GeWitter Oktober 2012

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Zeitschrift der Fakultätsvertretung GeWi an der Uni Graz P.b.b ZNR 02Z032679 Logistikzentrum Steiermark Studienjahr 2012/13, Heſt 1, Oktober 2012 Zeitschrift der Fakultätsvertretung GeWi an der Uni Graz Was wurde aus ...? Archäologin Sabine Ladstäer im Interview Kreative GeWis Schreibtrainerin Chris- tina Boiger im Porträt Unser Weg nach Rio Ein Sommernachts- traum Almosen für die Uni Schwerpunkt Studien- gebühren

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Zeitschrift der FV-Gewi

Transcript of GeWitter Oktober 2012

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Zeitschrift der Fakultätsvertretung GeWi an der Uni GrazGeWit ter

P.b.b ZNR 02Z032679 Logistikzentrum Steiermark Studienjahr 2012/13, Heft 1, Oktober 2012

Zeitschrift der Fakultätsvertretung GeWi an der Uni Graz

Was wurde aus ...?Archäologin Sabine Ladstätter im Interview

Kreative GeWisSchreibtrainerin Chris-tina Boiger im Porträt

Unser Weg nach RioEin Sommernachts- traum

Almosen für die Uni

SchwerpunktStudien- gebühren

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Donnerwetter

von Markus Schicker

impressumGeWitterZeitschrift der Fakultätsvertretung Geisteswissenschaften an der Karl-Franzens-Universität Graz.

Medieninhaberin, Herausgeberin und Verlegerin:Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft an der Univer-sität Graz, Schubertstraße 6a, 8010 Graz

Chefredaktion: Markus SchickerLayout: Martin Jagl, Christoph ReichtLektorat: Jennifer Brunner

Druck: Universitätsdruckerei KlampferAuflage: 7.000 Stück

Mitarbeiter/-innen in dieser Ausgabe: Jennifer Brunner, Antonia Csuk, Alexander Danner, Marcela Dvorakova, Kevin Eberhard, Christopher Fleck, Heidi Kofler, Philipp Pesendorfer, Johannes Rausch, Bernhard Schindler, Sebastian Scherzer, Astrid Schmölzer, Sara Sternat, Paula Strah, Sandra Schweinzer, Kristian Tisch, Marlies Weixel-baumer, Sandra Zivanovic

4-7

Herzlich Willkommen an der Karl-Franzens-Universi-tät Graz im Studienjahr

2012/2013! Ich freue mich, dass Sie sich für das Bildungsangebot der zweitgrößten und zweitältes-ten Universität Österreichs inte-ressieren. – Mit diesen Worten begrüßt Rektorin Neuper uns Studierende in einem kürzlich auf der Uni verteilten Taschen-kalender. Leider hat ihr die ös-terreichische Bank, die diesen Kalender sponsert, nicht ge-nug Geld gegeben, damit das kommende Studienjahr an der KF-Uni-Graz ausfinanziert ist – aber keine Angst, viel Geld fehlt Frau Neuper nicht mehr, um auch heuer wieder mehr schlecht als recht über die Run-den zu kommen. Deshalb kas-siert sie auch nur bei einigen von uns kräftig ab. Dass sie das ohne gesicherte Rechtsgrundla-ge macht, nimmt Rektorin Neu-per ohne mit der Wimper zu zucken in Kauf. Auch der Senat der KF-Uni-Graz hat anschei-nend kein Problem damit, sich gegen seine eigenen Studieren-den zu stellen, anstatt sich ge-meinsam zur Wehr zu setzen. – shame on you!

Schreibt uns eure Meinung an [email protected] und lasst eure Kolleginnen und Kollegen, die für eine unfähige Bildungspolitik zahlen müssen, nicht im Stich!!!

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Inhalt

Ehemalige GeWis Was wurde aus ...Sabine Ladstätter?

UniGraz@MuseumKreative Köpfe für eine Ausstellung gesucht

Diplomat/in auf Zeit250 Studierende in der Wiener UNO-City

StudiengebührenWofür eigentlichgenau?

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12-13

363,36 EuroZahlenrätsel und Rechenspiele

Gut leben könnenAktionen für Studierende

Kaffee und mehrIm Café Yafa ist Platz für alle

Mit ganz viel Lust Schreiben mit Christina Boiger

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16-17

18-19

20-21

WM 2014 Wie sich Österreich qualifiziert

Fürchtet euch nichtAller Anfang ist schwer

(K)ein Ende in SichtDas letzte Studienjahr

BuchrezensionenSeiten, die die Welt bewegen

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18-19 20-2112-13

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Seite 18 GeWitter 10/12

Sabine Ladstätter, eine ehemalige GeWi-Studen-tin, im Interview.Fotos: KK (2)

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Die Wissenschaftlerin des Jahres 2011 sprach über ihre Studienzeit, menschelnde Archäologie und die Gra-bungsleitung in Ephesos.

von Astrid Schmölzer

Was wurde aus ...Sabine Ladstätter?

Bitte weiterblättern!

Seit 2009 ist sie Leiterin des Österreichischen Archäolo-gischen Institutes (ÖAI). Seit

2010 ist sie Grabungsleiterin der wohl renommiertesten Auslands-grabung Österreichs - Ephesos. Als „Wissenschaftlerin des Jahres 2011“ lenkte sie die Augen der Öf-fentlichkeit auf das Studienfach Ar-chäologie und auf die Tätigkeit der Menschen, die die Vergangenheit aus der Erde holen. Studiert hat Sa-bine Ladstätter in Graz am Institut für Archäologie und am Institut für Alte Geschichte und Altertumskun-de.

Ihr Weg zur Archäologie hat schon sehr früh angefangen: Es heißt, für Ihre Berufswahl war ein Besuch am Magdalensberg ausschlagge-bend, als Sie noch Volksschülerin waren.

Es war ein Kindheitstraum. Es gibt ein Bild, wo ich neben meinen beiden Cousins stehe, die graben müssen. Meine Mutter hat mich ge-fragt, was wir hier machen und ich habe ihr geantwortet, wir müssen bis zum Mittelpunkt der Erde kom-men. Ich glaube, ich hatte schon im-mer die kindliche Neugier, was sich in der Erde verbirgt.

Und bei dem Volksschulausflug fragte ich meine Lehrerin im Bus bei der Rückfahrt, wie denn die Leute heißen, die Ausgrabungen machen

– sie sagte „Archäologen“ und ich habe dann gesagt: „Das werde ich auch einmal.“Wie waren die Reaktionen aus Ihrem Umfeld, wenn Sie erzählt haben, dass Sie jetzt Archäologie studieren?

Die meisten fragten: „Was ist das?“ Auf meiner ersten Grabung, die vier Wochen dauerte, habe ich eine Sehnenscheidenentzündung an der rechten Hand gehabt und eine Schleimbeutelentzündung am Knie. Außerdem hatte ich eine Stauball-ergie unter den Augen. Meine Mut-ter fragte mich damals, ob ich noch immer glaube, dass das der richtige Beruf für mich sei, ich sagte ja. Dann meinte sie, ich müsste dann aber auch die notwendigen körperlichen Voraussetzungen mitbringen. Ich habe mich dann durchgebissen.

Sie haben dann in Graz an der Karl-Franzens-Universität mit dem Archäologie-Studium begonnen. Wie haben Sie als „Landei“ die „große Stadt“ Graz erlebt? Wie war es zu Ihrer Studienzeit?

Ich bin nach Graz gekommen und wollte eigentlich nicht von Zuhause weg. Ich bin am Montag nach Graz gefahren und dann am Donnerstag wieder zurück, das machten damals viele Kärntner. Meine Geschwister sind allesamt daheim geblieben, sie sind jünger als ich. Meine Mut-ter sagte nach einem halben Jahr, dass man so nicht studieren könne. Wenn ich es richtig will, muss ich auch dabei bleiben. Die erste große Hürde war das Altgriechisch, das ich ja nachholen musste. Aber es hat mir schließlich gefallen und war letztendlich nicht

Ein „Arbeitsplatz“ mit Geschichte -

der Hadrianstempel in Ephesos

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mehr so schlimm. Damals war die Ausbildung in Graz sehr kunsthis-torisch. Ich habe viel am Institut für Alte Geschichte gemacht. Die Althistoriker haben mich sicherlich geprägt, es hat mir dort sehr gut gefallen. Für das Doktorat bin ich dann aber nach Wien, weil die Aus-bildung dort mehr Praxisnähe hat-te – es wurde von den Professoren immer wieder angeregt, auch unter dem Studienjahr auf Grabung zu ge-hen. Qualitativ würde ich zwischen Graz und Wien keinen Unterschied sehen, quantitativ sehr wohl, es gab in Wien einfach mehr Angebot.Ist die Archäologie als Studium und Beruf anders geworden, wenn Sie jetzt so zurückschauen und mit der Gegenwart vergleichen?

Was ich von der Ausbildung her mitbekomme, so denke ich, ja. Wir waren damals extrem flexibel und konnten, von unseren Professoren unterstützt, während des Semesters auf Grabung gehen. Praxis war ih-nen sehr wichtig und wir wurden dazu ermuntert. Heute ist das durch das Modulsystem mit den ECTS-Punkten für Studierende kaum mehr möglich. In anderen Studien-richtungen mag das neue System sinnvoll sein, in der Archäologie kommt es aber schluss-

endlich auf die Praxis an und da-rauf, dass man die Leute kennen-lernt, mit oder bei denen man später arbeiten will – und, dass die Leute dich kennenlernen, was auch ganz besonders wichtig ist.Als Sie „Wissenschaftlerin des Jah-res“ wurden, rückte das angebli-che „Orchideenfach“ Archäologie in den Fokus der Presse. Wie geht man nun mit der Aufgabe der Wis-sensvermittlung um?

Ich möchte hier gerne vorausschi-cken, dass ich aus einem familiären Umfeld komme, das nicht wissen-schaftsnah ist. Ich war gewohnt, im-mer zu erklären, was der Sinn mei-ner Arbeit ist, und so entstand bei den anderen Interesse. Man muss zwar immer vereinfachen, in der Geisteswissenschaft wurde hier viel versäumt, man ging kaum nach au-ßen und erklärte. Es geht nicht dar-um, alles ganz genau zu schildern, man muss einfach eine generelle Wissensvermittlung und eine Inte-ressensbildung schaffen. Wenn ich Vorträge halte, kommen hunderte Leute, das kann nur mit Interesse zu tun haben.

In Ephesos habe ich mitbekom-men, dass sich immer wieder Fach-

kollegen über die Reiseführer vor Ort lustig gemacht haben, die ein-fach nicht am neuesten Stand der Forschung waren. Wie sollen sie es denn besser wissen? Unser Wissen ist jahrelang unpubliziert und wenn es veröffentlicht wird, ist es meist in einer fremden Sprache geschrieben. Wie soll ein Fremdenführer dann zu diesem Wissen kommen? Das muss man sich schon überlegen. Ich habe dann versucht, Führungen für Füh-rer anzubieten – ich zeige die neu-esten Ergebnisse, es kommen viele Reiseführer jedes Jahr. Ich schaffe so auch eine Beziehung zueinan-der, der Fremdenführer sieht den Archäologen nicht mehr als arro-ganten Feind. Man kennt sich, man

grüßt sich und wir sind einfach Freunde. Plötzlich hat man ein ge-meinsames Ziel, nämlich Ephesos zu vermitteln.Wie kann man die Archäologie noch besser unter das Volk brin-gen?

Man kann nicht aus Geschichte lernen, das glaube ich nicht. Man kann aber Beispiele aus ihr zitieren, um Zukunftsprobleme diskutieren zu können. Wenn man sich mit Ge-schichte beschäftigt, weiß man doch schon, was später passiert ist, weil es auch Geschichte ist.

Wenn die Ephesier ihre Wälder im Hinterland abholzten, weil sie das Holz für die Thermen und den Schiffbau brauchten und 500 Jahre später der Hafen versandete, haben wir die direkte Folge auf ihr Han-deln präsentiert. Diese Umweltka-tastrophe ist ja auch Vergangenheit. Und genau diese Aspekte sollte man den Menschen zeigen können. Wir sind nicht abgehobene Pinsel-schwinger, sondern leben durch-aus in der Gegenwart. Ich versuche auch, das Bild des Archäologen zu

„Man kann nur glücklich werden, wenn man immaterielleZiele im Leben hat”Sabine Ladstätter

Fotos: Schweinzer (4)

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zeichnen, als Person, die in der Ge-genwart lebt.Mit dem gängigen Image und Kli-schee der Archäologie sind Sie also immer wieder konfrontiert?

Etwas Kindliches muss immer bleiben, sonst ist man kein Archäo-loge mehr. Indiana Jones oder Indi-ana J. wurde ich auch manchmal ge-nannt. Man sollte mit Neugier ans Werk gehen und man sollte auch ruhig dazu stehen.Welche Rolle spielen die fremden Kulturen und die Sprachen, die man in Ihrem Berufsfeld kennenlernt? Gibt es für Sie die Begriffe „Kultur-schock“ oder „Sprachenkollaps“?

Ich glaube, eines muss man von vornherein sagen: Wenn man sich für einen Posten bewirbt, muss man auch wissen, was es heißt, ihn aus-zuüben. Ich werde oft gefragt, ob es mir in der Türkei gefällt, aber ich wäre ja nicht dort, wenn das nicht der Fall wäre. Ich wusste, ich werde vielleicht bald sechs Monate dort verbringen. Man muss sich in Kulturen einleben und irgendwann fühlt man sich dort auch zu Hause. Die Türkei ist gerade jetzt ein ext-rem dynamisches Land, Österreich ist extrem statisch. Wenn ich in Iz-mir ins Flugzeug steige, nehme ich mich in Gedanken zurück und sage mir: „So, jetzt wieder ein bisschen auf die Bremse steigen, in Öster-reich geht alles langsamer.“ Das sind die Dinge, mit denen man eben zurechtkommen muss.Als Direktorin des ÖAI und als Grabungsleiterin in Ephesos ha-ben Sie einen Job voller Heraus-forderungen, der reich an Traditi-onen ist, angenommen. Was sind Ihre Ziele?

Ein Ziel ist, die anderen Berei-che am ÖAI besser zu positionie-ren. Ephesos ist das Flaggschiff, das stimmt, man kann es in der Öffentlichkeit deshalb auch besser präsentieren. Im Windschatten von Ephesos kann man durchaus auch Exzellenzforschung in Wien, Grie-chenland, Rom betreiben, das war mir ein wichtiges Anliegen. Das ÖAI und die österreichische Ar-

chäologie können sich so im inter-nationalen Bereich auch etablieren, vor allem im europäischen Kontext. Dort, wo wir stark sind, können wir durchaus auch Leadership-Funktio-nen einnehmen.Für Ihren Erfolg haben Sie eini-ges an Hindernissen überwinden müssen. Es gab Anfeindungen der türkischen Behörden gegen Ihren Vater und Ihre Familie, außerdem heißt es, dass es zu internen Strei-tereien um den Job gekommen ist. Denken Sie, dass die Archäologie in ihrer überschaubaren Größe als Fachrichtung etwas von einer Schlangengrube hat, wo man alles, was man sagt und tut, genau über-legen muss?

Ich glaube schon, es „menschelt“ einfach sehr. Auf Grabung lebt man mit seinen Kollegen zusammen, es wird geliebt, gehasst, gestritten. Durch die Art des Lebens kommt man sich einfach sehr nahe und lernt sich gut kennen. Alles, was menschlich ist, kommt da vor. Ich kenne sehr viele Archäologen, die Archäologen heiraten, sich scheiden lassen und dann wieder Archäo-logen heiraten. Oder eben einen Restaurator, das wäre dann schon großartig (lacht). Die Archäologie in Österreich ist eben klein und da konzentriert es sich eben auf sehr wenige prestigeträchtige Posten. Ich habe meinen Humor nicht verloren, ich habe es zwar nicht vergessen, aber verdrängt.Was machen Sie in Ihrer Freizeit oder wie finden Sie Wege, einmal abzuschalten und zu entspannen?

Ich habe früher sehr viel Belletris-tik gelesen, das mache ich jetzt auch

wieder sehr konsequent. Ich setze mich hin und lese bewusst ein Buch, ich nehme mir Zeit dafür. Urlaub in diesem Sinn geht sich allerdings nicht aus, dafür ist keine Zeit.Was hält Ihre Tochter von Ihrem Beruf?

Meine Tochter lehnt Archäologie total ab, sie will Geologin werden (lacht) – sie denkt nämlich, dass das ganz was anderes ist. Archäologie ist für sie jedenfalls das Schlimmste, was es gibt. Ich versuche auch nicht, ihr die Archäologie weiterzugeben.

Ich versuche, ihr mitzugeben, dass man anderen Kulturen gegenüber offen sein muss. Man sollte einen Le-benssinn und ein Lebensziel haben und das möchte ich ihr gerne vermit-teln. Man kann nur glücklich wer-den, wenn man immaterielle Ziele im Leben hat. Welche das dann bei ihr sind, ist mir eigentlich egal.Was ist für Sie das wirklich Wich-tige im Leben? Wie sammeln Sie Motivation, Kraft und auch Inspi-ration für Ihren Alltag?

Das klingt jetzt banal, aber es ist wirklich so: Durch meine Tochter werde ich aus meinem Berufsleben rausgeholt. Ich bin daheim mit ei-ner anderen Welt und einem ganz anderen Wertesystem konfrontiert und schaffe so einen Ausgleich zur Arbeit, den andere nicht haben.

Was mir auch viel gibt, ist interna-tionale Anerkennung. Österreich ist nur ein sehr kleines Land, hier spielt Sympathie eine große Rolle.

Ich habe jetzt in den USA eine Auszeichnung erhalten und dort zählt wirklich nur das Wissen und meine Leistung. Daraus kann ich wieder viel für mich gewinnen.

Die wohl renom-mierteste Auslands-grabung Österreichs

- Ephesos

Fotos: KK (2)

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Wenn du schon immer einmal an einer Museumsausstellung mitar-beiten wolltest, dann bist du hier richtig. Gerade für uns GeWi-Stu-dierende ist es essentiell, sich be-reits während des Studiums in Pro-jekten jeglicher Art zu engagieren, um nicht nur Erfahrungen für un-seren Lebenslauf, sondern auch für uns selbst zu sammeln. Wir geben dir gemeinsam mit dem UniGraz@Museum die Chance, deiner Kreati-vität freien Lauf zu lassen und deine Werke zu präsentieren. Vorgegeben

sind lediglich Titel und

Richtung der Ausstellung, nicht je-doch der genaue Inhalt. Na, noch neugierig? Dann lies weiter …

Der Titel der Ausstellung lautet SEITENBLITZE (Untertitel noch offen). Ausgangspunkt ist die Zeit-schrift GeWitter, die bereits seit über 25 Jahren besteht. Wir wollen den Ursprung des GeWitters recherchie-ren, frühere Redakteure und Re-dakteurinnen ausfindig machen, sie mit ihren Artikeln von damals kon-frontieren, mit ihrer Hilfe verlorene Ausgaben wiederentdecken, her-ausfinden, was frühere Studieren-

dengenerationen beschäftigte und welche

Donnerwetter sie losließen. Außer-dem könnten wir uns mit dem Ge-witter (nicht der Zeitschrift sondern dem Naturphänomen) im weiteren Sinn befassen. Beispielsweise Ge-witter in der Literatur, Religion, bildenden Kunst, Geschichte, den Naturwissenschaften etc. Aber das alles ist noch offen und kann mit deinen Ideen bereichert werden.

Bleib also nicht faul sitzen, sondern steh auf und melde dich unter

[email protected]: Museum

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Das GeWitter sucht kreative Köpfe für eine Ausstel-lung im UniGraz@Museum. Mach mit und hilf uns bis März dem GeWitter auf die Spur zu kommen! von Markus Schicker

GeWitter at UniGraz@Museum -mach mit!

Fotos: Dvorakova (2)

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250 Studierende aus über 40 Ländern fanden sich zur alljährlichen Vienna International Model United Nations (VIMUN) in der Wiener UNO-City ein, um in die Rolle von Diplomaten und Diplomatinnen zu schlüpfen und die Geschicke der Welt zu verhandeln. von Philipp Pesendorfer

Vom 5. bis zum 9. August 2012 fand in der Wiener UNO City die 17. VIMUN

statt. Der MUN-Club Graz entsand-te, auch dank der großzügigen Un-terstützung des GeWi – Dekanats, eine Delegation von 19 Personen, die sich größtenteils aus Studieren-den der Karl-Franzens Universität (16) rekrutierte.

Was ist MUN?

MUN, also Model United Nations, sind Simulationen von UNO-Gre-mien (wie beispielsweise dem Si-cherheitsrat, der WHO oder der UNIDO) zu tatsächlichen oder fik-tiven politischen Themen. Zu die-sem Zweck erhält jeder Teilnehmer

Für eine Woche Diplomat/-in sein

und jede Teilnehmerin ein Land und ein Komitee zugewiesen. Die Auswahl dieser Komitees sowie der Länder erfolgt durch die Or-ganisation der jeweiligen MUN, zumeist den Wünschen der jewei-ligen Teilnehmer/-innen folgend. So vertraten Grazer Studierende in Wien u.a. Guatemala im Sicher-heitsrat zur Syrienkrise, Senegal in der WHO zum Trinkwasserman-gel in Zentral- und Südafrika oder Deutschland in der UNIDO zur Entwicklung der Terms of Trade in Entwicklungsländern. Die Zuwei-sung erfolgt ein bis zwei Monate vor der Veranstaltung, sodass die Delegierten ausreichend Zeit ha-ben, sich auf die Simulation vorzu-bereiten.

Die VIMUN 2012

Schon bevor die VIMUN 2012 offizi-ell eröffnet wurde, wurden die De-legierten am 5. August nach Wien gebeten, um sich zum einen für die Konferenz zu registrieren und zum anderen, um der ersten von zahlrei-chen Veranstaltungen des Rahmen-programms, einem Heurigenbesuch, beizuwohnen. Tags darauf fand man sich bei der UNO-City ein, wo dann alle Delegierten mit Ausweisen aus-gestattet wurden. Nach einer ersten „Vollversammlung“ und Begrüßun-gen, u.a. durch den Direktor der UNIS (United Nations Information Service) Janos Tisovszky und einer Mittagspause begab man sich in die jeweiligen Komitees und die Si-mulation begann. In der Rückschau erscheint es immer noch erstaun-lich mit welcher Hingabe manch Delegierte/-r in der Rolle aufging und „sein“ bzw. „ihr“ Land vertrat. Vor allem die Grazer Delegierten er-wiesen sich als verhandlungssicher, sodass am Ende mit Eva Mayerhu-ber und Esther Ludwig in zwei von sieben Komitees Grazerinnen zur Best Delegate gekürt wurden. Von diesem Erfolg beflügelt plant der MUN-Club Graz bereits für das neue akademische Jahr Delegatio-nen zu den großen internationalen MUN-Veranstaltungen (u.a. New York, Melbourne und natürlich wie-der Wien) zu entsenden. Alle, die Lust bekommen haben selbst einmal in die Rolle eines Diplomaten oder einer Diplomatin zu schlüpfen, sind herzlich willkommen.

Kontakt: http://www.facebook.com/groups/467737866573837/[email protected]

Der Grazer MUN-Clubin derUNO-City

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Foto: Csuk

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Seite 4 GeWitter 05/12

Alles ist neubeim GeWitterNeues Layout, neue Gesichter, neues Konzept, neuer Kampfgeist, neuer Mut, neu, neu, neu, alles neu!

Seit Ende Jänner bilden Bea-trice Maierhofer, David Hobelleitner und ich das

neue FV-GeWi-Vorsitzteam. Da niemand von uns für eine poli-tische Partei tätig ist, bin ich in der glücklichen Position, auf parteipolitischen Hickhack keine

Rücksicht nehmen zu müssen (für ÖH-Zeitschriften eine Seltenheit, wenn nicht sogar ein Novum). Das GeWitter kann mehr uni-bezogen sein und ihr könnt euch stärker einbringen. So soll das GeWitter in Zukunft allen etwas bringen und für alle etwas Interessantes dabei-haben.

Was ist neu am neuen GeWitter? Es gibt nun Themenschwerpunkte (in diesem Heft die STEOP, in der nächsten Ausgabe behandeln wir das Thema Auslandssemes-ter). Neben den Themenschwer-punkten findet ihr immer wieder-kehrende Serien wie „Kreative

GeWis“ (falls ihr GeWis kennt, die außergewöhnlich sind, meldet euch) und „Was wurde aus …?“ (hier werden ehemalige GeWis vorgestellt), Kurzgeschichten über das Studierendenleben von Kristian Tisch (die Autorin sch-reibt unter einem Pseudonym), eine Comicseite (unsere neue Com-icheldin heißt GeWittra) und vieles mehr.

Kooperation mit dem UniGraz@Museum Ach ja, bevor ich es vergesse: Wir haben eine Kooperation mit den Unimuseen, deshalb werdet ihr in Zukunft regelmäßig Berichte über

von Markus Schicker

Wir suchen...

Zeitschrift der Fakultätsvertretung GeWi an der Uni GrazGeWi t t er

Comiczeichner/-innen und Fotografen/Fotografinnen. Wenn du gerne zeichnest oder fotografierst, schreib an [email protected] Betreff: Comics bzw. Fotos

Regisseure und Regisseurinnen, Kameraleute und Schauspieler/Schauspielerinnen um 1. GeWitterinterviews/reportagen mitzufilmen, 2. Kurzfilme zu drehen, die wir auf unserer Homepage veröffentlichen, 3. Veranstaltungen der FV GeWi zu bewerben. Schreib an [email protected] Betreff: Film

Mitarbeiter/-innen für unsere Ausstellung im UniGraz@Museum (s. S. 9). Melde dich unter [email protected] Betreff: UniGraz@Museum

Page 12: GeWitter Oktober 2012

Universität kommt vom lateinischen „universitas magistrorum et scholarium“ (Gemeinschaft der Leh-renden und Lernenden) – viel ist an der KF-Uni-Graz von dieser Gemeinschaft nicht zu sehen.

von Markus Schicker

Die österreichischen Univer-sitäten brauchen dringend Geld. Das ist klar. Wo dieses

Geld herkommen soll, ist schon weni-ger klar. Laut ihrer Homepage hat die KF-Uni-Graz ein Jahresbudget von 184 Millionen Euro zur Verfügung. Die ca. 13 Prozent der Studierenden, die studiengebührenpflichtig sind, werden unserer Uni kolportierte 3,5 Millionen Euro einbringen.Die österreichischen Studierenden haben kein Geld. Das ist klar. Kürz-lich wurde die Studierendensozialer-hebung 2011 veröffentlicht, die scho-ckierende Zahlen enthält. Darin gab fast ein Drittel der Studierenden an, starke (19 Prozent) bzw. sehr starke (10 Prozent) finanzielle Schwierig-keiten zu haben. Das durchschnitt-liche Budget eines Studierenden ist im Vergleich zu 2009 um 2 Prozent gesunken, während die Ausgaben im selben Zeitraum um 3 Prozent gestiegen sind – die Kosten fürs Wohnen stiegen sogar um 9 Pro-zent, jene fürs Essen um 5 Prozent. Dadurch waren 2011 63 Prozent der Studierenden gezwungen während des Semesters zu arbeiten (2006 wa-ren es noch 58 Prozent), wobei der wöchentliche Zeitaufwand für den Job von durchschnittlich 19,1 auf 19,8 Stunden anstieg. Umgekehrt bezogen um 6 Prozent weniger Stu-dierende Familienbeihilfe als noch fünf Jahre zuvor (53 Prozent statt 59 Prozent) und 2011 erhielten nur

Studiengebühren -wofür eigentlich?

mehr 15 Prozent Studienbeihilfe – um 4 Prozent weniger als noch 2006.

Der österreichische Staat hat Geld, sehr viel Geld sogar. Das ist klar. Österreich zählt zu den reichsten Ländern der Erde. Laut einer im Fe-bruar 2012 veröffentlichten Forbes-Liste leben wir im zwölftreichsten Land auf diesem Planeten (zumin-dest wenn man vom BIP ausgeht). Leider wird Österreich von Streit-hähnen und Streithennen regiert, denen die eigene Parteilinie und Umfragewerte wichtiger sind, als unser Bildungssystem und unse-re Zukunft. Zwar ist einer dieser Hähne (für jene die diesen „geni-alen“ Wortwitz nicht verstanden haben – gemeint ist der ehemalige Wissenschaftsminister Johannes Hahn) mittlerweile EU-Kommissar in Brüssel, aber sein Nach-Nachfol-ger im Wissenschaftsministerium macht seine Sache auch nicht bes-ser. Minister Töchterle hätte wohl eher denn Namen Stiefmütterle (so, genug der schlechten Namens-witze) verdient – denn man weiß nicht, wen er stiefmütterlicher be-handelt: die Universitäten oder die Studierenden. Erstere zwang er mit der Androhung von Streichung zu-sätzlicher Förderungen praktisch dazu, die Einhebung autonomer Studiengebühren zu beschließen, letztere sind ihm offensichtlich so-wieso wurscht. Vielleicht sollte der

nächste Wissenschaftsminister oder die nächste Wissenschaftsministe-rin einmal ein/e Studierende/r sein und kein Rektor, dann könnten wir von den Unis autonome Stipendien verlangen und würden dafür vom Wissenschaftsministerium noch zusätzliche Geldmittel in Aussicht gestellt bekommen. Aber Minis-ter Töchterle ist auch nur ein Teil der momentanen Bildungsmisere, schließlich kann sich die große Ko-alition (in der er selbst sitzt) nicht zu einer kleinen Entscheidung durch-ringen und so wird etwas komplett belangloses, wie die Entscheidung der Finanzierung der Universitäten, einfach auf den nächst Schwächeren in der Nahrungskette abgewälzt – auf die Universitäten, die wiederum (nicht alle, manche haben sich ja ge-gen die Einhebung autonomer Stu-diengebühren ausgesprochen) die einzigen, die in der Hierarchie noch weiter unten stehen als sie selbst, in die Pflicht genommen haben – uns Studierende. Und so hat der Senat der KF-Uni-Graz am 16. Mai d.J. mit 15 Pro-Stimmen und 11 Gegenstim-men für die erneute Einführung der Studiengebühren gestimmt. Wenn man bedenkt, dass 6 Studierenden-vertreter im Senat sitzen, die mit an Sicherheit grenzender Wahrschein-lichkeit gegen Studierendengebüh-ren gestimmt haben, dann müssen die Vertreterinnen und Vertreter der Universität Graz mit einer Dreivier-telmehrheit (15:5) dafür gestimmt haben, dass unsere Uni von jungen Menschen, die noch mitten in ihrer Ausbildung stehen, von denen etwa ein Drittel unter der Armutsgrenze lebt und das obwohl die Mehrheit von ihnen neben ihrem Studium

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GeWitter 10/12 Seite 13

arbeitet, 363,36 Euro jedes Semester zu verlangen. Das sind 726,72 Euro im Jahr – das ist mehr Geld, als viele von uns monatlich zum Leben zur Verfügung haben.

Universität kommt vom lateini-schen „universitas magistrorum et scholarium“ (Gemeinschaft der Lehrenden und Lernenden) – viel ist an der KF-Uni-Graz von dieser Gemeinschaft nicht mehr übrig. Ich finde ja, man sollte nach der Entscheidung des Senates, unserer Uni den Titel einer Universität ab-erkennen. Man könnte sie in „Fast Hochschule“ (kurz FH) umbenen-nen, das würde irgendwie besser passen. Rektorin Neuper meinte im Mai, dass sie auf das Geld nicht ver-zichten könne und dass sie eine Ver-antwortung gegenüber ihren Mitar-beitern/Mitarbeiterinnen und den Studierenden habe. Ihrer Verant-wortung gegenüber uns Studieren-den ist Rektorin Neuper mit diesem Beschluss jedenfalls nicht nachge-kommen. Das wäre sie nur, wenn sie Mut bewiesen, sich nicht von Wissenschaftsminister Töchterle er-pressen lassen und sich gemeinsam

mit uns gegen diese Form der Bil-dungspolitik zur Wehr gesetzt hätte.

Und so bleibt uns nur die Frage: Studiengebühren - wofür eigentlich genau? Dafür, dass wir Bücher in der UB erst einen Werktag nach der Bestellung abholen können (voraus-gesetzt sie werden vom Personal der UB gefunden – häufig sind Bücher ja spurlos verschwunden), dafür, dass viele Professuren gar nicht mehr oder oft nur mit mittelmäßigen Wis-senschaftlern und Wissenschaftle-rinnen nachbesetzt werden, dafür, dass wir in überfüllte Hörsäle ge-zwängt werden (falls wir überhaupt einen Fixplatz in den Lehrveranstal-tungen ergattern, für die wir uns angemeldet haben), dafür, dass das Kopier-System unnötig verkompli-ziert wurde und wir nun selbst fürs Scannen bezahlen müssen, dafür, dass die Uni-Verwaltung ein reines Chaos ist und die Uni-Bürokratie so unübersichtlich und so undurch-schaubar ist, wie die Homepage der KF-Uni-Graz, dafür, dass

man uns doch erst vor kurzem die Anspruchsdauer auf Familienbei-hilfe gekürzt hat, dafür, dass das GeWi-Dekanat die Förderung für Treffpunkt Sprachen Kurse gestri-chen hat? Dafür, dass … Ich könnte diese Liste ewig weiterführen und wer jetzt glaubt, dass mit Studien-gebühren das Paradies nicht mehr fern ist, die erwähnten Missstände behoben, die Stipendientöpfe voller, die CuKo-Vorsitzenden kulanter, die Mitstudierenden intelligenter und die Lehrenden hübscher werden, der hat anscheinend noch nicht stu-diert, als wir alle für unser Studium bezahlen mussten. Denn damals war genau gar nichts besser als heute.

Für diejenigen, die dennoch für Studiengebühren sind, ist hier die Emailadresse der Rektorin, sie wird euch sicher gerne sagen, wohin ihr einen entsprechenden Betrag über-weisen könnt: [email protected]

Wer genau Studiengebühren bezahlen muss und wie du mit Hilfe der ÖH rechtlich dagegen vorgehen kannst, erfährst du unterhttp://studiengebuehren.oehunigraz.at

Unter http://ww2.sozialerhebung.at/Ergebnisse/findest du alle Ergebnisse der aktuellen Studierendensozialerhebung

Studierende demonstrierengegen den Beschluss des SenatsFoto: Danner

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363,36 EUR sind seit 20.06.2012 fixer Bestandteil meines Lebens. Ich sehe tagsüber Zahlenreihen in dieser Forma-tion durch den Stadtpark hüpfen, nachts erschlagen die 6er die 3en und dennoch stehen täglich wieder alle auf. von Kristian Tisch

363,36 EUR - Zahlen-rätsel und Rechenspiele

Seit dem 20.06, seit diesem ver-hängnisvollen Tag, an dem ein ver-dächtiger Brief mit dem Absender Karl-Franzens-Universität Graz, gefüllt mit einem formlosen Erlag-schein, bei mir eingetrudelt ist, seit diesem Moment, beschäftige ich mich mit Fragen des Zinseszinses, der Wahrscheinlichkeitsrechnung, grüble über Lottozahlen und rech-ne Vergleiche nach.

Denn: 363,36 EUR müssen sich bis 05.09. von meinem Konto subtra-hieren lassen. Eine weiser Mann, aus hier nicht näher definierten Unikreisen, hat mir vorgerechnet, dass ein Semes-ter studieren so viel kostet, wie ein Kinobesuch im Monat. Das sei doch echt günstig, meinte er. „Na ja“, antwortete ich ihm damals. Ist es pro Monat eine IMAX-Vorstel-lung oder ein launiger Hollywood-schinken, den ich erdulden musste und auf den ich ab sofort verzichten darf?Jetzt, bei der Betrachtung meines Kontostands, überlege ich und rechne nach. Ich gehe nicht monat-lich ins Kino, doch was spielt das für eine Rolle, denn selbst wenn ich darauf verzichten würde, ginge sich das Ganze nicht aus. Der gute Herr hat für seine Be-rechnung anscheinend einen Ki-nokarten-Preis von ca. 6 EUR an-gesetzt (Studentenermäßigung…), anschließend Mindeststudiendau-er inkl. Toleranzsemester ange-

nommen. Das sind 5 Jahre, also 60 Monate. Dies multipliziert mit der Kinokarte: macht 360 EUR. Also in etwa die von mir zu subtrahieren-den 363,36 EUR. Und nun verste-he ich auch seine Argumentation: „Wenn du, lieber Student, 10 Semes-ter und somit 5 Jahre studierst und dann noch immer nicht fertig bist, dann kostet dir das 11. Semester so viel, wie du dir in 5 Jahren durch den Entzug des Kinos erspart hast.“ Wow! Und was, wenn ich dann nach wie vor noch nicht fertig bin? Also nicht nervlich ‒ weil mein Hirn glüht ob der Sommerhitze und der Schwäche dieses Arguments ‒ son-dern mit dem Studium? Was, wenn ich auch noch ein 12. Semester brau-che? Dann hätt’ ich mir zweimal im Monat das Kino verkneifen müssen. Aber ich war ja gar nie dort …

Ich sitz’ nämlich im Stadtpark und ess’ zur Unterhaltung ein Butter-brot, während ich weiter über mei-nen letzten Kinobesuch sinniere. Da tauchen die 3er- und 6er-Monster wieder auf. 363,36 EUR – das ist pro Ziffer meiner Matrikelnummer ein Verwaltungsaufwand von genau 51,91 EUR. Eine stattliche Summe, die natürlich nur Nicht-Norm-Bum-melstudierende und Ausländer/-innen zahlen. Alle anderen haben leichter zu verwaltende Matrikel-nummern.

Ich bin mir sicher, dass die Uni meine 363,36 EUR genauso gierig verschlingen wird, wie die Tauben

im Stadtpark die Brotkrümel, die von meinem Butterbrot fallen. Und ich bin mir ebenso sicher, dass die Uni das Geld mindestens genauso dringend braucht. Dafür, die geisti-

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Grafik: Kofler

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ge Elite des Landes ordnungsgemäß ausbilden zu können, versteht sich.

Leider gibt es die Zweckwidmung meiner 363,36 EUR nicht mehr. Da-mals, als ich zum ersten Mal Geld von meinem Konto abzweigen musste, gab es das noch. Der Bum-melstudent in mir lacht – ja, damals.Ganz oft hab ich schon auf den Er-lagschein geschrieben: „Mein Bei-trag zur Schimmelbeseitigung an der KFU“. Man hat nie jemanden ge-

holt, der dieses Problem – den Schimmel! Nicht meine Zweckwidmun-gen! – wirklich angeht. Dafür haben Menschen mit Sinn fürs Schöne schnell etwas Farbe ge-kauft und die proble-matischen Stellen über-malt, damit das ja nicht wieder (her)vorkommt

und die Uni wieder hübsch aus-

sieht. Erfreulicherweise – für eine nicht definierte Seite – wurde die Zweck-widmung mittlerweile abgeschafft.

Jetzt träume ich nur noch, als ei-ner der wenigen Studierenden, der sich die Zeit im Stadtpark mit 3ern und 6ern verbummelt, von der Wid-mung meiner 363,36 EUR. Ich träu-me von Klimaanlagen im 3. Stock vom Wall, damit auch im Mai und Juni noch Unterricht an der Roma-nistik stattfinden kann. Von der An-schaffung neuer Tische und Sessel, damit auf der Slawistik im Wall alle Studierenden zu Semesterbeginn einen Sitzplatz haben und nicht aus Platz-Gründen oder Steh-Gründen aufgeben. Oder von längeren Ent-lehnzeiten an der Fachbibliothek der Germanistik ... Aber wer will denn schon wirklich etwas von einem Studenten hören, der die Uni schon länger besucht als das Gymnasium?

Könnte man nicht auch etwas wirklich Brauchbares mit 363,36

EUR anschaffen? Meine mir selbst gestellte Frage verpufft

in den Weiten der Zahlen-reihen ebenso wie der ver-

wegene Gedanke an die Fortbildung von Lehren-

den und Vortragenden an der Uni. Ich habe

mal gelesen, dass der Kurs „Rheto-

rik und Präsen-tation“ beim

WIFI so an die 300 EUR

kostet … Für jeden

Bummelstudierenden: ein/-e ausgebildete/-r Vortragende/-r. Das wär’ doch was!

Die genussvollen Stunden im Stadt-park mit meinem Butterbrot und meiner Zahlenreihe neigen sich dem Ende zu, es wird kühler drau-ßen und ich spür’ langsam stärke-ren Wind. Ich sollte aufhören, die Tauben zu beobachten und mei-ne Butterbrotkrümel mit wirklich wichtigen Investitionen zu verglei-chen. Das ist wohl unpassend.

Lieber widme ich mich und mein Geld dem Zweckvollen und denk’ an meinen Einkauf heute: Klopa-pier zum Beispiel kostet 2,97 EUR in der 10er Packung. Das sind 0,28 EUR pro Rolle. Um 363,36 EUR könnte ich mir 1.297 Rollen kaufen. Ich könnte bei einem durchschnitt-lichen Wochenverbrauch von 2 Rol-len ganze 648 Wochen überleben. Das sind 12 Jahre!Soeben habe ich erkannt, dass ich nicht einmal im Monat auf mei-nen Nicht-Kino-Besuch verzichten muss. Ich muss nur meinen Klopa-pier-Konsum reduzieren! Von zwei auf eine Rolle pro Woche. Dann sind das schon 24 Jahre. Hätte ich also bei meiner Geburt be-gonnen, weniger häufig das Klo zu benutzen – oder zumindest weniger Klopapier –, dann hätte ich jetzt ge-nau die 363,36 EUR, die ich nun so dringend brauche.

Da mein Vergleich aber wirklich hinkt, und ich nicht Klopapier und Kinokarten berechnen und abwä-gen will, widme ich mich wohl doch lieber meinem Gewi-Studium. Ma-thematiker werde ich anscheinend tatsächlich keiner mehr.

PS:Wenn ich meinen Klopapierkon-sum ins Kino verlegen könnte, jedoch das Kino nicht besuche, hätte ich schon mehrere Sparmaß-nahmen umgesetzt. Oder hast du eine bessere Idee? Schreib mir doch! [email protected]

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Trotz Studiengebühren gut leben können!Das GeWitter hat ca. 50 Geschäfte und Lokale im Uni-viertel befragt, ob sie Aktionen für Studierende haben. Zwei davon hatten bereits welche – aufgrund unserer Nachfrage kamen sieben neue hinzu – Vielen Dank!!von Markus Schicker

Auf Anfrage des GeWitters eingeführt:

Hubert AuerZinzendorfgasse 32

Habt ihr gewusst, dass es bei Hu-bert Auer in der Zinzendorfgasse gegen Vorlage eines Studierenden-ausweises – 30 % auf Brot gibt? Au-ßerdem könnt ihr euch ein Jausen-sackerl (inkludiert Steirersemmerl, Briochekipferl + Nestea) um 2,50 Euro oder einen kleinen Cappucci-no um 1 Euro holen.

GallianoHarrachgasse 22

Im Galliano in der Harrachgas-se könnt ihr nicht nur original italienisches Flair genießen, son-dern auch eine frisch zubereitete Pizza aus dem Steinofen um 6,20 Euro gegen Vorlage eines Stu-dierendenausweises - und das selbstverständlich ohne Alters-beschränkung.

BICAMozartgasse 1

Von 15. Oktober – 16. November kannst du im Bica montags bis freitags ab 11.30 Uhr ein Mittags-menü um 4,90 Euro speisen. Dafür brauchst du nur deinen Studieren-denausweis vorlegen und Altersbe-schränkung gibt es auch keine.

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bereits bestehende

Aktionbereits

bestehendeAktion

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Café FotterAttemsgasse 6

Das Café Fotter bietet euch zu jedem Frühstück gratis ein belebendes Glas Sekt oder ein Glas Orangen-saft. Diese Aktion gilt im Oktober und im November gegen Vorlage eures Studierendenausweises ohne Altersbeschränkung nach oben hin.

EINSTEINHeinrichstraße 29

Hier gibt’s Rabatt auf Flüssiges! Ge-gen Vorlage eines Studienausweises bekommt ihr im Einstein das kom-plette Studienjahr 5+1 Heineken um 16 Euro statt 19,20 Euro. Die Alters-beschränkung gilt bei diesem Ange-bot nur nach unten, nicht nach oben.

PARKS - Bio Fair Trade Coffee Shop KG

Im PARKS in der Zinzendorfgasse 4 werdet ihr nicht nur freundlich be-dient, sondern erhaltet auch gegen Vorlage eures Studierendenaus-weise 50% Ermäßigung auf alle Ku-chen, wenn ihr einen Kaffee dazu bestellt – natürlich ohne Altersbe-schränkung.

Reformhaus SonnenfroschZinzendorfgasse 5

Wer im Reformhaus Sonnenfrosch mit Studierendenausweis einkauft, bekommt einen Ginkotee zur Kon-zentrations- und Gedächtnisunter-stützung um 10% günstiger. Au-ßerdem gibt es 5% Rabatt auf einen Vitalburger. Die Aktion gilt das ganze Wintersemester und ohne Altersbeschränkung.

SchokoVino,Geidorfplatz Stand 1

An diesem kleinen aber feinen Stand am Geidorfplatz gibt es mit Studie-rendenausweis – 10% Rabatt auf fol-gende Spezialitäten: Kürbiskernöl, Fruchtsäfte, Uhudler, Honig, frische Variationen Kasnudeln und Studen-tenfutter (auch für Studentinnen). Gültig ohne Altersbeschränkung und für das gesamte Wintersemester.

TROPICALLeonhardstraße 26

Wer im Tropical von 17.00 - 23.00 Uhr eine Pizza um 5,80 Euro bestellt, bekommt mit Studierendenausweis ein kleines Soda gratis dazu. Außer-dem bietet der Tropical-Wirt Stu-dierenden Übernachtung mit Halb-pension im Gasthof Almstub’n am Gaberl um 30 Euro statt 38 Euro an (Infos: www.gasthof-almstubn.at ).

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Foto: Danner (9), KK (1)

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Michel El Rahab, ein christlicher Araber, hatte eine Idee: Warum nicht ein Café gründen, in dem Platz für alle ist – Juden, Christen und Muslime. Sein Yafa Café in Yafo will ein Ort der Koexis-tenz sein.

von Johannes Rausch

Heißer Kaffeeund ein gutes Buch

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Am Anfang war die Idee. Michel El Rahab besuchte die ungarische Hauptstadt Budapest und entdeck-te dort viele Cafés mit integrier-tem Buchverkauf. Die Menschen sollten gleichzeitig Kaffee trinken und ein Buch lesen können, so der profane Gedanke. Für Europäer/-innen scheint dieses Konzept nicht außergewöhnlich, doch Michel ist aus Israel, genauer aus Ramla, einer Kleinstadt nahe Tel Aviv, bewohnt von vielen christlichen und musli-mischen Arabern und Araberinnen. Ursprünglich wollte er in seiner Heimatstadt eine Mischung aus ei-nem Café und einer Buchhandlung mit Büchern in hebräischer, arabi-scher und englischer Sprache grün-den, aber in Ramla glaubte er nicht genügend interessierte Menschen für sein Vorhaben zu finden.Doch auf verschlungenen Wegen und weil die Welt klein ist, öffneten sich im Jahr 2003 schließlich doch erstmals die Türen des Yafa Cafés: Denn Dina Lee, eine jüdische Isra-elin, tätig in einer links-politischen Organisation, hatte denselben Ein-fall. Eines Tages besuchte sie die griechisch-orthodoxe Schule in Yafo

Im Jahr 2003 eröffnete Michel El Rahab das Café Yafa in Yafo. Fotos: Rausch (6)

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und fragte den Schuldirektor, ob er ihr bei der Verwirklichung ihres Vor-habens helfen könne. Jener lachte und meinte, sein Bruder, Michel El Rahab, wolle auch ein Café mit Buchshop eröffnen. Beide realisier-ten, dass es in Yafo ein großes Po-tenzial an lesenden Menschen gibt, die auch an politischen Diskussio-nen in einem Café reges Interesse zeigen würden.

Bücher sind gute Freunde

Die notwendigen Bücher auf Ara-bisch holt Michel aus Jordanien und Ägypten, englische Bücher bekommt er von einem Freund aus Jerusalem, welcher sich diese aus den USA und England schicken lässt und Bücher auf Hebräisch

kauft er unter anderem in Yafo. In diesem Café geht es jedoch letztlich um mehr als um das Stöbern und Lesen in Büchern, nämlich haupt-sächlich um einen Gedankenaus-tausch zwischen jüdischen, mus-limischen und christlichen Israelis und deren Kulturen.So werden auch arabische Sprach-kurse angeboten, typisch palästi-nensisches Essen gekocht sowie Konzerte und Lesungen organisiert. Manchmal laden die Inhaber sogar Professoren und Professorinnen von der Universität Tel Aviv für Vorträge ein, veranstalten Führun-gen in Yafo und zeigen Filme. Für das Zusammenbringen der ver-schiedenen Menschen und deren Kulturen bekam das Café übrigens vom israelischen Staatspräsidenten

Shimon Peres eine Urkunde über-reicht. Doch wird auch ein weni-ger positiver Aspekt des Konzepts ersichtlich, wenn ich Michel nach den Menschen frage, welche sein Café besuchen; es handelt sich da-bei nämlich primär um Intellektu-elle, Studierende, Künstler/-innen, Schriftsteller/-innen oder Menschen aus der Nachbarschaft. Jene also, die ohnehin schon einen liberalen Zugang zu der Materie „Frieden zwischen den Kulturen“ haben. Pre-aching to the Converted? Vielleicht, doch missen will man diesen Ort der Begegnung nicht. Wenn man Michel fragt, meint er, sein Café betreibe er für den Frieden, an den er glaube, glauben muss. Auch für Dina, die vor Kurzem an Krebs gestorben ist. An sie muss er oft denken.

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Die Schreibtrainerin mit Hut begleitet Studierende bei ihren Abschlussarbeiten und steckt mit ihrer Lie-be zur Sprache und der Freude am Schreiben an.

von Kristian Tisch

Schreiben mit Christina Boiger – effizient, mit Strategie und ganz viel Lust

Christina Boiger treff’ ich letzte Wo-che im Café Fotter bei Darjeeling-Tee mit Milch. Sie sitzt unter einem Rosenstrauch, ihr Hut wackelt, die Füllfeder fliegt fast über ihr Notiz-heft und füllt die Seiten. „Gleich – nur den Gedanken noch fertig schreiben.“ Unter dem blauen Hut strahlt ein Augenfunkeln. „Morgen-seiten“, lächelt sie mich an: „Den-ken am Papier.“Christina Boiger ist Schreibtraine-rin und ihr hübsches Notizheft, die Stifte und ihr oranger Koffer wir-ken. Ihr ‚mobile office‘ mit bunten Zetteln, ovalen Karteikarten und unzähligen Stiften weckt sofort die Lust, das Schreiben selbst auszu-probieren. Viele Studierende hat sie schon mit ihrer Liebe zur Sprache motiviert und ihnen damit beim Marathon des Abschluss-Arbeiten-

Schreibens geholfen.Nach dem Lehramtsstudium Spa-nisch und Deutsch an der Karl-Franzens-Universität hat sie im Vertrieb und Marketing eines inter-nationalen Unternehmens gearbei-tet und neben dem 40-, manchmal 50-Stunden-Job ihr Russischstudi-um absolviert. „Aber die Bachelorarbeit hab’ ich lang’ nicht geschrieben. Über Jahre hinweg nicht.“ Sie schaut mir offen ins Gesicht. Kein Zucken, das Reue verrät oder rote Flecken, die von Peinlichkeit sprechen. „Ich hatte keine Zeit, der Wohnungsputz war wichtiger. Und das Ausschlafen. Das Kino. Und ich hab’ den Sinn des Studiums, der Abschlussarbeit in Frage gestellt. Heute weiß ich: Das ist normal. Viele Studierende schie-ben die Abschlussarbeit hinaus, vor allem, wenn sie schon mitten im Beruf stehen und das Schreiben im

Alltag keinen Fixplatz hat.“ Geschrieben hat sie die Bachelorar-beit dann doch noch, mit Hilfe aus dem writers’ studio: Kein Marathon, ohne mit einem professionellen Team trainiert zu haben! Im Work-shop Frei geschrieben entstanden die ersten Schritte für die Bachelorar-beit, der Zeitplan und endlich die ersten Worte. „Hab’ keine Angst vor dem leeren Blatt, gute Texte fal-len nicht vom Himmel.“ – Das hat sie im Workshop gelernt. Oja, davon träumte ich letztens auch, im Diplomanden-Seminar an der Uni: davon, dass die Angst verflie-gen würde und der Text meiner Ar-beit ganz professionell entstünde …

Christina Boiger verrät mir: „Schrei-ben ist keine Geheimwissenschaft, die nur große Genies beherrschen. Es ist auch keine Zauberei: ‚Schwupps, da ist er, der super Text.‘ Gutes Sch-reiben kann man lernen.“ Sie hat es bei ihrer eigenen Abschlussarbeit mitgemacht, sie hat in Büchern da-von gelesen, sie hat es erlebt, durch Beratungen vielen dazu verholfen.

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GEWINNSPIELDer Workshop Frei geschrieben baut auf dem gleichnamigen Buch von Judith Wolfsberger, der Gründerin des writers’ studio, auf. Wie lautet der Untertitel?

Schick deine Antwort bis 29.10.2012 an [email protected] Betreff: „Gewinnspiel Frei geschrieben“ und gewinne deine Teilnahme an Frei geschrieben im Herbst 2012! Hinweise zur Antwort gibt es auf www.freigeschrieben.at!

TERMINE18.10.: Gratis-Infoabend: Frei geschrieben 22.10.: Gratis-Infoabend: Mit dem Stift auf Reisen26.10.: Schreibreise: Mit dem Stift auf Reisen – eine Zeitreise nach Payerbach07.11.: Workshop Frei geschrieben. Studium abschließen mit Schwung & Strategie21.11.: Vortrag Schreibkompetenz als Schlüsselqualifikation bei der excellence an der Karl-Franzens Universität: www.excellence-messe.at

Sie selbst schreibt oft und viel. Die-se Liebe zu Zettel und Papier, zum Schreiben, entstand auf einer Zug-fahrt nach Sibirien. Auf dem Weg zu den Sommerkursen einer rus-sischen pädagogischen Uni hatte sie Zeit. Wirklich viel Zeit. 52 Stunden ohne Dusche, ohne Fernseher, ohne Radio. Das Russisch-Wörterbuch hatte sie mit, einen Reiseführer und zwei Bücher, die schon nach we-nigen Stunden ausgelesen waren. „Das Ruckeln und Zuckeln des Zugs hat mich beruhigt, der heiße Tee aus dem Samowar hielt mich munter und ich wollte die vielen genialen Mo-mente festhalten.“ Mit der Kamera wurden es unendlich viele Aufnah-men von Landschaften, mit dem Stift ließ sie Papierberge wachsen und nahm die Stimmungen auf, die Gedanken und die Sehnsucht, alles rauszulassen, frei zu sein. Nun hält sie selbst für das writers’ studio den Kurs Frei geschrieben. Studium abschließen mit Schwung & Strategie ‒ ab Herbst auch in Graz! In ihren Schreib-Beratungen und in den kreativen Seminaren spürt man sie, diese Gedankenfreiheit und die Lust, mit dem Stift auf Reisen zu sein.

„Aber nur, weil ich etwas sage, passiert bei den Teilnehmer/-innen eines Workshops noch nichts. Sie müssen es selbst erleben.“ Ich nicke. Christina Boiger weiß, wovon sie spricht. An der FH CAMPUS 02 ar-beitet sie am Institut für Hochschul-didaktik und ist zuständig für die Ausbildung und Fortbildung der Lektor/-innen und Mitarbeiter/-in-nen sowie für die Evaluierung von Studienbedingungen und Studien-organisation. Sie weiß, wie wichtig ein guter Vortrag und gut aufberei-tetes Lernen ist. „Es geht nicht um das Nachahmen, Aufzählen, Nen-nen oder Beschreiben von Inhalten. In der modernen Hochschuldidak-tik setzen sich Teilnehmer/-innen mit Inhalten auseinander, sie er-leben Methoden und Techniken,

reflektieren diese und können diese auch an-wenden ‒ am besten auf eigene Pro-jekte.“ Und so sind auch die Kurse von Christina Boiger aufgebaut, so laufen die Workshops ab. Lernen durch Erfahren, durch Probieren und Anwenden. Oja, davon träumte ich letztens auch, an der Uni: träumte davon, dass diese Erkenntnis auch dort an-gewandt werden würde …

Christina Boiger lässt mich noch im Café Fotter ausprobieren, wovon sie gesprochen hat. Sie greift nach ei-nem meiner Rohtexte und gibt mir ‚friendly feedback‘. Eine Methode, bei der sie gelungene Stellen mar-kiert ‒ Rotstift oder Streichungen gibt es nicht. „Es geht darum zu stärken“, blitzt unter ihrem Hut ein freundliches Lächeln hervor. Dann zeigt sie mir, wie ich überar-beiten kann: Spielend finden wir al-ternative Formulierungen, machen aus meinem Rohtext ein Puzzle und legen erst zum Schluss fest, welche Stelle der Anfang ist. Eine neue Er-fahrung, das Schreiben als Prozess zu betrachten. Christina Boiger hat diesen mehr-mals an sich selbst erlebt und begleitet viele Studierende auf diesem Marathon. Auf kreative, an-genehme, freundliche Weise. Und immer mit Hut.

Mag. Christina Boiger, BATel.: +43 0650/5511422Email: [email protected]; [email protected]:http://www.schreibenmitchribs.at/ http://freigeschrieben.at/http://www.writersstudio.at/

KONTAKT

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... oder: Phrasendreschen fürs HochschulbudgetÖsterreich qualifiziert sich für die WM 2014!!! Der orakelhafte Traum von der erfolgreichen WM-Quali während einer schwülen Nacht im August …

von Kevin Eberhard

Unser Weg zur WM 2014 in Rio

Die Qualifikation für die Fußball-weltmeisterschaft 2014 in Rio de Janeiro hat begonnen. Das GeWitter wird mit „Herzblut“ den Weg un-seres Teams verfolgen, mit Humor Prognosen für die Spiele geben und mit Sicherheit dabei nicht auf eine Verknüpfung mit der Zukunft der österreichischen Unis vergessen. Wir werden nämlich versuchen, in den Prognosen möglichst viele Fußballphrasen zu dreschen, um das berühmt-berüchtigte Phrasen-schwein symbolisch mit jenen Eu-ros zu füllen, die das vernachlässig-te Hochschulbudget gut vertragen könnte.

In diesem Sommernachtstraum trifft also unser österreichisches Natio-nalteam zunächst auf unseren liebs-ten „Feind“ Deutschland in Wien. Danach stehen in diesem Jahr noch zwei harte Spiele gegen das, nicht nur im Fußball berüchtigte, Ka-sachstan an. In dieser nicht leichten Qualifikationsgruppe mit Kalibern wie dem eben genannten Deutsch-land, Irland und Schweden, ist die Qualifikation für die WM erklärtes Ziel des Teams und natürlich der gesamten Fangemeinde. Österreich lechzt nach einem fußballerischen Großereignis, wie die Unis nach Finanzierung. Und wir zeigen euch, wie es mit Ersterem klappen kann:Beim ersten Spiel trifft unsere Elf auf Deutschland, den wohl stärks-ten Gegner in der Gruppe. Jedem Österreicher und jeder Österrei-

cherin ist der Sieg gegen die „Piefke“ 1978 in Cordoba

ein Begriff; es wäre also endlich Zeit, wieder

einmal „narrisch“ zu werden. Auch wenn Deutschland zahl-reiche Weltklas-sespieler wie Mesut „Nemo“ Özil oder Basti-an „Schweini“ Schweinsteiger hat, ist die Chan-ce so groß wie nie. Warum? Die vor kurzem von

S c h w i m m - A s s Markus Rogan ge-

äußerte Theorie, nach der Sportler/-innen mit weniger Intelligenz er-folgreicher sind, lässt nun ganz Fußball-Österreich hoffen: Selbst nach dem Rausschmiss von Paul „Herzblut“ Scharner aus dem Team, sollten wir den Deutschen nach Ro-gans Theorie haushoch überlegen sein. Deutschland stürmt zwar mit einem Lukas „Poldi“ Podolski à la „Fußball ist wie Schach, nur ohne Würfel“, aber wir kontern locker mit unserem Marko „Astronauto-vic“, dessen Grabinschrift einmal lauten könnte: „Ich habe viel von meinem Geld für Alkohol, Weiber und schnelle Autos ausgegeben. Den Rest habe ich verpraßt!“Prognose des geträumten Spiels Ös-terreich gegen Deutschland: Ein Auftakt nach Maß für Öster-reich: 1:0 durch Marko Arnautovic zum für Deutschland psychologisch ungünstigsten Zeitpunkt nach 5 Mi-nuten. Die Deutschen stecken den Sand nicht in den Kopf und versu-chen wiederholt, ein Kopf mit Tor zu erzielen. Doch unsere Elf rührt hinten Beton an, um das Runde ja nicht ins Eckige zu lassen. Halbzeit-pause. Das Spiel lebt von der Span-nung. Plötzlich Tor für Deutschland, aber der Schiedsrichter entscheidet frei nach Hans Krankl: „Irreregu-lär“. Die Deutschen reklamieren, aber der Schiri hat immer recht. Noch immer die Führung für Öster-reich, aber ein Spiel dauert 90 Minu-ten. Die Deutschen rennen an, doch das österreichische Tor scheint ver-nagelt. Endstand 1:0 für Österreich. Deutschland nimmt es gelassen: „Mal verliert man, mal gewinnen die anderen.“Nach diesem perfekten Start strömt eine Welle der Euphorie durch das Land. Die beiden Spiele gegen Ka-

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sachstan scheinen im Voraus schon gewonnen. Auch der Tiroler Lan-deshauptmann Platter beglück-wünscht David Alaba und Co. zum Sieg und wünscht auf seine ganz eigene Art und Weise alles Gute für die weiteren Spiele: „Congratula-tion, David and good luck for the upcoming matches!“ Beflügelt von diesen Worten eines wahrhaftigen Sportfans machen sich unsere Nati-onalkicker bereit für die Pflichtsiege gegen den Underdog aus Kasachs-tan. Um wirklich nichts dem Zufall zu überlassen, schaltet sich sogar Finanzministerin Fekter ein. Voller Tatendrang kontaktiert sie sämtli-che von ihr als Innenministerin ab-geschobenen Ausländer, überzeugt sich von deren fußballerischen Fä-higkeiten und bürgert sie gegebe-nenfalls im Eilverfahren ein. Die Eu-phorie kennt keine Grenzen mehr!Prognose der geträumten Spiele zwischen Österreich und Kasachs-tan:Die Kasa-chen sind ein unbe-schriebenes Blatt; auf dem Papier ist Öster-

reich die stärkere Mannschaft. Aber in dieser Gruppe kann jeder jeden schlagen. Ein Tor würde dem Spiel sicher gut tun. Elfmeter für Öster-reich. Der Gefoulte soll nicht selbst zum Elfmeter antreten. Also über-rascht es auch nicht, als Ivanschitz vergibt. Aber die Österreicher spie-len auf Sieg. Harnik trifft zum 1:0. Er weiß einfach, wo das Tor steht. Halbzeit. Kasachstan hat Abstim-mungsprobleme: Eine gute Flanke, aber leider steht niemand in der Mitte. Österreich müsste die Füh-rung ausbauen, glänzt jedoch durch Unvermögen: Wäre der Schuss aufs Tor gekommen, wäre er drin ge-wesen. Aber die Null muss stehen. Endstand 1:0 für Österreich. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel: Öster-reich besiegt die Kasachen auch im zweiten Spiel, 3:1.Nach dem Erfolg gegen Deutsch-land und den Siegen gegen Ka-

sachstan stürmt das österreichische Nationalteam an die Spitze der Qualifikationsgruppe C. Die Chan-cen für die erstmalige Teilnahme an einer Fußballweltmeisterschaft seit 1998 stehen hervorragend. Im nächsten Jahr wird Österreich zu-nächst auf Kaliber wie die Färöer und Irland treffen. Natürlich wird das GeWitter wie ganz Österreich nicht aufwachen, den Traum weiter träumen und daher unser Team auf seinem Triumphzug durch Euro-pa begleiten. Ganz nebenbei wur-de mit Hilfe des in diesem Artikel abgebrannten Phrasenfeuerwerks ein großer Teil des österreichischen Hochschulbudgets finanziert. Mit freudiger Erwartung, leichtem Schmunzeln und ungläubigem Blick darf Österreichs glorreicher sportlicher und universitärer Zu-kunft entgegengesehen werden.

GeWitter 10/12 Seite 23

Grafik: Strah

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So ... September, so ... Semesterbeginn: So zwischen Spannung und Katerstimmung.

von Jennifer Brunner

Fürchtet euch nicht

Die ersten Anzeichen machen sich bereits bemerkbar: Die ÖH hat ihr Zelt vor dem Hauptgebäude auf-geschlagen, die Termine für die An-meldefristen stehen und UNIGRA-Zonline lädt ein zum Stöbern und Entdecken der Lehrveranstaltungen für das neue Studienjahr. Raus aus der „Sommerpause“, rein in den Uni-Alltag.

Ein kleines verstohlenes Schmun-zeln können sich fortgeschritte-ne Studierende jedoch kaum ver-kneifen, wenn der Jüngling an der Bushaltestelle neben ihnen eifrig erzählt: „Morgen darf ich mich endlich inskribieren und dann ab Oktober geht´s los!“, denn offenbar wird jedes neu be-ginnende Semester im Laufe eines Studiums an-ders erlebt. Und leider scheint dieses Erleben beglei-tet von steigen-der Frustration und fallender Vorfreude. Doch warum eigent-lich? Was ist der Unterschied zwi-schen Uni-Neulin-gen und ihren höherse-mestrigen Kollegen und /-in-n e n ?

Was die Freuden und Enttäuschun-gen auf die sich quasi alle einstellen müssen? Es verwundert nicht weiter, dass Erstsemestrige „das Neue“ bei Lau-ne hält. Hat man es erstmal durch den Entscheidungs- und Anmel-dungsprozess bis zur siebenstelligen „numerischen“ Identität (sprich: Matrikelnummer) geschafft, kann das eigentliche Vergnügen begin-nen: Endlich selbst bestimmen wie viele und welche Fächer man belegt, flexible Zeiteinteilung, vielleicht so-gar freie Tage unter der Woche und das Beste: Keine Anwesenheits-pflicht in den Vorlesungen! Mit so viel neuem Freiheitsgefühl ausge-stattet, werfen sich die „Erstis“ ab Oktober ins Campus-Geschehen, unter aufmerksamer Beobachtung ihrer alternden Kollegen und /-in-nen, die sich ihrerseits, zwischen all diesen Anschluss und Räume su-

chenden Augenpaaren, wie das Aus-

k u n f t s -

personal in einer überfüllten „Freundschaftssuchbörse“ fühlen. Während der/die Alte, auskunfts-freudig, aber immer auch ein biss-chen überheblich und wehmütig ob des einstigen Elans, seines/ihres We-ges zieht, landet Nummer 12_ _ _ _ _ schnell in maßloser Über-forderung („Alle Prüfungen in einer Woche?! Das schaffe ich nie!“) oder in einem vom Partyzyklus bestimm-ten Leben.

Das Erwachen im zweiten Semes-ter gleicht schließlich einem äußerst unangenehmen Kater, die Desil-lusionierung setzt ein: Gerade die Vorlesung, die man sich im letzten Semester nicht auch noch aufhalsen wollte, wird nur einmal jährlich an-geboten, bei dem Fach, das Voraus-setzung für ein kommendes ist, ist man durchgefal-len und kann sich jetzt nicht anmelden und die Bibliothek blieb ohnehin unerforschtes Terrain. So beginnen manche zu be-

greifen, dass dieses Studium doch die

falsche Wahl war, andere verabschieden sich bereits jetzt von der Mindeststudienzeit. Schließlich wird spätes-tens mit Einsetzen des zweiten Studienjahrs klar: Der Sommer ist doch äußerst kurz, so eingezwängt zwi-

schen Ferial-job im Juli/

A u g u s t

Seite 24 GeWitter 10/12

Grafik: Sternat

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und Prüfungsvorbereitung im Sep-tember. Die Lehrveranstaltungen sind äußerst gut besucht, so zwi-schen drohendem Rauswurf auf-grund der eigenen niedrigen Se-mesteranzahl und Treppensitzplatz. Und die Zeit vergeht äußerst schnell, so zwischen dem Traum vom Aus-landssemester und der immer noch ausständigen, nachzumachenden Lateinprüfung. Anstatt der Vorfreu-de auf die Online-Bekanntgabe der neuen Lehrveranstaltung stellt sich Ernüchterung ein, da schon wieder (in echt: jedes Jahr) dieselben Profs dieselben Lehrveranstaltungen zu

d e n -s e l b e n

Themen, in denen sie sich

selbst heimisch und sicher fühlen,

halten, während aktuelle Fragestellungen und neuere

Entwicklungen schlicht ignoriert

werden, sowohl inhaltlich als auch didaktisch. (Wer´s nicht glaubt, soll die Profs beispielsweise zu fragen wagen, wie sie zu der Einrichtung eines Streams ihrer VOs, der allen Studierenden online zugänglich ge-macht werden würde, stehen ... An-dernorts übrigens gang und gäbe.) Etwa in dieser Phase, den Abschluss des BA-Studiums, die erste größere Hürde (es ist wirklich erst die ers-te ...) im Blick, lauert eine neue Be-kanntschaft, nämlich die interne Bürokratie des Systems Universität. Neben den aufsteigenden Ängsten vor dem bevorstehenden Studien-abschluss („Was soll ich dann nur tun? Was soll bloß aus mir wer-den?“) und der oft verzweifelten Suche nach passendem Thema so-wie Betreuer/-in für die BA-Arbeit, ist es vor allem der Spießrutenlauf zwischen Dekanat, Studien- und Prüfungsabteilung und CuKo-Vor-sitzenden, der einem dem Atem nimmt: Jede Anrechnung ein Feil-schen, um jedes ECTS-Pünktchen wird erbittert gekämpft, jede Frist gefürchtet, aufgrund der wochen-langen Bearbeitungszeit.

Und ganz plötzlich ist es dann, nach unbestimmter Zeit, tatsäch-lich geschafft: Gedruckt auf ei-nem Blättchen feierlich braunen Papiers ein BA hinter deinem Na-men. Doch folgt oft schneller als man denkt, dem „Gott sei Dank! Ich habe es tatsächlich geschafft“, die Einsicht, dass eine Fortsetzung des Studiums die einzige momen-tan sichtbare Perspektive ist. Etwas Euphorie kommt auf, vielleicht. Masterstudium, immerhin. Als würde man ein neues Stückchen Land entdecken, um dann festzu-stellen, es ist genau so, wie überall anders auch. Auf den universitären Kontext umgelegt, heißt das Fol-gendes: Entweder die Anzeige un-ter „alle LV des Studienjahres“ auf UNIGRAZonline bleibt ohnehin äußerst spärlich gefüllt (keine Aus-nahme: ganze drei Pflichtfächer für ein Semester, einige Module gibt es nur alle zwei Jahre etc.) oder ein

Reichtum an Fächern überflutet ei-nem schier vor Freude das Herz, bis klar wird: Das sind genau die-selben Fächer, wie jene aus dem Bachelorstudium ...

So treffen einen zwar auch in den höheren Semestern noch die ein oder andere unangenehme Überra-schung, doch im Allgemeinen wei-chen Wut und Frustration wie in jedem anderen starrem, unverän-derlichem System letztlich Gleich-gültigkeit und Akzeptanz. Statt sich zu erbosen, gibt man sich den Spielregeln hin und beginnt sie im besten Fall für das eigene Wohl zu nutzen. Schlage sie mit ihren eige-nen Waffen. Konkret kann das etwa heißen, sich Lehrveranstaltungen in mehreren Studien doppelt und dreifach anrechnen zu lassen, Frei-fächer zu absolvieren, die ein Mi-nimum an Aufwand verlangen, da stets dieselben Prüfungsfragen gestellt werden, die wie offene Geheimnisse am Campus herum-geistern, sich für jedes erdenkli-che Stipendium bewerben und am wichtigsten:Die Konfrontation nicht zu scheu-en. Ein derartiges Verhalten mag moralisch fragwürdig sein, denn die eigene Leistung besteht mehr und mehr in der Suche nach Lü-cken im System, anstatt in der an-gedachten wissenschaftlichen Tä-tigkeit. Doch vielleicht ist es eben das, was wir im Laufe unseres Studiums lernen müssen und was uns helfen soll, für später, im noch viel härteren Leben des kapitalisti-schen „Da draußen“: Die Konkur-renz ist hart, Geld fehlt überall, Posten werden nicht nachbesetzt, hauptsächlich wird gekürzt und gestrichen, Platz für Ideen und In-novation gibt es nicht und jede/-r ist sich selbst die/der Nächste. Das mag verbittert klingen, aber fürch-tet euch nicht: Mit jedem angefan-genen Semester tut es ein bisschen weniger weh.

Du denkst die Darstellung ist über-spitzt? Recht hast du.

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Das vermeintlich letzte Jahr auf der Uni

von Bernhard Schindler

(K)ein Ende in Sicht

Es ist wieder soweit, ich zähle die letzten kürzer werdenden Sommer-tage (ich weiß gar nicht wie viele melancholische Songs zu diesem Thema geschrieben wurden) und reiße gleichzeitig die verbleibenden Kalenderblätter bis zum Start des neuen Unijahres vom noch unbe-nutzten Sprachkalender. Eigentlich dasselbe Spiel wie jedes Jahr im September; wer kennt es nicht? Der Sommer ist um, wie üblich habe ich den diversen Seminararbeiten viel zu wenig Zeit gewidmet, die ich mir in voller Motivation aufgehalst habe und die jetzt ein Mühlstein an mei-nem Hals sind. Aber etwas ist doch anders, schließlich ist es mein letz-tes Jahr an der Universität.Das Ende ist in Sicht, die letzten Pflichtkurse werden inskribiert, aber was könnte ein alt eingesessener Stu-dent sonst in seinem letzten Jahr so tun? Ich könnte mich boshafterwei-se für die schwersten und arbeitsin-tensivsten Seminare anmelden und meinen Kollegen und Kolleginnen dabei zusehen, wie der Stress sie innerlich zerfrisst. Ich könnte mich diebisch freu-

en, dass mir das zumindest diesmal erspart bleibt. Genauso könnte ich aber auch andere Institute und de-ren Lehrveranstaltungsverzeichnis-se nach interessanten Kursen abseits meines Curriculums durchfors-ten. Etwas Or ient ie -rung fern des eigent-lichen Fa-ches scha-det nie, sei es nun ein A r a b i s c h -Kurs, ein Se-minar über die anstehen-de US-Wahl oder eine Ex-kursion durch den Botani-schen Garten Graz (sehr zu empfehlen). Si-cher eine besse-re Aktivität als nur Tage und Scheine zu zäh-len. Oder den Klassiker des Studie-rendentums in Erwägung ziehen: zumindest ein Semester Philoso-phie studieren. Besonders in den verregneten An-f a n g s -

tagen des jungen Semesters bietet es sich, zur Verringerung einer aufkei-menden Winterdepression, an, sich auf der Mediathek etwas umzuse-hen und den

Verstand zu erweitern. (Und eben nicht durch den berüch-tigten hopfig-malzigen Lernsaft.) Obwohl … eigentlich ist auch das eine nette Alternative zum kulti-vierten Lernalltag. Vielleicht doch ein- bis zweimal das Univiertel auf (MAXIMAL!) ein Bier besuchen und dabei in Erinnerungen an die unbeschwerteren (Studienanfangs-)Zeiten schwelgen. Sicher ein gän-giges Mittel, um die studentische Midlife-Crisis, sprich Abschlusspa-nik, etwas zu verzögern und noch ein endgültig letztes Mal an die sorglosen Anfangstage zu denken, in denen die künftige Jobsuche (und damit die drohende Arbeitslosig-keit) noch kein Thema war. Wobei, so sorglos waren diese Tage dann ja auch wieder nicht.

Wo wir beim Stichwort Sorglosigkeit sind. Die Angst keinen Job als Jung-Akademiker zu finden, ist besonders

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Bürokratie„Unterschätze niemals die Macht des Imperators“, hustete einst ein sterbender Meister Yoda. Ähnlich verhält es sich mit der Bürokratie der Uni und ihren Hürden. Etwas im finalen Antrag auf den Abschluss fehlt immer, irgendein Detail ist nicht korrekt eingegeben und wird daher zurückgeworfen. Bearbeitun-gen können ewig und einen Tag dauern, Unterlagen im Nirwana verschwinden, zwei Mitarbeiter/-innen können zwei di-ametral zueinander stehende Auskünfte geben.

Sich zu früh freuenEs fehlt immer etwas, sei es eine nicht beachtete Voraussetzungs-LV für das letzte Pflichtfach oder Modul, seien es ein oder mehrere Wahlfachstunden, die noch für das erfolgreiche Ende absolviert werden müssen. Und nichts ist dep-rimierender und sinnentleerter als sich krampfhaft Vorlesungen zu suchen und Inhalte zu lernen, wenn man nicht voll bei der Sache ist.

Das Ende zu sehr genießen Stadtpark, Univiertel, Music House oder tiefgründige Pub-Gespräche laden doch dezent zum Zeit totschlagen ein. Vor allem, weil sich zu jedem Zeitpunkt des Studiums Kollegen und Kolleginnen finden lassen, die ähnlich viel Freizeit und ebenso wenig Lust auf Universität haben, wie man selbst. So jung kommt man schließlich nie mehr zusammen, es bleibt nicht bei dem sagenumwobenen „einen Bier“ und lernen bzw. Master/Diplomarbeit schreiben kann ich morgen auch noch …

Sich überqualifizierenWir Geisteswissenschaftler/-innen füh-len uns ja manchmal als die Krone der

DOS and DON´ts

intellektuellen Schöpfung, ergo sind wir für faktisch jeden Job überqualifiziert. Ein Traum, den die Realität allzu oft jäh beendet. Aber immerhin bleibt ja noch ein Jahr Zeit, um sich weiter zu quali-fizieren, diverse Zusatzausbildungen und Kurse zu beginnen, vielleicht noch eine neue Sprache lernen, einen ECDL zu machen oder einfach nur die Social Skills abseits von Bars und Kneipen zu pushen.

Es ist eh nur ein kurzfristiger Neben-job… Ha ha„Ich bin jung und brauche das Geld…“ ‒ Diesen oder einen ähnlichen Gedanken haben die einen oder anderen von uns schon dazu bewogen, sich einen Neben-job zu suchen. „Es wird eh nur eine kurzfristige Angelegenheit bleiben, wenn ich einmal fertig bin, dann such ich mir einen richtigen Job“, sind meist die weit-erführenden Gedanken … Aber manch-mal kann der vermeintliche Nebenjob der Hauptbroterwerb für einige Jahre bleiben, denn auch mit Magister/Master-Abschluss in der Tasche ist es nicht sicher, gleich adäquate Arbeit zu finden und spätestens dann bleibt man des Geldes wegen doch dabei.

ReisenDer Klischeeklassiker unter den Last-Year-Aktivitäten. Allerdings: Wann, wenn nicht jetzt, all jene Städte und Orte auf seine eigene, individuelle Art ansteuern? Es ist eine Illusion, dass wir später, „wenn wir erst genug Geld verdienen“, noch reichlich reisen werden. Die Alltagsroutine holt jede/-n von uns ein und mit Haus, Mann/Frau, Kind und Hund verreist es sich nicht mehr so leicht. Höchstens in All-Inclusive Clubs.

für uns Geisteswissenschaftler/-innen ein ständiger Begleiter. Aller-dings nicht im Sinne eines besten Freundes, sondern eher im Stil einer schleichenden Depression, die da-nach schreit, in Alkohol ertränkt zu werden. Aber wenn wir einmal von

den Horrorge-schichten abse-hen, die viele von uns in Ver-anstaltungen à la „Einfüh-rung in das Studium der Geschichte“ (Ohhh ja, so-lange ist’s schon her) und ähnlich amüsanten Fächern, die heute unter dem Begriff „Orientie-rungslehr-veranstal-t u n g e n “ summiert sind, er-

dulden, ist es gar nicht so schlimm. Vorausgesetzt, wir haben uns nicht stupide durch unser Studium ge-kämpft, ohne jemals nach links und rechts zu sehen. Jetzt hat man noch ein Jahr Zeit für solche abschwei-fenden Blicke, wobei selbstver-ständlich das eigentliche Ziel nicht aus den Augen verloren werden sollte.

Mit diesen Gedanken be-ginnt also wieder ein neues Semester, das nicht gleich wie jedes andere ist, schließ-lich ist es wohl das letzte Wintersemester auf der Uni und zugleich das vorletzte der Karriere als Studierender. Vo-rausgesetzt, wir erliegen nicht der Verlockung uns weiterzu-bilden, noch das ein oder ande-re Masterstudium anzuhängen und die wohl schönste Zeit des Lebens um einige Semester zu verlängern.

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Fotos: Fleck (3)

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...aus dem Fenster stieg und ver-schwandStell dir vor, du wirst demnächst 100 Jahre alt – und hast überhaupt keine Lust auf die Feier, das Alters-heim allgemein und Schwester Ali-ce im Besonderen.So beginnt Jonas Jonassons Roman über die Odyssee des Allan Karls-son, die vor allem durch unwis-sentlich gestohlenen 50 Millionen Kronen verkompliziert wird. Aber einen, der schon versehentlich Ge-neral Franco gerettet und unab-sichtlich Wladiwostok abgebrannt hat, kann sowas nicht mehr scho-ckieren. Erst recht nicht, wenn er dabei einen bunten Haufen Freun-de (und einen Elefanten) findet. Der Autor schafft aus Allans Le-bensgeschichte und der Sache mit dem Geld zwei rasante, absurde, aber immer glaubhafte Handlungs-stränge – jeder für sich gäbe schon eine gute Erzählung ab, in Kombi-nation sind sie süchtigmachend! Sebastian Scherzer

Seiten, die die Welt bewegen

GEWINNSPIELDas GeWitter verlost 3 Exemplare von „Ich nannte ihn Krawatte“ und je ein Exemplar von „Der Hundertjäh-rige der aus dem Fenster stieg und verschwand“ und „Das Lied von Eis und Feuer 01“. Welches Amt übt Christa Neuper an der KF-Uni-Graz aus? a) Königin der Nacht b) Rektorinc) Hausmeisterin. Sendet uns die rich-tige Antwort bis spätestens 29. Oktober 2012 an [email protected] Betreff: GeWinnspiel.(Wir danken den Verlagen für die freundliche Zuverfügungstellung der Verlosungsexemplare.)

Jonas JonassonDer Hundertjährige, der...

Michiko Flašars Ich nannte ihn Krawatte

In Milena Michiko Flašars Roman „Ich nannte ihn Krawatte“ treffen

George R. R. Martin Das Lied von Eis und Feuer

Fans der Serie Game of Thrones kön-nen sich bis zur nächsten Staffel mit der auf ihr basierenden Romanrei-he Das Lied von Eis und Feuer von George R. R. Martin hinwegtrös-ten. Die im Fantasy-Genre übliche Seitenmasse lässt sich durch eine Komposition vielschichtiger Cha-raktere, unvorhersehbare Hand-

sich zwei Melancholiker, die Pau-se von der Welt machen. Unauf-dringlich und poetisch schildert die junge Autorin eindrucksvoll die Verlorenheit des Einzelnen im heutigen Japan. Eine bewegende Geschichte zweier Männer, die aus allen haltgebenden und zugleich disziplinierenden Systemen her-ausfallen. Ein Roman von interna-tionaler Gültigkeit und Aktualität: über die Gefahr des Scheiterns an der Leistungsgesellschaft, die Nor-mierung von Menschen, über die Einsamkeit in der Masse und den Wert von Freundschaften. Mit viel Gespür und sprachlicher Schönheit dient die kompositorische Strenge des Romans als Gerüst, das auch große Gefühle trägt. Ein berüh-rend eingängiges Werk, das den/die Lesende/-n von Anfang an fesselt.Marlies Weixelbaumer

lungsstränge und fesselndem Er-zählstil schnell verschlingen. Der mittelalterliche Fantasiekontinent Westeros, welcher Tolkiens Mittel-erde in nichts nachsteht, wird von Intrigen und Machtkämpfen seiner Herrscherhäuser sowie anderer dunkler Mächte überschattet, er-zählt aus den Blickwinkeln mehre-rer Figuren. Laufend wird der/die Lesende mit brutalen Überraschun-gen konfrontiert, Humor und Ro-mantik kommen auch nicht zu kurz. Abschließend mit den Worten des Hauses Stark: „Winter is coming“ – Game of Thrones bietet einen epi-schen Übergang in den Winter.Sandra Zivanovic

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