Glanzpunkt Eifel Ausgabe Februar 2015

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Titelbild: Der etwas andere Karnevalsumzug - Geisterzug in Blankenheim Foto: Nicole Böling Kostenlos! Greifen Sie zu! Schleiden * Kall * Mechernich * Blankenheim Nettersheim * Hellenthal * Dahlem * Bad Münstereifel Das lokale Magazin mit Fokus auf den Glanzpunkten der Eifel:

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Das lokale Magazin mit Fokus auf den Glanzpunkten der Eifel: Schleiden * Kall * Mechernich * Blankenheim * Nettersheim * Hellenthal * Bad Münstereifel

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Titelbild: Der etwas andere Karnevalsumzug - Geisterzug in Blankenheim Foto: Nicole Böling

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Schleiden * Kall * Mechernich * BlankenheimNettersheim * Hellenthal * Dahlem * Bad Münstereifel

Das lokale Magazin mit Fokus auf den Glanzpunkten der Eifel:

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Die Glanzpunkte im neuen JahrGlanzpunkt Eifel freut sich darauf, mit Ihnen in das neue Jahr zu starten und die funkelnde Eifel zu präsentieren

Liebe Leserinnen und Leser,für Glanzpunkt Eifel beginnt das neue Jahr im Februar. Nach der Dop-pelausgabe der vergangenen Mona-

te haben wir unseren Erscheinungstermin auf Wunsch vieler Leser und Kunden auf den Anfang der jeweiligen Monate verla-gert. Und hier ist sie nun, die erste Ausga-be in 2015.

Überall GlanzpunkteWir sind erstaunt und erfreut zugleich, wie viele Glanzpunkte unmittelbar vor unserer Nase auffunkeln. Die Zahl scheint beina-

Eifel / Altkreis Schleiden

he unendlich, denn in jedem Ort der Ei-fel machen sich Menschen auf, Licht und Freude in das Leben anderer zu bringen. Dies machen sie auf vielfältigste Weise. Sei es, wie in dieser Ausgabe vorgestellt, indem sie Kultur einen Raum geben und für die Menschen der Region zugänglich machen oder indem sie Menschen durch einen dunklen Bunker führen und mit Witz eine warme Atmosphäre erzeugen.

Geister ziehen um Wenn wir auf die Themen blicken, die wir für das Jahr 2015 geplant haben, zeigen

sich noch vielfältige andere Glanzpunkte. Angefangen von den vielen Vereinen, den Dorfaktivitäten in den einzelnen Orten, bis hin zu den Firmen unserer Region gibt es noch eine Menge Geschichten zu erzählen und wir freuen uns darauf.Einen tollen Bericht hat unsere Mitarbeite-rin Regine Grümmer über den Geisterzug in Blankenheim verfasst. Er steht stellver-tretend für das Karnevalstreiben der Regi-on, in der unzählige Jecken die fünfte Jah-reszeit ausgelassen feiern. Wir wünschen Ihnen allen viel Freude, auf dass der Win-ter gehörig ausgetrieben werde. Alaaf!

EDITORIAL Ausgabe Februar 2015

VerlagGlanzpunkt Eifel Verlag GbRDaniel Wiegand & Marcel MausAuf dem Knipp 1, 52152 SimmerathTelefon: 02473 / 9319254Mail: [email protected]: www.glanzpunkt-eifel.de

ChefredaktionDaniel Wiegand Telefon: 02473 / 931925Mail: [email protected]

AnzeigenleitungMarcel MausTelefon: 0170 / 3278316 Mail: [email protected]

Redaktionelle Mitarbeit & FotosSarah Schneider (Lektorat)Annette RostBernhard SchneidereitJana EngelsNadja SchneidereitRegine Grümmer

DruckCEWE Stiftung & Co. KGaAD-48161 Münster

Auflage 6000 Exemplare

Vertrieb Kostenlose Verteilung an ausgewählten

Auslagestellen im Altkreis Schleiden

Erscheinungstermin nächste AusgabeZum 1. März 2015

Redaktions-/AnzeigenschlussZum 12. des vorausgehenden Monats

Jahresabonnement36 Euro incl. Porto

I M P R E S S U M

Daniel WiegandHerausgeber

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Inhaltsverzeichnis

Traditionelles: Blankenheimer GeisterumzugSeite 4-5

FirmenvorstellungHotel Restaurant Haus West SistigSeite 6

Firmenvorstellung Autohaus Opel SteinbornSeite 7

Der Kulturraum in Kall stellt sich in 2015 neu aufSeite 8

Unter der Erde: der Bunker in SatzveySeite 9

FirmenvorstellungBücherecke Elsen BlankenheimSeite 10

FirmenvorstellungDat Eifel-Hüsje NettersheimSeite 11

Kunstvolle Deckenmalerei in der Kirche Sistig Seite 14-15

Glanzpunkt Eifel- Roman: Der Löwe im PfarrhausSeite 12-13

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Geister werden aus der Stadt gejagtAm Karnevalssamstag sind ab 19.11 Uhr die Geister los beim Geisterzug im historischen Burgort BlankenheimBlankenheim

Wie es wohl begonnen hat, vor rund vierhundert Jah-ren? Vermutlich waren unsere Vorfahren im Mittelal-ter den kalten und nassen Winter genauso leid wie wir heutzutage. Wenn man dabei bedenkt, dass es

seinerzeit weder Zentralheizung, Schneeräumfahrzeuge, warmes Wasser aus der Leitung, wohltemperierte Häuser und Supermärk-te gab! Dann können wir umso besser verstehen, dass man den Winter auf jeden Fall und endgültig vertreiben wollte. Und ohne satellitenunterstützte Wettervorhersage griff man dazu auf altbe-währte Mittel wie Feuer, Lärm, Geister und Hexenkraft zurück. Ob die Methode immer erfolgreich war, war von Jahr zu Jahr unter-schiedlich – manchmal zog sich Väterchen Frost nicht sofort zu-rück und die Menschen mussten weiter frieren. Jedenfalls hat sich aus diesem alten Brauch über die Jahre hinweg der „Blankenhei-mer Geisterzug“ entwickelt, der jedes Jahr am Karnevalssamstag durch das kleine Städtchen an der Ahrmündung zieht.

Bürger als „Blangemer Geister“Während in früheren Zeiten ausschließlich Männer teilnehmen durften, sind heute alle gern gesehen: Männer und Frauen, Jun-

gen und Mädchen, Einheimische und auswärtige Gäste. Ausge-richtet und organisiert wird der Geisterzug vom Karnevalsverein Blankenheim 1613 e.V., der u.a. auch für zusätzlichen Parkraum im Blankenheimer Gewerbegebiet sorgt. Mit den Jahren haben sich so einige liebgewonnene Traditionen in und um den Geisterzeug entwickelt: Frank Bertram mimt den Teufel, einige Karnevalsfrau-en verwandeln sich in furchterregende Hexen und heulen durch die Gassen, andere Karnevalistinnen verteilen selbst gemachten, äußerst schmackhaften Juh-Jah-Likör, Manni Schumacher be-feuert die Gulaschkanone und versorgt die Teilnehmer und Zu-schauer mit heißer Erbsensuppe und Siedewürstchen - und nicht zuletzt verkleiden sich viele hundert große und kleine Bürger als „Blangemer Geister“.

Springen im Juh-Jah-RhythmusEin echter Blangemer Geist wird man, wenn man sich in ein wei-ßes Bettlaken hüllt, die beiden Zipfel an der Stirn zu Hörnern (oder Eselsohren) abbindet, sich das Gesicht weiß schminkt und eine flackernde Pechfackel in die Hand nimmt. So ausgestattet hakt sich der Geist rechts und links bei anderen Geistern ein und

Text: Glanzpunkt Eifel-Mitarbeiterin Regine Grümmer Fotos: Nicole Böling, www.bl-design.de

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„springt“ in dem ganz besonderen Juh-Jah-Rhythmus durch die Gassen. Angeführt wird der furchterregende Zug durch die bei-den „Jecken Böhnchen“ und Prinz Karneval als beflügeltem Ober-geist, der auf einem Pferd vorweg reitet. Das „Schellebäumche“ ist auch dabei. Mit Glöckchenläuten, Trommeln und Flötenspiel werden die Zuschauer karnevalistisch eingestimmt.

Alle Lichter werden abgeschaltetUm die gruselige Stimmung des Abends komplett zu machen, liegt das kleine Burgstädtchen in absoluter Dunkelheit. Alle La-

ternen, Reklameschilder und sonstige Lichter werden ausge-schaltet. Die Kaisergarde steht am Georgstor und Hirtenturm und zündet bengalisches Feuer. Wer sich bei diesem schaurigen Treiben nicht fürchtet, ist wohl selbst schuld!

Feier in der WeiherhalleAm Ende der Veranstaltung treffen sich die Geister und Zu-schauer in der Weiherhalle, um sich beim Geisterball zu erholen, zu stärken und miteinander zu feiern. Weitere Informationen gibt es unter: www.juh-jah.de

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Es darf gefeiert werden im Haus WestDas Traditionsrestaurant hat nach umfangreichen Renovierungsar-beiten wieder seine Pforten für Feierlichkeiten jeder Art geöffnet Kall - Sistig

Von Aachen, Köln und aus dem Ruhrgebiet kamen die Hochzeitsgesellschaften angereist, um im Hotel Haus West in Sistig eine unvergessliche Feier in ganz beson-derem Ambiente zu erleben. „Vor Jahren war das Haus

West eine bekannte Adresse für Firmenfeiern, Hochzeiten und Gesellschaften jeglicher Art - wir arbeiten daran, dass dies in Zu-kunft wieder so sein wird“, ist der Geschäfsführer Johann Hilmer überzeugt, dass er dem seit sechs Jahren ruhenden Hotel und Restaurant wieder zu altem Glanz verhelfen kann. „Wir haben viel renoviert und die Räumlichkeiten so hergerichtet, dass hier wieder rauschende Feste gefeiert werden können“, ist auch die Geschäftsleitung Rosi Hilmer glücklich über die Neueröffnung im Januar. Schon bevor die Türen wieder geöffnet wurden stand ein Gast vor der Tür und schwelgte in Erinnerungen. „Er hatte im Haus West 1966 geheiratet und war überglücklich, wieder ein-kehren zu dürfen“, freut sich Familie Hilmer.Neben den zwei verbundenen Räumen für den Restaurantbetrieb mit 133 Plätzen liegt, nur durch Glastüren getrennt, ein wunder-schöner Bar- und Cocktailraum, der selbstverständlich in die Fei-erlichkeiten einbezogen werden kann. So bietet es sich an, den Parkettboden als Tanzfläche zu nutzen und dort die Musiker zu platzieren. „Im Sommer werden wir den Raum so umfunktionie-ren, dass hier tagsüber ein Eiscafé sein wird“, erklärt Johann Hil-mer seine Pläne, für die zahlreichen Motorradfahrer und Eifeltou-risten eine attraktive Anlaufstelle zu schaffen.Auch für kleine gemütliche Feiern ist das Haus West bestens geeignet. Der Theken- und Rezeptionsraum mit gemütlichem

In stilvollem Ambiente feiern und genießen: das Traditionsrestaurant und Hotel steht ab sofort wieder für Feierlichkeiten zur Verfügung.

Das Team vom Haus West freut sich mit seiner Chefin Rosi Hilmer (m.) darüber, wieder zahlreiche Gäste in Sistig empfangen zu dürfen.

offenen Feuer bietet Platz für 50 Personen. Wer nach dem Fest nicht mehr fahren möchte, hat die Möglichkeit gleich vor Ort zu übernachten. Im Haus West stehen den Gästen 14 Zimmer zur Verfügung, teilweise mit Wellnessdusche. „Wir freuen uns schon auf die Gäste, die uns über das Wochenende besuchen kommen und sich von uns und der Natur verwöhnen lassen“, ist Rosi Hil-mer voller Vorfreude. Selbstverständlich kann man im Haus West auch einen Urlaub verbringen und die zahlreichen Wander- und Radwege erkunden. Einen Geheimtipp gibt es jetzt schon: sonn-tags wird ab 9 Uhr den Gästen ein reichhaltiges Frühstücksbuffet angeboten. Es wird um Voranmeldung gebeten.

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Selbst ein Ferrari ist kein ProblemBeim Autohaus Steinborn in Heimbach können sich die Kunden auf Erfahrung, Kompetenz und einen umfassenden Service verlassenHeimbach

Formvollendet und in tiefstem Rot stand der Ferrari in der Werkstatt von Opel Steinborn in Heimbach. „Wir haben ihn wieder flott gemacht“, erinnert sich KFZ-Meister Christoph Steinborn gern an den Tag zurück, als der Besucher der

Heimbacher Konzertreihe „Spannungen“ mit seinem Flitzer bei Steinborns Autohaus vorfuhr.

Über 40 Jahre im Betrieb„Für uns ist es am wichtigsten, dass unsere Kunden zufrieden und glücklich mit ihren Autos sind“, bringt Christoph Steinborn die Firmenphilosophie kurz auf den Punkt. Natürlich repariert Opel Steinborn nicht nur Ferraris. Autos aller Marken sind in Heimbach willkommen. „Zwei unserer Monteure sind bereits über 40 Jahre in unserer Firma“, ist Christoph Steinborn dankbar, dass er auf die langjährige Erfahrung seiner Angestellten bauen kann – und dies wissen auch die zahlreichen Stammkunden zu schätzen.

Kostenloses „Reifenhotel“Sehr gut kommt auch das „Reifenhotel“ an. Kunden können ihre Sommer- wie auch Winterreifen kostenlos bei der Firma lagern – einfacher und bequemer geht es nicht. Eröffnet hat die Werkstatt auf der Straße ‚In der Hilbach 50‘ der Vater Hermann Steinborn im

Ein eingespieltes Team: Beim Autohaus Steinborn steht die Zufrieden-heit des Kunden an oberster Stelle - ein Lächeln gibt es gratis dazu.

KFZ-Meister Christoph Steinborn freut sich, seinen Kunden einen Qua-litätsservice anbieten zu können, der auf über 40 Jahren Erfahrung fußt.

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Jahr 1966. Seit dem Jahr 1983 ist die Firma Opel Vertragshändler und hat mehrfach die Auszeichnung „top 101%“ des Autoherstel-lers erhalten. Dabei wurde die Qualität und der Service der Werk-statt bewertet und ausgezeichnet. Doch nicht nur in der Werk-statt erwarten den Kunden beste Beratung und fachgerechte Ausführung. Auch beim Thema Autokauf ist Opel Steinborn eine Top-Adresse. Unter den Neuwagen, Jahreswagen und Gebraucht-fahrzeugen, die zum Angebot stehen, ist für fast jeden ein pas-sendes Fahrzeug dabei. „Ferraris verkaufen wir nicht“, schmunzelt Christoph Steinborn, „dafür aber den neuen Corsa E.“ Dieser steht bereit zur Testfahrt und verspricht ein einzigartiges Fahrgefühl für unwesentlich weniger Geld als ein Ferrari kostet. Weitere Informationen und Angebote von Opel Steinborn finden Sie im Internet auf der Seite:

www.opel-steinborn-heimbach.de

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Text & Fotos: Glanzpunkt Eifel-Mitarbeiterin Jana Engels

Der Kulturraum orientiert sich neuDie Organisatoren wollen den Kulturverein nach einem Jahr voller Herausforderungen wieder zu seinen Wurzeln zurückführenKall

Seit seiner Gründung im Jahr 2009, welche durch den ehe-maligen ene Geschäftsführer Dieter Hinze initiiert wurde, bietet der Kulturraum Kall e.V. ein vielfältiges Programm. Alle Veranstaltungen finden in den Räumlichkeiten der ene

in der Hindenburgstraße statt, denn die ene ist einer der größten Förderer des Vereins. Die drei Themenbereiche Bildende Kunst, Musik und Literatur oblagen nach der Gründung den Mitgliedern Dr. Elisabeth Geschwind, Willi Geschwind und Sabine Züll. Heu-te sind unter anderem Kerstin Zimmermann, Gründungsmitglied des Vereins sowie Leiterin der ene Öffentlichkeitsarbeit, und ihre Kollegin Silke Sperling im Vorsitz aktiv. „Die Arbeit bereitet mir großen Spaß, doch sie ist nicht immer einfach“, erzählt Kerstin Zimmermann, „Nachdem wir im vergangenen Sommer mit dem Tod Dieter Hinzes einen guten Freund und Kollegen verloren ha-ben, ist es einfach nicht mehr wie früher.“ Kopfnickend pflichtet Silke Sperling bei: „Das ist wahr. Es ist eine starke emotionale Be-lastung und eine große Herausforderung für uns geworden, mit einem Lächeln durch das abendliche Programm zu führen. Dieter fehlt uns einfach.“ Gäbe es da nicht die tatkräftige Unterstützung einiger Künstler und Vereinsmitglieder, wäre die Durchführung des geplanten Programms im zweiten Halbjahr 2014 wohl kaum denkbar gewesen. Doch keine Sorge, der Kulturraum hat auch weiterhin eine Zukunft. „Derzeit wird der Verein umstrukturiert. Wir wollen wieder zurück zu unseren Wurzeln und vermehrt re-gionale Künstler unterstützen, indem wir ihnen hier eine Bühne bieten“, so Kerstin Zimmermann weiter. Außerdem sollen die Or-

Der Kulturraum mit Eingangsbereich im Innenhof der ene in der Hindenburgstraße.

Ein Großteil der organisatorischen Verantwortung rund um den Kulturraum in Kall liegt bei Silke Sperling (links) und Kerstin Zimmermann.

ganisation des Programms und auch alle anderen anfallenden Arbeiten künftig auf viele Schultern verteilt werden und somit zur Entlastung des Einzelnen beigetragen werden. Die Mitglieder des Kulturraums werden nun auch intensiver nach ihren Inter-essen befragt, denn Ziel ist es, die kulturellen Bedürfnisse noch besser umzusetzen. Ein weiterer Schwerpunkt soll die schulische Förderung werden. Hier sollen künftig musikalische Workshops, Kindertheater und auch Ausstellungen einen höheren Stellenwert erhalten. Trotzdem wird neben Veranstaltungen mit Künstlern aus der Region auch regelmäßig Raum für andere Künstler sein. So wird es beispielsweise wieder ein Konzert mit dem in New York geborenen Gitarristen Adam Rafferty geben.

Breites Angebot für die Region„Der Kulturraum e.V. will in der Region etwas bewirken und ein breites kulturelles Angebot erreichen“, bekräftigen beide. Aus die-sem Grund wird der Veranstaltungsraum bei Bedarf auch kosten-frei zur Verfügung gestellt. Interessierte Künstler, Gruppen und Gemeinschaften haben die Möglichkeit, die Räumlichkeiten für öffentliche Seminare, Band- und Orchesterproben oder im klassi-schen Sinn als Theater- und Lesebühne zu nutzen. Die Bandbreite der Möglichkeiten ist groß. Freuen wir uns also auf viel Neues, Bewährtes und Überraschendes!Weitere Informationen: www.kulturraum-kall.de

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Warum Satzvey das große Geld bunkerteDer ehemalige Bunker der Landeszentralbank NRW birgt viele geheimnisvolle Geschichten und kann mit Führung besichtigt werdenMechernich - Satzvey

Die Eifel birgt viele Geheimnisse, die entdeckt und er-forscht werden wollen. Perfekt getarnt unter einem Kin-derspielplatz und versteckt in Blumenbeeten findet man kleine Indizien für die spannende und geheimnisvolle

Unterwelt Satzveys. Mona Halsig und Patrick Marx bieten mit zwei weiteren ehrenamtlichen Gästeführern Besichtigungstouren durch den Ausweichsitz der Landeszentralbank NRW in Satzvey an. „Die ganze Sache war und ist teilweise bis heute noch ver-schwiegen und geheim“, erklärt Patrick Marx, „Es traut sich kaum einer darüber zu reden.“

„Willkommen in Steinfurt!“„Ich bin hier früher zur Schule gegangen“, erzählt Mona Halsig.„Ich habe mich immer gewundert, warum alle Klassenzimmer Te-lefon- und Fernsehanschluss hatten.“ Anfang der Neunziger wur-de der Bunker von der Landeszentralbank aufgegeben. „Die Jungs wurden zum Direktor gerufen und durften Möbel und Spinte aus dem Bunker rauf tragen in die Schule.“ Mona erinnert sich ge-nau daran. „Und wir Mädchen durften nicht da runter“, erzählt sie weiter. Heute hat sie ihren eigenen Schlüssel für den Bunker.„Herzlich willkommen in Steinfurt in der Eifel“ - so beginnt die Führung. Auch eine Tarnung, denn Satzvey wurde einfach zu Steinfurt umbenannt. Mona und Patrick öffnen die dicken Stahltü-ren und führen die Besucher in ein 2500 m² großes Labyrinth aus

Mona Halsig und Partick Marx führen die Gäste in die Tiefen des Bun-kers in Satzvey. Dabei haben sie so manche Anekdote zu erzählen.

Das ausgebaute Inventar des Bunkers in Satzvey wurde zu Anschau-ungszwecken teilweise wieder für die Besucher installiert.

Gängen und 72 Räumen mit dicken Betonwänden. Es geht um Geld, um sehr viel Geld, und um Geheimnisse, die bis heute nicht gelüftet wurden. Die Besichtigung der Bunkeranlage dauert etwa 1,5 Stunden. Es gibt viel zu bestaunen und viele Fragen zu dieser bis heute eher unbekannten Sehenswürdigkeit. „Wie konnte man so einen riesigen Komplex in der Bauphase geheim halten?“, fragt Patrick in die Besucherrunde. „Und warum wurde ausgerechnet Satzvey für dieses geheime Projekt ausgewählt?“ Die Antworten werden während der Führung gegeben. Mona steckt ihr ganzes Herzblut in die Sache: „Das ist Geschichte zum Anfassen, wir re-gen das Kopfkino der Besucher an - WAS WÄRE WENN?“ Die Be-sucher sind begeistert. Seit 2012 ist der Bunker wieder hergerich-tet für Dokumentationszwecke. „Wir halten den Bunker sauber und versuchen ihn immer besser herzurichten“, erklärt Mona. „Es macht Spaß über die Geheimnisse der Zeitgeschichte zu erzählen, und wir lernen bei jeder Führung Neues dazu!“ Patrick fügt hinzu: „Die älteren Besucher sind erst verklemmt, aber dann tauen sie auf und erzählen ein bisschen. So erfahren wir immer mehr über die Geschichte.“ Es lohnt sich, einen Tag im Bunker zu verbringen. Gerade an den grauen, verregneten Wintertagen bietet sich eine Besichtigung an.

Unter www.bunker-satzvey.de informieren die Bunker-Doku-mentationsstätten über Öffnungszeiten, Eintrittspreise und An-meldemöglichkeiten. Mona und Patrick freuen sich, wenn der Besucherandrang wächst!

Text: Annette Rost, Fotos: Bernhard Schneidereit www.beautifocus.de

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Bücher selbst erleben und lieben lernenDie Buchhandlung Bücherecke von Renate Elsen bietet kompetente Beratung und einen Service, der dem Internet in nichts nachsteht Blankenheim

E s ist eben doch etwas ganz anderes ob Bücher auf einer Verkaufsseite im Internet angeboten werden, oder ob sie in einem Buchladen mit allen

Sinnen erfahren werden dürfen. Wenn zu dem Berühren, dem Duft der Bücher und dem Schmökern darin noch eine qualifi-zierte Beratung wie bei der Buchhandlung Bücherecke von Renate Elsen in Blanken-heim dazu kommt, dann ist das Kaufer-lebnis perfekt und das Buch wird zu etwas Besonderem, zu dem man eine tiefere Bin-dung entwickelt hat.

Service wie im Netz„Wir lesen sehr viel und bestellen nicht einfach so die vorgefertigten in Paketen zusammengestellten Verlagsangebote, sondern lesen alle Beschreibungen einzeln und entscheiden dann, ob dieses Buch zu uns passt. Dabei haben wir immer unsere Kunden im Kopf“, erklärt Renate Elsen den Erfolg ihrer Bücherecke, die sie im Jahr 1992 gegründet hat. Zusammen mit ihrer Mitarbeiterin Stephanie Schur berät sie ihre Kunden ausführlich und bietet einen Service, der den Internetanbietern nicht nachsteht. „Wenn ein Kunde heute ein Buch bei uns bestellt, ist es am nächsten Tag in seinen Händen“, garantiert Renate Elsen.

Breite AuswahlUnd darum ist in dem geräumigen, fast 100 m² großen Laden am Blankenheimer Kreisverkehr immer reger Betrieb. Das kleine Mädchen löst seinen Gutschein ge-gen ein TKKG-Buch ein, der Student be-

Auf geräumigen 100 m² lädt die Bücherecke in Blankenheim zum Schmökern ein.

Beraten fachkundig und wählen die zum Verkauf stehenden Bücher sorgfältig für ihre Kun-den aus: Besitzerin der Bücherecke Renate Elsen (l.) und ihre Mitarbeiterin Stephanie Schur.

stellt die Lehrbücher für das kommende Semester und die nette Seniorin von ne-benan gleich zweimal den Gartenkalender für das neue Jahr. Immer nehmen sich Re-nate Elsen und Stephanie Schur Zeit, auf die Wünsche und Anregungen der Kun-den einzugehen. Das Sortiment im Laden ist vielfältig und gut sortiert. Wer sich trei-ben lassen möchte wird garantiert fündig und wer Hilfe braucht, für den steht das Team jederzeit zur Stelle.

Strümpfe gestrickt„Das Schönste für uns ist es, wenn unse-re Kunden wieder in den Laden kommen und von den Büchern schwärmen, die wir ihnen empfohlen haben“, freut sich Rena-

te Elsen über die Reaktionen. „Einmal hat eine Kundin aus Dankbarkeit sogar ein paar Strümpfe gestrickt“, lächelt Renate Elsen, „auch Blumen gab es schon mehr-fach.“Neben Büchern bietet die Buchhandlung Renate Elsen auch alles für den Schulbe-darf, Schreibwaren, Schmuck sowie Deko- und Kunstobjekte an. Einmal im Monat treffen sich Lesebegeisterte zum offenen Lesetreff und reden angeregt über ein Werk. Dazu ist immer jeder herzlich ein-geladen. Selbstverständlich können die Kunden auch bei der Bücherecke bequem von zu Hause das Angebot erforschen und be-stellen. Angebote und Neuigkeiten finden Sie auf der Internetseite: www.buecherecke-blankenheim.de

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Öle und Essige, die auf der Zunge tanzenDat Eifel-Hüsje in Nettersheim ist die Adresse in der Eifel, wenn es um regionale Feinkostprodukte und Eifeler Spezialitäten gehtNettersheim

Auf der Suche nach qualitativ hochwertigen und vor al-lem leckeren Ölen und Essigen für ihren Partyservice kam Marlene Böhmer die zündende Idee: ein Feinkost-geschäft braucht die Eifel. „Ich hätte gerne immer vor-

her probiert, aber das konnte mir kein Händler anbieten“, erklärt Marlene Böhmer, die ihren neuen Laden 2009 direkt neben der eigenen Metzgerei aufgemacht hat. Im Eifel-Hüsje kann jeder die erlesenen Öle und Essige probieren. „Bei uns kommt nichts in den Laden, was wir nicht vorher selbst als gut befunden haben“, er-klärt die Chefin überzeugt. Doch nicht nur die Produkte sind gut, auch die Beratung führt oft dazu, dass die Kunden fragen: „Haben Sie mal ein Blatt und einen Stift, das muss ich mir aufschreiben!“ Nämlich immer dann, wenn Marlene Böhmer und ihre Mitarbeiter Birgit Schruff und Anita Findeisen verraten, was sich alles mit die-sen Zutaten zaubern lässt. „Die Menschen legen immer größeren Wert auf qualitativ hochwertige Produkte und trauen sich, neue Geschmäcke zu entdecken“, freut sich Marlene Böhmer über den großen Zuspruch von Jung und Alt.„Hier riecht es aber gesund“, äußert ein Besucher des Eifel-Hüsje spontan, nachdem er den Laden betritt. Kein Wunder, denn egal ob Cranberry- oder Granatapfelessig, Haselnuss- oder Walnussöl, Mirabellen- oder Pflümlibrände - alles ist von höchster Reinheit und Qualität. „Sehr beliebt ist Omas Bratapfellikör. Den gibt es im Sommer eisgekühlt und im Winter warm mit Schlagsahne und Zimt“, erklärt Marlene Böhmer. Ebenso stark gefragt sind die Ge-schenkkörbe, die zum Beispiel für Geburtstage oder Firmenfeiern

Marlene Böhmer (Mitte) mit ihren Mitarbeitern Birgit Schruff (l) und Anita Findeisen freuen sich, die Kunden im Eifel-Hüsje zu verwöhnen.

Die Eifeltürme sind beliebte Präsente, welche im Eifel-Hüsje nach Kun-denwunsch mit erlesenen Zutaten zusammengestellt werden.

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auf Anfrage zusammengestellt werden. „Wir fragen immer ob es für Mann, Frau oder ein Pärchen ist und ob es mit oder ohne Al-kohol sein soll“, erklärt Birgit Schruff. Wer etwas Ausgefallenes sucht, der ist mit einer weiteren Speziali-tät des Eifel-Hüsje bestens bedient: dem Eifelturm. Dieser besteht auf Wunsch aus regionalen Produkten wie Honig, Senf, Marme-lade, Wurstgläsern, Apfelbrand, Obstler und Klosterbier. Der Clou ist: alle Bestandteile sind zu einem Turm gestapelt, der garantiert ein Hingucker ist und dazu noch Gaumenfreuden pur verspricht.Informationen auch unter: www.landmetzgerei-boehmer.de

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Sonntag, 1. Februar 1880, nachts„Noch über den Kamm, dann müsste es da sein“, ermunterte Else Dries ihren frierenden Herrn Pfarrer. Der Geistliche hatte sich bis über die Nase in seinen karierten Wollschal gewickelt, bibberte nach endlosen Stunden Fahrt aber trotzdem unverhohlen neben ihr. Seine runde Brille hatte dekora-tive Eisblumen angesetzt. Glücklicherweise war Elses Ahnung korrekt. Hinter dem Hügel schlängelte sich die Straße bergab und erste Häuser tauchten auf, stockdunkle Silhouetten in mondheller Nacht. Kopfsteinpflaster schüttelte sie durch, sie bogen zweimal scharf ab, dann hielt die Kutsche nach einem lauten ‚Hoh‘ an. Else seufzte tief erleichtert und nebelte Hochwürden in einer Atemwolke ein. Die lange Reise hatte endlich ein Ende. Sie sahen ein dunkles, sehr hohes Hausquadrat. Höher und auf-rechter als die geduckten, altersschiefen Bauernhäuser, die die Pflasterstraßen säumten. Das musste ihr neues Pfarrhaus sein. Schräg gegenüber reckte die Kirche von Flohsdorf stolz ihren Turm in die Nacht. Pfarrer Nußbaum folgte ihrem Blick. „Ein wirklich schöner Bau und noch sehr jung. Die alte Kirche, stand im letzten Schreiben, ist bei einem Blitzschlag beschädigt worden. Dieses neue Gemäu-er steht erst seit ein paar Jahren in der jetzigen Form.“ Er zeigte hinauf. „Es wurde einfach um die Grundfeste herum erneuert, wo-für das Geld eben gerade reichte. Darum ist der Turm auch so kurz und dick geraten. Irgendwie sympathisch, nicht?“ Er sah an sich herunter.Else musste lachen und sie marschierten steifen Schrittes ge-meinsam zu ihrer neuen Wirkungsstätte.

Montag, 2. Februar 1880, Ziehtag — TildaAn meinem ersten Arbeitstag fand ich mich zuerst in der Küche dieses viel zu großen Pfarrhauses wieder. Ich starrte ergriffen um-her — mein ganzes Elternhaus war nur wenig größer als diese Küche. Und erst der riesige Herd! Er glänzte und war reich ver-ziert, mit mehreren Kochplatten und Wassertank an der Seite. Er musste Unmengen Holz fressen. Ungläubig sah ich, wie Frau Dries mir einen guten Kaffee vorsetz-te und den Mantel abnahm. Ich plumpste auf die Bank. Es gab kein Zurück mehr. In dem Moment, wo ich die Tasse hob und den köstlichen Kaffee auf der Zunge hatte, begann mein neues Leben.

Viel später, als es dunkel und ich völlig erschöpft von einem anst-regenden Tag war, durfte ich oben weiter auspacken und schlafen gehen. „Nimm dir ein Stück Butterkuchen mit nach oben“, schlug Else noch vor. „Und ein Licht. Ich hoffe, es ist nicht allzu kalt.“So drehte ich mich um und stieg hinauf zu den Schlafkammern der Dienstboten. Kurz dachte ich beim Eintreten an zu Hause, wo meine Geschwister sich auch heute Nacht gegenseitig wärmen würden. Das würde mir sehr fehlen, und war etwas, an das ich mich erst gewöhnen musste. Ganz allein zu schlafen, ohne die Wärme der anderen Körper, den Geruch ihrer Haare und die be-ruhigende Enge. Mein neues Bett würde mir unendlich groß und leer vorkommen. Ich zog mich um und stieg unter den Deckenberg. Lag hellwach im fahlen Mondlicht, das vom kleinen Fensterchen hereinfiel. Alle Sinne stellten sich scharf.Die Räume rochen anders als zu Hause. Nicht so feucht-modrig. Eher holzig-staubig. Es war sehr still hier oben, wo das Haus am kältesten und schiefsten war. Dieses Haus würde die ganze Nacht nicht aufhören, sich sacht zu bewegen, in jedem Balken und jeder alten Diele. Da, ein Scharren. Gab es hier Mäuse? Sicher. Damit lebte man. Aber scharrten die so laut? Ein Luftzug erreichte mein Gesicht. Ich überlegte schnell. Ziehen würde es hier immer etwas, obwohl das Fenster relativ dicht zu sein schien. Der Mond schien schwach herein, aber ich hielt die Augen lieber fest geschlossen. Wartete. Lauschte. Kein Luftzug mehr und kein Scharren. Gut. Ich lockerte bewusst die Fäuste, die ich unter der Decke gemacht hatte und atmete durch. Dann öffnete ich die Augen.Und sah direkt in ein fremdes Gesicht.Ich schrie nicht. Ich lag erstarrt und sah unbewegt in diese ande-ren Augen. Ich im Bett, und dieser Fremde über mir. Er hatte sich zu mir gebeugt, stand still da. Aber er funkelte mich an wie mit unterdrückter Wut, sein Blick glühte wild im grauen Licht. Ich zog den Kopf zurück und fand mich an die Wand gepresst wieder. Die Decken schützten mich nicht mehr. Ich starrte und starrte, meine Stimme war weg. Das musste ein Alptraum sein.Mit diesem kleinen Abstand zwischen mir und dem Eindringling erkannte ich plötzlich, dass er gar nicht so groß war, wie es zuerst schien. Und außerdem sehr schmächtig. Er hatte keine Waffe in der Hand und das einzig Gefährliche waren seine glühenden Au-

Der Roman: „Tilda und Leo - Der Löwe im Pfarrhaus“Teil: III

Sie haben den Anfang der Story verpasst? Lesen Sie die vorausgehenden Teile online: www.glanzpunkt-eifel.de

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gen. Es war ein Junge, keine Ahnung, wie alt. Aber er war kleiner und dünner als ich. Seine hellen Haare standen wie eine wilde Löwenmähne von seinem Kopf ab. Lange ungekämmt. Der Hals wirkte darunter sehr dünn. Zerbrechlich sah er aus. Bis auf diese Feueraugen. Ich setzte mich aufrecht und atmete aus. Er trat einen Schritt vom Bett weg. Keiner sagte etwas. Ich versuchte, zu atmen.Dann sprach er plötzlich, mit rauer, junger Stimme: „Das ist mein Bett.“Mein Herz machte einen Satz. Ich überlegte, ob Traummonster reden können. Ob das hier wahr sein konnte. Ob es uns beide überhaupt gab, hier oben in diesem kleinen Raum, fernab vom Rest des riesigen Hauses. Schliefen Else und der Herr Pfarrer schon? Absurderweise lauschte ich kurz, ob ich ein Schnarchen vernehmen konnte. Aber alle Geräusche waren verstummt. Das ganze Haus schien den Atem anzuhalten.

Als ich nicht reagierte, trat der Junge weiter zurück. Die Augen verloren ihr Feuer, erloschen, etwas brach in ihnen. Sein Körper zuckte kurz zusammen, als sei er schmerzhaft in etwas hinein-getreten. Er sah mich unverwandt an, aber weicher, verletzlicher jetzt. „Das hier war mein Zimmer“, stellte er fest, aber seine Stim-me war jetzt schwach, und er bückte sich, so als wollte er etwas aufheben. Dann sackte er zusammen und aus meinem Blickfeld.Ich rutschte nach vorn, an die Bettkante, und sah ihn auf dem Bo-den kauern. Er atmete schwer und hatte eine steile Falte zwischen den Augen. War er erst acht oder schon zehn? Die wilden Haare verbargen sein Gesicht, als er die Hände um die Knie schlang. Ich überlegte rasend schnell. Er würde mir nicht ernsthaft gefähr-lich werden können, auch wenn ich einfach aufstand und hinaus-ging. Ich könnte einfach Hilfe rufen. Ich richtete mich auf und schlug die Decken zurück.„Nein!“Ich zuckte zusammen. Die großen Augen glühten wieder. „Nein! Lass mich … lass … ich lasse dich in Ruhe! Ich gehe …“ Die dünne Stimme hob erst an, um dann abrupt abzubrechen, wie ein zu schwacher Ast. Ich glaubte, das Knacken zu hören. „Was?“Der Junge sah mich nicht an und rutschte nur weg von mir, an die

Wand mit dem schmalen Kleiderschrank. Er war wirklich viel zu dünn. Meine Blicke schienen ihn noch weiter zu quälen, denn er legte den Kopf schief wie ein verletzter Vogel und duckte sich in den Schutz seines Ellenbogens.

Seine Gestalt im weißen Mondlicht verschmolz mit dem Schrank. Er hatte beide Arme um die angezogenen Beine geschlungen und die wilden Haare standen als zackiger Schatten vor dem Holz.Mir war viel zu kalt, aber Angst hatte ich nicht. Ich zog die Decken wieder um mich und eine herunter, die ich ihm hinhielt. „Hier. Du frierst.“Er hob ein wenig den Kopf. Die Arme fielen herab und er stieß sich vorwärts, auf die Knie. Jetzt erreichte er mich fast und nahm das Angebot an. Wickelte die Decke schnell um sich.Ich beobachtete seine ungelenken Bewegungen, diese Scheu ei-nes geprügelten Hundes. Ich fragte: „Wer bist du?“Er überlegte lange. Dann ließ er den Kopf wieder sinken, sodass nur ein helles Haarbüschel auf einem unförmigen Wollhaufen vor mir saß, wie eine zusammengefallene Vogelscheuche.„Wenn du es mir nicht sagen willst, was willst du dann von mir? Warum bist du hier?“Wieder hob sich der Kopf und er sah mich im fahlen Licht an. Senkte erneut den Kopf. Geschlagen. Aber er würde nicht ant-worten.Was blieb mir? „Gut, dann melde ich dich beim Herrn Pfarrer.“ Ich stand schwungvoll auf und marschierte auf die Tür zu, die Zähne vor der Kälte zusammenbeißend.Sofort warf er seine Decke ab. „Nein! Bitte nicht! Bitte!“Ich drehte mich um. Sah ihn streng an, wie Mutter es bei den Kleinen manchmal tat — ohne zu sprechen. Es wirkte Wunder.„Ich …“ Er zögerte, schluckte. „Ich bin Leonard. Leo.“„Aha.“ Ich kam langsam zurück, mied aber diesmal das einladen-de Bett. Ich hockte mich vor ihn hin. Wollte ihm eine Hand auf die dünne Schulter legen, aber in seine Augen trat eine monströse Panik. Er rutschte weg von mir und unter das Fenster.Ich wartete, dachte nach. Wo konnte er her sein? Warum war er so herzerweichend ängstlich? So ungepflegt und ungelenk? „Ich bin Mathilda. Tilda. Ich arbeite seit heute hier für den Pfarrer.“Kurze Pause, dann seine dünne Stimme, wie ein Windhauch vom Fenster. „Welcher Pfarrer?“

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Deckenmalerei fasziniert noch heuteIn der Pfarrkirche St. Stephanus in Sistig erzählen detailreicheDeckenmalereien vom Leben und Wirken Jesus ChristusKall - Sistig

Die Kirche, von außen fast unscheinbar, offenbart erst beim Betreten ihre Schönheit. Ein Blick zur Decke ver-rät schnell: hier war ein Meister am Werk. Das Licht, das durch die bunten Glasfenster fällt, scheint die unzähligen

Figuren zum Leben zu erwecken und beim Betrachten kommt man ins Träumen: von fernen Orten und vergangenen Zeiten.

Deckenarbeiten 1941 begonnenAusdrucksstarke Figuren und detailreiche Situationen erzählen von Gott und seinem menschgewordenen Sohn Jesus Christus. Insbesondere der Erzengel Michael als Bote Gottes spielt nach Überzeugung des Pfarrer Berens, der die Deckenmalerei vor 74 Jahren in Auftrag gab, eine wichtige Rolle. Er sollte den Menschen den Weg durch die Zeit der Dunkelheit weisen, und somit bestim-men Botschaft und Wegweisung die Thematik der Malerei. Pfar-rer Johannes Berens, der 41 Jahre lang in Sistig als Pfarrer tätig war, lernte 1939 auf einer Italienreise den Künstler Ernst Jansen-Winkeln kennen und beauftragte diesen mit der Arbeit an der Deckenmalerei in der Sistiger Pfarrkirche St. Stephanus. Während der Vorbereitung und der Durchführung dieser Arbeit begann

zwischen Pfarrer und Künstler eine langjährige freundschaftliche Zusammenarbeit, die weitere Kunstwerke, wie den Kreuzweg in Holzschnittdrucken sowie die Kirchenfenster, hervorbrachte. So begann der Künstler 1941 mit den Wand- und Deckengemälden, musste jedoch im gleichen Jahr unterbrechen, da er zum Kriegs-dienst einberufen wurde. Gleich nach Kriegsende setzte er seine Arbeiten fort und vollendete sein Werk 1948. Die Gemälde zeigen sowohl Szenerien aus dem Leben und Wirken Christus, als auch Soldaten und ihre Familien, Pfarrer Berens selbst, aber auch den Teufel in Gestalt Hitlers.

Marienglocke über 500 JahreDie christlichen Leitgedanken sowie das Vater Unser ziehen sich durch fast alle Gemälde und ermöglichen es dem Betrachter, die einzelnen Figuren und Situationen als ein Gesamtkunstwerk se-hen und interpretieren zu können. Die Deckenmalereien, die in dieser schwierigen Zeit entstanden sind, enthalten gesellschaft-liche Hinweise auf religiösem Fundament, die als Botschaft auch in der heutigen Zeit noch gültig sind. Heute wird die Kirche vom Förderverein der katholische Kirchengemeinde St. Stephanus Sis-

Text & Fotos: Glanzpunkt Eifel-Mitarbeiterin Nadja Schneidereit

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tig in Stand gehalten und unterstützt. Doch die Deckenmalereien sind nicht das einzige Relikt aus vergangener Zeit: Die Marien-glocke in der Pfarrkirche feierte 2013 ihr 500. Jubiläum. Ihre zwei deutlich jüngeren Genossen, die Michaelglocke und die Stepha-nusglocke, kamen erst vor 60 Jahren hinzu.

Sistiger erhalten ihren DorfladenNeben der Kirche kann man in und um Sistig auch die Natur erkunden. Einige ausgewiesene Wanderwege führen durch das Naturschutzgebiet Sistig-Krekeler Heide, in dem man seltene Pflanzen und Tieren bestaunen kann. Und vielleicht entdeckt man sogar eine der unscheinbaren wilden Orchideen, die im Mai in voller Blüte stehen. Und um den nötigen Wanderproviant zu besorgen, kann man dem Sistiger „Lädchen“, das von den Ein-wohnern selbst in einer Bügergenossenschaft gegründet wurde, einen Besuch abstatten. Das „Lädchen“ hat es bereits in der Pres-selandschaft zu einiger Berühmtheit gebracht. Das Engagement, welches die Sistiger Bevölkerung zum Erhalt eines Lebensmittel-ladens in der Ortschaft an den Tag gelegt hat, ist mehr als beach-tenswert und hat Vorbildcharakter für andere Orte, in denen die Dorfläden leider auszusterben drohen.