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Gefahren für die menschliche Gesundheit durch hormonell wirksame Zusätze in Kunststoff- produkten Eine Studie des WWF Deutschland Juli 2000 Flammschutzmittel, Weichmacher und Organozinnverbindungen

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Gefahren für die menschlicheGesundheit durch hormonellwirksame Zusätze in Kunststoff-produkten

Eine Studie des WWF DeutschlandJuli 2000

Flammschutzmittel, Weichmacherund Organozinnverbindungen

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WWF-Studie 2000: Gefahren durch Zusätze in Kunststoffprodukten

Stoff- und AbkürzungsverzeichnisBromierte Flammschutzmittel

PBDPE Polybromierte Diphenylether, Sammelbezeichnung mehrfach bromierterDiphenylether

TetraBDPE Tetrabrom-Diphenylether, besitzt 4 BromatomePentaBDPE Pentabrom-Diphenylether, besitzt 5 BromatomeOctaBDPE Octabrom-Diphenylether, besitzt 8 BromatomeDecaBDPE Decabrom-Diphenylether, besitzt 10 BromatomePBB Polybromierte BiphenyleTBBA Tetrabrom-Bisphenol AHBCD Hexabromcyclododecan

Phthalate

DEHP Di-ethylhexylphthalat, Phthalat mit der größten VerwendungsmengeMEHP Mono-ethylhexylphthalat, Abbauprodukt von DEHPDINP Di-isononylphthalatDIDP Di-isodecylphthalatDBP Di-butylphthalatBBP Benzbutylphthalat

Organozinnverbindungen

MBT MonobutylzinnDBT DibutylzinnTBT TributylzinnMOT MonooctylzinnDOT DioctylzinnMMT MonomethylzinnDMT DimethylzinnMDT MonododecylzinnTPT Triphenylzinn

Impr essumAutorinnen: Patricia Cameron und Karoline SchachtWissenschaftli che und politische Beratung: Ulrike Pirntke und Andreas Ahrens (Ökopol Hamburg)V.i.S.d.P.: Patricia CameronSchlussredaktion: Patricia CameronLayout und Satz: Meiners Druck OHG, BremenHerausgeber: WWF Deutschland, Frankfurt am Main, Stand: Juli 2000, 1. Auflage: 1000Bildquelle: Wittke, Flux-Design(c) Text (2000) WWF Deutschland, Frankfurt am Main.

Jeder Nachdruck, auch auszugsweise, bedarf der Genehmigung des Herausgebers.Umschlag und Inhalt gedruckt auf 100% Recycling-Papier.

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WWF-Studie 2000: Gefahren durch Zusätze in Kunststoffprodukten

Inhalt

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

1. Die hormonähnliche Wirkung von Chemikalien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

1.1. Störungen des Hormonsystems durch Umweltchemikalien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

1.2. Die Wirkung hormoneller Schadstoffe auf Menschen und Tiere. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

1.3. Aufnahme hormonell wirksamer Chemikalien in den Körper. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

2. Hormonell wirksame Chemikalien in Kunststoffen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

2.1. Bromierte Flammschutzmittel in Kunststoffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

2.1.1. Verwendung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

2.1.2. Belastung der Umwelt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

2.1.3. Belastung des Menschen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

2.1.4. Wirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

2.2. Phthalate als Weichmacher in Kunststoffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

2.2.1. Verwendung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

2.2.2. Belastung der Umwelt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

2.2.3. Belastung des Menschen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

2.2.4. Wirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

2.3. Organozinnverbindungen in Kunststoffen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

2.3.1. Verwendung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

2.3.2. Belastung der Umwelt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

2.3.3. Belastung des Menschen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

2.3.4. Wirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

3. Mögliche Gefahren für die menschliche Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

3.1. Darstellung der Bewertungsmethode. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

3.2. Bromierte Flammschutzmittel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

3.3. Phthalate. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

3.4. Organozinnverbindungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

4. Was tun?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

4.1. Forderungen an die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

4.2. Tipps für VerbraucherInnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

5. Zusammenfassung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

6. Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

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WWF-Studie 2000: Gefahren durch Zusätze in Kunststoffprodukten

Einleitung

Der WWF hat in zahlreichen Publikationenauf die Risiken für die Meeresumwelt hingewie-sen.

Mit dieser Broschüre soll nun über bestimm-te Schadstoffe informiert werden, die in alltägli-chen Gebrauchsgegenständen aus Plastik enthal-ten sind und daher auch für den Menschen einepotenzielle Gefahr darstellen. Einige dieserKunststoff-Zusätze wirken auf Tiere schon in ge-ringen Mengen schädlich. Es ist zu befürchten,dass ähnliche Effekte auch bei Menschen auftre-ten können, wenn die vorhandene Belastung mitdiesen Stoffen nicht nachhaltig vermindert wird.

Diese Broschüre soll dabei helfen, die we-sentli chen Risiken zu verstehen und zeigt Wegeauf, wie das Risko für die menschliche Gesund-heit und die Umwelt vermindert werden kann.

Seit vielen Jahren beschäftigt sich der WWF mitden hormonähnlichen Wirkungen bestimmterChemikalien auf verschiedene Tierarten, die inder ganzen Welt zu beobachten sind. Dabei ste-hen eine ganze Reihe von Substanzen im Ver-dacht, Schäden am Hormonsystem hervorzuru-fen, mit weitreichenden Folgen wie Immun-störungen, Missbildungen, Unfruchtbarkeit odersogarVerhaltensänderungen.

Viele der hormonellen Schadstoffe lassensich heute überall in der Umwelt finden, sogar inzivilisationsfernen Meeresregionen. Hierbei stel-len neben den direkt in das Meer eingeleitetenSubstanzen vor allem diejenigen Stoffmengenein Problem dar, die aus weit verstreuten Quellenmit dem Wasser oder der Luft schließlich imMeer landen. Sie betragen ca. 80% der Schad-stoffeinträge in das Meer.

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Tab. 1: Beispiele von Chemikalien mit hormoneller Wirkung

Produktgruppe oder Quelle Hormonell wirksame Stoffe

Pestizide oder Biozide DDT und seine Abbauprodukte

Lindan

Endosulfan

Vinclozolin

Teerstoffe

Abbauprodukte von Tensiden aus Octyl und Nonylphenol

Reinigungsmitteln

Bei der Produktion von Dioxine, Teerstoffe

Industriechemikalien oder

Verbrennungsprozessen entstehende

Nebenprodukte

Zusatzstoffe in Kunststoffen Bestimmte bromierte Biphenyle und

Diphenylether

Bestimmte Phthalate

Bestimmte Organozinnverbindungen

Wirkung von Hormonen verstärken, vermindernoder ganz verhindern, den Auf- und Abbau vonHormonen im Körper stören (Hormonstoff-wechsel), den Transport von Hormonen beein-trächtigen und/oder direkte Effekte auf hormon-produzierende Organe ausüben. Diese Stoffewerden daher auch „hormonelle Schadstoffe“genannt.

Hormone greifen vielfältig in die Entwick-lungsvorgänge und Körperfunktionen ein, wes-halb die Störungen durch hormonell wirksameChemikalien ebenso vielfältig sein können. Siekönnen auf die Fortpflanzungsorgane wirken,wo sie zu Missbildungen oder verminderterFruchtbarkeit führen. Das Immunsystem kannbeeinflusst werden, was zu einer erhöhtenKrankheitsanfälligkeit führen kann. Möglich istauch die Förderung bestimmter Krebsarten. Undletztlich können Veränderungen im Hormonsys-tem auch die Ursache von Verhaltensänderungensein.

Der Zeitpunkt, die Höhe und die Dauer derBelastung des Körpers mit diesen Chemikalienentscheiden, ob und in welcher Ausprägung Fol-gen eintreten. Generell gil t, dass diese Auswir-kungen, genau wie bei Hormonen, bereits durch

1. Die hormonähnliche Wirkung von Chemikalien

1.1. Störung en des Hormonsystemsdurch Umweltc hemika lien

Bestimmte Chemikalien, die in der Industrie beider Herstellung von Produkten sowie in derLandwirtschaft als Schädlingsbekämpfungsmit-tel (Pestizide) eingesetzt werden, ähneln in ih-rem chemischen Aufbau den Hormonen, denwichtigen Botenstoffen des menschlichen undtierischen Körpers.

Hormone steuern in einem kompliziertenZusammenwirken nicht nur die Entwicklung undFunktion der Fortpflanzungsorgane, sondernauch die des Gehirns und des Immunsystems.Die Bildung und der Abbau der Hormone, ihrTransport durch den Körper zu den Zielorganensowie ihr Gleichgewicht zueinander werdendurch das Hormonsystem geregelt. Dieses setztsich aus dem Zentralnervensystem, verschiede-nen Körperdrüsen und den jeweiligen durch dieHormone gesteuerten Organen (Zielorganen) desKörpers zusammen.

Vom Menschen künstlich hergestellte Che-mikalien können als körperfremde Substanzen indieses Hormonsystem und somit in die Funktio-nen des Organismus eingreifen, indem sie die

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WWF-Studie 2000: Gefahren durch Zusätze in Kunststoffprodukten

Es ist schwierig, einen Gesundheitseffekt mitder Wirkung einer bestimmten Chemikalie inVerbindung zu bringen. Im Körper wirkt eineVielzahl von Stoffen gleichzeitig auf das Hor-monsystem. Der Beitrag der einzelnen Chemika-lien sowie die Wirkung einer Mischung von ver-schiedenen Chemikalien (Kombinationswir-kung) sind selten zweifelsfrei bestimmbar. Da-her sind eindeutige Zusammenhänge zwischender Ursache und der Wirkung kaum feststellbar.Weiterhin wird der Nachweis zweifelsfreier Zu-sammenhänge dadurch erschwert, dass:

• zwischen der Schadstoffbelastung, z. B.während der Schwangerschaft und dem Auf-treten der Gesundheitsschäden ein langerZeitraum liegen kann,

• Studien über Ursachen, Auftreten und dieVerbreitung von Gesundheitsschäden auf-grund unterschiedlicher Methoden und un-gleich zusammengesetzter Untersuchungs-gruppen z. T. schwer miteinander vergleich-bar sind, und

• das hormonelle System neben bestimmtenChemikalien auch auf zahlreiche weitereEinflüsse (z.B. Stress) empfindlich reagiert.

Dennoch liegen Beobachtungen und Unter-suchungen vor, welche die Besorgnis über denEinfluss hormonell wirksamer Chemikalien aufdie menschliche Gesundheit begründen:

• Der Einfluss vom körpereigenen weiblichenSexualhormon Östrogen auf das Auftretenvon Brustkrebs ist unbestritten. Auch kön-nen Fehlsteuerungen der Sexualhormonewährend der Entwicklung der Geschlechts-organe Brustkrebs verursachen (Lilienblum,1997).

• Die Störung der Gehirnentwicklung vonUngeborenen durch eine Belastung der Müt-ter mit PCBs (Polychlorierten Biphenylen)wurde u.a. in Nordamerika nachgewiesen.Im Vergleich mit Gleichaltrigen wiesen dieseKinder später, insbesondere bezüglich ihrerErinnerungsleistung und der Aufmerksam-keitsfähigkeit, niedrigere Intelligenzquoti-enten auf als die Vergleichsgruppe und wa-ren in ihrer Entwicklung um mindestens 2Jahre verzögert (Jacobson & Jacobson,1996).

äußerst geringe Konzentrationen ausgelöst wer-den. Im Allgemeinen sind Kinder empfindlichergegenüber Chemikalien als Erwachsene, da ihreFähigkeit, körperfremde Stoffe abzubauen, zuentgiften und auszuscheiden, noch nicht voll-ständig ausgebildet ist. Außerdem sind imWachstum begriffene Körpergewebe, in denensich die Zellen rasch teilen, empfindlicher fürschädigende Einflüsse. Daher sind Embryonenund Säuglinge besonders gefährdet, denn inSpannen von nur wenigen Tagen finden in ihrenKörpern grundlegende, hormonell gesteuerteEntwicklungen statt. Die Ausbildung der Ge-schlechtsorgane und des Gehirns sowie die Lei-stungsfähigkeit des Immunsystems werden in ei-nem frühen Entwicklungsstadium festgelegt. Diesensible Phase der Entwicklung des Gehirns unddes Zentralnervensystems erstreckt sich vomdritten Monat der Schwangerschaft bis zumzweiten Lebensjahr (Eriksson et al., 1998). EineBelastung mit hormonell wirksamen Chemikali-en in diesen kritischen Phasen kann daher blei-bende Schäden zur Folge haben.

Chemikalien, die erwiesenermaßen hormon-ähnliche Wirkung besitzen, können aus vielenAnwendungsbereichen und Prozessen stammen(Tab. 1).

1.2. Die Wirkung hormoneller Schad-stoff e auf Menschen und Tiere

In der Bevölkerung der westlichen Länder wur-den über die letzten Jahrzehnte gesundheitlicheTrends beobachtet, die mit dem zunehmendenGebrauch von hormonell wirksamen Chemikali-en in Verbindung stehen können:• verminderte Fruchtbarkeit

• sinkende Spermienzahlen und abneh-mende Spermienqualität

• steigende Zahl von Fehlentwicklungender Hoden

• verstärktes Auftreten von Funktionsstö-rungen der Eierstöcke

• Zunahme von Zellwucherungen am Eier-stock (Endometriose)

• Fehlsteuerungen von Schilddrüsenhormo-nen

• Zunahme von Brust-, Prostata- und Hoden-krebs.

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Auch bei wildlebenden Tieren bleibt die Be-lastung mit hormonell wirksamen Chemikaliennicht ohne Folgen. Sie sind aufgrund der bei Tie-ren oftmals kürzeren Generationszeiten offen-sichtlicher und lassen sich durch viele Beobach-tungen und Beispiele belegen:

1.3. Aufnahme hormonell wirksamerChemika lien in den Körper

Eine Belastung mit hormonell wirksamen Che-mikalien kann am Arbeitsplatz oder im privatenUmfeld auftreten. Die Aufnahme der Chemikali-en ist auf verschiedene Weisen möglich:

• Weltweit sind bei über 150 Meeres-schneckenarten Vermännlichungen derweiblichen Tiere zu beobachten, die im Ex-tremfall männliche Geschlechtsorgane aus-bilden und dadurch unfruchtbar werden(“I ntersex” und “Imposex“). Dieser Effektwird durch Tributylzinn (TBT) ausgelöst,das in Schiffsanstrichen eingesetzt wird(deFur et al., 1999).

• In britischen Untersuchungen wurden inmännlichen Fischen, die in verschiedenenFlüssen nahe der Einleitungsstellen vonKläranlagen in Versuchskäfigen gehaltenwurden, stark erhöhte Vitellogeninkonzen-trationen festgestellt. Vitellogenin ist ein Ei-weißstoff, den sonst nur weibliche Fischebilden und der für dieAusbildung des Eidot-ters wichtig ist. Als Ursache wurdenöstrogenartig wirkende Alkylphenole undandere Substanzen aus häuslichen Abwäs-sern sowie Abwässern einer Wollwäschereiidentifiziert, die durch die Abwasser-reinigung nicht entfernt wurden (Purdom etal., 1994). Entsprechende Phänomene fan-den sich auch bei Flundern der Nordsee, de-ren männliche Vertreter in belasteten engli-schen Flussmündungen Eidotter ausgebildethatten (Mathiessen, 1999).

• In der Region der Großen Seen in Nordame-rika zeigen eine Vielzahl von Fisch- undVogelar ten veränderte Schilddrüsenfunktio-nen. Bei Möwen und Seeschwalben wirdeine Verdünnung der Eischalen beobachtet,darüber hinaus wird der Bruterfolg durchMissbildungen und eine erhöhte Küken-sterblichkeit vermindert. Diese Effekte wer-den mit erhöhten Konzentrationen derschwer abbaubaren und hormonell wirksa-men Giftstoffe wie DDT und PCB inVerbin-dung gebracht (Giesy et al., 1994).

• Allig atoren im Apopka-See in Florida zei-gen konstant veränderte Hormonspiegel.Ab-norme Konzentrationen von Geschlechts-hormonen, Verkümmerungen der männli-

• Über die Atemluft• Die Außenluft, insbesondere in indu-

strialisierten Gebieten und Städten, istmit einerVielzahl an chemischen Stoffenbelastet.

• In Innenräumen sind Chemikalien nach-weisbar, die aus den Baumaterialien undEinrichtungsgegenständen selbst (Mö-bel, Teppiche, Tapeten, etc.) sowie ausPflegemitteln stammen.

• Über die Nahrung• Schwer abbaubare, fettlösliche Chemi-

kalien reichern sich über die Nahrungs-kette in Tieren an und werden beim Ver-zehr tierischer Nahrungsmittel (Fleisch,Fisch, Milchprodukte, Eier, etc.) vomMenschen aufgenommen.

• Chemikalien gelangen bei der Lebens-mittelverarbeitung und ausVerpackungs-materialien (z.B. Kunststofffolien) inNahrungsmittel.

• Über die Haut• Viele Stoffe können die Haut durchdrin-

gen und sich im Körper verteilen.Vor al-lem bei Inhaltsstoffen in Kosmetika und

chen Geschlechtsorgane und verminderteNachwuchszahlen sind die Folgen. Die Ur-sache wird in der Belastung mit den Insek-tengiften Dicofol und DDT sowie anderenchlororganischen Verbindungen gesehen(Guillette et al., 1996).Meeressäuger wie Robben und Seehundeaus Ost- und Nordsee weisen vermehrtSkelettdeformationen und Uterusverände-rungen sowie Immunstörungen und damiterhöhte Krankheitsanfälligkeit auf (Berg-mann et al., 1992; Helle et al., 1976a und b;Reijnders et al., 1994).

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Reinigungsmitteln ist dies problema-tisch.

• Chemikalien können z.B. aus Textilien,Kleidung und Möbeln (z.B. Bezügen vonBaby-Laufställen, Sitzmöbeln) austre-ten und bei Hautkontakt aufgenommenwerden.

• Beim Lutschen und Saugen• Beim Lutschen und Saugen an Spiel-

zeugen oder Schreibutensilien könnenInhaltsstoffe von z.B. Farben oder Kunst-stoffen gelöst und aufgenommen wer-den.

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2. Hormonell wirksame Chemikalien in Kunststoffen

Bromierte Flammschutzmittel werdenKunststoffen und Textilien zugesetzt, um sieschwer entflammbar zu machen. Für einige Ver-treter dieser Stoffgruppe liegen deutliche wis-senschaftliche Hinweise aus Tierversuchen überihre hormonelle Wirksamkeit vor, über die sie inden Schilddrüsenstoffwechsel eingreifen undEntwicklungs- sowie Verhaltensstörungen auslö-sen können.

Flammgeschützte Kunststoffe finden sichhauptsächlich in:• Elektro- und Elektronikgeräten (z.B. in

Kunststoffgehäusen von Fernsehern undComputermonitoren, Isolierungen vonStromkabeln, Leiterplatten)

• Kunststoffschäumen in Polstermöbeln, Au-tositzen und Matratzen

• Baumaterialien (z.B. Dämmplatten)• Teppichrücken• Möbeltextilien und beschichteten Textilien

(z.B. in Couchgarnituren, Zeltplanen)• Textili en in besonders brandgefährdeten

Bereichen (z.B. in Vorhängen, Wandverklei-dungen).

Phthalate werden zu über 90 % für Produkteaus dem Kunststoff PVC eingesetzt, um sieweich und flexibel zu machen. Für einige Vertre-ter der Phthalat-Gruppe liegen deutliche wissen-schaftliche Hinweise aus Tierversuchen vor, dasssie die männlichen Fortpflanzungsorgane schä-digen und zu Missbildungen bei den Nachkom-men führen können. Zudem zeigen Laborversu-che an Zellkulturen, dass bestimmte Phthalatesich wie Sexualhormone verhalten oder derenWirkung blockieren können.

PVC mit Weichmachern findet sich haupt-sächlich in:• Fußbodenbelägen, Wandverkleidungen und

Tapeten• Folien, Duschvorhängen, Tischdecken,

Kunstleder• Spielzeug• Regenkleidung, Gummistiefeln, Schuhsohlen• Isolierungen von Stromkabeln• beschichteten Textilplanen (z.B. LKW-Pla-

nen, Zelte)

Die vielseitige Verwendung von Kunststoffenwird oftmals erst durch den Einsatz von be-stimmten Chemikalien ermöglicht, welche diebesonderen Eigenschaften der Kunststoffe be-wirken. Einige dieser Substanzen zeigen hor-monähnliche Wirkungen und stellen eine heutzu-tage allgegenwärtige Quelle der Belastung dar.Im Weiteren soll daher beispielhaft das Risikofür Mensch und Umwelt betrachtet werden, dasdurch die Aufnahme von Zusatzstoffen besteht,die derzeit in Kunststoffgegenständen des tägli-chen Gebrauchs vorkommen. Kunststoffe müs-sen je nach Anwendungsbereich bestimmte Ei-genschaften aufweisen. Dies kann erreicht wer-den durch• die Auswahl der Kunststoffart (z.B. Polyvi-

nylchlorid (PVC), Polyethylen (PE), Poly-propylen (PP), Polyester, Polyurethan (PU))

• die Variation der inneren Struktur des Kunst-stoffes durch unterschiedliche Vernetzungder einzelnen Kunststoffmoleküle

• die Kombination verschiedener Kunststoffemiteinander

• den Zusatz von Stoffen (Additiven), die einegeringe Entflammbarkeit gewährleisten(Flammschutzmittel), den Basiskunststoffbiegsamer machen (Weichmacher), ihm einegrößere UV- und Wärmebeständigkeit ver-leihen (Stabilisatoren) oder keimtötend wir-ken (Biozide).

Die Zusatzstoffe sind nicht fest im Kunst-stoff gebunden, sondern können je nach Ge-brauchsbedingungen an seine Oberfläche wan-dern, ausdampfen, durch Wasser ausgewaschenwerden oder in fetthaltige Substanzen überge-hen.

Einige Vertreter dreier wichtiger und weit-verbreiteter Gruppen von Zusatzstoffen stehenim Verdacht, hormonähnliche Wirkungen in Or-ganismen auszulösen:

• Bromierte Flammschutzmittel, wie Tetra-brombisphenol A (TBBA) und polybromier-te Diphenylether (PBDPE),

• Phthalate als wichtigste Stoffgruppe derWeichmacher und

• Organozinnverbindungen als Stabilisatorenund/oder Biozide.

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• Dachabdeckungen• Unterböden von Autos• medizinischen Artikeln wie z.B. Bluttrans-

fusionsbeuteln.

z.B.:• Bodenbelägen• biegsamen Folien und Platten• Druckpasten für Textilaufdrucke.

2.1. Bromier te Flammsc hutzmi ttel inKunststoff en

2.1.1. Verwendung

1 Entwurf der Risikobewertung (RAR = Risk Assessment Report) nach der Verordnung 793/93 des Rates derEuropäischen Union, die für diese Stoffe von den Mitgliedsstaaten England (Umwelt) und Frankreich (Gesund-heit) bearbeitet wurden. Die Daten sind unter den Mitgliedsstaaten noch nicht formell als Bewertungsgrundlageakzeptiert.

Einige Organozinnverbindungen sind demin vielen Bereichen eingesetzten Kunststoff PVCals Stabilisatoren zugesetzt. Sie sorgen für Hitze-und UV-Lichtbeständigkeit. Andere Organo-zinnverbindungen finden bei der keimtötendenAusstattung von Kunststoffprodukten und Texti-lien Verwendung. Bestimmte Vertreter dieserGruppe sind aufgrund ihrer wissenschaftlichnachgewiesenen hormonähnlichen Wirkung aufmenschliche Zellkulturen und Tiere und ihrerNeigung zur Anreicherung in Lebewesen sehrproblematisch (WWF, 1999).

Kunststoffe mit Organozinnverbindungenfinden sich überwiegend in Produkten aus Hart-PVC wie z.B.:• Verpackungsfolien• Kunststofff laschen• Trinkwasser- undAbwasserrohren• Jalousien, Regenrinnen, Fensterrahmen.Zusätze zinnorganischer Verbindungen findensich aber auch in Produkten ausWeich-PVC, wie

Der größte Teil aller flammgeschützten Kunst-stoffe erhält diese Eigenschaft durch den Zusatzvon Chemikalien aus der Gruppe der bromiertenFlammschutzmittel (z.B. polybromierte Diphe-nylether (PBDPE) und Tetrabrombisphenol A(TBBA)).

In der Stoffgruppe der polybromierten Di-phenylether werdenVerbindungen gleichenAuf-baus, aber mit unterschiedlicher Anzahl anBromatomen zusammengefasst. Von kommerzi-eller Bedeutung sind dabei dieVerbindungen mit5, 8 und 10 Bromatomen (Penta-, Octa- undDecabrom-Diphenylether), wobei die Handels-produkte eine Mischung verschiedener Verbin-dungen enthalten. In der Europäischen Union istnur noch eine Produktionsstätte für diese Stoffein Betrieb, die in geringen Mengen Decabrom-Diphenylether (DecaBDPE) herstellt (RAR,DecaBDPE, 19991 ). In Europa entfallen 75 %

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• Waschen von Textilien• Abfallbehandlung und Deponierung.

Der Anteil der Produktionsprozesse und Ver-arbeitungsvorgänge an der jährlichen Belastungist relativ gering. Durch die Nutzung der Produk-te auf europäischer Ebene entsteht eine geschätz-te Belastung der Atmosphäre von knapp 100Tonnen polybromierter Diphenylether pro Jahr,in das Abwasser gelangen alleine durch Textil-wäsche 360 Tonnen DecaBDPE pro Jahr. Mit ca.12.000 Tonnen entfällt der weitaus größte Anteildes potenziellen jährlichen Umwelteintrages aufdie Abfallentsorgung. 75 % hiervon sind Deca-BDPE (RAR, DecaBDPE, 1999).

2.1.2. Belastung der Umwelt

Die chemischen Eigenschaften der bromiertenFlammschutzmitteln wie• geringe Verdunstung (Dampfdruck),• schlechte Abbaubarkeit (= hohe Persistenz)• sehr gute Fettlöslichkeit (= hohe Lipophili-

tät) und• schlechte Wasserlöslichkeitbewirken, dass sich die Stoffe in der Luft an Par-tikel anlagern und über weite Strecken transpor-tiert werden können, bevor sie mit dem Regenoder durch Absinken in Gewässer und auf Bödengelangen. In der Atmosphäre dauert es 13-94Tage, bis die Hälfte einer freigesetzten Stoff-menge abgebaut worden ist (Halbwertszeit)(RAR, Penta-, Octa-, DecaBDPE, 1999/20002 ).In Gewässern sind bromierte Flammschutzmittelschlecht abbaubar, aufgrund ihrer schlechtenWasserlöslichkeit werden sie überwiegend andas Sediment gebunden und sind dort gut nach-weisbar.

Die Konzentrationen der bromierten Flamm-schutzmittel, die im Sediment englischer Flüssenachgewiesen wurden, reichten von 320 Mikro-gramm pro Kilogramm (µg/kg) Trockengewichtfür PentaBDPE, über 400 µg/kg für DecaBDPE,bis hin zu 1400 µg/kg für OctaBDPE. Die Mess-

2 Entwürfe der Risikobewertungen (RAR = Risk Assessment Report) nach der Verordnung 793/93 des Rates derEuropäischen Union, die für diese Stoffe von den Mitgliedsstaaten England und Frankreich bearbeitet wurden.Die Daten für OctaBDPE und DecaBDPE sind unter den Mitgliedsstaaten noch nicht formell als Bewertungs-grundlage akzeptiert. Daten zu PentaBDPE sind als Bewertungsgrundlage von allen Mitgliedstaaten akzeptiert(Bearbeiter: England).

des jährlichen Verbrauchs an bromierten Di-phenylethern auf DecaBDPE, das entspricht8.200 Tonnen. Der übrige Anteil am Gesamtver-brauch entfällt zu etwa gleichen Teilen aufPentaBDPE (10 %) und OctaBDPE (15 %). Diefolgenden Abschnitte beziehen sich überwie-gend auf bromierte Diphenylether, da diese ge-genwärtig im Zentrum der europäischen Diskus-sion stehen. Mengenmäßig bedeutend sind abernoch 9.000 Tonnen Hexabromcyclododecan(HBCD) und 15.000 Tonnen TBBA (mit 25 %des weltweiten Verbrauches veranschlagt) proJahr (OSPAR, 2000), so dass der gesamte Ver-brauch bromierter Flammschutzmittel in Europabei 35.000 Tonnen pro Jahr liegt.

In Deutschland werden polybromierte Di-phenylether nach einer freiwillig en Verzichtser-klärung desVerbandes der Chemischen Industrie(VCI) und des Verbandes der Kunststofferzeu-genden Industrie (VKI) seit 1986 nicht mehr pro-duziert oder und für die Herstellung von Kunst-stoff verwendet (Verband KunststofferzeugendeIndustrie, 1986). Diese Verpflichtung betrif ft je-doch nicht die Verwendung von Flammschutz-mitteln durch die kunststoffverarbeitende Indu-strie. Darüber hinaus gelangen Kunststoffpro-dukte mit bromierten Flammschutzmitteln überImporte auf den deutschen Markt. In Schweden,wo seit 1990 eine entsprechende freiwillig e Ver-zichtserklärung einzelner Firmen (z.B. VOLVO)besteht, wird derzeit zusätzlich über ein mögli-ches Verbot für den Verkauf von Erzeugnissendiskutiert, die bromierte Flammschutzmittel ent-halten (ENDS, 1999a). Gemeinsam mit Däne-mark wird ein Verbot bromierter Flammschutz-mittel für die EU, mit einem Schwerpunkt aufpolybromierten Diphenylethern (PBDPE) undpolybromierten Biphenylen (PBB), angestrebt(SEPA/DEPA, 1999).

Bromierte Flammschutzmittel können in dieUmwelt gelangen durch:• Herstellungs- undVerarbeitungsprozesse• Ausdampfen aus Produkten, vor allem, wenn

sich diese beim Gebrauch erwärmen (z.B.Innenausstattung vonAutos)

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WWF-Studie 2000: Gefahren durch Zusätze in Kunststoffprodukten

werte für Sedimente aus Flussmündungen liegenzwar deutlich darunter, aber selbst im Meeres-sediment sind die Stoffe nachweisbar, in der Ost-see und im Wattenmeer fanden sich Konzentra-tionen von über 1 µg/kg (RAR, Penta-, Octa- undDecaBDPE, 1999/2000).

Es werden nicht alle Verbindungen derFlammschutzmittel zu gleichen Anteilen in derUmwelt gefunden. Die Größe der Molekülenimmt mit steigender Zahl der Bromatome zu,dadurch ist der Durchtritt durch die biologischenZellmembranen der Lunge, des Verdauungs-traktes und der Haut erschwert und die Anreiche-rung in Organismen geringer. DecaBDPE besitztdie höchste Zahl an Bromatomen. Obwohl es da-her nur in sehr geringen Konzentrationen in Or-ganismen nachgewiesen wird, ist es trotzdemnicht ungefährlich für die Umwelt und die Lebe-wesen. In Versuchen konnte gezeigt werden,dass die Möglichkeit besteht, dass sichDecaBDPE unter dem Einfluss von UV-Licht,wie es im Sonnenlicht enthalten ist, zu bro-mierten Verbindungen mit einer geringeren Zahlvon Bromatomen zersetzt (Sellström et al.,1998). Diese können sich dann wieder leichter inLebewesen anreichern. In Organismen erfolgtebenfalls ein Abbau der Flammschutzmittel,denn DecaBDPE kann durch Stoffwechselvor-gänge zu Verbindungen mit weniger Brom-atomen umgewandelt werden (Kierkegaard etal., 1997). Daher ist DecaBDPE in der Umweltmöglicherweise eine Quelle für gefährlichereVerbindungen, die weniger Bromatome besitzen.

Erhöhte Konzentrationen in der Umwelt füh-ren zu einer Anreicherung in Fischen und Mu-scheln. Die in Meerestieren gefundenen Konzen-trationen verdeutlichen, dass es auch eine Anrei-cherung in der Nahrungskette gibt. Tiere, die wieMeeressäuger am Ende der Nahrungskette ste-hen, sind deutlich höher belastet als zum Bei-spiel Muscheln oder Fische. So fanden sich2.200 µg/kg PentaBDPE im Fettgewebe vonDelfinen (RAR, PentaBDPE, 1999/2000) undselbst in Pottwalen, die in großen Meerestiefenfernab der Küsten leben, wurde sogar nochDecaBDPE nachgewiesen (de Boer et al.,1998a). Aufgrund der Größe der Moleküle fin-den sich erwartungsgemäß geringere MengenDecaBDPE als PentaBDPE in den tierischen Ge-weben.

2.1.3. Belastung des Mensc hen

Messungen in Innenräumen zeigten nur eine sehrgeringe Belastung der Luft mit bromiertenFlammschutzmitteln. In einer schwedischen Stu-die wurde jedoch ermittelt, dass Blutproben vonAngestellten eines Elektronikschrott-Demonta-gebetriebes, die ständig mit flammgeschütztenElektro- und Elektronikteilen in Kontakt kom-men, siebenmal höhere Belastungen mit bro-mierten Flammschutzmitteln aufwiesen, als dieder Kontrollgruppe (ENDS, 1999b). SelbstDecaBDPE war in den Blutproben enthalten,was beweist, dass auch dieser Stoff trotz seinergroßen Moleküle in den menschlichen Körpergelangen kann (Sjödin et al., 1999).

Eine Aufnahme über die Haut, z.B. durchSitzen auf Plastikmöbeln ist denkbar, wird eherals unwahrscheinlich eingeschätzt.

Der bedeutendste Aufnahmeweg ist der überdie Nahrung. Neben dem Nachweis in Fisch undanderen Meeresfrüchten wurden bromierteFlammschutzmittel auch in Kuhmilch gefunden(3,6 Mikrogramm pro Kilogramm (µg/kg) Fett)(IPCS, 1994). Da durch Waschvorgänge Flamm-schutzmittel aus Kunststoffen (insbesondereTextilien) ausgewaschen werden können, findensie sich im Abwasser wieder. Durch Düngungvon Äckern mit Klärschlämmen aus Industrieund Haushalten können die Stoffe ebenfalls inunsere Nahrung gelangen.

Die geschätzte tägliche Aufnahmemenge fürPentaBDPE über die Wege Nahrung, Trinkwas-ser und Atemluft ergibt eine tägliche Dosis von0,8 µg/kg Körpergewicht für eine Belastung ausdiffusen Quellen und 48 µg/kg für eine Bela-stung nahe einer fiktiven PentaBDPE verarbei-tenden Industrieanlage. Für diese Berechnungwurde angenommen, dass die Substanz über Luftund Klärschlammverwertung in die Böden ge-langt und sich dort in Wurzelgemüse anreichert,das lokal vermarktet wird. Da keine Messwerteverfügbar sind, kann gegenwärtig nicht überprüftwerden, ob die angenommene, lokale Belastungtatsächlich irgendwo in Europa existiert. Wirddie Belastung durch das Wurzelgemüse aus derModellierung herausgenommen, sinkt die tägli-che Aufnahmemenge auf 8 µg/kg pro Tag naheder fiktiven Verarbeitungsstätte und auf 0,1 µg/kg KG aus diffusen Quellen. Durch Rück-rechnung aus real gemessenen Konzentrationen

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von PentaBDPE im menschlichen Fettgewebeergibt sich eine tägliche Belastung von 0,3-0,6 µg/kg (RAR, PentaBDPE, 1999/2000).

Neben anderen bromierten Flammschutz-mitteln wurde PentaBDPE (als handelsüblichesProdukt) mit bis zu 100 µg/kg in menschlichemFettgewebe nachgewiesen (RAR, PentaBDPE,1999/2000). Untersuchungen aus Schweden be-legen eine zunehmende Belastung der Mutter-milch. Die Tendenz zeigt einen schnellen An-stieg, denn von 1972-1997 verdoppelte sich dieBelastung alle fünf Jahre (Norén & Meironyté,1998). Die Gesamt-Konzentration stieg dabeivon 0,072 auf 4 µg/kg Fett an (Meironyté et al.,1998). Darnerud et al. (1998) ermittelten in 39Muttermilchproben schwedischer Frauen einemittlere Belastung von 3,4 µg/kg Fett. Als Spit-zenkonzentrationen wurden 28,17 µg/kg Fett ge-messen. In beiden Untersuchungen wurdeTetraBDPE als die Hauptkomponente identifi-ziert. Die Belastung der Muttermilch in Deutsch-land bewegt sich in der gleichen Größenordnung(0,6-11 µg/kg Fett) (de Boer et al., 1998b).

2.1.4. Wirkung

Alter der Versuchstiere zu. Die niedrigste einma-lige Dosis, die eine Wirkung hervorrief, lag fürPentaBDPE bei 800 µg/kg Körpergewicht(Eriksson et al., 1998).

Fütterungsversuche an Ratten und Mäusenzeigen, dass PentaBDPE hauptsächlich auf dieLeber wirkt. Beobachtet wurden eine Erhöhungdes Lebergewichtes, Veränderungen des Leber-gewebes, die Auslösung der Produktion verschie-dener Leberenzyme sowie eine Störung des Cho-lesterin- und Steroid-Stoffwechsels. Eine Folgeder verstärkten Aktivität der Leberenzyme wareine Erhöhung des Gehaltes an Thyroxin, demwichtigsten Schilddrüsenhormon, was zu einerZunahme des Schilddrüsengewichtes führte. In ei-nem Fütterungsversuch an Ratten wurde als tägli-che Dosis für PentaBDPE, die gerade noch keinenschädlichen Effekt auslöst, 450 µg/kg ermittelt.In der Risikobewertung der Europäischen Unionfür PentaBDPE schlägt England (Bearbeiter die-ses Stoffes) die folgenden Gefahrstoff-Einstu-fungen vor (RAR, PentaBDPE, 1999/2000):• Gefahr ernster Gesundheitsschäden bei län-

gerer Exposition (Belastung) durch Einat-men und Berührung mit der Haut („R48/21/22“) und

• kann Säuglinge über die Muttermilch schädi-gen („R64“).

Für OctaBDPE wurde in Tierversuchen eineStörung der Fortpflanzungsprozesse nachgewie-sen. Es führt z.B. zu verringertem Geburts-gewicht, zu Missbildungen und zum Absterbender Nachkommen. Frankreich hat auf europäi-scher Ebene als Bearbeiter dieses Stoffes vorge-schlagen, OctaBDPE als Stoff einzustufen(RAR, OctaBDPE, 1999/2000),• der das Kind im Mutterleib möglicherweise

schädigen kann („R63“).

2.2. Phthalate als Weichmac her inKunststoff en

2.2.1. Verwendung

90 % der in der Europäischen Union verwende-ten Weichmacher wird im Kunststoff PVC verar-beitet. Unter den Kunststoff-Weichmachern istDEHP (Di-ethylhexylphthalat) mit rund 45 %des Verbrauches (ca. 475.000 Tonnen pro Jahr)

TetraBDPE, ein Bestandteil des Handels-produktes PentaBDPE, wird über den Magen-Darmtrakt aufgenommen und im Körper bis indas Gehirn und das Rückenmark transportiert.Daraus ist ableitbar, dass einige der bromiertenFlammschutzmittel die Blut-Hirn-Schranke, dennatürli chen Schutzwall des Gehirns, durchdrin-gen können (Burreau & Broman, 1998) und dasseine Wirkung auf das Gehirn daher nicht auszu-schließen ist. In Leberzellen männlicher Rattenwurde durch TetraBDPE eine chemische Verän-derung des weiblichen Hormons Östradiol beob-achtet. Diese Veränderung wird als Auslöser fürdie Bildung von Krebsgeschwüren angesehen(Segura-Aguilar et al., 1997).

Versuche an Mäusen legen nahe, dass bro-mierte Flammschutzmittel die Entwicklung desGehirns nachhaltig stören können. Mäuse, denenim Alter von 10 Tagen eine einmalige Dosis ver-abreicht wurde, zeigten im Alter von 2-4 Mona-ten Lernschwierigkeiten und Verhaltensauf-fälligkeiten, wie Hyperaktivität und Anpas-sungsschwierigkeiten an neue Umgebungen. Da-bei nahmen die Störungen mit fortschreitendem

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WWF-Studie 2000: Gefahren durch Zusätze in Kunststoffprodukten

2.2.2. Belastung der Umwelt

3 Entwurf der Risikobewertung (RAR = Risk Assessment Report) nach der Verordnung 793/93 des Rates derEuropäischen Union, der für diesen Stoff von Schweden bearbeitet wird. Die Daten sind unter den Mitglieds-staaten noch nicht formell als Bewertungsgrundlage akzeptiert

Produkten austreten bzw. in die Atemluft verdun-sten. Dies geschieht vor allem bei Erwärmungoder bei Verwendung im Freien durch denEinfluss von Regen und Sonnenbestrahlung. BeiEinsatz in Textilien werden Phthalate besondersbei Waschvorgängen herausgelöst und gelangenmit dem Abwasser in die Kanalisation und in denKlärschlamm.

die gebräuchlichste Verbindung (RAR, DEHP,2000). Andere mengenmäßig bedeutsamenPhthalate sind das kurzkettigere Dibutylphthalat(DBP) sowie Diisononylphthalat (DINP) undDiisodecylphthalat (DIDP).

Phthalate werden PVC in großen Mengenzugesetzt. So stecken z.B. in Spielzeug und Fuß-bodenbelägen bis zu 50% Weichmacher (Leise-witz & Schwarz, 1997). Da sie nicht fest an denKunststoff gebunden sind, können aus den PVC-

Von den insgesamt in der Europäischen Uni-on in die Umwelt abgegebenen Mengen DEHPentstammen nur 1,5 % aus Produktionsprozes-sen und 2 % aus der industriellen Nutzung. Über90 % der jährlichen Belastung (30.000 Tonnen)entstehen durch Verdunstung, Auswaschung,Abrieb und andere diffuse Verluste aus denKunststoffgegenständen selbst. Wie auch für an-dere Vertreter aus der Gruppe der Phthalate sinddie Belastungen aus der Nutzung im Außenbe-reich weitaus höher als durch dieVerwendung inInnenräumen. 60 % der Umweltbelastung wer-den dem Entweichen aus PVC-Abfall zuge-schrieben, wobei der größte Teil aus nicht gere-gelt entsorgten Produkten stammt, die in derUmwelt verbleiben (z.B. Kabel, Abrieb von Un-terbodenschutz) (RAR, DEHP, 20003 ).

In der Umwelt werden Phthalate aufgrund ihrerschlechten Wasserlöslichkeit und ihrer hohenFettlöslichkeit an Partikel und Sedimente gebun-den.

Eine hohe Anreicherung in Süßwasser-sedimenten belegen Messwerte aus dem Rhein.Gegenüber nur 0,14-10 Mikrogramm pro Liter(µg/l) DEHP im Wasser fanden sich bis zu30.000 Mikrogramm pro Kilogramm (µg/kg)DEHP im trockenen Sediment. Ähnliche Ver-hältnisse liegen im Meer vor. Im Emsästuar be-trug die DEHP-Konzentration im Wasser 0,1-0,5 µg/l, während im Sediment 320-600 µg/kgTrockengewicht messbar waren (RAR, DEHP,2000).

Die Halbwertszeit von DEHP in der Atmo-sphäre beträgt in Laborversuchen nur etwa einenTag. Die Halbwertszeiten anderer Phthalate sindlänger und die Bindung an Partikel kann denAb-bau der Chemikalie verzögern. Der weiträumigeTransport führt zur globalen Verteilung derPhthalate (Anonymous, 1999), DEHP ist in dergesamten Umwelt verbreitet. Selbst im Eis derAntarktis sind noch Konzentrationen von bis zu0,53 µg/l messbar (Desideri et al., 1994).

Aufgrund ihrer guten Fettlöslichkeit und ih-

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WWF-Studie 2000: Gefahren durch Zusätze in Kunststoffprodukten

rer langsamen Abbaugeschwindigkeit in derUmwelt reichern sich Phthalate auch in Organis-men an. Sie werden in Weichtieren und Fischenbis hin zu Meeresäugern gefunden. In Bachfloh-krebsen (Gammariden) aus der Süderelbe wur-den Werte von 300 µg/kg Frischgewicht nachge-wiesen, in solchen aus dem Harburger Hafen800-1.100 µg/kg Frischgewicht (RAR, DEHP,2000). In Lebern von Ostseeheringen wurden biszu 4.800 µg/kg Frischgewicht DEHP gefunden(Senthilkumar et al., 1998a), in Fischen ausösterreichischen Gewässern 2.300-2.600 µg/kg(RAR, DEHP, 2000).

2.2.3. Belastung des Mensc hen

Der Mensch kann Phthalate über die Atemluft,den Hautkontakt mit Weich-PVC und die Nah-rung aufnehmen.

Messungen von Innenraumluft in Büros,Schulen und Kindertagesstätten in Dänemark ha-ben DEHP-Konzentrationen von bis zu 0,86 Mi-krogramm pro Kubikmeter (µg/m3) ergeben, wo-bei die Ausstattung der jeweiligen Räume nichtdokumentiert wurde. In einer anderen Studiewurden 200-300 µg/m3 in einem Raum mit neu-

em PVC-Bodenbelag gemessen (RAR, DEHP,2000). Entsprechend der Tendenz der Phthalate,sich an Partikel zu binden, ist eine deutliche An-reicherung im Hausstaub nachweisbar. Der Ge-samt-Phthalatgehalt, an dem DEHP den größtenAnteil hat, lag bei bis zu 5.400.000 µg/kg, dasentspricht 5,4 Gramm pro Kilogramm Haus-staub (Niedersächsisches Ministerium für Er-nährung, Landwirtschaft und Forsten, 1999). ImInnenraum eines durch Sonnenbestrahlung er-hitzten Autos sind DEHP-Konzentrationen vonbis zu 1000 µg/m3 gefunden worden (RAR,DEHP, 2000). Für die Risikobewertung auf euro-päischer Ebene nimmt Schweden als zuständigerMitgliedsstaat eine DEHP-Konzentration in derInnenraumluft von maximal 21 µg/m3 an. Hierbeiist auch derjenige Teil berücksichtigt, der anfeinste Staubpartikel in der Luft gebunden ist.

Auch in der Außenluft ist DEHP messbar.Messungen meteorologischer Stationen an ver-schiedenen regionalen Standorten ergaben Kon-zentrationen von 0,0003-0,3 µg/m³, wobei dieHintergrundbelastung selbst an entlegenenStandorten noch bis zu 0,0027 µg/m³ betrug(RAR, DEHP, 2000). In Städten wurden Konzen-trationen bis zu 0,79 µg/m3 (Japan) gemessen(RAR, DEHP, 2000; Niedersächsisches Ministe-

Tab.2: Phthalat-Belastung verschiedener Produkte auf verschiedenen Märkten [µg/kg]

Nahrungsmittel Stoff Konzentration

Weichkäse Gesamt-Phthalat 114.000

Erdnüsse Gesamt-Phthalat 38.000

Käse (England) Gesamt-Phthalat 1.800-19.000

DEHP 200-2.700

Geflügel Gesamt-Phthalat 8.800

Babymilchzubereitung (Dänemark) DEHP 4-60

Babymilchzubereitung (England) DEHP 330-980

Babymilchzubereitung (Deutschland) DEHP < 50 - 196

Kekse DEHP 25.000

Butter DEHP 3.400

Grapefruit-Saft DEHP 1.700

Ölsardinen DEHP 1.400

Kuhmilch (Norwegen) DEHP 60-380

Kuhmilch (roh) (Deutschland) DEHP 20-150

Kuhmilch (konsum) (Deutschland) DEHP 0-40

Kuhmilch (Dänemark) DEHP < 50

Kuhmilch (England) DEHP < 10-90

Kuhmilch und Sahne (Spanien) DEHP < 10-550

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WWF-Studie 2000: Gefahren durch Zusätze in Kunststoffprodukten

rium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten,1999). Insgesamt liegt die DEHP-Belastung vonInnenräumen jedoch weitaus höher als in der Au-ßenluft.

Das Tragen von Textilien, die Anwendungvon Kosmetika sowie direkter Hautkontakt mitweichen Kunststoffen können Quellen für dieAufnahme von Phthalaten über die Haut sein. Ineiner Analyse von Bekleidungstextil ien wurdeeine Abhängigkeit des Phthalatgehaltes vom ver-wendeten Material festgestellt. Während Textili-en aus reiner Baumwolle Gesamt-Phthalatge-halte von 4.100–8.900 µg/kg enthielten, wurdenin Mischgeweben Konzentrationen von 10.200-16.300 µg/kg nachgewiesen. Die Gesamt-Phtha-latgehalte schwankten in Teppichen von 3.200–7.100 µg/kg und in Polsterstoffen von 3.100–5.400 µg/kg (Niedersächsisches Ministerium fürErnährung, Landwirtschaft und Forsten, 1999).

Die Belastung des Menschen mit Phthalatenist auch auf belastete Nahrungsmittel zurückzu-führen (Tab. 2; nach Ministry of Agriculture,Fisheries and Food, 1995; NiedersächsischesMinisterium für Ernährung, Landwirtschaft undForsten, 1999; RAR, DEHP, 2000). So wurden inErdnüssen und Käse Phthalatwerte von über18.000 µg/kg gefunden mit Spitzenkonzen-trationen von über 100.000 µg/kg in Weichkäse.In Keksen konnten allein von DEHP 25.000 µg/kg nachgewiesen werden. Und sogar in Baby-milchzubereitungen in England war DEHP mitbis zu 1.000 µg/kg messbar. Auffällig ist dieserrelative hohe Wert im Vergleich mit dem entspre-chenden Ergebnis aus Dänemark (maximal60 µg/kg). Möglicherweise spiegelt sich hierinein unterschiedliches Marktverhalten bezüglichder Verwendung von Phthalaten in Materialienfür Verarbeitungsanlagen wieder.

Die Gegenüberstellung der Milchwerte zeigtdeutlich, dass die Bedingungen auf den Märktenoffensichtlich unterschiedlich sind. Die grosseStreubreite der Werte legt nahe, dass eine Verun-reinigung der Milch während Sammlung, Verar-beitung und Verpackung einen relevanten Bei-trag zur Gesamtbelastung der Milch liefert.

Mit der Dauer der Lagerung der Lebensmit-tel in ihrer Plastikverpackung kann die Belastungsteigen. Eine Wanderung der Phthalate aus derKunststoffverpackung wird angenommen, da inButter- und Margarineproben die Konzentrationzur Mitte des Lebensmittelstückes hin abnahm

(Niedersächsisches Ministerium für Ernährung,Landwirtschaft und Forsten, 1999).

In England wurde die täglich über die Nah-rung aufgenommene Gesamtmenge an Phtha-laten mit 13-27 µg/kg Körpergewicht beziffert;2,5-5 µg/kg für DEHP und 0,13-0,33 µg/kg fürBBP (Ministry of Agriculture, Fisheries andFood, 1996a). An diesen Werten zeigt sich, dasszumindest in England neben DEHP auch anderePhthalate in großen Mengen in der Nahrung ent-halten sind. Die Gesamtphthalatbelastung vonNeugeborenen über Babymilchprodukte wurdemit 130 µg/kg berechnet, für Kinder von 6 Mo-naten sank sie auf 100 µg/kg (Ministry ofAgriculture, Fisheries and Food, 1996b). FürKanada wurde unter Einbeziehung des Aufnah-meweges über die Atmung eine tägliche BBP-Belastung von 2 µg/kg für Erwachsene und 6 µg/kg für Kinder abgeschätzt. Dabei ging über 90 %der Belastung auf die Nahrung zurück (CSTEE,1998a).

Untersuchungen von Muttermilchprobenzeigen dass die Belastung mit DEHP in einerGrössenordnung liegt, die mit der von Kuhmilchzu vergleichen ist. Die Messungen beschränktensich jedoch auf die Ausgangsverbindung DEHPund ließen Abbauprodukte wie MEHP, welchedie eigentlich wirksamen Verbindungen derPhthalate sind, unberücksichtigt. Konzentra-tionsmessungen von Phthalaten in deutscherMuttermilch ergaben für DEHP 10-110 µg/kg(5 Proben) sowie für DBP bis zu 50 µg/kg (Nie-dersächsisches Ministerium für Ernährung,Landwirtschaft und Forsten, 1999). In einerdeutschen Muttermilchstudie wurden Werte von70-160 µg/kg (5 Proben) gefunden (Gruber,1998).

Viele Babyspielzeuge sind aus Weich-PVChergestellt. Säuglinge und Kleinkinder nuckelnund kauen an diesen Produkten, die z.B. wieBeißringe zu diesem Zweck hergestellt werden.Die Erkenntnis, dass Kauen und die Wirkung desSpeichels als Lösemittel die Herauslösung vonPhthalaten fördern, hat zu einer Vielzahl von Stu-dien geführt, die das gesundheitliche Risiko fürSäuglinge zu beurteilen versuchen. Berücksich-tigt wird dabei, über welchen Zeitraum Kindertäglich an den Spielzeugen kauen und welcheMenge von welchem Phthalat pro Quadratzenti-meter Weich-PVC entweicht. Nach dieser An-nahme liegt die Aufnahme verschiedener Phtha-

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WWF-Studie 2000: Gefahren durch Zusätze in Kunststoffprodukten

late aus Spielzeug für 10 QuadratzentimeterSpielzeugoberfläche zwischen 3,5 µg (DBP) und1.600 µg (DINP sowie DEHP), wenn das Kind 3Stunden mit dem Spielzeug Kontakt hatte(CSTEE, 1998b). Generell ist davon auszuge-hen, dass die Aufnahmerate bei längerkettigenPhthalaten kleiner ist als bei den kurzkettigenPhthalaten.

Für den Menschen liegen bisher keine aus-reichenden Untersuchungen über die Aufnahmeder Weichmacher in den Körperstoffwechsel vor(RAR, DEHP, 2000). Die Halbwertszeit vonDEHP im menschlichen Organismus wird aufetwa 8-12 Stunden geschätzt (NiedersächsischesMinisterium für Ernährung, Landwirtschaft undForsten, 1999). Bei Ratten und Mäusen wirdDEHP durch hydrolytische Enzyme im Magenzu MEHP abgebaut und damit wesentlich ra-scher als DEHP aufgenommen.

Ein Vergleich aller Belastungswerte mitein-ander legt den Schluss nahe, dass die weit-verbreite Nutzung von DEHP und seine häufigeVerwendung dazu geführt haben, dass es in derUmwelt, im Wohnbereich sowie in Tieren undMenschen allgegenwärtig ist. Eine regelrechteAnreicherung in der Nahrungskette bis zumMenschen scheint allerdings nicht stattzufinden,da das Belastungsniveau auf den verschiedenenStufen der Nahrungskette sehr ähnlich ist.

2.2.4. Wirkung

Bereits Ende der 80er Jahre kam der Verdachtauf, dass bestimmte Phthalate hormonähnlicheWirkungen haben. Dieses ist inzwischen durchverschiedene Versuche an lebenden Tieren (invivo) sowie durch Versuche an Zellkulturen (invitro) erhärtet worden.

Untersuchungen an lebenden Tieren:• DBP und DEHP können bei Mäusen und

Ratten die Zahl der Nachkommen verringernund die Zahl von Missbildungen erhöhen.Effekte treten bei den Nachkommen beiniedrigeren Phthalat-Konzentrationen aufals bei den Muttertieren, was die größereEmpfindlichkeit der sich entwickelnden Or-ganismen aufzeigt (CSTEE, 1998a).

• Fütterungsversuche von Ratten mit DEHPführten bei weiblichen Ratten zu einer Ab-

nahme des Östrogenspiegels und einem An-stieg des FSH (Follikel-Stimulierendes Hor-mon)-Spiegels. Dies wirkt sich in einem ver-längerten Zyklus sowie einer Unterdrückungoder Verzögerung des Eisprungs aus (RAR,DEHP, 2000).

• Bei männlichen Ratten bewirkt DEHP einenverminderten Gehalt des männlichen Hor-mons Testosteron und einen erhöhten Gehaltder weiblichen Hormone FSH und LH(Luteinisierendes Hormon). In einem ande-ren Versuch wurde belegt, dass DEHP dieSteroidsynthese in den Leydig-Zellen derHoden beeinträchtigt (RAR, DEHP, 2000).

• DEHP übt einen Einfluss auf den Zink-Spie-gel in den Hoden und die Sertoli-Zellen aus.Die die Wand der Samenkanälchen bilden-den Sertoli-Zellen umhüllen während dergesamten Entwicklungszeit die Spermien-vorstufen und steuern unter dem Einflussvon FSH und Testosteron die Spermien-entwicklung. DEHP kann dadurch bei Rat-ten eine Verringerung der Spermienzahl ver-ursachen (RAR, DEHP, 2000)

• MEHP, ein Abbauprodukt von DEHP, übt ei-nen schädlichen Einfluss auf Hoden undFortpflanzung aus (CSTEE, 1998a). Beiweiblichen Tieren sind die Granulosa-Zellenin den Eileitern der Wirkungsort.

• Als höchste tägliche DEHP-Dosis, die gera-de noch keine Hodenschäden verursacht(NOAEL), wurde auf der Basis vonNagetierversuchen 3.700 µg/kg Körperge-wicht ermittelt (RAR, DEHP, 2000)

Untersuchungen an Zellkulturen:• BBP, DBP und DEHP können die Bindung

des weiblichen Sexualhormons Östradiol anden Östrogenrezeptor stören (RAR, DEHP,2000).

• BBP und DBP wirken auf Brustkrebszell-kulturen wie Östrogenhormone und erhöhendie Zellteilungsrate und somit das Krebs-wachstum (RAR DEHP, 2000).

• In einem Test mit Hefezellen auf östrogen-artige Wirkung wurde eine absteigendeWirksamkeit von BBP über DBP zu DIBPermittelt. In einem Test an menschlichenBrustkrebszelllinien wurde die Zellteilungs-aktivität gefördert (RAR, DEHP, 2000).

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WWF-Studie 2000: Gefahren durch Zusätze in Kunststoffprodukten

Organozinn als Stabilisator inpoppigen Aufblassesseln

In den aktuellen Entwürfen zur Risiko-bewertung für DEHP und DBP auf Ebene derEuropäischen Union, die von Schweden bzw.den Niederlanden bearbeitet werden, sind diefolgenden Einstufungen vorgeschlagen worden(RAR, DEHP, 2000; RAR, DBP 20004):• DEHP soll eingestuft werden als:

- kann die Fortpflanzungsfähigkeit beein-trächtigen (“R60”),

- kann das Kind im Mutterleib schädigen(“R61”), und

- kann Säuglinge über die Muttermilchschädigen (“R64”).

• DBP soll eingestuft werden als:- kann möglicherweise die Fortpflan-

zungsfähigkeit beeinträchtigen (“R62”)und

- kann das Kind im Mutterleib schädigen(“R61”).

2.3. Organozinn verb indungen in Kuns t-stoff en

2.3.1. Verwendung

Dem in vielen Bereichen eingesetzten KunststoffPVC sind stets Stabilisatoren zugesetzt, welchedie Verarbeitung und Nutzung des Kunststoffserst ermöglichen. Stabilisatoren sorgen für:• die Beständigkeit des Kunststoffes, insbe-

sondere PVC, gegen Hitzeeinwirkungenwährend der Verarbeitungsprozesse sowie

• eine erhöhte Widerstandsfähigkeit des ferti-gen Kunststoffproduktes gegenüber Sonnen-strahlung (insbesondere UV-Licht).

Zum überwiegenden Teil finden PVC-Stabili sa-toren auf der Basis des Schwermetalls Blei Ver-wendung, aber auch bestimmte Organozinnver-bindungen werden verwendet. Wichtige Alterna-tiven sind Kalzium-Zink-Systeme und Barium-Zink-Systeme.

4 Entwurf der Risikobewertung (RAR = Risk Assessment Report) nach der Verordnung 793/93 des Rates derEuropäischen Union, der für diesen Stoff von den Niederlanden bearbeitet wird. Die Daten sind unter denMitgli edsstaaten formell als Bewertungsgrundlage akzeptiert

Der Verbrauch an Stabilisatoren auf Basisvon Organozinnverbindungen lag 1995 in Euro-

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pa bei 12.500-15.000 Tonnen und machte einenAnteil von 6-8 % des gesamten Stabili sator-verbrauchs für PVC aus (Kaiser et al., 1998;ORTEPA, 2000). Von 1990-1995 wurden inDeutschland 5.000 Tonnen Organozinnverbin-dungen pro Jahr eingesetzt, wobei sie überwie-gend in Hart-PVC zu finden sind (Umweltbun-desamt, 1999).

Die Eigenschaften der Organozinnverbin-dungen können durch die Anzahl und die Ketten-länge des organischen Molekülteiles variiertwerden. Von Bedeutung sind Methyl-, Butyl-,Octyl- und Dodecyl-Verbindungen. Häufig wer-den jedoch Mischungen verschiedener Verbin-dungen genutzt, um die stabilisierenden Eigen-schaften zu steigern. In Lebensmittel-, Pharma-zeutik- und Kosmetikverpackungen sowie inFlaschen, vor allem für pflanzliche Öle oderWein, sowie in Trinkwasserrohren werden Me-thyl- und Octylzinnverbindungen eingesetzt(Kaiser et al., 1998; ORTEPA, 2000). Aber auchDibutylzinn (DBT) und Monobutylzinn (MBT)kommen als Stabili satoren zum Einsatz. So ge-hen die Funde von bis zu 1.260 µg/kg DBT imJanuar 2000 in Fußballtrikots (ARD Fernseh-magazin Plusminus, 2000) auf die Verwendungvon Organozinnverbindungen als Stabilisatorenin Aufdrucken aus PVC zurück. In den PVC-Aufdrucken selbst wurden bis zu 7.600 µg/kgDBT und bis zu 2.700 µg/kg MBT gemessen(Greenpeace, 2000).

Dabei ist von Bedeutung, dass das DBT her-stellungsbedingt mit 1-5 %Tributylzinn (TBT)verunreinigt ist. Dieses ist grundsätzlich proble-matisch, weil bereits in extrem niedrigen Kon-zentrationen eine hormonelle Wirksamkeit fürTBT nachgewiesen ist, es das Immunsystem be-einträchtigt und extrem giftig für Wasserorga-nismen ist.

Das Biozid Tributylzinn (TBT) wird nebenseinem hauptsächlichen Einsatzbereich inSchiffsanstrichen auch dort verwendet, wo einegif tige, biozide Wirkung zum Schutz vor Schim-melpilzen, Mikroorganismen und Algenbefallbenötigt wird. Außerdem soll es dem Schutz vonNaturfasern vor einem Befall mit Mikroorganis-men während des Transportes und der Verarbei-tung dienen. Auf einer Industrieanhörung imMärz 2000 in Berlin wurde allerdings von denHerstellern angegeben, dass TBT in DeutschlandKonsumartikeln nicht mehr gezielt als Biozid zu-

gesetzt wird. Dennoch fanden sich in fast allenPVC-Bodenbelägen, die „ÖkoTest“ untersuchenließ, TBT-Werte von 11,8-3.520 µg/kg („Öko-Test“, 5/2000). Der Anteil von TBT an der Ge-samtmenge der nachgewiesenen Organozinn-verbindungen betrug in dieser Untersuchung biszu 78%. Daraus lässt sich schließen, dassTBT indiesenArtikeln nicht nur alsVerunreinigung vonDBT anzusehen ist. Entsprechendes gilt fürRadlerhosen, auch hier überstieg die TBT-Kon-zentration (2,6 µg/kg) die von DBT (1,6 µg/kg)deutlich (GALAB, 2000).

In den Niederlanden wurde TBT in Intim-hygieneartikeln wie Binden, Slipeinlagen undTampons gefunden. Werte für Dioctylzinn(DOT) in Damenslips wurden mit 13,2 mg/kggefunden (Bundesinstitut für gesundheitlichenVerbraucherschutz undVeterinärmedizin, 2000).Im Mai 2000 konnte in 13 von 17 untersuchtenBabywindeln vom deutschen Markt mindestenseine zinnorganische Verbindung (darunter auchTBT) nachgewiesen werden, allerdings nur ingeringen Mengen (Greenpeace, 2000).

2.3.2. Belastung der Umwelt

Organozinnverbindungen werden in erhebli-chem Umfang in der Umwelt gefunden. Die Fun-de von Mono-, Di- und Tributylzinnverbindun-gen in Oberflächengewässern sind vor allem aufden nicht von der Umwelt abgeschirmten Einsatzvon TBT als Bewuchshemmer in Schiffsanstri-chen zurückzuführen. TBT wird in der Umweltüber DBT zu MBT abgebaut. Es ist allerdingsauch möglich, dass dieVerwendung von DBT alsStabilisator in Kunststoffen zur Belastung derOberflächengewässer beiträgt. DieAnwesenheitvon Octylzinnverbindungen ist allein auf direkteEinträge zurückzuführen, da sie nicht alsBiozide, sondern nur als Stabilisatoren in PVCeingesetzt werden (Kaiser et al., 1998).

Auch im Hinblick auf die Belastung der Um-welt sind die während der Nutzung der PVC-Produkte ausgewaschenen Organozinnverbin-dungen von Bedeutung, die sich vor allem imAbwasser wiederfinden. Dies gilt in erster Liniefür Weich-PVC, wo die enthaltenen Weichma-cher diesen Prozess begünstigen. Auswa-schungsversuche mit PVC-Rohren zeigten, dassMethyl- und Butylzinn mit Werten von mehr als

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in Küstensedimenten nicht nur hohe Konzentra-tionen von TBT, sondern auch von DBT undMBT. Ob die Geschwindigkeit des Abbaus vomKontakt mit Sauerstoff abhängt bzw. ob der Ab-bau durch Luftabschluss beschleunigt oder ver-langsamt wird, ist nicht geklärt. Bei Lichtein-wirkung geht der Abbau im Wasser schnellervonstatten (Krinitz et al., 1999).

In Organismen reichern sich Organozinn-verbindungen in unterschiedlichem Ausmaß an(WWF, 1999). In Weichtieren (z.B. Schnecken,Muscheln, Tintenfische) wurden generell sehrhohe Konzentrationen gemessen. Für Butylzinn-verbindungen wurden Belastungen im Gewebevon Muscheln und Schnecken nachgewiesen, dieweit über den Belastungen des umgebenden Se-diments lagen (Umweltbundesamt, 1999). DieAnreicherung von Organozinnverbindungenüber die Nahrungskette in den Lebensgemein-schaften der Gewässer ist gut dokumentiert. Un-tersuchte Braunalgenproben aus der Nordsee er-gaben Werte bis zu 450 Mikrogramm Zinn proKi logramm (µg Sn/kg) Frischgewicht, inSchnecken waren bis zu 3200 µg/kg, in Mu-scheln bis zu 3400 µg/kg zu finden. Nordseehe-ringe waren mit 20.000-236.000 µg/kg belastetund im Fettgewebe von Delfinen aus dem Mittel-meer wurden bis zu 48.300 µg Sn/kg nachgewie-sen. In Schweden wurde die Trockensubstanzvon Miesmuschelproben auf ihren Gehalt anOrganozinnverbindungen untersucht und bis zu1.480.000 µg/kg Zinn darin gefunden (Krinitz etal., 1999).

Untersuchungen aus England haben gezeigt,dass die Belastung von Finn-, Grind-, Zwerg-und Zwergpottwalen sowie Tümmlern, Delfinenund Kegelrobben mit Butylzinnverbindungenweit verbreitet ist (IVM, 1998; Law et al., 1998und 1999). Gewebeproben von Tümmlern der ja-panischen Küste zeigten, dass sich DBT haupt-sächlich in Blut, Milz, Nebennierendrüse undLeber anreichert, hier sind Konzentrationen vonbis zu 3000 µg/kg Frischgewicht ermittelt wor-den (Iwata et al., 1997; IVM, 1998).

2.3.3. Belastung des Mensc hen

Eine Aufnahme von Organozinnverbindungen istüber verschiedene Wege möglich:

0,1 Mikrogramm Zinn pro Liter (µg Sn/l) abge-geben werden. DieAuswaschung erfolgte vor al-lem in den ersten Stunden (Umweltbundesamt,1999; Kaiser et al., 1998). Als Eintragsquellensind auch Regenwasserrohre aus PVC sowie imAußenbereich verwendetes PVC denkbar (z.B.Dachplanen oder -platten und wetterfeste Folien,Gartenschläuche), aus denen Organozinnverbin-dungen ausgewaschen werden.

Mit demAbwasser gelangen Organozinnver-bindungen über Kläranlagen und Klärschlämmeschließlich in die Umwelt. Die Verbindungenbinden sich unterschiedlich stark an den Klär-schlamm und werden nur teilweise aus demWas-ser entfernt. In ungeklärtem Abwasser wurdenKonzentrationen von 0,14-0,56 µg/l Monobutyl-zinn (MBT), 0,13-1,03 µg/l Dibutylzinn (DBT)und 0,06-0,22 µg/lTributylzinn (TBT) gemessen(Kaiser et al., 1998). Über das Ausbringen vonKlärschlamm können Organozinnverbindungenüberdies inAckerböden eingetragen werden. Dieim geklärten Wasser verbliebenen gelösten Or-ganozinnverbindungen werden in Gewässer(Flüsse, Seen) eingeleitet.

Über das Verhalten von Organozinnverbin-dungen bei der Entsorgung von PVC-Produktenliegen nur wenige Untersuchungen vor. EinAus-waschen dieserVerbindungen aus Mülldeponienwurde bislang nur für Mono- und Dibutylzinnnachgewiesen (Krinitz et al.,1999).

Organozinnverbindungen sind im Wasserschwer abbaubar. Der Abbau von Mono- undDibutylzinnverbindungen in Süß- und Salzwas-ser benötigt mehrere Tage oder Wochen (Krinitzet al., 1999). In Labortests wurde für Dibutylzinneine Abbaurate von höchstens 35 % und für eineMischung aus Mono- und Dioctylzinn von 22-44 % innerhalb von 28Tagen ermittelt (Umwelt-bundesamt, 1998). DerAbbau der Verbindungenerfolgt vor allem auf biologischem Weg durchMikroorganismen, wobei deren Abbauleistungneben der Populationszusammensetzung von ih-rer Anpassung an Organozinnverbindungen ab-hängt.

MBT und DBT sind in der Umwelt zumüberwiegenden Teil an Schwebstoffe und Sedi-mente gebunden. Diese Bindung an Substratesowie niedrige Temperaturen verlangsamen denAbbau erheblich (Umweltbundesamt, 1999). Diegeschätzte Halbwertszeit im Sediment beträgtfür DBT bis zu 6 Jahre. Entsprechend finden sich

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• über die Nahrung durch• belastete Meeresfrüchte• Nahrungsmittel, die aus ihrer Verpak-

kung (z.B. Folien) Organozinnverbin-dungen aufgenommen haben

• Nahrungsmittel, die bei ihrer Verarbei-tung Organozinnverbindungen ausKunststoffen der Verarbeitungsanlagen,Lager- oder Transportbehältern aufge-nommen haben

• Nahrungsmittel von Äckern, die mitKlärschlämmen gedüngt werden

• Trinkwasser, das durch PVC-Rohre ge-leitet wurde.

• über die Haut durch Kleidungsstücke, dieOrganozinnverbindungen als Stabilisatorenin PVC-Applikationen oder als antibakte-rielle Zusätze enthalten

Organozinnverbindungen wie TBT und DBTwurden weltweit in der Muskulatur von Speise-fischen gefunden (WWF, 1999). In der südlichenOstsee konnten Belastungen mit Butylzinn-verbindungen von bis zu 455 µg/kg Frischge-wicht nachgewiesen werden (Kannan & Falan-dysz, 1997). Damit wird für den Verzehr vonhoch belastetem Fisch oder generell hohemFischkonsum die tolerierbare tägliche Aufnahmefür TBT von 0,25 µg/kg Körpergewicht pro Tag(Penninks, 1993; US-EPA, 1997) überschritten.

In einer Untersuchung der Zeitschrif t “Öko-Test” wurden Fischkonserven verschiedenerHersteller getestet. In allen sechzehn untersuch-ten Produkten wurden DBT und TBT, in drei-zehn Konserven MBT nachgewiesen. Die Kon-zentrationen lagen für MBT bei bis zu 9 µg/kg,für DBT bei bis zu 4 µg/kg und für TBT bei biszu 27 µg/kg (“Öko-Test”, 2/2000). In Fruchtsäf-ten sind 0,9-16,3 µg/kg Octylzinnverbindungengefunden worden. In Kanada wurde in Wein, derin PVC-Tanks transportiert wurde, DBT in Kon-zentrationen bis zu 138 µg/l gemessen (Forsythet al., 1992). Eine japanische Untersuchung vonGebrauchsartikeln aus Kunststoff fand beson-ders hohe Werte von MBT (bis zu 130.000 µg/kg), DBT (bis zu 140.000 µg/kg) und TBT (biszu 800 µg/kg) in Backpapier. Bei der Zuberei-tung von Keksen auf dem Backpapier wurdenOrganozinnverbindungen auf diese übertragen.Die gebackenen Kekse enthielten bis zu 260 µg/

kg MBT, 720 µg/kg DBT sowie 15 µg/kg TBT(Takahashi et al., 1999).

Neben der Nahrung kann auch Trinkwassermit Organozinn belastet sein. Im Trinkwasserkanadischer Haushalte wurden verschiedene or-ganische Zinnverbindungen mit Konzentratio-nen bis zu 0,26 Mikrogramm Zinn pro Liternachgewiesen. Im Wasserwerk konnten im auf-bereiteten Wasser aber keine Zinnverbindungennachgewiesen werden, so dass die Belastung desTrinkwassers auf das Fließen des Wassers durchdie PVC-Rohre zurückgeht (Kaiser et al., 1998).

Auch die Verwendung als Stabilisator oderantimikrobieller Wirkstoff in Textilien kann einerelevante Belastung darstellen (siehe Kap. 4.1).Belastete Kleidungsstücke können zu einer Auf-nahme der Verbindungen über die Haut führen.

In menschlichen Leber- und Blutproben wur-den bereits Butylzinnverbindungen nachgewie-sen. In Leberproben fanden sich bis zu 22 µg/kgMBT und bis zu 78 µg/kg DBT (Kannan &Falandysz, 1997; Kannan et al., 1999; Loga-nathan & Whalen, 1999; Takahashi et al., 1999).

2.3.4. Wirkung

Die Schädlichkeit der Organozinnverbindungenfür Ökosysteme nimmt von sogenannten tri- zumonosubstituierten Verbindungen ab. Die akutenWerte liegen für verschiedene Organismengrup-pen größtenteils unter 1.000 Mikrogramm pro Li-ter (µg/l) und kennzeichnen die Substanzen alssehr giftig für Wasserorganismen. In einem Testmit Kieselalgen (Scenedesmus obliqus) stellte dieHälfte der Organismen bei einer DBT Konzentra-tion von 6,5 Mikrogramm Zinn pro Liter (µg Sn/l)ihr Wachstum ein und 95 µg Sn/l reichten als nied-rigste Konzentration aus, um auf Regenbogen-forellen tödlich zu wirken (Krinitz et al., 1999).Auch Untersuchungen von Blutzellen verschiede-ner Muschelarten des Meeres ergaben, dass DBTeine höhere Zellgiftigkeit als TBT und MBT be-sitzt. Der wichtigste Mechanismus der Immunab-wehr von Weichtieren wird hierbei geschädigt(Bouchard et al., 1999). Für TBT konnte inzwi-schen bei weltweit über 150 Schneckenarten einehormonähnliche Wirkung nachgewiesen werden,die im Extremfall bis zur Penisausbildung beiweiblichen Tieren („Imposex“) und sich darausergebener Unfruchtbakeit führen kann.

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Angesichts fehlende Langzeitstudien fürDBT legt das Bundesinstitut für gesundheitli-chen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin(BgVV) mit 25 µg/kg Körpergewicht jedoch diegleiche und damit deutlich niedrigere Schwellefür Immuneffekte im Rattenversuch zu Grundewie für TBT (Bundesinstitut für gesundheitli-chen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin,2000).

Die Effektschwelle für Dioctylzinnverbin-dungen (DOT) liegt deutlich höher. Aus dem der-zeit gültigen Wert für die tolerierbare täglicheAufnahmemenge von 0,6 Mikrogramm Zinn proKilogramm (µg Sn/kg) (Joint Research Centre,2000) lässt sich mit dem Sicherheitsfaktor von100 eine fiktive Wirkschwelle für den Tierver-such (NOAEL) von 210 µg/kg zurückrechnen.Für MMT (Monomethylzinn) und DMT (Di-methylzinn) als Zusätze in Kunststoffen, die mitLebensmitteln in Kontakt kommen listet die Eu-ropäische Kommission die täglich tolerierbareAufnahme mit 3 µg Sn/kg auf. Die tolerablenAufnahmen für andere Organozinnverbindungensind deutlich höher und betragen für MOT(Monooctylzinn) 20 µg Sn/kg und für MDT(Monododecylzinn) 400 µg Sn/kg (Joint Re-search Centre, 2000).

Die Wirkungen von Organozinnverbindun-gen auf den Menschen treffen vor allem dasImmunsystem, die Gallengänge, die Leber, dasNervensystem sowie die Fortpflanzungsvor-gänge (Umweltbundesamt, 1999). So konntenz.B. schädliche Auswirkungen von Butylzinn-verbindungen auf das menschliche Immunsys-tem nachgewiesen werden, die zuvor nur für Rat-ten bekannt waren (Loganathan & Whalen,1999). Inzwischen wurden auch Effekte vonTBT auf dasAromatase-Enzymsystem von Men-schen gefunden, das verantwortlich für die Bil-dung von weiblichen Geschlechtshormonen ist.Wird das Enzymsystem gehemmt, werden nurmännliche Geschlechtshormone gebildet (Hei-drich et al., 1999). Die an lebenden Tieren (invivo) nachgewiesene schädliche Wirkung aufdas Immunsystem wird durch eine direkte Wir-kung bestimmter Organozinnverbindungen(TBT, DBT und DOT) auf die T-Lymphozytenhervorgerufen. Hierfür lag die niedrigste wirksa-me Dosis für Ratten für ein Gemisch aus Mono-und Dioctylzinn (MOT und DOT) bei 1.500 µg/kg Körpergewicht und für Dibutylzinn (DBT)bei 2.500 µg/kg. Verschiedene Dibutylzinnver-bindungen zeigten ab einer Dosis von 5.000 µg/kg pro Tag bei Ratten auch fruchtschädigendeWirkungen (Krause, 1992; Umweltbundesamt,1999).

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WWF-Studie 2000: Gefahren durch Zusätze in Kunststoffprodukten

3. Mögliche Gefahren für die menschliche Gesundheit

die aktuelle Belastung kleiner ist als die Dosis,bei der im Tierversuch gerade noch keine schäd-lichen Effekte zu beobachten war. Je kleiner derWert ist, desto dringlicher müssen Maßnahmengetroffen werden, um die aktuelle Belastung derjeweiligen Bevölkerungsgruppe zu vermindern.

In den folgenden Abschnitten finden sich je-weils Tabellen, in denen beispielhaft bestimmteBelastungen den Effektschwellen aus dem Tier-versuch gegenübergestellt werden. Diese sollenverdeutlichen, welchen Anteil verschiedene Be-lastungswege an der Gesamtbelastung von er-wachsenen KonsumentInnen und Kindern ha-ben. Es wird jeweils angegeben, in welcher Grö-ßenordnung die Sicherheitsspanne liegt und er-läutert, welche Wissenslücken bestehen. Dabeiist zu beachten, dass es keine feste Regel gibt,wie groß eine akzeptable Sicherheitsspanne seinmuss. Die Interpretation der Sicherheitsspannenhängt davon ab• wie groß die bestehenden Wissenslücken

sind,• ob es um die Belastung von Erwachsenen,

Kindern oder Säuglingen geht• ob die Konzentration des jeweiligen Stoffes

in der Umwelt und in der Muttermilch lang-fristig zunimmt und

• welches Risiko als gesellschaftlich akzepta-bel angesehen wird.

Ist die Datenlage ausreichend, wird üblicher-weise eine Sicherheitsspanne von 100 (für Er-wachsene) und von 1.000 (für Kinder) alsSchwelle angesehen, unterhalb derer Maßnah-men erforderlich werden. Es kann aber unter ge-wissen Umständen auch erforderlich sein, vor-sorglich Maßnahmen zu ergreifen, selbst wenndie gegenwärtige Sicherheitsspanne über 10.000liegt. Das gilt beispielsweise für Stoffe, die sichin der Nahrungskette anreichern und in der Mut-termilch gefunden werden oder über deren mög-liche Wirkungen noch große Wissenslücken be-stehen.

Das Bewertungsmodell ist in der Lage, dieAufsummierung von Einzelbelastungen aus ver-schiedenen Quellen und über verschiedene Wegezu berücksichtigen. Unberücksichtigt bleibt dage-gen, dass sich die Wirkungen der verschiedenenChemikalien, denen ein Mensch gleichzeitig aus-

3.1. Darstellung der Bewer tun gs-methode

Aus der aktuellen Belastung und der Effekt-schwelle im Tierversuch werden dann Sicher-heitsspannen errechnet, die bei der Beurteilungdes Risikos eine zentrale Rolle spielen. Die Si-cherheitsspannen geben an, um das wievielfache

• Über mathematische Modelle kann für dieverschiedenen möglichen Wege der Bela-stung die täglich aufgenommene Menge kal-kuliert werden. Dabei wird vom schlimmstenFall und damit von der größtmöglichen Auf-nahme ausgegangen. Für diesen Ansatz istein Wissen über alle relevanten Quellen derBelastung nötig.

Die Darstellung des Gesundheitsrisikos für denMenschen durch die Belastung mit Chemikalienin Kunststoffen erfolgt im Rahmen dieser Bro-schüre durch den Vergleich zwischen der Dosiseines Stoffes, bei der im Tierversuch entwedernoch kein (NOAEL = No Observed AdverseEffect Level) oder gerade eben (LOAEL = LowObserved Adverse Effect Level) ein schädlicherEffekt auftritt, mit der gemessenen oder berech-neten täglichenAufnahmedosis in den menschli-chen Körper.Die tägliche Aufnahmemenge kann über mehre-re Wege ermittelt werden:• Aus der gemessenen Konzentration eines

Stoffes in der Nahrung, in der Atemluft oderin Gebrauchsgegenständen läßt sich unterder Annahme bestimmter Ernährungsge-wohnheiten, eines bestimmten Atemvolu-mens oder bestimmter Kontaktzeiten einesGegenstandes mit der Haut die Aufnahme inden Körper kalkulieren. Dabei wird zunächstvorsorglich angenommen, dass die gesamteaufgenommene Menge auch tatsächlich inden Stoffwechsel des Körpers eingreifenkann. Die tatsächlich wirksame Dosis kannje nach Tierart, Stoffeigenschaften und Auf-nahmepfad kleiner sein.

• Aus der Konzentration im menschlichen Ge-webe läßt sich die tägliche Aufnahmemengeerrechnen. Diese Methode verlangt genaueKenntnisse über die im Körper stattfinden-den Transport- undAbbauprozesse.

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Tab. 3: Mögliche gesundheitliche Gefahren durch verschiedene polybromierte Diphenylether(nach RAR, PentaBDPE, 1999/2000)

Belastungswege Höhe der Sicherheitsspanne im Vergleich zur

Belastung Effektschwelle im Tierversuch

(µg/kg KG) (NOAEL 450 bzw LOAEL

800 µg/kg KG pro Tag)

Nahrung, Trinkwasser und Luft aus diffusen Quellen

mit PentaBDPE 0,1 < 10.000

Nahrung, Trinkwasser und Luft aus diffusen Quellen

mit PentaBDPE, falls sich die Belastung von 0,8 < 1.000

Wurzelgemüse bestätigen soll te. [1.000]

Muttermilchbelastung mit PentaBDPE 0,0095 < 100.000

Muttermilchbelastung mit polybromierten

Diphenylethern* 0,035 ungefähr 10.000

*In der Muttermilch werden neben PentaBDPE auch andere polybromierte Diphenylether mit 3-6 Bromato-

men gefunden, hauptsächlich TetraBDPE

gesetzt ist, addieren und sogar gegenseitig verstär-ken können. Zudem wird in den üblicherweisedurchgeführten Tierversuchen die hormonelleWirksamkeit der Stoffe meist nicht untersucht, sodass die bereits durch sehr geringe Dosen auslös-baren Wirkungen unerkannt bleiben können.

Die Risikodarstellung beruht auf Daten ausden Entwürfen von Risikobewertungen der Eu-ropäischen Union (Flammschutzmittel undPhthalate) sowie des Bundesinstituts für gesund-heitlichenVerbraucherschutz undVeterinärmedi-zin (BgVV) für Organozinnverbindungen. Dabeiist zu beachten, dass für keine der genanntenStoffgruppen die Bewertung bislang abgeschlos-sen ist. Die jeweiligen Daten sind als vorläufiganzusehen und können sich im Fortgang der wei-teren Diskussion ändern.

3.2. Bromier te Flammsc hutzmittel

Bromierte Flammschutzmittel werden weit ver-breitet in der Umwelt nachgewiesen und reichernsich in der Nahrungskette an. Die bestehendenBelastungen von Pottwalen weisen darauf hin,dass sie über weite Strecken transportiert werdenund zur Verschmutzung zivilisationsferner Na-turräume führen. Welche langfristigen Effekte inden Ökosystemen dadurch ausgelöst werden, ist

kaum vorhersagbar.Für PentaBDPE ist der Bewertungsprozess

auf der Ebene der Europäischen Union nahezuabgeschlossen (RAR, PentaBDPE, 1999/2000).Für die tägliche Belastung durch die Aufnahmevon PentaBDPE über die Nahrung, das Trink-wasser und die Atemluft sind die gegenwärtigenSicherheitsspielräume berechnet worden (Tab.3). Sie basieren auf der geschätzten täglichenAufnahmemenge von PentaBDPE durch den er-wachsenen Mitteleuropäer von derzeit etwa0,8 µg/kg Körpergewicht (0,1 µg/kg ohneWurzelgemüse) aus diffusen Quellen. Für Säug-linge wird eine täglich mit der Muttermilch auf-genommene Dosis polybromierter Diphenyl-ether von 0,035 µg/kg angesetzt. Bei einem Ver-gleich mit der Effektschwelle für Leberschädenim Nagetierversuch von 450 µg/kg (NOAEL)und von 800 µg/kg (LOAEL) für Verhaltensstö-rungen ergeben sich Sicherheitsspannen vonkleiner 1.000 für Erwachsene und ungefähr10.000 für Säuglinge.

Der Nachweis bromierter Flammschutzmittelin der Muttermilch zeigt, dass die Belastung desMenschen über die Nahrung und die Umwelt zurAnreicherung dieser Substanzen im menschlichenKörper führt, Tendenz steigend. Zudem besteheninsbesondere bei Säuglingen erhebliche Unsicher-heiten, inwieweit die Wirkungsschwelle für

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Leberschäden und Verhaltensstörungen aus Tier-versuchen die möglichen Wirkungen auf den sichentwickelnden Organismus auch nur annähe-rungsweise wiedergeben kann. Im Rahmen derRisikobewertung der Europäischen Union kamendie Mitgliedsstaaten daher übereinstimmend zudem Ergebnis, dass Minderungsmaßnahmen er-forderlich sind, selbst wenn die Sicherheits-spannen gegenwärtig noch sehr groß erscheinen.Auch DecaBDPE ist trotz der Molekülgröße undder dadurch erschwerten Aufnahme in den Kör-per kein akzeptables Flammschutzmittel fürKunststoffe. Es wird in der Umwelt weitverbrei-tet nachgewiesen und es besteht der Verdacht,dass es zu Verbindungen mit weniger Brom-atomen abgebaut und damit für die Aufnahme inOrganismen zugänglich wird.

Neben den Umwelt- und Gesundheitsrisikenbereiten bromierte Flammschutzmittel auch Ab-fallprobleme. Der größte Teil flammgeschützterKunststoffe wird in Europa gegenwärtig nicht inAbfallbeseitigungsanlagen mit der neuestenTechnik verbrannt, sondern landet auf Deponien,in Recyclinganlagen oder in Industrieanlagenzur Ausnutzung der Verbrennungswärme. Dabeiist die Freisetzung krebserregender und hormo-nell wirksamer Stoffe wie Dioxine und Furanenicht auszuschließen.

Aufgrund der steigenden Konzentrationenbromierter Flammschutzmittel in der Umweltund in der menschlichen Muttermilch ist einVerwendungsverbot dieser Stoffe für die Euro-päische Union dringend erforderlich. Offensicht-lich lassen sich bromierte Diphenylether nicht sohandhaben, dass eine Anreicherung in den Öko-systemen und schädliche Effekte auszuschließensind. Zudem gibt es bislang keine geeigneteEntsorgungsstruktur in Europa, in der flamm-geschützte Altprodukte (Abfälle) umweltgerechtentsorgt werden können. Die Verwendung dieserStoffe sollte daher eingestellt werden und auchTetrabrombisphenol A (TBBA) stellt in dieserHinsicht keine geeignete Alternative dar. Bei ei-nem Verbot ist allerdings zu beachten, dass esnoch nicht für alle bromierten Flammschutz-mittel risikoärmere Alternativen gibt und daherangemessene Übergangsfristen notwendig wer-den. Ausserdem ist bislang unklar, wie ein Verbotauch auf Importware, die Flammschutzmittelenthält (Elektronikgeräte, Möbel), praktisch um-gesetzt werden kann.

Schon jetzt sind diverse Alternativen verfüg-bar. Abgesehen von einem Verzicht auf chemi-schen Flammschutz, zum Beispiel durch kon-struktive Lösungen im Baubereich oder die Ver-änderung übertriebener Sicherheitsnormen fürden Flammschutz, stehen zur Zeit Aluminium-und Magnesiumhydroxid als brom- und chlor-freieAlternativen zurVerfügung. Darüber hinauskönnten Ammoniumpolyphosphat, Zinkboratoder roter Phosphor geeignete Ersatzstoffe sein,sie sind aber noch nicht ausreichend auf ihreWirkung auf die menschliche Gesundheit unddie Umwelt untersucht worden (DEPA, 1999).

Dass es bei den Elektronikartikeln schonjetzt ohne bromierte Flammschutzmittel geht,beweist die Ankündigung von SONY ab demJahr 2000 europaweit und bis 2002 weltweit nurnoch Produkte ohne bromierte Flammschutz-mittel vertreiben zu wollen (http://www.world.sony.com).

3.3. Phthalate

Phthalate gelangen über viele Wege in die Um-welt, wobei Ausdampfen, Auswaschen, Abriebund andere diffuse Verluste aus Weich-PVC-Produkten die wichtigsten Quellen sind. AuchProdukte, die wie der Abrieb vom Unterboden-schutz des Autos in der Umwelt verbleiben,spielen dabei eine wichtige Rolle. Die geringeAbbaubarkeit der Phthalate unter Umweltbe-dingungen hat zur Folge, dass sie in Gewässernund Sedimenten z. T. in sehr hohen Konzentra-tionen zu finden sind. Auch in Wasserorga-nismen kann eine Anreicherung stattfinden.Menschen können in erster Linie über Nahrung,den direkten Kontakt mit weichmacherhaltigenBedarfsgegenständen sowie über die Schad-stoffkonzentrationen in der Innenraumluft bela-stet werden.

Auch für Phthalate können Sicherheits-spannen berechnet und damit das relative Risikofür verschiedene Belastungswege verglichenwerden (Tab. 4; nach RAR, DEHP, 2000). Diegeschätzte tägliche Gesamtbelastung des er-wachsenen Mitteleuropäers mit DEHP über ver-schiedene Wege liegt in einer Größenordnungvon 10-20 Mikrogramm pro Kilogramm (µg/kg)Körpergewicht (KG) aus diffusen Quellen. In derNähe von Industrieanlagen kann sie sich verdop-

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peln. Bei einem Vergleich mit der Effektschwel-le, bei der in Nagetierversuchen gerade noch kei-ne Hodenschäden auftraten (NOAEL), ergebensich für erwachsene KonsumentInnen je nachBelastungspfad Sicherheitsspannen von < 1.000bis < 10.000.

Für Säuglinge und Kleinkinder stellt sicheine andere Belastungssituation (Tab. 5). Die Ge-samtbelastung bei intensivem Kontakt mit Spiel-zeug oder anderen Kleinkindartikeln sowie einerPVC-reichen Wohnungseinrichtung und phtha-

latbelasteter Nahrung (Babynahrung sowie festeNahrung) kann bis zu einer Größenordnung von300 µg/kg Körpergewicht steigen. Bei gleich-bleibendem Bezugswert von 3.700 µg/kg alsEffektschwelle aus dem Tierversuch verringertsich damit die Sicherheitsspanne für DEHP aufweit unter 100. Dabei stellt nicht nur Spielzeugeine relevante Belastungsquelle dar, sondernauch die Innenraumluft, Nahrung und der Haut-kontakt mit diversen Kleinkindartikeln.

Bei der Interpretation der Sicherheits-spannen ist außerdem zu berücksichtigen, dass

Tab. 4: Mögliche gesundheitliche Gefahren für erwachsene KonsumentInnen durch DEHP-Belastung(nach RAR, DEHP, 2000)

Belastungswege Höhe der Belastung Sicherheitsspanne im Vergleich zur(µg/kg KG und Tag) Effektschwelle für Hodenschäden von

3.700 µg/kg KG pro Tag (NOAEL)Direkte Aufnahme:Nahrung und Trinkwasser 3,0 ungefähr 1.000

Aufnahme über die Haut:PVC Handschuhe 9,2 <1.000

Aufnahme über die Atmung:Auto-InnenraumluftWohnungs-Innenraumluft

0,9 <10.0004,4 ungefähr 1.000

Tab. 5: Mögliche gesundheitliche Gefahren für Kinder und Säuglinge durch DEHP-Belastung(nach RAR, DEHP, 2000)

0-3 Monate:BabynahrungMuttermilch

130*21

3-12 Monate:BabynahrungMuttermilch

498

220

* bezogen auf Gesamtphthalat

Belastungswege Höhe der Belastung(µg/kg KG und Tag)

Sicherheitsspannen im Vergleich zurEffektschwelle für Hodenschäden von

3.700 µg/kg Kg pro Tag (NOAEL)

<100<1.000

<100<1.000

< 100

< 100

< 1.000

Direkte Aufnahme über festeNahrung und Trinkwasser 84Aufnahme über den Mund:Kinderspielzeug 200Aufnahme über die Haut:Kinderspielzeug und Kinderartikel 12Aufnahme über die Atmung:Auto-InnenraumluftWohnungs-Innenraumluft

< 10.000< 1.000

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WWF-Studie 2000: Gefahren durch Zusätze in Kunststoffprodukten

DEHP nicht der einzige Schadstoff ist, dem derkindliche Organismus ausgesetzt ist. Bereits einUnterschreiten der Sicherheitsspanne für DEHPvon 1.000 erfordert daher dringliche Maßnah-men.

Obwohl die Belastung des kindlichen Orga-nismus mit DEHP aus der Muttermilch eine rele-vante Belastungsquelle darstellt, wird dennochdeutlich, dass die industriell gefertigte Babynah-rung deutlich höher mit Phthalaten belastet ist alsMuttermilch. Künstliche Babynahrung stelltschon aus diesem Grund keine Alternative dar.Darüber hinaus überwiegen andere Vorteile desStillens deutlich die Risiken durch DEHP in derMuttermilch.

Die Europäische Kommission hat im De-zember 1999 ein vorläufiges Verbot von be-stimmten Phthalaten (darunter DBP, DEHP,DINP und DIDP) in Babyspielzeug für Kinderbis 3 Jahren verhängt. In Deutschland ist seitMärz 2000 eine entsprechende Verordnung inKraft. Noch kurz vor Inkrafttreten des Verboteskonnte die Zeitschrift “ÖkoTest” in sieben vonelf untersuchten Plastiktieren Phthalate nachwei-sen (“ÖkoTest”, 5/2000). Es ist davon auszuge-hen, dass umfangreiche behördliche Kontrollenerforderlich sind, um die Hersteller von Spiel-zeug, die Importeure von Spielzeug und denHandel dazu zu veranlassen, das Verbot zu befol-gen.

Der Nachweis von DEHP und anderenPhthalaten in allen Bereichen der Umwelt sowieihr Auftreten im menschlichen Gewebe und inder Muttermilch machen allerdings viel weiter-gehende Schritte notwendig: Auf DEHP alsWeichmacher in Kunststoffen sollte in vielenBereichen ganz verzichtet werden, insbesonderein der Herstellung von Kinderartikeln und Be-kleidung sowie in Materialien, die mit Lebens-mitteln in Berührung kommen und die für die In-neneinrichtung von Wohnungen verwendet wer-den. Entsprechendes gilt für Außenanwendun-gen, die starken Witterungseinflüssen ausgesetztsind.

Andere Phthalate wie DINP und DIDP kom-men als Alternativen nicht in Betracht. Sie wer-den zwar nicht als fortpflanzungsschädigend ein-gestuft, führen aber auch schon bei relativ niedri-gen Dosen im Tierversuch zu Leber und Nieren-effekten. Ein Ersatz von DEHP durch diesePhthalate würde dazu führen, dass auch sie in

steigenden Konzentrationen in Umwelt undMuttermilch auftauchen würden. Als einzige Al-ternative ist der Ersatz von Weich-PVC durchMaterialien anzusehen, die keine Weichmacheroder vergleichbar gefährliche Stoffe freisetzen.Beispiele dafür sind Polypropylen (PP), Poly-ethylen (PE) oder Linoleum für Bodenbeläge so-wie Polypropylen (PP) und Polyethylen (PE) fürDachbahnen, Verpackungen oder Kabelmäntel.

3.4. Organozinn verbindung en

Belastungen mit Organozinnverbindungen in derUmwelt können aus verschiedenen Quellenstammen. Die wichtigste Quelle ist ihre Verwen-dung als Biozid in Antifoulingprodukten (TBT)und als Pestizid in der Landwirtschaft (überwie-gend Triphenylzinn, TPT). Aber einige der Ver-bindungen werden auch als Stabilisatoren oderBiozide in Kunststoffprodukten eingesetzt. Dieschlechte Abbaubarkeit der Organozinnverbin-dungen und die niedrige Wasserlöslichkeit füh-ren zu einer Anreicherung in Sedimenten undOrganismen. Eine hohe Belastung diverserMeerestiere einschließlich der Meeressäugerund der Speisefische ist eine der Folgen.

Nahrung ist aber nicht die einzige Quelle derBelastung des Menschen mit Organozinnver-bindungen. Auch die Verwendung als Stabilisa-tor oder antimikrobiellerWirkstoff in Kunststoff-produkten und Textilien kann eine relevante Be-lastung darstellen. Belastete Kleidungsstückekönnen zu einer Aufnahme der Verbindungenüber die Haut führen, darunter auch TBT, dasnachgewiesener Maßen hormonähnliche Wir-kungen hat.

Wie schon für die Flammschutzmittel undPhthalate soll auch für Organozinnverbindun-gen das Risiko für die menschliche Gesundheitüber verschiedene Belastungswege größenord-nungsmäßig miteinander verglichen werden(Tab. 6). Dabei stehen mögliche Gesundheits-gefahren durch das Essen von Fisch und ande-ren belasteten Meeresfrüchten klar im Vorder-grund. Die Sicherheitsspanne für Erwachseneliegt bei hohem Fischkonsum oder hoch bela-stetem Fisch unter 100 und damit deutlich zuniedrig. Aber auch andere Belastungswege sindnicht zu vernachlässigen, wie z.B. die Verwen-dung von Dioctylzinn (DOT) in Lebensmittel-

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WWF-Studie 2000: Gefahren durch Zusätze in Kunststoffprodukten

verpackungen und Damenslips sowie von TBTin Textilien.

Viele der Organozinnverbindungen sind inder Umwelt schwer abbaubar, für Mensch undTier extrem giftig und zeigen eine starke Nei-gung zur Anreicherung in Meerestieren ein-schließlich des Fisches für die menschliche Er-nährung. Das gilt insbesondere für Butylzinn-verbindungen. Aber auch Dioctylzinn in kannzur Belastung des Menschen mit Organozinnver-bindungen beitragen und Immunstörungen her-

vorrufen. Entsprechend sollten Butylzinnverbin-dungen und Dioctylzinn für alle Anwendungenverboten werden, von denen aus sie in die Um-welt gelangen können sowie in sämtlichen Ge-brauchs- und Konsumartikeln. Alternativen zurStabilisierung von Kunststoffen gegen ultravio-lette Strahlung und Wärme sind verfügbar (Bari-um-/Kalzium-Zink Systeme). Auf eine für Mi-kroorganismen gif tige, biozide Ausrüstung vonBekleidungstextilien sollte gänzlich verzichtetwerden.

Beispiele für BelastungswegeHöhe der Belastung(µg/kg KG und Tag)

(hypothetischer Gehalt 110 mg/kg)

Direkte Aufnahme über Nahrung:• Organozinn (TBT+DBT+MBT)

bei hohem Fischkonsum und hoch-belasteten Tieren (1)

• DOT aus Lebensmitteln in Hart-PVC-Verpackungen

0,333

0,18

< 100

ungefähr 1.000

Aufnahme über die Haut:• TBT aus Radlerhosen

• DOT aus Damenslips0,040,004

< 1.000< 100.000

(1) Der NOAEL wird nur auf TBT und DBT bezogen, die meist den wesentlichen Anteil ausmachen.

Sicherheitsspannen im Vergleich zurSchwelle für immuntoxische Wirkungen imTierversuch von 25 µg/kg KG pro Tag für

TBT und DBT sowie von210 µg/kg für DOT (NOAEL)

Tab. 6: Mögliche gesundheitliche Gefahren für erwachsene KonsumentInnen durch Belastung mit Organo-zinnverbindungen (nach BgVV, 2000)

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4. Was tun?

Der Nachweis bedeutender Konzentrationen anbromierten Flammschutzmitteln, Phthalat-Weichmachern und Organozinnverbindungen inder Umwelt, in Nahrungsmitteln, in tierischemGewebe und in der Muttermilch zeigt, dass derbisherige Umgang mit gefährlichen Stoffen nichtmit ausreichender Vorsorge stattfindet. Offen-sichtlich sind Industrie und Handel nicht in derLage, die Verwendung dieser Stoffe so unterKontrolle zu halten, dass eine globale Verteilungund Anreicherung in der Umwelt vermiedenwerden kann.

Welche Konsequenzen müssen sich darausergeben?

Die Wir kungen langlebiger, synthetischerChemikalien, die sich in Organismen anrei-chern können, sind für den tierischen undmenschlichen Organismus nicht vorhersagbar.Das gilt in noch stärkerem Maße für das gleich-zeitige Einwirken zahlreicher unterschiedlicherChemikalien. Insbesondere der empfindlicheStoffwechsel heranwachsender Nachkommenoder empfindliche Ökosysteme wie das Meersollten daher derartigen chemischen Stoffengrundsätzlich nicht ausgesetzt werden, egal inwelcher Menge. Das Beispiel hormonähnlicherWirkungen von Tributylzinn (TBT) auf Meeres-schnecken mit seinen weltweit verbreitetenschädlichen Folgen zeigt, wozu es führen kann,wenn chemische Stoffe in der Umwelt Effekteausüben, die vor ihrem flächendeckenden Ein-satz nicht erkannt worden waren.

Um entsprechende Folgen für Tier undMensch zu vermeiden, ist ein Vorsorgeansatznötig. Dieser verlangt, dass Maßnahmen auchdann schon ergriffen werden, wenn es wissen-schaftlich noch nicht zweifelsfrei geklärt ist, inwelchem Ausmaß schädliche Effekte tatsächlicheintreten können. Nichtwissen darf kein Grundsein, tatenlos zu bleiben. Denn das möglicheWissen über das Verhalten gefährlicher Stoffe inder Umwelt und im menschlichen Organismusist prinzipiell begrenzt und wird es auch bleiben.

Was bedeutet das für Zusätze in Kunststof-fen?

Die Verwendung von Kunststoffzusätzen, diegefährliche Eigenschaften haben und sich zudemaus dem Kunststoff herauslösen können, sollteeingestellt werden. Das gilt insbesondere für:

• Kinderspielzeug und andere Kinderartikel,• Textilien,• sonstige Bedarfsgegenstände,• Inneneinrichtung und Materialien für den In-

nenausbau, sowie• Werkstoffe und Betriebsmittel für die Her-

stellung, Verarbeitung und Verpackung vonNahrungsmitteln

Aber auch die Verwendung in Produkten, dienicht unmittelbar mit Kindern und erwachsenenVerbraucherInnen in Kontakt kommen, kannproblematisch sein, wenn• die Verluste über die Umwelt zur Belastung

von Nahrungsmitteln wie Fisch führen, oder• kein angemessenes Entsorgungssystem für

Al tprodukte existiert (wie z.B. für Elektro-nikartikel)

Um diese Ziele langfristig zu erreichen, be-darf es eines ganzen Bündels unterschiedlicherMaßnahmen und einer Vielzahl verantwortlicherAkteure, um diese umzusetzen.

4.1. Forderungen an die Verantw or tli-chen in Politik und Wir tsc haft

Forderungen an Handel und IndustrieDie Hersteller und Importeure von Kunststoff-artikeln, wie z.B. Spielzeug oder andere Ge-brauchsgegenstände für Kinder, von Baumateri-al, Elektronikartikeln und Textilien, müssen vielstärker als bisher darauf achten, nur solche Mate-rialien einzusetzen, die keine gefährli chen Stoffefreisetzen. Die chemische Industrie ist aufgefor-dert, solche Alternativen auf den Markt zu brin-gen.

Allerdings werden Industrie und Handel oft-mals nur dann “fr eiwillig” Maßnahmen ergrei-fen, wenn die KonsumentInnen, das Parlamentund die Behörden sie dazu motivieren.

Forderungen an Politik und VerwaltungGesetzliche Marktbeschänkungen sind dort er-forderlich, wo Stoffe eine hohes oder nicht ein-schätzbares Risiko bewirken. Für Kunststoffzu-sätze heißt das:• Verbot bestimmter Phthalate (DBP, BBP,

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DEHP, DINP, DIDP / siehe Abkürzungsver-zeichnis der Stoffe) in Baby- und Kinder-waren, in der Nahrungsmittelverarbeitungund -verpackung, in Textilien, in der Woh-nungsinneneinrichtung und in Außenanwen-dungen, die der Witterung ausgesetzt sind.

• Verbot bromierter Flammschutzmittel in An-wendungen, für die diffuse Einträge in dieUmwelt zu befürchten sind oder keine geeig-neten Entsorgungssysteme für die Alt-produkte zur Verfügung stehen und für dierisikoärmere Alternativen verfügbar sind.

• Verbot von TBT und mit TBT verunreinigtenOrganozinnverbindungen, sowie von DBTund DOT in allen Verwendungen.

Um diese Marktbeschränkungen umzusetzen,sind internationale Kooperation und effizientenationale Kontrollsysteme erforderlich. Denngroße Mengen von Kunststoffzusätzen gelangenauf den europäischen Markt, indem sie in Arti-keln importiert werden, die in anderen Regionender Welt hergestellt werden. Das heißt, dass na-tionale oder EU-weite Verwendungsverbote vonbestimmten Kunststoffzusätzen nur dann sinn-voll sind, wenn auch die Importe von Warenerfasst werden, die diese Zusatzstoffe bereitsenthalten.

Gesetzliche Marktbeschränkungen werdenaber immer nur bestimmte Einzelstoffe erfassen,weil der poli tische und administrative Aufwandzur gesetzlichen Regulierung extrem hoch ist.Deshalb sind die VerbraucherInnen als zweite,motivierende Kraft gefragt.

4.2. Tipps für Verbrauc herInnen

Sich selbst schützenBelastung von Säuglingen und Kleinkindern ver-ringern:

• Produkte, vor allem Spielzeug (z.B.Beißringe) und andere Gegenstände(z.B. Krabbelunterlagen) für Säuglingeund Kleinkinder aus Weich-PVC solltenvermieden werden.

• Die Hersteller von Babynahrung solltendazu veranlasst werden, zu garantieren,dass ihre Produkte keine Phthalate ent-halten.

Belastung über dieAtemluft verringern:• Verzicht auf Fußböden aus PVC, Alter-

nativen sind z.B. Linoleumböden.• Verzicht auf Vinyltapeten, bedruckte Pa-

piertapeten bieten eine Alternative.• Verzicht auf Möbel mit PVC-Anteilen

(z.B. Kunstledergarnituren).• BeimAutokauf ist auf eine phthalatfreie

Innenraumausstattung (z.B. Polstersitze,Autohimmel) zu achten.

Belastung über die Haut verringern:• Matratzen, die durch die Stiftung Wa-

rentest gut beurteilt wurden, sollten be-vorzugt gekauft werden, denn diese Pro-dukte sind darauf geprüft, dassbromierte Flammschutzmittel darinnicht nachweisbar sind (test 1/99).

• Das Tragen von Textilien, die Weichma-cher enthalten, sollte vermieden werden(z.B. bedruckte T-Shirts).

• Weichgemachte Kleidungsstücke ausKunststoff (z.B. PVC-Handschuhe,Gummistiefel, Regenkleidung) solltennicht direkt auf der Haut getragen wer-den.

• Kleidungsstücke sollten nicht mikrobiellausgerüstet sein.

Die Umwelt schützen und damit auch die Bela-stung von Nahrungsmitteln vermindern

• DieAnwendung von PVC-Produkten imAußenbereich (z.B. Planen, Zelte, Dach-abdeckungen) sollte vermieden werden.

• Kabelmäntel müssen nicht aus PVCsein. Die Alternativen Polyethylen (PE)und Polypropylen (PP) enthalten keineWeichmacher.

• Beim Kauf von Fahrzeugen ist auf PVC-freien Unterbodenschutz zu achten.

• Drucker, Computer, Fernsehgeräte, Ko-piergeräte und Notebooks sollten durchdie Stiftung Warentest als gut beurteil tsein oder den Umweltengel tragen, denndiese Produkte dürfen bromierteFlammschutzmittel gar nicht oder nur inbestimmten Teilen enthalten (test 12/98und 10/98).

• Beim Einkauf von organischen Dämm-stoffen darauf achten, dass diese nicht

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WWF-Studie 2000: Gefahren durch Zusätze in Kunststoffprodukten

mit bromierten Flammschutzmittelnausgerüstet sind.

Das Bewusstsein über problematische Zusatz-stoffe in Kunststoffen schärfen

• Bei Händlern oder Herstellern kannnachgefragt werden, ob ihre Produktedie benannten hormonell wirksamenStoffe enthalten

• Bei Herstellern kann nachgefragt wer-den, ob, und wenn ja, welche Flamm-schutzmittel in ihren Produkten enthal-ten sind. Magnesiumhydroxid und Am-moniumphosphat sind akzeptable brom-und chlorfreie Alternativen.

• Bei den Behörden (Gesundheit, Um-welt) können Informationen eingeholtwerden, welche Maßnahmen in Bezugauf hormonell wirksame Schadstoffevon den Verantwortlichen unternommenwerden.

KontaktadressenStiftung Warentest: Lützowplatz 11-13, 10785Berlin, Tel.: 030/26310, Fax: 030/2611074.Umweltengel: RAL Deutsches Institut für Güte-sicherung und Kennzeichnung e.V., Siegburger-str. 39, 53757 Sankt Augustin, Tel.:02241/16050,Fax: 02241/160511.

Die Veröffentlichung: „Produktanforderungen,Zeichenanwender und Produkte“ (April 1998)des Deutschen Institutes für Gütesicherung undKennzeichnung e.V. enthält Listen der Herstel-ler, deren Produkte den Umweltengel tragen(http://www.blauerengel.de)

Als Ergänzung dieser Broschüre ist ein Faltblattdes WWF Deutschland unter dem Titel „Buntebedrohliche Welt“ erschienen, dass sich insbe-sondere an die VerbraucherInnen richtet und ne-ben den Gefahren auch praktische Tipps zu derenVermeidung sowie zur Nutzung von Alternati-ven aufzeigt.

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5. Zusammenfassung

befürchten, dass Schäden bei Säuglingen bereitsbei sehr geringen Konzentrationen auftretenkönnen, da die Schadstoffe auf entscheidendeEntwicklungsvorgänge von Zentralnervensys-tem und späterer Fortpflanzungsfähigkeit ein-wirken können. Bei Tierversuchen traten Verhal-tensstörungen bei einer Dosis von 800 Mikro-gramm pro Kilogramm (µg/kg) Körpergewichtauf. Ein Verwendungsverbot dieser Stoffe für dieEuropäische Union ist daher dringend erforder-lich.

Die geschätzte tägliche Gesamtbelastung deserwachsenen Menschen durch den Weichma-cher DEHP beträgt 10-20 µg/kg. Für Säuglingeund Kleinkinder kann sich die Gesamtbelastungbei intensivem Kontakt mit Spielzeug oder ande-ren Kinderartikeln sowie durch eine PVC-reicheWohnungseinrichtung und belastete Nahrung biszu 300 µg/kg steigern. Damit ist die Höhe derBelastung von demjenigen Wert, bei dem imTierversuch bereits Hodenschäden auftreten,nicht mehr weit entfernt. In Deutschland ist da-her seit März 2000 eine vorläufige Verordnungüber den Einsatz von bestimmten Phthalaten inBabyspielzeug für Kinder bis 3 Jahren in Kraft.Die Konzentrationen von DEHP in Muttermilch,Nahrung und Innenraumluft machen aber einenweitergehenden Verzicht auf die phthalathaltigeWeich-PVC Systeme in vielen Produktbereichenerforderlich.

Bei den Organozinnverbindungen stehenmögliche Gesundheitsgefahren durch das Essenvon Meerestieren im Vordergrund. Aber auch an-dere Belastungswege sind nicht zu vernachlässi-gen, wie z.B. die Verwendung von Dioctylzinn(DOT) in Lebensmittelverpackungen sowie vonTri- oder Dibutylzinn (TBT, DBT) und Dioctyl-zinn in Textilien. Butylzinnverbindungen undDioctylzinn sollten für alle Anwendungen verbo-ten werden, von denen aus sie in die Umwelt ge-langen können sowie für ihren Einsatz in Ge-brauchs- und Konsumartikeln. Alternativen zurStabilisierung von Kunststoffen gegen UV-Strahlung und Hitze sind verfügbar. Beklei-dungstextil ien soll ten grundsätzlich keine gifti-gen Stoffe zugesetzt werden.

Der Nachweis bedeutender Konzentrationenbromierter Flammschutzmittel, Phthalat-Weich-macher und Organozinnverbindungen in Um-

Störungen des Hormonsystems können durchviele verschiedene Chemikalien aus unterschied-lichen Produktgruppen ausgelöst werden. DieKonsequenzen reichen von Immunstörungenüber Fortpflanzungsunfähigkeit bis hin zuVerän-derungen des Verhaltens. Die Stoffe könnenwährend der Schwangerschaft oder über das Stil-len von der Mutter auf die Kinder übertragenwerden und somit auch Schäden in der nächstenGeneration hervorrufen. Beispiele existieren auszahlreichen Gruppen des Tierreichs und auch inder Bevölkerung der westlichen Länder wurdenin den letzten Jahrzehnten gesundheitliche Pro-bleme (z.B. verminderte Fruchtbarkeit, Zunah-me von Brustkrebs) beobachtet, die mit hormo-nell wirksamer Chemikalien in Verbindung ste-hen können. Die Substanzen können über Nah-rung, Haut und Atemluft in den menschlichenOrganismus gelangen.

Viele Kunststoffe enthalten als ZusätzeFlammschutzmittel, Weichmacher, UV- undHitzestabilisatoren oder giftige Biozide zumSchutz vor Bakterien, Schimmelpilzen und Al-gen. Einige dieser Stoffe stehen im Verdacht,hormonähnliche Wirkungen auszulösen und da-durch Fortpflanzung, Immunsystem oder gar dieLernfähigkeit zu beeinträchtigen: BromierteFlammschutzmittel, Phthalate und Organozinn-verbindungen. Sie finden sich z.B. in Elektronik-artikeln, Schaumstoffen, Fußbodenbelägen oder„antimikrobiell“ ausgerüsteten Kleidungsstük-ken.

In der Broschüre werden Verwendung, Bela-stung von Umwelt und Mensch sowieSchadwirkung dieser Kunststoffzusätze darge-stellt. Es wird aufgezeigt, wie hoch Menschenmit den jeweiligen Schadstoffen über Nahrung,Haut oderAtemluft belastet sein können.Außer-dem erfolgt eine Darstellung, ab welchen Kon-zentrationen imTierversuch Schäden auf Hoden,Leber, Immunsystem oder Lernfähigkeit auftre-ten können. Durch einen Vergleich dieser Wertelässt sich die jeweilige Höhe des Risikos für diemenschliche Gesundheit abschätzen.

Der Nachweis bromiert er Flammschutz-mittel in der Muttermilch zeigt, dass die Bela-stung des Menschen über Nahrung und UmweltzurAnreicherung dieser Substanzen im mensch-lichen Körper führt, Tendenz steigend. Es ist zu

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WWF-Studie 2000: Gefahren durch Zusätze in Kunststoffprodukten

welt, Nahrungsmitteln, tierischem Gewebe undMuttermilch zeigt, dass der bisherige Umgangvon Industrie und Handel mit langlebigen undbiologisch anreicherbaren Chemikalien nicht mitausreichender Vorsorge stattfindet. Insbesondereder empfindliche Stoffwechsel von Säuglingenund Kleinkindern oder empfindliche Ökosyste-me wie das Meer sollten derartigen chemischenStoffen grundsätzlich nicht ausgesetzt werden,egal in welcher Menge. Aus Vorsorge müssen so-fort Maßnahmen ergriffen werden, wenn ausrei-chende Hinweise auf mögliche Schadwirkungenvorliegen (Vorsorgepr inzip).

Die chemische Industrie ist aufgefordert,umweltverträgliche Alternativen auf den Marktzu bringen. Hersteller von Kunststoffartikelnmüssen viel stärker darauf achten, nur solcheMaterialien einzusetzen, die keine gefährlichenStoffe freisetzen. Allerdings werden Industrie,Hersteller und Handel nur dann fr eiwillig Maß-nahmen ergreifen, wenn sie durch kriti schesKaufverhalten von VerbraucherInnen oder denDruck von Behörden dazu gedrängt werden. Ge-setzliche Mar ktbeschänkungen sind dort erfor-derlich, wo Stoffe ein hohes oder nicht ein-schätzbares Risiko bewirken. Für Kunststoffzu-sätze heißt das:• Verbot bromierter Flammschutzmittel in An-

wendungen, für die Einträge in die Umweltzu befürchten sind oder keine geeignetenEntsorgungssysteme für Altprodukte existie-ren, soweit ungefährlichere Alternativen ver-fügbar sind.

• Verbot bestimmter Weichmacher (Phthalate:DBP, BBP, DEHP, DINP, DIDP) in Baby-und Kinderwaren, bei der Nahrungsmittel-

verarbeitung und -verpackung, in Materiali-en für die Wohnungsinneneinrichtung, inTextilien.

• Verbot von TBT und mit TBT verunreinigtenOrganozinnverbindungen sowie von DBTund DOT in allen Anwendungsbereichen(Schiffsanstriche, Kunststoffprodukte undTextilien).

Um diese Marktbeschränkungen umzuset-zen, sind internationale Regelungen und eff izi-ente nationale Kontrollen erforderlich, da großeMengen von Kunststoffzusätzen durch Impor teauf den europäischen Markt gelangen. Sie wer-den aber immer nur bestimmte Einzelstoffe er-fassen, weil der politische und administrativeAufwand zur gesetzlichen Regulierung extremhoch ist.

Verbr aucherInnen können sich selbst unddie Familie schützen, indem sie auf Säuglings-und Kinderartikel aus Weich-PVC verzichten,sowie die Belastung über Atemluft und Hautdurch die Auswahl gesundheitsverträglicherKonsumartikel undWohnungseinrichtungen ver-ringern. Durch verschiedene Maßnahmen kön-nenVerbraucher außerdem die Umwelt schützenund damit auch die Belastung von Nahrungsmit-teln verhindern. Hierfür werden in der Broschürediverse Ratschläge gegeben. Verbraucher undVerbraucherinnen können auch helfen, das Be-wusstsein über problematische Zusatzstoffe inKunststoffen in der Gesellschaft zu schärfen, in-dem sie beim Einkauf kritische Fragen stellenund bei Behörden nachfragen, welche Maßnah-men in Bezug auf hormonell wirksame Schad-stoffe unternommen werden.

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WWF-Studie 2000: Gefahren durch Zusätze in Kunststoffprodukten

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Als Ergänzung der vorliegenden Broschüre istein Faltblatt des WWF Deutschland und derVer-braucher-Zentrale Nordrhein-Westfalen unterdem Titel „Bunte bedrohliche Welt“ erschienen,dass sich insbesondere an die VerbraucherInnenrichtet und neben den Gefahren auch praktischeTipps zu deren Vermeidung sowie zur NutzungvonAlternativen aufzeigt.

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Informationen zu den Themen „Meere und Küsten“Falls Sie Fragen zu dieser Studie haben oder weitere Informationen anfordern möchten, wendenSie sich bitte direkt an: WWF Deutschland, Fachbereich Meere und Küsten, Patricia Cameron,Umweltstiftung WWF-Deutschland, c/o Ökologiestation, Am Güthpol 11, D-28757 BremenTelefon: 0421 / 65846-16, Telefax: 0421 / 65846-12, Email: [email protected]

WWF Infoser viceWenn Sie sich für andere Arbeitsgebiete des WWF Deutschland interessieren, WWF-Informations-material bestellen wollen oder WWF-Mitglied werden möchten, wenden Sie sich bitte an:WWF Deutschland, Manuela Leberer (Infoservice), Rebstöcker Straße 55, 60326 Frankfurt amMain, Tel.: 069 / 7 91 44-142, Fax: 069 / 61 72 21.

Ihr Beitra g zum Umweltsc hut zDiese Broschüre erhalten Sie kostenlos. Wir freuen uns jedoch, wenn Sie unsere Arbeit mit einerSpende unterstützen. Unsere Kontoverbindung lautet: Frankfurter Sparkasse, Konto 222 000,BLZ 500 502 01. Wenn Sie die Broschüre gelesen haben, reichen Sie sie bitte weiter! Hierfürdanken wir Ihnen - im Auftrag der Natur.

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