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CURRICULUM GEWALT GEGEN FRAUEN UND KINDER Opferschutz an Wiener Krankenanstalten EIN HANDBUCH

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CURRICULUM

GEWALT GEGEN FRAUEN UND KINDER

Opferschutz an Wiener Krankenanstalten

EIN HANDBUCH

IMPRESSUM

Medieninhaberinnen und Herausgeberinnen MA 57 ndash Frauenfoumlrderung und Koordinierung von Frauenangelegenheiten

Friedrich Schmidt-Platz 3 1082 Wien

Fonds Soziales Wien dieSie ndash Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Guglgasse 7-9 1030 Wien

Konzept und Umsetzung Maga Alexandra Grasl Drin Karin Spacek ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger

Redaktion und Koordination Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Sozialforschung und Entwicklung Buchinger und Gschwandtner OEG Salzburg wwwsolutioncoat

Lektorat Maga Anna Stiftinger neue medien amp kommunikation Salzburg

Layout Mag Christian Datz mediaampdesign network Salzburg

Coverfoto copyCorbis

Druck AV Druck

ISBN-Nr 3-902125-48-9

Wien November 2005

KONTAKT

24-Stunden-Frauennotruf MA 57 E-Mail frauennotrufm57magwiengvat Tel +43-1-71719 Web httpwwwfrauennotrufwienat

httpwwwfrauenwienat

dieSie ndash Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit E-Mail frauengesundheitfswat Tel +43-1- 4000-66771 Web httpwwwdiesieat

Inhalt

VORWORT 4

INHALTLICHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES 9

Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem 11

Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder 16

Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes 18

Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit 24

ORGANISATORISCHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES 27

Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo 29

MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES 35

Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern 37

TeilnehmerInnen und Feedback 41

WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT 43

Die Fortbildungsinhalte im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo 45

Informationsmaterialien 48

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS 59

ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT 67

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen 69

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase 72

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen 75

MITWIRKENDE PERSONEN UND INSTITUTIONEN 77

ANHANG 80

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Vorwort Vorwort

Grete Laska Vizebuumlrgermeisterin

Mag a Renate Brauner Gesundheitsstadtraumltin

Mag a Sonja Wehsely Frauenstadtraumltin

Gewalt gegen Frauen und Kinder ist ein ernst zu nehmendes Problem dem auf vershyschiedenen Ebenen konsequent entgegenshygewirkt werden muss Die Stadt Wien bietet eine Vielzahl von kinder- und frauenspezifishyschen Beratungsstellen und Kriseneinshyrichtungen und foumlrdert oder entwickelt Projekte in den Bereichen Gewaltpraumlshyvention und Opferschutz

Die gesundheitlichen Folgen von Gewalt zeigen sich zum einen in der Akutbetreuung das heiszligt wenn es um die Behandlung von Verletzungen geht aber auch in langshyfristigen Folgeerscheinungen AumlrztInnen und Pflegepersonal sind mit beidem konshyfrontiert Da fuumlr uns auch diese gesundshyheitlichen Auswirkungen von Gewalt ein besonderes Anliegen darstellen wurde die Vermeidung von Gewalt gegen Frauen und Kinder bereits im Jahre 1998 als Schwershypunktthema im Wiener Frauengesundheitsshyprogramm verankert

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde im Jahr 2001 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost gestartet und hatte zum Ziel das medizinische Personal im Umgang mit Gewaltopfern zu sensibilishysieren und opferspezifische Versorgungsshystandards zu etablieren Als Maszlignahme des Frauengesundheitsprogramms konnte das Projekt nach einer 4-jaumlhrigen Laufzeit an sechs Wiener Schwerpunktspitaumllern erfolgshyreich zum Abschluss gebracht werden Opferschutzgruppen wurden in Spitaumllern fix eingerichtet die Zusammenarbeit zwishyschen Spitaumllern und extramuralen Einshy

richtungen wurde vertieft und Standards bei der Erstversorgung wurden implemenshytiert Austausch und Vernetzung waren zenshytrale Elemente die neben Wissenstransfer auch die Etablierung von fachbezogenen Netzwerken foumlrderten

Bereits in der Projektentwicklung und bei der Durchfuumlhrung wurde eine enge Kondash operation ins Zentrum gestellt Der Wiener Krankenanstaltenverbund der 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 die MAG ELF die Unfallabteilungen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost und im Wilhelminenspital die Bundespolizeidirektion Wien sowie die Gerichtsmedizin Wien ndash sie alle waren unter Koordination des Wiener Frauengeshysundheitsbuumlros beteiligt

Erfahrungen zeigen dass Unterstuumltzung Schutz und bestmoumlgliche Betreuung von Gewaltopfern nur mittels interdisziplinaumlshyrer Zusammenarbeit und Kooperation vershyschiedener Institutionen gewaumlhrleistet werden kann Es ist uns daher sehr wichtig die Einzigartigkeit und den Vorbildcharakter dieses Projektes hervorzuheben das den interdisziplinaumlren Gedanken durchgehend umgesetzt hat Der Erfolg des Projektes seine Praxistauglichkeit und Nachhaltigkeit haumlnshygen unweigerlich damit zusammen

Unser Dank gebuumlhrt den OrganisatorInnen sowie allen mitwirkenden Institutionen und deren VertreterInnen Nur durch ihr Engagement und durch ihre Kompetenz ist die Umsetzung des Projektes in dieser Qualitaumlt uumlberhaupt erst moumlglich geworden

Ein ebenso herzliches Dankeschoumln gilt allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Veranstaltungen die durch ihren taumlglichen Einsatz bei der Betreuung von Gewaltshyopfern einen unverzichtbaren Beitrag im Kampf gegen Gewalt leisten Ihre positiven Ruumlckmeldungen zum Projekt sehen wir als wichtige Unterstuumltzung und Bestaumlrkung fuumlr unsere Arbeit an

Das nun vorliegende Handbuch soll neben einer detaillierten Projektbeschreibung auch Erfahrungswerte vermitteln und insshybesondere EntscheidungstraumlgerInnen und VertreterInnen von Organisationen bei der Planung sowie Durchfuumlhrung von aumlhnshylichen Opferschutzprojekten als Anregung dienen

Grete Laska Vizebuumlrgermeisterin

Mag a Renate Brauner Gesundheitsstadtraumltin

aMag Sonja Wehsely Frauenstadtraumltin

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Vorwort

Dr Wilhelm Marhold Generaldirektor Wiener Krankenanstaltenverbund

Gewalt gegen Frauen und Kinder ist immer noch ein gesellschaftliches Tabushythema uumlber das nicht gern gesprochen wird Selten will jemand etwas merken selten wird etwas aktiv unternommen Oft kommen Gewaltopfer mit gewoumlhnlich scheinenden Verletzungen wie einem blaushyen Auge oder einer Verstauchung zu einer Behandlung in ein Krankenhaus

Die MitarbeiterInnen in den Spitaumllern des Wiener Krankenanstaltenverbundes sind gefordert rasch zu erkennen ob Koumlrpershyverletzungen durch die Einwirkung Dritter vorliegen Die Betreuung von Opfern koumlrpershylicher beziehungsweise sexueller Gewalt erfordert einen entsprechenden sensiblen Umgang und daruumlber hinaus auch ausreishychende Kenntnisse von Unterstuumltzungsshyangeboten fuumlr die Betroffenen

Der Wiener Krankenanstaltenverbund nimmt mit seinen oumlffentlichen Spitaumllern eine Schluumlsselfunktion ein das immer noch tabuisierte und in Folge von Schamshygefuumlhlen oft verschwiegene Problem der Gewaltanwendung entsprechend aufzundash arbeiten Um dem medizinischen Personal und den PflegerInnen im Anlassfall die Moumlglichkeit zu geben rasch und unbuumlroshykratisch entsprechende Hilfestellungen in die Wege zu leiten sind gezielte Schulungen uumlber den Umgang mit Geshy

waltopfern die rechtlichen Rahmenshybedingungen und ein Uumlberblick uumlber bestehende Hilfsangebote notwendig Die in allen Schwerpunktkrankenanstalten des Wiener Krankenanstaltenverbundes durchgefuumlhrten Fortbildungsangebote zum Thema raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo waren ein groszliger Erfolg und werden konshysequent weitergefuumlhrt

Besonderer Dank gilt dabei der Frauenshygesundheitsbeauftragten ao UnivProf in

Dr in Beate Wimmer-Puchinger sowie Dr in

Karin Spacek MA 57 ndash Frauenfoumlrderung und Koordinierung von Frauenangelegenshyheiten fuumlr die intensive Zusammenarbeit bei der Erstellung des Curriculums und die aktive Unterstuumltzung unserer Arbeit

Insbesondere danken wir allen Fuumlhrungen unserer Spitaumller die bei dieser erfolgreishychen Fortbildung mitgearbeitet haben

Dr Wilhelm Marhold Generaldirektor Wiener

Krankenanstaltenverbund

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INHALTLICHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

8 9

Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Um das Thema raquosichtbarlaquo zu machen thematisieren waumlhrend der Projektwochen 2001 in den Modellspitaumllern lebensgroszlige Figuren im Eingangsbereich der Ambulanzen Gewalt gegen Frauen und Kinder als ein Thema der Medizin

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INHALTLICHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem ao UnivProf in Dr in Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Sexuelle koumlrperliche und psychische Ge-walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als raquoKavaliersdeliktlaquo und private An-gelegenheit betrachtet Dies trifft fuumlr viele Staaten auch heute noch zu Die Forderung dass dies nicht nur ein Anliegen der Frauen sein kann sondern die gesamte Gesell-schaft betreffen muss ist durch zahlreiche internationale Menschenrechtserklaumlrungen und Legistiken belegt

Angesichts der weit reichenden psychishyschen gesundheitlichen und sozialen Aus-

wirkungen stellt Praumlvention von Gewalt gegen Frauen und Kinder eine wichtige und auch gesundheitspolitische Herausshyforderung dar

Zahlreiche internationale Vereinbarungen und Resolutionen sind seitens des Europarates und der Vereinten Nationen zur Bekaumlmpfung von Gewalt an Frauen und Kindern getroffen worden (Beijing-Deklaration 1995)

Definition von Gewalt in der Beijing-Deklaration

Der Begriff raquoGewalt gegen Frauenlaquo bezeichnet jede Handlung geschlechterbezoshygener Gewalt die der Frau koumlrperlichen sexuellen oder psychischen Schaden oder Leid zufuumlgen kann einschlieszliglich der Androhung derartiger Handlungen der Noumltigung oder der willkuumlrlichen Freiheitsberaubung in der Oumlffentlichkeit oder im Privatleben Gewalt gegen Frauen umfasst folgende Formen

bull Koumlrperliche sexuelle oder psychische Gewalt in der Familie Misshandlungenvon Frauen sexueller Missbrauch von Maumldchen in der Familie Gewalt imZusammenhang mit der Mitgift Vergewaltigung in der Ehe Verstuumlmmelung derweiblichen Geschlechtsorgane und andere traditionelle fuumlr die Frau schaumldishygende Praktiken Gewalt auszligerhalb der Ehe und Gewalt im Zusammenhang mitAusbeutung

bull Koumlrperliche sexuelle und psychische Gewalt in der Gemeinschaft so auchVergewaltigung Missbrauch sexuelle Belaumlstigung und Einschuumlchterung amArbeitsplatz in Bildungseinrichtungen etc Frauenhandel und Zwangsshyprostitution

bull Vom Staat ausgeuumlbte oder geduldete koumlrperliche sexuelle oder psychischeGewalt wo immer sie auftritt

Quelle Beijing-Deklaration und Aktionsplattform vierte Welt-Frauenkonferenz Peking China 4 bis 15 September 1995 (United Nations 1996 Abschnitt D113)

Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Ausmaszlig und gesundheitliche Folgen der Gewalt

Laut Schaumltzungen erfaumlhrt in Oumlsterreich jede 5 Frau in einer aktuellen oder fruumlheren Partnerschaft koumlrperliche Gewalt Ein weishyteres Problemfeld stellt sexuelle Gewalt (Missbrauch) bei Maumldchen und Burschen dar

Wissenschaftlich erwiesen sind die folgenshyden kurz- und langzeitwirkenden gesundshyheitlichen Konsequenzen1

KOumlRPERLICHE FOLGEN Verletzungen funktionelle Beeintraumlchtigungen dauerhafte Behinderungen

PSYCHOSOMATISCHE FOLGEN Chronische Schmerzsyndrome Reizdarmshysyndrom Magen-Darm-Stoumlrungen

PSYCHISCHE FOLGEN Posttraumatische Belastungsstoumlrungen Depressionen Schlafstoumlrungen Panikattacken Essstoumlrungen Verlust von Selbstachtung und Selbstwertgefuumlhl

REPRODUKTIVE GESUNDHEIT Ungewollte Schwangerschaft Schwangerschaftsshykomplikationen Fehlgeburten niedriges Geburtsshygewicht STDssexuell uumlbertragbare Krankheiten Eileiter- und Eierstockentzuumlndungen

GESUNDHEITSGEFAumlHRDENDE STRATEGIEN Rauchen Alkohol- und Drogenmissbrauch risikoreiches Sexualverhalten

TOumlDLICHE FOLGEN Mord Selbstmord

Der Schweregrad der Erkrankungen ist abhaumlngig von der Bedrohlichkeit der Dauer des Zeitraums der Haumlufigkeit dem Alter der emotionalen Bindung an den Taumlter 2 sowie von den familiaumlren und sozishyalen Reaktionen gegenuumlber dem Opfer

Eine Multi-Center-Studie 3 an elf gynaumlkoshylogischen Abteilungen in Oumlsterreich (n = 1378 Frauen) uumlber die gynaumlkologishyschen Langzeitfolgen von sexueller Gewalt in Kindheit und Jugend zeigt hochsignishyfikant dass Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen ein Leben lang haumlufiger unter Unterbauchschmerzen Eierstock- und Blasenentzuumlndungen sowie menstruellen Beschwerden leiden als jene Frauen die keine Gewalterfahrungen erleshyben mussten Deutlich wurde in dieser Studie uumlberdies dass diese Erfahrungen zu Serien ungluumlcklicher Beziehungen sowie sexuellen Problemen fuumlhren Insshygesamt berichten 136 Prozent aller befragten Frauen eine Vorgeschichte mit sexuellem Missbrauch davon 38 Prozent mit versuchter Penetration Das Durchshyschnittsalter betrug beim ersten Missshybrauchserlebnis zwoumllf Jahre Die Taumlter waren nahezu zu 100 Prozent aus dem familiaumlren Umfeld

Gesundheitliche Folgekosten

Dass Gewalt nicht nur die Betroffenen massiv schaumldigt und zu lebenslangen Traumen fuumlhren kann sondern sich auch in massiven Kosten fuumlr das Gesundheitsshywesen niederschlaumlgt ist mittlerweile durch gesundheitsoumlkonomische Berechnungen evident Ein weiterer Kostenfaktor sind die fuumlr die Betroffenen notwendigen Beshyratungs- und Unterstuumltzungseinrichtungen

Nach aktuellen Berechnungen im Auftrag der britischen Regierung 4 verursacht haumlusliche Gewalt in Polizei Justiz Gesundheits- und Sozialeinrichtungen jaumlhrlich Kosten in Houmlhe von 31 Mrd Pfund (455 Mrd Euro) Die houmlchsten Kosten entstehen dieser Studie zufolge im Gesundheitssystem Der National Health Service muss jaumlhrlich ca 137 Mrd Pfund (2055 Mrd Euro) zur Behandlung der Folgeschaumlden von Gewalt gegen Frauen und Kinder aufbringen

Kostenschaumltzungen in den USA belaufen sich auf 33 Prozent des Bruttoinlandsshyprodukts 402 Billionen Dollar jaumlhrlich

Obwohl die Erkenntnis dass Gewalt drashymatische gesundheitliche Folgen hat nicht neu ist wurde bis dato im Gesundheitsshysystem nicht entsprechend reagiert Weder war es Thema von Aus- und Fortbildungen im Bereich der Medizin und Pflege noch gab es Behandlungsstandards Um diese sowohl fuumlr die Praumlvention als auch fuumlr die Behandlungsqualitaumlt wichtige Luumlcke zu schlieszligen wurde dieses Handlungsfeld in das Wiener Frauengesundheitsprogramm 1998 aufgenommen

Eine Sensibilisierung medizinischer SpitalsshymitarbeiterInnen ist wichtig bull da sie uumlber die Situation und Befindlichshy

keit von betroffenen Frauen und Kindern sowie uumlber die Dynamik von Gewaltshybeziehungen informiert werden muumlssen

bull da sie wissen muumlssen wie sie Gesetze zugunsten der betroffenen Frauen einshysetzen und nutzen koumlnnen

bull und da sie sich auch der Grenzen ihrer jeweiligen professionellen Handlungsshyund Einwirkungsmoumlglichkeiten bewusst sein und zur Zusammenarbeit mit anderen Hilfseinrichtungen verpflichtet werden muumlssen 5

Modelle aus dem Ausland Das Berliner Fortbildungsprojekt SIGNAL

Das SIGNAL-Interventionsprogramm am Universitaumltsklinikum Benjamin Franklin hatte zum Ziel die Sicherstellung einer passenden Versorgung fuumlr gewaltbetroffeshyne Frauen aufzubauen Neben der direkten medizinischen Versorgung erhalten Gewaltshyopfer in der Ersten Hilfe des Klinikums Gespraumlchsangebote Informationen uumlber Unterstuumltzungsprojekte und Zufluchtsshymoumlglichkeiten sowie Hilfe bei der Kontaktshyaufnahme Die Ergebnisse von SIGNAL6

zeigten dass das Pflegepersonal mit den

zweitaumlgigen Schulungen gut die AumlrztInnen allerdings kaum erreicht wurden Das Pflegepersonal beurteilte die Schulungen als positiv Eine deutliche Mehrheit zeigte Interesse an vertiefenden Fortbildungen und einem praxisbezogenen Austausch unter KollegInnen Die Befragten gaben auch an sich nach der Schulung besser informiert zu fuumlhlen aufmerksamer gegenshyuumlber der Gewaltproblematik zu sein und gewaltbetroffene Patientinnen uumlber weitershyfuumlhrende Hilfsangebote informieren zu koumlnnen Die Befragung zeigte dass viele AumlrztInnen mit gewaltbetroffenen Frauen konfrontiert sind und ein Beduumlrfnis nach Austausch und Kooperation mit fach- und sachkompetenten BeraterInnen haben um ihnen Patientinnen auf kuumlrzestem Weg uumlbermitteln zu koumlnnen

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo an Wiener Krankenanstalten

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo ging von folgenden Ausgangsuumlbershylegungen aus

Gewaltopfer werden in Folge von Scham und Schuldgefuumlhlen der Betroffenen oft nicht erkannt und daher nur kurzfristig behandelt Gewaltopfer suchen den Schutz der Anonymitaumlt einer Krankenhausambulanz und vermeiden niedergelassene AumlrztInnen

Die oumlffentlichen Krankenhaumluser sind daher wesentliche Gatekeeper der Praumlvention Daraus leiten sich folgende Ziele des Fortbildungsprogramms ab bull Sensibilisierung des Personals bull Verbesserung der Fruumlherkennung bull Erleichterung des Behandlungsprocederes bull Klarere interne Kommunikationsablaumlufe bull Erstellung eines Notfallbehandlungsshy

planes bull Kenntnis der extramuralen Betreuungsshy

ressourcen bull Anregung zur Einrichtung von Opfershy

schutzgruppen im Spital

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Bei einer Ist-Stand-Analyse die in zwei Pilot-Spitaumllern zum Thema koumlrperliche und seelische Gewalt gegen Frauen und Kinder durchgefuumlhrt wurde stufte sich nur ein Viertel der befragten AumlrztInnen und Pflegefachkraumlfte als gut informiert ein und 80 Prozent wuumlnschten sich mehr Hintergrundinformation zum Thema sowie bessere Kenntnis uumlber extramurale Beshytreuungsangebote

1 PROJEKTSTRUKTURAuf Basis der Ergebnisse der Befragung wurde das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo als Fortbildung fuumlr das Spitalspersonal in Form einer Koshyoperation verschiedener Einrichtungen der Stadt Wien entwickelt und umgesetzt Von Anfang an erfuhr das Projekt die Unterstuumltzung der Gesundheitsstadtraumltin der Frauenstadtraumltin sowie der Vizebuumlrgershymeisterin und Stadtraumltin fuumlr Jugend und Soziales

TraumlgerInnen sind das Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit die Magistratsshyabteilung 57 ndash Frauenbuumlro (im Folgenden MA 57) die Magistratsabteilung 11 ndash Amt fuumlr Familie und Jugend (im Folgenden MAG ELF) und der Wiener Krankenanshystaltenverbund die die Steuerungsgruppe bilden KooperationspartnerInnen sind die Bundespolizeidirektion Wien und das Institut fuumlr Gerichtsmedizin (siehe Abb 2)

In der inhaltlichen Projektgruppe (siehe Abb 2) wurden auf Basis der MitarbeishyterInnenbefragung die Inhalte der Fortshybildung erarbeitet es wurden ein RefeshyrentInnen-ExpertInnen-Pool aus den relevanten Arbeitsgebieten zusammengeshystellt sowie Arbeitsunterlagen entwickelt

2 DIE ZIELGRUPPENZielgruppen des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo sind AumlrztInnen und Pflegefachpersonal sowie PsychoshylogInnen Hebammen SpitalssozialarshybeiterInnen und PhysiotherapeutInnen

die in den Bereichen Gynaumlkologie Uroloshygie Paumldiatrie HNO Augenheilkunde Dermatologie Interne Chirurgie Psychiashytrie und in Notfalls- und Unfallsambushylanzen taumltig sind

Der Ansatz des Wiener Curriculums Pflegepersonal und AumlrztInnen in einem Top-Down-Prinzip in einer Ausbildung fuumlr mehrere Abteilungen zusammenzufassen diente auch der Vernetzung dem Lernshytransfer und der Transparenz

3 RESUumlMEEDie Erfahrungen zeigten deutlich dass es in Wien gelungen ist trotz der knappen Zeitressourcen der MitarbeiterInnen der oumlffentlichen Krankenanstalten die Proshyblematik und die gesundheitlichen Folgen von Gewaltopfern zu transportieren

Das Konzept der Multiprofessionalitaumlt und Interdisziplinaritaumlt das nicht nur die Zielgruppen sondern auch die Inhalte auszeichnet hat sich als effizient und resshysourcenschonend erwiesen Was die Implementierung vor Ort anbelangt so haben die jeweiligen FortbildungsreshyferentInnen der Krankenanstalten die Verantwortung fuumlr die interne Kommunishykation und Organisation uumlbernommen Somit ist es auch gelungen das Problemshyfeld Gewalt und seine gesundheitlichen Folgen als Weiterbildung in den Krankenshyhausalltag zu integrieren Das Curriculum sollte auch zur Bildung von Operschutzshygruppen in den Spitaumllern anregen was im Sozialmedizinischen Zentrum Ost erfolgshyreich gelungen ist Offenheit der verschieshydenen Berufsgruppen in den relevanten medizinischen Disziplinen fuumlr das hochshysensible Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder zeugt von einer hohen sozialen Verantwortung und vom Bemuumlhen um beste Betreuungsqualitaumlt und Verstaumlndnis der MitarbeiterInnen Durch die Sensishybilisierung fuumlr Gewalt gegen Frauen und Kinder als ein Thema das alle im Gesundheitsbereich taumltigen Gruppen beshy

trifft wird mehr Verstaumlndnis fuumlr psychoshysoziale und psychosomatische Folgen vershymittelt Dies verstaumlrkt den fuumlr unsere Gesellschaft wichtigen Solidaritaumltseffekt gemeinsam gegen Gewalt einzutreten

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Abb 1 TraumlgerInnenstruktur

Abb 2 Inhaltliche Projektgruppe

Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder Charlotte Staudinger akademische Krankenhausmanagerin Generaloberin Generaldirektion des Wiener Krankenanstaltenverbundes

Im Rahmen der Umsetzung des Wiener Frauengesundheitsprogramms war und ist es dem Wiener Krankenanstaltenverbund als groumlszligtem Spitalserhalter Oumlsterreichs ein wichtiges Anliegen die im Wiener Frauenshygesundheitsprogramm initiierte Entwickshylung und Umsetzung eines Fortbildungsshyangebotes zum Thema raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zu foumlrdern sowie GewaltschutzgruppenOpferschutzgruppen einzurichten

Ziel dieses Fortbildungsangebotes ist es das medizinische Personal und das Pflegeshypersonal aller Abteilungen so zu schulen beziehungsweise zu informieren dass eine hohe Sensibilitaumlt fuumlr das Thema raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo erreicht wird und somit die Erkennung von Gewaltshyopfern und der Umgang mit diesen Opfern erleichtert werden Dazu wurden vor allem interdisziplinaumlre Schulungen uumlber Kenntshynisse in Gespraumlchsfuumlhrung und das Beherrschen von Kriseninterventionsshytechniken angeboten Im Rahmen der Ausbildungsinhalte sowie der Umsetzungsshyprogramme ist es wichtig den MitarshybeiterInnen die Sensibilitaumlt aber auch die enorme Hemmschwelle von Beshytroffenen daruumlber zu reden klar zu machen Voraussetzung dafuumlr war und ist das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit also die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respektieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Weiters soll die Fortbildungsveranshystaltung dazu dienen dass eine koordishynierte Zusammenarbeit zwischen den einshyzelnen klinischen Fachabteilungen vor allem den Unfallchirurgischen Gynaumlkoshylogischen Paumldiatrischen und Psychiashy

trischen Abteilungen den Fachabteil-ungen wie Urologie Hals- Nasen- und Ohrenabteilung Dermatologie Interne Medizin und Chirurgie aber auch den weishyteren Anlaufstellen beziehungsweise Betreuungseinheiten sichergestellt ist Ebenso war und ist es erklaumlrtes Ziel im Rahmen dieser Fortbildungen Standards und Richtlinien zu erarbeiten nach wel-chen eine Behandlung und Betreuung von Gewaltopfern durchzufuumlhren sind Leit-faumlden fuumlr das gesamte Krankenhaus welshyche die Anhaltspunkte fuumlr den optimalen Umgang mit den Gewaltopfern und auch die wichtigsten Telefonnummern und Kontaktmoumlglichkeiten zu allen Bereichen wie Frauennotruf Frauenhaumluser und andere soziale Einrichtungen umfassen sind erklaumlrtes Ausbildungs- und Umsetzungsshyziel

In weiterer Folge sind die Konstituierung und Implementierung von interdisziplishynaumlren GewaltschutzgruppenOpferschutzshygruppen in allen Schwerpunktkranken-anstalten Wiens erklaumlrte Projektziele

Die wesentliche Bedeutung der GewaltshyschutzgruppeOpferschutzgruppe liegt in der Drehscheibenfunktion fuumlr das Krankenshyhaus Sie ist zustaumlndig fuumlr die laufende Aus- und Weiterbildung des Personals fuumlr Aktualisierungen der Richtlinien fuumlr die Erstellung von Jahresberichten und fuumlr Netzwerkkontakte zu Opferschutzeinshyrichtungen und anderes mehr Derzeit gibt es sowohl im Wilhelminenspital als auch im Sozialmedizinischen Zentrum Ost bereits etablierte Gewaltschutzgruppen Opferschutzgruppen An der Einrichtung in anderen Schwerpunktkrankenanstalten des Wiener Krankenanstaltenverbundes wird gearbeitet

Um die Bedeutung des Themas raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo und das Wissen daruumlber auf mehreren Ebenen zu veran-kern wurde von der Generaldirektion des Wiener Krankenanstaltenverbundes das Top-Down-Prinzip zur Umsetzung und Etablierung ausgewaumlhlt Uumlber die Kollegiale Fuumlhrung des Krankenhauses wurden die Abteilungsleitungen informiert und jede Abteilung wurde verpflichtet je einen VertreterIn des Aumlrztlichen Personals und des Pflegepersonals zur Fortbildungsvershyanstaltung zu entsenden Somit ist es gelungen beim medizinischen Personal eine solide Anzahl an ausgebildeten Mit-arbeiterInnen zu haben

Der Wiener Krankenanstaltenverbund wird diesem sensiblen Thema weiterhin groszliges Augenmerk schenken im Rahmen der GewaltschutzgruppenOpferschutz-gruppen die weitere Zusammenarbeit sicherstellen und allfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen in die laufenden Programme einbauen

raquoEs gibt keine Rechtfertigung fuumlr Gewalt an Menschen

Wir positionieren uns gegen Gewalt an Frauen und Kindernlaquo

Statement von Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegedienstes Allgemeines Krankenhaus

raquoDie Bedeutung des Curriculums kann gar nicht hoch genug eingeschaumltzt werden da sich die Gewalt gegen Frauen und Kindern in den letzten Jahren dramatisch entwickelt hat Zahlreiche mediale und persoumlnliche Berichte fuumlhren uns diese Tatsachen und dieses menschenunwuumlrdige Geschehen ndash welches es mit allen uns zur Verfuumlgung stehenden Mitteln und Maszlignahmen zu verhindern und erkennen gilt ndash leishyder immer wieder vor Augen Sachliche fundierte und wegweisende Informationen koumlnnen Gewalt und ihre traumatischen Folgen erkennbar und benennbar machen Als direkter und indirekter Nutzen dieser Veranstaltung kann genannt werden

bull Persoumlnliche Wissenserweiterung bull Heranfuumlhren an die Dimensionen

der Gewalt bull Fruumlherkennung und Praumlvention von

Gewaltanwendungen bull Sensibilisierung und Steigerung der

Wahrnehmungsfaumlhigkeit bull Sensibilisierung fuumlr komplexe Probleme als

Folge von Gewalterfahrung und Langzeitfolgen bull Verbesserung von praumlventiven und

opferspezifischen Maszlignahmen bull Verbesserung von Diagnose- und

Therapieangeboten bull Verbesserung der interdisziplinaumlren intrashy

und extramuralen Kooperationen bull Professioneller Umgang mit den Betroffenenlaquo

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes Dr in Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien MA 57

Arbeit einer Opferschutzeinrichtung

Der 24-Stunden Frauennotruf eine Serviceshyeinrichtung der Frauenabteilung der Stadt Wien ist eine spezialisierte Fachstelle im Bereich sexuelle koumlrperliche und psychishysche Gewalt gegen Frauen und Maumldchen Der Leistungsschwerpunkt liegt in der Akut- und Krisenhilfe sowie der mittelshyfristigen Betreuung von Gewaltopfern und umfasst telefonische und persoumlnliche Beratung Begleitungen zu einer Anzeige zu einer Untersuchung ins Spital oder zu Gericht Den betroffenen Frauen und Maumldchen steht das Angebot der psycholoshygischen rechtlichen und sozialarbeiterishyschen Beratung und Unterstuumltzung rund um die Uhr zur Verfuumlgung

Der Frauennotruf war fuumlr die Frauenshyabteilung der Stadt Wien in der Steuerungsshygruppe des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo vertreten und brachte in dieser Funktion Expertise von einem frauen- und opferspezifischen Blickwinkel ein Bei der Erarbeitung des inhaltlichen Konzeptes wurde seitens des Frauennotshyrufes groszliges Gewicht darauf gelegt dass moumlglichst viele Institutionen einbezogen werden Beispielsweise wurden in einer Arbeitsgruppe mit der MAG ELF-Amt fuumlr Familie und Jugend und der Kindershyschutzgruppe des Sozialmedizinischen Zentrums Ost das Informationsmaterial ndash die Folder die Postkarten die Plakate und die Checkkarte ndash gemeinsam entwickelt

Die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen ist im Frauennotruf ein wesentlicher Bestandteil des Krisenshymanagements und Vorraussetzung fuumlr eine umfassende Betreuung von Gewaltopfern Insbesondere Institutionen wie Spitaumller

Polizei oder Frauenhaumluser sind unershylaumlssliche Ansprech- und KooperationsshypartnerInnen wobei nicht zuletzt die 24shystuumlndige Erreichbarkeit mit dem Vershysorgungsauftrag der Soforthilfe ein gemeinshysames und wichtiges Element fuumlr die wechshyselseitige Inanspruchnahme der Hilfsangeshybote darstellt

Spezifische Grundlagen des Opferschutzes

Bei der Frage nach dem benoumltigten Fachshywissen und den notwendigen strukturelshylen Rahmenbedingungen zur optimalen Versorgung von Gewaltopfern muss der Grundauftrag der jeweiligen Institution beruumlcksichtigt werden So gelten fuumlr eine Spezialeinrichtung zur Betreuung von Gewaltopfern andere Vorgaben als fuumlr Institutionen mit einem breiten Vershysorgungsauftrag Fuumlr alle sollte jedoch gelten Unabhaumlngig davon an wen sich die Betroffenen wenden ob nun an die Polizei an das Krankenhaus an das Gericht oder an eine Opferschutzeinrichtung uumlberall sollen sie die Sicherheit haben dass ihnen mit der noumltigen Sensibilitaumlt begegnet wird und sie den spezifischen Beduumlrfnissen entsprechend behandelt werden Damit dieser berechtigte Anspruch auch in der Praxis erfuumlllt werden kann ist in den Institutionen Wissensvermittlung fuumlr bestimmte Bereiche unerlaumlsslich

bull Wissen uumlber das Ausmaszlig und Formen von Gewalt und die psychischen sowie koumlrperlichen Auswirkungen auf die Opfer

bull Kenntnisse uumlber vorherrschende Vorurshyteile und Mythenbildungen in der Geshysellschaft und deren moumlgliche Ausshywirkungen auf die Opfer sowie auf die

eigene Grundhaltung gegenuumlber Gewaltshyopfern

bull Kenntnisse uumlber rechtliche Grundlagen im Bereich Opferschutz

bull Entwicklung und Implementierung von Behandlungsstandards und Interventionsshyrichtlinien in der jeweiligen Institution

bull Standardisierte interdisziplinaumlre und interinstitutionelle Zusammenarbeit bei der Akutversorgung von Gewaltopfern

bull Kenntnisse uumlber die institutionellen und persoumlnlichen Zustaumlndigkeiten und Grenzen

AUSMASS UND FOLGEN DER GEWALT Internationale Daten und wissenschaftlishyche Untersuchungen zeigen eindeutig auf Gewalt ist ein weit verbreitetes soziales Problem bull Eine von vier in Europa lebenden Frauen

ist von Gewalt durch ihren jetzigen oder ehemaligen Partner betroffen7

bull Zehn bis 15 Prozent der Frauen in Industrielaumlndern werden durch ihren aktuellen Lebenspartner zu sexuellen Handlungen gezwungen8

bull Bei einer Befragung von 10000 Frauen in Deutschland gaben 40 Prozent an seit dem 16 Lebensjahr koumlrperliche undoder sexuelle Gewalt erlebt zu haben9

Auch wenn die Auswirkung von Gewalt die Art und Auspraumlgung der psychischen Reaktion vom situativen Kontext der Gewalttat (Ort Dauer Taumlter) von der eigeshynen Persoumlnlichkeitsstruktur und den ershylernten Copingmechanismen beziehungsshyweise Bewaumlltigungsstrategien abhaumlngen muss grundsaumltzlich davon ausgegangen werden dass sexuelle koumlrperliche oder psychische Gewalt immer zu gesundheitshylichen Folgeschaumlden fuumlhrt

So kann eine akute Belastungsreaktion unmittelbar nach einer Gewalterfahrung auftreten und sich unter anderem in Angstzustaumlnden Schlafstoumlrungen und Alptraumlumen oder psychosomatischen Beshy

schwerden aumluszligern Als besonders belasshytend erleben die Betroffenen Flash backs die als real erlebte Erinnerungsbilder der Tat ploumltzlich auftreten und etwa durch Geruumlche Geraumlusche oder Bilder ausgeloumlst werden Zu den Spaumltfolgen zaumlhlt etwa die posttraumatische Belastungsstoumlrung die nicht unterschaumltzt werden darf Die Praumlvalenzrate also die Rate jener die nach einer Vergewaltigung an einer posttraushymatischen Belastungsstoumlrung erkranken wird mit 30 bis 55 Prozent angegeben10

RECHTLICHE GRUNDLAGEN Verschiedene gesetzliche Regelungen und Bestimmungen stellen wesentliche Rahmenshybedingungen fuumlr den Schutz von Opfern von Gewalt sicher Besonders hervorzuheshyben ist etwa das Bundesgesetz zum Schutz vor Gewalt in der Familie das mit 1 Mai 1997 in Oumlsterreich in Kraft getreten ist und einen Meilenstein im Kampf gegen Gewalt darstellt Mit diesem Gesetz wurde eine Rechtsgrundlage fuumlr das Einschreiten der Polizei bei haumluslicher Gewalt geschafshyfen Damit wird den betroffenen Opfern unmittelbar und rasch Schutz vor dem Gewalttaumlter in der eigenen Wohnung zuteil Die Polizei kann eine Person von der eine Gefaumlhrdung ausgeht aus der Wohnung wegweisen und ihr die Ruumlckkehr fuumlr maximal zehn Tage untersagen (Betretungsverbot) Wird in dieser Zeit vom Gewaltopfer beim Bezirksgericht eine einstweilige Verfuumlgung beantragt so vershylaumlngert sich das polizeiliche Betretungsshyverbot automatisch bis zu 20 Tage Das Gericht pruumlft den Antrag innerhalb dieses Zeitraums Eine einstweilige Verfuumlgung kann bis zu drei Monate oder bis zum Ende eines laufenden Verfahrens (etwa Scheidungsverfahren) gelten wobei auch die raquoSchutzzonelaquo uumlber den unmittelbaren Wohnbereich hinausgehend ausgeweitet werden kann

Eine wesentliche Begleitmaszlignahme des Gewaltschutzgesetzes war die Errichtung von Interventionsstellen in allen Bundesshy

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

laumlndern die aktiv mit den Gewaltopfern Kontakt aufnehmen und Beratung Inforshymation und Betreuung im Rahmen des Gesetzes anbieten Die polizeiliche Statistik der letzten Jahre zeigt eindeutig auf dass die Maszlignahmen im Gewaltschutz verstaumlrkt zur Anwendung kommen Wurden oumlstershyreichweit im Jahr 2002 rund 4000 Beshytretungsverbote verfuumlgt so lag im Jahr 2004 die Anzahl bei fast 4800 Verfuumlgungen Dabei war in Wien die houmlchste Steigerungsrate mit 40 Prozent zu verzeichnen11

GEWALTDYNAMIK UND MYTHENBILDUNG Ein besonderer Aspekt den es in der Arbeit mit Gewaltopfern zu beruumlcksichtishygen gilt ist das Abhaumlngigkeitsverhaumlltnis zwischen Opfer und Taumlter

Die Taumlter sind den betroffenen Frauen vielshyfach bekannt sie sind gute Bekannte komshymen aus dem Freundeskreis sind Arbeitsshykollegen oder es sind der Partner oder der Ehemann So zeigt die Kriminalstatistik Oumlsterreich bei der Analyse der Taumlter-Opfershybeziehung beim Delikt Vergewaltigung fuumlr das Jahr 2004 dass in nur elf Prozent der Faumllle der Taumlter unbekannt war Bei 41 Prozent gab es ein Bekanntschaftsverhaumlltnis bei 17 Prozent gab es eine Zufallsbekanntshyschaft bei 22 Prozent bestand eine familiaumlre Beziehung mit und bei sieben Prozent ohne Hausgemeinschaft

Die Erfahrungen aus der Beratungsarbeit des Frauennotrufes zeigen dass gerade bei familiaumlrer Gewalt eine jahrelange Gewalterfahrung bei den Opfern nicht nur zu psychischen und koumlrperlichen Schaumldigungen sondern auch zum Verlust der eigenen Selbsthilfemechanismen fuumlhrt Die Angst vor einer vom Partner angedrohshyten massiveren Gewalt sollte eine dritte Person davon erfahren lassen die Beshytroffenen lange schweigen Die gleichzeishytig damit einhergehende soziale Isolation und eine finanzielle Abhaumlngigkeit sind zusaumltzliche verstaumlrkende Faktoren

Die Grenzuumlberschreitung durch eine Person die sie gut zu kennen glauben mit der sie womoumlglich zusammenleben und der sie vertraut haben macht es fuumlr die Betroffenen besonders schwer die Unrechtshymaumlszligigkeit der Tat zu begreifen Eine Ershyklaumlrung zu finden fuumlhrt oft dazu dass die betroffenen Frauen die Schuld bei sich suchen sich Selbstvorwuumlrfe machen und so die Gewalttat auch bagatellisieren Zushydem verstaumlrken gesellschaftliche Vorurshyteile die potenziell den Opfern (in der Regel Frauen) Mit- oder Teilschuld geben und die Taumlter (in der Regel Maumlnner) von der Schuld freisprechen oder sie in bereshychenbare Kategorien einteilen die Schuld-und Schamgefuumlhle der Gewaltopfer Selbstshyvorwuumlrfe Aumlngste fuumlr die Tat verantwortshylich gemacht zu werden oder erst gar nicht ernst genommen zu werden sind oft Gruumlnde warum sich die Opfer nach der Tat niemandem anvertrauen

Die Reaktion des unmittelbaren Umfeldes stellt daher einen wesentlichen Faktor fuumlr den Verlauf der traumatischen Krise dar Dashybei sind die ersten Reaktionen von Krisenanshylaufstellen von zentraler Bedeutung Nur wenn dem Gewaltopfer mit der Grundshyhaltung und Position begegnet wird bei der die Tat als unentschuldbarer Angriff gesehen wird fuumlr die allein der Taumlter vershyantwortlich zu machen ist kann uumlbershyhaupt erst ein Vertrauensverhaumlltnis aufgeshybaut werden

BEHANDLUNGSSTANDARDS Es ist ein Faktum dass Opfer von Gewalt nicht nur wegen ihrer akuten Vershyletzungen sondern wegen vieler anderer Beschwerden oder Erkrankungen das Gesundheitssystem aufsuchen Das Wissen um die psychischen und koumlrperlichen Auswirkungen von Gewalt bedingt die Entwicklung von spezifischen Kriterien bei der Behandlung oder Beratung von Gewaltopfern um einen opfersensiblen Umgang gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Unter Beruumlcksichtigung von Praxisershyfahrungen des Frauennotrufes die im Rahmen von Begleitungen zu Untershysuchungen in Krankenhaumlusern gewonnen wurden von Berichten von Klientinnen die ihre Wahrnehmungen und Beurshyteilungen einer Erstversorgung im Spital den Beraterinnen schilderten sowie von Ergebnissen aus interdisziplinaumlren Arbeitsshygruppen koumlnnen folgende wesentliche Maszlignahmen oder Kriterien definiert wershyden

bull Die Wartezeit im Ambulanzbereich fuumlr Gewaltopfer moumlglichst gering halten

bull einen ruhigen geschuumltzten Rahmen Raum fuumlr die Anamnese sicherstellen

bull wenn moumlglich die Untersuchung durch eine Aumlrztin gewaumlhrleisten oder zuminshydest in Anwesenheit von weiblichem Pflegepersonal durchfuumlhren

bull dem Wunsch der Betroffenen nachkomshymen von einer Vertrauensperson ins Untershysuchungszimmer begleitet zu werden

bull die Betroffene uumlber die geplanten Intershyventionen oder Untersuchungsschritte genau informieren

bull eine interdisziplinaumlre Opferschutzgruppe im Spital installieren die sich aus speshyziell geschultem Personal verschiedener Abteilungen zusammensetzt

bull psychosoziale Betreuung vermitteln und falls vorhanden auch die internen Ressourcen der Opferschutzgruppe nuumltzen

bull uumlber weiterfuumlhrende Betreuung und Beratung in einer Opferschutzshyeinrichtung informieren oder die Kontaktaufnahme zu dieser initiieren

bull Informationsmaterial uumlber Hilfseinshyrichtungen in den Ambulanzen auflegen

INSTITUTIONELLE ZUSAMMENARBEIT Aufgrund der Multitraumatisierung der Gewaltopfer benoumltigen diese in der Regel Unterstuumltzung von verschiedenen Hilfseinshyrichtungen Die Zusammenarbeit zwischen Institutionen wie etwa Frauennotrufen Frauenhaumlusern der Polizei Rettung oder

Krankenhaumlusern ist bei der Akutvershysorgung von Gewaltopfern eine Grundlage dafuumlr effektiv Hilfe und Schutz gewaumlhrleishysten zu koumlnnen

Die Erfahrung zeigt Je besser die wechshyselseitigen Kenntnisse um die jeweiligen Zustaumlndigkeiten internen Organisationsshyablaumlufe sowie Serviceangebote sind desto besser und leichter kann bei akuten Faumlllen die Fachressource einer anderen Institution genutzt werden Kommunikation fachshylicher Austausch und ein Lernen voneinshyander schaffen zudem eine Ausgangsbasis die eine Entwicklung von verbesserten und gezielten Hilfsmaszlignahmen bei der Versorgung von Gewaltopfern ermoumlglicht

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kindernlaquo konnte diesbezuumlglich auf vershyschiedenen Ebenen einen wesentlichen Beitrag fuumlr die Qualitaumltssicherung und Verbesserung der Versorgung von Gewaltshyopfern leisten

Beispielhaft ist ein Projekt zu nennen das waumlhrend der Umsetzungsphase des Curricushylums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entstanden ist und das Ziel verfolgte den Qualitaumltsstandard der Spurensicherung bei Sexualdelikten und der Betreuung von Vergewaltigungsopfern zu verbessern Das Projekt wurde gemeinsam von der Wiener Polizei dem Wiener Krankenanstaltenshyverbund der Gerichtsmedizin Wien und dem 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien durchgefuumlhrt Die Projektgruppe entshywickelte ein raquoSpurensicherungs-Setlaquo das mittlerweile an allen Wiener Schwershypunktspitaumllern zur Anwendung kommt und eine einheitliche Spuren- und somit Beweissicherung nach Sexualdelikten sicherstellt Gleichzeitig wurden zentrale Aspekte des Opferschutzes beruumlcksichtigt die bei der Erstversorgung als Standard definiert wurden ndash ein aumlrztliches Gespraumlch in geschuumltztem Rahmen wird angeboten die Begleitung durch eine Vertrauensshyperson wird ermoumlglicht die medizinische

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Untersuchung erfolgt nach eingehender Information und nach Zustimmung der Betroffenen ein Informationsblatt uumlber die Spurensicherung die Anzeige und uumlber wichtige Opferberatungsstellen wird den Betroffenen mitgegeben und bei Bedarf wird ein Kontakt zu einer Einrichtung vershymittelt

raquohellip Gewalt nicht nur zu bekaumlmpfen sondern sie verhindernlaquo Statement von UnivProf Dr Fritz Gschnait Vorstand der Hautabteilung und Aumlrztlicher Direktor Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoGewalt gegen Frauen und Kinder ist leider eine unterschaumltzte Realitaumlt mit der auch Aumlrzte und Aumlrztinshynen sowie das Krankenpflegepersonal in zunehmendem Maszlige konfrontiert sind In zunehmendem Maszlige deshalb weil die Gewaltbereitschaft steigt nicht zuletzt als Folge der zahlreichen Stresseinfluumlsse denen die heutigen Menschen besonders in Ballungszentren ausgesetzt sind sowie der dramatisch ansteigenden rsaquoEgoistizierunglsaquo der Zeit Menschen sind in vermehrtem Maszlige nur mehr auf sich selbst ausgerichtet zunehshymend weniger bereit fuumlr andere Mitmenschen auch in der eigenen Familie etwas auf sich zu nehmen und reagieren ablehnend ndash leider auch mit Gewaltmaszlignahmen

Aufklaumlrungsmaszlignahmen wie das Curriculum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo sind sehr wichtig damit Aumlrzte und Aumlrztinnen sensibilisiert werden bestimmte Verletzungsformen besonders an der Haut und den Schleimhaumluten als Folgen von Gewalteinwirkung zu erkennen und damit zu diagnostizieren Da die Betroffenen nicht zu selten schweigen kommt dem Arzt der Aumlrztin hier die wichtige Aufgabe zu die Gewaltfolge nicht nur zu behandeln sondern auch geeignete Maszlignahmen zu ergreifen um die hinter der Verletzung stehende psychische Problematik einer Loumlsung zuzufuumlhren In diesem Sinne sind Fortbildungsveranstaltungen dieser Art groszligartig tragen den Beduumlrfnissen unserer Zeit Rechnung und sollten weiter ausgebaut werden Allerdings darf dies erst der Anfang sein Wie immer in der Medizin ist Vorbeugen besser als Heilen Die Gesellschaft ist daher aufgerufen auf allen zur Verfuumlgung stehenden Wegen der Gewalt in der Gesellschaft vorzubeugen Gewalt nicht nur zu bekaumlmpfen sondern sie zu verhindern Richtige Erziehung in der Familie und in der Schule sind hier ebenso gefordert wie Maszlignahmen zur Stressvermeidung im Wohnbau im Straszligenverkehr am Arbeitsplatz im gesamten sozialen Gefuumlge der Menschen Gewalt wird letztlich nicht allein durch Strafen aus der Welt geschafft werden sondern in erster Linie durch Vermeidung und Bekaumlmpfung jener Faktoren welche Menschen gewaltbereit machen

Ich wuumlnsche dem Curriculum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo als einen wichtigen Teil des notshywendigen Gesamtkonzeptes weiterhin viel Erfolglaquo

RESUumlMEE

Aus Sicht des 24-Stunden Frauennotrufs hat das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zentrale Themen des Opfershyschutzes nicht nur aufgegriffen sondern auch in konkrete Maszlignahmen umsetzen koumlnnen Darin liegt auch die Chance dass die Erweiterung der institutionellen Handlungsspielraumlume und der Zusammenshyarbeit uumlber das Projekt hinaus Fortbeshystand hat

raquohellip dass das Curriculum wachruumltteln und aufzeigen

soll dass Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht als Kavaliersshy

delikt oder als ein Recht des Mannes gesehen werden darflaquo

Statement von Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegedienstes Kaiser-Franz-Josef-Spital

raquoDer Nutzen des Curriculums ist sehr hoch Zuerst einmal in dem Sinne dass durch das Thematisieren von Gewalt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wachgeruumlttelt werden sie sollen auch Zivilcourage entwickeln das heiszligt nicht wegschauen weil sie sich Aumlrger einhandeln koumlnnten Ich koumlnnte mir vorshystellen dass es auch heikel sein kann wenn man sich einmischt Da muss man den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sagen rsaquoWir stehen alle an eurer Seite schaut nicht weg und auch bei einer Vermutung ist es besser man irrt sich einmal als man irrt sich einshymal zu weniglsaquo Man braucht nicht jedes Mal strenge Vorschriften aber gewisse Leitlinien Das Curriculum ist eine Leitlinie an der man sich anhalten kann und anhand derer man vorgehen kann wenn man unsishycher ist

Beim Thema Gewalt ist die Redundanz wichtig Im Vordergrund steht das Immer-wieder-aufmerksam-Machen Die Gefahr dass eine Aktion einschlaumlft ist sehr groszlig Was man bei einem guten Handbuch noch besser machen kann ist es immer wieder in Ershyinnerung zu bringen es nachzudrucken und es nicht als eine Einmalaktion zu belassenlaquo

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit Maga Renate Balic-Benzing Leiterin der MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie

Kinder schuumltzen und Eltern stuumltzen sind die gesetzlichen Kernaufgaben und erklaumlrshyten Ziele der MAG ELF

Mit der reichen Angebotspalette raquoSoziale Dienste und Praumlventionlaquo reagieren SozialshyarbeiterInnen und PsychologInnen der MAG ELF bereits fruumlhzeitig auf moumlgliche Uumlberforderungssituationen von Eltern die in der Folge zu Kindesmisshandlung fuumlhren koumlnnen und unterstuumltzen Eltern dabei Strategien zu entwickeln ihren Kindern ein Aufwachsen in einer angstfreien und foumlrdernden Atmosphaumlre zu ermoumlglichen

Oumlffentliche Thematisierung und Sensibilishysierung leisten einen wichtigen Beitrag dazu Die neue Kinderschutz-Kampagne der MAG ELF weist darauf hin dass Kinder aktiv Gewalt ablehnen und auf ihr Recht auf Schutz vor Gewalt bestehen koumlnshynen und sie fordert auf den Kindern eine Stimme zu geben und diese Kinder dann auch zu houmlren Unter dem Slogan raquoDu sagst was gespielt wirdlaquo lenken wir vershystaumlrkte Aufmerksamkeit auf die Rechte der Kinder insbesondere das Recht auf Schutz vor Gewalt in jeder Form

Die Kampagnen zum Kinderschutz der MAG ELF helfen mit eine Enttabuisierung der Themen Gewalt in der Familie und Gewalt an Kindern zu erreichen und damit eine Sensibilisierung zu bewirken

Die Zahl an Abklaumlrungsverfahren in welchen die moumlgliche Misshandlung oder Vernachlaumlssigung eines Kindes dem Jugendshywohlfahrtstraumlger gemeldet und von diesem uumlberpruumlft wird ob eine Gefaumlhrdung des Kindes besteht und sodann entschieden wird welche Maszlignahme der Jugendwohlshyfahrt erforderlich ist um diese Geshyfaumlhrdung des Kindes abzuwenden steigt

laufend ndash von 5277 im Jahr 2001 auf 7994 im Jahr 2004 ndash an

Kindesmisshandlung ist eine nicht zufaumlllige gewaltsame Handlung von Eltern oder anderen Erwachsenen die das Kind koumlrpershylich und psychisch verletzt in seiner Entshywicklung nachhaltig beeintraumlchtigt oder es sogar toumltet Sie beinhaltet alle Formen physischer Gewalt die entweder unmittelshybar aus einer Situation heraus als beshywusst geplante raquoErziehungsmaszlignahmelaquo oder aufgrund sadistischer Neigung geshysetzt werden Sie kann auch durch Vershyweigerung und Entzug koumlrperlicher und seelischer Grundbeduumlrfnisse erfolgen Ebenso zaumlhlen Ablehnung Demuumltigung und Herabsetzung Uumlberforderung durch unangemessene Anforderungen und Anshyspruumlche Liebesentzug Gleichguumlltigkeit und Ignorieren Angst machen und Drohunshygen zu Formen der Kindesmisshandlung

Kinder werden durch das wiederholte Miterleben von Gewalt an der Mutter sei es durch den Vater oder den Lebensshypartner genauso traumatisiert wie durch das direkte Erleben von Gewalt am eigenen Koumlrper

Die Symptome und Auswirkungen bei Kindern sind so vielfaumlltig wie die ausshygeuumlbten Formen von Gewalt sie sind manchmal deutlich manchmal verdeckt erkennbar Gewaltsysteme in Familien funktionieren indem sie verschleiern abschwaumlchen zum Schein kooperieren Diese Muster zu erkennen und zu durchshybrechen ist Aufgabe von HelferInnen Das Erkennen von Symptomen und die Klaumlrung der Ursachen koumlnnen nur durch eine Zushysammenarbeit aller beteiligten Professionen erfolgen Dabei zeigt sich immer wieder

deutlich wie wichtig die Vernetzung und Zushysammenarbeit der beteiligten HelferInnenshygruppen ist

In der Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen im Kinderschutz sind offene Kommunikation umsichtiges Vorgehen zum Schutz der betroffenen Kinder um sekunshydaumlre Traumatisierung zu vermeiden und klare Aufgabenteilungen unumgaumlnglich Das Wissen um die Moumlglichkeiten und Methoden der KooperationspartnerInnen ist unverzichtbar Die Entwicklung von Qualitaumlt und Standards im Kinderschutz ist ein laufender Prozess in den alle beteishyligten und handelnden Berufsgruppen involviert sind und der nie abgeschlossen sein kann und darf

Dies setzt einen moumlglichst einheitlichen Wissensstand aller Beteiligten voraus Gemeinsame und gegenseitige Schulungen sind ein bedeutender und wertvoller Schritt zur Umsetzung der wichtigen Aufgabe Kinderschutz

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo durchgefuumlhrt vom Wiener Proshygramm fuumlr Frauengesundheit in Zusammenshyarbeit mit der MAG ELF der MA 57 ndash 24shyStunden Frauennotruf und dem Krankenshyanstaltenverbund ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung und ein wesentshylicher Beitrag zur Verbesserung des Kindershyschutzes in Wien

raquoLetztlich bedeutet Gewalt gegen Kinder immer auch

Gewalt gegen Frauenlaquo Statement von Dr in Sonja Havlicek

Leiterin der Kinderschutzgruppe Wilhelminenspital

raquoDie interdisziplinaumlre Kinderschutzgruppe des Wilhelminenspitals hat sich eine moumlglichst fruumlhzeitige Diagnosestellung bei allen Formen der Misshandlung und die Erstellung rsaquokindorientierterlsaquo Loumlsungsstrategien zum Ziel gesetzt

Was heute ein paar Haumlmatome als Nebenbefund darstellt kann naumlchste Woche eine Fraktur und naumlchstes Monat auch den Tod des Kindes bedeuten Besonders Menschen in helfenden Berufen koumlnnen Gewalt und bewusste Verletzung nur schwer nachshyvollziehen und wollen solche auch nicht wahrhaben Wie bei anderen Diagnosen gehoumlren aber solche Fakten erhoben Das von der Kinderschutzgruppe entshyworfene Verletzungsblatt soll bei der Dokumentation und der Festlegung der weiteren Maszlignahmen helfen Prinzipiell streben wir bei Verdacht eine sofortige stationaumlre Aufnahme an der Kinderabteilung an

Die Existenz und die Arbeit der Kinderschutzshygruppe des Wilhelminenspitals tragen dadurch aktiv zum Gewaltschutz und zur Sensibilisierung des Personals bei Letztlich bedeutet Gewalt gegen Kinder immer auch Gewalt gegen Frauenlaquo

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ORGANISATORISCHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

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Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Eroumlffnung der Projektwochen am 16 Oktober 2001 durch die Stadtraumltinnen Grete Laska Maga Renate Brauner und Primaria Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker

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ORGANISATORISCHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo Maga Alexandra Grasl Projektmanagerin Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit

1998 hat der Gemeinderat das Wiener Proshygramm fuumlr Frauengesundheit einstimmig beschlossen in dem Gewalt als eines von insgesamt zwoumllf zentralen Handlungsshyfeldern beschrieben ist Der darin enthalshytene Maszlignahmenkatalog umfasst die Entshywicklung eines Schulungsangebots fuumlr Spitalspersonal zur Sensibilisierung und Fruumlherkennung der Auswirkungen von Gewalt

Planung

Mit Unterstuumltzung von Gesundheitsshystadtraumltin Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker Frauenstadtraumltin Maga Renate Brauner und Jugendstadtraumltin Grete Laska richtete die Wiener Frauengesundshyheitsbeauftragte im August 2000 eine Steuerungsgruppe ein in deren Rahmen mehrere Einrichtungen der Stadt Wien kooperierten um in den Gemeindeshyspitaumllern ein entsprechendes Fortbildungsshyprogramm umzusetzen Wiener Krankenshyanstaltenverbund 24-Stunden Frauennotshyruf der MA 57 MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie und das Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Die Polizeidirektion Wien und das Institut fuumlr Gerichtsmedizin wurden als KooperationspartnerInnen gewonnen

Ist-Stand Erhebung

20002001 wurde eine MitarbeiterInnenshybefragung an den Krankenhaumlusern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital durchgefuumlhrt Befragt wurden AumlrztInnen und Pflegefachkraumlfte der Abteilungen Gynaumlkologie Urologie Hals- Nasen- und Ohrenabteilung Dermashytologie Augenheilkunde Paumldiatrie Psyshychiatrie Interne Chirurgie und der Notshyfallsambulanzen uumlber ihre Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern Die Ergebnisse zeigen nicht nur ein Informationsdefizit sondern auch den Wunsch der Befragten nach adaumlquater Aus- und Fortbildung

Inhalte

Auf Basis dieser Ist-Analyse wurde das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entwickelt das sich durch einen interdisziplinaumlren Zugang auszeichnet Der Inhalt umfasst fuumlnf Module bull Formen und Auswirkungen sexueller

und koumlrperlicher Gewalt gegen Frauenbull Formen und Auswirkungen sexueller

und koumlrperlicher Gewalt gegen Kinderbull Spurensicherung und DNA-Analysebull Rechtliche Informationenbull Vorstellung von Opferschutzgruppen an

Wiener Krankenanstalten

Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Zielgruppen

Das Fortbildungsprogramm ist fuumlr die Zielshygruppen AumlrztInnen und Pflegepersonal aber auch fuumlr andere im Spital taumltige Berufsgruppen wie Hebammen SozialarshybeiterInnen PsychologInnen konzipiert Ziel ist es die MitarbeiterInnen vor Ort im Spital zum Thema Gewaltpraumlvention und -intervention zu informieren und zu senshysibilisieren sowie Behandlungsstandards in den Spitaumllern zu etablieren

Vortragende

Fuumlr die Phase der Implementierung des Projektes und bei der Durchfuumlhrung der Fortbildung in den Wiener Gemeindeshyspitaumllern waren ExpertInnen des 24shyStunden Frauennotrufs der MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie der Polizei der Gerichtsmedizin Wien der Rechtsabshyteilung des Wiener Krankenanstaltenshyverbunds der Opferschutzgruppen von Wilhelminenspital und Sozialmedizishynischem Zentrum Ost sowie der Spitalsshysozialarbeit des Fonds Soziales Wien (vorshymals MA 47) verantwortlich Die Fortshybildungsreihe im Allgemeinen Krankenshyhaus wurde um Expertinnen der Wiener Frauenhaumluser erweitert Zudem waren die Bundespolizeidirektion Wien und die Gerichtsmedizin Wien wichtige KooperashytionspartnerInnen und stellten uumlber den gesamten Projektzeitraum neben Fachshyvortragenden auch ihre inhaltliche Exshypertise zur Verfuumlgung

Informationsmaterial

Ein Informationsfolder und eine Check-Karte im Brusttaschenformat mit einer Liste der wichtigsten Maszlignahmen sowie der Notfallnummern richten sich direkt an das Krankenhauspersonal Diese dienen den SpitalsmitarbeiterInnen als Leitfaden fuumlr die wichtigsten Handlungsschritte bei

der Kommunikation mit und der Untershysuchung von Gewaltopfern und sie inforshymieren weiters uumlber Beratungseinshyrichtungen An die BesucherInnen der Ambulanzen werden Poster sowie Postshykarten mit den wichtigsten Anlaufstellen bei Gewalt gegen Frauen und bei Gewalt gegen Kinder verteilt Um das Thema raquosichtbarlaquo zu machen thematisieren waumlhshyrend der Projektwochen in den Modellshyspitaumllern lebensgroszlige Figuren im Einshygangsbereich der Ambulanzen Gewalt gegen Frauen und Kinder als ein Thema der Medizin

Umsetzung

Der medial begleiteten Kick-off-Veranshystaltung am 16 Oktober 2001 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost die die Stadtshyraumltinnen Grete Laska Maga Renate Brauner und Primaria Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker im Rahmen einer Pressekonferenz eroumlffnet haben folgten Projektwochen in deren Rahmen das Curriculum vor Ort angeboten wurde 2001 startete das Pilotmodell in den beiden Spitaumllern in denen die MitarbeiterInnen zuvor befragt worden waren 2004 wurde das Curriculum in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und im Krankenhaus Wien-Hietzing (ehemals Lainz) sowie 2005 im Allgemeinen Krankenhaus durchgefuumlhrt Die Teilnahme am Curriculum ist kostenshylos Von allen ProjektpartnerInnen wurden interne Personalressourcen fuumlr Planung Koordination und fuumlr die Vortragstaumltigkeit zur Verfuumlgung gestellt

Die Planung und Umsetzung des Curriculums verlief in vier Phasen

Phase 1 2000 Konstituierung der Steuerungsgruppe Entwicklung des Fortbildungskonzeptes MitarbeiterInnenbefragung in den Modellshyspitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum

Ost und Kaiser-Franz-Josef-Spital Entshywicklung von Informationsmaterialien

Phase 2 2001 Durchfuumlhrung der Fortbildung in den beishyden Modellspitaumllern wobei im Sozial-medizinischen Zentrum Ost und im KaisershyFranz-Josef-Spital 20 Fortbildungen zu je 15 Stunden angeboten wurden Zu jedem Themenschwerpunkt fanden zwei Alternativshytermine statt

Phase 3 20022003 Uumlberarbeitung des Fortbildungskonzepts aufgrund der Auswertung der Ergebnisse aus Phase 1 Anpassung der Fortbildungsshystruktur Umstieg auf geblockte Veranshystaltungen mit zwei Tagen zu jeweils 65 Stunden sowie Uumlberarbeitung der Standards bei der Spurensicherung und deren Inteshygration in die Fortbildungsinhalte

Phase 4 20042005 Durchfuumlhrung der Fortbildungen in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) an jeweils zwei Vormittagen zu je 65 Stunden Im Allgemeinen Krankenhaus wurde aufgrund der Groumlszlige des Spitals die Fortbildung zweimal angeboten das heiszligt es wurden insgesamt vier Vormittage zu je 65 Stunden abgehalten

Know-how-Transfer

Das Wilhelminenspital das ebenfalls zum Krankenanstaltenverbund gehoumlrt war aufshygrund dort bereits bestehender Gewaltshyschutzaktivitaumlten als Good-Practice-Beishyspiel in das Curriculum integriert MitshyarbeiterInnen des Wilhelminenspitals beshyrichteten uumlber die Arbeit der Gewaltshyschutzgruppe und trugen damit zu einem wichtigen Know-how-Transfer in andere Spitaumller bei Auch die in Folge des Curricushylums entstandene Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde zu einem fixen Bestandteil des Curriculums

Behandlungsstandards

In Folge der guten Zusammenarbeit entshywickelten der Wiener Krankenanstaltenshyverbund der 24-Stunden Frauennotruf die Polizei und die Gerichtsmedizin ein Spurensicherungs-Set das eine einheitliche Beweissicherung garantiert und in den Geshymeindespitaumllern als Behandlungsstandard zur Untersuchung von Opfern sexueller Gewalt etabliert wurde Zu diesem Zweck finden eigene Einschulungstermine in den Spitaumllern statt

Feedback-Befragung

Ab 2004 erhielten die TeilnehmerInnen die Moumlglichkeit zu den Inhalten des Curricushylums via Fragebogen anonym eine Ruumlckshymeldung abzugeben Drei Monate spaumlter bekamen die TeilnehmerInnen noch einshymal einen Fragebogen zugeschickt um die Praxistauglichkeit der Fortbildung zu uumlberpruumlfen

Organisation

Koordinierende Aufgaben wurden durch das Wiener Programm fuumlr Frauengesundshyheit geleistet Dies betraf etwa die Komshymunikation mit Spitalsverwaltung und Vortragenden sowie die Terminkoordinashytion und Erstellung des Programmablaufs Zentral war die Mitarbeit des Krankenshyhauses Dieses hat eine interne Person fuumlr die Koordination nominiert die wiedeshyrum fuumlr die Kommunikation vor Ort und fuumlr die Organisation des Vortragsraums zustaumlndig war und die Veranstaltung begleitend moderiert hat

Top-Down-Prinzip

Um das Wissen und die soziale Bedeutung des Themas Gewalt auf mehreren Ebenen zu verankern hat sich das Top-Downshy

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Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Prinzip bewaumlhrt Zuerst wurde die Direktionsebene des Krankenhauses ndash und zwar die Aumlrztliche Leitung und die Pflegeleitung ndash um Unterstuumltzung gebeten diese wiederum wandte sich an die Abteilungsleitungen Die Vorstaumlnde der Fachabteilungen wurden im Rahmen der PrimaraumlrztInnensitzung der Krankenshyhaumluser uumlber das Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder sowie uumlber den Ablauf des geplanten Curriculums im jeweiligen Krankenhaus informiert Auch wenn grundshysaumltzlich eine obligatorische Teilnahme aller anzustreben ist war es in dieser Phase sinnvoll dass jede Abteilung je eine Vertreterin oder einen Vertreter des aumlrztshylichen Personals und des Pflegepersonals zum Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entsendet hat

10 Durchfuumlhrungsschritte

1 Kontaktaufnahme zu EntscheidungsshytraumlgerInnen relevanter Einrichtungen

2 Konstituierung einer Projektsteuerungsgruppe

3 Ist-Stand Erhebung im Krankenhaus

4 Entwicklung der Fortbildungsinhalte

5 Schriftliche Information an die Krankenhausleitung (Aumlrztliche- und Pflegeleitung)

6 Koordinierungsgespraumlch mit der Krankenhausleitung

7 Vorstellung des Themas und Fortbildungsangebots in der PrimaraumlrztInnensitzung des Krankenhauses

8 Bestimmung einer spitalsinternen Koordinationsperson zwecks Organisation und Kommunikation vor Ort

9 Durchfuumlhrung der Fortbildung im Spital ndash Moderation durch einen KrankenhausmitarbeiterIn

10 Feedback-Befragung der TeilnehmerInnen

raquoEs gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die

Frauen an die richtigen Stellen zu verweisenlaquo Statement von Elfriede Geyer Pflegedirektion Krankenhaus Rudolfstiftung

raquoDie Ruumlckmeldung die wir von den MitarbeiterInnen bekommen haben war dass sie ein staumlrkeres Bewusstsein fuumlr das Thema bekommen haben Auch die MitarbeiterInnen der Kinderambulanz die immer schon sehr sensibel im Bezug auf Zeichen von Gewaltanwendung waren sagten sie seien jetzt noch hellhoumlriger geworden Diese houmlhere Sensibilitaumlt trifft fuumlr das Thema Frauen und Gewalt zu Insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gynaumlkologie berichten vom groszligen Nutzen der Spurensicherungsboxen Hier sei alles Notwendige enthalten inklusive einer genauen Anleitung Es gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die MitarbeiterInnen die Frauen an die richtigen Stellen zu verweisen beziehungsweise selbst Kontakte herzustellen Die multiprofessionelle Teilnahme seitens des Krankenhauses ist sicher ganz wichtig Seitens der Vortragenden war diese mulshytiprofessionelle Teilnahme ja gegeben Es sollte weiterhin genuumlgend Zeit bleiben um auch Fragen stelshylen zu koumlnnen was bei dem Curriculum der Fall war Eine Wiederholung des Curriculums waumlre sicher gut weil damit eine groumlszligere Personengruppe die Moumlglichkeit haumltte daran teilzunehmen

Auszligerdem waumlre es wichtig dass es genuumlgend SozialarbeiterInnen fuumlr einen Informationsaustausch gaumlbe Aktuell ist die Situation etwa in der Kinderabteilung unbefriedigend weil SozialarbeiterInnen abgezogen worden sind und es keine Ruumlckmeldungen mehr gibtlaquo

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

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MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern

Im Jahr 2001 wurde das Meinungsshyforschungsinstitut Fessel-GfK vom Buumlro der Wiener Frauengesundheitsbeauftragten mit einer schriftlichen MitarbeiterInnenbeshyfragung an den beiden Gemeindespitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum Ost (in der Folge SMZ Ost genannt) und Kaiser-FranzshyJosef-Spital beauftragt12 Mit dieser Befragung sollte einerseits erhoben wershyden welche Kontakte und Erfahrungen die befragten Personen bislang in ihrem beruflichen Alltag mit Gewaltopfern geshyhabt haben andererseits sollte der Bedarf an Unterstuumltzung in dieser Arbeit erfragt werden Ein weiteres Thema war welche Einstellungen zum Thema Gewalt bestehen Die MitarbeiterInnenbefragung basierte auf zwei methodischen Schritten Neben einer Fragebogenerhebung wurden vertieshyfende persoumlnliche Interviews durchgeshyfuumlhrt

Folgende Abteilungen wurden befragt interne Aufnahmestation Gynaumlkologie Hals-Nasen-Ohren-Station Psychiatrie Unshyfallchirurgie und Chirurgie Dermatologie Kinderinterne sowie Kinderchirurgie

Die Krankenhausdirektionen wurden vorshyab von der Wiener Frauengesundheitsbeaufshytragten schriftlich uumlber den Grund und das Ziel der Erhebung informiert Zudem erfolgte eine persoumlnliche Vorstellung des

Projektvorhabens durch die Projektverantshywortlichen Diese Vorbereitungen waren wesentlich es konnte ein Ruumlcklauf von 25 Prozent der Frageboumlgen erreicht werden Insgesamt haben sich an der Befragung 209 Personen beteiligt 81 Prozent der Befragten waren weibliches 13 Prozent maumlnnliches Personal13

Zentrale Ergebnisse der Fragebogenerhebung

KONTAKTHAumlUFIGKEIT MIT GEWALTOPFERN Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer 41 Prozent der Befragten hatten im Jahr vor der Befragung beruflichen Kontakt mit Kindern und Jugendlichen die Opfer koumlrshyperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt waren Durchschnittlich hatte im letzten Jahr jede der befragten Personen Kontakt mit rund zehn jungen PatientInnen mit Gewalterfahrungen Deutlich werden hier Unterschiede zwischen den einzelnen Abteilungen So etwa haben bedeutend mehr der befragten Personen der kinderinshyternen Station der kinderchirurgischen Station sowie der Unfallchirurgie angegeshyben im Laufe des letzten Jahres Kontakte mit kindlichen oder jugendlichen Gewaltshyopfern gehabt zu haben als an anderen Abteilungen Dennoch haben mehr als 20

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Prozent der befragten Personen an gynaumlkoshylogischen Abteilungen zumindest einmal im letzten Jahr jugendliche Gewaltopfer betreut

Insgesamt wurden rund 87 Prozent der kindlichen und jugendlichen Gewaltopfer von Personen begleitet

Frauen als Gewaltopfer Mit erwachsenen weiblichen Gewaltopfern haben deutlich mehr der befragten Pershysonen im Laufe des letzten Jahres Kontakt gehabt dies trifft auf insgesamt 56 Prozent der Befragten zu Besonders haumlufig war dies in der Psychiatrie in der (Unfall)shyChirurgie sowie auf der Dermatologie der Fall Durchschnittlich haben jene Befragte die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit einem erwachsenen weiblichen Gewaltshyopfer gehabt haben 77 Opfer von koumlrpershylicher und 53 Opfer von sexueller Gewalt betreut

Anders als bei den kindlichen beziehungsshyweise jugendlichen Gewaltopfern gaben nur rund 50 Prozent der Befragten an Beshygleitpersonen der von Gewalt betroffenen Frauen wahrgenommen zu haben

WAHRNEHMUNG UND VERDACHT AUF GEWALT Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer Die befragten Personen14 hatten haumlufig den Verdacht dass die Verletzungsurshysachen verschleiert werden sollten Beshysonders haumlufig wurde dies in Zusammenshyhang mit sexueller Gewalt (66 Prozent der Befragten) aber auch haumlufig in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt (53 Prozent der Beshyfragten) vermutet

Frauen als Gewaltopfer Dass die Verletzungsursachen verschleiert werden sollten vermuteten 41 Prozent der Befragten 15 in Zusammenhang mit sexuelshyler Gewalt und 37 Prozent in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt

VORGEHEN BEI VERDACHT AUF GEWALT Bei vermuteten Gewaltdelikten verhielten sich die befragten Personen wie folgt

39 38

Vorgehensarten bei Kindern und bei Frauen Jugendlichen

Austauschen mit KollegInnen 93 Prozent 79 Prozent

Direktes Ansprechen des Opfers 44 Prozent 59 Prozent

Kontaktaufnahme mit Jugendamt 34 Prozent 15 Prozent

Ansprechen der Begleitperson 33 Prozent 21 Prozent

Kontaktaufnahme zu extramuralen Einrichtungen 21 Prozent 32 Prozent

Kontaktaufnahme zu Polizei 8 Prozent 13 Prozent

BETREUUNGSVERSTAumlNDNIS UND BEHANDLUNGSSTANDARDS Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsprocedere definierte eine deutliche Mehrheit der Befragten die eigene Funktion in der Leistung der medizinischen Versorgung und in der additiven Weiterleitung an Hilfseinrichtungen (insgesamt rund 70 Prozent) Nur 16 Prozent der Befragten fuumlhrten aus ausschlieszliglich medizinische Versorgung zu leisten

63 Prozent der Befragten gaben an dass in Zusammenhang mit sexueller Gewalt an kindlichen und jugendlichen Gewaltopfern Richtlinien fuumlr die Betreuung existieren 57 Prozent der Befragten gaben an dass dies auch bei koumlrperlicher Gewalt der Fall ist

Frauen als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsverstaumlndnis gegenuumlber von Gewalt betroffenen Frauen

sah ndash ebenso wie bei kindlichen bezieshyhungsweise jugendlichen Gewaltopfern ndash die uumlberwiegende Mehrheit der Befragten (rund 74 Prozent) ihre Aufgabe sowohl in der medizinischen Versorgung als auch in der Weiterleitung an andere Hilfseinshyrichtungen Nur 15 Prozent der Befragten gaben an ausschlieszliglich medizinische Vershysorgung zu leisten

Nur 30 Prozent der Befragten geben an dass Betreuungsrichtlinien fuumlr den Fall von sexueller oder koumlrperlicher Gewalt gegen Frauen vorliegen

UNTERSTUumlTZUNGSBEDARF IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Die befragten AumlrztInnen und Pflegeshypersonen fuumlhlten sich in Hinblick auf den Umgang und die Betreuung von Opfern koumlrperlicher undoder sexueller Gewalt relativ gering informiert nur ein Viertel bezeichnete sich als gut informiert Knapp die Haumllfte fuumlhlte sich eher schlecht und immerhin 15 Prozent sehr schlecht inforshymiert Deutlich houmlher ist der Informationsshybedarf bei Mitgliedern des houmlheren Pflegeshypersonals sowie in den Abteilungen Chirurshygie und interne Aufnahmestation

Die verschiedenen extramuralen Hilfseinshyrichtungen waren den befragten AumlrztInnen und Pflegepersonen in unterschiedlichem Ausmaszlig bekannt Waumlhrend die Mehrheit Betreuungseinrichtungen wie Frauenshyhaumluser (82 Prozent) Jugendamt (79 Proshyzent) oder den 24-Stunden Frauennotruf (60 Prozent) kannte traf dies auf andere Einrichtungen etwa den kriminalpolizeishylichen Beratungsdienst (37 Prozent) oder das Kinderschutzzentrum (35 Prozent) nur mehr fuumlr ein gutes Drittel der Befragten zu

Lediglich elf Prozent der Befragten haben eine spezielle AusbildungWeiterbildung fuumlr die Betreuung von Opfern koumlrperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt absolshyviert

Vor diesem Hintergrund ist das Ergebnis dass sich 80 Prozent der Befragten vershymehrt Hilfestellungen unterschiedlicher Art fuumlr den kuumlnftigen Umgang mit Gewaltshyopfern wuumlnschten nachvollziehbar 22 Prozent wuumlnschten sich konkret Angebote fuumlr Weiter- Aus- und Fortbildungen elf Prozent artikulierten Unterstuumltzungsbedarf im Bereich Gespraumlchsfuumlhrung beziehungsshyweise Umgang mit Gewaltopfern Die restshylichen Angaben verteilten sich auf Wunsch nach Kontaktadressen Broschuumlren vershybindlichen Betreuungsstandards psycholoshygischer Beratung oder Informationen uumlber rechtliche Grundlagen

Zentrale Ergebnisse der vertiefenden Interviews

Zusaumltzlich zu der Fragebogenerhebung wurden 30 persoumlnliche Interviews mit AumlrztInnen und Pflegepersonal (14 Frauen 16 Maumlnner) durchgefuumlhrt Ziel dieser quashylitativen Erhebung war eine vertiefende Erhebung der Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern der Interventions- und Behandlungsroutinen sowie der Bekanntshyheit und der Ressourcen intra- sowie extrashymuraler Stellen16

UumlBERFORDERUNG IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Rund die Haumllfte der Befragten gab an bei der ersten Begegnung mit einem Gewaltshyopfer voumlllig unvorbereitet in diese Situation gegangen zu sein Im Rahmen der Intershyviews wurde wiederholt darauf hingewieshysen wie schockierend dieser erste Kontakt mit Gewaltopfern gewesen waumlre

INFORMATIONSDEFIZIT UumlBER HILFSEINRICHTUNGEN Der Informationsstand uumlber extramurale Hilfseinrichtungen war bei den Befragten unterschiedlich hoch dennoch wurde uumlberwiegend die Ansicht vertreten mehr Informationen uumlber die Leistungen der einzelnen Einrichtungen zu benoumltigen

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

WUNSCH NACH FORTBILDUNGSANGEBOTEN Im Rahmen der Interviews wurde auch auf groszlige Informationsmankos in Bezug auf die Betreuung von Gewaltopfern verwiesen Es wurde beispielsweise hervorgehoben dass zu wenig Fortbildungsangebote existierten beziehungsweise dass Informationen nicht zugaumlnglich waumlren

Einige InterviewpartnerInnen haben sich durch berufliche Erfahrungen durch Literaturstudium oder den Besuch von

Veranstaltungen Informationen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern beschafft Im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde besonders hervorgehoben dass die dort bestehende Kinderschutzgruppe stark zur Ausbildung im Umgang mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern beigetragen hat

Am deutlichsten wurde der Wunsch nach Fortbildungsveranstaltungen formuliert wobei Vortraumlge und Diskussionen als adaumlshyquateste Vermittlungsform genannt wurden

raquoDie Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigenlaquo Statement von UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Allgemeines Krankenhaus

raquoDas Curriculum ist ausgezeichnet Am wichtigsten ist praumlventiv taumltig zu werden und Betroffenen Hilfe leicht zugaumlnglich zu machen Ich halte die Aus- und Weiterbildung auf diesem Gebiet im Krankenhaus fuumlr besonders wichtig Die Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigen Betroffene Frauen und Kinder koumlnnen von entsprechend ausgeshybildetem Personal besser vor weiteren Schaumlden bewahrt werdenlaquo

TeilnehmerInnen und Feedback

Insgesamt haben 800 TeilnehmerInnen das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo absolviert 110 MitarbeiterInnen im Kaiser-Franz-Josef-Spital 259 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost 147 in der Krankenanstalt Rudolfstiftung 57 im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) sowie 120 im Allgemeinen Krankenhaus An vertiefenden Workshops zur Handshyhabung des Spurensicherungs-Sets nahshymen 110 MitarbeiterInnen im KaisershyFranz-Josef-Spital im Wilhelminenspital und im Sozialmedizinischen Zentrum Ost teil An allen Spitaumllern zeigte sich als deutlicher Trend dass mehr weibliche MitarbeiterInnen an der Fortbildung teilshynahmen Eine Auswertung der Teilnahme am Curriculum nach Berufsgruppen beshylegt dass rund 70 Prozent der TeilshynehmerInnen aus dem Pflegebereich 15 Prozent aus dem aumlrztlichen Bereich und 15 Prozent aus therapeutischen Bereichen stammen nicht ausgewertet wurden hier die TeilnehmerInnen an den Schulungen zum Spurensicherungs-Set

Die Abteilung Organisation des Wiener Krankenanstaltenverbundes fuumlhrte in den Krankenhaumlusern Rudolfstiftung und Wien-Hietzing (vormals Lainz) eine anonyme Feed-Back-Befragung der TeilnehmerInnen am Curriculum durch Ein Fragebogen wurde unmittelbar nach Ende der Fortshybildung ausgefuumlllt ein zweiter drei Monate nach Absolvieren des Curriculums

Die Befragten bewerteten die inhaltliche Gestaltung und die Praxistauglichkeit durchgehend als sehr positiv Im Feedback nach drei Monaten fiel auf dass die Befragten angaben dass sie das im Curriculum erworbene Wissen in ihrer taumlglichen Arbeitspraxis sehr gut anwenshy

den konnten und die zur Verfuumlgung gestellten Informationsmaterialien eine wichtige Unterstuumltzung darstellten So etwa kannten 97 Prozent der Befragten den Folder und rund 80 Prozent der Befragten auch die Postkarten die im Rahmen des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo aufgelegt wurden

Viele Befragte wuumlnschten sich jedoch mehr und unterschiedliche Fortbildungen zum Thema Gewalt mehr Vernetzung zwishyschen den Abteilungen und nach auszligen sowie eine aktivere Beteiligung des aumlrztshylichen Personals

raquoEs muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen

Menschen durch Information und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

Statement von Oberin Monika Tischer Direktorin des Pflegedienstes Wilhelminenspital

raquoDas Wichtigste am Curriculum ist fuumlr mich die Information und Aufklaumlrung fuumlr MitarbeiterInnen und Betroffene Der Nutzen dieser Fortbildung ist sehr hoch denn ohne Information kann nicht reashygiert und somit kein Schutz angeboten werden Eine Gleichbehandlungsbeauftragte der Gemeinde Wien koumlnnte eine Ergaumlnzung fuumlr diese Veranstaltung sein Denn oft beginnt es mit sexueller Belaumlstigung und endet mit sexueller Gewalt Es muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen Menschen durch Inforshymation und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

Die Fortbildungsinhalte im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo

Die Ergebnisse der Erhebung des Fessel-GfK Instituts fanden sowohl bei der inshyhaltlichen als auch bei der zeitlichen Geshystaltung des Curriculums Beruumlcksichtigung Es musste bei der Planung insbesondere auf die Rahmenbedingungen in einer Krankenanstalt hinsichtlich zeitlicher Lage der Veranstaltung Ruumlcksicht genomshymen werden um moumlglichst vielen MitarshybeiterInnen Gelegenheit zu einer Teilnahme zu geben Nach der Durchfuumlhrung des Curriculums an den Modellspitaumllern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital wurden organisatorische Aumlnderungen vorgenommen Die Inhalte wurden dann geblockt jeweils an zwei Vorshymittagen zu je 65 Stunden in folgenden Modulen vermittelt

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Frauenlaquo

Informationen uumlber Formen Ausmaszlig und Folgen von Gewalt gegen Frauen Dynamik von Gewaltbeziehungen und Phasen der Traumashytisierung Auswirkungen von gesellschaftshylichen Mythen Grundlagen des Opferschutzes weiterfuumlhrende Betreuungsangebote Arbeitsshyweise und Aufgaben des Frauennotrufes

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Kinderlaquo

Information zu Erscheinungsformen und Symptomen von Gewalt gegen Kinder interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit im Intershy

esse der betroffenen Kinder Aufgaben geshysetzlichen Grundlagen und Arbeitsweise des Jugendwohlfahrtstraumlgers

Modul raquoSpurensicherung und DNA-Analyselaquo

Informationen zur richtigen Abnahme von Spuren und Vorgehen bei einer spurenshykundlichen Untersuchung mit Verwendung des Spurensicherungs-Sets Information uumlber die Aufgaben und Zustaumlndigkeiten der Gerichtsmedizin Wien

Polizeiliche Arbeit und Grundlage der DNA-Analyse in Hinblick auf die Beweisshyfuumlhrung von kriminellen Delikten

Modul raquoRechtliche Informationenlaquo

Grundlagen des Sexualstrafrechts und Opferrechte im Strafverfahren Vorgehensshyweise der Behoumlrden bei Offizialdelikten der Ablauf von einer Anzeige bis zum Geshyrichtsverfahren Prozessbegleitung und Unterstuumltzung der Opfer durch Opfershyschutzeinrichtungen

Information uumlber die Bestimmungen des Gewaltschutzgesetzes die rechtlichen Maszlignahmen der Wegweisung und des Betretungsverbotes die Moumlglichkeiten der Polizei und Erfahrungen aus der Praxis

Rechtliche Grundlagen des Aumlrztegesetzes und Krankenanstaltengesetzes und einschlaumlshy

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

gige Dienstvorschriften Die juristische De-finition von Gewalt etwa von raquoschwererlaquooder raquoleichterlaquo Koumlrperverletzung

Modul raquoOpferschutzgruppen im Krankenhauslaquo

Die Entstehungsgeschichte die Aufgabenund Arbeitsweisen von OpferschutzgruppenDarstellung der entwickelten Standardsund krankenhausinternen Versorgungsab-laumlufe sowie Kooperationen mit extramura-len Einrichtungen

Modul Wiener Frauenhaumluser ndashSicherheit und Wendepunkt

Information uumlber die Geschichte die Auf-gaben Angebote und Arbeitsweisen dervier Wiener Frauenhaumluser mit dem ange-schlossenen Nachbetreuungshaus und derBeratungsstelle

Hinweis Dieser Fortbildungsinhalt wurdebei der Veranstaltung im AllgemeinenKrankenhaus als zusaumltzliches Modul auf-genommen

raquohellip dass man die richtigen Schritte setztlaquoStatement von Drin Heidrun Flores-GengerGynaumlkologische und Geburtshilfliche AbteilungSozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Aufmerksam-Machen auf die Problematik unddas Wecken der Bereitschaft zu helfen bei den Mit-arbeiterinnen und Mitarbeitern im Spital scheint mirdas Wichtigste zu sein das heiszligt die Informationworum es geht wie man sich verhaumllt und wie manden Opfern helfen kann welche Moumlglichkeiten esgibt Durch das bessere Wissen gibt es auch eine grouml-szligere Bereitschaft sich zu beteiligen die richtigenSchritte zu setzen Wir auf der Gynaumlkologie sind zumBeispiel immer wieder mit vergewaltigten Frauenkonfrontiert hier ist die richtige Spurensicherungwichtig das haben wir vorher nicht gewusst DasCurriculum war insgesamt sehr gut sehr kompaktund konzentriert Man koumlnnte vielleicht noch dasThema Genitalverstuumlmmelung bei Frauen andererKulturen mit einbeziehen das ist etwas womit mannicht jeden Tag zu tun hat Dinge von denen mannichts weiszlig erkennt man vielleicht nicht Das ist ins-besondere dann schwierig wenn Frauen nicht unse-re Sprache sprechenlaquo

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienPlakate

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienInfokarten

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienChecklisten

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

raquohellip groszlig ist der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigenlaquo Statement von Rektor UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Leiter Allgemeines Krankenhaus-Universitaumltskliniken

raquoAls Rektor der medizinischen Universitaumlt Wien beshygruumlszlige ich die Etablierung eines Curriculums rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo ganz besonders da Gewaltshyerfahrungen wie internationale Studien eindrucksshyvoll aufzeigen die Gesundheit der davon Betroffenen nachhaltig und maszliggeblich negativ beeinflussen koumlnnen und einen bis dato noch zu wenig beruumlckshysichtigten gesundheitlichen Risikofaktor darstellen Entsprechend groszlig ist daher der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigen In diesem Zusammenshyhang erscheinen mir insbesondere die Vortraumlge zu Gewaltschutzaktivitaumlten in Spitaumllern und jene Vortraumlge die sich mit der Dynamik von Gewaltshybeziehungen sowie Erscheinungsformen und langshyfristigen Folgen von Gewalterfahrungen befassen als besonders wichtig Der Nutzen dieser Fortbildungs-Veranstaltung fuumlr das im AKH taumltige Personal sollte dementsprechend groszlig sein Das in den Vortraumlgen vermittelte Wissen sollte um entsprechende FaumlhigkeitenFertigkeiten im Umgang mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder erweitert werden um eine adaumlquate und sensible Betreuung dieser oftshymals schwer traumatisierten Personengruppe sichershyzustellenlaquo

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

Einleitung

Fuumlr die Durchfuumlhrung des Curriculums hat sich die Existenz von Opferschutzshygruppen als aumluszligerst positiv erwiesen Derzeit gibt es in zwei Wiener Krankenshyhaumlusern (Wilhelminenspital und Sozial-medizinisches Zentrum Ost) Opferschutzshygruppen

Bericht der Opferschutzgruppe im Wilhelminenspital

Seit Herbst 1997 besteht im Wilhelminenshyspital eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe zum Schutz fuumlr Frauen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind Ziel des Projekts war es im Spital ein Angebot zu installieshyren das Frauen zugute kommt und ihnen umfassende Versorgung Unterstuumltzung und Information bieten soll Um dieses Ziel zu erreichen wurde eine Arbeitsshygruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Institutionen ins Leben gerufen mit dem Ziel die Organisation und die Einhaltung erarbeiteter Strukturen zu sichern ein Forum fuumlr den Austausch mit den MitshyarbeiterInnen zu bilden um Reflexion und Verbesserungen zu ermoumlglichen Das Modell funktioniert mittlerweile seit Mai 1998 im Regelbetrieb In dieser Zusammenarbeit ist es gelungen die komplementaumlren Beshyduumlrfnisse aller beteiligten Berufsgruppen und die Interessen dreier Institutionen (Unfallchirurgische Abteilung Fonds Soziales Wien 24-Stunden Frauennotruf der MA 57) zur Deckung zu bringen ohne

Kosten zu verursachen Synergien wurden optimal ausgeschoumlpft

raquoDIE SICHERHEIT DES GEWALTOPFERS STEHT FUumlR UNS IM VORDERGRUNDlaquo DGKP Friedrich Anger-Schmidt Leiter der Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals und DSA Josef Heindl Mitarbeiter der Opfershyschutzgruppe des Wilhelminenspitals

raquoFuumlr uns steht die Sicherheit des Gewaltopfers im Vordergrund Wenn eine Ruumlckkehr in die Wohnung ndash aus welchen Gruumlnden auch immer ndash nicht moumlglich ist besteht die Moumlglichkeit einer stationaumlren Aufnahme an unserer Abteilung oder einer Unterbringung in einem Frauenhaus In der Statistik ist ein klarer Anstieg bemerkshybar So haben wir im Jahre 1999 37 Faumllle registriert und 2004 85 Faumllle Im Halbjahr 2005 sind wir schon bei 54 Faumlllen so dass wir heuer mit uumlber 100 Betroffenen rechshynen Woran es liegt laumlsst sich nur spekushylieren Ich vermute dass es ein Mix aus mehr rsaquoGewaltbereitschaftlsaquo und mehr rsaquodruumlber reden Trauenlsaquo ist Mein Wunsch ist nach wie vor eine wienweite Institutioshynalisierung in anderen Unfallabteilungen und eine Vernetzung der Daten Mit dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost ist sicher schon ein Anfang gemachtlaquo (DGKP Friedrich Anger-Schmidt)

raquoDie Sozialarbeit im Wilhelminenspital funktioniert mit einem neuen Konzept als Prototyp einer sozialen Servicestelle mit garantierter Erreichbarkeit von 8 Uhr bis

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

15 Uhr fuumlr PatientInnen Angehoumlrige und auch Spitalspersonal Diese gute Erreichshybarkeit ermoumlglicht es der Sozialarbeit sich als integraler Bestandteil bei Proshygrammen die eine bestimmte PatientInnenshygruppe betreffen anzubieten Unser Projekt zeigt sehr deutlich wie sehr Gesundheit und Soziales ineinander vershywoben sind und Patientinnen dementshysprechend auch von unterschiedlichen Professionen begleitet werden sollen

Voraussetzung fuumlr das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit ist die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respekshytieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Das Personal an der Unfallchirurshygischen Abteilung hatte den Eindruck dass zunehmend Patientinnen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind im Spital erscheinen und die ausschlieszliglich medizinische und pflegerische Versorgung fuumlr diese Patienshytinnen nicht ausreichend sind Zudem ist der Zeitdruck besonders in der Ambulanz zu groszlig um auf die ganz persoumlnlichen Probleme der Patientinnen adaumlquat einshyzugehen und zu reagieren Kenntnisse in Gespraumlchsfuumlhrung und Beherrschen von Kriseninterventionstechniken sind sehr individuell und in unterschiedlicher Qualitaumlt vorhanden und die Hilflosigkeit der Patientinnen wird oft zur Belastung fuumlr das behandelnde Personal Mit der neuen Konzeption einer Servicestelle war die Sozialarbeit in der Lage schnell erreichbar zu sein und damit Krisenintershyvention unmittelbar im Anschluss an die medizinische Versorgung anbieten zu koumlnnen

Neben der umfassenden Krisenintershyvention fuumlr Patientinnen bietet die intershydisziplinaumlre Zusammenarbeit verbesserte Gefahreneinschaumltzung und Entscheidungsshyhilfe zur Frage der noumltigenfalls stationaumlshyren Aufnahme Unsere Dienstzeiten ershylaubten es nicht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung anzubieten Aus diesem Grund und auch um gesicherte fachliche Komshy

petenz zu gewaumlhrleisten bot sich die Einshybindung des 24-Stunden Frauennotrufs in dieses Projekt an

Eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Instishytutionen und Berufsgruppen wurde gebilshydet um die koordinierte Zusammenarbeit zu ermoumlglichen Die gewuumlnschten MitarshybeiterInnen sollten entsprechendes Intershyesse mitbringen uumlber hohe Akzeptanz in der eigenen Berufsgruppe verfuumlgen und fuumlr den Wissenstransfer innerhalb der Berufsgruppe verantwortlich sein

Um die weitere Zusammenarbeit und allshyfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen sicherzustellen wurden weitere Bespreshychungen in halbjaumlhrigen Abstaumlnden vershyeinbart beziehungsweise finden sie jetzt anlassbezogen statt Themenspezifische Fortbildungsveranstaltungen finden nach Anlass und Bedarf statt Regelmaumlszligige Fortbildungsveranstaltungen fuumlr TurnusshyaumlrztInnen sollen diese nicht nur befaumlhigen in ihrem Dienst unserem Standard gemaumlszlig zu handeln sondern ihnen auch in weitershyfuumlhrenden Taumltigkeiten hilfreiches Wissen seinlaquo (DSA Josef Heindl)

Kontakt Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals 1220 Wien Langobardenstraszlige 122

Bericht der Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

Die Projektarbeit der Gewaltschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost starshytete im Jahre 2002 Zu diesem Zweck wurshyden aus den Bereichen Unfallchirurgie Aufnahmestation Gynaumlkologie und Psychiashytrie Angestellte eingeladen mitzuarbeiten Die Projektmitglieder sollten einen Rahmen fuumlr das Thema Gewalt in der Familie ershyarbeiten bestehende Probleme aufzeigen und Loumlsungsvorschlaumlge erstellen die im Sinne von Opferschutz im Sozialmedizishynisches Zentrum Ost in der Praxis vershywertbar sein sollten Nach Abschluss der Projektarbeit im Herbst 2004 wurde die Gewaltschutzgruppe offiziell als raquoOpfershyschutzgruppelaquo im Sozialmedizinischen Zentrum Ost als fixe Einrichtung und Organisation des Hauses genehmigt

raquoGEWALT IST NICHT IN ORDNUNG GEWALT IST KEINE LOumlSUNGlaquo DGKS Margit Liebhart Leiterin der Opfershyschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

raquoEs stellt sich im Laufe meiner Arbeit mit den Betroffenen immer wieder heraus wie schwer es fuumlr die Beteiligten ist daruumlber zu reden Gewalt in der Familie ist ein aumluszligerst sensibler Bereich Mit rsaquoFremdenlsaquo daruumlber zu sprechen was tatsaumlchlich rsaquoSchlimmeslsaquo in den eigenen vier Waumlnden passiert faumlllt nicht leicht Es gilt eine enorme Hemmschwelle zu uumlberwinden vor allem fuumlr sich selbst denn niemand moumlchte sein rsaquoeigenes Nest beschmutzenlsaquo

Manchmal braucht es mehrere Besuche bei uns in der Unfallambulanz die anfaumlnglich als rsaquoAusrutscherlsaquo von den Opfern dargestellt und dementsprechend bagatellisiert werden

rsaquoGegen den Tuumlrstock gelaufenlsaquo rsaquodie Stiegen hinuntergefallenlsaquo rsaquogestolpertlsaquo

Vielleicht beim naumlchsten Mal rsaquoIch war ja selber schuld haumltte ich ihnsie nicht so gereiztlsaquo

rsaquoErsie ist eigentlich ein seelenguter Mensch und sonst eigentlich so lieblsaquo

Frau M kommt nun schon zum dritten Mal zu uns in die Unfallambulanz Ich habe rsaquozufaumllliglsaquo schon wieder Nachtdienst Es ist 215 Uhr Frau M wird mit der Rettung gebracht

Sie ist nur mit einem Morgenmantel gekleidet der blutdurchtraumlnkt ist Frau M hat am ganzen Koumlrper Biss- und Kratzshywunden Wir versorgen ihre Wunden fast zwei Stunden lang

Frau M hat sich mein Gesicht und auch meinen Namen gemerkt

Als sie das erste Mal in meinem Nachtshydienst als Patientin kam wurde sie vom Lebensgefaumlhrten gebracht Sie hatte am linken Bein eine klaffende Bisswunde Der Hund des Lebensgefaumlhrten haumltte beim Spielen zu Hause nicht das Bein von Frau M sondern einen Ball ergreifen wollen Frau M zittert bei ihrer Erzaumlhlung Sie haumllt meine Hand und wirkt fuumlr mich vershystoumlrt Zu verstoumlrt fuumlr einen rsaquoSpielunfall mit dem Hundlsaquo Sie ist leicht alkoholisiert nicht sehr gepflegt Mir faumlllt auf dass sie immer wieder zur Tuumlr schielt

Nach drei Monaten wird Frau M mit der Rettung zu uns gebracht Eine Nachshybarin hatte die Polizei gerufen weil sie den Hund sehr laut bellen und knurren und Frau M schreien houmlrte

Frau M ist wieder alkoholisiert sie weint Wir muumlssen ihre Wunden dieses Mal sind es mehrere wieder versorgen Dieses Mal spreche ich sie direkt an rsaquoFrau M ich habe das Gefuumlhl dass bei Ihnen zu Hause irgendetwas nicht so laumluft wie Sie es sich wuumlnschen Kann ich Ihnen irgendshywie helfen Moumlchten Sie mit mir daruumlber sprechen Wollen Sie mit jemand anderem sprechen Wissen Sie ich denke dass jeder Mensch ein Recht darauf hat sich wenigstens zu Hause in seinen eigenen Waumlnden sicher und geborgen zu fuumlhlenlsaquo Frau M weint und stammelt irgendetwas vor sich hin Ich houmlre nicht zu sprechen auf Ich erzaumlhle von Gesetzen von vielen anderen Menschen die betroffen sind von

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Opferschutzgruppen in der PraxisOpferschutzgruppen in der Praxis

familiaumlrer Gewalt davon dass wir in unserer heutigen Gesellschaft alle gemeinshysam daran arbeiten sollten daruumlber zu reden dass Gewalt keine Loumlsung ist Frau M hat schon lange erfasst dass sie Hilfe braucht um aus dieser Gewaltspirale herauszukommen Sie erzaumlhlt mir von Selbsthilfebuumlchern die sie gelesen hat Sie erzaumlhlt von ihren vielen Versuchen nicht nur vom Alkohol sondern auch von ihrem Umfeld loszukommen aber letztendlich meint sie rsaquoDer Hund wird immer so aggressiv wenn wir trinkenlsaquo Trotzdem gebe ich ihr eine Broschuumlre vom Frauenshynotruf mit Ich fuumllle ein Gewaltdatenblatt aus

Heute beim dritten rsaquoBesuchlsaquo von Frau M bei uns erzaumlhlt sie mir dass ihr Lebensshygefaumlhrte den Hund auf sie hetzt wenn er zornig auf sie ist Dieses Mal sei es ganz besonders schlimm gewesen Wir reden und reden und reden Heute moumlchte Frau M mit einem Psychiatereiner Psychiaterin spreshychen Frau M moumlchte mit dem Frauennotshyruf telefonieren Frau M sagt dass sie so nicht mehr leben will

Frau M tut das auch alles mit mir Sie umarmt mich ich spuumlre dass sie wieder einen Schritt weiter vorangekommen ist Frau M will wieder nach Hause fahren

Ich habe Frau M schon uumlber zwei Jahre nicht mehr als Patientin bei uns gesehen Auch meine KollegInnen haben Frau M nicht betreut

Ich hoffe sehr dass Frau M und viele andere rsaquoOpferlsaquo die uns in unserem Bereich begegnet sind ein Stuumlck weiter voranshygekommen sind Ich hoffe sehr dass es sich weiter herumspricht beim Einkauf beim Tratsch mit dem Nachbarder Nachbarin in der U-Bahn bei persoumlnshylichen Gespraumlchen zwischen Freunden und Freundinnen und in Familien Gewalt in der Familie ist nicht ok

Ich kann etwas dagegen tun und es gibt viele Menschen und Einrichtungen die bemuumlht sind einen Weg aufzuzeigen der herausfuumlhren kann aus dieser Gewaltshyspirale

Wir schauen nicht weg wir schauen genau hin Wir wollen kompetent sein in unserer Hilfestellung Wir wollen Kontakte knuumlpfen die noumltig sind Wir haben die Moumlglichkeit rsaquostopplsaquo zu sagen in der oumlffentlichen Instishytution Krankenhaus Denn die Opfer komshymen zu uns und wenn wir aufmerksam genug zuhoumlren und hinsehen sind wir vielleicht die ersten die zu ihnen sagen rsaquoGewalt ist nicht Ordnung Gewalt ist keishyne Loumlsunglsaquo Vielleicht ist das ein Anfang fuumlr das Ende von der Gewalt in einer Familielaquo (DGKS Margit Liebhart)

Kontakt Opferschutzgruppe Sozialmedizinisches Zentrum Ost 1160 Wien Montleartstraszlige 37

raquoEiner der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es

eine geschuumltzte Gespraumlchsshysituation zu schaffenlaquo

Statement von Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegedienstes Sozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Sozialmedizinisches Zentrum Ost war eines der ersten Krankenhaumluser die projekthaft das Curriculum erarbeitet und weiterentwickelt haben Die Erfahrungen mit dem Curriculum zeigen dass viele MitarbeiterInnen in fast allen Abteilungen neushygierig gemacht und zur Mitarbeit angeregt wurden Bei uns sind noch immer die rsaquoPioniere und Pionierinnenlsaquo am Werk die ihr Wissen an die neuen MitarbeiterInnen weitergeben Wichtig ist dass die MitarbeiterInnen um die Entstehung der Gewaltshyspirale Bescheid wissen Sie koumlnnen den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern so eine adaumlquate Information und Beratung anbieten Der von den ProjektmitarbeiterInnen der Opferschutzgruppe erarshybeitete Leitfaden sichert den standardisierten Einsatz in allen Bereichen des Krankenhauses und bietet Nachvollziehbarkeit Einer der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es eine geschuumltzte Geshyspraumlchssituation zu schaffen Die MitarbeiterInnen sind zudem umfassend uumlber die gesetzlichen Regelungen informiert Insgesamt hat das Curricushylum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo zu einer Steigerung der Qualitaumlt der Betreuung von Gewaltopfern aber auch zu einer Sensibilisierung und einer Erhoumlhung der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen beigetragen Im Namen der Kollegialen Fuumlhrung danke ich allen MitshyarbeiterInnen die durch ihr Engagement und Fachwissen diesem sensiblen Thema im Sinne der Nachhaltigkeit professionell begegnenlaquo

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

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Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 2: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

IMPRESSUM

Medieninhaberinnen und Herausgeberinnen MA 57 ndash Frauenfoumlrderung und Koordinierung von Frauenangelegenheiten

Friedrich Schmidt-Platz 3 1082 Wien

Fonds Soziales Wien dieSie ndash Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Guglgasse 7-9 1030 Wien

Konzept und Umsetzung Maga Alexandra Grasl Drin Karin Spacek ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger

Redaktion und Koordination Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Sozialforschung und Entwicklung Buchinger und Gschwandtner OEG Salzburg wwwsolutioncoat

Lektorat Maga Anna Stiftinger neue medien amp kommunikation Salzburg

Layout Mag Christian Datz mediaampdesign network Salzburg

Coverfoto copyCorbis

Druck AV Druck

ISBN-Nr 3-902125-48-9

Wien November 2005

KONTAKT

24-Stunden-Frauennotruf MA 57 E-Mail frauennotrufm57magwiengvat Tel +43-1-71719 Web httpwwwfrauennotrufwienat

httpwwwfrauenwienat

dieSie ndash Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit E-Mail frauengesundheitfswat Tel +43-1- 4000-66771 Web httpwwwdiesieat

Inhalt

VORWORT 4

INHALTLICHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES 9

Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem 11

Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder 16

Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes 18

Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit 24

ORGANISATORISCHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES 27

Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo 29

MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES 35

Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern 37

TeilnehmerInnen und Feedback 41

WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT 43

Die Fortbildungsinhalte im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo 45

Informationsmaterialien 48

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS 59

ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT 67

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen 69

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase 72

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen 75

MITWIRKENDE PERSONEN UND INSTITUTIONEN 77

ANHANG 80

4

Vorwort Vorwort

Grete Laska Vizebuumlrgermeisterin

Mag a Renate Brauner Gesundheitsstadtraumltin

Mag a Sonja Wehsely Frauenstadtraumltin

Gewalt gegen Frauen und Kinder ist ein ernst zu nehmendes Problem dem auf vershyschiedenen Ebenen konsequent entgegenshygewirkt werden muss Die Stadt Wien bietet eine Vielzahl von kinder- und frauenspezifishyschen Beratungsstellen und Kriseneinshyrichtungen und foumlrdert oder entwickelt Projekte in den Bereichen Gewaltpraumlshyvention und Opferschutz

Die gesundheitlichen Folgen von Gewalt zeigen sich zum einen in der Akutbetreuung das heiszligt wenn es um die Behandlung von Verletzungen geht aber auch in langshyfristigen Folgeerscheinungen AumlrztInnen und Pflegepersonal sind mit beidem konshyfrontiert Da fuumlr uns auch diese gesundshyheitlichen Auswirkungen von Gewalt ein besonderes Anliegen darstellen wurde die Vermeidung von Gewalt gegen Frauen und Kinder bereits im Jahre 1998 als Schwershypunktthema im Wiener Frauengesundheitsshyprogramm verankert

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde im Jahr 2001 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost gestartet und hatte zum Ziel das medizinische Personal im Umgang mit Gewaltopfern zu sensibilishysieren und opferspezifische Versorgungsshystandards zu etablieren Als Maszlignahme des Frauengesundheitsprogramms konnte das Projekt nach einer 4-jaumlhrigen Laufzeit an sechs Wiener Schwerpunktspitaumllern erfolgshyreich zum Abschluss gebracht werden Opferschutzgruppen wurden in Spitaumllern fix eingerichtet die Zusammenarbeit zwishyschen Spitaumllern und extramuralen Einshy

richtungen wurde vertieft und Standards bei der Erstversorgung wurden implemenshytiert Austausch und Vernetzung waren zenshytrale Elemente die neben Wissenstransfer auch die Etablierung von fachbezogenen Netzwerken foumlrderten

Bereits in der Projektentwicklung und bei der Durchfuumlhrung wurde eine enge Kondash operation ins Zentrum gestellt Der Wiener Krankenanstaltenverbund der 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 die MAG ELF die Unfallabteilungen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost und im Wilhelminenspital die Bundespolizeidirektion Wien sowie die Gerichtsmedizin Wien ndash sie alle waren unter Koordination des Wiener Frauengeshysundheitsbuumlros beteiligt

Erfahrungen zeigen dass Unterstuumltzung Schutz und bestmoumlgliche Betreuung von Gewaltopfern nur mittels interdisziplinaumlshyrer Zusammenarbeit und Kooperation vershyschiedener Institutionen gewaumlhrleistet werden kann Es ist uns daher sehr wichtig die Einzigartigkeit und den Vorbildcharakter dieses Projektes hervorzuheben das den interdisziplinaumlren Gedanken durchgehend umgesetzt hat Der Erfolg des Projektes seine Praxistauglichkeit und Nachhaltigkeit haumlnshygen unweigerlich damit zusammen

Unser Dank gebuumlhrt den OrganisatorInnen sowie allen mitwirkenden Institutionen und deren VertreterInnen Nur durch ihr Engagement und durch ihre Kompetenz ist die Umsetzung des Projektes in dieser Qualitaumlt uumlberhaupt erst moumlglich geworden

Ein ebenso herzliches Dankeschoumln gilt allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Veranstaltungen die durch ihren taumlglichen Einsatz bei der Betreuung von Gewaltshyopfern einen unverzichtbaren Beitrag im Kampf gegen Gewalt leisten Ihre positiven Ruumlckmeldungen zum Projekt sehen wir als wichtige Unterstuumltzung und Bestaumlrkung fuumlr unsere Arbeit an

Das nun vorliegende Handbuch soll neben einer detaillierten Projektbeschreibung auch Erfahrungswerte vermitteln und insshybesondere EntscheidungstraumlgerInnen und VertreterInnen von Organisationen bei der Planung sowie Durchfuumlhrung von aumlhnshylichen Opferschutzprojekten als Anregung dienen

Grete Laska Vizebuumlrgermeisterin

Mag a Renate Brauner Gesundheitsstadtraumltin

aMag Sonja Wehsely Frauenstadtraumltin

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Vorwort

Dr Wilhelm Marhold Generaldirektor Wiener Krankenanstaltenverbund

Gewalt gegen Frauen und Kinder ist immer noch ein gesellschaftliches Tabushythema uumlber das nicht gern gesprochen wird Selten will jemand etwas merken selten wird etwas aktiv unternommen Oft kommen Gewaltopfer mit gewoumlhnlich scheinenden Verletzungen wie einem blaushyen Auge oder einer Verstauchung zu einer Behandlung in ein Krankenhaus

Die MitarbeiterInnen in den Spitaumllern des Wiener Krankenanstaltenverbundes sind gefordert rasch zu erkennen ob Koumlrpershyverletzungen durch die Einwirkung Dritter vorliegen Die Betreuung von Opfern koumlrpershylicher beziehungsweise sexueller Gewalt erfordert einen entsprechenden sensiblen Umgang und daruumlber hinaus auch ausreishychende Kenntnisse von Unterstuumltzungsshyangeboten fuumlr die Betroffenen

Der Wiener Krankenanstaltenverbund nimmt mit seinen oumlffentlichen Spitaumllern eine Schluumlsselfunktion ein das immer noch tabuisierte und in Folge von Schamshygefuumlhlen oft verschwiegene Problem der Gewaltanwendung entsprechend aufzundash arbeiten Um dem medizinischen Personal und den PflegerInnen im Anlassfall die Moumlglichkeit zu geben rasch und unbuumlroshykratisch entsprechende Hilfestellungen in die Wege zu leiten sind gezielte Schulungen uumlber den Umgang mit Geshy

waltopfern die rechtlichen Rahmenshybedingungen und ein Uumlberblick uumlber bestehende Hilfsangebote notwendig Die in allen Schwerpunktkrankenanstalten des Wiener Krankenanstaltenverbundes durchgefuumlhrten Fortbildungsangebote zum Thema raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo waren ein groszliger Erfolg und werden konshysequent weitergefuumlhrt

Besonderer Dank gilt dabei der Frauenshygesundheitsbeauftragten ao UnivProf in

Dr in Beate Wimmer-Puchinger sowie Dr in

Karin Spacek MA 57 ndash Frauenfoumlrderung und Koordinierung von Frauenangelegenshyheiten fuumlr die intensive Zusammenarbeit bei der Erstellung des Curriculums und die aktive Unterstuumltzung unserer Arbeit

Insbesondere danken wir allen Fuumlhrungen unserer Spitaumller die bei dieser erfolgreishychen Fortbildung mitgearbeitet haben

Dr Wilhelm Marhold Generaldirektor Wiener

Krankenanstaltenverbund

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INHALTLICHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Um das Thema raquosichtbarlaquo zu machen thematisieren waumlhrend der Projektwochen 2001 in den Modellspitaumllern lebensgroszlige Figuren im Eingangsbereich der Ambulanzen Gewalt gegen Frauen und Kinder als ein Thema der Medizin

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INHALTLICHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem ao UnivProf in Dr in Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Sexuelle koumlrperliche und psychische Ge-walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als raquoKavaliersdeliktlaquo und private An-gelegenheit betrachtet Dies trifft fuumlr viele Staaten auch heute noch zu Die Forderung dass dies nicht nur ein Anliegen der Frauen sein kann sondern die gesamte Gesell-schaft betreffen muss ist durch zahlreiche internationale Menschenrechtserklaumlrungen und Legistiken belegt

Angesichts der weit reichenden psychishyschen gesundheitlichen und sozialen Aus-

wirkungen stellt Praumlvention von Gewalt gegen Frauen und Kinder eine wichtige und auch gesundheitspolitische Herausshyforderung dar

Zahlreiche internationale Vereinbarungen und Resolutionen sind seitens des Europarates und der Vereinten Nationen zur Bekaumlmpfung von Gewalt an Frauen und Kindern getroffen worden (Beijing-Deklaration 1995)

Definition von Gewalt in der Beijing-Deklaration

Der Begriff raquoGewalt gegen Frauenlaquo bezeichnet jede Handlung geschlechterbezoshygener Gewalt die der Frau koumlrperlichen sexuellen oder psychischen Schaden oder Leid zufuumlgen kann einschlieszliglich der Androhung derartiger Handlungen der Noumltigung oder der willkuumlrlichen Freiheitsberaubung in der Oumlffentlichkeit oder im Privatleben Gewalt gegen Frauen umfasst folgende Formen

bull Koumlrperliche sexuelle oder psychische Gewalt in der Familie Misshandlungenvon Frauen sexueller Missbrauch von Maumldchen in der Familie Gewalt imZusammenhang mit der Mitgift Vergewaltigung in der Ehe Verstuumlmmelung derweiblichen Geschlechtsorgane und andere traditionelle fuumlr die Frau schaumldishygende Praktiken Gewalt auszligerhalb der Ehe und Gewalt im Zusammenhang mitAusbeutung

bull Koumlrperliche sexuelle und psychische Gewalt in der Gemeinschaft so auchVergewaltigung Missbrauch sexuelle Belaumlstigung und Einschuumlchterung amArbeitsplatz in Bildungseinrichtungen etc Frauenhandel und Zwangsshyprostitution

bull Vom Staat ausgeuumlbte oder geduldete koumlrperliche sexuelle oder psychischeGewalt wo immer sie auftritt

Quelle Beijing-Deklaration und Aktionsplattform vierte Welt-Frauenkonferenz Peking China 4 bis 15 September 1995 (United Nations 1996 Abschnitt D113)

Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Ausmaszlig und gesundheitliche Folgen der Gewalt

Laut Schaumltzungen erfaumlhrt in Oumlsterreich jede 5 Frau in einer aktuellen oder fruumlheren Partnerschaft koumlrperliche Gewalt Ein weishyteres Problemfeld stellt sexuelle Gewalt (Missbrauch) bei Maumldchen und Burschen dar

Wissenschaftlich erwiesen sind die folgenshyden kurz- und langzeitwirkenden gesundshyheitlichen Konsequenzen1

KOumlRPERLICHE FOLGEN Verletzungen funktionelle Beeintraumlchtigungen dauerhafte Behinderungen

PSYCHOSOMATISCHE FOLGEN Chronische Schmerzsyndrome Reizdarmshysyndrom Magen-Darm-Stoumlrungen

PSYCHISCHE FOLGEN Posttraumatische Belastungsstoumlrungen Depressionen Schlafstoumlrungen Panikattacken Essstoumlrungen Verlust von Selbstachtung und Selbstwertgefuumlhl

REPRODUKTIVE GESUNDHEIT Ungewollte Schwangerschaft Schwangerschaftsshykomplikationen Fehlgeburten niedriges Geburtsshygewicht STDssexuell uumlbertragbare Krankheiten Eileiter- und Eierstockentzuumlndungen

GESUNDHEITSGEFAumlHRDENDE STRATEGIEN Rauchen Alkohol- und Drogenmissbrauch risikoreiches Sexualverhalten

TOumlDLICHE FOLGEN Mord Selbstmord

Der Schweregrad der Erkrankungen ist abhaumlngig von der Bedrohlichkeit der Dauer des Zeitraums der Haumlufigkeit dem Alter der emotionalen Bindung an den Taumlter 2 sowie von den familiaumlren und sozishyalen Reaktionen gegenuumlber dem Opfer

Eine Multi-Center-Studie 3 an elf gynaumlkoshylogischen Abteilungen in Oumlsterreich (n = 1378 Frauen) uumlber die gynaumlkologishyschen Langzeitfolgen von sexueller Gewalt in Kindheit und Jugend zeigt hochsignishyfikant dass Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen ein Leben lang haumlufiger unter Unterbauchschmerzen Eierstock- und Blasenentzuumlndungen sowie menstruellen Beschwerden leiden als jene Frauen die keine Gewalterfahrungen erleshyben mussten Deutlich wurde in dieser Studie uumlberdies dass diese Erfahrungen zu Serien ungluumlcklicher Beziehungen sowie sexuellen Problemen fuumlhren Insshygesamt berichten 136 Prozent aller befragten Frauen eine Vorgeschichte mit sexuellem Missbrauch davon 38 Prozent mit versuchter Penetration Das Durchshyschnittsalter betrug beim ersten Missshybrauchserlebnis zwoumllf Jahre Die Taumlter waren nahezu zu 100 Prozent aus dem familiaumlren Umfeld

Gesundheitliche Folgekosten

Dass Gewalt nicht nur die Betroffenen massiv schaumldigt und zu lebenslangen Traumen fuumlhren kann sondern sich auch in massiven Kosten fuumlr das Gesundheitsshywesen niederschlaumlgt ist mittlerweile durch gesundheitsoumlkonomische Berechnungen evident Ein weiterer Kostenfaktor sind die fuumlr die Betroffenen notwendigen Beshyratungs- und Unterstuumltzungseinrichtungen

Nach aktuellen Berechnungen im Auftrag der britischen Regierung 4 verursacht haumlusliche Gewalt in Polizei Justiz Gesundheits- und Sozialeinrichtungen jaumlhrlich Kosten in Houmlhe von 31 Mrd Pfund (455 Mrd Euro) Die houmlchsten Kosten entstehen dieser Studie zufolge im Gesundheitssystem Der National Health Service muss jaumlhrlich ca 137 Mrd Pfund (2055 Mrd Euro) zur Behandlung der Folgeschaumlden von Gewalt gegen Frauen und Kinder aufbringen

Kostenschaumltzungen in den USA belaufen sich auf 33 Prozent des Bruttoinlandsshyprodukts 402 Billionen Dollar jaumlhrlich

Obwohl die Erkenntnis dass Gewalt drashymatische gesundheitliche Folgen hat nicht neu ist wurde bis dato im Gesundheitsshysystem nicht entsprechend reagiert Weder war es Thema von Aus- und Fortbildungen im Bereich der Medizin und Pflege noch gab es Behandlungsstandards Um diese sowohl fuumlr die Praumlvention als auch fuumlr die Behandlungsqualitaumlt wichtige Luumlcke zu schlieszligen wurde dieses Handlungsfeld in das Wiener Frauengesundheitsprogramm 1998 aufgenommen

Eine Sensibilisierung medizinischer SpitalsshymitarbeiterInnen ist wichtig bull da sie uumlber die Situation und Befindlichshy

keit von betroffenen Frauen und Kindern sowie uumlber die Dynamik von Gewaltshybeziehungen informiert werden muumlssen

bull da sie wissen muumlssen wie sie Gesetze zugunsten der betroffenen Frauen einshysetzen und nutzen koumlnnen

bull und da sie sich auch der Grenzen ihrer jeweiligen professionellen Handlungsshyund Einwirkungsmoumlglichkeiten bewusst sein und zur Zusammenarbeit mit anderen Hilfseinrichtungen verpflichtet werden muumlssen 5

Modelle aus dem Ausland Das Berliner Fortbildungsprojekt SIGNAL

Das SIGNAL-Interventionsprogramm am Universitaumltsklinikum Benjamin Franklin hatte zum Ziel die Sicherstellung einer passenden Versorgung fuumlr gewaltbetroffeshyne Frauen aufzubauen Neben der direkten medizinischen Versorgung erhalten Gewaltshyopfer in der Ersten Hilfe des Klinikums Gespraumlchsangebote Informationen uumlber Unterstuumltzungsprojekte und Zufluchtsshymoumlglichkeiten sowie Hilfe bei der Kontaktshyaufnahme Die Ergebnisse von SIGNAL6

zeigten dass das Pflegepersonal mit den

zweitaumlgigen Schulungen gut die AumlrztInnen allerdings kaum erreicht wurden Das Pflegepersonal beurteilte die Schulungen als positiv Eine deutliche Mehrheit zeigte Interesse an vertiefenden Fortbildungen und einem praxisbezogenen Austausch unter KollegInnen Die Befragten gaben auch an sich nach der Schulung besser informiert zu fuumlhlen aufmerksamer gegenshyuumlber der Gewaltproblematik zu sein und gewaltbetroffene Patientinnen uumlber weitershyfuumlhrende Hilfsangebote informieren zu koumlnnen Die Befragung zeigte dass viele AumlrztInnen mit gewaltbetroffenen Frauen konfrontiert sind und ein Beduumlrfnis nach Austausch und Kooperation mit fach- und sachkompetenten BeraterInnen haben um ihnen Patientinnen auf kuumlrzestem Weg uumlbermitteln zu koumlnnen

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo an Wiener Krankenanstalten

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo ging von folgenden Ausgangsuumlbershylegungen aus

Gewaltopfer werden in Folge von Scham und Schuldgefuumlhlen der Betroffenen oft nicht erkannt und daher nur kurzfristig behandelt Gewaltopfer suchen den Schutz der Anonymitaumlt einer Krankenhausambulanz und vermeiden niedergelassene AumlrztInnen

Die oumlffentlichen Krankenhaumluser sind daher wesentliche Gatekeeper der Praumlvention Daraus leiten sich folgende Ziele des Fortbildungsprogramms ab bull Sensibilisierung des Personals bull Verbesserung der Fruumlherkennung bull Erleichterung des Behandlungsprocederes bull Klarere interne Kommunikationsablaumlufe bull Erstellung eines Notfallbehandlungsshy

planes bull Kenntnis der extramuralen Betreuungsshy

ressourcen bull Anregung zur Einrichtung von Opfershy

schutzgruppen im Spital

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Bei einer Ist-Stand-Analyse die in zwei Pilot-Spitaumllern zum Thema koumlrperliche und seelische Gewalt gegen Frauen und Kinder durchgefuumlhrt wurde stufte sich nur ein Viertel der befragten AumlrztInnen und Pflegefachkraumlfte als gut informiert ein und 80 Prozent wuumlnschten sich mehr Hintergrundinformation zum Thema sowie bessere Kenntnis uumlber extramurale Beshytreuungsangebote

1 PROJEKTSTRUKTURAuf Basis der Ergebnisse der Befragung wurde das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo als Fortbildung fuumlr das Spitalspersonal in Form einer Koshyoperation verschiedener Einrichtungen der Stadt Wien entwickelt und umgesetzt Von Anfang an erfuhr das Projekt die Unterstuumltzung der Gesundheitsstadtraumltin der Frauenstadtraumltin sowie der Vizebuumlrgershymeisterin und Stadtraumltin fuumlr Jugend und Soziales

TraumlgerInnen sind das Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit die Magistratsshyabteilung 57 ndash Frauenbuumlro (im Folgenden MA 57) die Magistratsabteilung 11 ndash Amt fuumlr Familie und Jugend (im Folgenden MAG ELF) und der Wiener Krankenanshystaltenverbund die die Steuerungsgruppe bilden KooperationspartnerInnen sind die Bundespolizeidirektion Wien und das Institut fuumlr Gerichtsmedizin (siehe Abb 2)

In der inhaltlichen Projektgruppe (siehe Abb 2) wurden auf Basis der MitarbeishyterInnenbefragung die Inhalte der Fortshybildung erarbeitet es wurden ein RefeshyrentInnen-ExpertInnen-Pool aus den relevanten Arbeitsgebieten zusammengeshystellt sowie Arbeitsunterlagen entwickelt

2 DIE ZIELGRUPPENZielgruppen des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo sind AumlrztInnen und Pflegefachpersonal sowie PsychoshylogInnen Hebammen SpitalssozialarshybeiterInnen und PhysiotherapeutInnen

die in den Bereichen Gynaumlkologie Uroloshygie Paumldiatrie HNO Augenheilkunde Dermatologie Interne Chirurgie Psychiashytrie und in Notfalls- und Unfallsambushylanzen taumltig sind

Der Ansatz des Wiener Curriculums Pflegepersonal und AumlrztInnen in einem Top-Down-Prinzip in einer Ausbildung fuumlr mehrere Abteilungen zusammenzufassen diente auch der Vernetzung dem Lernshytransfer und der Transparenz

3 RESUumlMEEDie Erfahrungen zeigten deutlich dass es in Wien gelungen ist trotz der knappen Zeitressourcen der MitarbeiterInnen der oumlffentlichen Krankenanstalten die Proshyblematik und die gesundheitlichen Folgen von Gewaltopfern zu transportieren

Das Konzept der Multiprofessionalitaumlt und Interdisziplinaritaumlt das nicht nur die Zielgruppen sondern auch die Inhalte auszeichnet hat sich als effizient und resshysourcenschonend erwiesen Was die Implementierung vor Ort anbelangt so haben die jeweiligen FortbildungsreshyferentInnen der Krankenanstalten die Verantwortung fuumlr die interne Kommunishykation und Organisation uumlbernommen Somit ist es auch gelungen das Problemshyfeld Gewalt und seine gesundheitlichen Folgen als Weiterbildung in den Krankenshyhausalltag zu integrieren Das Curriculum sollte auch zur Bildung von Operschutzshygruppen in den Spitaumllern anregen was im Sozialmedizinischen Zentrum Ost erfolgshyreich gelungen ist Offenheit der verschieshydenen Berufsgruppen in den relevanten medizinischen Disziplinen fuumlr das hochshysensible Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder zeugt von einer hohen sozialen Verantwortung und vom Bemuumlhen um beste Betreuungsqualitaumlt und Verstaumlndnis der MitarbeiterInnen Durch die Sensishybilisierung fuumlr Gewalt gegen Frauen und Kinder als ein Thema das alle im Gesundheitsbereich taumltigen Gruppen beshy

trifft wird mehr Verstaumlndnis fuumlr psychoshysoziale und psychosomatische Folgen vershymittelt Dies verstaumlrkt den fuumlr unsere Gesellschaft wichtigen Solidaritaumltseffekt gemeinsam gegen Gewalt einzutreten

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Abb 1 TraumlgerInnenstruktur

Abb 2 Inhaltliche Projektgruppe

Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder Charlotte Staudinger akademische Krankenhausmanagerin Generaloberin Generaldirektion des Wiener Krankenanstaltenverbundes

Im Rahmen der Umsetzung des Wiener Frauengesundheitsprogramms war und ist es dem Wiener Krankenanstaltenverbund als groumlszligtem Spitalserhalter Oumlsterreichs ein wichtiges Anliegen die im Wiener Frauenshygesundheitsprogramm initiierte Entwickshylung und Umsetzung eines Fortbildungsshyangebotes zum Thema raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zu foumlrdern sowie GewaltschutzgruppenOpferschutzgruppen einzurichten

Ziel dieses Fortbildungsangebotes ist es das medizinische Personal und das Pflegeshypersonal aller Abteilungen so zu schulen beziehungsweise zu informieren dass eine hohe Sensibilitaumlt fuumlr das Thema raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo erreicht wird und somit die Erkennung von Gewaltshyopfern und der Umgang mit diesen Opfern erleichtert werden Dazu wurden vor allem interdisziplinaumlre Schulungen uumlber Kenntshynisse in Gespraumlchsfuumlhrung und das Beherrschen von Kriseninterventionsshytechniken angeboten Im Rahmen der Ausbildungsinhalte sowie der Umsetzungsshyprogramme ist es wichtig den MitarshybeiterInnen die Sensibilitaumlt aber auch die enorme Hemmschwelle von Beshytroffenen daruumlber zu reden klar zu machen Voraussetzung dafuumlr war und ist das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit also die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respektieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Weiters soll die Fortbildungsveranshystaltung dazu dienen dass eine koordishynierte Zusammenarbeit zwischen den einshyzelnen klinischen Fachabteilungen vor allem den Unfallchirurgischen Gynaumlkoshylogischen Paumldiatrischen und Psychiashy

trischen Abteilungen den Fachabteil-ungen wie Urologie Hals- Nasen- und Ohrenabteilung Dermatologie Interne Medizin und Chirurgie aber auch den weishyteren Anlaufstellen beziehungsweise Betreuungseinheiten sichergestellt ist Ebenso war und ist es erklaumlrtes Ziel im Rahmen dieser Fortbildungen Standards und Richtlinien zu erarbeiten nach wel-chen eine Behandlung und Betreuung von Gewaltopfern durchzufuumlhren sind Leit-faumlden fuumlr das gesamte Krankenhaus welshyche die Anhaltspunkte fuumlr den optimalen Umgang mit den Gewaltopfern und auch die wichtigsten Telefonnummern und Kontaktmoumlglichkeiten zu allen Bereichen wie Frauennotruf Frauenhaumluser und andere soziale Einrichtungen umfassen sind erklaumlrtes Ausbildungs- und Umsetzungsshyziel

In weiterer Folge sind die Konstituierung und Implementierung von interdisziplishynaumlren GewaltschutzgruppenOpferschutzshygruppen in allen Schwerpunktkranken-anstalten Wiens erklaumlrte Projektziele

Die wesentliche Bedeutung der GewaltshyschutzgruppeOpferschutzgruppe liegt in der Drehscheibenfunktion fuumlr das Krankenshyhaus Sie ist zustaumlndig fuumlr die laufende Aus- und Weiterbildung des Personals fuumlr Aktualisierungen der Richtlinien fuumlr die Erstellung von Jahresberichten und fuumlr Netzwerkkontakte zu Opferschutzeinshyrichtungen und anderes mehr Derzeit gibt es sowohl im Wilhelminenspital als auch im Sozialmedizinischen Zentrum Ost bereits etablierte Gewaltschutzgruppen Opferschutzgruppen An der Einrichtung in anderen Schwerpunktkrankenanstalten des Wiener Krankenanstaltenverbundes wird gearbeitet

Um die Bedeutung des Themas raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo und das Wissen daruumlber auf mehreren Ebenen zu veran-kern wurde von der Generaldirektion des Wiener Krankenanstaltenverbundes das Top-Down-Prinzip zur Umsetzung und Etablierung ausgewaumlhlt Uumlber die Kollegiale Fuumlhrung des Krankenhauses wurden die Abteilungsleitungen informiert und jede Abteilung wurde verpflichtet je einen VertreterIn des Aumlrztlichen Personals und des Pflegepersonals zur Fortbildungsvershyanstaltung zu entsenden Somit ist es gelungen beim medizinischen Personal eine solide Anzahl an ausgebildeten Mit-arbeiterInnen zu haben

Der Wiener Krankenanstaltenverbund wird diesem sensiblen Thema weiterhin groszliges Augenmerk schenken im Rahmen der GewaltschutzgruppenOpferschutz-gruppen die weitere Zusammenarbeit sicherstellen und allfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen in die laufenden Programme einbauen

raquoEs gibt keine Rechtfertigung fuumlr Gewalt an Menschen

Wir positionieren uns gegen Gewalt an Frauen und Kindernlaquo

Statement von Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegedienstes Allgemeines Krankenhaus

raquoDie Bedeutung des Curriculums kann gar nicht hoch genug eingeschaumltzt werden da sich die Gewalt gegen Frauen und Kindern in den letzten Jahren dramatisch entwickelt hat Zahlreiche mediale und persoumlnliche Berichte fuumlhren uns diese Tatsachen und dieses menschenunwuumlrdige Geschehen ndash welches es mit allen uns zur Verfuumlgung stehenden Mitteln und Maszlignahmen zu verhindern und erkennen gilt ndash leishyder immer wieder vor Augen Sachliche fundierte und wegweisende Informationen koumlnnen Gewalt und ihre traumatischen Folgen erkennbar und benennbar machen Als direkter und indirekter Nutzen dieser Veranstaltung kann genannt werden

bull Persoumlnliche Wissenserweiterung bull Heranfuumlhren an die Dimensionen

der Gewalt bull Fruumlherkennung und Praumlvention von

Gewaltanwendungen bull Sensibilisierung und Steigerung der

Wahrnehmungsfaumlhigkeit bull Sensibilisierung fuumlr komplexe Probleme als

Folge von Gewalterfahrung und Langzeitfolgen bull Verbesserung von praumlventiven und

opferspezifischen Maszlignahmen bull Verbesserung von Diagnose- und

Therapieangeboten bull Verbesserung der interdisziplinaumlren intrashy

und extramuralen Kooperationen bull Professioneller Umgang mit den Betroffenenlaquo

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes Dr in Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien MA 57

Arbeit einer Opferschutzeinrichtung

Der 24-Stunden Frauennotruf eine Serviceshyeinrichtung der Frauenabteilung der Stadt Wien ist eine spezialisierte Fachstelle im Bereich sexuelle koumlrperliche und psychishysche Gewalt gegen Frauen und Maumldchen Der Leistungsschwerpunkt liegt in der Akut- und Krisenhilfe sowie der mittelshyfristigen Betreuung von Gewaltopfern und umfasst telefonische und persoumlnliche Beratung Begleitungen zu einer Anzeige zu einer Untersuchung ins Spital oder zu Gericht Den betroffenen Frauen und Maumldchen steht das Angebot der psycholoshygischen rechtlichen und sozialarbeiterishyschen Beratung und Unterstuumltzung rund um die Uhr zur Verfuumlgung

Der Frauennotruf war fuumlr die Frauenshyabteilung der Stadt Wien in der Steuerungsshygruppe des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo vertreten und brachte in dieser Funktion Expertise von einem frauen- und opferspezifischen Blickwinkel ein Bei der Erarbeitung des inhaltlichen Konzeptes wurde seitens des Frauennotshyrufes groszliges Gewicht darauf gelegt dass moumlglichst viele Institutionen einbezogen werden Beispielsweise wurden in einer Arbeitsgruppe mit der MAG ELF-Amt fuumlr Familie und Jugend und der Kindershyschutzgruppe des Sozialmedizinischen Zentrums Ost das Informationsmaterial ndash die Folder die Postkarten die Plakate und die Checkkarte ndash gemeinsam entwickelt

Die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen ist im Frauennotruf ein wesentlicher Bestandteil des Krisenshymanagements und Vorraussetzung fuumlr eine umfassende Betreuung von Gewaltopfern Insbesondere Institutionen wie Spitaumller

Polizei oder Frauenhaumluser sind unershylaumlssliche Ansprech- und KooperationsshypartnerInnen wobei nicht zuletzt die 24shystuumlndige Erreichbarkeit mit dem Vershysorgungsauftrag der Soforthilfe ein gemeinshysames und wichtiges Element fuumlr die wechshyselseitige Inanspruchnahme der Hilfsangeshybote darstellt

Spezifische Grundlagen des Opferschutzes

Bei der Frage nach dem benoumltigten Fachshywissen und den notwendigen strukturelshylen Rahmenbedingungen zur optimalen Versorgung von Gewaltopfern muss der Grundauftrag der jeweiligen Institution beruumlcksichtigt werden So gelten fuumlr eine Spezialeinrichtung zur Betreuung von Gewaltopfern andere Vorgaben als fuumlr Institutionen mit einem breiten Vershysorgungsauftrag Fuumlr alle sollte jedoch gelten Unabhaumlngig davon an wen sich die Betroffenen wenden ob nun an die Polizei an das Krankenhaus an das Gericht oder an eine Opferschutzeinrichtung uumlberall sollen sie die Sicherheit haben dass ihnen mit der noumltigen Sensibilitaumlt begegnet wird und sie den spezifischen Beduumlrfnissen entsprechend behandelt werden Damit dieser berechtigte Anspruch auch in der Praxis erfuumlllt werden kann ist in den Institutionen Wissensvermittlung fuumlr bestimmte Bereiche unerlaumlsslich

bull Wissen uumlber das Ausmaszlig und Formen von Gewalt und die psychischen sowie koumlrperlichen Auswirkungen auf die Opfer

bull Kenntnisse uumlber vorherrschende Vorurshyteile und Mythenbildungen in der Geshysellschaft und deren moumlgliche Ausshywirkungen auf die Opfer sowie auf die

eigene Grundhaltung gegenuumlber Gewaltshyopfern

bull Kenntnisse uumlber rechtliche Grundlagen im Bereich Opferschutz

bull Entwicklung und Implementierung von Behandlungsstandards und Interventionsshyrichtlinien in der jeweiligen Institution

bull Standardisierte interdisziplinaumlre und interinstitutionelle Zusammenarbeit bei der Akutversorgung von Gewaltopfern

bull Kenntnisse uumlber die institutionellen und persoumlnlichen Zustaumlndigkeiten und Grenzen

AUSMASS UND FOLGEN DER GEWALT Internationale Daten und wissenschaftlishyche Untersuchungen zeigen eindeutig auf Gewalt ist ein weit verbreitetes soziales Problem bull Eine von vier in Europa lebenden Frauen

ist von Gewalt durch ihren jetzigen oder ehemaligen Partner betroffen7

bull Zehn bis 15 Prozent der Frauen in Industrielaumlndern werden durch ihren aktuellen Lebenspartner zu sexuellen Handlungen gezwungen8

bull Bei einer Befragung von 10000 Frauen in Deutschland gaben 40 Prozent an seit dem 16 Lebensjahr koumlrperliche undoder sexuelle Gewalt erlebt zu haben9

Auch wenn die Auswirkung von Gewalt die Art und Auspraumlgung der psychischen Reaktion vom situativen Kontext der Gewalttat (Ort Dauer Taumlter) von der eigeshynen Persoumlnlichkeitsstruktur und den ershylernten Copingmechanismen beziehungsshyweise Bewaumlltigungsstrategien abhaumlngen muss grundsaumltzlich davon ausgegangen werden dass sexuelle koumlrperliche oder psychische Gewalt immer zu gesundheitshylichen Folgeschaumlden fuumlhrt

So kann eine akute Belastungsreaktion unmittelbar nach einer Gewalterfahrung auftreten und sich unter anderem in Angstzustaumlnden Schlafstoumlrungen und Alptraumlumen oder psychosomatischen Beshy

schwerden aumluszligern Als besonders belasshytend erleben die Betroffenen Flash backs die als real erlebte Erinnerungsbilder der Tat ploumltzlich auftreten und etwa durch Geruumlche Geraumlusche oder Bilder ausgeloumlst werden Zu den Spaumltfolgen zaumlhlt etwa die posttraumatische Belastungsstoumlrung die nicht unterschaumltzt werden darf Die Praumlvalenzrate also die Rate jener die nach einer Vergewaltigung an einer posttraushymatischen Belastungsstoumlrung erkranken wird mit 30 bis 55 Prozent angegeben10

RECHTLICHE GRUNDLAGEN Verschiedene gesetzliche Regelungen und Bestimmungen stellen wesentliche Rahmenshybedingungen fuumlr den Schutz von Opfern von Gewalt sicher Besonders hervorzuheshyben ist etwa das Bundesgesetz zum Schutz vor Gewalt in der Familie das mit 1 Mai 1997 in Oumlsterreich in Kraft getreten ist und einen Meilenstein im Kampf gegen Gewalt darstellt Mit diesem Gesetz wurde eine Rechtsgrundlage fuumlr das Einschreiten der Polizei bei haumluslicher Gewalt geschafshyfen Damit wird den betroffenen Opfern unmittelbar und rasch Schutz vor dem Gewalttaumlter in der eigenen Wohnung zuteil Die Polizei kann eine Person von der eine Gefaumlhrdung ausgeht aus der Wohnung wegweisen und ihr die Ruumlckkehr fuumlr maximal zehn Tage untersagen (Betretungsverbot) Wird in dieser Zeit vom Gewaltopfer beim Bezirksgericht eine einstweilige Verfuumlgung beantragt so vershylaumlngert sich das polizeiliche Betretungsshyverbot automatisch bis zu 20 Tage Das Gericht pruumlft den Antrag innerhalb dieses Zeitraums Eine einstweilige Verfuumlgung kann bis zu drei Monate oder bis zum Ende eines laufenden Verfahrens (etwa Scheidungsverfahren) gelten wobei auch die raquoSchutzzonelaquo uumlber den unmittelbaren Wohnbereich hinausgehend ausgeweitet werden kann

Eine wesentliche Begleitmaszlignahme des Gewaltschutzgesetzes war die Errichtung von Interventionsstellen in allen Bundesshy

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

laumlndern die aktiv mit den Gewaltopfern Kontakt aufnehmen und Beratung Inforshymation und Betreuung im Rahmen des Gesetzes anbieten Die polizeiliche Statistik der letzten Jahre zeigt eindeutig auf dass die Maszlignahmen im Gewaltschutz verstaumlrkt zur Anwendung kommen Wurden oumlstershyreichweit im Jahr 2002 rund 4000 Beshytretungsverbote verfuumlgt so lag im Jahr 2004 die Anzahl bei fast 4800 Verfuumlgungen Dabei war in Wien die houmlchste Steigerungsrate mit 40 Prozent zu verzeichnen11

GEWALTDYNAMIK UND MYTHENBILDUNG Ein besonderer Aspekt den es in der Arbeit mit Gewaltopfern zu beruumlcksichtishygen gilt ist das Abhaumlngigkeitsverhaumlltnis zwischen Opfer und Taumlter

Die Taumlter sind den betroffenen Frauen vielshyfach bekannt sie sind gute Bekannte komshymen aus dem Freundeskreis sind Arbeitsshykollegen oder es sind der Partner oder der Ehemann So zeigt die Kriminalstatistik Oumlsterreich bei der Analyse der Taumlter-Opfershybeziehung beim Delikt Vergewaltigung fuumlr das Jahr 2004 dass in nur elf Prozent der Faumllle der Taumlter unbekannt war Bei 41 Prozent gab es ein Bekanntschaftsverhaumlltnis bei 17 Prozent gab es eine Zufallsbekanntshyschaft bei 22 Prozent bestand eine familiaumlre Beziehung mit und bei sieben Prozent ohne Hausgemeinschaft

Die Erfahrungen aus der Beratungsarbeit des Frauennotrufes zeigen dass gerade bei familiaumlrer Gewalt eine jahrelange Gewalterfahrung bei den Opfern nicht nur zu psychischen und koumlrperlichen Schaumldigungen sondern auch zum Verlust der eigenen Selbsthilfemechanismen fuumlhrt Die Angst vor einer vom Partner angedrohshyten massiveren Gewalt sollte eine dritte Person davon erfahren lassen die Beshytroffenen lange schweigen Die gleichzeishytig damit einhergehende soziale Isolation und eine finanzielle Abhaumlngigkeit sind zusaumltzliche verstaumlrkende Faktoren

Die Grenzuumlberschreitung durch eine Person die sie gut zu kennen glauben mit der sie womoumlglich zusammenleben und der sie vertraut haben macht es fuumlr die Betroffenen besonders schwer die Unrechtshymaumlszligigkeit der Tat zu begreifen Eine Ershyklaumlrung zu finden fuumlhrt oft dazu dass die betroffenen Frauen die Schuld bei sich suchen sich Selbstvorwuumlrfe machen und so die Gewalttat auch bagatellisieren Zushydem verstaumlrken gesellschaftliche Vorurshyteile die potenziell den Opfern (in der Regel Frauen) Mit- oder Teilschuld geben und die Taumlter (in der Regel Maumlnner) von der Schuld freisprechen oder sie in bereshychenbare Kategorien einteilen die Schuld-und Schamgefuumlhle der Gewaltopfer Selbstshyvorwuumlrfe Aumlngste fuumlr die Tat verantwortshylich gemacht zu werden oder erst gar nicht ernst genommen zu werden sind oft Gruumlnde warum sich die Opfer nach der Tat niemandem anvertrauen

Die Reaktion des unmittelbaren Umfeldes stellt daher einen wesentlichen Faktor fuumlr den Verlauf der traumatischen Krise dar Dashybei sind die ersten Reaktionen von Krisenanshylaufstellen von zentraler Bedeutung Nur wenn dem Gewaltopfer mit der Grundshyhaltung und Position begegnet wird bei der die Tat als unentschuldbarer Angriff gesehen wird fuumlr die allein der Taumlter vershyantwortlich zu machen ist kann uumlbershyhaupt erst ein Vertrauensverhaumlltnis aufgeshybaut werden

BEHANDLUNGSSTANDARDS Es ist ein Faktum dass Opfer von Gewalt nicht nur wegen ihrer akuten Vershyletzungen sondern wegen vieler anderer Beschwerden oder Erkrankungen das Gesundheitssystem aufsuchen Das Wissen um die psychischen und koumlrperlichen Auswirkungen von Gewalt bedingt die Entwicklung von spezifischen Kriterien bei der Behandlung oder Beratung von Gewaltopfern um einen opfersensiblen Umgang gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Unter Beruumlcksichtigung von Praxisershyfahrungen des Frauennotrufes die im Rahmen von Begleitungen zu Untershysuchungen in Krankenhaumlusern gewonnen wurden von Berichten von Klientinnen die ihre Wahrnehmungen und Beurshyteilungen einer Erstversorgung im Spital den Beraterinnen schilderten sowie von Ergebnissen aus interdisziplinaumlren Arbeitsshygruppen koumlnnen folgende wesentliche Maszlignahmen oder Kriterien definiert wershyden

bull Die Wartezeit im Ambulanzbereich fuumlr Gewaltopfer moumlglichst gering halten

bull einen ruhigen geschuumltzten Rahmen Raum fuumlr die Anamnese sicherstellen

bull wenn moumlglich die Untersuchung durch eine Aumlrztin gewaumlhrleisten oder zuminshydest in Anwesenheit von weiblichem Pflegepersonal durchfuumlhren

bull dem Wunsch der Betroffenen nachkomshymen von einer Vertrauensperson ins Untershysuchungszimmer begleitet zu werden

bull die Betroffene uumlber die geplanten Intershyventionen oder Untersuchungsschritte genau informieren

bull eine interdisziplinaumlre Opferschutzgruppe im Spital installieren die sich aus speshyziell geschultem Personal verschiedener Abteilungen zusammensetzt

bull psychosoziale Betreuung vermitteln und falls vorhanden auch die internen Ressourcen der Opferschutzgruppe nuumltzen

bull uumlber weiterfuumlhrende Betreuung und Beratung in einer Opferschutzshyeinrichtung informieren oder die Kontaktaufnahme zu dieser initiieren

bull Informationsmaterial uumlber Hilfseinshyrichtungen in den Ambulanzen auflegen

INSTITUTIONELLE ZUSAMMENARBEIT Aufgrund der Multitraumatisierung der Gewaltopfer benoumltigen diese in der Regel Unterstuumltzung von verschiedenen Hilfseinshyrichtungen Die Zusammenarbeit zwischen Institutionen wie etwa Frauennotrufen Frauenhaumlusern der Polizei Rettung oder

Krankenhaumlusern ist bei der Akutvershysorgung von Gewaltopfern eine Grundlage dafuumlr effektiv Hilfe und Schutz gewaumlhrleishysten zu koumlnnen

Die Erfahrung zeigt Je besser die wechshyselseitigen Kenntnisse um die jeweiligen Zustaumlndigkeiten internen Organisationsshyablaumlufe sowie Serviceangebote sind desto besser und leichter kann bei akuten Faumlllen die Fachressource einer anderen Institution genutzt werden Kommunikation fachshylicher Austausch und ein Lernen voneinshyander schaffen zudem eine Ausgangsbasis die eine Entwicklung von verbesserten und gezielten Hilfsmaszlignahmen bei der Versorgung von Gewaltopfern ermoumlglicht

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kindernlaquo konnte diesbezuumlglich auf vershyschiedenen Ebenen einen wesentlichen Beitrag fuumlr die Qualitaumltssicherung und Verbesserung der Versorgung von Gewaltshyopfern leisten

Beispielhaft ist ein Projekt zu nennen das waumlhrend der Umsetzungsphase des Curricushylums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entstanden ist und das Ziel verfolgte den Qualitaumltsstandard der Spurensicherung bei Sexualdelikten und der Betreuung von Vergewaltigungsopfern zu verbessern Das Projekt wurde gemeinsam von der Wiener Polizei dem Wiener Krankenanstaltenshyverbund der Gerichtsmedizin Wien und dem 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien durchgefuumlhrt Die Projektgruppe entshywickelte ein raquoSpurensicherungs-Setlaquo das mittlerweile an allen Wiener Schwershypunktspitaumllern zur Anwendung kommt und eine einheitliche Spuren- und somit Beweissicherung nach Sexualdelikten sicherstellt Gleichzeitig wurden zentrale Aspekte des Opferschutzes beruumlcksichtigt die bei der Erstversorgung als Standard definiert wurden ndash ein aumlrztliches Gespraumlch in geschuumltztem Rahmen wird angeboten die Begleitung durch eine Vertrauensshyperson wird ermoumlglicht die medizinische

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Untersuchung erfolgt nach eingehender Information und nach Zustimmung der Betroffenen ein Informationsblatt uumlber die Spurensicherung die Anzeige und uumlber wichtige Opferberatungsstellen wird den Betroffenen mitgegeben und bei Bedarf wird ein Kontakt zu einer Einrichtung vershymittelt

raquohellip Gewalt nicht nur zu bekaumlmpfen sondern sie verhindernlaquo Statement von UnivProf Dr Fritz Gschnait Vorstand der Hautabteilung und Aumlrztlicher Direktor Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoGewalt gegen Frauen und Kinder ist leider eine unterschaumltzte Realitaumlt mit der auch Aumlrzte und Aumlrztinshynen sowie das Krankenpflegepersonal in zunehmendem Maszlige konfrontiert sind In zunehmendem Maszlige deshalb weil die Gewaltbereitschaft steigt nicht zuletzt als Folge der zahlreichen Stresseinfluumlsse denen die heutigen Menschen besonders in Ballungszentren ausgesetzt sind sowie der dramatisch ansteigenden rsaquoEgoistizierunglsaquo der Zeit Menschen sind in vermehrtem Maszlige nur mehr auf sich selbst ausgerichtet zunehshymend weniger bereit fuumlr andere Mitmenschen auch in der eigenen Familie etwas auf sich zu nehmen und reagieren ablehnend ndash leider auch mit Gewaltmaszlignahmen

Aufklaumlrungsmaszlignahmen wie das Curriculum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo sind sehr wichtig damit Aumlrzte und Aumlrztinnen sensibilisiert werden bestimmte Verletzungsformen besonders an der Haut und den Schleimhaumluten als Folgen von Gewalteinwirkung zu erkennen und damit zu diagnostizieren Da die Betroffenen nicht zu selten schweigen kommt dem Arzt der Aumlrztin hier die wichtige Aufgabe zu die Gewaltfolge nicht nur zu behandeln sondern auch geeignete Maszlignahmen zu ergreifen um die hinter der Verletzung stehende psychische Problematik einer Loumlsung zuzufuumlhren In diesem Sinne sind Fortbildungsveranstaltungen dieser Art groszligartig tragen den Beduumlrfnissen unserer Zeit Rechnung und sollten weiter ausgebaut werden Allerdings darf dies erst der Anfang sein Wie immer in der Medizin ist Vorbeugen besser als Heilen Die Gesellschaft ist daher aufgerufen auf allen zur Verfuumlgung stehenden Wegen der Gewalt in der Gesellschaft vorzubeugen Gewalt nicht nur zu bekaumlmpfen sondern sie zu verhindern Richtige Erziehung in der Familie und in der Schule sind hier ebenso gefordert wie Maszlignahmen zur Stressvermeidung im Wohnbau im Straszligenverkehr am Arbeitsplatz im gesamten sozialen Gefuumlge der Menschen Gewalt wird letztlich nicht allein durch Strafen aus der Welt geschafft werden sondern in erster Linie durch Vermeidung und Bekaumlmpfung jener Faktoren welche Menschen gewaltbereit machen

Ich wuumlnsche dem Curriculum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo als einen wichtigen Teil des notshywendigen Gesamtkonzeptes weiterhin viel Erfolglaquo

RESUumlMEE

Aus Sicht des 24-Stunden Frauennotrufs hat das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zentrale Themen des Opfershyschutzes nicht nur aufgegriffen sondern auch in konkrete Maszlignahmen umsetzen koumlnnen Darin liegt auch die Chance dass die Erweiterung der institutionellen Handlungsspielraumlume und der Zusammenshyarbeit uumlber das Projekt hinaus Fortbeshystand hat

raquohellip dass das Curriculum wachruumltteln und aufzeigen

soll dass Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht als Kavaliersshy

delikt oder als ein Recht des Mannes gesehen werden darflaquo

Statement von Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegedienstes Kaiser-Franz-Josef-Spital

raquoDer Nutzen des Curriculums ist sehr hoch Zuerst einmal in dem Sinne dass durch das Thematisieren von Gewalt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wachgeruumlttelt werden sie sollen auch Zivilcourage entwickeln das heiszligt nicht wegschauen weil sie sich Aumlrger einhandeln koumlnnten Ich koumlnnte mir vorshystellen dass es auch heikel sein kann wenn man sich einmischt Da muss man den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sagen rsaquoWir stehen alle an eurer Seite schaut nicht weg und auch bei einer Vermutung ist es besser man irrt sich einmal als man irrt sich einshymal zu weniglsaquo Man braucht nicht jedes Mal strenge Vorschriften aber gewisse Leitlinien Das Curriculum ist eine Leitlinie an der man sich anhalten kann und anhand derer man vorgehen kann wenn man unsishycher ist

Beim Thema Gewalt ist die Redundanz wichtig Im Vordergrund steht das Immer-wieder-aufmerksam-Machen Die Gefahr dass eine Aktion einschlaumlft ist sehr groszlig Was man bei einem guten Handbuch noch besser machen kann ist es immer wieder in Ershyinnerung zu bringen es nachzudrucken und es nicht als eine Einmalaktion zu belassenlaquo

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit Maga Renate Balic-Benzing Leiterin der MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie

Kinder schuumltzen und Eltern stuumltzen sind die gesetzlichen Kernaufgaben und erklaumlrshyten Ziele der MAG ELF

Mit der reichen Angebotspalette raquoSoziale Dienste und Praumlventionlaquo reagieren SozialshyarbeiterInnen und PsychologInnen der MAG ELF bereits fruumlhzeitig auf moumlgliche Uumlberforderungssituationen von Eltern die in der Folge zu Kindesmisshandlung fuumlhren koumlnnen und unterstuumltzen Eltern dabei Strategien zu entwickeln ihren Kindern ein Aufwachsen in einer angstfreien und foumlrdernden Atmosphaumlre zu ermoumlglichen

Oumlffentliche Thematisierung und Sensibilishysierung leisten einen wichtigen Beitrag dazu Die neue Kinderschutz-Kampagne der MAG ELF weist darauf hin dass Kinder aktiv Gewalt ablehnen und auf ihr Recht auf Schutz vor Gewalt bestehen koumlnshynen und sie fordert auf den Kindern eine Stimme zu geben und diese Kinder dann auch zu houmlren Unter dem Slogan raquoDu sagst was gespielt wirdlaquo lenken wir vershystaumlrkte Aufmerksamkeit auf die Rechte der Kinder insbesondere das Recht auf Schutz vor Gewalt in jeder Form

Die Kampagnen zum Kinderschutz der MAG ELF helfen mit eine Enttabuisierung der Themen Gewalt in der Familie und Gewalt an Kindern zu erreichen und damit eine Sensibilisierung zu bewirken

Die Zahl an Abklaumlrungsverfahren in welchen die moumlgliche Misshandlung oder Vernachlaumlssigung eines Kindes dem Jugendshywohlfahrtstraumlger gemeldet und von diesem uumlberpruumlft wird ob eine Gefaumlhrdung des Kindes besteht und sodann entschieden wird welche Maszlignahme der Jugendwohlshyfahrt erforderlich ist um diese Geshyfaumlhrdung des Kindes abzuwenden steigt

laufend ndash von 5277 im Jahr 2001 auf 7994 im Jahr 2004 ndash an

Kindesmisshandlung ist eine nicht zufaumlllige gewaltsame Handlung von Eltern oder anderen Erwachsenen die das Kind koumlrpershylich und psychisch verletzt in seiner Entshywicklung nachhaltig beeintraumlchtigt oder es sogar toumltet Sie beinhaltet alle Formen physischer Gewalt die entweder unmittelshybar aus einer Situation heraus als beshywusst geplante raquoErziehungsmaszlignahmelaquo oder aufgrund sadistischer Neigung geshysetzt werden Sie kann auch durch Vershyweigerung und Entzug koumlrperlicher und seelischer Grundbeduumlrfnisse erfolgen Ebenso zaumlhlen Ablehnung Demuumltigung und Herabsetzung Uumlberforderung durch unangemessene Anforderungen und Anshyspruumlche Liebesentzug Gleichguumlltigkeit und Ignorieren Angst machen und Drohunshygen zu Formen der Kindesmisshandlung

Kinder werden durch das wiederholte Miterleben von Gewalt an der Mutter sei es durch den Vater oder den Lebensshypartner genauso traumatisiert wie durch das direkte Erleben von Gewalt am eigenen Koumlrper

Die Symptome und Auswirkungen bei Kindern sind so vielfaumlltig wie die ausshygeuumlbten Formen von Gewalt sie sind manchmal deutlich manchmal verdeckt erkennbar Gewaltsysteme in Familien funktionieren indem sie verschleiern abschwaumlchen zum Schein kooperieren Diese Muster zu erkennen und zu durchshybrechen ist Aufgabe von HelferInnen Das Erkennen von Symptomen und die Klaumlrung der Ursachen koumlnnen nur durch eine Zushysammenarbeit aller beteiligten Professionen erfolgen Dabei zeigt sich immer wieder

deutlich wie wichtig die Vernetzung und Zushysammenarbeit der beteiligten HelferInnenshygruppen ist

In der Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen im Kinderschutz sind offene Kommunikation umsichtiges Vorgehen zum Schutz der betroffenen Kinder um sekunshydaumlre Traumatisierung zu vermeiden und klare Aufgabenteilungen unumgaumlnglich Das Wissen um die Moumlglichkeiten und Methoden der KooperationspartnerInnen ist unverzichtbar Die Entwicklung von Qualitaumlt und Standards im Kinderschutz ist ein laufender Prozess in den alle beteishyligten und handelnden Berufsgruppen involviert sind und der nie abgeschlossen sein kann und darf

Dies setzt einen moumlglichst einheitlichen Wissensstand aller Beteiligten voraus Gemeinsame und gegenseitige Schulungen sind ein bedeutender und wertvoller Schritt zur Umsetzung der wichtigen Aufgabe Kinderschutz

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo durchgefuumlhrt vom Wiener Proshygramm fuumlr Frauengesundheit in Zusammenshyarbeit mit der MAG ELF der MA 57 ndash 24shyStunden Frauennotruf und dem Krankenshyanstaltenverbund ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung und ein wesentshylicher Beitrag zur Verbesserung des Kindershyschutzes in Wien

raquoLetztlich bedeutet Gewalt gegen Kinder immer auch

Gewalt gegen Frauenlaquo Statement von Dr in Sonja Havlicek

Leiterin der Kinderschutzgruppe Wilhelminenspital

raquoDie interdisziplinaumlre Kinderschutzgruppe des Wilhelminenspitals hat sich eine moumlglichst fruumlhzeitige Diagnosestellung bei allen Formen der Misshandlung und die Erstellung rsaquokindorientierterlsaquo Loumlsungsstrategien zum Ziel gesetzt

Was heute ein paar Haumlmatome als Nebenbefund darstellt kann naumlchste Woche eine Fraktur und naumlchstes Monat auch den Tod des Kindes bedeuten Besonders Menschen in helfenden Berufen koumlnnen Gewalt und bewusste Verletzung nur schwer nachshyvollziehen und wollen solche auch nicht wahrhaben Wie bei anderen Diagnosen gehoumlren aber solche Fakten erhoben Das von der Kinderschutzgruppe entshyworfene Verletzungsblatt soll bei der Dokumentation und der Festlegung der weiteren Maszlignahmen helfen Prinzipiell streben wir bei Verdacht eine sofortige stationaumlre Aufnahme an der Kinderabteilung an

Die Existenz und die Arbeit der Kinderschutzshygruppe des Wilhelminenspitals tragen dadurch aktiv zum Gewaltschutz und zur Sensibilisierung des Personals bei Letztlich bedeutet Gewalt gegen Kinder immer auch Gewalt gegen Frauenlaquo

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ORGANISATORISCHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

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Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Eroumlffnung der Projektwochen am 16 Oktober 2001 durch die Stadtraumltinnen Grete Laska Maga Renate Brauner und Primaria Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker

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ORGANISATORISCHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo Maga Alexandra Grasl Projektmanagerin Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit

1998 hat der Gemeinderat das Wiener Proshygramm fuumlr Frauengesundheit einstimmig beschlossen in dem Gewalt als eines von insgesamt zwoumllf zentralen Handlungsshyfeldern beschrieben ist Der darin enthalshytene Maszlignahmenkatalog umfasst die Entshywicklung eines Schulungsangebots fuumlr Spitalspersonal zur Sensibilisierung und Fruumlherkennung der Auswirkungen von Gewalt

Planung

Mit Unterstuumltzung von Gesundheitsshystadtraumltin Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker Frauenstadtraumltin Maga Renate Brauner und Jugendstadtraumltin Grete Laska richtete die Wiener Frauengesundshyheitsbeauftragte im August 2000 eine Steuerungsgruppe ein in deren Rahmen mehrere Einrichtungen der Stadt Wien kooperierten um in den Gemeindeshyspitaumllern ein entsprechendes Fortbildungsshyprogramm umzusetzen Wiener Krankenshyanstaltenverbund 24-Stunden Frauennotshyruf der MA 57 MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie und das Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Die Polizeidirektion Wien und das Institut fuumlr Gerichtsmedizin wurden als KooperationspartnerInnen gewonnen

Ist-Stand Erhebung

20002001 wurde eine MitarbeiterInnenshybefragung an den Krankenhaumlusern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital durchgefuumlhrt Befragt wurden AumlrztInnen und Pflegefachkraumlfte der Abteilungen Gynaumlkologie Urologie Hals- Nasen- und Ohrenabteilung Dermashytologie Augenheilkunde Paumldiatrie Psyshychiatrie Interne Chirurgie und der Notshyfallsambulanzen uumlber ihre Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern Die Ergebnisse zeigen nicht nur ein Informationsdefizit sondern auch den Wunsch der Befragten nach adaumlquater Aus- und Fortbildung

Inhalte

Auf Basis dieser Ist-Analyse wurde das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entwickelt das sich durch einen interdisziplinaumlren Zugang auszeichnet Der Inhalt umfasst fuumlnf Module bull Formen und Auswirkungen sexueller

und koumlrperlicher Gewalt gegen Frauenbull Formen und Auswirkungen sexueller

und koumlrperlicher Gewalt gegen Kinderbull Spurensicherung und DNA-Analysebull Rechtliche Informationenbull Vorstellung von Opferschutzgruppen an

Wiener Krankenanstalten

Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Zielgruppen

Das Fortbildungsprogramm ist fuumlr die Zielshygruppen AumlrztInnen und Pflegepersonal aber auch fuumlr andere im Spital taumltige Berufsgruppen wie Hebammen SozialarshybeiterInnen PsychologInnen konzipiert Ziel ist es die MitarbeiterInnen vor Ort im Spital zum Thema Gewaltpraumlvention und -intervention zu informieren und zu senshysibilisieren sowie Behandlungsstandards in den Spitaumllern zu etablieren

Vortragende

Fuumlr die Phase der Implementierung des Projektes und bei der Durchfuumlhrung der Fortbildung in den Wiener Gemeindeshyspitaumllern waren ExpertInnen des 24shyStunden Frauennotrufs der MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie der Polizei der Gerichtsmedizin Wien der Rechtsabshyteilung des Wiener Krankenanstaltenshyverbunds der Opferschutzgruppen von Wilhelminenspital und Sozialmedizishynischem Zentrum Ost sowie der Spitalsshysozialarbeit des Fonds Soziales Wien (vorshymals MA 47) verantwortlich Die Fortshybildungsreihe im Allgemeinen Krankenshyhaus wurde um Expertinnen der Wiener Frauenhaumluser erweitert Zudem waren die Bundespolizeidirektion Wien und die Gerichtsmedizin Wien wichtige KooperashytionspartnerInnen und stellten uumlber den gesamten Projektzeitraum neben Fachshyvortragenden auch ihre inhaltliche Exshypertise zur Verfuumlgung

Informationsmaterial

Ein Informationsfolder und eine Check-Karte im Brusttaschenformat mit einer Liste der wichtigsten Maszlignahmen sowie der Notfallnummern richten sich direkt an das Krankenhauspersonal Diese dienen den SpitalsmitarbeiterInnen als Leitfaden fuumlr die wichtigsten Handlungsschritte bei

der Kommunikation mit und der Untershysuchung von Gewaltopfern und sie inforshymieren weiters uumlber Beratungseinshyrichtungen An die BesucherInnen der Ambulanzen werden Poster sowie Postshykarten mit den wichtigsten Anlaufstellen bei Gewalt gegen Frauen und bei Gewalt gegen Kinder verteilt Um das Thema raquosichtbarlaquo zu machen thematisieren waumlhshyrend der Projektwochen in den Modellshyspitaumllern lebensgroszlige Figuren im Einshygangsbereich der Ambulanzen Gewalt gegen Frauen und Kinder als ein Thema der Medizin

Umsetzung

Der medial begleiteten Kick-off-Veranshystaltung am 16 Oktober 2001 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost die die Stadtshyraumltinnen Grete Laska Maga Renate Brauner und Primaria Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker im Rahmen einer Pressekonferenz eroumlffnet haben folgten Projektwochen in deren Rahmen das Curriculum vor Ort angeboten wurde 2001 startete das Pilotmodell in den beiden Spitaumllern in denen die MitarbeiterInnen zuvor befragt worden waren 2004 wurde das Curriculum in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und im Krankenhaus Wien-Hietzing (ehemals Lainz) sowie 2005 im Allgemeinen Krankenhaus durchgefuumlhrt Die Teilnahme am Curriculum ist kostenshylos Von allen ProjektpartnerInnen wurden interne Personalressourcen fuumlr Planung Koordination und fuumlr die Vortragstaumltigkeit zur Verfuumlgung gestellt

Die Planung und Umsetzung des Curriculums verlief in vier Phasen

Phase 1 2000 Konstituierung der Steuerungsgruppe Entwicklung des Fortbildungskonzeptes MitarbeiterInnenbefragung in den Modellshyspitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum

Ost und Kaiser-Franz-Josef-Spital Entshywicklung von Informationsmaterialien

Phase 2 2001 Durchfuumlhrung der Fortbildung in den beishyden Modellspitaumllern wobei im Sozial-medizinischen Zentrum Ost und im KaisershyFranz-Josef-Spital 20 Fortbildungen zu je 15 Stunden angeboten wurden Zu jedem Themenschwerpunkt fanden zwei Alternativshytermine statt

Phase 3 20022003 Uumlberarbeitung des Fortbildungskonzepts aufgrund der Auswertung der Ergebnisse aus Phase 1 Anpassung der Fortbildungsshystruktur Umstieg auf geblockte Veranshystaltungen mit zwei Tagen zu jeweils 65 Stunden sowie Uumlberarbeitung der Standards bei der Spurensicherung und deren Inteshygration in die Fortbildungsinhalte

Phase 4 20042005 Durchfuumlhrung der Fortbildungen in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) an jeweils zwei Vormittagen zu je 65 Stunden Im Allgemeinen Krankenhaus wurde aufgrund der Groumlszlige des Spitals die Fortbildung zweimal angeboten das heiszligt es wurden insgesamt vier Vormittage zu je 65 Stunden abgehalten

Know-how-Transfer

Das Wilhelminenspital das ebenfalls zum Krankenanstaltenverbund gehoumlrt war aufshygrund dort bereits bestehender Gewaltshyschutzaktivitaumlten als Good-Practice-Beishyspiel in das Curriculum integriert MitshyarbeiterInnen des Wilhelminenspitals beshyrichteten uumlber die Arbeit der Gewaltshyschutzgruppe und trugen damit zu einem wichtigen Know-how-Transfer in andere Spitaumller bei Auch die in Folge des Curricushylums entstandene Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde zu einem fixen Bestandteil des Curriculums

Behandlungsstandards

In Folge der guten Zusammenarbeit entshywickelten der Wiener Krankenanstaltenshyverbund der 24-Stunden Frauennotruf die Polizei und die Gerichtsmedizin ein Spurensicherungs-Set das eine einheitliche Beweissicherung garantiert und in den Geshymeindespitaumllern als Behandlungsstandard zur Untersuchung von Opfern sexueller Gewalt etabliert wurde Zu diesem Zweck finden eigene Einschulungstermine in den Spitaumllern statt

Feedback-Befragung

Ab 2004 erhielten die TeilnehmerInnen die Moumlglichkeit zu den Inhalten des Curricushylums via Fragebogen anonym eine Ruumlckshymeldung abzugeben Drei Monate spaumlter bekamen die TeilnehmerInnen noch einshymal einen Fragebogen zugeschickt um die Praxistauglichkeit der Fortbildung zu uumlberpruumlfen

Organisation

Koordinierende Aufgaben wurden durch das Wiener Programm fuumlr Frauengesundshyheit geleistet Dies betraf etwa die Komshymunikation mit Spitalsverwaltung und Vortragenden sowie die Terminkoordinashytion und Erstellung des Programmablaufs Zentral war die Mitarbeit des Krankenshyhauses Dieses hat eine interne Person fuumlr die Koordination nominiert die wiedeshyrum fuumlr die Kommunikation vor Ort und fuumlr die Organisation des Vortragsraums zustaumlndig war und die Veranstaltung begleitend moderiert hat

Top-Down-Prinzip

Um das Wissen und die soziale Bedeutung des Themas Gewalt auf mehreren Ebenen zu verankern hat sich das Top-Downshy

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Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Prinzip bewaumlhrt Zuerst wurde die Direktionsebene des Krankenhauses ndash und zwar die Aumlrztliche Leitung und die Pflegeleitung ndash um Unterstuumltzung gebeten diese wiederum wandte sich an die Abteilungsleitungen Die Vorstaumlnde der Fachabteilungen wurden im Rahmen der PrimaraumlrztInnensitzung der Krankenshyhaumluser uumlber das Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder sowie uumlber den Ablauf des geplanten Curriculums im jeweiligen Krankenhaus informiert Auch wenn grundshysaumltzlich eine obligatorische Teilnahme aller anzustreben ist war es in dieser Phase sinnvoll dass jede Abteilung je eine Vertreterin oder einen Vertreter des aumlrztshylichen Personals und des Pflegepersonals zum Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entsendet hat

10 Durchfuumlhrungsschritte

1 Kontaktaufnahme zu EntscheidungsshytraumlgerInnen relevanter Einrichtungen

2 Konstituierung einer Projektsteuerungsgruppe

3 Ist-Stand Erhebung im Krankenhaus

4 Entwicklung der Fortbildungsinhalte

5 Schriftliche Information an die Krankenhausleitung (Aumlrztliche- und Pflegeleitung)

6 Koordinierungsgespraumlch mit der Krankenhausleitung

7 Vorstellung des Themas und Fortbildungsangebots in der PrimaraumlrztInnensitzung des Krankenhauses

8 Bestimmung einer spitalsinternen Koordinationsperson zwecks Organisation und Kommunikation vor Ort

9 Durchfuumlhrung der Fortbildung im Spital ndash Moderation durch einen KrankenhausmitarbeiterIn

10 Feedback-Befragung der TeilnehmerInnen

raquoEs gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die

Frauen an die richtigen Stellen zu verweisenlaquo Statement von Elfriede Geyer Pflegedirektion Krankenhaus Rudolfstiftung

raquoDie Ruumlckmeldung die wir von den MitarbeiterInnen bekommen haben war dass sie ein staumlrkeres Bewusstsein fuumlr das Thema bekommen haben Auch die MitarbeiterInnen der Kinderambulanz die immer schon sehr sensibel im Bezug auf Zeichen von Gewaltanwendung waren sagten sie seien jetzt noch hellhoumlriger geworden Diese houmlhere Sensibilitaumlt trifft fuumlr das Thema Frauen und Gewalt zu Insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gynaumlkologie berichten vom groszligen Nutzen der Spurensicherungsboxen Hier sei alles Notwendige enthalten inklusive einer genauen Anleitung Es gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die MitarbeiterInnen die Frauen an die richtigen Stellen zu verweisen beziehungsweise selbst Kontakte herzustellen Die multiprofessionelle Teilnahme seitens des Krankenhauses ist sicher ganz wichtig Seitens der Vortragenden war diese mulshytiprofessionelle Teilnahme ja gegeben Es sollte weiterhin genuumlgend Zeit bleiben um auch Fragen stelshylen zu koumlnnen was bei dem Curriculum der Fall war Eine Wiederholung des Curriculums waumlre sicher gut weil damit eine groumlszligere Personengruppe die Moumlglichkeit haumltte daran teilzunehmen

Auszligerdem waumlre es wichtig dass es genuumlgend SozialarbeiterInnen fuumlr einen Informationsaustausch gaumlbe Aktuell ist die Situation etwa in der Kinderabteilung unbefriedigend weil SozialarbeiterInnen abgezogen worden sind und es keine Ruumlckmeldungen mehr gibtlaquo

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

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MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern

Im Jahr 2001 wurde das Meinungsshyforschungsinstitut Fessel-GfK vom Buumlro der Wiener Frauengesundheitsbeauftragten mit einer schriftlichen MitarbeiterInnenbeshyfragung an den beiden Gemeindespitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum Ost (in der Folge SMZ Ost genannt) und Kaiser-FranzshyJosef-Spital beauftragt12 Mit dieser Befragung sollte einerseits erhoben wershyden welche Kontakte und Erfahrungen die befragten Personen bislang in ihrem beruflichen Alltag mit Gewaltopfern geshyhabt haben andererseits sollte der Bedarf an Unterstuumltzung in dieser Arbeit erfragt werden Ein weiteres Thema war welche Einstellungen zum Thema Gewalt bestehen Die MitarbeiterInnenbefragung basierte auf zwei methodischen Schritten Neben einer Fragebogenerhebung wurden vertieshyfende persoumlnliche Interviews durchgeshyfuumlhrt

Folgende Abteilungen wurden befragt interne Aufnahmestation Gynaumlkologie Hals-Nasen-Ohren-Station Psychiatrie Unshyfallchirurgie und Chirurgie Dermatologie Kinderinterne sowie Kinderchirurgie

Die Krankenhausdirektionen wurden vorshyab von der Wiener Frauengesundheitsbeaufshytragten schriftlich uumlber den Grund und das Ziel der Erhebung informiert Zudem erfolgte eine persoumlnliche Vorstellung des

Projektvorhabens durch die Projektverantshywortlichen Diese Vorbereitungen waren wesentlich es konnte ein Ruumlcklauf von 25 Prozent der Frageboumlgen erreicht werden Insgesamt haben sich an der Befragung 209 Personen beteiligt 81 Prozent der Befragten waren weibliches 13 Prozent maumlnnliches Personal13

Zentrale Ergebnisse der Fragebogenerhebung

KONTAKTHAumlUFIGKEIT MIT GEWALTOPFERN Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer 41 Prozent der Befragten hatten im Jahr vor der Befragung beruflichen Kontakt mit Kindern und Jugendlichen die Opfer koumlrshyperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt waren Durchschnittlich hatte im letzten Jahr jede der befragten Personen Kontakt mit rund zehn jungen PatientInnen mit Gewalterfahrungen Deutlich werden hier Unterschiede zwischen den einzelnen Abteilungen So etwa haben bedeutend mehr der befragten Personen der kinderinshyternen Station der kinderchirurgischen Station sowie der Unfallchirurgie angegeshyben im Laufe des letzten Jahres Kontakte mit kindlichen oder jugendlichen Gewaltshyopfern gehabt zu haben als an anderen Abteilungen Dennoch haben mehr als 20

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Prozent der befragten Personen an gynaumlkoshylogischen Abteilungen zumindest einmal im letzten Jahr jugendliche Gewaltopfer betreut

Insgesamt wurden rund 87 Prozent der kindlichen und jugendlichen Gewaltopfer von Personen begleitet

Frauen als Gewaltopfer Mit erwachsenen weiblichen Gewaltopfern haben deutlich mehr der befragten Pershysonen im Laufe des letzten Jahres Kontakt gehabt dies trifft auf insgesamt 56 Prozent der Befragten zu Besonders haumlufig war dies in der Psychiatrie in der (Unfall)shyChirurgie sowie auf der Dermatologie der Fall Durchschnittlich haben jene Befragte die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit einem erwachsenen weiblichen Gewaltshyopfer gehabt haben 77 Opfer von koumlrpershylicher und 53 Opfer von sexueller Gewalt betreut

Anders als bei den kindlichen beziehungsshyweise jugendlichen Gewaltopfern gaben nur rund 50 Prozent der Befragten an Beshygleitpersonen der von Gewalt betroffenen Frauen wahrgenommen zu haben

WAHRNEHMUNG UND VERDACHT AUF GEWALT Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer Die befragten Personen14 hatten haumlufig den Verdacht dass die Verletzungsurshysachen verschleiert werden sollten Beshysonders haumlufig wurde dies in Zusammenshyhang mit sexueller Gewalt (66 Prozent der Befragten) aber auch haumlufig in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt (53 Prozent der Beshyfragten) vermutet

Frauen als Gewaltopfer Dass die Verletzungsursachen verschleiert werden sollten vermuteten 41 Prozent der Befragten 15 in Zusammenhang mit sexuelshyler Gewalt und 37 Prozent in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt

VORGEHEN BEI VERDACHT AUF GEWALT Bei vermuteten Gewaltdelikten verhielten sich die befragten Personen wie folgt

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Vorgehensarten bei Kindern und bei Frauen Jugendlichen

Austauschen mit KollegInnen 93 Prozent 79 Prozent

Direktes Ansprechen des Opfers 44 Prozent 59 Prozent

Kontaktaufnahme mit Jugendamt 34 Prozent 15 Prozent

Ansprechen der Begleitperson 33 Prozent 21 Prozent

Kontaktaufnahme zu extramuralen Einrichtungen 21 Prozent 32 Prozent

Kontaktaufnahme zu Polizei 8 Prozent 13 Prozent

BETREUUNGSVERSTAumlNDNIS UND BEHANDLUNGSSTANDARDS Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsprocedere definierte eine deutliche Mehrheit der Befragten die eigene Funktion in der Leistung der medizinischen Versorgung und in der additiven Weiterleitung an Hilfseinrichtungen (insgesamt rund 70 Prozent) Nur 16 Prozent der Befragten fuumlhrten aus ausschlieszliglich medizinische Versorgung zu leisten

63 Prozent der Befragten gaben an dass in Zusammenhang mit sexueller Gewalt an kindlichen und jugendlichen Gewaltopfern Richtlinien fuumlr die Betreuung existieren 57 Prozent der Befragten gaben an dass dies auch bei koumlrperlicher Gewalt der Fall ist

Frauen als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsverstaumlndnis gegenuumlber von Gewalt betroffenen Frauen

sah ndash ebenso wie bei kindlichen bezieshyhungsweise jugendlichen Gewaltopfern ndash die uumlberwiegende Mehrheit der Befragten (rund 74 Prozent) ihre Aufgabe sowohl in der medizinischen Versorgung als auch in der Weiterleitung an andere Hilfseinshyrichtungen Nur 15 Prozent der Befragten gaben an ausschlieszliglich medizinische Vershysorgung zu leisten

Nur 30 Prozent der Befragten geben an dass Betreuungsrichtlinien fuumlr den Fall von sexueller oder koumlrperlicher Gewalt gegen Frauen vorliegen

UNTERSTUumlTZUNGSBEDARF IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Die befragten AumlrztInnen und Pflegeshypersonen fuumlhlten sich in Hinblick auf den Umgang und die Betreuung von Opfern koumlrperlicher undoder sexueller Gewalt relativ gering informiert nur ein Viertel bezeichnete sich als gut informiert Knapp die Haumllfte fuumlhlte sich eher schlecht und immerhin 15 Prozent sehr schlecht inforshymiert Deutlich houmlher ist der Informationsshybedarf bei Mitgliedern des houmlheren Pflegeshypersonals sowie in den Abteilungen Chirurshygie und interne Aufnahmestation

Die verschiedenen extramuralen Hilfseinshyrichtungen waren den befragten AumlrztInnen und Pflegepersonen in unterschiedlichem Ausmaszlig bekannt Waumlhrend die Mehrheit Betreuungseinrichtungen wie Frauenshyhaumluser (82 Prozent) Jugendamt (79 Proshyzent) oder den 24-Stunden Frauennotruf (60 Prozent) kannte traf dies auf andere Einrichtungen etwa den kriminalpolizeishylichen Beratungsdienst (37 Prozent) oder das Kinderschutzzentrum (35 Prozent) nur mehr fuumlr ein gutes Drittel der Befragten zu

Lediglich elf Prozent der Befragten haben eine spezielle AusbildungWeiterbildung fuumlr die Betreuung von Opfern koumlrperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt absolshyviert

Vor diesem Hintergrund ist das Ergebnis dass sich 80 Prozent der Befragten vershymehrt Hilfestellungen unterschiedlicher Art fuumlr den kuumlnftigen Umgang mit Gewaltshyopfern wuumlnschten nachvollziehbar 22 Prozent wuumlnschten sich konkret Angebote fuumlr Weiter- Aus- und Fortbildungen elf Prozent artikulierten Unterstuumltzungsbedarf im Bereich Gespraumlchsfuumlhrung beziehungsshyweise Umgang mit Gewaltopfern Die restshylichen Angaben verteilten sich auf Wunsch nach Kontaktadressen Broschuumlren vershybindlichen Betreuungsstandards psycholoshygischer Beratung oder Informationen uumlber rechtliche Grundlagen

Zentrale Ergebnisse der vertiefenden Interviews

Zusaumltzlich zu der Fragebogenerhebung wurden 30 persoumlnliche Interviews mit AumlrztInnen und Pflegepersonal (14 Frauen 16 Maumlnner) durchgefuumlhrt Ziel dieser quashylitativen Erhebung war eine vertiefende Erhebung der Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern der Interventions- und Behandlungsroutinen sowie der Bekanntshyheit und der Ressourcen intra- sowie extrashymuraler Stellen16

UumlBERFORDERUNG IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Rund die Haumllfte der Befragten gab an bei der ersten Begegnung mit einem Gewaltshyopfer voumlllig unvorbereitet in diese Situation gegangen zu sein Im Rahmen der Intershyviews wurde wiederholt darauf hingewieshysen wie schockierend dieser erste Kontakt mit Gewaltopfern gewesen waumlre

INFORMATIONSDEFIZIT UumlBER HILFSEINRICHTUNGEN Der Informationsstand uumlber extramurale Hilfseinrichtungen war bei den Befragten unterschiedlich hoch dennoch wurde uumlberwiegend die Ansicht vertreten mehr Informationen uumlber die Leistungen der einzelnen Einrichtungen zu benoumltigen

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

WUNSCH NACH FORTBILDUNGSANGEBOTEN Im Rahmen der Interviews wurde auch auf groszlige Informationsmankos in Bezug auf die Betreuung von Gewaltopfern verwiesen Es wurde beispielsweise hervorgehoben dass zu wenig Fortbildungsangebote existierten beziehungsweise dass Informationen nicht zugaumlnglich waumlren

Einige InterviewpartnerInnen haben sich durch berufliche Erfahrungen durch Literaturstudium oder den Besuch von

Veranstaltungen Informationen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern beschafft Im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde besonders hervorgehoben dass die dort bestehende Kinderschutzgruppe stark zur Ausbildung im Umgang mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern beigetragen hat

Am deutlichsten wurde der Wunsch nach Fortbildungsveranstaltungen formuliert wobei Vortraumlge und Diskussionen als adaumlshyquateste Vermittlungsform genannt wurden

raquoDie Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigenlaquo Statement von UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Allgemeines Krankenhaus

raquoDas Curriculum ist ausgezeichnet Am wichtigsten ist praumlventiv taumltig zu werden und Betroffenen Hilfe leicht zugaumlnglich zu machen Ich halte die Aus- und Weiterbildung auf diesem Gebiet im Krankenhaus fuumlr besonders wichtig Die Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigen Betroffene Frauen und Kinder koumlnnen von entsprechend ausgeshybildetem Personal besser vor weiteren Schaumlden bewahrt werdenlaquo

TeilnehmerInnen und Feedback

Insgesamt haben 800 TeilnehmerInnen das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo absolviert 110 MitarbeiterInnen im Kaiser-Franz-Josef-Spital 259 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost 147 in der Krankenanstalt Rudolfstiftung 57 im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) sowie 120 im Allgemeinen Krankenhaus An vertiefenden Workshops zur Handshyhabung des Spurensicherungs-Sets nahshymen 110 MitarbeiterInnen im KaisershyFranz-Josef-Spital im Wilhelminenspital und im Sozialmedizinischen Zentrum Ost teil An allen Spitaumllern zeigte sich als deutlicher Trend dass mehr weibliche MitarbeiterInnen an der Fortbildung teilshynahmen Eine Auswertung der Teilnahme am Curriculum nach Berufsgruppen beshylegt dass rund 70 Prozent der TeilshynehmerInnen aus dem Pflegebereich 15 Prozent aus dem aumlrztlichen Bereich und 15 Prozent aus therapeutischen Bereichen stammen nicht ausgewertet wurden hier die TeilnehmerInnen an den Schulungen zum Spurensicherungs-Set

Die Abteilung Organisation des Wiener Krankenanstaltenverbundes fuumlhrte in den Krankenhaumlusern Rudolfstiftung und Wien-Hietzing (vormals Lainz) eine anonyme Feed-Back-Befragung der TeilnehmerInnen am Curriculum durch Ein Fragebogen wurde unmittelbar nach Ende der Fortshybildung ausgefuumlllt ein zweiter drei Monate nach Absolvieren des Curriculums

Die Befragten bewerteten die inhaltliche Gestaltung und die Praxistauglichkeit durchgehend als sehr positiv Im Feedback nach drei Monaten fiel auf dass die Befragten angaben dass sie das im Curriculum erworbene Wissen in ihrer taumlglichen Arbeitspraxis sehr gut anwenshy

den konnten und die zur Verfuumlgung gestellten Informationsmaterialien eine wichtige Unterstuumltzung darstellten So etwa kannten 97 Prozent der Befragten den Folder und rund 80 Prozent der Befragten auch die Postkarten die im Rahmen des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo aufgelegt wurden

Viele Befragte wuumlnschten sich jedoch mehr und unterschiedliche Fortbildungen zum Thema Gewalt mehr Vernetzung zwishyschen den Abteilungen und nach auszligen sowie eine aktivere Beteiligung des aumlrztshylichen Personals

raquoEs muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen

Menschen durch Information und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

Statement von Oberin Monika Tischer Direktorin des Pflegedienstes Wilhelminenspital

raquoDas Wichtigste am Curriculum ist fuumlr mich die Information und Aufklaumlrung fuumlr MitarbeiterInnen und Betroffene Der Nutzen dieser Fortbildung ist sehr hoch denn ohne Information kann nicht reashygiert und somit kein Schutz angeboten werden Eine Gleichbehandlungsbeauftragte der Gemeinde Wien koumlnnte eine Ergaumlnzung fuumlr diese Veranstaltung sein Denn oft beginnt es mit sexueller Belaumlstigung und endet mit sexueller Gewalt Es muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen Menschen durch Inforshymation und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

Die Fortbildungsinhalte im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo

Die Ergebnisse der Erhebung des Fessel-GfK Instituts fanden sowohl bei der inshyhaltlichen als auch bei der zeitlichen Geshystaltung des Curriculums Beruumlcksichtigung Es musste bei der Planung insbesondere auf die Rahmenbedingungen in einer Krankenanstalt hinsichtlich zeitlicher Lage der Veranstaltung Ruumlcksicht genomshymen werden um moumlglichst vielen MitarshybeiterInnen Gelegenheit zu einer Teilnahme zu geben Nach der Durchfuumlhrung des Curriculums an den Modellspitaumllern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital wurden organisatorische Aumlnderungen vorgenommen Die Inhalte wurden dann geblockt jeweils an zwei Vorshymittagen zu je 65 Stunden in folgenden Modulen vermittelt

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Frauenlaquo

Informationen uumlber Formen Ausmaszlig und Folgen von Gewalt gegen Frauen Dynamik von Gewaltbeziehungen und Phasen der Traumashytisierung Auswirkungen von gesellschaftshylichen Mythen Grundlagen des Opferschutzes weiterfuumlhrende Betreuungsangebote Arbeitsshyweise und Aufgaben des Frauennotrufes

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Kinderlaquo

Information zu Erscheinungsformen und Symptomen von Gewalt gegen Kinder interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit im Intershy

esse der betroffenen Kinder Aufgaben geshysetzlichen Grundlagen und Arbeitsweise des Jugendwohlfahrtstraumlgers

Modul raquoSpurensicherung und DNA-Analyselaquo

Informationen zur richtigen Abnahme von Spuren und Vorgehen bei einer spurenshykundlichen Untersuchung mit Verwendung des Spurensicherungs-Sets Information uumlber die Aufgaben und Zustaumlndigkeiten der Gerichtsmedizin Wien

Polizeiliche Arbeit und Grundlage der DNA-Analyse in Hinblick auf die Beweisshyfuumlhrung von kriminellen Delikten

Modul raquoRechtliche Informationenlaquo

Grundlagen des Sexualstrafrechts und Opferrechte im Strafverfahren Vorgehensshyweise der Behoumlrden bei Offizialdelikten der Ablauf von einer Anzeige bis zum Geshyrichtsverfahren Prozessbegleitung und Unterstuumltzung der Opfer durch Opfershyschutzeinrichtungen

Information uumlber die Bestimmungen des Gewaltschutzgesetzes die rechtlichen Maszlignahmen der Wegweisung und des Betretungsverbotes die Moumlglichkeiten der Polizei und Erfahrungen aus der Praxis

Rechtliche Grundlagen des Aumlrztegesetzes und Krankenanstaltengesetzes und einschlaumlshy

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

gige Dienstvorschriften Die juristische De-finition von Gewalt etwa von raquoschwererlaquooder raquoleichterlaquo Koumlrperverletzung

Modul raquoOpferschutzgruppen im Krankenhauslaquo

Die Entstehungsgeschichte die Aufgabenund Arbeitsweisen von OpferschutzgruppenDarstellung der entwickelten Standardsund krankenhausinternen Versorgungsab-laumlufe sowie Kooperationen mit extramura-len Einrichtungen

Modul Wiener Frauenhaumluser ndashSicherheit und Wendepunkt

Information uumlber die Geschichte die Auf-gaben Angebote und Arbeitsweisen dervier Wiener Frauenhaumluser mit dem ange-schlossenen Nachbetreuungshaus und derBeratungsstelle

Hinweis Dieser Fortbildungsinhalt wurdebei der Veranstaltung im AllgemeinenKrankenhaus als zusaumltzliches Modul auf-genommen

raquohellip dass man die richtigen Schritte setztlaquoStatement von Drin Heidrun Flores-GengerGynaumlkologische und Geburtshilfliche AbteilungSozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Aufmerksam-Machen auf die Problematik unddas Wecken der Bereitschaft zu helfen bei den Mit-arbeiterinnen und Mitarbeitern im Spital scheint mirdas Wichtigste zu sein das heiszligt die Informationworum es geht wie man sich verhaumllt und wie manden Opfern helfen kann welche Moumlglichkeiten esgibt Durch das bessere Wissen gibt es auch eine grouml-szligere Bereitschaft sich zu beteiligen die richtigenSchritte zu setzen Wir auf der Gynaumlkologie sind zumBeispiel immer wieder mit vergewaltigten Frauenkonfrontiert hier ist die richtige Spurensicherungwichtig das haben wir vorher nicht gewusst DasCurriculum war insgesamt sehr gut sehr kompaktund konzentriert Man koumlnnte vielleicht noch dasThema Genitalverstuumlmmelung bei Frauen andererKulturen mit einbeziehen das ist etwas womit mannicht jeden Tag zu tun hat Dinge von denen mannichts weiszlig erkennt man vielleicht nicht Das ist ins-besondere dann schwierig wenn Frauen nicht unse-re Sprache sprechenlaquo

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienPlakate

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienInfokarten

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienChecklisten

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

raquohellip groszlig ist der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigenlaquo Statement von Rektor UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Leiter Allgemeines Krankenhaus-Universitaumltskliniken

raquoAls Rektor der medizinischen Universitaumlt Wien beshygruumlszlige ich die Etablierung eines Curriculums rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo ganz besonders da Gewaltshyerfahrungen wie internationale Studien eindrucksshyvoll aufzeigen die Gesundheit der davon Betroffenen nachhaltig und maszliggeblich negativ beeinflussen koumlnnen und einen bis dato noch zu wenig beruumlckshysichtigten gesundheitlichen Risikofaktor darstellen Entsprechend groszlig ist daher der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigen In diesem Zusammenshyhang erscheinen mir insbesondere die Vortraumlge zu Gewaltschutzaktivitaumlten in Spitaumllern und jene Vortraumlge die sich mit der Dynamik von Gewaltshybeziehungen sowie Erscheinungsformen und langshyfristigen Folgen von Gewalterfahrungen befassen als besonders wichtig Der Nutzen dieser Fortbildungs-Veranstaltung fuumlr das im AKH taumltige Personal sollte dementsprechend groszlig sein Das in den Vortraumlgen vermittelte Wissen sollte um entsprechende FaumlhigkeitenFertigkeiten im Umgang mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder erweitert werden um eine adaumlquate und sensible Betreuung dieser oftshymals schwer traumatisierten Personengruppe sichershyzustellenlaquo

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

Einleitung

Fuumlr die Durchfuumlhrung des Curriculums hat sich die Existenz von Opferschutzshygruppen als aumluszligerst positiv erwiesen Derzeit gibt es in zwei Wiener Krankenshyhaumlusern (Wilhelminenspital und Sozial-medizinisches Zentrum Ost) Opferschutzshygruppen

Bericht der Opferschutzgruppe im Wilhelminenspital

Seit Herbst 1997 besteht im Wilhelminenshyspital eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe zum Schutz fuumlr Frauen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind Ziel des Projekts war es im Spital ein Angebot zu installieshyren das Frauen zugute kommt und ihnen umfassende Versorgung Unterstuumltzung und Information bieten soll Um dieses Ziel zu erreichen wurde eine Arbeitsshygruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Institutionen ins Leben gerufen mit dem Ziel die Organisation und die Einhaltung erarbeiteter Strukturen zu sichern ein Forum fuumlr den Austausch mit den MitshyarbeiterInnen zu bilden um Reflexion und Verbesserungen zu ermoumlglichen Das Modell funktioniert mittlerweile seit Mai 1998 im Regelbetrieb In dieser Zusammenarbeit ist es gelungen die komplementaumlren Beshyduumlrfnisse aller beteiligten Berufsgruppen und die Interessen dreier Institutionen (Unfallchirurgische Abteilung Fonds Soziales Wien 24-Stunden Frauennotruf der MA 57) zur Deckung zu bringen ohne

Kosten zu verursachen Synergien wurden optimal ausgeschoumlpft

raquoDIE SICHERHEIT DES GEWALTOPFERS STEHT FUumlR UNS IM VORDERGRUNDlaquo DGKP Friedrich Anger-Schmidt Leiter der Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals und DSA Josef Heindl Mitarbeiter der Opfershyschutzgruppe des Wilhelminenspitals

raquoFuumlr uns steht die Sicherheit des Gewaltopfers im Vordergrund Wenn eine Ruumlckkehr in die Wohnung ndash aus welchen Gruumlnden auch immer ndash nicht moumlglich ist besteht die Moumlglichkeit einer stationaumlren Aufnahme an unserer Abteilung oder einer Unterbringung in einem Frauenhaus In der Statistik ist ein klarer Anstieg bemerkshybar So haben wir im Jahre 1999 37 Faumllle registriert und 2004 85 Faumllle Im Halbjahr 2005 sind wir schon bei 54 Faumlllen so dass wir heuer mit uumlber 100 Betroffenen rechshynen Woran es liegt laumlsst sich nur spekushylieren Ich vermute dass es ein Mix aus mehr rsaquoGewaltbereitschaftlsaquo und mehr rsaquodruumlber reden Trauenlsaquo ist Mein Wunsch ist nach wie vor eine wienweite Institutioshynalisierung in anderen Unfallabteilungen und eine Vernetzung der Daten Mit dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost ist sicher schon ein Anfang gemachtlaquo (DGKP Friedrich Anger-Schmidt)

raquoDie Sozialarbeit im Wilhelminenspital funktioniert mit einem neuen Konzept als Prototyp einer sozialen Servicestelle mit garantierter Erreichbarkeit von 8 Uhr bis

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

15 Uhr fuumlr PatientInnen Angehoumlrige und auch Spitalspersonal Diese gute Erreichshybarkeit ermoumlglicht es der Sozialarbeit sich als integraler Bestandteil bei Proshygrammen die eine bestimmte PatientInnenshygruppe betreffen anzubieten Unser Projekt zeigt sehr deutlich wie sehr Gesundheit und Soziales ineinander vershywoben sind und Patientinnen dementshysprechend auch von unterschiedlichen Professionen begleitet werden sollen

Voraussetzung fuumlr das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit ist die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respekshytieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Das Personal an der Unfallchirurshygischen Abteilung hatte den Eindruck dass zunehmend Patientinnen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind im Spital erscheinen und die ausschlieszliglich medizinische und pflegerische Versorgung fuumlr diese Patienshytinnen nicht ausreichend sind Zudem ist der Zeitdruck besonders in der Ambulanz zu groszlig um auf die ganz persoumlnlichen Probleme der Patientinnen adaumlquat einshyzugehen und zu reagieren Kenntnisse in Gespraumlchsfuumlhrung und Beherrschen von Kriseninterventionstechniken sind sehr individuell und in unterschiedlicher Qualitaumlt vorhanden und die Hilflosigkeit der Patientinnen wird oft zur Belastung fuumlr das behandelnde Personal Mit der neuen Konzeption einer Servicestelle war die Sozialarbeit in der Lage schnell erreichbar zu sein und damit Krisenintershyvention unmittelbar im Anschluss an die medizinische Versorgung anbieten zu koumlnnen

Neben der umfassenden Krisenintershyvention fuumlr Patientinnen bietet die intershydisziplinaumlre Zusammenarbeit verbesserte Gefahreneinschaumltzung und Entscheidungsshyhilfe zur Frage der noumltigenfalls stationaumlshyren Aufnahme Unsere Dienstzeiten ershylaubten es nicht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung anzubieten Aus diesem Grund und auch um gesicherte fachliche Komshy

petenz zu gewaumlhrleisten bot sich die Einshybindung des 24-Stunden Frauennotrufs in dieses Projekt an

Eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Instishytutionen und Berufsgruppen wurde gebilshydet um die koordinierte Zusammenarbeit zu ermoumlglichen Die gewuumlnschten MitarshybeiterInnen sollten entsprechendes Intershyesse mitbringen uumlber hohe Akzeptanz in der eigenen Berufsgruppe verfuumlgen und fuumlr den Wissenstransfer innerhalb der Berufsgruppe verantwortlich sein

Um die weitere Zusammenarbeit und allshyfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen sicherzustellen wurden weitere Bespreshychungen in halbjaumlhrigen Abstaumlnden vershyeinbart beziehungsweise finden sie jetzt anlassbezogen statt Themenspezifische Fortbildungsveranstaltungen finden nach Anlass und Bedarf statt Regelmaumlszligige Fortbildungsveranstaltungen fuumlr TurnusshyaumlrztInnen sollen diese nicht nur befaumlhigen in ihrem Dienst unserem Standard gemaumlszlig zu handeln sondern ihnen auch in weitershyfuumlhrenden Taumltigkeiten hilfreiches Wissen seinlaquo (DSA Josef Heindl)

Kontakt Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals 1220 Wien Langobardenstraszlige 122

Bericht der Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

Die Projektarbeit der Gewaltschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost starshytete im Jahre 2002 Zu diesem Zweck wurshyden aus den Bereichen Unfallchirurgie Aufnahmestation Gynaumlkologie und Psychiashytrie Angestellte eingeladen mitzuarbeiten Die Projektmitglieder sollten einen Rahmen fuumlr das Thema Gewalt in der Familie ershyarbeiten bestehende Probleme aufzeigen und Loumlsungsvorschlaumlge erstellen die im Sinne von Opferschutz im Sozialmedizishynisches Zentrum Ost in der Praxis vershywertbar sein sollten Nach Abschluss der Projektarbeit im Herbst 2004 wurde die Gewaltschutzgruppe offiziell als raquoOpfershyschutzgruppelaquo im Sozialmedizinischen Zentrum Ost als fixe Einrichtung und Organisation des Hauses genehmigt

raquoGEWALT IST NICHT IN ORDNUNG GEWALT IST KEINE LOumlSUNGlaquo DGKS Margit Liebhart Leiterin der Opfershyschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

raquoEs stellt sich im Laufe meiner Arbeit mit den Betroffenen immer wieder heraus wie schwer es fuumlr die Beteiligten ist daruumlber zu reden Gewalt in der Familie ist ein aumluszligerst sensibler Bereich Mit rsaquoFremdenlsaquo daruumlber zu sprechen was tatsaumlchlich rsaquoSchlimmeslsaquo in den eigenen vier Waumlnden passiert faumlllt nicht leicht Es gilt eine enorme Hemmschwelle zu uumlberwinden vor allem fuumlr sich selbst denn niemand moumlchte sein rsaquoeigenes Nest beschmutzenlsaquo

Manchmal braucht es mehrere Besuche bei uns in der Unfallambulanz die anfaumlnglich als rsaquoAusrutscherlsaquo von den Opfern dargestellt und dementsprechend bagatellisiert werden

rsaquoGegen den Tuumlrstock gelaufenlsaquo rsaquodie Stiegen hinuntergefallenlsaquo rsaquogestolpertlsaquo

Vielleicht beim naumlchsten Mal rsaquoIch war ja selber schuld haumltte ich ihnsie nicht so gereiztlsaquo

rsaquoErsie ist eigentlich ein seelenguter Mensch und sonst eigentlich so lieblsaquo

Frau M kommt nun schon zum dritten Mal zu uns in die Unfallambulanz Ich habe rsaquozufaumllliglsaquo schon wieder Nachtdienst Es ist 215 Uhr Frau M wird mit der Rettung gebracht

Sie ist nur mit einem Morgenmantel gekleidet der blutdurchtraumlnkt ist Frau M hat am ganzen Koumlrper Biss- und Kratzshywunden Wir versorgen ihre Wunden fast zwei Stunden lang

Frau M hat sich mein Gesicht und auch meinen Namen gemerkt

Als sie das erste Mal in meinem Nachtshydienst als Patientin kam wurde sie vom Lebensgefaumlhrten gebracht Sie hatte am linken Bein eine klaffende Bisswunde Der Hund des Lebensgefaumlhrten haumltte beim Spielen zu Hause nicht das Bein von Frau M sondern einen Ball ergreifen wollen Frau M zittert bei ihrer Erzaumlhlung Sie haumllt meine Hand und wirkt fuumlr mich vershystoumlrt Zu verstoumlrt fuumlr einen rsaquoSpielunfall mit dem Hundlsaquo Sie ist leicht alkoholisiert nicht sehr gepflegt Mir faumlllt auf dass sie immer wieder zur Tuumlr schielt

Nach drei Monaten wird Frau M mit der Rettung zu uns gebracht Eine Nachshybarin hatte die Polizei gerufen weil sie den Hund sehr laut bellen und knurren und Frau M schreien houmlrte

Frau M ist wieder alkoholisiert sie weint Wir muumlssen ihre Wunden dieses Mal sind es mehrere wieder versorgen Dieses Mal spreche ich sie direkt an rsaquoFrau M ich habe das Gefuumlhl dass bei Ihnen zu Hause irgendetwas nicht so laumluft wie Sie es sich wuumlnschen Kann ich Ihnen irgendshywie helfen Moumlchten Sie mit mir daruumlber sprechen Wollen Sie mit jemand anderem sprechen Wissen Sie ich denke dass jeder Mensch ein Recht darauf hat sich wenigstens zu Hause in seinen eigenen Waumlnden sicher und geborgen zu fuumlhlenlsaquo Frau M weint und stammelt irgendetwas vor sich hin Ich houmlre nicht zu sprechen auf Ich erzaumlhle von Gesetzen von vielen anderen Menschen die betroffen sind von

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Opferschutzgruppen in der PraxisOpferschutzgruppen in der Praxis

familiaumlrer Gewalt davon dass wir in unserer heutigen Gesellschaft alle gemeinshysam daran arbeiten sollten daruumlber zu reden dass Gewalt keine Loumlsung ist Frau M hat schon lange erfasst dass sie Hilfe braucht um aus dieser Gewaltspirale herauszukommen Sie erzaumlhlt mir von Selbsthilfebuumlchern die sie gelesen hat Sie erzaumlhlt von ihren vielen Versuchen nicht nur vom Alkohol sondern auch von ihrem Umfeld loszukommen aber letztendlich meint sie rsaquoDer Hund wird immer so aggressiv wenn wir trinkenlsaquo Trotzdem gebe ich ihr eine Broschuumlre vom Frauenshynotruf mit Ich fuumllle ein Gewaltdatenblatt aus

Heute beim dritten rsaquoBesuchlsaquo von Frau M bei uns erzaumlhlt sie mir dass ihr Lebensshygefaumlhrte den Hund auf sie hetzt wenn er zornig auf sie ist Dieses Mal sei es ganz besonders schlimm gewesen Wir reden und reden und reden Heute moumlchte Frau M mit einem Psychiatereiner Psychiaterin spreshychen Frau M moumlchte mit dem Frauennotshyruf telefonieren Frau M sagt dass sie so nicht mehr leben will

Frau M tut das auch alles mit mir Sie umarmt mich ich spuumlre dass sie wieder einen Schritt weiter vorangekommen ist Frau M will wieder nach Hause fahren

Ich habe Frau M schon uumlber zwei Jahre nicht mehr als Patientin bei uns gesehen Auch meine KollegInnen haben Frau M nicht betreut

Ich hoffe sehr dass Frau M und viele andere rsaquoOpferlsaquo die uns in unserem Bereich begegnet sind ein Stuumlck weiter voranshygekommen sind Ich hoffe sehr dass es sich weiter herumspricht beim Einkauf beim Tratsch mit dem Nachbarder Nachbarin in der U-Bahn bei persoumlnshylichen Gespraumlchen zwischen Freunden und Freundinnen und in Familien Gewalt in der Familie ist nicht ok

Ich kann etwas dagegen tun und es gibt viele Menschen und Einrichtungen die bemuumlht sind einen Weg aufzuzeigen der herausfuumlhren kann aus dieser Gewaltshyspirale

Wir schauen nicht weg wir schauen genau hin Wir wollen kompetent sein in unserer Hilfestellung Wir wollen Kontakte knuumlpfen die noumltig sind Wir haben die Moumlglichkeit rsaquostopplsaquo zu sagen in der oumlffentlichen Instishytution Krankenhaus Denn die Opfer komshymen zu uns und wenn wir aufmerksam genug zuhoumlren und hinsehen sind wir vielleicht die ersten die zu ihnen sagen rsaquoGewalt ist nicht Ordnung Gewalt ist keishyne Loumlsunglsaquo Vielleicht ist das ein Anfang fuumlr das Ende von der Gewalt in einer Familielaquo (DGKS Margit Liebhart)

Kontakt Opferschutzgruppe Sozialmedizinisches Zentrum Ost 1160 Wien Montleartstraszlige 37

raquoEiner der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es

eine geschuumltzte Gespraumlchsshysituation zu schaffenlaquo

Statement von Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegedienstes Sozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Sozialmedizinisches Zentrum Ost war eines der ersten Krankenhaumluser die projekthaft das Curriculum erarbeitet und weiterentwickelt haben Die Erfahrungen mit dem Curriculum zeigen dass viele MitarbeiterInnen in fast allen Abteilungen neushygierig gemacht und zur Mitarbeit angeregt wurden Bei uns sind noch immer die rsaquoPioniere und Pionierinnenlsaquo am Werk die ihr Wissen an die neuen MitarbeiterInnen weitergeben Wichtig ist dass die MitarbeiterInnen um die Entstehung der Gewaltshyspirale Bescheid wissen Sie koumlnnen den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern so eine adaumlquate Information und Beratung anbieten Der von den ProjektmitarbeiterInnen der Opferschutzgruppe erarshybeitete Leitfaden sichert den standardisierten Einsatz in allen Bereichen des Krankenhauses und bietet Nachvollziehbarkeit Einer der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es eine geschuumltzte Geshyspraumlchssituation zu schaffen Die MitarbeiterInnen sind zudem umfassend uumlber die gesetzlichen Regelungen informiert Insgesamt hat das Curricushylum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo zu einer Steigerung der Qualitaumlt der Betreuung von Gewaltopfern aber auch zu einer Sensibilisierung und einer Erhoumlhung der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen beigetragen Im Namen der Kollegialen Fuumlhrung danke ich allen MitshyarbeiterInnen die durch ihr Engagement und Fachwissen diesem sensiblen Thema im Sinne der Nachhaltigkeit professionell begegnenlaquo

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

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Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 3: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

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Vorwort Vorwort

Grete Laska Vizebuumlrgermeisterin

Mag a Renate Brauner Gesundheitsstadtraumltin

Mag a Sonja Wehsely Frauenstadtraumltin

Gewalt gegen Frauen und Kinder ist ein ernst zu nehmendes Problem dem auf vershyschiedenen Ebenen konsequent entgegenshygewirkt werden muss Die Stadt Wien bietet eine Vielzahl von kinder- und frauenspezifishyschen Beratungsstellen und Kriseneinshyrichtungen und foumlrdert oder entwickelt Projekte in den Bereichen Gewaltpraumlshyvention und Opferschutz

Die gesundheitlichen Folgen von Gewalt zeigen sich zum einen in der Akutbetreuung das heiszligt wenn es um die Behandlung von Verletzungen geht aber auch in langshyfristigen Folgeerscheinungen AumlrztInnen und Pflegepersonal sind mit beidem konshyfrontiert Da fuumlr uns auch diese gesundshyheitlichen Auswirkungen von Gewalt ein besonderes Anliegen darstellen wurde die Vermeidung von Gewalt gegen Frauen und Kinder bereits im Jahre 1998 als Schwershypunktthema im Wiener Frauengesundheitsshyprogramm verankert

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde im Jahr 2001 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost gestartet und hatte zum Ziel das medizinische Personal im Umgang mit Gewaltopfern zu sensibilishysieren und opferspezifische Versorgungsshystandards zu etablieren Als Maszlignahme des Frauengesundheitsprogramms konnte das Projekt nach einer 4-jaumlhrigen Laufzeit an sechs Wiener Schwerpunktspitaumllern erfolgshyreich zum Abschluss gebracht werden Opferschutzgruppen wurden in Spitaumllern fix eingerichtet die Zusammenarbeit zwishyschen Spitaumllern und extramuralen Einshy

richtungen wurde vertieft und Standards bei der Erstversorgung wurden implemenshytiert Austausch und Vernetzung waren zenshytrale Elemente die neben Wissenstransfer auch die Etablierung von fachbezogenen Netzwerken foumlrderten

Bereits in der Projektentwicklung und bei der Durchfuumlhrung wurde eine enge Kondash operation ins Zentrum gestellt Der Wiener Krankenanstaltenverbund der 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 die MAG ELF die Unfallabteilungen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost und im Wilhelminenspital die Bundespolizeidirektion Wien sowie die Gerichtsmedizin Wien ndash sie alle waren unter Koordination des Wiener Frauengeshysundheitsbuumlros beteiligt

Erfahrungen zeigen dass Unterstuumltzung Schutz und bestmoumlgliche Betreuung von Gewaltopfern nur mittels interdisziplinaumlshyrer Zusammenarbeit und Kooperation vershyschiedener Institutionen gewaumlhrleistet werden kann Es ist uns daher sehr wichtig die Einzigartigkeit und den Vorbildcharakter dieses Projektes hervorzuheben das den interdisziplinaumlren Gedanken durchgehend umgesetzt hat Der Erfolg des Projektes seine Praxistauglichkeit und Nachhaltigkeit haumlnshygen unweigerlich damit zusammen

Unser Dank gebuumlhrt den OrganisatorInnen sowie allen mitwirkenden Institutionen und deren VertreterInnen Nur durch ihr Engagement und durch ihre Kompetenz ist die Umsetzung des Projektes in dieser Qualitaumlt uumlberhaupt erst moumlglich geworden

Ein ebenso herzliches Dankeschoumln gilt allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Veranstaltungen die durch ihren taumlglichen Einsatz bei der Betreuung von Gewaltshyopfern einen unverzichtbaren Beitrag im Kampf gegen Gewalt leisten Ihre positiven Ruumlckmeldungen zum Projekt sehen wir als wichtige Unterstuumltzung und Bestaumlrkung fuumlr unsere Arbeit an

Das nun vorliegende Handbuch soll neben einer detaillierten Projektbeschreibung auch Erfahrungswerte vermitteln und insshybesondere EntscheidungstraumlgerInnen und VertreterInnen von Organisationen bei der Planung sowie Durchfuumlhrung von aumlhnshylichen Opferschutzprojekten als Anregung dienen

Grete Laska Vizebuumlrgermeisterin

Mag a Renate Brauner Gesundheitsstadtraumltin

aMag Sonja Wehsely Frauenstadtraumltin

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Vorwort

Dr Wilhelm Marhold Generaldirektor Wiener Krankenanstaltenverbund

Gewalt gegen Frauen und Kinder ist immer noch ein gesellschaftliches Tabushythema uumlber das nicht gern gesprochen wird Selten will jemand etwas merken selten wird etwas aktiv unternommen Oft kommen Gewaltopfer mit gewoumlhnlich scheinenden Verletzungen wie einem blaushyen Auge oder einer Verstauchung zu einer Behandlung in ein Krankenhaus

Die MitarbeiterInnen in den Spitaumllern des Wiener Krankenanstaltenverbundes sind gefordert rasch zu erkennen ob Koumlrpershyverletzungen durch die Einwirkung Dritter vorliegen Die Betreuung von Opfern koumlrpershylicher beziehungsweise sexueller Gewalt erfordert einen entsprechenden sensiblen Umgang und daruumlber hinaus auch ausreishychende Kenntnisse von Unterstuumltzungsshyangeboten fuumlr die Betroffenen

Der Wiener Krankenanstaltenverbund nimmt mit seinen oumlffentlichen Spitaumllern eine Schluumlsselfunktion ein das immer noch tabuisierte und in Folge von Schamshygefuumlhlen oft verschwiegene Problem der Gewaltanwendung entsprechend aufzundash arbeiten Um dem medizinischen Personal und den PflegerInnen im Anlassfall die Moumlglichkeit zu geben rasch und unbuumlroshykratisch entsprechende Hilfestellungen in die Wege zu leiten sind gezielte Schulungen uumlber den Umgang mit Geshy

waltopfern die rechtlichen Rahmenshybedingungen und ein Uumlberblick uumlber bestehende Hilfsangebote notwendig Die in allen Schwerpunktkrankenanstalten des Wiener Krankenanstaltenverbundes durchgefuumlhrten Fortbildungsangebote zum Thema raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo waren ein groszliger Erfolg und werden konshysequent weitergefuumlhrt

Besonderer Dank gilt dabei der Frauenshygesundheitsbeauftragten ao UnivProf in

Dr in Beate Wimmer-Puchinger sowie Dr in

Karin Spacek MA 57 ndash Frauenfoumlrderung und Koordinierung von Frauenangelegenshyheiten fuumlr die intensive Zusammenarbeit bei der Erstellung des Curriculums und die aktive Unterstuumltzung unserer Arbeit

Insbesondere danken wir allen Fuumlhrungen unserer Spitaumller die bei dieser erfolgreishychen Fortbildung mitgearbeitet haben

Dr Wilhelm Marhold Generaldirektor Wiener

Krankenanstaltenverbund

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INHALTLICHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Um das Thema raquosichtbarlaquo zu machen thematisieren waumlhrend der Projektwochen 2001 in den Modellspitaumllern lebensgroszlige Figuren im Eingangsbereich der Ambulanzen Gewalt gegen Frauen und Kinder als ein Thema der Medizin

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INHALTLICHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem ao UnivProf in Dr in Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Sexuelle koumlrperliche und psychische Ge-walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als raquoKavaliersdeliktlaquo und private An-gelegenheit betrachtet Dies trifft fuumlr viele Staaten auch heute noch zu Die Forderung dass dies nicht nur ein Anliegen der Frauen sein kann sondern die gesamte Gesell-schaft betreffen muss ist durch zahlreiche internationale Menschenrechtserklaumlrungen und Legistiken belegt

Angesichts der weit reichenden psychishyschen gesundheitlichen und sozialen Aus-

wirkungen stellt Praumlvention von Gewalt gegen Frauen und Kinder eine wichtige und auch gesundheitspolitische Herausshyforderung dar

Zahlreiche internationale Vereinbarungen und Resolutionen sind seitens des Europarates und der Vereinten Nationen zur Bekaumlmpfung von Gewalt an Frauen und Kindern getroffen worden (Beijing-Deklaration 1995)

Definition von Gewalt in der Beijing-Deklaration

Der Begriff raquoGewalt gegen Frauenlaquo bezeichnet jede Handlung geschlechterbezoshygener Gewalt die der Frau koumlrperlichen sexuellen oder psychischen Schaden oder Leid zufuumlgen kann einschlieszliglich der Androhung derartiger Handlungen der Noumltigung oder der willkuumlrlichen Freiheitsberaubung in der Oumlffentlichkeit oder im Privatleben Gewalt gegen Frauen umfasst folgende Formen

bull Koumlrperliche sexuelle oder psychische Gewalt in der Familie Misshandlungenvon Frauen sexueller Missbrauch von Maumldchen in der Familie Gewalt imZusammenhang mit der Mitgift Vergewaltigung in der Ehe Verstuumlmmelung derweiblichen Geschlechtsorgane und andere traditionelle fuumlr die Frau schaumldishygende Praktiken Gewalt auszligerhalb der Ehe und Gewalt im Zusammenhang mitAusbeutung

bull Koumlrperliche sexuelle und psychische Gewalt in der Gemeinschaft so auchVergewaltigung Missbrauch sexuelle Belaumlstigung und Einschuumlchterung amArbeitsplatz in Bildungseinrichtungen etc Frauenhandel und Zwangsshyprostitution

bull Vom Staat ausgeuumlbte oder geduldete koumlrperliche sexuelle oder psychischeGewalt wo immer sie auftritt

Quelle Beijing-Deklaration und Aktionsplattform vierte Welt-Frauenkonferenz Peking China 4 bis 15 September 1995 (United Nations 1996 Abschnitt D113)

Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Ausmaszlig und gesundheitliche Folgen der Gewalt

Laut Schaumltzungen erfaumlhrt in Oumlsterreich jede 5 Frau in einer aktuellen oder fruumlheren Partnerschaft koumlrperliche Gewalt Ein weishyteres Problemfeld stellt sexuelle Gewalt (Missbrauch) bei Maumldchen und Burschen dar

Wissenschaftlich erwiesen sind die folgenshyden kurz- und langzeitwirkenden gesundshyheitlichen Konsequenzen1

KOumlRPERLICHE FOLGEN Verletzungen funktionelle Beeintraumlchtigungen dauerhafte Behinderungen

PSYCHOSOMATISCHE FOLGEN Chronische Schmerzsyndrome Reizdarmshysyndrom Magen-Darm-Stoumlrungen

PSYCHISCHE FOLGEN Posttraumatische Belastungsstoumlrungen Depressionen Schlafstoumlrungen Panikattacken Essstoumlrungen Verlust von Selbstachtung und Selbstwertgefuumlhl

REPRODUKTIVE GESUNDHEIT Ungewollte Schwangerschaft Schwangerschaftsshykomplikationen Fehlgeburten niedriges Geburtsshygewicht STDssexuell uumlbertragbare Krankheiten Eileiter- und Eierstockentzuumlndungen

GESUNDHEITSGEFAumlHRDENDE STRATEGIEN Rauchen Alkohol- und Drogenmissbrauch risikoreiches Sexualverhalten

TOumlDLICHE FOLGEN Mord Selbstmord

Der Schweregrad der Erkrankungen ist abhaumlngig von der Bedrohlichkeit der Dauer des Zeitraums der Haumlufigkeit dem Alter der emotionalen Bindung an den Taumlter 2 sowie von den familiaumlren und sozishyalen Reaktionen gegenuumlber dem Opfer

Eine Multi-Center-Studie 3 an elf gynaumlkoshylogischen Abteilungen in Oumlsterreich (n = 1378 Frauen) uumlber die gynaumlkologishyschen Langzeitfolgen von sexueller Gewalt in Kindheit und Jugend zeigt hochsignishyfikant dass Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen ein Leben lang haumlufiger unter Unterbauchschmerzen Eierstock- und Blasenentzuumlndungen sowie menstruellen Beschwerden leiden als jene Frauen die keine Gewalterfahrungen erleshyben mussten Deutlich wurde in dieser Studie uumlberdies dass diese Erfahrungen zu Serien ungluumlcklicher Beziehungen sowie sexuellen Problemen fuumlhren Insshygesamt berichten 136 Prozent aller befragten Frauen eine Vorgeschichte mit sexuellem Missbrauch davon 38 Prozent mit versuchter Penetration Das Durchshyschnittsalter betrug beim ersten Missshybrauchserlebnis zwoumllf Jahre Die Taumlter waren nahezu zu 100 Prozent aus dem familiaumlren Umfeld

Gesundheitliche Folgekosten

Dass Gewalt nicht nur die Betroffenen massiv schaumldigt und zu lebenslangen Traumen fuumlhren kann sondern sich auch in massiven Kosten fuumlr das Gesundheitsshywesen niederschlaumlgt ist mittlerweile durch gesundheitsoumlkonomische Berechnungen evident Ein weiterer Kostenfaktor sind die fuumlr die Betroffenen notwendigen Beshyratungs- und Unterstuumltzungseinrichtungen

Nach aktuellen Berechnungen im Auftrag der britischen Regierung 4 verursacht haumlusliche Gewalt in Polizei Justiz Gesundheits- und Sozialeinrichtungen jaumlhrlich Kosten in Houmlhe von 31 Mrd Pfund (455 Mrd Euro) Die houmlchsten Kosten entstehen dieser Studie zufolge im Gesundheitssystem Der National Health Service muss jaumlhrlich ca 137 Mrd Pfund (2055 Mrd Euro) zur Behandlung der Folgeschaumlden von Gewalt gegen Frauen und Kinder aufbringen

Kostenschaumltzungen in den USA belaufen sich auf 33 Prozent des Bruttoinlandsshyprodukts 402 Billionen Dollar jaumlhrlich

Obwohl die Erkenntnis dass Gewalt drashymatische gesundheitliche Folgen hat nicht neu ist wurde bis dato im Gesundheitsshysystem nicht entsprechend reagiert Weder war es Thema von Aus- und Fortbildungen im Bereich der Medizin und Pflege noch gab es Behandlungsstandards Um diese sowohl fuumlr die Praumlvention als auch fuumlr die Behandlungsqualitaumlt wichtige Luumlcke zu schlieszligen wurde dieses Handlungsfeld in das Wiener Frauengesundheitsprogramm 1998 aufgenommen

Eine Sensibilisierung medizinischer SpitalsshymitarbeiterInnen ist wichtig bull da sie uumlber die Situation und Befindlichshy

keit von betroffenen Frauen und Kindern sowie uumlber die Dynamik von Gewaltshybeziehungen informiert werden muumlssen

bull da sie wissen muumlssen wie sie Gesetze zugunsten der betroffenen Frauen einshysetzen und nutzen koumlnnen

bull und da sie sich auch der Grenzen ihrer jeweiligen professionellen Handlungsshyund Einwirkungsmoumlglichkeiten bewusst sein und zur Zusammenarbeit mit anderen Hilfseinrichtungen verpflichtet werden muumlssen 5

Modelle aus dem Ausland Das Berliner Fortbildungsprojekt SIGNAL

Das SIGNAL-Interventionsprogramm am Universitaumltsklinikum Benjamin Franklin hatte zum Ziel die Sicherstellung einer passenden Versorgung fuumlr gewaltbetroffeshyne Frauen aufzubauen Neben der direkten medizinischen Versorgung erhalten Gewaltshyopfer in der Ersten Hilfe des Klinikums Gespraumlchsangebote Informationen uumlber Unterstuumltzungsprojekte und Zufluchtsshymoumlglichkeiten sowie Hilfe bei der Kontaktshyaufnahme Die Ergebnisse von SIGNAL6

zeigten dass das Pflegepersonal mit den

zweitaumlgigen Schulungen gut die AumlrztInnen allerdings kaum erreicht wurden Das Pflegepersonal beurteilte die Schulungen als positiv Eine deutliche Mehrheit zeigte Interesse an vertiefenden Fortbildungen und einem praxisbezogenen Austausch unter KollegInnen Die Befragten gaben auch an sich nach der Schulung besser informiert zu fuumlhlen aufmerksamer gegenshyuumlber der Gewaltproblematik zu sein und gewaltbetroffene Patientinnen uumlber weitershyfuumlhrende Hilfsangebote informieren zu koumlnnen Die Befragung zeigte dass viele AumlrztInnen mit gewaltbetroffenen Frauen konfrontiert sind und ein Beduumlrfnis nach Austausch und Kooperation mit fach- und sachkompetenten BeraterInnen haben um ihnen Patientinnen auf kuumlrzestem Weg uumlbermitteln zu koumlnnen

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo an Wiener Krankenanstalten

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo ging von folgenden Ausgangsuumlbershylegungen aus

Gewaltopfer werden in Folge von Scham und Schuldgefuumlhlen der Betroffenen oft nicht erkannt und daher nur kurzfristig behandelt Gewaltopfer suchen den Schutz der Anonymitaumlt einer Krankenhausambulanz und vermeiden niedergelassene AumlrztInnen

Die oumlffentlichen Krankenhaumluser sind daher wesentliche Gatekeeper der Praumlvention Daraus leiten sich folgende Ziele des Fortbildungsprogramms ab bull Sensibilisierung des Personals bull Verbesserung der Fruumlherkennung bull Erleichterung des Behandlungsprocederes bull Klarere interne Kommunikationsablaumlufe bull Erstellung eines Notfallbehandlungsshy

planes bull Kenntnis der extramuralen Betreuungsshy

ressourcen bull Anregung zur Einrichtung von Opfershy

schutzgruppen im Spital

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Bei einer Ist-Stand-Analyse die in zwei Pilot-Spitaumllern zum Thema koumlrperliche und seelische Gewalt gegen Frauen und Kinder durchgefuumlhrt wurde stufte sich nur ein Viertel der befragten AumlrztInnen und Pflegefachkraumlfte als gut informiert ein und 80 Prozent wuumlnschten sich mehr Hintergrundinformation zum Thema sowie bessere Kenntnis uumlber extramurale Beshytreuungsangebote

1 PROJEKTSTRUKTURAuf Basis der Ergebnisse der Befragung wurde das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo als Fortbildung fuumlr das Spitalspersonal in Form einer Koshyoperation verschiedener Einrichtungen der Stadt Wien entwickelt und umgesetzt Von Anfang an erfuhr das Projekt die Unterstuumltzung der Gesundheitsstadtraumltin der Frauenstadtraumltin sowie der Vizebuumlrgershymeisterin und Stadtraumltin fuumlr Jugend und Soziales

TraumlgerInnen sind das Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit die Magistratsshyabteilung 57 ndash Frauenbuumlro (im Folgenden MA 57) die Magistratsabteilung 11 ndash Amt fuumlr Familie und Jugend (im Folgenden MAG ELF) und der Wiener Krankenanshystaltenverbund die die Steuerungsgruppe bilden KooperationspartnerInnen sind die Bundespolizeidirektion Wien und das Institut fuumlr Gerichtsmedizin (siehe Abb 2)

In der inhaltlichen Projektgruppe (siehe Abb 2) wurden auf Basis der MitarbeishyterInnenbefragung die Inhalte der Fortshybildung erarbeitet es wurden ein RefeshyrentInnen-ExpertInnen-Pool aus den relevanten Arbeitsgebieten zusammengeshystellt sowie Arbeitsunterlagen entwickelt

2 DIE ZIELGRUPPENZielgruppen des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo sind AumlrztInnen und Pflegefachpersonal sowie PsychoshylogInnen Hebammen SpitalssozialarshybeiterInnen und PhysiotherapeutInnen

die in den Bereichen Gynaumlkologie Uroloshygie Paumldiatrie HNO Augenheilkunde Dermatologie Interne Chirurgie Psychiashytrie und in Notfalls- und Unfallsambushylanzen taumltig sind

Der Ansatz des Wiener Curriculums Pflegepersonal und AumlrztInnen in einem Top-Down-Prinzip in einer Ausbildung fuumlr mehrere Abteilungen zusammenzufassen diente auch der Vernetzung dem Lernshytransfer und der Transparenz

3 RESUumlMEEDie Erfahrungen zeigten deutlich dass es in Wien gelungen ist trotz der knappen Zeitressourcen der MitarbeiterInnen der oumlffentlichen Krankenanstalten die Proshyblematik und die gesundheitlichen Folgen von Gewaltopfern zu transportieren

Das Konzept der Multiprofessionalitaumlt und Interdisziplinaritaumlt das nicht nur die Zielgruppen sondern auch die Inhalte auszeichnet hat sich als effizient und resshysourcenschonend erwiesen Was die Implementierung vor Ort anbelangt so haben die jeweiligen FortbildungsreshyferentInnen der Krankenanstalten die Verantwortung fuumlr die interne Kommunishykation und Organisation uumlbernommen Somit ist es auch gelungen das Problemshyfeld Gewalt und seine gesundheitlichen Folgen als Weiterbildung in den Krankenshyhausalltag zu integrieren Das Curriculum sollte auch zur Bildung von Operschutzshygruppen in den Spitaumllern anregen was im Sozialmedizinischen Zentrum Ost erfolgshyreich gelungen ist Offenheit der verschieshydenen Berufsgruppen in den relevanten medizinischen Disziplinen fuumlr das hochshysensible Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder zeugt von einer hohen sozialen Verantwortung und vom Bemuumlhen um beste Betreuungsqualitaumlt und Verstaumlndnis der MitarbeiterInnen Durch die Sensishybilisierung fuumlr Gewalt gegen Frauen und Kinder als ein Thema das alle im Gesundheitsbereich taumltigen Gruppen beshy

trifft wird mehr Verstaumlndnis fuumlr psychoshysoziale und psychosomatische Folgen vershymittelt Dies verstaumlrkt den fuumlr unsere Gesellschaft wichtigen Solidaritaumltseffekt gemeinsam gegen Gewalt einzutreten

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Abb 1 TraumlgerInnenstruktur

Abb 2 Inhaltliche Projektgruppe

Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder Charlotte Staudinger akademische Krankenhausmanagerin Generaloberin Generaldirektion des Wiener Krankenanstaltenverbundes

Im Rahmen der Umsetzung des Wiener Frauengesundheitsprogramms war und ist es dem Wiener Krankenanstaltenverbund als groumlszligtem Spitalserhalter Oumlsterreichs ein wichtiges Anliegen die im Wiener Frauenshygesundheitsprogramm initiierte Entwickshylung und Umsetzung eines Fortbildungsshyangebotes zum Thema raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zu foumlrdern sowie GewaltschutzgruppenOpferschutzgruppen einzurichten

Ziel dieses Fortbildungsangebotes ist es das medizinische Personal und das Pflegeshypersonal aller Abteilungen so zu schulen beziehungsweise zu informieren dass eine hohe Sensibilitaumlt fuumlr das Thema raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo erreicht wird und somit die Erkennung von Gewaltshyopfern und der Umgang mit diesen Opfern erleichtert werden Dazu wurden vor allem interdisziplinaumlre Schulungen uumlber Kenntshynisse in Gespraumlchsfuumlhrung und das Beherrschen von Kriseninterventionsshytechniken angeboten Im Rahmen der Ausbildungsinhalte sowie der Umsetzungsshyprogramme ist es wichtig den MitarshybeiterInnen die Sensibilitaumlt aber auch die enorme Hemmschwelle von Beshytroffenen daruumlber zu reden klar zu machen Voraussetzung dafuumlr war und ist das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit also die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respektieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Weiters soll die Fortbildungsveranshystaltung dazu dienen dass eine koordishynierte Zusammenarbeit zwischen den einshyzelnen klinischen Fachabteilungen vor allem den Unfallchirurgischen Gynaumlkoshylogischen Paumldiatrischen und Psychiashy

trischen Abteilungen den Fachabteil-ungen wie Urologie Hals- Nasen- und Ohrenabteilung Dermatologie Interne Medizin und Chirurgie aber auch den weishyteren Anlaufstellen beziehungsweise Betreuungseinheiten sichergestellt ist Ebenso war und ist es erklaumlrtes Ziel im Rahmen dieser Fortbildungen Standards und Richtlinien zu erarbeiten nach wel-chen eine Behandlung und Betreuung von Gewaltopfern durchzufuumlhren sind Leit-faumlden fuumlr das gesamte Krankenhaus welshyche die Anhaltspunkte fuumlr den optimalen Umgang mit den Gewaltopfern und auch die wichtigsten Telefonnummern und Kontaktmoumlglichkeiten zu allen Bereichen wie Frauennotruf Frauenhaumluser und andere soziale Einrichtungen umfassen sind erklaumlrtes Ausbildungs- und Umsetzungsshyziel

In weiterer Folge sind die Konstituierung und Implementierung von interdisziplishynaumlren GewaltschutzgruppenOpferschutzshygruppen in allen Schwerpunktkranken-anstalten Wiens erklaumlrte Projektziele

Die wesentliche Bedeutung der GewaltshyschutzgruppeOpferschutzgruppe liegt in der Drehscheibenfunktion fuumlr das Krankenshyhaus Sie ist zustaumlndig fuumlr die laufende Aus- und Weiterbildung des Personals fuumlr Aktualisierungen der Richtlinien fuumlr die Erstellung von Jahresberichten und fuumlr Netzwerkkontakte zu Opferschutzeinshyrichtungen und anderes mehr Derzeit gibt es sowohl im Wilhelminenspital als auch im Sozialmedizinischen Zentrum Ost bereits etablierte Gewaltschutzgruppen Opferschutzgruppen An der Einrichtung in anderen Schwerpunktkrankenanstalten des Wiener Krankenanstaltenverbundes wird gearbeitet

Um die Bedeutung des Themas raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo und das Wissen daruumlber auf mehreren Ebenen zu veran-kern wurde von der Generaldirektion des Wiener Krankenanstaltenverbundes das Top-Down-Prinzip zur Umsetzung und Etablierung ausgewaumlhlt Uumlber die Kollegiale Fuumlhrung des Krankenhauses wurden die Abteilungsleitungen informiert und jede Abteilung wurde verpflichtet je einen VertreterIn des Aumlrztlichen Personals und des Pflegepersonals zur Fortbildungsvershyanstaltung zu entsenden Somit ist es gelungen beim medizinischen Personal eine solide Anzahl an ausgebildeten Mit-arbeiterInnen zu haben

Der Wiener Krankenanstaltenverbund wird diesem sensiblen Thema weiterhin groszliges Augenmerk schenken im Rahmen der GewaltschutzgruppenOpferschutz-gruppen die weitere Zusammenarbeit sicherstellen und allfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen in die laufenden Programme einbauen

raquoEs gibt keine Rechtfertigung fuumlr Gewalt an Menschen

Wir positionieren uns gegen Gewalt an Frauen und Kindernlaquo

Statement von Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegedienstes Allgemeines Krankenhaus

raquoDie Bedeutung des Curriculums kann gar nicht hoch genug eingeschaumltzt werden da sich die Gewalt gegen Frauen und Kindern in den letzten Jahren dramatisch entwickelt hat Zahlreiche mediale und persoumlnliche Berichte fuumlhren uns diese Tatsachen und dieses menschenunwuumlrdige Geschehen ndash welches es mit allen uns zur Verfuumlgung stehenden Mitteln und Maszlignahmen zu verhindern und erkennen gilt ndash leishyder immer wieder vor Augen Sachliche fundierte und wegweisende Informationen koumlnnen Gewalt und ihre traumatischen Folgen erkennbar und benennbar machen Als direkter und indirekter Nutzen dieser Veranstaltung kann genannt werden

bull Persoumlnliche Wissenserweiterung bull Heranfuumlhren an die Dimensionen

der Gewalt bull Fruumlherkennung und Praumlvention von

Gewaltanwendungen bull Sensibilisierung und Steigerung der

Wahrnehmungsfaumlhigkeit bull Sensibilisierung fuumlr komplexe Probleme als

Folge von Gewalterfahrung und Langzeitfolgen bull Verbesserung von praumlventiven und

opferspezifischen Maszlignahmen bull Verbesserung von Diagnose- und

Therapieangeboten bull Verbesserung der interdisziplinaumlren intrashy

und extramuralen Kooperationen bull Professioneller Umgang mit den Betroffenenlaquo

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes Dr in Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien MA 57

Arbeit einer Opferschutzeinrichtung

Der 24-Stunden Frauennotruf eine Serviceshyeinrichtung der Frauenabteilung der Stadt Wien ist eine spezialisierte Fachstelle im Bereich sexuelle koumlrperliche und psychishysche Gewalt gegen Frauen und Maumldchen Der Leistungsschwerpunkt liegt in der Akut- und Krisenhilfe sowie der mittelshyfristigen Betreuung von Gewaltopfern und umfasst telefonische und persoumlnliche Beratung Begleitungen zu einer Anzeige zu einer Untersuchung ins Spital oder zu Gericht Den betroffenen Frauen und Maumldchen steht das Angebot der psycholoshygischen rechtlichen und sozialarbeiterishyschen Beratung und Unterstuumltzung rund um die Uhr zur Verfuumlgung

Der Frauennotruf war fuumlr die Frauenshyabteilung der Stadt Wien in der Steuerungsshygruppe des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo vertreten und brachte in dieser Funktion Expertise von einem frauen- und opferspezifischen Blickwinkel ein Bei der Erarbeitung des inhaltlichen Konzeptes wurde seitens des Frauennotshyrufes groszliges Gewicht darauf gelegt dass moumlglichst viele Institutionen einbezogen werden Beispielsweise wurden in einer Arbeitsgruppe mit der MAG ELF-Amt fuumlr Familie und Jugend und der Kindershyschutzgruppe des Sozialmedizinischen Zentrums Ost das Informationsmaterial ndash die Folder die Postkarten die Plakate und die Checkkarte ndash gemeinsam entwickelt

Die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen ist im Frauennotruf ein wesentlicher Bestandteil des Krisenshymanagements und Vorraussetzung fuumlr eine umfassende Betreuung von Gewaltopfern Insbesondere Institutionen wie Spitaumller

Polizei oder Frauenhaumluser sind unershylaumlssliche Ansprech- und KooperationsshypartnerInnen wobei nicht zuletzt die 24shystuumlndige Erreichbarkeit mit dem Vershysorgungsauftrag der Soforthilfe ein gemeinshysames und wichtiges Element fuumlr die wechshyselseitige Inanspruchnahme der Hilfsangeshybote darstellt

Spezifische Grundlagen des Opferschutzes

Bei der Frage nach dem benoumltigten Fachshywissen und den notwendigen strukturelshylen Rahmenbedingungen zur optimalen Versorgung von Gewaltopfern muss der Grundauftrag der jeweiligen Institution beruumlcksichtigt werden So gelten fuumlr eine Spezialeinrichtung zur Betreuung von Gewaltopfern andere Vorgaben als fuumlr Institutionen mit einem breiten Vershysorgungsauftrag Fuumlr alle sollte jedoch gelten Unabhaumlngig davon an wen sich die Betroffenen wenden ob nun an die Polizei an das Krankenhaus an das Gericht oder an eine Opferschutzeinrichtung uumlberall sollen sie die Sicherheit haben dass ihnen mit der noumltigen Sensibilitaumlt begegnet wird und sie den spezifischen Beduumlrfnissen entsprechend behandelt werden Damit dieser berechtigte Anspruch auch in der Praxis erfuumlllt werden kann ist in den Institutionen Wissensvermittlung fuumlr bestimmte Bereiche unerlaumlsslich

bull Wissen uumlber das Ausmaszlig und Formen von Gewalt und die psychischen sowie koumlrperlichen Auswirkungen auf die Opfer

bull Kenntnisse uumlber vorherrschende Vorurshyteile und Mythenbildungen in der Geshysellschaft und deren moumlgliche Ausshywirkungen auf die Opfer sowie auf die

eigene Grundhaltung gegenuumlber Gewaltshyopfern

bull Kenntnisse uumlber rechtliche Grundlagen im Bereich Opferschutz

bull Entwicklung und Implementierung von Behandlungsstandards und Interventionsshyrichtlinien in der jeweiligen Institution

bull Standardisierte interdisziplinaumlre und interinstitutionelle Zusammenarbeit bei der Akutversorgung von Gewaltopfern

bull Kenntnisse uumlber die institutionellen und persoumlnlichen Zustaumlndigkeiten und Grenzen

AUSMASS UND FOLGEN DER GEWALT Internationale Daten und wissenschaftlishyche Untersuchungen zeigen eindeutig auf Gewalt ist ein weit verbreitetes soziales Problem bull Eine von vier in Europa lebenden Frauen

ist von Gewalt durch ihren jetzigen oder ehemaligen Partner betroffen7

bull Zehn bis 15 Prozent der Frauen in Industrielaumlndern werden durch ihren aktuellen Lebenspartner zu sexuellen Handlungen gezwungen8

bull Bei einer Befragung von 10000 Frauen in Deutschland gaben 40 Prozent an seit dem 16 Lebensjahr koumlrperliche undoder sexuelle Gewalt erlebt zu haben9

Auch wenn die Auswirkung von Gewalt die Art und Auspraumlgung der psychischen Reaktion vom situativen Kontext der Gewalttat (Ort Dauer Taumlter) von der eigeshynen Persoumlnlichkeitsstruktur und den ershylernten Copingmechanismen beziehungsshyweise Bewaumlltigungsstrategien abhaumlngen muss grundsaumltzlich davon ausgegangen werden dass sexuelle koumlrperliche oder psychische Gewalt immer zu gesundheitshylichen Folgeschaumlden fuumlhrt

So kann eine akute Belastungsreaktion unmittelbar nach einer Gewalterfahrung auftreten und sich unter anderem in Angstzustaumlnden Schlafstoumlrungen und Alptraumlumen oder psychosomatischen Beshy

schwerden aumluszligern Als besonders belasshytend erleben die Betroffenen Flash backs die als real erlebte Erinnerungsbilder der Tat ploumltzlich auftreten und etwa durch Geruumlche Geraumlusche oder Bilder ausgeloumlst werden Zu den Spaumltfolgen zaumlhlt etwa die posttraumatische Belastungsstoumlrung die nicht unterschaumltzt werden darf Die Praumlvalenzrate also die Rate jener die nach einer Vergewaltigung an einer posttraushymatischen Belastungsstoumlrung erkranken wird mit 30 bis 55 Prozent angegeben10

RECHTLICHE GRUNDLAGEN Verschiedene gesetzliche Regelungen und Bestimmungen stellen wesentliche Rahmenshybedingungen fuumlr den Schutz von Opfern von Gewalt sicher Besonders hervorzuheshyben ist etwa das Bundesgesetz zum Schutz vor Gewalt in der Familie das mit 1 Mai 1997 in Oumlsterreich in Kraft getreten ist und einen Meilenstein im Kampf gegen Gewalt darstellt Mit diesem Gesetz wurde eine Rechtsgrundlage fuumlr das Einschreiten der Polizei bei haumluslicher Gewalt geschafshyfen Damit wird den betroffenen Opfern unmittelbar und rasch Schutz vor dem Gewalttaumlter in der eigenen Wohnung zuteil Die Polizei kann eine Person von der eine Gefaumlhrdung ausgeht aus der Wohnung wegweisen und ihr die Ruumlckkehr fuumlr maximal zehn Tage untersagen (Betretungsverbot) Wird in dieser Zeit vom Gewaltopfer beim Bezirksgericht eine einstweilige Verfuumlgung beantragt so vershylaumlngert sich das polizeiliche Betretungsshyverbot automatisch bis zu 20 Tage Das Gericht pruumlft den Antrag innerhalb dieses Zeitraums Eine einstweilige Verfuumlgung kann bis zu drei Monate oder bis zum Ende eines laufenden Verfahrens (etwa Scheidungsverfahren) gelten wobei auch die raquoSchutzzonelaquo uumlber den unmittelbaren Wohnbereich hinausgehend ausgeweitet werden kann

Eine wesentliche Begleitmaszlignahme des Gewaltschutzgesetzes war die Errichtung von Interventionsstellen in allen Bundesshy

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

laumlndern die aktiv mit den Gewaltopfern Kontakt aufnehmen und Beratung Inforshymation und Betreuung im Rahmen des Gesetzes anbieten Die polizeiliche Statistik der letzten Jahre zeigt eindeutig auf dass die Maszlignahmen im Gewaltschutz verstaumlrkt zur Anwendung kommen Wurden oumlstershyreichweit im Jahr 2002 rund 4000 Beshytretungsverbote verfuumlgt so lag im Jahr 2004 die Anzahl bei fast 4800 Verfuumlgungen Dabei war in Wien die houmlchste Steigerungsrate mit 40 Prozent zu verzeichnen11

GEWALTDYNAMIK UND MYTHENBILDUNG Ein besonderer Aspekt den es in der Arbeit mit Gewaltopfern zu beruumlcksichtishygen gilt ist das Abhaumlngigkeitsverhaumlltnis zwischen Opfer und Taumlter

Die Taumlter sind den betroffenen Frauen vielshyfach bekannt sie sind gute Bekannte komshymen aus dem Freundeskreis sind Arbeitsshykollegen oder es sind der Partner oder der Ehemann So zeigt die Kriminalstatistik Oumlsterreich bei der Analyse der Taumlter-Opfershybeziehung beim Delikt Vergewaltigung fuumlr das Jahr 2004 dass in nur elf Prozent der Faumllle der Taumlter unbekannt war Bei 41 Prozent gab es ein Bekanntschaftsverhaumlltnis bei 17 Prozent gab es eine Zufallsbekanntshyschaft bei 22 Prozent bestand eine familiaumlre Beziehung mit und bei sieben Prozent ohne Hausgemeinschaft

Die Erfahrungen aus der Beratungsarbeit des Frauennotrufes zeigen dass gerade bei familiaumlrer Gewalt eine jahrelange Gewalterfahrung bei den Opfern nicht nur zu psychischen und koumlrperlichen Schaumldigungen sondern auch zum Verlust der eigenen Selbsthilfemechanismen fuumlhrt Die Angst vor einer vom Partner angedrohshyten massiveren Gewalt sollte eine dritte Person davon erfahren lassen die Beshytroffenen lange schweigen Die gleichzeishytig damit einhergehende soziale Isolation und eine finanzielle Abhaumlngigkeit sind zusaumltzliche verstaumlrkende Faktoren

Die Grenzuumlberschreitung durch eine Person die sie gut zu kennen glauben mit der sie womoumlglich zusammenleben und der sie vertraut haben macht es fuumlr die Betroffenen besonders schwer die Unrechtshymaumlszligigkeit der Tat zu begreifen Eine Ershyklaumlrung zu finden fuumlhrt oft dazu dass die betroffenen Frauen die Schuld bei sich suchen sich Selbstvorwuumlrfe machen und so die Gewalttat auch bagatellisieren Zushydem verstaumlrken gesellschaftliche Vorurshyteile die potenziell den Opfern (in der Regel Frauen) Mit- oder Teilschuld geben und die Taumlter (in der Regel Maumlnner) von der Schuld freisprechen oder sie in bereshychenbare Kategorien einteilen die Schuld-und Schamgefuumlhle der Gewaltopfer Selbstshyvorwuumlrfe Aumlngste fuumlr die Tat verantwortshylich gemacht zu werden oder erst gar nicht ernst genommen zu werden sind oft Gruumlnde warum sich die Opfer nach der Tat niemandem anvertrauen

Die Reaktion des unmittelbaren Umfeldes stellt daher einen wesentlichen Faktor fuumlr den Verlauf der traumatischen Krise dar Dashybei sind die ersten Reaktionen von Krisenanshylaufstellen von zentraler Bedeutung Nur wenn dem Gewaltopfer mit der Grundshyhaltung und Position begegnet wird bei der die Tat als unentschuldbarer Angriff gesehen wird fuumlr die allein der Taumlter vershyantwortlich zu machen ist kann uumlbershyhaupt erst ein Vertrauensverhaumlltnis aufgeshybaut werden

BEHANDLUNGSSTANDARDS Es ist ein Faktum dass Opfer von Gewalt nicht nur wegen ihrer akuten Vershyletzungen sondern wegen vieler anderer Beschwerden oder Erkrankungen das Gesundheitssystem aufsuchen Das Wissen um die psychischen und koumlrperlichen Auswirkungen von Gewalt bedingt die Entwicklung von spezifischen Kriterien bei der Behandlung oder Beratung von Gewaltopfern um einen opfersensiblen Umgang gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Unter Beruumlcksichtigung von Praxisershyfahrungen des Frauennotrufes die im Rahmen von Begleitungen zu Untershysuchungen in Krankenhaumlusern gewonnen wurden von Berichten von Klientinnen die ihre Wahrnehmungen und Beurshyteilungen einer Erstversorgung im Spital den Beraterinnen schilderten sowie von Ergebnissen aus interdisziplinaumlren Arbeitsshygruppen koumlnnen folgende wesentliche Maszlignahmen oder Kriterien definiert wershyden

bull Die Wartezeit im Ambulanzbereich fuumlr Gewaltopfer moumlglichst gering halten

bull einen ruhigen geschuumltzten Rahmen Raum fuumlr die Anamnese sicherstellen

bull wenn moumlglich die Untersuchung durch eine Aumlrztin gewaumlhrleisten oder zuminshydest in Anwesenheit von weiblichem Pflegepersonal durchfuumlhren

bull dem Wunsch der Betroffenen nachkomshymen von einer Vertrauensperson ins Untershysuchungszimmer begleitet zu werden

bull die Betroffene uumlber die geplanten Intershyventionen oder Untersuchungsschritte genau informieren

bull eine interdisziplinaumlre Opferschutzgruppe im Spital installieren die sich aus speshyziell geschultem Personal verschiedener Abteilungen zusammensetzt

bull psychosoziale Betreuung vermitteln und falls vorhanden auch die internen Ressourcen der Opferschutzgruppe nuumltzen

bull uumlber weiterfuumlhrende Betreuung und Beratung in einer Opferschutzshyeinrichtung informieren oder die Kontaktaufnahme zu dieser initiieren

bull Informationsmaterial uumlber Hilfseinshyrichtungen in den Ambulanzen auflegen

INSTITUTIONELLE ZUSAMMENARBEIT Aufgrund der Multitraumatisierung der Gewaltopfer benoumltigen diese in der Regel Unterstuumltzung von verschiedenen Hilfseinshyrichtungen Die Zusammenarbeit zwischen Institutionen wie etwa Frauennotrufen Frauenhaumlusern der Polizei Rettung oder

Krankenhaumlusern ist bei der Akutvershysorgung von Gewaltopfern eine Grundlage dafuumlr effektiv Hilfe und Schutz gewaumlhrleishysten zu koumlnnen

Die Erfahrung zeigt Je besser die wechshyselseitigen Kenntnisse um die jeweiligen Zustaumlndigkeiten internen Organisationsshyablaumlufe sowie Serviceangebote sind desto besser und leichter kann bei akuten Faumlllen die Fachressource einer anderen Institution genutzt werden Kommunikation fachshylicher Austausch und ein Lernen voneinshyander schaffen zudem eine Ausgangsbasis die eine Entwicklung von verbesserten und gezielten Hilfsmaszlignahmen bei der Versorgung von Gewaltopfern ermoumlglicht

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kindernlaquo konnte diesbezuumlglich auf vershyschiedenen Ebenen einen wesentlichen Beitrag fuumlr die Qualitaumltssicherung und Verbesserung der Versorgung von Gewaltshyopfern leisten

Beispielhaft ist ein Projekt zu nennen das waumlhrend der Umsetzungsphase des Curricushylums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entstanden ist und das Ziel verfolgte den Qualitaumltsstandard der Spurensicherung bei Sexualdelikten und der Betreuung von Vergewaltigungsopfern zu verbessern Das Projekt wurde gemeinsam von der Wiener Polizei dem Wiener Krankenanstaltenshyverbund der Gerichtsmedizin Wien und dem 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien durchgefuumlhrt Die Projektgruppe entshywickelte ein raquoSpurensicherungs-Setlaquo das mittlerweile an allen Wiener Schwershypunktspitaumllern zur Anwendung kommt und eine einheitliche Spuren- und somit Beweissicherung nach Sexualdelikten sicherstellt Gleichzeitig wurden zentrale Aspekte des Opferschutzes beruumlcksichtigt die bei der Erstversorgung als Standard definiert wurden ndash ein aumlrztliches Gespraumlch in geschuumltztem Rahmen wird angeboten die Begleitung durch eine Vertrauensshyperson wird ermoumlglicht die medizinische

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Untersuchung erfolgt nach eingehender Information und nach Zustimmung der Betroffenen ein Informationsblatt uumlber die Spurensicherung die Anzeige und uumlber wichtige Opferberatungsstellen wird den Betroffenen mitgegeben und bei Bedarf wird ein Kontakt zu einer Einrichtung vershymittelt

raquohellip Gewalt nicht nur zu bekaumlmpfen sondern sie verhindernlaquo Statement von UnivProf Dr Fritz Gschnait Vorstand der Hautabteilung und Aumlrztlicher Direktor Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoGewalt gegen Frauen und Kinder ist leider eine unterschaumltzte Realitaumlt mit der auch Aumlrzte und Aumlrztinshynen sowie das Krankenpflegepersonal in zunehmendem Maszlige konfrontiert sind In zunehmendem Maszlige deshalb weil die Gewaltbereitschaft steigt nicht zuletzt als Folge der zahlreichen Stresseinfluumlsse denen die heutigen Menschen besonders in Ballungszentren ausgesetzt sind sowie der dramatisch ansteigenden rsaquoEgoistizierunglsaquo der Zeit Menschen sind in vermehrtem Maszlige nur mehr auf sich selbst ausgerichtet zunehshymend weniger bereit fuumlr andere Mitmenschen auch in der eigenen Familie etwas auf sich zu nehmen und reagieren ablehnend ndash leider auch mit Gewaltmaszlignahmen

Aufklaumlrungsmaszlignahmen wie das Curriculum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo sind sehr wichtig damit Aumlrzte und Aumlrztinnen sensibilisiert werden bestimmte Verletzungsformen besonders an der Haut und den Schleimhaumluten als Folgen von Gewalteinwirkung zu erkennen und damit zu diagnostizieren Da die Betroffenen nicht zu selten schweigen kommt dem Arzt der Aumlrztin hier die wichtige Aufgabe zu die Gewaltfolge nicht nur zu behandeln sondern auch geeignete Maszlignahmen zu ergreifen um die hinter der Verletzung stehende psychische Problematik einer Loumlsung zuzufuumlhren In diesem Sinne sind Fortbildungsveranstaltungen dieser Art groszligartig tragen den Beduumlrfnissen unserer Zeit Rechnung und sollten weiter ausgebaut werden Allerdings darf dies erst der Anfang sein Wie immer in der Medizin ist Vorbeugen besser als Heilen Die Gesellschaft ist daher aufgerufen auf allen zur Verfuumlgung stehenden Wegen der Gewalt in der Gesellschaft vorzubeugen Gewalt nicht nur zu bekaumlmpfen sondern sie zu verhindern Richtige Erziehung in der Familie und in der Schule sind hier ebenso gefordert wie Maszlignahmen zur Stressvermeidung im Wohnbau im Straszligenverkehr am Arbeitsplatz im gesamten sozialen Gefuumlge der Menschen Gewalt wird letztlich nicht allein durch Strafen aus der Welt geschafft werden sondern in erster Linie durch Vermeidung und Bekaumlmpfung jener Faktoren welche Menschen gewaltbereit machen

Ich wuumlnsche dem Curriculum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo als einen wichtigen Teil des notshywendigen Gesamtkonzeptes weiterhin viel Erfolglaquo

RESUumlMEE

Aus Sicht des 24-Stunden Frauennotrufs hat das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zentrale Themen des Opfershyschutzes nicht nur aufgegriffen sondern auch in konkrete Maszlignahmen umsetzen koumlnnen Darin liegt auch die Chance dass die Erweiterung der institutionellen Handlungsspielraumlume und der Zusammenshyarbeit uumlber das Projekt hinaus Fortbeshystand hat

raquohellip dass das Curriculum wachruumltteln und aufzeigen

soll dass Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht als Kavaliersshy

delikt oder als ein Recht des Mannes gesehen werden darflaquo

Statement von Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegedienstes Kaiser-Franz-Josef-Spital

raquoDer Nutzen des Curriculums ist sehr hoch Zuerst einmal in dem Sinne dass durch das Thematisieren von Gewalt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wachgeruumlttelt werden sie sollen auch Zivilcourage entwickeln das heiszligt nicht wegschauen weil sie sich Aumlrger einhandeln koumlnnten Ich koumlnnte mir vorshystellen dass es auch heikel sein kann wenn man sich einmischt Da muss man den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sagen rsaquoWir stehen alle an eurer Seite schaut nicht weg und auch bei einer Vermutung ist es besser man irrt sich einmal als man irrt sich einshymal zu weniglsaquo Man braucht nicht jedes Mal strenge Vorschriften aber gewisse Leitlinien Das Curriculum ist eine Leitlinie an der man sich anhalten kann und anhand derer man vorgehen kann wenn man unsishycher ist

Beim Thema Gewalt ist die Redundanz wichtig Im Vordergrund steht das Immer-wieder-aufmerksam-Machen Die Gefahr dass eine Aktion einschlaumlft ist sehr groszlig Was man bei einem guten Handbuch noch besser machen kann ist es immer wieder in Ershyinnerung zu bringen es nachzudrucken und es nicht als eine Einmalaktion zu belassenlaquo

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit Maga Renate Balic-Benzing Leiterin der MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie

Kinder schuumltzen und Eltern stuumltzen sind die gesetzlichen Kernaufgaben und erklaumlrshyten Ziele der MAG ELF

Mit der reichen Angebotspalette raquoSoziale Dienste und Praumlventionlaquo reagieren SozialshyarbeiterInnen und PsychologInnen der MAG ELF bereits fruumlhzeitig auf moumlgliche Uumlberforderungssituationen von Eltern die in der Folge zu Kindesmisshandlung fuumlhren koumlnnen und unterstuumltzen Eltern dabei Strategien zu entwickeln ihren Kindern ein Aufwachsen in einer angstfreien und foumlrdernden Atmosphaumlre zu ermoumlglichen

Oumlffentliche Thematisierung und Sensibilishysierung leisten einen wichtigen Beitrag dazu Die neue Kinderschutz-Kampagne der MAG ELF weist darauf hin dass Kinder aktiv Gewalt ablehnen und auf ihr Recht auf Schutz vor Gewalt bestehen koumlnshynen und sie fordert auf den Kindern eine Stimme zu geben und diese Kinder dann auch zu houmlren Unter dem Slogan raquoDu sagst was gespielt wirdlaquo lenken wir vershystaumlrkte Aufmerksamkeit auf die Rechte der Kinder insbesondere das Recht auf Schutz vor Gewalt in jeder Form

Die Kampagnen zum Kinderschutz der MAG ELF helfen mit eine Enttabuisierung der Themen Gewalt in der Familie und Gewalt an Kindern zu erreichen und damit eine Sensibilisierung zu bewirken

Die Zahl an Abklaumlrungsverfahren in welchen die moumlgliche Misshandlung oder Vernachlaumlssigung eines Kindes dem Jugendshywohlfahrtstraumlger gemeldet und von diesem uumlberpruumlft wird ob eine Gefaumlhrdung des Kindes besteht und sodann entschieden wird welche Maszlignahme der Jugendwohlshyfahrt erforderlich ist um diese Geshyfaumlhrdung des Kindes abzuwenden steigt

laufend ndash von 5277 im Jahr 2001 auf 7994 im Jahr 2004 ndash an

Kindesmisshandlung ist eine nicht zufaumlllige gewaltsame Handlung von Eltern oder anderen Erwachsenen die das Kind koumlrpershylich und psychisch verletzt in seiner Entshywicklung nachhaltig beeintraumlchtigt oder es sogar toumltet Sie beinhaltet alle Formen physischer Gewalt die entweder unmittelshybar aus einer Situation heraus als beshywusst geplante raquoErziehungsmaszlignahmelaquo oder aufgrund sadistischer Neigung geshysetzt werden Sie kann auch durch Vershyweigerung und Entzug koumlrperlicher und seelischer Grundbeduumlrfnisse erfolgen Ebenso zaumlhlen Ablehnung Demuumltigung und Herabsetzung Uumlberforderung durch unangemessene Anforderungen und Anshyspruumlche Liebesentzug Gleichguumlltigkeit und Ignorieren Angst machen und Drohunshygen zu Formen der Kindesmisshandlung

Kinder werden durch das wiederholte Miterleben von Gewalt an der Mutter sei es durch den Vater oder den Lebensshypartner genauso traumatisiert wie durch das direkte Erleben von Gewalt am eigenen Koumlrper

Die Symptome und Auswirkungen bei Kindern sind so vielfaumlltig wie die ausshygeuumlbten Formen von Gewalt sie sind manchmal deutlich manchmal verdeckt erkennbar Gewaltsysteme in Familien funktionieren indem sie verschleiern abschwaumlchen zum Schein kooperieren Diese Muster zu erkennen und zu durchshybrechen ist Aufgabe von HelferInnen Das Erkennen von Symptomen und die Klaumlrung der Ursachen koumlnnen nur durch eine Zushysammenarbeit aller beteiligten Professionen erfolgen Dabei zeigt sich immer wieder

deutlich wie wichtig die Vernetzung und Zushysammenarbeit der beteiligten HelferInnenshygruppen ist

In der Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen im Kinderschutz sind offene Kommunikation umsichtiges Vorgehen zum Schutz der betroffenen Kinder um sekunshydaumlre Traumatisierung zu vermeiden und klare Aufgabenteilungen unumgaumlnglich Das Wissen um die Moumlglichkeiten und Methoden der KooperationspartnerInnen ist unverzichtbar Die Entwicklung von Qualitaumlt und Standards im Kinderschutz ist ein laufender Prozess in den alle beteishyligten und handelnden Berufsgruppen involviert sind und der nie abgeschlossen sein kann und darf

Dies setzt einen moumlglichst einheitlichen Wissensstand aller Beteiligten voraus Gemeinsame und gegenseitige Schulungen sind ein bedeutender und wertvoller Schritt zur Umsetzung der wichtigen Aufgabe Kinderschutz

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo durchgefuumlhrt vom Wiener Proshygramm fuumlr Frauengesundheit in Zusammenshyarbeit mit der MAG ELF der MA 57 ndash 24shyStunden Frauennotruf und dem Krankenshyanstaltenverbund ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung und ein wesentshylicher Beitrag zur Verbesserung des Kindershyschutzes in Wien

raquoLetztlich bedeutet Gewalt gegen Kinder immer auch

Gewalt gegen Frauenlaquo Statement von Dr in Sonja Havlicek

Leiterin der Kinderschutzgruppe Wilhelminenspital

raquoDie interdisziplinaumlre Kinderschutzgruppe des Wilhelminenspitals hat sich eine moumlglichst fruumlhzeitige Diagnosestellung bei allen Formen der Misshandlung und die Erstellung rsaquokindorientierterlsaquo Loumlsungsstrategien zum Ziel gesetzt

Was heute ein paar Haumlmatome als Nebenbefund darstellt kann naumlchste Woche eine Fraktur und naumlchstes Monat auch den Tod des Kindes bedeuten Besonders Menschen in helfenden Berufen koumlnnen Gewalt und bewusste Verletzung nur schwer nachshyvollziehen und wollen solche auch nicht wahrhaben Wie bei anderen Diagnosen gehoumlren aber solche Fakten erhoben Das von der Kinderschutzgruppe entshyworfene Verletzungsblatt soll bei der Dokumentation und der Festlegung der weiteren Maszlignahmen helfen Prinzipiell streben wir bei Verdacht eine sofortige stationaumlre Aufnahme an der Kinderabteilung an

Die Existenz und die Arbeit der Kinderschutzshygruppe des Wilhelminenspitals tragen dadurch aktiv zum Gewaltschutz und zur Sensibilisierung des Personals bei Letztlich bedeutet Gewalt gegen Kinder immer auch Gewalt gegen Frauenlaquo

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ORGANISATORISCHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

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Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Eroumlffnung der Projektwochen am 16 Oktober 2001 durch die Stadtraumltinnen Grete Laska Maga Renate Brauner und Primaria Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker

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ORGANISATORISCHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo Maga Alexandra Grasl Projektmanagerin Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit

1998 hat der Gemeinderat das Wiener Proshygramm fuumlr Frauengesundheit einstimmig beschlossen in dem Gewalt als eines von insgesamt zwoumllf zentralen Handlungsshyfeldern beschrieben ist Der darin enthalshytene Maszlignahmenkatalog umfasst die Entshywicklung eines Schulungsangebots fuumlr Spitalspersonal zur Sensibilisierung und Fruumlherkennung der Auswirkungen von Gewalt

Planung

Mit Unterstuumltzung von Gesundheitsshystadtraumltin Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker Frauenstadtraumltin Maga Renate Brauner und Jugendstadtraumltin Grete Laska richtete die Wiener Frauengesundshyheitsbeauftragte im August 2000 eine Steuerungsgruppe ein in deren Rahmen mehrere Einrichtungen der Stadt Wien kooperierten um in den Gemeindeshyspitaumllern ein entsprechendes Fortbildungsshyprogramm umzusetzen Wiener Krankenshyanstaltenverbund 24-Stunden Frauennotshyruf der MA 57 MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie und das Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Die Polizeidirektion Wien und das Institut fuumlr Gerichtsmedizin wurden als KooperationspartnerInnen gewonnen

Ist-Stand Erhebung

20002001 wurde eine MitarbeiterInnenshybefragung an den Krankenhaumlusern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital durchgefuumlhrt Befragt wurden AumlrztInnen und Pflegefachkraumlfte der Abteilungen Gynaumlkologie Urologie Hals- Nasen- und Ohrenabteilung Dermashytologie Augenheilkunde Paumldiatrie Psyshychiatrie Interne Chirurgie und der Notshyfallsambulanzen uumlber ihre Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern Die Ergebnisse zeigen nicht nur ein Informationsdefizit sondern auch den Wunsch der Befragten nach adaumlquater Aus- und Fortbildung

Inhalte

Auf Basis dieser Ist-Analyse wurde das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entwickelt das sich durch einen interdisziplinaumlren Zugang auszeichnet Der Inhalt umfasst fuumlnf Module bull Formen und Auswirkungen sexueller

und koumlrperlicher Gewalt gegen Frauenbull Formen und Auswirkungen sexueller

und koumlrperlicher Gewalt gegen Kinderbull Spurensicherung und DNA-Analysebull Rechtliche Informationenbull Vorstellung von Opferschutzgruppen an

Wiener Krankenanstalten

Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Zielgruppen

Das Fortbildungsprogramm ist fuumlr die Zielshygruppen AumlrztInnen und Pflegepersonal aber auch fuumlr andere im Spital taumltige Berufsgruppen wie Hebammen SozialarshybeiterInnen PsychologInnen konzipiert Ziel ist es die MitarbeiterInnen vor Ort im Spital zum Thema Gewaltpraumlvention und -intervention zu informieren und zu senshysibilisieren sowie Behandlungsstandards in den Spitaumllern zu etablieren

Vortragende

Fuumlr die Phase der Implementierung des Projektes und bei der Durchfuumlhrung der Fortbildung in den Wiener Gemeindeshyspitaumllern waren ExpertInnen des 24shyStunden Frauennotrufs der MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie der Polizei der Gerichtsmedizin Wien der Rechtsabshyteilung des Wiener Krankenanstaltenshyverbunds der Opferschutzgruppen von Wilhelminenspital und Sozialmedizishynischem Zentrum Ost sowie der Spitalsshysozialarbeit des Fonds Soziales Wien (vorshymals MA 47) verantwortlich Die Fortshybildungsreihe im Allgemeinen Krankenshyhaus wurde um Expertinnen der Wiener Frauenhaumluser erweitert Zudem waren die Bundespolizeidirektion Wien und die Gerichtsmedizin Wien wichtige KooperashytionspartnerInnen und stellten uumlber den gesamten Projektzeitraum neben Fachshyvortragenden auch ihre inhaltliche Exshypertise zur Verfuumlgung

Informationsmaterial

Ein Informationsfolder und eine Check-Karte im Brusttaschenformat mit einer Liste der wichtigsten Maszlignahmen sowie der Notfallnummern richten sich direkt an das Krankenhauspersonal Diese dienen den SpitalsmitarbeiterInnen als Leitfaden fuumlr die wichtigsten Handlungsschritte bei

der Kommunikation mit und der Untershysuchung von Gewaltopfern und sie inforshymieren weiters uumlber Beratungseinshyrichtungen An die BesucherInnen der Ambulanzen werden Poster sowie Postshykarten mit den wichtigsten Anlaufstellen bei Gewalt gegen Frauen und bei Gewalt gegen Kinder verteilt Um das Thema raquosichtbarlaquo zu machen thematisieren waumlhshyrend der Projektwochen in den Modellshyspitaumllern lebensgroszlige Figuren im Einshygangsbereich der Ambulanzen Gewalt gegen Frauen und Kinder als ein Thema der Medizin

Umsetzung

Der medial begleiteten Kick-off-Veranshystaltung am 16 Oktober 2001 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost die die Stadtshyraumltinnen Grete Laska Maga Renate Brauner und Primaria Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker im Rahmen einer Pressekonferenz eroumlffnet haben folgten Projektwochen in deren Rahmen das Curriculum vor Ort angeboten wurde 2001 startete das Pilotmodell in den beiden Spitaumllern in denen die MitarbeiterInnen zuvor befragt worden waren 2004 wurde das Curriculum in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und im Krankenhaus Wien-Hietzing (ehemals Lainz) sowie 2005 im Allgemeinen Krankenhaus durchgefuumlhrt Die Teilnahme am Curriculum ist kostenshylos Von allen ProjektpartnerInnen wurden interne Personalressourcen fuumlr Planung Koordination und fuumlr die Vortragstaumltigkeit zur Verfuumlgung gestellt

Die Planung und Umsetzung des Curriculums verlief in vier Phasen

Phase 1 2000 Konstituierung der Steuerungsgruppe Entwicklung des Fortbildungskonzeptes MitarbeiterInnenbefragung in den Modellshyspitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum

Ost und Kaiser-Franz-Josef-Spital Entshywicklung von Informationsmaterialien

Phase 2 2001 Durchfuumlhrung der Fortbildung in den beishyden Modellspitaumllern wobei im Sozial-medizinischen Zentrum Ost und im KaisershyFranz-Josef-Spital 20 Fortbildungen zu je 15 Stunden angeboten wurden Zu jedem Themenschwerpunkt fanden zwei Alternativshytermine statt

Phase 3 20022003 Uumlberarbeitung des Fortbildungskonzepts aufgrund der Auswertung der Ergebnisse aus Phase 1 Anpassung der Fortbildungsshystruktur Umstieg auf geblockte Veranshystaltungen mit zwei Tagen zu jeweils 65 Stunden sowie Uumlberarbeitung der Standards bei der Spurensicherung und deren Inteshygration in die Fortbildungsinhalte

Phase 4 20042005 Durchfuumlhrung der Fortbildungen in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) an jeweils zwei Vormittagen zu je 65 Stunden Im Allgemeinen Krankenhaus wurde aufgrund der Groumlszlige des Spitals die Fortbildung zweimal angeboten das heiszligt es wurden insgesamt vier Vormittage zu je 65 Stunden abgehalten

Know-how-Transfer

Das Wilhelminenspital das ebenfalls zum Krankenanstaltenverbund gehoumlrt war aufshygrund dort bereits bestehender Gewaltshyschutzaktivitaumlten als Good-Practice-Beishyspiel in das Curriculum integriert MitshyarbeiterInnen des Wilhelminenspitals beshyrichteten uumlber die Arbeit der Gewaltshyschutzgruppe und trugen damit zu einem wichtigen Know-how-Transfer in andere Spitaumller bei Auch die in Folge des Curricushylums entstandene Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde zu einem fixen Bestandteil des Curriculums

Behandlungsstandards

In Folge der guten Zusammenarbeit entshywickelten der Wiener Krankenanstaltenshyverbund der 24-Stunden Frauennotruf die Polizei und die Gerichtsmedizin ein Spurensicherungs-Set das eine einheitliche Beweissicherung garantiert und in den Geshymeindespitaumllern als Behandlungsstandard zur Untersuchung von Opfern sexueller Gewalt etabliert wurde Zu diesem Zweck finden eigene Einschulungstermine in den Spitaumllern statt

Feedback-Befragung

Ab 2004 erhielten die TeilnehmerInnen die Moumlglichkeit zu den Inhalten des Curricushylums via Fragebogen anonym eine Ruumlckshymeldung abzugeben Drei Monate spaumlter bekamen die TeilnehmerInnen noch einshymal einen Fragebogen zugeschickt um die Praxistauglichkeit der Fortbildung zu uumlberpruumlfen

Organisation

Koordinierende Aufgaben wurden durch das Wiener Programm fuumlr Frauengesundshyheit geleistet Dies betraf etwa die Komshymunikation mit Spitalsverwaltung und Vortragenden sowie die Terminkoordinashytion und Erstellung des Programmablaufs Zentral war die Mitarbeit des Krankenshyhauses Dieses hat eine interne Person fuumlr die Koordination nominiert die wiedeshyrum fuumlr die Kommunikation vor Ort und fuumlr die Organisation des Vortragsraums zustaumlndig war und die Veranstaltung begleitend moderiert hat

Top-Down-Prinzip

Um das Wissen und die soziale Bedeutung des Themas Gewalt auf mehreren Ebenen zu verankern hat sich das Top-Downshy

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Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Prinzip bewaumlhrt Zuerst wurde die Direktionsebene des Krankenhauses ndash und zwar die Aumlrztliche Leitung und die Pflegeleitung ndash um Unterstuumltzung gebeten diese wiederum wandte sich an die Abteilungsleitungen Die Vorstaumlnde der Fachabteilungen wurden im Rahmen der PrimaraumlrztInnensitzung der Krankenshyhaumluser uumlber das Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder sowie uumlber den Ablauf des geplanten Curriculums im jeweiligen Krankenhaus informiert Auch wenn grundshysaumltzlich eine obligatorische Teilnahme aller anzustreben ist war es in dieser Phase sinnvoll dass jede Abteilung je eine Vertreterin oder einen Vertreter des aumlrztshylichen Personals und des Pflegepersonals zum Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entsendet hat

10 Durchfuumlhrungsschritte

1 Kontaktaufnahme zu EntscheidungsshytraumlgerInnen relevanter Einrichtungen

2 Konstituierung einer Projektsteuerungsgruppe

3 Ist-Stand Erhebung im Krankenhaus

4 Entwicklung der Fortbildungsinhalte

5 Schriftliche Information an die Krankenhausleitung (Aumlrztliche- und Pflegeleitung)

6 Koordinierungsgespraumlch mit der Krankenhausleitung

7 Vorstellung des Themas und Fortbildungsangebots in der PrimaraumlrztInnensitzung des Krankenhauses

8 Bestimmung einer spitalsinternen Koordinationsperson zwecks Organisation und Kommunikation vor Ort

9 Durchfuumlhrung der Fortbildung im Spital ndash Moderation durch einen KrankenhausmitarbeiterIn

10 Feedback-Befragung der TeilnehmerInnen

raquoEs gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die

Frauen an die richtigen Stellen zu verweisenlaquo Statement von Elfriede Geyer Pflegedirektion Krankenhaus Rudolfstiftung

raquoDie Ruumlckmeldung die wir von den MitarbeiterInnen bekommen haben war dass sie ein staumlrkeres Bewusstsein fuumlr das Thema bekommen haben Auch die MitarbeiterInnen der Kinderambulanz die immer schon sehr sensibel im Bezug auf Zeichen von Gewaltanwendung waren sagten sie seien jetzt noch hellhoumlriger geworden Diese houmlhere Sensibilitaumlt trifft fuumlr das Thema Frauen und Gewalt zu Insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gynaumlkologie berichten vom groszligen Nutzen der Spurensicherungsboxen Hier sei alles Notwendige enthalten inklusive einer genauen Anleitung Es gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die MitarbeiterInnen die Frauen an die richtigen Stellen zu verweisen beziehungsweise selbst Kontakte herzustellen Die multiprofessionelle Teilnahme seitens des Krankenhauses ist sicher ganz wichtig Seitens der Vortragenden war diese mulshytiprofessionelle Teilnahme ja gegeben Es sollte weiterhin genuumlgend Zeit bleiben um auch Fragen stelshylen zu koumlnnen was bei dem Curriculum der Fall war Eine Wiederholung des Curriculums waumlre sicher gut weil damit eine groumlszligere Personengruppe die Moumlglichkeit haumltte daran teilzunehmen

Auszligerdem waumlre es wichtig dass es genuumlgend SozialarbeiterInnen fuumlr einen Informationsaustausch gaumlbe Aktuell ist die Situation etwa in der Kinderabteilung unbefriedigend weil SozialarbeiterInnen abgezogen worden sind und es keine Ruumlckmeldungen mehr gibtlaquo

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

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MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern

Im Jahr 2001 wurde das Meinungsshyforschungsinstitut Fessel-GfK vom Buumlro der Wiener Frauengesundheitsbeauftragten mit einer schriftlichen MitarbeiterInnenbeshyfragung an den beiden Gemeindespitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum Ost (in der Folge SMZ Ost genannt) und Kaiser-FranzshyJosef-Spital beauftragt12 Mit dieser Befragung sollte einerseits erhoben wershyden welche Kontakte und Erfahrungen die befragten Personen bislang in ihrem beruflichen Alltag mit Gewaltopfern geshyhabt haben andererseits sollte der Bedarf an Unterstuumltzung in dieser Arbeit erfragt werden Ein weiteres Thema war welche Einstellungen zum Thema Gewalt bestehen Die MitarbeiterInnenbefragung basierte auf zwei methodischen Schritten Neben einer Fragebogenerhebung wurden vertieshyfende persoumlnliche Interviews durchgeshyfuumlhrt

Folgende Abteilungen wurden befragt interne Aufnahmestation Gynaumlkologie Hals-Nasen-Ohren-Station Psychiatrie Unshyfallchirurgie und Chirurgie Dermatologie Kinderinterne sowie Kinderchirurgie

Die Krankenhausdirektionen wurden vorshyab von der Wiener Frauengesundheitsbeaufshytragten schriftlich uumlber den Grund und das Ziel der Erhebung informiert Zudem erfolgte eine persoumlnliche Vorstellung des

Projektvorhabens durch die Projektverantshywortlichen Diese Vorbereitungen waren wesentlich es konnte ein Ruumlcklauf von 25 Prozent der Frageboumlgen erreicht werden Insgesamt haben sich an der Befragung 209 Personen beteiligt 81 Prozent der Befragten waren weibliches 13 Prozent maumlnnliches Personal13

Zentrale Ergebnisse der Fragebogenerhebung

KONTAKTHAumlUFIGKEIT MIT GEWALTOPFERN Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer 41 Prozent der Befragten hatten im Jahr vor der Befragung beruflichen Kontakt mit Kindern und Jugendlichen die Opfer koumlrshyperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt waren Durchschnittlich hatte im letzten Jahr jede der befragten Personen Kontakt mit rund zehn jungen PatientInnen mit Gewalterfahrungen Deutlich werden hier Unterschiede zwischen den einzelnen Abteilungen So etwa haben bedeutend mehr der befragten Personen der kinderinshyternen Station der kinderchirurgischen Station sowie der Unfallchirurgie angegeshyben im Laufe des letzten Jahres Kontakte mit kindlichen oder jugendlichen Gewaltshyopfern gehabt zu haben als an anderen Abteilungen Dennoch haben mehr als 20

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Prozent der befragten Personen an gynaumlkoshylogischen Abteilungen zumindest einmal im letzten Jahr jugendliche Gewaltopfer betreut

Insgesamt wurden rund 87 Prozent der kindlichen und jugendlichen Gewaltopfer von Personen begleitet

Frauen als Gewaltopfer Mit erwachsenen weiblichen Gewaltopfern haben deutlich mehr der befragten Pershysonen im Laufe des letzten Jahres Kontakt gehabt dies trifft auf insgesamt 56 Prozent der Befragten zu Besonders haumlufig war dies in der Psychiatrie in der (Unfall)shyChirurgie sowie auf der Dermatologie der Fall Durchschnittlich haben jene Befragte die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit einem erwachsenen weiblichen Gewaltshyopfer gehabt haben 77 Opfer von koumlrpershylicher und 53 Opfer von sexueller Gewalt betreut

Anders als bei den kindlichen beziehungsshyweise jugendlichen Gewaltopfern gaben nur rund 50 Prozent der Befragten an Beshygleitpersonen der von Gewalt betroffenen Frauen wahrgenommen zu haben

WAHRNEHMUNG UND VERDACHT AUF GEWALT Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer Die befragten Personen14 hatten haumlufig den Verdacht dass die Verletzungsurshysachen verschleiert werden sollten Beshysonders haumlufig wurde dies in Zusammenshyhang mit sexueller Gewalt (66 Prozent der Befragten) aber auch haumlufig in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt (53 Prozent der Beshyfragten) vermutet

Frauen als Gewaltopfer Dass die Verletzungsursachen verschleiert werden sollten vermuteten 41 Prozent der Befragten 15 in Zusammenhang mit sexuelshyler Gewalt und 37 Prozent in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt

VORGEHEN BEI VERDACHT AUF GEWALT Bei vermuteten Gewaltdelikten verhielten sich die befragten Personen wie folgt

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Vorgehensarten bei Kindern und bei Frauen Jugendlichen

Austauschen mit KollegInnen 93 Prozent 79 Prozent

Direktes Ansprechen des Opfers 44 Prozent 59 Prozent

Kontaktaufnahme mit Jugendamt 34 Prozent 15 Prozent

Ansprechen der Begleitperson 33 Prozent 21 Prozent

Kontaktaufnahme zu extramuralen Einrichtungen 21 Prozent 32 Prozent

Kontaktaufnahme zu Polizei 8 Prozent 13 Prozent

BETREUUNGSVERSTAumlNDNIS UND BEHANDLUNGSSTANDARDS Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsprocedere definierte eine deutliche Mehrheit der Befragten die eigene Funktion in der Leistung der medizinischen Versorgung und in der additiven Weiterleitung an Hilfseinrichtungen (insgesamt rund 70 Prozent) Nur 16 Prozent der Befragten fuumlhrten aus ausschlieszliglich medizinische Versorgung zu leisten

63 Prozent der Befragten gaben an dass in Zusammenhang mit sexueller Gewalt an kindlichen und jugendlichen Gewaltopfern Richtlinien fuumlr die Betreuung existieren 57 Prozent der Befragten gaben an dass dies auch bei koumlrperlicher Gewalt der Fall ist

Frauen als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsverstaumlndnis gegenuumlber von Gewalt betroffenen Frauen

sah ndash ebenso wie bei kindlichen bezieshyhungsweise jugendlichen Gewaltopfern ndash die uumlberwiegende Mehrheit der Befragten (rund 74 Prozent) ihre Aufgabe sowohl in der medizinischen Versorgung als auch in der Weiterleitung an andere Hilfseinshyrichtungen Nur 15 Prozent der Befragten gaben an ausschlieszliglich medizinische Vershysorgung zu leisten

Nur 30 Prozent der Befragten geben an dass Betreuungsrichtlinien fuumlr den Fall von sexueller oder koumlrperlicher Gewalt gegen Frauen vorliegen

UNTERSTUumlTZUNGSBEDARF IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Die befragten AumlrztInnen und Pflegeshypersonen fuumlhlten sich in Hinblick auf den Umgang und die Betreuung von Opfern koumlrperlicher undoder sexueller Gewalt relativ gering informiert nur ein Viertel bezeichnete sich als gut informiert Knapp die Haumllfte fuumlhlte sich eher schlecht und immerhin 15 Prozent sehr schlecht inforshymiert Deutlich houmlher ist der Informationsshybedarf bei Mitgliedern des houmlheren Pflegeshypersonals sowie in den Abteilungen Chirurshygie und interne Aufnahmestation

Die verschiedenen extramuralen Hilfseinshyrichtungen waren den befragten AumlrztInnen und Pflegepersonen in unterschiedlichem Ausmaszlig bekannt Waumlhrend die Mehrheit Betreuungseinrichtungen wie Frauenshyhaumluser (82 Prozent) Jugendamt (79 Proshyzent) oder den 24-Stunden Frauennotruf (60 Prozent) kannte traf dies auf andere Einrichtungen etwa den kriminalpolizeishylichen Beratungsdienst (37 Prozent) oder das Kinderschutzzentrum (35 Prozent) nur mehr fuumlr ein gutes Drittel der Befragten zu

Lediglich elf Prozent der Befragten haben eine spezielle AusbildungWeiterbildung fuumlr die Betreuung von Opfern koumlrperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt absolshyviert

Vor diesem Hintergrund ist das Ergebnis dass sich 80 Prozent der Befragten vershymehrt Hilfestellungen unterschiedlicher Art fuumlr den kuumlnftigen Umgang mit Gewaltshyopfern wuumlnschten nachvollziehbar 22 Prozent wuumlnschten sich konkret Angebote fuumlr Weiter- Aus- und Fortbildungen elf Prozent artikulierten Unterstuumltzungsbedarf im Bereich Gespraumlchsfuumlhrung beziehungsshyweise Umgang mit Gewaltopfern Die restshylichen Angaben verteilten sich auf Wunsch nach Kontaktadressen Broschuumlren vershybindlichen Betreuungsstandards psycholoshygischer Beratung oder Informationen uumlber rechtliche Grundlagen

Zentrale Ergebnisse der vertiefenden Interviews

Zusaumltzlich zu der Fragebogenerhebung wurden 30 persoumlnliche Interviews mit AumlrztInnen und Pflegepersonal (14 Frauen 16 Maumlnner) durchgefuumlhrt Ziel dieser quashylitativen Erhebung war eine vertiefende Erhebung der Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern der Interventions- und Behandlungsroutinen sowie der Bekanntshyheit und der Ressourcen intra- sowie extrashymuraler Stellen16

UumlBERFORDERUNG IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Rund die Haumllfte der Befragten gab an bei der ersten Begegnung mit einem Gewaltshyopfer voumlllig unvorbereitet in diese Situation gegangen zu sein Im Rahmen der Intershyviews wurde wiederholt darauf hingewieshysen wie schockierend dieser erste Kontakt mit Gewaltopfern gewesen waumlre

INFORMATIONSDEFIZIT UumlBER HILFSEINRICHTUNGEN Der Informationsstand uumlber extramurale Hilfseinrichtungen war bei den Befragten unterschiedlich hoch dennoch wurde uumlberwiegend die Ansicht vertreten mehr Informationen uumlber die Leistungen der einzelnen Einrichtungen zu benoumltigen

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

WUNSCH NACH FORTBILDUNGSANGEBOTEN Im Rahmen der Interviews wurde auch auf groszlige Informationsmankos in Bezug auf die Betreuung von Gewaltopfern verwiesen Es wurde beispielsweise hervorgehoben dass zu wenig Fortbildungsangebote existierten beziehungsweise dass Informationen nicht zugaumlnglich waumlren

Einige InterviewpartnerInnen haben sich durch berufliche Erfahrungen durch Literaturstudium oder den Besuch von

Veranstaltungen Informationen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern beschafft Im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde besonders hervorgehoben dass die dort bestehende Kinderschutzgruppe stark zur Ausbildung im Umgang mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern beigetragen hat

Am deutlichsten wurde der Wunsch nach Fortbildungsveranstaltungen formuliert wobei Vortraumlge und Diskussionen als adaumlshyquateste Vermittlungsform genannt wurden

raquoDie Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigenlaquo Statement von UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Allgemeines Krankenhaus

raquoDas Curriculum ist ausgezeichnet Am wichtigsten ist praumlventiv taumltig zu werden und Betroffenen Hilfe leicht zugaumlnglich zu machen Ich halte die Aus- und Weiterbildung auf diesem Gebiet im Krankenhaus fuumlr besonders wichtig Die Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigen Betroffene Frauen und Kinder koumlnnen von entsprechend ausgeshybildetem Personal besser vor weiteren Schaumlden bewahrt werdenlaquo

TeilnehmerInnen und Feedback

Insgesamt haben 800 TeilnehmerInnen das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo absolviert 110 MitarbeiterInnen im Kaiser-Franz-Josef-Spital 259 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost 147 in der Krankenanstalt Rudolfstiftung 57 im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) sowie 120 im Allgemeinen Krankenhaus An vertiefenden Workshops zur Handshyhabung des Spurensicherungs-Sets nahshymen 110 MitarbeiterInnen im KaisershyFranz-Josef-Spital im Wilhelminenspital und im Sozialmedizinischen Zentrum Ost teil An allen Spitaumllern zeigte sich als deutlicher Trend dass mehr weibliche MitarbeiterInnen an der Fortbildung teilshynahmen Eine Auswertung der Teilnahme am Curriculum nach Berufsgruppen beshylegt dass rund 70 Prozent der TeilshynehmerInnen aus dem Pflegebereich 15 Prozent aus dem aumlrztlichen Bereich und 15 Prozent aus therapeutischen Bereichen stammen nicht ausgewertet wurden hier die TeilnehmerInnen an den Schulungen zum Spurensicherungs-Set

Die Abteilung Organisation des Wiener Krankenanstaltenverbundes fuumlhrte in den Krankenhaumlusern Rudolfstiftung und Wien-Hietzing (vormals Lainz) eine anonyme Feed-Back-Befragung der TeilnehmerInnen am Curriculum durch Ein Fragebogen wurde unmittelbar nach Ende der Fortshybildung ausgefuumlllt ein zweiter drei Monate nach Absolvieren des Curriculums

Die Befragten bewerteten die inhaltliche Gestaltung und die Praxistauglichkeit durchgehend als sehr positiv Im Feedback nach drei Monaten fiel auf dass die Befragten angaben dass sie das im Curriculum erworbene Wissen in ihrer taumlglichen Arbeitspraxis sehr gut anwenshy

den konnten und die zur Verfuumlgung gestellten Informationsmaterialien eine wichtige Unterstuumltzung darstellten So etwa kannten 97 Prozent der Befragten den Folder und rund 80 Prozent der Befragten auch die Postkarten die im Rahmen des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo aufgelegt wurden

Viele Befragte wuumlnschten sich jedoch mehr und unterschiedliche Fortbildungen zum Thema Gewalt mehr Vernetzung zwishyschen den Abteilungen und nach auszligen sowie eine aktivere Beteiligung des aumlrztshylichen Personals

raquoEs muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen

Menschen durch Information und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

Statement von Oberin Monika Tischer Direktorin des Pflegedienstes Wilhelminenspital

raquoDas Wichtigste am Curriculum ist fuumlr mich die Information und Aufklaumlrung fuumlr MitarbeiterInnen und Betroffene Der Nutzen dieser Fortbildung ist sehr hoch denn ohne Information kann nicht reashygiert und somit kein Schutz angeboten werden Eine Gleichbehandlungsbeauftragte der Gemeinde Wien koumlnnte eine Ergaumlnzung fuumlr diese Veranstaltung sein Denn oft beginnt es mit sexueller Belaumlstigung und endet mit sexueller Gewalt Es muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen Menschen durch Inforshymation und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

Die Fortbildungsinhalte im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo

Die Ergebnisse der Erhebung des Fessel-GfK Instituts fanden sowohl bei der inshyhaltlichen als auch bei der zeitlichen Geshystaltung des Curriculums Beruumlcksichtigung Es musste bei der Planung insbesondere auf die Rahmenbedingungen in einer Krankenanstalt hinsichtlich zeitlicher Lage der Veranstaltung Ruumlcksicht genomshymen werden um moumlglichst vielen MitarshybeiterInnen Gelegenheit zu einer Teilnahme zu geben Nach der Durchfuumlhrung des Curriculums an den Modellspitaumllern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital wurden organisatorische Aumlnderungen vorgenommen Die Inhalte wurden dann geblockt jeweils an zwei Vorshymittagen zu je 65 Stunden in folgenden Modulen vermittelt

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Frauenlaquo

Informationen uumlber Formen Ausmaszlig und Folgen von Gewalt gegen Frauen Dynamik von Gewaltbeziehungen und Phasen der Traumashytisierung Auswirkungen von gesellschaftshylichen Mythen Grundlagen des Opferschutzes weiterfuumlhrende Betreuungsangebote Arbeitsshyweise und Aufgaben des Frauennotrufes

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Kinderlaquo

Information zu Erscheinungsformen und Symptomen von Gewalt gegen Kinder interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit im Intershy

esse der betroffenen Kinder Aufgaben geshysetzlichen Grundlagen und Arbeitsweise des Jugendwohlfahrtstraumlgers

Modul raquoSpurensicherung und DNA-Analyselaquo

Informationen zur richtigen Abnahme von Spuren und Vorgehen bei einer spurenshykundlichen Untersuchung mit Verwendung des Spurensicherungs-Sets Information uumlber die Aufgaben und Zustaumlndigkeiten der Gerichtsmedizin Wien

Polizeiliche Arbeit und Grundlage der DNA-Analyse in Hinblick auf die Beweisshyfuumlhrung von kriminellen Delikten

Modul raquoRechtliche Informationenlaquo

Grundlagen des Sexualstrafrechts und Opferrechte im Strafverfahren Vorgehensshyweise der Behoumlrden bei Offizialdelikten der Ablauf von einer Anzeige bis zum Geshyrichtsverfahren Prozessbegleitung und Unterstuumltzung der Opfer durch Opfershyschutzeinrichtungen

Information uumlber die Bestimmungen des Gewaltschutzgesetzes die rechtlichen Maszlignahmen der Wegweisung und des Betretungsverbotes die Moumlglichkeiten der Polizei und Erfahrungen aus der Praxis

Rechtliche Grundlagen des Aumlrztegesetzes und Krankenanstaltengesetzes und einschlaumlshy

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

gige Dienstvorschriften Die juristische De-finition von Gewalt etwa von raquoschwererlaquooder raquoleichterlaquo Koumlrperverletzung

Modul raquoOpferschutzgruppen im Krankenhauslaquo

Die Entstehungsgeschichte die Aufgabenund Arbeitsweisen von OpferschutzgruppenDarstellung der entwickelten Standardsund krankenhausinternen Versorgungsab-laumlufe sowie Kooperationen mit extramura-len Einrichtungen

Modul Wiener Frauenhaumluser ndashSicherheit und Wendepunkt

Information uumlber die Geschichte die Auf-gaben Angebote und Arbeitsweisen dervier Wiener Frauenhaumluser mit dem ange-schlossenen Nachbetreuungshaus und derBeratungsstelle

Hinweis Dieser Fortbildungsinhalt wurdebei der Veranstaltung im AllgemeinenKrankenhaus als zusaumltzliches Modul auf-genommen

raquohellip dass man die richtigen Schritte setztlaquoStatement von Drin Heidrun Flores-GengerGynaumlkologische und Geburtshilfliche AbteilungSozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Aufmerksam-Machen auf die Problematik unddas Wecken der Bereitschaft zu helfen bei den Mit-arbeiterinnen und Mitarbeitern im Spital scheint mirdas Wichtigste zu sein das heiszligt die Informationworum es geht wie man sich verhaumllt und wie manden Opfern helfen kann welche Moumlglichkeiten esgibt Durch das bessere Wissen gibt es auch eine grouml-szligere Bereitschaft sich zu beteiligen die richtigenSchritte zu setzen Wir auf der Gynaumlkologie sind zumBeispiel immer wieder mit vergewaltigten Frauenkonfrontiert hier ist die richtige Spurensicherungwichtig das haben wir vorher nicht gewusst DasCurriculum war insgesamt sehr gut sehr kompaktund konzentriert Man koumlnnte vielleicht noch dasThema Genitalverstuumlmmelung bei Frauen andererKulturen mit einbeziehen das ist etwas womit mannicht jeden Tag zu tun hat Dinge von denen mannichts weiszlig erkennt man vielleicht nicht Das ist ins-besondere dann schwierig wenn Frauen nicht unse-re Sprache sprechenlaquo

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienPlakate

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienInfokarten

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienChecklisten

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

raquohellip groszlig ist der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigenlaquo Statement von Rektor UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Leiter Allgemeines Krankenhaus-Universitaumltskliniken

raquoAls Rektor der medizinischen Universitaumlt Wien beshygruumlszlige ich die Etablierung eines Curriculums rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo ganz besonders da Gewaltshyerfahrungen wie internationale Studien eindrucksshyvoll aufzeigen die Gesundheit der davon Betroffenen nachhaltig und maszliggeblich negativ beeinflussen koumlnnen und einen bis dato noch zu wenig beruumlckshysichtigten gesundheitlichen Risikofaktor darstellen Entsprechend groszlig ist daher der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigen In diesem Zusammenshyhang erscheinen mir insbesondere die Vortraumlge zu Gewaltschutzaktivitaumlten in Spitaumllern und jene Vortraumlge die sich mit der Dynamik von Gewaltshybeziehungen sowie Erscheinungsformen und langshyfristigen Folgen von Gewalterfahrungen befassen als besonders wichtig Der Nutzen dieser Fortbildungs-Veranstaltung fuumlr das im AKH taumltige Personal sollte dementsprechend groszlig sein Das in den Vortraumlgen vermittelte Wissen sollte um entsprechende FaumlhigkeitenFertigkeiten im Umgang mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder erweitert werden um eine adaumlquate und sensible Betreuung dieser oftshymals schwer traumatisierten Personengruppe sichershyzustellenlaquo

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

Einleitung

Fuumlr die Durchfuumlhrung des Curriculums hat sich die Existenz von Opferschutzshygruppen als aumluszligerst positiv erwiesen Derzeit gibt es in zwei Wiener Krankenshyhaumlusern (Wilhelminenspital und Sozial-medizinisches Zentrum Ost) Opferschutzshygruppen

Bericht der Opferschutzgruppe im Wilhelminenspital

Seit Herbst 1997 besteht im Wilhelminenshyspital eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe zum Schutz fuumlr Frauen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind Ziel des Projekts war es im Spital ein Angebot zu installieshyren das Frauen zugute kommt und ihnen umfassende Versorgung Unterstuumltzung und Information bieten soll Um dieses Ziel zu erreichen wurde eine Arbeitsshygruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Institutionen ins Leben gerufen mit dem Ziel die Organisation und die Einhaltung erarbeiteter Strukturen zu sichern ein Forum fuumlr den Austausch mit den MitshyarbeiterInnen zu bilden um Reflexion und Verbesserungen zu ermoumlglichen Das Modell funktioniert mittlerweile seit Mai 1998 im Regelbetrieb In dieser Zusammenarbeit ist es gelungen die komplementaumlren Beshyduumlrfnisse aller beteiligten Berufsgruppen und die Interessen dreier Institutionen (Unfallchirurgische Abteilung Fonds Soziales Wien 24-Stunden Frauennotruf der MA 57) zur Deckung zu bringen ohne

Kosten zu verursachen Synergien wurden optimal ausgeschoumlpft

raquoDIE SICHERHEIT DES GEWALTOPFERS STEHT FUumlR UNS IM VORDERGRUNDlaquo DGKP Friedrich Anger-Schmidt Leiter der Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals und DSA Josef Heindl Mitarbeiter der Opfershyschutzgruppe des Wilhelminenspitals

raquoFuumlr uns steht die Sicherheit des Gewaltopfers im Vordergrund Wenn eine Ruumlckkehr in die Wohnung ndash aus welchen Gruumlnden auch immer ndash nicht moumlglich ist besteht die Moumlglichkeit einer stationaumlren Aufnahme an unserer Abteilung oder einer Unterbringung in einem Frauenhaus In der Statistik ist ein klarer Anstieg bemerkshybar So haben wir im Jahre 1999 37 Faumllle registriert und 2004 85 Faumllle Im Halbjahr 2005 sind wir schon bei 54 Faumlllen so dass wir heuer mit uumlber 100 Betroffenen rechshynen Woran es liegt laumlsst sich nur spekushylieren Ich vermute dass es ein Mix aus mehr rsaquoGewaltbereitschaftlsaquo und mehr rsaquodruumlber reden Trauenlsaquo ist Mein Wunsch ist nach wie vor eine wienweite Institutioshynalisierung in anderen Unfallabteilungen und eine Vernetzung der Daten Mit dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost ist sicher schon ein Anfang gemachtlaquo (DGKP Friedrich Anger-Schmidt)

raquoDie Sozialarbeit im Wilhelminenspital funktioniert mit einem neuen Konzept als Prototyp einer sozialen Servicestelle mit garantierter Erreichbarkeit von 8 Uhr bis

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

15 Uhr fuumlr PatientInnen Angehoumlrige und auch Spitalspersonal Diese gute Erreichshybarkeit ermoumlglicht es der Sozialarbeit sich als integraler Bestandteil bei Proshygrammen die eine bestimmte PatientInnenshygruppe betreffen anzubieten Unser Projekt zeigt sehr deutlich wie sehr Gesundheit und Soziales ineinander vershywoben sind und Patientinnen dementshysprechend auch von unterschiedlichen Professionen begleitet werden sollen

Voraussetzung fuumlr das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit ist die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respekshytieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Das Personal an der Unfallchirurshygischen Abteilung hatte den Eindruck dass zunehmend Patientinnen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind im Spital erscheinen und die ausschlieszliglich medizinische und pflegerische Versorgung fuumlr diese Patienshytinnen nicht ausreichend sind Zudem ist der Zeitdruck besonders in der Ambulanz zu groszlig um auf die ganz persoumlnlichen Probleme der Patientinnen adaumlquat einshyzugehen und zu reagieren Kenntnisse in Gespraumlchsfuumlhrung und Beherrschen von Kriseninterventionstechniken sind sehr individuell und in unterschiedlicher Qualitaumlt vorhanden und die Hilflosigkeit der Patientinnen wird oft zur Belastung fuumlr das behandelnde Personal Mit der neuen Konzeption einer Servicestelle war die Sozialarbeit in der Lage schnell erreichbar zu sein und damit Krisenintershyvention unmittelbar im Anschluss an die medizinische Versorgung anbieten zu koumlnnen

Neben der umfassenden Krisenintershyvention fuumlr Patientinnen bietet die intershydisziplinaumlre Zusammenarbeit verbesserte Gefahreneinschaumltzung und Entscheidungsshyhilfe zur Frage der noumltigenfalls stationaumlshyren Aufnahme Unsere Dienstzeiten ershylaubten es nicht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung anzubieten Aus diesem Grund und auch um gesicherte fachliche Komshy

petenz zu gewaumlhrleisten bot sich die Einshybindung des 24-Stunden Frauennotrufs in dieses Projekt an

Eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Instishytutionen und Berufsgruppen wurde gebilshydet um die koordinierte Zusammenarbeit zu ermoumlglichen Die gewuumlnschten MitarshybeiterInnen sollten entsprechendes Intershyesse mitbringen uumlber hohe Akzeptanz in der eigenen Berufsgruppe verfuumlgen und fuumlr den Wissenstransfer innerhalb der Berufsgruppe verantwortlich sein

Um die weitere Zusammenarbeit und allshyfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen sicherzustellen wurden weitere Bespreshychungen in halbjaumlhrigen Abstaumlnden vershyeinbart beziehungsweise finden sie jetzt anlassbezogen statt Themenspezifische Fortbildungsveranstaltungen finden nach Anlass und Bedarf statt Regelmaumlszligige Fortbildungsveranstaltungen fuumlr TurnusshyaumlrztInnen sollen diese nicht nur befaumlhigen in ihrem Dienst unserem Standard gemaumlszlig zu handeln sondern ihnen auch in weitershyfuumlhrenden Taumltigkeiten hilfreiches Wissen seinlaquo (DSA Josef Heindl)

Kontakt Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals 1220 Wien Langobardenstraszlige 122

Bericht der Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

Die Projektarbeit der Gewaltschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost starshytete im Jahre 2002 Zu diesem Zweck wurshyden aus den Bereichen Unfallchirurgie Aufnahmestation Gynaumlkologie und Psychiashytrie Angestellte eingeladen mitzuarbeiten Die Projektmitglieder sollten einen Rahmen fuumlr das Thema Gewalt in der Familie ershyarbeiten bestehende Probleme aufzeigen und Loumlsungsvorschlaumlge erstellen die im Sinne von Opferschutz im Sozialmedizishynisches Zentrum Ost in der Praxis vershywertbar sein sollten Nach Abschluss der Projektarbeit im Herbst 2004 wurde die Gewaltschutzgruppe offiziell als raquoOpfershyschutzgruppelaquo im Sozialmedizinischen Zentrum Ost als fixe Einrichtung und Organisation des Hauses genehmigt

raquoGEWALT IST NICHT IN ORDNUNG GEWALT IST KEINE LOumlSUNGlaquo DGKS Margit Liebhart Leiterin der Opfershyschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

raquoEs stellt sich im Laufe meiner Arbeit mit den Betroffenen immer wieder heraus wie schwer es fuumlr die Beteiligten ist daruumlber zu reden Gewalt in der Familie ist ein aumluszligerst sensibler Bereich Mit rsaquoFremdenlsaquo daruumlber zu sprechen was tatsaumlchlich rsaquoSchlimmeslsaquo in den eigenen vier Waumlnden passiert faumlllt nicht leicht Es gilt eine enorme Hemmschwelle zu uumlberwinden vor allem fuumlr sich selbst denn niemand moumlchte sein rsaquoeigenes Nest beschmutzenlsaquo

Manchmal braucht es mehrere Besuche bei uns in der Unfallambulanz die anfaumlnglich als rsaquoAusrutscherlsaquo von den Opfern dargestellt und dementsprechend bagatellisiert werden

rsaquoGegen den Tuumlrstock gelaufenlsaquo rsaquodie Stiegen hinuntergefallenlsaquo rsaquogestolpertlsaquo

Vielleicht beim naumlchsten Mal rsaquoIch war ja selber schuld haumltte ich ihnsie nicht so gereiztlsaquo

rsaquoErsie ist eigentlich ein seelenguter Mensch und sonst eigentlich so lieblsaquo

Frau M kommt nun schon zum dritten Mal zu uns in die Unfallambulanz Ich habe rsaquozufaumllliglsaquo schon wieder Nachtdienst Es ist 215 Uhr Frau M wird mit der Rettung gebracht

Sie ist nur mit einem Morgenmantel gekleidet der blutdurchtraumlnkt ist Frau M hat am ganzen Koumlrper Biss- und Kratzshywunden Wir versorgen ihre Wunden fast zwei Stunden lang

Frau M hat sich mein Gesicht und auch meinen Namen gemerkt

Als sie das erste Mal in meinem Nachtshydienst als Patientin kam wurde sie vom Lebensgefaumlhrten gebracht Sie hatte am linken Bein eine klaffende Bisswunde Der Hund des Lebensgefaumlhrten haumltte beim Spielen zu Hause nicht das Bein von Frau M sondern einen Ball ergreifen wollen Frau M zittert bei ihrer Erzaumlhlung Sie haumllt meine Hand und wirkt fuumlr mich vershystoumlrt Zu verstoumlrt fuumlr einen rsaquoSpielunfall mit dem Hundlsaquo Sie ist leicht alkoholisiert nicht sehr gepflegt Mir faumlllt auf dass sie immer wieder zur Tuumlr schielt

Nach drei Monaten wird Frau M mit der Rettung zu uns gebracht Eine Nachshybarin hatte die Polizei gerufen weil sie den Hund sehr laut bellen und knurren und Frau M schreien houmlrte

Frau M ist wieder alkoholisiert sie weint Wir muumlssen ihre Wunden dieses Mal sind es mehrere wieder versorgen Dieses Mal spreche ich sie direkt an rsaquoFrau M ich habe das Gefuumlhl dass bei Ihnen zu Hause irgendetwas nicht so laumluft wie Sie es sich wuumlnschen Kann ich Ihnen irgendshywie helfen Moumlchten Sie mit mir daruumlber sprechen Wollen Sie mit jemand anderem sprechen Wissen Sie ich denke dass jeder Mensch ein Recht darauf hat sich wenigstens zu Hause in seinen eigenen Waumlnden sicher und geborgen zu fuumlhlenlsaquo Frau M weint und stammelt irgendetwas vor sich hin Ich houmlre nicht zu sprechen auf Ich erzaumlhle von Gesetzen von vielen anderen Menschen die betroffen sind von

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Opferschutzgruppen in der PraxisOpferschutzgruppen in der Praxis

familiaumlrer Gewalt davon dass wir in unserer heutigen Gesellschaft alle gemeinshysam daran arbeiten sollten daruumlber zu reden dass Gewalt keine Loumlsung ist Frau M hat schon lange erfasst dass sie Hilfe braucht um aus dieser Gewaltspirale herauszukommen Sie erzaumlhlt mir von Selbsthilfebuumlchern die sie gelesen hat Sie erzaumlhlt von ihren vielen Versuchen nicht nur vom Alkohol sondern auch von ihrem Umfeld loszukommen aber letztendlich meint sie rsaquoDer Hund wird immer so aggressiv wenn wir trinkenlsaquo Trotzdem gebe ich ihr eine Broschuumlre vom Frauenshynotruf mit Ich fuumllle ein Gewaltdatenblatt aus

Heute beim dritten rsaquoBesuchlsaquo von Frau M bei uns erzaumlhlt sie mir dass ihr Lebensshygefaumlhrte den Hund auf sie hetzt wenn er zornig auf sie ist Dieses Mal sei es ganz besonders schlimm gewesen Wir reden und reden und reden Heute moumlchte Frau M mit einem Psychiatereiner Psychiaterin spreshychen Frau M moumlchte mit dem Frauennotshyruf telefonieren Frau M sagt dass sie so nicht mehr leben will

Frau M tut das auch alles mit mir Sie umarmt mich ich spuumlre dass sie wieder einen Schritt weiter vorangekommen ist Frau M will wieder nach Hause fahren

Ich habe Frau M schon uumlber zwei Jahre nicht mehr als Patientin bei uns gesehen Auch meine KollegInnen haben Frau M nicht betreut

Ich hoffe sehr dass Frau M und viele andere rsaquoOpferlsaquo die uns in unserem Bereich begegnet sind ein Stuumlck weiter voranshygekommen sind Ich hoffe sehr dass es sich weiter herumspricht beim Einkauf beim Tratsch mit dem Nachbarder Nachbarin in der U-Bahn bei persoumlnshylichen Gespraumlchen zwischen Freunden und Freundinnen und in Familien Gewalt in der Familie ist nicht ok

Ich kann etwas dagegen tun und es gibt viele Menschen und Einrichtungen die bemuumlht sind einen Weg aufzuzeigen der herausfuumlhren kann aus dieser Gewaltshyspirale

Wir schauen nicht weg wir schauen genau hin Wir wollen kompetent sein in unserer Hilfestellung Wir wollen Kontakte knuumlpfen die noumltig sind Wir haben die Moumlglichkeit rsaquostopplsaquo zu sagen in der oumlffentlichen Instishytution Krankenhaus Denn die Opfer komshymen zu uns und wenn wir aufmerksam genug zuhoumlren und hinsehen sind wir vielleicht die ersten die zu ihnen sagen rsaquoGewalt ist nicht Ordnung Gewalt ist keishyne Loumlsunglsaquo Vielleicht ist das ein Anfang fuumlr das Ende von der Gewalt in einer Familielaquo (DGKS Margit Liebhart)

Kontakt Opferschutzgruppe Sozialmedizinisches Zentrum Ost 1160 Wien Montleartstraszlige 37

raquoEiner der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es

eine geschuumltzte Gespraumlchsshysituation zu schaffenlaquo

Statement von Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegedienstes Sozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Sozialmedizinisches Zentrum Ost war eines der ersten Krankenhaumluser die projekthaft das Curriculum erarbeitet und weiterentwickelt haben Die Erfahrungen mit dem Curriculum zeigen dass viele MitarbeiterInnen in fast allen Abteilungen neushygierig gemacht und zur Mitarbeit angeregt wurden Bei uns sind noch immer die rsaquoPioniere und Pionierinnenlsaquo am Werk die ihr Wissen an die neuen MitarbeiterInnen weitergeben Wichtig ist dass die MitarbeiterInnen um die Entstehung der Gewaltshyspirale Bescheid wissen Sie koumlnnen den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern so eine adaumlquate Information und Beratung anbieten Der von den ProjektmitarbeiterInnen der Opferschutzgruppe erarshybeitete Leitfaden sichert den standardisierten Einsatz in allen Bereichen des Krankenhauses und bietet Nachvollziehbarkeit Einer der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es eine geschuumltzte Geshyspraumlchssituation zu schaffen Die MitarbeiterInnen sind zudem umfassend uumlber die gesetzlichen Regelungen informiert Insgesamt hat das Curricushylum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo zu einer Steigerung der Qualitaumlt der Betreuung von Gewaltopfern aber auch zu einer Sensibilisierung und einer Erhoumlhung der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen beigetragen Im Namen der Kollegialen Fuumlhrung danke ich allen MitshyarbeiterInnen die durch ihr Engagement und Fachwissen diesem sensiblen Thema im Sinne der Nachhaltigkeit professionell begegnenlaquo

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

79 78

Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 4: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

Vorwort

Dr Wilhelm Marhold Generaldirektor Wiener Krankenanstaltenverbund

Gewalt gegen Frauen und Kinder ist immer noch ein gesellschaftliches Tabushythema uumlber das nicht gern gesprochen wird Selten will jemand etwas merken selten wird etwas aktiv unternommen Oft kommen Gewaltopfer mit gewoumlhnlich scheinenden Verletzungen wie einem blaushyen Auge oder einer Verstauchung zu einer Behandlung in ein Krankenhaus

Die MitarbeiterInnen in den Spitaumllern des Wiener Krankenanstaltenverbundes sind gefordert rasch zu erkennen ob Koumlrpershyverletzungen durch die Einwirkung Dritter vorliegen Die Betreuung von Opfern koumlrpershylicher beziehungsweise sexueller Gewalt erfordert einen entsprechenden sensiblen Umgang und daruumlber hinaus auch ausreishychende Kenntnisse von Unterstuumltzungsshyangeboten fuumlr die Betroffenen

Der Wiener Krankenanstaltenverbund nimmt mit seinen oumlffentlichen Spitaumllern eine Schluumlsselfunktion ein das immer noch tabuisierte und in Folge von Schamshygefuumlhlen oft verschwiegene Problem der Gewaltanwendung entsprechend aufzundash arbeiten Um dem medizinischen Personal und den PflegerInnen im Anlassfall die Moumlglichkeit zu geben rasch und unbuumlroshykratisch entsprechende Hilfestellungen in die Wege zu leiten sind gezielte Schulungen uumlber den Umgang mit Geshy

waltopfern die rechtlichen Rahmenshybedingungen und ein Uumlberblick uumlber bestehende Hilfsangebote notwendig Die in allen Schwerpunktkrankenanstalten des Wiener Krankenanstaltenverbundes durchgefuumlhrten Fortbildungsangebote zum Thema raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo waren ein groszliger Erfolg und werden konshysequent weitergefuumlhrt

Besonderer Dank gilt dabei der Frauenshygesundheitsbeauftragten ao UnivProf in

Dr in Beate Wimmer-Puchinger sowie Dr in

Karin Spacek MA 57 ndash Frauenfoumlrderung und Koordinierung von Frauenangelegenshyheiten fuumlr die intensive Zusammenarbeit bei der Erstellung des Curriculums und die aktive Unterstuumltzung unserer Arbeit

Insbesondere danken wir allen Fuumlhrungen unserer Spitaumller die bei dieser erfolgreishychen Fortbildung mitgearbeitet haben

Dr Wilhelm Marhold Generaldirektor Wiener

Krankenanstaltenverbund

6 7

INHALTLICHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

8 9

Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Um das Thema raquosichtbarlaquo zu machen thematisieren waumlhrend der Projektwochen 2001 in den Modellspitaumllern lebensgroszlige Figuren im Eingangsbereich der Ambulanzen Gewalt gegen Frauen und Kinder als ein Thema der Medizin

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INHALTLICHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem ao UnivProf in Dr in Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Sexuelle koumlrperliche und psychische Ge-walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als raquoKavaliersdeliktlaquo und private An-gelegenheit betrachtet Dies trifft fuumlr viele Staaten auch heute noch zu Die Forderung dass dies nicht nur ein Anliegen der Frauen sein kann sondern die gesamte Gesell-schaft betreffen muss ist durch zahlreiche internationale Menschenrechtserklaumlrungen und Legistiken belegt

Angesichts der weit reichenden psychishyschen gesundheitlichen und sozialen Aus-

wirkungen stellt Praumlvention von Gewalt gegen Frauen und Kinder eine wichtige und auch gesundheitspolitische Herausshyforderung dar

Zahlreiche internationale Vereinbarungen und Resolutionen sind seitens des Europarates und der Vereinten Nationen zur Bekaumlmpfung von Gewalt an Frauen und Kindern getroffen worden (Beijing-Deklaration 1995)

Definition von Gewalt in der Beijing-Deklaration

Der Begriff raquoGewalt gegen Frauenlaquo bezeichnet jede Handlung geschlechterbezoshygener Gewalt die der Frau koumlrperlichen sexuellen oder psychischen Schaden oder Leid zufuumlgen kann einschlieszliglich der Androhung derartiger Handlungen der Noumltigung oder der willkuumlrlichen Freiheitsberaubung in der Oumlffentlichkeit oder im Privatleben Gewalt gegen Frauen umfasst folgende Formen

bull Koumlrperliche sexuelle oder psychische Gewalt in der Familie Misshandlungenvon Frauen sexueller Missbrauch von Maumldchen in der Familie Gewalt imZusammenhang mit der Mitgift Vergewaltigung in der Ehe Verstuumlmmelung derweiblichen Geschlechtsorgane und andere traditionelle fuumlr die Frau schaumldishygende Praktiken Gewalt auszligerhalb der Ehe und Gewalt im Zusammenhang mitAusbeutung

bull Koumlrperliche sexuelle und psychische Gewalt in der Gemeinschaft so auchVergewaltigung Missbrauch sexuelle Belaumlstigung und Einschuumlchterung amArbeitsplatz in Bildungseinrichtungen etc Frauenhandel und Zwangsshyprostitution

bull Vom Staat ausgeuumlbte oder geduldete koumlrperliche sexuelle oder psychischeGewalt wo immer sie auftritt

Quelle Beijing-Deklaration und Aktionsplattform vierte Welt-Frauenkonferenz Peking China 4 bis 15 September 1995 (United Nations 1996 Abschnitt D113)

Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Ausmaszlig und gesundheitliche Folgen der Gewalt

Laut Schaumltzungen erfaumlhrt in Oumlsterreich jede 5 Frau in einer aktuellen oder fruumlheren Partnerschaft koumlrperliche Gewalt Ein weishyteres Problemfeld stellt sexuelle Gewalt (Missbrauch) bei Maumldchen und Burschen dar

Wissenschaftlich erwiesen sind die folgenshyden kurz- und langzeitwirkenden gesundshyheitlichen Konsequenzen1

KOumlRPERLICHE FOLGEN Verletzungen funktionelle Beeintraumlchtigungen dauerhafte Behinderungen

PSYCHOSOMATISCHE FOLGEN Chronische Schmerzsyndrome Reizdarmshysyndrom Magen-Darm-Stoumlrungen

PSYCHISCHE FOLGEN Posttraumatische Belastungsstoumlrungen Depressionen Schlafstoumlrungen Panikattacken Essstoumlrungen Verlust von Selbstachtung und Selbstwertgefuumlhl

REPRODUKTIVE GESUNDHEIT Ungewollte Schwangerschaft Schwangerschaftsshykomplikationen Fehlgeburten niedriges Geburtsshygewicht STDssexuell uumlbertragbare Krankheiten Eileiter- und Eierstockentzuumlndungen

GESUNDHEITSGEFAumlHRDENDE STRATEGIEN Rauchen Alkohol- und Drogenmissbrauch risikoreiches Sexualverhalten

TOumlDLICHE FOLGEN Mord Selbstmord

Der Schweregrad der Erkrankungen ist abhaumlngig von der Bedrohlichkeit der Dauer des Zeitraums der Haumlufigkeit dem Alter der emotionalen Bindung an den Taumlter 2 sowie von den familiaumlren und sozishyalen Reaktionen gegenuumlber dem Opfer

Eine Multi-Center-Studie 3 an elf gynaumlkoshylogischen Abteilungen in Oumlsterreich (n = 1378 Frauen) uumlber die gynaumlkologishyschen Langzeitfolgen von sexueller Gewalt in Kindheit und Jugend zeigt hochsignishyfikant dass Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen ein Leben lang haumlufiger unter Unterbauchschmerzen Eierstock- und Blasenentzuumlndungen sowie menstruellen Beschwerden leiden als jene Frauen die keine Gewalterfahrungen erleshyben mussten Deutlich wurde in dieser Studie uumlberdies dass diese Erfahrungen zu Serien ungluumlcklicher Beziehungen sowie sexuellen Problemen fuumlhren Insshygesamt berichten 136 Prozent aller befragten Frauen eine Vorgeschichte mit sexuellem Missbrauch davon 38 Prozent mit versuchter Penetration Das Durchshyschnittsalter betrug beim ersten Missshybrauchserlebnis zwoumllf Jahre Die Taumlter waren nahezu zu 100 Prozent aus dem familiaumlren Umfeld

Gesundheitliche Folgekosten

Dass Gewalt nicht nur die Betroffenen massiv schaumldigt und zu lebenslangen Traumen fuumlhren kann sondern sich auch in massiven Kosten fuumlr das Gesundheitsshywesen niederschlaumlgt ist mittlerweile durch gesundheitsoumlkonomische Berechnungen evident Ein weiterer Kostenfaktor sind die fuumlr die Betroffenen notwendigen Beshyratungs- und Unterstuumltzungseinrichtungen

Nach aktuellen Berechnungen im Auftrag der britischen Regierung 4 verursacht haumlusliche Gewalt in Polizei Justiz Gesundheits- und Sozialeinrichtungen jaumlhrlich Kosten in Houmlhe von 31 Mrd Pfund (455 Mrd Euro) Die houmlchsten Kosten entstehen dieser Studie zufolge im Gesundheitssystem Der National Health Service muss jaumlhrlich ca 137 Mrd Pfund (2055 Mrd Euro) zur Behandlung der Folgeschaumlden von Gewalt gegen Frauen und Kinder aufbringen

Kostenschaumltzungen in den USA belaufen sich auf 33 Prozent des Bruttoinlandsshyprodukts 402 Billionen Dollar jaumlhrlich

Obwohl die Erkenntnis dass Gewalt drashymatische gesundheitliche Folgen hat nicht neu ist wurde bis dato im Gesundheitsshysystem nicht entsprechend reagiert Weder war es Thema von Aus- und Fortbildungen im Bereich der Medizin und Pflege noch gab es Behandlungsstandards Um diese sowohl fuumlr die Praumlvention als auch fuumlr die Behandlungsqualitaumlt wichtige Luumlcke zu schlieszligen wurde dieses Handlungsfeld in das Wiener Frauengesundheitsprogramm 1998 aufgenommen

Eine Sensibilisierung medizinischer SpitalsshymitarbeiterInnen ist wichtig bull da sie uumlber die Situation und Befindlichshy

keit von betroffenen Frauen und Kindern sowie uumlber die Dynamik von Gewaltshybeziehungen informiert werden muumlssen

bull da sie wissen muumlssen wie sie Gesetze zugunsten der betroffenen Frauen einshysetzen und nutzen koumlnnen

bull und da sie sich auch der Grenzen ihrer jeweiligen professionellen Handlungsshyund Einwirkungsmoumlglichkeiten bewusst sein und zur Zusammenarbeit mit anderen Hilfseinrichtungen verpflichtet werden muumlssen 5

Modelle aus dem Ausland Das Berliner Fortbildungsprojekt SIGNAL

Das SIGNAL-Interventionsprogramm am Universitaumltsklinikum Benjamin Franklin hatte zum Ziel die Sicherstellung einer passenden Versorgung fuumlr gewaltbetroffeshyne Frauen aufzubauen Neben der direkten medizinischen Versorgung erhalten Gewaltshyopfer in der Ersten Hilfe des Klinikums Gespraumlchsangebote Informationen uumlber Unterstuumltzungsprojekte und Zufluchtsshymoumlglichkeiten sowie Hilfe bei der Kontaktshyaufnahme Die Ergebnisse von SIGNAL6

zeigten dass das Pflegepersonal mit den

zweitaumlgigen Schulungen gut die AumlrztInnen allerdings kaum erreicht wurden Das Pflegepersonal beurteilte die Schulungen als positiv Eine deutliche Mehrheit zeigte Interesse an vertiefenden Fortbildungen und einem praxisbezogenen Austausch unter KollegInnen Die Befragten gaben auch an sich nach der Schulung besser informiert zu fuumlhlen aufmerksamer gegenshyuumlber der Gewaltproblematik zu sein und gewaltbetroffene Patientinnen uumlber weitershyfuumlhrende Hilfsangebote informieren zu koumlnnen Die Befragung zeigte dass viele AumlrztInnen mit gewaltbetroffenen Frauen konfrontiert sind und ein Beduumlrfnis nach Austausch und Kooperation mit fach- und sachkompetenten BeraterInnen haben um ihnen Patientinnen auf kuumlrzestem Weg uumlbermitteln zu koumlnnen

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo an Wiener Krankenanstalten

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo ging von folgenden Ausgangsuumlbershylegungen aus

Gewaltopfer werden in Folge von Scham und Schuldgefuumlhlen der Betroffenen oft nicht erkannt und daher nur kurzfristig behandelt Gewaltopfer suchen den Schutz der Anonymitaumlt einer Krankenhausambulanz und vermeiden niedergelassene AumlrztInnen

Die oumlffentlichen Krankenhaumluser sind daher wesentliche Gatekeeper der Praumlvention Daraus leiten sich folgende Ziele des Fortbildungsprogramms ab bull Sensibilisierung des Personals bull Verbesserung der Fruumlherkennung bull Erleichterung des Behandlungsprocederes bull Klarere interne Kommunikationsablaumlufe bull Erstellung eines Notfallbehandlungsshy

planes bull Kenntnis der extramuralen Betreuungsshy

ressourcen bull Anregung zur Einrichtung von Opfershy

schutzgruppen im Spital

13 12

14

Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Bei einer Ist-Stand-Analyse die in zwei Pilot-Spitaumllern zum Thema koumlrperliche und seelische Gewalt gegen Frauen und Kinder durchgefuumlhrt wurde stufte sich nur ein Viertel der befragten AumlrztInnen und Pflegefachkraumlfte als gut informiert ein und 80 Prozent wuumlnschten sich mehr Hintergrundinformation zum Thema sowie bessere Kenntnis uumlber extramurale Beshytreuungsangebote

1 PROJEKTSTRUKTURAuf Basis der Ergebnisse der Befragung wurde das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo als Fortbildung fuumlr das Spitalspersonal in Form einer Koshyoperation verschiedener Einrichtungen der Stadt Wien entwickelt und umgesetzt Von Anfang an erfuhr das Projekt die Unterstuumltzung der Gesundheitsstadtraumltin der Frauenstadtraumltin sowie der Vizebuumlrgershymeisterin und Stadtraumltin fuumlr Jugend und Soziales

TraumlgerInnen sind das Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit die Magistratsshyabteilung 57 ndash Frauenbuumlro (im Folgenden MA 57) die Magistratsabteilung 11 ndash Amt fuumlr Familie und Jugend (im Folgenden MAG ELF) und der Wiener Krankenanshystaltenverbund die die Steuerungsgruppe bilden KooperationspartnerInnen sind die Bundespolizeidirektion Wien und das Institut fuumlr Gerichtsmedizin (siehe Abb 2)

In der inhaltlichen Projektgruppe (siehe Abb 2) wurden auf Basis der MitarbeishyterInnenbefragung die Inhalte der Fortshybildung erarbeitet es wurden ein RefeshyrentInnen-ExpertInnen-Pool aus den relevanten Arbeitsgebieten zusammengeshystellt sowie Arbeitsunterlagen entwickelt

2 DIE ZIELGRUPPENZielgruppen des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo sind AumlrztInnen und Pflegefachpersonal sowie PsychoshylogInnen Hebammen SpitalssozialarshybeiterInnen und PhysiotherapeutInnen

die in den Bereichen Gynaumlkologie Uroloshygie Paumldiatrie HNO Augenheilkunde Dermatologie Interne Chirurgie Psychiashytrie und in Notfalls- und Unfallsambushylanzen taumltig sind

Der Ansatz des Wiener Curriculums Pflegepersonal und AumlrztInnen in einem Top-Down-Prinzip in einer Ausbildung fuumlr mehrere Abteilungen zusammenzufassen diente auch der Vernetzung dem Lernshytransfer und der Transparenz

3 RESUumlMEEDie Erfahrungen zeigten deutlich dass es in Wien gelungen ist trotz der knappen Zeitressourcen der MitarbeiterInnen der oumlffentlichen Krankenanstalten die Proshyblematik und die gesundheitlichen Folgen von Gewaltopfern zu transportieren

Das Konzept der Multiprofessionalitaumlt und Interdisziplinaritaumlt das nicht nur die Zielgruppen sondern auch die Inhalte auszeichnet hat sich als effizient und resshysourcenschonend erwiesen Was die Implementierung vor Ort anbelangt so haben die jeweiligen FortbildungsreshyferentInnen der Krankenanstalten die Verantwortung fuumlr die interne Kommunishykation und Organisation uumlbernommen Somit ist es auch gelungen das Problemshyfeld Gewalt und seine gesundheitlichen Folgen als Weiterbildung in den Krankenshyhausalltag zu integrieren Das Curriculum sollte auch zur Bildung von Operschutzshygruppen in den Spitaumllern anregen was im Sozialmedizinischen Zentrum Ost erfolgshyreich gelungen ist Offenheit der verschieshydenen Berufsgruppen in den relevanten medizinischen Disziplinen fuumlr das hochshysensible Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder zeugt von einer hohen sozialen Verantwortung und vom Bemuumlhen um beste Betreuungsqualitaumlt und Verstaumlndnis der MitarbeiterInnen Durch die Sensishybilisierung fuumlr Gewalt gegen Frauen und Kinder als ein Thema das alle im Gesundheitsbereich taumltigen Gruppen beshy

trifft wird mehr Verstaumlndnis fuumlr psychoshysoziale und psychosomatische Folgen vershymittelt Dies verstaumlrkt den fuumlr unsere Gesellschaft wichtigen Solidaritaumltseffekt gemeinsam gegen Gewalt einzutreten

15

Abb 1 TraumlgerInnenstruktur

Abb 2 Inhaltliche Projektgruppe

Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder Charlotte Staudinger akademische Krankenhausmanagerin Generaloberin Generaldirektion des Wiener Krankenanstaltenverbundes

Im Rahmen der Umsetzung des Wiener Frauengesundheitsprogramms war und ist es dem Wiener Krankenanstaltenverbund als groumlszligtem Spitalserhalter Oumlsterreichs ein wichtiges Anliegen die im Wiener Frauenshygesundheitsprogramm initiierte Entwickshylung und Umsetzung eines Fortbildungsshyangebotes zum Thema raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zu foumlrdern sowie GewaltschutzgruppenOpferschutzgruppen einzurichten

Ziel dieses Fortbildungsangebotes ist es das medizinische Personal und das Pflegeshypersonal aller Abteilungen so zu schulen beziehungsweise zu informieren dass eine hohe Sensibilitaumlt fuumlr das Thema raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo erreicht wird und somit die Erkennung von Gewaltshyopfern und der Umgang mit diesen Opfern erleichtert werden Dazu wurden vor allem interdisziplinaumlre Schulungen uumlber Kenntshynisse in Gespraumlchsfuumlhrung und das Beherrschen von Kriseninterventionsshytechniken angeboten Im Rahmen der Ausbildungsinhalte sowie der Umsetzungsshyprogramme ist es wichtig den MitarshybeiterInnen die Sensibilitaumlt aber auch die enorme Hemmschwelle von Beshytroffenen daruumlber zu reden klar zu machen Voraussetzung dafuumlr war und ist das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit also die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respektieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Weiters soll die Fortbildungsveranshystaltung dazu dienen dass eine koordishynierte Zusammenarbeit zwischen den einshyzelnen klinischen Fachabteilungen vor allem den Unfallchirurgischen Gynaumlkoshylogischen Paumldiatrischen und Psychiashy

trischen Abteilungen den Fachabteil-ungen wie Urologie Hals- Nasen- und Ohrenabteilung Dermatologie Interne Medizin und Chirurgie aber auch den weishyteren Anlaufstellen beziehungsweise Betreuungseinheiten sichergestellt ist Ebenso war und ist es erklaumlrtes Ziel im Rahmen dieser Fortbildungen Standards und Richtlinien zu erarbeiten nach wel-chen eine Behandlung und Betreuung von Gewaltopfern durchzufuumlhren sind Leit-faumlden fuumlr das gesamte Krankenhaus welshyche die Anhaltspunkte fuumlr den optimalen Umgang mit den Gewaltopfern und auch die wichtigsten Telefonnummern und Kontaktmoumlglichkeiten zu allen Bereichen wie Frauennotruf Frauenhaumluser und andere soziale Einrichtungen umfassen sind erklaumlrtes Ausbildungs- und Umsetzungsshyziel

In weiterer Folge sind die Konstituierung und Implementierung von interdisziplishynaumlren GewaltschutzgruppenOpferschutzshygruppen in allen Schwerpunktkranken-anstalten Wiens erklaumlrte Projektziele

Die wesentliche Bedeutung der GewaltshyschutzgruppeOpferschutzgruppe liegt in der Drehscheibenfunktion fuumlr das Krankenshyhaus Sie ist zustaumlndig fuumlr die laufende Aus- und Weiterbildung des Personals fuumlr Aktualisierungen der Richtlinien fuumlr die Erstellung von Jahresberichten und fuumlr Netzwerkkontakte zu Opferschutzeinshyrichtungen und anderes mehr Derzeit gibt es sowohl im Wilhelminenspital als auch im Sozialmedizinischen Zentrum Ost bereits etablierte Gewaltschutzgruppen Opferschutzgruppen An der Einrichtung in anderen Schwerpunktkrankenanstalten des Wiener Krankenanstaltenverbundes wird gearbeitet

Um die Bedeutung des Themas raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo und das Wissen daruumlber auf mehreren Ebenen zu veran-kern wurde von der Generaldirektion des Wiener Krankenanstaltenverbundes das Top-Down-Prinzip zur Umsetzung und Etablierung ausgewaumlhlt Uumlber die Kollegiale Fuumlhrung des Krankenhauses wurden die Abteilungsleitungen informiert und jede Abteilung wurde verpflichtet je einen VertreterIn des Aumlrztlichen Personals und des Pflegepersonals zur Fortbildungsvershyanstaltung zu entsenden Somit ist es gelungen beim medizinischen Personal eine solide Anzahl an ausgebildeten Mit-arbeiterInnen zu haben

Der Wiener Krankenanstaltenverbund wird diesem sensiblen Thema weiterhin groszliges Augenmerk schenken im Rahmen der GewaltschutzgruppenOpferschutz-gruppen die weitere Zusammenarbeit sicherstellen und allfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen in die laufenden Programme einbauen

raquoEs gibt keine Rechtfertigung fuumlr Gewalt an Menschen

Wir positionieren uns gegen Gewalt an Frauen und Kindernlaquo

Statement von Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegedienstes Allgemeines Krankenhaus

raquoDie Bedeutung des Curriculums kann gar nicht hoch genug eingeschaumltzt werden da sich die Gewalt gegen Frauen und Kindern in den letzten Jahren dramatisch entwickelt hat Zahlreiche mediale und persoumlnliche Berichte fuumlhren uns diese Tatsachen und dieses menschenunwuumlrdige Geschehen ndash welches es mit allen uns zur Verfuumlgung stehenden Mitteln und Maszlignahmen zu verhindern und erkennen gilt ndash leishyder immer wieder vor Augen Sachliche fundierte und wegweisende Informationen koumlnnen Gewalt und ihre traumatischen Folgen erkennbar und benennbar machen Als direkter und indirekter Nutzen dieser Veranstaltung kann genannt werden

bull Persoumlnliche Wissenserweiterung bull Heranfuumlhren an die Dimensionen

der Gewalt bull Fruumlherkennung und Praumlvention von

Gewaltanwendungen bull Sensibilisierung und Steigerung der

Wahrnehmungsfaumlhigkeit bull Sensibilisierung fuumlr komplexe Probleme als

Folge von Gewalterfahrung und Langzeitfolgen bull Verbesserung von praumlventiven und

opferspezifischen Maszlignahmen bull Verbesserung von Diagnose- und

Therapieangeboten bull Verbesserung der interdisziplinaumlren intrashy

und extramuralen Kooperationen bull Professioneller Umgang mit den Betroffenenlaquo

17 16

Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes Dr in Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien MA 57

Arbeit einer Opferschutzeinrichtung

Der 24-Stunden Frauennotruf eine Serviceshyeinrichtung der Frauenabteilung der Stadt Wien ist eine spezialisierte Fachstelle im Bereich sexuelle koumlrperliche und psychishysche Gewalt gegen Frauen und Maumldchen Der Leistungsschwerpunkt liegt in der Akut- und Krisenhilfe sowie der mittelshyfristigen Betreuung von Gewaltopfern und umfasst telefonische und persoumlnliche Beratung Begleitungen zu einer Anzeige zu einer Untersuchung ins Spital oder zu Gericht Den betroffenen Frauen und Maumldchen steht das Angebot der psycholoshygischen rechtlichen und sozialarbeiterishyschen Beratung und Unterstuumltzung rund um die Uhr zur Verfuumlgung

Der Frauennotruf war fuumlr die Frauenshyabteilung der Stadt Wien in der Steuerungsshygruppe des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo vertreten und brachte in dieser Funktion Expertise von einem frauen- und opferspezifischen Blickwinkel ein Bei der Erarbeitung des inhaltlichen Konzeptes wurde seitens des Frauennotshyrufes groszliges Gewicht darauf gelegt dass moumlglichst viele Institutionen einbezogen werden Beispielsweise wurden in einer Arbeitsgruppe mit der MAG ELF-Amt fuumlr Familie und Jugend und der Kindershyschutzgruppe des Sozialmedizinischen Zentrums Ost das Informationsmaterial ndash die Folder die Postkarten die Plakate und die Checkkarte ndash gemeinsam entwickelt

Die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen ist im Frauennotruf ein wesentlicher Bestandteil des Krisenshymanagements und Vorraussetzung fuumlr eine umfassende Betreuung von Gewaltopfern Insbesondere Institutionen wie Spitaumller

Polizei oder Frauenhaumluser sind unershylaumlssliche Ansprech- und KooperationsshypartnerInnen wobei nicht zuletzt die 24shystuumlndige Erreichbarkeit mit dem Vershysorgungsauftrag der Soforthilfe ein gemeinshysames und wichtiges Element fuumlr die wechshyselseitige Inanspruchnahme der Hilfsangeshybote darstellt

Spezifische Grundlagen des Opferschutzes

Bei der Frage nach dem benoumltigten Fachshywissen und den notwendigen strukturelshylen Rahmenbedingungen zur optimalen Versorgung von Gewaltopfern muss der Grundauftrag der jeweiligen Institution beruumlcksichtigt werden So gelten fuumlr eine Spezialeinrichtung zur Betreuung von Gewaltopfern andere Vorgaben als fuumlr Institutionen mit einem breiten Vershysorgungsauftrag Fuumlr alle sollte jedoch gelten Unabhaumlngig davon an wen sich die Betroffenen wenden ob nun an die Polizei an das Krankenhaus an das Gericht oder an eine Opferschutzeinrichtung uumlberall sollen sie die Sicherheit haben dass ihnen mit der noumltigen Sensibilitaumlt begegnet wird und sie den spezifischen Beduumlrfnissen entsprechend behandelt werden Damit dieser berechtigte Anspruch auch in der Praxis erfuumlllt werden kann ist in den Institutionen Wissensvermittlung fuumlr bestimmte Bereiche unerlaumlsslich

bull Wissen uumlber das Ausmaszlig und Formen von Gewalt und die psychischen sowie koumlrperlichen Auswirkungen auf die Opfer

bull Kenntnisse uumlber vorherrschende Vorurshyteile und Mythenbildungen in der Geshysellschaft und deren moumlgliche Ausshywirkungen auf die Opfer sowie auf die

eigene Grundhaltung gegenuumlber Gewaltshyopfern

bull Kenntnisse uumlber rechtliche Grundlagen im Bereich Opferschutz

bull Entwicklung und Implementierung von Behandlungsstandards und Interventionsshyrichtlinien in der jeweiligen Institution

bull Standardisierte interdisziplinaumlre und interinstitutionelle Zusammenarbeit bei der Akutversorgung von Gewaltopfern

bull Kenntnisse uumlber die institutionellen und persoumlnlichen Zustaumlndigkeiten und Grenzen

AUSMASS UND FOLGEN DER GEWALT Internationale Daten und wissenschaftlishyche Untersuchungen zeigen eindeutig auf Gewalt ist ein weit verbreitetes soziales Problem bull Eine von vier in Europa lebenden Frauen

ist von Gewalt durch ihren jetzigen oder ehemaligen Partner betroffen7

bull Zehn bis 15 Prozent der Frauen in Industrielaumlndern werden durch ihren aktuellen Lebenspartner zu sexuellen Handlungen gezwungen8

bull Bei einer Befragung von 10000 Frauen in Deutschland gaben 40 Prozent an seit dem 16 Lebensjahr koumlrperliche undoder sexuelle Gewalt erlebt zu haben9

Auch wenn die Auswirkung von Gewalt die Art und Auspraumlgung der psychischen Reaktion vom situativen Kontext der Gewalttat (Ort Dauer Taumlter) von der eigeshynen Persoumlnlichkeitsstruktur und den ershylernten Copingmechanismen beziehungsshyweise Bewaumlltigungsstrategien abhaumlngen muss grundsaumltzlich davon ausgegangen werden dass sexuelle koumlrperliche oder psychische Gewalt immer zu gesundheitshylichen Folgeschaumlden fuumlhrt

So kann eine akute Belastungsreaktion unmittelbar nach einer Gewalterfahrung auftreten und sich unter anderem in Angstzustaumlnden Schlafstoumlrungen und Alptraumlumen oder psychosomatischen Beshy

schwerden aumluszligern Als besonders belasshytend erleben die Betroffenen Flash backs die als real erlebte Erinnerungsbilder der Tat ploumltzlich auftreten und etwa durch Geruumlche Geraumlusche oder Bilder ausgeloumlst werden Zu den Spaumltfolgen zaumlhlt etwa die posttraumatische Belastungsstoumlrung die nicht unterschaumltzt werden darf Die Praumlvalenzrate also die Rate jener die nach einer Vergewaltigung an einer posttraushymatischen Belastungsstoumlrung erkranken wird mit 30 bis 55 Prozent angegeben10

RECHTLICHE GRUNDLAGEN Verschiedene gesetzliche Regelungen und Bestimmungen stellen wesentliche Rahmenshybedingungen fuumlr den Schutz von Opfern von Gewalt sicher Besonders hervorzuheshyben ist etwa das Bundesgesetz zum Schutz vor Gewalt in der Familie das mit 1 Mai 1997 in Oumlsterreich in Kraft getreten ist und einen Meilenstein im Kampf gegen Gewalt darstellt Mit diesem Gesetz wurde eine Rechtsgrundlage fuumlr das Einschreiten der Polizei bei haumluslicher Gewalt geschafshyfen Damit wird den betroffenen Opfern unmittelbar und rasch Schutz vor dem Gewalttaumlter in der eigenen Wohnung zuteil Die Polizei kann eine Person von der eine Gefaumlhrdung ausgeht aus der Wohnung wegweisen und ihr die Ruumlckkehr fuumlr maximal zehn Tage untersagen (Betretungsverbot) Wird in dieser Zeit vom Gewaltopfer beim Bezirksgericht eine einstweilige Verfuumlgung beantragt so vershylaumlngert sich das polizeiliche Betretungsshyverbot automatisch bis zu 20 Tage Das Gericht pruumlft den Antrag innerhalb dieses Zeitraums Eine einstweilige Verfuumlgung kann bis zu drei Monate oder bis zum Ende eines laufenden Verfahrens (etwa Scheidungsverfahren) gelten wobei auch die raquoSchutzzonelaquo uumlber den unmittelbaren Wohnbereich hinausgehend ausgeweitet werden kann

Eine wesentliche Begleitmaszlignahme des Gewaltschutzgesetzes war die Errichtung von Interventionsstellen in allen Bundesshy

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

laumlndern die aktiv mit den Gewaltopfern Kontakt aufnehmen und Beratung Inforshymation und Betreuung im Rahmen des Gesetzes anbieten Die polizeiliche Statistik der letzten Jahre zeigt eindeutig auf dass die Maszlignahmen im Gewaltschutz verstaumlrkt zur Anwendung kommen Wurden oumlstershyreichweit im Jahr 2002 rund 4000 Beshytretungsverbote verfuumlgt so lag im Jahr 2004 die Anzahl bei fast 4800 Verfuumlgungen Dabei war in Wien die houmlchste Steigerungsrate mit 40 Prozent zu verzeichnen11

GEWALTDYNAMIK UND MYTHENBILDUNG Ein besonderer Aspekt den es in der Arbeit mit Gewaltopfern zu beruumlcksichtishygen gilt ist das Abhaumlngigkeitsverhaumlltnis zwischen Opfer und Taumlter

Die Taumlter sind den betroffenen Frauen vielshyfach bekannt sie sind gute Bekannte komshymen aus dem Freundeskreis sind Arbeitsshykollegen oder es sind der Partner oder der Ehemann So zeigt die Kriminalstatistik Oumlsterreich bei der Analyse der Taumlter-Opfershybeziehung beim Delikt Vergewaltigung fuumlr das Jahr 2004 dass in nur elf Prozent der Faumllle der Taumlter unbekannt war Bei 41 Prozent gab es ein Bekanntschaftsverhaumlltnis bei 17 Prozent gab es eine Zufallsbekanntshyschaft bei 22 Prozent bestand eine familiaumlre Beziehung mit und bei sieben Prozent ohne Hausgemeinschaft

Die Erfahrungen aus der Beratungsarbeit des Frauennotrufes zeigen dass gerade bei familiaumlrer Gewalt eine jahrelange Gewalterfahrung bei den Opfern nicht nur zu psychischen und koumlrperlichen Schaumldigungen sondern auch zum Verlust der eigenen Selbsthilfemechanismen fuumlhrt Die Angst vor einer vom Partner angedrohshyten massiveren Gewalt sollte eine dritte Person davon erfahren lassen die Beshytroffenen lange schweigen Die gleichzeishytig damit einhergehende soziale Isolation und eine finanzielle Abhaumlngigkeit sind zusaumltzliche verstaumlrkende Faktoren

Die Grenzuumlberschreitung durch eine Person die sie gut zu kennen glauben mit der sie womoumlglich zusammenleben und der sie vertraut haben macht es fuumlr die Betroffenen besonders schwer die Unrechtshymaumlszligigkeit der Tat zu begreifen Eine Ershyklaumlrung zu finden fuumlhrt oft dazu dass die betroffenen Frauen die Schuld bei sich suchen sich Selbstvorwuumlrfe machen und so die Gewalttat auch bagatellisieren Zushydem verstaumlrken gesellschaftliche Vorurshyteile die potenziell den Opfern (in der Regel Frauen) Mit- oder Teilschuld geben und die Taumlter (in der Regel Maumlnner) von der Schuld freisprechen oder sie in bereshychenbare Kategorien einteilen die Schuld-und Schamgefuumlhle der Gewaltopfer Selbstshyvorwuumlrfe Aumlngste fuumlr die Tat verantwortshylich gemacht zu werden oder erst gar nicht ernst genommen zu werden sind oft Gruumlnde warum sich die Opfer nach der Tat niemandem anvertrauen

Die Reaktion des unmittelbaren Umfeldes stellt daher einen wesentlichen Faktor fuumlr den Verlauf der traumatischen Krise dar Dashybei sind die ersten Reaktionen von Krisenanshylaufstellen von zentraler Bedeutung Nur wenn dem Gewaltopfer mit der Grundshyhaltung und Position begegnet wird bei der die Tat als unentschuldbarer Angriff gesehen wird fuumlr die allein der Taumlter vershyantwortlich zu machen ist kann uumlbershyhaupt erst ein Vertrauensverhaumlltnis aufgeshybaut werden

BEHANDLUNGSSTANDARDS Es ist ein Faktum dass Opfer von Gewalt nicht nur wegen ihrer akuten Vershyletzungen sondern wegen vieler anderer Beschwerden oder Erkrankungen das Gesundheitssystem aufsuchen Das Wissen um die psychischen und koumlrperlichen Auswirkungen von Gewalt bedingt die Entwicklung von spezifischen Kriterien bei der Behandlung oder Beratung von Gewaltopfern um einen opfersensiblen Umgang gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Unter Beruumlcksichtigung von Praxisershyfahrungen des Frauennotrufes die im Rahmen von Begleitungen zu Untershysuchungen in Krankenhaumlusern gewonnen wurden von Berichten von Klientinnen die ihre Wahrnehmungen und Beurshyteilungen einer Erstversorgung im Spital den Beraterinnen schilderten sowie von Ergebnissen aus interdisziplinaumlren Arbeitsshygruppen koumlnnen folgende wesentliche Maszlignahmen oder Kriterien definiert wershyden

bull Die Wartezeit im Ambulanzbereich fuumlr Gewaltopfer moumlglichst gering halten

bull einen ruhigen geschuumltzten Rahmen Raum fuumlr die Anamnese sicherstellen

bull wenn moumlglich die Untersuchung durch eine Aumlrztin gewaumlhrleisten oder zuminshydest in Anwesenheit von weiblichem Pflegepersonal durchfuumlhren

bull dem Wunsch der Betroffenen nachkomshymen von einer Vertrauensperson ins Untershysuchungszimmer begleitet zu werden

bull die Betroffene uumlber die geplanten Intershyventionen oder Untersuchungsschritte genau informieren

bull eine interdisziplinaumlre Opferschutzgruppe im Spital installieren die sich aus speshyziell geschultem Personal verschiedener Abteilungen zusammensetzt

bull psychosoziale Betreuung vermitteln und falls vorhanden auch die internen Ressourcen der Opferschutzgruppe nuumltzen

bull uumlber weiterfuumlhrende Betreuung und Beratung in einer Opferschutzshyeinrichtung informieren oder die Kontaktaufnahme zu dieser initiieren

bull Informationsmaterial uumlber Hilfseinshyrichtungen in den Ambulanzen auflegen

INSTITUTIONELLE ZUSAMMENARBEIT Aufgrund der Multitraumatisierung der Gewaltopfer benoumltigen diese in der Regel Unterstuumltzung von verschiedenen Hilfseinshyrichtungen Die Zusammenarbeit zwischen Institutionen wie etwa Frauennotrufen Frauenhaumlusern der Polizei Rettung oder

Krankenhaumlusern ist bei der Akutvershysorgung von Gewaltopfern eine Grundlage dafuumlr effektiv Hilfe und Schutz gewaumlhrleishysten zu koumlnnen

Die Erfahrung zeigt Je besser die wechshyselseitigen Kenntnisse um die jeweiligen Zustaumlndigkeiten internen Organisationsshyablaumlufe sowie Serviceangebote sind desto besser und leichter kann bei akuten Faumlllen die Fachressource einer anderen Institution genutzt werden Kommunikation fachshylicher Austausch und ein Lernen voneinshyander schaffen zudem eine Ausgangsbasis die eine Entwicklung von verbesserten und gezielten Hilfsmaszlignahmen bei der Versorgung von Gewaltopfern ermoumlglicht

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kindernlaquo konnte diesbezuumlglich auf vershyschiedenen Ebenen einen wesentlichen Beitrag fuumlr die Qualitaumltssicherung und Verbesserung der Versorgung von Gewaltshyopfern leisten

Beispielhaft ist ein Projekt zu nennen das waumlhrend der Umsetzungsphase des Curricushylums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entstanden ist und das Ziel verfolgte den Qualitaumltsstandard der Spurensicherung bei Sexualdelikten und der Betreuung von Vergewaltigungsopfern zu verbessern Das Projekt wurde gemeinsam von der Wiener Polizei dem Wiener Krankenanstaltenshyverbund der Gerichtsmedizin Wien und dem 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien durchgefuumlhrt Die Projektgruppe entshywickelte ein raquoSpurensicherungs-Setlaquo das mittlerweile an allen Wiener Schwershypunktspitaumllern zur Anwendung kommt und eine einheitliche Spuren- und somit Beweissicherung nach Sexualdelikten sicherstellt Gleichzeitig wurden zentrale Aspekte des Opferschutzes beruumlcksichtigt die bei der Erstversorgung als Standard definiert wurden ndash ein aumlrztliches Gespraumlch in geschuumltztem Rahmen wird angeboten die Begleitung durch eine Vertrauensshyperson wird ermoumlglicht die medizinische

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Untersuchung erfolgt nach eingehender Information und nach Zustimmung der Betroffenen ein Informationsblatt uumlber die Spurensicherung die Anzeige und uumlber wichtige Opferberatungsstellen wird den Betroffenen mitgegeben und bei Bedarf wird ein Kontakt zu einer Einrichtung vershymittelt

raquohellip Gewalt nicht nur zu bekaumlmpfen sondern sie verhindernlaquo Statement von UnivProf Dr Fritz Gschnait Vorstand der Hautabteilung und Aumlrztlicher Direktor Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoGewalt gegen Frauen und Kinder ist leider eine unterschaumltzte Realitaumlt mit der auch Aumlrzte und Aumlrztinshynen sowie das Krankenpflegepersonal in zunehmendem Maszlige konfrontiert sind In zunehmendem Maszlige deshalb weil die Gewaltbereitschaft steigt nicht zuletzt als Folge der zahlreichen Stresseinfluumlsse denen die heutigen Menschen besonders in Ballungszentren ausgesetzt sind sowie der dramatisch ansteigenden rsaquoEgoistizierunglsaquo der Zeit Menschen sind in vermehrtem Maszlige nur mehr auf sich selbst ausgerichtet zunehshymend weniger bereit fuumlr andere Mitmenschen auch in der eigenen Familie etwas auf sich zu nehmen und reagieren ablehnend ndash leider auch mit Gewaltmaszlignahmen

Aufklaumlrungsmaszlignahmen wie das Curriculum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo sind sehr wichtig damit Aumlrzte und Aumlrztinnen sensibilisiert werden bestimmte Verletzungsformen besonders an der Haut und den Schleimhaumluten als Folgen von Gewalteinwirkung zu erkennen und damit zu diagnostizieren Da die Betroffenen nicht zu selten schweigen kommt dem Arzt der Aumlrztin hier die wichtige Aufgabe zu die Gewaltfolge nicht nur zu behandeln sondern auch geeignete Maszlignahmen zu ergreifen um die hinter der Verletzung stehende psychische Problematik einer Loumlsung zuzufuumlhren In diesem Sinne sind Fortbildungsveranstaltungen dieser Art groszligartig tragen den Beduumlrfnissen unserer Zeit Rechnung und sollten weiter ausgebaut werden Allerdings darf dies erst der Anfang sein Wie immer in der Medizin ist Vorbeugen besser als Heilen Die Gesellschaft ist daher aufgerufen auf allen zur Verfuumlgung stehenden Wegen der Gewalt in der Gesellschaft vorzubeugen Gewalt nicht nur zu bekaumlmpfen sondern sie zu verhindern Richtige Erziehung in der Familie und in der Schule sind hier ebenso gefordert wie Maszlignahmen zur Stressvermeidung im Wohnbau im Straszligenverkehr am Arbeitsplatz im gesamten sozialen Gefuumlge der Menschen Gewalt wird letztlich nicht allein durch Strafen aus der Welt geschafft werden sondern in erster Linie durch Vermeidung und Bekaumlmpfung jener Faktoren welche Menschen gewaltbereit machen

Ich wuumlnsche dem Curriculum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo als einen wichtigen Teil des notshywendigen Gesamtkonzeptes weiterhin viel Erfolglaquo

RESUumlMEE

Aus Sicht des 24-Stunden Frauennotrufs hat das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zentrale Themen des Opfershyschutzes nicht nur aufgegriffen sondern auch in konkrete Maszlignahmen umsetzen koumlnnen Darin liegt auch die Chance dass die Erweiterung der institutionellen Handlungsspielraumlume und der Zusammenshyarbeit uumlber das Projekt hinaus Fortbeshystand hat

raquohellip dass das Curriculum wachruumltteln und aufzeigen

soll dass Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht als Kavaliersshy

delikt oder als ein Recht des Mannes gesehen werden darflaquo

Statement von Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegedienstes Kaiser-Franz-Josef-Spital

raquoDer Nutzen des Curriculums ist sehr hoch Zuerst einmal in dem Sinne dass durch das Thematisieren von Gewalt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wachgeruumlttelt werden sie sollen auch Zivilcourage entwickeln das heiszligt nicht wegschauen weil sie sich Aumlrger einhandeln koumlnnten Ich koumlnnte mir vorshystellen dass es auch heikel sein kann wenn man sich einmischt Da muss man den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sagen rsaquoWir stehen alle an eurer Seite schaut nicht weg und auch bei einer Vermutung ist es besser man irrt sich einmal als man irrt sich einshymal zu weniglsaquo Man braucht nicht jedes Mal strenge Vorschriften aber gewisse Leitlinien Das Curriculum ist eine Leitlinie an der man sich anhalten kann und anhand derer man vorgehen kann wenn man unsishycher ist

Beim Thema Gewalt ist die Redundanz wichtig Im Vordergrund steht das Immer-wieder-aufmerksam-Machen Die Gefahr dass eine Aktion einschlaumlft ist sehr groszlig Was man bei einem guten Handbuch noch besser machen kann ist es immer wieder in Ershyinnerung zu bringen es nachzudrucken und es nicht als eine Einmalaktion zu belassenlaquo

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit Maga Renate Balic-Benzing Leiterin der MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie

Kinder schuumltzen und Eltern stuumltzen sind die gesetzlichen Kernaufgaben und erklaumlrshyten Ziele der MAG ELF

Mit der reichen Angebotspalette raquoSoziale Dienste und Praumlventionlaquo reagieren SozialshyarbeiterInnen und PsychologInnen der MAG ELF bereits fruumlhzeitig auf moumlgliche Uumlberforderungssituationen von Eltern die in der Folge zu Kindesmisshandlung fuumlhren koumlnnen und unterstuumltzen Eltern dabei Strategien zu entwickeln ihren Kindern ein Aufwachsen in einer angstfreien und foumlrdernden Atmosphaumlre zu ermoumlglichen

Oumlffentliche Thematisierung und Sensibilishysierung leisten einen wichtigen Beitrag dazu Die neue Kinderschutz-Kampagne der MAG ELF weist darauf hin dass Kinder aktiv Gewalt ablehnen und auf ihr Recht auf Schutz vor Gewalt bestehen koumlnshynen und sie fordert auf den Kindern eine Stimme zu geben und diese Kinder dann auch zu houmlren Unter dem Slogan raquoDu sagst was gespielt wirdlaquo lenken wir vershystaumlrkte Aufmerksamkeit auf die Rechte der Kinder insbesondere das Recht auf Schutz vor Gewalt in jeder Form

Die Kampagnen zum Kinderschutz der MAG ELF helfen mit eine Enttabuisierung der Themen Gewalt in der Familie und Gewalt an Kindern zu erreichen und damit eine Sensibilisierung zu bewirken

Die Zahl an Abklaumlrungsverfahren in welchen die moumlgliche Misshandlung oder Vernachlaumlssigung eines Kindes dem Jugendshywohlfahrtstraumlger gemeldet und von diesem uumlberpruumlft wird ob eine Gefaumlhrdung des Kindes besteht und sodann entschieden wird welche Maszlignahme der Jugendwohlshyfahrt erforderlich ist um diese Geshyfaumlhrdung des Kindes abzuwenden steigt

laufend ndash von 5277 im Jahr 2001 auf 7994 im Jahr 2004 ndash an

Kindesmisshandlung ist eine nicht zufaumlllige gewaltsame Handlung von Eltern oder anderen Erwachsenen die das Kind koumlrpershylich und psychisch verletzt in seiner Entshywicklung nachhaltig beeintraumlchtigt oder es sogar toumltet Sie beinhaltet alle Formen physischer Gewalt die entweder unmittelshybar aus einer Situation heraus als beshywusst geplante raquoErziehungsmaszlignahmelaquo oder aufgrund sadistischer Neigung geshysetzt werden Sie kann auch durch Vershyweigerung und Entzug koumlrperlicher und seelischer Grundbeduumlrfnisse erfolgen Ebenso zaumlhlen Ablehnung Demuumltigung und Herabsetzung Uumlberforderung durch unangemessene Anforderungen und Anshyspruumlche Liebesentzug Gleichguumlltigkeit und Ignorieren Angst machen und Drohunshygen zu Formen der Kindesmisshandlung

Kinder werden durch das wiederholte Miterleben von Gewalt an der Mutter sei es durch den Vater oder den Lebensshypartner genauso traumatisiert wie durch das direkte Erleben von Gewalt am eigenen Koumlrper

Die Symptome und Auswirkungen bei Kindern sind so vielfaumlltig wie die ausshygeuumlbten Formen von Gewalt sie sind manchmal deutlich manchmal verdeckt erkennbar Gewaltsysteme in Familien funktionieren indem sie verschleiern abschwaumlchen zum Schein kooperieren Diese Muster zu erkennen und zu durchshybrechen ist Aufgabe von HelferInnen Das Erkennen von Symptomen und die Klaumlrung der Ursachen koumlnnen nur durch eine Zushysammenarbeit aller beteiligten Professionen erfolgen Dabei zeigt sich immer wieder

deutlich wie wichtig die Vernetzung und Zushysammenarbeit der beteiligten HelferInnenshygruppen ist

In der Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen im Kinderschutz sind offene Kommunikation umsichtiges Vorgehen zum Schutz der betroffenen Kinder um sekunshydaumlre Traumatisierung zu vermeiden und klare Aufgabenteilungen unumgaumlnglich Das Wissen um die Moumlglichkeiten und Methoden der KooperationspartnerInnen ist unverzichtbar Die Entwicklung von Qualitaumlt und Standards im Kinderschutz ist ein laufender Prozess in den alle beteishyligten und handelnden Berufsgruppen involviert sind und der nie abgeschlossen sein kann und darf

Dies setzt einen moumlglichst einheitlichen Wissensstand aller Beteiligten voraus Gemeinsame und gegenseitige Schulungen sind ein bedeutender und wertvoller Schritt zur Umsetzung der wichtigen Aufgabe Kinderschutz

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo durchgefuumlhrt vom Wiener Proshygramm fuumlr Frauengesundheit in Zusammenshyarbeit mit der MAG ELF der MA 57 ndash 24shyStunden Frauennotruf und dem Krankenshyanstaltenverbund ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung und ein wesentshylicher Beitrag zur Verbesserung des Kindershyschutzes in Wien

raquoLetztlich bedeutet Gewalt gegen Kinder immer auch

Gewalt gegen Frauenlaquo Statement von Dr in Sonja Havlicek

Leiterin der Kinderschutzgruppe Wilhelminenspital

raquoDie interdisziplinaumlre Kinderschutzgruppe des Wilhelminenspitals hat sich eine moumlglichst fruumlhzeitige Diagnosestellung bei allen Formen der Misshandlung und die Erstellung rsaquokindorientierterlsaquo Loumlsungsstrategien zum Ziel gesetzt

Was heute ein paar Haumlmatome als Nebenbefund darstellt kann naumlchste Woche eine Fraktur und naumlchstes Monat auch den Tod des Kindes bedeuten Besonders Menschen in helfenden Berufen koumlnnen Gewalt und bewusste Verletzung nur schwer nachshyvollziehen und wollen solche auch nicht wahrhaben Wie bei anderen Diagnosen gehoumlren aber solche Fakten erhoben Das von der Kinderschutzgruppe entshyworfene Verletzungsblatt soll bei der Dokumentation und der Festlegung der weiteren Maszlignahmen helfen Prinzipiell streben wir bei Verdacht eine sofortige stationaumlre Aufnahme an der Kinderabteilung an

Die Existenz und die Arbeit der Kinderschutzshygruppe des Wilhelminenspitals tragen dadurch aktiv zum Gewaltschutz und zur Sensibilisierung des Personals bei Letztlich bedeutet Gewalt gegen Kinder immer auch Gewalt gegen Frauenlaquo

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ORGANISATORISCHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

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Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Eroumlffnung der Projektwochen am 16 Oktober 2001 durch die Stadtraumltinnen Grete Laska Maga Renate Brauner und Primaria Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker

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ORGANISATORISCHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo Maga Alexandra Grasl Projektmanagerin Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit

1998 hat der Gemeinderat das Wiener Proshygramm fuumlr Frauengesundheit einstimmig beschlossen in dem Gewalt als eines von insgesamt zwoumllf zentralen Handlungsshyfeldern beschrieben ist Der darin enthalshytene Maszlignahmenkatalog umfasst die Entshywicklung eines Schulungsangebots fuumlr Spitalspersonal zur Sensibilisierung und Fruumlherkennung der Auswirkungen von Gewalt

Planung

Mit Unterstuumltzung von Gesundheitsshystadtraumltin Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker Frauenstadtraumltin Maga Renate Brauner und Jugendstadtraumltin Grete Laska richtete die Wiener Frauengesundshyheitsbeauftragte im August 2000 eine Steuerungsgruppe ein in deren Rahmen mehrere Einrichtungen der Stadt Wien kooperierten um in den Gemeindeshyspitaumllern ein entsprechendes Fortbildungsshyprogramm umzusetzen Wiener Krankenshyanstaltenverbund 24-Stunden Frauennotshyruf der MA 57 MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie und das Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Die Polizeidirektion Wien und das Institut fuumlr Gerichtsmedizin wurden als KooperationspartnerInnen gewonnen

Ist-Stand Erhebung

20002001 wurde eine MitarbeiterInnenshybefragung an den Krankenhaumlusern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital durchgefuumlhrt Befragt wurden AumlrztInnen und Pflegefachkraumlfte der Abteilungen Gynaumlkologie Urologie Hals- Nasen- und Ohrenabteilung Dermashytologie Augenheilkunde Paumldiatrie Psyshychiatrie Interne Chirurgie und der Notshyfallsambulanzen uumlber ihre Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern Die Ergebnisse zeigen nicht nur ein Informationsdefizit sondern auch den Wunsch der Befragten nach adaumlquater Aus- und Fortbildung

Inhalte

Auf Basis dieser Ist-Analyse wurde das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entwickelt das sich durch einen interdisziplinaumlren Zugang auszeichnet Der Inhalt umfasst fuumlnf Module bull Formen und Auswirkungen sexueller

und koumlrperlicher Gewalt gegen Frauenbull Formen und Auswirkungen sexueller

und koumlrperlicher Gewalt gegen Kinderbull Spurensicherung und DNA-Analysebull Rechtliche Informationenbull Vorstellung von Opferschutzgruppen an

Wiener Krankenanstalten

Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Zielgruppen

Das Fortbildungsprogramm ist fuumlr die Zielshygruppen AumlrztInnen und Pflegepersonal aber auch fuumlr andere im Spital taumltige Berufsgruppen wie Hebammen SozialarshybeiterInnen PsychologInnen konzipiert Ziel ist es die MitarbeiterInnen vor Ort im Spital zum Thema Gewaltpraumlvention und -intervention zu informieren und zu senshysibilisieren sowie Behandlungsstandards in den Spitaumllern zu etablieren

Vortragende

Fuumlr die Phase der Implementierung des Projektes und bei der Durchfuumlhrung der Fortbildung in den Wiener Gemeindeshyspitaumllern waren ExpertInnen des 24shyStunden Frauennotrufs der MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie der Polizei der Gerichtsmedizin Wien der Rechtsabshyteilung des Wiener Krankenanstaltenshyverbunds der Opferschutzgruppen von Wilhelminenspital und Sozialmedizishynischem Zentrum Ost sowie der Spitalsshysozialarbeit des Fonds Soziales Wien (vorshymals MA 47) verantwortlich Die Fortshybildungsreihe im Allgemeinen Krankenshyhaus wurde um Expertinnen der Wiener Frauenhaumluser erweitert Zudem waren die Bundespolizeidirektion Wien und die Gerichtsmedizin Wien wichtige KooperashytionspartnerInnen und stellten uumlber den gesamten Projektzeitraum neben Fachshyvortragenden auch ihre inhaltliche Exshypertise zur Verfuumlgung

Informationsmaterial

Ein Informationsfolder und eine Check-Karte im Brusttaschenformat mit einer Liste der wichtigsten Maszlignahmen sowie der Notfallnummern richten sich direkt an das Krankenhauspersonal Diese dienen den SpitalsmitarbeiterInnen als Leitfaden fuumlr die wichtigsten Handlungsschritte bei

der Kommunikation mit und der Untershysuchung von Gewaltopfern und sie inforshymieren weiters uumlber Beratungseinshyrichtungen An die BesucherInnen der Ambulanzen werden Poster sowie Postshykarten mit den wichtigsten Anlaufstellen bei Gewalt gegen Frauen und bei Gewalt gegen Kinder verteilt Um das Thema raquosichtbarlaquo zu machen thematisieren waumlhshyrend der Projektwochen in den Modellshyspitaumllern lebensgroszlige Figuren im Einshygangsbereich der Ambulanzen Gewalt gegen Frauen und Kinder als ein Thema der Medizin

Umsetzung

Der medial begleiteten Kick-off-Veranshystaltung am 16 Oktober 2001 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost die die Stadtshyraumltinnen Grete Laska Maga Renate Brauner und Primaria Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker im Rahmen einer Pressekonferenz eroumlffnet haben folgten Projektwochen in deren Rahmen das Curriculum vor Ort angeboten wurde 2001 startete das Pilotmodell in den beiden Spitaumllern in denen die MitarbeiterInnen zuvor befragt worden waren 2004 wurde das Curriculum in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und im Krankenhaus Wien-Hietzing (ehemals Lainz) sowie 2005 im Allgemeinen Krankenhaus durchgefuumlhrt Die Teilnahme am Curriculum ist kostenshylos Von allen ProjektpartnerInnen wurden interne Personalressourcen fuumlr Planung Koordination und fuumlr die Vortragstaumltigkeit zur Verfuumlgung gestellt

Die Planung und Umsetzung des Curriculums verlief in vier Phasen

Phase 1 2000 Konstituierung der Steuerungsgruppe Entwicklung des Fortbildungskonzeptes MitarbeiterInnenbefragung in den Modellshyspitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum

Ost und Kaiser-Franz-Josef-Spital Entshywicklung von Informationsmaterialien

Phase 2 2001 Durchfuumlhrung der Fortbildung in den beishyden Modellspitaumllern wobei im Sozial-medizinischen Zentrum Ost und im KaisershyFranz-Josef-Spital 20 Fortbildungen zu je 15 Stunden angeboten wurden Zu jedem Themenschwerpunkt fanden zwei Alternativshytermine statt

Phase 3 20022003 Uumlberarbeitung des Fortbildungskonzepts aufgrund der Auswertung der Ergebnisse aus Phase 1 Anpassung der Fortbildungsshystruktur Umstieg auf geblockte Veranshystaltungen mit zwei Tagen zu jeweils 65 Stunden sowie Uumlberarbeitung der Standards bei der Spurensicherung und deren Inteshygration in die Fortbildungsinhalte

Phase 4 20042005 Durchfuumlhrung der Fortbildungen in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) an jeweils zwei Vormittagen zu je 65 Stunden Im Allgemeinen Krankenhaus wurde aufgrund der Groumlszlige des Spitals die Fortbildung zweimal angeboten das heiszligt es wurden insgesamt vier Vormittage zu je 65 Stunden abgehalten

Know-how-Transfer

Das Wilhelminenspital das ebenfalls zum Krankenanstaltenverbund gehoumlrt war aufshygrund dort bereits bestehender Gewaltshyschutzaktivitaumlten als Good-Practice-Beishyspiel in das Curriculum integriert MitshyarbeiterInnen des Wilhelminenspitals beshyrichteten uumlber die Arbeit der Gewaltshyschutzgruppe und trugen damit zu einem wichtigen Know-how-Transfer in andere Spitaumller bei Auch die in Folge des Curricushylums entstandene Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde zu einem fixen Bestandteil des Curriculums

Behandlungsstandards

In Folge der guten Zusammenarbeit entshywickelten der Wiener Krankenanstaltenshyverbund der 24-Stunden Frauennotruf die Polizei und die Gerichtsmedizin ein Spurensicherungs-Set das eine einheitliche Beweissicherung garantiert und in den Geshymeindespitaumllern als Behandlungsstandard zur Untersuchung von Opfern sexueller Gewalt etabliert wurde Zu diesem Zweck finden eigene Einschulungstermine in den Spitaumllern statt

Feedback-Befragung

Ab 2004 erhielten die TeilnehmerInnen die Moumlglichkeit zu den Inhalten des Curricushylums via Fragebogen anonym eine Ruumlckshymeldung abzugeben Drei Monate spaumlter bekamen die TeilnehmerInnen noch einshymal einen Fragebogen zugeschickt um die Praxistauglichkeit der Fortbildung zu uumlberpruumlfen

Organisation

Koordinierende Aufgaben wurden durch das Wiener Programm fuumlr Frauengesundshyheit geleistet Dies betraf etwa die Komshymunikation mit Spitalsverwaltung und Vortragenden sowie die Terminkoordinashytion und Erstellung des Programmablaufs Zentral war die Mitarbeit des Krankenshyhauses Dieses hat eine interne Person fuumlr die Koordination nominiert die wiedeshyrum fuumlr die Kommunikation vor Ort und fuumlr die Organisation des Vortragsraums zustaumlndig war und die Veranstaltung begleitend moderiert hat

Top-Down-Prinzip

Um das Wissen und die soziale Bedeutung des Themas Gewalt auf mehreren Ebenen zu verankern hat sich das Top-Downshy

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Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Prinzip bewaumlhrt Zuerst wurde die Direktionsebene des Krankenhauses ndash und zwar die Aumlrztliche Leitung und die Pflegeleitung ndash um Unterstuumltzung gebeten diese wiederum wandte sich an die Abteilungsleitungen Die Vorstaumlnde der Fachabteilungen wurden im Rahmen der PrimaraumlrztInnensitzung der Krankenshyhaumluser uumlber das Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder sowie uumlber den Ablauf des geplanten Curriculums im jeweiligen Krankenhaus informiert Auch wenn grundshysaumltzlich eine obligatorische Teilnahme aller anzustreben ist war es in dieser Phase sinnvoll dass jede Abteilung je eine Vertreterin oder einen Vertreter des aumlrztshylichen Personals und des Pflegepersonals zum Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entsendet hat

10 Durchfuumlhrungsschritte

1 Kontaktaufnahme zu EntscheidungsshytraumlgerInnen relevanter Einrichtungen

2 Konstituierung einer Projektsteuerungsgruppe

3 Ist-Stand Erhebung im Krankenhaus

4 Entwicklung der Fortbildungsinhalte

5 Schriftliche Information an die Krankenhausleitung (Aumlrztliche- und Pflegeleitung)

6 Koordinierungsgespraumlch mit der Krankenhausleitung

7 Vorstellung des Themas und Fortbildungsangebots in der PrimaraumlrztInnensitzung des Krankenhauses

8 Bestimmung einer spitalsinternen Koordinationsperson zwecks Organisation und Kommunikation vor Ort

9 Durchfuumlhrung der Fortbildung im Spital ndash Moderation durch einen KrankenhausmitarbeiterIn

10 Feedback-Befragung der TeilnehmerInnen

raquoEs gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die

Frauen an die richtigen Stellen zu verweisenlaquo Statement von Elfriede Geyer Pflegedirektion Krankenhaus Rudolfstiftung

raquoDie Ruumlckmeldung die wir von den MitarbeiterInnen bekommen haben war dass sie ein staumlrkeres Bewusstsein fuumlr das Thema bekommen haben Auch die MitarbeiterInnen der Kinderambulanz die immer schon sehr sensibel im Bezug auf Zeichen von Gewaltanwendung waren sagten sie seien jetzt noch hellhoumlriger geworden Diese houmlhere Sensibilitaumlt trifft fuumlr das Thema Frauen und Gewalt zu Insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gynaumlkologie berichten vom groszligen Nutzen der Spurensicherungsboxen Hier sei alles Notwendige enthalten inklusive einer genauen Anleitung Es gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die MitarbeiterInnen die Frauen an die richtigen Stellen zu verweisen beziehungsweise selbst Kontakte herzustellen Die multiprofessionelle Teilnahme seitens des Krankenhauses ist sicher ganz wichtig Seitens der Vortragenden war diese mulshytiprofessionelle Teilnahme ja gegeben Es sollte weiterhin genuumlgend Zeit bleiben um auch Fragen stelshylen zu koumlnnen was bei dem Curriculum der Fall war Eine Wiederholung des Curriculums waumlre sicher gut weil damit eine groumlszligere Personengruppe die Moumlglichkeit haumltte daran teilzunehmen

Auszligerdem waumlre es wichtig dass es genuumlgend SozialarbeiterInnen fuumlr einen Informationsaustausch gaumlbe Aktuell ist die Situation etwa in der Kinderabteilung unbefriedigend weil SozialarbeiterInnen abgezogen worden sind und es keine Ruumlckmeldungen mehr gibtlaquo

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

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MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern

Im Jahr 2001 wurde das Meinungsshyforschungsinstitut Fessel-GfK vom Buumlro der Wiener Frauengesundheitsbeauftragten mit einer schriftlichen MitarbeiterInnenbeshyfragung an den beiden Gemeindespitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum Ost (in der Folge SMZ Ost genannt) und Kaiser-FranzshyJosef-Spital beauftragt12 Mit dieser Befragung sollte einerseits erhoben wershyden welche Kontakte und Erfahrungen die befragten Personen bislang in ihrem beruflichen Alltag mit Gewaltopfern geshyhabt haben andererseits sollte der Bedarf an Unterstuumltzung in dieser Arbeit erfragt werden Ein weiteres Thema war welche Einstellungen zum Thema Gewalt bestehen Die MitarbeiterInnenbefragung basierte auf zwei methodischen Schritten Neben einer Fragebogenerhebung wurden vertieshyfende persoumlnliche Interviews durchgeshyfuumlhrt

Folgende Abteilungen wurden befragt interne Aufnahmestation Gynaumlkologie Hals-Nasen-Ohren-Station Psychiatrie Unshyfallchirurgie und Chirurgie Dermatologie Kinderinterne sowie Kinderchirurgie

Die Krankenhausdirektionen wurden vorshyab von der Wiener Frauengesundheitsbeaufshytragten schriftlich uumlber den Grund und das Ziel der Erhebung informiert Zudem erfolgte eine persoumlnliche Vorstellung des

Projektvorhabens durch die Projektverantshywortlichen Diese Vorbereitungen waren wesentlich es konnte ein Ruumlcklauf von 25 Prozent der Frageboumlgen erreicht werden Insgesamt haben sich an der Befragung 209 Personen beteiligt 81 Prozent der Befragten waren weibliches 13 Prozent maumlnnliches Personal13

Zentrale Ergebnisse der Fragebogenerhebung

KONTAKTHAumlUFIGKEIT MIT GEWALTOPFERN Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer 41 Prozent der Befragten hatten im Jahr vor der Befragung beruflichen Kontakt mit Kindern und Jugendlichen die Opfer koumlrshyperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt waren Durchschnittlich hatte im letzten Jahr jede der befragten Personen Kontakt mit rund zehn jungen PatientInnen mit Gewalterfahrungen Deutlich werden hier Unterschiede zwischen den einzelnen Abteilungen So etwa haben bedeutend mehr der befragten Personen der kinderinshyternen Station der kinderchirurgischen Station sowie der Unfallchirurgie angegeshyben im Laufe des letzten Jahres Kontakte mit kindlichen oder jugendlichen Gewaltshyopfern gehabt zu haben als an anderen Abteilungen Dennoch haben mehr als 20

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Prozent der befragten Personen an gynaumlkoshylogischen Abteilungen zumindest einmal im letzten Jahr jugendliche Gewaltopfer betreut

Insgesamt wurden rund 87 Prozent der kindlichen und jugendlichen Gewaltopfer von Personen begleitet

Frauen als Gewaltopfer Mit erwachsenen weiblichen Gewaltopfern haben deutlich mehr der befragten Pershysonen im Laufe des letzten Jahres Kontakt gehabt dies trifft auf insgesamt 56 Prozent der Befragten zu Besonders haumlufig war dies in der Psychiatrie in der (Unfall)shyChirurgie sowie auf der Dermatologie der Fall Durchschnittlich haben jene Befragte die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit einem erwachsenen weiblichen Gewaltshyopfer gehabt haben 77 Opfer von koumlrpershylicher und 53 Opfer von sexueller Gewalt betreut

Anders als bei den kindlichen beziehungsshyweise jugendlichen Gewaltopfern gaben nur rund 50 Prozent der Befragten an Beshygleitpersonen der von Gewalt betroffenen Frauen wahrgenommen zu haben

WAHRNEHMUNG UND VERDACHT AUF GEWALT Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer Die befragten Personen14 hatten haumlufig den Verdacht dass die Verletzungsurshysachen verschleiert werden sollten Beshysonders haumlufig wurde dies in Zusammenshyhang mit sexueller Gewalt (66 Prozent der Befragten) aber auch haumlufig in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt (53 Prozent der Beshyfragten) vermutet

Frauen als Gewaltopfer Dass die Verletzungsursachen verschleiert werden sollten vermuteten 41 Prozent der Befragten 15 in Zusammenhang mit sexuelshyler Gewalt und 37 Prozent in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt

VORGEHEN BEI VERDACHT AUF GEWALT Bei vermuteten Gewaltdelikten verhielten sich die befragten Personen wie folgt

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Vorgehensarten bei Kindern und bei Frauen Jugendlichen

Austauschen mit KollegInnen 93 Prozent 79 Prozent

Direktes Ansprechen des Opfers 44 Prozent 59 Prozent

Kontaktaufnahme mit Jugendamt 34 Prozent 15 Prozent

Ansprechen der Begleitperson 33 Prozent 21 Prozent

Kontaktaufnahme zu extramuralen Einrichtungen 21 Prozent 32 Prozent

Kontaktaufnahme zu Polizei 8 Prozent 13 Prozent

BETREUUNGSVERSTAumlNDNIS UND BEHANDLUNGSSTANDARDS Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsprocedere definierte eine deutliche Mehrheit der Befragten die eigene Funktion in der Leistung der medizinischen Versorgung und in der additiven Weiterleitung an Hilfseinrichtungen (insgesamt rund 70 Prozent) Nur 16 Prozent der Befragten fuumlhrten aus ausschlieszliglich medizinische Versorgung zu leisten

63 Prozent der Befragten gaben an dass in Zusammenhang mit sexueller Gewalt an kindlichen und jugendlichen Gewaltopfern Richtlinien fuumlr die Betreuung existieren 57 Prozent der Befragten gaben an dass dies auch bei koumlrperlicher Gewalt der Fall ist

Frauen als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsverstaumlndnis gegenuumlber von Gewalt betroffenen Frauen

sah ndash ebenso wie bei kindlichen bezieshyhungsweise jugendlichen Gewaltopfern ndash die uumlberwiegende Mehrheit der Befragten (rund 74 Prozent) ihre Aufgabe sowohl in der medizinischen Versorgung als auch in der Weiterleitung an andere Hilfseinshyrichtungen Nur 15 Prozent der Befragten gaben an ausschlieszliglich medizinische Vershysorgung zu leisten

Nur 30 Prozent der Befragten geben an dass Betreuungsrichtlinien fuumlr den Fall von sexueller oder koumlrperlicher Gewalt gegen Frauen vorliegen

UNTERSTUumlTZUNGSBEDARF IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Die befragten AumlrztInnen und Pflegeshypersonen fuumlhlten sich in Hinblick auf den Umgang und die Betreuung von Opfern koumlrperlicher undoder sexueller Gewalt relativ gering informiert nur ein Viertel bezeichnete sich als gut informiert Knapp die Haumllfte fuumlhlte sich eher schlecht und immerhin 15 Prozent sehr schlecht inforshymiert Deutlich houmlher ist der Informationsshybedarf bei Mitgliedern des houmlheren Pflegeshypersonals sowie in den Abteilungen Chirurshygie und interne Aufnahmestation

Die verschiedenen extramuralen Hilfseinshyrichtungen waren den befragten AumlrztInnen und Pflegepersonen in unterschiedlichem Ausmaszlig bekannt Waumlhrend die Mehrheit Betreuungseinrichtungen wie Frauenshyhaumluser (82 Prozent) Jugendamt (79 Proshyzent) oder den 24-Stunden Frauennotruf (60 Prozent) kannte traf dies auf andere Einrichtungen etwa den kriminalpolizeishylichen Beratungsdienst (37 Prozent) oder das Kinderschutzzentrum (35 Prozent) nur mehr fuumlr ein gutes Drittel der Befragten zu

Lediglich elf Prozent der Befragten haben eine spezielle AusbildungWeiterbildung fuumlr die Betreuung von Opfern koumlrperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt absolshyviert

Vor diesem Hintergrund ist das Ergebnis dass sich 80 Prozent der Befragten vershymehrt Hilfestellungen unterschiedlicher Art fuumlr den kuumlnftigen Umgang mit Gewaltshyopfern wuumlnschten nachvollziehbar 22 Prozent wuumlnschten sich konkret Angebote fuumlr Weiter- Aus- und Fortbildungen elf Prozent artikulierten Unterstuumltzungsbedarf im Bereich Gespraumlchsfuumlhrung beziehungsshyweise Umgang mit Gewaltopfern Die restshylichen Angaben verteilten sich auf Wunsch nach Kontaktadressen Broschuumlren vershybindlichen Betreuungsstandards psycholoshygischer Beratung oder Informationen uumlber rechtliche Grundlagen

Zentrale Ergebnisse der vertiefenden Interviews

Zusaumltzlich zu der Fragebogenerhebung wurden 30 persoumlnliche Interviews mit AumlrztInnen und Pflegepersonal (14 Frauen 16 Maumlnner) durchgefuumlhrt Ziel dieser quashylitativen Erhebung war eine vertiefende Erhebung der Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern der Interventions- und Behandlungsroutinen sowie der Bekanntshyheit und der Ressourcen intra- sowie extrashymuraler Stellen16

UumlBERFORDERUNG IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Rund die Haumllfte der Befragten gab an bei der ersten Begegnung mit einem Gewaltshyopfer voumlllig unvorbereitet in diese Situation gegangen zu sein Im Rahmen der Intershyviews wurde wiederholt darauf hingewieshysen wie schockierend dieser erste Kontakt mit Gewaltopfern gewesen waumlre

INFORMATIONSDEFIZIT UumlBER HILFSEINRICHTUNGEN Der Informationsstand uumlber extramurale Hilfseinrichtungen war bei den Befragten unterschiedlich hoch dennoch wurde uumlberwiegend die Ansicht vertreten mehr Informationen uumlber die Leistungen der einzelnen Einrichtungen zu benoumltigen

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

WUNSCH NACH FORTBILDUNGSANGEBOTEN Im Rahmen der Interviews wurde auch auf groszlige Informationsmankos in Bezug auf die Betreuung von Gewaltopfern verwiesen Es wurde beispielsweise hervorgehoben dass zu wenig Fortbildungsangebote existierten beziehungsweise dass Informationen nicht zugaumlnglich waumlren

Einige InterviewpartnerInnen haben sich durch berufliche Erfahrungen durch Literaturstudium oder den Besuch von

Veranstaltungen Informationen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern beschafft Im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde besonders hervorgehoben dass die dort bestehende Kinderschutzgruppe stark zur Ausbildung im Umgang mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern beigetragen hat

Am deutlichsten wurde der Wunsch nach Fortbildungsveranstaltungen formuliert wobei Vortraumlge und Diskussionen als adaumlshyquateste Vermittlungsform genannt wurden

raquoDie Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigenlaquo Statement von UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Allgemeines Krankenhaus

raquoDas Curriculum ist ausgezeichnet Am wichtigsten ist praumlventiv taumltig zu werden und Betroffenen Hilfe leicht zugaumlnglich zu machen Ich halte die Aus- und Weiterbildung auf diesem Gebiet im Krankenhaus fuumlr besonders wichtig Die Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigen Betroffene Frauen und Kinder koumlnnen von entsprechend ausgeshybildetem Personal besser vor weiteren Schaumlden bewahrt werdenlaquo

TeilnehmerInnen und Feedback

Insgesamt haben 800 TeilnehmerInnen das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo absolviert 110 MitarbeiterInnen im Kaiser-Franz-Josef-Spital 259 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost 147 in der Krankenanstalt Rudolfstiftung 57 im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) sowie 120 im Allgemeinen Krankenhaus An vertiefenden Workshops zur Handshyhabung des Spurensicherungs-Sets nahshymen 110 MitarbeiterInnen im KaisershyFranz-Josef-Spital im Wilhelminenspital und im Sozialmedizinischen Zentrum Ost teil An allen Spitaumllern zeigte sich als deutlicher Trend dass mehr weibliche MitarbeiterInnen an der Fortbildung teilshynahmen Eine Auswertung der Teilnahme am Curriculum nach Berufsgruppen beshylegt dass rund 70 Prozent der TeilshynehmerInnen aus dem Pflegebereich 15 Prozent aus dem aumlrztlichen Bereich und 15 Prozent aus therapeutischen Bereichen stammen nicht ausgewertet wurden hier die TeilnehmerInnen an den Schulungen zum Spurensicherungs-Set

Die Abteilung Organisation des Wiener Krankenanstaltenverbundes fuumlhrte in den Krankenhaumlusern Rudolfstiftung und Wien-Hietzing (vormals Lainz) eine anonyme Feed-Back-Befragung der TeilnehmerInnen am Curriculum durch Ein Fragebogen wurde unmittelbar nach Ende der Fortshybildung ausgefuumlllt ein zweiter drei Monate nach Absolvieren des Curriculums

Die Befragten bewerteten die inhaltliche Gestaltung und die Praxistauglichkeit durchgehend als sehr positiv Im Feedback nach drei Monaten fiel auf dass die Befragten angaben dass sie das im Curriculum erworbene Wissen in ihrer taumlglichen Arbeitspraxis sehr gut anwenshy

den konnten und die zur Verfuumlgung gestellten Informationsmaterialien eine wichtige Unterstuumltzung darstellten So etwa kannten 97 Prozent der Befragten den Folder und rund 80 Prozent der Befragten auch die Postkarten die im Rahmen des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo aufgelegt wurden

Viele Befragte wuumlnschten sich jedoch mehr und unterschiedliche Fortbildungen zum Thema Gewalt mehr Vernetzung zwishyschen den Abteilungen und nach auszligen sowie eine aktivere Beteiligung des aumlrztshylichen Personals

raquoEs muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen

Menschen durch Information und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

Statement von Oberin Monika Tischer Direktorin des Pflegedienstes Wilhelminenspital

raquoDas Wichtigste am Curriculum ist fuumlr mich die Information und Aufklaumlrung fuumlr MitarbeiterInnen und Betroffene Der Nutzen dieser Fortbildung ist sehr hoch denn ohne Information kann nicht reashygiert und somit kein Schutz angeboten werden Eine Gleichbehandlungsbeauftragte der Gemeinde Wien koumlnnte eine Ergaumlnzung fuumlr diese Veranstaltung sein Denn oft beginnt es mit sexueller Belaumlstigung und endet mit sexueller Gewalt Es muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen Menschen durch Inforshymation und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

Die Fortbildungsinhalte im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo

Die Ergebnisse der Erhebung des Fessel-GfK Instituts fanden sowohl bei der inshyhaltlichen als auch bei der zeitlichen Geshystaltung des Curriculums Beruumlcksichtigung Es musste bei der Planung insbesondere auf die Rahmenbedingungen in einer Krankenanstalt hinsichtlich zeitlicher Lage der Veranstaltung Ruumlcksicht genomshymen werden um moumlglichst vielen MitarshybeiterInnen Gelegenheit zu einer Teilnahme zu geben Nach der Durchfuumlhrung des Curriculums an den Modellspitaumllern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital wurden organisatorische Aumlnderungen vorgenommen Die Inhalte wurden dann geblockt jeweils an zwei Vorshymittagen zu je 65 Stunden in folgenden Modulen vermittelt

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Frauenlaquo

Informationen uumlber Formen Ausmaszlig und Folgen von Gewalt gegen Frauen Dynamik von Gewaltbeziehungen und Phasen der Traumashytisierung Auswirkungen von gesellschaftshylichen Mythen Grundlagen des Opferschutzes weiterfuumlhrende Betreuungsangebote Arbeitsshyweise und Aufgaben des Frauennotrufes

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Kinderlaquo

Information zu Erscheinungsformen und Symptomen von Gewalt gegen Kinder interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit im Intershy

esse der betroffenen Kinder Aufgaben geshysetzlichen Grundlagen und Arbeitsweise des Jugendwohlfahrtstraumlgers

Modul raquoSpurensicherung und DNA-Analyselaquo

Informationen zur richtigen Abnahme von Spuren und Vorgehen bei einer spurenshykundlichen Untersuchung mit Verwendung des Spurensicherungs-Sets Information uumlber die Aufgaben und Zustaumlndigkeiten der Gerichtsmedizin Wien

Polizeiliche Arbeit und Grundlage der DNA-Analyse in Hinblick auf die Beweisshyfuumlhrung von kriminellen Delikten

Modul raquoRechtliche Informationenlaquo

Grundlagen des Sexualstrafrechts und Opferrechte im Strafverfahren Vorgehensshyweise der Behoumlrden bei Offizialdelikten der Ablauf von einer Anzeige bis zum Geshyrichtsverfahren Prozessbegleitung und Unterstuumltzung der Opfer durch Opfershyschutzeinrichtungen

Information uumlber die Bestimmungen des Gewaltschutzgesetzes die rechtlichen Maszlignahmen der Wegweisung und des Betretungsverbotes die Moumlglichkeiten der Polizei und Erfahrungen aus der Praxis

Rechtliche Grundlagen des Aumlrztegesetzes und Krankenanstaltengesetzes und einschlaumlshy

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

gige Dienstvorschriften Die juristische De-finition von Gewalt etwa von raquoschwererlaquooder raquoleichterlaquo Koumlrperverletzung

Modul raquoOpferschutzgruppen im Krankenhauslaquo

Die Entstehungsgeschichte die Aufgabenund Arbeitsweisen von OpferschutzgruppenDarstellung der entwickelten Standardsund krankenhausinternen Versorgungsab-laumlufe sowie Kooperationen mit extramura-len Einrichtungen

Modul Wiener Frauenhaumluser ndashSicherheit und Wendepunkt

Information uumlber die Geschichte die Auf-gaben Angebote und Arbeitsweisen dervier Wiener Frauenhaumluser mit dem ange-schlossenen Nachbetreuungshaus und derBeratungsstelle

Hinweis Dieser Fortbildungsinhalt wurdebei der Veranstaltung im AllgemeinenKrankenhaus als zusaumltzliches Modul auf-genommen

raquohellip dass man die richtigen Schritte setztlaquoStatement von Drin Heidrun Flores-GengerGynaumlkologische und Geburtshilfliche AbteilungSozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Aufmerksam-Machen auf die Problematik unddas Wecken der Bereitschaft zu helfen bei den Mit-arbeiterinnen und Mitarbeitern im Spital scheint mirdas Wichtigste zu sein das heiszligt die Informationworum es geht wie man sich verhaumllt und wie manden Opfern helfen kann welche Moumlglichkeiten esgibt Durch das bessere Wissen gibt es auch eine grouml-szligere Bereitschaft sich zu beteiligen die richtigenSchritte zu setzen Wir auf der Gynaumlkologie sind zumBeispiel immer wieder mit vergewaltigten Frauenkonfrontiert hier ist die richtige Spurensicherungwichtig das haben wir vorher nicht gewusst DasCurriculum war insgesamt sehr gut sehr kompaktund konzentriert Man koumlnnte vielleicht noch dasThema Genitalverstuumlmmelung bei Frauen andererKulturen mit einbeziehen das ist etwas womit mannicht jeden Tag zu tun hat Dinge von denen mannichts weiszlig erkennt man vielleicht nicht Das ist ins-besondere dann schwierig wenn Frauen nicht unse-re Sprache sprechenlaquo

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienPlakate

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienInfokarten

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienChecklisten

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

raquohellip groszlig ist der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigenlaquo Statement von Rektor UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Leiter Allgemeines Krankenhaus-Universitaumltskliniken

raquoAls Rektor der medizinischen Universitaumlt Wien beshygruumlszlige ich die Etablierung eines Curriculums rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo ganz besonders da Gewaltshyerfahrungen wie internationale Studien eindrucksshyvoll aufzeigen die Gesundheit der davon Betroffenen nachhaltig und maszliggeblich negativ beeinflussen koumlnnen und einen bis dato noch zu wenig beruumlckshysichtigten gesundheitlichen Risikofaktor darstellen Entsprechend groszlig ist daher der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigen In diesem Zusammenshyhang erscheinen mir insbesondere die Vortraumlge zu Gewaltschutzaktivitaumlten in Spitaumllern und jene Vortraumlge die sich mit der Dynamik von Gewaltshybeziehungen sowie Erscheinungsformen und langshyfristigen Folgen von Gewalterfahrungen befassen als besonders wichtig Der Nutzen dieser Fortbildungs-Veranstaltung fuumlr das im AKH taumltige Personal sollte dementsprechend groszlig sein Das in den Vortraumlgen vermittelte Wissen sollte um entsprechende FaumlhigkeitenFertigkeiten im Umgang mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder erweitert werden um eine adaumlquate und sensible Betreuung dieser oftshymals schwer traumatisierten Personengruppe sichershyzustellenlaquo

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

Einleitung

Fuumlr die Durchfuumlhrung des Curriculums hat sich die Existenz von Opferschutzshygruppen als aumluszligerst positiv erwiesen Derzeit gibt es in zwei Wiener Krankenshyhaumlusern (Wilhelminenspital und Sozial-medizinisches Zentrum Ost) Opferschutzshygruppen

Bericht der Opferschutzgruppe im Wilhelminenspital

Seit Herbst 1997 besteht im Wilhelminenshyspital eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe zum Schutz fuumlr Frauen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind Ziel des Projekts war es im Spital ein Angebot zu installieshyren das Frauen zugute kommt und ihnen umfassende Versorgung Unterstuumltzung und Information bieten soll Um dieses Ziel zu erreichen wurde eine Arbeitsshygruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Institutionen ins Leben gerufen mit dem Ziel die Organisation und die Einhaltung erarbeiteter Strukturen zu sichern ein Forum fuumlr den Austausch mit den MitshyarbeiterInnen zu bilden um Reflexion und Verbesserungen zu ermoumlglichen Das Modell funktioniert mittlerweile seit Mai 1998 im Regelbetrieb In dieser Zusammenarbeit ist es gelungen die komplementaumlren Beshyduumlrfnisse aller beteiligten Berufsgruppen und die Interessen dreier Institutionen (Unfallchirurgische Abteilung Fonds Soziales Wien 24-Stunden Frauennotruf der MA 57) zur Deckung zu bringen ohne

Kosten zu verursachen Synergien wurden optimal ausgeschoumlpft

raquoDIE SICHERHEIT DES GEWALTOPFERS STEHT FUumlR UNS IM VORDERGRUNDlaquo DGKP Friedrich Anger-Schmidt Leiter der Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals und DSA Josef Heindl Mitarbeiter der Opfershyschutzgruppe des Wilhelminenspitals

raquoFuumlr uns steht die Sicherheit des Gewaltopfers im Vordergrund Wenn eine Ruumlckkehr in die Wohnung ndash aus welchen Gruumlnden auch immer ndash nicht moumlglich ist besteht die Moumlglichkeit einer stationaumlren Aufnahme an unserer Abteilung oder einer Unterbringung in einem Frauenhaus In der Statistik ist ein klarer Anstieg bemerkshybar So haben wir im Jahre 1999 37 Faumllle registriert und 2004 85 Faumllle Im Halbjahr 2005 sind wir schon bei 54 Faumlllen so dass wir heuer mit uumlber 100 Betroffenen rechshynen Woran es liegt laumlsst sich nur spekushylieren Ich vermute dass es ein Mix aus mehr rsaquoGewaltbereitschaftlsaquo und mehr rsaquodruumlber reden Trauenlsaquo ist Mein Wunsch ist nach wie vor eine wienweite Institutioshynalisierung in anderen Unfallabteilungen und eine Vernetzung der Daten Mit dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost ist sicher schon ein Anfang gemachtlaquo (DGKP Friedrich Anger-Schmidt)

raquoDie Sozialarbeit im Wilhelminenspital funktioniert mit einem neuen Konzept als Prototyp einer sozialen Servicestelle mit garantierter Erreichbarkeit von 8 Uhr bis

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

15 Uhr fuumlr PatientInnen Angehoumlrige und auch Spitalspersonal Diese gute Erreichshybarkeit ermoumlglicht es der Sozialarbeit sich als integraler Bestandteil bei Proshygrammen die eine bestimmte PatientInnenshygruppe betreffen anzubieten Unser Projekt zeigt sehr deutlich wie sehr Gesundheit und Soziales ineinander vershywoben sind und Patientinnen dementshysprechend auch von unterschiedlichen Professionen begleitet werden sollen

Voraussetzung fuumlr das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit ist die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respekshytieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Das Personal an der Unfallchirurshygischen Abteilung hatte den Eindruck dass zunehmend Patientinnen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind im Spital erscheinen und die ausschlieszliglich medizinische und pflegerische Versorgung fuumlr diese Patienshytinnen nicht ausreichend sind Zudem ist der Zeitdruck besonders in der Ambulanz zu groszlig um auf die ganz persoumlnlichen Probleme der Patientinnen adaumlquat einshyzugehen und zu reagieren Kenntnisse in Gespraumlchsfuumlhrung und Beherrschen von Kriseninterventionstechniken sind sehr individuell und in unterschiedlicher Qualitaumlt vorhanden und die Hilflosigkeit der Patientinnen wird oft zur Belastung fuumlr das behandelnde Personal Mit der neuen Konzeption einer Servicestelle war die Sozialarbeit in der Lage schnell erreichbar zu sein und damit Krisenintershyvention unmittelbar im Anschluss an die medizinische Versorgung anbieten zu koumlnnen

Neben der umfassenden Krisenintershyvention fuumlr Patientinnen bietet die intershydisziplinaumlre Zusammenarbeit verbesserte Gefahreneinschaumltzung und Entscheidungsshyhilfe zur Frage der noumltigenfalls stationaumlshyren Aufnahme Unsere Dienstzeiten ershylaubten es nicht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung anzubieten Aus diesem Grund und auch um gesicherte fachliche Komshy

petenz zu gewaumlhrleisten bot sich die Einshybindung des 24-Stunden Frauennotrufs in dieses Projekt an

Eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Instishytutionen und Berufsgruppen wurde gebilshydet um die koordinierte Zusammenarbeit zu ermoumlglichen Die gewuumlnschten MitarshybeiterInnen sollten entsprechendes Intershyesse mitbringen uumlber hohe Akzeptanz in der eigenen Berufsgruppe verfuumlgen und fuumlr den Wissenstransfer innerhalb der Berufsgruppe verantwortlich sein

Um die weitere Zusammenarbeit und allshyfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen sicherzustellen wurden weitere Bespreshychungen in halbjaumlhrigen Abstaumlnden vershyeinbart beziehungsweise finden sie jetzt anlassbezogen statt Themenspezifische Fortbildungsveranstaltungen finden nach Anlass und Bedarf statt Regelmaumlszligige Fortbildungsveranstaltungen fuumlr TurnusshyaumlrztInnen sollen diese nicht nur befaumlhigen in ihrem Dienst unserem Standard gemaumlszlig zu handeln sondern ihnen auch in weitershyfuumlhrenden Taumltigkeiten hilfreiches Wissen seinlaquo (DSA Josef Heindl)

Kontakt Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals 1220 Wien Langobardenstraszlige 122

Bericht der Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

Die Projektarbeit der Gewaltschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost starshytete im Jahre 2002 Zu diesem Zweck wurshyden aus den Bereichen Unfallchirurgie Aufnahmestation Gynaumlkologie und Psychiashytrie Angestellte eingeladen mitzuarbeiten Die Projektmitglieder sollten einen Rahmen fuumlr das Thema Gewalt in der Familie ershyarbeiten bestehende Probleme aufzeigen und Loumlsungsvorschlaumlge erstellen die im Sinne von Opferschutz im Sozialmedizishynisches Zentrum Ost in der Praxis vershywertbar sein sollten Nach Abschluss der Projektarbeit im Herbst 2004 wurde die Gewaltschutzgruppe offiziell als raquoOpfershyschutzgruppelaquo im Sozialmedizinischen Zentrum Ost als fixe Einrichtung und Organisation des Hauses genehmigt

raquoGEWALT IST NICHT IN ORDNUNG GEWALT IST KEINE LOumlSUNGlaquo DGKS Margit Liebhart Leiterin der Opfershyschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

raquoEs stellt sich im Laufe meiner Arbeit mit den Betroffenen immer wieder heraus wie schwer es fuumlr die Beteiligten ist daruumlber zu reden Gewalt in der Familie ist ein aumluszligerst sensibler Bereich Mit rsaquoFremdenlsaquo daruumlber zu sprechen was tatsaumlchlich rsaquoSchlimmeslsaquo in den eigenen vier Waumlnden passiert faumlllt nicht leicht Es gilt eine enorme Hemmschwelle zu uumlberwinden vor allem fuumlr sich selbst denn niemand moumlchte sein rsaquoeigenes Nest beschmutzenlsaquo

Manchmal braucht es mehrere Besuche bei uns in der Unfallambulanz die anfaumlnglich als rsaquoAusrutscherlsaquo von den Opfern dargestellt und dementsprechend bagatellisiert werden

rsaquoGegen den Tuumlrstock gelaufenlsaquo rsaquodie Stiegen hinuntergefallenlsaquo rsaquogestolpertlsaquo

Vielleicht beim naumlchsten Mal rsaquoIch war ja selber schuld haumltte ich ihnsie nicht so gereiztlsaquo

rsaquoErsie ist eigentlich ein seelenguter Mensch und sonst eigentlich so lieblsaquo

Frau M kommt nun schon zum dritten Mal zu uns in die Unfallambulanz Ich habe rsaquozufaumllliglsaquo schon wieder Nachtdienst Es ist 215 Uhr Frau M wird mit der Rettung gebracht

Sie ist nur mit einem Morgenmantel gekleidet der blutdurchtraumlnkt ist Frau M hat am ganzen Koumlrper Biss- und Kratzshywunden Wir versorgen ihre Wunden fast zwei Stunden lang

Frau M hat sich mein Gesicht und auch meinen Namen gemerkt

Als sie das erste Mal in meinem Nachtshydienst als Patientin kam wurde sie vom Lebensgefaumlhrten gebracht Sie hatte am linken Bein eine klaffende Bisswunde Der Hund des Lebensgefaumlhrten haumltte beim Spielen zu Hause nicht das Bein von Frau M sondern einen Ball ergreifen wollen Frau M zittert bei ihrer Erzaumlhlung Sie haumllt meine Hand und wirkt fuumlr mich vershystoumlrt Zu verstoumlrt fuumlr einen rsaquoSpielunfall mit dem Hundlsaquo Sie ist leicht alkoholisiert nicht sehr gepflegt Mir faumlllt auf dass sie immer wieder zur Tuumlr schielt

Nach drei Monaten wird Frau M mit der Rettung zu uns gebracht Eine Nachshybarin hatte die Polizei gerufen weil sie den Hund sehr laut bellen und knurren und Frau M schreien houmlrte

Frau M ist wieder alkoholisiert sie weint Wir muumlssen ihre Wunden dieses Mal sind es mehrere wieder versorgen Dieses Mal spreche ich sie direkt an rsaquoFrau M ich habe das Gefuumlhl dass bei Ihnen zu Hause irgendetwas nicht so laumluft wie Sie es sich wuumlnschen Kann ich Ihnen irgendshywie helfen Moumlchten Sie mit mir daruumlber sprechen Wollen Sie mit jemand anderem sprechen Wissen Sie ich denke dass jeder Mensch ein Recht darauf hat sich wenigstens zu Hause in seinen eigenen Waumlnden sicher und geborgen zu fuumlhlenlsaquo Frau M weint und stammelt irgendetwas vor sich hin Ich houmlre nicht zu sprechen auf Ich erzaumlhle von Gesetzen von vielen anderen Menschen die betroffen sind von

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Opferschutzgruppen in der PraxisOpferschutzgruppen in der Praxis

familiaumlrer Gewalt davon dass wir in unserer heutigen Gesellschaft alle gemeinshysam daran arbeiten sollten daruumlber zu reden dass Gewalt keine Loumlsung ist Frau M hat schon lange erfasst dass sie Hilfe braucht um aus dieser Gewaltspirale herauszukommen Sie erzaumlhlt mir von Selbsthilfebuumlchern die sie gelesen hat Sie erzaumlhlt von ihren vielen Versuchen nicht nur vom Alkohol sondern auch von ihrem Umfeld loszukommen aber letztendlich meint sie rsaquoDer Hund wird immer so aggressiv wenn wir trinkenlsaquo Trotzdem gebe ich ihr eine Broschuumlre vom Frauenshynotruf mit Ich fuumllle ein Gewaltdatenblatt aus

Heute beim dritten rsaquoBesuchlsaquo von Frau M bei uns erzaumlhlt sie mir dass ihr Lebensshygefaumlhrte den Hund auf sie hetzt wenn er zornig auf sie ist Dieses Mal sei es ganz besonders schlimm gewesen Wir reden und reden und reden Heute moumlchte Frau M mit einem Psychiatereiner Psychiaterin spreshychen Frau M moumlchte mit dem Frauennotshyruf telefonieren Frau M sagt dass sie so nicht mehr leben will

Frau M tut das auch alles mit mir Sie umarmt mich ich spuumlre dass sie wieder einen Schritt weiter vorangekommen ist Frau M will wieder nach Hause fahren

Ich habe Frau M schon uumlber zwei Jahre nicht mehr als Patientin bei uns gesehen Auch meine KollegInnen haben Frau M nicht betreut

Ich hoffe sehr dass Frau M und viele andere rsaquoOpferlsaquo die uns in unserem Bereich begegnet sind ein Stuumlck weiter voranshygekommen sind Ich hoffe sehr dass es sich weiter herumspricht beim Einkauf beim Tratsch mit dem Nachbarder Nachbarin in der U-Bahn bei persoumlnshylichen Gespraumlchen zwischen Freunden und Freundinnen und in Familien Gewalt in der Familie ist nicht ok

Ich kann etwas dagegen tun und es gibt viele Menschen und Einrichtungen die bemuumlht sind einen Weg aufzuzeigen der herausfuumlhren kann aus dieser Gewaltshyspirale

Wir schauen nicht weg wir schauen genau hin Wir wollen kompetent sein in unserer Hilfestellung Wir wollen Kontakte knuumlpfen die noumltig sind Wir haben die Moumlglichkeit rsaquostopplsaquo zu sagen in der oumlffentlichen Instishytution Krankenhaus Denn die Opfer komshymen zu uns und wenn wir aufmerksam genug zuhoumlren und hinsehen sind wir vielleicht die ersten die zu ihnen sagen rsaquoGewalt ist nicht Ordnung Gewalt ist keishyne Loumlsunglsaquo Vielleicht ist das ein Anfang fuumlr das Ende von der Gewalt in einer Familielaquo (DGKS Margit Liebhart)

Kontakt Opferschutzgruppe Sozialmedizinisches Zentrum Ost 1160 Wien Montleartstraszlige 37

raquoEiner der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es

eine geschuumltzte Gespraumlchsshysituation zu schaffenlaquo

Statement von Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegedienstes Sozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Sozialmedizinisches Zentrum Ost war eines der ersten Krankenhaumluser die projekthaft das Curriculum erarbeitet und weiterentwickelt haben Die Erfahrungen mit dem Curriculum zeigen dass viele MitarbeiterInnen in fast allen Abteilungen neushygierig gemacht und zur Mitarbeit angeregt wurden Bei uns sind noch immer die rsaquoPioniere und Pionierinnenlsaquo am Werk die ihr Wissen an die neuen MitarbeiterInnen weitergeben Wichtig ist dass die MitarbeiterInnen um die Entstehung der Gewaltshyspirale Bescheid wissen Sie koumlnnen den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern so eine adaumlquate Information und Beratung anbieten Der von den ProjektmitarbeiterInnen der Opferschutzgruppe erarshybeitete Leitfaden sichert den standardisierten Einsatz in allen Bereichen des Krankenhauses und bietet Nachvollziehbarkeit Einer der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es eine geschuumltzte Geshyspraumlchssituation zu schaffen Die MitarbeiterInnen sind zudem umfassend uumlber die gesetzlichen Regelungen informiert Insgesamt hat das Curricushylum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo zu einer Steigerung der Qualitaumlt der Betreuung von Gewaltopfern aber auch zu einer Sensibilisierung und einer Erhoumlhung der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen beigetragen Im Namen der Kollegialen Fuumlhrung danke ich allen MitshyarbeiterInnen die durch ihr Engagement und Fachwissen diesem sensiblen Thema im Sinne der Nachhaltigkeit professionell begegnenlaquo

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

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Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 5: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

INHALTLICHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Um das Thema raquosichtbarlaquo zu machen thematisieren waumlhrend der Projektwochen 2001 in den Modellspitaumllern lebensgroszlige Figuren im Eingangsbereich der Ambulanzen Gewalt gegen Frauen und Kinder als ein Thema der Medizin

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INHALTLICHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem ao UnivProf in Dr in Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Sexuelle koumlrperliche und psychische Ge-walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als raquoKavaliersdeliktlaquo und private An-gelegenheit betrachtet Dies trifft fuumlr viele Staaten auch heute noch zu Die Forderung dass dies nicht nur ein Anliegen der Frauen sein kann sondern die gesamte Gesell-schaft betreffen muss ist durch zahlreiche internationale Menschenrechtserklaumlrungen und Legistiken belegt

Angesichts der weit reichenden psychishyschen gesundheitlichen und sozialen Aus-

wirkungen stellt Praumlvention von Gewalt gegen Frauen und Kinder eine wichtige und auch gesundheitspolitische Herausshyforderung dar

Zahlreiche internationale Vereinbarungen und Resolutionen sind seitens des Europarates und der Vereinten Nationen zur Bekaumlmpfung von Gewalt an Frauen und Kindern getroffen worden (Beijing-Deklaration 1995)

Definition von Gewalt in der Beijing-Deklaration

Der Begriff raquoGewalt gegen Frauenlaquo bezeichnet jede Handlung geschlechterbezoshygener Gewalt die der Frau koumlrperlichen sexuellen oder psychischen Schaden oder Leid zufuumlgen kann einschlieszliglich der Androhung derartiger Handlungen der Noumltigung oder der willkuumlrlichen Freiheitsberaubung in der Oumlffentlichkeit oder im Privatleben Gewalt gegen Frauen umfasst folgende Formen

bull Koumlrperliche sexuelle oder psychische Gewalt in der Familie Misshandlungenvon Frauen sexueller Missbrauch von Maumldchen in der Familie Gewalt imZusammenhang mit der Mitgift Vergewaltigung in der Ehe Verstuumlmmelung derweiblichen Geschlechtsorgane und andere traditionelle fuumlr die Frau schaumldishygende Praktiken Gewalt auszligerhalb der Ehe und Gewalt im Zusammenhang mitAusbeutung

bull Koumlrperliche sexuelle und psychische Gewalt in der Gemeinschaft so auchVergewaltigung Missbrauch sexuelle Belaumlstigung und Einschuumlchterung amArbeitsplatz in Bildungseinrichtungen etc Frauenhandel und Zwangsshyprostitution

bull Vom Staat ausgeuumlbte oder geduldete koumlrperliche sexuelle oder psychischeGewalt wo immer sie auftritt

Quelle Beijing-Deklaration und Aktionsplattform vierte Welt-Frauenkonferenz Peking China 4 bis 15 September 1995 (United Nations 1996 Abschnitt D113)

Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Ausmaszlig und gesundheitliche Folgen der Gewalt

Laut Schaumltzungen erfaumlhrt in Oumlsterreich jede 5 Frau in einer aktuellen oder fruumlheren Partnerschaft koumlrperliche Gewalt Ein weishyteres Problemfeld stellt sexuelle Gewalt (Missbrauch) bei Maumldchen und Burschen dar

Wissenschaftlich erwiesen sind die folgenshyden kurz- und langzeitwirkenden gesundshyheitlichen Konsequenzen1

KOumlRPERLICHE FOLGEN Verletzungen funktionelle Beeintraumlchtigungen dauerhafte Behinderungen

PSYCHOSOMATISCHE FOLGEN Chronische Schmerzsyndrome Reizdarmshysyndrom Magen-Darm-Stoumlrungen

PSYCHISCHE FOLGEN Posttraumatische Belastungsstoumlrungen Depressionen Schlafstoumlrungen Panikattacken Essstoumlrungen Verlust von Selbstachtung und Selbstwertgefuumlhl

REPRODUKTIVE GESUNDHEIT Ungewollte Schwangerschaft Schwangerschaftsshykomplikationen Fehlgeburten niedriges Geburtsshygewicht STDssexuell uumlbertragbare Krankheiten Eileiter- und Eierstockentzuumlndungen

GESUNDHEITSGEFAumlHRDENDE STRATEGIEN Rauchen Alkohol- und Drogenmissbrauch risikoreiches Sexualverhalten

TOumlDLICHE FOLGEN Mord Selbstmord

Der Schweregrad der Erkrankungen ist abhaumlngig von der Bedrohlichkeit der Dauer des Zeitraums der Haumlufigkeit dem Alter der emotionalen Bindung an den Taumlter 2 sowie von den familiaumlren und sozishyalen Reaktionen gegenuumlber dem Opfer

Eine Multi-Center-Studie 3 an elf gynaumlkoshylogischen Abteilungen in Oumlsterreich (n = 1378 Frauen) uumlber die gynaumlkologishyschen Langzeitfolgen von sexueller Gewalt in Kindheit und Jugend zeigt hochsignishyfikant dass Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen ein Leben lang haumlufiger unter Unterbauchschmerzen Eierstock- und Blasenentzuumlndungen sowie menstruellen Beschwerden leiden als jene Frauen die keine Gewalterfahrungen erleshyben mussten Deutlich wurde in dieser Studie uumlberdies dass diese Erfahrungen zu Serien ungluumlcklicher Beziehungen sowie sexuellen Problemen fuumlhren Insshygesamt berichten 136 Prozent aller befragten Frauen eine Vorgeschichte mit sexuellem Missbrauch davon 38 Prozent mit versuchter Penetration Das Durchshyschnittsalter betrug beim ersten Missshybrauchserlebnis zwoumllf Jahre Die Taumlter waren nahezu zu 100 Prozent aus dem familiaumlren Umfeld

Gesundheitliche Folgekosten

Dass Gewalt nicht nur die Betroffenen massiv schaumldigt und zu lebenslangen Traumen fuumlhren kann sondern sich auch in massiven Kosten fuumlr das Gesundheitsshywesen niederschlaumlgt ist mittlerweile durch gesundheitsoumlkonomische Berechnungen evident Ein weiterer Kostenfaktor sind die fuumlr die Betroffenen notwendigen Beshyratungs- und Unterstuumltzungseinrichtungen

Nach aktuellen Berechnungen im Auftrag der britischen Regierung 4 verursacht haumlusliche Gewalt in Polizei Justiz Gesundheits- und Sozialeinrichtungen jaumlhrlich Kosten in Houmlhe von 31 Mrd Pfund (455 Mrd Euro) Die houmlchsten Kosten entstehen dieser Studie zufolge im Gesundheitssystem Der National Health Service muss jaumlhrlich ca 137 Mrd Pfund (2055 Mrd Euro) zur Behandlung der Folgeschaumlden von Gewalt gegen Frauen und Kinder aufbringen

Kostenschaumltzungen in den USA belaufen sich auf 33 Prozent des Bruttoinlandsshyprodukts 402 Billionen Dollar jaumlhrlich

Obwohl die Erkenntnis dass Gewalt drashymatische gesundheitliche Folgen hat nicht neu ist wurde bis dato im Gesundheitsshysystem nicht entsprechend reagiert Weder war es Thema von Aus- und Fortbildungen im Bereich der Medizin und Pflege noch gab es Behandlungsstandards Um diese sowohl fuumlr die Praumlvention als auch fuumlr die Behandlungsqualitaumlt wichtige Luumlcke zu schlieszligen wurde dieses Handlungsfeld in das Wiener Frauengesundheitsprogramm 1998 aufgenommen

Eine Sensibilisierung medizinischer SpitalsshymitarbeiterInnen ist wichtig bull da sie uumlber die Situation und Befindlichshy

keit von betroffenen Frauen und Kindern sowie uumlber die Dynamik von Gewaltshybeziehungen informiert werden muumlssen

bull da sie wissen muumlssen wie sie Gesetze zugunsten der betroffenen Frauen einshysetzen und nutzen koumlnnen

bull und da sie sich auch der Grenzen ihrer jeweiligen professionellen Handlungsshyund Einwirkungsmoumlglichkeiten bewusst sein und zur Zusammenarbeit mit anderen Hilfseinrichtungen verpflichtet werden muumlssen 5

Modelle aus dem Ausland Das Berliner Fortbildungsprojekt SIGNAL

Das SIGNAL-Interventionsprogramm am Universitaumltsklinikum Benjamin Franklin hatte zum Ziel die Sicherstellung einer passenden Versorgung fuumlr gewaltbetroffeshyne Frauen aufzubauen Neben der direkten medizinischen Versorgung erhalten Gewaltshyopfer in der Ersten Hilfe des Klinikums Gespraumlchsangebote Informationen uumlber Unterstuumltzungsprojekte und Zufluchtsshymoumlglichkeiten sowie Hilfe bei der Kontaktshyaufnahme Die Ergebnisse von SIGNAL6

zeigten dass das Pflegepersonal mit den

zweitaumlgigen Schulungen gut die AumlrztInnen allerdings kaum erreicht wurden Das Pflegepersonal beurteilte die Schulungen als positiv Eine deutliche Mehrheit zeigte Interesse an vertiefenden Fortbildungen und einem praxisbezogenen Austausch unter KollegInnen Die Befragten gaben auch an sich nach der Schulung besser informiert zu fuumlhlen aufmerksamer gegenshyuumlber der Gewaltproblematik zu sein und gewaltbetroffene Patientinnen uumlber weitershyfuumlhrende Hilfsangebote informieren zu koumlnnen Die Befragung zeigte dass viele AumlrztInnen mit gewaltbetroffenen Frauen konfrontiert sind und ein Beduumlrfnis nach Austausch und Kooperation mit fach- und sachkompetenten BeraterInnen haben um ihnen Patientinnen auf kuumlrzestem Weg uumlbermitteln zu koumlnnen

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo an Wiener Krankenanstalten

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo ging von folgenden Ausgangsuumlbershylegungen aus

Gewaltopfer werden in Folge von Scham und Schuldgefuumlhlen der Betroffenen oft nicht erkannt und daher nur kurzfristig behandelt Gewaltopfer suchen den Schutz der Anonymitaumlt einer Krankenhausambulanz und vermeiden niedergelassene AumlrztInnen

Die oumlffentlichen Krankenhaumluser sind daher wesentliche Gatekeeper der Praumlvention Daraus leiten sich folgende Ziele des Fortbildungsprogramms ab bull Sensibilisierung des Personals bull Verbesserung der Fruumlherkennung bull Erleichterung des Behandlungsprocederes bull Klarere interne Kommunikationsablaumlufe bull Erstellung eines Notfallbehandlungsshy

planes bull Kenntnis der extramuralen Betreuungsshy

ressourcen bull Anregung zur Einrichtung von Opfershy

schutzgruppen im Spital

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Bei einer Ist-Stand-Analyse die in zwei Pilot-Spitaumllern zum Thema koumlrperliche und seelische Gewalt gegen Frauen und Kinder durchgefuumlhrt wurde stufte sich nur ein Viertel der befragten AumlrztInnen und Pflegefachkraumlfte als gut informiert ein und 80 Prozent wuumlnschten sich mehr Hintergrundinformation zum Thema sowie bessere Kenntnis uumlber extramurale Beshytreuungsangebote

1 PROJEKTSTRUKTURAuf Basis der Ergebnisse der Befragung wurde das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo als Fortbildung fuumlr das Spitalspersonal in Form einer Koshyoperation verschiedener Einrichtungen der Stadt Wien entwickelt und umgesetzt Von Anfang an erfuhr das Projekt die Unterstuumltzung der Gesundheitsstadtraumltin der Frauenstadtraumltin sowie der Vizebuumlrgershymeisterin und Stadtraumltin fuumlr Jugend und Soziales

TraumlgerInnen sind das Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit die Magistratsshyabteilung 57 ndash Frauenbuumlro (im Folgenden MA 57) die Magistratsabteilung 11 ndash Amt fuumlr Familie und Jugend (im Folgenden MAG ELF) und der Wiener Krankenanshystaltenverbund die die Steuerungsgruppe bilden KooperationspartnerInnen sind die Bundespolizeidirektion Wien und das Institut fuumlr Gerichtsmedizin (siehe Abb 2)

In der inhaltlichen Projektgruppe (siehe Abb 2) wurden auf Basis der MitarbeishyterInnenbefragung die Inhalte der Fortshybildung erarbeitet es wurden ein RefeshyrentInnen-ExpertInnen-Pool aus den relevanten Arbeitsgebieten zusammengeshystellt sowie Arbeitsunterlagen entwickelt

2 DIE ZIELGRUPPENZielgruppen des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo sind AumlrztInnen und Pflegefachpersonal sowie PsychoshylogInnen Hebammen SpitalssozialarshybeiterInnen und PhysiotherapeutInnen

die in den Bereichen Gynaumlkologie Uroloshygie Paumldiatrie HNO Augenheilkunde Dermatologie Interne Chirurgie Psychiashytrie und in Notfalls- und Unfallsambushylanzen taumltig sind

Der Ansatz des Wiener Curriculums Pflegepersonal und AumlrztInnen in einem Top-Down-Prinzip in einer Ausbildung fuumlr mehrere Abteilungen zusammenzufassen diente auch der Vernetzung dem Lernshytransfer und der Transparenz

3 RESUumlMEEDie Erfahrungen zeigten deutlich dass es in Wien gelungen ist trotz der knappen Zeitressourcen der MitarbeiterInnen der oumlffentlichen Krankenanstalten die Proshyblematik und die gesundheitlichen Folgen von Gewaltopfern zu transportieren

Das Konzept der Multiprofessionalitaumlt und Interdisziplinaritaumlt das nicht nur die Zielgruppen sondern auch die Inhalte auszeichnet hat sich als effizient und resshysourcenschonend erwiesen Was die Implementierung vor Ort anbelangt so haben die jeweiligen FortbildungsreshyferentInnen der Krankenanstalten die Verantwortung fuumlr die interne Kommunishykation und Organisation uumlbernommen Somit ist es auch gelungen das Problemshyfeld Gewalt und seine gesundheitlichen Folgen als Weiterbildung in den Krankenshyhausalltag zu integrieren Das Curriculum sollte auch zur Bildung von Operschutzshygruppen in den Spitaumllern anregen was im Sozialmedizinischen Zentrum Ost erfolgshyreich gelungen ist Offenheit der verschieshydenen Berufsgruppen in den relevanten medizinischen Disziplinen fuumlr das hochshysensible Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder zeugt von einer hohen sozialen Verantwortung und vom Bemuumlhen um beste Betreuungsqualitaumlt und Verstaumlndnis der MitarbeiterInnen Durch die Sensishybilisierung fuumlr Gewalt gegen Frauen und Kinder als ein Thema das alle im Gesundheitsbereich taumltigen Gruppen beshy

trifft wird mehr Verstaumlndnis fuumlr psychoshysoziale und psychosomatische Folgen vershymittelt Dies verstaumlrkt den fuumlr unsere Gesellschaft wichtigen Solidaritaumltseffekt gemeinsam gegen Gewalt einzutreten

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Abb 1 TraumlgerInnenstruktur

Abb 2 Inhaltliche Projektgruppe

Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder Charlotte Staudinger akademische Krankenhausmanagerin Generaloberin Generaldirektion des Wiener Krankenanstaltenverbundes

Im Rahmen der Umsetzung des Wiener Frauengesundheitsprogramms war und ist es dem Wiener Krankenanstaltenverbund als groumlszligtem Spitalserhalter Oumlsterreichs ein wichtiges Anliegen die im Wiener Frauenshygesundheitsprogramm initiierte Entwickshylung und Umsetzung eines Fortbildungsshyangebotes zum Thema raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zu foumlrdern sowie GewaltschutzgruppenOpferschutzgruppen einzurichten

Ziel dieses Fortbildungsangebotes ist es das medizinische Personal und das Pflegeshypersonal aller Abteilungen so zu schulen beziehungsweise zu informieren dass eine hohe Sensibilitaumlt fuumlr das Thema raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo erreicht wird und somit die Erkennung von Gewaltshyopfern und der Umgang mit diesen Opfern erleichtert werden Dazu wurden vor allem interdisziplinaumlre Schulungen uumlber Kenntshynisse in Gespraumlchsfuumlhrung und das Beherrschen von Kriseninterventionsshytechniken angeboten Im Rahmen der Ausbildungsinhalte sowie der Umsetzungsshyprogramme ist es wichtig den MitarshybeiterInnen die Sensibilitaumlt aber auch die enorme Hemmschwelle von Beshytroffenen daruumlber zu reden klar zu machen Voraussetzung dafuumlr war und ist das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit also die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respektieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Weiters soll die Fortbildungsveranshystaltung dazu dienen dass eine koordishynierte Zusammenarbeit zwischen den einshyzelnen klinischen Fachabteilungen vor allem den Unfallchirurgischen Gynaumlkoshylogischen Paumldiatrischen und Psychiashy

trischen Abteilungen den Fachabteil-ungen wie Urologie Hals- Nasen- und Ohrenabteilung Dermatologie Interne Medizin und Chirurgie aber auch den weishyteren Anlaufstellen beziehungsweise Betreuungseinheiten sichergestellt ist Ebenso war und ist es erklaumlrtes Ziel im Rahmen dieser Fortbildungen Standards und Richtlinien zu erarbeiten nach wel-chen eine Behandlung und Betreuung von Gewaltopfern durchzufuumlhren sind Leit-faumlden fuumlr das gesamte Krankenhaus welshyche die Anhaltspunkte fuumlr den optimalen Umgang mit den Gewaltopfern und auch die wichtigsten Telefonnummern und Kontaktmoumlglichkeiten zu allen Bereichen wie Frauennotruf Frauenhaumluser und andere soziale Einrichtungen umfassen sind erklaumlrtes Ausbildungs- und Umsetzungsshyziel

In weiterer Folge sind die Konstituierung und Implementierung von interdisziplishynaumlren GewaltschutzgruppenOpferschutzshygruppen in allen Schwerpunktkranken-anstalten Wiens erklaumlrte Projektziele

Die wesentliche Bedeutung der GewaltshyschutzgruppeOpferschutzgruppe liegt in der Drehscheibenfunktion fuumlr das Krankenshyhaus Sie ist zustaumlndig fuumlr die laufende Aus- und Weiterbildung des Personals fuumlr Aktualisierungen der Richtlinien fuumlr die Erstellung von Jahresberichten und fuumlr Netzwerkkontakte zu Opferschutzeinshyrichtungen und anderes mehr Derzeit gibt es sowohl im Wilhelminenspital als auch im Sozialmedizinischen Zentrum Ost bereits etablierte Gewaltschutzgruppen Opferschutzgruppen An der Einrichtung in anderen Schwerpunktkrankenanstalten des Wiener Krankenanstaltenverbundes wird gearbeitet

Um die Bedeutung des Themas raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo und das Wissen daruumlber auf mehreren Ebenen zu veran-kern wurde von der Generaldirektion des Wiener Krankenanstaltenverbundes das Top-Down-Prinzip zur Umsetzung und Etablierung ausgewaumlhlt Uumlber die Kollegiale Fuumlhrung des Krankenhauses wurden die Abteilungsleitungen informiert und jede Abteilung wurde verpflichtet je einen VertreterIn des Aumlrztlichen Personals und des Pflegepersonals zur Fortbildungsvershyanstaltung zu entsenden Somit ist es gelungen beim medizinischen Personal eine solide Anzahl an ausgebildeten Mit-arbeiterInnen zu haben

Der Wiener Krankenanstaltenverbund wird diesem sensiblen Thema weiterhin groszliges Augenmerk schenken im Rahmen der GewaltschutzgruppenOpferschutz-gruppen die weitere Zusammenarbeit sicherstellen und allfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen in die laufenden Programme einbauen

raquoEs gibt keine Rechtfertigung fuumlr Gewalt an Menschen

Wir positionieren uns gegen Gewalt an Frauen und Kindernlaquo

Statement von Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegedienstes Allgemeines Krankenhaus

raquoDie Bedeutung des Curriculums kann gar nicht hoch genug eingeschaumltzt werden da sich die Gewalt gegen Frauen und Kindern in den letzten Jahren dramatisch entwickelt hat Zahlreiche mediale und persoumlnliche Berichte fuumlhren uns diese Tatsachen und dieses menschenunwuumlrdige Geschehen ndash welches es mit allen uns zur Verfuumlgung stehenden Mitteln und Maszlignahmen zu verhindern und erkennen gilt ndash leishyder immer wieder vor Augen Sachliche fundierte und wegweisende Informationen koumlnnen Gewalt und ihre traumatischen Folgen erkennbar und benennbar machen Als direkter und indirekter Nutzen dieser Veranstaltung kann genannt werden

bull Persoumlnliche Wissenserweiterung bull Heranfuumlhren an die Dimensionen

der Gewalt bull Fruumlherkennung und Praumlvention von

Gewaltanwendungen bull Sensibilisierung und Steigerung der

Wahrnehmungsfaumlhigkeit bull Sensibilisierung fuumlr komplexe Probleme als

Folge von Gewalterfahrung und Langzeitfolgen bull Verbesserung von praumlventiven und

opferspezifischen Maszlignahmen bull Verbesserung von Diagnose- und

Therapieangeboten bull Verbesserung der interdisziplinaumlren intrashy

und extramuralen Kooperationen bull Professioneller Umgang mit den Betroffenenlaquo

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes Dr in Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien MA 57

Arbeit einer Opferschutzeinrichtung

Der 24-Stunden Frauennotruf eine Serviceshyeinrichtung der Frauenabteilung der Stadt Wien ist eine spezialisierte Fachstelle im Bereich sexuelle koumlrperliche und psychishysche Gewalt gegen Frauen und Maumldchen Der Leistungsschwerpunkt liegt in der Akut- und Krisenhilfe sowie der mittelshyfristigen Betreuung von Gewaltopfern und umfasst telefonische und persoumlnliche Beratung Begleitungen zu einer Anzeige zu einer Untersuchung ins Spital oder zu Gericht Den betroffenen Frauen und Maumldchen steht das Angebot der psycholoshygischen rechtlichen und sozialarbeiterishyschen Beratung und Unterstuumltzung rund um die Uhr zur Verfuumlgung

Der Frauennotruf war fuumlr die Frauenshyabteilung der Stadt Wien in der Steuerungsshygruppe des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo vertreten und brachte in dieser Funktion Expertise von einem frauen- und opferspezifischen Blickwinkel ein Bei der Erarbeitung des inhaltlichen Konzeptes wurde seitens des Frauennotshyrufes groszliges Gewicht darauf gelegt dass moumlglichst viele Institutionen einbezogen werden Beispielsweise wurden in einer Arbeitsgruppe mit der MAG ELF-Amt fuumlr Familie und Jugend und der Kindershyschutzgruppe des Sozialmedizinischen Zentrums Ost das Informationsmaterial ndash die Folder die Postkarten die Plakate und die Checkkarte ndash gemeinsam entwickelt

Die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen ist im Frauennotruf ein wesentlicher Bestandteil des Krisenshymanagements und Vorraussetzung fuumlr eine umfassende Betreuung von Gewaltopfern Insbesondere Institutionen wie Spitaumller

Polizei oder Frauenhaumluser sind unershylaumlssliche Ansprech- und KooperationsshypartnerInnen wobei nicht zuletzt die 24shystuumlndige Erreichbarkeit mit dem Vershysorgungsauftrag der Soforthilfe ein gemeinshysames und wichtiges Element fuumlr die wechshyselseitige Inanspruchnahme der Hilfsangeshybote darstellt

Spezifische Grundlagen des Opferschutzes

Bei der Frage nach dem benoumltigten Fachshywissen und den notwendigen strukturelshylen Rahmenbedingungen zur optimalen Versorgung von Gewaltopfern muss der Grundauftrag der jeweiligen Institution beruumlcksichtigt werden So gelten fuumlr eine Spezialeinrichtung zur Betreuung von Gewaltopfern andere Vorgaben als fuumlr Institutionen mit einem breiten Vershysorgungsauftrag Fuumlr alle sollte jedoch gelten Unabhaumlngig davon an wen sich die Betroffenen wenden ob nun an die Polizei an das Krankenhaus an das Gericht oder an eine Opferschutzeinrichtung uumlberall sollen sie die Sicherheit haben dass ihnen mit der noumltigen Sensibilitaumlt begegnet wird und sie den spezifischen Beduumlrfnissen entsprechend behandelt werden Damit dieser berechtigte Anspruch auch in der Praxis erfuumlllt werden kann ist in den Institutionen Wissensvermittlung fuumlr bestimmte Bereiche unerlaumlsslich

bull Wissen uumlber das Ausmaszlig und Formen von Gewalt und die psychischen sowie koumlrperlichen Auswirkungen auf die Opfer

bull Kenntnisse uumlber vorherrschende Vorurshyteile und Mythenbildungen in der Geshysellschaft und deren moumlgliche Ausshywirkungen auf die Opfer sowie auf die

eigene Grundhaltung gegenuumlber Gewaltshyopfern

bull Kenntnisse uumlber rechtliche Grundlagen im Bereich Opferschutz

bull Entwicklung und Implementierung von Behandlungsstandards und Interventionsshyrichtlinien in der jeweiligen Institution

bull Standardisierte interdisziplinaumlre und interinstitutionelle Zusammenarbeit bei der Akutversorgung von Gewaltopfern

bull Kenntnisse uumlber die institutionellen und persoumlnlichen Zustaumlndigkeiten und Grenzen

AUSMASS UND FOLGEN DER GEWALT Internationale Daten und wissenschaftlishyche Untersuchungen zeigen eindeutig auf Gewalt ist ein weit verbreitetes soziales Problem bull Eine von vier in Europa lebenden Frauen

ist von Gewalt durch ihren jetzigen oder ehemaligen Partner betroffen7

bull Zehn bis 15 Prozent der Frauen in Industrielaumlndern werden durch ihren aktuellen Lebenspartner zu sexuellen Handlungen gezwungen8

bull Bei einer Befragung von 10000 Frauen in Deutschland gaben 40 Prozent an seit dem 16 Lebensjahr koumlrperliche undoder sexuelle Gewalt erlebt zu haben9

Auch wenn die Auswirkung von Gewalt die Art und Auspraumlgung der psychischen Reaktion vom situativen Kontext der Gewalttat (Ort Dauer Taumlter) von der eigeshynen Persoumlnlichkeitsstruktur und den ershylernten Copingmechanismen beziehungsshyweise Bewaumlltigungsstrategien abhaumlngen muss grundsaumltzlich davon ausgegangen werden dass sexuelle koumlrperliche oder psychische Gewalt immer zu gesundheitshylichen Folgeschaumlden fuumlhrt

So kann eine akute Belastungsreaktion unmittelbar nach einer Gewalterfahrung auftreten und sich unter anderem in Angstzustaumlnden Schlafstoumlrungen und Alptraumlumen oder psychosomatischen Beshy

schwerden aumluszligern Als besonders belasshytend erleben die Betroffenen Flash backs die als real erlebte Erinnerungsbilder der Tat ploumltzlich auftreten und etwa durch Geruumlche Geraumlusche oder Bilder ausgeloumlst werden Zu den Spaumltfolgen zaumlhlt etwa die posttraumatische Belastungsstoumlrung die nicht unterschaumltzt werden darf Die Praumlvalenzrate also die Rate jener die nach einer Vergewaltigung an einer posttraushymatischen Belastungsstoumlrung erkranken wird mit 30 bis 55 Prozent angegeben10

RECHTLICHE GRUNDLAGEN Verschiedene gesetzliche Regelungen und Bestimmungen stellen wesentliche Rahmenshybedingungen fuumlr den Schutz von Opfern von Gewalt sicher Besonders hervorzuheshyben ist etwa das Bundesgesetz zum Schutz vor Gewalt in der Familie das mit 1 Mai 1997 in Oumlsterreich in Kraft getreten ist und einen Meilenstein im Kampf gegen Gewalt darstellt Mit diesem Gesetz wurde eine Rechtsgrundlage fuumlr das Einschreiten der Polizei bei haumluslicher Gewalt geschafshyfen Damit wird den betroffenen Opfern unmittelbar und rasch Schutz vor dem Gewalttaumlter in der eigenen Wohnung zuteil Die Polizei kann eine Person von der eine Gefaumlhrdung ausgeht aus der Wohnung wegweisen und ihr die Ruumlckkehr fuumlr maximal zehn Tage untersagen (Betretungsverbot) Wird in dieser Zeit vom Gewaltopfer beim Bezirksgericht eine einstweilige Verfuumlgung beantragt so vershylaumlngert sich das polizeiliche Betretungsshyverbot automatisch bis zu 20 Tage Das Gericht pruumlft den Antrag innerhalb dieses Zeitraums Eine einstweilige Verfuumlgung kann bis zu drei Monate oder bis zum Ende eines laufenden Verfahrens (etwa Scheidungsverfahren) gelten wobei auch die raquoSchutzzonelaquo uumlber den unmittelbaren Wohnbereich hinausgehend ausgeweitet werden kann

Eine wesentliche Begleitmaszlignahme des Gewaltschutzgesetzes war die Errichtung von Interventionsstellen in allen Bundesshy

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

laumlndern die aktiv mit den Gewaltopfern Kontakt aufnehmen und Beratung Inforshymation und Betreuung im Rahmen des Gesetzes anbieten Die polizeiliche Statistik der letzten Jahre zeigt eindeutig auf dass die Maszlignahmen im Gewaltschutz verstaumlrkt zur Anwendung kommen Wurden oumlstershyreichweit im Jahr 2002 rund 4000 Beshytretungsverbote verfuumlgt so lag im Jahr 2004 die Anzahl bei fast 4800 Verfuumlgungen Dabei war in Wien die houmlchste Steigerungsrate mit 40 Prozent zu verzeichnen11

GEWALTDYNAMIK UND MYTHENBILDUNG Ein besonderer Aspekt den es in der Arbeit mit Gewaltopfern zu beruumlcksichtishygen gilt ist das Abhaumlngigkeitsverhaumlltnis zwischen Opfer und Taumlter

Die Taumlter sind den betroffenen Frauen vielshyfach bekannt sie sind gute Bekannte komshymen aus dem Freundeskreis sind Arbeitsshykollegen oder es sind der Partner oder der Ehemann So zeigt die Kriminalstatistik Oumlsterreich bei der Analyse der Taumlter-Opfershybeziehung beim Delikt Vergewaltigung fuumlr das Jahr 2004 dass in nur elf Prozent der Faumllle der Taumlter unbekannt war Bei 41 Prozent gab es ein Bekanntschaftsverhaumlltnis bei 17 Prozent gab es eine Zufallsbekanntshyschaft bei 22 Prozent bestand eine familiaumlre Beziehung mit und bei sieben Prozent ohne Hausgemeinschaft

Die Erfahrungen aus der Beratungsarbeit des Frauennotrufes zeigen dass gerade bei familiaumlrer Gewalt eine jahrelange Gewalterfahrung bei den Opfern nicht nur zu psychischen und koumlrperlichen Schaumldigungen sondern auch zum Verlust der eigenen Selbsthilfemechanismen fuumlhrt Die Angst vor einer vom Partner angedrohshyten massiveren Gewalt sollte eine dritte Person davon erfahren lassen die Beshytroffenen lange schweigen Die gleichzeishytig damit einhergehende soziale Isolation und eine finanzielle Abhaumlngigkeit sind zusaumltzliche verstaumlrkende Faktoren

Die Grenzuumlberschreitung durch eine Person die sie gut zu kennen glauben mit der sie womoumlglich zusammenleben und der sie vertraut haben macht es fuumlr die Betroffenen besonders schwer die Unrechtshymaumlszligigkeit der Tat zu begreifen Eine Ershyklaumlrung zu finden fuumlhrt oft dazu dass die betroffenen Frauen die Schuld bei sich suchen sich Selbstvorwuumlrfe machen und so die Gewalttat auch bagatellisieren Zushydem verstaumlrken gesellschaftliche Vorurshyteile die potenziell den Opfern (in der Regel Frauen) Mit- oder Teilschuld geben und die Taumlter (in der Regel Maumlnner) von der Schuld freisprechen oder sie in bereshychenbare Kategorien einteilen die Schuld-und Schamgefuumlhle der Gewaltopfer Selbstshyvorwuumlrfe Aumlngste fuumlr die Tat verantwortshylich gemacht zu werden oder erst gar nicht ernst genommen zu werden sind oft Gruumlnde warum sich die Opfer nach der Tat niemandem anvertrauen

Die Reaktion des unmittelbaren Umfeldes stellt daher einen wesentlichen Faktor fuumlr den Verlauf der traumatischen Krise dar Dashybei sind die ersten Reaktionen von Krisenanshylaufstellen von zentraler Bedeutung Nur wenn dem Gewaltopfer mit der Grundshyhaltung und Position begegnet wird bei der die Tat als unentschuldbarer Angriff gesehen wird fuumlr die allein der Taumlter vershyantwortlich zu machen ist kann uumlbershyhaupt erst ein Vertrauensverhaumlltnis aufgeshybaut werden

BEHANDLUNGSSTANDARDS Es ist ein Faktum dass Opfer von Gewalt nicht nur wegen ihrer akuten Vershyletzungen sondern wegen vieler anderer Beschwerden oder Erkrankungen das Gesundheitssystem aufsuchen Das Wissen um die psychischen und koumlrperlichen Auswirkungen von Gewalt bedingt die Entwicklung von spezifischen Kriterien bei der Behandlung oder Beratung von Gewaltopfern um einen opfersensiblen Umgang gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Unter Beruumlcksichtigung von Praxisershyfahrungen des Frauennotrufes die im Rahmen von Begleitungen zu Untershysuchungen in Krankenhaumlusern gewonnen wurden von Berichten von Klientinnen die ihre Wahrnehmungen und Beurshyteilungen einer Erstversorgung im Spital den Beraterinnen schilderten sowie von Ergebnissen aus interdisziplinaumlren Arbeitsshygruppen koumlnnen folgende wesentliche Maszlignahmen oder Kriterien definiert wershyden

bull Die Wartezeit im Ambulanzbereich fuumlr Gewaltopfer moumlglichst gering halten

bull einen ruhigen geschuumltzten Rahmen Raum fuumlr die Anamnese sicherstellen

bull wenn moumlglich die Untersuchung durch eine Aumlrztin gewaumlhrleisten oder zuminshydest in Anwesenheit von weiblichem Pflegepersonal durchfuumlhren

bull dem Wunsch der Betroffenen nachkomshymen von einer Vertrauensperson ins Untershysuchungszimmer begleitet zu werden

bull die Betroffene uumlber die geplanten Intershyventionen oder Untersuchungsschritte genau informieren

bull eine interdisziplinaumlre Opferschutzgruppe im Spital installieren die sich aus speshyziell geschultem Personal verschiedener Abteilungen zusammensetzt

bull psychosoziale Betreuung vermitteln und falls vorhanden auch die internen Ressourcen der Opferschutzgruppe nuumltzen

bull uumlber weiterfuumlhrende Betreuung und Beratung in einer Opferschutzshyeinrichtung informieren oder die Kontaktaufnahme zu dieser initiieren

bull Informationsmaterial uumlber Hilfseinshyrichtungen in den Ambulanzen auflegen

INSTITUTIONELLE ZUSAMMENARBEIT Aufgrund der Multitraumatisierung der Gewaltopfer benoumltigen diese in der Regel Unterstuumltzung von verschiedenen Hilfseinshyrichtungen Die Zusammenarbeit zwischen Institutionen wie etwa Frauennotrufen Frauenhaumlusern der Polizei Rettung oder

Krankenhaumlusern ist bei der Akutvershysorgung von Gewaltopfern eine Grundlage dafuumlr effektiv Hilfe und Schutz gewaumlhrleishysten zu koumlnnen

Die Erfahrung zeigt Je besser die wechshyselseitigen Kenntnisse um die jeweiligen Zustaumlndigkeiten internen Organisationsshyablaumlufe sowie Serviceangebote sind desto besser und leichter kann bei akuten Faumlllen die Fachressource einer anderen Institution genutzt werden Kommunikation fachshylicher Austausch und ein Lernen voneinshyander schaffen zudem eine Ausgangsbasis die eine Entwicklung von verbesserten und gezielten Hilfsmaszlignahmen bei der Versorgung von Gewaltopfern ermoumlglicht

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kindernlaquo konnte diesbezuumlglich auf vershyschiedenen Ebenen einen wesentlichen Beitrag fuumlr die Qualitaumltssicherung und Verbesserung der Versorgung von Gewaltshyopfern leisten

Beispielhaft ist ein Projekt zu nennen das waumlhrend der Umsetzungsphase des Curricushylums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entstanden ist und das Ziel verfolgte den Qualitaumltsstandard der Spurensicherung bei Sexualdelikten und der Betreuung von Vergewaltigungsopfern zu verbessern Das Projekt wurde gemeinsam von der Wiener Polizei dem Wiener Krankenanstaltenshyverbund der Gerichtsmedizin Wien und dem 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien durchgefuumlhrt Die Projektgruppe entshywickelte ein raquoSpurensicherungs-Setlaquo das mittlerweile an allen Wiener Schwershypunktspitaumllern zur Anwendung kommt und eine einheitliche Spuren- und somit Beweissicherung nach Sexualdelikten sicherstellt Gleichzeitig wurden zentrale Aspekte des Opferschutzes beruumlcksichtigt die bei der Erstversorgung als Standard definiert wurden ndash ein aumlrztliches Gespraumlch in geschuumltztem Rahmen wird angeboten die Begleitung durch eine Vertrauensshyperson wird ermoumlglicht die medizinische

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Untersuchung erfolgt nach eingehender Information und nach Zustimmung der Betroffenen ein Informationsblatt uumlber die Spurensicherung die Anzeige und uumlber wichtige Opferberatungsstellen wird den Betroffenen mitgegeben und bei Bedarf wird ein Kontakt zu einer Einrichtung vershymittelt

raquohellip Gewalt nicht nur zu bekaumlmpfen sondern sie verhindernlaquo Statement von UnivProf Dr Fritz Gschnait Vorstand der Hautabteilung und Aumlrztlicher Direktor Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoGewalt gegen Frauen und Kinder ist leider eine unterschaumltzte Realitaumlt mit der auch Aumlrzte und Aumlrztinshynen sowie das Krankenpflegepersonal in zunehmendem Maszlige konfrontiert sind In zunehmendem Maszlige deshalb weil die Gewaltbereitschaft steigt nicht zuletzt als Folge der zahlreichen Stresseinfluumlsse denen die heutigen Menschen besonders in Ballungszentren ausgesetzt sind sowie der dramatisch ansteigenden rsaquoEgoistizierunglsaquo der Zeit Menschen sind in vermehrtem Maszlige nur mehr auf sich selbst ausgerichtet zunehshymend weniger bereit fuumlr andere Mitmenschen auch in der eigenen Familie etwas auf sich zu nehmen und reagieren ablehnend ndash leider auch mit Gewaltmaszlignahmen

Aufklaumlrungsmaszlignahmen wie das Curriculum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo sind sehr wichtig damit Aumlrzte und Aumlrztinnen sensibilisiert werden bestimmte Verletzungsformen besonders an der Haut und den Schleimhaumluten als Folgen von Gewalteinwirkung zu erkennen und damit zu diagnostizieren Da die Betroffenen nicht zu selten schweigen kommt dem Arzt der Aumlrztin hier die wichtige Aufgabe zu die Gewaltfolge nicht nur zu behandeln sondern auch geeignete Maszlignahmen zu ergreifen um die hinter der Verletzung stehende psychische Problematik einer Loumlsung zuzufuumlhren In diesem Sinne sind Fortbildungsveranstaltungen dieser Art groszligartig tragen den Beduumlrfnissen unserer Zeit Rechnung und sollten weiter ausgebaut werden Allerdings darf dies erst der Anfang sein Wie immer in der Medizin ist Vorbeugen besser als Heilen Die Gesellschaft ist daher aufgerufen auf allen zur Verfuumlgung stehenden Wegen der Gewalt in der Gesellschaft vorzubeugen Gewalt nicht nur zu bekaumlmpfen sondern sie zu verhindern Richtige Erziehung in der Familie und in der Schule sind hier ebenso gefordert wie Maszlignahmen zur Stressvermeidung im Wohnbau im Straszligenverkehr am Arbeitsplatz im gesamten sozialen Gefuumlge der Menschen Gewalt wird letztlich nicht allein durch Strafen aus der Welt geschafft werden sondern in erster Linie durch Vermeidung und Bekaumlmpfung jener Faktoren welche Menschen gewaltbereit machen

Ich wuumlnsche dem Curriculum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo als einen wichtigen Teil des notshywendigen Gesamtkonzeptes weiterhin viel Erfolglaquo

RESUumlMEE

Aus Sicht des 24-Stunden Frauennotrufs hat das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zentrale Themen des Opfershyschutzes nicht nur aufgegriffen sondern auch in konkrete Maszlignahmen umsetzen koumlnnen Darin liegt auch die Chance dass die Erweiterung der institutionellen Handlungsspielraumlume und der Zusammenshyarbeit uumlber das Projekt hinaus Fortbeshystand hat

raquohellip dass das Curriculum wachruumltteln und aufzeigen

soll dass Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht als Kavaliersshy

delikt oder als ein Recht des Mannes gesehen werden darflaquo

Statement von Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegedienstes Kaiser-Franz-Josef-Spital

raquoDer Nutzen des Curriculums ist sehr hoch Zuerst einmal in dem Sinne dass durch das Thematisieren von Gewalt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wachgeruumlttelt werden sie sollen auch Zivilcourage entwickeln das heiszligt nicht wegschauen weil sie sich Aumlrger einhandeln koumlnnten Ich koumlnnte mir vorshystellen dass es auch heikel sein kann wenn man sich einmischt Da muss man den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sagen rsaquoWir stehen alle an eurer Seite schaut nicht weg und auch bei einer Vermutung ist es besser man irrt sich einmal als man irrt sich einshymal zu weniglsaquo Man braucht nicht jedes Mal strenge Vorschriften aber gewisse Leitlinien Das Curriculum ist eine Leitlinie an der man sich anhalten kann und anhand derer man vorgehen kann wenn man unsishycher ist

Beim Thema Gewalt ist die Redundanz wichtig Im Vordergrund steht das Immer-wieder-aufmerksam-Machen Die Gefahr dass eine Aktion einschlaumlft ist sehr groszlig Was man bei einem guten Handbuch noch besser machen kann ist es immer wieder in Ershyinnerung zu bringen es nachzudrucken und es nicht als eine Einmalaktion zu belassenlaquo

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit Maga Renate Balic-Benzing Leiterin der MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie

Kinder schuumltzen und Eltern stuumltzen sind die gesetzlichen Kernaufgaben und erklaumlrshyten Ziele der MAG ELF

Mit der reichen Angebotspalette raquoSoziale Dienste und Praumlventionlaquo reagieren SozialshyarbeiterInnen und PsychologInnen der MAG ELF bereits fruumlhzeitig auf moumlgliche Uumlberforderungssituationen von Eltern die in der Folge zu Kindesmisshandlung fuumlhren koumlnnen und unterstuumltzen Eltern dabei Strategien zu entwickeln ihren Kindern ein Aufwachsen in einer angstfreien und foumlrdernden Atmosphaumlre zu ermoumlglichen

Oumlffentliche Thematisierung und Sensibilishysierung leisten einen wichtigen Beitrag dazu Die neue Kinderschutz-Kampagne der MAG ELF weist darauf hin dass Kinder aktiv Gewalt ablehnen und auf ihr Recht auf Schutz vor Gewalt bestehen koumlnshynen und sie fordert auf den Kindern eine Stimme zu geben und diese Kinder dann auch zu houmlren Unter dem Slogan raquoDu sagst was gespielt wirdlaquo lenken wir vershystaumlrkte Aufmerksamkeit auf die Rechte der Kinder insbesondere das Recht auf Schutz vor Gewalt in jeder Form

Die Kampagnen zum Kinderschutz der MAG ELF helfen mit eine Enttabuisierung der Themen Gewalt in der Familie und Gewalt an Kindern zu erreichen und damit eine Sensibilisierung zu bewirken

Die Zahl an Abklaumlrungsverfahren in welchen die moumlgliche Misshandlung oder Vernachlaumlssigung eines Kindes dem Jugendshywohlfahrtstraumlger gemeldet und von diesem uumlberpruumlft wird ob eine Gefaumlhrdung des Kindes besteht und sodann entschieden wird welche Maszlignahme der Jugendwohlshyfahrt erforderlich ist um diese Geshyfaumlhrdung des Kindes abzuwenden steigt

laufend ndash von 5277 im Jahr 2001 auf 7994 im Jahr 2004 ndash an

Kindesmisshandlung ist eine nicht zufaumlllige gewaltsame Handlung von Eltern oder anderen Erwachsenen die das Kind koumlrpershylich und psychisch verletzt in seiner Entshywicklung nachhaltig beeintraumlchtigt oder es sogar toumltet Sie beinhaltet alle Formen physischer Gewalt die entweder unmittelshybar aus einer Situation heraus als beshywusst geplante raquoErziehungsmaszlignahmelaquo oder aufgrund sadistischer Neigung geshysetzt werden Sie kann auch durch Vershyweigerung und Entzug koumlrperlicher und seelischer Grundbeduumlrfnisse erfolgen Ebenso zaumlhlen Ablehnung Demuumltigung und Herabsetzung Uumlberforderung durch unangemessene Anforderungen und Anshyspruumlche Liebesentzug Gleichguumlltigkeit und Ignorieren Angst machen und Drohunshygen zu Formen der Kindesmisshandlung

Kinder werden durch das wiederholte Miterleben von Gewalt an der Mutter sei es durch den Vater oder den Lebensshypartner genauso traumatisiert wie durch das direkte Erleben von Gewalt am eigenen Koumlrper

Die Symptome und Auswirkungen bei Kindern sind so vielfaumlltig wie die ausshygeuumlbten Formen von Gewalt sie sind manchmal deutlich manchmal verdeckt erkennbar Gewaltsysteme in Familien funktionieren indem sie verschleiern abschwaumlchen zum Schein kooperieren Diese Muster zu erkennen und zu durchshybrechen ist Aufgabe von HelferInnen Das Erkennen von Symptomen und die Klaumlrung der Ursachen koumlnnen nur durch eine Zushysammenarbeit aller beteiligten Professionen erfolgen Dabei zeigt sich immer wieder

deutlich wie wichtig die Vernetzung und Zushysammenarbeit der beteiligten HelferInnenshygruppen ist

In der Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen im Kinderschutz sind offene Kommunikation umsichtiges Vorgehen zum Schutz der betroffenen Kinder um sekunshydaumlre Traumatisierung zu vermeiden und klare Aufgabenteilungen unumgaumlnglich Das Wissen um die Moumlglichkeiten und Methoden der KooperationspartnerInnen ist unverzichtbar Die Entwicklung von Qualitaumlt und Standards im Kinderschutz ist ein laufender Prozess in den alle beteishyligten und handelnden Berufsgruppen involviert sind und der nie abgeschlossen sein kann und darf

Dies setzt einen moumlglichst einheitlichen Wissensstand aller Beteiligten voraus Gemeinsame und gegenseitige Schulungen sind ein bedeutender und wertvoller Schritt zur Umsetzung der wichtigen Aufgabe Kinderschutz

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo durchgefuumlhrt vom Wiener Proshygramm fuumlr Frauengesundheit in Zusammenshyarbeit mit der MAG ELF der MA 57 ndash 24shyStunden Frauennotruf und dem Krankenshyanstaltenverbund ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung und ein wesentshylicher Beitrag zur Verbesserung des Kindershyschutzes in Wien

raquoLetztlich bedeutet Gewalt gegen Kinder immer auch

Gewalt gegen Frauenlaquo Statement von Dr in Sonja Havlicek

Leiterin der Kinderschutzgruppe Wilhelminenspital

raquoDie interdisziplinaumlre Kinderschutzgruppe des Wilhelminenspitals hat sich eine moumlglichst fruumlhzeitige Diagnosestellung bei allen Formen der Misshandlung und die Erstellung rsaquokindorientierterlsaquo Loumlsungsstrategien zum Ziel gesetzt

Was heute ein paar Haumlmatome als Nebenbefund darstellt kann naumlchste Woche eine Fraktur und naumlchstes Monat auch den Tod des Kindes bedeuten Besonders Menschen in helfenden Berufen koumlnnen Gewalt und bewusste Verletzung nur schwer nachshyvollziehen und wollen solche auch nicht wahrhaben Wie bei anderen Diagnosen gehoumlren aber solche Fakten erhoben Das von der Kinderschutzgruppe entshyworfene Verletzungsblatt soll bei der Dokumentation und der Festlegung der weiteren Maszlignahmen helfen Prinzipiell streben wir bei Verdacht eine sofortige stationaumlre Aufnahme an der Kinderabteilung an

Die Existenz und die Arbeit der Kinderschutzshygruppe des Wilhelminenspitals tragen dadurch aktiv zum Gewaltschutz und zur Sensibilisierung des Personals bei Letztlich bedeutet Gewalt gegen Kinder immer auch Gewalt gegen Frauenlaquo

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ORGANISATORISCHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

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Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Eroumlffnung der Projektwochen am 16 Oktober 2001 durch die Stadtraumltinnen Grete Laska Maga Renate Brauner und Primaria Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker

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ORGANISATORISCHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo Maga Alexandra Grasl Projektmanagerin Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit

1998 hat der Gemeinderat das Wiener Proshygramm fuumlr Frauengesundheit einstimmig beschlossen in dem Gewalt als eines von insgesamt zwoumllf zentralen Handlungsshyfeldern beschrieben ist Der darin enthalshytene Maszlignahmenkatalog umfasst die Entshywicklung eines Schulungsangebots fuumlr Spitalspersonal zur Sensibilisierung und Fruumlherkennung der Auswirkungen von Gewalt

Planung

Mit Unterstuumltzung von Gesundheitsshystadtraumltin Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker Frauenstadtraumltin Maga Renate Brauner und Jugendstadtraumltin Grete Laska richtete die Wiener Frauengesundshyheitsbeauftragte im August 2000 eine Steuerungsgruppe ein in deren Rahmen mehrere Einrichtungen der Stadt Wien kooperierten um in den Gemeindeshyspitaumllern ein entsprechendes Fortbildungsshyprogramm umzusetzen Wiener Krankenshyanstaltenverbund 24-Stunden Frauennotshyruf der MA 57 MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie und das Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Die Polizeidirektion Wien und das Institut fuumlr Gerichtsmedizin wurden als KooperationspartnerInnen gewonnen

Ist-Stand Erhebung

20002001 wurde eine MitarbeiterInnenshybefragung an den Krankenhaumlusern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital durchgefuumlhrt Befragt wurden AumlrztInnen und Pflegefachkraumlfte der Abteilungen Gynaumlkologie Urologie Hals- Nasen- und Ohrenabteilung Dermashytologie Augenheilkunde Paumldiatrie Psyshychiatrie Interne Chirurgie und der Notshyfallsambulanzen uumlber ihre Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern Die Ergebnisse zeigen nicht nur ein Informationsdefizit sondern auch den Wunsch der Befragten nach adaumlquater Aus- und Fortbildung

Inhalte

Auf Basis dieser Ist-Analyse wurde das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entwickelt das sich durch einen interdisziplinaumlren Zugang auszeichnet Der Inhalt umfasst fuumlnf Module bull Formen und Auswirkungen sexueller

und koumlrperlicher Gewalt gegen Frauenbull Formen und Auswirkungen sexueller

und koumlrperlicher Gewalt gegen Kinderbull Spurensicherung und DNA-Analysebull Rechtliche Informationenbull Vorstellung von Opferschutzgruppen an

Wiener Krankenanstalten

Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Zielgruppen

Das Fortbildungsprogramm ist fuumlr die Zielshygruppen AumlrztInnen und Pflegepersonal aber auch fuumlr andere im Spital taumltige Berufsgruppen wie Hebammen SozialarshybeiterInnen PsychologInnen konzipiert Ziel ist es die MitarbeiterInnen vor Ort im Spital zum Thema Gewaltpraumlvention und -intervention zu informieren und zu senshysibilisieren sowie Behandlungsstandards in den Spitaumllern zu etablieren

Vortragende

Fuumlr die Phase der Implementierung des Projektes und bei der Durchfuumlhrung der Fortbildung in den Wiener Gemeindeshyspitaumllern waren ExpertInnen des 24shyStunden Frauennotrufs der MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie der Polizei der Gerichtsmedizin Wien der Rechtsabshyteilung des Wiener Krankenanstaltenshyverbunds der Opferschutzgruppen von Wilhelminenspital und Sozialmedizishynischem Zentrum Ost sowie der Spitalsshysozialarbeit des Fonds Soziales Wien (vorshymals MA 47) verantwortlich Die Fortshybildungsreihe im Allgemeinen Krankenshyhaus wurde um Expertinnen der Wiener Frauenhaumluser erweitert Zudem waren die Bundespolizeidirektion Wien und die Gerichtsmedizin Wien wichtige KooperashytionspartnerInnen und stellten uumlber den gesamten Projektzeitraum neben Fachshyvortragenden auch ihre inhaltliche Exshypertise zur Verfuumlgung

Informationsmaterial

Ein Informationsfolder und eine Check-Karte im Brusttaschenformat mit einer Liste der wichtigsten Maszlignahmen sowie der Notfallnummern richten sich direkt an das Krankenhauspersonal Diese dienen den SpitalsmitarbeiterInnen als Leitfaden fuumlr die wichtigsten Handlungsschritte bei

der Kommunikation mit und der Untershysuchung von Gewaltopfern und sie inforshymieren weiters uumlber Beratungseinshyrichtungen An die BesucherInnen der Ambulanzen werden Poster sowie Postshykarten mit den wichtigsten Anlaufstellen bei Gewalt gegen Frauen und bei Gewalt gegen Kinder verteilt Um das Thema raquosichtbarlaquo zu machen thematisieren waumlhshyrend der Projektwochen in den Modellshyspitaumllern lebensgroszlige Figuren im Einshygangsbereich der Ambulanzen Gewalt gegen Frauen und Kinder als ein Thema der Medizin

Umsetzung

Der medial begleiteten Kick-off-Veranshystaltung am 16 Oktober 2001 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost die die Stadtshyraumltinnen Grete Laska Maga Renate Brauner und Primaria Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker im Rahmen einer Pressekonferenz eroumlffnet haben folgten Projektwochen in deren Rahmen das Curriculum vor Ort angeboten wurde 2001 startete das Pilotmodell in den beiden Spitaumllern in denen die MitarbeiterInnen zuvor befragt worden waren 2004 wurde das Curriculum in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und im Krankenhaus Wien-Hietzing (ehemals Lainz) sowie 2005 im Allgemeinen Krankenhaus durchgefuumlhrt Die Teilnahme am Curriculum ist kostenshylos Von allen ProjektpartnerInnen wurden interne Personalressourcen fuumlr Planung Koordination und fuumlr die Vortragstaumltigkeit zur Verfuumlgung gestellt

Die Planung und Umsetzung des Curriculums verlief in vier Phasen

Phase 1 2000 Konstituierung der Steuerungsgruppe Entwicklung des Fortbildungskonzeptes MitarbeiterInnenbefragung in den Modellshyspitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum

Ost und Kaiser-Franz-Josef-Spital Entshywicklung von Informationsmaterialien

Phase 2 2001 Durchfuumlhrung der Fortbildung in den beishyden Modellspitaumllern wobei im Sozial-medizinischen Zentrum Ost und im KaisershyFranz-Josef-Spital 20 Fortbildungen zu je 15 Stunden angeboten wurden Zu jedem Themenschwerpunkt fanden zwei Alternativshytermine statt

Phase 3 20022003 Uumlberarbeitung des Fortbildungskonzepts aufgrund der Auswertung der Ergebnisse aus Phase 1 Anpassung der Fortbildungsshystruktur Umstieg auf geblockte Veranshystaltungen mit zwei Tagen zu jeweils 65 Stunden sowie Uumlberarbeitung der Standards bei der Spurensicherung und deren Inteshygration in die Fortbildungsinhalte

Phase 4 20042005 Durchfuumlhrung der Fortbildungen in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) an jeweils zwei Vormittagen zu je 65 Stunden Im Allgemeinen Krankenhaus wurde aufgrund der Groumlszlige des Spitals die Fortbildung zweimal angeboten das heiszligt es wurden insgesamt vier Vormittage zu je 65 Stunden abgehalten

Know-how-Transfer

Das Wilhelminenspital das ebenfalls zum Krankenanstaltenverbund gehoumlrt war aufshygrund dort bereits bestehender Gewaltshyschutzaktivitaumlten als Good-Practice-Beishyspiel in das Curriculum integriert MitshyarbeiterInnen des Wilhelminenspitals beshyrichteten uumlber die Arbeit der Gewaltshyschutzgruppe und trugen damit zu einem wichtigen Know-how-Transfer in andere Spitaumller bei Auch die in Folge des Curricushylums entstandene Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde zu einem fixen Bestandteil des Curriculums

Behandlungsstandards

In Folge der guten Zusammenarbeit entshywickelten der Wiener Krankenanstaltenshyverbund der 24-Stunden Frauennotruf die Polizei und die Gerichtsmedizin ein Spurensicherungs-Set das eine einheitliche Beweissicherung garantiert und in den Geshymeindespitaumllern als Behandlungsstandard zur Untersuchung von Opfern sexueller Gewalt etabliert wurde Zu diesem Zweck finden eigene Einschulungstermine in den Spitaumllern statt

Feedback-Befragung

Ab 2004 erhielten die TeilnehmerInnen die Moumlglichkeit zu den Inhalten des Curricushylums via Fragebogen anonym eine Ruumlckshymeldung abzugeben Drei Monate spaumlter bekamen die TeilnehmerInnen noch einshymal einen Fragebogen zugeschickt um die Praxistauglichkeit der Fortbildung zu uumlberpruumlfen

Organisation

Koordinierende Aufgaben wurden durch das Wiener Programm fuumlr Frauengesundshyheit geleistet Dies betraf etwa die Komshymunikation mit Spitalsverwaltung und Vortragenden sowie die Terminkoordinashytion und Erstellung des Programmablaufs Zentral war die Mitarbeit des Krankenshyhauses Dieses hat eine interne Person fuumlr die Koordination nominiert die wiedeshyrum fuumlr die Kommunikation vor Ort und fuumlr die Organisation des Vortragsraums zustaumlndig war und die Veranstaltung begleitend moderiert hat

Top-Down-Prinzip

Um das Wissen und die soziale Bedeutung des Themas Gewalt auf mehreren Ebenen zu verankern hat sich das Top-Downshy

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Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Prinzip bewaumlhrt Zuerst wurde die Direktionsebene des Krankenhauses ndash und zwar die Aumlrztliche Leitung und die Pflegeleitung ndash um Unterstuumltzung gebeten diese wiederum wandte sich an die Abteilungsleitungen Die Vorstaumlnde der Fachabteilungen wurden im Rahmen der PrimaraumlrztInnensitzung der Krankenshyhaumluser uumlber das Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder sowie uumlber den Ablauf des geplanten Curriculums im jeweiligen Krankenhaus informiert Auch wenn grundshysaumltzlich eine obligatorische Teilnahme aller anzustreben ist war es in dieser Phase sinnvoll dass jede Abteilung je eine Vertreterin oder einen Vertreter des aumlrztshylichen Personals und des Pflegepersonals zum Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entsendet hat

10 Durchfuumlhrungsschritte

1 Kontaktaufnahme zu EntscheidungsshytraumlgerInnen relevanter Einrichtungen

2 Konstituierung einer Projektsteuerungsgruppe

3 Ist-Stand Erhebung im Krankenhaus

4 Entwicklung der Fortbildungsinhalte

5 Schriftliche Information an die Krankenhausleitung (Aumlrztliche- und Pflegeleitung)

6 Koordinierungsgespraumlch mit der Krankenhausleitung

7 Vorstellung des Themas und Fortbildungsangebots in der PrimaraumlrztInnensitzung des Krankenhauses

8 Bestimmung einer spitalsinternen Koordinationsperson zwecks Organisation und Kommunikation vor Ort

9 Durchfuumlhrung der Fortbildung im Spital ndash Moderation durch einen KrankenhausmitarbeiterIn

10 Feedback-Befragung der TeilnehmerInnen

raquoEs gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die

Frauen an die richtigen Stellen zu verweisenlaquo Statement von Elfriede Geyer Pflegedirektion Krankenhaus Rudolfstiftung

raquoDie Ruumlckmeldung die wir von den MitarbeiterInnen bekommen haben war dass sie ein staumlrkeres Bewusstsein fuumlr das Thema bekommen haben Auch die MitarbeiterInnen der Kinderambulanz die immer schon sehr sensibel im Bezug auf Zeichen von Gewaltanwendung waren sagten sie seien jetzt noch hellhoumlriger geworden Diese houmlhere Sensibilitaumlt trifft fuumlr das Thema Frauen und Gewalt zu Insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gynaumlkologie berichten vom groszligen Nutzen der Spurensicherungsboxen Hier sei alles Notwendige enthalten inklusive einer genauen Anleitung Es gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die MitarbeiterInnen die Frauen an die richtigen Stellen zu verweisen beziehungsweise selbst Kontakte herzustellen Die multiprofessionelle Teilnahme seitens des Krankenhauses ist sicher ganz wichtig Seitens der Vortragenden war diese mulshytiprofessionelle Teilnahme ja gegeben Es sollte weiterhin genuumlgend Zeit bleiben um auch Fragen stelshylen zu koumlnnen was bei dem Curriculum der Fall war Eine Wiederholung des Curriculums waumlre sicher gut weil damit eine groumlszligere Personengruppe die Moumlglichkeit haumltte daran teilzunehmen

Auszligerdem waumlre es wichtig dass es genuumlgend SozialarbeiterInnen fuumlr einen Informationsaustausch gaumlbe Aktuell ist die Situation etwa in der Kinderabteilung unbefriedigend weil SozialarbeiterInnen abgezogen worden sind und es keine Ruumlckmeldungen mehr gibtlaquo

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

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MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern

Im Jahr 2001 wurde das Meinungsshyforschungsinstitut Fessel-GfK vom Buumlro der Wiener Frauengesundheitsbeauftragten mit einer schriftlichen MitarbeiterInnenbeshyfragung an den beiden Gemeindespitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum Ost (in der Folge SMZ Ost genannt) und Kaiser-FranzshyJosef-Spital beauftragt12 Mit dieser Befragung sollte einerseits erhoben wershyden welche Kontakte und Erfahrungen die befragten Personen bislang in ihrem beruflichen Alltag mit Gewaltopfern geshyhabt haben andererseits sollte der Bedarf an Unterstuumltzung in dieser Arbeit erfragt werden Ein weiteres Thema war welche Einstellungen zum Thema Gewalt bestehen Die MitarbeiterInnenbefragung basierte auf zwei methodischen Schritten Neben einer Fragebogenerhebung wurden vertieshyfende persoumlnliche Interviews durchgeshyfuumlhrt

Folgende Abteilungen wurden befragt interne Aufnahmestation Gynaumlkologie Hals-Nasen-Ohren-Station Psychiatrie Unshyfallchirurgie und Chirurgie Dermatologie Kinderinterne sowie Kinderchirurgie

Die Krankenhausdirektionen wurden vorshyab von der Wiener Frauengesundheitsbeaufshytragten schriftlich uumlber den Grund und das Ziel der Erhebung informiert Zudem erfolgte eine persoumlnliche Vorstellung des

Projektvorhabens durch die Projektverantshywortlichen Diese Vorbereitungen waren wesentlich es konnte ein Ruumlcklauf von 25 Prozent der Frageboumlgen erreicht werden Insgesamt haben sich an der Befragung 209 Personen beteiligt 81 Prozent der Befragten waren weibliches 13 Prozent maumlnnliches Personal13

Zentrale Ergebnisse der Fragebogenerhebung

KONTAKTHAumlUFIGKEIT MIT GEWALTOPFERN Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer 41 Prozent der Befragten hatten im Jahr vor der Befragung beruflichen Kontakt mit Kindern und Jugendlichen die Opfer koumlrshyperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt waren Durchschnittlich hatte im letzten Jahr jede der befragten Personen Kontakt mit rund zehn jungen PatientInnen mit Gewalterfahrungen Deutlich werden hier Unterschiede zwischen den einzelnen Abteilungen So etwa haben bedeutend mehr der befragten Personen der kinderinshyternen Station der kinderchirurgischen Station sowie der Unfallchirurgie angegeshyben im Laufe des letzten Jahres Kontakte mit kindlichen oder jugendlichen Gewaltshyopfern gehabt zu haben als an anderen Abteilungen Dennoch haben mehr als 20

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Prozent der befragten Personen an gynaumlkoshylogischen Abteilungen zumindest einmal im letzten Jahr jugendliche Gewaltopfer betreut

Insgesamt wurden rund 87 Prozent der kindlichen und jugendlichen Gewaltopfer von Personen begleitet

Frauen als Gewaltopfer Mit erwachsenen weiblichen Gewaltopfern haben deutlich mehr der befragten Pershysonen im Laufe des letzten Jahres Kontakt gehabt dies trifft auf insgesamt 56 Prozent der Befragten zu Besonders haumlufig war dies in der Psychiatrie in der (Unfall)shyChirurgie sowie auf der Dermatologie der Fall Durchschnittlich haben jene Befragte die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit einem erwachsenen weiblichen Gewaltshyopfer gehabt haben 77 Opfer von koumlrpershylicher und 53 Opfer von sexueller Gewalt betreut

Anders als bei den kindlichen beziehungsshyweise jugendlichen Gewaltopfern gaben nur rund 50 Prozent der Befragten an Beshygleitpersonen der von Gewalt betroffenen Frauen wahrgenommen zu haben

WAHRNEHMUNG UND VERDACHT AUF GEWALT Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer Die befragten Personen14 hatten haumlufig den Verdacht dass die Verletzungsurshysachen verschleiert werden sollten Beshysonders haumlufig wurde dies in Zusammenshyhang mit sexueller Gewalt (66 Prozent der Befragten) aber auch haumlufig in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt (53 Prozent der Beshyfragten) vermutet

Frauen als Gewaltopfer Dass die Verletzungsursachen verschleiert werden sollten vermuteten 41 Prozent der Befragten 15 in Zusammenhang mit sexuelshyler Gewalt und 37 Prozent in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt

VORGEHEN BEI VERDACHT AUF GEWALT Bei vermuteten Gewaltdelikten verhielten sich die befragten Personen wie folgt

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Vorgehensarten bei Kindern und bei Frauen Jugendlichen

Austauschen mit KollegInnen 93 Prozent 79 Prozent

Direktes Ansprechen des Opfers 44 Prozent 59 Prozent

Kontaktaufnahme mit Jugendamt 34 Prozent 15 Prozent

Ansprechen der Begleitperson 33 Prozent 21 Prozent

Kontaktaufnahme zu extramuralen Einrichtungen 21 Prozent 32 Prozent

Kontaktaufnahme zu Polizei 8 Prozent 13 Prozent

BETREUUNGSVERSTAumlNDNIS UND BEHANDLUNGSSTANDARDS Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsprocedere definierte eine deutliche Mehrheit der Befragten die eigene Funktion in der Leistung der medizinischen Versorgung und in der additiven Weiterleitung an Hilfseinrichtungen (insgesamt rund 70 Prozent) Nur 16 Prozent der Befragten fuumlhrten aus ausschlieszliglich medizinische Versorgung zu leisten

63 Prozent der Befragten gaben an dass in Zusammenhang mit sexueller Gewalt an kindlichen und jugendlichen Gewaltopfern Richtlinien fuumlr die Betreuung existieren 57 Prozent der Befragten gaben an dass dies auch bei koumlrperlicher Gewalt der Fall ist

Frauen als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsverstaumlndnis gegenuumlber von Gewalt betroffenen Frauen

sah ndash ebenso wie bei kindlichen bezieshyhungsweise jugendlichen Gewaltopfern ndash die uumlberwiegende Mehrheit der Befragten (rund 74 Prozent) ihre Aufgabe sowohl in der medizinischen Versorgung als auch in der Weiterleitung an andere Hilfseinshyrichtungen Nur 15 Prozent der Befragten gaben an ausschlieszliglich medizinische Vershysorgung zu leisten

Nur 30 Prozent der Befragten geben an dass Betreuungsrichtlinien fuumlr den Fall von sexueller oder koumlrperlicher Gewalt gegen Frauen vorliegen

UNTERSTUumlTZUNGSBEDARF IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Die befragten AumlrztInnen und Pflegeshypersonen fuumlhlten sich in Hinblick auf den Umgang und die Betreuung von Opfern koumlrperlicher undoder sexueller Gewalt relativ gering informiert nur ein Viertel bezeichnete sich als gut informiert Knapp die Haumllfte fuumlhlte sich eher schlecht und immerhin 15 Prozent sehr schlecht inforshymiert Deutlich houmlher ist der Informationsshybedarf bei Mitgliedern des houmlheren Pflegeshypersonals sowie in den Abteilungen Chirurshygie und interne Aufnahmestation

Die verschiedenen extramuralen Hilfseinshyrichtungen waren den befragten AumlrztInnen und Pflegepersonen in unterschiedlichem Ausmaszlig bekannt Waumlhrend die Mehrheit Betreuungseinrichtungen wie Frauenshyhaumluser (82 Prozent) Jugendamt (79 Proshyzent) oder den 24-Stunden Frauennotruf (60 Prozent) kannte traf dies auf andere Einrichtungen etwa den kriminalpolizeishylichen Beratungsdienst (37 Prozent) oder das Kinderschutzzentrum (35 Prozent) nur mehr fuumlr ein gutes Drittel der Befragten zu

Lediglich elf Prozent der Befragten haben eine spezielle AusbildungWeiterbildung fuumlr die Betreuung von Opfern koumlrperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt absolshyviert

Vor diesem Hintergrund ist das Ergebnis dass sich 80 Prozent der Befragten vershymehrt Hilfestellungen unterschiedlicher Art fuumlr den kuumlnftigen Umgang mit Gewaltshyopfern wuumlnschten nachvollziehbar 22 Prozent wuumlnschten sich konkret Angebote fuumlr Weiter- Aus- und Fortbildungen elf Prozent artikulierten Unterstuumltzungsbedarf im Bereich Gespraumlchsfuumlhrung beziehungsshyweise Umgang mit Gewaltopfern Die restshylichen Angaben verteilten sich auf Wunsch nach Kontaktadressen Broschuumlren vershybindlichen Betreuungsstandards psycholoshygischer Beratung oder Informationen uumlber rechtliche Grundlagen

Zentrale Ergebnisse der vertiefenden Interviews

Zusaumltzlich zu der Fragebogenerhebung wurden 30 persoumlnliche Interviews mit AumlrztInnen und Pflegepersonal (14 Frauen 16 Maumlnner) durchgefuumlhrt Ziel dieser quashylitativen Erhebung war eine vertiefende Erhebung der Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern der Interventions- und Behandlungsroutinen sowie der Bekanntshyheit und der Ressourcen intra- sowie extrashymuraler Stellen16

UumlBERFORDERUNG IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Rund die Haumllfte der Befragten gab an bei der ersten Begegnung mit einem Gewaltshyopfer voumlllig unvorbereitet in diese Situation gegangen zu sein Im Rahmen der Intershyviews wurde wiederholt darauf hingewieshysen wie schockierend dieser erste Kontakt mit Gewaltopfern gewesen waumlre

INFORMATIONSDEFIZIT UumlBER HILFSEINRICHTUNGEN Der Informationsstand uumlber extramurale Hilfseinrichtungen war bei den Befragten unterschiedlich hoch dennoch wurde uumlberwiegend die Ansicht vertreten mehr Informationen uumlber die Leistungen der einzelnen Einrichtungen zu benoumltigen

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

WUNSCH NACH FORTBILDUNGSANGEBOTEN Im Rahmen der Interviews wurde auch auf groszlige Informationsmankos in Bezug auf die Betreuung von Gewaltopfern verwiesen Es wurde beispielsweise hervorgehoben dass zu wenig Fortbildungsangebote existierten beziehungsweise dass Informationen nicht zugaumlnglich waumlren

Einige InterviewpartnerInnen haben sich durch berufliche Erfahrungen durch Literaturstudium oder den Besuch von

Veranstaltungen Informationen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern beschafft Im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde besonders hervorgehoben dass die dort bestehende Kinderschutzgruppe stark zur Ausbildung im Umgang mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern beigetragen hat

Am deutlichsten wurde der Wunsch nach Fortbildungsveranstaltungen formuliert wobei Vortraumlge und Diskussionen als adaumlshyquateste Vermittlungsform genannt wurden

raquoDie Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigenlaquo Statement von UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Allgemeines Krankenhaus

raquoDas Curriculum ist ausgezeichnet Am wichtigsten ist praumlventiv taumltig zu werden und Betroffenen Hilfe leicht zugaumlnglich zu machen Ich halte die Aus- und Weiterbildung auf diesem Gebiet im Krankenhaus fuumlr besonders wichtig Die Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigen Betroffene Frauen und Kinder koumlnnen von entsprechend ausgeshybildetem Personal besser vor weiteren Schaumlden bewahrt werdenlaquo

TeilnehmerInnen und Feedback

Insgesamt haben 800 TeilnehmerInnen das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo absolviert 110 MitarbeiterInnen im Kaiser-Franz-Josef-Spital 259 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost 147 in der Krankenanstalt Rudolfstiftung 57 im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) sowie 120 im Allgemeinen Krankenhaus An vertiefenden Workshops zur Handshyhabung des Spurensicherungs-Sets nahshymen 110 MitarbeiterInnen im KaisershyFranz-Josef-Spital im Wilhelminenspital und im Sozialmedizinischen Zentrum Ost teil An allen Spitaumllern zeigte sich als deutlicher Trend dass mehr weibliche MitarbeiterInnen an der Fortbildung teilshynahmen Eine Auswertung der Teilnahme am Curriculum nach Berufsgruppen beshylegt dass rund 70 Prozent der TeilshynehmerInnen aus dem Pflegebereich 15 Prozent aus dem aumlrztlichen Bereich und 15 Prozent aus therapeutischen Bereichen stammen nicht ausgewertet wurden hier die TeilnehmerInnen an den Schulungen zum Spurensicherungs-Set

Die Abteilung Organisation des Wiener Krankenanstaltenverbundes fuumlhrte in den Krankenhaumlusern Rudolfstiftung und Wien-Hietzing (vormals Lainz) eine anonyme Feed-Back-Befragung der TeilnehmerInnen am Curriculum durch Ein Fragebogen wurde unmittelbar nach Ende der Fortshybildung ausgefuumlllt ein zweiter drei Monate nach Absolvieren des Curriculums

Die Befragten bewerteten die inhaltliche Gestaltung und die Praxistauglichkeit durchgehend als sehr positiv Im Feedback nach drei Monaten fiel auf dass die Befragten angaben dass sie das im Curriculum erworbene Wissen in ihrer taumlglichen Arbeitspraxis sehr gut anwenshy

den konnten und die zur Verfuumlgung gestellten Informationsmaterialien eine wichtige Unterstuumltzung darstellten So etwa kannten 97 Prozent der Befragten den Folder und rund 80 Prozent der Befragten auch die Postkarten die im Rahmen des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo aufgelegt wurden

Viele Befragte wuumlnschten sich jedoch mehr und unterschiedliche Fortbildungen zum Thema Gewalt mehr Vernetzung zwishyschen den Abteilungen und nach auszligen sowie eine aktivere Beteiligung des aumlrztshylichen Personals

raquoEs muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen

Menschen durch Information und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

Statement von Oberin Monika Tischer Direktorin des Pflegedienstes Wilhelminenspital

raquoDas Wichtigste am Curriculum ist fuumlr mich die Information und Aufklaumlrung fuumlr MitarbeiterInnen und Betroffene Der Nutzen dieser Fortbildung ist sehr hoch denn ohne Information kann nicht reashygiert und somit kein Schutz angeboten werden Eine Gleichbehandlungsbeauftragte der Gemeinde Wien koumlnnte eine Ergaumlnzung fuumlr diese Veranstaltung sein Denn oft beginnt es mit sexueller Belaumlstigung und endet mit sexueller Gewalt Es muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen Menschen durch Inforshymation und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

Die Fortbildungsinhalte im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo

Die Ergebnisse der Erhebung des Fessel-GfK Instituts fanden sowohl bei der inshyhaltlichen als auch bei der zeitlichen Geshystaltung des Curriculums Beruumlcksichtigung Es musste bei der Planung insbesondere auf die Rahmenbedingungen in einer Krankenanstalt hinsichtlich zeitlicher Lage der Veranstaltung Ruumlcksicht genomshymen werden um moumlglichst vielen MitarshybeiterInnen Gelegenheit zu einer Teilnahme zu geben Nach der Durchfuumlhrung des Curriculums an den Modellspitaumllern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital wurden organisatorische Aumlnderungen vorgenommen Die Inhalte wurden dann geblockt jeweils an zwei Vorshymittagen zu je 65 Stunden in folgenden Modulen vermittelt

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Frauenlaquo

Informationen uumlber Formen Ausmaszlig und Folgen von Gewalt gegen Frauen Dynamik von Gewaltbeziehungen und Phasen der Traumashytisierung Auswirkungen von gesellschaftshylichen Mythen Grundlagen des Opferschutzes weiterfuumlhrende Betreuungsangebote Arbeitsshyweise und Aufgaben des Frauennotrufes

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Kinderlaquo

Information zu Erscheinungsformen und Symptomen von Gewalt gegen Kinder interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit im Intershy

esse der betroffenen Kinder Aufgaben geshysetzlichen Grundlagen und Arbeitsweise des Jugendwohlfahrtstraumlgers

Modul raquoSpurensicherung und DNA-Analyselaquo

Informationen zur richtigen Abnahme von Spuren und Vorgehen bei einer spurenshykundlichen Untersuchung mit Verwendung des Spurensicherungs-Sets Information uumlber die Aufgaben und Zustaumlndigkeiten der Gerichtsmedizin Wien

Polizeiliche Arbeit und Grundlage der DNA-Analyse in Hinblick auf die Beweisshyfuumlhrung von kriminellen Delikten

Modul raquoRechtliche Informationenlaquo

Grundlagen des Sexualstrafrechts und Opferrechte im Strafverfahren Vorgehensshyweise der Behoumlrden bei Offizialdelikten der Ablauf von einer Anzeige bis zum Geshyrichtsverfahren Prozessbegleitung und Unterstuumltzung der Opfer durch Opfershyschutzeinrichtungen

Information uumlber die Bestimmungen des Gewaltschutzgesetzes die rechtlichen Maszlignahmen der Wegweisung und des Betretungsverbotes die Moumlglichkeiten der Polizei und Erfahrungen aus der Praxis

Rechtliche Grundlagen des Aumlrztegesetzes und Krankenanstaltengesetzes und einschlaumlshy

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

gige Dienstvorschriften Die juristische De-finition von Gewalt etwa von raquoschwererlaquooder raquoleichterlaquo Koumlrperverletzung

Modul raquoOpferschutzgruppen im Krankenhauslaquo

Die Entstehungsgeschichte die Aufgabenund Arbeitsweisen von OpferschutzgruppenDarstellung der entwickelten Standardsund krankenhausinternen Versorgungsab-laumlufe sowie Kooperationen mit extramura-len Einrichtungen

Modul Wiener Frauenhaumluser ndashSicherheit und Wendepunkt

Information uumlber die Geschichte die Auf-gaben Angebote und Arbeitsweisen dervier Wiener Frauenhaumluser mit dem ange-schlossenen Nachbetreuungshaus und derBeratungsstelle

Hinweis Dieser Fortbildungsinhalt wurdebei der Veranstaltung im AllgemeinenKrankenhaus als zusaumltzliches Modul auf-genommen

raquohellip dass man die richtigen Schritte setztlaquoStatement von Drin Heidrun Flores-GengerGynaumlkologische und Geburtshilfliche AbteilungSozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Aufmerksam-Machen auf die Problematik unddas Wecken der Bereitschaft zu helfen bei den Mit-arbeiterinnen und Mitarbeitern im Spital scheint mirdas Wichtigste zu sein das heiszligt die Informationworum es geht wie man sich verhaumllt und wie manden Opfern helfen kann welche Moumlglichkeiten esgibt Durch das bessere Wissen gibt es auch eine grouml-szligere Bereitschaft sich zu beteiligen die richtigenSchritte zu setzen Wir auf der Gynaumlkologie sind zumBeispiel immer wieder mit vergewaltigten Frauenkonfrontiert hier ist die richtige Spurensicherungwichtig das haben wir vorher nicht gewusst DasCurriculum war insgesamt sehr gut sehr kompaktund konzentriert Man koumlnnte vielleicht noch dasThema Genitalverstuumlmmelung bei Frauen andererKulturen mit einbeziehen das ist etwas womit mannicht jeden Tag zu tun hat Dinge von denen mannichts weiszlig erkennt man vielleicht nicht Das ist ins-besondere dann schwierig wenn Frauen nicht unse-re Sprache sprechenlaquo

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienPlakate

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InformationsmaterialienFolder

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InformationsmaterialienInfokarten

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InformationsmaterialienChecklisten

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

raquohellip groszlig ist der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigenlaquo Statement von Rektor UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Leiter Allgemeines Krankenhaus-Universitaumltskliniken

raquoAls Rektor der medizinischen Universitaumlt Wien beshygruumlszlige ich die Etablierung eines Curriculums rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo ganz besonders da Gewaltshyerfahrungen wie internationale Studien eindrucksshyvoll aufzeigen die Gesundheit der davon Betroffenen nachhaltig und maszliggeblich negativ beeinflussen koumlnnen und einen bis dato noch zu wenig beruumlckshysichtigten gesundheitlichen Risikofaktor darstellen Entsprechend groszlig ist daher der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigen In diesem Zusammenshyhang erscheinen mir insbesondere die Vortraumlge zu Gewaltschutzaktivitaumlten in Spitaumllern und jene Vortraumlge die sich mit der Dynamik von Gewaltshybeziehungen sowie Erscheinungsformen und langshyfristigen Folgen von Gewalterfahrungen befassen als besonders wichtig Der Nutzen dieser Fortbildungs-Veranstaltung fuumlr das im AKH taumltige Personal sollte dementsprechend groszlig sein Das in den Vortraumlgen vermittelte Wissen sollte um entsprechende FaumlhigkeitenFertigkeiten im Umgang mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder erweitert werden um eine adaumlquate und sensible Betreuung dieser oftshymals schwer traumatisierten Personengruppe sichershyzustellenlaquo

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

Einleitung

Fuumlr die Durchfuumlhrung des Curriculums hat sich die Existenz von Opferschutzshygruppen als aumluszligerst positiv erwiesen Derzeit gibt es in zwei Wiener Krankenshyhaumlusern (Wilhelminenspital und Sozial-medizinisches Zentrum Ost) Opferschutzshygruppen

Bericht der Opferschutzgruppe im Wilhelminenspital

Seit Herbst 1997 besteht im Wilhelminenshyspital eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe zum Schutz fuumlr Frauen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind Ziel des Projekts war es im Spital ein Angebot zu installieshyren das Frauen zugute kommt und ihnen umfassende Versorgung Unterstuumltzung und Information bieten soll Um dieses Ziel zu erreichen wurde eine Arbeitsshygruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Institutionen ins Leben gerufen mit dem Ziel die Organisation und die Einhaltung erarbeiteter Strukturen zu sichern ein Forum fuumlr den Austausch mit den MitshyarbeiterInnen zu bilden um Reflexion und Verbesserungen zu ermoumlglichen Das Modell funktioniert mittlerweile seit Mai 1998 im Regelbetrieb In dieser Zusammenarbeit ist es gelungen die komplementaumlren Beshyduumlrfnisse aller beteiligten Berufsgruppen und die Interessen dreier Institutionen (Unfallchirurgische Abteilung Fonds Soziales Wien 24-Stunden Frauennotruf der MA 57) zur Deckung zu bringen ohne

Kosten zu verursachen Synergien wurden optimal ausgeschoumlpft

raquoDIE SICHERHEIT DES GEWALTOPFERS STEHT FUumlR UNS IM VORDERGRUNDlaquo DGKP Friedrich Anger-Schmidt Leiter der Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals und DSA Josef Heindl Mitarbeiter der Opfershyschutzgruppe des Wilhelminenspitals

raquoFuumlr uns steht die Sicherheit des Gewaltopfers im Vordergrund Wenn eine Ruumlckkehr in die Wohnung ndash aus welchen Gruumlnden auch immer ndash nicht moumlglich ist besteht die Moumlglichkeit einer stationaumlren Aufnahme an unserer Abteilung oder einer Unterbringung in einem Frauenhaus In der Statistik ist ein klarer Anstieg bemerkshybar So haben wir im Jahre 1999 37 Faumllle registriert und 2004 85 Faumllle Im Halbjahr 2005 sind wir schon bei 54 Faumlllen so dass wir heuer mit uumlber 100 Betroffenen rechshynen Woran es liegt laumlsst sich nur spekushylieren Ich vermute dass es ein Mix aus mehr rsaquoGewaltbereitschaftlsaquo und mehr rsaquodruumlber reden Trauenlsaquo ist Mein Wunsch ist nach wie vor eine wienweite Institutioshynalisierung in anderen Unfallabteilungen und eine Vernetzung der Daten Mit dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost ist sicher schon ein Anfang gemachtlaquo (DGKP Friedrich Anger-Schmidt)

raquoDie Sozialarbeit im Wilhelminenspital funktioniert mit einem neuen Konzept als Prototyp einer sozialen Servicestelle mit garantierter Erreichbarkeit von 8 Uhr bis

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

15 Uhr fuumlr PatientInnen Angehoumlrige und auch Spitalspersonal Diese gute Erreichshybarkeit ermoumlglicht es der Sozialarbeit sich als integraler Bestandteil bei Proshygrammen die eine bestimmte PatientInnenshygruppe betreffen anzubieten Unser Projekt zeigt sehr deutlich wie sehr Gesundheit und Soziales ineinander vershywoben sind und Patientinnen dementshysprechend auch von unterschiedlichen Professionen begleitet werden sollen

Voraussetzung fuumlr das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit ist die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respekshytieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Das Personal an der Unfallchirurshygischen Abteilung hatte den Eindruck dass zunehmend Patientinnen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind im Spital erscheinen und die ausschlieszliglich medizinische und pflegerische Versorgung fuumlr diese Patienshytinnen nicht ausreichend sind Zudem ist der Zeitdruck besonders in der Ambulanz zu groszlig um auf die ganz persoumlnlichen Probleme der Patientinnen adaumlquat einshyzugehen und zu reagieren Kenntnisse in Gespraumlchsfuumlhrung und Beherrschen von Kriseninterventionstechniken sind sehr individuell und in unterschiedlicher Qualitaumlt vorhanden und die Hilflosigkeit der Patientinnen wird oft zur Belastung fuumlr das behandelnde Personal Mit der neuen Konzeption einer Servicestelle war die Sozialarbeit in der Lage schnell erreichbar zu sein und damit Krisenintershyvention unmittelbar im Anschluss an die medizinische Versorgung anbieten zu koumlnnen

Neben der umfassenden Krisenintershyvention fuumlr Patientinnen bietet die intershydisziplinaumlre Zusammenarbeit verbesserte Gefahreneinschaumltzung und Entscheidungsshyhilfe zur Frage der noumltigenfalls stationaumlshyren Aufnahme Unsere Dienstzeiten ershylaubten es nicht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung anzubieten Aus diesem Grund und auch um gesicherte fachliche Komshy

petenz zu gewaumlhrleisten bot sich die Einshybindung des 24-Stunden Frauennotrufs in dieses Projekt an

Eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Instishytutionen und Berufsgruppen wurde gebilshydet um die koordinierte Zusammenarbeit zu ermoumlglichen Die gewuumlnschten MitarshybeiterInnen sollten entsprechendes Intershyesse mitbringen uumlber hohe Akzeptanz in der eigenen Berufsgruppe verfuumlgen und fuumlr den Wissenstransfer innerhalb der Berufsgruppe verantwortlich sein

Um die weitere Zusammenarbeit und allshyfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen sicherzustellen wurden weitere Bespreshychungen in halbjaumlhrigen Abstaumlnden vershyeinbart beziehungsweise finden sie jetzt anlassbezogen statt Themenspezifische Fortbildungsveranstaltungen finden nach Anlass und Bedarf statt Regelmaumlszligige Fortbildungsveranstaltungen fuumlr TurnusshyaumlrztInnen sollen diese nicht nur befaumlhigen in ihrem Dienst unserem Standard gemaumlszlig zu handeln sondern ihnen auch in weitershyfuumlhrenden Taumltigkeiten hilfreiches Wissen seinlaquo (DSA Josef Heindl)

Kontakt Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals 1220 Wien Langobardenstraszlige 122

Bericht der Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

Die Projektarbeit der Gewaltschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost starshytete im Jahre 2002 Zu diesem Zweck wurshyden aus den Bereichen Unfallchirurgie Aufnahmestation Gynaumlkologie und Psychiashytrie Angestellte eingeladen mitzuarbeiten Die Projektmitglieder sollten einen Rahmen fuumlr das Thema Gewalt in der Familie ershyarbeiten bestehende Probleme aufzeigen und Loumlsungsvorschlaumlge erstellen die im Sinne von Opferschutz im Sozialmedizishynisches Zentrum Ost in der Praxis vershywertbar sein sollten Nach Abschluss der Projektarbeit im Herbst 2004 wurde die Gewaltschutzgruppe offiziell als raquoOpfershyschutzgruppelaquo im Sozialmedizinischen Zentrum Ost als fixe Einrichtung und Organisation des Hauses genehmigt

raquoGEWALT IST NICHT IN ORDNUNG GEWALT IST KEINE LOumlSUNGlaquo DGKS Margit Liebhart Leiterin der Opfershyschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

raquoEs stellt sich im Laufe meiner Arbeit mit den Betroffenen immer wieder heraus wie schwer es fuumlr die Beteiligten ist daruumlber zu reden Gewalt in der Familie ist ein aumluszligerst sensibler Bereich Mit rsaquoFremdenlsaquo daruumlber zu sprechen was tatsaumlchlich rsaquoSchlimmeslsaquo in den eigenen vier Waumlnden passiert faumlllt nicht leicht Es gilt eine enorme Hemmschwelle zu uumlberwinden vor allem fuumlr sich selbst denn niemand moumlchte sein rsaquoeigenes Nest beschmutzenlsaquo

Manchmal braucht es mehrere Besuche bei uns in der Unfallambulanz die anfaumlnglich als rsaquoAusrutscherlsaquo von den Opfern dargestellt und dementsprechend bagatellisiert werden

rsaquoGegen den Tuumlrstock gelaufenlsaquo rsaquodie Stiegen hinuntergefallenlsaquo rsaquogestolpertlsaquo

Vielleicht beim naumlchsten Mal rsaquoIch war ja selber schuld haumltte ich ihnsie nicht so gereiztlsaquo

rsaquoErsie ist eigentlich ein seelenguter Mensch und sonst eigentlich so lieblsaquo

Frau M kommt nun schon zum dritten Mal zu uns in die Unfallambulanz Ich habe rsaquozufaumllliglsaquo schon wieder Nachtdienst Es ist 215 Uhr Frau M wird mit der Rettung gebracht

Sie ist nur mit einem Morgenmantel gekleidet der blutdurchtraumlnkt ist Frau M hat am ganzen Koumlrper Biss- und Kratzshywunden Wir versorgen ihre Wunden fast zwei Stunden lang

Frau M hat sich mein Gesicht und auch meinen Namen gemerkt

Als sie das erste Mal in meinem Nachtshydienst als Patientin kam wurde sie vom Lebensgefaumlhrten gebracht Sie hatte am linken Bein eine klaffende Bisswunde Der Hund des Lebensgefaumlhrten haumltte beim Spielen zu Hause nicht das Bein von Frau M sondern einen Ball ergreifen wollen Frau M zittert bei ihrer Erzaumlhlung Sie haumllt meine Hand und wirkt fuumlr mich vershystoumlrt Zu verstoumlrt fuumlr einen rsaquoSpielunfall mit dem Hundlsaquo Sie ist leicht alkoholisiert nicht sehr gepflegt Mir faumlllt auf dass sie immer wieder zur Tuumlr schielt

Nach drei Monaten wird Frau M mit der Rettung zu uns gebracht Eine Nachshybarin hatte die Polizei gerufen weil sie den Hund sehr laut bellen und knurren und Frau M schreien houmlrte

Frau M ist wieder alkoholisiert sie weint Wir muumlssen ihre Wunden dieses Mal sind es mehrere wieder versorgen Dieses Mal spreche ich sie direkt an rsaquoFrau M ich habe das Gefuumlhl dass bei Ihnen zu Hause irgendetwas nicht so laumluft wie Sie es sich wuumlnschen Kann ich Ihnen irgendshywie helfen Moumlchten Sie mit mir daruumlber sprechen Wollen Sie mit jemand anderem sprechen Wissen Sie ich denke dass jeder Mensch ein Recht darauf hat sich wenigstens zu Hause in seinen eigenen Waumlnden sicher und geborgen zu fuumlhlenlsaquo Frau M weint und stammelt irgendetwas vor sich hin Ich houmlre nicht zu sprechen auf Ich erzaumlhle von Gesetzen von vielen anderen Menschen die betroffen sind von

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Opferschutzgruppen in der PraxisOpferschutzgruppen in der Praxis

familiaumlrer Gewalt davon dass wir in unserer heutigen Gesellschaft alle gemeinshysam daran arbeiten sollten daruumlber zu reden dass Gewalt keine Loumlsung ist Frau M hat schon lange erfasst dass sie Hilfe braucht um aus dieser Gewaltspirale herauszukommen Sie erzaumlhlt mir von Selbsthilfebuumlchern die sie gelesen hat Sie erzaumlhlt von ihren vielen Versuchen nicht nur vom Alkohol sondern auch von ihrem Umfeld loszukommen aber letztendlich meint sie rsaquoDer Hund wird immer so aggressiv wenn wir trinkenlsaquo Trotzdem gebe ich ihr eine Broschuumlre vom Frauenshynotruf mit Ich fuumllle ein Gewaltdatenblatt aus

Heute beim dritten rsaquoBesuchlsaquo von Frau M bei uns erzaumlhlt sie mir dass ihr Lebensshygefaumlhrte den Hund auf sie hetzt wenn er zornig auf sie ist Dieses Mal sei es ganz besonders schlimm gewesen Wir reden und reden und reden Heute moumlchte Frau M mit einem Psychiatereiner Psychiaterin spreshychen Frau M moumlchte mit dem Frauennotshyruf telefonieren Frau M sagt dass sie so nicht mehr leben will

Frau M tut das auch alles mit mir Sie umarmt mich ich spuumlre dass sie wieder einen Schritt weiter vorangekommen ist Frau M will wieder nach Hause fahren

Ich habe Frau M schon uumlber zwei Jahre nicht mehr als Patientin bei uns gesehen Auch meine KollegInnen haben Frau M nicht betreut

Ich hoffe sehr dass Frau M und viele andere rsaquoOpferlsaquo die uns in unserem Bereich begegnet sind ein Stuumlck weiter voranshygekommen sind Ich hoffe sehr dass es sich weiter herumspricht beim Einkauf beim Tratsch mit dem Nachbarder Nachbarin in der U-Bahn bei persoumlnshylichen Gespraumlchen zwischen Freunden und Freundinnen und in Familien Gewalt in der Familie ist nicht ok

Ich kann etwas dagegen tun und es gibt viele Menschen und Einrichtungen die bemuumlht sind einen Weg aufzuzeigen der herausfuumlhren kann aus dieser Gewaltshyspirale

Wir schauen nicht weg wir schauen genau hin Wir wollen kompetent sein in unserer Hilfestellung Wir wollen Kontakte knuumlpfen die noumltig sind Wir haben die Moumlglichkeit rsaquostopplsaquo zu sagen in der oumlffentlichen Instishytution Krankenhaus Denn die Opfer komshymen zu uns und wenn wir aufmerksam genug zuhoumlren und hinsehen sind wir vielleicht die ersten die zu ihnen sagen rsaquoGewalt ist nicht Ordnung Gewalt ist keishyne Loumlsunglsaquo Vielleicht ist das ein Anfang fuumlr das Ende von der Gewalt in einer Familielaquo (DGKS Margit Liebhart)

Kontakt Opferschutzgruppe Sozialmedizinisches Zentrum Ost 1160 Wien Montleartstraszlige 37

raquoEiner der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es

eine geschuumltzte Gespraumlchsshysituation zu schaffenlaquo

Statement von Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegedienstes Sozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Sozialmedizinisches Zentrum Ost war eines der ersten Krankenhaumluser die projekthaft das Curriculum erarbeitet und weiterentwickelt haben Die Erfahrungen mit dem Curriculum zeigen dass viele MitarbeiterInnen in fast allen Abteilungen neushygierig gemacht und zur Mitarbeit angeregt wurden Bei uns sind noch immer die rsaquoPioniere und Pionierinnenlsaquo am Werk die ihr Wissen an die neuen MitarbeiterInnen weitergeben Wichtig ist dass die MitarbeiterInnen um die Entstehung der Gewaltshyspirale Bescheid wissen Sie koumlnnen den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern so eine adaumlquate Information und Beratung anbieten Der von den ProjektmitarbeiterInnen der Opferschutzgruppe erarshybeitete Leitfaden sichert den standardisierten Einsatz in allen Bereichen des Krankenhauses und bietet Nachvollziehbarkeit Einer der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es eine geschuumltzte Geshyspraumlchssituation zu schaffen Die MitarbeiterInnen sind zudem umfassend uumlber die gesetzlichen Regelungen informiert Insgesamt hat das Curricushylum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo zu einer Steigerung der Qualitaumlt der Betreuung von Gewaltopfern aber auch zu einer Sensibilisierung und einer Erhoumlhung der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen beigetragen Im Namen der Kollegialen Fuumlhrung danke ich allen MitshyarbeiterInnen die durch ihr Engagement und Fachwissen diesem sensiblen Thema im Sinne der Nachhaltigkeit professionell begegnenlaquo

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

79 78

Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 6: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Um das Thema raquosichtbarlaquo zu machen thematisieren waumlhrend der Projektwochen 2001 in den Modellspitaumllern lebensgroszlige Figuren im Eingangsbereich der Ambulanzen Gewalt gegen Frauen und Kinder als ein Thema der Medizin

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INHALTLICHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem ao UnivProf in Dr in Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Sexuelle koumlrperliche und psychische Ge-walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als raquoKavaliersdeliktlaquo und private An-gelegenheit betrachtet Dies trifft fuumlr viele Staaten auch heute noch zu Die Forderung dass dies nicht nur ein Anliegen der Frauen sein kann sondern die gesamte Gesell-schaft betreffen muss ist durch zahlreiche internationale Menschenrechtserklaumlrungen und Legistiken belegt

Angesichts der weit reichenden psychishyschen gesundheitlichen und sozialen Aus-

wirkungen stellt Praumlvention von Gewalt gegen Frauen und Kinder eine wichtige und auch gesundheitspolitische Herausshyforderung dar

Zahlreiche internationale Vereinbarungen und Resolutionen sind seitens des Europarates und der Vereinten Nationen zur Bekaumlmpfung von Gewalt an Frauen und Kindern getroffen worden (Beijing-Deklaration 1995)

Definition von Gewalt in der Beijing-Deklaration

Der Begriff raquoGewalt gegen Frauenlaquo bezeichnet jede Handlung geschlechterbezoshygener Gewalt die der Frau koumlrperlichen sexuellen oder psychischen Schaden oder Leid zufuumlgen kann einschlieszliglich der Androhung derartiger Handlungen der Noumltigung oder der willkuumlrlichen Freiheitsberaubung in der Oumlffentlichkeit oder im Privatleben Gewalt gegen Frauen umfasst folgende Formen

bull Koumlrperliche sexuelle oder psychische Gewalt in der Familie Misshandlungenvon Frauen sexueller Missbrauch von Maumldchen in der Familie Gewalt imZusammenhang mit der Mitgift Vergewaltigung in der Ehe Verstuumlmmelung derweiblichen Geschlechtsorgane und andere traditionelle fuumlr die Frau schaumldishygende Praktiken Gewalt auszligerhalb der Ehe und Gewalt im Zusammenhang mitAusbeutung

bull Koumlrperliche sexuelle und psychische Gewalt in der Gemeinschaft so auchVergewaltigung Missbrauch sexuelle Belaumlstigung und Einschuumlchterung amArbeitsplatz in Bildungseinrichtungen etc Frauenhandel und Zwangsshyprostitution

bull Vom Staat ausgeuumlbte oder geduldete koumlrperliche sexuelle oder psychischeGewalt wo immer sie auftritt

Quelle Beijing-Deklaration und Aktionsplattform vierte Welt-Frauenkonferenz Peking China 4 bis 15 September 1995 (United Nations 1996 Abschnitt D113)

Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Ausmaszlig und gesundheitliche Folgen der Gewalt

Laut Schaumltzungen erfaumlhrt in Oumlsterreich jede 5 Frau in einer aktuellen oder fruumlheren Partnerschaft koumlrperliche Gewalt Ein weishyteres Problemfeld stellt sexuelle Gewalt (Missbrauch) bei Maumldchen und Burschen dar

Wissenschaftlich erwiesen sind die folgenshyden kurz- und langzeitwirkenden gesundshyheitlichen Konsequenzen1

KOumlRPERLICHE FOLGEN Verletzungen funktionelle Beeintraumlchtigungen dauerhafte Behinderungen

PSYCHOSOMATISCHE FOLGEN Chronische Schmerzsyndrome Reizdarmshysyndrom Magen-Darm-Stoumlrungen

PSYCHISCHE FOLGEN Posttraumatische Belastungsstoumlrungen Depressionen Schlafstoumlrungen Panikattacken Essstoumlrungen Verlust von Selbstachtung und Selbstwertgefuumlhl

REPRODUKTIVE GESUNDHEIT Ungewollte Schwangerschaft Schwangerschaftsshykomplikationen Fehlgeburten niedriges Geburtsshygewicht STDssexuell uumlbertragbare Krankheiten Eileiter- und Eierstockentzuumlndungen

GESUNDHEITSGEFAumlHRDENDE STRATEGIEN Rauchen Alkohol- und Drogenmissbrauch risikoreiches Sexualverhalten

TOumlDLICHE FOLGEN Mord Selbstmord

Der Schweregrad der Erkrankungen ist abhaumlngig von der Bedrohlichkeit der Dauer des Zeitraums der Haumlufigkeit dem Alter der emotionalen Bindung an den Taumlter 2 sowie von den familiaumlren und sozishyalen Reaktionen gegenuumlber dem Opfer

Eine Multi-Center-Studie 3 an elf gynaumlkoshylogischen Abteilungen in Oumlsterreich (n = 1378 Frauen) uumlber die gynaumlkologishyschen Langzeitfolgen von sexueller Gewalt in Kindheit und Jugend zeigt hochsignishyfikant dass Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen ein Leben lang haumlufiger unter Unterbauchschmerzen Eierstock- und Blasenentzuumlndungen sowie menstruellen Beschwerden leiden als jene Frauen die keine Gewalterfahrungen erleshyben mussten Deutlich wurde in dieser Studie uumlberdies dass diese Erfahrungen zu Serien ungluumlcklicher Beziehungen sowie sexuellen Problemen fuumlhren Insshygesamt berichten 136 Prozent aller befragten Frauen eine Vorgeschichte mit sexuellem Missbrauch davon 38 Prozent mit versuchter Penetration Das Durchshyschnittsalter betrug beim ersten Missshybrauchserlebnis zwoumllf Jahre Die Taumlter waren nahezu zu 100 Prozent aus dem familiaumlren Umfeld

Gesundheitliche Folgekosten

Dass Gewalt nicht nur die Betroffenen massiv schaumldigt und zu lebenslangen Traumen fuumlhren kann sondern sich auch in massiven Kosten fuumlr das Gesundheitsshywesen niederschlaumlgt ist mittlerweile durch gesundheitsoumlkonomische Berechnungen evident Ein weiterer Kostenfaktor sind die fuumlr die Betroffenen notwendigen Beshyratungs- und Unterstuumltzungseinrichtungen

Nach aktuellen Berechnungen im Auftrag der britischen Regierung 4 verursacht haumlusliche Gewalt in Polizei Justiz Gesundheits- und Sozialeinrichtungen jaumlhrlich Kosten in Houmlhe von 31 Mrd Pfund (455 Mrd Euro) Die houmlchsten Kosten entstehen dieser Studie zufolge im Gesundheitssystem Der National Health Service muss jaumlhrlich ca 137 Mrd Pfund (2055 Mrd Euro) zur Behandlung der Folgeschaumlden von Gewalt gegen Frauen und Kinder aufbringen

Kostenschaumltzungen in den USA belaufen sich auf 33 Prozent des Bruttoinlandsshyprodukts 402 Billionen Dollar jaumlhrlich

Obwohl die Erkenntnis dass Gewalt drashymatische gesundheitliche Folgen hat nicht neu ist wurde bis dato im Gesundheitsshysystem nicht entsprechend reagiert Weder war es Thema von Aus- und Fortbildungen im Bereich der Medizin und Pflege noch gab es Behandlungsstandards Um diese sowohl fuumlr die Praumlvention als auch fuumlr die Behandlungsqualitaumlt wichtige Luumlcke zu schlieszligen wurde dieses Handlungsfeld in das Wiener Frauengesundheitsprogramm 1998 aufgenommen

Eine Sensibilisierung medizinischer SpitalsshymitarbeiterInnen ist wichtig bull da sie uumlber die Situation und Befindlichshy

keit von betroffenen Frauen und Kindern sowie uumlber die Dynamik von Gewaltshybeziehungen informiert werden muumlssen

bull da sie wissen muumlssen wie sie Gesetze zugunsten der betroffenen Frauen einshysetzen und nutzen koumlnnen

bull und da sie sich auch der Grenzen ihrer jeweiligen professionellen Handlungsshyund Einwirkungsmoumlglichkeiten bewusst sein und zur Zusammenarbeit mit anderen Hilfseinrichtungen verpflichtet werden muumlssen 5

Modelle aus dem Ausland Das Berliner Fortbildungsprojekt SIGNAL

Das SIGNAL-Interventionsprogramm am Universitaumltsklinikum Benjamin Franklin hatte zum Ziel die Sicherstellung einer passenden Versorgung fuumlr gewaltbetroffeshyne Frauen aufzubauen Neben der direkten medizinischen Versorgung erhalten Gewaltshyopfer in der Ersten Hilfe des Klinikums Gespraumlchsangebote Informationen uumlber Unterstuumltzungsprojekte und Zufluchtsshymoumlglichkeiten sowie Hilfe bei der Kontaktshyaufnahme Die Ergebnisse von SIGNAL6

zeigten dass das Pflegepersonal mit den

zweitaumlgigen Schulungen gut die AumlrztInnen allerdings kaum erreicht wurden Das Pflegepersonal beurteilte die Schulungen als positiv Eine deutliche Mehrheit zeigte Interesse an vertiefenden Fortbildungen und einem praxisbezogenen Austausch unter KollegInnen Die Befragten gaben auch an sich nach der Schulung besser informiert zu fuumlhlen aufmerksamer gegenshyuumlber der Gewaltproblematik zu sein und gewaltbetroffene Patientinnen uumlber weitershyfuumlhrende Hilfsangebote informieren zu koumlnnen Die Befragung zeigte dass viele AumlrztInnen mit gewaltbetroffenen Frauen konfrontiert sind und ein Beduumlrfnis nach Austausch und Kooperation mit fach- und sachkompetenten BeraterInnen haben um ihnen Patientinnen auf kuumlrzestem Weg uumlbermitteln zu koumlnnen

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo an Wiener Krankenanstalten

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo ging von folgenden Ausgangsuumlbershylegungen aus

Gewaltopfer werden in Folge von Scham und Schuldgefuumlhlen der Betroffenen oft nicht erkannt und daher nur kurzfristig behandelt Gewaltopfer suchen den Schutz der Anonymitaumlt einer Krankenhausambulanz und vermeiden niedergelassene AumlrztInnen

Die oumlffentlichen Krankenhaumluser sind daher wesentliche Gatekeeper der Praumlvention Daraus leiten sich folgende Ziele des Fortbildungsprogramms ab bull Sensibilisierung des Personals bull Verbesserung der Fruumlherkennung bull Erleichterung des Behandlungsprocederes bull Klarere interne Kommunikationsablaumlufe bull Erstellung eines Notfallbehandlungsshy

planes bull Kenntnis der extramuralen Betreuungsshy

ressourcen bull Anregung zur Einrichtung von Opfershy

schutzgruppen im Spital

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14

Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Bei einer Ist-Stand-Analyse die in zwei Pilot-Spitaumllern zum Thema koumlrperliche und seelische Gewalt gegen Frauen und Kinder durchgefuumlhrt wurde stufte sich nur ein Viertel der befragten AumlrztInnen und Pflegefachkraumlfte als gut informiert ein und 80 Prozent wuumlnschten sich mehr Hintergrundinformation zum Thema sowie bessere Kenntnis uumlber extramurale Beshytreuungsangebote

1 PROJEKTSTRUKTURAuf Basis der Ergebnisse der Befragung wurde das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo als Fortbildung fuumlr das Spitalspersonal in Form einer Koshyoperation verschiedener Einrichtungen der Stadt Wien entwickelt und umgesetzt Von Anfang an erfuhr das Projekt die Unterstuumltzung der Gesundheitsstadtraumltin der Frauenstadtraumltin sowie der Vizebuumlrgershymeisterin und Stadtraumltin fuumlr Jugend und Soziales

TraumlgerInnen sind das Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit die Magistratsshyabteilung 57 ndash Frauenbuumlro (im Folgenden MA 57) die Magistratsabteilung 11 ndash Amt fuumlr Familie und Jugend (im Folgenden MAG ELF) und der Wiener Krankenanshystaltenverbund die die Steuerungsgruppe bilden KooperationspartnerInnen sind die Bundespolizeidirektion Wien und das Institut fuumlr Gerichtsmedizin (siehe Abb 2)

In der inhaltlichen Projektgruppe (siehe Abb 2) wurden auf Basis der MitarbeishyterInnenbefragung die Inhalte der Fortshybildung erarbeitet es wurden ein RefeshyrentInnen-ExpertInnen-Pool aus den relevanten Arbeitsgebieten zusammengeshystellt sowie Arbeitsunterlagen entwickelt

2 DIE ZIELGRUPPENZielgruppen des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo sind AumlrztInnen und Pflegefachpersonal sowie PsychoshylogInnen Hebammen SpitalssozialarshybeiterInnen und PhysiotherapeutInnen

die in den Bereichen Gynaumlkologie Uroloshygie Paumldiatrie HNO Augenheilkunde Dermatologie Interne Chirurgie Psychiashytrie und in Notfalls- und Unfallsambushylanzen taumltig sind

Der Ansatz des Wiener Curriculums Pflegepersonal und AumlrztInnen in einem Top-Down-Prinzip in einer Ausbildung fuumlr mehrere Abteilungen zusammenzufassen diente auch der Vernetzung dem Lernshytransfer und der Transparenz

3 RESUumlMEEDie Erfahrungen zeigten deutlich dass es in Wien gelungen ist trotz der knappen Zeitressourcen der MitarbeiterInnen der oumlffentlichen Krankenanstalten die Proshyblematik und die gesundheitlichen Folgen von Gewaltopfern zu transportieren

Das Konzept der Multiprofessionalitaumlt und Interdisziplinaritaumlt das nicht nur die Zielgruppen sondern auch die Inhalte auszeichnet hat sich als effizient und resshysourcenschonend erwiesen Was die Implementierung vor Ort anbelangt so haben die jeweiligen FortbildungsreshyferentInnen der Krankenanstalten die Verantwortung fuumlr die interne Kommunishykation und Organisation uumlbernommen Somit ist es auch gelungen das Problemshyfeld Gewalt und seine gesundheitlichen Folgen als Weiterbildung in den Krankenshyhausalltag zu integrieren Das Curriculum sollte auch zur Bildung von Operschutzshygruppen in den Spitaumllern anregen was im Sozialmedizinischen Zentrum Ost erfolgshyreich gelungen ist Offenheit der verschieshydenen Berufsgruppen in den relevanten medizinischen Disziplinen fuumlr das hochshysensible Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder zeugt von einer hohen sozialen Verantwortung und vom Bemuumlhen um beste Betreuungsqualitaumlt und Verstaumlndnis der MitarbeiterInnen Durch die Sensishybilisierung fuumlr Gewalt gegen Frauen und Kinder als ein Thema das alle im Gesundheitsbereich taumltigen Gruppen beshy

trifft wird mehr Verstaumlndnis fuumlr psychoshysoziale und psychosomatische Folgen vershymittelt Dies verstaumlrkt den fuumlr unsere Gesellschaft wichtigen Solidaritaumltseffekt gemeinsam gegen Gewalt einzutreten

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Abb 1 TraumlgerInnenstruktur

Abb 2 Inhaltliche Projektgruppe

Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder Charlotte Staudinger akademische Krankenhausmanagerin Generaloberin Generaldirektion des Wiener Krankenanstaltenverbundes

Im Rahmen der Umsetzung des Wiener Frauengesundheitsprogramms war und ist es dem Wiener Krankenanstaltenverbund als groumlszligtem Spitalserhalter Oumlsterreichs ein wichtiges Anliegen die im Wiener Frauenshygesundheitsprogramm initiierte Entwickshylung und Umsetzung eines Fortbildungsshyangebotes zum Thema raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zu foumlrdern sowie GewaltschutzgruppenOpferschutzgruppen einzurichten

Ziel dieses Fortbildungsangebotes ist es das medizinische Personal und das Pflegeshypersonal aller Abteilungen so zu schulen beziehungsweise zu informieren dass eine hohe Sensibilitaumlt fuumlr das Thema raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo erreicht wird und somit die Erkennung von Gewaltshyopfern und der Umgang mit diesen Opfern erleichtert werden Dazu wurden vor allem interdisziplinaumlre Schulungen uumlber Kenntshynisse in Gespraumlchsfuumlhrung und das Beherrschen von Kriseninterventionsshytechniken angeboten Im Rahmen der Ausbildungsinhalte sowie der Umsetzungsshyprogramme ist es wichtig den MitarshybeiterInnen die Sensibilitaumlt aber auch die enorme Hemmschwelle von Beshytroffenen daruumlber zu reden klar zu machen Voraussetzung dafuumlr war und ist das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit also die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respektieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Weiters soll die Fortbildungsveranshystaltung dazu dienen dass eine koordishynierte Zusammenarbeit zwischen den einshyzelnen klinischen Fachabteilungen vor allem den Unfallchirurgischen Gynaumlkoshylogischen Paumldiatrischen und Psychiashy

trischen Abteilungen den Fachabteil-ungen wie Urologie Hals- Nasen- und Ohrenabteilung Dermatologie Interne Medizin und Chirurgie aber auch den weishyteren Anlaufstellen beziehungsweise Betreuungseinheiten sichergestellt ist Ebenso war und ist es erklaumlrtes Ziel im Rahmen dieser Fortbildungen Standards und Richtlinien zu erarbeiten nach wel-chen eine Behandlung und Betreuung von Gewaltopfern durchzufuumlhren sind Leit-faumlden fuumlr das gesamte Krankenhaus welshyche die Anhaltspunkte fuumlr den optimalen Umgang mit den Gewaltopfern und auch die wichtigsten Telefonnummern und Kontaktmoumlglichkeiten zu allen Bereichen wie Frauennotruf Frauenhaumluser und andere soziale Einrichtungen umfassen sind erklaumlrtes Ausbildungs- und Umsetzungsshyziel

In weiterer Folge sind die Konstituierung und Implementierung von interdisziplishynaumlren GewaltschutzgruppenOpferschutzshygruppen in allen Schwerpunktkranken-anstalten Wiens erklaumlrte Projektziele

Die wesentliche Bedeutung der GewaltshyschutzgruppeOpferschutzgruppe liegt in der Drehscheibenfunktion fuumlr das Krankenshyhaus Sie ist zustaumlndig fuumlr die laufende Aus- und Weiterbildung des Personals fuumlr Aktualisierungen der Richtlinien fuumlr die Erstellung von Jahresberichten und fuumlr Netzwerkkontakte zu Opferschutzeinshyrichtungen und anderes mehr Derzeit gibt es sowohl im Wilhelminenspital als auch im Sozialmedizinischen Zentrum Ost bereits etablierte Gewaltschutzgruppen Opferschutzgruppen An der Einrichtung in anderen Schwerpunktkrankenanstalten des Wiener Krankenanstaltenverbundes wird gearbeitet

Um die Bedeutung des Themas raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo und das Wissen daruumlber auf mehreren Ebenen zu veran-kern wurde von der Generaldirektion des Wiener Krankenanstaltenverbundes das Top-Down-Prinzip zur Umsetzung und Etablierung ausgewaumlhlt Uumlber die Kollegiale Fuumlhrung des Krankenhauses wurden die Abteilungsleitungen informiert und jede Abteilung wurde verpflichtet je einen VertreterIn des Aumlrztlichen Personals und des Pflegepersonals zur Fortbildungsvershyanstaltung zu entsenden Somit ist es gelungen beim medizinischen Personal eine solide Anzahl an ausgebildeten Mit-arbeiterInnen zu haben

Der Wiener Krankenanstaltenverbund wird diesem sensiblen Thema weiterhin groszliges Augenmerk schenken im Rahmen der GewaltschutzgruppenOpferschutz-gruppen die weitere Zusammenarbeit sicherstellen und allfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen in die laufenden Programme einbauen

raquoEs gibt keine Rechtfertigung fuumlr Gewalt an Menschen

Wir positionieren uns gegen Gewalt an Frauen und Kindernlaquo

Statement von Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegedienstes Allgemeines Krankenhaus

raquoDie Bedeutung des Curriculums kann gar nicht hoch genug eingeschaumltzt werden da sich die Gewalt gegen Frauen und Kindern in den letzten Jahren dramatisch entwickelt hat Zahlreiche mediale und persoumlnliche Berichte fuumlhren uns diese Tatsachen und dieses menschenunwuumlrdige Geschehen ndash welches es mit allen uns zur Verfuumlgung stehenden Mitteln und Maszlignahmen zu verhindern und erkennen gilt ndash leishyder immer wieder vor Augen Sachliche fundierte und wegweisende Informationen koumlnnen Gewalt und ihre traumatischen Folgen erkennbar und benennbar machen Als direkter und indirekter Nutzen dieser Veranstaltung kann genannt werden

bull Persoumlnliche Wissenserweiterung bull Heranfuumlhren an die Dimensionen

der Gewalt bull Fruumlherkennung und Praumlvention von

Gewaltanwendungen bull Sensibilisierung und Steigerung der

Wahrnehmungsfaumlhigkeit bull Sensibilisierung fuumlr komplexe Probleme als

Folge von Gewalterfahrung und Langzeitfolgen bull Verbesserung von praumlventiven und

opferspezifischen Maszlignahmen bull Verbesserung von Diagnose- und

Therapieangeboten bull Verbesserung der interdisziplinaumlren intrashy

und extramuralen Kooperationen bull Professioneller Umgang mit den Betroffenenlaquo

17 16

Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes Dr in Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien MA 57

Arbeit einer Opferschutzeinrichtung

Der 24-Stunden Frauennotruf eine Serviceshyeinrichtung der Frauenabteilung der Stadt Wien ist eine spezialisierte Fachstelle im Bereich sexuelle koumlrperliche und psychishysche Gewalt gegen Frauen und Maumldchen Der Leistungsschwerpunkt liegt in der Akut- und Krisenhilfe sowie der mittelshyfristigen Betreuung von Gewaltopfern und umfasst telefonische und persoumlnliche Beratung Begleitungen zu einer Anzeige zu einer Untersuchung ins Spital oder zu Gericht Den betroffenen Frauen und Maumldchen steht das Angebot der psycholoshygischen rechtlichen und sozialarbeiterishyschen Beratung und Unterstuumltzung rund um die Uhr zur Verfuumlgung

Der Frauennotruf war fuumlr die Frauenshyabteilung der Stadt Wien in der Steuerungsshygruppe des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo vertreten und brachte in dieser Funktion Expertise von einem frauen- und opferspezifischen Blickwinkel ein Bei der Erarbeitung des inhaltlichen Konzeptes wurde seitens des Frauennotshyrufes groszliges Gewicht darauf gelegt dass moumlglichst viele Institutionen einbezogen werden Beispielsweise wurden in einer Arbeitsgruppe mit der MAG ELF-Amt fuumlr Familie und Jugend und der Kindershyschutzgruppe des Sozialmedizinischen Zentrums Ost das Informationsmaterial ndash die Folder die Postkarten die Plakate und die Checkkarte ndash gemeinsam entwickelt

Die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen ist im Frauennotruf ein wesentlicher Bestandteil des Krisenshymanagements und Vorraussetzung fuumlr eine umfassende Betreuung von Gewaltopfern Insbesondere Institutionen wie Spitaumller

Polizei oder Frauenhaumluser sind unershylaumlssliche Ansprech- und KooperationsshypartnerInnen wobei nicht zuletzt die 24shystuumlndige Erreichbarkeit mit dem Vershysorgungsauftrag der Soforthilfe ein gemeinshysames und wichtiges Element fuumlr die wechshyselseitige Inanspruchnahme der Hilfsangeshybote darstellt

Spezifische Grundlagen des Opferschutzes

Bei der Frage nach dem benoumltigten Fachshywissen und den notwendigen strukturelshylen Rahmenbedingungen zur optimalen Versorgung von Gewaltopfern muss der Grundauftrag der jeweiligen Institution beruumlcksichtigt werden So gelten fuumlr eine Spezialeinrichtung zur Betreuung von Gewaltopfern andere Vorgaben als fuumlr Institutionen mit einem breiten Vershysorgungsauftrag Fuumlr alle sollte jedoch gelten Unabhaumlngig davon an wen sich die Betroffenen wenden ob nun an die Polizei an das Krankenhaus an das Gericht oder an eine Opferschutzeinrichtung uumlberall sollen sie die Sicherheit haben dass ihnen mit der noumltigen Sensibilitaumlt begegnet wird und sie den spezifischen Beduumlrfnissen entsprechend behandelt werden Damit dieser berechtigte Anspruch auch in der Praxis erfuumlllt werden kann ist in den Institutionen Wissensvermittlung fuumlr bestimmte Bereiche unerlaumlsslich

bull Wissen uumlber das Ausmaszlig und Formen von Gewalt und die psychischen sowie koumlrperlichen Auswirkungen auf die Opfer

bull Kenntnisse uumlber vorherrschende Vorurshyteile und Mythenbildungen in der Geshysellschaft und deren moumlgliche Ausshywirkungen auf die Opfer sowie auf die

eigene Grundhaltung gegenuumlber Gewaltshyopfern

bull Kenntnisse uumlber rechtliche Grundlagen im Bereich Opferschutz

bull Entwicklung und Implementierung von Behandlungsstandards und Interventionsshyrichtlinien in der jeweiligen Institution

bull Standardisierte interdisziplinaumlre und interinstitutionelle Zusammenarbeit bei der Akutversorgung von Gewaltopfern

bull Kenntnisse uumlber die institutionellen und persoumlnlichen Zustaumlndigkeiten und Grenzen

AUSMASS UND FOLGEN DER GEWALT Internationale Daten und wissenschaftlishyche Untersuchungen zeigen eindeutig auf Gewalt ist ein weit verbreitetes soziales Problem bull Eine von vier in Europa lebenden Frauen

ist von Gewalt durch ihren jetzigen oder ehemaligen Partner betroffen7

bull Zehn bis 15 Prozent der Frauen in Industrielaumlndern werden durch ihren aktuellen Lebenspartner zu sexuellen Handlungen gezwungen8

bull Bei einer Befragung von 10000 Frauen in Deutschland gaben 40 Prozent an seit dem 16 Lebensjahr koumlrperliche undoder sexuelle Gewalt erlebt zu haben9

Auch wenn die Auswirkung von Gewalt die Art und Auspraumlgung der psychischen Reaktion vom situativen Kontext der Gewalttat (Ort Dauer Taumlter) von der eigeshynen Persoumlnlichkeitsstruktur und den ershylernten Copingmechanismen beziehungsshyweise Bewaumlltigungsstrategien abhaumlngen muss grundsaumltzlich davon ausgegangen werden dass sexuelle koumlrperliche oder psychische Gewalt immer zu gesundheitshylichen Folgeschaumlden fuumlhrt

So kann eine akute Belastungsreaktion unmittelbar nach einer Gewalterfahrung auftreten und sich unter anderem in Angstzustaumlnden Schlafstoumlrungen und Alptraumlumen oder psychosomatischen Beshy

schwerden aumluszligern Als besonders belasshytend erleben die Betroffenen Flash backs die als real erlebte Erinnerungsbilder der Tat ploumltzlich auftreten und etwa durch Geruumlche Geraumlusche oder Bilder ausgeloumlst werden Zu den Spaumltfolgen zaumlhlt etwa die posttraumatische Belastungsstoumlrung die nicht unterschaumltzt werden darf Die Praumlvalenzrate also die Rate jener die nach einer Vergewaltigung an einer posttraushymatischen Belastungsstoumlrung erkranken wird mit 30 bis 55 Prozent angegeben10

RECHTLICHE GRUNDLAGEN Verschiedene gesetzliche Regelungen und Bestimmungen stellen wesentliche Rahmenshybedingungen fuumlr den Schutz von Opfern von Gewalt sicher Besonders hervorzuheshyben ist etwa das Bundesgesetz zum Schutz vor Gewalt in der Familie das mit 1 Mai 1997 in Oumlsterreich in Kraft getreten ist und einen Meilenstein im Kampf gegen Gewalt darstellt Mit diesem Gesetz wurde eine Rechtsgrundlage fuumlr das Einschreiten der Polizei bei haumluslicher Gewalt geschafshyfen Damit wird den betroffenen Opfern unmittelbar und rasch Schutz vor dem Gewalttaumlter in der eigenen Wohnung zuteil Die Polizei kann eine Person von der eine Gefaumlhrdung ausgeht aus der Wohnung wegweisen und ihr die Ruumlckkehr fuumlr maximal zehn Tage untersagen (Betretungsverbot) Wird in dieser Zeit vom Gewaltopfer beim Bezirksgericht eine einstweilige Verfuumlgung beantragt so vershylaumlngert sich das polizeiliche Betretungsshyverbot automatisch bis zu 20 Tage Das Gericht pruumlft den Antrag innerhalb dieses Zeitraums Eine einstweilige Verfuumlgung kann bis zu drei Monate oder bis zum Ende eines laufenden Verfahrens (etwa Scheidungsverfahren) gelten wobei auch die raquoSchutzzonelaquo uumlber den unmittelbaren Wohnbereich hinausgehend ausgeweitet werden kann

Eine wesentliche Begleitmaszlignahme des Gewaltschutzgesetzes war die Errichtung von Interventionsstellen in allen Bundesshy

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

laumlndern die aktiv mit den Gewaltopfern Kontakt aufnehmen und Beratung Inforshymation und Betreuung im Rahmen des Gesetzes anbieten Die polizeiliche Statistik der letzten Jahre zeigt eindeutig auf dass die Maszlignahmen im Gewaltschutz verstaumlrkt zur Anwendung kommen Wurden oumlstershyreichweit im Jahr 2002 rund 4000 Beshytretungsverbote verfuumlgt so lag im Jahr 2004 die Anzahl bei fast 4800 Verfuumlgungen Dabei war in Wien die houmlchste Steigerungsrate mit 40 Prozent zu verzeichnen11

GEWALTDYNAMIK UND MYTHENBILDUNG Ein besonderer Aspekt den es in der Arbeit mit Gewaltopfern zu beruumlcksichtishygen gilt ist das Abhaumlngigkeitsverhaumlltnis zwischen Opfer und Taumlter

Die Taumlter sind den betroffenen Frauen vielshyfach bekannt sie sind gute Bekannte komshymen aus dem Freundeskreis sind Arbeitsshykollegen oder es sind der Partner oder der Ehemann So zeigt die Kriminalstatistik Oumlsterreich bei der Analyse der Taumlter-Opfershybeziehung beim Delikt Vergewaltigung fuumlr das Jahr 2004 dass in nur elf Prozent der Faumllle der Taumlter unbekannt war Bei 41 Prozent gab es ein Bekanntschaftsverhaumlltnis bei 17 Prozent gab es eine Zufallsbekanntshyschaft bei 22 Prozent bestand eine familiaumlre Beziehung mit und bei sieben Prozent ohne Hausgemeinschaft

Die Erfahrungen aus der Beratungsarbeit des Frauennotrufes zeigen dass gerade bei familiaumlrer Gewalt eine jahrelange Gewalterfahrung bei den Opfern nicht nur zu psychischen und koumlrperlichen Schaumldigungen sondern auch zum Verlust der eigenen Selbsthilfemechanismen fuumlhrt Die Angst vor einer vom Partner angedrohshyten massiveren Gewalt sollte eine dritte Person davon erfahren lassen die Beshytroffenen lange schweigen Die gleichzeishytig damit einhergehende soziale Isolation und eine finanzielle Abhaumlngigkeit sind zusaumltzliche verstaumlrkende Faktoren

Die Grenzuumlberschreitung durch eine Person die sie gut zu kennen glauben mit der sie womoumlglich zusammenleben und der sie vertraut haben macht es fuumlr die Betroffenen besonders schwer die Unrechtshymaumlszligigkeit der Tat zu begreifen Eine Ershyklaumlrung zu finden fuumlhrt oft dazu dass die betroffenen Frauen die Schuld bei sich suchen sich Selbstvorwuumlrfe machen und so die Gewalttat auch bagatellisieren Zushydem verstaumlrken gesellschaftliche Vorurshyteile die potenziell den Opfern (in der Regel Frauen) Mit- oder Teilschuld geben und die Taumlter (in der Regel Maumlnner) von der Schuld freisprechen oder sie in bereshychenbare Kategorien einteilen die Schuld-und Schamgefuumlhle der Gewaltopfer Selbstshyvorwuumlrfe Aumlngste fuumlr die Tat verantwortshylich gemacht zu werden oder erst gar nicht ernst genommen zu werden sind oft Gruumlnde warum sich die Opfer nach der Tat niemandem anvertrauen

Die Reaktion des unmittelbaren Umfeldes stellt daher einen wesentlichen Faktor fuumlr den Verlauf der traumatischen Krise dar Dashybei sind die ersten Reaktionen von Krisenanshylaufstellen von zentraler Bedeutung Nur wenn dem Gewaltopfer mit der Grundshyhaltung und Position begegnet wird bei der die Tat als unentschuldbarer Angriff gesehen wird fuumlr die allein der Taumlter vershyantwortlich zu machen ist kann uumlbershyhaupt erst ein Vertrauensverhaumlltnis aufgeshybaut werden

BEHANDLUNGSSTANDARDS Es ist ein Faktum dass Opfer von Gewalt nicht nur wegen ihrer akuten Vershyletzungen sondern wegen vieler anderer Beschwerden oder Erkrankungen das Gesundheitssystem aufsuchen Das Wissen um die psychischen und koumlrperlichen Auswirkungen von Gewalt bedingt die Entwicklung von spezifischen Kriterien bei der Behandlung oder Beratung von Gewaltopfern um einen opfersensiblen Umgang gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Unter Beruumlcksichtigung von Praxisershyfahrungen des Frauennotrufes die im Rahmen von Begleitungen zu Untershysuchungen in Krankenhaumlusern gewonnen wurden von Berichten von Klientinnen die ihre Wahrnehmungen und Beurshyteilungen einer Erstversorgung im Spital den Beraterinnen schilderten sowie von Ergebnissen aus interdisziplinaumlren Arbeitsshygruppen koumlnnen folgende wesentliche Maszlignahmen oder Kriterien definiert wershyden

bull Die Wartezeit im Ambulanzbereich fuumlr Gewaltopfer moumlglichst gering halten

bull einen ruhigen geschuumltzten Rahmen Raum fuumlr die Anamnese sicherstellen

bull wenn moumlglich die Untersuchung durch eine Aumlrztin gewaumlhrleisten oder zuminshydest in Anwesenheit von weiblichem Pflegepersonal durchfuumlhren

bull dem Wunsch der Betroffenen nachkomshymen von einer Vertrauensperson ins Untershysuchungszimmer begleitet zu werden

bull die Betroffene uumlber die geplanten Intershyventionen oder Untersuchungsschritte genau informieren

bull eine interdisziplinaumlre Opferschutzgruppe im Spital installieren die sich aus speshyziell geschultem Personal verschiedener Abteilungen zusammensetzt

bull psychosoziale Betreuung vermitteln und falls vorhanden auch die internen Ressourcen der Opferschutzgruppe nuumltzen

bull uumlber weiterfuumlhrende Betreuung und Beratung in einer Opferschutzshyeinrichtung informieren oder die Kontaktaufnahme zu dieser initiieren

bull Informationsmaterial uumlber Hilfseinshyrichtungen in den Ambulanzen auflegen

INSTITUTIONELLE ZUSAMMENARBEIT Aufgrund der Multitraumatisierung der Gewaltopfer benoumltigen diese in der Regel Unterstuumltzung von verschiedenen Hilfseinshyrichtungen Die Zusammenarbeit zwischen Institutionen wie etwa Frauennotrufen Frauenhaumlusern der Polizei Rettung oder

Krankenhaumlusern ist bei der Akutvershysorgung von Gewaltopfern eine Grundlage dafuumlr effektiv Hilfe und Schutz gewaumlhrleishysten zu koumlnnen

Die Erfahrung zeigt Je besser die wechshyselseitigen Kenntnisse um die jeweiligen Zustaumlndigkeiten internen Organisationsshyablaumlufe sowie Serviceangebote sind desto besser und leichter kann bei akuten Faumlllen die Fachressource einer anderen Institution genutzt werden Kommunikation fachshylicher Austausch und ein Lernen voneinshyander schaffen zudem eine Ausgangsbasis die eine Entwicklung von verbesserten und gezielten Hilfsmaszlignahmen bei der Versorgung von Gewaltopfern ermoumlglicht

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kindernlaquo konnte diesbezuumlglich auf vershyschiedenen Ebenen einen wesentlichen Beitrag fuumlr die Qualitaumltssicherung und Verbesserung der Versorgung von Gewaltshyopfern leisten

Beispielhaft ist ein Projekt zu nennen das waumlhrend der Umsetzungsphase des Curricushylums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entstanden ist und das Ziel verfolgte den Qualitaumltsstandard der Spurensicherung bei Sexualdelikten und der Betreuung von Vergewaltigungsopfern zu verbessern Das Projekt wurde gemeinsam von der Wiener Polizei dem Wiener Krankenanstaltenshyverbund der Gerichtsmedizin Wien und dem 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien durchgefuumlhrt Die Projektgruppe entshywickelte ein raquoSpurensicherungs-Setlaquo das mittlerweile an allen Wiener Schwershypunktspitaumllern zur Anwendung kommt und eine einheitliche Spuren- und somit Beweissicherung nach Sexualdelikten sicherstellt Gleichzeitig wurden zentrale Aspekte des Opferschutzes beruumlcksichtigt die bei der Erstversorgung als Standard definiert wurden ndash ein aumlrztliches Gespraumlch in geschuumltztem Rahmen wird angeboten die Begleitung durch eine Vertrauensshyperson wird ermoumlglicht die medizinische

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Untersuchung erfolgt nach eingehender Information und nach Zustimmung der Betroffenen ein Informationsblatt uumlber die Spurensicherung die Anzeige und uumlber wichtige Opferberatungsstellen wird den Betroffenen mitgegeben und bei Bedarf wird ein Kontakt zu einer Einrichtung vershymittelt

raquohellip Gewalt nicht nur zu bekaumlmpfen sondern sie verhindernlaquo Statement von UnivProf Dr Fritz Gschnait Vorstand der Hautabteilung und Aumlrztlicher Direktor Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoGewalt gegen Frauen und Kinder ist leider eine unterschaumltzte Realitaumlt mit der auch Aumlrzte und Aumlrztinshynen sowie das Krankenpflegepersonal in zunehmendem Maszlige konfrontiert sind In zunehmendem Maszlige deshalb weil die Gewaltbereitschaft steigt nicht zuletzt als Folge der zahlreichen Stresseinfluumlsse denen die heutigen Menschen besonders in Ballungszentren ausgesetzt sind sowie der dramatisch ansteigenden rsaquoEgoistizierunglsaquo der Zeit Menschen sind in vermehrtem Maszlige nur mehr auf sich selbst ausgerichtet zunehshymend weniger bereit fuumlr andere Mitmenschen auch in der eigenen Familie etwas auf sich zu nehmen und reagieren ablehnend ndash leider auch mit Gewaltmaszlignahmen

Aufklaumlrungsmaszlignahmen wie das Curriculum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo sind sehr wichtig damit Aumlrzte und Aumlrztinnen sensibilisiert werden bestimmte Verletzungsformen besonders an der Haut und den Schleimhaumluten als Folgen von Gewalteinwirkung zu erkennen und damit zu diagnostizieren Da die Betroffenen nicht zu selten schweigen kommt dem Arzt der Aumlrztin hier die wichtige Aufgabe zu die Gewaltfolge nicht nur zu behandeln sondern auch geeignete Maszlignahmen zu ergreifen um die hinter der Verletzung stehende psychische Problematik einer Loumlsung zuzufuumlhren In diesem Sinne sind Fortbildungsveranstaltungen dieser Art groszligartig tragen den Beduumlrfnissen unserer Zeit Rechnung und sollten weiter ausgebaut werden Allerdings darf dies erst der Anfang sein Wie immer in der Medizin ist Vorbeugen besser als Heilen Die Gesellschaft ist daher aufgerufen auf allen zur Verfuumlgung stehenden Wegen der Gewalt in der Gesellschaft vorzubeugen Gewalt nicht nur zu bekaumlmpfen sondern sie zu verhindern Richtige Erziehung in der Familie und in der Schule sind hier ebenso gefordert wie Maszlignahmen zur Stressvermeidung im Wohnbau im Straszligenverkehr am Arbeitsplatz im gesamten sozialen Gefuumlge der Menschen Gewalt wird letztlich nicht allein durch Strafen aus der Welt geschafft werden sondern in erster Linie durch Vermeidung und Bekaumlmpfung jener Faktoren welche Menschen gewaltbereit machen

Ich wuumlnsche dem Curriculum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo als einen wichtigen Teil des notshywendigen Gesamtkonzeptes weiterhin viel Erfolglaquo

RESUumlMEE

Aus Sicht des 24-Stunden Frauennotrufs hat das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zentrale Themen des Opfershyschutzes nicht nur aufgegriffen sondern auch in konkrete Maszlignahmen umsetzen koumlnnen Darin liegt auch die Chance dass die Erweiterung der institutionellen Handlungsspielraumlume und der Zusammenshyarbeit uumlber das Projekt hinaus Fortbeshystand hat

raquohellip dass das Curriculum wachruumltteln und aufzeigen

soll dass Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht als Kavaliersshy

delikt oder als ein Recht des Mannes gesehen werden darflaquo

Statement von Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegedienstes Kaiser-Franz-Josef-Spital

raquoDer Nutzen des Curriculums ist sehr hoch Zuerst einmal in dem Sinne dass durch das Thematisieren von Gewalt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wachgeruumlttelt werden sie sollen auch Zivilcourage entwickeln das heiszligt nicht wegschauen weil sie sich Aumlrger einhandeln koumlnnten Ich koumlnnte mir vorshystellen dass es auch heikel sein kann wenn man sich einmischt Da muss man den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sagen rsaquoWir stehen alle an eurer Seite schaut nicht weg und auch bei einer Vermutung ist es besser man irrt sich einmal als man irrt sich einshymal zu weniglsaquo Man braucht nicht jedes Mal strenge Vorschriften aber gewisse Leitlinien Das Curriculum ist eine Leitlinie an der man sich anhalten kann und anhand derer man vorgehen kann wenn man unsishycher ist

Beim Thema Gewalt ist die Redundanz wichtig Im Vordergrund steht das Immer-wieder-aufmerksam-Machen Die Gefahr dass eine Aktion einschlaumlft ist sehr groszlig Was man bei einem guten Handbuch noch besser machen kann ist es immer wieder in Ershyinnerung zu bringen es nachzudrucken und es nicht als eine Einmalaktion zu belassenlaquo

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit Maga Renate Balic-Benzing Leiterin der MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie

Kinder schuumltzen und Eltern stuumltzen sind die gesetzlichen Kernaufgaben und erklaumlrshyten Ziele der MAG ELF

Mit der reichen Angebotspalette raquoSoziale Dienste und Praumlventionlaquo reagieren SozialshyarbeiterInnen und PsychologInnen der MAG ELF bereits fruumlhzeitig auf moumlgliche Uumlberforderungssituationen von Eltern die in der Folge zu Kindesmisshandlung fuumlhren koumlnnen und unterstuumltzen Eltern dabei Strategien zu entwickeln ihren Kindern ein Aufwachsen in einer angstfreien und foumlrdernden Atmosphaumlre zu ermoumlglichen

Oumlffentliche Thematisierung und Sensibilishysierung leisten einen wichtigen Beitrag dazu Die neue Kinderschutz-Kampagne der MAG ELF weist darauf hin dass Kinder aktiv Gewalt ablehnen und auf ihr Recht auf Schutz vor Gewalt bestehen koumlnshynen und sie fordert auf den Kindern eine Stimme zu geben und diese Kinder dann auch zu houmlren Unter dem Slogan raquoDu sagst was gespielt wirdlaquo lenken wir vershystaumlrkte Aufmerksamkeit auf die Rechte der Kinder insbesondere das Recht auf Schutz vor Gewalt in jeder Form

Die Kampagnen zum Kinderschutz der MAG ELF helfen mit eine Enttabuisierung der Themen Gewalt in der Familie und Gewalt an Kindern zu erreichen und damit eine Sensibilisierung zu bewirken

Die Zahl an Abklaumlrungsverfahren in welchen die moumlgliche Misshandlung oder Vernachlaumlssigung eines Kindes dem Jugendshywohlfahrtstraumlger gemeldet und von diesem uumlberpruumlft wird ob eine Gefaumlhrdung des Kindes besteht und sodann entschieden wird welche Maszlignahme der Jugendwohlshyfahrt erforderlich ist um diese Geshyfaumlhrdung des Kindes abzuwenden steigt

laufend ndash von 5277 im Jahr 2001 auf 7994 im Jahr 2004 ndash an

Kindesmisshandlung ist eine nicht zufaumlllige gewaltsame Handlung von Eltern oder anderen Erwachsenen die das Kind koumlrpershylich und psychisch verletzt in seiner Entshywicklung nachhaltig beeintraumlchtigt oder es sogar toumltet Sie beinhaltet alle Formen physischer Gewalt die entweder unmittelshybar aus einer Situation heraus als beshywusst geplante raquoErziehungsmaszlignahmelaquo oder aufgrund sadistischer Neigung geshysetzt werden Sie kann auch durch Vershyweigerung und Entzug koumlrperlicher und seelischer Grundbeduumlrfnisse erfolgen Ebenso zaumlhlen Ablehnung Demuumltigung und Herabsetzung Uumlberforderung durch unangemessene Anforderungen und Anshyspruumlche Liebesentzug Gleichguumlltigkeit und Ignorieren Angst machen und Drohunshygen zu Formen der Kindesmisshandlung

Kinder werden durch das wiederholte Miterleben von Gewalt an der Mutter sei es durch den Vater oder den Lebensshypartner genauso traumatisiert wie durch das direkte Erleben von Gewalt am eigenen Koumlrper

Die Symptome und Auswirkungen bei Kindern sind so vielfaumlltig wie die ausshygeuumlbten Formen von Gewalt sie sind manchmal deutlich manchmal verdeckt erkennbar Gewaltsysteme in Familien funktionieren indem sie verschleiern abschwaumlchen zum Schein kooperieren Diese Muster zu erkennen und zu durchshybrechen ist Aufgabe von HelferInnen Das Erkennen von Symptomen und die Klaumlrung der Ursachen koumlnnen nur durch eine Zushysammenarbeit aller beteiligten Professionen erfolgen Dabei zeigt sich immer wieder

deutlich wie wichtig die Vernetzung und Zushysammenarbeit der beteiligten HelferInnenshygruppen ist

In der Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen im Kinderschutz sind offene Kommunikation umsichtiges Vorgehen zum Schutz der betroffenen Kinder um sekunshydaumlre Traumatisierung zu vermeiden und klare Aufgabenteilungen unumgaumlnglich Das Wissen um die Moumlglichkeiten und Methoden der KooperationspartnerInnen ist unverzichtbar Die Entwicklung von Qualitaumlt und Standards im Kinderschutz ist ein laufender Prozess in den alle beteishyligten und handelnden Berufsgruppen involviert sind und der nie abgeschlossen sein kann und darf

Dies setzt einen moumlglichst einheitlichen Wissensstand aller Beteiligten voraus Gemeinsame und gegenseitige Schulungen sind ein bedeutender und wertvoller Schritt zur Umsetzung der wichtigen Aufgabe Kinderschutz

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo durchgefuumlhrt vom Wiener Proshygramm fuumlr Frauengesundheit in Zusammenshyarbeit mit der MAG ELF der MA 57 ndash 24shyStunden Frauennotruf und dem Krankenshyanstaltenverbund ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung und ein wesentshylicher Beitrag zur Verbesserung des Kindershyschutzes in Wien

raquoLetztlich bedeutet Gewalt gegen Kinder immer auch

Gewalt gegen Frauenlaquo Statement von Dr in Sonja Havlicek

Leiterin der Kinderschutzgruppe Wilhelminenspital

raquoDie interdisziplinaumlre Kinderschutzgruppe des Wilhelminenspitals hat sich eine moumlglichst fruumlhzeitige Diagnosestellung bei allen Formen der Misshandlung und die Erstellung rsaquokindorientierterlsaquo Loumlsungsstrategien zum Ziel gesetzt

Was heute ein paar Haumlmatome als Nebenbefund darstellt kann naumlchste Woche eine Fraktur und naumlchstes Monat auch den Tod des Kindes bedeuten Besonders Menschen in helfenden Berufen koumlnnen Gewalt und bewusste Verletzung nur schwer nachshyvollziehen und wollen solche auch nicht wahrhaben Wie bei anderen Diagnosen gehoumlren aber solche Fakten erhoben Das von der Kinderschutzgruppe entshyworfene Verletzungsblatt soll bei der Dokumentation und der Festlegung der weiteren Maszlignahmen helfen Prinzipiell streben wir bei Verdacht eine sofortige stationaumlre Aufnahme an der Kinderabteilung an

Die Existenz und die Arbeit der Kinderschutzshygruppe des Wilhelminenspitals tragen dadurch aktiv zum Gewaltschutz und zur Sensibilisierung des Personals bei Letztlich bedeutet Gewalt gegen Kinder immer auch Gewalt gegen Frauenlaquo

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ORGANISATORISCHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

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Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Eroumlffnung der Projektwochen am 16 Oktober 2001 durch die Stadtraumltinnen Grete Laska Maga Renate Brauner und Primaria Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker

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ORGANISATORISCHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo Maga Alexandra Grasl Projektmanagerin Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit

1998 hat der Gemeinderat das Wiener Proshygramm fuumlr Frauengesundheit einstimmig beschlossen in dem Gewalt als eines von insgesamt zwoumllf zentralen Handlungsshyfeldern beschrieben ist Der darin enthalshytene Maszlignahmenkatalog umfasst die Entshywicklung eines Schulungsangebots fuumlr Spitalspersonal zur Sensibilisierung und Fruumlherkennung der Auswirkungen von Gewalt

Planung

Mit Unterstuumltzung von Gesundheitsshystadtraumltin Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker Frauenstadtraumltin Maga Renate Brauner und Jugendstadtraumltin Grete Laska richtete die Wiener Frauengesundshyheitsbeauftragte im August 2000 eine Steuerungsgruppe ein in deren Rahmen mehrere Einrichtungen der Stadt Wien kooperierten um in den Gemeindeshyspitaumllern ein entsprechendes Fortbildungsshyprogramm umzusetzen Wiener Krankenshyanstaltenverbund 24-Stunden Frauennotshyruf der MA 57 MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie und das Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Die Polizeidirektion Wien und das Institut fuumlr Gerichtsmedizin wurden als KooperationspartnerInnen gewonnen

Ist-Stand Erhebung

20002001 wurde eine MitarbeiterInnenshybefragung an den Krankenhaumlusern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital durchgefuumlhrt Befragt wurden AumlrztInnen und Pflegefachkraumlfte der Abteilungen Gynaumlkologie Urologie Hals- Nasen- und Ohrenabteilung Dermashytologie Augenheilkunde Paumldiatrie Psyshychiatrie Interne Chirurgie und der Notshyfallsambulanzen uumlber ihre Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern Die Ergebnisse zeigen nicht nur ein Informationsdefizit sondern auch den Wunsch der Befragten nach adaumlquater Aus- und Fortbildung

Inhalte

Auf Basis dieser Ist-Analyse wurde das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entwickelt das sich durch einen interdisziplinaumlren Zugang auszeichnet Der Inhalt umfasst fuumlnf Module bull Formen und Auswirkungen sexueller

und koumlrperlicher Gewalt gegen Frauenbull Formen und Auswirkungen sexueller

und koumlrperlicher Gewalt gegen Kinderbull Spurensicherung und DNA-Analysebull Rechtliche Informationenbull Vorstellung von Opferschutzgruppen an

Wiener Krankenanstalten

Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Zielgruppen

Das Fortbildungsprogramm ist fuumlr die Zielshygruppen AumlrztInnen und Pflegepersonal aber auch fuumlr andere im Spital taumltige Berufsgruppen wie Hebammen SozialarshybeiterInnen PsychologInnen konzipiert Ziel ist es die MitarbeiterInnen vor Ort im Spital zum Thema Gewaltpraumlvention und -intervention zu informieren und zu senshysibilisieren sowie Behandlungsstandards in den Spitaumllern zu etablieren

Vortragende

Fuumlr die Phase der Implementierung des Projektes und bei der Durchfuumlhrung der Fortbildung in den Wiener Gemeindeshyspitaumllern waren ExpertInnen des 24shyStunden Frauennotrufs der MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie der Polizei der Gerichtsmedizin Wien der Rechtsabshyteilung des Wiener Krankenanstaltenshyverbunds der Opferschutzgruppen von Wilhelminenspital und Sozialmedizishynischem Zentrum Ost sowie der Spitalsshysozialarbeit des Fonds Soziales Wien (vorshymals MA 47) verantwortlich Die Fortshybildungsreihe im Allgemeinen Krankenshyhaus wurde um Expertinnen der Wiener Frauenhaumluser erweitert Zudem waren die Bundespolizeidirektion Wien und die Gerichtsmedizin Wien wichtige KooperashytionspartnerInnen und stellten uumlber den gesamten Projektzeitraum neben Fachshyvortragenden auch ihre inhaltliche Exshypertise zur Verfuumlgung

Informationsmaterial

Ein Informationsfolder und eine Check-Karte im Brusttaschenformat mit einer Liste der wichtigsten Maszlignahmen sowie der Notfallnummern richten sich direkt an das Krankenhauspersonal Diese dienen den SpitalsmitarbeiterInnen als Leitfaden fuumlr die wichtigsten Handlungsschritte bei

der Kommunikation mit und der Untershysuchung von Gewaltopfern und sie inforshymieren weiters uumlber Beratungseinshyrichtungen An die BesucherInnen der Ambulanzen werden Poster sowie Postshykarten mit den wichtigsten Anlaufstellen bei Gewalt gegen Frauen und bei Gewalt gegen Kinder verteilt Um das Thema raquosichtbarlaquo zu machen thematisieren waumlhshyrend der Projektwochen in den Modellshyspitaumllern lebensgroszlige Figuren im Einshygangsbereich der Ambulanzen Gewalt gegen Frauen und Kinder als ein Thema der Medizin

Umsetzung

Der medial begleiteten Kick-off-Veranshystaltung am 16 Oktober 2001 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost die die Stadtshyraumltinnen Grete Laska Maga Renate Brauner und Primaria Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker im Rahmen einer Pressekonferenz eroumlffnet haben folgten Projektwochen in deren Rahmen das Curriculum vor Ort angeboten wurde 2001 startete das Pilotmodell in den beiden Spitaumllern in denen die MitarbeiterInnen zuvor befragt worden waren 2004 wurde das Curriculum in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und im Krankenhaus Wien-Hietzing (ehemals Lainz) sowie 2005 im Allgemeinen Krankenhaus durchgefuumlhrt Die Teilnahme am Curriculum ist kostenshylos Von allen ProjektpartnerInnen wurden interne Personalressourcen fuumlr Planung Koordination und fuumlr die Vortragstaumltigkeit zur Verfuumlgung gestellt

Die Planung und Umsetzung des Curriculums verlief in vier Phasen

Phase 1 2000 Konstituierung der Steuerungsgruppe Entwicklung des Fortbildungskonzeptes MitarbeiterInnenbefragung in den Modellshyspitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum

Ost und Kaiser-Franz-Josef-Spital Entshywicklung von Informationsmaterialien

Phase 2 2001 Durchfuumlhrung der Fortbildung in den beishyden Modellspitaumllern wobei im Sozial-medizinischen Zentrum Ost und im KaisershyFranz-Josef-Spital 20 Fortbildungen zu je 15 Stunden angeboten wurden Zu jedem Themenschwerpunkt fanden zwei Alternativshytermine statt

Phase 3 20022003 Uumlberarbeitung des Fortbildungskonzepts aufgrund der Auswertung der Ergebnisse aus Phase 1 Anpassung der Fortbildungsshystruktur Umstieg auf geblockte Veranshystaltungen mit zwei Tagen zu jeweils 65 Stunden sowie Uumlberarbeitung der Standards bei der Spurensicherung und deren Inteshygration in die Fortbildungsinhalte

Phase 4 20042005 Durchfuumlhrung der Fortbildungen in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) an jeweils zwei Vormittagen zu je 65 Stunden Im Allgemeinen Krankenhaus wurde aufgrund der Groumlszlige des Spitals die Fortbildung zweimal angeboten das heiszligt es wurden insgesamt vier Vormittage zu je 65 Stunden abgehalten

Know-how-Transfer

Das Wilhelminenspital das ebenfalls zum Krankenanstaltenverbund gehoumlrt war aufshygrund dort bereits bestehender Gewaltshyschutzaktivitaumlten als Good-Practice-Beishyspiel in das Curriculum integriert MitshyarbeiterInnen des Wilhelminenspitals beshyrichteten uumlber die Arbeit der Gewaltshyschutzgruppe und trugen damit zu einem wichtigen Know-how-Transfer in andere Spitaumller bei Auch die in Folge des Curricushylums entstandene Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde zu einem fixen Bestandteil des Curriculums

Behandlungsstandards

In Folge der guten Zusammenarbeit entshywickelten der Wiener Krankenanstaltenshyverbund der 24-Stunden Frauennotruf die Polizei und die Gerichtsmedizin ein Spurensicherungs-Set das eine einheitliche Beweissicherung garantiert und in den Geshymeindespitaumllern als Behandlungsstandard zur Untersuchung von Opfern sexueller Gewalt etabliert wurde Zu diesem Zweck finden eigene Einschulungstermine in den Spitaumllern statt

Feedback-Befragung

Ab 2004 erhielten die TeilnehmerInnen die Moumlglichkeit zu den Inhalten des Curricushylums via Fragebogen anonym eine Ruumlckshymeldung abzugeben Drei Monate spaumlter bekamen die TeilnehmerInnen noch einshymal einen Fragebogen zugeschickt um die Praxistauglichkeit der Fortbildung zu uumlberpruumlfen

Organisation

Koordinierende Aufgaben wurden durch das Wiener Programm fuumlr Frauengesundshyheit geleistet Dies betraf etwa die Komshymunikation mit Spitalsverwaltung und Vortragenden sowie die Terminkoordinashytion und Erstellung des Programmablaufs Zentral war die Mitarbeit des Krankenshyhauses Dieses hat eine interne Person fuumlr die Koordination nominiert die wiedeshyrum fuumlr die Kommunikation vor Ort und fuumlr die Organisation des Vortragsraums zustaumlndig war und die Veranstaltung begleitend moderiert hat

Top-Down-Prinzip

Um das Wissen und die soziale Bedeutung des Themas Gewalt auf mehreren Ebenen zu verankern hat sich das Top-Downshy

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Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Prinzip bewaumlhrt Zuerst wurde die Direktionsebene des Krankenhauses ndash und zwar die Aumlrztliche Leitung und die Pflegeleitung ndash um Unterstuumltzung gebeten diese wiederum wandte sich an die Abteilungsleitungen Die Vorstaumlnde der Fachabteilungen wurden im Rahmen der PrimaraumlrztInnensitzung der Krankenshyhaumluser uumlber das Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder sowie uumlber den Ablauf des geplanten Curriculums im jeweiligen Krankenhaus informiert Auch wenn grundshysaumltzlich eine obligatorische Teilnahme aller anzustreben ist war es in dieser Phase sinnvoll dass jede Abteilung je eine Vertreterin oder einen Vertreter des aumlrztshylichen Personals und des Pflegepersonals zum Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entsendet hat

10 Durchfuumlhrungsschritte

1 Kontaktaufnahme zu EntscheidungsshytraumlgerInnen relevanter Einrichtungen

2 Konstituierung einer Projektsteuerungsgruppe

3 Ist-Stand Erhebung im Krankenhaus

4 Entwicklung der Fortbildungsinhalte

5 Schriftliche Information an die Krankenhausleitung (Aumlrztliche- und Pflegeleitung)

6 Koordinierungsgespraumlch mit der Krankenhausleitung

7 Vorstellung des Themas und Fortbildungsangebots in der PrimaraumlrztInnensitzung des Krankenhauses

8 Bestimmung einer spitalsinternen Koordinationsperson zwecks Organisation und Kommunikation vor Ort

9 Durchfuumlhrung der Fortbildung im Spital ndash Moderation durch einen KrankenhausmitarbeiterIn

10 Feedback-Befragung der TeilnehmerInnen

raquoEs gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die

Frauen an die richtigen Stellen zu verweisenlaquo Statement von Elfriede Geyer Pflegedirektion Krankenhaus Rudolfstiftung

raquoDie Ruumlckmeldung die wir von den MitarbeiterInnen bekommen haben war dass sie ein staumlrkeres Bewusstsein fuumlr das Thema bekommen haben Auch die MitarbeiterInnen der Kinderambulanz die immer schon sehr sensibel im Bezug auf Zeichen von Gewaltanwendung waren sagten sie seien jetzt noch hellhoumlriger geworden Diese houmlhere Sensibilitaumlt trifft fuumlr das Thema Frauen und Gewalt zu Insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gynaumlkologie berichten vom groszligen Nutzen der Spurensicherungsboxen Hier sei alles Notwendige enthalten inklusive einer genauen Anleitung Es gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die MitarbeiterInnen die Frauen an die richtigen Stellen zu verweisen beziehungsweise selbst Kontakte herzustellen Die multiprofessionelle Teilnahme seitens des Krankenhauses ist sicher ganz wichtig Seitens der Vortragenden war diese mulshytiprofessionelle Teilnahme ja gegeben Es sollte weiterhin genuumlgend Zeit bleiben um auch Fragen stelshylen zu koumlnnen was bei dem Curriculum der Fall war Eine Wiederholung des Curriculums waumlre sicher gut weil damit eine groumlszligere Personengruppe die Moumlglichkeit haumltte daran teilzunehmen

Auszligerdem waumlre es wichtig dass es genuumlgend SozialarbeiterInnen fuumlr einen Informationsaustausch gaumlbe Aktuell ist die Situation etwa in der Kinderabteilung unbefriedigend weil SozialarbeiterInnen abgezogen worden sind und es keine Ruumlckmeldungen mehr gibtlaquo

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

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MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern

Im Jahr 2001 wurde das Meinungsshyforschungsinstitut Fessel-GfK vom Buumlro der Wiener Frauengesundheitsbeauftragten mit einer schriftlichen MitarbeiterInnenbeshyfragung an den beiden Gemeindespitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum Ost (in der Folge SMZ Ost genannt) und Kaiser-FranzshyJosef-Spital beauftragt12 Mit dieser Befragung sollte einerseits erhoben wershyden welche Kontakte und Erfahrungen die befragten Personen bislang in ihrem beruflichen Alltag mit Gewaltopfern geshyhabt haben andererseits sollte der Bedarf an Unterstuumltzung in dieser Arbeit erfragt werden Ein weiteres Thema war welche Einstellungen zum Thema Gewalt bestehen Die MitarbeiterInnenbefragung basierte auf zwei methodischen Schritten Neben einer Fragebogenerhebung wurden vertieshyfende persoumlnliche Interviews durchgeshyfuumlhrt

Folgende Abteilungen wurden befragt interne Aufnahmestation Gynaumlkologie Hals-Nasen-Ohren-Station Psychiatrie Unshyfallchirurgie und Chirurgie Dermatologie Kinderinterne sowie Kinderchirurgie

Die Krankenhausdirektionen wurden vorshyab von der Wiener Frauengesundheitsbeaufshytragten schriftlich uumlber den Grund und das Ziel der Erhebung informiert Zudem erfolgte eine persoumlnliche Vorstellung des

Projektvorhabens durch die Projektverantshywortlichen Diese Vorbereitungen waren wesentlich es konnte ein Ruumlcklauf von 25 Prozent der Frageboumlgen erreicht werden Insgesamt haben sich an der Befragung 209 Personen beteiligt 81 Prozent der Befragten waren weibliches 13 Prozent maumlnnliches Personal13

Zentrale Ergebnisse der Fragebogenerhebung

KONTAKTHAumlUFIGKEIT MIT GEWALTOPFERN Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer 41 Prozent der Befragten hatten im Jahr vor der Befragung beruflichen Kontakt mit Kindern und Jugendlichen die Opfer koumlrshyperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt waren Durchschnittlich hatte im letzten Jahr jede der befragten Personen Kontakt mit rund zehn jungen PatientInnen mit Gewalterfahrungen Deutlich werden hier Unterschiede zwischen den einzelnen Abteilungen So etwa haben bedeutend mehr der befragten Personen der kinderinshyternen Station der kinderchirurgischen Station sowie der Unfallchirurgie angegeshyben im Laufe des letzten Jahres Kontakte mit kindlichen oder jugendlichen Gewaltshyopfern gehabt zu haben als an anderen Abteilungen Dennoch haben mehr als 20

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Prozent der befragten Personen an gynaumlkoshylogischen Abteilungen zumindest einmal im letzten Jahr jugendliche Gewaltopfer betreut

Insgesamt wurden rund 87 Prozent der kindlichen und jugendlichen Gewaltopfer von Personen begleitet

Frauen als Gewaltopfer Mit erwachsenen weiblichen Gewaltopfern haben deutlich mehr der befragten Pershysonen im Laufe des letzten Jahres Kontakt gehabt dies trifft auf insgesamt 56 Prozent der Befragten zu Besonders haumlufig war dies in der Psychiatrie in der (Unfall)shyChirurgie sowie auf der Dermatologie der Fall Durchschnittlich haben jene Befragte die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit einem erwachsenen weiblichen Gewaltshyopfer gehabt haben 77 Opfer von koumlrpershylicher und 53 Opfer von sexueller Gewalt betreut

Anders als bei den kindlichen beziehungsshyweise jugendlichen Gewaltopfern gaben nur rund 50 Prozent der Befragten an Beshygleitpersonen der von Gewalt betroffenen Frauen wahrgenommen zu haben

WAHRNEHMUNG UND VERDACHT AUF GEWALT Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer Die befragten Personen14 hatten haumlufig den Verdacht dass die Verletzungsurshysachen verschleiert werden sollten Beshysonders haumlufig wurde dies in Zusammenshyhang mit sexueller Gewalt (66 Prozent der Befragten) aber auch haumlufig in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt (53 Prozent der Beshyfragten) vermutet

Frauen als Gewaltopfer Dass die Verletzungsursachen verschleiert werden sollten vermuteten 41 Prozent der Befragten 15 in Zusammenhang mit sexuelshyler Gewalt und 37 Prozent in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt

VORGEHEN BEI VERDACHT AUF GEWALT Bei vermuteten Gewaltdelikten verhielten sich die befragten Personen wie folgt

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Vorgehensarten bei Kindern und bei Frauen Jugendlichen

Austauschen mit KollegInnen 93 Prozent 79 Prozent

Direktes Ansprechen des Opfers 44 Prozent 59 Prozent

Kontaktaufnahme mit Jugendamt 34 Prozent 15 Prozent

Ansprechen der Begleitperson 33 Prozent 21 Prozent

Kontaktaufnahme zu extramuralen Einrichtungen 21 Prozent 32 Prozent

Kontaktaufnahme zu Polizei 8 Prozent 13 Prozent

BETREUUNGSVERSTAumlNDNIS UND BEHANDLUNGSSTANDARDS Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsprocedere definierte eine deutliche Mehrheit der Befragten die eigene Funktion in der Leistung der medizinischen Versorgung und in der additiven Weiterleitung an Hilfseinrichtungen (insgesamt rund 70 Prozent) Nur 16 Prozent der Befragten fuumlhrten aus ausschlieszliglich medizinische Versorgung zu leisten

63 Prozent der Befragten gaben an dass in Zusammenhang mit sexueller Gewalt an kindlichen und jugendlichen Gewaltopfern Richtlinien fuumlr die Betreuung existieren 57 Prozent der Befragten gaben an dass dies auch bei koumlrperlicher Gewalt der Fall ist

Frauen als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsverstaumlndnis gegenuumlber von Gewalt betroffenen Frauen

sah ndash ebenso wie bei kindlichen bezieshyhungsweise jugendlichen Gewaltopfern ndash die uumlberwiegende Mehrheit der Befragten (rund 74 Prozent) ihre Aufgabe sowohl in der medizinischen Versorgung als auch in der Weiterleitung an andere Hilfseinshyrichtungen Nur 15 Prozent der Befragten gaben an ausschlieszliglich medizinische Vershysorgung zu leisten

Nur 30 Prozent der Befragten geben an dass Betreuungsrichtlinien fuumlr den Fall von sexueller oder koumlrperlicher Gewalt gegen Frauen vorliegen

UNTERSTUumlTZUNGSBEDARF IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Die befragten AumlrztInnen und Pflegeshypersonen fuumlhlten sich in Hinblick auf den Umgang und die Betreuung von Opfern koumlrperlicher undoder sexueller Gewalt relativ gering informiert nur ein Viertel bezeichnete sich als gut informiert Knapp die Haumllfte fuumlhlte sich eher schlecht und immerhin 15 Prozent sehr schlecht inforshymiert Deutlich houmlher ist der Informationsshybedarf bei Mitgliedern des houmlheren Pflegeshypersonals sowie in den Abteilungen Chirurshygie und interne Aufnahmestation

Die verschiedenen extramuralen Hilfseinshyrichtungen waren den befragten AumlrztInnen und Pflegepersonen in unterschiedlichem Ausmaszlig bekannt Waumlhrend die Mehrheit Betreuungseinrichtungen wie Frauenshyhaumluser (82 Prozent) Jugendamt (79 Proshyzent) oder den 24-Stunden Frauennotruf (60 Prozent) kannte traf dies auf andere Einrichtungen etwa den kriminalpolizeishylichen Beratungsdienst (37 Prozent) oder das Kinderschutzzentrum (35 Prozent) nur mehr fuumlr ein gutes Drittel der Befragten zu

Lediglich elf Prozent der Befragten haben eine spezielle AusbildungWeiterbildung fuumlr die Betreuung von Opfern koumlrperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt absolshyviert

Vor diesem Hintergrund ist das Ergebnis dass sich 80 Prozent der Befragten vershymehrt Hilfestellungen unterschiedlicher Art fuumlr den kuumlnftigen Umgang mit Gewaltshyopfern wuumlnschten nachvollziehbar 22 Prozent wuumlnschten sich konkret Angebote fuumlr Weiter- Aus- und Fortbildungen elf Prozent artikulierten Unterstuumltzungsbedarf im Bereich Gespraumlchsfuumlhrung beziehungsshyweise Umgang mit Gewaltopfern Die restshylichen Angaben verteilten sich auf Wunsch nach Kontaktadressen Broschuumlren vershybindlichen Betreuungsstandards psycholoshygischer Beratung oder Informationen uumlber rechtliche Grundlagen

Zentrale Ergebnisse der vertiefenden Interviews

Zusaumltzlich zu der Fragebogenerhebung wurden 30 persoumlnliche Interviews mit AumlrztInnen und Pflegepersonal (14 Frauen 16 Maumlnner) durchgefuumlhrt Ziel dieser quashylitativen Erhebung war eine vertiefende Erhebung der Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern der Interventions- und Behandlungsroutinen sowie der Bekanntshyheit und der Ressourcen intra- sowie extrashymuraler Stellen16

UumlBERFORDERUNG IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Rund die Haumllfte der Befragten gab an bei der ersten Begegnung mit einem Gewaltshyopfer voumlllig unvorbereitet in diese Situation gegangen zu sein Im Rahmen der Intershyviews wurde wiederholt darauf hingewieshysen wie schockierend dieser erste Kontakt mit Gewaltopfern gewesen waumlre

INFORMATIONSDEFIZIT UumlBER HILFSEINRICHTUNGEN Der Informationsstand uumlber extramurale Hilfseinrichtungen war bei den Befragten unterschiedlich hoch dennoch wurde uumlberwiegend die Ansicht vertreten mehr Informationen uumlber die Leistungen der einzelnen Einrichtungen zu benoumltigen

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

WUNSCH NACH FORTBILDUNGSANGEBOTEN Im Rahmen der Interviews wurde auch auf groszlige Informationsmankos in Bezug auf die Betreuung von Gewaltopfern verwiesen Es wurde beispielsweise hervorgehoben dass zu wenig Fortbildungsangebote existierten beziehungsweise dass Informationen nicht zugaumlnglich waumlren

Einige InterviewpartnerInnen haben sich durch berufliche Erfahrungen durch Literaturstudium oder den Besuch von

Veranstaltungen Informationen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern beschafft Im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde besonders hervorgehoben dass die dort bestehende Kinderschutzgruppe stark zur Ausbildung im Umgang mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern beigetragen hat

Am deutlichsten wurde der Wunsch nach Fortbildungsveranstaltungen formuliert wobei Vortraumlge und Diskussionen als adaumlshyquateste Vermittlungsform genannt wurden

raquoDie Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigenlaquo Statement von UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Allgemeines Krankenhaus

raquoDas Curriculum ist ausgezeichnet Am wichtigsten ist praumlventiv taumltig zu werden und Betroffenen Hilfe leicht zugaumlnglich zu machen Ich halte die Aus- und Weiterbildung auf diesem Gebiet im Krankenhaus fuumlr besonders wichtig Die Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigen Betroffene Frauen und Kinder koumlnnen von entsprechend ausgeshybildetem Personal besser vor weiteren Schaumlden bewahrt werdenlaquo

TeilnehmerInnen und Feedback

Insgesamt haben 800 TeilnehmerInnen das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo absolviert 110 MitarbeiterInnen im Kaiser-Franz-Josef-Spital 259 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost 147 in der Krankenanstalt Rudolfstiftung 57 im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) sowie 120 im Allgemeinen Krankenhaus An vertiefenden Workshops zur Handshyhabung des Spurensicherungs-Sets nahshymen 110 MitarbeiterInnen im KaisershyFranz-Josef-Spital im Wilhelminenspital und im Sozialmedizinischen Zentrum Ost teil An allen Spitaumllern zeigte sich als deutlicher Trend dass mehr weibliche MitarbeiterInnen an der Fortbildung teilshynahmen Eine Auswertung der Teilnahme am Curriculum nach Berufsgruppen beshylegt dass rund 70 Prozent der TeilshynehmerInnen aus dem Pflegebereich 15 Prozent aus dem aumlrztlichen Bereich und 15 Prozent aus therapeutischen Bereichen stammen nicht ausgewertet wurden hier die TeilnehmerInnen an den Schulungen zum Spurensicherungs-Set

Die Abteilung Organisation des Wiener Krankenanstaltenverbundes fuumlhrte in den Krankenhaumlusern Rudolfstiftung und Wien-Hietzing (vormals Lainz) eine anonyme Feed-Back-Befragung der TeilnehmerInnen am Curriculum durch Ein Fragebogen wurde unmittelbar nach Ende der Fortshybildung ausgefuumlllt ein zweiter drei Monate nach Absolvieren des Curriculums

Die Befragten bewerteten die inhaltliche Gestaltung und die Praxistauglichkeit durchgehend als sehr positiv Im Feedback nach drei Monaten fiel auf dass die Befragten angaben dass sie das im Curriculum erworbene Wissen in ihrer taumlglichen Arbeitspraxis sehr gut anwenshy

den konnten und die zur Verfuumlgung gestellten Informationsmaterialien eine wichtige Unterstuumltzung darstellten So etwa kannten 97 Prozent der Befragten den Folder und rund 80 Prozent der Befragten auch die Postkarten die im Rahmen des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo aufgelegt wurden

Viele Befragte wuumlnschten sich jedoch mehr und unterschiedliche Fortbildungen zum Thema Gewalt mehr Vernetzung zwishyschen den Abteilungen und nach auszligen sowie eine aktivere Beteiligung des aumlrztshylichen Personals

raquoEs muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen

Menschen durch Information und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

Statement von Oberin Monika Tischer Direktorin des Pflegedienstes Wilhelminenspital

raquoDas Wichtigste am Curriculum ist fuumlr mich die Information und Aufklaumlrung fuumlr MitarbeiterInnen und Betroffene Der Nutzen dieser Fortbildung ist sehr hoch denn ohne Information kann nicht reashygiert und somit kein Schutz angeboten werden Eine Gleichbehandlungsbeauftragte der Gemeinde Wien koumlnnte eine Ergaumlnzung fuumlr diese Veranstaltung sein Denn oft beginnt es mit sexueller Belaumlstigung und endet mit sexueller Gewalt Es muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen Menschen durch Inforshymation und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

Die Fortbildungsinhalte im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo

Die Ergebnisse der Erhebung des Fessel-GfK Instituts fanden sowohl bei der inshyhaltlichen als auch bei der zeitlichen Geshystaltung des Curriculums Beruumlcksichtigung Es musste bei der Planung insbesondere auf die Rahmenbedingungen in einer Krankenanstalt hinsichtlich zeitlicher Lage der Veranstaltung Ruumlcksicht genomshymen werden um moumlglichst vielen MitarshybeiterInnen Gelegenheit zu einer Teilnahme zu geben Nach der Durchfuumlhrung des Curriculums an den Modellspitaumllern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital wurden organisatorische Aumlnderungen vorgenommen Die Inhalte wurden dann geblockt jeweils an zwei Vorshymittagen zu je 65 Stunden in folgenden Modulen vermittelt

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Frauenlaquo

Informationen uumlber Formen Ausmaszlig und Folgen von Gewalt gegen Frauen Dynamik von Gewaltbeziehungen und Phasen der Traumashytisierung Auswirkungen von gesellschaftshylichen Mythen Grundlagen des Opferschutzes weiterfuumlhrende Betreuungsangebote Arbeitsshyweise und Aufgaben des Frauennotrufes

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Kinderlaquo

Information zu Erscheinungsformen und Symptomen von Gewalt gegen Kinder interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit im Intershy

esse der betroffenen Kinder Aufgaben geshysetzlichen Grundlagen und Arbeitsweise des Jugendwohlfahrtstraumlgers

Modul raquoSpurensicherung und DNA-Analyselaquo

Informationen zur richtigen Abnahme von Spuren und Vorgehen bei einer spurenshykundlichen Untersuchung mit Verwendung des Spurensicherungs-Sets Information uumlber die Aufgaben und Zustaumlndigkeiten der Gerichtsmedizin Wien

Polizeiliche Arbeit und Grundlage der DNA-Analyse in Hinblick auf die Beweisshyfuumlhrung von kriminellen Delikten

Modul raquoRechtliche Informationenlaquo

Grundlagen des Sexualstrafrechts und Opferrechte im Strafverfahren Vorgehensshyweise der Behoumlrden bei Offizialdelikten der Ablauf von einer Anzeige bis zum Geshyrichtsverfahren Prozessbegleitung und Unterstuumltzung der Opfer durch Opfershyschutzeinrichtungen

Information uumlber die Bestimmungen des Gewaltschutzgesetzes die rechtlichen Maszlignahmen der Wegweisung und des Betretungsverbotes die Moumlglichkeiten der Polizei und Erfahrungen aus der Praxis

Rechtliche Grundlagen des Aumlrztegesetzes und Krankenanstaltengesetzes und einschlaumlshy

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

gige Dienstvorschriften Die juristische De-finition von Gewalt etwa von raquoschwererlaquooder raquoleichterlaquo Koumlrperverletzung

Modul raquoOpferschutzgruppen im Krankenhauslaquo

Die Entstehungsgeschichte die Aufgabenund Arbeitsweisen von OpferschutzgruppenDarstellung der entwickelten Standardsund krankenhausinternen Versorgungsab-laumlufe sowie Kooperationen mit extramura-len Einrichtungen

Modul Wiener Frauenhaumluser ndashSicherheit und Wendepunkt

Information uumlber die Geschichte die Auf-gaben Angebote und Arbeitsweisen dervier Wiener Frauenhaumluser mit dem ange-schlossenen Nachbetreuungshaus und derBeratungsstelle

Hinweis Dieser Fortbildungsinhalt wurdebei der Veranstaltung im AllgemeinenKrankenhaus als zusaumltzliches Modul auf-genommen

raquohellip dass man die richtigen Schritte setztlaquoStatement von Drin Heidrun Flores-GengerGynaumlkologische und Geburtshilfliche AbteilungSozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Aufmerksam-Machen auf die Problematik unddas Wecken der Bereitschaft zu helfen bei den Mit-arbeiterinnen und Mitarbeitern im Spital scheint mirdas Wichtigste zu sein das heiszligt die Informationworum es geht wie man sich verhaumllt und wie manden Opfern helfen kann welche Moumlglichkeiten esgibt Durch das bessere Wissen gibt es auch eine grouml-szligere Bereitschaft sich zu beteiligen die richtigenSchritte zu setzen Wir auf der Gynaumlkologie sind zumBeispiel immer wieder mit vergewaltigten Frauenkonfrontiert hier ist die richtige Spurensicherungwichtig das haben wir vorher nicht gewusst DasCurriculum war insgesamt sehr gut sehr kompaktund konzentriert Man koumlnnte vielleicht noch dasThema Genitalverstuumlmmelung bei Frauen andererKulturen mit einbeziehen das ist etwas womit mannicht jeden Tag zu tun hat Dinge von denen mannichts weiszlig erkennt man vielleicht nicht Das ist ins-besondere dann schwierig wenn Frauen nicht unse-re Sprache sprechenlaquo

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienPlakate

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienInfokarten

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienChecklisten

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

raquohellip groszlig ist der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigenlaquo Statement von Rektor UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Leiter Allgemeines Krankenhaus-Universitaumltskliniken

raquoAls Rektor der medizinischen Universitaumlt Wien beshygruumlszlige ich die Etablierung eines Curriculums rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo ganz besonders da Gewaltshyerfahrungen wie internationale Studien eindrucksshyvoll aufzeigen die Gesundheit der davon Betroffenen nachhaltig und maszliggeblich negativ beeinflussen koumlnnen und einen bis dato noch zu wenig beruumlckshysichtigten gesundheitlichen Risikofaktor darstellen Entsprechend groszlig ist daher der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigen In diesem Zusammenshyhang erscheinen mir insbesondere die Vortraumlge zu Gewaltschutzaktivitaumlten in Spitaumllern und jene Vortraumlge die sich mit der Dynamik von Gewaltshybeziehungen sowie Erscheinungsformen und langshyfristigen Folgen von Gewalterfahrungen befassen als besonders wichtig Der Nutzen dieser Fortbildungs-Veranstaltung fuumlr das im AKH taumltige Personal sollte dementsprechend groszlig sein Das in den Vortraumlgen vermittelte Wissen sollte um entsprechende FaumlhigkeitenFertigkeiten im Umgang mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder erweitert werden um eine adaumlquate und sensible Betreuung dieser oftshymals schwer traumatisierten Personengruppe sichershyzustellenlaquo

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

Einleitung

Fuumlr die Durchfuumlhrung des Curriculums hat sich die Existenz von Opferschutzshygruppen als aumluszligerst positiv erwiesen Derzeit gibt es in zwei Wiener Krankenshyhaumlusern (Wilhelminenspital und Sozial-medizinisches Zentrum Ost) Opferschutzshygruppen

Bericht der Opferschutzgruppe im Wilhelminenspital

Seit Herbst 1997 besteht im Wilhelminenshyspital eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe zum Schutz fuumlr Frauen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind Ziel des Projekts war es im Spital ein Angebot zu installieshyren das Frauen zugute kommt und ihnen umfassende Versorgung Unterstuumltzung und Information bieten soll Um dieses Ziel zu erreichen wurde eine Arbeitsshygruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Institutionen ins Leben gerufen mit dem Ziel die Organisation und die Einhaltung erarbeiteter Strukturen zu sichern ein Forum fuumlr den Austausch mit den MitshyarbeiterInnen zu bilden um Reflexion und Verbesserungen zu ermoumlglichen Das Modell funktioniert mittlerweile seit Mai 1998 im Regelbetrieb In dieser Zusammenarbeit ist es gelungen die komplementaumlren Beshyduumlrfnisse aller beteiligten Berufsgruppen und die Interessen dreier Institutionen (Unfallchirurgische Abteilung Fonds Soziales Wien 24-Stunden Frauennotruf der MA 57) zur Deckung zu bringen ohne

Kosten zu verursachen Synergien wurden optimal ausgeschoumlpft

raquoDIE SICHERHEIT DES GEWALTOPFERS STEHT FUumlR UNS IM VORDERGRUNDlaquo DGKP Friedrich Anger-Schmidt Leiter der Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals und DSA Josef Heindl Mitarbeiter der Opfershyschutzgruppe des Wilhelminenspitals

raquoFuumlr uns steht die Sicherheit des Gewaltopfers im Vordergrund Wenn eine Ruumlckkehr in die Wohnung ndash aus welchen Gruumlnden auch immer ndash nicht moumlglich ist besteht die Moumlglichkeit einer stationaumlren Aufnahme an unserer Abteilung oder einer Unterbringung in einem Frauenhaus In der Statistik ist ein klarer Anstieg bemerkshybar So haben wir im Jahre 1999 37 Faumllle registriert und 2004 85 Faumllle Im Halbjahr 2005 sind wir schon bei 54 Faumlllen so dass wir heuer mit uumlber 100 Betroffenen rechshynen Woran es liegt laumlsst sich nur spekushylieren Ich vermute dass es ein Mix aus mehr rsaquoGewaltbereitschaftlsaquo und mehr rsaquodruumlber reden Trauenlsaquo ist Mein Wunsch ist nach wie vor eine wienweite Institutioshynalisierung in anderen Unfallabteilungen und eine Vernetzung der Daten Mit dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost ist sicher schon ein Anfang gemachtlaquo (DGKP Friedrich Anger-Schmidt)

raquoDie Sozialarbeit im Wilhelminenspital funktioniert mit einem neuen Konzept als Prototyp einer sozialen Servicestelle mit garantierter Erreichbarkeit von 8 Uhr bis

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

15 Uhr fuumlr PatientInnen Angehoumlrige und auch Spitalspersonal Diese gute Erreichshybarkeit ermoumlglicht es der Sozialarbeit sich als integraler Bestandteil bei Proshygrammen die eine bestimmte PatientInnenshygruppe betreffen anzubieten Unser Projekt zeigt sehr deutlich wie sehr Gesundheit und Soziales ineinander vershywoben sind und Patientinnen dementshysprechend auch von unterschiedlichen Professionen begleitet werden sollen

Voraussetzung fuumlr das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit ist die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respekshytieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Das Personal an der Unfallchirurshygischen Abteilung hatte den Eindruck dass zunehmend Patientinnen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind im Spital erscheinen und die ausschlieszliglich medizinische und pflegerische Versorgung fuumlr diese Patienshytinnen nicht ausreichend sind Zudem ist der Zeitdruck besonders in der Ambulanz zu groszlig um auf die ganz persoumlnlichen Probleme der Patientinnen adaumlquat einshyzugehen und zu reagieren Kenntnisse in Gespraumlchsfuumlhrung und Beherrschen von Kriseninterventionstechniken sind sehr individuell und in unterschiedlicher Qualitaumlt vorhanden und die Hilflosigkeit der Patientinnen wird oft zur Belastung fuumlr das behandelnde Personal Mit der neuen Konzeption einer Servicestelle war die Sozialarbeit in der Lage schnell erreichbar zu sein und damit Krisenintershyvention unmittelbar im Anschluss an die medizinische Versorgung anbieten zu koumlnnen

Neben der umfassenden Krisenintershyvention fuumlr Patientinnen bietet die intershydisziplinaumlre Zusammenarbeit verbesserte Gefahreneinschaumltzung und Entscheidungsshyhilfe zur Frage der noumltigenfalls stationaumlshyren Aufnahme Unsere Dienstzeiten ershylaubten es nicht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung anzubieten Aus diesem Grund und auch um gesicherte fachliche Komshy

petenz zu gewaumlhrleisten bot sich die Einshybindung des 24-Stunden Frauennotrufs in dieses Projekt an

Eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Instishytutionen und Berufsgruppen wurde gebilshydet um die koordinierte Zusammenarbeit zu ermoumlglichen Die gewuumlnschten MitarshybeiterInnen sollten entsprechendes Intershyesse mitbringen uumlber hohe Akzeptanz in der eigenen Berufsgruppe verfuumlgen und fuumlr den Wissenstransfer innerhalb der Berufsgruppe verantwortlich sein

Um die weitere Zusammenarbeit und allshyfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen sicherzustellen wurden weitere Bespreshychungen in halbjaumlhrigen Abstaumlnden vershyeinbart beziehungsweise finden sie jetzt anlassbezogen statt Themenspezifische Fortbildungsveranstaltungen finden nach Anlass und Bedarf statt Regelmaumlszligige Fortbildungsveranstaltungen fuumlr TurnusshyaumlrztInnen sollen diese nicht nur befaumlhigen in ihrem Dienst unserem Standard gemaumlszlig zu handeln sondern ihnen auch in weitershyfuumlhrenden Taumltigkeiten hilfreiches Wissen seinlaquo (DSA Josef Heindl)

Kontakt Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals 1220 Wien Langobardenstraszlige 122

Bericht der Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

Die Projektarbeit der Gewaltschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost starshytete im Jahre 2002 Zu diesem Zweck wurshyden aus den Bereichen Unfallchirurgie Aufnahmestation Gynaumlkologie und Psychiashytrie Angestellte eingeladen mitzuarbeiten Die Projektmitglieder sollten einen Rahmen fuumlr das Thema Gewalt in der Familie ershyarbeiten bestehende Probleme aufzeigen und Loumlsungsvorschlaumlge erstellen die im Sinne von Opferschutz im Sozialmedizishynisches Zentrum Ost in der Praxis vershywertbar sein sollten Nach Abschluss der Projektarbeit im Herbst 2004 wurde die Gewaltschutzgruppe offiziell als raquoOpfershyschutzgruppelaquo im Sozialmedizinischen Zentrum Ost als fixe Einrichtung und Organisation des Hauses genehmigt

raquoGEWALT IST NICHT IN ORDNUNG GEWALT IST KEINE LOumlSUNGlaquo DGKS Margit Liebhart Leiterin der Opfershyschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

raquoEs stellt sich im Laufe meiner Arbeit mit den Betroffenen immer wieder heraus wie schwer es fuumlr die Beteiligten ist daruumlber zu reden Gewalt in der Familie ist ein aumluszligerst sensibler Bereich Mit rsaquoFremdenlsaquo daruumlber zu sprechen was tatsaumlchlich rsaquoSchlimmeslsaquo in den eigenen vier Waumlnden passiert faumlllt nicht leicht Es gilt eine enorme Hemmschwelle zu uumlberwinden vor allem fuumlr sich selbst denn niemand moumlchte sein rsaquoeigenes Nest beschmutzenlsaquo

Manchmal braucht es mehrere Besuche bei uns in der Unfallambulanz die anfaumlnglich als rsaquoAusrutscherlsaquo von den Opfern dargestellt und dementsprechend bagatellisiert werden

rsaquoGegen den Tuumlrstock gelaufenlsaquo rsaquodie Stiegen hinuntergefallenlsaquo rsaquogestolpertlsaquo

Vielleicht beim naumlchsten Mal rsaquoIch war ja selber schuld haumltte ich ihnsie nicht so gereiztlsaquo

rsaquoErsie ist eigentlich ein seelenguter Mensch und sonst eigentlich so lieblsaquo

Frau M kommt nun schon zum dritten Mal zu uns in die Unfallambulanz Ich habe rsaquozufaumllliglsaquo schon wieder Nachtdienst Es ist 215 Uhr Frau M wird mit der Rettung gebracht

Sie ist nur mit einem Morgenmantel gekleidet der blutdurchtraumlnkt ist Frau M hat am ganzen Koumlrper Biss- und Kratzshywunden Wir versorgen ihre Wunden fast zwei Stunden lang

Frau M hat sich mein Gesicht und auch meinen Namen gemerkt

Als sie das erste Mal in meinem Nachtshydienst als Patientin kam wurde sie vom Lebensgefaumlhrten gebracht Sie hatte am linken Bein eine klaffende Bisswunde Der Hund des Lebensgefaumlhrten haumltte beim Spielen zu Hause nicht das Bein von Frau M sondern einen Ball ergreifen wollen Frau M zittert bei ihrer Erzaumlhlung Sie haumllt meine Hand und wirkt fuumlr mich vershystoumlrt Zu verstoumlrt fuumlr einen rsaquoSpielunfall mit dem Hundlsaquo Sie ist leicht alkoholisiert nicht sehr gepflegt Mir faumlllt auf dass sie immer wieder zur Tuumlr schielt

Nach drei Monaten wird Frau M mit der Rettung zu uns gebracht Eine Nachshybarin hatte die Polizei gerufen weil sie den Hund sehr laut bellen und knurren und Frau M schreien houmlrte

Frau M ist wieder alkoholisiert sie weint Wir muumlssen ihre Wunden dieses Mal sind es mehrere wieder versorgen Dieses Mal spreche ich sie direkt an rsaquoFrau M ich habe das Gefuumlhl dass bei Ihnen zu Hause irgendetwas nicht so laumluft wie Sie es sich wuumlnschen Kann ich Ihnen irgendshywie helfen Moumlchten Sie mit mir daruumlber sprechen Wollen Sie mit jemand anderem sprechen Wissen Sie ich denke dass jeder Mensch ein Recht darauf hat sich wenigstens zu Hause in seinen eigenen Waumlnden sicher und geborgen zu fuumlhlenlsaquo Frau M weint und stammelt irgendetwas vor sich hin Ich houmlre nicht zu sprechen auf Ich erzaumlhle von Gesetzen von vielen anderen Menschen die betroffen sind von

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Opferschutzgruppen in der PraxisOpferschutzgruppen in der Praxis

familiaumlrer Gewalt davon dass wir in unserer heutigen Gesellschaft alle gemeinshysam daran arbeiten sollten daruumlber zu reden dass Gewalt keine Loumlsung ist Frau M hat schon lange erfasst dass sie Hilfe braucht um aus dieser Gewaltspirale herauszukommen Sie erzaumlhlt mir von Selbsthilfebuumlchern die sie gelesen hat Sie erzaumlhlt von ihren vielen Versuchen nicht nur vom Alkohol sondern auch von ihrem Umfeld loszukommen aber letztendlich meint sie rsaquoDer Hund wird immer so aggressiv wenn wir trinkenlsaquo Trotzdem gebe ich ihr eine Broschuumlre vom Frauenshynotruf mit Ich fuumllle ein Gewaltdatenblatt aus

Heute beim dritten rsaquoBesuchlsaquo von Frau M bei uns erzaumlhlt sie mir dass ihr Lebensshygefaumlhrte den Hund auf sie hetzt wenn er zornig auf sie ist Dieses Mal sei es ganz besonders schlimm gewesen Wir reden und reden und reden Heute moumlchte Frau M mit einem Psychiatereiner Psychiaterin spreshychen Frau M moumlchte mit dem Frauennotshyruf telefonieren Frau M sagt dass sie so nicht mehr leben will

Frau M tut das auch alles mit mir Sie umarmt mich ich spuumlre dass sie wieder einen Schritt weiter vorangekommen ist Frau M will wieder nach Hause fahren

Ich habe Frau M schon uumlber zwei Jahre nicht mehr als Patientin bei uns gesehen Auch meine KollegInnen haben Frau M nicht betreut

Ich hoffe sehr dass Frau M und viele andere rsaquoOpferlsaquo die uns in unserem Bereich begegnet sind ein Stuumlck weiter voranshygekommen sind Ich hoffe sehr dass es sich weiter herumspricht beim Einkauf beim Tratsch mit dem Nachbarder Nachbarin in der U-Bahn bei persoumlnshylichen Gespraumlchen zwischen Freunden und Freundinnen und in Familien Gewalt in der Familie ist nicht ok

Ich kann etwas dagegen tun und es gibt viele Menschen und Einrichtungen die bemuumlht sind einen Weg aufzuzeigen der herausfuumlhren kann aus dieser Gewaltshyspirale

Wir schauen nicht weg wir schauen genau hin Wir wollen kompetent sein in unserer Hilfestellung Wir wollen Kontakte knuumlpfen die noumltig sind Wir haben die Moumlglichkeit rsaquostopplsaquo zu sagen in der oumlffentlichen Instishytution Krankenhaus Denn die Opfer komshymen zu uns und wenn wir aufmerksam genug zuhoumlren und hinsehen sind wir vielleicht die ersten die zu ihnen sagen rsaquoGewalt ist nicht Ordnung Gewalt ist keishyne Loumlsunglsaquo Vielleicht ist das ein Anfang fuumlr das Ende von der Gewalt in einer Familielaquo (DGKS Margit Liebhart)

Kontakt Opferschutzgruppe Sozialmedizinisches Zentrum Ost 1160 Wien Montleartstraszlige 37

raquoEiner der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es

eine geschuumltzte Gespraumlchsshysituation zu schaffenlaquo

Statement von Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegedienstes Sozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Sozialmedizinisches Zentrum Ost war eines der ersten Krankenhaumluser die projekthaft das Curriculum erarbeitet und weiterentwickelt haben Die Erfahrungen mit dem Curriculum zeigen dass viele MitarbeiterInnen in fast allen Abteilungen neushygierig gemacht und zur Mitarbeit angeregt wurden Bei uns sind noch immer die rsaquoPioniere und Pionierinnenlsaquo am Werk die ihr Wissen an die neuen MitarbeiterInnen weitergeben Wichtig ist dass die MitarbeiterInnen um die Entstehung der Gewaltshyspirale Bescheid wissen Sie koumlnnen den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern so eine adaumlquate Information und Beratung anbieten Der von den ProjektmitarbeiterInnen der Opferschutzgruppe erarshybeitete Leitfaden sichert den standardisierten Einsatz in allen Bereichen des Krankenhauses und bietet Nachvollziehbarkeit Einer der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es eine geschuumltzte Geshyspraumlchssituation zu schaffen Die MitarbeiterInnen sind zudem umfassend uumlber die gesetzlichen Regelungen informiert Insgesamt hat das Curricushylum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo zu einer Steigerung der Qualitaumlt der Betreuung von Gewaltopfern aber auch zu einer Sensibilisierung und einer Erhoumlhung der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen beigetragen Im Namen der Kollegialen Fuumlhrung danke ich allen MitshyarbeiterInnen die durch ihr Engagement und Fachwissen diesem sensiblen Thema im Sinne der Nachhaltigkeit professionell begegnenlaquo

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

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Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 7: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Ausmaszlig und gesundheitliche Folgen der Gewalt

Laut Schaumltzungen erfaumlhrt in Oumlsterreich jede 5 Frau in einer aktuellen oder fruumlheren Partnerschaft koumlrperliche Gewalt Ein weishyteres Problemfeld stellt sexuelle Gewalt (Missbrauch) bei Maumldchen und Burschen dar

Wissenschaftlich erwiesen sind die folgenshyden kurz- und langzeitwirkenden gesundshyheitlichen Konsequenzen1

KOumlRPERLICHE FOLGEN Verletzungen funktionelle Beeintraumlchtigungen dauerhafte Behinderungen

PSYCHOSOMATISCHE FOLGEN Chronische Schmerzsyndrome Reizdarmshysyndrom Magen-Darm-Stoumlrungen

PSYCHISCHE FOLGEN Posttraumatische Belastungsstoumlrungen Depressionen Schlafstoumlrungen Panikattacken Essstoumlrungen Verlust von Selbstachtung und Selbstwertgefuumlhl

REPRODUKTIVE GESUNDHEIT Ungewollte Schwangerschaft Schwangerschaftsshykomplikationen Fehlgeburten niedriges Geburtsshygewicht STDssexuell uumlbertragbare Krankheiten Eileiter- und Eierstockentzuumlndungen

GESUNDHEITSGEFAumlHRDENDE STRATEGIEN Rauchen Alkohol- und Drogenmissbrauch risikoreiches Sexualverhalten

TOumlDLICHE FOLGEN Mord Selbstmord

Der Schweregrad der Erkrankungen ist abhaumlngig von der Bedrohlichkeit der Dauer des Zeitraums der Haumlufigkeit dem Alter der emotionalen Bindung an den Taumlter 2 sowie von den familiaumlren und sozishyalen Reaktionen gegenuumlber dem Opfer

Eine Multi-Center-Studie 3 an elf gynaumlkoshylogischen Abteilungen in Oumlsterreich (n = 1378 Frauen) uumlber die gynaumlkologishyschen Langzeitfolgen von sexueller Gewalt in Kindheit und Jugend zeigt hochsignishyfikant dass Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen ein Leben lang haumlufiger unter Unterbauchschmerzen Eierstock- und Blasenentzuumlndungen sowie menstruellen Beschwerden leiden als jene Frauen die keine Gewalterfahrungen erleshyben mussten Deutlich wurde in dieser Studie uumlberdies dass diese Erfahrungen zu Serien ungluumlcklicher Beziehungen sowie sexuellen Problemen fuumlhren Insshygesamt berichten 136 Prozent aller befragten Frauen eine Vorgeschichte mit sexuellem Missbrauch davon 38 Prozent mit versuchter Penetration Das Durchshyschnittsalter betrug beim ersten Missshybrauchserlebnis zwoumllf Jahre Die Taumlter waren nahezu zu 100 Prozent aus dem familiaumlren Umfeld

Gesundheitliche Folgekosten

Dass Gewalt nicht nur die Betroffenen massiv schaumldigt und zu lebenslangen Traumen fuumlhren kann sondern sich auch in massiven Kosten fuumlr das Gesundheitsshywesen niederschlaumlgt ist mittlerweile durch gesundheitsoumlkonomische Berechnungen evident Ein weiterer Kostenfaktor sind die fuumlr die Betroffenen notwendigen Beshyratungs- und Unterstuumltzungseinrichtungen

Nach aktuellen Berechnungen im Auftrag der britischen Regierung 4 verursacht haumlusliche Gewalt in Polizei Justiz Gesundheits- und Sozialeinrichtungen jaumlhrlich Kosten in Houmlhe von 31 Mrd Pfund (455 Mrd Euro) Die houmlchsten Kosten entstehen dieser Studie zufolge im Gesundheitssystem Der National Health Service muss jaumlhrlich ca 137 Mrd Pfund (2055 Mrd Euro) zur Behandlung der Folgeschaumlden von Gewalt gegen Frauen und Kinder aufbringen

Kostenschaumltzungen in den USA belaufen sich auf 33 Prozent des Bruttoinlandsshyprodukts 402 Billionen Dollar jaumlhrlich

Obwohl die Erkenntnis dass Gewalt drashymatische gesundheitliche Folgen hat nicht neu ist wurde bis dato im Gesundheitsshysystem nicht entsprechend reagiert Weder war es Thema von Aus- und Fortbildungen im Bereich der Medizin und Pflege noch gab es Behandlungsstandards Um diese sowohl fuumlr die Praumlvention als auch fuumlr die Behandlungsqualitaumlt wichtige Luumlcke zu schlieszligen wurde dieses Handlungsfeld in das Wiener Frauengesundheitsprogramm 1998 aufgenommen

Eine Sensibilisierung medizinischer SpitalsshymitarbeiterInnen ist wichtig bull da sie uumlber die Situation und Befindlichshy

keit von betroffenen Frauen und Kindern sowie uumlber die Dynamik von Gewaltshybeziehungen informiert werden muumlssen

bull da sie wissen muumlssen wie sie Gesetze zugunsten der betroffenen Frauen einshysetzen und nutzen koumlnnen

bull und da sie sich auch der Grenzen ihrer jeweiligen professionellen Handlungsshyund Einwirkungsmoumlglichkeiten bewusst sein und zur Zusammenarbeit mit anderen Hilfseinrichtungen verpflichtet werden muumlssen 5

Modelle aus dem Ausland Das Berliner Fortbildungsprojekt SIGNAL

Das SIGNAL-Interventionsprogramm am Universitaumltsklinikum Benjamin Franklin hatte zum Ziel die Sicherstellung einer passenden Versorgung fuumlr gewaltbetroffeshyne Frauen aufzubauen Neben der direkten medizinischen Versorgung erhalten Gewaltshyopfer in der Ersten Hilfe des Klinikums Gespraumlchsangebote Informationen uumlber Unterstuumltzungsprojekte und Zufluchtsshymoumlglichkeiten sowie Hilfe bei der Kontaktshyaufnahme Die Ergebnisse von SIGNAL6

zeigten dass das Pflegepersonal mit den

zweitaumlgigen Schulungen gut die AumlrztInnen allerdings kaum erreicht wurden Das Pflegepersonal beurteilte die Schulungen als positiv Eine deutliche Mehrheit zeigte Interesse an vertiefenden Fortbildungen und einem praxisbezogenen Austausch unter KollegInnen Die Befragten gaben auch an sich nach der Schulung besser informiert zu fuumlhlen aufmerksamer gegenshyuumlber der Gewaltproblematik zu sein und gewaltbetroffene Patientinnen uumlber weitershyfuumlhrende Hilfsangebote informieren zu koumlnnen Die Befragung zeigte dass viele AumlrztInnen mit gewaltbetroffenen Frauen konfrontiert sind und ein Beduumlrfnis nach Austausch und Kooperation mit fach- und sachkompetenten BeraterInnen haben um ihnen Patientinnen auf kuumlrzestem Weg uumlbermitteln zu koumlnnen

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo an Wiener Krankenanstalten

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo ging von folgenden Ausgangsuumlbershylegungen aus

Gewaltopfer werden in Folge von Scham und Schuldgefuumlhlen der Betroffenen oft nicht erkannt und daher nur kurzfristig behandelt Gewaltopfer suchen den Schutz der Anonymitaumlt einer Krankenhausambulanz und vermeiden niedergelassene AumlrztInnen

Die oumlffentlichen Krankenhaumluser sind daher wesentliche Gatekeeper der Praumlvention Daraus leiten sich folgende Ziele des Fortbildungsprogramms ab bull Sensibilisierung des Personals bull Verbesserung der Fruumlherkennung bull Erleichterung des Behandlungsprocederes bull Klarere interne Kommunikationsablaumlufe bull Erstellung eines Notfallbehandlungsshy

planes bull Kenntnis der extramuralen Betreuungsshy

ressourcen bull Anregung zur Einrichtung von Opfershy

schutzgruppen im Spital

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Bei einer Ist-Stand-Analyse die in zwei Pilot-Spitaumllern zum Thema koumlrperliche und seelische Gewalt gegen Frauen und Kinder durchgefuumlhrt wurde stufte sich nur ein Viertel der befragten AumlrztInnen und Pflegefachkraumlfte als gut informiert ein und 80 Prozent wuumlnschten sich mehr Hintergrundinformation zum Thema sowie bessere Kenntnis uumlber extramurale Beshytreuungsangebote

1 PROJEKTSTRUKTURAuf Basis der Ergebnisse der Befragung wurde das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo als Fortbildung fuumlr das Spitalspersonal in Form einer Koshyoperation verschiedener Einrichtungen der Stadt Wien entwickelt und umgesetzt Von Anfang an erfuhr das Projekt die Unterstuumltzung der Gesundheitsstadtraumltin der Frauenstadtraumltin sowie der Vizebuumlrgershymeisterin und Stadtraumltin fuumlr Jugend und Soziales

TraumlgerInnen sind das Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit die Magistratsshyabteilung 57 ndash Frauenbuumlro (im Folgenden MA 57) die Magistratsabteilung 11 ndash Amt fuumlr Familie und Jugend (im Folgenden MAG ELF) und der Wiener Krankenanshystaltenverbund die die Steuerungsgruppe bilden KooperationspartnerInnen sind die Bundespolizeidirektion Wien und das Institut fuumlr Gerichtsmedizin (siehe Abb 2)

In der inhaltlichen Projektgruppe (siehe Abb 2) wurden auf Basis der MitarbeishyterInnenbefragung die Inhalte der Fortshybildung erarbeitet es wurden ein RefeshyrentInnen-ExpertInnen-Pool aus den relevanten Arbeitsgebieten zusammengeshystellt sowie Arbeitsunterlagen entwickelt

2 DIE ZIELGRUPPENZielgruppen des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo sind AumlrztInnen und Pflegefachpersonal sowie PsychoshylogInnen Hebammen SpitalssozialarshybeiterInnen und PhysiotherapeutInnen

die in den Bereichen Gynaumlkologie Uroloshygie Paumldiatrie HNO Augenheilkunde Dermatologie Interne Chirurgie Psychiashytrie und in Notfalls- und Unfallsambushylanzen taumltig sind

Der Ansatz des Wiener Curriculums Pflegepersonal und AumlrztInnen in einem Top-Down-Prinzip in einer Ausbildung fuumlr mehrere Abteilungen zusammenzufassen diente auch der Vernetzung dem Lernshytransfer und der Transparenz

3 RESUumlMEEDie Erfahrungen zeigten deutlich dass es in Wien gelungen ist trotz der knappen Zeitressourcen der MitarbeiterInnen der oumlffentlichen Krankenanstalten die Proshyblematik und die gesundheitlichen Folgen von Gewaltopfern zu transportieren

Das Konzept der Multiprofessionalitaumlt und Interdisziplinaritaumlt das nicht nur die Zielgruppen sondern auch die Inhalte auszeichnet hat sich als effizient und resshysourcenschonend erwiesen Was die Implementierung vor Ort anbelangt so haben die jeweiligen FortbildungsreshyferentInnen der Krankenanstalten die Verantwortung fuumlr die interne Kommunishykation und Organisation uumlbernommen Somit ist es auch gelungen das Problemshyfeld Gewalt und seine gesundheitlichen Folgen als Weiterbildung in den Krankenshyhausalltag zu integrieren Das Curriculum sollte auch zur Bildung von Operschutzshygruppen in den Spitaumllern anregen was im Sozialmedizinischen Zentrum Ost erfolgshyreich gelungen ist Offenheit der verschieshydenen Berufsgruppen in den relevanten medizinischen Disziplinen fuumlr das hochshysensible Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder zeugt von einer hohen sozialen Verantwortung und vom Bemuumlhen um beste Betreuungsqualitaumlt und Verstaumlndnis der MitarbeiterInnen Durch die Sensishybilisierung fuumlr Gewalt gegen Frauen und Kinder als ein Thema das alle im Gesundheitsbereich taumltigen Gruppen beshy

trifft wird mehr Verstaumlndnis fuumlr psychoshysoziale und psychosomatische Folgen vershymittelt Dies verstaumlrkt den fuumlr unsere Gesellschaft wichtigen Solidaritaumltseffekt gemeinsam gegen Gewalt einzutreten

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Abb 1 TraumlgerInnenstruktur

Abb 2 Inhaltliche Projektgruppe

Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder Charlotte Staudinger akademische Krankenhausmanagerin Generaloberin Generaldirektion des Wiener Krankenanstaltenverbundes

Im Rahmen der Umsetzung des Wiener Frauengesundheitsprogramms war und ist es dem Wiener Krankenanstaltenverbund als groumlszligtem Spitalserhalter Oumlsterreichs ein wichtiges Anliegen die im Wiener Frauenshygesundheitsprogramm initiierte Entwickshylung und Umsetzung eines Fortbildungsshyangebotes zum Thema raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zu foumlrdern sowie GewaltschutzgruppenOpferschutzgruppen einzurichten

Ziel dieses Fortbildungsangebotes ist es das medizinische Personal und das Pflegeshypersonal aller Abteilungen so zu schulen beziehungsweise zu informieren dass eine hohe Sensibilitaumlt fuumlr das Thema raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo erreicht wird und somit die Erkennung von Gewaltshyopfern und der Umgang mit diesen Opfern erleichtert werden Dazu wurden vor allem interdisziplinaumlre Schulungen uumlber Kenntshynisse in Gespraumlchsfuumlhrung und das Beherrschen von Kriseninterventionsshytechniken angeboten Im Rahmen der Ausbildungsinhalte sowie der Umsetzungsshyprogramme ist es wichtig den MitarshybeiterInnen die Sensibilitaumlt aber auch die enorme Hemmschwelle von Beshytroffenen daruumlber zu reden klar zu machen Voraussetzung dafuumlr war und ist das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit also die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respektieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Weiters soll die Fortbildungsveranshystaltung dazu dienen dass eine koordishynierte Zusammenarbeit zwischen den einshyzelnen klinischen Fachabteilungen vor allem den Unfallchirurgischen Gynaumlkoshylogischen Paumldiatrischen und Psychiashy

trischen Abteilungen den Fachabteil-ungen wie Urologie Hals- Nasen- und Ohrenabteilung Dermatologie Interne Medizin und Chirurgie aber auch den weishyteren Anlaufstellen beziehungsweise Betreuungseinheiten sichergestellt ist Ebenso war und ist es erklaumlrtes Ziel im Rahmen dieser Fortbildungen Standards und Richtlinien zu erarbeiten nach wel-chen eine Behandlung und Betreuung von Gewaltopfern durchzufuumlhren sind Leit-faumlden fuumlr das gesamte Krankenhaus welshyche die Anhaltspunkte fuumlr den optimalen Umgang mit den Gewaltopfern und auch die wichtigsten Telefonnummern und Kontaktmoumlglichkeiten zu allen Bereichen wie Frauennotruf Frauenhaumluser und andere soziale Einrichtungen umfassen sind erklaumlrtes Ausbildungs- und Umsetzungsshyziel

In weiterer Folge sind die Konstituierung und Implementierung von interdisziplishynaumlren GewaltschutzgruppenOpferschutzshygruppen in allen Schwerpunktkranken-anstalten Wiens erklaumlrte Projektziele

Die wesentliche Bedeutung der GewaltshyschutzgruppeOpferschutzgruppe liegt in der Drehscheibenfunktion fuumlr das Krankenshyhaus Sie ist zustaumlndig fuumlr die laufende Aus- und Weiterbildung des Personals fuumlr Aktualisierungen der Richtlinien fuumlr die Erstellung von Jahresberichten und fuumlr Netzwerkkontakte zu Opferschutzeinshyrichtungen und anderes mehr Derzeit gibt es sowohl im Wilhelminenspital als auch im Sozialmedizinischen Zentrum Ost bereits etablierte Gewaltschutzgruppen Opferschutzgruppen An der Einrichtung in anderen Schwerpunktkrankenanstalten des Wiener Krankenanstaltenverbundes wird gearbeitet

Um die Bedeutung des Themas raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo und das Wissen daruumlber auf mehreren Ebenen zu veran-kern wurde von der Generaldirektion des Wiener Krankenanstaltenverbundes das Top-Down-Prinzip zur Umsetzung und Etablierung ausgewaumlhlt Uumlber die Kollegiale Fuumlhrung des Krankenhauses wurden die Abteilungsleitungen informiert und jede Abteilung wurde verpflichtet je einen VertreterIn des Aumlrztlichen Personals und des Pflegepersonals zur Fortbildungsvershyanstaltung zu entsenden Somit ist es gelungen beim medizinischen Personal eine solide Anzahl an ausgebildeten Mit-arbeiterInnen zu haben

Der Wiener Krankenanstaltenverbund wird diesem sensiblen Thema weiterhin groszliges Augenmerk schenken im Rahmen der GewaltschutzgruppenOpferschutz-gruppen die weitere Zusammenarbeit sicherstellen und allfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen in die laufenden Programme einbauen

raquoEs gibt keine Rechtfertigung fuumlr Gewalt an Menschen

Wir positionieren uns gegen Gewalt an Frauen und Kindernlaquo

Statement von Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegedienstes Allgemeines Krankenhaus

raquoDie Bedeutung des Curriculums kann gar nicht hoch genug eingeschaumltzt werden da sich die Gewalt gegen Frauen und Kindern in den letzten Jahren dramatisch entwickelt hat Zahlreiche mediale und persoumlnliche Berichte fuumlhren uns diese Tatsachen und dieses menschenunwuumlrdige Geschehen ndash welches es mit allen uns zur Verfuumlgung stehenden Mitteln und Maszlignahmen zu verhindern und erkennen gilt ndash leishyder immer wieder vor Augen Sachliche fundierte und wegweisende Informationen koumlnnen Gewalt und ihre traumatischen Folgen erkennbar und benennbar machen Als direkter und indirekter Nutzen dieser Veranstaltung kann genannt werden

bull Persoumlnliche Wissenserweiterung bull Heranfuumlhren an die Dimensionen

der Gewalt bull Fruumlherkennung und Praumlvention von

Gewaltanwendungen bull Sensibilisierung und Steigerung der

Wahrnehmungsfaumlhigkeit bull Sensibilisierung fuumlr komplexe Probleme als

Folge von Gewalterfahrung und Langzeitfolgen bull Verbesserung von praumlventiven und

opferspezifischen Maszlignahmen bull Verbesserung von Diagnose- und

Therapieangeboten bull Verbesserung der interdisziplinaumlren intrashy

und extramuralen Kooperationen bull Professioneller Umgang mit den Betroffenenlaquo

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes Dr in Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien MA 57

Arbeit einer Opferschutzeinrichtung

Der 24-Stunden Frauennotruf eine Serviceshyeinrichtung der Frauenabteilung der Stadt Wien ist eine spezialisierte Fachstelle im Bereich sexuelle koumlrperliche und psychishysche Gewalt gegen Frauen und Maumldchen Der Leistungsschwerpunkt liegt in der Akut- und Krisenhilfe sowie der mittelshyfristigen Betreuung von Gewaltopfern und umfasst telefonische und persoumlnliche Beratung Begleitungen zu einer Anzeige zu einer Untersuchung ins Spital oder zu Gericht Den betroffenen Frauen und Maumldchen steht das Angebot der psycholoshygischen rechtlichen und sozialarbeiterishyschen Beratung und Unterstuumltzung rund um die Uhr zur Verfuumlgung

Der Frauennotruf war fuumlr die Frauenshyabteilung der Stadt Wien in der Steuerungsshygruppe des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo vertreten und brachte in dieser Funktion Expertise von einem frauen- und opferspezifischen Blickwinkel ein Bei der Erarbeitung des inhaltlichen Konzeptes wurde seitens des Frauennotshyrufes groszliges Gewicht darauf gelegt dass moumlglichst viele Institutionen einbezogen werden Beispielsweise wurden in einer Arbeitsgruppe mit der MAG ELF-Amt fuumlr Familie und Jugend und der Kindershyschutzgruppe des Sozialmedizinischen Zentrums Ost das Informationsmaterial ndash die Folder die Postkarten die Plakate und die Checkkarte ndash gemeinsam entwickelt

Die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen ist im Frauennotruf ein wesentlicher Bestandteil des Krisenshymanagements und Vorraussetzung fuumlr eine umfassende Betreuung von Gewaltopfern Insbesondere Institutionen wie Spitaumller

Polizei oder Frauenhaumluser sind unershylaumlssliche Ansprech- und KooperationsshypartnerInnen wobei nicht zuletzt die 24shystuumlndige Erreichbarkeit mit dem Vershysorgungsauftrag der Soforthilfe ein gemeinshysames und wichtiges Element fuumlr die wechshyselseitige Inanspruchnahme der Hilfsangeshybote darstellt

Spezifische Grundlagen des Opferschutzes

Bei der Frage nach dem benoumltigten Fachshywissen und den notwendigen strukturelshylen Rahmenbedingungen zur optimalen Versorgung von Gewaltopfern muss der Grundauftrag der jeweiligen Institution beruumlcksichtigt werden So gelten fuumlr eine Spezialeinrichtung zur Betreuung von Gewaltopfern andere Vorgaben als fuumlr Institutionen mit einem breiten Vershysorgungsauftrag Fuumlr alle sollte jedoch gelten Unabhaumlngig davon an wen sich die Betroffenen wenden ob nun an die Polizei an das Krankenhaus an das Gericht oder an eine Opferschutzeinrichtung uumlberall sollen sie die Sicherheit haben dass ihnen mit der noumltigen Sensibilitaumlt begegnet wird und sie den spezifischen Beduumlrfnissen entsprechend behandelt werden Damit dieser berechtigte Anspruch auch in der Praxis erfuumlllt werden kann ist in den Institutionen Wissensvermittlung fuumlr bestimmte Bereiche unerlaumlsslich

bull Wissen uumlber das Ausmaszlig und Formen von Gewalt und die psychischen sowie koumlrperlichen Auswirkungen auf die Opfer

bull Kenntnisse uumlber vorherrschende Vorurshyteile und Mythenbildungen in der Geshysellschaft und deren moumlgliche Ausshywirkungen auf die Opfer sowie auf die

eigene Grundhaltung gegenuumlber Gewaltshyopfern

bull Kenntnisse uumlber rechtliche Grundlagen im Bereich Opferschutz

bull Entwicklung und Implementierung von Behandlungsstandards und Interventionsshyrichtlinien in der jeweiligen Institution

bull Standardisierte interdisziplinaumlre und interinstitutionelle Zusammenarbeit bei der Akutversorgung von Gewaltopfern

bull Kenntnisse uumlber die institutionellen und persoumlnlichen Zustaumlndigkeiten und Grenzen

AUSMASS UND FOLGEN DER GEWALT Internationale Daten und wissenschaftlishyche Untersuchungen zeigen eindeutig auf Gewalt ist ein weit verbreitetes soziales Problem bull Eine von vier in Europa lebenden Frauen

ist von Gewalt durch ihren jetzigen oder ehemaligen Partner betroffen7

bull Zehn bis 15 Prozent der Frauen in Industrielaumlndern werden durch ihren aktuellen Lebenspartner zu sexuellen Handlungen gezwungen8

bull Bei einer Befragung von 10000 Frauen in Deutschland gaben 40 Prozent an seit dem 16 Lebensjahr koumlrperliche undoder sexuelle Gewalt erlebt zu haben9

Auch wenn die Auswirkung von Gewalt die Art und Auspraumlgung der psychischen Reaktion vom situativen Kontext der Gewalttat (Ort Dauer Taumlter) von der eigeshynen Persoumlnlichkeitsstruktur und den ershylernten Copingmechanismen beziehungsshyweise Bewaumlltigungsstrategien abhaumlngen muss grundsaumltzlich davon ausgegangen werden dass sexuelle koumlrperliche oder psychische Gewalt immer zu gesundheitshylichen Folgeschaumlden fuumlhrt

So kann eine akute Belastungsreaktion unmittelbar nach einer Gewalterfahrung auftreten und sich unter anderem in Angstzustaumlnden Schlafstoumlrungen und Alptraumlumen oder psychosomatischen Beshy

schwerden aumluszligern Als besonders belasshytend erleben die Betroffenen Flash backs die als real erlebte Erinnerungsbilder der Tat ploumltzlich auftreten und etwa durch Geruumlche Geraumlusche oder Bilder ausgeloumlst werden Zu den Spaumltfolgen zaumlhlt etwa die posttraumatische Belastungsstoumlrung die nicht unterschaumltzt werden darf Die Praumlvalenzrate also die Rate jener die nach einer Vergewaltigung an einer posttraushymatischen Belastungsstoumlrung erkranken wird mit 30 bis 55 Prozent angegeben10

RECHTLICHE GRUNDLAGEN Verschiedene gesetzliche Regelungen und Bestimmungen stellen wesentliche Rahmenshybedingungen fuumlr den Schutz von Opfern von Gewalt sicher Besonders hervorzuheshyben ist etwa das Bundesgesetz zum Schutz vor Gewalt in der Familie das mit 1 Mai 1997 in Oumlsterreich in Kraft getreten ist und einen Meilenstein im Kampf gegen Gewalt darstellt Mit diesem Gesetz wurde eine Rechtsgrundlage fuumlr das Einschreiten der Polizei bei haumluslicher Gewalt geschafshyfen Damit wird den betroffenen Opfern unmittelbar und rasch Schutz vor dem Gewalttaumlter in der eigenen Wohnung zuteil Die Polizei kann eine Person von der eine Gefaumlhrdung ausgeht aus der Wohnung wegweisen und ihr die Ruumlckkehr fuumlr maximal zehn Tage untersagen (Betretungsverbot) Wird in dieser Zeit vom Gewaltopfer beim Bezirksgericht eine einstweilige Verfuumlgung beantragt so vershylaumlngert sich das polizeiliche Betretungsshyverbot automatisch bis zu 20 Tage Das Gericht pruumlft den Antrag innerhalb dieses Zeitraums Eine einstweilige Verfuumlgung kann bis zu drei Monate oder bis zum Ende eines laufenden Verfahrens (etwa Scheidungsverfahren) gelten wobei auch die raquoSchutzzonelaquo uumlber den unmittelbaren Wohnbereich hinausgehend ausgeweitet werden kann

Eine wesentliche Begleitmaszlignahme des Gewaltschutzgesetzes war die Errichtung von Interventionsstellen in allen Bundesshy

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

laumlndern die aktiv mit den Gewaltopfern Kontakt aufnehmen und Beratung Inforshymation und Betreuung im Rahmen des Gesetzes anbieten Die polizeiliche Statistik der letzten Jahre zeigt eindeutig auf dass die Maszlignahmen im Gewaltschutz verstaumlrkt zur Anwendung kommen Wurden oumlstershyreichweit im Jahr 2002 rund 4000 Beshytretungsverbote verfuumlgt so lag im Jahr 2004 die Anzahl bei fast 4800 Verfuumlgungen Dabei war in Wien die houmlchste Steigerungsrate mit 40 Prozent zu verzeichnen11

GEWALTDYNAMIK UND MYTHENBILDUNG Ein besonderer Aspekt den es in der Arbeit mit Gewaltopfern zu beruumlcksichtishygen gilt ist das Abhaumlngigkeitsverhaumlltnis zwischen Opfer und Taumlter

Die Taumlter sind den betroffenen Frauen vielshyfach bekannt sie sind gute Bekannte komshymen aus dem Freundeskreis sind Arbeitsshykollegen oder es sind der Partner oder der Ehemann So zeigt die Kriminalstatistik Oumlsterreich bei der Analyse der Taumlter-Opfershybeziehung beim Delikt Vergewaltigung fuumlr das Jahr 2004 dass in nur elf Prozent der Faumllle der Taumlter unbekannt war Bei 41 Prozent gab es ein Bekanntschaftsverhaumlltnis bei 17 Prozent gab es eine Zufallsbekanntshyschaft bei 22 Prozent bestand eine familiaumlre Beziehung mit und bei sieben Prozent ohne Hausgemeinschaft

Die Erfahrungen aus der Beratungsarbeit des Frauennotrufes zeigen dass gerade bei familiaumlrer Gewalt eine jahrelange Gewalterfahrung bei den Opfern nicht nur zu psychischen und koumlrperlichen Schaumldigungen sondern auch zum Verlust der eigenen Selbsthilfemechanismen fuumlhrt Die Angst vor einer vom Partner angedrohshyten massiveren Gewalt sollte eine dritte Person davon erfahren lassen die Beshytroffenen lange schweigen Die gleichzeishytig damit einhergehende soziale Isolation und eine finanzielle Abhaumlngigkeit sind zusaumltzliche verstaumlrkende Faktoren

Die Grenzuumlberschreitung durch eine Person die sie gut zu kennen glauben mit der sie womoumlglich zusammenleben und der sie vertraut haben macht es fuumlr die Betroffenen besonders schwer die Unrechtshymaumlszligigkeit der Tat zu begreifen Eine Ershyklaumlrung zu finden fuumlhrt oft dazu dass die betroffenen Frauen die Schuld bei sich suchen sich Selbstvorwuumlrfe machen und so die Gewalttat auch bagatellisieren Zushydem verstaumlrken gesellschaftliche Vorurshyteile die potenziell den Opfern (in der Regel Frauen) Mit- oder Teilschuld geben und die Taumlter (in der Regel Maumlnner) von der Schuld freisprechen oder sie in bereshychenbare Kategorien einteilen die Schuld-und Schamgefuumlhle der Gewaltopfer Selbstshyvorwuumlrfe Aumlngste fuumlr die Tat verantwortshylich gemacht zu werden oder erst gar nicht ernst genommen zu werden sind oft Gruumlnde warum sich die Opfer nach der Tat niemandem anvertrauen

Die Reaktion des unmittelbaren Umfeldes stellt daher einen wesentlichen Faktor fuumlr den Verlauf der traumatischen Krise dar Dashybei sind die ersten Reaktionen von Krisenanshylaufstellen von zentraler Bedeutung Nur wenn dem Gewaltopfer mit der Grundshyhaltung und Position begegnet wird bei der die Tat als unentschuldbarer Angriff gesehen wird fuumlr die allein der Taumlter vershyantwortlich zu machen ist kann uumlbershyhaupt erst ein Vertrauensverhaumlltnis aufgeshybaut werden

BEHANDLUNGSSTANDARDS Es ist ein Faktum dass Opfer von Gewalt nicht nur wegen ihrer akuten Vershyletzungen sondern wegen vieler anderer Beschwerden oder Erkrankungen das Gesundheitssystem aufsuchen Das Wissen um die psychischen und koumlrperlichen Auswirkungen von Gewalt bedingt die Entwicklung von spezifischen Kriterien bei der Behandlung oder Beratung von Gewaltopfern um einen opfersensiblen Umgang gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Unter Beruumlcksichtigung von Praxisershyfahrungen des Frauennotrufes die im Rahmen von Begleitungen zu Untershysuchungen in Krankenhaumlusern gewonnen wurden von Berichten von Klientinnen die ihre Wahrnehmungen und Beurshyteilungen einer Erstversorgung im Spital den Beraterinnen schilderten sowie von Ergebnissen aus interdisziplinaumlren Arbeitsshygruppen koumlnnen folgende wesentliche Maszlignahmen oder Kriterien definiert wershyden

bull Die Wartezeit im Ambulanzbereich fuumlr Gewaltopfer moumlglichst gering halten

bull einen ruhigen geschuumltzten Rahmen Raum fuumlr die Anamnese sicherstellen

bull wenn moumlglich die Untersuchung durch eine Aumlrztin gewaumlhrleisten oder zuminshydest in Anwesenheit von weiblichem Pflegepersonal durchfuumlhren

bull dem Wunsch der Betroffenen nachkomshymen von einer Vertrauensperson ins Untershysuchungszimmer begleitet zu werden

bull die Betroffene uumlber die geplanten Intershyventionen oder Untersuchungsschritte genau informieren

bull eine interdisziplinaumlre Opferschutzgruppe im Spital installieren die sich aus speshyziell geschultem Personal verschiedener Abteilungen zusammensetzt

bull psychosoziale Betreuung vermitteln und falls vorhanden auch die internen Ressourcen der Opferschutzgruppe nuumltzen

bull uumlber weiterfuumlhrende Betreuung und Beratung in einer Opferschutzshyeinrichtung informieren oder die Kontaktaufnahme zu dieser initiieren

bull Informationsmaterial uumlber Hilfseinshyrichtungen in den Ambulanzen auflegen

INSTITUTIONELLE ZUSAMMENARBEIT Aufgrund der Multitraumatisierung der Gewaltopfer benoumltigen diese in der Regel Unterstuumltzung von verschiedenen Hilfseinshyrichtungen Die Zusammenarbeit zwischen Institutionen wie etwa Frauennotrufen Frauenhaumlusern der Polizei Rettung oder

Krankenhaumlusern ist bei der Akutvershysorgung von Gewaltopfern eine Grundlage dafuumlr effektiv Hilfe und Schutz gewaumlhrleishysten zu koumlnnen

Die Erfahrung zeigt Je besser die wechshyselseitigen Kenntnisse um die jeweiligen Zustaumlndigkeiten internen Organisationsshyablaumlufe sowie Serviceangebote sind desto besser und leichter kann bei akuten Faumlllen die Fachressource einer anderen Institution genutzt werden Kommunikation fachshylicher Austausch und ein Lernen voneinshyander schaffen zudem eine Ausgangsbasis die eine Entwicklung von verbesserten und gezielten Hilfsmaszlignahmen bei der Versorgung von Gewaltopfern ermoumlglicht

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kindernlaquo konnte diesbezuumlglich auf vershyschiedenen Ebenen einen wesentlichen Beitrag fuumlr die Qualitaumltssicherung und Verbesserung der Versorgung von Gewaltshyopfern leisten

Beispielhaft ist ein Projekt zu nennen das waumlhrend der Umsetzungsphase des Curricushylums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entstanden ist und das Ziel verfolgte den Qualitaumltsstandard der Spurensicherung bei Sexualdelikten und der Betreuung von Vergewaltigungsopfern zu verbessern Das Projekt wurde gemeinsam von der Wiener Polizei dem Wiener Krankenanstaltenshyverbund der Gerichtsmedizin Wien und dem 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien durchgefuumlhrt Die Projektgruppe entshywickelte ein raquoSpurensicherungs-Setlaquo das mittlerweile an allen Wiener Schwershypunktspitaumllern zur Anwendung kommt und eine einheitliche Spuren- und somit Beweissicherung nach Sexualdelikten sicherstellt Gleichzeitig wurden zentrale Aspekte des Opferschutzes beruumlcksichtigt die bei der Erstversorgung als Standard definiert wurden ndash ein aumlrztliches Gespraumlch in geschuumltztem Rahmen wird angeboten die Begleitung durch eine Vertrauensshyperson wird ermoumlglicht die medizinische

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Untersuchung erfolgt nach eingehender Information und nach Zustimmung der Betroffenen ein Informationsblatt uumlber die Spurensicherung die Anzeige und uumlber wichtige Opferberatungsstellen wird den Betroffenen mitgegeben und bei Bedarf wird ein Kontakt zu einer Einrichtung vershymittelt

raquohellip Gewalt nicht nur zu bekaumlmpfen sondern sie verhindernlaquo Statement von UnivProf Dr Fritz Gschnait Vorstand der Hautabteilung und Aumlrztlicher Direktor Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoGewalt gegen Frauen und Kinder ist leider eine unterschaumltzte Realitaumlt mit der auch Aumlrzte und Aumlrztinshynen sowie das Krankenpflegepersonal in zunehmendem Maszlige konfrontiert sind In zunehmendem Maszlige deshalb weil die Gewaltbereitschaft steigt nicht zuletzt als Folge der zahlreichen Stresseinfluumlsse denen die heutigen Menschen besonders in Ballungszentren ausgesetzt sind sowie der dramatisch ansteigenden rsaquoEgoistizierunglsaquo der Zeit Menschen sind in vermehrtem Maszlige nur mehr auf sich selbst ausgerichtet zunehshymend weniger bereit fuumlr andere Mitmenschen auch in der eigenen Familie etwas auf sich zu nehmen und reagieren ablehnend ndash leider auch mit Gewaltmaszlignahmen

Aufklaumlrungsmaszlignahmen wie das Curriculum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo sind sehr wichtig damit Aumlrzte und Aumlrztinnen sensibilisiert werden bestimmte Verletzungsformen besonders an der Haut und den Schleimhaumluten als Folgen von Gewalteinwirkung zu erkennen und damit zu diagnostizieren Da die Betroffenen nicht zu selten schweigen kommt dem Arzt der Aumlrztin hier die wichtige Aufgabe zu die Gewaltfolge nicht nur zu behandeln sondern auch geeignete Maszlignahmen zu ergreifen um die hinter der Verletzung stehende psychische Problematik einer Loumlsung zuzufuumlhren In diesem Sinne sind Fortbildungsveranstaltungen dieser Art groszligartig tragen den Beduumlrfnissen unserer Zeit Rechnung und sollten weiter ausgebaut werden Allerdings darf dies erst der Anfang sein Wie immer in der Medizin ist Vorbeugen besser als Heilen Die Gesellschaft ist daher aufgerufen auf allen zur Verfuumlgung stehenden Wegen der Gewalt in der Gesellschaft vorzubeugen Gewalt nicht nur zu bekaumlmpfen sondern sie zu verhindern Richtige Erziehung in der Familie und in der Schule sind hier ebenso gefordert wie Maszlignahmen zur Stressvermeidung im Wohnbau im Straszligenverkehr am Arbeitsplatz im gesamten sozialen Gefuumlge der Menschen Gewalt wird letztlich nicht allein durch Strafen aus der Welt geschafft werden sondern in erster Linie durch Vermeidung und Bekaumlmpfung jener Faktoren welche Menschen gewaltbereit machen

Ich wuumlnsche dem Curriculum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo als einen wichtigen Teil des notshywendigen Gesamtkonzeptes weiterhin viel Erfolglaquo

RESUumlMEE

Aus Sicht des 24-Stunden Frauennotrufs hat das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zentrale Themen des Opfershyschutzes nicht nur aufgegriffen sondern auch in konkrete Maszlignahmen umsetzen koumlnnen Darin liegt auch die Chance dass die Erweiterung der institutionellen Handlungsspielraumlume und der Zusammenshyarbeit uumlber das Projekt hinaus Fortbeshystand hat

raquohellip dass das Curriculum wachruumltteln und aufzeigen

soll dass Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht als Kavaliersshy

delikt oder als ein Recht des Mannes gesehen werden darflaquo

Statement von Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegedienstes Kaiser-Franz-Josef-Spital

raquoDer Nutzen des Curriculums ist sehr hoch Zuerst einmal in dem Sinne dass durch das Thematisieren von Gewalt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wachgeruumlttelt werden sie sollen auch Zivilcourage entwickeln das heiszligt nicht wegschauen weil sie sich Aumlrger einhandeln koumlnnten Ich koumlnnte mir vorshystellen dass es auch heikel sein kann wenn man sich einmischt Da muss man den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sagen rsaquoWir stehen alle an eurer Seite schaut nicht weg und auch bei einer Vermutung ist es besser man irrt sich einmal als man irrt sich einshymal zu weniglsaquo Man braucht nicht jedes Mal strenge Vorschriften aber gewisse Leitlinien Das Curriculum ist eine Leitlinie an der man sich anhalten kann und anhand derer man vorgehen kann wenn man unsishycher ist

Beim Thema Gewalt ist die Redundanz wichtig Im Vordergrund steht das Immer-wieder-aufmerksam-Machen Die Gefahr dass eine Aktion einschlaumlft ist sehr groszlig Was man bei einem guten Handbuch noch besser machen kann ist es immer wieder in Ershyinnerung zu bringen es nachzudrucken und es nicht als eine Einmalaktion zu belassenlaquo

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit Maga Renate Balic-Benzing Leiterin der MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie

Kinder schuumltzen und Eltern stuumltzen sind die gesetzlichen Kernaufgaben und erklaumlrshyten Ziele der MAG ELF

Mit der reichen Angebotspalette raquoSoziale Dienste und Praumlventionlaquo reagieren SozialshyarbeiterInnen und PsychologInnen der MAG ELF bereits fruumlhzeitig auf moumlgliche Uumlberforderungssituationen von Eltern die in der Folge zu Kindesmisshandlung fuumlhren koumlnnen und unterstuumltzen Eltern dabei Strategien zu entwickeln ihren Kindern ein Aufwachsen in einer angstfreien und foumlrdernden Atmosphaumlre zu ermoumlglichen

Oumlffentliche Thematisierung und Sensibilishysierung leisten einen wichtigen Beitrag dazu Die neue Kinderschutz-Kampagne der MAG ELF weist darauf hin dass Kinder aktiv Gewalt ablehnen und auf ihr Recht auf Schutz vor Gewalt bestehen koumlnshynen und sie fordert auf den Kindern eine Stimme zu geben und diese Kinder dann auch zu houmlren Unter dem Slogan raquoDu sagst was gespielt wirdlaquo lenken wir vershystaumlrkte Aufmerksamkeit auf die Rechte der Kinder insbesondere das Recht auf Schutz vor Gewalt in jeder Form

Die Kampagnen zum Kinderschutz der MAG ELF helfen mit eine Enttabuisierung der Themen Gewalt in der Familie und Gewalt an Kindern zu erreichen und damit eine Sensibilisierung zu bewirken

Die Zahl an Abklaumlrungsverfahren in welchen die moumlgliche Misshandlung oder Vernachlaumlssigung eines Kindes dem Jugendshywohlfahrtstraumlger gemeldet und von diesem uumlberpruumlft wird ob eine Gefaumlhrdung des Kindes besteht und sodann entschieden wird welche Maszlignahme der Jugendwohlshyfahrt erforderlich ist um diese Geshyfaumlhrdung des Kindes abzuwenden steigt

laufend ndash von 5277 im Jahr 2001 auf 7994 im Jahr 2004 ndash an

Kindesmisshandlung ist eine nicht zufaumlllige gewaltsame Handlung von Eltern oder anderen Erwachsenen die das Kind koumlrpershylich und psychisch verletzt in seiner Entshywicklung nachhaltig beeintraumlchtigt oder es sogar toumltet Sie beinhaltet alle Formen physischer Gewalt die entweder unmittelshybar aus einer Situation heraus als beshywusst geplante raquoErziehungsmaszlignahmelaquo oder aufgrund sadistischer Neigung geshysetzt werden Sie kann auch durch Vershyweigerung und Entzug koumlrperlicher und seelischer Grundbeduumlrfnisse erfolgen Ebenso zaumlhlen Ablehnung Demuumltigung und Herabsetzung Uumlberforderung durch unangemessene Anforderungen und Anshyspruumlche Liebesentzug Gleichguumlltigkeit und Ignorieren Angst machen und Drohunshygen zu Formen der Kindesmisshandlung

Kinder werden durch das wiederholte Miterleben von Gewalt an der Mutter sei es durch den Vater oder den Lebensshypartner genauso traumatisiert wie durch das direkte Erleben von Gewalt am eigenen Koumlrper

Die Symptome und Auswirkungen bei Kindern sind so vielfaumlltig wie die ausshygeuumlbten Formen von Gewalt sie sind manchmal deutlich manchmal verdeckt erkennbar Gewaltsysteme in Familien funktionieren indem sie verschleiern abschwaumlchen zum Schein kooperieren Diese Muster zu erkennen und zu durchshybrechen ist Aufgabe von HelferInnen Das Erkennen von Symptomen und die Klaumlrung der Ursachen koumlnnen nur durch eine Zushysammenarbeit aller beteiligten Professionen erfolgen Dabei zeigt sich immer wieder

deutlich wie wichtig die Vernetzung und Zushysammenarbeit der beteiligten HelferInnenshygruppen ist

In der Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen im Kinderschutz sind offene Kommunikation umsichtiges Vorgehen zum Schutz der betroffenen Kinder um sekunshydaumlre Traumatisierung zu vermeiden und klare Aufgabenteilungen unumgaumlnglich Das Wissen um die Moumlglichkeiten und Methoden der KooperationspartnerInnen ist unverzichtbar Die Entwicklung von Qualitaumlt und Standards im Kinderschutz ist ein laufender Prozess in den alle beteishyligten und handelnden Berufsgruppen involviert sind und der nie abgeschlossen sein kann und darf

Dies setzt einen moumlglichst einheitlichen Wissensstand aller Beteiligten voraus Gemeinsame und gegenseitige Schulungen sind ein bedeutender und wertvoller Schritt zur Umsetzung der wichtigen Aufgabe Kinderschutz

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo durchgefuumlhrt vom Wiener Proshygramm fuumlr Frauengesundheit in Zusammenshyarbeit mit der MAG ELF der MA 57 ndash 24shyStunden Frauennotruf und dem Krankenshyanstaltenverbund ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung und ein wesentshylicher Beitrag zur Verbesserung des Kindershyschutzes in Wien

raquoLetztlich bedeutet Gewalt gegen Kinder immer auch

Gewalt gegen Frauenlaquo Statement von Dr in Sonja Havlicek

Leiterin der Kinderschutzgruppe Wilhelminenspital

raquoDie interdisziplinaumlre Kinderschutzgruppe des Wilhelminenspitals hat sich eine moumlglichst fruumlhzeitige Diagnosestellung bei allen Formen der Misshandlung und die Erstellung rsaquokindorientierterlsaquo Loumlsungsstrategien zum Ziel gesetzt

Was heute ein paar Haumlmatome als Nebenbefund darstellt kann naumlchste Woche eine Fraktur und naumlchstes Monat auch den Tod des Kindes bedeuten Besonders Menschen in helfenden Berufen koumlnnen Gewalt und bewusste Verletzung nur schwer nachshyvollziehen und wollen solche auch nicht wahrhaben Wie bei anderen Diagnosen gehoumlren aber solche Fakten erhoben Das von der Kinderschutzgruppe entshyworfene Verletzungsblatt soll bei der Dokumentation und der Festlegung der weiteren Maszlignahmen helfen Prinzipiell streben wir bei Verdacht eine sofortige stationaumlre Aufnahme an der Kinderabteilung an

Die Existenz und die Arbeit der Kinderschutzshygruppe des Wilhelminenspitals tragen dadurch aktiv zum Gewaltschutz und zur Sensibilisierung des Personals bei Letztlich bedeutet Gewalt gegen Kinder immer auch Gewalt gegen Frauenlaquo

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ORGANISATORISCHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

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Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Eroumlffnung der Projektwochen am 16 Oktober 2001 durch die Stadtraumltinnen Grete Laska Maga Renate Brauner und Primaria Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker

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ORGANISATORISCHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo Maga Alexandra Grasl Projektmanagerin Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit

1998 hat der Gemeinderat das Wiener Proshygramm fuumlr Frauengesundheit einstimmig beschlossen in dem Gewalt als eines von insgesamt zwoumllf zentralen Handlungsshyfeldern beschrieben ist Der darin enthalshytene Maszlignahmenkatalog umfasst die Entshywicklung eines Schulungsangebots fuumlr Spitalspersonal zur Sensibilisierung und Fruumlherkennung der Auswirkungen von Gewalt

Planung

Mit Unterstuumltzung von Gesundheitsshystadtraumltin Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker Frauenstadtraumltin Maga Renate Brauner und Jugendstadtraumltin Grete Laska richtete die Wiener Frauengesundshyheitsbeauftragte im August 2000 eine Steuerungsgruppe ein in deren Rahmen mehrere Einrichtungen der Stadt Wien kooperierten um in den Gemeindeshyspitaumllern ein entsprechendes Fortbildungsshyprogramm umzusetzen Wiener Krankenshyanstaltenverbund 24-Stunden Frauennotshyruf der MA 57 MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie und das Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Die Polizeidirektion Wien und das Institut fuumlr Gerichtsmedizin wurden als KooperationspartnerInnen gewonnen

Ist-Stand Erhebung

20002001 wurde eine MitarbeiterInnenshybefragung an den Krankenhaumlusern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital durchgefuumlhrt Befragt wurden AumlrztInnen und Pflegefachkraumlfte der Abteilungen Gynaumlkologie Urologie Hals- Nasen- und Ohrenabteilung Dermashytologie Augenheilkunde Paumldiatrie Psyshychiatrie Interne Chirurgie und der Notshyfallsambulanzen uumlber ihre Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern Die Ergebnisse zeigen nicht nur ein Informationsdefizit sondern auch den Wunsch der Befragten nach adaumlquater Aus- und Fortbildung

Inhalte

Auf Basis dieser Ist-Analyse wurde das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entwickelt das sich durch einen interdisziplinaumlren Zugang auszeichnet Der Inhalt umfasst fuumlnf Module bull Formen und Auswirkungen sexueller

und koumlrperlicher Gewalt gegen Frauenbull Formen und Auswirkungen sexueller

und koumlrperlicher Gewalt gegen Kinderbull Spurensicherung und DNA-Analysebull Rechtliche Informationenbull Vorstellung von Opferschutzgruppen an

Wiener Krankenanstalten

Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Zielgruppen

Das Fortbildungsprogramm ist fuumlr die Zielshygruppen AumlrztInnen und Pflegepersonal aber auch fuumlr andere im Spital taumltige Berufsgruppen wie Hebammen SozialarshybeiterInnen PsychologInnen konzipiert Ziel ist es die MitarbeiterInnen vor Ort im Spital zum Thema Gewaltpraumlvention und -intervention zu informieren und zu senshysibilisieren sowie Behandlungsstandards in den Spitaumllern zu etablieren

Vortragende

Fuumlr die Phase der Implementierung des Projektes und bei der Durchfuumlhrung der Fortbildung in den Wiener Gemeindeshyspitaumllern waren ExpertInnen des 24shyStunden Frauennotrufs der MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie der Polizei der Gerichtsmedizin Wien der Rechtsabshyteilung des Wiener Krankenanstaltenshyverbunds der Opferschutzgruppen von Wilhelminenspital und Sozialmedizishynischem Zentrum Ost sowie der Spitalsshysozialarbeit des Fonds Soziales Wien (vorshymals MA 47) verantwortlich Die Fortshybildungsreihe im Allgemeinen Krankenshyhaus wurde um Expertinnen der Wiener Frauenhaumluser erweitert Zudem waren die Bundespolizeidirektion Wien und die Gerichtsmedizin Wien wichtige KooperashytionspartnerInnen und stellten uumlber den gesamten Projektzeitraum neben Fachshyvortragenden auch ihre inhaltliche Exshypertise zur Verfuumlgung

Informationsmaterial

Ein Informationsfolder und eine Check-Karte im Brusttaschenformat mit einer Liste der wichtigsten Maszlignahmen sowie der Notfallnummern richten sich direkt an das Krankenhauspersonal Diese dienen den SpitalsmitarbeiterInnen als Leitfaden fuumlr die wichtigsten Handlungsschritte bei

der Kommunikation mit und der Untershysuchung von Gewaltopfern und sie inforshymieren weiters uumlber Beratungseinshyrichtungen An die BesucherInnen der Ambulanzen werden Poster sowie Postshykarten mit den wichtigsten Anlaufstellen bei Gewalt gegen Frauen und bei Gewalt gegen Kinder verteilt Um das Thema raquosichtbarlaquo zu machen thematisieren waumlhshyrend der Projektwochen in den Modellshyspitaumllern lebensgroszlige Figuren im Einshygangsbereich der Ambulanzen Gewalt gegen Frauen und Kinder als ein Thema der Medizin

Umsetzung

Der medial begleiteten Kick-off-Veranshystaltung am 16 Oktober 2001 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost die die Stadtshyraumltinnen Grete Laska Maga Renate Brauner und Primaria Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker im Rahmen einer Pressekonferenz eroumlffnet haben folgten Projektwochen in deren Rahmen das Curriculum vor Ort angeboten wurde 2001 startete das Pilotmodell in den beiden Spitaumllern in denen die MitarbeiterInnen zuvor befragt worden waren 2004 wurde das Curriculum in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und im Krankenhaus Wien-Hietzing (ehemals Lainz) sowie 2005 im Allgemeinen Krankenhaus durchgefuumlhrt Die Teilnahme am Curriculum ist kostenshylos Von allen ProjektpartnerInnen wurden interne Personalressourcen fuumlr Planung Koordination und fuumlr die Vortragstaumltigkeit zur Verfuumlgung gestellt

Die Planung und Umsetzung des Curriculums verlief in vier Phasen

Phase 1 2000 Konstituierung der Steuerungsgruppe Entwicklung des Fortbildungskonzeptes MitarbeiterInnenbefragung in den Modellshyspitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum

Ost und Kaiser-Franz-Josef-Spital Entshywicklung von Informationsmaterialien

Phase 2 2001 Durchfuumlhrung der Fortbildung in den beishyden Modellspitaumllern wobei im Sozial-medizinischen Zentrum Ost und im KaisershyFranz-Josef-Spital 20 Fortbildungen zu je 15 Stunden angeboten wurden Zu jedem Themenschwerpunkt fanden zwei Alternativshytermine statt

Phase 3 20022003 Uumlberarbeitung des Fortbildungskonzepts aufgrund der Auswertung der Ergebnisse aus Phase 1 Anpassung der Fortbildungsshystruktur Umstieg auf geblockte Veranshystaltungen mit zwei Tagen zu jeweils 65 Stunden sowie Uumlberarbeitung der Standards bei der Spurensicherung und deren Inteshygration in die Fortbildungsinhalte

Phase 4 20042005 Durchfuumlhrung der Fortbildungen in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) an jeweils zwei Vormittagen zu je 65 Stunden Im Allgemeinen Krankenhaus wurde aufgrund der Groumlszlige des Spitals die Fortbildung zweimal angeboten das heiszligt es wurden insgesamt vier Vormittage zu je 65 Stunden abgehalten

Know-how-Transfer

Das Wilhelminenspital das ebenfalls zum Krankenanstaltenverbund gehoumlrt war aufshygrund dort bereits bestehender Gewaltshyschutzaktivitaumlten als Good-Practice-Beishyspiel in das Curriculum integriert MitshyarbeiterInnen des Wilhelminenspitals beshyrichteten uumlber die Arbeit der Gewaltshyschutzgruppe und trugen damit zu einem wichtigen Know-how-Transfer in andere Spitaumller bei Auch die in Folge des Curricushylums entstandene Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde zu einem fixen Bestandteil des Curriculums

Behandlungsstandards

In Folge der guten Zusammenarbeit entshywickelten der Wiener Krankenanstaltenshyverbund der 24-Stunden Frauennotruf die Polizei und die Gerichtsmedizin ein Spurensicherungs-Set das eine einheitliche Beweissicherung garantiert und in den Geshymeindespitaumllern als Behandlungsstandard zur Untersuchung von Opfern sexueller Gewalt etabliert wurde Zu diesem Zweck finden eigene Einschulungstermine in den Spitaumllern statt

Feedback-Befragung

Ab 2004 erhielten die TeilnehmerInnen die Moumlglichkeit zu den Inhalten des Curricushylums via Fragebogen anonym eine Ruumlckshymeldung abzugeben Drei Monate spaumlter bekamen die TeilnehmerInnen noch einshymal einen Fragebogen zugeschickt um die Praxistauglichkeit der Fortbildung zu uumlberpruumlfen

Organisation

Koordinierende Aufgaben wurden durch das Wiener Programm fuumlr Frauengesundshyheit geleistet Dies betraf etwa die Komshymunikation mit Spitalsverwaltung und Vortragenden sowie die Terminkoordinashytion und Erstellung des Programmablaufs Zentral war die Mitarbeit des Krankenshyhauses Dieses hat eine interne Person fuumlr die Koordination nominiert die wiedeshyrum fuumlr die Kommunikation vor Ort und fuumlr die Organisation des Vortragsraums zustaumlndig war und die Veranstaltung begleitend moderiert hat

Top-Down-Prinzip

Um das Wissen und die soziale Bedeutung des Themas Gewalt auf mehreren Ebenen zu verankern hat sich das Top-Downshy

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Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Prinzip bewaumlhrt Zuerst wurde die Direktionsebene des Krankenhauses ndash und zwar die Aumlrztliche Leitung und die Pflegeleitung ndash um Unterstuumltzung gebeten diese wiederum wandte sich an die Abteilungsleitungen Die Vorstaumlnde der Fachabteilungen wurden im Rahmen der PrimaraumlrztInnensitzung der Krankenshyhaumluser uumlber das Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder sowie uumlber den Ablauf des geplanten Curriculums im jeweiligen Krankenhaus informiert Auch wenn grundshysaumltzlich eine obligatorische Teilnahme aller anzustreben ist war es in dieser Phase sinnvoll dass jede Abteilung je eine Vertreterin oder einen Vertreter des aumlrztshylichen Personals und des Pflegepersonals zum Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entsendet hat

10 Durchfuumlhrungsschritte

1 Kontaktaufnahme zu EntscheidungsshytraumlgerInnen relevanter Einrichtungen

2 Konstituierung einer Projektsteuerungsgruppe

3 Ist-Stand Erhebung im Krankenhaus

4 Entwicklung der Fortbildungsinhalte

5 Schriftliche Information an die Krankenhausleitung (Aumlrztliche- und Pflegeleitung)

6 Koordinierungsgespraumlch mit der Krankenhausleitung

7 Vorstellung des Themas und Fortbildungsangebots in der PrimaraumlrztInnensitzung des Krankenhauses

8 Bestimmung einer spitalsinternen Koordinationsperson zwecks Organisation und Kommunikation vor Ort

9 Durchfuumlhrung der Fortbildung im Spital ndash Moderation durch einen KrankenhausmitarbeiterIn

10 Feedback-Befragung der TeilnehmerInnen

raquoEs gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die

Frauen an die richtigen Stellen zu verweisenlaquo Statement von Elfriede Geyer Pflegedirektion Krankenhaus Rudolfstiftung

raquoDie Ruumlckmeldung die wir von den MitarbeiterInnen bekommen haben war dass sie ein staumlrkeres Bewusstsein fuumlr das Thema bekommen haben Auch die MitarbeiterInnen der Kinderambulanz die immer schon sehr sensibel im Bezug auf Zeichen von Gewaltanwendung waren sagten sie seien jetzt noch hellhoumlriger geworden Diese houmlhere Sensibilitaumlt trifft fuumlr das Thema Frauen und Gewalt zu Insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gynaumlkologie berichten vom groszligen Nutzen der Spurensicherungsboxen Hier sei alles Notwendige enthalten inklusive einer genauen Anleitung Es gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die MitarbeiterInnen die Frauen an die richtigen Stellen zu verweisen beziehungsweise selbst Kontakte herzustellen Die multiprofessionelle Teilnahme seitens des Krankenhauses ist sicher ganz wichtig Seitens der Vortragenden war diese mulshytiprofessionelle Teilnahme ja gegeben Es sollte weiterhin genuumlgend Zeit bleiben um auch Fragen stelshylen zu koumlnnen was bei dem Curriculum der Fall war Eine Wiederholung des Curriculums waumlre sicher gut weil damit eine groumlszligere Personengruppe die Moumlglichkeit haumltte daran teilzunehmen

Auszligerdem waumlre es wichtig dass es genuumlgend SozialarbeiterInnen fuumlr einen Informationsaustausch gaumlbe Aktuell ist die Situation etwa in der Kinderabteilung unbefriedigend weil SozialarbeiterInnen abgezogen worden sind und es keine Ruumlckmeldungen mehr gibtlaquo

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

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MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern

Im Jahr 2001 wurde das Meinungsshyforschungsinstitut Fessel-GfK vom Buumlro der Wiener Frauengesundheitsbeauftragten mit einer schriftlichen MitarbeiterInnenbeshyfragung an den beiden Gemeindespitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum Ost (in der Folge SMZ Ost genannt) und Kaiser-FranzshyJosef-Spital beauftragt12 Mit dieser Befragung sollte einerseits erhoben wershyden welche Kontakte und Erfahrungen die befragten Personen bislang in ihrem beruflichen Alltag mit Gewaltopfern geshyhabt haben andererseits sollte der Bedarf an Unterstuumltzung in dieser Arbeit erfragt werden Ein weiteres Thema war welche Einstellungen zum Thema Gewalt bestehen Die MitarbeiterInnenbefragung basierte auf zwei methodischen Schritten Neben einer Fragebogenerhebung wurden vertieshyfende persoumlnliche Interviews durchgeshyfuumlhrt

Folgende Abteilungen wurden befragt interne Aufnahmestation Gynaumlkologie Hals-Nasen-Ohren-Station Psychiatrie Unshyfallchirurgie und Chirurgie Dermatologie Kinderinterne sowie Kinderchirurgie

Die Krankenhausdirektionen wurden vorshyab von der Wiener Frauengesundheitsbeaufshytragten schriftlich uumlber den Grund und das Ziel der Erhebung informiert Zudem erfolgte eine persoumlnliche Vorstellung des

Projektvorhabens durch die Projektverantshywortlichen Diese Vorbereitungen waren wesentlich es konnte ein Ruumlcklauf von 25 Prozent der Frageboumlgen erreicht werden Insgesamt haben sich an der Befragung 209 Personen beteiligt 81 Prozent der Befragten waren weibliches 13 Prozent maumlnnliches Personal13

Zentrale Ergebnisse der Fragebogenerhebung

KONTAKTHAumlUFIGKEIT MIT GEWALTOPFERN Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer 41 Prozent der Befragten hatten im Jahr vor der Befragung beruflichen Kontakt mit Kindern und Jugendlichen die Opfer koumlrshyperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt waren Durchschnittlich hatte im letzten Jahr jede der befragten Personen Kontakt mit rund zehn jungen PatientInnen mit Gewalterfahrungen Deutlich werden hier Unterschiede zwischen den einzelnen Abteilungen So etwa haben bedeutend mehr der befragten Personen der kinderinshyternen Station der kinderchirurgischen Station sowie der Unfallchirurgie angegeshyben im Laufe des letzten Jahres Kontakte mit kindlichen oder jugendlichen Gewaltshyopfern gehabt zu haben als an anderen Abteilungen Dennoch haben mehr als 20

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Prozent der befragten Personen an gynaumlkoshylogischen Abteilungen zumindest einmal im letzten Jahr jugendliche Gewaltopfer betreut

Insgesamt wurden rund 87 Prozent der kindlichen und jugendlichen Gewaltopfer von Personen begleitet

Frauen als Gewaltopfer Mit erwachsenen weiblichen Gewaltopfern haben deutlich mehr der befragten Pershysonen im Laufe des letzten Jahres Kontakt gehabt dies trifft auf insgesamt 56 Prozent der Befragten zu Besonders haumlufig war dies in der Psychiatrie in der (Unfall)shyChirurgie sowie auf der Dermatologie der Fall Durchschnittlich haben jene Befragte die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit einem erwachsenen weiblichen Gewaltshyopfer gehabt haben 77 Opfer von koumlrpershylicher und 53 Opfer von sexueller Gewalt betreut

Anders als bei den kindlichen beziehungsshyweise jugendlichen Gewaltopfern gaben nur rund 50 Prozent der Befragten an Beshygleitpersonen der von Gewalt betroffenen Frauen wahrgenommen zu haben

WAHRNEHMUNG UND VERDACHT AUF GEWALT Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer Die befragten Personen14 hatten haumlufig den Verdacht dass die Verletzungsurshysachen verschleiert werden sollten Beshysonders haumlufig wurde dies in Zusammenshyhang mit sexueller Gewalt (66 Prozent der Befragten) aber auch haumlufig in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt (53 Prozent der Beshyfragten) vermutet

Frauen als Gewaltopfer Dass die Verletzungsursachen verschleiert werden sollten vermuteten 41 Prozent der Befragten 15 in Zusammenhang mit sexuelshyler Gewalt und 37 Prozent in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt

VORGEHEN BEI VERDACHT AUF GEWALT Bei vermuteten Gewaltdelikten verhielten sich die befragten Personen wie folgt

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Vorgehensarten bei Kindern und bei Frauen Jugendlichen

Austauschen mit KollegInnen 93 Prozent 79 Prozent

Direktes Ansprechen des Opfers 44 Prozent 59 Prozent

Kontaktaufnahme mit Jugendamt 34 Prozent 15 Prozent

Ansprechen der Begleitperson 33 Prozent 21 Prozent

Kontaktaufnahme zu extramuralen Einrichtungen 21 Prozent 32 Prozent

Kontaktaufnahme zu Polizei 8 Prozent 13 Prozent

BETREUUNGSVERSTAumlNDNIS UND BEHANDLUNGSSTANDARDS Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsprocedere definierte eine deutliche Mehrheit der Befragten die eigene Funktion in der Leistung der medizinischen Versorgung und in der additiven Weiterleitung an Hilfseinrichtungen (insgesamt rund 70 Prozent) Nur 16 Prozent der Befragten fuumlhrten aus ausschlieszliglich medizinische Versorgung zu leisten

63 Prozent der Befragten gaben an dass in Zusammenhang mit sexueller Gewalt an kindlichen und jugendlichen Gewaltopfern Richtlinien fuumlr die Betreuung existieren 57 Prozent der Befragten gaben an dass dies auch bei koumlrperlicher Gewalt der Fall ist

Frauen als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsverstaumlndnis gegenuumlber von Gewalt betroffenen Frauen

sah ndash ebenso wie bei kindlichen bezieshyhungsweise jugendlichen Gewaltopfern ndash die uumlberwiegende Mehrheit der Befragten (rund 74 Prozent) ihre Aufgabe sowohl in der medizinischen Versorgung als auch in der Weiterleitung an andere Hilfseinshyrichtungen Nur 15 Prozent der Befragten gaben an ausschlieszliglich medizinische Vershysorgung zu leisten

Nur 30 Prozent der Befragten geben an dass Betreuungsrichtlinien fuumlr den Fall von sexueller oder koumlrperlicher Gewalt gegen Frauen vorliegen

UNTERSTUumlTZUNGSBEDARF IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Die befragten AumlrztInnen und Pflegeshypersonen fuumlhlten sich in Hinblick auf den Umgang und die Betreuung von Opfern koumlrperlicher undoder sexueller Gewalt relativ gering informiert nur ein Viertel bezeichnete sich als gut informiert Knapp die Haumllfte fuumlhlte sich eher schlecht und immerhin 15 Prozent sehr schlecht inforshymiert Deutlich houmlher ist der Informationsshybedarf bei Mitgliedern des houmlheren Pflegeshypersonals sowie in den Abteilungen Chirurshygie und interne Aufnahmestation

Die verschiedenen extramuralen Hilfseinshyrichtungen waren den befragten AumlrztInnen und Pflegepersonen in unterschiedlichem Ausmaszlig bekannt Waumlhrend die Mehrheit Betreuungseinrichtungen wie Frauenshyhaumluser (82 Prozent) Jugendamt (79 Proshyzent) oder den 24-Stunden Frauennotruf (60 Prozent) kannte traf dies auf andere Einrichtungen etwa den kriminalpolizeishylichen Beratungsdienst (37 Prozent) oder das Kinderschutzzentrum (35 Prozent) nur mehr fuumlr ein gutes Drittel der Befragten zu

Lediglich elf Prozent der Befragten haben eine spezielle AusbildungWeiterbildung fuumlr die Betreuung von Opfern koumlrperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt absolshyviert

Vor diesem Hintergrund ist das Ergebnis dass sich 80 Prozent der Befragten vershymehrt Hilfestellungen unterschiedlicher Art fuumlr den kuumlnftigen Umgang mit Gewaltshyopfern wuumlnschten nachvollziehbar 22 Prozent wuumlnschten sich konkret Angebote fuumlr Weiter- Aus- und Fortbildungen elf Prozent artikulierten Unterstuumltzungsbedarf im Bereich Gespraumlchsfuumlhrung beziehungsshyweise Umgang mit Gewaltopfern Die restshylichen Angaben verteilten sich auf Wunsch nach Kontaktadressen Broschuumlren vershybindlichen Betreuungsstandards psycholoshygischer Beratung oder Informationen uumlber rechtliche Grundlagen

Zentrale Ergebnisse der vertiefenden Interviews

Zusaumltzlich zu der Fragebogenerhebung wurden 30 persoumlnliche Interviews mit AumlrztInnen und Pflegepersonal (14 Frauen 16 Maumlnner) durchgefuumlhrt Ziel dieser quashylitativen Erhebung war eine vertiefende Erhebung der Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern der Interventions- und Behandlungsroutinen sowie der Bekanntshyheit und der Ressourcen intra- sowie extrashymuraler Stellen16

UumlBERFORDERUNG IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Rund die Haumllfte der Befragten gab an bei der ersten Begegnung mit einem Gewaltshyopfer voumlllig unvorbereitet in diese Situation gegangen zu sein Im Rahmen der Intershyviews wurde wiederholt darauf hingewieshysen wie schockierend dieser erste Kontakt mit Gewaltopfern gewesen waumlre

INFORMATIONSDEFIZIT UumlBER HILFSEINRICHTUNGEN Der Informationsstand uumlber extramurale Hilfseinrichtungen war bei den Befragten unterschiedlich hoch dennoch wurde uumlberwiegend die Ansicht vertreten mehr Informationen uumlber die Leistungen der einzelnen Einrichtungen zu benoumltigen

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

WUNSCH NACH FORTBILDUNGSANGEBOTEN Im Rahmen der Interviews wurde auch auf groszlige Informationsmankos in Bezug auf die Betreuung von Gewaltopfern verwiesen Es wurde beispielsweise hervorgehoben dass zu wenig Fortbildungsangebote existierten beziehungsweise dass Informationen nicht zugaumlnglich waumlren

Einige InterviewpartnerInnen haben sich durch berufliche Erfahrungen durch Literaturstudium oder den Besuch von

Veranstaltungen Informationen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern beschafft Im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde besonders hervorgehoben dass die dort bestehende Kinderschutzgruppe stark zur Ausbildung im Umgang mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern beigetragen hat

Am deutlichsten wurde der Wunsch nach Fortbildungsveranstaltungen formuliert wobei Vortraumlge und Diskussionen als adaumlshyquateste Vermittlungsform genannt wurden

raquoDie Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigenlaquo Statement von UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Allgemeines Krankenhaus

raquoDas Curriculum ist ausgezeichnet Am wichtigsten ist praumlventiv taumltig zu werden und Betroffenen Hilfe leicht zugaumlnglich zu machen Ich halte die Aus- und Weiterbildung auf diesem Gebiet im Krankenhaus fuumlr besonders wichtig Die Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigen Betroffene Frauen und Kinder koumlnnen von entsprechend ausgeshybildetem Personal besser vor weiteren Schaumlden bewahrt werdenlaquo

TeilnehmerInnen und Feedback

Insgesamt haben 800 TeilnehmerInnen das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo absolviert 110 MitarbeiterInnen im Kaiser-Franz-Josef-Spital 259 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost 147 in der Krankenanstalt Rudolfstiftung 57 im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) sowie 120 im Allgemeinen Krankenhaus An vertiefenden Workshops zur Handshyhabung des Spurensicherungs-Sets nahshymen 110 MitarbeiterInnen im KaisershyFranz-Josef-Spital im Wilhelminenspital und im Sozialmedizinischen Zentrum Ost teil An allen Spitaumllern zeigte sich als deutlicher Trend dass mehr weibliche MitarbeiterInnen an der Fortbildung teilshynahmen Eine Auswertung der Teilnahme am Curriculum nach Berufsgruppen beshylegt dass rund 70 Prozent der TeilshynehmerInnen aus dem Pflegebereich 15 Prozent aus dem aumlrztlichen Bereich und 15 Prozent aus therapeutischen Bereichen stammen nicht ausgewertet wurden hier die TeilnehmerInnen an den Schulungen zum Spurensicherungs-Set

Die Abteilung Organisation des Wiener Krankenanstaltenverbundes fuumlhrte in den Krankenhaumlusern Rudolfstiftung und Wien-Hietzing (vormals Lainz) eine anonyme Feed-Back-Befragung der TeilnehmerInnen am Curriculum durch Ein Fragebogen wurde unmittelbar nach Ende der Fortshybildung ausgefuumlllt ein zweiter drei Monate nach Absolvieren des Curriculums

Die Befragten bewerteten die inhaltliche Gestaltung und die Praxistauglichkeit durchgehend als sehr positiv Im Feedback nach drei Monaten fiel auf dass die Befragten angaben dass sie das im Curriculum erworbene Wissen in ihrer taumlglichen Arbeitspraxis sehr gut anwenshy

den konnten und die zur Verfuumlgung gestellten Informationsmaterialien eine wichtige Unterstuumltzung darstellten So etwa kannten 97 Prozent der Befragten den Folder und rund 80 Prozent der Befragten auch die Postkarten die im Rahmen des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo aufgelegt wurden

Viele Befragte wuumlnschten sich jedoch mehr und unterschiedliche Fortbildungen zum Thema Gewalt mehr Vernetzung zwishyschen den Abteilungen und nach auszligen sowie eine aktivere Beteiligung des aumlrztshylichen Personals

raquoEs muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen

Menschen durch Information und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

Statement von Oberin Monika Tischer Direktorin des Pflegedienstes Wilhelminenspital

raquoDas Wichtigste am Curriculum ist fuumlr mich die Information und Aufklaumlrung fuumlr MitarbeiterInnen und Betroffene Der Nutzen dieser Fortbildung ist sehr hoch denn ohne Information kann nicht reashygiert und somit kein Schutz angeboten werden Eine Gleichbehandlungsbeauftragte der Gemeinde Wien koumlnnte eine Ergaumlnzung fuumlr diese Veranstaltung sein Denn oft beginnt es mit sexueller Belaumlstigung und endet mit sexueller Gewalt Es muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen Menschen durch Inforshymation und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

Die Fortbildungsinhalte im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo

Die Ergebnisse der Erhebung des Fessel-GfK Instituts fanden sowohl bei der inshyhaltlichen als auch bei der zeitlichen Geshystaltung des Curriculums Beruumlcksichtigung Es musste bei der Planung insbesondere auf die Rahmenbedingungen in einer Krankenanstalt hinsichtlich zeitlicher Lage der Veranstaltung Ruumlcksicht genomshymen werden um moumlglichst vielen MitarshybeiterInnen Gelegenheit zu einer Teilnahme zu geben Nach der Durchfuumlhrung des Curriculums an den Modellspitaumllern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital wurden organisatorische Aumlnderungen vorgenommen Die Inhalte wurden dann geblockt jeweils an zwei Vorshymittagen zu je 65 Stunden in folgenden Modulen vermittelt

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Frauenlaquo

Informationen uumlber Formen Ausmaszlig und Folgen von Gewalt gegen Frauen Dynamik von Gewaltbeziehungen und Phasen der Traumashytisierung Auswirkungen von gesellschaftshylichen Mythen Grundlagen des Opferschutzes weiterfuumlhrende Betreuungsangebote Arbeitsshyweise und Aufgaben des Frauennotrufes

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Kinderlaquo

Information zu Erscheinungsformen und Symptomen von Gewalt gegen Kinder interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit im Intershy

esse der betroffenen Kinder Aufgaben geshysetzlichen Grundlagen und Arbeitsweise des Jugendwohlfahrtstraumlgers

Modul raquoSpurensicherung und DNA-Analyselaquo

Informationen zur richtigen Abnahme von Spuren und Vorgehen bei einer spurenshykundlichen Untersuchung mit Verwendung des Spurensicherungs-Sets Information uumlber die Aufgaben und Zustaumlndigkeiten der Gerichtsmedizin Wien

Polizeiliche Arbeit und Grundlage der DNA-Analyse in Hinblick auf die Beweisshyfuumlhrung von kriminellen Delikten

Modul raquoRechtliche Informationenlaquo

Grundlagen des Sexualstrafrechts und Opferrechte im Strafverfahren Vorgehensshyweise der Behoumlrden bei Offizialdelikten der Ablauf von einer Anzeige bis zum Geshyrichtsverfahren Prozessbegleitung und Unterstuumltzung der Opfer durch Opfershyschutzeinrichtungen

Information uumlber die Bestimmungen des Gewaltschutzgesetzes die rechtlichen Maszlignahmen der Wegweisung und des Betretungsverbotes die Moumlglichkeiten der Polizei und Erfahrungen aus der Praxis

Rechtliche Grundlagen des Aumlrztegesetzes und Krankenanstaltengesetzes und einschlaumlshy

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

gige Dienstvorschriften Die juristische De-finition von Gewalt etwa von raquoschwererlaquooder raquoleichterlaquo Koumlrperverletzung

Modul raquoOpferschutzgruppen im Krankenhauslaquo

Die Entstehungsgeschichte die Aufgabenund Arbeitsweisen von OpferschutzgruppenDarstellung der entwickelten Standardsund krankenhausinternen Versorgungsab-laumlufe sowie Kooperationen mit extramura-len Einrichtungen

Modul Wiener Frauenhaumluser ndashSicherheit und Wendepunkt

Information uumlber die Geschichte die Auf-gaben Angebote und Arbeitsweisen dervier Wiener Frauenhaumluser mit dem ange-schlossenen Nachbetreuungshaus und derBeratungsstelle

Hinweis Dieser Fortbildungsinhalt wurdebei der Veranstaltung im AllgemeinenKrankenhaus als zusaumltzliches Modul auf-genommen

raquohellip dass man die richtigen Schritte setztlaquoStatement von Drin Heidrun Flores-GengerGynaumlkologische und Geburtshilfliche AbteilungSozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Aufmerksam-Machen auf die Problematik unddas Wecken der Bereitschaft zu helfen bei den Mit-arbeiterinnen und Mitarbeitern im Spital scheint mirdas Wichtigste zu sein das heiszligt die Informationworum es geht wie man sich verhaumllt und wie manden Opfern helfen kann welche Moumlglichkeiten esgibt Durch das bessere Wissen gibt es auch eine grouml-szligere Bereitschaft sich zu beteiligen die richtigenSchritte zu setzen Wir auf der Gynaumlkologie sind zumBeispiel immer wieder mit vergewaltigten Frauenkonfrontiert hier ist die richtige Spurensicherungwichtig das haben wir vorher nicht gewusst DasCurriculum war insgesamt sehr gut sehr kompaktund konzentriert Man koumlnnte vielleicht noch dasThema Genitalverstuumlmmelung bei Frauen andererKulturen mit einbeziehen das ist etwas womit mannicht jeden Tag zu tun hat Dinge von denen mannichts weiszlig erkennt man vielleicht nicht Das ist ins-besondere dann schwierig wenn Frauen nicht unse-re Sprache sprechenlaquo

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienPlakate

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InformationsmaterialienFolder

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InformationsmaterialienInfokarten

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InformationsmaterialienChecklisten

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

raquohellip groszlig ist der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigenlaquo Statement von Rektor UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Leiter Allgemeines Krankenhaus-Universitaumltskliniken

raquoAls Rektor der medizinischen Universitaumlt Wien beshygruumlszlige ich die Etablierung eines Curriculums rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo ganz besonders da Gewaltshyerfahrungen wie internationale Studien eindrucksshyvoll aufzeigen die Gesundheit der davon Betroffenen nachhaltig und maszliggeblich negativ beeinflussen koumlnnen und einen bis dato noch zu wenig beruumlckshysichtigten gesundheitlichen Risikofaktor darstellen Entsprechend groszlig ist daher der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigen In diesem Zusammenshyhang erscheinen mir insbesondere die Vortraumlge zu Gewaltschutzaktivitaumlten in Spitaumllern und jene Vortraumlge die sich mit der Dynamik von Gewaltshybeziehungen sowie Erscheinungsformen und langshyfristigen Folgen von Gewalterfahrungen befassen als besonders wichtig Der Nutzen dieser Fortbildungs-Veranstaltung fuumlr das im AKH taumltige Personal sollte dementsprechend groszlig sein Das in den Vortraumlgen vermittelte Wissen sollte um entsprechende FaumlhigkeitenFertigkeiten im Umgang mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder erweitert werden um eine adaumlquate und sensible Betreuung dieser oftshymals schwer traumatisierten Personengruppe sichershyzustellenlaquo

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

Einleitung

Fuumlr die Durchfuumlhrung des Curriculums hat sich die Existenz von Opferschutzshygruppen als aumluszligerst positiv erwiesen Derzeit gibt es in zwei Wiener Krankenshyhaumlusern (Wilhelminenspital und Sozial-medizinisches Zentrum Ost) Opferschutzshygruppen

Bericht der Opferschutzgruppe im Wilhelminenspital

Seit Herbst 1997 besteht im Wilhelminenshyspital eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe zum Schutz fuumlr Frauen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind Ziel des Projekts war es im Spital ein Angebot zu installieshyren das Frauen zugute kommt und ihnen umfassende Versorgung Unterstuumltzung und Information bieten soll Um dieses Ziel zu erreichen wurde eine Arbeitsshygruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Institutionen ins Leben gerufen mit dem Ziel die Organisation und die Einhaltung erarbeiteter Strukturen zu sichern ein Forum fuumlr den Austausch mit den MitshyarbeiterInnen zu bilden um Reflexion und Verbesserungen zu ermoumlglichen Das Modell funktioniert mittlerweile seit Mai 1998 im Regelbetrieb In dieser Zusammenarbeit ist es gelungen die komplementaumlren Beshyduumlrfnisse aller beteiligten Berufsgruppen und die Interessen dreier Institutionen (Unfallchirurgische Abteilung Fonds Soziales Wien 24-Stunden Frauennotruf der MA 57) zur Deckung zu bringen ohne

Kosten zu verursachen Synergien wurden optimal ausgeschoumlpft

raquoDIE SICHERHEIT DES GEWALTOPFERS STEHT FUumlR UNS IM VORDERGRUNDlaquo DGKP Friedrich Anger-Schmidt Leiter der Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals und DSA Josef Heindl Mitarbeiter der Opfershyschutzgruppe des Wilhelminenspitals

raquoFuumlr uns steht die Sicherheit des Gewaltopfers im Vordergrund Wenn eine Ruumlckkehr in die Wohnung ndash aus welchen Gruumlnden auch immer ndash nicht moumlglich ist besteht die Moumlglichkeit einer stationaumlren Aufnahme an unserer Abteilung oder einer Unterbringung in einem Frauenhaus In der Statistik ist ein klarer Anstieg bemerkshybar So haben wir im Jahre 1999 37 Faumllle registriert und 2004 85 Faumllle Im Halbjahr 2005 sind wir schon bei 54 Faumlllen so dass wir heuer mit uumlber 100 Betroffenen rechshynen Woran es liegt laumlsst sich nur spekushylieren Ich vermute dass es ein Mix aus mehr rsaquoGewaltbereitschaftlsaquo und mehr rsaquodruumlber reden Trauenlsaquo ist Mein Wunsch ist nach wie vor eine wienweite Institutioshynalisierung in anderen Unfallabteilungen und eine Vernetzung der Daten Mit dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost ist sicher schon ein Anfang gemachtlaquo (DGKP Friedrich Anger-Schmidt)

raquoDie Sozialarbeit im Wilhelminenspital funktioniert mit einem neuen Konzept als Prototyp einer sozialen Servicestelle mit garantierter Erreichbarkeit von 8 Uhr bis

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

15 Uhr fuumlr PatientInnen Angehoumlrige und auch Spitalspersonal Diese gute Erreichshybarkeit ermoumlglicht es der Sozialarbeit sich als integraler Bestandteil bei Proshygrammen die eine bestimmte PatientInnenshygruppe betreffen anzubieten Unser Projekt zeigt sehr deutlich wie sehr Gesundheit und Soziales ineinander vershywoben sind und Patientinnen dementshysprechend auch von unterschiedlichen Professionen begleitet werden sollen

Voraussetzung fuumlr das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit ist die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respekshytieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Das Personal an der Unfallchirurshygischen Abteilung hatte den Eindruck dass zunehmend Patientinnen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind im Spital erscheinen und die ausschlieszliglich medizinische und pflegerische Versorgung fuumlr diese Patienshytinnen nicht ausreichend sind Zudem ist der Zeitdruck besonders in der Ambulanz zu groszlig um auf die ganz persoumlnlichen Probleme der Patientinnen adaumlquat einshyzugehen und zu reagieren Kenntnisse in Gespraumlchsfuumlhrung und Beherrschen von Kriseninterventionstechniken sind sehr individuell und in unterschiedlicher Qualitaumlt vorhanden und die Hilflosigkeit der Patientinnen wird oft zur Belastung fuumlr das behandelnde Personal Mit der neuen Konzeption einer Servicestelle war die Sozialarbeit in der Lage schnell erreichbar zu sein und damit Krisenintershyvention unmittelbar im Anschluss an die medizinische Versorgung anbieten zu koumlnnen

Neben der umfassenden Krisenintershyvention fuumlr Patientinnen bietet die intershydisziplinaumlre Zusammenarbeit verbesserte Gefahreneinschaumltzung und Entscheidungsshyhilfe zur Frage der noumltigenfalls stationaumlshyren Aufnahme Unsere Dienstzeiten ershylaubten es nicht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung anzubieten Aus diesem Grund und auch um gesicherte fachliche Komshy

petenz zu gewaumlhrleisten bot sich die Einshybindung des 24-Stunden Frauennotrufs in dieses Projekt an

Eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Instishytutionen und Berufsgruppen wurde gebilshydet um die koordinierte Zusammenarbeit zu ermoumlglichen Die gewuumlnschten MitarshybeiterInnen sollten entsprechendes Intershyesse mitbringen uumlber hohe Akzeptanz in der eigenen Berufsgruppe verfuumlgen und fuumlr den Wissenstransfer innerhalb der Berufsgruppe verantwortlich sein

Um die weitere Zusammenarbeit und allshyfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen sicherzustellen wurden weitere Bespreshychungen in halbjaumlhrigen Abstaumlnden vershyeinbart beziehungsweise finden sie jetzt anlassbezogen statt Themenspezifische Fortbildungsveranstaltungen finden nach Anlass und Bedarf statt Regelmaumlszligige Fortbildungsveranstaltungen fuumlr TurnusshyaumlrztInnen sollen diese nicht nur befaumlhigen in ihrem Dienst unserem Standard gemaumlszlig zu handeln sondern ihnen auch in weitershyfuumlhrenden Taumltigkeiten hilfreiches Wissen seinlaquo (DSA Josef Heindl)

Kontakt Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals 1220 Wien Langobardenstraszlige 122

Bericht der Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

Die Projektarbeit der Gewaltschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost starshytete im Jahre 2002 Zu diesem Zweck wurshyden aus den Bereichen Unfallchirurgie Aufnahmestation Gynaumlkologie und Psychiashytrie Angestellte eingeladen mitzuarbeiten Die Projektmitglieder sollten einen Rahmen fuumlr das Thema Gewalt in der Familie ershyarbeiten bestehende Probleme aufzeigen und Loumlsungsvorschlaumlge erstellen die im Sinne von Opferschutz im Sozialmedizishynisches Zentrum Ost in der Praxis vershywertbar sein sollten Nach Abschluss der Projektarbeit im Herbst 2004 wurde die Gewaltschutzgruppe offiziell als raquoOpfershyschutzgruppelaquo im Sozialmedizinischen Zentrum Ost als fixe Einrichtung und Organisation des Hauses genehmigt

raquoGEWALT IST NICHT IN ORDNUNG GEWALT IST KEINE LOumlSUNGlaquo DGKS Margit Liebhart Leiterin der Opfershyschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

raquoEs stellt sich im Laufe meiner Arbeit mit den Betroffenen immer wieder heraus wie schwer es fuumlr die Beteiligten ist daruumlber zu reden Gewalt in der Familie ist ein aumluszligerst sensibler Bereich Mit rsaquoFremdenlsaquo daruumlber zu sprechen was tatsaumlchlich rsaquoSchlimmeslsaquo in den eigenen vier Waumlnden passiert faumlllt nicht leicht Es gilt eine enorme Hemmschwelle zu uumlberwinden vor allem fuumlr sich selbst denn niemand moumlchte sein rsaquoeigenes Nest beschmutzenlsaquo

Manchmal braucht es mehrere Besuche bei uns in der Unfallambulanz die anfaumlnglich als rsaquoAusrutscherlsaquo von den Opfern dargestellt und dementsprechend bagatellisiert werden

rsaquoGegen den Tuumlrstock gelaufenlsaquo rsaquodie Stiegen hinuntergefallenlsaquo rsaquogestolpertlsaquo

Vielleicht beim naumlchsten Mal rsaquoIch war ja selber schuld haumltte ich ihnsie nicht so gereiztlsaquo

rsaquoErsie ist eigentlich ein seelenguter Mensch und sonst eigentlich so lieblsaquo

Frau M kommt nun schon zum dritten Mal zu uns in die Unfallambulanz Ich habe rsaquozufaumllliglsaquo schon wieder Nachtdienst Es ist 215 Uhr Frau M wird mit der Rettung gebracht

Sie ist nur mit einem Morgenmantel gekleidet der blutdurchtraumlnkt ist Frau M hat am ganzen Koumlrper Biss- und Kratzshywunden Wir versorgen ihre Wunden fast zwei Stunden lang

Frau M hat sich mein Gesicht und auch meinen Namen gemerkt

Als sie das erste Mal in meinem Nachtshydienst als Patientin kam wurde sie vom Lebensgefaumlhrten gebracht Sie hatte am linken Bein eine klaffende Bisswunde Der Hund des Lebensgefaumlhrten haumltte beim Spielen zu Hause nicht das Bein von Frau M sondern einen Ball ergreifen wollen Frau M zittert bei ihrer Erzaumlhlung Sie haumllt meine Hand und wirkt fuumlr mich vershystoumlrt Zu verstoumlrt fuumlr einen rsaquoSpielunfall mit dem Hundlsaquo Sie ist leicht alkoholisiert nicht sehr gepflegt Mir faumlllt auf dass sie immer wieder zur Tuumlr schielt

Nach drei Monaten wird Frau M mit der Rettung zu uns gebracht Eine Nachshybarin hatte die Polizei gerufen weil sie den Hund sehr laut bellen und knurren und Frau M schreien houmlrte

Frau M ist wieder alkoholisiert sie weint Wir muumlssen ihre Wunden dieses Mal sind es mehrere wieder versorgen Dieses Mal spreche ich sie direkt an rsaquoFrau M ich habe das Gefuumlhl dass bei Ihnen zu Hause irgendetwas nicht so laumluft wie Sie es sich wuumlnschen Kann ich Ihnen irgendshywie helfen Moumlchten Sie mit mir daruumlber sprechen Wollen Sie mit jemand anderem sprechen Wissen Sie ich denke dass jeder Mensch ein Recht darauf hat sich wenigstens zu Hause in seinen eigenen Waumlnden sicher und geborgen zu fuumlhlenlsaquo Frau M weint und stammelt irgendetwas vor sich hin Ich houmlre nicht zu sprechen auf Ich erzaumlhle von Gesetzen von vielen anderen Menschen die betroffen sind von

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Opferschutzgruppen in der PraxisOpferschutzgruppen in der Praxis

familiaumlrer Gewalt davon dass wir in unserer heutigen Gesellschaft alle gemeinshysam daran arbeiten sollten daruumlber zu reden dass Gewalt keine Loumlsung ist Frau M hat schon lange erfasst dass sie Hilfe braucht um aus dieser Gewaltspirale herauszukommen Sie erzaumlhlt mir von Selbsthilfebuumlchern die sie gelesen hat Sie erzaumlhlt von ihren vielen Versuchen nicht nur vom Alkohol sondern auch von ihrem Umfeld loszukommen aber letztendlich meint sie rsaquoDer Hund wird immer so aggressiv wenn wir trinkenlsaquo Trotzdem gebe ich ihr eine Broschuumlre vom Frauenshynotruf mit Ich fuumllle ein Gewaltdatenblatt aus

Heute beim dritten rsaquoBesuchlsaquo von Frau M bei uns erzaumlhlt sie mir dass ihr Lebensshygefaumlhrte den Hund auf sie hetzt wenn er zornig auf sie ist Dieses Mal sei es ganz besonders schlimm gewesen Wir reden und reden und reden Heute moumlchte Frau M mit einem Psychiatereiner Psychiaterin spreshychen Frau M moumlchte mit dem Frauennotshyruf telefonieren Frau M sagt dass sie so nicht mehr leben will

Frau M tut das auch alles mit mir Sie umarmt mich ich spuumlre dass sie wieder einen Schritt weiter vorangekommen ist Frau M will wieder nach Hause fahren

Ich habe Frau M schon uumlber zwei Jahre nicht mehr als Patientin bei uns gesehen Auch meine KollegInnen haben Frau M nicht betreut

Ich hoffe sehr dass Frau M und viele andere rsaquoOpferlsaquo die uns in unserem Bereich begegnet sind ein Stuumlck weiter voranshygekommen sind Ich hoffe sehr dass es sich weiter herumspricht beim Einkauf beim Tratsch mit dem Nachbarder Nachbarin in der U-Bahn bei persoumlnshylichen Gespraumlchen zwischen Freunden und Freundinnen und in Familien Gewalt in der Familie ist nicht ok

Ich kann etwas dagegen tun und es gibt viele Menschen und Einrichtungen die bemuumlht sind einen Weg aufzuzeigen der herausfuumlhren kann aus dieser Gewaltshyspirale

Wir schauen nicht weg wir schauen genau hin Wir wollen kompetent sein in unserer Hilfestellung Wir wollen Kontakte knuumlpfen die noumltig sind Wir haben die Moumlglichkeit rsaquostopplsaquo zu sagen in der oumlffentlichen Instishytution Krankenhaus Denn die Opfer komshymen zu uns und wenn wir aufmerksam genug zuhoumlren und hinsehen sind wir vielleicht die ersten die zu ihnen sagen rsaquoGewalt ist nicht Ordnung Gewalt ist keishyne Loumlsunglsaquo Vielleicht ist das ein Anfang fuumlr das Ende von der Gewalt in einer Familielaquo (DGKS Margit Liebhart)

Kontakt Opferschutzgruppe Sozialmedizinisches Zentrum Ost 1160 Wien Montleartstraszlige 37

raquoEiner der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es

eine geschuumltzte Gespraumlchsshysituation zu schaffenlaquo

Statement von Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegedienstes Sozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Sozialmedizinisches Zentrum Ost war eines der ersten Krankenhaumluser die projekthaft das Curriculum erarbeitet und weiterentwickelt haben Die Erfahrungen mit dem Curriculum zeigen dass viele MitarbeiterInnen in fast allen Abteilungen neushygierig gemacht und zur Mitarbeit angeregt wurden Bei uns sind noch immer die rsaquoPioniere und Pionierinnenlsaquo am Werk die ihr Wissen an die neuen MitarbeiterInnen weitergeben Wichtig ist dass die MitarbeiterInnen um die Entstehung der Gewaltshyspirale Bescheid wissen Sie koumlnnen den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern so eine adaumlquate Information und Beratung anbieten Der von den ProjektmitarbeiterInnen der Opferschutzgruppe erarshybeitete Leitfaden sichert den standardisierten Einsatz in allen Bereichen des Krankenhauses und bietet Nachvollziehbarkeit Einer der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es eine geschuumltzte Geshyspraumlchssituation zu schaffen Die MitarbeiterInnen sind zudem umfassend uumlber die gesetzlichen Regelungen informiert Insgesamt hat das Curricushylum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo zu einer Steigerung der Qualitaumlt der Betreuung von Gewaltopfern aber auch zu einer Sensibilisierung und einer Erhoumlhung der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen beigetragen Im Namen der Kollegialen Fuumlhrung danke ich allen MitshyarbeiterInnen die durch ihr Engagement und Fachwissen diesem sensiblen Thema im Sinne der Nachhaltigkeit professionell begegnenlaquo

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

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Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 8: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Bei einer Ist-Stand-Analyse die in zwei Pilot-Spitaumllern zum Thema koumlrperliche und seelische Gewalt gegen Frauen und Kinder durchgefuumlhrt wurde stufte sich nur ein Viertel der befragten AumlrztInnen und Pflegefachkraumlfte als gut informiert ein und 80 Prozent wuumlnschten sich mehr Hintergrundinformation zum Thema sowie bessere Kenntnis uumlber extramurale Beshytreuungsangebote

1 PROJEKTSTRUKTURAuf Basis der Ergebnisse der Befragung wurde das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo als Fortbildung fuumlr das Spitalspersonal in Form einer Koshyoperation verschiedener Einrichtungen der Stadt Wien entwickelt und umgesetzt Von Anfang an erfuhr das Projekt die Unterstuumltzung der Gesundheitsstadtraumltin der Frauenstadtraumltin sowie der Vizebuumlrgershymeisterin und Stadtraumltin fuumlr Jugend und Soziales

TraumlgerInnen sind das Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit die Magistratsshyabteilung 57 ndash Frauenbuumlro (im Folgenden MA 57) die Magistratsabteilung 11 ndash Amt fuumlr Familie und Jugend (im Folgenden MAG ELF) und der Wiener Krankenanshystaltenverbund die die Steuerungsgruppe bilden KooperationspartnerInnen sind die Bundespolizeidirektion Wien und das Institut fuumlr Gerichtsmedizin (siehe Abb 2)

In der inhaltlichen Projektgruppe (siehe Abb 2) wurden auf Basis der MitarbeishyterInnenbefragung die Inhalte der Fortshybildung erarbeitet es wurden ein RefeshyrentInnen-ExpertInnen-Pool aus den relevanten Arbeitsgebieten zusammengeshystellt sowie Arbeitsunterlagen entwickelt

2 DIE ZIELGRUPPENZielgruppen des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo sind AumlrztInnen und Pflegefachpersonal sowie PsychoshylogInnen Hebammen SpitalssozialarshybeiterInnen und PhysiotherapeutInnen

die in den Bereichen Gynaumlkologie Uroloshygie Paumldiatrie HNO Augenheilkunde Dermatologie Interne Chirurgie Psychiashytrie und in Notfalls- und Unfallsambushylanzen taumltig sind

Der Ansatz des Wiener Curriculums Pflegepersonal und AumlrztInnen in einem Top-Down-Prinzip in einer Ausbildung fuumlr mehrere Abteilungen zusammenzufassen diente auch der Vernetzung dem Lernshytransfer und der Transparenz

3 RESUumlMEEDie Erfahrungen zeigten deutlich dass es in Wien gelungen ist trotz der knappen Zeitressourcen der MitarbeiterInnen der oumlffentlichen Krankenanstalten die Proshyblematik und die gesundheitlichen Folgen von Gewaltopfern zu transportieren

Das Konzept der Multiprofessionalitaumlt und Interdisziplinaritaumlt das nicht nur die Zielgruppen sondern auch die Inhalte auszeichnet hat sich als effizient und resshysourcenschonend erwiesen Was die Implementierung vor Ort anbelangt so haben die jeweiligen FortbildungsreshyferentInnen der Krankenanstalten die Verantwortung fuumlr die interne Kommunishykation und Organisation uumlbernommen Somit ist es auch gelungen das Problemshyfeld Gewalt und seine gesundheitlichen Folgen als Weiterbildung in den Krankenshyhausalltag zu integrieren Das Curriculum sollte auch zur Bildung von Operschutzshygruppen in den Spitaumllern anregen was im Sozialmedizinischen Zentrum Ost erfolgshyreich gelungen ist Offenheit der verschieshydenen Berufsgruppen in den relevanten medizinischen Disziplinen fuumlr das hochshysensible Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder zeugt von einer hohen sozialen Verantwortung und vom Bemuumlhen um beste Betreuungsqualitaumlt und Verstaumlndnis der MitarbeiterInnen Durch die Sensishybilisierung fuumlr Gewalt gegen Frauen und Kinder als ein Thema das alle im Gesundheitsbereich taumltigen Gruppen beshy

trifft wird mehr Verstaumlndnis fuumlr psychoshysoziale und psychosomatische Folgen vershymittelt Dies verstaumlrkt den fuumlr unsere Gesellschaft wichtigen Solidaritaumltseffekt gemeinsam gegen Gewalt einzutreten

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Abb 1 TraumlgerInnenstruktur

Abb 2 Inhaltliche Projektgruppe

Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder Charlotte Staudinger akademische Krankenhausmanagerin Generaloberin Generaldirektion des Wiener Krankenanstaltenverbundes

Im Rahmen der Umsetzung des Wiener Frauengesundheitsprogramms war und ist es dem Wiener Krankenanstaltenverbund als groumlszligtem Spitalserhalter Oumlsterreichs ein wichtiges Anliegen die im Wiener Frauenshygesundheitsprogramm initiierte Entwickshylung und Umsetzung eines Fortbildungsshyangebotes zum Thema raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zu foumlrdern sowie GewaltschutzgruppenOpferschutzgruppen einzurichten

Ziel dieses Fortbildungsangebotes ist es das medizinische Personal und das Pflegeshypersonal aller Abteilungen so zu schulen beziehungsweise zu informieren dass eine hohe Sensibilitaumlt fuumlr das Thema raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo erreicht wird und somit die Erkennung von Gewaltshyopfern und der Umgang mit diesen Opfern erleichtert werden Dazu wurden vor allem interdisziplinaumlre Schulungen uumlber Kenntshynisse in Gespraumlchsfuumlhrung und das Beherrschen von Kriseninterventionsshytechniken angeboten Im Rahmen der Ausbildungsinhalte sowie der Umsetzungsshyprogramme ist es wichtig den MitarshybeiterInnen die Sensibilitaumlt aber auch die enorme Hemmschwelle von Beshytroffenen daruumlber zu reden klar zu machen Voraussetzung dafuumlr war und ist das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit also die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respektieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Weiters soll die Fortbildungsveranshystaltung dazu dienen dass eine koordishynierte Zusammenarbeit zwischen den einshyzelnen klinischen Fachabteilungen vor allem den Unfallchirurgischen Gynaumlkoshylogischen Paumldiatrischen und Psychiashy

trischen Abteilungen den Fachabteil-ungen wie Urologie Hals- Nasen- und Ohrenabteilung Dermatologie Interne Medizin und Chirurgie aber auch den weishyteren Anlaufstellen beziehungsweise Betreuungseinheiten sichergestellt ist Ebenso war und ist es erklaumlrtes Ziel im Rahmen dieser Fortbildungen Standards und Richtlinien zu erarbeiten nach wel-chen eine Behandlung und Betreuung von Gewaltopfern durchzufuumlhren sind Leit-faumlden fuumlr das gesamte Krankenhaus welshyche die Anhaltspunkte fuumlr den optimalen Umgang mit den Gewaltopfern und auch die wichtigsten Telefonnummern und Kontaktmoumlglichkeiten zu allen Bereichen wie Frauennotruf Frauenhaumluser und andere soziale Einrichtungen umfassen sind erklaumlrtes Ausbildungs- und Umsetzungsshyziel

In weiterer Folge sind die Konstituierung und Implementierung von interdisziplishynaumlren GewaltschutzgruppenOpferschutzshygruppen in allen Schwerpunktkranken-anstalten Wiens erklaumlrte Projektziele

Die wesentliche Bedeutung der GewaltshyschutzgruppeOpferschutzgruppe liegt in der Drehscheibenfunktion fuumlr das Krankenshyhaus Sie ist zustaumlndig fuumlr die laufende Aus- und Weiterbildung des Personals fuumlr Aktualisierungen der Richtlinien fuumlr die Erstellung von Jahresberichten und fuumlr Netzwerkkontakte zu Opferschutzeinshyrichtungen und anderes mehr Derzeit gibt es sowohl im Wilhelminenspital als auch im Sozialmedizinischen Zentrum Ost bereits etablierte Gewaltschutzgruppen Opferschutzgruppen An der Einrichtung in anderen Schwerpunktkrankenanstalten des Wiener Krankenanstaltenverbundes wird gearbeitet

Um die Bedeutung des Themas raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo und das Wissen daruumlber auf mehreren Ebenen zu veran-kern wurde von der Generaldirektion des Wiener Krankenanstaltenverbundes das Top-Down-Prinzip zur Umsetzung und Etablierung ausgewaumlhlt Uumlber die Kollegiale Fuumlhrung des Krankenhauses wurden die Abteilungsleitungen informiert und jede Abteilung wurde verpflichtet je einen VertreterIn des Aumlrztlichen Personals und des Pflegepersonals zur Fortbildungsvershyanstaltung zu entsenden Somit ist es gelungen beim medizinischen Personal eine solide Anzahl an ausgebildeten Mit-arbeiterInnen zu haben

Der Wiener Krankenanstaltenverbund wird diesem sensiblen Thema weiterhin groszliges Augenmerk schenken im Rahmen der GewaltschutzgruppenOpferschutz-gruppen die weitere Zusammenarbeit sicherstellen und allfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen in die laufenden Programme einbauen

raquoEs gibt keine Rechtfertigung fuumlr Gewalt an Menschen

Wir positionieren uns gegen Gewalt an Frauen und Kindernlaquo

Statement von Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegedienstes Allgemeines Krankenhaus

raquoDie Bedeutung des Curriculums kann gar nicht hoch genug eingeschaumltzt werden da sich die Gewalt gegen Frauen und Kindern in den letzten Jahren dramatisch entwickelt hat Zahlreiche mediale und persoumlnliche Berichte fuumlhren uns diese Tatsachen und dieses menschenunwuumlrdige Geschehen ndash welches es mit allen uns zur Verfuumlgung stehenden Mitteln und Maszlignahmen zu verhindern und erkennen gilt ndash leishyder immer wieder vor Augen Sachliche fundierte und wegweisende Informationen koumlnnen Gewalt und ihre traumatischen Folgen erkennbar und benennbar machen Als direkter und indirekter Nutzen dieser Veranstaltung kann genannt werden

bull Persoumlnliche Wissenserweiterung bull Heranfuumlhren an die Dimensionen

der Gewalt bull Fruumlherkennung und Praumlvention von

Gewaltanwendungen bull Sensibilisierung und Steigerung der

Wahrnehmungsfaumlhigkeit bull Sensibilisierung fuumlr komplexe Probleme als

Folge von Gewalterfahrung und Langzeitfolgen bull Verbesserung von praumlventiven und

opferspezifischen Maszlignahmen bull Verbesserung von Diagnose- und

Therapieangeboten bull Verbesserung der interdisziplinaumlren intrashy

und extramuralen Kooperationen bull Professioneller Umgang mit den Betroffenenlaquo

17 16

Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes Dr in Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien MA 57

Arbeit einer Opferschutzeinrichtung

Der 24-Stunden Frauennotruf eine Serviceshyeinrichtung der Frauenabteilung der Stadt Wien ist eine spezialisierte Fachstelle im Bereich sexuelle koumlrperliche und psychishysche Gewalt gegen Frauen und Maumldchen Der Leistungsschwerpunkt liegt in der Akut- und Krisenhilfe sowie der mittelshyfristigen Betreuung von Gewaltopfern und umfasst telefonische und persoumlnliche Beratung Begleitungen zu einer Anzeige zu einer Untersuchung ins Spital oder zu Gericht Den betroffenen Frauen und Maumldchen steht das Angebot der psycholoshygischen rechtlichen und sozialarbeiterishyschen Beratung und Unterstuumltzung rund um die Uhr zur Verfuumlgung

Der Frauennotruf war fuumlr die Frauenshyabteilung der Stadt Wien in der Steuerungsshygruppe des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo vertreten und brachte in dieser Funktion Expertise von einem frauen- und opferspezifischen Blickwinkel ein Bei der Erarbeitung des inhaltlichen Konzeptes wurde seitens des Frauennotshyrufes groszliges Gewicht darauf gelegt dass moumlglichst viele Institutionen einbezogen werden Beispielsweise wurden in einer Arbeitsgruppe mit der MAG ELF-Amt fuumlr Familie und Jugend und der Kindershyschutzgruppe des Sozialmedizinischen Zentrums Ost das Informationsmaterial ndash die Folder die Postkarten die Plakate und die Checkkarte ndash gemeinsam entwickelt

Die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen ist im Frauennotruf ein wesentlicher Bestandteil des Krisenshymanagements und Vorraussetzung fuumlr eine umfassende Betreuung von Gewaltopfern Insbesondere Institutionen wie Spitaumller

Polizei oder Frauenhaumluser sind unershylaumlssliche Ansprech- und KooperationsshypartnerInnen wobei nicht zuletzt die 24shystuumlndige Erreichbarkeit mit dem Vershysorgungsauftrag der Soforthilfe ein gemeinshysames und wichtiges Element fuumlr die wechshyselseitige Inanspruchnahme der Hilfsangeshybote darstellt

Spezifische Grundlagen des Opferschutzes

Bei der Frage nach dem benoumltigten Fachshywissen und den notwendigen strukturelshylen Rahmenbedingungen zur optimalen Versorgung von Gewaltopfern muss der Grundauftrag der jeweiligen Institution beruumlcksichtigt werden So gelten fuumlr eine Spezialeinrichtung zur Betreuung von Gewaltopfern andere Vorgaben als fuumlr Institutionen mit einem breiten Vershysorgungsauftrag Fuumlr alle sollte jedoch gelten Unabhaumlngig davon an wen sich die Betroffenen wenden ob nun an die Polizei an das Krankenhaus an das Gericht oder an eine Opferschutzeinrichtung uumlberall sollen sie die Sicherheit haben dass ihnen mit der noumltigen Sensibilitaumlt begegnet wird und sie den spezifischen Beduumlrfnissen entsprechend behandelt werden Damit dieser berechtigte Anspruch auch in der Praxis erfuumlllt werden kann ist in den Institutionen Wissensvermittlung fuumlr bestimmte Bereiche unerlaumlsslich

bull Wissen uumlber das Ausmaszlig und Formen von Gewalt und die psychischen sowie koumlrperlichen Auswirkungen auf die Opfer

bull Kenntnisse uumlber vorherrschende Vorurshyteile und Mythenbildungen in der Geshysellschaft und deren moumlgliche Ausshywirkungen auf die Opfer sowie auf die

eigene Grundhaltung gegenuumlber Gewaltshyopfern

bull Kenntnisse uumlber rechtliche Grundlagen im Bereich Opferschutz

bull Entwicklung und Implementierung von Behandlungsstandards und Interventionsshyrichtlinien in der jeweiligen Institution

bull Standardisierte interdisziplinaumlre und interinstitutionelle Zusammenarbeit bei der Akutversorgung von Gewaltopfern

bull Kenntnisse uumlber die institutionellen und persoumlnlichen Zustaumlndigkeiten und Grenzen

AUSMASS UND FOLGEN DER GEWALT Internationale Daten und wissenschaftlishyche Untersuchungen zeigen eindeutig auf Gewalt ist ein weit verbreitetes soziales Problem bull Eine von vier in Europa lebenden Frauen

ist von Gewalt durch ihren jetzigen oder ehemaligen Partner betroffen7

bull Zehn bis 15 Prozent der Frauen in Industrielaumlndern werden durch ihren aktuellen Lebenspartner zu sexuellen Handlungen gezwungen8

bull Bei einer Befragung von 10000 Frauen in Deutschland gaben 40 Prozent an seit dem 16 Lebensjahr koumlrperliche undoder sexuelle Gewalt erlebt zu haben9

Auch wenn die Auswirkung von Gewalt die Art und Auspraumlgung der psychischen Reaktion vom situativen Kontext der Gewalttat (Ort Dauer Taumlter) von der eigeshynen Persoumlnlichkeitsstruktur und den ershylernten Copingmechanismen beziehungsshyweise Bewaumlltigungsstrategien abhaumlngen muss grundsaumltzlich davon ausgegangen werden dass sexuelle koumlrperliche oder psychische Gewalt immer zu gesundheitshylichen Folgeschaumlden fuumlhrt

So kann eine akute Belastungsreaktion unmittelbar nach einer Gewalterfahrung auftreten und sich unter anderem in Angstzustaumlnden Schlafstoumlrungen und Alptraumlumen oder psychosomatischen Beshy

schwerden aumluszligern Als besonders belasshytend erleben die Betroffenen Flash backs die als real erlebte Erinnerungsbilder der Tat ploumltzlich auftreten und etwa durch Geruumlche Geraumlusche oder Bilder ausgeloumlst werden Zu den Spaumltfolgen zaumlhlt etwa die posttraumatische Belastungsstoumlrung die nicht unterschaumltzt werden darf Die Praumlvalenzrate also die Rate jener die nach einer Vergewaltigung an einer posttraushymatischen Belastungsstoumlrung erkranken wird mit 30 bis 55 Prozent angegeben10

RECHTLICHE GRUNDLAGEN Verschiedene gesetzliche Regelungen und Bestimmungen stellen wesentliche Rahmenshybedingungen fuumlr den Schutz von Opfern von Gewalt sicher Besonders hervorzuheshyben ist etwa das Bundesgesetz zum Schutz vor Gewalt in der Familie das mit 1 Mai 1997 in Oumlsterreich in Kraft getreten ist und einen Meilenstein im Kampf gegen Gewalt darstellt Mit diesem Gesetz wurde eine Rechtsgrundlage fuumlr das Einschreiten der Polizei bei haumluslicher Gewalt geschafshyfen Damit wird den betroffenen Opfern unmittelbar und rasch Schutz vor dem Gewalttaumlter in der eigenen Wohnung zuteil Die Polizei kann eine Person von der eine Gefaumlhrdung ausgeht aus der Wohnung wegweisen und ihr die Ruumlckkehr fuumlr maximal zehn Tage untersagen (Betretungsverbot) Wird in dieser Zeit vom Gewaltopfer beim Bezirksgericht eine einstweilige Verfuumlgung beantragt so vershylaumlngert sich das polizeiliche Betretungsshyverbot automatisch bis zu 20 Tage Das Gericht pruumlft den Antrag innerhalb dieses Zeitraums Eine einstweilige Verfuumlgung kann bis zu drei Monate oder bis zum Ende eines laufenden Verfahrens (etwa Scheidungsverfahren) gelten wobei auch die raquoSchutzzonelaquo uumlber den unmittelbaren Wohnbereich hinausgehend ausgeweitet werden kann

Eine wesentliche Begleitmaszlignahme des Gewaltschutzgesetzes war die Errichtung von Interventionsstellen in allen Bundesshy

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

laumlndern die aktiv mit den Gewaltopfern Kontakt aufnehmen und Beratung Inforshymation und Betreuung im Rahmen des Gesetzes anbieten Die polizeiliche Statistik der letzten Jahre zeigt eindeutig auf dass die Maszlignahmen im Gewaltschutz verstaumlrkt zur Anwendung kommen Wurden oumlstershyreichweit im Jahr 2002 rund 4000 Beshytretungsverbote verfuumlgt so lag im Jahr 2004 die Anzahl bei fast 4800 Verfuumlgungen Dabei war in Wien die houmlchste Steigerungsrate mit 40 Prozent zu verzeichnen11

GEWALTDYNAMIK UND MYTHENBILDUNG Ein besonderer Aspekt den es in der Arbeit mit Gewaltopfern zu beruumlcksichtishygen gilt ist das Abhaumlngigkeitsverhaumlltnis zwischen Opfer und Taumlter

Die Taumlter sind den betroffenen Frauen vielshyfach bekannt sie sind gute Bekannte komshymen aus dem Freundeskreis sind Arbeitsshykollegen oder es sind der Partner oder der Ehemann So zeigt die Kriminalstatistik Oumlsterreich bei der Analyse der Taumlter-Opfershybeziehung beim Delikt Vergewaltigung fuumlr das Jahr 2004 dass in nur elf Prozent der Faumllle der Taumlter unbekannt war Bei 41 Prozent gab es ein Bekanntschaftsverhaumlltnis bei 17 Prozent gab es eine Zufallsbekanntshyschaft bei 22 Prozent bestand eine familiaumlre Beziehung mit und bei sieben Prozent ohne Hausgemeinschaft

Die Erfahrungen aus der Beratungsarbeit des Frauennotrufes zeigen dass gerade bei familiaumlrer Gewalt eine jahrelange Gewalterfahrung bei den Opfern nicht nur zu psychischen und koumlrperlichen Schaumldigungen sondern auch zum Verlust der eigenen Selbsthilfemechanismen fuumlhrt Die Angst vor einer vom Partner angedrohshyten massiveren Gewalt sollte eine dritte Person davon erfahren lassen die Beshytroffenen lange schweigen Die gleichzeishytig damit einhergehende soziale Isolation und eine finanzielle Abhaumlngigkeit sind zusaumltzliche verstaumlrkende Faktoren

Die Grenzuumlberschreitung durch eine Person die sie gut zu kennen glauben mit der sie womoumlglich zusammenleben und der sie vertraut haben macht es fuumlr die Betroffenen besonders schwer die Unrechtshymaumlszligigkeit der Tat zu begreifen Eine Ershyklaumlrung zu finden fuumlhrt oft dazu dass die betroffenen Frauen die Schuld bei sich suchen sich Selbstvorwuumlrfe machen und so die Gewalttat auch bagatellisieren Zushydem verstaumlrken gesellschaftliche Vorurshyteile die potenziell den Opfern (in der Regel Frauen) Mit- oder Teilschuld geben und die Taumlter (in der Regel Maumlnner) von der Schuld freisprechen oder sie in bereshychenbare Kategorien einteilen die Schuld-und Schamgefuumlhle der Gewaltopfer Selbstshyvorwuumlrfe Aumlngste fuumlr die Tat verantwortshylich gemacht zu werden oder erst gar nicht ernst genommen zu werden sind oft Gruumlnde warum sich die Opfer nach der Tat niemandem anvertrauen

Die Reaktion des unmittelbaren Umfeldes stellt daher einen wesentlichen Faktor fuumlr den Verlauf der traumatischen Krise dar Dashybei sind die ersten Reaktionen von Krisenanshylaufstellen von zentraler Bedeutung Nur wenn dem Gewaltopfer mit der Grundshyhaltung und Position begegnet wird bei der die Tat als unentschuldbarer Angriff gesehen wird fuumlr die allein der Taumlter vershyantwortlich zu machen ist kann uumlbershyhaupt erst ein Vertrauensverhaumlltnis aufgeshybaut werden

BEHANDLUNGSSTANDARDS Es ist ein Faktum dass Opfer von Gewalt nicht nur wegen ihrer akuten Vershyletzungen sondern wegen vieler anderer Beschwerden oder Erkrankungen das Gesundheitssystem aufsuchen Das Wissen um die psychischen und koumlrperlichen Auswirkungen von Gewalt bedingt die Entwicklung von spezifischen Kriterien bei der Behandlung oder Beratung von Gewaltopfern um einen opfersensiblen Umgang gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Unter Beruumlcksichtigung von Praxisershyfahrungen des Frauennotrufes die im Rahmen von Begleitungen zu Untershysuchungen in Krankenhaumlusern gewonnen wurden von Berichten von Klientinnen die ihre Wahrnehmungen und Beurshyteilungen einer Erstversorgung im Spital den Beraterinnen schilderten sowie von Ergebnissen aus interdisziplinaumlren Arbeitsshygruppen koumlnnen folgende wesentliche Maszlignahmen oder Kriterien definiert wershyden

bull Die Wartezeit im Ambulanzbereich fuumlr Gewaltopfer moumlglichst gering halten

bull einen ruhigen geschuumltzten Rahmen Raum fuumlr die Anamnese sicherstellen

bull wenn moumlglich die Untersuchung durch eine Aumlrztin gewaumlhrleisten oder zuminshydest in Anwesenheit von weiblichem Pflegepersonal durchfuumlhren

bull dem Wunsch der Betroffenen nachkomshymen von einer Vertrauensperson ins Untershysuchungszimmer begleitet zu werden

bull die Betroffene uumlber die geplanten Intershyventionen oder Untersuchungsschritte genau informieren

bull eine interdisziplinaumlre Opferschutzgruppe im Spital installieren die sich aus speshyziell geschultem Personal verschiedener Abteilungen zusammensetzt

bull psychosoziale Betreuung vermitteln und falls vorhanden auch die internen Ressourcen der Opferschutzgruppe nuumltzen

bull uumlber weiterfuumlhrende Betreuung und Beratung in einer Opferschutzshyeinrichtung informieren oder die Kontaktaufnahme zu dieser initiieren

bull Informationsmaterial uumlber Hilfseinshyrichtungen in den Ambulanzen auflegen

INSTITUTIONELLE ZUSAMMENARBEIT Aufgrund der Multitraumatisierung der Gewaltopfer benoumltigen diese in der Regel Unterstuumltzung von verschiedenen Hilfseinshyrichtungen Die Zusammenarbeit zwischen Institutionen wie etwa Frauennotrufen Frauenhaumlusern der Polizei Rettung oder

Krankenhaumlusern ist bei der Akutvershysorgung von Gewaltopfern eine Grundlage dafuumlr effektiv Hilfe und Schutz gewaumlhrleishysten zu koumlnnen

Die Erfahrung zeigt Je besser die wechshyselseitigen Kenntnisse um die jeweiligen Zustaumlndigkeiten internen Organisationsshyablaumlufe sowie Serviceangebote sind desto besser und leichter kann bei akuten Faumlllen die Fachressource einer anderen Institution genutzt werden Kommunikation fachshylicher Austausch und ein Lernen voneinshyander schaffen zudem eine Ausgangsbasis die eine Entwicklung von verbesserten und gezielten Hilfsmaszlignahmen bei der Versorgung von Gewaltopfern ermoumlglicht

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kindernlaquo konnte diesbezuumlglich auf vershyschiedenen Ebenen einen wesentlichen Beitrag fuumlr die Qualitaumltssicherung und Verbesserung der Versorgung von Gewaltshyopfern leisten

Beispielhaft ist ein Projekt zu nennen das waumlhrend der Umsetzungsphase des Curricushylums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entstanden ist und das Ziel verfolgte den Qualitaumltsstandard der Spurensicherung bei Sexualdelikten und der Betreuung von Vergewaltigungsopfern zu verbessern Das Projekt wurde gemeinsam von der Wiener Polizei dem Wiener Krankenanstaltenshyverbund der Gerichtsmedizin Wien und dem 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien durchgefuumlhrt Die Projektgruppe entshywickelte ein raquoSpurensicherungs-Setlaquo das mittlerweile an allen Wiener Schwershypunktspitaumllern zur Anwendung kommt und eine einheitliche Spuren- und somit Beweissicherung nach Sexualdelikten sicherstellt Gleichzeitig wurden zentrale Aspekte des Opferschutzes beruumlcksichtigt die bei der Erstversorgung als Standard definiert wurden ndash ein aumlrztliches Gespraumlch in geschuumltztem Rahmen wird angeboten die Begleitung durch eine Vertrauensshyperson wird ermoumlglicht die medizinische

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Untersuchung erfolgt nach eingehender Information und nach Zustimmung der Betroffenen ein Informationsblatt uumlber die Spurensicherung die Anzeige und uumlber wichtige Opferberatungsstellen wird den Betroffenen mitgegeben und bei Bedarf wird ein Kontakt zu einer Einrichtung vershymittelt

raquohellip Gewalt nicht nur zu bekaumlmpfen sondern sie verhindernlaquo Statement von UnivProf Dr Fritz Gschnait Vorstand der Hautabteilung und Aumlrztlicher Direktor Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoGewalt gegen Frauen und Kinder ist leider eine unterschaumltzte Realitaumlt mit der auch Aumlrzte und Aumlrztinshynen sowie das Krankenpflegepersonal in zunehmendem Maszlige konfrontiert sind In zunehmendem Maszlige deshalb weil die Gewaltbereitschaft steigt nicht zuletzt als Folge der zahlreichen Stresseinfluumlsse denen die heutigen Menschen besonders in Ballungszentren ausgesetzt sind sowie der dramatisch ansteigenden rsaquoEgoistizierunglsaquo der Zeit Menschen sind in vermehrtem Maszlige nur mehr auf sich selbst ausgerichtet zunehshymend weniger bereit fuumlr andere Mitmenschen auch in der eigenen Familie etwas auf sich zu nehmen und reagieren ablehnend ndash leider auch mit Gewaltmaszlignahmen

Aufklaumlrungsmaszlignahmen wie das Curriculum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo sind sehr wichtig damit Aumlrzte und Aumlrztinnen sensibilisiert werden bestimmte Verletzungsformen besonders an der Haut und den Schleimhaumluten als Folgen von Gewalteinwirkung zu erkennen und damit zu diagnostizieren Da die Betroffenen nicht zu selten schweigen kommt dem Arzt der Aumlrztin hier die wichtige Aufgabe zu die Gewaltfolge nicht nur zu behandeln sondern auch geeignete Maszlignahmen zu ergreifen um die hinter der Verletzung stehende psychische Problematik einer Loumlsung zuzufuumlhren In diesem Sinne sind Fortbildungsveranstaltungen dieser Art groszligartig tragen den Beduumlrfnissen unserer Zeit Rechnung und sollten weiter ausgebaut werden Allerdings darf dies erst der Anfang sein Wie immer in der Medizin ist Vorbeugen besser als Heilen Die Gesellschaft ist daher aufgerufen auf allen zur Verfuumlgung stehenden Wegen der Gewalt in der Gesellschaft vorzubeugen Gewalt nicht nur zu bekaumlmpfen sondern sie zu verhindern Richtige Erziehung in der Familie und in der Schule sind hier ebenso gefordert wie Maszlignahmen zur Stressvermeidung im Wohnbau im Straszligenverkehr am Arbeitsplatz im gesamten sozialen Gefuumlge der Menschen Gewalt wird letztlich nicht allein durch Strafen aus der Welt geschafft werden sondern in erster Linie durch Vermeidung und Bekaumlmpfung jener Faktoren welche Menschen gewaltbereit machen

Ich wuumlnsche dem Curriculum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo als einen wichtigen Teil des notshywendigen Gesamtkonzeptes weiterhin viel Erfolglaquo

RESUumlMEE

Aus Sicht des 24-Stunden Frauennotrufs hat das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zentrale Themen des Opfershyschutzes nicht nur aufgegriffen sondern auch in konkrete Maszlignahmen umsetzen koumlnnen Darin liegt auch die Chance dass die Erweiterung der institutionellen Handlungsspielraumlume und der Zusammenshyarbeit uumlber das Projekt hinaus Fortbeshystand hat

raquohellip dass das Curriculum wachruumltteln und aufzeigen

soll dass Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht als Kavaliersshy

delikt oder als ein Recht des Mannes gesehen werden darflaquo

Statement von Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegedienstes Kaiser-Franz-Josef-Spital

raquoDer Nutzen des Curriculums ist sehr hoch Zuerst einmal in dem Sinne dass durch das Thematisieren von Gewalt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wachgeruumlttelt werden sie sollen auch Zivilcourage entwickeln das heiszligt nicht wegschauen weil sie sich Aumlrger einhandeln koumlnnten Ich koumlnnte mir vorshystellen dass es auch heikel sein kann wenn man sich einmischt Da muss man den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sagen rsaquoWir stehen alle an eurer Seite schaut nicht weg und auch bei einer Vermutung ist es besser man irrt sich einmal als man irrt sich einshymal zu weniglsaquo Man braucht nicht jedes Mal strenge Vorschriften aber gewisse Leitlinien Das Curriculum ist eine Leitlinie an der man sich anhalten kann und anhand derer man vorgehen kann wenn man unsishycher ist

Beim Thema Gewalt ist die Redundanz wichtig Im Vordergrund steht das Immer-wieder-aufmerksam-Machen Die Gefahr dass eine Aktion einschlaumlft ist sehr groszlig Was man bei einem guten Handbuch noch besser machen kann ist es immer wieder in Ershyinnerung zu bringen es nachzudrucken und es nicht als eine Einmalaktion zu belassenlaquo

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit Maga Renate Balic-Benzing Leiterin der MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie

Kinder schuumltzen und Eltern stuumltzen sind die gesetzlichen Kernaufgaben und erklaumlrshyten Ziele der MAG ELF

Mit der reichen Angebotspalette raquoSoziale Dienste und Praumlventionlaquo reagieren SozialshyarbeiterInnen und PsychologInnen der MAG ELF bereits fruumlhzeitig auf moumlgliche Uumlberforderungssituationen von Eltern die in der Folge zu Kindesmisshandlung fuumlhren koumlnnen und unterstuumltzen Eltern dabei Strategien zu entwickeln ihren Kindern ein Aufwachsen in einer angstfreien und foumlrdernden Atmosphaumlre zu ermoumlglichen

Oumlffentliche Thematisierung und Sensibilishysierung leisten einen wichtigen Beitrag dazu Die neue Kinderschutz-Kampagne der MAG ELF weist darauf hin dass Kinder aktiv Gewalt ablehnen und auf ihr Recht auf Schutz vor Gewalt bestehen koumlnshynen und sie fordert auf den Kindern eine Stimme zu geben und diese Kinder dann auch zu houmlren Unter dem Slogan raquoDu sagst was gespielt wirdlaquo lenken wir vershystaumlrkte Aufmerksamkeit auf die Rechte der Kinder insbesondere das Recht auf Schutz vor Gewalt in jeder Form

Die Kampagnen zum Kinderschutz der MAG ELF helfen mit eine Enttabuisierung der Themen Gewalt in der Familie und Gewalt an Kindern zu erreichen und damit eine Sensibilisierung zu bewirken

Die Zahl an Abklaumlrungsverfahren in welchen die moumlgliche Misshandlung oder Vernachlaumlssigung eines Kindes dem Jugendshywohlfahrtstraumlger gemeldet und von diesem uumlberpruumlft wird ob eine Gefaumlhrdung des Kindes besteht und sodann entschieden wird welche Maszlignahme der Jugendwohlshyfahrt erforderlich ist um diese Geshyfaumlhrdung des Kindes abzuwenden steigt

laufend ndash von 5277 im Jahr 2001 auf 7994 im Jahr 2004 ndash an

Kindesmisshandlung ist eine nicht zufaumlllige gewaltsame Handlung von Eltern oder anderen Erwachsenen die das Kind koumlrpershylich und psychisch verletzt in seiner Entshywicklung nachhaltig beeintraumlchtigt oder es sogar toumltet Sie beinhaltet alle Formen physischer Gewalt die entweder unmittelshybar aus einer Situation heraus als beshywusst geplante raquoErziehungsmaszlignahmelaquo oder aufgrund sadistischer Neigung geshysetzt werden Sie kann auch durch Vershyweigerung und Entzug koumlrperlicher und seelischer Grundbeduumlrfnisse erfolgen Ebenso zaumlhlen Ablehnung Demuumltigung und Herabsetzung Uumlberforderung durch unangemessene Anforderungen und Anshyspruumlche Liebesentzug Gleichguumlltigkeit und Ignorieren Angst machen und Drohunshygen zu Formen der Kindesmisshandlung

Kinder werden durch das wiederholte Miterleben von Gewalt an der Mutter sei es durch den Vater oder den Lebensshypartner genauso traumatisiert wie durch das direkte Erleben von Gewalt am eigenen Koumlrper

Die Symptome und Auswirkungen bei Kindern sind so vielfaumlltig wie die ausshygeuumlbten Formen von Gewalt sie sind manchmal deutlich manchmal verdeckt erkennbar Gewaltsysteme in Familien funktionieren indem sie verschleiern abschwaumlchen zum Schein kooperieren Diese Muster zu erkennen und zu durchshybrechen ist Aufgabe von HelferInnen Das Erkennen von Symptomen und die Klaumlrung der Ursachen koumlnnen nur durch eine Zushysammenarbeit aller beteiligten Professionen erfolgen Dabei zeigt sich immer wieder

deutlich wie wichtig die Vernetzung und Zushysammenarbeit der beteiligten HelferInnenshygruppen ist

In der Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen im Kinderschutz sind offene Kommunikation umsichtiges Vorgehen zum Schutz der betroffenen Kinder um sekunshydaumlre Traumatisierung zu vermeiden und klare Aufgabenteilungen unumgaumlnglich Das Wissen um die Moumlglichkeiten und Methoden der KooperationspartnerInnen ist unverzichtbar Die Entwicklung von Qualitaumlt und Standards im Kinderschutz ist ein laufender Prozess in den alle beteishyligten und handelnden Berufsgruppen involviert sind und der nie abgeschlossen sein kann und darf

Dies setzt einen moumlglichst einheitlichen Wissensstand aller Beteiligten voraus Gemeinsame und gegenseitige Schulungen sind ein bedeutender und wertvoller Schritt zur Umsetzung der wichtigen Aufgabe Kinderschutz

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo durchgefuumlhrt vom Wiener Proshygramm fuumlr Frauengesundheit in Zusammenshyarbeit mit der MAG ELF der MA 57 ndash 24shyStunden Frauennotruf und dem Krankenshyanstaltenverbund ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung und ein wesentshylicher Beitrag zur Verbesserung des Kindershyschutzes in Wien

raquoLetztlich bedeutet Gewalt gegen Kinder immer auch

Gewalt gegen Frauenlaquo Statement von Dr in Sonja Havlicek

Leiterin der Kinderschutzgruppe Wilhelminenspital

raquoDie interdisziplinaumlre Kinderschutzgruppe des Wilhelminenspitals hat sich eine moumlglichst fruumlhzeitige Diagnosestellung bei allen Formen der Misshandlung und die Erstellung rsaquokindorientierterlsaquo Loumlsungsstrategien zum Ziel gesetzt

Was heute ein paar Haumlmatome als Nebenbefund darstellt kann naumlchste Woche eine Fraktur und naumlchstes Monat auch den Tod des Kindes bedeuten Besonders Menschen in helfenden Berufen koumlnnen Gewalt und bewusste Verletzung nur schwer nachshyvollziehen und wollen solche auch nicht wahrhaben Wie bei anderen Diagnosen gehoumlren aber solche Fakten erhoben Das von der Kinderschutzgruppe entshyworfene Verletzungsblatt soll bei der Dokumentation und der Festlegung der weiteren Maszlignahmen helfen Prinzipiell streben wir bei Verdacht eine sofortige stationaumlre Aufnahme an der Kinderabteilung an

Die Existenz und die Arbeit der Kinderschutzshygruppe des Wilhelminenspitals tragen dadurch aktiv zum Gewaltschutz und zur Sensibilisierung des Personals bei Letztlich bedeutet Gewalt gegen Kinder immer auch Gewalt gegen Frauenlaquo

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ORGANISATORISCHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

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Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Eroumlffnung der Projektwochen am 16 Oktober 2001 durch die Stadtraumltinnen Grete Laska Maga Renate Brauner und Primaria Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker

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ORGANISATORISCHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo Maga Alexandra Grasl Projektmanagerin Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit

1998 hat der Gemeinderat das Wiener Proshygramm fuumlr Frauengesundheit einstimmig beschlossen in dem Gewalt als eines von insgesamt zwoumllf zentralen Handlungsshyfeldern beschrieben ist Der darin enthalshytene Maszlignahmenkatalog umfasst die Entshywicklung eines Schulungsangebots fuumlr Spitalspersonal zur Sensibilisierung und Fruumlherkennung der Auswirkungen von Gewalt

Planung

Mit Unterstuumltzung von Gesundheitsshystadtraumltin Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker Frauenstadtraumltin Maga Renate Brauner und Jugendstadtraumltin Grete Laska richtete die Wiener Frauengesundshyheitsbeauftragte im August 2000 eine Steuerungsgruppe ein in deren Rahmen mehrere Einrichtungen der Stadt Wien kooperierten um in den Gemeindeshyspitaumllern ein entsprechendes Fortbildungsshyprogramm umzusetzen Wiener Krankenshyanstaltenverbund 24-Stunden Frauennotshyruf der MA 57 MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie und das Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Die Polizeidirektion Wien und das Institut fuumlr Gerichtsmedizin wurden als KooperationspartnerInnen gewonnen

Ist-Stand Erhebung

20002001 wurde eine MitarbeiterInnenshybefragung an den Krankenhaumlusern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital durchgefuumlhrt Befragt wurden AumlrztInnen und Pflegefachkraumlfte der Abteilungen Gynaumlkologie Urologie Hals- Nasen- und Ohrenabteilung Dermashytologie Augenheilkunde Paumldiatrie Psyshychiatrie Interne Chirurgie und der Notshyfallsambulanzen uumlber ihre Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern Die Ergebnisse zeigen nicht nur ein Informationsdefizit sondern auch den Wunsch der Befragten nach adaumlquater Aus- und Fortbildung

Inhalte

Auf Basis dieser Ist-Analyse wurde das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entwickelt das sich durch einen interdisziplinaumlren Zugang auszeichnet Der Inhalt umfasst fuumlnf Module bull Formen und Auswirkungen sexueller

und koumlrperlicher Gewalt gegen Frauenbull Formen und Auswirkungen sexueller

und koumlrperlicher Gewalt gegen Kinderbull Spurensicherung und DNA-Analysebull Rechtliche Informationenbull Vorstellung von Opferschutzgruppen an

Wiener Krankenanstalten

Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Zielgruppen

Das Fortbildungsprogramm ist fuumlr die Zielshygruppen AumlrztInnen und Pflegepersonal aber auch fuumlr andere im Spital taumltige Berufsgruppen wie Hebammen SozialarshybeiterInnen PsychologInnen konzipiert Ziel ist es die MitarbeiterInnen vor Ort im Spital zum Thema Gewaltpraumlvention und -intervention zu informieren und zu senshysibilisieren sowie Behandlungsstandards in den Spitaumllern zu etablieren

Vortragende

Fuumlr die Phase der Implementierung des Projektes und bei der Durchfuumlhrung der Fortbildung in den Wiener Gemeindeshyspitaumllern waren ExpertInnen des 24shyStunden Frauennotrufs der MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie der Polizei der Gerichtsmedizin Wien der Rechtsabshyteilung des Wiener Krankenanstaltenshyverbunds der Opferschutzgruppen von Wilhelminenspital und Sozialmedizishynischem Zentrum Ost sowie der Spitalsshysozialarbeit des Fonds Soziales Wien (vorshymals MA 47) verantwortlich Die Fortshybildungsreihe im Allgemeinen Krankenshyhaus wurde um Expertinnen der Wiener Frauenhaumluser erweitert Zudem waren die Bundespolizeidirektion Wien und die Gerichtsmedizin Wien wichtige KooperashytionspartnerInnen und stellten uumlber den gesamten Projektzeitraum neben Fachshyvortragenden auch ihre inhaltliche Exshypertise zur Verfuumlgung

Informationsmaterial

Ein Informationsfolder und eine Check-Karte im Brusttaschenformat mit einer Liste der wichtigsten Maszlignahmen sowie der Notfallnummern richten sich direkt an das Krankenhauspersonal Diese dienen den SpitalsmitarbeiterInnen als Leitfaden fuumlr die wichtigsten Handlungsschritte bei

der Kommunikation mit und der Untershysuchung von Gewaltopfern und sie inforshymieren weiters uumlber Beratungseinshyrichtungen An die BesucherInnen der Ambulanzen werden Poster sowie Postshykarten mit den wichtigsten Anlaufstellen bei Gewalt gegen Frauen und bei Gewalt gegen Kinder verteilt Um das Thema raquosichtbarlaquo zu machen thematisieren waumlhshyrend der Projektwochen in den Modellshyspitaumllern lebensgroszlige Figuren im Einshygangsbereich der Ambulanzen Gewalt gegen Frauen und Kinder als ein Thema der Medizin

Umsetzung

Der medial begleiteten Kick-off-Veranshystaltung am 16 Oktober 2001 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost die die Stadtshyraumltinnen Grete Laska Maga Renate Brauner und Primaria Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker im Rahmen einer Pressekonferenz eroumlffnet haben folgten Projektwochen in deren Rahmen das Curriculum vor Ort angeboten wurde 2001 startete das Pilotmodell in den beiden Spitaumllern in denen die MitarbeiterInnen zuvor befragt worden waren 2004 wurde das Curriculum in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und im Krankenhaus Wien-Hietzing (ehemals Lainz) sowie 2005 im Allgemeinen Krankenhaus durchgefuumlhrt Die Teilnahme am Curriculum ist kostenshylos Von allen ProjektpartnerInnen wurden interne Personalressourcen fuumlr Planung Koordination und fuumlr die Vortragstaumltigkeit zur Verfuumlgung gestellt

Die Planung und Umsetzung des Curriculums verlief in vier Phasen

Phase 1 2000 Konstituierung der Steuerungsgruppe Entwicklung des Fortbildungskonzeptes MitarbeiterInnenbefragung in den Modellshyspitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum

Ost und Kaiser-Franz-Josef-Spital Entshywicklung von Informationsmaterialien

Phase 2 2001 Durchfuumlhrung der Fortbildung in den beishyden Modellspitaumllern wobei im Sozial-medizinischen Zentrum Ost und im KaisershyFranz-Josef-Spital 20 Fortbildungen zu je 15 Stunden angeboten wurden Zu jedem Themenschwerpunkt fanden zwei Alternativshytermine statt

Phase 3 20022003 Uumlberarbeitung des Fortbildungskonzepts aufgrund der Auswertung der Ergebnisse aus Phase 1 Anpassung der Fortbildungsshystruktur Umstieg auf geblockte Veranshystaltungen mit zwei Tagen zu jeweils 65 Stunden sowie Uumlberarbeitung der Standards bei der Spurensicherung und deren Inteshygration in die Fortbildungsinhalte

Phase 4 20042005 Durchfuumlhrung der Fortbildungen in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) an jeweils zwei Vormittagen zu je 65 Stunden Im Allgemeinen Krankenhaus wurde aufgrund der Groumlszlige des Spitals die Fortbildung zweimal angeboten das heiszligt es wurden insgesamt vier Vormittage zu je 65 Stunden abgehalten

Know-how-Transfer

Das Wilhelminenspital das ebenfalls zum Krankenanstaltenverbund gehoumlrt war aufshygrund dort bereits bestehender Gewaltshyschutzaktivitaumlten als Good-Practice-Beishyspiel in das Curriculum integriert MitshyarbeiterInnen des Wilhelminenspitals beshyrichteten uumlber die Arbeit der Gewaltshyschutzgruppe und trugen damit zu einem wichtigen Know-how-Transfer in andere Spitaumller bei Auch die in Folge des Curricushylums entstandene Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde zu einem fixen Bestandteil des Curriculums

Behandlungsstandards

In Folge der guten Zusammenarbeit entshywickelten der Wiener Krankenanstaltenshyverbund der 24-Stunden Frauennotruf die Polizei und die Gerichtsmedizin ein Spurensicherungs-Set das eine einheitliche Beweissicherung garantiert und in den Geshymeindespitaumllern als Behandlungsstandard zur Untersuchung von Opfern sexueller Gewalt etabliert wurde Zu diesem Zweck finden eigene Einschulungstermine in den Spitaumllern statt

Feedback-Befragung

Ab 2004 erhielten die TeilnehmerInnen die Moumlglichkeit zu den Inhalten des Curricushylums via Fragebogen anonym eine Ruumlckshymeldung abzugeben Drei Monate spaumlter bekamen die TeilnehmerInnen noch einshymal einen Fragebogen zugeschickt um die Praxistauglichkeit der Fortbildung zu uumlberpruumlfen

Organisation

Koordinierende Aufgaben wurden durch das Wiener Programm fuumlr Frauengesundshyheit geleistet Dies betraf etwa die Komshymunikation mit Spitalsverwaltung und Vortragenden sowie die Terminkoordinashytion und Erstellung des Programmablaufs Zentral war die Mitarbeit des Krankenshyhauses Dieses hat eine interne Person fuumlr die Koordination nominiert die wiedeshyrum fuumlr die Kommunikation vor Ort und fuumlr die Organisation des Vortragsraums zustaumlndig war und die Veranstaltung begleitend moderiert hat

Top-Down-Prinzip

Um das Wissen und die soziale Bedeutung des Themas Gewalt auf mehreren Ebenen zu verankern hat sich das Top-Downshy

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Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Prinzip bewaumlhrt Zuerst wurde die Direktionsebene des Krankenhauses ndash und zwar die Aumlrztliche Leitung und die Pflegeleitung ndash um Unterstuumltzung gebeten diese wiederum wandte sich an die Abteilungsleitungen Die Vorstaumlnde der Fachabteilungen wurden im Rahmen der PrimaraumlrztInnensitzung der Krankenshyhaumluser uumlber das Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder sowie uumlber den Ablauf des geplanten Curriculums im jeweiligen Krankenhaus informiert Auch wenn grundshysaumltzlich eine obligatorische Teilnahme aller anzustreben ist war es in dieser Phase sinnvoll dass jede Abteilung je eine Vertreterin oder einen Vertreter des aumlrztshylichen Personals und des Pflegepersonals zum Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entsendet hat

10 Durchfuumlhrungsschritte

1 Kontaktaufnahme zu EntscheidungsshytraumlgerInnen relevanter Einrichtungen

2 Konstituierung einer Projektsteuerungsgruppe

3 Ist-Stand Erhebung im Krankenhaus

4 Entwicklung der Fortbildungsinhalte

5 Schriftliche Information an die Krankenhausleitung (Aumlrztliche- und Pflegeleitung)

6 Koordinierungsgespraumlch mit der Krankenhausleitung

7 Vorstellung des Themas und Fortbildungsangebots in der PrimaraumlrztInnensitzung des Krankenhauses

8 Bestimmung einer spitalsinternen Koordinationsperson zwecks Organisation und Kommunikation vor Ort

9 Durchfuumlhrung der Fortbildung im Spital ndash Moderation durch einen KrankenhausmitarbeiterIn

10 Feedback-Befragung der TeilnehmerInnen

raquoEs gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die

Frauen an die richtigen Stellen zu verweisenlaquo Statement von Elfriede Geyer Pflegedirektion Krankenhaus Rudolfstiftung

raquoDie Ruumlckmeldung die wir von den MitarbeiterInnen bekommen haben war dass sie ein staumlrkeres Bewusstsein fuumlr das Thema bekommen haben Auch die MitarbeiterInnen der Kinderambulanz die immer schon sehr sensibel im Bezug auf Zeichen von Gewaltanwendung waren sagten sie seien jetzt noch hellhoumlriger geworden Diese houmlhere Sensibilitaumlt trifft fuumlr das Thema Frauen und Gewalt zu Insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gynaumlkologie berichten vom groszligen Nutzen der Spurensicherungsboxen Hier sei alles Notwendige enthalten inklusive einer genauen Anleitung Es gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die MitarbeiterInnen die Frauen an die richtigen Stellen zu verweisen beziehungsweise selbst Kontakte herzustellen Die multiprofessionelle Teilnahme seitens des Krankenhauses ist sicher ganz wichtig Seitens der Vortragenden war diese mulshytiprofessionelle Teilnahme ja gegeben Es sollte weiterhin genuumlgend Zeit bleiben um auch Fragen stelshylen zu koumlnnen was bei dem Curriculum der Fall war Eine Wiederholung des Curriculums waumlre sicher gut weil damit eine groumlszligere Personengruppe die Moumlglichkeit haumltte daran teilzunehmen

Auszligerdem waumlre es wichtig dass es genuumlgend SozialarbeiterInnen fuumlr einen Informationsaustausch gaumlbe Aktuell ist die Situation etwa in der Kinderabteilung unbefriedigend weil SozialarbeiterInnen abgezogen worden sind und es keine Ruumlckmeldungen mehr gibtlaquo

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

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MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern

Im Jahr 2001 wurde das Meinungsshyforschungsinstitut Fessel-GfK vom Buumlro der Wiener Frauengesundheitsbeauftragten mit einer schriftlichen MitarbeiterInnenbeshyfragung an den beiden Gemeindespitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum Ost (in der Folge SMZ Ost genannt) und Kaiser-FranzshyJosef-Spital beauftragt12 Mit dieser Befragung sollte einerseits erhoben wershyden welche Kontakte und Erfahrungen die befragten Personen bislang in ihrem beruflichen Alltag mit Gewaltopfern geshyhabt haben andererseits sollte der Bedarf an Unterstuumltzung in dieser Arbeit erfragt werden Ein weiteres Thema war welche Einstellungen zum Thema Gewalt bestehen Die MitarbeiterInnenbefragung basierte auf zwei methodischen Schritten Neben einer Fragebogenerhebung wurden vertieshyfende persoumlnliche Interviews durchgeshyfuumlhrt

Folgende Abteilungen wurden befragt interne Aufnahmestation Gynaumlkologie Hals-Nasen-Ohren-Station Psychiatrie Unshyfallchirurgie und Chirurgie Dermatologie Kinderinterne sowie Kinderchirurgie

Die Krankenhausdirektionen wurden vorshyab von der Wiener Frauengesundheitsbeaufshytragten schriftlich uumlber den Grund und das Ziel der Erhebung informiert Zudem erfolgte eine persoumlnliche Vorstellung des

Projektvorhabens durch die Projektverantshywortlichen Diese Vorbereitungen waren wesentlich es konnte ein Ruumlcklauf von 25 Prozent der Frageboumlgen erreicht werden Insgesamt haben sich an der Befragung 209 Personen beteiligt 81 Prozent der Befragten waren weibliches 13 Prozent maumlnnliches Personal13

Zentrale Ergebnisse der Fragebogenerhebung

KONTAKTHAumlUFIGKEIT MIT GEWALTOPFERN Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer 41 Prozent der Befragten hatten im Jahr vor der Befragung beruflichen Kontakt mit Kindern und Jugendlichen die Opfer koumlrshyperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt waren Durchschnittlich hatte im letzten Jahr jede der befragten Personen Kontakt mit rund zehn jungen PatientInnen mit Gewalterfahrungen Deutlich werden hier Unterschiede zwischen den einzelnen Abteilungen So etwa haben bedeutend mehr der befragten Personen der kinderinshyternen Station der kinderchirurgischen Station sowie der Unfallchirurgie angegeshyben im Laufe des letzten Jahres Kontakte mit kindlichen oder jugendlichen Gewaltshyopfern gehabt zu haben als an anderen Abteilungen Dennoch haben mehr als 20

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Prozent der befragten Personen an gynaumlkoshylogischen Abteilungen zumindest einmal im letzten Jahr jugendliche Gewaltopfer betreut

Insgesamt wurden rund 87 Prozent der kindlichen und jugendlichen Gewaltopfer von Personen begleitet

Frauen als Gewaltopfer Mit erwachsenen weiblichen Gewaltopfern haben deutlich mehr der befragten Pershysonen im Laufe des letzten Jahres Kontakt gehabt dies trifft auf insgesamt 56 Prozent der Befragten zu Besonders haumlufig war dies in der Psychiatrie in der (Unfall)shyChirurgie sowie auf der Dermatologie der Fall Durchschnittlich haben jene Befragte die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit einem erwachsenen weiblichen Gewaltshyopfer gehabt haben 77 Opfer von koumlrpershylicher und 53 Opfer von sexueller Gewalt betreut

Anders als bei den kindlichen beziehungsshyweise jugendlichen Gewaltopfern gaben nur rund 50 Prozent der Befragten an Beshygleitpersonen der von Gewalt betroffenen Frauen wahrgenommen zu haben

WAHRNEHMUNG UND VERDACHT AUF GEWALT Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer Die befragten Personen14 hatten haumlufig den Verdacht dass die Verletzungsurshysachen verschleiert werden sollten Beshysonders haumlufig wurde dies in Zusammenshyhang mit sexueller Gewalt (66 Prozent der Befragten) aber auch haumlufig in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt (53 Prozent der Beshyfragten) vermutet

Frauen als Gewaltopfer Dass die Verletzungsursachen verschleiert werden sollten vermuteten 41 Prozent der Befragten 15 in Zusammenhang mit sexuelshyler Gewalt und 37 Prozent in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt

VORGEHEN BEI VERDACHT AUF GEWALT Bei vermuteten Gewaltdelikten verhielten sich die befragten Personen wie folgt

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Vorgehensarten bei Kindern und bei Frauen Jugendlichen

Austauschen mit KollegInnen 93 Prozent 79 Prozent

Direktes Ansprechen des Opfers 44 Prozent 59 Prozent

Kontaktaufnahme mit Jugendamt 34 Prozent 15 Prozent

Ansprechen der Begleitperson 33 Prozent 21 Prozent

Kontaktaufnahme zu extramuralen Einrichtungen 21 Prozent 32 Prozent

Kontaktaufnahme zu Polizei 8 Prozent 13 Prozent

BETREUUNGSVERSTAumlNDNIS UND BEHANDLUNGSSTANDARDS Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsprocedere definierte eine deutliche Mehrheit der Befragten die eigene Funktion in der Leistung der medizinischen Versorgung und in der additiven Weiterleitung an Hilfseinrichtungen (insgesamt rund 70 Prozent) Nur 16 Prozent der Befragten fuumlhrten aus ausschlieszliglich medizinische Versorgung zu leisten

63 Prozent der Befragten gaben an dass in Zusammenhang mit sexueller Gewalt an kindlichen und jugendlichen Gewaltopfern Richtlinien fuumlr die Betreuung existieren 57 Prozent der Befragten gaben an dass dies auch bei koumlrperlicher Gewalt der Fall ist

Frauen als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsverstaumlndnis gegenuumlber von Gewalt betroffenen Frauen

sah ndash ebenso wie bei kindlichen bezieshyhungsweise jugendlichen Gewaltopfern ndash die uumlberwiegende Mehrheit der Befragten (rund 74 Prozent) ihre Aufgabe sowohl in der medizinischen Versorgung als auch in der Weiterleitung an andere Hilfseinshyrichtungen Nur 15 Prozent der Befragten gaben an ausschlieszliglich medizinische Vershysorgung zu leisten

Nur 30 Prozent der Befragten geben an dass Betreuungsrichtlinien fuumlr den Fall von sexueller oder koumlrperlicher Gewalt gegen Frauen vorliegen

UNTERSTUumlTZUNGSBEDARF IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Die befragten AumlrztInnen und Pflegeshypersonen fuumlhlten sich in Hinblick auf den Umgang und die Betreuung von Opfern koumlrperlicher undoder sexueller Gewalt relativ gering informiert nur ein Viertel bezeichnete sich als gut informiert Knapp die Haumllfte fuumlhlte sich eher schlecht und immerhin 15 Prozent sehr schlecht inforshymiert Deutlich houmlher ist der Informationsshybedarf bei Mitgliedern des houmlheren Pflegeshypersonals sowie in den Abteilungen Chirurshygie und interne Aufnahmestation

Die verschiedenen extramuralen Hilfseinshyrichtungen waren den befragten AumlrztInnen und Pflegepersonen in unterschiedlichem Ausmaszlig bekannt Waumlhrend die Mehrheit Betreuungseinrichtungen wie Frauenshyhaumluser (82 Prozent) Jugendamt (79 Proshyzent) oder den 24-Stunden Frauennotruf (60 Prozent) kannte traf dies auf andere Einrichtungen etwa den kriminalpolizeishylichen Beratungsdienst (37 Prozent) oder das Kinderschutzzentrum (35 Prozent) nur mehr fuumlr ein gutes Drittel der Befragten zu

Lediglich elf Prozent der Befragten haben eine spezielle AusbildungWeiterbildung fuumlr die Betreuung von Opfern koumlrperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt absolshyviert

Vor diesem Hintergrund ist das Ergebnis dass sich 80 Prozent der Befragten vershymehrt Hilfestellungen unterschiedlicher Art fuumlr den kuumlnftigen Umgang mit Gewaltshyopfern wuumlnschten nachvollziehbar 22 Prozent wuumlnschten sich konkret Angebote fuumlr Weiter- Aus- und Fortbildungen elf Prozent artikulierten Unterstuumltzungsbedarf im Bereich Gespraumlchsfuumlhrung beziehungsshyweise Umgang mit Gewaltopfern Die restshylichen Angaben verteilten sich auf Wunsch nach Kontaktadressen Broschuumlren vershybindlichen Betreuungsstandards psycholoshygischer Beratung oder Informationen uumlber rechtliche Grundlagen

Zentrale Ergebnisse der vertiefenden Interviews

Zusaumltzlich zu der Fragebogenerhebung wurden 30 persoumlnliche Interviews mit AumlrztInnen und Pflegepersonal (14 Frauen 16 Maumlnner) durchgefuumlhrt Ziel dieser quashylitativen Erhebung war eine vertiefende Erhebung der Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern der Interventions- und Behandlungsroutinen sowie der Bekanntshyheit und der Ressourcen intra- sowie extrashymuraler Stellen16

UumlBERFORDERUNG IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Rund die Haumllfte der Befragten gab an bei der ersten Begegnung mit einem Gewaltshyopfer voumlllig unvorbereitet in diese Situation gegangen zu sein Im Rahmen der Intershyviews wurde wiederholt darauf hingewieshysen wie schockierend dieser erste Kontakt mit Gewaltopfern gewesen waumlre

INFORMATIONSDEFIZIT UumlBER HILFSEINRICHTUNGEN Der Informationsstand uumlber extramurale Hilfseinrichtungen war bei den Befragten unterschiedlich hoch dennoch wurde uumlberwiegend die Ansicht vertreten mehr Informationen uumlber die Leistungen der einzelnen Einrichtungen zu benoumltigen

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

WUNSCH NACH FORTBILDUNGSANGEBOTEN Im Rahmen der Interviews wurde auch auf groszlige Informationsmankos in Bezug auf die Betreuung von Gewaltopfern verwiesen Es wurde beispielsweise hervorgehoben dass zu wenig Fortbildungsangebote existierten beziehungsweise dass Informationen nicht zugaumlnglich waumlren

Einige InterviewpartnerInnen haben sich durch berufliche Erfahrungen durch Literaturstudium oder den Besuch von

Veranstaltungen Informationen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern beschafft Im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde besonders hervorgehoben dass die dort bestehende Kinderschutzgruppe stark zur Ausbildung im Umgang mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern beigetragen hat

Am deutlichsten wurde der Wunsch nach Fortbildungsveranstaltungen formuliert wobei Vortraumlge und Diskussionen als adaumlshyquateste Vermittlungsform genannt wurden

raquoDie Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigenlaquo Statement von UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Allgemeines Krankenhaus

raquoDas Curriculum ist ausgezeichnet Am wichtigsten ist praumlventiv taumltig zu werden und Betroffenen Hilfe leicht zugaumlnglich zu machen Ich halte die Aus- und Weiterbildung auf diesem Gebiet im Krankenhaus fuumlr besonders wichtig Die Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigen Betroffene Frauen und Kinder koumlnnen von entsprechend ausgeshybildetem Personal besser vor weiteren Schaumlden bewahrt werdenlaquo

TeilnehmerInnen und Feedback

Insgesamt haben 800 TeilnehmerInnen das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo absolviert 110 MitarbeiterInnen im Kaiser-Franz-Josef-Spital 259 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost 147 in der Krankenanstalt Rudolfstiftung 57 im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) sowie 120 im Allgemeinen Krankenhaus An vertiefenden Workshops zur Handshyhabung des Spurensicherungs-Sets nahshymen 110 MitarbeiterInnen im KaisershyFranz-Josef-Spital im Wilhelminenspital und im Sozialmedizinischen Zentrum Ost teil An allen Spitaumllern zeigte sich als deutlicher Trend dass mehr weibliche MitarbeiterInnen an der Fortbildung teilshynahmen Eine Auswertung der Teilnahme am Curriculum nach Berufsgruppen beshylegt dass rund 70 Prozent der TeilshynehmerInnen aus dem Pflegebereich 15 Prozent aus dem aumlrztlichen Bereich und 15 Prozent aus therapeutischen Bereichen stammen nicht ausgewertet wurden hier die TeilnehmerInnen an den Schulungen zum Spurensicherungs-Set

Die Abteilung Organisation des Wiener Krankenanstaltenverbundes fuumlhrte in den Krankenhaumlusern Rudolfstiftung und Wien-Hietzing (vormals Lainz) eine anonyme Feed-Back-Befragung der TeilnehmerInnen am Curriculum durch Ein Fragebogen wurde unmittelbar nach Ende der Fortshybildung ausgefuumlllt ein zweiter drei Monate nach Absolvieren des Curriculums

Die Befragten bewerteten die inhaltliche Gestaltung und die Praxistauglichkeit durchgehend als sehr positiv Im Feedback nach drei Monaten fiel auf dass die Befragten angaben dass sie das im Curriculum erworbene Wissen in ihrer taumlglichen Arbeitspraxis sehr gut anwenshy

den konnten und die zur Verfuumlgung gestellten Informationsmaterialien eine wichtige Unterstuumltzung darstellten So etwa kannten 97 Prozent der Befragten den Folder und rund 80 Prozent der Befragten auch die Postkarten die im Rahmen des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo aufgelegt wurden

Viele Befragte wuumlnschten sich jedoch mehr und unterschiedliche Fortbildungen zum Thema Gewalt mehr Vernetzung zwishyschen den Abteilungen und nach auszligen sowie eine aktivere Beteiligung des aumlrztshylichen Personals

raquoEs muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen

Menschen durch Information und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

Statement von Oberin Monika Tischer Direktorin des Pflegedienstes Wilhelminenspital

raquoDas Wichtigste am Curriculum ist fuumlr mich die Information und Aufklaumlrung fuumlr MitarbeiterInnen und Betroffene Der Nutzen dieser Fortbildung ist sehr hoch denn ohne Information kann nicht reashygiert und somit kein Schutz angeboten werden Eine Gleichbehandlungsbeauftragte der Gemeinde Wien koumlnnte eine Ergaumlnzung fuumlr diese Veranstaltung sein Denn oft beginnt es mit sexueller Belaumlstigung und endet mit sexueller Gewalt Es muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen Menschen durch Inforshymation und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

Die Fortbildungsinhalte im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo

Die Ergebnisse der Erhebung des Fessel-GfK Instituts fanden sowohl bei der inshyhaltlichen als auch bei der zeitlichen Geshystaltung des Curriculums Beruumlcksichtigung Es musste bei der Planung insbesondere auf die Rahmenbedingungen in einer Krankenanstalt hinsichtlich zeitlicher Lage der Veranstaltung Ruumlcksicht genomshymen werden um moumlglichst vielen MitarshybeiterInnen Gelegenheit zu einer Teilnahme zu geben Nach der Durchfuumlhrung des Curriculums an den Modellspitaumllern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital wurden organisatorische Aumlnderungen vorgenommen Die Inhalte wurden dann geblockt jeweils an zwei Vorshymittagen zu je 65 Stunden in folgenden Modulen vermittelt

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Frauenlaquo

Informationen uumlber Formen Ausmaszlig und Folgen von Gewalt gegen Frauen Dynamik von Gewaltbeziehungen und Phasen der Traumashytisierung Auswirkungen von gesellschaftshylichen Mythen Grundlagen des Opferschutzes weiterfuumlhrende Betreuungsangebote Arbeitsshyweise und Aufgaben des Frauennotrufes

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Kinderlaquo

Information zu Erscheinungsformen und Symptomen von Gewalt gegen Kinder interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit im Intershy

esse der betroffenen Kinder Aufgaben geshysetzlichen Grundlagen und Arbeitsweise des Jugendwohlfahrtstraumlgers

Modul raquoSpurensicherung und DNA-Analyselaquo

Informationen zur richtigen Abnahme von Spuren und Vorgehen bei einer spurenshykundlichen Untersuchung mit Verwendung des Spurensicherungs-Sets Information uumlber die Aufgaben und Zustaumlndigkeiten der Gerichtsmedizin Wien

Polizeiliche Arbeit und Grundlage der DNA-Analyse in Hinblick auf die Beweisshyfuumlhrung von kriminellen Delikten

Modul raquoRechtliche Informationenlaquo

Grundlagen des Sexualstrafrechts und Opferrechte im Strafverfahren Vorgehensshyweise der Behoumlrden bei Offizialdelikten der Ablauf von einer Anzeige bis zum Geshyrichtsverfahren Prozessbegleitung und Unterstuumltzung der Opfer durch Opfershyschutzeinrichtungen

Information uumlber die Bestimmungen des Gewaltschutzgesetzes die rechtlichen Maszlignahmen der Wegweisung und des Betretungsverbotes die Moumlglichkeiten der Polizei und Erfahrungen aus der Praxis

Rechtliche Grundlagen des Aumlrztegesetzes und Krankenanstaltengesetzes und einschlaumlshy

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

gige Dienstvorschriften Die juristische De-finition von Gewalt etwa von raquoschwererlaquooder raquoleichterlaquo Koumlrperverletzung

Modul raquoOpferschutzgruppen im Krankenhauslaquo

Die Entstehungsgeschichte die Aufgabenund Arbeitsweisen von OpferschutzgruppenDarstellung der entwickelten Standardsund krankenhausinternen Versorgungsab-laumlufe sowie Kooperationen mit extramura-len Einrichtungen

Modul Wiener Frauenhaumluser ndashSicherheit und Wendepunkt

Information uumlber die Geschichte die Auf-gaben Angebote und Arbeitsweisen dervier Wiener Frauenhaumluser mit dem ange-schlossenen Nachbetreuungshaus und derBeratungsstelle

Hinweis Dieser Fortbildungsinhalt wurdebei der Veranstaltung im AllgemeinenKrankenhaus als zusaumltzliches Modul auf-genommen

raquohellip dass man die richtigen Schritte setztlaquoStatement von Drin Heidrun Flores-GengerGynaumlkologische und Geburtshilfliche AbteilungSozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Aufmerksam-Machen auf die Problematik unddas Wecken der Bereitschaft zu helfen bei den Mit-arbeiterinnen und Mitarbeitern im Spital scheint mirdas Wichtigste zu sein das heiszligt die Informationworum es geht wie man sich verhaumllt und wie manden Opfern helfen kann welche Moumlglichkeiten esgibt Durch das bessere Wissen gibt es auch eine grouml-szligere Bereitschaft sich zu beteiligen die richtigenSchritte zu setzen Wir auf der Gynaumlkologie sind zumBeispiel immer wieder mit vergewaltigten Frauenkonfrontiert hier ist die richtige Spurensicherungwichtig das haben wir vorher nicht gewusst DasCurriculum war insgesamt sehr gut sehr kompaktund konzentriert Man koumlnnte vielleicht noch dasThema Genitalverstuumlmmelung bei Frauen andererKulturen mit einbeziehen das ist etwas womit mannicht jeden Tag zu tun hat Dinge von denen mannichts weiszlig erkennt man vielleicht nicht Das ist ins-besondere dann schwierig wenn Frauen nicht unse-re Sprache sprechenlaquo

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienPlakate

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienInfokarten

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienChecklisten

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

raquohellip groszlig ist der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigenlaquo Statement von Rektor UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Leiter Allgemeines Krankenhaus-Universitaumltskliniken

raquoAls Rektor der medizinischen Universitaumlt Wien beshygruumlszlige ich die Etablierung eines Curriculums rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo ganz besonders da Gewaltshyerfahrungen wie internationale Studien eindrucksshyvoll aufzeigen die Gesundheit der davon Betroffenen nachhaltig und maszliggeblich negativ beeinflussen koumlnnen und einen bis dato noch zu wenig beruumlckshysichtigten gesundheitlichen Risikofaktor darstellen Entsprechend groszlig ist daher der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigen In diesem Zusammenshyhang erscheinen mir insbesondere die Vortraumlge zu Gewaltschutzaktivitaumlten in Spitaumllern und jene Vortraumlge die sich mit der Dynamik von Gewaltshybeziehungen sowie Erscheinungsformen und langshyfristigen Folgen von Gewalterfahrungen befassen als besonders wichtig Der Nutzen dieser Fortbildungs-Veranstaltung fuumlr das im AKH taumltige Personal sollte dementsprechend groszlig sein Das in den Vortraumlgen vermittelte Wissen sollte um entsprechende FaumlhigkeitenFertigkeiten im Umgang mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder erweitert werden um eine adaumlquate und sensible Betreuung dieser oftshymals schwer traumatisierten Personengruppe sichershyzustellenlaquo

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

Einleitung

Fuumlr die Durchfuumlhrung des Curriculums hat sich die Existenz von Opferschutzshygruppen als aumluszligerst positiv erwiesen Derzeit gibt es in zwei Wiener Krankenshyhaumlusern (Wilhelminenspital und Sozial-medizinisches Zentrum Ost) Opferschutzshygruppen

Bericht der Opferschutzgruppe im Wilhelminenspital

Seit Herbst 1997 besteht im Wilhelminenshyspital eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe zum Schutz fuumlr Frauen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind Ziel des Projekts war es im Spital ein Angebot zu installieshyren das Frauen zugute kommt und ihnen umfassende Versorgung Unterstuumltzung und Information bieten soll Um dieses Ziel zu erreichen wurde eine Arbeitsshygruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Institutionen ins Leben gerufen mit dem Ziel die Organisation und die Einhaltung erarbeiteter Strukturen zu sichern ein Forum fuumlr den Austausch mit den MitshyarbeiterInnen zu bilden um Reflexion und Verbesserungen zu ermoumlglichen Das Modell funktioniert mittlerweile seit Mai 1998 im Regelbetrieb In dieser Zusammenarbeit ist es gelungen die komplementaumlren Beshyduumlrfnisse aller beteiligten Berufsgruppen und die Interessen dreier Institutionen (Unfallchirurgische Abteilung Fonds Soziales Wien 24-Stunden Frauennotruf der MA 57) zur Deckung zu bringen ohne

Kosten zu verursachen Synergien wurden optimal ausgeschoumlpft

raquoDIE SICHERHEIT DES GEWALTOPFERS STEHT FUumlR UNS IM VORDERGRUNDlaquo DGKP Friedrich Anger-Schmidt Leiter der Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals und DSA Josef Heindl Mitarbeiter der Opfershyschutzgruppe des Wilhelminenspitals

raquoFuumlr uns steht die Sicherheit des Gewaltopfers im Vordergrund Wenn eine Ruumlckkehr in die Wohnung ndash aus welchen Gruumlnden auch immer ndash nicht moumlglich ist besteht die Moumlglichkeit einer stationaumlren Aufnahme an unserer Abteilung oder einer Unterbringung in einem Frauenhaus In der Statistik ist ein klarer Anstieg bemerkshybar So haben wir im Jahre 1999 37 Faumllle registriert und 2004 85 Faumllle Im Halbjahr 2005 sind wir schon bei 54 Faumlllen so dass wir heuer mit uumlber 100 Betroffenen rechshynen Woran es liegt laumlsst sich nur spekushylieren Ich vermute dass es ein Mix aus mehr rsaquoGewaltbereitschaftlsaquo und mehr rsaquodruumlber reden Trauenlsaquo ist Mein Wunsch ist nach wie vor eine wienweite Institutioshynalisierung in anderen Unfallabteilungen und eine Vernetzung der Daten Mit dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost ist sicher schon ein Anfang gemachtlaquo (DGKP Friedrich Anger-Schmidt)

raquoDie Sozialarbeit im Wilhelminenspital funktioniert mit einem neuen Konzept als Prototyp einer sozialen Servicestelle mit garantierter Erreichbarkeit von 8 Uhr bis

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

15 Uhr fuumlr PatientInnen Angehoumlrige und auch Spitalspersonal Diese gute Erreichshybarkeit ermoumlglicht es der Sozialarbeit sich als integraler Bestandteil bei Proshygrammen die eine bestimmte PatientInnenshygruppe betreffen anzubieten Unser Projekt zeigt sehr deutlich wie sehr Gesundheit und Soziales ineinander vershywoben sind und Patientinnen dementshysprechend auch von unterschiedlichen Professionen begleitet werden sollen

Voraussetzung fuumlr das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit ist die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respekshytieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Das Personal an der Unfallchirurshygischen Abteilung hatte den Eindruck dass zunehmend Patientinnen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind im Spital erscheinen und die ausschlieszliglich medizinische und pflegerische Versorgung fuumlr diese Patienshytinnen nicht ausreichend sind Zudem ist der Zeitdruck besonders in der Ambulanz zu groszlig um auf die ganz persoumlnlichen Probleme der Patientinnen adaumlquat einshyzugehen und zu reagieren Kenntnisse in Gespraumlchsfuumlhrung und Beherrschen von Kriseninterventionstechniken sind sehr individuell und in unterschiedlicher Qualitaumlt vorhanden und die Hilflosigkeit der Patientinnen wird oft zur Belastung fuumlr das behandelnde Personal Mit der neuen Konzeption einer Servicestelle war die Sozialarbeit in der Lage schnell erreichbar zu sein und damit Krisenintershyvention unmittelbar im Anschluss an die medizinische Versorgung anbieten zu koumlnnen

Neben der umfassenden Krisenintershyvention fuumlr Patientinnen bietet die intershydisziplinaumlre Zusammenarbeit verbesserte Gefahreneinschaumltzung und Entscheidungsshyhilfe zur Frage der noumltigenfalls stationaumlshyren Aufnahme Unsere Dienstzeiten ershylaubten es nicht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung anzubieten Aus diesem Grund und auch um gesicherte fachliche Komshy

petenz zu gewaumlhrleisten bot sich die Einshybindung des 24-Stunden Frauennotrufs in dieses Projekt an

Eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Instishytutionen und Berufsgruppen wurde gebilshydet um die koordinierte Zusammenarbeit zu ermoumlglichen Die gewuumlnschten MitarshybeiterInnen sollten entsprechendes Intershyesse mitbringen uumlber hohe Akzeptanz in der eigenen Berufsgruppe verfuumlgen und fuumlr den Wissenstransfer innerhalb der Berufsgruppe verantwortlich sein

Um die weitere Zusammenarbeit und allshyfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen sicherzustellen wurden weitere Bespreshychungen in halbjaumlhrigen Abstaumlnden vershyeinbart beziehungsweise finden sie jetzt anlassbezogen statt Themenspezifische Fortbildungsveranstaltungen finden nach Anlass und Bedarf statt Regelmaumlszligige Fortbildungsveranstaltungen fuumlr TurnusshyaumlrztInnen sollen diese nicht nur befaumlhigen in ihrem Dienst unserem Standard gemaumlszlig zu handeln sondern ihnen auch in weitershyfuumlhrenden Taumltigkeiten hilfreiches Wissen seinlaquo (DSA Josef Heindl)

Kontakt Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals 1220 Wien Langobardenstraszlige 122

Bericht der Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

Die Projektarbeit der Gewaltschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost starshytete im Jahre 2002 Zu diesem Zweck wurshyden aus den Bereichen Unfallchirurgie Aufnahmestation Gynaumlkologie und Psychiashytrie Angestellte eingeladen mitzuarbeiten Die Projektmitglieder sollten einen Rahmen fuumlr das Thema Gewalt in der Familie ershyarbeiten bestehende Probleme aufzeigen und Loumlsungsvorschlaumlge erstellen die im Sinne von Opferschutz im Sozialmedizishynisches Zentrum Ost in der Praxis vershywertbar sein sollten Nach Abschluss der Projektarbeit im Herbst 2004 wurde die Gewaltschutzgruppe offiziell als raquoOpfershyschutzgruppelaquo im Sozialmedizinischen Zentrum Ost als fixe Einrichtung und Organisation des Hauses genehmigt

raquoGEWALT IST NICHT IN ORDNUNG GEWALT IST KEINE LOumlSUNGlaquo DGKS Margit Liebhart Leiterin der Opfershyschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

raquoEs stellt sich im Laufe meiner Arbeit mit den Betroffenen immer wieder heraus wie schwer es fuumlr die Beteiligten ist daruumlber zu reden Gewalt in der Familie ist ein aumluszligerst sensibler Bereich Mit rsaquoFremdenlsaquo daruumlber zu sprechen was tatsaumlchlich rsaquoSchlimmeslsaquo in den eigenen vier Waumlnden passiert faumlllt nicht leicht Es gilt eine enorme Hemmschwelle zu uumlberwinden vor allem fuumlr sich selbst denn niemand moumlchte sein rsaquoeigenes Nest beschmutzenlsaquo

Manchmal braucht es mehrere Besuche bei uns in der Unfallambulanz die anfaumlnglich als rsaquoAusrutscherlsaquo von den Opfern dargestellt und dementsprechend bagatellisiert werden

rsaquoGegen den Tuumlrstock gelaufenlsaquo rsaquodie Stiegen hinuntergefallenlsaquo rsaquogestolpertlsaquo

Vielleicht beim naumlchsten Mal rsaquoIch war ja selber schuld haumltte ich ihnsie nicht so gereiztlsaquo

rsaquoErsie ist eigentlich ein seelenguter Mensch und sonst eigentlich so lieblsaquo

Frau M kommt nun schon zum dritten Mal zu uns in die Unfallambulanz Ich habe rsaquozufaumllliglsaquo schon wieder Nachtdienst Es ist 215 Uhr Frau M wird mit der Rettung gebracht

Sie ist nur mit einem Morgenmantel gekleidet der blutdurchtraumlnkt ist Frau M hat am ganzen Koumlrper Biss- und Kratzshywunden Wir versorgen ihre Wunden fast zwei Stunden lang

Frau M hat sich mein Gesicht und auch meinen Namen gemerkt

Als sie das erste Mal in meinem Nachtshydienst als Patientin kam wurde sie vom Lebensgefaumlhrten gebracht Sie hatte am linken Bein eine klaffende Bisswunde Der Hund des Lebensgefaumlhrten haumltte beim Spielen zu Hause nicht das Bein von Frau M sondern einen Ball ergreifen wollen Frau M zittert bei ihrer Erzaumlhlung Sie haumllt meine Hand und wirkt fuumlr mich vershystoumlrt Zu verstoumlrt fuumlr einen rsaquoSpielunfall mit dem Hundlsaquo Sie ist leicht alkoholisiert nicht sehr gepflegt Mir faumlllt auf dass sie immer wieder zur Tuumlr schielt

Nach drei Monaten wird Frau M mit der Rettung zu uns gebracht Eine Nachshybarin hatte die Polizei gerufen weil sie den Hund sehr laut bellen und knurren und Frau M schreien houmlrte

Frau M ist wieder alkoholisiert sie weint Wir muumlssen ihre Wunden dieses Mal sind es mehrere wieder versorgen Dieses Mal spreche ich sie direkt an rsaquoFrau M ich habe das Gefuumlhl dass bei Ihnen zu Hause irgendetwas nicht so laumluft wie Sie es sich wuumlnschen Kann ich Ihnen irgendshywie helfen Moumlchten Sie mit mir daruumlber sprechen Wollen Sie mit jemand anderem sprechen Wissen Sie ich denke dass jeder Mensch ein Recht darauf hat sich wenigstens zu Hause in seinen eigenen Waumlnden sicher und geborgen zu fuumlhlenlsaquo Frau M weint und stammelt irgendetwas vor sich hin Ich houmlre nicht zu sprechen auf Ich erzaumlhle von Gesetzen von vielen anderen Menschen die betroffen sind von

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Opferschutzgruppen in der PraxisOpferschutzgruppen in der Praxis

familiaumlrer Gewalt davon dass wir in unserer heutigen Gesellschaft alle gemeinshysam daran arbeiten sollten daruumlber zu reden dass Gewalt keine Loumlsung ist Frau M hat schon lange erfasst dass sie Hilfe braucht um aus dieser Gewaltspirale herauszukommen Sie erzaumlhlt mir von Selbsthilfebuumlchern die sie gelesen hat Sie erzaumlhlt von ihren vielen Versuchen nicht nur vom Alkohol sondern auch von ihrem Umfeld loszukommen aber letztendlich meint sie rsaquoDer Hund wird immer so aggressiv wenn wir trinkenlsaquo Trotzdem gebe ich ihr eine Broschuumlre vom Frauenshynotruf mit Ich fuumllle ein Gewaltdatenblatt aus

Heute beim dritten rsaquoBesuchlsaquo von Frau M bei uns erzaumlhlt sie mir dass ihr Lebensshygefaumlhrte den Hund auf sie hetzt wenn er zornig auf sie ist Dieses Mal sei es ganz besonders schlimm gewesen Wir reden und reden und reden Heute moumlchte Frau M mit einem Psychiatereiner Psychiaterin spreshychen Frau M moumlchte mit dem Frauennotshyruf telefonieren Frau M sagt dass sie so nicht mehr leben will

Frau M tut das auch alles mit mir Sie umarmt mich ich spuumlre dass sie wieder einen Schritt weiter vorangekommen ist Frau M will wieder nach Hause fahren

Ich habe Frau M schon uumlber zwei Jahre nicht mehr als Patientin bei uns gesehen Auch meine KollegInnen haben Frau M nicht betreut

Ich hoffe sehr dass Frau M und viele andere rsaquoOpferlsaquo die uns in unserem Bereich begegnet sind ein Stuumlck weiter voranshygekommen sind Ich hoffe sehr dass es sich weiter herumspricht beim Einkauf beim Tratsch mit dem Nachbarder Nachbarin in der U-Bahn bei persoumlnshylichen Gespraumlchen zwischen Freunden und Freundinnen und in Familien Gewalt in der Familie ist nicht ok

Ich kann etwas dagegen tun und es gibt viele Menschen und Einrichtungen die bemuumlht sind einen Weg aufzuzeigen der herausfuumlhren kann aus dieser Gewaltshyspirale

Wir schauen nicht weg wir schauen genau hin Wir wollen kompetent sein in unserer Hilfestellung Wir wollen Kontakte knuumlpfen die noumltig sind Wir haben die Moumlglichkeit rsaquostopplsaquo zu sagen in der oumlffentlichen Instishytution Krankenhaus Denn die Opfer komshymen zu uns und wenn wir aufmerksam genug zuhoumlren und hinsehen sind wir vielleicht die ersten die zu ihnen sagen rsaquoGewalt ist nicht Ordnung Gewalt ist keishyne Loumlsunglsaquo Vielleicht ist das ein Anfang fuumlr das Ende von der Gewalt in einer Familielaquo (DGKS Margit Liebhart)

Kontakt Opferschutzgruppe Sozialmedizinisches Zentrum Ost 1160 Wien Montleartstraszlige 37

raquoEiner der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es

eine geschuumltzte Gespraumlchsshysituation zu schaffenlaquo

Statement von Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegedienstes Sozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Sozialmedizinisches Zentrum Ost war eines der ersten Krankenhaumluser die projekthaft das Curriculum erarbeitet und weiterentwickelt haben Die Erfahrungen mit dem Curriculum zeigen dass viele MitarbeiterInnen in fast allen Abteilungen neushygierig gemacht und zur Mitarbeit angeregt wurden Bei uns sind noch immer die rsaquoPioniere und Pionierinnenlsaquo am Werk die ihr Wissen an die neuen MitarbeiterInnen weitergeben Wichtig ist dass die MitarbeiterInnen um die Entstehung der Gewaltshyspirale Bescheid wissen Sie koumlnnen den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern so eine adaumlquate Information und Beratung anbieten Der von den ProjektmitarbeiterInnen der Opferschutzgruppe erarshybeitete Leitfaden sichert den standardisierten Einsatz in allen Bereichen des Krankenhauses und bietet Nachvollziehbarkeit Einer der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es eine geschuumltzte Geshyspraumlchssituation zu schaffen Die MitarbeiterInnen sind zudem umfassend uumlber die gesetzlichen Regelungen informiert Insgesamt hat das Curricushylum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo zu einer Steigerung der Qualitaumlt der Betreuung von Gewaltopfern aber auch zu einer Sensibilisierung und einer Erhoumlhung der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen beigetragen Im Namen der Kollegialen Fuumlhrung danke ich allen MitshyarbeiterInnen die durch ihr Engagement und Fachwissen diesem sensiblen Thema im Sinne der Nachhaltigkeit professionell begegnenlaquo

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

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Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 9: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder Charlotte Staudinger akademische Krankenhausmanagerin Generaloberin Generaldirektion des Wiener Krankenanstaltenverbundes

Im Rahmen der Umsetzung des Wiener Frauengesundheitsprogramms war und ist es dem Wiener Krankenanstaltenverbund als groumlszligtem Spitalserhalter Oumlsterreichs ein wichtiges Anliegen die im Wiener Frauenshygesundheitsprogramm initiierte Entwickshylung und Umsetzung eines Fortbildungsshyangebotes zum Thema raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zu foumlrdern sowie GewaltschutzgruppenOpferschutzgruppen einzurichten

Ziel dieses Fortbildungsangebotes ist es das medizinische Personal und das Pflegeshypersonal aller Abteilungen so zu schulen beziehungsweise zu informieren dass eine hohe Sensibilitaumlt fuumlr das Thema raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo erreicht wird und somit die Erkennung von Gewaltshyopfern und der Umgang mit diesen Opfern erleichtert werden Dazu wurden vor allem interdisziplinaumlre Schulungen uumlber Kenntshynisse in Gespraumlchsfuumlhrung und das Beherrschen von Kriseninterventionsshytechniken angeboten Im Rahmen der Ausbildungsinhalte sowie der Umsetzungsshyprogramme ist es wichtig den MitarshybeiterInnen die Sensibilitaumlt aber auch die enorme Hemmschwelle von Beshytroffenen daruumlber zu reden klar zu machen Voraussetzung dafuumlr war und ist das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit also die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respektieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Weiters soll die Fortbildungsveranshystaltung dazu dienen dass eine koordishynierte Zusammenarbeit zwischen den einshyzelnen klinischen Fachabteilungen vor allem den Unfallchirurgischen Gynaumlkoshylogischen Paumldiatrischen und Psychiashy

trischen Abteilungen den Fachabteil-ungen wie Urologie Hals- Nasen- und Ohrenabteilung Dermatologie Interne Medizin und Chirurgie aber auch den weishyteren Anlaufstellen beziehungsweise Betreuungseinheiten sichergestellt ist Ebenso war und ist es erklaumlrtes Ziel im Rahmen dieser Fortbildungen Standards und Richtlinien zu erarbeiten nach wel-chen eine Behandlung und Betreuung von Gewaltopfern durchzufuumlhren sind Leit-faumlden fuumlr das gesamte Krankenhaus welshyche die Anhaltspunkte fuumlr den optimalen Umgang mit den Gewaltopfern und auch die wichtigsten Telefonnummern und Kontaktmoumlglichkeiten zu allen Bereichen wie Frauennotruf Frauenhaumluser und andere soziale Einrichtungen umfassen sind erklaumlrtes Ausbildungs- und Umsetzungsshyziel

In weiterer Folge sind die Konstituierung und Implementierung von interdisziplishynaumlren GewaltschutzgruppenOpferschutzshygruppen in allen Schwerpunktkranken-anstalten Wiens erklaumlrte Projektziele

Die wesentliche Bedeutung der GewaltshyschutzgruppeOpferschutzgruppe liegt in der Drehscheibenfunktion fuumlr das Krankenshyhaus Sie ist zustaumlndig fuumlr die laufende Aus- und Weiterbildung des Personals fuumlr Aktualisierungen der Richtlinien fuumlr die Erstellung von Jahresberichten und fuumlr Netzwerkkontakte zu Opferschutzeinshyrichtungen und anderes mehr Derzeit gibt es sowohl im Wilhelminenspital als auch im Sozialmedizinischen Zentrum Ost bereits etablierte Gewaltschutzgruppen Opferschutzgruppen An der Einrichtung in anderen Schwerpunktkrankenanstalten des Wiener Krankenanstaltenverbundes wird gearbeitet

Um die Bedeutung des Themas raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo und das Wissen daruumlber auf mehreren Ebenen zu veran-kern wurde von der Generaldirektion des Wiener Krankenanstaltenverbundes das Top-Down-Prinzip zur Umsetzung und Etablierung ausgewaumlhlt Uumlber die Kollegiale Fuumlhrung des Krankenhauses wurden die Abteilungsleitungen informiert und jede Abteilung wurde verpflichtet je einen VertreterIn des Aumlrztlichen Personals und des Pflegepersonals zur Fortbildungsvershyanstaltung zu entsenden Somit ist es gelungen beim medizinischen Personal eine solide Anzahl an ausgebildeten Mit-arbeiterInnen zu haben

Der Wiener Krankenanstaltenverbund wird diesem sensiblen Thema weiterhin groszliges Augenmerk schenken im Rahmen der GewaltschutzgruppenOpferschutz-gruppen die weitere Zusammenarbeit sicherstellen und allfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen in die laufenden Programme einbauen

raquoEs gibt keine Rechtfertigung fuumlr Gewalt an Menschen

Wir positionieren uns gegen Gewalt an Frauen und Kindernlaquo

Statement von Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegedienstes Allgemeines Krankenhaus

raquoDie Bedeutung des Curriculums kann gar nicht hoch genug eingeschaumltzt werden da sich die Gewalt gegen Frauen und Kindern in den letzten Jahren dramatisch entwickelt hat Zahlreiche mediale und persoumlnliche Berichte fuumlhren uns diese Tatsachen und dieses menschenunwuumlrdige Geschehen ndash welches es mit allen uns zur Verfuumlgung stehenden Mitteln und Maszlignahmen zu verhindern und erkennen gilt ndash leishyder immer wieder vor Augen Sachliche fundierte und wegweisende Informationen koumlnnen Gewalt und ihre traumatischen Folgen erkennbar und benennbar machen Als direkter und indirekter Nutzen dieser Veranstaltung kann genannt werden

bull Persoumlnliche Wissenserweiterung bull Heranfuumlhren an die Dimensionen

der Gewalt bull Fruumlherkennung und Praumlvention von

Gewaltanwendungen bull Sensibilisierung und Steigerung der

Wahrnehmungsfaumlhigkeit bull Sensibilisierung fuumlr komplexe Probleme als

Folge von Gewalterfahrung und Langzeitfolgen bull Verbesserung von praumlventiven und

opferspezifischen Maszlignahmen bull Verbesserung von Diagnose- und

Therapieangeboten bull Verbesserung der interdisziplinaumlren intrashy

und extramuralen Kooperationen bull Professioneller Umgang mit den Betroffenenlaquo

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes Dr in Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien MA 57

Arbeit einer Opferschutzeinrichtung

Der 24-Stunden Frauennotruf eine Serviceshyeinrichtung der Frauenabteilung der Stadt Wien ist eine spezialisierte Fachstelle im Bereich sexuelle koumlrperliche und psychishysche Gewalt gegen Frauen und Maumldchen Der Leistungsschwerpunkt liegt in der Akut- und Krisenhilfe sowie der mittelshyfristigen Betreuung von Gewaltopfern und umfasst telefonische und persoumlnliche Beratung Begleitungen zu einer Anzeige zu einer Untersuchung ins Spital oder zu Gericht Den betroffenen Frauen und Maumldchen steht das Angebot der psycholoshygischen rechtlichen und sozialarbeiterishyschen Beratung und Unterstuumltzung rund um die Uhr zur Verfuumlgung

Der Frauennotruf war fuumlr die Frauenshyabteilung der Stadt Wien in der Steuerungsshygruppe des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo vertreten und brachte in dieser Funktion Expertise von einem frauen- und opferspezifischen Blickwinkel ein Bei der Erarbeitung des inhaltlichen Konzeptes wurde seitens des Frauennotshyrufes groszliges Gewicht darauf gelegt dass moumlglichst viele Institutionen einbezogen werden Beispielsweise wurden in einer Arbeitsgruppe mit der MAG ELF-Amt fuumlr Familie und Jugend und der Kindershyschutzgruppe des Sozialmedizinischen Zentrums Ost das Informationsmaterial ndash die Folder die Postkarten die Plakate und die Checkkarte ndash gemeinsam entwickelt

Die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen ist im Frauennotruf ein wesentlicher Bestandteil des Krisenshymanagements und Vorraussetzung fuumlr eine umfassende Betreuung von Gewaltopfern Insbesondere Institutionen wie Spitaumller

Polizei oder Frauenhaumluser sind unershylaumlssliche Ansprech- und KooperationsshypartnerInnen wobei nicht zuletzt die 24shystuumlndige Erreichbarkeit mit dem Vershysorgungsauftrag der Soforthilfe ein gemeinshysames und wichtiges Element fuumlr die wechshyselseitige Inanspruchnahme der Hilfsangeshybote darstellt

Spezifische Grundlagen des Opferschutzes

Bei der Frage nach dem benoumltigten Fachshywissen und den notwendigen strukturelshylen Rahmenbedingungen zur optimalen Versorgung von Gewaltopfern muss der Grundauftrag der jeweiligen Institution beruumlcksichtigt werden So gelten fuumlr eine Spezialeinrichtung zur Betreuung von Gewaltopfern andere Vorgaben als fuumlr Institutionen mit einem breiten Vershysorgungsauftrag Fuumlr alle sollte jedoch gelten Unabhaumlngig davon an wen sich die Betroffenen wenden ob nun an die Polizei an das Krankenhaus an das Gericht oder an eine Opferschutzeinrichtung uumlberall sollen sie die Sicherheit haben dass ihnen mit der noumltigen Sensibilitaumlt begegnet wird und sie den spezifischen Beduumlrfnissen entsprechend behandelt werden Damit dieser berechtigte Anspruch auch in der Praxis erfuumlllt werden kann ist in den Institutionen Wissensvermittlung fuumlr bestimmte Bereiche unerlaumlsslich

bull Wissen uumlber das Ausmaszlig und Formen von Gewalt und die psychischen sowie koumlrperlichen Auswirkungen auf die Opfer

bull Kenntnisse uumlber vorherrschende Vorurshyteile und Mythenbildungen in der Geshysellschaft und deren moumlgliche Ausshywirkungen auf die Opfer sowie auf die

eigene Grundhaltung gegenuumlber Gewaltshyopfern

bull Kenntnisse uumlber rechtliche Grundlagen im Bereich Opferschutz

bull Entwicklung und Implementierung von Behandlungsstandards und Interventionsshyrichtlinien in der jeweiligen Institution

bull Standardisierte interdisziplinaumlre und interinstitutionelle Zusammenarbeit bei der Akutversorgung von Gewaltopfern

bull Kenntnisse uumlber die institutionellen und persoumlnlichen Zustaumlndigkeiten und Grenzen

AUSMASS UND FOLGEN DER GEWALT Internationale Daten und wissenschaftlishyche Untersuchungen zeigen eindeutig auf Gewalt ist ein weit verbreitetes soziales Problem bull Eine von vier in Europa lebenden Frauen

ist von Gewalt durch ihren jetzigen oder ehemaligen Partner betroffen7

bull Zehn bis 15 Prozent der Frauen in Industrielaumlndern werden durch ihren aktuellen Lebenspartner zu sexuellen Handlungen gezwungen8

bull Bei einer Befragung von 10000 Frauen in Deutschland gaben 40 Prozent an seit dem 16 Lebensjahr koumlrperliche undoder sexuelle Gewalt erlebt zu haben9

Auch wenn die Auswirkung von Gewalt die Art und Auspraumlgung der psychischen Reaktion vom situativen Kontext der Gewalttat (Ort Dauer Taumlter) von der eigeshynen Persoumlnlichkeitsstruktur und den ershylernten Copingmechanismen beziehungsshyweise Bewaumlltigungsstrategien abhaumlngen muss grundsaumltzlich davon ausgegangen werden dass sexuelle koumlrperliche oder psychische Gewalt immer zu gesundheitshylichen Folgeschaumlden fuumlhrt

So kann eine akute Belastungsreaktion unmittelbar nach einer Gewalterfahrung auftreten und sich unter anderem in Angstzustaumlnden Schlafstoumlrungen und Alptraumlumen oder psychosomatischen Beshy

schwerden aumluszligern Als besonders belasshytend erleben die Betroffenen Flash backs die als real erlebte Erinnerungsbilder der Tat ploumltzlich auftreten und etwa durch Geruumlche Geraumlusche oder Bilder ausgeloumlst werden Zu den Spaumltfolgen zaumlhlt etwa die posttraumatische Belastungsstoumlrung die nicht unterschaumltzt werden darf Die Praumlvalenzrate also die Rate jener die nach einer Vergewaltigung an einer posttraushymatischen Belastungsstoumlrung erkranken wird mit 30 bis 55 Prozent angegeben10

RECHTLICHE GRUNDLAGEN Verschiedene gesetzliche Regelungen und Bestimmungen stellen wesentliche Rahmenshybedingungen fuumlr den Schutz von Opfern von Gewalt sicher Besonders hervorzuheshyben ist etwa das Bundesgesetz zum Schutz vor Gewalt in der Familie das mit 1 Mai 1997 in Oumlsterreich in Kraft getreten ist und einen Meilenstein im Kampf gegen Gewalt darstellt Mit diesem Gesetz wurde eine Rechtsgrundlage fuumlr das Einschreiten der Polizei bei haumluslicher Gewalt geschafshyfen Damit wird den betroffenen Opfern unmittelbar und rasch Schutz vor dem Gewalttaumlter in der eigenen Wohnung zuteil Die Polizei kann eine Person von der eine Gefaumlhrdung ausgeht aus der Wohnung wegweisen und ihr die Ruumlckkehr fuumlr maximal zehn Tage untersagen (Betretungsverbot) Wird in dieser Zeit vom Gewaltopfer beim Bezirksgericht eine einstweilige Verfuumlgung beantragt so vershylaumlngert sich das polizeiliche Betretungsshyverbot automatisch bis zu 20 Tage Das Gericht pruumlft den Antrag innerhalb dieses Zeitraums Eine einstweilige Verfuumlgung kann bis zu drei Monate oder bis zum Ende eines laufenden Verfahrens (etwa Scheidungsverfahren) gelten wobei auch die raquoSchutzzonelaquo uumlber den unmittelbaren Wohnbereich hinausgehend ausgeweitet werden kann

Eine wesentliche Begleitmaszlignahme des Gewaltschutzgesetzes war die Errichtung von Interventionsstellen in allen Bundesshy

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

laumlndern die aktiv mit den Gewaltopfern Kontakt aufnehmen und Beratung Inforshymation und Betreuung im Rahmen des Gesetzes anbieten Die polizeiliche Statistik der letzten Jahre zeigt eindeutig auf dass die Maszlignahmen im Gewaltschutz verstaumlrkt zur Anwendung kommen Wurden oumlstershyreichweit im Jahr 2002 rund 4000 Beshytretungsverbote verfuumlgt so lag im Jahr 2004 die Anzahl bei fast 4800 Verfuumlgungen Dabei war in Wien die houmlchste Steigerungsrate mit 40 Prozent zu verzeichnen11

GEWALTDYNAMIK UND MYTHENBILDUNG Ein besonderer Aspekt den es in der Arbeit mit Gewaltopfern zu beruumlcksichtishygen gilt ist das Abhaumlngigkeitsverhaumlltnis zwischen Opfer und Taumlter

Die Taumlter sind den betroffenen Frauen vielshyfach bekannt sie sind gute Bekannte komshymen aus dem Freundeskreis sind Arbeitsshykollegen oder es sind der Partner oder der Ehemann So zeigt die Kriminalstatistik Oumlsterreich bei der Analyse der Taumlter-Opfershybeziehung beim Delikt Vergewaltigung fuumlr das Jahr 2004 dass in nur elf Prozent der Faumllle der Taumlter unbekannt war Bei 41 Prozent gab es ein Bekanntschaftsverhaumlltnis bei 17 Prozent gab es eine Zufallsbekanntshyschaft bei 22 Prozent bestand eine familiaumlre Beziehung mit und bei sieben Prozent ohne Hausgemeinschaft

Die Erfahrungen aus der Beratungsarbeit des Frauennotrufes zeigen dass gerade bei familiaumlrer Gewalt eine jahrelange Gewalterfahrung bei den Opfern nicht nur zu psychischen und koumlrperlichen Schaumldigungen sondern auch zum Verlust der eigenen Selbsthilfemechanismen fuumlhrt Die Angst vor einer vom Partner angedrohshyten massiveren Gewalt sollte eine dritte Person davon erfahren lassen die Beshytroffenen lange schweigen Die gleichzeishytig damit einhergehende soziale Isolation und eine finanzielle Abhaumlngigkeit sind zusaumltzliche verstaumlrkende Faktoren

Die Grenzuumlberschreitung durch eine Person die sie gut zu kennen glauben mit der sie womoumlglich zusammenleben und der sie vertraut haben macht es fuumlr die Betroffenen besonders schwer die Unrechtshymaumlszligigkeit der Tat zu begreifen Eine Ershyklaumlrung zu finden fuumlhrt oft dazu dass die betroffenen Frauen die Schuld bei sich suchen sich Selbstvorwuumlrfe machen und so die Gewalttat auch bagatellisieren Zushydem verstaumlrken gesellschaftliche Vorurshyteile die potenziell den Opfern (in der Regel Frauen) Mit- oder Teilschuld geben und die Taumlter (in der Regel Maumlnner) von der Schuld freisprechen oder sie in bereshychenbare Kategorien einteilen die Schuld-und Schamgefuumlhle der Gewaltopfer Selbstshyvorwuumlrfe Aumlngste fuumlr die Tat verantwortshylich gemacht zu werden oder erst gar nicht ernst genommen zu werden sind oft Gruumlnde warum sich die Opfer nach der Tat niemandem anvertrauen

Die Reaktion des unmittelbaren Umfeldes stellt daher einen wesentlichen Faktor fuumlr den Verlauf der traumatischen Krise dar Dashybei sind die ersten Reaktionen von Krisenanshylaufstellen von zentraler Bedeutung Nur wenn dem Gewaltopfer mit der Grundshyhaltung und Position begegnet wird bei der die Tat als unentschuldbarer Angriff gesehen wird fuumlr die allein der Taumlter vershyantwortlich zu machen ist kann uumlbershyhaupt erst ein Vertrauensverhaumlltnis aufgeshybaut werden

BEHANDLUNGSSTANDARDS Es ist ein Faktum dass Opfer von Gewalt nicht nur wegen ihrer akuten Vershyletzungen sondern wegen vieler anderer Beschwerden oder Erkrankungen das Gesundheitssystem aufsuchen Das Wissen um die psychischen und koumlrperlichen Auswirkungen von Gewalt bedingt die Entwicklung von spezifischen Kriterien bei der Behandlung oder Beratung von Gewaltopfern um einen opfersensiblen Umgang gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Unter Beruumlcksichtigung von Praxisershyfahrungen des Frauennotrufes die im Rahmen von Begleitungen zu Untershysuchungen in Krankenhaumlusern gewonnen wurden von Berichten von Klientinnen die ihre Wahrnehmungen und Beurshyteilungen einer Erstversorgung im Spital den Beraterinnen schilderten sowie von Ergebnissen aus interdisziplinaumlren Arbeitsshygruppen koumlnnen folgende wesentliche Maszlignahmen oder Kriterien definiert wershyden

bull Die Wartezeit im Ambulanzbereich fuumlr Gewaltopfer moumlglichst gering halten

bull einen ruhigen geschuumltzten Rahmen Raum fuumlr die Anamnese sicherstellen

bull wenn moumlglich die Untersuchung durch eine Aumlrztin gewaumlhrleisten oder zuminshydest in Anwesenheit von weiblichem Pflegepersonal durchfuumlhren

bull dem Wunsch der Betroffenen nachkomshymen von einer Vertrauensperson ins Untershysuchungszimmer begleitet zu werden

bull die Betroffene uumlber die geplanten Intershyventionen oder Untersuchungsschritte genau informieren

bull eine interdisziplinaumlre Opferschutzgruppe im Spital installieren die sich aus speshyziell geschultem Personal verschiedener Abteilungen zusammensetzt

bull psychosoziale Betreuung vermitteln und falls vorhanden auch die internen Ressourcen der Opferschutzgruppe nuumltzen

bull uumlber weiterfuumlhrende Betreuung und Beratung in einer Opferschutzshyeinrichtung informieren oder die Kontaktaufnahme zu dieser initiieren

bull Informationsmaterial uumlber Hilfseinshyrichtungen in den Ambulanzen auflegen

INSTITUTIONELLE ZUSAMMENARBEIT Aufgrund der Multitraumatisierung der Gewaltopfer benoumltigen diese in der Regel Unterstuumltzung von verschiedenen Hilfseinshyrichtungen Die Zusammenarbeit zwischen Institutionen wie etwa Frauennotrufen Frauenhaumlusern der Polizei Rettung oder

Krankenhaumlusern ist bei der Akutvershysorgung von Gewaltopfern eine Grundlage dafuumlr effektiv Hilfe und Schutz gewaumlhrleishysten zu koumlnnen

Die Erfahrung zeigt Je besser die wechshyselseitigen Kenntnisse um die jeweiligen Zustaumlndigkeiten internen Organisationsshyablaumlufe sowie Serviceangebote sind desto besser und leichter kann bei akuten Faumlllen die Fachressource einer anderen Institution genutzt werden Kommunikation fachshylicher Austausch und ein Lernen voneinshyander schaffen zudem eine Ausgangsbasis die eine Entwicklung von verbesserten und gezielten Hilfsmaszlignahmen bei der Versorgung von Gewaltopfern ermoumlglicht

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kindernlaquo konnte diesbezuumlglich auf vershyschiedenen Ebenen einen wesentlichen Beitrag fuumlr die Qualitaumltssicherung und Verbesserung der Versorgung von Gewaltshyopfern leisten

Beispielhaft ist ein Projekt zu nennen das waumlhrend der Umsetzungsphase des Curricushylums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entstanden ist und das Ziel verfolgte den Qualitaumltsstandard der Spurensicherung bei Sexualdelikten und der Betreuung von Vergewaltigungsopfern zu verbessern Das Projekt wurde gemeinsam von der Wiener Polizei dem Wiener Krankenanstaltenshyverbund der Gerichtsmedizin Wien und dem 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien durchgefuumlhrt Die Projektgruppe entshywickelte ein raquoSpurensicherungs-Setlaquo das mittlerweile an allen Wiener Schwershypunktspitaumllern zur Anwendung kommt und eine einheitliche Spuren- und somit Beweissicherung nach Sexualdelikten sicherstellt Gleichzeitig wurden zentrale Aspekte des Opferschutzes beruumlcksichtigt die bei der Erstversorgung als Standard definiert wurden ndash ein aumlrztliches Gespraumlch in geschuumltztem Rahmen wird angeboten die Begleitung durch eine Vertrauensshyperson wird ermoumlglicht die medizinische

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Untersuchung erfolgt nach eingehender Information und nach Zustimmung der Betroffenen ein Informationsblatt uumlber die Spurensicherung die Anzeige und uumlber wichtige Opferberatungsstellen wird den Betroffenen mitgegeben und bei Bedarf wird ein Kontakt zu einer Einrichtung vershymittelt

raquohellip Gewalt nicht nur zu bekaumlmpfen sondern sie verhindernlaquo Statement von UnivProf Dr Fritz Gschnait Vorstand der Hautabteilung und Aumlrztlicher Direktor Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoGewalt gegen Frauen und Kinder ist leider eine unterschaumltzte Realitaumlt mit der auch Aumlrzte und Aumlrztinshynen sowie das Krankenpflegepersonal in zunehmendem Maszlige konfrontiert sind In zunehmendem Maszlige deshalb weil die Gewaltbereitschaft steigt nicht zuletzt als Folge der zahlreichen Stresseinfluumlsse denen die heutigen Menschen besonders in Ballungszentren ausgesetzt sind sowie der dramatisch ansteigenden rsaquoEgoistizierunglsaquo der Zeit Menschen sind in vermehrtem Maszlige nur mehr auf sich selbst ausgerichtet zunehshymend weniger bereit fuumlr andere Mitmenschen auch in der eigenen Familie etwas auf sich zu nehmen und reagieren ablehnend ndash leider auch mit Gewaltmaszlignahmen

Aufklaumlrungsmaszlignahmen wie das Curriculum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo sind sehr wichtig damit Aumlrzte und Aumlrztinnen sensibilisiert werden bestimmte Verletzungsformen besonders an der Haut und den Schleimhaumluten als Folgen von Gewalteinwirkung zu erkennen und damit zu diagnostizieren Da die Betroffenen nicht zu selten schweigen kommt dem Arzt der Aumlrztin hier die wichtige Aufgabe zu die Gewaltfolge nicht nur zu behandeln sondern auch geeignete Maszlignahmen zu ergreifen um die hinter der Verletzung stehende psychische Problematik einer Loumlsung zuzufuumlhren In diesem Sinne sind Fortbildungsveranstaltungen dieser Art groszligartig tragen den Beduumlrfnissen unserer Zeit Rechnung und sollten weiter ausgebaut werden Allerdings darf dies erst der Anfang sein Wie immer in der Medizin ist Vorbeugen besser als Heilen Die Gesellschaft ist daher aufgerufen auf allen zur Verfuumlgung stehenden Wegen der Gewalt in der Gesellschaft vorzubeugen Gewalt nicht nur zu bekaumlmpfen sondern sie zu verhindern Richtige Erziehung in der Familie und in der Schule sind hier ebenso gefordert wie Maszlignahmen zur Stressvermeidung im Wohnbau im Straszligenverkehr am Arbeitsplatz im gesamten sozialen Gefuumlge der Menschen Gewalt wird letztlich nicht allein durch Strafen aus der Welt geschafft werden sondern in erster Linie durch Vermeidung und Bekaumlmpfung jener Faktoren welche Menschen gewaltbereit machen

Ich wuumlnsche dem Curriculum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo als einen wichtigen Teil des notshywendigen Gesamtkonzeptes weiterhin viel Erfolglaquo

RESUumlMEE

Aus Sicht des 24-Stunden Frauennotrufs hat das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zentrale Themen des Opfershyschutzes nicht nur aufgegriffen sondern auch in konkrete Maszlignahmen umsetzen koumlnnen Darin liegt auch die Chance dass die Erweiterung der institutionellen Handlungsspielraumlume und der Zusammenshyarbeit uumlber das Projekt hinaus Fortbeshystand hat

raquohellip dass das Curriculum wachruumltteln und aufzeigen

soll dass Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht als Kavaliersshy

delikt oder als ein Recht des Mannes gesehen werden darflaquo

Statement von Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegedienstes Kaiser-Franz-Josef-Spital

raquoDer Nutzen des Curriculums ist sehr hoch Zuerst einmal in dem Sinne dass durch das Thematisieren von Gewalt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wachgeruumlttelt werden sie sollen auch Zivilcourage entwickeln das heiszligt nicht wegschauen weil sie sich Aumlrger einhandeln koumlnnten Ich koumlnnte mir vorshystellen dass es auch heikel sein kann wenn man sich einmischt Da muss man den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sagen rsaquoWir stehen alle an eurer Seite schaut nicht weg und auch bei einer Vermutung ist es besser man irrt sich einmal als man irrt sich einshymal zu weniglsaquo Man braucht nicht jedes Mal strenge Vorschriften aber gewisse Leitlinien Das Curriculum ist eine Leitlinie an der man sich anhalten kann und anhand derer man vorgehen kann wenn man unsishycher ist

Beim Thema Gewalt ist die Redundanz wichtig Im Vordergrund steht das Immer-wieder-aufmerksam-Machen Die Gefahr dass eine Aktion einschlaumlft ist sehr groszlig Was man bei einem guten Handbuch noch besser machen kann ist es immer wieder in Ershyinnerung zu bringen es nachzudrucken und es nicht als eine Einmalaktion zu belassenlaquo

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit Maga Renate Balic-Benzing Leiterin der MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie

Kinder schuumltzen und Eltern stuumltzen sind die gesetzlichen Kernaufgaben und erklaumlrshyten Ziele der MAG ELF

Mit der reichen Angebotspalette raquoSoziale Dienste und Praumlventionlaquo reagieren SozialshyarbeiterInnen und PsychologInnen der MAG ELF bereits fruumlhzeitig auf moumlgliche Uumlberforderungssituationen von Eltern die in der Folge zu Kindesmisshandlung fuumlhren koumlnnen und unterstuumltzen Eltern dabei Strategien zu entwickeln ihren Kindern ein Aufwachsen in einer angstfreien und foumlrdernden Atmosphaumlre zu ermoumlglichen

Oumlffentliche Thematisierung und Sensibilishysierung leisten einen wichtigen Beitrag dazu Die neue Kinderschutz-Kampagne der MAG ELF weist darauf hin dass Kinder aktiv Gewalt ablehnen und auf ihr Recht auf Schutz vor Gewalt bestehen koumlnshynen und sie fordert auf den Kindern eine Stimme zu geben und diese Kinder dann auch zu houmlren Unter dem Slogan raquoDu sagst was gespielt wirdlaquo lenken wir vershystaumlrkte Aufmerksamkeit auf die Rechte der Kinder insbesondere das Recht auf Schutz vor Gewalt in jeder Form

Die Kampagnen zum Kinderschutz der MAG ELF helfen mit eine Enttabuisierung der Themen Gewalt in der Familie und Gewalt an Kindern zu erreichen und damit eine Sensibilisierung zu bewirken

Die Zahl an Abklaumlrungsverfahren in welchen die moumlgliche Misshandlung oder Vernachlaumlssigung eines Kindes dem Jugendshywohlfahrtstraumlger gemeldet und von diesem uumlberpruumlft wird ob eine Gefaumlhrdung des Kindes besteht und sodann entschieden wird welche Maszlignahme der Jugendwohlshyfahrt erforderlich ist um diese Geshyfaumlhrdung des Kindes abzuwenden steigt

laufend ndash von 5277 im Jahr 2001 auf 7994 im Jahr 2004 ndash an

Kindesmisshandlung ist eine nicht zufaumlllige gewaltsame Handlung von Eltern oder anderen Erwachsenen die das Kind koumlrpershylich und psychisch verletzt in seiner Entshywicklung nachhaltig beeintraumlchtigt oder es sogar toumltet Sie beinhaltet alle Formen physischer Gewalt die entweder unmittelshybar aus einer Situation heraus als beshywusst geplante raquoErziehungsmaszlignahmelaquo oder aufgrund sadistischer Neigung geshysetzt werden Sie kann auch durch Vershyweigerung und Entzug koumlrperlicher und seelischer Grundbeduumlrfnisse erfolgen Ebenso zaumlhlen Ablehnung Demuumltigung und Herabsetzung Uumlberforderung durch unangemessene Anforderungen und Anshyspruumlche Liebesentzug Gleichguumlltigkeit und Ignorieren Angst machen und Drohunshygen zu Formen der Kindesmisshandlung

Kinder werden durch das wiederholte Miterleben von Gewalt an der Mutter sei es durch den Vater oder den Lebensshypartner genauso traumatisiert wie durch das direkte Erleben von Gewalt am eigenen Koumlrper

Die Symptome und Auswirkungen bei Kindern sind so vielfaumlltig wie die ausshygeuumlbten Formen von Gewalt sie sind manchmal deutlich manchmal verdeckt erkennbar Gewaltsysteme in Familien funktionieren indem sie verschleiern abschwaumlchen zum Schein kooperieren Diese Muster zu erkennen und zu durchshybrechen ist Aufgabe von HelferInnen Das Erkennen von Symptomen und die Klaumlrung der Ursachen koumlnnen nur durch eine Zushysammenarbeit aller beteiligten Professionen erfolgen Dabei zeigt sich immer wieder

deutlich wie wichtig die Vernetzung und Zushysammenarbeit der beteiligten HelferInnenshygruppen ist

In der Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen im Kinderschutz sind offene Kommunikation umsichtiges Vorgehen zum Schutz der betroffenen Kinder um sekunshydaumlre Traumatisierung zu vermeiden und klare Aufgabenteilungen unumgaumlnglich Das Wissen um die Moumlglichkeiten und Methoden der KooperationspartnerInnen ist unverzichtbar Die Entwicklung von Qualitaumlt und Standards im Kinderschutz ist ein laufender Prozess in den alle beteishyligten und handelnden Berufsgruppen involviert sind und der nie abgeschlossen sein kann und darf

Dies setzt einen moumlglichst einheitlichen Wissensstand aller Beteiligten voraus Gemeinsame und gegenseitige Schulungen sind ein bedeutender und wertvoller Schritt zur Umsetzung der wichtigen Aufgabe Kinderschutz

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo durchgefuumlhrt vom Wiener Proshygramm fuumlr Frauengesundheit in Zusammenshyarbeit mit der MAG ELF der MA 57 ndash 24shyStunden Frauennotruf und dem Krankenshyanstaltenverbund ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung und ein wesentshylicher Beitrag zur Verbesserung des Kindershyschutzes in Wien

raquoLetztlich bedeutet Gewalt gegen Kinder immer auch

Gewalt gegen Frauenlaquo Statement von Dr in Sonja Havlicek

Leiterin der Kinderschutzgruppe Wilhelminenspital

raquoDie interdisziplinaumlre Kinderschutzgruppe des Wilhelminenspitals hat sich eine moumlglichst fruumlhzeitige Diagnosestellung bei allen Formen der Misshandlung und die Erstellung rsaquokindorientierterlsaquo Loumlsungsstrategien zum Ziel gesetzt

Was heute ein paar Haumlmatome als Nebenbefund darstellt kann naumlchste Woche eine Fraktur und naumlchstes Monat auch den Tod des Kindes bedeuten Besonders Menschen in helfenden Berufen koumlnnen Gewalt und bewusste Verletzung nur schwer nachshyvollziehen und wollen solche auch nicht wahrhaben Wie bei anderen Diagnosen gehoumlren aber solche Fakten erhoben Das von der Kinderschutzgruppe entshyworfene Verletzungsblatt soll bei der Dokumentation und der Festlegung der weiteren Maszlignahmen helfen Prinzipiell streben wir bei Verdacht eine sofortige stationaumlre Aufnahme an der Kinderabteilung an

Die Existenz und die Arbeit der Kinderschutzshygruppe des Wilhelminenspitals tragen dadurch aktiv zum Gewaltschutz und zur Sensibilisierung des Personals bei Letztlich bedeutet Gewalt gegen Kinder immer auch Gewalt gegen Frauenlaquo

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ORGANISATORISCHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

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Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Eroumlffnung der Projektwochen am 16 Oktober 2001 durch die Stadtraumltinnen Grete Laska Maga Renate Brauner und Primaria Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker

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ORGANISATORISCHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo Maga Alexandra Grasl Projektmanagerin Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit

1998 hat der Gemeinderat das Wiener Proshygramm fuumlr Frauengesundheit einstimmig beschlossen in dem Gewalt als eines von insgesamt zwoumllf zentralen Handlungsshyfeldern beschrieben ist Der darin enthalshytene Maszlignahmenkatalog umfasst die Entshywicklung eines Schulungsangebots fuumlr Spitalspersonal zur Sensibilisierung und Fruumlherkennung der Auswirkungen von Gewalt

Planung

Mit Unterstuumltzung von Gesundheitsshystadtraumltin Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker Frauenstadtraumltin Maga Renate Brauner und Jugendstadtraumltin Grete Laska richtete die Wiener Frauengesundshyheitsbeauftragte im August 2000 eine Steuerungsgruppe ein in deren Rahmen mehrere Einrichtungen der Stadt Wien kooperierten um in den Gemeindeshyspitaumllern ein entsprechendes Fortbildungsshyprogramm umzusetzen Wiener Krankenshyanstaltenverbund 24-Stunden Frauennotshyruf der MA 57 MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie und das Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Die Polizeidirektion Wien und das Institut fuumlr Gerichtsmedizin wurden als KooperationspartnerInnen gewonnen

Ist-Stand Erhebung

20002001 wurde eine MitarbeiterInnenshybefragung an den Krankenhaumlusern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital durchgefuumlhrt Befragt wurden AumlrztInnen und Pflegefachkraumlfte der Abteilungen Gynaumlkologie Urologie Hals- Nasen- und Ohrenabteilung Dermashytologie Augenheilkunde Paumldiatrie Psyshychiatrie Interne Chirurgie und der Notshyfallsambulanzen uumlber ihre Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern Die Ergebnisse zeigen nicht nur ein Informationsdefizit sondern auch den Wunsch der Befragten nach adaumlquater Aus- und Fortbildung

Inhalte

Auf Basis dieser Ist-Analyse wurde das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entwickelt das sich durch einen interdisziplinaumlren Zugang auszeichnet Der Inhalt umfasst fuumlnf Module bull Formen und Auswirkungen sexueller

und koumlrperlicher Gewalt gegen Frauenbull Formen und Auswirkungen sexueller

und koumlrperlicher Gewalt gegen Kinderbull Spurensicherung und DNA-Analysebull Rechtliche Informationenbull Vorstellung von Opferschutzgruppen an

Wiener Krankenanstalten

Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Zielgruppen

Das Fortbildungsprogramm ist fuumlr die Zielshygruppen AumlrztInnen und Pflegepersonal aber auch fuumlr andere im Spital taumltige Berufsgruppen wie Hebammen SozialarshybeiterInnen PsychologInnen konzipiert Ziel ist es die MitarbeiterInnen vor Ort im Spital zum Thema Gewaltpraumlvention und -intervention zu informieren und zu senshysibilisieren sowie Behandlungsstandards in den Spitaumllern zu etablieren

Vortragende

Fuumlr die Phase der Implementierung des Projektes und bei der Durchfuumlhrung der Fortbildung in den Wiener Gemeindeshyspitaumllern waren ExpertInnen des 24shyStunden Frauennotrufs der MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie der Polizei der Gerichtsmedizin Wien der Rechtsabshyteilung des Wiener Krankenanstaltenshyverbunds der Opferschutzgruppen von Wilhelminenspital und Sozialmedizishynischem Zentrum Ost sowie der Spitalsshysozialarbeit des Fonds Soziales Wien (vorshymals MA 47) verantwortlich Die Fortshybildungsreihe im Allgemeinen Krankenshyhaus wurde um Expertinnen der Wiener Frauenhaumluser erweitert Zudem waren die Bundespolizeidirektion Wien und die Gerichtsmedizin Wien wichtige KooperashytionspartnerInnen und stellten uumlber den gesamten Projektzeitraum neben Fachshyvortragenden auch ihre inhaltliche Exshypertise zur Verfuumlgung

Informationsmaterial

Ein Informationsfolder und eine Check-Karte im Brusttaschenformat mit einer Liste der wichtigsten Maszlignahmen sowie der Notfallnummern richten sich direkt an das Krankenhauspersonal Diese dienen den SpitalsmitarbeiterInnen als Leitfaden fuumlr die wichtigsten Handlungsschritte bei

der Kommunikation mit und der Untershysuchung von Gewaltopfern und sie inforshymieren weiters uumlber Beratungseinshyrichtungen An die BesucherInnen der Ambulanzen werden Poster sowie Postshykarten mit den wichtigsten Anlaufstellen bei Gewalt gegen Frauen und bei Gewalt gegen Kinder verteilt Um das Thema raquosichtbarlaquo zu machen thematisieren waumlhshyrend der Projektwochen in den Modellshyspitaumllern lebensgroszlige Figuren im Einshygangsbereich der Ambulanzen Gewalt gegen Frauen und Kinder als ein Thema der Medizin

Umsetzung

Der medial begleiteten Kick-off-Veranshystaltung am 16 Oktober 2001 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost die die Stadtshyraumltinnen Grete Laska Maga Renate Brauner und Primaria Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker im Rahmen einer Pressekonferenz eroumlffnet haben folgten Projektwochen in deren Rahmen das Curriculum vor Ort angeboten wurde 2001 startete das Pilotmodell in den beiden Spitaumllern in denen die MitarbeiterInnen zuvor befragt worden waren 2004 wurde das Curriculum in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und im Krankenhaus Wien-Hietzing (ehemals Lainz) sowie 2005 im Allgemeinen Krankenhaus durchgefuumlhrt Die Teilnahme am Curriculum ist kostenshylos Von allen ProjektpartnerInnen wurden interne Personalressourcen fuumlr Planung Koordination und fuumlr die Vortragstaumltigkeit zur Verfuumlgung gestellt

Die Planung und Umsetzung des Curriculums verlief in vier Phasen

Phase 1 2000 Konstituierung der Steuerungsgruppe Entwicklung des Fortbildungskonzeptes MitarbeiterInnenbefragung in den Modellshyspitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum

Ost und Kaiser-Franz-Josef-Spital Entshywicklung von Informationsmaterialien

Phase 2 2001 Durchfuumlhrung der Fortbildung in den beishyden Modellspitaumllern wobei im Sozial-medizinischen Zentrum Ost und im KaisershyFranz-Josef-Spital 20 Fortbildungen zu je 15 Stunden angeboten wurden Zu jedem Themenschwerpunkt fanden zwei Alternativshytermine statt

Phase 3 20022003 Uumlberarbeitung des Fortbildungskonzepts aufgrund der Auswertung der Ergebnisse aus Phase 1 Anpassung der Fortbildungsshystruktur Umstieg auf geblockte Veranshystaltungen mit zwei Tagen zu jeweils 65 Stunden sowie Uumlberarbeitung der Standards bei der Spurensicherung und deren Inteshygration in die Fortbildungsinhalte

Phase 4 20042005 Durchfuumlhrung der Fortbildungen in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) an jeweils zwei Vormittagen zu je 65 Stunden Im Allgemeinen Krankenhaus wurde aufgrund der Groumlszlige des Spitals die Fortbildung zweimal angeboten das heiszligt es wurden insgesamt vier Vormittage zu je 65 Stunden abgehalten

Know-how-Transfer

Das Wilhelminenspital das ebenfalls zum Krankenanstaltenverbund gehoumlrt war aufshygrund dort bereits bestehender Gewaltshyschutzaktivitaumlten als Good-Practice-Beishyspiel in das Curriculum integriert MitshyarbeiterInnen des Wilhelminenspitals beshyrichteten uumlber die Arbeit der Gewaltshyschutzgruppe und trugen damit zu einem wichtigen Know-how-Transfer in andere Spitaumller bei Auch die in Folge des Curricushylums entstandene Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde zu einem fixen Bestandteil des Curriculums

Behandlungsstandards

In Folge der guten Zusammenarbeit entshywickelten der Wiener Krankenanstaltenshyverbund der 24-Stunden Frauennotruf die Polizei und die Gerichtsmedizin ein Spurensicherungs-Set das eine einheitliche Beweissicherung garantiert und in den Geshymeindespitaumllern als Behandlungsstandard zur Untersuchung von Opfern sexueller Gewalt etabliert wurde Zu diesem Zweck finden eigene Einschulungstermine in den Spitaumllern statt

Feedback-Befragung

Ab 2004 erhielten die TeilnehmerInnen die Moumlglichkeit zu den Inhalten des Curricushylums via Fragebogen anonym eine Ruumlckshymeldung abzugeben Drei Monate spaumlter bekamen die TeilnehmerInnen noch einshymal einen Fragebogen zugeschickt um die Praxistauglichkeit der Fortbildung zu uumlberpruumlfen

Organisation

Koordinierende Aufgaben wurden durch das Wiener Programm fuumlr Frauengesundshyheit geleistet Dies betraf etwa die Komshymunikation mit Spitalsverwaltung und Vortragenden sowie die Terminkoordinashytion und Erstellung des Programmablaufs Zentral war die Mitarbeit des Krankenshyhauses Dieses hat eine interne Person fuumlr die Koordination nominiert die wiedeshyrum fuumlr die Kommunikation vor Ort und fuumlr die Organisation des Vortragsraums zustaumlndig war und die Veranstaltung begleitend moderiert hat

Top-Down-Prinzip

Um das Wissen und die soziale Bedeutung des Themas Gewalt auf mehreren Ebenen zu verankern hat sich das Top-Downshy

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Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Prinzip bewaumlhrt Zuerst wurde die Direktionsebene des Krankenhauses ndash und zwar die Aumlrztliche Leitung und die Pflegeleitung ndash um Unterstuumltzung gebeten diese wiederum wandte sich an die Abteilungsleitungen Die Vorstaumlnde der Fachabteilungen wurden im Rahmen der PrimaraumlrztInnensitzung der Krankenshyhaumluser uumlber das Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder sowie uumlber den Ablauf des geplanten Curriculums im jeweiligen Krankenhaus informiert Auch wenn grundshysaumltzlich eine obligatorische Teilnahme aller anzustreben ist war es in dieser Phase sinnvoll dass jede Abteilung je eine Vertreterin oder einen Vertreter des aumlrztshylichen Personals und des Pflegepersonals zum Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entsendet hat

10 Durchfuumlhrungsschritte

1 Kontaktaufnahme zu EntscheidungsshytraumlgerInnen relevanter Einrichtungen

2 Konstituierung einer Projektsteuerungsgruppe

3 Ist-Stand Erhebung im Krankenhaus

4 Entwicklung der Fortbildungsinhalte

5 Schriftliche Information an die Krankenhausleitung (Aumlrztliche- und Pflegeleitung)

6 Koordinierungsgespraumlch mit der Krankenhausleitung

7 Vorstellung des Themas und Fortbildungsangebots in der PrimaraumlrztInnensitzung des Krankenhauses

8 Bestimmung einer spitalsinternen Koordinationsperson zwecks Organisation und Kommunikation vor Ort

9 Durchfuumlhrung der Fortbildung im Spital ndash Moderation durch einen KrankenhausmitarbeiterIn

10 Feedback-Befragung der TeilnehmerInnen

raquoEs gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die

Frauen an die richtigen Stellen zu verweisenlaquo Statement von Elfriede Geyer Pflegedirektion Krankenhaus Rudolfstiftung

raquoDie Ruumlckmeldung die wir von den MitarbeiterInnen bekommen haben war dass sie ein staumlrkeres Bewusstsein fuumlr das Thema bekommen haben Auch die MitarbeiterInnen der Kinderambulanz die immer schon sehr sensibel im Bezug auf Zeichen von Gewaltanwendung waren sagten sie seien jetzt noch hellhoumlriger geworden Diese houmlhere Sensibilitaumlt trifft fuumlr das Thema Frauen und Gewalt zu Insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gynaumlkologie berichten vom groszligen Nutzen der Spurensicherungsboxen Hier sei alles Notwendige enthalten inklusive einer genauen Anleitung Es gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die MitarbeiterInnen die Frauen an die richtigen Stellen zu verweisen beziehungsweise selbst Kontakte herzustellen Die multiprofessionelle Teilnahme seitens des Krankenhauses ist sicher ganz wichtig Seitens der Vortragenden war diese mulshytiprofessionelle Teilnahme ja gegeben Es sollte weiterhin genuumlgend Zeit bleiben um auch Fragen stelshylen zu koumlnnen was bei dem Curriculum der Fall war Eine Wiederholung des Curriculums waumlre sicher gut weil damit eine groumlszligere Personengruppe die Moumlglichkeit haumltte daran teilzunehmen

Auszligerdem waumlre es wichtig dass es genuumlgend SozialarbeiterInnen fuumlr einen Informationsaustausch gaumlbe Aktuell ist die Situation etwa in der Kinderabteilung unbefriedigend weil SozialarbeiterInnen abgezogen worden sind und es keine Ruumlckmeldungen mehr gibtlaquo

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

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MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern

Im Jahr 2001 wurde das Meinungsshyforschungsinstitut Fessel-GfK vom Buumlro der Wiener Frauengesundheitsbeauftragten mit einer schriftlichen MitarbeiterInnenbeshyfragung an den beiden Gemeindespitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum Ost (in der Folge SMZ Ost genannt) und Kaiser-FranzshyJosef-Spital beauftragt12 Mit dieser Befragung sollte einerseits erhoben wershyden welche Kontakte und Erfahrungen die befragten Personen bislang in ihrem beruflichen Alltag mit Gewaltopfern geshyhabt haben andererseits sollte der Bedarf an Unterstuumltzung in dieser Arbeit erfragt werden Ein weiteres Thema war welche Einstellungen zum Thema Gewalt bestehen Die MitarbeiterInnenbefragung basierte auf zwei methodischen Schritten Neben einer Fragebogenerhebung wurden vertieshyfende persoumlnliche Interviews durchgeshyfuumlhrt

Folgende Abteilungen wurden befragt interne Aufnahmestation Gynaumlkologie Hals-Nasen-Ohren-Station Psychiatrie Unshyfallchirurgie und Chirurgie Dermatologie Kinderinterne sowie Kinderchirurgie

Die Krankenhausdirektionen wurden vorshyab von der Wiener Frauengesundheitsbeaufshytragten schriftlich uumlber den Grund und das Ziel der Erhebung informiert Zudem erfolgte eine persoumlnliche Vorstellung des

Projektvorhabens durch die Projektverantshywortlichen Diese Vorbereitungen waren wesentlich es konnte ein Ruumlcklauf von 25 Prozent der Frageboumlgen erreicht werden Insgesamt haben sich an der Befragung 209 Personen beteiligt 81 Prozent der Befragten waren weibliches 13 Prozent maumlnnliches Personal13

Zentrale Ergebnisse der Fragebogenerhebung

KONTAKTHAumlUFIGKEIT MIT GEWALTOPFERN Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer 41 Prozent der Befragten hatten im Jahr vor der Befragung beruflichen Kontakt mit Kindern und Jugendlichen die Opfer koumlrshyperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt waren Durchschnittlich hatte im letzten Jahr jede der befragten Personen Kontakt mit rund zehn jungen PatientInnen mit Gewalterfahrungen Deutlich werden hier Unterschiede zwischen den einzelnen Abteilungen So etwa haben bedeutend mehr der befragten Personen der kinderinshyternen Station der kinderchirurgischen Station sowie der Unfallchirurgie angegeshyben im Laufe des letzten Jahres Kontakte mit kindlichen oder jugendlichen Gewaltshyopfern gehabt zu haben als an anderen Abteilungen Dennoch haben mehr als 20

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Prozent der befragten Personen an gynaumlkoshylogischen Abteilungen zumindest einmal im letzten Jahr jugendliche Gewaltopfer betreut

Insgesamt wurden rund 87 Prozent der kindlichen und jugendlichen Gewaltopfer von Personen begleitet

Frauen als Gewaltopfer Mit erwachsenen weiblichen Gewaltopfern haben deutlich mehr der befragten Pershysonen im Laufe des letzten Jahres Kontakt gehabt dies trifft auf insgesamt 56 Prozent der Befragten zu Besonders haumlufig war dies in der Psychiatrie in der (Unfall)shyChirurgie sowie auf der Dermatologie der Fall Durchschnittlich haben jene Befragte die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit einem erwachsenen weiblichen Gewaltshyopfer gehabt haben 77 Opfer von koumlrpershylicher und 53 Opfer von sexueller Gewalt betreut

Anders als bei den kindlichen beziehungsshyweise jugendlichen Gewaltopfern gaben nur rund 50 Prozent der Befragten an Beshygleitpersonen der von Gewalt betroffenen Frauen wahrgenommen zu haben

WAHRNEHMUNG UND VERDACHT AUF GEWALT Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer Die befragten Personen14 hatten haumlufig den Verdacht dass die Verletzungsurshysachen verschleiert werden sollten Beshysonders haumlufig wurde dies in Zusammenshyhang mit sexueller Gewalt (66 Prozent der Befragten) aber auch haumlufig in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt (53 Prozent der Beshyfragten) vermutet

Frauen als Gewaltopfer Dass die Verletzungsursachen verschleiert werden sollten vermuteten 41 Prozent der Befragten 15 in Zusammenhang mit sexuelshyler Gewalt und 37 Prozent in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt

VORGEHEN BEI VERDACHT AUF GEWALT Bei vermuteten Gewaltdelikten verhielten sich die befragten Personen wie folgt

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Vorgehensarten bei Kindern und bei Frauen Jugendlichen

Austauschen mit KollegInnen 93 Prozent 79 Prozent

Direktes Ansprechen des Opfers 44 Prozent 59 Prozent

Kontaktaufnahme mit Jugendamt 34 Prozent 15 Prozent

Ansprechen der Begleitperson 33 Prozent 21 Prozent

Kontaktaufnahme zu extramuralen Einrichtungen 21 Prozent 32 Prozent

Kontaktaufnahme zu Polizei 8 Prozent 13 Prozent

BETREUUNGSVERSTAumlNDNIS UND BEHANDLUNGSSTANDARDS Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsprocedere definierte eine deutliche Mehrheit der Befragten die eigene Funktion in der Leistung der medizinischen Versorgung und in der additiven Weiterleitung an Hilfseinrichtungen (insgesamt rund 70 Prozent) Nur 16 Prozent der Befragten fuumlhrten aus ausschlieszliglich medizinische Versorgung zu leisten

63 Prozent der Befragten gaben an dass in Zusammenhang mit sexueller Gewalt an kindlichen und jugendlichen Gewaltopfern Richtlinien fuumlr die Betreuung existieren 57 Prozent der Befragten gaben an dass dies auch bei koumlrperlicher Gewalt der Fall ist

Frauen als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsverstaumlndnis gegenuumlber von Gewalt betroffenen Frauen

sah ndash ebenso wie bei kindlichen bezieshyhungsweise jugendlichen Gewaltopfern ndash die uumlberwiegende Mehrheit der Befragten (rund 74 Prozent) ihre Aufgabe sowohl in der medizinischen Versorgung als auch in der Weiterleitung an andere Hilfseinshyrichtungen Nur 15 Prozent der Befragten gaben an ausschlieszliglich medizinische Vershysorgung zu leisten

Nur 30 Prozent der Befragten geben an dass Betreuungsrichtlinien fuumlr den Fall von sexueller oder koumlrperlicher Gewalt gegen Frauen vorliegen

UNTERSTUumlTZUNGSBEDARF IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Die befragten AumlrztInnen und Pflegeshypersonen fuumlhlten sich in Hinblick auf den Umgang und die Betreuung von Opfern koumlrperlicher undoder sexueller Gewalt relativ gering informiert nur ein Viertel bezeichnete sich als gut informiert Knapp die Haumllfte fuumlhlte sich eher schlecht und immerhin 15 Prozent sehr schlecht inforshymiert Deutlich houmlher ist der Informationsshybedarf bei Mitgliedern des houmlheren Pflegeshypersonals sowie in den Abteilungen Chirurshygie und interne Aufnahmestation

Die verschiedenen extramuralen Hilfseinshyrichtungen waren den befragten AumlrztInnen und Pflegepersonen in unterschiedlichem Ausmaszlig bekannt Waumlhrend die Mehrheit Betreuungseinrichtungen wie Frauenshyhaumluser (82 Prozent) Jugendamt (79 Proshyzent) oder den 24-Stunden Frauennotruf (60 Prozent) kannte traf dies auf andere Einrichtungen etwa den kriminalpolizeishylichen Beratungsdienst (37 Prozent) oder das Kinderschutzzentrum (35 Prozent) nur mehr fuumlr ein gutes Drittel der Befragten zu

Lediglich elf Prozent der Befragten haben eine spezielle AusbildungWeiterbildung fuumlr die Betreuung von Opfern koumlrperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt absolshyviert

Vor diesem Hintergrund ist das Ergebnis dass sich 80 Prozent der Befragten vershymehrt Hilfestellungen unterschiedlicher Art fuumlr den kuumlnftigen Umgang mit Gewaltshyopfern wuumlnschten nachvollziehbar 22 Prozent wuumlnschten sich konkret Angebote fuumlr Weiter- Aus- und Fortbildungen elf Prozent artikulierten Unterstuumltzungsbedarf im Bereich Gespraumlchsfuumlhrung beziehungsshyweise Umgang mit Gewaltopfern Die restshylichen Angaben verteilten sich auf Wunsch nach Kontaktadressen Broschuumlren vershybindlichen Betreuungsstandards psycholoshygischer Beratung oder Informationen uumlber rechtliche Grundlagen

Zentrale Ergebnisse der vertiefenden Interviews

Zusaumltzlich zu der Fragebogenerhebung wurden 30 persoumlnliche Interviews mit AumlrztInnen und Pflegepersonal (14 Frauen 16 Maumlnner) durchgefuumlhrt Ziel dieser quashylitativen Erhebung war eine vertiefende Erhebung der Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern der Interventions- und Behandlungsroutinen sowie der Bekanntshyheit und der Ressourcen intra- sowie extrashymuraler Stellen16

UumlBERFORDERUNG IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Rund die Haumllfte der Befragten gab an bei der ersten Begegnung mit einem Gewaltshyopfer voumlllig unvorbereitet in diese Situation gegangen zu sein Im Rahmen der Intershyviews wurde wiederholt darauf hingewieshysen wie schockierend dieser erste Kontakt mit Gewaltopfern gewesen waumlre

INFORMATIONSDEFIZIT UumlBER HILFSEINRICHTUNGEN Der Informationsstand uumlber extramurale Hilfseinrichtungen war bei den Befragten unterschiedlich hoch dennoch wurde uumlberwiegend die Ansicht vertreten mehr Informationen uumlber die Leistungen der einzelnen Einrichtungen zu benoumltigen

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

WUNSCH NACH FORTBILDUNGSANGEBOTEN Im Rahmen der Interviews wurde auch auf groszlige Informationsmankos in Bezug auf die Betreuung von Gewaltopfern verwiesen Es wurde beispielsweise hervorgehoben dass zu wenig Fortbildungsangebote existierten beziehungsweise dass Informationen nicht zugaumlnglich waumlren

Einige InterviewpartnerInnen haben sich durch berufliche Erfahrungen durch Literaturstudium oder den Besuch von

Veranstaltungen Informationen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern beschafft Im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde besonders hervorgehoben dass die dort bestehende Kinderschutzgruppe stark zur Ausbildung im Umgang mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern beigetragen hat

Am deutlichsten wurde der Wunsch nach Fortbildungsveranstaltungen formuliert wobei Vortraumlge und Diskussionen als adaumlshyquateste Vermittlungsform genannt wurden

raquoDie Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigenlaquo Statement von UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Allgemeines Krankenhaus

raquoDas Curriculum ist ausgezeichnet Am wichtigsten ist praumlventiv taumltig zu werden und Betroffenen Hilfe leicht zugaumlnglich zu machen Ich halte die Aus- und Weiterbildung auf diesem Gebiet im Krankenhaus fuumlr besonders wichtig Die Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigen Betroffene Frauen und Kinder koumlnnen von entsprechend ausgeshybildetem Personal besser vor weiteren Schaumlden bewahrt werdenlaquo

TeilnehmerInnen und Feedback

Insgesamt haben 800 TeilnehmerInnen das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo absolviert 110 MitarbeiterInnen im Kaiser-Franz-Josef-Spital 259 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost 147 in der Krankenanstalt Rudolfstiftung 57 im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) sowie 120 im Allgemeinen Krankenhaus An vertiefenden Workshops zur Handshyhabung des Spurensicherungs-Sets nahshymen 110 MitarbeiterInnen im KaisershyFranz-Josef-Spital im Wilhelminenspital und im Sozialmedizinischen Zentrum Ost teil An allen Spitaumllern zeigte sich als deutlicher Trend dass mehr weibliche MitarbeiterInnen an der Fortbildung teilshynahmen Eine Auswertung der Teilnahme am Curriculum nach Berufsgruppen beshylegt dass rund 70 Prozent der TeilshynehmerInnen aus dem Pflegebereich 15 Prozent aus dem aumlrztlichen Bereich und 15 Prozent aus therapeutischen Bereichen stammen nicht ausgewertet wurden hier die TeilnehmerInnen an den Schulungen zum Spurensicherungs-Set

Die Abteilung Organisation des Wiener Krankenanstaltenverbundes fuumlhrte in den Krankenhaumlusern Rudolfstiftung und Wien-Hietzing (vormals Lainz) eine anonyme Feed-Back-Befragung der TeilnehmerInnen am Curriculum durch Ein Fragebogen wurde unmittelbar nach Ende der Fortshybildung ausgefuumlllt ein zweiter drei Monate nach Absolvieren des Curriculums

Die Befragten bewerteten die inhaltliche Gestaltung und die Praxistauglichkeit durchgehend als sehr positiv Im Feedback nach drei Monaten fiel auf dass die Befragten angaben dass sie das im Curriculum erworbene Wissen in ihrer taumlglichen Arbeitspraxis sehr gut anwenshy

den konnten und die zur Verfuumlgung gestellten Informationsmaterialien eine wichtige Unterstuumltzung darstellten So etwa kannten 97 Prozent der Befragten den Folder und rund 80 Prozent der Befragten auch die Postkarten die im Rahmen des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo aufgelegt wurden

Viele Befragte wuumlnschten sich jedoch mehr und unterschiedliche Fortbildungen zum Thema Gewalt mehr Vernetzung zwishyschen den Abteilungen und nach auszligen sowie eine aktivere Beteiligung des aumlrztshylichen Personals

raquoEs muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen

Menschen durch Information und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

Statement von Oberin Monika Tischer Direktorin des Pflegedienstes Wilhelminenspital

raquoDas Wichtigste am Curriculum ist fuumlr mich die Information und Aufklaumlrung fuumlr MitarbeiterInnen und Betroffene Der Nutzen dieser Fortbildung ist sehr hoch denn ohne Information kann nicht reashygiert und somit kein Schutz angeboten werden Eine Gleichbehandlungsbeauftragte der Gemeinde Wien koumlnnte eine Ergaumlnzung fuumlr diese Veranstaltung sein Denn oft beginnt es mit sexueller Belaumlstigung und endet mit sexueller Gewalt Es muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen Menschen durch Inforshymation und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

Die Fortbildungsinhalte im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo

Die Ergebnisse der Erhebung des Fessel-GfK Instituts fanden sowohl bei der inshyhaltlichen als auch bei der zeitlichen Geshystaltung des Curriculums Beruumlcksichtigung Es musste bei der Planung insbesondere auf die Rahmenbedingungen in einer Krankenanstalt hinsichtlich zeitlicher Lage der Veranstaltung Ruumlcksicht genomshymen werden um moumlglichst vielen MitarshybeiterInnen Gelegenheit zu einer Teilnahme zu geben Nach der Durchfuumlhrung des Curriculums an den Modellspitaumllern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital wurden organisatorische Aumlnderungen vorgenommen Die Inhalte wurden dann geblockt jeweils an zwei Vorshymittagen zu je 65 Stunden in folgenden Modulen vermittelt

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Frauenlaquo

Informationen uumlber Formen Ausmaszlig und Folgen von Gewalt gegen Frauen Dynamik von Gewaltbeziehungen und Phasen der Traumashytisierung Auswirkungen von gesellschaftshylichen Mythen Grundlagen des Opferschutzes weiterfuumlhrende Betreuungsangebote Arbeitsshyweise und Aufgaben des Frauennotrufes

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Kinderlaquo

Information zu Erscheinungsformen und Symptomen von Gewalt gegen Kinder interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit im Intershy

esse der betroffenen Kinder Aufgaben geshysetzlichen Grundlagen und Arbeitsweise des Jugendwohlfahrtstraumlgers

Modul raquoSpurensicherung und DNA-Analyselaquo

Informationen zur richtigen Abnahme von Spuren und Vorgehen bei einer spurenshykundlichen Untersuchung mit Verwendung des Spurensicherungs-Sets Information uumlber die Aufgaben und Zustaumlndigkeiten der Gerichtsmedizin Wien

Polizeiliche Arbeit und Grundlage der DNA-Analyse in Hinblick auf die Beweisshyfuumlhrung von kriminellen Delikten

Modul raquoRechtliche Informationenlaquo

Grundlagen des Sexualstrafrechts und Opferrechte im Strafverfahren Vorgehensshyweise der Behoumlrden bei Offizialdelikten der Ablauf von einer Anzeige bis zum Geshyrichtsverfahren Prozessbegleitung und Unterstuumltzung der Opfer durch Opfershyschutzeinrichtungen

Information uumlber die Bestimmungen des Gewaltschutzgesetzes die rechtlichen Maszlignahmen der Wegweisung und des Betretungsverbotes die Moumlglichkeiten der Polizei und Erfahrungen aus der Praxis

Rechtliche Grundlagen des Aumlrztegesetzes und Krankenanstaltengesetzes und einschlaumlshy

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

gige Dienstvorschriften Die juristische De-finition von Gewalt etwa von raquoschwererlaquooder raquoleichterlaquo Koumlrperverletzung

Modul raquoOpferschutzgruppen im Krankenhauslaquo

Die Entstehungsgeschichte die Aufgabenund Arbeitsweisen von OpferschutzgruppenDarstellung der entwickelten Standardsund krankenhausinternen Versorgungsab-laumlufe sowie Kooperationen mit extramura-len Einrichtungen

Modul Wiener Frauenhaumluser ndashSicherheit und Wendepunkt

Information uumlber die Geschichte die Auf-gaben Angebote und Arbeitsweisen dervier Wiener Frauenhaumluser mit dem ange-schlossenen Nachbetreuungshaus und derBeratungsstelle

Hinweis Dieser Fortbildungsinhalt wurdebei der Veranstaltung im AllgemeinenKrankenhaus als zusaumltzliches Modul auf-genommen

raquohellip dass man die richtigen Schritte setztlaquoStatement von Drin Heidrun Flores-GengerGynaumlkologische und Geburtshilfliche AbteilungSozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Aufmerksam-Machen auf die Problematik unddas Wecken der Bereitschaft zu helfen bei den Mit-arbeiterinnen und Mitarbeitern im Spital scheint mirdas Wichtigste zu sein das heiszligt die Informationworum es geht wie man sich verhaumllt und wie manden Opfern helfen kann welche Moumlglichkeiten esgibt Durch das bessere Wissen gibt es auch eine grouml-szligere Bereitschaft sich zu beteiligen die richtigenSchritte zu setzen Wir auf der Gynaumlkologie sind zumBeispiel immer wieder mit vergewaltigten Frauenkonfrontiert hier ist die richtige Spurensicherungwichtig das haben wir vorher nicht gewusst DasCurriculum war insgesamt sehr gut sehr kompaktund konzentriert Man koumlnnte vielleicht noch dasThema Genitalverstuumlmmelung bei Frauen andererKulturen mit einbeziehen das ist etwas womit mannicht jeden Tag zu tun hat Dinge von denen mannichts weiszlig erkennt man vielleicht nicht Das ist ins-besondere dann schwierig wenn Frauen nicht unse-re Sprache sprechenlaquo

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienPlakate

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienInfokarten

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienChecklisten

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

raquohellip groszlig ist der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigenlaquo Statement von Rektor UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Leiter Allgemeines Krankenhaus-Universitaumltskliniken

raquoAls Rektor der medizinischen Universitaumlt Wien beshygruumlszlige ich die Etablierung eines Curriculums rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo ganz besonders da Gewaltshyerfahrungen wie internationale Studien eindrucksshyvoll aufzeigen die Gesundheit der davon Betroffenen nachhaltig und maszliggeblich negativ beeinflussen koumlnnen und einen bis dato noch zu wenig beruumlckshysichtigten gesundheitlichen Risikofaktor darstellen Entsprechend groszlig ist daher der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigen In diesem Zusammenshyhang erscheinen mir insbesondere die Vortraumlge zu Gewaltschutzaktivitaumlten in Spitaumllern und jene Vortraumlge die sich mit der Dynamik von Gewaltshybeziehungen sowie Erscheinungsformen und langshyfristigen Folgen von Gewalterfahrungen befassen als besonders wichtig Der Nutzen dieser Fortbildungs-Veranstaltung fuumlr das im AKH taumltige Personal sollte dementsprechend groszlig sein Das in den Vortraumlgen vermittelte Wissen sollte um entsprechende FaumlhigkeitenFertigkeiten im Umgang mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder erweitert werden um eine adaumlquate und sensible Betreuung dieser oftshymals schwer traumatisierten Personengruppe sichershyzustellenlaquo

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

Einleitung

Fuumlr die Durchfuumlhrung des Curriculums hat sich die Existenz von Opferschutzshygruppen als aumluszligerst positiv erwiesen Derzeit gibt es in zwei Wiener Krankenshyhaumlusern (Wilhelminenspital und Sozial-medizinisches Zentrum Ost) Opferschutzshygruppen

Bericht der Opferschutzgruppe im Wilhelminenspital

Seit Herbst 1997 besteht im Wilhelminenshyspital eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe zum Schutz fuumlr Frauen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind Ziel des Projekts war es im Spital ein Angebot zu installieshyren das Frauen zugute kommt und ihnen umfassende Versorgung Unterstuumltzung und Information bieten soll Um dieses Ziel zu erreichen wurde eine Arbeitsshygruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Institutionen ins Leben gerufen mit dem Ziel die Organisation und die Einhaltung erarbeiteter Strukturen zu sichern ein Forum fuumlr den Austausch mit den MitshyarbeiterInnen zu bilden um Reflexion und Verbesserungen zu ermoumlglichen Das Modell funktioniert mittlerweile seit Mai 1998 im Regelbetrieb In dieser Zusammenarbeit ist es gelungen die komplementaumlren Beshyduumlrfnisse aller beteiligten Berufsgruppen und die Interessen dreier Institutionen (Unfallchirurgische Abteilung Fonds Soziales Wien 24-Stunden Frauennotruf der MA 57) zur Deckung zu bringen ohne

Kosten zu verursachen Synergien wurden optimal ausgeschoumlpft

raquoDIE SICHERHEIT DES GEWALTOPFERS STEHT FUumlR UNS IM VORDERGRUNDlaquo DGKP Friedrich Anger-Schmidt Leiter der Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals und DSA Josef Heindl Mitarbeiter der Opfershyschutzgruppe des Wilhelminenspitals

raquoFuumlr uns steht die Sicherheit des Gewaltopfers im Vordergrund Wenn eine Ruumlckkehr in die Wohnung ndash aus welchen Gruumlnden auch immer ndash nicht moumlglich ist besteht die Moumlglichkeit einer stationaumlren Aufnahme an unserer Abteilung oder einer Unterbringung in einem Frauenhaus In der Statistik ist ein klarer Anstieg bemerkshybar So haben wir im Jahre 1999 37 Faumllle registriert und 2004 85 Faumllle Im Halbjahr 2005 sind wir schon bei 54 Faumlllen so dass wir heuer mit uumlber 100 Betroffenen rechshynen Woran es liegt laumlsst sich nur spekushylieren Ich vermute dass es ein Mix aus mehr rsaquoGewaltbereitschaftlsaquo und mehr rsaquodruumlber reden Trauenlsaquo ist Mein Wunsch ist nach wie vor eine wienweite Institutioshynalisierung in anderen Unfallabteilungen und eine Vernetzung der Daten Mit dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost ist sicher schon ein Anfang gemachtlaquo (DGKP Friedrich Anger-Schmidt)

raquoDie Sozialarbeit im Wilhelminenspital funktioniert mit einem neuen Konzept als Prototyp einer sozialen Servicestelle mit garantierter Erreichbarkeit von 8 Uhr bis

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

15 Uhr fuumlr PatientInnen Angehoumlrige und auch Spitalspersonal Diese gute Erreichshybarkeit ermoumlglicht es der Sozialarbeit sich als integraler Bestandteil bei Proshygrammen die eine bestimmte PatientInnenshygruppe betreffen anzubieten Unser Projekt zeigt sehr deutlich wie sehr Gesundheit und Soziales ineinander vershywoben sind und Patientinnen dementshysprechend auch von unterschiedlichen Professionen begleitet werden sollen

Voraussetzung fuumlr das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit ist die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respekshytieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Das Personal an der Unfallchirurshygischen Abteilung hatte den Eindruck dass zunehmend Patientinnen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind im Spital erscheinen und die ausschlieszliglich medizinische und pflegerische Versorgung fuumlr diese Patienshytinnen nicht ausreichend sind Zudem ist der Zeitdruck besonders in der Ambulanz zu groszlig um auf die ganz persoumlnlichen Probleme der Patientinnen adaumlquat einshyzugehen und zu reagieren Kenntnisse in Gespraumlchsfuumlhrung und Beherrschen von Kriseninterventionstechniken sind sehr individuell und in unterschiedlicher Qualitaumlt vorhanden und die Hilflosigkeit der Patientinnen wird oft zur Belastung fuumlr das behandelnde Personal Mit der neuen Konzeption einer Servicestelle war die Sozialarbeit in der Lage schnell erreichbar zu sein und damit Krisenintershyvention unmittelbar im Anschluss an die medizinische Versorgung anbieten zu koumlnnen

Neben der umfassenden Krisenintershyvention fuumlr Patientinnen bietet die intershydisziplinaumlre Zusammenarbeit verbesserte Gefahreneinschaumltzung und Entscheidungsshyhilfe zur Frage der noumltigenfalls stationaumlshyren Aufnahme Unsere Dienstzeiten ershylaubten es nicht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung anzubieten Aus diesem Grund und auch um gesicherte fachliche Komshy

petenz zu gewaumlhrleisten bot sich die Einshybindung des 24-Stunden Frauennotrufs in dieses Projekt an

Eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Instishytutionen und Berufsgruppen wurde gebilshydet um die koordinierte Zusammenarbeit zu ermoumlglichen Die gewuumlnschten MitarshybeiterInnen sollten entsprechendes Intershyesse mitbringen uumlber hohe Akzeptanz in der eigenen Berufsgruppe verfuumlgen und fuumlr den Wissenstransfer innerhalb der Berufsgruppe verantwortlich sein

Um die weitere Zusammenarbeit und allshyfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen sicherzustellen wurden weitere Bespreshychungen in halbjaumlhrigen Abstaumlnden vershyeinbart beziehungsweise finden sie jetzt anlassbezogen statt Themenspezifische Fortbildungsveranstaltungen finden nach Anlass und Bedarf statt Regelmaumlszligige Fortbildungsveranstaltungen fuumlr TurnusshyaumlrztInnen sollen diese nicht nur befaumlhigen in ihrem Dienst unserem Standard gemaumlszlig zu handeln sondern ihnen auch in weitershyfuumlhrenden Taumltigkeiten hilfreiches Wissen seinlaquo (DSA Josef Heindl)

Kontakt Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals 1220 Wien Langobardenstraszlige 122

Bericht der Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

Die Projektarbeit der Gewaltschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost starshytete im Jahre 2002 Zu diesem Zweck wurshyden aus den Bereichen Unfallchirurgie Aufnahmestation Gynaumlkologie und Psychiashytrie Angestellte eingeladen mitzuarbeiten Die Projektmitglieder sollten einen Rahmen fuumlr das Thema Gewalt in der Familie ershyarbeiten bestehende Probleme aufzeigen und Loumlsungsvorschlaumlge erstellen die im Sinne von Opferschutz im Sozialmedizishynisches Zentrum Ost in der Praxis vershywertbar sein sollten Nach Abschluss der Projektarbeit im Herbst 2004 wurde die Gewaltschutzgruppe offiziell als raquoOpfershyschutzgruppelaquo im Sozialmedizinischen Zentrum Ost als fixe Einrichtung und Organisation des Hauses genehmigt

raquoGEWALT IST NICHT IN ORDNUNG GEWALT IST KEINE LOumlSUNGlaquo DGKS Margit Liebhart Leiterin der Opfershyschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

raquoEs stellt sich im Laufe meiner Arbeit mit den Betroffenen immer wieder heraus wie schwer es fuumlr die Beteiligten ist daruumlber zu reden Gewalt in der Familie ist ein aumluszligerst sensibler Bereich Mit rsaquoFremdenlsaquo daruumlber zu sprechen was tatsaumlchlich rsaquoSchlimmeslsaquo in den eigenen vier Waumlnden passiert faumlllt nicht leicht Es gilt eine enorme Hemmschwelle zu uumlberwinden vor allem fuumlr sich selbst denn niemand moumlchte sein rsaquoeigenes Nest beschmutzenlsaquo

Manchmal braucht es mehrere Besuche bei uns in der Unfallambulanz die anfaumlnglich als rsaquoAusrutscherlsaquo von den Opfern dargestellt und dementsprechend bagatellisiert werden

rsaquoGegen den Tuumlrstock gelaufenlsaquo rsaquodie Stiegen hinuntergefallenlsaquo rsaquogestolpertlsaquo

Vielleicht beim naumlchsten Mal rsaquoIch war ja selber schuld haumltte ich ihnsie nicht so gereiztlsaquo

rsaquoErsie ist eigentlich ein seelenguter Mensch und sonst eigentlich so lieblsaquo

Frau M kommt nun schon zum dritten Mal zu uns in die Unfallambulanz Ich habe rsaquozufaumllliglsaquo schon wieder Nachtdienst Es ist 215 Uhr Frau M wird mit der Rettung gebracht

Sie ist nur mit einem Morgenmantel gekleidet der blutdurchtraumlnkt ist Frau M hat am ganzen Koumlrper Biss- und Kratzshywunden Wir versorgen ihre Wunden fast zwei Stunden lang

Frau M hat sich mein Gesicht und auch meinen Namen gemerkt

Als sie das erste Mal in meinem Nachtshydienst als Patientin kam wurde sie vom Lebensgefaumlhrten gebracht Sie hatte am linken Bein eine klaffende Bisswunde Der Hund des Lebensgefaumlhrten haumltte beim Spielen zu Hause nicht das Bein von Frau M sondern einen Ball ergreifen wollen Frau M zittert bei ihrer Erzaumlhlung Sie haumllt meine Hand und wirkt fuumlr mich vershystoumlrt Zu verstoumlrt fuumlr einen rsaquoSpielunfall mit dem Hundlsaquo Sie ist leicht alkoholisiert nicht sehr gepflegt Mir faumlllt auf dass sie immer wieder zur Tuumlr schielt

Nach drei Monaten wird Frau M mit der Rettung zu uns gebracht Eine Nachshybarin hatte die Polizei gerufen weil sie den Hund sehr laut bellen und knurren und Frau M schreien houmlrte

Frau M ist wieder alkoholisiert sie weint Wir muumlssen ihre Wunden dieses Mal sind es mehrere wieder versorgen Dieses Mal spreche ich sie direkt an rsaquoFrau M ich habe das Gefuumlhl dass bei Ihnen zu Hause irgendetwas nicht so laumluft wie Sie es sich wuumlnschen Kann ich Ihnen irgendshywie helfen Moumlchten Sie mit mir daruumlber sprechen Wollen Sie mit jemand anderem sprechen Wissen Sie ich denke dass jeder Mensch ein Recht darauf hat sich wenigstens zu Hause in seinen eigenen Waumlnden sicher und geborgen zu fuumlhlenlsaquo Frau M weint und stammelt irgendetwas vor sich hin Ich houmlre nicht zu sprechen auf Ich erzaumlhle von Gesetzen von vielen anderen Menschen die betroffen sind von

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Opferschutzgruppen in der PraxisOpferschutzgruppen in der Praxis

familiaumlrer Gewalt davon dass wir in unserer heutigen Gesellschaft alle gemeinshysam daran arbeiten sollten daruumlber zu reden dass Gewalt keine Loumlsung ist Frau M hat schon lange erfasst dass sie Hilfe braucht um aus dieser Gewaltspirale herauszukommen Sie erzaumlhlt mir von Selbsthilfebuumlchern die sie gelesen hat Sie erzaumlhlt von ihren vielen Versuchen nicht nur vom Alkohol sondern auch von ihrem Umfeld loszukommen aber letztendlich meint sie rsaquoDer Hund wird immer so aggressiv wenn wir trinkenlsaquo Trotzdem gebe ich ihr eine Broschuumlre vom Frauenshynotruf mit Ich fuumllle ein Gewaltdatenblatt aus

Heute beim dritten rsaquoBesuchlsaquo von Frau M bei uns erzaumlhlt sie mir dass ihr Lebensshygefaumlhrte den Hund auf sie hetzt wenn er zornig auf sie ist Dieses Mal sei es ganz besonders schlimm gewesen Wir reden und reden und reden Heute moumlchte Frau M mit einem Psychiatereiner Psychiaterin spreshychen Frau M moumlchte mit dem Frauennotshyruf telefonieren Frau M sagt dass sie so nicht mehr leben will

Frau M tut das auch alles mit mir Sie umarmt mich ich spuumlre dass sie wieder einen Schritt weiter vorangekommen ist Frau M will wieder nach Hause fahren

Ich habe Frau M schon uumlber zwei Jahre nicht mehr als Patientin bei uns gesehen Auch meine KollegInnen haben Frau M nicht betreut

Ich hoffe sehr dass Frau M und viele andere rsaquoOpferlsaquo die uns in unserem Bereich begegnet sind ein Stuumlck weiter voranshygekommen sind Ich hoffe sehr dass es sich weiter herumspricht beim Einkauf beim Tratsch mit dem Nachbarder Nachbarin in der U-Bahn bei persoumlnshylichen Gespraumlchen zwischen Freunden und Freundinnen und in Familien Gewalt in der Familie ist nicht ok

Ich kann etwas dagegen tun und es gibt viele Menschen und Einrichtungen die bemuumlht sind einen Weg aufzuzeigen der herausfuumlhren kann aus dieser Gewaltshyspirale

Wir schauen nicht weg wir schauen genau hin Wir wollen kompetent sein in unserer Hilfestellung Wir wollen Kontakte knuumlpfen die noumltig sind Wir haben die Moumlglichkeit rsaquostopplsaquo zu sagen in der oumlffentlichen Instishytution Krankenhaus Denn die Opfer komshymen zu uns und wenn wir aufmerksam genug zuhoumlren und hinsehen sind wir vielleicht die ersten die zu ihnen sagen rsaquoGewalt ist nicht Ordnung Gewalt ist keishyne Loumlsunglsaquo Vielleicht ist das ein Anfang fuumlr das Ende von der Gewalt in einer Familielaquo (DGKS Margit Liebhart)

Kontakt Opferschutzgruppe Sozialmedizinisches Zentrum Ost 1160 Wien Montleartstraszlige 37

raquoEiner der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es

eine geschuumltzte Gespraumlchsshysituation zu schaffenlaquo

Statement von Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegedienstes Sozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Sozialmedizinisches Zentrum Ost war eines der ersten Krankenhaumluser die projekthaft das Curriculum erarbeitet und weiterentwickelt haben Die Erfahrungen mit dem Curriculum zeigen dass viele MitarbeiterInnen in fast allen Abteilungen neushygierig gemacht und zur Mitarbeit angeregt wurden Bei uns sind noch immer die rsaquoPioniere und Pionierinnenlsaquo am Werk die ihr Wissen an die neuen MitarbeiterInnen weitergeben Wichtig ist dass die MitarbeiterInnen um die Entstehung der Gewaltshyspirale Bescheid wissen Sie koumlnnen den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern so eine adaumlquate Information und Beratung anbieten Der von den ProjektmitarbeiterInnen der Opferschutzgruppe erarshybeitete Leitfaden sichert den standardisierten Einsatz in allen Bereichen des Krankenhauses und bietet Nachvollziehbarkeit Einer der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es eine geschuumltzte Geshyspraumlchssituation zu schaffen Die MitarbeiterInnen sind zudem umfassend uumlber die gesetzlichen Regelungen informiert Insgesamt hat das Curricushylum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo zu einer Steigerung der Qualitaumlt der Betreuung von Gewaltopfern aber auch zu einer Sensibilisierung und einer Erhoumlhung der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen beigetragen Im Namen der Kollegialen Fuumlhrung danke ich allen MitshyarbeiterInnen die durch ihr Engagement und Fachwissen diesem sensiblen Thema im Sinne der Nachhaltigkeit professionell begegnenlaquo

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

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Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 10: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes Dr in Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien MA 57

Arbeit einer Opferschutzeinrichtung

Der 24-Stunden Frauennotruf eine Serviceshyeinrichtung der Frauenabteilung der Stadt Wien ist eine spezialisierte Fachstelle im Bereich sexuelle koumlrperliche und psychishysche Gewalt gegen Frauen und Maumldchen Der Leistungsschwerpunkt liegt in der Akut- und Krisenhilfe sowie der mittelshyfristigen Betreuung von Gewaltopfern und umfasst telefonische und persoumlnliche Beratung Begleitungen zu einer Anzeige zu einer Untersuchung ins Spital oder zu Gericht Den betroffenen Frauen und Maumldchen steht das Angebot der psycholoshygischen rechtlichen und sozialarbeiterishyschen Beratung und Unterstuumltzung rund um die Uhr zur Verfuumlgung

Der Frauennotruf war fuumlr die Frauenshyabteilung der Stadt Wien in der Steuerungsshygruppe des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo vertreten und brachte in dieser Funktion Expertise von einem frauen- und opferspezifischen Blickwinkel ein Bei der Erarbeitung des inhaltlichen Konzeptes wurde seitens des Frauennotshyrufes groszliges Gewicht darauf gelegt dass moumlglichst viele Institutionen einbezogen werden Beispielsweise wurden in einer Arbeitsgruppe mit der MAG ELF-Amt fuumlr Familie und Jugend und der Kindershyschutzgruppe des Sozialmedizinischen Zentrums Ost das Informationsmaterial ndash die Folder die Postkarten die Plakate und die Checkkarte ndash gemeinsam entwickelt

Die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen ist im Frauennotruf ein wesentlicher Bestandteil des Krisenshymanagements und Vorraussetzung fuumlr eine umfassende Betreuung von Gewaltopfern Insbesondere Institutionen wie Spitaumller

Polizei oder Frauenhaumluser sind unershylaumlssliche Ansprech- und KooperationsshypartnerInnen wobei nicht zuletzt die 24shystuumlndige Erreichbarkeit mit dem Vershysorgungsauftrag der Soforthilfe ein gemeinshysames und wichtiges Element fuumlr die wechshyselseitige Inanspruchnahme der Hilfsangeshybote darstellt

Spezifische Grundlagen des Opferschutzes

Bei der Frage nach dem benoumltigten Fachshywissen und den notwendigen strukturelshylen Rahmenbedingungen zur optimalen Versorgung von Gewaltopfern muss der Grundauftrag der jeweiligen Institution beruumlcksichtigt werden So gelten fuumlr eine Spezialeinrichtung zur Betreuung von Gewaltopfern andere Vorgaben als fuumlr Institutionen mit einem breiten Vershysorgungsauftrag Fuumlr alle sollte jedoch gelten Unabhaumlngig davon an wen sich die Betroffenen wenden ob nun an die Polizei an das Krankenhaus an das Gericht oder an eine Opferschutzeinrichtung uumlberall sollen sie die Sicherheit haben dass ihnen mit der noumltigen Sensibilitaumlt begegnet wird und sie den spezifischen Beduumlrfnissen entsprechend behandelt werden Damit dieser berechtigte Anspruch auch in der Praxis erfuumlllt werden kann ist in den Institutionen Wissensvermittlung fuumlr bestimmte Bereiche unerlaumlsslich

bull Wissen uumlber das Ausmaszlig und Formen von Gewalt und die psychischen sowie koumlrperlichen Auswirkungen auf die Opfer

bull Kenntnisse uumlber vorherrschende Vorurshyteile und Mythenbildungen in der Geshysellschaft und deren moumlgliche Ausshywirkungen auf die Opfer sowie auf die

eigene Grundhaltung gegenuumlber Gewaltshyopfern

bull Kenntnisse uumlber rechtliche Grundlagen im Bereich Opferschutz

bull Entwicklung und Implementierung von Behandlungsstandards und Interventionsshyrichtlinien in der jeweiligen Institution

bull Standardisierte interdisziplinaumlre und interinstitutionelle Zusammenarbeit bei der Akutversorgung von Gewaltopfern

bull Kenntnisse uumlber die institutionellen und persoumlnlichen Zustaumlndigkeiten und Grenzen

AUSMASS UND FOLGEN DER GEWALT Internationale Daten und wissenschaftlishyche Untersuchungen zeigen eindeutig auf Gewalt ist ein weit verbreitetes soziales Problem bull Eine von vier in Europa lebenden Frauen

ist von Gewalt durch ihren jetzigen oder ehemaligen Partner betroffen7

bull Zehn bis 15 Prozent der Frauen in Industrielaumlndern werden durch ihren aktuellen Lebenspartner zu sexuellen Handlungen gezwungen8

bull Bei einer Befragung von 10000 Frauen in Deutschland gaben 40 Prozent an seit dem 16 Lebensjahr koumlrperliche undoder sexuelle Gewalt erlebt zu haben9

Auch wenn die Auswirkung von Gewalt die Art und Auspraumlgung der psychischen Reaktion vom situativen Kontext der Gewalttat (Ort Dauer Taumlter) von der eigeshynen Persoumlnlichkeitsstruktur und den ershylernten Copingmechanismen beziehungsshyweise Bewaumlltigungsstrategien abhaumlngen muss grundsaumltzlich davon ausgegangen werden dass sexuelle koumlrperliche oder psychische Gewalt immer zu gesundheitshylichen Folgeschaumlden fuumlhrt

So kann eine akute Belastungsreaktion unmittelbar nach einer Gewalterfahrung auftreten und sich unter anderem in Angstzustaumlnden Schlafstoumlrungen und Alptraumlumen oder psychosomatischen Beshy

schwerden aumluszligern Als besonders belasshytend erleben die Betroffenen Flash backs die als real erlebte Erinnerungsbilder der Tat ploumltzlich auftreten und etwa durch Geruumlche Geraumlusche oder Bilder ausgeloumlst werden Zu den Spaumltfolgen zaumlhlt etwa die posttraumatische Belastungsstoumlrung die nicht unterschaumltzt werden darf Die Praumlvalenzrate also die Rate jener die nach einer Vergewaltigung an einer posttraushymatischen Belastungsstoumlrung erkranken wird mit 30 bis 55 Prozent angegeben10

RECHTLICHE GRUNDLAGEN Verschiedene gesetzliche Regelungen und Bestimmungen stellen wesentliche Rahmenshybedingungen fuumlr den Schutz von Opfern von Gewalt sicher Besonders hervorzuheshyben ist etwa das Bundesgesetz zum Schutz vor Gewalt in der Familie das mit 1 Mai 1997 in Oumlsterreich in Kraft getreten ist und einen Meilenstein im Kampf gegen Gewalt darstellt Mit diesem Gesetz wurde eine Rechtsgrundlage fuumlr das Einschreiten der Polizei bei haumluslicher Gewalt geschafshyfen Damit wird den betroffenen Opfern unmittelbar und rasch Schutz vor dem Gewalttaumlter in der eigenen Wohnung zuteil Die Polizei kann eine Person von der eine Gefaumlhrdung ausgeht aus der Wohnung wegweisen und ihr die Ruumlckkehr fuumlr maximal zehn Tage untersagen (Betretungsverbot) Wird in dieser Zeit vom Gewaltopfer beim Bezirksgericht eine einstweilige Verfuumlgung beantragt so vershylaumlngert sich das polizeiliche Betretungsshyverbot automatisch bis zu 20 Tage Das Gericht pruumlft den Antrag innerhalb dieses Zeitraums Eine einstweilige Verfuumlgung kann bis zu drei Monate oder bis zum Ende eines laufenden Verfahrens (etwa Scheidungsverfahren) gelten wobei auch die raquoSchutzzonelaquo uumlber den unmittelbaren Wohnbereich hinausgehend ausgeweitet werden kann

Eine wesentliche Begleitmaszlignahme des Gewaltschutzgesetzes war die Errichtung von Interventionsstellen in allen Bundesshy

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

laumlndern die aktiv mit den Gewaltopfern Kontakt aufnehmen und Beratung Inforshymation und Betreuung im Rahmen des Gesetzes anbieten Die polizeiliche Statistik der letzten Jahre zeigt eindeutig auf dass die Maszlignahmen im Gewaltschutz verstaumlrkt zur Anwendung kommen Wurden oumlstershyreichweit im Jahr 2002 rund 4000 Beshytretungsverbote verfuumlgt so lag im Jahr 2004 die Anzahl bei fast 4800 Verfuumlgungen Dabei war in Wien die houmlchste Steigerungsrate mit 40 Prozent zu verzeichnen11

GEWALTDYNAMIK UND MYTHENBILDUNG Ein besonderer Aspekt den es in der Arbeit mit Gewaltopfern zu beruumlcksichtishygen gilt ist das Abhaumlngigkeitsverhaumlltnis zwischen Opfer und Taumlter

Die Taumlter sind den betroffenen Frauen vielshyfach bekannt sie sind gute Bekannte komshymen aus dem Freundeskreis sind Arbeitsshykollegen oder es sind der Partner oder der Ehemann So zeigt die Kriminalstatistik Oumlsterreich bei der Analyse der Taumlter-Opfershybeziehung beim Delikt Vergewaltigung fuumlr das Jahr 2004 dass in nur elf Prozent der Faumllle der Taumlter unbekannt war Bei 41 Prozent gab es ein Bekanntschaftsverhaumlltnis bei 17 Prozent gab es eine Zufallsbekanntshyschaft bei 22 Prozent bestand eine familiaumlre Beziehung mit und bei sieben Prozent ohne Hausgemeinschaft

Die Erfahrungen aus der Beratungsarbeit des Frauennotrufes zeigen dass gerade bei familiaumlrer Gewalt eine jahrelange Gewalterfahrung bei den Opfern nicht nur zu psychischen und koumlrperlichen Schaumldigungen sondern auch zum Verlust der eigenen Selbsthilfemechanismen fuumlhrt Die Angst vor einer vom Partner angedrohshyten massiveren Gewalt sollte eine dritte Person davon erfahren lassen die Beshytroffenen lange schweigen Die gleichzeishytig damit einhergehende soziale Isolation und eine finanzielle Abhaumlngigkeit sind zusaumltzliche verstaumlrkende Faktoren

Die Grenzuumlberschreitung durch eine Person die sie gut zu kennen glauben mit der sie womoumlglich zusammenleben und der sie vertraut haben macht es fuumlr die Betroffenen besonders schwer die Unrechtshymaumlszligigkeit der Tat zu begreifen Eine Ershyklaumlrung zu finden fuumlhrt oft dazu dass die betroffenen Frauen die Schuld bei sich suchen sich Selbstvorwuumlrfe machen und so die Gewalttat auch bagatellisieren Zushydem verstaumlrken gesellschaftliche Vorurshyteile die potenziell den Opfern (in der Regel Frauen) Mit- oder Teilschuld geben und die Taumlter (in der Regel Maumlnner) von der Schuld freisprechen oder sie in bereshychenbare Kategorien einteilen die Schuld-und Schamgefuumlhle der Gewaltopfer Selbstshyvorwuumlrfe Aumlngste fuumlr die Tat verantwortshylich gemacht zu werden oder erst gar nicht ernst genommen zu werden sind oft Gruumlnde warum sich die Opfer nach der Tat niemandem anvertrauen

Die Reaktion des unmittelbaren Umfeldes stellt daher einen wesentlichen Faktor fuumlr den Verlauf der traumatischen Krise dar Dashybei sind die ersten Reaktionen von Krisenanshylaufstellen von zentraler Bedeutung Nur wenn dem Gewaltopfer mit der Grundshyhaltung und Position begegnet wird bei der die Tat als unentschuldbarer Angriff gesehen wird fuumlr die allein der Taumlter vershyantwortlich zu machen ist kann uumlbershyhaupt erst ein Vertrauensverhaumlltnis aufgeshybaut werden

BEHANDLUNGSSTANDARDS Es ist ein Faktum dass Opfer von Gewalt nicht nur wegen ihrer akuten Vershyletzungen sondern wegen vieler anderer Beschwerden oder Erkrankungen das Gesundheitssystem aufsuchen Das Wissen um die psychischen und koumlrperlichen Auswirkungen von Gewalt bedingt die Entwicklung von spezifischen Kriterien bei der Behandlung oder Beratung von Gewaltopfern um einen opfersensiblen Umgang gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Unter Beruumlcksichtigung von Praxisershyfahrungen des Frauennotrufes die im Rahmen von Begleitungen zu Untershysuchungen in Krankenhaumlusern gewonnen wurden von Berichten von Klientinnen die ihre Wahrnehmungen und Beurshyteilungen einer Erstversorgung im Spital den Beraterinnen schilderten sowie von Ergebnissen aus interdisziplinaumlren Arbeitsshygruppen koumlnnen folgende wesentliche Maszlignahmen oder Kriterien definiert wershyden

bull Die Wartezeit im Ambulanzbereich fuumlr Gewaltopfer moumlglichst gering halten

bull einen ruhigen geschuumltzten Rahmen Raum fuumlr die Anamnese sicherstellen

bull wenn moumlglich die Untersuchung durch eine Aumlrztin gewaumlhrleisten oder zuminshydest in Anwesenheit von weiblichem Pflegepersonal durchfuumlhren

bull dem Wunsch der Betroffenen nachkomshymen von einer Vertrauensperson ins Untershysuchungszimmer begleitet zu werden

bull die Betroffene uumlber die geplanten Intershyventionen oder Untersuchungsschritte genau informieren

bull eine interdisziplinaumlre Opferschutzgruppe im Spital installieren die sich aus speshyziell geschultem Personal verschiedener Abteilungen zusammensetzt

bull psychosoziale Betreuung vermitteln und falls vorhanden auch die internen Ressourcen der Opferschutzgruppe nuumltzen

bull uumlber weiterfuumlhrende Betreuung und Beratung in einer Opferschutzshyeinrichtung informieren oder die Kontaktaufnahme zu dieser initiieren

bull Informationsmaterial uumlber Hilfseinshyrichtungen in den Ambulanzen auflegen

INSTITUTIONELLE ZUSAMMENARBEIT Aufgrund der Multitraumatisierung der Gewaltopfer benoumltigen diese in der Regel Unterstuumltzung von verschiedenen Hilfseinshyrichtungen Die Zusammenarbeit zwischen Institutionen wie etwa Frauennotrufen Frauenhaumlusern der Polizei Rettung oder

Krankenhaumlusern ist bei der Akutvershysorgung von Gewaltopfern eine Grundlage dafuumlr effektiv Hilfe und Schutz gewaumlhrleishysten zu koumlnnen

Die Erfahrung zeigt Je besser die wechshyselseitigen Kenntnisse um die jeweiligen Zustaumlndigkeiten internen Organisationsshyablaumlufe sowie Serviceangebote sind desto besser und leichter kann bei akuten Faumlllen die Fachressource einer anderen Institution genutzt werden Kommunikation fachshylicher Austausch und ein Lernen voneinshyander schaffen zudem eine Ausgangsbasis die eine Entwicklung von verbesserten und gezielten Hilfsmaszlignahmen bei der Versorgung von Gewaltopfern ermoumlglicht

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kindernlaquo konnte diesbezuumlglich auf vershyschiedenen Ebenen einen wesentlichen Beitrag fuumlr die Qualitaumltssicherung und Verbesserung der Versorgung von Gewaltshyopfern leisten

Beispielhaft ist ein Projekt zu nennen das waumlhrend der Umsetzungsphase des Curricushylums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entstanden ist und das Ziel verfolgte den Qualitaumltsstandard der Spurensicherung bei Sexualdelikten und der Betreuung von Vergewaltigungsopfern zu verbessern Das Projekt wurde gemeinsam von der Wiener Polizei dem Wiener Krankenanstaltenshyverbund der Gerichtsmedizin Wien und dem 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien durchgefuumlhrt Die Projektgruppe entshywickelte ein raquoSpurensicherungs-Setlaquo das mittlerweile an allen Wiener Schwershypunktspitaumllern zur Anwendung kommt und eine einheitliche Spuren- und somit Beweissicherung nach Sexualdelikten sicherstellt Gleichzeitig wurden zentrale Aspekte des Opferschutzes beruumlcksichtigt die bei der Erstversorgung als Standard definiert wurden ndash ein aumlrztliches Gespraumlch in geschuumltztem Rahmen wird angeboten die Begleitung durch eine Vertrauensshyperson wird ermoumlglicht die medizinische

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Untersuchung erfolgt nach eingehender Information und nach Zustimmung der Betroffenen ein Informationsblatt uumlber die Spurensicherung die Anzeige und uumlber wichtige Opferberatungsstellen wird den Betroffenen mitgegeben und bei Bedarf wird ein Kontakt zu einer Einrichtung vershymittelt

raquohellip Gewalt nicht nur zu bekaumlmpfen sondern sie verhindernlaquo Statement von UnivProf Dr Fritz Gschnait Vorstand der Hautabteilung und Aumlrztlicher Direktor Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoGewalt gegen Frauen und Kinder ist leider eine unterschaumltzte Realitaumlt mit der auch Aumlrzte und Aumlrztinshynen sowie das Krankenpflegepersonal in zunehmendem Maszlige konfrontiert sind In zunehmendem Maszlige deshalb weil die Gewaltbereitschaft steigt nicht zuletzt als Folge der zahlreichen Stresseinfluumlsse denen die heutigen Menschen besonders in Ballungszentren ausgesetzt sind sowie der dramatisch ansteigenden rsaquoEgoistizierunglsaquo der Zeit Menschen sind in vermehrtem Maszlige nur mehr auf sich selbst ausgerichtet zunehshymend weniger bereit fuumlr andere Mitmenschen auch in der eigenen Familie etwas auf sich zu nehmen und reagieren ablehnend ndash leider auch mit Gewaltmaszlignahmen

Aufklaumlrungsmaszlignahmen wie das Curriculum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo sind sehr wichtig damit Aumlrzte und Aumlrztinnen sensibilisiert werden bestimmte Verletzungsformen besonders an der Haut und den Schleimhaumluten als Folgen von Gewalteinwirkung zu erkennen und damit zu diagnostizieren Da die Betroffenen nicht zu selten schweigen kommt dem Arzt der Aumlrztin hier die wichtige Aufgabe zu die Gewaltfolge nicht nur zu behandeln sondern auch geeignete Maszlignahmen zu ergreifen um die hinter der Verletzung stehende psychische Problematik einer Loumlsung zuzufuumlhren In diesem Sinne sind Fortbildungsveranstaltungen dieser Art groszligartig tragen den Beduumlrfnissen unserer Zeit Rechnung und sollten weiter ausgebaut werden Allerdings darf dies erst der Anfang sein Wie immer in der Medizin ist Vorbeugen besser als Heilen Die Gesellschaft ist daher aufgerufen auf allen zur Verfuumlgung stehenden Wegen der Gewalt in der Gesellschaft vorzubeugen Gewalt nicht nur zu bekaumlmpfen sondern sie zu verhindern Richtige Erziehung in der Familie und in der Schule sind hier ebenso gefordert wie Maszlignahmen zur Stressvermeidung im Wohnbau im Straszligenverkehr am Arbeitsplatz im gesamten sozialen Gefuumlge der Menschen Gewalt wird letztlich nicht allein durch Strafen aus der Welt geschafft werden sondern in erster Linie durch Vermeidung und Bekaumlmpfung jener Faktoren welche Menschen gewaltbereit machen

Ich wuumlnsche dem Curriculum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo als einen wichtigen Teil des notshywendigen Gesamtkonzeptes weiterhin viel Erfolglaquo

RESUumlMEE

Aus Sicht des 24-Stunden Frauennotrufs hat das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zentrale Themen des Opfershyschutzes nicht nur aufgegriffen sondern auch in konkrete Maszlignahmen umsetzen koumlnnen Darin liegt auch die Chance dass die Erweiterung der institutionellen Handlungsspielraumlume und der Zusammenshyarbeit uumlber das Projekt hinaus Fortbeshystand hat

raquohellip dass das Curriculum wachruumltteln und aufzeigen

soll dass Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht als Kavaliersshy

delikt oder als ein Recht des Mannes gesehen werden darflaquo

Statement von Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegedienstes Kaiser-Franz-Josef-Spital

raquoDer Nutzen des Curriculums ist sehr hoch Zuerst einmal in dem Sinne dass durch das Thematisieren von Gewalt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wachgeruumlttelt werden sie sollen auch Zivilcourage entwickeln das heiszligt nicht wegschauen weil sie sich Aumlrger einhandeln koumlnnten Ich koumlnnte mir vorshystellen dass es auch heikel sein kann wenn man sich einmischt Da muss man den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sagen rsaquoWir stehen alle an eurer Seite schaut nicht weg und auch bei einer Vermutung ist es besser man irrt sich einmal als man irrt sich einshymal zu weniglsaquo Man braucht nicht jedes Mal strenge Vorschriften aber gewisse Leitlinien Das Curriculum ist eine Leitlinie an der man sich anhalten kann und anhand derer man vorgehen kann wenn man unsishycher ist

Beim Thema Gewalt ist die Redundanz wichtig Im Vordergrund steht das Immer-wieder-aufmerksam-Machen Die Gefahr dass eine Aktion einschlaumlft ist sehr groszlig Was man bei einem guten Handbuch noch besser machen kann ist es immer wieder in Ershyinnerung zu bringen es nachzudrucken und es nicht als eine Einmalaktion zu belassenlaquo

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit Maga Renate Balic-Benzing Leiterin der MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie

Kinder schuumltzen und Eltern stuumltzen sind die gesetzlichen Kernaufgaben und erklaumlrshyten Ziele der MAG ELF

Mit der reichen Angebotspalette raquoSoziale Dienste und Praumlventionlaquo reagieren SozialshyarbeiterInnen und PsychologInnen der MAG ELF bereits fruumlhzeitig auf moumlgliche Uumlberforderungssituationen von Eltern die in der Folge zu Kindesmisshandlung fuumlhren koumlnnen und unterstuumltzen Eltern dabei Strategien zu entwickeln ihren Kindern ein Aufwachsen in einer angstfreien und foumlrdernden Atmosphaumlre zu ermoumlglichen

Oumlffentliche Thematisierung und Sensibilishysierung leisten einen wichtigen Beitrag dazu Die neue Kinderschutz-Kampagne der MAG ELF weist darauf hin dass Kinder aktiv Gewalt ablehnen und auf ihr Recht auf Schutz vor Gewalt bestehen koumlnshynen und sie fordert auf den Kindern eine Stimme zu geben und diese Kinder dann auch zu houmlren Unter dem Slogan raquoDu sagst was gespielt wirdlaquo lenken wir vershystaumlrkte Aufmerksamkeit auf die Rechte der Kinder insbesondere das Recht auf Schutz vor Gewalt in jeder Form

Die Kampagnen zum Kinderschutz der MAG ELF helfen mit eine Enttabuisierung der Themen Gewalt in der Familie und Gewalt an Kindern zu erreichen und damit eine Sensibilisierung zu bewirken

Die Zahl an Abklaumlrungsverfahren in welchen die moumlgliche Misshandlung oder Vernachlaumlssigung eines Kindes dem Jugendshywohlfahrtstraumlger gemeldet und von diesem uumlberpruumlft wird ob eine Gefaumlhrdung des Kindes besteht und sodann entschieden wird welche Maszlignahme der Jugendwohlshyfahrt erforderlich ist um diese Geshyfaumlhrdung des Kindes abzuwenden steigt

laufend ndash von 5277 im Jahr 2001 auf 7994 im Jahr 2004 ndash an

Kindesmisshandlung ist eine nicht zufaumlllige gewaltsame Handlung von Eltern oder anderen Erwachsenen die das Kind koumlrpershylich und psychisch verletzt in seiner Entshywicklung nachhaltig beeintraumlchtigt oder es sogar toumltet Sie beinhaltet alle Formen physischer Gewalt die entweder unmittelshybar aus einer Situation heraus als beshywusst geplante raquoErziehungsmaszlignahmelaquo oder aufgrund sadistischer Neigung geshysetzt werden Sie kann auch durch Vershyweigerung und Entzug koumlrperlicher und seelischer Grundbeduumlrfnisse erfolgen Ebenso zaumlhlen Ablehnung Demuumltigung und Herabsetzung Uumlberforderung durch unangemessene Anforderungen und Anshyspruumlche Liebesentzug Gleichguumlltigkeit und Ignorieren Angst machen und Drohunshygen zu Formen der Kindesmisshandlung

Kinder werden durch das wiederholte Miterleben von Gewalt an der Mutter sei es durch den Vater oder den Lebensshypartner genauso traumatisiert wie durch das direkte Erleben von Gewalt am eigenen Koumlrper

Die Symptome und Auswirkungen bei Kindern sind so vielfaumlltig wie die ausshygeuumlbten Formen von Gewalt sie sind manchmal deutlich manchmal verdeckt erkennbar Gewaltsysteme in Familien funktionieren indem sie verschleiern abschwaumlchen zum Schein kooperieren Diese Muster zu erkennen und zu durchshybrechen ist Aufgabe von HelferInnen Das Erkennen von Symptomen und die Klaumlrung der Ursachen koumlnnen nur durch eine Zushysammenarbeit aller beteiligten Professionen erfolgen Dabei zeigt sich immer wieder

deutlich wie wichtig die Vernetzung und Zushysammenarbeit der beteiligten HelferInnenshygruppen ist

In der Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen im Kinderschutz sind offene Kommunikation umsichtiges Vorgehen zum Schutz der betroffenen Kinder um sekunshydaumlre Traumatisierung zu vermeiden und klare Aufgabenteilungen unumgaumlnglich Das Wissen um die Moumlglichkeiten und Methoden der KooperationspartnerInnen ist unverzichtbar Die Entwicklung von Qualitaumlt und Standards im Kinderschutz ist ein laufender Prozess in den alle beteishyligten und handelnden Berufsgruppen involviert sind und der nie abgeschlossen sein kann und darf

Dies setzt einen moumlglichst einheitlichen Wissensstand aller Beteiligten voraus Gemeinsame und gegenseitige Schulungen sind ein bedeutender und wertvoller Schritt zur Umsetzung der wichtigen Aufgabe Kinderschutz

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo durchgefuumlhrt vom Wiener Proshygramm fuumlr Frauengesundheit in Zusammenshyarbeit mit der MAG ELF der MA 57 ndash 24shyStunden Frauennotruf und dem Krankenshyanstaltenverbund ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung und ein wesentshylicher Beitrag zur Verbesserung des Kindershyschutzes in Wien

raquoLetztlich bedeutet Gewalt gegen Kinder immer auch

Gewalt gegen Frauenlaquo Statement von Dr in Sonja Havlicek

Leiterin der Kinderschutzgruppe Wilhelminenspital

raquoDie interdisziplinaumlre Kinderschutzgruppe des Wilhelminenspitals hat sich eine moumlglichst fruumlhzeitige Diagnosestellung bei allen Formen der Misshandlung und die Erstellung rsaquokindorientierterlsaquo Loumlsungsstrategien zum Ziel gesetzt

Was heute ein paar Haumlmatome als Nebenbefund darstellt kann naumlchste Woche eine Fraktur und naumlchstes Monat auch den Tod des Kindes bedeuten Besonders Menschen in helfenden Berufen koumlnnen Gewalt und bewusste Verletzung nur schwer nachshyvollziehen und wollen solche auch nicht wahrhaben Wie bei anderen Diagnosen gehoumlren aber solche Fakten erhoben Das von der Kinderschutzgruppe entshyworfene Verletzungsblatt soll bei der Dokumentation und der Festlegung der weiteren Maszlignahmen helfen Prinzipiell streben wir bei Verdacht eine sofortige stationaumlre Aufnahme an der Kinderabteilung an

Die Existenz und die Arbeit der Kinderschutzshygruppe des Wilhelminenspitals tragen dadurch aktiv zum Gewaltschutz und zur Sensibilisierung des Personals bei Letztlich bedeutet Gewalt gegen Kinder immer auch Gewalt gegen Frauenlaquo

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ORGANISATORISCHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

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Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Eroumlffnung der Projektwochen am 16 Oktober 2001 durch die Stadtraumltinnen Grete Laska Maga Renate Brauner und Primaria Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker

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ORGANISATORISCHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo Maga Alexandra Grasl Projektmanagerin Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit

1998 hat der Gemeinderat das Wiener Proshygramm fuumlr Frauengesundheit einstimmig beschlossen in dem Gewalt als eines von insgesamt zwoumllf zentralen Handlungsshyfeldern beschrieben ist Der darin enthalshytene Maszlignahmenkatalog umfasst die Entshywicklung eines Schulungsangebots fuumlr Spitalspersonal zur Sensibilisierung und Fruumlherkennung der Auswirkungen von Gewalt

Planung

Mit Unterstuumltzung von Gesundheitsshystadtraumltin Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker Frauenstadtraumltin Maga Renate Brauner und Jugendstadtraumltin Grete Laska richtete die Wiener Frauengesundshyheitsbeauftragte im August 2000 eine Steuerungsgruppe ein in deren Rahmen mehrere Einrichtungen der Stadt Wien kooperierten um in den Gemeindeshyspitaumllern ein entsprechendes Fortbildungsshyprogramm umzusetzen Wiener Krankenshyanstaltenverbund 24-Stunden Frauennotshyruf der MA 57 MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie und das Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Die Polizeidirektion Wien und das Institut fuumlr Gerichtsmedizin wurden als KooperationspartnerInnen gewonnen

Ist-Stand Erhebung

20002001 wurde eine MitarbeiterInnenshybefragung an den Krankenhaumlusern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital durchgefuumlhrt Befragt wurden AumlrztInnen und Pflegefachkraumlfte der Abteilungen Gynaumlkologie Urologie Hals- Nasen- und Ohrenabteilung Dermashytologie Augenheilkunde Paumldiatrie Psyshychiatrie Interne Chirurgie und der Notshyfallsambulanzen uumlber ihre Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern Die Ergebnisse zeigen nicht nur ein Informationsdefizit sondern auch den Wunsch der Befragten nach adaumlquater Aus- und Fortbildung

Inhalte

Auf Basis dieser Ist-Analyse wurde das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entwickelt das sich durch einen interdisziplinaumlren Zugang auszeichnet Der Inhalt umfasst fuumlnf Module bull Formen und Auswirkungen sexueller

und koumlrperlicher Gewalt gegen Frauenbull Formen und Auswirkungen sexueller

und koumlrperlicher Gewalt gegen Kinderbull Spurensicherung und DNA-Analysebull Rechtliche Informationenbull Vorstellung von Opferschutzgruppen an

Wiener Krankenanstalten

Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Zielgruppen

Das Fortbildungsprogramm ist fuumlr die Zielshygruppen AumlrztInnen und Pflegepersonal aber auch fuumlr andere im Spital taumltige Berufsgruppen wie Hebammen SozialarshybeiterInnen PsychologInnen konzipiert Ziel ist es die MitarbeiterInnen vor Ort im Spital zum Thema Gewaltpraumlvention und -intervention zu informieren und zu senshysibilisieren sowie Behandlungsstandards in den Spitaumllern zu etablieren

Vortragende

Fuumlr die Phase der Implementierung des Projektes und bei der Durchfuumlhrung der Fortbildung in den Wiener Gemeindeshyspitaumllern waren ExpertInnen des 24shyStunden Frauennotrufs der MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie der Polizei der Gerichtsmedizin Wien der Rechtsabshyteilung des Wiener Krankenanstaltenshyverbunds der Opferschutzgruppen von Wilhelminenspital und Sozialmedizishynischem Zentrum Ost sowie der Spitalsshysozialarbeit des Fonds Soziales Wien (vorshymals MA 47) verantwortlich Die Fortshybildungsreihe im Allgemeinen Krankenshyhaus wurde um Expertinnen der Wiener Frauenhaumluser erweitert Zudem waren die Bundespolizeidirektion Wien und die Gerichtsmedizin Wien wichtige KooperashytionspartnerInnen und stellten uumlber den gesamten Projektzeitraum neben Fachshyvortragenden auch ihre inhaltliche Exshypertise zur Verfuumlgung

Informationsmaterial

Ein Informationsfolder und eine Check-Karte im Brusttaschenformat mit einer Liste der wichtigsten Maszlignahmen sowie der Notfallnummern richten sich direkt an das Krankenhauspersonal Diese dienen den SpitalsmitarbeiterInnen als Leitfaden fuumlr die wichtigsten Handlungsschritte bei

der Kommunikation mit und der Untershysuchung von Gewaltopfern und sie inforshymieren weiters uumlber Beratungseinshyrichtungen An die BesucherInnen der Ambulanzen werden Poster sowie Postshykarten mit den wichtigsten Anlaufstellen bei Gewalt gegen Frauen und bei Gewalt gegen Kinder verteilt Um das Thema raquosichtbarlaquo zu machen thematisieren waumlhshyrend der Projektwochen in den Modellshyspitaumllern lebensgroszlige Figuren im Einshygangsbereich der Ambulanzen Gewalt gegen Frauen und Kinder als ein Thema der Medizin

Umsetzung

Der medial begleiteten Kick-off-Veranshystaltung am 16 Oktober 2001 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost die die Stadtshyraumltinnen Grete Laska Maga Renate Brauner und Primaria Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker im Rahmen einer Pressekonferenz eroumlffnet haben folgten Projektwochen in deren Rahmen das Curriculum vor Ort angeboten wurde 2001 startete das Pilotmodell in den beiden Spitaumllern in denen die MitarbeiterInnen zuvor befragt worden waren 2004 wurde das Curriculum in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und im Krankenhaus Wien-Hietzing (ehemals Lainz) sowie 2005 im Allgemeinen Krankenhaus durchgefuumlhrt Die Teilnahme am Curriculum ist kostenshylos Von allen ProjektpartnerInnen wurden interne Personalressourcen fuumlr Planung Koordination und fuumlr die Vortragstaumltigkeit zur Verfuumlgung gestellt

Die Planung und Umsetzung des Curriculums verlief in vier Phasen

Phase 1 2000 Konstituierung der Steuerungsgruppe Entwicklung des Fortbildungskonzeptes MitarbeiterInnenbefragung in den Modellshyspitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum

Ost und Kaiser-Franz-Josef-Spital Entshywicklung von Informationsmaterialien

Phase 2 2001 Durchfuumlhrung der Fortbildung in den beishyden Modellspitaumllern wobei im Sozial-medizinischen Zentrum Ost und im KaisershyFranz-Josef-Spital 20 Fortbildungen zu je 15 Stunden angeboten wurden Zu jedem Themenschwerpunkt fanden zwei Alternativshytermine statt

Phase 3 20022003 Uumlberarbeitung des Fortbildungskonzepts aufgrund der Auswertung der Ergebnisse aus Phase 1 Anpassung der Fortbildungsshystruktur Umstieg auf geblockte Veranshystaltungen mit zwei Tagen zu jeweils 65 Stunden sowie Uumlberarbeitung der Standards bei der Spurensicherung und deren Inteshygration in die Fortbildungsinhalte

Phase 4 20042005 Durchfuumlhrung der Fortbildungen in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) an jeweils zwei Vormittagen zu je 65 Stunden Im Allgemeinen Krankenhaus wurde aufgrund der Groumlszlige des Spitals die Fortbildung zweimal angeboten das heiszligt es wurden insgesamt vier Vormittage zu je 65 Stunden abgehalten

Know-how-Transfer

Das Wilhelminenspital das ebenfalls zum Krankenanstaltenverbund gehoumlrt war aufshygrund dort bereits bestehender Gewaltshyschutzaktivitaumlten als Good-Practice-Beishyspiel in das Curriculum integriert MitshyarbeiterInnen des Wilhelminenspitals beshyrichteten uumlber die Arbeit der Gewaltshyschutzgruppe und trugen damit zu einem wichtigen Know-how-Transfer in andere Spitaumller bei Auch die in Folge des Curricushylums entstandene Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde zu einem fixen Bestandteil des Curriculums

Behandlungsstandards

In Folge der guten Zusammenarbeit entshywickelten der Wiener Krankenanstaltenshyverbund der 24-Stunden Frauennotruf die Polizei und die Gerichtsmedizin ein Spurensicherungs-Set das eine einheitliche Beweissicherung garantiert und in den Geshymeindespitaumllern als Behandlungsstandard zur Untersuchung von Opfern sexueller Gewalt etabliert wurde Zu diesem Zweck finden eigene Einschulungstermine in den Spitaumllern statt

Feedback-Befragung

Ab 2004 erhielten die TeilnehmerInnen die Moumlglichkeit zu den Inhalten des Curricushylums via Fragebogen anonym eine Ruumlckshymeldung abzugeben Drei Monate spaumlter bekamen die TeilnehmerInnen noch einshymal einen Fragebogen zugeschickt um die Praxistauglichkeit der Fortbildung zu uumlberpruumlfen

Organisation

Koordinierende Aufgaben wurden durch das Wiener Programm fuumlr Frauengesundshyheit geleistet Dies betraf etwa die Komshymunikation mit Spitalsverwaltung und Vortragenden sowie die Terminkoordinashytion und Erstellung des Programmablaufs Zentral war die Mitarbeit des Krankenshyhauses Dieses hat eine interne Person fuumlr die Koordination nominiert die wiedeshyrum fuumlr die Kommunikation vor Ort und fuumlr die Organisation des Vortragsraums zustaumlndig war und die Veranstaltung begleitend moderiert hat

Top-Down-Prinzip

Um das Wissen und die soziale Bedeutung des Themas Gewalt auf mehreren Ebenen zu verankern hat sich das Top-Downshy

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Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Prinzip bewaumlhrt Zuerst wurde die Direktionsebene des Krankenhauses ndash und zwar die Aumlrztliche Leitung und die Pflegeleitung ndash um Unterstuumltzung gebeten diese wiederum wandte sich an die Abteilungsleitungen Die Vorstaumlnde der Fachabteilungen wurden im Rahmen der PrimaraumlrztInnensitzung der Krankenshyhaumluser uumlber das Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder sowie uumlber den Ablauf des geplanten Curriculums im jeweiligen Krankenhaus informiert Auch wenn grundshysaumltzlich eine obligatorische Teilnahme aller anzustreben ist war es in dieser Phase sinnvoll dass jede Abteilung je eine Vertreterin oder einen Vertreter des aumlrztshylichen Personals und des Pflegepersonals zum Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entsendet hat

10 Durchfuumlhrungsschritte

1 Kontaktaufnahme zu EntscheidungsshytraumlgerInnen relevanter Einrichtungen

2 Konstituierung einer Projektsteuerungsgruppe

3 Ist-Stand Erhebung im Krankenhaus

4 Entwicklung der Fortbildungsinhalte

5 Schriftliche Information an die Krankenhausleitung (Aumlrztliche- und Pflegeleitung)

6 Koordinierungsgespraumlch mit der Krankenhausleitung

7 Vorstellung des Themas und Fortbildungsangebots in der PrimaraumlrztInnensitzung des Krankenhauses

8 Bestimmung einer spitalsinternen Koordinationsperson zwecks Organisation und Kommunikation vor Ort

9 Durchfuumlhrung der Fortbildung im Spital ndash Moderation durch einen KrankenhausmitarbeiterIn

10 Feedback-Befragung der TeilnehmerInnen

raquoEs gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die

Frauen an die richtigen Stellen zu verweisenlaquo Statement von Elfriede Geyer Pflegedirektion Krankenhaus Rudolfstiftung

raquoDie Ruumlckmeldung die wir von den MitarbeiterInnen bekommen haben war dass sie ein staumlrkeres Bewusstsein fuumlr das Thema bekommen haben Auch die MitarbeiterInnen der Kinderambulanz die immer schon sehr sensibel im Bezug auf Zeichen von Gewaltanwendung waren sagten sie seien jetzt noch hellhoumlriger geworden Diese houmlhere Sensibilitaumlt trifft fuumlr das Thema Frauen und Gewalt zu Insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gynaumlkologie berichten vom groszligen Nutzen der Spurensicherungsboxen Hier sei alles Notwendige enthalten inklusive einer genauen Anleitung Es gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die MitarbeiterInnen die Frauen an die richtigen Stellen zu verweisen beziehungsweise selbst Kontakte herzustellen Die multiprofessionelle Teilnahme seitens des Krankenhauses ist sicher ganz wichtig Seitens der Vortragenden war diese mulshytiprofessionelle Teilnahme ja gegeben Es sollte weiterhin genuumlgend Zeit bleiben um auch Fragen stelshylen zu koumlnnen was bei dem Curriculum der Fall war Eine Wiederholung des Curriculums waumlre sicher gut weil damit eine groumlszligere Personengruppe die Moumlglichkeit haumltte daran teilzunehmen

Auszligerdem waumlre es wichtig dass es genuumlgend SozialarbeiterInnen fuumlr einen Informationsaustausch gaumlbe Aktuell ist die Situation etwa in der Kinderabteilung unbefriedigend weil SozialarbeiterInnen abgezogen worden sind und es keine Ruumlckmeldungen mehr gibtlaquo

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

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MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern

Im Jahr 2001 wurde das Meinungsshyforschungsinstitut Fessel-GfK vom Buumlro der Wiener Frauengesundheitsbeauftragten mit einer schriftlichen MitarbeiterInnenbeshyfragung an den beiden Gemeindespitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum Ost (in der Folge SMZ Ost genannt) und Kaiser-FranzshyJosef-Spital beauftragt12 Mit dieser Befragung sollte einerseits erhoben wershyden welche Kontakte und Erfahrungen die befragten Personen bislang in ihrem beruflichen Alltag mit Gewaltopfern geshyhabt haben andererseits sollte der Bedarf an Unterstuumltzung in dieser Arbeit erfragt werden Ein weiteres Thema war welche Einstellungen zum Thema Gewalt bestehen Die MitarbeiterInnenbefragung basierte auf zwei methodischen Schritten Neben einer Fragebogenerhebung wurden vertieshyfende persoumlnliche Interviews durchgeshyfuumlhrt

Folgende Abteilungen wurden befragt interne Aufnahmestation Gynaumlkologie Hals-Nasen-Ohren-Station Psychiatrie Unshyfallchirurgie und Chirurgie Dermatologie Kinderinterne sowie Kinderchirurgie

Die Krankenhausdirektionen wurden vorshyab von der Wiener Frauengesundheitsbeaufshytragten schriftlich uumlber den Grund und das Ziel der Erhebung informiert Zudem erfolgte eine persoumlnliche Vorstellung des

Projektvorhabens durch die Projektverantshywortlichen Diese Vorbereitungen waren wesentlich es konnte ein Ruumlcklauf von 25 Prozent der Frageboumlgen erreicht werden Insgesamt haben sich an der Befragung 209 Personen beteiligt 81 Prozent der Befragten waren weibliches 13 Prozent maumlnnliches Personal13

Zentrale Ergebnisse der Fragebogenerhebung

KONTAKTHAumlUFIGKEIT MIT GEWALTOPFERN Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer 41 Prozent der Befragten hatten im Jahr vor der Befragung beruflichen Kontakt mit Kindern und Jugendlichen die Opfer koumlrshyperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt waren Durchschnittlich hatte im letzten Jahr jede der befragten Personen Kontakt mit rund zehn jungen PatientInnen mit Gewalterfahrungen Deutlich werden hier Unterschiede zwischen den einzelnen Abteilungen So etwa haben bedeutend mehr der befragten Personen der kinderinshyternen Station der kinderchirurgischen Station sowie der Unfallchirurgie angegeshyben im Laufe des letzten Jahres Kontakte mit kindlichen oder jugendlichen Gewaltshyopfern gehabt zu haben als an anderen Abteilungen Dennoch haben mehr als 20

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Prozent der befragten Personen an gynaumlkoshylogischen Abteilungen zumindest einmal im letzten Jahr jugendliche Gewaltopfer betreut

Insgesamt wurden rund 87 Prozent der kindlichen und jugendlichen Gewaltopfer von Personen begleitet

Frauen als Gewaltopfer Mit erwachsenen weiblichen Gewaltopfern haben deutlich mehr der befragten Pershysonen im Laufe des letzten Jahres Kontakt gehabt dies trifft auf insgesamt 56 Prozent der Befragten zu Besonders haumlufig war dies in der Psychiatrie in der (Unfall)shyChirurgie sowie auf der Dermatologie der Fall Durchschnittlich haben jene Befragte die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit einem erwachsenen weiblichen Gewaltshyopfer gehabt haben 77 Opfer von koumlrpershylicher und 53 Opfer von sexueller Gewalt betreut

Anders als bei den kindlichen beziehungsshyweise jugendlichen Gewaltopfern gaben nur rund 50 Prozent der Befragten an Beshygleitpersonen der von Gewalt betroffenen Frauen wahrgenommen zu haben

WAHRNEHMUNG UND VERDACHT AUF GEWALT Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer Die befragten Personen14 hatten haumlufig den Verdacht dass die Verletzungsurshysachen verschleiert werden sollten Beshysonders haumlufig wurde dies in Zusammenshyhang mit sexueller Gewalt (66 Prozent der Befragten) aber auch haumlufig in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt (53 Prozent der Beshyfragten) vermutet

Frauen als Gewaltopfer Dass die Verletzungsursachen verschleiert werden sollten vermuteten 41 Prozent der Befragten 15 in Zusammenhang mit sexuelshyler Gewalt und 37 Prozent in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt

VORGEHEN BEI VERDACHT AUF GEWALT Bei vermuteten Gewaltdelikten verhielten sich die befragten Personen wie folgt

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Vorgehensarten bei Kindern und bei Frauen Jugendlichen

Austauschen mit KollegInnen 93 Prozent 79 Prozent

Direktes Ansprechen des Opfers 44 Prozent 59 Prozent

Kontaktaufnahme mit Jugendamt 34 Prozent 15 Prozent

Ansprechen der Begleitperson 33 Prozent 21 Prozent

Kontaktaufnahme zu extramuralen Einrichtungen 21 Prozent 32 Prozent

Kontaktaufnahme zu Polizei 8 Prozent 13 Prozent

BETREUUNGSVERSTAumlNDNIS UND BEHANDLUNGSSTANDARDS Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsprocedere definierte eine deutliche Mehrheit der Befragten die eigene Funktion in der Leistung der medizinischen Versorgung und in der additiven Weiterleitung an Hilfseinrichtungen (insgesamt rund 70 Prozent) Nur 16 Prozent der Befragten fuumlhrten aus ausschlieszliglich medizinische Versorgung zu leisten

63 Prozent der Befragten gaben an dass in Zusammenhang mit sexueller Gewalt an kindlichen und jugendlichen Gewaltopfern Richtlinien fuumlr die Betreuung existieren 57 Prozent der Befragten gaben an dass dies auch bei koumlrperlicher Gewalt der Fall ist

Frauen als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsverstaumlndnis gegenuumlber von Gewalt betroffenen Frauen

sah ndash ebenso wie bei kindlichen bezieshyhungsweise jugendlichen Gewaltopfern ndash die uumlberwiegende Mehrheit der Befragten (rund 74 Prozent) ihre Aufgabe sowohl in der medizinischen Versorgung als auch in der Weiterleitung an andere Hilfseinshyrichtungen Nur 15 Prozent der Befragten gaben an ausschlieszliglich medizinische Vershysorgung zu leisten

Nur 30 Prozent der Befragten geben an dass Betreuungsrichtlinien fuumlr den Fall von sexueller oder koumlrperlicher Gewalt gegen Frauen vorliegen

UNTERSTUumlTZUNGSBEDARF IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Die befragten AumlrztInnen und Pflegeshypersonen fuumlhlten sich in Hinblick auf den Umgang und die Betreuung von Opfern koumlrperlicher undoder sexueller Gewalt relativ gering informiert nur ein Viertel bezeichnete sich als gut informiert Knapp die Haumllfte fuumlhlte sich eher schlecht und immerhin 15 Prozent sehr schlecht inforshymiert Deutlich houmlher ist der Informationsshybedarf bei Mitgliedern des houmlheren Pflegeshypersonals sowie in den Abteilungen Chirurshygie und interne Aufnahmestation

Die verschiedenen extramuralen Hilfseinshyrichtungen waren den befragten AumlrztInnen und Pflegepersonen in unterschiedlichem Ausmaszlig bekannt Waumlhrend die Mehrheit Betreuungseinrichtungen wie Frauenshyhaumluser (82 Prozent) Jugendamt (79 Proshyzent) oder den 24-Stunden Frauennotruf (60 Prozent) kannte traf dies auf andere Einrichtungen etwa den kriminalpolizeishylichen Beratungsdienst (37 Prozent) oder das Kinderschutzzentrum (35 Prozent) nur mehr fuumlr ein gutes Drittel der Befragten zu

Lediglich elf Prozent der Befragten haben eine spezielle AusbildungWeiterbildung fuumlr die Betreuung von Opfern koumlrperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt absolshyviert

Vor diesem Hintergrund ist das Ergebnis dass sich 80 Prozent der Befragten vershymehrt Hilfestellungen unterschiedlicher Art fuumlr den kuumlnftigen Umgang mit Gewaltshyopfern wuumlnschten nachvollziehbar 22 Prozent wuumlnschten sich konkret Angebote fuumlr Weiter- Aus- und Fortbildungen elf Prozent artikulierten Unterstuumltzungsbedarf im Bereich Gespraumlchsfuumlhrung beziehungsshyweise Umgang mit Gewaltopfern Die restshylichen Angaben verteilten sich auf Wunsch nach Kontaktadressen Broschuumlren vershybindlichen Betreuungsstandards psycholoshygischer Beratung oder Informationen uumlber rechtliche Grundlagen

Zentrale Ergebnisse der vertiefenden Interviews

Zusaumltzlich zu der Fragebogenerhebung wurden 30 persoumlnliche Interviews mit AumlrztInnen und Pflegepersonal (14 Frauen 16 Maumlnner) durchgefuumlhrt Ziel dieser quashylitativen Erhebung war eine vertiefende Erhebung der Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern der Interventions- und Behandlungsroutinen sowie der Bekanntshyheit und der Ressourcen intra- sowie extrashymuraler Stellen16

UumlBERFORDERUNG IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Rund die Haumllfte der Befragten gab an bei der ersten Begegnung mit einem Gewaltshyopfer voumlllig unvorbereitet in diese Situation gegangen zu sein Im Rahmen der Intershyviews wurde wiederholt darauf hingewieshysen wie schockierend dieser erste Kontakt mit Gewaltopfern gewesen waumlre

INFORMATIONSDEFIZIT UumlBER HILFSEINRICHTUNGEN Der Informationsstand uumlber extramurale Hilfseinrichtungen war bei den Befragten unterschiedlich hoch dennoch wurde uumlberwiegend die Ansicht vertreten mehr Informationen uumlber die Leistungen der einzelnen Einrichtungen zu benoumltigen

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

WUNSCH NACH FORTBILDUNGSANGEBOTEN Im Rahmen der Interviews wurde auch auf groszlige Informationsmankos in Bezug auf die Betreuung von Gewaltopfern verwiesen Es wurde beispielsweise hervorgehoben dass zu wenig Fortbildungsangebote existierten beziehungsweise dass Informationen nicht zugaumlnglich waumlren

Einige InterviewpartnerInnen haben sich durch berufliche Erfahrungen durch Literaturstudium oder den Besuch von

Veranstaltungen Informationen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern beschafft Im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde besonders hervorgehoben dass die dort bestehende Kinderschutzgruppe stark zur Ausbildung im Umgang mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern beigetragen hat

Am deutlichsten wurde der Wunsch nach Fortbildungsveranstaltungen formuliert wobei Vortraumlge und Diskussionen als adaumlshyquateste Vermittlungsform genannt wurden

raquoDie Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigenlaquo Statement von UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Allgemeines Krankenhaus

raquoDas Curriculum ist ausgezeichnet Am wichtigsten ist praumlventiv taumltig zu werden und Betroffenen Hilfe leicht zugaumlnglich zu machen Ich halte die Aus- und Weiterbildung auf diesem Gebiet im Krankenhaus fuumlr besonders wichtig Die Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigen Betroffene Frauen und Kinder koumlnnen von entsprechend ausgeshybildetem Personal besser vor weiteren Schaumlden bewahrt werdenlaquo

TeilnehmerInnen und Feedback

Insgesamt haben 800 TeilnehmerInnen das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo absolviert 110 MitarbeiterInnen im Kaiser-Franz-Josef-Spital 259 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost 147 in der Krankenanstalt Rudolfstiftung 57 im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) sowie 120 im Allgemeinen Krankenhaus An vertiefenden Workshops zur Handshyhabung des Spurensicherungs-Sets nahshymen 110 MitarbeiterInnen im KaisershyFranz-Josef-Spital im Wilhelminenspital und im Sozialmedizinischen Zentrum Ost teil An allen Spitaumllern zeigte sich als deutlicher Trend dass mehr weibliche MitarbeiterInnen an der Fortbildung teilshynahmen Eine Auswertung der Teilnahme am Curriculum nach Berufsgruppen beshylegt dass rund 70 Prozent der TeilshynehmerInnen aus dem Pflegebereich 15 Prozent aus dem aumlrztlichen Bereich und 15 Prozent aus therapeutischen Bereichen stammen nicht ausgewertet wurden hier die TeilnehmerInnen an den Schulungen zum Spurensicherungs-Set

Die Abteilung Organisation des Wiener Krankenanstaltenverbundes fuumlhrte in den Krankenhaumlusern Rudolfstiftung und Wien-Hietzing (vormals Lainz) eine anonyme Feed-Back-Befragung der TeilnehmerInnen am Curriculum durch Ein Fragebogen wurde unmittelbar nach Ende der Fortshybildung ausgefuumlllt ein zweiter drei Monate nach Absolvieren des Curriculums

Die Befragten bewerteten die inhaltliche Gestaltung und die Praxistauglichkeit durchgehend als sehr positiv Im Feedback nach drei Monaten fiel auf dass die Befragten angaben dass sie das im Curriculum erworbene Wissen in ihrer taumlglichen Arbeitspraxis sehr gut anwenshy

den konnten und die zur Verfuumlgung gestellten Informationsmaterialien eine wichtige Unterstuumltzung darstellten So etwa kannten 97 Prozent der Befragten den Folder und rund 80 Prozent der Befragten auch die Postkarten die im Rahmen des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo aufgelegt wurden

Viele Befragte wuumlnschten sich jedoch mehr und unterschiedliche Fortbildungen zum Thema Gewalt mehr Vernetzung zwishyschen den Abteilungen und nach auszligen sowie eine aktivere Beteiligung des aumlrztshylichen Personals

raquoEs muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen

Menschen durch Information und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

Statement von Oberin Monika Tischer Direktorin des Pflegedienstes Wilhelminenspital

raquoDas Wichtigste am Curriculum ist fuumlr mich die Information und Aufklaumlrung fuumlr MitarbeiterInnen und Betroffene Der Nutzen dieser Fortbildung ist sehr hoch denn ohne Information kann nicht reashygiert und somit kein Schutz angeboten werden Eine Gleichbehandlungsbeauftragte der Gemeinde Wien koumlnnte eine Ergaumlnzung fuumlr diese Veranstaltung sein Denn oft beginnt es mit sexueller Belaumlstigung und endet mit sexueller Gewalt Es muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen Menschen durch Inforshymation und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

Die Fortbildungsinhalte im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo

Die Ergebnisse der Erhebung des Fessel-GfK Instituts fanden sowohl bei der inshyhaltlichen als auch bei der zeitlichen Geshystaltung des Curriculums Beruumlcksichtigung Es musste bei der Planung insbesondere auf die Rahmenbedingungen in einer Krankenanstalt hinsichtlich zeitlicher Lage der Veranstaltung Ruumlcksicht genomshymen werden um moumlglichst vielen MitarshybeiterInnen Gelegenheit zu einer Teilnahme zu geben Nach der Durchfuumlhrung des Curriculums an den Modellspitaumllern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital wurden organisatorische Aumlnderungen vorgenommen Die Inhalte wurden dann geblockt jeweils an zwei Vorshymittagen zu je 65 Stunden in folgenden Modulen vermittelt

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Frauenlaquo

Informationen uumlber Formen Ausmaszlig und Folgen von Gewalt gegen Frauen Dynamik von Gewaltbeziehungen und Phasen der Traumashytisierung Auswirkungen von gesellschaftshylichen Mythen Grundlagen des Opferschutzes weiterfuumlhrende Betreuungsangebote Arbeitsshyweise und Aufgaben des Frauennotrufes

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Kinderlaquo

Information zu Erscheinungsformen und Symptomen von Gewalt gegen Kinder interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit im Intershy

esse der betroffenen Kinder Aufgaben geshysetzlichen Grundlagen und Arbeitsweise des Jugendwohlfahrtstraumlgers

Modul raquoSpurensicherung und DNA-Analyselaquo

Informationen zur richtigen Abnahme von Spuren und Vorgehen bei einer spurenshykundlichen Untersuchung mit Verwendung des Spurensicherungs-Sets Information uumlber die Aufgaben und Zustaumlndigkeiten der Gerichtsmedizin Wien

Polizeiliche Arbeit und Grundlage der DNA-Analyse in Hinblick auf die Beweisshyfuumlhrung von kriminellen Delikten

Modul raquoRechtliche Informationenlaquo

Grundlagen des Sexualstrafrechts und Opferrechte im Strafverfahren Vorgehensshyweise der Behoumlrden bei Offizialdelikten der Ablauf von einer Anzeige bis zum Geshyrichtsverfahren Prozessbegleitung und Unterstuumltzung der Opfer durch Opfershyschutzeinrichtungen

Information uumlber die Bestimmungen des Gewaltschutzgesetzes die rechtlichen Maszlignahmen der Wegweisung und des Betretungsverbotes die Moumlglichkeiten der Polizei und Erfahrungen aus der Praxis

Rechtliche Grundlagen des Aumlrztegesetzes und Krankenanstaltengesetzes und einschlaumlshy

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

gige Dienstvorschriften Die juristische De-finition von Gewalt etwa von raquoschwererlaquooder raquoleichterlaquo Koumlrperverletzung

Modul raquoOpferschutzgruppen im Krankenhauslaquo

Die Entstehungsgeschichte die Aufgabenund Arbeitsweisen von OpferschutzgruppenDarstellung der entwickelten Standardsund krankenhausinternen Versorgungsab-laumlufe sowie Kooperationen mit extramura-len Einrichtungen

Modul Wiener Frauenhaumluser ndashSicherheit und Wendepunkt

Information uumlber die Geschichte die Auf-gaben Angebote und Arbeitsweisen dervier Wiener Frauenhaumluser mit dem ange-schlossenen Nachbetreuungshaus und derBeratungsstelle

Hinweis Dieser Fortbildungsinhalt wurdebei der Veranstaltung im AllgemeinenKrankenhaus als zusaumltzliches Modul auf-genommen

raquohellip dass man die richtigen Schritte setztlaquoStatement von Drin Heidrun Flores-GengerGynaumlkologische und Geburtshilfliche AbteilungSozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Aufmerksam-Machen auf die Problematik unddas Wecken der Bereitschaft zu helfen bei den Mit-arbeiterinnen und Mitarbeitern im Spital scheint mirdas Wichtigste zu sein das heiszligt die Informationworum es geht wie man sich verhaumllt und wie manden Opfern helfen kann welche Moumlglichkeiten esgibt Durch das bessere Wissen gibt es auch eine grouml-szligere Bereitschaft sich zu beteiligen die richtigenSchritte zu setzen Wir auf der Gynaumlkologie sind zumBeispiel immer wieder mit vergewaltigten Frauenkonfrontiert hier ist die richtige Spurensicherungwichtig das haben wir vorher nicht gewusst DasCurriculum war insgesamt sehr gut sehr kompaktund konzentriert Man koumlnnte vielleicht noch dasThema Genitalverstuumlmmelung bei Frauen andererKulturen mit einbeziehen das ist etwas womit mannicht jeden Tag zu tun hat Dinge von denen mannichts weiszlig erkennt man vielleicht nicht Das ist ins-besondere dann schwierig wenn Frauen nicht unse-re Sprache sprechenlaquo

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienPlakate

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienInfokarten

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienChecklisten

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

raquohellip groszlig ist der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigenlaquo Statement von Rektor UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Leiter Allgemeines Krankenhaus-Universitaumltskliniken

raquoAls Rektor der medizinischen Universitaumlt Wien beshygruumlszlige ich die Etablierung eines Curriculums rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo ganz besonders da Gewaltshyerfahrungen wie internationale Studien eindrucksshyvoll aufzeigen die Gesundheit der davon Betroffenen nachhaltig und maszliggeblich negativ beeinflussen koumlnnen und einen bis dato noch zu wenig beruumlckshysichtigten gesundheitlichen Risikofaktor darstellen Entsprechend groszlig ist daher der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigen In diesem Zusammenshyhang erscheinen mir insbesondere die Vortraumlge zu Gewaltschutzaktivitaumlten in Spitaumllern und jene Vortraumlge die sich mit der Dynamik von Gewaltshybeziehungen sowie Erscheinungsformen und langshyfristigen Folgen von Gewalterfahrungen befassen als besonders wichtig Der Nutzen dieser Fortbildungs-Veranstaltung fuumlr das im AKH taumltige Personal sollte dementsprechend groszlig sein Das in den Vortraumlgen vermittelte Wissen sollte um entsprechende FaumlhigkeitenFertigkeiten im Umgang mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder erweitert werden um eine adaumlquate und sensible Betreuung dieser oftshymals schwer traumatisierten Personengruppe sichershyzustellenlaquo

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

Einleitung

Fuumlr die Durchfuumlhrung des Curriculums hat sich die Existenz von Opferschutzshygruppen als aumluszligerst positiv erwiesen Derzeit gibt es in zwei Wiener Krankenshyhaumlusern (Wilhelminenspital und Sozial-medizinisches Zentrum Ost) Opferschutzshygruppen

Bericht der Opferschutzgruppe im Wilhelminenspital

Seit Herbst 1997 besteht im Wilhelminenshyspital eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe zum Schutz fuumlr Frauen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind Ziel des Projekts war es im Spital ein Angebot zu installieshyren das Frauen zugute kommt und ihnen umfassende Versorgung Unterstuumltzung und Information bieten soll Um dieses Ziel zu erreichen wurde eine Arbeitsshygruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Institutionen ins Leben gerufen mit dem Ziel die Organisation und die Einhaltung erarbeiteter Strukturen zu sichern ein Forum fuumlr den Austausch mit den MitshyarbeiterInnen zu bilden um Reflexion und Verbesserungen zu ermoumlglichen Das Modell funktioniert mittlerweile seit Mai 1998 im Regelbetrieb In dieser Zusammenarbeit ist es gelungen die komplementaumlren Beshyduumlrfnisse aller beteiligten Berufsgruppen und die Interessen dreier Institutionen (Unfallchirurgische Abteilung Fonds Soziales Wien 24-Stunden Frauennotruf der MA 57) zur Deckung zu bringen ohne

Kosten zu verursachen Synergien wurden optimal ausgeschoumlpft

raquoDIE SICHERHEIT DES GEWALTOPFERS STEHT FUumlR UNS IM VORDERGRUNDlaquo DGKP Friedrich Anger-Schmidt Leiter der Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals und DSA Josef Heindl Mitarbeiter der Opfershyschutzgruppe des Wilhelminenspitals

raquoFuumlr uns steht die Sicherheit des Gewaltopfers im Vordergrund Wenn eine Ruumlckkehr in die Wohnung ndash aus welchen Gruumlnden auch immer ndash nicht moumlglich ist besteht die Moumlglichkeit einer stationaumlren Aufnahme an unserer Abteilung oder einer Unterbringung in einem Frauenhaus In der Statistik ist ein klarer Anstieg bemerkshybar So haben wir im Jahre 1999 37 Faumllle registriert und 2004 85 Faumllle Im Halbjahr 2005 sind wir schon bei 54 Faumlllen so dass wir heuer mit uumlber 100 Betroffenen rechshynen Woran es liegt laumlsst sich nur spekushylieren Ich vermute dass es ein Mix aus mehr rsaquoGewaltbereitschaftlsaquo und mehr rsaquodruumlber reden Trauenlsaquo ist Mein Wunsch ist nach wie vor eine wienweite Institutioshynalisierung in anderen Unfallabteilungen und eine Vernetzung der Daten Mit dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost ist sicher schon ein Anfang gemachtlaquo (DGKP Friedrich Anger-Schmidt)

raquoDie Sozialarbeit im Wilhelminenspital funktioniert mit einem neuen Konzept als Prototyp einer sozialen Servicestelle mit garantierter Erreichbarkeit von 8 Uhr bis

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

15 Uhr fuumlr PatientInnen Angehoumlrige und auch Spitalspersonal Diese gute Erreichshybarkeit ermoumlglicht es der Sozialarbeit sich als integraler Bestandteil bei Proshygrammen die eine bestimmte PatientInnenshygruppe betreffen anzubieten Unser Projekt zeigt sehr deutlich wie sehr Gesundheit und Soziales ineinander vershywoben sind und Patientinnen dementshysprechend auch von unterschiedlichen Professionen begleitet werden sollen

Voraussetzung fuumlr das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit ist die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respekshytieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Das Personal an der Unfallchirurshygischen Abteilung hatte den Eindruck dass zunehmend Patientinnen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind im Spital erscheinen und die ausschlieszliglich medizinische und pflegerische Versorgung fuumlr diese Patienshytinnen nicht ausreichend sind Zudem ist der Zeitdruck besonders in der Ambulanz zu groszlig um auf die ganz persoumlnlichen Probleme der Patientinnen adaumlquat einshyzugehen und zu reagieren Kenntnisse in Gespraumlchsfuumlhrung und Beherrschen von Kriseninterventionstechniken sind sehr individuell und in unterschiedlicher Qualitaumlt vorhanden und die Hilflosigkeit der Patientinnen wird oft zur Belastung fuumlr das behandelnde Personal Mit der neuen Konzeption einer Servicestelle war die Sozialarbeit in der Lage schnell erreichbar zu sein und damit Krisenintershyvention unmittelbar im Anschluss an die medizinische Versorgung anbieten zu koumlnnen

Neben der umfassenden Krisenintershyvention fuumlr Patientinnen bietet die intershydisziplinaumlre Zusammenarbeit verbesserte Gefahreneinschaumltzung und Entscheidungsshyhilfe zur Frage der noumltigenfalls stationaumlshyren Aufnahme Unsere Dienstzeiten ershylaubten es nicht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung anzubieten Aus diesem Grund und auch um gesicherte fachliche Komshy

petenz zu gewaumlhrleisten bot sich die Einshybindung des 24-Stunden Frauennotrufs in dieses Projekt an

Eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Instishytutionen und Berufsgruppen wurde gebilshydet um die koordinierte Zusammenarbeit zu ermoumlglichen Die gewuumlnschten MitarshybeiterInnen sollten entsprechendes Intershyesse mitbringen uumlber hohe Akzeptanz in der eigenen Berufsgruppe verfuumlgen und fuumlr den Wissenstransfer innerhalb der Berufsgruppe verantwortlich sein

Um die weitere Zusammenarbeit und allshyfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen sicherzustellen wurden weitere Bespreshychungen in halbjaumlhrigen Abstaumlnden vershyeinbart beziehungsweise finden sie jetzt anlassbezogen statt Themenspezifische Fortbildungsveranstaltungen finden nach Anlass und Bedarf statt Regelmaumlszligige Fortbildungsveranstaltungen fuumlr TurnusshyaumlrztInnen sollen diese nicht nur befaumlhigen in ihrem Dienst unserem Standard gemaumlszlig zu handeln sondern ihnen auch in weitershyfuumlhrenden Taumltigkeiten hilfreiches Wissen seinlaquo (DSA Josef Heindl)

Kontakt Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals 1220 Wien Langobardenstraszlige 122

Bericht der Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

Die Projektarbeit der Gewaltschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost starshytete im Jahre 2002 Zu diesem Zweck wurshyden aus den Bereichen Unfallchirurgie Aufnahmestation Gynaumlkologie und Psychiashytrie Angestellte eingeladen mitzuarbeiten Die Projektmitglieder sollten einen Rahmen fuumlr das Thema Gewalt in der Familie ershyarbeiten bestehende Probleme aufzeigen und Loumlsungsvorschlaumlge erstellen die im Sinne von Opferschutz im Sozialmedizishynisches Zentrum Ost in der Praxis vershywertbar sein sollten Nach Abschluss der Projektarbeit im Herbst 2004 wurde die Gewaltschutzgruppe offiziell als raquoOpfershyschutzgruppelaquo im Sozialmedizinischen Zentrum Ost als fixe Einrichtung und Organisation des Hauses genehmigt

raquoGEWALT IST NICHT IN ORDNUNG GEWALT IST KEINE LOumlSUNGlaquo DGKS Margit Liebhart Leiterin der Opfershyschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

raquoEs stellt sich im Laufe meiner Arbeit mit den Betroffenen immer wieder heraus wie schwer es fuumlr die Beteiligten ist daruumlber zu reden Gewalt in der Familie ist ein aumluszligerst sensibler Bereich Mit rsaquoFremdenlsaquo daruumlber zu sprechen was tatsaumlchlich rsaquoSchlimmeslsaquo in den eigenen vier Waumlnden passiert faumlllt nicht leicht Es gilt eine enorme Hemmschwelle zu uumlberwinden vor allem fuumlr sich selbst denn niemand moumlchte sein rsaquoeigenes Nest beschmutzenlsaquo

Manchmal braucht es mehrere Besuche bei uns in der Unfallambulanz die anfaumlnglich als rsaquoAusrutscherlsaquo von den Opfern dargestellt und dementsprechend bagatellisiert werden

rsaquoGegen den Tuumlrstock gelaufenlsaquo rsaquodie Stiegen hinuntergefallenlsaquo rsaquogestolpertlsaquo

Vielleicht beim naumlchsten Mal rsaquoIch war ja selber schuld haumltte ich ihnsie nicht so gereiztlsaquo

rsaquoErsie ist eigentlich ein seelenguter Mensch und sonst eigentlich so lieblsaquo

Frau M kommt nun schon zum dritten Mal zu uns in die Unfallambulanz Ich habe rsaquozufaumllliglsaquo schon wieder Nachtdienst Es ist 215 Uhr Frau M wird mit der Rettung gebracht

Sie ist nur mit einem Morgenmantel gekleidet der blutdurchtraumlnkt ist Frau M hat am ganzen Koumlrper Biss- und Kratzshywunden Wir versorgen ihre Wunden fast zwei Stunden lang

Frau M hat sich mein Gesicht und auch meinen Namen gemerkt

Als sie das erste Mal in meinem Nachtshydienst als Patientin kam wurde sie vom Lebensgefaumlhrten gebracht Sie hatte am linken Bein eine klaffende Bisswunde Der Hund des Lebensgefaumlhrten haumltte beim Spielen zu Hause nicht das Bein von Frau M sondern einen Ball ergreifen wollen Frau M zittert bei ihrer Erzaumlhlung Sie haumllt meine Hand und wirkt fuumlr mich vershystoumlrt Zu verstoumlrt fuumlr einen rsaquoSpielunfall mit dem Hundlsaquo Sie ist leicht alkoholisiert nicht sehr gepflegt Mir faumlllt auf dass sie immer wieder zur Tuumlr schielt

Nach drei Monaten wird Frau M mit der Rettung zu uns gebracht Eine Nachshybarin hatte die Polizei gerufen weil sie den Hund sehr laut bellen und knurren und Frau M schreien houmlrte

Frau M ist wieder alkoholisiert sie weint Wir muumlssen ihre Wunden dieses Mal sind es mehrere wieder versorgen Dieses Mal spreche ich sie direkt an rsaquoFrau M ich habe das Gefuumlhl dass bei Ihnen zu Hause irgendetwas nicht so laumluft wie Sie es sich wuumlnschen Kann ich Ihnen irgendshywie helfen Moumlchten Sie mit mir daruumlber sprechen Wollen Sie mit jemand anderem sprechen Wissen Sie ich denke dass jeder Mensch ein Recht darauf hat sich wenigstens zu Hause in seinen eigenen Waumlnden sicher und geborgen zu fuumlhlenlsaquo Frau M weint und stammelt irgendetwas vor sich hin Ich houmlre nicht zu sprechen auf Ich erzaumlhle von Gesetzen von vielen anderen Menschen die betroffen sind von

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Opferschutzgruppen in der PraxisOpferschutzgruppen in der Praxis

familiaumlrer Gewalt davon dass wir in unserer heutigen Gesellschaft alle gemeinshysam daran arbeiten sollten daruumlber zu reden dass Gewalt keine Loumlsung ist Frau M hat schon lange erfasst dass sie Hilfe braucht um aus dieser Gewaltspirale herauszukommen Sie erzaumlhlt mir von Selbsthilfebuumlchern die sie gelesen hat Sie erzaumlhlt von ihren vielen Versuchen nicht nur vom Alkohol sondern auch von ihrem Umfeld loszukommen aber letztendlich meint sie rsaquoDer Hund wird immer so aggressiv wenn wir trinkenlsaquo Trotzdem gebe ich ihr eine Broschuumlre vom Frauenshynotruf mit Ich fuumllle ein Gewaltdatenblatt aus

Heute beim dritten rsaquoBesuchlsaquo von Frau M bei uns erzaumlhlt sie mir dass ihr Lebensshygefaumlhrte den Hund auf sie hetzt wenn er zornig auf sie ist Dieses Mal sei es ganz besonders schlimm gewesen Wir reden und reden und reden Heute moumlchte Frau M mit einem Psychiatereiner Psychiaterin spreshychen Frau M moumlchte mit dem Frauennotshyruf telefonieren Frau M sagt dass sie so nicht mehr leben will

Frau M tut das auch alles mit mir Sie umarmt mich ich spuumlre dass sie wieder einen Schritt weiter vorangekommen ist Frau M will wieder nach Hause fahren

Ich habe Frau M schon uumlber zwei Jahre nicht mehr als Patientin bei uns gesehen Auch meine KollegInnen haben Frau M nicht betreut

Ich hoffe sehr dass Frau M und viele andere rsaquoOpferlsaquo die uns in unserem Bereich begegnet sind ein Stuumlck weiter voranshygekommen sind Ich hoffe sehr dass es sich weiter herumspricht beim Einkauf beim Tratsch mit dem Nachbarder Nachbarin in der U-Bahn bei persoumlnshylichen Gespraumlchen zwischen Freunden und Freundinnen und in Familien Gewalt in der Familie ist nicht ok

Ich kann etwas dagegen tun und es gibt viele Menschen und Einrichtungen die bemuumlht sind einen Weg aufzuzeigen der herausfuumlhren kann aus dieser Gewaltshyspirale

Wir schauen nicht weg wir schauen genau hin Wir wollen kompetent sein in unserer Hilfestellung Wir wollen Kontakte knuumlpfen die noumltig sind Wir haben die Moumlglichkeit rsaquostopplsaquo zu sagen in der oumlffentlichen Instishytution Krankenhaus Denn die Opfer komshymen zu uns und wenn wir aufmerksam genug zuhoumlren und hinsehen sind wir vielleicht die ersten die zu ihnen sagen rsaquoGewalt ist nicht Ordnung Gewalt ist keishyne Loumlsunglsaquo Vielleicht ist das ein Anfang fuumlr das Ende von der Gewalt in einer Familielaquo (DGKS Margit Liebhart)

Kontakt Opferschutzgruppe Sozialmedizinisches Zentrum Ost 1160 Wien Montleartstraszlige 37

raquoEiner der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es

eine geschuumltzte Gespraumlchsshysituation zu schaffenlaquo

Statement von Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegedienstes Sozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Sozialmedizinisches Zentrum Ost war eines der ersten Krankenhaumluser die projekthaft das Curriculum erarbeitet und weiterentwickelt haben Die Erfahrungen mit dem Curriculum zeigen dass viele MitarbeiterInnen in fast allen Abteilungen neushygierig gemacht und zur Mitarbeit angeregt wurden Bei uns sind noch immer die rsaquoPioniere und Pionierinnenlsaquo am Werk die ihr Wissen an die neuen MitarbeiterInnen weitergeben Wichtig ist dass die MitarbeiterInnen um die Entstehung der Gewaltshyspirale Bescheid wissen Sie koumlnnen den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern so eine adaumlquate Information und Beratung anbieten Der von den ProjektmitarbeiterInnen der Opferschutzgruppe erarshybeitete Leitfaden sichert den standardisierten Einsatz in allen Bereichen des Krankenhauses und bietet Nachvollziehbarkeit Einer der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es eine geschuumltzte Geshyspraumlchssituation zu schaffen Die MitarbeiterInnen sind zudem umfassend uumlber die gesetzlichen Regelungen informiert Insgesamt hat das Curricushylum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo zu einer Steigerung der Qualitaumlt der Betreuung von Gewaltopfern aber auch zu einer Sensibilisierung und einer Erhoumlhung der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen beigetragen Im Namen der Kollegialen Fuumlhrung danke ich allen MitshyarbeiterInnen die durch ihr Engagement und Fachwissen diesem sensiblen Thema im Sinne der Nachhaltigkeit professionell begegnenlaquo

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

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Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 11: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

laumlndern die aktiv mit den Gewaltopfern Kontakt aufnehmen und Beratung Inforshymation und Betreuung im Rahmen des Gesetzes anbieten Die polizeiliche Statistik der letzten Jahre zeigt eindeutig auf dass die Maszlignahmen im Gewaltschutz verstaumlrkt zur Anwendung kommen Wurden oumlstershyreichweit im Jahr 2002 rund 4000 Beshytretungsverbote verfuumlgt so lag im Jahr 2004 die Anzahl bei fast 4800 Verfuumlgungen Dabei war in Wien die houmlchste Steigerungsrate mit 40 Prozent zu verzeichnen11

GEWALTDYNAMIK UND MYTHENBILDUNG Ein besonderer Aspekt den es in der Arbeit mit Gewaltopfern zu beruumlcksichtishygen gilt ist das Abhaumlngigkeitsverhaumlltnis zwischen Opfer und Taumlter

Die Taumlter sind den betroffenen Frauen vielshyfach bekannt sie sind gute Bekannte komshymen aus dem Freundeskreis sind Arbeitsshykollegen oder es sind der Partner oder der Ehemann So zeigt die Kriminalstatistik Oumlsterreich bei der Analyse der Taumlter-Opfershybeziehung beim Delikt Vergewaltigung fuumlr das Jahr 2004 dass in nur elf Prozent der Faumllle der Taumlter unbekannt war Bei 41 Prozent gab es ein Bekanntschaftsverhaumlltnis bei 17 Prozent gab es eine Zufallsbekanntshyschaft bei 22 Prozent bestand eine familiaumlre Beziehung mit und bei sieben Prozent ohne Hausgemeinschaft

Die Erfahrungen aus der Beratungsarbeit des Frauennotrufes zeigen dass gerade bei familiaumlrer Gewalt eine jahrelange Gewalterfahrung bei den Opfern nicht nur zu psychischen und koumlrperlichen Schaumldigungen sondern auch zum Verlust der eigenen Selbsthilfemechanismen fuumlhrt Die Angst vor einer vom Partner angedrohshyten massiveren Gewalt sollte eine dritte Person davon erfahren lassen die Beshytroffenen lange schweigen Die gleichzeishytig damit einhergehende soziale Isolation und eine finanzielle Abhaumlngigkeit sind zusaumltzliche verstaumlrkende Faktoren

Die Grenzuumlberschreitung durch eine Person die sie gut zu kennen glauben mit der sie womoumlglich zusammenleben und der sie vertraut haben macht es fuumlr die Betroffenen besonders schwer die Unrechtshymaumlszligigkeit der Tat zu begreifen Eine Ershyklaumlrung zu finden fuumlhrt oft dazu dass die betroffenen Frauen die Schuld bei sich suchen sich Selbstvorwuumlrfe machen und so die Gewalttat auch bagatellisieren Zushydem verstaumlrken gesellschaftliche Vorurshyteile die potenziell den Opfern (in der Regel Frauen) Mit- oder Teilschuld geben und die Taumlter (in der Regel Maumlnner) von der Schuld freisprechen oder sie in bereshychenbare Kategorien einteilen die Schuld-und Schamgefuumlhle der Gewaltopfer Selbstshyvorwuumlrfe Aumlngste fuumlr die Tat verantwortshylich gemacht zu werden oder erst gar nicht ernst genommen zu werden sind oft Gruumlnde warum sich die Opfer nach der Tat niemandem anvertrauen

Die Reaktion des unmittelbaren Umfeldes stellt daher einen wesentlichen Faktor fuumlr den Verlauf der traumatischen Krise dar Dashybei sind die ersten Reaktionen von Krisenanshylaufstellen von zentraler Bedeutung Nur wenn dem Gewaltopfer mit der Grundshyhaltung und Position begegnet wird bei der die Tat als unentschuldbarer Angriff gesehen wird fuumlr die allein der Taumlter vershyantwortlich zu machen ist kann uumlbershyhaupt erst ein Vertrauensverhaumlltnis aufgeshybaut werden

BEHANDLUNGSSTANDARDS Es ist ein Faktum dass Opfer von Gewalt nicht nur wegen ihrer akuten Vershyletzungen sondern wegen vieler anderer Beschwerden oder Erkrankungen das Gesundheitssystem aufsuchen Das Wissen um die psychischen und koumlrperlichen Auswirkungen von Gewalt bedingt die Entwicklung von spezifischen Kriterien bei der Behandlung oder Beratung von Gewaltopfern um einen opfersensiblen Umgang gewaumlhrleisten zu koumlnnen

Unter Beruumlcksichtigung von Praxisershyfahrungen des Frauennotrufes die im Rahmen von Begleitungen zu Untershysuchungen in Krankenhaumlusern gewonnen wurden von Berichten von Klientinnen die ihre Wahrnehmungen und Beurshyteilungen einer Erstversorgung im Spital den Beraterinnen schilderten sowie von Ergebnissen aus interdisziplinaumlren Arbeitsshygruppen koumlnnen folgende wesentliche Maszlignahmen oder Kriterien definiert wershyden

bull Die Wartezeit im Ambulanzbereich fuumlr Gewaltopfer moumlglichst gering halten

bull einen ruhigen geschuumltzten Rahmen Raum fuumlr die Anamnese sicherstellen

bull wenn moumlglich die Untersuchung durch eine Aumlrztin gewaumlhrleisten oder zuminshydest in Anwesenheit von weiblichem Pflegepersonal durchfuumlhren

bull dem Wunsch der Betroffenen nachkomshymen von einer Vertrauensperson ins Untershysuchungszimmer begleitet zu werden

bull die Betroffene uumlber die geplanten Intershyventionen oder Untersuchungsschritte genau informieren

bull eine interdisziplinaumlre Opferschutzgruppe im Spital installieren die sich aus speshyziell geschultem Personal verschiedener Abteilungen zusammensetzt

bull psychosoziale Betreuung vermitteln und falls vorhanden auch die internen Ressourcen der Opferschutzgruppe nuumltzen

bull uumlber weiterfuumlhrende Betreuung und Beratung in einer Opferschutzshyeinrichtung informieren oder die Kontaktaufnahme zu dieser initiieren

bull Informationsmaterial uumlber Hilfseinshyrichtungen in den Ambulanzen auflegen

INSTITUTIONELLE ZUSAMMENARBEIT Aufgrund der Multitraumatisierung der Gewaltopfer benoumltigen diese in der Regel Unterstuumltzung von verschiedenen Hilfseinshyrichtungen Die Zusammenarbeit zwischen Institutionen wie etwa Frauennotrufen Frauenhaumlusern der Polizei Rettung oder

Krankenhaumlusern ist bei der Akutvershysorgung von Gewaltopfern eine Grundlage dafuumlr effektiv Hilfe und Schutz gewaumlhrleishysten zu koumlnnen

Die Erfahrung zeigt Je besser die wechshyselseitigen Kenntnisse um die jeweiligen Zustaumlndigkeiten internen Organisationsshyablaumlufe sowie Serviceangebote sind desto besser und leichter kann bei akuten Faumlllen die Fachressource einer anderen Institution genutzt werden Kommunikation fachshylicher Austausch und ein Lernen voneinshyander schaffen zudem eine Ausgangsbasis die eine Entwicklung von verbesserten und gezielten Hilfsmaszlignahmen bei der Versorgung von Gewaltopfern ermoumlglicht

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kindernlaquo konnte diesbezuumlglich auf vershyschiedenen Ebenen einen wesentlichen Beitrag fuumlr die Qualitaumltssicherung und Verbesserung der Versorgung von Gewaltshyopfern leisten

Beispielhaft ist ein Projekt zu nennen das waumlhrend der Umsetzungsphase des Curricushylums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entstanden ist und das Ziel verfolgte den Qualitaumltsstandard der Spurensicherung bei Sexualdelikten und der Betreuung von Vergewaltigungsopfern zu verbessern Das Projekt wurde gemeinsam von der Wiener Polizei dem Wiener Krankenanstaltenshyverbund der Gerichtsmedizin Wien und dem 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien durchgefuumlhrt Die Projektgruppe entshywickelte ein raquoSpurensicherungs-Setlaquo das mittlerweile an allen Wiener Schwershypunktspitaumllern zur Anwendung kommt und eine einheitliche Spuren- und somit Beweissicherung nach Sexualdelikten sicherstellt Gleichzeitig wurden zentrale Aspekte des Opferschutzes beruumlcksichtigt die bei der Erstversorgung als Standard definiert wurden ndash ein aumlrztliches Gespraumlch in geschuumltztem Rahmen wird angeboten die Begleitung durch eine Vertrauensshyperson wird ermoumlglicht die medizinische

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Untersuchung erfolgt nach eingehender Information und nach Zustimmung der Betroffenen ein Informationsblatt uumlber die Spurensicherung die Anzeige und uumlber wichtige Opferberatungsstellen wird den Betroffenen mitgegeben und bei Bedarf wird ein Kontakt zu einer Einrichtung vershymittelt

raquohellip Gewalt nicht nur zu bekaumlmpfen sondern sie verhindernlaquo Statement von UnivProf Dr Fritz Gschnait Vorstand der Hautabteilung und Aumlrztlicher Direktor Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoGewalt gegen Frauen und Kinder ist leider eine unterschaumltzte Realitaumlt mit der auch Aumlrzte und Aumlrztinshynen sowie das Krankenpflegepersonal in zunehmendem Maszlige konfrontiert sind In zunehmendem Maszlige deshalb weil die Gewaltbereitschaft steigt nicht zuletzt als Folge der zahlreichen Stresseinfluumlsse denen die heutigen Menschen besonders in Ballungszentren ausgesetzt sind sowie der dramatisch ansteigenden rsaquoEgoistizierunglsaquo der Zeit Menschen sind in vermehrtem Maszlige nur mehr auf sich selbst ausgerichtet zunehshymend weniger bereit fuumlr andere Mitmenschen auch in der eigenen Familie etwas auf sich zu nehmen und reagieren ablehnend ndash leider auch mit Gewaltmaszlignahmen

Aufklaumlrungsmaszlignahmen wie das Curriculum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo sind sehr wichtig damit Aumlrzte und Aumlrztinnen sensibilisiert werden bestimmte Verletzungsformen besonders an der Haut und den Schleimhaumluten als Folgen von Gewalteinwirkung zu erkennen und damit zu diagnostizieren Da die Betroffenen nicht zu selten schweigen kommt dem Arzt der Aumlrztin hier die wichtige Aufgabe zu die Gewaltfolge nicht nur zu behandeln sondern auch geeignete Maszlignahmen zu ergreifen um die hinter der Verletzung stehende psychische Problematik einer Loumlsung zuzufuumlhren In diesem Sinne sind Fortbildungsveranstaltungen dieser Art groszligartig tragen den Beduumlrfnissen unserer Zeit Rechnung und sollten weiter ausgebaut werden Allerdings darf dies erst der Anfang sein Wie immer in der Medizin ist Vorbeugen besser als Heilen Die Gesellschaft ist daher aufgerufen auf allen zur Verfuumlgung stehenden Wegen der Gewalt in der Gesellschaft vorzubeugen Gewalt nicht nur zu bekaumlmpfen sondern sie zu verhindern Richtige Erziehung in der Familie und in der Schule sind hier ebenso gefordert wie Maszlignahmen zur Stressvermeidung im Wohnbau im Straszligenverkehr am Arbeitsplatz im gesamten sozialen Gefuumlge der Menschen Gewalt wird letztlich nicht allein durch Strafen aus der Welt geschafft werden sondern in erster Linie durch Vermeidung und Bekaumlmpfung jener Faktoren welche Menschen gewaltbereit machen

Ich wuumlnsche dem Curriculum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo als einen wichtigen Teil des notshywendigen Gesamtkonzeptes weiterhin viel Erfolglaquo

RESUumlMEE

Aus Sicht des 24-Stunden Frauennotrufs hat das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zentrale Themen des Opfershyschutzes nicht nur aufgegriffen sondern auch in konkrete Maszlignahmen umsetzen koumlnnen Darin liegt auch die Chance dass die Erweiterung der institutionellen Handlungsspielraumlume und der Zusammenshyarbeit uumlber das Projekt hinaus Fortbeshystand hat

raquohellip dass das Curriculum wachruumltteln und aufzeigen

soll dass Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht als Kavaliersshy

delikt oder als ein Recht des Mannes gesehen werden darflaquo

Statement von Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegedienstes Kaiser-Franz-Josef-Spital

raquoDer Nutzen des Curriculums ist sehr hoch Zuerst einmal in dem Sinne dass durch das Thematisieren von Gewalt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wachgeruumlttelt werden sie sollen auch Zivilcourage entwickeln das heiszligt nicht wegschauen weil sie sich Aumlrger einhandeln koumlnnten Ich koumlnnte mir vorshystellen dass es auch heikel sein kann wenn man sich einmischt Da muss man den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sagen rsaquoWir stehen alle an eurer Seite schaut nicht weg und auch bei einer Vermutung ist es besser man irrt sich einmal als man irrt sich einshymal zu weniglsaquo Man braucht nicht jedes Mal strenge Vorschriften aber gewisse Leitlinien Das Curriculum ist eine Leitlinie an der man sich anhalten kann und anhand derer man vorgehen kann wenn man unsishycher ist

Beim Thema Gewalt ist die Redundanz wichtig Im Vordergrund steht das Immer-wieder-aufmerksam-Machen Die Gefahr dass eine Aktion einschlaumlft ist sehr groszlig Was man bei einem guten Handbuch noch besser machen kann ist es immer wieder in Ershyinnerung zu bringen es nachzudrucken und es nicht als eine Einmalaktion zu belassenlaquo

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit Maga Renate Balic-Benzing Leiterin der MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie

Kinder schuumltzen und Eltern stuumltzen sind die gesetzlichen Kernaufgaben und erklaumlrshyten Ziele der MAG ELF

Mit der reichen Angebotspalette raquoSoziale Dienste und Praumlventionlaquo reagieren SozialshyarbeiterInnen und PsychologInnen der MAG ELF bereits fruumlhzeitig auf moumlgliche Uumlberforderungssituationen von Eltern die in der Folge zu Kindesmisshandlung fuumlhren koumlnnen und unterstuumltzen Eltern dabei Strategien zu entwickeln ihren Kindern ein Aufwachsen in einer angstfreien und foumlrdernden Atmosphaumlre zu ermoumlglichen

Oumlffentliche Thematisierung und Sensibilishysierung leisten einen wichtigen Beitrag dazu Die neue Kinderschutz-Kampagne der MAG ELF weist darauf hin dass Kinder aktiv Gewalt ablehnen und auf ihr Recht auf Schutz vor Gewalt bestehen koumlnshynen und sie fordert auf den Kindern eine Stimme zu geben und diese Kinder dann auch zu houmlren Unter dem Slogan raquoDu sagst was gespielt wirdlaquo lenken wir vershystaumlrkte Aufmerksamkeit auf die Rechte der Kinder insbesondere das Recht auf Schutz vor Gewalt in jeder Form

Die Kampagnen zum Kinderschutz der MAG ELF helfen mit eine Enttabuisierung der Themen Gewalt in der Familie und Gewalt an Kindern zu erreichen und damit eine Sensibilisierung zu bewirken

Die Zahl an Abklaumlrungsverfahren in welchen die moumlgliche Misshandlung oder Vernachlaumlssigung eines Kindes dem Jugendshywohlfahrtstraumlger gemeldet und von diesem uumlberpruumlft wird ob eine Gefaumlhrdung des Kindes besteht und sodann entschieden wird welche Maszlignahme der Jugendwohlshyfahrt erforderlich ist um diese Geshyfaumlhrdung des Kindes abzuwenden steigt

laufend ndash von 5277 im Jahr 2001 auf 7994 im Jahr 2004 ndash an

Kindesmisshandlung ist eine nicht zufaumlllige gewaltsame Handlung von Eltern oder anderen Erwachsenen die das Kind koumlrpershylich und psychisch verletzt in seiner Entshywicklung nachhaltig beeintraumlchtigt oder es sogar toumltet Sie beinhaltet alle Formen physischer Gewalt die entweder unmittelshybar aus einer Situation heraus als beshywusst geplante raquoErziehungsmaszlignahmelaquo oder aufgrund sadistischer Neigung geshysetzt werden Sie kann auch durch Vershyweigerung und Entzug koumlrperlicher und seelischer Grundbeduumlrfnisse erfolgen Ebenso zaumlhlen Ablehnung Demuumltigung und Herabsetzung Uumlberforderung durch unangemessene Anforderungen und Anshyspruumlche Liebesentzug Gleichguumlltigkeit und Ignorieren Angst machen und Drohunshygen zu Formen der Kindesmisshandlung

Kinder werden durch das wiederholte Miterleben von Gewalt an der Mutter sei es durch den Vater oder den Lebensshypartner genauso traumatisiert wie durch das direkte Erleben von Gewalt am eigenen Koumlrper

Die Symptome und Auswirkungen bei Kindern sind so vielfaumlltig wie die ausshygeuumlbten Formen von Gewalt sie sind manchmal deutlich manchmal verdeckt erkennbar Gewaltsysteme in Familien funktionieren indem sie verschleiern abschwaumlchen zum Schein kooperieren Diese Muster zu erkennen und zu durchshybrechen ist Aufgabe von HelferInnen Das Erkennen von Symptomen und die Klaumlrung der Ursachen koumlnnen nur durch eine Zushysammenarbeit aller beteiligten Professionen erfolgen Dabei zeigt sich immer wieder

deutlich wie wichtig die Vernetzung und Zushysammenarbeit der beteiligten HelferInnenshygruppen ist

In der Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen im Kinderschutz sind offene Kommunikation umsichtiges Vorgehen zum Schutz der betroffenen Kinder um sekunshydaumlre Traumatisierung zu vermeiden und klare Aufgabenteilungen unumgaumlnglich Das Wissen um die Moumlglichkeiten und Methoden der KooperationspartnerInnen ist unverzichtbar Die Entwicklung von Qualitaumlt und Standards im Kinderschutz ist ein laufender Prozess in den alle beteishyligten und handelnden Berufsgruppen involviert sind und der nie abgeschlossen sein kann und darf

Dies setzt einen moumlglichst einheitlichen Wissensstand aller Beteiligten voraus Gemeinsame und gegenseitige Schulungen sind ein bedeutender und wertvoller Schritt zur Umsetzung der wichtigen Aufgabe Kinderschutz

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo durchgefuumlhrt vom Wiener Proshygramm fuumlr Frauengesundheit in Zusammenshyarbeit mit der MAG ELF der MA 57 ndash 24shyStunden Frauennotruf und dem Krankenshyanstaltenverbund ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung und ein wesentshylicher Beitrag zur Verbesserung des Kindershyschutzes in Wien

raquoLetztlich bedeutet Gewalt gegen Kinder immer auch

Gewalt gegen Frauenlaquo Statement von Dr in Sonja Havlicek

Leiterin der Kinderschutzgruppe Wilhelminenspital

raquoDie interdisziplinaumlre Kinderschutzgruppe des Wilhelminenspitals hat sich eine moumlglichst fruumlhzeitige Diagnosestellung bei allen Formen der Misshandlung und die Erstellung rsaquokindorientierterlsaquo Loumlsungsstrategien zum Ziel gesetzt

Was heute ein paar Haumlmatome als Nebenbefund darstellt kann naumlchste Woche eine Fraktur und naumlchstes Monat auch den Tod des Kindes bedeuten Besonders Menschen in helfenden Berufen koumlnnen Gewalt und bewusste Verletzung nur schwer nachshyvollziehen und wollen solche auch nicht wahrhaben Wie bei anderen Diagnosen gehoumlren aber solche Fakten erhoben Das von der Kinderschutzgruppe entshyworfene Verletzungsblatt soll bei der Dokumentation und der Festlegung der weiteren Maszlignahmen helfen Prinzipiell streben wir bei Verdacht eine sofortige stationaumlre Aufnahme an der Kinderabteilung an

Die Existenz und die Arbeit der Kinderschutzshygruppe des Wilhelminenspitals tragen dadurch aktiv zum Gewaltschutz und zur Sensibilisierung des Personals bei Letztlich bedeutet Gewalt gegen Kinder immer auch Gewalt gegen Frauenlaquo

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ORGANISATORISCHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

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Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Eroumlffnung der Projektwochen am 16 Oktober 2001 durch die Stadtraumltinnen Grete Laska Maga Renate Brauner und Primaria Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker

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ORGANISATORISCHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo Maga Alexandra Grasl Projektmanagerin Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit

1998 hat der Gemeinderat das Wiener Proshygramm fuumlr Frauengesundheit einstimmig beschlossen in dem Gewalt als eines von insgesamt zwoumllf zentralen Handlungsshyfeldern beschrieben ist Der darin enthalshytene Maszlignahmenkatalog umfasst die Entshywicklung eines Schulungsangebots fuumlr Spitalspersonal zur Sensibilisierung und Fruumlherkennung der Auswirkungen von Gewalt

Planung

Mit Unterstuumltzung von Gesundheitsshystadtraumltin Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker Frauenstadtraumltin Maga Renate Brauner und Jugendstadtraumltin Grete Laska richtete die Wiener Frauengesundshyheitsbeauftragte im August 2000 eine Steuerungsgruppe ein in deren Rahmen mehrere Einrichtungen der Stadt Wien kooperierten um in den Gemeindeshyspitaumllern ein entsprechendes Fortbildungsshyprogramm umzusetzen Wiener Krankenshyanstaltenverbund 24-Stunden Frauennotshyruf der MA 57 MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie und das Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Die Polizeidirektion Wien und das Institut fuumlr Gerichtsmedizin wurden als KooperationspartnerInnen gewonnen

Ist-Stand Erhebung

20002001 wurde eine MitarbeiterInnenshybefragung an den Krankenhaumlusern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital durchgefuumlhrt Befragt wurden AumlrztInnen und Pflegefachkraumlfte der Abteilungen Gynaumlkologie Urologie Hals- Nasen- und Ohrenabteilung Dermashytologie Augenheilkunde Paumldiatrie Psyshychiatrie Interne Chirurgie und der Notshyfallsambulanzen uumlber ihre Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern Die Ergebnisse zeigen nicht nur ein Informationsdefizit sondern auch den Wunsch der Befragten nach adaumlquater Aus- und Fortbildung

Inhalte

Auf Basis dieser Ist-Analyse wurde das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entwickelt das sich durch einen interdisziplinaumlren Zugang auszeichnet Der Inhalt umfasst fuumlnf Module bull Formen und Auswirkungen sexueller

und koumlrperlicher Gewalt gegen Frauenbull Formen und Auswirkungen sexueller

und koumlrperlicher Gewalt gegen Kinderbull Spurensicherung und DNA-Analysebull Rechtliche Informationenbull Vorstellung von Opferschutzgruppen an

Wiener Krankenanstalten

Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Zielgruppen

Das Fortbildungsprogramm ist fuumlr die Zielshygruppen AumlrztInnen und Pflegepersonal aber auch fuumlr andere im Spital taumltige Berufsgruppen wie Hebammen SozialarshybeiterInnen PsychologInnen konzipiert Ziel ist es die MitarbeiterInnen vor Ort im Spital zum Thema Gewaltpraumlvention und -intervention zu informieren und zu senshysibilisieren sowie Behandlungsstandards in den Spitaumllern zu etablieren

Vortragende

Fuumlr die Phase der Implementierung des Projektes und bei der Durchfuumlhrung der Fortbildung in den Wiener Gemeindeshyspitaumllern waren ExpertInnen des 24shyStunden Frauennotrufs der MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie der Polizei der Gerichtsmedizin Wien der Rechtsabshyteilung des Wiener Krankenanstaltenshyverbunds der Opferschutzgruppen von Wilhelminenspital und Sozialmedizishynischem Zentrum Ost sowie der Spitalsshysozialarbeit des Fonds Soziales Wien (vorshymals MA 47) verantwortlich Die Fortshybildungsreihe im Allgemeinen Krankenshyhaus wurde um Expertinnen der Wiener Frauenhaumluser erweitert Zudem waren die Bundespolizeidirektion Wien und die Gerichtsmedizin Wien wichtige KooperashytionspartnerInnen und stellten uumlber den gesamten Projektzeitraum neben Fachshyvortragenden auch ihre inhaltliche Exshypertise zur Verfuumlgung

Informationsmaterial

Ein Informationsfolder und eine Check-Karte im Brusttaschenformat mit einer Liste der wichtigsten Maszlignahmen sowie der Notfallnummern richten sich direkt an das Krankenhauspersonal Diese dienen den SpitalsmitarbeiterInnen als Leitfaden fuumlr die wichtigsten Handlungsschritte bei

der Kommunikation mit und der Untershysuchung von Gewaltopfern und sie inforshymieren weiters uumlber Beratungseinshyrichtungen An die BesucherInnen der Ambulanzen werden Poster sowie Postshykarten mit den wichtigsten Anlaufstellen bei Gewalt gegen Frauen und bei Gewalt gegen Kinder verteilt Um das Thema raquosichtbarlaquo zu machen thematisieren waumlhshyrend der Projektwochen in den Modellshyspitaumllern lebensgroszlige Figuren im Einshygangsbereich der Ambulanzen Gewalt gegen Frauen und Kinder als ein Thema der Medizin

Umsetzung

Der medial begleiteten Kick-off-Veranshystaltung am 16 Oktober 2001 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost die die Stadtshyraumltinnen Grete Laska Maga Renate Brauner und Primaria Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker im Rahmen einer Pressekonferenz eroumlffnet haben folgten Projektwochen in deren Rahmen das Curriculum vor Ort angeboten wurde 2001 startete das Pilotmodell in den beiden Spitaumllern in denen die MitarbeiterInnen zuvor befragt worden waren 2004 wurde das Curriculum in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und im Krankenhaus Wien-Hietzing (ehemals Lainz) sowie 2005 im Allgemeinen Krankenhaus durchgefuumlhrt Die Teilnahme am Curriculum ist kostenshylos Von allen ProjektpartnerInnen wurden interne Personalressourcen fuumlr Planung Koordination und fuumlr die Vortragstaumltigkeit zur Verfuumlgung gestellt

Die Planung und Umsetzung des Curriculums verlief in vier Phasen

Phase 1 2000 Konstituierung der Steuerungsgruppe Entwicklung des Fortbildungskonzeptes MitarbeiterInnenbefragung in den Modellshyspitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum

Ost und Kaiser-Franz-Josef-Spital Entshywicklung von Informationsmaterialien

Phase 2 2001 Durchfuumlhrung der Fortbildung in den beishyden Modellspitaumllern wobei im Sozial-medizinischen Zentrum Ost und im KaisershyFranz-Josef-Spital 20 Fortbildungen zu je 15 Stunden angeboten wurden Zu jedem Themenschwerpunkt fanden zwei Alternativshytermine statt

Phase 3 20022003 Uumlberarbeitung des Fortbildungskonzepts aufgrund der Auswertung der Ergebnisse aus Phase 1 Anpassung der Fortbildungsshystruktur Umstieg auf geblockte Veranshystaltungen mit zwei Tagen zu jeweils 65 Stunden sowie Uumlberarbeitung der Standards bei der Spurensicherung und deren Inteshygration in die Fortbildungsinhalte

Phase 4 20042005 Durchfuumlhrung der Fortbildungen in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) an jeweils zwei Vormittagen zu je 65 Stunden Im Allgemeinen Krankenhaus wurde aufgrund der Groumlszlige des Spitals die Fortbildung zweimal angeboten das heiszligt es wurden insgesamt vier Vormittage zu je 65 Stunden abgehalten

Know-how-Transfer

Das Wilhelminenspital das ebenfalls zum Krankenanstaltenverbund gehoumlrt war aufshygrund dort bereits bestehender Gewaltshyschutzaktivitaumlten als Good-Practice-Beishyspiel in das Curriculum integriert MitshyarbeiterInnen des Wilhelminenspitals beshyrichteten uumlber die Arbeit der Gewaltshyschutzgruppe und trugen damit zu einem wichtigen Know-how-Transfer in andere Spitaumller bei Auch die in Folge des Curricushylums entstandene Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde zu einem fixen Bestandteil des Curriculums

Behandlungsstandards

In Folge der guten Zusammenarbeit entshywickelten der Wiener Krankenanstaltenshyverbund der 24-Stunden Frauennotruf die Polizei und die Gerichtsmedizin ein Spurensicherungs-Set das eine einheitliche Beweissicherung garantiert und in den Geshymeindespitaumllern als Behandlungsstandard zur Untersuchung von Opfern sexueller Gewalt etabliert wurde Zu diesem Zweck finden eigene Einschulungstermine in den Spitaumllern statt

Feedback-Befragung

Ab 2004 erhielten die TeilnehmerInnen die Moumlglichkeit zu den Inhalten des Curricushylums via Fragebogen anonym eine Ruumlckshymeldung abzugeben Drei Monate spaumlter bekamen die TeilnehmerInnen noch einshymal einen Fragebogen zugeschickt um die Praxistauglichkeit der Fortbildung zu uumlberpruumlfen

Organisation

Koordinierende Aufgaben wurden durch das Wiener Programm fuumlr Frauengesundshyheit geleistet Dies betraf etwa die Komshymunikation mit Spitalsverwaltung und Vortragenden sowie die Terminkoordinashytion und Erstellung des Programmablaufs Zentral war die Mitarbeit des Krankenshyhauses Dieses hat eine interne Person fuumlr die Koordination nominiert die wiedeshyrum fuumlr die Kommunikation vor Ort und fuumlr die Organisation des Vortragsraums zustaumlndig war und die Veranstaltung begleitend moderiert hat

Top-Down-Prinzip

Um das Wissen und die soziale Bedeutung des Themas Gewalt auf mehreren Ebenen zu verankern hat sich das Top-Downshy

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Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Prinzip bewaumlhrt Zuerst wurde die Direktionsebene des Krankenhauses ndash und zwar die Aumlrztliche Leitung und die Pflegeleitung ndash um Unterstuumltzung gebeten diese wiederum wandte sich an die Abteilungsleitungen Die Vorstaumlnde der Fachabteilungen wurden im Rahmen der PrimaraumlrztInnensitzung der Krankenshyhaumluser uumlber das Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder sowie uumlber den Ablauf des geplanten Curriculums im jeweiligen Krankenhaus informiert Auch wenn grundshysaumltzlich eine obligatorische Teilnahme aller anzustreben ist war es in dieser Phase sinnvoll dass jede Abteilung je eine Vertreterin oder einen Vertreter des aumlrztshylichen Personals und des Pflegepersonals zum Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entsendet hat

10 Durchfuumlhrungsschritte

1 Kontaktaufnahme zu EntscheidungsshytraumlgerInnen relevanter Einrichtungen

2 Konstituierung einer Projektsteuerungsgruppe

3 Ist-Stand Erhebung im Krankenhaus

4 Entwicklung der Fortbildungsinhalte

5 Schriftliche Information an die Krankenhausleitung (Aumlrztliche- und Pflegeleitung)

6 Koordinierungsgespraumlch mit der Krankenhausleitung

7 Vorstellung des Themas und Fortbildungsangebots in der PrimaraumlrztInnensitzung des Krankenhauses

8 Bestimmung einer spitalsinternen Koordinationsperson zwecks Organisation und Kommunikation vor Ort

9 Durchfuumlhrung der Fortbildung im Spital ndash Moderation durch einen KrankenhausmitarbeiterIn

10 Feedback-Befragung der TeilnehmerInnen

raquoEs gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die

Frauen an die richtigen Stellen zu verweisenlaquo Statement von Elfriede Geyer Pflegedirektion Krankenhaus Rudolfstiftung

raquoDie Ruumlckmeldung die wir von den MitarbeiterInnen bekommen haben war dass sie ein staumlrkeres Bewusstsein fuumlr das Thema bekommen haben Auch die MitarbeiterInnen der Kinderambulanz die immer schon sehr sensibel im Bezug auf Zeichen von Gewaltanwendung waren sagten sie seien jetzt noch hellhoumlriger geworden Diese houmlhere Sensibilitaumlt trifft fuumlr das Thema Frauen und Gewalt zu Insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gynaumlkologie berichten vom groszligen Nutzen der Spurensicherungsboxen Hier sei alles Notwendige enthalten inklusive einer genauen Anleitung Es gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die MitarbeiterInnen die Frauen an die richtigen Stellen zu verweisen beziehungsweise selbst Kontakte herzustellen Die multiprofessionelle Teilnahme seitens des Krankenhauses ist sicher ganz wichtig Seitens der Vortragenden war diese mulshytiprofessionelle Teilnahme ja gegeben Es sollte weiterhin genuumlgend Zeit bleiben um auch Fragen stelshylen zu koumlnnen was bei dem Curriculum der Fall war Eine Wiederholung des Curriculums waumlre sicher gut weil damit eine groumlszligere Personengruppe die Moumlglichkeit haumltte daran teilzunehmen

Auszligerdem waumlre es wichtig dass es genuumlgend SozialarbeiterInnen fuumlr einen Informationsaustausch gaumlbe Aktuell ist die Situation etwa in der Kinderabteilung unbefriedigend weil SozialarbeiterInnen abgezogen worden sind und es keine Ruumlckmeldungen mehr gibtlaquo

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

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MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern

Im Jahr 2001 wurde das Meinungsshyforschungsinstitut Fessel-GfK vom Buumlro der Wiener Frauengesundheitsbeauftragten mit einer schriftlichen MitarbeiterInnenbeshyfragung an den beiden Gemeindespitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum Ost (in der Folge SMZ Ost genannt) und Kaiser-FranzshyJosef-Spital beauftragt12 Mit dieser Befragung sollte einerseits erhoben wershyden welche Kontakte und Erfahrungen die befragten Personen bislang in ihrem beruflichen Alltag mit Gewaltopfern geshyhabt haben andererseits sollte der Bedarf an Unterstuumltzung in dieser Arbeit erfragt werden Ein weiteres Thema war welche Einstellungen zum Thema Gewalt bestehen Die MitarbeiterInnenbefragung basierte auf zwei methodischen Schritten Neben einer Fragebogenerhebung wurden vertieshyfende persoumlnliche Interviews durchgeshyfuumlhrt

Folgende Abteilungen wurden befragt interne Aufnahmestation Gynaumlkologie Hals-Nasen-Ohren-Station Psychiatrie Unshyfallchirurgie und Chirurgie Dermatologie Kinderinterne sowie Kinderchirurgie

Die Krankenhausdirektionen wurden vorshyab von der Wiener Frauengesundheitsbeaufshytragten schriftlich uumlber den Grund und das Ziel der Erhebung informiert Zudem erfolgte eine persoumlnliche Vorstellung des

Projektvorhabens durch die Projektverantshywortlichen Diese Vorbereitungen waren wesentlich es konnte ein Ruumlcklauf von 25 Prozent der Frageboumlgen erreicht werden Insgesamt haben sich an der Befragung 209 Personen beteiligt 81 Prozent der Befragten waren weibliches 13 Prozent maumlnnliches Personal13

Zentrale Ergebnisse der Fragebogenerhebung

KONTAKTHAumlUFIGKEIT MIT GEWALTOPFERN Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer 41 Prozent der Befragten hatten im Jahr vor der Befragung beruflichen Kontakt mit Kindern und Jugendlichen die Opfer koumlrshyperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt waren Durchschnittlich hatte im letzten Jahr jede der befragten Personen Kontakt mit rund zehn jungen PatientInnen mit Gewalterfahrungen Deutlich werden hier Unterschiede zwischen den einzelnen Abteilungen So etwa haben bedeutend mehr der befragten Personen der kinderinshyternen Station der kinderchirurgischen Station sowie der Unfallchirurgie angegeshyben im Laufe des letzten Jahres Kontakte mit kindlichen oder jugendlichen Gewaltshyopfern gehabt zu haben als an anderen Abteilungen Dennoch haben mehr als 20

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Prozent der befragten Personen an gynaumlkoshylogischen Abteilungen zumindest einmal im letzten Jahr jugendliche Gewaltopfer betreut

Insgesamt wurden rund 87 Prozent der kindlichen und jugendlichen Gewaltopfer von Personen begleitet

Frauen als Gewaltopfer Mit erwachsenen weiblichen Gewaltopfern haben deutlich mehr der befragten Pershysonen im Laufe des letzten Jahres Kontakt gehabt dies trifft auf insgesamt 56 Prozent der Befragten zu Besonders haumlufig war dies in der Psychiatrie in der (Unfall)shyChirurgie sowie auf der Dermatologie der Fall Durchschnittlich haben jene Befragte die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit einem erwachsenen weiblichen Gewaltshyopfer gehabt haben 77 Opfer von koumlrpershylicher und 53 Opfer von sexueller Gewalt betreut

Anders als bei den kindlichen beziehungsshyweise jugendlichen Gewaltopfern gaben nur rund 50 Prozent der Befragten an Beshygleitpersonen der von Gewalt betroffenen Frauen wahrgenommen zu haben

WAHRNEHMUNG UND VERDACHT AUF GEWALT Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer Die befragten Personen14 hatten haumlufig den Verdacht dass die Verletzungsurshysachen verschleiert werden sollten Beshysonders haumlufig wurde dies in Zusammenshyhang mit sexueller Gewalt (66 Prozent der Befragten) aber auch haumlufig in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt (53 Prozent der Beshyfragten) vermutet

Frauen als Gewaltopfer Dass die Verletzungsursachen verschleiert werden sollten vermuteten 41 Prozent der Befragten 15 in Zusammenhang mit sexuelshyler Gewalt und 37 Prozent in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt

VORGEHEN BEI VERDACHT AUF GEWALT Bei vermuteten Gewaltdelikten verhielten sich die befragten Personen wie folgt

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Vorgehensarten bei Kindern und bei Frauen Jugendlichen

Austauschen mit KollegInnen 93 Prozent 79 Prozent

Direktes Ansprechen des Opfers 44 Prozent 59 Prozent

Kontaktaufnahme mit Jugendamt 34 Prozent 15 Prozent

Ansprechen der Begleitperson 33 Prozent 21 Prozent

Kontaktaufnahme zu extramuralen Einrichtungen 21 Prozent 32 Prozent

Kontaktaufnahme zu Polizei 8 Prozent 13 Prozent

BETREUUNGSVERSTAumlNDNIS UND BEHANDLUNGSSTANDARDS Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsprocedere definierte eine deutliche Mehrheit der Befragten die eigene Funktion in der Leistung der medizinischen Versorgung und in der additiven Weiterleitung an Hilfseinrichtungen (insgesamt rund 70 Prozent) Nur 16 Prozent der Befragten fuumlhrten aus ausschlieszliglich medizinische Versorgung zu leisten

63 Prozent der Befragten gaben an dass in Zusammenhang mit sexueller Gewalt an kindlichen und jugendlichen Gewaltopfern Richtlinien fuumlr die Betreuung existieren 57 Prozent der Befragten gaben an dass dies auch bei koumlrperlicher Gewalt der Fall ist

Frauen als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsverstaumlndnis gegenuumlber von Gewalt betroffenen Frauen

sah ndash ebenso wie bei kindlichen bezieshyhungsweise jugendlichen Gewaltopfern ndash die uumlberwiegende Mehrheit der Befragten (rund 74 Prozent) ihre Aufgabe sowohl in der medizinischen Versorgung als auch in der Weiterleitung an andere Hilfseinshyrichtungen Nur 15 Prozent der Befragten gaben an ausschlieszliglich medizinische Vershysorgung zu leisten

Nur 30 Prozent der Befragten geben an dass Betreuungsrichtlinien fuumlr den Fall von sexueller oder koumlrperlicher Gewalt gegen Frauen vorliegen

UNTERSTUumlTZUNGSBEDARF IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Die befragten AumlrztInnen und Pflegeshypersonen fuumlhlten sich in Hinblick auf den Umgang und die Betreuung von Opfern koumlrperlicher undoder sexueller Gewalt relativ gering informiert nur ein Viertel bezeichnete sich als gut informiert Knapp die Haumllfte fuumlhlte sich eher schlecht und immerhin 15 Prozent sehr schlecht inforshymiert Deutlich houmlher ist der Informationsshybedarf bei Mitgliedern des houmlheren Pflegeshypersonals sowie in den Abteilungen Chirurshygie und interne Aufnahmestation

Die verschiedenen extramuralen Hilfseinshyrichtungen waren den befragten AumlrztInnen und Pflegepersonen in unterschiedlichem Ausmaszlig bekannt Waumlhrend die Mehrheit Betreuungseinrichtungen wie Frauenshyhaumluser (82 Prozent) Jugendamt (79 Proshyzent) oder den 24-Stunden Frauennotruf (60 Prozent) kannte traf dies auf andere Einrichtungen etwa den kriminalpolizeishylichen Beratungsdienst (37 Prozent) oder das Kinderschutzzentrum (35 Prozent) nur mehr fuumlr ein gutes Drittel der Befragten zu

Lediglich elf Prozent der Befragten haben eine spezielle AusbildungWeiterbildung fuumlr die Betreuung von Opfern koumlrperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt absolshyviert

Vor diesem Hintergrund ist das Ergebnis dass sich 80 Prozent der Befragten vershymehrt Hilfestellungen unterschiedlicher Art fuumlr den kuumlnftigen Umgang mit Gewaltshyopfern wuumlnschten nachvollziehbar 22 Prozent wuumlnschten sich konkret Angebote fuumlr Weiter- Aus- und Fortbildungen elf Prozent artikulierten Unterstuumltzungsbedarf im Bereich Gespraumlchsfuumlhrung beziehungsshyweise Umgang mit Gewaltopfern Die restshylichen Angaben verteilten sich auf Wunsch nach Kontaktadressen Broschuumlren vershybindlichen Betreuungsstandards psycholoshygischer Beratung oder Informationen uumlber rechtliche Grundlagen

Zentrale Ergebnisse der vertiefenden Interviews

Zusaumltzlich zu der Fragebogenerhebung wurden 30 persoumlnliche Interviews mit AumlrztInnen und Pflegepersonal (14 Frauen 16 Maumlnner) durchgefuumlhrt Ziel dieser quashylitativen Erhebung war eine vertiefende Erhebung der Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern der Interventions- und Behandlungsroutinen sowie der Bekanntshyheit und der Ressourcen intra- sowie extrashymuraler Stellen16

UumlBERFORDERUNG IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Rund die Haumllfte der Befragten gab an bei der ersten Begegnung mit einem Gewaltshyopfer voumlllig unvorbereitet in diese Situation gegangen zu sein Im Rahmen der Intershyviews wurde wiederholt darauf hingewieshysen wie schockierend dieser erste Kontakt mit Gewaltopfern gewesen waumlre

INFORMATIONSDEFIZIT UumlBER HILFSEINRICHTUNGEN Der Informationsstand uumlber extramurale Hilfseinrichtungen war bei den Befragten unterschiedlich hoch dennoch wurde uumlberwiegend die Ansicht vertreten mehr Informationen uumlber die Leistungen der einzelnen Einrichtungen zu benoumltigen

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

WUNSCH NACH FORTBILDUNGSANGEBOTEN Im Rahmen der Interviews wurde auch auf groszlige Informationsmankos in Bezug auf die Betreuung von Gewaltopfern verwiesen Es wurde beispielsweise hervorgehoben dass zu wenig Fortbildungsangebote existierten beziehungsweise dass Informationen nicht zugaumlnglich waumlren

Einige InterviewpartnerInnen haben sich durch berufliche Erfahrungen durch Literaturstudium oder den Besuch von

Veranstaltungen Informationen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern beschafft Im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde besonders hervorgehoben dass die dort bestehende Kinderschutzgruppe stark zur Ausbildung im Umgang mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern beigetragen hat

Am deutlichsten wurde der Wunsch nach Fortbildungsveranstaltungen formuliert wobei Vortraumlge und Diskussionen als adaumlshyquateste Vermittlungsform genannt wurden

raquoDie Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigenlaquo Statement von UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Allgemeines Krankenhaus

raquoDas Curriculum ist ausgezeichnet Am wichtigsten ist praumlventiv taumltig zu werden und Betroffenen Hilfe leicht zugaumlnglich zu machen Ich halte die Aus- und Weiterbildung auf diesem Gebiet im Krankenhaus fuumlr besonders wichtig Die Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigen Betroffene Frauen und Kinder koumlnnen von entsprechend ausgeshybildetem Personal besser vor weiteren Schaumlden bewahrt werdenlaquo

TeilnehmerInnen und Feedback

Insgesamt haben 800 TeilnehmerInnen das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo absolviert 110 MitarbeiterInnen im Kaiser-Franz-Josef-Spital 259 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost 147 in der Krankenanstalt Rudolfstiftung 57 im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) sowie 120 im Allgemeinen Krankenhaus An vertiefenden Workshops zur Handshyhabung des Spurensicherungs-Sets nahshymen 110 MitarbeiterInnen im KaisershyFranz-Josef-Spital im Wilhelminenspital und im Sozialmedizinischen Zentrum Ost teil An allen Spitaumllern zeigte sich als deutlicher Trend dass mehr weibliche MitarbeiterInnen an der Fortbildung teilshynahmen Eine Auswertung der Teilnahme am Curriculum nach Berufsgruppen beshylegt dass rund 70 Prozent der TeilshynehmerInnen aus dem Pflegebereich 15 Prozent aus dem aumlrztlichen Bereich und 15 Prozent aus therapeutischen Bereichen stammen nicht ausgewertet wurden hier die TeilnehmerInnen an den Schulungen zum Spurensicherungs-Set

Die Abteilung Organisation des Wiener Krankenanstaltenverbundes fuumlhrte in den Krankenhaumlusern Rudolfstiftung und Wien-Hietzing (vormals Lainz) eine anonyme Feed-Back-Befragung der TeilnehmerInnen am Curriculum durch Ein Fragebogen wurde unmittelbar nach Ende der Fortshybildung ausgefuumlllt ein zweiter drei Monate nach Absolvieren des Curriculums

Die Befragten bewerteten die inhaltliche Gestaltung und die Praxistauglichkeit durchgehend als sehr positiv Im Feedback nach drei Monaten fiel auf dass die Befragten angaben dass sie das im Curriculum erworbene Wissen in ihrer taumlglichen Arbeitspraxis sehr gut anwenshy

den konnten und die zur Verfuumlgung gestellten Informationsmaterialien eine wichtige Unterstuumltzung darstellten So etwa kannten 97 Prozent der Befragten den Folder und rund 80 Prozent der Befragten auch die Postkarten die im Rahmen des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo aufgelegt wurden

Viele Befragte wuumlnschten sich jedoch mehr und unterschiedliche Fortbildungen zum Thema Gewalt mehr Vernetzung zwishyschen den Abteilungen und nach auszligen sowie eine aktivere Beteiligung des aumlrztshylichen Personals

raquoEs muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen

Menschen durch Information und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

Statement von Oberin Monika Tischer Direktorin des Pflegedienstes Wilhelminenspital

raquoDas Wichtigste am Curriculum ist fuumlr mich die Information und Aufklaumlrung fuumlr MitarbeiterInnen und Betroffene Der Nutzen dieser Fortbildung ist sehr hoch denn ohne Information kann nicht reashygiert und somit kein Schutz angeboten werden Eine Gleichbehandlungsbeauftragte der Gemeinde Wien koumlnnte eine Ergaumlnzung fuumlr diese Veranstaltung sein Denn oft beginnt es mit sexueller Belaumlstigung und endet mit sexueller Gewalt Es muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen Menschen durch Inforshymation und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

Die Fortbildungsinhalte im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo

Die Ergebnisse der Erhebung des Fessel-GfK Instituts fanden sowohl bei der inshyhaltlichen als auch bei der zeitlichen Geshystaltung des Curriculums Beruumlcksichtigung Es musste bei der Planung insbesondere auf die Rahmenbedingungen in einer Krankenanstalt hinsichtlich zeitlicher Lage der Veranstaltung Ruumlcksicht genomshymen werden um moumlglichst vielen MitarshybeiterInnen Gelegenheit zu einer Teilnahme zu geben Nach der Durchfuumlhrung des Curriculums an den Modellspitaumllern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital wurden organisatorische Aumlnderungen vorgenommen Die Inhalte wurden dann geblockt jeweils an zwei Vorshymittagen zu je 65 Stunden in folgenden Modulen vermittelt

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Frauenlaquo

Informationen uumlber Formen Ausmaszlig und Folgen von Gewalt gegen Frauen Dynamik von Gewaltbeziehungen und Phasen der Traumashytisierung Auswirkungen von gesellschaftshylichen Mythen Grundlagen des Opferschutzes weiterfuumlhrende Betreuungsangebote Arbeitsshyweise und Aufgaben des Frauennotrufes

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Kinderlaquo

Information zu Erscheinungsformen und Symptomen von Gewalt gegen Kinder interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit im Intershy

esse der betroffenen Kinder Aufgaben geshysetzlichen Grundlagen und Arbeitsweise des Jugendwohlfahrtstraumlgers

Modul raquoSpurensicherung und DNA-Analyselaquo

Informationen zur richtigen Abnahme von Spuren und Vorgehen bei einer spurenshykundlichen Untersuchung mit Verwendung des Spurensicherungs-Sets Information uumlber die Aufgaben und Zustaumlndigkeiten der Gerichtsmedizin Wien

Polizeiliche Arbeit und Grundlage der DNA-Analyse in Hinblick auf die Beweisshyfuumlhrung von kriminellen Delikten

Modul raquoRechtliche Informationenlaquo

Grundlagen des Sexualstrafrechts und Opferrechte im Strafverfahren Vorgehensshyweise der Behoumlrden bei Offizialdelikten der Ablauf von einer Anzeige bis zum Geshyrichtsverfahren Prozessbegleitung und Unterstuumltzung der Opfer durch Opfershyschutzeinrichtungen

Information uumlber die Bestimmungen des Gewaltschutzgesetzes die rechtlichen Maszlignahmen der Wegweisung und des Betretungsverbotes die Moumlglichkeiten der Polizei und Erfahrungen aus der Praxis

Rechtliche Grundlagen des Aumlrztegesetzes und Krankenanstaltengesetzes und einschlaumlshy

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

gige Dienstvorschriften Die juristische De-finition von Gewalt etwa von raquoschwererlaquooder raquoleichterlaquo Koumlrperverletzung

Modul raquoOpferschutzgruppen im Krankenhauslaquo

Die Entstehungsgeschichte die Aufgabenund Arbeitsweisen von OpferschutzgruppenDarstellung der entwickelten Standardsund krankenhausinternen Versorgungsab-laumlufe sowie Kooperationen mit extramura-len Einrichtungen

Modul Wiener Frauenhaumluser ndashSicherheit und Wendepunkt

Information uumlber die Geschichte die Auf-gaben Angebote und Arbeitsweisen dervier Wiener Frauenhaumluser mit dem ange-schlossenen Nachbetreuungshaus und derBeratungsstelle

Hinweis Dieser Fortbildungsinhalt wurdebei der Veranstaltung im AllgemeinenKrankenhaus als zusaumltzliches Modul auf-genommen

raquohellip dass man die richtigen Schritte setztlaquoStatement von Drin Heidrun Flores-GengerGynaumlkologische und Geburtshilfliche AbteilungSozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Aufmerksam-Machen auf die Problematik unddas Wecken der Bereitschaft zu helfen bei den Mit-arbeiterinnen und Mitarbeitern im Spital scheint mirdas Wichtigste zu sein das heiszligt die Informationworum es geht wie man sich verhaumllt und wie manden Opfern helfen kann welche Moumlglichkeiten esgibt Durch das bessere Wissen gibt es auch eine grouml-szligere Bereitschaft sich zu beteiligen die richtigenSchritte zu setzen Wir auf der Gynaumlkologie sind zumBeispiel immer wieder mit vergewaltigten Frauenkonfrontiert hier ist die richtige Spurensicherungwichtig das haben wir vorher nicht gewusst DasCurriculum war insgesamt sehr gut sehr kompaktund konzentriert Man koumlnnte vielleicht noch dasThema Genitalverstuumlmmelung bei Frauen andererKulturen mit einbeziehen das ist etwas womit mannicht jeden Tag zu tun hat Dinge von denen mannichts weiszlig erkennt man vielleicht nicht Das ist ins-besondere dann schwierig wenn Frauen nicht unse-re Sprache sprechenlaquo

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienPlakate

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienInfokarten

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienChecklisten

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

raquohellip groszlig ist der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigenlaquo Statement von Rektor UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Leiter Allgemeines Krankenhaus-Universitaumltskliniken

raquoAls Rektor der medizinischen Universitaumlt Wien beshygruumlszlige ich die Etablierung eines Curriculums rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo ganz besonders da Gewaltshyerfahrungen wie internationale Studien eindrucksshyvoll aufzeigen die Gesundheit der davon Betroffenen nachhaltig und maszliggeblich negativ beeinflussen koumlnnen und einen bis dato noch zu wenig beruumlckshysichtigten gesundheitlichen Risikofaktor darstellen Entsprechend groszlig ist daher der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigen In diesem Zusammenshyhang erscheinen mir insbesondere die Vortraumlge zu Gewaltschutzaktivitaumlten in Spitaumllern und jene Vortraumlge die sich mit der Dynamik von Gewaltshybeziehungen sowie Erscheinungsformen und langshyfristigen Folgen von Gewalterfahrungen befassen als besonders wichtig Der Nutzen dieser Fortbildungs-Veranstaltung fuumlr das im AKH taumltige Personal sollte dementsprechend groszlig sein Das in den Vortraumlgen vermittelte Wissen sollte um entsprechende FaumlhigkeitenFertigkeiten im Umgang mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder erweitert werden um eine adaumlquate und sensible Betreuung dieser oftshymals schwer traumatisierten Personengruppe sichershyzustellenlaquo

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

Einleitung

Fuumlr die Durchfuumlhrung des Curriculums hat sich die Existenz von Opferschutzshygruppen als aumluszligerst positiv erwiesen Derzeit gibt es in zwei Wiener Krankenshyhaumlusern (Wilhelminenspital und Sozial-medizinisches Zentrum Ost) Opferschutzshygruppen

Bericht der Opferschutzgruppe im Wilhelminenspital

Seit Herbst 1997 besteht im Wilhelminenshyspital eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe zum Schutz fuumlr Frauen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind Ziel des Projekts war es im Spital ein Angebot zu installieshyren das Frauen zugute kommt und ihnen umfassende Versorgung Unterstuumltzung und Information bieten soll Um dieses Ziel zu erreichen wurde eine Arbeitsshygruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Institutionen ins Leben gerufen mit dem Ziel die Organisation und die Einhaltung erarbeiteter Strukturen zu sichern ein Forum fuumlr den Austausch mit den MitshyarbeiterInnen zu bilden um Reflexion und Verbesserungen zu ermoumlglichen Das Modell funktioniert mittlerweile seit Mai 1998 im Regelbetrieb In dieser Zusammenarbeit ist es gelungen die komplementaumlren Beshyduumlrfnisse aller beteiligten Berufsgruppen und die Interessen dreier Institutionen (Unfallchirurgische Abteilung Fonds Soziales Wien 24-Stunden Frauennotruf der MA 57) zur Deckung zu bringen ohne

Kosten zu verursachen Synergien wurden optimal ausgeschoumlpft

raquoDIE SICHERHEIT DES GEWALTOPFERS STEHT FUumlR UNS IM VORDERGRUNDlaquo DGKP Friedrich Anger-Schmidt Leiter der Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals und DSA Josef Heindl Mitarbeiter der Opfershyschutzgruppe des Wilhelminenspitals

raquoFuumlr uns steht die Sicherheit des Gewaltopfers im Vordergrund Wenn eine Ruumlckkehr in die Wohnung ndash aus welchen Gruumlnden auch immer ndash nicht moumlglich ist besteht die Moumlglichkeit einer stationaumlren Aufnahme an unserer Abteilung oder einer Unterbringung in einem Frauenhaus In der Statistik ist ein klarer Anstieg bemerkshybar So haben wir im Jahre 1999 37 Faumllle registriert und 2004 85 Faumllle Im Halbjahr 2005 sind wir schon bei 54 Faumlllen so dass wir heuer mit uumlber 100 Betroffenen rechshynen Woran es liegt laumlsst sich nur spekushylieren Ich vermute dass es ein Mix aus mehr rsaquoGewaltbereitschaftlsaquo und mehr rsaquodruumlber reden Trauenlsaquo ist Mein Wunsch ist nach wie vor eine wienweite Institutioshynalisierung in anderen Unfallabteilungen und eine Vernetzung der Daten Mit dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost ist sicher schon ein Anfang gemachtlaquo (DGKP Friedrich Anger-Schmidt)

raquoDie Sozialarbeit im Wilhelminenspital funktioniert mit einem neuen Konzept als Prototyp einer sozialen Servicestelle mit garantierter Erreichbarkeit von 8 Uhr bis

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

15 Uhr fuumlr PatientInnen Angehoumlrige und auch Spitalspersonal Diese gute Erreichshybarkeit ermoumlglicht es der Sozialarbeit sich als integraler Bestandteil bei Proshygrammen die eine bestimmte PatientInnenshygruppe betreffen anzubieten Unser Projekt zeigt sehr deutlich wie sehr Gesundheit und Soziales ineinander vershywoben sind und Patientinnen dementshysprechend auch von unterschiedlichen Professionen begleitet werden sollen

Voraussetzung fuumlr das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit ist die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respekshytieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Das Personal an der Unfallchirurshygischen Abteilung hatte den Eindruck dass zunehmend Patientinnen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind im Spital erscheinen und die ausschlieszliglich medizinische und pflegerische Versorgung fuumlr diese Patienshytinnen nicht ausreichend sind Zudem ist der Zeitdruck besonders in der Ambulanz zu groszlig um auf die ganz persoumlnlichen Probleme der Patientinnen adaumlquat einshyzugehen und zu reagieren Kenntnisse in Gespraumlchsfuumlhrung und Beherrschen von Kriseninterventionstechniken sind sehr individuell und in unterschiedlicher Qualitaumlt vorhanden und die Hilflosigkeit der Patientinnen wird oft zur Belastung fuumlr das behandelnde Personal Mit der neuen Konzeption einer Servicestelle war die Sozialarbeit in der Lage schnell erreichbar zu sein und damit Krisenintershyvention unmittelbar im Anschluss an die medizinische Versorgung anbieten zu koumlnnen

Neben der umfassenden Krisenintershyvention fuumlr Patientinnen bietet die intershydisziplinaumlre Zusammenarbeit verbesserte Gefahreneinschaumltzung und Entscheidungsshyhilfe zur Frage der noumltigenfalls stationaumlshyren Aufnahme Unsere Dienstzeiten ershylaubten es nicht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung anzubieten Aus diesem Grund und auch um gesicherte fachliche Komshy

petenz zu gewaumlhrleisten bot sich die Einshybindung des 24-Stunden Frauennotrufs in dieses Projekt an

Eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Instishytutionen und Berufsgruppen wurde gebilshydet um die koordinierte Zusammenarbeit zu ermoumlglichen Die gewuumlnschten MitarshybeiterInnen sollten entsprechendes Intershyesse mitbringen uumlber hohe Akzeptanz in der eigenen Berufsgruppe verfuumlgen und fuumlr den Wissenstransfer innerhalb der Berufsgruppe verantwortlich sein

Um die weitere Zusammenarbeit und allshyfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen sicherzustellen wurden weitere Bespreshychungen in halbjaumlhrigen Abstaumlnden vershyeinbart beziehungsweise finden sie jetzt anlassbezogen statt Themenspezifische Fortbildungsveranstaltungen finden nach Anlass und Bedarf statt Regelmaumlszligige Fortbildungsveranstaltungen fuumlr TurnusshyaumlrztInnen sollen diese nicht nur befaumlhigen in ihrem Dienst unserem Standard gemaumlszlig zu handeln sondern ihnen auch in weitershyfuumlhrenden Taumltigkeiten hilfreiches Wissen seinlaquo (DSA Josef Heindl)

Kontakt Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals 1220 Wien Langobardenstraszlige 122

Bericht der Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

Die Projektarbeit der Gewaltschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost starshytete im Jahre 2002 Zu diesem Zweck wurshyden aus den Bereichen Unfallchirurgie Aufnahmestation Gynaumlkologie und Psychiashytrie Angestellte eingeladen mitzuarbeiten Die Projektmitglieder sollten einen Rahmen fuumlr das Thema Gewalt in der Familie ershyarbeiten bestehende Probleme aufzeigen und Loumlsungsvorschlaumlge erstellen die im Sinne von Opferschutz im Sozialmedizishynisches Zentrum Ost in der Praxis vershywertbar sein sollten Nach Abschluss der Projektarbeit im Herbst 2004 wurde die Gewaltschutzgruppe offiziell als raquoOpfershyschutzgruppelaquo im Sozialmedizinischen Zentrum Ost als fixe Einrichtung und Organisation des Hauses genehmigt

raquoGEWALT IST NICHT IN ORDNUNG GEWALT IST KEINE LOumlSUNGlaquo DGKS Margit Liebhart Leiterin der Opfershyschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

raquoEs stellt sich im Laufe meiner Arbeit mit den Betroffenen immer wieder heraus wie schwer es fuumlr die Beteiligten ist daruumlber zu reden Gewalt in der Familie ist ein aumluszligerst sensibler Bereich Mit rsaquoFremdenlsaquo daruumlber zu sprechen was tatsaumlchlich rsaquoSchlimmeslsaquo in den eigenen vier Waumlnden passiert faumlllt nicht leicht Es gilt eine enorme Hemmschwelle zu uumlberwinden vor allem fuumlr sich selbst denn niemand moumlchte sein rsaquoeigenes Nest beschmutzenlsaquo

Manchmal braucht es mehrere Besuche bei uns in der Unfallambulanz die anfaumlnglich als rsaquoAusrutscherlsaquo von den Opfern dargestellt und dementsprechend bagatellisiert werden

rsaquoGegen den Tuumlrstock gelaufenlsaquo rsaquodie Stiegen hinuntergefallenlsaquo rsaquogestolpertlsaquo

Vielleicht beim naumlchsten Mal rsaquoIch war ja selber schuld haumltte ich ihnsie nicht so gereiztlsaquo

rsaquoErsie ist eigentlich ein seelenguter Mensch und sonst eigentlich so lieblsaquo

Frau M kommt nun schon zum dritten Mal zu uns in die Unfallambulanz Ich habe rsaquozufaumllliglsaquo schon wieder Nachtdienst Es ist 215 Uhr Frau M wird mit der Rettung gebracht

Sie ist nur mit einem Morgenmantel gekleidet der blutdurchtraumlnkt ist Frau M hat am ganzen Koumlrper Biss- und Kratzshywunden Wir versorgen ihre Wunden fast zwei Stunden lang

Frau M hat sich mein Gesicht und auch meinen Namen gemerkt

Als sie das erste Mal in meinem Nachtshydienst als Patientin kam wurde sie vom Lebensgefaumlhrten gebracht Sie hatte am linken Bein eine klaffende Bisswunde Der Hund des Lebensgefaumlhrten haumltte beim Spielen zu Hause nicht das Bein von Frau M sondern einen Ball ergreifen wollen Frau M zittert bei ihrer Erzaumlhlung Sie haumllt meine Hand und wirkt fuumlr mich vershystoumlrt Zu verstoumlrt fuumlr einen rsaquoSpielunfall mit dem Hundlsaquo Sie ist leicht alkoholisiert nicht sehr gepflegt Mir faumlllt auf dass sie immer wieder zur Tuumlr schielt

Nach drei Monaten wird Frau M mit der Rettung zu uns gebracht Eine Nachshybarin hatte die Polizei gerufen weil sie den Hund sehr laut bellen und knurren und Frau M schreien houmlrte

Frau M ist wieder alkoholisiert sie weint Wir muumlssen ihre Wunden dieses Mal sind es mehrere wieder versorgen Dieses Mal spreche ich sie direkt an rsaquoFrau M ich habe das Gefuumlhl dass bei Ihnen zu Hause irgendetwas nicht so laumluft wie Sie es sich wuumlnschen Kann ich Ihnen irgendshywie helfen Moumlchten Sie mit mir daruumlber sprechen Wollen Sie mit jemand anderem sprechen Wissen Sie ich denke dass jeder Mensch ein Recht darauf hat sich wenigstens zu Hause in seinen eigenen Waumlnden sicher und geborgen zu fuumlhlenlsaquo Frau M weint und stammelt irgendetwas vor sich hin Ich houmlre nicht zu sprechen auf Ich erzaumlhle von Gesetzen von vielen anderen Menschen die betroffen sind von

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Opferschutzgruppen in der PraxisOpferschutzgruppen in der Praxis

familiaumlrer Gewalt davon dass wir in unserer heutigen Gesellschaft alle gemeinshysam daran arbeiten sollten daruumlber zu reden dass Gewalt keine Loumlsung ist Frau M hat schon lange erfasst dass sie Hilfe braucht um aus dieser Gewaltspirale herauszukommen Sie erzaumlhlt mir von Selbsthilfebuumlchern die sie gelesen hat Sie erzaumlhlt von ihren vielen Versuchen nicht nur vom Alkohol sondern auch von ihrem Umfeld loszukommen aber letztendlich meint sie rsaquoDer Hund wird immer so aggressiv wenn wir trinkenlsaquo Trotzdem gebe ich ihr eine Broschuumlre vom Frauenshynotruf mit Ich fuumllle ein Gewaltdatenblatt aus

Heute beim dritten rsaquoBesuchlsaquo von Frau M bei uns erzaumlhlt sie mir dass ihr Lebensshygefaumlhrte den Hund auf sie hetzt wenn er zornig auf sie ist Dieses Mal sei es ganz besonders schlimm gewesen Wir reden und reden und reden Heute moumlchte Frau M mit einem Psychiatereiner Psychiaterin spreshychen Frau M moumlchte mit dem Frauennotshyruf telefonieren Frau M sagt dass sie so nicht mehr leben will

Frau M tut das auch alles mit mir Sie umarmt mich ich spuumlre dass sie wieder einen Schritt weiter vorangekommen ist Frau M will wieder nach Hause fahren

Ich habe Frau M schon uumlber zwei Jahre nicht mehr als Patientin bei uns gesehen Auch meine KollegInnen haben Frau M nicht betreut

Ich hoffe sehr dass Frau M und viele andere rsaquoOpferlsaquo die uns in unserem Bereich begegnet sind ein Stuumlck weiter voranshygekommen sind Ich hoffe sehr dass es sich weiter herumspricht beim Einkauf beim Tratsch mit dem Nachbarder Nachbarin in der U-Bahn bei persoumlnshylichen Gespraumlchen zwischen Freunden und Freundinnen und in Familien Gewalt in der Familie ist nicht ok

Ich kann etwas dagegen tun und es gibt viele Menschen und Einrichtungen die bemuumlht sind einen Weg aufzuzeigen der herausfuumlhren kann aus dieser Gewaltshyspirale

Wir schauen nicht weg wir schauen genau hin Wir wollen kompetent sein in unserer Hilfestellung Wir wollen Kontakte knuumlpfen die noumltig sind Wir haben die Moumlglichkeit rsaquostopplsaquo zu sagen in der oumlffentlichen Instishytution Krankenhaus Denn die Opfer komshymen zu uns und wenn wir aufmerksam genug zuhoumlren und hinsehen sind wir vielleicht die ersten die zu ihnen sagen rsaquoGewalt ist nicht Ordnung Gewalt ist keishyne Loumlsunglsaquo Vielleicht ist das ein Anfang fuumlr das Ende von der Gewalt in einer Familielaquo (DGKS Margit Liebhart)

Kontakt Opferschutzgruppe Sozialmedizinisches Zentrum Ost 1160 Wien Montleartstraszlige 37

raquoEiner der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es

eine geschuumltzte Gespraumlchsshysituation zu schaffenlaquo

Statement von Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegedienstes Sozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Sozialmedizinisches Zentrum Ost war eines der ersten Krankenhaumluser die projekthaft das Curriculum erarbeitet und weiterentwickelt haben Die Erfahrungen mit dem Curriculum zeigen dass viele MitarbeiterInnen in fast allen Abteilungen neushygierig gemacht und zur Mitarbeit angeregt wurden Bei uns sind noch immer die rsaquoPioniere und Pionierinnenlsaquo am Werk die ihr Wissen an die neuen MitarbeiterInnen weitergeben Wichtig ist dass die MitarbeiterInnen um die Entstehung der Gewaltshyspirale Bescheid wissen Sie koumlnnen den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern so eine adaumlquate Information und Beratung anbieten Der von den ProjektmitarbeiterInnen der Opferschutzgruppe erarshybeitete Leitfaden sichert den standardisierten Einsatz in allen Bereichen des Krankenhauses und bietet Nachvollziehbarkeit Einer der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es eine geschuumltzte Geshyspraumlchssituation zu schaffen Die MitarbeiterInnen sind zudem umfassend uumlber die gesetzlichen Regelungen informiert Insgesamt hat das Curricushylum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo zu einer Steigerung der Qualitaumlt der Betreuung von Gewaltopfern aber auch zu einer Sensibilisierung und einer Erhoumlhung der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen beigetragen Im Namen der Kollegialen Fuumlhrung danke ich allen MitshyarbeiterInnen die durch ihr Engagement und Fachwissen diesem sensiblen Thema im Sinne der Nachhaltigkeit professionell begegnenlaquo

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

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Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 12: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Untersuchung erfolgt nach eingehender Information und nach Zustimmung der Betroffenen ein Informationsblatt uumlber die Spurensicherung die Anzeige und uumlber wichtige Opferberatungsstellen wird den Betroffenen mitgegeben und bei Bedarf wird ein Kontakt zu einer Einrichtung vershymittelt

raquohellip Gewalt nicht nur zu bekaumlmpfen sondern sie verhindernlaquo Statement von UnivProf Dr Fritz Gschnait Vorstand der Hautabteilung und Aumlrztlicher Direktor Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoGewalt gegen Frauen und Kinder ist leider eine unterschaumltzte Realitaumlt mit der auch Aumlrzte und Aumlrztinshynen sowie das Krankenpflegepersonal in zunehmendem Maszlige konfrontiert sind In zunehmendem Maszlige deshalb weil die Gewaltbereitschaft steigt nicht zuletzt als Folge der zahlreichen Stresseinfluumlsse denen die heutigen Menschen besonders in Ballungszentren ausgesetzt sind sowie der dramatisch ansteigenden rsaquoEgoistizierunglsaquo der Zeit Menschen sind in vermehrtem Maszlige nur mehr auf sich selbst ausgerichtet zunehshymend weniger bereit fuumlr andere Mitmenschen auch in der eigenen Familie etwas auf sich zu nehmen und reagieren ablehnend ndash leider auch mit Gewaltmaszlignahmen

Aufklaumlrungsmaszlignahmen wie das Curriculum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo sind sehr wichtig damit Aumlrzte und Aumlrztinnen sensibilisiert werden bestimmte Verletzungsformen besonders an der Haut und den Schleimhaumluten als Folgen von Gewalteinwirkung zu erkennen und damit zu diagnostizieren Da die Betroffenen nicht zu selten schweigen kommt dem Arzt der Aumlrztin hier die wichtige Aufgabe zu die Gewaltfolge nicht nur zu behandeln sondern auch geeignete Maszlignahmen zu ergreifen um die hinter der Verletzung stehende psychische Problematik einer Loumlsung zuzufuumlhren In diesem Sinne sind Fortbildungsveranstaltungen dieser Art groszligartig tragen den Beduumlrfnissen unserer Zeit Rechnung und sollten weiter ausgebaut werden Allerdings darf dies erst der Anfang sein Wie immer in der Medizin ist Vorbeugen besser als Heilen Die Gesellschaft ist daher aufgerufen auf allen zur Verfuumlgung stehenden Wegen der Gewalt in der Gesellschaft vorzubeugen Gewalt nicht nur zu bekaumlmpfen sondern sie zu verhindern Richtige Erziehung in der Familie und in der Schule sind hier ebenso gefordert wie Maszlignahmen zur Stressvermeidung im Wohnbau im Straszligenverkehr am Arbeitsplatz im gesamten sozialen Gefuumlge der Menschen Gewalt wird letztlich nicht allein durch Strafen aus der Welt geschafft werden sondern in erster Linie durch Vermeidung und Bekaumlmpfung jener Faktoren welche Menschen gewaltbereit machen

Ich wuumlnsche dem Curriculum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo als einen wichtigen Teil des notshywendigen Gesamtkonzeptes weiterhin viel Erfolglaquo

RESUumlMEE

Aus Sicht des 24-Stunden Frauennotrufs hat das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zentrale Themen des Opfershyschutzes nicht nur aufgegriffen sondern auch in konkrete Maszlignahmen umsetzen koumlnnen Darin liegt auch die Chance dass die Erweiterung der institutionellen Handlungsspielraumlume und der Zusammenshyarbeit uumlber das Projekt hinaus Fortbeshystand hat

raquohellip dass das Curriculum wachruumltteln und aufzeigen

soll dass Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht als Kavaliersshy

delikt oder als ein Recht des Mannes gesehen werden darflaquo

Statement von Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegedienstes Kaiser-Franz-Josef-Spital

raquoDer Nutzen des Curriculums ist sehr hoch Zuerst einmal in dem Sinne dass durch das Thematisieren von Gewalt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wachgeruumlttelt werden sie sollen auch Zivilcourage entwickeln das heiszligt nicht wegschauen weil sie sich Aumlrger einhandeln koumlnnten Ich koumlnnte mir vorshystellen dass es auch heikel sein kann wenn man sich einmischt Da muss man den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sagen rsaquoWir stehen alle an eurer Seite schaut nicht weg und auch bei einer Vermutung ist es besser man irrt sich einmal als man irrt sich einshymal zu weniglsaquo Man braucht nicht jedes Mal strenge Vorschriften aber gewisse Leitlinien Das Curriculum ist eine Leitlinie an der man sich anhalten kann und anhand derer man vorgehen kann wenn man unsishycher ist

Beim Thema Gewalt ist die Redundanz wichtig Im Vordergrund steht das Immer-wieder-aufmerksam-Machen Die Gefahr dass eine Aktion einschlaumlft ist sehr groszlig Was man bei einem guten Handbuch noch besser machen kann ist es immer wieder in Ershyinnerung zu bringen es nachzudrucken und es nicht als eine Einmalaktion zu belassenlaquo

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Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit Maga Renate Balic-Benzing Leiterin der MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie

Kinder schuumltzen und Eltern stuumltzen sind die gesetzlichen Kernaufgaben und erklaumlrshyten Ziele der MAG ELF

Mit der reichen Angebotspalette raquoSoziale Dienste und Praumlventionlaquo reagieren SozialshyarbeiterInnen und PsychologInnen der MAG ELF bereits fruumlhzeitig auf moumlgliche Uumlberforderungssituationen von Eltern die in der Folge zu Kindesmisshandlung fuumlhren koumlnnen und unterstuumltzen Eltern dabei Strategien zu entwickeln ihren Kindern ein Aufwachsen in einer angstfreien und foumlrdernden Atmosphaumlre zu ermoumlglichen

Oumlffentliche Thematisierung und Sensibilishysierung leisten einen wichtigen Beitrag dazu Die neue Kinderschutz-Kampagne der MAG ELF weist darauf hin dass Kinder aktiv Gewalt ablehnen und auf ihr Recht auf Schutz vor Gewalt bestehen koumlnshynen und sie fordert auf den Kindern eine Stimme zu geben und diese Kinder dann auch zu houmlren Unter dem Slogan raquoDu sagst was gespielt wirdlaquo lenken wir vershystaumlrkte Aufmerksamkeit auf die Rechte der Kinder insbesondere das Recht auf Schutz vor Gewalt in jeder Form

Die Kampagnen zum Kinderschutz der MAG ELF helfen mit eine Enttabuisierung der Themen Gewalt in der Familie und Gewalt an Kindern zu erreichen und damit eine Sensibilisierung zu bewirken

Die Zahl an Abklaumlrungsverfahren in welchen die moumlgliche Misshandlung oder Vernachlaumlssigung eines Kindes dem Jugendshywohlfahrtstraumlger gemeldet und von diesem uumlberpruumlft wird ob eine Gefaumlhrdung des Kindes besteht und sodann entschieden wird welche Maszlignahme der Jugendwohlshyfahrt erforderlich ist um diese Geshyfaumlhrdung des Kindes abzuwenden steigt

laufend ndash von 5277 im Jahr 2001 auf 7994 im Jahr 2004 ndash an

Kindesmisshandlung ist eine nicht zufaumlllige gewaltsame Handlung von Eltern oder anderen Erwachsenen die das Kind koumlrpershylich und psychisch verletzt in seiner Entshywicklung nachhaltig beeintraumlchtigt oder es sogar toumltet Sie beinhaltet alle Formen physischer Gewalt die entweder unmittelshybar aus einer Situation heraus als beshywusst geplante raquoErziehungsmaszlignahmelaquo oder aufgrund sadistischer Neigung geshysetzt werden Sie kann auch durch Vershyweigerung und Entzug koumlrperlicher und seelischer Grundbeduumlrfnisse erfolgen Ebenso zaumlhlen Ablehnung Demuumltigung und Herabsetzung Uumlberforderung durch unangemessene Anforderungen und Anshyspruumlche Liebesentzug Gleichguumlltigkeit und Ignorieren Angst machen und Drohunshygen zu Formen der Kindesmisshandlung

Kinder werden durch das wiederholte Miterleben von Gewalt an der Mutter sei es durch den Vater oder den Lebensshypartner genauso traumatisiert wie durch das direkte Erleben von Gewalt am eigenen Koumlrper

Die Symptome und Auswirkungen bei Kindern sind so vielfaumlltig wie die ausshygeuumlbten Formen von Gewalt sie sind manchmal deutlich manchmal verdeckt erkennbar Gewaltsysteme in Familien funktionieren indem sie verschleiern abschwaumlchen zum Schein kooperieren Diese Muster zu erkennen und zu durchshybrechen ist Aufgabe von HelferInnen Das Erkennen von Symptomen und die Klaumlrung der Ursachen koumlnnen nur durch eine Zushysammenarbeit aller beteiligten Professionen erfolgen Dabei zeigt sich immer wieder

deutlich wie wichtig die Vernetzung und Zushysammenarbeit der beteiligten HelferInnenshygruppen ist

In der Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen im Kinderschutz sind offene Kommunikation umsichtiges Vorgehen zum Schutz der betroffenen Kinder um sekunshydaumlre Traumatisierung zu vermeiden und klare Aufgabenteilungen unumgaumlnglich Das Wissen um die Moumlglichkeiten und Methoden der KooperationspartnerInnen ist unverzichtbar Die Entwicklung von Qualitaumlt und Standards im Kinderschutz ist ein laufender Prozess in den alle beteishyligten und handelnden Berufsgruppen involviert sind und der nie abgeschlossen sein kann und darf

Dies setzt einen moumlglichst einheitlichen Wissensstand aller Beteiligten voraus Gemeinsame und gegenseitige Schulungen sind ein bedeutender und wertvoller Schritt zur Umsetzung der wichtigen Aufgabe Kinderschutz

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo durchgefuumlhrt vom Wiener Proshygramm fuumlr Frauengesundheit in Zusammenshyarbeit mit der MAG ELF der MA 57 ndash 24shyStunden Frauennotruf und dem Krankenshyanstaltenverbund ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung und ein wesentshylicher Beitrag zur Verbesserung des Kindershyschutzes in Wien

raquoLetztlich bedeutet Gewalt gegen Kinder immer auch

Gewalt gegen Frauenlaquo Statement von Dr in Sonja Havlicek

Leiterin der Kinderschutzgruppe Wilhelminenspital

raquoDie interdisziplinaumlre Kinderschutzgruppe des Wilhelminenspitals hat sich eine moumlglichst fruumlhzeitige Diagnosestellung bei allen Formen der Misshandlung und die Erstellung rsaquokindorientierterlsaquo Loumlsungsstrategien zum Ziel gesetzt

Was heute ein paar Haumlmatome als Nebenbefund darstellt kann naumlchste Woche eine Fraktur und naumlchstes Monat auch den Tod des Kindes bedeuten Besonders Menschen in helfenden Berufen koumlnnen Gewalt und bewusste Verletzung nur schwer nachshyvollziehen und wollen solche auch nicht wahrhaben Wie bei anderen Diagnosen gehoumlren aber solche Fakten erhoben Das von der Kinderschutzgruppe entshyworfene Verletzungsblatt soll bei der Dokumentation und der Festlegung der weiteren Maszlignahmen helfen Prinzipiell streben wir bei Verdacht eine sofortige stationaumlre Aufnahme an der Kinderabteilung an

Die Existenz und die Arbeit der Kinderschutzshygruppe des Wilhelminenspitals tragen dadurch aktiv zum Gewaltschutz und zur Sensibilisierung des Personals bei Letztlich bedeutet Gewalt gegen Kinder immer auch Gewalt gegen Frauenlaquo

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ORGANISATORISCHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

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Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Eroumlffnung der Projektwochen am 16 Oktober 2001 durch die Stadtraumltinnen Grete Laska Maga Renate Brauner und Primaria Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker

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ORGANISATORISCHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo Maga Alexandra Grasl Projektmanagerin Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit

1998 hat der Gemeinderat das Wiener Proshygramm fuumlr Frauengesundheit einstimmig beschlossen in dem Gewalt als eines von insgesamt zwoumllf zentralen Handlungsshyfeldern beschrieben ist Der darin enthalshytene Maszlignahmenkatalog umfasst die Entshywicklung eines Schulungsangebots fuumlr Spitalspersonal zur Sensibilisierung und Fruumlherkennung der Auswirkungen von Gewalt

Planung

Mit Unterstuumltzung von Gesundheitsshystadtraumltin Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker Frauenstadtraumltin Maga Renate Brauner und Jugendstadtraumltin Grete Laska richtete die Wiener Frauengesundshyheitsbeauftragte im August 2000 eine Steuerungsgruppe ein in deren Rahmen mehrere Einrichtungen der Stadt Wien kooperierten um in den Gemeindeshyspitaumllern ein entsprechendes Fortbildungsshyprogramm umzusetzen Wiener Krankenshyanstaltenverbund 24-Stunden Frauennotshyruf der MA 57 MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie und das Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Die Polizeidirektion Wien und das Institut fuumlr Gerichtsmedizin wurden als KooperationspartnerInnen gewonnen

Ist-Stand Erhebung

20002001 wurde eine MitarbeiterInnenshybefragung an den Krankenhaumlusern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital durchgefuumlhrt Befragt wurden AumlrztInnen und Pflegefachkraumlfte der Abteilungen Gynaumlkologie Urologie Hals- Nasen- und Ohrenabteilung Dermashytologie Augenheilkunde Paumldiatrie Psyshychiatrie Interne Chirurgie und der Notshyfallsambulanzen uumlber ihre Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern Die Ergebnisse zeigen nicht nur ein Informationsdefizit sondern auch den Wunsch der Befragten nach adaumlquater Aus- und Fortbildung

Inhalte

Auf Basis dieser Ist-Analyse wurde das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entwickelt das sich durch einen interdisziplinaumlren Zugang auszeichnet Der Inhalt umfasst fuumlnf Module bull Formen und Auswirkungen sexueller

und koumlrperlicher Gewalt gegen Frauenbull Formen und Auswirkungen sexueller

und koumlrperlicher Gewalt gegen Kinderbull Spurensicherung und DNA-Analysebull Rechtliche Informationenbull Vorstellung von Opferschutzgruppen an

Wiener Krankenanstalten

Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Zielgruppen

Das Fortbildungsprogramm ist fuumlr die Zielshygruppen AumlrztInnen und Pflegepersonal aber auch fuumlr andere im Spital taumltige Berufsgruppen wie Hebammen SozialarshybeiterInnen PsychologInnen konzipiert Ziel ist es die MitarbeiterInnen vor Ort im Spital zum Thema Gewaltpraumlvention und -intervention zu informieren und zu senshysibilisieren sowie Behandlungsstandards in den Spitaumllern zu etablieren

Vortragende

Fuumlr die Phase der Implementierung des Projektes und bei der Durchfuumlhrung der Fortbildung in den Wiener Gemeindeshyspitaumllern waren ExpertInnen des 24shyStunden Frauennotrufs der MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie der Polizei der Gerichtsmedizin Wien der Rechtsabshyteilung des Wiener Krankenanstaltenshyverbunds der Opferschutzgruppen von Wilhelminenspital und Sozialmedizishynischem Zentrum Ost sowie der Spitalsshysozialarbeit des Fonds Soziales Wien (vorshymals MA 47) verantwortlich Die Fortshybildungsreihe im Allgemeinen Krankenshyhaus wurde um Expertinnen der Wiener Frauenhaumluser erweitert Zudem waren die Bundespolizeidirektion Wien und die Gerichtsmedizin Wien wichtige KooperashytionspartnerInnen und stellten uumlber den gesamten Projektzeitraum neben Fachshyvortragenden auch ihre inhaltliche Exshypertise zur Verfuumlgung

Informationsmaterial

Ein Informationsfolder und eine Check-Karte im Brusttaschenformat mit einer Liste der wichtigsten Maszlignahmen sowie der Notfallnummern richten sich direkt an das Krankenhauspersonal Diese dienen den SpitalsmitarbeiterInnen als Leitfaden fuumlr die wichtigsten Handlungsschritte bei

der Kommunikation mit und der Untershysuchung von Gewaltopfern und sie inforshymieren weiters uumlber Beratungseinshyrichtungen An die BesucherInnen der Ambulanzen werden Poster sowie Postshykarten mit den wichtigsten Anlaufstellen bei Gewalt gegen Frauen und bei Gewalt gegen Kinder verteilt Um das Thema raquosichtbarlaquo zu machen thematisieren waumlhshyrend der Projektwochen in den Modellshyspitaumllern lebensgroszlige Figuren im Einshygangsbereich der Ambulanzen Gewalt gegen Frauen und Kinder als ein Thema der Medizin

Umsetzung

Der medial begleiteten Kick-off-Veranshystaltung am 16 Oktober 2001 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost die die Stadtshyraumltinnen Grete Laska Maga Renate Brauner und Primaria Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker im Rahmen einer Pressekonferenz eroumlffnet haben folgten Projektwochen in deren Rahmen das Curriculum vor Ort angeboten wurde 2001 startete das Pilotmodell in den beiden Spitaumllern in denen die MitarbeiterInnen zuvor befragt worden waren 2004 wurde das Curriculum in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und im Krankenhaus Wien-Hietzing (ehemals Lainz) sowie 2005 im Allgemeinen Krankenhaus durchgefuumlhrt Die Teilnahme am Curriculum ist kostenshylos Von allen ProjektpartnerInnen wurden interne Personalressourcen fuumlr Planung Koordination und fuumlr die Vortragstaumltigkeit zur Verfuumlgung gestellt

Die Planung und Umsetzung des Curriculums verlief in vier Phasen

Phase 1 2000 Konstituierung der Steuerungsgruppe Entwicklung des Fortbildungskonzeptes MitarbeiterInnenbefragung in den Modellshyspitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum

Ost und Kaiser-Franz-Josef-Spital Entshywicklung von Informationsmaterialien

Phase 2 2001 Durchfuumlhrung der Fortbildung in den beishyden Modellspitaumllern wobei im Sozial-medizinischen Zentrum Ost und im KaisershyFranz-Josef-Spital 20 Fortbildungen zu je 15 Stunden angeboten wurden Zu jedem Themenschwerpunkt fanden zwei Alternativshytermine statt

Phase 3 20022003 Uumlberarbeitung des Fortbildungskonzepts aufgrund der Auswertung der Ergebnisse aus Phase 1 Anpassung der Fortbildungsshystruktur Umstieg auf geblockte Veranshystaltungen mit zwei Tagen zu jeweils 65 Stunden sowie Uumlberarbeitung der Standards bei der Spurensicherung und deren Inteshygration in die Fortbildungsinhalte

Phase 4 20042005 Durchfuumlhrung der Fortbildungen in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) an jeweils zwei Vormittagen zu je 65 Stunden Im Allgemeinen Krankenhaus wurde aufgrund der Groumlszlige des Spitals die Fortbildung zweimal angeboten das heiszligt es wurden insgesamt vier Vormittage zu je 65 Stunden abgehalten

Know-how-Transfer

Das Wilhelminenspital das ebenfalls zum Krankenanstaltenverbund gehoumlrt war aufshygrund dort bereits bestehender Gewaltshyschutzaktivitaumlten als Good-Practice-Beishyspiel in das Curriculum integriert MitshyarbeiterInnen des Wilhelminenspitals beshyrichteten uumlber die Arbeit der Gewaltshyschutzgruppe und trugen damit zu einem wichtigen Know-how-Transfer in andere Spitaumller bei Auch die in Folge des Curricushylums entstandene Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde zu einem fixen Bestandteil des Curriculums

Behandlungsstandards

In Folge der guten Zusammenarbeit entshywickelten der Wiener Krankenanstaltenshyverbund der 24-Stunden Frauennotruf die Polizei und die Gerichtsmedizin ein Spurensicherungs-Set das eine einheitliche Beweissicherung garantiert und in den Geshymeindespitaumllern als Behandlungsstandard zur Untersuchung von Opfern sexueller Gewalt etabliert wurde Zu diesem Zweck finden eigene Einschulungstermine in den Spitaumllern statt

Feedback-Befragung

Ab 2004 erhielten die TeilnehmerInnen die Moumlglichkeit zu den Inhalten des Curricushylums via Fragebogen anonym eine Ruumlckshymeldung abzugeben Drei Monate spaumlter bekamen die TeilnehmerInnen noch einshymal einen Fragebogen zugeschickt um die Praxistauglichkeit der Fortbildung zu uumlberpruumlfen

Organisation

Koordinierende Aufgaben wurden durch das Wiener Programm fuumlr Frauengesundshyheit geleistet Dies betraf etwa die Komshymunikation mit Spitalsverwaltung und Vortragenden sowie die Terminkoordinashytion und Erstellung des Programmablaufs Zentral war die Mitarbeit des Krankenshyhauses Dieses hat eine interne Person fuumlr die Koordination nominiert die wiedeshyrum fuumlr die Kommunikation vor Ort und fuumlr die Organisation des Vortragsraums zustaumlndig war und die Veranstaltung begleitend moderiert hat

Top-Down-Prinzip

Um das Wissen und die soziale Bedeutung des Themas Gewalt auf mehreren Ebenen zu verankern hat sich das Top-Downshy

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Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Prinzip bewaumlhrt Zuerst wurde die Direktionsebene des Krankenhauses ndash und zwar die Aumlrztliche Leitung und die Pflegeleitung ndash um Unterstuumltzung gebeten diese wiederum wandte sich an die Abteilungsleitungen Die Vorstaumlnde der Fachabteilungen wurden im Rahmen der PrimaraumlrztInnensitzung der Krankenshyhaumluser uumlber das Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder sowie uumlber den Ablauf des geplanten Curriculums im jeweiligen Krankenhaus informiert Auch wenn grundshysaumltzlich eine obligatorische Teilnahme aller anzustreben ist war es in dieser Phase sinnvoll dass jede Abteilung je eine Vertreterin oder einen Vertreter des aumlrztshylichen Personals und des Pflegepersonals zum Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entsendet hat

10 Durchfuumlhrungsschritte

1 Kontaktaufnahme zu EntscheidungsshytraumlgerInnen relevanter Einrichtungen

2 Konstituierung einer Projektsteuerungsgruppe

3 Ist-Stand Erhebung im Krankenhaus

4 Entwicklung der Fortbildungsinhalte

5 Schriftliche Information an die Krankenhausleitung (Aumlrztliche- und Pflegeleitung)

6 Koordinierungsgespraumlch mit der Krankenhausleitung

7 Vorstellung des Themas und Fortbildungsangebots in der PrimaraumlrztInnensitzung des Krankenhauses

8 Bestimmung einer spitalsinternen Koordinationsperson zwecks Organisation und Kommunikation vor Ort

9 Durchfuumlhrung der Fortbildung im Spital ndash Moderation durch einen KrankenhausmitarbeiterIn

10 Feedback-Befragung der TeilnehmerInnen

raquoEs gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die

Frauen an die richtigen Stellen zu verweisenlaquo Statement von Elfriede Geyer Pflegedirektion Krankenhaus Rudolfstiftung

raquoDie Ruumlckmeldung die wir von den MitarbeiterInnen bekommen haben war dass sie ein staumlrkeres Bewusstsein fuumlr das Thema bekommen haben Auch die MitarbeiterInnen der Kinderambulanz die immer schon sehr sensibel im Bezug auf Zeichen von Gewaltanwendung waren sagten sie seien jetzt noch hellhoumlriger geworden Diese houmlhere Sensibilitaumlt trifft fuumlr das Thema Frauen und Gewalt zu Insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gynaumlkologie berichten vom groszligen Nutzen der Spurensicherungsboxen Hier sei alles Notwendige enthalten inklusive einer genauen Anleitung Es gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die MitarbeiterInnen die Frauen an die richtigen Stellen zu verweisen beziehungsweise selbst Kontakte herzustellen Die multiprofessionelle Teilnahme seitens des Krankenhauses ist sicher ganz wichtig Seitens der Vortragenden war diese mulshytiprofessionelle Teilnahme ja gegeben Es sollte weiterhin genuumlgend Zeit bleiben um auch Fragen stelshylen zu koumlnnen was bei dem Curriculum der Fall war Eine Wiederholung des Curriculums waumlre sicher gut weil damit eine groumlszligere Personengruppe die Moumlglichkeit haumltte daran teilzunehmen

Auszligerdem waumlre es wichtig dass es genuumlgend SozialarbeiterInnen fuumlr einen Informationsaustausch gaumlbe Aktuell ist die Situation etwa in der Kinderabteilung unbefriedigend weil SozialarbeiterInnen abgezogen worden sind und es keine Ruumlckmeldungen mehr gibtlaquo

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

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MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern

Im Jahr 2001 wurde das Meinungsshyforschungsinstitut Fessel-GfK vom Buumlro der Wiener Frauengesundheitsbeauftragten mit einer schriftlichen MitarbeiterInnenbeshyfragung an den beiden Gemeindespitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum Ost (in der Folge SMZ Ost genannt) und Kaiser-FranzshyJosef-Spital beauftragt12 Mit dieser Befragung sollte einerseits erhoben wershyden welche Kontakte und Erfahrungen die befragten Personen bislang in ihrem beruflichen Alltag mit Gewaltopfern geshyhabt haben andererseits sollte der Bedarf an Unterstuumltzung in dieser Arbeit erfragt werden Ein weiteres Thema war welche Einstellungen zum Thema Gewalt bestehen Die MitarbeiterInnenbefragung basierte auf zwei methodischen Schritten Neben einer Fragebogenerhebung wurden vertieshyfende persoumlnliche Interviews durchgeshyfuumlhrt

Folgende Abteilungen wurden befragt interne Aufnahmestation Gynaumlkologie Hals-Nasen-Ohren-Station Psychiatrie Unshyfallchirurgie und Chirurgie Dermatologie Kinderinterne sowie Kinderchirurgie

Die Krankenhausdirektionen wurden vorshyab von der Wiener Frauengesundheitsbeaufshytragten schriftlich uumlber den Grund und das Ziel der Erhebung informiert Zudem erfolgte eine persoumlnliche Vorstellung des

Projektvorhabens durch die Projektverantshywortlichen Diese Vorbereitungen waren wesentlich es konnte ein Ruumlcklauf von 25 Prozent der Frageboumlgen erreicht werden Insgesamt haben sich an der Befragung 209 Personen beteiligt 81 Prozent der Befragten waren weibliches 13 Prozent maumlnnliches Personal13

Zentrale Ergebnisse der Fragebogenerhebung

KONTAKTHAumlUFIGKEIT MIT GEWALTOPFERN Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer 41 Prozent der Befragten hatten im Jahr vor der Befragung beruflichen Kontakt mit Kindern und Jugendlichen die Opfer koumlrshyperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt waren Durchschnittlich hatte im letzten Jahr jede der befragten Personen Kontakt mit rund zehn jungen PatientInnen mit Gewalterfahrungen Deutlich werden hier Unterschiede zwischen den einzelnen Abteilungen So etwa haben bedeutend mehr der befragten Personen der kinderinshyternen Station der kinderchirurgischen Station sowie der Unfallchirurgie angegeshyben im Laufe des letzten Jahres Kontakte mit kindlichen oder jugendlichen Gewaltshyopfern gehabt zu haben als an anderen Abteilungen Dennoch haben mehr als 20

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Prozent der befragten Personen an gynaumlkoshylogischen Abteilungen zumindest einmal im letzten Jahr jugendliche Gewaltopfer betreut

Insgesamt wurden rund 87 Prozent der kindlichen und jugendlichen Gewaltopfer von Personen begleitet

Frauen als Gewaltopfer Mit erwachsenen weiblichen Gewaltopfern haben deutlich mehr der befragten Pershysonen im Laufe des letzten Jahres Kontakt gehabt dies trifft auf insgesamt 56 Prozent der Befragten zu Besonders haumlufig war dies in der Psychiatrie in der (Unfall)shyChirurgie sowie auf der Dermatologie der Fall Durchschnittlich haben jene Befragte die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit einem erwachsenen weiblichen Gewaltshyopfer gehabt haben 77 Opfer von koumlrpershylicher und 53 Opfer von sexueller Gewalt betreut

Anders als bei den kindlichen beziehungsshyweise jugendlichen Gewaltopfern gaben nur rund 50 Prozent der Befragten an Beshygleitpersonen der von Gewalt betroffenen Frauen wahrgenommen zu haben

WAHRNEHMUNG UND VERDACHT AUF GEWALT Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer Die befragten Personen14 hatten haumlufig den Verdacht dass die Verletzungsurshysachen verschleiert werden sollten Beshysonders haumlufig wurde dies in Zusammenshyhang mit sexueller Gewalt (66 Prozent der Befragten) aber auch haumlufig in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt (53 Prozent der Beshyfragten) vermutet

Frauen als Gewaltopfer Dass die Verletzungsursachen verschleiert werden sollten vermuteten 41 Prozent der Befragten 15 in Zusammenhang mit sexuelshyler Gewalt und 37 Prozent in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt

VORGEHEN BEI VERDACHT AUF GEWALT Bei vermuteten Gewaltdelikten verhielten sich die befragten Personen wie folgt

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Vorgehensarten bei Kindern und bei Frauen Jugendlichen

Austauschen mit KollegInnen 93 Prozent 79 Prozent

Direktes Ansprechen des Opfers 44 Prozent 59 Prozent

Kontaktaufnahme mit Jugendamt 34 Prozent 15 Prozent

Ansprechen der Begleitperson 33 Prozent 21 Prozent

Kontaktaufnahme zu extramuralen Einrichtungen 21 Prozent 32 Prozent

Kontaktaufnahme zu Polizei 8 Prozent 13 Prozent

BETREUUNGSVERSTAumlNDNIS UND BEHANDLUNGSSTANDARDS Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsprocedere definierte eine deutliche Mehrheit der Befragten die eigene Funktion in der Leistung der medizinischen Versorgung und in der additiven Weiterleitung an Hilfseinrichtungen (insgesamt rund 70 Prozent) Nur 16 Prozent der Befragten fuumlhrten aus ausschlieszliglich medizinische Versorgung zu leisten

63 Prozent der Befragten gaben an dass in Zusammenhang mit sexueller Gewalt an kindlichen und jugendlichen Gewaltopfern Richtlinien fuumlr die Betreuung existieren 57 Prozent der Befragten gaben an dass dies auch bei koumlrperlicher Gewalt der Fall ist

Frauen als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsverstaumlndnis gegenuumlber von Gewalt betroffenen Frauen

sah ndash ebenso wie bei kindlichen bezieshyhungsweise jugendlichen Gewaltopfern ndash die uumlberwiegende Mehrheit der Befragten (rund 74 Prozent) ihre Aufgabe sowohl in der medizinischen Versorgung als auch in der Weiterleitung an andere Hilfseinshyrichtungen Nur 15 Prozent der Befragten gaben an ausschlieszliglich medizinische Vershysorgung zu leisten

Nur 30 Prozent der Befragten geben an dass Betreuungsrichtlinien fuumlr den Fall von sexueller oder koumlrperlicher Gewalt gegen Frauen vorliegen

UNTERSTUumlTZUNGSBEDARF IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Die befragten AumlrztInnen und Pflegeshypersonen fuumlhlten sich in Hinblick auf den Umgang und die Betreuung von Opfern koumlrperlicher undoder sexueller Gewalt relativ gering informiert nur ein Viertel bezeichnete sich als gut informiert Knapp die Haumllfte fuumlhlte sich eher schlecht und immerhin 15 Prozent sehr schlecht inforshymiert Deutlich houmlher ist der Informationsshybedarf bei Mitgliedern des houmlheren Pflegeshypersonals sowie in den Abteilungen Chirurshygie und interne Aufnahmestation

Die verschiedenen extramuralen Hilfseinshyrichtungen waren den befragten AumlrztInnen und Pflegepersonen in unterschiedlichem Ausmaszlig bekannt Waumlhrend die Mehrheit Betreuungseinrichtungen wie Frauenshyhaumluser (82 Prozent) Jugendamt (79 Proshyzent) oder den 24-Stunden Frauennotruf (60 Prozent) kannte traf dies auf andere Einrichtungen etwa den kriminalpolizeishylichen Beratungsdienst (37 Prozent) oder das Kinderschutzzentrum (35 Prozent) nur mehr fuumlr ein gutes Drittel der Befragten zu

Lediglich elf Prozent der Befragten haben eine spezielle AusbildungWeiterbildung fuumlr die Betreuung von Opfern koumlrperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt absolshyviert

Vor diesem Hintergrund ist das Ergebnis dass sich 80 Prozent der Befragten vershymehrt Hilfestellungen unterschiedlicher Art fuumlr den kuumlnftigen Umgang mit Gewaltshyopfern wuumlnschten nachvollziehbar 22 Prozent wuumlnschten sich konkret Angebote fuumlr Weiter- Aus- und Fortbildungen elf Prozent artikulierten Unterstuumltzungsbedarf im Bereich Gespraumlchsfuumlhrung beziehungsshyweise Umgang mit Gewaltopfern Die restshylichen Angaben verteilten sich auf Wunsch nach Kontaktadressen Broschuumlren vershybindlichen Betreuungsstandards psycholoshygischer Beratung oder Informationen uumlber rechtliche Grundlagen

Zentrale Ergebnisse der vertiefenden Interviews

Zusaumltzlich zu der Fragebogenerhebung wurden 30 persoumlnliche Interviews mit AumlrztInnen und Pflegepersonal (14 Frauen 16 Maumlnner) durchgefuumlhrt Ziel dieser quashylitativen Erhebung war eine vertiefende Erhebung der Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern der Interventions- und Behandlungsroutinen sowie der Bekanntshyheit und der Ressourcen intra- sowie extrashymuraler Stellen16

UumlBERFORDERUNG IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Rund die Haumllfte der Befragten gab an bei der ersten Begegnung mit einem Gewaltshyopfer voumlllig unvorbereitet in diese Situation gegangen zu sein Im Rahmen der Intershyviews wurde wiederholt darauf hingewieshysen wie schockierend dieser erste Kontakt mit Gewaltopfern gewesen waumlre

INFORMATIONSDEFIZIT UumlBER HILFSEINRICHTUNGEN Der Informationsstand uumlber extramurale Hilfseinrichtungen war bei den Befragten unterschiedlich hoch dennoch wurde uumlberwiegend die Ansicht vertreten mehr Informationen uumlber die Leistungen der einzelnen Einrichtungen zu benoumltigen

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

WUNSCH NACH FORTBILDUNGSANGEBOTEN Im Rahmen der Interviews wurde auch auf groszlige Informationsmankos in Bezug auf die Betreuung von Gewaltopfern verwiesen Es wurde beispielsweise hervorgehoben dass zu wenig Fortbildungsangebote existierten beziehungsweise dass Informationen nicht zugaumlnglich waumlren

Einige InterviewpartnerInnen haben sich durch berufliche Erfahrungen durch Literaturstudium oder den Besuch von

Veranstaltungen Informationen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern beschafft Im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde besonders hervorgehoben dass die dort bestehende Kinderschutzgruppe stark zur Ausbildung im Umgang mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern beigetragen hat

Am deutlichsten wurde der Wunsch nach Fortbildungsveranstaltungen formuliert wobei Vortraumlge und Diskussionen als adaumlshyquateste Vermittlungsform genannt wurden

raquoDie Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigenlaquo Statement von UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Allgemeines Krankenhaus

raquoDas Curriculum ist ausgezeichnet Am wichtigsten ist praumlventiv taumltig zu werden und Betroffenen Hilfe leicht zugaumlnglich zu machen Ich halte die Aus- und Weiterbildung auf diesem Gebiet im Krankenhaus fuumlr besonders wichtig Die Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigen Betroffene Frauen und Kinder koumlnnen von entsprechend ausgeshybildetem Personal besser vor weiteren Schaumlden bewahrt werdenlaquo

TeilnehmerInnen und Feedback

Insgesamt haben 800 TeilnehmerInnen das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo absolviert 110 MitarbeiterInnen im Kaiser-Franz-Josef-Spital 259 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost 147 in der Krankenanstalt Rudolfstiftung 57 im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) sowie 120 im Allgemeinen Krankenhaus An vertiefenden Workshops zur Handshyhabung des Spurensicherungs-Sets nahshymen 110 MitarbeiterInnen im KaisershyFranz-Josef-Spital im Wilhelminenspital und im Sozialmedizinischen Zentrum Ost teil An allen Spitaumllern zeigte sich als deutlicher Trend dass mehr weibliche MitarbeiterInnen an der Fortbildung teilshynahmen Eine Auswertung der Teilnahme am Curriculum nach Berufsgruppen beshylegt dass rund 70 Prozent der TeilshynehmerInnen aus dem Pflegebereich 15 Prozent aus dem aumlrztlichen Bereich und 15 Prozent aus therapeutischen Bereichen stammen nicht ausgewertet wurden hier die TeilnehmerInnen an den Schulungen zum Spurensicherungs-Set

Die Abteilung Organisation des Wiener Krankenanstaltenverbundes fuumlhrte in den Krankenhaumlusern Rudolfstiftung und Wien-Hietzing (vormals Lainz) eine anonyme Feed-Back-Befragung der TeilnehmerInnen am Curriculum durch Ein Fragebogen wurde unmittelbar nach Ende der Fortshybildung ausgefuumlllt ein zweiter drei Monate nach Absolvieren des Curriculums

Die Befragten bewerteten die inhaltliche Gestaltung und die Praxistauglichkeit durchgehend als sehr positiv Im Feedback nach drei Monaten fiel auf dass die Befragten angaben dass sie das im Curriculum erworbene Wissen in ihrer taumlglichen Arbeitspraxis sehr gut anwenshy

den konnten und die zur Verfuumlgung gestellten Informationsmaterialien eine wichtige Unterstuumltzung darstellten So etwa kannten 97 Prozent der Befragten den Folder und rund 80 Prozent der Befragten auch die Postkarten die im Rahmen des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo aufgelegt wurden

Viele Befragte wuumlnschten sich jedoch mehr und unterschiedliche Fortbildungen zum Thema Gewalt mehr Vernetzung zwishyschen den Abteilungen und nach auszligen sowie eine aktivere Beteiligung des aumlrztshylichen Personals

raquoEs muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen

Menschen durch Information und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

Statement von Oberin Monika Tischer Direktorin des Pflegedienstes Wilhelminenspital

raquoDas Wichtigste am Curriculum ist fuumlr mich die Information und Aufklaumlrung fuumlr MitarbeiterInnen und Betroffene Der Nutzen dieser Fortbildung ist sehr hoch denn ohne Information kann nicht reashygiert und somit kein Schutz angeboten werden Eine Gleichbehandlungsbeauftragte der Gemeinde Wien koumlnnte eine Ergaumlnzung fuumlr diese Veranstaltung sein Denn oft beginnt es mit sexueller Belaumlstigung und endet mit sexueller Gewalt Es muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen Menschen durch Inforshymation und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

Die Fortbildungsinhalte im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo

Die Ergebnisse der Erhebung des Fessel-GfK Instituts fanden sowohl bei der inshyhaltlichen als auch bei der zeitlichen Geshystaltung des Curriculums Beruumlcksichtigung Es musste bei der Planung insbesondere auf die Rahmenbedingungen in einer Krankenanstalt hinsichtlich zeitlicher Lage der Veranstaltung Ruumlcksicht genomshymen werden um moumlglichst vielen MitarshybeiterInnen Gelegenheit zu einer Teilnahme zu geben Nach der Durchfuumlhrung des Curriculums an den Modellspitaumllern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital wurden organisatorische Aumlnderungen vorgenommen Die Inhalte wurden dann geblockt jeweils an zwei Vorshymittagen zu je 65 Stunden in folgenden Modulen vermittelt

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Frauenlaquo

Informationen uumlber Formen Ausmaszlig und Folgen von Gewalt gegen Frauen Dynamik von Gewaltbeziehungen und Phasen der Traumashytisierung Auswirkungen von gesellschaftshylichen Mythen Grundlagen des Opferschutzes weiterfuumlhrende Betreuungsangebote Arbeitsshyweise und Aufgaben des Frauennotrufes

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Kinderlaquo

Information zu Erscheinungsformen und Symptomen von Gewalt gegen Kinder interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit im Intershy

esse der betroffenen Kinder Aufgaben geshysetzlichen Grundlagen und Arbeitsweise des Jugendwohlfahrtstraumlgers

Modul raquoSpurensicherung und DNA-Analyselaquo

Informationen zur richtigen Abnahme von Spuren und Vorgehen bei einer spurenshykundlichen Untersuchung mit Verwendung des Spurensicherungs-Sets Information uumlber die Aufgaben und Zustaumlndigkeiten der Gerichtsmedizin Wien

Polizeiliche Arbeit und Grundlage der DNA-Analyse in Hinblick auf die Beweisshyfuumlhrung von kriminellen Delikten

Modul raquoRechtliche Informationenlaquo

Grundlagen des Sexualstrafrechts und Opferrechte im Strafverfahren Vorgehensshyweise der Behoumlrden bei Offizialdelikten der Ablauf von einer Anzeige bis zum Geshyrichtsverfahren Prozessbegleitung und Unterstuumltzung der Opfer durch Opfershyschutzeinrichtungen

Information uumlber die Bestimmungen des Gewaltschutzgesetzes die rechtlichen Maszlignahmen der Wegweisung und des Betretungsverbotes die Moumlglichkeiten der Polizei und Erfahrungen aus der Praxis

Rechtliche Grundlagen des Aumlrztegesetzes und Krankenanstaltengesetzes und einschlaumlshy

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

gige Dienstvorschriften Die juristische De-finition von Gewalt etwa von raquoschwererlaquooder raquoleichterlaquo Koumlrperverletzung

Modul raquoOpferschutzgruppen im Krankenhauslaquo

Die Entstehungsgeschichte die Aufgabenund Arbeitsweisen von OpferschutzgruppenDarstellung der entwickelten Standardsund krankenhausinternen Versorgungsab-laumlufe sowie Kooperationen mit extramura-len Einrichtungen

Modul Wiener Frauenhaumluser ndashSicherheit und Wendepunkt

Information uumlber die Geschichte die Auf-gaben Angebote und Arbeitsweisen dervier Wiener Frauenhaumluser mit dem ange-schlossenen Nachbetreuungshaus und derBeratungsstelle

Hinweis Dieser Fortbildungsinhalt wurdebei der Veranstaltung im AllgemeinenKrankenhaus als zusaumltzliches Modul auf-genommen

raquohellip dass man die richtigen Schritte setztlaquoStatement von Drin Heidrun Flores-GengerGynaumlkologische und Geburtshilfliche AbteilungSozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Aufmerksam-Machen auf die Problematik unddas Wecken der Bereitschaft zu helfen bei den Mit-arbeiterinnen und Mitarbeitern im Spital scheint mirdas Wichtigste zu sein das heiszligt die Informationworum es geht wie man sich verhaumllt und wie manden Opfern helfen kann welche Moumlglichkeiten esgibt Durch das bessere Wissen gibt es auch eine grouml-szligere Bereitschaft sich zu beteiligen die richtigenSchritte zu setzen Wir auf der Gynaumlkologie sind zumBeispiel immer wieder mit vergewaltigten Frauenkonfrontiert hier ist die richtige Spurensicherungwichtig das haben wir vorher nicht gewusst DasCurriculum war insgesamt sehr gut sehr kompaktund konzentriert Man koumlnnte vielleicht noch dasThema Genitalverstuumlmmelung bei Frauen andererKulturen mit einbeziehen das ist etwas womit mannicht jeden Tag zu tun hat Dinge von denen mannichts weiszlig erkennt man vielleicht nicht Das ist ins-besondere dann schwierig wenn Frauen nicht unse-re Sprache sprechenlaquo

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienPlakate

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienInfokarten

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienChecklisten

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

raquohellip groszlig ist der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigenlaquo Statement von Rektor UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Leiter Allgemeines Krankenhaus-Universitaumltskliniken

raquoAls Rektor der medizinischen Universitaumlt Wien beshygruumlszlige ich die Etablierung eines Curriculums rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo ganz besonders da Gewaltshyerfahrungen wie internationale Studien eindrucksshyvoll aufzeigen die Gesundheit der davon Betroffenen nachhaltig und maszliggeblich negativ beeinflussen koumlnnen und einen bis dato noch zu wenig beruumlckshysichtigten gesundheitlichen Risikofaktor darstellen Entsprechend groszlig ist daher der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigen In diesem Zusammenshyhang erscheinen mir insbesondere die Vortraumlge zu Gewaltschutzaktivitaumlten in Spitaumllern und jene Vortraumlge die sich mit der Dynamik von Gewaltshybeziehungen sowie Erscheinungsformen und langshyfristigen Folgen von Gewalterfahrungen befassen als besonders wichtig Der Nutzen dieser Fortbildungs-Veranstaltung fuumlr das im AKH taumltige Personal sollte dementsprechend groszlig sein Das in den Vortraumlgen vermittelte Wissen sollte um entsprechende FaumlhigkeitenFertigkeiten im Umgang mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder erweitert werden um eine adaumlquate und sensible Betreuung dieser oftshymals schwer traumatisierten Personengruppe sichershyzustellenlaquo

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

Einleitung

Fuumlr die Durchfuumlhrung des Curriculums hat sich die Existenz von Opferschutzshygruppen als aumluszligerst positiv erwiesen Derzeit gibt es in zwei Wiener Krankenshyhaumlusern (Wilhelminenspital und Sozial-medizinisches Zentrum Ost) Opferschutzshygruppen

Bericht der Opferschutzgruppe im Wilhelminenspital

Seit Herbst 1997 besteht im Wilhelminenshyspital eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe zum Schutz fuumlr Frauen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind Ziel des Projekts war es im Spital ein Angebot zu installieshyren das Frauen zugute kommt und ihnen umfassende Versorgung Unterstuumltzung und Information bieten soll Um dieses Ziel zu erreichen wurde eine Arbeitsshygruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Institutionen ins Leben gerufen mit dem Ziel die Organisation und die Einhaltung erarbeiteter Strukturen zu sichern ein Forum fuumlr den Austausch mit den MitshyarbeiterInnen zu bilden um Reflexion und Verbesserungen zu ermoumlglichen Das Modell funktioniert mittlerweile seit Mai 1998 im Regelbetrieb In dieser Zusammenarbeit ist es gelungen die komplementaumlren Beshyduumlrfnisse aller beteiligten Berufsgruppen und die Interessen dreier Institutionen (Unfallchirurgische Abteilung Fonds Soziales Wien 24-Stunden Frauennotruf der MA 57) zur Deckung zu bringen ohne

Kosten zu verursachen Synergien wurden optimal ausgeschoumlpft

raquoDIE SICHERHEIT DES GEWALTOPFERS STEHT FUumlR UNS IM VORDERGRUNDlaquo DGKP Friedrich Anger-Schmidt Leiter der Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals und DSA Josef Heindl Mitarbeiter der Opfershyschutzgruppe des Wilhelminenspitals

raquoFuumlr uns steht die Sicherheit des Gewaltopfers im Vordergrund Wenn eine Ruumlckkehr in die Wohnung ndash aus welchen Gruumlnden auch immer ndash nicht moumlglich ist besteht die Moumlglichkeit einer stationaumlren Aufnahme an unserer Abteilung oder einer Unterbringung in einem Frauenhaus In der Statistik ist ein klarer Anstieg bemerkshybar So haben wir im Jahre 1999 37 Faumllle registriert und 2004 85 Faumllle Im Halbjahr 2005 sind wir schon bei 54 Faumlllen so dass wir heuer mit uumlber 100 Betroffenen rechshynen Woran es liegt laumlsst sich nur spekushylieren Ich vermute dass es ein Mix aus mehr rsaquoGewaltbereitschaftlsaquo und mehr rsaquodruumlber reden Trauenlsaquo ist Mein Wunsch ist nach wie vor eine wienweite Institutioshynalisierung in anderen Unfallabteilungen und eine Vernetzung der Daten Mit dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost ist sicher schon ein Anfang gemachtlaquo (DGKP Friedrich Anger-Schmidt)

raquoDie Sozialarbeit im Wilhelminenspital funktioniert mit einem neuen Konzept als Prototyp einer sozialen Servicestelle mit garantierter Erreichbarkeit von 8 Uhr bis

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

15 Uhr fuumlr PatientInnen Angehoumlrige und auch Spitalspersonal Diese gute Erreichshybarkeit ermoumlglicht es der Sozialarbeit sich als integraler Bestandteil bei Proshygrammen die eine bestimmte PatientInnenshygruppe betreffen anzubieten Unser Projekt zeigt sehr deutlich wie sehr Gesundheit und Soziales ineinander vershywoben sind und Patientinnen dementshysprechend auch von unterschiedlichen Professionen begleitet werden sollen

Voraussetzung fuumlr das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit ist die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respekshytieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Das Personal an der Unfallchirurshygischen Abteilung hatte den Eindruck dass zunehmend Patientinnen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind im Spital erscheinen und die ausschlieszliglich medizinische und pflegerische Versorgung fuumlr diese Patienshytinnen nicht ausreichend sind Zudem ist der Zeitdruck besonders in der Ambulanz zu groszlig um auf die ganz persoumlnlichen Probleme der Patientinnen adaumlquat einshyzugehen und zu reagieren Kenntnisse in Gespraumlchsfuumlhrung und Beherrschen von Kriseninterventionstechniken sind sehr individuell und in unterschiedlicher Qualitaumlt vorhanden und die Hilflosigkeit der Patientinnen wird oft zur Belastung fuumlr das behandelnde Personal Mit der neuen Konzeption einer Servicestelle war die Sozialarbeit in der Lage schnell erreichbar zu sein und damit Krisenintershyvention unmittelbar im Anschluss an die medizinische Versorgung anbieten zu koumlnnen

Neben der umfassenden Krisenintershyvention fuumlr Patientinnen bietet die intershydisziplinaumlre Zusammenarbeit verbesserte Gefahreneinschaumltzung und Entscheidungsshyhilfe zur Frage der noumltigenfalls stationaumlshyren Aufnahme Unsere Dienstzeiten ershylaubten es nicht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung anzubieten Aus diesem Grund und auch um gesicherte fachliche Komshy

petenz zu gewaumlhrleisten bot sich die Einshybindung des 24-Stunden Frauennotrufs in dieses Projekt an

Eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Instishytutionen und Berufsgruppen wurde gebilshydet um die koordinierte Zusammenarbeit zu ermoumlglichen Die gewuumlnschten MitarshybeiterInnen sollten entsprechendes Intershyesse mitbringen uumlber hohe Akzeptanz in der eigenen Berufsgruppe verfuumlgen und fuumlr den Wissenstransfer innerhalb der Berufsgruppe verantwortlich sein

Um die weitere Zusammenarbeit und allshyfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen sicherzustellen wurden weitere Bespreshychungen in halbjaumlhrigen Abstaumlnden vershyeinbart beziehungsweise finden sie jetzt anlassbezogen statt Themenspezifische Fortbildungsveranstaltungen finden nach Anlass und Bedarf statt Regelmaumlszligige Fortbildungsveranstaltungen fuumlr TurnusshyaumlrztInnen sollen diese nicht nur befaumlhigen in ihrem Dienst unserem Standard gemaumlszlig zu handeln sondern ihnen auch in weitershyfuumlhrenden Taumltigkeiten hilfreiches Wissen seinlaquo (DSA Josef Heindl)

Kontakt Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals 1220 Wien Langobardenstraszlige 122

Bericht der Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

Die Projektarbeit der Gewaltschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost starshytete im Jahre 2002 Zu diesem Zweck wurshyden aus den Bereichen Unfallchirurgie Aufnahmestation Gynaumlkologie und Psychiashytrie Angestellte eingeladen mitzuarbeiten Die Projektmitglieder sollten einen Rahmen fuumlr das Thema Gewalt in der Familie ershyarbeiten bestehende Probleme aufzeigen und Loumlsungsvorschlaumlge erstellen die im Sinne von Opferschutz im Sozialmedizishynisches Zentrum Ost in der Praxis vershywertbar sein sollten Nach Abschluss der Projektarbeit im Herbst 2004 wurde die Gewaltschutzgruppe offiziell als raquoOpfershyschutzgruppelaquo im Sozialmedizinischen Zentrum Ost als fixe Einrichtung und Organisation des Hauses genehmigt

raquoGEWALT IST NICHT IN ORDNUNG GEWALT IST KEINE LOumlSUNGlaquo DGKS Margit Liebhart Leiterin der Opfershyschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

raquoEs stellt sich im Laufe meiner Arbeit mit den Betroffenen immer wieder heraus wie schwer es fuumlr die Beteiligten ist daruumlber zu reden Gewalt in der Familie ist ein aumluszligerst sensibler Bereich Mit rsaquoFremdenlsaquo daruumlber zu sprechen was tatsaumlchlich rsaquoSchlimmeslsaquo in den eigenen vier Waumlnden passiert faumlllt nicht leicht Es gilt eine enorme Hemmschwelle zu uumlberwinden vor allem fuumlr sich selbst denn niemand moumlchte sein rsaquoeigenes Nest beschmutzenlsaquo

Manchmal braucht es mehrere Besuche bei uns in der Unfallambulanz die anfaumlnglich als rsaquoAusrutscherlsaquo von den Opfern dargestellt und dementsprechend bagatellisiert werden

rsaquoGegen den Tuumlrstock gelaufenlsaquo rsaquodie Stiegen hinuntergefallenlsaquo rsaquogestolpertlsaquo

Vielleicht beim naumlchsten Mal rsaquoIch war ja selber schuld haumltte ich ihnsie nicht so gereiztlsaquo

rsaquoErsie ist eigentlich ein seelenguter Mensch und sonst eigentlich so lieblsaquo

Frau M kommt nun schon zum dritten Mal zu uns in die Unfallambulanz Ich habe rsaquozufaumllliglsaquo schon wieder Nachtdienst Es ist 215 Uhr Frau M wird mit der Rettung gebracht

Sie ist nur mit einem Morgenmantel gekleidet der blutdurchtraumlnkt ist Frau M hat am ganzen Koumlrper Biss- und Kratzshywunden Wir versorgen ihre Wunden fast zwei Stunden lang

Frau M hat sich mein Gesicht und auch meinen Namen gemerkt

Als sie das erste Mal in meinem Nachtshydienst als Patientin kam wurde sie vom Lebensgefaumlhrten gebracht Sie hatte am linken Bein eine klaffende Bisswunde Der Hund des Lebensgefaumlhrten haumltte beim Spielen zu Hause nicht das Bein von Frau M sondern einen Ball ergreifen wollen Frau M zittert bei ihrer Erzaumlhlung Sie haumllt meine Hand und wirkt fuumlr mich vershystoumlrt Zu verstoumlrt fuumlr einen rsaquoSpielunfall mit dem Hundlsaquo Sie ist leicht alkoholisiert nicht sehr gepflegt Mir faumlllt auf dass sie immer wieder zur Tuumlr schielt

Nach drei Monaten wird Frau M mit der Rettung zu uns gebracht Eine Nachshybarin hatte die Polizei gerufen weil sie den Hund sehr laut bellen und knurren und Frau M schreien houmlrte

Frau M ist wieder alkoholisiert sie weint Wir muumlssen ihre Wunden dieses Mal sind es mehrere wieder versorgen Dieses Mal spreche ich sie direkt an rsaquoFrau M ich habe das Gefuumlhl dass bei Ihnen zu Hause irgendetwas nicht so laumluft wie Sie es sich wuumlnschen Kann ich Ihnen irgendshywie helfen Moumlchten Sie mit mir daruumlber sprechen Wollen Sie mit jemand anderem sprechen Wissen Sie ich denke dass jeder Mensch ein Recht darauf hat sich wenigstens zu Hause in seinen eigenen Waumlnden sicher und geborgen zu fuumlhlenlsaquo Frau M weint und stammelt irgendetwas vor sich hin Ich houmlre nicht zu sprechen auf Ich erzaumlhle von Gesetzen von vielen anderen Menschen die betroffen sind von

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Opferschutzgruppen in der PraxisOpferschutzgruppen in der Praxis

familiaumlrer Gewalt davon dass wir in unserer heutigen Gesellschaft alle gemeinshysam daran arbeiten sollten daruumlber zu reden dass Gewalt keine Loumlsung ist Frau M hat schon lange erfasst dass sie Hilfe braucht um aus dieser Gewaltspirale herauszukommen Sie erzaumlhlt mir von Selbsthilfebuumlchern die sie gelesen hat Sie erzaumlhlt von ihren vielen Versuchen nicht nur vom Alkohol sondern auch von ihrem Umfeld loszukommen aber letztendlich meint sie rsaquoDer Hund wird immer so aggressiv wenn wir trinkenlsaquo Trotzdem gebe ich ihr eine Broschuumlre vom Frauenshynotruf mit Ich fuumllle ein Gewaltdatenblatt aus

Heute beim dritten rsaquoBesuchlsaquo von Frau M bei uns erzaumlhlt sie mir dass ihr Lebensshygefaumlhrte den Hund auf sie hetzt wenn er zornig auf sie ist Dieses Mal sei es ganz besonders schlimm gewesen Wir reden und reden und reden Heute moumlchte Frau M mit einem Psychiatereiner Psychiaterin spreshychen Frau M moumlchte mit dem Frauennotshyruf telefonieren Frau M sagt dass sie so nicht mehr leben will

Frau M tut das auch alles mit mir Sie umarmt mich ich spuumlre dass sie wieder einen Schritt weiter vorangekommen ist Frau M will wieder nach Hause fahren

Ich habe Frau M schon uumlber zwei Jahre nicht mehr als Patientin bei uns gesehen Auch meine KollegInnen haben Frau M nicht betreut

Ich hoffe sehr dass Frau M und viele andere rsaquoOpferlsaquo die uns in unserem Bereich begegnet sind ein Stuumlck weiter voranshygekommen sind Ich hoffe sehr dass es sich weiter herumspricht beim Einkauf beim Tratsch mit dem Nachbarder Nachbarin in der U-Bahn bei persoumlnshylichen Gespraumlchen zwischen Freunden und Freundinnen und in Familien Gewalt in der Familie ist nicht ok

Ich kann etwas dagegen tun und es gibt viele Menschen und Einrichtungen die bemuumlht sind einen Weg aufzuzeigen der herausfuumlhren kann aus dieser Gewaltshyspirale

Wir schauen nicht weg wir schauen genau hin Wir wollen kompetent sein in unserer Hilfestellung Wir wollen Kontakte knuumlpfen die noumltig sind Wir haben die Moumlglichkeit rsaquostopplsaquo zu sagen in der oumlffentlichen Instishytution Krankenhaus Denn die Opfer komshymen zu uns und wenn wir aufmerksam genug zuhoumlren und hinsehen sind wir vielleicht die ersten die zu ihnen sagen rsaquoGewalt ist nicht Ordnung Gewalt ist keishyne Loumlsunglsaquo Vielleicht ist das ein Anfang fuumlr das Ende von der Gewalt in einer Familielaquo (DGKS Margit Liebhart)

Kontakt Opferschutzgruppe Sozialmedizinisches Zentrum Ost 1160 Wien Montleartstraszlige 37

raquoEiner der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es

eine geschuumltzte Gespraumlchsshysituation zu schaffenlaquo

Statement von Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegedienstes Sozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Sozialmedizinisches Zentrum Ost war eines der ersten Krankenhaumluser die projekthaft das Curriculum erarbeitet und weiterentwickelt haben Die Erfahrungen mit dem Curriculum zeigen dass viele MitarbeiterInnen in fast allen Abteilungen neushygierig gemacht und zur Mitarbeit angeregt wurden Bei uns sind noch immer die rsaquoPioniere und Pionierinnenlsaquo am Werk die ihr Wissen an die neuen MitarbeiterInnen weitergeben Wichtig ist dass die MitarbeiterInnen um die Entstehung der Gewaltshyspirale Bescheid wissen Sie koumlnnen den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern so eine adaumlquate Information und Beratung anbieten Der von den ProjektmitarbeiterInnen der Opferschutzgruppe erarshybeitete Leitfaden sichert den standardisierten Einsatz in allen Bereichen des Krankenhauses und bietet Nachvollziehbarkeit Einer der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es eine geschuumltzte Geshyspraumlchssituation zu schaffen Die MitarbeiterInnen sind zudem umfassend uumlber die gesetzlichen Regelungen informiert Insgesamt hat das Curricushylum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo zu einer Steigerung der Qualitaumlt der Betreuung von Gewaltopfern aber auch zu einer Sensibilisierung und einer Erhoumlhung der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen beigetragen Im Namen der Kollegialen Fuumlhrung danke ich allen MitshyarbeiterInnen die durch ihr Engagement und Fachwissen diesem sensiblen Thema im Sinne der Nachhaltigkeit professionell begegnenlaquo

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

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Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 13: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

Inhaltliche Grundlagen des ProjektesInhaltliche Grundlagen des Projektes

Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit Maga Renate Balic-Benzing Leiterin der MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie

Kinder schuumltzen und Eltern stuumltzen sind die gesetzlichen Kernaufgaben und erklaumlrshyten Ziele der MAG ELF

Mit der reichen Angebotspalette raquoSoziale Dienste und Praumlventionlaquo reagieren SozialshyarbeiterInnen und PsychologInnen der MAG ELF bereits fruumlhzeitig auf moumlgliche Uumlberforderungssituationen von Eltern die in der Folge zu Kindesmisshandlung fuumlhren koumlnnen und unterstuumltzen Eltern dabei Strategien zu entwickeln ihren Kindern ein Aufwachsen in einer angstfreien und foumlrdernden Atmosphaumlre zu ermoumlglichen

Oumlffentliche Thematisierung und Sensibilishysierung leisten einen wichtigen Beitrag dazu Die neue Kinderschutz-Kampagne der MAG ELF weist darauf hin dass Kinder aktiv Gewalt ablehnen und auf ihr Recht auf Schutz vor Gewalt bestehen koumlnshynen und sie fordert auf den Kindern eine Stimme zu geben und diese Kinder dann auch zu houmlren Unter dem Slogan raquoDu sagst was gespielt wirdlaquo lenken wir vershystaumlrkte Aufmerksamkeit auf die Rechte der Kinder insbesondere das Recht auf Schutz vor Gewalt in jeder Form

Die Kampagnen zum Kinderschutz der MAG ELF helfen mit eine Enttabuisierung der Themen Gewalt in der Familie und Gewalt an Kindern zu erreichen und damit eine Sensibilisierung zu bewirken

Die Zahl an Abklaumlrungsverfahren in welchen die moumlgliche Misshandlung oder Vernachlaumlssigung eines Kindes dem Jugendshywohlfahrtstraumlger gemeldet und von diesem uumlberpruumlft wird ob eine Gefaumlhrdung des Kindes besteht und sodann entschieden wird welche Maszlignahme der Jugendwohlshyfahrt erforderlich ist um diese Geshyfaumlhrdung des Kindes abzuwenden steigt

laufend ndash von 5277 im Jahr 2001 auf 7994 im Jahr 2004 ndash an

Kindesmisshandlung ist eine nicht zufaumlllige gewaltsame Handlung von Eltern oder anderen Erwachsenen die das Kind koumlrpershylich und psychisch verletzt in seiner Entshywicklung nachhaltig beeintraumlchtigt oder es sogar toumltet Sie beinhaltet alle Formen physischer Gewalt die entweder unmittelshybar aus einer Situation heraus als beshywusst geplante raquoErziehungsmaszlignahmelaquo oder aufgrund sadistischer Neigung geshysetzt werden Sie kann auch durch Vershyweigerung und Entzug koumlrperlicher und seelischer Grundbeduumlrfnisse erfolgen Ebenso zaumlhlen Ablehnung Demuumltigung und Herabsetzung Uumlberforderung durch unangemessene Anforderungen und Anshyspruumlche Liebesentzug Gleichguumlltigkeit und Ignorieren Angst machen und Drohunshygen zu Formen der Kindesmisshandlung

Kinder werden durch das wiederholte Miterleben von Gewalt an der Mutter sei es durch den Vater oder den Lebensshypartner genauso traumatisiert wie durch das direkte Erleben von Gewalt am eigenen Koumlrper

Die Symptome und Auswirkungen bei Kindern sind so vielfaumlltig wie die ausshygeuumlbten Formen von Gewalt sie sind manchmal deutlich manchmal verdeckt erkennbar Gewaltsysteme in Familien funktionieren indem sie verschleiern abschwaumlchen zum Schein kooperieren Diese Muster zu erkennen und zu durchshybrechen ist Aufgabe von HelferInnen Das Erkennen von Symptomen und die Klaumlrung der Ursachen koumlnnen nur durch eine Zushysammenarbeit aller beteiligten Professionen erfolgen Dabei zeigt sich immer wieder

deutlich wie wichtig die Vernetzung und Zushysammenarbeit der beteiligten HelferInnenshygruppen ist

In der Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen im Kinderschutz sind offene Kommunikation umsichtiges Vorgehen zum Schutz der betroffenen Kinder um sekunshydaumlre Traumatisierung zu vermeiden und klare Aufgabenteilungen unumgaumlnglich Das Wissen um die Moumlglichkeiten und Methoden der KooperationspartnerInnen ist unverzichtbar Die Entwicklung von Qualitaumlt und Standards im Kinderschutz ist ein laufender Prozess in den alle beteishyligten und handelnden Berufsgruppen involviert sind und der nie abgeschlossen sein kann und darf

Dies setzt einen moumlglichst einheitlichen Wissensstand aller Beteiligten voraus Gemeinsame und gegenseitige Schulungen sind ein bedeutender und wertvoller Schritt zur Umsetzung der wichtigen Aufgabe Kinderschutz

Das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo durchgefuumlhrt vom Wiener Proshygramm fuumlr Frauengesundheit in Zusammenshyarbeit mit der MAG ELF der MA 57 ndash 24shyStunden Frauennotruf und dem Krankenshyanstaltenverbund ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung und ein wesentshylicher Beitrag zur Verbesserung des Kindershyschutzes in Wien

raquoLetztlich bedeutet Gewalt gegen Kinder immer auch

Gewalt gegen Frauenlaquo Statement von Dr in Sonja Havlicek

Leiterin der Kinderschutzgruppe Wilhelminenspital

raquoDie interdisziplinaumlre Kinderschutzgruppe des Wilhelminenspitals hat sich eine moumlglichst fruumlhzeitige Diagnosestellung bei allen Formen der Misshandlung und die Erstellung rsaquokindorientierterlsaquo Loumlsungsstrategien zum Ziel gesetzt

Was heute ein paar Haumlmatome als Nebenbefund darstellt kann naumlchste Woche eine Fraktur und naumlchstes Monat auch den Tod des Kindes bedeuten Besonders Menschen in helfenden Berufen koumlnnen Gewalt und bewusste Verletzung nur schwer nachshyvollziehen und wollen solche auch nicht wahrhaben Wie bei anderen Diagnosen gehoumlren aber solche Fakten erhoben Das von der Kinderschutzgruppe entshyworfene Verletzungsblatt soll bei der Dokumentation und der Festlegung der weiteren Maszlignahmen helfen Prinzipiell streben wir bei Verdacht eine sofortige stationaumlre Aufnahme an der Kinderabteilung an

Die Existenz und die Arbeit der Kinderschutzshygruppe des Wilhelminenspitals tragen dadurch aktiv zum Gewaltschutz und zur Sensibilisierung des Personals bei Letztlich bedeutet Gewalt gegen Kinder immer auch Gewalt gegen Frauenlaquo

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ORGANISATORISCHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

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Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Eroumlffnung der Projektwochen am 16 Oktober 2001 durch die Stadtraumltinnen Grete Laska Maga Renate Brauner und Primaria Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker

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ORGANISATORISCHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo Maga Alexandra Grasl Projektmanagerin Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit

1998 hat der Gemeinderat das Wiener Proshygramm fuumlr Frauengesundheit einstimmig beschlossen in dem Gewalt als eines von insgesamt zwoumllf zentralen Handlungsshyfeldern beschrieben ist Der darin enthalshytene Maszlignahmenkatalog umfasst die Entshywicklung eines Schulungsangebots fuumlr Spitalspersonal zur Sensibilisierung und Fruumlherkennung der Auswirkungen von Gewalt

Planung

Mit Unterstuumltzung von Gesundheitsshystadtraumltin Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker Frauenstadtraumltin Maga Renate Brauner und Jugendstadtraumltin Grete Laska richtete die Wiener Frauengesundshyheitsbeauftragte im August 2000 eine Steuerungsgruppe ein in deren Rahmen mehrere Einrichtungen der Stadt Wien kooperierten um in den Gemeindeshyspitaumllern ein entsprechendes Fortbildungsshyprogramm umzusetzen Wiener Krankenshyanstaltenverbund 24-Stunden Frauennotshyruf der MA 57 MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie und das Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Die Polizeidirektion Wien und das Institut fuumlr Gerichtsmedizin wurden als KooperationspartnerInnen gewonnen

Ist-Stand Erhebung

20002001 wurde eine MitarbeiterInnenshybefragung an den Krankenhaumlusern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital durchgefuumlhrt Befragt wurden AumlrztInnen und Pflegefachkraumlfte der Abteilungen Gynaumlkologie Urologie Hals- Nasen- und Ohrenabteilung Dermashytologie Augenheilkunde Paumldiatrie Psyshychiatrie Interne Chirurgie und der Notshyfallsambulanzen uumlber ihre Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern Die Ergebnisse zeigen nicht nur ein Informationsdefizit sondern auch den Wunsch der Befragten nach adaumlquater Aus- und Fortbildung

Inhalte

Auf Basis dieser Ist-Analyse wurde das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entwickelt das sich durch einen interdisziplinaumlren Zugang auszeichnet Der Inhalt umfasst fuumlnf Module bull Formen und Auswirkungen sexueller

und koumlrperlicher Gewalt gegen Frauenbull Formen und Auswirkungen sexueller

und koumlrperlicher Gewalt gegen Kinderbull Spurensicherung und DNA-Analysebull Rechtliche Informationenbull Vorstellung von Opferschutzgruppen an

Wiener Krankenanstalten

Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Zielgruppen

Das Fortbildungsprogramm ist fuumlr die Zielshygruppen AumlrztInnen und Pflegepersonal aber auch fuumlr andere im Spital taumltige Berufsgruppen wie Hebammen SozialarshybeiterInnen PsychologInnen konzipiert Ziel ist es die MitarbeiterInnen vor Ort im Spital zum Thema Gewaltpraumlvention und -intervention zu informieren und zu senshysibilisieren sowie Behandlungsstandards in den Spitaumllern zu etablieren

Vortragende

Fuumlr die Phase der Implementierung des Projektes und bei der Durchfuumlhrung der Fortbildung in den Wiener Gemeindeshyspitaumllern waren ExpertInnen des 24shyStunden Frauennotrufs der MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie der Polizei der Gerichtsmedizin Wien der Rechtsabshyteilung des Wiener Krankenanstaltenshyverbunds der Opferschutzgruppen von Wilhelminenspital und Sozialmedizishynischem Zentrum Ost sowie der Spitalsshysozialarbeit des Fonds Soziales Wien (vorshymals MA 47) verantwortlich Die Fortshybildungsreihe im Allgemeinen Krankenshyhaus wurde um Expertinnen der Wiener Frauenhaumluser erweitert Zudem waren die Bundespolizeidirektion Wien und die Gerichtsmedizin Wien wichtige KooperashytionspartnerInnen und stellten uumlber den gesamten Projektzeitraum neben Fachshyvortragenden auch ihre inhaltliche Exshypertise zur Verfuumlgung

Informationsmaterial

Ein Informationsfolder und eine Check-Karte im Brusttaschenformat mit einer Liste der wichtigsten Maszlignahmen sowie der Notfallnummern richten sich direkt an das Krankenhauspersonal Diese dienen den SpitalsmitarbeiterInnen als Leitfaden fuumlr die wichtigsten Handlungsschritte bei

der Kommunikation mit und der Untershysuchung von Gewaltopfern und sie inforshymieren weiters uumlber Beratungseinshyrichtungen An die BesucherInnen der Ambulanzen werden Poster sowie Postshykarten mit den wichtigsten Anlaufstellen bei Gewalt gegen Frauen und bei Gewalt gegen Kinder verteilt Um das Thema raquosichtbarlaquo zu machen thematisieren waumlhshyrend der Projektwochen in den Modellshyspitaumllern lebensgroszlige Figuren im Einshygangsbereich der Ambulanzen Gewalt gegen Frauen und Kinder als ein Thema der Medizin

Umsetzung

Der medial begleiteten Kick-off-Veranshystaltung am 16 Oktober 2001 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost die die Stadtshyraumltinnen Grete Laska Maga Renate Brauner und Primaria Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker im Rahmen einer Pressekonferenz eroumlffnet haben folgten Projektwochen in deren Rahmen das Curriculum vor Ort angeboten wurde 2001 startete das Pilotmodell in den beiden Spitaumllern in denen die MitarbeiterInnen zuvor befragt worden waren 2004 wurde das Curriculum in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und im Krankenhaus Wien-Hietzing (ehemals Lainz) sowie 2005 im Allgemeinen Krankenhaus durchgefuumlhrt Die Teilnahme am Curriculum ist kostenshylos Von allen ProjektpartnerInnen wurden interne Personalressourcen fuumlr Planung Koordination und fuumlr die Vortragstaumltigkeit zur Verfuumlgung gestellt

Die Planung und Umsetzung des Curriculums verlief in vier Phasen

Phase 1 2000 Konstituierung der Steuerungsgruppe Entwicklung des Fortbildungskonzeptes MitarbeiterInnenbefragung in den Modellshyspitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum

Ost und Kaiser-Franz-Josef-Spital Entshywicklung von Informationsmaterialien

Phase 2 2001 Durchfuumlhrung der Fortbildung in den beishyden Modellspitaumllern wobei im Sozial-medizinischen Zentrum Ost und im KaisershyFranz-Josef-Spital 20 Fortbildungen zu je 15 Stunden angeboten wurden Zu jedem Themenschwerpunkt fanden zwei Alternativshytermine statt

Phase 3 20022003 Uumlberarbeitung des Fortbildungskonzepts aufgrund der Auswertung der Ergebnisse aus Phase 1 Anpassung der Fortbildungsshystruktur Umstieg auf geblockte Veranshystaltungen mit zwei Tagen zu jeweils 65 Stunden sowie Uumlberarbeitung der Standards bei der Spurensicherung und deren Inteshygration in die Fortbildungsinhalte

Phase 4 20042005 Durchfuumlhrung der Fortbildungen in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) an jeweils zwei Vormittagen zu je 65 Stunden Im Allgemeinen Krankenhaus wurde aufgrund der Groumlszlige des Spitals die Fortbildung zweimal angeboten das heiszligt es wurden insgesamt vier Vormittage zu je 65 Stunden abgehalten

Know-how-Transfer

Das Wilhelminenspital das ebenfalls zum Krankenanstaltenverbund gehoumlrt war aufshygrund dort bereits bestehender Gewaltshyschutzaktivitaumlten als Good-Practice-Beishyspiel in das Curriculum integriert MitshyarbeiterInnen des Wilhelminenspitals beshyrichteten uumlber die Arbeit der Gewaltshyschutzgruppe und trugen damit zu einem wichtigen Know-how-Transfer in andere Spitaumller bei Auch die in Folge des Curricushylums entstandene Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde zu einem fixen Bestandteil des Curriculums

Behandlungsstandards

In Folge der guten Zusammenarbeit entshywickelten der Wiener Krankenanstaltenshyverbund der 24-Stunden Frauennotruf die Polizei und die Gerichtsmedizin ein Spurensicherungs-Set das eine einheitliche Beweissicherung garantiert und in den Geshymeindespitaumllern als Behandlungsstandard zur Untersuchung von Opfern sexueller Gewalt etabliert wurde Zu diesem Zweck finden eigene Einschulungstermine in den Spitaumllern statt

Feedback-Befragung

Ab 2004 erhielten die TeilnehmerInnen die Moumlglichkeit zu den Inhalten des Curricushylums via Fragebogen anonym eine Ruumlckshymeldung abzugeben Drei Monate spaumlter bekamen die TeilnehmerInnen noch einshymal einen Fragebogen zugeschickt um die Praxistauglichkeit der Fortbildung zu uumlberpruumlfen

Organisation

Koordinierende Aufgaben wurden durch das Wiener Programm fuumlr Frauengesundshyheit geleistet Dies betraf etwa die Komshymunikation mit Spitalsverwaltung und Vortragenden sowie die Terminkoordinashytion und Erstellung des Programmablaufs Zentral war die Mitarbeit des Krankenshyhauses Dieses hat eine interne Person fuumlr die Koordination nominiert die wiedeshyrum fuumlr die Kommunikation vor Ort und fuumlr die Organisation des Vortragsraums zustaumlndig war und die Veranstaltung begleitend moderiert hat

Top-Down-Prinzip

Um das Wissen und die soziale Bedeutung des Themas Gewalt auf mehreren Ebenen zu verankern hat sich das Top-Downshy

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Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Prinzip bewaumlhrt Zuerst wurde die Direktionsebene des Krankenhauses ndash und zwar die Aumlrztliche Leitung und die Pflegeleitung ndash um Unterstuumltzung gebeten diese wiederum wandte sich an die Abteilungsleitungen Die Vorstaumlnde der Fachabteilungen wurden im Rahmen der PrimaraumlrztInnensitzung der Krankenshyhaumluser uumlber das Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder sowie uumlber den Ablauf des geplanten Curriculums im jeweiligen Krankenhaus informiert Auch wenn grundshysaumltzlich eine obligatorische Teilnahme aller anzustreben ist war es in dieser Phase sinnvoll dass jede Abteilung je eine Vertreterin oder einen Vertreter des aumlrztshylichen Personals und des Pflegepersonals zum Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entsendet hat

10 Durchfuumlhrungsschritte

1 Kontaktaufnahme zu EntscheidungsshytraumlgerInnen relevanter Einrichtungen

2 Konstituierung einer Projektsteuerungsgruppe

3 Ist-Stand Erhebung im Krankenhaus

4 Entwicklung der Fortbildungsinhalte

5 Schriftliche Information an die Krankenhausleitung (Aumlrztliche- und Pflegeleitung)

6 Koordinierungsgespraumlch mit der Krankenhausleitung

7 Vorstellung des Themas und Fortbildungsangebots in der PrimaraumlrztInnensitzung des Krankenhauses

8 Bestimmung einer spitalsinternen Koordinationsperson zwecks Organisation und Kommunikation vor Ort

9 Durchfuumlhrung der Fortbildung im Spital ndash Moderation durch einen KrankenhausmitarbeiterIn

10 Feedback-Befragung der TeilnehmerInnen

raquoEs gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die

Frauen an die richtigen Stellen zu verweisenlaquo Statement von Elfriede Geyer Pflegedirektion Krankenhaus Rudolfstiftung

raquoDie Ruumlckmeldung die wir von den MitarbeiterInnen bekommen haben war dass sie ein staumlrkeres Bewusstsein fuumlr das Thema bekommen haben Auch die MitarbeiterInnen der Kinderambulanz die immer schon sehr sensibel im Bezug auf Zeichen von Gewaltanwendung waren sagten sie seien jetzt noch hellhoumlriger geworden Diese houmlhere Sensibilitaumlt trifft fuumlr das Thema Frauen und Gewalt zu Insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gynaumlkologie berichten vom groszligen Nutzen der Spurensicherungsboxen Hier sei alles Notwendige enthalten inklusive einer genauen Anleitung Es gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die MitarbeiterInnen die Frauen an die richtigen Stellen zu verweisen beziehungsweise selbst Kontakte herzustellen Die multiprofessionelle Teilnahme seitens des Krankenhauses ist sicher ganz wichtig Seitens der Vortragenden war diese mulshytiprofessionelle Teilnahme ja gegeben Es sollte weiterhin genuumlgend Zeit bleiben um auch Fragen stelshylen zu koumlnnen was bei dem Curriculum der Fall war Eine Wiederholung des Curriculums waumlre sicher gut weil damit eine groumlszligere Personengruppe die Moumlglichkeit haumltte daran teilzunehmen

Auszligerdem waumlre es wichtig dass es genuumlgend SozialarbeiterInnen fuumlr einen Informationsaustausch gaumlbe Aktuell ist die Situation etwa in der Kinderabteilung unbefriedigend weil SozialarbeiterInnen abgezogen worden sind und es keine Ruumlckmeldungen mehr gibtlaquo

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

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MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern

Im Jahr 2001 wurde das Meinungsshyforschungsinstitut Fessel-GfK vom Buumlro der Wiener Frauengesundheitsbeauftragten mit einer schriftlichen MitarbeiterInnenbeshyfragung an den beiden Gemeindespitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum Ost (in der Folge SMZ Ost genannt) und Kaiser-FranzshyJosef-Spital beauftragt12 Mit dieser Befragung sollte einerseits erhoben wershyden welche Kontakte und Erfahrungen die befragten Personen bislang in ihrem beruflichen Alltag mit Gewaltopfern geshyhabt haben andererseits sollte der Bedarf an Unterstuumltzung in dieser Arbeit erfragt werden Ein weiteres Thema war welche Einstellungen zum Thema Gewalt bestehen Die MitarbeiterInnenbefragung basierte auf zwei methodischen Schritten Neben einer Fragebogenerhebung wurden vertieshyfende persoumlnliche Interviews durchgeshyfuumlhrt

Folgende Abteilungen wurden befragt interne Aufnahmestation Gynaumlkologie Hals-Nasen-Ohren-Station Psychiatrie Unshyfallchirurgie und Chirurgie Dermatologie Kinderinterne sowie Kinderchirurgie

Die Krankenhausdirektionen wurden vorshyab von der Wiener Frauengesundheitsbeaufshytragten schriftlich uumlber den Grund und das Ziel der Erhebung informiert Zudem erfolgte eine persoumlnliche Vorstellung des

Projektvorhabens durch die Projektverantshywortlichen Diese Vorbereitungen waren wesentlich es konnte ein Ruumlcklauf von 25 Prozent der Frageboumlgen erreicht werden Insgesamt haben sich an der Befragung 209 Personen beteiligt 81 Prozent der Befragten waren weibliches 13 Prozent maumlnnliches Personal13

Zentrale Ergebnisse der Fragebogenerhebung

KONTAKTHAumlUFIGKEIT MIT GEWALTOPFERN Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer 41 Prozent der Befragten hatten im Jahr vor der Befragung beruflichen Kontakt mit Kindern und Jugendlichen die Opfer koumlrshyperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt waren Durchschnittlich hatte im letzten Jahr jede der befragten Personen Kontakt mit rund zehn jungen PatientInnen mit Gewalterfahrungen Deutlich werden hier Unterschiede zwischen den einzelnen Abteilungen So etwa haben bedeutend mehr der befragten Personen der kinderinshyternen Station der kinderchirurgischen Station sowie der Unfallchirurgie angegeshyben im Laufe des letzten Jahres Kontakte mit kindlichen oder jugendlichen Gewaltshyopfern gehabt zu haben als an anderen Abteilungen Dennoch haben mehr als 20

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Prozent der befragten Personen an gynaumlkoshylogischen Abteilungen zumindest einmal im letzten Jahr jugendliche Gewaltopfer betreut

Insgesamt wurden rund 87 Prozent der kindlichen und jugendlichen Gewaltopfer von Personen begleitet

Frauen als Gewaltopfer Mit erwachsenen weiblichen Gewaltopfern haben deutlich mehr der befragten Pershysonen im Laufe des letzten Jahres Kontakt gehabt dies trifft auf insgesamt 56 Prozent der Befragten zu Besonders haumlufig war dies in der Psychiatrie in der (Unfall)shyChirurgie sowie auf der Dermatologie der Fall Durchschnittlich haben jene Befragte die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit einem erwachsenen weiblichen Gewaltshyopfer gehabt haben 77 Opfer von koumlrpershylicher und 53 Opfer von sexueller Gewalt betreut

Anders als bei den kindlichen beziehungsshyweise jugendlichen Gewaltopfern gaben nur rund 50 Prozent der Befragten an Beshygleitpersonen der von Gewalt betroffenen Frauen wahrgenommen zu haben

WAHRNEHMUNG UND VERDACHT AUF GEWALT Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer Die befragten Personen14 hatten haumlufig den Verdacht dass die Verletzungsurshysachen verschleiert werden sollten Beshysonders haumlufig wurde dies in Zusammenshyhang mit sexueller Gewalt (66 Prozent der Befragten) aber auch haumlufig in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt (53 Prozent der Beshyfragten) vermutet

Frauen als Gewaltopfer Dass die Verletzungsursachen verschleiert werden sollten vermuteten 41 Prozent der Befragten 15 in Zusammenhang mit sexuelshyler Gewalt und 37 Prozent in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt

VORGEHEN BEI VERDACHT AUF GEWALT Bei vermuteten Gewaltdelikten verhielten sich die befragten Personen wie folgt

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Vorgehensarten bei Kindern und bei Frauen Jugendlichen

Austauschen mit KollegInnen 93 Prozent 79 Prozent

Direktes Ansprechen des Opfers 44 Prozent 59 Prozent

Kontaktaufnahme mit Jugendamt 34 Prozent 15 Prozent

Ansprechen der Begleitperson 33 Prozent 21 Prozent

Kontaktaufnahme zu extramuralen Einrichtungen 21 Prozent 32 Prozent

Kontaktaufnahme zu Polizei 8 Prozent 13 Prozent

BETREUUNGSVERSTAumlNDNIS UND BEHANDLUNGSSTANDARDS Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsprocedere definierte eine deutliche Mehrheit der Befragten die eigene Funktion in der Leistung der medizinischen Versorgung und in der additiven Weiterleitung an Hilfseinrichtungen (insgesamt rund 70 Prozent) Nur 16 Prozent der Befragten fuumlhrten aus ausschlieszliglich medizinische Versorgung zu leisten

63 Prozent der Befragten gaben an dass in Zusammenhang mit sexueller Gewalt an kindlichen und jugendlichen Gewaltopfern Richtlinien fuumlr die Betreuung existieren 57 Prozent der Befragten gaben an dass dies auch bei koumlrperlicher Gewalt der Fall ist

Frauen als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsverstaumlndnis gegenuumlber von Gewalt betroffenen Frauen

sah ndash ebenso wie bei kindlichen bezieshyhungsweise jugendlichen Gewaltopfern ndash die uumlberwiegende Mehrheit der Befragten (rund 74 Prozent) ihre Aufgabe sowohl in der medizinischen Versorgung als auch in der Weiterleitung an andere Hilfseinshyrichtungen Nur 15 Prozent der Befragten gaben an ausschlieszliglich medizinische Vershysorgung zu leisten

Nur 30 Prozent der Befragten geben an dass Betreuungsrichtlinien fuumlr den Fall von sexueller oder koumlrperlicher Gewalt gegen Frauen vorliegen

UNTERSTUumlTZUNGSBEDARF IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Die befragten AumlrztInnen und Pflegeshypersonen fuumlhlten sich in Hinblick auf den Umgang und die Betreuung von Opfern koumlrperlicher undoder sexueller Gewalt relativ gering informiert nur ein Viertel bezeichnete sich als gut informiert Knapp die Haumllfte fuumlhlte sich eher schlecht und immerhin 15 Prozent sehr schlecht inforshymiert Deutlich houmlher ist der Informationsshybedarf bei Mitgliedern des houmlheren Pflegeshypersonals sowie in den Abteilungen Chirurshygie und interne Aufnahmestation

Die verschiedenen extramuralen Hilfseinshyrichtungen waren den befragten AumlrztInnen und Pflegepersonen in unterschiedlichem Ausmaszlig bekannt Waumlhrend die Mehrheit Betreuungseinrichtungen wie Frauenshyhaumluser (82 Prozent) Jugendamt (79 Proshyzent) oder den 24-Stunden Frauennotruf (60 Prozent) kannte traf dies auf andere Einrichtungen etwa den kriminalpolizeishylichen Beratungsdienst (37 Prozent) oder das Kinderschutzzentrum (35 Prozent) nur mehr fuumlr ein gutes Drittel der Befragten zu

Lediglich elf Prozent der Befragten haben eine spezielle AusbildungWeiterbildung fuumlr die Betreuung von Opfern koumlrperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt absolshyviert

Vor diesem Hintergrund ist das Ergebnis dass sich 80 Prozent der Befragten vershymehrt Hilfestellungen unterschiedlicher Art fuumlr den kuumlnftigen Umgang mit Gewaltshyopfern wuumlnschten nachvollziehbar 22 Prozent wuumlnschten sich konkret Angebote fuumlr Weiter- Aus- und Fortbildungen elf Prozent artikulierten Unterstuumltzungsbedarf im Bereich Gespraumlchsfuumlhrung beziehungsshyweise Umgang mit Gewaltopfern Die restshylichen Angaben verteilten sich auf Wunsch nach Kontaktadressen Broschuumlren vershybindlichen Betreuungsstandards psycholoshygischer Beratung oder Informationen uumlber rechtliche Grundlagen

Zentrale Ergebnisse der vertiefenden Interviews

Zusaumltzlich zu der Fragebogenerhebung wurden 30 persoumlnliche Interviews mit AumlrztInnen und Pflegepersonal (14 Frauen 16 Maumlnner) durchgefuumlhrt Ziel dieser quashylitativen Erhebung war eine vertiefende Erhebung der Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern der Interventions- und Behandlungsroutinen sowie der Bekanntshyheit und der Ressourcen intra- sowie extrashymuraler Stellen16

UumlBERFORDERUNG IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Rund die Haumllfte der Befragten gab an bei der ersten Begegnung mit einem Gewaltshyopfer voumlllig unvorbereitet in diese Situation gegangen zu sein Im Rahmen der Intershyviews wurde wiederholt darauf hingewieshysen wie schockierend dieser erste Kontakt mit Gewaltopfern gewesen waumlre

INFORMATIONSDEFIZIT UumlBER HILFSEINRICHTUNGEN Der Informationsstand uumlber extramurale Hilfseinrichtungen war bei den Befragten unterschiedlich hoch dennoch wurde uumlberwiegend die Ansicht vertreten mehr Informationen uumlber die Leistungen der einzelnen Einrichtungen zu benoumltigen

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

WUNSCH NACH FORTBILDUNGSANGEBOTEN Im Rahmen der Interviews wurde auch auf groszlige Informationsmankos in Bezug auf die Betreuung von Gewaltopfern verwiesen Es wurde beispielsweise hervorgehoben dass zu wenig Fortbildungsangebote existierten beziehungsweise dass Informationen nicht zugaumlnglich waumlren

Einige InterviewpartnerInnen haben sich durch berufliche Erfahrungen durch Literaturstudium oder den Besuch von

Veranstaltungen Informationen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern beschafft Im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde besonders hervorgehoben dass die dort bestehende Kinderschutzgruppe stark zur Ausbildung im Umgang mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern beigetragen hat

Am deutlichsten wurde der Wunsch nach Fortbildungsveranstaltungen formuliert wobei Vortraumlge und Diskussionen als adaumlshyquateste Vermittlungsform genannt wurden

raquoDie Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigenlaquo Statement von UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Allgemeines Krankenhaus

raquoDas Curriculum ist ausgezeichnet Am wichtigsten ist praumlventiv taumltig zu werden und Betroffenen Hilfe leicht zugaumlnglich zu machen Ich halte die Aus- und Weiterbildung auf diesem Gebiet im Krankenhaus fuumlr besonders wichtig Die Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigen Betroffene Frauen und Kinder koumlnnen von entsprechend ausgeshybildetem Personal besser vor weiteren Schaumlden bewahrt werdenlaquo

TeilnehmerInnen und Feedback

Insgesamt haben 800 TeilnehmerInnen das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo absolviert 110 MitarbeiterInnen im Kaiser-Franz-Josef-Spital 259 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost 147 in der Krankenanstalt Rudolfstiftung 57 im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) sowie 120 im Allgemeinen Krankenhaus An vertiefenden Workshops zur Handshyhabung des Spurensicherungs-Sets nahshymen 110 MitarbeiterInnen im KaisershyFranz-Josef-Spital im Wilhelminenspital und im Sozialmedizinischen Zentrum Ost teil An allen Spitaumllern zeigte sich als deutlicher Trend dass mehr weibliche MitarbeiterInnen an der Fortbildung teilshynahmen Eine Auswertung der Teilnahme am Curriculum nach Berufsgruppen beshylegt dass rund 70 Prozent der TeilshynehmerInnen aus dem Pflegebereich 15 Prozent aus dem aumlrztlichen Bereich und 15 Prozent aus therapeutischen Bereichen stammen nicht ausgewertet wurden hier die TeilnehmerInnen an den Schulungen zum Spurensicherungs-Set

Die Abteilung Organisation des Wiener Krankenanstaltenverbundes fuumlhrte in den Krankenhaumlusern Rudolfstiftung und Wien-Hietzing (vormals Lainz) eine anonyme Feed-Back-Befragung der TeilnehmerInnen am Curriculum durch Ein Fragebogen wurde unmittelbar nach Ende der Fortshybildung ausgefuumlllt ein zweiter drei Monate nach Absolvieren des Curriculums

Die Befragten bewerteten die inhaltliche Gestaltung und die Praxistauglichkeit durchgehend als sehr positiv Im Feedback nach drei Monaten fiel auf dass die Befragten angaben dass sie das im Curriculum erworbene Wissen in ihrer taumlglichen Arbeitspraxis sehr gut anwenshy

den konnten und die zur Verfuumlgung gestellten Informationsmaterialien eine wichtige Unterstuumltzung darstellten So etwa kannten 97 Prozent der Befragten den Folder und rund 80 Prozent der Befragten auch die Postkarten die im Rahmen des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo aufgelegt wurden

Viele Befragte wuumlnschten sich jedoch mehr und unterschiedliche Fortbildungen zum Thema Gewalt mehr Vernetzung zwishyschen den Abteilungen und nach auszligen sowie eine aktivere Beteiligung des aumlrztshylichen Personals

raquoEs muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen

Menschen durch Information und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

Statement von Oberin Monika Tischer Direktorin des Pflegedienstes Wilhelminenspital

raquoDas Wichtigste am Curriculum ist fuumlr mich die Information und Aufklaumlrung fuumlr MitarbeiterInnen und Betroffene Der Nutzen dieser Fortbildung ist sehr hoch denn ohne Information kann nicht reashygiert und somit kein Schutz angeboten werden Eine Gleichbehandlungsbeauftragte der Gemeinde Wien koumlnnte eine Ergaumlnzung fuumlr diese Veranstaltung sein Denn oft beginnt es mit sexueller Belaumlstigung und endet mit sexueller Gewalt Es muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen Menschen durch Inforshymation und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

Die Fortbildungsinhalte im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo

Die Ergebnisse der Erhebung des Fessel-GfK Instituts fanden sowohl bei der inshyhaltlichen als auch bei der zeitlichen Geshystaltung des Curriculums Beruumlcksichtigung Es musste bei der Planung insbesondere auf die Rahmenbedingungen in einer Krankenanstalt hinsichtlich zeitlicher Lage der Veranstaltung Ruumlcksicht genomshymen werden um moumlglichst vielen MitarshybeiterInnen Gelegenheit zu einer Teilnahme zu geben Nach der Durchfuumlhrung des Curriculums an den Modellspitaumllern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital wurden organisatorische Aumlnderungen vorgenommen Die Inhalte wurden dann geblockt jeweils an zwei Vorshymittagen zu je 65 Stunden in folgenden Modulen vermittelt

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Frauenlaquo

Informationen uumlber Formen Ausmaszlig und Folgen von Gewalt gegen Frauen Dynamik von Gewaltbeziehungen und Phasen der Traumashytisierung Auswirkungen von gesellschaftshylichen Mythen Grundlagen des Opferschutzes weiterfuumlhrende Betreuungsangebote Arbeitsshyweise und Aufgaben des Frauennotrufes

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Kinderlaquo

Information zu Erscheinungsformen und Symptomen von Gewalt gegen Kinder interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit im Intershy

esse der betroffenen Kinder Aufgaben geshysetzlichen Grundlagen und Arbeitsweise des Jugendwohlfahrtstraumlgers

Modul raquoSpurensicherung und DNA-Analyselaquo

Informationen zur richtigen Abnahme von Spuren und Vorgehen bei einer spurenshykundlichen Untersuchung mit Verwendung des Spurensicherungs-Sets Information uumlber die Aufgaben und Zustaumlndigkeiten der Gerichtsmedizin Wien

Polizeiliche Arbeit und Grundlage der DNA-Analyse in Hinblick auf die Beweisshyfuumlhrung von kriminellen Delikten

Modul raquoRechtliche Informationenlaquo

Grundlagen des Sexualstrafrechts und Opferrechte im Strafverfahren Vorgehensshyweise der Behoumlrden bei Offizialdelikten der Ablauf von einer Anzeige bis zum Geshyrichtsverfahren Prozessbegleitung und Unterstuumltzung der Opfer durch Opfershyschutzeinrichtungen

Information uumlber die Bestimmungen des Gewaltschutzgesetzes die rechtlichen Maszlignahmen der Wegweisung und des Betretungsverbotes die Moumlglichkeiten der Polizei und Erfahrungen aus der Praxis

Rechtliche Grundlagen des Aumlrztegesetzes und Krankenanstaltengesetzes und einschlaumlshy

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

gige Dienstvorschriften Die juristische De-finition von Gewalt etwa von raquoschwererlaquooder raquoleichterlaquo Koumlrperverletzung

Modul raquoOpferschutzgruppen im Krankenhauslaquo

Die Entstehungsgeschichte die Aufgabenund Arbeitsweisen von OpferschutzgruppenDarstellung der entwickelten Standardsund krankenhausinternen Versorgungsab-laumlufe sowie Kooperationen mit extramura-len Einrichtungen

Modul Wiener Frauenhaumluser ndashSicherheit und Wendepunkt

Information uumlber die Geschichte die Auf-gaben Angebote und Arbeitsweisen dervier Wiener Frauenhaumluser mit dem ange-schlossenen Nachbetreuungshaus und derBeratungsstelle

Hinweis Dieser Fortbildungsinhalt wurdebei der Veranstaltung im AllgemeinenKrankenhaus als zusaumltzliches Modul auf-genommen

raquohellip dass man die richtigen Schritte setztlaquoStatement von Drin Heidrun Flores-GengerGynaumlkologische und Geburtshilfliche AbteilungSozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Aufmerksam-Machen auf die Problematik unddas Wecken der Bereitschaft zu helfen bei den Mit-arbeiterinnen und Mitarbeitern im Spital scheint mirdas Wichtigste zu sein das heiszligt die Informationworum es geht wie man sich verhaumllt und wie manden Opfern helfen kann welche Moumlglichkeiten esgibt Durch das bessere Wissen gibt es auch eine grouml-szligere Bereitschaft sich zu beteiligen die richtigenSchritte zu setzen Wir auf der Gynaumlkologie sind zumBeispiel immer wieder mit vergewaltigten Frauenkonfrontiert hier ist die richtige Spurensicherungwichtig das haben wir vorher nicht gewusst DasCurriculum war insgesamt sehr gut sehr kompaktund konzentriert Man koumlnnte vielleicht noch dasThema Genitalverstuumlmmelung bei Frauen andererKulturen mit einbeziehen das ist etwas womit mannicht jeden Tag zu tun hat Dinge von denen mannichts weiszlig erkennt man vielleicht nicht Das ist ins-besondere dann schwierig wenn Frauen nicht unse-re Sprache sprechenlaquo

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienPlakate

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienInfokarten

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienChecklisten

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

raquohellip groszlig ist der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigenlaquo Statement von Rektor UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Leiter Allgemeines Krankenhaus-Universitaumltskliniken

raquoAls Rektor der medizinischen Universitaumlt Wien beshygruumlszlige ich die Etablierung eines Curriculums rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo ganz besonders da Gewaltshyerfahrungen wie internationale Studien eindrucksshyvoll aufzeigen die Gesundheit der davon Betroffenen nachhaltig und maszliggeblich negativ beeinflussen koumlnnen und einen bis dato noch zu wenig beruumlckshysichtigten gesundheitlichen Risikofaktor darstellen Entsprechend groszlig ist daher der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigen In diesem Zusammenshyhang erscheinen mir insbesondere die Vortraumlge zu Gewaltschutzaktivitaumlten in Spitaumllern und jene Vortraumlge die sich mit der Dynamik von Gewaltshybeziehungen sowie Erscheinungsformen und langshyfristigen Folgen von Gewalterfahrungen befassen als besonders wichtig Der Nutzen dieser Fortbildungs-Veranstaltung fuumlr das im AKH taumltige Personal sollte dementsprechend groszlig sein Das in den Vortraumlgen vermittelte Wissen sollte um entsprechende FaumlhigkeitenFertigkeiten im Umgang mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder erweitert werden um eine adaumlquate und sensible Betreuung dieser oftshymals schwer traumatisierten Personengruppe sichershyzustellenlaquo

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

Einleitung

Fuumlr die Durchfuumlhrung des Curriculums hat sich die Existenz von Opferschutzshygruppen als aumluszligerst positiv erwiesen Derzeit gibt es in zwei Wiener Krankenshyhaumlusern (Wilhelminenspital und Sozial-medizinisches Zentrum Ost) Opferschutzshygruppen

Bericht der Opferschutzgruppe im Wilhelminenspital

Seit Herbst 1997 besteht im Wilhelminenshyspital eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe zum Schutz fuumlr Frauen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind Ziel des Projekts war es im Spital ein Angebot zu installieshyren das Frauen zugute kommt und ihnen umfassende Versorgung Unterstuumltzung und Information bieten soll Um dieses Ziel zu erreichen wurde eine Arbeitsshygruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Institutionen ins Leben gerufen mit dem Ziel die Organisation und die Einhaltung erarbeiteter Strukturen zu sichern ein Forum fuumlr den Austausch mit den MitshyarbeiterInnen zu bilden um Reflexion und Verbesserungen zu ermoumlglichen Das Modell funktioniert mittlerweile seit Mai 1998 im Regelbetrieb In dieser Zusammenarbeit ist es gelungen die komplementaumlren Beshyduumlrfnisse aller beteiligten Berufsgruppen und die Interessen dreier Institutionen (Unfallchirurgische Abteilung Fonds Soziales Wien 24-Stunden Frauennotruf der MA 57) zur Deckung zu bringen ohne

Kosten zu verursachen Synergien wurden optimal ausgeschoumlpft

raquoDIE SICHERHEIT DES GEWALTOPFERS STEHT FUumlR UNS IM VORDERGRUNDlaquo DGKP Friedrich Anger-Schmidt Leiter der Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals und DSA Josef Heindl Mitarbeiter der Opfershyschutzgruppe des Wilhelminenspitals

raquoFuumlr uns steht die Sicherheit des Gewaltopfers im Vordergrund Wenn eine Ruumlckkehr in die Wohnung ndash aus welchen Gruumlnden auch immer ndash nicht moumlglich ist besteht die Moumlglichkeit einer stationaumlren Aufnahme an unserer Abteilung oder einer Unterbringung in einem Frauenhaus In der Statistik ist ein klarer Anstieg bemerkshybar So haben wir im Jahre 1999 37 Faumllle registriert und 2004 85 Faumllle Im Halbjahr 2005 sind wir schon bei 54 Faumlllen so dass wir heuer mit uumlber 100 Betroffenen rechshynen Woran es liegt laumlsst sich nur spekushylieren Ich vermute dass es ein Mix aus mehr rsaquoGewaltbereitschaftlsaquo und mehr rsaquodruumlber reden Trauenlsaquo ist Mein Wunsch ist nach wie vor eine wienweite Institutioshynalisierung in anderen Unfallabteilungen und eine Vernetzung der Daten Mit dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost ist sicher schon ein Anfang gemachtlaquo (DGKP Friedrich Anger-Schmidt)

raquoDie Sozialarbeit im Wilhelminenspital funktioniert mit einem neuen Konzept als Prototyp einer sozialen Servicestelle mit garantierter Erreichbarkeit von 8 Uhr bis

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

15 Uhr fuumlr PatientInnen Angehoumlrige und auch Spitalspersonal Diese gute Erreichshybarkeit ermoumlglicht es der Sozialarbeit sich als integraler Bestandteil bei Proshygrammen die eine bestimmte PatientInnenshygruppe betreffen anzubieten Unser Projekt zeigt sehr deutlich wie sehr Gesundheit und Soziales ineinander vershywoben sind und Patientinnen dementshysprechend auch von unterschiedlichen Professionen begleitet werden sollen

Voraussetzung fuumlr das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit ist die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respekshytieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Das Personal an der Unfallchirurshygischen Abteilung hatte den Eindruck dass zunehmend Patientinnen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind im Spital erscheinen und die ausschlieszliglich medizinische und pflegerische Versorgung fuumlr diese Patienshytinnen nicht ausreichend sind Zudem ist der Zeitdruck besonders in der Ambulanz zu groszlig um auf die ganz persoumlnlichen Probleme der Patientinnen adaumlquat einshyzugehen und zu reagieren Kenntnisse in Gespraumlchsfuumlhrung und Beherrschen von Kriseninterventionstechniken sind sehr individuell und in unterschiedlicher Qualitaumlt vorhanden und die Hilflosigkeit der Patientinnen wird oft zur Belastung fuumlr das behandelnde Personal Mit der neuen Konzeption einer Servicestelle war die Sozialarbeit in der Lage schnell erreichbar zu sein und damit Krisenintershyvention unmittelbar im Anschluss an die medizinische Versorgung anbieten zu koumlnnen

Neben der umfassenden Krisenintershyvention fuumlr Patientinnen bietet die intershydisziplinaumlre Zusammenarbeit verbesserte Gefahreneinschaumltzung und Entscheidungsshyhilfe zur Frage der noumltigenfalls stationaumlshyren Aufnahme Unsere Dienstzeiten ershylaubten es nicht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung anzubieten Aus diesem Grund und auch um gesicherte fachliche Komshy

petenz zu gewaumlhrleisten bot sich die Einshybindung des 24-Stunden Frauennotrufs in dieses Projekt an

Eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Instishytutionen und Berufsgruppen wurde gebilshydet um die koordinierte Zusammenarbeit zu ermoumlglichen Die gewuumlnschten MitarshybeiterInnen sollten entsprechendes Intershyesse mitbringen uumlber hohe Akzeptanz in der eigenen Berufsgruppe verfuumlgen und fuumlr den Wissenstransfer innerhalb der Berufsgruppe verantwortlich sein

Um die weitere Zusammenarbeit und allshyfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen sicherzustellen wurden weitere Bespreshychungen in halbjaumlhrigen Abstaumlnden vershyeinbart beziehungsweise finden sie jetzt anlassbezogen statt Themenspezifische Fortbildungsveranstaltungen finden nach Anlass und Bedarf statt Regelmaumlszligige Fortbildungsveranstaltungen fuumlr TurnusshyaumlrztInnen sollen diese nicht nur befaumlhigen in ihrem Dienst unserem Standard gemaumlszlig zu handeln sondern ihnen auch in weitershyfuumlhrenden Taumltigkeiten hilfreiches Wissen seinlaquo (DSA Josef Heindl)

Kontakt Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals 1220 Wien Langobardenstraszlige 122

Bericht der Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

Die Projektarbeit der Gewaltschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost starshytete im Jahre 2002 Zu diesem Zweck wurshyden aus den Bereichen Unfallchirurgie Aufnahmestation Gynaumlkologie und Psychiashytrie Angestellte eingeladen mitzuarbeiten Die Projektmitglieder sollten einen Rahmen fuumlr das Thema Gewalt in der Familie ershyarbeiten bestehende Probleme aufzeigen und Loumlsungsvorschlaumlge erstellen die im Sinne von Opferschutz im Sozialmedizishynisches Zentrum Ost in der Praxis vershywertbar sein sollten Nach Abschluss der Projektarbeit im Herbst 2004 wurde die Gewaltschutzgruppe offiziell als raquoOpfershyschutzgruppelaquo im Sozialmedizinischen Zentrum Ost als fixe Einrichtung und Organisation des Hauses genehmigt

raquoGEWALT IST NICHT IN ORDNUNG GEWALT IST KEINE LOumlSUNGlaquo DGKS Margit Liebhart Leiterin der Opfershyschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

raquoEs stellt sich im Laufe meiner Arbeit mit den Betroffenen immer wieder heraus wie schwer es fuumlr die Beteiligten ist daruumlber zu reden Gewalt in der Familie ist ein aumluszligerst sensibler Bereich Mit rsaquoFremdenlsaquo daruumlber zu sprechen was tatsaumlchlich rsaquoSchlimmeslsaquo in den eigenen vier Waumlnden passiert faumlllt nicht leicht Es gilt eine enorme Hemmschwelle zu uumlberwinden vor allem fuumlr sich selbst denn niemand moumlchte sein rsaquoeigenes Nest beschmutzenlsaquo

Manchmal braucht es mehrere Besuche bei uns in der Unfallambulanz die anfaumlnglich als rsaquoAusrutscherlsaquo von den Opfern dargestellt und dementsprechend bagatellisiert werden

rsaquoGegen den Tuumlrstock gelaufenlsaquo rsaquodie Stiegen hinuntergefallenlsaquo rsaquogestolpertlsaquo

Vielleicht beim naumlchsten Mal rsaquoIch war ja selber schuld haumltte ich ihnsie nicht so gereiztlsaquo

rsaquoErsie ist eigentlich ein seelenguter Mensch und sonst eigentlich so lieblsaquo

Frau M kommt nun schon zum dritten Mal zu uns in die Unfallambulanz Ich habe rsaquozufaumllliglsaquo schon wieder Nachtdienst Es ist 215 Uhr Frau M wird mit der Rettung gebracht

Sie ist nur mit einem Morgenmantel gekleidet der blutdurchtraumlnkt ist Frau M hat am ganzen Koumlrper Biss- und Kratzshywunden Wir versorgen ihre Wunden fast zwei Stunden lang

Frau M hat sich mein Gesicht und auch meinen Namen gemerkt

Als sie das erste Mal in meinem Nachtshydienst als Patientin kam wurde sie vom Lebensgefaumlhrten gebracht Sie hatte am linken Bein eine klaffende Bisswunde Der Hund des Lebensgefaumlhrten haumltte beim Spielen zu Hause nicht das Bein von Frau M sondern einen Ball ergreifen wollen Frau M zittert bei ihrer Erzaumlhlung Sie haumllt meine Hand und wirkt fuumlr mich vershystoumlrt Zu verstoumlrt fuumlr einen rsaquoSpielunfall mit dem Hundlsaquo Sie ist leicht alkoholisiert nicht sehr gepflegt Mir faumlllt auf dass sie immer wieder zur Tuumlr schielt

Nach drei Monaten wird Frau M mit der Rettung zu uns gebracht Eine Nachshybarin hatte die Polizei gerufen weil sie den Hund sehr laut bellen und knurren und Frau M schreien houmlrte

Frau M ist wieder alkoholisiert sie weint Wir muumlssen ihre Wunden dieses Mal sind es mehrere wieder versorgen Dieses Mal spreche ich sie direkt an rsaquoFrau M ich habe das Gefuumlhl dass bei Ihnen zu Hause irgendetwas nicht so laumluft wie Sie es sich wuumlnschen Kann ich Ihnen irgendshywie helfen Moumlchten Sie mit mir daruumlber sprechen Wollen Sie mit jemand anderem sprechen Wissen Sie ich denke dass jeder Mensch ein Recht darauf hat sich wenigstens zu Hause in seinen eigenen Waumlnden sicher und geborgen zu fuumlhlenlsaquo Frau M weint und stammelt irgendetwas vor sich hin Ich houmlre nicht zu sprechen auf Ich erzaumlhle von Gesetzen von vielen anderen Menschen die betroffen sind von

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Opferschutzgruppen in der PraxisOpferschutzgruppen in der Praxis

familiaumlrer Gewalt davon dass wir in unserer heutigen Gesellschaft alle gemeinshysam daran arbeiten sollten daruumlber zu reden dass Gewalt keine Loumlsung ist Frau M hat schon lange erfasst dass sie Hilfe braucht um aus dieser Gewaltspirale herauszukommen Sie erzaumlhlt mir von Selbsthilfebuumlchern die sie gelesen hat Sie erzaumlhlt von ihren vielen Versuchen nicht nur vom Alkohol sondern auch von ihrem Umfeld loszukommen aber letztendlich meint sie rsaquoDer Hund wird immer so aggressiv wenn wir trinkenlsaquo Trotzdem gebe ich ihr eine Broschuumlre vom Frauenshynotruf mit Ich fuumllle ein Gewaltdatenblatt aus

Heute beim dritten rsaquoBesuchlsaquo von Frau M bei uns erzaumlhlt sie mir dass ihr Lebensshygefaumlhrte den Hund auf sie hetzt wenn er zornig auf sie ist Dieses Mal sei es ganz besonders schlimm gewesen Wir reden und reden und reden Heute moumlchte Frau M mit einem Psychiatereiner Psychiaterin spreshychen Frau M moumlchte mit dem Frauennotshyruf telefonieren Frau M sagt dass sie so nicht mehr leben will

Frau M tut das auch alles mit mir Sie umarmt mich ich spuumlre dass sie wieder einen Schritt weiter vorangekommen ist Frau M will wieder nach Hause fahren

Ich habe Frau M schon uumlber zwei Jahre nicht mehr als Patientin bei uns gesehen Auch meine KollegInnen haben Frau M nicht betreut

Ich hoffe sehr dass Frau M und viele andere rsaquoOpferlsaquo die uns in unserem Bereich begegnet sind ein Stuumlck weiter voranshygekommen sind Ich hoffe sehr dass es sich weiter herumspricht beim Einkauf beim Tratsch mit dem Nachbarder Nachbarin in der U-Bahn bei persoumlnshylichen Gespraumlchen zwischen Freunden und Freundinnen und in Familien Gewalt in der Familie ist nicht ok

Ich kann etwas dagegen tun und es gibt viele Menschen und Einrichtungen die bemuumlht sind einen Weg aufzuzeigen der herausfuumlhren kann aus dieser Gewaltshyspirale

Wir schauen nicht weg wir schauen genau hin Wir wollen kompetent sein in unserer Hilfestellung Wir wollen Kontakte knuumlpfen die noumltig sind Wir haben die Moumlglichkeit rsaquostopplsaquo zu sagen in der oumlffentlichen Instishytution Krankenhaus Denn die Opfer komshymen zu uns und wenn wir aufmerksam genug zuhoumlren und hinsehen sind wir vielleicht die ersten die zu ihnen sagen rsaquoGewalt ist nicht Ordnung Gewalt ist keishyne Loumlsunglsaquo Vielleicht ist das ein Anfang fuumlr das Ende von der Gewalt in einer Familielaquo (DGKS Margit Liebhart)

Kontakt Opferschutzgruppe Sozialmedizinisches Zentrum Ost 1160 Wien Montleartstraszlige 37

raquoEiner der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es

eine geschuumltzte Gespraumlchsshysituation zu schaffenlaquo

Statement von Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegedienstes Sozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Sozialmedizinisches Zentrum Ost war eines der ersten Krankenhaumluser die projekthaft das Curriculum erarbeitet und weiterentwickelt haben Die Erfahrungen mit dem Curriculum zeigen dass viele MitarbeiterInnen in fast allen Abteilungen neushygierig gemacht und zur Mitarbeit angeregt wurden Bei uns sind noch immer die rsaquoPioniere und Pionierinnenlsaquo am Werk die ihr Wissen an die neuen MitarbeiterInnen weitergeben Wichtig ist dass die MitarbeiterInnen um die Entstehung der Gewaltshyspirale Bescheid wissen Sie koumlnnen den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern so eine adaumlquate Information und Beratung anbieten Der von den ProjektmitarbeiterInnen der Opferschutzgruppe erarshybeitete Leitfaden sichert den standardisierten Einsatz in allen Bereichen des Krankenhauses und bietet Nachvollziehbarkeit Einer der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es eine geschuumltzte Geshyspraumlchssituation zu schaffen Die MitarbeiterInnen sind zudem umfassend uumlber die gesetzlichen Regelungen informiert Insgesamt hat das Curricushylum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo zu einer Steigerung der Qualitaumlt der Betreuung von Gewaltopfern aber auch zu einer Sensibilisierung und einer Erhoumlhung der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen beigetragen Im Namen der Kollegialen Fuumlhrung danke ich allen MitshyarbeiterInnen die durch ihr Engagement und Fachwissen diesem sensiblen Thema im Sinne der Nachhaltigkeit professionell begegnenlaquo

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

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Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 14: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

ORGANISATORISCHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

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Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Eroumlffnung der Projektwochen am 16 Oktober 2001 durch die Stadtraumltinnen Grete Laska Maga Renate Brauner und Primaria Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker

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ORGANISATORISCHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo Maga Alexandra Grasl Projektmanagerin Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit

1998 hat der Gemeinderat das Wiener Proshygramm fuumlr Frauengesundheit einstimmig beschlossen in dem Gewalt als eines von insgesamt zwoumllf zentralen Handlungsshyfeldern beschrieben ist Der darin enthalshytene Maszlignahmenkatalog umfasst die Entshywicklung eines Schulungsangebots fuumlr Spitalspersonal zur Sensibilisierung und Fruumlherkennung der Auswirkungen von Gewalt

Planung

Mit Unterstuumltzung von Gesundheitsshystadtraumltin Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker Frauenstadtraumltin Maga Renate Brauner und Jugendstadtraumltin Grete Laska richtete die Wiener Frauengesundshyheitsbeauftragte im August 2000 eine Steuerungsgruppe ein in deren Rahmen mehrere Einrichtungen der Stadt Wien kooperierten um in den Gemeindeshyspitaumllern ein entsprechendes Fortbildungsshyprogramm umzusetzen Wiener Krankenshyanstaltenverbund 24-Stunden Frauennotshyruf der MA 57 MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie und das Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Die Polizeidirektion Wien und das Institut fuumlr Gerichtsmedizin wurden als KooperationspartnerInnen gewonnen

Ist-Stand Erhebung

20002001 wurde eine MitarbeiterInnenshybefragung an den Krankenhaumlusern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital durchgefuumlhrt Befragt wurden AumlrztInnen und Pflegefachkraumlfte der Abteilungen Gynaumlkologie Urologie Hals- Nasen- und Ohrenabteilung Dermashytologie Augenheilkunde Paumldiatrie Psyshychiatrie Interne Chirurgie und der Notshyfallsambulanzen uumlber ihre Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern Die Ergebnisse zeigen nicht nur ein Informationsdefizit sondern auch den Wunsch der Befragten nach adaumlquater Aus- und Fortbildung

Inhalte

Auf Basis dieser Ist-Analyse wurde das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entwickelt das sich durch einen interdisziplinaumlren Zugang auszeichnet Der Inhalt umfasst fuumlnf Module bull Formen und Auswirkungen sexueller

und koumlrperlicher Gewalt gegen Frauenbull Formen und Auswirkungen sexueller

und koumlrperlicher Gewalt gegen Kinderbull Spurensicherung und DNA-Analysebull Rechtliche Informationenbull Vorstellung von Opferschutzgruppen an

Wiener Krankenanstalten

Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Zielgruppen

Das Fortbildungsprogramm ist fuumlr die Zielshygruppen AumlrztInnen und Pflegepersonal aber auch fuumlr andere im Spital taumltige Berufsgruppen wie Hebammen SozialarshybeiterInnen PsychologInnen konzipiert Ziel ist es die MitarbeiterInnen vor Ort im Spital zum Thema Gewaltpraumlvention und -intervention zu informieren und zu senshysibilisieren sowie Behandlungsstandards in den Spitaumllern zu etablieren

Vortragende

Fuumlr die Phase der Implementierung des Projektes und bei der Durchfuumlhrung der Fortbildung in den Wiener Gemeindeshyspitaumllern waren ExpertInnen des 24shyStunden Frauennotrufs der MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie der Polizei der Gerichtsmedizin Wien der Rechtsabshyteilung des Wiener Krankenanstaltenshyverbunds der Opferschutzgruppen von Wilhelminenspital und Sozialmedizishynischem Zentrum Ost sowie der Spitalsshysozialarbeit des Fonds Soziales Wien (vorshymals MA 47) verantwortlich Die Fortshybildungsreihe im Allgemeinen Krankenshyhaus wurde um Expertinnen der Wiener Frauenhaumluser erweitert Zudem waren die Bundespolizeidirektion Wien und die Gerichtsmedizin Wien wichtige KooperashytionspartnerInnen und stellten uumlber den gesamten Projektzeitraum neben Fachshyvortragenden auch ihre inhaltliche Exshypertise zur Verfuumlgung

Informationsmaterial

Ein Informationsfolder und eine Check-Karte im Brusttaschenformat mit einer Liste der wichtigsten Maszlignahmen sowie der Notfallnummern richten sich direkt an das Krankenhauspersonal Diese dienen den SpitalsmitarbeiterInnen als Leitfaden fuumlr die wichtigsten Handlungsschritte bei

der Kommunikation mit und der Untershysuchung von Gewaltopfern und sie inforshymieren weiters uumlber Beratungseinshyrichtungen An die BesucherInnen der Ambulanzen werden Poster sowie Postshykarten mit den wichtigsten Anlaufstellen bei Gewalt gegen Frauen und bei Gewalt gegen Kinder verteilt Um das Thema raquosichtbarlaquo zu machen thematisieren waumlhshyrend der Projektwochen in den Modellshyspitaumllern lebensgroszlige Figuren im Einshygangsbereich der Ambulanzen Gewalt gegen Frauen und Kinder als ein Thema der Medizin

Umsetzung

Der medial begleiteten Kick-off-Veranshystaltung am 16 Oktober 2001 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost die die Stadtshyraumltinnen Grete Laska Maga Renate Brauner und Primaria Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker im Rahmen einer Pressekonferenz eroumlffnet haben folgten Projektwochen in deren Rahmen das Curriculum vor Ort angeboten wurde 2001 startete das Pilotmodell in den beiden Spitaumllern in denen die MitarbeiterInnen zuvor befragt worden waren 2004 wurde das Curriculum in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und im Krankenhaus Wien-Hietzing (ehemals Lainz) sowie 2005 im Allgemeinen Krankenhaus durchgefuumlhrt Die Teilnahme am Curriculum ist kostenshylos Von allen ProjektpartnerInnen wurden interne Personalressourcen fuumlr Planung Koordination und fuumlr die Vortragstaumltigkeit zur Verfuumlgung gestellt

Die Planung und Umsetzung des Curriculums verlief in vier Phasen

Phase 1 2000 Konstituierung der Steuerungsgruppe Entwicklung des Fortbildungskonzeptes MitarbeiterInnenbefragung in den Modellshyspitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum

Ost und Kaiser-Franz-Josef-Spital Entshywicklung von Informationsmaterialien

Phase 2 2001 Durchfuumlhrung der Fortbildung in den beishyden Modellspitaumllern wobei im Sozial-medizinischen Zentrum Ost und im KaisershyFranz-Josef-Spital 20 Fortbildungen zu je 15 Stunden angeboten wurden Zu jedem Themenschwerpunkt fanden zwei Alternativshytermine statt

Phase 3 20022003 Uumlberarbeitung des Fortbildungskonzepts aufgrund der Auswertung der Ergebnisse aus Phase 1 Anpassung der Fortbildungsshystruktur Umstieg auf geblockte Veranshystaltungen mit zwei Tagen zu jeweils 65 Stunden sowie Uumlberarbeitung der Standards bei der Spurensicherung und deren Inteshygration in die Fortbildungsinhalte

Phase 4 20042005 Durchfuumlhrung der Fortbildungen in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) an jeweils zwei Vormittagen zu je 65 Stunden Im Allgemeinen Krankenhaus wurde aufgrund der Groumlszlige des Spitals die Fortbildung zweimal angeboten das heiszligt es wurden insgesamt vier Vormittage zu je 65 Stunden abgehalten

Know-how-Transfer

Das Wilhelminenspital das ebenfalls zum Krankenanstaltenverbund gehoumlrt war aufshygrund dort bereits bestehender Gewaltshyschutzaktivitaumlten als Good-Practice-Beishyspiel in das Curriculum integriert MitshyarbeiterInnen des Wilhelminenspitals beshyrichteten uumlber die Arbeit der Gewaltshyschutzgruppe und trugen damit zu einem wichtigen Know-how-Transfer in andere Spitaumller bei Auch die in Folge des Curricushylums entstandene Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde zu einem fixen Bestandteil des Curriculums

Behandlungsstandards

In Folge der guten Zusammenarbeit entshywickelten der Wiener Krankenanstaltenshyverbund der 24-Stunden Frauennotruf die Polizei und die Gerichtsmedizin ein Spurensicherungs-Set das eine einheitliche Beweissicherung garantiert und in den Geshymeindespitaumllern als Behandlungsstandard zur Untersuchung von Opfern sexueller Gewalt etabliert wurde Zu diesem Zweck finden eigene Einschulungstermine in den Spitaumllern statt

Feedback-Befragung

Ab 2004 erhielten die TeilnehmerInnen die Moumlglichkeit zu den Inhalten des Curricushylums via Fragebogen anonym eine Ruumlckshymeldung abzugeben Drei Monate spaumlter bekamen die TeilnehmerInnen noch einshymal einen Fragebogen zugeschickt um die Praxistauglichkeit der Fortbildung zu uumlberpruumlfen

Organisation

Koordinierende Aufgaben wurden durch das Wiener Programm fuumlr Frauengesundshyheit geleistet Dies betraf etwa die Komshymunikation mit Spitalsverwaltung und Vortragenden sowie die Terminkoordinashytion und Erstellung des Programmablaufs Zentral war die Mitarbeit des Krankenshyhauses Dieses hat eine interne Person fuumlr die Koordination nominiert die wiedeshyrum fuumlr die Kommunikation vor Ort und fuumlr die Organisation des Vortragsraums zustaumlndig war und die Veranstaltung begleitend moderiert hat

Top-Down-Prinzip

Um das Wissen und die soziale Bedeutung des Themas Gewalt auf mehreren Ebenen zu verankern hat sich das Top-Downshy

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Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Prinzip bewaumlhrt Zuerst wurde die Direktionsebene des Krankenhauses ndash und zwar die Aumlrztliche Leitung und die Pflegeleitung ndash um Unterstuumltzung gebeten diese wiederum wandte sich an die Abteilungsleitungen Die Vorstaumlnde der Fachabteilungen wurden im Rahmen der PrimaraumlrztInnensitzung der Krankenshyhaumluser uumlber das Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder sowie uumlber den Ablauf des geplanten Curriculums im jeweiligen Krankenhaus informiert Auch wenn grundshysaumltzlich eine obligatorische Teilnahme aller anzustreben ist war es in dieser Phase sinnvoll dass jede Abteilung je eine Vertreterin oder einen Vertreter des aumlrztshylichen Personals und des Pflegepersonals zum Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entsendet hat

10 Durchfuumlhrungsschritte

1 Kontaktaufnahme zu EntscheidungsshytraumlgerInnen relevanter Einrichtungen

2 Konstituierung einer Projektsteuerungsgruppe

3 Ist-Stand Erhebung im Krankenhaus

4 Entwicklung der Fortbildungsinhalte

5 Schriftliche Information an die Krankenhausleitung (Aumlrztliche- und Pflegeleitung)

6 Koordinierungsgespraumlch mit der Krankenhausleitung

7 Vorstellung des Themas und Fortbildungsangebots in der PrimaraumlrztInnensitzung des Krankenhauses

8 Bestimmung einer spitalsinternen Koordinationsperson zwecks Organisation und Kommunikation vor Ort

9 Durchfuumlhrung der Fortbildung im Spital ndash Moderation durch einen KrankenhausmitarbeiterIn

10 Feedback-Befragung der TeilnehmerInnen

raquoEs gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die

Frauen an die richtigen Stellen zu verweisenlaquo Statement von Elfriede Geyer Pflegedirektion Krankenhaus Rudolfstiftung

raquoDie Ruumlckmeldung die wir von den MitarbeiterInnen bekommen haben war dass sie ein staumlrkeres Bewusstsein fuumlr das Thema bekommen haben Auch die MitarbeiterInnen der Kinderambulanz die immer schon sehr sensibel im Bezug auf Zeichen von Gewaltanwendung waren sagten sie seien jetzt noch hellhoumlriger geworden Diese houmlhere Sensibilitaumlt trifft fuumlr das Thema Frauen und Gewalt zu Insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gynaumlkologie berichten vom groszligen Nutzen der Spurensicherungsboxen Hier sei alles Notwendige enthalten inklusive einer genauen Anleitung Es gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die MitarbeiterInnen die Frauen an die richtigen Stellen zu verweisen beziehungsweise selbst Kontakte herzustellen Die multiprofessionelle Teilnahme seitens des Krankenhauses ist sicher ganz wichtig Seitens der Vortragenden war diese mulshytiprofessionelle Teilnahme ja gegeben Es sollte weiterhin genuumlgend Zeit bleiben um auch Fragen stelshylen zu koumlnnen was bei dem Curriculum der Fall war Eine Wiederholung des Curriculums waumlre sicher gut weil damit eine groumlszligere Personengruppe die Moumlglichkeit haumltte daran teilzunehmen

Auszligerdem waumlre es wichtig dass es genuumlgend SozialarbeiterInnen fuumlr einen Informationsaustausch gaumlbe Aktuell ist die Situation etwa in der Kinderabteilung unbefriedigend weil SozialarbeiterInnen abgezogen worden sind und es keine Ruumlckmeldungen mehr gibtlaquo

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

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MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern

Im Jahr 2001 wurde das Meinungsshyforschungsinstitut Fessel-GfK vom Buumlro der Wiener Frauengesundheitsbeauftragten mit einer schriftlichen MitarbeiterInnenbeshyfragung an den beiden Gemeindespitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum Ost (in der Folge SMZ Ost genannt) und Kaiser-FranzshyJosef-Spital beauftragt12 Mit dieser Befragung sollte einerseits erhoben wershyden welche Kontakte und Erfahrungen die befragten Personen bislang in ihrem beruflichen Alltag mit Gewaltopfern geshyhabt haben andererseits sollte der Bedarf an Unterstuumltzung in dieser Arbeit erfragt werden Ein weiteres Thema war welche Einstellungen zum Thema Gewalt bestehen Die MitarbeiterInnenbefragung basierte auf zwei methodischen Schritten Neben einer Fragebogenerhebung wurden vertieshyfende persoumlnliche Interviews durchgeshyfuumlhrt

Folgende Abteilungen wurden befragt interne Aufnahmestation Gynaumlkologie Hals-Nasen-Ohren-Station Psychiatrie Unshyfallchirurgie und Chirurgie Dermatologie Kinderinterne sowie Kinderchirurgie

Die Krankenhausdirektionen wurden vorshyab von der Wiener Frauengesundheitsbeaufshytragten schriftlich uumlber den Grund und das Ziel der Erhebung informiert Zudem erfolgte eine persoumlnliche Vorstellung des

Projektvorhabens durch die Projektverantshywortlichen Diese Vorbereitungen waren wesentlich es konnte ein Ruumlcklauf von 25 Prozent der Frageboumlgen erreicht werden Insgesamt haben sich an der Befragung 209 Personen beteiligt 81 Prozent der Befragten waren weibliches 13 Prozent maumlnnliches Personal13

Zentrale Ergebnisse der Fragebogenerhebung

KONTAKTHAumlUFIGKEIT MIT GEWALTOPFERN Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer 41 Prozent der Befragten hatten im Jahr vor der Befragung beruflichen Kontakt mit Kindern und Jugendlichen die Opfer koumlrshyperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt waren Durchschnittlich hatte im letzten Jahr jede der befragten Personen Kontakt mit rund zehn jungen PatientInnen mit Gewalterfahrungen Deutlich werden hier Unterschiede zwischen den einzelnen Abteilungen So etwa haben bedeutend mehr der befragten Personen der kinderinshyternen Station der kinderchirurgischen Station sowie der Unfallchirurgie angegeshyben im Laufe des letzten Jahres Kontakte mit kindlichen oder jugendlichen Gewaltshyopfern gehabt zu haben als an anderen Abteilungen Dennoch haben mehr als 20

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Prozent der befragten Personen an gynaumlkoshylogischen Abteilungen zumindest einmal im letzten Jahr jugendliche Gewaltopfer betreut

Insgesamt wurden rund 87 Prozent der kindlichen und jugendlichen Gewaltopfer von Personen begleitet

Frauen als Gewaltopfer Mit erwachsenen weiblichen Gewaltopfern haben deutlich mehr der befragten Pershysonen im Laufe des letzten Jahres Kontakt gehabt dies trifft auf insgesamt 56 Prozent der Befragten zu Besonders haumlufig war dies in der Psychiatrie in der (Unfall)shyChirurgie sowie auf der Dermatologie der Fall Durchschnittlich haben jene Befragte die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit einem erwachsenen weiblichen Gewaltshyopfer gehabt haben 77 Opfer von koumlrpershylicher und 53 Opfer von sexueller Gewalt betreut

Anders als bei den kindlichen beziehungsshyweise jugendlichen Gewaltopfern gaben nur rund 50 Prozent der Befragten an Beshygleitpersonen der von Gewalt betroffenen Frauen wahrgenommen zu haben

WAHRNEHMUNG UND VERDACHT AUF GEWALT Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer Die befragten Personen14 hatten haumlufig den Verdacht dass die Verletzungsurshysachen verschleiert werden sollten Beshysonders haumlufig wurde dies in Zusammenshyhang mit sexueller Gewalt (66 Prozent der Befragten) aber auch haumlufig in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt (53 Prozent der Beshyfragten) vermutet

Frauen als Gewaltopfer Dass die Verletzungsursachen verschleiert werden sollten vermuteten 41 Prozent der Befragten 15 in Zusammenhang mit sexuelshyler Gewalt und 37 Prozent in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt

VORGEHEN BEI VERDACHT AUF GEWALT Bei vermuteten Gewaltdelikten verhielten sich die befragten Personen wie folgt

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Vorgehensarten bei Kindern und bei Frauen Jugendlichen

Austauschen mit KollegInnen 93 Prozent 79 Prozent

Direktes Ansprechen des Opfers 44 Prozent 59 Prozent

Kontaktaufnahme mit Jugendamt 34 Prozent 15 Prozent

Ansprechen der Begleitperson 33 Prozent 21 Prozent

Kontaktaufnahme zu extramuralen Einrichtungen 21 Prozent 32 Prozent

Kontaktaufnahme zu Polizei 8 Prozent 13 Prozent

BETREUUNGSVERSTAumlNDNIS UND BEHANDLUNGSSTANDARDS Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsprocedere definierte eine deutliche Mehrheit der Befragten die eigene Funktion in der Leistung der medizinischen Versorgung und in der additiven Weiterleitung an Hilfseinrichtungen (insgesamt rund 70 Prozent) Nur 16 Prozent der Befragten fuumlhrten aus ausschlieszliglich medizinische Versorgung zu leisten

63 Prozent der Befragten gaben an dass in Zusammenhang mit sexueller Gewalt an kindlichen und jugendlichen Gewaltopfern Richtlinien fuumlr die Betreuung existieren 57 Prozent der Befragten gaben an dass dies auch bei koumlrperlicher Gewalt der Fall ist

Frauen als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsverstaumlndnis gegenuumlber von Gewalt betroffenen Frauen

sah ndash ebenso wie bei kindlichen bezieshyhungsweise jugendlichen Gewaltopfern ndash die uumlberwiegende Mehrheit der Befragten (rund 74 Prozent) ihre Aufgabe sowohl in der medizinischen Versorgung als auch in der Weiterleitung an andere Hilfseinshyrichtungen Nur 15 Prozent der Befragten gaben an ausschlieszliglich medizinische Vershysorgung zu leisten

Nur 30 Prozent der Befragten geben an dass Betreuungsrichtlinien fuumlr den Fall von sexueller oder koumlrperlicher Gewalt gegen Frauen vorliegen

UNTERSTUumlTZUNGSBEDARF IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Die befragten AumlrztInnen und Pflegeshypersonen fuumlhlten sich in Hinblick auf den Umgang und die Betreuung von Opfern koumlrperlicher undoder sexueller Gewalt relativ gering informiert nur ein Viertel bezeichnete sich als gut informiert Knapp die Haumllfte fuumlhlte sich eher schlecht und immerhin 15 Prozent sehr schlecht inforshymiert Deutlich houmlher ist der Informationsshybedarf bei Mitgliedern des houmlheren Pflegeshypersonals sowie in den Abteilungen Chirurshygie und interne Aufnahmestation

Die verschiedenen extramuralen Hilfseinshyrichtungen waren den befragten AumlrztInnen und Pflegepersonen in unterschiedlichem Ausmaszlig bekannt Waumlhrend die Mehrheit Betreuungseinrichtungen wie Frauenshyhaumluser (82 Prozent) Jugendamt (79 Proshyzent) oder den 24-Stunden Frauennotruf (60 Prozent) kannte traf dies auf andere Einrichtungen etwa den kriminalpolizeishylichen Beratungsdienst (37 Prozent) oder das Kinderschutzzentrum (35 Prozent) nur mehr fuumlr ein gutes Drittel der Befragten zu

Lediglich elf Prozent der Befragten haben eine spezielle AusbildungWeiterbildung fuumlr die Betreuung von Opfern koumlrperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt absolshyviert

Vor diesem Hintergrund ist das Ergebnis dass sich 80 Prozent der Befragten vershymehrt Hilfestellungen unterschiedlicher Art fuumlr den kuumlnftigen Umgang mit Gewaltshyopfern wuumlnschten nachvollziehbar 22 Prozent wuumlnschten sich konkret Angebote fuumlr Weiter- Aus- und Fortbildungen elf Prozent artikulierten Unterstuumltzungsbedarf im Bereich Gespraumlchsfuumlhrung beziehungsshyweise Umgang mit Gewaltopfern Die restshylichen Angaben verteilten sich auf Wunsch nach Kontaktadressen Broschuumlren vershybindlichen Betreuungsstandards psycholoshygischer Beratung oder Informationen uumlber rechtliche Grundlagen

Zentrale Ergebnisse der vertiefenden Interviews

Zusaumltzlich zu der Fragebogenerhebung wurden 30 persoumlnliche Interviews mit AumlrztInnen und Pflegepersonal (14 Frauen 16 Maumlnner) durchgefuumlhrt Ziel dieser quashylitativen Erhebung war eine vertiefende Erhebung der Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern der Interventions- und Behandlungsroutinen sowie der Bekanntshyheit und der Ressourcen intra- sowie extrashymuraler Stellen16

UumlBERFORDERUNG IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Rund die Haumllfte der Befragten gab an bei der ersten Begegnung mit einem Gewaltshyopfer voumlllig unvorbereitet in diese Situation gegangen zu sein Im Rahmen der Intershyviews wurde wiederholt darauf hingewieshysen wie schockierend dieser erste Kontakt mit Gewaltopfern gewesen waumlre

INFORMATIONSDEFIZIT UumlBER HILFSEINRICHTUNGEN Der Informationsstand uumlber extramurale Hilfseinrichtungen war bei den Befragten unterschiedlich hoch dennoch wurde uumlberwiegend die Ansicht vertreten mehr Informationen uumlber die Leistungen der einzelnen Einrichtungen zu benoumltigen

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

WUNSCH NACH FORTBILDUNGSANGEBOTEN Im Rahmen der Interviews wurde auch auf groszlige Informationsmankos in Bezug auf die Betreuung von Gewaltopfern verwiesen Es wurde beispielsweise hervorgehoben dass zu wenig Fortbildungsangebote existierten beziehungsweise dass Informationen nicht zugaumlnglich waumlren

Einige InterviewpartnerInnen haben sich durch berufliche Erfahrungen durch Literaturstudium oder den Besuch von

Veranstaltungen Informationen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern beschafft Im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde besonders hervorgehoben dass die dort bestehende Kinderschutzgruppe stark zur Ausbildung im Umgang mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern beigetragen hat

Am deutlichsten wurde der Wunsch nach Fortbildungsveranstaltungen formuliert wobei Vortraumlge und Diskussionen als adaumlshyquateste Vermittlungsform genannt wurden

raquoDie Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigenlaquo Statement von UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Allgemeines Krankenhaus

raquoDas Curriculum ist ausgezeichnet Am wichtigsten ist praumlventiv taumltig zu werden und Betroffenen Hilfe leicht zugaumlnglich zu machen Ich halte die Aus- und Weiterbildung auf diesem Gebiet im Krankenhaus fuumlr besonders wichtig Die Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigen Betroffene Frauen und Kinder koumlnnen von entsprechend ausgeshybildetem Personal besser vor weiteren Schaumlden bewahrt werdenlaquo

TeilnehmerInnen und Feedback

Insgesamt haben 800 TeilnehmerInnen das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo absolviert 110 MitarbeiterInnen im Kaiser-Franz-Josef-Spital 259 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost 147 in der Krankenanstalt Rudolfstiftung 57 im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) sowie 120 im Allgemeinen Krankenhaus An vertiefenden Workshops zur Handshyhabung des Spurensicherungs-Sets nahshymen 110 MitarbeiterInnen im KaisershyFranz-Josef-Spital im Wilhelminenspital und im Sozialmedizinischen Zentrum Ost teil An allen Spitaumllern zeigte sich als deutlicher Trend dass mehr weibliche MitarbeiterInnen an der Fortbildung teilshynahmen Eine Auswertung der Teilnahme am Curriculum nach Berufsgruppen beshylegt dass rund 70 Prozent der TeilshynehmerInnen aus dem Pflegebereich 15 Prozent aus dem aumlrztlichen Bereich und 15 Prozent aus therapeutischen Bereichen stammen nicht ausgewertet wurden hier die TeilnehmerInnen an den Schulungen zum Spurensicherungs-Set

Die Abteilung Organisation des Wiener Krankenanstaltenverbundes fuumlhrte in den Krankenhaumlusern Rudolfstiftung und Wien-Hietzing (vormals Lainz) eine anonyme Feed-Back-Befragung der TeilnehmerInnen am Curriculum durch Ein Fragebogen wurde unmittelbar nach Ende der Fortshybildung ausgefuumlllt ein zweiter drei Monate nach Absolvieren des Curriculums

Die Befragten bewerteten die inhaltliche Gestaltung und die Praxistauglichkeit durchgehend als sehr positiv Im Feedback nach drei Monaten fiel auf dass die Befragten angaben dass sie das im Curriculum erworbene Wissen in ihrer taumlglichen Arbeitspraxis sehr gut anwenshy

den konnten und die zur Verfuumlgung gestellten Informationsmaterialien eine wichtige Unterstuumltzung darstellten So etwa kannten 97 Prozent der Befragten den Folder und rund 80 Prozent der Befragten auch die Postkarten die im Rahmen des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo aufgelegt wurden

Viele Befragte wuumlnschten sich jedoch mehr und unterschiedliche Fortbildungen zum Thema Gewalt mehr Vernetzung zwishyschen den Abteilungen und nach auszligen sowie eine aktivere Beteiligung des aumlrztshylichen Personals

raquoEs muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen

Menschen durch Information und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

Statement von Oberin Monika Tischer Direktorin des Pflegedienstes Wilhelminenspital

raquoDas Wichtigste am Curriculum ist fuumlr mich die Information und Aufklaumlrung fuumlr MitarbeiterInnen und Betroffene Der Nutzen dieser Fortbildung ist sehr hoch denn ohne Information kann nicht reashygiert und somit kein Schutz angeboten werden Eine Gleichbehandlungsbeauftragte der Gemeinde Wien koumlnnte eine Ergaumlnzung fuumlr diese Veranstaltung sein Denn oft beginnt es mit sexueller Belaumlstigung und endet mit sexueller Gewalt Es muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen Menschen durch Inforshymation und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

Die Fortbildungsinhalte im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo

Die Ergebnisse der Erhebung des Fessel-GfK Instituts fanden sowohl bei der inshyhaltlichen als auch bei der zeitlichen Geshystaltung des Curriculums Beruumlcksichtigung Es musste bei der Planung insbesondere auf die Rahmenbedingungen in einer Krankenanstalt hinsichtlich zeitlicher Lage der Veranstaltung Ruumlcksicht genomshymen werden um moumlglichst vielen MitarshybeiterInnen Gelegenheit zu einer Teilnahme zu geben Nach der Durchfuumlhrung des Curriculums an den Modellspitaumllern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital wurden organisatorische Aumlnderungen vorgenommen Die Inhalte wurden dann geblockt jeweils an zwei Vorshymittagen zu je 65 Stunden in folgenden Modulen vermittelt

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Frauenlaquo

Informationen uumlber Formen Ausmaszlig und Folgen von Gewalt gegen Frauen Dynamik von Gewaltbeziehungen und Phasen der Traumashytisierung Auswirkungen von gesellschaftshylichen Mythen Grundlagen des Opferschutzes weiterfuumlhrende Betreuungsangebote Arbeitsshyweise und Aufgaben des Frauennotrufes

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Kinderlaquo

Information zu Erscheinungsformen und Symptomen von Gewalt gegen Kinder interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit im Intershy

esse der betroffenen Kinder Aufgaben geshysetzlichen Grundlagen und Arbeitsweise des Jugendwohlfahrtstraumlgers

Modul raquoSpurensicherung und DNA-Analyselaquo

Informationen zur richtigen Abnahme von Spuren und Vorgehen bei einer spurenshykundlichen Untersuchung mit Verwendung des Spurensicherungs-Sets Information uumlber die Aufgaben und Zustaumlndigkeiten der Gerichtsmedizin Wien

Polizeiliche Arbeit und Grundlage der DNA-Analyse in Hinblick auf die Beweisshyfuumlhrung von kriminellen Delikten

Modul raquoRechtliche Informationenlaquo

Grundlagen des Sexualstrafrechts und Opferrechte im Strafverfahren Vorgehensshyweise der Behoumlrden bei Offizialdelikten der Ablauf von einer Anzeige bis zum Geshyrichtsverfahren Prozessbegleitung und Unterstuumltzung der Opfer durch Opfershyschutzeinrichtungen

Information uumlber die Bestimmungen des Gewaltschutzgesetzes die rechtlichen Maszlignahmen der Wegweisung und des Betretungsverbotes die Moumlglichkeiten der Polizei und Erfahrungen aus der Praxis

Rechtliche Grundlagen des Aumlrztegesetzes und Krankenanstaltengesetzes und einschlaumlshy

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

gige Dienstvorschriften Die juristische De-finition von Gewalt etwa von raquoschwererlaquooder raquoleichterlaquo Koumlrperverletzung

Modul raquoOpferschutzgruppen im Krankenhauslaquo

Die Entstehungsgeschichte die Aufgabenund Arbeitsweisen von OpferschutzgruppenDarstellung der entwickelten Standardsund krankenhausinternen Versorgungsab-laumlufe sowie Kooperationen mit extramura-len Einrichtungen

Modul Wiener Frauenhaumluser ndashSicherheit und Wendepunkt

Information uumlber die Geschichte die Auf-gaben Angebote und Arbeitsweisen dervier Wiener Frauenhaumluser mit dem ange-schlossenen Nachbetreuungshaus und derBeratungsstelle

Hinweis Dieser Fortbildungsinhalt wurdebei der Veranstaltung im AllgemeinenKrankenhaus als zusaumltzliches Modul auf-genommen

raquohellip dass man die richtigen Schritte setztlaquoStatement von Drin Heidrun Flores-GengerGynaumlkologische und Geburtshilfliche AbteilungSozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Aufmerksam-Machen auf die Problematik unddas Wecken der Bereitschaft zu helfen bei den Mit-arbeiterinnen und Mitarbeitern im Spital scheint mirdas Wichtigste zu sein das heiszligt die Informationworum es geht wie man sich verhaumllt und wie manden Opfern helfen kann welche Moumlglichkeiten esgibt Durch das bessere Wissen gibt es auch eine grouml-szligere Bereitschaft sich zu beteiligen die richtigenSchritte zu setzen Wir auf der Gynaumlkologie sind zumBeispiel immer wieder mit vergewaltigten Frauenkonfrontiert hier ist die richtige Spurensicherungwichtig das haben wir vorher nicht gewusst DasCurriculum war insgesamt sehr gut sehr kompaktund konzentriert Man koumlnnte vielleicht noch dasThema Genitalverstuumlmmelung bei Frauen andererKulturen mit einbeziehen das ist etwas womit mannicht jeden Tag zu tun hat Dinge von denen mannichts weiszlig erkennt man vielleicht nicht Das ist ins-besondere dann schwierig wenn Frauen nicht unse-re Sprache sprechenlaquo

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienPlakate

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienInfokarten

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienChecklisten

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

raquohellip groszlig ist der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigenlaquo Statement von Rektor UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Leiter Allgemeines Krankenhaus-Universitaumltskliniken

raquoAls Rektor der medizinischen Universitaumlt Wien beshygruumlszlige ich die Etablierung eines Curriculums rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo ganz besonders da Gewaltshyerfahrungen wie internationale Studien eindrucksshyvoll aufzeigen die Gesundheit der davon Betroffenen nachhaltig und maszliggeblich negativ beeinflussen koumlnnen und einen bis dato noch zu wenig beruumlckshysichtigten gesundheitlichen Risikofaktor darstellen Entsprechend groszlig ist daher der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigen In diesem Zusammenshyhang erscheinen mir insbesondere die Vortraumlge zu Gewaltschutzaktivitaumlten in Spitaumllern und jene Vortraumlge die sich mit der Dynamik von Gewaltshybeziehungen sowie Erscheinungsformen und langshyfristigen Folgen von Gewalterfahrungen befassen als besonders wichtig Der Nutzen dieser Fortbildungs-Veranstaltung fuumlr das im AKH taumltige Personal sollte dementsprechend groszlig sein Das in den Vortraumlgen vermittelte Wissen sollte um entsprechende FaumlhigkeitenFertigkeiten im Umgang mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder erweitert werden um eine adaumlquate und sensible Betreuung dieser oftshymals schwer traumatisierten Personengruppe sichershyzustellenlaquo

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

Einleitung

Fuumlr die Durchfuumlhrung des Curriculums hat sich die Existenz von Opferschutzshygruppen als aumluszligerst positiv erwiesen Derzeit gibt es in zwei Wiener Krankenshyhaumlusern (Wilhelminenspital und Sozial-medizinisches Zentrum Ost) Opferschutzshygruppen

Bericht der Opferschutzgruppe im Wilhelminenspital

Seit Herbst 1997 besteht im Wilhelminenshyspital eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe zum Schutz fuumlr Frauen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind Ziel des Projekts war es im Spital ein Angebot zu installieshyren das Frauen zugute kommt und ihnen umfassende Versorgung Unterstuumltzung und Information bieten soll Um dieses Ziel zu erreichen wurde eine Arbeitsshygruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Institutionen ins Leben gerufen mit dem Ziel die Organisation und die Einhaltung erarbeiteter Strukturen zu sichern ein Forum fuumlr den Austausch mit den MitshyarbeiterInnen zu bilden um Reflexion und Verbesserungen zu ermoumlglichen Das Modell funktioniert mittlerweile seit Mai 1998 im Regelbetrieb In dieser Zusammenarbeit ist es gelungen die komplementaumlren Beshyduumlrfnisse aller beteiligten Berufsgruppen und die Interessen dreier Institutionen (Unfallchirurgische Abteilung Fonds Soziales Wien 24-Stunden Frauennotruf der MA 57) zur Deckung zu bringen ohne

Kosten zu verursachen Synergien wurden optimal ausgeschoumlpft

raquoDIE SICHERHEIT DES GEWALTOPFERS STEHT FUumlR UNS IM VORDERGRUNDlaquo DGKP Friedrich Anger-Schmidt Leiter der Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals und DSA Josef Heindl Mitarbeiter der Opfershyschutzgruppe des Wilhelminenspitals

raquoFuumlr uns steht die Sicherheit des Gewaltopfers im Vordergrund Wenn eine Ruumlckkehr in die Wohnung ndash aus welchen Gruumlnden auch immer ndash nicht moumlglich ist besteht die Moumlglichkeit einer stationaumlren Aufnahme an unserer Abteilung oder einer Unterbringung in einem Frauenhaus In der Statistik ist ein klarer Anstieg bemerkshybar So haben wir im Jahre 1999 37 Faumllle registriert und 2004 85 Faumllle Im Halbjahr 2005 sind wir schon bei 54 Faumlllen so dass wir heuer mit uumlber 100 Betroffenen rechshynen Woran es liegt laumlsst sich nur spekushylieren Ich vermute dass es ein Mix aus mehr rsaquoGewaltbereitschaftlsaquo und mehr rsaquodruumlber reden Trauenlsaquo ist Mein Wunsch ist nach wie vor eine wienweite Institutioshynalisierung in anderen Unfallabteilungen und eine Vernetzung der Daten Mit dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost ist sicher schon ein Anfang gemachtlaquo (DGKP Friedrich Anger-Schmidt)

raquoDie Sozialarbeit im Wilhelminenspital funktioniert mit einem neuen Konzept als Prototyp einer sozialen Servicestelle mit garantierter Erreichbarkeit von 8 Uhr bis

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

15 Uhr fuumlr PatientInnen Angehoumlrige und auch Spitalspersonal Diese gute Erreichshybarkeit ermoumlglicht es der Sozialarbeit sich als integraler Bestandteil bei Proshygrammen die eine bestimmte PatientInnenshygruppe betreffen anzubieten Unser Projekt zeigt sehr deutlich wie sehr Gesundheit und Soziales ineinander vershywoben sind und Patientinnen dementshysprechend auch von unterschiedlichen Professionen begleitet werden sollen

Voraussetzung fuumlr das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit ist die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respekshytieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Das Personal an der Unfallchirurshygischen Abteilung hatte den Eindruck dass zunehmend Patientinnen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind im Spital erscheinen und die ausschlieszliglich medizinische und pflegerische Versorgung fuumlr diese Patienshytinnen nicht ausreichend sind Zudem ist der Zeitdruck besonders in der Ambulanz zu groszlig um auf die ganz persoumlnlichen Probleme der Patientinnen adaumlquat einshyzugehen und zu reagieren Kenntnisse in Gespraumlchsfuumlhrung und Beherrschen von Kriseninterventionstechniken sind sehr individuell und in unterschiedlicher Qualitaumlt vorhanden und die Hilflosigkeit der Patientinnen wird oft zur Belastung fuumlr das behandelnde Personal Mit der neuen Konzeption einer Servicestelle war die Sozialarbeit in der Lage schnell erreichbar zu sein und damit Krisenintershyvention unmittelbar im Anschluss an die medizinische Versorgung anbieten zu koumlnnen

Neben der umfassenden Krisenintershyvention fuumlr Patientinnen bietet die intershydisziplinaumlre Zusammenarbeit verbesserte Gefahreneinschaumltzung und Entscheidungsshyhilfe zur Frage der noumltigenfalls stationaumlshyren Aufnahme Unsere Dienstzeiten ershylaubten es nicht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung anzubieten Aus diesem Grund und auch um gesicherte fachliche Komshy

petenz zu gewaumlhrleisten bot sich die Einshybindung des 24-Stunden Frauennotrufs in dieses Projekt an

Eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Instishytutionen und Berufsgruppen wurde gebilshydet um die koordinierte Zusammenarbeit zu ermoumlglichen Die gewuumlnschten MitarshybeiterInnen sollten entsprechendes Intershyesse mitbringen uumlber hohe Akzeptanz in der eigenen Berufsgruppe verfuumlgen und fuumlr den Wissenstransfer innerhalb der Berufsgruppe verantwortlich sein

Um die weitere Zusammenarbeit und allshyfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen sicherzustellen wurden weitere Bespreshychungen in halbjaumlhrigen Abstaumlnden vershyeinbart beziehungsweise finden sie jetzt anlassbezogen statt Themenspezifische Fortbildungsveranstaltungen finden nach Anlass und Bedarf statt Regelmaumlszligige Fortbildungsveranstaltungen fuumlr TurnusshyaumlrztInnen sollen diese nicht nur befaumlhigen in ihrem Dienst unserem Standard gemaumlszlig zu handeln sondern ihnen auch in weitershyfuumlhrenden Taumltigkeiten hilfreiches Wissen seinlaquo (DSA Josef Heindl)

Kontakt Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals 1220 Wien Langobardenstraszlige 122

Bericht der Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

Die Projektarbeit der Gewaltschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost starshytete im Jahre 2002 Zu diesem Zweck wurshyden aus den Bereichen Unfallchirurgie Aufnahmestation Gynaumlkologie und Psychiashytrie Angestellte eingeladen mitzuarbeiten Die Projektmitglieder sollten einen Rahmen fuumlr das Thema Gewalt in der Familie ershyarbeiten bestehende Probleme aufzeigen und Loumlsungsvorschlaumlge erstellen die im Sinne von Opferschutz im Sozialmedizishynisches Zentrum Ost in der Praxis vershywertbar sein sollten Nach Abschluss der Projektarbeit im Herbst 2004 wurde die Gewaltschutzgruppe offiziell als raquoOpfershyschutzgruppelaquo im Sozialmedizinischen Zentrum Ost als fixe Einrichtung und Organisation des Hauses genehmigt

raquoGEWALT IST NICHT IN ORDNUNG GEWALT IST KEINE LOumlSUNGlaquo DGKS Margit Liebhart Leiterin der Opfershyschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

raquoEs stellt sich im Laufe meiner Arbeit mit den Betroffenen immer wieder heraus wie schwer es fuumlr die Beteiligten ist daruumlber zu reden Gewalt in der Familie ist ein aumluszligerst sensibler Bereich Mit rsaquoFremdenlsaquo daruumlber zu sprechen was tatsaumlchlich rsaquoSchlimmeslsaquo in den eigenen vier Waumlnden passiert faumlllt nicht leicht Es gilt eine enorme Hemmschwelle zu uumlberwinden vor allem fuumlr sich selbst denn niemand moumlchte sein rsaquoeigenes Nest beschmutzenlsaquo

Manchmal braucht es mehrere Besuche bei uns in der Unfallambulanz die anfaumlnglich als rsaquoAusrutscherlsaquo von den Opfern dargestellt und dementsprechend bagatellisiert werden

rsaquoGegen den Tuumlrstock gelaufenlsaquo rsaquodie Stiegen hinuntergefallenlsaquo rsaquogestolpertlsaquo

Vielleicht beim naumlchsten Mal rsaquoIch war ja selber schuld haumltte ich ihnsie nicht so gereiztlsaquo

rsaquoErsie ist eigentlich ein seelenguter Mensch und sonst eigentlich so lieblsaquo

Frau M kommt nun schon zum dritten Mal zu uns in die Unfallambulanz Ich habe rsaquozufaumllliglsaquo schon wieder Nachtdienst Es ist 215 Uhr Frau M wird mit der Rettung gebracht

Sie ist nur mit einem Morgenmantel gekleidet der blutdurchtraumlnkt ist Frau M hat am ganzen Koumlrper Biss- und Kratzshywunden Wir versorgen ihre Wunden fast zwei Stunden lang

Frau M hat sich mein Gesicht und auch meinen Namen gemerkt

Als sie das erste Mal in meinem Nachtshydienst als Patientin kam wurde sie vom Lebensgefaumlhrten gebracht Sie hatte am linken Bein eine klaffende Bisswunde Der Hund des Lebensgefaumlhrten haumltte beim Spielen zu Hause nicht das Bein von Frau M sondern einen Ball ergreifen wollen Frau M zittert bei ihrer Erzaumlhlung Sie haumllt meine Hand und wirkt fuumlr mich vershystoumlrt Zu verstoumlrt fuumlr einen rsaquoSpielunfall mit dem Hundlsaquo Sie ist leicht alkoholisiert nicht sehr gepflegt Mir faumlllt auf dass sie immer wieder zur Tuumlr schielt

Nach drei Monaten wird Frau M mit der Rettung zu uns gebracht Eine Nachshybarin hatte die Polizei gerufen weil sie den Hund sehr laut bellen und knurren und Frau M schreien houmlrte

Frau M ist wieder alkoholisiert sie weint Wir muumlssen ihre Wunden dieses Mal sind es mehrere wieder versorgen Dieses Mal spreche ich sie direkt an rsaquoFrau M ich habe das Gefuumlhl dass bei Ihnen zu Hause irgendetwas nicht so laumluft wie Sie es sich wuumlnschen Kann ich Ihnen irgendshywie helfen Moumlchten Sie mit mir daruumlber sprechen Wollen Sie mit jemand anderem sprechen Wissen Sie ich denke dass jeder Mensch ein Recht darauf hat sich wenigstens zu Hause in seinen eigenen Waumlnden sicher und geborgen zu fuumlhlenlsaquo Frau M weint und stammelt irgendetwas vor sich hin Ich houmlre nicht zu sprechen auf Ich erzaumlhle von Gesetzen von vielen anderen Menschen die betroffen sind von

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Opferschutzgruppen in der PraxisOpferschutzgruppen in der Praxis

familiaumlrer Gewalt davon dass wir in unserer heutigen Gesellschaft alle gemeinshysam daran arbeiten sollten daruumlber zu reden dass Gewalt keine Loumlsung ist Frau M hat schon lange erfasst dass sie Hilfe braucht um aus dieser Gewaltspirale herauszukommen Sie erzaumlhlt mir von Selbsthilfebuumlchern die sie gelesen hat Sie erzaumlhlt von ihren vielen Versuchen nicht nur vom Alkohol sondern auch von ihrem Umfeld loszukommen aber letztendlich meint sie rsaquoDer Hund wird immer so aggressiv wenn wir trinkenlsaquo Trotzdem gebe ich ihr eine Broschuumlre vom Frauenshynotruf mit Ich fuumllle ein Gewaltdatenblatt aus

Heute beim dritten rsaquoBesuchlsaquo von Frau M bei uns erzaumlhlt sie mir dass ihr Lebensshygefaumlhrte den Hund auf sie hetzt wenn er zornig auf sie ist Dieses Mal sei es ganz besonders schlimm gewesen Wir reden und reden und reden Heute moumlchte Frau M mit einem Psychiatereiner Psychiaterin spreshychen Frau M moumlchte mit dem Frauennotshyruf telefonieren Frau M sagt dass sie so nicht mehr leben will

Frau M tut das auch alles mit mir Sie umarmt mich ich spuumlre dass sie wieder einen Schritt weiter vorangekommen ist Frau M will wieder nach Hause fahren

Ich habe Frau M schon uumlber zwei Jahre nicht mehr als Patientin bei uns gesehen Auch meine KollegInnen haben Frau M nicht betreut

Ich hoffe sehr dass Frau M und viele andere rsaquoOpferlsaquo die uns in unserem Bereich begegnet sind ein Stuumlck weiter voranshygekommen sind Ich hoffe sehr dass es sich weiter herumspricht beim Einkauf beim Tratsch mit dem Nachbarder Nachbarin in der U-Bahn bei persoumlnshylichen Gespraumlchen zwischen Freunden und Freundinnen und in Familien Gewalt in der Familie ist nicht ok

Ich kann etwas dagegen tun und es gibt viele Menschen und Einrichtungen die bemuumlht sind einen Weg aufzuzeigen der herausfuumlhren kann aus dieser Gewaltshyspirale

Wir schauen nicht weg wir schauen genau hin Wir wollen kompetent sein in unserer Hilfestellung Wir wollen Kontakte knuumlpfen die noumltig sind Wir haben die Moumlglichkeit rsaquostopplsaquo zu sagen in der oumlffentlichen Instishytution Krankenhaus Denn die Opfer komshymen zu uns und wenn wir aufmerksam genug zuhoumlren und hinsehen sind wir vielleicht die ersten die zu ihnen sagen rsaquoGewalt ist nicht Ordnung Gewalt ist keishyne Loumlsunglsaquo Vielleicht ist das ein Anfang fuumlr das Ende von der Gewalt in einer Familielaquo (DGKS Margit Liebhart)

Kontakt Opferschutzgruppe Sozialmedizinisches Zentrum Ost 1160 Wien Montleartstraszlige 37

raquoEiner der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es

eine geschuumltzte Gespraumlchsshysituation zu schaffenlaquo

Statement von Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegedienstes Sozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Sozialmedizinisches Zentrum Ost war eines der ersten Krankenhaumluser die projekthaft das Curriculum erarbeitet und weiterentwickelt haben Die Erfahrungen mit dem Curriculum zeigen dass viele MitarbeiterInnen in fast allen Abteilungen neushygierig gemacht und zur Mitarbeit angeregt wurden Bei uns sind noch immer die rsaquoPioniere und Pionierinnenlsaquo am Werk die ihr Wissen an die neuen MitarbeiterInnen weitergeben Wichtig ist dass die MitarbeiterInnen um die Entstehung der Gewaltshyspirale Bescheid wissen Sie koumlnnen den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern so eine adaumlquate Information und Beratung anbieten Der von den ProjektmitarbeiterInnen der Opferschutzgruppe erarshybeitete Leitfaden sichert den standardisierten Einsatz in allen Bereichen des Krankenhauses und bietet Nachvollziehbarkeit Einer der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es eine geschuumltzte Geshyspraumlchssituation zu schaffen Die MitarbeiterInnen sind zudem umfassend uumlber die gesetzlichen Regelungen informiert Insgesamt hat das Curricushylum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo zu einer Steigerung der Qualitaumlt der Betreuung von Gewaltopfern aber auch zu einer Sensibilisierung und einer Erhoumlhung der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen beigetragen Im Namen der Kollegialen Fuumlhrung danke ich allen MitshyarbeiterInnen die durch ihr Engagement und Fachwissen diesem sensiblen Thema im Sinne der Nachhaltigkeit professionell begegnenlaquo

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

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Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 15: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Eroumlffnung der Projektwochen am 16 Oktober 2001 durch die Stadtraumltinnen Grete Laska Maga Renate Brauner und Primaria Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker

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ORGANISATORISCHE GRUNDLAGEN DES PROJEKTES

Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo Maga Alexandra Grasl Projektmanagerin Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit

1998 hat der Gemeinderat das Wiener Proshygramm fuumlr Frauengesundheit einstimmig beschlossen in dem Gewalt als eines von insgesamt zwoumllf zentralen Handlungsshyfeldern beschrieben ist Der darin enthalshytene Maszlignahmenkatalog umfasst die Entshywicklung eines Schulungsangebots fuumlr Spitalspersonal zur Sensibilisierung und Fruumlherkennung der Auswirkungen von Gewalt

Planung

Mit Unterstuumltzung von Gesundheitsshystadtraumltin Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker Frauenstadtraumltin Maga Renate Brauner und Jugendstadtraumltin Grete Laska richtete die Wiener Frauengesundshyheitsbeauftragte im August 2000 eine Steuerungsgruppe ein in deren Rahmen mehrere Einrichtungen der Stadt Wien kooperierten um in den Gemeindeshyspitaumllern ein entsprechendes Fortbildungsshyprogramm umzusetzen Wiener Krankenshyanstaltenverbund 24-Stunden Frauennotshyruf der MA 57 MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie und das Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Die Polizeidirektion Wien und das Institut fuumlr Gerichtsmedizin wurden als KooperationspartnerInnen gewonnen

Ist-Stand Erhebung

20002001 wurde eine MitarbeiterInnenshybefragung an den Krankenhaumlusern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital durchgefuumlhrt Befragt wurden AumlrztInnen und Pflegefachkraumlfte der Abteilungen Gynaumlkologie Urologie Hals- Nasen- und Ohrenabteilung Dermashytologie Augenheilkunde Paumldiatrie Psyshychiatrie Interne Chirurgie und der Notshyfallsambulanzen uumlber ihre Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern Die Ergebnisse zeigen nicht nur ein Informationsdefizit sondern auch den Wunsch der Befragten nach adaumlquater Aus- und Fortbildung

Inhalte

Auf Basis dieser Ist-Analyse wurde das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entwickelt das sich durch einen interdisziplinaumlren Zugang auszeichnet Der Inhalt umfasst fuumlnf Module bull Formen und Auswirkungen sexueller

und koumlrperlicher Gewalt gegen Frauenbull Formen und Auswirkungen sexueller

und koumlrperlicher Gewalt gegen Kinderbull Spurensicherung und DNA-Analysebull Rechtliche Informationenbull Vorstellung von Opferschutzgruppen an

Wiener Krankenanstalten

Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Zielgruppen

Das Fortbildungsprogramm ist fuumlr die Zielshygruppen AumlrztInnen und Pflegepersonal aber auch fuumlr andere im Spital taumltige Berufsgruppen wie Hebammen SozialarshybeiterInnen PsychologInnen konzipiert Ziel ist es die MitarbeiterInnen vor Ort im Spital zum Thema Gewaltpraumlvention und -intervention zu informieren und zu senshysibilisieren sowie Behandlungsstandards in den Spitaumllern zu etablieren

Vortragende

Fuumlr die Phase der Implementierung des Projektes und bei der Durchfuumlhrung der Fortbildung in den Wiener Gemeindeshyspitaumllern waren ExpertInnen des 24shyStunden Frauennotrufs der MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie der Polizei der Gerichtsmedizin Wien der Rechtsabshyteilung des Wiener Krankenanstaltenshyverbunds der Opferschutzgruppen von Wilhelminenspital und Sozialmedizishynischem Zentrum Ost sowie der Spitalsshysozialarbeit des Fonds Soziales Wien (vorshymals MA 47) verantwortlich Die Fortshybildungsreihe im Allgemeinen Krankenshyhaus wurde um Expertinnen der Wiener Frauenhaumluser erweitert Zudem waren die Bundespolizeidirektion Wien und die Gerichtsmedizin Wien wichtige KooperashytionspartnerInnen und stellten uumlber den gesamten Projektzeitraum neben Fachshyvortragenden auch ihre inhaltliche Exshypertise zur Verfuumlgung

Informationsmaterial

Ein Informationsfolder und eine Check-Karte im Brusttaschenformat mit einer Liste der wichtigsten Maszlignahmen sowie der Notfallnummern richten sich direkt an das Krankenhauspersonal Diese dienen den SpitalsmitarbeiterInnen als Leitfaden fuumlr die wichtigsten Handlungsschritte bei

der Kommunikation mit und der Untershysuchung von Gewaltopfern und sie inforshymieren weiters uumlber Beratungseinshyrichtungen An die BesucherInnen der Ambulanzen werden Poster sowie Postshykarten mit den wichtigsten Anlaufstellen bei Gewalt gegen Frauen und bei Gewalt gegen Kinder verteilt Um das Thema raquosichtbarlaquo zu machen thematisieren waumlhshyrend der Projektwochen in den Modellshyspitaumllern lebensgroszlige Figuren im Einshygangsbereich der Ambulanzen Gewalt gegen Frauen und Kinder als ein Thema der Medizin

Umsetzung

Der medial begleiteten Kick-off-Veranshystaltung am 16 Oktober 2001 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost die die Stadtshyraumltinnen Grete Laska Maga Renate Brauner und Primaria Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker im Rahmen einer Pressekonferenz eroumlffnet haben folgten Projektwochen in deren Rahmen das Curriculum vor Ort angeboten wurde 2001 startete das Pilotmodell in den beiden Spitaumllern in denen die MitarbeiterInnen zuvor befragt worden waren 2004 wurde das Curriculum in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und im Krankenhaus Wien-Hietzing (ehemals Lainz) sowie 2005 im Allgemeinen Krankenhaus durchgefuumlhrt Die Teilnahme am Curriculum ist kostenshylos Von allen ProjektpartnerInnen wurden interne Personalressourcen fuumlr Planung Koordination und fuumlr die Vortragstaumltigkeit zur Verfuumlgung gestellt

Die Planung und Umsetzung des Curriculums verlief in vier Phasen

Phase 1 2000 Konstituierung der Steuerungsgruppe Entwicklung des Fortbildungskonzeptes MitarbeiterInnenbefragung in den Modellshyspitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum

Ost und Kaiser-Franz-Josef-Spital Entshywicklung von Informationsmaterialien

Phase 2 2001 Durchfuumlhrung der Fortbildung in den beishyden Modellspitaumllern wobei im Sozial-medizinischen Zentrum Ost und im KaisershyFranz-Josef-Spital 20 Fortbildungen zu je 15 Stunden angeboten wurden Zu jedem Themenschwerpunkt fanden zwei Alternativshytermine statt

Phase 3 20022003 Uumlberarbeitung des Fortbildungskonzepts aufgrund der Auswertung der Ergebnisse aus Phase 1 Anpassung der Fortbildungsshystruktur Umstieg auf geblockte Veranshystaltungen mit zwei Tagen zu jeweils 65 Stunden sowie Uumlberarbeitung der Standards bei der Spurensicherung und deren Inteshygration in die Fortbildungsinhalte

Phase 4 20042005 Durchfuumlhrung der Fortbildungen in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) an jeweils zwei Vormittagen zu je 65 Stunden Im Allgemeinen Krankenhaus wurde aufgrund der Groumlszlige des Spitals die Fortbildung zweimal angeboten das heiszligt es wurden insgesamt vier Vormittage zu je 65 Stunden abgehalten

Know-how-Transfer

Das Wilhelminenspital das ebenfalls zum Krankenanstaltenverbund gehoumlrt war aufshygrund dort bereits bestehender Gewaltshyschutzaktivitaumlten als Good-Practice-Beishyspiel in das Curriculum integriert MitshyarbeiterInnen des Wilhelminenspitals beshyrichteten uumlber die Arbeit der Gewaltshyschutzgruppe und trugen damit zu einem wichtigen Know-how-Transfer in andere Spitaumller bei Auch die in Folge des Curricushylums entstandene Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde zu einem fixen Bestandteil des Curriculums

Behandlungsstandards

In Folge der guten Zusammenarbeit entshywickelten der Wiener Krankenanstaltenshyverbund der 24-Stunden Frauennotruf die Polizei und die Gerichtsmedizin ein Spurensicherungs-Set das eine einheitliche Beweissicherung garantiert und in den Geshymeindespitaumllern als Behandlungsstandard zur Untersuchung von Opfern sexueller Gewalt etabliert wurde Zu diesem Zweck finden eigene Einschulungstermine in den Spitaumllern statt

Feedback-Befragung

Ab 2004 erhielten die TeilnehmerInnen die Moumlglichkeit zu den Inhalten des Curricushylums via Fragebogen anonym eine Ruumlckshymeldung abzugeben Drei Monate spaumlter bekamen die TeilnehmerInnen noch einshymal einen Fragebogen zugeschickt um die Praxistauglichkeit der Fortbildung zu uumlberpruumlfen

Organisation

Koordinierende Aufgaben wurden durch das Wiener Programm fuumlr Frauengesundshyheit geleistet Dies betraf etwa die Komshymunikation mit Spitalsverwaltung und Vortragenden sowie die Terminkoordinashytion und Erstellung des Programmablaufs Zentral war die Mitarbeit des Krankenshyhauses Dieses hat eine interne Person fuumlr die Koordination nominiert die wiedeshyrum fuumlr die Kommunikation vor Ort und fuumlr die Organisation des Vortragsraums zustaumlndig war und die Veranstaltung begleitend moderiert hat

Top-Down-Prinzip

Um das Wissen und die soziale Bedeutung des Themas Gewalt auf mehreren Ebenen zu verankern hat sich das Top-Downshy

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Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Prinzip bewaumlhrt Zuerst wurde die Direktionsebene des Krankenhauses ndash und zwar die Aumlrztliche Leitung und die Pflegeleitung ndash um Unterstuumltzung gebeten diese wiederum wandte sich an die Abteilungsleitungen Die Vorstaumlnde der Fachabteilungen wurden im Rahmen der PrimaraumlrztInnensitzung der Krankenshyhaumluser uumlber das Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder sowie uumlber den Ablauf des geplanten Curriculums im jeweiligen Krankenhaus informiert Auch wenn grundshysaumltzlich eine obligatorische Teilnahme aller anzustreben ist war es in dieser Phase sinnvoll dass jede Abteilung je eine Vertreterin oder einen Vertreter des aumlrztshylichen Personals und des Pflegepersonals zum Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entsendet hat

10 Durchfuumlhrungsschritte

1 Kontaktaufnahme zu EntscheidungsshytraumlgerInnen relevanter Einrichtungen

2 Konstituierung einer Projektsteuerungsgruppe

3 Ist-Stand Erhebung im Krankenhaus

4 Entwicklung der Fortbildungsinhalte

5 Schriftliche Information an die Krankenhausleitung (Aumlrztliche- und Pflegeleitung)

6 Koordinierungsgespraumlch mit der Krankenhausleitung

7 Vorstellung des Themas und Fortbildungsangebots in der PrimaraumlrztInnensitzung des Krankenhauses

8 Bestimmung einer spitalsinternen Koordinationsperson zwecks Organisation und Kommunikation vor Ort

9 Durchfuumlhrung der Fortbildung im Spital ndash Moderation durch einen KrankenhausmitarbeiterIn

10 Feedback-Befragung der TeilnehmerInnen

raquoEs gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die

Frauen an die richtigen Stellen zu verweisenlaquo Statement von Elfriede Geyer Pflegedirektion Krankenhaus Rudolfstiftung

raquoDie Ruumlckmeldung die wir von den MitarbeiterInnen bekommen haben war dass sie ein staumlrkeres Bewusstsein fuumlr das Thema bekommen haben Auch die MitarbeiterInnen der Kinderambulanz die immer schon sehr sensibel im Bezug auf Zeichen von Gewaltanwendung waren sagten sie seien jetzt noch hellhoumlriger geworden Diese houmlhere Sensibilitaumlt trifft fuumlr das Thema Frauen und Gewalt zu Insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gynaumlkologie berichten vom groszligen Nutzen der Spurensicherungsboxen Hier sei alles Notwendige enthalten inklusive einer genauen Anleitung Es gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die MitarbeiterInnen die Frauen an die richtigen Stellen zu verweisen beziehungsweise selbst Kontakte herzustellen Die multiprofessionelle Teilnahme seitens des Krankenhauses ist sicher ganz wichtig Seitens der Vortragenden war diese mulshytiprofessionelle Teilnahme ja gegeben Es sollte weiterhin genuumlgend Zeit bleiben um auch Fragen stelshylen zu koumlnnen was bei dem Curriculum der Fall war Eine Wiederholung des Curriculums waumlre sicher gut weil damit eine groumlszligere Personengruppe die Moumlglichkeit haumltte daran teilzunehmen

Auszligerdem waumlre es wichtig dass es genuumlgend SozialarbeiterInnen fuumlr einen Informationsaustausch gaumlbe Aktuell ist die Situation etwa in der Kinderabteilung unbefriedigend weil SozialarbeiterInnen abgezogen worden sind und es keine Ruumlckmeldungen mehr gibtlaquo

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

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MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern

Im Jahr 2001 wurde das Meinungsshyforschungsinstitut Fessel-GfK vom Buumlro der Wiener Frauengesundheitsbeauftragten mit einer schriftlichen MitarbeiterInnenbeshyfragung an den beiden Gemeindespitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum Ost (in der Folge SMZ Ost genannt) und Kaiser-FranzshyJosef-Spital beauftragt12 Mit dieser Befragung sollte einerseits erhoben wershyden welche Kontakte und Erfahrungen die befragten Personen bislang in ihrem beruflichen Alltag mit Gewaltopfern geshyhabt haben andererseits sollte der Bedarf an Unterstuumltzung in dieser Arbeit erfragt werden Ein weiteres Thema war welche Einstellungen zum Thema Gewalt bestehen Die MitarbeiterInnenbefragung basierte auf zwei methodischen Schritten Neben einer Fragebogenerhebung wurden vertieshyfende persoumlnliche Interviews durchgeshyfuumlhrt

Folgende Abteilungen wurden befragt interne Aufnahmestation Gynaumlkologie Hals-Nasen-Ohren-Station Psychiatrie Unshyfallchirurgie und Chirurgie Dermatologie Kinderinterne sowie Kinderchirurgie

Die Krankenhausdirektionen wurden vorshyab von der Wiener Frauengesundheitsbeaufshytragten schriftlich uumlber den Grund und das Ziel der Erhebung informiert Zudem erfolgte eine persoumlnliche Vorstellung des

Projektvorhabens durch die Projektverantshywortlichen Diese Vorbereitungen waren wesentlich es konnte ein Ruumlcklauf von 25 Prozent der Frageboumlgen erreicht werden Insgesamt haben sich an der Befragung 209 Personen beteiligt 81 Prozent der Befragten waren weibliches 13 Prozent maumlnnliches Personal13

Zentrale Ergebnisse der Fragebogenerhebung

KONTAKTHAumlUFIGKEIT MIT GEWALTOPFERN Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer 41 Prozent der Befragten hatten im Jahr vor der Befragung beruflichen Kontakt mit Kindern und Jugendlichen die Opfer koumlrshyperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt waren Durchschnittlich hatte im letzten Jahr jede der befragten Personen Kontakt mit rund zehn jungen PatientInnen mit Gewalterfahrungen Deutlich werden hier Unterschiede zwischen den einzelnen Abteilungen So etwa haben bedeutend mehr der befragten Personen der kinderinshyternen Station der kinderchirurgischen Station sowie der Unfallchirurgie angegeshyben im Laufe des letzten Jahres Kontakte mit kindlichen oder jugendlichen Gewaltshyopfern gehabt zu haben als an anderen Abteilungen Dennoch haben mehr als 20

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Prozent der befragten Personen an gynaumlkoshylogischen Abteilungen zumindest einmal im letzten Jahr jugendliche Gewaltopfer betreut

Insgesamt wurden rund 87 Prozent der kindlichen und jugendlichen Gewaltopfer von Personen begleitet

Frauen als Gewaltopfer Mit erwachsenen weiblichen Gewaltopfern haben deutlich mehr der befragten Pershysonen im Laufe des letzten Jahres Kontakt gehabt dies trifft auf insgesamt 56 Prozent der Befragten zu Besonders haumlufig war dies in der Psychiatrie in der (Unfall)shyChirurgie sowie auf der Dermatologie der Fall Durchschnittlich haben jene Befragte die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit einem erwachsenen weiblichen Gewaltshyopfer gehabt haben 77 Opfer von koumlrpershylicher und 53 Opfer von sexueller Gewalt betreut

Anders als bei den kindlichen beziehungsshyweise jugendlichen Gewaltopfern gaben nur rund 50 Prozent der Befragten an Beshygleitpersonen der von Gewalt betroffenen Frauen wahrgenommen zu haben

WAHRNEHMUNG UND VERDACHT AUF GEWALT Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer Die befragten Personen14 hatten haumlufig den Verdacht dass die Verletzungsurshysachen verschleiert werden sollten Beshysonders haumlufig wurde dies in Zusammenshyhang mit sexueller Gewalt (66 Prozent der Befragten) aber auch haumlufig in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt (53 Prozent der Beshyfragten) vermutet

Frauen als Gewaltopfer Dass die Verletzungsursachen verschleiert werden sollten vermuteten 41 Prozent der Befragten 15 in Zusammenhang mit sexuelshyler Gewalt und 37 Prozent in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt

VORGEHEN BEI VERDACHT AUF GEWALT Bei vermuteten Gewaltdelikten verhielten sich die befragten Personen wie folgt

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Vorgehensarten bei Kindern und bei Frauen Jugendlichen

Austauschen mit KollegInnen 93 Prozent 79 Prozent

Direktes Ansprechen des Opfers 44 Prozent 59 Prozent

Kontaktaufnahme mit Jugendamt 34 Prozent 15 Prozent

Ansprechen der Begleitperson 33 Prozent 21 Prozent

Kontaktaufnahme zu extramuralen Einrichtungen 21 Prozent 32 Prozent

Kontaktaufnahme zu Polizei 8 Prozent 13 Prozent

BETREUUNGSVERSTAumlNDNIS UND BEHANDLUNGSSTANDARDS Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsprocedere definierte eine deutliche Mehrheit der Befragten die eigene Funktion in der Leistung der medizinischen Versorgung und in der additiven Weiterleitung an Hilfseinrichtungen (insgesamt rund 70 Prozent) Nur 16 Prozent der Befragten fuumlhrten aus ausschlieszliglich medizinische Versorgung zu leisten

63 Prozent der Befragten gaben an dass in Zusammenhang mit sexueller Gewalt an kindlichen und jugendlichen Gewaltopfern Richtlinien fuumlr die Betreuung existieren 57 Prozent der Befragten gaben an dass dies auch bei koumlrperlicher Gewalt der Fall ist

Frauen als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsverstaumlndnis gegenuumlber von Gewalt betroffenen Frauen

sah ndash ebenso wie bei kindlichen bezieshyhungsweise jugendlichen Gewaltopfern ndash die uumlberwiegende Mehrheit der Befragten (rund 74 Prozent) ihre Aufgabe sowohl in der medizinischen Versorgung als auch in der Weiterleitung an andere Hilfseinshyrichtungen Nur 15 Prozent der Befragten gaben an ausschlieszliglich medizinische Vershysorgung zu leisten

Nur 30 Prozent der Befragten geben an dass Betreuungsrichtlinien fuumlr den Fall von sexueller oder koumlrperlicher Gewalt gegen Frauen vorliegen

UNTERSTUumlTZUNGSBEDARF IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Die befragten AumlrztInnen und Pflegeshypersonen fuumlhlten sich in Hinblick auf den Umgang und die Betreuung von Opfern koumlrperlicher undoder sexueller Gewalt relativ gering informiert nur ein Viertel bezeichnete sich als gut informiert Knapp die Haumllfte fuumlhlte sich eher schlecht und immerhin 15 Prozent sehr schlecht inforshymiert Deutlich houmlher ist der Informationsshybedarf bei Mitgliedern des houmlheren Pflegeshypersonals sowie in den Abteilungen Chirurshygie und interne Aufnahmestation

Die verschiedenen extramuralen Hilfseinshyrichtungen waren den befragten AumlrztInnen und Pflegepersonen in unterschiedlichem Ausmaszlig bekannt Waumlhrend die Mehrheit Betreuungseinrichtungen wie Frauenshyhaumluser (82 Prozent) Jugendamt (79 Proshyzent) oder den 24-Stunden Frauennotruf (60 Prozent) kannte traf dies auf andere Einrichtungen etwa den kriminalpolizeishylichen Beratungsdienst (37 Prozent) oder das Kinderschutzzentrum (35 Prozent) nur mehr fuumlr ein gutes Drittel der Befragten zu

Lediglich elf Prozent der Befragten haben eine spezielle AusbildungWeiterbildung fuumlr die Betreuung von Opfern koumlrperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt absolshyviert

Vor diesem Hintergrund ist das Ergebnis dass sich 80 Prozent der Befragten vershymehrt Hilfestellungen unterschiedlicher Art fuumlr den kuumlnftigen Umgang mit Gewaltshyopfern wuumlnschten nachvollziehbar 22 Prozent wuumlnschten sich konkret Angebote fuumlr Weiter- Aus- und Fortbildungen elf Prozent artikulierten Unterstuumltzungsbedarf im Bereich Gespraumlchsfuumlhrung beziehungsshyweise Umgang mit Gewaltopfern Die restshylichen Angaben verteilten sich auf Wunsch nach Kontaktadressen Broschuumlren vershybindlichen Betreuungsstandards psycholoshygischer Beratung oder Informationen uumlber rechtliche Grundlagen

Zentrale Ergebnisse der vertiefenden Interviews

Zusaumltzlich zu der Fragebogenerhebung wurden 30 persoumlnliche Interviews mit AumlrztInnen und Pflegepersonal (14 Frauen 16 Maumlnner) durchgefuumlhrt Ziel dieser quashylitativen Erhebung war eine vertiefende Erhebung der Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern der Interventions- und Behandlungsroutinen sowie der Bekanntshyheit und der Ressourcen intra- sowie extrashymuraler Stellen16

UumlBERFORDERUNG IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Rund die Haumllfte der Befragten gab an bei der ersten Begegnung mit einem Gewaltshyopfer voumlllig unvorbereitet in diese Situation gegangen zu sein Im Rahmen der Intershyviews wurde wiederholt darauf hingewieshysen wie schockierend dieser erste Kontakt mit Gewaltopfern gewesen waumlre

INFORMATIONSDEFIZIT UumlBER HILFSEINRICHTUNGEN Der Informationsstand uumlber extramurale Hilfseinrichtungen war bei den Befragten unterschiedlich hoch dennoch wurde uumlberwiegend die Ansicht vertreten mehr Informationen uumlber die Leistungen der einzelnen Einrichtungen zu benoumltigen

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

WUNSCH NACH FORTBILDUNGSANGEBOTEN Im Rahmen der Interviews wurde auch auf groszlige Informationsmankos in Bezug auf die Betreuung von Gewaltopfern verwiesen Es wurde beispielsweise hervorgehoben dass zu wenig Fortbildungsangebote existierten beziehungsweise dass Informationen nicht zugaumlnglich waumlren

Einige InterviewpartnerInnen haben sich durch berufliche Erfahrungen durch Literaturstudium oder den Besuch von

Veranstaltungen Informationen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern beschafft Im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde besonders hervorgehoben dass die dort bestehende Kinderschutzgruppe stark zur Ausbildung im Umgang mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern beigetragen hat

Am deutlichsten wurde der Wunsch nach Fortbildungsveranstaltungen formuliert wobei Vortraumlge und Diskussionen als adaumlshyquateste Vermittlungsform genannt wurden

raquoDie Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigenlaquo Statement von UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Allgemeines Krankenhaus

raquoDas Curriculum ist ausgezeichnet Am wichtigsten ist praumlventiv taumltig zu werden und Betroffenen Hilfe leicht zugaumlnglich zu machen Ich halte die Aus- und Weiterbildung auf diesem Gebiet im Krankenhaus fuumlr besonders wichtig Die Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigen Betroffene Frauen und Kinder koumlnnen von entsprechend ausgeshybildetem Personal besser vor weiteren Schaumlden bewahrt werdenlaquo

TeilnehmerInnen und Feedback

Insgesamt haben 800 TeilnehmerInnen das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo absolviert 110 MitarbeiterInnen im Kaiser-Franz-Josef-Spital 259 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost 147 in der Krankenanstalt Rudolfstiftung 57 im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) sowie 120 im Allgemeinen Krankenhaus An vertiefenden Workshops zur Handshyhabung des Spurensicherungs-Sets nahshymen 110 MitarbeiterInnen im KaisershyFranz-Josef-Spital im Wilhelminenspital und im Sozialmedizinischen Zentrum Ost teil An allen Spitaumllern zeigte sich als deutlicher Trend dass mehr weibliche MitarbeiterInnen an der Fortbildung teilshynahmen Eine Auswertung der Teilnahme am Curriculum nach Berufsgruppen beshylegt dass rund 70 Prozent der TeilshynehmerInnen aus dem Pflegebereich 15 Prozent aus dem aumlrztlichen Bereich und 15 Prozent aus therapeutischen Bereichen stammen nicht ausgewertet wurden hier die TeilnehmerInnen an den Schulungen zum Spurensicherungs-Set

Die Abteilung Organisation des Wiener Krankenanstaltenverbundes fuumlhrte in den Krankenhaumlusern Rudolfstiftung und Wien-Hietzing (vormals Lainz) eine anonyme Feed-Back-Befragung der TeilnehmerInnen am Curriculum durch Ein Fragebogen wurde unmittelbar nach Ende der Fortshybildung ausgefuumlllt ein zweiter drei Monate nach Absolvieren des Curriculums

Die Befragten bewerteten die inhaltliche Gestaltung und die Praxistauglichkeit durchgehend als sehr positiv Im Feedback nach drei Monaten fiel auf dass die Befragten angaben dass sie das im Curriculum erworbene Wissen in ihrer taumlglichen Arbeitspraxis sehr gut anwenshy

den konnten und die zur Verfuumlgung gestellten Informationsmaterialien eine wichtige Unterstuumltzung darstellten So etwa kannten 97 Prozent der Befragten den Folder und rund 80 Prozent der Befragten auch die Postkarten die im Rahmen des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo aufgelegt wurden

Viele Befragte wuumlnschten sich jedoch mehr und unterschiedliche Fortbildungen zum Thema Gewalt mehr Vernetzung zwishyschen den Abteilungen und nach auszligen sowie eine aktivere Beteiligung des aumlrztshylichen Personals

raquoEs muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen

Menschen durch Information und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

Statement von Oberin Monika Tischer Direktorin des Pflegedienstes Wilhelminenspital

raquoDas Wichtigste am Curriculum ist fuumlr mich die Information und Aufklaumlrung fuumlr MitarbeiterInnen und Betroffene Der Nutzen dieser Fortbildung ist sehr hoch denn ohne Information kann nicht reashygiert und somit kein Schutz angeboten werden Eine Gleichbehandlungsbeauftragte der Gemeinde Wien koumlnnte eine Ergaumlnzung fuumlr diese Veranstaltung sein Denn oft beginnt es mit sexueller Belaumlstigung und endet mit sexueller Gewalt Es muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen Menschen durch Inforshymation und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

Die Fortbildungsinhalte im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo

Die Ergebnisse der Erhebung des Fessel-GfK Instituts fanden sowohl bei der inshyhaltlichen als auch bei der zeitlichen Geshystaltung des Curriculums Beruumlcksichtigung Es musste bei der Planung insbesondere auf die Rahmenbedingungen in einer Krankenanstalt hinsichtlich zeitlicher Lage der Veranstaltung Ruumlcksicht genomshymen werden um moumlglichst vielen MitarshybeiterInnen Gelegenheit zu einer Teilnahme zu geben Nach der Durchfuumlhrung des Curriculums an den Modellspitaumllern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital wurden organisatorische Aumlnderungen vorgenommen Die Inhalte wurden dann geblockt jeweils an zwei Vorshymittagen zu je 65 Stunden in folgenden Modulen vermittelt

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Frauenlaquo

Informationen uumlber Formen Ausmaszlig und Folgen von Gewalt gegen Frauen Dynamik von Gewaltbeziehungen und Phasen der Traumashytisierung Auswirkungen von gesellschaftshylichen Mythen Grundlagen des Opferschutzes weiterfuumlhrende Betreuungsangebote Arbeitsshyweise und Aufgaben des Frauennotrufes

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Kinderlaquo

Information zu Erscheinungsformen und Symptomen von Gewalt gegen Kinder interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit im Intershy

esse der betroffenen Kinder Aufgaben geshysetzlichen Grundlagen und Arbeitsweise des Jugendwohlfahrtstraumlgers

Modul raquoSpurensicherung und DNA-Analyselaquo

Informationen zur richtigen Abnahme von Spuren und Vorgehen bei einer spurenshykundlichen Untersuchung mit Verwendung des Spurensicherungs-Sets Information uumlber die Aufgaben und Zustaumlndigkeiten der Gerichtsmedizin Wien

Polizeiliche Arbeit und Grundlage der DNA-Analyse in Hinblick auf die Beweisshyfuumlhrung von kriminellen Delikten

Modul raquoRechtliche Informationenlaquo

Grundlagen des Sexualstrafrechts und Opferrechte im Strafverfahren Vorgehensshyweise der Behoumlrden bei Offizialdelikten der Ablauf von einer Anzeige bis zum Geshyrichtsverfahren Prozessbegleitung und Unterstuumltzung der Opfer durch Opfershyschutzeinrichtungen

Information uumlber die Bestimmungen des Gewaltschutzgesetzes die rechtlichen Maszlignahmen der Wegweisung und des Betretungsverbotes die Moumlglichkeiten der Polizei und Erfahrungen aus der Praxis

Rechtliche Grundlagen des Aumlrztegesetzes und Krankenanstaltengesetzes und einschlaumlshy

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

gige Dienstvorschriften Die juristische De-finition von Gewalt etwa von raquoschwererlaquooder raquoleichterlaquo Koumlrperverletzung

Modul raquoOpferschutzgruppen im Krankenhauslaquo

Die Entstehungsgeschichte die Aufgabenund Arbeitsweisen von OpferschutzgruppenDarstellung der entwickelten Standardsund krankenhausinternen Versorgungsab-laumlufe sowie Kooperationen mit extramura-len Einrichtungen

Modul Wiener Frauenhaumluser ndashSicherheit und Wendepunkt

Information uumlber die Geschichte die Auf-gaben Angebote und Arbeitsweisen dervier Wiener Frauenhaumluser mit dem ange-schlossenen Nachbetreuungshaus und derBeratungsstelle

Hinweis Dieser Fortbildungsinhalt wurdebei der Veranstaltung im AllgemeinenKrankenhaus als zusaumltzliches Modul auf-genommen

raquohellip dass man die richtigen Schritte setztlaquoStatement von Drin Heidrun Flores-GengerGynaumlkologische und Geburtshilfliche AbteilungSozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Aufmerksam-Machen auf die Problematik unddas Wecken der Bereitschaft zu helfen bei den Mit-arbeiterinnen und Mitarbeitern im Spital scheint mirdas Wichtigste zu sein das heiszligt die Informationworum es geht wie man sich verhaumllt und wie manden Opfern helfen kann welche Moumlglichkeiten esgibt Durch das bessere Wissen gibt es auch eine grouml-szligere Bereitschaft sich zu beteiligen die richtigenSchritte zu setzen Wir auf der Gynaumlkologie sind zumBeispiel immer wieder mit vergewaltigten Frauenkonfrontiert hier ist die richtige Spurensicherungwichtig das haben wir vorher nicht gewusst DasCurriculum war insgesamt sehr gut sehr kompaktund konzentriert Man koumlnnte vielleicht noch dasThema Genitalverstuumlmmelung bei Frauen andererKulturen mit einbeziehen das ist etwas womit mannicht jeden Tag zu tun hat Dinge von denen mannichts weiszlig erkennt man vielleicht nicht Das ist ins-besondere dann schwierig wenn Frauen nicht unse-re Sprache sprechenlaquo

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienPlakate

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienInfokarten

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienChecklisten

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

raquohellip groszlig ist der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigenlaquo Statement von Rektor UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Leiter Allgemeines Krankenhaus-Universitaumltskliniken

raquoAls Rektor der medizinischen Universitaumlt Wien beshygruumlszlige ich die Etablierung eines Curriculums rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo ganz besonders da Gewaltshyerfahrungen wie internationale Studien eindrucksshyvoll aufzeigen die Gesundheit der davon Betroffenen nachhaltig und maszliggeblich negativ beeinflussen koumlnnen und einen bis dato noch zu wenig beruumlckshysichtigten gesundheitlichen Risikofaktor darstellen Entsprechend groszlig ist daher der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigen In diesem Zusammenshyhang erscheinen mir insbesondere die Vortraumlge zu Gewaltschutzaktivitaumlten in Spitaumllern und jene Vortraumlge die sich mit der Dynamik von Gewaltshybeziehungen sowie Erscheinungsformen und langshyfristigen Folgen von Gewalterfahrungen befassen als besonders wichtig Der Nutzen dieser Fortbildungs-Veranstaltung fuumlr das im AKH taumltige Personal sollte dementsprechend groszlig sein Das in den Vortraumlgen vermittelte Wissen sollte um entsprechende FaumlhigkeitenFertigkeiten im Umgang mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder erweitert werden um eine adaumlquate und sensible Betreuung dieser oftshymals schwer traumatisierten Personengruppe sichershyzustellenlaquo

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

Einleitung

Fuumlr die Durchfuumlhrung des Curriculums hat sich die Existenz von Opferschutzshygruppen als aumluszligerst positiv erwiesen Derzeit gibt es in zwei Wiener Krankenshyhaumlusern (Wilhelminenspital und Sozial-medizinisches Zentrum Ost) Opferschutzshygruppen

Bericht der Opferschutzgruppe im Wilhelminenspital

Seit Herbst 1997 besteht im Wilhelminenshyspital eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe zum Schutz fuumlr Frauen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind Ziel des Projekts war es im Spital ein Angebot zu installieshyren das Frauen zugute kommt und ihnen umfassende Versorgung Unterstuumltzung und Information bieten soll Um dieses Ziel zu erreichen wurde eine Arbeitsshygruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Institutionen ins Leben gerufen mit dem Ziel die Organisation und die Einhaltung erarbeiteter Strukturen zu sichern ein Forum fuumlr den Austausch mit den MitshyarbeiterInnen zu bilden um Reflexion und Verbesserungen zu ermoumlglichen Das Modell funktioniert mittlerweile seit Mai 1998 im Regelbetrieb In dieser Zusammenarbeit ist es gelungen die komplementaumlren Beshyduumlrfnisse aller beteiligten Berufsgruppen und die Interessen dreier Institutionen (Unfallchirurgische Abteilung Fonds Soziales Wien 24-Stunden Frauennotruf der MA 57) zur Deckung zu bringen ohne

Kosten zu verursachen Synergien wurden optimal ausgeschoumlpft

raquoDIE SICHERHEIT DES GEWALTOPFERS STEHT FUumlR UNS IM VORDERGRUNDlaquo DGKP Friedrich Anger-Schmidt Leiter der Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals und DSA Josef Heindl Mitarbeiter der Opfershyschutzgruppe des Wilhelminenspitals

raquoFuumlr uns steht die Sicherheit des Gewaltopfers im Vordergrund Wenn eine Ruumlckkehr in die Wohnung ndash aus welchen Gruumlnden auch immer ndash nicht moumlglich ist besteht die Moumlglichkeit einer stationaumlren Aufnahme an unserer Abteilung oder einer Unterbringung in einem Frauenhaus In der Statistik ist ein klarer Anstieg bemerkshybar So haben wir im Jahre 1999 37 Faumllle registriert und 2004 85 Faumllle Im Halbjahr 2005 sind wir schon bei 54 Faumlllen so dass wir heuer mit uumlber 100 Betroffenen rechshynen Woran es liegt laumlsst sich nur spekushylieren Ich vermute dass es ein Mix aus mehr rsaquoGewaltbereitschaftlsaquo und mehr rsaquodruumlber reden Trauenlsaquo ist Mein Wunsch ist nach wie vor eine wienweite Institutioshynalisierung in anderen Unfallabteilungen und eine Vernetzung der Daten Mit dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost ist sicher schon ein Anfang gemachtlaquo (DGKP Friedrich Anger-Schmidt)

raquoDie Sozialarbeit im Wilhelminenspital funktioniert mit einem neuen Konzept als Prototyp einer sozialen Servicestelle mit garantierter Erreichbarkeit von 8 Uhr bis

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

15 Uhr fuumlr PatientInnen Angehoumlrige und auch Spitalspersonal Diese gute Erreichshybarkeit ermoumlglicht es der Sozialarbeit sich als integraler Bestandteil bei Proshygrammen die eine bestimmte PatientInnenshygruppe betreffen anzubieten Unser Projekt zeigt sehr deutlich wie sehr Gesundheit und Soziales ineinander vershywoben sind und Patientinnen dementshysprechend auch von unterschiedlichen Professionen begleitet werden sollen

Voraussetzung fuumlr das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit ist die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respekshytieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Das Personal an der Unfallchirurshygischen Abteilung hatte den Eindruck dass zunehmend Patientinnen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind im Spital erscheinen und die ausschlieszliglich medizinische und pflegerische Versorgung fuumlr diese Patienshytinnen nicht ausreichend sind Zudem ist der Zeitdruck besonders in der Ambulanz zu groszlig um auf die ganz persoumlnlichen Probleme der Patientinnen adaumlquat einshyzugehen und zu reagieren Kenntnisse in Gespraumlchsfuumlhrung und Beherrschen von Kriseninterventionstechniken sind sehr individuell und in unterschiedlicher Qualitaumlt vorhanden und die Hilflosigkeit der Patientinnen wird oft zur Belastung fuumlr das behandelnde Personal Mit der neuen Konzeption einer Servicestelle war die Sozialarbeit in der Lage schnell erreichbar zu sein und damit Krisenintershyvention unmittelbar im Anschluss an die medizinische Versorgung anbieten zu koumlnnen

Neben der umfassenden Krisenintershyvention fuumlr Patientinnen bietet die intershydisziplinaumlre Zusammenarbeit verbesserte Gefahreneinschaumltzung und Entscheidungsshyhilfe zur Frage der noumltigenfalls stationaumlshyren Aufnahme Unsere Dienstzeiten ershylaubten es nicht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung anzubieten Aus diesem Grund und auch um gesicherte fachliche Komshy

petenz zu gewaumlhrleisten bot sich die Einshybindung des 24-Stunden Frauennotrufs in dieses Projekt an

Eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Instishytutionen und Berufsgruppen wurde gebilshydet um die koordinierte Zusammenarbeit zu ermoumlglichen Die gewuumlnschten MitarshybeiterInnen sollten entsprechendes Intershyesse mitbringen uumlber hohe Akzeptanz in der eigenen Berufsgruppe verfuumlgen und fuumlr den Wissenstransfer innerhalb der Berufsgruppe verantwortlich sein

Um die weitere Zusammenarbeit und allshyfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen sicherzustellen wurden weitere Bespreshychungen in halbjaumlhrigen Abstaumlnden vershyeinbart beziehungsweise finden sie jetzt anlassbezogen statt Themenspezifische Fortbildungsveranstaltungen finden nach Anlass und Bedarf statt Regelmaumlszligige Fortbildungsveranstaltungen fuumlr TurnusshyaumlrztInnen sollen diese nicht nur befaumlhigen in ihrem Dienst unserem Standard gemaumlszlig zu handeln sondern ihnen auch in weitershyfuumlhrenden Taumltigkeiten hilfreiches Wissen seinlaquo (DSA Josef Heindl)

Kontakt Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals 1220 Wien Langobardenstraszlige 122

Bericht der Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

Die Projektarbeit der Gewaltschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost starshytete im Jahre 2002 Zu diesem Zweck wurshyden aus den Bereichen Unfallchirurgie Aufnahmestation Gynaumlkologie und Psychiashytrie Angestellte eingeladen mitzuarbeiten Die Projektmitglieder sollten einen Rahmen fuumlr das Thema Gewalt in der Familie ershyarbeiten bestehende Probleme aufzeigen und Loumlsungsvorschlaumlge erstellen die im Sinne von Opferschutz im Sozialmedizishynisches Zentrum Ost in der Praxis vershywertbar sein sollten Nach Abschluss der Projektarbeit im Herbst 2004 wurde die Gewaltschutzgruppe offiziell als raquoOpfershyschutzgruppelaquo im Sozialmedizinischen Zentrum Ost als fixe Einrichtung und Organisation des Hauses genehmigt

raquoGEWALT IST NICHT IN ORDNUNG GEWALT IST KEINE LOumlSUNGlaquo DGKS Margit Liebhart Leiterin der Opfershyschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

raquoEs stellt sich im Laufe meiner Arbeit mit den Betroffenen immer wieder heraus wie schwer es fuumlr die Beteiligten ist daruumlber zu reden Gewalt in der Familie ist ein aumluszligerst sensibler Bereich Mit rsaquoFremdenlsaquo daruumlber zu sprechen was tatsaumlchlich rsaquoSchlimmeslsaquo in den eigenen vier Waumlnden passiert faumlllt nicht leicht Es gilt eine enorme Hemmschwelle zu uumlberwinden vor allem fuumlr sich selbst denn niemand moumlchte sein rsaquoeigenes Nest beschmutzenlsaquo

Manchmal braucht es mehrere Besuche bei uns in der Unfallambulanz die anfaumlnglich als rsaquoAusrutscherlsaquo von den Opfern dargestellt und dementsprechend bagatellisiert werden

rsaquoGegen den Tuumlrstock gelaufenlsaquo rsaquodie Stiegen hinuntergefallenlsaquo rsaquogestolpertlsaquo

Vielleicht beim naumlchsten Mal rsaquoIch war ja selber schuld haumltte ich ihnsie nicht so gereiztlsaquo

rsaquoErsie ist eigentlich ein seelenguter Mensch und sonst eigentlich so lieblsaquo

Frau M kommt nun schon zum dritten Mal zu uns in die Unfallambulanz Ich habe rsaquozufaumllliglsaquo schon wieder Nachtdienst Es ist 215 Uhr Frau M wird mit der Rettung gebracht

Sie ist nur mit einem Morgenmantel gekleidet der blutdurchtraumlnkt ist Frau M hat am ganzen Koumlrper Biss- und Kratzshywunden Wir versorgen ihre Wunden fast zwei Stunden lang

Frau M hat sich mein Gesicht und auch meinen Namen gemerkt

Als sie das erste Mal in meinem Nachtshydienst als Patientin kam wurde sie vom Lebensgefaumlhrten gebracht Sie hatte am linken Bein eine klaffende Bisswunde Der Hund des Lebensgefaumlhrten haumltte beim Spielen zu Hause nicht das Bein von Frau M sondern einen Ball ergreifen wollen Frau M zittert bei ihrer Erzaumlhlung Sie haumllt meine Hand und wirkt fuumlr mich vershystoumlrt Zu verstoumlrt fuumlr einen rsaquoSpielunfall mit dem Hundlsaquo Sie ist leicht alkoholisiert nicht sehr gepflegt Mir faumlllt auf dass sie immer wieder zur Tuumlr schielt

Nach drei Monaten wird Frau M mit der Rettung zu uns gebracht Eine Nachshybarin hatte die Polizei gerufen weil sie den Hund sehr laut bellen und knurren und Frau M schreien houmlrte

Frau M ist wieder alkoholisiert sie weint Wir muumlssen ihre Wunden dieses Mal sind es mehrere wieder versorgen Dieses Mal spreche ich sie direkt an rsaquoFrau M ich habe das Gefuumlhl dass bei Ihnen zu Hause irgendetwas nicht so laumluft wie Sie es sich wuumlnschen Kann ich Ihnen irgendshywie helfen Moumlchten Sie mit mir daruumlber sprechen Wollen Sie mit jemand anderem sprechen Wissen Sie ich denke dass jeder Mensch ein Recht darauf hat sich wenigstens zu Hause in seinen eigenen Waumlnden sicher und geborgen zu fuumlhlenlsaquo Frau M weint und stammelt irgendetwas vor sich hin Ich houmlre nicht zu sprechen auf Ich erzaumlhle von Gesetzen von vielen anderen Menschen die betroffen sind von

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Opferschutzgruppen in der PraxisOpferschutzgruppen in der Praxis

familiaumlrer Gewalt davon dass wir in unserer heutigen Gesellschaft alle gemeinshysam daran arbeiten sollten daruumlber zu reden dass Gewalt keine Loumlsung ist Frau M hat schon lange erfasst dass sie Hilfe braucht um aus dieser Gewaltspirale herauszukommen Sie erzaumlhlt mir von Selbsthilfebuumlchern die sie gelesen hat Sie erzaumlhlt von ihren vielen Versuchen nicht nur vom Alkohol sondern auch von ihrem Umfeld loszukommen aber letztendlich meint sie rsaquoDer Hund wird immer so aggressiv wenn wir trinkenlsaquo Trotzdem gebe ich ihr eine Broschuumlre vom Frauenshynotruf mit Ich fuumllle ein Gewaltdatenblatt aus

Heute beim dritten rsaquoBesuchlsaquo von Frau M bei uns erzaumlhlt sie mir dass ihr Lebensshygefaumlhrte den Hund auf sie hetzt wenn er zornig auf sie ist Dieses Mal sei es ganz besonders schlimm gewesen Wir reden und reden und reden Heute moumlchte Frau M mit einem Psychiatereiner Psychiaterin spreshychen Frau M moumlchte mit dem Frauennotshyruf telefonieren Frau M sagt dass sie so nicht mehr leben will

Frau M tut das auch alles mit mir Sie umarmt mich ich spuumlre dass sie wieder einen Schritt weiter vorangekommen ist Frau M will wieder nach Hause fahren

Ich habe Frau M schon uumlber zwei Jahre nicht mehr als Patientin bei uns gesehen Auch meine KollegInnen haben Frau M nicht betreut

Ich hoffe sehr dass Frau M und viele andere rsaquoOpferlsaquo die uns in unserem Bereich begegnet sind ein Stuumlck weiter voranshygekommen sind Ich hoffe sehr dass es sich weiter herumspricht beim Einkauf beim Tratsch mit dem Nachbarder Nachbarin in der U-Bahn bei persoumlnshylichen Gespraumlchen zwischen Freunden und Freundinnen und in Familien Gewalt in der Familie ist nicht ok

Ich kann etwas dagegen tun und es gibt viele Menschen und Einrichtungen die bemuumlht sind einen Weg aufzuzeigen der herausfuumlhren kann aus dieser Gewaltshyspirale

Wir schauen nicht weg wir schauen genau hin Wir wollen kompetent sein in unserer Hilfestellung Wir wollen Kontakte knuumlpfen die noumltig sind Wir haben die Moumlglichkeit rsaquostopplsaquo zu sagen in der oumlffentlichen Instishytution Krankenhaus Denn die Opfer komshymen zu uns und wenn wir aufmerksam genug zuhoumlren und hinsehen sind wir vielleicht die ersten die zu ihnen sagen rsaquoGewalt ist nicht Ordnung Gewalt ist keishyne Loumlsunglsaquo Vielleicht ist das ein Anfang fuumlr das Ende von der Gewalt in einer Familielaquo (DGKS Margit Liebhart)

Kontakt Opferschutzgruppe Sozialmedizinisches Zentrum Ost 1160 Wien Montleartstraszlige 37

raquoEiner der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es

eine geschuumltzte Gespraumlchsshysituation zu schaffenlaquo

Statement von Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegedienstes Sozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Sozialmedizinisches Zentrum Ost war eines der ersten Krankenhaumluser die projekthaft das Curriculum erarbeitet und weiterentwickelt haben Die Erfahrungen mit dem Curriculum zeigen dass viele MitarbeiterInnen in fast allen Abteilungen neushygierig gemacht und zur Mitarbeit angeregt wurden Bei uns sind noch immer die rsaquoPioniere und Pionierinnenlsaquo am Werk die ihr Wissen an die neuen MitarbeiterInnen weitergeben Wichtig ist dass die MitarbeiterInnen um die Entstehung der Gewaltshyspirale Bescheid wissen Sie koumlnnen den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern so eine adaumlquate Information und Beratung anbieten Der von den ProjektmitarbeiterInnen der Opferschutzgruppe erarshybeitete Leitfaden sichert den standardisierten Einsatz in allen Bereichen des Krankenhauses und bietet Nachvollziehbarkeit Einer der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es eine geschuumltzte Geshyspraumlchssituation zu schaffen Die MitarbeiterInnen sind zudem umfassend uumlber die gesetzlichen Regelungen informiert Insgesamt hat das Curricushylum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo zu einer Steigerung der Qualitaumlt der Betreuung von Gewaltopfern aber auch zu einer Sensibilisierung und einer Erhoumlhung der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen beigetragen Im Namen der Kollegialen Fuumlhrung danke ich allen MitshyarbeiterInnen die durch ihr Engagement und Fachwissen diesem sensiblen Thema im Sinne der Nachhaltigkeit professionell begegnenlaquo

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

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Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 16: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Zielgruppen

Das Fortbildungsprogramm ist fuumlr die Zielshygruppen AumlrztInnen und Pflegepersonal aber auch fuumlr andere im Spital taumltige Berufsgruppen wie Hebammen SozialarshybeiterInnen PsychologInnen konzipiert Ziel ist es die MitarbeiterInnen vor Ort im Spital zum Thema Gewaltpraumlvention und -intervention zu informieren und zu senshysibilisieren sowie Behandlungsstandards in den Spitaumllern zu etablieren

Vortragende

Fuumlr die Phase der Implementierung des Projektes und bei der Durchfuumlhrung der Fortbildung in den Wiener Gemeindeshyspitaumllern waren ExpertInnen des 24shyStunden Frauennotrufs der MAG ELF ndash Amt fuumlr Jugend und Familie der Polizei der Gerichtsmedizin Wien der Rechtsabshyteilung des Wiener Krankenanstaltenshyverbunds der Opferschutzgruppen von Wilhelminenspital und Sozialmedizishynischem Zentrum Ost sowie der Spitalsshysozialarbeit des Fonds Soziales Wien (vorshymals MA 47) verantwortlich Die Fortshybildungsreihe im Allgemeinen Krankenshyhaus wurde um Expertinnen der Wiener Frauenhaumluser erweitert Zudem waren die Bundespolizeidirektion Wien und die Gerichtsmedizin Wien wichtige KooperashytionspartnerInnen und stellten uumlber den gesamten Projektzeitraum neben Fachshyvortragenden auch ihre inhaltliche Exshypertise zur Verfuumlgung

Informationsmaterial

Ein Informationsfolder und eine Check-Karte im Brusttaschenformat mit einer Liste der wichtigsten Maszlignahmen sowie der Notfallnummern richten sich direkt an das Krankenhauspersonal Diese dienen den SpitalsmitarbeiterInnen als Leitfaden fuumlr die wichtigsten Handlungsschritte bei

der Kommunikation mit und der Untershysuchung von Gewaltopfern und sie inforshymieren weiters uumlber Beratungseinshyrichtungen An die BesucherInnen der Ambulanzen werden Poster sowie Postshykarten mit den wichtigsten Anlaufstellen bei Gewalt gegen Frauen und bei Gewalt gegen Kinder verteilt Um das Thema raquosichtbarlaquo zu machen thematisieren waumlhshyrend der Projektwochen in den Modellshyspitaumllern lebensgroszlige Figuren im Einshygangsbereich der Ambulanzen Gewalt gegen Frauen und Kinder als ein Thema der Medizin

Umsetzung

Der medial begleiteten Kick-off-Veranshystaltung am 16 Oktober 2001 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost die die Stadtshyraumltinnen Grete Laska Maga Renate Brauner und Primaria Drin Elisabeth Pittermann-Houmlcker im Rahmen einer Pressekonferenz eroumlffnet haben folgten Projektwochen in deren Rahmen das Curriculum vor Ort angeboten wurde 2001 startete das Pilotmodell in den beiden Spitaumllern in denen die MitarbeiterInnen zuvor befragt worden waren 2004 wurde das Curriculum in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und im Krankenhaus Wien-Hietzing (ehemals Lainz) sowie 2005 im Allgemeinen Krankenhaus durchgefuumlhrt Die Teilnahme am Curriculum ist kostenshylos Von allen ProjektpartnerInnen wurden interne Personalressourcen fuumlr Planung Koordination und fuumlr die Vortragstaumltigkeit zur Verfuumlgung gestellt

Die Planung und Umsetzung des Curriculums verlief in vier Phasen

Phase 1 2000 Konstituierung der Steuerungsgruppe Entwicklung des Fortbildungskonzeptes MitarbeiterInnenbefragung in den Modellshyspitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum

Ost und Kaiser-Franz-Josef-Spital Entshywicklung von Informationsmaterialien

Phase 2 2001 Durchfuumlhrung der Fortbildung in den beishyden Modellspitaumllern wobei im Sozial-medizinischen Zentrum Ost und im KaisershyFranz-Josef-Spital 20 Fortbildungen zu je 15 Stunden angeboten wurden Zu jedem Themenschwerpunkt fanden zwei Alternativshytermine statt

Phase 3 20022003 Uumlberarbeitung des Fortbildungskonzepts aufgrund der Auswertung der Ergebnisse aus Phase 1 Anpassung der Fortbildungsshystruktur Umstieg auf geblockte Veranshystaltungen mit zwei Tagen zu jeweils 65 Stunden sowie Uumlberarbeitung der Standards bei der Spurensicherung und deren Inteshygration in die Fortbildungsinhalte

Phase 4 20042005 Durchfuumlhrung der Fortbildungen in der Krankenanstalt Rudolfstiftung und im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) an jeweils zwei Vormittagen zu je 65 Stunden Im Allgemeinen Krankenhaus wurde aufgrund der Groumlszlige des Spitals die Fortbildung zweimal angeboten das heiszligt es wurden insgesamt vier Vormittage zu je 65 Stunden abgehalten

Know-how-Transfer

Das Wilhelminenspital das ebenfalls zum Krankenanstaltenverbund gehoumlrt war aufshygrund dort bereits bestehender Gewaltshyschutzaktivitaumlten als Good-Practice-Beishyspiel in das Curriculum integriert MitshyarbeiterInnen des Wilhelminenspitals beshyrichteten uumlber die Arbeit der Gewaltshyschutzgruppe und trugen damit zu einem wichtigen Know-how-Transfer in andere Spitaumller bei Auch die in Folge des Curricushylums entstandene Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde zu einem fixen Bestandteil des Curriculums

Behandlungsstandards

In Folge der guten Zusammenarbeit entshywickelten der Wiener Krankenanstaltenshyverbund der 24-Stunden Frauennotruf die Polizei und die Gerichtsmedizin ein Spurensicherungs-Set das eine einheitliche Beweissicherung garantiert und in den Geshymeindespitaumllern als Behandlungsstandard zur Untersuchung von Opfern sexueller Gewalt etabliert wurde Zu diesem Zweck finden eigene Einschulungstermine in den Spitaumllern statt

Feedback-Befragung

Ab 2004 erhielten die TeilnehmerInnen die Moumlglichkeit zu den Inhalten des Curricushylums via Fragebogen anonym eine Ruumlckshymeldung abzugeben Drei Monate spaumlter bekamen die TeilnehmerInnen noch einshymal einen Fragebogen zugeschickt um die Praxistauglichkeit der Fortbildung zu uumlberpruumlfen

Organisation

Koordinierende Aufgaben wurden durch das Wiener Programm fuumlr Frauengesundshyheit geleistet Dies betraf etwa die Komshymunikation mit Spitalsverwaltung und Vortragenden sowie die Terminkoordinashytion und Erstellung des Programmablaufs Zentral war die Mitarbeit des Krankenshyhauses Dieses hat eine interne Person fuumlr die Koordination nominiert die wiedeshyrum fuumlr die Kommunikation vor Ort und fuumlr die Organisation des Vortragsraums zustaumlndig war und die Veranstaltung begleitend moderiert hat

Top-Down-Prinzip

Um das Wissen und die soziale Bedeutung des Themas Gewalt auf mehreren Ebenen zu verankern hat sich das Top-Downshy

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Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Prinzip bewaumlhrt Zuerst wurde die Direktionsebene des Krankenhauses ndash und zwar die Aumlrztliche Leitung und die Pflegeleitung ndash um Unterstuumltzung gebeten diese wiederum wandte sich an die Abteilungsleitungen Die Vorstaumlnde der Fachabteilungen wurden im Rahmen der PrimaraumlrztInnensitzung der Krankenshyhaumluser uumlber das Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder sowie uumlber den Ablauf des geplanten Curriculums im jeweiligen Krankenhaus informiert Auch wenn grundshysaumltzlich eine obligatorische Teilnahme aller anzustreben ist war es in dieser Phase sinnvoll dass jede Abteilung je eine Vertreterin oder einen Vertreter des aumlrztshylichen Personals und des Pflegepersonals zum Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entsendet hat

10 Durchfuumlhrungsschritte

1 Kontaktaufnahme zu EntscheidungsshytraumlgerInnen relevanter Einrichtungen

2 Konstituierung einer Projektsteuerungsgruppe

3 Ist-Stand Erhebung im Krankenhaus

4 Entwicklung der Fortbildungsinhalte

5 Schriftliche Information an die Krankenhausleitung (Aumlrztliche- und Pflegeleitung)

6 Koordinierungsgespraumlch mit der Krankenhausleitung

7 Vorstellung des Themas und Fortbildungsangebots in der PrimaraumlrztInnensitzung des Krankenhauses

8 Bestimmung einer spitalsinternen Koordinationsperson zwecks Organisation und Kommunikation vor Ort

9 Durchfuumlhrung der Fortbildung im Spital ndash Moderation durch einen KrankenhausmitarbeiterIn

10 Feedback-Befragung der TeilnehmerInnen

raquoEs gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die

Frauen an die richtigen Stellen zu verweisenlaquo Statement von Elfriede Geyer Pflegedirektion Krankenhaus Rudolfstiftung

raquoDie Ruumlckmeldung die wir von den MitarbeiterInnen bekommen haben war dass sie ein staumlrkeres Bewusstsein fuumlr das Thema bekommen haben Auch die MitarbeiterInnen der Kinderambulanz die immer schon sehr sensibel im Bezug auf Zeichen von Gewaltanwendung waren sagten sie seien jetzt noch hellhoumlriger geworden Diese houmlhere Sensibilitaumlt trifft fuumlr das Thema Frauen und Gewalt zu Insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gynaumlkologie berichten vom groszligen Nutzen der Spurensicherungsboxen Hier sei alles Notwendige enthalten inklusive einer genauen Anleitung Es gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die MitarbeiterInnen die Frauen an die richtigen Stellen zu verweisen beziehungsweise selbst Kontakte herzustellen Die multiprofessionelle Teilnahme seitens des Krankenhauses ist sicher ganz wichtig Seitens der Vortragenden war diese mulshytiprofessionelle Teilnahme ja gegeben Es sollte weiterhin genuumlgend Zeit bleiben um auch Fragen stelshylen zu koumlnnen was bei dem Curriculum der Fall war Eine Wiederholung des Curriculums waumlre sicher gut weil damit eine groumlszligere Personengruppe die Moumlglichkeit haumltte daran teilzunehmen

Auszligerdem waumlre es wichtig dass es genuumlgend SozialarbeiterInnen fuumlr einen Informationsaustausch gaumlbe Aktuell ist die Situation etwa in der Kinderabteilung unbefriedigend weil SozialarbeiterInnen abgezogen worden sind und es keine Ruumlckmeldungen mehr gibtlaquo

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

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MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern

Im Jahr 2001 wurde das Meinungsshyforschungsinstitut Fessel-GfK vom Buumlro der Wiener Frauengesundheitsbeauftragten mit einer schriftlichen MitarbeiterInnenbeshyfragung an den beiden Gemeindespitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum Ost (in der Folge SMZ Ost genannt) und Kaiser-FranzshyJosef-Spital beauftragt12 Mit dieser Befragung sollte einerseits erhoben wershyden welche Kontakte und Erfahrungen die befragten Personen bislang in ihrem beruflichen Alltag mit Gewaltopfern geshyhabt haben andererseits sollte der Bedarf an Unterstuumltzung in dieser Arbeit erfragt werden Ein weiteres Thema war welche Einstellungen zum Thema Gewalt bestehen Die MitarbeiterInnenbefragung basierte auf zwei methodischen Schritten Neben einer Fragebogenerhebung wurden vertieshyfende persoumlnliche Interviews durchgeshyfuumlhrt

Folgende Abteilungen wurden befragt interne Aufnahmestation Gynaumlkologie Hals-Nasen-Ohren-Station Psychiatrie Unshyfallchirurgie und Chirurgie Dermatologie Kinderinterne sowie Kinderchirurgie

Die Krankenhausdirektionen wurden vorshyab von der Wiener Frauengesundheitsbeaufshytragten schriftlich uumlber den Grund und das Ziel der Erhebung informiert Zudem erfolgte eine persoumlnliche Vorstellung des

Projektvorhabens durch die Projektverantshywortlichen Diese Vorbereitungen waren wesentlich es konnte ein Ruumlcklauf von 25 Prozent der Frageboumlgen erreicht werden Insgesamt haben sich an der Befragung 209 Personen beteiligt 81 Prozent der Befragten waren weibliches 13 Prozent maumlnnliches Personal13

Zentrale Ergebnisse der Fragebogenerhebung

KONTAKTHAumlUFIGKEIT MIT GEWALTOPFERN Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer 41 Prozent der Befragten hatten im Jahr vor der Befragung beruflichen Kontakt mit Kindern und Jugendlichen die Opfer koumlrshyperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt waren Durchschnittlich hatte im letzten Jahr jede der befragten Personen Kontakt mit rund zehn jungen PatientInnen mit Gewalterfahrungen Deutlich werden hier Unterschiede zwischen den einzelnen Abteilungen So etwa haben bedeutend mehr der befragten Personen der kinderinshyternen Station der kinderchirurgischen Station sowie der Unfallchirurgie angegeshyben im Laufe des letzten Jahres Kontakte mit kindlichen oder jugendlichen Gewaltshyopfern gehabt zu haben als an anderen Abteilungen Dennoch haben mehr als 20

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Prozent der befragten Personen an gynaumlkoshylogischen Abteilungen zumindest einmal im letzten Jahr jugendliche Gewaltopfer betreut

Insgesamt wurden rund 87 Prozent der kindlichen und jugendlichen Gewaltopfer von Personen begleitet

Frauen als Gewaltopfer Mit erwachsenen weiblichen Gewaltopfern haben deutlich mehr der befragten Pershysonen im Laufe des letzten Jahres Kontakt gehabt dies trifft auf insgesamt 56 Prozent der Befragten zu Besonders haumlufig war dies in der Psychiatrie in der (Unfall)shyChirurgie sowie auf der Dermatologie der Fall Durchschnittlich haben jene Befragte die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit einem erwachsenen weiblichen Gewaltshyopfer gehabt haben 77 Opfer von koumlrpershylicher und 53 Opfer von sexueller Gewalt betreut

Anders als bei den kindlichen beziehungsshyweise jugendlichen Gewaltopfern gaben nur rund 50 Prozent der Befragten an Beshygleitpersonen der von Gewalt betroffenen Frauen wahrgenommen zu haben

WAHRNEHMUNG UND VERDACHT AUF GEWALT Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer Die befragten Personen14 hatten haumlufig den Verdacht dass die Verletzungsurshysachen verschleiert werden sollten Beshysonders haumlufig wurde dies in Zusammenshyhang mit sexueller Gewalt (66 Prozent der Befragten) aber auch haumlufig in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt (53 Prozent der Beshyfragten) vermutet

Frauen als Gewaltopfer Dass die Verletzungsursachen verschleiert werden sollten vermuteten 41 Prozent der Befragten 15 in Zusammenhang mit sexuelshyler Gewalt und 37 Prozent in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt

VORGEHEN BEI VERDACHT AUF GEWALT Bei vermuteten Gewaltdelikten verhielten sich die befragten Personen wie folgt

39 38

Vorgehensarten bei Kindern und bei Frauen Jugendlichen

Austauschen mit KollegInnen 93 Prozent 79 Prozent

Direktes Ansprechen des Opfers 44 Prozent 59 Prozent

Kontaktaufnahme mit Jugendamt 34 Prozent 15 Prozent

Ansprechen der Begleitperson 33 Prozent 21 Prozent

Kontaktaufnahme zu extramuralen Einrichtungen 21 Prozent 32 Prozent

Kontaktaufnahme zu Polizei 8 Prozent 13 Prozent

BETREUUNGSVERSTAumlNDNIS UND BEHANDLUNGSSTANDARDS Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsprocedere definierte eine deutliche Mehrheit der Befragten die eigene Funktion in der Leistung der medizinischen Versorgung und in der additiven Weiterleitung an Hilfseinrichtungen (insgesamt rund 70 Prozent) Nur 16 Prozent der Befragten fuumlhrten aus ausschlieszliglich medizinische Versorgung zu leisten

63 Prozent der Befragten gaben an dass in Zusammenhang mit sexueller Gewalt an kindlichen und jugendlichen Gewaltopfern Richtlinien fuumlr die Betreuung existieren 57 Prozent der Befragten gaben an dass dies auch bei koumlrperlicher Gewalt der Fall ist

Frauen als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsverstaumlndnis gegenuumlber von Gewalt betroffenen Frauen

sah ndash ebenso wie bei kindlichen bezieshyhungsweise jugendlichen Gewaltopfern ndash die uumlberwiegende Mehrheit der Befragten (rund 74 Prozent) ihre Aufgabe sowohl in der medizinischen Versorgung als auch in der Weiterleitung an andere Hilfseinshyrichtungen Nur 15 Prozent der Befragten gaben an ausschlieszliglich medizinische Vershysorgung zu leisten

Nur 30 Prozent der Befragten geben an dass Betreuungsrichtlinien fuumlr den Fall von sexueller oder koumlrperlicher Gewalt gegen Frauen vorliegen

UNTERSTUumlTZUNGSBEDARF IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Die befragten AumlrztInnen und Pflegeshypersonen fuumlhlten sich in Hinblick auf den Umgang und die Betreuung von Opfern koumlrperlicher undoder sexueller Gewalt relativ gering informiert nur ein Viertel bezeichnete sich als gut informiert Knapp die Haumllfte fuumlhlte sich eher schlecht und immerhin 15 Prozent sehr schlecht inforshymiert Deutlich houmlher ist der Informationsshybedarf bei Mitgliedern des houmlheren Pflegeshypersonals sowie in den Abteilungen Chirurshygie und interne Aufnahmestation

Die verschiedenen extramuralen Hilfseinshyrichtungen waren den befragten AumlrztInnen und Pflegepersonen in unterschiedlichem Ausmaszlig bekannt Waumlhrend die Mehrheit Betreuungseinrichtungen wie Frauenshyhaumluser (82 Prozent) Jugendamt (79 Proshyzent) oder den 24-Stunden Frauennotruf (60 Prozent) kannte traf dies auf andere Einrichtungen etwa den kriminalpolizeishylichen Beratungsdienst (37 Prozent) oder das Kinderschutzzentrum (35 Prozent) nur mehr fuumlr ein gutes Drittel der Befragten zu

Lediglich elf Prozent der Befragten haben eine spezielle AusbildungWeiterbildung fuumlr die Betreuung von Opfern koumlrperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt absolshyviert

Vor diesem Hintergrund ist das Ergebnis dass sich 80 Prozent der Befragten vershymehrt Hilfestellungen unterschiedlicher Art fuumlr den kuumlnftigen Umgang mit Gewaltshyopfern wuumlnschten nachvollziehbar 22 Prozent wuumlnschten sich konkret Angebote fuumlr Weiter- Aus- und Fortbildungen elf Prozent artikulierten Unterstuumltzungsbedarf im Bereich Gespraumlchsfuumlhrung beziehungsshyweise Umgang mit Gewaltopfern Die restshylichen Angaben verteilten sich auf Wunsch nach Kontaktadressen Broschuumlren vershybindlichen Betreuungsstandards psycholoshygischer Beratung oder Informationen uumlber rechtliche Grundlagen

Zentrale Ergebnisse der vertiefenden Interviews

Zusaumltzlich zu der Fragebogenerhebung wurden 30 persoumlnliche Interviews mit AumlrztInnen und Pflegepersonal (14 Frauen 16 Maumlnner) durchgefuumlhrt Ziel dieser quashylitativen Erhebung war eine vertiefende Erhebung der Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern der Interventions- und Behandlungsroutinen sowie der Bekanntshyheit und der Ressourcen intra- sowie extrashymuraler Stellen16

UumlBERFORDERUNG IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Rund die Haumllfte der Befragten gab an bei der ersten Begegnung mit einem Gewaltshyopfer voumlllig unvorbereitet in diese Situation gegangen zu sein Im Rahmen der Intershyviews wurde wiederholt darauf hingewieshysen wie schockierend dieser erste Kontakt mit Gewaltopfern gewesen waumlre

INFORMATIONSDEFIZIT UumlBER HILFSEINRICHTUNGEN Der Informationsstand uumlber extramurale Hilfseinrichtungen war bei den Befragten unterschiedlich hoch dennoch wurde uumlberwiegend die Ansicht vertreten mehr Informationen uumlber die Leistungen der einzelnen Einrichtungen zu benoumltigen

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

WUNSCH NACH FORTBILDUNGSANGEBOTEN Im Rahmen der Interviews wurde auch auf groszlige Informationsmankos in Bezug auf die Betreuung von Gewaltopfern verwiesen Es wurde beispielsweise hervorgehoben dass zu wenig Fortbildungsangebote existierten beziehungsweise dass Informationen nicht zugaumlnglich waumlren

Einige InterviewpartnerInnen haben sich durch berufliche Erfahrungen durch Literaturstudium oder den Besuch von

Veranstaltungen Informationen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern beschafft Im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde besonders hervorgehoben dass die dort bestehende Kinderschutzgruppe stark zur Ausbildung im Umgang mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern beigetragen hat

Am deutlichsten wurde der Wunsch nach Fortbildungsveranstaltungen formuliert wobei Vortraumlge und Diskussionen als adaumlshyquateste Vermittlungsform genannt wurden

raquoDie Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigenlaquo Statement von UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Allgemeines Krankenhaus

raquoDas Curriculum ist ausgezeichnet Am wichtigsten ist praumlventiv taumltig zu werden und Betroffenen Hilfe leicht zugaumlnglich zu machen Ich halte die Aus- und Weiterbildung auf diesem Gebiet im Krankenhaus fuumlr besonders wichtig Die Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigen Betroffene Frauen und Kinder koumlnnen von entsprechend ausgeshybildetem Personal besser vor weiteren Schaumlden bewahrt werdenlaquo

TeilnehmerInnen und Feedback

Insgesamt haben 800 TeilnehmerInnen das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo absolviert 110 MitarbeiterInnen im Kaiser-Franz-Josef-Spital 259 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost 147 in der Krankenanstalt Rudolfstiftung 57 im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) sowie 120 im Allgemeinen Krankenhaus An vertiefenden Workshops zur Handshyhabung des Spurensicherungs-Sets nahshymen 110 MitarbeiterInnen im KaisershyFranz-Josef-Spital im Wilhelminenspital und im Sozialmedizinischen Zentrum Ost teil An allen Spitaumllern zeigte sich als deutlicher Trend dass mehr weibliche MitarbeiterInnen an der Fortbildung teilshynahmen Eine Auswertung der Teilnahme am Curriculum nach Berufsgruppen beshylegt dass rund 70 Prozent der TeilshynehmerInnen aus dem Pflegebereich 15 Prozent aus dem aumlrztlichen Bereich und 15 Prozent aus therapeutischen Bereichen stammen nicht ausgewertet wurden hier die TeilnehmerInnen an den Schulungen zum Spurensicherungs-Set

Die Abteilung Organisation des Wiener Krankenanstaltenverbundes fuumlhrte in den Krankenhaumlusern Rudolfstiftung und Wien-Hietzing (vormals Lainz) eine anonyme Feed-Back-Befragung der TeilnehmerInnen am Curriculum durch Ein Fragebogen wurde unmittelbar nach Ende der Fortshybildung ausgefuumlllt ein zweiter drei Monate nach Absolvieren des Curriculums

Die Befragten bewerteten die inhaltliche Gestaltung und die Praxistauglichkeit durchgehend als sehr positiv Im Feedback nach drei Monaten fiel auf dass die Befragten angaben dass sie das im Curriculum erworbene Wissen in ihrer taumlglichen Arbeitspraxis sehr gut anwenshy

den konnten und die zur Verfuumlgung gestellten Informationsmaterialien eine wichtige Unterstuumltzung darstellten So etwa kannten 97 Prozent der Befragten den Folder und rund 80 Prozent der Befragten auch die Postkarten die im Rahmen des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo aufgelegt wurden

Viele Befragte wuumlnschten sich jedoch mehr und unterschiedliche Fortbildungen zum Thema Gewalt mehr Vernetzung zwishyschen den Abteilungen und nach auszligen sowie eine aktivere Beteiligung des aumlrztshylichen Personals

raquoEs muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen

Menschen durch Information und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

Statement von Oberin Monika Tischer Direktorin des Pflegedienstes Wilhelminenspital

raquoDas Wichtigste am Curriculum ist fuumlr mich die Information und Aufklaumlrung fuumlr MitarbeiterInnen und Betroffene Der Nutzen dieser Fortbildung ist sehr hoch denn ohne Information kann nicht reashygiert und somit kein Schutz angeboten werden Eine Gleichbehandlungsbeauftragte der Gemeinde Wien koumlnnte eine Ergaumlnzung fuumlr diese Veranstaltung sein Denn oft beginnt es mit sexueller Belaumlstigung und endet mit sexueller Gewalt Es muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen Menschen durch Inforshymation und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

Die Fortbildungsinhalte im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo

Die Ergebnisse der Erhebung des Fessel-GfK Instituts fanden sowohl bei der inshyhaltlichen als auch bei der zeitlichen Geshystaltung des Curriculums Beruumlcksichtigung Es musste bei der Planung insbesondere auf die Rahmenbedingungen in einer Krankenanstalt hinsichtlich zeitlicher Lage der Veranstaltung Ruumlcksicht genomshymen werden um moumlglichst vielen MitarshybeiterInnen Gelegenheit zu einer Teilnahme zu geben Nach der Durchfuumlhrung des Curriculums an den Modellspitaumllern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital wurden organisatorische Aumlnderungen vorgenommen Die Inhalte wurden dann geblockt jeweils an zwei Vorshymittagen zu je 65 Stunden in folgenden Modulen vermittelt

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Frauenlaquo

Informationen uumlber Formen Ausmaszlig und Folgen von Gewalt gegen Frauen Dynamik von Gewaltbeziehungen und Phasen der Traumashytisierung Auswirkungen von gesellschaftshylichen Mythen Grundlagen des Opferschutzes weiterfuumlhrende Betreuungsangebote Arbeitsshyweise und Aufgaben des Frauennotrufes

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Kinderlaquo

Information zu Erscheinungsformen und Symptomen von Gewalt gegen Kinder interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit im Intershy

esse der betroffenen Kinder Aufgaben geshysetzlichen Grundlagen und Arbeitsweise des Jugendwohlfahrtstraumlgers

Modul raquoSpurensicherung und DNA-Analyselaquo

Informationen zur richtigen Abnahme von Spuren und Vorgehen bei einer spurenshykundlichen Untersuchung mit Verwendung des Spurensicherungs-Sets Information uumlber die Aufgaben und Zustaumlndigkeiten der Gerichtsmedizin Wien

Polizeiliche Arbeit und Grundlage der DNA-Analyse in Hinblick auf die Beweisshyfuumlhrung von kriminellen Delikten

Modul raquoRechtliche Informationenlaquo

Grundlagen des Sexualstrafrechts und Opferrechte im Strafverfahren Vorgehensshyweise der Behoumlrden bei Offizialdelikten der Ablauf von einer Anzeige bis zum Geshyrichtsverfahren Prozessbegleitung und Unterstuumltzung der Opfer durch Opfershyschutzeinrichtungen

Information uumlber die Bestimmungen des Gewaltschutzgesetzes die rechtlichen Maszlignahmen der Wegweisung und des Betretungsverbotes die Moumlglichkeiten der Polizei und Erfahrungen aus der Praxis

Rechtliche Grundlagen des Aumlrztegesetzes und Krankenanstaltengesetzes und einschlaumlshy

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

gige Dienstvorschriften Die juristische De-finition von Gewalt etwa von raquoschwererlaquooder raquoleichterlaquo Koumlrperverletzung

Modul raquoOpferschutzgruppen im Krankenhauslaquo

Die Entstehungsgeschichte die Aufgabenund Arbeitsweisen von OpferschutzgruppenDarstellung der entwickelten Standardsund krankenhausinternen Versorgungsab-laumlufe sowie Kooperationen mit extramura-len Einrichtungen

Modul Wiener Frauenhaumluser ndashSicherheit und Wendepunkt

Information uumlber die Geschichte die Auf-gaben Angebote und Arbeitsweisen dervier Wiener Frauenhaumluser mit dem ange-schlossenen Nachbetreuungshaus und derBeratungsstelle

Hinweis Dieser Fortbildungsinhalt wurdebei der Veranstaltung im AllgemeinenKrankenhaus als zusaumltzliches Modul auf-genommen

raquohellip dass man die richtigen Schritte setztlaquoStatement von Drin Heidrun Flores-GengerGynaumlkologische und Geburtshilfliche AbteilungSozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Aufmerksam-Machen auf die Problematik unddas Wecken der Bereitschaft zu helfen bei den Mit-arbeiterinnen und Mitarbeitern im Spital scheint mirdas Wichtigste zu sein das heiszligt die Informationworum es geht wie man sich verhaumllt und wie manden Opfern helfen kann welche Moumlglichkeiten esgibt Durch das bessere Wissen gibt es auch eine grouml-szligere Bereitschaft sich zu beteiligen die richtigenSchritte zu setzen Wir auf der Gynaumlkologie sind zumBeispiel immer wieder mit vergewaltigten Frauenkonfrontiert hier ist die richtige Spurensicherungwichtig das haben wir vorher nicht gewusst DasCurriculum war insgesamt sehr gut sehr kompaktund konzentriert Man koumlnnte vielleicht noch dasThema Genitalverstuumlmmelung bei Frauen andererKulturen mit einbeziehen das ist etwas womit mannicht jeden Tag zu tun hat Dinge von denen mannichts weiszlig erkennt man vielleicht nicht Das ist ins-besondere dann schwierig wenn Frauen nicht unse-re Sprache sprechenlaquo

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienPlakate

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienInfokarten

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienChecklisten

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

raquohellip groszlig ist der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigenlaquo Statement von Rektor UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Leiter Allgemeines Krankenhaus-Universitaumltskliniken

raquoAls Rektor der medizinischen Universitaumlt Wien beshygruumlszlige ich die Etablierung eines Curriculums rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo ganz besonders da Gewaltshyerfahrungen wie internationale Studien eindrucksshyvoll aufzeigen die Gesundheit der davon Betroffenen nachhaltig und maszliggeblich negativ beeinflussen koumlnnen und einen bis dato noch zu wenig beruumlckshysichtigten gesundheitlichen Risikofaktor darstellen Entsprechend groszlig ist daher der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigen In diesem Zusammenshyhang erscheinen mir insbesondere die Vortraumlge zu Gewaltschutzaktivitaumlten in Spitaumllern und jene Vortraumlge die sich mit der Dynamik von Gewaltshybeziehungen sowie Erscheinungsformen und langshyfristigen Folgen von Gewalterfahrungen befassen als besonders wichtig Der Nutzen dieser Fortbildungs-Veranstaltung fuumlr das im AKH taumltige Personal sollte dementsprechend groszlig sein Das in den Vortraumlgen vermittelte Wissen sollte um entsprechende FaumlhigkeitenFertigkeiten im Umgang mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder erweitert werden um eine adaumlquate und sensible Betreuung dieser oftshymals schwer traumatisierten Personengruppe sichershyzustellenlaquo

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

Einleitung

Fuumlr die Durchfuumlhrung des Curriculums hat sich die Existenz von Opferschutzshygruppen als aumluszligerst positiv erwiesen Derzeit gibt es in zwei Wiener Krankenshyhaumlusern (Wilhelminenspital und Sozial-medizinisches Zentrum Ost) Opferschutzshygruppen

Bericht der Opferschutzgruppe im Wilhelminenspital

Seit Herbst 1997 besteht im Wilhelminenshyspital eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe zum Schutz fuumlr Frauen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind Ziel des Projekts war es im Spital ein Angebot zu installieshyren das Frauen zugute kommt und ihnen umfassende Versorgung Unterstuumltzung und Information bieten soll Um dieses Ziel zu erreichen wurde eine Arbeitsshygruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Institutionen ins Leben gerufen mit dem Ziel die Organisation und die Einhaltung erarbeiteter Strukturen zu sichern ein Forum fuumlr den Austausch mit den MitshyarbeiterInnen zu bilden um Reflexion und Verbesserungen zu ermoumlglichen Das Modell funktioniert mittlerweile seit Mai 1998 im Regelbetrieb In dieser Zusammenarbeit ist es gelungen die komplementaumlren Beshyduumlrfnisse aller beteiligten Berufsgruppen und die Interessen dreier Institutionen (Unfallchirurgische Abteilung Fonds Soziales Wien 24-Stunden Frauennotruf der MA 57) zur Deckung zu bringen ohne

Kosten zu verursachen Synergien wurden optimal ausgeschoumlpft

raquoDIE SICHERHEIT DES GEWALTOPFERS STEHT FUumlR UNS IM VORDERGRUNDlaquo DGKP Friedrich Anger-Schmidt Leiter der Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals und DSA Josef Heindl Mitarbeiter der Opfershyschutzgruppe des Wilhelminenspitals

raquoFuumlr uns steht die Sicherheit des Gewaltopfers im Vordergrund Wenn eine Ruumlckkehr in die Wohnung ndash aus welchen Gruumlnden auch immer ndash nicht moumlglich ist besteht die Moumlglichkeit einer stationaumlren Aufnahme an unserer Abteilung oder einer Unterbringung in einem Frauenhaus In der Statistik ist ein klarer Anstieg bemerkshybar So haben wir im Jahre 1999 37 Faumllle registriert und 2004 85 Faumllle Im Halbjahr 2005 sind wir schon bei 54 Faumlllen so dass wir heuer mit uumlber 100 Betroffenen rechshynen Woran es liegt laumlsst sich nur spekushylieren Ich vermute dass es ein Mix aus mehr rsaquoGewaltbereitschaftlsaquo und mehr rsaquodruumlber reden Trauenlsaquo ist Mein Wunsch ist nach wie vor eine wienweite Institutioshynalisierung in anderen Unfallabteilungen und eine Vernetzung der Daten Mit dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost ist sicher schon ein Anfang gemachtlaquo (DGKP Friedrich Anger-Schmidt)

raquoDie Sozialarbeit im Wilhelminenspital funktioniert mit einem neuen Konzept als Prototyp einer sozialen Servicestelle mit garantierter Erreichbarkeit von 8 Uhr bis

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

15 Uhr fuumlr PatientInnen Angehoumlrige und auch Spitalspersonal Diese gute Erreichshybarkeit ermoumlglicht es der Sozialarbeit sich als integraler Bestandteil bei Proshygrammen die eine bestimmte PatientInnenshygruppe betreffen anzubieten Unser Projekt zeigt sehr deutlich wie sehr Gesundheit und Soziales ineinander vershywoben sind und Patientinnen dementshysprechend auch von unterschiedlichen Professionen begleitet werden sollen

Voraussetzung fuumlr das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit ist die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respekshytieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Das Personal an der Unfallchirurshygischen Abteilung hatte den Eindruck dass zunehmend Patientinnen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind im Spital erscheinen und die ausschlieszliglich medizinische und pflegerische Versorgung fuumlr diese Patienshytinnen nicht ausreichend sind Zudem ist der Zeitdruck besonders in der Ambulanz zu groszlig um auf die ganz persoumlnlichen Probleme der Patientinnen adaumlquat einshyzugehen und zu reagieren Kenntnisse in Gespraumlchsfuumlhrung und Beherrschen von Kriseninterventionstechniken sind sehr individuell und in unterschiedlicher Qualitaumlt vorhanden und die Hilflosigkeit der Patientinnen wird oft zur Belastung fuumlr das behandelnde Personal Mit der neuen Konzeption einer Servicestelle war die Sozialarbeit in der Lage schnell erreichbar zu sein und damit Krisenintershyvention unmittelbar im Anschluss an die medizinische Versorgung anbieten zu koumlnnen

Neben der umfassenden Krisenintershyvention fuumlr Patientinnen bietet die intershydisziplinaumlre Zusammenarbeit verbesserte Gefahreneinschaumltzung und Entscheidungsshyhilfe zur Frage der noumltigenfalls stationaumlshyren Aufnahme Unsere Dienstzeiten ershylaubten es nicht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung anzubieten Aus diesem Grund und auch um gesicherte fachliche Komshy

petenz zu gewaumlhrleisten bot sich die Einshybindung des 24-Stunden Frauennotrufs in dieses Projekt an

Eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Instishytutionen und Berufsgruppen wurde gebilshydet um die koordinierte Zusammenarbeit zu ermoumlglichen Die gewuumlnschten MitarshybeiterInnen sollten entsprechendes Intershyesse mitbringen uumlber hohe Akzeptanz in der eigenen Berufsgruppe verfuumlgen und fuumlr den Wissenstransfer innerhalb der Berufsgruppe verantwortlich sein

Um die weitere Zusammenarbeit und allshyfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen sicherzustellen wurden weitere Bespreshychungen in halbjaumlhrigen Abstaumlnden vershyeinbart beziehungsweise finden sie jetzt anlassbezogen statt Themenspezifische Fortbildungsveranstaltungen finden nach Anlass und Bedarf statt Regelmaumlszligige Fortbildungsveranstaltungen fuumlr TurnusshyaumlrztInnen sollen diese nicht nur befaumlhigen in ihrem Dienst unserem Standard gemaumlszlig zu handeln sondern ihnen auch in weitershyfuumlhrenden Taumltigkeiten hilfreiches Wissen seinlaquo (DSA Josef Heindl)

Kontakt Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals 1220 Wien Langobardenstraszlige 122

Bericht der Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

Die Projektarbeit der Gewaltschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost starshytete im Jahre 2002 Zu diesem Zweck wurshyden aus den Bereichen Unfallchirurgie Aufnahmestation Gynaumlkologie und Psychiashytrie Angestellte eingeladen mitzuarbeiten Die Projektmitglieder sollten einen Rahmen fuumlr das Thema Gewalt in der Familie ershyarbeiten bestehende Probleme aufzeigen und Loumlsungsvorschlaumlge erstellen die im Sinne von Opferschutz im Sozialmedizishynisches Zentrum Ost in der Praxis vershywertbar sein sollten Nach Abschluss der Projektarbeit im Herbst 2004 wurde die Gewaltschutzgruppe offiziell als raquoOpfershyschutzgruppelaquo im Sozialmedizinischen Zentrum Ost als fixe Einrichtung und Organisation des Hauses genehmigt

raquoGEWALT IST NICHT IN ORDNUNG GEWALT IST KEINE LOumlSUNGlaquo DGKS Margit Liebhart Leiterin der Opfershyschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

raquoEs stellt sich im Laufe meiner Arbeit mit den Betroffenen immer wieder heraus wie schwer es fuumlr die Beteiligten ist daruumlber zu reden Gewalt in der Familie ist ein aumluszligerst sensibler Bereich Mit rsaquoFremdenlsaquo daruumlber zu sprechen was tatsaumlchlich rsaquoSchlimmeslsaquo in den eigenen vier Waumlnden passiert faumlllt nicht leicht Es gilt eine enorme Hemmschwelle zu uumlberwinden vor allem fuumlr sich selbst denn niemand moumlchte sein rsaquoeigenes Nest beschmutzenlsaquo

Manchmal braucht es mehrere Besuche bei uns in der Unfallambulanz die anfaumlnglich als rsaquoAusrutscherlsaquo von den Opfern dargestellt und dementsprechend bagatellisiert werden

rsaquoGegen den Tuumlrstock gelaufenlsaquo rsaquodie Stiegen hinuntergefallenlsaquo rsaquogestolpertlsaquo

Vielleicht beim naumlchsten Mal rsaquoIch war ja selber schuld haumltte ich ihnsie nicht so gereiztlsaquo

rsaquoErsie ist eigentlich ein seelenguter Mensch und sonst eigentlich so lieblsaquo

Frau M kommt nun schon zum dritten Mal zu uns in die Unfallambulanz Ich habe rsaquozufaumllliglsaquo schon wieder Nachtdienst Es ist 215 Uhr Frau M wird mit der Rettung gebracht

Sie ist nur mit einem Morgenmantel gekleidet der blutdurchtraumlnkt ist Frau M hat am ganzen Koumlrper Biss- und Kratzshywunden Wir versorgen ihre Wunden fast zwei Stunden lang

Frau M hat sich mein Gesicht und auch meinen Namen gemerkt

Als sie das erste Mal in meinem Nachtshydienst als Patientin kam wurde sie vom Lebensgefaumlhrten gebracht Sie hatte am linken Bein eine klaffende Bisswunde Der Hund des Lebensgefaumlhrten haumltte beim Spielen zu Hause nicht das Bein von Frau M sondern einen Ball ergreifen wollen Frau M zittert bei ihrer Erzaumlhlung Sie haumllt meine Hand und wirkt fuumlr mich vershystoumlrt Zu verstoumlrt fuumlr einen rsaquoSpielunfall mit dem Hundlsaquo Sie ist leicht alkoholisiert nicht sehr gepflegt Mir faumlllt auf dass sie immer wieder zur Tuumlr schielt

Nach drei Monaten wird Frau M mit der Rettung zu uns gebracht Eine Nachshybarin hatte die Polizei gerufen weil sie den Hund sehr laut bellen und knurren und Frau M schreien houmlrte

Frau M ist wieder alkoholisiert sie weint Wir muumlssen ihre Wunden dieses Mal sind es mehrere wieder versorgen Dieses Mal spreche ich sie direkt an rsaquoFrau M ich habe das Gefuumlhl dass bei Ihnen zu Hause irgendetwas nicht so laumluft wie Sie es sich wuumlnschen Kann ich Ihnen irgendshywie helfen Moumlchten Sie mit mir daruumlber sprechen Wollen Sie mit jemand anderem sprechen Wissen Sie ich denke dass jeder Mensch ein Recht darauf hat sich wenigstens zu Hause in seinen eigenen Waumlnden sicher und geborgen zu fuumlhlenlsaquo Frau M weint und stammelt irgendetwas vor sich hin Ich houmlre nicht zu sprechen auf Ich erzaumlhle von Gesetzen von vielen anderen Menschen die betroffen sind von

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Opferschutzgruppen in der PraxisOpferschutzgruppen in der Praxis

familiaumlrer Gewalt davon dass wir in unserer heutigen Gesellschaft alle gemeinshysam daran arbeiten sollten daruumlber zu reden dass Gewalt keine Loumlsung ist Frau M hat schon lange erfasst dass sie Hilfe braucht um aus dieser Gewaltspirale herauszukommen Sie erzaumlhlt mir von Selbsthilfebuumlchern die sie gelesen hat Sie erzaumlhlt von ihren vielen Versuchen nicht nur vom Alkohol sondern auch von ihrem Umfeld loszukommen aber letztendlich meint sie rsaquoDer Hund wird immer so aggressiv wenn wir trinkenlsaquo Trotzdem gebe ich ihr eine Broschuumlre vom Frauenshynotruf mit Ich fuumllle ein Gewaltdatenblatt aus

Heute beim dritten rsaquoBesuchlsaquo von Frau M bei uns erzaumlhlt sie mir dass ihr Lebensshygefaumlhrte den Hund auf sie hetzt wenn er zornig auf sie ist Dieses Mal sei es ganz besonders schlimm gewesen Wir reden und reden und reden Heute moumlchte Frau M mit einem Psychiatereiner Psychiaterin spreshychen Frau M moumlchte mit dem Frauennotshyruf telefonieren Frau M sagt dass sie so nicht mehr leben will

Frau M tut das auch alles mit mir Sie umarmt mich ich spuumlre dass sie wieder einen Schritt weiter vorangekommen ist Frau M will wieder nach Hause fahren

Ich habe Frau M schon uumlber zwei Jahre nicht mehr als Patientin bei uns gesehen Auch meine KollegInnen haben Frau M nicht betreut

Ich hoffe sehr dass Frau M und viele andere rsaquoOpferlsaquo die uns in unserem Bereich begegnet sind ein Stuumlck weiter voranshygekommen sind Ich hoffe sehr dass es sich weiter herumspricht beim Einkauf beim Tratsch mit dem Nachbarder Nachbarin in der U-Bahn bei persoumlnshylichen Gespraumlchen zwischen Freunden und Freundinnen und in Familien Gewalt in der Familie ist nicht ok

Ich kann etwas dagegen tun und es gibt viele Menschen und Einrichtungen die bemuumlht sind einen Weg aufzuzeigen der herausfuumlhren kann aus dieser Gewaltshyspirale

Wir schauen nicht weg wir schauen genau hin Wir wollen kompetent sein in unserer Hilfestellung Wir wollen Kontakte knuumlpfen die noumltig sind Wir haben die Moumlglichkeit rsaquostopplsaquo zu sagen in der oumlffentlichen Instishytution Krankenhaus Denn die Opfer komshymen zu uns und wenn wir aufmerksam genug zuhoumlren und hinsehen sind wir vielleicht die ersten die zu ihnen sagen rsaquoGewalt ist nicht Ordnung Gewalt ist keishyne Loumlsunglsaquo Vielleicht ist das ein Anfang fuumlr das Ende von der Gewalt in einer Familielaquo (DGKS Margit Liebhart)

Kontakt Opferschutzgruppe Sozialmedizinisches Zentrum Ost 1160 Wien Montleartstraszlige 37

raquoEiner der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es

eine geschuumltzte Gespraumlchsshysituation zu schaffenlaquo

Statement von Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegedienstes Sozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Sozialmedizinisches Zentrum Ost war eines der ersten Krankenhaumluser die projekthaft das Curriculum erarbeitet und weiterentwickelt haben Die Erfahrungen mit dem Curriculum zeigen dass viele MitarbeiterInnen in fast allen Abteilungen neushygierig gemacht und zur Mitarbeit angeregt wurden Bei uns sind noch immer die rsaquoPioniere und Pionierinnenlsaquo am Werk die ihr Wissen an die neuen MitarbeiterInnen weitergeben Wichtig ist dass die MitarbeiterInnen um die Entstehung der Gewaltshyspirale Bescheid wissen Sie koumlnnen den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern so eine adaumlquate Information und Beratung anbieten Der von den ProjektmitarbeiterInnen der Opferschutzgruppe erarshybeitete Leitfaden sichert den standardisierten Einsatz in allen Bereichen des Krankenhauses und bietet Nachvollziehbarkeit Einer der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es eine geschuumltzte Geshyspraumlchssituation zu schaffen Die MitarbeiterInnen sind zudem umfassend uumlber die gesetzlichen Regelungen informiert Insgesamt hat das Curricushylum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo zu einer Steigerung der Qualitaumlt der Betreuung von Gewaltopfern aber auch zu einer Sensibilisierung und einer Erhoumlhung der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen beigetragen Im Namen der Kollegialen Fuumlhrung danke ich allen MitshyarbeiterInnen die durch ihr Engagement und Fachwissen diesem sensiblen Thema im Sinne der Nachhaltigkeit professionell begegnenlaquo

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

79 78

Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 17: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

Organisatorische Grundlagen des ProjektesOrganisatorische Grundlagen des Projektes

Prinzip bewaumlhrt Zuerst wurde die Direktionsebene des Krankenhauses ndash und zwar die Aumlrztliche Leitung und die Pflegeleitung ndash um Unterstuumltzung gebeten diese wiederum wandte sich an die Abteilungsleitungen Die Vorstaumlnde der Fachabteilungen wurden im Rahmen der PrimaraumlrztInnensitzung der Krankenshyhaumluser uumlber das Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder sowie uumlber den Ablauf des geplanten Curriculums im jeweiligen Krankenhaus informiert Auch wenn grundshysaumltzlich eine obligatorische Teilnahme aller anzustreben ist war es in dieser Phase sinnvoll dass jede Abteilung je eine Vertreterin oder einen Vertreter des aumlrztshylichen Personals und des Pflegepersonals zum Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo entsendet hat

10 Durchfuumlhrungsschritte

1 Kontaktaufnahme zu EntscheidungsshytraumlgerInnen relevanter Einrichtungen

2 Konstituierung einer Projektsteuerungsgruppe

3 Ist-Stand Erhebung im Krankenhaus

4 Entwicklung der Fortbildungsinhalte

5 Schriftliche Information an die Krankenhausleitung (Aumlrztliche- und Pflegeleitung)

6 Koordinierungsgespraumlch mit der Krankenhausleitung

7 Vorstellung des Themas und Fortbildungsangebots in der PrimaraumlrztInnensitzung des Krankenhauses

8 Bestimmung einer spitalsinternen Koordinationsperson zwecks Organisation und Kommunikation vor Ort

9 Durchfuumlhrung der Fortbildung im Spital ndash Moderation durch einen KrankenhausmitarbeiterIn

10 Feedback-Befragung der TeilnehmerInnen

raquoEs gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die

Frauen an die richtigen Stellen zu verweisenlaquo Statement von Elfriede Geyer Pflegedirektion Krankenhaus Rudolfstiftung

raquoDie Ruumlckmeldung die wir von den MitarbeiterInnen bekommen haben war dass sie ein staumlrkeres Bewusstsein fuumlr das Thema bekommen haben Auch die MitarbeiterInnen der Kinderambulanz die immer schon sehr sensibel im Bezug auf Zeichen von Gewaltanwendung waren sagten sie seien jetzt noch hellhoumlriger geworden Diese houmlhere Sensibilitaumlt trifft fuumlr das Thema Frauen und Gewalt zu Insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gynaumlkologie berichten vom groszligen Nutzen der Spurensicherungsboxen Hier sei alles Notwendige enthalten inklusive einer genauen Anleitung Es gibt auch mehr Wissen uumlber Kontaktstellen es ist einfacher fuumlr die MitarbeiterInnen die Frauen an die richtigen Stellen zu verweisen beziehungsweise selbst Kontakte herzustellen Die multiprofessionelle Teilnahme seitens des Krankenhauses ist sicher ganz wichtig Seitens der Vortragenden war diese mulshytiprofessionelle Teilnahme ja gegeben Es sollte weiterhin genuumlgend Zeit bleiben um auch Fragen stelshylen zu koumlnnen was bei dem Curriculum der Fall war Eine Wiederholung des Curriculums waumlre sicher gut weil damit eine groumlszligere Personengruppe die Moumlglichkeit haumltte daran teilzunehmen

Auszligerdem waumlre es wichtig dass es genuumlgend SozialarbeiterInnen fuumlr einen Informationsaustausch gaumlbe Aktuell ist die Situation etwa in der Kinderabteilung unbefriedigend weil SozialarbeiterInnen abgezogen worden sind und es keine Ruumlckmeldungen mehr gibtlaquo

33 32

MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

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MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern

Im Jahr 2001 wurde das Meinungsshyforschungsinstitut Fessel-GfK vom Buumlro der Wiener Frauengesundheitsbeauftragten mit einer schriftlichen MitarbeiterInnenbeshyfragung an den beiden Gemeindespitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum Ost (in der Folge SMZ Ost genannt) und Kaiser-FranzshyJosef-Spital beauftragt12 Mit dieser Befragung sollte einerseits erhoben wershyden welche Kontakte und Erfahrungen die befragten Personen bislang in ihrem beruflichen Alltag mit Gewaltopfern geshyhabt haben andererseits sollte der Bedarf an Unterstuumltzung in dieser Arbeit erfragt werden Ein weiteres Thema war welche Einstellungen zum Thema Gewalt bestehen Die MitarbeiterInnenbefragung basierte auf zwei methodischen Schritten Neben einer Fragebogenerhebung wurden vertieshyfende persoumlnliche Interviews durchgeshyfuumlhrt

Folgende Abteilungen wurden befragt interne Aufnahmestation Gynaumlkologie Hals-Nasen-Ohren-Station Psychiatrie Unshyfallchirurgie und Chirurgie Dermatologie Kinderinterne sowie Kinderchirurgie

Die Krankenhausdirektionen wurden vorshyab von der Wiener Frauengesundheitsbeaufshytragten schriftlich uumlber den Grund und das Ziel der Erhebung informiert Zudem erfolgte eine persoumlnliche Vorstellung des

Projektvorhabens durch die Projektverantshywortlichen Diese Vorbereitungen waren wesentlich es konnte ein Ruumlcklauf von 25 Prozent der Frageboumlgen erreicht werden Insgesamt haben sich an der Befragung 209 Personen beteiligt 81 Prozent der Befragten waren weibliches 13 Prozent maumlnnliches Personal13

Zentrale Ergebnisse der Fragebogenerhebung

KONTAKTHAumlUFIGKEIT MIT GEWALTOPFERN Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer 41 Prozent der Befragten hatten im Jahr vor der Befragung beruflichen Kontakt mit Kindern und Jugendlichen die Opfer koumlrshyperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt waren Durchschnittlich hatte im letzten Jahr jede der befragten Personen Kontakt mit rund zehn jungen PatientInnen mit Gewalterfahrungen Deutlich werden hier Unterschiede zwischen den einzelnen Abteilungen So etwa haben bedeutend mehr der befragten Personen der kinderinshyternen Station der kinderchirurgischen Station sowie der Unfallchirurgie angegeshyben im Laufe des letzten Jahres Kontakte mit kindlichen oder jugendlichen Gewaltshyopfern gehabt zu haben als an anderen Abteilungen Dennoch haben mehr als 20

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Prozent der befragten Personen an gynaumlkoshylogischen Abteilungen zumindest einmal im letzten Jahr jugendliche Gewaltopfer betreut

Insgesamt wurden rund 87 Prozent der kindlichen und jugendlichen Gewaltopfer von Personen begleitet

Frauen als Gewaltopfer Mit erwachsenen weiblichen Gewaltopfern haben deutlich mehr der befragten Pershysonen im Laufe des letzten Jahres Kontakt gehabt dies trifft auf insgesamt 56 Prozent der Befragten zu Besonders haumlufig war dies in der Psychiatrie in der (Unfall)shyChirurgie sowie auf der Dermatologie der Fall Durchschnittlich haben jene Befragte die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit einem erwachsenen weiblichen Gewaltshyopfer gehabt haben 77 Opfer von koumlrpershylicher und 53 Opfer von sexueller Gewalt betreut

Anders als bei den kindlichen beziehungsshyweise jugendlichen Gewaltopfern gaben nur rund 50 Prozent der Befragten an Beshygleitpersonen der von Gewalt betroffenen Frauen wahrgenommen zu haben

WAHRNEHMUNG UND VERDACHT AUF GEWALT Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer Die befragten Personen14 hatten haumlufig den Verdacht dass die Verletzungsurshysachen verschleiert werden sollten Beshysonders haumlufig wurde dies in Zusammenshyhang mit sexueller Gewalt (66 Prozent der Befragten) aber auch haumlufig in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt (53 Prozent der Beshyfragten) vermutet

Frauen als Gewaltopfer Dass die Verletzungsursachen verschleiert werden sollten vermuteten 41 Prozent der Befragten 15 in Zusammenhang mit sexuelshyler Gewalt und 37 Prozent in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt

VORGEHEN BEI VERDACHT AUF GEWALT Bei vermuteten Gewaltdelikten verhielten sich die befragten Personen wie folgt

39 38

Vorgehensarten bei Kindern und bei Frauen Jugendlichen

Austauschen mit KollegInnen 93 Prozent 79 Prozent

Direktes Ansprechen des Opfers 44 Prozent 59 Prozent

Kontaktaufnahme mit Jugendamt 34 Prozent 15 Prozent

Ansprechen der Begleitperson 33 Prozent 21 Prozent

Kontaktaufnahme zu extramuralen Einrichtungen 21 Prozent 32 Prozent

Kontaktaufnahme zu Polizei 8 Prozent 13 Prozent

BETREUUNGSVERSTAumlNDNIS UND BEHANDLUNGSSTANDARDS Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsprocedere definierte eine deutliche Mehrheit der Befragten die eigene Funktion in der Leistung der medizinischen Versorgung und in der additiven Weiterleitung an Hilfseinrichtungen (insgesamt rund 70 Prozent) Nur 16 Prozent der Befragten fuumlhrten aus ausschlieszliglich medizinische Versorgung zu leisten

63 Prozent der Befragten gaben an dass in Zusammenhang mit sexueller Gewalt an kindlichen und jugendlichen Gewaltopfern Richtlinien fuumlr die Betreuung existieren 57 Prozent der Befragten gaben an dass dies auch bei koumlrperlicher Gewalt der Fall ist

Frauen als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsverstaumlndnis gegenuumlber von Gewalt betroffenen Frauen

sah ndash ebenso wie bei kindlichen bezieshyhungsweise jugendlichen Gewaltopfern ndash die uumlberwiegende Mehrheit der Befragten (rund 74 Prozent) ihre Aufgabe sowohl in der medizinischen Versorgung als auch in der Weiterleitung an andere Hilfseinshyrichtungen Nur 15 Prozent der Befragten gaben an ausschlieszliglich medizinische Vershysorgung zu leisten

Nur 30 Prozent der Befragten geben an dass Betreuungsrichtlinien fuumlr den Fall von sexueller oder koumlrperlicher Gewalt gegen Frauen vorliegen

UNTERSTUumlTZUNGSBEDARF IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Die befragten AumlrztInnen und Pflegeshypersonen fuumlhlten sich in Hinblick auf den Umgang und die Betreuung von Opfern koumlrperlicher undoder sexueller Gewalt relativ gering informiert nur ein Viertel bezeichnete sich als gut informiert Knapp die Haumllfte fuumlhlte sich eher schlecht und immerhin 15 Prozent sehr schlecht inforshymiert Deutlich houmlher ist der Informationsshybedarf bei Mitgliedern des houmlheren Pflegeshypersonals sowie in den Abteilungen Chirurshygie und interne Aufnahmestation

Die verschiedenen extramuralen Hilfseinshyrichtungen waren den befragten AumlrztInnen und Pflegepersonen in unterschiedlichem Ausmaszlig bekannt Waumlhrend die Mehrheit Betreuungseinrichtungen wie Frauenshyhaumluser (82 Prozent) Jugendamt (79 Proshyzent) oder den 24-Stunden Frauennotruf (60 Prozent) kannte traf dies auf andere Einrichtungen etwa den kriminalpolizeishylichen Beratungsdienst (37 Prozent) oder das Kinderschutzzentrum (35 Prozent) nur mehr fuumlr ein gutes Drittel der Befragten zu

Lediglich elf Prozent der Befragten haben eine spezielle AusbildungWeiterbildung fuumlr die Betreuung von Opfern koumlrperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt absolshyviert

Vor diesem Hintergrund ist das Ergebnis dass sich 80 Prozent der Befragten vershymehrt Hilfestellungen unterschiedlicher Art fuumlr den kuumlnftigen Umgang mit Gewaltshyopfern wuumlnschten nachvollziehbar 22 Prozent wuumlnschten sich konkret Angebote fuumlr Weiter- Aus- und Fortbildungen elf Prozent artikulierten Unterstuumltzungsbedarf im Bereich Gespraumlchsfuumlhrung beziehungsshyweise Umgang mit Gewaltopfern Die restshylichen Angaben verteilten sich auf Wunsch nach Kontaktadressen Broschuumlren vershybindlichen Betreuungsstandards psycholoshygischer Beratung oder Informationen uumlber rechtliche Grundlagen

Zentrale Ergebnisse der vertiefenden Interviews

Zusaumltzlich zu der Fragebogenerhebung wurden 30 persoumlnliche Interviews mit AumlrztInnen und Pflegepersonal (14 Frauen 16 Maumlnner) durchgefuumlhrt Ziel dieser quashylitativen Erhebung war eine vertiefende Erhebung der Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern der Interventions- und Behandlungsroutinen sowie der Bekanntshyheit und der Ressourcen intra- sowie extrashymuraler Stellen16

UumlBERFORDERUNG IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Rund die Haumllfte der Befragten gab an bei der ersten Begegnung mit einem Gewaltshyopfer voumlllig unvorbereitet in diese Situation gegangen zu sein Im Rahmen der Intershyviews wurde wiederholt darauf hingewieshysen wie schockierend dieser erste Kontakt mit Gewaltopfern gewesen waumlre

INFORMATIONSDEFIZIT UumlBER HILFSEINRICHTUNGEN Der Informationsstand uumlber extramurale Hilfseinrichtungen war bei den Befragten unterschiedlich hoch dennoch wurde uumlberwiegend die Ansicht vertreten mehr Informationen uumlber die Leistungen der einzelnen Einrichtungen zu benoumltigen

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

WUNSCH NACH FORTBILDUNGSANGEBOTEN Im Rahmen der Interviews wurde auch auf groszlige Informationsmankos in Bezug auf die Betreuung von Gewaltopfern verwiesen Es wurde beispielsweise hervorgehoben dass zu wenig Fortbildungsangebote existierten beziehungsweise dass Informationen nicht zugaumlnglich waumlren

Einige InterviewpartnerInnen haben sich durch berufliche Erfahrungen durch Literaturstudium oder den Besuch von

Veranstaltungen Informationen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern beschafft Im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde besonders hervorgehoben dass die dort bestehende Kinderschutzgruppe stark zur Ausbildung im Umgang mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern beigetragen hat

Am deutlichsten wurde der Wunsch nach Fortbildungsveranstaltungen formuliert wobei Vortraumlge und Diskussionen als adaumlshyquateste Vermittlungsform genannt wurden

raquoDie Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigenlaquo Statement von UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Allgemeines Krankenhaus

raquoDas Curriculum ist ausgezeichnet Am wichtigsten ist praumlventiv taumltig zu werden und Betroffenen Hilfe leicht zugaumlnglich zu machen Ich halte die Aus- und Weiterbildung auf diesem Gebiet im Krankenhaus fuumlr besonders wichtig Die Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigen Betroffene Frauen und Kinder koumlnnen von entsprechend ausgeshybildetem Personal besser vor weiteren Schaumlden bewahrt werdenlaquo

TeilnehmerInnen und Feedback

Insgesamt haben 800 TeilnehmerInnen das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo absolviert 110 MitarbeiterInnen im Kaiser-Franz-Josef-Spital 259 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost 147 in der Krankenanstalt Rudolfstiftung 57 im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) sowie 120 im Allgemeinen Krankenhaus An vertiefenden Workshops zur Handshyhabung des Spurensicherungs-Sets nahshymen 110 MitarbeiterInnen im KaisershyFranz-Josef-Spital im Wilhelminenspital und im Sozialmedizinischen Zentrum Ost teil An allen Spitaumllern zeigte sich als deutlicher Trend dass mehr weibliche MitarbeiterInnen an der Fortbildung teilshynahmen Eine Auswertung der Teilnahme am Curriculum nach Berufsgruppen beshylegt dass rund 70 Prozent der TeilshynehmerInnen aus dem Pflegebereich 15 Prozent aus dem aumlrztlichen Bereich und 15 Prozent aus therapeutischen Bereichen stammen nicht ausgewertet wurden hier die TeilnehmerInnen an den Schulungen zum Spurensicherungs-Set

Die Abteilung Organisation des Wiener Krankenanstaltenverbundes fuumlhrte in den Krankenhaumlusern Rudolfstiftung und Wien-Hietzing (vormals Lainz) eine anonyme Feed-Back-Befragung der TeilnehmerInnen am Curriculum durch Ein Fragebogen wurde unmittelbar nach Ende der Fortshybildung ausgefuumlllt ein zweiter drei Monate nach Absolvieren des Curriculums

Die Befragten bewerteten die inhaltliche Gestaltung und die Praxistauglichkeit durchgehend als sehr positiv Im Feedback nach drei Monaten fiel auf dass die Befragten angaben dass sie das im Curriculum erworbene Wissen in ihrer taumlglichen Arbeitspraxis sehr gut anwenshy

den konnten und die zur Verfuumlgung gestellten Informationsmaterialien eine wichtige Unterstuumltzung darstellten So etwa kannten 97 Prozent der Befragten den Folder und rund 80 Prozent der Befragten auch die Postkarten die im Rahmen des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo aufgelegt wurden

Viele Befragte wuumlnschten sich jedoch mehr und unterschiedliche Fortbildungen zum Thema Gewalt mehr Vernetzung zwishyschen den Abteilungen und nach auszligen sowie eine aktivere Beteiligung des aumlrztshylichen Personals

raquoEs muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen

Menschen durch Information und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

Statement von Oberin Monika Tischer Direktorin des Pflegedienstes Wilhelminenspital

raquoDas Wichtigste am Curriculum ist fuumlr mich die Information und Aufklaumlrung fuumlr MitarbeiterInnen und Betroffene Der Nutzen dieser Fortbildung ist sehr hoch denn ohne Information kann nicht reashygiert und somit kein Schutz angeboten werden Eine Gleichbehandlungsbeauftragte der Gemeinde Wien koumlnnte eine Ergaumlnzung fuumlr diese Veranstaltung sein Denn oft beginnt es mit sexueller Belaumlstigung und endet mit sexueller Gewalt Es muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen Menschen durch Inforshymation und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

Die Fortbildungsinhalte im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo

Die Ergebnisse der Erhebung des Fessel-GfK Instituts fanden sowohl bei der inshyhaltlichen als auch bei der zeitlichen Geshystaltung des Curriculums Beruumlcksichtigung Es musste bei der Planung insbesondere auf die Rahmenbedingungen in einer Krankenanstalt hinsichtlich zeitlicher Lage der Veranstaltung Ruumlcksicht genomshymen werden um moumlglichst vielen MitarshybeiterInnen Gelegenheit zu einer Teilnahme zu geben Nach der Durchfuumlhrung des Curriculums an den Modellspitaumllern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital wurden organisatorische Aumlnderungen vorgenommen Die Inhalte wurden dann geblockt jeweils an zwei Vorshymittagen zu je 65 Stunden in folgenden Modulen vermittelt

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Frauenlaquo

Informationen uumlber Formen Ausmaszlig und Folgen von Gewalt gegen Frauen Dynamik von Gewaltbeziehungen und Phasen der Traumashytisierung Auswirkungen von gesellschaftshylichen Mythen Grundlagen des Opferschutzes weiterfuumlhrende Betreuungsangebote Arbeitsshyweise und Aufgaben des Frauennotrufes

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Kinderlaquo

Information zu Erscheinungsformen und Symptomen von Gewalt gegen Kinder interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit im Intershy

esse der betroffenen Kinder Aufgaben geshysetzlichen Grundlagen und Arbeitsweise des Jugendwohlfahrtstraumlgers

Modul raquoSpurensicherung und DNA-Analyselaquo

Informationen zur richtigen Abnahme von Spuren und Vorgehen bei einer spurenshykundlichen Untersuchung mit Verwendung des Spurensicherungs-Sets Information uumlber die Aufgaben und Zustaumlndigkeiten der Gerichtsmedizin Wien

Polizeiliche Arbeit und Grundlage der DNA-Analyse in Hinblick auf die Beweisshyfuumlhrung von kriminellen Delikten

Modul raquoRechtliche Informationenlaquo

Grundlagen des Sexualstrafrechts und Opferrechte im Strafverfahren Vorgehensshyweise der Behoumlrden bei Offizialdelikten der Ablauf von einer Anzeige bis zum Geshyrichtsverfahren Prozessbegleitung und Unterstuumltzung der Opfer durch Opfershyschutzeinrichtungen

Information uumlber die Bestimmungen des Gewaltschutzgesetzes die rechtlichen Maszlignahmen der Wegweisung und des Betretungsverbotes die Moumlglichkeiten der Polizei und Erfahrungen aus der Praxis

Rechtliche Grundlagen des Aumlrztegesetzes und Krankenanstaltengesetzes und einschlaumlshy

4746

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

gige Dienstvorschriften Die juristische De-finition von Gewalt etwa von raquoschwererlaquooder raquoleichterlaquo Koumlrperverletzung

Modul raquoOpferschutzgruppen im Krankenhauslaquo

Die Entstehungsgeschichte die Aufgabenund Arbeitsweisen von OpferschutzgruppenDarstellung der entwickelten Standardsund krankenhausinternen Versorgungsab-laumlufe sowie Kooperationen mit extramura-len Einrichtungen

Modul Wiener Frauenhaumluser ndashSicherheit und Wendepunkt

Information uumlber die Geschichte die Auf-gaben Angebote und Arbeitsweisen dervier Wiener Frauenhaumluser mit dem ange-schlossenen Nachbetreuungshaus und derBeratungsstelle

Hinweis Dieser Fortbildungsinhalt wurdebei der Veranstaltung im AllgemeinenKrankenhaus als zusaumltzliches Modul auf-genommen

raquohellip dass man die richtigen Schritte setztlaquoStatement von Drin Heidrun Flores-GengerGynaumlkologische und Geburtshilfliche AbteilungSozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Aufmerksam-Machen auf die Problematik unddas Wecken der Bereitschaft zu helfen bei den Mit-arbeiterinnen und Mitarbeitern im Spital scheint mirdas Wichtigste zu sein das heiszligt die Informationworum es geht wie man sich verhaumllt und wie manden Opfern helfen kann welche Moumlglichkeiten esgibt Durch das bessere Wissen gibt es auch eine grouml-szligere Bereitschaft sich zu beteiligen die richtigenSchritte zu setzen Wir auf der Gynaumlkologie sind zumBeispiel immer wieder mit vergewaltigten Frauenkonfrontiert hier ist die richtige Spurensicherungwichtig das haben wir vorher nicht gewusst DasCurriculum war insgesamt sehr gut sehr kompaktund konzentriert Man koumlnnte vielleicht noch dasThema Genitalverstuumlmmelung bei Frauen andererKulturen mit einbeziehen das ist etwas womit mannicht jeden Tag zu tun hat Dinge von denen mannichts weiszlig erkennt man vielleicht nicht Das ist ins-besondere dann schwierig wenn Frauen nicht unse-re Sprache sprechenlaquo

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienPlakate

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienInfokarten

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienChecklisten

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

raquohellip groszlig ist der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigenlaquo Statement von Rektor UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Leiter Allgemeines Krankenhaus-Universitaumltskliniken

raquoAls Rektor der medizinischen Universitaumlt Wien beshygruumlszlige ich die Etablierung eines Curriculums rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo ganz besonders da Gewaltshyerfahrungen wie internationale Studien eindrucksshyvoll aufzeigen die Gesundheit der davon Betroffenen nachhaltig und maszliggeblich negativ beeinflussen koumlnnen und einen bis dato noch zu wenig beruumlckshysichtigten gesundheitlichen Risikofaktor darstellen Entsprechend groszlig ist daher der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigen In diesem Zusammenshyhang erscheinen mir insbesondere die Vortraumlge zu Gewaltschutzaktivitaumlten in Spitaumllern und jene Vortraumlge die sich mit der Dynamik von Gewaltshybeziehungen sowie Erscheinungsformen und langshyfristigen Folgen von Gewalterfahrungen befassen als besonders wichtig Der Nutzen dieser Fortbildungs-Veranstaltung fuumlr das im AKH taumltige Personal sollte dementsprechend groszlig sein Das in den Vortraumlgen vermittelte Wissen sollte um entsprechende FaumlhigkeitenFertigkeiten im Umgang mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder erweitert werden um eine adaumlquate und sensible Betreuung dieser oftshymals schwer traumatisierten Personengruppe sichershyzustellenlaquo

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

Einleitung

Fuumlr die Durchfuumlhrung des Curriculums hat sich die Existenz von Opferschutzshygruppen als aumluszligerst positiv erwiesen Derzeit gibt es in zwei Wiener Krankenshyhaumlusern (Wilhelminenspital und Sozial-medizinisches Zentrum Ost) Opferschutzshygruppen

Bericht der Opferschutzgruppe im Wilhelminenspital

Seit Herbst 1997 besteht im Wilhelminenshyspital eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe zum Schutz fuumlr Frauen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind Ziel des Projekts war es im Spital ein Angebot zu installieshyren das Frauen zugute kommt und ihnen umfassende Versorgung Unterstuumltzung und Information bieten soll Um dieses Ziel zu erreichen wurde eine Arbeitsshygruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Institutionen ins Leben gerufen mit dem Ziel die Organisation und die Einhaltung erarbeiteter Strukturen zu sichern ein Forum fuumlr den Austausch mit den MitshyarbeiterInnen zu bilden um Reflexion und Verbesserungen zu ermoumlglichen Das Modell funktioniert mittlerweile seit Mai 1998 im Regelbetrieb In dieser Zusammenarbeit ist es gelungen die komplementaumlren Beshyduumlrfnisse aller beteiligten Berufsgruppen und die Interessen dreier Institutionen (Unfallchirurgische Abteilung Fonds Soziales Wien 24-Stunden Frauennotruf der MA 57) zur Deckung zu bringen ohne

Kosten zu verursachen Synergien wurden optimal ausgeschoumlpft

raquoDIE SICHERHEIT DES GEWALTOPFERS STEHT FUumlR UNS IM VORDERGRUNDlaquo DGKP Friedrich Anger-Schmidt Leiter der Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals und DSA Josef Heindl Mitarbeiter der Opfershyschutzgruppe des Wilhelminenspitals

raquoFuumlr uns steht die Sicherheit des Gewaltopfers im Vordergrund Wenn eine Ruumlckkehr in die Wohnung ndash aus welchen Gruumlnden auch immer ndash nicht moumlglich ist besteht die Moumlglichkeit einer stationaumlren Aufnahme an unserer Abteilung oder einer Unterbringung in einem Frauenhaus In der Statistik ist ein klarer Anstieg bemerkshybar So haben wir im Jahre 1999 37 Faumllle registriert und 2004 85 Faumllle Im Halbjahr 2005 sind wir schon bei 54 Faumlllen so dass wir heuer mit uumlber 100 Betroffenen rechshynen Woran es liegt laumlsst sich nur spekushylieren Ich vermute dass es ein Mix aus mehr rsaquoGewaltbereitschaftlsaquo und mehr rsaquodruumlber reden Trauenlsaquo ist Mein Wunsch ist nach wie vor eine wienweite Institutioshynalisierung in anderen Unfallabteilungen und eine Vernetzung der Daten Mit dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost ist sicher schon ein Anfang gemachtlaquo (DGKP Friedrich Anger-Schmidt)

raquoDie Sozialarbeit im Wilhelminenspital funktioniert mit einem neuen Konzept als Prototyp einer sozialen Servicestelle mit garantierter Erreichbarkeit von 8 Uhr bis

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

15 Uhr fuumlr PatientInnen Angehoumlrige und auch Spitalspersonal Diese gute Erreichshybarkeit ermoumlglicht es der Sozialarbeit sich als integraler Bestandteil bei Proshygrammen die eine bestimmte PatientInnenshygruppe betreffen anzubieten Unser Projekt zeigt sehr deutlich wie sehr Gesundheit und Soziales ineinander vershywoben sind und Patientinnen dementshysprechend auch von unterschiedlichen Professionen begleitet werden sollen

Voraussetzung fuumlr das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit ist die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respekshytieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Das Personal an der Unfallchirurshygischen Abteilung hatte den Eindruck dass zunehmend Patientinnen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind im Spital erscheinen und die ausschlieszliglich medizinische und pflegerische Versorgung fuumlr diese Patienshytinnen nicht ausreichend sind Zudem ist der Zeitdruck besonders in der Ambulanz zu groszlig um auf die ganz persoumlnlichen Probleme der Patientinnen adaumlquat einshyzugehen und zu reagieren Kenntnisse in Gespraumlchsfuumlhrung und Beherrschen von Kriseninterventionstechniken sind sehr individuell und in unterschiedlicher Qualitaumlt vorhanden und die Hilflosigkeit der Patientinnen wird oft zur Belastung fuumlr das behandelnde Personal Mit der neuen Konzeption einer Servicestelle war die Sozialarbeit in der Lage schnell erreichbar zu sein und damit Krisenintershyvention unmittelbar im Anschluss an die medizinische Versorgung anbieten zu koumlnnen

Neben der umfassenden Krisenintershyvention fuumlr Patientinnen bietet die intershydisziplinaumlre Zusammenarbeit verbesserte Gefahreneinschaumltzung und Entscheidungsshyhilfe zur Frage der noumltigenfalls stationaumlshyren Aufnahme Unsere Dienstzeiten ershylaubten es nicht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung anzubieten Aus diesem Grund und auch um gesicherte fachliche Komshy

petenz zu gewaumlhrleisten bot sich die Einshybindung des 24-Stunden Frauennotrufs in dieses Projekt an

Eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Instishytutionen und Berufsgruppen wurde gebilshydet um die koordinierte Zusammenarbeit zu ermoumlglichen Die gewuumlnschten MitarshybeiterInnen sollten entsprechendes Intershyesse mitbringen uumlber hohe Akzeptanz in der eigenen Berufsgruppe verfuumlgen und fuumlr den Wissenstransfer innerhalb der Berufsgruppe verantwortlich sein

Um die weitere Zusammenarbeit und allshyfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen sicherzustellen wurden weitere Bespreshychungen in halbjaumlhrigen Abstaumlnden vershyeinbart beziehungsweise finden sie jetzt anlassbezogen statt Themenspezifische Fortbildungsveranstaltungen finden nach Anlass und Bedarf statt Regelmaumlszligige Fortbildungsveranstaltungen fuumlr TurnusshyaumlrztInnen sollen diese nicht nur befaumlhigen in ihrem Dienst unserem Standard gemaumlszlig zu handeln sondern ihnen auch in weitershyfuumlhrenden Taumltigkeiten hilfreiches Wissen seinlaquo (DSA Josef Heindl)

Kontakt Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals 1220 Wien Langobardenstraszlige 122

Bericht der Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

Die Projektarbeit der Gewaltschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost starshytete im Jahre 2002 Zu diesem Zweck wurshyden aus den Bereichen Unfallchirurgie Aufnahmestation Gynaumlkologie und Psychiashytrie Angestellte eingeladen mitzuarbeiten Die Projektmitglieder sollten einen Rahmen fuumlr das Thema Gewalt in der Familie ershyarbeiten bestehende Probleme aufzeigen und Loumlsungsvorschlaumlge erstellen die im Sinne von Opferschutz im Sozialmedizishynisches Zentrum Ost in der Praxis vershywertbar sein sollten Nach Abschluss der Projektarbeit im Herbst 2004 wurde die Gewaltschutzgruppe offiziell als raquoOpfershyschutzgruppelaquo im Sozialmedizinischen Zentrum Ost als fixe Einrichtung und Organisation des Hauses genehmigt

raquoGEWALT IST NICHT IN ORDNUNG GEWALT IST KEINE LOumlSUNGlaquo DGKS Margit Liebhart Leiterin der Opfershyschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

raquoEs stellt sich im Laufe meiner Arbeit mit den Betroffenen immer wieder heraus wie schwer es fuumlr die Beteiligten ist daruumlber zu reden Gewalt in der Familie ist ein aumluszligerst sensibler Bereich Mit rsaquoFremdenlsaquo daruumlber zu sprechen was tatsaumlchlich rsaquoSchlimmeslsaquo in den eigenen vier Waumlnden passiert faumlllt nicht leicht Es gilt eine enorme Hemmschwelle zu uumlberwinden vor allem fuumlr sich selbst denn niemand moumlchte sein rsaquoeigenes Nest beschmutzenlsaquo

Manchmal braucht es mehrere Besuche bei uns in der Unfallambulanz die anfaumlnglich als rsaquoAusrutscherlsaquo von den Opfern dargestellt und dementsprechend bagatellisiert werden

rsaquoGegen den Tuumlrstock gelaufenlsaquo rsaquodie Stiegen hinuntergefallenlsaquo rsaquogestolpertlsaquo

Vielleicht beim naumlchsten Mal rsaquoIch war ja selber schuld haumltte ich ihnsie nicht so gereiztlsaquo

rsaquoErsie ist eigentlich ein seelenguter Mensch und sonst eigentlich so lieblsaquo

Frau M kommt nun schon zum dritten Mal zu uns in die Unfallambulanz Ich habe rsaquozufaumllliglsaquo schon wieder Nachtdienst Es ist 215 Uhr Frau M wird mit der Rettung gebracht

Sie ist nur mit einem Morgenmantel gekleidet der blutdurchtraumlnkt ist Frau M hat am ganzen Koumlrper Biss- und Kratzshywunden Wir versorgen ihre Wunden fast zwei Stunden lang

Frau M hat sich mein Gesicht und auch meinen Namen gemerkt

Als sie das erste Mal in meinem Nachtshydienst als Patientin kam wurde sie vom Lebensgefaumlhrten gebracht Sie hatte am linken Bein eine klaffende Bisswunde Der Hund des Lebensgefaumlhrten haumltte beim Spielen zu Hause nicht das Bein von Frau M sondern einen Ball ergreifen wollen Frau M zittert bei ihrer Erzaumlhlung Sie haumllt meine Hand und wirkt fuumlr mich vershystoumlrt Zu verstoumlrt fuumlr einen rsaquoSpielunfall mit dem Hundlsaquo Sie ist leicht alkoholisiert nicht sehr gepflegt Mir faumlllt auf dass sie immer wieder zur Tuumlr schielt

Nach drei Monaten wird Frau M mit der Rettung zu uns gebracht Eine Nachshybarin hatte die Polizei gerufen weil sie den Hund sehr laut bellen und knurren und Frau M schreien houmlrte

Frau M ist wieder alkoholisiert sie weint Wir muumlssen ihre Wunden dieses Mal sind es mehrere wieder versorgen Dieses Mal spreche ich sie direkt an rsaquoFrau M ich habe das Gefuumlhl dass bei Ihnen zu Hause irgendetwas nicht so laumluft wie Sie es sich wuumlnschen Kann ich Ihnen irgendshywie helfen Moumlchten Sie mit mir daruumlber sprechen Wollen Sie mit jemand anderem sprechen Wissen Sie ich denke dass jeder Mensch ein Recht darauf hat sich wenigstens zu Hause in seinen eigenen Waumlnden sicher und geborgen zu fuumlhlenlsaquo Frau M weint und stammelt irgendetwas vor sich hin Ich houmlre nicht zu sprechen auf Ich erzaumlhle von Gesetzen von vielen anderen Menschen die betroffen sind von

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Opferschutzgruppen in der PraxisOpferschutzgruppen in der Praxis

familiaumlrer Gewalt davon dass wir in unserer heutigen Gesellschaft alle gemeinshysam daran arbeiten sollten daruumlber zu reden dass Gewalt keine Loumlsung ist Frau M hat schon lange erfasst dass sie Hilfe braucht um aus dieser Gewaltspirale herauszukommen Sie erzaumlhlt mir von Selbsthilfebuumlchern die sie gelesen hat Sie erzaumlhlt von ihren vielen Versuchen nicht nur vom Alkohol sondern auch von ihrem Umfeld loszukommen aber letztendlich meint sie rsaquoDer Hund wird immer so aggressiv wenn wir trinkenlsaquo Trotzdem gebe ich ihr eine Broschuumlre vom Frauenshynotruf mit Ich fuumllle ein Gewaltdatenblatt aus

Heute beim dritten rsaquoBesuchlsaquo von Frau M bei uns erzaumlhlt sie mir dass ihr Lebensshygefaumlhrte den Hund auf sie hetzt wenn er zornig auf sie ist Dieses Mal sei es ganz besonders schlimm gewesen Wir reden und reden und reden Heute moumlchte Frau M mit einem Psychiatereiner Psychiaterin spreshychen Frau M moumlchte mit dem Frauennotshyruf telefonieren Frau M sagt dass sie so nicht mehr leben will

Frau M tut das auch alles mit mir Sie umarmt mich ich spuumlre dass sie wieder einen Schritt weiter vorangekommen ist Frau M will wieder nach Hause fahren

Ich habe Frau M schon uumlber zwei Jahre nicht mehr als Patientin bei uns gesehen Auch meine KollegInnen haben Frau M nicht betreut

Ich hoffe sehr dass Frau M und viele andere rsaquoOpferlsaquo die uns in unserem Bereich begegnet sind ein Stuumlck weiter voranshygekommen sind Ich hoffe sehr dass es sich weiter herumspricht beim Einkauf beim Tratsch mit dem Nachbarder Nachbarin in der U-Bahn bei persoumlnshylichen Gespraumlchen zwischen Freunden und Freundinnen und in Familien Gewalt in der Familie ist nicht ok

Ich kann etwas dagegen tun und es gibt viele Menschen und Einrichtungen die bemuumlht sind einen Weg aufzuzeigen der herausfuumlhren kann aus dieser Gewaltshyspirale

Wir schauen nicht weg wir schauen genau hin Wir wollen kompetent sein in unserer Hilfestellung Wir wollen Kontakte knuumlpfen die noumltig sind Wir haben die Moumlglichkeit rsaquostopplsaquo zu sagen in der oumlffentlichen Instishytution Krankenhaus Denn die Opfer komshymen zu uns und wenn wir aufmerksam genug zuhoumlren und hinsehen sind wir vielleicht die ersten die zu ihnen sagen rsaquoGewalt ist nicht Ordnung Gewalt ist keishyne Loumlsunglsaquo Vielleicht ist das ein Anfang fuumlr das Ende von der Gewalt in einer Familielaquo (DGKS Margit Liebhart)

Kontakt Opferschutzgruppe Sozialmedizinisches Zentrum Ost 1160 Wien Montleartstraszlige 37

raquoEiner der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es

eine geschuumltzte Gespraumlchsshysituation zu schaffenlaquo

Statement von Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegedienstes Sozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Sozialmedizinisches Zentrum Ost war eines der ersten Krankenhaumluser die projekthaft das Curriculum erarbeitet und weiterentwickelt haben Die Erfahrungen mit dem Curriculum zeigen dass viele MitarbeiterInnen in fast allen Abteilungen neushygierig gemacht und zur Mitarbeit angeregt wurden Bei uns sind noch immer die rsaquoPioniere und Pionierinnenlsaquo am Werk die ihr Wissen an die neuen MitarbeiterInnen weitergeben Wichtig ist dass die MitarbeiterInnen um die Entstehung der Gewaltshyspirale Bescheid wissen Sie koumlnnen den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern so eine adaumlquate Information und Beratung anbieten Der von den ProjektmitarbeiterInnen der Opferschutzgruppe erarshybeitete Leitfaden sichert den standardisierten Einsatz in allen Bereichen des Krankenhauses und bietet Nachvollziehbarkeit Einer der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es eine geschuumltzte Geshyspraumlchssituation zu schaffen Die MitarbeiterInnen sind zudem umfassend uumlber die gesetzlichen Regelungen informiert Insgesamt hat das Curricushylum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo zu einer Steigerung der Qualitaumlt der Betreuung von Gewaltopfern aber auch zu einer Sensibilisierung und einer Erhoumlhung der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen beigetragen Im Namen der Kollegialen Fuumlhrung danke ich allen MitshyarbeiterInnen die durch ihr Engagement und Fachwissen diesem sensiblen Thema im Sinne der Nachhaltigkeit professionell begegnenlaquo

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

79 78

Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 18: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

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MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern

Im Jahr 2001 wurde das Meinungsshyforschungsinstitut Fessel-GfK vom Buumlro der Wiener Frauengesundheitsbeauftragten mit einer schriftlichen MitarbeiterInnenbeshyfragung an den beiden Gemeindespitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum Ost (in der Folge SMZ Ost genannt) und Kaiser-FranzshyJosef-Spital beauftragt12 Mit dieser Befragung sollte einerseits erhoben wershyden welche Kontakte und Erfahrungen die befragten Personen bislang in ihrem beruflichen Alltag mit Gewaltopfern geshyhabt haben andererseits sollte der Bedarf an Unterstuumltzung in dieser Arbeit erfragt werden Ein weiteres Thema war welche Einstellungen zum Thema Gewalt bestehen Die MitarbeiterInnenbefragung basierte auf zwei methodischen Schritten Neben einer Fragebogenerhebung wurden vertieshyfende persoumlnliche Interviews durchgeshyfuumlhrt

Folgende Abteilungen wurden befragt interne Aufnahmestation Gynaumlkologie Hals-Nasen-Ohren-Station Psychiatrie Unshyfallchirurgie und Chirurgie Dermatologie Kinderinterne sowie Kinderchirurgie

Die Krankenhausdirektionen wurden vorshyab von der Wiener Frauengesundheitsbeaufshytragten schriftlich uumlber den Grund und das Ziel der Erhebung informiert Zudem erfolgte eine persoumlnliche Vorstellung des

Projektvorhabens durch die Projektverantshywortlichen Diese Vorbereitungen waren wesentlich es konnte ein Ruumlcklauf von 25 Prozent der Frageboumlgen erreicht werden Insgesamt haben sich an der Befragung 209 Personen beteiligt 81 Prozent der Befragten waren weibliches 13 Prozent maumlnnliches Personal13

Zentrale Ergebnisse der Fragebogenerhebung

KONTAKTHAumlUFIGKEIT MIT GEWALTOPFERN Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer 41 Prozent der Befragten hatten im Jahr vor der Befragung beruflichen Kontakt mit Kindern und Jugendlichen die Opfer koumlrshyperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt waren Durchschnittlich hatte im letzten Jahr jede der befragten Personen Kontakt mit rund zehn jungen PatientInnen mit Gewalterfahrungen Deutlich werden hier Unterschiede zwischen den einzelnen Abteilungen So etwa haben bedeutend mehr der befragten Personen der kinderinshyternen Station der kinderchirurgischen Station sowie der Unfallchirurgie angegeshyben im Laufe des letzten Jahres Kontakte mit kindlichen oder jugendlichen Gewaltshyopfern gehabt zu haben als an anderen Abteilungen Dennoch haben mehr als 20

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Prozent der befragten Personen an gynaumlkoshylogischen Abteilungen zumindest einmal im letzten Jahr jugendliche Gewaltopfer betreut

Insgesamt wurden rund 87 Prozent der kindlichen und jugendlichen Gewaltopfer von Personen begleitet

Frauen als Gewaltopfer Mit erwachsenen weiblichen Gewaltopfern haben deutlich mehr der befragten Pershysonen im Laufe des letzten Jahres Kontakt gehabt dies trifft auf insgesamt 56 Prozent der Befragten zu Besonders haumlufig war dies in der Psychiatrie in der (Unfall)shyChirurgie sowie auf der Dermatologie der Fall Durchschnittlich haben jene Befragte die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit einem erwachsenen weiblichen Gewaltshyopfer gehabt haben 77 Opfer von koumlrpershylicher und 53 Opfer von sexueller Gewalt betreut

Anders als bei den kindlichen beziehungsshyweise jugendlichen Gewaltopfern gaben nur rund 50 Prozent der Befragten an Beshygleitpersonen der von Gewalt betroffenen Frauen wahrgenommen zu haben

WAHRNEHMUNG UND VERDACHT AUF GEWALT Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer Die befragten Personen14 hatten haumlufig den Verdacht dass die Verletzungsurshysachen verschleiert werden sollten Beshysonders haumlufig wurde dies in Zusammenshyhang mit sexueller Gewalt (66 Prozent der Befragten) aber auch haumlufig in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt (53 Prozent der Beshyfragten) vermutet

Frauen als Gewaltopfer Dass die Verletzungsursachen verschleiert werden sollten vermuteten 41 Prozent der Befragten 15 in Zusammenhang mit sexuelshyler Gewalt und 37 Prozent in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt

VORGEHEN BEI VERDACHT AUF GEWALT Bei vermuteten Gewaltdelikten verhielten sich die befragten Personen wie folgt

39 38

Vorgehensarten bei Kindern und bei Frauen Jugendlichen

Austauschen mit KollegInnen 93 Prozent 79 Prozent

Direktes Ansprechen des Opfers 44 Prozent 59 Prozent

Kontaktaufnahme mit Jugendamt 34 Prozent 15 Prozent

Ansprechen der Begleitperson 33 Prozent 21 Prozent

Kontaktaufnahme zu extramuralen Einrichtungen 21 Prozent 32 Prozent

Kontaktaufnahme zu Polizei 8 Prozent 13 Prozent

BETREUUNGSVERSTAumlNDNIS UND BEHANDLUNGSSTANDARDS Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsprocedere definierte eine deutliche Mehrheit der Befragten die eigene Funktion in der Leistung der medizinischen Versorgung und in der additiven Weiterleitung an Hilfseinrichtungen (insgesamt rund 70 Prozent) Nur 16 Prozent der Befragten fuumlhrten aus ausschlieszliglich medizinische Versorgung zu leisten

63 Prozent der Befragten gaben an dass in Zusammenhang mit sexueller Gewalt an kindlichen und jugendlichen Gewaltopfern Richtlinien fuumlr die Betreuung existieren 57 Prozent der Befragten gaben an dass dies auch bei koumlrperlicher Gewalt der Fall ist

Frauen als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsverstaumlndnis gegenuumlber von Gewalt betroffenen Frauen

sah ndash ebenso wie bei kindlichen bezieshyhungsweise jugendlichen Gewaltopfern ndash die uumlberwiegende Mehrheit der Befragten (rund 74 Prozent) ihre Aufgabe sowohl in der medizinischen Versorgung als auch in der Weiterleitung an andere Hilfseinshyrichtungen Nur 15 Prozent der Befragten gaben an ausschlieszliglich medizinische Vershysorgung zu leisten

Nur 30 Prozent der Befragten geben an dass Betreuungsrichtlinien fuumlr den Fall von sexueller oder koumlrperlicher Gewalt gegen Frauen vorliegen

UNTERSTUumlTZUNGSBEDARF IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Die befragten AumlrztInnen und Pflegeshypersonen fuumlhlten sich in Hinblick auf den Umgang und die Betreuung von Opfern koumlrperlicher undoder sexueller Gewalt relativ gering informiert nur ein Viertel bezeichnete sich als gut informiert Knapp die Haumllfte fuumlhlte sich eher schlecht und immerhin 15 Prozent sehr schlecht inforshymiert Deutlich houmlher ist der Informationsshybedarf bei Mitgliedern des houmlheren Pflegeshypersonals sowie in den Abteilungen Chirurshygie und interne Aufnahmestation

Die verschiedenen extramuralen Hilfseinshyrichtungen waren den befragten AumlrztInnen und Pflegepersonen in unterschiedlichem Ausmaszlig bekannt Waumlhrend die Mehrheit Betreuungseinrichtungen wie Frauenshyhaumluser (82 Prozent) Jugendamt (79 Proshyzent) oder den 24-Stunden Frauennotruf (60 Prozent) kannte traf dies auf andere Einrichtungen etwa den kriminalpolizeishylichen Beratungsdienst (37 Prozent) oder das Kinderschutzzentrum (35 Prozent) nur mehr fuumlr ein gutes Drittel der Befragten zu

Lediglich elf Prozent der Befragten haben eine spezielle AusbildungWeiterbildung fuumlr die Betreuung von Opfern koumlrperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt absolshyviert

Vor diesem Hintergrund ist das Ergebnis dass sich 80 Prozent der Befragten vershymehrt Hilfestellungen unterschiedlicher Art fuumlr den kuumlnftigen Umgang mit Gewaltshyopfern wuumlnschten nachvollziehbar 22 Prozent wuumlnschten sich konkret Angebote fuumlr Weiter- Aus- und Fortbildungen elf Prozent artikulierten Unterstuumltzungsbedarf im Bereich Gespraumlchsfuumlhrung beziehungsshyweise Umgang mit Gewaltopfern Die restshylichen Angaben verteilten sich auf Wunsch nach Kontaktadressen Broschuumlren vershybindlichen Betreuungsstandards psycholoshygischer Beratung oder Informationen uumlber rechtliche Grundlagen

Zentrale Ergebnisse der vertiefenden Interviews

Zusaumltzlich zu der Fragebogenerhebung wurden 30 persoumlnliche Interviews mit AumlrztInnen und Pflegepersonal (14 Frauen 16 Maumlnner) durchgefuumlhrt Ziel dieser quashylitativen Erhebung war eine vertiefende Erhebung der Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern der Interventions- und Behandlungsroutinen sowie der Bekanntshyheit und der Ressourcen intra- sowie extrashymuraler Stellen16

UumlBERFORDERUNG IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Rund die Haumllfte der Befragten gab an bei der ersten Begegnung mit einem Gewaltshyopfer voumlllig unvorbereitet in diese Situation gegangen zu sein Im Rahmen der Intershyviews wurde wiederholt darauf hingewieshysen wie schockierend dieser erste Kontakt mit Gewaltopfern gewesen waumlre

INFORMATIONSDEFIZIT UumlBER HILFSEINRICHTUNGEN Der Informationsstand uumlber extramurale Hilfseinrichtungen war bei den Befragten unterschiedlich hoch dennoch wurde uumlberwiegend die Ansicht vertreten mehr Informationen uumlber die Leistungen der einzelnen Einrichtungen zu benoumltigen

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

WUNSCH NACH FORTBILDUNGSANGEBOTEN Im Rahmen der Interviews wurde auch auf groszlige Informationsmankos in Bezug auf die Betreuung von Gewaltopfern verwiesen Es wurde beispielsweise hervorgehoben dass zu wenig Fortbildungsangebote existierten beziehungsweise dass Informationen nicht zugaumlnglich waumlren

Einige InterviewpartnerInnen haben sich durch berufliche Erfahrungen durch Literaturstudium oder den Besuch von

Veranstaltungen Informationen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern beschafft Im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde besonders hervorgehoben dass die dort bestehende Kinderschutzgruppe stark zur Ausbildung im Umgang mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern beigetragen hat

Am deutlichsten wurde der Wunsch nach Fortbildungsveranstaltungen formuliert wobei Vortraumlge und Diskussionen als adaumlshyquateste Vermittlungsform genannt wurden

raquoDie Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigenlaquo Statement von UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Allgemeines Krankenhaus

raquoDas Curriculum ist ausgezeichnet Am wichtigsten ist praumlventiv taumltig zu werden und Betroffenen Hilfe leicht zugaumlnglich zu machen Ich halte die Aus- und Weiterbildung auf diesem Gebiet im Krankenhaus fuumlr besonders wichtig Die Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigen Betroffene Frauen und Kinder koumlnnen von entsprechend ausgeshybildetem Personal besser vor weiteren Schaumlden bewahrt werdenlaquo

TeilnehmerInnen und Feedback

Insgesamt haben 800 TeilnehmerInnen das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo absolviert 110 MitarbeiterInnen im Kaiser-Franz-Josef-Spital 259 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost 147 in der Krankenanstalt Rudolfstiftung 57 im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) sowie 120 im Allgemeinen Krankenhaus An vertiefenden Workshops zur Handshyhabung des Spurensicherungs-Sets nahshymen 110 MitarbeiterInnen im KaisershyFranz-Josef-Spital im Wilhelminenspital und im Sozialmedizinischen Zentrum Ost teil An allen Spitaumllern zeigte sich als deutlicher Trend dass mehr weibliche MitarbeiterInnen an der Fortbildung teilshynahmen Eine Auswertung der Teilnahme am Curriculum nach Berufsgruppen beshylegt dass rund 70 Prozent der TeilshynehmerInnen aus dem Pflegebereich 15 Prozent aus dem aumlrztlichen Bereich und 15 Prozent aus therapeutischen Bereichen stammen nicht ausgewertet wurden hier die TeilnehmerInnen an den Schulungen zum Spurensicherungs-Set

Die Abteilung Organisation des Wiener Krankenanstaltenverbundes fuumlhrte in den Krankenhaumlusern Rudolfstiftung und Wien-Hietzing (vormals Lainz) eine anonyme Feed-Back-Befragung der TeilnehmerInnen am Curriculum durch Ein Fragebogen wurde unmittelbar nach Ende der Fortshybildung ausgefuumlllt ein zweiter drei Monate nach Absolvieren des Curriculums

Die Befragten bewerteten die inhaltliche Gestaltung und die Praxistauglichkeit durchgehend als sehr positiv Im Feedback nach drei Monaten fiel auf dass die Befragten angaben dass sie das im Curriculum erworbene Wissen in ihrer taumlglichen Arbeitspraxis sehr gut anwenshy

den konnten und die zur Verfuumlgung gestellten Informationsmaterialien eine wichtige Unterstuumltzung darstellten So etwa kannten 97 Prozent der Befragten den Folder und rund 80 Prozent der Befragten auch die Postkarten die im Rahmen des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo aufgelegt wurden

Viele Befragte wuumlnschten sich jedoch mehr und unterschiedliche Fortbildungen zum Thema Gewalt mehr Vernetzung zwishyschen den Abteilungen und nach auszligen sowie eine aktivere Beteiligung des aumlrztshylichen Personals

raquoEs muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen

Menschen durch Information und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

Statement von Oberin Monika Tischer Direktorin des Pflegedienstes Wilhelminenspital

raquoDas Wichtigste am Curriculum ist fuumlr mich die Information und Aufklaumlrung fuumlr MitarbeiterInnen und Betroffene Der Nutzen dieser Fortbildung ist sehr hoch denn ohne Information kann nicht reashygiert und somit kein Schutz angeboten werden Eine Gleichbehandlungsbeauftragte der Gemeinde Wien koumlnnte eine Ergaumlnzung fuumlr diese Veranstaltung sein Denn oft beginnt es mit sexueller Belaumlstigung und endet mit sexueller Gewalt Es muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen Menschen durch Inforshymation und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

Die Fortbildungsinhalte im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo

Die Ergebnisse der Erhebung des Fessel-GfK Instituts fanden sowohl bei der inshyhaltlichen als auch bei der zeitlichen Geshystaltung des Curriculums Beruumlcksichtigung Es musste bei der Planung insbesondere auf die Rahmenbedingungen in einer Krankenanstalt hinsichtlich zeitlicher Lage der Veranstaltung Ruumlcksicht genomshymen werden um moumlglichst vielen MitarshybeiterInnen Gelegenheit zu einer Teilnahme zu geben Nach der Durchfuumlhrung des Curriculums an den Modellspitaumllern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital wurden organisatorische Aumlnderungen vorgenommen Die Inhalte wurden dann geblockt jeweils an zwei Vorshymittagen zu je 65 Stunden in folgenden Modulen vermittelt

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Frauenlaquo

Informationen uumlber Formen Ausmaszlig und Folgen von Gewalt gegen Frauen Dynamik von Gewaltbeziehungen und Phasen der Traumashytisierung Auswirkungen von gesellschaftshylichen Mythen Grundlagen des Opferschutzes weiterfuumlhrende Betreuungsangebote Arbeitsshyweise und Aufgaben des Frauennotrufes

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Kinderlaquo

Information zu Erscheinungsformen und Symptomen von Gewalt gegen Kinder interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit im Intershy

esse der betroffenen Kinder Aufgaben geshysetzlichen Grundlagen und Arbeitsweise des Jugendwohlfahrtstraumlgers

Modul raquoSpurensicherung und DNA-Analyselaquo

Informationen zur richtigen Abnahme von Spuren und Vorgehen bei einer spurenshykundlichen Untersuchung mit Verwendung des Spurensicherungs-Sets Information uumlber die Aufgaben und Zustaumlndigkeiten der Gerichtsmedizin Wien

Polizeiliche Arbeit und Grundlage der DNA-Analyse in Hinblick auf die Beweisshyfuumlhrung von kriminellen Delikten

Modul raquoRechtliche Informationenlaquo

Grundlagen des Sexualstrafrechts und Opferrechte im Strafverfahren Vorgehensshyweise der Behoumlrden bei Offizialdelikten der Ablauf von einer Anzeige bis zum Geshyrichtsverfahren Prozessbegleitung und Unterstuumltzung der Opfer durch Opfershyschutzeinrichtungen

Information uumlber die Bestimmungen des Gewaltschutzgesetzes die rechtlichen Maszlignahmen der Wegweisung und des Betretungsverbotes die Moumlglichkeiten der Polizei und Erfahrungen aus der Praxis

Rechtliche Grundlagen des Aumlrztegesetzes und Krankenanstaltengesetzes und einschlaumlshy

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

gige Dienstvorschriften Die juristische De-finition von Gewalt etwa von raquoschwererlaquooder raquoleichterlaquo Koumlrperverletzung

Modul raquoOpferschutzgruppen im Krankenhauslaquo

Die Entstehungsgeschichte die Aufgabenund Arbeitsweisen von OpferschutzgruppenDarstellung der entwickelten Standardsund krankenhausinternen Versorgungsab-laumlufe sowie Kooperationen mit extramura-len Einrichtungen

Modul Wiener Frauenhaumluser ndashSicherheit und Wendepunkt

Information uumlber die Geschichte die Auf-gaben Angebote und Arbeitsweisen dervier Wiener Frauenhaumluser mit dem ange-schlossenen Nachbetreuungshaus und derBeratungsstelle

Hinweis Dieser Fortbildungsinhalt wurdebei der Veranstaltung im AllgemeinenKrankenhaus als zusaumltzliches Modul auf-genommen

raquohellip dass man die richtigen Schritte setztlaquoStatement von Drin Heidrun Flores-GengerGynaumlkologische und Geburtshilfliche AbteilungSozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Aufmerksam-Machen auf die Problematik unddas Wecken der Bereitschaft zu helfen bei den Mit-arbeiterinnen und Mitarbeitern im Spital scheint mirdas Wichtigste zu sein das heiszligt die Informationworum es geht wie man sich verhaumllt und wie manden Opfern helfen kann welche Moumlglichkeiten esgibt Durch das bessere Wissen gibt es auch eine grouml-szligere Bereitschaft sich zu beteiligen die richtigenSchritte zu setzen Wir auf der Gynaumlkologie sind zumBeispiel immer wieder mit vergewaltigten Frauenkonfrontiert hier ist die richtige Spurensicherungwichtig das haben wir vorher nicht gewusst DasCurriculum war insgesamt sehr gut sehr kompaktund konzentriert Man koumlnnte vielleicht noch dasThema Genitalverstuumlmmelung bei Frauen andererKulturen mit einbeziehen das ist etwas womit mannicht jeden Tag zu tun hat Dinge von denen mannichts weiszlig erkennt man vielleicht nicht Das ist ins-besondere dann schwierig wenn Frauen nicht unse-re Sprache sprechenlaquo

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienPlakate

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

5352

InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

5554

InformationsmaterialienInfokarten

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienChecklisten

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

58 59

Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

raquohellip groszlig ist der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigenlaquo Statement von Rektor UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Leiter Allgemeines Krankenhaus-Universitaumltskliniken

raquoAls Rektor der medizinischen Universitaumlt Wien beshygruumlszlige ich die Etablierung eines Curriculums rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo ganz besonders da Gewaltshyerfahrungen wie internationale Studien eindrucksshyvoll aufzeigen die Gesundheit der davon Betroffenen nachhaltig und maszliggeblich negativ beeinflussen koumlnnen und einen bis dato noch zu wenig beruumlckshysichtigten gesundheitlichen Risikofaktor darstellen Entsprechend groszlig ist daher der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigen In diesem Zusammenshyhang erscheinen mir insbesondere die Vortraumlge zu Gewaltschutzaktivitaumlten in Spitaumllern und jene Vortraumlge die sich mit der Dynamik von Gewaltshybeziehungen sowie Erscheinungsformen und langshyfristigen Folgen von Gewalterfahrungen befassen als besonders wichtig Der Nutzen dieser Fortbildungs-Veranstaltung fuumlr das im AKH taumltige Personal sollte dementsprechend groszlig sein Das in den Vortraumlgen vermittelte Wissen sollte um entsprechende FaumlhigkeitenFertigkeiten im Umgang mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder erweitert werden um eine adaumlquate und sensible Betreuung dieser oftshymals schwer traumatisierten Personengruppe sichershyzustellenlaquo

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

Einleitung

Fuumlr die Durchfuumlhrung des Curriculums hat sich die Existenz von Opferschutzshygruppen als aumluszligerst positiv erwiesen Derzeit gibt es in zwei Wiener Krankenshyhaumlusern (Wilhelminenspital und Sozial-medizinisches Zentrum Ost) Opferschutzshygruppen

Bericht der Opferschutzgruppe im Wilhelminenspital

Seit Herbst 1997 besteht im Wilhelminenshyspital eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe zum Schutz fuumlr Frauen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind Ziel des Projekts war es im Spital ein Angebot zu installieshyren das Frauen zugute kommt und ihnen umfassende Versorgung Unterstuumltzung und Information bieten soll Um dieses Ziel zu erreichen wurde eine Arbeitsshygruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Institutionen ins Leben gerufen mit dem Ziel die Organisation und die Einhaltung erarbeiteter Strukturen zu sichern ein Forum fuumlr den Austausch mit den MitshyarbeiterInnen zu bilden um Reflexion und Verbesserungen zu ermoumlglichen Das Modell funktioniert mittlerweile seit Mai 1998 im Regelbetrieb In dieser Zusammenarbeit ist es gelungen die komplementaumlren Beshyduumlrfnisse aller beteiligten Berufsgruppen und die Interessen dreier Institutionen (Unfallchirurgische Abteilung Fonds Soziales Wien 24-Stunden Frauennotruf der MA 57) zur Deckung zu bringen ohne

Kosten zu verursachen Synergien wurden optimal ausgeschoumlpft

raquoDIE SICHERHEIT DES GEWALTOPFERS STEHT FUumlR UNS IM VORDERGRUNDlaquo DGKP Friedrich Anger-Schmidt Leiter der Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals und DSA Josef Heindl Mitarbeiter der Opfershyschutzgruppe des Wilhelminenspitals

raquoFuumlr uns steht die Sicherheit des Gewaltopfers im Vordergrund Wenn eine Ruumlckkehr in die Wohnung ndash aus welchen Gruumlnden auch immer ndash nicht moumlglich ist besteht die Moumlglichkeit einer stationaumlren Aufnahme an unserer Abteilung oder einer Unterbringung in einem Frauenhaus In der Statistik ist ein klarer Anstieg bemerkshybar So haben wir im Jahre 1999 37 Faumllle registriert und 2004 85 Faumllle Im Halbjahr 2005 sind wir schon bei 54 Faumlllen so dass wir heuer mit uumlber 100 Betroffenen rechshynen Woran es liegt laumlsst sich nur spekushylieren Ich vermute dass es ein Mix aus mehr rsaquoGewaltbereitschaftlsaquo und mehr rsaquodruumlber reden Trauenlsaquo ist Mein Wunsch ist nach wie vor eine wienweite Institutioshynalisierung in anderen Unfallabteilungen und eine Vernetzung der Daten Mit dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost ist sicher schon ein Anfang gemachtlaquo (DGKP Friedrich Anger-Schmidt)

raquoDie Sozialarbeit im Wilhelminenspital funktioniert mit einem neuen Konzept als Prototyp einer sozialen Servicestelle mit garantierter Erreichbarkeit von 8 Uhr bis

61 60

Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

15 Uhr fuumlr PatientInnen Angehoumlrige und auch Spitalspersonal Diese gute Erreichshybarkeit ermoumlglicht es der Sozialarbeit sich als integraler Bestandteil bei Proshygrammen die eine bestimmte PatientInnenshygruppe betreffen anzubieten Unser Projekt zeigt sehr deutlich wie sehr Gesundheit und Soziales ineinander vershywoben sind und Patientinnen dementshysprechend auch von unterschiedlichen Professionen begleitet werden sollen

Voraussetzung fuumlr das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit ist die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respekshytieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Das Personal an der Unfallchirurshygischen Abteilung hatte den Eindruck dass zunehmend Patientinnen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind im Spital erscheinen und die ausschlieszliglich medizinische und pflegerische Versorgung fuumlr diese Patienshytinnen nicht ausreichend sind Zudem ist der Zeitdruck besonders in der Ambulanz zu groszlig um auf die ganz persoumlnlichen Probleme der Patientinnen adaumlquat einshyzugehen und zu reagieren Kenntnisse in Gespraumlchsfuumlhrung und Beherrschen von Kriseninterventionstechniken sind sehr individuell und in unterschiedlicher Qualitaumlt vorhanden und die Hilflosigkeit der Patientinnen wird oft zur Belastung fuumlr das behandelnde Personal Mit der neuen Konzeption einer Servicestelle war die Sozialarbeit in der Lage schnell erreichbar zu sein und damit Krisenintershyvention unmittelbar im Anschluss an die medizinische Versorgung anbieten zu koumlnnen

Neben der umfassenden Krisenintershyvention fuumlr Patientinnen bietet die intershydisziplinaumlre Zusammenarbeit verbesserte Gefahreneinschaumltzung und Entscheidungsshyhilfe zur Frage der noumltigenfalls stationaumlshyren Aufnahme Unsere Dienstzeiten ershylaubten es nicht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung anzubieten Aus diesem Grund und auch um gesicherte fachliche Komshy

petenz zu gewaumlhrleisten bot sich die Einshybindung des 24-Stunden Frauennotrufs in dieses Projekt an

Eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Instishytutionen und Berufsgruppen wurde gebilshydet um die koordinierte Zusammenarbeit zu ermoumlglichen Die gewuumlnschten MitarshybeiterInnen sollten entsprechendes Intershyesse mitbringen uumlber hohe Akzeptanz in der eigenen Berufsgruppe verfuumlgen und fuumlr den Wissenstransfer innerhalb der Berufsgruppe verantwortlich sein

Um die weitere Zusammenarbeit und allshyfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen sicherzustellen wurden weitere Bespreshychungen in halbjaumlhrigen Abstaumlnden vershyeinbart beziehungsweise finden sie jetzt anlassbezogen statt Themenspezifische Fortbildungsveranstaltungen finden nach Anlass und Bedarf statt Regelmaumlszligige Fortbildungsveranstaltungen fuumlr TurnusshyaumlrztInnen sollen diese nicht nur befaumlhigen in ihrem Dienst unserem Standard gemaumlszlig zu handeln sondern ihnen auch in weitershyfuumlhrenden Taumltigkeiten hilfreiches Wissen seinlaquo (DSA Josef Heindl)

Kontakt Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals 1220 Wien Langobardenstraszlige 122

Bericht der Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

Die Projektarbeit der Gewaltschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost starshytete im Jahre 2002 Zu diesem Zweck wurshyden aus den Bereichen Unfallchirurgie Aufnahmestation Gynaumlkologie und Psychiashytrie Angestellte eingeladen mitzuarbeiten Die Projektmitglieder sollten einen Rahmen fuumlr das Thema Gewalt in der Familie ershyarbeiten bestehende Probleme aufzeigen und Loumlsungsvorschlaumlge erstellen die im Sinne von Opferschutz im Sozialmedizishynisches Zentrum Ost in der Praxis vershywertbar sein sollten Nach Abschluss der Projektarbeit im Herbst 2004 wurde die Gewaltschutzgruppe offiziell als raquoOpfershyschutzgruppelaquo im Sozialmedizinischen Zentrum Ost als fixe Einrichtung und Organisation des Hauses genehmigt

raquoGEWALT IST NICHT IN ORDNUNG GEWALT IST KEINE LOumlSUNGlaquo DGKS Margit Liebhart Leiterin der Opfershyschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

raquoEs stellt sich im Laufe meiner Arbeit mit den Betroffenen immer wieder heraus wie schwer es fuumlr die Beteiligten ist daruumlber zu reden Gewalt in der Familie ist ein aumluszligerst sensibler Bereich Mit rsaquoFremdenlsaquo daruumlber zu sprechen was tatsaumlchlich rsaquoSchlimmeslsaquo in den eigenen vier Waumlnden passiert faumlllt nicht leicht Es gilt eine enorme Hemmschwelle zu uumlberwinden vor allem fuumlr sich selbst denn niemand moumlchte sein rsaquoeigenes Nest beschmutzenlsaquo

Manchmal braucht es mehrere Besuche bei uns in der Unfallambulanz die anfaumlnglich als rsaquoAusrutscherlsaquo von den Opfern dargestellt und dementsprechend bagatellisiert werden

rsaquoGegen den Tuumlrstock gelaufenlsaquo rsaquodie Stiegen hinuntergefallenlsaquo rsaquogestolpertlsaquo

Vielleicht beim naumlchsten Mal rsaquoIch war ja selber schuld haumltte ich ihnsie nicht so gereiztlsaquo

rsaquoErsie ist eigentlich ein seelenguter Mensch und sonst eigentlich so lieblsaquo

Frau M kommt nun schon zum dritten Mal zu uns in die Unfallambulanz Ich habe rsaquozufaumllliglsaquo schon wieder Nachtdienst Es ist 215 Uhr Frau M wird mit der Rettung gebracht

Sie ist nur mit einem Morgenmantel gekleidet der blutdurchtraumlnkt ist Frau M hat am ganzen Koumlrper Biss- und Kratzshywunden Wir versorgen ihre Wunden fast zwei Stunden lang

Frau M hat sich mein Gesicht und auch meinen Namen gemerkt

Als sie das erste Mal in meinem Nachtshydienst als Patientin kam wurde sie vom Lebensgefaumlhrten gebracht Sie hatte am linken Bein eine klaffende Bisswunde Der Hund des Lebensgefaumlhrten haumltte beim Spielen zu Hause nicht das Bein von Frau M sondern einen Ball ergreifen wollen Frau M zittert bei ihrer Erzaumlhlung Sie haumllt meine Hand und wirkt fuumlr mich vershystoumlrt Zu verstoumlrt fuumlr einen rsaquoSpielunfall mit dem Hundlsaquo Sie ist leicht alkoholisiert nicht sehr gepflegt Mir faumlllt auf dass sie immer wieder zur Tuumlr schielt

Nach drei Monaten wird Frau M mit der Rettung zu uns gebracht Eine Nachshybarin hatte die Polizei gerufen weil sie den Hund sehr laut bellen und knurren und Frau M schreien houmlrte

Frau M ist wieder alkoholisiert sie weint Wir muumlssen ihre Wunden dieses Mal sind es mehrere wieder versorgen Dieses Mal spreche ich sie direkt an rsaquoFrau M ich habe das Gefuumlhl dass bei Ihnen zu Hause irgendetwas nicht so laumluft wie Sie es sich wuumlnschen Kann ich Ihnen irgendshywie helfen Moumlchten Sie mit mir daruumlber sprechen Wollen Sie mit jemand anderem sprechen Wissen Sie ich denke dass jeder Mensch ein Recht darauf hat sich wenigstens zu Hause in seinen eigenen Waumlnden sicher und geborgen zu fuumlhlenlsaquo Frau M weint und stammelt irgendetwas vor sich hin Ich houmlre nicht zu sprechen auf Ich erzaumlhle von Gesetzen von vielen anderen Menschen die betroffen sind von

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Opferschutzgruppen in der PraxisOpferschutzgruppen in der Praxis

familiaumlrer Gewalt davon dass wir in unserer heutigen Gesellschaft alle gemeinshysam daran arbeiten sollten daruumlber zu reden dass Gewalt keine Loumlsung ist Frau M hat schon lange erfasst dass sie Hilfe braucht um aus dieser Gewaltspirale herauszukommen Sie erzaumlhlt mir von Selbsthilfebuumlchern die sie gelesen hat Sie erzaumlhlt von ihren vielen Versuchen nicht nur vom Alkohol sondern auch von ihrem Umfeld loszukommen aber letztendlich meint sie rsaquoDer Hund wird immer so aggressiv wenn wir trinkenlsaquo Trotzdem gebe ich ihr eine Broschuumlre vom Frauenshynotruf mit Ich fuumllle ein Gewaltdatenblatt aus

Heute beim dritten rsaquoBesuchlsaquo von Frau M bei uns erzaumlhlt sie mir dass ihr Lebensshygefaumlhrte den Hund auf sie hetzt wenn er zornig auf sie ist Dieses Mal sei es ganz besonders schlimm gewesen Wir reden und reden und reden Heute moumlchte Frau M mit einem Psychiatereiner Psychiaterin spreshychen Frau M moumlchte mit dem Frauennotshyruf telefonieren Frau M sagt dass sie so nicht mehr leben will

Frau M tut das auch alles mit mir Sie umarmt mich ich spuumlre dass sie wieder einen Schritt weiter vorangekommen ist Frau M will wieder nach Hause fahren

Ich habe Frau M schon uumlber zwei Jahre nicht mehr als Patientin bei uns gesehen Auch meine KollegInnen haben Frau M nicht betreut

Ich hoffe sehr dass Frau M und viele andere rsaquoOpferlsaquo die uns in unserem Bereich begegnet sind ein Stuumlck weiter voranshygekommen sind Ich hoffe sehr dass es sich weiter herumspricht beim Einkauf beim Tratsch mit dem Nachbarder Nachbarin in der U-Bahn bei persoumlnshylichen Gespraumlchen zwischen Freunden und Freundinnen und in Familien Gewalt in der Familie ist nicht ok

Ich kann etwas dagegen tun und es gibt viele Menschen und Einrichtungen die bemuumlht sind einen Weg aufzuzeigen der herausfuumlhren kann aus dieser Gewaltshyspirale

Wir schauen nicht weg wir schauen genau hin Wir wollen kompetent sein in unserer Hilfestellung Wir wollen Kontakte knuumlpfen die noumltig sind Wir haben die Moumlglichkeit rsaquostopplsaquo zu sagen in der oumlffentlichen Instishytution Krankenhaus Denn die Opfer komshymen zu uns und wenn wir aufmerksam genug zuhoumlren und hinsehen sind wir vielleicht die ersten die zu ihnen sagen rsaquoGewalt ist nicht Ordnung Gewalt ist keishyne Loumlsunglsaquo Vielleicht ist das ein Anfang fuumlr das Ende von der Gewalt in einer Familielaquo (DGKS Margit Liebhart)

Kontakt Opferschutzgruppe Sozialmedizinisches Zentrum Ost 1160 Wien Montleartstraszlige 37

raquoEiner der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es

eine geschuumltzte Gespraumlchsshysituation zu schaffenlaquo

Statement von Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegedienstes Sozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Sozialmedizinisches Zentrum Ost war eines der ersten Krankenhaumluser die projekthaft das Curriculum erarbeitet und weiterentwickelt haben Die Erfahrungen mit dem Curriculum zeigen dass viele MitarbeiterInnen in fast allen Abteilungen neushygierig gemacht und zur Mitarbeit angeregt wurden Bei uns sind noch immer die rsaquoPioniere und Pionierinnenlsaquo am Werk die ihr Wissen an die neuen MitarbeiterInnen weitergeben Wichtig ist dass die MitarbeiterInnen um die Entstehung der Gewaltshyspirale Bescheid wissen Sie koumlnnen den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern so eine adaumlquate Information und Beratung anbieten Der von den ProjektmitarbeiterInnen der Opferschutzgruppe erarshybeitete Leitfaden sichert den standardisierten Einsatz in allen Bereichen des Krankenhauses und bietet Nachvollziehbarkeit Einer der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es eine geschuumltzte Geshyspraumlchssituation zu schaffen Die MitarbeiterInnen sind zudem umfassend uumlber die gesetzlichen Regelungen informiert Insgesamt hat das Curricushylum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo zu einer Steigerung der Qualitaumlt der Betreuung von Gewaltopfern aber auch zu einer Sensibilisierung und einer Erhoumlhung der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen beigetragen Im Namen der Kollegialen Fuumlhrung danke ich allen MitshyarbeiterInnen die durch ihr Engagement und Fachwissen diesem sensiblen Thema im Sinne der Nachhaltigkeit professionell begegnenlaquo

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

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Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 19: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

37 36

MITARBEITERINNEN-BEFRAGUNG IM RAHMEN DES PROJEKTES

Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern

Im Jahr 2001 wurde das Meinungsshyforschungsinstitut Fessel-GfK vom Buumlro der Wiener Frauengesundheitsbeauftragten mit einer schriftlichen MitarbeiterInnenbeshyfragung an den beiden Gemeindespitaumllern Sozialmedizinisches Zentrum Ost (in der Folge SMZ Ost genannt) und Kaiser-FranzshyJosef-Spital beauftragt12 Mit dieser Befragung sollte einerseits erhoben wershyden welche Kontakte und Erfahrungen die befragten Personen bislang in ihrem beruflichen Alltag mit Gewaltopfern geshyhabt haben andererseits sollte der Bedarf an Unterstuumltzung in dieser Arbeit erfragt werden Ein weiteres Thema war welche Einstellungen zum Thema Gewalt bestehen Die MitarbeiterInnenbefragung basierte auf zwei methodischen Schritten Neben einer Fragebogenerhebung wurden vertieshyfende persoumlnliche Interviews durchgeshyfuumlhrt

Folgende Abteilungen wurden befragt interne Aufnahmestation Gynaumlkologie Hals-Nasen-Ohren-Station Psychiatrie Unshyfallchirurgie und Chirurgie Dermatologie Kinderinterne sowie Kinderchirurgie

Die Krankenhausdirektionen wurden vorshyab von der Wiener Frauengesundheitsbeaufshytragten schriftlich uumlber den Grund und das Ziel der Erhebung informiert Zudem erfolgte eine persoumlnliche Vorstellung des

Projektvorhabens durch die Projektverantshywortlichen Diese Vorbereitungen waren wesentlich es konnte ein Ruumlcklauf von 25 Prozent der Frageboumlgen erreicht werden Insgesamt haben sich an der Befragung 209 Personen beteiligt 81 Prozent der Befragten waren weibliches 13 Prozent maumlnnliches Personal13

Zentrale Ergebnisse der Fragebogenerhebung

KONTAKTHAumlUFIGKEIT MIT GEWALTOPFERN Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer 41 Prozent der Befragten hatten im Jahr vor der Befragung beruflichen Kontakt mit Kindern und Jugendlichen die Opfer koumlrshyperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt waren Durchschnittlich hatte im letzten Jahr jede der befragten Personen Kontakt mit rund zehn jungen PatientInnen mit Gewalterfahrungen Deutlich werden hier Unterschiede zwischen den einzelnen Abteilungen So etwa haben bedeutend mehr der befragten Personen der kinderinshyternen Station der kinderchirurgischen Station sowie der Unfallchirurgie angegeshyben im Laufe des letzten Jahres Kontakte mit kindlichen oder jugendlichen Gewaltshyopfern gehabt zu haben als an anderen Abteilungen Dennoch haben mehr als 20

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Prozent der befragten Personen an gynaumlkoshylogischen Abteilungen zumindest einmal im letzten Jahr jugendliche Gewaltopfer betreut

Insgesamt wurden rund 87 Prozent der kindlichen und jugendlichen Gewaltopfer von Personen begleitet

Frauen als Gewaltopfer Mit erwachsenen weiblichen Gewaltopfern haben deutlich mehr der befragten Pershysonen im Laufe des letzten Jahres Kontakt gehabt dies trifft auf insgesamt 56 Prozent der Befragten zu Besonders haumlufig war dies in der Psychiatrie in der (Unfall)shyChirurgie sowie auf der Dermatologie der Fall Durchschnittlich haben jene Befragte die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit einem erwachsenen weiblichen Gewaltshyopfer gehabt haben 77 Opfer von koumlrpershylicher und 53 Opfer von sexueller Gewalt betreut

Anders als bei den kindlichen beziehungsshyweise jugendlichen Gewaltopfern gaben nur rund 50 Prozent der Befragten an Beshygleitpersonen der von Gewalt betroffenen Frauen wahrgenommen zu haben

WAHRNEHMUNG UND VERDACHT AUF GEWALT Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer Die befragten Personen14 hatten haumlufig den Verdacht dass die Verletzungsurshysachen verschleiert werden sollten Beshysonders haumlufig wurde dies in Zusammenshyhang mit sexueller Gewalt (66 Prozent der Befragten) aber auch haumlufig in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt (53 Prozent der Beshyfragten) vermutet

Frauen als Gewaltopfer Dass die Verletzungsursachen verschleiert werden sollten vermuteten 41 Prozent der Befragten 15 in Zusammenhang mit sexuelshyler Gewalt und 37 Prozent in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt

VORGEHEN BEI VERDACHT AUF GEWALT Bei vermuteten Gewaltdelikten verhielten sich die befragten Personen wie folgt

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Vorgehensarten bei Kindern und bei Frauen Jugendlichen

Austauschen mit KollegInnen 93 Prozent 79 Prozent

Direktes Ansprechen des Opfers 44 Prozent 59 Prozent

Kontaktaufnahme mit Jugendamt 34 Prozent 15 Prozent

Ansprechen der Begleitperson 33 Prozent 21 Prozent

Kontaktaufnahme zu extramuralen Einrichtungen 21 Prozent 32 Prozent

Kontaktaufnahme zu Polizei 8 Prozent 13 Prozent

BETREUUNGSVERSTAumlNDNIS UND BEHANDLUNGSSTANDARDS Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsprocedere definierte eine deutliche Mehrheit der Befragten die eigene Funktion in der Leistung der medizinischen Versorgung und in der additiven Weiterleitung an Hilfseinrichtungen (insgesamt rund 70 Prozent) Nur 16 Prozent der Befragten fuumlhrten aus ausschlieszliglich medizinische Versorgung zu leisten

63 Prozent der Befragten gaben an dass in Zusammenhang mit sexueller Gewalt an kindlichen und jugendlichen Gewaltopfern Richtlinien fuumlr die Betreuung existieren 57 Prozent der Befragten gaben an dass dies auch bei koumlrperlicher Gewalt der Fall ist

Frauen als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsverstaumlndnis gegenuumlber von Gewalt betroffenen Frauen

sah ndash ebenso wie bei kindlichen bezieshyhungsweise jugendlichen Gewaltopfern ndash die uumlberwiegende Mehrheit der Befragten (rund 74 Prozent) ihre Aufgabe sowohl in der medizinischen Versorgung als auch in der Weiterleitung an andere Hilfseinshyrichtungen Nur 15 Prozent der Befragten gaben an ausschlieszliglich medizinische Vershysorgung zu leisten

Nur 30 Prozent der Befragten geben an dass Betreuungsrichtlinien fuumlr den Fall von sexueller oder koumlrperlicher Gewalt gegen Frauen vorliegen

UNTERSTUumlTZUNGSBEDARF IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Die befragten AumlrztInnen und Pflegeshypersonen fuumlhlten sich in Hinblick auf den Umgang und die Betreuung von Opfern koumlrperlicher undoder sexueller Gewalt relativ gering informiert nur ein Viertel bezeichnete sich als gut informiert Knapp die Haumllfte fuumlhlte sich eher schlecht und immerhin 15 Prozent sehr schlecht inforshymiert Deutlich houmlher ist der Informationsshybedarf bei Mitgliedern des houmlheren Pflegeshypersonals sowie in den Abteilungen Chirurshygie und interne Aufnahmestation

Die verschiedenen extramuralen Hilfseinshyrichtungen waren den befragten AumlrztInnen und Pflegepersonen in unterschiedlichem Ausmaszlig bekannt Waumlhrend die Mehrheit Betreuungseinrichtungen wie Frauenshyhaumluser (82 Prozent) Jugendamt (79 Proshyzent) oder den 24-Stunden Frauennotruf (60 Prozent) kannte traf dies auf andere Einrichtungen etwa den kriminalpolizeishylichen Beratungsdienst (37 Prozent) oder das Kinderschutzzentrum (35 Prozent) nur mehr fuumlr ein gutes Drittel der Befragten zu

Lediglich elf Prozent der Befragten haben eine spezielle AusbildungWeiterbildung fuumlr die Betreuung von Opfern koumlrperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt absolshyviert

Vor diesem Hintergrund ist das Ergebnis dass sich 80 Prozent der Befragten vershymehrt Hilfestellungen unterschiedlicher Art fuumlr den kuumlnftigen Umgang mit Gewaltshyopfern wuumlnschten nachvollziehbar 22 Prozent wuumlnschten sich konkret Angebote fuumlr Weiter- Aus- und Fortbildungen elf Prozent artikulierten Unterstuumltzungsbedarf im Bereich Gespraumlchsfuumlhrung beziehungsshyweise Umgang mit Gewaltopfern Die restshylichen Angaben verteilten sich auf Wunsch nach Kontaktadressen Broschuumlren vershybindlichen Betreuungsstandards psycholoshygischer Beratung oder Informationen uumlber rechtliche Grundlagen

Zentrale Ergebnisse der vertiefenden Interviews

Zusaumltzlich zu der Fragebogenerhebung wurden 30 persoumlnliche Interviews mit AumlrztInnen und Pflegepersonal (14 Frauen 16 Maumlnner) durchgefuumlhrt Ziel dieser quashylitativen Erhebung war eine vertiefende Erhebung der Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern der Interventions- und Behandlungsroutinen sowie der Bekanntshyheit und der Ressourcen intra- sowie extrashymuraler Stellen16

UumlBERFORDERUNG IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Rund die Haumllfte der Befragten gab an bei der ersten Begegnung mit einem Gewaltshyopfer voumlllig unvorbereitet in diese Situation gegangen zu sein Im Rahmen der Intershyviews wurde wiederholt darauf hingewieshysen wie schockierend dieser erste Kontakt mit Gewaltopfern gewesen waumlre

INFORMATIONSDEFIZIT UumlBER HILFSEINRICHTUNGEN Der Informationsstand uumlber extramurale Hilfseinrichtungen war bei den Befragten unterschiedlich hoch dennoch wurde uumlberwiegend die Ansicht vertreten mehr Informationen uumlber die Leistungen der einzelnen Einrichtungen zu benoumltigen

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

WUNSCH NACH FORTBILDUNGSANGEBOTEN Im Rahmen der Interviews wurde auch auf groszlige Informationsmankos in Bezug auf die Betreuung von Gewaltopfern verwiesen Es wurde beispielsweise hervorgehoben dass zu wenig Fortbildungsangebote existierten beziehungsweise dass Informationen nicht zugaumlnglich waumlren

Einige InterviewpartnerInnen haben sich durch berufliche Erfahrungen durch Literaturstudium oder den Besuch von

Veranstaltungen Informationen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern beschafft Im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde besonders hervorgehoben dass die dort bestehende Kinderschutzgruppe stark zur Ausbildung im Umgang mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern beigetragen hat

Am deutlichsten wurde der Wunsch nach Fortbildungsveranstaltungen formuliert wobei Vortraumlge und Diskussionen als adaumlshyquateste Vermittlungsform genannt wurden

raquoDie Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigenlaquo Statement von UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Allgemeines Krankenhaus

raquoDas Curriculum ist ausgezeichnet Am wichtigsten ist praumlventiv taumltig zu werden und Betroffenen Hilfe leicht zugaumlnglich zu machen Ich halte die Aus- und Weiterbildung auf diesem Gebiet im Krankenhaus fuumlr besonders wichtig Die Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigen Betroffene Frauen und Kinder koumlnnen von entsprechend ausgeshybildetem Personal besser vor weiteren Schaumlden bewahrt werdenlaquo

TeilnehmerInnen und Feedback

Insgesamt haben 800 TeilnehmerInnen das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo absolviert 110 MitarbeiterInnen im Kaiser-Franz-Josef-Spital 259 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost 147 in der Krankenanstalt Rudolfstiftung 57 im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) sowie 120 im Allgemeinen Krankenhaus An vertiefenden Workshops zur Handshyhabung des Spurensicherungs-Sets nahshymen 110 MitarbeiterInnen im KaisershyFranz-Josef-Spital im Wilhelminenspital und im Sozialmedizinischen Zentrum Ost teil An allen Spitaumllern zeigte sich als deutlicher Trend dass mehr weibliche MitarbeiterInnen an der Fortbildung teilshynahmen Eine Auswertung der Teilnahme am Curriculum nach Berufsgruppen beshylegt dass rund 70 Prozent der TeilshynehmerInnen aus dem Pflegebereich 15 Prozent aus dem aumlrztlichen Bereich und 15 Prozent aus therapeutischen Bereichen stammen nicht ausgewertet wurden hier die TeilnehmerInnen an den Schulungen zum Spurensicherungs-Set

Die Abteilung Organisation des Wiener Krankenanstaltenverbundes fuumlhrte in den Krankenhaumlusern Rudolfstiftung und Wien-Hietzing (vormals Lainz) eine anonyme Feed-Back-Befragung der TeilnehmerInnen am Curriculum durch Ein Fragebogen wurde unmittelbar nach Ende der Fortshybildung ausgefuumlllt ein zweiter drei Monate nach Absolvieren des Curriculums

Die Befragten bewerteten die inhaltliche Gestaltung und die Praxistauglichkeit durchgehend als sehr positiv Im Feedback nach drei Monaten fiel auf dass die Befragten angaben dass sie das im Curriculum erworbene Wissen in ihrer taumlglichen Arbeitspraxis sehr gut anwenshy

den konnten und die zur Verfuumlgung gestellten Informationsmaterialien eine wichtige Unterstuumltzung darstellten So etwa kannten 97 Prozent der Befragten den Folder und rund 80 Prozent der Befragten auch die Postkarten die im Rahmen des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo aufgelegt wurden

Viele Befragte wuumlnschten sich jedoch mehr und unterschiedliche Fortbildungen zum Thema Gewalt mehr Vernetzung zwishyschen den Abteilungen und nach auszligen sowie eine aktivere Beteiligung des aumlrztshylichen Personals

raquoEs muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen

Menschen durch Information und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

Statement von Oberin Monika Tischer Direktorin des Pflegedienstes Wilhelminenspital

raquoDas Wichtigste am Curriculum ist fuumlr mich die Information und Aufklaumlrung fuumlr MitarbeiterInnen und Betroffene Der Nutzen dieser Fortbildung ist sehr hoch denn ohne Information kann nicht reashygiert und somit kein Schutz angeboten werden Eine Gleichbehandlungsbeauftragte der Gemeinde Wien koumlnnte eine Ergaumlnzung fuumlr diese Veranstaltung sein Denn oft beginnt es mit sexueller Belaumlstigung und endet mit sexueller Gewalt Es muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen Menschen durch Inforshymation und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

Die Fortbildungsinhalte im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo

Die Ergebnisse der Erhebung des Fessel-GfK Instituts fanden sowohl bei der inshyhaltlichen als auch bei der zeitlichen Geshystaltung des Curriculums Beruumlcksichtigung Es musste bei der Planung insbesondere auf die Rahmenbedingungen in einer Krankenanstalt hinsichtlich zeitlicher Lage der Veranstaltung Ruumlcksicht genomshymen werden um moumlglichst vielen MitarshybeiterInnen Gelegenheit zu einer Teilnahme zu geben Nach der Durchfuumlhrung des Curriculums an den Modellspitaumllern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital wurden organisatorische Aumlnderungen vorgenommen Die Inhalte wurden dann geblockt jeweils an zwei Vorshymittagen zu je 65 Stunden in folgenden Modulen vermittelt

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Frauenlaquo

Informationen uumlber Formen Ausmaszlig und Folgen von Gewalt gegen Frauen Dynamik von Gewaltbeziehungen und Phasen der Traumashytisierung Auswirkungen von gesellschaftshylichen Mythen Grundlagen des Opferschutzes weiterfuumlhrende Betreuungsangebote Arbeitsshyweise und Aufgaben des Frauennotrufes

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Kinderlaquo

Information zu Erscheinungsformen und Symptomen von Gewalt gegen Kinder interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit im Intershy

esse der betroffenen Kinder Aufgaben geshysetzlichen Grundlagen und Arbeitsweise des Jugendwohlfahrtstraumlgers

Modul raquoSpurensicherung und DNA-Analyselaquo

Informationen zur richtigen Abnahme von Spuren und Vorgehen bei einer spurenshykundlichen Untersuchung mit Verwendung des Spurensicherungs-Sets Information uumlber die Aufgaben und Zustaumlndigkeiten der Gerichtsmedizin Wien

Polizeiliche Arbeit und Grundlage der DNA-Analyse in Hinblick auf die Beweisshyfuumlhrung von kriminellen Delikten

Modul raquoRechtliche Informationenlaquo

Grundlagen des Sexualstrafrechts und Opferrechte im Strafverfahren Vorgehensshyweise der Behoumlrden bei Offizialdelikten der Ablauf von einer Anzeige bis zum Geshyrichtsverfahren Prozessbegleitung und Unterstuumltzung der Opfer durch Opfershyschutzeinrichtungen

Information uumlber die Bestimmungen des Gewaltschutzgesetzes die rechtlichen Maszlignahmen der Wegweisung und des Betretungsverbotes die Moumlglichkeiten der Polizei und Erfahrungen aus der Praxis

Rechtliche Grundlagen des Aumlrztegesetzes und Krankenanstaltengesetzes und einschlaumlshy

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

gige Dienstvorschriften Die juristische De-finition von Gewalt etwa von raquoschwererlaquooder raquoleichterlaquo Koumlrperverletzung

Modul raquoOpferschutzgruppen im Krankenhauslaquo

Die Entstehungsgeschichte die Aufgabenund Arbeitsweisen von OpferschutzgruppenDarstellung der entwickelten Standardsund krankenhausinternen Versorgungsab-laumlufe sowie Kooperationen mit extramura-len Einrichtungen

Modul Wiener Frauenhaumluser ndashSicherheit und Wendepunkt

Information uumlber die Geschichte die Auf-gaben Angebote und Arbeitsweisen dervier Wiener Frauenhaumluser mit dem ange-schlossenen Nachbetreuungshaus und derBeratungsstelle

Hinweis Dieser Fortbildungsinhalt wurdebei der Veranstaltung im AllgemeinenKrankenhaus als zusaumltzliches Modul auf-genommen

raquohellip dass man die richtigen Schritte setztlaquoStatement von Drin Heidrun Flores-GengerGynaumlkologische und Geburtshilfliche AbteilungSozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Aufmerksam-Machen auf die Problematik unddas Wecken der Bereitschaft zu helfen bei den Mit-arbeiterinnen und Mitarbeitern im Spital scheint mirdas Wichtigste zu sein das heiszligt die Informationworum es geht wie man sich verhaumllt und wie manden Opfern helfen kann welche Moumlglichkeiten esgibt Durch das bessere Wissen gibt es auch eine grouml-szligere Bereitschaft sich zu beteiligen die richtigenSchritte zu setzen Wir auf der Gynaumlkologie sind zumBeispiel immer wieder mit vergewaltigten Frauenkonfrontiert hier ist die richtige Spurensicherungwichtig das haben wir vorher nicht gewusst DasCurriculum war insgesamt sehr gut sehr kompaktund konzentriert Man koumlnnte vielleicht noch dasThema Genitalverstuumlmmelung bei Frauen andererKulturen mit einbeziehen das ist etwas womit mannicht jeden Tag zu tun hat Dinge von denen mannichts weiszlig erkennt man vielleicht nicht Das ist ins-besondere dann schwierig wenn Frauen nicht unse-re Sprache sprechenlaquo

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienPlakate

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienInfokarten

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienChecklisten

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

raquohellip groszlig ist der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigenlaquo Statement von Rektor UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Leiter Allgemeines Krankenhaus-Universitaumltskliniken

raquoAls Rektor der medizinischen Universitaumlt Wien beshygruumlszlige ich die Etablierung eines Curriculums rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo ganz besonders da Gewaltshyerfahrungen wie internationale Studien eindrucksshyvoll aufzeigen die Gesundheit der davon Betroffenen nachhaltig und maszliggeblich negativ beeinflussen koumlnnen und einen bis dato noch zu wenig beruumlckshysichtigten gesundheitlichen Risikofaktor darstellen Entsprechend groszlig ist daher der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigen In diesem Zusammenshyhang erscheinen mir insbesondere die Vortraumlge zu Gewaltschutzaktivitaumlten in Spitaumllern und jene Vortraumlge die sich mit der Dynamik von Gewaltshybeziehungen sowie Erscheinungsformen und langshyfristigen Folgen von Gewalterfahrungen befassen als besonders wichtig Der Nutzen dieser Fortbildungs-Veranstaltung fuumlr das im AKH taumltige Personal sollte dementsprechend groszlig sein Das in den Vortraumlgen vermittelte Wissen sollte um entsprechende FaumlhigkeitenFertigkeiten im Umgang mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder erweitert werden um eine adaumlquate und sensible Betreuung dieser oftshymals schwer traumatisierten Personengruppe sichershyzustellenlaquo

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

Einleitung

Fuumlr die Durchfuumlhrung des Curriculums hat sich die Existenz von Opferschutzshygruppen als aumluszligerst positiv erwiesen Derzeit gibt es in zwei Wiener Krankenshyhaumlusern (Wilhelminenspital und Sozial-medizinisches Zentrum Ost) Opferschutzshygruppen

Bericht der Opferschutzgruppe im Wilhelminenspital

Seit Herbst 1997 besteht im Wilhelminenshyspital eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe zum Schutz fuumlr Frauen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind Ziel des Projekts war es im Spital ein Angebot zu installieshyren das Frauen zugute kommt und ihnen umfassende Versorgung Unterstuumltzung und Information bieten soll Um dieses Ziel zu erreichen wurde eine Arbeitsshygruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Institutionen ins Leben gerufen mit dem Ziel die Organisation und die Einhaltung erarbeiteter Strukturen zu sichern ein Forum fuumlr den Austausch mit den MitshyarbeiterInnen zu bilden um Reflexion und Verbesserungen zu ermoumlglichen Das Modell funktioniert mittlerweile seit Mai 1998 im Regelbetrieb In dieser Zusammenarbeit ist es gelungen die komplementaumlren Beshyduumlrfnisse aller beteiligten Berufsgruppen und die Interessen dreier Institutionen (Unfallchirurgische Abteilung Fonds Soziales Wien 24-Stunden Frauennotruf der MA 57) zur Deckung zu bringen ohne

Kosten zu verursachen Synergien wurden optimal ausgeschoumlpft

raquoDIE SICHERHEIT DES GEWALTOPFERS STEHT FUumlR UNS IM VORDERGRUNDlaquo DGKP Friedrich Anger-Schmidt Leiter der Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals und DSA Josef Heindl Mitarbeiter der Opfershyschutzgruppe des Wilhelminenspitals

raquoFuumlr uns steht die Sicherheit des Gewaltopfers im Vordergrund Wenn eine Ruumlckkehr in die Wohnung ndash aus welchen Gruumlnden auch immer ndash nicht moumlglich ist besteht die Moumlglichkeit einer stationaumlren Aufnahme an unserer Abteilung oder einer Unterbringung in einem Frauenhaus In der Statistik ist ein klarer Anstieg bemerkshybar So haben wir im Jahre 1999 37 Faumllle registriert und 2004 85 Faumllle Im Halbjahr 2005 sind wir schon bei 54 Faumlllen so dass wir heuer mit uumlber 100 Betroffenen rechshynen Woran es liegt laumlsst sich nur spekushylieren Ich vermute dass es ein Mix aus mehr rsaquoGewaltbereitschaftlsaquo und mehr rsaquodruumlber reden Trauenlsaquo ist Mein Wunsch ist nach wie vor eine wienweite Institutioshynalisierung in anderen Unfallabteilungen und eine Vernetzung der Daten Mit dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost ist sicher schon ein Anfang gemachtlaquo (DGKP Friedrich Anger-Schmidt)

raquoDie Sozialarbeit im Wilhelminenspital funktioniert mit einem neuen Konzept als Prototyp einer sozialen Servicestelle mit garantierter Erreichbarkeit von 8 Uhr bis

61 60

Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

15 Uhr fuumlr PatientInnen Angehoumlrige und auch Spitalspersonal Diese gute Erreichshybarkeit ermoumlglicht es der Sozialarbeit sich als integraler Bestandteil bei Proshygrammen die eine bestimmte PatientInnenshygruppe betreffen anzubieten Unser Projekt zeigt sehr deutlich wie sehr Gesundheit und Soziales ineinander vershywoben sind und Patientinnen dementshysprechend auch von unterschiedlichen Professionen begleitet werden sollen

Voraussetzung fuumlr das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit ist die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respekshytieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Das Personal an der Unfallchirurshygischen Abteilung hatte den Eindruck dass zunehmend Patientinnen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind im Spital erscheinen und die ausschlieszliglich medizinische und pflegerische Versorgung fuumlr diese Patienshytinnen nicht ausreichend sind Zudem ist der Zeitdruck besonders in der Ambulanz zu groszlig um auf die ganz persoumlnlichen Probleme der Patientinnen adaumlquat einshyzugehen und zu reagieren Kenntnisse in Gespraumlchsfuumlhrung und Beherrschen von Kriseninterventionstechniken sind sehr individuell und in unterschiedlicher Qualitaumlt vorhanden und die Hilflosigkeit der Patientinnen wird oft zur Belastung fuumlr das behandelnde Personal Mit der neuen Konzeption einer Servicestelle war die Sozialarbeit in der Lage schnell erreichbar zu sein und damit Krisenintershyvention unmittelbar im Anschluss an die medizinische Versorgung anbieten zu koumlnnen

Neben der umfassenden Krisenintershyvention fuumlr Patientinnen bietet die intershydisziplinaumlre Zusammenarbeit verbesserte Gefahreneinschaumltzung und Entscheidungsshyhilfe zur Frage der noumltigenfalls stationaumlshyren Aufnahme Unsere Dienstzeiten ershylaubten es nicht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung anzubieten Aus diesem Grund und auch um gesicherte fachliche Komshy

petenz zu gewaumlhrleisten bot sich die Einshybindung des 24-Stunden Frauennotrufs in dieses Projekt an

Eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Instishytutionen und Berufsgruppen wurde gebilshydet um die koordinierte Zusammenarbeit zu ermoumlglichen Die gewuumlnschten MitarshybeiterInnen sollten entsprechendes Intershyesse mitbringen uumlber hohe Akzeptanz in der eigenen Berufsgruppe verfuumlgen und fuumlr den Wissenstransfer innerhalb der Berufsgruppe verantwortlich sein

Um die weitere Zusammenarbeit und allshyfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen sicherzustellen wurden weitere Bespreshychungen in halbjaumlhrigen Abstaumlnden vershyeinbart beziehungsweise finden sie jetzt anlassbezogen statt Themenspezifische Fortbildungsveranstaltungen finden nach Anlass und Bedarf statt Regelmaumlszligige Fortbildungsveranstaltungen fuumlr TurnusshyaumlrztInnen sollen diese nicht nur befaumlhigen in ihrem Dienst unserem Standard gemaumlszlig zu handeln sondern ihnen auch in weitershyfuumlhrenden Taumltigkeiten hilfreiches Wissen seinlaquo (DSA Josef Heindl)

Kontakt Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals 1220 Wien Langobardenstraszlige 122

Bericht der Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

Die Projektarbeit der Gewaltschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost starshytete im Jahre 2002 Zu diesem Zweck wurshyden aus den Bereichen Unfallchirurgie Aufnahmestation Gynaumlkologie und Psychiashytrie Angestellte eingeladen mitzuarbeiten Die Projektmitglieder sollten einen Rahmen fuumlr das Thema Gewalt in der Familie ershyarbeiten bestehende Probleme aufzeigen und Loumlsungsvorschlaumlge erstellen die im Sinne von Opferschutz im Sozialmedizishynisches Zentrum Ost in der Praxis vershywertbar sein sollten Nach Abschluss der Projektarbeit im Herbst 2004 wurde die Gewaltschutzgruppe offiziell als raquoOpfershyschutzgruppelaquo im Sozialmedizinischen Zentrum Ost als fixe Einrichtung und Organisation des Hauses genehmigt

raquoGEWALT IST NICHT IN ORDNUNG GEWALT IST KEINE LOumlSUNGlaquo DGKS Margit Liebhart Leiterin der Opfershyschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

raquoEs stellt sich im Laufe meiner Arbeit mit den Betroffenen immer wieder heraus wie schwer es fuumlr die Beteiligten ist daruumlber zu reden Gewalt in der Familie ist ein aumluszligerst sensibler Bereich Mit rsaquoFremdenlsaquo daruumlber zu sprechen was tatsaumlchlich rsaquoSchlimmeslsaquo in den eigenen vier Waumlnden passiert faumlllt nicht leicht Es gilt eine enorme Hemmschwelle zu uumlberwinden vor allem fuumlr sich selbst denn niemand moumlchte sein rsaquoeigenes Nest beschmutzenlsaquo

Manchmal braucht es mehrere Besuche bei uns in der Unfallambulanz die anfaumlnglich als rsaquoAusrutscherlsaquo von den Opfern dargestellt und dementsprechend bagatellisiert werden

rsaquoGegen den Tuumlrstock gelaufenlsaquo rsaquodie Stiegen hinuntergefallenlsaquo rsaquogestolpertlsaquo

Vielleicht beim naumlchsten Mal rsaquoIch war ja selber schuld haumltte ich ihnsie nicht so gereiztlsaquo

rsaquoErsie ist eigentlich ein seelenguter Mensch und sonst eigentlich so lieblsaquo

Frau M kommt nun schon zum dritten Mal zu uns in die Unfallambulanz Ich habe rsaquozufaumllliglsaquo schon wieder Nachtdienst Es ist 215 Uhr Frau M wird mit der Rettung gebracht

Sie ist nur mit einem Morgenmantel gekleidet der blutdurchtraumlnkt ist Frau M hat am ganzen Koumlrper Biss- und Kratzshywunden Wir versorgen ihre Wunden fast zwei Stunden lang

Frau M hat sich mein Gesicht und auch meinen Namen gemerkt

Als sie das erste Mal in meinem Nachtshydienst als Patientin kam wurde sie vom Lebensgefaumlhrten gebracht Sie hatte am linken Bein eine klaffende Bisswunde Der Hund des Lebensgefaumlhrten haumltte beim Spielen zu Hause nicht das Bein von Frau M sondern einen Ball ergreifen wollen Frau M zittert bei ihrer Erzaumlhlung Sie haumllt meine Hand und wirkt fuumlr mich vershystoumlrt Zu verstoumlrt fuumlr einen rsaquoSpielunfall mit dem Hundlsaquo Sie ist leicht alkoholisiert nicht sehr gepflegt Mir faumlllt auf dass sie immer wieder zur Tuumlr schielt

Nach drei Monaten wird Frau M mit der Rettung zu uns gebracht Eine Nachshybarin hatte die Polizei gerufen weil sie den Hund sehr laut bellen und knurren und Frau M schreien houmlrte

Frau M ist wieder alkoholisiert sie weint Wir muumlssen ihre Wunden dieses Mal sind es mehrere wieder versorgen Dieses Mal spreche ich sie direkt an rsaquoFrau M ich habe das Gefuumlhl dass bei Ihnen zu Hause irgendetwas nicht so laumluft wie Sie es sich wuumlnschen Kann ich Ihnen irgendshywie helfen Moumlchten Sie mit mir daruumlber sprechen Wollen Sie mit jemand anderem sprechen Wissen Sie ich denke dass jeder Mensch ein Recht darauf hat sich wenigstens zu Hause in seinen eigenen Waumlnden sicher und geborgen zu fuumlhlenlsaquo Frau M weint und stammelt irgendetwas vor sich hin Ich houmlre nicht zu sprechen auf Ich erzaumlhle von Gesetzen von vielen anderen Menschen die betroffen sind von

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Opferschutzgruppen in der PraxisOpferschutzgruppen in der Praxis

familiaumlrer Gewalt davon dass wir in unserer heutigen Gesellschaft alle gemeinshysam daran arbeiten sollten daruumlber zu reden dass Gewalt keine Loumlsung ist Frau M hat schon lange erfasst dass sie Hilfe braucht um aus dieser Gewaltspirale herauszukommen Sie erzaumlhlt mir von Selbsthilfebuumlchern die sie gelesen hat Sie erzaumlhlt von ihren vielen Versuchen nicht nur vom Alkohol sondern auch von ihrem Umfeld loszukommen aber letztendlich meint sie rsaquoDer Hund wird immer so aggressiv wenn wir trinkenlsaquo Trotzdem gebe ich ihr eine Broschuumlre vom Frauenshynotruf mit Ich fuumllle ein Gewaltdatenblatt aus

Heute beim dritten rsaquoBesuchlsaquo von Frau M bei uns erzaumlhlt sie mir dass ihr Lebensshygefaumlhrte den Hund auf sie hetzt wenn er zornig auf sie ist Dieses Mal sei es ganz besonders schlimm gewesen Wir reden und reden und reden Heute moumlchte Frau M mit einem Psychiatereiner Psychiaterin spreshychen Frau M moumlchte mit dem Frauennotshyruf telefonieren Frau M sagt dass sie so nicht mehr leben will

Frau M tut das auch alles mit mir Sie umarmt mich ich spuumlre dass sie wieder einen Schritt weiter vorangekommen ist Frau M will wieder nach Hause fahren

Ich habe Frau M schon uumlber zwei Jahre nicht mehr als Patientin bei uns gesehen Auch meine KollegInnen haben Frau M nicht betreut

Ich hoffe sehr dass Frau M und viele andere rsaquoOpferlsaquo die uns in unserem Bereich begegnet sind ein Stuumlck weiter voranshygekommen sind Ich hoffe sehr dass es sich weiter herumspricht beim Einkauf beim Tratsch mit dem Nachbarder Nachbarin in der U-Bahn bei persoumlnshylichen Gespraumlchen zwischen Freunden und Freundinnen und in Familien Gewalt in der Familie ist nicht ok

Ich kann etwas dagegen tun und es gibt viele Menschen und Einrichtungen die bemuumlht sind einen Weg aufzuzeigen der herausfuumlhren kann aus dieser Gewaltshyspirale

Wir schauen nicht weg wir schauen genau hin Wir wollen kompetent sein in unserer Hilfestellung Wir wollen Kontakte knuumlpfen die noumltig sind Wir haben die Moumlglichkeit rsaquostopplsaquo zu sagen in der oumlffentlichen Instishytution Krankenhaus Denn die Opfer komshymen zu uns und wenn wir aufmerksam genug zuhoumlren und hinsehen sind wir vielleicht die ersten die zu ihnen sagen rsaquoGewalt ist nicht Ordnung Gewalt ist keishyne Loumlsunglsaquo Vielleicht ist das ein Anfang fuumlr das Ende von der Gewalt in einer Familielaquo (DGKS Margit Liebhart)

Kontakt Opferschutzgruppe Sozialmedizinisches Zentrum Ost 1160 Wien Montleartstraszlige 37

raquoEiner der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es

eine geschuumltzte Gespraumlchsshysituation zu schaffenlaquo

Statement von Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegedienstes Sozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Sozialmedizinisches Zentrum Ost war eines der ersten Krankenhaumluser die projekthaft das Curriculum erarbeitet und weiterentwickelt haben Die Erfahrungen mit dem Curriculum zeigen dass viele MitarbeiterInnen in fast allen Abteilungen neushygierig gemacht und zur Mitarbeit angeregt wurden Bei uns sind noch immer die rsaquoPioniere und Pionierinnenlsaquo am Werk die ihr Wissen an die neuen MitarbeiterInnen weitergeben Wichtig ist dass die MitarbeiterInnen um die Entstehung der Gewaltshyspirale Bescheid wissen Sie koumlnnen den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern so eine adaumlquate Information und Beratung anbieten Der von den ProjektmitarbeiterInnen der Opferschutzgruppe erarshybeitete Leitfaden sichert den standardisierten Einsatz in allen Bereichen des Krankenhauses und bietet Nachvollziehbarkeit Einer der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es eine geschuumltzte Geshyspraumlchssituation zu schaffen Die MitarbeiterInnen sind zudem umfassend uumlber die gesetzlichen Regelungen informiert Insgesamt hat das Curricushylum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo zu einer Steigerung der Qualitaumlt der Betreuung von Gewaltopfern aber auch zu einer Sensibilisierung und einer Erhoumlhung der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen beigetragen Im Namen der Kollegialen Fuumlhrung danke ich allen MitshyarbeiterInnen die durch ihr Engagement und Fachwissen diesem sensiblen Thema im Sinne der Nachhaltigkeit professionell begegnenlaquo

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

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Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 20: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

Prozent der befragten Personen an gynaumlkoshylogischen Abteilungen zumindest einmal im letzten Jahr jugendliche Gewaltopfer betreut

Insgesamt wurden rund 87 Prozent der kindlichen und jugendlichen Gewaltopfer von Personen begleitet

Frauen als Gewaltopfer Mit erwachsenen weiblichen Gewaltopfern haben deutlich mehr der befragten Pershysonen im Laufe des letzten Jahres Kontakt gehabt dies trifft auf insgesamt 56 Prozent der Befragten zu Besonders haumlufig war dies in der Psychiatrie in der (Unfall)shyChirurgie sowie auf der Dermatologie der Fall Durchschnittlich haben jene Befragte die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit einem erwachsenen weiblichen Gewaltshyopfer gehabt haben 77 Opfer von koumlrpershylicher und 53 Opfer von sexueller Gewalt betreut

Anders als bei den kindlichen beziehungsshyweise jugendlichen Gewaltopfern gaben nur rund 50 Prozent der Befragten an Beshygleitpersonen der von Gewalt betroffenen Frauen wahrgenommen zu haben

WAHRNEHMUNG UND VERDACHT AUF GEWALT Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer Die befragten Personen14 hatten haumlufig den Verdacht dass die Verletzungsurshysachen verschleiert werden sollten Beshysonders haumlufig wurde dies in Zusammenshyhang mit sexueller Gewalt (66 Prozent der Befragten) aber auch haumlufig in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt (53 Prozent der Beshyfragten) vermutet

Frauen als Gewaltopfer Dass die Verletzungsursachen verschleiert werden sollten vermuteten 41 Prozent der Befragten 15 in Zusammenhang mit sexuelshyler Gewalt und 37 Prozent in Verbindung mit koumlrperlicher Gewalt

VORGEHEN BEI VERDACHT AUF GEWALT Bei vermuteten Gewaltdelikten verhielten sich die befragten Personen wie folgt

39 38

Vorgehensarten bei Kindern und bei Frauen Jugendlichen

Austauschen mit KollegInnen 93 Prozent 79 Prozent

Direktes Ansprechen des Opfers 44 Prozent 59 Prozent

Kontaktaufnahme mit Jugendamt 34 Prozent 15 Prozent

Ansprechen der Begleitperson 33 Prozent 21 Prozent

Kontaktaufnahme zu extramuralen Einrichtungen 21 Prozent 32 Prozent

Kontaktaufnahme zu Polizei 8 Prozent 13 Prozent

BETREUUNGSVERSTAumlNDNIS UND BEHANDLUNGSSTANDARDS Kinder und Jugendliche als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsprocedere definierte eine deutliche Mehrheit der Befragten die eigene Funktion in der Leistung der medizinischen Versorgung und in der additiven Weiterleitung an Hilfseinrichtungen (insgesamt rund 70 Prozent) Nur 16 Prozent der Befragten fuumlhrten aus ausschlieszliglich medizinische Versorgung zu leisten

63 Prozent der Befragten gaben an dass in Zusammenhang mit sexueller Gewalt an kindlichen und jugendlichen Gewaltopfern Richtlinien fuumlr die Betreuung existieren 57 Prozent der Befragten gaben an dass dies auch bei koumlrperlicher Gewalt der Fall ist

Frauen als Gewaltopfer In Hinblick auf das Betreuungsverstaumlndnis gegenuumlber von Gewalt betroffenen Frauen

sah ndash ebenso wie bei kindlichen bezieshyhungsweise jugendlichen Gewaltopfern ndash die uumlberwiegende Mehrheit der Befragten (rund 74 Prozent) ihre Aufgabe sowohl in der medizinischen Versorgung als auch in der Weiterleitung an andere Hilfseinshyrichtungen Nur 15 Prozent der Befragten gaben an ausschlieszliglich medizinische Vershysorgung zu leisten

Nur 30 Prozent der Befragten geben an dass Betreuungsrichtlinien fuumlr den Fall von sexueller oder koumlrperlicher Gewalt gegen Frauen vorliegen

UNTERSTUumlTZUNGSBEDARF IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Die befragten AumlrztInnen und Pflegeshypersonen fuumlhlten sich in Hinblick auf den Umgang und die Betreuung von Opfern koumlrperlicher undoder sexueller Gewalt relativ gering informiert nur ein Viertel bezeichnete sich als gut informiert Knapp die Haumllfte fuumlhlte sich eher schlecht und immerhin 15 Prozent sehr schlecht inforshymiert Deutlich houmlher ist der Informationsshybedarf bei Mitgliedern des houmlheren Pflegeshypersonals sowie in den Abteilungen Chirurshygie und interne Aufnahmestation

Die verschiedenen extramuralen Hilfseinshyrichtungen waren den befragten AumlrztInnen und Pflegepersonen in unterschiedlichem Ausmaszlig bekannt Waumlhrend die Mehrheit Betreuungseinrichtungen wie Frauenshyhaumluser (82 Prozent) Jugendamt (79 Proshyzent) oder den 24-Stunden Frauennotruf (60 Prozent) kannte traf dies auf andere Einrichtungen etwa den kriminalpolizeishylichen Beratungsdienst (37 Prozent) oder das Kinderschutzzentrum (35 Prozent) nur mehr fuumlr ein gutes Drittel der Befragten zu

Lediglich elf Prozent der Befragten haben eine spezielle AusbildungWeiterbildung fuumlr die Betreuung von Opfern koumlrperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt absolshyviert

Vor diesem Hintergrund ist das Ergebnis dass sich 80 Prozent der Befragten vershymehrt Hilfestellungen unterschiedlicher Art fuumlr den kuumlnftigen Umgang mit Gewaltshyopfern wuumlnschten nachvollziehbar 22 Prozent wuumlnschten sich konkret Angebote fuumlr Weiter- Aus- und Fortbildungen elf Prozent artikulierten Unterstuumltzungsbedarf im Bereich Gespraumlchsfuumlhrung beziehungsshyweise Umgang mit Gewaltopfern Die restshylichen Angaben verteilten sich auf Wunsch nach Kontaktadressen Broschuumlren vershybindlichen Betreuungsstandards psycholoshygischer Beratung oder Informationen uumlber rechtliche Grundlagen

Zentrale Ergebnisse der vertiefenden Interviews

Zusaumltzlich zu der Fragebogenerhebung wurden 30 persoumlnliche Interviews mit AumlrztInnen und Pflegepersonal (14 Frauen 16 Maumlnner) durchgefuumlhrt Ziel dieser quashylitativen Erhebung war eine vertiefende Erhebung der Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern der Interventions- und Behandlungsroutinen sowie der Bekanntshyheit und der Ressourcen intra- sowie extrashymuraler Stellen16

UumlBERFORDERUNG IM UMGANG MIT GEWALTOPFERN Rund die Haumllfte der Befragten gab an bei der ersten Begegnung mit einem Gewaltshyopfer voumlllig unvorbereitet in diese Situation gegangen zu sein Im Rahmen der Intershyviews wurde wiederholt darauf hingewieshysen wie schockierend dieser erste Kontakt mit Gewaltopfern gewesen waumlre

INFORMATIONSDEFIZIT UumlBER HILFSEINRICHTUNGEN Der Informationsstand uumlber extramurale Hilfseinrichtungen war bei den Befragten unterschiedlich hoch dennoch wurde uumlberwiegend die Ansicht vertreten mehr Informationen uumlber die Leistungen der einzelnen Einrichtungen zu benoumltigen

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

WUNSCH NACH FORTBILDUNGSANGEBOTEN Im Rahmen der Interviews wurde auch auf groszlige Informationsmankos in Bezug auf die Betreuung von Gewaltopfern verwiesen Es wurde beispielsweise hervorgehoben dass zu wenig Fortbildungsangebote existierten beziehungsweise dass Informationen nicht zugaumlnglich waumlren

Einige InterviewpartnerInnen haben sich durch berufliche Erfahrungen durch Literaturstudium oder den Besuch von

Veranstaltungen Informationen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern beschafft Im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde besonders hervorgehoben dass die dort bestehende Kinderschutzgruppe stark zur Ausbildung im Umgang mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern beigetragen hat

Am deutlichsten wurde der Wunsch nach Fortbildungsveranstaltungen formuliert wobei Vortraumlge und Diskussionen als adaumlshyquateste Vermittlungsform genannt wurden

raquoDie Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigenlaquo Statement von UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Allgemeines Krankenhaus

raquoDas Curriculum ist ausgezeichnet Am wichtigsten ist praumlventiv taumltig zu werden und Betroffenen Hilfe leicht zugaumlnglich zu machen Ich halte die Aus- und Weiterbildung auf diesem Gebiet im Krankenhaus fuumlr besonders wichtig Die Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigen Betroffene Frauen und Kinder koumlnnen von entsprechend ausgeshybildetem Personal besser vor weiteren Schaumlden bewahrt werdenlaquo

TeilnehmerInnen und Feedback

Insgesamt haben 800 TeilnehmerInnen das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo absolviert 110 MitarbeiterInnen im Kaiser-Franz-Josef-Spital 259 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost 147 in der Krankenanstalt Rudolfstiftung 57 im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) sowie 120 im Allgemeinen Krankenhaus An vertiefenden Workshops zur Handshyhabung des Spurensicherungs-Sets nahshymen 110 MitarbeiterInnen im KaisershyFranz-Josef-Spital im Wilhelminenspital und im Sozialmedizinischen Zentrum Ost teil An allen Spitaumllern zeigte sich als deutlicher Trend dass mehr weibliche MitarbeiterInnen an der Fortbildung teilshynahmen Eine Auswertung der Teilnahme am Curriculum nach Berufsgruppen beshylegt dass rund 70 Prozent der TeilshynehmerInnen aus dem Pflegebereich 15 Prozent aus dem aumlrztlichen Bereich und 15 Prozent aus therapeutischen Bereichen stammen nicht ausgewertet wurden hier die TeilnehmerInnen an den Schulungen zum Spurensicherungs-Set

Die Abteilung Organisation des Wiener Krankenanstaltenverbundes fuumlhrte in den Krankenhaumlusern Rudolfstiftung und Wien-Hietzing (vormals Lainz) eine anonyme Feed-Back-Befragung der TeilnehmerInnen am Curriculum durch Ein Fragebogen wurde unmittelbar nach Ende der Fortshybildung ausgefuumlllt ein zweiter drei Monate nach Absolvieren des Curriculums

Die Befragten bewerteten die inhaltliche Gestaltung und die Praxistauglichkeit durchgehend als sehr positiv Im Feedback nach drei Monaten fiel auf dass die Befragten angaben dass sie das im Curriculum erworbene Wissen in ihrer taumlglichen Arbeitspraxis sehr gut anwenshy

den konnten und die zur Verfuumlgung gestellten Informationsmaterialien eine wichtige Unterstuumltzung darstellten So etwa kannten 97 Prozent der Befragten den Folder und rund 80 Prozent der Befragten auch die Postkarten die im Rahmen des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo aufgelegt wurden

Viele Befragte wuumlnschten sich jedoch mehr und unterschiedliche Fortbildungen zum Thema Gewalt mehr Vernetzung zwishyschen den Abteilungen und nach auszligen sowie eine aktivere Beteiligung des aumlrztshylichen Personals

raquoEs muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen

Menschen durch Information und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

Statement von Oberin Monika Tischer Direktorin des Pflegedienstes Wilhelminenspital

raquoDas Wichtigste am Curriculum ist fuumlr mich die Information und Aufklaumlrung fuumlr MitarbeiterInnen und Betroffene Der Nutzen dieser Fortbildung ist sehr hoch denn ohne Information kann nicht reashygiert und somit kein Schutz angeboten werden Eine Gleichbehandlungsbeauftragte der Gemeinde Wien koumlnnte eine Ergaumlnzung fuumlr diese Veranstaltung sein Denn oft beginnt es mit sexueller Belaumlstigung und endet mit sexueller Gewalt Es muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen Menschen durch Inforshymation und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

41 40

WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

42 43

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

45 44

WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

Die Fortbildungsinhalte im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo

Die Ergebnisse der Erhebung des Fessel-GfK Instituts fanden sowohl bei der inshyhaltlichen als auch bei der zeitlichen Geshystaltung des Curriculums Beruumlcksichtigung Es musste bei der Planung insbesondere auf die Rahmenbedingungen in einer Krankenanstalt hinsichtlich zeitlicher Lage der Veranstaltung Ruumlcksicht genomshymen werden um moumlglichst vielen MitarshybeiterInnen Gelegenheit zu einer Teilnahme zu geben Nach der Durchfuumlhrung des Curriculums an den Modellspitaumllern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital wurden organisatorische Aumlnderungen vorgenommen Die Inhalte wurden dann geblockt jeweils an zwei Vorshymittagen zu je 65 Stunden in folgenden Modulen vermittelt

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Frauenlaquo

Informationen uumlber Formen Ausmaszlig und Folgen von Gewalt gegen Frauen Dynamik von Gewaltbeziehungen und Phasen der Traumashytisierung Auswirkungen von gesellschaftshylichen Mythen Grundlagen des Opferschutzes weiterfuumlhrende Betreuungsangebote Arbeitsshyweise und Aufgaben des Frauennotrufes

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Kinderlaquo

Information zu Erscheinungsformen und Symptomen von Gewalt gegen Kinder interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit im Intershy

esse der betroffenen Kinder Aufgaben geshysetzlichen Grundlagen und Arbeitsweise des Jugendwohlfahrtstraumlgers

Modul raquoSpurensicherung und DNA-Analyselaquo

Informationen zur richtigen Abnahme von Spuren und Vorgehen bei einer spurenshykundlichen Untersuchung mit Verwendung des Spurensicherungs-Sets Information uumlber die Aufgaben und Zustaumlndigkeiten der Gerichtsmedizin Wien

Polizeiliche Arbeit und Grundlage der DNA-Analyse in Hinblick auf die Beweisshyfuumlhrung von kriminellen Delikten

Modul raquoRechtliche Informationenlaquo

Grundlagen des Sexualstrafrechts und Opferrechte im Strafverfahren Vorgehensshyweise der Behoumlrden bei Offizialdelikten der Ablauf von einer Anzeige bis zum Geshyrichtsverfahren Prozessbegleitung und Unterstuumltzung der Opfer durch Opfershyschutzeinrichtungen

Information uumlber die Bestimmungen des Gewaltschutzgesetzes die rechtlichen Maszlignahmen der Wegweisung und des Betretungsverbotes die Moumlglichkeiten der Polizei und Erfahrungen aus der Praxis

Rechtliche Grundlagen des Aumlrztegesetzes und Krankenanstaltengesetzes und einschlaumlshy

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

gige Dienstvorschriften Die juristische De-finition von Gewalt etwa von raquoschwererlaquooder raquoleichterlaquo Koumlrperverletzung

Modul raquoOpferschutzgruppen im Krankenhauslaquo

Die Entstehungsgeschichte die Aufgabenund Arbeitsweisen von OpferschutzgruppenDarstellung der entwickelten Standardsund krankenhausinternen Versorgungsab-laumlufe sowie Kooperationen mit extramura-len Einrichtungen

Modul Wiener Frauenhaumluser ndashSicherheit und Wendepunkt

Information uumlber die Geschichte die Auf-gaben Angebote und Arbeitsweisen dervier Wiener Frauenhaumluser mit dem ange-schlossenen Nachbetreuungshaus und derBeratungsstelle

Hinweis Dieser Fortbildungsinhalt wurdebei der Veranstaltung im AllgemeinenKrankenhaus als zusaumltzliches Modul auf-genommen

raquohellip dass man die richtigen Schritte setztlaquoStatement von Drin Heidrun Flores-GengerGynaumlkologische und Geburtshilfliche AbteilungSozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Aufmerksam-Machen auf die Problematik unddas Wecken der Bereitschaft zu helfen bei den Mit-arbeiterinnen und Mitarbeitern im Spital scheint mirdas Wichtigste zu sein das heiszligt die Informationworum es geht wie man sich verhaumllt und wie manden Opfern helfen kann welche Moumlglichkeiten esgibt Durch das bessere Wissen gibt es auch eine grouml-szligere Bereitschaft sich zu beteiligen die richtigenSchritte zu setzen Wir auf der Gynaumlkologie sind zumBeispiel immer wieder mit vergewaltigten Frauenkonfrontiert hier ist die richtige Spurensicherungwichtig das haben wir vorher nicht gewusst DasCurriculum war insgesamt sehr gut sehr kompaktund konzentriert Man koumlnnte vielleicht noch dasThema Genitalverstuumlmmelung bei Frauen andererKulturen mit einbeziehen das ist etwas womit mannicht jeden Tag zu tun hat Dinge von denen mannichts weiszlig erkennt man vielleicht nicht Das ist ins-besondere dann schwierig wenn Frauen nicht unse-re Sprache sprechenlaquo

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienPlakate

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienInfokarten

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienChecklisten

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

raquohellip groszlig ist der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigenlaquo Statement von Rektor UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Leiter Allgemeines Krankenhaus-Universitaumltskliniken

raquoAls Rektor der medizinischen Universitaumlt Wien beshygruumlszlige ich die Etablierung eines Curriculums rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo ganz besonders da Gewaltshyerfahrungen wie internationale Studien eindrucksshyvoll aufzeigen die Gesundheit der davon Betroffenen nachhaltig und maszliggeblich negativ beeinflussen koumlnnen und einen bis dato noch zu wenig beruumlckshysichtigten gesundheitlichen Risikofaktor darstellen Entsprechend groszlig ist daher der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigen In diesem Zusammenshyhang erscheinen mir insbesondere die Vortraumlge zu Gewaltschutzaktivitaumlten in Spitaumllern und jene Vortraumlge die sich mit der Dynamik von Gewaltshybeziehungen sowie Erscheinungsformen und langshyfristigen Folgen von Gewalterfahrungen befassen als besonders wichtig Der Nutzen dieser Fortbildungs-Veranstaltung fuumlr das im AKH taumltige Personal sollte dementsprechend groszlig sein Das in den Vortraumlgen vermittelte Wissen sollte um entsprechende FaumlhigkeitenFertigkeiten im Umgang mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder erweitert werden um eine adaumlquate und sensible Betreuung dieser oftshymals schwer traumatisierten Personengruppe sichershyzustellenlaquo

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

Einleitung

Fuumlr die Durchfuumlhrung des Curriculums hat sich die Existenz von Opferschutzshygruppen als aumluszligerst positiv erwiesen Derzeit gibt es in zwei Wiener Krankenshyhaumlusern (Wilhelminenspital und Sozial-medizinisches Zentrum Ost) Opferschutzshygruppen

Bericht der Opferschutzgruppe im Wilhelminenspital

Seit Herbst 1997 besteht im Wilhelminenshyspital eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe zum Schutz fuumlr Frauen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind Ziel des Projekts war es im Spital ein Angebot zu installieshyren das Frauen zugute kommt und ihnen umfassende Versorgung Unterstuumltzung und Information bieten soll Um dieses Ziel zu erreichen wurde eine Arbeitsshygruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Institutionen ins Leben gerufen mit dem Ziel die Organisation und die Einhaltung erarbeiteter Strukturen zu sichern ein Forum fuumlr den Austausch mit den MitshyarbeiterInnen zu bilden um Reflexion und Verbesserungen zu ermoumlglichen Das Modell funktioniert mittlerweile seit Mai 1998 im Regelbetrieb In dieser Zusammenarbeit ist es gelungen die komplementaumlren Beshyduumlrfnisse aller beteiligten Berufsgruppen und die Interessen dreier Institutionen (Unfallchirurgische Abteilung Fonds Soziales Wien 24-Stunden Frauennotruf der MA 57) zur Deckung zu bringen ohne

Kosten zu verursachen Synergien wurden optimal ausgeschoumlpft

raquoDIE SICHERHEIT DES GEWALTOPFERS STEHT FUumlR UNS IM VORDERGRUNDlaquo DGKP Friedrich Anger-Schmidt Leiter der Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals und DSA Josef Heindl Mitarbeiter der Opfershyschutzgruppe des Wilhelminenspitals

raquoFuumlr uns steht die Sicherheit des Gewaltopfers im Vordergrund Wenn eine Ruumlckkehr in die Wohnung ndash aus welchen Gruumlnden auch immer ndash nicht moumlglich ist besteht die Moumlglichkeit einer stationaumlren Aufnahme an unserer Abteilung oder einer Unterbringung in einem Frauenhaus In der Statistik ist ein klarer Anstieg bemerkshybar So haben wir im Jahre 1999 37 Faumllle registriert und 2004 85 Faumllle Im Halbjahr 2005 sind wir schon bei 54 Faumlllen so dass wir heuer mit uumlber 100 Betroffenen rechshynen Woran es liegt laumlsst sich nur spekushylieren Ich vermute dass es ein Mix aus mehr rsaquoGewaltbereitschaftlsaquo und mehr rsaquodruumlber reden Trauenlsaquo ist Mein Wunsch ist nach wie vor eine wienweite Institutioshynalisierung in anderen Unfallabteilungen und eine Vernetzung der Daten Mit dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost ist sicher schon ein Anfang gemachtlaquo (DGKP Friedrich Anger-Schmidt)

raquoDie Sozialarbeit im Wilhelminenspital funktioniert mit einem neuen Konzept als Prototyp einer sozialen Servicestelle mit garantierter Erreichbarkeit von 8 Uhr bis

61 60

Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

15 Uhr fuumlr PatientInnen Angehoumlrige und auch Spitalspersonal Diese gute Erreichshybarkeit ermoumlglicht es der Sozialarbeit sich als integraler Bestandteil bei Proshygrammen die eine bestimmte PatientInnenshygruppe betreffen anzubieten Unser Projekt zeigt sehr deutlich wie sehr Gesundheit und Soziales ineinander vershywoben sind und Patientinnen dementshysprechend auch von unterschiedlichen Professionen begleitet werden sollen

Voraussetzung fuumlr das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit ist die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respekshytieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Das Personal an der Unfallchirurshygischen Abteilung hatte den Eindruck dass zunehmend Patientinnen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind im Spital erscheinen und die ausschlieszliglich medizinische und pflegerische Versorgung fuumlr diese Patienshytinnen nicht ausreichend sind Zudem ist der Zeitdruck besonders in der Ambulanz zu groszlig um auf die ganz persoumlnlichen Probleme der Patientinnen adaumlquat einshyzugehen und zu reagieren Kenntnisse in Gespraumlchsfuumlhrung und Beherrschen von Kriseninterventionstechniken sind sehr individuell und in unterschiedlicher Qualitaumlt vorhanden und die Hilflosigkeit der Patientinnen wird oft zur Belastung fuumlr das behandelnde Personal Mit der neuen Konzeption einer Servicestelle war die Sozialarbeit in der Lage schnell erreichbar zu sein und damit Krisenintershyvention unmittelbar im Anschluss an die medizinische Versorgung anbieten zu koumlnnen

Neben der umfassenden Krisenintershyvention fuumlr Patientinnen bietet die intershydisziplinaumlre Zusammenarbeit verbesserte Gefahreneinschaumltzung und Entscheidungsshyhilfe zur Frage der noumltigenfalls stationaumlshyren Aufnahme Unsere Dienstzeiten ershylaubten es nicht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung anzubieten Aus diesem Grund und auch um gesicherte fachliche Komshy

petenz zu gewaumlhrleisten bot sich die Einshybindung des 24-Stunden Frauennotrufs in dieses Projekt an

Eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Instishytutionen und Berufsgruppen wurde gebilshydet um die koordinierte Zusammenarbeit zu ermoumlglichen Die gewuumlnschten MitarshybeiterInnen sollten entsprechendes Intershyesse mitbringen uumlber hohe Akzeptanz in der eigenen Berufsgruppe verfuumlgen und fuumlr den Wissenstransfer innerhalb der Berufsgruppe verantwortlich sein

Um die weitere Zusammenarbeit und allshyfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen sicherzustellen wurden weitere Bespreshychungen in halbjaumlhrigen Abstaumlnden vershyeinbart beziehungsweise finden sie jetzt anlassbezogen statt Themenspezifische Fortbildungsveranstaltungen finden nach Anlass und Bedarf statt Regelmaumlszligige Fortbildungsveranstaltungen fuumlr TurnusshyaumlrztInnen sollen diese nicht nur befaumlhigen in ihrem Dienst unserem Standard gemaumlszlig zu handeln sondern ihnen auch in weitershyfuumlhrenden Taumltigkeiten hilfreiches Wissen seinlaquo (DSA Josef Heindl)

Kontakt Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals 1220 Wien Langobardenstraszlige 122

Bericht der Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

Die Projektarbeit der Gewaltschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost starshytete im Jahre 2002 Zu diesem Zweck wurshyden aus den Bereichen Unfallchirurgie Aufnahmestation Gynaumlkologie und Psychiashytrie Angestellte eingeladen mitzuarbeiten Die Projektmitglieder sollten einen Rahmen fuumlr das Thema Gewalt in der Familie ershyarbeiten bestehende Probleme aufzeigen und Loumlsungsvorschlaumlge erstellen die im Sinne von Opferschutz im Sozialmedizishynisches Zentrum Ost in der Praxis vershywertbar sein sollten Nach Abschluss der Projektarbeit im Herbst 2004 wurde die Gewaltschutzgruppe offiziell als raquoOpfershyschutzgruppelaquo im Sozialmedizinischen Zentrum Ost als fixe Einrichtung und Organisation des Hauses genehmigt

raquoGEWALT IST NICHT IN ORDNUNG GEWALT IST KEINE LOumlSUNGlaquo DGKS Margit Liebhart Leiterin der Opfershyschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

raquoEs stellt sich im Laufe meiner Arbeit mit den Betroffenen immer wieder heraus wie schwer es fuumlr die Beteiligten ist daruumlber zu reden Gewalt in der Familie ist ein aumluszligerst sensibler Bereich Mit rsaquoFremdenlsaquo daruumlber zu sprechen was tatsaumlchlich rsaquoSchlimmeslsaquo in den eigenen vier Waumlnden passiert faumlllt nicht leicht Es gilt eine enorme Hemmschwelle zu uumlberwinden vor allem fuumlr sich selbst denn niemand moumlchte sein rsaquoeigenes Nest beschmutzenlsaquo

Manchmal braucht es mehrere Besuche bei uns in der Unfallambulanz die anfaumlnglich als rsaquoAusrutscherlsaquo von den Opfern dargestellt und dementsprechend bagatellisiert werden

rsaquoGegen den Tuumlrstock gelaufenlsaquo rsaquodie Stiegen hinuntergefallenlsaquo rsaquogestolpertlsaquo

Vielleicht beim naumlchsten Mal rsaquoIch war ja selber schuld haumltte ich ihnsie nicht so gereiztlsaquo

rsaquoErsie ist eigentlich ein seelenguter Mensch und sonst eigentlich so lieblsaquo

Frau M kommt nun schon zum dritten Mal zu uns in die Unfallambulanz Ich habe rsaquozufaumllliglsaquo schon wieder Nachtdienst Es ist 215 Uhr Frau M wird mit der Rettung gebracht

Sie ist nur mit einem Morgenmantel gekleidet der blutdurchtraumlnkt ist Frau M hat am ganzen Koumlrper Biss- und Kratzshywunden Wir versorgen ihre Wunden fast zwei Stunden lang

Frau M hat sich mein Gesicht und auch meinen Namen gemerkt

Als sie das erste Mal in meinem Nachtshydienst als Patientin kam wurde sie vom Lebensgefaumlhrten gebracht Sie hatte am linken Bein eine klaffende Bisswunde Der Hund des Lebensgefaumlhrten haumltte beim Spielen zu Hause nicht das Bein von Frau M sondern einen Ball ergreifen wollen Frau M zittert bei ihrer Erzaumlhlung Sie haumllt meine Hand und wirkt fuumlr mich vershystoumlrt Zu verstoumlrt fuumlr einen rsaquoSpielunfall mit dem Hundlsaquo Sie ist leicht alkoholisiert nicht sehr gepflegt Mir faumlllt auf dass sie immer wieder zur Tuumlr schielt

Nach drei Monaten wird Frau M mit der Rettung zu uns gebracht Eine Nachshybarin hatte die Polizei gerufen weil sie den Hund sehr laut bellen und knurren und Frau M schreien houmlrte

Frau M ist wieder alkoholisiert sie weint Wir muumlssen ihre Wunden dieses Mal sind es mehrere wieder versorgen Dieses Mal spreche ich sie direkt an rsaquoFrau M ich habe das Gefuumlhl dass bei Ihnen zu Hause irgendetwas nicht so laumluft wie Sie es sich wuumlnschen Kann ich Ihnen irgendshywie helfen Moumlchten Sie mit mir daruumlber sprechen Wollen Sie mit jemand anderem sprechen Wissen Sie ich denke dass jeder Mensch ein Recht darauf hat sich wenigstens zu Hause in seinen eigenen Waumlnden sicher und geborgen zu fuumlhlenlsaquo Frau M weint und stammelt irgendetwas vor sich hin Ich houmlre nicht zu sprechen auf Ich erzaumlhle von Gesetzen von vielen anderen Menschen die betroffen sind von

63 62

Opferschutzgruppen in der PraxisOpferschutzgruppen in der Praxis

familiaumlrer Gewalt davon dass wir in unserer heutigen Gesellschaft alle gemeinshysam daran arbeiten sollten daruumlber zu reden dass Gewalt keine Loumlsung ist Frau M hat schon lange erfasst dass sie Hilfe braucht um aus dieser Gewaltspirale herauszukommen Sie erzaumlhlt mir von Selbsthilfebuumlchern die sie gelesen hat Sie erzaumlhlt von ihren vielen Versuchen nicht nur vom Alkohol sondern auch von ihrem Umfeld loszukommen aber letztendlich meint sie rsaquoDer Hund wird immer so aggressiv wenn wir trinkenlsaquo Trotzdem gebe ich ihr eine Broschuumlre vom Frauenshynotruf mit Ich fuumllle ein Gewaltdatenblatt aus

Heute beim dritten rsaquoBesuchlsaquo von Frau M bei uns erzaumlhlt sie mir dass ihr Lebensshygefaumlhrte den Hund auf sie hetzt wenn er zornig auf sie ist Dieses Mal sei es ganz besonders schlimm gewesen Wir reden und reden und reden Heute moumlchte Frau M mit einem Psychiatereiner Psychiaterin spreshychen Frau M moumlchte mit dem Frauennotshyruf telefonieren Frau M sagt dass sie so nicht mehr leben will

Frau M tut das auch alles mit mir Sie umarmt mich ich spuumlre dass sie wieder einen Schritt weiter vorangekommen ist Frau M will wieder nach Hause fahren

Ich habe Frau M schon uumlber zwei Jahre nicht mehr als Patientin bei uns gesehen Auch meine KollegInnen haben Frau M nicht betreut

Ich hoffe sehr dass Frau M und viele andere rsaquoOpferlsaquo die uns in unserem Bereich begegnet sind ein Stuumlck weiter voranshygekommen sind Ich hoffe sehr dass es sich weiter herumspricht beim Einkauf beim Tratsch mit dem Nachbarder Nachbarin in der U-Bahn bei persoumlnshylichen Gespraumlchen zwischen Freunden und Freundinnen und in Familien Gewalt in der Familie ist nicht ok

Ich kann etwas dagegen tun und es gibt viele Menschen und Einrichtungen die bemuumlht sind einen Weg aufzuzeigen der herausfuumlhren kann aus dieser Gewaltshyspirale

Wir schauen nicht weg wir schauen genau hin Wir wollen kompetent sein in unserer Hilfestellung Wir wollen Kontakte knuumlpfen die noumltig sind Wir haben die Moumlglichkeit rsaquostopplsaquo zu sagen in der oumlffentlichen Instishytution Krankenhaus Denn die Opfer komshymen zu uns und wenn wir aufmerksam genug zuhoumlren und hinsehen sind wir vielleicht die ersten die zu ihnen sagen rsaquoGewalt ist nicht Ordnung Gewalt ist keishyne Loumlsunglsaquo Vielleicht ist das ein Anfang fuumlr das Ende von der Gewalt in einer Familielaquo (DGKS Margit Liebhart)

Kontakt Opferschutzgruppe Sozialmedizinisches Zentrum Ost 1160 Wien Montleartstraszlige 37

raquoEiner der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es

eine geschuumltzte Gespraumlchsshysituation zu schaffenlaquo

Statement von Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegedienstes Sozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Sozialmedizinisches Zentrum Ost war eines der ersten Krankenhaumluser die projekthaft das Curriculum erarbeitet und weiterentwickelt haben Die Erfahrungen mit dem Curriculum zeigen dass viele MitarbeiterInnen in fast allen Abteilungen neushygierig gemacht und zur Mitarbeit angeregt wurden Bei uns sind noch immer die rsaquoPioniere und Pionierinnenlsaquo am Werk die ihr Wissen an die neuen MitarbeiterInnen weitergeben Wichtig ist dass die MitarbeiterInnen um die Entstehung der Gewaltshyspirale Bescheid wissen Sie koumlnnen den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern so eine adaumlquate Information und Beratung anbieten Der von den ProjektmitarbeiterInnen der Opferschutzgruppe erarshybeitete Leitfaden sichert den standardisierten Einsatz in allen Bereichen des Krankenhauses und bietet Nachvollziehbarkeit Einer der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es eine geschuumltzte Geshyspraumlchssituation zu schaffen Die MitarbeiterInnen sind zudem umfassend uumlber die gesetzlichen Regelungen informiert Insgesamt hat das Curricushylum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo zu einer Steigerung der Qualitaumlt der Betreuung von Gewaltopfern aber auch zu einer Sensibilisierung und einer Erhoumlhung der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen beigetragen Im Namen der Kollegialen Fuumlhrung danke ich allen MitshyarbeiterInnen die durch ihr Engagement und Fachwissen diesem sensiblen Thema im Sinne der Nachhaltigkeit professionell begegnenlaquo

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

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Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 21: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

MitarbeiterInnenbefragung im Rahmen des Projektes

WUNSCH NACH FORTBILDUNGSANGEBOTEN Im Rahmen der Interviews wurde auch auf groszlige Informationsmankos in Bezug auf die Betreuung von Gewaltopfern verwiesen Es wurde beispielsweise hervorgehoben dass zu wenig Fortbildungsangebote existierten beziehungsweise dass Informationen nicht zugaumlnglich waumlren

Einige InterviewpartnerInnen haben sich durch berufliche Erfahrungen durch Literaturstudium oder den Besuch von

Veranstaltungen Informationen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern beschafft Im Sozialmedizinischen Zentrum Ost wurde besonders hervorgehoben dass die dort bestehende Kinderschutzgruppe stark zur Ausbildung im Umgang mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern beigetragen hat

Am deutlichsten wurde der Wunsch nach Fortbildungsveranstaltungen formuliert wobei Vortraumlge und Diskussionen als adaumlshyquateste Vermittlungsform genannt wurden

raquoDie Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigenlaquo Statement von UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Allgemeines Krankenhaus

raquoDas Curriculum ist ausgezeichnet Am wichtigsten ist praumlventiv taumltig zu werden und Betroffenen Hilfe leicht zugaumlnglich zu machen Ich halte die Aus- und Weiterbildung auf diesem Gebiet im Krankenhaus fuumlr besonders wichtig Die Fortbildung wird den MitarbeiterInnen helfen in Zukunft schwierige Situationen noch besser zu bewaumlltigen Betroffene Frauen und Kinder koumlnnen von entsprechend ausgeshybildetem Personal besser vor weiteren Schaumlden bewahrt werdenlaquo

TeilnehmerInnen und Feedback

Insgesamt haben 800 TeilnehmerInnen das Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo absolviert 110 MitarbeiterInnen im Kaiser-Franz-Josef-Spital 259 im Sozial-medizinischen Zentrum Ost 147 in der Krankenanstalt Rudolfstiftung 57 im Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz) sowie 120 im Allgemeinen Krankenhaus An vertiefenden Workshops zur Handshyhabung des Spurensicherungs-Sets nahshymen 110 MitarbeiterInnen im KaisershyFranz-Josef-Spital im Wilhelminenspital und im Sozialmedizinischen Zentrum Ost teil An allen Spitaumllern zeigte sich als deutlicher Trend dass mehr weibliche MitarbeiterInnen an der Fortbildung teilshynahmen Eine Auswertung der Teilnahme am Curriculum nach Berufsgruppen beshylegt dass rund 70 Prozent der TeilshynehmerInnen aus dem Pflegebereich 15 Prozent aus dem aumlrztlichen Bereich und 15 Prozent aus therapeutischen Bereichen stammen nicht ausgewertet wurden hier die TeilnehmerInnen an den Schulungen zum Spurensicherungs-Set

Die Abteilung Organisation des Wiener Krankenanstaltenverbundes fuumlhrte in den Krankenhaumlusern Rudolfstiftung und Wien-Hietzing (vormals Lainz) eine anonyme Feed-Back-Befragung der TeilnehmerInnen am Curriculum durch Ein Fragebogen wurde unmittelbar nach Ende der Fortshybildung ausgefuumlllt ein zweiter drei Monate nach Absolvieren des Curriculums

Die Befragten bewerteten die inhaltliche Gestaltung und die Praxistauglichkeit durchgehend als sehr positiv Im Feedback nach drei Monaten fiel auf dass die Befragten angaben dass sie das im Curriculum erworbene Wissen in ihrer taumlglichen Arbeitspraxis sehr gut anwenshy

den konnten und die zur Verfuumlgung gestellten Informationsmaterialien eine wichtige Unterstuumltzung darstellten So etwa kannten 97 Prozent der Befragten den Folder und rund 80 Prozent der Befragten auch die Postkarten die im Rahmen des Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo aufgelegt wurden

Viele Befragte wuumlnschten sich jedoch mehr und unterschiedliche Fortbildungen zum Thema Gewalt mehr Vernetzung zwishyschen den Abteilungen und nach auszligen sowie eine aktivere Beteiligung des aumlrztshylichen Personals

raquoEs muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen

Menschen durch Information und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

Statement von Oberin Monika Tischer Direktorin des Pflegedienstes Wilhelminenspital

raquoDas Wichtigste am Curriculum ist fuumlr mich die Information und Aufklaumlrung fuumlr MitarbeiterInnen und Betroffene Der Nutzen dieser Fortbildung ist sehr hoch denn ohne Information kann nicht reashygiert und somit kein Schutz angeboten werden Eine Gleichbehandlungsbeauftragte der Gemeinde Wien koumlnnte eine Ergaumlnzung fuumlr diese Veranstaltung sein Denn oft beginnt es mit sexueller Belaumlstigung und endet mit sexueller Gewalt Es muss ein Ziel sein die Dunkelziffer der betroffenen Menschen durch Inforshymation und Aufklaumlrung zu senkenlaquo

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

Die Fortbildungsinhalte im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo

Die Ergebnisse der Erhebung des Fessel-GfK Instituts fanden sowohl bei der inshyhaltlichen als auch bei der zeitlichen Geshystaltung des Curriculums Beruumlcksichtigung Es musste bei der Planung insbesondere auf die Rahmenbedingungen in einer Krankenanstalt hinsichtlich zeitlicher Lage der Veranstaltung Ruumlcksicht genomshymen werden um moumlglichst vielen MitarshybeiterInnen Gelegenheit zu einer Teilnahme zu geben Nach der Durchfuumlhrung des Curriculums an den Modellspitaumllern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital wurden organisatorische Aumlnderungen vorgenommen Die Inhalte wurden dann geblockt jeweils an zwei Vorshymittagen zu je 65 Stunden in folgenden Modulen vermittelt

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Frauenlaquo

Informationen uumlber Formen Ausmaszlig und Folgen von Gewalt gegen Frauen Dynamik von Gewaltbeziehungen und Phasen der Traumashytisierung Auswirkungen von gesellschaftshylichen Mythen Grundlagen des Opferschutzes weiterfuumlhrende Betreuungsangebote Arbeitsshyweise und Aufgaben des Frauennotrufes

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Kinderlaquo

Information zu Erscheinungsformen und Symptomen von Gewalt gegen Kinder interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit im Intershy

esse der betroffenen Kinder Aufgaben geshysetzlichen Grundlagen und Arbeitsweise des Jugendwohlfahrtstraumlgers

Modul raquoSpurensicherung und DNA-Analyselaquo

Informationen zur richtigen Abnahme von Spuren und Vorgehen bei einer spurenshykundlichen Untersuchung mit Verwendung des Spurensicherungs-Sets Information uumlber die Aufgaben und Zustaumlndigkeiten der Gerichtsmedizin Wien

Polizeiliche Arbeit und Grundlage der DNA-Analyse in Hinblick auf die Beweisshyfuumlhrung von kriminellen Delikten

Modul raquoRechtliche Informationenlaquo

Grundlagen des Sexualstrafrechts und Opferrechte im Strafverfahren Vorgehensshyweise der Behoumlrden bei Offizialdelikten der Ablauf von einer Anzeige bis zum Geshyrichtsverfahren Prozessbegleitung und Unterstuumltzung der Opfer durch Opfershyschutzeinrichtungen

Information uumlber die Bestimmungen des Gewaltschutzgesetzes die rechtlichen Maszlignahmen der Wegweisung und des Betretungsverbotes die Moumlglichkeiten der Polizei und Erfahrungen aus der Praxis

Rechtliche Grundlagen des Aumlrztegesetzes und Krankenanstaltengesetzes und einschlaumlshy

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

gige Dienstvorschriften Die juristische De-finition von Gewalt etwa von raquoschwererlaquooder raquoleichterlaquo Koumlrperverletzung

Modul raquoOpferschutzgruppen im Krankenhauslaquo

Die Entstehungsgeschichte die Aufgabenund Arbeitsweisen von OpferschutzgruppenDarstellung der entwickelten Standardsund krankenhausinternen Versorgungsab-laumlufe sowie Kooperationen mit extramura-len Einrichtungen

Modul Wiener Frauenhaumluser ndashSicherheit und Wendepunkt

Information uumlber die Geschichte die Auf-gaben Angebote und Arbeitsweisen dervier Wiener Frauenhaumluser mit dem ange-schlossenen Nachbetreuungshaus und derBeratungsstelle

Hinweis Dieser Fortbildungsinhalt wurdebei der Veranstaltung im AllgemeinenKrankenhaus als zusaumltzliches Modul auf-genommen

raquohellip dass man die richtigen Schritte setztlaquoStatement von Drin Heidrun Flores-GengerGynaumlkologische und Geburtshilfliche AbteilungSozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Aufmerksam-Machen auf die Problematik unddas Wecken der Bereitschaft zu helfen bei den Mit-arbeiterinnen und Mitarbeitern im Spital scheint mirdas Wichtigste zu sein das heiszligt die Informationworum es geht wie man sich verhaumllt und wie manden Opfern helfen kann welche Moumlglichkeiten esgibt Durch das bessere Wissen gibt es auch eine grouml-szligere Bereitschaft sich zu beteiligen die richtigenSchritte zu setzen Wir auf der Gynaumlkologie sind zumBeispiel immer wieder mit vergewaltigten Frauenkonfrontiert hier ist die richtige Spurensicherungwichtig das haben wir vorher nicht gewusst DasCurriculum war insgesamt sehr gut sehr kompaktund konzentriert Man koumlnnte vielleicht noch dasThema Genitalverstuumlmmelung bei Frauen andererKulturen mit einbeziehen das ist etwas womit mannicht jeden Tag zu tun hat Dinge von denen mannichts weiszlig erkennt man vielleicht nicht Das ist ins-besondere dann schwierig wenn Frauen nicht unse-re Sprache sprechenlaquo

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienPlakate

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienInfokarten

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienChecklisten

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

raquohellip groszlig ist der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigenlaquo Statement von Rektor UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Leiter Allgemeines Krankenhaus-Universitaumltskliniken

raquoAls Rektor der medizinischen Universitaumlt Wien beshygruumlszlige ich die Etablierung eines Curriculums rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo ganz besonders da Gewaltshyerfahrungen wie internationale Studien eindrucksshyvoll aufzeigen die Gesundheit der davon Betroffenen nachhaltig und maszliggeblich negativ beeinflussen koumlnnen und einen bis dato noch zu wenig beruumlckshysichtigten gesundheitlichen Risikofaktor darstellen Entsprechend groszlig ist daher der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigen In diesem Zusammenshyhang erscheinen mir insbesondere die Vortraumlge zu Gewaltschutzaktivitaumlten in Spitaumllern und jene Vortraumlge die sich mit der Dynamik von Gewaltshybeziehungen sowie Erscheinungsformen und langshyfristigen Folgen von Gewalterfahrungen befassen als besonders wichtig Der Nutzen dieser Fortbildungs-Veranstaltung fuumlr das im AKH taumltige Personal sollte dementsprechend groszlig sein Das in den Vortraumlgen vermittelte Wissen sollte um entsprechende FaumlhigkeitenFertigkeiten im Umgang mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder erweitert werden um eine adaumlquate und sensible Betreuung dieser oftshymals schwer traumatisierten Personengruppe sichershyzustellenlaquo

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

Einleitung

Fuumlr die Durchfuumlhrung des Curriculums hat sich die Existenz von Opferschutzshygruppen als aumluszligerst positiv erwiesen Derzeit gibt es in zwei Wiener Krankenshyhaumlusern (Wilhelminenspital und Sozial-medizinisches Zentrum Ost) Opferschutzshygruppen

Bericht der Opferschutzgruppe im Wilhelminenspital

Seit Herbst 1997 besteht im Wilhelminenshyspital eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe zum Schutz fuumlr Frauen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind Ziel des Projekts war es im Spital ein Angebot zu installieshyren das Frauen zugute kommt und ihnen umfassende Versorgung Unterstuumltzung und Information bieten soll Um dieses Ziel zu erreichen wurde eine Arbeitsshygruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Institutionen ins Leben gerufen mit dem Ziel die Organisation und die Einhaltung erarbeiteter Strukturen zu sichern ein Forum fuumlr den Austausch mit den MitshyarbeiterInnen zu bilden um Reflexion und Verbesserungen zu ermoumlglichen Das Modell funktioniert mittlerweile seit Mai 1998 im Regelbetrieb In dieser Zusammenarbeit ist es gelungen die komplementaumlren Beshyduumlrfnisse aller beteiligten Berufsgruppen und die Interessen dreier Institutionen (Unfallchirurgische Abteilung Fonds Soziales Wien 24-Stunden Frauennotruf der MA 57) zur Deckung zu bringen ohne

Kosten zu verursachen Synergien wurden optimal ausgeschoumlpft

raquoDIE SICHERHEIT DES GEWALTOPFERS STEHT FUumlR UNS IM VORDERGRUNDlaquo DGKP Friedrich Anger-Schmidt Leiter der Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals und DSA Josef Heindl Mitarbeiter der Opfershyschutzgruppe des Wilhelminenspitals

raquoFuumlr uns steht die Sicherheit des Gewaltopfers im Vordergrund Wenn eine Ruumlckkehr in die Wohnung ndash aus welchen Gruumlnden auch immer ndash nicht moumlglich ist besteht die Moumlglichkeit einer stationaumlren Aufnahme an unserer Abteilung oder einer Unterbringung in einem Frauenhaus In der Statistik ist ein klarer Anstieg bemerkshybar So haben wir im Jahre 1999 37 Faumllle registriert und 2004 85 Faumllle Im Halbjahr 2005 sind wir schon bei 54 Faumlllen so dass wir heuer mit uumlber 100 Betroffenen rechshynen Woran es liegt laumlsst sich nur spekushylieren Ich vermute dass es ein Mix aus mehr rsaquoGewaltbereitschaftlsaquo und mehr rsaquodruumlber reden Trauenlsaquo ist Mein Wunsch ist nach wie vor eine wienweite Institutioshynalisierung in anderen Unfallabteilungen und eine Vernetzung der Daten Mit dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost ist sicher schon ein Anfang gemachtlaquo (DGKP Friedrich Anger-Schmidt)

raquoDie Sozialarbeit im Wilhelminenspital funktioniert mit einem neuen Konzept als Prototyp einer sozialen Servicestelle mit garantierter Erreichbarkeit von 8 Uhr bis

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

15 Uhr fuumlr PatientInnen Angehoumlrige und auch Spitalspersonal Diese gute Erreichshybarkeit ermoumlglicht es der Sozialarbeit sich als integraler Bestandteil bei Proshygrammen die eine bestimmte PatientInnenshygruppe betreffen anzubieten Unser Projekt zeigt sehr deutlich wie sehr Gesundheit und Soziales ineinander vershywoben sind und Patientinnen dementshysprechend auch von unterschiedlichen Professionen begleitet werden sollen

Voraussetzung fuumlr das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit ist die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respekshytieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Das Personal an der Unfallchirurshygischen Abteilung hatte den Eindruck dass zunehmend Patientinnen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind im Spital erscheinen und die ausschlieszliglich medizinische und pflegerische Versorgung fuumlr diese Patienshytinnen nicht ausreichend sind Zudem ist der Zeitdruck besonders in der Ambulanz zu groszlig um auf die ganz persoumlnlichen Probleme der Patientinnen adaumlquat einshyzugehen und zu reagieren Kenntnisse in Gespraumlchsfuumlhrung und Beherrschen von Kriseninterventionstechniken sind sehr individuell und in unterschiedlicher Qualitaumlt vorhanden und die Hilflosigkeit der Patientinnen wird oft zur Belastung fuumlr das behandelnde Personal Mit der neuen Konzeption einer Servicestelle war die Sozialarbeit in der Lage schnell erreichbar zu sein und damit Krisenintershyvention unmittelbar im Anschluss an die medizinische Versorgung anbieten zu koumlnnen

Neben der umfassenden Krisenintershyvention fuumlr Patientinnen bietet die intershydisziplinaumlre Zusammenarbeit verbesserte Gefahreneinschaumltzung und Entscheidungsshyhilfe zur Frage der noumltigenfalls stationaumlshyren Aufnahme Unsere Dienstzeiten ershylaubten es nicht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung anzubieten Aus diesem Grund und auch um gesicherte fachliche Komshy

petenz zu gewaumlhrleisten bot sich die Einshybindung des 24-Stunden Frauennotrufs in dieses Projekt an

Eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Instishytutionen und Berufsgruppen wurde gebilshydet um die koordinierte Zusammenarbeit zu ermoumlglichen Die gewuumlnschten MitarshybeiterInnen sollten entsprechendes Intershyesse mitbringen uumlber hohe Akzeptanz in der eigenen Berufsgruppe verfuumlgen und fuumlr den Wissenstransfer innerhalb der Berufsgruppe verantwortlich sein

Um die weitere Zusammenarbeit und allshyfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen sicherzustellen wurden weitere Bespreshychungen in halbjaumlhrigen Abstaumlnden vershyeinbart beziehungsweise finden sie jetzt anlassbezogen statt Themenspezifische Fortbildungsveranstaltungen finden nach Anlass und Bedarf statt Regelmaumlszligige Fortbildungsveranstaltungen fuumlr TurnusshyaumlrztInnen sollen diese nicht nur befaumlhigen in ihrem Dienst unserem Standard gemaumlszlig zu handeln sondern ihnen auch in weitershyfuumlhrenden Taumltigkeiten hilfreiches Wissen seinlaquo (DSA Josef Heindl)

Kontakt Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals 1220 Wien Langobardenstraszlige 122

Bericht der Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

Die Projektarbeit der Gewaltschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost starshytete im Jahre 2002 Zu diesem Zweck wurshyden aus den Bereichen Unfallchirurgie Aufnahmestation Gynaumlkologie und Psychiashytrie Angestellte eingeladen mitzuarbeiten Die Projektmitglieder sollten einen Rahmen fuumlr das Thema Gewalt in der Familie ershyarbeiten bestehende Probleme aufzeigen und Loumlsungsvorschlaumlge erstellen die im Sinne von Opferschutz im Sozialmedizishynisches Zentrum Ost in der Praxis vershywertbar sein sollten Nach Abschluss der Projektarbeit im Herbst 2004 wurde die Gewaltschutzgruppe offiziell als raquoOpfershyschutzgruppelaquo im Sozialmedizinischen Zentrum Ost als fixe Einrichtung und Organisation des Hauses genehmigt

raquoGEWALT IST NICHT IN ORDNUNG GEWALT IST KEINE LOumlSUNGlaquo DGKS Margit Liebhart Leiterin der Opfershyschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

raquoEs stellt sich im Laufe meiner Arbeit mit den Betroffenen immer wieder heraus wie schwer es fuumlr die Beteiligten ist daruumlber zu reden Gewalt in der Familie ist ein aumluszligerst sensibler Bereich Mit rsaquoFremdenlsaquo daruumlber zu sprechen was tatsaumlchlich rsaquoSchlimmeslsaquo in den eigenen vier Waumlnden passiert faumlllt nicht leicht Es gilt eine enorme Hemmschwelle zu uumlberwinden vor allem fuumlr sich selbst denn niemand moumlchte sein rsaquoeigenes Nest beschmutzenlsaquo

Manchmal braucht es mehrere Besuche bei uns in der Unfallambulanz die anfaumlnglich als rsaquoAusrutscherlsaquo von den Opfern dargestellt und dementsprechend bagatellisiert werden

rsaquoGegen den Tuumlrstock gelaufenlsaquo rsaquodie Stiegen hinuntergefallenlsaquo rsaquogestolpertlsaquo

Vielleicht beim naumlchsten Mal rsaquoIch war ja selber schuld haumltte ich ihnsie nicht so gereiztlsaquo

rsaquoErsie ist eigentlich ein seelenguter Mensch und sonst eigentlich so lieblsaquo

Frau M kommt nun schon zum dritten Mal zu uns in die Unfallambulanz Ich habe rsaquozufaumllliglsaquo schon wieder Nachtdienst Es ist 215 Uhr Frau M wird mit der Rettung gebracht

Sie ist nur mit einem Morgenmantel gekleidet der blutdurchtraumlnkt ist Frau M hat am ganzen Koumlrper Biss- und Kratzshywunden Wir versorgen ihre Wunden fast zwei Stunden lang

Frau M hat sich mein Gesicht und auch meinen Namen gemerkt

Als sie das erste Mal in meinem Nachtshydienst als Patientin kam wurde sie vom Lebensgefaumlhrten gebracht Sie hatte am linken Bein eine klaffende Bisswunde Der Hund des Lebensgefaumlhrten haumltte beim Spielen zu Hause nicht das Bein von Frau M sondern einen Ball ergreifen wollen Frau M zittert bei ihrer Erzaumlhlung Sie haumllt meine Hand und wirkt fuumlr mich vershystoumlrt Zu verstoumlrt fuumlr einen rsaquoSpielunfall mit dem Hundlsaquo Sie ist leicht alkoholisiert nicht sehr gepflegt Mir faumlllt auf dass sie immer wieder zur Tuumlr schielt

Nach drei Monaten wird Frau M mit der Rettung zu uns gebracht Eine Nachshybarin hatte die Polizei gerufen weil sie den Hund sehr laut bellen und knurren und Frau M schreien houmlrte

Frau M ist wieder alkoholisiert sie weint Wir muumlssen ihre Wunden dieses Mal sind es mehrere wieder versorgen Dieses Mal spreche ich sie direkt an rsaquoFrau M ich habe das Gefuumlhl dass bei Ihnen zu Hause irgendetwas nicht so laumluft wie Sie es sich wuumlnschen Kann ich Ihnen irgendshywie helfen Moumlchten Sie mit mir daruumlber sprechen Wollen Sie mit jemand anderem sprechen Wissen Sie ich denke dass jeder Mensch ein Recht darauf hat sich wenigstens zu Hause in seinen eigenen Waumlnden sicher und geborgen zu fuumlhlenlsaquo Frau M weint und stammelt irgendetwas vor sich hin Ich houmlre nicht zu sprechen auf Ich erzaumlhle von Gesetzen von vielen anderen Menschen die betroffen sind von

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Opferschutzgruppen in der PraxisOpferschutzgruppen in der Praxis

familiaumlrer Gewalt davon dass wir in unserer heutigen Gesellschaft alle gemeinshysam daran arbeiten sollten daruumlber zu reden dass Gewalt keine Loumlsung ist Frau M hat schon lange erfasst dass sie Hilfe braucht um aus dieser Gewaltspirale herauszukommen Sie erzaumlhlt mir von Selbsthilfebuumlchern die sie gelesen hat Sie erzaumlhlt von ihren vielen Versuchen nicht nur vom Alkohol sondern auch von ihrem Umfeld loszukommen aber letztendlich meint sie rsaquoDer Hund wird immer so aggressiv wenn wir trinkenlsaquo Trotzdem gebe ich ihr eine Broschuumlre vom Frauenshynotruf mit Ich fuumllle ein Gewaltdatenblatt aus

Heute beim dritten rsaquoBesuchlsaquo von Frau M bei uns erzaumlhlt sie mir dass ihr Lebensshygefaumlhrte den Hund auf sie hetzt wenn er zornig auf sie ist Dieses Mal sei es ganz besonders schlimm gewesen Wir reden und reden und reden Heute moumlchte Frau M mit einem Psychiatereiner Psychiaterin spreshychen Frau M moumlchte mit dem Frauennotshyruf telefonieren Frau M sagt dass sie so nicht mehr leben will

Frau M tut das auch alles mit mir Sie umarmt mich ich spuumlre dass sie wieder einen Schritt weiter vorangekommen ist Frau M will wieder nach Hause fahren

Ich habe Frau M schon uumlber zwei Jahre nicht mehr als Patientin bei uns gesehen Auch meine KollegInnen haben Frau M nicht betreut

Ich hoffe sehr dass Frau M und viele andere rsaquoOpferlsaquo die uns in unserem Bereich begegnet sind ein Stuumlck weiter voranshygekommen sind Ich hoffe sehr dass es sich weiter herumspricht beim Einkauf beim Tratsch mit dem Nachbarder Nachbarin in der U-Bahn bei persoumlnshylichen Gespraumlchen zwischen Freunden und Freundinnen und in Familien Gewalt in der Familie ist nicht ok

Ich kann etwas dagegen tun und es gibt viele Menschen und Einrichtungen die bemuumlht sind einen Weg aufzuzeigen der herausfuumlhren kann aus dieser Gewaltshyspirale

Wir schauen nicht weg wir schauen genau hin Wir wollen kompetent sein in unserer Hilfestellung Wir wollen Kontakte knuumlpfen die noumltig sind Wir haben die Moumlglichkeit rsaquostopplsaquo zu sagen in der oumlffentlichen Instishytution Krankenhaus Denn die Opfer komshymen zu uns und wenn wir aufmerksam genug zuhoumlren und hinsehen sind wir vielleicht die ersten die zu ihnen sagen rsaquoGewalt ist nicht Ordnung Gewalt ist keishyne Loumlsunglsaquo Vielleicht ist das ein Anfang fuumlr das Ende von der Gewalt in einer Familielaquo (DGKS Margit Liebhart)

Kontakt Opferschutzgruppe Sozialmedizinisches Zentrum Ost 1160 Wien Montleartstraszlige 37

raquoEiner der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es

eine geschuumltzte Gespraumlchsshysituation zu schaffenlaquo

Statement von Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegedienstes Sozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Sozialmedizinisches Zentrum Ost war eines der ersten Krankenhaumluser die projekthaft das Curriculum erarbeitet und weiterentwickelt haben Die Erfahrungen mit dem Curriculum zeigen dass viele MitarbeiterInnen in fast allen Abteilungen neushygierig gemacht und zur Mitarbeit angeregt wurden Bei uns sind noch immer die rsaquoPioniere und Pionierinnenlsaquo am Werk die ihr Wissen an die neuen MitarbeiterInnen weitergeben Wichtig ist dass die MitarbeiterInnen um die Entstehung der Gewaltshyspirale Bescheid wissen Sie koumlnnen den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern so eine adaumlquate Information und Beratung anbieten Der von den ProjektmitarbeiterInnen der Opferschutzgruppe erarshybeitete Leitfaden sichert den standardisierten Einsatz in allen Bereichen des Krankenhauses und bietet Nachvollziehbarkeit Einer der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es eine geschuumltzte Geshyspraumlchssituation zu schaffen Die MitarbeiterInnen sind zudem umfassend uumlber die gesetzlichen Regelungen informiert Insgesamt hat das Curricushylum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo zu einer Steigerung der Qualitaumlt der Betreuung von Gewaltopfern aber auch zu einer Sensibilisierung und einer Erhoumlhung der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen beigetragen Im Namen der Kollegialen Fuumlhrung danke ich allen MitshyarbeiterInnen die durch ihr Engagement und Fachwissen diesem sensiblen Thema im Sinne der Nachhaltigkeit professionell begegnenlaquo

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

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Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 22: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

Die Fortbildungsinhalte im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo

Die Ergebnisse der Erhebung des Fessel-GfK Instituts fanden sowohl bei der inshyhaltlichen als auch bei der zeitlichen Geshystaltung des Curriculums Beruumlcksichtigung Es musste bei der Planung insbesondere auf die Rahmenbedingungen in einer Krankenanstalt hinsichtlich zeitlicher Lage der Veranstaltung Ruumlcksicht genomshymen werden um moumlglichst vielen MitarshybeiterInnen Gelegenheit zu einer Teilnahme zu geben Nach der Durchfuumlhrung des Curriculums an den Modellspitaumllern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital wurden organisatorische Aumlnderungen vorgenommen Die Inhalte wurden dann geblockt jeweils an zwei Vorshymittagen zu je 65 Stunden in folgenden Modulen vermittelt

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Frauenlaquo

Informationen uumlber Formen Ausmaszlig und Folgen von Gewalt gegen Frauen Dynamik von Gewaltbeziehungen und Phasen der Traumashytisierung Auswirkungen von gesellschaftshylichen Mythen Grundlagen des Opferschutzes weiterfuumlhrende Betreuungsangebote Arbeitsshyweise und Aufgaben des Frauennotrufes

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Kinderlaquo

Information zu Erscheinungsformen und Symptomen von Gewalt gegen Kinder interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit im Intershy

esse der betroffenen Kinder Aufgaben geshysetzlichen Grundlagen und Arbeitsweise des Jugendwohlfahrtstraumlgers

Modul raquoSpurensicherung und DNA-Analyselaquo

Informationen zur richtigen Abnahme von Spuren und Vorgehen bei einer spurenshykundlichen Untersuchung mit Verwendung des Spurensicherungs-Sets Information uumlber die Aufgaben und Zustaumlndigkeiten der Gerichtsmedizin Wien

Polizeiliche Arbeit und Grundlage der DNA-Analyse in Hinblick auf die Beweisshyfuumlhrung von kriminellen Delikten

Modul raquoRechtliche Informationenlaquo

Grundlagen des Sexualstrafrechts und Opferrechte im Strafverfahren Vorgehensshyweise der Behoumlrden bei Offizialdelikten der Ablauf von einer Anzeige bis zum Geshyrichtsverfahren Prozessbegleitung und Unterstuumltzung der Opfer durch Opfershyschutzeinrichtungen

Information uumlber die Bestimmungen des Gewaltschutzgesetzes die rechtlichen Maszlignahmen der Wegweisung und des Betretungsverbotes die Moumlglichkeiten der Polizei und Erfahrungen aus der Praxis

Rechtliche Grundlagen des Aumlrztegesetzes und Krankenanstaltengesetzes und einschlaumlshy

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

gige Dienstvorschriften Die juristische De-finition von Gewalt etwa von raquoschwererlaquooder raquoleichterlaquo Koumlrperverletzung

Modul raquoOpferschutzgruppen im Krankenhauslaquo

Die Entstehungsgeschichte die Aufgabenund Arbeitsweisen von OpferschutzgruppenDarstellung der entwickelten Standardsund krankenhausinternen Versorgungsab-laumlufe sowie Kooperationen mit extramura-len Einrichtungen

Modul Wiener Frauenhaumluser ndashSicherheit und Wendepunkt

Information uumlber die Geschichte die Auf-gaben Angebote und Arbeitsweisen dervier Wiener Frauenhaumluser mit dem ange-schlossenen Nachbetreuungshaus und derBeratungsstelle

Hinweis Dieser Fortbildungsinhalt wurdebei der Veranstaltung im AllgemeinenKrankenhaus als zusaumltzliches Modul auf-genommen

raquohellip dass man die richtigen Schritte setztlaquoStatement von Drin Heidrun Flores-GengerGynaumlkologische und Geburtshilfliche AbteilungSozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Aufmerksam-Machen auf die Problematik unddas Wecken der Bereitschaft zu helfen bei den Mit-arbeiterinnen und Mitarbeitern im Spital scheint mirdas Wichtigste zu sein das heiszligt die Informationworum es geht wie man sich verhaumllt und wie manden Opfern helfen kann welche Moumlglichkeiten esgibt Durch das bessere Wissen gibt es auch eine grouml-szligere Bereitschaft sich zu beteiligen die richtigenSchritte zu setzen Wir auf der Gynaumlkologie sind zumBeispiel immer wieder mit vergewaltigten Frauenkonfrontiert hier ist die richtige Spurensicherungwichtig das haben wir vorher nicht gewusst DasCurriculum war insgesamt sehr gut sehr kompaktund konzentriert Man koumlnnte vielleicht noch dasThema Genitalverstuumlmmelung bei Frauen andererKulturen mit einbeziehen das ist etwas womit mannicht jeden Tag zu tun hat Dinge von denen mannichts weiszlig erkennt man vielleicht nicht Das ist ins-besondere dann schwierig wenn Frauen nicht unse-re Sprache sprechenlaquo

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienPlakate

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienInfokarten

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienChecklisten

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

raquohellip groszlig ist der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigenlaquo Statement von Rektor UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Leiter Allgemeines Krankenhaus-Universitaumltskliniken

raquoAls Rektor der medizinischen Universitaumlt Wien beshygruumlszlige ich die Etablierung eines Curriculums rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo ganz besonders da Gewaltshyerfahrungen wie internationale Studien eindrucksshyvoll aufzeigen die Gesundheit der davon Betroffenen nachhaltig und maszliggeblich negativ beeinflussen koumlnnen und einen bis dato noch zu wenig beruumlckshysichtigten gesundheitlichen Risikofaktor darstellen Entsprechend groszlig ist daher der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigen In diesem Zusammenshyhang erscheinen mir insbesondere die Vortraumlge zu Gewaltschutzaktivitaumlten in Spitaumllern und jene Vortraumlge die sich mit der Dynamik von Gewaltshybeziehungen sowie Erscheinungsformen und langshyfristigen Folgen von Gewalterfahrungen befassen als besonders wichtig Der Nutzen dieser Fortbildungs-Veranstaltung fuumlr das im AKH taumltige Personal sollte dementsprechend groszlig sein Das in den Vortraumlgen vermittelte Wissen sollte um entsprechende FaumlhigkeitenFertigkeiten im Umgang mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder erweitert werden um eine adaumlquate und sensible Betreuung dieser oftshymals schwer traumatisierten Personengruppe sichershyzustellenlaquo

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

Einleitung

Fuumlr die Durchfuumlhrung des Curriculums hat sich die Existenz von Opferschutzshygruppen als aumluszligerst positiv erwiesen Derzeit gibt es in zwei Wiener Krankenshyhaumlusern (Wilhelminenspital und Sozial-medizinisches Zentrum Ost) Opferschutzshygruppen

Bericht der Opferschutzgruppe im Wilhelminenspital

Seit Herbst 1997 besteht im Wilhelminenshyspital eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe zum Schutz fuumlr Frauen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind Ziel des Projekts war es im Spital ein Angebot zu installieshyren das Frauen zugute kommt und ihnen umfassende Versorgung Unterstuumltzung und Information bieten soll Um dieses Ziel zu erreichen wurde eine Arbeitsshygruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Institutionen ins Leben gerufen mit dem Ziel die Organisation und die Einhaltung erarbeiteter Strukturen zu sichern ein Forum fuumlr den Austausch mit den MitshyarbeiterInnen zu bilden um Reflexion und Verbesserungen zu ermoumlglichen Das Modell funktioniert mittlerweile seit Mai 1998 im Regelbetrieb In dieser Zusammenarbeit ist es gelungen die komplementaumlren Beshyduumlrfnisse aller beteiligten Berufsgruppen und die Interessen dreier Institutionen (Unfallchirurgische Abteilung Fonds Soziales Wien 24-Stunden Frauennotruf der MA 57) zur Deckung zu bringen ohne

Kosten zu verursachen Synergien wurden optimal ausgeschoumlpft

raquoDIE SICHERHEIT DES GEWALTOPFERS STEHT FUumlR UNS IM VORDERGRUNDlaquo DGKP Friedrich Anger-Schmidt Leiter der Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals und DSA Josef Heindl Mitarbeiter der Opfershyschutzgruppe des Wilhelminenspitals

raquoFuumlr uns steht die Sicherheit des Gewaltopfers im Vordergrund Wenn eine Ruumlckkehr in die Wohnung ndash aus welchen Gruumlnden auch immer ndash nicht moumlglich ist besteht die Moumlglichkeit einer stationaumlren Aufnahme an unserer Abteilung oder einer Unterbringung in einem Frauenhaus In der Statistik ist ein klarer Anstieg bemerkshybar So haben wir im Jahre 1999 37 Faumllle registriert und 2004 85 Faumllle Im Halbjahr 2005 sind wir schon bei 54 Faumlllen so dass wir heuer mit uumlber 100 Betroffenen rechshynen Woran es liegt laumlsst sich nur spekushylieren Ich vermute dass es ein Mix aus mehr rsaquoGewaltbereitschaftlsaquo und mehr rsaquodruumlber reden Trauenlsaquo ist Mein Wunsch ist nach wie vor eine wienweite Institutioshynalisierung in anderen Unfallabteilungen und eine Vernetzung der Daten Mit dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost ist sicher schon ein Anfang gemachtlaquo (DGKP Friedrich Anger-Schmidt)

raquoDie Sozialarbeit im Wilhelminenspital funktioniert mit einem neuen Konzept als Prototyp einer sozialen Servicestelle mit garantierter Erreichbarkeit von 8 Uhr bis

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

15 Uhr fuumlr PatientInnen Angehoumlrige und auch Spitalspersonal Diese gute Erreichshybarkeit ermoumlglicht es der Sozialarbeit sich als integraler Bestandteil bei Proshygrammen die eine bestimmte PatientInnenshygruppe betreffen anzubieten Unser Projekt zeigt sehr deutlich wie sehr Gesundheit und Soziales ineinander vershywoben sind und Patientinnen dementshysprechend auch von unterschiedlichen Professionen begleitet werden sollen

Voraussetzung fuumlr das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit ist die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respekshytieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Das Personal an der Unfallchirurshygischen Abteilung hatte den Eindruck dass zunehmend Patientinnen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind im Spital erscheinen und die ausschlieszliglich medizinische und pflegerische Versorgung fuumlr diese Patienshytinnen nicht ausreichend sind Zudem ist der Zeitdruck besonders in der Ambulanz zu groszlig um auf die ganz persoumlnlichen Probleme der Patientinnen adaumlquat einshyzugehen und zu reagieren Kenntnisse in Gespraumlchsfuumlhrung und Beherrschen von Kriseninterventionstechniken sind sehr individuell und in unterschiedlicher Qualitaumlt vorhanden und die Hilflosigkeit der Patientinnen wird oft zur Belastung fuumlr das behandelnde Personal Mit der neuen Konzeption einer Servicestelle war die Sozialarbeit in der Lage schnell erreichbar zu sein und damit Krisenintershyvention unmittelbar im Anschluss an die medizinische Versorgung anbieten zu koumlnnen

Neben der umfassenden Krisenintershyvention fuumlr Patientinnen bietet die intershydisziplinaumlre Zusammenarbeit verbesserte Gefahreneinschaumltzung und Entscheidungsshyhilfe zur Frage der noumltigenfalls stationaumlshyren Aufnahme Unsere Dienstzeiten ershylaubten es nicht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung anzubieten Aus diesem Grund und auch um gesicherte fachliche Komshy

petenz zu gewaumlhrleisten bot sich die Einshybindung des 24-Stunden Frauennotrufs in dieses Projekt an

Eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Instishytutionen und Berufsgruppen wurde gebilshydet um die koordinierte Zusammenarbeit zu ermoumlglichen Die gewuumlnschten MitarshybeiterInnen sollten entsprechendes Intershyesse mitbringen uumlber hohe Akzeptanz in der eigenen Berufsgruppe verfuumlgen und fuumlr den Wissenstransfer innerhalb der Berufsgruppe verantwortlich sein

Um die weitere Zusammenarbeit und allshyfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen sicherzustellen wurden weitere Bespreshychungen in halbjaumlhrigen Abstaumlnden vershyeinbart beziehungsweise finden sie jetzt anlassbezogen statt Themenspezifische Fortbildungsveranstaltungen finden nach Anlass und Bedarf statt Regelmaumlszligige Fortbildungsveranstaltungen fuumlr TurnusshyaumlrztInnen sollen diese nicht nur befaumlhigen in ihrem Dienst unserem Standard gemaumlszlig zu handeln sondern ihnen auch in weitershyfuumlhrenden Taumltigkeiten hilfreiches Wissen seinlaquo (DSA Josef Heindl)

Kontakt Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals 1220 Wien Langobardenstraszlige 122

Bericht der Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

Die Projektarbeit der Gewaltschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost starshytete im Jahre 2002 Zu diesem Zweck wurshyden aus den Bereichen Unfallchirurgie Aufnahmestation Gynaumlkologie und Psychiashytrie Angestellte eingeladen mitzuarbeiten Die Projektmitglieder sollten einen Rahmen fuumlr das Thema Gewalt in der Familie ershyarbeiten bestehende Probleme aufzeigen und Loumlsungsvorschlaumlge erstellen die im Sinne von Opferschutz im Sozialmedizishynisches Zentrum Ost in der Praxis vershywertbar sein sollten Nach Abschluss der Projektarbeit im Herbst 2004 wurde die Gewaltschutzgruppe offiziell als raquoOpfershyschutzgruppelaquo im Sozialmedizinischen Zentrum Ost als fixe Einrichtung und Organisation des Hauses genehmigt

raquoGEWALT IST NICHT IN ORDNUNG GEWALT IST KEINE LOumlSUNGlaquo DGKS Margit Liebhart Leiterin der Opfershyschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

raquoEs stellt sich im Laufe meiner Arbeit mit den Betroffenen immer wieder heraus wie schwer es fuumlr die Beteiligten ist daruumlber zu reden Gewalt in der Familie ist ein aumluszligerst sensibler Bereich Mit rsaquoFremdenlsaquo daruumlber zu sprechen was tatsaumlchlich rsaquoSchlimmeslsaquo in den eigenen vier Waumlnden passiert faumlllt nicht leicht Es gilt eine enorme Hemmschwelle zu uumlberwinden vor allem fuumlr sich selbst denn niemand moumlchte sein rsaquoeigenes Nest beschmutzenlsaquo

Manchmal braucht es mehrere Besuche bei uns in der Unfallambulanz die anfaumlnglich als rsaquoAusrutscherlsaquo von den Opfern dargestellt und dementsprechend bagatellisiert werden

rsaquoGegen den Tuumlrstock gelaufenlsaquo rsaquodie Stiegen hinuntergefallenlsaquo rsaquogestolpertlsaquo

Vielleicht beim naumlchsten Mal rsaquoIch war ja selber schuld haumltte ich ihnsie nicht so gereiztlsaquo

rsaquoErsie ist eigentlich ein seelenguter Mensch und sonst eigentlich so lieblsaquo

Frau M kommt nun schon zum dritten Mal zu uns in die Unfallambulanz Ich habe rsaquozufaumllliglsaquo schon wieder Nachtdienst Es ist 215 Uhr Frau M wird mit der Rettung gebracht

Sie ist nur mit einem Morgenmantel gekleidet der blutdurchtraumlnkt ist Frau M hat am ganzen Koumlrper Biss- und Kratzshywunden Wir versorgen ihre Wunden fast zwei Stunden lang

Frau M hat sich mein Gesicht und auch meinen Namen gemerkt

Als sie das erste Mal in meinem Nachtshydienst als Patientin kam wurde sie vom Lebensgefaumlhrten gebracht Sie hatte am linken Bein eine klaffende Bisswunde Der Hund des Lebensgefaumlhrten haumltte beim Spielen zu Hause nicht das Bein von Frau M sondern einen Ball ergreifen wollen Frau M zittert bei ihrer Erzaumlhlung Sie haumllt meine Hand und wirkt fuumlr mich vershystoumlrt Zu verstoumlrt fuumlr einen rsaquoSpielunfall mit dem Hundlsaquo Sie ist leicht alkoholisiert nicht sehr gepflegt Mir faumlllt auf dass sie immer wieder zur Tuumlr schielt

Nach drei Monaten wird Frau M mit der Rettung zu uns gebracht Eine Nachshybarin hatte die Polizei gerufen weil sie den Hund sehr laut bellen und knurren und Frau M schreien houmlrte

Frau M ist wieder alkoholisiert sie weint Wir muumlssen ihre Wunden dieses Mal sind es mehrere wieder versorgen Dieses Mal spreche ich sie direkt an rsaquoFrau M ich habe das Gefuumlhl dass bei Ihnen zu Hause irgendetwas nicht so laumluft wie Sie es sich wuumlnschen Kann ich Ihnen irgendshywie helfen Moumlchten Sie mit mir daruumlber sprechen Wollen Sie mit jemand anderem sprechen Wissen Sie ich denke dass jeder Mensch ein Recht darauf hat sich wenigstens zu Hause in seinen eigenen Waumlnden sicher und geborgen zu fuumlhlenlsaquo Frau M weint und stammelt irgendetwas vor sich hin Ich houmlre nicht zu sprechen auf Ich erzaumlhle von Gesetzen von vielen anderen Menschen die betroffen sind von

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Opferschutzgruppen in der PraxisOpferschutzgruppen in der Praxis

familiaumlrer Gewalt davon dass wir in unserer heutigen Gesellschaft alle gemeinshysam daran arbeiten sollten daruumlber zu reden dass Gewalt keine Loumlsung ist Frau M hat schon lange erfasst dass sie Hilfe braucht um aus dieser Gewaltspirale herauszukommen Sie erzaumlhlt mir von Selbsthilfebuumlchern die sie gelesen hat Sie erzaumlhlt von ihren vielen Versuchen nicht nur vom Alkohol sondern auch von ihrem Umfeld loszukommen aber letztendlich meint sie rsaquoDer Hund wird immer so aggressiv wenn wir trinkenlsaquo Trotzdem gebe ich ihr eine Broschuumlre vom Frauenshynotruf mit Ich fuumllle ein Gewaltdatenblatt aus

Heute beim dritten rsaquoBesuchlsaquo von Frau M bei uns erzaumlhlt sie mir dass ihr Lebensshygefaumlhrte den Hund auf sie hetzt wenn er zornig auf sie ist Dieses Mal sei es ganz besonders schlimm gewesen Wir reden und reden und reden Heute moumlchte Frau M mit einem Psychiatereiner Psychiaterin spreshychen Frau M moumlchte mit dem Frauennotshyruf telefonieren Frau M sagt dass sie so nicht mehr leben will

Frau M tut das auch alles mit mir Sie umarmt mich ich spuumlre dass sie wieder einen Schritt weiter vorangekommen ist Frau M will wieder nach Hause fahren

Ich habe Frau M schon uumlber zwei Jahre nicht mehr als Patientin bei uns gesehen Auch meine KollegInnen haben Frau M nicht betreut

Ich hoffe sehr dass Frau M und viele andere rsaquoOpferlsaquo die uns in unserem Bereich begegnet sind ein Stuumlck weiter voranshygekommen sind Ich hoffe sehr dass es sich weiter herumspricht beim Einkauf beim Tratsch mit dem Nachbarder Nachbarin in der U-Bahn bei persoumlnshylichen Gespraumlchen zwischen Freunden und Freundinnen und in Familien Gewalt in der Familie ist nicht ok

Ich kann etwas dagegen tun und es gibt viele Menschen und Einrichtungen die bemuumlht sind einen Weg aufzuzeigen der herausfuumlhren kann aus dieser Gewaltshyspirale

Wir schauen nicht weg wir schauen genau hin Wir wollen kompetent sein in unserer Hilfestellung Wir wollen Kontakte knuumlpfen die noumltig sind Wir haben die Moumlglichkeit rsaquostopplsaquo zu sagen in der oumlffentlichen Instishytution Krankenhaus Denn die Opfer komshymen zu uns und wenn wir aufmerksam genug zuhoumlren und hinsehen sind wir vielleicht die ersten die zu ihnen sagen rsaquoGewalt ist nicht Ordnung Gewalt ist keishyne Loumlsunglsaquo Vielleicht ist das ein Anfang fuumlr das Ende von der Gewalt in einer Familielaquo (DGKS Margit Liebhart)

Kontakt Opferschutzgruppe Sozialmedizinisches Zentrum Ost 1160 Wien Montleartstraszlige 37

raquoEiner der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es

eine geschuumltzte Gespraumlchsshysituation zu schaffenlaquo

Statement von Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegedienstes Sozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Sozialmedizinisches Zentrum Ost war eines der ersten Krankenhaumluser die projekthaft das Curriculum erarbeitet und weiterentwickelt haben Die Erfahrungen mit dem Curriculum zeigen dass viele MitarbeiterInnen in fast allen Abteilungen neushygierig gemacht und zur Mitarbeit angeregt wurden Bei uns sind noch immer die rsaquoPioniere und Pionierinnenlsaquo am Werk die ihr Wissen an die neuen MitarbeiterInnen weitergeben Wichtig ist dass die MitarbeiterInnen um die Entstehung der Gewaltshyspirale Bescheid wissen Sie koumlnnen den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern so eine adaumlquate Information und Beratung anbieten Der von den ProjektmitarbeiterInnen der Opferschutzgruppe erarshybeitete Leitfaden sichert den standardisierten Einsatz in allen Bereichen des Krankenhauses und bietet Nachvollziehbarkeit Einer der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es eine geschuumltzte Geshyspraumlchssituation zu schaffen Die MitarbeiterInnen sind zudem umfassend uumlber die gesetzlichen Regelungen informiert Insgesamt hat das Curricushylum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo zu einer Steigerung der Qualitaumlt der Betreuung von Gewaltopfern aber auch zu einer Sensibilisierung und einer Erhoumlhung der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen beigetragen Im Namen der Kollegialen Fuumlhrung danke ich allen MitshyarbeiterInnen die durch ihr Engagement und Fachwissen diesem sensiblen Thema im Sinne der Nachhaltigkeit professionell begegnenlaquo

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

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Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 23: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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WISSENSVERMITTLUNG IM PROJEKT

Die Fortbildungsinhalte im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo

Die Ergebnisse der Erhebung des Fessel-GfK Instituts fanden sowohl bei der inshyhaltlichen als auch bei der zeitlichen Geshystaltung des Curriculums Beruumlcksichtigung Es musste bei der Planung insbesondere auf die Rahmenbedingungen in einer Krankenanstalt hinsichtlich zeitlicher Lage der Veranstaltung Ruumlcksicht genomshymen werden um moumlglichst vielen MitarshybeiterInnen Gelegenheit zu einer Teilnahme zu geben Nach der Durchfuumlhrung des Curriculums an den Modellspitaumllern Sozial-medizinisches Zentrum Ost und KaisershyFranz-Josef-Spital wurden organisatorische Aumlnderungen vorgenommen Die Inhalte wurden dann geblockt jeweils an zwei Vorshymittagen zu je 65 Stunden in folgenden Modulen vermittelt

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Frauenlaquo

Informationen uumlber Formen Ausmaszlig und Folgen von Gewalt gegen Frauen Dynamik von Gewaltbeziehungen und Phasen der Traumashytisierung Auswirkungen von gesellschaftshylichen Mythen Grundlagen des Opferschutzes weiterfuumlhrende Betreuungsangebote Arbeitsshyweise und Aufgaben des Frauennotrufes

Modul raquoSexuelle und koumlrperliche Gewalt gegen Kinderlaquo

Information zu Erscheinungsformen und Symptomen von Gewalt gegen Kinder interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit im Intershy

esse der betroffenen Kinder Aufgaben geshysetzlichen Grundlagen und Arbeitsweise des Jugendwohlfahrtstraumlgers

Modul raquoSpurensicherung und DNA-Analyselaquo

Informationen zur richtigen Abnahme von Spuren und Vorgehen bei einer spurenshykundlichen Untersuchung mit Verwendung des Spurensicherungs-Sets Information uumlber die Aufgaben und Zustaumlndigkeiten der Gerichtsmedizin Wien

Polizeiliche Arbeit und Grundlage der DNA-Analyse in Hinblick auf die Beweisshyfuumlhrung von kriminellen Delikten

Modul raquoRechtliche Informationenlaquo

Grundlagen des Sexualstrafrechts und Opferrechte im Strafverfahren Vorgehensshyweise der Behoumlrden bei Offizialdelikten der Ablauf von einer Anzeige bis zum Geshyrichtsverfahren Prozessbegleitung und Unterstuumltzung der Opfer durch Opfershyschutzeinrichtungen

Information uumlber die Bestimmungen des Gewaltschutzgesetzes die rechtlichen Maszlignahmen der Wegweisung und des Betretungsverbotes die Moumlglichkeiten der Polizei und Erfahrungen aus der Praxis

Rechtliche Grundlagen des Aumlrztegesetzes und Krankenanstaltengesetzes und einschlaumlshy

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

gige Dienstvorschriften Die juristische De-finition von Gewalt etwa von raquoschwererlaquooder raquoleichterlaquo Koumlrperverletzung

Modul raquoOpferschutzgruppen im Krankenhauslaquo

Die Entstehungsgeschichte die Aufgabenund Arbeitsweisen von OpferschutzgruppenDarstellung der entwickelten Standardsund krankenhausinternen Versorgungsab-laumlufe sowie Kooperationen mit extramura-len Einrichtungen

Modul Wiener Frauenhaumluser ndashSicherheit und Wendepunkt

Information uumlber die Geschichte die Auf-gaben Angebote und Arbeitsweisen dervier Wiener Frauenhaumluser mit dem ange-schlossenen Nachbetreuungshaus und derBeratungsstelle

Hinweis Dieser Fortbildungsinhalt wurdebei der Veranstaltung im AllgemeinenKrankenhaus als zusaumltzliches Modul auf-genommen

raquohellip dass man die richtigen Schritte setztlaquoStatement von Drin Heidrun Flores-GengerGynaumlkologische und Geburtshilfliche AbteilungSozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Aufmerksam-Machen auf die Problematik unddas Wecken der Bereitschaft zu helfen bei den Mit-arbeiterinnen und Mitarbeitern im Spital scheint mirdas Wichtigste zu sein das heiszligt die Informationworum es geht wie man sich verhaumllt und wie manden Opfern helfen kann welche Moumlglichkeiten esgibt Durch das bessere Wissen gibt es auch eine grouml-szligere Bereitschaft sich zu beteiligen die richtigenSchritte zu setzen Wir auf der Gynaumlkologie sind zumBeispiel immer wieder mit vergewaltigten Frauenkonfrontiert hier ist die richtige Spurensicherungwichtig das haben wir vorher nicht gewusst DasCurriculum war insgesamt sehr gut sehr kompaktund konzentriert Man koumlnnte vielleicht noch dasThema Genitalverstuumlmmelung bei Frauen andererKulturen mit einbeziehen das ist etwas womit mannicht jeden Tag zu tun hat Dinge von denen mannichts weiszlig erkennt man vielleicht nicht Das ist ins-besondere dann schwierig wenn Frauen nicht unse-re Sprache sprechenlaquo

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienPlakate

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienInfokarten

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienChecklisten

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

raquohellip groszlig ist der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigenlaquo Statement von Rektor UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Leiter Allgemeines Krankenhaus-Universitaumltskliniken

raquoAls Rektor der medizinischen Universitaumlt Wien beshygruumlszlige ich die Etablierung eines Curriculums rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo ganz besonders da Gewaltshyerfahrungen wie internationale Studien eindrucksshyvoll aufzeigen die Gesundheit der davon Betroffenen nachhaltig und maszliggeblich negativ beeinflussen koumlnnen und einen bis dato noch zu wenig beruumlckshysichtigten gesundheitlichen Risikofaktor darstellen Entsprechend groszlig ist daher der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigen In diesem Zusammenshyhang erscheinen mir insbesondere die Vortraumlge zu Gewaltschutzaktivitaumlten in Spitaumllern und jene Vortraumlge die sich mit der Dynamik von Gewaltshybeziehungen sowie Erscheinungsformen und langshyfristigen Folgen von Gewalterfahrungen befassen als besonders wichtig Der Nutzen dieser Fortbildungs-Veranstaltung fuumlr das im AKH taumltige Personal sollte dementsprechend groszlig sein Das in den Vortraumlgen vermittelte Wissen sollte um entsprechende FaumlhigkeitenFertigkeiten im Umgang mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder erweitert werden um eine adaumlquate und sensible Betreuung dieser oftshymals schwer traumatisierten Personengruppe sichershyzustellenlaquo

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

Einleitung

Fuumlr die Durchfuumlhrung des Curriculums hat sich die Existenz von Opferschutzshygruppen als aumluszligerst positiv erwiesen Derzeit gibt es in zwei Wiener Krankenshyhaumlusern (Wilhelminenspital und Sozial-medizinisches Zentrum Ost) Opferschutzshygruppen

Bericht der Opferschutzgruppe im Wilhelminenspital

Seit Herbst 1997 besteht im Wilhelminenshyspital eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe zum Schutz fuumlr Frauen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind Ziel des Projekts war es im Spital ein Angebot zu installieshyren das Frauen zugute kommt und ihnen umfassende Versorgung Unterstuumltzung und Information bieten soll Um dieses Ziel zu erreichen wurde eine Arbeitsshygruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Institutionen ins Leben gerufen mit dem Ziel die Organisation und die Einhaltung erarbeiteter Strukturen zu sichern ein Forum fuumlr den Austausch mit den MitshyarbeiterInnen zu bilden um Reflexion und Verbesserungen zu ermoumlglichen Das Modell funktioniert mittlerweile seit Mai 1998 im Regelbetrieb In dieser Zusammenarbeit ist es gelungen die komplementaumlren Beshyduumlrfnisse aller beteiligten Berufsgruppen und die Interessen dreier Institutionen (Unfallchirurgische Abteilung Fonds Soziales Wien 24-Stunden Frauennotruf der MA 57) zur Deckung zu bringen ohne

Kosten zu verursachen Synergien wurden optimal ausgeschoumlpft

raquoDIE SICHERHEIT DES GEWALTOPFERS STEHT FUumlR UNS IM VORDERGRUNDlaquo DGKP Friedrich Anger-Schmidt Leiter der Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals und DSA Josef Heindl Mitarbeiter der Opfershyschutzgruppe des Wilhelminenspitals

raquoFuumlr uns steht die Sicherheit des Gewaltopfers im Vordergrund Wenn eine Ruumlckkehr in die Wohnung ndash aus welchen Gruumlnden auch immer ndash nicht moumlglich ist besteht die Moumlglichkeit einer stationaumlren Aufnahme an unserer Abteilung oder einer Unterbringung in einem Frauenhaus In der Statistik ist ein klarer Anstieg bemerkshybar So haben wir im Jahre 1999 37 Faumllle registriert und 2004 85 Faumllle Im Halbjahr 2005 sind wir schon bei 54 Faumlllen so dass wir heuer mit uumlber 100 Betroffenen rechshynen Woran es liegt laumlsst sich nur spekushylieren Ich vermute dass es ein Mix aus mehr rsaquoGewaltbereitschaftlsaquo und mehr rsaquodruumlber reden Trauenlsaquo ist Mein Wunsch ist nach wie vor eine wienweite Institutioshynalisierung in anderen Unfallabteilungen und eine Vernetzung der Daten Mit dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost ist sicher schon ein Anfang gemachtlaquo (DGKP Friedrich Anger-Schmidt)

raquoDie Sozialarbeit im Wilhelminenspital funktioniert mit einem neuen Konzept als Prototyp einer sozialen Servicestelle mit garantierter Erreichbarkeit von 8 Uhr bis

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

15 Uhr fuumlr PatientInnen Angehoumlrige und auch Spitalspersonal Diese gute Erreichshybarkeit ermoumlglicht es der Sozialarbeit sich als integraler Bestandteil bei Proshygrammen die eine bestimmte PatientInnenshygruppe betreffen anzubieten Unser Projekt zeigt sehr deutlich wie sehr Gesundheit und Soziales ineinander vershywoben sind und Patientinnen dementshysprechend auch von unterschiedlichen Professionen begleitet werden sollen

Voraussetzung fuumlr das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit ist die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respekshytieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Das Personal an der Unfallchirurshygischen Abteilung hatte den Eindruck dass zunehmend Patientinnen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind im Spital erscheinen und die ausschlieszliglich medizinische und pflegerische Versorgung fuumlr diese Patienshytinnen nicht ausreichend sind Zudem ist der Zeitdruck besonders in der Ambulanz zu groszlig um auf die ganz persoumlnlichen Probleme der Patientinnen adaumlquat einshyzugehen und zu reagieren Kenntnisse in Gespraumlchsfuumlhrung und Beherrschen von Kriseninterventionstechniken sind sehr individuell und in unterschiedlicher Qualitaumlt vorhanden und die Hilflosigkeit der Patientinnen wird oft zur Belastung fuumlr das behandelnde Personal Mit der neuen Konzeption einer Servicestelle war die Sozialarbeit in der Lage schnell erreichbar zu sein und damit Krisenintershyvention unmittelbar im Anschluss an die medizinische Versorgung anbieten zu koumlnnen

Neben der umfassenden Krisenintershyvention fuumlr Patientinnen bietet die intershydisziplinaumlre Zusammenarbeit verbesserte Gefahreneinschaumltzung und Entscheidungsshyhilfe zur Frage der noumltigenfalls stationaumlshyren Aufnahme Unsere Dienstzeiten ershylaubten es nicht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung anzubieten Aus diesem Grund und auch um gesicherte fachliche Komshy

petenz zu gewaumlhrleisten bot sich die Einshybindung des 24-Stunden Frauennotrufs in dieses Projekt an

Eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Instishytutionen und Berufsgruppen wurde gebilshydet um die koordinierte Zusammenarbeit zu ermoumlglichen Die gewuumlnschten MitarshybeiterInnen sollten entsprechendes Intershyesse mitbringen uumlber hohe Akzeptanz in der eigenen Berufsgruppe verfuumlgen und fuumlr den Wissenstransfer innerhalb der Berufsgruppe verantwortlich sein

Um die weitere Zusammenarbeit und allshyfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen sicherzustellen wurden weitere Bespreshychungen in halbjaumlhrigen Abstaumlnden vershyeinbart beziehungsweise finden sie jetzt anlassbezogen statt Themenspezifische Fortbildungsveranstaltungen finden nach Anlass und Bedarf statt Regelmaumlszligige Fortbildungsveranstaltungen fuumlr TurnusshyaumlrztInnen sollen diese nicht nur befaumlhigen in ihrem Dienst unserem Standard gemaumlszlig zu handeln sondern ihnen auch in weitershyfuumlhrenden Taumltigkeiten hilfreiches Wissen seinlaquo (DSA Josef Heindl)

Kontakt Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals 1220 Wien Langobardenstraszlige 122

Bericht der Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

Die Projektarbeit der Gewaltschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost starshytete im Jahre 2002 Zu diesem Zweck wurshyden aus den Bereichen Unfallchirurgie Aufnahmestation Gynaumlkologie und Psychiashytrie Angestellte eingeladen mitzuarbeiten Die Projektmitglieder sollten einen Rahmen fuumlr das Thema Gewalt in der Familie ershyarbeiten bestehende Probleme aufzeigen und Loumlsungsvorschlaumlge erstellen die im Sinne von Opferschutz im Sozialmedizishynisches Zentrum Ost in der Praxis vershywertbar sein sollten Nach Abschluss der Projektarbeit im Herbst 2004 wurde die Gewaltschutzgruppe offiziell als raquoOpfershyschutzgruppelaquo im Sozialmedizinischen Zentrum Ost als fixe Einrichtung und Organisation des Hauses genehmigt

raquoGEWALT IST NICHT IN ORDNUNG GEWALT IST KEINE LOumlSUNGlaquo DGKS Margit Liebhart Leiterin der Opfershyschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

raquoEs stellt sich im Laufe meiner Arbeit mit den Betroffenen immer wieder heraus wie schwer es fuumlr die Beteiligten ist daruumlber zu reden Gewalt in der Familie ist ein aumluszligerst sensibler Bereich Mit rsaquoFremdenlsaquo daruumlber zu sprechen was tatsaumlchlich rsaquoSchlimmeslsaquo in den eigenen vier Waumlnden passiert faumlllt nicht leicht Es gilt eine enorme Hemmschwelle zu uumlberwinden vor allem fuumlr sich selbst denn niemand moumlchte sein rsaquoeigenes Nest beschmutzenlsaquo

Manchmal braucht es mehrere Besuche bei uns in der Unfallambulanz die anfaumlnglich als rsaquoAusrutscherlsaquo von den Opfern dargestellt und dementsprechend bagatellisiert werden

rsaquoGegen den Tuumlrstock gelaufenlsaquo rsaquodie Stiegen hinuntergefallenlsaquo rsaquogestolpertlsaquo

Vielleicht beim naumlchsten Mal rsaquoIch war ja selber schuld haumltte ich ihnsie nicht so gereiztlsaquo

rsaquoErsie ist eigentlich ein seelenguter Mensch und sonst eigentlich so lieblsaquo

Frau M kommt nun schon zum dritten Mal zu uns in die Unfallambulanz Ich habe rsaquozufaumllliglsaquo schon wieder Nachtdienst Es ist 215 Uhr Frau M wird mit der Rettung gebracht

Sie ist nur mit einem Morgenmantel gekleidet der blutdurchtraumlnkt ist Frau M hat am ganzen Koumlrper Biss- und Kratzshywunden Wir versorgen ihre Wunden fast zwei Stunden lang

Frau M hat sich mein Gesicht und auch meinen Namen gemerkt

Als sie das erste Mal in meinem Nachtshydienst als Patientin kam wurde sie vom Lebensgefaumlhrten gebracht Sie hatte am linken Bein eine klaffende Bisswunde Der Hund des Lebensgefaumlhrten haumltte beim Spielen zu Hause nicht das Bein von Frau M sondern einen Ball ergreifen wollen Frau M zittert bei ihrer Erzaumlhlung Sie haumllt meine Hand und wirkt fuumlr mich vershystoumlrt Zu verstoumlrt fuumlr einen rsaquoSpielunfall mit dem Hundlsaquo Sie ist leicht alkoholisiert nicht sehr gepflegt Mir faumlllt auf dass sie immer wieder zur Tuumlr schielt

Nach drei Monaten wird Frau M mit der Rettung zu uns gebracht Eine Nachshybarin hatte die Polizei gerufen weil sie den Hund sehr laut bellen und knurren und Frau M schreien houmlrte

Frau M ist wieder alkoholisiert sie weint Wir muumlssen ihre Wunden dieses Mal sind es mehrere wieder versorgen Dieses Mal spreche ich sie direkt an rsaquoFrau M ich habe das Gefuumlhl dass bei Ihnen zu Hause irgendetwas nicht so laumluft wie Sie es sich wuumlnschen Kann ich Ihnen irgendshywie helfen Moumlchten Sie mit mir daruumlber sprechen Wollen Sie mit jemand anderem sprechen Wissen Sie ich denke dass jeder Mensch ein Recht darauf hat sich wenigstens zu Hause in seinen eigenen Waumlnden sicher und geborgen zu fuumlhlenlsaquo Frau M weint und stammelt irgendetwas vor sich hin Ich houmlre nicht zu sprechen auf Ich erzaumlhle von Gesetzen von vielen anderen Menschen die betroffen sind von

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Opferschutzgruppen in der PraxisOpferschutzgruppen in der Praxis

familiaumlrer Gewalt davon dass wir in unserer heutigen Gesellschaft alle gemeinshysam daran arbeiten sollten daruumlber zu reden dass Gewalt keine Loumlsung ist Frau M hat schon lange erfasst dass sie Hilfe braucht um aus dieser Gewaltspirale herauszukommen Sie erzaumlhlt mir von Selbsthilfebuumlchern die sie gelesen hat Sie erzaumlhlt von ihren vielen Versuchen nicht nur vom Alkohol sondern auch von ihrem Umfeld loszukommen aber letztendlich meint sie rsaquoDer Hund wird immer so aggressiv wenn wir trinkenlsaquo Trotzdem gebe ich ihr eine Broschuumlre vom Frauenshynotruf mit Ich fuumllle ein Gewaltdatenblatt aus

Heute beim dritten rsaquoBesuchlsaquo von Frau M bei uns erzaumlhlt sie mir dass ihr Lebensshygefaumlhrte den Hund auf sie hetzt wenn er zornig auf sie ist Dieses Mal sei es ganz besonders schlimm gewesen Wir reden und reden und reden Heute moumlchte Frau M mit einem Psychiatereiner Psychiaterin spreshychen Frau M moumlchte mit dem Frauennotshyruf telefonieren Frau M sagt dass sie so nicht mehr leben will

Frau M tut das auch alles mit mir Sie umarmt mich ich spuumlre dass sie wieder einen Schritt weiter vorangekommen ist Frau M will wieder nach Hause fahren

Ich habe Frau M schon uumlber zwei Jahre nicht mehr als Patientin bei uns gesehen Auch meine KollegInnen haben Frau M nicht betreut

Ich hoffe sehr dass Frau M und viele andere rsaquoOpferlsaquo die uns in unserem Bereich begegnet sind ein Stuumlck weiter voranshygekommen sind Ich hoffe sehr dass es sich weiter herumspricht beim Einkauf beim Tratsch mit dem Nachbarder Nachbarin in der U-Bahn bei persoumlnshylichen Gespraumlchen zwischen Freunden und Freundinnen und in Familien Gewalt in der Familie ist nicht ok

Ich kann etwas dagegen tun und es gibt viele Menschen und Einrichtungen die bemuumlht sind einen Weg aufzuzeigen der herausfuumlhren kann aus dieser Gewaltshyspirale

Wir schauen nicht weg wir schauen genau hin Wir wollen kompetent sein in unserer Hilfestellung Wir wollen Kontakte knuumlpfen die noumltig sind Wir haben die Moumlglichkeit rsaquostopplsaquo zu sagen in der oumlffentlichen Instishytution Krankenhaus Denn die Opfer komshymen zu uns und wenn wir aufmerksam genug zuhoumlren und hinsehen sind wir vielleicht die ersten die zu ihnen sagen rsaquoGewalt ist nicht Ordnung Gewalt ist keishyne Loumlsunglsaquo Vielleicht ist das ein Anfang fuumlr das Ende von der Gewalt in einer Familielaquo (DGKS Margit Liebhart)

Kontakt Opferschutzgruppe Sozialmedizinisches Zentrum Ost 1160 Wien Montleartstraszlige 37

raquoEiner der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es

eine geschuumltzte Gespraumlchsshysituation zu schaffenlaquo

Statement von Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegedienstes Sozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Sozialmedizinisches Zentrum Ost war eines der ersten Krankenhaumluser die projekthaft das Curriculum erarbeitet und weiterentwickelt haben Die Erfahrungen mit dem Curriculum zeigen dass viele MitarbeiterInnen in fast allen Abteilungen neushygierig gemacht und zur Mitarbeit angeregt wurden Bei uns sind noch immer die rsaquoPioniere und Pionierinnenlsaquo am Werk die ihr Wissen an die neuen MitarbeiterInnen weitergeben Wichtig ist dass die MitarbeiterInnen um die Entstehung der Gewaltshyspirale Bescheid wissen Sie koumlnnen den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern so eine adaumlquate Information und Beratung anbieten Der von den ProjektmitarbeiterInnen der Opferschutzgruppe erarshybeitete Leitfaden sichert den standardisierten Einsatz in allen Bereichen des Krankenhauses und bietet Nachvollziehbarkeit Einer der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es eine geschuumltzte Geshyspraumlchssituation zu schaffen Die MitarbeiterInnen sind zudem umfassend uumlber die gesetzlichen Regelungen informiert Insgesamt hat das Curricushylum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo zu einer Steigerung der Qualitaumlt der Betreuung von Gewaltopfern aber auch zu einer Sensibilisierung und einer Erhoumlhung der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen beigetragen Im Namen der Kollegialen Fuumlhrung danke ich allen MitshyarbeiterInnen die durch ihr Engagement und Fachwissen diesem sensiblen Thema im Sinne der Nachhaltigkeit professionell begegnenlaquo

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

73 72

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

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Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 24: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

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Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

gige Dienstvorschriften Die juristische De-finition von Gewalt etwa von raquoschwererlaquooder raquoleichterlaquo Koumlrperverletzung

Modul raquoOpferschutzgruppen im Krankenhauslaquo

Die Entstehungsgeschichte die Aufgabenund Arbeitsweisen von OpferschutzgruppenDarstellung der entwickelten Standardsund krankenhausinternen Versorgungsab-laumlufe sowie Kooperationen mit extramura-len Einrichtungen

Modul Wiener Frauenhaumluser ndashSicherheit und Wendepunkt

Information uumlber die Geschichte die Auf-gaben Angebote und Arbeitsweisen dervier Wiener Frauenhaumluser mit dem ange-schlossenen Nachbetreuungshaus und derBeratungsstelle

Hinweis Dieser Fortbildungsinhalt wurdebei der Veranstaltung im AllgemeinenKrankenhaus als zusaumltzliches Modul auf-genommen

raquohellip dass man die richtigen Schritte setztlaquoStatement von Drin Heidrun Flores-GengerGynaumlkologische und Geburtshilfliche AbteilungSozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Aufmerksam-Machen auf die Problematik unddas Wecken der Bereitschaft zu helfen bei den Mit-arbeiterinnen und Mitarbeitern im Spital scheint mirdas Wichtigste zu sein das heiszligt die Informationworum es geht wie man sich verhaumllt und wie manden Opfern helfen kann welche Moumlglichkeiten esgibt Durch das bessere Wissen gibt es auch eine grouml-szligere Bereitschaft sich zu beteiligen die richtigenSchritte zu setzen Wir auf der Gynaumlkologie sind zumBeispiel immer wieder mit vergewaltigten Frauenkonfrontiert hier ist die richtige Spurensicherungwichtig das haben wir vorher nicht gewusst DasCurriculum war insgesamt sehr gut sehr kompaktund konzentriert Man koumlnnte vielleicht noch dasThema Genitalverstuumlmmelung bei Frauen andererKulturen mit einbeziehen das ist etwas womit mannicht jeden Tag zu tun hat Dinge von denen mannichts weiszlig erkennt man vielleicht nicht Das ist ins-besondere dann schwierig wenn Frauen nicht unse-re Sprache sprechenlaquo

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienPlakate

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienInfokarten

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienChecklisten

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

raquohellip groszlig ist der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigenlaquo Statement von Rektor UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Leiter Allgemeines Krankenhaus-Universitaumltskliniken

raquoAls Rektor der medizinischen Universitaumlt Wien beshygruumlszlige ich die Etablierung eines Curriculums rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo ganz besonders da Gewaltshyerfahrungen wie internationale Studien eindrucksshyvoll aufzeigen die Gesundheit der davon Betroffenen nachhaltig und maszliggeblich negativ beeinflussen koumlnnen und einen bis dato noch zu wenig beruumlckshysichtigten gesundheitlichen Risikofaktor darstellen Entsprechend groszlig ist daher der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigen In diesem Zusammenshyhang erscheinen mir insbesondere die Vortraumlge zu Gewaltschutzaktivitaumlten in Spitaumllern und jene Vortraumlge die sich mit der Dynamik von Gewaltshybeziehungen sowie Erscheinungsformen und langshyfristigen Folgen von Gewalterfahrungen befassen als besonders wichtig Der Nutzen dieser Fortbildungs-Veranstaltung fuumlr das im AKH taumltige Personal sollte dementsprechend groszlig sein Das in den Vortraumlgen vermittelte Wissen sollte um entsprechende FaumlhigkeitenFertigkeiten im Umgang mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder erweitert werden um eine adaumlquate und sensible Betreuung dieser oftshymals schwer traumatisierten Personengruppe sichershyzustellenlaquo

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

Einleitung

Fuumlr die Durchfuumlhrung des Curriculums hat sich die Existenz von Opferschutzshygruppen als aumluszligerst positiv erwiesen Derzeit gibt es in zwei Wiener Krankenshyhaumlusern (Wilhelminenspital und Sozial-medizinisches Zentrum Ost) Opferschutzshygruppen

Bericht der Opferschutzgruppe im Wilhelminenspital

Seit Herbst 1997 besteht im Wilhelminenshyspital eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe zum Schutz fuumlr Frauen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind Ziel des Projekts war es im Spital ein Angebot zu installieshyren das Frauen zugute kommt und ihnen umfassende Versorgung Unterstuumltzung und Information bieten soll Um dieses Ziel zu erreichen wurde eine Arbeitsshygruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Institutionen ins Leben gerufen mit dem Ziel die Organisation und die Einhaltung erarbeiteter Strukturen zu sichern ein Forum fuumlr den Austausch mit den MitshyarbeiterInnen zu bilden um Reflexion und Verbesserungen zu ermoumlglichen Das Modell funktioniert mittlerweile seit Mai 1998 im Regelbetrieb In dieser Zusammenarbeit ist es gelungen die komplementaumlren Beshyduumlrfnisse aller beteiligten Berufsgruppen und die Interessen dreier Institutionen (Unfallchirurgische Abteilung Fonds Soziales Wien 24-Stunden Frauennotruf der MA 57) zur Deckung zu bringen ohne

Kosten zu verursachen Synergien wurden optimal ausgeschoumlpft

raquoDIE SICHERHEIT DES GEWALTOPFERS STEHT FUumlR UNS IM VORDERGRUNDlaquo DGKP Friedrich Anger-Schmidt Leiter der Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals und DSA Josef Heindl Mitarbeiter der Opfershyschutzgruppe des Wilhelminenspitals

raquoFuumlr uns steht die Sicherheit des Gewaltopfers im Vordergrund Wenn eine Ruumlckkehr in die Wohnung ndash aus welchen Gruumlnden auch immer ndash nicht moumlglich ist besteht die Moumlglichkeit einer stationaumlren Aufnahme an unserer Abteilung oder einer Unterbringung in einem Frauenhaus In der Statistik ist ein klarer Anstieg bemerkshybar So haben wir im Jahre 1999 37 Faumllle registriert und 2004 85 Faumllle Im Halbjahr 2005 sind wir schon bei 54 Faumlllen so dass wir heuer mit uumlber 100 Betroffenen rechshynen Woran es liegt laumlsst sich nur spekushylieren Ich vermute dass es ein Mix aus mehr rsaquoGewaltbereitschaftlsaquo und mehr rsaquodruumlber reden Trauenlsaquo ist Mein Wunsch ist nach wie vor eine wienweite Institutioshynalisierung in anderen Unfallabteilungen und eine Vernetzung der Daten Mit dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost ist sicher schon ein Anfang gemachtlaquo (DGKP Friedrich Anger-Schmidt)

raquoDie Sozialarbeit im Wilhelminenspital funktioniert mit einem neuen Konzept als Prototyp einer sozialen Servicestelle mit garantierter Erreichbarkeit von 8 Uhr bis

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

15 Uhr fuumlr PatientInnen Angehoumlrige und auch Spitalspersonal Diese gute Erreichshybarkeit ermoumlglicht es der Sozialarbeit sich als integraler Bestandteil bei Proshygrammen die eine bestimmte PatientInnenshygruppe betreffen anzubieten Unser Projekt zeigt sehr deutlich wie sehr Gesundheit und Soziales ineinander vershywoben sind und Patientinnen dementshysprechend auch von unterschiedlichen Professionen begleitet werden sollen

Voraussetzung fuumlr das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit ist die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respekshytieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Das Personal an der Unfallchirurshygischen Abteilung hatte den Eindruck dass zunehmend Patientinnen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind im Spital erscheinen und die ausschlieszliglich medizinische und pflegerische Versorgung fuumlr diese Patienshytinnen nicht ausreichend sind Zudem ist der Zeitdruck besonders in der Ambulanz zu groszlig um auf die ganz persoumlnlichen Probleme der Patientinnen adaumlquat einshyzugehen und zu reagieren Kenntnisse in Gespraumlchsfuumlhrung und Beherrschen von Kriseninterventionstechniken sind sehr individuell und in unterschiedlicher Qualitaumlt vorhanden und die Hilflosigkeit der Patientinnen wird oft zur Belastung fuumlr das behandelnde Personal Mit der neuen Konzeption einer Servicestelle war die Sozialarbeit in der Lage schnell erreichbar zu sein und damit Krisenintershyvention unmittelbar im Anschluss an die medizinische Versorgung anbieten zu koumlnnen

Neben der umfassenden Krisenintershyvention fuumlr Patientinnen bietet die intershydisziplinaumlre Zusammenarbeit verbesserte Gefahreneinschaumltzung und Entscheidungsshyhilfe zur Frage der noumltigenfalls stationaumlshyren Aufnahme Unsere Dienstzeiten ershylaubten es nicht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung anzubieten Aus diesem Grund und auch um gesicherte fachliche Komshy

petenz zu gewaumlhrleisten bot sich die Einshybindung des 24-Stunden Frauennotrufs in dieses Projekt an

Eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Instishytutionen und Berufsgruppen wurde gebilshydet um die koordinierte Zusammenarbeit zu ermoumlglichen Die gewuumlnschten MitarshybeiterInnen sollten entsprechendes Intershyesse mitbringen uumlber hohe Akzeptanz in der eigenen Berufsgruppe verfuumlgen und fuumlr den Wissenstransfer innerhalb der Berufsgruppe verantwortlich sein

Um die weitere Zusammenarbeit und allshyfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen sicherzustellen wurden weitere Bespreshychungen in halbjaumlhrigen Abstaumlnden vershyeinbart beziehungsweise finden sie jetzt anlassbezogen statt Themenspezifische Fortbildungsveranstaltungen finden nach Anlass und Bedarf statt Regelmaumlszligige Fortbildungsveranstaltungen fuumlr TurnusshyaumlrztInnen sollen diese nicht nur befaumlhigen in ihrem Dienst unserem Standard gemaumlszlig zu handeln sondern ihnen auch in weitershyfuumlhrenden Taumltigkeiten hilfreiches Wissen seinlaquo (DSA Josef Heindl)

Kontakt Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals 1220 Wien Langobardenstraszlige 122

Bericht der Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

Die Projektarbeit der Gewaltschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost starshytete im Jahre 2002 Zu diesem Zweck wurshyden aus den Bereichen Unfallchirurgie Aufnahmestation Gynaumlkologie und Psychiashytrie Angestellte eingeladen mitzuarbeiten Die Projektmitglieder sollten einen Rahmen fuumlr das Thema Gewalt in der Familie ershyarbeiten bestehende Probleme aufzeigen und Loumlsungsvorschlaumlge erstellen die im Sinne von Opferschutz im Sozialmedizishynisches Zentrum Ost in der Praxis vershywertbar sein sollten Nach Abschluss der Projektarbeit im Herbst 2004 wurde die Gewaltschutzgruppe offiziell als raquoOpfershyschutzgruppelaquo im Sozialmedizinischen Zentrum Ost als fixe Einrichtung und Organisation des Hauses genehmigt

raquoGEWALT IST NICHT IN ORDNUNG GEWALT IST KEINE LOumlSUNGlaquo DGKS Margit Liebhart Leiterin der Opfershyschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

raquoEs stellt sich im Laufe meiner Arbeit mit den Betroffenen immer wieder heraus wie schwer es fuumlr die Beteiligten ist daruumlber zu reden Gewalt in der Familie ist ein aumluszligerst sensibler Bereich Mit rsaquoFremdenlsaquo daruumlber zu sprechen was tatsaumlchlich rsaquoSchlimmeslsaquo in den eigenen vier Waumlnden passiert faumlllt nicht leicht Es gilt eine enorme Hemmschwelle zu uumlberwinden vor allem fuumlr sich selbst denn niemand moumlchte sein rsaquoeigenes Nest beschmutzenlsaquo

Manchmal braucht es mehrere Besuche bei uns in der Unfallambulanz die anfaumlnglich als rsaquoAusrutscherlsaquo von den Opfern dargestellt und dementsprechend bagatellisiert werden

rsaquoGegen den Tuumlrstock gelaufenlsaquo rsaquodie Stiegen hinuntergefallenlsaquo rsaquogestolpertlsaquo

Vielleicht beim naumlchsten Mal rsaquoIch war ja selber schuld haumltte ich ihnsie nicht so gereiztlsaquo

rsaquoErsie ist eigentlich ein seelenguter Mensch und sonst eigentlich so lieblsaquo

Frau M kommt nun schon zum dritten Mal zu uns in die Unfallambulanz Ich habe rsaquozufaumllliglsaquo schon wieder Nachtdienst Es ist 215 Uhr Frau M wird mit der Rettung gebracht

Sie ist nur mit einem Morgenmantel gekleidet der blutdurchtraumlnkt ist Frau M hat am ganzen Koumlrper Biss- und Kratzshywunden Wir versorgen ihre Wunden fast zwei Stunden lang

Frau M hat sich mein Gesicht und auch meinen Namen gemerkt

Als sie das erste Mal in meinem Nachtshydienst als Patientin kam wurde sie vom Lebensgefaumlhrten gebracht Sie hatte am linken Bein eine klaffende Bisswunde Der Hund des Lebensgefaumlhrten haumltte beim Spielen zu Hause nicht das Bein von Frau M sondern einen Ball ergreifen wollen Frau M zittert bei ihrer Erzaumlhlung Sie haumllt meine Hand und wirkt fuumlr mich vershystoumlrt Zu verstoumlrt fuumlr einen rsaquoSpielunfall mit dem Hundlsaquo Sie ist leicht alkoholisiert nicht sehr gepflegt Mir faumlllt auf dass sie immer wieder zur Tuumlr schielt

Nach drei Monaten wird Frau M mit der Rettung zu uns gebracht Eine Nachshybarin hatte die Polizei gerufen weil sie den Hund sehr laut bellen und knurren und Frau M schreien houmlrte

Frau M ist wieder alkoholisiert sie weint Wir muumlssen ihre Wunden dieses Mal sind es mehrere wieder versorgen Dieses Mal spreche ich sie direkt an rsaquoFrau M ich habe das Gefuumlhl dass bei Ihnen zu Hause irgendetwas nicht so laumluft wie Sie es sich wuumlnschen Kann ich Ihnen irgendshywie helfen Moumlchten Sie mit mir daruumlber sprechen Wollen Sie mit jemand anderem sprechen Wissen Sie ich denke dass jeder Mensch ein Recht darauf hat sich wenigstens zu Hause in seinen eigenen Waumlnden sicher und geborgen zu fuumlhlenlsaquo Frau M weint und stammelt irgendetwas vor sich hin Ich houmlre nicht zu sprechen auf Ich erzaumlhle von Gesetzen von vielen anderen Menschen die betroffen sind von

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Opferschutzgruppen in der PraxisOpferschutzgruppen in der Praxis

familiaumlrer Gewalt davon dass wir in unserer heutigen Gesellschaft alle gemeinshysam daran arbeiten sollten daruumlber zu reden dass Gewalt keine Loumlsung ist Frau M hat schon lange erfasst dass sie Hilfe braucht um aus dieser Gewaltspirale herauszukommen Sie erzaumlhlt mir von Selbsthilfebuumlchern die sie gelesen hat Sie erzaumlhlt von ihren vielen Versuchen nicht nur vom Alkohol sondern auch von ihrem Umfeld loszukommen aber letztendlich meint sie rsaquoDer Hund wird immer so aggressiv wenn wir trinkenlsaquo Trotzdem gebe ich ihr eine Broschuumlre vom Frauenshynotruf mit Ich fuumllle ein Gewaltdatenblatt aus

Heute beim dritten rsaquoBesuchlsaquo von Frau M bei uns erzaumlhlt sie mir dass ihr Lebensshygefaumlhrte den Hund auf sie hetzt wenn er zornig auf sie ist Dieses Mal sei es ganz besonders schlimm gewesen Wir reden und reden und reden Heute moumlchte Frau M mit einem Psychiatereiner Psychiaterin spreshychen Frau M moumlchte mit dem Frauennotshyruf telefonieren Frau M sagt dass sie so nicht mehr leben will

Frau M tut das auch alles mit mir Sie umarmt mich ich spuumlre dass sie wieder einen Schritt weiter vorangekommen ist Frau M will wieder nach Hause fahren

Ich habe Frau M schon uumlber zwei Jahre nicht mehr als Patientin bei uns gesehen Auch meine KollegInnen haben Frau M nicht betreut

Ich hoffe sehr dass Frau M und viele andere rsaquoOpferlsaquo die uns in unserem Bereich begegnet sind ein Stuumlck weiter voranshygekommen sind Ich hoffe sehr dass es sich weiter herumspricht beim Einkauf beim Tratsch mit dem Nachbarder Nachbarin in der U-Bahn bei persoumlnshylichen Gespraumlchen zwischen Freunden und Freundinnen und in Familien Gewalt in der Familie ist nicht ok

Ich kann etwas dagegen tun und es gibt viele Menschen und Einrichtungen die bemuumlht sind einen Weg aufzuzeigen der herausfuumlhren kann aus dieser Gewaltshyspirale

Wir schauen nicht weg wir schauen genau hin Wir wollen kompetent sein in unserer Hilfestellung Wir wollen Kontakte knuumlpfen die noumltig sind Wir haben die Moumlglichkeit rsaquostopplsaquo zu sagen in der oumlffentlichen Instishytution Krankenhaus Denn die Opfer komshymen zu uns und wenn wir aufmerksam genug zuhoumlren und hinsehen sind wir vielleicht die ersten die zu ihnen sagen rsaquoGewalt ist nicht Ordnung Gewalt ist keishyne Loumlsunglsaquo Vielleicht ist das ein Anfang fuumlr das Ende von der Gewalt in einer Familielaquo (DGKS Margit Liebhart)

Kontakt Opferschutzgruppe Sozialmedizinisches Zentrum Ost 1160 Wien Montleartstraszlige 37

raquoEiner der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es

eine geschuumltzte Gespraumlchsshysituation zu schaffenlaquo

Statement von Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegedienstes Sozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Sozialmedizinisches Zentrum Ost war eines der ersten Krankenhaumluser die projekthaft das Curriculum erarbeitet und weiterentwickelt haben Die Erfahrungen mit dem Curriculum zeigen dass viele MitarbeiterInnen in fast allen Abteilungen neushygierig gemacht und zur Mitarbeit angeregt wurden Bei uns sind noch immer die rsaquoPioniere und Pionierinnenlsaquo am Werk die ihr Wissen an die neuen MitarbeiterInnen weitergeben Wichtig ist dass die MitarbeiterInnen um die Entstehung der Gewaltshyspirale Bescheid wissen Sie koumlnnen den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern so eine adaumlquate Information und Beratung anbieten Der von den ProjektmitarbeiterInnen der Opferschutzgruppe erarshybeitete Leitfaden sichert den standardisierten Einsatz in allen Bereichen des Krankenhauses und bietet Nachvollziehbarkeit Einer der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es eine geschuumltzte Geshyspraumlchssituation zu schaffen Die MitarbeiterInnen sind zudem umfassend uumlber die gesetzlichen Regelungen informiert Insgesamt hat das Curricushylum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo zu einer Steigerung der Qualitaumlt der Betreuung von Gewaltopfern aber auch zu einer Sensibilisierung und einer Erhoumlhung der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen beigetragen Im Namen der Kollegialen Fuumlhrung danke ich allen MitshyarbeiterInnen die durch ihr Engagement und Fachwissen diesem sensiblen Thema im Sinne der Nachhaltigkeit professionell begegnenlaquo

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

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Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 25: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

4948

InformationsmaterialienPlakate

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

5150

InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

5352

InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

5554

InformationsmaterialienInfokarten

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienChecklisten

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

raquohellip groszlig ist der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigenlaquo Statement von Rektor UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Leiter Allgemeines Krankenhaus-Universitaumltskliniken

raquoAls Rektor der medizinischen Universitaumlt Wien beshygruumlszlige ich die Etablierung eines Curriculums rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo ganz besonders da Gewaltshyerfahrungen wie internationale Studien eindrucksshyvoll aufzeigen die Gesundheit der davon Betroffenen nachhaltig und maszliggeblich negativ beeinflussen koumlnnen und einen bis dato noch zu wenig beruumlckshysichtigten gesundheitlichen Risikofaktor darstellen Entsprechend groszlig ist daher der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigen In diesem Zusammenshyhang erscheinen mir insbesondere die Vortraumlge zu Gewaltschutzaktivitaumlten in Spitaumllern und jene Vortraumlge die sich mit der Dynamik von Gewaltshybeziehungen sowie Erscheinungsformen und langshyfristigen Folgen von Gewalterfahrungen befassen als besonders wichtig Der Nutzen dieser Fortbildungs-Veranstaltung fuumlr das im AKH taumltige Personal sollte dementsprechend groszlig sein Das in den Vortraumlgen vermittelte Wissen sollte um entsprechende FaumlhigkeitenFertigkeiten im Umgang mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder erweitert werden um eine adaumlquate und sensible Betreuung dieser oftshymals schwer traumatisierten Personengruppe sichershyzustellenlaquo

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

Einleitung

Fuumlr die Durchfuumlhrung des Curriculums hat sich die Existenz von Opferschutzshygruppen als aumluszligerst positiv erwiesen Derzeit gibt es in zwei Wiener Krankenshyhaumlusern (Wilhelminenspital und Sozial-medizinisches Zentrum Ost) Opferschutzshygruppen

Bericht der Opferschutzgruppe im Wilhelminenspital

Seit Herbst 1997 besteht im Wilhelminenshyspital eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe zum Schutz fuumlr Frauen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind Ziel des Projekts war es im Spital ein Angebot zu installieshyren das Frauen zugute kommt und ihnen umfassende Versorgung Unterstuumltzung und Information bieten soll Um dieses Ziel zu erreichen wurde eine Arbeitsshygruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Institutionen ins Leben gerufen mit dem Ziel die Organisation und die Einhaltung erarbeiteter Strukturen zu sichern ein Forum fuumlr den Austausch mit den MitshyarbeiterInnen zu bilden um Reflexion und Verbesserungen zu ermoumlglichen Das Modell funktioniert mittlerweile seit Mai 1998 im Regelbetrieb In dieser Zusammenarbeit ist es gelungen die komplementaumlren Beshyduumlrfnisse aller beteiligten Berufsgruppen und die Interessen dreier Institutionen (Unfallchirurgische Abteilung Fonds Soziales Wien 24-Stunden Frauennotruf der MA 57) zur Deckung zu bringen ohne

Kosten zu verursachen Synergien wurden optimal ausgeschoumlpft

raquoDIE SICHERHEIT DES GEWALTOPFERS STEHT FUumlR UNS IM VORDERGRUNDlaquo DGKP Friedrich Anger-Schmidt Leiter der Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals und DSA Josef Heindl Mitarbeiter der Opfershyschutzgruppe des Wilhelminenspitals

raquoFuumlr uns steht die Sicherheit des Gewaltopfers im Vordergrund Wenn eine Ruumlckkehr in die Wohnung ndash aus welchen Gruumlnden auch immer ndash nicht moumlglich ist besteht die Moumlglichkeit einer stationaumlren Aufnahme an unserer Abteilung oder einer Unterbringung in einem Frauenhaus In der Statistik ist ein klarer Anstieg bemerkshybar So haben wir im Jahre 1999 37 Faumllle registriert und 2004 85 Faumllle Im Halbjahr 2005 sind wir schon bei 54 Faumlllen so dass wir heuer mit uumlber 100 Betroffenen rechshynen Woran es liegt laumlsst sich nur spekushylieren Ich vermute dass es ein Mix aus mehr rsaquoGewaltbereitschaftlsaquo und mehr rsaquodruumlber reden Trauenlsaquo ist Mein Wunsch ist nach wie vor eine wienweite Institutioshynalisierung in anderen Unfallabteilungen und eine Vernetzung der Daten Mit dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost ist sicher schon ein Anfang gemachtlaquo (DGKP Friedrich Anger-Schmidt)

raquoDie Sozialarbeit im Wilhelminenspital funktioniert mit einem neuen Konzept als Prototyp einer sozialen Servicestelle mit garantierter Erreichbarkeit von 8 Uhr bis

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

15 Uhr fuumlr PatientInnen Angehoumlrige und auch Spitalspersonal Diese gute Erreichshybarkeit ermoumlglicht es der Sozialarbeit sich als integraler Bestandteil bei Proshygrammen die eine bestimmte PatientInnenshygruppe betreffen anzubieten Unser Projekt zeigt sehr deutlich wie sehr Gesundheit und Soziales ineinander vershywoben sind und Patientinnen dementshysprechend auch von unterschiedlichen Professionen begleitet werden sollen

Voraussetzung fuumlr das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit ist die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respekshytieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Das Personal an der Unfallchirurshygischen Abteilung hatte den Eindruck dass zunehmend Patientinnen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind im Spital erscheinen und die ausschlieszliglich medizinische und pflegerische Versorgung fuumlr diese Patienshytinnen nicht ausreichend sind Zudem ist der Zeitdruck besonders in der Ambulanz zu groszlig um auf die ganz persoumlnlichen Probleme der Patientinnen adaumlquat einshyzugehen und zu reagieren Kenntnisse in Gespraumlchsfuumlhrung und Beherrschen von Kriseninterventionstechniken sind sehr individuell und in unterschiedlicher Qualitaumlt vorhanden und die Hilflosigkeit der Patientinnen wird oft zur Belastung fuumlr das behandelnde Personal Mit der neuen Konzeption einer Servicestelle war die Sozialarbeit in der Lage schnell erreichbar zu sein und damit Krisenintershyvention unmittelbar im Anschluss an die medizinische Versorgung anbieten zu koumlnnen

Neben der umfassenden Krisenintershyvention fuumlr Patientinnen bietet die intershydisziplinaumlre Zusammenarbeit verbesserte Gefahreneinschaumltzung und Entscheidungsshyhilfe zur Frage der noumltigenfalls stationaumlshyren Aufnahme Unsere Dienstzeiten ershylaubten es nicht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung anzubieten Aus diesem Grund und auch um gesicherte fachliche Komshy

petenz zu gewaumlhrleisten bot sich die Einshybindung des 24-Stunden Frauennotrufs in dieses Projekt an

Eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Instishytutionen und Berufsgruppen wurde gebilshydet um die koordinierte Zusammenarbeit zu ermoumlglichen Die gewuumlnschten MitarshybeiterInnen sollten entsprechendes Intershyesse mitbringen uumlber hohe Akzeptanz in der eigenen Berufsgruppe verfuumlgen und fuumlr den Wissenstransfer innerhalb der Berufsgruppe verantwortlich sein

Um die weitere Zusammenarbeit und allshyfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen sicherzustellen wurden weitere Bespreshychungen in halbjaumlhrigen Abstaumlnden vershyeinbart beziehungsweise finden sie jetzt anlassbezogen statt Themenspezifische Fortbildungsveranstaltungen finden nach Anlass und Bedarf statt Regelmaumlszligige Fortbildungsveranstaltungen fuumlr TurnusshyaumlrztInnen sollen diese nicht nur befaumlhigen in ihrem Dienst unserem Standard gemaumlszlig zu handeln sondern ihnen auch in weitershyfuumlhrenden Taumltigkeiten hilfreiches Wissen seinlaquo (DSA Josef Heindl)

Kontakt Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals 1220 Wien Langobardenstraszlige 122

Bericht der Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

Die Projektarbeit der Gewaltschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost starshytete im Jahre 2002 Zu diesem Zweck wurshyden aus den Bereichen Unfallchirurgie Aufnahmestation Gynaumlkologie und Psychiashytrie Angestellte eingeladen mitzuarbeiten Die Projektmitglieder sollten einen Rahmen fuumlr das Thema Gewalt in der Familie ershyarbeiten bestehende Probleme aufzeigen und Loumlsungsvorschlaumlge erstellen die im Sinne von Opferschutz im Sozialmedizishynisches Zentrum Ost in der Praxis vershywertbar sein sollten Nach Abschluss der Projektarbeit im Herbst 2004 wurde die Gewaltschutzgruppe offiziell als raquoOpfershyschutzgruppelaquo im Sozialmedizinischen Zentrum Ost als fixe Einrichtung und Organisation des Hauses genehmigt

raquoGEWALT IST NICHT IN ORDNUNG GEWALT IST KEINE LOumlSUNGlaquo DGKS Margit Liebhart Leiterin der Opfershyschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

raquoEs stellt sich im Laufe meiner Arbeit mit den Betroffenen immer wieder heraus wie schwer es fuumlr die Beteiligten ist daruumlber zu reden Gewalt in der Familie ist ein aumluszligerst sensibler Bereich Mit rsaquoFremdenlsaquo daruumlber zu sprechen was tatsaumlchlich rsaquoSchlimmeslsaquo in den eigenen vier Waumlnden passiert faumlllt nicht leicht Es gilt eine enorme Hemmschwelle zu uumlberwinden vor allem fuumlr sich selbst denn niemand moumlchte sein rsaquoeigenes Nest beschmutzenlsaquo

Manchmal braucht es mehrere Besuche bei uns in der Unfallambulanz die anfaumlnglich als rsaquoAusrutscherlsaquo von den Opfern dargestellt und dementsprechend bagatellisiert werden

rsaquoGegen den Tuumlrstock gelaufenlsaquo rsaquodie Stiegen hinuntergefallenlsaquo rsaquogestolpertlsaquo

Vielleicht beim naumlchsten Mal rsaquoIch war ja selber schuld haumltte ich ihnsie nicht so gereiztlsaquo

rsaquoErsie ist eigentlich ein seelenguter Mensch und sonst eigentlich so lieblsaquo

Frau M kommt nun schon zum dritten Mal zu uns in die Unfallambulanz Ich habe rsaquozufaumllliglsaquo schon wieder Nachtdienst Es ist 215 Uhr Frau M wird mit der Rettung gebracht

Sie ist nur mit einem Morgenmantel gekleidet der blutdurchtraumlnkt ist Frau M hat am ganzen Koumlrper Biss- und Kratzshywunden Wir versorgen ihre Wunden fast zwei Stunden lang

Frau M hat sich mein Gesicht und auch meinen Namen gemerkt

Als sie das erste Mal in meinem Nachtshydienst als Patientin kam wurde sie vom Lebensgefaumlhrten gebracht Sie hatte am linken Bein eine klaffende Bisswunde Der Hund des Lebensgefaumlhrten haumltte beim Spielen zu Hause nicht das Bein von Frau M sondern einen Ball ergreifen wollen Frau M zittert bei ihrer Erzaumlhlung Sie haumllt meine Hand und wirkt fuumlr mich vershystoumlrt Zu verstoumlrt fuumlr einen rsaquoSpielunfall mit dem Hundlsaquo Sie ist leicht alkoholisiert nicht sehr gepflegt Mir faumlllt auf dass sie immer wieder zur Tuumlr schielt

Nach drei Monaten wird Frau M mit der Rettung zu uns gebracht Eine Nachshybarin hatte die Polizei gerufen weil sie den Hund sehr laut bellen und knurren und Frau M schreien houmlrte

Frau M ist wieder alkoholisiert sie weint Wir muumlssen ihre Wunden dieses Mal sind es mehrere wieder versorgen Dieses Mal spreche ich sie direkt an rsaquoFrau M ich habe das Gefuumlhl dass bei Ihnen zu Hause irgendetwas nicht so laumluft wie Sie es sich wuumlnschen Kann ich Ihnen irgendshywie helfen Moumlchten Sie mit mir daruumlber sprechen Wollen Sie mit jemand anderem sprechen Wissen Sie ich denke dass jeder Mensch ein Recht darauf hat sich wenigstens zu Hause in seinen eigenen Waumlnden sicher und geborgen zu fuumlhlenlsaquo Frau M weint und stammelt irgendetwas vor sich hin Ich houmlre nicht zu sprechen auf Ich erzaumlhle von Gesetzen von vielen anderen Menschen die betroffen sind von

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Opferschutzgruppen in der PraxisOpferschutzgruppen in der Praxis

familiaumlrer Gewalt davon dass wir in unserer heutigen Gesellschaft alle gemeinshysam daran arbeiten sollten daruumlber zu reden dass Gewalt keine Loumlsung ist Frau M hat schon lange erfasst dass sie Hilfe braucht um aus dieser Gewaltspirale herauszukommen Sie erzaumlhlt mir von Selbsthilfebuumlchern die sie gelesen hat Sie erzaumlhlt von ihren vielen Versuchen nicht nur vom Alkohol sondern auch von ihrem Umfeld loszukommen aber letztendlich meint sie rsaquoDer Hund wird immer so aggressiv wenn wir trinkenlsaquo Trotzdem gebe ich ihr eine Broschuumlre vom Frauenshynotruf mit Ich fuumllle ein Gewaltdatenblatt aus

Heute beim dritten rsaquoBesuchlsaquo von Frau M bei uns erzaumlhlt sie mir dass ihr Lebensshygefaumlhrte den Hund auf sie hetzt wenn er zornig auf sie ist Dieses Mal sei es ganz besonders schlimm gewesen Wir reden und reden und reden Heute moumlchte Frau M mit einem Psychiatereiner Psychiaterin spreshychen Frau M moumlchte mit dem Frauennotshyruf telefonieren Frau M sagt dass sie so nicht mehr leben will

Frau M tut das auch alles mit mir Sie umarmt mich ich spuumlre dass sie wieder einen Schritt weiter vorangekommen ist Frau M will wieder nach Hause fahren

Ich habe Frau M schon uumlber zwei Jahre nicht mehr als Patientin bei uns gesehen Auch meine KollegInnen haben Frau M nicht betreut

Ich hoffe sehr dass Frau M und viele andere rsaquoOpferlsaquo die uns in unserem Bereich begegnet sind ein Stuumlck weiter voranshygekommen sind Ich hoffe sehr dass es sich weiter herumspricht beim Einkauf beim Tratsch mit dem Nachbarder Nachbarin in der U-Bahn bei persoumlnshylichen Gespraumlchen zwischen Freunden und Freundinnen und in Familien Gewalt in der Familie ist nicht ok

Ich kann etwas dagegen tun und es gibt viele Menschen und Einrichtungen die bemuumlht sind einen Weg aufzuzeigen der herausfuumlhren kann aus dieser Gewaltshyspirale

Wir schauen nicht weg wir schauen genau hin Wir wollen kompetent sein in unserer Hilfestellung Wir wollen Kontakte knuumlpfen die noumltig sind Wir haben die Moumlglichkeit rsaquostopplsaquo zu sagen in der oumlffentlichen Instishytution Krankenhaus Denn die Opfer komshymen zu uns und wenn wir aufmerksam genug zuhoumlren und hinsehen sind wir vielleicht die ersten die zu ihnen sagen rsaquoGewalt ist nicht Ordnung Gewalt ist keishyne Loumlsunglsaquo Vielleicht ist das ein Anfang fuumlr das Ende von der Gewalt in einer Familielaquo (DGKS Margit Liebhart)

Kontakt Opferschutzgruppe Sozialmedizinisches Zentrum Ost 1160 Wien Montleartstraszlige 37

raquoEiner der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es

eine geschuumltzte Gespraumlchsshysituation zu schaffenlaquo

Statement von Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegedienstes Sozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Sozialmedizinisches Zentrum Ost war eines der ersten Krankenhaumluser die projekthaft das Curriculum erarbeitet und weiterentwickelt haben Die Erfahrungen mit dem Curriculum zeigen dass viele MitarbeiterInnen in fast allen Abteilungen neushygierig gemacht und zur Mitarbeit angeregt wurden Bei uns sind noch immer die rsaquoPioniere und Pionierinnenlsaquo am Werk die ihr Wissen an die neuen MitarbeiterInnen weitergeben Wichtig ist dass die MitarbeiterInnen um die Entstehung der Gewaltshyspirale Bescheid wissen Sie koumlnnen den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern so eine adaumlquate Information und Beratung anbieten Der von den ProjektmitarbeiterInnen der Opferschutzgruppe erarshybeitete Leitfaden sichert den standardisierten Einsatz in allen Bereichen des Krankenhauses und bietet Nachvollziehbarkeit Einer der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es eine geschuumltzte Geshyspraumlchssituation zu schaffen Die MitarbeiterInnen sind zudem umfassend uumlber die gesetzlichen Regelungen informiert Insgesamt hat das Curricushylum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo zu einer Steigerung der Qualitaumlt der Betreuung von Gewaltopfern aber auch zu einer Sensibilisierung und einer Erhoumlhung der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen beigetragen Im Namen der Kollegialen Fuumlhrung danke ich allen MitshyarbeiterInnen die durch ihr Engagement und Fachwissen diesem sensiblen Thema im Sinne der Nachhaltigkeit professionell begegnenlaquo

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

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Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 26: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienInfokarten

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienChecklisten

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

raquohellip groszlig ist der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigenlaquo Statement von Rektor UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Leiter Allgemeines Krankenhaus-Universitaumltskliniken

raquoAls Rektor der medizinischen Universitaumlt Wien beshygruumlszlige ich die Etablierung eines Curriculums rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo ganz besonders da Gewaltshyerfahrungen wie internationale Studien eindrucksshyvoll aufzeigen die Gesundheit der davon Betroffenen nachhaltig und maszliggeblich negativ beeinflussen koumlnnen und einen bis dato noch zu wenig beruumlckshysichtigten gesundheitlichen Risikofaktor darstellen Entsprechend groszlig ist daher der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigen In diesem Zusammenshyhang erscheinen mir insbesondere die Vortraumlge zu Gewaltschutzaktivitaumlten in Spitaumllern und jene Vortraumlge die sich mit der Dynamik von Gewaltshybeziehungen sowie Erscheinungsformen und langshyfristigen Folgen von Gewalterfahrungen befassen als besonders wichtig Der Nutzen dieser Fortbildungs-Veranstaltung fuumlr das im AKH taumltige Personal sollte dementsprechend groszlig sein Das in den Vortraumlgen vermittelte Wissen sollte um entsprechende FaumlhigkeitenFertigkeiten im Umgang mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder erweitert werden um eine adaumlquate und sensible Betreuung dieser oftshymals schwer traumatisierten Personengruppe sichershyzustellenlaquo

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

Einleitung

Fuumlr die Durchfuumlhrung des Curriculums hat sich die Existenz von Opferschutzshygruppen als aumluszligerst positiv erwiesen Derzeit gibt es in zwei Wiener Krankenshyhaumlusern (Wilhelminenspital und Sozial-medizinisches Zentrum Ost) Opferschutzshygruppen

Bericht der Opferschutzgruppe im Wilhelminenspital

Seit Herbst 1997 besteht im Wilhelminenshyspital eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe zum Schutz fuumlr Frauen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind Ziel des Projekts war es im Spital ein Angebot zu installieshyren das Frauen zugute kommt und ihnen umfassende Versorgung Unterstuumltzung und Information bieten soll Um dieses Ziel zu erreichen wurde eine Arbeitsshygruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Institutionen ins Leben gerufen mit dem Ziel die Organisation und die Einhaltung erarbeiteter Strukturen zu sichern ein Forum fuumlr den Austausch mit den MitshyarbeiterInnen zu bilden um Reflexion und Verbesserungen zu ermoumlglichen Das Modell funktioniert mittlerweile seit Mai 1998 im Regelbetrieb In dieser Zusammenarbeit ist es gelungen die komplementaumlren Beshyduumlrfnisse aller beteiligten Berufsgruppen und die Interessen dreier Institutionen (Unfallchirurgische Abteilung Fonds Soziales Wien 24-Stunden Frauennotruf der MA 57) zur Deckung zu bringen ohne

Kosten zu verursachen Synergien wurden optimal ausgeschoumlpft

raquoDIE SICHERHEIT DES GEWALTOPFERS STEHT FUumlR UNS IM VORDERGRUNDlaquo DGKP Friedrich Anger-Schmidt Leiter der Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals und DSA Josef Heindl Mitarbeiter der Opfershyschutzgruppe des Wilhelminenspitals

raquoFuumlr uns steht die Sicherheit des Gewaltopfers im Vordergrund Wenn eine Ruumlckkehr in die Wohnung ndash aus welchen Gruumlnden auch immer ndash nicht moumlglich ist besteht die Moumlglichkeit einer stationaumlren Aufnahme an unserer Abteilung oder einer Unterbringung in einem Frauenhaus In der Statistik ist ein klarer Anstieg bemerkshybar So haben wir im Jahre 1999 37 Faumllle registriert und 2004 85 Faumllle Im Halbjahr 2005 sind wir schon bei 54 Faumlllen so dass wir heuer mit uumlber 100 Betroffenen rechshynen Woran es liegt laumlsst sich nur spekushylieren Ich vermute dass es ein Mix aus mehr rsaquoGewaltbereitschaftlsaquo und mehr rsaquodruumlber reden Trauenlsaquo ist Mein Wunsch ist nach wie vor eine wienweite Institutioshynalisierung in anderen Unfallabteilungen und eine Vernetzung der Daten Mit dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost ist sicher schon ein Anfang gemachtlaquo (DGKP Friedrich Anger-Schmidt)

raquoDie Sozialarbeit im Wilhelminenspital funktioniert mit einem neuen Konzept als Prototyp einer sozialen Servicestelle mit garantierter Erreichbarkeit von 8 Uhr bis

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

15 Uhr fuumlr PatientInnen Angehoumlrige und auch Spitalspersonal Diese gute Erreichshybarkeit ermoumlglicht es der Sozialarbeit sich als integraler Bestandteil bei Proshygrammen die eine bestimmte PatientInnenshygruppe betreffen anzubieten Unser Projekt zeigt sehr deutlich wie sehr Gesundheit und Soziales ineinander vershywoben sind und Patientinnen dementshysprechend auch von unterschiedlichen Professionen begleitet werden sollen

Voraussetzung fuumlr das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit ist die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respekshytieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Das Personal an der Unfallchirurshygischen Abteilung hatte den Eindruck dass zunehmend Patientinnen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind im Spital erscheinen und die ausschlieszliglich medizinische und pflegerische Versorgung fuumlr diese Patienshytinnen nicht ausreichend sind Zudem ist der Zeitdruck besonders in der Ambulanz zu groszlig um auf die ganz persoumlnlichen Probleme der Patientinnen adaumlquat einshyzugehen und zu reagieren Kenntnisse in Gespraumlchsfuumlhrung und Beherrschen von Kriseninterventionstechniken sind sehr individuell und in unterschiedlicher Qualitaumlt vorhanden und die Hilflosigkeit der Patientinnen wird oft zur Belastung fuumlr das behandelnde Personal Mit der neuen Konzeption einer Servicestelle war die Sozialarbeit in der Lage schnell erreichbar zu sein und damit Krisenintershyvention unmittelbar im Anschluss an die medizinische Versorgung anbieten zu koumlnnen

Neben der umfassenden Krisenintershyvention fuumlr Patientinnen bietet die intershydisziplinaumlre Zusammenarbeit verbesserte Gefahreneinschaumltzung und Entscheidungsshyhilfe zur Frage der noumltigenfalls stationaumlshyren Aufnahme Unsere Dienstzeiten ershylaubten es nicht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung anzubieten Aus diesem Grund und auch um gesicherte fachliche Komshy

petenz zu gewaumlhrleisten bot sich die Einshybindung des 24-Stunden Frauennotrufs in dieses Projekt an

Eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Instishytutionen und Berufsgruppen wurde gebilshydet um die koordinierte Zusammenarbeit zu ermoumlglichen Die gewuumlnschten MitarshybeiterInnen sollten entsprechendes Intershyesse mitbringen uumlber hohe Akzeptanz in der eigenen Berufsgruppe verfuumlgen und fuumlr den Wissenstransfer innerhalb der Berufsgruppe verantwortlich sein

Um die weitere Zusammenarbeit und allshyfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen sicherzustellen wurden weitere Bespreshychungen in halbjaumlhrigen Abstaumlnden vershyeinbart beziehungsweise finden sie jetzt anlassbezogen statt Themenspezifische Fortbildungsveranstaltungen finden nach Anlass und Bedarf statt Regelmaumlszligige Fortbildungsveranstaltungen fuumlr TurnusshyaumlrztInnen sollen diese nicht nur befaumlhigen in ihrem Dienst unserem Standard gemaumlszlig zu handeln sondern ihnen auch in weitershyfuumlhrenden Taumltigkeiten hilfreiches Wissen seinlaquo (DSA Josef Heindl)

Kontakt Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals 1220 Wien Langobardenstraszlige 122

Bericht der Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

Die Projektarbeit der Gewaltschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost starshytete im Jahre 2002 Zu diesem Zweck wurshyden aus den Bereichen Unfallchirurgie Aufnahmestation Gynaumlkologie und Psychiashytrie Angestellte eingeladen mitzuarbeiten Die Projektmitglieder sollten einen Rahmen fuumlr das Thema Gewalt in der Familie ershyarbeiten bestehende Probleme aufzeigen und Loumlsungsvorschlaumlge erstellen die im Sinne von Opferschutz im Sozialmedizishynisches Zentrum Ost in der Praxis vershywertbar sein sollten Nach Abschluss der Projektarbeit im Herbst 2004 wurde die Gewaltschutzgruppe offiziell als raquoOpfershyschutzgruppelaquo im Sozialmedizinischen Zentrum Ost als fixe Einrichtung und Organisation des Hauses genehmigt

raquoGEWALT IST NICHT IN ORDNUNG GEWALT IST KEINE LOumlSUNGlaquo DGKS Margit Liebhart Leiterin der Opfershyschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

raquoEs stellt sich im Laufe meiner Arbeit mit den Betroffenen immer wieder heraus wie schwer es fuumlr die Beteiligten ist daruumlber zu reden Gewalt in der Familie ist ein aumluszligerst sensibler Bereich Mit rsaquoFremdenlsaquo daruumlber zu sprechen was tatsaumlchlich rsaquoSchlimmeslsaquo in den eigenen vier Waumlnden passiert faumlllt nicht leicht Es gilt eine enorme Hemmschwelle zu uumlberwinden vor allem fuumlr sich selbst denn niemand moumlchte sein rsaquoeigenes Nest beschmutzenlsaquo

Manchmal braucht es mehrere Besuche bei uns in der Unfallambulanz die anfaumlnglich als rsaquoAusrutscherlsaquo von den Opfern dargestellt und dementsprechend bagatellisiert werden

rsaquoGegen den Tuumlrstock gelaufenlsaquo rsaquodie Stiegen hinuntergefallenlsaquo rsaquogestolpertlsaquo

Vielleicht beim naumlchsten Mal rsaquoIch war ja selber schuld haumltte ich ihnsie nicht so gereiztlsaquo

rsaquoErsie ist eigentlich ein seelenguter Mensch und sonst eigentlich so lieblsaquo

Frau M kommt nun schon zum dritten Mal zu uns in die Unfallambulanz Ich habe rsaquozufaumllliglsaquo schon wieder Nachtdienst Es ist 215 Uhr Frau M wird mit der Rettung gebracht

Sie ist nur mit einem Morgenmantel gekleidet der blutdurchtraumlnkt ist Frau M hat am ganzen Koumlrper Biss- und Kratzshywunden Wir versorgen ihre Wunden fast zwei Stunden lang

Frau M hat sich mein Gesicht und auch meinen Namen gemerkt

Als sie das erste Mal in meinem Nachtshydienst als Patientin kam wurde sie vom Lebensgefaumlhrten gebracht Sie hatte am linken Bein eine klaffende Bisswunde Der Hund des Lebensgefaumlhrten haumltte beim Spielen zu Hause nicht das Bein von Frau M sondern einen Ball ergreifen wollen Frau M zittert bei ihrer Erzaumlhlung Sie haumllt meine Hand und wirkt fuumlr mich vershystoumlrt Zu verstoumlrt fuumlr einen rsaquoSpielunfall mit dem Hundlsaquo Sie ist leicht alkoholisiert nicht sehr gepflegt Mir faumlllt auf dass sie immer wieder zur Tuumlr schielt

Nach drei Monaten wird Frau M mit der Rettung zu uns gebracht Eine Nachshybarin hatte die Polizei gerufen weil sie den Hund sehr laut bellen und knurren und Frau M schreien houmlrte

Frau M ist wieder alkoholisiert sie weint Wir muumlssen ihre Wunden dieses Mal sind es mehrere wieder versorgen Dieses Mal spreche ich sie direkt an rsaquoFrau M ich habe das Gefuumlhl dass bei Ihnen zu Hause irgendetwas nicht so laumluft wie Sie es sich wuumlnschen Kann ich Ihnen irgendshywie helfen Moumlchten Sie mit mir daruumlber sprechen Wollen Sie mit jemand anderem sprechen Wissen Sie ich denke dass jeder Mensch ein Recht darauf hat sich wenigstens zu Hause in seinen eigenen Waumlnden sicher und geborgen zu fuumlhlenlsaquo Frau M weint und stammelt irgendetwas vor sich hin Ich houmlre nicht zu sprechen auf Ich erzaumlhle von Gesetzen von vielen anderen Menschen die betroffen sind von

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Opferschutzgruppen in der PraxisOpferschutzgruppen in der Praxis

familiaumlrer Gewalt davon dass wir in unserer heutigen Gesellschaft alle gemeinshysam daran arbeiten sollten daruumlber zu reden dass Gewalt keine Loumlsung ist Frau M hat schon lange erfasst dass sie Hilfe braucht um aus dieser Gewaltspirale herauszukommen Sie erzaumlhlt mir von Selbsthilfebuumlchern die sie gelesen hat Sie erzaumlhlt von ihren vielen Versuchen nicht nur vom Alkohol sondern auch von ihrem Umfeld loszukommen aber letztendlich meint sie rsaquoDer Hund wird immer so aggressiv wenn wir trinkenlsaquo Trotzdem gebe ich ihr eine Broschuumlre vom Frauenshynotruf mit Ich fuumllle ein Gewaltdatenblatt aus

Heute beim dritten rsaquoBesuchlsaquo von Frau M bei uns erzaumlhlt sie mir dass ihr Lebensshygefaumlhrte den Hund auf sie hetzt wenn er zornig auf sie ist Dieses Mal sei es ganz besonders schlimm gewesen Wir reden und reden und reden Heute moumlchte Frau M mit einem Psychiatereiner Psychiaterin spreshychen Frau M moumlchte mit dem Frauennotshyruf telefonieren Frau M sagt dass sie so nicht mehr leben will

Frau M tut das auch alles mit mir Sie umarmt mich ich spuumlre dass sie wieder einen Schritt weiter vorangekommen ist Frau M will wieder nach Hause fahren

Ich habe Frau M schon uumlber zwei Jahre nicht mehr als Patientin bei uns gesehen Auch meine KollegInnen haben Frau M nicht betreut

Ich hoffe sehr dass Frau M und viele andere rsaquoOpferlsaquo die uns in unserem Bereich begegnet sind ein Stuumlck weiter voranshygekommen sind Ich hoffe sehr dass es sich weiter herumspricht beim Einkauf beim Tratsch mit dem Nachbarder Nachbarin in der U-Bahn bei persoumlnshylichen Gespraumlchen zwischen Freunden und Freundinnen und in Familien Gewalt in der Familie ist nicht ok

Ich kann etwas dagegen tun und es gibt viele Menschen und Einrichtungen die bemuumlht sind einen Weg aufzuzeigen der herausfuumlhren kann aus dieser Gewaltshyspirale

Wir schauen nicht weg wir schauen genau hin Wir wollen kompetent sein in unserer Hilfestellung Wir wollen Kontakte knuumlpfen die noumltig sind Wir haben die Moumlglichkeit rsaquostopplsaquo zu sagen in der oumlffentlichen Instishytution Krankenhaus Denn die Opfer komshymen zu uns und wenn wir aufmerksam genug zuhoumlren und hinsehen sind wir vielleicht die ersten die zu ihnen sagen rsaquoGewalt ist nicht Ordnung Gewalt ist keishyne Loumlsunglsaquo Vielleicht ist das ein Anfang fuumlr das Ende von der Gewalt in einer Familielaquo (DGKS Margit Liebhart)

Kontakt Opferschutzgruppe Sozialmedizinisches Zentrum Ost 1160 Wien Montleartstraszlige 37

raquoEiner der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es

eine geschuumltzte Gespraumlchsshysituation zu schaffenlaquo

Statement von Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegedienstes Sozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Sozialmedizinisches Zentrum Ost war eines der ersten Krankenhaumluser die projekthaft das Curriculum erarbeitet und weiterentwickelt haben Die Erfahrungen mit dem Curriculum zeigen dass viele MitarbeiterInnen in fast allen Abteilungen neushygierig gemacht und zur Mitarbeit angeregt wurden Bei uns sind noch immer die rsaquoPioniere und Pionierinnenlsaquo am Werk die ihr Wissen an die neuen MitarbeiterInnen weitergeben Wichtig ist dass die MitarbeiterInnen um die Entstehung der Gewaltshyspirale Bescheid wissen Sie koumlnnen den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern so eine adaumlquate Information und Beratung anbieten Der von den ProjektmitarbeiterInnen der Opferschutzgruppe erarshybeitete Leitfaden sichert den standardisierten Einsatz in allen Bereichen des Krankenhauses und bietet Nachvollziehbarkeit Einer der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es eine geschuumltzte Geshyspraumlchssituation zu schaffen Die MitarbeiterInnen sind zudem umfassend uumlber die gesetzlichen Regelungen informiert Insgesamt hat das Curricushylum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo zu einer Steigerung der Qualitaumlt der Betreuung von Gewaltopfern aber auch zu einer Sensibilisierung und einer Erhoumlhung der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen beigetragen Im Namen der Kollegialen Fuumlhrung danke ich allen MitshyarbeiterInnen die durch ihr Engagement und Fachwissen diesem sensiblen Thema im Sinne der Nachhaltigkeit professionell begegnenlaquo

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

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Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 27: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

5352

InformationsmaterialienFolder

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

5554

InformationsmaterialienInfokarten

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

5756

InformationsmaterialienChecklisten

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

raquohellip groszlig ist der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigenlaquo Statement von Rektor UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Leiter Allgemeines Krankenhaus-Universitaumltskliniken

raquoAls Rektor der medizinischen Universitaumlt Wien beshygruumlszlige ich die Etablierung eines Curriculums rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo ganz besonders da Gewaltshyerfahrungen wie internationale Studien eindrucksshyvoll aufzeigen die Gesundheit der davon Betroffenen nachhaltig und maszliggeblich negativ beeinflussen koumlnnen und einen bis dato noch zu wenig beruumlckshysichtigten gesundheitlichen Risikofaktor darstellen Entsprechend groszlig ist daher der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigen In diesem Zusammenshyhang erscheinen mir insbesondere die Vortraumlge zu Gewaltschutzaktivitaumlten in Spitaumllern und jene Vortraumlge die sich mit der Dynamik von Gewaltshybeziehungen sowie Erscheinungsformen und langshyfristigen Folgen von Gewalterfahrungen befassen als besonders wichtig Der Nutzen dieser Fortbildungs-Veranstaltung fuumlr das im AKH taumltige Personal sollte dementsprechend groszlig sein Das in den Vortraumlgen vermittelte Wissen sollte um entsprechende FaumlhigkeitenFertigkeiten im Umgang mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder erweitert werden um eine adaumlquate und sensible Betreuung dieser oftshymals schwer traumatisierten Personengruppe sichershyzustellenlaquo

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

Einleitung

Fuumlr die Durchfuumlhrung des Curriculums hat sich die Existenz von Opferschutzshygruppen als aumluszligerst positiv erwiesen Derzeit gibt es in zwei Wiener Krankenshyhaumlusern (Wilhelminenspital und Sozial-medizinisches Zentrum Ost) Opferschutzshygruppen

Bericht der Opferschutzgruppe im Wilhelminenspital

Seit Herbst 1997 besteht im Wilhelminenshyspital eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe zum Schutz fuumlr Frauen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind Ziel des Projekts war es im Spital ein Angebot zu installieshyren das Frauen zugute kommt und ihnen umfassende Versorgung Unterstuumltzung und Information bieten soll Um dieses Ziel zu erreichen wurde eine Arbeitsshygruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Institutionen ins Leben gerufen mit dem Ziel die Organisation und die Einhaltung erarbeiteter Strukturen zu sichern ein Forum fuumlr den Austausch mit den MitshyarbeiterInnen zu bilden um Reflexion und Verbesserungen zu ermoumlglichen Das Modell funktioniert mittlerweile seit Mai 1998 im Regelbetrieb In dieser Zusammenarbeit ist es gelungen die komplementaumlren Beshyduumlrfnisse aller beteiligten Berufsgruppen und die Interessen dreier Institutionen (Unfallchirurgische Abteilung Fonds Soziales Wien 24-Stunden Frauennotruf der MA 57) zur Deckung zu bringen ohne

Kosten zu verursachen Synergien wurden optimal ausgeschoumlpft

raquoDIE SICHERHEIT DES GEWALTOPFERS STEHT FUumlR UNS IM VORDERGRUNDlaquo DGKP Friedrich Anger-Schmidt Leiter der Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals und DSA Josef Heindl Mitarbeiter der Opfershyschutzgruppe des Wilhelminenspitals

raquoFuumlr uns steht die Sicherheit des Gewaltopfers im Vordergrund Wenn eine Ruumlckkehr in die Wohnung ndash aus welchen Gruumlnden auch immer ndash nicht moumlglich ist besteht die Moumlglichkeit einer stationaumlren Aufnahme an unserer Abteilung oder einer Unterbringung in einem Frauenhaus In der Statistik ist ein klarer Anstieg bemerkshybar So haben wir im Jahre 1999 37 Faumllle registriert und 2004 85 Faumllle Im Halbjahr 2005 sind wir schon bei 54 Faumlllen so dass wir heuer mit uumlber 100 Betroffenen rechshynen Woran es liegt laumlsst sich nur spekushylieren Ich vermute dass es ein Mix aus mehr rsaquoGewaltbereitschaftlsaquo und mehr rsaquodruumlber reden Trauenlsaquo ist Mein Wunsch ist nach wie vor eine wienweite Institutioshynalisierung in anderen Unfallabteilungen und eine Vernetzung der Daten Mit dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost ist sicher schon ein Anfang gemachtlaquo (DGKP Friedrich Anger-Schmidt)

raquoDie Sozialarbeit im Wilhelminenspital funktioniert mit einem neuen Konzept als Prototyp einer sozialen Servicestelle mit garantierter Erreichbarkeit von 8 Uhr bis

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

15 Uhr fuumlr PatientInnen Angehoumlrige und auch Spitalspersonal Diese gute Erreichshybarkeit ermoumlglicht es der Sozialarbeit sich als integraler Bestandteil bei Proshygrammen die eine bestimmte PatientInnenshygruppe betreffen anzubieten Unser Projekt zeigt sehr deutlich wie sehr Gesundheit und Soziales ineinander vershywoben sind und Patientinnen dementshysprechend auch von unterschiedlichen Professionen begleitet werden sollen

Voraussetzung fuumlr das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit ist die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respekshytieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Das Personal an der Unfallchirurshygischen Abteilung hatte den Eindruck dass zunehmend Patientinnen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind im Spital erscheinen und die ausschlieszliglich medizinische und pflegerische Versorgung fuumlr diese Patienshytinnen nicht ausreichend sind Zudem ist der Zeitdruck besonders in der Ambulanz zu groszlig um auf die ganz persoumlnlichen Probleme der Patientinnen adaumlquat einshyzugehen und zu reagieren Kenntnisse in Gespraumlchsfuumlhrung und Beherrschen von Kriseninterventionstechniken sind sehr individuell und in unterschiedlicher Qualitaumlt vorhanden und die Hilflosigkeit der Patientinnen wird oft zur Belastung fuumlr das behandelnde Personal Mit der neuen Konzeption einer Servicestelle war die Sozialarbeit in der Lage schnell erreichbar zu sein und damit Krisenintershyvention unmittelbar im Anschluss an die medizinische Versorgung anbieten zu koumlnnen

Neben der umfassenden Krisenintershyvention fuumlr Patientinnen bietet die intershydisziplinaumlre Zusammenarbeit verbesserte Gefahreneinschaumltzung und Entscheidungsshyhilfe zur Frage der noumltigenfalls stationaumlshyren Aufnahme Unsere Dienstzeiten ershylaubten es nicht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung anzubieten Aus diesem Grund und auch um gesicherte fachliche Komshy

petenz zu gewaumlhrleisten bot sich die Einshybindung des 24-Stunden Frauennotrufs in dieses Projekt an

Eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Instishytutionen und Berufsgruppen wurde gebilshydet um die koordinierte Zusammenarbeit zu ermoumlglichen Die gewuumlnschten MitarshybeiterInnen sollten entsprechendes Intershyesse mitbringen uumlber hohe Akzeptanz in der eigenen Berufsgruppe verfuumlgen und fuumlr den Wissenstransfer innerhalb der Berufsgruppe verantwortlich sein

Um die weitere Zusammenarbeit und allshyfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen sicherzustellen wurden weitere Bespreshychungen in halbjaumlhrigen Abstaumlnden vershyeinbart beziehungsweise finden sie jetzt anlassbezogen statt Themenspezifische Fortbildungsveranstaltungen finden nach Anlass und Bedarf statt Regelmaumlszligige Fortbildungsveranstaltungen fuumlr TurnusshyaumlrztInnen sollen diese nicht nur befaumlhigen in ihrem Dienst unserem Standard gemaumlszlig zu handeln sondern ihnen auch in weitershyfuumlhrenden Taumltigkeiten hilfreiches Wissen seinlaquo (DSA Josef Heindl)

Kontakt Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals 1220 Wien Langobardenstraszlige 122

Bericht der Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

Die Projektarbeit der Gewaltschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost starshytete im Jahre 2002 Zu diesem Zweck wurshyden aus den Bereichen Unfallchirurgie Aufnahmestation Gynaumlkologie und Psychiashytrie Angestellte eingeladen mitzuarbeiten Die Projektmitglieder sollten einen Rahmen fuumlr das Thema Gewalt in der Familie ershyarbeiten bestehende Probleme aufzeigen und Loumlsungsvorschlaumlge erstellen die im Sinne von Opferschutz im Sozialmedizishynisches Zentrum Ost in der Praxis vershywertbar sein sollten Nach Abschluss der Projektarbeit im Herbst 2004 wurde die Gewaltschutzgruppe offiziell als raquoOpfershyschutzgruppelaquo im Sozialmedizinischen Zentrum Ost als fixe Einrichtung und Organisation des Hauses genehmigt

raquoGEWALT IST NICHT IN ORDNUNG GEWALT IST KEINE LOumlSUNGlaquo DGKS Margit Liebhart Leiterin der Opfershyschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

raquoEs stellt sich im Laufe meiner Arbeit mit den Betroffenen immer wieder heraus wie schwer es fuumlr die Beteiligten ist daruumlber zu reden Gewalt in der Familie ist ein aumluszligerst sensibler Bereich Mit rsaquoFremdenlsaquo daruumlber zu sprechen was tatsaumlchlich rsaquoSchlimmeslsaquo in den eigenen vier Waumlnden passiert faumlllt nicht leicht Es gilt eine enorme Hemmschwelle zu uumlberwinden vor allem fuumlr sich selbst denn niemand moumlchte sein rsaquoeigenes Nest beschmutzenlsaquo

Manchmal braucht es mehrere Besuche bei uns in der Unfallambulanz die anfaumlnglich als rsaquoAusrutscherlsaquo von den Opfern dargestellt und dementsprechend bagatellisiert werden

rsaquoGegen den Tuumlrstock gelaufenlsaquo rsaquodie Stiegen hinuntergefallenlsaquo rsaquogestolpertlsaquo

Vielleicht beim naumlchsten Mal rsaquoIch war ja selber schuld haumltte ich ihnsie nicht so gereiztlsaquo

rsaquoErsie ist eigentlich ein seelenguter Mensch und sonst eigentlich so lieblsaquo

Frau M kommt nun schon zum dritten Mal zu uns in die Unfallambulanz Ich habe rsaquozufaumllliglsaquo schon wieder Nachtdienst Es ist 215 Uhr Frau M wird mit der Rettung gebracht

Sie ist nur mit einem Morgenmantel gekleidet der blutdurchtraumlnkt ist Frau M hat am ganzen Koumlrper Biss- und Kratzshywunden Wir versorgen ihre Wunden fast zwei Stunden lang

Frau M hat sich mein Gesicht und auch meinen Namen gemerkt

Als sie das erste Mal in meinem Nachtshydienst als Patientin kam wurde sie vom Lebensgefaumlhrten gebracht Sie hatte am linken Bein eine klaffende Bisswunde Der Hund des Lebensgefaumlhrten haumltte beim Spielen zu Hause nicht das Bein von Frau M sondern einen Ball ergreifen wollen Frau M zittert bei ihrer Erzaumlhlung Sie haumllt meine Hand und wirkt fuumlr mich vershystoumlrt Zu verstoumlrt fuumlr einen rsaquoSpielunfall mit dem Hundlsaquo Sie ist leicht alkoholisiert nicht sehr gepflegt Mir faumlllt auf dass sie immer wieder zur Tuumlr schielt

Nach drei Monaten wird Frau M mit der Rettung zu uns gebracht Eine Nachshybarin hatte die Polizei gerufen weil sie den Hund sehr laut bellen und knurren und Frau M schreien houmlrte

Frau M ist wieder alkoholisiert sie weint Wir muumlssen ihre Wunden dieses Mal sind es mehrere wieder versorgen Dieses Mal spreche ich sie direkt an rsaquoFrau M ich habe das Gefuumlhl dass bei Ihnen zu Hause irgendetwas nicht so laumluft wie Sie es sich wuumlnschen Kann ich Ihnen irgendshywie helfen Moumlchten Sie mit mir daruumlber sprechen Wollen Sie mit jemand anderem sprechen Wissen Sie ich denke dass jeder Mensch ein Recht darauf hat sich wenigstens zu Hause in seinen eigenen Waumlnden sicher und geborgen zu fuumlhlenlsaquo Frau M weint und stammelt irgendetwas vor sich hin Ich houmlre nicht zu sprechen auf Ich erzaumlhle von Gesetzen von vielen anderen Menschen die betroffen sind von

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Opferschutzgruppen in der PraxisOpferschutzgruppen in der Praxis

familiaumlrer Gewalt davon dass wir in unserer heutigen Gesellschaft alle gemeinshysam daran arbeiten sollten daruumlber zu reden dass Gewalt keine Loumlsung ist Frau M hat schon lange erfasst dass sie Hilfe braucht um aus dieser Gewaltspirale herauszukommen Sie erzaumlhlt mir von Selbsthilfebuumlchern die sie gelesen hat Sie erzaumlhlt von ihren vielen Versuchen nicht nur vom Alkohol sondern auch von ihrem Umfeld loszukommen aber letztendlich meint sie rsaquoDer Hund wird immer so aggressiv wenn wir trinkenlsaquo Trotzdem gebe ich ihr eine Broschuumlre vom Frauenshynotruf mit Ich fuumllle ein Gewaltdatenblatt aus

Heute beim dritten rsaquoBesuchlsaquo von Frau M bei uns erzaumlhlt sie mir dass ihr Lebensshygefaumlhrte den Hund auf sie hetzt wenn er zornig auf sie ist Dieses Mal sei es ganz besonders schlimm gewesen Wir reden und reden und reden Heute moumlchte Frau M mit einem Psychiatereiner Psychiaterin spreshychen Frau M moumlchte mit dem Frauennotshyruf telefonieren Frau M sagt dass sie so nicht mehr leben will

Frau M tut das auch alles mit mir Sie umarmt mich ich spuumlre dass sie wieder einen Schritt weiter vorangekommen ist Frau M will wieder nach Hause fahren

Ich habe Frau M schon uumlber zwei Jahre nicht mehr als Patientin bei uns gesehen Auch meine KollegInnen haben Frau M nicht betreut

Ich hoffe sehr dass Frau M und viele andere rsaquoOpferlsaquo die uns in unserem Bereich begegnet sind ein Stuumlck weiter voranshygekommen sind Ich hoffe sehr dass es sich weiter herumspricht beim Einkauf beim Tratsch mit dem Nachbarder Nachbarin in der U-Bahn bei persoumlnshylichen Gespraumlchen zwischen Freunden und Freundinnen und in Familien Gewalt in der Familie ist nicht ok

Ich kann etwas dagegen tun und es gibt viele Menschen und Einrichtungen die bemuumlht sind einen Weg aufzuzeigen der herausfuumlhren kann aus dieser Gewaltshyspirale

Wir schauen nicht weg wir schauen genau hin Wir wollen kompetent sein in unserer Hilfestellung Wir wollen Kontakte knuumlpfen die noumltig sind Wir haben die Moumlglichkeit rsaquostopplsaquo zu sagen in der oumlffentlichen Instishytution Krankenhaus Denn die Opfer komshymen zu uns und wenn wir aufmerksam genug zuhoumlren und hinsehen sind wir vielleicht die ersten die zu ihnen sagen rsaquoGewalt ist nicht Ordnung Gewalt ist keishyne Loumlsunglsaquo Vielleicht ist das ein Anfang fuumlr das Ende von der Gewalt in einer Familielaquo (DGKS Margit Liebhart)

Kontakt Opferschutzgruppe Sozialmedizinisches Zentrum Ost 1160 Wien Montleartstraszlige 37

raquoEiner der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es

eine geschuumltzte Gespraumlchsshysituation zu schaffenlaquo

Statement von Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegedienstes Sozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Sozialmedizinisches Zentrum Ost war eines der ersten Krankenhaumluser die projekthaft das Curriculum erarbeitet und weiterentwickelt haben Die Erfahrungen mit dem Curriculum zeigen dass viele MitarbeiterInnen in fast allen Abteilungen neushygierig gemacht und zur Mitarbeit angeregt wurden Bei uns sind noch immer die rsaquoPioniere und Pionierinnenlsaquo am Werk die ihr Wissen an die neuen MitarbeiterInnen weitergeben Wichtig ist dass die MitarbeiterInnen um die Entstehung der Gewaltshyspirale Bescheid wissen Sie koumlnnen den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern so eine adaumlquate Information und Beratung anbieten Der von den ProjektmitarbeiterInnen der Opferschutzgruppe erarshybeitete Leitfaden sichert den standardisierten Einsatz in allen Bereichen des Krankenhauses und bietet Nachvollziehbarkeit Einer der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es eine geschuumltzte Geshyspraumlchssituation zu schaffen Die MitarbeiterInnen sind zudem umfassend uumlber die gesetzlichen Regelungen informiert Insgesamt hat das Curricushylum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo zu einer Steigerung der Qualitaumlt der Betreuung von Gewaltopfern aber auch zu einer Sensibilisierung und einer Erhoumlhung der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen beigetragen Im Namen der Kollegialen Fuumlhrung danke ich allen MitshyarbeiterInnen die durch ihr Engagement und Fachwissen diesem sensiblen Thema im Sinne der Nachhaltigkeit professionell begegnenlaquo

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

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Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 28: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienInfokarten

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienChecklisten

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

raquohellip groszlig ist der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigenlaquo Statement von Rektor UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Leiter Allgemeines Krankenhaus-Universitaumltskliniken

raquoAls Rektor der medizinischen Universitaumlt Wien beshygruumlszlige ich die Etablierung eines Curriculums rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo ganz besonders da Gewaltshyerfahrungen wie internationale Studien eindrucksshyvoll aufzeigen die Gesundheit der davon Betroffenen nachhaltig und maszliggeblich negativ beeinflussen koumlnnen und einen bis dato noch zu wenig beruumlckshysichtigten gesundheitlichen Risikofaktor darstellen Entsprechend groszlig ist daher der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigen In diesem Zusammenshyhang erscheinen mir insbesondere die Vortraumlge zu Gewaltschutzaktivitaumlten in Spitaumllern und jene Vortraumlge die sich mit der Dynamik von Gewaltshybeziehungen sowie Erscheinungsformen und langshyfristigen Folgen von Gewalterfahrungen befassen als besonders wichtig Der Nutzen dieser Fortbildungs-Veranstaltung fuumlr das im AKH taumltige Personal sollte dementsprechend groszlig sein Das in den Vortraumlgen vermittelte Wissen sollte um entsprechende FaumlhigkeitenFertigkeiten im Umgang mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder erweitert werden um eine adaumlquate und sensible Betreuung dieser oftshymals schwer traumatisierten Personengruppe sichershyzustellenlaquo

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

Einleitung

Fuumlr die Durchfuumlhrung des Curriculums hat sich die Existenz von Opferschutzshygruppen als aumluszligerst positiv erwiesen Derzeit gibt es in zwei Wiener Krankenshyhaumlusern (Wilhelminenspital und Sozial-medizinisches Zentrum Ost) Opferschutzshygruppen

Bericht der Opferschutzgruppe im Wilhelminenspital

Seit Herbst 1997 besteht im Wilhelminenshyspital eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe zum Schutz fuumlr Frauen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind Ziel des Projekts war es im Spital ein Angebot zu installieshyren das Frauen zugute kommt und ihnen umfassende Versorgung Unterstuumltzung und Information bieten soll Um dieses Ziel zu erreichen wurde eine Arbeitsshygruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Institutionen ins Leben gerufen mit dem Ziel die Organisation und die Einhaltung erarbeiteter Strukturen zu sichern ein Forum fuumlr den Austausch mit den MitshyarbeiterInnen zu bilden um Reflexion und Verbesserungen zu ermoumlglichen Das Modell funktioniert mittlerweile seit Mai 1998 im Regelbetrieb In dieser Zusammenarbeit ist es gelungen die komplementaumlren Beshyduumlrfnisse aller beteiligten Berufsgruppen und die Interessen dreier Institutionen (Unfallchirurgische Abteilung Fonds Soziales Wien 24-Stunden Frauennotruf der MA 57) zur Deckung zu bringen ohne

Kosten zu verursachen Synergien wurden optimal ausgeschoumlpft

raquoDIE SICHERHEIT DES GEWALTOPFERS STEHT FUumlR UNS IM VORDERGRUNDlaquo DGKP Friedrich Anger-Schmidt Leiter der Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals und DSA Josef Heindl Mitarbeiter der Opfershyschutzgruppe des Wilhelminenspitals

raquoFuumlr uns steht die Sicherheit des Gewaltopfers im Vordergrund Wenn eine Ruumlckkehr in die Wohnung ndash aus welchen Gruumlnden auch immer ndash nicht moumlglich ist besteht die Moumlglichkeit einer stationaumlren Aufnahme an unserer Abteilung oder einer Unterbringung in einem Frauenhaus In der Statistik ist ein klarer Anstieg bemerkshybar So haben wir im Jahre 1999 37 Faumllle registriert und 2004 85 Faumllle Im Halbjahr 2005 sind wir schon bei 54 Faumlllen so dass wir heuer mit uumlber 100 Betroffenen rechshynen Woran es liegt laumlsst sich nur spekushylieren Ich vermute dass es ein Mix aus mehr rsaquoGewaltbereitschaftlsaquo und mehr rsaquodruumlber reden Trauenlsaquo ist Mein Wunsch ist nach wie vor eine wienweite Institutioshynalisierung in anderen Unfallabteilungen und eine Vernetzung der Daten Mit dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost ist sicher schon ein Anfang gemachtlaquo (DGKP Friedrich Anger-Schmidt)

raquoDie Sozialarbeit im Wilhelminenspital funktioniert mit einem neuen Konzept als Prototyp einer sozialen Servicestelle mit garantierter Erreichbarkeit von 8 Uhr bis

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

15 Uhr fuumlr PatientInnen Angehoumlrige und auch Spitalspersonal Diese gute Erreichshybarkeit ermoumlglicht es der Sozialarbeit sich als integraler Bestandteil bei Proshygrammen die eine bestimmte PatientInnenshygruppe betreffen anzubieten Unser Projekt zeigt sehr deutlich wie sehr Gesundheit und Soziales ineinander vershywoben sind und Patientinnen dementshysprechend auch von unterschiedlichen Professionen begleitet werden sollen

Voraussetzung fuumlr das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit ist die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respekshytieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Das Personal an der Unfallchirurshygischen Abteilung hatte den Eindruck dass zunehmend Patientinnen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind im Spital erscheinen und die ausschlieszliglich medizinische und pflegerische Versorgung fuumlr diese Patienshytinnen nicht ausreichend sind Zudem ist der Zeitdruck besonders in der Ambulanz zu groszlig um auf die ganz persoumlnlichen Probleme der Patientinnen adaumlquat einshyzugehen und zu reagieren Kenntnisse in Gespraumlchsfuumlhrung und Beherrschen von Kriseninterventionstechniken sind sehr individuell und in unterschiedlicher Qualitaumlt vorhanden und die Hilflosigkeit der Patientinnen wird oft zur Belastung fuumlr das behandelnde Personal Mit der neuen Konzeption einer Servicestelle war die Sozialarbeit in der Lage schnell erreichbar zu sein und damit Krisenintershyvention unmittelbar im Anschluss an die medizinische Versorgung anbieten zu koumlnnen

Neben der umfassenden Krisenintershyvention fuumlr Patientinnen bietet die intershydisziplinaumlre Zusammenarbeit verbesserte Gefahreneinschaumltzung und Entscheidungsshyhilfe zur Frage der noumltigenfalls stationaumlshyren Aufnahme Unsere Dienstzeiten ershylaubten es nicht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung anzubieten Aus diesem Grund und auch um gesicherte fachliche Komshy

petenz zu gewaumlhrleisten bot sich die Einshybindung des 24-Stunden Frauennotrufs in dieses Projekt an

Eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Instishytutionen und Berufsgruppen wurde gebilshydet um die koordinierte Zusammenarbeit zu ermoumlglichen Die gewuumlnschten MitarshybeiterInnen sollten entsprechendes Intershyesse mitbringen uumlber hohe Akzeptanz in der eigenen Berufsgruppe verfuumlgen und fuumlr den Wissenstransfer innerhalb der Berufsgruppe verantwortlich sein

Um die weitere Zusammenarbeit und allshyfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen sicherzustellen wurden weitere Bespreshychungen in halbjaumlhrigen Abstaumlnden vershyeinbart beziehungsweise finden sie jetzt anlassbezogen statt Themenspezifische Fortbildungsveranstaltungen finden nach Anlass und Bedarf statt Regelmaumlszligige Fortbildungsveranstaltungen fuumlr TurnusshyaumlrztInnen sollen diese nicht nur befaumlhigen in ihrem Dienst unserem Standard gemaumlszlig zu handeln sondern ihnen auch in weitershyfuumlhrenden Taumltigkeiten hilfreiches Wissen seinlaquo (DSA Josef Heindl)

Kontakt Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals 1220 Wien Langobardenstraszlige 122

Bericht der Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

Die Projektarbeit der Gewaltschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost starshytete im Jahre 2002 Zu diesem Zweck wurshyden aus den Bereichen Unfallchirurgie Aufnahmestation Gynaumlkologie und Psychiashytrie Angestellte eingeladen mitzuarbeiten Die Projektmitglieder sollten einen Rahmen fuumlr das Thema Gewalt in der Familie ershyarbeiten bestehende Probleme aufzeigen und Loumlsungsvorschlaumlge erstellen die im Sinne von Opferschutz im Sozialmedizishynisches Zentrum Ost in der Praxis vershywertbar sein sollten Nach Abschluss der Projektarbeit im Herbst 2004 wurde die Gewaltschutzgruppe offiziell als raquoOpfershyschutzgruppelaquo im Sozialmedizinischen Zentrum Ost als fixe Einrichtung und Organisation des Hauses genehmigt

raquoGEWALT IST NICHT IN ORDNUNG GEWALT IST KEINE LOumlSUNGlaquo DGKS Margit Liebhart Leiterin der Opfershyschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

raquoEs stellt sich im Laufe meiner Arbeit mit den Betroffenen immer wieder heraus wie schwer es fuumlr die Beteiligten ist daruumlber zu reden Gewalt in der Familie ist ein aumluszligerst sensibler Bereich Mit rsaquoFremdenlsaquo daruumlber zu sprechen was tatsaumlchlich rsaquoSchlimmeslsaquo in den eigenen vier Waumlnden passiert faumlllt nicht leicht Es gilt eine enorme Hemmschwelle zu uumlberwinden vor allem fuumlr sich selbst denn niemand moumlchte sein rsaquoeigenes Nest beschmutzenlsaquo

Manchmal braucht es mehrere Besuche bei uns in der Unfallambulanz die anfaumlnglich als rsaquoAusrutscherlsaquo von den Opfern dargestellt und dementsprechend bagatellisiert werden

rsaquoGegen den Tuumlrstock gelaufenlsaquo rsaquodie Stiegen hinuntergefallenlsaquo rsaquogestolpertlsaquo

Vielleicht beim naumlchsten Mal rsaquoIch war ja selber schuld haumltte ich ihnsie nicht so gereiztlsaquo

rsaquoErsie ist eigentlich ein seelenguter Mensch und sonst eigentlich so lieblsaquo

Frau M kommt nun schon zum dritten Mal zu uns in die Unfallambulanz Ich habe rsaquozufaumllliglsaquo schon wieder Nachtdienst Es ist 215 Uhr Frau M wird mit der Rettung gebracht

Sie ist nur mit einem Morgenmantel gekleidet der blutdurchtraumlnkt ist Frau M hat am ganzen Koumlrper Biss- und Kratzshywunden Wir versorgen ihre Wunden fast zwei Stunden lang

Frau M hat sich mein Gesicht und auch meinen Namen gemerkt

Als sie das erste Mal in meinem Nachtshydienst als Patientin kam wurde sie vom Lebensgefaumlhrten gebracht Sie hatte am linken Bein eine klaffende Bisswunde Der Hund des Lebensgefaumlhrten haumltte beim Spielen zu Hause nicht das Bein von Frau M sondern einen Ball ergreifen wollen Frau M zittert bei ihrer Erzaumlhlung Sie haumllt meine Hand und wirkt fuumlr mich vershystoumlrt Zu verstoumlrt fuumlr einen rsaquoSpielunfall mit dem Hundlsaquo Sie ist leicht alkoholisiert nicht sehr gepflegt Mir faumlllt auf dass sie immer wieder zur Tuumlr schielt

Nach drei Monaten wird Frau M mit der Rettung zu uns gebracht Eine Nachshybarin hatte die Polizei gerufen weil sie den Hund sehr laut bellen und knurren und Frau M schreien houmlrte

Frau M ist wieder alkoholisiert sie weint Wir muumlssen ihre Wunden dieses Mal sind es mehrere wieder versorgen Dieses Mal spreche ich sie direkt an rsaquoFrau M ich habe das Gefuumlhl dass bei Ihnen zu Hause irgendetwas nicht so laumluft wie Sie es sich wuumlnschen Kann ich Ihnen irgendshywie helfen Moumlchten Sie mit mir daruumlber sprechen Wollen Sie mit jemand anderem sprechen Wissen Sie ich denke dass jeder Mensch ein Recht darauf hat sich wenigstens zu Hause in seinen eigenen Waumlnden sicher und geborgen zu fuumlhlenlsaquo Frau M weint und stammelt irgendetwas vor sich hin Ich houmlre nicht zu sprechen auf Ich erzaumlhle von Gesetzen von vielen anderen Menschen die betroffen sind von

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Opferschutzgruppen in der PraxisOpferschutzgruppen in der Praxis

familiaumlrer Gewalt davon dass wir in unserer heutigen Gesellschaft alle gemeinshysam daran arbeiten sollten daruumlber zu reden dass Gewalt keine Loumlsung ist Frau M hat schon lange erfasst dass sie Hilfe braucht um aus dieser Gewaltspirale herauszukommen Sie erzaumlhlt mir von Selbsthilfebuumlchern die sie gelesen hat Sie erzaumlhlt von ihren vielen Versuchen nicht nur vom Alkohol sondern auch von ihrem Umfeld loszukommen aber letztendlich meint sie rsaquoDer Hund wird immer so aggressiv wenn wir trinkenlsaquo Trotzdem gebe ich ihr eine Broschuumlre vom Frauenshynotruf mit Ich fuumllle ein Gewaltdatenblatt aus

Heute beim dritten rsaquoBesuchlsaquo von Frau M bei uns erzaumlhlt sie mir dass ihr Lebensshygefaumlhrte den Hund auf sie hetzt wenn er zornig auf sie ist Dieses Mal sei es ganz besonders schlimm gewesen Wir reden und reden und reden Heute moumlchte Frau M mit einem Psychiatereiner Psychiaterin spreshychen Frau M moumlchte mit dem Frauennotshyruf telefonieren Frau M sagt dass sie so nicht mehr leben will

Frau M tut das auch alles mit mir Sie umarmt mich ich spuumlre dass sie wieder einen Schritt weiter vorangekommen ist Frau M will wieder nach Hause fahren

Ich habe Frau M schon uumlber zwei Jahre nicht mehr als Patientin bei uns gesehen Auch meine KollegInnen haben Frau M nicht betreut

Ich hoffe sehr dass Frau M und viele andere rsaquoOpferlsaquo die uns in unserem Bereich begegnet sind ein Stuumlck weiter voranshygekommen sind Ich hoffe sehr dass es sich weiter herumspricht beim Einkauf beim Tratsch mit dem Nachbarder Nachbarin in der U-Bahn bei persoumlnshylichen Gespraumlchen zwischen Freunden und Freundinnen und in Familien Gewalt in der Familie ist nicht ok

Ich kann etwas dagegen tun und es gibt viele Menschen und Einrichtungen die bemuumlht sind einen Weg aufzuzeigen der herausfuumlhren kann aus dieser Gewaltshyspirale

Wir schauen nicht weg wir schauen genau hin Wir wollen kompetent sein in unserer Hilfestellung Wir wollen Kontakte knuumlpfen die noumltig sind Wir haben die Moumlglichkeit rsaquostopplsaquo zu sagen in der oumlffentlichen Instishytution Krankenhaus Denn die Opfer komshymen zu uns und wenn wir aufmerksam genug zuhoumlren und hinsehen sind wir vielleicht die ersten die zu ihnen sagen rsaquoGewalt ist nicht Ordnung Gewalt ist keishyne Loumlsunglsaquo Vielleicht ist das ein Anfang fuumlr das Ende von der Gewalt in einer Familielaquo (DGKS Margit Liebhart)

Kontakt Opferschutzgruppe Sozialmedizinisches Zentrum Ost 1160 Wien Montleartstraszlige 37

raquoEiner der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es

eine geschuumltzte Gespraumlchsshysituation zu schaffenlaquo

Statement von Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegedienstes Sozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Sozialmedizinisches Zentrum Ost war eines der ersten Krankenhaumluser die projekthaft das Curriculum erarbeitet und weiterentwickelt haben Die Erfahrungen mit dem Curriculum zeigen dass viele MitarbeiterInnen in fast allen Abteilungen neushygierig gemacht und zur Mitarbeit angeregt wurden Bei uns sind noch immer die rsaquoPioniere und Pionierinnenlsaquo am Werk die ihr Wissen an die neuen MitarbeiterInnen weitergeben Wichtig ist dass die MitarbeiterInnen um die Entstehung der Gewaltshyspirale Bescheid wissen Sie koumlnnen den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern so eine adaumlquate Information und Beratung anbieten Der von den ProjektmitarbeiterInnen der Opferschutzgruppe erarshybeitete Leitfaden sichert den standardisierten Einsatz in allen Bereichen des Krankenhauses und bietet Nachvollziehbarkeit Einer der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es eine geschuumltzte Geshyspraumlchssituation zu schaffen Die MitarbeiterInnen sind zudem umfassend uumlber die gesetzlichen Regelungen informiert Insgesamt hat das Curricushylum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo zu einer Steigerung der Qualitaumlt der Betreuung von Gewaltopfern aber auch zu einer Sensibilisierung und einer Erhoumlhung der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen beigetragen Im Namen der Kollegialen Fuumlhrung danke ich allen MitshyarbeiterInnen die durch ihr Engagement und Fachwissen diesem sensiblen Thema im Sinne der Nachhaltigkeit professionell begegnenlaquo

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

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Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 29: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

Wissensvermittlung im Projekt Wissensvermittlung im Projekt

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InformationsmaterialienChecklisten

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

raquohellip groszlig ist der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigenlaquo Statement von Rektor UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Leiter Allgemeines Krankenhaus-Universitaumltskliniken

raquoAls Rektor der medizinischen Universitaumlt Wien beshygruumlszlige ich die Etablierung eines Curriculums rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo ganz besonders da Gewaltshyerfahrungen wie internationale Studien eindrucksshyvoll aufzeigen die Gesundheit der davon Betroffenen nachhaltig und maszliggeblich negativ beeinflussen koumlnnen und einen bis dato noch zu wenig beruumlckshysichtigten gesundheitlichen Risikofaktor darstellen Entsprechend groszlig ist daher der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigen In diesem Zusammenshyhang erscheinen mir insbesondere die Vortraumlge zu Gewaltschutzaktivitaumlten in Spitaumllern und jene Vortraumlge die sich mit der Dynamik von Gewaltshybeziehungen sowie Erscheinungsformen und langshyfristigen Folgen von Gewalterfahrungen befassen als besonders wichtig Der Nutzen dieser Fortbildungs-Veranstaltung fuumlr das im AKH taumltige Personal sollte dementsprechend groszlig sein Das in den Vortraumlgen vermittelte Wissen sollte um entsprechende FaumlhigkeitenFertigkeiten im Umgang mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder erweitert werden um eine adaumlquate und sensible Betreuung dieser oftshymals schwer traumatisierten Personengruppe sichershyzustellenlaquo

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

Einleitung

Fuumlr die Durchfuumlhrung des Curriculums hat sich die Existenz von Opferschutzshygruppen als aumluszligerst positiv erwiesen Derzeit gibt es in zwei Wiener Krankenshyhaumlusern (Wilhelminenspital und Sozial-medizinisches Zentrum Ost) Opferschutzshygruppen

Bericht der Opferschutzgruppe im Wilhelminenspital

Seit Herbst 1997 besteht im Wilhelminenshyspital eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe zum Schutz fuumlr Frauen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind Ziel des Projekts war es im Spital ein Angebot zu installieshyren das Frauen zugute kommt und ihnen umfassende Versorgung Unterstuumltzung und Information bieten soll Um dieses Ziel zu erreichen wurde eine Arbeitsshygruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Institutionen ins Leben gerufen mit dem Ziel die Organisation und die Einhaltung erarbeiteter Strukturen zu sichern ein Forum fuumlr den Austausch mit den MitshyarbeiterInnen zu bilden um Reflexion und Verbesserungen zu ermoumlglichen Das Modell funktioniert mittlerweile seit Mai 1998 im Regelbetrieb In dieser Zusammenarbeit ist es gelungen die komplementaumlren Beshyduumlrfnisse aller beteiligten Berufsgruppen und die Interessen dreier Institutionen (Unfallchirurgische Abteilung Fonds Soziales Wien 24-Stunden Frauennotruf der MA 57) zur Deckung zu bringen ohne

Kosten zu verursachen Synergien wurden optimal ausgeschoumlpft

raquoDIE SICHERHEIT DES GEWALTOPFERS STEHT FUumlR UNS IM VORDERGRUNDlaquo DGKP Friedrich Anger-Schmidt Leiter der Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals und DSA Josef Heindl Mitarbeiter der Opfershyschutzgruppe des Wilhelminenspitals

raquoFuumlr uns steht die Sicherheit des Gewaltopfers im Vordergrund Wenn eine Ruumlckkehr in die Wohnung ndash aus welchen Gruumlnden auch immer ndash nicht moumlglich ist besteht die Moumlglichkeit einer stationaumlren Aufnahme an unserer Abteilung oder einer Unterbringung in einem Frauenhaus In der Statistik ist ein klarer Anstieg bemerkshybar So haben wir im Jahre 1999 37 Faumllle registriert und 2004 85 Faumllle Im Halbjahr 2005 sind wir schon bei 54 Faumlllen so dass wir heuer mit uumlber 100 Betroffenen rechshynen Woran es liegt laumlsst sich nur spekushylieren Ich vermute dass es ein Mix aus mehr rsaquoGewaltbereitschaftlsaquo und mehr rsaquodruumlber reden Trauenlsaquo ist Mein Wunsch ist nach wie vor eine wienweite Institutioshynalisierung in anderen Unfallabteilungen und eine Vernetzung der Daten Mit dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost ist sicher schon ein Anfang gemachtlaquo (DGKP Friedrich Anger-Schmidt)

raquoDie Sozialarbeit im Wilhelminenspital funktioniert mit einem neuen Konzept als Prototyp einer sozialen Servicestelle mit garantierter Erreichbarkeit von 8 Uhr bis

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

15 Uhr fuumlr PatientInnen Angehoumlrige und auch Spitalspersonal Diese gute Erreichshybarkeit ermoumlglicht es der Sozialarbeit sich als integraler Bestandteil bei Proshygrammen die eine bestimmte PatientInnenshygruppe betreffen anzubieten Unser Projekt zeigt sehr deutlich wie sehr Gesundheit und Soziales ineinander vershywoben sind und Patientinnen dementshysprechend auch von unterschiedlichen Professionen begleitet werden sollen

Voraussetzung fuumlr das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit ist die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respekshytieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Das Personal an der Unfallchirurshygischen Abteilung hatte den Eindruck dass zunehmend Patientinnen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind im Spital erscheinen und die ausschlieszliglich medizinische und pflegerische Versorgung fuumlr diese Patienshytinnen nicht ausreichend sind Zudem ist der Zeitdruck besonders in der Ambulanz zu groszlig um auf die ganz persoumlnlichen Probleme der Patientinnen adaumlquat einshyzugehen und zu reagieren Kenntnisse in Gespraumlchsfuumlhrung und Beherrschen von Kriseninterventionstechniken sind sehr individuell und in unterschiedlicher Qualitaumlt vorhanden und die Hilflosigkeit der Patientinnen wird oft zur Belastung fuumlr das behandelnde Personal Mit der neuen Konzeption einer Servicestelle war die Sozialarbeit in der Lage schnell erreichbar zu sein und damit Krisenintershyvention unmittelbar im Anschluss an die medizinische Versorgung anbieten zu koumlnnen

Neben der umfassenden Krisenintershyvention fuumlr Patientinnen bietet die intershydisziplinaumlre Zusammenarbeit verbesserte Gefahreneinschaumltzung und Entscheidungsshyhilfe zur Frage der noumltigenfalls stationaumlshyren Aufnahme Unsere Dienstzeiten ershylaubten es nicht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung anzubieten Aus diesem Grund und auch um gesicherte fachliche Komshy

petenz zu gewaumlhrleisten bot sich die Einshybindung des 24-Stunden Frauennotrufs in dieses Projekt an

Eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Instishytutionen und Berufsgruppen wurde gebilshydet um die koordinierte Zusammenarbeit zu ermoumlglichen Die gewuumlnschten MitarshybeiterInnen sollten entsprechendes Intershyesse mitbringen uumlber hohe Akzeptanz in der eigenen Berufsgruppe verfuumlgen und fuumlr den Wissenstransfer innerhalb der Berufsgruppe verantwortlich sein

Um die weitere Zusammenarbeit und allshyfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen sicherzustellen wurden weitere Bespreshychungen in halbjaumlhrigen Abstaumlnden vershyeinbart beziehungsweise finden sie jetzt anlassbezogen statt Themenspezifische Fortbildungsveranstaltungen finden nach Anlass und Bedarf statt Regelmaumlszligige Fortbildungsveranstaltungen fuumlr TurnusshyaumlrztInnen sollen diese nicht nur befaumlhigen in ihrem Dienst unserem Standard gemaumlszlig zu handeln sondern ihnen auch in weitershyfuumlhrenden Taumltigkeiten hilfreiches Wissen seinlaquo (DSA Josef Heindl)

Kontakt Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals 1220 Wien Langobardenstraszlige 122

Bericht der Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

Die Projektarbeit der Gewaltschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost starshytete im Jahre 2002 Zu diesem Zweck wurshyden aus den Bereichen Unfallchirurgie Aufnahmestation Gynaumlkologie und Psychiashytrie Angestellte eingeladen mitzuarbeiten Die Projektmitglieder sollten einen Rahmen fuumlr das Thema Gewalt in der Familie ershyarbeiten bestehende Probleme aufzeigen und Loumlsungsvorschlaumlge erstellen die im Sinne von Opferschutz im Sozialmedizishynisches Zentrum Ost in der Praxis vershywertbar sein sollten Nach Abschluss der Projektarbeit im Herbst 2004 wurde die Gewaltschutzgruppe offiziell als raquoOpfershyschutzgruppelaquo im Sozialmedizinischen Zentrum Ost als fixe Einrichtung und Organisation des Hauses genehmigt

raquoGEWALT IST NICHT IN ORDNUNG GEWALT IST KEINE LOumlSUNGlaquo DGKS Margit Liebhart Leiterin der Opfershyschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

raquoEs stellt sich im Laufe meiner Arbeit mit den Betroffenen immer wieder heraus wie schwer es fuumlr die Beteiligten ist daruumlber zu reden Gewalt in der Familie ist ein aumluszligerst sensibler Bereich Mit rsaquoFremdenlsaquo daruumlber zu sprechen was tatsaumlchlich rsaquoSchlimmeslsaquo in den eigenen vier Waumlnden passiert faumlllt nicht leicht Es gilt eine enorme Hemmschwelle zu uumlberwinden vor allem fuumlr sich selbst denn niemand moumlchte sein rsaquoeigenes Nest beschmutzenlsaquo

Manchmal braucht es mehrere Besuche bei uns in der Unfallambulanz die anfaumlnglich als rsaquoAusrutscherlsaquo von den Opfern dargestellt und dementsprechend bagatellisiert werden

rsaquoGegen den Tuumlrstock gelaufenlsaquo rsaquodie Stiegen hinuntergefallenlsaquo rsaquogestolpertlsaquo

Vielleicht beim naumlchsten Mal rsaquoIch war ja selber schuld haumltte ich ihnsie nicht so gereiztlsaquo

rsaquoErsie ist eigentlich ein seelenguter Mensch und sonst eigentlich so lieblsaquo

Frau M kommt nun schon zum dritten Mal zu uns in die Unfallambulanz Ich habe rsaquozufaumllliglsaquo schon wieder Nachtdienst Es ist 215 Uhr Frau M wird mit der Rettung gebracht

Sie ist nur mit einem Morgenmantel gekleidet der blutdurchtraumlnkt ist Frau M hat am ganzen Koumlrper Biss- und Kratzshywunden Wir versorgen ihre Wunden fast zwei Stunden lang

Frau M hat sich mein Gesicht und auch meinen Namen gemerkt

Als sie das erste Mal in meinem Nachtshydienst als Patientin kam wurde sie vom Lebensgefaumlhrten gebracht Sie hatte am linken Bein eine klaffende Bisswunde Der Hund des Lebensgefaumlhrten haumltte beim Spielen zu Hause nicht das Bein von Frau M sondern einen Ball ergreifen wollen Frau M zittert bei ihrer Erzaumlhlung Sie haumllt meine Hand und wirkt fuumlr mich vershystoumlrt Zu verstoumlrt fuumlr einen rsaquoSpielunfall mit dem Hundlsaquo Sie ist leicht alkoholisiert nicht sehr gepflegt Mir faumlllt auf dass sie immer wieder zur Tuumlr schielt

Nach drei Monaten wird Frau M mit der Rettung zu uns gebracht Eine Nachshybarin hatte die Polizei gerufen weil sie den Hund sehr laut bellen und knurren und Frau M schreien houmlrte

Frau M ist wieder alkoholisiert sie weint Wir muumlssen ihre Wunden dieses Mal sind es mehrere wieder versorgen Dieses Mal spreche ich sie direkt an rsaquoFrau M ich habe das Gefuumlhl dass bei Ihnen zu Hause irgendetwas nicht so laumluft wie Sie es sich wuumlnschen Kann ich Ihnen irgendshywie helfen Moumlchten Sie mit mir daruumlber sprechen Wollen Sie mit jemand anderem sprechen Wissen Sie ich denke dass jeder Mensch ein Recht darauf hat sich wenigstens zu Hause in seinen eigenen Waumlnden sicher und geborgen zu fuumlhlenlsaquo Frau M weint und stammelt irgendetwas vor sich hin Ich houmlre nicht zu sprechen auf Ich erzaumlhle von Gesetzen von vielen anderen Menschen die betroffen sind von

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Opferschutzgruppen in der PraxisOpferschutzgruppen in der Praxis

familiaumlrer Gewalt davon dass wir in unserer heutigen Gesellschaft alle gemeinshysam daran arbeiten sollten daruumlber zu reden dass Gewalt keine Loumlsung ist Frau M hat schon lange erfasst dass sie Hilfe braucht um aus dieser Gewaltspirale herauszukommen Sie erzaumlhlt mir von Selbsthilfebuumlchern die sie gelesen hat Sie erzaumlhlt von ihren vielen Versuchen nicht nur vom Alkohol sondern auch von ihrem Umfeld loszukommen aber letztendlich meint sie rsaquoDer Hund wird immer so aggressiv wenn wir trinkenlsaquo Trotzdem gebe ich ihr eine Broschuumlre vom Frauenshynotruf mit Ich fuumllle ein Gewaltdatenblatt aus

Heute beim dritten rsaquoBesuchlsaquo von Frau M bei uns erzaumlhlt sie mir dass ihr Lebensshygefaumlhrte den Hund auf sie hetzt wenn er zornig auf sie ist Dieses Mal sei es ganz besonders schlimm gewesen Wir reden und reden und reden Heute moumlchte Frau M mit einem Psychiatereiner Psychiaterin spreshychen Frau M moumlchte mit dem Frauennotshyruf telefonieren Frau M sagt dass sie so nicht mehr leben will

Frau M tut das auch alles mit mir Sie umarmt mich ich spuumlre dass sie wieder einen Schritt weiter vorangekommen ist Frau M will wieder nach Hause fahren

Ich habe Frau M schon uumlber zwei Jahre nicht mehr als Patientin bei uns gesehen Auch meine KollegInnen haben Frau M nicht betreut

Ich hoffe sehr dass Frau M und viele andere rsaquoOpferlsaquo die uns in unserem Bereich begegnet sind ein Stuumlck weiter voranshygekommen sind Ich hoffe sehr dass es sich weiter herumspricht beim Einkauf beim Tratsch mit dem Nachbarder Nachbarin in der U-Bahn bei persoumlnshylichen Gespraumlchen zwischen Freunden und Freundinnen und in Familien Gewalt in der Familie ist nicht ok

Ich kann etwas dagegen tun und es gibt viele Menschen und Einrichtungen die bemuumlht sind einen Weg aufzuzeigen der herausfuumlhren kann aus dieser Gewaltshyspirale

Wir schauen nicht weg wir schauen genau hin Wir wollen kompetent sein in unserer Hilfestellung Wir wollen Kontakte knuumlpfen die noumltig sind Wir haben die Moumlglichkeit rsaquostopplsaquo zu sagen in der oumlffentlichen Instishytution Krankenhaus Denn die Opfer komshymen zu uns und wenn wir aufmerksam genug zuhoumlren und hinsehen sind wir vielleicht die ersten die zu ihnen sagen rsaquoGewalt ist nicht Ordnung Gewalt ist keishyne Loumlsunglsaquo Vielleicht ist das ein Anfang fuumlr das Ende von der Gewalt in einer Familielaquo (DGKS Margit Liebhart)

Kontakt Opferschutzgruppe Sozialmedizinisches Zentrum Ost 1160 Wien Montleartstraszlige 37

raquoEiner der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es

eine geschuumltzte Gespraumlchsshysituation zu schaffenlaquo

Statement von Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegedienstes Sozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Sozialmedizinisches Zentrum Ost war eines der ersten Krankenhaumluser die projekthaft das Curriculum erarbeitet und weiterentwickelt haben Die Erfahrungen mit dem Curriculum zeigen dass viele MitarbeiterInnen in fast allen Abteilungen neushygierig gemacht und zur Mitarbeit angeregt wurden Bei uns sind noch immer die rsaquoPioniere und Pionierinnenlsaquo am Werk die ihr Wissen an die neuen MitarbeiterInnen weitergeben Wichtig ist dass die MitarbeiterInnen um die Entstehung der Gewaltshyspirale Bescheid wissen Sie koumlnnen den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern so eine adaumlquate Information und Beratung anbieten Der von den ProjektmitarbeiterInnen der Opferschutzgruppe erarshybeitete Leitfaden sichert den standardisierten Einsatz in allen Bereichen des Krankenhauses und bietet Nachvollziehbarkeit Einer der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es eine geschuumltzte Geshyspraumlchssituation zu schaffen Die MitarbeiterInnen sind zudem umfassend uumlber die gesetzlichen Regelungen informiert Insgesamt hat das Curricushylum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo zu einer Steigerung der Qualitaumlt der Betreuung von Gewaltopfern aber auch zu einer Sensibilisierung und einer Erhoumlhung der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen beigetragen Im Namen der Kollegialen Fuumlhrung danke ich allen MitshyarbeiterInnen die durch ihr Engagement und Fachwissen diesem sensiblen Thema im Sinne der Nachhaltigkeit professionell begegnenlaquo

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

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Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 30: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

raquohellip groszlig ist der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigenlaquo Statement von Rektor UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Leiter Allgemeines Krankenhaus-Universitaumltskliniken

raquoAls Rektor der medizinischen Universitaumlt Wien beshygruumlszlige ich die Etablierung eines Curriculums rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo ganz besonders da Gewaltshyerfahrungen wie internationale Studien eindrucksshyvoll aufzeigen die Gesundheit der davon Betroffenen nachhaltig und maszliggeblich negativ beeinflussen koumlnnen und einen bis dato noch zu wenig beruumlckshysichtigten gesundheitlichen Risikofaktor darstellen Entsprechend groszlig ist daher der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigen In diesem Zusammenshyhang erscheinen mir insbesondere die Vortraumlge zu Gewaltschutzaktivitaumlten in Spitaumllern und jene Vortraumlge die sich mit der Dynamik von Gewaltshybeziehungen sowie Erscheinungsformen und langshyfristigen Folgen von Gewalterfahrungen befassen als besonders wichtig Der Nutzen dieser Fortbildungs-Veranstaltung fuumlr das im AKH taumltige Personal sollte dementsprechend groszlig sein Das in den Vortraumlgen vermittelte Wissen sollte um entsprechende FaumlhigkeitenFertigkeiten im Umgang mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder erweitert werden um eine adaumlquate und sensible Betreuung dieser oftshymals schwer traumatisierten Personengruppe sichershyzustellenlaquo

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

Einleitung

Fuumlr die Durchfuumlhrung des Curriculums hat sich die Existenz von Opferschutzshygruppen als aumluszligerst positiv erwiesen Derzeit gibt es in zwei Wiener Krankenshyhaumlusern (Wilhelminenspital und Sozial-medizinisches Zentrum Ost) Opferschutzshygruppen

Bericht der Opferschutzgruppe im Wilhelminenspital

Seit Herbst 1997 besteht im Wilhelminenshyspital eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe zum Schutz fuumlr Frauen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind Ziel des Projekts war es im Spital ein Angebot zu installieshyren das Frauen zugute kommt und ihnen umfassende Versorgung Unterstuumltzung und Information bieten soll Um dieses Ziel zu erreichen wurde eine Arbeitsshygruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Institutionen ins Leben gerufen mit dem Ziel die Organisation und die Einhaltung erarbeiteter Strukturen zu sichern ein Forum fuumlr den Austausch mit den MitshyarbeiterInnen zu bilden um Reflexion und Verbesserungen zu ermoumlglichen Das Modell funktioniert mittlerweile seit Mai 1998 im Regelbetrieb In dieser Zusammenarbeit ist es gelungen die komplementaumlren Beshyduumlrfnisse aller beteiligten Berufsgruppen und die Interessen dreier Institutionen (Unfallchirurgische Abteilung Fonds Soziales Wien 24-Stunden Frauennotruf der MA 57) zur Deckung zu bringen ohne

Kosten zu verursachen Synergien wurden optimal ausgeschoumlpft

raquoDIE SICHERHEIT DES GEWALTOPFERS STEHT FUumlR UNS IM VORDERGRUNDlaquo DGKP Friedrich Anger-Schmidt Leiter der Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals und DSA Josef Heindl Mitarbeiter der Opfershyschutzgruppe des Wilhelminenspitals

raquoFuumlr uns steht die Sicherheit des Gewaltopfers im Vordergrund Wenn eine Ruumlckkehr in die Wohnung ndash aus welchen Gruumlnden auch immer ndash nicht moumlglich ist besteht die Moumlglichkeit einer stationaumlren Aufnahme an unserer Abteilung oder einer Unterbringung in einem Frauenhaus In der Statistik ist ein klarer Anstieg bemerkshybar So haben wir im Jahre 1999 37 Faumllle registriert und 2004 85 Faumllle Im Halbjahr 2005 sind wir schon bei 54 Faumlllen so dass wir heuer mit uumlber 100 Betroffenen rechshynen Woran es liegt laumlsst sich nur spekushylieren Ich vermute dass es ein Mix aus mehr rsaquoGewaltbereitschaftlsaquo und mehr rsaquodruumlber reden Trauenlsaquo ist Mein Wunsch ist nach wie vor eine wienweite Institutioshynalisierung in anderen Unfallabteilungen und eine Vernetzung der Daten Mit dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost ist sicher schon ein Anfang gemachtlaquo (DGKP Friedrich Anger-Schmidt)

raquoDie Sozialarbeit im Wilhelminenspital funktioniert mit einem neuen Konzept als Prototyp einer sozialen Servicestelle mit garantierter Erreichbarkeit von 8 Uhr bis

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

15 Uhr fuumlr PatientInnen Angehoumlrige und auch Spitalspersonal Diese gute Erreichshybarkeit ermoumlglicht es der Sozialarbeit sich als integraler Bestandteil bei Proshygrammen die eine bestimmte PatientInnenshygruppe betreffen anzubieten Unser Projekt zeigt sehr deutlich wie sehr Gesundheit und Soziales ineinander vershywoben sind und Patientinnen dementshysprechend auch von unterschiedlichen Professionen begleitet werden sollen

Voraussetzung fuumlr das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit ist die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respekshytieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Das Personal an der Unfallchirurshygischen Abteilung hatte den Eindruck dass zunehmend Patientinnen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind im Spital erscheinen und die ausschlieszliglich medizinische und pflegerische Versorgung fuumlr diese Patienshytinnen nicht ausreichend sind Zudem ist der Zeitdruck besonders in der Ambulanz zu groszlig um auf die ganz persoumlnlichen Probleme der Patientinnen adaumlquat einshyzugehen und zu reagieren Kenntnisse in Gespraumlchsfuumlhrung und Beherrschen von Kriseninterventionstechniken sind sehr individuell und in unterschiedlicher Qualitaumlt vorhanden und die Hilflosigkeit der Patientinnen wird oft zur Belastung fuumlr das behandelnde Personal Mit der neuen Konzeption einer Servicestelle war die Sozialarbeit in der Lage schnell erreichbar zu sein und damit Krisenintershyvention unmittelbar im Anschluss an die medizinische Versorgung anbieten zu koumlnnen

Neben der umfassenden Krisenintershyvention fuumlr Patientinnen bietet die intershydisziplinaumlre Zusammenarbeit verbesserte Gefahreneinschaumltzung und Entscheidungsshyhilfe zur Frage der noumltigenfalls stationaumlshyren Aufnahme Unsere Dienstzeiten ershylaubten es nicht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung anzubieten Aus diesem Grund und auch um gesicherte fachliche Komshy

petenz zu gewaumlhrleisten bot sich die Einshybindung des 24-Stunden Frauennotrufs in dieses Projekt an

Eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Instishytutionen und Berufsgruppen wurde gebilshydet um die koordinierte Zusammenarbeit zu ermoumlglichen Die gewuumlnschten MitarshybeiterInnen sollten entsprechendes Intershyesse mitbringen uumlber hohe Akzeptanz in der eigenen Berufsgruppe verfuumlgen und fuumlr den Wissenstransfer innerhalb der Berufsgruppe verantwortlich sein

Um die weitere Zusammenarbeit und allshyfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen sicherzustellen wurden weitere Bespreshychungen in halbjaumlhrigen Abstaumlnden vershyeinbart beziehungsweise finden sie jetzt anlassbezogen statt Themenspezifische Fortbildungsveranstaltungen finden nach Anlass und Bedarf statt Regelmaumlszligige Fortbildungsveranstaltungen fuumlr TurnusshyaumlrztInnen sollen diese nicht nur befaumlhigen in ihrem Dienst unserem Standard gemaumlszlig zu handeln sondern ihnen auch in weitershyfuumlhrenden Taumltigkeiten hilfreiches Wissen seinlaquo (DSA Josef Heindl)

Kontakt Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals 1220 Wien Langobardenstraszlige 122

Bericht der Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

Die Projektarbeit der Gewaltschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost starshytete im Jahre 2002 Zu diesem Zweck wurshyden aus den Bereichen Unfallchirurgie Aufnahmestation Gynaumlkologie und Psychiashytrie Angestellte eingeladen mitzuarbeiten Die Projektmitglieder sollten einen Rahmen fuumlr das Thema Gewalt in der Familie ershyarbeiten bestehende Probleme aufzeigen und Loumlsungsvorschlaumlge erstellen die im Sinne von Opferschutz im Sozialmedizishynisches Zentrum Ost in der Praxis vershywertbar sein sollten Nach Abschluss der Projektarbeit im Herbst 2004 wurde die Gewaltschutzgruppe offiziell als raquoOpfershyschutzgruppelaquo im Sozialmedizinischen Zentrum Ost als fixe Einrichtung und Organisation des Hauses genehmigt

raquoGEWALT IST NICHT IN ORDNUNG GEWALT IST KEINE LOumlSUNGlaquo DGKS Margit Liebhart Leiterin der Opfershyschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

raquoEs stellt sich im Laufe meiner Arbeit mit den Betroffenen immer wieder heraus wie schwer es fuumlr die Beteiligten ist daruumlber zu reden Gewalt in der Familie ist ein aumluszligerst sensibler Bereich Mit rsaquoFremdenlsaquo daruumlber zu sprechen was tatsaumlchlich rsaquoSchlimmeslsaquo in den eigenen vier Waumlnden passiert faumlllt nicht leicht Es gilt eine enorme Hemmschwelle zu uumlberwinden vor allem fuumlr sich selbst denn niemand moumlchte sein rsaquoeigenes Nest beschmutzenlsaquo

Manchmal braucht es mehrere Besuche bei uns in der Unfallambulanz die anfaumlnglich als rsaquoAusrutscherlsaquo von den Opfern dargestellt und dementsprechend bagatellisiert werden

rsaquoGegen den Tuumlrstock gelaufenlsaquo rsaquodie Stiegen hinuntergefallenlsaquo rsaquogestolpertlsaquo

Vielleicht beim naumlchsten Mal rsaquoIch war ja selber schuld haumltte ich ihnsie nicht so gereiztlsaquo

rsaquoErsie ist eigentlich ein seelenguter Mensch und sonst eigentlich so lieblsaquo

Frau M kommt nun schon zum dritten Mal zu uns in die Unfallambulanz Ich habe rsaquozufaumllliglsaquo schon wieder Nachtdienst Es ist 215 Uhr Frau M wird mit der Rettung gebracht

Sie ist nur mit einem Morgenmantel gekleidet der blutdurchtraumlnkt ist Frau M hat am ganzen Koumlrper Biss- und Kratzshywunden Wir versorgen ihre Wunden fast zwei Stunden lang

Frau M hat sich mein Gesicht und auch meinen Namen gemerkt

Als sie das erste Mal in meinem Nachtshydienst als Patientin kam wurde sie vom Lebensgefaumlhrten gebracht Sie hatte am linken Bein eine klaffende Bisswunde Der Hund des Lebensgefaumlhrten haumltte beim Spielen zu Hause nicht das Bein von Frau M sondern einen Ball ergreifen wollen Frau M zittert bei ihrer Erzaumlhlung Sie haumllt meine Hand und wirkt fuumlr mich vershystoumlrt Zu verstoumlrt fuumlr einen rsaquoSpielunfall mit dem Hundlsaquo Sie ist leicht alkoholisiert nicht sehr gepflegt Mir faumlllt auf dass sie immer wieder zur Tuumlr schielt

Nach drei Monaten wird Frau M mit der Rettung zu uns gebracht Eine Nachshybarin hatte die Polizei gerufen weil sie den Hund sehr laut bellen und knurren und Frau M schreien houmlrte

Frau M ist wieder alkoholisiert sie weint Wir muumlssen ihre Wunden dieses Mal sind es mehrere wieder versorgen Dieses Mal spreche ich sie direkt an rsaquoFrau M ich habe das Gefuumlhl dass bei Ihnen zu Hause irgendetwas nicht so laumluft wie Sie es sich wuumlnschen Kann ich Ihnen irgendshywie helfen Moumlchten Sie mit mir daruumlber sprechen Wollen Sie mit jemand anderem sprechen Wissen Sie ich denke dass jeder Mensch ein Recht darauf hat sich wenigstens zu Hause in seinen eigenen Waumlnden sicher und geborgen zu fuumlhlenlsaquo Frau M weint und stammelt irgendetwas vor sich hin Ich houmlre nicht zu sprechen auf Ich erzaumlhle von Gesetzen von vielen anderen Menschen die betroffen sind von

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Opferschutzgruppen in der PraxisOpferschutzgruppen in der Praxis

familiaumlrer Gewalt davon dass wir in unserer heutigen Gesellschaft alle gemeinshysam daran arbeiten sollten daruumlber zu reden dass Gewalt keine Loumlsung ist Frau M hat schon lange erfasst dass sie Hilfe braucht um aus dieser Gewaltspirale herauszukommen Sie erzaumlhlt mir von Selbsthilfebuumlchern die sie gelesen hat Sie erzaumlhlt von ihren vielen Versuchen nicht nur vom Alkohol sondern auch von ihrem Umfeld loszukommen aber letztendlich meint sie rsaquoDer Hund wird immer so aggressiv wenn wir trinkenlsaquo Trotzdem gebe ich ihr eine Broschuumlre vom Frauenshynotruf mit Ich fuumllle ein Gewaltdatenblatt aus

Heute beim dritten rsaquoBesuchlsaquo von Frau M bei uns erzaumlhlt sie mir dass ihr Lebensshygefaumlhrte den Hund auf sie hetzt wenn er zornig auf sie ist Dieses Mal sei es ganz besonders schlimm gewesen Wir reden und reden und reden Heute moumlchte Frau M mit einem Psychiatereiner Psychiaterin spreshychen Frau M moumlchte mit dem Frauennotshyruf telefonieren Frau M sagt dass sie so nicht mehr leben will

Frau M tut das auch alles mit mir Sie umarmt mich ich spuumlre dass sie wieder einen Schritt weiter vorangekommen ist Frau M will wieder nach Hause fahren

Ich habe Frau M schon uumlber zwei Jahre nicht mehr als Patientin bei uns gesehen Auch meine KollegInnen haben Frau M nicht betreut

Ich hoffe sehr dass Frau M und viele andere rsaquoOpferlsaquo die uns in unserem Bereich begegnet sind ein Stuumlck weiter voranshygekommen sind Ich hoffe sehr dass es sich weiter herumspricht beim Einkauf beim Tratsch mit dem Nachbarder Nachbarin in der U-Bahn bei persoumlnshylichen Gespraumlchen zwischen Freunden und Freundinnen und in Familien Gewalt in der Familie ist nicht ok

Ich kann etwas dagegen tun und es gibt viele Menschen und Einrichtungen die bemuumlht sind einen Weg aufzuzeigen der herausfuumlhren kann aus dieser Gewaltshyspirale

Wir schauen nicht weg wir schauen genau hin Wir wollen kompetent sein in unserer Hilfestellung Wir wollen Kontakte knuumlpfen die noumltig sind Wir haben die Moumlglichkeit rsaquostopplsaquo zu sagen in der oumlffentlichen Instishytution Krankenhaus Denn die Opfer komshymen zu uns und wenn wir aufmerksam genug zuhoumlren und hinsehen sind wir vielleicht die ersten die zu ihnen sagen rsaquoGewalt ist nicht Ordnung Gewalt ist keishyne Loumlsunglsaquo Vielleicht ist das ein Anfang fuumlr das Ende von der Gewalt in einer Familielaquo (DGKS Margit Liebhart)

Kontakt Opferschutzgruppe Sozialmedizinisches Zentrum Ost 1160 Wien Montleartstraszlige 37

raquoEiner der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es

eine geschuumltzte Gespraumlchsshysituation zu schaffenlaquo

Statement von Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegedienstes Sozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Sozialmedizinisches Zentrum Ost war eines der ersten Krankenhaumluser die projekthaft das Curriculum erarbeitet und weiterentwickelt haben Die Erfahrungen mit dem Curriculum zeigen dass viele MitarbeiterInnen in fast allen Abteilungen neushygierig gemacht und zur Mitarbeit angeregt wurden Bei uns sind noch immer die rsaquoPioniere und Pionierinnenlsaquo am Werk die ihr Wissen an die neuen MitarbeiterInnen weitergeben Wichtig ist dass die MitarbeiterInnen um die Entstehung der Gewaltshyspirale Bescheid wissen Sie koumlnnen den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern so eine adaumlquate Information und Beratung anbieten Der von den ProjektmitarbeiterInnen der Opferschutzgruppe erarshybeitete Leitfaden sichert den standardisierten Einsatz in allen Bereichen des Krankenhauses und bietet Nachvollziehbarkeit Einer der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es eine geschuumltzte Geshyspraumlchssituation zu schaffen Die MitarbeiterInnen sind zudem umfassend uumlber die gesetzlichen Regelungen informiert Insgesamt hat das Curricushylum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo zu einer Steigerung der Qualitaumlt der Betreuung von Gewaltopfern aber auch zu einer Sensibilisierung und einer Erhoumlhung der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen beigetragen Im Namen der Kollegialen Fuumlhrung danke ich allen MitshyarbeiterInnen die durch ihr Engagement und Fachwissen diesem sensiblen Thema im Sinne der Nachhaltigkeit professionell begegnenlaquo

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

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Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 31: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

raquohellip groszlig ist der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigenlaquo Statement von Rektor UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Leiter Allgemeines Krankenhaus-Universitaumltskliniken

raquoAls Rektor der medizinischen Universitaumlt Wien beshygruumlszlige ich die Etablierung eines Curriculums rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo ganz besonders da Gewaltshyerfahrungen wie internationale Studien eindrucksshyvoll aufzeigen die Gesundheit der davon Betroffenen nachhaltig und maszliggeblich negativ beeinflussen koumlnnen und einen bis dato noch zu wenig beruumlckshysichtigten gesundheitlichen Risikofaktor darstellen Entsprechend groszlig ist daher der Informationsbedarf der in der Medizin Taumltigen In diesem Zusammenshyhang erscheinen mir insbesondere die Vortraumlge zu Gewaltschutzaktivitaumlten in Spitaumllern und jene Vortraumlge die sich mit der Dynamik von Gewaltshybeziehungen sowie Erscheinungsformen und langshyfristigen Folgen von Gewalterfahrungen befassen als besonders wichtig Der Nutzen dieser Fortbildungs-Veranstaltung fuumlr das im AKH taumltige Personal sollte dementsprechend groszlig sein Das in den Vortraumlgen vermittelte Wissen sollte um entsprechende FaumlhigkeitenFertigkeiten im Umgang mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kinder erweitert werden um eine adaumlquate und sensible Betreuung dieser oftshymals schwer traumatisierten Personengruppe sichershyzustellenlaquo

OPFERSCHUTZGRUPPEN IN DER PRAXIS

Einleitung

Fuumlr die Durchfuumlhrung des Curriculums hat sich die Existenz von Opferschutzshygruppen als aumluszligerst positiv erwiesen Derzeit gibt es in zwei Wiener Krankenshyhaumlusern (Wilhelminenspital und Sozial-medizinisches Zentrum Ost) Opferschutzshygruppen

Bericht der Opferschutzgruppe im Wilhelminenspital

Seit Herbst 1997 besteht im Wilhelminenshyspital eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe zum Schutz fuumlr Frauen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind Ziel des Projekts war es im Spital ein Angebot zu installieshyren das Frauen zugute kommt und ihnen umfassende Versorgung Unterstuumltzung und Information bieten soll Um dieses Ziel zu erreichen wurde eine Arbeitsshygruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Institutionen ins Leben gerufen mit dem Ziel die Organisation und die Einhaltung erarbeiteter Strukturen zu sichern ein Forum fuumlr den Austausch mit den MitshyarbeiterInnen zu bilden um Reflexion und Verbesserungen zu ermoumlglichen Das Modell funktioniert mittlerweile seit Mai 1998 im Regelbetrieb In dieser Zusammenarbeit ist es gelungen die komplementaumlren Beshyduumlrfnisse aller beteiligten Berufsgruppen und die Interessen dreier Institutionen (Unfallchirurgische Abteilung Fonds Soziales Wien 24-Stunden Frauennotruf der MA 57) zur Deckung zu bringen ohne

Kosten zu verursachen Synergien wurden optimal ausgeschoumlpft

raquoDIE SICHERHEIT DES GEWALTOPFERS STEHT FUumlR UNS IM VORDERGRUNDlaquo DGKP Friedrich Anger-Schmidt Leiter der Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals und DSA Josef Heindl Mitarbeiter der Opfershyschutzgruppe des Wilhelminenspitals

raquoFuumlr uns steht die Sicherheit des Gewaltopfers im Vordergrund Wenn eine Ruumlckkehr in die Wohnung ndash aus welchen Gruumlnden auch immer ndash nicht moumlglich ist besteht die Moumlglichkeit einer stationaumlren Aufnahme an unserer Abteilung oder einer Unterbringung in einem Frauenhaus In der Statistik ist ein klarer Anstieg bemerkshybar So haben wir im Jahre 1999 37 Faumllle registriert und 2004 85 Faumllle Im Halbjahr 2005 sind wir schon bei 54 Faumlllen so dass wir heuer mit uumlber 100 Betroffenen rechshynen Woran es liegt laumlsst sich nur spekushylieren Ich vermute dass es ein Mix aus mehr rsaquoGewaltbereitschaftlsaquo und mehr rsaquodruumlber reden Trauenlsaquo ist Mein Wunsch ist nach wie vor eine wienweite Institutioshynalisierung in anderen Unfallabteilungen und eine Vernetzung der Daten Mit dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost ist sicher schon ein Anfang gemachtlaquo (DGKP Friedrich Anger-Schmidt)

raquoDie Sozialarbeit im Wilhelminenspital funktioniert mit einem neuen Konzept als Prototyp einer sozialen Servicestelle mit garantierter Erreichbarkeit von 8 Uhr bis

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Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

15 Uhr fuumlr PatientInnen Angehoumlrige und auch Spitalspersonal Diese gute Erreichshybarkeit ermoumlglicht es der Sozialarbeit sich als integraler Bestandteil bei Proshygrammen die eine bestimmte PatientInnenshygruppe betreffen anzubieten Unser Projekt zeigt sehr deutlich wie sehr Gesundheit und Soziales ineinander vershywoben sind und Patientinnen dementshysprechend auch von unterschiedlichen Professionen begleitet werden sollen

Voraussetzung fuumlr das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit ist die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respekshytieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Das Personal an der Unfallchirurshygischen Abteilung hatte den Eindruck dass zunehmend Patientinnen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind im Spital erscheinen und die ausschlieszliglich medizinische und pflegerische Versorgung fuumlr diese Patienshytinnen nicht ausreichend sind Zudem ist der Zeitdruck besonders in der Ambulanz zu groszlig um auf die ganz persoumlnlichen Probleme der Patientinnen adaumlquat einshyzugehen und zu reagieren Kenntnisse in Gespraumlchsfuumlhrung und Beherrschen von Kriseninterventionstechniken sind sehr individuell und in unterschiedlicher Qualitaumlt vorhanden und die Hilflosigkeit der Patientinnen wird oft zur Belastung fuumlr das behandelnde Personal Mit der neuen Konzeption einer Servicestelle war die Sozialarbeit in der Lage schnell erreichbar zu sein und damit Krisenintershyvention unmittelbar im Anschluss an die medizinische Versorgung anbieten zu koumlnnen

Neben der umfassenden Krisenintershyvention fuumlr Patientinnen bietet die intershydisziplinaumlre Zusammenarbeit verbesserte Gefahreneinschaumltzung und Entscheidungsshyhilfe zur Frage der noumltigenfalls stationaumlshyren Aufnahme Unsere Dienstzeiten ershylaubten es nicht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung anzubieten Aus diesem Grund und auch um gesicherte fachliche Komshy

petenz zu gewaumlhrleisten bot sich die Einshybindung des 24-Stunden Frauennotrufs in dieses Projekt an

Eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Instishytutionen und Berufsgruppen wurde gebilshydet um die koordinierte Zusammenarbeit zu ermoumlglichen Die gewuumlnschten MitarshybeiterInnen sollten entsprechendes Intershyesse mitbringen uumlber hohe Akzeptanz in der eigenen Berufsgruppe verfuumlgen und fuumlr den Wissenstransfer innerhalb der Berufsgruppe verantwortlich sein

Um die weitere Zusammenarbeit und allshyfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen sicherzustellen wurden weitere Bespreshychungen in halbjaumlhrigen Abstaumlnden vershyeinbart beziehungsweise finden sie jetzt anlassbezogen statt Themenspezifische Fortbildungsveranstaltungen finden nach Anlass und Bedarf statt Regelmaumlszligige Fortbildungsveranstaltungen fuumlr TurnusshyaumlrztInnen sollen diese nicht nur befaumlhigen in ihrem Dienst unserem Standard gemaumlszlig zu handeln sondern ihnen auch in weitershyfuumlhrenden Taumltigkeiten hilfreiches Wissen seinlaquo (DSA Josef Heindl)

Kontakt Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals 1220 Wien Langobardenstraszlige 122

Bericht der Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

Die Projektarbeit der Gewaltschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost starshytete im Jahre 2002 Zu diesem Zweck wurshyden aus den Bereichen Unfallchirurgie Aufnahmestation Gynaumlkologie und Psychiashytrie Angestellte eingeladen mitzuarbeiten Die Projektmitglieder sollten einen Rahmen fuumlr das Thema Gewalt in der Familie ershyarbeiten bestehende Probleme aufzeigen und Loumlsungsvorschlaumlge erstellen die im Sinne von Opferschutz im Sozialmedizishynisches Zentrum Ost in der Praxis vershywertbar sein sollten Nach Abschluss der Projektarbeit im Herbst 2004 wurde die Gewaltschutzgruppe offiziell als raquoOpfershyschutzgruppelaquo im Sozialmedizinischen Zentrum Ost als fixe Einrichtung und Organisation des Hauses genehmigt

raquoGEWALT IST NICHT IN ORDNUNG GEWALT IST KEINE LOumlSUNGlaquo DGKS Margit Liebhart Leiterin der Opfershyschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

raquoEs stellt sich im Laufe meiner Arbeit mit den Betroffenen immer wieder heraus wie schwer es fuumlr die Beteiligten ist daruumlber zu reden Gewalt in der Familie ist ein aumluszligerst sensibler Bereich Mit rsaquoFremdenlsaquo daruumlber zu sprechen was tatsaumlchlich rsaquoSchlimmeslsaquo in den eigenen vier Waumlnden passiert faumlllt nicht leicht Es gilt eine enorme Hemmschwelle zu uumlberwinden vor allem fuumlr sich selbst denn niemand moumlchte sein rsaquoeigenes Nest beschmutzenlsaquo

Manchmal braucht es mehrere Besuche bei uns in der Unfallambulanz die anfaumlnglich als rsaquoAusrutscherlsaquo von den Opfern dargestellt und dementsprechend bagatellisiert werden

rsaquoGegen den Tuumlrstock gelaufenlsaquo rsaquodie Stiegen hinuntergefallenlsaquo rsaquogestolpertlsaquo

Vielleicht beim naumlchsten Mal rsaquoIch war ja selber schuld haumltte ich ihnsie nicht so gereiztlsaquo

rsaquoErsie ist eigentlich ein seelenguter Mensch und sonst eigentlich so lieblsaquo

Frau M kommt nun schon zum dritten Mal zu uns in die Unfallambulanz Ich habe rsaquozufaumllliglsaquo schon wieder Nachtdienst Es ist 215 Uhr Frau M wird mit der Rettung gebracht

Sie ist nur mit einem Morgenmantel gekleidet der blutdurchtraumlnkt ist Frau M hat am ganzen Koumlrper Biss- und Kratzshywunden Wir versorgen ihre Wunden fast zwei Stunden lang

Frau M hat sich mein Gesicht und auch meinen Namen gemerkt

Als sie das erste Mal in meinem Nachtshydienst als Patientin kam wurde sie vom Lebensgefaumlhrten gebracht Sie hatte am linken Bein eine klaffende Bisswunde Der Hund des Lebensgefaumlhrten haumltte beim Spielen zu Hause nicht das Bein von Frau M sondern einen Ball ergreifen wollen Frau M zittert bei ihrer Erzaumlhlung Sie haumllt meine Hand und wirkt fuumlr mich vershystoumlrt Zu verstoumlrt fuumlr einen rsaquoSpielunfall mit dem Hundlsaquo Sie ist leicht alkoholisiert nicht sehr gepflegt Mir faumlllt auf dass sie immer wieder zur Tuumlr schielt

Nach drei Monaten wird Frau M mit der Rettung zu uns gebracht Eine Nachshybarin hatte die Polizei gerufen weil sie den Hund sehr laut bellen und knurren und Frau M schreien houmlrte

Frau M ist wieder alkoholisiert sie weint Wir muumlssen ihre Wunden dieses Mal sind es mehrere wieder versorgen Dieses Mal spreche ich sie direkt an rsaquoFrau M ich habe das Gefuumlhl dass bei Ihnen zu Hause irgendetwas nicht so laumluft wie Sie es sich wuumlnschen Kann ich Ihnen irgendshywie helfen Moumlchten Sie mit mir daruumlber sprechen Wollen Sie mit jemand anderem sprechen Wissen Sie ich denke dass jeder Mensch ein Recht darauf hat sich wenigstens zu Hause in seinen eigenen Waumlnden sicher und geborgen zu fuumlhlenlsaquo Frau M weint und stammelt irgendetwas vor sich hin Ich houmlre nicht zu sprechen auf Ich erzaumlhle von Gesetzen von vielen anderen Menschen die betroffen sind von

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Opferschutzgruppen in der PraxisOpferschutzgruppen in der Praxis

familiaumlrer Gewalt davon dass wir in unserer heutigen Gesellschaft alle gemeinshysam daran arbeiten sollten daruumlber zu reden dass Gewalt keine Loumlsung ist Frau M hat schon lange erfasst dass sie Hilfe braucht um aus dieser Gewaltspirale herauszukommen Sie erzaumlhlt mir von Selbsthilfebuumlchern die sie gelesen hat Sie erzaumlhlt von ihren vielen Versuchen nicht nur vom Alkohol sondern auch von ihrem Umfeld loszukommen aber letztendlich meint sie rsaquoDer Hund wird immer so aggressiv wenn wir trinkenlsaquo Trotzdem gebe ich ihr eine Broschuumlre vom Frauenshynotruf mit Ich fuumllle ein Gewaltdatenblatt aus

Heute beim dritten rsaquoBesuchlsaquo von Frau M bei uns erzaumlhlt sie mir dass ihr Lebensshygefaumlhrte den Hund auf sie hetzt wenn er zornig auf sie ist Dieses Mal sei es ganz besonders schlimm gewesen Wir reden und reden und reden Heute moumlchte Frau M mit einem Psychiatereiner Psychiaterin spreshychen Frau M moumlchte mit dem Frauennotshyruf telefonieren Frau M sagt dass sie so nicht mehr leben will

Frau M tut das auch alles mit mir Sie umarmt mich ich spuumlre dass sie wieder einen Schritt weiter vorangekommen ist Frau M will wieder nach Hause fahren

Ich habe Frau M schon uumlber zwei Jahre nicht mehr als Patientin bei uns gesehen Auch meine KollegInnen haben Frau M nicht betreut

Ich hoffe sehr dass Frau M und viele andere rsaquoOpferlsaquo die uns in unserem Bereich begegnet sind ein Stuumlck weiter voranshygekommen sind Ich hoffe sehr dass es sich weiter herumspricht beim Einkauf beim Tratsch mit dem Nachbarder Nachbarin in der U-Bahn bei persoumlnshylichen Gespraumlchen zwischen Freunden und Freundinnen und in Familien Gewalt in der Familie ist nicht ok

Ich kann etwas dagegen tun und es gibt viele Menschen und Einrichtungen die bemuumlht sind einen Weg aufzuzeigen der herausfuumlhren kann aus dieser Gewaltshyspirale

Wir schauen nicht weg wir schauen genau hin Wir wollen kompetent sein in unserer Hilfestellung Wir wollen Kontakte knuumlpfen die noumltig sind Wir haben die Moumlglichkeit rsaquostopplsaquo zu sagen in der oumlffentlichen Instishytution Krankenhaus Denn die Opfer komshymen zu uns und wenn wir aufmerksam genug zuhoumlren und hinsehen sind wir vielleicht die ersten die zu ihnen sagen rsaquoGewalt ist nicht Ordnung Gewalt ist keishyne Loumlsunglsaquo Vielleicht ist das ein Anfang fuumlr das Ende von der Gewalt in einer Familielaquo (DGKS Margit Liebhart)

Kontakt Opferschutzgruppe Sozialmedizinisches Zentrum Ost 1160 Wien Montleartstraszlige 37

raquoEiner der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es

eine geschuumltzte Gespraumlchsshysituation zu schaffenlaquo

Statement von Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegedienstes Sozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Sozialmedizinisches Zentrum Ost war eines der ersten Krankenhaumluser die projekthaft das Curriculum erarbeitet und weiterentwickelt haben Die Erfahrungen mit dem Curriculum zeigen dass viele MitarbeiterInnen in fast allen Abteilungen neushygierig gemacht und zur Mitarbeit angeregt wurden Bei uns sind noch immer die rsaquoPioniere und Pionierinnenlsaquo am Werk die ihr Wissen an die neuen MitarbeiterInnen weitergeben Wichtig ist dass die MitarbeiterInnen um die Entstehung der Gewaltshyspirale Bescheid wissen Sie koumlnnen den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern so eine adaumlquate Information und Beratung anbieten Der von den ProjektmitarbeiterInnen der Opferschutzgruppe erarshybeitete Leitfaden sichert den standardisierten Einsatz in allen Bereichen des Krankenhauses und bietet Nachvollziehbarkeit Einer der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es eine geschuumltzte Geshyspraumlchssituation zu schaffen Die MitarbeiterInnen sind zudem umfassend uumlber die gesetzlichen Regelungen informiert Insgesamt hat das Curricushylum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo zu einer Steigerung der Qualitaumlt der Betreuung von Gewaltopfern aber auch zu einer Sensibilisierung und einer Erhoumlhung der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen beigetragen Im Namen der Kollegialen Fuumlhrung danke ich allen MitshyarbeiterInnen die durch ihr Engagement und Fachwissen diesem sensiblen Thema im Sinne der Nachhaltigkeit professionell begegnenlaquo

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

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Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 32: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

Opferschutzgruppen in der Praxis Opferschutzgruppen in der Praxis

15 Uhr fuumlr PatientInnen Angehoumlrige und auch Spitalspersonal Diese gute Erreichshybarkeit ermoumlglicht es der Sozialarbeit sich als integraler Bestandteil bei Proshygrammen die eine bestimmte PatientInnenshygruppe betreffen anzubieten Unser Projekt zeigt sehr deutlich wie sehr Gesundheit und Soziales ineinander vershywoben sind und Patientinnen dementshysprechend auch von unterschiedlichen Professionen begleitet werden sollen

Voraussetzung fuumlr das Funktionieren von interdisziplinaumlrer Zusammenarbeit ist die Bereitschaft aller beteiligten Berufsgruppen sich gegenseitig zu respekshytieren und die unterschiedlichen Arbeitsweisen zu akzeptieren

Das Personal an der Unfallchirurshygischen Abteilung hatte den Eindruck dass zunehmend Patientinnen die von familiaumlrer Gewalt betroffen sind im Spital erscheinen und die ausschlieszliglich medizinische und pflegerische Versorgung fuumlr diese Patienshytinnen nicht ausreichend sind Zudem ist der Zeitdruck besonders in der Ambulanz zu groszlig um auf die ganz persoumlnlichen Probleme der Patientinnen adaumlquat einshyzugehen und zu reagieren Kenntnisse in Gespraumlchsfuumlhrung und Beherrschen von Kriseninterventionstechniken sind sehr individuell und in unterschiedlicher Qualitaumlt vorhanden und die Hilflosigkeit der Patientinnen wird oft zur Belastung fuumlr das behandelnde Personal Mit der neuen Konzeption einer Servicestelle war die Sozialarbeit in der Lage schnell erreichbar zu sein und damit Krisenintershyvention unmittelbar im Anschluss an die medizinische Versorgung anbieten zu koumlnnen

Neben der umfassenden Krisenintershyvention fuumlr Patientinnen bietet die intershydisziplinaumlre Zusammenarbeit verbesserte Gefahreneinschaumltzung und Entscheidungsshyhilfe zur Frage der noumltigenfalls stationaumlshyren Aufnahme Unsere Dienstzeiten ershylaubten es nicht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung anzubieten Aus diesem Grund und auch um gesicherte fachliche Komshy

petenz zu gewaumlhrleisten bot sich die Einshybindung des 24-Stunden Frauennotrufs in dieses Projekt an

Eine interdisziplinaumlre Arbeitsgruppe mit VertreterInnen aller beteiligten Instishytutionen und Berufsgruppen wurde gebilshydet um die koordinierte Zusammenarbeit zu ermoumlglichen Die gewuumlnschten MitarshybeiterInnen sollten entsprechendes Intershyesse mitbringen uumlber hohe Akzeptanz in der eigenen Berufsgruppe verfuumlgen und fuumlr den Wissenstransfer innerhalb der Berufsgruppe verantwortlich sein

Um die weitere Zusammenarbeit und allshyfaumlllige Verbesserungen und Entwicklungen sicherzustellen wurden weitere Bespreshychungen in halbjaumlhrigen Abstaumlnden vershyeinbart beziehungsweise finden sie jetzt anlassbezogen statt Themenspezifische Fortbildungsveranstaltungen finden nach Anlass und Bedarf statt Regelmaumlszligige Fortbildungsveranstaltungen fuumlr TurnusshyaumlrztInnen sollen diese nicht nur befaumlhigen in ihrem Dienst unserem Standard gemaumlszlig zu handeln sondern ihnen auch in weitershyfuumlhrenden Taumltigkeiten hilfreiches Wissen seinlaquo (DSA Josef Heindl)

Kontakt Opferschutzgruppe des Wilhelminenspitals 1220 Wien Langobardenstraszlige 122

Bericht der Opferschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

Die Projektarbeit der Gewaltschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost starshytete im Jahre 2002 Zu diesem Zweck wurshyden aus den Bereichen Unfallchirurgie Aufnahmestation Gynaumlkologie und Psychiashytrie Angestellte eingeladen mitzuarbeiten Die Projektmitglieder sollten einen Rahmen fuumlr das Thema Gewalt in der Familie ershyarbeiten bestehende Probleme aufzeigen und Loumlsungsvorschlaumlge erstellen die im Sinne von Opferschutz im Sozialmedizishynisches Zentrum Ost in der Praxis vershywertbar sein sollten Nach Abschluss der Projektarbeit im Herbst 2004 wurde die Gewaltschutzgruppe offiziell als raquoOpfershyschutzgruppelaquo im Sozialmedizinischen Zentrum Ost als fixe Einrichtung und Organisation des Hauses genehmigt

raquoGEWALT IST NICHT IN ORDNUNG GEWALT IST KEINE LOumlSUNGlaquo DGKS Margit Liebhart Leiterin der Opfershyschutzgruppe im Sozialmedizinischen Zentrum Ost

raquoEs stellt sich im Laufe meiner Arbeit mit den Betroffenen immer wieder heraus wie schwer es fuumlr die Beteiligten ist daruumlber zu reden Gewalt in der Familie ist ein aumluszligerst sensibler Bereich Mit rsaquoFremdenlsaquo daruumlber zu sprechen was tatsaumlchlich rsaquoSchlimmeslsaquo in den eigenen vier Waumlnden passiert faumlllt nicht leicht Es gilt eine enorme Hemmschwelle zu uumlberwinden vor allem fuumlr sich selbst denn niemand moumlchte sein rsaquoeigenes Nest beschmutzenlsaquo

Manchmal braucht es mehrere Besuche bei uns in der Unfallambulanz die anfaumlnglich als rsaquoAusrutscherlsaquo von den Opfern dargestellt und dementsprechend bagatellisiert werden

rsaquoGegen den Tuumlrstock gelaufenlsaquo rsaquodie Stiegen hinuntergefallenlsaquo rsaquogestolpertlsaquo

Vielleicht beim naumlchsten Mal rsaquoIch war ja selber schuld haumltte ich ihnsie nicht so gereiztlsaquo

rsaquoErsie ist eigentlich ein seelenguter Mensch und sonst eigentlich so lieblsaquo

Frau M kommt nun schon zum dritten Mal zu uns in die Unfallambulanz Ich habe rsaquozufaumllliglsaquo schon wieder Nachtdienst Es ist 215 Uhr Frau M wird mit der Rettung gebracht

Sie ist nur mit einem Morgenmantel gekleidet der blutdurchtraumlnkt ist Frau M hat am ganzen Koumlrper Biss- und Kratzshywunden Wir versorgen ihre Wunden fast zwei Stunden lang

Frau M hat sich mein Gesicht und auch meinen Namen gemerkt

Als sie das erste Mal in meinem Nachtshydienst als Patientin kam wurde sie vom Lebensgefaumlhrten gebracht Sie hatte am linken Bein eine klaffende Bisswunde Der Hund des Lebensgefaumlhrten haumltte beim Spielen zu Hause nicht das Bein von Frau M sondern einen Ball ergreifen wollen Frau M zittert bei ihrer Erzaumlhlung Sie haumllt meine Hand und wirkt fuumlr mich vershystoumlrt Zu verstoumlrt fuumlr einen rsaquoSpielunfall mit dem Hundlsaquo Sie ist leicht alkoholisiert nicht sehr gepflegt Mir faumlllt auf dass sie immer wieder zur Tuumlr schielt

Nach drei Monaten wird Frau M mit der Rettung zu uns gebracht Eine Nachshybarin hatte die Polizei gerufen weil sie den Hund sehr laut bellen und knurren und Frau M schreien houmlrte

Frau M ist wieder alkoholisiert sie weint Wir muumlssen ihre Wunden dieses Mal sind es mehrere wieder versorgen Dieses Mal spreche ich sie direkt an rsaquoFrau M ich habe das Gefuumlhl dass bei Ihnen zu Hause irgendetwas nicht so laumluft wie Sie es sich wuumlnschen Kann ich Ihnen irgendshywie helfen Moumlchten Sie mit mir daruumlber sprechen Wollen Sie mit jemand anderem sprechen Wissen Sie ich denke dass jeder Mensch ein Recht darauf hat sich wenigstens zu Hause in seinen eigenen Waumlnden sicher und geborgen zu fuumlhlenlsaquo Frau M weint und stammelt irgendetwas vor sich hin Ich houmlre nicht zu sprechen auf Ich erzaumlhle von Gesetzen von vielen anderen Menschen die betroffen sind von

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Opferschutzgruppen in der PraxisOpferschutzgruppen in der Praxis

familiaumlrer Gewalt davon dass wir in unserer heutigen Gesellschaft alle gemeinshysam daran arbeiten sollten daruumlber zu reden dass Gewalt keine Loumlsung ist Frau M hat schon lange erfasst dass sie Hilfe braucht um aus dieser Gewaltspirale herauszukommen Sie erzaumlhlt mir von Selbsthilfebuumlchern die sie gelesen hat Sie erzaumlhlt von ihren vielen Versuchen nicht nur vom Alkohol sondern auch von ihrem Umfeld loszukommen aber letztendlich meint sie rsaquoDer Hund wird immer so aggressiv wenn wir trinkenlsaquo Trotzdem gebe ich ihr eine Broschuumlre vom Frauenshynotruf mit Ich fuumllle ein Gewaltdatenblatt aus

Heute beim dritten rsaquoBesuchlsaquo von Frau M bei uns erzaumlhlt sie mir dass ihr Lebensshygefaumlhrte den Hund auf sie hetzt wenn er zornig auf sie ist Dieses Mal sei es ganz besonders schlimm gewesen Wir reden und reden und reden Heute moumlchte Frau M mit einem Psychiatereiner Psychiaterin spreshychen Frau M moumlchte mit dem Frauennotshyruf telefonieren Frau M sagt dass sie so nicht mehr leben will

Frau M tut das auch alles mit mir Sie umarmt mich ich spuumlre dass sie wieder einen Schritt weiter vorangekommen ist Frau M will wieder nach Hause fahren

Ich habe Frau M schon uumlber zwei Jahre nicht mehr als Patientin bei uns gesehen Auch meine KollegInnen haben Frau M nicht betreut

Ich hoffe sehr dass Frau M und viele andere rsaquoOpferlsaquo die uns in unserem Bereich begegnet sind ein Stuumlck weiter voranshygekommen sind Ich hoffe sehr dass es sich weiter herumspricht beim Einkauf beim Tratsch mit dem Nachbarder Nachbarin in der U-Bahn bei persoumlnshylichen Gespraumlchen zwischen Freunden und Freundinnen und in Familien Gewalt in der Familie ist nicht ok

Ich kann etwas dagegen tun und es gibt viele Menschen und Einrichtungen die bemuumlht sind einen Weg aufzuzeigen der herausfuumlhren kann aus dieser Gewaltshyspirale

Wir schauen nicht weg wir schauen genau hin Wir wollen kompetent sein in unserer Hilfestellung Wir wollen Kontakte knuumlpfen die noumltig sind Wir haben die Moumlglichkeit rsaquostopplsaquo zu sagen in der oumlffentlichen Instishytution Krankenhaus Denn die Opfer komshymen zu uns und wenn wir aufmerksam genug zuhoumlren und hinsehen sind wir vielleicht die ersten die zu ihnen sagen rsaquoGewalt ist nicht Ordnung Gewalt ist keishyne Loumlsunglsaquo Vielleicht ist das ein Anfang fuumlr das Ende von der Gewalt in einer Familielaquo (DGKS Margit Liebhart)

Kontakt Opferschutzgruppe Sozialmedizinisches Zentrum Ost 1160 Wien Montleartstraszlige 37

raquoEiner der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es

eine geschuumltzte Gespraumlchsshysituation zu schaffenlaquo

Statement von Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegedienstes Sozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Sozialmedizinisches Zentrum Ost war eines der ersten Krankenhaumluser die projekthaft das Curriculum erarbeitet und weiterentwickelt haben Die Erfahrungen mit dem Curriculum zeigen dass viele MitarbeiterInnen in fast allen Abteilungen neushygierig gemacht und zur Mitarbeit angeregt wurden Bei uns sind noch immer die rsaquoPioniere und Pionierinnenlsaquo am Werk die ihr Wissen an die neuen MitarbeiterInnen weitergeben Wichtig ist dass die MitarbeiterInnen um die Entstehung der Gewaltshyspirale Bescheid wissen Sie koumlnnen den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern so eine adaumlquate Information und Beratung anbieten Der von den ProjektmitarbeiterInnen der Opferschutzgruppe erarshybeitete Leitfaden sichert den standardisierten Einsatz in allen Bereichen des Krankenhauses und bietet Nachvollziehbarkeit Einer der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es eine geschuumltzte Geshyspraumlchssituation zu schaffen Die MitarbeiterInnen sind zudem umfassend uumlber die gesetzlichen Regelungen informiert Insgesamt hat das Curricushylum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo zu einer Steigerung der Qualitaumlt der Betreuung von Gewaltopfern aber auch zu einer Sensibilisierung und einer Erhoumlhung der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen beigetragen Im Namen der Kollegialen Fuumlhrung danke ich allen MitshyarbeiterInnen die durch ihr Engagement und Fachwissen diesem sensiblen Thema im Sinne der Nachhaltigkeit professionell begegnenlaquo

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

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Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 33: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

Opferschutzgruppen in der PraxisOpferschutzgruppen in der Praxis

familiaumlrer Gewalt davon dass wir in unserer heutigen Gesellschaft alle gemeinshysam daran arbeiten sollten daruumlber zu reden dass Gewalt keine Loumlsung ist Frau M hat schon lange erfasst dass sie Hilfe braucht um aus dieser Gewaltspirale herauszukommen Sie erzaumlhlt mir von Selbsthilfebuumlchern die sie gelesen hat Sie erzaumlhlt von ihren vielen Versuchen nicht nur vom Alkohol sondern auch von ihrem Umfeld loszukommen aber letztendlich meint sie rsaquoDer Hund wird immer so aggressiv wenn wir trinkenlsaquo Trotzdem gebe ich ihr eine Broschuumlre vom Frauenshynotruf mit Ich fuumllle ein Gewaltdatenblatt aus

Heute beim dritten rsaquoBesuchlsaquo von Frau M bei uns erzaumlhlt sie mir dass ihr Lebensshygefaumlhrte den Hund auf sie hetzt wenn er zornig auf sie ist Dieses Mal sei es ganz besonders schlimm gewesen Wir reden und reden und reden Heute moumlchte Frau M mit einem Psychiatereiner Psychiaterin spreshychen Frau M moumlchte mit dem Frauennotshyruf telefonieren Frau M sagt dass sie so nicht mehr leben will

Frau M tut das auch alles mit mir Sie umarmt mich ich spuumlre dass sie wieder einen Schritt weiter vorangekommen ist Frau M will wieder nach Hause fahren

Ich habe Frau M schon uumlber zwei Jahre nicht mehr als Patientin bei uns gesehen Auch meine KollegInnen haben Frau M nicht betreut

Ich hoffe sehr dass Frau M und viele andere rsaquoOpferlsaquo die uns in unserem Bereich begegnet sind ein Stuumlck weiter voranshygekommen sind Ich hoffe sehr dass es sich weiter herumspricht beim Einkauf beim Tratsch mit dem Nachbarder Nachbarin in der U-Bahn bei persoumlnshylichen Gespraumlchen zwischen Freunden und Freundinnen und in Familien Gewalt in der Familie ist nicht ok

Ich kann etwas dagegen tun und es gibt viele Menschen und Einrichtungen die bemuumlht sind einen Weg aufzuzeigen der herausfuumlhren kann aus dieser Gewaltshyspirale

Wir schauen nicht weg wir schauen genau hin Wir wollen kompetent sein in unserer Hilfestellung Wir wollen Kontakte knuumlpfen die noumltig sind Wir haben die Moumlglichkeit rsaquostopplsaquo zu sagen in der oumlffentlichen Instishytution Krankenhaus Denn die Opfer komshymen zu uns und wenn wir aufmerksam genug zuhoumlren und hinsehen sind wir vielleicht die ersten die zu ihnen sagen rsaquoGewalt ist nicht Ordnung Gewalt ist keishyne Loumlsunglsaquo Vielleicht ist das ein Anfang fuumlr das Ende von der Gewalt in einer Familielaquo (DGKS Margit Liebhart)

Kontakt Opferschutzgruppe Sozialmedizinisches Zentrum Ost 1160 Wien Montleartstraszlige 37

raquoEiner der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es

eine geschuumltzte Gespraumlchsshysituation zu schaffenlaquo

Statement von Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegedienstes Sozialmedizinisches Zentrum Ost

raquoDas Sozialmedizinisches Zentrum Ost war eines der ersten Krankenhaumluser die projekthaft das Curriculum erarbeitet und weiterentwickelt haben Die Erfahrungen mit dem Curriculum zeigen dass viele MitarbeiterInnen in fast allen Abteilungen neushygierig gemacht und zur Mitarbeit angeregt wurden Bei uns sind noch immer die rsaquoPioniere und Pionierinnenlsaquo am Werk die ihr Wissen an die neuen MitarbeiterInnen weitergeben Wichtig ist dass die MitarbeiterInnen um die Entstehung der Gewaltshyspirale Bescheid wissen Sie koumlnnen den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern so eine adaumlquate Information und Beratung anbieten Der von den ProjektmitarbeiterInnen der Opferschutzgruppe erarshybeitete Leitfaden sichert den standardisierten Einsatz in allen Bereichen des Krankenhauses und bietet Nachvollziehbarkeit Einer der wichtigsten Inhalte dieses Leitfadens ist es eine geschuumltzte Geshyspraumlchssituation zu schaffen Die MitarbeiterInnen sind zudem umfassend uumlber die gesetzlichen Regelungen informiert Insgesamt hat das Curricushylum rsaquoGewalt gegen Frauen und Kinderlsaquo zu einer Steigerung der Qualitaumlt der Betreuung von Gewaltopfern aber auch zu einer Sensibilisierung und einer Erhoumlhung der Zufriedenheit der MitarbeiterInnen beigetragen Im Namen der Kollegialen Fuumlhrung danke ich allen MitshyarbeiterInnen die durch ihr Engagement und Fachwissen diesem sensiblen Thema im Sinne der Nachhaltigkeit professionell begegnenlaquo

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

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Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 34: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS

DEM PROJEKT

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

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Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 35: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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ERFAHRUNGEN UND EMPFEHLUNGEN AUS DEM PROJEKT

Einleitung Dieses Kapitel basiert auf den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungen die im Rahmen des Projektes durchgefuumlhrt worden sind sowie auf vielfaumlltigen Erfahrungen der bei der Planung und Durchfuumlhrung des Curriculums beteiligten Personen17 Es werden in Folge die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu einem erfolgreichen nachhaltigen Curriculum dargestellt Diese koumlnnen als Empfehlung fuumlr andere aumlhnlich gelagerte Projekte dienen

Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen

Die Ebene der Politik Die Ebene der ProjekttraumlgerInnen

POLITISCHES COMMITMENT KOORDINIERUNGSSTRUKTUR Das politische Commitment der Gemeinde Wien aktiv gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen zu wollen wurde mit dem Beschluss des Wiener Frauengesundheits-programms durch den Gemeinderat im Jahr 1998 deutlich zum Ausdruck gebracht Im Wiener Frauengesundheitsprogramm wur-den Maszlignahmen und Ziele im Bereich raquoGewalt gegen Frauenlaquo als ein zentrales Handlungsfeld definiert Dies stellt eine wesentliche Grundlage fuumlr Planung und Durchfuumlhrung von Vorhaben im Bereich der Opferschutzarbeit dar Durch die klare Positionierung der Politik gegen Gewalt an Frauen und Kindern erhalten dieMaszlignahmen auch bei der Umsetzung Ruumlckhalt und Verstaumlrkung

Wesentlich ist wie bei allen Projekten an denen verschiedene Institutionen und Vershyantwortliche beteiligt sind die Definition einer klaren Projektstruktur mit Zielvershyeinbarungen und Bestimmung der Zushystaumlndigkeiten und Aufgabenverteilung der jeweiligen Institutionen innerhalb des Projektes Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich die Ein-richtung einer Steuerungsgruppe sehr bewaumlhrt Diese nahm waumlhrend des gesam-ten Projektzeitraumes nicht nur eine laufenshyde Bewertung der Zielerreichung vor son-dern war gleichzeitig fuumlr Entscheidungs-findung Anpassung der Projektstruktur und fuumlr inhaltliche und organisatorische Abstimmungsarbeit innerhalb der eigenen Organisation verantwortlich

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

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Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 36: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

KOOPERATIVER ANSATZ BEI DER ZUSAMMENARBEIT Ein zentraler Grundsatz den es bei intershydisziplinaumlren und interinstitutionellen Kooperationen zu beachten gilt ist die Bereitschaft der AkteurInnen sich auf die raquoAndersartigkeit und Eigenheitenlaquo der beteiligten Institutionen einlassen zu koumlnnen um so moumlgliche Ansichten oder bestehende Vorurteile zu veraumlndern Untershyschiede in der Organisationsstruktur in der Zustaumlndigkeit in der Hierarchie und in der Aufgabendefinition der beteiligten Einshyrichtungen bestimmen wesentlich die Art und Weise der Schnittstellenarbeit und die Moumlglichkeit der Zusammenarbeit Das Interesse und die Faumlhigkeit diese Untershyschiede wertfrei zu analysieren und als Potential zu nuumltzen sind Vorraussetzungen fuumlr eine erfolgreiche Entwicklungsarbeit in einem gemeinsamen Projekt Im Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo wurde von den teilnehmenden Institutionen dieshyse Grundhaltung durchgehend eingenomshymen Austausch und Kommunikation stanshyden im Mittelpunkt So gelang es ein auf die jeweiligen Rahmenbedingungen des Krankenhauses abgestimmtes Fortbildungsshykonzept zu erarbeiten das einen Mittelweg zwischen den vorhandenen Zeitressourcen des Personals und dem Anspruch der Vorshytragenden an eine breite Informationsshyvermittlung darstellte

Die Ebene des Krankenhauses

TOP-DOWN-PRINZIP Die Durchfuumlhrung eines Fortbildungshyprojektes in einem Krankenhaus sollte in jedem Fall von einem Beschluss und einem Commitment der Fuumlhrungsebene begleitet werden Die vielfaumlltigen Erfahrungen des Wiener Curriculums raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo zeigen dass die Uumlbernahme der Verantwortung fuumlr die Fortbildungsshymaszlignahmen durch die Fuumlhrungsebene der einzelnen Krankenhaumluser als ein wesentshylicher Faktor fuumlr die erfolgreiche Umshy

setzung des Curriculums vor Ort gesehen werden kann

UNTERSTUumlTZUNG DURCH LEITUNGSEBENEN Einbindung und Information der Abshyteilungsleitungen der jeweiligen Fachabshyteilungen sind ebenso erforderlich wie die Uumlberzeugung der Leitungsebene von der Nuumltzlichkeit einer Fortbildungsshymaszlignahme um die Bereitschaft der MitshyarbeiterInnen zur Teilnahme an der Vershyanstaltung zu foumlrdern

KLARE POSITIONIERUNG IM INTERESSE DER OPFER Insgesamt ist eine klare Positionierung der Krankenhaumluser aktiv gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder vorgehen zu wollen von groszliger Bedeutung dies sowohl in Richtung der MitarbeiterInnen als auch in Richtung betroffener Frauen und Kinder Die Durchfuumlhrung von speziellen Fortbildungen mit Verpflichtungscharakter fuumlr die Teilnahme ist ein starkes Signal der Krankenhausleitung nicht nur Opfershyschutz ernst zu nehmen sondern auch die MitarbeiterInnen in ihrer taumlglichen Arbeit zu unterstuumltzen und ihre Ressourcen zu erweitern Die lebensgroszligen Figuren die waumlhrend des Curriculums in den Einshygangshallen der Krankenhaumluser aufgeshystellt waren und Informationen zu Gewalt gegen Frauen und Kinder vermittelten haben oumlffentlich auf die Thematik hingeshywiesen Damit wurde vermittelt raquoDie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Krankenhaus machen auf das Thema aufshymerksam denn Gewalt gegen Frauen und Kinder ist keine Privatsache und Opfer koumlnnen mit der bestmoumlglichen Hilfe und Unterstuumltzung rechnenlaquo

EINRICHTUNG VON OPFERSCHUTZGRUPPEN Um Gewaltschutzarbeit nachhaltig in Krankenhaumlusern zu verankern wird die Einrichtung von Opferschutzgruppen emshypfohlen Seitens der Krankenhausleitung

sollte zur Konstituierung sowie zur Entshysendung einer Vertreterineines Vertreters in die Opferschutzgruppe ein Auftrag an die jeweiligen Abteilungen erfolgen Wesentlich ist die Einbeziehung des aumlrztshylichen des pflegerischen und des therashypeutischen Personals Abhaumlngig von der Groumlszlige des Krankenhauses und der darin angesiedelten Fachabteilungen koumlnnen Abteilungen beziehungsweise Ambulanzen der Erstversorgung Unfall Gynaumlkologie Psychiatrie sowie Interne fuumlr eine Opfershyschutzgruppe in Frage kommen Die MitshyarbeiterInnen der Opferschutzgruppen sind speziell in der Thematik Gewalt gegen Frauen geschult sollen sich auch regelmaumlshyszligig weiterbilden und verfuumlgen somit uumlber ein spezifischen Fachwissen das sie bei Bedarf KollegInnen im Krankenhaus weitershygeben koumlnnen In diesem Sinne fungieren Opferschutzgruppen als zentrale AnsprechshypartnerInnen innerhalb des Krankenhauses Sie bilden eine wesentliche Kontaktstelle fuumlr das Personal koumlnnen fuumlr die Organishysation interner Fortbildungen (etwa Einshyfuumlhrung des Curriculums weiterfuumlhrende Workshops Vernetzung mit Fortbildungsshybeauftragten im Haus) verantwortlich sein den Kontakt mit externen Einrichtungen herstellen und pflegen einschlaumlgige Informationen zu Gewalt sammeln und diese an die Beschaumlftigten weitervermitteln

Aufgrund der spezifischen fachlichen und auch rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Versorgung von Kindern als Gewaltshyopfer sind in vielen Krankenhaumlusern beshyreits Kinderschutzgruppen installiert Regelmaumlszligiger Austausch und fallbezogene Nutzung von Fachressourcen zwischen Kinderschutz ndash und Opferschutzgruppe in einem Krankenhaus sind fuumlr umfassende Opferversorgung wesentlich

raquoDas ist ein Thema in der Gesellschaft wovor man nicht

die Augen zumachen kannlaquo Statement von Astrid Engelbrecht Direktorin des Pflegeshy

dienstes Krankenhaus Wien-Hietzing (vormals Lainz)

raquoIm Pflegebereich ist es gelungen dass die Wahrshynehmung in Richtung Gewalt bei den Menschen geschaumlrft worden ist und dass es den Mitarshybeiterinnen und Mitarbeitern dadurch auch leichter faumlllt anzusprechen wenn sie das Gefuumlhl haben dass Gewalt gegen Personen vorhanden ist Es wird vershysucht eine Gespraumlchssituation zu schaffen nach Moumlglichkeit in einem Vieraugen- oder Sechsaugenshygespraumlch Alle Informationen wie Folder Aufkleber etc sind in komprimierter Art und Weise vorhanden und daruumlber wissen die Mitarbeiterinnen und Mitshyarbeiter auch Bescheid Wichtig ist einfach die Information Was kann man den Betroffenen an Inforshymationen anbieten und wo kann man sich gezielt hinwenden wo kann man Unterstuumltzung bekommen Ich denke dass das in der Situation ganz wesentlich ist weil wenn ich erst suchen muss dann geht vieles an Energie verloren die sinnvoll genuumltzt werden koumlnntelaquo

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

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Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

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Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

79 78

Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

80

  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 37: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase

Personalbezogene Faktoren

bull Ist-Stand Erhebung Bevor Maszlignahmen zur Fortbildung geplant werden kann eine Befragung der MitarbeiterInnen zum Wissensstand und zu den Erfahrungen im Umgang mit Gewaltopfern fuumlr eine Bedarfsabshyschaumltzung und die Entwicklung eines speziell auf die Beduumlrfnisse ausgerichteshyten Fortbildungskonzeptes nuumltzlich sein

bull Breite Zusammensetzung des Vortragsteams Die Einbeziehung von VertreterInnen verschiedener Institutionen die im Bereich Gewalt gegen Frauen und Kinder taumltig sind bei der inhaltlichen Gestaltung der Fortbildung traumlgt dem Grundprinzip Rechnung dass bei der Versorgung von Gewaltopfern nicht alleine eine Einrichtung zustaumlndig ist Vielmehr ist eine Zusammenarbeit etwa zwischen Polizei Opferschutzeinshyrichtungen Jugendwohlfahrt oder Gesundheitssystem insbesondere bei Akutinterventionen von zentraler Beshydeutung Die gleichzeitig vermittelten Informationen uumlber die Aufgaben und Taumltigkeitsbereiche der Institutionen stellen einen wichtigen Baustein fuumlr das Curriculum dar und foumlrdern bei den TeilnehmerInnen der Fortbildung auch die Kenntnisse uumlber extramurale Einshyrichtungen und in Folge auch die Zushysammenarbeit mit diesen

bull Interdisziplinaumlre Ausrichtung Opfer von Gewalt die ein Krankenhaus aufsuchen haben im Rahmen der Untershysuchung mit verschiedenen Disziplinen und Berufsgruppen Kontakt Diese raquoKonshytaktpunktelaquo reichen von der Anmeldung

beim Ambulanzschalter uumlber verschiedeshyne Untersuchungen spezifische ambushylante Behandlungen bis hin zur statioshynaumlren Aufnahme Zur Foumlrderung der Fruumlherkennung von Gewalt und einer gezielten Behandlung von Gewaltopfern sollten daher moumlglichst alle im Krankenshyhaus vertretenen Berufsgruppen wie etwa AumlrztInnen Pflegepersonal und therapeutisches Personal von einer Fortbildungsmaszlignahme angesprochen werden und auch gemeinsam an dieser teilnehmen

Inhaltsbezogene Faktoren

bull Praxisorientierte Aufbereitung der Inhalte Die Inhalte des Curriculums sollen intershydisziplinaumlr sein und neben theoretischen Informationen zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder auch praxisreshylevante Anleitungen fuumlr den Umgang mit Gewaltopfern im Krankenhausshyalltag bereitstellen Wesentlich ist eine kompakte Darstellung der Inhalte Das Curriculum ist ein erster Schritt zur Vermittlung grundlegender Informationen und zur Sensibilisierung von MitarshybeiterInnen Wichtig ist die Bereitshystellung von Kontaktadressen Telefonshynummern und E-Mailadressen um weishytere Kontaktaufnahmen zu vereinfachen Der konkrete Nutzen der Kooperation mit externen Einrichtungen fuumlr die Krankenhaumluser muss klar herausgearshybeitet werden Daruumlber hinaus sind rechtliche Informationen (etwa fuumlr sexuelle und koumlrperliche Gewalt releshyvante Gesetze sowie uumlber berufsgrupshypenspezifische rechtliche Rahmenbeshydingungen) von Bedeutung

bull Methodische Vielfalt Interaktive Methoden sollen zur Anshywendung kommen es sollte jeweils nach einem Vortragsinhalt genuumlgend Raum und Zeit fuumlr Auseinandersetzung mit der Thematik und fuumlr Diskussionen geben

bull Verfuumlgbarkeit von Arbeitsmaterialien Fuumlr die Nachhaltigkeit der Wissensshyvermittlung sollten Vortragsunterlagen fuumlr die TeilnehmerInnen bereitgestellt werden Ebenso erweisen sich allfaumlllige fuumlr das Curriculum entwickelte Inforshymationsmaterialien etwa Folder oder Checkkarten in Brusttaschenformat mit Daten von relevanten Opferschutz- und Kriseneinrichtungen als praktische Unterstuumltzung in der taumlglichen Arbeit

Generell ist festzuhalten dass bei der Gestaltung von Arbeitsmaterialien auf Einfachheit und BenuumltzerInnenfreundshylichkeit sowie auf rasche Verfuumlgbarkeit geachtet werden sollte

Dieser Leitgedanke wurde etwa bei der Entwicklung des Spurensicherungs-Sets im Rahmen des Wiener Currishyculums beruumlcksichtigt Die darin entshyhaltene Checkliste der selbsterklaumlrende Ablauf der Untersuchungsschritte und die Uumlbersichtlichkeit der Infoblaumltter haben sich in hohem Maszlige bewaumlhrt

Organisatorisch relevante Faktoren

bull Umfang und zeitliche Gestaltung des Curriculums Umfang und zeitliche Gestaltung muumlsshysen den Gegebenheiten und Moumlglichshykeiten der Beschaumlftigten in Krankenshyhaumlusern angepasst sein und mit der Spitalsleitung abgesprochen werden Beim Curriculum hat sich eine geblockshyte Veranstaltungsstruktur als vorteilshyhaft erwiesen Die Inhalte wurden an jeweils zwei Vormittagen innerhalb

einer Woche (geringer zeitlicher Abshystand zwischen den Bloumlcken) vershymittelt

bull Koordination innerhalb des Krankenhauses Fuumlr Planung und Durchfuumlhrung der Fortbildung sind bestimmte Rahmenshybedingungen wie die Bereitstellung und Reservierung der Vortragsraumlumlichshykeiten und des technischen Equipments sowie die Informationsweitergabe und Einladung der MitarbeiterInnen (etwa uumlber interne E-Mailverteiler) innerhalb des Krankenhauses notwendig Die Begleitung der Veranstaltung durch eine Moderation ist empfehlenswert Die Kontaktaufnahme und die Einshybindung der fuumlr diese Bereiche im Krankenhaus zustaumlndigen Personen sind bei der Planung notwendig Vershyeinbarungen bezuumlglich der Uumlbernahme von Verantwortlichkeiten sind mit dem Krankenhaus zu treffen

bull Koordination aller Beteiligten Bei einem Projektausmaszlig wie es etwa beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo gegeben war ist eine Koordination zwischen den ProjektshytraumlgerInnen den vortragenden Institushytionen und der jeweils zustaumlndigen Organisationsabteilung der Krankenshyanstalten unerlaumlsslich Dies sollte durch Einsatz einer Koordinatorin eines Koordinators geleistet werden

bull Begleiterhebungen Waumlhrend der Durchfuumlhrung und nach Abschluss des Curriculums kann mittels Fragegebogenerhebung die Effizienz und Effektivitaumlt der Fortbildung erhoshyben werden Weitere Maszlignahmen wie etwa die Entwicklung von vertiefenden Fortbildungsangeboten zum Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder (etwa Workshops Coaching) koumlnnen so beshyduumlrfnisorientiert geplant werden

73 72

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

75 74

Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

77 76

Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

79 78

Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 38: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt

Relevante Begleitfaktoren

bull Erarbeitung von Behandlungsstandards Fuumlr eine effektive Anwendung von opferspezifischen Behandlungsplaumlnen ist weiters die Erarbeitung von Richtlinien fuumlr einen praxisrelevanten Einsatz innerhalb der Krankenhausshystrukturen wesentlich Die zu schaffenshyde Opferschutzgruppe koumlnnte hierfuumlr eine tragende Rolle fuumlr die Koorshydinierung und Durchfuumlhrung uumlbernehshymen wie sich dies an den bereits zwei bestehenden Opferschutzgruppen im Sozialmedizinischen Zentrum Ost oder im Wilhelminenspital zeigt

bull Verbesserung der Datenlage zu Gewalt Durch die Arbeit der Opferschutzshygruppen wird auch die Monitorisierung und Dokumentation von Gewaltfaumlllen verbessert Innerhalb des Krankenshyhauses foumlrdert dies sekundaumlr auch das Wissen und die Wahrnehmung der Haumlufigkeit und des Vorkommens von Gewalt

bull Krankenhausinterne Vernetzung Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass die Zusammenarbeit verschiedener Abteilshyungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor fuumlr eine optimale Betreuung von Gewaltshyopfern darstellt Ein regelmaumlszligiger Inforshymationsaustausch zwischen den Abshyteilungen und Berufsgruppen ist daher von zentraler Bedeutung

bull Krankenhausexterne Vernetzung Neben der Akutbehandlung stellen die Vermittlung von Gewaltopfern an weitershyfuumlhrende Betreuungsstellen und Instishytutionen sowie die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Institutionen zentrale Elemente im PatientInnenmanagement dar Beim Curriculum raquoGewalt gegen Frauen und Kinderlaquo hat sich gezeigt dass insbesondere Einrichtungen die rund um die Uhr erreichbar sind wesentliche KooperationspartnerInnen sind Beispielhaft wurde das Angebot des Frauennotrufes bei dem es jedershyzeit moumlglich ist mit einer Fachexpertin in Kontakt treten zu koumlnnen eine Begleitung oder sofortige Betreuungsshyuumlbernahme zu erhalten oder generelle Fragen abklaumlren zu koumlnnen als wichtishyge Ressource bewertet Ebenso erleichshytert das Wissen uumlber Arbeitsweisen von Polizei Jugendwohlfahrt Gerichtsshymedizin oder Opferschutzgruppen die weiterfuumlhrende Zusammenarbeit

bull Krankenhausinterne MultiplikatorInnen VertreterInnen des aumlrztlichen Bereichs und des Pflegebereichs die gleichzeitig uumlber Fachexpertise zur Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder verfuumlgen wirshyken innerhalb ihrer Berufsgruppe als auch uumlber diese hinaus als wichtige VerstaumlrkerInnen diese Problematik ernst zu nehmen Diese Personen koumlnshynen als Vortragende oder Seminarshyleitungen die Auseinandersetzung mit der Gewaltthematik auch innerhalb der eigenen Berufsgruppe und im Krankenshyhaus gesamt vorantreiben

Weiterfuumlhrende Maszlignahmen

bull Schaffung genereller Standards Die Erarbeitung von spitalsuumlbergrei-fenden Standards zu Diagnostik Beshyhandlung und Dokumentation von Geshywalt (Datenbank) stellt eine wichtige Grundlage fuumlr bestmoumlglichen Opfer-schutz dar

bull Regelmaumlszligige Oumlffentlichkeitsarbeit Um eine breite Oumlffentlichkeit fuumlr das Gewaltthema zu sensibilisieren sind vershyschiedene Maszlignahmen der Oumlffentlichshykeitsarbeit der Krankenanstalten denk-bar Dies koumlnnen etwa Ausstellungen und Plakataktionen auf Vorplaumltzen oder im Eingangsbereich von Krankenhaumlusern sein Damit wird die Thematik Gewalt gegen Frauen und Kinder nicht nur sichtshybar gemacht sondern es wird auch auf die Wichtigkeit der Wahrnehmung von Opfern und die Bedeutung der Hilfe-stellung hingewiesen

bull Schaffung von Unterstuumltzungsstrukturen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die mit Gewaltopfern arbeiten und sich mit den Folgen von Gewalt gegen Frauen und Kinder auseinandersetzen benoumltigen in dieser auf Dauer belastenden Arbeit auch verschiedene Unterstuumltzungen die sie in ihrem Berufsalltag staumlrken Dies kann etwa durch Supervision Coaching oder interne Fallmanagementgruppen gewaumlhrleistet werden

bull Implementierung der Thematik in die Ausbildung Das Einbeziehen des Themas Gewalt in die Ausbildung von MedizinerInnen des Pflegepersonals sowie sonstiger Berufsshygruppen ist als wichtiger Garant fuumlr nachhaltigen Opferschutz zu sehen

Weitere Anregungen

bull Breites Verstaumlndnis des Gewaltbegriffs sowie Einbeziehung von Themen wie Genitalverstuumlmmelung Gewalt im Alter Gewalt gegen Personen mit Beshyhinderungen Gewalt im Suchtbereich Gewalt und Prostitution Gewalt gegen Migrantinnen sowie Gewalt an Wohnungslosen

bull Herstellen von Informationsmaterial in verschiedene Sprachen

bull Einbeziehung von Einrichtungen die auf die Problematiken der jeweiligen unterschiedlichen Zielgruppen spezialisiert sind

bull Oumlffentliche Anerkennung von besonders aktiven Spitaumllern (etwa Verleihung von Preisen)

75 74

Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

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Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

80

  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 39: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

Mitwirkende Personen und Institutionen

Figuren im Rahmen der Projektwoche 2001 weisen im Eingangsbereich der Ambulanzen darauf hin dass Gewalt gegen Frauen und Kinder ein Thema der Medizin ist

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Projektsteuerung

Maga Renate Balic-Benzing Leiterin MAG ELF Erika Degendorfer KAV-GD Kranken- und Altenpflege Drin Susanne Drapalik KAV-GD Medizin und Leistungsplanung Margit Ernst KAV-GD Leiterin Organisations- und Personalentwicklung Reinhard Faber KAV-GD Leiter Strategische Personalentwicklung Prim Dr Ludwig Kaspar KAV-GD Stellvertretender Generaldirektor bis 2004 Dr Wilhelm Marhold KAV-GD Generaldirektor Drin Karin Spacek Leiterin 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Charlotte Staudinger Akademische Krankenhausmanagerin KAV-GD Leiterin

Strategische Planung und Qualitaumltsmanagement ao UnivProfin Drin Beate Wimmer-Puchinger Wiener Frauengesundheitsbeauftragte

Organisationsbereich

Maga Alexandra Grasl Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin Maga Susanne Guld Wiener Programm fuumlr Frauengesundheit Projektmanagerin bis 2004 Gudrun Steininger KAV Organisations- und Personalentwicklung

Mitwirkende Vortragende

DGKP Friedrich Anger-Schmidt Wilhelminenspital BIin Veronika Berger Bundespolizeidirektion Wien Drin Angelika Breser 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Andrea Brem Frauenhaumluser Wien Drin Andrea Berzlanovich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Leonie Coufal MAG ELF Dr Wolfgang Denk Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien Maga Karin Dietz 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Prof Dr Walter Dobner KAVndashGD Rechtsbuumlro Drin Elisabeth Friedrich Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSA Andreas Freundorfer MAG ELF Drin Marion Gebhart Frauenabteilung MA 57 Drin Elisabeth Grossebner 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 Maga Christine Harringer KAV-GD Rechtsbuumlro

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

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Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

80

  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 40: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

Mitwirkende Personen und Institutionen Mitwirkende Personen und Institutionen

DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung Wilhelminenspital DSAin Susanne Hirsch MAG ELF UnivProf Dr Manfred Hochmeister Institut fuumlr Gerichtsmedizin Wien DSAin Eveline Holzmuumlller MAG ELF CI Dietmar Junker Bundespolizeidirektion Wien Maga Adelheid Kroumlss Frauenhaumluser Wien DSAa Maria Kubik ehem Sozialberatung MA 47 Wilhelminenspital DGKS Margit Liebhart Sozialmedizinisches Zentrum Ost Mag Gerald Max Bundespolizeidirektion Wien Dr Wolfgang Novak Sozialmedizinisches Zentrum Ost DSAin Hannelore Poumlschl MAG ELF Prim UnivProf Dr Alexander Rokitansky Sozialmedizinisches Zentrum Ost BIin Gerda Ruthner Bundespolizeidirektion Wien DSAin Karin Spacek 24-Stunden Frauennotruf der MA 57 DSAin Monika Schindler Sozialmedizinisches Zentrum Ost Major Wolfgang Steinbach Bundespolizeidirektion Wien Mag Reinhard Sura KAV-GD Rechtsbuumlro Maga Marion Zajic KAV-GD Rechtsbuumlro Brigitte Zinner MAG ELF

Krankenanstalten

ALLGEMEINES KRANKENHAUS WIEN Oberin Eva Gantner Direktorin des Pflegediensts UnivProfin Drin Karin Guiterrez-Lobos Universitaumltsklinik fuumlr Psychiatrie Drin Helga El Hadad-Jenny Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Reinhard Krepler Aumlrztlicher Direktor Petra Omoregie Aumlrztliche Direktion UnivProf Dr Wolfgang Schuumltz Rektor der Medizinuniversitaumlt Wien Drin Sabine Voumllkl-Kernstock Universitaumltsklinik fuumlr Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters

KAISER-FRANZ-JOSEF-SPITAL Drin Margit Endler Aumlrztliche Direktorin Prim UnivProf Dr Walther Gruber Gynaumlkologische und Geburtshilfeabteilung Pflegevorsteher Anton Kopinits Direktor des Pflegediensts

KRANKENHAUS WIEN-HIETZING (VORMALS LAINZ) Drin Ursula Denison Gynaumlkologisch-geburtshilfliche Abteilung Astrid Engelbrecht Akademische Krankenhausmanagerin Direktorin des Pflegediensts UnivProf Dr Friedrich Gschnait Aumlrztlicher Direktor

KRANKENHAUS RUDOLFSTIFTUNG Vera Ettmuumlller Direktorin des Pflegediensts Elfriede Geyer Pflegedirektion Drin Gislinde Forer Aumlrztliche Direktion Dr Wilhelm Marhold Aumlrztlicher Direktor bis 2004

SOZIALMEDIZINISCHES ZENTRUM OST Manuela Blihal Verwaltung Drin Heidrun Flores-Genger Gynaumlkologische und Geburtshilfliche Abteilung DGKS Margit Liebhart Unfallchirurgie DGKS Annemarie Linsbauer Unfallchirurgie DGKS Eva Melich Unfallchirurgie Prim Dr Christian Sebesta Aumlrztlicher Direktor Oberin Josefa Stich Direktorin des Pflegediensts Helga Schuh Verwaltung DGKS Ursula Stribrny Unfallchirurgie UnivProf Dr Karl Heinz Tragl Aumlrztlicher Direktor bis 2003

WILHELMINENSPITAL DGKP Friedrich Anger-Schmidt Unfallambulanz UnivProf Dr Michael Wagner Leiter der Unfallabteilung Elisabeth Guganeder Unfallambulanz DSA Josef Heindl Fonds Soziales Wien Sozialberatung DSAin Maria Kubik ehem Sozialberatung

79 78

Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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  • Curriculum - Gewalt gegen Frauen und Kinder
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • Inhaltliche Grundlagen des Projektes
      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
        • Organisatorische Grundlagen des Projektes
          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
                  • Informationsmaterialien - Plakate
                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang
Page 41: Gewalt gegen Frauen und Kinder Curriculum - wien.gv.at · walt gegen Frauen und Kinder wurden lange Zeit als »Kavaliersdelikt« und private An-gelegenheit betrachtet. Dies trifft

Anhang

1 Quelle Hellbernd Hildegard et al (2003) Projekt SIGNAL zit nach Oumlsterreichischer Frauengesundheitsbericht (2005) Wien S 45

2 Die im Handbuch gewaumlhlte maumlnnliche Form raquoTaumlterlaquo basiert auf der Tatsache dass koumlrperliche oderund sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder hauptsaumlchlich durch maumlnnliche Taumlter ausgeuumlbt wird

3 Wimmer-Puchinger BeateRegina Lackner (1997) Gynaumlkologische und sexuelle Kurz- und Langzeitfolgen von sexuellem Miszligbrauch in Kindheit Jugend und Erwachsenenalter LBI fuumlr Frauengesundheitsforschung im Auftrag des BM fuumlr Familie und Umweltschutz Wien

4 Walby Sylvia (2004) The Cost of Domestic Violence University of Leeds in http wwwwomenandequalityunitgovukresearchcost_of_dv_research_summarypdf abgerufen am 25102005

5 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (1999) Aktionsplan der Bundesregierung zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen Berlin

6 Hellbernd Hildegard et al (2003) Haumlusliche Gewalt gegen Frauen - Gesundheitliche Versorgung Das SIGNAL-Interventionsprogramm Berlin

7 Abschlussbericht der ExpertInnengruppe des Europarates zur Bekaumlmpfung von Gewalt gegen Frauen (Juni 1997) EG-S-VL(97)1 Strasbourg

8 Unicef Innocenti Digest Nr 6 (June 2000) Domestic Violence against women and girls Florenz S 4

9 Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend (2004) Lebenssituation Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland Berlin

10 Foa E et al (2000) Effective Treatments for PTSD Practice guidelines from the International Society for Traumatic Stress Studies New York London Flatten G et al (2004) Postshytraumatische Belastungsstoumlrung ndash Leitlinie und Quellentext 2 Auflage Stuttgart New York

11 Betretungsverbote in Oumlsterreich im Jahr 2002 3944 im Jahr 2004 4764 Betretungsverbote in Wien im Jahr 2002 1388 im Jahr 2004 1945

12 Diese Zusammenfassung basiert auf folgender Quelle Fessel-GfK Institut (2001a) Gewalt gegen Frauen und Kinder Executive Summery unveroumlffentlichter Projektbericht Wien

13 Die Teilnahme an der Untersuchung war an den beiden Spitaumllern unterschiedlich so haben 53 Personen aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital und 153 aus dem Sozialmedizinischen Zentrum Ost den Fragebogen beantwortet In der folgenden Zusammenfassung werden die allgemeinen Ergebnisse dargestellt Unterschiede in den beiden Spitaumllern sind in der Studie selbst nachzulesen siehe Fessel-GfK Institut (2001a)

14 Diese Angaben beziehen sich auf jene 41 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit kindlichen beziehungsweise jugendlichen Gewaltopfern gehabt haben

15 Diese Angaben beziehen sich auf jene 56 Prozent der Befragten die im Laufe des letzten Jahres Kontakt mit weiblichen Gewaltopfern gehabt haben

16 Die folgende Zusammenfassung basiert auf der Studie Fessel-GfK Institut (2001b) Gewalt gegen Frauen und Kinder PflegepersonalAumlrzte Textbericht Wien

17 Es wurden Ergebnisse aus den Feedbackerhebungen des Krankenanstaltenverbundes und Ruumlckmeldungen sowie Statements von Verantwortlichen beziehungsweise am Curriculum beteiligten ExpertInnen im Rahmen der Handbucherstellung fuumlr dieses Kapitel zusammengeshyfasst Integriert wurden auch die Ruumlckmeldungen aus einem Feed-Back-Round-Table-Gespraumlch am 211005 in Wien mit den Vortragenden des Curriculums an dem folgende Personen teilshygenommen haben BIinVeronika Berger Maga Karin Dietz DSAin Susanne Hirsch Maga Adelheid Kroumlss DGKS Margit Liebhart DSAin Hannelore Poumlschl Drin Karin Spacek und DGKS Ursula Stribrny Moderation Drin Birgit Buchinger Maga Ulrike Gschwandtner Solution Salzburg

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    • Inhalt
    • Vorwort
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      • Frauengesundheit und Maszlignahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern Relevanz fuumlr das Gesundheitssystem
      • Zur Rolle der Krankenanstalten im Umgang mit der Gewalt gegen Frauen und Kinder
      • Gewalt gegen Frauen ndash Zur Bedeutung des Opferschutzes
      • Zur Bedeutung der Kinderschutzarbeit
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          • Uumlberblick uumlber Entwicklung und Umsetzung des Curriculums Gewalt gegen Frauen und Kinder
            • MitarbeiterInnen-Befragung im Rahmen des Projektes
              • Ist-Stand Erhebung an den Modellspitaumllern
              • TeilnehmerInnen und Feedback
                • Wissensvermittlung im Projekt
                  • Die Fortbildungsinhalte im Curriculum Gewalt gegen Frauen und Kinder
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                  • Informationsmaterialien - Folder
                  • Informationsmaterialien - Infokarten
                  • Informationsmaterialien - Checklisten
                    • Opferschutzgruppen in der Praxis
                    • Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Projekt
                      • Einleitung
                      • Allgemein foumlrdernde Rahmenbedingungen
                      • Spezifische Rahmenbedingungen der Planungs- und Durchfuumlhrungsphase
                      • Weiterfuumlhrende Maszlignahmen
                        • Mitwirkende Personen und Institutionen
                        • Anhang