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Institut für Erziehungswissenschaft Abteilung Lehrerinnen- und Lehrerbildung Fachdidaktik Geografie II, Dr. Stefan Hesske Lernerfolgsmessung 1 Gestaltung von schriftlichen Prüfungen im Fachbereich Geografie Franz Eberle, Stefan Hesske & Claude Müller, Projekt APU, IGB-UZH, 2006 1. Allgemeines Ziel schriftlicher Lernkontrollen ist es, festzustellen, ob und inwieweit der Schüler bestimmte inhaltliche und methodische Ziele des Geografieunterrichts erreicht hat (Lenz in Haubrich 2006, S. 234; Kirchberg 1997). Die Lösung von Aufgaben erfordert unterschiedliche geistige Leistungen, die sich mit einer Ta- xonomie der Lernziele erfassen lassen (vgl. Roth 1963, Bloom 1956, 1972, Metzger et al.1993, Anderson 2003). In einer schriftlichen Prüfung sollten daher Leistungen aus möglichst allen Ka- tegorien abgefragt werden. Dieses Papier soll das Vorgehen zur Prüfungskonstruktion beschreiben und unterstützen. Wir verwenden hier die Kategorien von Metzger et al. (1993), die auf die kognitiven Bereiche von Bloom et al. (1956) zurückgehen. Metzger et al. (1993) berücksichtigen bei Ihrer Aufgaben- Taxonomie Inhalts- und Prozessniveau. 2. Die Inhaltsniveaus Bereits das Erinnern und Wiedergeben von Wissen kann unterschiedlich schwierig sein. Wesent- liche Faktoren der inhaltlichen Schwierigkeit sind u.a. einerseits die Anzahl der Sinneinheiten, die gleichzeitig im Arbeitsgedächtnis verarbeitet werden müssen, und andererseits der Abstrakti- onsgrad der Inhalte. Auch wenn die folgende Tabelle nur bedingt eine trennscharfe Kategorisie- rung von Wissensinhalten ermöglicht, kann sie für die Einschätzung des Schwierigkeitsgrades von Wissen sensibilisieren. Stufen Merkmale A. wenig komplex 1 – 7 Informationseinhei- ten wenige Einzelheiten; einfache, anschauliche Begriffe; einfache Regeln; einfache Verfahren; einfache Strukturen B. mittel komplex 8 – 14 Informationsein- heiten einige Einzelheiten; mittelschwierige Begriffe; mittelschwierige Regeln; mittelmässig anspruchsvolle Verfahren; mittelmässig anspruchsvolle Strukturen C. hoch komplex 15 – x Informationsein- heiten viele strukturierte Einzelheiten; komplexe, abstrakte Begriffe; komplexe Zusammenhänge; komplexe Regeln; komplexe Ver- fahren; komplexe Strukturen

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Institut für Erziehungswissenschaft Abteilung Lehrerinnen- und Lehrerbildung Fachdidaktik Geografie II, Dr. Stefan Hesske

Lernerfolgsmessung

1

Gestaltung von schriftlichen Prüfungen

im Fachbereich Geografie Franz Eberle, Stefan Hesske & Claude Müller, Projekt APU, IGB-UZH, 2006

1. Allgemeines Ziel schriftlicher Lernkontrollen ist es, festzustellen, ob und inwieweit der Schüler bestimmte inhaltliche und methodische Ziele des Geografieunterrichts erreicht hat (Lenz in Haubrich 2006, S. 234; Kirchberg 1997). Die Lösung von Aufgaben erfordert unterschiedliche geistige Leistungen, die sich mit einer Ta-xonomie der Lernziele erfassen lassen (vgl. Roth 1963, Bloom 1956, 1972, Metzger et al.1993, Anderson 2003). In einer schriftlichen Prüfung sollten daher Leistungen aus möglichst allen Ka-tegorien abgefragt werden. Dieses Papier soll das Vorgehen zur Prüfungskonstruktion beschreiben und unterstützen. Wir verwenden hier die Kategorien von Metzger et al. (1993), die auf die kognitiven Bereiche von Bloom et al. (1956) zurückgehen. Metzger et al. (1993) berücksichtigen bei Ihrer Aufgaben-Taxonomie Inhalts- und Prozessniveau. 2. Die Inhaltsniveaus Bereits das Erinnern und Wiedergeben von Wissen kann unterschiedlich schwierig sein. Wesent-liche Faktoren der inhaltlichen Schwierigkeit sind u.a. einerseits die Anzahl der Sinneinheiten, die gleichzeitig im Arbeitsgedächtnis verarbeitet werden müssen, und andererseits der Abstrakti-onsgrad der Inhalte. Auch wenn die folgende Tabelle nur bedingt eine trennscharfe Kategorisie-rung von Wissensinhalten ermöglicht, kann sie für die Einschätzung des Schwierigkeitsgrades von Wissen sensibilisieren.

Stufen Merkmale A. wenig komplex 1 – 7 Informationseinhei-ten

wenige Einzelheiten; einfache, anschauliche Begriffe; einfache Regeln; einfache Verfahren; einfache Strukturen

B. mittel komplex 8 – 14 Informationsein-heiten

einige Einzelheiten; mittelschwierige Begriffe; mittelschwierige Regeln; mittelmässig anspruchsvolle Verfahren; mittelmässig anspruchsvolle Strukturen

C. hoch komplex 15 – x Informationsein-heiten

viele strukturierte Einzelheiten; komplexe, abstrakte Begriffe; komplexe Zusammenhänge; komplexe Regeln; komplexe Ver-fahren; komplexe Strukturen

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3. Die Prozessniveaus

Stufen

Merkmale

Beispiele

1 Informatio-

nen erinnern

1.1 Wiederer-kennen

gelernte Informationen in einem unver-änderten Umfeld wieder erkennen

In Aufgaben dargestellte Begriffe, Definiti-onen, Fakten, Namen, Daten, Abläufe, Re-geln usw. wieder erkennen.

1.2 Wiedergeben

gelernte Informationen unverändert re-produzieren (nennen, aufzählen, nach-vollziehen usw.)

Gelernte Begriffe, Definitionen, Fakten, Namen, Daten, Abläufe, Regeln, Theorien usw. unverändert wiedergeben; routinemäs-sig verinnerlichte Abläufe ausführen.

2 Informationen

verarbeiten

2.1 Sinn erfassen

gelernte Informationen sinngemäss "ab-bilden" (beschreiben, erklären, interpre-tieren, begründen, verstehen usw.)

Begriffe/Formeln/Sachverhalte in eigenen Worten erläutern; einen Text zusammenfas-sen; Graphiken interpretieren; Texte über-setzen; Beispiele zu Sachverhalt finden.

2.2 Anwenden

gelernte Struktur auf einen sprachlich neuartigen, strukturell gleichen Inhalt übertragen

Regeln/Gesetze/Methoden/Theorien/For-meln/Verfahren usw. auf neuartige Inhalte übertragen; Gelerntes in praktischen Situa-tionen anwenden; zu bestehenden Struktu-ren eigene Beispiele entwerfen

3 Informationen

erzeugen

3.1 Analysieren

einen Sachverhalt umfassend und sys-tematisch untersuchen, wobei die dazu nötige Kriteriumsstruktur neu zu schaf-fen ist

Sachverhalte (Fakten, Meinungen, Aussa-gen, Daten usw.) anhand von selbst erarbei-teten Kriterien vergleichen; Sachverhal-te/Systeme/usw. in logische Teile gliedern.

3.2 Synthese

einzelne Informationen zu einem neuar-tigen Ganzen verknüpfen

Neuartige Pläne/Strukturen/Schemata/Theo-rien entwerfen; neuartige Texte verfassen; Vorschläge zur Lösung konkreter Problem-stellungen entwickeln.

3.3 Beurteilen

einen Sachverhalt umfassend und sys-tematisch bewerten, wobei die dazu nö-tige Kriteriumsstruktur neu zu schaffen ist

Alternativen vergleichen, bewerten und auswählen; ein persönliches Urteil begrün-det fällen; Sachverhalte anhand von passen-den und stimmigen Kriterien evaluieren.

Probleme umfassend bearbeiten

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4. Struktur der Prüfungen

Die Minimalstruktur der Prüfungen soll die folgende sein:

- Alle Aufgaben sollen inhaltlich zumindest mittelkomplex sein.

- Die Aufgaben sollen sich möglichst gleichmässig auf die folgenden Prozesskategorien vertei-len:

° 1 Wissen erinnern

° 2.1 Sinn erfassen

° 2.2 Anwenden

° 3.1 Analysieren

° 3.2 Synthese

° 3.3 Beurteilen Dabei soll jede Kategorie durch je eine Aufgabe abgedeckt sein.

Tabellarische Übersicht über die kognitiven Schwierigkeitsgrade (unterschieden nach Inhalt und Prozess) nach Metzger et al. (1993) basierend auf den Kategorien von Bloom et al. (1956):

Inhalts-niveaus

C: hoch komplex

B: mittel komplex

A: we-nig komplex

1.1 1.2 2.1 2.2 3.1 3.2 3.3

Wissen wieder-

erkennen

Wissen wieder-geben

Sinn erfassen

Anwenden Analyse Synthese Beurteilen

Prozessniveaus Quellen:

Anderson, Lorin W. & Krathwohl, David R. (2001). A Taxonomy for Learning, Teaching, and Assessing. A revi-sion of Bloom’s Taxonomy of educational objectives. Addison Wesley Longman, Inc., 302p. Bloom, B. (Ed.) (1956). Taxonomy of Educational Objectives. Longmans, London. Metzger, C., Waibel, R., Henning, C., Hodel, M. & Luzi, R. (1993). Anspruchsniveau von Lernzielen und Prü-fungen im kognitiven Bereich. Studien und Berichte des IWP, Heft 10, Institut für Wirtschaftspädagogik der Univer-sität St. Gallen.

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Beispielaufgaben für den Fachbereich Geografie

1.1 Wiedererkennen (1. Informationen erinnern)

Thema: Sozialgeografie

Lernsituation:

Die Lernenden haben als grundlegendes Orientierungswissen die wichtigsten geografi-schen Ortskenntnisse der Welt (Kontinente, Gebirge, Meere, Inseln, Halbinseln, etc.) als Hausaufgabe erarbeitet. Zum Üben haben sie stumme Karten erhalten, um die Ortsbe-griffe einzutragen. Mit dem Atlas konnten sie ihre Einträge jeweils kontrollieren.

Aufgabe:

Wie heisst die grosse Halbinsel im Zentrum des Kartenausschnittes? Kreuze die richtige Antwort an!

¨ Halbinsel Kamtschatka

¨ Arabische Halbinsel

¨ Halbinsel Yucatan

¨ Somali Halbinsel

Anspruchsniveau: 1.1A, Inhalt wenig komplex (A, 1 Informationseinheit), Wissen erin-nern und wiedererkennen (1.1)

Aufgabenform: Mehrfachwahlaufgabe C B

A X

1.1 1.2 2.1 2.2 3.1 3.2 3.3

Begründung:

Die Aufgabe verlangt, einen Ausschnitt aus der Weltkarte wieder zu erkennen und ihn mit dem passenden geografischen Namen in Verbindung zu bringen. Es handelt sich um Orientierungswissen.

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1.2 Wiedergeben (1. Informationen erinnern)

Thema: Sozialgeografie, Indikatoren

Lernsituation:

Die Lernenden haben im Geografieunterricht die Indikatoren für den Entwicklungsstand eines Landes behandelt und vom Lehrer den zentralen, Indikator „Human Development Index (HDI)“ vorgestellt bekommen. (Der HDI erfasst gebündelt Gesundheit (Indikator: Lebenserwartung), Bildung (Indikator: Alphabetisierung der Erwachsenen) und wirt-schaftliches Einkommen (Indikator: die reale Kaufkraft in einem Land).) Die Definition des HDI haben sie auch in ausgeteilten schriftlichen Unterlagen erhalten.

Aufgabe: Ergänze die folgenden Textlücken sinngemäss:

Die Abkürzung HDI steht für .................................................................................................... Der HDI ist eine Zahl zwischen ................. und ................... und dient zur Erfassung ............................................................ in einem Land. Im HDI sind drei Kenngrössen zu einem Durchschnittswert zusammengefasst, nämlich der Indikator ................................. der den Ge-sellschaftsbereich ............................................. beschreibt, der Indikator ................................. der den Gesellschaftsbereich ............................................. beschreibt und der Indikator ................................. der den Gesellschaftsbereich ............................................. beschreibt.

Anspruchsniveau: 1.2B, Inhalt mittelkomplex (B, 9 Informationseinheiten), Wissen er-innern und wiedergeben (1.2)

Aufgabenform: Ergänzungsaufgabe

C B X

A 1.1 1.2 2.1 2.2 3.1 3.2 3.3

Begründung:

Die Aufgabe verlangt, gelernte Informationen (Namen und Definition) unverändert zu reproduzieren.

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2.1 Sinn erfassen (2. Informationen verarbeiten) Thema: Sozialgeografie/Demografie

Lernsituation: Im Unterricht wurde die Bevölkerungspyramide als grafische Darstellungsform einer Be-völkerungsstatistik vorgestellt. Die charakteristischen (idealisierten) Formen für eine wachsende, stagnierende und abnehmende Bevölkerung wurden gezeigt und bespro-chen.

Aufgabe: Betrachte die unten stehende Bevölkerungsgrafik aus dem Jahr 2000 und beantworte folgende Fragen!

a. Was kannst du über die künftige Entwicklung dieser Bevölkerung aussagen?

b. Wie viele Menschen leben in etwa in diesem Land?

c. Wie viele männliche Teenager leben schätzungsweise (in absoluten Zahlen) in dieser Bevölkerung? Wie viele weibliche Teenager gibt es?

d. Skizziere eine Bevölkerungsgrafik, die dieselbe Bevölkerung in 40 Jahren zeigt unter der Annahme, dass sich das Bevölkerungswachstum auf dem jetzigen Stand stabilisiert.

Anspruchsniveau: 2.1B, Inhalt mittel komplex (A), Prozessniveau: Sinnerfassen (2.1)

C B X

A 1.1 1.2 2.1 2.2 3.1 3.2 3.3

Begründung: Für die Beantwortung der Aufgabe muss einerseits der Aufbau der Bevölkerungsgrafik sinngemäss gelesen und interpretiert werden können (horizontal gelegte und zweigeteil-te Balkendiagramme, die die Anzahl Personen pro Altersklasse getrennt nach Männern und Frauen angeben). Neben der momentanen Altersstruktur soll andererseits aber auch aus der zusammenfassenden Gesamtform (Pyramiden-, Glocken- oder Urnen-form) die Bevölkerungsdynamik erkannt werden. Der Aussagegehalt der Grafik muss in einen Text umgewandelt werden.

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2.2 Anwenden (2. Informationen verarbeiten) 1. Beispiel

Thema: Sozialgeografie/Demografie

Lernsituation:

Im Unterricht wurde das Exponentialmodell des Bevölkerungswachstums behandelt. Es beschreibt eine vereinfachte Situation, in der die Wachstumsrate als konstant betrachtet wird. In einer Übung wurde bereits das Wachstum der Weltbevölkerung während eines Jahres berechnet.

Nt = No (1 +r)t

wobei: No = Bevölkerungszahl zum Zeitpunkt 0

Nt = Bevölkerungszahl zum Zeitpunkt t

r = konstante Wachstumsrate t = Zeit (in Jahren)

Aufgabe:

Im westafrikanischen Land Mali leben 11 Millionen Menschen (Fischer Weltalmanach 2002). Wie viele Menschen werden in 5 Jahren in Mali leben, wenn die jährliche Wachs-tumsrate weiterhin 2.5% beträgt?

Anspruchsniveau:2.2B, Inhalt mittel komplex (B), Prozess Anwenden (2.2)

C B X

A 1.1 1.2 2.1 2.2 3.1 3.2 3.3

Begründung:

Eine bekannte Berechnungsformel muss für das neue und unbekannte Zahlenbeispiel von Mali angewandt werden.

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2.2 Anwenden (2. Informationen verarbeiten) 2. Beispiel Thema: Klimatologie, planetarische Windzirkulation, Föhn

Lernsituation: Die Schülerinnen und Schüler haben in der Klimatologie die planetarische Zirkulation sowie das Föhnphänomen in der Schweiz behandelt.

Aufgabe: Föhnwinde treten nicht nur in der Schweiz, sondern an verschiedenen Orten auf der Welt auf. Suchen Sie mit Hilfe des Atlas und Ihres Wissens über die planetarische Zirku-lation auf dem nordamerikanischen Kontinent eine Region, welche von regelmässigen Föhnwinden bestrichen wird. Beschreiben Sie die Verhältnisse (Region, Windrichtung, Anströmverhältnisse, Jahreszeit, Niederschläge, Häufigkeit) in dieser Region.

Anspruchsniveau: 2.2C, Inhalt hoch komplex (C), Prozess Anwenden (2.2)

C X

B

A 1.1 1.2 2.1 2.2 3.1 3.2 3.3

Begründung: Es muss die typische Alpenkonstellation sowie die damit verknüpfte planetarische Kons-tellation auf ihre Entsprechung an anderen Orten untersucht werden.

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3.1 Analysieren (3. Informationen erzeugen)

Thema: Sozialgeografie, Segregation in New York (USA)

Lernsituation:

Die Schülerinnen und Schüler haben die Situation der Schwarzen in den USA erarbeitet, ohne dabei die untenstehende Frage genauer behandelt zu haben.

Aufgabe:

Inwieweit gibt es Wohlstandsunterschiede zwischen Schwarzen und Weissen in New York? Analysiere dazu die Situation der Schwarzen und Weissen in der Stadt New York, in dem du ihre Wohnorte mit ihrem jeweiligen Einkommen vergleichst (vgl. Schweizer Weltatlas 2002, Karten S. 153.3 und 153.4).

Anspruchsniveau: 3.1B, Inhalt mittel komplex (B), Prozess Analysieren (3.1)

C B X

A 1.1 1.2 2.1 2.2 3.1 3.2 3.3

Begründung:

Es handelt sich um einen neuen Inhalt und eine neue Fragestellung. Der Schüler muss herausfinden, wie die thematischen Karten mit der jeweiligen Legende gelesen werden müssen und die beiden Karten miteinander vergleichen können. Als zusätzliche Er-schwernis kommt hinzu, dass in der Kartenlegende (Karte S. 153.4 im Schweizer Welt-atlas 2002) die Weissen nicht als ethnische Gruppe ausgeschieden sind, so dass der Schüler noch erkennen muss, dass er dafür Westeuropäer und Juden zusammen be-trachten muss.

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3.2 Synthese (3. Informationen erzeugen)

Thema: Sozialgeografie, Nachhaltige Entwicklung

Lernsituation:

Die Schülerinnen und Schüler haben im Geografieunterricht die Brundtland-Definition von Nachhaltiger Entwicklung sowie das „Nachhaltigkeitsdreieck“ mit den drei zu be-rücksichtigenden Bereichen Wirtschaft, Soziales und Umwelt kennen gelernt. Als kon-kretes Beispiel wurde anschliessend in einem Geografie-Vortrag die Landesstatistik von Marokko mit den zentralen sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Indikatoren vor-gestellt. Anschliessend wurde in einem Analysebeurteilungsverfahren aufgrund des Nachhaltigkeitsdreiecks erarbeitet, wo Marokko auf dem Weg zur Nachhaltigkeit steht.

Ökologische Ziele Soziale Ziele Wirtschaftsziele

Bewahrung der Artenvielfalt Chancengleichheit: Nord-Süd, Ost-West, Mann-Frau, künftige Generationen

Wohlstand

gesunde Umwelt Armutsbekämpfung Arbeitsplätze für alle

Nutzung erneuerbarer Res-sourcen

gerechte Verteilung stabile Preise

minimaler Verbrauch fossiler Ressourcen

Mitbestimmung (demokratische Mitsprache)

Wahrung des Kulturerbes

Wirtschaft Soziales

nachhaltige Entwicklung

Umwelt

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Aufgabe:

Wie kann in Marokko eine nachhaltige Entwicklung eingeleitet werden? Entwickle mit Hilfe der ausgeteilten Landesstatistik einen Entwicklungsplan (oder Lösungsvorschlag). Dein Entwicklungsplan sollte drei verschiedene Handlungsansätze mit konkreten Mass-nahmen enthalten.

Anspruchsniveau: 3.2C, Inhalt hoch komplex (C), Prozess Synthese (3.2)

C X

B

A 1.1 1.2 2.1 2.2 3.1 3.2 3.3

Begründung: Die Schülerinnen und Schüler müssen das allgemeine Analyseschema des „Nachhaltig-keitsdreiecks“ auf das konkrete Beispiel Marokko anwenden. Landesspezifisches ist da-bei zu berücksichtigen. Sie müssen zunächst für jeden Kernbereich abklären, welche statistischen Indikatoren ihn möglichst vollständig beschreiben und ob die Zahlenwerte eine positive oder negative Entwicklung widerspiegeln. Danach müssen sie die haupt-sächlichen Hindernispunkte für eine nachhaltige Entwicklung ausmachen. Die Hinder-nisse stellen dann Ansatzpunkte für ihre eigenen Entwicklungsplan bzw. ihre eigenen Lösungsansätze dar. Inhaltlich ist der Lösungsraum offen und lässt kreativen Ideen Platz.

3.3 Beurteilen (3. Informationen erzeugen) Thema: Sozialgeografie, Indikatoren Lernsituation: Die Schüler kennen die zentralen sozialen und wirtschaftlichen Indikatoren zur Bestim-mung des Entwicklungsstandes eines Landes. Sie haben in Übungen konkrete Länder-Beispiele angeschaut und ihre Indikatoren- Werte mit denjenigen der Schweiz vergli-chen, um ihre Aussagkraft besser zu verstehen.

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Aufgabe:

Stell dir vor, du bist ein Mitglied des Schweizerischen Nationalrats. In der heutigen Nationalratssession wird die Unterstützung eines Landes diskutiert. Es geht vor allem darum zu entschei-den, ob das Land schweizerische Ent-wicklungshilfe wirklich nötig hat oder ob der Bund hier Gelder einsparen kann. Als Entscheidungsgrundlage liegt dir neben stehende Landesstatistik vor. Soll die Schweiz dieses Land unterstützen? Begründe deinen Entscheid!

Landeskenngrössen:

Geografische Koordinaten 39°-42° N, 69°-80°E

Landesfläche 198'500 km2

Siedlungsdichte 26 Einwohner/ km2

BNE/BSP p.K. 1'700 in KKP US-$

Wirtschaftswachstum (BSP) 6 %

Erwerbstätige in der Land-wirtschaft

55 %

Erwerbstätige in der Industrie 15 %

Erwerbstätige im Dienstleis-tungsbereich

30 %

Arbeitslosigkeit 18 %

Inflation (2004) 3.2 %

Lebenserwartung 68 Jahre

Kindersterblichkeit 3.6 %

jährl. Bevölkerungswachstum 1.29 %

Fertilitätsrate 2.7 Kinder pro Frau

Analphabetenrate (>15J. alt) 97 % (m 99%, w 96%)

städtische Bevölkerung 33 %

HDI 0.712 (2000) (Quellen: CIA Factbook vom 21.4.2005)

Anspruchsniveau: 3.3C, Inhalt hoch komplex (C), Prozess Beurteilung (3.3)

C X B

A 1.1 1.2 2.1 2.2 3.1 3.2 3.3

Begründung: Die Schüler verfügen über das nötige Basiswissen, um den Entwicklungsstand eines Landes aufgrund von sozialen und wirtschaftlichen Indikatoren beurteilen zu können. Der Name des Landes wird bewusst weggelassen, damit das Augenmerk der Schüler auf die Indikatoren gerichtet wird. In einem ersten Schritt müssen die aussagekräftigen Landesindikatoren für die Lebensqualität erkannt werden. In einem zweiten Schritt müs-sen die einzelnen Landesindikatoren überprüft werden, ob sie eher einem Entwicklungs- oder einem Industrieland entsprechen. In einem dritten Schritt müssen die Indikatoren gruppiert werden, die für oder gegen ein Entwicklungsland sprechen. Danach kann eine summarische Gewichtung vorgenommen werden, die die entwicklungspolitischen Unter-stützungswürdigkeit eines Staates abzuschätzen erlaubt.