Gesellschaft Mr perfect und die frauen - Felix HuttFoto: Brauer Photos Mr perfect und die frauen...

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FOTO: BRAUER PHOTOS MR PERFECT UND DIE FRAUEN Andrea und Alexander Dibelius in glücklichen Tagen beim Ball des Sports. Inzwischen herrscht Schweigen Von Felix Hutt Er, Alexander Dibelius, ist einer der reichsten Investmentbanker Deutschlands. Sie ist seine Gattin Andrea. Beides könnte bald Geschichte sein 84 23.1.2014 23.1.2014 85 GESELLSCHAFT

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Wer etwas mehr auf sich hält, der verbringt die Tage um Weihnachten und Silvester in Kitzbühel. Das gilt für geliftete Schauspielerinnen, neureiche Russen und alternde Fuß-ballstars, aber auch für viele aus dem deutschen Geldadel. Sie besit-zen teure Häuser im Landhausstil und bleiben abends unter sich.

So auch am Samstag vor Silvester, als ein ehemaliger Teilhaber der Sal. Oppenheim Bank mit seiner Frau zum Dinner ins „Hotel zur Tenne“ lädt. Vor dem Hotel parken Autos mit zu viel PS, an der Bar trinken Societyfrauen Champagner und blicken auf ihre Louis-Vuitton- Taschen, aus denen Mini-Hunde ihre Köpfe recken. Es darf geraucht werden, der Dunst mischt sich mit ihren Parfüms. Gegen halb acht be-tritt die wirklich feine Gesellschaft die „Tenne“, der Bankier hat den hin-teren Bereich reservieren lassen.

Zu den Gästen gehören Gabriele und Thomas Haffa, Gert Rudolf und Corinne Flick, Maria-Elisabeth Schaeff er, der Galerist Thaddeus Ropac, der ehemalige Metro-Vor-stand Eckhard Cordes – und: Ale-xander Dibelius, 54, mit seiner neu-en Freundin Laila Maria Witt, 31. Sieht verdammt gut aus. Und ist total nett. Sagen die, die dabei waren und mit dem stern sprechen. Dibelius darf nicht reden, das haben ihm die Anwälte verboten.

Denn trotz Laila hat der Chef von Goldman Sachs in Deutschland und

Osteuropa nicht die beste Laune. Dafür sorgen die Scheidungs-schlacht mit seiner Noch-Ehefrau Andrea und unangenehme Zei-tungsartikel. Von Offshore-Immo-biliengeschäften wird geschrieben, von falsch ausgefüllten Steuererklä-rungen. Der Rosenkrieg und die schlechte Presse – für Dibelius gibt es einen Zusammenhang: seine Ex. Er sei „bitter enttäuscht“ von ihr, lässt er ausrichten.

Es läuft nicht rund, so etwas kannte Alexander Dibelius bislang nicht. Er ist – oder war? – der Son-nenkönig der Investmentbanker. Der Wirtschaftswundermann von Goldman Sachs, der Liebling der High Society, der Spin Doctor der Deutschland AG. Die Veröffent-lichungen kratzen am Ruf des Mr Perfect, den er über Jahre aufgebaut, eine Fassade, die er poliert hat, aus Eitelkeit und weil er damit viel Geld verdient. Sein Vermögen wird auf 300 Millionen Euro geschätzt.

Drei Tage ohne SchlafWie eine Fabel mutet seine Vita an: Dibelius, Sohn eines Musikwissen-schaftlers, der das Abitur mit 1,0 besteht, Chirurg wird, zu McKinsey wechselt, weil ihm ein Leben im OP zu eintönig erscheint. Der von Goldman Sachs abgeworben wird, wo nur die Besten der Besten beschäftigt werden. Dem einfussreichsten pri-vaten Finanzinstitut der Welt, das Krisen verursachen und lösen und immer von ihnen profitieren kann. Di belius wird Partner, da ist er keine 40 Jahre alt. Er treibt die Fusion von Daimler mit Chrysler voran, über-wältigt mit Vodafone Mannesmann.

Er ist „Der Schattenmann“ („Capi-tal“), der bei den Vorständen ein und aus geht, mit der Schaeffer in Kitz-bühel mal eben eine Lösung für Continental findet und sogar von der Kanzlerin um Rat gefragt wird. Ein Kerl, der drei Tage ohne Schlaf auskommt, wenn es der Job ver-langt. Der Philanthrop, der in Mün-chen die Thomas-Mann-Villa neu bauen lässt. Der legendäre Dibelius, der sich auf dem Weg zu einem Ter-min auf der Autobahn überschlägt, aussteigt und sich von einem ande-ren Fahrer mitnehmen lässt, weil ein wichtiger Deal ansteht.

Eine andere Richtung als steil nach oben schien dieses Leben nicht zu kennen. Bis jetzt. Jetzt gibt es da diesen einen Deal, der dem großen Dealmaker nicht gelungen ist. Einen Deal, den man nicht kontrollieren kann, für den es keine Garantie gibt: den Deal mit der Liebe.

Auch hier beginnt alles strahlend. Alexander Dibelius lernt Andrea Koch im Januar 2001 in seinem Haus in Aschau bei Kitzbühel kennen. Eine Freundin fragt, ob sie und An-drea übers Wochenende in seinem Haus übernachten dürfen. Dibelius trifft Andrea. Sie gefällt ihm, dunk-le Haare, super Figur, smart, tempe-ramentvoll, wie er fährt sie begeis-tert Ski. Sie kommt aus Saalfelden, nur 50 Kilometer von Kitzbühel, ist in den Bergen aufgewachsen. Doch für Andrea war es in Tirol bald zu eng. Als sie Dibelius kennenlernt, arbeitet sie in München beim Radio.

Dibelius mag an ihr, dass sie anders ist. Kein Kopfmensch, jung, unabhän-gig, mit ihr kann Dibelius über an-deres reden als das nächste Geschäft. Er ist so verliebt, dass er sie nicht ein-mal zwei Jahre später in Kitzbühel heiratet. Eckhard Cordes, mit dem Dibelius bei der Daimler-Chrysler-Fusion zusammengearbeitet hat, ist sein Trauzeuge. Aus Andrea Koch aus Saalfelden, Tirol, wird Andrea Dibe-lius, Frau eines der reichsten und mächtigsten Banker Deutschlands.

Dibelius schließt keinen Ehever-trag ab. Für einen Mann mit seinem Einkommen ungewöhnlich. Aber er glaubt an diese Liebe, die Freunde beschreiben ihn als Romantiker. Zudem machte er einen Großteil seines Vermögens beim Börsengang von Goldman Sachs 1999, vor der Ehe, bei einer Scheidung in Deutsch-land wäre es nicht in Gefahr. Da zählt der Zugewinn während der Ehe. Sicher auch nicht schlecht.

Während Dibelius nach der Hoch-zeit weiter sein Leben in Flugzeugen und Konferenzsälen führt, etabliert sich Andrea Dibelius in der besse-ren Gesellschaft. Mit der reichen Gesellschaftsdame Denise Rich fei-ert sie auf deren Yacht an der Côte d’Azur, im Dibelius-Haus in St-Tro-pez schmeißt sie Kostümpartys. Sie kauft und fördert junge Künstler, reist auf die Art Basel nach Mia-

Andrea Dibelius vor zwei Jahren im Wohnzimmer der Thomas-Mann-Villa. Die Kunst hat sie selbst ausge-sucht: Der Spiegel heißt „Nichts gleicht meinem Glücke“, und das Bild stammt aus einer Serie „Family Works“

Dibelius, wie er sich gern sieht: mit Deutsche-Bank-Chef Anshu Jain beim Treffen der Bosse in Davos und mit seiner neuen Liebe, Soap- Darstellerin Laila Maria Witt, auf dem Oktoberfest

sein eGO seine hauser, seine Welt

Für den Nachbau der Thomas-Mann-

Villa in München (r.) erhält

Dibelius Lob. Seine Londoner

Immobilie Bel grave Mews

South (u.) macht dem 54-Jährigen weniger Freude –

es wurde bekannt, dass er sie über

eine Offshore- Firma finanzierte

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Felix Hutt erinnert die Geschichte an einen seiner Lieblingsromane: tom Wolfes „Fegefeuer der eitelkeiten“.

Bei den recherchen unterstützten ihn Frank Donovitz und Norbert höfler Fo

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gut zu wissen Goldman sachs

Die BankGoldman sachs ist die größte Investmentbank der Welt. Namensgeber sind die deutschstämmi-gen Gründer Marcus Goldman und dessen schwiegersohn samuel sachs, die ihr gemeinsa-mes Geschäft 1882 in

New York im Börsenhan-del begannen. Wie alle großen us-Banken wur-de auch Goldman sachs in der Finanzkrise per Gesetz mit steuermit-teln gestützt. Das geschäftNeben dem Wertpapier-geschäft verdient die Bank heute ihr Geld mit Finanzberatung von unternehmen und mit Vermögensverwaltung. Die 33 000 Mitarbeiter erwirtschafteten zuletzt einen Jahresumsatz von gut 34 Milliarden Dollar,

mit einem verbuchten Gewinn von rund acht Milliarden.Die Kritikandauernden argwohn erzeugt das weltweit einzigartige Netzwerk, das durch Dutzende Wechsel von Mitarbei-tern in die spitzen von Politik, Zentralbanken, Industrie und Wissen-schaft entstanden ist. so waren eZB-Präsident Mario Draghi und Philip Murphy, zeitweise us-Botschafter in Berlin, früher für die Bank tätig.

mi, die Frieze nach London. Bald wirft er ihr vor, dass sie den Lebens-stil einer Milliardärsgattin führe. Ein Milliardär sei er aber nun mal nicht. Plötzlich muss er sich fühlen wie: ein armer reicher Mann.

Unterschiedlicher könnten sie nicht sein. Er glaubt, dass sie ihn und seine Freunde mit ihrem Wirt-schaftstalk für Langweiler hält. Während sie auf vielen Partys zu se-hen ist, trinkt er keinen Alkohol, weil das Zellgift ist, wie er meint. Er wünscht sich Kinder, sie hat einen Russian Toy Terrier namens Angelo. Andrea Dibelius will mit dem stern nicht sprechen.

Im vergangenen Frühjahr geht es dann nicht mehr weiter. Am 2. April 2013 reicht sie in London, zwei Tage später er in München die Scheidung ein. Er hat sich neu verliebt, in Laila Maria Witt, eine Schauspielerin, die in der ARD-Soap „Verbotene Liebe“ eine Rolle hat und mit zwei Kindern in Berlin lebt. Witt sieht aus wie An-dreas Schwester, ist aber fast zehn Jahre jünger. Das hebt sicher nicht die Laune der 39-jährigen Andrea Dibelius. Oder fördert ihre Kompro-missbereitschaft.

Und so ist es die Liebe, die Mr Per-fect aus der Spur trägt. Der Strahle-mann, die junge Geliebte und die zornige Ex: Das ist „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“, bloß in echt.

Es wird einiges geboten. Da An-drea Dibelius die Scheidung zuerst eingereicht hat, muss Alexander Di-belius fürchten, dass in London ge-schieden wird. „England ist für eine Frau, die sich von einem reichen Mann scheiden lassen will, ein Traumland, weil hier nach der Regel

erfüllt sich damit ein Lebenstraum. Wären da nicht diese Berichte. Auf die ihn jetzt einige der anderen an-sprechen, sehr dezent. Dibelius habe steuersparend eine Londoner Im-mobilie in der noblen Belgrave Mews South über Offshore-Gesellschaften erworben, steht da, von denen eine auch noch den Namen einer Mafia-familie aus dem Fernsehen trage – Soprano. Bei der Steuererklärung für sein Einkommen aus Russland seien Rubel und Dollar zu seinen Gunsten verwechselt worden. Schuld war offiziell der Steuerbera-ter, aber ausgerechnet der Perfektio-nist soll seine Steuererklärung nicht richtig gelesen haben?

Ein paar Tage nach dem Abendes-sen in Kitzbühel veröffentlicht das „Handelsblatt“ auch noch einen E-Mail-Verkehr zwischen Dibelius und einem anderen Banker, in dem sie sich auf dekadente Weise über Immobilien austauschen, die sie als Investment erwerben wollen. Ein Makler lud offensichtlich beide zum Homeshopping ein: „Monday 14:30 at 7 Eaton Place. Erst Hausi schaun, dann gemma irgendwo auf einen Kaffee, if thatʼs okay.“ Meldungen, die Dibelius so peinlich sind, dass er sie gern als Gerüchte dementieren ließe, wären sie nicht belegbar.

Unabhängig davon, ob Andrea Dibelius und ihre Berater die In-formationen gezielt an die Presse geleitet haben oder sie von an deren weitergegeben wurden – die Berich-te schaden nicht nur seinem Ego. Er versucht, die Enthüllungen als Folge eines privaten Rosenkriegs darstellen zu lassen, der mit seinen Geschäften nichts zu tun habe. Si-cherheitshalber hat Dibelius Straf-anzeige gegen unbekannt gestellt.

Bei Goldman Sachs hält man zu Dibelius. Laut internem Kodex sei-en private Geschäfte zu melden, dies habe Dibelius korrekt gemacht. Aber ob die Loyalitätsbekundungen noch gelten, wenn demnächst wegen sei-ner Reputation ein Deal gefährdet sein sollte, ist fraglich. Sicher ist nur, dass sich Dibelius für 2014 auf min-destens eine neue Karriere vorberei-ten darf – die als Vater. 2

der Realteilung verfahren wird“, sagt der Münchner Scheidungsanwalt Herman Messmer. Realteilung be-deutet, dass Dibelius’ Vermögen ver-anschlagt wird, auch das, was er vor der Ehe erwirtschaftet hat.

Millionen für die ExDiesen GAU gilt es für ihn zu ver-meiden. Am 16. Mai 2013 unterbrei-tet er ein Angebot: Andrea bekomme einen zweistelligen Millionenbe-trag als Einmalzahlung und eine le-benslange monatliche Rente von 25 000 Euro. Aber Andrea Dibelius sagt: No deal! Sie gibt ihre monatli-chen Unterhaltsbedürfnisse in Lon-don mit 75 000 bis 85 000 Pfund an. Sie fordert eine sofortige Über-gangszahlung von zehn Millionen Euro, auf die Dibelius nicht eingeht. Bis geklärt ist, wo die Scheidung stattfindet, hat er ihr 2,5 Millionen Euro Trennungsunterhalt überwie-sen und das alleinige Wohnrecht für die Londoner Immobilie überlassen.

Nach dem Termin in Frankfurt er-scheint eine gütliche Lösung ausge-schlossen, man redet nicht mehr miteinander. Nur wenig später be-richtet die „Bunte“, in der Andrea Di-belius früher gern als Partygängerin zu sehen war, von der Scheidung. Sie gehört zu den Medien, die im De-zember Details zu Dibelius’ Off-shore-Geschäften veröffentlichen.

An diesem Abend in der „Tenne“ in Kitzbühel trägt Dibelius Trach-tenjanker, die Haare wie immer akkurat gescheitelt. Eigentlich könnte er sich jetzt Saibling und Perlhuhn schmecken lassen, Laila ist schwanger. Nächstes Frühjahr wird Dibelius erstmals Vater, für ihn

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