Generationen unter der Lupe
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Transcript of Generationen unter der Lupe
EXTRA NordostDie NordostschweizDienstag, 2. Juni 2009
inZusammenarbeitmitderFamExpoWinterthurundderterzStiftungBerlingen
MIT GROSSEM KINDER-MALWETTBEWERB!
EineBeilagevon
KinderüberGrosselternSimon Stettler (4) Hemishofen SH«Grosihütetmichoft,wasmichimmersehrfreut.SieisteinsuperSpielpartner.Ichmagsiegern.»
Severin Stucky (17)Scherzingen TG«InmeinerKindheitwarensiefürmichwieeingrossesBuch.SiekonntenmichmitihrenGeschichtenbegeistern.
HeutevermittelnsiemirihreLebens-
erfahrung,worausichviellernenkann.
Ichbinfroh,dassichsiehabe.»
ElternüberKinderValerie Brühwiler (40)Müselbach SG«MeineKindersindmeinLe-
ben.Fastallesdrehtsichum
sie.WennesmalProbleme
gibt,istmeineMutterdie
grössteStützeinderNot.»
Luigi Costa (44) Schaffhausen SH
«ElternzuseinisteineschwereAufgabe,diemeineElternprimage-meisterthaben.Nunversucheichesihnen
gleichzutunundmeinenKindernein
guterVaterzusein.Siesindimmerein
Aufstellerfürmichundwirhabenviel
Spasszusammen.»
GrosselternüberEnkelkinderErich Stillhart (67)Männedorf ZH«MeinenEnkelkindernmöch-
teichmöglichstvielvonmei-
nenErfahrungeninallenLe-
bensbereichenweitergeben.
Vorallemauchinsozialen
undmenschlichenFragenmöchteichihnen
hilfreichzurSeitestehen.IneinerFamilie
isteswichtig,dassmanzusammenhält.»
Doris Kiener (61)Frauenfeld TG«Grosselternzuseinheisst
fürmichfürmeineEnkel-kinderdazuseinundsie
vorbehaltloszugeniessen.
Ichunternehmesehrger-
neetwasmitihnen.Morgenbesuchenwir
zumBeispieldasConnyLand.»
Was Generationen über Generationen denken
interview spezial�
Jede Generation bildet ihre eigene Identität aus, indem sie sich absetzt. Das verhindert aber nicht sehr gute Beziehungen zwischen den vier Gene-rationen der Schweizer Gesellschaft. Das ergab das Interview mit der «Ge-nerationenforscherin» Prof. Dr. Pas-qualina Perrig-Chiello.
als publizistin und leiterin verschiedenerForschungsprojektehatsichpasqualinaperrigweitüberdielandesgrenzenhinwegeinennamengemacht.
Frau Perrig, was meint der Begriff «Ge-neration» in der Wissenschaft? Und unterscheidet der wissenschaftliche Gebrauch sich wesentlich von un-serem alltäglichen Sprachgebrauch?pasqualina perrig: im alltäglichensprachgebrauch beobachten wir gegenwärtigeine inflationvonGenerationenbegriffen.allerdingshandeltessichhier meist um «Generationenetiketten»:«Goldenagers»etwaoder«silveragers». solche Bezeichnungen habenmit dem Konzept von «Generation» inderwissenschaftwenigzutun.Hierbezeichnenwirals«Generation»◼ ein Kollektiv, das aufgrund von
sozialeroder zeitlicherundhistorischer positionierung wirksameGemeinsamkeiten hat (wie etwadie«nachkriegsgeneration»)
◼ innerhalb der Familien zur Kennzeichnung von abstammungsfolgen Kinder–eltern–Grosselterngeneration (genealogischer Generationenbegriff)
◼ auf der gesellschaftlichen ebeneeineKohortewieetwadie«wohlfahrtsgeneration», wenn wir davonsprechen,dasssiedafürverantwortlich sei, dass die jüngereGenerationwirtschaftlichnichtzukurz kommen dürfe (sozialer Generationenbegriff).
Woher kommt der Begriff «Genera-tion» sprachge-schichtlich gesehen?indirektkommtder BegriffausdemGrie
chischen(уєvoμа–gebären,hervorbringen),direktausdemlateinischenvongenerare–zeugen,erzeugen.zuerst verwendet wurde der Begriff imbiologischensinn, umdasverhältnisvon erzeugern und erzeugten zu beschreiben.aufunsMenschenübertragenwareszuerstderfamilialeGenerationenbegriff, der verwendet wurde,weilnachkommen inFamilienentstehen, dann wurde er auf die Gesellschaft übertragen: Jede Generationträgtihreeigeneidentitätfort.Dastutsie,indemsiesichabsetztvondenvorangegangenen.Dassheutediemitt
lereGenerationmitderganzjungenkonkurriert(etwainspracheund
Kleidung), gefällt dieser garnicht und erschwert es denJungen, den unvermeid
lichenabsetzungsprozessabzuschliessen.Das istein deutlicher nachteil unserer «altersirrelevanten Gesellschaft».
Haben sich die Generationen-beziehungen in den jüngsten Jahrzehnten
verändert?
Ja, notgedrungen, weil es heute inder Gesellschaft einen viel höherenanteilÄlterergibt,weilwirunsineineechte vierGenerationenGesellschaftverwandelt haben. Die längere gemeinsamelebenszeithatzusammenmitdergeringerenGeburtenratesehrvieleimplikationen.
Welche halten Sie für die wichtigsten Veränderungen?einesehrpositiveauswirkung istdiegelebteGrosselternschaft:weilenkelundGrosselterndurchdievielhöherelebenserwartungheutesehrvielmehrgemeinsameJahreverbringenkönnen,stehendieseGenerationensichnäherals je zuvor. Umgekehrt gibt es aberdieverpflichtung fürdie jüngerenGenerationen, sichumdie grössereanzahlpflegebedürftigerHochbetagterzukümmern.
eineaufgabederGesellschaftunddesstaates istes,dievorhandenenressourcen nicht mehr nur unter«Junge»und «alte» zu verteilen, sondernunterJunge,Mittelaltrige,Ältereund Hochaltrige oder Betagte. Dabeimussmanberücksichtigen,dassheuteimmerwenigerJungenachkommen: Diesen Gesellschaftsaufbaubeschreibt die moderne soziologiemit dem «BohnenstangenModell» –dasdünneFundamentdesGenerationenBausmusswieeineBohnenrankegestütztwerden,umnicht zukippen.esgibtalsoauchimmerweniger
Junge, die für immer mehr alte aufkommenmüssen.
ein weiterer offensichtlicher Unterschied zwischen früheren und heutigenGenerationenbeziehungenhängtmitderenormgewachsenenMobilitätzusammen:Die Familienmitglieder lebenheutehäufigeringrössererentfernung voneinander,manchmal indreiverschiedenen ländern. es gibt einefamiliale nähe, einen zusammenhaltund vielfältige Kontakte aus der Distanz.
Welche Ergebnisse des «Generatio-nenberichts Schweiz» halten Sie für die wichtigsten?amallerwichtigstenscheintmir,dasses den Generationenkrieg, von demeinige Medien berichtet haben, indenschweizerFamiliengarnichtgibt,weilhierdiesolidaritätzwischendenGenerationen noch gut funktioniert.Dass solche informellen leistungenwieetwadieKinderbetreuungimoffiziellenDiskursinderschweizerÖffentlichkeitnichterwähntwerden,hatdieverfasser des Generationenberichtssehrgestört.
tatsächlich haben sich die familialen Generationenbeziehungen in denvergangenen Jahrzehnten eher verbessert als verschlechtert. Kinderbleiben länger zuhause, ziehen erstnach einer langen ausbildungszeit indie eigene wohnung. Das ist augenscheinlichnichtnureineFolgefinanzi
ellerÜberlegungen,sondernesgefälltderMehrzahlbeideneltern.auchdieBeziehungenzudenGrosselternsindbesser als je, und auch das hängtnichtnurmitden«Batzen»zusammen,die reichlich verteilt werden, sondernauchdaran,dasssiemehrzeitfürdieenkelhabenalsjeundvielfachalsdieelternselbst.wiesichdasentwickelnwird, wenn Frauen, die die grösstelast innerfamilialerarbeit tragen,weniger zeit für informelle tätigkeitenhaben werden, weil sie zwangsläufignoch stärker in das Berufsleben eingebundenseinwerden,dasistunklar.was allerdings jetzt schon geleistetwird, muss gesellschaftlich honoriertwerden, verdient endlichrespekt: eserspart dem staat enorme aufwendungen, dass so viele töchter elternpflegenundsovieleGrossmütterenkelhüten!
Welche Ergebnisse des Generationen-berichts haben Sie am meisten über-rascht?Dass in Familien viel geleistet wird,dass es einen starken zusammenhalt gibt, dass transferleistungenstattfinden, hatte ich freilich gewusst. Das grosse ausmass dieser leistungen hat mich aber dochüberrascht. Und nicht weniger überraschendwar fürmich,wie sehr gesellschaftliche strukturen fehlen,wiewenigderstaat inder lage ist,Betreuungs und pflegeaufgaben zuübernehmen–beispielsweisefehlenannähernd50000Krippenplätze.
ein weiteres überraschendes ergebnis: es ist viel von «Gerontokratie» die rede, von einer Herrschaftderalten.DieBefundesindhiereindeutig:DiemittlereGenerationhatinderschweizdassagen.Dabeireichtdiese «Mitte»nachallgemeinemverständnis heute vom 40. bis zum60.lebensjahr.
Treffen die Beobachtungen des Gene-rationenberichts annähernd auch auf Ihre eigene Familie zu?Ja, auch die eigene Familie bestehtausvierGenerationen,wobeiderverwitwete, gesunde fast 90jährige Urgrossvater vondenKleinstenvergöttertundvondenjungenerwachsenenfür«cool»gehaltenwird.seinealtersweiseGelassenheitistvorbildfürsie.auch das entspricht einem Befunddes Generationenberichts: werthaltungenwieFriedfertigkeitundverträglichkeit werden von Älteren und Jüngerenstärkergeschätzt,vondermittlerenGenerationingeringeremMass.Grundsätzlichunterscheidensiesichzwischen eltern und ihren Kindernstärker als bei den entfernteren Generationen.
ı Mit Pasqualina Perrig-Chiello sprach Dr. Thomas Meyer, terzStiftung Berlingen
Enkel undGrosseltern – sie stehensichnäher als je zuvor
DIE norDoSTSCHwEIzDienstaG,2.JUni2009
eltern und nachkommengenerationorientieren sich häufig an verschiedenen werten und sie verfolgen unterschiedliche interessen. es ist geradezu unvermeidbar, dass jede Generationsichvondervorangehendenabhebt,dassJüngeresichvonÄlterenunterscheidenundablösenwollen.
in der pubertät sind aufeinanderprallende ansichten, verhaltensweisenundzielevonJugendlichenundeltern täglich erlebte wirklichkeitundnichtsUngewöhnliches.DassesdanebenimmerauchFeldergibt,aufdenen Kinder der Mutter oder demvaternacheifern,siesichzumvorbildnehmen – wie überhaupt vorbilderfür gewöhnlichderälterenGenerationentstammen–,auchdasverstehtsich fast von selbst. Unterschied
licheinteressenkönnenauchimöffentlichen raum aufeinander stossen – wenn etwa Bewegungsdrangund ruhebedürfnis zusammenprallen,woeinBolzplatzodereineHalfpipegebautwerdensollen.sosiehtdie normalität aus, die niemand zudramatisierenbraucht.
Die veränderungen in den Familienstrukturen(durchsteigendescheidungszahlen, gesunkene Geburtenraten, stark gestiegene lebenserwartung), die deutlich geringereBindung auch der mittleren Generationen an überlieferte werte unddiehoheBeschleunigungderveränderungen in der alltagskultur durchvielfältigeMedieneinflüssebewirkenmitzahlreichenweiterenFaktorenzusammen,dassdieüblichen interes
senunterschiede zwischen den Generationen sich verstärken. es warin diesem zusammenhang oft vomGenerationenkriegdierede.DerGenerationenbericht schweiz hat klargestellt,dassdieseredeweiseüberhauptnichtzutrifft.
Die solidarität unter den Generationen, die Unterstützung innerhalbder Familien und die erfüllung dergegenseitigen verpflichtungen ist inwahrheitgross.auchdiefinanziellentransferleistungen sind sehr hoch.DieveränderungeninderschweizerGesellschafthabenunterdenGenerationenzueiner«näheausDistanz»geführt, zu einem engagement (derGrosseltern oder sogar Urgrosseltern)ohneeinmischung(indieerziehungderenkel).(tm)
GenerationenkonflikteundGenerationenkrieg
Gelebte Grosselternschaft: Enkel und Grosseltern verbringen heute viel gemeinsame zeit miteinander. Bild:adpic
Dr.pasqualinaperrigChiello istprofessorinam institut fürpsychologieder Universität Bern. leiterin verschiedener Forschungsprojekte zudeneinzelnenlebensaltern.schwerpunkteihrerlehrundForschungstätigkeitsindentwicklungspsychologiederlebensspanne,Generationenbeziehungen sowie wohlbefinden undGesundheit. sie lebt in Basel, istverheiratetundhatzweierwachsenesöhne.zuihrenjüngerenpublikationengehören«zwischendenGenerationen.FrauenundMännerimmittlerenlebensalter,zürich2001»(zusammenmitFrançoisHöpflinger),«inderlebensmitte.Dieentdeckungdesmitt
leren lebensalters, zürich 2008»(mitFotosvonFridolinwalcher)der«Generationenbericht schweiz. Generationen–strukturenundBeziehungen», zürich 2008 (zusammenmit François Höpflinger und Christiansuter)sowie «Kindheitund Jugend in der schweiz», weinheim2008(mitFranzschultheisundstephan egger). Bei den beiden letzten publikationen handelt es sichum die schlussberichte des nationalenForschungsprogramms52zuGenerationenbeziehungen, welchessie leitete. imHerbsterscheint ihrneues Buch (zusammen mit François Höpflinger) «Die Babyboomerrevolutionierendasalter».(tm)
zUr PErSon
pasqualinaperrigChiello
dieneue«alte»generation spezial�
Mit Blick auf den demografischen Wandel muss unser ganzes Handeln für die Zukunft immer daran gemessen werden, ob es generationenfreundlich und generationenverträglich ist. Dafür setzt sich in der Schweiz die terzStiftung ein.
gegenwärtig richtet sich die öffentliche aufmerksamkeit noch viel stärker auf Fragen des umweltschutzesals auf solche des demografischenWandels.niemand,derineinemmitteleuropäischenstaatpolitischeVerantwortung trägt, bestreitet heutenoch,dasswirvielzulangeraubbauan der natur betrieben haben. Keinschweizernationalratkönnteessichleisten,dennaturschutzgedankenfürunwichtig zu erklären, zumal er hierzulandemeistensmitdemgefühlsintensivenBegriffderHeimatverknüpftist.dieBewahrungderumweltistalsgrosseszielinallenKöpfenfestverankert. Mit ressourcen nachhaltigumzugehenistnachallgemeinereinschätzungdaseinzigsinnvolleVorgehen.
es ist bereits gelungen, weiteKreise der Bevölkerung für das recycling zu gewinnen, viele arbeitenverantwortungsbewusst selbst mit.daneben müssen schäden, die derMenschbereitsangerichtethat,wennirgendmöglich,wieder behobenwerden. der planet erde ist gefährdet,weil wir in seine natürliche ordnungeingegriffenhaben,jedenfallsistdasgleichgewicht,wiewireskennen, labilgeworden.HierkönnennichtmehrdieeinzelnenBürgerdurchprivateanstrengungendasentscheidendeleisten,eshandeltsichumglobaleaufgabenvonaussenundentwicklungspolitik.
Die Erde für unsere Nachkommen erhaltendie unbestreitbaren tatsachen desdemografischen Wandels haben sichnochlängstnicht ingleicherWeiseöffentlichverbreitet.selbstwenigepolitikerhabendasausmassderzukunftsaufgaben erkannt, die sich ergeben.alleinschonderoffenzutageliegendezusammenhang zwischen der Bewahrungdernatur,dererhaltungeinerumweltaufdererde,inderMenschenlebenkönnen,undderFragedanach,werdennin30,50oder100Jahrendarinlebenwird,istvielzuseltendeutlichangesprochenworden:FürunsereKinder,unsereenkelundderennachkommen
oder jedenfalls angehörige dieser generationenmüssenwirFlüssesäubern,die luft reinigen und den schadstoffausstoss von Maschinen und Kraftwerken verringern. Bedrohte tier undpflanzenarten zu retten ist zweifelloseineehrenwertetätigkeit,aberwerrettet sie nur um ihrer selbstwillen?andieMenschenzudenken,dieeinestages mit ihnen zusammen auf diesemplanetenlebensollten,istkeineswegsverwerflicher «speziesismus». Wennjemand eine rangordnung einrichtensollte, müsste deshalb «generationenverträglich» der übergeordnete und
«umweltverträglich»deruntergeordneteBegriffsein.
Veränderung der Gesellschaft als GanzesHöherelebenserwartungjedereinzelnen schweizerin und jedes einzelnenschweizers bei gleichzeitig sinkender geburtenrate sowie mindestensgleich bleibender immigration – wasbedeutet das für das aussehen dergesellschaft in einigen Jahrzehnten?langlebigkeitundfehlendeKindergemeinsamwirken sich nicht bloss aufdie systeme der sozialen sicherung
aus.diegesellschaftalsganzeswirdsich zwangsläufig verändern, und damit ist nicht nur gemeint, dass diegrauenundweissenHaarschöpfedienaturblondenundvonnaturausdunklenweitüberwiegenwerden.
Wenndiezahlderüber64Jahrealtenpersoneninderschweizbis2050um90prozentzunimmtundgleichzeitig diezahl der unter20 Jahrealtenpersonen hier um 15 prozent sinkt,wovondasreferenzszenariodesBundesamtes fürstatistikausgeht,dannleben in der schweiz in 42 Jahrenmehr Menschen, von denen gleichzeitig weniger erwerbstätig sind alsheute. das hat zwangsläufig auswirkungen auf die säulen der rentensicherung, auf die lebensarbeitszeit,aberauchaufdenarbeitsalltagimBetrieb,aufdiegesamteWirtschaft,aufdieWohnformenundaufdaszusammenlebenüberhaupt.eswirdsichaufdie Bildung auswirken, denn immermehrJüngerewerdenhöhereschulabschlüsse erreichen, aber auch ÄlterewerdendieChancenaufBildungnachder pensionierung wahrnehmen, undauchdasgesundheitswesenwirdsichverändern: z.B. nahrungsergänzungsmittel und Wellnesspräparate werdendeutlichzunehmen.dieälterwerdendegesellschaftwirdeinruhigeresundgelassenerestempoeinschlagen,dieHektik auf denstrassenwirdabnehmen.
Bildung, Wohnen, PersonalpolitikWerjetztnichtaufgenerationenverträgliche ansätze für die lösung der aufgaben im Bildungssektor achtet, der
wird zu grosse primarschulen und zuwenig seniorenakademien oder universitätenmitstudienplätzenfürnachberuflich studierende einplanen, ganzzu schweigen von innerbetrieblicherFortbildung für langjährige Mitarbeitende.WerbeiWohnungsbauprogrammennichtdiegenerationenfreundlichkeit anersterstelle imBlickhat, derbaut amBedarf vorbei.unternehmen,die keinedemografieorientiertepersonalpolitikbetreiben,diealsojetztnocherfahreneMitarbeitendeentlassenundsämtliche Überlegungen zur generationengerechten arbeitsorganisationund zur gestaltung gesunder arbeitsplätzeverschieben,werdenbaldkeinearbeitskräftemehrfinden,diebeiihnentätig sein möchten. Wohnungseinrichtungen,aberauchalltagsgeräte,diezuwenig benutzerfreundlich und zu sehrinihretechnikverliebtsind,werdenunverkäuflichsein.
Klares Fazitnur unternehmen, die auf die KonsequenzendesdemografischenWandelseingestellt sind, die also Waren unddienstleistungenanbieten,dieauchfürÄltere attraktiv sind, werden sich aufdemMarktbehauptenkönnen.
aus diesen gründen setzt sichdie terzstiftung für generationenverträgliche lösungen und generationenfreundliche dienstleistungen undprodukteein.dennwasälterenMenschennützt,kannjüngerenMenschennichtschaden.
ı René Künzli, Präsident der terzStiftung
ı Dr. Thomas Meyer, Leiter Wissenschaft der terzStiftung
«Was älteren Menschen nützt, kannjüngerenMenschennichtschaden»
DiE NoRDoSTScHWEiZdienstag,2.Juni2009
dieterzstiftungsetztsichdafürein,dass der heutige generationenvertrag den veränderten gesellschaftlichen Verhältnissen so angepasstwird,dasseingerechterlastenausgleich zwischen den altersgruppenstattfindet.Kostenundnutzenindergesellschaft müssen so aufgeteiltwerden,dasskeinealtersgruppebenachteiligt wird – besonders dann,wenn einmal das durchschnittlichelebensalter sehr viel höher seinwird.allemüssensichsoverhalten,alshättensieeinennotariellbeglaubigten generationenvertrag unter
zeichnet: in gemeinsamen Überlegungen muss eine gerechte Übergangsregelung gefunden werdenunddanneinvölligneuesrentensystem.dassesgenerationengerechtseinmuss,istklar.undgerechtkönneneingriffeindassystemderaHVnicht sein, wenn eine generationüber ihreKraft hinausbeanspruchtwird.diesolidaritätmussvonallengenerationengeübtwerden.dasbedeutetauch,dassfreiwilligeWeiterbeschäftigungüberdas65.lebensjahrhinausüberallmöglichseinsollundwahrgenommenwird.(tm)
FüreinengerechtenlastenausgleichRené und Silvia Künzli mit Nadine (l) und Sina Wyss, zwei ihrer Enkelkinder. Bild:zvg
Die terzStiftung mit Sitz in Berlingen TG vertritt die interessen älterer Menschen und setzt sich für generationenfreundliche Produkte und Dienstleistungen ein. Sie ist die einzige institution in der Schweiz, die für alle Altersfragen rund um die Uhr eine telefonische Anlaufstelle anbietet.
«zukunftistnichteinfachdas,wasaufunszukommt.sieistimmerauchdasergebnisunsererideen,absichtenundHandlungen», meint stiftungspräsidentrenéKünzli.nachseinerpensionierunghatergemeinsammitseinerFrausilviainBerlingentgdieterzstiftung gegründet, ummit dafür zu sorgen, dass Menschen in der schweizso lange wie möglich selbstständigundsicherlebenkönnen.
dieFörderungvonselbstständigkeitgewinntanBedeutung:dieMenschenwerden immerälter, deralltag immerkomplexer. produkte und dienstleistungen für ältere Menschen werdensich künftig auch daran messen lassen müssen, ob sie zu einem leichterenumgangmitdieserKomplexitätbeitragenkönnen.
die gemeinnützige und nicht gewinnorientierteterzstiftungbezweckt,
Menscheninderdritten lebensphase inalltagsfragen zu unterstützen. sie versteht sich alsansprechpartner für Fragen aus denBereichenpräventionund gesundheit,leben undWohnen, Finanzen undrecht, Mobilität und aktivität. Für ihren Jahresbeitrag(CHF 130.– alseinzelperson bzw.CHF195.–alspaar)stehtden«gönnern»derstiftungunteranderem rund um dieuhr eine telefonischeanlaufstelle für alle altersfragen unter der gratisnummer 0800123333zurVerfügung.dasterzserviceCentergibtauskünfte,lässtFragenabklären
und vermittelt weiter an spezialistenaus den vier genanntenBereichen.erstberatung undVermittlung sind
für gönner kostenlos.eswirdaber nochmehr geboten: zumBeispieldasgönnermagazin«terz»,das sechsmal jährlich
erscheintund wertvolle
informationenund tipps zum
selbständigbleibenenthält, Kurse fürmehr selbstständigkeit oder medizinische BeratungüberdasterzserviceCenter. zudem gibt
es interessante angebote, die gemeinsammit den partnern gestaltetwerden, und ein teil der gönnerBeiträge fliesst in einen Fonds, der ge
nerationenübergreifendeprojekteunterstützt.dieterzstiftungbindetWirtschaft, Verbände und institutionenfürdieunterstützungdesselbstständigbleibens in ihr Kompetenznetzwerk ein. alle partner wollen diesengrundgedanken der terzstiftung unterstützen und generationenfreundliche dienstleistungen und produktefürgönneranbieten.
45 Jahre ErfahrungdasstifterpaarsilviaundrenéKünzli hat annähernd45 Jahre für ältereMenschen gearbeitet. sie führtenrehabilitationseinrichtungen, pflegeheime undresidenzen. «in dieserzeithabenwirvermutlichalleFragenkennengelernt,diesichimBlickaufdasalternstellen.Wirsindmitnahezuallensituationenkonfrontiertworden, in die jemand im alter gerät»,sagtrenéKünzli.«dadurchhabenwirgelernt,wasesbedeutet,älterzuwerden.undwirhabengelernt,wiewichtig es ist, jemanden zu haben, dersichauskenntunddeshalbeinefachkundige auskunft geben kann odereinfachnurda ist, derhin statt nurzuhört, der beherzt hilft, wo rascheunterstützung von aussen nötig ist,
oderdortschweigtundanteilnimmt,womansprachlosist.»
Fürsprecherin bei Altersfragenob es sich um persönliche anliegen oder grundsätzliche Benachteiligungenhandelt:dieterzstiftungwirdaktiv. dabei richtet sie sich an denWerten selbstbestimmung und eigenverantwortung,Freiheitbeigrösstmöglicher sicherheit sowie generationengerechtigkeit und verträglichkeit aus. sie ist «Fürsprecherin» beialtersfragen. in dieser rolle möchtesie impulse indiegesellschaft,politik und Wirtschaft geben, um einebessere alterspolitik, generationenfreundliche produkte und dienstleistungenzufördern.(tsb)
ı Weitere informationen beim terzServicecenter unter 0800 123 333 oder im internet unter www.terzstiftung.ch
selbständigbleiben–dafürsetztsichdieterzstiftungein
Gönner stehen bei der terzStiftung im Mittelpunkt. Sie versteht sich als schweizerisches Pioniermodell für
Selbstständigkeit im Alter.
Ein schweizerisches Pioniermodell rund um «selbstständig bleiben im Alter»
Selbstständig zu bleiben ist ein be-sonders wichtiges, vielleicht das vorrangige Ziel älterer Mitteleuropä-erinnen und Mitteleuropäer. Die Ver-antwortung für ihren Alltag, für ihr tägliches Leben möchten sich die we-nigsten im Alter abnehmen lassen.
Kaum jemand teilt hier die eher «südländische» Ansicht: Nun habe ich genug gesorgt und anderen geholfen, von jetzt an lasse ich mich umsorgen und bin zufrieden, wenn möglichst keiner mehr etwas von mir erwartet. Im Gegenteil möchten die Bewohnerinnen und Bewohner der Schweiz auch im Alter wenn irgend möglich noch von anderen unabhängig für sich selbst sorgen, mindestens jedoch selbst darüber bestimmen, auf welchem Feld des Alltagslebens und in welchem Umfang ihnen geholfen wird.
Verantwortung für die ZukunftVerantwortung übernehmen wir grundsätzlich für zurückliegendes Handeln, für etwas, das wir bereits getan haben. Erst seit dem 20. Jahrhundert ist es ein üblicher Gebrauch des Begriffs «Verantwortung», ihn auf die Zukunft, auf geplantes und noch nicht ausgeführtes Handeln, ja für die absehbaren Folgen dieses zielgerichteten Handelns anzuwenden. Ebenso war es lange Zeit üblich, nur dann von «Verantwortung» zu sprechen, wenn es eine Institution gab, der gegenüber jemand sich für sein folgenreiches Handeln verantworten musste.
Bei der Eigenverantwortung ist diese Instanz kein Gericht und keine sonstige Autorität. Zuerst schulde ich mir selbst Rechenschaft über mein Tun, also auch über die Gestaltung der Lebensumstände im Alter. Damit ist nicht das ziemlich Banale: «Erst denken, dann handeln» gemeint. Vielmehr sollte ich möglichst jeden Schritt begründen können, den ich zurückgelegt habe oder beabsichtige zu setzen. Freilich gibt es Menschen, die in ihrem ganzen Leben eher «spontan» gehandelt haben und von denen man nicht erwarten kann, dass sie gerade im Alter damit beginnen werden, Punkt für Punkt für sich selber zu begründen, warum sie genau das tun, was sie gerade tun – so wie sie es tun. Aber sie dürfen dann nicht Fehlleistungen und Schwierigkeiten nur immer anderen anlasten. Solange jemand beansprucht, selbstständig zu leben, muss er oder sie bereit sein, die Konsequenzen der Selbstständigkeit auf sich zu nehmen.
Das Gleichgewicht stabilisierenDas betrifft nicht nur jeden einzelnen Menschen in seinem Alltagsleben, son
dern die gesamte Menschheit als Ganzes: Weil die Menschen in der Lage sind, verantwortlich zu handeln und weil sie mit ihrer Hochtechnisierung Verantwortung für das Gleichgewicht auf dem Planeten Erde auf sich geladen haben, sind sie nun auch verpflichtet, im Sinne des Fortbestandes dieses Gleichgewichts zu handeln. Die Menschen können nicht mehr so tun, als sorgte die Natur für ihr eigenes Gleichgewicht. Sie haben sich entscheidend eingemischt, nun müssen sie die Konsequenzen so weit sie können absehen, auch so weit in die Zukunft, wie sie irgend können. Wir sind überzeugt, dass der Wert der Generationenverträglichkeit noch höher steht als der Umweltschutz. Das ist die höchste Verantwortung von uns Men
schenwesen auf dieser Erde: dafür zu sorgen, dass noch unvorstellbar viele Generationen nach uns hier gut leben könnten.
Menschenwürdig lebenDas klingt nach einem sehr abstrakten Wert. Es hat aber Auswirkungen auf den Alltag von uns allen. Soweit wir selbstständig sind, müssen wir die Aufforderung beachten, immer nur das zu tun, was mit dem Fortbestand von menschlichem Leben auf der Erde unter möglichst guten Bedingungen vereinbar ist – auch wenn wir diese Aufforderung nicht ununterbrochen im Kopf haben. Schrankenloser Egoismus kann nie generationenverträglich sein. Umgekehrt: Wer will, dass menschliches Leben
auf der artenreichen und stabil klimatisierten Erde fortbesteht, muss generationenverträglich handeln. Das ist der höchste Sinn von Eigenverantwortung.
Wenn jemand in seinen alltäglichen Lebensverrichtungen eingeschränkt und deshalb auf die Hilfe Dritter angewiesen ist, beispielsweise beim Aufstehen, Einkaufen, Kochen oder bei der Körperpflege – dann ist die Selbstständigkeit eingeschränkt. Das gibt allerdings keinem anderen das Recht, die Möglichkeiten der Selbstbestimmung über das unvermeidliche Mass hinaus einzuschränken. Zur Förderung einer selbstbestimmten und eigenverantwortlichen Lebensführung zu Hause muss jemandem mit solchen Einschränkungen das Recht eingeräumt werden, die eigene Unterstützung verstärkt in eigener Kompetenz zu organisieren. Die Betroffenen sollten selber über Zeitpunkt und Art der benötigten Hilfestellungen bestimmen und die Personen, die sie unterstützen, selber auswählen können.
Grössere SelbstständigkeitEs ist eine eigene Art von Lernen, sich die Kompetenz zu erhalten oder zu erwerben, den eigenen Alltag zu bewältigen: die Alltagskompetenz. Die Betroffenen selbst und diejenigen, die sie im täglichen Leben unterstützen, müssen sich jeweils überlegen, welche Hilfestellung förderlich ist und welche nur neue Abhängigkeiten schafft. Neue Abhängigkeiten schränken bloss die Selbständigkeit oder die Selbstbestimmung über den Umfang der Hilfe ein.
Wenn beispielsweise die betreuende Tochter ihrer Mutter abends eine starke Schlaftablette anbietet, damit diese durchschläft, ist das zunächst sinnvoll und hilfreich, erleichtert die Versorgung: Die Mutter wird in der Nacht nicht in ihrer Wohnung herumwandern, was mit der Gefahr eines Sturzes verbunden ist. Die Tochter wird sich darüber keine Sorgen machen müssen. Allerdings wird die Mutter möglicherweise auch dann nicht aufwachen, wenn sie eigentlich die Toilette aufsuchen müsste. So wird es unvermeidlich, dass sie jede Nacht NässeschutzEinlagen trägt, die ansonsten nicht erforderlich wären. Und sie wird Schwierigkeiten mit dem Wachwerden bekommen, was die Beweglichkeit am Morgen verringert, die Sturzgefahr erhöht. Das Beispiel zeigt als eines von vielen die Zweischneidigkeit von Hilfe im Alter. In jedem Einzelfall müssen Betreuende und Betreute gemeinsam überlegen, ob die Einbusse an Selbstbestimmung den Gewinn an Sicherheit wert ist.
ı Dr. Thomas Meyer, terzStiftung
So selbstständig wie möglich, mit so viel Hilfe wie nötig
Richtige Hilfe zur richtigen Zeit: Ein wertvoller Beitrag zur Selbstständigkeit. Bild: adpic
Anfang dieses Jahres führten die terz-Stiftung und die Universität St. Gallen gemeinsam eine Studie durch, um die Anforderungen zu ermitteln, die äl-tere Menschen an Dienstleistungen haben. Die Ergebnisse unterstrei-chen, wie wichtig ein auf die indivi-duellen Anforderungen abgestimmtes Angebot an verschiedenen Services ist, damit ältere Menschen möglichst lange in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben können.
Die insgesamt 126 Studienteilnehmer zeigen ein in Summe beachtliches Interesse an verschiedenen Dienstleistungen, insbesondere an haushaltsunterstützenden Diensten wie Wohnungsreinigung (circa 40 Prozent), Hauswartdienst (18 Prozent), Bügel oder Einkaufservice (je 16 Prozent). Weiterhin wichtig für ältere Menschen sind Mobilitätsdienste öffentlicher Verkehr (30 Prozent), Fahrdienst (10 Prozent) sowie ein Hausnotrufdienst (14 Prozent).
Insbesondere jüngere Ältere zeigen ein hohes Interesse an Einkaufs sowie Wäschediensten, weshalb bei diesen Services mit einer in der Zukunft steigenden Nachfrage älterer Menschen gerechnet werden darf.
Damit Anbieter möglichst passgenaue Leistungen bereitstellen können, verfolgte die Untersuchung das Ziel, die Detailanforderungen älterer Menschen an verschiedene Dienstleistungen zu ermitteln. Es ist bekannt, dass ältere Menschen keine homogene Gruppe mit einheitlichen Anforderungen und Erwartungen sind.
Höchste Anforderungen an TierbetreuungWie die Studie ergab, bestehen aber nicht nur Unterschiede zwischen den einzelnen Personen, sondern auch zwischen den Erwartungen einzelner Teilnehmer an verschiedene Dienstleistungen. So spielt beispielsweise die exakte Berücksichtigung von kun
denindividuellen Wünschen bei Wohnungsreinigungsdiensten nur eine untergeordnete Rolle, während sie bei pflegerischen Diensten erwartungsgemäss deutlich wichtiger bewertet wird. Die höchsten Anforderungen an die Individualisierung der Leistung ha
ben ältere Menschen im Durchschnitt aber an Tierbetreuungsdienste. Auch bei anderen Qualitätsmerkmalen wie Reaktionszeit, zeitliche Flexibilität, Ausbildungsstand der Leistungserbringer oder persönlicher Kontakt zum Dienstleister zeigen sich deutliche Unterschiede in den Erwartungen älterer Menschen an verschiedene Dienstleistungen.
Komplexität vom Kunden fernhaltenDiese Erkenntnisse sind deshalb wichtig, weil die unterschiedlichen Anforderungen Grenzen für die Bereitstellung aller Dienstleistungen «aus einer Hand» bilden. Aufgrund der verschiedenen Erwartungen bedarf es spezialisierter Anbieter für unterschiedliche Services. So genannte «ServiceIntegratoren» müssen aber die «administrative Komplexität» vom Kunden fernhalten und zum Beispiel eine Gesamtabrechnung für alle bezogenen
Dienste und eine zentrale Informations und Beschwerdestelle bieten. Dass gegenwärtige Angebote die Anforderungen älterer Menschen noch unzureichend erfüllen, zeigen die Nutzungszahlen. Diese liegen für alle Dienstleistungen deutlich unter dem kommunizierten Interesse.
ı Philipp Osl, Kompetenzzentrum Independent Li-ving, Universität St. Gallen
Optimale Dienstleistungen: Das A und O im Alter
Vor Veröffentlichung haben 20 SeniorScouts der terzStiftung den Fragebogen getestet. Alle Leserinnen und Leser dieser Beilage «Generationen», die noch nicht an der Studie teilgenommen haben, sind herzlich eingeladen, den Fragebogen unter www.terzstiftung.ch (Aktuelles) noch auszufüllen. (pos)
Studie: Mitmachen!Die optimale Betreuung des Haustieres: Ein grosses Anliegen älterer Menschen. Bild: Nana do Carmo
In der Schweiz wohnen immer mehr ältere Personen, und sie wohnen immer häufiger alleine – auch im Alter. Dafür gibt es unauffällig eingepasste technische Haushaltshilfen, die das autonome Leben in der eigenen Wohnung erleichtern, auch wenn die Kräfte nachlassen. Es beginnt mit zusammengeschalteten Ein/AusFunktionen etwa für Licht, Jalousien und Herd, sodass mit einem Befahl sämtliche Lichter gelöscht, alle Jalousien heruntergelassen und der Herd ausgeschaltet werden können. So besteht keine Gefahr, beim Verlassen der Wohnung etwas zu vergessen. Medizinische Fernversorgung ist ein anderes Beispiel oder die Vernetzung des eigenen Haushalts mit einem Dienstleistungsunternehmen, das auf Wunsch überwacht, ob der Bewegungsmelder im Schlafzimmer einen Sturz oder ruhige Bewegungen anzeigt, sodass es notfalls ein Team schicken kann, das nachsieht, ob Hilfe nötig ist.
Stark erklärungsbedürftig
Dass bediente Bahnschalter die kundenfreundlichste Lösung sind, um an Billette zu kommen, ist unbestreitbar. An die Automaten mit Tastatur hatten die Bahnreisenden sich in 20 Jahren gewöhnt. Die neuen TouchscreenBillettautomaten, die sie allmählich ersetzen, sind stark erklärungsbedürftig. Sie haben zahlreiche Sonderfunktionen. Aber meistens will man daran einfach nur ein Billett lösen – weder Routen planen noch sein Handy aufladen. Es ist also erforderlich und gut, dass die SBB Kundenberater einsetzen, um vor allem den älteren Bahnreisenden Unterstützung beim Anwählen und Ausdrucken zu bieten.
Wer daran gewöhnt ist, dass «Funktionalität» bedeutet, dass ein Automat genau die Arbeit effektiv verrichtet, für die er gebaut wurde, dem fällt es schwer, spielerisch mit einem Gerät umzugehen. Während Jugendliche ausprobieren wollen, was man damit alles machen kann, befürchten Ältere, sie könnten das Hauptziel, ein Billett zu lösen, aus den Augen verlieren – oder sogar etwas kaputt machen. Das sind wirklich verschiedene Kulturen. (tm)
Nachvollziehbar: Die Angst vor dem TicketAutomaten
SBB-Touchscreen-Ticketautomat.
� SPEZIAL LEBEN & WOHNEN DIE NORDOSTScHWEIZ DIENSTAG, 2. JUNI 2009
LEBEN&WOHNEN spEziaL�
Auf der Suche nach der altersfreund-lichsten Stadt im Dreieck Frauenfeld, Schaffhausen Winterthur zeigt sich ein frohmachendes Bild. Alle bieten viel persönliche Freiheit und selbst-bestimmtes Leben mit Wärme und Esprit für die ältere Generation. Eine Uniformität darf es dabei nicht ge-ben, das wäre Stillstand.
DieinnereKonstruktiondesMenschenbringtesmitsich,dassersichbeson-dersbeimÄlterwerdendortaufhaltenwill, wo er sich zuhause fühlt. Wenndies fehlt, fehlt die innere Kraft, dieGelassenheit,dieRuhe,diezufrieden-heit.«anderVorstellunginschaffhau-sen alt werden zu können überzeugtmich die Möglichkeit in meinen eige-nenvierWändendieDienstleistungenundUnterstützungen zu erhalten, dieich brauche um selbstbestimmt al-ternzukönnen»,bringtMonicastuder,Bereichsleitung Betreuung der stadtschaffhausen, ihre persönliche sichtaufdenpunkt.
DaspolitischeCredoderstadtschaff-hausen: «Die Bevölkerung der stadtschaffhausenlebtundwohntineinerstadt,indereinselbstbestimmtesal-tern, ambulant und oder auch statio-när, gewährleistet ist.» Dieses CredohabenauchdiestädteWinterthurundFrauenfeld.DasVertrauenindieKraftder Notwendigkeiten ist in allen dreistädten in politischen Grundsätzen,zielenundMotiveneineDauerheraus-forderung. Der feste Wille eine guteGemeinschaftzwischendenGenerati-onenzuschaffenfördertdieallgemei-neLebensqualität,soderGrundtenorderdreizentren.
«Wir in schaffhausen bieten ver-schiedene Wohnformen in den stati-onärenEinrichtungenwiezimmermitKochgelegenheit, Wohngruppen, pfle-gewohngruppen,WohngruppenfürDe-mente, alterswohnungen, pflegeabtei-lungenundbetreutesWohnen,spitex,private pflegedienste, Quartierdienst-
leistungen, Vernetzung der Versor-gungskette», listet studer auf. NeueWohnformenimalterseien inschaff-hausennochwenigvorhanden,initiati-venvonprivatenwürdenabervonderstadtunterstützt.
Regine sauter, Departementssekre-tärindesDepartementessozialesWin-terthur, ist stolz darauf, dass in Win-terthur die Versorgung der älteren Be-völkerung mit Wohnangeboten, Dienst-leistungenrundumdieGesundheitsver-sorgung sowie das soziale Netz eben-falls auf hohem Niveau gewährleistetsind.«praktischalleindiesemBereichtätigenOrganisationensind im«alters-
forumWinterthur»(www.alter-winterthur.ch)zusammengeschlossenunddadurchmiteinandervernetzt.Durchdaszusam-menwirkenderstädtischenundprivatenOrganisationenistdieabstimmungderangebotegewährleistet.» inseinenLe-gislaturschwerpunkten2006bis2010hält der stadtrat von Winterthur unteranderemfest:«BetagteMenschensol-leninWinterthureindifferenziertesan-gebotanWohn-,Betreuungs-undpfle-gemöglichkeitenvorfinden,sodassihrepersönliche Lebensqualität so langewiemöglicherhaltenbleibt.»
Die häufigste Wohnform ältererMenschen in Winterthur ist das pri-vate Wohnen zu Hause. im 2007lebten83prozentder80jährigenundälterenMenscheninprivatenHaushal-ten. «Dieser Quotient ist gegenüberdem gesamtschweizerischen Durch-schnittumrund3prozenthöher.Dies
entsprichtauchdemzielderstadträt-lichen politik – ambulant vor statio-när»,betontsauter.speziellistinWin-terthur die GaiWO, Genossenschaftfür alters- und invalidenwohnungen,die zahlenmässig die meisten alters-wohnungenanbietet.DieGaiWOsetztauch kontinuierlich das Konzept desbegleitetenWohnensum,umfasstei-nen24-stunden-Notruf,diesiedlungs-begleitungunddenReparaturdienst.
Frauenfelds stadträtin Elsbeth ae-pli,zuständigfürdieVerwaltungsabtei-lungGesundheit,betont,dassFrauen-feldsehr innovativ ist.Neuwerdege-radederBauvon70alterswohnungen
mit modulartigen Dienstleistungen inangriffgenommen;idealauchfürEhe-paare, wo nur ein partner pflegebe-dürftigist.Tendenziellgebeesderzeiteher zuwenigpflegeplätze in Frauen-feldundUmgebung.Dasausgezeich-netespitexnetz und engagierte seni-orenmitFreiwilligenpool,dieOrganisa-tion55plusundanderesorgendafür,dassdieälterenMenschenaktivmit-einbezogenwerdenundnichtnurkon-sumieren,erklärtaepli.«Unserestra-tegiegruppe alter setzt sich regelmä-ssig mit den Bedürfnissen fürs alterauseinander,mitdemzielautonomieundWohnwert zu fördern.Ganzwich-tigistbeiunsderseniorenrat.Dieserbringt die anliegen ein und wir vomstadtrathabenimmereinoffenesOhr.UnserNetzwerkfunktioniert.»
ı Margrith Pfister-Kübler
Wie altersfreundlichsind«unsere»städte?DiE norDoStSchWEizDiENsTaG,2.JUNi2009
Enge Vernetzung in Winterthur: Praktisch alle im Seniorenbereich tätigen oranisationen (im Bild die Seniorenresidenz Konradhof) sind im «Altersforum Winterthur» zusammen-geschlossen. Doch auch Schaffhausen und Frauenfeld verfügen über gut funktionierende Alterskonzepte. Bild:KonradhofWinterthur
Das selbständige Wohnen in den eige-nen vier Wänden ist für reifere Men-schen das zentrale Anliegen. Das zeigt sich eindrücklich in ihrem Ausgaben-verhalten: Ausgaben für das Wohnen sind mit Abstand die höchsten.
Dienächstwichtigenausgabenhabenmitsicherheit,Mobilitätundpräventi-onzu tun.Dochhäufigsinddie inve-stitionennichtgenügendzielgerichtet.JemehrsichältereMenschenindeneigenenvierWändenaufhalten,destogrösser ist der Wunsch nach Wohn-komfort,Barrierefreiheitundbediener-freundlichenEinrichtungen.
Vielen von uns erscheint es frei-lichzulangeselbstverständlich,dasswir wohnen wie wir wohnen. WarumsolltenwirunsGedankendarüberma-chen? Wir leben ja seit Jahrzehntenam gleichen Ort. Diese und ähnlichesätzehabeichinden45Jahrenmei-ner Berufstätigkeit vor allem von Äl-terenoftgehört.
neue Wohnformen gefordertMitdemWohnenimalterbeschäftigeichmichseitdemBeginnmeinesbe-ruflichenWerdegangs.FastzweiJahr-zehntehabe ich zusammenmitmei-nerFraudieTertianum-Gruppegeführtund mich ganz besonders für neueWohnformeneingesetzt,diedasselb-ständige Wohnen bis ins hohe alterfördern.WarumichneueWohnformengefordert habe? aus einem einzigenGrund:VielederheutigenHäuserundWohnungensindnichtvorbereitetaufihreältergewordenenBewohner.
sprecheichmitmeinenalterskolle-genundmitFreunden,sohöreichim-
mereins:WirwollensolangeesgehtindeneigenenvierWändenbleiben.MeinesicheretwasuncharmanteFra-ge lautet immer: Was tut ihr dafür?Die antwort: zuerst fragende BlickeunddanndieErwiderung:WiemeinstDudas?Unddannerläutereich,wasesausmeinersichtheisst,dieWoh-nungaufdasaltervorzubereiten:◼ 1.sich rechtzeitigdamitbeschäfti-
genundbeginnen.◼2.DasBadzuerst.ambesteneine
bodengleiche Dusche einbauen.Diesistderbesteschutzvorstür-zen.
◼3.ausreichendLicht.VordemHausundbeiderHaustüre.auchmichär-gertedassuchennachdemschlüs-selloch.JetzthabeicheineguteBe-leuchtungundfühlemichsicher.
◼4.stolperfallenbeseitigen.Vonmei-ner Mutter hatte ich einen Teppichgeerbt - über dessen aufstehendeEcke bin ich mehrfach gestolpert.JetzthängteranderWand.sokannichmichimmernochdaranerfreuen.
◼5. Eine elektrische steuerung derRolllädenundeinzentralschalterfüralleElektrogerätekommenzwarman-chenwieMännerspielzeugvor.aberwenn ichdasHausverlasse,mussich nur noch einen Knopf drückenund alles ist aus. Der KühlschrankunddieHeizungnatürlichnicht.DassindüberzeugendeVorteile.
Das sichere Wohnumfeldsicherheit ist ein zentrales Thema,wenn es um das selbständige Le-benundWohnengeht.Wasistzube-
achten, um Bedrohungsgefühlen imWohnumfeldzubegegnen?Dazueini-geallgemeineHinweise:◼sicheresQuartier◼guterschlosseneWohnanlage,auch
inderNacht◼Hilfs-undBetreuungsangebotedurch
FamilieoderDienstleistersolltenvor-handensein
◼die Wohnungen sollten sicherheit,schutz und Funktionsgerechtigkeitbieten
◼die Einbindung in ein zwischen-menschlichesNetzwerkistganzwich-tig(Vereinsamung!)
◼technische Geräte für Notruf oderalarmbietensicherheit
◼hellesundwarmesLichtsowieBe-wegungsmeldererhöhenwesentlichdiesicherheit
◼alleinstehende Frauen bewohnenmehrheitlich nicht gerne parterre-wohnungen.
Wissen Sie, dass... ◼1. ...die Erwartungen an die Wohn-
raumgrösse in den vergangenen 20JahrenpropersonundJahrumrundeinenQuadratmetergestiegensind.
◼2. ...der Trend zursingularisierungund Vereinsamung das interessean innovativen gemeinschaftlichenWohnformen und nach Communityverstärkt.
◼3....flexiblereWohnformen,welcheprivate Unabhängigkeit und anpas-sungsmöglichkeiten im Falle redu-zierter selbständigkeit garantieren,immerstärkergefragtsind?
Bauten müssen vor allem auf sol-che Trends und Bedürfnisse zuge-schnitten sein. Das ist keine Fragedes alters. Denn von den wachsen-den anforderungen der Generation«50plus» profitieren insbesondereauch jüngere Menschen: sie erhal-ten mehr Komfort und können einenneuen Lifestyle geniessen. Gefragtsind generationenfreundliche, flexibleund intergenerative Wohnformen, de-renMietervonvielfältigenambulantenDienstleistungenfürjungundaltprofi-tierenkönnen.DasentsprichtdenBe-dürfnissenvonerwerbstätigensingleswieälterenMietern.
ichwünscheihnenhoheWohnquali-tätunddenMut,wennnötigDingezuverändern.
ı ihr rené Künzli, Präsident der terzStiftung
Wohnen: komfortabelundbarrierefrei
herr Künzli, welche Wohnformen empfehlen Sie, wenn eine Person eines älteren Paares pflegebedürf-tig wird?René Künzli, präsi-dent der terzstiftung:Wirmüssenprivat imsinne einer umsich-tigen planung immermitdemschlimmstenFall rechnen. Je län-ger jemehr reagierenauch Gemeinden auf diese Lebens-umständeund errichten in derNähevon alters- und pflegeheimen Klein-wohnungen,diemanzumTeilkaufen
kann. Eine weitere alternative sindprivateseniorenresidenzen, indenensowohl pflegeabteilungen wie auchWohnungen angeboten werden. Dieterzstiftungsetztsichdafürein,dasssichmöglichstvieleMenschenimal-termöglichstlangedieselbstständig-keit erhaltenkönnen.Deshalbmöch-teichimUmfeldsolcherWohnbautenDienstleistungenfördern,diemanbeiBedarfabrufenkann.
An welche Dienstleistungen denken Sie?René Künzli: Das können einer-seitsdieDienstederspitalexternen
pflege sein. andererseits könntenaber auch ganz praktische Hand-reichungen im alltag hilfreich sein,zumBeispieleinWäschedienst,einMahlzeitendienst von Restaurantsoder ein Ferienabwesenheitsdienst.VieleWohneigentümerimaltersindbereit,füreinzelneDienstleistungenzu bezahlen und dankbar, dass sienichtdenganzenGrundserviceeinesHeims oder einer Residenz mitbe-zahlenmüssen.DamitzahltsichdieinvestitionineinneuesHeimselbstimaltermehralsaus.
ı interview: roman Salzmann
DienstleistungenimWohnumfeldfördern
�Winterthur: Gut abgestimmte Angebote
�Schaffhausen: Ver- schiedenste Wohnformen
�Frauenfeld: Ältere aktiv einbeziehen
Finanzen+Recht spezial�
Welchen finanziellen Spielraum je-mand nach der Pensionierung hat, entscheidet sich viele Jahre früher. Dr. Alfred Bachmann, Mitglied des Stiftungsrates der terzStiftung und früheres Direktionsmitglied der Win-terthur Versicherungen, über die fi-nanzielle Planung des dritten Lebens-abschnitts.
Herr Bachmann, selbstständig bleiben im Alter ist auch eine Frage von finan-zieller Sicherheit. Was ist nach Ihrer Erfahrung die grösste Bedrohung von finanzieller Sicherheit im Alter?alfredBachmann:Wennsich jemanddas gesamte alterskapital oder einenteildavonauszahlenlassenwill,kanndaszugrossenproblemenführen. er geht in diesem Moment dasvolle anlagerisiko ein. Möglicherweise erweist sich seine strategie imlaufe der zeit als falsch – zumBeispiel aufgrund einer ungünstigen Risikoverteilung. Wird der aktienanteilübermässig hoch gewichtet, könnendie erträge und auch das Vermögensehrstarkzurückgehen.FürdasVermögenkanndasmiterheblicheneinbussenverbundensein. istmanaufdiese erträge angewiesen, könnensich daraus grosse schwierigkeitenergeben.
Zu welchem Zeitpunkt sollte man sich über das Thema «Finanzen im Alter» verstärkt Gedanken machen?alsichinsBerufslebeneingestiegenbin, habe ich mir zum ziel gesetzt,möglichstschnellfinanziellunabhängig zu sein. ich habe gespart undinvestiert in Wertschriften. Je nachpersönlicher zielvorstellung für diezeit nach der pensionierung mussman sehr früh damit beginnen, sichdaraufauszurichtenundzielgerichteteMassnahmenzutreffen.Wiemansich finanziell positionieren möchte,muss von langer hand geplant werden. Man sollte deshalb möglichstfrüh damit beginnen, spätestens
aberfünfbiszehnJahrevorderpensionierung.
Was hilft bei der systematischen Bud-get-Planung für den dritten Lebensab-schnitt?esbedarfeinergrundlegendenauslegeordnung.DabeistehtdieFrage imVordergrund,wie ichmirmeinlebennachderpensionierungvorstelle.Umeine Vorstellung vom Finanzbedarfzubekommen,sollteeinGrobbudgetmitdenKosten fürWohnen,lebensunterhalt, Ferien, Mobilität, hobbys,usw.erstelltwerden.aufderanderenseitemüssendieeinnahmengeklärtwerden: Welche finanziellen Mittelstehen mir zur Verfügung – aus der
ahV, 2.säule, privater Vorsorge, anwartschaften, usw. Finanzbedarf undeinnahmenmüssendanninÜbereinstimmung gebracht werden. schön,wenndiesohneproblemevonstattengeht. es kann aber auch sein, dassdie erwartungen nicht mit der Realitätübereinstimmen.Vielleicht istesdannnötig,Konsumverzichtzuüben,um die angestrebten ziele zu erreichen.
Worauf ist bei der Vermögensanlage im Alter besonders zu achten?Grundsätzlich darf man das prinzipdersicherheitnieausdenaugenverlieren. es stellt sich die Frage, wiemansichvormöglichenVerlustenabsichertundausseinemVermögeneinen kontinuierlichen ertragsfluss erzielt. Massgeblich bei der Risikover
teilung istdiehöhedesVermögens:BeiwenigenhunderttausendFrankensollte der aktienanteil niedrig gehalten werden. Beträgt das Vermögenbeispielsweise mehrere MillionenFranken, kann man auch höhere Risikeneingehen.
Inwiefern können Kurse zur Vorberei-tung auf die Pensionierung die Ent-scheidungsfindung unterstützten?ichhabeselbstKursezurVorbereitungauf die pensionierung besucht undfindesiegut.siekönneneinenwertvollenBeitragzurKlärungoffenerFragenleistenundaufproblemstellungenrundumdiepensionierunghinweisen.positivfindeichauch,dassmansichansolchenKursenaustauschenkann– mit dem Referenten und mit Menschen,diesichinderselbensituationbefinden.
Was heisst «Selbstständig bleiben» für Sie ganz persönlich?selbstständigbleibenimalterheisstfür mich, möglichst lange unabhängigvonDritteneinenerfülltenlebensabendzugeniessen.Dabeikannmanauchtechnischehilfsmittelundärztliche Ratschläge in anspruch nehmen. erst wenn ein Mensch dauerhaftaufdiehilfeDritterangewiesenist, verliert er aus meiner sicht seineselbstständigkeit.sprengtderBedarfanhilfediefinanziellenMöglichkeiten,könnensichschwierigesituationeneinstellen.selbstständigbleiben imaltersetztvoraus,dassmangesund ist. ich gehe beispielsweisekeineunnötigenRisikenein,esseundtrinkemässig,machekeinelangstreckenflügemehrund treibe regelmässig sport. im Winter steht skilanglaufundimsommerJoggenaufdemprogramm. ausserdem besuche icheinmalproWocheeinKonditionstraining.MankannsehrvielfürseineeigeneGesundheittun.
ı Interview: Jürgen Kupferschmid, terzStiftung
Von langer Hand planen: Finanziellesicherheitnachderpensionierung
DIe norDoStScHWeIzDienstaG,2.JUni2009
Dr.alfredBachmann,geboren1942inWinterthur,studiumanderUniversitätzürich, abschluss des Ökonomiestudiums – schwerpunkt Betriebs undVolkswirtschaft –, 34 Jahre bei derWinterthurVersicherunginstabsundlinienfunktionen tätig, war Verwaltungsratu.a.beiderteRtianUMManagementaGundbeiderteRtianUMneutal aG, seit 2007 Mitglied desstiftungsratesderterzstiftung.(jk)
zurperson
Wer älter als 70 Jahre ist, muss sich nach Art. 7 Abs. 3b der Schweizer Ver-kehrszulassungsverordnung alle zwei Jahre daraufhin untersuchen lassen, ob er die medizinischen Mindestanfor-derungen für die Fahreignung erfüllt. Darin sieht die terzStiftung eine unge-rechtfertigte Benachteiligung.
nach neueren studien verursachenFahranfängerbeinahefünfmalsovieleschwere autounfälle wie die 65 bis74Jährigen. Diese lassen nur wenignach imVergleichzuden35bis64Jährigen.GanzoffensichtlichgleichenRoutine,erworbenesKönnenundrichtigeselbsteinschätzungdiemeistensmit dem alter einhergehenden degenerativenVeränderungen(insbesonderebeimsehenundbeiderReaktionsgeschwindigkeit) mehr als aus. Vondem Gefahrenpotenzial her, das dieÄlterenimstrassenverkehrdarstellen,isteinesonderbehandlungüberhauptnichtgerechtfertigt.
Schärfere tests?insbesondere stimmt die häufig geäusserteBehauptung,seniorenseienbesondersoftals «Geisterfahrer»aufautobahnen unterwegs, erwiesenermassen nicht: es sind die alkoholisierten lenker zwischen 20 und 50,diehierdiestatistikanführen.senioren fallenvielseltenerdurchalkoholfahrten auf, auch auf der Gegenspurderautobahn.trotzdemfordernimmerwieder Berufene und Unberufene dieVerschärfung der tests für über 70Jährige oder gar generell, dass niemandüber75denausweisbehaltendürfe.
Die terzstiftung hält demgegenüberfest:alterslimiten,dieentgegenallenstatistikenundauchentgegenden Feststellungen der schweizerischenBeratungsstellefürUnfallverhütung(BfU)dielenkermitüber70Jahrenbenachteiligen,sinddiskriminierendunddeshalbverfassungswidrig. Wie viele hervorragende erfahrenelenkerwürdendurchdieseBe
stimmungvomstrassenverkehrausgeschlossen?
Willkürlich an der teilnahme gehindertDurch steuern und abgaben trugen und tragen die über 70jährigenschweizerinnenundschweizererheblich dazu bei, dassstrassen gebautundinstandgehaltenwerdenkönnen.
esistgarnichteinzusehen,dasssieanderteilnahmeamstrassenverkehrwillkürlich gehindert werden sollen.nur bei körperlichen Defiziten oderVerhaltensänderungen, welche dieFahreignung eindeutig herabsetzen,dürfenauflagen–analleVerkehrsteilnehmerundungeachtetdesalters–fürdaslenkeneinesMotorfahrzeugsgemachtoderderFührerausweisent
zogen werden. Das höhere kalendarischealteralleindarfkeinKriteriumsein.
Wer medikamentenabhängig odersüchtigist,kannnichtandersbehandelt werden als jemand, der wegenalkohols fahruntauglich ist. niemanddarf wegen seines alters verdächtigtwerden, er sei auf Medikamente angewiesen, die seine Fahreignung einschränken. aber andererseits darfauch niemand, der solche Medikamentewirklichbenötigt,denstrassenverkehrgefährden.
WersichnachweislichnichtanOrdnungsvorschriftenhaltenkann,deristauchnicht inderlage,diestrassenverkehrsregeln einzuhalten. solchepersonenhabensicherlichnichtshinterdemsteuerverloren.
Gleicher Massstab für alleJemand, der mehrere Verkehrsvergehen begangen hat (Wiederholungstäter), die als krasse Verkehrsverletzungenqualifiziertwerdenmüssen,dersolldurchendgültigenentzugdesFührerausweises aus dem Verkehr gezogenwerden.alledieseBestimmungenmüssenohnedenBlickaufalterslimitenfürangehörigeallerGenerationengelten.Wennbeiälterenlenkerndieanforderungen einseitig angehobenwerdenundnur fürsiestrengereBestimmungen gelten sollten, ist dasausdersichtderterzstiftungeineklare Verletzung der Gleichbehandlungund eine Diskriminierung älterer Verkehrsteilnehmer.
ı rené Künzli, terzStiftung
ı Dr. thomas Meyer, terzStiftung
Werdenältere Verkehrsteilnehmerdiskriminiert?
Freie Fahrt im Strassenverkehr: Für über 70-Jährige in der Schweiz nur mit einschränkungen möglich. Bild/Fotomontage:susannBasler
70
Dr. Alfred Bachmann Bild:silviaKünzli
«�Mein Ziel beim Ein-stieg ins Berufsleben:
Möglichst schnell finanzi-ell unabhängig werden»
Dr.alfredBachmann
Finanzielle Sicherheit: ein wichtiges element für einen erfüllten Lebensabend. Bild:adpic
Die Reiselust älterer Menschen macht sie zu begehrten Gästen. Von diesem Trend profitieren auch die Vertreter jüngerer Generationen – zum Beispiel in Form von Ausbildungs- und Arbeits-plätzen in der Tourismusbranche.
Mit Blick auf den demografischen Wandel weist der Seniorenmarketing-Pionier Andreas Reidl darauf hin, dass der Bereich «Reisen und Freizeit» zu den Gewinnerbranchen der Zu-kunft zählen wird. «Ältere Menschen sind reiselustiger denn je – und sie sind bereit, dafür Geld auszugeben», schreibt er in seinem Buch «Senioren-marketing». Neben einem stark wach-senden Gesundheitstourismus pro-gnostiziert der Freizeitforscher Horst W. Opaschowski in diesem Zusam-menhang auch ein stark wachsendes Interesse an Berg- und Wandertouris-mus sowie an Veloreisen.
Alterung der Gesellschaft eröffnet neue ChancenZahlreiche Beispiele aus den Schwei-zer Medien beweisen, dass die Verant-wortlichen den demografischen Wandel nicht tatenlos abwarten wollen, son-dern verstanden haben, dass die Alte-rung der Gesellschaft neue Chancen eröffnet: «Mit 80 Jahren um die Welt: Senioren sind in der Reisebranche die am schnellsten wachsende Kunden-gruppe», schreibt Kathrin Kocher in den «Schaffhauser Nachrichten». «Die neue Generation der sogenannten jungen Alten sieht Reisen als Selbstverständ-lichkeit an», zitiert sie Walter Kunz, Ge-schäftsführer des Schweizerischen Rei-sebüro-Verbands. Der «Zürcher Bauer» sieht in älteren Gästen eine attraktive Zielgruppe für den Agrotourismus: «Der demografische Wandel kann verheis-sungsvoll sein, zum Beispiel für An-bieter im Tourismus. Das Angebot und die Begriffe müssen aber stimmen.» Die «Klosterser Zeitung» zitiert im Ok-tober 2008 den Tourismusdirektor von Davos Klosters, H.-K. Schwarzenbach: «Wir müssen künftig noch mehr dar-auf achten, dass unsere Produkte der neuen, jungen alten Generation ange-passt sind.» Und die Zeitung «Pöscht-li» schreibt über eine Podiumsdiskus-sion zur Zukunft des Albulatals. An diesem Anlass wurde angeregt, einen
Wirtschaftszweig rund ums Alter auf-zubauen und den Tourismus für Ältere zu fördern. Was die Schweizer Touris-musbranche anbelangt, können auch die Vertreter jüngerer Generationen von der Reiselust der Älteren profitieren – zum Beispiel in Form von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen.
Erfahrene KonsumentenVerglichen mit der jüngeren Generation spielt der Preis bei älteren Kunden zwar eine geringere Rolle. Der Verkaufserfolg wird künftig aber daran zu messen sein, ob man dem Qualitäts- und Servicebe-wusstsein älterer Menschen Rechnung trägt. Ältere Konsumenten sind erfah-rene Konsumenten: 30, 40 und 50 Jah-re Konsumerfahrung haben sie geprägt. Die Kundenbeziehungen zu den Konsu-menten über 50 müssen ihren Erwar-tungen und Bedürfnissen entsprechen: Umfassend, individuell, fundiert und vor allem vertrauenswürdig müssen die Be-ratungen sein. Nur wenn diese Voraus-setzungen erfüllt sind, wird diese Ziel-gruppe auch bereit sein, tatsächlich ei-
nen höheren Preis zu bezahlen. Diese Aspekte sollten auch in der Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitenden in der Tourismusbranche Beachtung finden.
Positive AltersbilderDazu sind positive Altersbilder in den Köpfen von oft jungen Mitarbeitenden
im Marketing unerlässlich. «Alt wer-den ist normal und macht glücklich», schreibt das Gottlieb-Duttweiler-Insti-tut in der Studie «Generation Gold». Damit geht die Forderung einher, neue Geschichten über das Alter zu erzäh-len und neue Bilder im kollektiven Un-bewussten zu verankern. Mit Blick auf den demografischen Wandel ist ins-besondere auch die Werbung gefragt, den Blick auf die Realität nicht zu ver-stellen und angemessene Altersbilder zu zeichnen. In der Tat werden die Un-terschiede von kalendarischem Alter und gefühltem Alter immer grösser: Es ist wissenschaftlich belegt, dass Menschen über 70 sich durchschnitt-lich 13 Jahre jünger fühlen.
Letztlich steht und fällt der Ver-kaufserfolg in Zukunft auch damit, ob generationenfreundliche Dienstleis-tungen und Produkte angeboten wer-den können: Denn was älteren Men-schen nützt, kann jüngeren Menschen nicht schaden.
ı Jürgen Kupferschmid, terzStiftung
Reisen und Freizeit über 50: Die Gewinnerbranche der Zukunft
Sturzrisiko: Aktive Menschen bleiben durch stetes Training mobilerAuch im Alter selbstständig zu blei-ben entspricht einem grossen Wunsch der Menschen. So lange alles gut läuft, ist die persönliche Selbststän-digkeit nicht bedroht. Aber was ist, wenn nicht alles läuft? Die Gefahr zu stürzen kann die Selbstständigkeit mit zunehmendem Alter bedrohen. Prävention kann Stürze vermeiden und die Mobilität erhalten.
Nach einer Studie der Schweize-rischen Beratungsstelle für Unfallver-hütung (BfU) verunfallen jährlich mehr als 70 000 ältere Menschen im Be-reich Haus und Freizeit.
Verschiedene AnfälligkeitJeder Dritte im Alter von über 65 Jah-ren stürzt einmal pro Jahr, wovon 3 Prozent einen Knochenbruch erlei-den. Dabei verteilt sich das Risiko ge-schlechtsspezifisch unterschiedlich: Die Frage, wer für Stürze besonders anfällig ist, lässt sich nach einem Blick auf die Statistik der Frakturen in der Schweiz ganz eindeutig beantworten: Es sind Frauen im Alter zwischen 75 und 79 Jahren. Sie brechen sich nach Stürzen fast viermal so oft wie gleich-altrige Männer den Oberschenkelhals-knochen. Es sind Frauen, die viel häu-figer als Männer im Alter alleine leben,
es sind Frauen, die ein erhöhtes Os-teoporose-Risiko tragen (jede Dritte im Vergleich zu jedem fünften Mann) und es sind Frauen, die mehr Medika-mente einnehmen als Männer. Des-halb sind es wesentlich mehr Frauen als Männer, die sich nach Stürzen den Oberschenkelhalsknochen brechen.
Lebensfreude und VitalitätReto W. Kressig, Chefarzt Akutgeriat-rie am Universitätsspital Basel, emp-fiehlt in einem Bericht der «Baselland-schaftlichen Zeitung» Tanzen als ideale Sturzprävention – neben Faktoren wie einer Kalzium- und Vitamin-D-reichen Ernährung, Training zur Stärkung der Muskulatur oder einer umgestalteten Wohnsituation zur Erhöhung der Sicher-heit. Dem stimmt die terzStiftung vor-behaltlos zu: Tanzen ist Ausdruck von Lebensfreude und Vitalität. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen wei-sen darauf hin, dass regelmässiges Tanzen die Gesundheit in besonde-rem Masse fördert. Es macht nicht nur Spass – es stärkt die Muskeln, formt die Figur, schult Feinmotorik, Koordina-tion und Gleichgewichtssinn, erhält die Beweglichkeit, trainiert die Ausdauer, stärkt Herz und Kreislauf, steigert die Merkfähigkeit, fördert die Kreativität und schüttet Glückshormone aus. Pro-
fessor Ingo Füsgen, Inhaber des Lehr-stuhls für Geriatrie an der deutschen Universität Witten/Herdecke, weist dar-auf hin, dass durch Musik und Tanz ein hohes Mass an Lebensfreude erhalten bleibt, oder – wenn verloren – wiederge-wonnen werden kann. Tanzen trainiert somit einen sicheren Gang und ist Aus-druck von Mobilität und Aktivität. Aktive Menschen bleiben durch ihr stetes Trai-ning auch mobiler –und vermindern da-durch das Sturzrisiko.
Soziale Kontakte intensivierenExperten weisen auch auf die Sturz-angst hin, die weitreichende Folgen nach sich ziehen kann: «Die älteren Menschen sehen den Sturz als Zei-chen der Schwäche, die sie lieber ver-stecken möchten. Gleichzeitig kann sich eine Angst vor weiteren Stürzen – auch Post-fall-Syndrom genannt – ent-wickeln. Dies führt leicht zu sozialer Isolation», erklärt Martin Conzelmann (Chefarzt des Geriatrischen Kompe-tenzzentrums im Felix-Platter-Spital in Basel) in einem Interview. Sturz-angst ist damit auch Ausdruck des wissenschaftlich längst überholten de-fizitären Altersbildes, das die älteren Menschen in der Schweiz verinner-licht haben, sodass sie sich selbst als schwach und hinfällig ansehen.
Intensiv gelebte soziale Kontakte sind ein wichtiger Faktor, um sich im Alter seine Gesundheit zu bewahren. Den Zusammenhang zwischen selbst-bestimmtem Leben, sozialen Kontak-ten und gesundheitlichem Wohlbefin-den zeigt der Bericht über «Gesund-heit im Alter» des Instituts für Sozi-al- und Präventivmedizin der Universi-tät Zürich in aller Deutlichkeit auf. Er trifft zahlreiche Feststellungen, welche die Gesundheitspolitik nicht bloss im Kanton Zürich künftig prägen werden: Noch lange nach der Pensionierung schätzt die überwiegende Mehrheit der älteren Bevölkerung ihre eigene Gesundheit als gut oder sehr gut ein. Erst Hochbetagte leiden stärker un-ter gesundheitlichen Einschränkungen oder gar Multimorbidität.
Gesundheit selber fördernWer diese Chancen ergreift, bewahrt sich seine Selbstständigkeit und bleibt nachweislich länger gesund. Wer zum Tanzen geht, Sport treibt, Bildungs-veranstaltungen besucht, offen ist für neue Möglichkeiten der Telekommuni-kation, fördert selbst seine Gesund-heit.
ı Jürgen Kupferschmid und Dr. Thomas Meyer terzStiftung
Für die Tourismusbranche besonders interessant: Die Generation der sogenannten jungen Alten. Bild: Swiss Image
Wer möchte schon alle seine kilobe-kämpfenden Rohrkrepierer auflisten? Niemand. Wenn unsere Bio-Intuition nicht von selbst funktioniert und die Pfunde besonders mit zunehmendem Alter nicht mehr fallen wollen, hilft beim Richtungswechsel professio-nelle Ernähungsberatung.
«Crashdiäten helfen kurzfristig, verspre-chen das Blaue vom Himmel und füh-ren auf Dauer zu Frust», sagt Yvonne Meier, diplomierte Er-nährungsbe-raterin HF und Leiterin der Ernährungs-beratung der Schaffhauser Spitäler. Wenn auf Werbebil-dern der wohl-gerundete Po einfach nichts mit der Form des eigenen zu tun hat, entsteht aus wachsender Aufmerksamkeit ein klassischer Fall von Schneeball-Dynamik. Willkommen in der alterslosen Gesellschaft. «Oft ha-ben die Klienten zu hohe Erwartungen an sich selbst, aber auch an uns Bera-terinnen. Wenn der Entscheid für eine Gewichtsreduktion gefällt wird, dann sollte es in den Augen des Klienten innert kürzester Zeit zu einem grösst-möglichen Gewichtsverlust kommen. Oftmals wird vergessen, dass Abneh-men ein langer Prozess ist, anstren-gend ist und sehr viel Disziplin abver-langt. Nur eine kontinuierliche und in-dividuelle Ernährungs- und Lifestyleum-stellung kann den Weg zum Wohlfühl-gewicht ebnen», so Yvonne Meier aus Erfahrung.
Das richtige MassWille, Motivation, Ehrgeiz, Stärke, Be-stimmtheit, Hartnäckigkeit und Selbst-vertrauen, alles Eigenschaften, die aus der emotionalen Ecke kommen, die-nen als Treibstoff für die Gesundheit. Genauso wichtig ist aber das richtige Mass. Dieses verlangt eine strate-gische Qualität, Sensibilität, Situati-onen richtig einzuschätzen, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren. Manch-mal passe aber auch der Zeitpunkt zum Abnehmen nicht, so bei Problemen und Stress, sagt Meier: «Um Klienten auch bei Misserfolg bei der Stange zu behal-ten ist Fachwissen aber auch psycholo-gisches Gespür gefragt.»
Beim Hinterfragen von der richtigen Ernährung mischt auch die soziale Her-kunft oder die finanzielle Situation mit. «Hier sehe ich einen wichtigen Ansatz-punkt auch bei bescheidenen Mitteln eine ausgewogene Ernährung anbie-ten zu können. Immer wieder können wir in der Beratung beobachten, dass die Erziehung eben auch am Familien-tisch abläuft. Wird hier auf eine ange-passte Ernährung geschaut, überneh-men die Kinder diese und führen sie im Erwachsenenalter weiter. Vorbild-funktionen spielen bei der Ernährung eine tragende Rolle.»
Ein Bewusstseinswandel habe in den letzten Jahren echt stattgefunden, bestätigt Yvonne Meier: «Die Leute er-nähren sich bewusster und werden so auch zu kritischen Konsumenten.»
ı Margrith Pfister-Kübler
Top-Ernährung beginnt am Familientisch
Ernährungstipps für Jung und Alt: Das Angebot ist riesig, hingegen funktioniert langfristig nur die individuelle Lösung. Bild: Susann Basler
Yvonne Meier Bild: Walter De Ventura
10 SPEZIAL MOBILITÄT / AKTIVITÄT / GESUNDHEIT DIE NoRDoSTSChWEIz DIENSTAG, 2. JUNI 2009
«Bei den älteren Menschen spielt das Reisen als erfüllter oder uner-füllter Lebenswunsch eine zentra-le Rolle. In Befragungen der letz-ten Jahre wird immer wieder deut-lich: Wenn Berufstätige sich ihre Pensionierung vorstellen, wenn bereits Pensionierte danach ge-fragt werden, was sie gerne noch häufiger täten, ist es immer das Reisen, das genannt wird.»
ı Andreas Reidl, Geschäftsführer der terzKom AG Berlingen
Der Reisewunsch
generationen-porträt spezial11
Ziel: Familienleben, generationenüber-greifend. Hindernis: Grenzen setzen. Familienverband ist Einschränkung und Schutz zugleich. Entscheidend ist die richtige Balance. Bei den Familien Hinnen und Peter in Rickenbach bei Winterthur ist alles aussergewöhn-lich. Sogar das selbsterbaute Wohn-haus. Das grösste Plus im Mehr-Gene-rationenleben: Positives Denken.
glücklichsein.esbrauchtnichtvielda-für im Familienverband mit Wohnsitzaufdemlandineinemgrosszügigge-bautenHausmitvielUmland,mitgar-ten und tierhaltung. in der nachbar-schaft ebenfalls Familienangehörige.spontane Distanz und nähe. Hilfsbe-reitschaft, aufgabenteilung und ge-danken, die mal abheben, sich nichtfestkrallen an problemchen und einernatur,diesichdemknüppelhartenall-tag zu stellen vermag. «Miteinanderkannmanunendlichviel leisten.aberesbrauchtdierichtigeDosisausnäheundDistanz,esbrauchtvonallenFlexi-bilität»,strahltdasehepaarrobertundManuelaHinnen-peter,währendsiezu-friedendendreisöhnenvonderterras-se aus auf dem gegenüberliegendensportplatzbeimtschuttenzuschauen.
Mit den Füssen auf dem Bodenrobert Hinnen, 40 Jahre alt, ex-Kan-tonspolizist (15 Jahre), heute leiterlogistik bei Hasler & Co. Winterthur:«DerBerufalsKantonspolizistundmei-neheutigeaufgabealslogistik-Verant-wortlicherbrachtenmireineriesigeHo-rizonterweiterung.» er ist dazu mit an-deren Familienmitgliedern Mitinhaber
derzeltagmbH,zeltefüralleanlässe,Fest-organisatorinperson,unterande-rem vomKantonalen turnfestWiesen-dangen,vomeidgenössischenturnfestFrauenfeldusw.«Ursprünglichhabeichauf dem strickhof Wülflingen landwirtgelernt.DieFestzeltvermietungistmeinHobby,dashatsichsoergeben,dahilftdieganzeFamilie.Miteinanderistvielesmöglich»,platziertrobertHinnendichteBegeisterung,unkompliziert,direkt.
«Wirsindhaltalleturner», fügtehe-frauManuelaselbstbewusstan.Manu-elaHinnen-peter,37Jahrealt,Hausfrau,turnerin, schwimmlehrerin, vor demHausfrauendasein in verschiedenenFunktionenbeimVolg tätig,Mitglied inweiterenVereinen,spielttennisundistKoordinatorinvomMittagstisch.Diedrei
söhnerobby(13),Jan(12)undtobias(10) haben ihre klaren rollen. robby:«Wenneslangweiligwird,kannmanzudengrosseltern.grossmamikochtfei-nesessenundmitdemgrossvaterfa-hrenwirmitdemtraktorindenWald;erhataucheinenpinzgauer.»HiergehtesumdieelternvonManuela,turipeter,ChefHeizung-lüftungimKantonsspitalWinterthur,Marathon-undWaffenläufer,
kurzvorderpensionierung,undMarian-nepeter,ebenfallsnochberufstätigimspital.«WirhabenallevierUrgrossmüt-terundeinenUrgrossvaternocherlebt»,werfendieBoysein.BeidenUrgrossel-terngabs immerguetzli inderKüche.ManuelaHinnen ist fasziniert vompo-tenzial, das in einer grossen Familien-gemeinschaft steckt. «Dahilftmanei-nander. Da braucht es keine Krippe;diegrosselternhütendieKinder.»DerÜbergangvomBerufsleben indiepen-siongiltmit so vielennebenaufgabenalsideal.Dagibteskeinelangeweile,keinBeschäftigungsloch.
Leistung und GegenleistungDass das ehepaar Hinnen schon alsjungeFamilieeineigenesHausbauenkonnte, ist auch der zusammenarbeitin der grossfamilie zu verdanken. Dagibt es eine Vielfalt vonBegabungen.«selbstdasgeländerunddiegaragen-tür,allesistselbergemacht»,sorobertHinnenundlobtdieKunstvonschwa-gerMarkuspeteralsschlosser.erhilftalsgegenleistungbeimeinrichtendesComputers. Mit Blick zur HauswandmeintManuelaHinnen:«UnddieHaus-wändestehenwirklichallesenkrecht.»nach intensiver zusammenarbeit wiebeimgemeinsamenHausbaubraucheesdanachwiederetwasabstand,umdenalltagzunormalisieren,erklärtro-bertHinnenundblicktaufdiezeitzu-rückalser27-jährigundseineFrau24-jährig mit halbjährigem sohn im Jahr1996insneueHauseingezogensind.
Wenn die Basis stimmt ...Doch niemand scheut sich, diese Fa-milienbande auch mal kritisch zu hin-terfragen.Werdieeigenepositionunddiederanderen fortlaufendalsverän-derbarerlebe,alsoverbesserbar,lernegut mit dem leben fertig zu werden,lautetdieBotschaft.WenndieBasisinordnungsei,werdenauchKorrekturenoderärgernichtallzuschmerzhaft.Wer
esschafft,amendeübersichselbstzulachen,habesowiesogewonnen.
robert Hinnen sieht als alterskon-zept ein Mehrfamilienhaus für Jun-ge undalte. «Fürmich ist ein alters-heimeineHorrorvorstellung,allesnuralte leute. es ist doch besser wenndie verschiedenen generationen mit-einander leben können.» robert Hin-
nens Vater, der 73-jährige Hans Hin-nen, pensioniert seit10 Jahren,wur-dealsingenieurbeiderswissairnochaufdiepensionierungvorbereitet.«ichsehe noch das Beispiel von meinemVater.arbeitenbiszurpensionierung,dann ging das Fallmesser runter.»DankguterVorbereitungkonnteHansHinnen mit seiner pensionierung gutumgehen;16JahrewarerdazuBehör-denmitglied inderzivilgemeindeWie-sendangen. nach der pensionierungblieb ihm noch die Bezirksführung.Dann hat er ein Buch «erinnerungenan die zivilgemeinde – 200 Jahre»geschrieben. Bei Winzer Kindhauserist er jetzt in eine «wunderbare Win-zerwelt eingestiegen», er arbeitet mitBegeisterung in den reben. Fitnessstehtauchaufdemprogramm.«sonstgeniesseichdiezeitmitmeinerFrauelisabeth, sie ist jetzt auch pensio-niertundhatfrüherimspitalalslabo-rantingearbeitet.»auchdiesebeidentragen bei zur gut funktionierendengrossfamilie.
ı Margrith Pfister-Kübler
Mehr-Generationenleben: FlexibilitätvonallenbringtdierichtigeBalance
DiE noRDoStScHWEiZDienstag,2.JUni2009
Drei Generationen ziehen am gleichen Strick (v.l.): Eltern Robert und Manuela Hinnen, Grosseltern turi und Marianne Peter mit den Kindern Robby, Jan und tobias. Bilder:patrikettlin
Wenn es etwas anzupacken gibt, ist auch Markus Peter mit seiner Familie da: Er ist nachbar, Schwager, Bruder und Freund zugleich.
«�Grossmami kocht feines Essen und mit dem Gross-vater fahren wir mit dem
Traktor in den Wald»robbyHinnen
Das phänomen des funktionie-renden Mehr-generationenlebenserklärt sich daraus, dass es die-sen Familien gelingt, aus der si-tuation heraus richtig zu handeln,auch in anderengruppen.sower-den sie gemocht, als liebenswertangesehen,alsnichtselbstsüchtigundverantwortungsbewusst,gleich-zeitigsindsiesichaberauchüber
ihre eigenen Bedürfnisse klar, undniemandkannsieherumschubsen.DieJüngstengewinneneinegesun-de,nichtzwanghafteeinstellungzurautoritätundwerdensoguteteam-mitglieder. Die Kinder bekommendas richtige Feedback. generatio-nenübergreifendes Familienlebenist hier eine sehr zuverlässigeKarte.(kü)
ausdersituationherausrichtighandeln
«�Wer es schafft, am Ende über sich selbst zu lachen, der hat sowieso
gewonnen»robertHinnen
nachgefragtMeine Grosseltern sind für mich ...Dominik Keller (15), Dörflingen
«Meine gross-eltern bedeutenmirviel.siesindimmer für michda, wenn meineeltern mal wegsind. sei es fürein Mittagessenoder für einenlängeren Ferien-
aufenthalt, bei ihnen bin ich immerherzlichwillkommen.»
Vanessa Marriott (21), Andelfingen«Dameinegross-elterninenglandwohnen und ichsie nur einmalpro Jahr sehe,sind die zusam-mentreffen be-sonders schön.Wir haben unsjedes Mal viele
neue, interessante erlebnisse undgeschichtenzuerzählen.»
Meine Kinder sind für mich ...Patricia Lehm (50), Lommis
«Meine Kindersind alles fürmich. Wir ha-ben ein sehrgutesVerhältnisund obwohl sieschon erwach-sen sind, kom-men sie mit ih-ren ‹sörgeli› im-
mernochzumir.Mitmeinenelternhabe ichgutenKontaktundsieha-benebenfallsimmereinoffenesohrfürFragen.»
Martin Jäger (60), Walzenhausen«Meine Kindersind mir natür-lichsehrwichtig.Das schöne anihnen ist, dassman sie ein le-ben lang hat.Wir eltern sindauch ihr wich-tigster sponsor.
MeineeigenenelterngeniessenbeimirhoheWertschätzung.sievermit-telnsicherheitundstellenaucheinzufluchtsortdar.»
Grosseltern zu sein heisst für mich ...Ursula Mongin (64), Winterthur
«es ist lässigund wunder-schön grossel-ternzusein. ichunterstütze mei-ne enkel gerne.ausserdem hüteichsieundspielemitihnen.esistauch immerwie-
der eine Freude, etwasmit ihnen zuunternehmen. Dann gehen wir zumBeispielindentierparkoderzoo.»
Rudi Jaspers (75), Weiningen«grosseltern zusein heisst fürmich Mitverant-wortung für dienächstegenera-tionzuüberneh-men. es istmirwichtig,dassichmeinen enkelnhelfen kann in
dieser schwierigen Welt aufzuwach-senundzubestehen.»
ı Aufgezeichnet von Ramon Beerli und Marius Hösli
«Grüezi, ich bin ihre Lehrerin», strahlt Gianna, 12-jährig. Frau Diefenbacher, ihre Schülerin, ist 60 Jahre älter. Gianna gibt ihrer Schülerin ein Han-dy und erklärt ihr das Gerät und des-sen Benutzung bis ins Detail. Gianna wurde zusammen mit ihren 21 Klas-senkollegen auf ihre Arbeit als Com-piSternli vorbereitet.
Das Handy ist für viele Menschen im heutigen Alltag unentbehrlich geworden. Gerade ältere Personen, die vor allem im Bereich der Sicherheit davon profitieren könnten, haben diese Entwicklung häufig verpasst und finden den Anschluss nicht mehr.
Kinder wechseln die RolleAn diesem Punkt setzt das Projekt «Mobile» ein: Kinder bringen älteren Personen die Grundlagen am Handy bei: Telefonieren, Nummern speichern, Lautstärke verändern, eventuell sogar SMS schreiben. Je ein Kind schult eine ältere Person. Das Kind ist speziell gefordert: Es sollte einen Ablauf ausschliesslich verbal erklären, ohne mit seinen Händen etwas vorzuzeigen. Schulklassen lassen sich mit dem Verein CompiSternli auf ein herausforderndes, spannendes, generationenübergreifendes Projekt ein: Die Kinder wechseln die Rolle, sie übernehmen die Rolle der Lehrpersonen. Ihre «Schüler/innen» sind ältere Menschen. Die Kinder zeigen beim Erklären oft viel Geduld. Sie wissen aus täglicher Erfahrung, was Lernen konkret bedeutet.
Bedürfnisse erkennenBei diesem Projekt geht es keineswegs darum, die Kinder ans Handy zu «locken», im Gegenteil: Die Kinder erlernen einen sinnvollen Umgang mit dem Handy. Sie überlegen sich, wann der Einsatz des mobilen Telefons wirklich Sinn macht. Die Kinder werden im Voraus intensiv auf ihre Aufgabe vorbereitet. Swisscom stellt Geräte zur Verfügung, mit denen die Kinder üben können. Die Kinder versuchen, die Bedürfnisse von älteren Menschen zu erkennen. Welche Auswirkungen hat es, wenn ein Mensch nicht mehr gut hört? Wie geht man mit Personen um, welche nicht mehr so schnell lernen? Wie und wann lobe ich? Das Projekt, das unter anderem von der terzStiftung ge
fördert wird, deckt verschiedene Bereiche ab. In Rollenspielen üben die Kinder das korrekte Verhalten gegenüber der älteren Generation. Sie versuchen, die üblichen Anstandsregeln korrekt anzuwenden. Die Kinder profitieren auf verschiedenen Ebenen: Sie stärken ihr Selbstwertgefühl auf eine gesunde Art; sie lernen, mit älteren Personen respektvoll umzugehen.
Schwierige KontaktaufnahmeDer Austausch zwischen verschiedenen Generationen wird immer rarer, damit schwindet das gegenseitige Verständnis. Grosseltern wohnen meistens an einem andern Ort als ihre Enkelkinder. Die Kinder schreiben von sich aus keine Briefe mehr, die ältere Generation kann weder mailen noch SMSschreiben. Die Kontaktaufnahme wird immer schwieriger.
Viele ältere Personen haben heute noch keinen Zugang zu den Informa
tions und Kommunikationstechnologien (IKT) gefunden. Wenige wagen diesen Schritt, der oft riesig und nicht machbar erscheint, viele Ängste birgt und während des Lernprozesses einen (vermeintlichen) Gesichtsverlust provoziert. Die Möglichkeiten der neuen
Technologien werden immer ausgeklügelter und komplexer; Der sogenannte «digitale Röstigraben» wächst ständig, die Wissenskluft wird immer grösser. Verschiedene Randgruppen können die neueren Technologien noch nicht anwenden. Häufig haben unsere CompiSternli – Kursteilnehmende bereits Computerkurse besucht – und sind kläglich gescheitert. In vielen Anfängerkursen wird bereits ein generelles Wissen vorausgesetzt. Die methodische und didaktische Anpassung an diese Zielgruppe wird vernachlässigt, weshalb die Kurse ihre Wirkung verfehlen – oder sogar die Abwehrhaltung noch verstärken. (cst.)
Projektstart CompiSternli ComputerAugust 2009: Eschenbach, Romanshorn, Zürich Kreis 9, Bern, St. Gallen RotmontenOktober 2009: RapperswilJona
Projektstart CompiSternli MobileSeptember 2009: LuzernOktober 2009: Basel
CompiSternli: Kids fördern Senioren
Die CompiSternliInitiantin Rahel Tschopp ist eine Ostschweizerin und ist in Amriswil aufgewachsen. Sie hat in Romanshorn die Mittelschule absolviert, in Kreuzlingen das Primarlehrerinnendiplom erlangt. Seit einigen Jahren wohnt sie in Davos, wo sie die Idee der CompiSternli aufleben liess. Durch den Gewinn von mehreren Wettbewerben konnte sie das Projekt gesamtschweizerisch lancieren. (cst.)
Rahel Tschopp
Neue Erfahrungen dank CompiSternli: Der Umgang mit modernen Kommunikationsmitteln, von einem Kind erklärt. Bild: CompiSternli
Weil Hans und Johanna sehr wohl noch lernen können, was Hänschen und Hanni in der Jugend nicht gelernt haben und was im Lauf des Berufsle-bens vielleicht zu kurz kam, gibt es Bildungseinrichtungen speziell für Äl-tere – auch in der Nordostschweiz.
Das Recht auf Weiterbildung im Alter muss garantiert sein, und es ist geknüpft an das Gebot der Eigenverantwortung für ein lebenslanges Lernen. Auch in späteren Jahren kann jeder Mensch sich Kenntnisse und Fertigkeiten aneignen, denen er früher fern stand. Dies gilt auch für den Umgang mit neuen Medien wie Computer und Internet. Die Lernvorgänge verlaufen bei älteren Menschen anders, manches dauert wohl länger als zur Schulzeit. Aber auch nach dem 75. Lebensjahr kann man grundsätzlich noch eine Fremdsprache lernen oder ein «Orchideenfach» studieren.
Nicht gewinnorientiertIm Kanton Thurgau haben René und Silvia Künzli, die Stifter der terzStiftung, 1993 die Seniorenakademie Berlingen gegründet. Hans Rudolf Däniker (aus Dachsen im Kanton SH), gegenwärtig Präsident des Vorstands, erklärt: «Rechtlich ist die Seniorenakademie eine gemeinnützige Stiftung und als solche nicht auf materiellen Gewinn ausgerichtet. Sie wird getragen von Frauen und Männern, die im Stiftungsrat und im Vorstand ehrenamtlich mitarbeiten.»
Die Seniorenakademie Berlingen unterscheidet sich von den zahl losen Vortragsveranstaltungen dadurch, dass in einer Vortragsreihe ein übergeordnetes Thema von allgemeinem Interesse behandelt wird. Ein «Zyklus» besteht hier aus vier Vortragsnachmittagen, in denen verschiedene Aspekte beleuchtet werden. Es ist nicht das Ziel, ein Thema abschliessend zu behandeln. Die Vorträge vermitteln primär auch Denkanstösse. In der anschliessenden Diskussion bringen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch ihre Fragen und Kommentare eigene Erfahrung ein. Die Kursnachmittage mit Vortrag, Pause für soziale Kontakte und Diskussion bilden so jeweils eine in sich geschlossene Einheit.
Die Seniorenakademie ist im Grunde genommen auch ein Begegnungszentrum für neugierig gebliebene ältere Menschen. Ein guter Dialog zwischen den Teilnehmern in der Pause und anschliessend mit dem Vortragenden im Plenum befruchtet alle. Obwohl ein Auftreten hier den Referenten – meist Hochschullehrern von Universitäten auch aus Deutschland – keinen grossen Ruhm bringt, sind fast alle von der Ambiance der Berlinger Seniorenakademie sehr angetan. Viele von ihnen engagieren sich immer wieder gerne für diese Sache.
Abschlüsse werden nicht angezieltNeben den Seniorenakademien gibt es neun SeniorenUniversitäten, die
sich in der Schweizerischen Vereinigung der SeniorenUniversitäten zusammengeschlossen haben. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Organisationsformen. Basel ist zum Beispiel an die Volkshochschule angeschlossen. Eine selbstständige Einheit der Universität bildet einzig Zürich. Aber jede hat eine «Mutteruniversität», die sie betreut und woher die Dozenten stammen. In Schaffhausen gibt es die SeniorenUni mit Dozenten von der Uni
versität St. Gallen sowie Persönlichkeiten der kulturellen und politischen Öffentlichkeit als Vortragenden. Sie ist allerdings kein Mitglied der Vereinigung.
Auch SeniorenUniversitäten haben spezielle Angebote und sind nicht darauf ausgelegt, dass die älteren Studierenden dort akademische Abschlüsse erwerben. Das erklärt der Präsident der Schweizerischen Vereinigung der SeniorenUniversitäten, Dr. Peter
Luder. Sie hören stattdessen an den SeniorenUniversitäten Vorträge oder in sich geschlossene Vortragsreihen, die sich quer durch die Fakultäten ziehen. Man kann Senioren nicht einfach mit Wissen anfüllen und fortschicken. Sie wollen über die Vorträge diskutieren – auch untereinander. Auf diese Weise verarbeiten sie das Gehörte und prägen es sich ein.
ı Dr. Thomas Meyer, terzStiftung
Begeisterung für das lebenslange Lernen
Aufmerksames Zuhören: Seniorinnen und Senioren an der Seniorenakademie Berlingen. Bild: zvg
12 SPEZIAL MOBILITÄT & AKTIVITÄT DiE NoRDoSTSCHWEiZ DIENSTAG, 2. JUNI 2009
NachgefragtMeine Grosseltern sind für mich ...Nora Komposch (16), Herdern
«Früher waren meine Grosseltern ein idealer Ferien und Freizeitplatz für mich. Wir unternahmen viele lustige Dinge zusammen, wobei sie mich auch
immer wieder mit spannenden Geschichten überraschten.»
Meine Kinder sind für mich ...Barbara Tappolet (58), Schaffhausen
«Ich habe viel Freude an meinen Kindern. Sie sind bereits erwachsen und haben sich ohne Probleme sehr gut entwickelt. Es ist spannend, sie auf ihrem Le
bensweg zu beobachten und zu begleiten. Meine eigenen Eltern sind für mich seit jeher sehr wichtig.»
Grosseltern zu sein heisst für mich ...Gertrud Kornmayer (74), Schaffhausen
«Grosseltern zu sein ist schön. Obwohl meine Enkelkinder schon erwachsen sind, besuchen sie mich immer noch gerne und ich besuche natürlich auch ger
ne sie. Meine Enkeltochter sagte zu uns Grosseltern einmal: «Früher wart ihr für uns da, jetzt sind wir für euch da». Das ist einfach wunderbar. »
ı Aufgezeichnet von Ramon Beerli und Marius Hösli