Gelenke und Knochen - Bruchrisiko - forum...

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Seite 1 von 16 Gelenke und Knochen - Bruchrisiko (Sendungen im MDR und NDR) Stand vom 10. Dezember 2010 INHALTSVERZEICHNIS Allgemeines 1 Hüftprothese 1 Spinalkanalstenose 2 Osteoporose 2 Kreuzbandriss 4 Osteoporose Früherkennung (NDR) 5 Handgelenk gebrochen was tun ? (NDR) 6 Knochenschwund (MDR) 6 Ostoporose: Vorsicht bei Kalziumpräparaten (BR) 11 Unteschiedlich lange Beine (BR 5.10.2010) 13 Halswirbelbruch (NDR 7.12.2010) 15 Allgemeines Unser Knochengerüst gibt uns Schutz und Stabilität. Die Röhrenknochen der Arme und Beine sind so geformt, dass sie Zug und Biegung am besten widerstehen können. Platte Knochen wie das Brustbein schützen die inneren Organe. Diese Funktionen sind gestört, wenn der Mensch an Osteoporose erkrankt. Hüftprothese Komplikationen beim Gelenkersatz Rund fünf Prozent der Bevölkerung über 65 Jahren leiden an einer Arthrose des Hüftgelenkes. Der schmerzhafte Gelenkverschleiß ist der häufigste Grund für den Einsatz künstlicher Hüftgelenke. Allein in Deutschland werden pro Jahr etwa 200.000 Hüftprothesen implantiert. Hüftoperationen gehören heute zu den chirurgischen Eingriffen mit der höchsten Erfolgsquote. Dank moderner technischer Entwicklungen stehen verschiedene Prothesenmodelle zur Verfügung: Mit langem und mit kurzem Schaft, aus Metall oder Keramik, als Teilprothese oder als kleine Kappe, die auf den Hüftkopf gesetzt wird. Diese sogenannten Kappenprothesen sind jetzt in die Kritik geraten. Vor einigen Jahren noch als Neuerung angepriesen, entdecken Ärzte heute, dass das Verfahren noch nicht ausgereift ist. Beson- ders bei jüngeren Patienten wird diese Prothese gerne eingesetzt. Welche Komplikationen gibt es? Bei dieser Methode wird der Kopf des Oberschenkelknochens mit einer Metallkappe überkront. Doch Experten kritisieren, dass das Verfahren nicht so knochenschonend ist wie gedacht. Der zu ersetzende Knochen ist nur fünf bis sechs Millimeter dünn. Die Implantate sind aber dicker, also muss man am Hüftkopf Knochen wegfräsen, um die Kappe aufzusetzen. Außerdem wird Knochen an der Hüftpfanne weggenommen, damit der Kopf hinein passt. Beim Entfernen des Knochens werden oft Blutgefäße verletzt, der Knochen stirbt ab. Daher kommt es nach dem Einsatz von Kappenprothesen häufiger zu Oberschenkelhalsbrüchen. Anhaltende starke Schmerzen und Knackgeräusche entste- hen, wenn die Kappenprothese zu groß ist. Dann passen Pfanne und Hüftkopf nicht richtig zusam- men, die Kappe kann verrutschen, eventuell bricht sogar der Hüftkopf unter der Prothese. Eine weitere Operation und der Einsatz einer normalen Vollprothese müssen dann Abhilfe schaffen.

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Gelenke und Knochen - Bruchrisiko (Sendungen im MDR und NDR)

Stand vom 10. Dezember 2010

INHALTSVERZEICHNIS

Allgemeines 1 Hüftprothese 1 Spinalkanalstenose 2 Osteoporose 2 Kreuzbandriss 4 Osteoporose Früherkennung (NDR) 5 Handgelenk gebrochen – was tun ? (NDR) 6 Knochenschwund (MDR) 6 Ostoporose: Vorsicht bei Kalziumpräparaten (BR) 11 Unteschiedlich lange Beine (BR 5.10.2010) 13 Halswirbelbruch (NDR 7.12.2010) 15

Allgemeines

Unser Knochengerüst gibt uns Schutz und Stabilität. Die Röhrenknochen der Arme und Beine sind so geformt, dass sie Zug und Biegung am besten widerstehen können. Platte Knochen wie das Brustbein schützen die inneren Organe. Diese Funktionen sind gestört, wenn der Mensch an Osteoporose erkrankt.

Hüftprothese – Komplikationen beim Gelenkersatz

Rund fünf Prozent der Bevölkerung über 65 Jahren leiden an einer Arthrose des Hüftgelenkes. Der schmerzhafte Gelenkverschleiß ist der häufigste Grund für den Einsatz künstlicher Hüftgelenke. Allein in Deutschland werden pro Jahr etwa 200.000 Hüftprothesen implantiert. Hüftoperationen gehören heute zu den chirurgischen Eingriffen mit der höchsten Erfolgsquote. Dank moderner technischer Entwicklungen stehen verschiedene Prothesenmodelle zur Verfügung: Mit langem und mit kurzem Schaft, aus Metall oder Keramik, als Teilprothese oder als kleine Kappe, die auf den Hüftkopf gesetzt wird. Diese sogenannten Kappenprothesen sind jetzt in die Kritik geraten. Vor einigen Jahren noch als Neuerung angepriesen, entdecken Ärzte heute, dass das Verfahren noch nicht ausgereift ist. Beson-ders bei jüngeren Patienten wird diese Prothese gerne eingesetzt.

Welche Komplikationen gibt es? Bei dieser Methode wird der Kopf des Oberschenkelknochens mit einer Metallkappe überkront. Doch Experten kritisieren, dass das Verfahren nicht so knochenschonend ist wie gedacht. Der zu ersetzende Knochen ist nur fünf bis sechs Millimeter dünn. Die Implantate sind aber dicker, also muss man am Hüftkopf Knochen wegfräsen, um die Kappe aufzusetzen. Außerdem wird Knochen an der Hüftpfanne weggenommen, damit der Kopf hinein passt. Beim Entfernen des Knochens werden oft Blutgefäße verletzt, der Knochen stirbt ab. Daher kommt es nach dem Einsatz von Kappenprothesen häufiger zu Oberschenkelhalsbrüchen. Anhaltende starke Schmerzen und Knackgeräusche entste-hen, wenn die Kappenprothese zu groß ist. Dann passen Pfanne und Hüftkopf nicht richtig zusam-men, die Kappe kann verrutschen, eventuell bricht sogar der Hüftkopf unter der Prothese. Eine weitere Operation und der Einsatz einer normalen Vollprothese müssen dann Abhilfe schaffen.

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Spinalkanalstenose – wenn der Wirbelkanal zu eng wird

Rückenschmerzen sind eine echte Volkskrankheit, jeder zweite Mensch in Deutschland wird mindestens einmal pro Jahr von Kreuzschmerzen geplagt. Meist liegen die Ursachen in schlechter Körperhaltung, mangelnder Bewegung oder einer schwachen Rückenmuskulatur. Auch Bandschei-benleiden können verantwortlich sein. In selteneren Fällen können ziehende Schmerzen im Rücken, die zunehmend ins Gesäß, in die Beine oder Arme ausstrahlen Anzeichen einer sogenannten Spinal-kanalstenose sein. Dann kommen später Kribbeln, Taubheitsgefühle und schließlich auch Lähmungs-erscheinungen und Inkontinenz dazu. Die Krankheit tritt oft im fortgeschrittenen Alter ab 60 Jahren auf und betrifft meist die Lendenwirbelsäule, seltener die Halswirbelsäule. Dabei verengen Knochen-wucherungen, -verschiebungen oder auch altersbedingte Abnutzungserscheinungen den Wirbelkanal und drücken auf die darin verlaufenden Nervenbahnen des Rückenmarks.

Therapie-Möglichkeiten Tabletten und schmerzlindernde Spritzen helfen nur vorübergehend und sind auf Dauer keine Lösung. Eine Computer- oder Kernspintomografie zeigt, ob eine knöcherne Verengung des Wirbelkanals die Nerven in Bedrängnis bringt oder ob ein Bandscheibenvorfall die Ursache für die Beschwerden ist. Zeigen die Aufnahmen eine Engstelle, beraten Neurologen, Neuroradiologen und Neurochirurgen, welche Therapie sinnvoll ist. Können Wärmeanwendungen und Krankengymnastik die Beschwerden nicht bessern, ist in der Regel eine Operation notwendig, bei der die Verengung beseitigt wird. Während der etwa einstündigen Operation in Vollnarkose liegt der Patient auf dem Bauch. Unter Röntgendurchleuchtung arbeitet der Neurochirurg unter dem Operationsmikroskop mit speziellen abgewinkelten Instrumenten, um die empfindlichen Nervenbahnen nicht zu gefährden. Vorsichtig entfernt er das überschüssige Gewebe an Bändern, Wirbelbögen oder Wirbeln, bis die Nervenbahnen wieder genug Platz haben. Die Stabilität der Wirbelsäule wird dadurch nicht beeinträchtigt, nicht selten sind die Beschwerden bereits kurz nach der Operation vollständig verschwunden.

Osteoporose – Therapien bei Wirbelbrüchen

In Deutschland leiden etwa sieben Millionen Menschen unter Osteoporose. Doch nur jeder fünfte Osteoporose-Patient wird optimal behandelt. Eine aktuelle Studie zeigt, dass in der Altersgruppe der 50- bis 64-jährigen Frauen nur jede dritte Patientin eine angemessene Osteoporose-Medikation erhält. In der Altersgruppe der über 75-Jährigen sind es sogar nur 19 Prozent. Die Versorgung aller Osteoporose-Patienten kostet die Krankenkassen jedes Jahr mehr als drei Milliarden Euro. Dabei entstehen etwa zwei Drittel der Kosten durch die operative Versorgung, stationäre Behandlung und pflegerische Maßnahmen infolge osteoporotisch veränderter Knochen. Nur etwa 15 Prozent der Kosten entfallen dagegen auf die medikamentöse Versorgung und Prophylaxe der Erkrankung. Experten weisen darauf hin, dass die konsequente medikamentöse Therapie der Osteoporose nicht

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nur die Lebensqualität der Betroffenen entscheidend verbessern, sondern auch zu einer erheblichen Reduktion der Kosten führen würde.

Häufig betroffen: Wirbelkörper, Oberschenkelhals und Handgelenke Die Knochensubstanz befindet sich im ständigen Umbau. Dafür sind spezialisierte Zellen zuständig: Die sogenannten Osteoklasten bauen Knochen ab und die sogenannten Osteoblasten bilden neue Knochensubstanz. Normalerweise besteht in diesem System ein Gleichgewicht. Überwiegt jedoch der Knochenabbau, kommt es zum gefährlichen Knochenschwund. Mit der Abnahme der Knochen-substanz verändert sich die Architektur des Knochens, sodass er den normalen Anforderungen nicht mehr standhalten kann. Schon kleinste Krafteinwirkungen können dann Knochenbrüche verursachen. Am häufigsten betroffen sind die Wirbelkörper, der Oberschenkelhals sowie die Handgelenke.

Die Ursachen der Osteoporose sind vielfältig. Der häufigste Grund ist der Mangel an weiblichen Geschlechtshormonen bei Frauen in und nach den Wechseljahren. Um das individuelle Osteoporose-risiko besser einschätzen zu können, empfehlen Ärzte Frauen ab 40 Jahren sowie Rauchern, Untergewichtigen und Rheumatikern alle zwei Jahre eine Knochendichtemesssung. Diese Untersuchung wird meist nicht von den Krankenkassen getragen und kostet etwa 50 Euro.

Zwei Operationsmethoden etabliert

Um osteoporotisch bedingte Wirbelkörperfrakturen zu versorgen, haben sich zwei Operations-methoden etabliert: Bei der sogenannten Kyphoplastie wird der gebrochene Wirbelkörper mit Hilfe eines aufblasbaren Ballons wieder aufgerichtet. Um den Knochen zu stabilisieren, wird in den Hohlraum, den der Ballon im Knochen hinterlassen hat, ein spezieller Knochenzement gespritzt. Auch bei der sogenannten Vertebroplastie wird der gebrochene Wirbel durch das Einspritzen von Knochenzement aufgerichtet und stabilisiert, allerdings ohne dass der Wirbelkörper zuvor durch einen Ballon geweitet wurde. Die Eingriffe werden in Vollnarkose oder unter örtlicher Betäubung durch-geführt und dauern in der Regel nicht länger als 60 bis 90 Minuten. Bereits kurze Zeit nach der Operation kommt es in der Regel zu einer erheblichen Linderung der Schmerzen. Noch am Operationstag können die Patienten wieder aufstehen. Das Krankenhaus können sie in der Regel nach wenigen Tagen wieder verlassen.

Neue Studienergebnis sorgen für Diskussionen Eine aktuelle Studie aus den USA und Australien stellt das bisher erfolgreiche Vorgehen nun in Frage. Die Studie untersuchte bei 78 Patienten mit osteoporotisch bedingten Wirbelkörperbrüchen die Schmerzlinderung nach unterschiedlichen Behandlungen. Eine Gruppe der Patienten wurde dazu mit einer Vertebroplastie, also der Injektion von Knochenzement in den gebrochenen Wirbelkörper, behandelt. Die andere Gruppe der Betroffenen erhielt eine Scheinbehandlung, bei der lediglich ein lokales Betäubungsmittel in die Knochenhaut des gebrochenen Wirbels gespritzt wurde. Ansonsten unterschieden sich die Prozeduren nicht. Das Ergebnis der Studie zeigte, dass die Schmerzen in beiden Gruppen in gleichem Maße gelindert werden konnten.

Deutsche Experten zeigen sich verwundert über das Studienergebnis. Sie erklären die Ergebnisse zum einen mit der bekannten hohen Placebowirkung operativer Eingriffe und zum anderen mit der Verabreichung schmerzstillender Medikamente in die Knochenhaut. Als Fazit der Studie sollten Vor- und Nachteile, Risiken und Nebenwirkungen einer Therapieoption sowie deren Alternativen streng gegeneinander abgewogen werden. Gerade Wirbelkörperfrakturen haben eine hohe Spontan-heilungsrate, sodass eine operative Versorgung nicht immer zwingend notwendig sein muss. Unstrittig ist die Studienlage über die Wirksamkeit einer medikamentösen und bewegungstherapeutischen Prophylaxe zur Verhinderung osteoporotisch bedingter Knochenbrüche.

Therapiemöglichkeiten

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Zur Basistherapie der Osteoporose zählen Kalziumpräparate, Vitamin D und sogenannte Bisphosphonate. Täglich müssen dem Körper etwa 1.000 Milligramm Kalzium zugeführt werden - am besten durch eine ausgewogene Ernährung oder aber in Form von Tabletten. Damit das Kalzium auch optimal in die Knochen eingebaut werden kann, benötigt der Körper Vitamin D.

Bisphosphonate wie Alendronat, Ibandronat und Risedronat hemmen den Knochenabbau und damit das Fortschreiten der Erkrankung. Dazu üben sie zwei Effekte auf den Knochen aus: Sie lagern sich an der Knochenoberfläche an und bilden eine Art mechanische Schutzhülle um den Knochen. Außerdem haben sie zusätzlich einen hemmenden Einfluss auf die Aktivität der knochenabbauenden Zellen. Da Bisphosphonate im Darm mit Kalzium unlösliche Komplexe bilden, werden sie nur schlecht aufgenommen. Die Einnahmevorschriften der Packungsbeilage müssen daher genau eingehalten werden. Trotzdem verursachen Bisphosphonate häufig sogenannte gastrointestinale Nebenwirkungen wie Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Seit Oktober 2007 steht für Frauen, die nach den Wechseljahren an Osteoporose erkranken, mit dem Bisphosphonat Zoledronsäure eine Substanz zur Verfügung, die nur noch einmal jährlich intravenös verabreicht werden muss und deutlich besser verträglich ist.

Alternative Medikamente Bei einer Unverträglichkeit oder Unwirksamkeit der Bisphosphonate stehen alternative Medikamente zur Verfügung. Sogenannte selektive Östrogen-Rezeptor-Modulatoren wie Raloxifen ahmen bei Frauen während und nach den Wechseljahren die Wirkung des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen am Knochen nach und stimulieren dadurch den Knochenaufbau.

Mit dem körpereigenen Hormon Calcitonin, das den Knochenabbau hemmt, steht eine weitere Therapieoption zur Verfügung. Zwar ist die Wirkung schwächer als die der Bisphosphonate und des Raloxifens, die zusätzlich schmerzstillende Wirkung ist jedoch vorteilhaft bei frischen, osteoporotisch bedingten Knochenbrüchen.

Mit Teriparatid, einem künstlich hergestellten Parathormon, steht ein sehr wirksames, aber teures Reservemedikament für schwere Krankheitsverläufe zur Verfügung. Einmal monatlich ins Unterhaut-fettgewebe injiziert, aktiviert es - wie das körpereigene Hormon aus der Nebenschilddrüse - die knochenaufbauenden Zellen.

Da alle Medikamente die Osteoporose nicht heilen, sondern lediglich ihr Fortschreiten hemmen, ist eine lebenslange Therapie erforderlich. Eine regelmäßige Überprüfung des Therapieerfolges ist sinnvoll. Bei einer fortgeschrittenen Osteoporose mit bereits aufgetretenen Knochenbrüchen kann eine begleitende Schmerztherapie erforderlich sein. Eine weitere Säule der Osteoporose-Prophylaxe und -Therapie ist der Sport. Eine Mischung aus Muskelaufbau und Balance-Training stärkt die Knochen und schützt so vor Frakturen.

Kreuzbandriss – Ersetzen oder nicht ?

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Meist passiert es bei einer starken Verdrehung des Knies, einer Überdehnung oder einem Sturz - für Betroffene fühlt sich ein Kreuzbandriss oft an wie ein Knall, der durch das Knie geht. Es fängt an zu vibrieren, zu zittern. Die gerissenen Kreuzbänder können das Knie nicht mehr stabilisieren. Orthopäden können diese Diagnose schon mit einfachen Bewegungstests stellen.

Bei gerissenen Kreuzbändern hilft oft eine Operationen. Dabei werden die gerissenen Bänder durch Sehnenstücke aus der Innenseite des Unterschenkels ersetzt. Erst seit kurzem ist es mit der sogenannten Doppel-Bündel-Technik möglich, auch zwei Kreuzbänder zu ersetzen. Das bedeutet mehr Stabilität im Knie und weniger Verschleiß. Gerade für Sportler ist das wichtig, damit sie wieder voll einsatzfähig sind.

Sehnen aus dem Oberschenkel als Ersatz

Zunächst werden die zerstörten Bänder aus dem Kniegelenk entfernt und die als Ersatz benötigte Sehne aus dem Oberschenkel entnommen und geteilt. Dann bohrt der Operateur insgesamt vier Kanäle ins Gelenk: zwei vom Oberschenkel, zwei vom Unterschenkel. Die aus der Sehne geformten neuen Kreuzbänder werden dann nacheinander durch die Löcher in das Gelenk gezogen und mit Schrauben an den jeweiligen Knochenstellen fixiert. Oft sind bei einem Kreuzbandriss auch die Kniescheibe und ein Meniskus in Mitleidenschaft gezogen - aber auch das lässt sich während der Operation beheben. Nach der Operation ist eine Rehabilitation über mehrere Wochen erforderlich.

Bei bereits stark abgenutzten Gelenken ist eine aufwändige Rekonstruktion der Kreuzbänder allerdings nicht mehr sinnvoll. In diesem Fall werden nur Risse in Kniescheibe und Meniskus operiert, für neue Stabilität im Gelenk muss der Patient gezielt trainieren und so die stabilisierende Muskulatur stärken.

Osteoporose – teure Früherkennung und falsche Behandlung ?

In Deutschland leiden etwa acht Millionen Menschen unter Osteoporose (Knochenschwund). Die Folgen sind Schmerzen und Knochenbrüche. Doch nur jeder fünfte Osteoporose-Patient wird optimal behandelt. Die Versorgung aller Osteoporose-Patienten kostet die Krankenkassen jedes Jahr etwa 5,4 Millionen Euro. Davon entfallen jedoch weniger als fünf Prozent auf Medikamente für die Verhinderung von Folgeerkrankungen. Der Großteil der Kosten entsteht durch operative Versorgungen, stationäre Behandlungen und pflegerische Maßnahmen von jährlich etwa 130.000 Oberschenkelhals- und 70.000 Wirbelkörperbrüchen. Experten weisen darauf hin, dass die konsequente medikamentöse Therapie der Osteoporose nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen entscheidend verbessern, sondern auch zu einer erheblichen Reduktion der Kosten führen würde.

Diagnose und Therapie-Formen Die Standarduntersuchung zur Ermittlung des Osteoporoserisikos ist die sogenannte DXA-Methode. Dabei wird die Knochendichte der Lendenwirbel und der Beckenknochen bestimmt. Je niedriger sie ist, desto größer ist das Risiko für eine Fraktur. Die Kosten in Höhe von 50 Euro werden nur dann von

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den Krankenkassen übernommen, wenn sich durch einen bereits eingetretenen Knochenbruch der Verdacht auf einen Knochenschwund ergibt. Kostengünstigere Ultraschallmessungen sind ungenau und umstritten.

Zur Basistherapie der Osteoporose zählen Kalziumpräparate (etwa 1.500 mg täglich), Vitamin D und sogenannte Bisphosphonate. Häufig ist die tägliche Medikamenteneinnahme mit unangenehmen Nebenwirkungen wie Magenreizungen verbunden. Für Frauen, die nach den Wechseljahren an Osteoporose erkranken, steht eine jährliche intravenöse Injektion des Bisphosphonats Zoledonsäure zur Verfügung.

Bereits eine knochengesunde Ernährung kann der Osteoporose vorbeugen: Grünkohl, Brokkoli, Nüsse und Mineralwasser sind reich an Kalzium. Vitamin D findet sich vor allem in Fisch (insbesondere in Makrelen und Lachs) und Pilzen. Eine zweite Säule der Osteoporose-Prophylaxe ist der Sport. Eine Mischung aus Muskelaufbau und Balance-Training schützen die Knochen vor Frakturen.

Handgelenk gebrochen: schrauben oder gipsen ?

Meist geschieht es plötzlich - beim Sport, während der Hausarbeit oder auf Glatteis: Bei einem Sturz werden unwillkürlich Arme und Hände eingesetzt, um den Körper abzufangen. Doch häufig halten die Knochen am Handgelenk den hohen Belastungen nicht stand und brechen. Diese handgelenksnahen Speichenbrüche, von Medizinern auch distale Radiusfrakturen genannt, sind die häufigsten Knochenbrüche überhaupt. Anzeichen für diese Fraktur sind Schwellungen, deutliche Schmerzen oder auch eine Fehlstellung im Bereich des Handgelenkes oder Unterarms.

Der klassische Gipsverband reicht nur bei einfachen, wenig verschobenen Knochenbrüchen zur Behandlung aus. Doch gerade bei älteren Menschen treten durch Knochenschwäche (Osteoporose) häufig komplizierte Brüche mit mehreren Knochenstücken auf. Die Gefahr, dass die Funktion der Hand dabei auf Dauer eingeschränkt bleibt, ist groß. Eine Operation ist dann oft die bessere Alternative, um die Beweglichkeit und Belastbarkeit des Handgelenkes zu erhalten.

Verschiedene Operationsmethoden Abhängig von der Bruchform im Röntgenbild stehen dabei verschiedene Operationsmethoden zur Auswahl: In einem kleinen Eingriff können Knochenfragmente gerichtet, durch einen Draht zusammengehalten und mit einem zusätzlichen Gips ruhiggestellt werden. Ist der Knochenbruch nach etwa sechs Wochen verheilt, müssen Drähte wie auch Gips wieder entfernt werden.

Eine Titanplatte kann stärker verschobene Bruchstücke in Position bringen und bereits kurze Zeit nach der Operation auch ohne Gips die nötige Stabilität geben. Auch wenn die Metallplatte später nicht wieder entfernt werden muss, ist dieser Eingriff aufwendiger und birgt zudem ein größeres Risiko für Nerven- oder Sehnenverletzungen.

Unabhängig vom gewählten Verfahren gilt, dass Knochenbrüche bestmöglich gerichtet und die Muskulatur durch gezielte Krankengymnastik trainiert werden sollte. Denn sonst können Gelenkverschleiß (Arthrose) und deutliche Bewegungseinschränkungen die Langzeitfolgen sein.

Diagnose Knochenschwund

Unsere Knochen tragen uns buchstäblich durchs Leben. Sie sind gleichermaßen stabil und elastisch. Doch schon ab dem 40. Lebensjahr beginnt bei vielen Menschen ein schleichender Verfall der Knochen. Ihre Masse und Dichte nehmen ab. Verläuft dieser Prozess sehr schnell, spricht man von "Knochenschwund" - Osteoporose.

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Knochen leben. Sie haben einen Stoffwechsel. Ständig wird Knochenmasse auf- und abgebaut. Zuständig dafür sind zwei besondere Arten von Zellen: Osteoblasten bauen, Osteoklasten "klauen" Knochensubstanz. Beides ist nötig, um das Skelett beständig zu erneuern.

Auf- und Abbau geschehen nicht gleichmäßig. Bei jungen Menschen überwiegt der Aufbau, die Knochen werden immer härter und stabiler. Bei Menschen ab 40 Jahren nimmt kehrt sich dieser Prozess jedoch bereits um. Wie rasch das geschieht, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Schreitet dieser Alterungsprozess zu schnell voran, spricht man von Knochenschwund oder Osteoporose (griech. Osteo = Knochen, poros = löchrig.) In solchen Fällen führt eine sehr starke und rasche Verringerung der Knochendichte dazu, dass das Risiko von Brüchen – der Arzt spricht von Frakturen – deutlich zunimmt. Das kann so weit gehen, dass bereits eine ungeschickte Bewegung zu einem Knochenbruch führen kann.

Anders als nach einem Sportunfall beim jungen Menschen heilen osteoporosebedingte Frakturen schlecht ab. Wirbelbrüche können zu einer deformierten Wirbelsäule ("Witwenbuckel") führen. Das ist für die Betroffenen oft sehr schmerzhaft. Zwar kann bei diesem Problem eine als Ballonkyphoplastie bezeichnete Reparatur mit Knochenzement helfen, doch ist dies nicht in jedem Fall möglich und das Risiko neuerlicher Brüche bleibt. Noch problematischer ist der gefürchtete Bruch des Oberschenkelhalses, einer Schwachstelle am Übergang von der Hüfte zum Bein. Er heilt sehr schlecht ab. Die langen Liegezeiten schwächen, was nicht selten zu tödlichen Lungenentzündungen führt. Ein Fünftel der Patienten stirbt spätestens ein Jahr nach einem solchen einen solchen Bruch, noch mehr werden dadurch dauerhaft zum Pflegefall.

Wen es trifft

Typische Opfer von Knochenschwund sind Frauen jenseits der Wechseljahre, die Krankheit verschont aber auch Männer nicht. Die erbliche Veranlagung spielt eine Rolle, ebenso die Lebensgewohnheiten. Eine ausgewogene Ernährung und Sport stärken die Knochen. Entscheidend für deren Stabilität sind Kalzium und Vitamin D. Kalzium steckt vor allem in Milchprodukten, Vitamin D wird in der Haut gebildet, wenn Sonne darauf scheint. Sich im Freien aufzuhalten, ist darum ebenso aktiver Knochenschutz wie Sport, der die Knochen ganz ähnlich wie die Muskeln kräftigt, weil Stöße und Druck das Knochenwachstum anregen. Rauchen hingegen schädigt das Skelett ebenso wie bestimmte Medikamente. Insbesondere Kortison ist ein Kalziumräuber. Wer es anderer Krankheiten wegen braucht, ist darum besonders gefährdet.

Kranker Magen, schwache Knochen

Schon längere Zeit war Medizinern aufgefallen, dass Patienten mit unterschiedlichen Magenerkrankungen überdurchschnittlich häufig von Osteoporose betroffen sind. Doch warum das so ist, und welche Möglichkeiten der Behandlung sich daraus ergeben könnten, war bislang unklar.

Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf fanden jetzt heraus, dass es die verminderte Produktion von Magensäure ist, die den Knochen zusetzt. Sie bewirkt, dass das mit der Nahrung aufgenommene Kalzium schlechter verwertet werden kann. Auf diese Weise entsteht ein Kalziummangel auch bei Personen, die eigentlich ausreichend davon zu sich nehmen. Die Bildung von Magensäure nimmt altersbedingt ab. Über 60 ist etwa jeder Dritte davon Betroffen. Noch bedeutsamer sind Medikamente, die gegen Sodbrennen oder Magensäure eingesetzt werden. Protonenpumpenhemmer, landläufig auch durchaus treffend "Säureblocker" genannt, bremsen gezielt die Produktion der Verdauungssäfte, um Magen oder Speiseröhre vor Verätzungen zu schützen. Nebenwirkung dieses an sich erwünschten Effekts ist die geringere Aufnahme von Kalzium. Wenn es an Magensäure mangelt, kann zum Schutz der Knochen ein Kalziumpräparat als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden. Wichtig ist jedoch die Wahl des richtigen Typs, da

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auch zur Verwertung von Kalzium in Tablettenform zum Teil Magensäure benötigt wird. Die besonders verbreiteten Mittel auf der Basis von Kalziumkarbonat sind darum in diesem Fall nicht ideal. Besser sind Kalziumcitrat und Kalziumglukonat. Aus diesen Verbindungen heraus kann das Kalzium auch bei verringerter Magensäureproduktion gut verwertet werden.

Messen und Therapieren

Knochendichtemessung

Der Mineralgehalt der Knochen lässt sich mit Hilfe von Röntgenstrahlen feststellen. Das lässt sich als Vorsorgeuntersuchung nutzen, deren Sinn jedoch umstritten ist. Die Knochendichtemessung ist darum nur dann eine Kassenleistung, wenn es bereits anderweitige Hinweise auf Knochenschwund gibt, also bereits ein Bruch ohne hinreichenden Anlass vorliegt. Wer glaubt, gefährdet zu sein, sollte mit seinem Arzt abwägen, ob eine Messung als Selbstzahlerleistung sinnvoll sein könnte, um frühzeitig behandeln zu können. Das hängt vom individuellen Risikoprofil ab. Beispielsweise weiß man, dass Frauen vor allem dann gefährdet sind, wenn ihre Regelblutung spät ein- und früh aussetzte. Kommen weitere Risikofaktoren wie familiäre Veranlagung hinzu, kann die Messung eine sinnvolle Investition sein.

Die Knochendichte lässt sich relativ einfach und sicher bestimmen.

Mit Kalzium gegen Knochenschwund

Osteoporose ist keine Krankheit, die man eindeutig hat oder nicht hat. So lange man sich nichts bricht, hat man auch mit instabilen Knochen keine Beschwerden. Trotzdem kann eine Behandlung sinnvoll und notwendig sein, um den Verfall der Knochen zu bremsen.

Milch und Milchprodukte sind ein guter Kalziumlieferant.

Die Basisbehandlung von Osteoporose besteht in der Gabe von Kalzium und Vitamin D, um den Knochenstoffwechsel zu optimieren. Daneben haben sich Medikamente bewährt – sogenannte Bisphosphonate – die eine weitere Schwächung der Knochen verzögern oder verhindern, in günstigen Fällen auch eine leichte Zunahme der Knochendichte erzielen können. Eine Festigkeit wie bei jungen Menschen, lässt sich jedoch nicht zurückgewinnen.

Neuer Wirkstoff gegen Osteoporose

Bislang sind der Standard zur Behandlung von Knochenschwund Medikamente mit Wirkstoffen aus der Gruppe der Bisphosphonate. Sie bieten guten Schutz - jedoch nur, wenn sie auch vorschriftsmäßig genommen werden. Das machen aber zu wenige Patienten. Die Tabletten werden ein Jahr nach Verschreibung nur noch von 20 bis 40 Prozent der Kranken konsequent eingenommen. Dieser Mangel an Compliance – so der Fachbegriff für die "Mitarbeit" des Patienten - ist ein enormes Problem bei der Behandlung chronischer Krankheiten.

Abhilfe gegen diesen Missstand verspricht der neue Wirkstoff "Denosumab". Es handelt sich dabei um einen völlig neuen Therapieansatz mit Antikörpern. Die Idee wurde von einem Medizinerteam des Uniklinikums Dresden verfolgt, nachdem in jahrelanger Forschungsarbeit der Knochenstoffwechsel untersucht wurde. Der neue Wirkstoff greift in die biologischen Prozesse des Knochenumbaus ein.

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Und das funktioniert grob vereinfacht so: Knochen sind ein höchst aktives Gewebe, in dem Aufbau und Abbau von Knochensubstanz gleichzeitig stattfinden. Zwischen den aufbauenden und abbauenden Zellen, den Osteoblasten und Osteoklasten, besteht normalerweise ein Gleichgewicht. Gewinnen nun aber die Fresszellen die Oberhand, entsteht Osteoporose. Der neue Wirkstoff kann dies verhindern, denn er sorgt dafür, dass die Osteoklasten nicht ausreifen, den Knochen also nicht "fressen" können. Ein weiterer Knochenabbau wird dadurch gestoppt.

Ein großer Vorteil der neuen Therapie ist die Art der Medikamentenverabreichung: Der Wirkstoff muss nur zweimal im Jahr gespritzt werden. Die Entwickler der Therapie versprechen sich davon eine deutliche Verbesserung der Therapietreue. Nach Angaben des an der Entwicklung beteiligten Endokrinologen Prof. Lorenz lässt sich so das Risiko von Brüchen am Schenkelhals um 40 Prozent, dasjenige von Frakturen an der Wirbelsäule sogar um 68 Prozent verringern. Obendrein haben Tierversuche Hinweise geliefert, dass Denosumab quasi nebenbei auch noch das Gefäßsystem schützen könnte. Möglicherweise hängt das damit zusammen, dass weniger Kalzium aus den Knochen gelöst wird und sich so nicht an den Gefäßwänden ablagern und so zu deren Verkalkung beitragen kann.

Nach zwölfjähriger Entwicklungszeit soll der neue Wirkstoff voraussichtlich noch in diesem Jahr seine Zulassung bekommen. Den Krankenkassen wird die für den Patienten komfortablere Anwendung keine Entlastung bringen. Die Kosten für das neue Medikament werden erheblich über denen der heute verwendeten Bisphosphonate liegen.

Fitness-Kur für die Knochen: richtig ernähren und Sport

Nicht jedes Kalziumpräparat wirkt gleich gut.

"Hauptsache-Gesund"-Apotheker Friedemann Schmidt: Nahrungsergänzungsmittel für das Skelett: Der Körper verliert über Schweiß, Urin und Stuhl täglich 150 bis 300 mg Kalzium. Um die Speicher wieder aufzufüllen, reicht diese Menge alleine jedoch nicht aus. Von dem mit der Nahrung aufgenommenen Kalzium gelangt nur etwa ein Viertel in die Blutbahn. Benötigt werden darum täglich zwischen 1 und 2 g des Minerals. Viele Menschen schaffen das nur mit Hilfe von Nahrungsergänzungsmitteln.

Das Angebot entsprechender Präparate ist groß, die Qualität sehr unterschiedlich. Sehr preiswert sind verschiedene als Naturpärparate beworbene Zubereitungen aus Korallen, Austernschalen, Knochenmehl und ähnlichem. Sie weisen den Nachteil auf, relativ schlecht vom Körper verwertet werden zu können. Auch gelegentliche Verunreinigungen mit Schwermetallen sprechen gegen diese Variante.

Unter den chemisch reinen Kalziumverbindungen ist Kalziumcarbonat die billigste. Der Kalziumanteil ist hoch, es können als Nebenwirkung beim Gebrauch aber Verstopfungen und anderweitige Darmbeschwerden auftreten, denen durch reichliches Trinken begegnet werden kann. Besser verträglich sind Kalziumcitrat und Kalziumglukonat. Die Tabletten sind wegen des geringeren Gehaltes an reinem Kalzium zwar etwas größer, dafür verursachen sie viel weniger Nebenwirkungen.

Für die Einnahme aller Kalziummittel gelten folgende Regeln: Nicht mehr als 500mg Kalzium auf einmal einnehmen, sondern die Dosis auf den Tag

verteilen. Wenn man die letzte Dosis vor dem Schlafengehen nimmt, verhindert das nächtlichen Knochenverlust.

Kalziumcitrat kann nüchtern eingenommen werden. Andere Kalziumpräparate besser mit leichtem Essen einnehmen und dazu ein bisschen Milch oder sauren Fruchtsaft trinken. Allzu fettreiche Nahrung, Kaffee und Alkohol behindern die Kalziumaufnahme aus dem Darm.

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Die Tabletten sollten nicht auf einmal mit anderen Medikamenten eingenommen werden. Ein zeitlicher Abstand verhindert, dass mögliche Unverträglichkeiten auftreten können.

Bei Nebenwirkungen wie Durchfall oder Verstopfung sollte die Therapie nicht einfach abgebrochen, sondern der Wechsel auf ein anderes Produkt versuchen werden. Arzt oder Apotheker helfen bei der Auswahl.

Damit Kalzium im Darm verwertet werden kann, braucht der Körper Vitamin D. Er kann es selbst bilden, wenn die Haut ausreichend der Sonne ausgesetzt ist. Ist das nicht möglich oder wird starker Sonnenschutz verwendet, sollte auch Vitamin D in Tablettenform zugeführt werden. Dasselbe gilt für alte Menschen, deren Haut nicht mehr genug von dem Vitamin produzieren.

Die Einnahme von Kalzium und Vitamin D ist die Basis jeder Behandlung von Knochenschwund. Ebenso kann sie jedoch auch zur Vorbeugung sinnvoll sein.

Vor allem Muskeltraining wirkt sich positiv auf die Knochen aus.

Sport schützt dreifach

Sport wirkt sich in mehrfacher Hinsicht positiv auf die Knochen aus. Belastung trainiert die Knochen und hält sie gesund. Kraftsport ist in dieser Hinsicht besser

als Ausdauersportarten. Druck und Stöße bewirken leichte Verformungen am Knochen, die ein kräftigendes Wachstum anregen.

Eine kräftige Rückenmuskulatur entlastet die Wirbelsäule. Das verleiht Stabilität, kann aber

auch bereit bestehende Beschwerden lindern. Auch eine gut ausgebildete Bauchmuskulatur hilft bei Rückenproblemen.

Sport fördert die Koordination, man ist sicherer auf den Beinen und stürzt nicht so leicht. Auch das ist effektiver Knochenschutz.

Viele Menschen vertragen Milch und Milchprodukte nicht.

Unverträglicher Milchzucker – was tun?

Milch ist von Natur aus Kindernahrung. Säugetiere ziehen ihren Nachwuchs in der ersten Zeit damit groß. Erwachsene Tiere trinken keine Milch. In vielen Teilen der Welt, zum Beispiel in Asien, ist das auch bei den Menschen so. Die meisten Erwachsenen vertragen keine Milch. Dass die Mehrheit der erwachsenen Europäer und Amerikaner Milch problemlos verdauen kann, ist ein Sonderfall der Evolution. So sind Milch- und Milchprodukte hierzulande die bedeutendste Kalziumquelle. Aber es gibt auch bei uns Menschen, die keine Milch vertragen. Ihnen fehlt ein körpereigener Stoff, der notwendig ist, um Milchzucker aufzuspalten. Trinken sie trotzdem Milch, gärt der unverdaute Milchzucker im Verdauungstrakt und es kommt zu Verdauungsbeschwerden. Dies ist keine Krankheit, bedeutet aber eine empfindliche Einschränkung der hierzulande kulturell gewachsenen Ernährungsgewohnheiten. Und es schneidet die Betroffenen von einer besonders effektiven Kalziumquelle ab.

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Gesunde Knochen benötigen etwa 1 bis 1,5 Gramm Kalzium pro Tag. Ein Glas Milch liefert 250 mg, 100 g Edamer oder Gouda sogar satte 800 mg. Außerdem fördert Milchzucker die Verwertbarkeit von Kalzium. Ohne Milchprodukte auf die notwendige Menge zu kommen, ist nicht ganz einfach. Darum liegt auch die Knochendichte bei Patienten mit Milchzuckerunverträglichkeit (Laktoseintoleranz) niedriger als im Durchschnitt. Wer von dem Problem betroffen ist, sollte sich deshalb Gedanken darüber machen, wie er seinen Knochen das nötige Kalzium zuführen kann.

Ratsam sind: Eine gezielte Bevorzugung kalziumreicher Lebensmittel. Nüsse liefern je nach Sorte 100 bis

250 mg Kalzium pro 100 g, Grünkohl knapp 200 g. Auch Brokkoli und Fenchel sind empfehlenswert. Daneben sollte man zu kalziumreichem Mineralwasser greifen. Manche Wässer enthalten mehr als 450 mg Kalzium pro Liter.

Die meisten Menschen benötigen keine Nahrungsergänzungsmittel, Laktoseintoleranz sollte jedoch ein Grund sein, mit seinem Arzt darüber zu sprechen, ob nicht ein Kalziumpräparat sinnvoll ist.

Lassen Sie Ihre Knochendichte messen. Die Untersuchung ist keine Kassenleistung, so lange noch kein Bruch vorliegt, nichtsdestotrotz aber eine sinnvolle Bestimmung des gesundheitlichen Zustandes.

Oft vertragen Menschen mit Laktoseintoleranz bestimmte Milchprodukte wie Joghurt, Sauermilch oder Hartkäse. Daneben besteht die Möglichkeit, Laktase in Tablettenform zu sich zu nehmen. Laktase ist der Stoff, der zur Verdauung des Milchzuckers notwendig ist. Er kann eine Mahlzeit mit Milchprodukten verträglich machen, auch wenn man von Laktoseintoleranz betroffen ist.

Knochen und Immunsystem

Den Knochen sind nicht nur durch Osteoporose gefährdet, auch entzündliche Immunerkrankungen, wie Rheuma und andere Formen von Arthritis, lassen Knochen schwinden. Diesem Zusammenhang widmet sich die sogenannte Osteoimmunologie. Sie lässt vor allem Rheumatiker auf neue Behand-lungsmöglichkeiten hoffen.

Im Institut für Immunologie des Uniklinikums Jena erschließen die Wissenschaftler dieses neue Forschungsgebiet: Sie wollen den Zusammenhang zwischen Knochen und Immunsystem verstehen. Besonders interessiert sie, wodurch Knochen und Gelenke bei Krankheiten wie Rheuma oder Arthritis geschädigt werden.

Das Knochenmark ist der Sitz des Immunsystems. Hier reifen Zellen heran, die beim Kontakt des Körpers mit Krankheitserregern Antikörper produzieren. Diese Fähigkeit bleibt erhalten, nachdem der Erreger bereits vernichtet ist. Auf diese Weise hat das Immunsystem eine Art Gedächtnis, das in den Knochen sitzt. Auch die Schutzimpulse, die durch Impfungen vermittelt werden, sind auf diese Weise gespeichert. Doch das ist nicht die einzige Verbindung zwischen Immunsystem und Skelett.

Rheuma und Arthritis bestehen in chronischen Entzündungen, die eine fehlerhafte Überreaktion unserer Abwehrkräfte sind. Sie schädigen Knochen und Gelenke. Durch die Entzündungen kommt es zu einem massiven Abbau von Knochen. Das geschieht, indem es durch die Entzündung zur Bildung von Botenstoffen kommt, die die Tätigkeit der Osteoklasten anfeuert. Auf diese Weise werden diese für den Knochenabbau zuständigen Zellen zu einer Überaktivität angestachelt. Die Folge ist der Verlust von Knochensubstanz als indirekte Folge rheumatisch-entzündlicher Krankheiten. Prof. Thomas Kamradt vom Universitätsklinikum Jena hält es deshalb für enorm wichtig, dass sich betroffene Menschen so zeitig wie möglich beim Rheumatologen vorstellen. Denn die Möglichkeiten erfolgreich zu behandeln, seien begrenzt: "Die meisten Medikamente, die wir heute haben, wirken gegen die Entzündung. Gegen den Knochenabbau selbst lässt sich wenig ausrichten", bedauert der Immunologe. "Wir haben aber die Hoffnung, ganz neue therapeutische Ansätze finden zu können, wenn wir erst einmal die genauen Wechselbeziehungen zwischen Entzündung und Knochenabbau noch besser verstehen", so Prof. Thomas Kamradt.

Osteoporose: Vorsciht vor Kalziumpräparaten Von Andreas Szelenyi

Fast acht Millionen Deutsche leiden an Osteoporose. Die Knochen werden zunehmend brüchig und die Gefahr von Knochenbrüchen wächst. Mit Medikamenten lässt sich das Fortschreiten

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der Krankheit gut aufhalten. Aber besonders bei der Einnahme von Kalzium muss man einiges beachten.

Wenn die Knochen brüchig werden und damit die Gefahr von Brüchen zunimmt, dann spricht man von der Krankheit Osteoporose. Sechs bis acht Millionen Deutsche sind davon betroffen, so die Schätzungen. Hauptsächlich betroffen sind Frauen jenseits der Wechseljahre. Bei ihnen kommt es zu einem drastischen Abfall des Hormonspiegels von Östrogen. Das aber trägt zur Erhaltung der Knochendichte bei.

Die drei Säulen der Therapie Link-Tipp Der Dachverband Osteologie www.dv-osteologie.org/

Mit Medikamenten lässt sich ein Fortschreiten der Krankheit inzwischen recht gut aufhalten, zum Teil bewirken sie, dass die Knochendichte sogar wieder zunimmt. Doch Prof. Franz Jakob von der Universität Würzburg, ein anerkannter Osteoporose-Experte, sagt:

Zitat: "Medikamente allein reichen nicht aus. Eine Therapie muss auf drei Säulen ruhen: Der medikamentösen Behandlung, einer Bewegungstherapie und der richtigen Ernährung."

1. Medikamente

Kalziumpräparate Oft ist neben der gezielten Gabe von Medikamenten ein Kalziumpräparat notwendig. Denn Kalzium ist wichtig für die Knochen. In der Regel wird als Wirkstoff Kalziumkarbonat verschrieben. Viele ältere Menschen nehmen gleichzeitig jedoch ein Präparat zur Senkung der Magensäure ein, weil diese ihnen Beschwerden bereitet. Darin liegt aber eine Gefahr: Kalziumkarbonat kann in der Verdauung nur aufgenommen werden, wenn es in einem sauren Umfeld verarbeitet wird. Sonst gelangt es nicht in den Körper. Das wissen heute noch zu wenig Patienten. Dabei gibt es eine einfache Lösung: Präparate mit Kalziumglukonat werden im Magen auch bei geringerem Säuregehalt aufgenommen.

Vitamin D Bei der Aufnahme von Vitamin D2 gehen die Experten heute neue Wege: Sie empfehlen eine weit höhere Dosis als bislang. Denn sonst würde die Verarbeitung von Kalzium ebenfalls nicht wirklich gut funktionieren. Zudem fördert Vitamin D2 die neuromuskuläre Koordination. In den soeben erschienenen neuen Leitlinien des "Dachverbandes der deutschsprachigen wissenschaftlichen Gesellschaften für Osteologie" DVO wird darauf intensiv eingegangen.

2. Ernährung

Wichtiger Baustein - auch schon in der Prävention - ist die Ernährung. Kalziumreiche Lebensmittel wie Käse, Milch, Jogurt oder Quark gehören ebenso auf den Speisezettel wie die Aufnahme von Vitamin B12 und Folsäure durch Obst und Gemüse. Ein Mangel kann ein Risikofaktor für Brüche sein. Wer

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sich kalziumreich ernährt, sollte mit seinem Arzt auf jeden Fall über die richtige Dosierung von Kalziumsupplementen spreche, da die Dosis gesenkt oder sogar ganz gestrichen werden kann.

3. Bewegung

Ohne Bewegung geht nichts! Je deutlicher die Krankheit zutage tritt, desto größer wird das Risiko für Knochenbrüche. Aber statt Bewegungen zu vermeiden, aus der Furcht heraus zu stürzen, sollten gerade Osteoporosepatienten sich bewegen. Allerdings unter Anleitung von Experten. Denn es gibt jede Menge Übungen, mit denen die Koordination verbessert werden kann und somit das Sturzrisiko vermieden wird. Denn es ist nicht der Knochen allein, um den es bei der Behandlung der Osteoporose geht. Vielmehr ist es ein Zusammenspiel von Muskel und Knochen, um das es geht. Und da kann zum Beispiel das Stärken des Gleichgewichtssinns nur von Vorteil sein.

Körperstatik: unterschiedlich lange Beine – was tun ? Von Andrea Feilen

Niemand ist völlig symmetrisch gebaut. Tatsächlich haben die meisten Menschen Beinlängendifferenzen von einigen Millimetern. Diese Unterschiede sind nicht von vornherein ein Grund zur Sorge, denn meist bleiben sie ohne spürbare Folgen. Ab einer bestimmten Höhe jedoch- in der Regel sind das sechs bis zehn Millimeter - kann sich der Längenunterschied der Beine auf die Körperstatik auswirken.

Das Becken steht nicht gerade, da die Hüfte zum verkürzten Bein absinkt. Dadurch wird auch die Wirbelsäule aus dem Lot gebracht, sie weicht kompensatorisch zur Seite aus. Beckenschiefstand und eine Wirbelsäulenasymmetrie sind typisch für Patienten mit einem Beinlängenunterschied. Bei größeren Differenzen macht sich außerdem ein sogenanntes Verkürzungshinken im Gangbild des Patienten bemerkbar. Diese schiefe Haltung von Becken und Rückgrat kann auf Dauer zu schmerzhaften Schäden an den Gelenken, der Wirbelsäule und den Kreuzbein-Darmbein-Fugen führen.

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Wie stellt der Arzt unterschiedlich lange Beine fest? Ein erstes Zeichen für einen Beinlängenunterschied erkennt der Arzt meist, indem er den Patienten beim Gehen beobachtet. Hinkt er? Anschließend wird der Arzt die Fuß-, Knie-, Hüft- und Beckenstellung des Patienten überprüfen. Sind die Körperhälften symmetrisch? Verändert sich der Längenunterschied der Beine beim Sitzen oder Liegen? Durch Unterlage von unterschiedlich hohen Holzbrettchen bis zum Beckengeradstand kann der Arzt das Ausmaß der Beinlängendifferenz abschätzen. Außerdem ist wichtig zu beurteilen, ob und wie sich die Körperstatik durch das untergelegte Holzbrettchen verändert.

Da die Bestimmung des Längenunterschieds mittels Augen und Händen nie wirklich exakt sein kann, ist ein Röntgenbild bei höheren Längendefiziten nahezu unverzichtbar. Darauf kann der Arzt schließlich eine genaue Vermessung der Beinlänge vornehmen und den Verlauf der Wirbelsäule beurteilen.

Was sind die Ursachen für eine Beinlängendifferenz? Um eine genaue Diagnose mit passender Therapie zu erstellen, müssen qualifizierte Fachleute - Orthopäden - zuerst die Ursache der unterschiedlich langen Beine finden.

Es gibt zwei Gruppen von Beinlängendifferenzen

Funktionelle Beinlängendifferenzen können zum Beispiel durch Versteifung der Gelenke (sogenannte Gelenkkontrakturen) hervorgerufen werden. Manchmal täuschen auch Blockierungen (sogenannte Dysfunktionen) der Kreuz-Darmbeingelenke Asymmetrien vor. Hier entscheidet der Arzt nach eingehender Untersuchung, ob Physiotherapie oder eine andere therapeutische Maßnahme in Frage kommt.

Anatomisch bedingte, echte Beinlängendifferenzen zeichnen sich dadurch aus, dass der Ober- und/oder Unterschenkelknochen eines Beines kürzer ist als beim anderen Bein.

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Mögliche Ursachen für anatomisch bedingte Beinlängendifferenzen: angeborene Skeletterkrankungen Minderwuchs Knochenbrüche Schädigung der Wachstumsfugen im Kindesalter Tumore Nervenerkrankungen Poliomyelitis Lähmungen uvm.

Höhenausgleichende Einlage - ja oder nein? Die Frage, wann längenausgleichende Einlagen sinnvoll sind und wann nicht, ist pauschal nicht zu beantworten. Hier ist viel Fingerspitzengefühl durch den behandelnden Orthopäden gefragt. Der eine Patient kann besser kompensieren, als der andere. Außerdem sind viele Wirbelsäulenasymmetrien mitgewachsen und jeder Eingriff in die Statik könnte das empfindliche Gleichgewicht stören, das der Körper selbst gefunden hat.

Viele Orthopäden erwägen einen orthopädischen Ausgleich ab einem Zentimeter Beinlängendifferenz, da in diesem Fall im Alter mit Folgeschäden an der Wirbelsäule zu rechnen ist. Allerdings muss der Arzt bei jedem einzelnen Patienten entscheiden, ob ein Vollausgleich oder ein Teilausgleich sinnvoll ist.

Je nach benötigter Höhe wählen Arzt und Patient ausgleichende Einlegesohlen, eine Schuherhöhung oder eine Kombination aus beidem. Anfallende Kosten bezuschusst die gesetzliche Krankenkasse.

Welche Alternativen gibt es? Manchmal ist die Verkürzung eines Beines so stark, dass eine Operation notwenig wird. Es gibt verschiedene Verfahren, um die Beinlängen operativ zu korrigieren.

Bei den Möglichkeiten der operativen Beinverlängerung macht man sich die Reparaturvorgänge eines Knochenbruchs zu Nutze. In einer Operation befestigt der Arzt ein geeignetes Gestell am Knochen, das die Möglichkeit einer Verlängerung gewährleistet. Je nach Knochen kommt dabei entweder ein Schienenfixateur (sogenanntes Rail-System) oder ein Ringfixateur zum Einsatz. Danach durchtrennt der Arzt den Knochen an einer günstigen Stelle. Der Körper reagiert darauf mit einem Reparaturmechanismus und bildet neues Knochengewebe, den sogenannten Kallus. In dieser Anfangsphase der Knochenneubildung ist der Kallus noch nicht fest und gut dehnbar. Jetzt sorgt der Patient selbst für die Verlängerung des Beines: Viermal am Tag dreht er den Fixateur um je 0,25 mm auseinander. Das Gerüst dehnt den Reparaturknochen und veranlasst ihn, in die Länge zu wachsen. Pro Tag wächst das Bein so um einen Millimeter.

Ein anderes Verfahren verlegt die Längenkorrektur in den Knochen hinein. Der sogenannte Marknagel wird in den Knochen gepflanzt. Mit einem eingebauten Motor schraubt sich der Nagel kontinuierlich auseinander und sorgt so für die Verlängerung - auch hier um maximal einen Millimeter pro Tag. Beide Verfahren erfordern von den Patienten viel Geduld. In der Regel ist damit zu rechnen, dass die Prozedur der Beinverlängerung bis zu einem Jahr dauert.

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Folgen eines Halswirbelbruches Von Andreas Szelenyi

Der tragische Unfall von Samuel Koch am Sonnabend in der Sendung "Wetten das..?" bewegt die ganze Nation. Der 23 Jahre alte Wettkandidat hatte sich bei einem Sturz mehrere Brüche der Halswirbelknochen zugezogen. Nach einer Notoperation liegt der Student aus Hannover auf der Intensivstation der Uniklinik Düsseldorf.

Bruch der Halswirbelsäule kann Rückenmark beschädigen Ein Bruch an der Halswirbelsäule kann sowohl Knochen, Bandscheiben und Bänder, als auch das darin verlaufende Rückenmark beschädigen. Bei einer Verschiebung der Wirbel kann es zu einer Verengung des Spinalkanals (Wirbelsäulenkanal) kommen. Dadurch kann das Rückenmark komprimiert oder gar durchtrennt werden. Je nach Verletzung müssen nur die Knochen stabilisiert oder das Rückenmark zusätzlich entlastet werden - zum Beispiel durch Entfernen von Bandscheiben oder Knochenanteilen.

Motorik kann komplett eingeschränkt sein Jede Operation im Bereich der Wirbelsäule birgt Risiken. Dies umso mehr bei frisch Verletzten, da deren Blutungsneigung höher ist. Bei einer Verletzung des Rückenmarks kann, je nach Grad und Position der Verletzung, die Motorik komplett eingeschränkt sein. Bei einer kompletten Durchtrennung des Rückenmarks ab der unteren Brustwirbelsäule ist der Patient Paraplegiker und somit an den Rollstuhl gefesselt. Die Durchtrennung des Rückenmarks vom vierten Halswirbel an aufwärts ist meist tödlich - der Patient erstickt.

Wann ist eine endgültige medizinische Diagnose möglich? Innerhalb der ersten 24 Stunden nach einem Unfall kann bei gelähmten Patienten in der Regel keine endgültige medizinische Diagnose gestellt werden, da gewisse Lähmungen auch auf einen spinalen Schock (eine Art "Gehirnerschütterung" des Rückenmarks) zurückgeführt werden können. Erst danach können Sensibilität, Muskelkraft und Reflexe zuverlässiger geprüft und eine vorsichtige Prognose gemacht werden. Die Prüfung setzt allerdings einen wachen Patienten voraus. Nach Rückgang des spinalen Schocks - wenn sich das Rückenmark wieder erholt hat - ist dann meist schnell klar, ob der Patient gelähmt bleibt. WEITERE INFORMATIONEN

Ärzte: Samuel Koch bleibt womöglich gelähmt Der verunglückte "Wetten, dass?"-Kandidat Samuel Koch ist aus dem künstlichen Koma erwacht. Allerdings leidet er unter schweren Lähmungen an Armen und Beinen.