling du - : dein Leib die fabelhafte Brücke Für fernster Völker heilige Wanderschaft. Hand-Näpfe breit, daraus die Ärmsten schlürfen. Zerbrichst dich ihnen, frömmste Kreatur. . .

Page 10: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

SOMMER-SONETT JENA t gr 7

s o züngslst auf wir. Türme rings strahlender Winde. Aus Sonnen-Dolde, Mon&&-, Ghsche&hnee. Du Schwester aber w e i h im fttbdhahn Sndien. Nur manchmal e a t du culs a$ ~hkwes Ab%nd-W&nd-Reh.

Mein Fluß belacht die Scheqpn feister Briicken. Mein Baum schlürft Himmel Himmel .&ne Ruh. +. . Du mu& nicht &hoe gen $eo Tod mehr.schicken. Erlauchte Mutter, streif die -Brut mit Gärten Bekam singend xu.

- Hier tobten nicht die Mörder: MÖrser-Dden, Hier nicht - : Geechlilecht gespickt mit Phmsen Brei. Du sollst Mgriin im Raum der -Flur ktzt lachen.

Dein Atem tönt, verschlungene Schalmei. G e b t auch Berge leicht zur Nacht sich beben. Posaun-Kristall durch Lilien-Träume bebend.

AgEEPDGIED

I

Menschen rings entschlafen. Euch Gestirn glänzt t r e a t Leucht-Turm felskhtn Ilkah. . Antlitz wölbt sich $en. Mosaik der Falten: Mystisch sich verspinnt. Magische Str6me walten. Mann schluchzt Atem: Kind.

Hand-Baum schwenkt im Grund. Träume Schaum-Gefild, Krsmpfe tauchen unter. Oberflutet mild.

O da0 wir um höben In Morgen-Klarheir grad! Ekstatisch Glieder streben I ‘Helft euch zu guter Tat! ! !

II

Wenn tönend wir erwachen, Stürz auf uns, ewiger Flu& O Wasser-Tier los prust ! Früh-Winde schmetternd krachen . Du muBt! DU muBt!

Wir dürften, himmlisch schreiten. O - : Straßen züngelnd licht. Geschliffener Willen breite Euch Panzer irn Gesicht1

Page 11: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

Kopfhiigel, Lanzen starrend, Stemm durchs Gewimmel jäh. Nun rauschen Duft-GrünFarren . . . Beneigt von Enzian-See!

Arm-Bajonette rasen: Gezücht ausrott~! vertilgt I Wunder-Tuben blasen . . I. Mittags-Donner quillt.

Erwacht! Erwacht! Aus Schlafen,' Schlaf-Flächen, Schlaf-Trümmer sii0 . i, .. Nirwana sinkt. Traum-Hieroglyphen Kristall-hell deuten sich.

. . . .

I .

. , .

t !

aa

. c , . .

- S O M M E R i l Stoß um Stoß. Und Sacht rapid.

. i Tag gedunsen jäh. Männer dröhnend sternhim Glieds. Weib-Schoß brodelt.

Himmel knetet Erdschlamm bunt. 'Schmelz o Wälder Schnee. Arm-Beil schwingt. Hah Mund frißt Mund. Haar-Turm lodere!

.

Page 12: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

THORINGEN

Beschwungene Weite! Weite F€uB wie Baams! Glänzende Winde streichen euere Saaten! Stadt-Nester tiefst in W e r @hemm Sommer Brand. Oboën-Schwärme rollen -

Ewig gereift ihr in Goethes hellstem Gedicht! Schimmernd solch Antlitz, von Strahlen magischer Sonnen be-

spannt. Quell-Blüten sprieoend. Hier t h e n ja Wälder noch ! Kreatur vereint zu freiestem Wesensbund . . . Melodisch und schreitet der Mensch. Dess Harnisch rings Licht. Gestirn-Barken treiben nach der Küste überpalmeter Schlafe. Riesen-Tulpen aber steigt enorm einst Lava ausschmetternder

Krater. Schlucht - : Tau-Morgen-WieGe. ,

1,

LIEBE

Schwärme aus Wiesen beflügeln dich, Flüsse hyazinthene Schwärme. Stern aller Weiten, wir rufen dich. Bette uns! Wärme!

Splittern des Leibs auch durchfretzenden Stichs - Brand der Gedärme - Brüder zerstampfend, zerdolchende sich . . Mutter, du härmst dich.

Von der Gewölbe Quadern bewälzt, Blitz rings bezündet . . . Die enorm üher Blut-Labyrinth stelzt, Harfe solch Mund auftauend Erz-Fels - -! Lötend ewigste Bünde.

Fahne du einst der aufquellenden Schar. - Gebenedeit Barrikaden! - Feuer-Peitsche unendliches Haar. Zermalmerin Babels.

V

?

Page 13: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

O

Q

Y

c

Page 14: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

c

I

i

Welleqang der schweren Küste immer Om. Atem tränkt die Dkkicbt-RiIume. Mond fliegt A w S t e p p durch.

Ozeane überschritten?! Hebt jetzt Länder aus . . . Blut-Kdte kräht dein .Berg.

* Tomahack-Schwarm klirrt in Lüften.

Mensch-Rudel zerbeiBend sich. Wehe! Kelche der Städte zerzauset rings. Wehe! - Gewölke streiten! Winde kriegen! - Knochen Sirene. Haut-Trommel . . . GibFlüsse. Bomben Libellen. GeschoaNiagara. Wüsten schwellen . . . Chaos-Wälder schweifend ungestüm. Rüssel-Mijrder dolcht den Cherubim.

Nabel-Stricke wirr an Böden schleifen. Völker träufen aus durch Stden-Streifen. Babel wächst. In strotzenden Balkonen. Giraffen-Türme! Wuchernde Musiken. Tausend Bogen. . . Schwebende Fabriken. Huren feist ob Platz-Geschwüren thronen.

Babel wtkchst. Es stört in unsere Nächte. Trichter saugend ttkllichste Geschlechter . . . Babel wiichst . . . Die Höllen-Fiiulnis klafft. Moder wirbelt. Schimmel-Soqnem kreisen. Pest-Kloaken - : Fundamente reiben I Scheusal-Miinner Weiber-Klumpen schmeihn.

Page 15: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

Schenkel blähen. Brust-Gebirge fabelhaft. Fleisch stopft Fenster-Poren. Eiter Pfützen. Fleisch-Sintflut durch euere Länder schwemmt. Arche treibt. . : Zerschmolzene Leiber spritzen. Knochen Unrat jäh emporgestemmt . . . Stankluft würgt . . . Latrinen rauchen. Kindlein gröhlend in Kot-Brunnen tauchen. Stankluft würgt . . . Und Explosionen prellen. Sonn-Fisch platzt. Tumulte Lava schnellen. ,

Wellengang der schweren Lider. Ohne Heimkehr. Ohne Stern.

MÄNNER FURRER

Vereint ihr Männer euch zu ewigen Bünden! Kotes Gezücht mit erzenem Wind zerfegt . . . Empor die Martersteige finsterer Hiill wir winden. Der Brüder Züge eueren Hauchs bewegt. O blanker Führer! Stern solch Haupt: den grüßen Rings Kreaturen ! wie melodisch sprießend!

O blanker Führer! Deine Scharen müssen! Dein Willensgriff zückt heute strahlend sie. Sonne geballt in deine Faust gerissen. Zerschmettere Riesenbomb verseuchtes Vieh ! O Erde! Schwachheit Höllen-Abenteuer . . . Du schreite Mann! -: durch Höllen Ungeheuer.

O Mann ! Die Tafeln deiner Stirne blitzen Von der Gesetze Lava überschwemmt, Trompete rasselnd Blut-Gewölk zerschlitzend. Turm deiner Brust enorm,ins Licht gestemmt. O.Mann I Spring vor I Wie deine Muskeln klirren. Um Schläfen Haarnest Vögel Chöre schwirrend.

O Führer! Mann!' Eroberer der Gezeiten! Aufhebst du schon dich aus geheimstem Schlaf. . . Und' mählich aus der Weiber Schlucht-Schof3 gleitend. Die Fahne blinkt'dort, wo einst Blitz dich traf. Der Wogen Flur gleich Himmeln reinst gestrafft. Athos der Knie Gestriipp wie Sumpf zerschneidend. Tribünen-Schiff . . . Der hi& sich. . . Taktstöcke Finger rpreltea O -: Völker Chöre sich im Haurn erheben. Der Menschheit Messe Iäßt du wlrklich schweben.

3-f

Page 16: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

AK GOTT

Tönend er sich ums Dom-Knie verwunden: Efeu so aus Schlucht-Morästen trieb. Quell der Augen strich uns Fleischbruch-Wunde. Atem dein in Schlaf Erdräuane wiegt.

Hände-Muschel wölbend Himmelsschalen. Frucht-Gestirn solch Haupt. Blitze Zickzack Berg der Stirn bemalend. Hieroglyphen. Haarbusch raucht!

Deine Muskel springt! O Schreiter! ! Mund Trompete gellt. Stampfst und krallst, und Aas und Eiter . , . .

Wolken Bombe spritzend schnellt.

Städte schwanken im Gewitter. Meer aus Nüstern speit. Mensch-Brut schmettert. Länder knittern. Völker fluten weit . . . Streik O Wind du Fratzen-Gezücht Von den hellen geschliffenen den blanken Gelenken. Deine Schultern ragend silberne Gletscher-Gebirge. (. . schmächtige Vorwandler, VexkÜnder wir deiner unend-

lichen.Grijl3e . . .) Geist du eines, des ewigen, des heil$en Volks.

.

M Q R ß E N L J E D

Kissen Fels, daraus ich tönend hebe Haupt-Gestirn, des Leibes Strahl. Städte sich um unsere Knöchel weben. Aufflamm Sonn mein Aug ob schluchtenem Tal.

Wälder Gründe aus der Stirne streichend. Weitester Gletscher Blank-Gefild. Flüsse tätowieren buntere Zeichen. Sphären schwimmend u m die Schläfen mild.

Ach, wie kann ich euere Türme tragen! Flur der Hände, Kelch-Baum, weit gespannt. .

Muskel-Viadukte Züge jagen. Wind tant licht von Lippen.Küsten-Rand . . . Stell dich, Mensch, schmetternder Früh ! Dicht von Kreaturen überschwemmt. Arme gigantische Säule gestemmt. Klirrend Gelenke ziehen.

32

I ’

Page 17: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

DER NEUE MENSCH

D e r rollt gezückt aus dumpferen Schimmel-Hö€en.- Mit Striemen tätowiert ; zernagt von Pest. In dessen Mantel knurren noch Gewitter. Er bläst Gift-Dolde der Asyle aus.

Mit Hebel-Armen'. Brust: Turm. Stirnen Schild. Er schreitet! Schreitet!! Sternen Chöre flossen. Und schreitend! Schreitend . . . Haare Fahnen schossen! Er schwingt sich auf gens blühende Gefild.

O Tänzer in Azuren! Brüder: .Tänzer! O Heimat: Erde! Sonnberauschter Pfühl. Du trägst der Zeiten Schwinge a m Gelenk. Solch Sonn-Haupt groí3 im Äther-Frühling hängt.

O neuer Mensch! Gebirg der Tausend Rassen! Geschliffene Früh. Nun gleichen alle dir! Und wieder Gott du steigst aus Efeu-Wassern. Mütter Terrassen Umtauen jubelnd dich . . . O neuer Mensch . . . zerfleischte Schultern: Wiesen! Und schleppend dich und zerrend dich: Empor! Und greifend dich und flehend dich : Empor! Empor!

Empor! Empor! . . Bald hoch aller Venen-Pumpen jagend. Wille zur Menschheit bohrt mit Flammen-Stürmen. So müssen wir dich, Gott des Tags, bald sichten. Pest Hydra rast in strotzenden Gewülmen . . . Ja mathematisch dich Gestirne schon gestalten. Schon langst du Feuer in Gesängen waltend . . . So muí3t du dich ein Glühender errichten!!

34

G E H E I M R A T B . . . I

DU strahlst. Der klein sich jäh zum Tag gerissen, Zum Tag aus Irren-Jodeln, Schlucht aus Schrei. Du ordnest die Gehirn- Wildnis mit Händen, Sanft pflügend um hah ungeheueren Wahn.

O sieben mal siebenzig Wahn, O Krampf der Tausend. Blitzkugelaug so jäh fernst Raum durchschieí3t. Gebenedeiter Helfer. Unterschlupf der Horden. Aus Lall-Gewitter schlug einst Posaun-Choral.

Gärten Fülle schlieí3e sich dir auf, hellst züngelnd um dich. . . . Beweisend ihn der Menschheit robuste Geschwärme . . . Sonn-Früh brennt dein diskosblankes Wang-Angesicht.

Der Dichter muí3 die Tat: dein Leben feiern. Türme Geheilter wallen, lobtönend dir, auf Plätzen hier rings. Entwachsene Gelenke einbiegen. Ewig streift Wirrnis-Falten b glättend dein Atem- Wind.

I1

Der Dichter mu8 die Tat: dein Leben feiern. -: und nie je noch wich er im Kampf mit den grauseren Gespen-

Tier-Stimmen. Phantastischen Gesichten. Epileptischen oder An-

Euere Fratzen faí3en ihn dennoch nicht: Höllische!

stern-Schemen.

' fallen der Hysteriker.

Melodisch durchschreitend die tobende Gilde der Paralytiker. Vater unter den Blöden. Meckernd hewiehert. Freundliche Landschaft züngelnd denen all. . Kind der Gerechten . . .

35

Page 18: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

Palmenstauden du setzt über die Glut-HLupter der Armsten, Menschen wogen erneut zwischen deiner ineinander klirrender

Deine Brust bestellt zum Damm wider die Angriffe der Verfallenen.

Zu deinen Haupten gehißt dieGestirn-Fahne WirklichsterFreiheit. Wir neigen uns . . . Bald aller Flügel blitzen.

(. . . ein wenig seitwärts unten wird man dich stehn sehen köunen, schräg hinaufblickend zum gewaltig hochschreitenden Zug. Tausende winken dir . , .)

Hände vielfaltigem Tor.

. . .

GEBET PFINGSTEN 19 I 7

Die Völker schlachten sich. O Gott: Gesetze Zertrümmern kreischend an gezücktem Dolch. Ja, Berge wandern. Rings Gefilde klaffen. Nur Himmel halt sich steil und ewig offen. Verhüllt und heulend aufgebliebene Söhne: O Scham! O Scham! -: Mensch solcher Nacht zu heißen. O Scham! O Scham! -: . . , Verstrickt im Wirrnis-Knäuel +. . Aug rostet. Stirn: Schlamm. Hände: blutige Pfützen - Mund füllet Aas! Gedärme fest verschnürt , . . O Scham, O Scham! . . . Voll Unrat der Tyrannen. Verstopft das Ohr mit blutigem Leichen-Grind. O Kinder -: Mörder. Schulternd schon Gewehre. O Henker-Feixen! Stern Haupt grinst im Helm. Lakaien-Brut. O Fieber morsche SchöBe . . . Mann-Ungetüm so jäh im Rausche strotzt! O Scham! O Scham! Mensch solcher Nacht zu heii3en. Dein Leichenantlitz füllen Graben-Falten. An Schläfen baumelnd Bomben . . . Brüste quöllen >m Plätze-Teich . . . Nun schmetternd los Idioten. O Scham! O Scham! . . . wo züngeln Straßen schleiBend . . . Empor! Empor! In Äther-Früh . , . O Tag-Mensch!

l

kelmensch ! O Mensch der reinen Ströme! ger Mensch! O hilfreich Mensch! O Mensch der Strahlen!

Mensch erhoben breit wie Mordgebirge! Vollwiesen-Mensch ! O Mensch der Katarakte: O Gletscher-Mensch! O Mensch der guten Taten! Ja, Heros stürmisch gen die Höhen blitzend. O Anfang-Mensch! Ur-Mensch . . . O Chaos-Falter . . . Mond-Strähne silbert. Mensch eindeutiger Rede . . . Ja, Bruder Mensch, O Mensch der Völker! Strahlen-Hirte: Aus dessen Finger rollend Balsamquellen . . . 0 Schreite-Mensch : leicht bAndigend Mord-Taifune.

37:

Page 19: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

O Mensch! O neuer Mensch! O Mensch der Triiume! Erdacht! Erfleht! Ersichtet doch im Fernsten. Magnetisch sprühen deine Silberhäute. Wie tönst du hell. Voll Brust. Von Schiff-Tribünen. Wie nahst du Majestät. O Paradiese ! Der Kreaturen Umhang krönet deine Schultern. O Führer. Mensch. O Mann. O Bruder. Freund. Mit leichterem Griff entläßt du Tod-Gewitter . . . _---------------_------- Du reiß uns auf! Du fülle unsere Ader! Gestaltet ihn! Du un.ser sprühendes Programm. Du Schrei und Schrei. Du immer ausgelassen. Wir halten fest dich. Ankernd in dir. Gottes Küste. Du Richter unseres Tags. Du Sternbaurn unserer Arbeit. Oase kühl. O Atem : Strahl-Schwert deiner Kämpfer. Du großer Stärker unseres Willens-Griffs . . . Du zur Entscheidlrng Dränger. Tat-Gewohnter. Du Voll-ins-Antlitz-Sprecher. Frei gefügter. Du ohne Falsch. Du reiner. Reinst-Gewisse. Du abgestreift der wimmelnden Spelunken . . . Wie blühst du ganz in unserem Vorwärts-Wind. - - - - - - - - - - - - -__-_-___--- Wir fassen Segel dich an allen Enden, Dein Name sich aus jedem. Sdtz verkündend . . . Posaunen-Pflüge Gräber-Böden wenden.

AUFRUF Z U M NEUEN MENSCH

Zerhau mit Schwerter-Strahlen O neue Früh verquollenen Raum! O tönet tönet ohn zu enden ! Mai-Ozean Adern tränket.

Haut sprüht -: erbrochenes Beet. Wie glänzen Knospen-Augen! O Straßen -: weit Gelände. I

O Sieg des großen Tags . . . I'ölker umarmend sich ob Eiter-, ob Rotgrund. Brüder-Chöre psalmend ewiges Reich . . . Meere aus Küssen verschwemmen die Blut-Fetz-Gebirge, Mäuler formend um sich! O Geschütze zwitschern !

Bomben-Zwerge graben sich aus dynamitener Brust. Es schmelzen! es schmalzen Panzer-Karossen ! Dreadnoughts,oErz-Phalangen aufknüpft sie ein Wind; Mörder-Falte fleußt, schwarzer Wimpern beschneit.

Messer Beil: welch seltsam Gerät? ! Und Brownings enthüpften ja längst schon

. . %

b

In der Verkleidung eines melodischen Vogels . . . Keiner verstehts mehr?! Pyramide Patronen

. a .

Entschwebend im Silber-Gewölk . . . - - - - - -__---__-_------

Aber noch singe ich Krieg! Unmäßiges Feuer! kranaten-Wellen gen die Schuftknechte der Hölle! Krieg und Krieg! . . . und Brände der Städte! Schlacht-Gewitter über die Erde! ' Ausgemerzt die Buben der Hölle! Ausgefegt die feilschenden Brüller . . . Huren Unrat! Verleumder Wirrnis! Trägheit! Scblemmerei! Die Sumpf-Bank der Bösen.

Page 20: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

Paradia-Stern zünd an unsere Brnrten I Vorgestürzt ins Gemäuer der Feinde! Fahne schwingt das Gesetz! Menschheit: Parole! Aufbrecht Armsten die Tore! Wie gleißt diese Stadt!

Wer bleibt znrück? Saugt euch nicht alle mein Gesang nach? ! Gesang, so Wunden löscht. Tränkt wie sättigt euch, Soldaten: Gesang Pack der Feinde zerschmeißend! Also Gesang! Unsichtbares Heer. . Krieg! Krieg! , . . Und es schwanken'die Höllen! Attacken rasen gen die Trümmer . . , Fäulnis zermalmend. Zerbeißend den Strang: den Nacken der

Eroberer ihr! Brüder! ihr göttliche Schar!

Geheftet an euere Mäntel die Küsse der Ärmsten: Schäumende

Henker, . .

Gärten ! Euer Kristallhaupt gesetzt zum Turm den unendlichen Breiten! Bambus-Haine schlagen raschelnd Gongs an die Gewölke euerer

Rippen - - - Himalaja-Turban. Niagara : Schleifen kühlen euch brennende

Gelenke. . . Baut euch auf! Menschen! Menschen aus Fels! Menschen bitteren

Pols ! Bumerang-Menschen; O Lasso-Menschen, O Menschen nörd-

Menschen aller Breiten, vereinigt euch : Ein Mensch ersteht: welch ein Typ! Aller Kreaturen Geliebter

Freund aller Speisen ! Beheimatet in jedem Brauch. (Feind der Vereinsamten, der Endpunkte in der Entwicklung

licheren, südlicheren, mittleren Grads!

und Erzfreund,

eines Geschlechts . . .); 40

,

Preiser des sich ewig mischenden Geschlechts! Magischer Freund! Vertraut mit den Sprachen aller Nationen. Behaftet aller ihrer

Gebiirden. Gewiß!

Alle Städte wogen in seinem Blut. Eine jegliche Landschaft. O Ornament des Ohrs: Membrane! Eskimo-, neger-, moneolen-,

Bravo, du neuer Nensch! Mensch emporgetaucht aus unendlichem

Friedens-Mensch ! End-Mensch ! Ziel-Mensch ! Resultat-Mensch :.

europäerhaft :

Krieg !

Bravo! . . .

Dich neuen Menschen will ich vorstellen! Tritt heraus! Gestalte dich! Werde, wie sei! Hört, Brüder, mich: zu ihm hin! zu ihm hin !

Vor keiner Verbindung mehr zurückgeschreckt: O helle Kunst der leiblichen, der wahrhaft praktischen, der politischen Alchimie!

Revolution der Revolutionen : ungeahnte Vermischungen!

Brüder auf! Holla! vermischt mit sanftäugigen Indierinnen! Hinein in die Zelte der summenden Siamesin! Auf ins Felsen-Lager der kuhäugigen Kastilischen Hirtin! Persische Buhlerin heut predigend ! Und morgen: Bruder, zieh aus: im wehenden Wigwam tönt deine

Squaw !

Vermischt! Vermischt! Vermischt euch ! Vereinigt! Verschlingt! Umarmt euch! Preise ausgesetzt! Von Tribünen herab proklamiert: vermischt

Oberall auf allen Plätzen erstrecken c h Liebende! Erde, du wogendes Bett im trunkenen Klang der Harfen deiner

Dumpf bald der Orkan der Gebärenden !

euch!

Liebesdichter.

4 i

Page 21: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

h -: ein einzig Haus der Freude diese Erde! I Der Staat achte darauf. Der Staat interessiere sich. Der einzige v

Söhne rasen aus bluttriefenden Schößen! rasend in zertretene Staat, ja der heilige Staat.

Gebüsche .' . . v

Immer spreitet sich Magd!

Wir rufen auf zu einem ewigen Werk! * Zur gröflten aller Revolutionen! .. . . Feindschaft zähe wird fortan unter euch Brüdern unmöglich l

Alle ihr: eines Blutes! wie eines Geists! Süßen aprikosenen Blutes! herrlichen, gloriosen Geistes! Schreitet zur Tat! Rüstet! Bereitet euch! Zögert nicht! Vermischt! Vereinigt! Umschlingt! Umarmt euch!

sein . . .

l

I

L

l

J

DAVID. JONATHAN

I

A n Knaben-Küsten schäumenden gestrandet - In wessen, wessen Leibes-Insel-Heimat tiefst gelandet?! Nah - : immer wieder Mord-Sturm-Finsternis.

O Haupt - - nun hebst du dich aus Blitz-Wind-Farren. Wohin gedreht?! Wo breitend Meer-Grund-Schof3 6 . ! Zu euch hinab, Athleten : Muskel-bloß ! ! !

In euch gedrängt, WO unter Kleid-Wald p í 3 Pfützen Geschwür der Böden Haut aufscharret . . . . b .

So weit umarmt: warum wir unbewiesen?! Vor solchen Küsten dai3 ich stets entstob. . . . wie aber schwängen wir ob Nacht-Schleim, bliesen Der heiligen Tuba Früh-Kaleidoskop! !

Bah, Höllen-Schemen kneten uns noch fester. Welch Himmel quöll in Stern-Gefilden breit! Ich denke Welten. Und du formst sie Bester. Jed Sang pries hellst dich: Mensch der Ewigkeit!

Ja, deinem Thron versammelt Kreaturen . . . Wie schreitest du! Tribünen Obelisk! Mann-Führer. Bald schlang ich dir aus splitterigen Azuren Schärpe der Menschheit so Gehirn-Blitz-Feuer schüren.

Dein Jonathan . . . Dir schnellend Töne Keulen. Nur Tod-Geschatte beiden: oder Sieger ungemein. Es glänzt von Hügeln Rund der Stirne Beulen. Magnetisch Lied . . . Schon brausen Länder dein. S . .

Page 22: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

So weit umarmt, warum wir uobewiesen?! Ach, Wiege mem: nur Grab gemeinsam Bett. Starrst hochgebPumt wir voneinander stießen. Im Ufer wächst Nachtbäuser Kalk-Skelett.

Hilf uns: O Eros: hilf! Uns schlecht Verdammten. Schmilz ein so zwischen Mensch: Mensch erzene Schicht Ausströmt dein Dichter Liebes-Dithyramben. Vergesseng , , . kaum , . . Dess Atem-Segel birst.

II

(Eros :) . . . . . bohr Mann in Weib! Verbeißt euch Durchzerrenkte! Ihr doch Brisanz im Männer heiligen Bund. Mann! Mensch ! Wie schnellten Muskeln auf und nieder. Ja -: Schreiter ihr! O Sakrament der Brust.

Entzweigestemmt: Fatale Lustgewinner ! Hall ! Explodiert ! Euch fretze Aussatz-Pest ! Nur Trüber ihr noch endlich hellst Erwachter. Der Dichter sprüht euch schmetterndsten Protest.

Verruchte ihr der schwelenden Gelage! Eröffnet euch! Schließt auf euch! Bildet Front! Anrennen wir! Zerschmeißend euere Scharen, Dann züngelt - Sieg! - ihr Männer heilige Schar!

Nicht Brüder ihr! Noch Freunde. Lustgewmner. . . . bis mählich hüllt euch Strophen süßerer Schnee. Verwest ein Haupt aus unserer Hand Kelch b l h n d Fängt vollst Stern-Feuer, wandelnd zum Gestirn.

44

111.

Rings wir beschreiten uns, verankert in keuscher Umarmung. Versammelt zum Dienste des Gottes ob glänzendem Platz. Jubelt ! O Konferenz der Gesandten seltsamster Völker. Pfingst-Sprecher wir im allgemeinen Tempel-Parlament.

Täter wir auf einem einigsten Volksgrund der Menschheit. Mutter-Tiere schweben hymnisch-liedhaft im Heimat-Haus. Gärten brodeln rings . . . . Kinderregimenter marschieren : zwitschernde Heerschar der Un-

schuld.

Allfarbene Fahne du des Friedens rinnst über euch : ungesehene! Auf euerer Stirn, gleich unsichtbar, geheftet Jünglinge diese Ko-

Imaginäre Strahlen wir zucken, felsichte Mannheit: Instrumente

Und Weib, ja und Weib bewogt uns.

karde hier: Signum tätlichen Geistes.

geschliffensten blankesten Willens.

b

Page 23: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

WbLD Sei du Gesang mein freundlich Asyd

HöIderlin

Bestirnter Wald so Wei0 aus Schluchteh stößt - Blitz-Netz hangt knisternd bei Unhimmeln oben. Im Blätter-Mosaik-Schnee Tiere Frucht verwebt. Giganten-Menschen: Flammen Obeliske gen Bäume Wipfelhallen

züngelnd lodern.

O Barke.Mond, beschaukelst Sternen Höcker-Wüste, Falten-Flur. Und Lippen Purpur-Schmetterlinge licht im Äther tönen. Unter Wimpern Schatten-Quell sprießt nicht Augen Enzian-

Gletscher hell? ! Bomben Arsenale, Panzer Dickicht schmelzend jähehest durch-

schienen.

Bestirnter Wald! . . . Signal im Völker Moräne-Fluten, Polypen Riesenwurzeln : Muskel-Schlangen (Kaskaden Explo-

sionsgewitter) stemmen höchst im Grund! Lasso-Arme schleudern knallend, spritzend ringsum Strahlen-he. - - - zerdolch uns Wald O stampfend so im Frühgefild des

Horizonts! - - Zermalm Babels Gerüst! Gerechter Oberschwemmer ! Gebirg: der Menschheit Gemäuer jäh zerspreng! ertränk! Schlürf ein, ersaug Ozeane schlimmsten Blut- wie Tränen-Trunk. Fontänen prasseln hoch Lawinen Trümmer. Gase zerbeißen der Kanäle Schlauch.

Bestirnter Wald: die höllischen Festen der Erde im Sturm ge- nommen!

Zerbreit Kasernen! Spreizt der Tyrannen Zitadellen entzwei. Emporgestiegen bald, und wieder die Himmel herunterge-

schwommen. Ankernd grün Gestirn inmitten lila Wolken Bai.

46

Wald-Gestirn, du glühst: O alle Wiilder wandern. Wald-Taifune sendet jeder Ort. Feuerinsel wälzen dr(ihnen durch die Reiche fort. Bald zerflattern, spiegelnd; grün Gestirn dort landend.

Mulde deiner Gletscher: Odem Paradiese. Wald verruchter Abenteurer, häng dein Blätter-Haupt In den Glanz (Ohoën wehen) der Wiesen. Staubte deinen Dornenwangen schneesiißwíldmilch Tau. . . Doch, O Wald-Gestirn: du wucherst, wucherst. Krallt euch Zweige in die Brust des Steins Wälder Labsal. Rieselt Blätter Flocken. Manna zög ím Turm der Ärhsten klingend ein.

Wald, O Wald, durchschwing auf deinen Fahrten Arche du melodisch alle (sündhaft) Kreatur. Lös zerreiflend jäh der Bösen Schleim wie Schwarten. Gewitter pack: die saugend vom Azur.

Bestirnter Wald: schon längst in uns getreten! pit Vögel Schwarm, vergrüntestem Märchensee. Wir müssen tief und rein und selig reden. Umarmend jeden - In Strophenranken bunt Ornat du auferstehst.

Wie müí3ten wir die Efeu-Reime loben! O dämpf das Licht der krassesten Ströme gell. . . Du Majestät türm hoch, wenn sinnlos tobend Gehäufter Schwall im Krampf der Stadt zerschellt..

Streu aus! Greif hin! Erwachs mit Fahnen-Gipfeln! Aus Poren-Schlünden zieht dir heiliges Volk. Vereine sie. Nicht einen lafi entschlüpfen ! Wie strömst du rings: du Mutter: Menschheit voll.. . Du wirst, O Wald, Ewigen Frieden stiften.

47

e

Page 24: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

U R M E N ~ C H I

s o trat ich auf in strotzenden Männerbünden! Aus Mutter Kelch schon früh herausgeschält. Gestirne flattern rings im erzenen Wind. Und Himmel flossen, Ozeane Schnee.

Hah, Labyrinth! O Karussell-Planeten! O Milch des Meers. Aus Wurzeln schäumender Grund. Olymp zerschmölz in spitzeren Strahlenfaden. Fanfare stampft des Menschen Krater-Mund.

Spannt euere Muskeln ! LaBt euere Fäuste knallen f O Traum von Weite! Fabelhafter Traum! Dein Lachen' wiehert. Heult. Mit Haaren krallend Die Wellen Luft. Stoß finsteren Atem-Baums.

Wir schleudern BerGe. Unsere Pulse klingen. Die Hand ist Schwert. Und Leib gepanzert bloB. Laßt uns der Wiesen goldene Trümmer schlingen ! Ströme hinab auf schwankem FloB . . . Eroberer gen fernste Küsten. Strichen Wir Vogel-Volk ob grausem Katarakt. Hyänen-Schwärme unser Zelt beschlichen. Von Berg belauert, jäh im Mond gezackt.

II

I m Erz der sprützend fauchenden Quelle baden. Auf Gletscher blanker Matte hingestreckt. Ihr Hoch-Gezeiten -: jauchzend in Tiraden! Girlandet auch von springender Feuer-Beck. . .

Und tätowiert von schimmerndsten Azuren -: Athlet mein Mensch mit sprühender Miirchenliaut I

. .

48

Abroll sie ! Fahnen in die Lüfte quirlen ! Gazellen-Mädchen euere Himmelsbraut.

Hallo! Empor elektrischer Spiralen! Wo die Karosse hält am Firmament. Die Räder knallen. Da geblümten Talen Die StraBe Blitzquer Äther Präerie entrennt.

Page 25: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

AN BERLIN

Berlin -: mit Schulter-Bergen hab ich dich durchdröhnt! Zerstampfet deiner Häuser zementenen Apparat. . . . verhängt wir rings mit Tau-Schleim ewiger StraBen . . . Von Kreisel-Plätzen lodernd übertätowiert.

Berlin! Berlin ! Voll Donner-Tag du Stadt, doch nimmer aufreißt

Solch blankes Firmament der Brust; denn Schwalben sprühen. Gewitter streichen Winde eines Atems. O Berg eilt uns als Dämon Helfer zu.

Berlin, Paradies-Strom fri8t dich labyrinthische Feste. Kanäle fallend mir anheim. O Höfe zwitschernd! Ja Palmwälder sprießen Schlote der Fabriken. O Schatten-Traum der rings beglänzten Ärmsten!

Berlin Scharlachkürbis zerbeulte Frucht ins Netz der Himmel

du

schlagend.

Korridore. Wo Mensch-Ameise schwirrt im jähesten Fabelreich elastischer

Wann wirst du Volk empor aus jener Wildnis tagen!? (. . . du Tat aus Geist geboren . . .) Du Volk -: Gewalt, aus der dein Dichter brennt. Du Volk versklavt in Gründe Mords gerissen. Du Volk entführt im Mörser Brei zerschmissen. . . . behelmt der Stirnen Schauer-Firmament . . Hah : morschen Bruders Leib dein Feld, dein Kissen! Ja, euere Frauen Jenes Skalp sich hissen! ! (Barbar vom Bomben-Werk zerbissen.)

Du Volk! mein Volk -: da0 sich dein Blut verschwend:

30

Die Henkerfalten deines Antli tz glätten. Dann sei, daí3 strahlend sich aus Schädelstätten !, Ihr Muskeln stemmt! Dein Himmel hebt, Sternmulden schimmernd früheste Narben. Fischgründe lodern. Klirrt O Strahlen-Garben ! ! !

Page 26: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

MAI

Kaum schwebt die Stadt. Wir ziehen auf Strahlenwegen . . . O Licht so zischend ins Gehirn uns brach! Dich Leib, O Brücke, quer den Raum wir legend . . .

Gedämmt der StraBen bunterer Katarakt. Die Sonnenblöi3e gleii3t. Es schäumen Völker. Glutgebirg vermauert Dickicht-Tag.

Kot- Wolken brausen, vor Azuren splitternd. O Bajonette hoher Wald im Feuergrund. Granatgewitter.

...................... Der Dichter schreit -: der Hölle Schwall verschüttend. Dess Atem streicht zu Gräben Labyrinth. O schmölz Ozean der Küsse Knochen-Wüsten!

O Dichter, Schweif, O sprich! O Dichter unaufhörlich rinn Durch Kerker, durch Asyle, stemm entzwei, Zerschmeiß Gewürm.. . Spreng du Posaunen erzener Wind.

Zerschmetternd Panzer! Katakomben : Brei. Tyrannen fegst du .Fort von falbem Throne. O Dichter -: Hirt im paradiesischen Gefild.

Ja Chor der Panther, dir lobtönend, schwillt.

AN DIE DICHTER

Dichter -: Feuer: gen Verwesung psalmend ! Kreaturen tönend in euch drängt . . . - Schädelstätten fernste quaImen - : im Trapez aus Stern-Schwarm ihr verhängt;

Schreitend Phosphor-Engel durch die Nächte! Völker Preiser euerer hellsten Bahn. Lava ihr tiefst brodelnder Geschlechter. Menschheit zündet mit Gesängen an!

Bumerangs gleich Gedichte schleudert! Brüder Tutet auf welch hiillisches Revier! Sä,ulen Glanz erstiegen Knochen-Glieder ! Atem Kots entström gleich Früh-Zephir . ,. . . . Ja Gedichte -: singende Armeeen!

Weich aus Gründen Gas! O Tiere drehen Chöre ein sich ungeheuerem Zug.

1 .

e Schmettert Breschen Hymnen!. Morgen schlug

Schwebt Tribünen ! Jäh -: Gehirn-Turm-Schiffe! So verankert im berauschten Platz. Sprecht, O Dichter: Bombe euerer Worte platz Stäubend auf Trottoire: blank und wie geschliffen!

L

. . . . . Hah ! Brüder! Und Triumph: gegen euere Phalanx mu8 ver-

gebens, keine Wahl mehr, Gesamtheit der Zurückbleibenden, der Klebeparteien, die Polizei zu Fui3 und zu Pferd aurennen : W e 1 splittern, vor ewigen (den eueren) unanfkchtbaren Kristall-Häuptern!

53

Page 27: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

Gewehre sinken! Knicken mittenauseinander jäh. Salve schwankt. Bis! hah! das Peloton-Feuer der Soldaten ver- sagt! O wie ihr Puls und Gehirn quöll aus all dem Herumschbvirren.. . ihr Trainierte, ihr Geschulte! ihr Tätige! ihr Athleten! bravo!. ..über- laufen . . . he?! . . . Ein Offizier -: futsch! - Jeder steht stramm, futsch. Auch so . . . O -: umsonst ihr Säbel aus der Scheide, ihre Bajonette aufge-

pflanzt, ihr Dämonen -in die Gewehre! Umsonst -: schrilles Kommando - - -

Denn nicht schwankte, denn nicht bröckelte, denn nicht zerschliß euerer Worte Lawine vor mörderischen Stichen noch Hand- flächen-Huf noch Katapult.

weichend noch Arm gebogen wie seit- oder rückwärts . . . Vorwärts! Unsi6htbaresGemäuerimGlanz:näherschwingest du, niedersenkst du dich . . . fest. . . unfaßlich.. . Schiff.. . Breitseite . . . und bist! . . . Gesichter erkennend! Fahnen- Haare, Trompeten-Münder ! Blutend Gerank. Breschen stößt er . . . mit der ganzen Lunge . . . die kilo- meterweiten strotzenden. Dämme der Bösen fast deckend durch(GeheimnisunsererOffensiveSchimmelkerker,Stampf- fabriken, Mietshäuser über und über zerfurcht) Falten- Antlitz der Menschheit abzüngelnd -: sie die heilige Lawine!

Denn vollendet im Martyrium ungezählter Brüder und Schwestern; begründet, versichert, gefestigt, durch edles Martyrium sol- cher, o nicht sagbares Hocken-in-Zellen, feuchter Begräb- nisschein . . . Flugzettelverteilung . . . Hauf nach Hauf,

' - Schwarm auf Schwarm. Oh! Oh! ,Ja, die Lawine wogend ebenso breit wie blank, unablässig . . .

und siehe heut gerade daß sie, die Paläste der Reichen, der Unflätigen, der Schlemmer und Wollüstlinge -. . vor dir zu Fall kommen: Die Behausungen der Unzüchtigen, du

Denn nicht vom Pallasch-Stoß erfaßt glitschten wir nur aus-

54

wirst sie schmecken, zu schal sie befinden und sie auskotzen:: schändlichen Quarks, Gestank-Breis , erbärmlichen Schutt. Keine Ausflüchte duldest du uns. Du prüfst uns aus- und in- wendig, bis auf den versenktesten Grund, du prüfest uns ganz, alle Tom verstopfest du . . . O daß du uns nicht, den Palästen gleich, zu schal befindest . .. . Lawine des Heils ! Lawine, revolutionäre Kämpferin, heilige Jungfrau, beschirmt von blendenden Gletscher-Gewändern . . . führe uns ZU Gott, jenem wirbelnden Gestirn . . . ein Splitter genügt. Himmlische Lawine, neu gebildet aus den mannigfachen aufrührerischen Anrufen der Dichter -

c

Ihr Dichter. Aber Dramen lehrten Taten! Springt aus Theatern auf die Plätze frisch! Aufruhr-bereit. Rebellen. Fäuste Quadern Türmt gen Tyrannen auf. Skorpion des Mundes zischt!

Menschheit marschier in bunteren Dialogen. Dickicht der Szenen explodierend sprüh! Da brüllen Völker auf in Chören wogend.. . Fortschleichet bald Despoten Mammut-Vieh. -

Roman- : knüpf auf die Finsternis-Labyrinthe ! Streu Licht phantastisch durch die Krater solcher Zeit! Da züngeln Ärmste aus Asylen hinten, Sich schraubend ach empor die Leiber windend . . . stülpt Glanzhelm euch, treib rings dein Strahlen-Kleid!

Und mögst sie - Stirn quöll! - psalmend unterweisen! Kasernen schmölzen : Lodert jäh Fabriken Stall ! Kapitel: wie: Fanfaren : schlingernd O zerrissen Dachstuben Zickzack, Kneipen Schwall!

'55.

Page 28: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

Ihr Dichter brennt Fanale vor den Wlkern! Packt an, daß dräuend die Lawin sich ball! Mit Strophen-Pfeil-Schwarm unteren Feind verschüttend. Jahrhundert-Dichter . . . Deine Wesen schwelgen: Stell Mensch an Mensch; und Kreatur verkittet ,. . , Auf die Barrikaden! . . . Auf zum revolutionären Blut- und Frei-

heitsball!

An D I E DICHTER

(Erste Fassung)

Dichter! Feuer gen Verwesung psalmend. Kreaturen tönend in euch drängt! LaBt die Städte eurer Heimat qualmen!

' (. . . im Trapez der Sterne tiefst verhauet. . .) Schweift Phosphor-Gewitter raschelnd quer Schlund-Nächte! - Völker preisen euere lichteste Bahn - Lava ihr der brodelnden Geschlechter. Völker zündend mit Gesängen an.

Brennt Gedichte! Menschen tätowiert zu Brüdern! Liebe tuten Strophen f ir und für. Säule Lichts ersteigt mein Turm der Glieder. Atem Kot entström im Früh-Zephir!

Ja Gedichte -: stampfende Armeeen. Schmettert Breschen Hymnen. Morgen schlug Weichst aus Gründen Gas. O Tiere drehen Zwitschernd ein sich ungeheuerem Zug. Steigt empor Tribünen! schwankende einst Katheder! Sterne zischend auf Unhimmeln weit.

Ihr Dichter aber -: Dramen lehrt uns Taten! Springt aus Theatern in die Helle frisch. Krawall-bereit. Rebellen. Fäuste Quadern Packt gen Tyrannen jäh. Skorpion des einen Mundes -: Gischt! - Roman - : knüpf, zerstoB uns Finsternis-Labyrinthe. Streu Licht phantastisch durch die krasse Zeit. Da schlichen Ärmste aus Asylen hinten. Du glanz um sie: Azure blankeres Kleid.

56 57

Page 29: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

Du sollst sie - Strahl schwel1 - tönend unterweisen. Kasernen bröckeln. Lodert auf Gerüst wie Stall ! Kapitel-Mörser dröhnend euere fiacht aufreioen. Figuren balancierten : bunterer Schwall.

Ihr Dichter! Führer der entmannten Völker, Ekstatisch schreitend vor gen heiligen Staat. Wie spalten sich, da Faust boxt, Schleimgewölke. Springt auf! Hah los! Torpedo in Gott-Bläuen grad.

,

D.EZEMBER r914

Meine Schultern von schneeichten Weiten verhängt. Schlürfenden Trichtern. Funkelnd rollt Gletscher-Hals. ( . . . Sonn Strahl-Gezweig um den Gipfel des Knies einst ge-

Purpurhimmel wälzend durch der Zähne Knochen-Wald. schwenkt . + .)

Von Henkerstürmen ,du in splitternde Flüsse getrieben. Umbaut von Gebrüll. Geschleppt von.Haft zu Schafott. Alberner Zwerg so m& tänzelnd der Sterne Baum lieben. Mond-Aue die wiehernden Schatten der Nächte durchglotzt.

(- Windend die StraBen der Erd all ums Handgelenk. Ober ozeanische Flächen treibend Gott-Eiland zu . . . -)

l

Page 30: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

REVOLUTION rglr .

Rings durch Himmel Wolken schleudern. Blitz ins Land gekrallt. Berge schreiten Ungeheuer Sahimmernd durch Schlucht-Wald.

Deine Inseln, Mensch, verwehen! Sonn Blut-Schleims verhängt. Mann frißt Weib. Wie Messer kreischen! Arm-Beil schmetternd schwenkt.

(- Deine Inseln, Mensch, verwehen. -)

t

A n G o t t

M t i n m toten Bru& Ernst

.

Page 31: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

. _I__-_ -~

Nimm diesen da, O Gott, in blumichte.Hände! Den Deiner Stimme Schwall gen Dich gehetzt. Den Donner peitscht, zackichter Blitz zerfetzt: Aufnimm ihn wohl ím mailichten Gelände.

Wie dankt ich Dir, Erhabener Gott! v i e wendet Sich tiefst solch Da-Sein in Dich, daB Du jetzt Ihn sanft entrücktest qauserem Elemente! Daß sich sein irdischer Schmerz bög ewigem Fest.

i. I

1; .~

l T L

, " . .. B L: i,

I:

Page 32: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

Erhabener Gott -: ja welche Brust auch schlieBe, Die schwarz durchlöcherte. Falbere Lippen fàrb (O) märchenen Karmins, und samtene Wiese Bewuchernd. bald Schnitt-Schlucht, Leib wild verkerbt.

Kein Schlaf nicht deckte mehr mich, wenn Du diesen, Herr all& Engel, nicht enorm bescherst. Mit Baum-Musik, Nacht-Ton, Glück-Paradiesen, Aus Cellos, Stern-Gezymbel: traumdurchquert.

N u n da mich Schlaf füllt, weifl ich Deiner Gnade, So dank ich Dir, mein Gott, der Du erhört: Uns Mensch-Gesind, blut-grimmster Schlacht beladen. Verwunderte. Verschwankt. Ach, wie vertört !

Mein Schlaf (man fühlts) erquoll aus Deinem Munde, Zypressen-Atem, Psalm, streift wallend dicht. . . . mein Bruder glänzt in solch Geleucht verwunden . . . So dank ich Dir, mein Gott. Mehr mill ich nicht.

l

65

Page 33: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

4

L

Page 34: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

A N DIE GELIEBTE

Variation Ich kann den Fuß nicht von dir zwingen! . . . Kaum schnarchend Säufer stumpferes Mammut-Vieh. Asphalt-Glanz-Spiegel Mondflaums züngelnd. .

Straßen Baum: Netz-Gespenst. Wagen schrumpft. Fenster quirlt.

Da schäumt empor die.Stadt zu Hügel-Hüften. Dom sprießt kristallener Hut ob Felsen-Knie. Haupt Gestirn im Wolken-Herbstbrand welkend. Gebirge-Schultern : halshin Gletscher zieht.

-: O die vergangene Kreatur: Menschen-Blume, überzogen von

Rauscht der Kissen Sturzflut gen Brand silbernen Lippenmunds, Zwillingsblatt solcher Hände schwebend uber des Nabels Vulkan, Augen: zuckende Wimpern-Vöeelein.

der Finsternisse Seim.

Mutter-Süi3e: es bröckelten deine Hände aus der Blut-Urne des Schofles.

Mädchen Garten, und die groß geharnischten Söhne. tiber der geschlossenen Gruft bekreuz sich die dennoch sündig

(- Entlassen unendlicher Frachten -) '

Einsamste.

An dich verrankt, O Menschen-Blume, Zart-Wesen, lichtere Krea- tur, Bläue, Fntscbweifende; harfeaumzüngelte . .

Page 35: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

. , S C H R E I

W i r Elend-Mensch zerbwchen fiir und für. Wann wälzt zerstampft hin das gebäumte Tier. Aufschwälend nimmer in gehäuften Fratzen. Zermalmend Kopf gepeitschter he-Tatzen,

S

Wir schritten tönend auf Spiralen-Straßent Meer unterfüllt. Bewimpelt Baum-Oasen.

Geborsten die Frucht deines Kindes, Mutterbaum voll Schlag des Windes. Efeu rieselt unseren Hüften. Wolken schmetternd im Geäst.

Beil wie Dolch quer Fleisch gepreßt. ’ . . Blatter Fahnen niemehr flammend

S

Da schoß dess Vers gleich stäubender Rakete ~ Aus solcher Schlucht. Chor der Posaunen schnitt Der Böden Teig jäh auf, Meeres Gewölbe mitt - Entzwei. Lüfte zerweht von Ströme flatternden Fäden.

Sa, Sumpfschaum nicht, noch Blitz erstarrt, Granit Tier schmölz und Mensch. Geschliffenste Stürme jäten. Sonn in der Affenwälder Käfig glitt. Lawinen sprengten grunzend gen Frucht-Städte.

Der Sternborn endlos himmlischer Geschwader In Donnerfluten quer die Räume stößt. Hand-Katapulte schleudernd Bomben-Quadern.

Sickernd aus Poren rinnt jetzt Flocken-Schnee. Schnee, Gletscher Samen. Schnee strömend Weißlaubhülle. Anschlägt Einst-Volk melodischeren Paradieses Fülle.

I

I

A U F EINEN DICHTER

Du über Mordfels melodisch Gerank. Purpurschnecke schlürfend der Länder Seim. Himmel bedrohen sie. Blank. Gewitter Berge mischen sích dem Raum.

Krön uns O Vater Nil ! Pyramiden : Turban. Stern im. Schatten-Gewühl. Schulppviege schaukele sanft dein Schattenlan??.

Victoria Regia. Schimmernd Oase. Feuerinsel so jed Blut durchschwemmt. Fanfaren Poren blasen. Knochenwirrnisi Erzwind! ! !

S

LaO deine Strahlen dring- I

Ather durch wie quer der Leiber Bau!

Oden Kurven. Blankere Hymnen züngelnd. Münder Kelch wirbelt Posaunen laut.

a , Brüder! .. . Dichter! Firmamente schwingen.

Page 36: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

'SONETTB UM E I

So schwebst du auf voll Erd-Mond Antlitz Scheibe Und Schleierwolken brennenden durchweht. Städte müssen wandern. Flüsse treiben Gebirge schwer, Mensch krümmt im Nacht-Sturz stew

Mensch krümmt. Ja, Tiere flattern auf &schreie. Grimassen-Häuser hockend bei Schlucht-Straßen hohl. Und Straßen schnurrend Züge Litaneien, (. . . O spritztest hoch Fontäne du: Signal . , !) -. Nacht schiebt in Nacht. O Nächte Korridore! Kaum blinket wo von Tagen Feuerschlitz. Hah, Völker fletschen. Grinsende Rumore.

Faust knetet Gurgel. Gas stößt Mund. Aug Blitz. Geschütze drehen : Stirn-Hörner. Haare fallen. Ja: Panzer! - Mond . . . Runzlichte Gewölke knallen.

II Stadt Exil gen Mai dich blankest entwandelnd . . . Ja Flüsse schwenkten, Loderer, Armen gleich. Und Haare Schaum, oft Fahn!, gen Stirn Klipp brandend. Mond knosp kaum Strahlender ins Antlitz weich.

Hah, Klirren euch aus Schluchten der Barbaren ! Wie Namen -: DU quer Träume Labyrinthe baut. Ob Leib Ozean so Menschen tönend fahren. Wind Atem Höhle schwindende Gletscher Tau!

Aufschwirrten Feuers Flügel : Dächer! Dächer! O Mund schlürf quillend Moos Seim : Firmament. Ausstülpten Pyramiden Frucht Granaten Löcher.

Euch Flöten Stern zirpt solche Magd, die flennt. Gebirge schreitend Elefanten. Gen Himmel-Turm. Oas der Brüste landend.

73

l

b .

l 1 ,

.-,

DEM REICHEN

D u , dessen Schätze stauend sich gleich Meeren Stickluft, so drosselnd Lilien-Münder zu! Des Dichters Atem-Psalm muß dich verzehren Du Orkus-Nimmersatt. Und Ärgster du1

Ein Ärmster mag nur Drillich um sich schlingen. Du stelzt einher in Bügelfalten Pracht. . . . auf wessen Grund erhebst du dich: Bezwinger?! Wer fugte es, daí3 Euere Nacht -: nicht Nacht?!

Daß Hügel Fleisch um Eueren Wirbel laste. Rasierter Fettkopf rnöcht wohl sternwärtr blühen. Wer?! Wer?! Gesetzt du ob Millionen Fastern. Wind-Biwak. Strolch . . . Du strotzt!! Paläste glühen.

Doch wehe! Wehe! Dir gestellt zum Rächer Muí3 er die Völker auf zu Thronen schreien. Da sprützt welch Feuer aus der Speicher Dächer - gelinder Rächer - . . Gold-Blut muß dick aus manchem Stumpfe speien.

Man zapft dich ab . . . Noch blitzt du grell ob diesen, Er Iaßt dich nicht: gekrallt in unsere Faust. Mensch schwelgt empor zu heiteren Paradiesen. Du lockst uns Antichrist mit giftigem Schmaus.

Verhäng dich nicht ! O Fratze! Guter. Scheuche. Bekenne hier. Entzeuch .dich nicht charmant. Ja Antlitz wirr zerstampfter Saatep . . . Reicher I Und Stirn fall ein -: Kasern-Gemäuer-Wand.

0 Kur-Gewimmel schmatzt auf Wangen-Plätzen. Auf Reicher, flieh-: ein Pack der Bettler dringt. Apachen Horden sich am Marmor-Knöchel wetzen. Da höchst des Mcmdes Beil ob deinem Scheitel blinkt . . .

73

Page 37: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

l ,

I

I 't

l

Genug Herrscher du sprachst. LaB uns erwidern! ! .

Ihr Völker jetzt erwacht hah! griihlend Schreier,

: Mit StraBen Zickzack belfernd dich bekrallend. Mit Häuserkletten ringsauf du beklebt. So schleiche hin .. , . Gewürm fretzt schleimichte Qualle, Petroleuq-Nacht-Flua schillernd dich bewebt,

Empör dich drob Natur! Gewässer -schlagen! Mit Tunnelbergen greifend aus nach dir. Belitzt mit Menschblut , . L Weh dir! . . polsterner Wagen EntsprieBt Schweiß Boden, Ärmster triumphier!

Wir stehen Gewitter auf. Natur verbündet. Gott, so uns fuhrt, in Schwert wie Panzer tausendfach. Gleich Regimenter deines Namens zünden. Erinnye hetzt dich durch verworrenste Nacht.

Wir treiben dich mit schmetternden Granaten! Hier aber spreitz sich jäh aus Bomben Schlucht. Chausseeen bersten, Trümmer TroB beladen. O Ebene unendlich! Nirgends Bucht.

O Reicher! Reichster . . . Dort wird Gott dir sagen. Verendend du im Dornen-Ufer-Busch. Ja, Ärmster: Feind wird Hemd weich um dich schlagen Der du (Visione'n zünden !) fiebernd kuschst.

Ein Ärmster: Feind dich Reiche?-Bruder nennend. Das,,Abgrund-Auge reineren Sphären taut. Der Dichter soll dich Sterbenden bekennen, Zart Heimkehr-Himmel um Mora-Schläfen blaut.

O Reicher! Reichster. e . fürchte doch Gewölke! Noch Mensch du aber ehre Gottes Blitz! Gruft-Hirn erfüllt, gestopft mit Toten-Bälgen. Ein Wucherer gnädig thront im Rissen-Sitz.

Verleuwder du ! ,Gespenst der Silberquellen. Mit Bajo,nett bepflanzt. Solch Atem hackt! Hah Würger-Hand ! . . Spitz deine Worte schnellend. Wir rufen auf den Traum,.der fest dich packt.

Du Babels Herr. Bekleckst mit Pyramiden.

. "

I pest-Harem platzt. Feg Feuer Wüstesei !

17.15

So schleich du hin, dann stülpt Turm-Kubus Rücken. Nun heiBts.Aborte schlucken ohne Laß. Dämonen klatschen. Besenköpfe tickten. Sehr schwankt dein.Haupf Zuhälter-Branntwein-FaB,

Dort aber quetschen dich zu Brei Fabriken. Dort Ozeaniden finsteres Ungetüm. Mit Splitter-Masten jäh dein Gold-Geschwür aufpickend. Noch löset dich nicht Gottes Cherubim . , ., Bald überwälzen dich auch Massen ! Massen ! ! Geschliffene Züge schneidend überall jetzt. Dess Antlitz Scheibe Schleiern SpÜ1:cht- Wasser. Der Mensch zerkniet vor ewigem Gesetz.

Du forderst Grauser wütendste Gemetzel, Weib keucht. .Mann wirbelt Höfen. Gaspest wallt. Hochöfen flackernd dir zu Häupten: Hetzer! ! Menschbrei. Menschknäuel um dein Glied geballt.

Mit Lügen du verflochtest uns in Schlachten. Du Heimat-Räuber, Meer bauscht ohne Schiff. Da schieben grellst sich hoch die Toten-Frachten. Millionen knetest du mit erzenem Griff.

Hah Reicher! Reichster! Mammon-Scheusal und Betrüger! Wurstfinger tupft beringt ob Pauken-Bauch. Sc-mäst dich nur! Pfropf fekdich. Wir -: die Tiger!! Pleureusen-Weib grunzt brei! im Arm dir auch.

,75

Page 38: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

bu Reicher: Henker. Zimmere neu Schafotte. Bis dies Signal springt aus verwunschenem Hof. Schon rinnt es recht aus Stall und Kasematten. Wir sammeln singend uns, Befreite!, wohl! !

Bis heute! heute! . . Mensch tönt VOD Tribünen. Verklärte ihr! O schwingt euch heiligst - frei !*

Geschosse wie melodisch: Frucht der Minen. Endlos : Granaten fauchend Silberbienen. Trompete : Frieden ! Schwirrende Schaimei.

Menschheit: bezeugt vom ungemeinsten Glanze Vereinter Völker. Gottes Liebes-Staat. Entkrümmt euch! Schwebt ihr: einst geduckt, Verschanzte! Haar-Helm spreizt zuckend in die Äther grad.

Schnellt auf!. Dreht hoch ! Millionen Armen-Völker. Ihr explodiert, schon reißet jed Ventil. Armee der Guten hier gen Heer der Schwelger. Empörte ihr im Bund mit Gott und Tier. Berg-Wogen zackicht branden gen die Küste Verruchter Staaten . . . schlimmster HCillen- Au. Zerprasselnd gellst ihr strebenden Gerüste! Noch strotzet rings Kasernen Elend-Bau. .

Schnellt auf! Dreht hoch ! Millionen Armen-Völker. Beil-Arm rotiert im Henker Stund gen Stund. Armee der Guten hier gen Heer der Schwelger. Mensch-Schar dampft rings auf feuchtem Purpur-Grund. Sammele Dichter die Gebeine Deiner Brüder! Grauseres Monument. Flüssen senkend tiefst sich Steine - Rosen-Flor in Wolken widerbrennt. . . Schnellt auf! Dreht hoch: Millionen Armen-Völker. In Toter Büadeln.riags: Turm krasser Wirklicllkeit,

76

Armee ¿er Guten hier gen Heer der Schwelger. Gott weht auf euch Urkorn der Ewigkeit.

Die ihr erwählt: Höll-Feinde Phalanx Schwert: Die ihr erwählt: entzündend Paradiese. Die ihr erwählt: Mensch arm: Gott Grausam zehrt.

b Die ihr erwählt: bunt. Aus Nächten stürztet triefend.

4

. . . An Krücken wankst du über Dornen-Feldef. Verlassenster. Geschmückte Schufte blähen. (- und dennoch nie schaudernd aus Kindheitszelten So mystischen Sterns Sich-in-Figuren-Drehen . . ? !)

Nie! Nie! Du Reicher! Wann muf3 Tod dich fdllen. Verstrickt wir schraubten hoch zur Majestät?!

‘Erlösungs-Hauch, wie müßt der Segel schwellen . . . Wir schlürften dich aus jedem Dank-Gebet ! . . So absolvierst du heulend die Stationen. Und wieder senkt sich neuester Qual der Weg.

- Haut-Fluren quer geflügelte Bajonette stó0en. Scheinwerfer Strahls durchspießt. Aus allen Gründen schräg.

37

Page 39: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

Ihr Völker berstend im verseuchten Winde. Wie hält ein Gott Mörser Kanaille an. Die Messerschlange Leib um Leib durchwindet. Gott Stadt zerschmilzt im Katarakt-Päan.

Verflucht ihr Räuber! Falscher Bluthund ! Geier! Ihr schmeifit die Brüder in Moräste Kot. Ihr klopft die Schädel auf mit Bomben Schmeißen. Erzener Pfeile aus den Lüften. StoB!

Torpedo-Fide durch der Schiffe Planken . .. . Dort friBt ein Aussatz schleuderndes Gedärm. . . . Ob ihr euch auch Efeu um Masten ranktet . . . Geschliffen &nzt der Zeiten ewiger Stern.

Ob wir auch wild durch unsere Adern jagen. O Schrei nach Tat ! Gigantisches Geschlecht. Trompeten braust.. Nah rings uns Trommeln schlagend. Der Blitz er braus aus Fenster-Augen recht.

Und Staaten brechen Bestien wüst zusammen. Verquollener Schein rings aus Kadaver zischt. O Kinder Brut! Geschütze stammeln. Zickzack engster Träume. Nie mehr Hö11 erlischt.

Vermischte Nacht aus Schüssen und Raketen. Aus eisigem Schlamm, zermalmten Unterstands. Gift-Quellen würgen euch. Zerquetschte Fleisch-Beete ! Sterne schimmelnd ob dampfendem Leiber-Land.

Gruben der Fäulnis Eiter-Olymps. Gesänge der Dichter wild betende: Menschheit Anhebe Maiwind ! So Träume aus Knochen Geklimper. Doch sprießt jed Tag aus Knöchel-Knospen schon.

78

Stemmet fest die Faust: GIeich Dämmen gestauteste Hiifien. Auf daí3 der Feinde Sturzflut wimmernd euch zerschell. Stern-Gezweig, kein Chor der Engel flüstert. Nach Wunden-Kratern zwinkern Saft-Zephire. Baracken-Bärte strebten tönend hellst.

So schrumpfen Reiche. Neue Völker hissen Sich der Millionen Toter endlosem Grab. . , .

Bunt Sommerfluren unter prangend Trümmerkissen. Mond-Lilie schwankt kühl Mensch wie Kreaturen Schlaf.

Den Massen sich zu heiBem Sturm verbunden. O schwebe licht der Menschen Parlament! Ersteig O Mensch aus Schwefel-Untergründen ! Der Sonne Kreisel dir zu Häupten brennt.

Springt auf O Brüder! Alle! Ungezählte! Kerker zerstampfend. Hah! Löscher des Schreis. Schüttelt Haar-Wellblech-Dach Kot-Pfützen frei. Vorwärts Bruder: Nacht-Raum zerschwälend! -: Zerschwäler ! !

berchen-Schwärme im Morgen knistern. Flüsse spiralen an Mädchen-Brüsten. Dort winkt ein Hafen, hier rauscht ein Zug Donnernd aus Lippen. Wimpern-Wald schlug. . . Blinkende Sternwunde Gletscher der WeiBe, Augen Scheinwerfer Nacht-Molch zerreiBend - Schon jauchzt es Gott-Früh. Rasend quillt Allbrüder-Melodie.

. . ,

79

Page 40: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

DAS SONETT

Mensch schalte aus! Denn Gott im Reim diktierte. Ja -: Atems Böe fegt Strophen-Straßen glatt. Gewitter-Peitsche Strophen Hydra klirrte. Faust am Griff des Reims. So gröhlt wie knarrt.

. , . mit vierzehn Strängen blitzt er gen die Meere. Es zückt solch Pflug durch Böden rostige Nacht. Stampfer aus Gründen vierzehn Säulen: Heere! . . , O Salto Knäuel! Aufiisch Katarakt!

Da spritzt es gell aus tönenden Gelenken. Motor der Muskeln knurrt. Ihr aber schnellt Signale hoch den Bänken!

Wer flitzt vorbei in fabelbaftestem Spurt. Ja -: Gottes Wild! Wie dessen Sporn zerbissen. Aus Höllen-Kurven Sturzflug schimmernd Gott-Mai- Antlitz.

.

LIED

Stern ob StraBen Biindel Weht dein Angesicht. Winde krumme münden. Schwarm der Häuser dicht.

Licht-Fontänen sprießen. Sonne tönt hier laut. Rieseln Flöten-Tiere. Mensch kreist hoch im Raum.

Ausspann Wiesenhände! Nacken Gletscher Berg. Lippen Hügel-Länder. Aug so Wald-Traum wirkt . . .

8 i

Page 41: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

A N DEN FRIEDEN.

DU häuf der Lander nicht verfluchtes Becken Mit Cymbel Schwung, noch englischen Getöns! Gewölke Schwarten triefend sich verstrecken. Und Berge Maul des Krieges Psalter dröhnt.

Du nicht herabgeschlürft j e von Tribünen. Rings schleimend Schwätzer-Kröten ohne Nutz. - Krieg klirrt in uns. Krieg klirrt in ihnen. Mensch bohrt durch Mensch. Ja Hände Fünfzack Blitz.

, Gott: eh wir Spülicht-Fratzen nicht verfallen, Zerstaub jed Volk: hah Mörder Katarakt! Da Gurgel Knospe splittern Fingerkrallen. Plakat der Stirn gleich Schlagring blendend ausgezackt.

Hyänen schnuppernd wir im Krater schleichen. Kaum knisternd solch Gebiß. . . . nun treibt ihr hoch in Wurf und Säbel Streichen. Granaten Henker. Gas aus Mäulern spritzt.

Lakaien Brut. Nicht Gottes Bataillone. Gewürm in Erz. Doch Spreu vor des Gerechten kleinstem Atem-

wind. Blut-Burgen stürzt. Entprasselt Schlächter Throne. Stern-Geißel schwing! Lasso der Flüße rinn!

Verlottertes Gezücht! Es drossele Nacht dich, atzend ohne Gnade! Unkraut du knickst. . . Ozeaae wdzen, Klumpen von Gewittern steieend iiberladen.

Da deuchst umsonst! &I Qchlingt dich Sturm der Eiter-Sonnen. Ohne Halt.

Q?

In Trümmer Mensch . . . Durch Knochen Wüstenei braust purpurner Schreispitz. Tier platzt!

Schwefel-Feuerwald.

Hin Kreatur! Dann tönend Geist ob ausgebrannter Erden finsterer Schlucht. Azur: Endlose Friedens-Flur . . . Schmelz O Posaunen klarste Mörser-Wucht. : Ja -: Paradies Gebreit: Mensch heilige Frucht.

Page 42: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

GLUCK

U n s trägt ein Meer in schimmernden Geweben. Von Cedern-Insel flötet ein Delphin. Quer unsere Adern euerer Schiffe Schweben, Der Städte Quell, melodisch aus Unfelsen blühend.

Gespickt mit Bajonetten. . . welche Bahnen! Ja -: Bögen hoch die schleiften Ströme Lichts. O Gaurisankar! Mond-Sturz ! Früh-Plantagen! Geblümter Wolf so heiliger Armut spricht.

Geliebter Baum, du rollst aus deren Fasern! Es wölbt dein Mund in Sonnen-Kreisen fort. In Wolken-Winden deine Lungen blasen. Es fleui3t solch Haar. Posaun-Akkord.

PROL-ETARIER! Fragment

W i r knüpften euch . . . dennoch von euch zerrissen. Schrei-Türme pressen unsere Häupter grellst. Kanäle wogt: mit Spülicht-Unrat unseren Mund zu füllen. Mit Blut-Geschwärl enormen Tuba-Mund. _ _ _ _ - _ - - - - - _ - - _ _ - - - - - - LaBt richten auf euch. Strecket uns Trompeten.. Wir Schritt in Schritt. Schon glänzt geschliffener Mai. Fabriken stampfen dort. Asyle wehten. Geharnischte Städte schmettern rings herbei.

Bergungeheuer silbern uns verbündet. Ozean. Wie Kreatur. Hah ölige Nacht. . . . Ihr Feinde aber splittert! Schwankt! Erzwinde Zerschellen jäh vor blühender Sterneu Wacht.

Wir Kämpfer des Geistes. Wir Söhne des Rechts. Geschwüre finster hellste Sonnen steigen. Phalanx der Liebe. Umarmend uns alle echt. Brüder Geflecht. Äonen Paradiese Bprühend uns umreigen.

Page 43: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

VERMÄCRTNIS

Gestaltend innigst Brüder Gottes Staat . . . Herschwillst du Paradies in wütendsten Ekstasen. Wir aber schrieen deutlichst - Imperativisten - euch zur Tat! Trompeten-Münder auf euch zu Eroberern bliesen.

Erlebt! Bedränget die Idee: Bezieht euch! -: Phänomene! Jed Da-Sein - Majestät - blüht eigenster Mission. Hah Syntax explodier ! . . Zerpressen ! Stopp! Entdehnen . . . Wort-Schwarm verfügend sich zu tönender Figur jetzt schon.

Geist zielt mit Wort. Nun platzt es: belfernde Granaten. O -: züngelnd Tausendkreaturgehirne: blankestes Bajonett.. . . . nun aber senkt es sich. Frieden . . . Kantaten Erschwillen höchst ob Mordes Knochenstätt.

. . . Vermächtnis Brüder: jäh geschliffenste Waffe. Welch Panzer strahlt gen euere StÖDe dicht! Preßt Gottes Engel doch in euere Griffe! Menschheit Phönix aus tikilichstem Geschlecht.

86

D i e H e i l i g e S c h a r

dn Lotte Pritzel

Page 44: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

EINLEITUNG

B e r Dichter strahlt dich urgewissen Geist. -: aus diesen hier Gefallen Bluts bekennend. Und diesen hier Entflammten ringsauf brennend. So schlammdurchsetzt stets Bomben Blitz zerschmeict. Ja solchen auch verdrängt in Gitterstuben. Nie schwingend mehr die Harfe: Lippenmund. Doch Krater du empörest einst dich: Tuba! ! ! Dann trefft ihr euch im fabelhaftesten Bund.

Ihr aller Reiche Ärmste! Wie Versprengte. Des Dichters Psalter tauft euch: Heilige Schar. Daß bald dies Sternbild glänz, da hoch ihr schwenktet! In Räume Duft Asyl des Moders sprengte.. . Gemäuer schleißt euch spritzende Fanfar. Ihr -: Erdenvölker einzige Regenten! Verpflichtet Gott. (Nicht Andere Majestät!)

.Beratet euch! Schon fleußen fernst die Henker. Um Rduber DisteI glüht Inein Pfirsich-Beet.

So muí3 der Dichter jenes Ziel verwalten. Beamter er der Menschheit. Heilig kühn. Dai3 ihr dess Traum, welch Paradies, gestaltet! Dein Kuß, O Mensch, schwirrt Falter: Cherubim. Hand-Früchte schleudernd rings aus Katapulten. Brand-Wolke schwebt DIE Marsch durch Wüstenei. Fels-Obeliske tauchend Ozean-Mulden. Gespenster-Rudel fegt entschwärzt vorbei.. . So greift ihr - Täter! - ein in die Gezeiten. Geharnischt. Phalanx. Gut. Geweihte Schar. Erwahlte Helfer. Loser der Gebresten.

Page 45: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

Flamm-Tiger keift in hängenden Palästen. Mensch-Wesen stürzt gelyncht auf Blut-Trottoir. . . . ihr müßt die Zellen schlimmst zu Lenz-Land weiten.

Ja Heiliger Schar . . . vor euch jäh Bajonette knickend. Geschütze schnellen um. Gleich strömt Gesang ihr Schlund. Erz-Helme lodernd. Schnee schmelzen die Kürasse. Korallenschiff erheb dich Wunder träufend aus dem Grund. Torpedo-Fische lichtere Schuppen zücken. Gebenedeit im Wellen-Abhang grasend.

-Du heilige Schar. Verstrickt. Beschnuppert von Dämonen. Schon Mörder wüsteste Brut hockt lind im Mutter-SchoB. Berufene ihr am Tisch des echten Heils zu thronen. O Selige Au, Oasen Kreis!, du schimmerst ja vom Sternen-Eiland

bloB ! Im Achselhöhlen-Dickicht wir Vertriebene wohnen. Da offenbart sich Gott als Springbrunn in den Schulterbergen groß. Du Engels keusche Jüngerschaft, von Messer Schwall umtobet! - Tyrannen röten. - Gott rein geschieht. - Eroberer! !

II

Marschbereit versammelt euch ihr Denker ! Macht des Geistes gegen Wut der Henker. Wie Gestirn-Figuren euch harmonisch drehen. Worte Sätze stemmend sich Fanfaren. Todwind flieh im Mordhirn der Barbaren. Städte Knospen quöllen aus der RuBe dichterem Schnee.

O ihr Pfiffe jubelnd der Fabriken! Freud-Sirenen ! Herzlichst Dampfer nicken Tummelnd oft sich auf veröltem Strom. Throne bersten. Gott greift aus den Schlünden. Throne neu an Ärrnstir Brust entzündend. Schwärme fügen knetend sich bei Stank-Kanälen schon.

90

l ' 1 I

Stürzt ! hah stürzt ! Azur ! ! Hah Bomben Krallen ! ! Barrikaden! Feuer! ! Stürmt jetzt. . . Platz-Krawalle. - Trommeln. Blitz aus Nüstern-Röhren speit. Melden! Vorwärts! Streckt euch! Los! Unendlich Schwellen . . . Funken schäumend ebben Zitadellen. Täter Mensch! Gelobt! Unsterblichkeit ! ! !

Fahnen-Arme entwirbelnd Leiber Kolossen.

i Muskel-Bündel hah elektrisch Fleisch entsprossen.

I Finger-Rechen drosseln . . . Haine der Frömmsten. Bewebt von beinselten Meeren, Mensch entwandelt Schreiter hellester Sphären.

l Tiere umschwingen euch Menschen tönende Gruppen. i Kreatur ja entl6st. Treu Berg uns beschnuppernd,

Spirale gestreckt der Flüsse Zickzack enger Lauf. Blutacker schmilzt. Paradies strömt auf.

Heilige Schar. Geschlecht aus Gott. Gott wende! Flammen-Werfer explodiert! Mensch ende !

9'

Page 46: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

DEM SCHAUSPIELER

Vortater du. Schwingend in ewigen Gesten. Hah Keulenarme schleudernd Raum sich breit. Welch Ungeheuer-Schreiter! Lächeln - : Blitze! Da schwebt der Hände Schale, Fleisch-Frucht, hoch.

Nun zündest du. Kristallene Häupter flammen. Dir nach! Empor. Entflugelt erauserer Schlucht. Der Städte Höllwerk klirrt - Triumph ,- zusammen. Und Berge rollend auf, gespitztester Wucht.

Du armst uns vor. Du kniest. Und Völker knieen! Stürz in uns Geist durch jede Schwingung so. Dein Atem soll tiefst unseren Traum beziehen. Lippen säumend Paradiese schon.

DEM MUSIKER

Verwuhl dich krallend in die Tastatur! Noch reißt du sie aus den zerstampften Böden. O Pfeifen schwirren! Baß schrumpft. Schwelle nur! Gezückter Schwarm wie aufgestäubter Flöten.

Schreit in Pedalen! Hackt! Brich ein. Stoß vor! Erwürgen Xun rieselnd auf und ab in hellsten Trillerläufen. Da glüht es leicht von rosenen Bezirken. Tumulte ebben. Hügelzonen schweifen.

Und Menschen flügeln. Lippen: Harmonieen. Jaguare fleußen der versternten Nacht. Melodisch Winde im Gemäuer ziehen. Nach Gott verrenkt wir Tänzer fabelhaft.

Höll-Labyrinthe füllen Licht-Akkorde. Blut sprießt geballt zu tönendem Enzian. O Schadelstatten Knochenbrei! Gomorrha . . . O Himmel: Leib! Magischen Grüns . . . O Glanz ! !

93

Page 47: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

LOTTE

Erwartet du . . . Die schwelgt ob Tausendbogen. Wind fegt Palm-Inseln auf ein Ozeankleid. Monds Glanzspirale feinst Turm-Haupt bezogen. Wir Segler frei durch Enzian-Gründe weit . . . Bestirnte Flur! Wie unsere Bahn belüstert ! Da zweigt der Fluí3 sich glänzend in den Raum. Du-Dasein sprieflt. Baum-Rund der Himmel knistere. Oboën blinken. Flöten Silberflaum.

Du die wir träumen je seit Kindheitsspielen -1 Im Braus der Kerker - Klang gut - offenbar. Durch dich wir bunt gehäufte Schwärme zielen. Entschäumt von Wirrnis strömt jed Antlitz klar.

Du mein Gesetz. Gericht. Ja Gottes Spitze. Bekurvt von Engeln: schwingende Gestalt. Gemäuer brennen so dein Atem ritzet. Gewürm dreht flatternd aus zerborstenem Wald.

Aus Hüften stäubt solch Harnisch: Blitz der Kämpfe. Luft brückte Schlucht. Fels quöll zum Moos-Quartier. Ozon bewiegt ränn Ekelfluí3 der Dampfe. . . . und Dornbusch strahlt. Hier tönt ein Bunge

Du schmelzend Aller urgeheimste Fratze. Spelunke löst sich. Schwebt. O Blau! Mai-Früh Gesang der Frucht. - Rings jubilierend Spatzen. . . . Geliebter Mensch in Auen Immergrüns . . .

94

tier.

EIN MALER

D u schreibst dich an die M'elt. Dafi Kurven fliegen! Wie haust Du ein Dich! Tätowierst dich schäumend. Rings gleií3t heroisch deines Namens Schwall. Dort webt ein Mosaik chaotischer Träume. Plakat drin schmetternd Farb-Rotunden wiegen. In ewiges Fleisch jähesten Dolchs gekrallt ! ! !

Hah: Scharlachbrände züngelnd aus Haar-Brusten! Brei-Kopf der platzt. PhosphorgebiBrnaul breit. Gas-Gletscher lagernd schillernd auf Haut-Krusten. Geblähter Kropf. Augblase tropft . . . Gekicher rinnt, dann blättert meckernd Husten. Bier sich in Trichterschlünde rasselnd speit.

Ekstatische Nächte breiten dich Gesalbten. Vm Füße Bollwerk gischtet Spülicht-Hof. Laternen Schleim. Des Mondes krassere Pfütze. Da plötzlich reifien knallend die Geschütze. Stank-Dickicht-Luft sich in Rohr-Kehlen stopft. Dann tauchest grunzend du in Schwefel-Waldung.

Hallo! Verankert du in jeder Küste! Wer bricht dich aus? ! Enorm gens Licht gestemmt. Fanfaarenlinien schlängeln durch die Zeit. Streich Mauern hoch auf schwankenden Gerüsten! Empor! Greif aus! Stoß vor ins Firmament! ! Stirn-Fels beglort vom Stern der Ewigkeit.

95

Page 48: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

LOTTE II

Vom Schutt der Städte, flackerndem umbrandet: Beschwenktes Turbanhaupt mit Fahnen Schnees: Der Dichter tönt so an Dir Ewiger landet. Gestirn mild schweifend ob Gethsemane! Kürbis-Brüste glänzt! Augen Strahl durchbrennt Harnisch-Brust! O seligen Atems Näh!

Von Ungletscher Wildnis abgestiegen . . . Au.fgedreht aus Toter Wüstenei . . . Kühe kreisend um ihn; Flocken: Ziegen, Rings bewebt von hüpfender Schalmei. Gärten überschäumt . . . Flui3-Fontäne bäumt . . . Schulterberge stoßend Quadern Nacht entzwei.

Muß er heiß dich in die Weiten rufen? ! Schwimmend durch der Straßen Korridor. Baut er hoch sich dir auf morscheren Stufen: Du trittst Groß im falben Schein hervor. Mond verwittert bald. Raum beschwebt von Wald. Menschen schreiten in gewissem Chor.

Ach vor ihm zu schwerem Fest entbreitet ! Denke jetzt: ein windzerhauenes Feld. Ärmste lodernd in Spitälern , . . Schleier! ! ! Züge schleifen in die Länder grellst. Schattenhaus. Hund-Tier. Brücke. Wurm-Quartier. . . . über mich O Himmel: SchoD! Urquell !

.g6

. . . mußten wir uns aus der Schlucht emparen? ! Gott du Henker so mit Schlachten dräust. Zischelnd Leib durchfretzen AbfluB-Röhren. Fràtzen-Scheiben wirbeln grunzend heut. Hetz Gespenster Brut! Qualmend staut sich Blut. Wimpernmond ob Stirn gebenedeit !

Menschen brennen hoch in steilsten Paaren. Liebende blühn schon im Abend auf. Morgen löst sich in verkohlten Haaren. Friede schwingt in den Gezelten auf. Panzer-Brust schmölz Mund. Mann-Strom füllt den Grund. :- Menschheit strömt in den Geliebte9 auf.

.

97

Page 49: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

DIE FREUNDIN

Entzünderin einst du verwo1kter:Räume. Spiralen-Straßen flögen züngelnd hellst. Nun kauerst du zerrauft. - Nacht-Schäume Bewuchern rings einst kubisch k1arstes:Feld.

. . . Beweise dich! Steh auf! . . . Schon fließt du unter. Armaden platzen. Meer schlingt würgend auch. Der aber schlaft in Jener Lippen-Munde. Dess Stern wachst groB zum frühen Morgen-Grunde. Gott schwingt. Schon zückt jetzt ein Posaunen-Bauch.

Dein Angesicht -: welch höllisches Quartier! .. . .

Kanäle wirbeln. Wald-Rotunden schwärzen. Und schattend blau der Nebel Elend-Tier. Ja Städte blank vom Gifte Molch zerfretzet.

Um diese Schulter webt ein Glanz von Winter. Emporgeschnellt wie steil ! Blutwüsten frei. Behirte uns: O Schwester jäh! Verkünde! Schlürf saug in dich - der tost! - Verruchter Schrei!

DRR:DI.CHTER 1 . . . . . .... . . , ? . . I . . . ;

w i e fügst du dich in fabelhaften Reimen! '

Du baust dich fest, wie fremd, in Mensch wie Ding. Wie krallst du dich verzweifeltst durch die Wände. '

. . . Ihr! haltet mich! Beweist mich! Zeugt mich.neu!

Fieuch fort aus dir! ,An fernste Ufer schäumen . . . Gebären dich.! So strorne ohne LaB ! , . I . I ,

(-wo flackt dich hetzend weit verglastes Aug -) , . .. . .

Verkohlte Wälder rings ob Aug-Stern säumen. Mohn-Weiten biegen schwer im Wangen-Glas.

Goldhaupt gezückt: tön Himmel: welche Fährte! 7 Blut-Sterne sprießen wirbelnd deiner Brust. . . . bald krümmend Mensch-Tier quer verquollener Erde . . . Gen Nebel platzt der Liebe Lilien-KuB.

Wir formen euch ! So laßt euch tiefst bearmen ! Du werde mein, wie du! Enorm gestrafft 6ollst du geliebt dich restlos offenbaren . . . Du flügelst schon! wie gleiBt der Stirn Früh-Kap.

Wir rufen euch ! O heilige Schar geschehe! Entscheidet euch! Rückt auf! Beschwört die Brut! So schreitet aus! Gezackte Berge wehen. Helios bekreist euch, krönt euch strahlenden Flugs.

Verpflichtet euch! Ihr Völker euch gestaltet! Hah Feuer-Odem treib euch kittend fest. Ihr Liebenden steigt auf, schwebt vor, entfaltet Geeinte Blüte, honigschwerer Nacht entprei3t.

. . . So schau ich dich, durchbrochenes Antlitz Verfallener Engel . . . Lippen-Hügel röten.

.A .

99

Page 50: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

Asyle Quadern rasen hoch im Blitz. Torpedo-Brust bohrt sich zylindrisch spitz . . . - Erwürgen. Mdrder. Huren. Rückzug. Töten, - Zerschwirrt ihr Städte frevelhaften Baus ! Du Viadukte Werk zerprassele! , . . Beulen! Licht schweift um dich bald, zündendes Verhau. Ja Wolken schwingen ob dir, erzene Keulen. Gesetz! Hah Gottes Spruch ! Gezücht. Wir richten I Es platzt der Mensch vor Unrat-Bluts-Gesichten.

l

L C V ~ E III ; ', S>, ,

,) >

M u ß mich tiefst in dich ? * . . .' 3 ). 8 ,

- Will ich Gott träumen - schmiegb:: ;' ' e , ,

Kaum brennt Hölltages Stich. Gemäuer-Pfort entriegelt.

Rings Schattentiere schweben, Goldhaupt blüht dieser Hand. Laßt uns wie schlank verweben! Es tost der Pulse Brand.

: .' 1 3, ~

I , I : ,Q >" " 3 1

> . ,' 3 ,' ,, , 1 > ) ) I .

I I

I , I > ) '

I 2 > > B

I I , ) I p ,

, , ; v , , , , 1 ,

I ..'a. , ' 2 ,* '" . . I >

, > ' ~ ;:'

Ich bin fiir dich geschehen - Herzliebste! Süßestes Spiel. Schläfen : Plakate drehen. Fels wogt bald Edens-Pfühl.

! Die Brüder sie verkünden Uns rings an Feuer-Volk. Nun Reiche sich verbünden . . . Ifer Seligen Atem schmolz.

O Märchen der Geliebten ! Antlitze: Firmament. Stirn-Mauern jäh zersiebte: Jetzt flötendes Geland.

Die krümmten sich, nun schreiten Sie jählings schmetternd klar. Ja i6rmste sich aufbreiten. (%-Blitz stülpt sich jed Haar.

O Mensch erblink aus Schluchten, Aus Schlamm-Wirrnis, Weib-Pfuhl, Du Mensch: Glied der Verruchten!

101

Page 51: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

Füll auf Mensch deine Buchten I . . .' ' , Bestirnt von Karneol.

Und Balsam: Stank-Goweidé,. . . . Ambrosia tränkt I)ti,&-MuLd - Und Frühen b{ntefes Kleid - Tau-Ljcht killt auf Mord-Grund.

Uqd*&hlaf euch Ohnefrieden - fieimat dem Überall- Gott selbst dir Mensch erwidert - Entfleußet Kot wie Gall.

.* '. , ' > ,

>'. ', ' . ) ' . ) l ~

. ,

. ; ,a. v. '

. .

b

. .

,LOTTE IV

Auseinanderklaff du, Firmatnent ! Länder so in Schwefelschatten troffen . . . Mensch der Flucht. Wie deine Straße brennt. Eingeweide blättern, quillend offen. Hölltumulte knattern fauchen stier. Nehelqualm so sich auf Mund-Park lötet. Nacht verkreist. Aufschäumendes Revier. Rote Zeit - : nur rings Skelett-Baum flötet.

Du Geliebte . . . glättend Mörder-Falten. Streich den E-Iügel der Verruchten aus! Blitze fangst du, wirr Blut-Länder spaltend. Sänftigend der Schemen ekliren Br.aus. &lut solcher Küsse lindernd wehe! Du Geliebte: strömend überall. Stern erblin kt im Pulverschwall. Friede so Armaden wie Armeeen.

Du Geliebte . . . ja zu Höfen krumm, Tiefst in Straßen-Labyrinth geschmissen. Rings Gespensterblöde stelzend um. LaB mein Lied sich deinem Haupt heut hissen. Lilienhand in dich die Harfe greifet. O Gesänge lrindreich ungedämmt ! . . . er der brüllend durch die Kacht sich stemmt - DaB er schlafend deiner Lipp nah schweige.

Du Geliebte . . . Mußt die Alle fassen, Völker Schlürfer dieser ewigen Brust. Wieder schwebst du leuchtend über Wassern. Psalter die. Ekstasen und Terrassen! Aufgeblüht. O Himmel Purpur-Frucht. Städte schlingen a n den Abhang-Hüften.

Page 52: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

Endlos wogt dir hymnisch breiteres Meer. Windfluß rauscht aus letzten Gründen her. Menschen schrauben sich aus Toten-Grüften.

Du Geliebte . . , Sammlerin der Scharen, Knospe dieser Schar! Dein Atem steigt. Schluchzend wenden sich dir Zu Barbareu : Prall gemästet Ares flüchtend feixt. Zwielicht stürzt ein Sonnen-Ungeheuer! Aufgeschlitzt Asyle grauserer Sack. Dichter müssen dich in Hymnen feiern! Mensch verwoben im bestimmten Takt.

c ì L

DER FREUND

Noch krümmst du dich im Pfuhl der Lazarette. Antlitz-Scheibe blüht im.Bruch der Kissen schief. . . . zerstampft mich ! hah zermalmt! Zerfaserte Nächte So schlich ich feixend gen die Frauen tiefst.

Stört mich nicht auf! Ich träum gewisseren Zielen. Tribünen Tag muß Gold-Flaum mich umschneien.

I Bald brichst du auf, Gewaltigster, aus Kind-Spielen. Völker Hirt zu Purpur-Morgenschein.

,Bravo" gebrüllt du buntester Fassaden! Plakate brennen grellst dein Wunderbild. Ja Rader brausend Du-Du-Symphonieen. Dich -: flammende Paläste! Dich -: Geliebte! !

O Dich -: Menschenarme; Fontänen hochgeblühte. Du! Du! -: Blut-Atem Friihtau aufgestäubter. Dir Bruder -: Chöre aller Brüder-Schreiter. H& Dich -: lichtweiteste Rose des Gehirns.

. . . - noch krümmst du dich . . . Was dräuen dir Kasernen ! ! Wie Strahlend du! Gewürm atzt nicht. Gefeit. Hebst dich aus Fels-Krust (Böller blähn) Zisternen! - Gezückter Turm erneuter Menschheit ! -

k?

Page 53: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

....- ............... ~ .__

LOTTES PUPPÉN

D i e walten her aus.eisiger Legende . (gespitzte Sterne.flammend jah im Sturz) . So hingespielt .. Und Haare Dornbusch lodert . ... krümmt ! klirrt ! ... Entschweifung . Lichtdurchatmet . Bindlos .

! Steigt auf! Erweckt euch! Aus den Schatten rücken . . . Strahlt Blut! Entzündet! Glanz wächst . Schreiten hell . Knüpft durch den Raum euch: tiinende Leiber Brücken . Wellen flügeln Lippen-Münder . Ihr - : Mensch der Zukunft . Turm . Magisch Gestell .

Und Arme hoch: Mordsensen ringsum drehend . Und Arme oh: fest schleudernd Brust an Brust . Stirn: Schild . Ja Hügel Wangen Schwarm fruh blähend . Haut schmilzt . So weit . . . Ihr mündet . 1mmer.FluB .

Schwingt an! Beginnt! Vorwärts ihr heiligen Scharen! Durchspannt uns zerrend .. Kreuz uns lichterer Zug! Schon kratern Poren .. Tösender Fanfaren . Stmm schwirrt . Mai-Garten sich ins Fels-Werk schlug .

. .

i

I

l

4

INHALTSVERZEICHNIS Gedichte fur ein Volk . . . . . . . . . . . . . . . 5

. ERSTES BUCH . EROBERUNG Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . i i

Jena I 9 I 7 Sommer . . . . . . . . . . . . . . . . . .

'ZWEITES BUCH . DER NEUE MENSCI1 Traum von Babel . . . . . . . . . . . . . . . . . "9 Männer . Führer . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 AnGott . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Moreenlied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Der Neue Mensch . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Geheimrat B . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

Aufruf zum Keuen Mensch . . . . . . . . . . . . . 39 David . Jonalhan . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3 Wald . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Urmensch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 An Berlin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Mai . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 An die Dichter . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 An die Dichter (Erste Fassung) . . . . . . . . . . . 57 Dezember I 9 1 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59

Gebet Pfingsten 19 17 . . . . . . . . . . . . . . . . 37

Revolution 19 I z . . . . . . . . . . . . . . . . . 60

Page 54: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

I

..

.

..

.

..

.

..

.

..

..

..

..

..

..

.

..

..

..

..

..

.

..

..

..

..

..

..

.

..

..

..

..

..

.

..

..

..

..

..

..

E*

**

**

-.

..

-.

.

g

..

..

..

..

..

..

.

..

..

..

..

..

.

..

..

..

..

..

..

x

..

..

..

..

..

..

g ..

..

..

..

..

..

G

..

L .

..

..

..

..

H

Q

)

-2

g .

P

*.

%d

g . . -

3 .

Sv

)

8 *

Q)

C

IS

âá

*F

4"

*.E.. a

h.s

.22

*

CI

O

g

r 5 0

23: g :

Ta74

g +

&c

$a

Za

d-

18

&

U

3.

..

..

..

..

..

.

..

..

..

..

..

..

E

..

..

. ; .

..

..

.

..

..

C.

..

.- .

Y

.*- .k

g

a.?

CI ,O

LI

-

..

..

..

..

..

..

.

..

..

..

..

..

.

..

..

..

..

..

..

p1 Q

.

..

..

..

..

..

.

x .

..

..

..

..

..

.

g.

..

..

..

..

..

..

..

..

..

..

..

..

= .

..

..

..

..

..

.

a ..

..

..

..

..

..

g .

..

..

..

..

..

.

f> .

..

..

..

..

..

.

m .

..

..

..

..

..

.

E.

,.

.

..

..

..

..

g .

..

..

..

..

..

.

..

.

..

. a Q)

..

.

..

Page 55: GEDICHTE FUR EIN VOLKFurunkel-Blütchen hältst du viel im Korbe . . .) Mord-Brut der Menschheit restlos ausgetilgt. Ihm nach o Brüder! Endlichst ein Beginnen! Von Mensch zu Mensch

D r u c k d e r S p a m e r s c h e n B u c h d r u c k e r e i i n L e i p z i g

I n s e l - V e r l a g z u L e i p z i g

Dichtungen von

J o h a n n e s R. Becher

Verfall und Triumph Erster Teil: Gedichte

ZweiterTeil: Versuche in Prosa Geh. M. 4.-, in Halbperg. M. 5.-

Geh. M. 3.-, in Halbperg. M. 4.- Die heilige Schar. Gedichte. I 918.

Das Neue Gedicht (In Vorbereitung)

Kartoniert M. 2.50