Glaube und Islam - Hüseyin Hilmi Işık · and Islam, ins Deutsche namens Glaube und Islam und ins...

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Hakikat Verlag Band-2 GLAUBE UND ISLAM MEWLÂNÂ HÂLİD-İ BAĞDÂDÎ Einem der größten Heiligen, Schatz der Weisheiten ALLAHs, des Erhabenen, einem der vorzüglichsten Menschen, Besitzer hervorragenden Wissens, Licht des Rechts, der Wahrheit und der Religion. Vorbereitet von Hüseyn Hilmi Işık 13. Auflage Hakîkat Kitâbevi Darüşşefeka Cad. 53/A P.K.: 35 34083 Fatih-ISTANBUL/TURKEY Tel: 90.212.523 4556–532 5843 Fax: 90.212.523 3693 http://www.hakikatkitabevi.com e-mail: [email protected] JANUAR-2013

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Hakikat Verlag Band-2

GLAUBEUND

ISLAMMEWLÂNÂ HÂLİD-İ BAĞDÂDÎ

Einem der größten Heiligen, Schatz der Weisheiten ALLAHs, desErhabenen, einem der vorzüglichsten Menschen, Besitzer hervorragenden

Wissens, Licht des Rechts, der Wahrheit und der Religion.

Vorbereitet von

Hüseyn Hilmi Işık

13. Auflage

Hakîkat KitâbeviDarüşşefeka Cad. 53/A P.K.: 35

34083 Fatih-ISTANBUL/TURKEYTel: 90.212.523 4556–532 5843 Fax: 90.212.523 3693

http://www.hakikatkitabevi.come-mail: [email protected]

JANUAR-2013

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Der Verfasser dieses Buches, St. Mewlânâ Halid, wurde imJahre 1192 nach der Hedschra, der heiligen Auswanderung, in derStadt Sur im Norden von Bagdad geboren. Er starb im Jahre 1242[1826 n. Chr.] in Damaskus. Man nannte ihn Osmanî, da er von derFamilie von St. Osman-ı Sinnurejn, dem dritten Kalifen, stammte.Während er seinen Bruder, St. Mewlânâ Mahmud Sahîb, HadithGabriel im Buch ‘Hadîs-i Erbain’ (Vierzig Hadithe) von demGelehrten Imam-ı Newewî lehrte, bat ihn St. Mewlânâ Sahib, dasser diese heilige Hadith erklären und schreiben sollte. Um daslichtvolle Herz seines Bruders zufriedenzustellen, erfüllte St.Mewlânâ Halid diese Bitte. Erklärend schrieb er diese heiligeHadith in persisch und nannte diese Erklärung Itikadnâme (dasBuch des Glaubens). Die türkische Übersetzung, deren NameHerkese Lâzım Olan İmân ist, ist 1969 ins englische namens Beliefand Islam, ins Deutsche namens Glaube und Islam und insfranzösische Foi et Islam und später in verschiedene Sprachen wietamil, yoruba, hawsa, malayalam und dänisch übersetzt underweitert worden. ALLAH, der Erhabene möge der reinen Jugenddas Glück im Dies- und Jenseits schenken, indem sie dieses Buchlesen und das richtige Glauben lernen, wie es von den Gelehrtender Sunna mitgeteilt worden ist! Amen.

Satz und Druck:İhlâs Gazetecilik A.Ş.

Merkez Mah. 29 Ekim Cad. İhlâs Plaza No: 11 A/4134197 Yenibosna-İSTANBUL Tel: 90.212.454 3000

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ZUR EINRICHTUNG DES BUCHESDie religiösen Ausdrücke in diesem Buch sind in der deutschen

Sprache angegeben. Um den Lesern zu ermöglichen, islamischeBezeichnungen zu lernen, ist ein Glossar als Anhang dargestellt.Es würde geschätzt, bei religiösen Ausdrücken im Glossarnachzuschlagen. Die islamischen Bezeichnungen, wofür es keinedeutsche Ausdrücke gibt, sind als Original verwendet, und im Textoder im Glossar erklärt worden. Es ist zu empfehlen, beiislamischen Bezeichnungen den Buchstabe S mit dem Zeichen (-)als stimmloses “s” (z.B. Souvenir; Salât), die Vokalen mit demZeichen (^) lang (z.B.: Mewlânâ), die Doppelkonsonanteneinzeln (z.B.: Muhammed: Muham-med) den Buchstabe “h” inder Wortmitte und am Ende wie zum Anfang (z.B.: ALLAH)auszusprechen. Den Buchstabe “ı” gibt es nicht im deutschenAlphabet. Er sollte wie der zweite Vokal im englischen Wort“mirror” ausgesprochen werden; z.B. İmam-ı Asam Ebu Hanife.

Neben dem Glossar wird auf die islamischen Wissenschaften,die Gelehrtheitsstufen, Gattungen der islamischen Gelehrten unddie Grußgebete bzw. die rituellen Wünsche undVerehrungsäußerungen hingewiesen.

Alle Muslime verrichten ihre Gebete nur in der koranischenSprache, dürfen aber gleich nach dem Gebetsverrichten ihreBittgebete in ihren Muttersprachen ausdrücken.

Es würde geschätzt, dieses Buch in Original, oder inirgendeiner Fremdsprache übersetzt, zu reproduzieren. Wir wärenimmer dankbar, wenn man solch eine gute Tat vollbringen würde.Mögen diese Wohltäter im Dies-und Jenseits glücklich werden! Eswird gebeten, beim Druck möglichst auf beste Papierqualität zuachten und eventuelle Druckfehler besonders bei islamischenAusdrücken zu vermeiden.

ANMERKUNG: Die Missionare bemühen sich um dasChristentum zu verbreiten, die Juden verbreiten die falschenWorte der Rabbiner, der Hakikat Verlag, in Istanbul, bemüht sichum den Islam zu verbreiten und der Eifer der Freimauerer ist es,die Religionen zu vernichten. Diejenigen, die Vernunft undWissen besitzen und gerecht sind, werden erkennen welche vondiesen der Wahrheit entspricht und sich für ihre Verbreitungeinsetzen. Somit werden sie zum Anlass des Glückes allerMenschen. Dies ist der wertvollste und nützlichste Dienst für dieMenschheit.

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VORWORT

Bismillachirrachmanirrachim[1]

Im Namen ALLAHs, des Erhabenen, beginnen wir, das Buch“Glaube und Islam“ zu schreiben. ALLAH, der Allmächtige hatMitleid mit allen Menschen in der Welt. ER erschafft nüztlicheDinge und gewährt sie allen. ER weist auf den Weg zum ewigenGlück hin. Im Jenseits wird ER den Gläubigen, die in die Höllegehen müssen, vergeben und sie ins Paradies führen. ER ist dereinzige Schöpfer, der alle Wesen erschuf und erschafft, im Daseinerhält und vor Ängsten und Entsetzen schützt. Indem wirZuflucht zum Namen ALLAHs, des Allmächtigen nehmen,beginnen wir dieses Buch zu schreiben.

ALLAH, dem Erhabenen, sei Dank! Friede sei mit SEINEMgeliebten Propheten! Friede und Segen ALLAHs, des Erhabenensei auch mit den reinen Familienangehörigen und den überausgerechten Gefährten des heiligen Propheten.

Tausende von wertvollen Büchern, die vom Glauben, von denGeboten und Verboten des Islam berichten, sind geschrieben unddie meisten in Fremdsprachen übersetzt und weltweit verbreitetworden. Doch versuchen manche Leute mit falschen Gedankenund Kurzsichtigkeit die nützlichen, weisen und einleuchtendenPrinzipien des Islam anzugreifen, sie zu verfälschen, zu befleckenund die Gläubigen zu täuschen.

Mit Dankbarkeit sehen wir, dass die Geistlichen fast überallauf der Welt diesen Weg für richtig erklären und verteidigen.Obwohl manche, die keine Bücher der Gelehrten (derAnhänger) der Sunna gelesen oder nicht begriffen haben,unrecht sprechen und unrecht schreiben, indem sie aus demheiligen Koran und den heiligen Hadithen falsche Sinneherleiteten, schmelzen aber diese falschen Worte und Schriftengegenüber dem festen Glauben der Muslime und werden nichtsweiter als Zeugen, die die mangelnde Bildung ihrer Sprecher undVerfasser darlegen.

Es versteht sich, dass jemand Muslim ist, der sich als Muslim

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[1] Im Namen ALLAHs, des Erbarmers, des Allbarmherzigen.

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vorstellt, oder beim Gebetsverrichten mit der Gemeinschaftgesehen wird. Wenn aber nachher etwas in seinen Worten,Schriften oder bei seinem Verhalten festgestellt wird, was mit denGlaubenskenntnissen der Gelehrten der Sunna nichtübereinstimmt, sollte ihm erklärt werden, dass es Un- oderIrrglauben ist. Man sollte ihm empfehlen, darauf zu verzichten.Wenn er nicht darauf verzichtet und mit eigenen oder anderenGedanken diesen Irr oder Unglauben verteidigt, so versteht man,dass er ein Verirrter oder Ungläubiger ist. Selbst wenn er Gebeteverrichtet, Pilgerfahrt und jede andere Anbetung ausführt undjede Wohltat erweist, darf er kein Muslim sein, solange er demnicht abschwört. Alle Muslime müssen genau wissen, was denUnglauben verursacht, um sich vor dem Unglauben zu schützen.Sie müssen Ungläubige und angebliche Gläubige gutkennenlernen und sich vor ihren Schaden hüten!

Der heilige Prophet, unser Herr, Friede sei mit ihm, hatberichtet, dass man den Sinn des heiligen Korans und der heiligenHadithe mißverstehen würde und auf diese Weise zweiundsiebzigIrrlehren entstehen würden. Die Bücher “Berîka” (Der Funken)und “Hadîka” (Der Garten) haben diese heilige Hadith aus denBüchern “Bucharî” und “Muslim” genommen und erklärt. Mansoll nicht an die Bücher und Konferenzen solcher Verfechter derIrrlehren, angeblicher großer islamischer Gelehrter glauben undäußerst wach sein, um nicht in die Falle dieser Diebe der Religionund des Glaubens zu fallen. Außer diesen heimtückischenFeinden versuchen einerseits die Kommunisten und Freimaurer,andererseits die christlichen Missionare und judischen Zionisten,durch neue Methoden die Kinder der Muslime zu täuschen.Durch erfundene Schriften, Filme, Theaterstücke und Sendungenversuchen sie den Islam und den Glauben zu vernichten. Dafürgeben sie Milionen aus. Die islamischen Gelehrten, Friede sei mitihnen, haben ihnen die nötigen Antworten gegeben und von dereinzigen Religion ALLAHs, des Allbarmherzigen, dem Weg zurBefreiung und zum ewigen Glück berichtet.

Unter diesen haben wir das Buch “İtikâdnâme” (Das Buchdes Glaubens) von St. Mewlânâ Hâlid-i Bağdâdi, einem großenislamischen Gelehrten, Friede sei mit ihm, ausgewählt. DiesesBuch wurde von dem Gelehrten Hadschi Fejsullach Effendi instürkische übersetzt, “Feraid-ül fewaid” (Nützliche Perle)genannt und 1312 (n. Hed.) in Ägypten gedruckt. DieÜbersetzung haben wir auf verständlicher Weise vereinfacht undGlaube und Islam genannt. Unsere Erklärungen haben wir in

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eckigen Klammern [ ] gesetzt. ALLAH, dem Erhabenen seiDank, dass wir es veröffentlichen konnten. Das persischeOriginal ist in der Bibliothek der Istanbuler Universität im Teilİbnül Emîn Machmud Kemal Bej mit der Nr. F.2639 namensİtikâdnâme aufbewahrt.

Im Buch Dürr-ül-muchtar (Ausgewählte Perle) steht: “Wennein vermähltes gläubiges Mädchen heranreift und nicht weiß, wasder Islam ist, wird dessen Trauung ungültig [d.h. es wirdglaubensabtrünnig]. Man sollte ihr die Eigenschaften ALLAHs,des Erhabenen, lehren. Es sollte diese wiederholen undbestätigen. Der Gelehrte Ibni Âbidin erklärt darüber folgendes:“Wenn ein Mädchen klein ist, gehört es zu dem Glauben seinerEltern. Wenn es aber heiratsfähig wird, gilt dieseZusammengehörigkeit nicht mehr. Wenn es heiratsfähig wird undden Islam nicht weiß, wird es glaubensabtrünnig. Solange es diesechs Grundsätze des Glauben nicht lernt und nicht daran glaubt,darf es nicht gläubig sein. Außerdem soll es auch daran glauben,dass es nötig ist, dem Islam zu gehorchen. Ohne dieseBedingungen darf es keine Muslime sein, selbst wenn es dasEinheitsbekenntnis “La ilâche illallach Muchammedünresûlullach” ausspricht. Es soll die sechs Grundsätze des Glaubenund die Gebote und Verbote ALLAHs, des Erhabenen, lernenund bestätigen. Aus den Worten des Gelehrten, Ibn Âbidin,versteht sich, dass ein ungläubiger Mensch der dasGlaubensbekenntnis ausspricht, sofort gläubig wird. Nachher soller die sechs Grundsätze des Glauben im Glaubensgebetauswendig lernen: “Amentü billâchi we Melâiketichi weKütübichi we Ressulichi wel Jewmil-âchiri we bil kaderi hajrichiwe scherrichi minallachi teâlâ wel ba’süba’delmewti hakkun,eschhedü en lâilâche illallach we eschhedü enne Muchammedenabdühü ve rassulüchü” und deren Bedeutung gut wissen: “Ichglaube an ALLAH, den Erhabenen und an SEINE Engel, anSEINE heiligen Bücher und an SEINE Propheten, an dieAuferstehung nach dem Tod und an den Tag des JüngstenGerichts, an das Schicksal und daran, dass Gutes und Böses vonALLAH, dem Erhabenen bestimmt werden. Ich bezeuge, dass eskeinen Gott außer ALLAH, dem Erhabenen, gibt und dieverehrte Person namens Muhammed SEIN Diener und Prophetist.“ Es ist genau so bei den Knaben. Wenn ein Knabe heiratsfähigwird, muß er diese sechs Grundsätze lernen und bestätigen, umein Muslim zu sein. In diesem Buch “Glaube und Islam” werdenausführliche Kenntnisse über diese sechs Grundsätze gegeben. Es

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empfiehlt sich den Muslimen, dieses Buch gründlich zu lesen undeifrig zu versuchen, dass es von ihren Kindern, Verwandten undBekannten gelesen wird.

Während wir betreffende heilige Verse deuten, geben wirderen sinngemäße Übersetzungen, wie es die Gelehrten derKoranauslegung mitgeteilt haben, bekannt. Denn, dieBedeutungen der heiligen Verse hat nur der heilige Prophet,Friede sei mit Ihm, verstanden und Seinen Gefährten (mitheiligen Erklärungen, d.h. Hadithen) erläutert, Friede sei mitihnen. Die Gelehrten der Koranauslegung haben diese heiligenHadithe von dem Erfundenen der Heuchler, der Verirrten undder Atheisten unterschieden und falls sie die benötigten heiligenHadithe nicht finden konnten, haben sie betreffende heiligeVerse nach der Wissenschaft der Koranauslegung gedeutet. DieDeutungen derer, die keine Ahnung von der Wissenschaft derKoranauslegung haben und unwissend in religiöser Hinsicht sind,darf man nicht als Koranauslegung betrachten. Deswegen wurdemit der heiligen Hadith berichtet: “Wer den heiligen Koran nachseiner eigenen Meinung deutet, der wird ungläubig.“

ALLAH, der Erhabene, möge uns alle auf dem richtigenWeg, den die Gelehrten der Sunna berichtet haben, halten! UndER möge uns vor den vergoldeten, heimtückischen Lügen derHeuchler und Anhänger der Irrlehren, die angebliche großeislamische Gelehrte genannt werden, behüten! Amen.

2001 1380 1422n. Chr. n. Hed. Mondjahr n.Hed

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EINLEITUNGBevor St. Mewlânâ Hâlid begann, sein Buch zu schreiben,

schmückte er es mit dem siebzehnten Brief des dritten Bandes desBuches Mektubât (Briefe) von dem absoluten Religions-gelehrten St. Imâm-ı Rabbânî Ahmed el-Fârûkî[1] es-Sirhindî,Friede sei mit ihm, und hoffte Segen daraus.

In Namen ALLAHs, des Erhabenen, fange ich an, meinenBrief zu schreiben. Lob und Preis sei ALLAH, dem Erhabenen,der uns Gaben aller Art gewährt und als größte Gabe uns imIslam und in der Gemeinschaft des heiligen ProphetenMuhammed, Friede sei mit Ihm, erschaffen hat.

Man sollte es ausführlich durchdenken und begreifen, dassallein es ALLAH, der Erhabene ist, der den Menschen alleGaben schenkt. ER ist es allein, der alles erschuf und erschafft.ER ist der einzige Gott, der alle Wesen jeden Moment im Daseinerhält. Die vorzüglichen und guten Eigenschaften der Menschensind SEINE Gnade. Unser Leben, Wissen, Hören, Sprechen undunsere Macht sind SEINE Gaben. ER ist es, der unzähligeGaben schenkt. ER ist es allein, der die Menschen von denSchwierigkeiten und Qualen befreit, Gebete erhört undKummer und Unglück beseitigt. ER ist es, der Nahrung erschafftund gewährt. ER ist so gnädig, dass ER auch den SündigenNahrung zuteilt. ER stellt die Sündigen nicht bloß, so dass sienicht in Schande dastehen. ER ist so barmherzig, dass ER nichteilt, die Sündigen zu bestrafen. ER schenkt die Gaben sowohldenen, die IHN lieben, als auch denen, die IHN nicht lieben. ERgewährt sie allen. Als die größte SEINER Gaben zeigt ER denrichtigen Weg zur Befreiung und zum ewigen Glück. ER möchte,dass wir nicht vom Rechten abirren und ins Paradies kommen.Um SEINE Liebe und unendlichen Gaben im Jenseits und SEINWohlgefallen erlangen zu dürfen, müssen wir SEINEMgeliebten Propheten folgen, wie ER gebietet. Die GabenALLAHs, des Erhabenen sind augenscheinlich wie die Sonne.Die Gaben anderer kommen auch von IHM. ER ist es, der sievermittelt und den anderen die Macht und den Wunsch zurWohltat gegeben hat. Daher ist es ER allein, der alle Gaben

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[1] St. Imâm-ı Rabbânî, gest. 1034 (1624 n.Chr.).

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sendet. Irgendwen außer IHN um etwas bitten, gleicht einenArmen um Almosen zu bitten. Sowohl Ungebildete als auchGelehrte, sowohl Dumme als auch Intelligente wissen, dass dieseWorte richtig sind. Denn all dies ist offenkundig und bedarfkeines Nachdenkens.

Man dankt dem, der einem Gutes tut, und verehrt ihn.Deswegen müssen alle Menschen für die Gunst ALLAHs, desAllmächtigen, dankbar sein. Es ist eine menschliche Aufgabe,ALLAH, dem Erhabenen, für SEINE Gaben zu danken. Es isteine Aufgabe, eine Verpflichtung die die Vernunft fordert. Aberes ist nicht leicht, ALLAH, dem Erhabenen zu danken. DennMenschen sind machtlose, bedürftige, fehlerhafte und sterblicheGeschöpfe. ALLAH, der Allmächtige dagegen ist frei von allenFehlern und ewig. ER besitzt alle Erhabenheit. Darum gibt eskeine Ähnlichkeit zwischen ALLAH, dem Erhabenen und denMenschen. Können solche niedrigen Diener ALLAH, demAllmächtigen würdig danken? Es gibt viele Dinge, die denMenschen gefallen, die jedoch schlecht sind und die ALLAH, derErhabene nicht mag. Dinge, die wir als Ausdruck vonDankbarkeit und Verehrung kennen, können gemeine undunerwünschte Dinge sein. Die Menschen können zufolge ihrerfehlhaften Vernunft nicht die richtige Art der Verehrung undDankbezeigung gegen ALLAH, den Erhabenen finden. Solangediese Art nicht von ALLAH, dem Allmächtigen, bezeichnet wird,können Dinge, die wir als gut vermuten, in Wirklichkeit häßlichund böse sein.

Deswegen sandte uns ALLAH, der Erhabene, durchSEINEN Propheten die Verpflichtung des Dienerseins und derDankbarkeitshandlungen, die der Mensch gläubig mit seinemHerzen, seinen Worten und mit seinem Körper verrichten soll.Die Aufgaben der Diener, die ALLAH, der Erhabene,bezeichnet und gebietet, heißen Islam. Um ALLAH, demErhabenen, danken zu können, muß man dem Islam gehorchen,der von dem heiligen Propheten verkündet worden ist. Nur dieim Islam genannten Dankbarkeitshandlungen sind gut undwerden von ALLAH, dem Erhabenen, anerkannt. Alles was imIslam nicht positiv genannt wurde, mag ALLAH, der Erhabene,nicht und an kennt es nicht an. Denn es gibt viele Dinge, die denMenschen gefallen, während der Islam sie als schlechtbezeichnet.

Also, wer vernünftig ist, soll dem heiligen ProphetenMuhammed, Friede sei mit Ihm, folgen, um ALLAH, dem

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Erhabenen, zu danken. Die Dankbarkeitsbezeigung, die demIslam entspricht, heißt Anbetung.

Die islamischen Wissenschaften teilen sich inReligionswissenschaften und Naturwissenschaften.

Die Religionswissenschaften bestehten aus zwei Teilen:1. Der Glaube, den man aus Herzen bestätigen muß. Solche

Kenntnisse werden die Glaubenskenntnisse genannt.2. Die Anbetung, die körperlich und geistig erfolgen soll. Die

Kenntnisse nennt man die Kenntnisse der Anbetung bzw.Handlung oder das Religionsgesetz.

[Die islamischen Wissenschaften sind die Kenntnisse, die dieBücher der Gelehrten der Sunna enthalten. Wer nicht daranglaubt, was die Gelehrten der Sunna aus den offenbaren heiligenVersen und Hadithen erklärt haben, der wird ungläubig, selbstwenn er nur eine davon leugnet. Wenn er verschweigt, dass ernicht daran glaubt, wird er ein Heuchler. Wenn er es sowohlverschweigt, als auch sich als Muslim vorstellt und versuchtMuslime zu täuschen, wird er Ketzer genannt. Wer offenbareheilige Verse und Hadithe unbewußt falsch deutet und so glaubt,der wird auch ungläubig und Häretiker genannt. Wer aberverborgene heilige Verse falsch deutet und so glaubt, wird keinUngläubiger, aber ein Verirrter. Die Verirrten werden in dieHölle kommen, weil sie vom Weg der Anhänger der Sunnaabgewichen sind. Sie werden aber in der Hölle nicht ewig bleiben,sondern nachher aus der Hölle befreit und ins Paradies geführtwerden. Diese Verirrten werden als Anhänger der Irrlehren bzw.falscher Sekten bezeichnet. Es gibt zweiundsiebzig Irrlehren,falsche Sekten. Keine der Anbetungen, die sie oder die Häretikerverrichten, ist gültig auch werden ihre Dienste und Wohltaten fürdie Menscheit, ihnen im Jenseits keinen Nutzen bringen. DieMuslime, die richtig glauben, werden Anhänger der Sunna oderSunniten genannt. Die Sunniten teilen sich hinsichtlich derAnbetung bzw. Handlung in vier Rechtsschulen. Die Muslime,die sich in diesen vier Rechtsschulen befinden, lieben einanderund wissen gegenseitig, dass sie Anhänger der Sunna sind. Wernicht in einer der vier Rechtsschulen ist, darf kein Anhänger derSunna sein. Daß einer, der kein Sunnit ist, entweder Ungläubigeroder Verirrter ist, wird in den Briefen von St. Imâm-ı Rabbânî,besonders in seinem 286. Brief der ersten Bandes und in denarabischen Büchern Dürr-ül-muchtar (Ausgewählte Perle), indessen Erläuterung von Tachtawî, und El-bessâir li-münkîr-it-tewessül-i bi-echl-il-mekâbir (Es ist nicht zu leugnen, dass die

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Vermittlung wahr ist.) begründet. Beide Bücher sind inarabischer Sprache veröffentlicht worden. Die Erläuterung wurde1395 (1975 n.Chr) in Indien und später auch in Istanbul gedruckt.

Denjenigen, die nach einer von vier Rechtsschulen ihreAnbetungen verrichten, aber sündig sind, vergibt ALLAH, derErhabene, und führt sie nicht in die Hölle. Oder ER quält sieihren Sünden gemäß, doch ER wird sie letzlich von der Qualbefreien. Diejenigen, die an die selbst von Laien bewußtenreligiösen Kenntnissen nicht glauben, werden in der Hölle ewiggequält werden. Diese nennt man Ungläubige.

Die Ungläubigen teilen sich in zwei Gruppen: Heiden undungläubige Schriftbesitzer. Wer aus dem Islam austritt, wirdglaubensabtrünnig oder Glaubensabtrünniger genannt. DerSchriftgelehrte Ibni Âbidîn, Friede sei mit ihm, erklärt imZusammenhang mit der unerlaubten Ehe aufgrund desUnglaubens: “Alle Glaubensabtrünnigen, Häretiker, Ketzer,Feueranbeter, alte griechische Philosophen, Heuchler, Extremevon den zweiundsiebzig falschen Sekten, [Brahmanen,Buddisten], Batiniten, Ibachiten und Dürsiten genannteGlaubensabtrünnige sind Heiden.“

So sind auch die Kommunisten und Freimaurer. Die Judenund die Christen, die an die veränderten himmlischen Bücher, dieheilige Thora und das heilige Evangelium, glauben, sindungläubige Schriftbesitzer.

Wenn ein Ungläubiger, ein Heide oder Schriftbesitzer gläubigwird, darf er sich von der Hölle befreien. Er wird ein reinerMuslim vorausgesetzt, dass er ein Sunnit ist. Um sunnitisch zusein, soll man ein Religionsbuch von einem der Gelehrten derSunna lesen und den richtigen Glauben besitzen und demnachhandeln. Ob einer Muslim ist, versteht sich von seinen Wortenund Handlungen, die er ohne Zwang ausgesprochen undverrichtet hat. Man kann erkennen, ob jemand, der in den letztenZügen seines Lebens liegt, gläubig ist. Die Muslime, die schwereSünden begangen haben, werden bestimmt vergeben, wenn sieihre Sünden bereuen. So werden sie sündenlos. Bereuen heißtsich geloben. Was Gelöbnis ist und wie man sich gelobt, steht inden Religionsbüchern und in dem Buch Seadet-i Ebedijje (DerWeg zum ewigen Glück; Englische Übersetzung: Endless Bliss)ausführlich.]

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GLAUBE UND ISLAMIn diesem Buch İ’tikâdnâme (Das Buch des Glaubens) wird

eine heilige Hadith, eine Mitteilung des heiligen Propheten überden Glauben und dem Islam erklärt. Ich hoffe, dass mit derGnade dieser heiligen Hadith der Glaube der Gläubigenvervollständigt wird, so dass sie das ewige Glück erlangen. Aufdiese Weise hoffe ich, dass sich der sündige Hâlid befreien unddass ALLAH, der Erhabene, der nichts benötigt, gnädig undbarmherzig ist, dem sündigen Hâlid seine nutzlosen Wortevergeben wird. ER möge uns vor den Bosheiten des lügnerischenund betrügerischen Satans und (uns vor den Lügen und falschenWorten der Feinde des Islam täuschen zu lassen), schützen. DennER ist es allein, der allbarmherzig und am allergrößten ist.

Die Gelehrten des Islam haben mitgeteilt, dass jederheiratsfähige und vernünftige Moslem die unveränderlichen undpersönlichen Eigenschaften ALLAHs, des Erhabenen, richtigwissen und daran glauben muß, wie der Islam sie berichtet. Dasist die erste Verpflichtung für alle. Es ist eine schwere Sünde, esnicht zu wissen. Hâlid-i Bağdadî, Sohn Ahmeds, schreibt diesesBüchlein nicht, damit er stolz darauf sein kann und auch nichtdeshalb, weil er berühmt sein will. Er schreibt, um den Menschendienen zu können. ALLAH, der Allmächtige möge Hâlid[1], derkeine Fähigkeit besitzt, durch die heilige Seele des heiligenPropheten helfen! Amen!

[Die persönlichen Eigenschaften ALLAHs, des Erhabenen,sind sechs: unendliches Wesen, Existenz ohne Anfang, Existenzohne Ende, Einigkeit, Unähnlichkeit und Selbständigkeit.ALLAH, der Erhabene, ist das höchste Wesen. SEIN Wesen istunendlich. SEINE Existenz ist ewig und hat keinen Anfang undkein Ende. ER ist einig und ohne Gleichen. ER ist selbstständigund benötigt nichts ,um ewig zu sein. Die Geschöpfe haben keinevon diesen sechs Eigenschaften. Diese Eigenschaften gleichen aufkeinen Fall den Eigenschaften der Geschöpfe. Manche Gelehrtesind der Ansicht, dass die Eigenschaften “Einigkeit“ und“Unähnlichkeit“ gleich sind. Aus diesem Grund zählen sie diepersönliche Eigenschaften ALLAHs, des Erhabenen, als fünf.]

Alles außer ALLAH, dem Erhabenen, heißt Weltall. Das

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[1] St. Mewlânâ Hâlid-i Bağdadî, gest. 1242 (1826 n. Chr.) in Damaskus.

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Weltall war nicht da. ALLAH, der Allmächtige, erschuf es. AlleWelten sind erschaffen worden. Wie alle Welten erschaffenworden sind, können sie wieder nicht dasein. Die Hadith desheiligen Propheten lautet: “Nichts war da außer ALLAH, demErhabenen.”

Der zweite Beweis, dass das Weltall erschaffen wurde, sinddie ununterbrochenen Veränderungen. Alles ändert sich. Wasdagegen ewig ist, ändert sich nie. Ewig ist ALLAH, derErhabene, und ewig sind SEINE Eigenschaften. Diese verändernsich niemals. [Bei physikalischen Vorgängen verändert sich derZustand der Materie. Bei chemischen Vorgängen dagegenverändert sich die Substanz der Materie. Wir sehen, dassGegenstände vernichtet werden, aus denen dann andere zustandekommen. Heute ist bekannt, dass Materie beiAtomveränderungen und Kernreaktionen vernichtet wird. Sieverwandelt sich in Energie.] Die Veränderungen undUmwandlungen im Weltall können nicht ohne Anfang sein. Siekönnen nicht aus dem Nichts zustande kommen. All diese müsseneinen Anfang haben, nämlich aus Urmaterien, Elementenzustande kommen, die aus dem Nichts erschaffen worden sind.Die Veränderungen im Weltall zeigen, dass das Weltallerschaffen wurde.

Daß das Weltall erschaffen worden ist, weist darauf hin, dasses nicht da war und aus dem Nichts erschaffen wurde.

[Wüdschûd heißt Wesen. Es gibt drei Arten des Wüdschud:Das erste ist Wâdschib-ul-wüdschûd (Das unentbehrlicheWesen). Das bedeutet das Wesen, das immer da sein muß. Es istewig da. Vor und nach der Ewigkeit kann es nicht fehlen.ALLAH, der Erhabene, allein ist Wâdschib-ül-wüdschûd. Daszweite ist Mümteni-ul-wüdschûd (Das angebliche Wesen. Esbedeutet das Wesen, das nicht existieren kann. Das wäre einzweiter Gott, den es wahrhaftig nicht gibt. Das dritte ist Mümkin-ül-wüdschûd (Das mögliche Wesen). Es ist das Wesen, das sowohldasein, als auch nicht dasein kann. Das sind alle Welten undGeschöpfe. Das Gegenteil vom Dasein ist Nichtdasein oder dasNichts. Alles war nicht da, bevor es erschaffen worden ist.]

Wenn das Wâdschib-ül-wüdschud, der Allerschaffer, nicht dawäre, könnte nichts vorhanden sein. [Denn, dass etwas aus demNichts zustande kommt, ist eine Veränderung nähmlich einVorfall. Nach dem physischem Gesetz aber, muß man auf einenGegenstand eine äußerliche Kraft wirken lassen, damit einVorfall passieren kann und ferner soll diese Kraft früher als die

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wirkende Ursache vorhanden sein.] Darum kann das Geschöpfnicht von selbst zustande kommen und nicht von selbst im Daseinbleiben. Wenn auf einen Gegenstand keine Kraft gewirkt hätte,wäre er nicht zustande gekommen und immer im Nichtdaseingeblieben. Denn das Mümkin-ul-wüdschûd (Geschöpf) kannnichts erschaffen. Das Wesen, das die anderen erschaffen kann,muß Wâdschib-ul-wüdschûd (Der Schöpfer) sein. Alle Wesen, dieerschaffen worden sind, bilden die Welten, das Weltall. All diesesind nachher erschaffen worden. Das einzige Wesen, das vonkeinem anderen erschaffen worden und der Schöpfer ist, istWâdschib-ul-wudschûd. ER ist ewig. Der Schöpfer ist das Wesen,das nicht erschaffen worden ist. Es wurde nicht erschaffen. Wennes nicht so gewesen wäre, würde es nicht ewig sein und damitwürde man in Widerspruch geraten. Huda heißt im Persischen dasWesen, das nicht erschaffen worden und ewig da ist. [Auf der 87.Seite unseres Buches wird eingehender über dieses Themaberichtet.]

Wir sehen, dass das Weltall sich in einer erstaunlichenOrdnung befindet. Die Technik entdeckt jedes Jahr neue Systeme.Der Schöpfer, der diese Ordnung erschaffen hat, muß unsterblich,allwissend, allmächtig, allhörend, allsehend, sprechend, willkürlichund schöpferisch sein. Denn Sterblichkeit, Unwissenheit,Machtlosigkeit, Taubheit, Blindheit, Stummheit,Unwillkürlichkeit und Unschöpferischsein sind Mängel. Es istunmöglich, dass der Schöpfer, der das Weltall in einerausgezeichneten Ordnung erschaffen hat und es vor Vernichtungschützt, fehlbare Eigenschaften besitzt. Wie könnte Er Geschöpfemit vollkommenen Eigenschaften erschaffen, wenn ER diese nichtselbst hätte? In diesem Fall würden Geschöpfe vorzüglicher alsder Schöpfer sein! Es ist offenbar, dass es nicht so ist.

[Alle Wesen, von den Atomen bis zu den Sternen, sindgenauen Berechnungen und den Gesetzen gemäß erschaffenworden. Die Ordnung, die durch die Physik, Chemie, Astronomieund Biologie entdeckt worden ist, ist wunderbar. Selbst Darwinmußte gestehen, als er an das Sehvermögen der Augen dachte:“Es geht über meinen Verstand!” Kann der Allmächtige, der alleGesetze und die genauen Berechnungen, die man in denNaturwissenschaften studiert, erschaffen hat, fehlbareEigenschaften besitzen?]

Der Schöpfer muß alle vollkommenen, kann aber keinefehlbaren Eigenschaften haben. Denn, wer fehlbar undmangelhaft ist, kann kein Hudâ (Der Schöpfer) sein.

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Außer diesen vernünftigen Beweisen berichten die heiligenVerse und Hadithe, dass ALLAH, der Erhabene, vollkommeneEigenschaften besitzt. Daran soll man glauben. Wer nicht daranglaubt, ist ungläubig. Die obenerwähnten acht Eigenschaftennennt man ständige Eigenschaften. ALLAH, der Erhabenebesitzt alle vollkommenen Eigenschaften. Es gibt keine Fehlerund keine Irrtümer bei SEINER Persönlichkeit, SEINENEigenschaften und bei SEINEM Tun.

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DIE GRUNDSÄTZE DES ISLAMMit der Gnade ALLAHs, des Allmächtigen, der alle Welten

jeden Moment im Dasein erhält, allgütig und ewig ist, fangen wiran, die heilige Mitteilung, Hadith unseres heiligen Propheten,Friede sei mit ihm, zu erklären.

St. ’Omar Ibn-ul Hattâb, Friede sei mit ihm, heroischer Fürstder Moslems, einer der Großen der Gefährten des heiligenPropheten, unser tugendhafter und wertvoller Führer, berichtete:

“Es war ein Tag, an dem wir, nämlich einige von den heiligenGefährten, uns in Anwesenheit des heiligen Propheten, Friede seimit ihm, befanden und ihm zur Verfügung standen”. Jener Tag,an dem man mit dem heiligen Propheten zusammen war und seinlichtvolles Gesicht ansah, seine heiligen Worte lauschte, warehrenvoll und wertvoll. Um den Vorzug jenes Tages erklären zukönnen, sagte St. Omar “Es war ein solcher Tag, an dem...” Dennsie sahen St. Gabriel, den Erzengel, in Gestalt eines Menschenund lauschten den heiligen Worten von St. Gabriel und unseremheiligen Propheten, Friede sei mit ihnen. Deswegen war es einehrenvoller und wertvoller Tag.

“Es kam ein ehrwürdiger Mann mit lichtvollem Gesicht zuuns. Sein Kleid war ganz weiß und sein Haar war ganz schwarz. Ersah nicht wie ein Wanderer aus, denn er hatte weder geschwitzt,noch Staub auf seinem Kleid. Keiner von uns, den Gefährten desheiligen Propheten, kannte ihn. Er setzte sich vor dem heiligenPropheten, Friede sei mit ihm. Sich so hinzusetzen entsprachnicht guten Benehmen, dass er es dennoch tat, zeigte, dass er einewichtige Lehre geben wollte. Er wollte zeigen, dass einReligionslehrer niemals stolz und ein Schüler nie scheu sein darf.Jeder soll unbefangen fragen, was er lernen möchte. Das wollteSt. Gabriel, Friede sei mit ihm, die Gefährten des heiligenPropheten lehren. Um die Religon kennenzulernen, sollte mansich nicht schämen.”

Dieser verehrte Mann legte seine Hände auf die Knie desheiligen Propheten und sagte “O Prophet ALLAHs, desAllmächtigen ! Erkläre mir den Islam!”

Islam heißt Hingabe an ALLAH, den Erhabenen. Der heiligeProphet, Friede sei mit ihm, erklärte, dass der Islam der Namevon fünf Grundsätzen nach dem Religionsgesetzt ist:

1. Der erste Grundsatz des Islam ist das Glaubensbekenntnis

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auszusprechen. “Eschhedü en lâ ilâche illallach ve eschhedü enneMuchammeden abdüchu ve ressûlüch.” Das bedeutet: Ichbezeuge, dass es keinen Gott außer ALLAH, dem Erhabenengibt. In den Himmeln und auf der Erde ist kein Wesen derAnbetung würdig, außer ALLAH, dem Erhabenen. ALLAH, derErhabene, ist der einzige Gott.” ER ist Allerschaffer (Wadschib-ul-wüdschûd) und hat jede Vorzüglichkeit, keineMangelhaftigkeit, ER heißt ALLAH. Jeder heiratsfähige undvernünftige Mensch soll daran aus Herzen glauben und diesenGlaubenssatz aussprechen, soweit er nicht stumm ist. Auch sollman folgendes aussprechen und glauben: “Die verehrte Personnamens Muhammed, Sohn Abdullahs, ist Diener und ProphetALLAHs, des Erhabenen.” Er ist Sohn von St. Âmine, derTochter Wehebs. Er hatte ein rosa-weißes Gesicht, schwarzeAugen und Augenbrauen, eine breite Stirn und den bestenCharakter. Er war sprachfertig. Er war Araber, da Er in Arabienam Montag 20. April, 571 (n. Chr.) während derMorgendämmerung geboren war und von der Familie Haschimîabstammte. Es wurde ihm im Jahre 611 n.Chr. im Alter vonvierzig Jahren in Mekka berichtet, dass Er als Prophet auserwähltwurde. Hierauf verbreitete er dreizehn Jahre lang in Mekka dieLehre des Islams. Danach emigrierte Er mit ZustimmungALLAHs, des Erhabenen, nach der Stadt Medina. Von dort ausverkündete Er den Islam überall. Zehn Jahre später, am Montagdem 12. Rebî’ul ewwel (Juli 632) schied Er in Medina hin. Dort istSein heiliges Grabmal.

[Historiker berichten, dass während der Auswanderung vonMekka nach Medina, der heilige Prophet am Donnerstag, dem 27.Safer 622 (n. Chr.) gegen Abend in die Höhle Sewr eintrat. In derNacht von Montag auf Dienstag verließ Er die heilige Höhle. AmMontag, dem 8. Rebi’ul-ewwel (dem 20. September 622) kam Erin ein Vorort von Medina namens Qubâ an. Dieser heilige Tagwurde für die Muslime der Jahresbeginn des Sonnenkalendersnach der Hedschra. Der den Persern angehörende Jahresbeginnbeginnt sechs Jahre vorher, am 20. Mai. Es ist der gleiche Tag dendie Feueranbeter als Newrustag anerkannten. Am demDonnerstag, wo Tag und Nacht gleich lang waren, war Er inQubâ. Am Freitag verließ Er Qubâ und traf in die Stadt Medinaein. Der Anfang des Monats Muharrem dieses Jahres wurde alsBeginn des Mondkalenders nach der Hedschra anerkannt. DieserJahresanfang fiel auf den Freitag dem 6. Juni. EinSonnenkalenderjahr nach der Hedschra, das sich mit dem Beginn

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des julianischen Kalenders trifft, ist 622 Jahre weniger als dasjulianische Kalenderjahr. Ein julianisches bzw. gregorianischesKalenderjahr, das sich mit dem Jahresbeginn des Sonnenkalendernach der Hedschra trifft, ist 621 Jahre mehr als das letztere.]

2. Der zweite Grundsatz des Islam ist es fünfmal täglichrechtzeitig das Gebet zu verrichten. Die Gebete, die nach denfalschen Kalendern von Unwissenden und Irrgläubigen verrichtetwerden, werden nicht gültig, sondern schwere Sünde, weil sie aufdie falschen Zeiten treffen denn es ist höchst wahrscheinlich, dassman somit das erste erforderliche Gebet des Mittagsgebetes unddes unentbehrliche Gebet des Abendgebets in den Zeitenverrichtet, in dem das Gebet unerwünscht ist. [Der Beginn einerGebetszeit, kann durch ein ausgesproches Gebetsruf erkanntwerden. Ähnliche, instumentale Stimmen, die von Verirrten alsGebetsruf vertönt werden, können nicht das GebetsrufMuhammeds, Friede sei mit Ihm sein.] Man soll die Gebetevorschriftsmäßig durch Erfüllen von unentbehrlichen, nötigenund erforderlichen Verpflichtungen und an ALLAH, denErhabenen, denkend und rechtzeitig verrichten. Im heiligenKoran wird das Gebet Salât genannt. Salât bedeutet im LexikonGebet der Menschen, Buße der Engels und Vergebung vonALLAH, dem Allbarmherzigen. Salât im Islam ist ein bestimmtesGebetssprechen und Haltungen, wie es in den elementarenReligionsbüchern erklärt wird. Zu Anfang des Gebetsverrichtensheben Männer ihre Hände zu den Ohren und sagen ALLAHuEkber (ALLAH ist der Allergrößte), worauf sie ihre Hände aufden Bauch aufeinanderlegen. Man beendet das Gebet nach rechtsund links grüßend.

3. Der dritte Grundsatz des Islam ist Armensteuer zu zahlen.Im Islam bedeutet Armensteuer, einen bestimmten Teil deserworbenen Vermögens, sobald es ein gewisses Maß, Nisabgenannt, erreicht hat, den im heiligen Koran erwähnten Moslemsim guten Glauben abzugeben. Man darf Menschen von siebenArten Armensteuer zahlen. Es gibt vier Arten von Armensteuer:Armensteuer in Form von Gold oder Silber, in Form vonHandelswaren, in Form von grasenden Haustieren und in Formvon Erdprodukten aller Art. Die letzte Form heißt Uschur. Siewird sogleich nach der Ernte gegeben. Die anderen drei Artenwerden ein Jahr nach Erreichen von einem bestimmten Maßgegeben.

4. Der vierte Grundsatz des Islam ist “tägliches Fasten imHeiligen Monat Ramadan.” Savm (Fasten) bedeutet, im Lexikon

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etwas vor etwas zu schützen. Im Religionsgesetz bedeutet Fasten,dass man sich vor drei Dingen beim Fasten im heiligen MonatRamadan fern halten soll. Das sind: Essen, Trinken undGeschlechtsverkehr. Der Monat Ramadan beginnt nur dann,wenn man am Himmel den Neumond gesichtet hat. Er beginntnicht an einem vorher ausgerechneten und festgestellten Tag.

5. Der fünfte Grundsatz des Islam ist, “Einmal im Leben diePilgerfahrt auszuführen, wenn man dazu imstande ist.” Wenn derMoslem genug Geld für das Auskommen seiner Familie währendder Zeit der Pilgerfahrt hat, soll er einmal in seinem Leben dieheilige Moschee Kaaba in Mekka besuchen, auf dem ‘Arafatplatz’stehen und die Vorschriften einhalten, soweit der Weg sicher under selbst gesund ist.

Nachdem der verehrte Mann diese Antworten von demheiligen Propheten bekam, sagte er: “O Prophet ALLAHs, desAllmächtigen! Du hast richtig gesprochen!” Wir, Zuhörer habenuns über seine Worte gewundert. St. Omar berichtet, dass sich dieAnwesenden darüber gewundert haben, denn er fragt undbestätigt auch die Antwort. Man fragt nach etwas, um es zuerfahren. Wenn man die Antwort bestätigt, beweist das, dass mansie ohnedies kennt.

Der wichtigste der fünf Grundsätze ist dasGlaubensbekenntnis auszusprechen und an dessen Sinn zuglauben. Der zweitwichtigste ist das Gebetsverrichten. Dannkommt das Fasten. Ihm folgt die Pilgerfahrt. Als letzter kommt dasVergeben der Armensteuer. Alle Gelehrten des Islam berichtenübereinstimmend, dass die Aussprache des Glaubensbekenntnis zuBeginn des Islam als erster Grundsatz vorgeschrieben worden ist.Das Gebetsverrichten ist nach dem zwölften Jahr, nämlich einJahr und einige Monate vor der Hedschra während der heiligenHimmelfahrt, der heiligen Nacht Miradsch, religiöse Vorschriftgeworden. Fasten im heiligen Monat Ramadan wurde im zweitenJahr nach der Hedschra zur heiligen Aufgabe, Armensteuer ist imheiligen Monat Ramadan des gleichen Jahres Verpflichtunggeworden. Dagegen wurde die Pilgerfahrt sechs Jahre nach derHedschra einer der Grundsätze des Islam. So wurde über dasEntstehen der fünf Grundsätze des Islam in zeitlicherReihenfolge berichtet. In vorzüglicher Reihenfolge ist dieArmensteuer und in zeitlicher Reihenfolge dagegen diePilgerfahrt, als letztes berichtet worden. Wer einen der fünfGrundsätze des Islam nicht befolgt, verleugnet, verachtet oderablehnt, wird ungläubig. Die Gelehrten des Islam berichten

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übereinstimmend: Wer Erlaubtes als Unerlaubtes oderUnerlaubtes als Erlaubtes behauptet, wird ungläubig. Wer eineder religiösen Vorschriften verleugnet oder verachtet, die selbstden Ungebildeten bekannt ist, wird ungläubig. Es stellt keineUnglauben dar, wenn Ungebildete Vorschriften nicht kennen, dienicht allgemein bekannt sind, es wird zur bloßen Sünde.

[z.B.: Es ist verboten, Schweinfleisch zu essen, Alkohol zutrinken, Hasard zu spielen. Es ist untersagt, dass Frauen undMädchen mit bloßem Kopf, mit bloßen Beinen und Armen unddass Männer gerechnet von den Knien an bis zum Nabelunbekleidet, ausgehen. Gläubige sollen diese Teile ihrer Körperverhüllen. ALLAH, der Erhabene, hat verboten, siebloßzustellen. Die vier gerechten Rechtsschulen, welche dieGebote und Verbote von ALLAH, dem Erhabenen, erklärten,teilen unterschiedlich mit, welche Körperteile der Männer nichtbloßzustellen sind. Jeder Gläubige soll die Grenzen der Bloßheitseines Körpers nach seiner Rechtsschule nicht überschreiten. Esist auch verboten, die unerlaubten bloßen Stellen des Körpersanzuschauen. In dem Buch Kimjâ-i Seâdet (Das Elixier derGlückseligkeit) heißt es: “Wie es untersagt ist, dass Frauen undheiratsfähige Mädchen ohne islamische Bekleidung draußengesehen werden, so ist es auch verboten, geschminktbzw.parfümiert hinauszugehen. Die Eltern, Ehemänner oderBrüder, die ihnen erlauben, so auszugehen, begehen somit auchSünde.” D.h. sie werden auch in die Hölle kommen, falls sie ohneReue sterben. ALLAH, der Erhabene,mag diejenigen, die ihreSünde bereuen. Daß es den Frauen und heiratsfähigen Mädchenverboten ist, in unangemessener Kleidung und Weise von nichtnahen männlichen Verwandten gesehen zu werden, ist im drittenJahr nach Hedschra vorgeschrieben worden. Man darf sich nichtdurch Äußerungen der britischen Agenten und der von diesenirregeführten Unwissenden täuschen, die behaupten, dass mansich zu Beginn des Islam nicht bekleidet hätte und dass es nachhervon den Rechtsgelehrten erfunden worden sei, indem sie denheiligen Vers nicht beachten, der im dritten Jahr geoffenbartwurde und der befielt, sich islamisch zu bekleiden. Bezeichnetsich jemand als Muslim, so muß er wissen, ob seine Handlungendem Islam, nämlich dem Religionsgesetz gemäß sind. Weiß erdies nicht, so ist es eine Pflicht für ihn, es von den Gelehrten derSunna oder von deren Büchern zu erfahren. Entsprechen dieHandlungen nicht dem Religionsgesetz, ist es unmöglich sich vonden Sünden und dem Götzendienst zu befreien. Man sollte täglich

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inniges Bußgelöbnis ablegen. Den Sünden und demGötzendienst, dem innig eingebüßt wird, wird gewiß vergebenwerden. Verbleibt das Bußgelöbnis, so wird man Strafe, nähmlichQual, im Dies und im Jenseits dafür erleiden. Wir haben inverschieden Abschnitten unseres Buches von dieser Strafeberichtet.

Alles, was von Männern und Frauen, während derGebetsverrichtung bedeckt werden muß, wird als Schamteilbezeichnet. Das Schamteil zu entblösen und auf das Schamteileines anderen zu blicken ist untersagt. Die Behauptung, dass derIslam die Bedeckung der Schamteile nicht bedingt, führt zurUngläubigkeit. Mit Übereinstimmung der vier Rechtsschulen, istjemand der aus Belanglosigkeit vor der Strafe, behauptet dass eserlaubt sei seine eigenen Schamteile zu entblösen oder auf dieentblösten Schamteile anderer zu blicken, ein Ungläubiger. Aufgleicher Weise ist den Frauen das Entblösen der Schamteile, dasSingen und das Aussprechen von Lobgedichten vor fremdenMännern untersagt. In der Rechtsschule Hanbeli gilt der Teil vomKnie bis zum Leistenband des Mannes nicht als Schamteil. JederMuslim muß an die Grundstätze des Glaube und des Islam, sowiean die, von den vier Rechtsschulen mit Übereinstimmungberichteten erforderlichen Pflichten und dem Untersagtenglauben und dem die nötige Bedeutung beimessen. Unwissenheitkann keine Entschuldigung sein, denn es ist mit dem Wissen, dochnicht glauben gleichzustellen. Mit Ausnahme des Gesicht und denHänden, gilt der gesamte Körper der Frauen, den vierRechtsschulen gemäß, als Schamteile. Teile des Körpers die nichtmit Übereinstimmung, nähmlich nur von einer Rechtsschule nichtals Schamteil gelten zu entblösen, führt zwar nicht zumUnglauben, doch gilt es in der eigenen Rechtsschule als Sünde.Den Körperteil von Knie bis zum Leistenband der Männer zuentblösen unterliegt dieser Anordnung. Es ist eine unentbehrlichePflicht zu lernen was man nicht weiß. Nachdem man es gelernt hat,sollte man sich bedecken und innig Bußgelöbnis ablegen. Lügen,klatschen, übel nachreden, verleumden, stehlen, betrügen,kränken, Anlaß zur Zwietracht geben, das Eigentum einesanderen ohne seine Einwilligung zu benutzen sind verboten.Arbeiterlohn und Steuer nicht zu zahlen, den Gesetzen des Staatesnicht zu gehorchen, gegen die Regierung zu rebellieren, ist auchuntersagt. Es ist ebenfalls verboten, solches gegen Ungläubigeoder in Ländern der Ungläubigen zu tun.]

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DIE GRUNDSÄTZE DES GLAUBENDer verehrte Mann sprach wieder: “O, Prophet, ALLAHs,

des Erhabenen! Erkläre mir auch, was Glaube ist!” Nachdem St.Gabriel, Friede sei mit ihm, nach dem Islam gefragt und Antwortbekommen hatte, wollte er diesmal den Glauben erklären lassen.Glaube im Lexikon bedeutet, dass man einen Menschen alsaufrichtig und zuverlässig kennt und bestätigt. Im Islam bedeutetder Glaube: “Man soll glauben, dass St. Muhammed, unser Herr,Friede sei mit ihm, Prophet ALLAH’s, des Allmächtigen ist. Undman soll daran glauben, was er von den Geboten ALLAHs, desErhabenen, uns in kurzen Worten oder ausführlich berichtet hat.Und man soll das Glaubensbekenntnis aussprechen, woran manglaubt, soweit es möglich ist.” Wie man glaubt, dass Feuer brenntund Schlangengift tötet, ebenso gut soll man wissen, dassALLAH, der Erhabene, und SEINE Eigenschaften amallergrößten und vorzüglichsten sind, dass man sich vor SEINERStrafe fürchten und SEIN Wohlgefallen wünschen soll. Man mußin seinen Herzen den Glauben so fest einprägen, als graviere maneine Schrift auf ein Stück Marmor.

Es gibt keinen Unterschied zwischen Glauben und Islam. Dergemeinsame Grundsatz des Glauben und des Islams ist dasGlaubensbekenntnis. Hinsichtlich der Religion sind sie gleich,obwohl es im allgemeinen und im besonderen manchelexikalischen Unterschiede zwischen ihnen gibt.

Ist der Glaube ein einziger Begriff? Besteht er aus einem Teiloder aus vielen Teilen? Aus wieviel Teilen besteht er, wenn erzusammengesetzt ist? Gehören Anbetungshandlungen zumGlauben oder nicht? Wenn ja, sind sie wesentliche, wichtigeElemente? Darf man “so ALLAH will!” sagen, wenn manbekannt gibt, dass man selbst gläubig ist? Gibt es eine Minderheitund eine Mehrheit beim Glauben? Ist der Glaube etwasGeschaffenes? Ist man imstande, aus eigener Kraft gläubig zuwerden oder sind die Gläubigen unter Zwang gläubig geworden?Warum ist es geboten, zu glauben, wenn man doch mit Gewaltgläubig wird? Es dauert lange, all das zu beantworten. Darübersoll man der Glaubenslehre Esch’ari und Mu’tesile nach wissen,das ALLAH, der Allmächtige, nichts gebietet, was unmöglich ist.Nach der Glaubenslehre Mu’tesile: ALLAH, der Allmächtigegebietet nicht, was den Menschen unmöglich ist. Nach der

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Glaubenslehre Esch’ari: ALLAH, der Erhabene, gebietet denMenschen etwas Unmögliches, wenn ER will. Aber ER hat nichtsUnmögliches geboten. Zum Beispiel, der Umstand, dassMenschen ohne Mittel fliegen müßen, wäre ein solches Gebot.Glaube, Anbeten und Handlungen sind keine unmöglichenGebote. Darum ist man noch gläubig, selbst wenn man nachherwahnsinnig oder unwissend geworden oder eingeschlafen oder totist.

Bei dieser heiligen Hadith darf man nicht an die lexikalischeBedeutung des Glauben denken. Jeder ungebildete Araber weiß,dass die lexikalische Bedeutung des Glauben Bestätigung undGlauben ist, geschweige denn, dass die Gefährten des heiligenPropheten, Friede sei mit ihnen, es nicht gewußt hätten. Hierfragte St. Gabriel, Friede sei mit ihm, nicht nach der lexikalischenBedeutung des Glauben, sondern nach seiner Bedeutung imIslam. Er fragte, weil er diese Bedeutung lehren wollte. Darumhat der heilige Prophet, Friede sei mit ihm, berichtet, dass derGlaube aus sechs Grundsätzen besteht:

1- Man soll zuerst an ALLAH, den Erhabenen, glauben. Mansoll entweder durch Erleuchtung, durch Denken, durch Beweisoder durch überzeugende Worte an die bestimmten sechsGrundsätze glauben und sie aussprechen.

Erstens soll man daran glauben, das ALLAH der Erhabene,der einzige Gott und Allerschaffer ist. Man soll glauben, dassalles, was sich im irdischen und zukünftigen Leben befindet, vonALLAH, dem Allmächtigen, ohne Materie, ohne Ähnlichkeitund ohne Zeit erschaffen worden ist. [ER ist es allein, der alleStoffe, Atome, Moleküle, Elemente, zusammengesetzte Stoffe,organische Gegenstände, Zellen, Leben, Tod, alle Ereignisse,Reaktionen, Kräfte, Energie jeglicher Art, alle Gesetze, Seelen,Engel, lebendige und unbelebte Wesen im Nichtdasein erschaffenhat und alle jeden Moment im Dasein erhält]. Wie ER alle Wesenim Weltall momentan aus dem Nichts erschaffen hat, so wird ERalles, was ER voneinander erschafft, am Tage des Weltuntergangsmomentan wieder vernichten. ER ist es, der Allerschaffer,Allmächtiger und Allerhalter ist. Es gibt keine Macht außer derMacht ALLAHs, des Allmächtigen. Es gibt kein vorzüglicheresWesen, keinen anderen Gebieter außer IHM. Alle Erhabenheitund alle vollkommenen Eigenschaften gehören IHM. ER besitztkeine unvollkommenen und keine fehlbaren Eigenschaften. ERkann alles tun, was ER will. ER tut nichts damit SEIN Tun IHModer irgendjemandem anderen nützlich wird. ER tut nichts gegen

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Vergeltung. SEIN Tun ist immer voll Gnade, Nutzen undWeisheit.

ER muß nicht nützliche Dinge für SEINE Menschen-geschöpfe erschaffen. ER muß die Wohltäter nicht belohnen unddie Übeltäter nicht bestrafen. Wenn ER alle Sündigen insParadies führte, wäre es SEINER Gnade würdig. Führte ER alle,die IHM gehorchen und dienen, in die Hölle, so wäre es SEINERGerechtigkeit würdig. Aber ER hat gewollt und mitgeteilt, dassER die Gläubigen und Anbeter ins Paradies führen und ihnenGnade schenken, die Ungläubigen dagegen ewig in der Höllequälen wird. ER bricht SEIN Wort nicht. Wären alle Lebewesengläubig und gehorsam, so würde es IHM nichts nützen. Wärenalle Wesen ungläubig und ungehorsam, so würde es IHM nieschaden. Wenn SEIN Diener etwas will, erschafft ER es, wennER es auch will. ER ist es, der die Handlungen SEINER Dienerund alles erschuf und erschafft. Wenn ER nicht will und nichterschafft, kann sich niemand bewegen. Niemand kann ungläubigund ungehorsam werden, wenn ER es nicht will. Obgleich ERerlaubt, dass Menschen ungläubig werden und Sünden begehen,ist ER nicht damit zufrieden. Niemand darf SEIN Tun kritisieren.Niemand darf nachfragen, warum ER so oder nicht so gehandelthat. Außer Unglauben und Götzendienst vergibt ER densündigen Gläubigen die Sünden, wenn ER will, selbst wenn sieohne Buße gestorben sind. ER bestraft die Sünder für kleineSünden, wenn ER will. ER hat berichtet, den Menschen, die alsUngläubige und als Glaubensabtrünnige (aus dem IslamAusgetretene) gestorben sind, niemals zu vergeben und sie ewigzu quälen.

Obschon ER die anbetenden Gläubigen, die nicht wie dieAnhänger der Sunna glauben, und die Gläubigen, die ohne Bußegestorben sind, in der Hölle quälen wird, werden diese Verirrten(Anhänger der Irrlehren) nicht ewig in der Hölle bleiben.

Es ist möglich, ALLAH, den Erhabenen, mit irdischenAugen im irdischen Leben zu sehen. Doch niemand hat IHN sogesehen. Am Tage der Auferstehung vom Orte des JüngstenGerichtes wird ER sich den Ungläubigen und sündigenGläubigen mit aller Strenge zeigen, den Gläubigen im Paradiesaber in voller Güte. Die Engel und die Frauen werden IHN auchsehen. Doch es wird den Ungläubigen versagt bleiben. Es wurdeberichtet, dass die Geister IHN auch nicht sehen werden. Nachden meisten islamischen Gelehrten werden die rechtschaffenenGläubigen IHN morgens und abends, die anderen Gläubigen

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jeden Freitag und die gläubigen Frauen einige Male im Jahresehen dürfen.

[In seinem persischen Buch Tekmil-ül-îman(Vollkommenheit des Glauben) berichtet der ReligionsgelehrterScheich Abdülhak-ı Dechlewi[1] im Zusammenhang mit derheiligen Hadith: “Am Tage der Auferstehung werdet ihrALLAH, den Erhabenen, sehen, wie ihr den Vollmond seht!”Wie man ALLAH, den Erhabenen, unbegreiflich weiß, so wirdman im Jenseits unbegreiflich ALLAH, den Erhabenen, sehen.Die großen islamischen Gelehrten, wie Ebül Hassen-i Esch’arî[2]

Imam-ı Süjûtî und Imam-ı Bejhekî berichten, dass die Engel imParadies ALLAH, den Erhabenen, sehen werden. Nach demabsoluten Religionsgelehrten Imâm-ı Âsam Ebû Hânife und denanderen islamischen Gelehrten erwerben die Geister keinVerdienst und werden nicht ins Paradies kommen, nur diegläubigen Geister werden nicht in die Hölle geführt. Dierechtschaffenen Gläubigen werden ALLAH, den Erhabenen,morgens und abends, die anderen Gläubigen Freitags und diegläubigen Frauen einige Male im Jahr sehen, gleich denweltlichen Festtagen. Meiner Meinung nach werden die Engel,die Frauen und die Geister IHN auch sehen dürfen. Es istangebracht, die vorzüglichsten Frauen wie St. Fâtımat-üs-sehrâ,St. Hadidschet-ül kübra, St. Âische-i Sıddîka und andereehrwürdige Frauen des heiligen Propheten, St. Maria und St.Asije, die Frau des Pharaos, als Ausnahme zu betrachten. St.Imam-ı Sujuti weist auch darauf hin.]

Man soll glauben, dass ALLAH, der Erhabene, gesehenwerden wird. Aber man darf sich keine Gedanken darübermachen, wie ER sich zeigen wird. Denn SEIN Tun geht über denmenschlichen Verstand hinaus. Es läßt sich nicht mit demirdischen Tun vergleichen [Man kann es nicht durch diephysikalischen und chemischen Kenntnisse begreifen.] ALLAH,der Allmächtige, ist unabhängig von Richtung und Raum. ER istkein Stoff, kein Gegenstand und kein Element. [Er ist nichtgemischt und nicht zusammengesetzt.] ER ist unabhängig vonGrenzen, Zahlen, Maß und Rechnungen. ER ändert sich nicht.ER ist von Zeit und Ort unabhängig. Er hat keine Vergangenheitund keine Zukunft. Er ist unabhängig in jeder Hinsicht. Darum

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[1] Abdülhak-i Dehlewî, gest. 1052 (1642 n. Chr.) in Delhi.[2] Ebülhassen Ali bin Ismail Escharî, gest. 330 (941 n.Chr.) in Bagdad.

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können IHN der Gedanke, das Wissen, die Intelligenz und dieVernunft des Menschen nicht bereifen. Der Mensch kann auchnicht erfassen, wie ER gesehen wird. Die Wörter wie Hand, Fußund desgleichen in den heiligen Versen und Hadithen bedeutennicht das, was wir darunter verstehen. Diese heiligen Verse undHadithe heißen Müteschâbihât (Symbole). Daran soll manglauben, aber man sollte nicht versuchen, es zu verstehen. Mankann sie in Kürze oder im Einzelnen erklären. Es werden ihnendie ALLAH, dem Erhabenen, eingemessenen Bedeutungengegeben. Zum Beispiel bedeutet das Wort “Hand” Macht oderEnergie.

Der heilige Prophet Muhammed, F.s.m.i, hat ALLAH, denAllbarmherzigen bei der heiligen Himmelfahrt, Miradsch,gesehen. Aber dieses Sehen war kein irdisches Sehen mitirdischen Augen. Wer behauptet, ALLAH, den Erhabenen, mitirdischen Augen gesehen zu haben, wird ungläubig. Das Sehenvon Heiligen ist kein Sehen wie im Dies- und im Jenseits. Es istkein Sehen. Es kam ihnen vor, als ob sie IHN gesehen hätten.Obwohl manche Heilige sagten, dass sie IHN gesehen hätten,dachten sie, IHN gesehen zu haben, obwohl sie aber in religiöserEkstase (Schuhûd) waren. Oder sie drückten es nur symbolisch soaus.

Frage: Es ist oben erwähnt worden, dass es im irdischenLeben möglich ist, ALLAH, den Erhabenen, mit irdischen Augenzu sehen. Warum werden jene ungläubig, die es behaupten, wennes möglich ist?

Antwort: Im Lexikon bedeutet das Wort “zulässig” das, wassein oder nicht sein kann. Nach der Glaubenslehre von Esch’arîbedeutet es, dass ALLAH, der Erhabene, eine Art des Sehensaußerhalb den physikalischen Gesetzen ermöglichen kann. ZumBeispiel: ER kann einen Blinden in China einen Moskito inSpanien oder einen Menschen auf der Erde die Wesen auf demMond und auf den Sternen sehen lassen. Ein solcher Umstand istmöglich und erlaubt. Aber diese Macht hat nur ALLAH, derAllmächtige. Sonst paßt es nicht zu den heiligen Versen und denÜbereinstimmungen der Gelehrten, so etwas zu behaupten.Darum wird jener Häretiker oder Ketzer, der das behauptet. Wirwürden noch sagen, dass ein solches mögliches Sehen nichtbedeutet das auch das IHN Sehen durch physikalischen Gesetzenerlaubt ist. Indessen, wenn man behauptet, dass man IHN gesehenhabe, heißt es, dass man IHN den physikalischen Gesetzen gemässgesehen hat. Dieses Sehen aber ist nicht möglich. Aus diesen

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Grund wird man ungläubig. Mit diesen Worten fordert St.Mewlânâ Hâlid, dass wir aufpassen und die Bestimmtheit derzweiten Antwort begreifen müssen. [Mülhids und Sindiksbehaupten, dass sie gläubig seien. Der Mülhid spricht im Ernst. Erglaubt, er sei Muslim und wäre auf dem rechten Weg. Aber derSindik ist feindlich gegen den Islam gesinnt und gibt sich alsMuslim aus, um den Islam innerlich zu zerstören und die Muslimezu täuschen.]

ALLAH, der Erhabene, ist unabhängig von Tag und Nacht.Weil ER sich niemals ändert, darf niemand fragen, wie ER in derVergangenheit war und wie ER in der Zukunft sein wird. ER istunveränderlich. ER kommt in keinem Wesen vor und vereinigtsich mit keinem. Bei ALLAH, dem Erhabenen, gibt es keinenGegensatz, keinen Partner, keinen Gehilfen und keinenBeschützer. ER hat keine Mutter, keinen Vater, keinen Sohn,keine Tochter und keine Frau. ER ist immer und überallanwesend und umfaßt alle Dinge. ER ist allen Menschen näherals ihre Schlagader. Das können die Kenntnisse der Gelehrten,die Intelligenz der Techniker und die Erleuchtung der Heiligennicht verstehen. Es geht über den menschlichen Verstand.ALLAH, der Erhabene, selbst und jede SEINER Eigenschaftenist einzig, unveränderlich und unwandelbar.

Die Namen ALLAHs, des Erhabenen, sind unveränderlich,d.h. man darf ALLAH, dem Allmächtigen, nur mit den Namenbenennen, die der Islam mitteilt. Außer diesen Namen darf manIHM keinen anderen Namen geben. [Zum Beispiel: Man nenntIHN Allwissenden, aber nicht Rechtsgelehrter. Man darf IHNauch nicht Gott nennen. Denn Gott heißt im Türkischen “Tanrı”und im Arabischen “Mâbud” oder “Ilach”. Wir wissen zumBeispiel, dass die Inder Kühe als Götter betrachten. Man darf dasWort “Gott” im Einheitsbekenntnis verwenden, “es gibt keinenGott außer ALLAH, dem Erhabenen.” Man darf die WörterDieu (Französisch), God (Englisch) und Tanrı (Türkisch) stattGott, aber nicht statt ALLAH ausdrücken.] Es gibt zahlloseNamen ALLAHs, des Allmächtigen. Es ist bekannt, dass ERtausendundeinen Namen besitzt. Es wurde nämlich denMenschen tausendundein Namen bekanntgegeben. In derReligion des heiligen Propheten Muhammed, Friede sei mit ihm,sind neunundneunzig Namen mitgeteilt worden. Diese werdenschöne Namen “Esma-i Hüsna” genannt.

Die persönlichen Eigenschaften von ALLAH, demErhabenen sind sechs. Diese Eigenschaften wurden schon vorher

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erwähnt. Die ständigen Eigenschaften von ALLAH, demErhabenen, sind nach der Glaubenslehre Matüridijje acht undnach der Glaubenslehre Escharijje sieben. Diese Eigenschaftensind ewig wie ALLAH, der Allmächtige, selbst. Sie sind heiligund nicht wie die Eigenschaften der Geschöpfe. Der Verstandund die Vernunft der Menschen können sie nicht begreifen.ALLAH, der Allmächtige, hat den Menschen je ein VorbildSEINER Eigenschaften geschenkt. Dadurch kann man dieEigenschaften des Erhabenen einwenig verstehen. Da derMensch ALLAH, den Allmächtigen, nicht begreifen kann, ist esuntersagt, zu denken, wie ER ist. Die acht ewigen Eigenschaftenvon IHM sind nicht ER selbst und auch nichts anderes als ERselbst.

Diese acht Eigenschaften sind Unsterblichkeit, Allwissenheit,Hören, Sehen, Allmacht, Sprechen, Wille und Erschaffen. Nachder Glaubenslehre Escharijje sind die Eigenschaften“Erschaffen” und “Macht” dieselbe. Und die Eigenschaft “Wille”wird auch Meschijjat genannt.

Jede von SEINEN acht Eigenschaften ist nicht zusammen-gesetzt und einzig. Aber sie haben viele Wirkungsarten aufGeschöpfe. Das verändert aber ihr Wesen nicht. ALLAH, derAllmächtige, hat so viele Geschöpfe erschaffen und erhält sie allejeden Moment im Dasein. Alle Geschöpfe benötigen IHN jedenAugenblick in jeder Hinsicht. ALLAH, der Allmächtige, benötigtnichts und niemanden.

2. Der zweite der sechs Grundsätzen des Glauben ist, anSEINE Engel zu glauben. Im Arabischen bedeutet EngelBotschafter oder Kraft. Engel sind Gegenstände. Sie sind leichterals Gase. Sie sind heilig, lebendig und vernünftig. Sie sind nichtbösartig. Sie können sich in jede Form verwandeln. Wie Gase alsflüssige oder harte Stoffe verschiedene Formen haben können, sokönnen Engel verschiedene schöne Gestalten besitzen. Die Engelsind keine Seelen, die vom Leib besonderer Menschen getrenntsind. Die Christen glauben, dass die Engel solche Seelen seien.Die Engel sind nicht ohne Materie wie Energie und Kraft.Manche alten Philosophen glaubten, Engel seien ohne Körper.Vor allen anderen Lebewesen sind die Engel erschaffen worden.Darum wurde berichtet, das man erst an die Engel, dann an dieheiligen Bücher glauben soll. Und die heiligen Bücher kommenvor den Propheten. So ist die Reihe der Dinge im heiligen Koran,an die wir glauben sollen.

Man soll glauben: Engel sind Diener ALLAH’s, des

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Erhabenen. Sie sind keine Partner oder keine Töchter desErhabenen. Ungläubige glaubten, dass Engel Partner oderTöchter des Erhabenen seien. ALLAH, der Erhabene ist mitallen Engeln zufrieden. Sie gehorchen SEINEN Geboten. Siesündigen nicht, rebellieren nicht. Sie sind weder männlich nochweiblich. Sie heiraten nicht und besitzen keine Kinder. Sie sindLebewesen. Obwohl es von Abdullah ibn Mes’ûd überliefertwurde, dass manche Engel Kinder hätten und Geister und TeufelKinder der Engel wären, antworten die Bücher darauf ineingehend. Als ALLAH, der Allmächtige berichtete, dass ER dieMenschen erschaffen wird, sagten die Engel: “O Schöpfer! WirstDu Geschöpfe erschaffen, welche die Erde verderben und Blutvergießen werden?” Diese Frage, heißt “Selle” sie schadet ihrerUnschuld nicht.

Die meisten Geschöpfe sind Engel. Die Anzahl der Engelweiß niemand außer ALLAH, dem Allwissenden. Es gibt keinefreien Stellen in den Himmeln, wo die Engel nicht anbeten. DieHimmel sind von anbetenden Engeln gefüllt. In den Himmeln,auf der Erde, bei allen Reaktionen, Bewegungen und bei allenDingen haben die Engel ihre Aufgaben zu tun. Überall erfüllensie die Gebote ALLAH’s, des Erhabenen. Die Engel sindVermittler zwischen ALLAH, dem Erhabenen und denGeschöpfen. Manche sind Vorgesetzte der anderen Engel.Manche bringen den Propheten Botschaft. Manche bringenMenschen auf gute Gedanken. Das heißt Eingebung. Manchehaben keine Ahnung von Geschöpfen. Die sind in seelischerBegeisterung für die Schönheit des Erhabenen. Jeder hat einebestimmte Stelle, die sie nie verlassen dürfen. Manche habenzwei, vier und manche mehrere Flügel. [Wie die Flügel der Tiereund der Flugzeuge in ihrer eigenen Art verschieden sind, so sindauch die Flügel der Engel von eigener Beschaffenheit. Wenn manden Namen eines unbekannten Dinges hört, denkt man, dassdieses Ding einem bekannt sei. So täuscht man sich. Die Engelhaben Flügel. Daran glauben wir. Aber wie sie sind, wissen wirnicht. Geflügelte Frauenbilder in Kirchen, in manchenZeitschriften und Filmen sind erfunden. Moslems zeichnen keinesolche Bilder. Man soll nicht an solche falschen Bilder glauben,die von Ungläubigen stammen und sich nicht durchGlaubensfeinde täuschen lassen.] Die Paradiesengel sind imParadies. Der größte von ihnen heißt Rıdwân. Die Höllenengelheißen Sebânî. Sie haben ihre Aufgaben in der Hölle zuverrichten. Wie das Meerwasser den Fischen nicht schadet, so

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schadet auch das Höllenfeuer ihnen nicht. Die Großen derHöllenengel sind neunzehn. Der Größte heißt Mâlik.

Es gibt vier Engel für jeden Menschen, zwei für den Tag undzwei für die Nacht. Sie schreiben die guten und die schlechtenTaten des Menschen auf. Diese vier Engel heißen Schreibengeloder Hafasa-Engel. Es wurde auch berichtet, dass diebewahrenden Engel (Hafasa-Engel) andere Engel seien. DerEngel an der rechten Seite schreibt die guten Taten und der Engelan der linken Seite die schlechten nieder. Der Engel an derrechten Seite ist der Vorgesetzte des Engels an der linken Seite.Es gibt Engel, die alle Toten in den Gräbern verhören und alleUngläubigen und sündigen Moslems in den Gräbern quälen. Dieverhörenden Engeln heißen Münker und Nekir. Die Engel, dieMoslems verhören, heißen Mübeschschir und Beschir.

Manche Engel sind vorzüglicher als andere. Vier Engel sinddie vorzüglichsten. Der erste von ihnen ist St. Gabriel, Friede seimit ihm. Er bringt den Propheten Offenbarungen und verkündetdie Gebote und Verbote von ALLAH, dem Erhabenen. Derzweite ist St. Seraphim, Friede sei mit ihm, der Posaunenengelder in die Posaune namens Sûr blasen wird. Er wird zweimal indie Posaune blasen. Beim ersten Posaunenschall werden alleLebewesen außer ALLAH, dem Erhabenen, sterben. Beimzweiten Posaunenschall werden alle auferstehen. Der dritte istSt. Michael, Friede sei mit ihm. [Er hat die Aufgabe, Warenteuer oder billig zu machen und Hungersnot oder Überfluß zubringen, nämlich für die ökonomische Regelung auf der Weltund für die Ruhe und den Frieden zu sorgen und jeden Stoff undGegenstand bewegen zu lassen.] Der vierte ist ’Asrâ’îl, derTodesengel. Er ist es, der den Menschen die Seelen nimmt. [DieSeele heißt im Persischen “Leben.”] Die darauf folgenden Engelbestehen aus vier Gattungen. Die Engel des Throns desErhabenen sind vier. Am Tage der Auferstehung werden sieacht sein. Die sich in Anwesenheit von ALLAH, demErhabenen, befindlichen Engel heißen Mukarrebîn. Die großender quälenden Engel heißen Kerûbijân. Die Gnadenengelheißen Rûchânijân. Alle diese sind die vorzüglichsten Engel.Diese Engel sind vorzüglicher als alle Menschen außer denPropheten, Friede sei mit ihnen. Die Heiligen und die Moslemsohne Sünde sind vorzüglicher als die anderen Engel. Dieanderen Engel sind vorzüglicher als die sündigen undungehorsamen Moslems.

Die Ungläubigen sind gemeiner als alle anderen Geschöpfe.

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Beim ersten Posaunenschall werden auch alle Engel, außer diedie Engel des Throns des Erhabenen und die vier großen Engelnvernichtet werden. Danach werden die Engel des Throns desErhabenen und die vier grossen Engel zunichte gemacht. Beimzweiten Posaunenschall werden zuerst die Engel auferweckt. dieEngel des Thorns des Erhabenen diese vier Engel werden vordem zweitem Posaunenschall auferweckt. Das heißt, wie dieseEngel vor allen Geschöpfen erschaffen worden sind, so werdensie auch nach allen Geschöpfen zunichte gemacht.

3. Der dritte Grundsatz ist, an SEINE heiligen Bücher zuglauben. ALLAH, der Erhabene, hat den Propheten dieseheiligen Bücher entweder als Offenbarungen durch Engel oderals direkte Offenbarungen oder als Schrift herabgesandt. Allediese heiligen Bücher sind die heiligen Worte von ALLAH, demErhabenen. Sie sind ewig. Sie sind keine Geschöpfe. Sie sindkeine Worte von Engeln oder Propheten. Die heiligen Worte desErhabenen sind nicht wie unsere Worte, die wir aussprechen,schreiben oder auswendig lernen. Sie sind ohne Buchstaben undohne Stimmen. Die Menschen können nicht verstehen, wieALLAH, der Erhabene, und SEINE Eigenschaften sind. Aberdie Menschen lesen, sprechen und lernen SEINE heiligen Worteauswendig. Wenn SEINE heiligen Worte bei Menschen sind, sindsie Geschöpfe. Mit dem Gedanken das sie Worte ALLAHs desErhabenen sind, sind sie ewig.

Alle heiligen Bücher ALLAH’s, des Allmächtigen, sind wahrund recht. Darin können keine Lügen und keine Fehler sein.Unter Bedingungen, die wir nicht kennen, vergibt ER denMoslems ihre Sünden, doch das hängt von SEINEM Willen ab.Die heiligen Worte, die über Qual berichten, dürfen nicht alsLüge betrachtet werden, wenn ER den Sündigen vergibt. ObwohlER den Moslems die versprochenen Gnaden immer schenkt, hebtER die berichteten Qualen aber auf, wenn ER will. Die Vernunft,die menschlichen Gesetze und die heiligen Verse zeigen auch,dass es recht ist.

Solange kein Hindernis besteht, soll man die heiligen Verseund Hadithe offenbar deuten. Es ist nicht erlaubt, sie anders zudeuten. [Der heilige Koran und die heiligen Hadithe sind imKoreischem Dialekt. Deren Worte soll man nicht mit denheutigen arabischen Wörtern, sondern mit den vor 14Jahrhunderten in Hedschas ausgesprochenen auslegen, da sichdie Bedeutungen der Wörter im Laufe der Zeit ändern.]

Die Symbolischen heiligen Verse haben verborgene

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Bedeutungen, die nicht zu begreifen sind. Sie sind nur ALLAH,dem Erhabenen, bekannt und sie können nur von denen, denenbesondere Weisheit gegeben ist, im erlaubten Maße verstandenwerden. Außer denen kann niemand sie verstehen. Darum sollman glauben, dass diese symbolischen heiligen Verse WorteALLAH’s, des Erhabenen, sind, und nicht versuchen, ihreBedeutung zu verstehen. Es ist nach manchen Gelehrten in derGlaubenslehre Esch’arî erlaubt, diese heiligen Verse kurz oderlang zu interpretieren. Das heißt Auslegen. Auslegen bedeutet,die unbekannten unter verschiedenen Bedeutungen einesWortes aufzuzählen. Zum Beispiel: “Die Hand des Allmächtigenist über ihren Händen.” Man muß denken: Was ALLAH, derErhabene, mit diesem heiligen Vers meint, das glaube ich. SeineBedeutung kann ich nicht erfassen. Nur ALLAH, der Erhabeneweiß es. Oder: Das Wissen ALLAH’s, des Allkundigen ist nichtwie unser Wissen. SEIN Wille gleicht dem unserigen nicht. Aufgleiche Weise gleicht SEINE Hand nicht der Hand derMenschen.

Manche heiligen Verse in den heiligen Büchern hat ALLAH,der Erhabene, verändert. D.h. nur die Leseart oder nur der Sinnvon manchen heiligen Versen oder beides wurde von ALLAH,dem Erhabenen, für ungültig erklärt, denn der heilige Koran hatalle anderen heiligen Bücher ungültig gemacht. Es gibt keineFehler, keine Unvollkommenheit und keinen Überfluß an Wortenim heiligen Koran. Alle Wissenschaften in der Vergangenheit,Gegenwart und Zukunft sind mit Andeutungen im heiligen Koranvorhanden. Deswegen ist er wertvoller und vorzüglicher als alleanderen heiligen Bücher. Der heilige Koran ist das größte Wunderdes heiligen Propheten, unseres Herrn. Wenn alle Menschen undGeister zusammenkämen, könnten sie sogar eine kürzeste Sure,wie die des heiligen Korans nicht hervorbringen. Diesprachfertigsten und berühmtesten Literaten und Dichter vonArabien kamen einst zusammen. Sie versuchten drei kurze Versegleich denen im heiligen Koran hervorzubringen. Aber siekonnten es nicht. Sie konnten sich dem heiligen Koran nichtwidersetzen. Sie wurden verwirrt. ALLAH, der Allmächtigemacht Feinde des heiligen Koran hilflos und besiegt sie. DieSprachfertigkeit des heiligen Korans ist übermenschlich. DieMenschen sind nicht imstande, Worte gleich denen im heiligenKoran, zu bilden. Die heiligen Verse im heiligen Koran gleichenweder der Dichtung noch der Prosa, noch den gereimten Wortender Menschen. Jedoch ist der heilige Koran mit Buchstaben

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ausgedrückt, die die Baueinheiten der Worte, der sprachfertigenLiteraten und Dichter von Arabien sind.

Die von ALLAH, dem Allmächtigen geoffenbarten heiligenBücher sind hundertvier. Zehn Suhuf (zehn heilige Büchlein)davon sind dem Propheten St. Adam. Fünfzig Suhuf St. Schît,dreißig Suhuf St. Idrîs, zehn Suhuf St. Abraham, die heiligeThora, St. Moses, die heilige Psalter St. Dawid, das heiligeEvangelium St. Jesus und der heilige Koran St. Muhammed,Friede sei mit ihnen, herabgesandt worden.

Wenn man einen Befehl geben, nach etwas fragen, jemandenbenachrichtigen oder etwas verbieten will, denkt man zuerst nachund bereitet die Gedanken vor, die ausgesprochen werden sollen.Diese Gedanken im Gedächnis nennt man ‘Kelâm-ı Nefsî.’ DieseGedanken sind weder arabisch, noch persisch, noch türkisch, nochdeutsch. Sie verändern sich nicht, selbst wenn sie in verschiedenenSprachen ausgedrückt werden. Die Worte, die diese Gedankenerklären, werden ‘Kelâm-ı Lafsî’ genannt. Kelâm-ı Lafsî kann manin verschiedenen Sprachen aussprechen. Daraus ersieht man, dassKelâm-ı Nefsî eine der Eigenschaften von ALLAH, demErhabenen, wie Allwissenheit, Sehen und Wille ist. Wie SEINEanderen Eigenschaften ist Kelâm-ı Nefsî (SEINE Eigenschaft“Sprechen”) eine einfache, unveränderliche Eigenschaft. Kelâm-ıLâfsî (SEINE Offenbarungen) dagegen besteht aus Worten, dieKelâm-ı Nefsî erklären und augesprochen und gehört werdenkönnen. Kelâm-ı Nefsî des Allmächtigen sind SEINE heiligenWorte, die keine Geschöpfe und ewig bei IHM sind. Außerpersönlichen Eigenschaften sind sie eine SEINER ständigenEigenschaften wie Allwissenheit und Wille.

Auch SEINE Eigenschaft ‘Sprechen’ (Kelâm-ı Nefsî) isteinfach, unveränderlich und ewig. Sie besteht nicht ausBuchstaben oder Stimmen. Sie kann nicht geschrieben werden.Sie ist weder arabisch noch persisch, noch hebräisch, nochtürkisch, noch syrisch oder irgendwie anderssprachig. Sie brauchtkein Gedächnis, kein Ohr, keine Zunge und dergleichen zuhaben. In jeder Sprache kann sie ausgesprochen werden. Wennsie im arabischen ausgesprochen wird, wird sie der heilige Korangenannt, wenn sie im hebräischen gesagt wird, nennt man sie dieheilige Thora. Wird sie in der syrischen Sprache ausgesprochen,bezeichnet man sie als heiliges Evangelium. [In dem BuchScherch-ul-mekâsid[1] (Erläuterung der Beabsichtigten) steht:

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[1] Der Verfasser dieses Buches ist Sa’düddîn Teftâzânî, gest. 792 (1389n. Chr.) in Samarkand.

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“Wenn sie im griechischen ausgedrückt wird, wird sie das heiligeEvangelium, wird sie im Syrischen ausgesprochen, wird sie derheilige Psalter genannt.”]

Wenn die heiligen Worte des Erhabenen Ereignisseankündigen, werden sie Botschaft genannt. Wenn sie vonAufgaben berichten, nennt man sie Gebote. Verkünden sie dieuntersagten Dinge, so bezeichnet man sie als Verbote. Dieübrigen heiligen Worte werden Aufbau genannt. Aber SEINEEigenschaft “Sprechen” ändert sich nicht und bleibt gleich.

Alle von ALLAH, dem Allmächtigen, gesandten heiligenBücher und Suhûf sind eine Seite SEINER Eigenschaft ‘Kelâm-ıNefsî’. Im arabischen ist es der heilige Koran. Die als Versegesandten Offenbarungen, die ausgesprochen, geschrieben undauswendiggelernt werden können, bezeichnet man als Kelâm-ıLafsî und den heiligen Koran. Man darf es auch als SEINEEigenschaft “Sprechen” betrachten, weil es Kelâm-ı Nefsî erklärt.Obwohl dieses heilige Sprechen einzig ist, kann es auf dieMenschen verteilt werden. Die Gesamtheit so wie auch dieAbschnitte nennt man den heiligen Koran.

Übereinstimmend berichten die Gelehrten des rechtenWeges, dass Kelâm-ı Nefsî, kein Geschöpf und ewig ist. Es gibtaber keine Übereinstimmung darüber, dass Kelâm-ı Lâfsî, dasheilige Sprechen, ewig ist.

Manche dagegen haben gesagt, dass es ewig ist. Aber siehaben auch erklärt, dass Kelâm-ı Lafsî nicht als Geschöpfbetrachtet werden darf, denn sonst könnte man denken, dass auchKelâm-ı Nefsî (SEINE Eigenschaft “Sprechen”) ein Geschöpfsei. Das ist die beste Erklärung. Denn wenn der Mensch ein Worthört, erinnert sich sein Gedächnis sofort daran. Die Gelehrten desrechten Weges, Friede sei mit ihnen, berichteten, dass der heiligeKoran ein Geschöpf ist, während wir ihn lesen. Sie teilenübereinstimmend mit: sowohl Kelâm-ı Nefsî als auch Kelâm-ıLafsî, ist das Sprechen des Erhabenen. Einige von den Gelehrtenaber geben eine bildliche Erklärung. Wenn man sagt: Kelâm-ıNefsî ist das Sprechen des Allmächtigen, heißt es, dass SEINEEigenschaft “Sprechen” ist. Und wenn man sagt: Kelâm-ı Lafsî istdas Sprechen des Allmächtigen, heißt es, dass es von demAllmächtigen erschaffen ist.

Frage: Aus den oben erwähnten Erklärungen versteht es sich,dass man das ewige Sprechen des Allmächtigen nicht hören kann.Wenn man sagt, Ich habe heilige Worte gehört, versteht mandarunter, dass man augesprochene Worte gehört, oder dass man

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damit Kelâm-ı Nefsî (SEINE Eigenschaft “Sprechen”) gemeinthat. Alle Menschen und auch alle Propheten können auf dieseWeise hören. Warum hebt man denn den Propheten Moses,Friede sei mit ihm, mit dem Namen Kelimullah hervor?

Antwort: St. Moses, hat im Gegensatz zu den übrigenMenschen ALLAH’s, des Allmächtigen, heilige Worte ohneBuchstaben und ohne Stimmen gehört. Wie ALLAH, derErhabene auf unbeschreibliche und unbegreifliche Weise imParadies gesehen werden wird, so hat St. Moses, Friede sei mitihm, SEINE heiligen Worte auf unerklärliche Weise gehört.Niemand hat jemals so gehört. Oder er hat heilige Worte alsStimmen gehört, aber nicht nur mit seinen Ohren sondern mitallen Molekülen seines Körpers und von allen Seiten. Oder er hatnur aus der Richtung des Buches gehört. Aber das war ein Hörenaußerhalb der physikalischen Gesetze. Weil er in einem vondiesen drei Fällen gehört hat, wurde er Kelimullah (der, der dieheiligen Worte des Erhabenen hörte) genannt. Auf dieselbeWeise haben St. Muhammed und St. Gabriel, Friede sei mitihnen, während der heiligen Himmelfahrt, der heiligen NachtMiradsch, die heiligen Worte des Erhabenen gehört.

4. Der vierte Grundsatz ist, an die Propheten ALLAH’s, desErhabenen, zu glauben. Um den Menschen den richtigen Weg,mit dem ALLAH, der Erhabene, zufrieden ist, zu zeigen, sind diePropheten gesandt worden. Ressul (Prophet) bedeutet imArabischen Gesandter oder Botschafter. Im Religionsgesetzheißt Prophet ein wertvoller Mann, der hinsichtlich desKörperbaus, der Sittlichkeit, Vernunft und Weisheit vorzüglicherals alle anderen Menschen zu seiner Zeit ist. Er hat keinefehlerhaften Eigenschaften. Alle Propheten haben dieEigenschaft Reinheit, [Unschuld] d.h. vor und während ihrerProphetenschaft sündigten sie nie. [Die Ungläubigen, die denIslam innerlich vernichten wollen, behaupten, dass St.Muhammed, Friede sei mit Ihm, vor dem Prophetentum vorStandbildern Kamele geopfert hätte und als Beweis dafür weisensie auf die Bücher der Verirrten. Daß diese Behauptung sowohleine Lüge als auch eine häßliche Verleumdung ist, versteht manvon den oben erwähnten Tatsachen.] Nachdem sie Prophetengeworden sind und bis ihre Prophetenschaft überall bekanntwurde, besaßen sie keinen Mangel wie Blindheit, Stummheit unddergleichen. Wir glauben, dass jeder Prophet siebenEigenschaften besitzt: Vertrauenswürdigkeit, Treue,Prophezeiung, Gerechtigkeit, Unschuld, Genie, Sicherheit vor

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dem Verlust der Prophetenschaft.Der Prophet, der ein neues Religionsgesetz bringt, heißt

Ressûl. Der Prophet, der nicht ein neues Religionsgesetz bringt,sondern die Menschen zum vorigen Religionsgesetz einlädt, heißtNebî. Es gibt keinen anderen Unterschied zwischen Ressûl undNebî, so dass sie beide alle Menschen zur Religion ALLAH’s, desAllbarmherzigen einladen. Um an die Propheten glauben zudürfen, muß man bestätigen, dass sie alle vertrauenswürdig undaufrichtig sind. Wer an einen der Propheten nicht glaubt, wirdungläubig.

Man kann nicht aus eigener Kraft, durch Erdulden vonHunger und Leiden und durch Anbeten, Prophet werden. AlleinALLAH, der Allmächtige wählt den Prophet aus. ALLAH, derAllbarmherzige hat durch Propheten SEINE Religion mitgeteilt,damit sich die Menschen vor Übeltaten schützen und in diesemund im zukünftigen Leben das Glück erlangen können. Obwohldie Propheten viele Feinde hatten, viel gelitten haben und dieUngläubigen über sie spotteten, fürchteten sie sich nicht vor ihrenFeinden, um den Menschen die Gebote und Verbote desErhabenen zu verkündigen. Um die Richtigkeit SEINERPropheten zu beweisen, verstärkte ALLAH, der Allmächtige, siedurch Wunder. Niemand konnte sich dieser Wunder widersetzen.Die Menschen, die an den Propheten ihrer Zeit glaubten, bildendie Gemeinschaft des Propheten. Am Tage der Auferstehungwird den Propheten Erlaubnis gegeben, um Vergebung für ihreGemeinschaften zu bitten. Ihre Fürbitten werden aufgenommenwerden. ALLAH, der Allmächtige, wird auch den Heiligen undreinen Moslems erlauben, um Vergebung für manche sündigenMoslems bitten zu dürfen. Auch ihre Fürbitten werdenempfangen werden.

In ihren heiligen Gräbern leben die Propheten mit einemLeben, das uns nicht bekannt ist. Ihre heiligen Körper verwesennicht. Es wurde mit einer heiligen Hadith berichtet: “DiePropheten verrichten Gebete in ihren Gräbern und unternehmendie Wallfahrt nach der heiligen Stadt Mekka.”

[Heute glauben die Wahhabiten in Arabien nicht an dieseheiligen Hadithe. Sie nennen die wahren Muslime, die daranglauben, ungläubig. Sie werden irrgläubig, indem sie dieverborgenen heiligen Verse falsch deuten, obwohl sie deswegennicht ungläubig sind. Sie werden Anhänger der Irrlehren. Sieschaden den Muslimen sehr. Der Wahhabismus wurde von einemVerirrten namens Muhammed bin Abdulwahhab aus Nedschd

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gegründet. Der englische Spion Hempher täuschte ihn durch dieverirrten Gedanken von İbni Tejmijje.[1] Diese Irrlehre wurdedurch die Bücher eines Ägypters namens Abduch[2] unter denTürken auf der ganzen Welt verbreitet. Die Gelehrten der Sunnahaben in ihren Büchern berichtet, dass sie Irrgläubige sind, dieden Islam vernichten wollen. Dieses Thema wird in den BüchernSeadet-i Ebedijje (Englisch: Endles Bliss) und Kıjamet veAchiret (Auferstehung und Jenseits) ausführlich erklärt.ALLAH, der Allbarmherzige möge die jungen Geistlichen davorschützen, durch den Wahhabismus vom Rechten abzuirren unduns alle auf dem richtigen Weg der Gelehrten der Sunna halten,der in heiligen Hadithen gelobt wird! Amen!]

Das Herzensauge der Propheten schläft nicht. Alle Prophetenhaben die gleichen Aufgaben und Vorzüge der Prophetenschaft.Sie haben alle die schon oben erwähnten Eigenschaften.Deswegen gibt es keinen Unterschied zwischen ihnen. DieHeiligen dagegen können ihre Heiligkeit verlieren. Propheten sindMenschen. Die Engel und Geister dürfen keine Propheten fürMenschen sein. Sie dürfen nicht die Ränge der Prophetenerreichen. Manche Propheten können vorzüglicher als anderePropheten sein. Im Hinblick auf die Anzahl der Gläubigen seinerGemeinschaft, auf die Größe der Länder, auf denen er wirkte, aufdie Verbreitung seines Wissens, auf seine unzähligen unddauerhaften Wunder, auf die Dauer und die Verbreitung seinerReligion ist der heilige Prophet Muhammed, Friede sei mit ihm,vorzüglicher als alle anderen Propheten. Die Anzahl derPropheten ist nicht bestimmt. Es ist bekannt, dass sie mehr als124000 sind. 313 oder 315 von ihnen sind Ressul. Sechs davon sindvorzüglicher als alle anderen. Diese Propheten heißen Ulül-Asm,die größten Propheten. Sie sind: Adam, Noach, Abraham, Moses,Jesus und Muhammed Mustafa, Friede sei mit ihnen.

Die Namen von dreiunddreißig Propheten sind bekannt: St.Adam, St. Enoch (Idris), St. Schit oder (Schis), St. Noach (Nuh),St. Hud, St. Saleh (Salih), St. Abraham (İbrahim), St. Lot (Lut),St. Ismael (Ismail), St. Isaak (Ishaq), St. Jakob (Yakub), St.Joseph (Yussuf), St. Hiob (Eyyüb), St. Schoaib (Schüaib), St.Moses (Musa), St. Aaron (Harun), St. Hıdır, St. Juscha, St. Elias(İlyas), St. Elisa (Elyesa), St. Dhulkefel (Sülkifl), St. Schemun, St.Ischmoil, St. Jonas (Yunus), St. David (Davud), St. Salomo

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[1] Ahmed ibni Tejmijje, gest. 728 (1328 n. Chr.) in Damaskus.[2] Muhammed Abduch, gest. 1323 (1905 n. Chr.) in Ägypten.

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(Süleyman), St. Lokman, St. Zacharia (Sekerijja), St. Johannes(Jachja), St. Useyr, St. Jesus (Isa, Sohn Marias), St. Dhulkarnain(Sülkarnejn), und St. Muhammed, Friede und Segen ALLAH’s,des Erhabenen, sei mit ihnen.

Nur achtundzwanzig Propheten von ihnen sind im heiligenKoran mitgeteilt. Schit, Hıdır, Jûscha, Schem’un und Ischmoilsind nicht mitgeteilt worden. Es ist nicht bestimmt, obDhulkarnain, Lokman und Usejr Propheten sind. Der zweiteName von Dhulkefel ist Harkel.

Man sagt auch, dass er Elias oder Idris oder Zacharia ist. St.Abraham ist Halîlullah, der Lieber des Erhabenen. Denn esbefand sich keine Liebe, außer der Liebe zu ALLAH, demAllbarmherzigen, in seinem Herzen. St. Moses ist Kelîmullah, dermit ALLAH, dem Erhabenen, gesprochen hat. St. Jesus istRûhullah, der der ohne Vater geboren ist. Er wurde auf dasheilige Wort KÜN! (SEI!) ALLAH’s, des Allmächtigen, geborenund hat den Menschen weise Worte des Erhabenen mitgeteilt.

Der heilige Prophet Muhammed, Ursache der Schöpfung desWeltalls, der vorzüglichste und ehrwürdigste Mensch, istHabibullah, Geliebter ALLAH’s, des Allbarmherzigen. Es gibtviele Beweise, die zeigen, dass Er Geliebter ist. Niemand darfgegen ihn Worte ausdrücken, die Niederlage bedeuten! Vor allenanderen Menschen wird Er am Tage der Auferstehung ausseinem heiligen Grabmal auferstehen. Und vor allen anderenwird Er zum Orte des Jüngsten Gerichts und ins Paradieskommen. Seine Wundertaten sind zahllos. Obwohl es nichtmöglich ist, all seine Wundertaten zu nennen, erwähnen wir eineseiner Wunder, die heilige Himmelfahrt, um unser Büchleindamit zu verzieren.

Körperlich und geistig wach, wurde Er von der heiligen StadtMekka zur heiligen Moschee Aksâ in Jerusalem und von dort indie Himmel und in den siebten Himmel an die heiligen Ortegebracht, wohin ALLAH, der Allmächtige es wollte. An dieheiligen Himmelfahrt muß man auf diese Weise glauben. ImBuch Schifâ-i Scherif[1] (Die Rechtleitung) und in vielenwertvollen Büchern wird über die heilige Himmelfahrtausführlich berichtet. [Die Anhänger der Sekte Ismailijje und dieGlaubensfeinde, die sich als islamischen Gelehrten ausgeben,behaupten, dass die Himmelfahrt nicht körperlich und seelisch,

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[1] Der Verfasser dieses Buches ist Ijad Malikî, gest. 544 (1150 n. Chr.) inMarrakesch.

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sondern nur seelisch stattgefunden hätte. Sie täuschen dieJugendlichen, indem sie darüber falsche Schriftenveröffentlichen. Solche irreführende Bücher soll man nichtkaufen und sich nicht von ihnen täuschen lassen. Hierrüber wirdauch im Buch Schifa-i Scherif und in unserem Buch Seadet-iEbedijje (Endless Bliss) ausführlich berichtet.] Der heiligeProphet fuhr von Mekka bis Sidre-tül-müntehâ mit St. Gabrielzusammen, Friede sei mit ihnen. Sidret ül-Münteha ist ein Baumim sechsten und siebten Himmel. Keine Wissenschaft und keinEmporstieg kann von dort weiter vordringen. Der heiligeProphet, unser Herr sah in Sidre St. Gabriel in Seiner eigenenGestalt mit sechshundert Flügeln. St. Gabriel blieb in Sidre. Derheilige Prophet Muhammed ritt von Mekka bis Jerusalem oderbis in den siebten Himmel auf dem Burak. Burak ist ein weißesParadiestier, dass größer als ein Esel, kleiner als ein Maultier ist.Es ist kein irdisches Tier. Es ist weder männlich noch weiblich. Eslief sehr schnell, Mit einem Schritt erreichte es den Horizont. Inder Moschee wurde der heilige Prophet Vorbeter und ließ diePropheten das Nacht oder das Morgengebet verrichten. DieSeelen der Propheten befanden sich in ihren eigenenmenschlichen Gestalten. Von Jerusalem bis in den siebtenHimmel stieg er mit einer Leiter namens Miradsch, die wir nichtkennen. Rechts und links des Weges standen Engel in Reihen,lobpreisend. Jedesmal wenn sie einen anderen Himmelerreichten, verkündete St. Gabriel die Freudenbotschaft. Injedem Himmel sah Er einen der Propheten und sie grüßten sich.In Sidre sah er viele wunderbare Dinge. Er sah die Freuden desParadieses und die Qualen der Hölle. Aus Sehnsucht nachALLAH, dem Allbarmherzigen blickte Er auf keine derSchönheiten des Paradieses. Von Sidre ab fuhr er durchGlaubenslichter. Er hörte die Geräusche der Schreibfeder derEngel. Er durchfuhr siebzigtausend Scheidewände. DieEntfernung zwischen zwei Scheidewände war ein Weg vonfünfhundert Jahren. Danach durchfuhr er auf einem glänzendenSitz namens Refref den Kursî, erreichte den Thron desErhabenen den heiligen Raum außerhalb der Himmel, dem Ort,wo Er die heiligen Worte ALLAH’s, des Allmächtigen, hörendurfte.

Wie man im Jenseits unabhängig von Zeit und Raum,ALLAH, den Erhabenen, sehen wird, so hat er auf unerklärliche,unbegreifliche Weise IHN gesehen und unabhängig vonBuchstaben und Stimmen mit IHM gesprochen. Er dankte

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ALLAH, dem Allmächtigen, und lobpreiste IHN. Es wurden ihmunzählige Gaben zuteil. Obwohl das täglich fünfzigmaligesGebetsverrichten als Pflicht für ihn und seine Gemeinschaftwurde, wurde es durch ein Zeichen von St. Moses bis auf eintägliches fünfmaliges Gebetsverrichten herabgesetzt. Früherverrichtete man nur Morgen und Nachmittags-oder Nachtgebete.Nachdem ihm viele Gaben zuteil geworden waren und er vielewunderbare Dinge während dieser Fahrt gesehen und gehörthatte, kam er in sein Bett zurück. Sein Bett war noch warm. EinTeil dieser Erklärungen wird in heiligen Versen und und derandere Teil in Hadithen erwähnt. Obwohl es keine nötigeVerpflichtung ist, an alles davon zu glauben, weicht derjenige, dernicht daran glaubt, vom Weg der Sunna ab, weil diese Kenntnissevon den Gelehrten der Sunna mitgeteilt worden sind. Wer aber anden heiligen Vers oder an die heiligen Hadithe nicht glaubt, wirdungläubig.

Einige von unzähligen Beweisen, die zeigen, dass er dervorzüglichste Prophet ist, teilen wir ihnen hier mit:

Am Tage der Auferstehung werden alle Propheten imSchatten Seiner Fahne sein. ALLAH, der Allmächtige, gebotallen Propheten, dass jene die, die Zeit SEINES auserwählten,geliebten Propheten Muhammed Friede sei mit Ihm, erreichen,an ihn glauben und ihm helfen sollten. Und alle Prophetengeboten ihren eigenen Gemeinschaften dasselbe.

St. Muhammed Friede sei mit Ihm ist der letzte Prophet. NachIhm wird kein neuer Prophet kommen. Vor allen Prophetenwurde Seine heilige Seele zu erst erschaffen, die Prophetenschaftwurde vorerst Ihm gegeben und mit Ihm vervollständigt. ObschonSt. Jesus, zur Zeit von Messias, wenn sich der Weltuntergangnähert, in Damaskus von Himmel heruntersteigen wird, wird erdie Religion von St. Muhammed verkünden. Er wird einAnhänger der Gemeinschaft des letzten heiligen ProphetenMuhammed, des Herrn aller Menschen, sein. [Die Anhänger derverirrten Sekte Kadiyani, die von den Engländern 1296 (n. Chr.1880) in Indien gegründet wurden, sprechen über den heiligenPropheten Jesus unrecht. Sie zerstören den Islam innerlich,obwohl sie sich als Muslime ausgeben. Die islamischen Gelehrtenhaben mitgeteilt, dass sie keine Muslime sind. Diese nennt manauch Anhänger der Sekte Achmedijje.]

Eine der verirrten, irrglaubigen Gruppen, die in Indienerschienen, ist die Cema’atüt-Tebligijje. Diese Verirrte Sektewurde im Jahre 1345 (1926) von einem unwissenden namens Ilyas

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gegründet (Seine Behauptung war es, im Traum den Befehlerhalten zu haben, die Muslims vor dem Verderbnis zu retten.)

Die Gelehrten dieser Sekte holten ihr angebliches Wissen ausden Büchern des verirrten Nesir Hussejin, Reschid AhmedKenkuhi und des verirrten Halil Ahmed Seharenpurinin.Tatsächlich aber werden die Gebete der Verirrten, nämlich dererdie nicht dem Weg der Sunna angehören nicht erhört werden.Vorerst müßen sie die Bücher der Gelehrten der Sunna lesen, sichvon ihrem verirrten Glauben befreien und somit ein wahrerMuslim werden. Jene, die die Verse mit verborgenen Bedeutungdes heiligen Korans falsch auslegen, werden Verirrte oderIrrgläubige genannt.

Jene, die die heiligen Verse ihrer verirrten boshaftenAuffassungen gemäß auslegen, werden Ketzer genannt. Ketzersind Atheisten, die danach trachten den Islam und den heiligenKoran zu verändern. Sie wurden von den Engländern in tieferFeindschaftlichkeit, mit großem finanziellen Aufwandhervorgebracht und auf der ganzen Welt verbreitet. Dieunwissenden verderblichen Vermittlungs Gemeinschaften, die indie Fallen der Engländer fielen, belügen und täuschen dieMuslims, indem sie die Gebetsverrichtungen ausführen undbehaupten auf dem Weg der Sunna zu sein. Dembezüglichlauten die Worte des Abdullah bin Mesuts (Es werden Solcheerscheinen die das Gebet verrichten, doch kein Glaubebesitzen). Diese werden im tiefsten der Hölle ewig bleiben. EinTeil dieser werden große Kopftücher aufsetzen, wieStorchenneste auf Minaretten und mit Bart und Talar werden siedie heiligen Verse falsch auslegen und somit die Muslimstäuschen. Ein heiliger Spruch des heiligen Propheten lautet(Innallahe lâ yensuru ilâ suveriküm ve siyabiküm ve lâkinyensuru ilâ kulübiküm nenijjatikum) “ALLAH der Erhabeneschaut nicht auf eurer Äusserliches und auf eure Kleidung. ERschaut auf eure Absicht und auf eure Herzen.” Weil dieseUnwissenden nicht auf die Bücher der Stiftung Ihlâs, die ihrevertarnen Lügen auflegen, antworten können, behaupten sienun, dass die Bücher der Stiftung Ichlâs falsch wären und man sienicht lesen sollte. Es ist ein Merkmal der Feinde des Islams, derIrrgläubigen und der Ketzer, dass sie die Schriften der Gelehrtender Sunna und die Bücher die diese Schriften veröffentlichen, alsfalsch bezeichnen, um somit zu verhindern das sie gelesenwerden. Den Schaden den sie dem Islam zufügten und dieAntworten, mit denen die Gelehrten der Sunna sie wiederlegten,

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ist in unserem Buch (Islam, der Weg der Sunniten) eingehendbehandelt worden.

St. Muhammed Friede sei mit Ihm ist der vorzüglichsteProphet und die Gnade der Welten. Die achtzehntausendWelten haben Nutzen von seinem Gnadenmeer.Übereinstimmend wird bestätigt, dass Er Prophet allerMenschen und Geister ist. Viele Gelehrte haben berichtet, dasser auch Prophet der Engel, Pflanzen, Tiere und aller Wesen ist.Andere Propheten wurden für ein bestimmtes Volk, in einbestimmtes Land gesandt. St. Muhammed dagegen ist Prophetfür alle Welten, leblose und lebendige Wesen. ALLAH, derErhabene, hat die anderen Propheten mit ihren Namen, aberden heiligen Propheten Muhammed mit dem Wort “O MeinProphet!” angeredet. Alle Wunder, die den anderen Prophetengegeben wurden, wurden ihm ebenfalls geschenkt. ALLAH, derAllerschaffer gab SEINEM geliebten Propheten so viele Gabenund Wunder, die ER keinem anderen Propheten schenkte.Durch ein Zeichen seines heiligen Fingers wurde der Mond inzwei Teile geteilt. Die Steinchen, die er in seine heilige Handnahm, preisten ihn. Die Bäume grüßten ihn: “O ProphetALLAH’s, des Allhbarmherzigen!” Der trockene Holzstammnamens Hannane weinte, weil Er sich von ihm trennte. Ausseinen heiligen Fingern quoll Wasser hervor. Die RängeMakam-ı Machmud (Die Ehrenstelle des Lobes), Schefâat-iKubra (die größte Berechtigung der Fürbitte zur Vergebung),Haws-ı Kewser (der Gnadensee), Wesîle und Fadîle (dieEhrenstellen der Ursache und Tugend des zukünftigen Lebens)wurden ihm geschenkt. Er hat die Ehre, ALLAH, denErhabenen, gesehen zu haben, bevor Er ins Paradies geht.Wegen dieser Wunder und Ehren und im Hinblick auf dieEntschlossenheit, Religion, Wissen, Sanftheit, Geduld,Dankbarkeit, Gerechtigkeit, Gnade, Schamgefühl, Tapferkeit,Demut, Weisheit, Sittsamkeit, Freigebigkeit, Barmherzigkeit,Freundlichkeit und unzählige Tugenden und Ehren ist St.Muhammed vorzüglicher als alle anderen Propheten. DieWunder, die ihm geschenkt worden sind, sind zahllos. SeineReligion hat alle Religionen ungültig gemacht. Seine Religion istvorzüglicher als alle anderen Religionen. SeineReligionsgemeinschaft ist vorzüglicher als alle anderenGemeinschaften. Die Heiligen seiner Religionsgemeinschaftsind vorzüglicher als die der anderen Gemeinschaften.

Der größte Heilige der Gemeinschaft des heiligen

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Propheten Muhammed, St. Ebû Bekr-i Sıddîk, Friede sei mitihm, ist der vorzüglichste Mensch der Vergangenheit,Gegenwart und Zukunft, außer den Propheten. Er besitzt dieEhre, erster Kalif zu sein. Mit der Gabe ALLAH’s, desAllmächtigen betete er auch vor dem Islam keinen Abgott an.Er wurde vor der Schande des Unglaubens und des Irregehensbewahrt. [Man kann daraus verstehen, wie hilflos und unwissenddie Verirrten sind, die glauben, dass der heilige ProphetMuhammed vor seiner Prophetenschaft Götzen angebetethätte.]

Der zweitgrößte Mensch und Kalif ist St.Omar bin Hattab,Friede sei mit ihm, den ALLAH, der Erhabene, als einenGefährten für SEINEN geliebten Propheten ausgewählt hat.

St. Osman bin Affan, Friede sei mit ihm, Gnadenschatz,Quelle der Weisheit und des Schamgefühls, der dritte Kalif desheiligen Propheten, ist der drittgrößte Mensch auf der Welt.

Außer diesen Großen ist St. Ali, Friede sei mit ihm, HeldALLAH’s, des Allmächtigen, Besitzer der wunderbarenVorzüge, der größte Mensch. Dann wurde St. Hassen,[1] Friede seimit ihm, Kalif. Mit ihm wurde das dreißigjährige Kalifatvervollständigt, das mit der heiligen Hadith prophezeit wordenwar. Danach kommt als vorzüglichster Mensch St. Hüssejn binAli, Lieblingsenkel des heiligen Propheten, Friede sei mit ihm.

Diese Vorzüge bedeuten, dass sie ihre Heimat und Familienfür den Islam verließen, früher als die anderen sich zum Islambekehrt, den heiligen Propheten und seinen Sitten(erforderlichen religiösen Vorschriften) pünktlich gehorcht, seinReligionsgesetz verkündet, den Islam gestärkt, Verderben undAufwiegelung verhindert und viele Verdienste erworben haben.

Obwohl St. Ali nach St. Ebû Bekr und vor den anderen gläubigwurde, veranlaßte dies nicht, dass andere Menschen gläubigwurden, wie es auch nicht die Niederlage der Ungläubigenverursachte, weil er noch ein Kind war und zur Verfügung von demheiligen Propheten stand. Jedoch stärkten die drei anderen Kalifenden Islam, indem sie gläubig wurden. Obgleich St. Ali und seineKinder vorzüglicher als St. Ebû Bekr und St. Omar durch derVerwandtschaft mit dem heiligen Propheten sind, sind sie nicht injeder Hinsicht vorzüglicher, ihre Blutsverwandtschaft allein istnicht ausschlaggebend. Man kann einen Vergleich mit St. Hısırziehen, welcher St. Moses unterrichtet hat. Er ist aber deshalb

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[1] St. Hassen bin Alî, gest. 49 (669 n.Chr.) in Medina durch Vergiftung.

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nicht vorzüglicher als St. Moses. [Wenn man durch dieBlutsverwandtschaft in eine vorzüglichere Lage kommen könnte,wäre St. Abbas vorzüglicher als St. Ali gewesen, Friede sei mitihnen. Ferner haben Ebu Tâlib und Ebu Leheb, derenVerwandtschaft mit dem heiligem Propheten, Friede sei mit ihm,sehr nah ist, nicht sogar den Vorzug, den ein Gläubiger inniedrigstem Rang besitzt.] Daher ist St. Fatıma nicht in jederHinsicht vorzüglicher als St. Hadîdsche und St. Âische. Wer vondiesen drei die vorzüglichste ist, darüber gehen die Meinungen derGelehrten auseinander. Nach der heiligen Hadithen sind diese dreiund St. Maria und St. Âsiye, die Frau des Pharao, dievorzüglichsten Frauen auf der Welt. In einer heiligen Hadithwurde berichtet: “Fatıma ist die vorzüglichste Frau und Hassenund Hüssejn sind die vorzüglichsten Männer im Paradies.”

Danach kommen Aschere-i Mübeschschere, die zehn, die dieFreudenbotschaft bekommen haben mit dem Paradies belohnt zuwerden, als vorzüglichere Menschen.

Danach gelten die dreihundertdreizehn Muslime, die denKampf Bedr geführt haben, als vorzüglichste. Ihnen folgen diesiebenhundert Muslime, die den Kampf Ohod geführt haben.Danach sind Biatürrıdwan, die tausendvierhundert Gefährten desheiligen Propheten mit dem Paradies belohnt worden, sie sindvorzüglichere Menschen.

Wir müssen den Gefährten des heiligen Propheten, die sichund ihr Vermögen für den heiligen Propheten geopfert und ihmgeholfen haben, Achtung erweisen. Das ist nötig. Wir dürfen garnicht über die Dinge sprechen, die ihrer Vorzüge nicht würdigsind. Es ist eine große Sünde und ein Irregehen, sie zu verachten.

Wer den Propheten des Allbarmherzigen liebt, soll auch dieGefährten des heiligen Propheten lieben. Denn mit einer heiligenHadith wurde mitgeteilt: ‘Wer mich liebt, liebt auch meineGefährten. Wer sie nicht liebt, liebt mich auch nicht. Jener, der siekränkt, kränkt mich auch. Wer mich kränkt, kränkt auch ALLAH,den Allmächtigen. Er wird gewiß dafür bestraft werden’. Mit eineranderen heiligen Hadith wurde berichtet: ‘Wenn ALLAH, derErhabene, einem Menschen Gutes tun will, läßt ER ihn alle meineGefährten lieben, somit liebt er sie alle sehr.’

Deswegen darf man nicht glauben, dass sie aus Habsuchtoder um Führerschaft gegeneinander gekämpft haben. Wennman so glaubt und sie aus diesem Grund verachtet, bedeutet dasHeuchelei und Irregehen. Denn ihre Herzen waren rein durchden heiligen Propheten und frei von allen Bosheiten, weil sie in

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seiner Gegenwart waren und seinen heiligen Worten lauschten.Sie waren von allen bösen Eigenschaften befreit. Wenn man beider Gemein schaft eines Heiligen einige Tage bleibt, zieht manNutzen von seinen guten Eigenschaften und Vorzügen und wirdgereinigt und von Habsucht befreit, geschweige denn, dass dieGefährten des heiligen Propheten, unsere Herren, nicht von denbösen Eigenschaften gereinigt worden waren. Sie liebten denheiligen Propheten über alles. Sie opferten sich und ihrVermögen und verließen ihre Heimat für ihn. Sie liebten seineUnterhaltung, die die Nahrung für ihre Seelen war. Gewiß sinddiese Großen reiner als alle andere. Mit welchem Recht darfman behaupten, dass sie wegen ihrer Habsucht gekämpfthätten? Wir dürfen sie nicht mit den Menschen mit bösenGedanken, wie wir es sind vergleichen. Es ist nicht erlaubt,schlecht über die Gefährten des heiligen Propheten, zu denken.Man soll denken: “Wer den Gefährten des heiligen Prophetenfeindlich gesinnt ist, ist auch dem heiligen Propheten feindlichgesinnt. Wer sie verachtet, verachtet den heiligen Propheten, dersie erzogen hat.” Daher haben die Großen des Islam mitgeteilt:“Wer die Gefährten des heiligen Propheten verachtet, bezeugt,dass er an den heiligen Propheten nicht glaubt.” Die Kämpfe‘Kamel und Sıffın’ sind keine Gründe, um sie zu verachten. Esgibt religiöse Gründe, die die Handlungen der Opponenten St.Ali’s bei diesen Kämpfen rechtfertigen. Sie haben durchreligiöse Gründe sogar Verdienste erworben. Denn mit einerheiligen Hadith wurde mitgeteilt. ‘Der Müdschtehid(Schriftgelehrter) erwirbt einmal Verdienst, wenn er sich irrt,doppelten Verdienst, wenn er die Wahrheit findet. Das eine istfür sein Urteil, das zweite für das Streben beim Finden derWahrheit.’ Die Kämpfe dieser Großen wurden nicht wegenFeindseligkeit geführt. Sie haben gegeneinander gekämpft, weilsie alle dem Islam gehorchen wollten. Sie wollten ihrem eigenenUrteil folgen. Denn jeder von den Gefährten des heiligenPropheten war Religionsgelehrter, Müdschtehid. [Z.B.: DaßAmr İbn Âs, Friede sei mit ihm, ein absoluter Religionsgelehrterwar, wurde mit der heiligen Hadith berichtet, die in der 298.Seiten des Buches Hadika (Der Garten) steht.] Jeder absoluteReligionsgelehrter soll sich nach seinem Urteil verhalten. Selbstwenn das Urteil eines Schriftgelehrten nicht mit dem einesGrößeren übereinstimmt, soll er seinem eigenen Urteil folgen.Ein absoluter Religionsgelehrter darf nicht dem Urteil einesanderen folgen.

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Ebû Jussuf und Muhammed Scheibâni, Schüler von St. Imâm-ı Âsam Ebû Hanîfe[1] und Ebu Sewr und Müsenî, Schüler von St.Imâm-ı Schâfiî[2] folgten ihren Lehrern oft nicht. Sie erlaubten,was ihre Lehrer verbaten, und untersagten, was sie erlaubten.Niemand darf behaupten, dass sie gesündigt haben. Niemand hatso etwas gesagt. Denn sie waren auch Religionsgelehrte wie ihreLehrer.

St. Ali, unser Herr, war größer als St. Muawiye und St. Amr-ibni Âs. Er hatte viele Vorzüge, die sie nicht hatten. Und seinUrteil war recht. Aber weil alle Gefährten des heiligen Prophetenabsolute Religionsgelehrte waren, mußten sie nicht dem Urteildiesen großen Imâms folgen. Sie mußten ihrem eigenen Urteilfolgen.

Frage: Bei den Kämpfen ‘Kamel und Sıffın’ waren vieleAuswanderer aus Mekka und viele Medinenser an der Seite vonSt. Ali. Sie gehorchten und folgten ihm. Heißt das, dass sie ihmfolgen sollten, obwohl sie auch absolute Religionsgelehrte undihre Urteile verschieden waren?

Antwort: Die Anhänger von St. Ali waren nicht deswegenauf seiner Seite, weil sie seinem Urteil folgen, sondern weil ihrUrteil mit seinem übereinstimmte. Weil ihr Urteil mit seinemübereinstimmte, haben sie ihm gefolgt. Daher kämpften siegegen die Großen von den Gefährten des heiligen Propheten,die St. Ali nicht folgten. Sie verursachten den Märtyrertod vielerMoslems. Es bestanden drei Meinungen unter den Gefährtendes heiligen Propheten. Die erste besagte, dass St. Ali rechthatte und dass man diesem folgen sollte. Die zweite besagte,dass St. Muawiye recht hatte und dass man diesem folgen sollte.Die dritte gab weder dem ersten noch dem zweiten recht,sondern forderte nicht an den Kämpfen teilzunehmen. Siehatten alle gewiß recht und werden dafür im Jenseits belohntwerden.

Frage: Die oben aufgeführten Erklärungen zeigen, dass auchdie Anhänger der Opposition gegen St. Ali recht hatten. Jedochberichten die Gelehrten der Sunna, dass St. Ali recht und seineOpponenten unrecht hatten und dass sie, weil sie entschuldigtwaren, auch Verdienst erwarben. Was sagt man dazu?

Antwort: Die Großen des Islam wie Imam-ı Schâfiî und Omarbin Abdülasis sagten, dass niemand die Gefährten des heiligen

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[1] St. Ebû Hanife Nu’man bin Sâbit, gest. 150 (767 n.Chr.) in Bagdad.[2] St. Muhammed bin Idrîs Schâfi’î, gest. 204 (820 n.Chr.) in Ägypten.

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Propheten beschuldigen darf: ‘Es ist unrecht zu behaupten, dasssich die Großen gerirrt haben.’ Die Kleinen dürfen die Großennicht kritisieren. Das ist das Gebot des Allmächtigen. Wir dürfendie Großen nicht kritisieren. Wir dürfen nicht denken, dass sie ihrBlut umsonst vergossen hätten. Wir sollen niemals gegen sie sein.Als die großen Gelehrten sagten, dass St. Ali recht gehabt undsich seine Opponenten geirrt hatten, meinten sie damit, dass seineOpponenten ihr Urteil geändert hätten, wenn Ali mit ihnen hättesprechen können. Deshalb verzichtete auch St. Sübeyr binAwwâm nachdem er eingehende Kenntniss erhielt auf denKampf, den er gegen St. Ali führen wollte. Nachdem er dieEreignisse gründlicher erforschte, änderte er sein Urteil. So sollman die Worte der Gelehrten der Sunna verstehen.Sonst darfman nicht behaupten, dass St. Ali und seine Anhänger recht, St.Aische-i Sıddıka, unsere heilige Mutter und ihre Anhängerunrecht hätten.

Diese Kämpfe sind durch Meinungsverschiedenheitenentstanden. Diese Verschiedenheiten bestanden nicht in denGrundsätzen des Islams, sondern in Nebensächlichkeiten. Heuteverachten manche Personen die Großen wie St. Muawije und St.Amr-ibni Âs. Sie können nicht verstehen, dass sie, indem sie dieGefährten des heiligen Propheten verachten, auch den heiligenPropheten verachten.

Im Buch Schifâ-i Scherîf (Die Rechtleitung) schreibt St.Imâm-ı Mâlik bin Enes: ‘Wer Muavije[1] oder Amr-ibn Âs[2]

verachtet, ist seiner bösen Worte würdig. Man soll jene, die dieGroßen mißachten, streng bestrafen.’

Möge ALLAH, der Erhabene, unsere Herzen mit der Liebezu den Gefährten SEINES geliebten Propheten füllen. Reine undgehorsame Moslems lieben diese Großen. Heuchler und Verirrtelieben sie nicht.

[Die Moslems, die die Gefährten des heiligen Prophetenlieben und verehren, werden die Anhänger der Sunna genannt.Diejenigen, die behaupten, dass sie einen Teil von ihnen lieben,die meisten aber verachtet haben, deswegen kein Weg befolgen,nennt man Râfısîten und Schî’iten. Es gibt viele Schî’iten in Iran,Irak und Indien. Diese nennen sich Alewiten, um die wahrenAlewiten in unserem Vaterland Anatolien zu täuschen. Alewitennennt man eigentlich diejenigen, die St. Ali lieben. Um St. Ali

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[1] St. Muawije bin Ebû Süfjan, gest. 60 (680 n.Chr.) in Damaskus und[2] St. Amr ibni Âs, gest. 43 (663 n.Chr.) in Ägypten.

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lieben zu können, muß man seinen Weg gehen und die von ihmGeliebten lieben. Wenn diese St. Ali wirklich geliebt hätten,würden sie alle Gefährten des heiligen Propheten geliebt haben.Denn St. Ali liebte sie alle. Er war Ratgeber und Helfer von St.Omar, dem zweiten Kalifen. Seine Tochter Ümm-ü Gülsüm,Tochter von St. Fatima gab er St. Omar zur Frau. Bei einerFreitagspredigt sagte er: “Unsere Brüder haben sich von unsgetrennt. Sie sind weder ungläubig noch sündig. Sie kamen zuverschiedenem Urteil.”

Als St. Talha, der gegen St. Ali kämpfte, den Tod fand,reinigte St. Ali sein Gesicht vom Staub und verrichtete seinTodesgebet selbst. ALLAH, der Erhabene, gebietet im heiligenKoran: “Moslems sind Brüder” und der letzte heilige Vers derSure Feth (Der Sieg) berichtet, dass die Gefährten des heiligenPropheten barmherzig miteinander sind. Einen von denGefährten des heiligen Propheten nicht zu lieben und ihmgegenüber eine feindselige Haltung einzunehmen, bedeutet, wieder heilige Koran mitteilt, nicht an den heiligen Koran zuglauben. ALLAH, der Erhabene, möge mit den Gelehrten derSunna zufrieden sein, welche die Hoheit der Gefährten desheiligen Propheten gut begriffen.Sie forderten, sie für immer zuehren. Somit schützten sie die Muslime vor dem Unglück.

Diejenigen, die die Nachkommen des heiligen Propheten, d.h.St. Ali, Friede sei mit ihm, und alle seine Nachkommen nichtlieben und ferner gegen diese Großen, welche den Sunnîtengeliebt sind, Feindschaft führen, werden Haridschiten genannt.Heute werden sie auch als Jesiditen bezeichnet. Jesiditen besitzensolch ein verdorbenen Glauben, dass sie mit dem Islam keineVerbindung haben.

Diejenigen, die behaupten, dass sie alle Gefährten desheiligen Propheten lieben, aber ihrem Weg nicht folgen undferner ihre eigenen falschen Gedanken bekannt machen, als obsie auf dem Weg von Gefährten des heiligen Propheten wären,nennt man Wahhabîten. Der Wahhabismus ist ein Gemischverirrter Auffassungen, des Rechtsschullosen Ahmed ibniTejmijje, die er in seinen Büchern niederschrieb und der Lügendes englischen Spions Hempher. Diese verachten die Gelehrtender Sunna, die Großen der islamischen Mystik und die Alewiten.Sie glauben, nur sie selbst wären Moslems. DieNichtwahhabiten, nennen sie Ungläubig. Sie behaupten, es wäreihnen erlaubt, das Eigentum und das Leben derNichtwahhabiten zu vernichten. So werden sie zu Ibâchîten. Sie

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mißverstehen den heiligen Koran und heilige Hadithe undglauben, diese falsche Bedeutungen die islamische Religion sei.Sie verleugnen die Quelle des Islam und die meisten derHadithe. Die angesehenen Gelehrten der vier rechtenRechtschulen bewiesen in ihren Büchern, dass die Wahhabitenvom Weg der Sunna abirrten, den falschen Weg gehen und demIslam viele Schaden antun. [Um weitere Informationen zubekommen, wird empfohlen, folgende Bücher zu lesen: intürkisch Kıyamet we Âchiret (Auferstehung und Jenseits],Seadet-i Ebedijje (Der Weg zum ewigen Glück), in arabischMinhatül-Wechbijje (Der Ausgewählte Weisheiten), Et-tewessül-ü bin-Nebî we bis-Sâlichîn (Vermittlung des heiligenPropheten und der Heiligen), Sebil-ün-Necat (Weg zurBefreiung) und in persisch Seyf-ül-ebrâr (Säbel der Heiligen).Diese Bücher und die Bücher über die Ablehnung der Irrlehrenwurden von Hakikat Verlag in Istanbul gedruckt.]

Im dritten Band des Buches von Ibni Âbidîn[1] und im Textder Trauung des Buches Nimet-ül Islam (Gnade des Islam) wirderklärt, dass die Wahhabiten irr-und ungläubig sind. Ejjüb SabriPascha[2], einer der Admirale des Sultans Abdülhamid II, hat inseinen Büchern Miratül Haremeyn (Spiegel der zwei heiligenStädte) und Tarich-i Wahhabijan (Geschichte der Wahhabiten)und Ahmed Dschewdet Pascha im siebten Band seinesGeschichtsbuches ausführlich geschrieben, dass Wahhabiten ausder Religion ausgetreten sind und dem Islam und den Moslemsviel Schaden zugefügt haben. Das in Ägypten gedruckte BuchSchawâhid-ül-Hâq (Himmlische Beweise) von Jussuf Nebhânigibt ausführliche Antworten gegen Wahhabiten und IbniTejmijje. Fünfzig Seiten aus diesem Buch sind in dem BuchUlamâ ül-Muslimîn wel-Wahhâbijjun (Islamische Gelehrte undWahhabiten) zitiert.

Ejjûb Sabrî Pascha Friede sei mit ihm, sagt: “DerWahhabismus enstand durch eine grausame blutige Revolutionim Jahre 1205 (1791 n.Chr.) in Arabien.” Einer von denen, dieversuchen, den Wahhabismus und Irrlehren durch ihre Bücherzu veröffentlichen, war Muhammed Abduh, ein Ägypter. DieBücher Abduhs, der Dschemaleddin-i Efgânî,[3] den Chef der

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[1] Muhammed Emîn İbni Âbidîn starb 1232 (1836 n. Chr.) inDamaskus.

[2] Ejjüb Sabri Pascha, gest. 1308 (1890 n.Chr.).[3] Dschemaleddîn Efgânî, gest. 1314 (1897 n.Chr.)

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Freimaurerloge in Kairo bewunderte, wurden in der Zeit derPartei Ittihat we Terakkî “Für Einheit und Fortschritt” instürkische übersetzt und der Jugend präsentiert, wobei manAbduh einen großen Gelehrten des Islams, einenfortschrittlichen Denker und einen wertvollen Reformatornannte. Die auf der Lauer liegenden Feinde des Islam fördertendiese Bücher, um den Islam zu zerstören, indem sie die Rolle derGeistlichen spielten und mit vergoldeten, heimtückischenWorten den Islam lobten und Zwietracht säten. Abduh wurdeüber alle Maßen gelobt. Die Gelehrten der Sunna und dieGründer der vier rechten Rechtsschulen wurden als ungebildetbetrachtet und ihre Namen wurden nicht erwähnt. Aber diereinen und edlen Kinder der ruhmreichen ehrenvollen Märtyrer,die sich für den Islam und den heiligen Propheten opferten,ließen sich nicht durch die Propaganda täuschen, die Millionenkostete. Sie haben diesen falschen Helden der Religion keinGehör geschenkt. ALLAH, der Allbarmherzige, hat die Kinderder Märtyrer vor den heimtückischen Angriffen geschützt. Nochheute wird der Wahhabismus mit ungeheurer Reklamepräsentiert und die Bücher von Mewdûdî[1], Sejid Kutb[2] undHamidullah werden übersetzt und der Jugend vorgelegt. Indiesen durch riesige Reklame präsentierten Übersetzungensehen wir verirrte Gedanken, die mit den Mitteilungen derislamischen Gelehrten nicht übereinstimmen. ‘Das Wasserschläft, der Feind schläft nicht!’ so lautet ein Sprichwort.ALLAH, der Erhabene, möge um SEINES geliebten ProphetenMuhammeds Willen, die Moslems aus dem Schlafe derUnachtsamkeit wecken und vor den Lügen und Verleumdungender Feinde schützen! Amen! Doch, dürfen wir uns nichttäuschen lassen, indem wir bloß beten. Man muß gemäß derLehre des Islam sowohl arbeiten, als auch beten denn sonstwürde man auf Wunder warten. Man soll sich zuerst an dieAnlässe halten, dann beten. Zuallererst soll man den Islamkennenlernen, um sich vor dem Unglauben zu schützen. Es istalso das erste Gebot für jeden Mann und jede Frau, den rechtenGlauben, Gebote und Verbote des Islam kennenzulernen. Dasist die erste Aufgabe.

Wer den Glauben und die Grundsätze und der sunnitischen

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[1] Mewdûdî, Begründer der falschen Sekte Dschemâ’at-ül Islamijjestarb in Indien. 1399 (1979 n.Chr.)

[2] Sejid Kutb, hingerichtet 1386 (1966 n.Chr.) in Ägypten.

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Lehre nicht lernt und seine Kinder darin nicht unterrichtet,setzt sich der Gefahr aus, aus dem Islam auszutreten undungläubig zu werden. Gebete solcher Menschen werden nichterhört, geschweige denn, dass sich solche Menschen vomUnglauben befreien können. Der heilige Prophet, hatberichtet: ‘Wo Wissenschaft ist, ist auch Islam. Der Islam kannohne Wissenschaft nicht existieren.’ Wie man essen undtrinken muß, um leben zu können, so muß man den Glaubenund die Religion kennenlernen, um nicht aus der Religionauszutreten und nicht von Ungläubigen getäuscht zu werden.Unsere Vorfahren pflegten immer die Religionsbücher zulesen. Auf diese Weise blieben sie gläubig. Sie genossen denIslam. Das Licht dieses Glücks ließen sie uns erreichen. Damitwir gläubig bleiben und unsere Kinder vor dem Unglaubenbewahren, müßen wir unbedingt die Bücher der Gelehrten derSunna lesen und die erforderlichen Kenntnisse erwerben. Dasist der erste und notwendigste Ausweg. Die Eltern, diegläubige Kinder haben wollen, sollen sie zum Lehrer für denheiligen Koran schicken und den heiligen Koran lehren lassen.Wir müssen lernen und unsere Kinder lehren, so oft wir dazuGelegenheit haben. Es ist schwer, sogar unmöglich, sie nachden Schuljahren zu unterrichten. Jammern nützt nicht, wenndas Unglück gekommen ist. Man sollte sich nicht durch süßevergoldete Bücher, Zeitungen, Zeitschriften, Hörfunk-undFernsehsendungen und Filme der Feinde des Islam täuschenlassen. Um sich seinen Glauben, seine Religion und seineKinder nicht von inneren und äußeren Feinden nehmen zulassen, muß man vor allen Dingen Religionsbücher derGelehrten der Sunna lesen und davon lernen. St. Ibn ’Âbidîn,Friede sei mit ihm, schreibt im dritten Band des Buches Redd-ül-Muchtâr (Verwunderliche Erwiderung): “Dieheimtükischen Ungläubigen, die verirrte Gedanken und Worteals Vorschriften des Islam vorstellen und dadurch versuchen,die Moslems aus dem Islam zu bringen, werden Ketzergenannt.”

Frage: Einer, der die Übersetzungen der Anhänger derIrrlehren gelesen hat, sagt: “Wir müssen die Übersetzungen desheiligen Korans lesen! Es ist furchtbar und gefährlich, es denGelehrten der Religion zu überlassen. Im heiligen Koran lautetdie Anrede nicht ‘O Religionsgelehrte!’, sondern ‘O Gläubige! OMenschen!’ Darum soll jeder Moslem den Koran selbst verstehenund keine Erklärung von anderen lesen!”

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Das Buch von dem Ägypter, Reschid Resa[1], das 1394 (1974n.Chr.) mit dem Namen “İslâmda Birlik ve Fıkch Mesebleri”(Einheitliche und Rechtswissenschaftliche Rechtsschulen imIslam) gedruckt wurde, verwirrte seine Leser. Auf vielen Seitendes Buches bzw. in der sechsten Rede wird folgendes geäußert:

“Sie haben die Rechtsschulengründer wie Prophetenhochgeschätzt. Sogar haben sie das Urteil einesRechtsschulsgelehrten vorgezogen und heilige Hadithe nichtangenommen. Sie haben gesagt, es sei möglich, dass eine andereHadith, die unserem Religionsgelehrten bekannt war dieseungültig gemacht habe.

Diese Nachahmer ahmen diejenigen nach, die sich irrenkönnen und folgen auf diese Weise den Rechtsschulgelehrten,indem sie die heilige Mitteilung des heiligen Propheten verlassender frei von allen Fehlern ist. Auf diese Weise weichen sie vondem heiligen Koran ab. Sie sagen, dass niemand, außer denRechtsschulgründern den heiligen Koran verstehen kann. DieseWorte der islamischen Rechtsgelehrten und der Nachahmerzeigen, dass sie aus dem Judentum und dem Christentumgenommen wurden. Man kann jedoch den heiligen Koran und dieheiligen Hadithe leichter verstehen, als die Bücher der islamischenRechtsgelehrten. Diejenigen, die arabische Wörter und Stilekennen, können den Koran und die Hadithe verstehen. Wer kannbehaupten, dass ALLAH, der Erhabene, SEINE Religion nichtoffenkundig mitteilen kann? Wer kann leugnen, dass der heiligeProphet die Meinung des Erhabenen besser verstehen underklären kann als andere? Wenn man sagt, dass die Erklärungendes heiligen Propheten für die Gemeinschaft nicht genug sind,heißt es, dass er die Pflichten seiner Prophezeiung nicht erfüllthätte. Wenn die meisten Menschen den Koran und die Hadithenicht verstehen könnten, würde ALLAH, der Erhabene, alleMenschen nicht zur Erfüllung von Geboten verpflichten. DerMensch soll durch Beweisse wissen, woran er glaubt. ALLAH, derErhabene, verachtet die Nachahmung. ER hat erklärt, dass esnicht entschuldigt wird, dass die Menschen ihre Vorfahrennachahmen. Die heiligen Verse zeigen, dass die Nachahmung beiALLAH, dem Erhabenen, nicht gültig ist. Es ist leichter, dieKenntnisse über Anbetung und Handlung zu verstehen, als dieGlaubenskenntnisse. Wenn ER die Menschen mit allemSchwierigen verpflichtet, wie soll ER sie nicht mit Leichteren

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[1] Reschîd Resâ, Schüler von Abduch, gest. 1354 (1935 n.Chr.)

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verpflichten? Obwohl es schwer ist, bei seltenen Ereignissen zuurteilen, ist es enschuldigt diese nicht zu wissen. DieRechtsgelehrten haben von selbst Angelegenheiten erfunden unddarüber geurteilt. Sie haben versucht, als Beweise dafür ihreMeinungen, sowie offene und verborgene Vergleiche zu bringen.Diese wurden auch auf dem Gebiet der Anbetung durchgeführt,worüber man durch Vernunft keine Kenntnisse erwerben kann.Sie haben das Volumen der Religion einige Male erweitert undden Muslimen Schwierigkeiten bereitet. Ich leugne den Vergleichnicht. Ich sage, dass es über Anbetung keinen Vergleich gibt.Glaubenskenntnisse und Anbetungen sind zur Zeit des heiligenPropheten vervollständigt. Niemand darf etwas dazu fügen. DieRechtsschulengründer haben den Menschen verboten,nachzuahmen.”

Mit den obenerwähnten Ausdrücken, wie in anderen Büchernvon irregeführten Personen, wird die Nachahmung der vierRechtsschulengründer verboten und somit wird jeder Moslemdazu gezwungen, Koranauslegung- und Hadithwissenschaft zustudieren. Somit wird verhindert, dass die Bücher von Gelehrtender Sunna gelesen werden. Was sagen sie dazu?

Antwort: Wenn man die Schriften der Wahhabiten und derAnhänger der Irrlehren vorsichtig liest, kann man leicht verstehen,dass die Verirrten versuchen mit vergoldeten Worten, welche zurZwietracht führen, aber mit einer verkehrter Logik, die Gläubigenzu täuschen. Während die Unwissenden durch diese vergoldetenheimtückischen unsinnigen Schriften getäuscht werden, geratendiejenigen, die Wissen und Weisheit besitzen, niemals in die Falledieser Verirrten! Gegen die Gefahr des Wahhabismus und derIrrlehre haben die islamischen Gelehrten, Friede sei mit ihnen, seitvierzehn Jahrhunderten tausende von wertvollen Büchernniedergeschrieben, um die Jugendlichen davor zu warnen und zuschützen. Als Antwort auf die oben erwähnte Frage übersetzen wireinen Teil des Buches Hudschdschet-ullachi alel-âlemîn (Beiweisedes Erhabenen im Weltall) von dem Religionsgelehrten JûsufNebhânî [1] ab Seite 771:

“Nicht jeder kann nach dem heiligen Koran urteilen. Dasogar die Rechtsschulengründer kein Urteil über alles bildenkönnen, hat der heilige Prophet, Friede sei mit ihm, durch heiligeHadithe den Sinn des heiligen Korans erklärt. Wie allein derheilige Prophet den Sinn des heiligen Korans erklärte, so konnten

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[1] Jûsuf Nebhanî, gest. 1350 (1932) in Beirut.

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nur seine Gefährten und die Rechtsschulengründer den Sinn derheiligen Hadithe verstehen und erklären. Damit dieRechtsschulengründer diesen Sinn verstehen können, hatALLAH, der Erhabene, ihnen Religionskenntnisse undNaturwissenschaften, Denkvermögen, Auffassungsgabe,Klugheit und Scharfsinn und andere Vorzüge gewährt. Unterdieser Vorzügen hat die Frömmigkeit die erste Stelle. Auchhaben sie Glaubenslicht von ALLAH, dem Erhabenen, in ihrenHerzen. Mit Hilfe dieser Vorzüge haben unsereRechtsschulengründer den Sinn des heiligen Korans und derheiligen Hadithe und die Absicht ALLAH’s, des Erhabenen unddes heiligen Propheten verstanden. Das, was sie nicht verstehenkonnten, haben sie durch Vergleiche geäußert. Jeder von den vierRechtsschulengründern teilte mit, dass sie nicht mit eigenerMeinung geäußert haben. Sie wiesen ihre Schüler darauf hin, dasssie, wenn sie einer heiligen Hadith begegnen, welche mit demUrteil ihrer Lehrer nicht übereinstimmt, dieser folgen sollten.Unsere Rechtsschulengründer haben diesen Hinweis ihrenSchülern gegeben, die alle auch absolute Religionsgelehrtewaren, wie sie selbst. Diese Gelehrten sind die Zuständigen,welche die Vertiefungen und Einzelheiten der vier Rechtsschulenwissen. Diese Rechtsschulengelehrten vergleichen dieGrundlagen des Urteils eines Rechtsschulengründers und dieÜberlieferungen und Bestätigungen einer betreffendenneugelernten Hadith und untersuchen u.a. deren Vorkommenund viele Voraussetzungen und bestimmen, welches davonvorzuziehen ist. Es könnte vorkommen, dass derRechtsschulengründer durch Vergleiche ein Urteil über eineSache abgegeben hat, da er dazugehörgen Hadithen nichtbegegnete. Weil seine Schüler die dazugehörige Hadith gelernthatten, haben sie anders geurteilt. Während seine Schüler sourteilten, blieben sie jedoch innerhalb der Regeln ihrerRechtsschulengründer. Die zu der späteren Zeit gelebtenSchriftgelehrten haben dasselbe geäussert. So versteht man, dassalle Moslems den Geboten ALLAH’s, des Erhabenen undSEINEN Propheten folgen, indem sie einen von den vierRechtsschulengründern und dessen Rechtsschulengelehrtennachahmen. Diese Gelehrten haben die Urteile aus dem heiligenKoran und den heiligen Hadithen verstanden, die andereMenschen nicht begreifen, und mitgeteilt. Und die Moslemshaben diese aus dem heiligen Buch und den heiligen Hadithenhergeleiteten Mitteilungen befolgt. Denn ALLAH, der Erhabene

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hat, geboten: Fragt die Wissenden, was ihr nicht wisst!”Dieser heilige Vers zeigt, dass nicht alle den Sinn des

heiligen Korans und der heiligen Hadithe verstehen können.Dieser heilige Vers gebietet, dass diejenigen, die nicht wissen,den Sinn des heiligen Korans und der heiligen Hadithe denWissenden fragen sollten und nicht versuchen es selbst zuverstehen. Wenn alle den Sinn des heiligen Korans und derheiligen Hadithe, hätten verstehen können, wären diezweiundsiebzig Irrlehren nicht zustande gekommen. Die Führerdieser Irrlehren waren auch Gelehrte. Aber keiner von ihnenkonnte den Sinn des heiligen Korans und der heiligen Haditherichtig verstehen. Sie verstanden es falsch und irrten vomrechten Weg ab. Sie verursachten das Unglück von Millionenvon Muslimen. Die Wahhabiten sind vom rechten Weg soabgeirrt, dass sie die Muslime auf dem richtigen Weg, alsungläubig bezeichnen. In dem Buch namens Keschf-üsch-schübüchât (Aufklärung der Zweifelhaften), das ins türkischeübersetzt und heimlich in unser Land eingeführt wurde,behaupten die Wahhabiten, es wäre erlaubt, Anhänger derSunna zu töten und sie zu berauben.

Daß die Rechtsschulengründer geurteilt und ihreRechtsschulen gegründet und dass sich alle Moslems in diesenRechtsschulen gesammelt haben, ist die Güte ALLAHs, desErhabenen, die ER der Gemeinschaft SEINES geliebtenPropheten gewährt hat. Einerseits schützte ALLAH, derErhabene, den islamischen Glauben davor, dass Ungläubige undandere Verirrten ihn zerstören, indem ER die Glaubensgelehrtenerschuf, andererseits schützte ER SEINE Religion vor demZerstören, indem ER die Rechtsschulengründer erschuf. Da esdiese Gabe im Christentum und Judentum nicht gibt, sind dieseReligionen verdorben und zu Spielereien geworden.

Die islamischen Gelehrten haben mit Übereinstimmungmitgeteilt, dass es vierhundert Jahren nach dem Hinscheiden desheiligen Propheten keinen absoluten Religionsgelehrten mehrgab, der nach dem heiligen Koran und den Hadithen urteilenkann. Derjenige ist geisteskrank oder unwissend, der behauptet:man solle heutzutage urteilen!

Der große Gelehrte Dschelâleddîn-i Süjûtî [1], Friede sei mitihm, hatte geäußert, urteilen zu können. Die Gelerten zu seiner

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[1] Dscheläleddin-i Sujûtî Abdurrachman, gest. 911 (1505 n.Chr) inÄgypten.

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Zeit stellten ihn eine Frage und teilten mit,dass es zweiAntworten auf diese Frage gab. Sie baten ihn, zuunterscheiden, welche von diesen zwei Antworten richtiger sei.Er konnte keine Antwort geben. Er bat um Entschuldigung.Jedoch hatte man von ihm nur die Unterscheidung zwischenzwei Urteilen verlangt. Das ist die niedrigste Stufe desUrteilfällens. Während sich ein Gelehrter wie Sujûtî weigerte,auf niedrigster Stufe zu urteilen, soll man denn diejenigen, diedie Menschen dazu zwingen, absolutes Urteil zu fällen, nicht alsgeisteskrank oder unwissend in religiöser Hinsicht nennen!Imâm-ı Gasâlî[1], Friede sei mit ihm, berichtet in dem Buchlchjâ-ül-ulûm (Erneuerung der Religionswissenschaften)offensichtlich, dass es zu seiner Zeit keinen Religionsgelehrtenmehr gab.

Wenn ein Gläubiger, der kein Rechtsgelehrter ist eine wahreheilige Hadith erfährt, die dem Urteil seiner eigenenRechtsschule nicht entspricht und es ihm schwerfälltdembezüglich seiner Rechtsschule gemäß zu handeln, So sollte ersich nach eine der anderen Rechtsschulen richten, die ihmentspricht. Der große Gelehrte Imâm-ı Newewî[2], Friede sei mitihm, gibt in seinem Buch Rawdat-üt-tâlibîn (Garten der Schüler)darüber ausführliche Informationen. Wer kein Religionsgelehrterist, darf nicht nach dem heiligen Koran und den Hadithenurteilen. Heute behaupten manche Unwissenden, dass sieReligionsgelehrte wären und nach dem heiligen Koran und derSunna urteilen würden und keine der vier Rechtsschulenbenötigten. Sie verlassen ihre Rechtsschulen, denen sie seitJahren folgten. Sie versuchen mit verirrten Gedanken, dieRechtsschulen ungültig zu machen. Mit Unwissenheit undDummheit sagen sie, dass sie nicht, den Mitteilungen derRechtsschulgelehrten zu folgen brauchen und sie selbst mit ihnenauf gleicher Stufe seien! Durch Illusion der Teufels und durch denReiz ihres Ichs wollen sie hochmütig sein. Sie verstehen nicht,dass sie durch diese Behauptung nicht ihre Vorzüge, sondern ihreDummheiten und ihre Gemeinheiten beweisen. Unter diesenVerirrten sehen wir diejenigen, die meinen, jeder solle nach demheiligen Koran und der Sunna urteilen! O gläubige Brüder! Hüteteuch vor diesen Verirrten und davor zu glauben, dass sieReligionsgelehrte sind! Folget eurer Rechtsschulen tüchtig! Ihr

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[1] Imâm-ı Muhammed Gasâlî, gest. 505 (1111 n.Chr.) in der Stadt Tûs.[2] Imam-ı Jachja Newewî, gest. 676 (1277 n.Chr.) in Damaskus.

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dürft eine der vier Rechtsschulen nach eurem Wunsch auswählen!Aber man darf die Leichtigkeiten der Rechtsschulen nichtvereinigen. [Das wird Telfîk genannt. Es ist das Verhalten, nur dieLeichtigkeiten der vier Rechtsschulen zu bevorzugen. Wenn manversucht, bei einer Sache möglichst auch den anderen dreiRechtsschulen zu folgen, wird es Frömmigkeit genannt. Das istein großer Verdienst.]

Wer die Bedeutungen der heiligen Hadithe gut verstehenkann, soll auch alle Einzelheiten seiner Rechtsschule wissen, diedurch heilige Hadithe erwähnten Wohltaten vollbringen, sich vorden durch heilige Hadithe mitgeteilten Bedrohungenschützen,die Vorzüge des Islam, die Eigenschaften undErhabenheit ALLAH’s, des Erhabenen, die Vorzüge, dieWunder und das Leben des heiligen Propheten, die Zustände desirdischen und künftigen Lebens, die Zeichen desWeltuntergangs, die Kenntnisse über das Paradies, die Hölle,über die Engel und Geister, über die alten Gemeinschaften,Propheten und heiligen Bücher, die Vorzüge des heiligenKorans, des heiligen Propheten Muhammed, die Sittsamkeitseiner Familienangehörigen und Gefährten und die Zeichen desWeltuntergangs und alle betreffende Kenntnisse über das Dies-und Jenseits erfahren. Denn alle diese Kenntnisse, nämlich alleKentnisse über das irdische und künftige Leben umfassen dieheiligen Hadithe. So kann man verstehen, wie diejenigenunwissend sind, die behaupten, direkt nach den heiligenHadithen zu urteilen. Neben den gesamten Hadithen sind dieHadithen die von Anbetungen und Handlungen berichten wenig.Nach manchen Gelehrten sind diese heiligen Hadithe ca.fünfhundert. [Einschließlich der wiederholten ist die Anzahlnicht mehr als dreitausend]. Es ist undenkbar, dass keiner dervier Rechtsschulengründer eine dieser heiligen Hadithe gehörthätten. Eine jede heilige Hadith ist wenigstens von einem dervier Rechtsschulengründer als Beweis angenommen worden.Wenn es einem Moslem klar ist, dass seine Handlung in seinerRechtsschule einer betreffenden Hadith widerspricht, soll er sichnicht direkt an diese heilige Hadith wenden, sondern einer dervier Rechtsschulen folgen, die nach dieser heiligen Hadithgeurteilt hat. Es ist denkbar, dass sein Rechtsschulengründerdiese Hadith gehört, aber aus irgendeinem Grund nicht nachdieser Hadith, sondern nach einer anderen Hadith urteilte, dieaus bestimmten Gründen gültiger ist, Urteil gefällt hat. Wenn einMoslem versteht, dass eine Hadith betreffend ist und wenn er ein

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demnach gefälltes Urteil in seiner Rechtsschule nicht findet, darfer trotzdem nicht von selbst der betreffenden Hadith folgen,sondern muß bei dieser Handlung einer anderen Rechtsschulenachahmen, die nach dieser heiligen Hadith ein Urteil gefällt hat.Weil der Rechtsschulengründer alle Voraussetzungen des Urteilswußte, hat er verstanden, dass es kein Hindernis gibt, dieserHadith zu folgen. Der gläubige Mensch darf jedenfalls nichtdieser Hadith folgen. Dieser Moslem darf jedoch bei dieserHandlung seiner eigenen Rechtsschule folgen. Denn seinRechtsschulengründer hat unbedingt nach einem Beweisgeurteilt. Die Nachahmer sind entschuldigt, die Begründungnicht zu wissen. Denn jeder der vier Rechtsschulengründernhaben nach dem heiligen Koran und der Sunna geurteilt. IhreRechtsschulen sind Erklärungen des heiligen Buches und derheiligen Hadithe. Sie haben den Muslimen das heilige Buch unddie heiligen Hadithe so erklärt, dass man sie ohneSchwierigkeiten verstehen kann. Außerdem haben sie dieseErklärungen niedergeschrieben. Diese Taten derRechtsschulengelehrten sind so großartig, dass sie sie ohne dieHilfe ALLAH’s des Erhabenen, sie niemals hätten leistenkönnte. Diese Rechtsschulen sind eine der größten Beweise, diemitteilen, dass St. Muhammed Friede sei mit ihm, der wahreProphet und der Islam die echte Religion ist.

Die Urteilsunterschiede der Rechtsschulgründern sind nur inAnbetungen und Handlungen. Es gibt kein Abweichen inGlaubenskenntnissen, sowohl auch nicht nach dem heiligenKoran, als auch nach den heiligen Hadithen. DieUrteilsunterschiede beruhen sich auf manchen Kenntnissenbetrefflich der Anbetungen und Handlungen. Der Grund dafürist, dass ihre Urteile auf unterschiedenen starken Begründungenberuhen. Diese kleinen Urteilsunterschiede sind eine Gnade fürdiese Gemeinschaft. Die Moslems dürfen beliebig einer der vierRechtsschulen folgen. Der heilige Prophet hat dieseUrteilsunterschiede als Freudenbotschaft prophezeit und so ist esgeschehen.

Über Glaubenskenntnisse darf man kein Urteil fällen. Dasführt zum Irrglauben und ist schwere Sünde. Es gibt nur einenWeg im Glauben. Das ist der Weg der Anhänger der Sunna. Mannennt ihn “Die Lehre der Anhänger der Sunna” DerUrteilsunterschied, der durch eine heilige Hadith als himmlischeGnade berichtet worden ist, betrifft nur Handlungen undVerhalten.

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Wenn die vier Rechtschulen bei einer Sache voneinanderabweichen, ist nur das Urteil einer Rechtschule richtig. Werdiesem richtigen Urteil folgt, gewinnt zweimal, wer dem nichtrichtigen folgt, gewinnt einmal Verdienst. Daß dieseRechtsschulen himmlische Gnaden sind, zeigt, dass es erlaubt ist,eine Rechtsschule zu verlassen und der anderen zu folgen. Aberes ist nicht erlaubt, anderen Rechtsschulen außer diesen vier undden Gefährten des heiligen Propheten zu folgen. Denn ihreRechtsschulen sind nicht niedergeschrieben und daher vergessenworden. Es gibt keine Möglichkeit, einer anderen, außer den vierRechtsschulen zu folgen. Daß es nicht erlaubt ist, die Gefährtendes heiligen Propheten nachzuahmen, haben die islamischenGelehrten mit Übereinstimmung mitgeteilt. So berichtet es auchImâm-ı Ebû Bekr-i: Râdhî[1]. Wer gut verstehen will, welcheVorzüge die Rechtsschulen, Religions-und besondersRechtsschulgelehrten haben und dass die Rechtsschulgründerihre Rechtsschulen nicht nach ihren eigenen Meinungen,sondern nach dem heiligen Buch und der Sunna gegründethaben, dem empfehlen wir die Bücher Mîsân-ül-kübrâ (Dasgroße Maß) und Misan-ül Hidrije (Maß nach der Hedschra) vonİmam-ı Abdülwahhâb-ı Scharânî.” Alle oben aufgeführte Textesind aus dem arabischen Originalen übersetzt worden. Die ausanderen Büchern entnommenen Texte sind wie in unseren allenanderen Veröffentlichungen in eckigen Klammern gesetzt. Dieaus dem Buch Hudschschet-ullachi alel’âlemin entnommeneno.a. Texte wurden im Original 1394 (1974 n.Chr.) in Istanbulgedruckt.

Die Behauptung, im heiligen Koran würde die Anrede ‘OSchriftgelehrte!’ nicht vorhanden sein, ist falsch. Verschiedeneheiligen Verse loben die Gelehrten und die Wissenschaft.Abdülganî Nablüsî erklärt in seinem Buch Hadika (Der Garten):Im heiligen Koran wird sinngemäss gefordert: ‘O Gläubige! Fragtnach Kenntnissen, die ihr nicht besitzt, die Andacht haltendenGelehrten.’ Andacht bedeutet hier Wissen. Dieser heilige Versverlangt, dass die Unwissenden nach den Gelehrten suchen undvon ihnen erlernen müssen. Der 7. heilige Vers der Sûre Âl-iImrân (Die Familie Imrans) lautet sinngemäss: “Doch keinerkennt ihre wahre Deutung als ALLAH, der Erhabene, unddiejenigen, welche fest gegründet im Wissen sind” d.h. dieverborgenen Bedeutungen der symbolischen heiligen Verse

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[1] Ebu Bekr Ahmed Râdhî, gest. 370 (980 n. Chr.).

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verstehen nur die Gelehrten, die das Wissen besitzen, und der 18.heilige Vers lautet dem Sinn nach; “Die Wissenden verkündenstehend in Gerechtigkeit: es gibt keinen Gott außer IHM, demAllmächtigen.” Der 81. heilige Vers der Sûre Kasas (DieGeschichte) heisst sinngemäß: “Die aber, denen das Wissengegeben ward, sprachen: Wehe euch, ALLAHs Lohn ist besserals die irdischen Reichtümer für die, welche glauben undrechtschaffen handeln und niemand gewinnt sie außer denStandhaften.” Der 56. heilige Vers der Sûre Rum (Die Griechen)lautet sinngemäß: Die aber, welche die Erkenntnis und denGlauben gegeben ward, (Diejenigen, aber denen das Wissen undder Glaube gegeben ward) werden sagen: “Ihr habt wie es imBuch ALLAHs aufgezeichnet ist, bis zum Tage der Auferstehunggesäumt, dies ist der Tag der Auferstehung, und ihr wußtet esnicht.” Die 108. und 109. heiligen Verse der Sûre ’Isrâ (DieNachtfahrt) berichten dem Sinn nach: “Mögt ihr nun daranglauben oder nicht, so fallen die, welchen die Erkenntnis schonzuvor zuteil geworden ist, wenn er ihnen vorgelesen wird,anbetungsvoll auf ihr Angesicht und sagen: ‘Lob und Preisunserem Schöpfer! Siehe, unseres Schöpfers Verheißung wirdsich wahrlich erfüllen.’” Der 54. heilige Vers der Sûre Hadsch(Die Pilgerfahrt) lautet sinngemäß: “Die Wissenden begreifen,dass der heilige Koran das ALLAHs Wort ist.” Der 50. heiligeVers der Sûre Ankebût (Die Spinne): “Es ist Zeichen in denHerzen derer, denen das Wissen gegeben ward. Es sind aber nurdie Ungerechten, die unsere Zeichen leugnen”. Der 6. heiligeVers der Sûre Sebe (Saba) sinngemäß: “Und die, denen dasWissen gegeben ward, sehen ein, dass das, was zu dir von deinemSchöpfer offenbart worden, die Wahrheit selbst ist und zu demPfade des Allmächtigen, des Preiswürdigen leitet.” Der 11.heilige Vers der Sûre Müdschadele (Die Streitende) besagt demSinn nach: “ALLAH wird erhöhen diejenigen von euch, dieglauben und denen das Wissen gegeben ward, um Stufen. UndALLAH weiß, was ihr tut.” Der 27. heilige Vers der Sûre Fâtır(Die Engel) berichtet sinngemäß: “Und darum fürchten ALLAHvon seinen Dienern nur die Wissenden. Siehe, ALLAH istmächtig und verzeihend.” Der 14. heilige Vers der SûreHudschurat (Die Gemächer) lautet sinngemäß: “Siehe, der ammeisten Geehrte von euch vor ALLAH ist der Gottesfürchtigsteunter euch; siehe, ALLAH ist wissend und kundig.”

In den heiligen Hadithen, die auf Seite 365. des gleichenBuches erwähnt sind, wird berichtet: “ALLAH, der Erhabene,

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Engel und jedes Lebewesen beten für diejenigen, die dieMenschen Wohltat lehren.” “Am Tage der Auferstehung werdenerst Propheten, dann Gelehrten, ferner Märtyrer um dasBegnadigungsrecht bitten dürfen.” “O Menschen! Wissenschaftkann nur von Gelehrten erlernt werden. Erlernt Wissenschaft!Wissenschaft erlernen ist Anbetung. Denjenigen, die dieWissenschaft lehren und erlernen, wird das Verdienst einesGlaubenskämpfers gewährt. Wissenschaft lehren ist wie Almosengeben. Von den Gelehrten Wissenschaft erlernen ist wie anbetengegen Morgendämmerung.” In dem Buch Hulâsa (Der Auszug)erklärt der Religionsgelehrte Tâchir Buchârî[1], F.s.m.i:“Religionsbücher lesen ist besser als in der Nacht freiwilligesGebet zu verrichten.” Denn die Gebote und Verbote desErhabenen von den Gelehrten und ihren Büchern erlernen istunentbehrlich. Zum Lehren und zur SelbstausübungReligionsbücher zu lesen und zu erklären, ist besser als Lobgebetzu verrichten. Durch heilige Hadithe wird berichtet:“Wissenschaft erlernen ist besser als alle freiwilligen Gebete.Denn Wissenschaft nützt sowohl dem Gelehrten als auch seinenSchülern. Denjenigen, die die Wissenschaft erlernen, um anderezu lehren, wird das Verdienst des Treuen gewährt.” ReligiöseKenntnisse können nur von den Gelehrten und aus derenBüchern erlernt werden. Wer behauptet, Religionsbücher undGelehrte seien nicht nötig, ist ein Lügner und Irrgläubiger. Diesetäuschen die Muslime und führen sie zum Unglück. DieKenntnisse in den Religionsbüchern sind aus dem heiligen Koranund heiligen Hadithen hergeleitet.” Die Übersetzung aus demBuch Hadîka[2] ist hiermit beendet.] ALLAH, der Erhabene, hatseinen Propheten gesandt, damit Er den Menschen den heiligenKoran verkündet und sie ihn lehrt. Die Gefährten des heiligenPropheten haben die Kenntnisse im heiligen Koran von demheiligen Propheten gelernt. Die Rechtschulgründer haben sie vonden Gefährten des heiligen Propheten und alle Muslime von denRechtschulgelehrten und von deren Büchern gelernt. In heiligenHadithen wird verkündet: “Wissenschaft ist ein Schatz. Fragenund Erlernen ist sein Schlüssel.” “Erlernt Wissenschaft und lehrtsie andere!” “Jedes Ding gehört zu einer Quelle. Und die Quelleder (Frömmigkeit) ist das Herz der Gelehrten.” “Wissenschaftlehren verursacht die Vergebung der Sünden”.

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[1] Tâchîr Bucharî, gest. 542 (1147 n. Chr.).[2] Der Verfasser des Buches Abdülganî Nablusî, gest. 1143 (1731 n. Chr.)

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Deswegen übersetzen wir den 193. Brief im ersten Band desBuches Mektûbât (Briefe) des großen Gelehrten des Islam, St.Imâm-ı Rabbânî. Dieser absoluter Religionsgelehrter, Friede seimit ihm, berichtet:

“Der verpflichtete Mensch, nähmlich jener, der das Alter derReligiösen Verpflichtung erreicht hat, soll vorerst seinen Glaubenverbessern. Das heißt, er soll den Glauben besitzen, den dieGelehrten der Sunna gelehrt haben. ALLAH, der Erhabene,möge diese großen Gelehrten für ihre Dienste reichlich belohnen!Amen! Um sich vor der Qual im zukünftigen Leben befreien zukönnen, soll man glauben und lernen, so wie diese Großen es alsrichtig verstanden haben. Zu jenen, denen der heilige Prophet dasewige Glück prophezeite, gehören nur die Menschen, die sich aufdem Wege dieser Großen befinden. [Sie werden Sunnitengenannt.] Nur sie sind auf dem Wege des heiligen Propheten undseiner Gefährten. Die Kenntnisse, die aus dem heiligen Koranund den heiligen Hadithen hergeleitet und richtig sind, sind dieihrigen. Jeder Reformator, Irrgläubige oder Verirrte behauptet,aus dem heiligen Koran und der Sunna des heiligen Prophetenseine Behauptung hergeleitet zu haben, somit versucht er dieGelehrten der Sunna gering zu schätzen. Deswegen darf mannicht an alle Lehren glauben, die aus dem heiligen Koran und ausder Sunna angeblich hergeleitet wurden.

[Um den richtigen Glauben eingehend kennenzulernen,empfehlen wir das Buch El Mu’temed fil Mu’tekad(Vertrauensmann auf das Glauben) von St. Türpüschti. Es ist einBuch, das man leicht versteht. Der Hakikat-Verlag hat es 1419(1989 n.Chr.) gedruckt. Fadlullah bin Hassen Türpischtî ist einerder Rechtsgelehrten der Rechtschule Hanefî, gestorben 661 (1263n.Chr.).]

Nachdem man seinen Glauben verbessert hat, soll man ausden Büchern der islamischen Rechtsgelehrten der Sunna lernenund einhalten, was rechtmäßig und verboten ist, wasunentbehrlich, notwendig, erforderlich und was empfohlen undunerwünscht ist. Die Bücher von den unwissenden Geistlichen,welche die Vorzüge der Sunna Gelehrten nicht begriffen, sollteman nicht lesen. ALLAH, der Erhabene, behüte uns davor, nichtso wie die Anhänger der Sunna zu glauben! Sonst kann man sichnicht von der Qual im zukünftigen Leben befreien. Wenn einePerson mit richtigem Glauben, das Beten vernachläßigt, darf manhoffen, Vergebung zu erlangen, selbst wenn sie nicht ohne Bußegestorben ist. Wenn einem nicht vergeben wird, wird man sich

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wieder befreien, nachdem man gebüßt hat. Die Haupsache ist,dass man sein Glauben verbessert. Hâdsche Ubejdullah-iAchrâr[1] sagte: ‘Könnte ich nur auf die Wunder der Heiligen, abernicht auf den Glauben der Sunna bauen, würde ich mich ewigvernichtet fühlen. Hätte ich aber nichts von den Wundern derHeiligen, hätte aber den Glauben der Anhänger der Sunna,würde mir nichts fehlen.’ ALLAH, der Erhabene, möge uns umSEINES geliebten Propheten willen, auf dem Weg erhalten, dendie Gelehrten der Sunna zeigen! Amen!’

Heute sind die Moslems in Indien alleine. Die Glaubensfeindegreifen sie von allen Seiten an. Wer heute, um dem Islam zudienen, ein Pfund ausgibt, gibt mehr, als wenn er zu einer anderenZeit tausend geopfert hätte. Heute kann man dem Islam am bestendienen, indem man die sunnitischen Bücher, die Glauben undIslam erklären, in die Dörfer schickt und sie der Jugend gibt. Werdiese Aufgabe hat, darf sich sehr freuen. Er sollte dafür dankbarsein. Der Dienst für den Islam ist immer verdienstvoll, besonderszu der Zeit, wo der Islam schwach ist und wo man durchVerleumdungen und Lügen den Islam zu vernichten versucht. Dortist es ein besonderer Verdienst, die Glaubenslehre der Sunnabekanntzumachen. Der heilige Prophet, Friede sei mit ihm, sagteseinen Gefährten: ‘Ihr lebt in solch einer Zeit, dass ihr, wenn ihrneun Zehntel der Gebote und Verbote des Erhabenen gehorcht,aber einem Zehntel nicht gehorcht, zugrunde geht. Und ihr werdetbüßen. Nach euch wird solch eine Zeit kommen,dass man sich,wenn man nur einem Zehntel der Gebote und Verbote gehorcht,befreien wird.’ [Diese heilige Hadith steht im 179. Paragraph desersten Bandes des Buches Mischkat-ül-messabich (Licht derLichter) und im 79. Paragraph des Buches Kitab-ül-fiten(Mitteilung der Zwietrachten) von den HadithgelehrtenMuhammed Tebrisî und Tirmüsî.] Heute ist die Zeit, die mit derheiligen Hadith prophezeit wurde. Man soll die Feinde des Islamerkennen, bekämpfen und nicht lieben. [Den heilige Kampf wirdvom Staat geführt und von der Armee des Staates. Der heiligeKampf für die einzelnen Moslems bedeutet, als Soldat das zuleisten, was die Regierung als Pflicht befiehlt. Daß der durchMassenmedien geführte Kampf wirkungsvoller als der eigentlicheKampf ist, wird auch im 65. Brief. erwähnt.] Man braucht keinWunder zu wirken oder kein Religionsgelehrter zu sein, um dieBücher und Worte der Gelehrten der Sunna zu verbreiten. Jeder

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[1] Ubejdullâh-i Achrar, gest. 895 (1490 n. Chr.) in Semerkand.

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Moslem soll Fleiß dafür verwenden. Man sollte die Gelegenheitnicht versäumen. Am Tage der Auferstehung wird jeder Moslembefragt, weshalb er dem Islam nicht gedient hat. Die Menschen, dienicht versuchen, die Bücher des Glauben und Islambekanntzumachen und den Gesellschaften des Islam Hilfe zuleisten, werden im Jenseits schwer leiden müssen. KeineEntschuldigung wird dafür gelten. Die Propheten waren Tag undNacht besorgt, die Religion des Allbarmherzigen, den Weg zumewigen Glück zu verbreiten, obwohl sie die vorzüglichsten,ehrwürdigsten Menschen waren. Sie pflegten denen zu sagen, dievon ihnen Wunder erwarteten: “ALLAH, der Allmächtigeerschafft das Wunder. Meine Aufgabe ist, die Religion desErhabenen zu verkünden.” Während sie sich darum bemühten,half ALLAH, der Erhabene, ihnen und erschuf für sie Wunder.Auch wir sollten die Bücher und Worte der Gelehrten der Sunnabekanntmachen und der Jugend und Bekannten melden,dass dieUngläubigen, Verleumder und die Feinde des Islam, gemein, böseund lügnerisch sind. Über ihre Tätigkeiten und Verhalten zuinformieren ist eine ehrliche Pflicht. Das heißt die Gebote undVerbote des Erhabenen bekannt machen und ist keine übleNachrede. Wer sich darum nicht geistig, körperlich und beruflichbemüht, wird sich nicht von den Qualen an Jüngsten Tag befreienkönnen. Qual und Kummer auf diesem Weg muß man als eineEhre und als ein Gewinn betrachten. Jedesmal wenn die Prophetendie Gebote und Verbote des Allbarmherzigen verkündeten,wurden sie von gemeinen, unwissenden Menschen angegriffen. Siehaben viel gelitten. Der vorzüglichste von diesen Großen, derGeliebte des Allbarmherzigen, St. Muhammed, teilte mit: ‘KeinProphet hat so viel gelitten, wie ich!’ ” Die Übersetzung vomMektûbat (Briefe) ist hier beendet.

[So sieht man, dass jeder Moslem die Glaubenslehre der Sunnakennenlernen und seine Familie, Verwandten und Bekanntenlehren sollte. Man sollte sich die Bücher, Zeitungen undZeitschriften, welche die Lehre der Sunna Gelehrten mitteilten,beschaffen und sie der Jugend und Bekannten geben, damit sie sielesen und lernen. Die Bücher, die die Glaubensfeindebekanntmachen, müßten auch Verbreitung finden.]

Es sind die absoluten Religionsgelehrten der vierRechtsschulen der Sunna, die alle Moslems auf der Welt denrechten Weg, die Religion des heiligen Propheten Muhammed,ohne Veränderung gelehrt haben. Die größten von ihnen sind dievier Rechtsschulgründer:

Der eine von ihnen ist St. Imâm-ı Asam Ebû Hanîfe Numan

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bin Sâbit, Friede sei mit ihm. Er ist einer der größten islamischenGelehrten und Führer der Anhänger der Sunna. Seine Biographieist in den Büchern Se’adet-i Ebedijje [eng. Über setzung: EndlessBliss] und Faideli Bilgiler [deut. Übersetzung Islam, der Weg derSunniten] dargestellt. Er wurde im Jahre 80 n. Hed. in Kûfegeboren und fand im Jahre 150 n.Hed. (767 n.Chr.) in Bagdad denMärtyrertod.

Der zweite ist St. Imâm-ı Mâlik bin Enes, Friede sei mit ihm.Er wurde 95 n.Hed. im Medina geboren und 179 n.Hed. ( 795n.Chr.) dort gestorben.

Der dritte ist St. Imâm-ı Muhammed bin Idris Schâfiî, Friedesei mit ihm, er wurde 150 n.Hed. in Gasa in Palästina geboren undstarb 204 (820 n.Chr.) in Ägypten.

Der vierte ist, St. Imâm-ı Ahmed bin Hanbel, Friede sei mitihm, er wurde 164 in Bagdâd geboren und starb 241 (855 n.Chr.).

Wer heute einem dieser vier Rechtsschulgründer nicht folgt,ist in großer Gefahr. Er ist vom Rechten abgeirrt. Es gab auchReligionsgelehrten außer diesen. Sie hatten auch richtigeRechtsschulen. Aber im Laufe der Zeit wurden ihreRechtsschulen vergessen. Deshalb konnten sie nichtaufgeschrieben werden. Zum Beispiel: Die sieben Gelehrten ausMedina und Omar bin Abdülasis, Süfjan bin Ujejne[1] , Ishak binRâhevijje, Dâvûd-i Tâî, Amir bin Scherâhil, Lejs bin Sa’d,A’mesch, Muhammed bin Dscherir Taberî, Süfjan-i Sewrî[2] undAbdürrahman Ewsâî, Friede sei mit ihnen, zählen dazu.

Alle Gefährten des heiligen Propheten waren Führer zumgeraden Weg, Friede sei mit ihnen. Alle waren absoluteReligionsgelehrte. Sie hatten ihre eigenen Rechtsschulen. Diemeisten ihrer Rechtsschulen glichen einander. Weil ihreRechtsschulen nicht aufgeschrieben werden konnten, ist es unsunmöglich, ihnen zu folgen. Die vier Rechtsschulgründer und ihreSchüler haben alle Kenntnisse der vier Rechtsschulenzusammengefaßt und bekanntgemacht, damit wir Moslemswissen, woran wir glauben und wie wir uns verhalten sollen. DieMoslems von heute sollen einer dieser vier Rechtsschulen folgenund sich demnach verhalten und anbeten. [Wer sich nicht nacheiner von diesen vier Rechtsschulen richten will, darf keinAnhänger der Sunna sein! S. auf die 2. Seite in der Einleitung!]

Zwei Schüler der vier Rechtsschulgründer wurden großeGlaubensgelehrte, die uns Glaubenskenntnisse vermittelt haben.

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[1] Süfjan bin Ujejne, gest. 198 (813 n. Chr.) in Mekka.[2] Süfjan-ı Sewrî, gest. 161 (778 n. Chr.) in Basra.

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So kamen zwei Rechtslehren im Glauben zustande. Der richtigeGlaube, der dem heiligen Koran und den heiligen Hadithenentspricht, ist der Glaube, den diese Gelehrten verkündet haben.Diese zwei sind die Gelehrten, die den Glauben der Sunna aufder Erde verbreitet haben. Der eine ist St. Ebülhassen Esch’ârî.Er wurde im Jahre 226 in Basra geboren und starb 330 (941n.Chr.) in Bagdad. Der zweite, St. Ebû Mansûr-i Mâtürîdî, ist imJahre 333 (944 n.Chr.) in Semerkand gestorben. Jeder Moslemmuß sich im Glauben nach einem dieser zwei Glaubensgelehrtenrichten.

Die Wege der Heiligen sind recht. Sie sind nicht vom Islamabgeirrt. [In jedem Jahrhundert gab und gibt es heute nochLügner und Verirrter in jedem Beruf und Amt, die den Islam fürihre irdischen Interessen ausnutzen und sich als Heilige,Religionsführer und Geistliche ausgeben, um dadurch anVermögen gelangen oder berühmt werden zu können. DieseMenschen hoffen immer auf Verdienste vom Schaden andererLeute. Aus diesem Grunde darf man nicht alle Menschen undBerufe gleich bewerten. Dies wäre Unwissenheit undUngerechtigkeit und bedeutete Hilfeleistung für schlechte undböse Menschen. Aufgrund dessen darf man nicht über dieislamischen Gelehrten, die Autoritäten des Islam, die eineEhrenstelle in der Geschichte besitzen, übel reden, indem manverirrte Geistliche, unwissende und falsche Mystiker folgt. Dazusollte man begreifen, dass die Gegner der islamischen Gelehrtenunrecht haben.] Die Heiligen wirken Wunder. Alle sind echt undrecht. Imâm-ı Jâfiî[1] sagte: “Die Wunder von St. MewlânaAbdülkâdir-i Gejlânî [2], dem Führer der Heiligen, Friede sei mitihm, sind durch Überlieferungen von mehreren Personen so weitverbreitet, dass man daran nicht zweifeln darf. Denn Verbreitunggilt als Beweis.”

Niemand darf einen Moslem ungläubig nennen, ohne dass eretwas willkürlich gesagt oder getan hat, was seinen Unglaubenbeweist. Man darf selbst einen Ungläubigen nicht verfluchen,wenn man nicht weiß, dass er als ungläubig gestorben ist. Daherist es besser, Jesîd nicht zu verfluchen.

5- Der fünfte Grundsatz ist, Der Glaube an den Jüngsten Tag.Der Anfang dieser Zeit ist der Tag, an dem der Mensch stirbt. Erdauert bis zum Ende des Auferstehungstages. Man nennt ihnauch den letzten Tag, weil ihm keine Nacht folgt oder weil er nach

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[1] Abdullah Jafiî, gest. 768 (1367 n. Chr.) in Mekka.[2] St. Abdulkadir-i Gejlânî, gest. 561 (1161 n. Chr.) in Bagdad.

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dem Weltleben beginnt. Der Tag und die Nacht die in demheiligen Koran zitiert werden, gleichen nicht der weltlichenTageszeiten, sondern drücken eine Zeitspanne aus. Es istunbekannt, wann der Tag des Weltuntergangs kommen wird.Niemand kann es wissen. Aber der heilige Prophet Muhammed,unser Herr, hat viele Zeichen prophezeit: St. Messias [Mechdi]wird auf die Erde kommen. St. Jesus wird in Damaskus vomHimmel herabsteigen. (Friede sei mit ihnen). Dedschdschal wirdauftreten. Diejenigen, die Jedschûdsch Medschûdsch heißen,werden die Welt verderben. Die Sonne wird im Westen aufgehen.Die Religion wird vergessen werden. Verderbnis und Bosheitwerden sich vermehren. Ungläubige, sittenlose und unwürdigePersonen werden an die Spitze treten. Die Gebote des Erhabenenwerden sich nicht erfüllen lassen. Überall wird man Übeltatenbegehen. In Jemen wird ein großes Feuer ausbrechen. GroßeErdbeben werden vorkommen. Die Berge werden sichemporheben und mit einem Schlage zerschmettert werden. DieSonne und der Mond werden sich verfinstern. Die Meere werdensich vermischen, kochen und austrocknen.

Die Moslems, welche Sünde begehen, werden Sündergenannt. Sie und alle Ungläubigen werden in ihren Gräbernbestraft werden. Daran soll man gewiß und wahrhaftig glauben.Wenn der verstorbene Mensch beerdigt wird, wird er mit einemLeben aufwachen, das wir nicht kennen. Er wird glücklich oderunglücklich sein. Zwei Engel namens Münker und Nekir inGestalt von furchtbaren Menschen, werden in das Grab kommenund ihn verhören. Die heiligen Hadithe berichten über diesenZustand. Die Antworten der Fragen des Grabes müssen wirauswendig lernen und unseren Kindern lehren. Die Fragen imGrab sind: Wer ist dein Schöpfer? Welche Religion hast du? Zuwelcher Religionsgemeinschaft gehörst du? Welches ist deinheiliges Buch? Welche ist deine Gebetsrichtung? Zu welcherRechtsschule im Glauben und in der Anbetung gehörst du? Essteht in dem Buch Teskire-i Kurtubî[1] (Erinnerung von Kurtubî)dass diejenigen, deren Glauben nicht wie der Glaube der Sunnitensind, nicht richtig antworten können werden. Die Gräber derer,die richtig antworten, werden sich erweitern. Ein Fenster zumParadies wird geöffnet werden. Morgens und abends werden sieihre Stellen im Paradies sehen. Die Engel werden ihnen die

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[1] Muhammed Kurtubî Mâlikî, Verfasser des Buches Teskîre, gest. 671(1272 n. Chr.)

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Freudenbotschaft überbringen und sie belohnen. Diejenigen, dienicht gut antworten, werden von den Engeln mit eisernenSchlegeln so heftig geschlagen, dass alle Geschöpfe außerMenschen und Geister ihr Schreien hören. Ihre Gräber werden soeng, dass ihre Knochen beinahe ineinandergehen. Ein Loch zurHölle wird ihnen geöffnet. Morgens und abends sehen sie ihreStellen in der Hölle und leiden bis zum Auferstehungstag.

Man soll an den Tag der Auferstehung glauben. Nachdemjedes Organ, jeder Knochen und Muskel verfault, zu Staub undGas geworden sind, werden sich alle Atome und Moleküle wiederzusammensetzen und lebendige Körper bilden. So werden alleauferstehen. Deshalb nennt man diese Zeit den Tag derAuferstehung.

[Pflanzen nehmen Kohlendioxyd aus der Luft und Wasser undMinerale aus dem Boden auf und setzen diese beiden Bestandteilezusammen. Auf diese Weise bringen Pflanzen organische Stoffe,die Baueinheiten unserer Organe, hervor. Chemische Reaktionen,die erst nach vielen Jahren ein Ergebnis zeigen, können heutedurch Katalyse in einigen Sekunden hervorgebracht werden.Genauso wird ALLAH, der Allmächtige, Wasser, Kohlendioxydund irdische Stoffe im Grab vereinigen und organische Stoffe,lebendige Organe und somit die Lebewesen wieder erschaffen. Dervertrauenswürdige Verkündiger, der heilige Prophet, berichtet,dass wir auf diese Weise auferstehen werden.] Man wird zumVersammlungsort des Jüngsten Gerichtes, kommen, und dieHandlungsbücher werden fliegend ihre Täter erreichen. Das wirdALLAH, der Allmächtige tun, der der einzige Schöpfer der Erden,Himmel, Sterne und Atome ist. Der heilige Prophet hat gemeldet,dass es geschehen wird. Alles, was er gesagt hat, ist und wird gewißgeschehen. Man muß daran glauben.

Die Handlungsbücher der Wohltäter werden ihnen von ihrerrechten Seite und den der Übeltäter von ihrer linken gegebenwerden. Alles, was Gutes und Böses, groß und klein, offen undverborgen getan wurde, wird im Handlungsbuch verzeichnet sein.Selbst die Handlungen, die Schreibengel nicht wissen, werdenenthüllt werden, weil die Organe es gestehen werden und weilALLAH, der Erhabene, allkundig ist. Wegen diesen Handlungenwerden ihre Täter auch verhört werden. Die Engel werden überdas verhört werden, was sie auf den Erden und in den Himmelngetan haben. Die Propheten, Friede sei mit ihnen, werden verhört,wie sie den Dienern die Gebote und die Religion desAllmächtigen verkündet haben. Alle werden verhört, ob sie den

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Propheten gefolgt, dem Islam gehorcht und sich gegeneinanderrecht verhalten haben. Am Tage des Jüngsten Gerichtes werdendie rechtschaffenen Muslime belohnt und die sündigen Muslimeund alle Ungläubigen streng bestraft werden.

Mit SEINER Gerechtigkeit wird ALLAH, der Erhabene,manchen Muslimen manche kleine Sünden und manchen alleSünden vergeben. Alle Sünden vergibt ER, wenn ER will. WennER nicht vergeben will, wird ER die Moslems wegen kleinerSünden bestrafen. ER hat berichtet, dass ER den Götzendienstund Unglauben niemals vergeben wird. Die Ungläubigen, dieSchriftbesitzer sind und die, die keine Schriftbesitzer sind, werdenin die Hölle gebracht und dort ewig gequält werden, weil sie nichtglaubten, dass St. Muhammed, Friede sei mit ihm, Prophet für alleMenschen ist und weil sie die von ihm verkündeten Gebote undVerbote mißachten.

Es gibt ein Maß (Mîsân), um an dem Tage des JüngstenGerichtes Handlungen und Tätigkeiten zu messen. Für dieses Maßgibt es zwei Waagschalen, einen Zeiger und einen Waagebalken.Die Waagschale für Wohltaten ist rechts des Himmels und an derSeite des Paradieses. Die Waagschale für Übeltaten ist links desHimmels und an der Seite der Hölle. Alle Handlungen, Worte,Gedanken und Blicke, die im irdischen Leben getan, gesagt,gedacht und geworfen wurden, werden sich dort in verschiedeneGestalten verwandeln. Die Wohltaten werden als lichtvolle, unddie Übeltaten als häßliche, dunkle Gestalten erscheinen und durchdieses Maß gemessen werden. Dieses Maß gleicht keinem irdischenMaß. Seine schwerbeladene Waagschale geht hoch und seine leichtbefundene Waagschale geht unter. Nach vielen Gelehrten gibt esdort verschiedene Maße, und viele Gelehrte haben gesagt, dassman nicht daran denken darf, weil die Religion nicht berichtet, wiediese Maße sind.

Es gibt die Brücke Sırat. Auf Befehl ALLAH’s, desAllmächtigen, wird die Brücke Sırat über die Hölle geschlagenwerden. Alle werden über diese Brücke gehen müssen. An jenemTage werden alle Propheten flehen: ‘O unser Schöpfer! Gib unsSicherheit!’ Die Wohltäter werden ohne Mühe über die Brückegehen und ins Paradies geführt werden. Manche von ihnenwerden blitzschnell, manche wie der Wind und manche mit derGeschwindigkeit eines rennendes Pferdes darüber hinweggehen.Die Brücke Sırat ist dünner als ein Haar und schärfer als einSäbel. So ist es auch auf der Welt, dem Islam zu folgen. Sichbemühen, um dem Islam genau zu folgen, gleicht, über die Brücke

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Sırat zu gehen. Wer in diesem Leben gegen sein Ich kämpft, wirdohne Mühe über die Sırat hinweggehen. Wer nicht genau demIslam folgt und nicht gegen sein Ich kämpft, der wird mit Müheüber die Sırat gehen. Darum wurde der richtige Weg, der auf denIslam hinweist, Sırat-ı müstakîm, der gerade Weg, genannt. Auchdiese Ähnlichkeit zwischen den Namen zeigt, dass man, wennman dem Islam gehorcht, über die Brücke Sırat gehen darf. DieÜbeltäter dagegen werden nicht über die Sırat gehen dürfen undin die Hölle hinabfallen.

Es gibt den Gnadensee (Havs-ı kewser), der unserem Führer,Muhammed Mustafa, Friede sei mit ihm, gehört. Er ist so groß,dass man um ihn binnen eines Monates herumgehen könnte. SeinWasser ist weißer als Schnee und sein Duft ist wunderbar. DieAnzahl der Kelche um den Gnadensee ist größer als die Zahl derSterne. Wer einmal davon trinkt, der wird niemals dursten, selbstwenn er in der Hölle ist.

Es gibt das Recht der Fürbitte zur Vergebung. Damit denMuslimen die uneingebußten kleinen und großen Sünden vergebenwerden, werden die Propheten, Heilige, fromme Muslime, Engelund Personen, denen ALLAH Erlaubnis geben wird, um dieVergebung bitten. Und ihre Fürbitten werden empfangen werden.[Der heilige Prophet Muhammed, Friede sei mit Ihm, sagte: “Fürdie großen Sünden meiner Glaubensgemeinschaft werde ichFürbitte einlegen.”] Am Tage des Jüngsten Gerichtes und imJenseits wird es fünf Arten von Fürbitten geben:

Erstens, am Tage des Jüngsten Gerichtes werden die Sünderdarum flehen, damit sie so bald wie möglich verhört werden.Hierfür wird Fürbitte eingelegt.

Zweitens, es wird Fürbitte eingelegt, damit die Sünder leichtund schnell befragt werden und leicht antworten.

Drittens, es wird Fürbitte eingelegt, damit die sündigenMuslime beim Gehen über die Brücke Sırat nicht in die Höllehinabfallen.

Viertens, es wird Fürbitte eingelegt, damit die sündigenMuslime, die in die Hölle gefallen sind, aus der Hölle befreitwerden.

Fünftens, obwohl die Moslems ewig im Paradies bleiben undunzählige Gaben besitzen werden, gibt es acht verschiedeneStellen im Paradies. Die Stellen der Moslems werden derVollkommenheit ihres Glaubens und ihren Handlungen gemäßsein. Es wird Fürbitte eingelegt damit die Stellen derParadiesbewohner aufsteigen dürfen, deswegen wird man

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ALLAH, den Erhabenen, ebenfalls bitten dürfen. Der Erhabenewird alle diese Fürbitten erhören.

Das Paradies und die Hölle ist augenblicklich da. DasParadies ist über den sieben Himmeln, die Hölle ist unter allem.Das Paradies besteht aus acht Teilen. Die Hölle besteht aussieben Teilen. Das Paradies ist größer als die Erde, Sonne undHimmel. Die Hölle ist viel größer als die Sonne.

6- Der sechste Grundsatz ist an die Vorherbestimmung(Kader) und daran zu glauben, dass alles, was Gutes (Hajr) oderBöses (Scher) ist, von ALLAH, dem Erhabenen, bestimmt wird.Alles, was gut, böse, nützlich, schädlich, vorteilhaft und nachteiligist, wird von ALLAH, dem Erhabenen bestimmt.Vorherbestimmung bedeutet Messen einer Menge, Urteil undGebot. Sie bedeutet zugleich Menge und Größe. Daß ALLAH, derErhabene, in Ewigkeit die Schöpfung einer Sache gewollt hat, heißtVorherbestimmung. Die Schöpfung eines Dinges, dessen Daseingewollt worden ist, heißt Schicksal. Die Erfüllung derVorherbestimmung nennt man das Schicksal. Die Wörter‘Vorherbestimmung und Schicksal’ werden auch für einanderverwendet. Daß alles dem Schicksal gemäß ohne Veränderungerschaffen worden ist, heißt Vorherbestimmung. Vor der Ewigkeitwußte ALLAH, der Allwissende, alles was vorkommen wird.Dieses Wissen von IHM heißt Vorherbestimmung und Schicksal.Alte griechische Philosophen nennen es die Ewige Gnade. AlleGeschöpfe sind dem Schicksal gemäß erschaffen worden. Daß dieDinge demnach erschaffen worden sind, heißt Schicksal undVorherbestimmung. Wer an die Vorherbestimmung glaubt, derglaubt auch an das Schicksal. Wenn ALLAH, der Allmächtige, inder Ewigkeit eine Sache erschaffen wollte, wird sie ohneVeränderung dasein. Nichtdasein der Dinge, deren Dasein ER willund Dasein der Dinge, deren Nichtdasein ER will, sind unmöglich.

ALLAH, der Allkundige, wußte, dass alle diese Tiere,Pflanzen, alles Leblose [feste Stoffe, Flüssigkeiten, Gase, Sterne,Moleküle Atome, Elektronen, elektromagnetische Wellen,Bewegungen aller Wesen, chemische Reaktionen, Kern-reaktionen, Energieumwandlungen und physiologische Vorgängebei Lebewesen], Dasein oder Nichtdasein aller Dinge, Wohl undÜbeltaten der Diener und deren Belohnungen und Bestrafungenin diesem und im zukünftigen Leben und alle Wesen entstehenwürden. All das wußte ER von der Ewigkeit an. Von Ewigkeit zuEwigkeit erschuf und erschafft ER Dinge, Eigenschaften,Bewegungen, und Ereignisse nach SEINEM Wissen. Alle Wohl-

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und Übeltaten der Menschen, ihr Glauben und Unglauben, ihrwillkürliches und unwillkürliches Tun erschafft ALLAH, derErhabene. ER ist es allein, der Allerschaffer ist. Alles, was ausirgendeinem Grund zustandekommt, wird von IHM erschaffen.Es ist SEINE Gewohnheit, dass ER nichts ohne Grund erschafft.

Zum Beispiel: Feuer ist brennend. Jedoch ALLAH, derAllmächtige ist es, der es brennen läßt. Feuer steht in keinerBeziehung zum Verbrennen. Aber SEINE Gewohnheit ist, dassER kein Brennen erschafft, ohne dass etwas mit Feuer in Kontaktsteht. [Feuer führt zu nichts anderes, als bis zurEntzündungstemperatur zu heizen. Feuer ist nicht das, was sichim Aufbau der organischen Gegenstände befindlichenWasserstoff und die Kohle mit Sauerstoff vereinigt und denElektronenaustausch verursacht. Wer die Wahrheit nicht sieht,denkt daran, dass das Feuer brennt. Was verbrennt, ist wederFeuer noch Sauerstoff, noch Hitze und nochElektronenaustausch. ALLAH, der Allmächtige, ist es allein, derverbrennen läßt. All das hat ER als Grund zum Brennenerschaffen. Ein Analphabet glaubt, dass das Feuer brennt. DerAusdruck “Feuer brennt” gefällt dem nicht, der die Volksschulebeendet hat. Dieser vermutet, dass die Luft brennt. Wer dieRealschule beendet hat, glaubt das nicht. Er glaubt, dass derSauerstoff in der Luft brennt. Wer eine höhere Schule absolvierthat, erklärt, dass nicht Sauerstoff, sondern jedeselektronengetroffene Element brennt. Ein Student dagegenrechnet sowohl Stoff als auch Energie ein. So versteht es sichleicht: Je mehr man studiert, desto mehr nähert man sich derWahrheit. Auf diese Weise begreift man, dass sich noch vieleGründe hinter den angeblichen Gründen befinden. DiePropheten, die an der Spitze der Wissenschaften waren und dieWahrheiten genau sahen, und die Gelehrten, die den Prophetenfolgten und ihre Anteile von deren Wissenschaften bekamen,Friede sei mit ihnen, haben berichtet, dass die Dinge, die man alsVerbrennende und Täter betrachtet, elende Geschöpfe undGründe sind und dass ALLAH, der Allmächtige, der wahreSchöpfer und Täter ist.] ALLAH, der Allmächtige ist es, derbrennen läßt. ER läßt auch ohne Feuer brennen. Aber es istSEINE Gewohnheit, durch Feuer brennen zu lassen. Wenn ERnicht will, läßt ER nicht einmal in der Mitte des Feuers brennen.St. Abraham, Friede sei mit ihm, hat ER nicht verbrennen lassen,obwohl er ins Feuer geschleudert worden war. ER hat gegenSEINE Gewohnheit gehandelt, weil ER ihn sehr liebte. [Jedoch

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hat ER Stoffe erschaffen, die unentzündlich sind. Nach und nacherfinden Chemiker diese Stoffe.]

Hätte ALLAH, der Allmächtige, gewollt, so hätte ER allesohne Grund erschaffen. Dinge ohne Feuer verbrannt, Geschöpfeohne Nahrung gesättigt, Menschen ohne Flugzeug fliegen und unsSendungen ohne Rundfunk hören lassen. Zum Wohle derMenschen hat ER durch SEINE Gnade alles mit Grunderschaffen. ER wollte unter bestimmten Gründen bestimmteDinge schaffen. SEINE Macht und SEIN Tun hat ER durchGründe verborgen. Jeder, der die Schöpfung eines Dinges will,soll Gründe geltend machen, damit sein Wunsch erfüllt wird.[Wer eine Lampe antzünden will, muß ein Streichholzgebrauchen. Wer Olivenöl produzieren will, muß eine Pressebenutzen. Wer Kopfschmerzen hat, muß Tabletten gegenKopfschmerzen einnehmen. Wer ins Paradies kommen undunzählige Gaben erlangen will, muß dem Islam folgen. Wer aufsich schießt, muß sterben. Wer einen Gift trinkt, muß sterben.Wer ganz erhitzt, einen kalten Trank trinkt, muß krank werden.Wer eine Sünde begeht und seinen Glauben verliert, muß in dieHölle kommen. Wer etwas verursacht, gelangt zu dessenErgebnis. Wer islamische Bücher liest, den Islam lernt und liebt,wird gläubig. Wer unter Ungläubigen lebt und ihre Worte hört,wird unwissend in religiöser Hinsicht. Die meisten Unwissendenin religiöser Hinsicht werden ungläubig. Wessen Vermittler manbenutzt, dessen Weg geht man.]

Hätte ALLAH, der Allmächtige SEIN Tun ohne Grunderschaffen, so hätte man niemanden benötigt. Jeder würde allesdirekt von ALLAH, dem Erhabenen, erwarten, ohne sich anjemanden zu wenden. So würden die Menschen in keinerBeziehung zu Vorgesetzten, Untergebenen, zur Arbeiterschaft,Künstlerschaft, Studentenschaft, Lehrerschaft und zu anderenDingen der Menschheit stehen. Die Ordnung in diesem und imzukünftigen Leben würde verderben. Es würde keinenUnterschied zwischen Schönheit und Häßlichkeit, Wohl - undÜbeltat, Gehorsam und Ungehorsam geben.

Hätte ALLAH, der Allmächtige gewollt, so würde ERSEINE Gewohnheit geändert und alles nach dieser Gewohnheiterschaffen haben. Zum Beispiel: Wenn ER gewollt hätte, hätteER die Ungläubigen, Sünder, Grausamen und Betrüger insParadies geführt und Gläubige, Anbeter und Wohltäter in dieHölle gebracht. Aber heilige Verse und Hadithe zeigen, dass ERes nicht so gewollt hat.

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ER ist es, der alle willkürlichen und unwillkürlichenHandlungen SEINER Geschöpfe erschafft. Um die willkürlichenHandlungen SEINER Diener zu erschaffen, hat ER ihnen dieHandlungsfreiheit und den Willen gewährt und die Erschaffungihrer Handlungen mit ihrer Handlungsfreiheit und ihrem Willenbegründet. Wenn SEIN Diener etwas tun will, erschafft ALLAH,der Erhabene, es, wenn ER es auch will. Will ER es nicht, soerschafft ER es nicht, obwohl der Diener es will. Wie ER inKontakt mit Feuer Brennen erschafft, so erschafft ER daswillkürliche Tun SEINER Diener. Wenn etwas mit einemMesser in Kontakt steht, erschafft ER Schneiden. Was schneidet,ist nicht das Messer, sondern ER. ER hat das Schneiden mit demMesser begründet. Wie Bewegungen in der Natur aus SEINEMeigenen Willen erschaffen werden, so wird willkürliches Tun derDiener erschaffen, wenn ALLAH, der Allmächtige, es auch will.Denn ER ist es allein, der die Substanzen, Eigenschaften undBewegungen der Sonnen, Atome, Moleküle, Tropfen, Zellen,Mikroben und aller anderen Dingen erschuf und erschafft. Esgibt keinen Schöpfer außer IHM. Es gibt als einzigenUnterschied zwischen den Bewegungen alles Leblosen und denHandlungen der Menschen und Tiere, nähmlich dass ALLAH,der Erhabene, wenn die Diener es wollen, ihre Bewegungen undHandlungen erschafft, wenn ER es auch will. Leblose Geschöpfedagegen haben keinen Willen. [Jede Bewegung des Menschenkommt durch viele physischen und chemischen Vorgängezustande.] Bei Bewegungen der Leblosen handelt es sich umkeine Handlungsfreiheit. Wenn ER in Kontakt mit Feuer dasBrennen erschafft, ist es nicht aus dem freiem Willen des Feuers.[Gute und nützliche Wünsche SEINER Diener, welche ER liebtund mit denen ER barmherzig ist, will und erschafft ER. Derenböse und schädliche Wünsche will ER nicht und erschafft sienicht. Diese aber werden traurig, da ihre Wünsche nicht inErfüllung gehen. Hätten sie daran gedacht und es begriffen, dassihre Wünsche deswegen, weil sie schädlich sind, nicht inErfüllung gegangen sind, würden sie nicht traurig darübergewesen sein. Sie hätten sich darüber gefreut und sie würdenALLAH, dem Erhabenen, dankbar gewesen sein. ALLAH, derErhabene, hat in Ewigkeit gewollt, die Handlungen derMenschen, nachdem sie sie wollten, zu erschaffen. Wenn ERnicht so in der Ewigkeit gewollt hätte, würde ER unserewillkürliche Handlungen nicht durch unseren Willen, sondernmit Zwang erschaffen haben. Daß ER unsere willkürlichen

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Handlungen, nachdem wir sie wollten, erschafft, ist es deswegen,weil ER es in der Ewigkeit so gewollt hat. Also unserewillkürlichen Handlungen werden wegen SEINES Willen in derEwigkeit erschaffen. So herrscht SEIN Wille über alles.]

Das willkürliche Tun des Dieners besteht aus zweiGrundsätzen. Das erste ist, dass der Diener es aus freiem Willenausdem Herzen gewollt hat. Die willkürlichen Handlungen desDieners wird Erlangen genannt. Sie ist eine Eigenschaft desMenschen. Das zweite ist, dass ALLAH, der Erhabene eserschaffen hat. Darauf wirkt der Wille des Dieners nicht. Gebote,Verbote, Belohnungen und Bestrafungen sind für Menschengeregelt, die aus freiem Willen handeln. Im 96. heiligen Verse derSure Saffat wird sinngemäss gemeldet: ‘ALLAH, der Erhabene,erschuf euch und euer Tun.’ Dieser heilige Vers zeigt, dass dieMenschen Handlungs- und Willensfreiheit haben, dass es sich umkeinen Zwang handelt und dass alles der Vorherbestimmung unddem Schicksal gemäß erschaffen wird. Darum wird esmenschliches Tun genannt. Zum Beispiel: Man sagt: ‘Ali hatgeschlagen und zerbrochen!’

Es ist nötig, dass der Diener seine Handlung gewollt hat, bevorsie erschaffen wird. Das nennt man das Erlangen St. Âmidîberichtet, dass dieser Wille die Schöpfung der Handlungenverursacht. Man darf auch behaupten, dass dieser Wille diewillkürliche Handlung nicht verursacht. Denn es ist dasselbe, waserschaffen und was gewollt worden ist. Also kann der Diener nichtalles tun, was er will. Es kann auch geschehen, was er nicht will. Esist keine Dienerschaft, dass der Diener alles tut, was ihm gefälltund dass etwas nicht geschehen soll, was ihm nicht gefällt. Dasheißt nicht Gottesverehrung, sondern Gottheit. Mit SEINERGnade und Barmherzigkeit gibt ER SEINEN Dienern genügendeKraft und Energie, damit sie den Geboten und Verbotengehorchen. Zum Beispiel: Wer gesund ist und genug Geld hat,kann eine Pilgerfahrt ausführen. Wer den Fastenmonat erreicht,kann fasten. Jeder kann täglich fünfmal Gebet verrichten. Wer einbestimmtes Maß von Vermögen hat, kann den armen Muslimeneinen Teil davon als Armensteuer geben, nachdem darauf ein Jahrvergangen ist. So versteht man, dass der Mensch, wenn er will,seine willkürlichen Handlungen ausführt und sie nicht ausführt,wenn er es nicht will. Auch daraus begreift man die Erhabenheitvon ALLAH, dem Allerbarmer. Die Unwissenden und Dummenglauben nicht an die Worte der Gelehrten der Sunna, weil sie dasWissen um das Schicksal und die Vorherbestimmung nicht richtig

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verstehen können. Sie zweifeln an der Macht und dem Willen desMenschen und glauben, dass der Mensch hilflos, zu seinenHandlungen gezwungen sei. Da sie merken, dass der Mensch beimanchen Vorgängen keinen Willen hat, verachten sie dieGelehrten der Sunna. Diese falschen Worte von ihnen beweisen,dass sie eine Willens- und Handlungsfreiheit haben.

Die Eigenschaft, irgendeine Handlung ausführen zu können,heißt Macht. Das Vorziehen, etwas zu tun oder nicht zu tun, wirdHandlungsfreiheit genannt. Das Wünschen, das Vorgezogene zutun, heißt Wille. Aus Willen und Allmacht entsteht dieSchöpfung. Das Zufriedensein mit einer Sache wird Zustimmungoder Wohlgefallen genannt. Daß der Diener seine Handlungenmit seinem Willen und seiner beschränkten Macht begründet,heißt Erlangen Es ist nicht nötig, dass jeder, derEntscheidungsrecht hat, Schöpfer sein muß. Es ist nicht nötig, mitallem, was gewollt worden ist, zufrieden zu sein. ALLAH, derErhabene, wird Schöpfer und Besitzer der Handlungsfreiheit undder Diener Besitzer der Willens- und Handlungsfreiheit genannt.

ALLAH, der Erhabene will und erschafft Wohl undÜbeltaten SEINER Diener. Er wünscht nicht Übel sondernWohltaten. Durch SEINEN Willen und SEINE Erschaffungkommt alles hervor. Im 102. heiligen Verse der Sure En’am wirddem Sinn nach berichtet: “Es gibt keinen Gott außer IHM. Er istder einzige Schöpfer.”

Die Partei Mu’tesile wurde verirrt, weil sie den Unterschiedzwischen dem Willen und der Zustimmung nicht sehen konnte.Ihre Anhänger glauben, dass der Mensch alles erschaffe, was erwolle. Sie verleugnet die Vorherbestimmung und das Schicksal.Auch die Partei Dschebrijje wurde ganz verirrt. Diese glaubt, derMensch sei ohne Willen, wie Stein und Holz. Der Mensch begehekeine Sünde, und habe keinen Willen und keineHandlungsfreiheit. ALLAH, der Erhabene, lasse die Menschenalle Sünden und Übeltaten begehen! Wenn ALLAH, derErhabene die Menschen mit Zwang Sünden und Übeltatenbegehen ließe, würde es keinen Unterschied geben zwischen dem,der mit gebundenen Füßen und Händen bergab gerollt wird, unddem anderen, der mit freiem Willen bergab spazierengeht. Dochwird der erste mit Zwang gerollt, während der zweite aus freiemWillen spazieren geht. Diejenigen, die diesen Unterschied nichtsehen können, sind kurzsichtig. Sie glauben nicht an den heiligenVers: ‘ALLAH, der Erhabene ist es, der alles erschafft’, undbetrachten die Gebote und Verbote ALLAHs, des Erhabenen,

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als unnötig. Wer glaubt, wie die Gruppe Mutesile oder Kaderijje,dass der Mensch erschaffe, was er wolle, der stellt ALLAH, demErhabenen Wesen zu.

Heute behaupten manche namens Schiîten wie Mutesile, derMensch erschaffe, seinem Willen gemäß. Als Beweis führen siean, dass ein Esel trotz Prügel wider seinem Willen nicht durcheinen Bach geht.

Bedenken diese denn nicht, dass der Wille des Menschen,wenn ALLAH, der Allmächtige, nicht will, keine Rolle spielt unddass alles nach dem Willen ALLAHs, des Erhabenen, abläuft?Somit versteht man, dass die Worte der Mutesile falsch sind. DerMensch kann nämlich nicht alles tun, was er will. Könnte derMensch alles tun, was er wollte, wie diese Verirrten glauben, sowürde ALLAH, der Allmächtige, unfähig und hilflos sein.ALLAH, der Allmächtige ist frei von allen Fehlern und von jederUnfähigkeit. Es entsteht nur, was ER will, ER ist es allein, deralles erschuf und erschafft. So ist ALLAH, der Erhabene. Es istüberheblich, zu behaupten, dass der Mensch erschaffe, was erwolle oder auszudrücken: ‘Wir haben es erschaffen; sie haben eserschaffen.’ Das wird zu Frechheit gegen ALLAH, denErhabenen, und verursacht den Unglauben.

[Wie bereits erwähnt, kommen viele unwilkürliche Vorfälleund Bewegungen bei Dienern zustande, welche durch vielephysikalische, chemische und physiologische Vorgängeverursacht werden, die man nicht ahnt. Ein gerechterWissenschaftler darf seine unwillkürlichen Handlungen nicht alsseine willkürlichen Taten betrachten, geschweige denn, dass ersagen dürfte, er hätte es erschaffen. Er schämt sich vor ALLAH,dem Erhabenen, so etwas zu behaupten. Diejenigen, dieungenügende Kenntnisse und weniges Schamgefühl besitzen,sprechen überall, alles unbefangen aus!

ALLAH, der Erhabene, ist barmherzig mit allen Menschen inder Welt. Damit die Menschen in der Welt und im Jenseitsglücklich leben, berichtet ER deutlich, was sie dafür tun sollen.Manche von denen, die sich durch ihr Ich, durch böse Freunde,irreführende Bücher und böswillige Hörfunk- undFernsehsendungen täuschen, leitet ER recht. Diese führt ER aufden rechten Weg. Unbändigen und Grausamen schenkt ER dieseGabe nicht. Jene läßt ER im Sumpf des Unlaubens, mit dem siezufrieden sind.]

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EIN BRIEF VON SCHEREFÜDDİN MÜNÎRÎ(Segen sei mit ihm)

Scherefüddîn Ahmed bin Jahja Münirî, einer der größtenislamischen Gelehrten, Friede sei mit ihm, schreibt imachtzehnten Brief seines Buches Mektubat (Briefe):

“Die meisten Menschen täuschen sich, indem sie sich ihremVerdacht und Phantasiegebilde gemäß verhalten. Ein Teil vondenen, die auf diese Weise falsch denken, sagt: “ALLAH, derErhabene benötigt unsere Anbetungen nicht. UnsereAnbetungen nützen IHM nicht. Das Anbeten und die Rebellionder Menschen sind gleich gegenüber SEINER Erhabenheit.Diejenigen, die anbeten, bemühen sich umsonst.”

Diese Denkweise ist falsch. Sie sagen so, weil sie den Islamnicht kennen. Sie vermuten, dass die Anbetungen deswegengeboten worden sind, weil sie ALLAH, dem Erhabenen, nützlichseien. Solches Vermuten ist absolut falsch. Man glaubt, dass etwasgeschieht, was eigentlich nicht vorhanden ist. Die Anbetung jedesMenschen ist nur ihm selbst nützlich. Daß es so ist, berichtetALLAH, der Erhabene, in dem achtzehnten Heiligen Verse derSure Fâtır offenbar. Einer, der so falsch denkt, gleicht einemKranken, der seine Diät nicht einhält. Diesem Kranken empfiehltder Arzt Diät. Dieser aber hält keine Diät ein und denkt: “Wennich keine Diät einhalte, schadet es dem Arzt nicht!” Es ist richtig,dass es dem Arzt nicht schadet. Aber es schadet ihm selbst. DerArzt empfiehlt einem eine Diät, damit man sich von derKrankheit befreit. Man wird gesund, wenn man der Empfehlungdes Arztes gehorcht, oder stirbt, wenn man ihr nicht gehorcht.Das schadet dem Arzt nicht.

Ein Teil der Verirrten dagegen betet und beachtet dieVerbote nicht. Sie gehorchen dem Islam nicht. Sie sagen:“ALLAH, der Erhabene, ist barmherzig und gütig. SEINEVergebung ist unendlich.ER ist barmherzig mit SEINENDienern. ER quält niemanden.”

Gewiß, die ersten Worte sind richtig. Aber, das Letztere istfalsch. Hiermit täuscht der Teufel sie und führt sie zur Rebellion.Wer vernünftig ist, täuscht sich nicht. ALLAH, der Erhabene, istgütig, barmherzig und gerecht. Wie SEINE Güte undBarmherzigkeit unendlich ist, so ist auch SEINE Strafe unendlich.Wir sehen, dass ER viele Diener in Not und Kummer und viele in

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Qualen auf der Welt leben läßt. Obwohl ER sehr gütig ist, gibtER einem kein Brot, wenn man sich nicht bemüht, umLandwirtschaft zu treiben. Obgleich ER alle Lebendigen lebenläßt, läßt ER einen nicht leben, wenn dieser sich nicht ernährt.ER bringt dem kranken Menschen keine Genesung, wenn dieserkein Medizin gebraucht . ER hat auf der Welt Gründe erschaffen,damit SEINE Diener leben, gesund werden und Eigentum undandere Gaben besitzen. ER ist nicht barmherzig mit denen,welche die Gründe Seiner Gaben nicht geltend machen, undversagt ihnen diese. Ebenso kann man auf diese Weise die Gabendes Jenseitss erlangen. ER hat das Unglauben und dieUnwissenheit erschaffen und diese zum Gift der Seele gemacht.Sie verderben die Seele. Ebenfalls macht die Faulheit die Seelekrank. Wenn man kein Heilmittel dagegen verwendet, wird dieSeele krank und verdirbt. Das einzige Heilmittel gegenUnglauben und Unwissenheit sind Weisheit und Wissen. DieHeilmittel gegen Faulheit sind jedoch Gebetsverrichten und jedeandere Anbetung und jede Arbeit, die zugleich als Anbetung gilt.Wer sagt: “ALLAH, der Erhabene, ist barmherzig und schütztmich!” und Giftstoff einnimmt, der wird krank und stirbt. Werkrank ist und keine Diät ein hält, der wird kränker. [z.B. WennDiabetiker Teigwaren und Süßigkeiten essen, werden siekränker.] Der Wollust zu folgen, d.h. die Wünsche des Ich zuerfüllen, macht die Seele krank. Wenn man glaubt, dass esschädlich und Sünde ist, der Wollust zu folgen, verdirbt die Seelenicht. Sonst wird die Seele verdorben und entartet. Denn, wernicht daran glaubt, der wird ungläubig. Unglauben ist das Gift derSeele.

Manche Verirrten aber versuchen die Wünsche des Ich wieWollust, Zorn usw. zu vernichten, indem sie hungern. Sie glauben,der Islam gebiete es diese Wünsche zu vernichten. Nachdem sieaber eine lange Zeit gehungert haben, stellen sie fest, dass dieseWünsche nicht vernichtet werden und behaupten (Der Islamhabe geboten, was unmöglich sei. Der Mensch könne sich nichtvon angeborenen Gewohnheiten befreien. Das sei genau sounmöglich, einen schwarzen Menschen zu einem weißen zumachen. Man hätte umsonst gelebt, wenn man versuche, dasUnmögliche zu tun). Diese denken falsch und handeln verkehrt.Es ist Unwissenheit und Dummheit zu behaupten, dass Islam soetwas geboten habe. Denn der Islam gebietet nicht, den Zorn, dieWollust und andere menschliche Eigenschaften zu vernichten. Esist eine Verleumdung gegen den Islam, so etwas zu behaupten.

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Wenn der Islam so geboten hätte, hätte der Herr der Religion, St.Muhammed, Friede sei mit ihm, diese Eigenschaften nichtbesessen. In Wirklichkeit jedoch äußerte er: Ich bin ein Mensch.Ich werde auch zornig, wie jeder andere”. Ab und zu sah man,dass er zornig wurde. ALLAH, der Erhabene, lobt im heiligenKoran diejenigen, “die ihren Zorn beherrschen.” ER lobt nichtdiejenigen, die nicht zornig werden. Es ist absolut falsch, zubehaupten, dass der Mensch seine Wollust vernichten soll. Daßder heilige Prophet neun Frauen geheiratet hat, zeigtoffensichtlich, dass diese Behauptung falsch ist. Wenn man dieWollust verliert, sollte man versuchen, sie durch Medizinwiederzugewinnen. So ist es auch mit dem Zorn. Der Menschschützt seine Frau und Kinder durch seinen Zorn. Er kämpft fürden Islam mit der Hilfe dieser Eigenschaft. Um Nachkommen zuhaben und nach dem Tod mit Ruf und Ehre erinnert zu werden,ist die Wollust nötig. Das sind Werte, die vom Islam gelobtwerden.

Der Islam gebietet nicht, den Zorn und die Wollust zuvernichten, sondern beide der Religion gemäß zu gebrauchen.Wie der Reiter das Pferd und der Jäger den Jagdhund nichtvernichtet, sondern züchtet, so ist es mit den Eigenschaften Zornund Wollust beim Menschen. Nämlich der Zorn und die Wollustgleichen dem Jagdhund und dem Reitpferd. Wie der Jäger undder Reiter mit dem Züchten vom Jagdhund und Reitpferd ihreZiele erreichen, so kann man mit diesen Eigenschaften die Gabenim Jenseits erlangen. Ohne diese Eigenschaften kann man seineZiele im Jenseits nicht erreichen. Aber, um diese Eigenschaftenbenutzen zu können, müssen sie gezüchtet und entsprechend demIslam gebraucht werden. Wenn sie nicht gezüchtet werden unddie Grenzen der Religion überschreiten, führen sie den Menschenzum Unglück. Die asketische Lebensweise hat nicht das Ziel,diese zwei Eigenschaften zu vernichten, sondern zu züchten undinnerhalb der Grenzen der Religion zu halten. Und das ist jedemmöglich.

Was die vierte Gruppe der Verirrten betrifft, so täuschen siesich selbst, indem sie behaupten: “Alles ist in Ewigkeitvorherbestimmt. Bevor ein Kind zur Welt kommt, ist esvorherbestimmt, ob es fromm oder rebellisch wird. Das ändertsich später nicht. Deshalb ist es nutzlos, anzubeten!”

Als der heilige Prophet, Friede sei mit ihm, erklärte, dass allesvorherbestimmt ist und dass sich das Schicksal und dieVorherbestimmung nicht ändern würden, sagten seine Gefährten,

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Friede sei mit ihnen, ebenfalls: “Laßt uns auf dieVorherbestimmung verlassen und nicht anbeten!” Daraufantwortete der heilige Prophet ihnen: “Betet IHN an! Es istjedem leicht, das zu tun, was in Ewigkeit vorherbestimmt ist!”.Nämlich wer in Ewigkeit als fromm vorherbestimmt ist, erweistWohltaten. Es versteht sich dass der, der in Ewigkeit als frommvorherbestimmt ist, anbetet, oder der, der als rebellischvorherbestimmt ist, rebelliert. Ebenso versteht man dass, derdessen Tod in Ewigkeit vorherbestimmt ist stirbt, weil er sichnicht ernährt und kein Medizin einnimmt, und dass der zumweiterleben, vorbestimmt ist der sich ernährt und Heilmitteleinnimmt. Wer in Ewigkeit als reich vorherbestimmt ist, demwerden alle Wege zum Gewinn geöffnet. Wem in Ewigkeitvorherbestimmt ist, dass er im Osten sterben soll, dem werdenalle Wege nach Westen versperrt. Als St. Asrail, der Todesengel,zu dem Propheten Salomo kam, Friede sei mit ihnen, starrte erauf den Mann, der neben dem Propheten saß. Der Mann hatte vordiesem Blick des Engels Angst bekommen. Nachdem derTodesengel fortging, bat er den Propheten Salomo er solle demWind befehlen, ihn in ein Land im Westen zutragen. Diesgeschah. Als der Engel wiederkam, fragte der Prophet ihn, warumer auf den Mann gestarrt hatte. Der Todesengel antwortete: “Mirwurde befohlen, ihn eine Stunde später in einer Stadt im Westenzu töten. Da ich ihn neben Dir sah, wunderte ich mich und starrtedeshalb auf ihn! Ich folgte dem Befehl und ging nach Westen. Ichsah ihn dort und nahm ihm das Leben!” [Dieses Ereignis ist indem Buch Mesnewi (Verserzählungen) von Dschelâlüddîn-iRumî[1], Friede sei mit ihm, ausführlich erklärt worden.] Wieersichtlich ist die Vorherbestimmung kein Gebot, sondern eineWeisheit. Damit die Vorherbestimmung geschieht, hat der MannAngst vor dem Engel und bittet den Propheten um Hilfe, derseinen Wunsch erfüllt. So geschah die Vorherbestimmung inEwigkeit mit dem Geschehen der Ereignisse nach derReihenfolge der Gründe. So wird einem Menschen das Glückzuteil, zu glauben und durch asketische Lebensweise seine böseGewohnheiten zu verbessern, der in Ewigkeit als frommvorherbestimmt war. In dem 125. heiligen Verse der Sure En’âmgebietet ALLAH, der Erhabene dem Sinn nach; “Wen ALLAH,der Erhabene, leiten will, dem öffnet ER die Brust für denIslam.” Wer in Ewigkeit als rebellisch vorherbestimmt war, der

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[1] Mewlânâ Dschelâlüddîn-i Rumî, gest. 672 (1273 n. Chr.) in Konya.

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besitzt den Gedanken: ‘Weil es in Ewigkeit vorherbestimmt ist,wer fromm oder rebellisch ist, ist es nicht nötig, anzubeten!’ Undauf diese Weise betet er nicht an. Daß man so denkt und nichtanbetet beweist, dass man in Ewigkeit als rebellischvorherbestimmt war. Wer in Ewigkeit als unwissendvorherbestimmt war, der besitzt einen solchen Gedanken: ‘Da esin der Ewigkeit vorherbestimmt ist wer unwissend ist, ist es nichtnötig die Unwissenden zu lehren!’ Auf diese Weise lernt er nichtund bleibt unwissend. Wer in Ewigkeit durch Treiben derLandwirdschaft als reich vorherbestimmt war, der treibtLandwirtschaft und wird reich. Das Glauben und das Anbetender Frommen, die in Ewigkeit als fromm und das Unglauben unddie Rebellion der Rebeller, die in Ewigkeit als rebellischvorherbestimmt waren, sind ebenfalls so. Wer dumm ist, kann esnicht begreifen und fragt: ‘Was für eine Beziehung gibt eszwischen Glauben, Anbetung und Vorherbestimmung als frommund zwischen Unglauben, Rebellieren und Vorherbestimmungals rebellisch in der Ewigkeit?’ Er versucht, alle Fragen mit seinerVernunft zu beantworten. Die Vernunft des Menschen hat jedochGrenzen. Es ist Dummheit, zu versuchen, Dinge durch Vernunftzu verstehen, die in Wirklichkeit außerhalb der Grenzen dermenschlichen Vernunft stehen. Wer so denkt, ist dumm. St. Jesus,Friede sei mit ihm, äußerte: ‘Es war mir nicht schwer, denangeborenen Blinden Sehkraft zu geben, sogar die Totenlebendig zu machen. Aber ich konnte den Dummen das richtigeWort nicht begreifen lassen.’

Mit SEINEM unendlichen Wissen und SEINER unendlichenWeisheit erhöht ALLAH, der Erhabene manche Diener bis zumRang des Engels, sogar noch höher. Und manche setzt ER auf dieStufe eines Hundes oder eines Schweins herab.”

Das Buch Mektubat (Briefe) von St. Scherefüddîn Ahmedbin Jachja Münîrî besteht aus hundert Briefen. Es wurde 741(1339 n.Chr.) verfaßt und 1329 (1911 n.Chr.) in Indien gedruckt.Ein handschriftliches Exemplar ist in der Bibliothek Sülejmânijjein Istanbul aufbewahrt.

Der 76. Brief lautet: Die Frömmigkeit gehört zum Paradiesund die Rebellion zur Hölle. Frömmigkeit und Rebellion sind wiezwei Reiche ALLAHs, des Erhabenen. Der Schlüssel des erstenReiches sind Gehorsam und Anbetung. Der Schlüssel des zweitenReiches ist Sünde. ALLAH, der Erhabene, hat in Ewigkeitvorherbestimmt, wer fromm und wer rebellisch ist. Dies nennenwir Schicksal. Wer in Ewigkeit als fromm bezeichnet ist, dem wird

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auf der Welt der Schlüssel der Frömmigkeit gegeben. DieserMensch gehorcht ALLAH, dem Erhabenen. Wer dagegen inEwigkeit als rebellisch bezeichnet ist, dem wird auf der Welt derSchlüssel der Rebellion gegeben. Dieser begeht immer Sünde.Jeder Mensch auf der Welt kann feststellen, ob er fromm oderrebellisch ist, indem er unterscheidet, welcher Schlüssel ihmgegeben wurde. Die Religionsgelehrter, die für das jenseits Lebenleben, verstehen es so. Ein Geistlicher, der nur für irdisches Lebenlebt, kann dies nicht wissen. Jede Ehre und jedes Glück kann nurdurch Gehorsam und durch Dankbezeigung zu ALLAH, demErhabenen erreicht werden. Jede Übeltat und jeder Kummerentsteht von Sünden. Ruhe und Zufriedenheit kommen durchGehorsam zustande. [Das ist die Gewohnheit ALLAHs, desErhabenen. Niemand kann das ändern. Man sollte nicht denken,dass Sachen, die dem Ich des Menschen als schön und leichterscheinen zum Glück führen, so wie man auch nicht denkensollte dass Sachen, die dem Ich zu wieder sind, Unglück sind. EinMann, der einst sein Leben zum Anbeten in der Moschee Aksâ inJerusalem verbrachte, wurde herabgesetzt, weil er eine rituelleNiederwerfung und seine Rechtschaffenheit verlassen hatte.Obwohl der Hund von den Sieben Schläfern unrein war, wurde erso erhoben, dass er nicht wieder herabgesetzt wurde, weil erhinter den Treuen her gegangen war. Darüber geraten dieMenschen in Verwunderung. Seit Jahrhunderten konnten dieGelehrten dieses Rätsel nicht lösen. Die menschliche Vernunftkann dessen Weisheit nicht begreifen. ER hat dem ProphetenAdam geboten von dem Weizen nicht zu essen. ER hatte abergewollt, dass er davon aß. ER hatte dem Satan geboten, St. Adam,Friede sei mit ihm, anzubeten, aber ER hat gewollt, dass er ihnnicht anbetete. ER hat geboten, gesucht zu werden, hat aber keinTreffen mit denen gewollt die nicht Rechtschaffenheit besitzen.Die Heiligen konnten nichts anderes sagen als: “Wir können esnicht begreifen.” Was können wir noch darüber sagen! ERbenötigt das Glauben und das Anbeten der Menschen nicht! DasUnglauben und das Sündebegehen der Menschen schadet IHMnicht! ER benötigt SEINE Geschöpfe nicht! ER hat das Wissenals Grund zum Beseitigen der Finsternis erschaffen. DieUnwissenheit hat ER als Grund zum Sündebegehen erschaffen.Aus dem Wissen entstehen das Glauben und der Gehorsam; ausder Unwissenheit dagegen das Unglauben und die Sünde. Mansoll den Gehorsam nicht verweigern, selbst wenn er sehr klein ist!Und man soll keine Sünde begehen, selbst wenn sie sehr klein

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scheint! Die islamischen Gelehrten haben mitgeteilt: “Drei Dingeverursachen drei andere Dinge. Der Gehorsam verursacht dieZufriedenheit ALLAHs, des Erhabenen. Das Glaubenverursacht, Ehre und Wert zu besitzen. Das Sündebegehenverursacht den Zorn ALLAHs, des Allmächtigen. Aus diesemGrund soll man sich auch sehr davor hüten, auch kleine Sünde zubegehen. Der Zorn ALLAHs, des Allmächtigen kann für dieseSünde sein. Man soll jeden Moslem für besser als sich selbstbetrachten. Denn er kann ein Diener sein, den ALLAH, derErhabene, sehr liebt. Die Vorherbestimmung in der Ewigkeitkann für niemand geändert werden. Wenn ER will, vergibt ERdem, der nicht gehorcht und immer Sünden begangen hat. Als dieEngel sagten: “O unser Schöpfer! Wirst Du Geschöpfe erschaffen,welche die Erde verderben und blutig machen werden?”, hat ERnicht gesagt, dass sie keine Übeltaten begehen. Er hat gebietet:“Ich weiß, was ihr nicht wißt. Ich mache Unwürdige würdig. Ichbringe die fern Gebliebenen näher. Ich mache Verachtete zuGeliebten. Ihr beurteilt nach ihren Taten. Ich sehe, was sie aufihren Herzen haben. Ihr denkt, keine Sünde begangen zu haben.Sie nehmen Zuflucht zu meiner Barmherzigkeit. Wie ich mag,dass ihr ohne Sünde seid, so mag ich, ihnen die Sünden vergeben.Ihr wißt nicht, was ich weiß. Ich laße sie meine ewige Gnadeerlangen und schenke ihnen meine ewigen Gaben”.

Die Übersetzung aus dem 76. Brief endet hier. St.Scherefüddîn Ahmed bin Jahja Münirî, F.s.m.i., ist 782 (1380n.Chr.) gestorben. Er lebte in der Stadt Bihar in Indien. Dortbefindet sich auch sein Grabmal. Münir ist der Name eines derDorfe vor der Stadt Bihar. Seine Biographie ist in dem BuchAchbâr-ül achjar (Zustände der Guten) von Schach AbdülhakDechlewî, F.s.m.i., ausführlich niedergeschrieben worden. DiesesBuch ist in persisch und 1332 (1914 n.Chr.) in der Stadt Dijobendin Indien und später in Lahore in Pakistan gedruckt worden.Seine Bücher Irschad-üs-sâlikîn (Geistige Führung derAnhänger), Ma’din-ül me’ânî (Substanz der Bedeutungen) undMektubat sind sehr wertvoll.

[St. Imam-ı Rabbânî, F.s.m.i., äußert in seinen verschiedenenBriefen im folgenden: Alle Handlungen, die ALLAH, derErhabene, geboten hat, heißen unentbehrliche Vorschriften. Undalle Handlungen, die ER verboten hat, sind Verbote. DieHandlungen, die weder unentbehrlich noch verboten sind, sindzulässig. Unentbehrliche Vorschriften einhalten und Verbotevermeiden und empfohlene zulässige Handlungen durchführen,

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um das Wohgefallen ALLAHs, des Erhabenen, zu gelangen,heißen anbeten. Damit eine Anbetung gilt und damit ALLAH,der Erhabene, sie mag, muß man die hierfür benötigtenKenntnisse lernen und die Bedingungen der Handlungen erfüllenund mit Rechtschaffenheit handeln. Die Rechtschaffenheit hatmit weltlichen Dingen nichts zu tun. Die Rechtschaffenheit heißtdie Handlungen deswegen durchführen, weil ALLAH, derErhabene sie geboten hat. Um das Wohlgefallen ALLAHs, desErhabenen, zu gewinnen, muß man rechtschaffen handeln. UmWissenschaft bzw. islamische Rechtswissenschaft zu erwerben,muß man von einem betreffenden Gelehrten ausgebildet werden.Damit man aber ein rechtschaffenes Wesen sein kann, muß mandurch die Bücher der islamischen Sittlichkeit und von einemHeiligen herangebildet werden. Islamische Wissenschaften teilensich in zwei Teile: Religionswissenschaften undNaturwissenschaften. Es ist für jeden unentbehrlich, dienotwendigen Kenntnisse davon zu lernen. Als Beispiel man mußdie Gebrauchsanweisung der benötigten Medizin wissen, um esvorschriftsmäßig zu gebrauchen. Ebenfalls muß man dieSicherheitsmaßnahmen einer riskanten Arbeit erlernen. DieUnwissenheit kann einen zum Tod führen, wenn man betreffendeKenntnisse nicht erwirbt.

Wenn man faul ist oder seinen bösen Freunden folgt undnicht anbetet und ohne Reue stirbt, obwohl man an Verbote undGebote geglaubt hat, kommt man in die Hölle und wird dortseinen Sünden gemäß gequält. Wenn man an Gebote undVerbote nicht glaubt oder diese geringschätzt und nicht beachtet,und keine Angst vor ALLAH, dem Erhabenen hat, wird manungläubig. Man wird ewig in der Hölle gequält.

Wenn man anbetet und die Bedingungen bzw. Vorschriftender Anbetung nicht kennt, gilt diese Anbetung nicht, selbst wennman mit Rechtschaffenheit angebetet hat. Man wird in die Höllekommen. Wer vorschriftsmäßig anbetet, dessen Anbetung gilt.Dieser wird sich von der Höllenqual befreien, vorausgesetzt dasser rechtschaffen gehandelt hat. Andernfalls gelten seineAnbetungen und positiven Taten nicht. Er gewinnt keineBelohnung. ALLAH, der Erhabene, berichtet, dass ER dieAnbetungen und die Wohltaten nicht anerkennen wird, die ohneRechtschaffenheit verrichtet werden. Die Anbetungen ohneWissen und ohne Rechtschaffenheit gelten nicht und dürfen einennicht von Unglauben, Sünden und Qualen befreien. Es hat vieleHeuchler gegeben, die in ihrem ganzen Leben auf diese Weise

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angebetet haben und als ungläubig gestorben sind. Die bewußtund rechtschaffen verrichteten Anbetungen befreien denMenschen vom Unglauben und von den Sünden auf der Welt undbringt ihm Ehre. Daß derartige Anbetung von der Höllenqualbefreien wird, verheißt ALLAH, der Erhabene im neuntenheiligen Vers der Sure Mâide und in der Sure Wel’asr. ALLAH,der Erhabene, ist treu und hält gewiß SEIN Versprechen.]

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DIE WESEN AUßER ALLAH, DEMERHABENEN, WAREN NICHT DA UND SIE

WERDEN WIEDER NICHT DASEINDie Wesen in unserer Umwelt lernen wir durch unsere

Sinnesorgane kennen. Dinge, die mit den Sinnen wahrnehmbarsind, nennt man Wesen. Die Wirkungen der Wesen auf unsereSinnesorgane werden Eigenschaften genannt. Wesenunterscheiden sich durch ihre Eigenschaften voneinander. Licht,Stimme, Wasser, Luft und Glas sind Wesen. Wesen, die Gewichtund Volumen besitzen, bezeichnet man als Stoffe. Die Stoffeunterscheiden sich durch ihre Eigenschaften voneinander. Luft,Wasser, Stein und Glas sind Stoffe. Licht und Stimmen dagegensind keine Stoffe. Denn sie besitzen keinen Raum und keinGewicht. Jedes Wesen besitzt Energie. Das heißt, das Wesenkann etwas antreiben. Die Stoffe befinden sich in einem vondiesen drei Fällen: Feste, flüssige und gasförmige Stoffe. Flüssigeund gasförmige Stoffe bekommen die Form des Gefäßes, in demsie sich befinden. Stoffe, die eine Form besitzen, nennt manKörper. Stoffe befinden sich als Gegenstände. Z.B. Schlüssel,Nadel, Zange, Schippe und ein Nagel sind verschiedenvoneinander. Aber alle sind aus Eisen. Es gibt zwei Stoffarten:Einfache und zusammengesetzte Stoffe.

Bei jedem Gegenstand finden Veränderungen statt. Z.B. einGegenstand bewegt sich, dehnt sich aus oder zieht sich zusammenoder seine Farbe ändert sich. Das Lebewesen aber wird krankund stirbt. Diese Veränderungen nennt man Vorfälle. Wenn sichbei einem Vorfall die Struktur des Stoffes nicht verändert,bezeichnet man es als physikalischen Vorfall. Das Zerreissen desPapieres ist ein physikalischer Vorgang. Damit bei einem Stoffein physikalischer Vorgang entsteht, muß auf diesen Stoff eineKraft wirken. Die Vorfälle, bei denen sich die Struktur des Stoffesverändert, bezeichnet man als chemische Vorgänge. DieVerbrennung des Papieres ist ein chemischer Vorfall. Damit sichbei einem Stoff ein chemischer Vorfall ergibt, muß auf diesen einanderer Stoff wirken. Ohne eine äußerliche Ursache kann beimStoff kein Vorgang enstehen. Den Vorfall, der durch dieZusammenwirkung von zwei oder mehreren Stoffenzustandekommt, nennt man chemische Reaktion.

Die chemische Reaktion ensteht dadurch, dass die kleinsten

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Teile der Stoffe aufeinander wirken. Die kleinsten Teile derGrundstoffe bezeichnet man als Atome. Jeder Stoff besteht ausAtomen. Obwohl die Struktur der Atome einander gleichen, sindihre Gewichte und Größen unterschiedlich. Wegen dieserUnterschiede kennen wir heute hundertfünf Atomarten. Selbstdas größte Atom ist so klein, dass es nicht einmal unter demstärksten Mikroskop gesehen werden kann. Gleiche Atomebilden Elemente, Grundstoffe, d.h., weil es hundertfünfAtomarten gibt, gibt es auch hundertfünf Elemente. Eisen,Schwefel, Quecksilber, Sauerstoff und Kohle sind Elemente.Unterschiedliche Atome bilden zusammengesetze Stoffe. Es gibthunderttausende Stoffe, die zusammengesetzt sind. Wasser,Alkohol, Kochsalz, Kalk sind zusammengesetzte Stoffe. Einzusammengesetzter Stoff besteht aus zwei oder aus mehrerenElementen. Die Atome der Elemente bilden die Moleküle deszusammengesetzten Stoffes.

Alles Leblose und alle Lebewesen, z.B. Berge, Meere,Menschen, Tiere und Pflanzen sind aus diesen hundertfünfElemente entstanden. Die hunderfünf Elemente sind Bausteineder Leblosen und Lebewesen. Luft, Erde, Wasser, Wärme, Licht,Strom und Mikroben verursachen, dass zusammengesetzte Stoffeentstehen oder zerfallen. Ohne eine Ursache ensteht keinEreignis. Bei diesen Umwandlungen vereinigen sich Elementemiteinander oder mit anderen Stoffen oder werden vonzusammengesetzten Stoffen freigegeben. Wir sehen, dass Stoffevernichtet werden. Die Vernichtung eines Wesens z.B. einesToten im Grabmal verursacht, dass neue Stoffe z.B. Wasser, Gaseund irdische Stoffe zustandekommen. Wenn bei einerUmwandlung neu gebildete Stoffe nicht auf unsere Sinnesorganewirken, können wir deren Vorkommen nicht wahrnehmen.Deshalb sagen wir, dass das umgewandelte Wesen vernichtetworden ist.

Wir sehen, dass sich die Form jedes der hundertfünfElemente ändert und bei jedem Element physikalische Vorgängeund chemische Reaktionen enstehen. Wenn sich ein Element miteinem zusammengesetzten Stoff vereinigt, wird es zu einem Ion.Es gibt nämlich die Elektronen ab oder nimmt sie an.Auf dieseWeise verändern sich viele Körper und Stoffeigenschaften einesElementes. Das Atom jedes Elementes besteht aus einem Kernund Elektronen. In der Mitte des Atoms befindet sich einAtomkern. Der Atomkern besteht aus Protonen und Neutronen(der Kern des Wasserstoffatoms besteht aus einem Proton).

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Protonen sind positiv geladen. Neutronen sind neutral. DieElektronen sind negativ geladen und sie sind viel kleiner alsProtonen oder Neutronen und bewegen sich um den Atomkern.Elektronen umkreisen fortlaufend den Atomkern, aber siekönnen auch ihre Bahnen verändern.

Durch radioktive Elemente hat man erfahren, dass auch beiAtomkernen Umsetzungen entstehen. Heute wissen wir, dasssich durch Kernspaltung ein Element in ein anderes verwandeltoder Materie vernichtet und in Energie verwandelt wird. DieseUmwandlung ist von Albert Einstein[1] berechnet worden. Wiesich zusammengesetzte Stoffe ändern, so ändern sich Elementeund verwandeln sich von einen Zustand in einem anderenZustand. So verwandeln sich Lebloses und Lebewesen. Die altenwerden nämlich vernichtet und die neuen kommen zustande.Lebewesen, die jetzt vorhanden sind, waren früher nicht da.Früher waren andere Lebewesen da. Nach einer Zeit werden diejetzigen Lebewesen nicht mehr dasein und andere werdenvorhanden sein. So ist es auch bei Unlebendigen. Jedes Wesen,wie Eisen als ein Element, Stein als eine Mischung von einigenzusammengesetzten Stoffen, Knochen als ein organischer Stoff,verändert sich. Viele Stoffe werden vernichtet und viele kommenzustande. Die Umwandlungen bei Stoffen und die Vernichtungder Stoffe merkt man nicht und glaubt, dass Stoffe immervorhanden wären. Während der Film durch die Objektive läuftund somit viele Bilder aufeinander folgen, glauben dieZuschauer, dass sich das gleiche Bild auf dem Vorhang bewegt.Wenn Papier verbrennt und zu Asche wird, sagen wir, dass dasPapier vernichtet worden und Asche zustandegekommen ist,weil wir das Wesen dieser Umwandlung nicht sehen können.Wenn das Eis schmilzt, sprechen wir davon, dass das Eisvernichtet worden und Wasser zustandegekommen ist. Um mehrKenntnisse über die moderne Physik zu erwerben, lesen Sie bittedas Buch Seadet-i Ebediyye (englische Übersetzung: EndlessBliss).

Am Anfang des Buches Scherch-i Akaid (Erläuterung derRegeln) lautet es: Weil alle Wesen Beweise für das DaseinALLAHs, des Erhabenen sind, bezeichnet man sie alle alsWeltall. Wesen von gleicher Art nennt man eine Welt. z.B.:Menschenwelt, Engelwelt, Tierwelt, Pflanzenwelt, Welt derUnlebendigen. Oder jedes Geschöpf ist eine Welt.

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[1] Einstein, jüdischer Physiker, gest. 1376 /1955 n. Chr.).

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Auf Seite 441 des Buches Scherch-i Mewâkif[1] (Erklärung derErfahrungen) steht: Alle Wesen, die den Weltall bilden, sinderschaffen worden. Sie sind nämlich Geschöpfe. Sie waren nichtda und sind nachher erschaffen worden. [Wie oben erwähnt,werden Stoffe auch auseinander erschaffen.] Stoffe und ihreEigenschaften sind auch erschaffen. Darüber kann es vierDenkarten geben:

1. Moslems, Juden, Christen und Feueranbeter glauben, dassStoffe und Eigenschaften der Gegenstände erschaffen sind.

2. Nach Aristoteles und seinen Nachfolgern sind Stoffe undihre Eigenschaften ewig. Sie seien nicht erschaffen. Sie wären fürimmer da. Die moderne Chemie erklärte endgültig, dass dieseAnsichten falsch sind. Wer daran glaubt, wird ungläubig. Soglaubten auch Ibn-i Sînâ[2] und Fârâbî.[3]

3. Nach den Philosophen vor Aristoteles, sind Stoffe ewig undihre Eigenschaften wurden erschaffen. Heute denken die meistender Naturwissenschaftlern ebenso falsch.

4. Man könnte auch denken, dass Stoffe erschaffen und ihreEigenschaften ewig wären. Aber niemand hat das behauptet.Calinos hat an keinen von diesen vier Umständen glaubenkönnen. Er war unschlüssig.

Die Moslems beweisen auf vielfacher Weise, dass Stoffe undihre Eigenschaften erschaffen worden sind. Eine dieser Beweiselautet:

Der Stoff und alle seine Teile verändern sich fortlaufend. Wassich verändert, kann nicht ewig sein, sondern es muß erschaffensein. Jeder neu entstehende Stoff kann nur aus einem anderenStoff zustandekommen, der einst als ein neuer Stoff vorhandenwar. Aber diese Reihenfolge kann nicht unendlich fortlaufendsein. Diese Umwandlungen müssen einen Anfang haben. Dasheißt, es muß einen ersten Stoff geben, der zum ersten Malerschaffen worden ist. Wenn dieser erste Stoff nicht erschaffenworden wäre, würde es keine anderen Stoffe und keineUmwandlungen geben.

Außerdem darf man nicht sagen, dass ein Meteor vomUnendlichem herabgefallen ist. Denn das Unendliche hat keinenAnfang und kein Ende. Zu behaupten, dass etwas von

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[1] Sejjid Scherif Ali Dschurdschanî, Verfasser des Buches “Scherch-iMewâkif, gest. 816 (1413 n. Chr.) in Schiras.

[2] Ibni Sînâ Hussejn, gest. 428 (1937 n. Chr.).[3] Muhammed Fârâbi, gest. 339 (950 n. Chr.) in Damaskus.

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Unendlichem gekommen ist heißt, dass es vom Nichtdaseingekommen ist. Dies ist aber unmöglich. Auch aus dem gleichenGrund ist es unmöglich zu behaupten, dass die Menschen seit derEwigkeit von einander geboren werden. Die Vermehrung derMenschen ist nur durch einen ersten Menschen möglich, dererschaffen worden ist. Eine Vermehrung der Menschenvoneinander seit Ewigkeit ist daher unmöglich. Das Gleiche giltfür jedes andere Geschöpf. Man darf nicht behaupten, dass dieStoffe seit Ewigkeit voneinander zustandekommen und dass dieersten Stoffe nicht erschaffen worden sind. Diese Behauptungstimmt nicht mit der Vernunft, Wissenschaft und Techniküberein. Die Veränderung der Stoffe zeigt, dass sie nicht ewig,sondern Geschöpfe und kein Schöpfer sind.

Frage: Der Schöpfer selbst, der das Weltall erschaffen hat undSeine Eigenschaften sind ewig. Müßte auch das Weltall nicht ewigsein?

Antwort: Daß der Schöpfer Stoffe durch verschiedeneUrsachen vernichtet und statt dieser neue Stoffe erschafft, sehenwir überall. Wie der Schöpfer alle Welten, alle Stoffe und alleTeilchen durch Ursachen erschafft, erschafft ER auch ohneUrsache und ohne Mittel aus dem Nichtdasein, wenn ER es will.

Wer glaubt, dass das Weltall erschaffen worden ist, muß auchglauben, dass es wieder nicht mehr dasein wird. Es ist offenbar,dass alles, was früher nicht vorhanden war, wieder nicht mehrdasein wird. Wir sehen heute, dass viele Wesen vernichtet werdenund nicht mehr auf unsere Sinnesorgene wirken.

Um gläubig zu sein, soll man daran glauben, dass alle Wesenim Nichtdasein erschaffen worden sind und wieder vernichtetwerden. Wir sehen, dass Körper zustandekommen und wiedervernichtet werden. Sie verlieren nämlich ihre Formen undEigenschaften. Obwohl die Stoffe der Körper bei einerVernichtung übrigbleiben, haben wir schon vorher erwähnt, dasssie früher nicht vorhanden waren und dass sie von ALLAH, demErhabenen, erschaffen wurden und während dem Weltuntergangwieder vernichtet werden. Die Kenntnisse der heutigen Technikhindern es nicht, daran zu glauben. Nicht daran zu glauben isteine Verleugnung der Technik und eine Feindschaft gegen denIslam. Der Islam verleugnet die Kenntnisse der Wissenschaft undder Technik nicht. Der Islam lehnt es ab, die Kenntnisse derReligion nicht zu lernen und ALLAH, den Erhabenen, nichtanzubeten. Die Kenntnisse der Wissenschaft und Technik leugnetebenso den Islam nicht. Sie bestätigen ihn sogar.

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Weil das Weltall erschaffen worden ist, muß es einenSchöpfer geben, der das Weltall erschaffen hat. Denn ohneUrsache kommt kein Ereignis zustande. Heute werden tausendevon Medikamenten, Apparate, Handelswaren, elektronischenGeräten und Kriegswaffen in Fabriken hergestellt. Viele davonkönnen nur erst nach genauen Berechnungen und nach vielenExperimenten produziert werden. Kann man behaupten, dassdiese Dinge durch Zufall zustande kommen? Jeder weiß, dassdiese Dinge mit Absicht und nach einem Plan erzeugt werden.Niemand behauptet, dass die Vorfälle bei einer Produktion unddie Produkte durch Zufall entstehen. Man bestätigt, dass jedeHerstellung zu einem Hersteller gehört, der sie verursacht. Wiedürfte man behaupten, dass Millionen von Vorgängen undStoffen bei Körpern von Unbelebtem und Lebewesen zufälligzustande kommen, während man bestätigt, dass jede Herstellungzu einem Hersteller gehört und nicht zu einem Zufall? Ist esnicht Heuchelei oder Dummheit, so etwas zu behaupten?Tatsächlich aber sind zahllose Stoffe und Ereignisse derUnlebendigen und Lebewesen viel vorzüglicher und nach vielenfeinen Berechnungen zustande gekommen, die vonWissenschaftlern und Technikern in jedem Jahrhundertentdeckt werden. So ist es klar, dass jeder Stoff und jedesEreigniss von einem Schöpfer erschaffen werden, der einzig ist.Der Schöpfer ist Wadschib-ül-wüdjûd (Das unentbehrlicheWesen). d.h. ER ist ewig da. ER ist nicht erschaffen worden. ERmuß immer dasein. ER benötigt nichts, um dazusein. Wenn ERnicht ewig da wäre, müßte ER auch erschaffen worden sein. ERmüßte Geschöpf Mümkin-ül-wüdschûd (Das mögliche Wesen)sein. Und es müßte einen anderen Schöpfer geben, der denSchöpfer erschaffen hätte. Auf diese Weise würde es unendlichviele Schöpfer geben. Übrigens müßten die Schöpfer aus demNichts entstehen. Das widerspricht der Vernunft und derWissenschaft. Wenn ein Wesen erschaffen worden ist, kann eskein Schöpfer sein. Der Schöpfer muß nicht erschaffen wordensein. Der Schöpfer muß einzig sein. Wenn es zwei oder mehrereSchöpfer gäbe, könnte die Ordnung des Weltalls nicht bestehen.Der Schöpfer ist einzig. Es gibt keinen anderen Schöpfer außerIHN. ER ist ewig da. Wenn ER einen Augenblick nicht daseinwürde, würden alle Geschöpfe nicht dasein. In jeder Hinschtbenötigt ER nichts. ER muß allwissend, allmächtig,unveränderlich, einzig und willkürlich sein, der alles Unbelebtevon Atomen bis zu Sternen und alle Lebewesen nach genauen

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Berechnungen hervorragend erschaffen hat. Wenn der Schöpfernicht allwissend, nicht allmächtig wäre, könnte ER dieGeschöpfe nicht in so einer Ordnung erschaffen. Wenn ER nichteinzig wäre, würden alle Schöpfer nach ihren Willen dieGeschöpfe erschaffen und so würde diese Ordnung des Weltallsverloren gehen. Wesen, die nicht nach ihren Willen erschaffenkönnen, dürfen kein Schöpfer sein. Um ausreichende Kenntnissezu erwerben, wird empfohlen, das türkische Buch “EmâlîKassidesi” und das arabisches Buch Kasside-i Emâlî (Buch derLobpreisung) von Alî Ûschî[1] zu lesen.

Der Schöpfer ändert sich nicht. Wie ER jetzt ist, so war ERauch vor der Schöpfung des Weltalls. Wie ER alles imNichtdasein erschaffen hat, so erschafft ER alles fortlaufend. DieÄnderung eines Wesens zeigt, dass es erschaffen worden ist. DerSchöpfer ist ewig da. Deswegen ändert ER sich nicht. Wie dieGeschöpfe IHN bei der Schöpfung benötigten, so benötigen sieIHN jeden Moment. ER ist es allein, der alles erschuf underschafft und ändert. ER erschafft Gründe dafür, dass dieMenschen am Leben bleiben und ordentlich und zivilisiert seinkönnen. ER erschafft sowohl die Gründe als auch ihreWirkungen. Die Menschen sind Vermittler zwischen denGründen und Wirkungen.

Um den Hunger zu stillen, muß man etwas essen. Es ist nötigMedikamente zu verwenden, um sich heilen zu können. UmFeuer anzuzünden, muß man Streichhölzer oder ein Feuerzeuggebrauchen. Um Wasserstoff zu gewinnen, muß man Säure mitZink behandeln. Um Zement herzustellt, muß man Kalkstein undTon vermischen und erhitzen. Um Milch zu produzieren, mußman Kühe züchten. Um elektrischen Strom zu erzeugen, ist esnötig, ein Dynamo zu konstruieren oder ein Stromerzeugerherzustellen. Um etwas zu produzieren, muß man Fabrikenbauen. Die Menschen sind Vermittler zwischen diesen Gründenund Ergebnissen. Der Wille und die Macht des Menschen sind jeein Grund, den ALLAH, der Erhabene, erschaffen hat. Somitsind die Menschen Vermittler zwischen den Gründen und derSchöpfung der Ergebnisse, die alle von ALLAH, dem Erhabenen,erschaffen werden. Es ist Unwissenheit, zu behaupten, derMensch erschaffe Dinge. Diese Behauptung stimmt nicht mit derVernunft, der Religion und der Wissenschaft überein.

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[1] Alî Uschî, gest. 575 (1180 n. Chr.).

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Die Menschen sollen diesen einzigen Schöpfer, der sieerschaffen hat, leben läßt und alles nötige ihnen sendet, liebenund SEINE Diener sein. Alle Geschöpfe sollen IHM gehorchenund IHN anbeten. Daß die Anbetung nötig ist, ist im Brief in derEinleitung dieses Buches erklärt worden. Der Schöpfer, dereinzige Gott, hat selbst berichtet, dass SEIN Name ALLAH ist.Diener haben kein Recht, SEINEN Namen zu ändern. Das wäreungerecht. Die Ungerechtigkeit ist eine sehr böse Sache!

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SELEFISMUSZuerst möchten wir gleich erklären, dass es in den Büchern von

den Gelehrten der Sunna weder den Namen “Selefijje“(Selefismus) noch einen Text über eine soganannte Rechtschulegibt. Dieser Name ist von den Anhängern der Irrlehren, welche dievier rechten Rechtsschulen ablehnen, später erfunden worden undman pflegt diese erfundene Rechtsschulen unter den Türken zuverbreiten, während die unwissenden Geistlichen die Bücher vonVerirrten aus dem arabischen ins türkische übersetzt haben. Siebehaupten, “Selefismus wäre der Name der angeblichenRechtsschule von allen Sunniten gewesen, bevor die Rechtsschulen“Escharî” und “Matürîdî” gegegründet wurden. Sie hätten denGefährten des heiligen Propheten und deren Anhängern gefolgt.Selefismus wäre die Rechtsschule der Gefährten des heiligenPropheten und von deren Anhängern. Die vier großenReligionsgelehrten, Gründer der Rechtsschulen, seien Angehörigedieser Rechtsschule. Das erste Buch namens “Fıkh-ul-ekber” (Diegroße Rechtswissenschaft), sei um die Rechtsschule Selefismus zuverteidigen, von dem Religionsgelehrten Imâm-ı Âsam verfaßtworden. Der Religionsgelehrte Imâm-ı Gasâlî hätte in seinemBuch “Ildscham-ül awâm-anil-kelâm” (Verbieten, überGlaubenswissenschaft zu reden, wenn man kein Gelehrter ist.)sieben Grundsätze der Rechtsschule Selefismus erwähnt. Mit demGelehrten Imâm-ı Gasâlî beginne die Glaubenswissenschaft derGlaubensgelehrten Nachfolger. Imâm-ı Gasâlî habe die Methodender Glaubenwissenschaft verändert, nachdem er die Rechtsschulender vorangekommenen Glaubensgelehrten und die Gedanken derislamischen Philosophen untersucht hätte. Er hätte philosophischeGedanken in die Glaubenswissenschaft eingeführt, um sie somitabzulehnen. Râsî und Âmidî hätten Glaubenswissenschaft undPhilosophie zu einer neuen Wissenschaft gemacht. Bejdâwî hättedie Glaubenswissenschaft und die Philosophie zusammengefaßt.Die Glaubenswissenschaft der Nachfolger hätte verhindert, dasssich die Rechtsschule Selefismus ausbreitet. Ibni Tejmijje und seinSchüler, Ibn-ül Kajjim-il-dschewsijje, hätten versucht, dieRechtsschule Selefismus zu beleben. Nachher sei die RechtsschuleSelefismus in zwei geteilt worden. Die ersten Selefiten hätten dieEigenschaften ALLAHs des Erhabenen, und die Symbolischenheiligen Verse nicht ausführlich erklärt. Die späteren Selefiten

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hätten es für wichtig gehalten, diese in Einzelheiten zu erklären.Diese Haltung sei bei späteren Selefiten wie Ibni Tejmijje und IbniKajjim Dschewsijje offentsichtlich zu sehen. Die früheren undspäteren Selefiten zusammen nennt man “Echl-i Sünnet-i hâssa”(Eigenschaften der Anhänger der Sunna). Die Selefiten sind gegendie Auslegung von manchen heiligen Versen derGlaubensgelehrten der Sunna. Die Selefiten trennen sich von denverirrten Müschebbihiten, indem sie äußern, dass weder dasGesicht noch das Kommen ALLAHs, des Erhabenen, denen derMenschen nicht gleichen.”

Es ist nicht richtig zu behaupten, dass die GlaubenslehreEscharî und Matürîdî nachher gegründet worden sind. Diese zweigroßen Glaubensgelehrten haben die Glaubenskenntnisse, welchedie Gefährten des heiligen Propheten und deren Anhänger (Selefisâlichîn) berichtet hatten, erklärt, klassifiziert und aufverständlicherweise verbreitet, damit die Jugendlichen sieverstehen können. Der Glaubensgelehrte Escharî ist ein großesKettenglied der Schülerschaft von St. Imâm-ı Schâfi’î und ebensoder Glaubensgelehrte Matüridi von St. Imâm-ı Âsam Ebû Hanife.Die Gelehrten Escharî und Matüridi haben keine Rechtsschulegegründet und sind nicht aus dem Glaubensgemeinsamkeit derRechtsschulen ihrer Lehrer ausgetreten. Diese Gelehrten und ihreLehrer, die Gründer der vier Rechtsschulen haben einen einzigenGlauben. Den nennt man Glauben der Anhänger der Sunna. DieAnhänger der Sunna haben den gleichen Glauben wie dieGefährten des heiligen Propheten, und deren Nachfolger. DasBuch “Fıkh-ul-ekber” von St. Imâm-ı Âsam Ebû Hanife verteidigtdas Glauben der Sunna. In diesem Buch und im Buch Ildschamül-awam-anil-kelâm (Verbieten, über Glaubenswissenschaft zu reden,wenn man kein Gelehrter ist.) von St. Imam-ı Gasâlî steht das WortSelefijje nicht. Diese zwei Bücher und das Buch “Kawl-ül-fasl”(Das endgültige Wort), eine Erklärung des Buches Fıkh-ul-ekberenthalten Kenntnisse über die Anhänger der Sunna undAblehnung von Irrlehren der Verirrten und der Philosophen. DieBücher Kawl-ül fasl und Ildscham wurden von dem Hakikat-Buchhandlung gedruckt. St. Imâm-ı Gasâlî schrieb in dem BuchIldscham-ül-awam folgendes: “In diesem Buch werde ich erklären,dass die Lehre von Selef-i salichîn, den Gefährten des heiligenPropheten und deren Anhängern recht und eine jede von diesemWeg abgewichene Sekte, unrecht ist. Die Grundsätze diesesrechten Weges sind sieben.” So versteht man, dass das BuchIldscham sieben Grundsätze der Lehre von Selef-i salichîn enthält.

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Diese als “Die sieben Grundsätze der Selefijje” zu nennen, heißt,den Text des Buches zu verändern und den Religionsgelehrten, St.Imam-ı Gasâlî zu verleumden. In allen Büchern der Gelehrten derSunna und auch in dem Buch für Rechtswissenschaft “Dürr-ül-muchtâr” steht in dem Teil “Zeugenschaft” “Selef, Vorgänger, sinddie Gefährten des heiligen Propheten und deren Anhänger. Mannennt sie auch Selef-i salichîn. Halef, Nachfolger, sind dieGelehrten der Sunna, die den Selef-i salichîn folgen.” DieReligionsgelehrten Imam-ı Gasâli, Imam-ı Râsi und Imâm-ıBejdâwî, großer Gelehrter für Koranauslegung, waren alle auf demWeg von Selef-i salichîn. Die verirrten Sekte, die in ihrer Zeitauftauchten, mischten die Philosophie in dieGlaubenswisschenschaft. Sie gründeten ihren Glauben sogar aufdie Grundlage der Philosophie. In den Büchern Milel (DieNationen) und Nichal (Die Billigung) wird der Irrglauben dieserverirrten Sekte ausführlich erklärt. Diese drei Religionsgelehrtengaben eingehende Antworten auf ihre Philosophie, indem sie ihreverirrten Gedanken widerlegten, während sie den Glauben derSunna gegen diese Irrlehren verteidigten. Diese Antworten sindnicht eine Mischung der Philosophie und der Lehre der Sunna,sondern die Befreiung der Glaubenswissenschaft von denphilosophischen Gedanken, die mit dieser Wissenschaft vermischtwurden. Es gibt keine philosophischen Gedanken und keinephilosophische Grundlage in dem Koranauslegungsbuch Bejdawîund Schejchsâde, einem der wertvollsten Erläuterungsbücher vonBejdawî. Die Behauptung, diese Religionsgelehrten wären auf demWeg der Philosophie, ist eine sehr böse Verleumdung! Der ersteVerleumder, der die Gelehrten der Sunna so verleumdet hat, istIbni Tejmijje, Verfasser des Buches Wâsıta (Mittel). Die Ansichtäußern, dass Ibni Tejmijje und sein Schüler, Ibn-ül-Kajjim-il-dschewsijje, versuchten, die Rechtsschule Selefismus zu beleben,ist der endgültige Trennungsstrich zwischen den Rechtschaffenenund den Verirrten. Vor diesen zwei Personen gab es das Wort“Selefijje” nicht, geschweige dass es sich um eine Rechtsschulenamens Selefismus handelte. Vor diesen zwei gab es die Lehre“Selef-i salichîn, die man Glauben der Anhänger der Sunnanannte. Diese rechte Lehre hat Ibni Tejmijje verdorben und vieleIrrlehren, erfunden. Diese Irrlehren von Ibni Tejmijje sind heutedie Quellen der verirrten Gedanken und irreführenden Bücher derAnhängern der Irrlehren und Religionsreformatoren. Um dieJugendlichen zu täuschen, haben diese Verirrten eine teuflischeList angewendet. Sie haben Selef-i salichîn, die Gefährten des

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heiligen Propheten und deren Anhänger, “Selefiten” genannt. Aufdiese Weise beabsichtigen sie die Jugendlichen irrezuführen,indem sie gleichzeitig Irrlehren und die verirrten Gedanken vonIbni Tejmijje verteidigten. Sie verleumden und beschuldigten dieGelehrten der Sunna, die aus den Nachfolger der Gefährten desheiligen Propheten und aus deren Anhängern stammen, sich vonder angeblichen Rechtsschule Selefismus getrennt zu haben. Siehaben Ibni Tejmijje als Religionsgelehrter vorgestellt, der dieangebliche Rechtsschule Selefismus belebt hätte. Die Gelehrtender Sunna, Friede sei mit ihnen, haben jedoch bis heute in ihrenBüchern immer die Glaubenskenntnisse der Lehre der Gefährtendes heiligen Propheten und deren Anhängern, verteidigt. Siehaben berichtet, dass Ibni Tejmijje, Schewkânî und andere sich vondem Weg der Selef-i salichîn getrennt haben und somit dieMuslime zum Unglück und zur Hölle führen. Wer die Bücher Et-tewessül-ü-bin Nebî we bis-Salichîn (Vermittlung des heiligenPropheten und der Heiligen), Ulemâ-ül-müslimîn vel-muhâlifûn(Islamische Gelehrten und deren Gegner), Schifâ üs-sikam(Heilung von Seelischen Krankheiten) und das Vorwort vonTathîrul-fuâd min denis-il-i‘tikad (Reinigen des Herzens vonIrrglauben), liest, begreift sehr gut, dass diejenigen, welche dieangebliche Rechtsschule Selefismus erfunden haben, den Islaminnerlich zerstören und die Muslime zum Unglück führen.

In unserer Zeit kann man den Namen “Selefismus” sehr ofthören. Jeder Muslim und jede Muslime sollte ganz genau wissen,dass es keine Rechtsschule namens “Selefismus” im Islam gibt. Esgibt nur die Lehre “Selef-i salichîn” im Islam. Selef-i salichîn, d.h.die rechtschaffenen Vorgänger, sind die Muslime der ersten zweiJahrhunderte, die mit der heiligen Hadith gelobt wurden. Dieislamischen Gelehrten von 3. und 4. Jahrhunderten nennt manHalef-i sâdıkîn, die treuen Nachfolger. Das Glauben dieserehrwürdigen Menschen ist der Glaube der Anhängern der Sunna.Das ist die Glaubenslehre. Der Glaube der Selef-i salichîn,Gefährten des heiligen Propheten und deren Anhängern wargleich. Es gab keinen Unterschied zwischen ihrem Glauben.Heute sind die meisten Muslime auf der Welt, Anhänger derSunna. Alle der zweiundsiebzig Irrlehren kamen nach demzweitem Jahrhundert zustande. Obwohl manche Gründer dieserIrrlehren schon früher lebten, sind die Irrlehren nach der Zeit derAnhänger der Gefährten des heiligen Prophetenniedergeschrieben worden und als Sekte erschienen und habenden Glauben der Sunna abgelehnt.

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Den Glauben der Sunna gründete der heilige Prophet, Friedesei mit ihm. Von ihm erhielten seine Gefährten dieGlaubenskenntnisse. Die Anhänger der Gefährten des heiligenPropheten haben diese Kenntnisse von ihnen erhalten. So habendie Nachfolger der Nachfolger es, von ihnen gelernt. Auf dieseWeise sind die Kenntnisse der Sunna durch Überlieferung bis zuuns gelangt. Man kann diese Kenntnisse nicht durch Vernunftherausfinden. Die Vernunft darf diese Kenntnisse nicht ändern.Man kann sie durch Vernunft verstehen. Man benötigt dieVernunft um diese Kenntnisse zu begreifen. AlleHadithgelehrten waren im Glauben der Anhänger der Sunna. Dievier Rechtsschulgründer, die ihre Rechtsschulen hinsichtlich derHandlungen gegründet haben, waren auch in gleichem Glauben.Die Glaubensgelehrten Mâtürîdî und Esch’ârî, die Gründer derzwei Glaubenslehren, waren ebenfalls im Glauben der Anhängerder Sunna. Diese zwei Glaubensgelehrten haben immer diesenGlauben verbreitet. Gegen die Verirrten und gegen dieMaterialisten, die sich zu dem alten griechichen philosophischenGlauben bekehrt hatten, verteidigten sie diese einzigeGlaubenlehre. Obwohl diese zwei Gelehrten der Sunna in dergleichen Zeit lebten, verteidigten sie den Glauben der Sunnaunterschiedlich gegen ihre Gegner und kritisierten ebensoverschieden die Irrlehren. Sie befanden sich in anderen Orten.Das zeigt nicht, dass ihre Lehre unterschiedlich war. Hundertevon Gelehrten und Heiligen, die ihre Nachfolger waren, teiltenübereinstimmend mit, dass diese zwei großen Glaubensgelehrtenim Glauben der Sunna waren, indem sie ihre Bücheruntersuchten. Die Anhänger der Sunna deuteten die heiligenVerse und Hadithe offenbar und sie haben diese Bedeutungennicht verändert, solange sie sich nicht dazu gezwungen sahen.Nach ihrer eigenen Meinung und nach ihren eigenen Kenntnissenhaben sie sie nie geändert. Die Anhänger der Irrlehren und dieReligionsreformatoren dagegen haben die Glaubenskenntnisseund die Anbetungen ohne Zögern verändert, indem sie dengriechischen Philosophen und den Naturalisten folgten, dieGlaubensfeinde waren.

Als das osmanische Reich, die Wache des Islam und derDiener der Gelehrten der Sunna, F.s.m.i, war, das aber infolge derseit Jahrhunderten fortgesetzten missionarischen Tätigkeiten undaller Mittel und widerwärtigen Politik des Britischen Imperiumszerfiel, fanden die Verirrten Gelegenheit, den Islam anzugreifen.Sie begangen besonders in den Ländern, wo man die Gelehrten

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der Sunna nicht anerkennt, wie z.B. in Saudi Arabien, durchteuflische Lügen und Listen über den Glauben der Sunnaherzufallen und den Islam innerlich zunichte zu machen. VieleGoldstücke, die von Saudi Arabien verteilt wurden, verursachten,dass diese Angriffe überall auf der Welt verbreitet wurden. DieNachrichten über Pakistan, Indien und über die Länder in Afrikaberichten, dass manche Geistliche, die keine Religionskenntnisseund keine Gottesfurcht hatten und diese Angreifer unterstützten,als Belohnung dafür hohe Stellen und viel Geld bekommenhaben. Diese Verräter sind besonders deswegen reichlich belohntworden, weil sie die Jugendlichen vom sunnitischen Glauben zumIrrglauben bekehrten. Wir haben uns ihre Bücher zuschickenlassen, die dem Zweck dienen, die Schüler an den islamischenSchulen zu täuschen.

In diesem Buch steht: “Ich habe dieses Buch verfaßt, um denRechtsschulfanatismus zu beseitigen, damit jeder in seinerRechtsschule im Frieden lebt.” Der Verfasser greift den Glaubender Sunna an und verachtet die Gelehrten der Sunna, anstatt denangeblichen Rechtsschulfanatismus zu beseitigen. Er greift denIslam an und behauptet, dass er seine Taten für den Frieden derMuslime vollbracht habe. In seinem Buch schreibt er wie folgt:“Wenn ein denkender Mensch die Wahrheit herausfindet, gewinnter zehn Mal Verdienst, wenn er aber Fehler macht, erwirbt ereinmal Verdienst.” Nach seiner Meinung erlangt jeder MenschVerdienst, jedesmal wenn er denkt, sei er Götzendiener oderAtheist, er bekommt sogar zehnmal Verdienst für sein richtigesDenken! Sehen Sie, wie er die heilige Hadith des Propheten, Friedesei mit ihm, umändert und wie listig er dabei vorgeht! In demheiligen Hadith wurde berichtet: “Ein Schriftgelehrter gewinntzehnmal Verdienst, wenn er nach dem heiligen Vers und derheiligen Hadith ein richtiges Urteil fällt, und einmal Verdienst,wenn er ein falsches Urteil trifft.” Diese heilige Hadith berichtetdiese Verdienste nicht für jeden Denker, sondern nur für denislamischen Schriftgelehrten, der die dazugehörendeWissenschaften erworben hat, und nicht für all seine Gesinnung,sondern nur für sein Urteilfällen nach den heiligen Versen undHadithen. Denn diese Bestrebung von ihm ist eine Anbetung. Wieman für jede Anbetung Verdienst erwirbt, so gewinnt man auchdavon Verdienst.

In der Zeit der Gefährten des heiligen Propheten und ihrerAnhänger strebten die Religionsgelehrten gegenüber neuensozialen Angelegenheiten bis zum Ende des 4. Jahrhunderts nach

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den vier islamischen Quellen, Edille-i Scher’ijje, Tag and Nachtum, Urteile zu fällen. Und alle Muslime folgten ihrenRechtsschulgelehrten. Bei Anbetungen und rechtmäßigenHandlungen gewannen die Muslime zehn oder einmal Verdienst.In diesen Zeiten waren die Muslime bei keiner Angelegenheithilflos. Später konnte kein absoluter Religionsgelehrterherangebildet werden. Aus diesem Grund müßen wir einem dervier Rechtsschulgründer folgen, indem wir ihre Bücher lesen, dievon einem dafür zuständigen Muslim (bzw. einer Muslime)übersetzt worden sind, oder es von einem dafür zuständigenMuslim lernen und demnach anbeten und handeln. ALLAH, derErhabene, verkündete alle Gebote und Verbote durch denheiligen Koran. All diese erklärte SEIN heiliger ProphetMuhammed, Friede sei mit ihm. Die Gelehrten der Sunnadagegen haben die Kenntnisse von den Gefährten des heiligenPropheten erhalten und niedergeschrieben. Heute sind ihreBücher überall auf der Welt vorhanden. Für jede Angelegenheitbis zum Weltuntergang ist es möglich nach den Kenntnissendieser Bücher zu handeln. Dies ist ein Wunder des heiligen Koranund eine Wundertat der islamischen Gelehrten. Wichtig ist dabei,dass man das, was einem unklar ist, einen zuständigen Moslemfragen soll, der zu den Anhängern der Sunna gehört. Wenn manes einen verirrten Rechtsschullosen Geistlichen fragt, führt diesereinen irre, indem er eine Antwort gibt, die mit den islamischenRechtsbüchern nicht übereinstimmt.

Wir haben oben erwähnt, dass diese, Verirrten nachdem sie inarabischen Ländern einige Jahre arabisch gelernt und sich dortamüsiert und in Sünden gelebt haben, in Pakistan, Indien und inden afrikanischen Ländern die Jugendlichen täuschen, indem sievon einem Feind des Glaubens der Sunna ein Scheindiplombekamen. Die Jugendlichen, die diese Verirrten hochschätzen,indem sie ihre Scheindiplome als wahr und ihre Sprachkenntnisseals ausreichend betrachten, erkennen sie als Geistliche an. Jedochsind diese nicht imstande, ein Buch des islamischen Rechts zuverstehen. Sie haben keine Ahnung von den Kenntnissen derislamischen Rechtsbücher. Sie glauben sowieso nicht an dieseislamischen Kenntnisse und bezeichnen sie alsRückschrittlichkeit. Einst antworteten die islamischen Gelehrtenauf die gestellten Fragen nach den Büchern des islamischenRechts. Ein Geistlicher jedoch, der ein Anhänger einer Irrlehreist, beantwortet die Fragen nach seiner Meinung undUnwissenheit und führt den Fragenden irre, weil er ein Buch das

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über das islamische Recht berichtet nicht lesen und auch nichtbegreifen kann. Er verursacht, dass der, der eine Frage gestellthat, in die Hölle kommt. Deswegen teilte der heilige Prophet,Friede sei mit Ihm, mit: Der bessere der Gelehrten ist der Besteder Menschen! Der schlechtere der Gelehrten ist der Schlechtesteder Menschen! Diese heilige Hadith zeigt, dass die Gelehrten derSunna die besten der Menschen, und die Anhänger der Irrlehren,die keine Rechtsschulen annehmen, die schlechtesten derMenschen sind. Denn die Ersten leiten die Menschen, dazu demheiligen Propheten zu folgen und auf diese Weise zum Paradieszu kommen. Die späteren dagegen führen die Menschen dazu,ihren verirrten Gedanken zu folgen und auf diese Weise in dieHölle zu kommen.

Der Gelehrte Ibni Halîfe Alîwî, der an der islamischenUniversität Dschâmi’ul-esher in Ägypten herangebildet wurde,schreibt in seinem Buch “Akidet-üs-selef-i wel-halef (dasGlauben der Vorgänger und Nachfolger) folgendes: “Wie derReligionsgelehrte Ebu Sühre in seinem Buch Târih-ul-mesâhib-il-islâmijje (Geschichte der islamischen Rechtsschulen) erklärt,trennte sich im vierten Jahrhundert nach der Hedschra eineGruppe von der Rechtsschule Hanbelî und nannten sich Selefijjîn(Selefiten). Der Religionsgelehrte Ebulferedsch Ibnüldschewsî,Friede sei mit ihm und andere islamische Gelehrte hinderten dieVerbreitung dieser Zwietracht, indem sie berichten, dass dieSelefiten Anhänger der Irrlehre “Müdschessime” sind, dieALLAH, den Erhabenen, als Körper bezeichneten. Im siebtenJahrhundert nach der Hedschra stiftete Ibni Tejmijje dieseZwietracht wieder an.” In diesem Buch sind viele verirrteAbweichungen der Selefiten und Wahhabiten und ihreVerleumdungen gegen die Anhänger der Sunna ausführlicherklärt und beantwortet worden. Das Buch ist 1398 (1978 n. Chr.)in Damaskus gedruckt worden und besteht aus 340 Seiten.

Die Anhänger der Irrlehren nennen sich Selefiten. Siebetrachten Ibni Tejmijje als einen großen Gelehrten der Selefiten.In einem Punkt, ist ihre Auffassung richtig, denn vor Ibni Tejmijjegab es den Namen Selefiten nicht. Es gab den Namen “Selef-isalihîn”, die rechtschaffenen Vorgänger. Sie waren im Glaubender Sunna. Die verirrte Gesinnung von Ibni Tejmijje wurde zurQuelle für die Wahhabiten und andere Verirrten. Ibni Tejmijjewurde in der Rechtsschule Hanbelî herangebildet, d.h. er war imGlauben der Sunna. Nachdem er Schriftgelehrter für Urteilfällenwurde, bildete er sich viel auf seine Kenntnisse ein und pflegte

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voll Hochmut auf die Gelehrten der Sunna herabzusehen. DieVermehrung seiner Wissenschaft verursachte, dass er hochmutigund glaubensabtrünnig wurde. Er durfte nicht mehr in derRechtsschule Hanbelî bleiben. Denn um zu einer der vierRechtsschulen zu gehören, muß man sich im Glauben der Sunnabefinden. Einer, der nicht den Glauben der Sunna besitzt, darfnicht Hanbelit genannt werden.

Bei jeder Gelegenheit verachten die Verirrten diesunnitischen Geistlichen in ihren eigenen Ländern, in denen siegemeinsam leben. Sie versuchen mit allen Mitteln zu hindern,dass die Kenntnisse der Sunna gelehrt werden. Zum Beispiel: einVerirrter verachtete einen ehrwürdigen Wissenschaftler, indemer sich folgendermaßen ausdrückte: “Wie kann ein Apothekerund Chemiker von der Religion verstehen? Er soll sich nicht inunsere Angelegenheiten einmischen, sondern sich mit seinenberuflichen Tätigkeiten beschäftigen!” Was ist das für eindummes Gerede! Dieser glaubt, dass die Wissenschaftler keinereligiöse Kenntnisse besitzen dürfen. Er hat keine Ahnung davon,dass ein gläubiger Wissenschaftler jeden Moment die KunstALLAHs, des Erhabenen, wahrnimmt und wie es in dem BuchMasnû’ât (Erschaffene Künste) erklärt wurde, dieVollkommenheit des Allerschaffers begreift und dass er IHNjeden Moment lobpreist und für fehlerfrei erklärt. Deratomphysiker Max Planck hat diese Tatsache in seinem Buch“Der Strom” sehr gut erklärt. Dieser unwissende Verirrte aberbeansprucht das Vorrecht für sich, religiöse Kenntnisse alleinerrungen zu haben, indem er sich auf sein Scheindiplom und aufsein Posten stützte, welche er ebenfalls von einem Verirrten imAusland bekommen hat, vielleicht mit der Hoffnung, dass er dieauswärtig verteilten Goldstücke erlangen würde. ALLAH, derErhabene, möge diesen Verirrten und uns alle Recht leiten! UndER möge auch die reinen Jugendlichen davor schützen, in dieFalle derer zu fallen, die solche Scheindiplome besitzen undDiebe der Religion sind! Amen!

Dieser Wissenschaftler hat als Apotheker undDiplomchemiker mehr als dreißig Jahren seinem Volk gedient.Aber er wurde zugleich von einem großen islamischen Gelehrtensieben Jahre lang auf religiösem Gebiet herangebildet, indem erTag und Nacht studiert und die Ehre besaß, von solch einemReligionsgelehrten die hierfür benötigten Kenntnisse, und eindembezügliches Zeugnis zu erwerben. Er ist sich seinerUnfähigkeit gegenüber der Vorzüglichkeit der Natur und

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Religionswissenschaften durchaus bewußt. In diesem Bewußtseinbemüht er sich treu zu dienen. Seine größte Befürchtung ist, sichals zuständiger Schriftgelehrter zu betrachten, indem er sichdurch sein glänzendes Diplomen täuscht läst. Diese Befürchtungkann man in all seinen Worten bemerken. Er hat niemals gewagt,seine eigene Meinung zu äußern, aber immer versucht, diewertvollen Schriften der Gelehrten der Sunna, welche ihre Leserbewundern, aus dem arabischen und dem persichen zu übersetzenund den Jugendlichen vorzulegen. Aufgrund dieser Befürchtunghat er nicht daran gedacht, Bücher zu veröffentlichen. Als er indem Buch Sawaik-ul-muhrika (Vernichtende Funken) dienachstehende heilige Hadith las, mußte er sich überlegen: “WennZwietracht unter Menschen herrscht, muß der, der die Wahrheitweiß, sie den anderen mitteilen! Verschweigt er sie dennoch, sosoll er von ALLAH, dem Erhabenen, und allen Menschenverflucht sein! So mehr er von den Weisheiten, Wissenschaftenund Frömmigkeiten der Gelehrten der Sunna erfuhr, um sobesser begriff er, wie unfähig er war und dass seine Kenntnisse imVergleich zu dem umfassenden Wissen von diesen großenGelehrten einige Tropfen sind, andererseits sah er ein, dassrechtschaffene Muslime, welche die Bücher von Gelehrten derSunna lesen und verstehen können, immer weniger wurden unddass sich die Verirrten unter die Geistlichen mischten und ihreirreführende Bücher verfaßt wurden, und er fühlte sich angesichtsder obenerwähnten Verwünschung bedroht. Aus Mitleid undzuliebe seiner jüngeren Mitmenschen begann er die auserwähltenTexte aus den Büchern von den Gelehrten der Sunna zuübersetzen. Er bekam Tausende von Dank - undSchätzungsbriefen seiner Leser, doch auch wurde er von einigenVerirrten getadelt und verleumdet. Weil er seinem Schöpfer undseinem Gewissen gegenüber zweifellos Aufrichtig und treu war,diente er, fest auf ALLAH, dem Erhabenen, vertrauend unddurch gütige Vermittlung der reinen Seelen des heiligenPropheten und der Heiligen, weiter. ALLAH, der Erhabene,behalte uns alle auf dem rechten Weg, womit ER zufrieden ist!Amen!

Muhammed Bahît-ül-mutî’î, ein großer Gelehrter für dieRechtsschule Hanefî und ein ehemaliger Professor an derUniversität Dschami’ul-esher in Ägypten, schreibt in seinemBuch Tathir-ül-füad min denisil-itikâd (Reinigen des Herzens vonIrrglauben) wie folgt: “Diejenigen unter den Menschen, derenSeelen am vorzüglichsten sind, sind die Propheten, Friede sei mit

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ihnen. Sie sind frei von Fehlern, von Irrtum, von Unachtsamkeit,von Verrat, von Eigensinn und Fanatismus, von Eigensucht, vonböswilliger Gesinnung und von Haß. Die Propheten verkündigenund erklären das, was ALLAH, der Erhaben, ihnen gebietet. DieGebote und Verbote, die Kenntnisse des Religionsgesetzes, diesie verkündet haben, sind alle richtig. Keine von denen ist falschoder verirrt. Die vorzüglichsten Menschen, außer den Propheten,sind ihre Gefährten, Friede sei mit ihnen. Denn sie sind durch dieUnterhaltungen der heiligen Propheten herangebildet, reif undgereinigt worden. Sie haben nur das mitgeteilt und erklärt, was sievon dem Propheten gehört haben. Alles, was sie geäußert haben,ist richtig. Sie sind auch frei von den obenerwähnten negativenEigenschaften. Sie haben gegeneinander niemals fanatisch,eigensinnig und selbstsüchtig gehandelt. Daß die Gefährten desheiligen Propheten die heiligen Verse und Hadithe erklärt undUrteile gefällt haben, um das Religionsgesetz des ErhabenenSEINEN Diener mitzuteilen, ist eine große Güte ALLAHs, desErhabenen, gegen diese Gemeinschaft und eine Gnade desAllbarmherzigen für SEINEN geliebten Propheten Muhammed,Friede sei mit ihm. Der heilige Koran berichtet, dass dieGefährten des heiligen Propheten einander liebten,gegeneinander gnädig, gegen Ungläubige aber streng waren unddass sie sorgfältig Gebete verrichteten und nur ALLAH, denErhabenen, um alles und um das Paradies baten. Alle Urteile, mitdenen sie übereinstimmten, sind richtig. Alle haben dadurchVerdienste erworben. Denn die Wahrheit ist eins.”

Die vorzüglichsten Menschen, außer den Gefährten desheiligen Propheten sind die Muslime, die durch Unterhaltungenvon ihnen herangebildet wurden. Diese nennt man Tabiîn,Anhänger der Gefährten des heiligen Propheten. Diese habenalle ihre Kenntnisse von den Gefährten des heiligen Prophetenerhalten. Außer den Tabiîn sind die vorzüglichsten Menschen dieMuslime, die durch Unterhaltungen von ihnen herangebildetwurden. Sie werden Tebe-i tâbiîn, die Nachfolger der Anhängerder Gefährten des heiligen Propheten, genannt. Dievorzüglichsten Menschen, außen diesen sind die Muslime, die biszum Weltuntergang diesen Großen folgen, indem sie ihreÜberlieferungen lernen und sich auf ihrem Weg befinden. Einintelligenter und vernünftiger Geistlicher, der nach der Zeit derSelef-i salihîn lebt, befürchtet nicht, verachtet zu werden, wenn erden Mitteilungen des heiligen Propheten und der Selef-i sâlihîngemäß handelt und bei Handlungen und im Glauben nicht von

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ihrem Weg abkommt und die Grenzen des Religiongesetzes nichtüberschreitet. Er weicht nicht vom rechten Weg ab, indem ernicht den Verirrten folgt. Er schenkt den Unwissenden keinGehör. Er folgt seiner Vernunft und überschreitet die Grenzender vier Rechtsschulen der Rechtsschulgründern nicht. Es istnötig, dass die Muslime einen solchen Gelehrten finden, ihnfragen, was sie nicht wissen und nach seinen Mitteilungenhandeln. Denn ein solcher Gelehrter weiß die geistigenHeilmittel, die ALLAH, der Erhabene, zur Rettung SEINERDiener und zum Sicherstellen der Richtigkeit deren Handlungenerschaffen hat, und teilt sie den Menschen mit. Er heilt seelischeKranke. Das Glauben, alle Worte und Handlungen eines solchenGelehrten stimmt mit dem Religionsgesetz überein. Er begreiftalles und jede Frage beantwortet er richtig. Mit jedem Tun vonihm ist ALLAH, der Erhabene, zufrieden. Diejenigen, die dieWege zum Wohlgefallen des Erhabenen erlangen wollen, leitetALLAH, der Erhabene recht. ALLAH, der Allerbarmer, befreitdiejenigen, die glauben und Glaubenserfordernisse verrichten,von Notlagen und Kummer. Diese läßt ER das Glaubenslicht, dieinnere Ruhe und das Glück erlangen. Sie befinden sich immerund bei jeder Handlung in Ruhe und Gemütlichkeit. An dem Tagder Auferstehung werden sie mit den Propheten, mit den Treuen,mit den Märtyrern und mit den rechtschaffenen Muslimenzusammen sein.

Wenn ein Geistlicher, in welchem Jahrhundert er auch immerlebt, den Mitteilungen des heiligen Propheten und seinerGefährten nicht folgt und wenn sein Glauben, seine Worte undHandlungen mit dem von ihnen mitgeteilten nicht übereinstimmt,wenn er die Feinheiten des Religionsgesetzes ablehnt und in denvon ihm nicht begreifbaren Angelegenheiten die Grenzen dervier Rechtsschulen überschreitet, indem er seinem Ich und seinenGedanken gehorcht, versteht sich, dass er ein falscher Geistlicherist. ALLAH, der Erhabene, hat ihm das Herz versiegelt. Er kannden rechten Weg nicht sehen und kein wahres Wort hören. Erwird am Tage der Auferstehung streng gequält werden. ALLAH,der Erhabene, mag ihn nicht. Solche wie dieser sind Feinde derheiligen Propheten. Sie glauben, dass sie auf dem richtigen Wegseien. Sie sind mit dem zufrieden, was sie getan haben. Jedochsind sie auf dem Weg des Teufels. Die Anzahl solcher Verirrten,die zur Vernunft kommen und die Wahrheit finden können, istsehr wenig. Jedes Wort von ihnen scheint süß, vergoldet undnützlich zu sein. Jedoch sind ihre Gesinnung und ihr Gefallen

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immer verirrt. Sie täuschen die Dummen und führen sie zumIrrweg bzw. zum Unglück. Ihre Worte scheinen glänzend wieSchnee in der Sonne. Sie schmelzen aber gegenüber der Sonneder Wahrheit. Die bösen Geistlichen, deren Herzen ALLAH, derErhabene verfinstert und versiegelt hat, werden Anhänger derIrrlehren oder Verirrte genannt. Sie sind diejenigen, derenGlauben und Handlungen nicht mit dem heiligen Koran, denheiligen Haditen und der Übereinstimmung der Gelehrten derSunna übereinstimmt. Sie sind vom rechten Weg abgewichen undführen auch die Muslime zum Unglück. Diejenigen, welchediesen folgen, werden in die Hölle kommen. Zu den Zeiten vonSelef-î sâlihîn und später gab es viele solche Verirrte unter denGeistlichen. Sie befinden sich unter den Muslimen und sind soschädlich, wie ein Krebstumor, der sich in einem gesundenOrganen befindet. Solange er nicht geheilt wird, besteht für diegesunden Organe die Gefahr, sich anzustecken. Diese gleichenden Kranken, welche Krankheitserreger übertragen. Es schadetdenen, die sich diesen nähern. Um von deren Schaden verschontzu werden, muß man von ihnen fernbleiben.

Einer der verirrten Geistlichen, die dem Islam viel Schadenzugefügt haben, ist Ibni Tejmijje. Er ist in seinem Buch El-Wasıta(Die Mittel) und in seinen anderen Büchern von derÜbereinstimmung der gesamten Muslimen (Idschmâ’ul-müslimîn) und vom rechten des Selef-î salihîn abgewichen undhat dem nicht gefolgt, was in dem heiligen Koran und in denheiligen Hadithen offenbar mitgeteilt wurde. Er nahm eineIrrlehre an, indem er seiner beschränkten Vernunft und seinerirrer Gesinnung folgte. Er erwarb viele Kenntnisse. Doch erfolgte seiner Eigensucht. ALLAH, der Erhabene, machte seineWissenschaft zum Grund seines Unglücks. Er hat versucht, seineirreführende Gedanken als richtig zu verbreiten.

Im Buch Fetawâ-i hadîsijje (Nach den heiligen HadithenUrteil fällen) von dem großen Gelehrten İbni Hadscher-i Mekkîlautet es: “ALLAH, der Erhabene, hat Ibni Tejmijje zumUnglück geführt, seine Augen blind und seine Ohren taubgemacht. Viele Gelehrte haben bewiesen und berichtet, dassseine Worte falsch und seine Handlungen irre sind. Diejenigen,welche die Bücher von dem großen islamischen Gelehrten EbülHassen-il Subkî und von seinem Sohn Tadsch-üd-dîn-i Subkî undvon Imam-ül’iz bin-dschema’a lesen und die Schriften und Wortevon den Rechtsschulgelehrten untersuchen, die zu seiner Zeitlebten, verstehen, dass unser Wort richtig ist.”

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Ibni Tejmijje hat die Gelehrten der islamischen Mystikverachtet und verleumdet! Er hat sich nicht damit begnügt undgrift zugleich St. Omar und St. Ali, die Grundpfeiler derislamischen Religion, an! Seine Worte gingen über das üblicheMaß weit hinaus und verstießen gegen alle guten Sitten! DieGelehrten des rechten Weges bezeichnete er als verirrt undunwissend!

Er behauptet, dass die großen der islamischen Mystik dieverirrten Gedanken der griechischen Philosophen, die gegen denIslam sind, in den Islam eingeführt hätten, und er versucht seineBehauptungen mit seinen irreführenden Gedanken zu beweisen.Die Jugendlichen, welche die Wahrheit nicht wissen, könnenleicht vom rechten Weg abweichen, indem sie seine vergoldetenbegeisterten Schriften lesen. Zum Beispiel schreibt er: “DieMystiker sagen, dass sie die verborgene Schrift derVorherbestimmung (Lewh-il machfus) sehen. Die Philosophenwie Ibni Sinâ nennen es das irdische Ich (Nefss-ül-felekijje). Siebehaupten, dass sich die Seelen der Menschen, indem sie reifwerden, mit dem irdischen Ich oder mit der irdischen Vernunft(Akl-ül-feal) im Wachsein oder im Schlaf vereinigen und alleTaten verursachen, die in der Welt geschehen. Nach dieserVereinigung könne die menschliche Seele erfahren, was diesebeiden hätten. Das haben nicht die griechischen Philosophen,sondern Ibni Sina und dergleichen geäußert. Imâm-ı Ebû HâmidGasalî, Muhjiddîn-ibnül-arabî und Kutbüddîn Muhammed ibnüSebîn, Philosoph aus Andalusien, haben auch derartiges gesagt.Das sind Worte der Philosophen. Solche Gedanken gibt es imIslam nicht.

Mit diesen Worten kammen sie vom rechten Weg ab. Sie sindzu Glaubensabtrünnigen geworden wie die Glaubensabtrünnigenim Schiismus, Ismailismus, Karamitismus und Batinismus. Siesind vom rechten Weg der Gelehrten der Sunna, derHadithgelehrten und der Mystiker wie Fudajl bin Ijâd, welche densunnitischen Glauben haben, abgewichen. Einerseit beschäftigtensie sich mit der Philosophie, andererseits aber kämpften sie gegendie Sekten Mutesile und Kürâmijje. Die Mystiker teilen sich indrei Gruppen: Die Ersten sind Anhänger der Hadithen und derSunna. Die Zweiten sind Anhänger der Irrlehren wie Kürâmijjeund die Dritten sind diejenigen, die den Büchern der IrrlehreIchwân-üssafâ und den Mitteilungen von Ebül Hâjjan folgen. IbniArabî, Ibnî Sebin und dergleichen haben die Worte derPhilosophen in Worte der Mystiker verwandelt. Viele derartige

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Worte enthält das Buch Âchirül-ischarat alâ-makâmil arifîn vonIbni Sinâ. Imâm-ı Gasâlî hat in einigen Büchern z.B.: in denBüchern El-kitabül-madnûn (Das Buch der Angeklagten) undMischkât-ül-enwâr (Licht der Glaubenslichter) auch ähnlichesgeäußert. Sogar hat sein Freund Ebû Bekr-ibnül-Arabî berichtet,dass er sich in Philosophie vertiefte, und er versuchte ihn darauszu befreien aber leider keinen Erfolg gehabt hat. Außerdem hatImâm-ı Gasâlî mitgeteilt, dass Philosophen ungläubig sind. GegenEnde seines Lebens hat er das Hadithbuch Bucharî gelesen.Manche haben mitgeteilt, dass er danach auf seine derartigenSchriften verzichtete. Manche aber sind der Meinung, dass manmit diesen Worten Imam-ı Gasali verleumdet hat. Es gibt vieleGerüchte über diesen Religionsgelehrten. Muhammed Mâserî,ein in Sizilien herangewachsender Rechtsschulgelehrten desMalikî, die Gelehrten aus Andalusien, Turtuschî und Ibn-ülDschewsî und ibnü Ukajl und andere haben darüber vielgeäußert.”

Die obenerwähnten Worte von Ibni Tejmijje zeigen deutlich,dass er böswillig gegen die Anhänger der Sunna war. Er verachtetsogar die Großen der Gefährten des heiligen Propheten mit einerderartigen Frechheit. Auf solche Weise hat er die meistenGelehrten der Sunna als “Verirrte” bezeichnet. Weiterhin hat erSt. Ebül Hassen-Schâsilî, einen großen Heiligen und den Führerder Gelehrten, wegen seiner Bücher Hisb-ül-kebîr (Das großeGebilligte) und Hisb-ül-bachr (Das Gebilligte des Meeres) unddie Großen der islamischen Mystiker wie Muchjiddîn ibnü Arabî,Omar ibn-il Fârıd, Ibnü-Sebîn und Halladsch Hussejn bin Mansûrmit gemeinen Worten verachtet. Deswegen haben die Gelehrtenzu seiner Zeit übereinstimmend verkündigt, dass er einZwietrachtstifter und ein Verirrter ist. Es gab auch Gelehrte, diedas Urteil gefällt haben, dass er ungläubig geworden ist. [In demBuch El-Hadikat-ün-nedijje (Die Taugärten) von dem großenislamischen Gelehrten Abdülganî Nablusî steht auf 363. und 373.Seiten, dass diese Großen der islamischen Mystik je ein Heiligerund diejenigen, die sie verachten, unwissend und unachtsam sind.]In einem Brief, der 705 (1305 n.Chr.) an Ibni Tejmijje geschriebenwurde, lautet es: “O mein Glaubensbruder, der sich einbildet, eingroßer Gelehrter und Religionsführer seiner Zeit zu sein. Ichhatte Dich um Gottes willen geliebt. Und ich mochte dieGelehrten nicht, die gegen Dich waren. Aber ich war erstaunt, alsich Deine Worte hörte, die gegen die Menschenliebe gerichtetsind. Bezweifelt ein vernünftiger Mensch, dass es nach dem

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Sonnenuntergang Nacht wird? Du hast geäußert, auf dem rechtenWeg zu sein und die Gebote und Verbote des Erhabenen bekanntgemacht zu haben. ALLAH, der Erhabene, weiß Dein wahresGesicht. Aber die Rechtschaffenheit eines Menschen erkenntman an seinen Handlungen. Deine Handlungen stoßen gegen alleguten Sitten!Du hast nicht nur Deine Zeitgenossen verachtet,sondern auch die Verstorbenen als “ungläubig” bezeichnet, indemDu diejenigen, die ihrer Eigensucht folgen und deren Worte irresind, angehört hast! Du hast sowohl die Nachfolger von Selef-isalichîn angegriffen, als auch die Gefährten des heiligenPropheten verachtet. Wie wirst Du die schwere Verantwortungfür Deine Verachtungen übernehmen, wenn diese Großen Dicham Tage der Auferstehung deswegen anklagen werden? Auf derKanzel der Moschee Dschami-ül-dschebel der Stadt Salihijje hastdu behauptet, dass St. Omar, Friede sei mit ihm,Unannehmlichkeiten bereitete und falsche Worte ausgesprochenhätte! Was soll das bedeuten? Welche Unannehmlichkeit hast Duvon Selef-i sâlichîn gehört? Du behauptest, dass St. Ali, Friede seimit ihm, mehr als dreihundert Fehler gemacht hätte! Könntest Duein einziges richtiges Wort sagen, wenn er so gewesen wäre? Nuntrete ich gegen Dich in Aktion! Ich werde mich bemühen, dieMuslime vor Deinen Bosheiten zu schützen. Denn DeineUngebärdigkeit überschreitet jedes zulässige Maß! Deine Plagenstören alle Menschen, die sowohl am Leben als auch verstorbensind!”

Die Angelegenheiten, in denen Ibni Tejmijje vom rechtenWeg der Selef-i salichîn abgewichen ist, berichtet Tâdschüddîn-üs-Sübkî, ein großer Gelehrter, folgendermaßen:

1. Er behauptet, die Ehescheidung wäre nicht gültig. Mansolle Eidesbuße tun. Keiner der früheren islamischen Gelehrtenhat berichtet, dass man Eidesbuße tun soll.

2. Die Ehescheidung von einer Frau, deren monatlicheRegelblutung andauert, sei ungültig.

3. Das bewußt vernachläßigte Gebet sei nicht nachzuholen.4. Einer sich in der Regelblutung befindliche Frau, wäre es

erlaubt die Kaaba zu umkreisen. Sie solle dafür keine Buße tun.5. Man zähle die dreimalige Ehescheidung als einmalig.

Jedoch bevor er dies behauptet hatte, äußerte er Jahre lang, dassdie Übereinstimmung der gesamten Muslime nicht so ist.

6. Die Steuern, die nicht dem Religionsgesetz gemäß sind,wären denjenigen erlaubt, welche sie verlangen.

7. Man zähle die von Kaufleuten bezahlte Steuer zu den

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Armensteuern, selbst wenn es nicht so beabsichtigt wurde.8. Das Wasser, in dem eine Maus oder derartiges Tier

ertrunken ist, sei sauber.9. Wer rituell unrein ist, dürfe in der Nacht freiwilliges Gebet

verrichten, ohne die rituelle Ganzwaschung vorzunehmen.10. Die Voraussetzung des Stifters sei nicht zu beachten.11. Derjenige, der der Übereinstimmung der islamischen

Gelehrten nicht folgt, sei weder ungläubig noch sündig.12. ALLAH, der Erhabene, sei Stelle der Ereignisse und

bestehe aus Äther.13. Der heilige Koran sei in der Person ALLAHs, des

Erhabenen, erschaffen.14. Jedes Geschöpf sei ewig.15. ALLAH, der Erhabene, müße Gutes erschaffen.16. ALLAH, der Erhabene, habe einen eigenen Körper, wäre

abhängig von Himmelsrichtungen und würde seinen Platz ändern.17. Die Hölle sei nicht ewig und würde schließlich erlöschen.18. Die Propheten seien nicht unschuldig.19. Im Vergleich zu anderen Menschen habe der heilige

Prophet, Friede sei mit ihm, keine Vorzüge. Es sei nicht erlaubt,mit der Vermittlung des heiligen Propheten zu beten.

20. Es sei sündhaft, nach Medina zu reisen, mit Absicht, denheiligen Propheten, Friede sei mit ihm, zu besuchen.

21. Ebenfalls sei es sündhaft, dorthin mit der Absicht zureisen, um den heiligen Propheten um Fürbitte zu bitten.

22. Nicht die Worte der heiligen Thora und des heiligenEvangelium, sondern ihre Bedeutungen wären geändert worden.

Obwohl manche Gelehrten geäußert haben, dass die meistenvon den obenerwähnten Angelegenheiten nicht die Worte vonIbni Tejmijje sind, hat jedoch keiner verneint, dass er behauptete,ALLAH, der Erhabene, sei von Himmelsrichtungen abhängigund bestehe aus Äther. Es ist jedenfalls übereinstimmendmitgeteilt worden, dass er umfangreiches Wissen hatte. WerWissen, Rechtswissenschaft besitzt, gerecht und gewissenhaft ist,sollte eine betreffende Angelegenheit, sorgfältig untersuchen underst dann vorsichtig darüber urteilen. Besonders wenn man übereinen Muslim urteilen muß, ob er glaubensabtrünnig, ungläubigist und ob er hingerichtet werden soll, muß man gründlichuntersuchen und äußerst vorsichtig handeln. Der Text aus demBuch Fetâwel-hadîssijje (Nach den heiligen Hadithen Urteilfällen) von Ibni Hadscher-i Mekkî, Friede sei mit ihm, endet hier.

Heutzutage ist es Mode geworden, Ibni Tejmijje

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nachzuahmen. Man bestätigt seine irreführenden Schriften unddruckt seine Bücher, besonders aber sein Buch Wâsıta. DiesesBuch besteht vom Anfang bis zum Ende aus seinen Gedanken, diemit dem heiligen Koran, mit den heiligen Haditen und mit derÜbereinstimmung der gesamten Muslime nicht übereinstimmen.Dieses Buch stifet Zwietracht, Auseinandersetzung undFeindseligkeit unter den Lesern und verursacht, dass Brüdergegeneinander feindlich sind. Die Wahhabiten in Indien und dieunwissenden Geistlichen in anderen Ländern, die von ihnenirregeführt wurden, erkennen Ibni Tejmijje als Führer an undnennen ihn “großer Religionsgelehrter” und “Scheich-ül Islam”.Seine verirrten Gedanken und Schriften nehmen sie als Glaubeund Religion an. Um diese schreckliche Bewegung zu verhindern,die die Muslime teilt und den Islam innerlich vernichtet, sollteman die Bücher der Gelehrten der Sunna lesen, die sie ablehnenund beweisen, dass sie unrecht und irre sind. Eins von diesenBüchern, Schifâ-üs-sikâm fî-sijareti hajril-enâm (Heilung derKrankheiten durch den Besuch des heiligen Propheten), von demgroßen Religionsgelehrten Takijjüddîn-üs-Subkî weist auf denEigensinn von Ibnî Tejmijje hin und widerlegt seine verirrtenGedanken und hindert somit, dass sich diese Irrlehre ausbreitet.

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Gelehrtheitsstufen nach der islamischenRechtswissenschaft bzw. der Rechtsgelehrten

1. absolute Religionsgelehrte: Sie dürfen nach vier islamischen Quellen(d.h. dem heiligen Koran, den heiligen Hadithen, derÜbereinstimmung der Gelehrten der Sunna und den Urteilen derislamischen Rechtsgelehrten) Urteile fällen. Sie dürfen ihreeigenen Rechtsschulen gründen. So sind sie Gründer der vierrechten Rechtsschulen. i.B.: Müdschtechid-i Mutlak.

2. Religionsgelehrte für bestimmte Rechtsschulen: Sie dürfen nach vierislamischen Quellen und nach den Urteilen der absolutenReligionsgelehrten, in deren Rechtsschulen sie sich befinden,Urteile fällen. i.B.: Müdschtechid-i fil-Mes-heb.

3. Schriftgelehrte für Urteilsfällen: Diese Gelehrten dürfen nach denUrteilen der Rechtsschulgelehrten Urteile fällen. Jedoch sollenihre Urteile mit denen der Rechtsschulgelehrten überein-stimmen.i.B.: Müdschtechid-i fil-Messele.

4. Schriftgelehrte für Urteilserklärung: Sie dürfen keine Urteile fällen,aber die Urteile erklären. i.B.: Eshâb-ı Tachridsch.

5. Schriftgelehrte für Überlieferungsunterscheidung: Sie dürfen nur dieÜberlieferungen für die Urteile unterscheiden. i.B.: Erbâb-ıTerdschich.

6. Schriftgelehrte für Anordnung der Überlieferungen: DieseSchriftgelehrten dürfen nur die Überlieferungen nach ihrenQuellen anordnen. i.B.: Mukallid.

7. Schriftgelehrte für Überlieferungserklärung: Sie dürfen dieÜberlieferungen nicht voneinander unterscheiden, aber erklären.i.B.: Mukallîd.

Gattungen der islamischen Gelehrten

1. absoluter Religionsgelehrter: Gelehrter, der seine eigeneRechtsschulgründen darf i.B.: Müdschtehid-i Mutlak

2. Religionsgelehrter: Gelehrter, der Urteile fällen darf. Ein Religions-bzw. Schriftgelehrter darf nur von einem Religions-bzw.Schriftgelehrten ein Zeugnis für Gelehrtheit bekommen und sollnach seinem Wissen handeln. Ein Religionsgelehrter muß zwanzigislamische Wissenschaften, achtzig İslamische Hilfswissenschaftenbeherrschen und außerdem die Sozial und Naturwissenschaftenseiner Zeit so gut wissen, dass er den heiligen Koran auslegenkann. i.B.: Müdschtehid

3. Gelehrter für Koranauslegung: Müfessir4. Hadithgelehrter: Muchaddis5. Gelehrter für Glaubenswissenschaft: Mütekellîm6. Gelehrter für Islamische Rechtswissenschaft: Rechtsgelehrter. i.B.:

Fakich7. Gelehrter für Islamische Mystik, innerliche Erkenntnisse: Mutasawwıf.

– 113 –

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Islamische Wissenschaften (Religionswissenschaften)bestehen aus zwei Teilen:

I. Islamische hohe WissenschaftenII. Islamische Sprachwissenschaften

I. Islamische hohe Wissenschaften sind acht:1. Wissenschaft für Koranauslegung: İlm-i Tefsîr2. Hadithwissenschaft: İlm-i Hadîs3. Methodik der Hadithwissenschaft: Usûl-i Hadîs4. Glaubenswissenschaft: İlm-i Kelâm5. Methodik der Glaubenswissenschaft: Usûl-i Kelâm6. Rechtswissenschaft: İlm-i Fıkch7. Methodik der Rechtswissenschaft: Usûl-i Fıkch8. İslamische Mystik [İslamische Sittlichkeit]: Tassawwuf

II. Dazu gehörende Sprachwissenschaften sind zwölf:1. Morphologie: Sarf2. Syntax: Nachw3. Lexikologie: Lügat4. Textlinguistik: Metn-i Lügat5. Etimologie: İschtikak6. Wortbildung: İschtikak-ı kebîr7. Stilistik: İnschâ8. Redekunst: Bejân9. ästhetische Sinnlehre: Bediî

10. Semantik: Belâgat11. Wortbedeutungslehre: Meânî12. Kunst der literarischen Stil: Kitâbet

Zu diesen zwanzig islamischen Wissenschaften gehören achtzigHilfswissenschaften.

– 114 –

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Islamische Bezeichnungen für bestimmte Grußgebete bzw.rituelle Wünsche und Verehrungsäusserungen

Alejhis-selâm: Friede ALLAHs, des Erhabenen, sei mit ihm. (imallgemeinen für Propheten)

Alejhimüs-selâm: Pl. zu alejhis-selâmAlejhis-selâtü wes-selâm: Friede und Segen ALLAHs, den Erhabenen

sei mit ihm. (für Propheten)Kuddise sir-ruch: Möge seine Stellung heilig sein. (für Geistliche)Dschel-le dschelaluch: Erhabenheit und Heiligkeit gehört zu ALLAH,

dem Erhabenen.Rachimehullach: Segen ALLAHs, des Erhabenen, sei mit ihm. (für

Geistliche)Rachmetullachi alejch: Segen ALLAHs, des Erhabenen, sei mit ihm. (für

Geistliche)Radijallahü anh: Wohlgefallen ALLAHs, des Erhabenen, sei mit ihm.

(für einen Gefährten des heiligen Propheten)Radijallachü anhüm: Wohlgefallen ALLAHs, des Erhabenen, sei mit

ihnen. (für Gefährten des heiligen Propheten)Radijallahü anha: für eine Moslime, die den heiligen Propheten gesehen

hat.Sallallahi Alejhi we Sel-lem: Friede und Segen ALLAHs, des

Erhabenen, sei mit Ihm. (für den heiligen Propheten)

Abkürzungen für rituelle Wünsche:

F.s.m.i: Friede sei mit ihm.F.u.S.s.m.i: Friede und Segen sei mit ihm.M.s.S.h.s: Möge seine Stellung heilig sein.M.i.S.h.s: Möge ihre Stellung heilig sein.

Anmerkung: rituelle Wünsche sollten als islamische Bezeichnungenausgesprochen werden.

– 115 –

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Glossar

– A –

ALLAH: der einzige Gott, der alleinige Schöpfer. Es gibt keinen Gott außerALLAH, dem Erhabenen. ER hat acht ständige und sechs persönlicheEigenschaften.Die ständigen Eigenschaften (i.B.: Sifat-i Subûtijje) sind:Unsterblichkeit: hajjAllmacht: kâdirHören: semi’Sehen: bassarAllwissenheit: ‘alîmSprechen: mütekellimErschaffen: hâlikWille: mürîdDie persönlichen Eigenschaften (i.B.: Sifat-i Sâtijje) sind:Unendliches Wesen: WüdschudExistens ohne Anfang: KıdemExistens ohne Ende: BekâEinigkeit: WachdânijjetUnähnlichkeit: Muhalefetun-lil-hawâdisSelbständigkeit: Kıjâmun bi-nefsihî

ALLAH, der Erhabene: ALLAHü teâlâabbasidisch: abbâssîAbbasiden: AbbâssîAbendgebet: Salât-ul-maghribAbgott: SanemAbweichung: Bid’atAbsicht: Nijjetabsoluter Religionsführer: absoluter Religionsgelehrter, der seinen Schülern

den rechten Weg zeigt. i.B.: Mürschid-i kâmilabsoluter Religionsgelehrter: →→ Gattungen der islamischen GelehrtenAgent: Dschâsusahnunglos: ghâfilAlmosen: SadakaAmen: ÂminArmensteuer: SekatAnbetung: İbâdetAndacht: SikrAnhänger der Gefährten des heiligen Propheten Muhammed und deren

Nachfolger: Tâbi'în und Tebe-i Tâbi'înAnhänger der Sunna (=Sunniten): Muslime, die auf dem Weg des heiligen

Propheten Muhammed und seiner Gefährten sind. Sunniten gehören

– 116 –

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je einer der vier rechten Rechtsschulen. i.B.: Echl-i Sünnet wel-Dschema'at

Anhänger der Irrlehren: welche, die vier rechten Rechtsschulen ablehnen.Echl-i Bid'at

Anhänger falscher Sekten: Echl-i Bid’atAnhänger der Irrlehren: Echl-i Bid’at →→ VerirrteAnhänger der roten Sekte: Nebensekte des Schiismus. türkische

Bezeichnung: KisilbaschlikApostel: HawâriArmut: FakrArmut und Not: Fakr-ü-sarûretAsîmet: Durchführung der rituellen Handlungen, die dem Ich schwerfällt.asketische Frömmigkeit: SüchdAstronomie: İlm-ül FelekAstronom: FelekîAuferstehung nach dem Weltuntergang: Bâs-ü bâdel mewtAufschub: TêchirAufstand: İssjânAuslegung: TewilAnvertrautes: Emânet

– B –

Bedeutungslehre: Belâgat →→ İslamische Wissenschaftenbefristete Ehe: Nikach-ül müt’aBehaismus: ein Irrweg, der aus dem Islam völlig ausgetreten ist.Beobachtung: MüschâchedeBereuen: NedâmetBescheidenheit: Tewâdu’Beschützer der Sunna: Muchji’s-SünnetBeute: GhanimetBibel: das von der Christenheit als heilig anerkannte jedoch von Menschen

zusammengestellte bzw. verfasste Buch, das aus Altem und NeuemTestament besteht.

Bittgebet: MünadschaatBosheit: ScherBürste aus Zahnbürtenbaum: MiswakBußgelöbnis: TewbeBeschneiden: Hitan Bismil-lâhir-rachmânir-rachîm: Im Namen ALLAHs, des Erbarmes, des

Allbarmherzigen

– C –

Christentum: NasranijjetChrist: Nasrânî, Nazaraner

– 117 –

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– D –

Dank: SchükrDankgebet: Salât-üsch-SchükrDiener: Abd z.B.: Abdullah dh. Diener ALLAHsDogma: AkîdeDreieinigkeit: TeslîsDschichâd: 1) Glaubenskrieg bzw. kampf, der von einem islamischen Staat

gegen einen nichtislamischen bzw. glaubensabtrünigen Staat geführtwird, der den Islam angegriffen hat. 2) Glaubenskampf, der vonGläubigen gegen ihr Ich geführt wird, damit sie zu rechtschaffenenMuslimen werden. 3) Glaubenskampf, der von Gläubigen gegenUngläubige nicht mit Waffen, sondern mit Massenmedien geführtwird, um den Islam zu verteidigen.

– E –

Effendi: offizielle Anrede für Geistliche und vornehme Herren.Ehebruch: SinâEhebrecher: Sânieine für jeden verbindliche (unentbehrliche) Verpflichtung: fard-ı ajneine für bestimmte Personen verbindliche Verpflichtung: fard-ı kifâjeEinheitsbekenntnis: Kelime-i Tewhid: Lâ ilâche illâllah.empfohlene Vorschrift: eine Anbetungsart, deren Durchführung empfohlen

ist. i.B.: Müstehab oder MendubEngel: Geschöpfe, die aus dem Glaubenslicht erschaffen und unschuldig sind.

i.B.: Melek, Pl.: MelâikeEngel des Throns des Erhabenen: Hamele-i Arscherforderlich: eigenschaftliche Bezeichnung einer Verpflichtung, die (nach der

Sunna) erforderlich ist. i.B.: sünneterforderliche Verpflichtung: Sunna, Bezeichnung einer Vorschrift, deren

Ausführung erforderlich ist. i.B.: Sünneterforderliches Gebet →→ GebetErgebung: Tewekkül.Erklärung: Scherch Erlangen: KesbErläuterung: Scherch.Erhabenheit: eine Eigenschaft ALLAHs, des Allmächtigen: ALLAH, der

Erhabene i.B.: ALLAHü teâlâ.erlaubt: helâlErlaubtes: Helâl.Eroberung: FetchEvangelium: das heilige Buch, das dem heiligen Propheten Jesus

herabgesandt und dessen Original nachher von Menschen verändertwurde. i.B.: In-dschil

ewiges Unglück: Helâket-i ebedijje

– 118 –

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– F –

Fachmann: MütechassısFamilienangehörige des Propheten Muhammed: Echl-i Bejt. Angehörige des

heiligen Propheten. Nachkommen des ProphetenFanatiker: Muteassıbfanatisch: muteassıbFanatismus: TaassubFanatismus der Unwissenheit: Hamijjet-i DschachilijjeFasten: Sawm.Fastengebet: Salât-üt TerâwihFastenmonat: RamadanFâticha: Erste Sure des heiligen KoransFeindschaft: AdâwetFeinheit: SerâfetFestgebet: →→ GebetFetwa: Rechtsgutachten nach dem ReligionsgesetzFeuranbeter: MedschussîFinsternis: SulmetFreiheit: Hür-rijjetFreimaurer: MassonFreitagsgebet: Salât-ül-Dschum’a →→ GebetFreitagspredigt: Hutbe, ein Teil des Freitagsgebetsfreiwilliges Gebet: eine Anbetungsart, deren Ausführung freiwillig ist. i.B.:

Nâfile →→ GebetFrieden: Sulchfromm: sâidfromme Tat: TaatFrömmigkeit: TakwâFührer der Gläubigen: Emîr

– G –

Gabe: Nimet, ichsânGabriel: Erzengel. i.B.: DschebrailGebet: Salât, Dua. Bittgebet: Münâdschât. Gebetssprechen: Dua.

Gebetsverrichten:Akim-üs-Salât: unentbehrliches Gebet(verrichten):Salât-ül-fard. nötiges Gebet(verrichten): Salat-ül-wadschib.erforderliches Gebet(verrichten): Salât-ül-sünnet. freiwilligesGebet(verrichten): Salât-ül-nâfile. Morgengebet: Salât-ül-fedschr.Mittagsgebet: Salât-ül-Suhr. Nachmittagsgebet: Salât-ül-asr.Abendgebet: Salât-ül-Maghrib. Nachtgebet: Salât-ül-’İscha.Freitagsgebet: Salât-ül-Dschum’a. Freitagspredigt: Hutbe-tûl-Dschum’a. Dankgebet: Salat-üsch-Schükr. Totengebet: Salât-ül-Mejjit. Festgebet: Salât-ül-İjd. versäumtes Gebet: Salat-ül-Kadhâ

Gebetsruf: EsanGebetswaschung: Wudu’ →→ rituelle WaschungGebot: Emr

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Gebote ALLAHs, des Erhabenen bekannt machen: Emr-i bil-ma’rûfGefährten des heil. Propheten: Sahâbe oder Eshab-ı Kirâmgefallen: schechid →→ MärtyrerGeheimnis: Sır. Geheimnisse: EsrârGehorsam: İtaatGeister: Dschinngeistig: mânewîGeistlicher: Imam, Hodscha, MuftiGelehrter: ÂlimGelehrte des isl. Rechts: Ulema-i FikchijjeGelehrte der Anhänger der Sunna [Gelehrten der Sunna]: Ulema-i Echl-i

SünnetGemeinschaft des heil. Propheten: Ümmet-i MuhammedGemeinschaftsgebet: Salât-ül-Dschemaa’tGenesung: Schifagerecht: hakGerechtigkeit: Adâlet, HakkânijetGeschenk: HedijjeGeschlechtsteile, [Schamteile]: SewetejnGeständnis: İ’tiraf Pl.: İ’tirâfatGewissen: WidschdanGewißheit: JakînGewohnheit: ÂdetGlaube: ÎmânGlauben: İ’tikadGlaube und Tat: Îman wel AmelGlaubensabtrünniger: MürtedGlaubensfeind: Aduwed-dînGlaubensbekenntnis: Kelime-i Schechadet: Eschhedü ella

ilâche il-lallah we esch-hedü en-ne Muhammeden abduhû we resûlüch.Glaubensfreiheit: Hür-rijjet-i dînGlaubensgebet: AmentüGlaubenslicht: Nur; Nûr-ül-ÎmânGläubiger: Mu'mînGläubige: mu’minûnGlaubenskampf: →→ DschichadGlaubenskämpfer: Müdschâchid →→ DschichadGlaubenswissenschaft: İlm-i KelâmGlück: SeâdetGlücksspiel: KimarGnade: InâjetGott: İlach, MâbudGötzendiener: MüschrikGötzendienst: Schirkgültig: mu'teberGrabmal: KabirGrausamkeit: SulmGroßen der isl. Mystik: Ulemâ-i Tasawwuf

– 120 –

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– H –

Hadith(e): heilige Erklärung des heiligen Propheten Muhammed . i.B.:Hadîs-i Scherif, Hadîs-i Nebewî

Hadis-i kudsî: heiliger Spruch von dem heiligen Propheten, dessen Sinn vonALLAH, dem Erhabenen, ist.

Handlung: 'Amel →→ TatHäretiker: MülhidHaschr: AuferstehungHasret: Sankt; St.: Hz.heilig: kudsîheilige Auswanderung von Mekka nach Medina: Hedschra, Hidschra

(Hidschret), die 632 n.Chr. stattfand.Heilige (r): WeliHeilige (Pl.): Ewlijaheiliger Kampf: Glaubenskampf →→ Dschichâdheiliger Vers: Ein Satz oder einige Sätze des heiligen Korans. i.B.: Âjet. Der

Koran besteht aus 6236 heiligen Versen. himmlische Bücher: Kutüb-i Semawîjjehimmlische Führung: Rechtleitung i.B.: HidajetHochachtung: IchtiramHochmut: Kibir

– I –

Ich, das; –(s) / –(s): Nefsİmam: 1) Rechtsschulgründer. 2) Religionsgelehrter, der Urteile gefällt hat.

3) Vorbeter, Hodscha. 4) EmîrIntelligenz [Verstand]: Sekâirdisch: dünyewî Ggs.: jenseitig: uchrewîIrrgläubige: Anhänger der Irrlehren. i.B.: Echl-i Bidat →→ Verirrte.islamische Wissenschaften: Ulum-u İslâmijje. →→ islamische Wissenschaftenislamische Hochshule: Medresse Pl. Medârisislamischer Rechtsgelehrter: Müftî; FakichInschrift: Kitâbetislamische Mystik: innerliche Erkenntnisse i.B.: Tassawwufislamische Welt: Âlem-i İslâmislamisch regiertes Land: Dar-ül İslâm

– J –

Jenseits: Âchiretjenseitig: uchrewî. Ggs. irdisch: dünyewîJesus: der heilige (vorletzte) Prophet, dem das heilige Buch Evangelium

herabgesandt ist., i.B.: Hasret-i ÎsâJewm-il Kijamet: 1) Tag des Weltuntergangs, 2) Tag der AuferstehungJüngster Tag [Tag der Auferstehung]: Jewm-il-âchiret.Jerusalem: Kudüs

– 121 –

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– K –

Kaaba: Kâbe; Heilige Moschee in MekkaKalif: HâlifeKalifat: HilâfetKetzer: SındıkKijamet: 1) Weltuntergang, 2) AuferstehungKirche: Kenissekleine Moschee: MesdschidKnecht: AbdKoran: das heilige Buch, das dem heiligen Propheten Muhammed

herabgesandt wurde. i.B.: Kur'an. der heilige Koran: Kur'an-ı Kerîm.Koranauslegung: Tefsir-i Kur’an. Koranauslegunsgbücher; z.B.: Tefsir-i

Bejdawi, Tefsir-i Mas-hâri usw.Koranexemplar: i.B.: MushafKoranvers: Âjet; Pl. Âjâtkörperlich: maddî, maddeten

– L –

Leichnam: Dschena-isLiebe und Zärtlichkeit: SchefkatLobpreisung: Tesbich

– M –

Machscher: Versammlungsort am jüngsten TagMärtyrer [Gefallene]: SchechîdMessias: MechdîMinarett: MinareMinister: WesirMinisterpräsident: Wesîr-i â’sam, persisch: Sadr-ı â’samMitgift: MechrMittagsgebet: →→ GebetMittel: WâsıtaMitleid: MerchametMorgengebet: →→ GebetMoschee: Dschamii Mufti: islamische Rechtsgelehrter, der Gutachten abgibt.Muhammed: der letzte heilige Prophet, der die letzte Religion, den Islam,

verkündet hat.Muslim [Moslem]: Müslim, [tür. B.: Müsliman] Pl.: MuslimînMutaschabihat: Symbolische heilige Verse

– N –

Nachahmung: TaklîdNachkommen des Propheten: Echl-i BejtNachtgebet: →→ GebetNachmittagsgebet: →→ Gebet

– 122 –

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Nation: MilletNebî: Prophet, dem kein heiliges Buch herabgesandt wurde →→ Ressulnichtislamisch regiertes Land: Dar-ül HarbNichtmuslim: Ghajri MüslimNosairier: extremistische Schiiten in Antakya und nord Syrien. i.B.: Nusairî

→→ Schiismus.Notfall: Sarûretnötig: eigenschaftliche Bezeichnung einer Verpflichtung, die nötig ist; i.B:

wâdschibnötiges Gebet: →→ Gebet

– O –

offenbar: sâchir Ggs: bâtın: verborgenomaijadisch: emewîOmaijade: EmewiOpferfest: ein religiöses Fest, an dem die Verpflichteten je ein Opfertier

schlachten und ein Drittel vom Fleisch der Opfertieren den Armenverteilen.

Opposition: MuchalefetOrden: TarîkatOrdensanstalt: Sâwije türk. Bez.: Tekke

– P –

Päderastie (Homosexuelität): liwâtaPartisan: KomitadschiPerson: SâtPilger: HadschiPilgerfahrt: HadschPredigt: Waas Prophet: Gesandter ALLAHs, des Erhabenen, der den Menschen die

Gebote und Verbote des Erhabenen verkündet. Die Eigenschaftender Propheten sind sieben: 1. Vertrauenswürdigkeit: Emânet. 2.Treue: Sıdk. 3. Gerechtigkeit: Adâlet. 4. Unschuld: İsmet. 5. Genie:Fetânet. 6. Prophezeiung: Tebligh. 7. Sicherheit vor dem Verlust derProphetenschaft: Emn-ül asl.

– R –

Ramadanfest: Fest, das gleich nach dem Fasten gefeiert wird, es dauert dreiTage.

Rasse: ırk, kawmRat: NassihatRaub: GhasbRebell: Schakî, ‘Âsîrebellisch: schakî

– 123 –

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Recht: Hakrecht: hakrechte Religion: Dîn-i IslamRechtmäßiges: Halâlrechtmäßig: helâlRechtleitung: Hidajet →→ himmlische Führungrechtschaffener Muslim: SâlichRechtschaffenheit: wodurch man alles aufrichtig und nur um das

Wohlgefallen ALLAHs, des Erhabenen, tut. i.B.: İchlâsRechtsschule: MeshebRechtsschulgründer: die vier absoluten Religionsgelehrten, die ihre eigene

Rechtsschulen gegründet haben. Rechtswissenschaft: Fıkch (= İlm-i Fıkch)reif: kâmilrein: tâhirReinheit: Tahâret. Ggs: NedschasetReka: Gebetseinheit. i.B.: RekâReligion: DînReligionsgemeinschaft: ÜmmetReligionsgelehrter: Müdschtehid →→ GelehrtheitsstufeReligionsgesetz: ScheriatReligionslosigkeit: KüfrReligionsführer: Ein Religions-bzw. Schriftgelehrter, der seinen Schülern den

rechten Weg zeigt. isl. Bez.: Mürschid, ImâmReligionsgelehrter: →→ Gattungen der islamischen GelehrtenReligionswissenschaften: Ulum-ud-dînRessul: Prophet, dem ein heiliges Buch herabgesandt wurde.Ressulullah: der heilige Prophet (Muhammed).richtiger Weg: Sırat-ı müstakîm, Tarîk-i müstakîmRichtung nach Kaaba: Gebetsrichtung. i.B.: Kıblarituelle Waschung (Gebetswaschung): Abdest, Wudu’rote Nebensekte: eine Nebensekte des Schiismus. türkische Bez.:

Kisilbaschlik →→ Schiismus.Ruchsat: Durchführung der rituellen Handlungen, die einem nicht schwer

sind. Ggs:AsîmetRuhe: SükûnRückschrittlichkeit: İrtidscharituelle Ganzwaschung: Ghasl

– S –

Sankt: (Abk.: St.): Hasret-i (Abk.: Hz.)Satan: SchejtanSchah: SchachSchamteile [Schandteile]: Awret MachalliScheinheiligkeit: TakijjeScheich-ul-Islam: höchste Autorität hinsichtlich der Religion i.B.: Schejch-ül

İslam

– 124 –

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Scheriat [Scharia]: das ReligionsgesetzScherif: Nachkomme von St. Hassen, dem Enkel des heiligen Propheten

Muhammed. Pl. Scherifs= ScherâfetSchiismus: Irrlehre, die von einem Juden namens Abdullah bin Sebe aus Jemen

im 7. Jahrhundert gegründet und in folgenden Jahrhunderten von denals schiitische Gelehrte erscheinenden Juden bis heute gelenkt wurde.Schiismus bestehen aus 18 Sekten. i.B.: Schia

Schiit: Anhänger des Schiismus. i.B.: Schi’îschiitisch: eigenschaftliche Bezeichnung des Schiismus. i.B.: schi’îSchöpfer: Chalık, RabbSchreibengel: Kiramen KâtibinSchriftbesitzer: Echl-i Kitâb (Juden und Christen)Schriftgelehrter: Gelehrter an einer von den sieben Gelehrtheitsstufen. Ein

Schriftgelehrter soll dazu gehörende Wissenschaften und alleislamische Sprachwissenschaften beherrschen i.B.: ‘Âlim →→Gelehrtheitsstufen

Seelenheil: Nedschat, Selâmetseelisch: rûchîSejjid: Nachkomme von St. Hussejn, dem Enkel des heiligen Propheten

Muhammed; Pl. Sejjids: Sijâdet.Sekte: FirkaSekte İsmailijje: eine Nebensekte des Schiismus, der auch unter den Namen

Batinijje und Sebijje bekannt ist. →→ Schiismus.selig: merchumSıdk: →→ TreueSıddık: 1) im höchsten Grade wahrheitsliebend. 2) Beiname des 1. Kalifen

Ebû Bekr. (Ebû Bekr-i Sıddık)Sındık: Ketzer, Glaubensfeind, der den Islam innerlich zerstören will.sinngemäß: meâlensinnlich: schechewîSittlichkeit: Achlâk, (Achlakijjat)Sittsamkeit: hüsn-ü AchlâkSpion: DschâsusStiftung: WakfSunna: 1) Lebensgewohnheiten des heiligen Propheten Muhammed, Weg

der Sunniten.2) zweite islamische Quelle. 3) heilige Erklärungen des heiligenPropheten, Hadithe, die den heiligen Koran auslegen. 4) das Scheriatd.h. der Islam.

Sunnit: Anhänger der Sunna. Pl. Sunniten i.B.: Echl-i SünnetSunnitentum: Echl-i Nedschat →→ Weg der Sunnasunnitisch: sünnîSünde: Senb, Fısk. türk. Bz.: Günachsündig: Senbijun, fâsık Sünder: Fâsık.

– T –Talar: DschübbeTat: Amel

– 125 –

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Tempel: MabedTestament: WassijjetTeufel: →→ Satanteuflerisch: schejtânîThora: das heilige Buch, das dem heiligen Propheten Moses

herabgesandt und dessen Original nachher von Menschen verändertwurde. i.B.: Tewrat.

Tod: MewtTotengebet: Salat-ül-DschenaseTreue: Sadâkat, Sıdk

– U –

Überlieferung: RîwajetUnachtsamkeit: ghafletÜbereinstimmung der Gelehrten der Sunna: Idschma-i Ümmet →→

Gelehrtheitsstufenunerwünscht: mekruchunerwünschtes: Mekruchungläubig: nicht an ALLAH, den Erhabenen glaubend. i.B.: kâfir. Ggs.

gläubig; i.B.: mü'minUniversität: Dar-ül-fünununentbehrlich: fardunentbehrliche Verpflichtung: Bezeichnung einer Vorschrift, deren

Ausführung unentbehrlich ist. i.B.: Fardunrein: nedschsUnreinheit: Nedschasetunschuldig: mâ’sumUnsittlichkeit: Sû'i AchlâkUnterdrücker: Sâlimuntersagt: haramUnwissende: DschâchilUnwissenheit: Dschâchilijje, DschechlUrteilfällen: Idschtihâd →→ GelehrtheitsstufenUrteile der islamischen Gelehrten: Kıjâs-ı Fukachâ →→ Gelehrheitsstufen

– V –

Verbot: Haramverboten: haramVerbote ALLAHs, des Erhabenen, bekannt machen: Nechj-i anil münkerverderbend: müfsidVerderbnis: ifsâdVerdienst: SewâbVerbrechen: Hatijetverflucht: mel’unVergeltung: Kıssas

– 126 –

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Verirrte: Anhänger der Irrlehren. i.B.: Echl-i Bid'atVerleumdung: IftiraVerleumder: MüfteriVernunft: AklVerstand: SekâVerräter: HâinVerschleierung: Tesettürversäumtes Gebet: →→ GebetVorbeter: Imâm, Hodscha

– W –

Wahrheit: HakîkatWahhabismus: Irrlehre, die durch den britischen Spion Hempher geplant und

1150 (1738 n.Chr.) gegründet und von britischen Regierungen mitjüdischen Hinterhältigkeiten und Methoden geistig und materiell bisheute unterstützt wurde. i.B.: Wechhabijje.

Wahhabit: Anhänger des Wahhabismus. i.B.: WechhâbîWeltuntergang: KıjametWille: iradeWissenschaft für Koranauslegung: İlm-ül TefsirWeg der Sunna: Tarik-i Echl-i Sünnet wel-Dschema’atWohltat: Hajrat, HasseneWohltäter: Sâhib-ül Hajrat

– Z –

zulässig: dschâis; mubachZwang: DschebrZwietracht: FitneZionist: Sijonist

– 127 –

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BISHER SIND FOLGENDE BÄNDEVOM HAKÎKAT KİTÂBEVİ ERSCHIENEN

DEUTSCH:1– Islam, der Weg der Sunniten, 128 Seiten2– Glaube und Islam, 128 Seiten3– Islam und Christentum, 352 Seiten4– Beweis des Prophetentums, 160 Seiten5– Geständnisse von einem Britischen Spion, 176 Seiten6– Islamische Sitte, 288 Seiten

ENGLISH:1– Endless Bliss I, 304 pp.2– Endless Bliss II, 400 pp.3– Endless Bliss III, 336 pp.4– Endless Bliss IV, 432 pp.5– Endless Bliss V, 512 pp.6– Endless Bliss VI, 352 pp.7– The Sunni Path, 112 pp.8– Belief and Islam, 128 pp.9– The Proof of Prophethood, 144 pp.

10– Answer to an Enemy of Islam, 128 pp.11– Advice for the Muslim, 352 pp.12– Islam and Christianity, 336 pp.13– Could Not Answer, 432 pp.14– Confessions of a British Spy, 128 pp.15– Documents of the Right Word, 496 pp.16– Why Did They Become Muslims?, 304 pp.17– Ethics of Islam, 240 pp.18– Sahaba ‘The Blessed’, 384 pp.19– Islam’s Reformers, 320 pp.20– The Rising and the Hereafter 112 pp.21– Miftah-ul-janna, 288 pp.

EN FRANÇAIS:1– L’Islam et la Voie de Sunna, 112 pp.2– Foi et Islam, 160 pp.3– Islam et Christianisme, 304 pp.4– L’évidence de la Prophétie, et les Temps de Prières, 144 pp.5– Ar-radd al Jamil, Ayyuha’l-Walad (Al-Ghazâli), 96 pp.6– Al-Munqid min ad’Dalâl, (Al-Ghazâli), 64 pp.

SHQIP:1- Besimi dhe Islami, 96 fq.2- Libri Namazit, 208 fq.3- Rrefimet e Agjentit Anglez, 112 fq.

ESPAÑOL:1- Creencia e Islam, 112

PPOO RRUUSSSSKKII%%1- Vsem Nuflnaq Vera, (128) str.2- Priznaniq Anglijskogo Wpiona, (144) str.3- Kitab-us-Salat (Molitvennik) Kniga o namaze, (224) str.4- O Syn Moj (256) str.5- Religq Islam (256) str.

BOSHNJAKISHT:1- Iman i Islam. (128) str.2- Odgovor Neprijatelju Islama, (144) str.3- Knjiga o Namazu, (192) str.4- Nije Mogao Odgovoriti. (432) str.5- Put Ehl-i Sunneta. (128) str.6- Ispovijesti Jednog Engleskog Spijuna. (144) str.

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