Geistiges Leben 2010-3

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    Die Vergebung der SndenDie Vergebung der SndenWarum lsst Gott das Leid auf der Welt zu?Warum lsst Gott das Leid auf der Welt zu?

    Das HerzensgebetDas Herzensgebet

    Die StilleDie Stille -- Wohnsttte des lebendigen GeistesWohnsttte des lebendigen Geistes

    Von der VergebungVon der Vergebung

    Prfet eure LiebesschuldenPrfet eure Liebesschulden

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    SPENDENKONTEN

    Baden-Wrttemb. Bank AG Bietigheim-Bissingen

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    IMPRESSUM

    Herausgeber: Lorber-Gesellschaft e.V.Verwaltungsanschrift: Postfach 114

    83731 Hausham / DeutschlandTel.: 08026-8624 / Fax: 08026-3294

    E-Mail-Anschrift: [email protected]

    Internet-Seite: www.Lorber-Gesellschaft.deSchriftleitung: Klaus W. Kardelke

    Redaktion: Angelika Penkin

    INHALT

    Teresa von Avila Gebet des lter werdenden Menschen S. 2

    Klaus W. Kardelke Editorial S. 3Jakob Lorber Die Vergebung der Snden S. 5

    Gerd Kujoth Warum lsst Gott das Leid auf der Welt zu? S. 8Jakob Lorber Seelen-Mitternacht S. 32Alfons Rosenberg Das Herzensgebet S. 33Jack Holland Die Stille - Wohnsttte des lebendigen Geistes S. 37

    Michiaki Horie Von der Vergebung S. 44

    Jakob Lorber Von der Gewissenserforschung S. 46Jakob Lorber Prfet eure Liebesschulden S. 47

    J. Dittrich Ein Psalm des Herzens fr Jesus S. 49

    F. M. Der Traum S. 50Weisheitsgeschichten Der Schmetterling S. 51

    Der Schattenspringer S. 52Verzeihung S. 53

    Vom wahren Glauben S. 53Verschiedenes S. 54

    Mit Namen des Verfassers versehene Beitrge mssen nicht mit der Auffassung derSchriftleitung bereinstimmen.

    Die Zeitschrift erscheint viermal jhrlich auf freiwilliger Spendenbasis.Beitrge richten Sie bitte an die Schriftleitung.

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    Jahrgang 30 2010 Heft 3

    - Zeitschrift im Geiste christlicher Mystik -

    So jemand einen Lwen also gebndiget htte,dass dieser ihn gleich einem sanftmtigen Lasttiere

    herumtrge, meinst du wohl, dass es da lblich wre,sich auf dem mchtigsten Rcken des Lwen zu

    frchten vor den flchtigen Hasen?!Ich bin der mchtige Lwe von Juda, der dich auf

    Seinem Rcken trgt; wie magst du dich dennfrchten vor denen, die Ich mit einem Hauche

    verwehen kann wie lose Spreu?!(Jugend Jesu 72,14-18)

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    2 GL 3/2010Gebet des lter werdenden Menschen

    Gebet des lter werdenden Menschen

    Teresa von AvilaHerr du weit besser als ich selbst, dass ich lter werde und

    eines Tages alt bin. Bewahre mich vor der unheilvollenAngewohnheit, zu meinen, ich msse zu allem etwas sagen und

    das bei jeder Gelegenheit. Befreie mich von dem Verlangen,jedermanns Angelegenheit in Ordnung bringen zu wollen.

    Mache mich bedachtsam und nicht schwermtig, hilfsbereit,jedoch nicht herrschschtig.

    Angesichts meines unermesslichen Vorrates an Lebenserfahrungerscheint es bedauerlich, nicht alles zu ntzen, aber du weit,

    Herr, dass ich ein paar Freunde haben mchte am Ende.Bewahre mich davor, endlose Einzelheiten aufzuzhlen; verleihemir Flgel zur Hauptsache zu kommen. Versiegle meine Lippen,was meine Schmerzen und Leiden anbelangt. Sie nehmen zu, und

    die Lust daran, sie aufzuzhlen, wird wohltuender mit denJahren. Um soviel Gnade zu bitten, dass ich an den Erzhlungen

    ber die Schmerzen anderer Gefallen finden knnte, wage ichnicht. Hilf mir jedoch, sie in Geduld zu ertragen.

    Ich wage es nicht, ein besseres Gedchtnis zu erbitten, wohlaber zunehmende Bescheidenheit und abnehmende

    Selbstsicherheit, wenn meine Erinnerung mit den Erinnerungenanderer in Widerspruch zu stehen scheint. Fhre mich zu der

    groartigen Erkenntnis, dass ich mich gelegentlich

    auch irren knnte.Trage Sorge dafr, dass ich einigermaen liebenswrdig bin;

    ich mchte keine Heilige sein - mit manchen von ihnen ist es soschwer zu leben -, aber eine sauertpfische, alte Person ist eines

    der hervorragenden Werke des Teufels. Schenke mir dieFhigkeit, Gutes zu entdecken an Orten, an denen ich es nicht

    erwarte und Begabungen in Menschen,denen ich sie nicht zutraue.

    Und gib mir, oh Herr, die Gnade es ihnen auch zu sagen.Amen.

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    EditorialAls Menschen neigen wir gerne dazu die Verantwortung

    und Selbstbestimmung fr unser Leben anderenaufzubrden und diesen dann die Schuld dafr zu geben,wenn unser Leben nicht so luft wie wir es uns vorstellten.

    Schon beim Sndenfall wlzte Adam seine Schuld undVerantwortung auf die Eva ab und Eva beschuldigte dieSchlange. Doch war die Schlange nicht vielmehr eine

    uere Erscheinlichkeit ihres eigenen Bsen in ihr, durchwelches sie sich selbst beredet hat in ihrem groen Wahne? (HGt.1; 20,14)So bernahmen Adam und Eva nicht die Verantwortung fr ihr Handeln,

    sondern beschuldigten den anderen.Diese Schuldzuweisungen praktizieren wir als ihre Kinder auch heute

    noch. Um unser eigenes Versagen zu rechtfertigen, schieben wir unsereSchuld dem andern zu und machen uns damit zum Opfer der Menschenund Umstnde, die alle an unserem Leben die Schuld zu tragen haben,damit wir als Unschuldslmmer dastehen knnen.

    Dochder Mensch ist und bleibt der Selbstschpfer seiner zeitlichenund ewigen Schicksale (GEJ. 7; 52,3) und den beln unter ihnen. (Erde

    64,09) und kann keinen anderen anklagen als sich selbst fr das, was inseinem Leben in die uere Erscheinlichkeit tritt.Ein jeder sucht den Grund des bels dieser Zeit bald bei einem, bald

    im andern; aber dass sich einer von all diesen Klgern bei der eigenenNase nhme und sich fragen mchte, ob nicht etwa auch er irgend zurVerschlimmerung solcher Zeit irgendwann beigetragen habe und vielleichtnoch beitrgt, das fllt keinem ein!Ein jeder empfindet das bel nur von

    auen; aber in sich selbst erschaut er es nicht.(Erde 64,1)Sehen wir doch nur allzu gerne den Splitter im Auge des anderen und

    werden unseres eigenen Balkens nicht gewahr. Oder soll uns gerade derFehler und die Snde des anderen unsere eigenen verdeckten Fehler, diewir nicht sehen wollen, spiegeln? Zeigt uns etwa unsere uere Umweltauf, wie wir innerlich beschaffen sind? Zeigt sie uns auf, was wir in unsnicht wahr haben wollen und was noch der Heilung bedarf?

    Die innere, geistige Beschaffenheit eines Menschen steht stets imEinklange mit seiner ueren Umgebung, so dass sich alsbald Wechsel-wirkungen daraus ergeben.(GEJ 11; 3,6)

    Wie abhngig gestaltet sich doch unsere Umwelt von unserer innerenWelt, von unseren inneren Einstellungen und Vorstellungen, unserenSichtweisen, Glaubensstzen und unserem Streben und Lieben. So wie der

    Editorial

    Klaus W. KardelkeGeschftsfhrender

    Vorsitzender derLorber-Gesellschaft

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    4 GL 3/2010Editorial

    Mensch in sich gestaltet ist, so gestaltet sich auch seine uere Welt, weildiese mehr ein Produkt seiner subjektiven Wahrnehmung ist, als eineobjektive Tatsache.

    Nicht die Welt selbst, sondern den Spiegel derselben nur siehst du indeinem Herzen.(Lgh S. 232, bzw. S. 251)Ich sage dir, dass alles das, wasdu siehst, du nur in dir selbst siehst. Deine Seele hat nur mit denAbbildern der ueren Wirklichkeit, die auer ihr sind, zu tun und nichtmit den Wirklichkeiten selbst.(GEJ 10, 195,14)

    Dieses Gesetz der Analogie, der Entsprechung von Innen und Auen,erkennen wir auch schon im 'Vater unser', wo es heit wie im Himmel, soauch auf Erden, wobei sich der Begriff Himmel auf die innere, geistigeWelt im Menschen (GEJ 1; 157,4) und Erde auf die naturmige, uereWelt des Menschen bezieht. (GEJ 1; 157,4 + 2: 149,6)

    Zwischen unserer inneren Welt, je nach dem wie wir sie in uns gestaltethaben, und unserer ueren Umwelt ergeben sich also mannigfacheEntsprechungen, denn es geschieht nichts in der geistigen Welt (desMenschen), was sich nicht entsprechend zugleich auch naturmig (inseiner Umwelt) darstellen mchte.(Hi. I S. 184,30)

    Daraus folgt, dass der Mensch die volle Verantwortung fr all dasGeschehen in seiner inneren und ueren Welt zu bernehmen hat, da sie

    ihm entsprechen. Unsere Wahrnehmung ist immer ein Fr-wahr-nehmen,ein Fr-wahr-halten, also unsere eigene subjektive Interpretation derSituation. Wir nehmen unsere Umwelt durch den Balken in unserem Augewahr, filtern sie also durch unsere Sichtweise der Dinge. Denn niemand

    kann in seiner natrlichen Sphre etwas erschauen, was er nichtehedem in sich hat.(Ste 37,8) Demnach habe ich die wahrgenommenenFehler und Snden meines Nchsten irgendwie auch in mir, ansonsten ichsie nicht wahrnehmen knnte. Ich erkenne also im Splitter des anderen

    meinen eigenen Balken.Wenn ich diesen annehme, kann ich die Verantwortung fr meinen

    Anteil am Geschehen bernehmen, in dem ich mich in Vergebung be undes somit in mir wie auch in meiner Umwelt zur Heilung bringe.

    Indem ich mich bemhe die Snden und Fehler meines Nchsten, dieich in mir erkenne, mir selbst und dem anderen zu vergeben, heile, befreieund reinige ich mein Herz von alten Schulden und richte mich wieder nachder gttlichen Ordnung aus. Und bin ich dann in meinem Herzen in der

    Ordnung, dann bin ich es auch mit Gott. (s. RBl 1; 142,20)

    Euer Klaus Kardelke

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    Die Vergebung der Snden

    Ich sage es euch: Vergebet euch selbst eure Snden und Dummheiten

    gegenseitig, erwecket eure Liebe zu Gott und zum Nchsten, so werdeneuch auch von Mir aus eure Snden vergeben sein!So aber jemand ein Narr, ein Blinder und ein Stummer ist, wird ihm das

    zu etwas ntze sein, so Ich zu ihm sagte: Ich vergebe dir deine Narrheit,dir deine Blindheit und dir deine Stummheit? Nein, das wird keinem zuetwas ntze sein; denn es wird dabei dennoch der Narr ein Narr, der Blindeein Blinder und der Stumme ein Stummer verbleiben. So Ich aber den

    Narren von seinem bel und den Blinden und den Stummen von ihrembel heile durch Wort, Rat und Tat, so wird allen dadurch wahrhaftgeholfen sein.

    Wer demnach eine Torheit begeht, der erkenne die Torheit, lege sie abund begehe sie nicht mehr, und sie wird ihm vergeben sein auch imHimmel; aber solange er das nicht tut und dennoch von Zeit zu Zeit Gottum die Vergebung seiner Snden bittet, so werden sie ihm nicht vergebenwerden eher,als bis er durch die volle Ablegung seiner alten Torheiten

    sich selbst seine Snden vergeben hat.Ein jeder kehre daher zuerst vor seiner Tr, dann kann er auch zu

    seinem Nchsten gehen und zu ihm sagen: ,Siehe, ich habe nun denUnflat von mir entfernt und bin mit mir in der Ordnung; lasse denn auch,dass ich selbst nun deine Hausflur reinige dadurch, dass ich alles dirzugefgte Unrecht auf die Weise gutmache, wie du es wnschest! Ja,wenn die beiden Nachbarn also ihre Sache gutmachen und freundschaftlichschlichten, dann wird sie auch im Himmel gutgemacht und geschlichtetsein! Wenn aber nicht also, dann ntzet den Himmel um die Vergebungseiner Snden bitten nichts!

    Wer da gut sehend ist, der kann wohl zu seinem Bruder sagen, so er indessen Auge einen Splitter erschaut: ,Bruder, lasse es, dass ich dir denSplitter aus deinem Auge nehme! Aber einer, der selbst nicht nur einenSplitter, sondern gar einen ganzen Balken von Snden und Torheiten imeigenen Auge trgt, der sehe, wie er den Balken aus seinem Auge ziehenmag! Ist sein Auge rein, dann erst kann er auch seinem Bruder den Splitteraus dem Auge nehmen helfen.

    Wer da lehrt seine Mitmenschen, der lehre sie nicht nur weise und

    feingefgte Worte, wie das auch tun die Phariser und andere falschePropheten, sondern vielmehr durch seine Taten und Werke, so wird erseine Mitmenschen zur wahren und lebendigen Befolgung bewegen! So eraber so und so lehrt, selbst aber seiner Lehre zuwiderhandelt, so gleicht er

    Die Vergebung der Snden

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    einem Wolfe in Schafspelzkleidern, der nur darum die kurzsichtigen undleichtglubigen Schafe um sich vereinigt und ihnen weise Lehren gibt, umsie sich fr seinen Rachen gefgig zu machen.

    Wird es solch einem Wolfe von einem Lehrer wohl etwas ntzen, so er,heimlich sein Unrecht einsehend, zu Gott sagt: ,Herr, vergib mir meineSnden; denn ich habe an Deinen Schafen gesndigt oftmals!, bleibt aberdabei dennoch der alte Wolf? Oh, dieses Bitten und Beten wird ihm garnichts ntzen; denn er ist ja noch der alte Wolf! Er lege den Wolf ganz abund werde ein Lamm, dann hat er sich selbst seine Snden vergeben, undsie werden ihm dann im Himmel vergeben sein!

    Wenn dein Bruder dich beleidigt und dir bles zugefgt hat, so hast dudurch die Liebe in deinem Herzen das offenste Recht, deinem Bruder diean dir begangenen Snden zu vergeben; und so er dann auch freundlich zudir kommt und dir dankt fr deine Liebe und dir Gutes zu tun ernstlichverspricht, so sind ihm seine an dir begangenen Snden auch im Himmelvergeben, auch dann, so du dich von ihm nicht entschdigen lsst.

    Sieht der Bruder sein an dir begangenes Unrecht aber nicht ein undverharrt in seiner Bosheit, da wird wohl deine Liebe und Geduld dir imHimmel hoch angerechnet werden, aber dem Bruder werden seineSnden bleiben, solange er sie sich selbst nicht gnzlich vergibt, was

    dadurch geschehen kann, dass er sie vllig als Snden erkennt, sie an sichverabscheut und vollends ablegt und nicht mehr begeht.

    Wie aber, wenn also und unmglich anders, knnen einige von euchEssern zu den Menschen sagen: ,Wir sind fr die Menschen von demhchsten Gott erwhlt zu Seinen Stellvertretern und haben das Recht, denMenschen die uns einbekannten Snden und Laster, als auch im Himmelgltig, zu vergeben, so der Bekenner die von uns ihm auferlegten Buenverrichtet und dies und jenes Opfer bringt! auf welch letzteres vor allem

    gesehen wird?! So Ich Selbst aber keinem Menschen die Snden zuvorvergeben kann, als bis er sie sich selbst auf die euch gezeigte Artvergeben hat, wie knnet dann ihr an Gottes Statt den Menschen gegenOpfer jene Snden vergeben, die sie an euch nie begangen haben?!

    Ja, ihr knnet als rechte rzte von jenen Menschen, die bei euch Hilfesuchen, schon wohl ganz ernstlich auch verlangen, dass sie euch bekennenalle ihre Snden und Gebrechen, auf dass ihr ihnen dann einen rechten Ratfrs fernere Leben und mit dessen genauer Befolgung auch die gewnschte

    Heilung der Seele und des Leibes verschaffen knnet. Doch auch indiesem Falle seid keine sndenvergebende Stellvertreter Gottes, sondernnur helfende Brder und Freunde der an Leib und Seele leidendenMitmenschen, denen dann auch alle Snden im Himmel vergeben sein

    Die Vergebung der Snden

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    werden, so sie, euren Rat genau befolgend, sich selbst ihre Snden vlligvergeben haben werden!

    Darum, wollt ihr in der Folge den Menschen wahrhaft helfen, so

    lehret sie vor allem, wie sie sich vor allem selbst zu helfen haben; dennohne eine ernst vorangehende Selbsthilfe ist auch keine Hilfe von Gottaus mglich! Vorzugsweise aber gilt das fr die durch allerlei Sndenschwach und krank und oft schon ganz tot gewordene Seele des Menschen,die vermge ihres freien Willens und rechten Verstandes von Gott aus aufsich selbst angewiesen ist und sich selbst von allen Schlacken der Materieund deren Gerichtes reinigen muss, auf dass sie dann auch vom Geistegereinigt und gestrkt werden kann.

    Leget daher alle eure alten Torheiten und leeren Trgereien ab, undmachet euch frei von ihnen; reiniget dadurch eure Seelen, und Ich werdedann zu euch auch sagen knnen: ,Nun seid ihr auch rein vor Mir! Ichwerde euch dann strken durch Meinen Geist, der euch dann beleben wirdzur hheren Tatkraft und euch zeihen wird zu wahren und vollkommenenMenschen.

    So ihr nun aber das wisset und es vernommen habt aus Meinem Munde,so handelt auch danach; denn sonst ntzen euch diese Meine wahrsten undlebendigsten Worte ebenso wenig, als den Menschen eure leeren und

    unwahren und toten Worte jemals etwas gentzt haben.Es sind Meine Worte wohl die Kraft und das Leben aus Gott Selbst,

    aber sie werden erst zu eurem Lebensanteile durch euer Handelndanach. Seid darum allzeit wahre Tter und nicht pure Hrer des Wortes,das Ich zu euch geredet habe, so werden euch alle eure vielen Sndenvergeben werden auch im Himmel, und Ich werde euch dann allzeit helfenknnen! (GEJ.08_193,12-194,11)

    Der Mensch kann nur dadurch die wahre und volle Vergebungseiner begangenen Snden erlangen, so er erstens seine Snden als ein

    Unrecht gegen seine Nebenmenschen erkennt, sie bereut und nachMglichkeit wiedergutmacht, und zweitens aber dann auch Gott umVergebung bittet mit dem ernsten Vorsatz, die Snden nicht mehr zu

    begehen und dem gemachten guten Vorsatz auch treu zu bleiben. So ihrdas in euren Herzen euch treu und wahr vornehmen und dann aber

    auch nach der Vornahme handeln werdet, so sage Ich es euch schonhier: Eure Snden sind euch von Mir vergeben![GEJ.08_066,11]

    Die Vergebung der Snden

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    8 GL 3/2010Warum lsst Gott das Leid auf der Welt zu?

    Warum lsst Gott das Leid auf der Welt zu?

    Gerd Kujoth

    1. Das Leid dieser WeltEin Mann, der als Soldat den 2. Weltkrieg miterlebt hatte, wurdegefragt, als er nach Kriegsende wieder zu Hause war, warum er nicht mehrin die Kirche gehe? Er antwortete: Nach dem, was ich alles gesehen underlebt habe, kann ich nicht mehr glauben, dass es einen Gott gibt.

    Der Kriegsheimkehrer Wolfgang Borchert stellte in seinem DramaDrauen vor der Tr den lieben Gott in Frage. Da lie er den SoldatenBeckmann sprechen: Wir haben dich gesucht, Gott, in jeder Ruine, in

    jedem Granattrichter, in jeder Nacht. Wir haben nach dir gerufen, Gott.Wo warst du da, lieber Gott? Wo warst du, als die Bomben brllten?Warst du lieb, als von meinem Sphtrupp elf Mann nicht mehrzurckkehrten? Elf Mann zu wenig, lieber Gott. Und du warst nicht da,lieber Gott! Einfach nicht da. Warst du in Stalingrad lieb, lieber Gott?Wann warst du eigentlich lieb, Gott, wann? Wann hast du dich jemalswirklich um uns gekmmert?

    Auch heute wollen die Stimmen nicht verstummen, die nach Gott indem Leid auf dieser Welt fragen. Ein glubiger Mann, der in seiner Kirchemitwirkte und dort die Orgel spielte, sagte, nachdem sein Sohn von einemAuto berfahren worden war, er knne nicht mehr glauben, dass es einenGott gbe, denn sonst htte er das nicht zugelassen. Ein bekannterFuball-Trainer trat aus der Kirche aus, nachdem sein 15jhriger Sohn aneiner schweren Krankheit gestorben war. Er meinte: Mit einem Gott, dereinen unschuldigen Menschen so leiden lsst, mchte ich nichts mehr zutun haben. Als ein ehemaliger Schler in einem Amoklauf in seinerSchule in Winnenden neun Schler und drei Lehrerinnen erschoss, wurde

    die Frage nach dem Warum gestellt: Warum mussten neun Kindersterben? Und in dem Meer von Blumen und Kerzen stand auf einemKarton geschrieben: Gott, wo warst Du?

    Die Frage nach dem Leid wird von den Menschen immer wiedergestellt, wenn Naturkatastrophen, Kriege, Folterungen, Verbrechen,Verkehrsunflle, Hungersnte und Krankheiten die Menschen treffen. Daist es nicht bertrieben, wenn in manchen Kirchenliedern die Erde als einJammertal besungen wird. Viele knnen nicht verstehen, warum die einen

    zu wenig zum Leben haben, whrend die anderen Millionen verdienen. Warum verhungern viele Menschen in den armen Lndern, whrend in denIndustriestaaten oftmals Nahrungsmittel in den Mll geworfen werden undbergewichtige viel Geld ausgeben, um abzunehmen? Warum kann ein

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    Teil der Menschheit in Freiheit leben, whrend ein anderer Teil unterbrutalen Diktatoren leben muss? Warum knnen die einen Feste feiern,whrend zur gleichen Zeit andere elendiglich dahinsterben? Warum sind

    die einen kerngesund und die anderen sterbenskrank? Warum sterben dieeinen viel zu frh, whrend die anderen im hohen Alter ein qualvollesSiechtum ertragen mssen? Auf diese Fragen finden die meistenMenschen keine Antwort.

    Jeden kann es treffen, auch Christen. Jeder knnte, zumindest am Endeseines Lebens, eine leidvolle Geschichte erzhlen, die er erlebt hat. Dawird jemandem, der noch mitten im Leben steht, der Ehepartner von derSeite genommen. Oder jemand verliert seine Arbeitsstelle, und es ist frihn aussichtslos, eine neue zu bekommen. Oder es klingelt bei einemEhepaar das Telefon und sie werden aufgefordert, schnell ins Krankenhauszu kommen, weil die Tochter oder der Sohn schwer verunglckt ist. Oder

    jemand wird fr ein Verbrechen verurteilt, das er nicht begangen hat. Oderes ist jemand berfallen und ausgeraubt oder als Geiel genommenworden. Oder jemand verliert schlagartig die Gesundheit und muss vielleiden. Da steht dann so mancher hilflos und verzweifelt da, denn er istvon einem schweren Schicksalsschlag getroffen worden. Wen es trifft, derfragt sich: Wie konnte Gott das nur zulassen? Warum musste

    ausgerechnet mir das passieren? Kmmert sich Gott berhaupt ummich? Ist Gott nicht ein zorniger, strafender, statt ein liebenderGott? Warum schweigt Gott dazu? Gibt es berhaupt einenGott?

    Mit diesen Fragen fhlt sich der Mensch allein gelassen und er mussnun mit dem Leid, das er erfahren hat, fertig werden. In seinerVerzweiflung wnscht sich so mancher: Htte ich doch wenigstens einesinnvolle Erklrung darber, warum mir das geschehen ist, dann knnte

    ich das leichter ertragen. Die entscheidende Frage lautet deshalb: Wardas alles nur Zufall? Habe ich einfach nur Pech gehabt oder hat das Leidauf dieser Erde einen Sinn? Gibt es eine Fhrung und Lenkung imMenschenleben und vielleicht sogar der ganzen Menschheit?

    2. Gibt es einen Gott trotz Leid auf der Welt?Viele Menschen sind Atheisten geworden, weil sie mit dem Leid auf

    der Welt nicht fertig werden konnten. Sie sagen: Einen Gott, der Leid

    zulsst, kann es nicht geben. Wenn es einen Gott gbe, so knnte das nurein mitfhlender und allmchtiger Gott sein. Gbe es einen mitfhlenden,allmchtigen Gott, so wrde er ein Ende machen mit den Kriegen,Katastrophen, Hungersnten, Ungerechtigkeiten und Krankheiten und

    Warum lsst Gott das Leid auf der Welt zu?

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    wrde eine bessere Welt erschaffen. Da aber das Leid und Elend auf derWelt kein Ende nimmt, so gibt es keinen Gott.

    Es kann aber wegen des Leids auf dieser Welt, das durch Zerstrungen

    verursacht wird, sei es durch die Natur (z.B. Erdbeben, ber-schwemmungen, Strme) oder durch Menschen, (z.B. Kriege, Morde,Betrgereien) ebenso wenig an einen Gott gezweifelt werden, wie an derExistenz eines Baumeisters gezweifelt werden kann, der ein groartigesGebude errichtet hat, auch wenn es durch einen Terroranschlag oderdurch Erdbeben zerstrt worden ist. An den Ruinen kann die Absicht desBaumeisters noch deutlich erkannt werden. Im Leid auf der Welt kann dieAbsicht Gottes noch deutlich erkannt werden. Bei allem Elend auf derWelt steht hinter allem Leid die Erziehungsabsicht des himmlischenVaters. Bei unvoreingenommenem Denken kann zwischen der geplantenAbsicht und der dazwischengetretenen Strung unterschieden werden. DasGebude wird wieder aufgebaut, genauso wie Gott dabei ist, Seinezerstrte Schpfung Mensch wieder neu zu gestalten. Es ist deshalb einTrugschluss, an der Existenz eines Gottes zu zweifeln, nur weil es so vielLeid in der Welt gibt. Gott kann uns hchstens erklren, warum es dasLeid auf der Welt gibt.

    Mahal, der Bruder Noahs zweifelte nicht an der Existenz Gottes, denn

    er kannte den himmlischen Vater. Aber er zweifelte daran, dass Gottvollkommene Werke erschaffen kann. Er wusste, dass Satan die Menschenzu zerstrerischem Wirken an der Erde verfhrt hatte, wodurch dieSndflut entstehen wrde. Er machte deshalb dem himmlischen Vater denVorwurf, Satan unvollkommen erschaffen zu haben. Deshalb stellte er demHerrn die Frage: Wenn alles gut und vollkommen von Dir ausgegangenist und auer Dir in der ganzen Unendlichkeit nichts ist und alles, was daist, demnach Dir gleich gut und vollkommen sein muss, o sage, wessen

    Ursprungs ist demnach der Satan und dessen unbegrenzte Bosheit? Wohernimmt er das, womit er nun alle Menschen gegen Dich aufgewiegelt hat,dass sie Dich verachten und, so es mglich wre, Dich Selbst mit allenDeinen Werken vernichten mchten? O sage, wer da ist des SatansSchpfer und Werkmeister?!

    Und der Herr sprach: O du blinder Verfechter blinder Rechte deinerSelbstsucht, was redest du?! Hast du denn vergessen, wie vollkommen Ichden Menschen geschaffen habe, dass er auer Meiner Allmacht tun kann,

    was er will, wie ein zweiter Gott, nach einer frei von ihm gestelltenOrdnung?! Meinst du, der Satan als ein freies Wesen solleunvollkommener sein als du?! Wenn du Mir gegenber tun kannst, was duwillst, ohne Bercksichtigung Meiner Ordnung, solle das dem freien

    Warum lsst Gott das Leid auf der Welt zu?

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    Geiste unmglich sein?!Muss Ich euch nicht handeln lassen, wie ihr wollt, so Ich euch nicht

    gerichtet haben will in Meiner Allmacht?! Wenn aber also, da sage du, wie

    Ich den ersten Geist htte gestalten sollen, dass er nach deinem Sinnehandeln msste in Meiner Ordnung, dabei aber dennoch haben solle einevollkommene Willensfreiheit! Oder besteht die Vollendung der Wesennicht in dem nur, dass sie ganz frei wollen und tun knnen, ob es nun froder gegen Meine Ordnung ist! (3.HG 339,13-15)

    Satan ist der Erzfeind Gottes (1.Hi. S. 347,5), der zufolge seines freienWillens, den Gott ihm gegeben hat, sich gegen Ihn stellte und SeineSchpfung zerstren will. Auch der Mensch bekam von Gott einen freienWillen und schafft sich sein Schicksal durch sein freies Wollen selbst,denn was der Mensch st, das wird er ernten, (Gal. 6,7) schreibt Paulus.Jeder Mensch, der seinen freien Willen missbraucht, zerstrt und schafftsich selbst oder anderen Leid. Jeder Mensch, der nach dem Worte Gotteslebt und Nchstenliebe bt, lindert das Leid und hilft mit, Zerstrteswieder herzustellen.

    3. Ist Gott nicht ein zorniger, strafender, statt ein liebender Gott?Wenn ein Tsunami weites Land berschwemmt, wenn ein Hurrikan

    eine Stadt unter Wasser setzt, wenn ein Erdbeben viele Gebude zerstrt,wenn sich eine Epidemie ausbreitet und in solchen NaturkatastrophenTausende, Hunderttausende oder manchmal sogar Millionen Menschendahingerafft werden, so werden auch sogleich Stimmen laut, die voneinem zornigen Gott sprechen, der die Menschen gestraft habe. Es heit jaauch in der Offenbarung des Johannes: Welche Ich lieb habe, die strafeund zchtige Ich! (Off. 3,19) Gottes Liebe hat groe Geduld mit denMenschen, die gegen Seine Ordnung handeln, aber wenn diese nichts

    ntzt, dann muss Gott manchmal schrfere Mittel ergreifen, um dieMenschen wieder auf den rechten Weg zurckzubringen.

    Aber selbst diese Mittel, sagt Jesus, sind nicht als eine Folge dergttlichen Zornmacht anzusehen, sondern rein nur als eine Folge derverkehrten Handlungsweise der Menschen. Ja, die Welt und die Natur hatvon Gott aus ihre notwendigen und unwandelbaren Mussgesetze, und zwarin der rechten Ordnung; dergleichen Gesetze aber hat auch der Menschseiner Form und seinem leiblichen Wesen nach. Will der Mensch nun

    irgend wider diese Ordnung sich auflehnen und die Welt umgestalten, sowird er darum nicht von einem freiwilligen Zorne Gottes gestraft, sondernvon der beleidigten, strengen und fixierten Gottesordnung in den Dingenselbst, die so sein mssen, wie sie sind.

    Warum lsst Gott das Leid auf der Welt zu?

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    Du sagst nun bei dir und fragst dich, ob die Sndflut auch als einenatrliche und notwendige Folge der verkehrten Handlungsweiseanzusehen wre. Und Ich sage es dir: Ja, das war sie! Mehr denn hundert

    Seher und Boten habe Ich erweckt und habe die Vlker vor ihren natur-und gottesordnungswidrigen Handlungen gewarnt, und habe sie mehrdenn hundert Jahre hindurch auf die fr sie daraus notwendigentstehenden und leiblich und seelisch schrecklichen Folgen sehr ernstlichaufmerksam gemacht; aber ihr boshafter Mutwille ging so weit, dass sie inihrer Blindheit die Boten nicht nur verhhnten, sondern viele sogar ttetenund mit Mir also einen frmlichen Kampf unternahmen. Aber darumergrimmte Ich dennoch nicht vor Zorn und Rache, sondern lie siehandeln und die traurige Erfahrung machen, dass die Unvernunft und dieUnkunde als selbst schuld an dem, was sie sind mit der groen Naturund Ordnung Gottes durchaus nicht alles machen drfen, was ihnen inihrer Blindheit beliebt.

    Siehe, es steht dir ja frei, auf jenen von hier gegen Sden gelegenen undbei fnfhundert Mannslngen hohen Felsen zu steigen und dich dannmutwillig huptlings ber die hohe Wand hinabzustrzen! Nach dennotwendigen Gesetzen der Schwere aller Krper wird dir solch einMutwille doch offenbar sicher das Leben des Leibes kosten. Frage dich, ob

    dir das aus Meinem Zorne und aus Meiner Rache zugekommen ist! (4.GEJ143,2-4)

    Auch Erdbeben, Hurrikans und Epidemien lsst Gott nicht aus Zornund Rache ber die Menschen kommen, sie sind auch keine blindzuschlagenden Naturkrfte, sondern Folgen der ordnungswidrigenHandlungen der Menschen. Wenn auch solche Erscheinungen aufnatrliche Weise erklrt werden knnen, so ist die tiefste Ursache aberdoch geistiger Art. Jesus sagt: Solange es nun irgendwo auf der Erde ein

    widerspenstiges Geschlecht gibt, so lange auch werden solcheErscheinungen um so hufiger vorkommen, je sinnlicher undgottvergessener irgendein Menschengeschlecht auf der Oberflche derErde wird. (1.Hi. S. 135,14)

    Sie (die Erscheinungen) werden an solche Orte als warnendeMahnboten gefhrt, allwo sich Menschen vorfinden, die von Mir kaummehr etwas wissen als die Bume in einem Walde. Solche Boten sagendann den Gott vergessenden Menschen, dass Ich noch nicht gestorben bin,sondern noch bestehe in aller Meiner Macht und Kraft. (1.Hi. S. 136,17)

    Es ist alles (von Mir) so eingerichtet, dass es ewig bestehen kann,wenn nicht die freiwillige Bosheit der Menschen Strungen in Meinerewigen Ordnung verursacht, die Ich nicht hindern darf, da sie von der

    Warum lsst Gott das Leid auf der Welt zu?

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    Freiheit des Willens der Menschen herrhren und weil der freie Wille auchnur eines Menschen (Mir) unendlich hher steht als ein ganzesSonnengebiet mit allen Planeten, Monden und Kometen. (1.Hi. S.138,25)

    Wenn du das nun ganz gehrig aufgefasst hast, so wirst du dochendlich ganz einsehen, wie alles bel unter den Menschen auf dieser Erdewahrlich nicht vom Zorne und von der Gottesrache, sondern allein von derLebensordnung der Menschen herrhrt, so wie auch das Gute oft voneinem einzigen in sich vollendeten Menschen. (4.GEJ 146,13)

    Manchmal muss Gott die Zuchtrute in die Hand nehmen, aber dieseZuchtrute nimmt Er nicht persnlich in die Hand, sondern sie ist nichtsanderes als die zugelassene Folge der verkehrten Handlungen derMenschen. Selbst wenn man das als Zorn Gottes bezeichnet, so wre aberdieser Zorn noch bei weitem mehr Liebe von Ihm, als sie je ein Menschaufbringen knnte. (JJ 204,6-7)

    4. Wie konnte Gott das nur zulassen?Wenn in einem Krieg viele Zivilisten gettet werden, wenn ein

    grausamer Diktator ber Leichen geht oder wenn Verbrechen verbtwerden, die viel Leid verursachen, dann erheben sich Stimmen, die Gottanklagen und schreien: Wie konnte Gott das nur zulassen? Aber kann

    Gott berhaupt angeklagt werden? Paulus schreibt im Rmerbrief: Ja,lieber Mensch, wer bist du denn, dass du mit Gott rechten willst? (Rm.9,20) Ist es denn Gott, der auf die Anklagebank gehrt, wenn jemand dasGewehr erhebt und abdrckt? Hat Gott denn die Waffen erfunden? Ist esdenn Gott, der den Krieg anfngt, der mordet, foltert, stiehlt, lgt und

    betrgt? War es Gott, der die Welt so eingerichtet hat, wie sie jetzt ist, mitWaffen, Armeen, Geld, Banken und Brsen? Ist Gott dafr verantwortlich,wenn ein Herrscher einen Krieg gegen seinen Nachbarn anfngt, um sein

    Land zu erobern, um ihn zu strafen oder sich an ihn zu rchen? Ist Gott frdie Finanzkrise, die Wirtschaftskrise, die Inflation und die Teuerungverantwortlich? Msste nicht richtiger gefragt werden: Haben nicht dieMenschen einen freien Willen von Gott erhalten, mit dem sie SeinenGeboten entgegen handeln knnen? Warum fangen die Menschen einenKrieg oder Streit an? Warum rauben, stehlen, lgen und betrgen dieMenschen? Warum ermordet ein Mensch einen andern? Warum haben sichdie Menschen diese Welt so eingerichtet, dass die einen mehr besitzen und

    verdienen knnen, als die andern? Sind es nicht die Menschen, die sich diePolitik, Wirtschaft, Wissenschaft und Technik so einrichten, wie sie eswollen und dabei die Ordnung Gottes oftmals missachten?

    Jesus sagt: Geizige und habschtige Menschen legen vor ihren

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    Scheunen Schloss und Riegel an und obendrauf noch scharfe Wchter zuihren ber allen berfluss steigenden Schtzen und Reichtmern, undwehe dem, der sich ihnen unbefugt nhern mchte; wahrlich, der bekme

    augenblicklich einen scharfen Prozess!Ich will damit nicht sagen, als sollte jemand sein mhsam erworbenesEigentum nicht beschtzen; Ich rede hier vom hchst unntigen, insUngeheure gehenden berfluss. Wre es denn da nicht tunlich, auchsolche Scheuern zu errichten, die da offen stnden fr jeden Armen undSchwachen, wennschon unter der Aufsicht eines weisen Spenders, auf dasskein Armer sich mehr nhme, als was er fr seine Nahrung bedarf?Wrden sogestaltig die Habsucht und der Geiz von der Erdeverschwinden, so wrden auch hret Mich wohl! alle mageren Jahrevon der Erde den Abschied nehmen. (4.GEJ 144,4-5)

    Zu viele Menschen bieten alles auf, um mglichst schnell mglichstviel Geld und Besitz anzuhufen. Das geschieht auf Kosten der anderenund es entsteht Not unter der Bevlkerung. Wrde dieses Geld und derBesitz zum Nutzen fr die ganze Bevlkerung eingesetzt, es gbe keineFinanz- und Wirtschaftskrise und alle Menschen htten eine Arbeit. Wowahre Nchstenliebe gebt wird, da gibt es keine Not. Aber die Menschendenken zu viel nur an sich und vergessen dabei Gott und den Nchsten.

    ber solche Menschen lsst Gott eine Not kommen.Mangel, Not und allerlei Elend, sagt Jesus, lasse Ich nur dann

    unter die Menschen kommen, wenn sie von Mir ganz abgefallen und zumTeil finstere und dumme Gtzendiener und zum Teil pur selbstschtige undgottlose Weltlinge geworden sind. Denn Not und Mangel ntigen dieMenschen zum Denken ber die Ursachen ihres Elends, machen sieerfinderisch und scharfsichtig, und es werden auf diese Art bald ganzkluge und weise Mnner aus einem Volke aufstehen, die ihren

    Mitmenschen die Augen ffnen und ihnen die Quellen des allgemeinenElends zeigen, und viele treten dann bald aus den Schranken ihrerTrgheit und rsten sich zum Kampfe gegen jene mchtig gewordenenMiggnger, die ber die durch sie mit Blindheit geschlagenen Vlkertyrannisch herrschen und die eigentlichen Grnder des allgemeinenElends auf dieser Erde sind. Diese werden unter oft schweren Kmpfenentweder gnzlich besiegt und vertrieben oder zum wenigsten dahingentigt, den Vlkern solche Gesetze zu geben, unter denen sie bestehen

    knnen. Und so kehrt dann allzeit nach dem Mae Glck und Wohlstandunter den Menschen ein, in welchem Mae die Menschen wieder zu demeinen allein wahren Gott zurckzukehren angefangen haben.

    Wrden die Menschen sich nie von Gott abwenden, so wrden sie auch

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    nie in eine Not und in ein Elend verfallen.Wenn ihr sonach auch in euren Nachkommen stets in und bei Mir im

    Glauben und in der Tat nach Meiner Lehre verbleiben werdet, so werdet

    ihr auch nie ein Elend zu bestehen haben. Auch des Leibes Krankheitenwerden eure Seelen nicht ngstlich und kleinmtig machen; denn desLeibes Krankheiten sind allzeit nur die bitteren Folgen der Nichtbefolgungder von Mir den Menschen allzeit klar ausgesprochen gegebenenGebote. (9.GEJ 35,4-6)

    Mangel, Not und Elend lsst Gott nur dann zu, wenn sich die Menschenvon Gott und Seinen Geboten abgewendet haben. Wolfgang Borchert liein seinem Hrspiel nicht nur die Frage nach dem lieben Gott stellen, er liesie auch beantworten und zwar von Gott Selbst: Meine Kinder haben sichvon Mir gewandt, nicht Ich von ihnen. Ich bin der Gott, an den keinermehr glaubt. (Le. S.28) Durch Mangel Not und Elend denken dieMenschen ber die Ursachen ihres Zustandes nach, werden klug,erfinderisch und ttig und fangen an, zu Gott und Seiner Ordnungzurckzukehren.

    Ich sage es dir, sagt Jesus, nur fnfzig Jahre lang leben in derrechten Ordnung Gottes, und ihr werdet von keiner Kalamitt je etwaszu sehen, zu hren, zu schmecken und zu genieen bekommen!

    Ich sage euch: Alle Kalamitt, Seuchen, allerlei Krankheiten unterMenschen und Tieren, schlechte Witterung, magere und unfruchtbareJahre, verheerender Hagelschlag, groe, alles zerstrendeberschwemmungen, Orkane, groe Strme, groe Heuschreckenzgeund dergleichen mehr sind lauter Folgen der unordentlichen

    Handlungsweisen der Menschen!Wrden die Menschen mglichst in der gegebenen Ordnung leben, so

    htten sie alles das nicht zu gewrtigen. Die Jahre wrden wie die Perlen

    auf einer Schnur verlaufen, eines so gesegnet wie das andere. Es wrdeden bewohnbaren Teil der Erde nie eine zu groe Klte oder eine zu groeHitze plagen. Aber da die gescheiten und beraus klugen Menschen aussich allerlei bei weitem ber ihren Bedarf hinaus unternehmen, wenn sieauf der Erde zu groe Bauten und zu bertriebene Verbesserungenvornehmen, ganze Berge abgraben, um Heerstraen anzulegen, wenn sieviele Hunderttausende von Morgen der schnsten Waldungen zerstren,wenn sie des Goldes und des Silbers wegen zu tiefe Lcher in die Berge

    schlagen, wenn sie endlich untereinander selbst im bestndigen Zank undHader leben, whrend sie doch zu jeder Zeit von einer groen Menge derintelligenten Naturgeister umgeben sind, von denen alle Witterung derErde herrhrt, sowie die Reinheit und Gesundheit der Luft, des Wassers

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    und des Erdreiches, ist es da denn hernach zu verwundern, wenn dieseErde von einer Unzahl von beln aller Art und Gattung stets mehr undmehr heimgesucht wird?! (4.GEJ 144,1-3)

    Die Zerstrung der Umwelt ist den Menschen heute zum Teil bewusst.Doch knnen und wollen die Menschen zum groen Teil nichts daranndern, weil es einerseits wirtschaftliche und finanzielle Einbuen

    bedeuten wrde und andererseits auf die Annehmlichkeiten destechnischen Fortschritts verzichtet werden msste.

    5. Kmmert sich Gott berhaupt um die Menschen?Es geschehen auf dieser Erde immer wieder Unglcke, Kriege oder

    Verbrechen, bei denen ein Mensch oder auch ein Teil der Menschheit vielzu leiden hat. Da urteilen dann manche Menschen, die noch einenschwachen Glauben an Gott haben ber das Gottwesen und meinen, Gotthabe sicher Greres und noch anderes zu tun, als sich um jeden einzelnenkleinen Menschen zu kmmern. (1.RB 23,9)

    Doch Jesus sagt: Die Gottheit sorgt eben fr die Menschen dieserErde so auerordentlich, als htte sie in der ganzen Unendlichkeit nahekeine Wesen mehr, die Ihrer Frsorge bedrften. Und sie fhrt dieMenschen unter allen Verhltnissen ihres Prfungslebens so, dass fast alle

    trotz aller Schwierigkeiten jene hohe Bestimmung erreichen mssen,derentwegen sie von der Gottheit einzig und allein ins Dasein gerufensind! Freilich gibt es ziemlich viele, die ihren Willen trotz allerangewendeten Mittel dennoch nicht unter den besten Willen der Gottheitbeugen wollen! Dass die Gottheit fr solche Geister dann auch ernstereund schrfere Mittel gebrauchen muss, um sie unbeschadet ihres freienWillens am Ende dennoch auf den rechten Weg zu bringen, istbegreiflich. (1.RB 24,2-3)

    Wer kennt nicht die ernsteren und schrferen Mittel, die sich denMenschen mit allen mglichen beln entgegenstellen knnen?! Da hatsich schon so mancher in grter Lebensgefahr befunden und wenn er sichnicht wenigstens in diesem Augenblick ernsthaft an Gott gewendet htte,so wre er dem Untergang geweiht gewesen.

    Es steht einem jeden Menschen frei, sagt Jesus, sich in jedemAugenblick an Gott zu wenden und Ihn um Beistand anzuflehen, undGott wird Sein Antlitz zu dem Flehenden wenden und wird ihm helfen

    aus jeglicher Not!brigens ist aber ohnehin einem jeden Menschen ein unsichtbarerSchutzgeist hinzugegeben, der den Menschen von seiner Geburt an bis zumGrabe hin zu geleiten hat! Solch ein Schutzgeist wirkt stets auf das

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    Gewissen des Menschen ein und fngt erst dann an, sich ferner und fernervon dem ihm anvertrauten Menschen zu halten, so dieser, durch seineEigenliebe geleitet, allen Glauben und alle Liebe zum Nchsten freiwillig

    verlassen hat.Der Mensch auf dieser Erde ist demnach durchaus nicht also verlassen,als du es meinst; denn es hngt alles von dessen freiestem Wollen undHandeln ab, ob er von Gott beaufsichtigt und gefhrt sein will oder nicht!Will es der Mensch, so wird es auch Gott wollen; will es aber der Menschnicht, so ist er vllig frei von Gott aus, und Gott kmmert Sich weiter auchnicht um ihn, auer was aus der allgemeinsten Ordnung dem Natur-menschen zuzukommen bestimmt ist, als da ist das Naturleben und alles,was als Bedingung fr dasselbe ntig ist. Aber weiter lsst Sich Gott mitdem Menschen nicht ein und darf Sich wegen desselben unantastbarerFreiheit nicht einlassen! Nur wenn ein Mensch Gott aus dem freien Willendes Herzens sucht und Ihn bittet, so wird Gott auch dem Bitten und Suchendes Menschen allzeit auf dem krzesten Wege entgegenkommen,vorausgesetzt, dass es dem Menschen mit seinem Suchen und Bitten einvollkommener Ernst ist. (1.GEJ 92,13-15)

    Wer sich ernsthaft an Gott wendet, dem hilft er auch aus jeglicher Not.Gott lsst es zu, dass eine Not ber einen Menschen oder ber ein ganzes

    Volk kommt, damit sie durch die Not Gelegenheit bekommen, sich zubessern und sich Gottes wieder zu erinnern.Gott legt uns eine Last auf,aber Er hilft uns auch, heit es im Psalm 68,20. Die noch an Gott denHerrn auch in den Tagen der Prfungen und Heimsuchungen festhaltendenMenschen werden in Zeiten der Not von Gott geholfen werden. (8.GEJ152,12) Doch die nicht auf Gott vertrauen, weil ihnen ihr eigenes Herz sagt,dass sie einer Gotteshilfe unwert sind, denen hilft Gott auch nicht. Sievertrauen auf ihre eigenen Krfte und Mittel und sagen: Hilf dir selbst, so

    ist dir geholfen! (1.GEJ 125,13)Viele Menschen sind davon berzeugt, dass sich Gott wirklich um die

    Menschen kmmert. Das knnen sie mit einer kleinen Geschichte, die sieerlebt haben, belegen. Sie knnen z.B. erzhlen, wie sie vor einem Unfall,einem Schaden oder gar vor dem sicheren Tod bewahrt worden sind. Dawurde eine Frau aufgehalten und verpasste das Flugzeug. Zuerst war siergerlich darber, aber dann vernahm sie, dass gerade dieses Flugzeug, mitdem sie fliegen wollte, abstrzte und keiner der Insassen mit dem Leben

    davonkam. Warum wurde nur sie und nicht auch die anderen vor demTod bewahrt?Andere wiederum knnen erzhlen, wie eine unsichtbare Kraft in das

    Lenkrad eingegriffen und das Auto am Hindernis vorbei gelenkt hat oder

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    die unsichtbare Kraft trat auf die Bremse, wodurch ein Unfall verhindertwurde. Wieder andere haben Bewahrungen im 2. Weltkrieg, in den Bergenoder auf hoher See erlebt, die ans Wunderbare grenzen. Wenn diese

    Geschichten erzhlt werden, so wird oft gesagt: Da hast du aber einenguten Schutzengel gehabt. Diese Schutzengel helfen zumeist fr unsunsichtbar, manchmal aber auch sichtbar aus grter Not. Wer seine Seeledurch sein Hngen an der Welt zu sehr mit dem Materiellen verbunden hatund sich demzufolge auch nicht an Gott wendet, der wird weder aufnatrliche und noch weniger auf wunderbare Weise bewahrt und muss dasUnglck oder die Krankheit erleiden. Ein ganzes Volk muss dannvielleicht einen Krieg, ein Erdbeben, eine berschwemmung oder einengrausamen Diktator erleiden.

    6. Warum schweigt Gott dazu?Es kommt auf dieser Erde immer wieder vor, dass einzelnen Menschen

    und ganzen Volksgruppen ein schreiendes Unrecht angetan wird, wie esz.B. unter dem Nationalsozialismus vielen Menschen geschehen ist oderwie es auch heute noch den Menschen immer wieder geschieht. Daempren sich manche Menschen und meinen, dass Gott da doch maleingreifen msse. Wenn sie dann aber kein Eingreifen Gottes feststellen

    knnen, so fragen sie: Wo warst du, Gott? oderWarum schweigt Gottdazu?

    Darauf antwortet uns Jesus: Siehe, es ist leicht gesagt: Herr, tue diesund jenes! Richte die bsen Vlker, richte die Knige und richte denherrschschtigen Papst! Vertilge alle, die eines hochmtigen undherrschgierigen Herzens sind! Tue Wunder! Lasse durch eine allgemeinePest das ganze arge Menschengesindel zugrunde richten, denn sie sindalle zusammen bse! Aber da muss man doch mit grerer Einsicht

    bedenken, dass Ich rein umsonst gearbeitet haben wrde, so Ich wegen dernicht gesetzmigen Handlungsweise die auf die Erde gesetzten Menschensogleich richten und tten wollte.

    Obschon wir hauptschlich darauf zu sehen haben, dass die werdendenMenschen auf der Erde so viel nur immer mglich nach den Gesetzen derewigen Ordnung handeln, durch die natrlich am ehesten und leichtestendas freie Leben zu erreichen ist so mssen wir uns aber doch auch dergrten Geduld hingeben und selbst die verkehrtesten Handlungen mit

    derselben Ruhe betrachten, als wren sie gut und gerecht. Denn die ersteHauptbedingung zur Gestaltung freier Menschen ist, dass sie in der vollenTrennung von Mir einmal ihrer selbst bewusst werden und aus sich selbstheraus zu handeln anfangen! Ob gut oder schlecht, gesetzlich oder

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    ungesetzlich, das muss fr den Anfang eines jeden neuwerdendenMenschen vllig eins sein. Wir mssen ihre selbstgemachtenEinrichtungen und Erfindungen respektieren und unseren sie erhaltenden

    Einfluss so verborgen wie mglich halten. Denn wrden wir da offenauftreten, so wrden wir die junge und zarte Pflanzschule der Menschenmit einem Tritt zerstren und htten dann viel lnger zu tun, dasZertretene wieder aufzurichten und der groen Bestimmung zuzufhren,als so wir geduldig dieser ersten Entwicklung der Menschen auf der Erdenur ganz leise wirkend und helfend zusehen. Denn nach dieser erstenEntwicklungsperiode haben wir dann ja noch immer zahllose Wege, umdie noch unentwickelten Menschen ihrer rechten Bestimmung zuzufhren.

    Nur wenn unter den werdenden Menschen derartig schroffeOrdnungswidrigkeiten zu entstehen anfangen, dass dadurch die bezweckteabsolute Lebensfreiheit in bedeutende Gefahr geraten knnte, dann freilichmssen wir hie und da kleine, aber blo nur uere Schreckgerichteauftauchen lassen, als da sind Kriege, Teuerung, Hunger und Pest. Aberjedes solche Strafgericht darf nie mehr als hchstens ein Zehntel derMenschen ergreifen, weil es bei einer greren Verschrfung nur zu leichtdie Wirkung eines wirklichen, tdlichen Gerichtes annhme! (1.RB 95,8-10)

    Also muss solches ganz besonders von unserer rein geistigen,

    innersten Machtsphre aus genauest beobachtet werden. Innerlich drfenwir nie jemandem einen Zwang anlegen, wohl aber, so es ntig ist, derHlle einen Damm zu setzen, uerlich: durch allerlei bel frs sinnlicheFleisch, durch Krieg, Hungersnot und Pestilenz, durch Miwuchs dereinen und der anderen Nhrfrucht. Zwar ist dies auch schon ein Gerichtund seine Frchte sind nur schlecht, aber zwischen zwei beln whlt(man) allemal das kleinere. Ein ueres Gericht lsst sich wiedergutmachen, aber ein inneres nur hchst schwer oder hufig fr die wahre

    Freiheit Meiner Himmel gar nicht. (2.RB 254,14)Gott darf nur ganz unmerklich bei Ungerechtigkeiten eingreifen und

    muss grte Geduld mit den Menschen haben. Wrde Gott offen in dieOrdnungswidrigkeiten der Menschen eingreifen, so wre das ein innererGlaubenszwang, und da wren die Menschen in ihrer Freiheit gerichtet,denn dieser Schaden an dem inneren Menschen knnte nicht leicht wiedergutgemacht werden. Deshalb sagte Jesus: Selig sind, die nicht sehen unddoch glauben. (Joh. 20,29)

    7. Wozu sind die Menschen auf der Welt?Gott hat die Menschen nicht fr diese Welt erschaffen, sondern fr das

    jenseitige groe Gottesreich. Wenn Tausende bei Katastrophen oder gar

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    Millionen in groen Kriegen dahingerafft werden, so haben dabei wohlviele ein groes Leid erlebt, was fr sie eine Luterung bedeutete, aber vonihrem Hinbertritt an leben sie im Jenseits ein leichteres Leben ewig

    weiter. Die diesseitige Erde ist nur eine Erziehungsanstalt fr dasjenseitige Gottesreich. (1.Hi. Seite 345,1)Die Menschen dieser Erde, sagt Jesus, rief Ich aus dem Zentrum

    Meines Herzens hervor und schuf sie vollkommen nach Meinem Ebenbilde,und sie sollten nicht nur Meine Geschpfe, sondern Meine lieben Kindersein, die Mich nicht als Gott und Schpfer, sondern nur als ihren gutenVater erkennen sollen, der sie nach kurzer Prfungszeit wieder ganz zuSich nehmen will, damit sie da alles haben sollen, was Er Selber hat, undbei Ihm wohnen mchten ewiglich und mit Ihm herrschen und richtenmchten das All. Aber siehe, alle Meine Geschpfe lieben Mich als ihrenSchpfer in dankbarer Freude ihres Daseins; aber Meine Kinder wollenihren Vater nicht und verschmhen Seine Liebe!

    Siehe, Ich bin traurig, wenn Ich sehe, wie stndlich Tausende undtausendmal Tausende dahinwelken und -sterben! Oh, wenn Ich ihnen dochnur helfen knnte! Ist es nicht traurig, wenn der Allmchtige nicht helfenkann?!

    Du fragst Mich schon wieder, wie denn das mglich sei? O ja, sage Ich

    dir, das ist sehr mglich! Siehe, alle Meine Geschpfe hngen an MeinerMacht, aber Meine Kinder hngen an Meiner Liebe! - Meine Machtgebietet, und es geschieht; aber Meine Liebe wnscht nur und gebietet inaller Sanftmut den freien Kindern, und die freien Kinder verstopfen ihreOhren und wollen nicht das Angesicht ihres Vaters schauen. Daher, weilsie frei sind, wie Ich es bin, kann Ich ihnen nicht helfen, wenn sie es nichtwollen. Denn Meine Macht geht ber alles; aber Mein Wille ist MeinenKindern untertan. Dieses aber soll sich jeder hinter die Ohren schreiben:

    Ich bin euer Vater, bin aber auch euer Gott, und auer Mir ist keinermehr. Wollet ihr Mich als Vater - oder als Gott? - Eure Taten werden Mirdie entscheidende Antwort geben.(1.HG 3,3-5)

    Wie die Menschen auf der Welt gelebt und sich verhalten haben, sowird auch ihr Zustand in jenem ewigen, groen Vaterhause sein. (1.Hi. S.345,1)

    Aber natrlich, sagt Jesus, wenn die Menschen sich zu sehr in diebloen Lustreize der Welt verrennen und verstricken und nur denken, dasssie blo darum da sind, um sich als vernnftige und denkende Wesen vonder mit allem reichst ausgestatteten Welt auch alle erdenklichenWohlgensse zu bereiten und des eigentlichen Zweckes gar nicht gewahrwerden, warum sie in die Welt gesetzt worden sind, und wer sie in die Welt

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    gesetzt hat, da kann von einer eigentlichen und hheren OffenbarungGottes und Seines Liebewillens so lange keine Rede sein, als bis dieMenschen durch allerlei Not und Elend wenigstens so weit zu denken

    anfangen, dass sie fragen und sagen: ,Warum mussten denn wir in dieseelende Welt kommen, und warum mssen wir uns denn so plagen undmartern lassen bis in den sichern Tod als dem elenden Schlusspunkteunserer Verzweiflung? (9.GEJ 23,3)

    Erst wenn Not und Elend ber die Menschen hereinbricht, fangen siedarber nachzudenken an, welches die Ursachen ihrer Leiden sind und wersie auf diese Welt gesetzt hat und warum.

    Daran denkt niemand, sagt Jesus, dass all das Leiden, alleKrankheiten, alle Kriege, alle Teuerung, Hunger und Pest lediglich daherrhren, weil die Menschen anstatt fr ihre Seele und ihren Geist nach derOrdnung Gottes alles zu tun, nur alles fr ihren Leib tun! (3.GEJ 12,6)

    Darum sind die Menschen auf diese Welt gesetzt worden, nicht umallein fr ihren Leib zu sorgen und fr seine Bedrfnisse alles zu tun,sondern um ihre Seele nach den Geboten Gottes zu bilden und dengttlichen Geistfunken in sich zu erwecken. Da sich die Menschen in derRegel aber nicht nach dem Gttlichen ausrichten, so mssen sie durch Notund Leid vom Weltlichen gelst werden. Deshalb hat Jesus den Menschen

    geboten, das Kreuz willig auf ihre Schultern zu nehmen und Ihmnachzufolgen. (Matth. 16,24)

    Das Kreuz ist eine wahre Not(wendigkeit) des Lebens! sagt Jesus,Wenn das Leben keine Not hat, so zerstreuet es sich und verflchtigt sichwie ein thertropfen. Die kein Kreuz tragende Seele ermattet und stirbtund verliert sich in die Nacht des Todes. Die Not des Lebens aber ist einGef des Lebens, in welchem dieses gefestet wird gleich einemDiamanten...

    Daher nehme jeder das Kreuz auf seine Schulter und folge Mir in allerLiebe nach, so wird er sein Leben erhalten ewig! Wer mit seinem Lebenzrtelt, der wird es verlieren. Wer es aber kreuzigt und von Mir kreuzigenlsst, der wird es erhalten fr alle Ewigkeiten. (1.Hi. S.335,1-4)

    Einer, der ein schweres Kreuz zu tragen bekam, war DietrichBonhoeffer. In seinem Gedicht Von guten Mchten wunderbargeborgen, das er im Konzentrationslager schrieb, drckte er dasfolgendermaen aus:

    Und reichst Du uns den schweren Kelch, den bittern,des Leids, gefllt bis an den hchsten Rand,so nehmen wir ihn dankbar ohne Zitternaus Deiner guten und geliebten Hand.

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    Wer das kann, das schwere Leid, das ber ihn gekommen ist, dankbarund ohne Zittern anzunehmen, der steht schon fest im Glauben undVertrauen auf den guten Vater. Aber ist es oft nicht so, wenn allerlei

    Ungewitter ber einen Menschen hereinbrechen, dass es dann trber undtrber im Menschenherzen wird und er ganz und gar verzagt? Was vorhernoch klar vor den Augen seiner Seele stand, das wird nun von dunklenWolken verdeckt und er kann nicht mehr glauben, dass hinter dem Leid einliebender Vater steht. (3.GEJ 65,3)

    8. Gottes Fhrungs- und ErziehungsweiseEinen bsen Menschen darf Gott nicht einfach mit Seiner Allmacht

    umgestalten, denn sonst wre er gerichtet und htte seine Freiheit verloren.Er muss andere Wege mit dem Menschen einschlagen, um eine Besserungerreichen zu knnen.

    Jesus sagt: Gott darf beim Menschen in Bezug auf seine innere,geistige Entwicklung mit Seiner Allmacht nicht leitend und lenkendeinwirken, und das aus Seiner ewigen Ordnung heraus. Denn tte Gottdas, so wrde der Mensch in sich zur toten Maschine und knnte nie zueiner freiesten Lebensselbstndigkeit gelangen.

    Bringe Mir den rgsten Raubmrder her, und Ich werde ihn pltzlich

    umgestalten zu einem Engel des Lichtes; aber da wird unterdessen seinSelbstisches so gut wie vllig tot sein! Sowie Ich Mich aber mit dem GeisteMeines allmchtigen Willens wieder zurckziehen werde, so wird seinSelbstisches wieder ttig, und vor dir wird der alte Raubmrder stehen.Denn seine Liebe ist Raub- und Mordlust und ist somit sein Leben; nimmtman ihm dieses, so ist er dann vollkommen tot und hat gnzlich zu seinaufgehrt.

    Ein solcher Mensch aber kann dennoch gebessert werden, und das

    durch den hchst schlimmen Zustand, in den er sich selbst durch seinebse Liebe versetzt hat. Denn des Menschen Seele fngt erst dann an, berden Grund ihres argen und unglckseligen Zustandes nachzudenken, wennsie sich schon im schweren Gerichte aus sich selbst befindet; und fngt dieSeele einmal an, den Grund zu erkennen, dann wird sie auch bald denWunsch in sich wahrnehmen, ihres argen Zustandes loszuwerden, undwird auf Mittel und Wege nachzusinnen anfangen, wie sie sich von demargen Gerichte irgend losmachen knnte.

    Und hat die Seele einmal solchen Wunsch und Willen in sich, so ist sieauch schon fhig, ein Licht in sich aufzunehmen, das ihr von oben herdurch allerlei geeignete Mittel geboten wird.

    Ergreift die Seele die ihr gebotenen Mittel, so fngt ihre ehedem bse

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    Liebe an, sich in eine gute und bessere aus und in sich selbstumzugestalten. Es wird lichter und lichter in ihr, und sie geht wie von Stufezu Stufe zu einer hheren Lebensvollendung ber, und das ist nur durch

    die Zulassung eines schrfsten Gerichtes mglich. (7.GEJ 52,7-11)Gottes Fhrungs- und Erziehungsweise lsst ber einen Menschen oderber ein ganzes Volk etwas Bses und Leidvolles zu, wodurch der Menschoder das Volk gebessert wird. Da hat sich der Mensch freiwillig von seinen

    bsen und ordnungswidrigen Wegen abgewendet, ohne dass Gott mitSeiner Allmacht eingegriffen htte.

    Alles, was als zugelassen einmal da ist, sagt Jesus, muss da sein alsein Triebkeil zum Besserwerden der Menschen Es ist demnach alles, wasman als moralgesetzwidrig, also auch als arg und schlecht bezeichnet, nurals ein zugelassenes Hebelwerk zu betrachten, und dem Reinen ist

    demnach alles rein und gut.Dem Schwachen und Unreinen ist und musses anders sein, weil er noch so manches Ttigkeitshebels bentiget. (5.GEJ158,1-2)

    Solch ein Ttigkeitshebel ist auch die Ehe. In ihr wird oftmals somanches Leid erfahren, nachdem sich der anfnglich glckliche Teilgewendet hatte. Der Ehe Honig aber ist ohnehin der schlechteste Teilderselben, sagt Jesus, erst mit dem gallichten Teile der Ehe nimmt des

    Lebens goldner Ernst seinen Anfang. Dieser aber muss berall sicheinstellen; denn kme dieser nicht, da ginge es mit der Saat fr dieHimmel schlecht. Im oft bittersten Lebensernst beginnt erst der geistigeSame sich zu beleben und zu entfalten, der im bestndigen Honiglebenalso erstickt wre wie eine Fliege, die sich mit aller Gier in den Honigtopfstrzt und vor der zu groen Sigkeit des Honigs ihr Lebeneinbet. (3.GEJ 70,9-10)

    Ein Anhnger Jesu sagte einmal: Ich mchte, dass allen Menschen,

    die Not leiden, geistig und leiblich geholfen werde, so es mglich wre!Da gab ihm Jesus zur Antwort: Mein Freund, mglich wre alles,aber aus gar vielen weisen Rcksichten nicht tunlich und zulssig. Es gibteine Menge sehr drftiger und mit allerlei beln behafteter Menschen,denen du nach deinem Mir sehr wohlgeflligen Herzen sicher gerne helfenmchtest; und siehe, wenn du ihnen nach deinem besten Wissen undGewissen geholfen httest, so wre ihnen wahrlich gar nicht geholfen,sondern es wrde an ihnen dadurch gerade nur das Entgegengesetztebewirkt werden!

    Es ist darum wohl sehr lblich von dir, dass du dich in deinemWohlsein der Notleidenden und Elenden erinnerst und den Wunsch hast,ihnen zu helfen; aber es wre da wahrlich nicht jedem geholfen, dem du

    Warum lsst Gott das Leid auf der Welt zu?

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    geholfen httest.Siehe, niemand kennt die Not und das Elend der Menschen besser als

    Ich, und niemand ist barmherziger und liebevoller als eben auch Ich; aber

    es wre allen Menschen mit Meiner alleinigen Liebe und Erbarmungwenig geholfen, wenn nicht Meine hchste Weisheit mit der Liebe undErbarmung mitwirkte.

    Ja, da geht es einer armen Familie schlecht! Sie hat keine Arbeit, keinDach und Fach, kein Brot und leidet Hunger und Durst. Sie bettelt vonHaus zu Haus, von Ort zu Ort und erbettelt sich im Tage oft kaum so viel,dass sie sich zur Not sttigen kann, whrend andere im vollen berflusseleben und schwelgen und solch einer armen Familie die Tr weisen, so siebittend zu ihnen kommt.

    Es ist das von den Reichen, die solch einer armen Familie mit hartenHerzen begegnen, gewiss bse, und du mchtest bei dem Anblick einersolchen harten Begegnung gewiss sagen: ,Aber, du groer, allgtiger undallmchtiger Gott, kannst Du wohl solch eine himmelschreiendeUnbarmherzigkeit ungestraft dahingehen lassen? Vernichte solcheMenschen mit Blitz und Feuer aus Deinen Himmeln! Und siehe, Gottwrde solchem deinem Anflehen dennoch kein Erhren schenken! Ja,warum denn aber das nicht?

    ,Soll die Lieblosigkeit der Menschen denn fort und fort wuchern aufdieser Erde? Nein, sage Ich dir, das sei ferne! Aber sieh, es muss nachdem weisen Ratschlusse Gottes alles seine Zeit haben auf dieser Erde, aufder die Menschen zur wahren Kindschaft Gottes reif werden sollen! Es hatsomit der Reiche seine Zeit, reich zu sein und mit seinem berflusse denArmen Barmherzigkeit zu erweisen, und der Arme hat seine Zeit, sich inder Geduld und Selbstverleugnung zu ben und seine Not und sein ElendGott aufzuopfern, und Gott wird dem Armen bald auf die fr sein

    Seelenheil beste Art helfen und eben also den harten Reichen zur rechtenZeit zchtigen. Denn es ist der Reiche wie der Arme zur Kindschaft Gottesberufen.

    Es war aber unsere arme Familie einstens auch wohlhabend und warhart gegen andere Arme, und es hatte sich das Blatt ihres irdischenGlckes zum Heile ihrer Seelen notwendig einmal wenden mssen.Wrdest du ihr nun pltzlich helfen, so wrde sie bald sehr bermtigwerden und Rache an jenen ben, die ihr mit Hrte begegnet sind. Wenn

    sie aber einmal in der Geduld recht durchgeprft sein wird, so wird ihrnach und nach, und zwar so unmerklich wie mglich, geholfen werden,und sie wird darin die Frsorge Gottes besser und heller erkennen, als soman sie von heute auf morgen in einen sehr glcklichen Wohlstand

    Warum lsst Gott das Leid auf der Welt zu?

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    erhoben htte.Der harte Reiche aber wird auch nach und nach und von Punkt zu

    Punkt in einen misslicheren Zustand versetzt werden. Er wird bald da und

    bald dort in seinen Spekulationen einen Missgriff machen, wird eineschlechte Ernte haben, Schaden bei seinen Herden erleiden, er wirdentweder selbst krank werden oder sein Weib oder eines seiner liebstenKinder, und kurz, es wird Schlag auf Schlag ber ihn kommen.

    Wird er in sich gehen und sein Unrecht erkennen, so wird ihm auchwieder geholfen werden; wird er aber nicht in sich gehen und sein Unrechtnicht erkennen, so wird er um alles kommen, und dann auch den Bettelstaboder nach Umstnden noch etwas Schlimmeres zum Verkosten bekommen.

    Wer ihn dann in seiner Armut trsten und ihm unter die Arme greifenwird, der soll auch von Gott aus getrstet und belohnt werden; doch ganzhelfen wird ihm niemand eher knnen, als bis es Gottes Wille zulassenwird. Daher sei du, Mein Freund, nun nur ganz ruhig und heiter; denn Ichwei es schon, wer da zu einer Hilfe reif geworden ist! (7.GEJ 92,1-11)

    Die Mutter Jakob Lorbers beklagte sich bei ihm wegen mancher bittererErfahrungen. Da kam dem Jakob pltzlich folgendes in den Sinn und ersprach zu Ihr: Es war ein Mann, den die vielen traurigen Ereignisse aufdieser Welt glauben machten, Gott kmmere Sich nicht viel um die

    Menschen und sehe ganz ruhig zu, wie die Schwachen von den Mchtigenunterdrckt und die Armen von den Reichen bervorteilt wrden.

    Da sandte Gott zu diesem Manne, der ein tugendhaftes Leben fhrte,einen Engel. Dieser sprach zu ihm: Du sollst die unbegreiflichen WegeGottes kennen lernen, folge mir!

    Da fhrte der Engel den Mann in einen Palast zu einem sehr reichenHerrn. Diesem schenkte der Engel eine groe Geldsumme und vieleEdelsteine. Whrend dieser Beschenkung meldete sich ein Drftiger

    beim Reichen. Diesen Armen ttete der Engel. Darauf fhrte dieser denMann in ein Dorf zu einer fast morschen Htte, wo eine zahlreiche,beraus arme Familie wohnte. Diese Htte steckte der Engel in Brand,und die armen Bewohner retteten nichts als ihr Leben.

    Als der Mann all dieses sah, sprach er zum Engel: Du bist kein BoteGottes, sondern ein Bote des Teufels! Du hufst Ungerechtigkeit berUngerechtigkeit!

    Der Engel sprach: Hre, und du sollst bald anders urteilen! Siehe,

    der Reiche, den ich beschenkte, war stolz und geizig. Als ich aber seinenReichtum so bedeutend erhhte, fing er an zu prassen und verschwendetealles, dass er endlich ein Bettler wurde und anfing, sich zu demtigen. Der Bettler, den ich ttete, war auf gutem Wege, er htte aber noch am

    Warum lsst Gott das Leid auf der Welt zu?

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    selben Tage eine groe Erbschaft gemacht, dadurch wre er hochmtiggeworden, htte ausschweifend gelebt und wre von Gott gnzlichabgefallen. Die arme Familie, deren Htte ich in Brand steckte, wurde

    zuvor im Dorfe fast gar nicht bercksichtigt. Das Brandunglck abererregte nahe und ferne groes Mitleid, und die arme Familie wurde vonallen Seiten reichlich beschenkt. (2.Hi. S. 158,1-159,5)

    Sind des Herrn Wege nicht seltsam? Wir sehen an diesen Beispielen,dass es dem himmlischen Vater in erster Linie auf die Bildung des Herzensankommt und nicht auf das irdische Wohlergehen. Da ist jeder Weg, denEr mit einem Menschen einschlgt, ein neues, selbst fr den tiefsinnigstenEngel unerforschliches Wunder und heilig unter jeder noch so sonderbarenErscheinung! (BM 73,4])

    Freilich bei ganz verdorbenen und lebensverschlagenen Menschen,sagt Jesus, die keiner Mahnung von Mir aus mehr wert sind, bleibenderlei sie bessernde Zulassungen denn auch unterm Wege; denn siefruchten nicht mehr und zeihen die Argen, dass sie noch rger werdenber den Ich noch allerlei Leiden und Trbsal zulasse, dem helfe Ich dennauch zur rechten Zeit; den Ich aber sein irdisch stolzes undschwelgerisches Wohlleben unbeirrt fortgenieen lasse, der trgt seinGericht und seinen ewigen Tod schon in sich und sonach auch

    allenthalben mit sich. Und somit weit du nun denn auch, warum somancher Weltgroe und Weltreiche ungestraft bis zu seines Leibes Todehin fortsndigen und fortgreueln kann. (9.GEJ 29,12-13)

    Ein Bergarbeiter im Ruhrgebiet hatte fr Gott nur Spott brig. Durcheinen Unfall wurde er querschnittsgelhmt. Im Rollstuhl fand er zumGlauben an Jesus Christus. Spter bekannte er: Ich danke Gott, dass Ermir die Wirbelsule zerschlagen hat, damit ich zu Seinem Sohn JesusChristus finden konnte. Es ist besser, gelhmt zu Jesus zu gehren und ein

    Kind Gottes zu sein, als mit zwei gesunden Beinen in die Hlle zu laufen.Jesus sagt: Der Vater allein ist gut und hat kein Wohlgefallen an den

    Leiden der Menschen; aber Er hindert auch nicht, dass solche ber dieMenschen kommen, so sie aus lauter Weltsinn des Vaters vergessen,keinen Glauben haben und sich selbst in alles das begeben, was ihnenalles mgliche Ungemach bereiten und bringen muss.

    Wandelt gleichfort auf den Wegen, die Ich euch nun treulich gezeigthabe, so werdet ihr wenig zu leiden haben, und euer Abgang von dieser

    Welt wird ein leichter sein!Nur ber jene kommen am Ende zumeist bittere Leiden, die aus allerleiWelttmlichkeiten ihre Seele zu sehr in ihr Fleisch vergraben haben; denneine solche Seele muss, damit sie nicht vllig verderbe in ihrem Fleische,

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    mit groer Gewalt von ihm losgetrennt werden, und dies muss dann auchim Leibe groe Schmerzen erzeugen. Und das ist noch gut fr die Seele,weil sie durch die Schmerzen und Leiden von ihren fleischlichen Gelsten

    gereinigt wird und dadurch im Jenseits einen leichteren Fortgang und einsichereres Vorwrtsschreiten auf der Bahn des geistigen Lebensfindet. (8.GEJ 16,10-12)

    Schon mancher ernsthafte Christ, der am Ende seines Lebens noch eineschwere Krankheit mit groen Schmerzen zu bestehen hatte, fragte sich,warum er noch so viel leiden muss, whrend manche ganz weltlichgesinnte Menschen eines kurzen und schmerzlosen Todes gestorben sind.

    Das Leiden des Christen vor seinem Tod ist eine Gnade, denn durchSchmerzen und Krankheiten kann die Seele noch von manchemWeltlichen, an dem sie noch hngt, gelst werden. (8.GEJ 4,10-12) DieseGnade haben nicht alle Menschen.

    Jesus sagt: Ganz welttmliche Menschen aber, die an keinen Gottglauben und dabei doch ein gesundes Leben bis in ihr hohes Altergenieen und am Ende auch eines schnellen und schmerzlosen Todessterben, haben ihren Lebenslohn auch schon auf dieser Welt empfangenund werden im Jenseits sehr schwer je mehr einen zu gewrtigen haben. Inder Gesellschaft solcher wird die uerste Finsternis walten, und es wird

    sein viel Heulen und Zhneknirschen unter ihnen. (8.GEJ 16,13)

    9. Warum musste ausgerechnet mir das passieren?Das Leben ist doch zumeist mit allerlei Drangsalen gesegnet. Der

    Mensch, ob arm oder reich, bekommt von seiner Geburt bis zum Grabe hinso manche sehr schwere Probe auferlegt. Seinen Plnen, die er sich inseinem Leben auszufhren vornahm, traten bald unvorhergeseheneHindernisse entgegen, und aus allen seinen schnen Plnen wurde nichts.

    An ihre Stelle traten allerlei Plackereien, Krankheiten undVerdrielichkeiten, und bis zum Ende seines Lebens hat der Mensch mehrganz schlechte, als ganz glckliche Tage gehabt. (4.GEJ 243,8) ber wen einschweres Leid hereingebrochen ist, der fragt sich: Warum mussteausgerechnet mir das passieren, wo ich doch an Gott glaube und Jesusnachfolge?

    Der himmlische Vater sagt: Schon oft drang bis zu Mir der Klagetoneines Menschen, der Mich der Ungerechtigkeit, der Hrte beschuldigte,

    weil sein Leben und die dasselbe bestimmenden Ereignisse nicht soausfielen, wie er es glaubte, hoffte oder wnschte.Schon oft hrte Ich das Flehen einer gedrckten, mit allem Elend des

    menschlichen Lebens kmpfenden Seele, wenn sie ausrief, im Drange ihres

    Warum lsst Gott das Leid auf der Welt zu?

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    hchsten Schmerzes: Aber Vater und Herr, was habe ich dennverschuldet, dass Du mich mit allen mglichen Drangsalen verfolgst,whrend Du andern das Glck in Flle in den Scho schttest, ohne dass

    sie wissen, warum sie es eigentlich verdient haben! (Lg Kapitel 22,1-2)Und der himmlische Vater antwortet darauf: Auf dieser Erde ist dieEinrichtung also fr die auf ihr zu erziehenden Kinder Gottes. Das Lebenist und bleibt so lange ein Kampf mit allerlei Feinden, bis es sich ber alleMaterie als ein Sieger aus eigener Kraft emporgerungen hat. Und sodarfst du dich ber die materiellen Lebensfeinde gar nicht wundern; dennsie sind nicht Feinde des eigentlichen Lebens, sondern nur Feinde desmateriellen Scheinlebens, das eigentlich gar kein Leben ist, sondern nurein Werkzeug des wahren, inneren, geistigen Seelenlebens, mittelswelchem sich dieses stets hher und hher zur wahrsten eigentlichstenLebensfreiheit emporarbeiten kann. (6.GEJ 133,9)

    In jedem Menschen, selbst in den ernsthaften Christen, verbergen sichnoch manche bel, wie Ichbezogenheit, Stolz, Genusssucht, Ungeduld undnoch viele andere, denen sich der Mensch zumeist nicht bewusst ist. Damuss die Seele gelutert werden und dazu muss es der himmlische Vaterzulassen, dass der Mensch mit Sorgen, ngsten, Enttuschungen,Beleidigungen, Schmerzen, Verletzungen und Krankheiten konfrontiert

    wird, mit etwas Unangenehmem, das genau sein bel berhrt und aus ihmhinausschafft. Das sind dann die Prfungen, in denen sich herausstellt, wieweit ein Mensch in den himmlischen Tugenden der Liebe, Demut,Sanftmut und Geduld fortgeschritten ist.

    Jesus sagt: Sagen aber nicht schon die Menschen: Die wahre Liebemuss gezanket werden!? Siehe, auchIch pflege mit denen, die Mir lieb

    sind, so lange durch allerlei, dem Leibe unangenehme Empfindungen zuzanken, solange Ich in irgendeinem noch so verborgenen Herzenswinkel

    etwas entdecke, das fr Meine heilige Liebe nicht taugt.(2.Hi. S. 100,12)Was taugt denn fr Seine heilige Liebe nicht? Wenn wir zu wenigGeduld und zu viel Stolz haben, wenn wir nicht vergeben knnen und wirnoch gerne das weltliche Leben genieen und noch manches mehr. Wennwir uns da nicht ndern, dann muss Jesus uns helfen. Wie bekommt manGeduld? Durch das Ertragen lang anhaltender Not und Leiden. Wieverliert man den Stolz? Durch das Ertragen von Beleidigungen. Wielernt man das Vergeben-Knnen? Durch das Ertragen von Unrecht, das

    einem zugefgt wird. Wie kann man von der Genusssucht losgerissenwerden? Durch das Erleiden von Schmerzen und Krankheiten.Wen Ich prfe, sagt Jesus, und wahrlich, solches tue Ich nicht

    umsonst, den will und werde Ich auch zu etwas machen; denn er ist

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    schon in Meiner Schule. Ein Student aber muss sich die Prfung gefallenlassen, wenn er etwas werden will. Bei Mir wird niemand in der Prfungverworfen, sondern jeder kann bestehen, entweder schon hier oder doch

    sicher im Jenseits. Wer aber Meine sanften Prfungen flieht und machteinen argen Ausreier, der wird dann von der Welt und vom Satan geprft,ob er tchtig sei zur Bosheit.

    Ich nehme jeden zu jeder Stunde in Meine Schule auf. Wer aber nichtmehr denn ein Schweinehirte oder ein Eseltreiber werden will und imUnrate seine Seligkeit findet, wahrlich, der wird je weder im Amte, noch inseinem Vergngen gestrt werden!

    Ihr aber hret und begreifet es seid auf Meiner Universitt! Ichmchte beraus vieles aus euch machen! Daher mssen euch schon auchmanche besondere Prfungen auf dieser Hochschule nichtbefremden. (1.Hi. S. 345,2-6)

    O Kinder, erkennet, erkennet doch einmal, dass Ich euer liebevollsterVater bin, der euch in jeder Prfung euer Leben ums Tausendfache erhhtund vermehrt! (1.Hi. Seite 346,10)

    Es werden demnach auch ber euch noch allerlei Prfungen undVersuchungen kommen; wenn sie aber kommen werden, dann denket, dassIch euch das zum voraus verkndet habe. Seid dann mutig und kmpfet

    weise und stets mit aller Liebe gegen das Heranstrmen der Welt in euchund auch auer euch, und ihr werdet mit Meiner steten Hilfe fr eureArbeit des Himmels goldene Frchte im reichlichsten Mae ernten, undeure Freude darob wird eine groe und unvergngliche sein. (10.GEJ117,13-14)

    Daher sollet ihr auch nicht ngstlich sein, denn ohne MeineZulassung kann nichts geschehen; wenn Ich aber irgend etwas zulasse, sohabe Ich allzeit Meinen besten Grund dazu! (2.HG 158,26)

    Denket euch aber nicht, dass das (was in eurem Leben auf euchzukommt) etwas Derartiges sei, das die gewissen blinden WeltweisenBestimmung nennen, als habe Gott schon fr jeden Menschen bestimmt,was er in seinem kurzen oder lngeren Leben zu gewrtigen hat! EtwasDerartiges zu denken und zu glauben kann der Seele den Tod bringen, weildas eine Lehre ist, die eine heimliche Ausgeburt der Hlle ist und zu denwahren Lebensprinzipien aus Gott fr die Menschen gerade das schroffsteGegenteil darstellt

    Von Gott aus war es nur eine Zulassung, und das eben infolge desvollkommen freien Willens des Menschen. Und was Ich nun sagte voneinem Menschen, das gilt denn auch von einem ganzen Volke. Es ist und

    bleibt der Selbstschpfer seiner zeitlichen und seiner ewigen

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    Schicksale.(7.GEJ 52,1-3)Es ist nicht von vornherein festgelegt, welches und wie viel Leid ein

    Mensch zu ertragen hat, sondern das liegt in jedem Menschen selbst. Es ist

    fr die meisten Menschen nicht leicht, einen Schicksalsschlag zu ertragen.Viele Menschen klagen Gott an, weil Leid ber sie gekommen ist. Wer esaber wei, wie viel Gutes das Leid fr die Menschen bringt, der hadertnicht, sondern dankt Gott auch fr das Leid.

    Raphael sagt: Der Mensch, dessen Leben und Alles von Gott abhngt,soll Gottes Anordnungen und Fgungen, so er Gott einmal erkannt hat,allzeit lobend und preisend anerkennen und nicht darber murren undhadern. Denn Gott der Herr wei es stets und ewig sicher am allerbesten,warum Er auf einem Erdkrper bald dieses und bald jenes in

    Erscheinung treten lsst.Der Mensch aber hat sich dabei geduldig und voller Ergebung in den

    Willen Gottes zu verhalten und dabei auch also zu denken: Das geschiehtnach dem Willen Gottes zum Besten des Menschen

    Wenn ein Mensch also denkt und fhlt, so wird er auch in allenZustnden seines diesirdischen Freiheits-, Bildungs- und ProbelebensRuhe finden und haben, und Gott wird ihn erretten aus jeder Not und wirdihn finden lassen den Weg des wahren Lebens, den Weg des Lichtes und

    aller Wahrheit.Aber wer da ungeduldig wird und ber dies und jenes, das er doch

    nicht ndern kann, murrt und oft sogar in seinem gemeinen GrimmeLsterungen ber die ihm widrig vorkommenden Erscheinungen in dieserWelt denkt und offen ausspricht, der eignet sich die Liebe Gottes nicht an,sondern entfernt sich nur mehr und mehr von ihr, und das gibt keinemMenschen weder eine irdische und noch weniger eine jenseitige Ruhe undGlckseligkeit. Denn alles geschieht ja nur durch die Liebe Gottes, wie

    schon gesagt,zum wahren Wohle des Menschen. Erkennt der Mensch dasdankbar in seinem Gemte an, so nhert er sich auch stets der Liebe undder Ordnung Gottes und geht dann bald und leicht ganz in dieselbe berund wird dadurch selbst weise und mchtig; tut er aber das Gegenteil, sowird er denn auch stets dmmer und in allem schwcher undmachtloser. (8.GEJ 140, 4-7)

    Wer Gottes Erziehungsweise kennt, der murrt nicht gegen Ihn, wenneine Not ber ihn gekommen ist und beklagt sich nicht, dass Gott ihn

    verlassen htte. Er wendet sich an Gott, vertraut Ihm und dankt Ihm, auchfr die Not. (1.GEJ 125,12) Die Lebensbrden, die uns auf dem irdischenLebensweg begegnen werden, sollen wir nicht frchten, denn derhimmlische Vater sendet sie uns zur Strkung unserer Seele und unseres

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    Geistes zu. (3.GEJ 120,6) Das Kreuz, das Er uns schickt, erscheint uns oftauerordentlich gro, so dass wir gewaltig davor erschrecken, aber dasKreuz sieht oft nur so gro aus, es ist gar nicht so schwer. Der himmlische

    Vater wei, wie viel wir ertragen knnen und gibt uns nie ber unsereKraft zu tragen. (1.Hi. S.265,3-4) Sind wir im Geiste stark geworden, sohren die Leiden, Nte und Krankheiten auf.

    Wer auf Jesus vertraut, der betet: O Herr! Lass Du hier ber michkommen, was Dein heiliger Wille nur immer fr gut findet; und mge mirdieses alles noch so sonderbar und widersprechend vorkommen, so aberwei ich dennoch, dass Du ber alles das mein allerliebevollster undallerbester Vater bist, und ich will Dich nur um so mehr lieben, je mehrDu Dich vor mir versteckst. Denn ich wei, dass Du mir allzeit nur umdesto nher bist, je entfernter Du mir zu sein scheinst. Darum auch will ichDich lieben stets mehr und mehr aus allen meinen Lebenskrften! (1.GS94,16)

    Wer den himmlischen Vater so liebt, zu dem spricht Er: Sehet, so ihrMich wahrhaft liebet, sollet ihr gar nichts frchten, und wrde die Erdeauch unter euren Fen in Trmmer zerbrckelt werden! Wahrlich,Ich sage euch: Auch auf den dampfenden Trmmern einer zerstrten Weltwrdet ihr erfahren, dass Ich die Ewige Liebe bin, und ein wahrer, einzig

    guter Vater denen, die Mich im Geiste und in der Wahrheit der Liebe ihresHerzens erkannt haben.

    Ja, Ich sage euch, Ich will Sonnen zerstren und die Trmmer der

    Welt wie Blitze durcheinander werfen und entznden mit dem

    Feuer Meines Grimmes die ganze ewige Unendlichkeit, und doch

    soll auch nicht ein Haar gesengt werden denen, die Mich lieben.

    Denn Ich bin allezeit ein liebender und heiliger Vater MeinenKindern! Amen.

    (Hi. Bd.1, S. 139,30-31)

    Selig sind, die da Leid tragen;denn sie sollen getrstet werden.

    (Mt. 5,4)

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    Seelen-Mitternacht

    O Herr! Mir kommt vor, ich bin mehr tot als lebendig. Wird die

    Mitternacht nicht bald durch Deine groe Liebe, Gnade und Erbarmungvorber sein?Das kommt nur auf dich an! Wenn du mit aller Welt vollends brechen

    wirst samt deinem ganzen Hause, dann wird die Mitternacht bald vorbersein! Wenn da aber jemand zwischen zwei voneinander schroffabstehenden Pfeilern noch also gebunden ist, dass, whrend er von jemandgen Morgen zum lebendigen Pfeiler gezogen wird, er aber auch noch mitebensolchen Stricken von jemand anderem gen Abend an den Pfeiler desTodes gezogen wird wie muss es dem werden bei diesem Doppelzuge?

    Ihr sagt ja aber selbst: Der Gescheite gibt nach! Und Ich sage dir,dass da allezeit Ich den Gescheiten machen muss und muss mit MeinemZugwerke allezeit nachgeben an Meinem Morgenpfeiler, wenn dergeschftige Meister am Abendpfeiler zu straff sein Schnrwerk zu spannenanfngt.

    Ziehe Ich bei solchen Gelegenheiten auch an, da wirst du nahezu zueinem Insekte, dass dir darob der geistige Atem ausbleibt. Und geradedieser Zustand bei dir ist das, darum du sagst, es komme dir vor, als wrest

    du mehr tot als lebendig!Wann du aber willst und magst (denn es steht vollkommen bei deinem

    freien Willen, dich von den Stricken des Abendpfeilers loszumachen!) sowird auch sobald deine vermeintliche Mitternacht vergehen; denn derMorgenpfeiler wirft dann keinen Schatten mehr, aber einen desto grerender Abendpfeiler!

    Wer Mich aber durch seinen Glauben verherrlicht und wen Ich schonvon allen Seiten mit Liebesstricken umwunden habe, tut wohl daran, so er

    sich sobald losmacht von alledem, was ihn noch an den Abendpfeilerhinzieht.Und solches ist ja doch nicht also schwer, wie sich's da jemand denken

    mag! Eine wahre, lebendige Liebe zu Mir macht alles leicht, und keinDing ist ihr unmglich!

    So du aber mit dir so manchmal eine kleine Rechnung des abendlichenPfeilers wegen halten mchtest, Ich sage dir, du wrdest gar leicht ersehen,wie du noch so einige Schnre vom Abende her um deinen Leib duldest!

    Diese aber mssen vom Leibe! Ehedem wird es nicht viel besserwerden mit deiner vermeintlichen Mitternacht! Beachte dieses wohl!Denn nun brauche Ich dir ja nicht mehr beizusetzen, von wem diese Gabeist! Amen. (HiG Bd. 2, S. 102)

    Seelen-Mitternacht

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    Das HerzensgebetAlfons Rosenberg

    Das berhmteste und lteste aller nicht liturgischen Gebete derOstkirche ist unter dem Namen des Herzensgebetes bekannt. Freilich istdieses nicht ein ausschlieliches Eigentum der stlichen Christenheit. Inder urchristlichen Tradition gegrndet, ist es, wenn auch nicht in seinersystematischen Form, auch im Westen bekannt. Davon zeugt ein kleinesErlebnis. Als ich einst vor dem Allerheiligsten im Gebete kniete, vernahmich das Gebet eines einfachen, schon bejahrten Laienbruders. Weil ermeine Gegenwart nicht bemerkt hatte und zudem schwerhrig war, beteteer laut. Bei jedem Atemzug seufzte er: Jesus" in so schmerzlichem Tone,dass ich an die unnennbaren Seufzer" des Heiligen Geistes erinnertwurde. Dieser Bruder, der sein ganzes Leben in der Kche verbracht undgewiss keine Philokalie" gelesen hatte, bte mit Selbstverstndlichkeitdas Herzensgebet" oder Jesusgebet", das heit die unermdlicheAnrufung des einzigen Namens, in dem wir gerettet werden" (Apg. 4,12), ineinem geregelten Atemrhythmus. Dazu hatte er die Gebetsformel aufsuerste vereinfacht, das Herr Jesus, Sohn Gottes, sei mir armem Sndergndig" (eine Verschmelzung von Math. 9,12 und Lk. 18,13) im Namen Jesus, in

    dem alles enthalten ist, zusammengefasst.Wenn auch das physische Verhalten beim Beten wichtig ist, so darf es

    doch nicht bertrieben werden. Sonst knnte dies bei manchen dieEmpfnglichkeit fr eine falsche Mystik erwecken. Im Mae, in dem diechristliche Methode des Gebetes jener bei den Sufis gebruchlichen an-genhert wird, wre es nahe liegend, das Herzensgebet als eine Artchristliches Yoga aufzufassen, das heit, als ein Gebet, das sich auf

    bestimmte physiologische bungen sttzt, die jenen der Hindu-Asketen

    mehr oder minder gleichen.Jedoch ist dieser Gesichtspunkt zweitrangig neben den segensreichenWirkungen dieses Gebetes. Denn die Atemtechnik ist nicht Ursache,sondern Begleitung des Herzensgebetes. Grundlegend ist die Anrufung des

    Namen Jesu. Die ganze reiche Systematik und Technik des Herzens-gebetes ist erst in der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts durch Gregor denSinaiten und durch die beiden Athosmnche Ignatius und Kallistus in ihrer

    berhmten Centurie ausgeformt worden. Sie beruht auf dem esoterischenWissen von der Beziehung zwischen der Herzttigkeit, der Atmung unddem inneren Zustand des Menschen. Das Jesusgebet gehrt seit denAnfngen des Mnchtums zu den Traditionen der stlichen Welt. Doch sohufig schon in den frhen Schriften die wiederholte Anrufung des

    Das Herzensgebet

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    Namens Jesu empfohlen wird, so zurckhaltend sind sie bezglich dieserAtemmethode. In einem dem Markarius (4. Jahrh.) zugeschriebenen Textwird z. B. festgestellt, dass es nicht leicht sei bei jedem Atemzug zu

    sprechen: Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner.. ." Offensichtlichbewirkt eine solch einfache und grundlegende bung, dass die Atmungallmhlich gleichmig und harmonisch wird. Dadurch wird das Gebetdurch eine Atmosphre der Ruhe vorbereitet und eingehllt in eineHarmonie der Seele wie des Leibes, in deren Rhythmus es sichungehindert entfalten kann. Eine solche aus der Einsicht in die

    psychosomatischen Zusammenhnge gewonnene Technik dient nichtallein der Begehung des mystischen Weges. Auch das offizielle Beten derKirche beruhte auf der Kenntnis des Atemrhythmus, und in den letztenJahrzehnten hat man diese Gesetze wieder entdeckt und zu ntzen gewusst- vor allem fr die Gestaltung des Psalmengebetes, das gemeinschaftlicheChorgebet der Mnche.

    Dass man diese Gesetze einst in der Kirche gekannt hat, erweisen diealten Gebete der Liturgie; sie sind wegen ihres dem Atem des Menschenangepassten Rhythmus leicht zu beten und zu sprechen. Hingegen sind dieGebete aus spterer Zeit mit abstrakten Erwgungen und mit Theologiefrmlich berladen worden, unter Nichtachtung der psychischen und

    psychologischen Gesetzmigkeiten. Dadurch sind sie kaum mehr lautoder gemeinsam zu beten. Doch nicht nur das liturgische, auch dasPrivatgebet ist naturgem solchen Regeln unterworfen. Ein so groerBeter wie der hl. Ignatius gibt den Rat wie im Takt" zu beten, von einemAtemzug zum andern."

    Es ist durchaus sinnvoll, wenn der Text des Markarius darauf hinweist,der Herr Jesus Christus solle bei jedem Atemzug" angerufen werden. Zudieser einfachen Anweisung gesellen sich spter, so in den Angaben des

    Pseudo-Simon und Gregors des Sinaiten, wie dessen Schule, nocheingehende Atemlehren, um die psychische Wirksamkeit des Gebetes zusteigern. Zur klassischen Formulierung ist diese Gebetsmethode im 14.Jahrhundert durch zwei Mnche vom heiligen Berg, Athos Ignatius undKallistus, in ihrer Centurie" gebracht worden.

    Von der Seele wie vom Krper her nach der Vollkommenheit desGebetes zu streben, wie es das Herzensgebet unternimmt, istwahrscheinlich die Synthese alles Betens. Aber es scheint im Mnchstum

    zwei Schulen gegeben zu haben. Denn es heit in einem Markarius zu-geschriebenen Texte: Unser Gebet sollte nicht mit irgendeiner Art vonGewohnheit, d. h. nicht mit vorgeschriebenen Krperhaltungen, mitSchweigen oder Kniebeugungen beginnen. Wir sollen vielmehr unsern

    Das Herzensgebet

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    Geist in Nchternheit erhalten, um den Augenblick zu erwarten, da Gottsich zeigt und die Seele durch alle ihre Zugnge, ja auch durch alle Sinneheimsucht. Man sollte nicht in einer bestimmten Weise, sei es schweigend,

    schreiend oder klagend beten wollen, bevor nicht der Geist sich Gott festverbunden hat. Die Seele muss sich gnzlich aller Wnsche entuern, umder Anbetung und der Liebe Christi willen, unter Vermeidung allerZerstreutheit und Abirrung der Gedanken. Man kann also auf christlicheWeise sowohl mit wie auch ohne Regelung des Atems beten, obwohl die

    Nutzung des Letzteren die Einbeziehung nicht nur der Seele sondern auchdes Leibes in den Bereich des Gebetes bedeutet. Man sollte sich als christ-licher Beter nicht von der durchaus vorhandenen hnlichkeit zwischen derhesychastischen Atemmethode und der des Yoga abschrecken lassen.Denn die Intention beider ist im Grun