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Geschwister-Scholl- Institut Soft Balancing als alternative Form des Balancings Christoph Rohde - Sommersemester 2006

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Soft Balancing als alternative Form des Balancings

Dr. Christoph Rohde - Sommersemester 2006

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Gliederung:

1. Die USA als unipolare Macht

2. Soft Balancing

2.1. Definition

2.2. Prämissen

2.3. Effekte

3. Methoden des Soft Balancings

4. Kritikpunkte

5. Diskussionsanregungen

6. Literaturnachweis

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1. Die USA als unipolare Macht

- Offensichtliche Überlegenheit der USA auf ökonomischer sowie militärischer Ebene nach dem Zerfall der Sowjetunion

- Entgegensteuern der Großmächte im Sinne der Balance of Power?

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Bruttoinlandsprodukt (nominal) in Millionen US-Dollar

0

2000

4000

6000

8000

10000

12000

14000

1980 1990 2000 2003 2005

USA

Japan

Deutschland

Großbritannien

Frankreich

Volksrepublik China

Russland

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1. Die USA als unipolare Macht

Kein Balancing gegen die USA nach dem Kalten Krieg

- Balancing-Prozesse gegen eine Supermacht vollziehen sich sehr unregelmäßig und langsam

- Balancing gemäß der „Balance of Threat“-Theorie aufgrund von Bedrohungen, nicht allein aufgrund von Machtverhältnissen

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1. Die USA als unipolare Macht

- Positive Bewertung der US-Intentionen: Fokus nicht auf eigener Machterweiterung

offshore balancing

- Die ökonomische und militärische Überlegenheit der USA verhinderte ein klassisches Balancen

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1. Die USA als unipolare Macht

Wandel der US-Politik veranlasst die Großmächte zum Balancen

- Veröffentlichung der NSS legitimiert Präventivkriege

- Eroberung des Iraks erhöht die ökonomischen Kapazitäten

- Aktuelle Nuklearpolitik schafft klassisches Sicherheitsdilemma

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2. Soft Balancing

2.1 Definition

- „Soft-balancing measures do not directly challenge a unipolar leader`s preponderance, but they can delay, complicate, or increase the costs of using that extraordinary power. Nonmilitary tools, such as international institutions, economic statecraft, and strict interpretations of neutrality, can have a real, if indirect, effect on the military prospects of a unipolar leader“. (Robert A. Pape, 2005)

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2. Soft Balancing

- Soft Balancing bezeichnet nicht-militärisches Balancen schwächerer Staaten gegen militärisch und ökonomisch starke Staaten

- Soft Balancing ist weniger riskant als traditionelles Hard Balancing

- Ziel des Soft Balancing ist es, die Kosten des starken Staates für unilaterales Handeln zu erhöhen

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2. Soft Balancing

- Soft Balancing beinhaltet dabei die Verwendung von Mitteln, die es dem überlegenen Staat schwerer machen, seine militärische Überlegenheit zu nutzen

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2. Soft Balancing

2.2 Prämissen für Soft Balancing (nach Paul)

a. Die Machtposition und das militärische Verhalten der unipolaren Macht bieten anderen Mächten Anlass zur Sorge

b. Der dominierende Staat stellt eine wichtige Quelle für öffentliche Güter dar, sowohl im Bezug auf Ökonomie als auch Sicherheit

c. Der dominierende Staat kann das Soft Balancing nicht einfach vergelten, da es meist versteckt geschieht und die militärische Machtposition nicht direkt angegriffen wird

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2. Soft Balancing

2.3 Effekte des Soft Balancings

- Militärische Kosten der überlegenen Macht steigen

- Beeinflussung der öffentlichen Meinung

- Erfolgreiches Balancen steigert die Ambitionen der Balancer

- Aus Soft Balancing kann sich Hard Balancing entwickeln

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3. Methoden

3.1 Territorial Denial

- Territoriales Durchgangs- oder Stationierungsverbot

- Effekt: Kostenerhöhung für die Supermacht

Beispiel: Türkei und Saudi-Arabien vor dem Irakkrieg

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3. Methoden

3.2 Entangling Diplomacy

- Einbindung internationaler Organisationen

- Effekte: Kostenerhöhung, Verzögerung, Sensibilisierung der Bevölkerung

Beispiel: Russland und China während der Kosovokrise

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3. Methoden

3.3 Economic Strengthening

- Ökonomische Stärkung schwächerer Staaten durch Wirtschaftsbündnisse

Beispiel: ASEAN

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3. Methoden

3.4 Signals of Resolve to Balance

- Kooperation mehrerer Staaten führt zu Vertrauensbildung

- Mögliche Entwicklung hin zum Hard Balancing

Beispiel: Russland, Deutschland und Frankreich vor dem Irakkrieg

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4. Kritikpunkte

- Strategie des Soft Balancings stellt grundsätzlich keine neue Methode dar, neu ist lediglich die Bezeichnung

Beispiele: Bismarcks Bündnispolitik nach 1871, Marshallplan

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4. Kritikpunkte

- Die Annahme, die Staaten würden die Stationierungsverbote ausweiten ist falsch

- Das Fehlen einer übergeordneten, sanktionsfähigen Macht im System sorgt dafür, dass internationale Organisationen lediglich über Drohpotential verfügen und deshalb unilaterales Handeln nicht verhindern können

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4. Kritikpunkte

- Es lässt sich keine Tendenz zum Ausschluss der USA von wirtschaftlichen Bündnissen feststellen

- Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass die aktuelle Bündnispolitik primär gegen die USA gerichtet ist

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5. Diskussionsanregungen

- Ist Soft Balancing innerhalb einer globalisierten, zunehmend interdependenten Staatenwelt eine ernstzunehmende politische Alternative?

- Können die USA als unipolare Macht verstanden werden?

- Wird sich die Achse Frankreich-Deutschland-Russland als stabil genug erweisen um effektives Balancing zu betreiben?

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5. Diskussionsanregungen

- Kann die Einführung des Euros und die Etablierung des gesamteuropäischen Wirtschaftsraumes als Methode des Economic Strengthening verstanden werden?

- Kann das momentane Soft Balancing die Pläne der USA ernsthaft beeinflussen?

- Erklärt die „Balance of Threat“-Theorie das internationale System besser als die „Balance of Power“-Theorie?

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6. Literaturnachweis

- Art, Robert J.; Brooks Stephen G.; Wohlforth, William C.; Lieber, Keir A.; Alexander, Gerard: „Correspondance: Striking the Balance“ in: International Security, Winter 2005/2006 Vol. 30, No.3

- Brooks, Stephen G.; Wohlforth William C.: „Hard Times for Soft Balancing“ in: International Security, Summer 2005 Vol.30, No.1

- Kelley, Judith: „Strategic Non-cooperation as Soft Balancing: Why Iraq was not just about Iraq“ in: International Politics, 2005, 42

- Khong, Yueng Foong: „Coping with Strategic Uncertainty: The Role of Institutions and Soft Balancing in Southeast Asia‘s Post-Cold War Strategy“ in: Carlson, Allen; Katzenstein, Peter, Suh, J.J.: „Rethinking Security in East Asia: Identity, Power and Efficiency“

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6. Literatur

- Lieber, Keir. A, Alexander Gerard: „Waiting for Balancing“ in: International Security, Summer 2005 Vol.30, No.1

- Pape, Robert A.: „Soft Balancing against the United States“ in: International Security, Summer 2005 Vol.30, No.1

- Pape, Robert A.: „The World Pushes Back“ in: Boston Globe, 23.03.2003

- Paul, T.V.: „Soft Balancing in the Age of U.S. Primacy“ in: Security, Summer 2005 Vol.30, No.1

- Wohlforth, William C.: „Russia‘s Soft Balancing Act“ in: Strategic Asia, 2003-4: Fragility and Crisis“