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Karte des Hellenischen Inselbogens mit den wesentlichen tektonischen Einheiten. (Quelle: Wikipedia.de)
Geologie von Kreta
Einleitung: Der hellenische Bogen ist das bestimmende geologische Merkmal des Gebietes zwischen
Griechenland, der Türkei und Afrika. Er erstreckt sich von den Ionischen Inseln im Westen bis nach Rho-
dos im Osten. Der Bogen setzt sich zusammen aus dem Hellenischen Graben (Hellenic Trench), der sich
in die drei Teilstücke Ionian, Pliny und Strabo (Abbildung oben) einteilen lässt, dem vulkanisch nicht ak-
tiven Bogen, der durch Hebung Kreta, Rhodos und die Ionischen Inseln bildet und dem vulkanisch akti-
ven Bogen, der sich vom Peloponnes im Westen bis Nisyros (nordwestlich von Rhodes) im Osten er-
streckt. Der Hellenische Graben (forearc), südlich von Kreta, markiert dabei nicht das Streichen der Sub-
duktionszone. Die Plattengrenze der afrikanischen und ägäischen Platte befindet sich 150 km südlich des
Hellenischen Grabens. [Braatz, 2008]
Seit der späten Kreide ist der ägäische Raum durch konvergente Plattenbewegung dominiert [Meier et
al., 2007]. Ozeanische Lithosphäre der afrikanischen Platte wird unter die eurasische Platte subduziert.
Die ozeanische Lithosphäre lässt sich durch seismische Tomographie bis in eine Tiefe von 1700 km ver-
folgen. Allerdings wurde nur der obere Teil davon, durch den aktuell aktiven Kontinentalrand in der Ägä-
is, subduziert. Durch die Subduktion des Ozeans kam es zu einer Kollision eines Mikrokontinents auf der
ozeanischen Platte und der eurasischen Platte. Dieser Mikrokontinent wurde größtenteils subduziert
und dann durch einsetzenden Rollback wieder teilweise exhumiert und bildet heute den größten Teil der
kontinentalen Kruste Kretas.
Die Hellenische Subduktionszone (Quelle: www.blogs.agau.org)
Der Rollback hält auch heute noch an und sorgt für eine Bewegung Kretas und der südlichen Ägäis in
süd-südwestliche Richtung mit einer Geschwindigkeit von 4 bis 5 Zentimeter pro Jahr relativ zu Eurasien
[Stöckhert, 1999]. Gegenwärtig wird die mit 6 Millimeter pro Jahr [Bohnhoff et al., 2005] nach Norden
driftende afrikanische Platte unter die ägäische Mikroplatte, welche im Osten an die anatolische Platte
grenzt, subduziert. Beide Platten unterliegen einer Drehung gegen den Uhrzeigersinn. Diese Drehung
entsteht durch die Kollision der arabischen mit der eurasischen Platte im Zusammenspiel mit der
Zugspannung (slab pull), die die Platte tiefer zieht. der afrikanischen Platte [Meier et al., 2004]. Seit 4 Ma
kommt es, vermutlich durch einen Subduktionskanal, zur Hebung Kretas um etwa 1 Millimeter pro Jahr
(Abb. 1.1) [Meier et al., 2007].
Die Hellenische Subduktionszone ist die seismisch aktivste Region in der Ägäis. Der Pfad der Subdukti-
onszone lässt sich anhand der durch die abtauchende Platte bei der Subduktion gebildeten Wadati-
Benioff-Zone verfolgen, welche senkrecht zum hellenischen Bogen abtaucht und Tiefen zwischen 100
und 160 km unter dem vulkanisch aktiven Bogen erreicht. Die Wadati-Benioff-Zone lässt sich im Westen
bis 100 km und im Osten bis 160 km verfolgen, was auf ein stärkeres Abtauchen im Osten deutet (Abb. 2
nächste Seite). 2
In einer Tiefe zwischen 100 km und 200 km kommt es zu mitteltiefen Erdbeben. Diese sind ein Resultat
von Dehydrationsprozessen in der abtauchenden Lithosphäre. Durch den Druck in der Tiefe wird das
gespeicherte Wasser hinaus gedrückt und durch die hohen Temperaturen dehnt es sich zusätzlich aus.
Dadurch wird das Gestein spröde und erfährt einen höheren Druck durch die die Volumensausdehnung
des Wassers. Das Resultat ist ein Sprödbruch. Die Hypozentren liegen etwa 100 km bis 200 km nördlich
der Subduktionszone.
Abbildung oben: Dreidimensionale
schematische Abbildung der grund-
legenden Merkmale der helleni-
schen Subduktionszone in dem Ge-biet um Kreta und ein Modell für die
Hebung Kretas. Gebiete mit seismi-
scher Aktivität sind mit Sternen
markiert. Die dicken, schwarz gestri-
chelten Linien und die Bezeichnun-gen "extension" und "constriction"
beziehen sich auf die geologischen
Aufzeichnungen seit 4 Ma, als Kretas
Hebung einsetzte. Das Gebiet des
Rückflusses ist in lila dargestellt. Aus [Meier et al., 2007].
Abbildung links: Hypozentren in der
Ägäischen Region von 1964-1998.
Linien mit südlich zeigenden Drei-
ecken geben die Grenze zwischen
zentralen und inneren Einheiten des mediterranen Rückens an. Linien mit
nördlich zeigenden Dreiecken geben
den Hellenischen Graben an. Die
eingekreisten Zahlen geben das
südliche Ende der Ägäischen Platte an. Aus [Meier et al., 2007].
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Plattentektonik im östlichen Mittelmeer. Die grünen Flächen umreißen die Reste ozeanischer Kruste, die von dem großen Urmeer der Thetis übriggeblieben sind. Ansonsten Erläuterung im nachfolgenden (Quelle: Homersheimat.de).
Besondere Merkmale dieser Darstellung sind:
• Die afrikanische Platte taucht oberhalb der gelben Fläche unter die anatolische Platte ab. An dieser Front bildet sie Gra-
benstrukturen („Hellenic Trenches“)
• Die gelbe, noch auf der Afrikanischen Platte gelegene Fläche südlich von Kreta („East Mediterranean Ridge“) markiert
den „Akkretionskeil“ (Anwachskeil) aufgeschobener Gesteine, die beim Abtauchen der afrikanischen Platte unter die
anatolische von den beteiligten Platten abgeschert wurden.
• Der vulkanische Inselbogen in der Ägäis ist rötlich unterlegt. Mitten darin der Santorin-Komplex mit den Christiana-
Inseln im Südwesten und dem noch submarinen Kolombo-Vulkan im Nordosten. Ferner gehören zum ägäischen Vulkan-
bogen die Inseln Ägina vor dem griechischen Festland, Poros, der Milos-Inselkomplex (westlich von Santorin) sowie öst-
lich nahe der kleinasiatischen Küste die Inseln Yali und Nisyros.
• Zwischen dem ägäischen Vulkanbogen und dem kretischen Inselbogen senkt sich das Meer in das kretische Bassin
(„Cretan Basin“) mehr als 1000 m ‚hinter‘ dem angehobenen Kreta ab – auch ein Effekt des Drucks, den die Subduktion
der afrikanischen Platte ausübt.
• Die roten Pfeile markieren Richtung und Geschwindigkeit von Plattenbewegungen. Die afrikanische Platte bewegt sich
nur noch gering nach Norden (ohne Pfeileinträge). Die Kollision bzw. Subduktion wird daher von der Gegenseite, d.h. ei-
ner massiven Südwestdrift der anatolischen Platte bewirkt.
<= Graphik: http://plakiasstoneageproject.com
Quellen: www.sherbers.de/publikationen/bachelorarbeit/html http://homersheimat.de
Zusammenfassung: Norbert Strauß
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