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Gesundheit in der Einen Welt S. 10 DIE HILFE MUSS WEITERGEHEN! Politiker und Vertreter von NGOs ziehen Konsequenzen aus der Ebola- Krise und stellen Forderungen. S. 4 WIE UNSERE PARTNER PSALM 90 VERSTEHEN Difäm-Partner in Indien und Afrika legen das Motto des Kirchentags 2015 aus. S. 13 KÄNGURU-METHODE STATT INKUBATOR Das Neugeborenen-Projekt in Kijabe zeigt: Einfache Methoden steigern die Überlebenschancen. Heft II / 2015 Difäm Im Fokus: Kirchentag – „Damit wir klug werden.“

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Gesundheit in der Einen Welt

S. 10DIE HILFE MUSS

WEITERGEHEN!

Politiker und Vertreter von NGOs ziehen Konsequenzen aus der Ebola-Krise und stellen Forderungen.

S. 4WIE UNSERE PARTNER

PSALM 90 VERSTEHEN

Difäm-Partner in Indien und Afrika legen das Motto des Kirchentags 2015 aus.

S. 13KÄNGURU-METHODE

STATT INKUBATOR

Das Neugeborenen-Projekt in Kijabe zeigt: Einfache Methoden steigern die Überlebenschancen.

Heft II/2015

Difäm

Im Fokus: Kirchentag – „Damit wir klug werden.“

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2 Gesundheit in der Einen Welt Heft II / 2015

Liebe Leserin, lieber Leser,

„… damit wir klug werden“– unter dieser Losung treffen sich Anfang Juni viele Menschen auf dem diesjährigen Kirchentag in Stuttgart. Der Beter des 90. Psalms for-dert uns auf, das Leben angesichts seiner Endlichkeit zu bedenken: „Unsere Tage zu zählen, das lehre uns, damit wir ein weises Herz erlangen.“ Wie begrenzt unser Leben sein kann, haben wir im letzten Jahr ins-besondere in den von Ebola betroffenen Ländern hautnah miterlebt.

Das hat uns dazu bewogen, unsere Partner vor Ort zu fragen, wie sie mit dieser Frage umgehen. Wir beka-men erstaunliche Antworten aus aller Welt, die wir Ihnen in dieser Ausgabe vorstellen. Unser Leben bie-tet, so Ismael Byaruhanga (S. 6), die Chance, „an Got-tes schöpferischem Handeln in der Welt mitzuwirken.“ Rose Mumbere (S. 7) erlebt seit ihrer Genesung von einer lebensbedrohlichen Erkrankung jeden Tag als Geschenk und als Aufgabe.

Vielleicht können wir ja mit Ihnen ins Gespräch kom-men, wenn wir uns beim Kirchentag in Stuttgart tref-fen. Wo Sie uns finden, erfahren Sie auf Seite 11.Daneben wollen wir Sie weiter über den Wiederauf-bau der Gesundheitsarbeit in Sierra Leone und Liberia informieren und Sie einladen, unser Anliegen, starke Gesundheitssysteme aufzubauen, gegenüber Politik und Kirchen mitzutragen. Unsere Unterstützung für die kirchliche Gesundheitsarbeit geht weiter. Wir wer-den einen langen Atem brauchen.

Ich danke Ihnen für Ihre Verbundenheit mit unserer Arbeit und wünsche Ihnen Gottes Segen,

Ihre

Dr. Gisela Schneider

Inhalt / Impuls

IMPULS

„…auf dass wir klug werden“ (Psalm 90,12) 3

IM FOKUS

Mit Gott das gemeinsame Ziel erreichen 4

In Weisheit die Tage nutzen 6

Möge meine Zeit zu Seiner Ehre gereichen! 7

POST-EBOLA

Viele müssen noch überzeugt werden 8

Damit sie volle Genüge haben 9

Die Hilfe muss weitergehen! 10

AUS DEM DIFÄM

Von Nord-Süd zu Süd-Süd 12

AUS ALLER WELT

Erfolgreich mit einfachen Methoden 13

RUND UMS SPENDEN

Einmal Tansania und zurück 14

MELDUNGEN UND TERMINE

Veranstaltungen, Publikationen etc. 16

Info kompakt

MAI 2015 IM FOKUS: KIRCHENTAG – „DAMIT WIR KLUG WERDEN“

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Klugheit, nicht Cleverness, steht im Zentrum der Losung des Kirchentags 2015. „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen.“ Diese Worte gehen der Losung voraus. Mit seinen Gottesdiensten, Bibelarbeiten, Foren und Ver-anstaltungen will der Kirchentag Anstöße geben, dass wir unsere Endlichkeit ernstnehmen und nicht verdrängen, damit wir die uns von Gott geschenkte Lebenszeit verant-wortlich empfangen und gestalten. Die Fülle der wichtigen Impulse – ob zu einem respektvollen Miteinander im Alltag oder zum „klugen“ Wirtschaften – zeigen aber auch, wie verschieden die Erfahrungshorizonte sein können.

Ich schreibe diese Zeilen in Ghana, wo ich versuche, Texte und Themen mit den Augen der Menschen hier zu lesen. „Unsere Welt, in der die Unsterblichkeit nur noch eine Fra-ge der digitalen Umsetzbarkeit zu sein scheint, verführt Menschen dazu, das Zählen zu vergessen“, heißt es auf der Kirchentags-Website. Eines der genannten Themen lautet „Sterbehilfe“. In Ghanas Nachbarschaft, in Sierra Leone und Liberia, grassiert die Ebola-Seuche. Und die Zahl der To-desfälle, die durch Malaria verursacht werden, liegt in der Region noch um das Zehnfache höher.

Bei einer Konferenz an der Universität in Legon erfuhren wir neulich, dass eine sehr engagierte Mit-Studentin bei der Geburt ihres Kindes gestorben ist. Und für einen Freund in Accra, Dialysepatient, waren die Behandlungskosten uner-schwinglich. Er hat sich bewusst aufs Sterben vorbereitet. In Ghana, einem Land mit einer vergleichsweise guten Ge-sundheitsversorgung, sind Lebensverlängerung und Sterbe-hilfe fremd klingende Gedanken. Alles Leben ist ständig gefährdet. Und dass es „Mühe und Arbeit“ ist, ist harte Wirklichkeit. Die so skeptisch klingenden Verse 1 bis 11 des Psalms spiegeln alltägliche Lebenserfahrung wider.

Und doch wird das Leben intensiv gelebt, weil es im Licht der Hoffnung steht, das im Psalm in den Versen 13 bis 17 beschrieben wird: Der Schrei des Psalmbeters, dass Gott Not wenden kann, wird hier verstanden. „Im Namen Jesu Christi“ finden Menschen die Kraft, bedrohliche, zerstöreri-sche Kräfte zu bezwingen. Einiges bleibt Europäern fremd, etwa wenn in Gottesdiensten Menschen von dämonischen Kräften befreit werden oder wenn die Sehnsucht nach einem Leben in Fülle in einem „Wohlstands-Evangelium“ Ausdruck findet.

Bei allen Anfragen denke ich aber selbstkritisch darüber nach, wie existenziell die Kirchentagslosung mich Europä-er wirklich berührt. Kluges, nachhaltiges Handeln ist ein unverzichtbares Thema. Doch können wir auch die unend-liche Kostbarkeit jedes geschenkten und gefährdeten Tages so ermessen wie Menschen, die gar keine andere Wahl haben, als ihr ganzes Vertrauen auf Gott zu setzen? In einem Land wie Ghana kommt mir der Beter des Psalms 90 sehr nahe, und ich wünsche mir, dass wir etwas von dieser Intensität auch in Stuttgart spüren können.

Pfarrer Bernhard Dinkelaker war bis Ende 2012 General- sekretär der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS). Derzeit arbeitet er an seiner Promotion, in deren Rahmen er immer wieder in Ghana ist.

„…AUF DASS WIR KLUG WERDEN“ (PSALM 90,12)

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4 Gesundheit in der Einen Welt Heft II / 2015

Im Fokus

WIE UNSERE PARTNER PSALM 90 VERSTEHEN

MIT GOTT DAS GEMEINSAME ZIEL ERREICHEN

Wie wir Gottes Wort hören und darauf antworten, ist durch vieles mit-bedingt: durch die Zeit, in der wir le-ben, unseren persönlichen Hintergrund und besonders auch durch die Gesellschaft und Kultur, die uns prägen. Wir haben Difäm-Partner in Indien und im Ostkongo be-fragt, wie sie das Motto des Deutschen Evangelischen Kirchentags 2015 verstehen. Was bedeutet dieses bibli-sche Wort aus Psalm 90 für die Gesundheitsarbeit in Kri-sen- und Kriegsgebieten und in Regionen, in denen trotz steigenden Wohlstands noch viele Menschen keine oder nur eine mangelhafte Gesundheitsversorgung haben? Die Antworten lesen Sie auf den folgenden Seiten.

Neulich habe ich in einer der staubigen und lauten Stra-ßen von Raxaul ein Holzbrett mit der Aufschrift gesehen: ‚Zeit ist Gold‘. Raxaul ist eine unbedeutende, kleine indi-sche Stadt an der Grenze zu Nepal. In einem Reiseführer wird sie als ein Ort beschrieben, den man besser meiden sollte. Die Stadt ist sehr arm, mit einer schlechten Ge-sundheitsversorgung und niedrigem Sozialstatus. Ich weiß nicht, was der Schreiber mit den Worten auf der Tafel aus-drücken wollte. Mich sprachen die Worte aber an, weil sie Zeit mit Gold vergleichen, und ich frage mich: Wohin hat Gott mich gestellt?

ER hat uns alle so wunderbar geschaffen! Ist das aber alles oder steckt dahinter eine Absicht? Gott hat uns geschaf-fen, um ein größeres Ziel zu vollenden. Dies kann nur ge-meinsam, nämlich durch Gott und uns, erreicht werden. Er hat uns gesagt, dass wir an seinem großen Werk mitarbei-ten sollen. Auf unserem Weg gibt es aber immer wieder Hindernisse, Dinge, die uns vereinnahmen, zerstreuen, uns müde und matt werden lassen.

Der Herr fordert uns täglich auf, seinem Bilde ähnlich zu werden. Deshalb gibt er uns eine Fülle von Möglichkeiten, sein Wesen in allem, was wir tun, zu reflektieren. In dem Maße, wie ich an IHM wachse, bringt jede Aufgabe ihre ei-

genen Herausforderungen. Diese formen und bilden uns. Die Absicht hinter diesen Herausforderungen ist unsere Transformation. Und wenn wir uns das bewusst machen, dann wachsen wir nach seinem Bilde. Bei unserer Arbeit mit Armen und mit Menschen, die am Rande der Gesell-schaft leben, bekommen wir dafür jeden Tag viele Gele-genheiten. Wenn wir diese Zeit nicht nützen, bekommt je-mand anderes das Privileg. Gott ist aufmerksam, er nutzt jeden und alles, um SEINEN Namen zu verherrlichen. Wenn wir verstehen, dass ER es ist, der uns die Zeit auf Er-den gegeben hat, um gemeinsam mit IHM ein Ziel zu errei-chen, dann werden wir verstehen, dass unsere Zeit auf Er-den wertvoll ist und dass wir nur eine begrenzte Anzahl von Tagen haben.

Im Leben gibt es Zeiten, in denen wir nicht weitergehen können, wo wir stillstehen oder sogar zurückgehen müs-sen. Das aber sind die Momente, in denen wir uns als Christen auf den Sinn unseres Lebens konzentrieren und mit SEINER Kraft weitermachen müssen. Manchmal müs-sen wir vielleicht noch einmal ganz von vorne beginnen für SEIN Königreich und zu SEINEM Ruhm. Das Wesentli-che ist aber, dass wir jeden Tag auf dieser Welt schätzen und unsere Zeit zu SEINEM Ruhm einsetzen.

Dr. Vandana Kanth (Mitte) berät Frauen in Fragen zu HIV und Aids.

»LEHRE UNS BEDENKEN, DASS WIR STERBEN MÜSSEN, AUF DASS WIR KLUG WERDEN.« (Psalm 90, 10-12)

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DAS DUNCAN-HOSPITAL

Das Difäm unterstützt das Duncan-Hospital seit längerem schon in der HIV-Prävention und Aidsbehandlung. Raxaul ist in besonderem Maße von dem Virus betroffen. Durch die Stadt, die an der Grenze zu Nepal liegt, fahren täglich 3.000 Lastwagen. Die einzige Verbindungsstraße zwi-schen Kalkutta und Kathmandu führt durch den Ort. Die hohe Mobilität und ein steigender Drogenkonsum sind die Hauptfaktoren dafür, dass die Zahl der HIV-Infektio-nen in der Region steigt.

2014 haben sich im Rahmen eines Vorsorgeprogramms des Duncan-Hospitals allein 1110 schwangere Frauen auf HIV testen lassen. Weitere 764 Personen nahmen eben-falls das Angebot eines freiwilligen HIV-Tests an. Bei 21 Männern und 13 Frauen fiel der Test positiv aus. Im Dun-can-Hospital erhalten HIV-Infizierte die notwendige anti-retrovirale Behandlung (ART).

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Difäm-Gesundheitsreferentin Elisabeth Schüle (rechts) besucht eine der HIV-Selbsthilfegruppen.

Wichtige Zielgruppe sind Jugendliche.

Menschen, die mit HIV und Aids leben, werden oft ausge-grenzt und diskriminiert. Deshalb brauchen sie umfassen-de Hilfe, um trotz ihrer Infektion gut leben zu können. Die Mitarbeitenden im HIV-Projekt des Hospitals sind mit 420 infizierten Personen in Kontakt und besuchen sie regel-mäßig. Sie bilden Peer Educators aus, die wiederum an-dere HIV-positive Personen unterstützen und zum Bei-spiel in Fragen einer gesunden Ernährung beraten. Außerdem hat die Schule des Duncan-Hospitals sieben Kinder von HIV-positiven Eltern aufgenommen. In Selbst-hilfegruppen unterstützen sich HIV-positive Personen ge-genseitig, beispielsweise beim Erwerb einer Ziege, die dann als weitere Einkommensquelle dient. In diesem Pro-gramm wird das jeweils erstgeborene Zicklein an eine an-dere Familie weitergegeben.

Nach wie vor sind Jugendliche eine wichtige Zielgruppe der HIV- und Aids-Arbeit in Raxaul. Mit ihnen werden auch Themen wie Menschenhandel, psychische Gesund-heit und Drogenmissbrauch angesprochen. Drogenabhän-gige bekommen am Duncan-Hospital ebenfalls Hilfe: Im Drop-In-Zentrum erhalten sie saubere Injektionsbestecke und werden seelsorgerlich betreut. 96 Drogenabhängige haben 2014 eine kostenlose medizinische Versorgung bekommen. Aufgrund der Nähe zu Nepal führen die Mit-arbeitenden in der HIV- und Aids-Arbeit des Duncan- Hospitals auch für das Grenzpersonal Schulungen in Prävention durch. 30 Sicherheitskräfte haben 2014 daran teilgenommen.

Als Mitarbeitende in der ärztlichen Mission sehe ich es als ein doppeltes Privileg an, zu erleben, wie Leben durch Gottes Kraft berührt und verändert wird, sowohl körper-lich als auch im geistlichen Sinn. Zum einen erleben wir Menschen, deren Lebensspanne durch die Heilung des Körpers verlängert wird. Andererseits aber sehen wir, wie Gott Menschen zu sich nimmt und auf diese Weise eine Wiederherstellung in der Ewigkeit schenkt. Es wird immer wichtiger, dass wir unsere Tage für sein ewiges Werk ein-setzen.

Vandana Kanth ist Ärztin am Duncan-Hospital und für die dortige HIV- und Aids-Arbeit verantwortlich.

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6 Gesundheit in der Einen Welt Heft II / 2015

Im Fokus

IN WEISHEIT DIE TAGE NUTZEN

Unser Leben dauert 80, allerhöchstens 90 Jahre. Und ob-gleich mein Leben kurz ist, kann diese Zeit durch Gottes Frieden Beständigkeit und Dauer bekommen. Für ihn kann meine begrenzte Zeit von Nutzen sein. Deshalb dürfen wir uns nicht ablenken lassen. Wir sollen unsere Zeit auf Er-den sinnvoll nutzen zu Gottes Ehre.

Der Psalmvers „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden“ erinnert daran, dass un-sere Pilgerreise auf Erden durch zwei Ereignisse bestimmt ist: Geburt und Tod. Ein weiteres bedeutsames Ereignis ist der Tag, an dem wir durch den Glauben an Jesus Christus zu einem neuen Leben finden. Christus kam vom Himmel, um am Kreuz zu sterben, damit jeder Mensch, der seine Sünden bekennt, gerettet ist. Unsere Zeit ist zwar be-grenzt, es ist aber eine Zeit mit Jesus Christus.

Wer erkennt, wie begrenzt unser Leben ist, braucht Gottes Hilfe, um diese kurze Zeit klug und dauerhaft für das Gute einzusetzen. Man muss sich die Zeit nehmen und für sich selbst die Frage beantworten: Was soll, bevor ich sterbe, noch in meinem Leben geschehen? Welche Schritte will ich dafür heute machen?

Weil die zur Verfügung stehende Zeitspanne begrenzt ist, sollte man in seiner Arbeit immer das Bestmögliche an-streben. Führungskräfte sollten mit ihrer Zeit gut umgehen und mehr als andere in der begrenzten Zeit leisten. Sie sollten für etwas Bedeutsames arbeiten und mit dem Ge-fühl der Zufriedenheit sterben können. Führungskräfte verschwenden keine Zeit, sie setzen sie sinnvoll ein.Lebe klug und bedenke, dass jeder Tag aufs Neue ermög-licht, an Gottes lebensspendendem Auftrag mitzuwirken. Das bedeutet, dass wir im Einklang mit unserer christli-chen Überzeugung und mit der Gesellschaft leben. Wenn wir unseren Nachbarn lieben, können wir auch unseren unsichtbaren Gott im Himmel lieben. Um diese Ziele zu erreichen, bedarf es einer Änderung in unserer Haltung und neuer Erfahrungen. Dann werden mein Leben, meine Arbeit, meine Organisation und meine Nation ein Teil von Gottes Auftrag. Die Weisheit Gottes hilft uns, unsere be-grenzte und kostbare Zeit entsprechend zu nutzen.

Ismael Byaruhanga ist Direktor des Gemeindezentrums für Bildung und Rehabilitation (CERBC) in Aru, DR Kongo.

Ismael Byaruhanga mit Schülerinnen und Schülern von CERBC. Ein schwerer Sturm hat viele Gebäude unlängst stark beschädigt.

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INKLUSION UND AUFKLÄRUNG

Im Kongo erleben Menschen mit Behinderung oft Aus-grenzung und können keinen Beruf ausüben. Dabei sind manche Behinderungen wie zum Beispiel Taubstumm-heit die Folge von Unterernährung oder unbehandelten Krankheiten. Das Difäm unterstützt das integrative Bil-dungszentrum CERBC (Centre d’Éducation et de Réadap-tion à Base Communautaire) im Nordosten des Kongo. CERBC leistet sowohl Gesundheits- als auch Bildungsar-beit, die insbesondere darauf zielt, Menschen mit Behin-derung eine größtmögliche Teilhabe am gesellschaftli-chen Leben zu ermöglichen.

Das Herzstück des Zentrums ist eine Schule für Kinder mit und ohne Behinderung. Die Schülerinnen und Schü-ler haben von der Grundschule bis zur Berufsschule ge-meinsam Unterricht. Durch diese weit gefächerten schu-lischen Möglichkeiten können alle Gemeinschaft erleben, an Bildung partizipieren, einen Beruf erlernen und sind so am besten vor einem Leben in Armut und Ausgrenzung geschützt. Diejenigen, die aufgrund ihrer Behinderung oder der weiten Entfernung den täglichen Schulweg nicht schaffen, leben im Internat.

Anfang des Jahres hat leider ein schwerer Sturm viele Schulgebäude massiv beschädigt. Bis alle Räumlichkei-ten wieder vollständig hergestellt sind, muss der Unter-richt teilweise im Freien oder unter improvisierten Be-dingungen stattfinden.

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Rose Mumbere (in der Mitte mit gelbem Rock) hat vor sechs Jahren die Krankenversicherung MUSACA gegründet.

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SOLIDARISCH GEGEN DAS

ARMUTSRISIKO

2008 hat Rose Mumbere in Bunia, im Osten der DR Kon-go, die Krankenversicherung MUSACA (Mutuelle de San-té de Canaan) gegründet. Für einen Jahresbetrag von 10 Dollar können sich die Mitglieder in ausgesuchten Ge-sundheitseinrichtungen behandeln lassen. Für die sie-ben am häufigsten vorkommenden Krankheiten über-nimmt die Versicherung bis zu fünf Mal pro Jahr die Behandlungskosten. Für Epidemien wird eine finanzielle Reserve hinterlegt. Die beteiligten Einrichtungen müs-sen ihre Medikamente bei der kirchlichen Großapotheke in Bunia einkaufen. MUSACA ist seit 2013 auch in der benachbarten Gesund-heitszone Rwampara vertreten. Im ersten Jahr wurden 87 Personen Mitglieder. 2014 kamen 439 weitere dazu. Die Mitglieder kommen aus allen Bevölkerungsschich-ten, unter ihnen sind gleichermaßen Lehrer, Schuldirek-toren, Hausfrauen und Bauern vertreten. In weiteren Gesundheitszonen soll die Krankenversiche-rung eingeführt werden. Das Difäm finanziert dafür eine Machbarkeitsstudie. Generell fördert das Difäm lokale Gemeinden beim Aufbau von gemeindebasierten Kran-kenversicherungen. Solche Solidarsysteme mindern das Armutsrisiko im Krankheitsfall.

MÖGE MEINE ZEIT ZU SEINER EHRE GEREICHEN!

In meinem persönlichen Leben ist dieser Vers aus Psalm 90 sehr lebendig. Mehrfach habe ich erlebt, wie begrenzt mein Leben und wie wertvoll jede Sekunde ist. Ich danke Gott, dass er mir dies bewusst gemacht hat. Fast wäre ich gestorben und Gott hat mich gerettet. Ohne Seine Güte wäre ich heute nicht mehr am Leben.

Lange Zeit wusste ich nicht, dass in meinem Gehirn ein Me-ningiom, ein meist gutartiger Tumor, wuchs. Manchmal hat-te ich zwar leichte Kopfschmerzen, aber insgesamt schien ich guter Gesundheit zu sein. Eines Tages aber, als ich für einen Arbeitsauftrag nach Yaoundé fliegen wollte, brach ich auf dem Weg zum Flughafen zusammen. Nach Reani-mationsmaßnahmen und drei Tagen im Koma wachte ich in einem Krankenhaus auf. Der Tumor war aus meinem Ge-hirn entfernt worden. Durch Gottes Gnade kann ich heute zu Seiner Ehre wieder arbeiten und zum Wohlergehen An-

derer beitragen, besonders zum Wohle der Schwachen.Dieser Vorfall hat mir gezeigt, dass ich nichts bin, dass ich jeden Moment sterben kann, auch wenn ich mich schein-bar gesund fühle. Ich bitte deshalb Gott immer, dass er mich lehrt, meine Tage zu zählen. Ich möchte ihm aufrich-tig, mit ganzer Kraft, von ganzem Herzen und ganzer Seele dienen. Herr lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.

Ich arbeite soviel wie möglich, weil ich weiß, dass Gott mich jeden Augenblick zu sich rufen kann. Außerdem bitte ich meinen Schöpfer jeden Tag darum, dass er meine Kraft immer wieder erneuert, damit ich in der Wahrheit, in der Heiligkeit, im Frieden und in der Freude leben kann. Es ist nicht wichtig, wie die Umstände um mich herum sind, mein Schöpfer gibt mir die Kraft, sein Werkzeug und seine Die-nerin zu sein. Er hat mir die Gabe gegeben, ihn zu besin-gen, zum Wohl der Anderen, besonders der Schwachen zu arbeiten – zu seinem Ruhm.

Jeder Tag und jede Minute sind eine Gnade, die mir zuteil wird, um meinen Auftrag zu erfüllen. Ich kümmere mich um Zugangsmöglichkeiten zur Gesundheitsversorgung durch den Ausbau unserer Krankenkasse MUSACA. In meinem Land, der DR Kongo, haben 80 Prozent der Bevölkerung keine Krankenversicherung. So etwas ist nicht üblich, weil nur wenige ein solches System überhaupt kennen. Ich ver-wende meine Zeit gewissenhaft, um so viel wie möglich zu erreichen unter der Gnade meines Gottes. Rose Mumbere

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8 Gesundheit in der Einen Welt Heft II / 2015

VIELE MÜSSEN NOCH ÜBERZEUGT WERDEN

Das Aufatmen ist deutlich zu spüren. Endlich gehen die Zahlen der Neuinfizierten zurück. Doch die Angst vor Ebola sitzt insbesondere bei den Mitarbeitenden in Ge-sundheitseinrichtungen noch tief.

Die Menschen in Freetown, der Hauptstadt von Sierra Leo-ne, sind fast schon wieder zur Normalität zurückgekehrt. Auf den Märkten ist viel los, die Taxis sind gut gefüllt. End-lich wieder normales Leben! Ein verständlicher Wunsch. Dabei erinnern die Krankenwagenfahrer, die nach wie vor nur mit Mundschutz unterwegs sind, deutlich daran, dass die Epidemie nicht vorbei ist.

In den Krankenhäusern und Gesundheitszentren beobach-ten die Mitarbeitenden jeden Patienten voll Sorge: Wie sollen sie sicher sein, dass nicht wieder ein Ebola-Patient in die Ambulanz kommt oder auf einer Station liegt? Die Angst sitzt tief. Die Ebola-Epidemie hat bisher 491 Ge-sundheitsmitarbeitende in Sierra Leone, Liberia und Gui-nea das Leben gekostet. In jeder Gesundheitseinrichtung, die in diesen Tagen und Wochen wieder eröffnet wird, gibt es nun besondere Regeln für Hygiene, Vorsorge und die Triage, mit der jeder Verdachtsfall schon bei der Ankunft schnell identifiziert und isoliert werden soll.

Auch wenn die drei Länder die Epidemie überwunden ha-ben, müssen die Krankenhäuser langfristige Vorsichtsmaß-nahmen treffen, damit sie neue Infektionen schnell erken-nen und im Zweifelsfall richtig handeln können. Neben mehr Ausbildung für das Personal müssen auch perma-nente Strukturen und ein System der Qualitätssicherung geschaffen werden. Dieser Prozess braucht eine langfristi-ge Begleitung und Unterstützung.

Post-Ebola

„Wir sind dankbar, dass wir nun wissen, wie wir uns schüt-zen können. Wir haben Schutzkleidung, Chlor und Hand-schuhe. Training und Triage haben 85 Prozent von unserer Angst genommen“, fasst eine Krankenschwester am Loret-to Health Centre in Makeni, das von einer katholischen Schwesternschaft geleitet wird, die allgemeine Stimmung zusammen. Im Umkehrschluss heißt dies aber, dass es noch eine Restangst gibt. Im Difäm denken wir darüber nach, wie wir unseren Partnern bei dieser Herausforde-rung helfen können.

Das Loretto-Gesundheitszentrum ist eine große Ausnahme. Während viele Gesundheitseinrichtungen in Sierra Leone geschlossen wurden, blieb es auch in den Hochphasen der Epidemie geöffnet. „Wo hätten die Menschen sonst hinge-hen sollen?“ fragt die Leiterin Schwester Philomena. Oft sei sie aber abends mit der Sorge ins Bett gegangen, dass etwas schiefgehen könnte. „Ich bin schließlich verantwort-lich für meine Mitarbeitenden.“ Zum Glück wurde niemand vom medizinischen Personal mit Ebola infiziert.

Jetzt geht es um Programme für diejenigen, die Ebola über-lebt haben. Das Loretto-Zentrum versorgt inzwischen mehr als hundert Ebola-Überlebende. Das Difäm wird Schwester Philomena und ihr Team dabei unterstützen. In den Pro-grammen geht es zum Beispiel darum, jungen Ebola-Über-lebenden zu helfen, wieder zur Schule zu gehen oder ihre Ausbildung fertig zu machen. Andere brauchen eine An-schubfinanzierung, um einen kleinen Laden eröffnen zu können. Der Neuanfang ist nicht leicht. Oftmals sind Nach-barn und Familienangehörige skeptisch. Sie haben Angst vor einer Ansteckung, was völlig unbegründet ist. Es braucht noch viel Überzeugungsarbeit und Geduld, bis die Überlebenden wieder in ihrer Gemeinschaft integriert sind.

Dr. Gisela Schneider war Anfang des Jahres in Sierra Leone und hat dort kirchliche Gesundheitseinrichtungen besucht.

Eine Scheibe trennt das Klinik-personal von den ankommen-den Patienten. Die Angst, sich mit Ebola anzustecken, ist nach wie vor da.

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Freetown im Frühjahr 2015

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DAMIT SIE VOLLE GENÜGE HABEN

Die Lutherische Kirche in Liberia hat einen dreifachen Auf-trag: Heilen, Predigen und Lehren. Meine Erfahrung hat mich gelehrt: Ein langes Leben bedeutet nicht unbedingt ein reiches, erfülltes Leben. Selbst in armen Gesellschaf-ten wie in unserer hängt das „reiche“ Leben oft auch von der Gesundheit ab.

Aus dieser Überzeugung heraus betreibt die Lutherische Kirche in Liberia Gesundheitsarbeit. Das Evangelium war in Dörfern gepredigt worden, in denen Erwachsene immer wieder krank wurden und Kinder beängstigend schnell an eigentlich behandelbaren Krankheiten starben. Und die-sen Menschen erzählte man etwas von der Liebe und der Macht Gottes. Die Botschaft des Evangeliums machte für sie keinen Sinn. Warum griff der liebende, allmächtige Gott in einer solchen Situation nicht ein?

Es hat seither zwar einige positive Entwicklungen gege-ben. Die kleinen Fortschritte zerstörte aber der 14 Jahre dauernde Bürgerkrieg. Dann kam auch noch Ebola und legte schonungslos offen, wie schwach unser Gesund-heitssystem ist. Wieder stellte sich die Frage: Ist unser Elend Gott egal?

Die Kirche antwortet darauf mit ihrer Gesundheitsarbeit, und die Freude an diesem Dienst ist sehr groß. Wir haben Teil an einem Auftrag, bei dem wir umgehend Ergebnisse sehen können. Wenn wir Krankenstationen in abgelege-nen Dörfern aufbauen, wenn wir bei der Regierung für de-ren personelle Ausstattung vorstellig werden, sehen wir Ergebnisse. Genauso ist es, wenn wir Brunnen graben und die Menschen nicht mehr auf das schmutzige Flusswasser angewiesen sind: Der Gesundheitszustand der Menschen verbessert sich, Kinder sind gesünder, fehlen weniger in der Schule und die Erwachsenen verbringen mehr Zeit

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Nach wie vor müssen Gesundheitsmitarbeitende im Umgang mit den Schutzmaterialien geschult werden.

WIEDERAUFBAU IN LIBERIA

Die Infektionszahlen sind zum Glück rückläufig – trotzdem bleibt noch sehr viel zu tun. So hat beispielsweise ein Au-dit der christlichen Krankenhäuser ergeben, dass etwa die Hälfte kein fließendes Wasser hat. Aus Zeitgründen sind bisher nur 60 Prozent der Mitarbeitenden im Gebrauch der Schutzmaterialien geschult. Die vom liberianischen Gesundheitsministerium entwickelten Hygienestandards und die sogenannte Triage müssen jetzt in allen Einrich-tungen umgesetzt werden. Viele können die Triage aber nur in einfachen Zeltvorrichtungen durchführen (s. klei-nes Foto oben) – und das, wo jetzt die Regenzeit ansteht. Gut ausgebildetes Fachpersonal fehlt. Die Mitarbeitenden brauchen Unterstützung und die Überlebenden müssen psychosozial versorgt werden. Das Difäm hilft CHAL da-bei, die unterschiedlichen Programme zu koordinieren. Wir setzen uns auch dafür ein, dass die christlichen Krankenhäuser Unterstützung bekommen.

damit, Lebensmittel für die Familie anzubauen. Eine der aufregendsten Zeiten in meiner Amtszeit war die Ebola-Krise. Viele Dorfbewohner lehnten das Einschreiten der medizinischen Helfer anfangs ab. Wenn sie aber merkten, dass wir als Kirche dahinterstehen, ließen sie sich auf diese Hilfe ein. Wir sind dankbar dafür, dass Gott unser Partner ist, im Ringen um ein erfülltes Leben, auch für Gottes Volk in Liberia.

D. Jensen Seyenkulo ist Bischof der Lutherischen Kirche in Liberia und sitzt im Verwaltungsrat des Christlichen Gesundheitsnetzwerkes von Liberia (CHAL).

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10 Gesundheit in der Einen Welt Heft II / 2015

Anfang März haben mehr als 600 Vertreterinnen und Ver-treter von EU, UN, der WHO und verschiedener großer Nichtregierungsorganisationen zusammen mit den Regie-rungschefs der betroffenen Länder in Brüssel eine Be-standsaufnahme zu Ebola gemacht. Konkrete Forderun-gen wurden formuliert.

Die größte Ebola-Epidemie aller Zeiten hat 24.000 Men-schen infiziert und bisher 9.711 das Leben gekostet, dar-unter fast 500 Mitarbeitende im Gesundheitswesen. Viel ist über die Ursachen für dieses Ausmaß geschrieben wor-den, wie Armut, Mobilität, fragile Staaten, sehr schwache Gesundheitssysteme und vieles andere mehr. Auch darü-ber, dass EU, UN und alle Staaten des Nordens erst auf Ebo-la reagiert haben, als ihre eigenen Länder betroffen waren. Erst als ein Priester nach Spanien evakuiert wurde und ein Arzt und eine Krankenschwester in die USA ausgeflogen wurden, war allen plötzlich klar: Wir können diese Katast-rophe nicht länger ignorieren. Es braucht ein globales und kollektives Handeln.

Die dann angelaufene Hilfsaktion hat aber gezeigt, was möglich ist, wenn politischer Wille da ist und Ressourcen mobilisiert werden. Dabei kam die Hilfe nicht nur aus Eu-ropa und Amerika. Auch afrikanische Länder, Indien, China, Kuba und viele andere Staaten beteiligten sich. Nun ist es um Ebola aber ruhig geworden. Die Gefahr besteht, dass Staaten und Kirchen sich anderen Prioritäten zuwenden und diese nach wie vor hoch vulnerablen Länder verges-sen. Die Gesundheitssysteme müssen wieder aufgebaut werden. Dabei sollten die Menschen in den Dörfern und Gemeinden einbezogen werden. Nur so kann ein umfas-sendes und nachhaltiges Gesundheitssystem entstehen.

Als Difäm wollen wir unseren kirchlichen Partnern vor Ort auch jetzt in der Aufbauphase zur Seite stehen. Doch auch die internationale Gemeinschaft, die betroffenen Staaten und die Kirchen müssen Verantwortung übernehmen und ihren Beitrag leisten. Zusammen mit der Zivilgesellschaft fordern wir daher:

• Die Internationale Gemeinschaft und Länder wie Deutschland müssen ihrer Verantwortung gerecht wer- den. Das seit Jahren gesteckte Ziel, 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens (BNE) für Entwicklung und 0,1 Prozent für Gesundheit einzusetzen, wird bei weitem noch nicht erreicht. • Die betroffenen Länder müssen jetzt in der humanitären Hilfe weiterhin unterstützt werden, bis die Region tatsächlich als frei von Ebola erklärt werden kann. • Die betroffenen Länder müssen befähigt werden, nachhaltige Gesundheitssysteme aufzubauen und in Entwicklung zu investieren, die lokal verankert und verantwortet wird. • Forschung und Entwicklung von Impfstoffen, Medika - menten und Diagnostika müssen fortgesetzt und in der betroffenen Region zu erschwinglichen Preisen zur Verfügung gestellt werden.• Die Regierungen der Länder müssen beim Aufbau gerechter und transparenter Steuersysteme unterstützt werden, so dass mit den Steuereinnahmen das Gesund- heitssystem nachhaltig finanziert werden kann. • Die Regierungen in den betroffenen Ländern brauchen ein System der „good governance“, damit sie über regu- läre Steuereinnahmen ihrem 2001 in Abuja unterschrie- benen Ziel nachkommen, 15 Prozent des Bruttosozial- produkts in Gesundheit zu investieren. • Der Beitrag kirchlicher Einrichtungen zur öffentlichen Gesundheitsversorgung muss stärker wahrgenommen, gefördert und unterstützt werden. • Die Kirchen vor Ort müssen ihrem Auftrag, heilend tätig zu sein, nachkommen, damit wieder ein Klima des Vertrauens unter den Menschen entsteht. • Kirchliche Entwicklungsorganisationen wie Brot für die Welt oder Misereor müssen den Aufbau von Gesund- heitssystemen in den betroffenen Ländern fördern und mit in die Prioritätenliste ihrer Aufgaben aufnehmen. • Die Menschen vor Ort müssen befähigt werden, diesen Prozess des Wiederaufbaus aktiv zu gestalten. Dr. Gisela Schneider

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DIE HILFE MUSS WEITERGEHEN!

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DAS DIFÄM AUF DEM KIRCHENTAG

Der Deutsche Evangelische Kirchentag vom 3. bis 7. Juni 2015 hat das Motto„…damit wir klug werden“. Nach 1952, 1969 und 1999 findet der 35. Kirchentag erneut in Stuttgart statt. Zu ihm werden mehr als 100.000 Men-schen erwartet. Das Difäm informiert an verschiedenen Orten über seine Arbeit.

Auf dem Markt der Möglichkeiten in einer Zeltstadt auf dem Cannstatter Wasen ist das Difäm mit zwei Informati-onsständen vertreten. Sie finden uns im Themenbereich Globale Herausforderungen einmal in Zelthalle 8 „Globa-lisierung und Eine Welt“ (Standnummer ZH8-A02) und au-ßerdem in Zelthalle 7 „Mission und Eine Welt“ (Standnum-mer ZH7-D19).

Am Mittwoch, 3. Juni findet nach den Eröffnungsgottes-diensten der „Abend der Begegnung“ statt. Mit dem Tü-binger Gospelchor OFF BEAT gestalten wir ab 19 Uhr das Programm auf der Minol-Brunata-Bühne, Königstraße, un-ter dem Motto: „Gospel für den Kongo – zuhören und mit-machen!“ in der Stuttgarter Innenstadt.

Am Donnerstag, 4. Juni wird Dr. Gisela Schneider mit Liz Mulbah, Präsidentin des Difäm-Partnernetzwerks Christian Health Association of Liberia, Fragen zu „Überleben inmit-ten einer Epidemie: Wie Frauen in Liberia sich mit Ebola auseinandersetzen“ diskutieren. Das Interview wird im Rahmen des Zentrums „Evangelisch – (nicht nur) in Würt-temberg“ im CVJM-Saal, Büchsenstr. 37, von 19.00 bis 21.00 Uhr stattfinden.

Am Freitag, 5. Juni wird Difäm-Referentin Dr. Beate Jakob eine Podiumsveranstaltung mitgestalten. Von 11.00 bis 13.00 Uhr wird es auf der Open-Air-Bühne Schlossplatz in der Stuttgarter Innenstadt um das Thema Inklusion gehen.

Am Freitag, 5. Juni stellen wir im Stuttgarter Gasthaus auf dem Schlossplatz in der Innenstadt um 15.15 Uhr unsere neue Handy-Aktion - Fragen, Durchblicken, Handeln! vor. Sie erfahren, was in Ihrem Handy steckt, wie alles mit Ge-walt und Krankheit im Kongo zusammenhängt – und was Sie dagegen tun können.

Ebenfalls am Freitag, 5. Juni um 16.45 Uhr wird Dr. Gisela Schneider im Stuttgarter Gasthaus mit Liz Mulbah, Präsi-dentin der Christian Health Association of Liberia, Fragen zu „Überleben inmitten einer Epidemie: Wie Frauen in Li-beria sich mit Ebola auseinandersetzen« diskutieren.

Am Samstag, 6. Juni findet von 11.00 bis 12.45 Uhr ein Quadrolog zum Oberthema Inklusion im Neckarpark, Mer-cedesstraße 49, statt. Dr. Beate Jakob wird dabei zu „Nicht sichtbar und doch facettenreich – Inklusion von Men-schen mit depressiven Störungen in Kirchengemeinden“ sprechen.

Ebenfalls am Samstag, 6. Juni spricht Difäm-Direktorin Dr. Gisela Schneider zum Thema Globale Partnerschaft – Zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Diese Podiumsver-anstaltung in der Liederhalle, Berliner Platz 1-3, beginnt um 11.00 Uhr.

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Cannstatter Wasen

Hospitalhof/CVJM

Liederhalle

Schlossplatz

Mercedes-Benz Arena

Stuttgarter NeckarPark

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12 Gesundheit in der Einen Welt Heft II / 2015

Neues aus dem Difäm

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VON NORD-SÜD ZU SÜD-SÜD

Bisher hat die Arzneimittelhilfe (AMH) des Difäm vor allem Medikamente in wirtschaftlich arme Regionen verschickt. Heute ist die AMH eine Fachstelle für pharmazeutische Entwicklungszusammenarbeit.

Mehr als ein halbes Jahrhundert lang hat die AMH weltweit kirchlichen Krankenhäusern und Partnerorganisationen Medikamente und medizinische Ausrüstung zur Verfügung gestellt. In der pharmazeutischen Entwicklungszusammen-arbeit sollen die Partner vor Ort aber befähigt werden, sich selbst mit Medikamenten zu versorgen, was sie in vielen Ländern über kirchliche Zentralapotheken auch schon tun. Wir können heute beispielsweise von Nairobi aus Medika-mente für Partner im Tschad oder in Sierra Leone auf den Weg bringen. Andere Medikamente können wir günstig über europäische Großhändler einkaufen und direkt von dort aus zu unseren Partnern schicken lassen.

„Die Arbeit der Arzneimittelhilfe geht vermehrt in die Qua-litätssicherung, in die Ausbildung und die Stärkung lokaler Systeme“, sagt Albert Petersen, Leiter der AMH. Dafür ar-beitet das Difäm eng mit den bereits existierenden kirchli-chen Zentralapotheken, den christlichen Gesundheitsnetz-werken einzelner Länder sowie dem Ökumenisch- Pharmazeutischen Netzwerk (EPN) in Nairobi zusammen. Im Vordergrund der gemeinsamen Arbeit stehen jetzt:

• die Sicherung der Versorgungsketten innerhalb Afrikas in kirchlichen Gesundheitssystemen unter Berücksichti- gung der lokalen Ressourcen• die Kooperation mit kirchlichen Netzwerken, welche die lokale Versorgung sicherstellen• die Aus- und Weiterbildung von lokalen Fachkräften• die Stärkung des Zugangs zu qualitativ guten Medikamenten• die Unterstützung von Partnern im Qualitätsmanage- ment und in der Qualitätskontrolle von Medikamenten• die Überbrückung bei Versorgungsengpässen• die Bereitstellung besonderer Medikamente wie zum Beispiel Zytostatika

Die neue Arbeitsweise hat sich bereits bewährt: Im Auftrag für Brot für die Welt und die Diakonie Katastrophenhilfe wurden große Ebola-Hilfssendungen auf den Weg ge-bracht. Wir haben Listen der Medikamente und Materialien zusammengestellt, diese bei europäischen Herstellern be-stellt und den Transport organisiert – ohne dass auch nur ein Teil der Sendungen in Tübingen verpackt wurde.

Anna Buck

Albert Petersen bringt das letzte Paket der Difäm-Arzneimittelhilfe auf den Weg.

ERFOLGREICHE ZUSAMMENARBEIT

Das Difäm hat zusammen mit dem Ökumenisch-Pharma-zeutischen Netzwerk (EPN) in Nairobi dazu beigetragen, dass eine geplante Resolution der UN-Suchtstoffkommis-sion zu Fall gebracht werden konnte. China hatte geplant, Ketamine unter internationale Kontrolle zu stellen. Keta-mine gehört zu den essentiellen Medikamenten und ist das sicherste Narkosemittel in Ländern, in denen es oft keinen Zugang zu modernen Beatmungsgeräten gibt. In vielen kirchlichen Krankenhäusern wird Ketamine bei-spielsweise bei Kaiserschnitten und anderen lebensret-tenden Operationen eingesetzt. Sie sind auf einen freien Zugang zu dem Medikament angewiesen. Zusammen mit EPN hat das Difäm diese Information an unsere Partner weitergeleitet und an die Bundesministerien für Gesund-heit und für Entwicklungszusammenarbeit appelliert, die-ser Resolution nicht zuzustimmen. Innerhalb von weniger als 24 Stunden meldeten sich mehr 30 Partnerkranken-häuser aus Afrika und Asien, dass sie den Aufruf unter-stützten. Beide Ministerien nahmen unseren Brief und die Unterschriften entgegen und setzten sich für unser Anlie-gen ein. Mitte März erhielten wir schließlich die Nach-richt, dass die von China eingebrachte Resolution verhin-dert werden konnte. „Zusammen schaffen wir so etwas!“, schrieb Bora Jasmine Makuta, Leitender Pharmazeut des Dodoma Christian Medical Centre Trust in Tansania.

www.difaem.de/aktuelles/netzwerkarbeit

Albert Petersen bringt das letzte Paket der Arzneimittelhilfe auf den Weg.

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ERFOLGREICH MIT EINFACHEN METHODEN

Die ersten Lebenswochen eines Säuglings sind die hei-kelsten. Nach Angaben der WHO sind 45 Prozent aller Kinder, die in den ersten fünf Lebensjahren sterben, weniger als vier Wochen alt. Dabei reicht es oft, dass sie viel Wärme und Nähe von ihren Müttern bekommen und diese sie voll stillen, damit sie bessere Überlebenschan-cen haben. Das Neugeborenen-Projekt der Africa Inland Church (AIC) in Kenia setzt genau da an.

In einem Schulungsprogramm werden freiwillige Frauen und Männer in den Methoden der Frühversorgung von Neugeborenen geschult. Mittlerweile gehören ausschließ-liches Stillen in den ersten Lebensmonaten und die Kän-guru-Methode im Einzugsbereich des Kijabe-Krankenhau-ses zum Standard in der Versorgung von Neugeborenen. Voll gestillte Babies haben nachweislich einen besseren Immunschutz. Und bei Neugeborenen, insbesondere bei Frühchen, hat sich die Känguru-Methode, bei der das Neu-geborene so oft wie möglich Haut an Haut auf den Ober-körper eines Erwachsenen gelegt wird, als ein gutes Mittel erwiesen, die Überlebenswahrscheinlichkeit zu steigern. Nachdem der Erfolg dieses Trainings deutlich wurde, hat das Difäm ein Trainingszentrum, das Newborn Community Health Training Center, in Kijabe eingerichtet, das Gesund-heitsmitarbeitende aus ganz Kenia in einer guten Neuge-borenen-Versorgung schult. Im vergangenen Jahr haben 113 Interessierte an dem einwöchigen Intensivkurs teilge-nommen. 101 von ihnen setzen die Programme bereits in ihren jeweiligen Einrichtungen um und werden von den Ausbildern dabei begleitet. Erfreulicherweise kommen

auch immer mehr Frauen zur Geburt in ein Gesund-heitszentrum. Das allgemeine Bewusstsein für die Belange in der Neugeborenen-Versorgung ist insgesamt gestiegen.

Ein besonderer Erfolg des Projektes ist, dass die staatli-chen Behörden das Trainingszentrum offiziell anerkannt haben. Wir hoffen, dass innerhalb der nächsten zwei Jahre der komplette Kurs von staatlicher Seite aus finanziell un-terstützt wird. Dies wäre ein gelungenes Beispiel einer Difäm-Anschubfinanzierung. Wir hätten dann letztlich eine effektive Systemverbesserung erreicht, die nachhal-tig weitergeführt werden kann. Bis die volle Anerkennung vorliegt, wird das Difäm das Trainingszentrum mindestens noch ein Jahr finanziell unterstützen.

Dr. Jochen Bitzer

FAMILIENPLANUNG

Als Teil des Safe-Motherhood-Projektes zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung für Frauen und Kinder im Tschad hat Ende 2014 im Evangelischen Krankenhaus in Koyom eine Fortbildung zur „Beratung in der Familienpla-nung“ stattgefunden. Insgesamt 17 Personen nahmen teil, darunter die Klinikleiter und Hebammen. Bei der Fortbil-dung wurden verschiedene Beratungssituationen im Rol-lenspiel dargestellt und anschließend ausgewertet.

Familienplanung ist ein wichtiger Baustein im Bereich der Müttergesundheit. In traditionellen Gesellschaften wie im Tschad bekommen Frauen oft viele Kinder schnell hinter-einander, was sehr zu Lasten ihrer Gesundheit geht. Zu-dem hilft die Familienplanung bei der Prävention von un-gewollten Schwangerschaften, die ansonsten zu illegalen und gefährlichen Abtreibungen führen können.

Die ACT-Kirche (Assemblée Chrétienne du Tschad), Träge-rin des Koyom-Krankenhauses mit seinen acht Gesund-heitszentren, hat kürzlich ethische Richtlinien zur Famili-enplanung formuliert. Bei der Fortbildung wurde dieses Dokument zum ersten Mal vorgestellt. Für die Hebammen, welche die Frauen dann beraten sollen, ist es wichtig zu wissen, dass ihre Kirche hinter dem Thema Familienpla-nung steht.

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Alle Neugeborenen brauchen die Wärme und die Nähe ihrer Mütter.

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Rund ums Spenden

Das Ehepaar Bieser aus Tübingen hat beim ERBE-Lauf 2013 den Hauptpreis der Difäm-Tombola gewonnen: eine Reise nach Tansania. Im Oktober 2014 war es so weit.

Was ging Ihnen vor dem Abflug durch den Kopf?Elvira Bieser: Wenn man so viel Glück hat, kann man sich eigentlich nur freuen. Wir haben uns im Vorfeld zwei Mal mit Joseph Chengula, dem Inhaber von Bushkomba Ad-ventures, und seiner Frau Christine getroffen. Sie haben die Reise durchgeführt. Joseph lebt in Rottenburg und Tansania. Durch ihn hatten wir die Möglichkeit, den Men-schen näherzukommen und in ihnen nicht nur Foto-Ob-jekte zu sehen.

Was waren die Stationen Ihrer Reise?E. Bieser: Wir waren in Arusha, am Lake Manyara und am Ngorongoro-Krater. So konnten wir die Unterschiede im Land sehen. Die Begegnung mit den Massai war beeindru-

ckend, ich habe großen Respekt vor ihrer Kultur.Ludwig Bieser: In Moshi, der Partnerstadt Tübingens, ha-ben wir das Regional Dermatology Training Centre (RDTC) besucht und die St. Luke's School of Pharmacy, die beide vom Difäm unterstützt werden.

Sie sind selbst Arzt bzw. MTA. Was hat Sie am meisten beeindruckt an der Arbeit der medizinischen Institute in Moshi?E. Bieser: Das RDTC-Programm für die Albinos ist wirklich umfangreich. Das Zentrum stellt Hautschutzcremes her, verteilt Kleidung und Brillen und setzt sich für die soziale Integration ein. Albinos werden oft noch ausgegrenzt. An der St. Luke's School war beeindruckend, wie unter ein-fachsten Bedingungen hochwertige Infusionen hergestellt werden.

Nach Moshi und Safari ging es weiter nach Dar-es-Salaam...E. Bieser: Wir waren in Josephs Bio-Camp in Mbambabay. Es ist beeindruckend, was er dort aufgebaut hat. Die Ge-bäude aus natürlichen Materialien, die Solaranlage, die Haltung von Rindern und Schweinen, aus deren Mist dann Biogas zum Kochen erzeugt wird. Es ist ein einfacher und sehr schöner Ort. Durch die Lage am Nyassasee, der an

EINMAL TANSANIA UND ZURÜCK

„Die Begegnung mit den Massai war beeindruckend. Ich habe großen Respekt vor ihrer Kultur“, sagt Elvira Bieser, die den Hauptpreis der Difäm-Tombola beim ERBE-Lauf 2013 gewonnen hatte und im vergangenen Herbst zusammen mit ihrem Mann nach Tansania gereist ist.

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der Grenze zu Malawi liegt, glaubt man sich am Meer.L. Bieser: Das absolute Highlight waren die Menschen aus der Umgebung, die zur Lodge kamen zum Singen und Tan-zen. Die Farbenpracht war beeindruckend.

Außerdem haben Sie noch einiges von Tansanias Süden gesehen.E. Bieser: Wir haben zum Beispiel eine botanische Wande-rung in den Udzungwa-Bergen gemacht, wo wir Früchte vom Baum gegessen oder in Wasserfällen gebadet haben. Das war nur möglich, weil Joseph die Umgebung sehr gut kennt. Später habe ich mir eine Kinderklinik angesehen – dort liegen bis zu drei Kinder in einem Bett! Überall hän-gen Preisschilder für die medizinischen Dienstleistungen wie Untersuchungen oder Röntgen. Das sind wir gar nicht gewohnt, wir haben ja die Krankenversicherung!

Die Fragen stellte Susanne Kremer.

Wir bedanken uns bei der Kreissparkasse Tübingen, den Stadtwerken Tübingen sowie Joseph und Christine Chengula mit Bushkomba Adventures, die diese Reise ermöglicht haben. www.bushkomba.de

Das Ehepaar Bieser zusammen mit Dr. Bernhard Köhler (rechts), dem geschäftsführenden Direktor der St. Luke-Foundation in Moshi.

FRAGEN. DURCHBLICKEN. HANDELN!

Woher kommen die Rohstoffe, die im Handy verbaut sind? Wie werden Handys weltweit genutzt und wohin werden sie entsorgt? Unsere neue Handy-Aktion nimmt Sie mit auf eine Reise in den Kongo, wo Konflikt- rohstoffe abgebaut werden, ohne die kein Handy funktionieren würde. Gemeinsam mit dem Zentrum für Entwicklungsbezogene Bildung (ZEB) der Landeskirche Württemberg, dem Evangelischen Jugendwerk Würt-temberg (EJW) und anderen Partnern schauen wir in die Firmen, die für Apple, Samsung und Co. arbeiten. Entdecken Sie, wie Kinder und Jugendliche in Afrika unseren Elektroschrott ausschlachten.

Mit Ihnen diskutieren wir Alternativen wie das Fair-phone, setzen uns gemeinsam ein für das Menschen-recht auf Gesundheit, unterstützen die jungen Leute, die in den Lieferfirmen arbeiten, und treten ein für Sammelaktionen ausrangierter Geräte, um sie wieder dem Kreislauf zuzuführen.

Wer in der Schule, der Bildungs- oder Jugendarbeit, im Weltladen, in der Gemeinde, mit Kollegen oder als Ein-zelperson aktiv werden will, findet auf der Homepage unserer Handy-Aktion alles Nötige:

www.handy-aktion.de

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Meldungen + Termine

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ImpressumGesundheit in der Einen Welt, Heft 2-2015, 65. Jahrgang Zeitschrift des Difäm – Deutsches Institut für Ärztliche Mission e.V. // Herausgeberin: Dr. Gisela Schneider, Direktorin // Redaktion: Anna Buck (ViSdP), Katja Dorothea Buck // Mohlstraße 26, 72074 Tübingen // Telefon 07071 704 90 17, Fax 07071 704 90 39 // www.difaem.de, [email protected]

Spendenkonto: 406 660 (BLZ 520 604 10) // Ev. Kreditgenossenschaft Stuttgart IBAN DE36 5206 0410 0000 4066 60 // BIC GENODEF1EK1Konzeption / Layout: büro für visuelles, Stuttgart // Layout / Satz: Werbeatelier Waiblinger, TübingenDruck: BruderhausDiakonie Reutlingen // Nachdruck gegen Beleg und Quellenangabe freiAuflage: 15.800 // Fotos: Titel: Difäm/Gisela Schneider, S. 5: Difäm/Elisabeth Schüle, S. 8: Difäm/Gisela Schneider S. 9: Difäm/Gisela Schneider, S. 13: Robert Lochuch Erscheinungsdatum: Mai 2015

DIFÄM SEMINARE

25. JULI 2015

Medizinisches Basiswissen für das Leben in den Tropen

Für geplante längere Auslandsaufenthal-te bietet das eintägige Seminar praxisorientierte medizinische Vorberei-tung und Informationen zu vorbeugen-den Maßnahmen und konkretem Verhal-ten bei Gesundheitsproblemen. Die Zielgruppe sind Ausreisende ohne medi-zinische Vorkenntnisse, die sich längere Zeit in einem Land mit begrenzter medi-zinischer Versorgung aufhalten werden.

35. DEUTSCHER

EVANG. KIRCHENTAG

3. BIS 7. JUNI 2015

Der diesjährige Kirchentag in Stutt-gart steht unter dem Motto „damit wir klug werden“. Das Difäm wird mit In-formationsständen auf dem Markt der Möglichkeiten am Neckarpark sowie mit Veranstaltungen in der ganzen Stadt vertreten sein. Wo überall Sie uns finden, lesen Sie auf Seite 11.

ACHTUNG: NÄCHSTER EINE-WELT-TAG ERST WIEDER AM 26. JUNI 2016

Aufgrund notwendiger Änderungen im Bauplan und vorgezogener Bau-maßnahmen für das neue Betten-haus der Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus müssen wir schweren Herzens den Eine-Welt-Tag in diesem Jahr absagen. Wir möchten Sie aber jetzt schon für den Eine-Welt-Tag 2016 einladen; der am 26. Juni wieder auf unserem Difäm-Hügel stattfinden wird.

TÜBINGER STADTFEST

10. UND 11. JULI 2015

Alle zwei Jahre verwandeln Tübinger Vereine und Organisationen die In-nenstadt und den Alten Botanischen Garten in einen großen Festplatz mit unverwechselbarem Flair. Das Difäm ist mit einem Stand vor dem Nonnen-haus dabei.

FOLGEN SIE UNS AUF:

Informationen zu den Veranstaltungen und weitere Stellenangebote weltweit finden Sie auf unserer Homepage unter www.difaem.de/aktuelles

Weitere Hinweise zum Seminarangebot des Difäm finden Sie unter www.difaem.de/fachangebote

KONTAKTWir freuen uns über Ihre Rück- meldungen zu unseren Projekten und über Anregungen zu unserer Zeitschrift Gesundheit in der Einen Welt. Gerne drucken wir auch Leserbriefe ab.

Anna Buck07071 704 90 [email protected]

STELLENMARKT

FREIWILLIGES SOZIALES JAHR

Das Team Kommunikation des Difäm sucht einen engagierten, jungen Menschen für ein Freiwilli-ges Soziales Jahr oder den Bun-desfreiwilligendienst im entwick-lungspolitischen Bereich, der dabei hilft, die besonderen Ge-schichten des Difäm zu erzählen – über die Webseite, in Sozialen Medien, in Videos oder auf Veran-staltungen.

GOTTESDIENST MIT GAST

12. JULI 2015

Nach der Ebola-Epidemie arbeiten wir gemeinsam mit unseren lokalen Partnern daran, die Gesundheitssys-teme in Westafrika wieder aufzu-bauen und langfristig zu verbessern. Unser Gast Bischof Jensen Seyen-kulo aus Liberia wird mit uns über die Folgen der Epidemie und die Situation vor Ort sprechen und Ihre Fragen dazu beantworten. Informa-tionen zu Örtlichkeiten und Uhrzeit finden Sie zeitnah auf unserer Homepage.