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In der Tabelle auf S. 18 sind des- halb die wichtigsten Urlaubsre- gionen, die möglichen Überträger und Infektionskrankheiten sowie geeignete Präparate bzw. Kombi- nationen zusammengestellt. Die Angaben sind lediglich als grobe Orientierung gedacht. Je nach Klima und Höhenlage, müs- sen nicht alle Überträger/Erreger an jedem Ort in dem genannten Land vorkommen. Die Angaben gelten für gesunde, erwachsene Hunde und müssen vor der Um- setzung in jedem Einzelfall mit dem Tierarzt abgestimmt wer- den. Weitere Vorsorge-Maßnahmen Eigene Ferienwohnungen kön- nen mit Mückenschutznetzen an Fenstern und Türen versehen werden. In Sandmücken-Regio- nen müssen diese sehr feinma- schig sein, damit die winzigen Sandmücken nicht hindurch schlüpfen können. Insbesondere gegen Sand- mücken (Leishmaniose-Überträ- ger) gibt es weitere Vorkehrungs- maßnahmen: Ab dem zweiten Stockwerk sind Wohnungen relativ sand- mückensicher, da diese nicht sehr hoch fliegen können. Es hilft auch, normale Glüh- birnen gegen die modernen Energiesparlampen auszutau- schen – dieses Licht zieht Sand- mücken nicht an. Ruhige Hunde kann man un- ter einem sandmückensicheren Moskitonetz schlafen lassen. Ab eine Stunde nach Sonnen- untergang bis eine Stunde vor Sonnenaufgang sollten Hunde nicht draußen liegen, weil Sand- mücken ausschließlich ruhende Opfer anfliegen. Laufen ist dage- gen kein Problem. Was tun bei einer Infektion? Bei einer Infektion mit mediterra- nen Krankheitserregern kann es zu einer akuten Symptomatik wie z.B. hohes Fieber oder Nasenblu- ten kommen. Bei der Leishma- niose, kann dies aber auch erst nach Monaten bis zu einigen Jah- ren der Fall sein. Es ist deshalb empfehlenswert, den Hund nach dem Urlaub te- sten zu lassen. Hierfür gibt es La- bortests. Bei Herzwürmern (eine bestimmte Filarienart) kann es bis zu sechs Monaten dauern, bis ein Test positiv wird. Für andere Filarienarten sowie für Hepato- zoonose gibt es bisher gar kei- ne standardisierten Tests. Diese Krankheiten können nur mikro- skopisch, nach Aufbereitung ei- ner Blutprobe, festgestellt wer- den. Leishmaniose (Kala-Azar, Viszerale Leishma- niose, Organleishmaniose) In Südeuropa ist Leishmaniose heute ein sehr ernstzunehmen- des Problem. Folgende Prozent- S ehr beliebt als Reiseziel ist der europäische Mittel- meerraum, Portugal, die Ka- naren sowie östliche Länder wie Ungarn oder die Staaten des ehe- maligen Jugoslawien. Gerade dort gibt es aber Infektionskrankheiten bei Hunden, die in Deutschland (noch) nicht heimisch sind. Zu den wichtigsten Reise- krankheiten gehören Leishma- niose, Babesiose, Ehrlichiose, Anaplasmose, Filariose und He- patozoonose. Diese Krankheiten haben eini- ges gemeinsam: Alle werden ausschließlich von „Blutsaugern“ übertragen. Je nach Krankheit, sind das be- stimmte Stechmücken, Zecken oder Flöhe. Die übertragenen Erreger sind entweder Parasiten oder Bakteri- en, die durch einen Stich zunächst ins Blut des Hundes ge- langen. Jede davon ist potentiell töd- lich – vor allem für Hunde, die nicht aus diesem Lebensraum stammen und deren Immunsy- stem daher keinerlei „ererbten“ Schutz dagegenhalten kann. Prophylaxe je nach Risikogebiet Einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht. Um das Risiko (nahe- zu) auszuschließen, sollte man den Hund in der Obhut lieber Menschen zu Hause lassen. Sollte er trotzdem mitkommen, ist es wichtig, die richtige chemi- sche Prophylaxe anzuwenden. Diese besteht in präparierten Halsbändern oder Spot-Ons. Zu- gelassene Impfungen gibt es bis- her in Deutschland gegen keine dieser Krankheiten. Es gibt auch kein Mittel, das ge- gen alle genannten Überträger und Erreger gleichzeitig schützt. Gesundheit Gesundheit 16 der Hund · 7/2006 Leishmaniose & Co. Viele Tierfreunde, die ihre Hunde mit auf Reisen in den Süden nehmen, sind sich der damit verbundenen Krankheitsrisiken für ihre Vierbeiner nicht bewußt: Leishmaniose, Babesiose und Ehrlichiose sind nur einige davon. Christiane Maas- jost vom Verein Parasitus Ex e.V. über Vorkommen und Prophylaxe-Maßnahmen. SÜDEN SÜDEN Fotos: Franil-Schunke, Remer, Naucke (2) Nur die weiblichen Sandmücken (Lebenserwartung etwa 40 Tage) saugen Blut, ohne das ein Heran- reifen der Eier nicht möglich wäre. In den südlichen Ländern mit mediterranem Klima (aber auch Ungarn, Jugos- lawien) können sich die Hunde mit lebensbedroh- lichen Krankheiten wie Babesiose, Leishmaniose oder Ehrlichiose infizieren. Mit entsprechenden Vor- sorgemaßnahmen läßt sich die Gefahr jedoch verringern. Weitere Informationen Hilfe und Beratung zur richti- gen Diagnostik Ihres Hundes bekommen Sie von dem ge- meinnützigen Verein Parasitus Ex e.V., der sich mit der Erfor- schung parasitärer Erkrankun- gen bei Tieren befaßt. Für Fragen zu Leishmaniose und anderen Reisekrankheiten hat der Verein Parasitus Ex e.V. eine Telefon-Hotline eingerich- tet (99 ct/Min.): 0 90 01/72 72 74. Weitergehende Infos sind auf der Homepage www.parasi- tus.com zu finden. Riskantes Reisen in den Riskantes Reisen in den DHUND_07_016_019.qxd 12.06.2006 8:25 Uhr Seite 16

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Page 1: Gesundheit Leishmaniose & Co. S RiskantesReisen in den · PDF fileentweder Parasiten oder Bakteri-en, die durch einen Stich zunächst ins Blut des Hundes ge-langen. Jede davon ist

In der Tabelle auf S. 18 sind des-halb die wichtigsten Urlaubsre-gionen, die möglichen Überträgerund Infektionskrankheiten sowiegeeignete Präparate bzw. Kombi-nationen zusammengestellt.

Die Angaben sind lediglich alsgrobe Orientierung gedacht. Jenach Klima und Höhenlage, müs-sen nicht alle Überträger/Erregeran jedem Ort in dem genanntenLand vorkommen. Die Angabengelten für gesunde, erwachseneHunde und müssen vor der Um-setzung in jedem Einzelfall mitdem Tierarzt abgestimmt wer-den.

Weitere Vorsorge-MaßnahmenEigene Ferienwohnungen kön-nen mit Mückenschutznetzen anFenstern und Türen versehenwerden. In Sandmücken-Regio-nen müssen diese sehr feinma-schig sein, damit die winzigenSandmücken nicht hindurchschlüpfen können.

Insbesondere gegen Sand-mücken (Leishmaniose-Überträ-ger) gibt es weitere Vorkehrungs-maßnahmen:

Ab dem zweiten Stockwerksind Wohnungen relativ sand-mückensicher, da diese nichtsehr hoch fliegen können.

Es hilft auch, normale Glüh-birnen gegen die modernenEnergiesparlampen auszutau-schen – dieses Licht zieht Sand-mücken nicht an.

Ruhige Hunde kann man un-ter einem sandmückensicherenMoskitonetz schlafen lassen.

Ab eine Stunde nach Sonnen-untergang bis eine Stunde vorSonnenaufgang sollten Hundenicht draußen liegen, weil Sand-mücken ausschließlich ruhendeOpfer anfliegen. Laufen ist dage-gen kein Problem.

Was tun bei einer Infektion?Bei einer Infektion mit mediterra-nen Krankheitserregern kann eszu einer akuten Symptomatik wiez.B. hohes Fieber oder Nasenblu-ten kommen. Bei der Leishma-niose, kann dies aber auch erstnach Monaten bis zu einigen Jah-ren der Fall sein.

Es ist deshalb empfehlenswert,den Hund nach dem Urlaub te-sten zu lassen. Hierfür gibt es La-bortests. Bei Herzwürmern (einebestimmte Filarienart) kann esbis zu sechs Monaten dauern, bisein Test positiv wird. Für andereFilarienarten sowie für Hepato-zoonose gibt es bisher gar kei-ne standardisierten Tests. DieseKrankheiten können nur mikro-skopisch, nach Aufbereitung ei-ner Blutprobe, festgestellt wer-den.

Leishmaniose (Kala-Azar, Viszerale Leishma-niose, Organleishmaniose)In Südeuropa ist Leishmanioseheute ein sehr ernstzunehmen-des Problem. Folgende Prozent-

Sehr beliebt als Reiseziel istder europäische Mittel-meerraum, Portugal, die Ka-

naren sowie östliche Länder wieUngarn oder die Staaten des ehe-maligen Jugoslawien. Gerade dortgibt es aber Infektionskrankheitenbei Hunden, die in Deutschland(noch) nicht heimisch sind.

Zu den wichtigsten Reise-krankheiten gehören Leishma-niose, Babesiose, Ehrlichiose,Anaplasmose, Filariose und He-patozoonose.

Diese Krankheiten haben eini-ges gemeinsam:

Alle werden ausschließlichvon „Blutsaugern“ übertragen. Jenach Krankheit, sind das be-stimmte Stechmücken, Zeckenoder Flöhe.

Die übertragenen Erreger sindentweder Parasiten oder Bakteri-en, die durch einen Stichzunächst ins Blut des Hundes ge-langen.

Jede davon ist potentiell töd-lich – vor allem für Hunde, dienicht aus diesem Lebensraumstammen und deren Immunsy-stem daher keinerlei „ererbten“Schutz dagegenhalten kann.

Prophylaxe je nach RisikogebietEinen hundertprozentigen Schutzgibt es nicht. Um das Risiko (nahe-zu) auszuschließen, sollte manden Hund in der Obhut lieberMenschen zu Hause lassen.

Sollte er trotzdem mitkommen,ist es wichtig, die richtige chemi-sche Prophylaxe anzuwenden.Diese besteht in präpariertenHalsbändern oder Spot-Ons. Zu-gelassene Impfungen gibt es bis-her in Deutschland gegen keinedieser Krankheiten.

Es gibt auch kein Mittel, das ge-gen alle genannten Überträgerund Erreger gleichzeitig schützt.

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16 der Hund · 7/2006

Leishmaniose & Co.

Viele Tierfreunde, die ihre Hunde mit auf Reisen in den Süden nehmen, sind sichder damit verbundenen Krankheitsrisiken für ihre Vierbeiner nicht bewußt:Leishmaniose, Babesiose und Ehrlichiose sind nur einige davon. Christiane Maas-jost vom Verein Parasitus Ex e.V. über Vorkommen und Prophylaxe-Maßnahmen.

SÜDENSÜDEN

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(2)

Nur die weiblichen Sandmücken(Lebenserwartung etwa 40 Tage)saugen Blut, ohne das ein Heran-reifen der Eier nicht möglich wäre.

In den südlichen Ländernmit mediterranem Klima

(aber auch Ungarn, Jugos-lawien) können sich die

Hunde mit lebensbedroh-lichen Krankheiten wie

Babesiose, Leishmanioseoder Ehrlichiose infizieren.

Mit entsprechenden Vor-sorgemaßnahmen läßt sich

die Gefahr jedoch verringern.

Weitere InformationenHilfe und Beratung zur richti-gen Diagnostik Ihres Hundesbekommen Sie von dem ge-meinnützigen Verein Parasitus Ex e.V., der sich mit der Erfor-schung parasitärer Erkrankun-gen bei Tieren befaßt. Für Fragen zu Leishmanioseund anderen Reisekrankheitenhat der Verein Parasitus Ex e.V.eine Telefon-Hotline eingerich-tet (99 ct/Min.): 0 90 01/72 7274. Weitergehende Infos sindauf der Homepage www.parasi-tus.com zu finden.

Riskantes Reisen in denRiskantes Reisen in den

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zahlen infizierter Hunde sind be-kannt:

Frankreich 66 Prozent(Provence)Italien (Sizilien) 60 ProzentGriechenland 22 Prozent(Peloponnes) Portugal 20 ProzentSpanien 42 Prozent(Andalusien)Spanien 67 Prozent(Mallorca)

Diese Prozentzahlen erkrankterHunde sprechen für sich, dahersoll Leishmaniose hier an ersterStelle stehen und ausgiebig be-handelt werden. Denn die Leish-maniose gilt auch heute nochals nicht heilbar bei Hunden,die Sterblichkeitsrate erkrankterHunde ist sehr hoch. Eine Imp-fung existiert derzeit nicht. Mangeht heute davon aus, daß alleinin Deutschland ca. 20 000 Leish-maniose-infizierte Hunde leben,die entweder aus dem mediterra-nen Raum importiert wurdenoder sich als reisebegleitendeHunde im Süden infiziert haben.Erreger: Leishmanien sind Protozoen(Einzeller). Sie vermehren sich inden weißen Blutkörperchen(Freßzellen), hauptsächlich imKnochenmark und schädigen in-nere Organe wie Leber, Milz undNieren. Der alleinige Erreger immediterranen Europa ist Leish-mania infantum.Überträger: Leishmanien werden durch denStich von Sandmücken übertra-gen. Nur die weiblichen Mückensaugen Blut. Von den 23 verschie-denen Sandmückenarten, die imeuropäisch-mediterranen Raumvorkommen, übertragen vor al-lem die Arten Phlebotomus per-niciosus, P. ariasi und P. neglec-tus Leishmanien auf Mensch undHund.

Sandmücken entwickeln sichnicht im Wasser, sondern brü-ten im feuchten Boden. Die Lar-ven der Sandmücken ernährensich von organisch-zersetzen-dem Material. Solche Sandmük-kenbiotope oder -brutplätze be-finden sich eher im Hinterland,nie am Strand.

Die Überwinterung von Sand-mücken erfolgt in Europa imLarvenstadium. Wenn die Näch-te milder werden, verpuppensich die Sandmücken, werdendann nachts 20°C überschrit-ten, schlüpfen die erwachsenenSandmücken. Die „Sandmücken-saison“ beginnt in Frankreich,Griechenland, Norditalien undNordspanien etwa Ende Mai undreicht bis Mitte Oktober. In Süd-italien oder Südspanien fliegenSandmücken bereits ab Anfang

Mai und sind gelegentlich auchEnde November noch vereinzeltanzutreffen. Verbreitung: Je nach Verbreitung und Dichtedieser Sandmücken sind auch dieLeishmaniose-Durchseuchungs-raten bei Hunden (auch Men-schen) europaweit sehr unter-schiedlich. Sandmücken kom-men im gesamten Mittelmeer-raum, Portugal, Deutschland (Ba-den-Württemberg und Rhein-land-Pfalz) und der Schweiz vor.In Südbelgien wurden kürzlichdie ersten Sandmücken gefun-den.Symptome: Die Symptomatik bei Hunden istsehr variabel. Milzvergrößerung,Lymphknotenschwellungen, Ge-wichtsverlust, allgemeine Schwä-che, Durchfall und Erbrechen,verstärktes Krallenwachstum,Haarausfall, begleitet von Ekze-men können beobachtet werden.Äußere Erscheinungen, wieHautveränderungen sind sekun-däre Ausprägungen und weisenauf eine fortgeschrittene Organ-leishmaniose hin.Besteht eine Gefahr für Menschen? Leishmaniose ist eine Zoonoseund über die Sandmücke aufMenschen übertragbar. Leishma-nia infantum führt bei Erwachse-nen meist nicht zu einem Krank-heitsbild, außer bei bestehendenImmunschwächen wie z.B. HIV.Diabetiker und Transplantati-onspatienten sowie Kinder bis zufünf Jahren tragen jedoch ein er-höhtes Risiko, auch während desUrlaubs im Süden zu erkranken.Erkrankte Hunde sollten wegender häufig auftretenden offenenEkzeme nicht mit kleinen Kin-dern in Kontakt kommen. DerÜbertragungsweg durch Wund-sekret infizierter Hunde wird dis-kutiert, allerdings ist bisher keinFall bekannt geworden. EineÜbertragung von Leishmaniendurch Hundebisse, Speichel oderfrisches Blut ist unwahrschein-

lich. Eine transplazentare Über-tragung (Infektion im Mutterleib)ist ebenfalls möglich. Prophylaxe: Die Flugzeiten der Sandmückensind zu beachten. Ein herkömm-liches Moskitonetz bietet keinenSchutz vor Sandmücken. DieseMücken sind so klein, daß siedurch die Maschen eines Netzesschlüpfen können. Sandmücken-biotope sind nachts zu meiden.Synthetische Pyrethroide wirkenabweisend und tötend auf Sand-mücken.

Babesiose (Piroplasmose, Hunde-Malaria)Die Babesiose bzw. „Hunde-Ma-laria“ ist die gefürchtetste Erkran-kung beim Hund in Frankreich.Nach Angaben lokaler Tierärztekommt es allein in Frankreich zu400 000 Infektionen durch Babesi-en pro Jahr. Ein Impfstoff existiertzwar, jedoch ist er in Deutschlandnur schwer zu bekommen.

Erreger: Auch die Babesien sind Proto-zoen (Einzeller). Ähnlich wieder Erreger der menschli-chen Malaria vermehren sichdie Babesien in den roten

Blutkörperchen und zerstö-ren sie. In Europa gibt es derzeitzwei bekannte Babesiose- Erre-ger beim Hund: Babesia canisund Babesia vogeli.Überträger: Die Zeckenart Dermacentor reti-culatus (Kuh-, Au- oder Auwald-zecke) überträgt Basesia canis.Rhipicephalus sanguineus (Brau-ne Hundezecke) überträgt beimBlutsaugen Babesia vogeli aufden Hund.

Steckbrief Dermacentor reticu-latus: Die Auzecke (Dermacentorreticulatus) gehört zu den Bunt-zecken und fällt durch eine mar-morierte Zeichnung auf dem

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Der Grünbereich neben dem Eselskarren ist ein typischerSandmückenbrutbereich in mediterranen Regionen.

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nozyten) und vermehren sichdarin.Verbreitung in Europa: Ehrlichiosekann überall dort erworben wer-den, wo die Braune Hundezecke(Rhipicephalus sanguineus) anzu-treffen ist, und dies ist ab Zen-tralfrankreich südwärts in alleneuropäischen Mittelmeerländern,einschließlich Portugal, möglich.Symptome: Eine Ehrlichiose beginnt beimHund meist schleichend, d.h., eswerden Mattigkeit, Leistungs-schwäche und Futterverweige-rung beobachtet. Im späterenVerlauf ist Nasenbluten ein Leit-symptom. Es werden auch punkt-förmige Blutungen auf denSchleimhäuten und auf der Hautbeobachtet. Blut im Kot und imUrin, Bluthusten und Blutergüssein den Gelenken können vorkom-men sowie hohes Fieber undLymphknotenschwellungen. Fürdie Blutungsneigung ist dasAbsinken der Blutplättchen(Thrombozyten) verantwortlich.Eine unbehandelte Ehrlichiose

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en, Ungarn, der Schweiz und Por-tugal. Auch in Deutschland(Raum Freiburg, Stuttgart, Mün-chen, Regensburg, Siegen) und inden Niederlanden (Den Haag,Arnhem) können sich Hundedurch einen Zeckenstich mit Ba-besien infizieren. In Deutschlandgibt es aber sicher weitere bislangunbekannte Infektionsherde.Symptome: Etwa ein bis drei Wochen nach ei-nem infektiösen Zeckenstichsetzt hohes Fieber ein. DunklerUrin kann auffallen. Besonders indieser akuten Phase führt die Ba-besiose häufig zum Tod des Tie-res. Sind die ersten starken Fie-berschübe überstanden, folgenMattigkeit, Appetitlosigkeit, Ge-wichtsverlust und häufig Gelb-sucht. Es können auch entzündli-che Veränderungen der Augensowie Netzhautablösungen auf-treten. Im weiteren Verlauf kanndas Zentralnervensystem geschä-digt werden. Dann können Bewe-gungsstörungen und epileptischeAnfälle auftreten.

Rückenschild auf. Sehr häufigkommt diese Zeckenart in Frank-reich, Nordspanien, Norditalienund Kroatien vor. In den letztenJahren taucht diese Zeckenartjedoch auch massenhaft inDeutschland auf.

Steckbrief Rhipicephalus san-guineus: Die braune Hundezecke(Rhipicephalus sanguineus) istab Zentralfrankreich südwärts inallen europäischen Mittelmeer-ländern einschließlich Portugalzu finden. Je weiter man in denSüden fährt, desto häufiger ist dieBraune Hundezecke anzutreffen,dann meist sogar ganzjährig. InDeutschland fühlt sich dieseZeckenart als „Urlaubsmitbring-sel“ in beheizten Räumen sehrwohl. Die Verbreitung in Europa: Die Babesiose kommt in allen eu-ropäisch-mediterranen Ländernvor, auch in Bulgarien, Rumäni-

Besteht eine Gefahr für Menschen?Von Babesia canis oder Babesiavogeli geht keine Gefahr für denMenschen aus.Prophylaxe:Synthetische Pyrethroide wirkenabweisend auf Dermacentor undRhipicephalus-Zecken.

Ehrlichiose (Monozytäre Ehrlichiose, Tro-pische Panzytopenie der Hunde,Kanine Rickettsiose)

Die Ehrlichiose wird in denletzten Jahren verstärkt bei Hun-den diagnostiziert, die aus demmediterranen Ausland stammenoder sich dort als reisebegleiten-de Hunde aufhielten. Ein Aus-landsaufenthalt kann bereits Jah-re zurückliegen, doch plötzlichkommt es zu Nasenbluten.Erreger: Der Erreger der Ehrli-chiose ist Ehrlichia canis. Ehrli-chien gehören zu den Rickett-sien und sind somit den Bakte-rien zuzuordnen. Sie befallendie weißen Blutkörperchen (Mo-

GesundheitGesundheit

Land Region Überträger/Krankheiten Präparate

Frankreich Norden und Zentrum Dermacentor-Zecken (Babesiose) Advantix® Spot-OnIxodes-Zecken/Holzböcke (Anaplasmose)

Südl. Atlantikküste Dermacentor-Zecken (Babesiose), evtl. braune Hundezek- Advantix® Spot-Onund Pyrenäen- ken (Babesiose, Ehrlichiose, Anaplasmose, Hepatozoonose)Region Sandmücken (Leishmaniose)

regional Dermacentor-Zecken (Babesiose)regional Ixodes-Zecken/Holzböcke (Anaplasmose)

Mittelmeer-Region braune Hundezecken Advantix® Spot-On gegen braune (Babesiose, Ehrlichiose, Anaplasmose, Hepatozoonose) Hundezecken, Dermacentor-Zecken, regional Dermacentor-Zecken (Babesiose) Holzböcke, Flöhe, Sandmücken.Ixodes-Zecken/Holzböcke (Anaplasmose) Advocate® Spot-On oder Stronghold®

Sandmücken (Leishmaniose) Spot-On zur Vorbeugung übertragenerdiverse Stechmücken und Flöhe (Filarien) Mikrofilarien.

Spanien, Portugal, Nordspanien, braune Hundezecken (Babesiose, Ehrlichiose, Advantix® Spot-On gegen braune Norditalien, Anaplasmose, Hepatozoonose) Hundezecken, Dermacentor-Zecken, Kroatien regional Dermacentor-Zecken (Babesiose) Holzböcke, Flöhe, Sandmücken.

Italien, Kroatien, Ixodes-Zecken / Holzböcke (Anaplasmose) Advocate® Spot-On oder Stronghold®

Sandmücken (Leishmaniose) Spot-On zur Vorbeugung übertragenerdiverse Stechmücken und Flöhe (Filarien) Mikrofilarien.

Griechenland, Türkei

restliche Länder/ braune Hundezecken (Babesiose, Ehrlichiose, Scalibor® Halsband oder Advantix®

Regionen inkl. Hepatozoonose) Spot-On gegen braune Hundezecken, Inseln Sandmücken (Leishmaniose) Sandmücken, Flöhe.

diverse Stechmücken und Flöhe (Filarien) Advocate® Spot-On oder Stronghold®

Spot-On zur Vorbeugung übertragenerMikrofilarien.

Rumänien gesamtes Land Dermacentor-Zecken (Babesiose) Advantix® Spot-Onregional Sandmücken möglich (Leishmaniose)Ixodes-Zecken/Holzböcke (Anaplasmose)

Ungarn gesamtes Land Dermacentor-Zecken (Babesiose) Advantix® Spot-On gegen Dermacen-Ixodes-Zecken / Holzböcke (Anaplasmose) tor-Zecken, Holzböcke, Flöhe. diverse Stechmücken und Flöhe (Filarien) Advocate® Spot-On oder Stronghold®

Spot-On zur Vorbeugung übertragenerMikrofilarien.

* Die Kombination von Advantix® Spot-On und Advocate® Spot-On wird vom Hersteller empfohlen. Zuerst wird Advocate® Spot-On aufgetragen, 24 Stunden später Advantix® Spot-On.

** Beim Scalibor®-Halsband in Kombination mit Spot-On-Präparaten ist zu beachten, daß das Lösungsmittel in den Spot-On-Präparaten das Material des Halsbandesangreift. Bitte deshalb die Spot-On-Präparate an entfernten Stellen auftragen.

In der Tabelle haben wir Präparate ausgewählt, die zur Abwehr oder Abtötung der entsprechenden Überträger bzw. Erreger in Deutschland zugelassen und bei deut-schen Tierärzten erhältlich sind. Weitere Informationen zu den einzelnen Präparaten erhalten Sie bei Ihrem Tierarzt und auf den Internet-Seiten der Hersteller.

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kann infolge zunehmender, gege-benenfalls über Jahre andauern-der, schleichender Blutungsnei-gung zum Tod des Tieres führen.Besteht eine Gefahr für Menschen? Eine Humanpathogenität ist alsHME (Humane monozytäre Ehr-lichiose) bekannt. Eine Übertra-gung von Hund zu Mensch ist un-wahrscheinlich, durch direktenBlutkontakt jedoch denkbar.Prophylaxe: Permethrin wirkt abweisend aufRhipicephalus-Zecken.

Anaplasmose (Granulozytäre Ehrlichiose)Die Geschichte der Anaplasmosebegann in Europa erst 1995. Heu-te weiß man, daß die granulozy-täre Ehrlichiose beim Menschen,die Pferde-Ehrlichiose, das Wei-defieber bei Kühen und Schafen,sowie die granulozytäre Ehrli-chiose bei Hunden den gleichenErreger als Ursache haben. Erreger: Der Erreger der Anaplasmoseist Anaplasma phagocytophilum.Auch Anaplasmen sind Bakterien,die die weißen Blutkörperchen(hier jedoch die Granulozyten) be-fallen und sich darin vermehrenÜberträger: Die Anaplasmose wird durch denStich des Holzbockes (Ixodes rici-nus) übertragen.Verbreitung in Europa: Eine Anaplasmose kann überalldort vorkommen, wo man denHolzbock (Ixodes ricinus) findet,und dies ist überall zwischen dem40. und 65. Breitengrad der Fall.Deutschland liegt somit mittenim Verbreitungsgebiet des Holz-bockes. Die Anaplasmose ist be-kannt in Schweden, Norwegen,England, Holland, Deutschland,

Polen, Ungarn, Österreich, in derSchweiz, in der TschechischenRepublik, in Slowenien, Kroatien,Bulgarien, Frankreich, Nordspa-nien und Norditalien.

Steckbrief Ixodes ricinus: DerHolzbock (Ixodes ricinus), auch ei-ne Schildzecke, ist ab einer Außen-temperatur von ca. 10°C aktiv. Hierin Deutschland ist diese Zecke dasganze Jahr über, also auch an mil-den Wintertagen, anzutreffen. ImSiebengebirge in Nordrhein-West-falen sind bis zu 120 Ixodes ricinusZecken pro Quadratmeter Wald-boden gefunden worden. Die er-wachsenen Zecken sind häufig aufder Spitze von Grashalmen – aufihre Opfer wartend – anzutreffen.Je nach Luftfeuchtigkeit, wanderndiese Zecken bis in eine Höhe voneinem Meter vom Bodengrund.Wird ein erwachsenes Holzbock-weibchen vom Hund oder Men-schen von einem Grashalm abge-streift, so wandert dieses meistmehrere Stunden auf dem Opferherum, um eine geeignete Stich-stelle zu finden. Ist diese Stelle ge-funden, so saugt die Zecke über ca.sieben Tage Blut.Symptome: Die Anaplasmose ist eine der Ehr-lichiose sehr ähnliche Erkran-kung. Neben den bei der Ehrli-chiose bereits genannten Symp-tomen, kann sich die Anaplasmo-se auch als unspezifische Erkran-kung mit Fieber äußern. Weiter-hin wird Teilnahmslosigkeit, Ge-wichtsverlust, Durchfall, Erbre-chen, manchmal auch Lahmheitals Folge von Gelenkentzündun-gen beobachtet.Besteht eine Gefahr für Menschen? Eine Humanpathogenität ist be-kannt als HGE (Humane granulo-zytäre Ehrlichiose). Eine Übertra-gung von Hund zu Mensch ist un-wahrscheinlich, durch direktenBlutkontakt jedoch denkbar.Prophylaxe: Zur Abwehr von Ixodes-Zeckensind z.B. Spot-Ons mit Perme-thrin oder Deltamethrin-Hals-bänder gut geeignet.

HepatozoonoseDie Hepatozoonose ist ein Bei-spiel für eine recht neue Erkran-kung in Europa. Diese Erkran-kung stammt ursprünglich ausAfrika und wurde offensichtlichper Schiff in die Hafenstädte Eu-ropas transportiert. Inzwischenist sie vielerorts, auch in ländli-chen Regionen Südeuropas, ver-breitet.Erreger: Der Erreger der Hepatozoonoseist Hepatozoon canis und gehörtzu den Coccidien.Überträger:Die Hepatozoonose wird durchZecken der Art Rhipicephalus

sanguineus (Braune Hunde-zecke) übertragen. Hier jedochnicht durch den Stich, sonderndurch das Verschlucken der ge-samten Zecke. Im Darm ange-kommen, bohren sich die Hepa-tozoen durch die Darmwandund gelangen über den Blutkreis-lauf in Milz, Knochenmark, Le-ber, Nieren und Lymphknoten.Schließlich werden die weißenBlutkörperchen (Leukozyten) be-fallen. Verbreitung in Europa: Eine Hepatozoonose wird derzeitverstärkt bei Hunden beobachtet,die aus Portugal, Südspanienoder von den Kanarischen Inselnstammen. Ebenfalls bekannt ist,daß dieser Erreger bei Hunden inHafenstädten (Thessaloniki –Griechenland, Marseille – Frank-reich, Alicante und Malaga – Spa-nien) vorkommt. Symptome: Die klinischen Symptome vari-ieren sehr stark. Fieber, Blutar-mut, Abmagerung, Lymphkno-tenschwellungen, Nasen- undAugenausfluß, blutiger Durchfall,Muskelschwäche und steiferGang können auftreten. Bei mas-siver Infektion sterben die Hundeinfolge der Organschädigungen.Besteht eine Gefahr für Menschen? Von Hepatozoon canis geht keineGefahr für den Menschen aus.Prophylaxe: Zur Abwehr von Rhipicephalus-Zecken sind u. a. Spot-Ons mitPermethrin oder Deltamethrin-Halsbänder gut geeignet.

FilarienMit Filarien sind nicht nurHerzwürmer gemeint, sondernauch andere Arten, die sich imBindegewebe, der Haut oder ver-schiedenen Organen ansiedeln.Erreger: Würmer, z.B. Dirofilaria repensoder Dirofilaria immitis. Diesewerden je nach ihrer Art zunächstals winzige Mikrofilarien ins Blutübertragen. Von dort aus befallensie später als Makrofilarien jenach ihrer Art das Herz, die Lun-ge, andere Organe, das Bindege-webe oder die Haut.

Überträger: Filarien werden durch diverseStechmücken sowie je nach Artauch durch Flöhe übertragen. Verbreitung in Europa: Filarien sind in ganz Südeuropazu finden, in einigen osteuropäi-schen Ländern sowie im Südender Schweiz. Besonders häufigfindet man befallene Tiere in derPo-Ebene (Italien) und in Ungarn.Symptome: Bei einigen Arten gibt es gar keineSymptome, bei anderen sehr un-terschiedliche. Vorkommen kön-nen Husten, Gewichtsverlust,Schwäche, Atemnot, Hauterhe-bungen und Ekzeme.

Besteht eine Gefahr für Menschen? Eine Filarienart (Dirofilaria re-pens) ist auch für den Menschengefährlich. Prophylaxe: Für eine Reiseprophylaxe sindu.a. Spot-Ons mit dem WirkstoffMoxidectin oder Selamectin gutgeeignet, die auch bereits über-tragene Mikrofilarien abtöten.

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Spenden für dieForschungForschung ist notwendig undteuer. Der Verein Parasitus Exe.V. setzt sich nicht nur für dieQualitätssicherung vorhande-ner und Entwicklung neuerTestverfahren ein. Es werdenauch Dissertationen und Di-plomarbeiten unterstützt, diesich mit parasitären Erkrankun-gen bei Tieren befassen. Die Fi-nanzierung erfolgt ausschließ-lich über Spenden, und jedernoch so kleine Beitrag ist will-kommen. Wenn Sie den Vereinfinanziell unterstützen möch-ten, verwenden Sie bitte diesesSpendenkonto: Parasitus Ex e.V.VR-BankKonto: 503196018BLZ: 37069520Nur für Spenden aus dem Aus-land: BIC: GENODED1RSTIBAN: DE37 3706 9520 0503 1960 18]

Maasjost: „Einen hundertprozen-tigen Schutz gibt es nicht. Um dasRisiko (nahezu) auszuschließen,sollte man den Hund in der Obhutlieber Menschen zu Hause lassen.“

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