Gesundheitsgefahren durch Tätowierungen und Permanent Make-up · PDF file*Aktualisiert am...

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    Gesundheitsgefahren durch Ttowierungen und Permanent Make-up Aktualisierte Stellungnahme Nr. 019/2007 des BfR vom 22. Mrz 2004* Tattoos und Permanent Make-up knnen gesundheitliche Risiken fr den Verbraucher ber-gen. Im Gegensatz zu kosmetischen Mitteln werden die verwendeten Farbmittel nicht auf die Haut aufgetragen, sondern in die Haut eingebracht. Von hier aus knnen sie in den Orga-nismus gelangen und beim Stoffwechsel in andere, auch schdliche Verbindungen umge-baut werden. Zustzlich spielen mangelnde Hygiene und allergische Reaktionen eine wichti-ge Rolle bei den Gesundheitsgefahren, die im Zusammenhang mit Ttowierungen und der Anwendung von Permanent Make-up diskutiert werden. Auch andere unerwnschte Wirkun-gen knnen nicht ausgeschlossen werden. Probleme knnen ferner bei einer spteren Ent-fernung von Ttowierungen auftreten. Whrend die Anwendung kosmetischer Mittel europaweit geregelt ist, gibt es fr Tattoos und Permanent Make-up keine vergleichbaren Regelungen. In Deutschland unterliegen Tto-wiermittel den Vorschriften des Lebens- und Futtermittelgesetzbuchs fr kosmetische Mittel. Eine Verordnung mit weitergehenden Anforderungen ist derzeit in Vorbereitung. Das BfR nimmt im Folgenden zu den gesundheitlichen Risiken Stellung, die Ttowierungen und Permanent Make-up mit sich bringen knnen, und unterbreitet Handlungsoptionen fr einen verbesserten Gesundheitsschutz. Dazu gehrt die Deklaration und Bewertung aller verwendeten Inhaltsstoffe und Materialien, die Aufstellung von Positiv- und Negativlisten, Anforderungen an die Reinheit der Farbmittel, aber z.B. auch eine Pflicht zur Aufklrung fr alle Personen, die Tattoos und Ttowierungen vornehmen, sowie die Formulierung und Kon-trolle von Hygienestandards. Besondere Vorsicht ist auch bei temporren Tattoos geboten, die auf die Haut aufgemalt werden. Diese so genannten Temptoos oder Henna-Tattoos sind besonders bei Kindern und Jugendlichen beliebt und werden oft in Urlaubslndern angeboten. Hierfr wird hufig Henna verwendet, das mit dem Stoff para-Phenylendiamin (PPD) abgedunkelt wurde. PPD ist ein bekanntes Kontaktallergen, das allergische Reaktionen auslsen kann. Der Einsatz dieser Substanz in Henna-Tattoos ist in Europa verboten. Auch Henna selbst ist als Farbstoff fr kosmetische Mittel nicht zugelassen. Die Substanz wird aber als Bestandteil von Haarfarben verwendet. 1 Gegenstand der Bewertung Tattoos und Permanent Make-up knnen unter bestimmten Bedingungen ein gesundheitli-ches Risiko fr Verbraucher darstellen. Das BfR begrt daher die in Vorbereitung befindli-che nationale Verordnung, die Mittel zum Ttowieren regeln soll. Im Rahmen dieser Rege-lung sollten problematische Farbmittel, die krebserregende (karzinogene), erbgutschdigen-de (mutagene), die Fortpflanzung beeintrchtigende (reproduktionstoxische) oder Allergie auslsende (sensibilisierende) Eigenschaften aufweisen oder die in krebserzeugende aro-matische Amine gespalten werden knnen, fr diese Zwecke verboten werden. 2 Ergebnis Nach Ansicht des BfR stellt die Negativliste, die vom Europarat in seiner Resolution zu Tat-toos und Permanent Make-up verffentlicht wurde [1], eine geeignete Basis fr eine nationa-le Negativliste dar. Eine solche nationale Liste msste bei Bedarf durch weitere, gesundheit-lich bedenkliche Farbmittel ergnzt und aktualisiert werden. Eine Negativliste htte den Vor-

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    teil einer schnellen Umsetzung, da ber eine Vielzahl problematischer Stoffe Daten vorlie-gen. Langfristig sollte eine Positivliste fr Ttowiermittel erstellt werden, wobei die Ttowier-mittel hierzu einer Prfung im Hinblick auf ihre gesundheitliche Unbedenklichkeit zu unter-ziehen wren. Welche Ttowiermittel derzeit auf dem Markt Anwendung finden, msste vor-ab durch Angaben der Hersteller sowie durch entsprechende Untersuchungsprogramme ermittelt werden. Fr eine umfassende gesundheitliche Bewertung von Ttowierungsfarben und Permanent Make-up werden neben der Prfung der Farbmittel auf sensibilisierende Eigenschaften auch Prfungen zur Aufnahme der Substanz und zum Stoffwechsel nach Einbringung in die Haut sowie zur Toxizitt bentigt. Letztere sollten Untersuchungen zur Phototoxizitt, Genotoxizi-tt und Reproduktionstoxizitt einschlieen. Ferner sollten Anforderungen an die Reinheit der Farbmittel gestellt werden, die sowohl problematische Schwermetalle als auch kanzerogene aromatische Amine beinhalten knn-ten. Hier sollte eine Minimierung nach dem Stand der Technik erfolgen. Sowohl im Hinblick auf die Hygiene als auch auf die Ausbildung der Anwender mssen kon-krete Anforderungen formuliert werden. Die Betreiber von Studios fr Tattoos und Permanent Make-up sollten verpflichtet werden, den Verbraucher ber mgliche Risiken im Zusammen-hang mit dem Einbringen der Farben in die Haut aufzuklren. 3 Begrndung Schmuck-Ttowierungen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit in breiten Teilen der Bevl-kerung. Aber auch Schminkttowierungen werden als spezielle Form des dauerhaften Schminkens, als sogenanntes Permanent Make-up, immer hufiger in Studios angeboten. Beim Ttowieren werden Farbmittel mit Hilfe von Nadelstichen entweder manuell oder mit elektrischen Ttowiermaschinen in die Haut eingebracht. Die Schichten der Oberhaut (Epi-dermis) erneuern sich stndig. Um eine dauerhafte Frbung der Haut zu erreichen, mssen die Farbmittel daher in die darunter liegende Hautschicht, die ca. 1 bis 1,5 mm dicke Dermis, eingebracht werden. Von hier aus knnen sie auch in tiefere Hautschichten gelangen, gege-benenfalls verstoffwechselt und ber die Blutbahn im Krper verteilt werden. Ttowierungen knnen unerwnschte Folgen haben. Nach Informationen, die dem BfR auf-grund einer Nachfrage beim Informationsverbund Dermatologischer Kliniken sowie bei Der-matologen vorliegen, sind Hautreaktionen zwar selten, treten dann aber in schwerwiegender Form auf. Allergische Reaktionen spielen im Zusammenhang mit Ttowierungen die grte Rolle und sind in vielen Fllen auf metallhaltige Bestandteile der Farbmischungen zurckzu-fhren. Farbmischungen fr Tattoos und Permanent Make-up knnen auerdem gesundheit-lich bedenkliche Verunreinigungen wie Schwermetalle, aromatische Amine oder Azofarbstof-fe enthalten. Letztere knnen in der Haut in Krebs erzeugende aromatische Amine gespalten werden. Diese sind in kosmetischen Mitteln verboten. Weitere gesundheitliche Risiken bestehen, wenn Tattoos und Permanent Make-up nicht fachgerecht oder unter ungengenden hygienischen Bedingungen in die Haut eingebracht werden. Mglich sind dann bakterielle Infektionen oder Pilzinfektionen. Aber auch Infektionen mit Hepatitis B, Hepatitis C oder sogar mit dem Humanen Immundefizienz Virus (HIV) wer-den mit Tattoos, aber auch mit Piercings, in Verbindung gebracht. In wissenschaftlichen Verffentlichungen wurde inzwischen ferner darber berichtet, dass Farbpigmente in Lymph-knoten ttowierter Personen nachweisbar waren [2]. Es ist also davon auszugehen, dass die in die Haut applizierten Pigmentmischungen auch systemisch verfgbar werden. Problema-

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    tisch ist auch eine sptere Entfernung von Tattoos. Durch Lasertechnik werden die Pigmente verndert. Welche chemischen Verbindungen hierbei entstehen, welche gesundheitlichen Risiken von ihnen ausgehen, ob und wie sie im Krper verteilt werden, ist wissenschaftlich nicht geklrt. Denkbar ist, dass Azofarbstoffe in krebserzeugende Amine gespalten werden. Die Amine knnten dann ber die Blutbahn im gesamten Krper verteilt werden. Die Entste-hung karzinogener Amine aus in Lsung befindlichen Azofarbstoffen durch Laserstrahlung wurde bereits nachgewiesen [3]. Weitere Folgen einer Tattoo-Entfernung knnen Narben, Pigmentstrungen und Entzndungen sein. 4 Manahmen/Handlungsoptionen Die Kosmetik-Kommission des BfR hat sich auf ihrer 60. Sitzung im Mai 2000 mit der Prob-lematik der Ttowierfarben befasst und eine Regulierung der verwendeten Farbmittel emp-fohlen (Tagungsbericht der Kosmetik-Kommission vom 29.05.2000) [4]. Auf europischer Ebene hat der Wissenschaftliche Ausschuss fr Kosmetische Mittel und Non-Food-Erzeugnisse der europischen Kommission (Scientific Committee for Cosmetic Products and Non-Food Products, SCCNFP) festgestellt, dass Tattoos die menschliche Gesundheit beein-trchtigen knnen [5, 6]. Die Generaldirektion SANCO der Europischen Kommission hat daraufhin das Joint Research Center beauftragt, vorhandene Daten zur Sicherheit von Tat-toos und Piercings zusammenzustellen. In Zusammenarbeit mit dem Committee of Experts on Cosmetic Products des Europarates wurde der Bericht Risks and health effects from tat-toos, body piercing and of related practices verffentlicht [7, 8]. Unter anderem wurden fol-gende Empfehlungen gegeben: Identifikation, Deklaration und Risikobewertung aller Inhaltsstoffe und Materialien Positiv- und Negativlisten fr Farbmittel und Materialien Formulierung und Kontrolle von Hygienestandards Ausbildung und gesundheitliche berwachung des Personals, das Ttowierungen und

    Permanent Make-up vornimmt Epidemiologische Studien zu schdlichen Effekten und Infektionen im Zusammenhang

    mit Ttowierungen und Piercings Der Europarat hat im Juni 2003 eine Resolution zu Tattoos verabschiedet, mit weitgehenden Anforderungen an die zu verwendenden Farbmittel, entsprechenden Negativlisten, Anforde-rungen an Sterilitt und Deklaration sowie der Forderung, die ffentlichkeit ber mgliche Risiken zu informieren [1]. Das BfR hat in einer Stellungnahme vom 6. Mai 2003 auf diese Resolution hingewiesen und die Forderungen begrt [9]. Eine Besonderheit stellen die so genannten temporren Tattoos (Temptoos) dar. Hierbei handelt es sich nicht um Ttowierungen im eigentlichen Sinn, da die Farben nicht in die Haut eingebracht, sondern auf die Haut gemalt werden. Hufig wird hierfr Henna verwendet, das durch die Zugabe