Geistiges Leben 2009-3

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Zeitschrift im Geiste christlicher Mystik

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Das Wiedersehen im groen Jenseits Die Burg des Melchisedek Gedanken zum Gebet Gott oder Vater Die Entwicklungsstufen im Jenseits Unvershnlichkeit bis ber den Tod hinaus Von der Bitte um Hilfe Die Turmuhr

INHALTOtto Hillig Klaus W. Kardelke Jakob Lorber Jakob Lorber Peter Keune Willigis Jger Jakob Lorber Jakob Lorber Alexander Stern Johannes Gommel Jakob Lorber Leopold Engel Ramakrishna Iwan Turgenjew Jakob Lorber Weisheitsgeschichten Die Liebe Editorial Das Wiedersehen im groen Jenseits Morgendank Die Burg des Melchisedek Gedanken zum Gebet Gebet des Herzens Gott oder Vater Die Entwicklungsstufen im Jenseits Unvershnlichkeit bis ber den Tod hinaus Von der Bitte um Hilfe Rat eines Seligen Christusvision Das Geschenk des Bettlers Die Turmuhr Wo kann ich Gott finden Hingabe Der Mensch und sein Schatten Mein Bruder Von der Suche Klarheit S. 2 S. 3 S. 5 S. 15 S. 16 S. 34 S. 38 S. 39 S. 42 S. 45 S. 47 S. 48 S. 49 S. 50 S. 51 S. 52 S. 53 S. 53 S. 54 S. 54 S. 54 S. 55

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- Zeitschrift im Geiste christlicher Mystik Jahrgang 29 2009 Heft 3

Ich komme um zu retten, was noch zu retten ist, wie ein Blitz, der vom Aufgang bis zum Niedergang leuchtet. Wer da das Licht dieses Blitzes annimmt, der wird gerettet. Wer aber dieses Licht nicht annimmt, der geht zugrunde; d.h. er begibt sich auf einen Weg, auf dem es sehr schwer wird, das ihm von Gott gestellte Ziel zu erlangen. Du aber hast das Licht des Blitzes wohl ergriffen. Daher kam auch der Retter Selbst zu dir und fhrt dich nun des rechten Weges. Aber du musst dem Retter willig folgen und Ihm durch deinen ueren Verstand keine Hemmnisse in den Weg legen, sonst verzgerst du selbst die Erreichung des Zieles.(Von der Hlle bis zum Himmel Bd.1 Kap. 39,12-13)

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Die Liebe

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Die LiebeLiebe krnt des Menschen Seele, Liebe nie ersticken kann. Tust du auch so manche Fehle, Liebe bricht sich wieder Bahn. Liebe segnet die, die fluchen, Liebe lindert jeden Schmerz; Liebe wird dich einstens rufen, so nur Lieb' erfllt dein Herz. Liebe kehret ein bei Armen, bricht den Hungrigen das Brot, Liebe spendet voll Erbarmen, Liebe lindert jede Not. Liebe ist ein gttlich Wesen, das der Erde nicht entstammt, hilft dir geistig zum Genesen, sie des Frommen Herz durchflammt. Die Liebe schtzt dich vor'm Gericht, denn Gott, die Ew'ge Liebe spricht: So lasse, Kind, in deinem Herzen der Liebe vollen, freien Lauf, sie hilft dir tragen deine Schmerzen und nimmt dich einst in Gnaden auf.Otto Hillig

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Editorial

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EditorialWir leben in einer Welt voller Gegenstze und Trennungen. Wir erleben sie in den Polaritten von Tag und Nacht, gut und bse, licht und dunkel, arm und reich, schwarz und wei und wo immer wir nur hinschauen. Selbst in uns finden wir gegenstzliche Krfte, finden wir Licht- und Schattenseiten. Eine Seite in uns strebt nach Klaus W. Kardelke Hherem, dem Lichte entgegen, whrend die andere Seite Geschftsfhrender Vorsitzender der Lorber-Gesellschaft sich dem Materiellem, Erdhaftem und Sinnlichem zuneigt. Bereits Goethe erkannte: Zwei Seelen wohnen, ach in meiner Brust, die eine will sich von der andern trennen; die eine hlt, in derber Liebeslust, sich an die Welt mit klammernden Organen; die andere hebt gewaltsam sich vom Dust (= Staub) zu den Gefilden hoher Ahnen. Schon in der Schpfungsgeschichte der Bibel, die ja auch ein Bild unserer eigenen geistigen Entwicklung darstellt, trennte Gott das Licht von der Finsternis: da schied Gott das Licht von der Finsternis; und Gott nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. (1.Mos.1,4) So sind wir als von Gott getrennte Wesen in eine getrennte Welt gesetzt mit all ihren vielfltigen Gegenstzlichkeiten und mit der hohen Bestimmung wieder in die Einheit mit Gott und uns selbst zurckzufinden. Und so stehen wir im bestndigen Widerstreit und in Feindschaft mit unserer ueren und inneren Welt, mit unseren Fehlern und Schwchen, mit unseren tief verborgenen und allzu oft verdrngten Schattenseiten. Doch unser eigentliches inneres Wesen, unser wahres Selbst ist geistig und gttlicher Natur, ist Liebe, wie es der Herr uns besttigt: Ihr seid ja selbst nur pur Liebe aus Gott und in Gott, und euer Dasein ist in sich durch den Willen der Liebe Gottes selbst ja nur verkrperte Liebe Gottes! (GEJ. 7; 141,05) Da wir nun Liebe sind, so ist es auch unsere Aufgabe alles mit Liebe anzunehmen, selbst unsere Schattenseiten. Denn unsere Fehler und Schwchen sind uns nicht gegeben zu unserem Leid, sondern damit wir uns erkennen und vervollkommnen und unsere wahre Identitt und Einheit allein in Gott wiederfinden und Seine Eigenschaften in uns entwickeln. Denn die Schwche in uns ist ein vom Herrn geflissentlich unvollendeter Teil unseres Wesens, den wir selbst vollenden sollen, um dadurch die gttliche hnlichkeit unseres Geistes in uns selbst bekrftigend zu rechtfertigen und dadurch ein wahrhaft freies Leben fr ewig durch uns selbst zu grnden. (HGt. 3; 110,08) Die inneren Schatten zu erkennen und zu bekennen und damit ans Licht

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der gttlichen Wahrheit und Liebe zu frdern, damit sie in dieser verklrt werden, ist unsere Aufgabe. Denn unsere Schatten knnen im Lichte nicht bestehen, sie lsen sich gnzlich auf und wandeln sich ebenfalls in Licht um. So wir aber nur lieber unsere Schwchen verdeckt, als geoffenbart in uns tragen wollen, da schaden wir uns ja nur selbst und sind selbst Schuldtrger, so wir am Ende durch sie zugrunde gehen! (HGt. 3; 110,09) Letztendlich sind unsere Fehler und Schwchen, unser rger und unser Zorn Bestandteile unserer noch unvollkommenen Seele, sind geistige Krfte und Energien, sind Wesenheiten, die auf Erlsung harren, ber die wir mit Liebe herrschen sollen, sie in die richtige Richtung weisend. Ihr wisst, dass all das Bse und Falsche herrhrt von den im Menschen wohnenden argen Geistern, die smtlich danach streben, den Willen des Menschen fr sich zu gewinnen, um sich mittels desselben auch endlich seiner Liebe zu bemchtigen. (HiG. Bd. 3, S. 70,4) Unsere Aufgabe ist es, mit gttlicher Hilfe die Herrschaft ber diese inneren Krfte zu erlangen, sie uns untertan zu machen, sodass sie uns dienen und nicht wir ihnen, um so die gttliche Ordnung und damit den gttlichen Geist in unserer Seele wieder Raum zu verschaffen. Sagte Jesus nicht: Liebet eure Feinde! und meinte Er damit wirklich nur die ueren und nicht auch die inneren Feinde? Denn vielfach sind wir ja unser grter Feind selbst, unbarmherzig und verdammend gegen uns und unseren missverstandenen Fehlern und Schwchen, die uns letztendlich nur unseren Weg zum Heil weisen wollen. Gilt es denn nicht auch die dunklen, lichtlosen Seiten unseres eigenen Wesens liebevoll anzunehmen und zu veredeln, als ein von Gott gegebenes Gut zu unserer Vervollkommnung. Nur allzuoft sehen wir unsere negativen Seiten in uns als strend und hinderlich an, kmpfen gegen sie und verleihen ihnen dadurch noch mehr Macht ber uns. Doch kann es nicht sein, dass gerade sie es sind, die uns bei gerechter Betrachtung und berwindung als Sprungbretter zu geistigen Hhen dienen, die uns immer wieder zu geistigen Hchstleistungen anspornen. Vielleicht wre es einmal angebracht ber unsere eigenen Schatten zu springen und auch unseren inneren Feinde mehr mit Liebe und Verstndnis zu begegnen und sie im gttlichen Lichte zu betrachten, als Geschenke eines liebenden Vaters an Seine Kinder auf dem Weg zu ihrer Vollendung. Euer Klaus Kardelke

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Das Wiedersehen im groen Jenseits

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Das Wiedersehen im groen JenseitsUnsterblichkeit der Menschenseele Bei gar sehr vielen Menschen, die sonst Kopf und Herz am rechten Flecke haben, besteht, so sie eben nicht gar so glaubensstark sind, noch gleichfort die verhngnisvolle Frage: ob es nach diesem kurzen irdischen Leben noch ein und wie gestaltetes Leben gibt, und ob der Mensch sich als das, was er hier war, erkennen wird? Ferner, ob ihm das hiesige Bewusstsein und die volle Rckerinnerung an all seine irdischen Zustnde bleiben oder ob das Bewusstsein samt der Rckerinnerung vielmehr dem im Traume gleichen wird, wo der trumende Mensch sich wohl als derselbe, wie und was er im wachen Erdenleben ist, erkennt und sich seiner Subjektivitt, nur unter immer ganz neuen Lebensverhltnissen, klar bewusst ist, wo aber alle objektiven diesseitigen Lebensverhltnisse bis auf weniges tief im Gemt Haftendes - wie etwa die nchsten Verwandten und sehr oft gesehene, lebhaft besprochene und als heimatlich bewohnte Orte, und selbst diese nahe allzeit unter fremden Verhltnissen und Gestaltungen - nahe alles Dasein verlieren. Und gibt es dort im groen Jenseits unter solchen etwa einem hellen Traume sehr hnlichen geistigen Lebensverhltnissen ein sich gegenseitig wohl erkennendes Wiedersehen? Und Ich, der Herr, sage und antworte auf diese umfassende Frage mit: Ja, so und so! Je nachdem der Mensch dies irdische Probeleben mehr oder weniger vollkommen nach Meiner allen Menschen geoffenbarten Ordnung durchlebt hat. Wer es hier schon, was jedem leicht mglich ist, zur wahren und vollen Wiedergeburt seines Geistes gebracht hat und als ein Vollwiedergeborener hier also lebt, dass ihm die Geisterwelt mit all ihren Verhltnissen und auch in ihrer einflieend entsprechenden Wirkung auf die materielle Welt so wie die materielle Welt vllig klar erschaulich ist, bei dem kann die Ablegung seines ohnehin keines lebendigen Bewusstseins und irgendeiner Erinnerung fhigen Leibes unmglich irgendeine Vernderung in seinem Denken, Wollen, Erinnern und lebendigsten subjektiven und objektiven Bewusstsein bewerkstelligen. Denn so das Leben und alle seine Ein- und Auswirkungen schon diesseits ganz in den ewig gleichfort im hchsten und reinsten Selbstbewusstsein sich befindenden Geist bergegangen ist, der ber alle Materie ewig erhaben ist und diese nur als ein auf eine bestimmte Zeit fixierter Gedanke oder als festgehaltene Idee in ein wie nach auen hin erscheinliches Sein tritt, so meine Ich, drfte es wohl fr jeden nur etwas

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heller Denkenden mit Hnden zu greifen sein - zumal ihm dafr noch tausend Beweise aus dem Leben der Somnambulen und vieler Seher und Propheten zur Einsicht zu Gebote stehen -, dass das rein geistige Leben jenseits ein viel helleres, sich seiner selbst und aller andern subjektiven und objektiven Vorgnge, Zustnde und Verhltnisse des Lebens ein um ebensoviel reiner Bewussteres sein muss, als um wie viel der Geist ber alle Materie - die, wie gezeigt, nichts als ein fixierter Ausdruck seiner Gedanken und Ideen ist - fr ewig steht als selbst Licht, Leben, Kraft und vollstes Bewusstsein in sich. Weil aber nicht nur ein, sondern alle nach Meiner Ordnung lebenden Menschen in ein gleiches allervollkommenstes Leben bergehen, so ist die Frage ob des einstigen Wiedersehens eine eitle. Denn so die Menschen in diesem unvollkommenen Puppenleben schon die Fhigkeit des sich Wiedererkennens und natrlichen Wiedersehens besitzen, die sie doch nicht abstreiten oder bezweifeln knnen, so werden sie diese Fhigkeit wohl um so mehr im vollkommensten, rein geistigen Leben besitzen, wo ihr ganzes Wesen der unvergngliche Ausdruck und das Grundprinzip alles Lebens und aller Verhltnisse und Vorkommnisse desselben ist! Auf dieser Welt erkennt ja auch durch den Leib hindurch die Seele durch den Geist in ihr die ihr bekannten und verwandten Menschen, kann sich andern befreundet und vollends verwandt machen und erkennt sie dann als solche der Gestalt und dem Charakter nach allzeit wieder. So aber solches die Seele und der Geist vermag durch all die tausend Kerkerwnde des in sich selbst toten Leibes, um wie viel mehr wird sie solches in ihrem vllig freien Zustande vermgen, wie solches schon an sehr vielen Somnambulen nur zu oft beobachtet worden ist, die mit fest verschlossenen Augen nicht nur ihre Umgebung oft bis auf den innersten Lebensgrund, sondern auch die in fernen Landen sich irgendwo befindenden Menschen, um die sie befragt wurden, mit allen ihren Zustnden und Verhltnissen geschwind und beraus wohl erkannten! Und doch ist die Seele einer noch so hellen Somnambule noch bei weitem nicht in dem freien Zustande, wie eine sogar noch mehr unvollkommene Seele nach dem Abfalle ihres Leibes! Dass unvollkommene Seelen sich nach ihrem Freiwerden vom Leibe nur zu bald mehr und mehr verfinstern, das liegt in ihrem bsen Willen. Solche Seelen sehen dann freilich von der Welt nichts mehr, was sehr notwendig ist, da sie in einem sehenden Zustande der Welt und namentlich denen, die sie zu ihren Feinden rechneten, einen zu bedeutenden Schaden zufgen wrden. Solche Seelen und respektive Geister sehen dann nur das, was sich aus ihrer Phantasie gleich einer niedersten Traumwelt entwickelt. In solcher Phantasiewelt verharren solche Seelen dann oft Hunderte von

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Jahren, sehen die stets neu ankommenden Seelen, wenn sie auch auf der Erde ihre nchsten Verwandten waren und diese sie sogleich ersehen, nicht. Sie sehen nur ihre lang andauernde Phantasiewelt und sind daher nur den Engeln durch pure Entsprechungen, die die Engel in die Phantasiewelt solcher blinden Seelen hineinzuschieben imstande sind, zur Belehrung zugnglich. Wenn sie Belehrung und dadurch eine Besserung ihres Willens annehmen, so verschwindet nach und nach ihre Phantasiewelt, und sie kommen dann stets mehr und mehr zum wahren Licht und zur Anschauung all des Daseienden und somit zum Wiedersehen ihrer Verwandten und Freunde. Sie erkennen sie dann als solche auch gar bald wieder und haben eine rechte Freude an ihnen. Bessern sie sich aber nicht, so bleiben sie in ihrer stets rger werdenden Traumwelt lange Zeiten der Zeiten. Und da ist dann vom erfreulichen Wiedersehen und Wiedererkennen keine Rede. Sowenig irgend ein materieller Mensch in einem sehr materievollen Traume sich irgend seiner Auenverhltnisse und Lebenszustnde erinnern kann, sondern nur das schaut, was ihm seine Phantasie als plastisch vorgaukelt, ebenso wenig und eigentlich noch bei weitem weniger kann eine finstere Seele sich jenseits irgend an etwas erinnern oder etwas erkennen in ihrem Traumkreise, in dem sie sich nie ttig, sondern allzeit nur leidend befindet und sich daher aus sich selbst auch eine nahe ewig andauernde Zeit, nach dem Mae dieser Erde genommen, nimmer frei machen kann! Wer hier nicht wenigstens zur Hlfte im Geiste wiedergeboren wird, kommt jenseits mehr oder weniger in den oben bezeichneten Zustand und kann sich selbst darin ebenso wenig helfen wie der Embryo im Mutterleibe, dessen Regen und Bewegen von dem notwendigen ueren Zustande der Mutter abhngt. Aber es waltet dennoch eine ganz eigene Bewandtnis bei solchen Seelen ob, was da mit dem Zustande des Embryo im Mutterleibe etwas Unterschiedliches hat. Und das besteht, um fr den Verstand der Menschen vernehmlich zu reden, darin, dass der Embryo im Mutterleibe als sich neubildende Kreatur durchaus leidend ist, whrend die finstere Seele ganz aus sich ttig und leidend zugleich ist und, weil sie nicht will, nicht unttig werden kann, auf dass sie dadurch mchte unleidend werden. Wie kommt aber das? So ein Mensch auf dieser Welt entweder nur sehr wenig oder zumeist wohl auch gar nichts zur Belebung und Bildung dessen, was seine Seele in ihrem Herzen verborgen trgt, getan hat, sondern alles nur auf den ueren Verstand verwendete und diesen dann dazu benutzte, wohlberechnete Wege einzuschlagen, um auf diesen sich

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weltliche Schtze - welcher Art und welchen Namens sie auch immer sein mgen - zu verschaffen, um sich durch sie die mglichst feinsten und in jeder Hinsicht wohlschmeckendsten Gensse und Lustreize zu bereiten, so ist, wenn dann solch eines Menschen Seele jenseits ankommt, ihre gttliche Lichtkammer dicht verrammt und verschlossen. Das irdische Verstandeslicht aber, das eigentlich blo eine Kombination der ueren, materiellen Lichtbilder ist, die an den vielen Millionen Flchen der Gehirntfelchen fr die Seele ersichtlich sind, und aus denen die Seele allzeit, nach Art der dummen Astrologen, ihre Berechnungen macht und dann wie von der Macht des dicksten Aberglaubens sich danach zu handeln gentigt fhlt, bleibt ohnehin so wie die Bildergalerie eines Bilderliebhabers, wenn er stirbt, in der Welt zurck. Die Folge ist, dass solch eine Seele dann notwendig total finster in der Geisterwelt anlangen muss und nichts behlt als das Bewusstsein oder den Ausdruck des Lebens und nur insoweit die Erinnerung an ihre irdischen Zustnde und Verhltnisse, inwieweit solche in der (dem leiblichen Gehirn) entsprechenden Gehirnkammer der Seele in entsprechenden Typen aufgezeichnet sind, welche die immerhin hchst sensible Seele fhlt und ihrer gewahr wird, wenn sie dieselben zufolge ihrer Finsternis auch nicht klar beschauen kann. Dass ein solcher Zustand einer an alle Lustreize des Lebens gewhnten Seele nur zu bald unertrglich wird, lsst sich hoffentlich leicht begreifen und sogar lebendig fhlen. Solch eine Seele gert dann bald in eine groe Furcht, Angst und am Ende in einen groen rger und Zorn, wodurch sich in ihr dann eine Art Glutschimmer entwickelt. Denn wo immer jemand schon in der gerichteten Materiewelt irgendeine starke Ttigkeit ersieht - wie etwa einen heftigen Sturm, eine starke Meeresbrandung, eine starke Reibung zweier Gegenstnde gleicher oder ungleicher Art, einen mchtigen Druck zweier harter Krper aufeinander und derartiges mehr, - da wird er dabei, besonders zur Nachtzeit, auch eine Feuer- und Licht- oder wenigstens eine Schimmerentwicklung bemerken, welche von den Naturgelehrten mit dem allgemeinen, aber eben nicht immer tauglichen Namen Elektrizitt bezeichnet wird, - im Grunde aber und ganz eigentlich der vollen Wahrheit gem nichts als eine Erregtheit der in aller Materie mehr oder weniger hart gefangenen Naturgeister ist, die stets desto eher und leichter erregt werden knnen, je hrter sie gefangen sind. Sind sie aber leichter gehalten, wie etwa in der Luft, im Wasser, im Lehm und in allerart anderen flssigen und weichen Krpern, so gehrt auch im Verhltnis eine heftigere Bewegung (Ttigkeit, s.o.) dazu, damit die ihr nicht so schnell ausweichen

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knnenden Naturgeister erregt und durch ihre hchst schnell vibrierende Bewegung innerhalb ihrer sie gefangen haltenden leichten und hchst durchsichtigen Hlse als ein Licht oder als ein Glhen ersichtlich werden. Dass diese Erregung der Naturgeister aber in der Vibration besteht, kann ein jeder Mensch von nur einigem Beobachtungsgeiste beseelt leicht aus tausendfachen Erscheinungen in der Naturwelt ersehen und erkennen. Wenn irgend ein Mensch oder sogar auch ein Tier durch was immer in seinem Gemt sehr erregt wird, so wird an ihm ein Beben bemerkt, welches von nichts anderem als lediglich von der Erregtheit der im Fleisch und Blut gefangenen Naturgeister herrhrt. Eine Saite auf einem Toninstrument vibriert, wenn sie einen Sto oder Schlag bekommt, weil die in der Materie der Saite gefangenen Geister durch den Schlag oder Sto erregt werden. Die Flamme jeden Lichtes, die nichts als ein Akt der Freiwerdung der in der Materie gefangenen Naturgeister ist, besteht in stets sichtbarer Vibration, die durch die Ttigkeit der frei werdenden Naturgeister entsteht. Und dergleichen Erscheinungen gibt es noch Tausende und abermals Tausende, an denen derselbe Akt beobachtet werden kann. - - Es ist gesagt worden, dass die Seele durch den Verlust ihres Weltlichtes und aller aus demselben hervorgehenden Lustbarkeiten zuerst in eine groe Furcht und Angst und am Ende in einen groen rger und Zorn gert, wodurch in ihr eine Art Glutschimmer erzeugt wird. Dieser Glutschimmer entsteht im Wesen der Seele entsprechend auf die ganz gleiche Weise wie in der Naturwelt. Die Furcht ist die erste Erregung der in jeder einzelnen Seele vorhandenen endlos vielen seelisch-geistigen Spezifikalpotenzen. Wenn alle Potenzen in ein immer heftigeres Beben geraten, so wird der ihnen gegebene Formraum bald zu eng. Da aber die uere Form, innerhalb der alle die zahllosen Potenzen zu einem Leben vereinigt sind, bald zu eng wird - weil sie nicht so leicht erweitert werden kann und darf -, so ist die Folge davon dann notwendig ein immer heftigeres Drngen und Drcken nach allen Seiten hin, wodurch in dem konkreten Gesamt oder besser gesagt Ein-Leben das Gefhl der Angst zum Vorschein kommt. Wenn das Drngen und Drcken stets heftiger werdend andauert, so entsteht daraus eine geistige Grung, die man rger nennt. Wie aber schon in der Natur das Resultat einer stets heftiger werdenden Grung eine volle Entzndung ist, ebenso ist das Endresultat der groen Grung der seelischen Spezifikalpotenzen eine volle Entzndung, und diese heit Zorn. Und von solchem Zorn rhrt dann auch die Erscheinlichkeit des Glutschimmers her, der, so er heftiger und heftiger wird, endlich in einen

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vollen Brand bergeht, der als bseste Erscheinung des Lebens Wut und im eigentlichsten Sinne Hlle heit und ist. Wenn nun eine abgeschiedene Seele sogestaltig in den besprochenen Glutschimmer gert, so fngt sie dadurch an, die in ihrem Gehirne vorhandenen geistigen Stigmata sehr matt zu erschauen und erkennt bald viel eitel Bses und wenig Gutes in ihrem Wesen. Sie sieht in solchem Zwielicht auch nicht selten die Mcke fr einen Elefanten und umgekehrt den Elefanten fr eine Mcke an. Aus solchen Anschauungen entwickeln sich dann in der Seele allerlei ganz luftige und durchsichtige, man knnte sagen formlose Formen gleich den Luftschlssern eines verliebten Jnglings auf der Welt, die bei einer sehr heftigen Phantasie nicht selten auf Augenblicke in eine frmlich ersichtliche Erscheinlichkeit treten, aber bei der geringsten Gemtsstrung in ein Nichts verschwimmen. Weil aber die Seele auf die gezeigte Weise nichts zu einer bleibenden Realitt bringen kann und durch die momentan auftauchenden, mehr Zerrals wohlgeordneten Bilder nur stets mehr gereizt und erregt wird, wodurch am Ende sogar das Innerste Herzensste zu bekommen anfngt, so kommt dadurch dieses Innerste dann auch in eine, aber ganz entgegengesetzte Ttigkeit. Durch diese Ttigkeit (ihres Urgeistes aus Gott) wird die wilde Ttigkeit der Seele beruhigt, so dass am Ende die Seele in sich selbst in einen frmlichen Schlaf gert, also ruht, und in dieser Ruhe als mehr vereinigt mit ihrem Urgeiste aus Mir in einen frmlichen Traum kommt und, weil sie sich in solchem Zustande ganz behaglich fhlt, darin auch verbleibt, - ein Zustand, den die alten Seelen- und Lebensforscher den Seelenschlaf nannten. Der im Herzen der Seele nun gegen die Gelste der Seele ttige Urgeist schafft nun fr die Seele stets mehr und mehr solche Bilder, die einesteils stets das enthalten, was der Seele selbstliebigem und herrsch- und genussschtigem Sinne zusagt. Aber sowie sie solches in ihrem Traume, den sie natrlich fr Wirklichkeit hlt, vollgierig ergreifen will, so wird es entweder zunichte oder es weicht zurck und flieht von dannen. Andernteils aber wird der Seele auch solches produziert, was ihr frommt, und so sie es ergreift und zu ihrem wahren Besten verwendet, so bleibt es, und es fngt also aus dem Traume eine feste und bleibende Welt (fr die Seele) sich zu entwickeln an. Je mehr die Seele das ergreift, was ihr von ihrem Urgeiste geboten wird, desto mehr einigt sie sich mit ihm und geht so unvermerkt in ihren Urgeist ein und mit demselben zum Urlichte und aller Wahrheit aus ihm. Und sie erkennt da bald sich vollends wieder und alle ihre Bekannten und

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Verwandten und wird gewhnlich durch sie dann zu Mir Selbst hingeleitet, wo ihr dann auch nach dem Mae ihrer Vollendung und Einswerdung mit ihrem Geiste stets mehr Licht und Weisheit gegeben wird und das volle Vermgen, in die Naturwelten schauen und ersprielich ttig werden zu knnen. Dass in diesem Falle ein vielseitiges Wiedersehen eine ganz natrliche Folge ihrer geistigen Vollendung ist, bedarf wohl keines weiteren Beweises mehr. Aber was geschieht denn hernach mit jenen Seelen, denen in ihrem jenseitigen Traumleben die vorgespiegelten Bilder und Erscheinlichkeiten, nach denen ihr selbst- und genussschtiger Sinn giert, durch die guten Erscheinlichkeiten nicht aus dem Begehrsinne getrieben werden knnen? Was geschieht, frage Ich, mit solch einer Seele, die darum stets mehr in Wut gert, weil sie die Gegenstnde ihrer Lust, die ihr vorgezaubert werden, nicht erreichen und festhalten kann? Gibt es in diesem Falle auch ein Wiedersehen? Nein, sage Ich, da gibt es kein Wiedersehen! Solch einer Seele wird dann ihr eigener Geist zum unerbittlichsten Richter. Er lsst sie am Ende die vorgespiegelten Dinge und Objekte erreichen und sich nach ihrem argen Sinn an ihnen erlustigen; aber solche Erlustigung bereitet der Seele allzeit den grten und brennendsten Schmerz und macht sie auf eine lange Zeit wieder ganz finster. Der Geist lsst dann zu, dass eine also finster gewordene Seele in ihrer grten Wut, die sie durchglht und ihr also ein bses Licht gibt, um ihresgleichen auer sich wahrzunehmen, nun wirklich mit Seelen ihrer Art zusammenkommt. Da geschehen dann sogleich Verbindungen und Zusammenrottungen von solchen, die sich ihre Wut gegenseitig mitzuteilen beginnen. Sie verschanzen sich gegen die Feinde, mit denen sie in ihrem Traumleben, das solche Seelen aber fr Wirklichkeit halten, in eine fr sie widrigste Berhrung kommen und fassen die racheglhendsten Beschlsse, sich eher selbst nach aller Mglichkeit zu tten, als sich irgendeine noch so geringe gttliche Anordnung mehr gefallen zu lassen. In einer solchen Verschanzung, zu der sie das Material aus ihrer Einbildung nehmen - insoweit sie irgendeiner Einbildung in ihrem Wutglhlichte fhig sind -, verharren sie oft sehr geraume Zeiten und werden darob nur von neuem rgerlicher, zorniger und wtender, durchbrechen dann selbst ihre Verschanzung und gehen hordenweise den Feind suchen, weil keiner in ihre Verschanzung eindringen wollte, dass sie an ihm ihre Rache htten khlen knnen. Aber ihr Suchen ist ein vergebliches. Sie kommen nur mit anderen ihresgleichen den Feind suchenden Horden zusammen und machen mit ihnen bald gemeinsame

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Sache, suchen dann so gemeinsam mit aller Hast den Feind, finden aber natrlich nie einen. Wenn solch elender Seelen einmal mehrere Tausend beisammen sind deren Haufen sich in der Geisterwelt fr das Auge der reinen Geister ungefhr also ausnimmt, wie auf dieser Erde allenfalls das Glhen der Luft durch ein in der Tiefe irgendwo brennendes Haus -, so erwhlen sie den Glhendsten unter ihnen, den sie fr den Mutigsten und Weisesten halten, als Anfhrer, der sie dann ber einen Boden fhrt, der gewhnlich auch der Einbildung solcher Seelen entspricht - entweder in der Form einer finsteren Sandsteppe oder einer unabsehbaren Ebene, auf der nichts als trockenes Moos zum Vorschein kommt. Auf solchen Bden finden sie nach langem Umherziehen und unter groem Hunger und Durst auch gewhnlich nichts als etwa wieder eine hnlich herumziehende Horde unter einem stark glhenden Anfhrer. Und da geschieht es entweder, dass sie einander anfallen aus schon zu groer Rachewut, sich zerreien und verstmmeln, oder sie vereinigen sich unter zwei Anfhrern, was aber schon gleichfort zu Reibungen Anlass gibt, weil da ein jeder der beiden Anfhrer der Erste sein will, was in kurzer Weile dennoch einen Krieg der beiden Horden zuwege bringt. Wenn sich bei solchen Kriegen solche hchst unglckseligen Seelen nahezu ganz zu kleinen Stcken zerrissen haben - natrlich alles nur scheinbar -, so kommen sie wieder zu einer gewissen Ruhe und ihr Geist zeigt ihnen dann wieder wie in einem helleren Traume, wie nichtig, fruchtlos und eitel ihr tricht-blindestes Bemhen war, und zeigt ihnen den besseren Weg zur Umkehr. Manchmal nehmen einige solche Weisung an und bekehren sich. Aber zumeist werden sie nach einem solchen Gesicht erst ganz toll und treten in ihren geistlosen puren Seelenzustand zurck, der dann bei weitem schlechter wird, als da war der erste. Und solche Zustnde sind dann schon Hlle, aus der ein Ausweg schwer zu finden ist! Wer da nicht geht den schmalen Pfad durch sein eigenes Herz, der kommt nimmer zurecht und kann Trillionen und Dezillionen von Erdjahreszeitlngen in solcher Hlle verharren. Es ist nun also gezeigt worden, wie das Seelenleben jenseits in zwei einander schroffst entgegengesetzten Hauptzgen und Beschaffenheiten zustndlich geartet ist: entweder nach oben oder nach unten. Aber es soll mit dem allem dennoch nicht jede Erscheinlichkeit in der Geisterwelt dargestellt sein, sondern wie gesagt nur die beiden allgemeinen Hauptzge, also das schroffste Pro und Kontra. In der Mitte dieser zwei Hauptzustnde gibt es noch eine zahllose

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Menge von Erscheinlichkeiten, die hier nicht dargestellt zu sein brauchen, da sie in den Werken: Die geistige Sonne, Erde und Mond und in den Szenen der Geisterwelt zur bergenge gezeigt worden sind, so wie teilweise in den mannigfachen anderen Mitteilungen und Naturzeugnissen. Aber alle die darin geschilderten wie immer gearteten Erscheinlichkeiten fuen auf der nun gezeigten Hauptnorm, und die Grundwege entweder nach oben oder nach unten sind in sich die gleichen. Das eigentliche wahre Wiedersehen kommt erst im Gottesreich, das ist im Himmel vor, welcher die ganze Unendlichkeit dem Raume nach erfllt und sonach allenthalben gegenwrtig ist, in den aber jeder Mensch nur durch sein Herz gelangen kann. Da es aber doch viele in der Welt nun gibt, die so materiell sind, dass sie von den geistigen Verhltnissen der Dinge keine Spur und keine Ahnung haben, hier aber von den Naturgeistern lesen und nicht verstehen, was diese sind und worin sie bestehen, so soll dahin hier noch eine ganz kurze Naturerluterung folgen. Die ganze materielle wie auch die rein geistige Schpfung ist nichts als eine durch der Gottheit allmchtigen Willen festgehaltene Idee aus dem Herzen oder Leben der Gottheit Selbst und - weil aus Gott - im Grunde des Grundes geistig. Wrde nun alle die so genannte materielle Schpfung, was Gott gar leicht mglich wre, der gleichfort andauernden Festhaltung ledig, so wrde sie wieder als ein nur der Gottheit sichtbarer groer Gedanke ganz geistig im Gemte Gottes Platz fassen und mit der Realisierung der freien Selbstndigkeit von zahllosen Wesen wre es zu Ende! Aber Gott will es ewig gleichfort, dass Seine groen Gedanken und Ideen ewigfort zur freiesten Selbstndigkeit sollen realisiert werden. Und so hatte Gott darum fr die einzig dadurch mgliche Realisierung, dass all die gttlichen Gedanken und Ideen als unwandelbar gefestet dastehen mssen Seiner Plne und Zwecke willen, diesen allein wirksamen Weg eingeschlagen: Die zahllosen Gedanken und Ideen mssen gewisserart nur in allerartig kleinsten geistigen Teilchen sukzessive freier und freier gemacht werden, aber dabei dennoch lange von irgend einer Hauptidee Gottes, die da erscheinlich als ein Weltkrper im endlosen Gedanken- und Ideenraume als gefestet schwebt, angezogen und gehalten werden, bis sie nach und nach ihrer Gleichartigkeit nach sich mehr und mehr zusammenfinden und so in eine immer grere Wesenheit bis zum Menschen hin bergehen. Solche von der totalen Hauptidee (dem Weltkrper) freier und freier gelassenen Teilchen sowie die noch nicht frei gelassenen, sondern in der

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Hauptidee noch festgehaltenen Teile heien bis zum Menschen hinan Naturgeister. Diese freieren Naturgeister - oder Naturkrfte, wie es die Weltgelehrten nennen - befinden sich als schon selbstttig entweder in der Luft, im Wasser oder im weicheren Erdreiche und locken da die noch hart gefangenen Geister in die Freiheit heraus, vereinigen sich mit ihnen und bilden dadurch, dass sie sich mit den noch unfreieren Geistern umhllen, allerlei Lebensformen: zuerst Pflanzen, aus diesen Tierchen und Tiere grerer und grter Art - bis zum Menschen hin, wo sie als Seele und auch - dem unfreieren, noch groben Teile nach - als dessen Leib dann erst durch Gottes Urwesen Selbst, nun schon zur Genge zur vollfreien Selbstndigkeit reif, wieder ergriffen und frmlich - aber anfangs noch immer wie von auen her - fr den folgenden reingeistigen, ewig dauernden Zustand durchgeschult und gebt werden. Die dann ein solches Durchschulen sich gefallen lassen und also freiwillig in die Ordnung eingehen, in der ihr ewig selbstndiger, freiester Lebenszustand allein mglich ist, - diese kommen dann auch zum groen Wiedersehen Dessen, aus dem sie hervorgegangen sind. Sie werden sehen, wie und woher und durch Wessen Macht und Weisheit und unwandelbare Beharrlichkeit sie vom eigentlichen Nichtsein ins vollste, freieste und selbstndige Sein und Erkennen gekommen sind. Zugleich aber, weil mit ihrem Urgrunde ein und dieselbe Wesenheit, werden sie auch selbst auf die gleiche Weise zu ihrer groen Beseligung aus ihrer nun hchsteigenen, aber der gttlichen vllig gleichen Weisheit neue Schpfungen ins Werk setzen und sonach ganz in Meiner Ordnung Schpfer ihrer hchsteigenen Himmel sein, wodurch sie dann zum realisierten Wiedersehen aller ihrer Gedanken und Ideen gelangen werden. Und das alles wird dann ein groes, ewig dauerndes realisiertes Wiedersehen sein in der endlosen Flle alles dessen, was ein gttlicher Geist ewig unerschpflich in sich birgt. Und das ist dann erst das vollkommene, groe Wiedersehen! Ich meine nun, wer da Augen hat zum Sehen und Ohren zum Hren, der wird daraus zu seinem ewigen Vorteil unbeschreibbar vieles schpfen knnen zur vollen Erkenntnis des geistigen Lebens. Wer es aber nur lesen wird aus einer Art Neugierde und wird daran legen die Feile seines Weltverstandes, dem wird es einst gerade also ergehen, wie es in dieser Beschreibung zu lesen ist. Denn Mein Erbarmen kann und darf sich nicht und nie ber die Schranken Meiner nun aus dem Fundamente gezeigten unwandelbaren Ordnung erstrecken. Denn diese Ordnung ist an und fr sich schon Meine ewige Erbarmung. Wer aber ber die Schranken dieser Ordnung tritt, der wird nur sich

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Morgendank

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selbst einen beraus langen, unglckseligsten Zustand jenseits zuzuschreiben haben. Denn es muss ein jeder sich selbst gestalten, so er sein will das, was er sein soll. Will jemand sich diese Mhe nicht nehmen, so muss er dann auch so lange im ewig notwendigen Gerichte verharren, bis er sich selbst zu umstalten anfangen wird, was die Seele einen harten Kampf kosten wrde! Hte sich daher ein jeder von euch vor (eigenschtigem Trachten nach) irdischen Gtern, Reichtum, Glanz und Ansehen, sei aber nach seinen Krften reichlich mildttig gegen seine rmeren Brder und Schwestern, so wird ihm der Kampf mit der Finsternis ein leichter sein. Amen. Das sagt der Herr allen Lebens zu euch allen. Amen. Amen. Amen. (Jakob Lorber - Jenseits der Schwelle - Anhang)

MorgendankO liebevollster, heiliger Vater, Dir danken wir, Dich lieben wir, Dich loben wir! Wie unaussprechlich gut bist Du, o heiliger Vater! Dir sei alle Ehre, alles Lob, aller Preis, aller Dank, alle Liebe, aller Ruhm und alle Anbetung! Entziehe uns, die wir uns Deine Kinder nennen, aber eigentlich nur lauter Snder sind, Deine Erbarmung, Deine heilige Liebe und Deine heilige Gnade nicht! Segne uns, rhre uns und fhre uns, schrfe unsere Sinne, und unsere harten Herzen erweiche, dass sie lieblich sein mchten wie Honig und Wachs, und erweitere unsere enge Brust, dass sie stets mehr und mehr aufnehmen knne der wahren Liebe aus Dir, o heiliger Vater! Gib uns auch den Segen, dass wir dadurch vermchten, Dir allein wohlgefllig Deinen heutigen heiligen Sabbat zu feiern! Und so Du, heiliger Vater, in uns noch sehr viele und groe Makel entdecken wirst und schon sicher jetzt entdeckst, wie Du sie schon entdeckt hast von Ewigkeit her, dann zchtige in Deiner Liebe, Erbarmung und Gnade uns und mache, dass wir Dich wrdiger mchten ,Vater heien und Dich dann auch mit reinerem Herzen lieben und mit reinerer Zunge preisen! O Du guter, lieber Vater, sei und bleibe uns ewig derselbe heilige, liebe, gute Vater, der Du uns es warst schon von Ewigkeit her; aber nicht nur uns, die wir hier zugegen sind, sondern allen unseren Kindern und auch sptesten Nachkommen sei und bleibe es ewig! Amen. Dein heiliger Wille. Amen. Deine Liebe, Erbarmung und Gnade. Amen! (HGt.1; 167,4-7)

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Die Burg des Melchisedek

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Die Burg des MelchisedekPeter Keune Die Werke des Herrn durch Jakob Lorber sind schon uerlich so vielfltig, dass man ihren Inhalt kaum erfassen kann. Und doch stellt diese uere Ebene nur einen Bruchteil dessen dar, was uns mit der Neuoffenbarung wirklich gegeben wurde. Ich sehe dabei das himmlische Jerusalem, das ein entsprechendes Bild der Lehre des Herrn ist, und die Er uns in bisher nie geahnter Tiefe durch Emanuel Swedenborg und Jakob Lorber geschenkt hat. Der uere Wortsinn der Bcher ist mit den Mauern um die Heilige Stadt zu vergleichen. In die Mauern sind die verschiedensten Edelsteine eingearbeitet, welche auf himmlische und geistige Lebenswahrheiten hinweisen. Aber erst im Inneren zeigt die Stadt ihre ganze Schnheit. Denken wir nur an den goldenen Marktplatz, die glsernen Straen oder das immerwhrende Licht, das in ihr leuchtet. Von auen betrachtet ist das Innere der Stadt durch die sie umgebende Mauer verborgen. Und so ist es mit jeglicher Gabe des Herrn, wie z.B. auch mit den Bchern, die vor uns wie auf einem Gabentisch ausgebreitet liegen. Nach auen sind es Bcher wie andere, auf vielen Seiten sind erhebende und belehrende Erklrungen, Darstellungen und Geschichten niedergeschrieben, innen jedoch liegt das Besondere verborgen, nmlich der geistige und himmlische Sinn. Denn die Begebenheiten, Orte und vor allem Namen drcken auf einer tieferen Sinnebene innere Zustnde und Verhltnisse der Menschen auf ihrem geistigen Entwicklungsweg aus. Diese Zusammenhnge knnen wir uns nicht selbst erschlieen, sondern der himmlische Vater macht uns Schritt fr Schritt zur Aufnahme bereit. Die ueren Begebenheiten, die in den Texten geschildert werden, sind wie die oben erwhnten Edelsteine in der Mauer des himmlischen Jerusalems, deren eigentliches Feuer der Leser erst erkennt, wenn er sich dieser verborgenen Ebene ffnet. Jeder wird aus der Flle des gebotenen Lichtes das ihm Entsprechende finden. Und Licht muss sein, damit die Edelsteine erstrahlen knnen. Das Licht des wahren Lebens ist unser himmlischer Vater Selbst, der Sein Wort bei uns allen in das rechte Licht rcken muss. Auch wir Menschen knnen als Edelsteine betrachtet werden, gewissermaen als Rohedelsteine, die noch zu Diamanten und anderen schn glnzenden Steinen geschliffen werden sollen. Unbearbeitet sind Edelsteine eher unansehnlich, nur der Kenner ist in der Lage, ihren Wert einzuschtzen. Erst der Edelsteinschleifer bringt sie in ihre, ihnen entsprechende, optimale Form. Je besser er dieses Handwerk versteht, desto schner werden die Steine geschliffen und desto groartiger

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entsprht aus ihnen das himmlische Feuer. Ein Fachmann wei genau, wie er jedem Stein sein ihm eigenes Feuer entlocken kann. Der Herr Selbst ist der unbertroffene Meister aller Meister im Schleifen des Rohlings zum hellsprhenden Diamant oder Rubin. Und so wollen wir einen schnen Stein aus der schtzenden Mauer des Buchstabens unserer Schriften herausnehmen und nher betrachten. Die Begebenheit um die Burg des Melchisedek ist ein solches Kleinod. Wir finden diese im 55. bis 62. Kapitel des 10. Bandes des Groen Evangelium Johannes. Wir wollen uns zunchst einmal mit der ueren Handlung bekannt machen. Der Herr begibt sich mit den Seinen, 40 an der Zahl, nach Abila, einer greren Stadt im Golan, heute in Jordanien gelegen. Diese Stadt war fast nur von Heiden-Griechen bewohnt. Nur zehn Judenfamilien lebten noch zurckgezogen auerhalb der Stadt in einem sehr alten Gemuer. Im brigen waren sie mehr oder weniger zu Sklaven der Griechen geworden. Ihre eigene Lehre, also die des Judentums, hatten sie nur noch vage im Gedchtnis. Kaum dass sie danach lebten. Noch nicht einmal eine Synagoge gab es dort, wo die Bcher Mose gelesen und ausgelegt werden konnten. Das Gemuer, das ihnen als Wohnung diente, war schon sehr zerfallen. Obwohl in ihm eigentlich viele Zimmer angelegt waren, hatte die kleine Gemeinschaft nur noch einen einzigen einigermaen brauchbaren Raum zur Verfgung, whrend alle anderen derartig verwstet waren, dass Unkraut in ihnen wuchs und vor allem Schlangen, Skorpione und anderes Geschmei darinnen hauste. Der Herr kam nun mit seinen Jngern in diese Stadt und wollte partout in diese desolate Behausung einkehren. Keine Einwnde des rmischen Stadtobersten halfen, denn der Herr war hauptschlich dieser Juden wegen in die Stadt gekommen. Die vom Obersten herbeizitierten Betroffenen argumentierten, dass sie zudem auch nichts anzubieten htten, denn ihre Speisekammern wren leer. Als alles Struben nichts mehr half, sagten sie: Ja, ja, er komme nur, wie es ihm beliebt! So er dasein wird, da wird er sich wohl von allem selbst berzeugen, wie es mit uns steht. Und der Herr antwortete: Freund, erspare dir die Rede, da Ich ja schon lange um gar alles wei! Ich bin aber ja . . . eben darum zu ihnen gekommen. Die Rume waren wirklich in dem bezeichneten Zustand, zudem offenbarten die zerrissenen Kleider der Bewohner ihren gnzlich verarmten Zustand. Der Herr ging mit der Gesellschaft durch die kaum noch begehbaren Rume. Im letzten Raum wendete Er sich zu dem Obersten der

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Juden und sagte: Nun sollst du die Macht Gottes in Mir, auch ein Menschensohn dem Fleische nach, kennenlernen! Wir knnen uns denken, wie verstndnislos die armen Leute den vermeintlichen Gast anblickten. Kurz zusammengefasst: Indem der Herr nun wieder mit ihnen zum Ausgangspunkt zurckging, war jeder Raum vllig im alten Glanze wieder hergestellt, kein Geschmei war mehr zu sehen, die ganze Burg konnte sofort bewohnt werden. Darber waren die Bewohner derartig verwundert, dass sie die Hnde ber dem Kopf zusammenschlugen und meinten, solches wre nur Gott Selbst, aber keinem Menschen mglich! Ihre Worte lauteten: Das kann nur dem mglich sein, der Himmel und Erde geschaffen hat, darum Dir, o groer Gott, alles Lob, der Du dem Menschen eine solche Macht gegeben hast. Bald lernten sie den Herrn tatschlich als das, was Er ist, kennen. Als ihnen der Herr vollends als Gott und Heiland bekannt war, wollte Er nun auch die Speisekammern inspizieren, in denen nichts als etwas verschimmeltes Brot vorgefunden wurde. Unmittelbar darauf waren die Speisekammern jedoch, wie zuvor die Wohnrume, wunderbar verwandelt. Sie waren mit allem angefllt, was Menschen zur Stillung ihres Hungers und Durstes vonnten haben. Die Juden konnten lange vor Staunen nicht reden. Hier erleben wir etwas von der Flle, die uns der himmlische Vater schenkt, wenn wir aufnahmebereit sind. - ber die groe berraschung ob des neuerlichen Wunders stellte sich dann aber die Frage, wie die Speisen zubereitet werden sollten, d.h. nach einem des Kochens Kundigen, sowie nach Brennholz und Feuer. Seit Jahren schon hatten sie nicht mehr kochen knnen! Auch da half der Herr und fragte weiter: In dieser Burg befindet sich ja auch ein groer, aus Basaltsteinen gemauerter Keller! Hast du diesen noch niemals entdeckt und gesehen? Die Hausbewohner wussten wohl von einem Keller, aber der Eingang war so unzugnglich, dass sie dorthin niemals vorgedrungen waren. Und nun forderte der Herr sie zu einem Besuch dieses Gewlbes auf. Von der Kche fhrte ein mit Sulen verzierter Gang bis an eine groe Basalt-Tr. Mit Leichtigkeit ffnete der Herr die schwere Tr und eine breite Treppe kam zum Vorschein, die in die Kellerrume hinunterfhrte. Die Rume waren mit Weinfssern sowie vielen Schrnken und Regalen angefllt, in denen Gold- und Silberpokale standen, sowie auch irdene Krge und dergleichen. Nun hie der Herr sie die Fsser ffnen. Der Hahn am Spund lie sich leicht aufdrehen und sie zapften wunderbar duftenden Wein. Der Herr klrte sie nun ber dieses

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Gemuer auf. Es sei einst die Burg des Knigs und Hohenpriesters Melchisedek gewesen, der von hier aus die Vlker regierte. Diesen hier in Fssern ruhenden Wein habe Er Selbst als der damalige und heutige, wahre Melchisedek, bis zu diesem Zeitpunkt erhalten. Es sei noch der damals eingelagerte Zehntwein, der von den Knigen dem obersten Knig und Oberpriester Melchisedek als Tribut dargebracht worden war. Wir erinnern uns an den biblischen Knig Melchisedek, der Abram segnete, als dieser seinen Neffen Lot aus der Gefangenschaft freigekmpft hatte und nun Brot und Wein zu dessen Strkung reichte. Der Herr sagte dann zu dem ltesten der Juden: Der Herr Judas und Israels bin Ich Selbst. Ich komme erneut in meine alte Burg, um sie euch zu ffnen und neu zu erschlieen, auf dass ihr wieder lebendig werdet und euch am berfluss meiner Gaben labt, d.h. eure alte Lehre, die ihr so verwahrlost habt, wieder neu belebt. Denn ihr wart selbst schuld an eurem Unglck, da ihr lau wart und euch von der Welt habt ziehen lassen und zu Sklaven geworden. Nun wurden die Krge mit Wein in den ebenfalls neu hergerichteten Speisesaal nach oben getragen, wo bereits zwei Tische mit reinstem Byssus (weiem Leinen) bedeckt bereitstanden. 100 Leuchter waren aufgestellt worden und alles versammelte sich zum Abendessen, wo der Wein aus goldenen, silbernen und irdenen Krgen getrunken wurde. Das Brot kam aus dem neu entstandenen Vorrat der Speisekammer. Soweit diese uere Begebenheit. Diese mirakelhaft klingende Geschichte findet bereits im Text eine Aufschlsselung, die wir aber mit Hilfe der Entsprechungslehre noch vertiefen wollen. Es kommt dabei nicht nur auf die Geschichte als solche an, sondern vor allem, welche Worte gebraucht werden. Die in den Bildern liegenden Wahrheiten machen erst den eigentlichen Schliff aus. Swedenborg weist darauf hin, dass der Herr nie anders als in Entsprechungen mit uns (und den Engeln) kommunizieren kann. Was Er uns hier durch seinen Schreibknecht Jakob Lorber geschenkt hat, knnte vielleicht erst einmal wie die romanhafte Erzhlung einer regen Phantasie erscheinen. Die ueren Geschichten sind jedoch nur die Hlle fr eine verborgene Seite. Wenn man diese Einkleidung durchdringt und sie mit den Augen des Herzens lesen lernt, erkennt man zunchst den Geber auf eine ganz andere Art und wird Ihm mehr und mehr in Liebe zugetan. Im weiteren Verlauf des Lesens, Fhlens und Denkens erffnen sich durch die erworbenen Kenntnisse der Entsprechungen auch tiefere geistige Wahrheiten.

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Wir wollen jetzt unseren Text mit Hilfe der Entsprechungslehre etwas nher beleuchten. Hierbei sei gleich vorangestellt, dass die Burg des Melchisedek fr unsere Herzens- und Glaubensburg steht, welche als Lebenswohnung der Liebe und Erbarmung Gottes fr die Seelen Seiner Kinder nahezu vllig unbrauchbar geworden war. Die Stadt stellt immer eine Ansammlung von Lehrgebuden dar, welcher Art auch immer. Eine Burg steht fr sich, meist auf einer Hhe gelegen. Es handelt sich also um etwas Herausgehobenes, Beherrschendes. Wir wissen, dass im wiedergeborenen Zustand der Herr Selbst unser Leben fhrt und leitet. Seine Lehre, die Ordnung Gottes, ist dann das Bestimmende unseres Lebens. Aber wie sieht Seine Burg/Sein Haus/Sein Tempel im einzelnen Menschen, wie in der gesamten Menschheit schon zu Seiner Zeit und besonders heute aus? Gerade weil uns der himmlische Vater wieder lebendig machen will, legt Er Selbst Hand an, um Seine Wohnsttte wieder herzustellen. Und so heit es gleich eingangs: ...auch diese Stadt war zumeist von Heiden bewohnt. Nur zehn jdische Familien hatten in dieser Stadt ein sehr untergeordnetes Unterkommen und mussten den Heiden dienen und von ihnen leben. Alle zehn Familien hatten nur ein uraltes, ruinenartiges Haus zu bewohnen. Und sie hatten daher in dieser Stadt keine eigene Herberge und keine Synagoge -. Die Zehn ist immer das Ganze im Natrlichen, das heit in diesem Falle, der ganze noch in uns verbliebene Rest der frher einmal angelernten Glaubenswahrheiten. Alles andere sind Heiden, also Zustnde der Verweltlichung, wobei die Religion eine ganz untergeordnete, und dem Wohlleben vllig dienende Funktion hat. Und sie haben auch keinen Lehrraum mehr, also keine Synagoge, heit: keinen Unterricht in der Lehre Gottes. Wenn Gott hier nicht Selbst eingreifen wrde, ginge alles Geistige bald gnzlich zugrunde. Der Herr kommt mit vierzig Jngern, die in diesem Haus ein Unterkommen finden sollen - was hier auf diejenigen Versuchungen hindeutet, die mit der Wiedergeburt einhergehen. Denn Vierzig ist die Zahl der Versuchungen. Die Ankunft des Herrn stellt fr den natrlichen Menschen immer eine Art Anfechtung dar, da man dann seinen eigenen desolaten Zustand offenlegen und ein neues Leben beginnen muss. Daher wird zunchst abgewehrt: Alte zerfallene Zimmer wren wohl noch zur Genge da, aber wer mag darin wohnen? Krten, Nattern, Salamander, Skorpione gibt es zur bergenge darin, und da kann man doch keinen Menschen hineintun. Was aber unser Zimmer betrifft, da haben wir ja kaum hinreichenden Raum zur Wohnung, besonders zur Nachtzeit. Was bedeutet hier Nachtzeit? Die geschilderten Juden, die als Israeliten den

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religisen Bereich in jedem Menschen, wie auch der gesamten Menschheit, verkrpern, haben zur Nachtzeit wenn also Mangel an (geistigem) Licht herrscht - besonders wenig Raum, da in diesem Zustand das Lebenszentrum mit allerlei Arten von Geschmei (dem Bsen und Falschen der Welt) angefllt ist. Denn wenn kein Licht mehr da ist, wenn die Welt in der Seele berhand nimmt und es in ihr finster wird, brauchen wir ja gerade einen bergenden Raum: Religion, oder doch wenigstens Glauben! Und dieser kleine berrest des Glaubens an Gott Jehovah entsprach dem einen halbwegs brauchbaren Raum. Halbwegs, weil es nur ein berlieferter und nicht gelebter Glaube war. Und nun kommt der Herr, um aus diesem Rest wieder alles neu erstehen zu lassen! Nun wurde aber auch noch auf die zerschlissenen Kleider hingewiesen. Auch Kleider stellen die Lehre dar. Warum einmal als Stadt und einmal als Kleider? In einer Stadt wohnen viele Menschen zusammen, sie symbolisiert die allgemeine Lehre, wie z.B. die Glaubensverfassung der evangelischen oder katholischen Kirche. Kleider jedoch zieht jeder fr sich nach seinem persnlichen Geschmack (Einstellung) an. Wir denken hierbei z.B. an die Jenseitswerke Jakob Lorbers, wie oft dort Kleider gewechselt werden. In den Werken Von der Hlle bis zum Himmel oder Bischof Martin bekamen die handelnden Personen nach jedem Zustandswechsel neue Kleider. Passgenau! Es ging dabei nicht um Hexerei oder blumige Ausschmckungen, sondern um geistige Entsprechungen gewandelter Glaubenseinstellungen. Nach der vlligen Offenlegung ihres elenden Zustandes gab der Herr eine Erklrung zu den Ursachen dieser Entwicklung: Ihr seid zum groen Teil selbst schuld an eurem Elend. Denn durch die Trgheit und durch so gar kein Vertrauen auf Gott, dem alleinigen Herrn und Geber aller guten Gaben, kommt kein Mensch auf einen grnen Zweig auf dieser Erde. Solange ihr noch Mittel und Krfte hattet, da tatet ihr nichts zur Ausbesserung eures alten Hauses, lieet auch Jehova einen guten Herrn sein und machtet euch mit der blinden Lehre der griechischen Weisen vertraut, durch die ihr dann erst ums Vielfache elender geworden seid, als ihr es je zuvor einmal waret. Nun seid ihr gar zu Sklaven der Heiden geworden und msset euch von ihnen fr schwere Arbeiten ein karges Brot erbetteln, als dass ihr zu ihnen sagen knnt: Wir haben es uns im Schweie unseres Angesichtes verdient! Sklaven der Heiden heit hier, die geistigen Lehren als so gering achten, dass der wahre innere Mensch nicht mehr anerkannt ist, geschweige noch geistige Nahrung findet. Denken wir nur an die absurden

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Auslegungen der Bibel durch die kritische Theologie, und welche geistige Nhrkraft mit ihren Augen gesehen - heute noch vom Worte Gottes briggeblieben ist. Bei den meisten Christen bleibt im Hchstfall der krampfhaft aufrecht erhaltene uere Kirchenglaube, hnlich des einzig verbliebenen Zimmers in der Burgruine. Wie viele von uns sind Sklaven der herrschenden Weltmeinung geworden. Denn es ist schwer denen zu dienen, die an keinen Gott und an kein Fortleben der Seele nach dem Tode des Leibes und somit auch an keine Wiedervergeltung im groen Jenseits glauben, und somit auch keine Nchstenliebe haben und sogar Feinde ihres eigenen Lebens sind. Nun in eurer grten Not habet ihr angefangen, des alten Jehova zu gedenken und bei ihm Hilfe zu erflehen. Und das hat Mich auch bewogen zu euch zu kommen. Erst in der grten Not, wenn die Sehnsucht nach einer Verbesserung unseres Zustandes vorherrschend wird, kommt der Herr, um unser hinflliges (Glaubens-) Gebude aufzurichten. Er tritt Selbst in die von Geschmei (mit dem eingenisteten Falschen und Bsen) besetzten Rume ein, und stellt dort die alte Ordnung wieder her. Dies mag auch ein Trost fr diese Zeit sein, in der die geistige Not immer strker zunimmt. Ich komme euch zu helfen im Angesicht der vielen gar zu stockblinden Heiden, die wegen ihres Diogenes den Glauben an ihre Gtter haben fahren lassen, auf dass sie merken, dass der alte Gott noch lebt und denen hilft, die an Ihn glauben, Sein Gebot erhalten und von Ihm die rechte Hilfe im wahren und ungezweifelten Vertrauen erwarben. Wie gesagt, auch in der heutigen Zeit sind wir wieder an dem Punkt angelangt, wo der Herr Selbst Hand anlegen muss, um unser Glaubensgebude neu aufzurichten. Den derzeitigen glaubensarmen Zustand hat der Herr lngst im Voraus gewusst und das Gegenmittel schon vor 150 Jahren in Form dieser Werke gegeben, eingedenk der langen Zeit seiner Verbreitung. Die Neuoffenbarung ist das Himmelsbrot fr die Suchenden in der verwsteten Speisekammer des Geisteslebens. Und dann wollen wir immer wieder prfen, wie viel Vorrat sich in den Speisekammern noch befindet. Wie gesagt, ging der Herr durch die Gemcher bis zum letzten Raum. Von dort begann Er, alles wieder neu zu beleben. Als wir uns aber im uersten und letzten Gemach befanden, da sagte Ich: Nun sollt ihr die Macht Gottes in Mir, auch einem Menschensohn dem Fleische nach, kennen lernen! Siehe, ber Mauertrmmer, Sulenstcke, Dorngestrpp und allerlei Geschmei sind wir bis zu diesem Gemach vorgedrungen, und durch kniglich gezierte, wohlgeschmckte und mit allem versehene

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Gemcher werden wir unseren Rckzug machen, in denen sich wohl bernachten lassen wird. Ich will es, also sei es! Als Ich dies also ausgesprochen hatte, war das ganze Haus schon umgewandelt, und als wir darauf alle Zimmer und Gemcher durchzogen, da war auch nicht ein Schadhaftes irgend mehr zu entdecken. Was bedeutet der letzte Raum? Dieser ist das uere Verstndnis des gttlichen Wortes bei den Menschen, das uerste und letzte von Gott aus gesehen, die materielle, buchstbliche Lesart der Bibel. An diesem Buchstaben wird die Kehrtwendung eingeleitet, wird wieder hergestellt, was verwstet wurde. Wir knnen nochmals das Beispiel der kritischen Theologie heranziehen: Der Wahrheitsgehalt der (buchstblich genommenen) Heiligen Schrift wird heute auf Grund der vielen offensichtlichen Widersprche von der kritischen Theologie vllig verworfen. Als Menschenwort eingestuft, misst man der Bibel keinen gttlichen Wert mehr zu und versucht sie mehr und mehr wissenschaftlich richtig zu stellen. Diese Kritiker kennen keine Entsprechungslehre und gttliche Symbolik, da ihnen Gott fremd geworden ist. Mit diesem Vorzeichen kann auch das Heilige der Bibel nicht mehr wahrgenommen werden und hat jegliche Bedeutung als lebendiges Wasser verloren. Sie ist damit zu einer toten Hlle ihrer selbst geworden. Unsere Geschichte gibt von diesem Zustand Zeugnis, da bei den Juden aus Abila keine Bereitschaft vorhanden war, den inneren gttlichen Sinn der Schrift ernsthaft zu erforschen. Deshalb wurde gesagt: Es waren auch keine Synagogen in dieser Stadt. Erst durch den Herrn wurden die Ursachen der Situation als solche offenbar. Mit Ihm zeigen sich erst die wahren Verhltnisse der Dinge. Dies trifft auch auf die Heilige Schrift zu. Wir erkennen, dass alles in den Schriften bis auf jeden einzelnen Buchstaben, jedes Jota, stimmig ist. Uns hat die Neuoffenbarung und die Werke Swedenborgs die Augen geffnet: Der unbekannte Gott unser Vater! Die Heiligkeit der Schrift durch die Entsprechungslehre besttigt! Die jenseitigen Welten aufgetan und damit die Angst vor dem Tod besiegt! Deshalb sagten die Juden: Das kann nur Dem mglich sein, der Himmel und Erde geschaffen hat. Darum Dir, o groer Gott, alles Lob, der Du dem Menschen eine solche groe Macht gegeben hast. Ja, das kann doch nur ein Gott gemacht haben. Wir sprachen von der Kehrtwendung im letzten Raum, der nur ber Mauertrmmer, Sulenreste und Dornengestrpp erreichbar war. Mauertrmmer, Sulenstcke, Dorngestrpp sind ebenfalls Entsprechungen fr Geistiges. Mauern sind die ueren Wahrheiten der Lehre, und Sulen sind

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die Verbindungen und Sttzen der Geschosse, was hier der Aufbau der natrlichen, geistigen und himmlischen Wahrheiten bedeutet. Dornen sind die Verstrickungen menschlicher Denkweisen. Nun knnen wir das Bild schon besser begreifen und sehen die gegenwrtige Verstrickung der kritischen Theologie in ihre eigenen Denkvorstellungen. Das Geschmei stellt, wie schon gesagt, das menschlich Bse und Falsche (Eigenliebe, Hochmut etc.) dar, das unseren Handlungen zugrunde liegt und das gttliche Wirken in uns behindert, indem es das Herz fr Gott unbewohnbar macht. Nun kommen wir an eine Stelle, die sehr interessant ist. Der lteste der Juden sagte nmlich: Herr, dieses Werk wird in der Gegend der sechzig Stdte ein grtes Aufsehen erregen, sowohl bei den wenigen Juden, wie auch bei den vielen Heiden sowohl dieser Stadt, als mit der Zeit auch in den anderen Stdten. Wenn die Menschen von allen Seiten hierher kommen und sehen werden, dass unser schon so lange verfallenes Haus auf einmal in eine wahre knigliche Burg umgewandelt worden ist, und werden uns fragen, wie das vor sich gegangen ist, - was werden wir ihnen dann zur Antwort geben knnen? Und da bekam er vom Herrn zu seiner Beruhigung gesagt: Darum sorget euch nicht; denn so ihr vor den Menschen von dieser Tat und von Mir zu reden gentigt seid, dann wird es euch schon in den Mund gelegt werden, was ihr zu reden habt! Und in einem spteren Gesprch setzt der Herr diesbezglich noch hinzu: . . . dass aber dieses Wunder nicht so bald als ein solches auch von auen her erkannt werde, so sieht die Burg dem Auen nach wenig verndert aus, sondern nur im Inneren. Das heit hier in der Aufschlsselung: Das uere Wort bleibt weitgehend unverndert, aber das Verstndnis des geistigen Sinnes wird wieder hergestellt. Der geistig nicht Geweckte sieht die inwendige Pracht weiterhin nicht, da er nur die Fassade beurteilt. Die gar zu Zudringlichen verweiset an den Hauptmann und seine Unterdiener, die alle das Werk mit angesehen haben, - da werden sie schon die rechte Aufklrung erhalten. Die gar zu Zudringlichen sind diejenigen geistigeren Menschen, die die innere Umwandlung anderer Menschen bemerken und nun Nheres erfahren wollen. Der Hauptmann und seine Unterdiener reprsentieren Eigenschaften in uns, die es ermglichen, geordnet auf dem geistigen Weg voranzuschreiten. Nun wollen wir nochmals in die Speisekammer zurckkehren. Wir erinnern uns, dass die Juden angesichts der vollen Speisekammern lange vor Staunen nicht reden konnten. Geht es uns nicht auch so, bei der

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berflle der neuen Offenbarung des Herrn? Welche Speisekammer hat uns der Vater geffnet, aus der wir gerade in dieser Zeit der hchsten geistigen Not schpfen knnen! Sein lebendiges Wort spricht zu uns, whrend alle Welt am fernen Gott zweifelt. Wir knnen die Neuoffenbarung nehmen und knnen sie verkosten als ein kstliches Mahl der Seele, whrend die Welt nach geistiger Erkenntnis hungert. Welch eine Flle in der Kammer, in welcher zuvor nur verschimmeltes Brot lag! Was bedeutet in diesem Zusammenhang verschimmeltes Brot? Brot ist die nhrende Liebe Gottes auf der natrlichen Ebene. Diese Liebe gibt Er uns als lebendig machende Kost. Verschimmelt bedeutet, dass Sein Brot liegen geblieben und schlecht geworden ist, weil es nicht der ttigen Nchstenliebe zugefhrt wurde. Deshalb sagt der Herr zu den staunenden Juden: Der Glaube an Mich ist wohl ein lebendiges Licht aus den Himmeln, aber erst durch die Werke der Liebe. Wie aber ein Licht, das in der Nacht leuchtet, erlischt, so es nicht durch ein stets erneuertes Hinzutun des les genhrt wird, ebenso erlischt auch der anfangs noch so ungezweifelte Glaube ohne die steten Werke der Liebe. Ich habe durch dieses mir leicht mgliche Wunderwerk nicht nur euren vllig gefallenen Glauben in eurer Seele aufgerichtet, sondern auch eure Liebe zu Mir angefacht. Aus dem Licht dieser wahren, ewigen Lebensflamme habt ihr dann auch bald und leicht erkannt, wer in Mir zu euch gekommen ist. Weil ihr das aber so bald und ohne viele Mhe und Predigt erkannt habt, so tut nun auch danach, dass ihr und eure Nachkommen durch die Werke der Liebe in Meinem Namen verbleibet, im lebendigen Glauben! Es sind von dieser alten Glaubensburg wohl noch einige verwitterte, zerklftete und zerfallene Wahrheitsreste vorhanden; aber sie taugen nicht mehr zu einer Lebenswohnung Meiner Liebe und Erbarmung fr die Seelen Meiner Kinder, wie sie waren zu den Zeiten des Knigs von Salem, sondern nur zur Wohnung solcher, die da in ihrem Gemte vollends gleichen dem Geschmei, das fr lange die Burg vielfach und vielgestaltig bewohnt hat. Salem findet sich in der Endsilbe von Jerusalem wieder. Jerusalem steht genau an der Stelle, wo sich einst Salem befand. Auf dem Berg Moria, der Sttte, auf dem Abraham seinen Sohn Isaak opfern sollte, wurde spter durch Salomo der erste jdische Tempel errichtet. Der Zustand der Burg war sonach auch ein treues Abbild der geistigen Verhltnisse, die zur Zeit Jesu in Jerusalem herrschten. So da aber Mein Gericht kommen wird ber die Gottlosen zu Jerusalem und seiner weiten Umgebung und Meine wenigen Treuen die

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Flucht ergreifen werden, dann werden sie auch hierher kommen und dann nehmet sie auf und machet dadurch vollends lebendig den in euch nun neu erweckten Glauben durch die Werke der Liebe in meinem Namen. Der Herr baute also schon im Voraus eine Bastion, wo diejenigen Juden nach der Zerstrung Jerusalems eine Zuflucht finden sollten, die fr eine hhere Lehre fhig waren. Diese Juden stellen in der Entsprechung ebenfalls die berreste aus der zerstrten Lehre dar. Sie wurden damals nicht nur nach Abila, sondern auch nach Pella und andere Orte der sechzig Stdte am Golan gefhrt, in denen sie Schulungssttten zur Erneuerung der Religion vorfanden. Auch heute hat der Herr der vlligen Glaubenslosigkeit vorgebaut, und Seine Neuoffenbarung wie eine Oase in die Wste der Glaubenslosigkeit gelegt. Auch heute fhrt Er diejenigen, die Seine neue Lehre aufnehmen wollen, an die Stellen, wo sie die wahre Speise finden knnen. Die Juden hatten erzhlt, dass sie bereits seit Jahren nicht mehr gekocht und es nun auch gnzlich verlernt htten. Bezogen auf die Neuoffenbarung heit Kochen, im Sinne von Speisen zubereiten Folgendes: Zum Kochen braucht man Brennholz und Feuer. Bume stellen hhere, insbesondere religise Erkenntnisse und Holz das daraus abgeleitete Gute dar, whrend Feuer der Liebe des Menschen entspricht. Die religisen Erkenntnisse des Lebens mssen eine Verbindung mit der Liebe als Neigung im Menschen eingehen und so zu einem Handeln aus selbstloser Liebe werden. Es geht also darum, nicht nur aus Erkenntnis, sondern hauptschlich auch aus Liebe gut zu handeln. Erst durch den lebendigen Prozess dieser Verbindung werden die Glaubenswahrheiten zu festen Bausteinen unseres Lebens und knnen auch anderen hungernden und drstenden Menschen zum festen Halt werden, d.h. als Nahrung dienen. In diesem Zusammenhang sei auf eine vergleichbare Entsprechung hingewiesen. Das bekannte Emblem des Judensterns, zwei ineinander geschobene Dreiecke, drckt die gleiche Tatsache aus. Das Dreieck mit der Spitze nach unten stellt einen Wassertropfen (lebendiges Wasser) dar, wie vom Himmel fallende Wahrheiten, whrend das zweite Dreieck mit der Spitze nach oben gerichtet, das Feuer der Liebe symbolisiert. Auch hier die Verbindung der gttlichen Eigenschaften: Wahrheit und Liebe. Wie das Feuer der Liebe beschaffen sein muss, wird in der Haushaltung Gottes nher beschrieben. Die Priesterin Purista musste in ihrer Kche die Tpfe (der Nchstenliebe) immer am Kochen halten, damit die wahre Speise, die ja der Herr Selbst ist, an alle ausgeteilt werden

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konnte. Nun gibt es auch in der Burg des Melchisedek eine solche Kchin. Wie schon gesagt, baten die Juden den Herrn: Mchtest Du uns doch jemand, der des Kochens kundig wre, besorgen, denn wir haben schon seit vielen Jahren nichts mehr gekocht, haben auch kein Feuer in dieser Gegend, auch kein Brennholz fr den Herd. Es ist darum fr uns in dreifacher Hinsicht beinahe unmglich, fr Dich und fr die, welche mit Dir sind, ein gekochtes Nachtmahl herzustellen, obschon alle die groen und kleinen Speisekammern von allerlei Vorrten durch Deine Gnade berfllt sind. Es wird durch Deine Gnade auch frs Brennholz und frs Feuer wohl gesorgt worden sein. Aber was ntzt das, so wir alle des Kochens und Speisebereitens vllig unkundig sind? Immer wieder wird darauf hingewiesen: uns fehlen sowohl Erkenntnisse als auch Liebe, um wahre Nchstenliebe zu ben. Dieses wahre Lebensfeuer, von dem wir heute im ersten Lied, der Nationalhymne Israels, gehrt haben, muss entzndet werden, damit die Verbindung zum Herrn aufrechterhalten werden kann. Die Kchin fr dieses Mahl in der neu entstandenen Herzens- und Glaubensburg ist die Tochter des Hauptmanns. Sie ging mit ein paar Unterdienern in die groe Kche, in der sich auch ein Fischbehlter befand, der nun voller Fische war, und bereitete fr alle ein gutes Nachtmahl.- Die Fische sind Frchte des Meeres, also die geistigen Erkenntnisse oder Wahrheiten aus der Flle unseres Wissens. Das Meer ist das zusammengeflossene Wasser unserer erworbenen Kenntnisse, aus denen wir immer wieder schpfen, und weshalb auch die Jnger meist Fischer waren und spter Menschenfischer genannt wurden. Es ist berhaupt erstaunlich, wie oft in dem Groen Evangelium des Johannes Edelfische und deren Verzehr eine Rolle spielen. Des Hauptmanns Tochter ist hier als Kchin die Neigung zum Wohltun oder Dienen, die aus der neuen Sicht der Ordnung der Dinge hervorgeht. Gewissermaen aus der Lust, nun ein neues Leben der Nchstenliebe zu beginnen. Nun wollen wir die schon am Anfang etwas weiter ausgefhrte Stelle mit dem Basaltkeller etwas nher betrachten. Der Herr: In dieser Burg befindet sich ja auch ein groer, aus Basaltsteinen gemauerter Keller! Hast du diesen noch niemals entdeckt und gesehen? Basalt ist ein ganz besonders harter und widerstandsfhiger Stein. Der Herr bewahrt die berreste der Liebe des Menschen zu Gott und die ersten religisen Erkenntnisse aus der Kindheit ber alle Wirrnisse der Zeiten hinweg auf, wie in einem Tresor (Basaltkeller). Fr den von Gott entfernten Menschen

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ist die Tr zu den gttlichen Quellen verschlossen. Nur der Herr Selbst kann sie ffnen. Mit der vorgefundenen Wachsfackel (Bienenwachsfackeln = Licht, das aus himmlischen Substanzen genhrt wird) in der Hand war erkennbar, dass zu diesem Keller der bereits erwhnte breite Sulenweg fhrte. Eingangs hatte ich gesagt, dass Sulen die Geschosse eines Hauses verbinden, bzw. tragen. Sie stellen entsprechungsmig auch die Verbindung vom Natrlichen zum Geistigen dar. Sie tragen das Dach oder Obergeschoss und sind nach Swedenborg die niederen Wahrheiten, die die hheren sttzen (Erklrte Offenbarung 219). Vielleicht sehen wir jetzt die erwhnten Sulenstcke in den verwsteten Rumen mit anderen Augen. Die Ordnung der geistigen Verhltnisse war bereits gnzlich zugrunde gerichtet, ein Oben und Unten der Anschauungen nicht mehr erkennbar. Aus diesem Grund war die Basalttr des Kellers auch verschlossen. Mit Hilfe des Herrn (d.h. der Erkenntnisse aus dem Herrn) kann sie jedoch ohne Anstrengung geffnet werden - sie ging wie von selbst auf! In einem neuen geistigen Zustand zeigt sich dann die vllige Unversehrtheit des Gewlbes. Alles wirkte gereinigt und einladend, und alle staunten, was dort zu finden war. Zur genaueren Betrachtung der einzelnen Entsprechungselemente wollen wir uns noch einmal in den genauen Text vertiefen. Der Herr: Aber da von euch niemand den Eingang in denselben kennt, so folget Mir und Ich werde euch in den Keller fhren. Nur der Herr kennt unsere innere Beschaffenheit und geistigen Verhltnisse. Ihm sollen wir folgen! Darauf folgten Mir der Alte und noch zehn seiner Leute. Wir mssen Ihm ganz folgen (zehn das Ganze des Natrlichen, folgt mit ihrem Obersten (Willen) dem Herrn zusammen 12 also das Ganze des Glaubens) mit einer angezndeten Wachsfackel, die wir in der groen Kche, wo viele vorrtig waren, nahmen und daselbst anzndeten. Von der besagten Grokche fhrte ein Sulengang zu einem groen Tor, das aus einer Basaltplatte angefertigt war. Die Tr zu dem Keller war aus einer (einzigen) Platte gefertigt, was symbolisiert, dass es nur eine gttliche Wahrheit, d.h. nur einen Gott, gibt. Ich zeigte, wie dieses Tor ganz leicht zu ffnen sei, und Ich Selbst ffnete das groe und schwere Tor. Als das Tor geffnet war, da ward alsbald eine breite Treppe ersichtlich, ber die man ganz gut in den weitlufigen Keller gelangen konnte. Da fanden wir denn auch eine groe Menge von groen und kleinen Steingefen und eine grere Menge von steinernen, tnernen, silbernen und auch goldenen Trinkgeschirren, worber die armen Juden nun freilich groe Augen machten und nicht wussten, ob auch diese Dinge von Mir wunderbar erschaffen worden seien, oder ob sie

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ihrem Aussehen nach aus der Urzeit herrhrten. Diese Trinkgefe stellen die natrlichen (Steinzeug und Ton), geistigen (Silber) und himmlischen (Gold) Wahrheiten dar, die in uns ruhen und darauf warten, mit gttlichem Leben gefllt zu werden. Ich aber sagte zu ihnen: Dieses alles, was wir da gefunden haben, rhrt noch aus der Zeit des groen Knigs und Hohenpriesters von Salem her. Dieses war auf der Erde seine Burg, die wie die Berge mit ihren oft sehr wunderbaren Grotten und Hhlen nicht von Menschenhnden, sondern durch dieselbe Macht, durch die sie nun wieder wie neu aufgebaut wurde, hergestellt ward. Denn Ich alleine bin der wahre Knig von Salem, der Hohepriester Melchisedek in Ewigkeit. Nun aber nehmet eure Krge, fllt sie mit Wein, von dem ihr in groen Gefen einen bergroen Vorrat habt. Wieder ein wenig innehaltend machen wir uns klar, dass hier von unserem innersten geistigen Leben die Rede ist, deren Quelle verschlossen und sogar unbekannt ist. Unsere Hilferufe in der uersten Not fhren uns wieder dem Herrn zu, der diese verborgenen Schtze ans Tageslicht bringt. Vorerst aber muss der Wein aus den steinernen Gefen gezapft werden und stellt sich als vllig unverdorben und mit hchst wrzigem Geruch heraus. Wiederum der Herr zu den Juden: Siehe, dieser Wein ist zwar auch von Trauben, welche in diesem Lande gewachsen sind, gepresst, - aber er ist beinahe ebenso alt wie diese Burg! Es ist dies ein Zehntwein, den alle Knige, ber die der Knig von Salem herrschte, ihm zum Opfer brachten, und musste bis jetzt erhalten werden, auf dass Ich nun, als ganz derselbe Knig, vom selben alten Zehntweine trinke mit allen denen, die an Mich glauben und Mir folgen Der Wein, das wissen wir auch von dem Heiligen Abendmahl, stellt geistige Wahrheiten dar. Diese werden unzerstrbar in eines jeden Menschen Allerinnersten zum Schutz vor seinen eigenen bsen Neigungen und Begierden so lange verborgen gehalten, bis der Zeitpunkt eintritt, wo der Mensch so reif geworden ist, dass sie wieder hervorgeholt (aktiviert) werden knnen. Dieser Zustand tritt erst dann ein, wenn der Herr von uns gerufen, erneuernd zu uns kommt, um den Lebensborn wieder zu erschlieen. Bezogen auf Sein Wort hat der Herr darauf hingewiesen, dass nur unser (gttlicher) Geist dessen Tiefen ausloten knne. Niemand erkennt noch im Fleische lebend die geistigen Zusammenhnge in umfassender Weise, sondern nur insofern, als der Herr die Augen fr Weniges ffnet. Mit zunehmender Reife werden die Tiefen wohl immer mehr erschlossen und zu einem greren Bild verarbeitet, aber letztlich

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bleibt unsere Erkenntnis mehr oder weniger Stckwerk. Ein bescheidener Anfang ist jedoch besser als kein Bemhen um geistige Erkenntnisse. Ein Versuch beispielsweise, die Bcher der Neuoffenbarung Menschen in der Fugngerzone einer beliebigen Stadt zu verteilen, wrde auf wenig Erfolg stoen. Unverstndnis ber die gleichen Worte, die uns zutiefst berhrten, macht betroffen. Der Grund ist, dass der Geist vieler Menschen noch hinter der Basaltplatte eingeschlossen ist und sie noch keine Suchenden sind. Heutzutage ist Tiefseetauchen Mode geworden. Jetzt hat man Methoden entwickelt, in groen Tiefen zu filmen, gesunkene Schiffe ausfindig zu machen und sie sogar zu heben. Man will auf diese Weise ungeheure Schtze bergen, ganze Galeeren samt ihrem Inhalt, oft auch Goldstcke. Da wird alle Technik eingesetzt, um zum Ziel zu gelangen. Und man lsst es sich etwas kosten. Aber welche Aufwendungen werden getroffen, um in den Basaltkeller einzusteigen und die dortigen verborgenen Schtze zu orten und die himmlischen Wahrheiten ans Tageslicht zu holen? Oder welche unermesslichen Schtze sind im gttlichen Wort und warten ebenfalls auf ihre Entdeckung! Wahrheiten lassen sich dabei auf verschiedenen Ebenen suchen und finden. Deshalb fanden die jdischen Hausbewohner unserer Geschichte auch viele unterschiedliche Trinkgefe, die die verschiedenen Bereiche des Lebens reprsentieren. So waren Gefe fr die natrlichen Wahrheiten vorhanden (z.B. Erkenntnisse aus den verschiedensten Wissenschaften, dem sozialen, familiren und politischen Leben etc.). Es gab solche fr die geistigen Wahrheiten, welche den Glaubenswahrheiten entsprechen und schlielich solche fr die himmlischen Liebe-Wahrheiten. Aller dieser Gefe sollen wir uns bedienen und sie ans Tageslicht, also in unser Bewutsein, bringen. Das Trinken aus diesen Gefen bedeutet, sie in unser Leben zu integrieren. Deshalb trugen die Juden die gefllten Krge nach oben in den Speisesaal. In diesem Zusammenhang sagte der Herr: Solange diese Burg in Meinem Namen bestehen wird, wird auch der Wein nicht versiegen. Das heit, solange wir den Geist Gottes in uns zulassen und Zuflucht bei Ihm suchen. Die Wege der Wiedergeburt mssen wir Ihm berlassen. Er gibt reichlichst, tausendfach und berflieend! Aber sobald wir uns von Ihm abkehren, fllt wie im Mrchen hinter dem unwrdigen Menschen die Tr der Grotte zu, und er geht aller Schtze verlustig. Aber dennoch wird in 300 Jahren nach Meiner Auffahrt durch die Macht unserer Widersacher diese Burg und ein groer Teil dieser Stadt derartig zerstrt werden, dass man nicht mehr erkennen wird,

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wo sie nun steht. Vielleicht ist es in diesem Zusammenhang bedeutsam, dass vom Moment dieser Rede etwa 300 Jahre spter, die schicksalhaften Konzilien begonnen haben, deren Auswirkungen dazu fhrten, dass das junge Christentum in die Bande der ueren Kirche gelegt und diesem in der Folge mehr und mehr der freie Geist abgeschnrt wurde. So versiegte also der Wein, der aus dem geheimnisvollen Keller des Herzens hervorgehen soll. Unabhngig davon, was die uere Kirche macht, trgt jedoch jeder Einzelne diese Burg des Melchisedek in sich und kann sich an den Vorrten strken, so er nur will. Daher trstet der Herr den Leser anschlieend: Es macht das aber nichts. Denn Ich erbaue Mir nun eine neue Burg in eurem Herzen, die da, wenn sie einmal gegrndet ist, nimmermehr wird zerstrt werden knnen. Diese alten Denkmale sind dann auch gut weg, auf dass die Menschen mit ihnen keine Abgtterei treiben knnen. Aber nahe an 300 Jahre nach meiner Auffahrt wird die Burg noch halten und dieser Wein nicht versiegen und werden den aus Jerusalem hierher Geflchteten zur Unterkunft und Strkung dienen. Der Herr weiter: Bei denen Ich aber wohnen werde, die werden Mich denn auch wohl wahrnehmen, und Ich werde sie selbst lehren und fhren, und so werden sie, Meine rechten Liebhaber allzeit von Mir belehrt und gefhrt werden und werden in sich haben das ewige Leben. Aber die sich von Mir entfernen werden, wie in der Altzeit sich auch die Knige aus purer Weltliebe von dem Knig von Salem entfernt haben und ihm nicht mehr darbrachten, was sie ihm htten darbringen sollen, nmlich den Zehntwein. Unser ganzes Leben in seiner vollen Ausbreitung sollen wir aus Gottes Hand nehmen und Ihm auch wiederbringen, weil es ganz und gar Ihm gehrt! Unser eigentliches Leben ist das Wahre und Gute unseres Wesens, welches nur von Gott kommt. Zum Gedenken an diese geistigen Verhltnisse sollten die Vlker ein Zehntel (den Zehnt) der Ernte, der Garben (das Gute) und hier des Weines (das Wahre) abtreten. Deswegen war dieser Wein aus der Burg des Melchisedek auch so wunderbar, weil man nicht irgendeinen gewhnlichen dafr nahm, sondern den ausgesuchtesten. Und die Ihm htten darbringen sollen (aber es nicht tun), deren Herzensburgen werden von Mir verlassen werden. Und wie dann auch zu den Zeiten des Knigs von Salem, als er diese Burg mit allen Engeln, die ihm dienten, verlie und unter den Vlkern und Knigen nur zu bald allerlei Zwietracht, Neid, Missgunst und dadurch auch Kriege entstanden, also wird es auch in der Folge unter jenen sein, deren Herzensburgen Ich

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verlasse. Und da wird sich erheben ein Volk wider das andere und es zu unterjochen trachten. Darum, wer in meiner Lehre und Liebe verbleiben wird, in dem werde Ich auch verbleiben und wahrlich aus seinen Lenden sollen Strme des lebendigen Wassers flieen, und wer von solchen Wassern trinken wird, den wird nimmerdar drsten in Ewigkeit! Meine Lehre und die gttliche Weisheit in ihr aber ist das wahre lebendige Wasser. Wer davon trinken wird, dessen Seele wird bald mit aller Weisheit erfllt und fr ewig gesttigt werden. Und es wird sie nimmerdar drsten und hungern nach einer hheren Wahrheit und Weisheit. Nun wollen wir abschlieend noch einen Blick in den wieder erstellten Speisesaal werfen, der ebenfalls unsere neuen Lebenszustnde entsprechungsmig vorbildet. Auf diese Meine Worte begaben wir uns aus dem Keller und kamen bald in den groen Speisesaal, der mit hundert Lampen bestens erleuchtet war und vor kurzem auch eine derartige Ruine war, dass es wohl niemand htte merken knnen, dass da jemals ein groer Speisesaal bestanden htte. Zwei groe steinerne Tische auf festen Sulen ruhend, waren im Saal in der besten Ordnung aufgestellt und mit feinstem Byssus zierlich berdeckt. Und um jeden der beiden Tische waren eine rechte Anzahl ganz bequemer Sthle gestellt und beide Tische waren mit den bestbereiteten Fischen, mit Brot und mit Wein bestgestellt. Dieses vom Herrn bereitete Abendmahl zeigt uns, wie wir uns strken knnen, aufnehmen was Er gibt. Da stehen zwei sulenartige Tische, entsprechend der Liebe und dem Glauben. Es sind die beiden Grundelemente in uns, aus denen heraus wir leben, bzw. was wir zum Leben brauchen oder (ver)zehren. Die Sulen sind, wie schon an anderer Stelle erwhnt, die Sttzen hherer Wahrheiten (hier diejenigen Elemente, die Liebe und Glaube untermauern, sttzen, tragen) mit feinstem Byssus bedeckt, mit der echten Wahrheit aus dem Licht des Himmels (Swedenborg). Darauf stehen Brot, Wein und die allerbestens zubereiteten Fische. Wieder Bilder, die fr die Segnungen des Herrn in unserem Leben stehen: Seiner Liebe als Brot des Lebens, Seiner Wahrheit (in Form der Lehre) in dem Wein und die aus unserem Erleben gewonnenen tieferen Erkenntnisse (als die Fische), die alle fr das geistige und himmlische Leben bestens zubereitet worden sind. Rundherum stehen eine rechte Anzahl bequemer Sthle, wo man sich niederlassen, zu Hause sein kann. Da speist man nicht an einem Stehtisch und eilt wieder unstet (zu einer anderen Lehre) davon, sondern hier sind unser Sein, unsere Geborgenheit und die heilige Sabbatruhe. Hier haben die Kmpfe der Anfechtungen aufgehrt, hier ist gut bleiben.

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Die hundert Lampen, die diesen Raum erleuchten, sind auch keine literarische Ausschmckung, denn hundert entspricht als Zahl einem zur vlligen Reife gelangten Zustand. Hier handelt es sich also um die Flle des Lichtes, im Sinne geistiger Erkenntnis. Der Raum ist unser innerster Lebensbereich, der durch das Himmelslicht optimal erleuchtet wird. Wir sehen in allem die gttliche Vorsehung walten. Ein Beispiel aus der Geistigen Sonne beschreibt, wie ein Prior, ein ehemaliger Abt, in sein himmlisches Haus kam. Wie kann es anders sein, auch da war ein Keller und darber liegende Etagen. Diese Etagen entsprachen den verschiedenen Zeitepochen oder Kirchen, entsprechend dem Alten und Neuen Testament. Wir knnen sicher sein, dass fr uns noch eine weitere Etage hinzugekommen ist: die Neuoffenbarung! Alle sind notwendige Lebensetagen, und mit der Neuoffenbarung fllt keine darunter liegende Ebene weg. Im Gegenteil, diese werden durch die hundert Lampen erst richtig beleuchtet und uns besser zugnglich gemacht. Deshalb haben wir jetzt auch die einst verloren gegangene Haushaltung Gottes (das Alte Wort) wiederbekommen, in der schon die ganze Anlage der Heiligen Schrift enthalten ist. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass unsere Herzens- und Glaubensburg das Haus ist, in dem wir leben und wirken. Wir erhalten zu unserer Strkung den Wein der Wahrheit aus den Tiefen unseres Herzens, und wir haben auch den Speisesaal vor uns, der die Aufnahme des gttlichen Einflusses symbolisiert, sowie die Anordnung der zwei Tische, deren Sulen die Liebe und den lebendigen Glauben bezeichnen. Schlielich deckt der Herr den Tisch mit Seiner wahren Lebenslehre der Gottes- und Nchstenliebe und strkt uns in unseren Ttigkeiten mit wahrer Himmelskost. Wir lassen uns nieder und wollen nimmerdar diese Lebenssphre verlassen. Es ist sicher nicht alles ber diese geheimnisvolle Burg gesagt, aber das ist auch gar nicht mglich. Meine Ausfhrungen sollten hauptschlich Anregung sein, das Wort des Herrn im Alten und Neuen Testament, wie auch das der Neuoffenbarung mit anderen Augen zu lesen. Denn alles, was immer der Herr sagt und tut, hat Entsprechungscharakter. Durch Swedenborgs Vorarbeit ist es in der heutigen Zeit eher mglich, das neue Wort des Herrn mit Hilfe der hundert Lampen noch besser zu durchleuchten, und dadurch in der Liebe zu unserem himmlischen Vater zu wachsen. -

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Gedanken zum GebetWilligis Jger In der christlichen Tradition kennen wir verschiedene Formen des Betens und der Gebetshaltungen. Beten ist Ausdruck dessen, was in unserem Inneren vorgeht. Der Mensch sucht in der Krise jene inneren Rume auf, in denen er daheim ist, sich sicher fhlt. Krisen geben meist den Impuls, den entscheidenden Ausschlag fr eine solche Haltung. Es sind zunchst gleichsam Regressionen in einen geborgenen Zustand, wie er ihn in seinen frhen Kindheitsjahren erlebt hat. Es kann sein, dass er aber unter Strungen leidet, die auf ein gebrochenes Verhltnis zu seinen Eltern in dieser frhen Phase hinweisen. Dann fehlt ihm manchmal jenes Urvertrauen, um das es im Gebet geht. Der Mensch drckt in seinem Beten formal oder gedanklich individuell aus, was ihm am Herzen liegt und was er gendert sehen mchte. Ein formuliertes Gebet ist dann wie eine Brcke, die den Transfer des Inneren ins uere und umgekehrt gewhrleistet und ermglicht. Drei Formen des Betens kannte man in der Tradition bis ins Mittelalter: Oratio, meditatio, contemplatio. Oratio war und ist bis heute das Bittgebet, das sich im Hersagen vorformulierter oder freier Gebetstexte uert. Es ist die schlichte einfache Form des Betens, wie man sie zunchst kennenlernt. Meditatio ist jene Gebetshaltung, in der das Denken, das Empfinden, die Sinne, der Geist auf ein Objekt gerichtet werden. Das kann ein Bild sein, ein Musikstck, ein Wort aus der Heiligen Schrift oder ein bestimmtes Ereignis, das uns gefangen hlt. Die hchste Stufe und eigentliche Form des Gebets aber war die contemplatio. Hierunter verstand man das Zurckdrngen eigener Wnsche, Anliegen, Vorstellungen und Empfindungen. Der Mensch sollte sich leer machen, damit in ihm das Neue einziehen knnte. Wenn alles zum Schweigen gebracht ist, dann kann Gott gewissermaen gehrt, verstanden, erfahren werden. Darum ist diese Form des Betens zugleich die schwierigste. Denn es gelingt nicht immer, sich vollkommen leer zu machen. Es ist nicht leicht zu sagen: Dein Wille geschehe! Meist betet man das zwar, aber wenn dann der Wille Gottes geschieht, wird dies als schicksalhaftes Leid oder als schmerzliche Vernderung erlebt. Dann sollte der Wille zuletzt doch so geschehen, wie man sich das selber vorstellt. Das Vertrauen in den Folgeprozess fehlt. Darum gehrt regelmige bung dazu, ein fortgesetztes Beten. Es ist das, was in der Bibel so gesagt ist: Betet ohne Unterlass. Es bedeutet die kontinuierliche Fortsetzung des Betens in der Stille, des Hrens, nicht den hartnckigen Vortrag eigener Interessenlagen vor Gott.

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Ein Zitat von C.G. Jung: Ist Glaube echt und lebendig, dann wirkt er. Ist er aber nur Einbildung und Willensanstrengung ohne Verstndnis, dann achte ich seinen inneren Weg gering. Leider ist dieser unbefriedigende Zustand in unserer Zeit sehr verbreitet, und da dem, der nicht glauben kann, sondern verstehen mchte, nur Zweifel und Skepsis bleiben, wird die ganze christliche berlieferung als bloe Phantasie ber Bord geworfen. Darin sehe ich einen ungeheuren Verlust, fr den wir einen schrecklichen Preis zu zahlen haben werden. Die Wirkung zeigt sich in der Auflsung ethischer Werte und einer totalen Desorientierung unserer Weltanschauung. Die unter bestimmten Voraussetzungen gefundenen Wahrheiten von Naturwissenschaft und Existentialphilosophie sind ein schwacher Ersatz. Beten, das auf Verstehen und vor allem Einsicht gegrndet ist, ist mehr als bloe Naivitt und die Wiederholung von Bilderwelten. Es verlangt ein hheres Ma an Phantasie, Distanzierungsvermgen und Lebensreife. Im Grunde ist es mit schmerzlichen Vorgngen und einem grundlegenden Wandel des Menschen verbunden. Die gesamte Existenz ist eingeschlossen, nichts bleibt ausgeklammert, was unser Menschsein ausmacht. Das wird in der Kontemplation gebt. Johannes vom Kreuz schreibt ber die Kontemplation, dass sie Trockenheiten der Seele kennt, in denen Gott die Menschen vom Leben im Sinnenbereich weg zum Leben im Geist, das ist von der Meditation zur Kontemplation fhrt, wo der Mensch mit seinem eigenen Seelenvermgen nicht mehr wirken kann oder sich ber die gttlichen Dinge Gedankengnge zu entwickeln vermag. In diesen Phasen sind es nicht die Trockenheiten, die schmerzen, sondern die auftretenden ngste, die Befrchtung, verlassen zu sein und den Weg zu verlieren. So plagen sie sich ab und bemhen sich, wie sie es gewohnt waren, an irgendeinem Gegenstand zum Nachdenken eine Sttze und ein wenig Wohlgeschmack fr ihr Seelenvermgen zu finden, da sie meinen, dass nichts geschieht, wenn sie dieses nicht tun und sich nicht am Werk erleben. Hier geht es wirklich um einen grundlegenden Unterschied in den Zustnden: Im Fall der Meditation ist der Geist immer noch auf Dinge gerichtet, von denen er das Ich des Menschen sich bestimmen, erfllen oder an denen es sich orientieren kann. Im Bereich der kontemplativen bung empfindet man sich oft vllig von den Dingen abgeschnitten, verlassen, wie in einem freien Fall. Die bisherige Welt bricht mitunter vollstndig zusammen, Beziehungen lsen sich auf, Bindungen gehen verloren. Das wird als schmerzlich erlebt und man sucht nach Halt oder einer anderen Form der bung, statt sich auf die Bewegung einzulassen. Johannes vom Kreuz schreibt: Doch das bringt gar nichts, weil Gott sie

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bereits auf einem anderen Weg fhrt, dem der Kontemplation, der ganz anders ist als der erste. Der eine ist ja ein Weg der Meditation und Gedankengnge, der andere hat mit Meditation oder Gedankengngen nichts zu tun.... Menschen, die sich in einer solchen Lage sehen, sollen sich trsten, geduldig ausharren und sich nicht grmen. Sie mgen auf Gott vertrauen .... bis er sie zum klaren und reinen Licht der Liebe fhrt. Die Verhaltensweise, die sie in dieser Nacht des Sinnenbereichs anne