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GLÜCKAUF Berg- und Hüttenmännische Zeitschrift Nr. 50 12. Dezember 1936 72. Jahrg. Neuere Untersuchungen über die mineralischen Bestandteile und die Aschenzusammensetzung der Steinkohle. Von Dr. H. W inter, Leiter des Berggewerkschaftlichen Laboratoriums und Lehrer an der Bergschule zu Bochum. Eine Reihe neuer wichtiger Arbeiten haben ge- zeigt, daß die frühem Ansichten der Forscher über die mineralischen Bestandteile der Steinkohle in viel- facher Hinsicht recht mangelhaft gewesen sind. Zu- nächst sei ganz allgemein daran erinnert, daß die so- genannte »Asche« der Kohle nur ein falsches Bild von den wirklichen unorganischen Begleitern der »Rein- kohle« zu geben vermag, da sie ja bei der Verbrennung unter mancherlei Veränderungen der ursprünglich in dem Brennstoff vorhandenen Mineralien zurück- geblieben ist. Der mineralische Aufbau der Steinkohle. Seit langer Zeit weiß man, daß manche Kohlen- aschen geringe Mengen seltener und nutzbarer Elemente, z. B. Molybdän, Mangan, Zink, Blei, Kadmium und Gold, enthalten. Bei der Untersuchung der Asche japanischer Kohlen1 habe ich außer den genannten Wertstoffen Spuren von Platin nach- gewiesen, die mit dem Aufschluß der Asche im Platin- tiegel nichts zu tun hatten. Die neuen Untersuchungen von Goldschmidt und P e t e r s 2 lehren, daß sich verschiedene bisher als sehr selten angesehene Elemente, zumal Germanium, in verhältnismäßig großen Mengen in Steinkohlenasche vorfinden. Ferner weist nach ihren Feststellungen die Asche aschen- armer Kohlen verhältnismäßig mehr seltene Elemente als die aschenreicher Kohlen auf. Die lebende Pflanze scheint diese Elemente oder ihre Verbindungen auf- zuspeichern. Bei der Inkohlung werden in erster Linie die löslichen Verbindungen durch das umlaufende Wasser ausgewaschen und die schwer löslichen an- gereichert; zu diesen zählen besonders Beryllium, Bor, Scandium, Yttrium, Lanthan, Vanadium, Kobalt, Nickel, Molybdän, Palladium, Rhodium, Platin, Gallium, Germanium, Arsen, Silber, Kadmium, Gold und Blei. Dabei handelt es sich nicht immer nur um Spuren, sondern es erscheint möglich, daß man Kohlenasche hier und da sogar zur technischen Ge- winnung seltener Elemente heranziehen kann. Mit der Zusammensetzung der Kohlenasche aus einzelnen Mineralien befassen sich zahlreiche Ver- öffentlichungen. So führen Thiessen, Ball und G rotts3 aus, daß sich nach dem Befunde ihrer um- fangreichen Analysen mehr als 95 o/o der Kohlenasche aus den vier Oxyden Tonerde, Kieselsäure, Kalk und Eisenoxyd, bezogen auf schwefelsäurefreie Grundlage, zusammensetzen. Die petrographische Prüfung der Mineralbestandteile von Kohle aus Illinois und West- 1 W inter: Untersuchungen japanischer Kohlen, Glückauf 65 (1929) S. 493. 2 Nachrichten Ges. d. Wissenschaften Göttingen, Physik. Kl. 1933, Fach- gruppe III, Nr. 38; Fachgruppe IV, Nr. 40. 3 Coal ash and coal mineral matter, Ind. Engng. Chem. 28 (1936) S .355. Pennsylvanien hat gelehrt, daß sie im wesentlichen aus niedergeschlagenem Ton, Kaolin, Kalzit und Pyrit, vergesellschaftet mit ändern weniger wichtigen Mine- ralien, bestehen. Für den Verlauf der Aschen- erweichungskurven ist der Aufbau der Asche aus den vier genannten Oxyden maßgebend, was die Ergeb- nisse von Versuchen mit künstlichen Oxydmischungen bestätigt haben. Die Klinkerbildung wird durch die Art des Vorkommens und die Verteilung der am leichtesten schmelzbaren Aschenbestandteile beein- flußt. Die beschleunigende Wirkung von Pyriten bei diesem Vorgang ist auf die während der Verbrennung entstehenden Eisenoxyde zurückzuführen. Schwefel- eisen hat einen scharfen Schmelzpunkt und gibt Anlaß zur Bildung einer beweglichen Flüssigkeit, die für die Verkittung loser Teilchen der Kohlenasche ungeeignet und mit geschmolzener Asche nicht mischbar ist. Das Verhalten der reinen Mineralien beim Veraschen der Kohle ist verhältnismäßig einfach. Kalzit verliert Kohlendioxyd unter Bildung von Kalk; Ton scheidet Wasser aus unter Bildung inniger Mischungen von Tonerde und Kieselsäure bei ziemlich hohen Tempe- raturen; Kieselsäure wird chemisch nicht beeinflußt. Pyrit zersetzt sich, indem er Schwefel abstößt und Einfachschwefeleisen bildet, das durch Oxydation in eine Mischung von Eisenoxyden mit dem unter ge- wöhnlichen Bedingungen vorherrschenden schwarzen Oxyd Fe30 A übergeht. Ähnliche Beobachtungen sind im Berggewerk- schaftlichen Laboratorium gemacht worden. Wie stark sich z. B. bei leichtschmelzenden Aschen solche Um- setzungen auswirken, zeigt Abb. 1, die das Aussehen der geschmolzenen Asche einer Ruhrkohle nach Er- mittlung der Schmelzkurve wiedergibt. Die stürmisch Abb. 1. Durch Entweichen von Gasen aufgetriebene Schlacke einer Ruhrkohle. v = 4 .

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GLÜCKAUFBerg- und Hüttenmännische Zeitschrift

Nr. 50 12. Dezember 1936 72. Jahrg.

Neuere Untersuchungen über die mineralischen Bestandteile und die Aschenzusammensetzung der Steinkohle.

Von Dr. H. W i n t e r , Leiter des Berggewerkschaftl ichen Laboratoriums und Lehrer an der Bergschule zu Bochum.

Eine Reihe neuer w ich tiger Arbeiten haben g e ­zeigt, daß die frü h em Ansichten der Forscher über die mineralischen Bestandte ile der Steinkohle in v ie l ­facher H insicht recht m ange lha ft g e w esen sind. Z u ­nächst sei ganz a llgem ein daran erinnert, daß die s o ­genannte »Asche« der Kohle nur ein fa lsches Bild von den wirklichen unorganischen Begleitern der »Rein­kohle« zu geben verm ag, da sie ja bei der Verbrennung unter mancherlei V eränderungen der ursprünglich in dem B rennstoff vorhandenen Mineralien zurück­geblieben ist.

D e r m i n e r a l i s c h e A u f b a u d e r S t e i n k o h l e .

Seit langer Zeit w eiß man, daß manche Kohlen ­aschen ger in ge M en g en se ltener und nutzbarer Elemente, z. B. M olybdän , M angan , Zink, Blei, Kadmium und G old , enthalten. Bei der Untersuchung der Asche japanischer K o h le n 1 habe ich außer den genannten W e r ts to f fen Spuren von Platin nach­gewiesen, die mit dem A ufsch luß der Asche im P lat in ­tiegel nichts zu tun hatten. Die neuen U ntersuchungen von G o l d s c h m i d t und P e t e r s 2 lehren, daß sich verschiedene bisher als sehr selten a ngeseh en e Elemente, zumal Germ anium , in verhältn ism äßig großen M engen in Ste inkohlenasche vorfinden. Ferner weist nach ihren F ests te l lu n gen die Asche aschen­armer Kohlen verhä ltn ism äßig m ehr se ltene E lem ente als die aschenreicher Kohlen auf. D ie lebende Pflanze scheint diese E lem ente oder ihre Verbindungen a uf ­zuspeichern. Bei der Inkohlung w erden in erster Linie die löslichen Verbindungen durch das um laufende Wasser au sgew asch en und die schw er lös lichen an ­gereichert; zu diesen zählen besond ers Beryllium, Bor, Scandium, Yttrium, Lanthan, Vanadium, Kobalt, Nickel, M olybdän, Palladium , Rhodium, Platin, Gallium, Germanium , Arsen, Silber, Kadmium, Gold und Blei. Dabei handelt es sich nicht im mer nur um Spuren, sondern es erscheint möglich , daß man Kohlenasche hier und da so g a r zur technischen G e ­winnung se ltener E lem ente heranziehen kann.

Mit der Z u sam m ensetzu n g der Kohlenasche aus einzelnen Mineralien b e fa s sen sich zahlreiche Ver­öffentlichungen. So führen T h i e s s e n , B a l l und G r o t t s 3 aus, daß sich nach dem B efu nd e ihrer u m ­fangreichen Analysen m ehr als 95 o/o der Kohlenasche aus den vier O xyden Tonerde , Kiese lsäure, Kalk und Eisenoxyd, bezogen auf sch w efe lsäu re fre ie Grundlage , zusammensetzen. D ie petrographische P rüfung der Mineralbestandteile von Kohle aus Il linois und W est-

1 W in t e r : Untersuchungen japanischer Kohlen, Glückauf 65 (1929) S. 493.

2 Nachrichten Ges. d. Wissenschaften Göttingen, Physik. Kl. 1933, Fach­gruppe III, Nr. 38; Fachgruppe IV, Nr. 40.

3 Coal ash and coal mineral matter, Ind. Engng. Chem. 28 (1936) S . 355.

P ennsylvanien hat gelehrt, daß sie im wesentl ichen aus niedergeschlagenem Ton, Kaolin, Kalzit und Pyrit, vergese l lschafte t mit ändern w eniger wichtigen M ine ­ralien, bestehen. Für den Verlauf der A schen ­erweichungskurven ist der Aufbau der Asche aus den vier genannten Oxyden m aßgebend, w as die E rgeb ­nisse von Versuchen mit künstlichen O xydm ischungen bestätigt haben. Die Klinkerbildung wird durch die Art des Vorkommens und die Verteilung der am le ichtesten schmelzbaren Aschenbestandteile beein­flußt. Die beschleunigende W irkung von Pyriten bei diesem Vorgang ist auf die während der Verbrennung entstehenden E isenox yde zurückzuführen. S ch w e fe l ­eisen hat einen scharfen Schmelzpunkt und gibt Anlaß zur Bildung einer beweglichen F lüssigkeit , die für die Verkittung loser Teilchen der Kohlenasche u ngee ignet und mit gesch m olzen er Asche nicht mischbar ist. Das Verhalten der reinen Mineralien beim Veraschen der Kohle ist verhältn ism äßig einfach. Kalzit verliert K ohlendioxyd unter Bildung von Kalk; Ton scheidet W a sser aus unter Bildung inniger M ischungen von Tonerde und Kieselsäure bei ziemlich hohen T em p e ­raturen; Kieselsäure wird chemisch nicht beeinflußt. Pyrit zersetzt sich, indem er Schw efel abstößt und Einfachschw efele isen bildet, das durch Oxydation in eine M ischung von E isenoxyden mit dem unter g e ­wöhnlichen B ed ingungen vorherrschenden schwarzen Oxyd F e 30 A übergeht.

Ähnliche B eobachtungen sind im B ergg ew erk ­schaftlichen Laboratorium gem acht worden. W ie stark sich z. B. bei le ichtschmelzenden Aschen solche U m ­setzungen auswirken, ze igt Abb. 1, die das A ussehen der gesch m olzenen Asche einer Ruhrkohle nach Er­mittlung der Schmelzkurve wiedergibt. Die stürmisch

Abb. 1. Durch Entweichen von Gasen aufgetriebene Schlacke einer Ruhrkohle. v = 4 .

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1242 G l ü c k a u f IM r. PU

entw eichenden G ase C 0 2 und S 0 2 haben den Schmelz­fluß vor dem Erstarren unter Bildung von H ohlräum en aufgebläht, w ährend die erst bei mehr als 1 6 0 0 ° erweichende Asche einer M attkohle des Ruhrgebietes im A nsch li ff e ine beinahe g le ichm äßige Oberfläche (K aolin ) aufw eis t (Abb. 2).

Abb. 2. Kaolingefüge einer Ruhrkohlenschlacke mit einem Schmelzpunkt über 1600°. v = 4 .

Die drei genannten Forscher berichten ferner, daß man beim langsam en Erhitzen eines Stückes Kohle bis zur M attrotglut ein sehr le ichtes, f lockiges und ge- bräches Aschenskelett erhält. Die Prüfung ergibt, daß die Zusam m ensetzung der Asche augenscheinlich durch das ganze Skelett verschiedenartig ist, indem jedes kleine Kohlenkörnchen eine besonders g ek en n ­zeichnete Asche hinterlassen hat. W ird d ieses zer­brechliche Aschengerüst, das bei einer blähenden Kohle den mehrfachen U m fa n g des ursprünglichen Kohlenstückes aufweist , in einem Ofen erhitzt, so schwindet die M asse und sintert unter Bildung einer krustigen, brüchigen Schlacke von erheblicher Stärke. Bei weiterer Erhitzung schmilzt die Asche zu einer g las igen Schlacke. D ie Untersuchung der gesinterten Schlacke zeigt, daß sie noch verschiedenartig ist; sie enthält in einem Netzwerk von le ichter geschm olzenen Bestandteilen noch gepulverte, nicht gesinterte Stoffe . C hemische Reaktionen im festen und flüss igen Zustand der oxydierten A schenbestandteile sind in diesem Abschnitt des Hartbrennens von Bedeutung. Die zunächst unter stark reduzierenden Bedingungen gebildete Asche ist schließlich bei höhern T em p e ­raturen oxydierenden E inflüssen ausgesetzt. D ie E n d ­um setzungen werden durch die überw iegende o x y ­dierende Atmosphäre im untern Teil des R ostes bei heftig verlaufender Verbrennung bewirkt. Diese A tmosphäre greift praktisch nur Bestandteile des

E isens an.In ihrer Arbeit über die Heizw erte und W a sch ­

barkeitseigenschaften von Streifenbestandteilen haben M c C a b e , M i t c h e l l und C a d y 1 eine Anzahl Ab­bildungen von Kohlen und Bergen aus Fraktionen von verschiedenen spezifischen Gewichten w iedergegeben . So zeigt Abb. 3 links die fein zerstreuten oder als kleine Platten ausgebildeten mineralischen B estand ­teile einer Kohle der Schwimmfraktion (spezif isches G ew icht 2 ,00 ) , während rechts die entsprechende Sink­fraktion dargeste ll t ist, die sich aus reichlichen Kalzit-

l Illinois State geol. Surv., Rep. of investigations 1934, Nr. 34, S. 19 und 24.

oder Kaolinplatten K, P yr it P und Tonschiefer S zusam m ensetzt . Bei stärkerer V ergrößerung erkennt man den Aufbau e ines so lchen in »Pariser Pflaster« PI (G ip s ) e ingebette ten Sinkstückes aus Pyrit P, Kaolin oder Kalzit K mit Vitrit V (Abb. 4 und 5).

Abb. 3. Aufbereitungsproben amerikanischer Kohlen mit dem spezif ischen Gewicht 2

(links Schwimmfraktion, rechts Sinkfraktion). v = 3 .

Abb. 5.P Pyrit, K Kaolin oder Kalzit, V Vitrit, S Tonschiefer,

PI Einbettungs/nasse.Abb. 4 und 5. Von Mineralien durchsetzte Kohle. v = 25.

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12. D e z e m b e r 103 6 G l ü c k a u f 1243

Bei der U ntersuchung der E igenschaften und der Z u sam m ensetzu ng von m ineralischen B estandte ilen der gle ichen Kohle hat B a l l 1 die nach einer B ehandlung mit kalter, verdünnter Salzsäure zurückgebliebenen le ichten und schweren Mineralien einer gründlichen petrographischen Prüfung unterzogen, ln der leichten Fraktion bestand die g röß ere M en g e aus n ieder­g esch la gen em T on und in der schweren Fraktion aus Pyrit; beide Teile enthielten aber auch geringe M engen nichttoniger mineralischer Sedim ente, deren Eigenschaften und Verteilung im Kohlenbett b e ­merkenswert waren. Die U ntersuchungen erfo lgten im auf- und durchfallenden Licht unter B enutzung von Ölimmersion. Zur genauen B estim m ung der M ineral­körner wurde m ögl ichst die G esam tfraktion einer M aschengröße auf einen einz igen Objektträger g e ­bracht. Für die F ests te l lu n g der Gleichartigkeit vieler Mineralarten erw ies sich eine F lü ss igk e it mit dem B rechungsindex 1 ,60 als g ee ign et . Eine gen aue B estim m ung mancher M ineralien von w en iger als y 32 mm Dmr. war aber nur selten möglich.

Im Hinblick auf den K a o l i n w urden die p e tro ­graphischen Befunde durch chemische A nalysen sow ie B eugungsproben von R öntgenstrah len und mit Hilfe der Dehydration bestätigt. G le ichlaufende U nter ­suchungen der D achsch ie fer und nichtkalkhaltigen U ntertone, die mit Kohlen von Il linois v er g e se l l ­schaftet sind, haben ergeben, daß der fe inste B e ­standteil der Schiefer ein se id eng län zen des Mineral ist, das zur Gruppe der kalihalt igen T onmineralien gehört. Die nichtkalkhaltigen U ntertone bestehen im w esentl ichen aus Kaolin in verschiedenen M ischungen mit dem se idenglänzenden Mineral. Q u a r z , das häufigste Mineral in der G ruppe der nichttonigen Abscheidungen, kom m t in allen S iebgrößen vor, jedoch vo rw ieg en d in K orngrößen unter y i6 mm. D iese kleinern Körner sind kantig bis schwach g e ­rundet, die g r o ß e m O / i—Vs m m ) häufig m äßig gerundet. D ie optische A u s lö sch u n g bringt selten B eweise von D rehung , und E in sch lü sse sind nicht bemerkenswert. In e inigen w en igen Schnittstücken konnten kleine, vo l lkom m en ausgeb i ldete Q uarz­prismen beobachtet w erden. Eine nachträgliche Quarzablage auf irgendeinem ursprünglichen S ed i ­m ent wurde nicht fe s tgeste l l t . F e l d s p a t kommt w eniger o ft als Quarz vor. A lbit und Orthoklas sind die gew öh nlich beobachteten Vertreter m it meist mikrokliner Ausbildung. D ie Körner sind gew öh nlich kantig, b isweilen w erden deutliche Spaltbruchstücke sichtbar. Im a llgem einen w e isen die F e ld sp ä te keine oder nur ger in ge Veränderungen auf. D er G r a n a t bildet einen häufigen , in farb losen bis blaßroten oder blaßgrünen Spielarten vorkom m enden Bestandteil. W enn auch d iese Körner w ie die H aup tm en ge der n iedergesch lagenen M ineralien im a llgem einen w eniger als Vs mm Q uerschnitt aufw iesen , so w urden doch verschiedene Bruchstücke mit größten A b ­m essun gen bis zu 34 mm beobachtet . G ew öhn lich e H o r n b l e n d e der g rü nen Spie lart kom m t in w o h l ­begrenzten, unveränderten Spaltstücken vor. Die meisten Körner ze igen schwachen P leochroism us . Andere M ineralien d ieser G rup pe sind Apatit , Muskovit, Zirkon, Epidot, Biotit, Augit , Kyanit, Rutil, Staurolith, T op as , Turm alin und chloritische A b ­arten. Zirkon und A patit treten häufiger als die

1 Illinois Stale geol. Surv., Rep. of investigations 1935, Nr. 33, S. 21.

übrigen auf, jedoch ist die G esam tm en ge dieser Mineralien sehr gering.

Von den erst nach der Flözb ildung entstandenen Mineralien sind nach B a l l 1 vor allem Kaolin, Kalzit und Pyrit zu nennen. In der Kohle des F lözes 6 in Franklin kom m t Kaolin so w o h l in den senkrechten Schrum pfungsrissen der Vitritstreifen als auch in den H ohlräumen der Bänder und Linsen des F usits vor. In ändern Kohlen, z. B. des G rape-Creek-Vorkom m ens in der N ähe von Danville , Il linois, ist Kaolin auch in den mehr sichtbaren, sich über verschiedene .Mächtig­keit des F lözes erstreckenden Keilpunkten beobachtet worden. D er Kaolin erscheint in den Trockenrissen undurchsichtig, in w eißer Farbe mit P orzellanglanz; unter dem Mikroskop erw eist er sich als vo l ls tändig kristall inisch ohne äußere Kristallformen. Noch häufiger kom m t er in G ese l lsch a ft von Kalzit vor, der als dünne H aut auf einer oder beiden Seiten des Kaolins sitzt. In d iesem Z usam m enhang sei auf eine frühere B eo b a ch tu n g 2 h ingew iesen , w onach kleine Spalten in der Kohle von verschiedenen Mineralien, z. B. Kalkspat und Schwefelk ies , erfüllt waren.

ln g e w issen Teilen des F lözes 6 ist Kalzit der vorherrschende M ineralbestandteil in den Schrum pf­rissen, zusam m en mit dem nur eine ger in ge Rolle spie lenden Kaolin. Im G esam tf löz jedoch ist der mittlere G ehalt an Kaolin erheblich größ er als der an Kalzit. Kaolin fü l lt auch H ohlräum e der u rsp rü ng ­lichen Pflanzenzellen des F usits oder der * m in e ­ralischen H olzkohle aus. Seine F ests te l lu n g gründet sich auf optische E igenschaften , chemische A n a ­lysen , D ehydrationskurven und B eugungsproben der Röntgenstrahlen.

Als e inz iges h äufiges säurelösliches Mineral ist der Kalzit ermittelt worden. D a die angew andte Säure kalt und verdünnt war ( 1 0 o/o), darf man annehmen, daß die durch Säureextraktion entfernten B estan d ­teile fas t ausschließlich aus Kalzit bestehen. D ieser erfüllt Trockenrisse und H ohlräum e von F usit und H a r z e n ; unter dem M ikroskop erscheint er g e w ö h n ­lich in F orm sehr dünner, f lacher und kantiger Bruch­stücke und kann vom Kaolin ferner durch seine D urch­sichtigkeit und kennzeichnende Spaltbarkeit unter ­schieden werden.

D a s Auftreten des Pyrits in der Kohle ist viel verschiedenartiger als das irgendeines ändern M ineral­bestandteils . Er kann Vorkommen in Form w a a g ­rechter Lagen im Kohlenbett sow ie als A usfü llun g senkrechter Spalten, F u g en oder Trockenrisse , w ährend die H ohlräum e des F usits und H arzes g e ­w öhnlich Kalzit und Kaolin enthalten. Kleine P yr it ­körper können unrege lm äßig über die verschiedenen G este inbestand te i le der Kohle, zumal des Vitrits, zer ­streut se in; ferner komm en inn ige M ischungen des S ch w efe lk ieses mit g e w issen Kohlenteilen, z. B. Fusit- w änden , und als D urchsetzungen davon vor.

D ie E isen su lf id e in der Kohle sind lange allgemein als P yr it angesproch en w o rd en ; N e w h o u s e 3 hat jedoch E isensu lf id , das Bänder und Linsen län gs den Schichtflächen zahlreicher K ohlenflöze bildet, als M arkasit erkannt, und es ist möglich, daß ein erheb-

1 Kaolinit in Illinois coal, Econom. Geol. 29 (1934) S. 767.3 W in t e r : Die Verteilung der Asche in der Steinkohle, Brennstoff.

Chem. 4 (1923) S. 212.3 J. Geol. 35 (1927) S. 72.

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1244 G l ü c k a u f Nr . 50

licher Anteil der E isensu lf ide in der Kohle Markasit

d arste l l t1.

Z u s a m m e n s e t z u n g d e r S t e i n k o h l e n a s c h e .

D ie K enntnisse über den Aufbau der Ste inkohlen ­asche erfuhren eine erhebliche Erweiterung, als man die Kohle nach dem Vorbild von M. S t o p e s nicht mehr ausschließlich als G an zes betrachtete, sondern nach den sichtbaren Bestandteilen des G e fü g es Vitrit, Clarit, Durit und F usit unterschied, deren Asche sich ebenfa l ls nach M en ge und Beschaffenheit als kenn-

Z a h l e n t a f e l 1. Aschengehalte der sichtbaren G efügebestandte ile verschiedener Kohlen.

Wilhelmine- Victoria, Flöz 14'

EastKirkbey2

Ham-stead3

lohannDeimels-

berg1

Brücken-berg-1

Winter­slag5

Vitrit . . . 0,5 0,9 1,11 1,5 2,3 3,1Clarit . . . 0,6 1,3 1,22 4,0 — —Durit . . . 3,4 7,8 6,26 12,6 51,0 4,0Fusit . . . 5,9 13,8 15,59 8,0 30,6 11,4

1 Berggewerkschaftl.Labor. Ri t t m e i s t e r , Glückauf 64(1928)S .624.— 2 B a r a n o w und F r a n c i s , Fuel 1 (1922) S. 219. — 3 L e s s i n g , J. Chem. Soc. London 117 (1920) S .247. - 1 F ö r s t e r und H ü n e r b e i n , Brennstoff- Chem. 4(1923) S .370. — 5 de B o o s e r e , Ann. Mines Belg. 27 (1926) S. 369; Fuel 5 (1926) S. 522.

zeichnend erwies. So konnte L e s s i n g 1 auf Grund eingehender U ntersuchungen die annähernde Ver­te i lung der M ineralbestandteile in bituminöser Kohle nach ihrem wahrschein lichen U rsprung angeben und daraus w ichtige Sch lüsse auf die Entstehung der Steinkohle z ie h e n 2. Man hatte auch bald festgeste l lt , daß Vitrit und Clarit die g e r in g s te M en g e an ur­sprünglicher P flanzenasche enthie lten; dann kam der tonh a lt ige Durit, w ährend der F usit mit seinen Infiltrationen im a llgem einen am m eisten Asche auf­w ies . Für eine Reihe deutscher und fremder Kohlen sind die A schengeha lte der sichtbaren G e fü geb estan d ­teile zur Erleichterung des Vergle iches in der Zahlen­tafe l 1 zusam m engeste l lt .

D a sich die vier sichtbaren B estandte ile durch die Dichte voneinander unterscheiden, lassen sich die zerkleinerten Streifenkohlen nach ihren spezifischen G ewichten mehr oder minder scharf in die einzelnen Bestandteile t r en n en 3. Die Zahlentafel 2 zeigt nach G r u m m e l 4 die zwischen den A schengeha lten und den spezifischen G ew ichten der Kohlen bestehenden Be­ziehungen.

Z a h l e n t a f e l 2. B ez iehu n gen zw isch en sp ez if isch em G e w ic h t und A sc h e n g e h a l t nach G rum mel.

Aschengehalt

SpezifischesGewicht Yorkshire

%

Lanca­shire

%

Nott ing ­hamshire

%

N. Wales

°lo

W arwick­shire

%

Ayrshire

%

Schott ­land

%

Leicester

%

Derby­shire

°/o

Mittel

%

1,28 1,27 1,37 1,52 __ — 2,03 2,44 1,83 1,31 1,71 ,2 8 -1 ,3 0 2,51 2,06 2,69 2,05 — 3,53 3,38 3,58 2,35 2,81 ,3 0 -1 ,3 5 5,36 4,42 5,42 4,98 — 6,86 6,14 4,84 4,98 5,41 ,3 5 - 1,40 9,71 9,95 9,40 9,93 8,43 11,58 10,21 10,71 8,96 9,91 ,4 0 -1 ,4 5 13,91 14,66 14,27 14,14 12,68 17,29 15,05 13,54 13,26 14,31 ,4 5 -1 ,5 0 19,09 19,59 17,08 19,76 17,25 24,13 19,28 20,29 17,00 19,31 ,5 0 -1 ,6 0 25,13 24,53 21,09 25,68 24,37 29,57 26,28 27,80 23,40 25,3

D ie G efügebestandte i le sind verschieden hart, so daß die F lözkohle bei der Zerkleinerung Körner von verschiedener G röße liefert, deren Asche nach M enge und Z usam m ensetzung verschieden ist. Im a l lg e ­meinen nimmt mit geringerer K orngröße der A sch en ­geha lt der Kohle ab und derjenige der Berge zu, wie die Zahlentafel 3 nach L e s s i n g 2 ohne w eiteres für die Glanzkohle erkennen läßt, während die Mattkohle w egen der innigen V erwachsung mit Ton von der Korngröße praktisch unabhängig zu sein scheint. Von einer bestimmten feinen Korngröße an nimmt der A schengeha lt der Kohle w ieder zu.

Z a h l e n t a f e l 3. B ez ieh u n gen z w isch en A sch en g eh a lt und K orngröße der H am stead -K oh le .

Siebmaschen

je Zoll je cm

Asche

Clarit-Vitrit°/n

der Fraktionen

Durit Berge°/o o/o

< 5 < 1,968 2,28 5,74 29,645 10 1 ,968-3 ,937 1,85 4,62 30,57

1 0 - 2 0 3 ,9 3 7 -7 ,8 7 5 1,30 4,26 46,022 0 - 3 0 7 ,8 7 5 -1 1 ,8 1,25 4,45 50,42

> 30 > 11,8 1,90 5,58 63,19

E s ist einleuchtend, daß bei der T rennung der F lözkohle in die G efü geb estan dte i le nicht nur die M enge, sondern auch die chemische Zusam m ensetzung der Asche der Einzelbestandtei le im Vergleich mit der

1 W in t e r und F r e e : Schwefelkies in den Flözen des Ruhrbezirks, Glückauf 69 (1933) S. 794.

2 Cantor lectures on coal ash and clean coal, London Royal Soc. ofarts 1923, S. 13.

A u sg an gsk oh le und untereinander sehr verschieden wird. So enthält die Asche d er G lanzkohle bisweilen g ro ß e M en gen in W a sse r lös licher S to f fe , die in der M attkohle fa s t vö ll ig feh len , w ähren d die Fusit- asche durch die verhältn ism äßig g r o ß e Löslichkeit in Säuren gekennzeichnet ist. Auch bei der Aufbereitung der F lözkohle, z. B. nach Schwimm fraktionen, weist die A schenverte i lung in d iesen geg en ü b er der ur­sprünglichen Kohle eine w e itg eh en d e Veränderung auf, w as aus u nveröffentlichten A nalysenzahlen des B erggewerkschaftl ichen Laboratorium s klar hervor­geht. Man konnte hier erhebliche U nterschiede in der chemischen Z usam m ensetzu ng der A sche in den einzelnen Fraktionen fe s ts te l len , w orüber gelegentlich an anderer Stelle berichtet w erden soll.

Die bei der B estim m un g der A sche in Kohle und Koks während der E inäscherung eintretenden Ver­änderungen des U nverbrenn lichen 5 bewirken sowohl Verluste als auch Zunahmen an G ewicht, die sich natürlich m en gen m äß ig nur se lten g a n z ausgleichen. Daher ist es verständlich, daß die bei der Verbrennung der Kohle zurückbleibende oder bei e iner Bestimmung g e w o g e n e Asche w eder nach M en g e noch nach Zu­sam m en setzun g den mineralischen Bestandteilen der Kohle genau entspricht. N ach B r i s m a i d ,; kann man1,00 o/o Asche durchschnittl ich 1 ,13 o/o Unverbrenn-

1 The study of mineral matter in coal, Fuel 1 (1922) S. 6.2 W in t e r , Glückauf 59 (1923) S. 876.3 S t a d n i k o f f : Die Chemie der Kohlen, 1931, S. 72.1 Pure coal, Trans. Instn. Min. Engr. 87 (1933/34) S. 264.5 Vgl. G l u u d , Handbuch der Kokerei, 1927, S. 92.c J. Gasbeleuchtung 53 (1910) S. 92.

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12. D e z e m b e r 19 3 6 G l ü c k a u f 124 5

lichem der Kohle g le ichsetzen . C a d y 1 w e is t in seiner Arbeit über die E inte i lung und A usw ahl der Kohlen im Staate Illinois auf das von P a r r schon vor 1910 an gegeb en e einfache m athematische Verfahren hin, w onach man die mineralischen S to f fe aus den a n g e ­gebenen W erten der A schen analyse ableiten kann; danach sind die mineralischen Bestandte ile gleich 1,08 • o/o A sche + 0 ,55 ■ o/o Schwefel. Bei der g e fu n ­denen Asche nimmt Parr a lso noch eine Berichtigung für das H yd ra tw asser und den Schw efel vor. Die F orm el fu ßt auf der Annahm e, daß sich alle m ine ­ralischen Bestandte ile der Kohle aus T on und Pyrit zusam m ensetzen , daß der G e sam tsch w efe l dem Pyrit entstam m t und das H y d ra tw asser des T o n e s 8 o/0 au s ­macht. T h i e s s e n 2 hat die sich aus d iesen unrichtigen Ansichten Parrs ergebenden Fehlerquellen erörtert. Vor allem sind die G e g en w a rt und die schwankende M en ge des Kalzits nicht berücksichtigt worden. Die Formel liefert daher für den G ehalt an M ineralstoffen niedrigere als die theoretisch richtigen W erte, zumal wenn der G ehalt an Schw efe l im Verhältnis zu dem an A sche ger ing ist. D ie ser Fehler macht sich bei schw efelarm en Kohlen mit e inem G ehalt an Kalzit noch mehr geltend , so daß T h iessen unter dessen Berücksichtigung fo lg en d e abgeänderte Form el v or ­sch lägt : Mineralische Bestandte ile = 1 ,08 • o/0 Asche ■+ 0,9 • o/o C O a + 0 ,55 • o/o S.

Die wahre Asche, d. h. die m ineralischen B estand ­teile der Kohle, errechnete T h iessen aus der A sch en ­analyse, w orauf am Schluß noch näher e ingegangen wird. Danach läßt sich bei der B estim m ung des H e iz ­w ertes die V erbesserung für die V erbrennungswärm e des Pyrits, für das H y d ra tw asser der nichtpyritischen M ineralsubstanz sow ie für den M engenuntersch ied zwischen dem G ehalt an Pyrit und dem daraus e n t ­standenen E isen o x y d durch einen einz igen veränder­lichen Faktor ausdrücken. D ieser hängt von dem Ver­hältnis zw ischen Schw efe l und Asche der Kohle und dem G ehalt an H y d ra tw asser der nichtpyritischen M ineralstoffe ab; bei Ste inkohlen ist er mit dem W erte 0,21 hinreichend gen au an gegeb en : R ein ­kohlenheizw ert =

best im m te Verbrennungswärm e

100 - ( o/o H 20 + 1 ,08 o/o A sch e + 0,21 o/0 S ) iÖÖ'

Die Kennzahl des S ch w efe lg eh a l te s ändert sich zwar mit dem g e o lo g isch en Alter einer Kohle, jedoch liefert der W ert 0 ,21, a llgem ein an gew endet , brauchbare Ergebnisse. D ie s g e h t aus zahlreichen A nalysen her ­vor, die eine gu te Ü bereinst im m ung mit den W erten der ursprünglichen F orm el von Parr erkennen lassen. Allerdings verm ag keine F orm el allen A nforderungen für die A schenbericht igung zu g en ügen .

Erklärlicherweise haben sich auch deutsche Forscher mit d ieser schw ierigen F rage befaßt. Schon im Jahre 1 9 2 5 sind von F o l l m a n n 3 und 19 2 9 von K. M a y e r 1 die E rgeb n isse von U ntersuchungen über den Einfluß der fä lschlichen G le ichse tzu ng von »Glüh- rückstand« und »Mineralsubstanz« auf die A na lyse von Brennstoffen veröffen tl ich t w orden. U m die durch Nichtberücksichtigung der beim Veraschen der Kohle in der M ineralsubstanz en ts tehend en Veränderungen und som it F eh ler auszum erzen, verfährt M ayer wie

> Illinois State geol. Surv. 1935, Bull. Nr. 62, S. 26.2 Fuel 12 (1933) S. 403; Illinois State geol. Surv., Rep. of investiga-

tions 1934, Nr. 32, S. 7; 1935, Nr. 33, S. 72.3 Brennstoff-Clieni. 6 (1925) S. 295.4 Brennstoff-Chem. 10 (1929) S. 377.

fo lg t : D er fes te B rennsto ff wird zunächst mit 5<>/oiger Salzsäure zur Bestim m ung der darin löslichen B estand ­teile und der Feuchtigkeit behandelt und dann verascht. Den g ew on nen en Rückstand zieht man mit 15- bis 20 o/o-iger Salzsäure aus und berechnet den G ehalt der F ösun g an lös lichem E isen o x y d a ls Pyrit. Von den Formeln zur Berechnung des H e izw ertes von Brennstoffen nach ihrer chemischen Z u sam m en ­setzung erschien M ayer die von V o n d r ä c e k 1 als die den tatsächlichen Verhältnissen am besten en t ­sprechende. Sie lautet: V erbrennungswärm e =

(7 8 ,6 + 2,8 ] / ICO - C') • C + 2 7 0 ( H - 0,1 O) + 25 S. Die Buchstaben bedeuten hier die Hundertte i le der Elemente, C ’ im besondern den K oh len sto f fgeh a lt der Reinkohle.

In seiner Berechnung des H e izw ertes fes ter B rennstoffe hat S c h u s t e r 2 ebenfal ls auf die U n ­richtigkeit von W erten der E lem entaranalyse h in ­g ew iesen , die bei der Bestim m ung des kalori­metrischen H e izw ertes herangezogen werden. D ie B e ­st im m ung des W a ssers , des S auersto ffs als Rest von 100 und des S ch w efe ls als Bestandteile der Reinkohle sei unsicher, da z. B. der Schw efel zum Teil den mineralischen Bestandteilen angehört. Ferner seien die Veränderungen der Mineralien bei der V er ­brennung der Kohle zu Asche und schließlich die sich mit der Dichte der Substanz ändernde V erbrennungs­wärme des K oh lensto f fs zu berücksichtigen, w ie auch die U ngenau igk eit der Ergebnisse bei den versch iede ­nen V erkokungsverfahren beachtet werden müsse. Unter Berücksichtigung des in der Asche nicht mehr vorhandenen K oh len d ioxyds des Kalzits und S ch w efe ls des Pyrits, des bei der Pyritoxydation a u f ­genom m enen Sau ersto ffs sow ie des Su lfatgehaltes ge la n g te Schuster zu der F orm el: W ahre A s c h e = g e fu n d en e Asche

+ S P 3 + F e S 2 + 0 ,335 + C P 2 - S P 3 - (C + C 0 2)

in der Kohle in der A sche,u m g er e c h n e t auf Kohle.

Mit H i l f e g le ich laufender U ntersuchungen in 6 Laboratorien hat der C h e m i k e r a u s s c h u ß des Vereins deutscher Eisenhüttenleute die A schenbestim ­m ung in Steinkohlen kritisch gep rü ft und die E rgeb ­n isse durch H o l th a u s 3 einem g r o ß e m Kreise von Fachleuten zugänglich gemacht. Für diese U nter ­suchungen waren fo lg en d e Gesichtspunkte m a ß ­gebend : 1. F es t leg u n g der Veraschungstem peratur,2. B estim m ung der A schenzusam m ensetzun g bei ver ­schiedenen Versuchstemperaturen und 3. Best im m ung der »wahren« Asche, w obe i eine jüngere, e ine ältere, eine schwefelre iche und eine aschenreiche Steinkohle herangezogen wurden. A uf Grund der V ersuchsergeb ­n isse wird vorgesch lagen , die A schenbestim m ung der Steinkohlen bei 7 5 0 ° durchzuführen. Nach H olth aus sind die N äheru ngsform eln zur E rrechnung des M ineralgehaltes unsicher, so daß sich d essen u m stän d ­liche B estim m ung nach T h iessen nicht vermeiden läßt.

W eitere Beiträge zur Kenntnis der Asche der Kohlen l ieferten T e r r e s und R o s t 1, indem sie die B indung der anorganischen Bestandte ile und den wahren A schengeha lt prüften. Sie sch lossen aus ihren

1 Brennstoff-Chem. 8 (1927) S. 22.2 Glückauf 67 (1931) S. 232.3 Arch. Eisenhüttenwes. 9 (1936) S. 369.1 Gas- u. Wasserfach 76 (1935) S. 129.

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1246 G l ü c k a u f in r. ou

Untersuchungen, daß die Braunkohlen neben den an ­organischen Salzen auch Salze anorganischer Basen mit Hum insäuren, W achssäuren und Harzsäuren s o ­wie in ger ingem U m fan ge mit f lüchtigen, w a sser ­löslichen Karboxylsäuren enthalten; die Steinkohlen sind d agegen von solchen organisch gebundenen

Mineralbestandteilen frei.

B e r e c h n u n g d e r w a h r e n A s c h e n a c h T h i e s s e n .

Durch vorsichtige Einäscherung der Kohle bei 750 ° stellt man sich den A u sg a n g ss to f f für die Aschen­analyse (etw a 5 g ) her, deren Ergebnisse in H undert ­teilen ausgedrückt w e r d e n ; vervielfältigt man diese W erte mit dem A schengehalt eines Gramms Kohle, so erhält man die Hundertteile der Aschenbestandteile ,

bezogen auf Kohle.Aus der Formel des reinen T ons A120 3 • 2 S i 0 2 ■ 2

H 20 ergibt sich seine Zusam m ensetzung aus 4 6 ,54 o/0 S i 0 2, 39,50o/o A12O s und 13 ,96 o/o H 20 . Danach läßt sich überschlagen, ob die angegebenen W erte der A schenanalyse für S i 0 2 und A120 3 diesen W erten verhältn ism äßig entsprechen. Die Gehalte für T o n ­erde werden dann in Kieselsäure des Kaolins um ­gerechnet (1 ,1 7 8 3 • A120 3 = S i 0 2 im Kaolin). Der Kaolin in der Kohle wird gefunden , indem man die Summe von A l20 3 + S i 0 2 im Kaolin mit 1 ,162 ver ­vie lfältigt. Aus” dem Unterschied zwischen der G e ­samtkieselsäure in der Kohle und der im Kaolin ergibt

sich die übersch üss ige Kieselsäure. Anderseits erhält man bei e inem Überschuß von T o n erd e ihren Gehalt im Kaolin, indem man den K iese lsäuregehalt mit 0 ,8487 vervielfä ltigt; der K aol ingehalt se lbst ergibt sich w iederum durch V erv ie l fä lt igung von A120 3 + S i 0 2 mit 1,162. D er U ntersch ied zw ischen dem G esam t-A l20 3 und dem A120 3 des Kaolins erbringt die überschüssige

T onerde.

A us dem E isen o x y d der Asche errechnet Thiessen den P yritgehalt in der Kohle, indem er den E isenoxyd ­geha lt mit 1 ,50 25 vervielfä ltigt. Dazu bemerkt H o l t ­h a u s 1, daß der P yr itgehalt nicht aus der Asche be­rechnet w erden könne, sondern daß dazu eine g e ­sonderte B estim m u ng des P yr itschw efe ls in der Kohle erforderlich sei (P yr i tsch w efe l • 1 , 8 7 0 9 = o/„ Pyrit). Rechnet man ferner den E isen geh a lt des Pyrits in O xyd um (o/o Fe 1 ,463 = o/o F e 20 3) und zieht den er­haltenen W ert von dem G e sa m te isen o xyd geh a l t der Kohle ab, so entspricht der U nterschied dem über­schüss igen E isen oxydgeha lt . Kalz ium oxyd in der Asche wird in Kalzit der Kohle durch V ervie lfä lt igung des C aO mit 1 ,785 u m gew and elt . T h iessen zählt die M agn esia neben T itansäure, N atron und Kali zu »allen ändern Stoffen«, die keiner weitern Umrechnung bedürfen. W il l man die M agn es ia in M agn es it um ­rechnen, so muß man das M g O der Asche mit 2,091

vervielfältigen.

Z a h l e n t a f e l 4. A s c h e n z u s a m m e n s e t z u n g u n d d a v o n a b g e l e i t e t e M in e r a l s t o f f e v o n 5 R u h r k o h le n .

Probe

S i 0 2 . A!20 3 Fe20 3 CaO . MgO Na20k 2o .

P A ­SO, . Asche AiB2. .

Aschenzusammensetzung, bezogen auf

Asche%

Kohle°/o

A 1 A S i 0 2 .Kaolin S i 0 2 A 1 A .Pyrit . .Kalzit . .Alles andere C 3 . . . D 4 . . .

Über­schuß

48,5041,83

4,271,000,49

2,301,230,385.40

95,60 95,96

2,222,625,70

0,040,350,090,216,396.41

2,622,260,230,050,02

0,120,07

5,165,18

89,20

0,625,481,413,29

Asche%

48,2139,59

5,340,770,61

5,44

0,054.40

93,91 93,96

1,742,054.40 0,07

0,350,060,275.155.15

Kohle%

2,121,740,230,030,03

0,29

4.134.14

Asche%

Kohle°/o

47,7234,92

7,043,550,60

4,601,020,551,70

93,2393,75

0,810,590,120,060,01

0,080,02

1.591.60

Asche%

Kohle%

37,5431,9222,14

2,401,77

2,380,320,891,00

94,0094,95

Abgeleitete Mineralstoffe der Kohlen

85,431,36

6,801,175,24

0,590,701,500,11

0,180,110,112,012,13

74,635.47

8,965.475.47

0,320,380,81

0,330,040,041,221,23

0,380,320,220,020,02

0,02

0,940,95

66,39

27,053.283.28

Asche 1 Kohle0/0 I 0/0

32,6546,92

8,104,631,46

2,082,661,500,80

92,3093,04

0,220,260,56

0,160,090,070,050,930,94

0,260,380,060,040,01

0,020,02

0,740,74

60,21

17,209,687,535,38

1 Summe von S i0 2, A1„03, Fe20 3 und CaO. — 2 A mit Berichtigung für SOä. und allem ändern. — 1 C mit Berichtigung für SOa.

1 Summe von Kaolin, überschüssig an SiO» oder Ala0 3, Pyrit, Kalzit

D ie Summe von Kaolin, überschüssiger Kieselsäure oder T onerde, Pyrit, Kalzit und allen übrigen B estand­teilen stell t den M ineralgehalt der Kohle auf Grund der A schenanalyse dar. Die Schwefelsäure in der Asche darf-n icht als Bestandteil e ines w ohl gek en n ­zeichneten Sulfatminerals in der ursprünglichen Kohle betrachtet werden und ist daher im M ineralgehalt nicht e ingesch lossen . S 0 3 dient som it zur Verdünnung der ändern A schenbestandteile , die sich von den Mineralien ableiten, und ist auszumerzen, indem man die Summe der Mineralbestandteile in der Asche durch 1 0 0 - S O 3

teilt. In der Z ahlentafe l 4 sind die G ehalte einiger Ruhrkohlen an »wahrer« Asche, d. h. an Mineralien zusam m engeste l lt .

Z u s a m m e n f a s s u n g .

Eine Reihe neuerer Arbeiten haben die Kenntnisse von der Z u sam m ensetzun g der Steinkohlenasche er­heblich erweitert und ergänzt. N ach M en ge und Be­schaffenheit sind auch die Aschen der sichtbaren

1 a. a . O .

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12. D e z e m b e r 19 3 6 G l ü c k a u f 1 2 4 7

K ohlenbestandteile (Glanz-, Matt- und F aserkohle) von kennzeichnender Bedeutung. T h iessen und andere amerikanische K ohlenforscher haben die A schen ­bestandteile der Kohle zuerst von den vier Mineralien

Ton, Kaolin, Kalzit und Pyrit abgele itet und geze ig t , wie man hiervon ausgehend den »wahren« A sch en ­geha lt e iner Steinkohle nach M en ge und Art fe s t ­zustellen vermag.

Für den Bergbau wichtige Entscheidungen der Gerichte und Verwaltungsbehörden aus dem Jahre 1935.

Von Berghauptmann i. R. Dr. W. S c h l ü t e r , Bonn, und Amtsgerichtsrat H. H ö v e l , Oelde.

Bergrechtliche Entscheidungen.

B e r g w e r k s e i g e n t u m u n d A b b a u r e c h t .

Grundeigentümerabbau von Kalkstein im verliehenen Marmorfeld.

Durch Urkunden aus den Jahren 1863 und 1864 hatte ein Oberbergam t dem X und dem Y das Bergw erkseigentum dreier Bergwerke »zur G ew inn u n g alles darin vorkom m enden Marmors« nach der kur­kölnischen Bergordnung vom Jahre 1 6 6 9 sow ie dem G esetz vom 1. Juli 1821 verliehen und dabei bemerkt, dies g e sch eh e »allen e tw aigen Rechten anderer, in s ­besondere auch des G rundeigentüm ers unbeschadet«. Vom R echtsnachfo lger des X und des Y pachtete dann A alle Felder durch Vertrag vom 27 . /29 . Juni 1931 »zur A usbeutung, d. i. G e w inn u n g von Marmor« mit der M aßgabe, daß ihm die H erste l lu n g von Kalk aus dem g ew o n n e n e n M arm or nicht gesta tte t sei. Innerhalb d ieser G rubenfe lder betreiben B und C als G rundeigentüm er oder Grundstückspächter an mehreren Stellen Steinbrüche und gew inn en darin durch S prengung das anstehende Kalkgestein. D ieser Betrieb f indet zum T eil se it 50 bis 60 Jahren statt, ohne daß der B ergw erk se igen tüm er früher jem als widersprochen hätte; auch ist von ihm seit e tw a der ­selben Zeit kein M arm or abgebaut w orden. Erst A hat in A usübung der ihm vom R echtsnachfo lger des X und des Y übertragenen Rechte g e g e n den Kalk­steinabbau von B und C Einspruch erhoben, weil das anstehende Kalkgeste in m ind estens zum g rößten Teile »Marmor« im Sinne der Verleihungsurkunden sei, dessen Abbau B und C nicht zustehe, sondern ihm, dem A. Seine A nträge auf strafgericht liches und b erg ­polizeil iches E inschreiten sind abgelehnt w orden. A hat nunmehr gek lagt , B und C zur A nerkennung zu verurtei len, daß er allein berechtigt sei, an allen inner­halb der F e lder g e leg e n e n Betriebspunkten den a n ­stehenden M armor abzubauen und dazu die A bbau ­arbeiten des gesa m ten an den Betriebspunkten a n ­stehenden G este in s ausschließ lich zu betreiben, auch zu dulden, daß er dort den anstehenden M arm or allein abbaue und die zum Bergbau unter- und übertage nötigen Vorrichtungen errichte und alle zur G e ­w innung des M arm ors n o tw e n d ig e n M aßnahm en treffe. D ie K lage ist in allen R echtszügen ab gew iesen worden, vom R eich sger ich t1 mit der fo lg en d en B e ­gründung.

Nach den § § 1 und 243 A BG . geh ö re der Marmor se it dem Inkrafttreten des B e r g g ese tze s vom 1. O k ­tober 1 8 6 5 nicht m ehr zu den vom V erfügungsrecht des G rund eigen tüm ers a u sg e sc h lo sse n e n Mineralien. Vorher auf M arm or ver l iehen es B ergw erk se igen tum sei nach § 2 2 2 A B G . aufrechterhalten geblieben. Marmor sei e ine beson d ere Art des K alkgeste ins und als kohlensaurer Kalk vom Kalkstein im engern Sinne

1 R e i c h s g e r i c h t v o m 8 . M ä r z 1935, Z . B e r g r . 75 ( 1934) S. 111.

chemisch nicht verschieden. Da unstreitig Kalkstein im engern Sinne auch unter der H errschaft der kur­kölnischen Bergordnung von 1669 der V erfügung des G rundeigentüm ers nicht entzogen, M armor dagegen G eg en stan d des B ergregals g e w e se n s e i 1, bedürfe es anderer als chemischer A bgrenzung des B egrif fes Marmor innerhalb der Kalkgesteine. D ie kurkölnische Bergordnung von 1669 , auf die die Verleihungen der B ergwerksberechtigungen des A zurückg ingen2, e r ­gebe nichts zur Erläuterung des B egr if fs Marmor; sie setze ihn als bekannt und nicht zw eife lhaft vo r ­aus. Man m ü sse deshalb feststellen, w a s zur Zeit der Verleihung, a lso in den Jahren 1863 und 1864, als verleihbarer Marmor an geseh en w orden sei. Dabei könne man aber nicht die T atsache verwerten , daß in den dam aligen N iederschriften über die F e ld ­besichtigung von einer E ignung des M armors für architektonische Zwecke die Rede sei, denn es komme nur das in Betracht, w a s in der V erleihungsurkunde se lbst stehe. Darin werde aber die E inschränkung der E ignu ng für architektonische Zwecke nicht gemacht, vielmehr als G egen stand der Verleihung »aller darin vorkom m ender Marmor« angegeben. Zur Bestim m ung des B egr if fes Marmor könne man den Rekurs­bescheid vom 16. März 189 0 heranziehen, w onach es keinem Zweifel unterliege, daß die kurkölnische B erg ­ordnung, w ie das ältere Bergrecht überhaupt, für den B egrif f Marmor die Verwendbarkeit d e s Kalkgeste ins zu E rzeugnissen der Kunst oder zu kunstgewerblicher H erste l lu ng von G ebrauchsgegenständ en voraussetze. In Übereinstimm ung mit d ieser A u f fa ssu n g sei s o ­nach das w esentl iche Merkmal d es B egr if fes Marmor im Sinne der kurkölnischen B ergordn un g und der Verleihungen von 1863 und 1 8 6 4 darin zu finden, daß es sich um Kalkstein handeln m üsse , der sich für die V erwendung zu den genannten Zwecken eigne. D iese B egrif fsb est im m un g schließe schon ein die Erforder ­n isse des schönen A usseh en s , der Schneid-, Sch le if ­und Polierbarkeit sow ie der Freiheit von V er­unrein igungen und U m bildungen , die zu der be- zeichneten V erwendung untauglich machten. D agegen könne man das E rfordernis lagerartigen V orkom m ens, also der Gewinnbarkeit in Blöcken von bestimm ter G röße , nur in sow eit aufstellen , a ls die Brauchbarkeit für künstlerische oder kunstgew erbliche Zwecke noch g ew a h rt sein m üsse. E b en so w en ig sei eine B eschrän ­kung auf die E ign un g für architektonische Zwecke begründet. D em nach sei dem A darin beizupflichten, daß das dem X und dem Y verliehene B ergw erk s ­e igentum jegl ichen in den verl iehenen Feldern v o r ­k om m enden Kalkstein um fasse , der sich zur V erw en ­dung als M armor für Zwecke der Kunst oder des K u nstgew erb es eigne.

1 B r a s s e r t : Bergordnungen der Preußischen Lande, 1858, S. 542, Anm.

1 B r a s s e r t : Bergordnungen der Preußischen Lande, 1858, S. 541.

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1248 G l ü c k a u f I N T . D U

Dam it sei aber k e in esw eg s schon die Berechtigung des Klageanspruchs gegeb en , denn neben dem dem A zustehenden Bergwerkseigentum auf Marmor be ­stehe das E igentum und das G ewinnungsrecht von B und C an dem in ihren Grundstücken enthaltenen gem ein en Kalkstein, der nicht Marmor sei. Nach den tatsächlichen F ests te l lungen ständen in den Ste in ­brüchen von B und C Kalkstein und Marmor in solchem Z usam m enhang an, daß kein getrennter Abbau der beiden Mineralien m öglich sei. Die a u s ­schließliche A ufsuchungs- und G ew innungsbefugnis des Bergwerkseigentüm ers nach § 51 ABG. trete daher in W iderstreit mit dem aus dem Grundeigentum fo lgenden Abbaurecht des Sacheigentümers h insicht­lich des von seinem Verfügungsrecht nicht au s ­gesch lo ssen en Minerals. D ieser W iderstreit m üsse zu ­gunsten der Grundstückseigentümer entschieden

werden.Es bestehe keine grundsätzliche V orzugsste l lung

des auf Verleihung beruhenden Bergbaus vor dem Abbau des G rundeigentümers auf die diesem g e ­hörigen Mineralien, die von se inem Verfügungsrecht nicht ausgeschlossen seien. Das Bergwerkseigentum stelle eben gegenüber dem ursprünglichen und u m ­fassenden Grundeigentum ein Sonderrecht, ein jus singulare dar, w as sich auch schon aus der besondern Aufzählung der dem Eigentüm er entzogenen M ine ­ralien e r g e b e 1. Im Bereiche des Privatrechts, auf dessen Boden die Parteien allein stritten, umschließe nach § 903 BGB. das Eigentum, sow eit nicht das G esetz oder Rechte Dritter entgegenständen , die Berechtigung zur Benutzung der Sache in jeglicher Art. Es stelle zwar eine vorbehaltene Einschränkung dar, wenn der § 54 ABG. dem B ergwerkseigentüm er die ausschließliche B efugnis einräume, das ihm ver ­liehene Mineral in seinem Felde aufzusuchen und zu gewinnen. Der § 57 ABG. erweitere diese B efugnis dahin, daß der B ergwerkseigentüm er die durch den Betrieb des Bergwerks gew onnenen , nicht im § 1 ABG. aufgezählten Mineralien für seinen Betrieb ohne Entschädigung des G rundeigentümers verwenden dürfe. Damit sei aber über die Befugnis des G rund ­e igentümers zum Aufsuchen und Gewinnen der von seinem Eigentum nicht ausgeschlossenen Mineralien nichts anderes gesagt , als daß er mit einer Ausübung dieser Befugnis einen schon begonnenen Betrieb des B ergwerkseigentüm ers nicht stören und die von diesem im Betriebe des Bergwerks g ew on nenen E ig e n ­tümermineralien insoweit nicht für sich in Anspruch nehmen dürfe, als der B ergwerkseigentüm er sie für seinen Betrieb verwende. Über d iese gesetzlich b e ­stimmten Grenzen hinaus sei das Bergwerkseigentum nach seiner Natur als sonderrechtliche Beschränkung des grundsätzlich um fassenden G rundeigentum s nicht auszudehnen. Dabei m üsse freilich der Betrieb des Grundeigentüm ers ernstlich auf den bloßen Abbau des Eigentüm erminerals und nicht etw a im Grunde auf die G ew inn un g des verliehenen Minerals gerichtet s e in 2.

1 § 1 Abs. 1 ABG.; B r a s s e r t : Bergordnungen der Preußischen Lande, 1858, S. 542, Anm.; S c h l i n g : Die Rechtsverhältnisse an den der Verfügung des Grundeigentümers nicht entzogenen Mineralien, 1904, S. 34 und 69; L oh m ann: Rechtmäßige Gewinnung bergfreier und fremder Mineralien, Glückauf 46 (1910) S. 761; Entsch. Reichsgericht in Zivilsachen vom 8. Januar 1897, 38 (1897) S. 329 und 332. — Anderer Meinung I s a y : ABG. 1 (1919) S. 109, Anm. 4 zu § 1, und S. 418, § 50 Anm. 30 Abs. 1.

2 Vgl. hierzu außer den oben genannten Schriftstellern A c h e n b a c h : Das Bergrecht, S. 350 Anm. 1; K lo s t e r m a n n bei Gruchot 21 (1877) S. 245; W e r n e b u r g , Z. Bergr. 70 (1929) S. 181 ff.; weitergehend L a s p e y r e s : Die Rechte des Grundeigentümers an den seiner Verfügung entzogenen Mineralien, 1905, besonders S. 21 ff.

Ein Z usam m enstoß von Grundeigentümerabbau und Bergbau auf ver l iehenes Mineral an derselben Stelle des G rubenfe ldes m ü sse nun aber, sow eit sich kein gem ein sa m er Betrieb durchführen lasse , seine natürliche L ösung finden durch die Anerkennung des G rundsatzes des zeitlichen Vorranges. Im vor­l iegenden Falle m üß te deshalb zugu nsten von B und C entschieden w erden, denn d iese trieben seit 50 bis 60 Jahren in ihren Steinbrüchen ihren an sich be­rechtigten G rundeigentüm erabbau, o hn e bis lang darin vom jew eil igen B ergw erkse igen tü m er ge s tö r t worden zu sein, w ährend in den B ergw erksfe ldern kein planm äßiger Abbau m in desten s seit derselben Zeit s ta ttgefunden habe. Von d ieser A u f fassun g abzu­w eichen, läge um so w en ig er Anlaß vor, als die M en ge des G rundeigentüm erm inerals (K alksteins) die des verliehenen M inerals (M arm ors) erheblich

überwiege.W enn hier ein getrennter Abbau des G rundeigen ­

tümer- und des verl iehenen M inerals nicht möglich sei, so schließe das Abbaurecht des G rundeigentümers auch die B efu gn is zur M itgew in n u n g des verliehenen M inerals in sow eit mit ein, a ls bei technisch und wirt­schaftlich vernünft iger Betr iebsführung das Grund­e igentüm erm ineral ohne M itgew in n u n g des ver­l iehenen M inerals nicht abgebaut w erden könne. Unter M itgew in nu ng sei hier jedoch ledig lich die tatsächliche Lösung von der natürlichen A blageru ngsstä tte in dem Sinne zu verstehen, w ie § 57 Abs. 2 A BG . von den G ew inn un gs- und F ö rd eru n gsk o sten spreche. Ein Recht zur A ne ign un g des g ew o n n e n e n verliehenen Minerals stehe dem G run deigentüm er und seinem Pächter g e g e n den W iderspruch d es B ergw erkse igen ­tümers nicht zu, auch nicht sow e it , w ie im um ­gekehrten Falle der B ergw erk se igen tü m er nach § 57 Abs. 1 A BG . befu gt sei, sich die mitgew onnenen Eigentüm ermineralien für se inen Betrieb anzueignen. D ie Sonderrechtsnatur des B ergrechts schließe eine entsprechende A nw en d u n g des § 57 Abs. 1 ABG. auf den Fall des G rundeigentüm erabbaus aus. Die tat­sächliche M itgew in nu ng des M arm ors durch B und C innerhalb der G renzen einer technisch und wirtschaft­lich vernünft igen B etr iebsführung se i nicht w ider­rechtlich, w eil sie in A usüb un g e ines Rechtes g e ­schehe. Die rechtl iche Z ueign un g des mitgewonnenen verliehenen M inerals w ürde d a gegen , so w e it sie gegen den W iderspruch des B ergw erk se igen tüm ers erfolge, als E ingriff in dessen au ssch l ieß l iches Recht rechts­w idrig sein und Schadenersatzansprüche für ihn be­gründen. B und C se ien hiernach auf Verlangen des A zur H erau sgab e des m i tg ew o n n en en M armors ver­pfl ichtet, jedoch nur g e g e n E rstattung ihrer vernünftig a u fgew en deten G ew in n u n g s - und Förderungskosten. Das ergebe sich zw ar n icht aus einer entsprechenden A nw en du ng des § 57 Abs. 2 A B G ., sondern daraus, daß sich seine ungerechtfert ig te Bereicherung auf Kosten des G run deigentüm ers ergeben w ürde, wenn der B ergw erkse igentüm er , der nur ein Gewinnungs- recht habe, den gew o n n e n e n M arm or frei von den G ew inn u n gsk osten erhielte. W en n dem verliehenen Mineral in fo lg e des G rundeigentüm erabbaus Ver­nichtung oder W ertm ind eru ng drohe, m üsse der G run deigentüm er nach T reu und Glauben im Ver­kehr seinen Betrieb so führen, daß er die Belange des B ergw erkse igen tüm ers berücksichtige, soweit

dies nur wirtschaftl ich m ögl ich sei.

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12. D e z e m b e r 1 9 3 6 G l ü c k a u f 12 49

B e r g g e w e r k s c h a f t e n .

Substanz des Bergwerks und Haftung des Grubenvorstandes.

Im Elsaß hatte bis zum Ende des W eltk r ieges die tausendte il ige G ew erkschaft R bestanden, deren e lsäss isch es Bergw erkse igentum durch den A usgan g des Krieges ver loren gega n g en war. U m ihr mit der K riegsentschädigung den W iederaufbau im Reich zu ermöglichen, dabei aber den rechtlichen Schw ier ig ­keiten auszuweichen, die einer e infachen Verlegung des Sitzes en tgegen stan den , erwarb die G e w erk ­schaft R käufl ich die Kuxe der hundertte iligen preu­ßischen G ew erkschaft K. D iese hatte zw ar noch ihr Bergwerkseigentum , führte aber keinen Betrieb mehr und war so n s t verm ögens los . Sie erhöhte mit b ehörd ­licher Zustimmung zur A npassu ng an R die Kuxzahl auf tausend und übernahm unter Austausch der Kuxe deren N am en und Vermögen. Seit dem 18. April 1931 bilden A, B und C den Grubenvorstand. Im Jahre 19 2 9 hatte das R eichsen tschäd igun gsam t inzwischen der R als E ntschäd igu n g für die Kriegsverluste 4 2 1 7 0 0 0 M 6°/oiger, 19 4 7 fä l l iger R eichsschuld ­buchforderungen und als W iederau fbau zu sch läge 6 7 5 0 0 0 -M in R e ich ssch a tza n w e isu n g en g eg eb en . H ier ­von waren der R nach B eg le ichung von Verbindlich­keiten rd. 3 8 0 0 0 0 0 JK> Reichsschuldbuchforderungen mit den W iederaufbauzusch lägen verblieben. In u n ­mittelbarem A nschluß an ihre I3estellung zum Gruben- vorstande im Jahre 1931 tauschten A, B und C ohne B efragung einer G ew erk en versam m lu ng einen Teilbetrag der R eichsschuldbuchforderungen von 3 2 8 0 0 0 0 M zum Kurse von 7 3 y 2 °/o g e g e n 2 2 5 0 0 0 0 M J. H.-Aktien aus; auch an Stelle des R estes der R eichs­schuldbuchforderungen traten später w eitere J. H.- Aktien. Die J. H .-G ese l l sch a ft hatte zum Bergbau keine B eziehungen und brach später zusam m en. Ihr Aktienkapital von ursprünglich 1 0 0 0 0 0 0 M, dann auf 1 0 0 0 0 0 0 0 M und schließlich auf 2 3 0 0 0 0 0 0 M erhöht, wurde auf 2 0 0 0 0 0 0 M zu sam m en ge leg t . D arauf e r ­fo lg te ein Kurssturz der R-Kuxe, durch den der Aktionär D an jedem se iner Kuxe 2 0 0 0 M e ingebiißt haben will . Er klagte einen entsprechenden S ch aden ­betrag g egen A, B und C als G esam tschu ldn er ein. D as R e ich sger ich t1 hielt d iesen Anspruch für b e ­gründet und führte fo lg e n d e s aus.

Es sei zunächst rechtl ich bedenkenfrei, w enn die frühere e lsäss ische G ew erksch aft unter Z ustim m ung der Behörden die Kuxe von K erworben habe und so an deren Ste l le getreten sei, um unter Übertragung des V erm ögens, das ihr a ls K r iegsen tschäd igun g für verlorenes B ergw erkse igen tu m verblieben sei, auf diese unter deren R echtsform fortzubestehen. D ies sei nicht etwa als nichtiger Kauf e ines leeren G e se l l s c h a f t s ­mantels anzusehen, w ie die Beklagten behaupteten, denn durch d iese M aßnahm en sei ohne E ingreifen der G esetzg eb u n g die Liquidierung der frü h em e lsäs- sischen G ew erk schaft und ohne die bei einer Liqui­dierung nöt ige A ufte i lu ng der K r iegsentschädigung vermieden w orden , so daß die E ntschäd igu ng g e ­schlossen der deutschen W ir tsch a ft zur V erw endung für einen g le ichen Betrieb hätte erhalten bleiben können. B estehe aber die neue G ew erksch aft zu Recht, so seien auch die Kuxe des D als g ü lt ig e Kuxe a n ­zusehen. D sei danach berechtigt, als E igentüm er

1 R e i c h s g e r i c h t v o m [18 . D e z e m b e r 1935, Z . B e r g r . 76 (1935) S . 471 .

dieser Kuxe g eg en A, B und C im K lagew ege vor ­zugehen.

Über die Schadenersatzpflicht e ines G rubenvor­standes best imm e § 126 Abs. 2 A BG ., daß dieser solidarisch für einen Schaden hafte, wenn er außer den Grenzen eines A uftrages oder en tgegen den V or ­schriften der § § 94 ff. A BG . geh an d e lt habe. Daher sei zu untersuchen, ob der Grubenvorstand durch U nter lassun g der E inberufung einer G ew erk en ver ­sam m lung bei Veräußerung der Reichsschuldbuch­forderungen, w ie der Kläger behaupte, g eg en eine Vorschrift der § § 94 ff. A BG . geh an d e lt habe. D as sei der Fall , denn es sei zw ar im § 1 22 A BG ., der auch Vorschriften über die E inberufung von G ew erk en ­versam m lungen gebe, für den vorliegenden Fall nichts Ausdrückliches bestimmt, aber hier trete § 36 BGB. ergänzend ein. D ieser ordne für alle P ersonenvere in i ­gu n gen ganz allgem ein bürgerlichrechtl ich an, daß die M itg liederversam m lungen in den durch die Satzung bestimmten Fällen sow ie dann einzuberufen seien, »wenn das Interesse des Vereins e s erfordere« Daß aber die Belange der G ew erkschaft bei V eräuße­rung des größten T eiles des V erm ögens die E in ­berufung einer G ew erkenversam m lung erfordert hätten, sei einleuchtend.

Ferner schreibe § 114 A BG ., der nach der Satzung der G ew erkschaft für diese gelte , vor, daß eine Mehrheit von w en ig sten s drei Vierteilen aller Kuxe erforderlich sei zu Beschlüssen , durch die über den G egensta nd der Verleihung — die Substanz des B erg ­werkes — ganz oder te i lw eise verfügt w erden solle . Bei den besondern U m ständen des vorl iegenden F alles m ü sse man die K riegsentschädigung vorübergehend als »Substanz des Bergwerks« im Sinne des § 114 ABG. ansehen, denn sie sei das e inzige w esentl iche Verm ögen der Gew erkschaft g e w esen und einem B erg ­werksunternehm en für verlorenes B ergwerkseigentum vom Reiche gew äh rt w orden zum N euerw erb von Bergwerkseigentum . Danach stelle die Veräußerung der Reichsschuldbuchforderungen im Tausch g eg en bergbaufrem de Aktien eine V erfügung über die Sub­stanz des Bergwerks dar, und für diese Veräußerung sei in der G ew erkenversam m lung eine Stim m enm ehr­heit von drei Vierteilen erforderlich. Liege hiernach objektiv ein Verstoß des Grubenvorstandes vor, so bestehe auch subjektiv g eg en die Richtigkeit der A n ­nahme e ines V erschuldens der Beklagten kein recht­liches Bedenken. Ein auf die Schädigung der Gewerken gerichteter Vorsatz oder auch ein solcher nur bed ingter Vorsatz brauche nicht n ach gew iesen zu werden. D er ursächliche Z usam m enhang zwischen dem Verstoß der Beklagten und der E ntstehung des Schadens sei ebenfalls nicht zu bezweifeln .

G r u n d a b t r e t u n g , E i n r ä u m u n g v o n G e r e c h t i g ­k e i t e n u n d E n t e i g n u n g .

Veräußerung von Erbhofland für Bergbauzwecke.Ein Bauer veräußerte 1 ha se ines rd. 25 ha u m ­

fassenden Erbhofes für 2500 -M an die Grube Y. die einen B raunkohlentagebau betreibt. D a s verkaufte Land ist auf zw ei Seiten von Ländereien u m geben , die der Grube geh ören; auf der dritten Seite l ieg t ein Landstreifen der Reichsbahn, auf der vierten verläuft ein W e g . Nach dem Kaufverträge behält der Bauer das Recht, das verkaufte Land u nentgelt l ich zu b e ­nutzen, bis die Grube es für e igen e R echnung ben öt ig t; auch hat der Bauer das Recht, den auf einem T e i l des

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1250 G l ü c k a u f N r. 50

G rundstücks stehenden W ald für eigene Rechnung abzuholzen. Er w il l aus dem Erlös eine Verpflichtung erfüllen, die er beim Neubau seiner W ir tsch afts ­gebäude hat übernehmen müssen . Die Grube hat beim A nerbengericht beantragt, diese Veräußerung zu g e ­nehmigen; sie w urde aber versagt, w e i l die Verpflich­tung des Bauern nicht so dränge, daß sie schon jetzt abgelöst w erden müsse, und weil die Belange der Grube die jetzige Veräußerung der Parzellen nicht erforderten. D a s Landeserbhofgericht1 dagegen hat der von der Grube und dem Bauern e inge legten B e ­schwerde stattgegeben und die Veräußerung mit

fo lgender B egründung genehmigt.Eine Veräußerung von Erbhofland könne nach

§ 37 Abs. 2 des Reichserbhofgesetzes nur genehm igt werden, w enn ein wichtiger Grund dazu vorliege. D ies sei hier der Fall, denn in Anbetracht der großen v o lk s ­wirtschaftl ichen Bedeutung des Braunkohlenbergbaus müßten ihm auch die nötigen Grundflächen zur V er ­fügung geste ll t werden. Nun werde aber die Ansicht vertreten, den Belangen des Braunkohlenbergbaus könne dadurch ged ient w erden, daß ihm für die G rund­flächen eine Kohlenabbaugerechtigkeit e ingeräumt werde. D ieser M einung könne man nicht beitreten. Denn beim Abräumen des D eckgebirges gerieten die einzelnen Bodenschichten derart durcheinander, daß die frühere Ackerkrume überhaupt nicht w ied er ­zufinden sei. Auch w enn das Gelände später e in ­geebnet werde, stelle es eine für die Ackerwirtschaft ganz ungeeignete, öde Fläche dar, die sich allerdings aufforsten lasse; aber solche Aufforstungsarbeiten mit ihren erheblichen Kosten verm öge der Bauer nicht auszuführen. Im günstigsten Falle könne man hoffen, daß vielleicht nach 8 0 —100 Jahren w ieder eine be ­scheidene Ackerkrume vorhanden sei, die die all ­mähliche Überführung des Landes in Ackerwirtschaft zulasse. Schon daraus ergebe sich, daß die a u s ­gekohlten, aufgeschütteten Flächen für die Land­wirtschaft auf mindestens zw ei bis drei Generationen völlig ausschieden. Das Gesicht der Landschaft werde außerdem durch den Bergbau und die erwähnten A uf ­forstungsarbeiten ganz umgestaltet. Dort, w o die A u s ­kohlung aufhöre, blieben te i lw eise große W asserlöcher zurück, auch die Grundwasserverhältn isse würden völl ig verändert. W o früher Acker und W iese g e w e se n sei, entstehe W ald. Die Einräumung von Kohlenabbau­gerechtigkeiten mit dem Ziel, das Gelände dem Bauern zu erhalten, w ürde daher den Belangen der L and­wirtschaft nicht dienen. Eine Veräußerung der k oh len ­führenden Flächen an den Braunkohlenbergbau lasse sich daher auf die Dauer nicht um gehen. Für den vor ­l iegenden Fall frage es sich also nur, ob schon jetzt der Zeitpunkt für die Veräußerung gegeben sei, o b ­w o h l der Kohlenabbau noch nicht unmittelbar b evor ­stehe. D iese Frage m üsse bejaht w erden. D as Land selbst sei, w ie der Reinertrag ergebe, für die Land­wirtschaft minderwertig. Der H o f w erde daher durch die Abtrennung der verkauften Grundstücke in seinen Erträgen kaum beeinträchtigt. D ie N utzungen des verkauften Landes blieben dem Bauern. Er bekomme trotzdem jetzt schon den Kaufpreis. W ürde man jetzt die V eräußerung nicht genehm igen , so l ieße sie sich trotzdem auf die Dauer nicht verhindern, zumal da die Grube im W e g e der Enteignung vorgehen könne. Es w ürde sich also nur der Zeitpunkt des Eigentum-

1 Landeserbhofgericht Celle vom 16. Oktober 1935, Z. Bergr. 76 (1935)S. 551.

Überganges h inausschieben. Da aber der Bauer die N utzung des Landes behalte, sei praktisch der einzige Unterschied, daß der Bauer erst später in den Genuß des Kaufpreises komm e, w ährend er ihn bei Erteilung der G enehm igun g schon jetzt erhalte . Das sei als Vorteil für den Bauern anzusehen. Schließlich lägen aber auch beim Bergbau w ich t ige G ründe vor, die schon jetzt eine G e ne h m igu n g der Veräußerung an­g eze ig t erscheinen ließen. A llerdings befinde sich der nächste Grubenbetrieb e ins tw e ilen noch in einiger Entfernung von diesen Feldern, aber er schreite ständig voran. Ein w irtschaft l iches U nternehmen, wie der Braunkohlenbergbau, m ü sse sich seine Ersatz­felder beizeiten beschaffen , um g ro ß zü g ig e und w ir t ­schaftlich vernünft ige Abbaupläne aufstellen zu können. Die n o tw en d igen M aßnahm en des Bergbaus erforderten einen ganz erheblichen G eldaufw and, der w iederum voraussetze , daß der Betrieb der Grube auf

lange Sicht gew äh rle is te t sei.

Rechtstellung der Grundeigentümer beim Kaliabbauvertrag.

Bei der A us legu n g e ines Kaliabbauvertrages, den Grundeigentüm er im Jahre 1895 mit e inem U nter ­nehmer abgesch lossen hatten und der später durch andere Verträge erweitert w orden war, kam das Ober­landesgericht in C e l le 1 in einem Rechtsstreit über die Z ahlung von W artege ld zu fo lgend en Ergebnissen.

In dem Vertrage sei fe s tge leg t , daß die vom Unter ­nehmer zu zahlenden E ntschädigungen , besonders der Förderzins und das W artege ld , nach der Oberflächen­bete i l igung unter die G rund eigen tü m er verteilt werden sollten; ferner sei dort vorgeschrieben , daß die A us­zahlung des W artege ld es und M itte i lungen auf Grund des V ertrages nur an e inen von den Grundeigentümern erw ählten besondern B evo llm ächtig ten zu geschehen hätten. Aus diesen beiden B est im m un gen sei zu schließen, daß man das R echtsverhältn is der be­teiligten G rundeigentüm er untereinander nicht als eine G esellschaft des bürgerlichen Rechts, sondern als eine Gem einschaft im Sinne der § § 741 ff. BGB. anzusehen habe. Nach § 705 BGB. sei eine G ese l lsch aft nur dann gegeben , w en n ein gem ein sam er Z w eck dem Vertrage zugrunde l iege, w ährend nach § 741 BGB. eine G e ­meinschaft nur vorausse tze , daß ein Recht mehreren gem einsam zustehe. H ier fehle es jedoch an einer Ver­pfl ichtung zur Förderung e ines gem ein sam en Zweckes auf se iten der G rundeigentüm er . B estim m t sei led ig ­lich, w ie die vom U nternehm er zu zahlenden Ent­schädigungen zu verteilen seien. Darüber hinaus habe man eine B indung und B eschränkung der Befugnisse des einzelnen G run deigentü m ers ersichtl ich nicht g e ­wollt . Der Annahm e e ines G ese l lschaftsvertrages be ­dürfe man auch nicht, um die M öglichkeit des Rücktritts e ines einzelnen G rundeigentüm ers aus­zuschließen, der unter U m ständ en die Belange sowohl der übrigen G run deigentüm er als auch des Unter­nehmers em pfindlich schädigen könnte. Die Unteil ­barkeit des Rücktrittsrechts ergebe sich schon aus § 356 BGB., der vorschreibe, daß, w enn bei einem Vertrage auf der einen oder ändern Seite mehrere beteiligt seien, das Rücktrittsrecht nur von allen und g eg en alle au sgeü bt w erd en könne.

In dem Vertrage hätten ferner die Grundeigentümer dem U nternehm er in der H au ptsach e das Recht ein ­

1 O b e r l a n d e s g e r i c h t C e l le v o m 24 . Ju li 1935, Z. B e r g r . 76 ( 1935) S. 534 .

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12. D e z e m b e r 19 3 6 G l ü c k a u f 1251

geräumt, ihre G rundstücke in dem vertraglich g e ­regelten U m fan ge zu benutzen und dabei die bergbau ­lich gew o n n e n e n Früchte zu ziehen, a lso auch Salz und Sole zu gew inn en . W ie sei ein so lches zw isch en den G rundeigentüm ern und dem U nternehm er bestehendes Vertragsverhältn is zu w e r ten ? M ind es ten s sei es als ein pachtähnliches anzusehen. Keinesfalls g eh e es an, ein nach dem Vertrage nur zur dinglichen Sicherung des U nternehm ers best im m tes G rundstücksrecht (A b ­baugerechtigkeit o. dgl.) oder die künftig zu g e ­w innenden B odenb estan dte i le als G eg en stan d eines Kaufvertrages, W a rtege ld und Förderzins aber d em ­entsprechend als Kaufpreis zu betrachten. Seien aber W artege ld und Förderzins als Pachtzinsen oder doch pachtzinsähnliche Leistungen anzusehen, dann ver ­jährten so lche Leistungen nach § 197 BGB. schon nach vier Jahren. Ein T eil der F orderungen der G ru n d ­stückseigentüm er auf Z ahlung von W artege ld könne nicht den E igentüm ern zuerkannt w erden , w e i l der Unternehmer Verjährung e in g e w en d e t habe.

Der gen ann te Vertrag best im m e auch, daß er er ­lösche, w en n das W artege ld nicht rechtzeitig gezahlt werde. D ies könne nur so verstanden w erden , daß die Nichtzahlung nur den G rundstückseigentüm ern das Recht geben solle, den V ertrag so for t zu kündigen. D ie Bestimmung so l le aber keinesfalls dem Unternehm er Rechte g eb en ; der U m stand , daß der U nternehm er längere Zeit kein W artege ld g ezah lt habe, könne daher nicht dazu führen, auch die nicht verjährten T eile der Forderung der G run dstü ck se igen tü m er d iesen ab ­zuerkennen, w e i l der Vertrag längs t er loschen sei.

Endlich sei noch der Verzicht des Unternehm ers auf seine im V ertrage b egründeten Rechte, den er im Jahre 1926 in einfacher Schriftform ausgesprochen habe, zu beurteilen. Nach dem V ertrage sei er zu einem solchen Verzicht berechtigt g e w e se n , und nach der ausdrücklichen Vorschrift des V ertrages entfalle bei einem Verzicht des U ntern eh m ers jeder Anspruch auf W artegeld . N un sei zw ar richtig, daß nach dem G esetz vom 4. A ugu st 1904 über die B este l lun g von Sa lz ­abbaugerechtigkeiten in der Provinz H an nover das Recht zur G e w in n u n g von Stein- und Kalisalz nur als grundstücksgle iche se lbstän d ige G erechtigkeit bestellt werden könne, und daß sich eine so lche Gerechtigkeit nach § 875 BGB. nur in der für das Grundbuchrecht vorgesehenen Form, a lso nicht privatschriftlich, auf- heben lasse . D ie s sch ließe aber die Vereinbarung eines privatschriftl ichen »Verzichts« auf die Rechte aus dem Kaliabbauvertrage nicht aus. D ieser Verzicht sei nichts anderes als eine K ündigung des Vertrages, die privatschriftlich zu lä ss ig sei. W en n im übrigen rechts ­wirksam g ek ü n d ig t w ord en sei, ende das V er tra g s ­verhältnis . D er U nternehm er sei alsdann verpflichtet, die L öschung der für ihn von den G rundeigentüm ern bestell ten und im G rundbuch e in ge tragen en G e rech t ig ­keiten auch im Grundbuch in der Form des § 875 BGB. herbeiführen. Ferner berühre die G e s e tz ­gebu ng über die Kaliw irtschaft , besonders die Sti l l ­legun gsvero rd n u n g vom 22. Oktober 1921, nicht die M öglichkeit einer vereinbarten e inse it igen L ösu n g der V ertragsbeziehungen zw isch en U nternehm er und Grundeigentüm er , denn die S ti l leg u n gsvero rd n u n g

habe vor allem eine unw irtschaft l iche F örderu ng ver ­hindern sollen. Man habe deshalb ein Schachtabteuf- verbot erlassen . Es m ö g e zw ar richtig sein, daß eine durch d ieses V erbot veran laßte B etr iebse inste llung nicht e tw a einen G rund zur A u f lö su n g des V ertrages

w eg en schuldhafter V ertragsverletzung oder w eg en einer vereinbarten V erfallkausel geb e; darum handle es sich hier aber auch nicht. V ielmehr habe hier der Unternehmer von einem von vornherein vereinbarten Kündigungsrechte Gebrauch gemacht. Insow eit habe jedoch die G e se tzgeb u n g in die privaten A b b a u ­verträge nicht e ingegr iffen , keinesfalls so lche Kündi­gu ngsrechte untersagt. Trotz alledem sei aber der Verzicht des U nternehm ers doch unwirksam ; er m ü sse die nicht verjährten Beträge des W a rtege ld es zahlen, w eil er die im Grundbuch für ihn auf dem G rundbesitz der G rundstückseigentüm er e ingetragenen Salzabbau­gerechtigkeiten mit S icherungshypotheken belastet habe, und zwar te i lw e ise noch nach dem im Jahre 1926 ausgesprochenen Verzicht. Er habe a lso trotz der Kündigung, durch die er zur L öschung d ieser für ihn eingetragenen G erechtigkeiten verpflichtet g e w esen sei, d iese Rechte durch B elastung wirtschaftl ich für sich ausgenutzt . Bei dieser Sachlage stehe der Kündigung des Unternehm ers der Einwand der A r g ­list entgegen . D ie Kündigung könne deshalb nicht eher als w irksam angesehen w erden, als bis der U n ter ­nehmer die Löschung der G erechtigkeiten auf dem Grundbesitz der Grundeigentüm er durchgeführt habe.

Selbständige Gerechtigkeit und dingliches Vorkaufsrecht an Erbhöfen.

D as Kammergericht hatte am 5. Juli 19341 im G egen sa tz zum L andeserbhofgericht in Celle en t ­schieden, daß ein Bauer zur B este l lun g einer s e lb ­ständigen Kohlenabbaugerechtigkeit an einem E rbhof­grundstück keiner G enehm igu ng des Anerbengerichtes bedürfe. D iesen Standpunkt hat es jedoch neuerdings aus fo lgen d en Gründen a u fg e g e b e n 2.

B elastungen von Grundstücken eines Bauern b e ­dürften nach § 37 des R eichserbhofgesetzes der G e ­nehm igu ng des A nerbengerichtes; nach § 64 der Ersten D urchführungsverordnung zum R eichserbhofgesetz seien davon aber Grunddienstbarkeiten ausgenom m en. D ie Frage sei nun, ob K ohlenabbaugerechtigkeiten nach § 37 genehm igun gsp f l ich t ig seien oder nach § 64 nicht. Dabei sei zu beachten, daß sie eine e ig e n ­artige Rechtsnatur insofern hätten, als sie e inerseits w ährend ihres B estehens das von ihnen betroffene Grundstück als beschränkte Rechte w ie eine G run d ­dienstbarkeit belasteten, anderseits g egen ü b er dem G rundeigentum in einer W e ise verse lbständigt w ürden, daß sie neben d iesem ein e igen es R ech ts ­dasein als selbständige Gerechtigkeit führten. Nun m üßten nach § 56 des R eichserbhofgesetzes z w e i f e l ­hafte Fragen des G ese tzes so g e lö s t w erden , »wie es dem in den E in le itun gsw orten dargelegten Z w eck des G esetzes entspreche«. D ieser Zweck geh e dahin, »unter Sicherung alter deutscher Erbsitte das Bauerntum als Blutquelle vor Überschuldung und Z ersp litterung im Erbgange zu schützen, damit die H ö fe dauernd als Erbe der Sippe in der H and freier Bauern verblieben und die G esunderha ltung von Volk und Staat g e w ä h r ­leisteten«. Bei m aßgeblicher Berücksichtigung d ieses G e se tzeszw eck es könne es für die Frage, ob die B este l lung einer Kohlenabbaugerechtigkeit g e n e h m i ­gu n gsb ed ü rft ig sei, nur darauf ankommen, w ie sich die Abbaugerechtigkeit in bezug auf die vom G ese tze beabsichtigte G esu nd erha ltu ng der Bauernhöfe und die davon abhängige V olksernährung auswirke. Zwar

1 z. Bergr. 75 (1934) S. 564; Glückauf 71 (1935) S. 1177.2 Kammergericht vom 12. September 1935, Z. Bergr. 76 (1935) S. 528.

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l iege es nahe, eine Kohlenabbaugerechtigkeit w ie eine Grunddienstbarkeit zu behandeln, da ihr unverkenn ­bar die Merkmale einer grunddienstbarkeitsähnlichen B elastung insofern anhafteten, als sie das Recht begründe, das Grundstück für den Kohlenabbau zu benutzen, während sich der E igentüm er g ew isser H andlungen auf dem Grundstück, nämlich der Ausbeute des Kohlenvorkommens, zu enthalten habe. Dieser W esen sart des Abbaurechtes entspreche es, daß die Abbaurechte auch unmittelbar in Form einer Grunddienstbarkeit begründet w erden könnten. Der oben gekennzeichnete Z weck des G esetzes w erde aber in vielen Fällen vereitelt oder mindestens g e ­fährdet, w en n man ein Kohlenabbaurecht als nicht geneh m igun gsp f l ich t ig behandle. Bei der oben an ­geführten A usnahm ebestim m ung des § 64 sei le d ig ­lich an die in ländlichen Bezirken üblichen G run d ­dienstbarkeiten gedacht, die die gese tzg ew o l l te A u s ­nutzung des Erbhofes nicht gefährdeten. Eine G rund ­dienstbarkeit sei jedoch begrifflich da ausgeschlossen , w o die mit ihrer B egründung bezweckten N u tzu n g s ­rechte das belastete Grundstück nicht nur, w ie es die B egrif fsbest im m ung des § 1018 BGB. erfordere, »in einzelnen Beziehungen«, unter Bestehenbleiben der best im m ungsm äßigen Ausnutzbarkeit durch den Eigentümer ergriffen, sondern w o sie diese im w e s e n t ­lichen ausschlössen. In dieser Hinsicht könne es nichts ausmachen, ob ein solches den Rahmen einer G rund­dienstbarkeit überschreitendes Ergebnis dadurch her­beigeführt werde, daß alle bisherigen N u tzu n g s ­möglichkeiten dem jeweil igen Eigentüm er eines ändern Grundstücks übertragen würden, oder auf dem W eg e , daß die bisherige w irtschaftl iche Bestim m ung des Grundstücks zugunsten eines ändern durch b erg ­bauliche Nutzung ersetzt w erden solle . Sei derartiges für ein Grundbuchamt offenkundig oder aus den E in ­tragungsunterlagen zweifelsfrei erkennbar, so w erde es die Eintragung einer Grunddienstbarkeit überhaupt ablehnen können.

Es brauche hier nicht erörtert zu w erden, ob und unter w elchen U m ständen das Grundbuchamt trotz der einschränkungslosen F assung des § 64 die G en ehm i­g u n g des Anerbengerichtes schon fordern könne bei einer mehr oder w en iger großen W ahrscheinlichkeit einer w esentl ichen Beeinträchtigung der erbhof­mäßigen Grundstücksbewirtschaftung, die durch die in Form einer Grunddienstbarkeit eingeräumte N utzu n g s ­befugnis verursacht sei. Bei einer selbständigen Kohlenabbaugerechtigkeit, für die w egen ihrer g e s e t z ­lichen A usgesta ltun g als Recht e igen er Art nur eine entsprechende A nw endung des § 64 in Frage käme, beständen jedenfa lls regelm äßig die oben erörterten

wirtschaftl ichen G efahren für die erbhofm äßige Grundstücksnutzung. A us d iesen E rw ä gun gen m üsse die B este l lung se lbständiger K ohlenabbaugerechtig ­keiten allgemein der G en e h m ig u n g des A nerben ­gerichtes unterstellt w erden.

In dem selben B esch lüsse bemerkt das Kam mer­gericht, daß für die B este l lu ng e ines Vorkaufsrechtes an einem Erbhofgrundstück die G eneh m igu n g des A nerbengerichtes nicht n öt ig sei, denn der A u ß en ­wirkung nach stehe das dingliche V orkaufsrecht nach ausdrücklicher Vorschrift des § 1098 Abs. 2 BGB. der Vormerkung gle ich. W ie bei der V ormerkung zur A u f ­lassu ng e ines Grundstücks, so könne auch beim V or ­kaufsrecht die V eräußerung se lb st nicht ohn e G e ­nehm igung des A nerbengerichtes g eschehen , das erst dann in der Lage sei, die U m ständ e des V eräuß erun gs ­fa l les zu prüfen. D iese G en ehm igu n g erübrige sich nicht durch eine vorherige G en e h m ig u n g des Vor­kaufsrechts.

Enteignung; Wert eines Kohlenvorkommens.Ein landwirtschaftlich genu tztes Grundstück, unter

dem sich ein im T agebau abzubauehdes K oh len ­vorkomm en befindet, w ar en te ign et w ord en . Über die H ö h e der E ntschädigung für das G rundstück entschied das Reichsgericht w ie f o l g t 1.

Nach § 9 des Preußischen E n te ign u n gsgese tzes sei der volle W ert des ente igneten Grundstücks zu ersetzen und dieser nach der h öchstm ö g lich en A u s ­nutzbarkeit und V erwertbarkeit zu ermitteln. Hier sch lössen bergbauliche und landwirtschaftliche N utzung des Grundstücks e inander aus, da die an­stehende Kohle nur im T agebau g e w o n n e n w erden könne. Aber daraus ergebe sich nur, daß es nicht ohne w eiteres an gäng ig sei, die ermittelten landw irtschaft­lichen und bergbaulichen W erte schlechthin zusam m en­zurechnen. Falsch sei es jedoch, daraus zu schließen, daß die E n te ignu ngsentschäd igu ng nur entw eder nach dem landwirtschaft lichen oder nach dem bergbaulichen W erte ermittelt w erden könne, denn dabei w erd e ver­kannt, daß ein landwirtschaft lich gen utztes G rund­stück durch ein Kohlenvorkom m en darunter, das dem Grundeigentüm er zustehe und das zwar von ihm nicht im Eigenbetr iebe verwertbar sei, aber in naher Zeit genutzt werden könne, unzw e ife lh aft e inen durch die Bodenschätze bedingten, über den reinen landw irt ­schaftlichen W ert h inau sgehend en V erkehrsw ert habe. Dieser im Unterirdischen enthaltene M ehrw ert sei bei der Enteignung neben dem landwirtschaft lichen Wert erstattungspflichtig .

(F orts , f . )

1 Reichsgericht vom 12. November 1935, Z. Bergr. 76 (1935) S. 467.

U M S C H A U .

D i e F ö r d e r v e r f a h r e n b e i d e r E r d ö l g e w i n n u n g .

Von Bergassessor K. E h r i n g , Münster (Westf.).

Die Erdöllagerstätten liegen meist in einer solchen Teufe , daß eine unmittelbare Gewinnung, etwa durch Abbau untertage, nicht in Frage kommt. Daher ist man darauf angewiesen, das Erdöl der Lagerstätte durch andere Verfahren möglichst w eitgehend zu entziehen. Da man mit dem wertvollen Stoff schonend verfahren muß, und da die Bohrungen, besonders die Tiefbohrungen, sehr teuer sind, hat man im Laufe der Zeit eine Reihe von

Förderverfahren entwickelt , die eine bessere Entölung der Lagerstätte als das freie Fließen erbringen.

Bei der Betrachtung der verschiedenen Förderverfahren kann man solche unterscheiden, die auf das Erdöl in der Lagerstätte, und solche, die auf die Flüssigkeitssäule im Bohrloch einwirken. Zu der ersten Gruppe gehören die Rückdruckverfahren, zu der zweiten »Gaslift« und Pumpen.

Die einfachste und bill igste Förderung ist selbst­verständlich das f r e i e F l i e ß e n , dessen Wirksamkeit man

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daher mit allen Mitteln zu verlängern sucht. Bei dieser Förderart werden keinerlei künstliche Eingriffe auf Lager­stätte oder Bohrung ausgeübt, sondern das ö l bew egt sich selbsttätig durch die Lagerstätte und das Bohrloch zur Erdoberfläche. Die treibenden Kräfte sind dabei einmal der hydrostat ische Druck sow ie die Schwerkraft in der Lagerstätte und ferner das im Lager vorhandene freie oder aus der Lösung in fo lge der Druckentlastung beim An­bohren des Lagers freiwerdende Naturgas. Da dieses der weitaus wichtigste Faktor zur H ebung des Öles und damit für die Lebensdauer einer Bohrung ist, muß der Bohrleiter sehr sparsam damit um gehen. Zur Über­wachung des Verbrauches an Gas dient das Verhältnis von Gas zu Öl, ausgedrückt durch die Anzahl m3 Naturgas je m3 Erdölförderung der Bohrung. Das Bestreben muß dahin gehen, das Gas-Öl-Verhältnis tunlichst niedrig zu halten, d. h. viel Öl mit möglichst w en ig Gas zu fördern. Eine Bohrung neigt besonders dann zu einer hohen Ver ­hältniszahl, wenn sie zufällig auf der Gaskappe der Lager­stätte niedergebracht worden ist. Läßt sich das Gas-Öl- Verhältnis nicht auf künstliche W eise erniedrigen, so muß man die Bohrung unter Umständen schließen und auf eine tiefer in der Lagerstätte ge le g e n e Stelle eine neue Bohrung ansetzen.

Das Mittel zur Beeinflussung des Verhältnisses zwischen Gas und Öl ist der Rückdruck. Man vermindert hierbei den Druckunterschied zwischen der Lagerstätte und dem Kopf der Bohrung, wodurch das Durchschlüpfen des Gases durch das Erdöl gehem m t und daher weniger Gas und mehr Öl g ew o nn en wird. Die Verkleinerung des Druckunterschiedes läßt sich in der W eise erzielen, daß man durch Einbau einer Steigle itung oder von Rückdruck­ventilen den Durchmesser der Fördersäule verringert. Ist zunächst aus der Verrohrung gefördert worden, so hat oft schon der einfache Einbau einer Steigle itung und die dadurch verursachte Verengung der Förderleitung einen gewissen Rückdruck zur Folge. G en ügt diese Maßnahme nicht, so baut man in die Steigle itung noch Rückdruck­ventile ein, und zwar entweder am Boden der Bohrung, am Bohrlochkopf oder an beiden Stellen zugleich.

Durch die A nw endung der Drosselventile wird jedoch nicht immer eine Verringerung des Gas-Öl-Verhältnisses erreicht; manchmal wächst es auch. Man kann danach 3 Arten von Bohrungen unterscheiden, nämlich 1. solche, die bei Drosselung ein vermindertes Gas-Öl-Verhältnis zeigen (wirksame Bohrungen), 2. solche, bei denen die Drosselung ein vergrößertes Gas-Öl-Verhältnis zur Folge hat (unwirksame Bohrungen), 3. Bohrungen, die eine Mittelstellung zwischen beiden einnehmen. Die w irk ­samen Bohrungen eignen sich also zur Drosselung, die unwirksamen dagegen nicht, und bei den Bohrungen unter 3 ist der E r fo lg ungewiß .

Ferner hat sich geze igt, daß das spezifische Gewicht des Erdöls in einem gew issen Verhältnis zur Wirksamkeit der Bohrung steht; bei wirksamen Bohrungen ist es meist höher, etwa 1,04—1,10, bei unwirksamen niedriger, 0,780 bis 0,892. Trägt man in einem Koordinatennetz den Druck als Ordinate, das Maß des Drosselventils als Abszisse auf, so erhält man bei wirksamen Bohrungen eine Hyperbel, bei unwirksamen eine gerade Linie.

Läßt der Gasreichtum im Laufe der Lebensdauer einer Förderbohrung nach, so kom m t meist bald der Zeitpunkt, in dem das begleitende Gas das Erdöl nicht mehr aus der Lagerstätte in das Bohrloch zu treiben vermag. U m dann doch noch ein weiteres Fließen zu erreichen, kann man das E i n p r e ß verfahren (repressuring) anwenden. Dieses be ­steht darin, daß man durch verlassene oder zu diesem Zweck neu hergestel lte Bohrlöcher in die Lagerstätte Gas einpreßt und so den Gasreichtum wieder hebt (gas drive). Steht nicht genügend Naturgas zur Verfügung oder liegen andere wichtige Gründe vor, so kann man auch statt des Natur ­gases Luft oder ein Gemisch von Gas und Luft einführen (air drive). Schließlich hat sich auch das Einpressen von überhitztem Dampf bewährt.

Die Luft hat den Vorzug der Billigkeit, wirkt jedoch w egen ihres Gehaltes an Sauerstoff schädlich auf das ÖL Man muß daher die Luft oder das Gemisch von Gas und Luft zuerst über Katalysatoren, wie Platin, Chrom, Mangan, Nickel oder Kupfer, leiten, die auf Mundum oder Bims­stein niedergeschlagen sind, damit der Sauerstoff unter Bildung von Kohlensäure und Kohlenoxyd an die Kohlen­wasserstoffe gebunden und das geförderte Erdöl sauerstoff ­frei wird.

Als sehr wirksam hat sich in besondern Fällen auch überhitzter Wasserdampf erwiesen, mit dem man eine Ent­ölung der Lagerstätte bis auf 1 -2 o/o erreicht. Der Dampf­druck wird zu diesem Zweck auf 10 -13 atü erhöht. Die erforderliche Dam pfm enge ist natürlich sehr verschieden und hängt stark von der Art und Durchläss igkeit der Lagerstätte ab. Als Anhaltspunkt sei bemerkt, daß man für 1 dm 2 Ölsand etwa % —1 kg Dampf benötigt; die Reichweite beträgt im Durchschnitt 5 0 -1 0 0 m.

Man preßt das Gas entweder bei offenstehenden Förderbohrungen ein, wobei sich die Wirkung nach einer gewissen Zeit geltend macht, oder man schließt zuerst die Förderbohrungen und preßt in die Schlüsselbohrungen Gas, bis ein ziemlich hoher Druck entstanden ist. Nach plötz ­licher Öffnung der Förderbohrungen ergeben diese dann eine erhöhte Förderung. Beobachtet man, daß bei der einen oder der ändern Förderbohrung das Gas-Öl- Verhältnis sehr schnell und erheblich steigt, so haben sich nach dieser Stelle hin im Ölsand Kanäle gebildet, durch die das eingepreßte Gas strömt, ohne auf seinem W ege Öl vor sich her zu treiben. Solche Bohrungen müssen dann sofort geschlossen werden.

Für das Einpreßverfahren eignen sich besonders die Öllagerstätten, die ein ziemlich feines und gleichmäßiges Korn aufweisen. Zu feines Korn läßt das eingepreßte Gas nicht genügend weit in die Lagerstätte eindringen, während zu grobes Korn das erwähnte Durchblasen ohne nutz­bringende Arbeitsleistung begünstigt. Der Gas- oder Luft­bedarf schw ankt sehr stark, ebenso der Gasdruck.

Beim W a s s e r f l u t u n g s v e r f a h r e n (water f looding) wird anstatt des Gases Wasser in die Lagerstätte gepreßt und diese gleichsam ausgewaschen. Man kann nach der Anordnung der Einpreß- und der Förderbohrungen ver­schiedene Arten unterscheiden: 1. das Vierpunkt-Ver­fahren, bei dem sich die Einpreßbohrung im Schwerpunkt eines Dreiecks befindet, an dessen Ecken die Förder­bohrungen liegen (a in der nachstehenden Abbildung); 2. das Fünfpunkt-Verfahren, bei dem die Förderbohrungen an den 4 Ecken eines Quadrates angeordnet sind, während die Einpreßbohrung in dessen Mittelpunkt liegt (b); 3. die Reihenüberflutung, bei der die Einpreß- und die Förder­bohrungen abw echselnd in Reihen angeordnet sind (c).

Anordnung der Einpreß- und Förderbohrungen beim Wasserflutungsverfahren.

Gute Erfolge sind vielfach mit der sogenannten Früh­überflutung erzielt worden. Man ordnet hierbei die Ein- preßbohrungen rings an den Rändern der Lagerstätte an und preßt das Wasser ein. Dadurch wird die Lagerstätte von den Rändern bis zur Mitte hin ausgewaschen, und das Öl sammelt sich in der Mitte des Lagers an. Dort wird dann die Förderbohrung niedergebracht. Manchmal richtet man auch unterbrochene Förderung ein, damit das Öl Zeit hat, aus der Lagerstätte in die Bohrung zu treten.

Die Ausrüstung für Einpreßbohrungen entspricht der für Förderbohrungen. Die Steigrohre werden mit einem Packer oberhalb des Ölsandes versehen und zementiert. Liegen wasserundurchlässige Schichten zwischen mehreren

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Ölsanden, so muß das Wasser in jede Schicht einzeln ein­gepreßt werden. Zu diesem Zweck bringt man entweder in der Steigleitung an den betreffenden Stellen eine Lochung an oder man baut 2 Steigleitungen ineinander ein und preßt durch jede in einen ändern Ölsand. Der Einpreßdruck muß überall g leichmäßig sein.

Als Wasser e ignet sich am besten das Salzwasser, das meist die untersten Schichten der Öllagerstätte erfüllt. Manchmal hat man zur Verstärkung der Entölung noch chemische Mittel hinzugefügt. V o g t 1 schlägt z .B . einen Zusatz von Natriumbikarbonatlösung vor, w obei die Grenz­flächenspannung des Öles herabgesetzt wird und die dauernd entstehenden Kohlensäurebläschen eine mecha­nische Wirkung ausüben, indem sie das Öl mit fortreißen. B o c k 2 fügt der Natriumbikarbonatlösung noch eine w ä ß ­rige Lösung von Methyl- oder Äthylalkohol hinzu. Die Entölung, die dann bereits bei ger ingem Temperaturen (40 statt 50° C) einsetzt, war bei den Versuchen praktisch vollständig (97o/o). Die Konzentration der wäßrigen Lösung beträgt etwa 1,5—7,5 Vol.-°/o.

Die M enge des verbrauchten Wassers hängt ab von dem Einpreßdruck sowie von der Mächtigkeit und Porig ­keit der Lagerstätte. Bei einer Überflutung in Mid- Continent (Nordost-Oklahoma und Südost-Kansas) betrug sie 2570 m3/h a bei einem Einpreßdruck von 30 at und einem Abstand der Bohrungen von 130 — 200 m. Eine Über­flutung dauert oft Jahre lang. In Pennsylvanien hat man 54 Monate überflutet und nach etwa 18 Monaten die Höchstförderung erreicht. Die Kosten schwanken in weiten Grenzen; sie betrugen in amerikanischen Feldern 6000 M je ha (Mid-Continent) bis 17000 J£/ha (Pennsylvanien).

Die bisher angeführten Verfahren bewirken eine Be­einflussung des Öles in der Lagerstätte, führen also eine stärkere Entölung des Ölsandes herbei. Es besteht aber auch die Möglichkeit, daß eine Bohrung nicht mehr springt, weil der Druck und der Gasgehalt so weit nachgelassen haben, daß das sich im Bohrloch ansammelnde Öl nicht mehr zur Oberfläche gehoben wird. Hier muß man Ver ­fahren anwenden, die eine künstliche H ebung des Erdöls im Bohrloch zur Tagesoberfläche erleichtern, nämlich das »Gaslift«-Verfahren und das Pumpen.

Beim G a s l i f t - V e r f a h r e n wird der Flüssigkeitssäule im Bohrloch die zum Heben des Öles notwendige G as­menge durch Einpressen zugeführt, und zwar preßt man entweder das Gas in einer Steigleitung hinab und fördert das Öl- und Gasgemisch durch den Ringraum zwischen Steigleitung und Verrohrung, oder man preßt umgekehrt das Gas in den Ringraum und fördert durch die S te ig ­leitung. Oft w endet man zunächst die erste Förderart an und geht später, wenn weiterer Gasverlust einen engern Steigraum erfordert, zur zweiten über. Manchmal werden auch Erfolge mit einem sich absatzweise verengenden Steigrohr erzielt. Reicht der Gasdruck nicht mehr aus, um das Öl in einem Zuge von der Bohrlochsohle bis zur Tagesoberfläche zu heben, so kom m t noch das sogenannte »Etagen-Gaslift« in Betracht. In gewissen Abständen werden in die Steigleitung Ventile eingebaut, und das Öl wird jeweils stufenweise vom einen zum ändern Ventil gehoben. Beim Gaslift muß man darauf achten, daß der Druck des eingepreßten Gases auf die Lagerstätte nicht den Austritt des Öles aus dem Lager in das Bohrloch verhindert. Ist ein stärkerer als der Lagerstättendruck erforderlich, so wählt man eine Vorrichtung mit geschlossener Kammer am Ende der Leitung, damit der Einpreßdruck nicht auf die Lagerstätte wirkt.

Im Oklahoma-City-Feld sind auch Erfolge mit der gleichzeitigen Verwendung einer elektrischen Pumpe am Boden der Bohrung neben dem Gaslift erzielt worden. Das Antriebskabel war durch Metallbänder mit der Steig­leitung verbunden. Beim Ziehen des Gestänges wurden

1 V o g t : Beiträge zur Aufbereitung von Ölsanden, Dissertation, Frei­burg i. B. 1930.

2 B o c k : Beeinflussung von Grenzflächenspannungen durch Ver­teilungsgleichgewichte, Dissertation, Technische Hochschule Berlin 1932.

die Bänder nacheinander entfernt und das Kabel auf eine Trommel aufgewunden. Man erreichte dadurch eine Zu­nahme der Förderimg und eine Abnahme des Gas-Öl- Verhältnisses. Die Vorteile waren 1. geringere Kosten, 2. größere Ausbeute, 3. bessere Druckverhältnisse in der Lagerstätte, 4. Ersparnisse an Naturgas.

Der Wirkungsgrad beim Gaslift beträgt etwa 5 bis

30°/o, im Mittel 15 —18 o/o.Ist der Lagerstättendruck so weit gesunken, daß die

Gaseinpressung keine Förderung mehr ermöglicht, so muß man zur G ew innung durch P u m p e n schreiten. Statt der früher stets übertage aufgestellten Pumpen, deren W irkungsgrad w egen der langen G estänge sehr gering ist, wendet man neuerdings Pumpen von langgestreckter, schlanker Bauart an, die im Bohrloch bis zum Boden herabgelassen werden und mit einem erheblich bessern Wirkungsgrad arbeiten. Andere Fördermittel sind Flüssig­keitsheber oder Taucherkolben. Hierbei steigt ein Kolben in dem Gestänge auf und ab und hebt so das Öl zutage.

Wenn auch das Pumpen keine Ausbeute mehr ergibt, muß die Bohrung nach dem heutigen Stande der Technik als erschöpft aufgegeben werden. Allerdings ist dann die Lagerstätte stets noch lange nicht volls tändig entölt. Im Gegenteil bleiben meist mehr als 6 0 - 7 0 o/0 des Lager­stätteninhalts (ausgenom m en vielleicht manchmal bei dem Wasserflutungsverfahren) ungewinnbar zurück. Eine fast restlose Gewinnung auch dieses Öles kann man nur durch bergmännische Abbauverfahren erreichen, wie sie in Pecheibronn und W ietze angew endet werden. Der Abbau von Erdöllagerstätten läßt sich aber heute nur in sehr seltenen Fällen ermöglichen, weil er unter den jetzigen Verhältnissen nur bei einer Teufe in den Grenzen zwischen etwa 150 und 1200 m wirtschaftlich ist, ganz abgesehen davon, daß auch alle ändern Bedingungen günstig sein müssen. Vielle icht wird aber die bergmännische G e ­winnung künftig doch weitere Verbreitung finden müssen, wenn man nicht mit dem so wertvollen und begehrten Erdöl Raubbau treiben will.

H a u p t v e r s a m m l u n g d e s V e r e i n s

d e u t s c h e r E i s e n h ü t t e n l e u t e .

Die diesjährige Hauptversammlung, die am Samstag, dem 28. November 1936, w ie üblich, in Düsseldorf statt­fand, wurde am Vortage durch die Sitzungen mehrerer Fachausschüsse eingeleitet.

Der A u s s c h u ß f ü r W ä r m e w i r t s c h a f t der Wärme­stelle Düsseldorf hielt zusammen mit dem W a l z w e r k s ­a u s s c h u ß eine Gemeinschaftssitzung ab, deren T ages ­ordnung die neuzeitl iche Wärmewirtschaft auf dem Gebiete des W alzwerksofenbetr iebes kennzeichnete. Während in den vergangenen Jahren vielfach die Ersparnis an Kraft und Brennstoffen eine der Hauptaufgaben der Wärmewirt­schaft gebildet hat, tritt neuerdings auch hier der Gedanke der Güteste igerung immer mehr hervor. Der Ofen bedeutet für den Hüttenmann das W erkzeug , dessen Arbeitsweise die Eigenschaften des fertigen W alzerzeugnisses und damit auch die Wirtschaftlichkeit des Hüttenbetriebes stark be­einflußt. In diesem Punkte finden sich der Wärmeingenieur und der W alzwerksfachmann zur Gemeinschaftsarbeit zu­sammen. So behandelten drei Vorträge den Einfluß der Beheizung von Wärm- und Glühöfen auf die Beschaffen­heit der Oberfläche des W ärmgutes und seine Temperatur sow ie die M öglichkeiten, unerwünschten Einflüssen der Feuergase entgegenzuwirken.

Dr.-Ing. habil. W. H e i l i g e n s t a e d t , Essen, sprach über die V e r z u n d e r u n g d e s S t a h l s b e i d e r B e ­h e i z u n g m i t K o k s o f e n g a s . Man kann die Verzunde­rung als einen Vorgang auffassen, bei dem eine g e g en ­läufige Diffusion zwischen sauerstoffhalt igen Bestandteilen der Feuergase und dem reinen Eisen an der Oberfläche des W ärmegutes unter gleichzeit iger Bi ldung der Zunder­schicht stattfindet. Die G eschw indigkeit der Diffusion hängt von der Wärmzeit sow ie von der Temperatur und Stärke

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12. D e z e m b e r 1 9 3 6 G l ü c k a u f 1255

der gebildeten Zunderschicht ab. Da die nähere Kenntnis der auf sie wirkenden G esetzm äßigke iten gestattet, die bei den verschiedensten Erwärm ungsvorgängen entstehenden Zundermengen auf Grund verhältnismäßig'e infacher Unter­lagen zu berechnen, ist die weitere Erforschung des mit dem Verzundern verbundenen Diffusionsvorganges von großer Bedeutung.

Im nächsten Vortrage erörterte Dr.-Ing. F. W e s e ­m a n n , Düsseldorf, die B e d e u t u n g d e r D u r c h w ä r m u n g für d e n B a u u n d B e t r i e b v o n S t o ß ö f e n . Die Durch­wärmung ist der bei jedem Aufheizvorgang eintretende Temperaturunterschied im Querschnitt des W ärmegutes, der sich bei übermäßiger G röße sehr nachteilig auf die Walzwerkserzeugnisse und den Kraftverbrauch beim Walzen auswirken kann. Die Vorausberechnung der Durch­wärmung an Hand der Aufheizvorgänge im Stoßofen, in dem das W ärmgut immer heißern Feuergasen entgegen- hewegt wird, war deshalb das Ziel verschiedener w issen ­schaftlicher Arbeiten, deren Ergebnisse durch erneute Ver­suche nachgeprüft und bestätigt worden sind. Danach hängt die Durchwärmung von der Dicke, der chemischen Zu­sammensetzung und der W ärmzeit des W ärmgutes ab. Außerdem kann sie durch die Art der Wärmezufuhr, namentlich durch Beheizung des W ärmgutes nicht nur, wie üblich, von oben, sondern auch von unten außerordent­lich verbessert werden. Deshalb verdient die erst in be ­schränktem U m fange angewandte Unterbeheizung die be ­sondere Aufmerksamkeit des Ofenbauers, wenn auch ihre Verstärkung mit zahlreichen Schwierigkeiten verbunden ist.

Als letzter Vortragender in dieser Gruppe besprach Oberingenieur G. N e u m a n n , Düsseldorf, d i e E i n s t e l ­l u n g o d e r k ü n s t l i c h e E r z e u g u n g e i n e r f ü r d e n z u b e h a n d e l n d e n W e r k s t o f f g ü n s t i g e n A t m o s p h ä r e im W ä r m e b e h a n d l u n g s r a u m . D iese Frage hat teils wegen der ste igenden Anforderungen an den Werkstoff, teils durch die Einführung neuer Werkstoffarten und Be­triebsverfahren rasch an Bedeutung gewonnen . Der Vor­tragende zeigte die erkenntnismäßigen Schwierigkeiten, die sich in zahlreichen Fällen nur auf Grund besonderer Versuche beheben ließen, die Möglichkeiten für die Ein­stellung der günstigsten natürlichen Verbrennungs­atmosphäre im Ofen mit unmittelbar brennstoffbeheiztem Wärmebehandlungsraum so w ie die Bedingungen, die zur Einstellung einer günstigen Atmosphäre in Muffel- und elektrischen Öfen o h n e Einführung von Schutz- oder Reaktionsgas von außen zu erfüllen sind. Schließlich gab er einen Überblick über die verschiedenen bereits an­gewandten oder in der Entwicklung begriffenen Verfahren zur Erzeugung und Einführung von Schutz- oder Reaktions­gas beliebiger Zusam m ensetzung in den W ärm ebehand­lungsraum.

In einer zweiten Gruppe tagte der W e r k s t o f f ­a u s s c h u ß des Vereins deutscher Eisenhüttenleute . Die Tagesordnung sah in ihrem ersten Teil Vorträge und Er­örterungen vor über Stähie mit größerer H itzebeständig ­keit, die g leichzeitig g egen über den üblichen Stählen den Vorteil größerer Preiswürdigkeit aufweisen.

In dieses F ragengebiet führten zunächst der Vortrag von Dr.-Ing. F. B r ü h l , Essen, über G e f ü g e a u f b a u u n d E i g e n s c h a f t e n v o n C h r o m - M a n g a n - S t ä h l e n mit verschiedenen Chrom-, M angan- und Kohlenstoff ­gehalten sow ie ein Bericht von M. S c h m i d t undH. L e g a t , Kapfenberg, der ebenfalls U n t e r s u c h u n g e n ü b e r h i t z e b e s t ä n d i g e C h r o m - M a n g a n - S t ä h l e zum Gegenstand hatte. D iese verm ögen die hitzebeständigen Chrom-Nickel-Stähle nur in einem bestimmten Tem peratur­bereich zu ersetzen, weil sie infolge der B egrenzung des zulässigen Chrom gehaltes nicht wesentl ich über 900° hin­aus zunderbeständig gem acht werden können. Bis zu dieser Temperaturgrenze sind sie jedoch verwendbar, so daß sie wegen ihrer leichten Bearbeitbarkeit , Wärmebeständigkeit und Zähigkeit sow ie w eg en ihrer Beständigkeit gegen Schwefelangriff in größerm M aße als bisher Beachtung verdienen.

Eine Tagesfrage, der im Hinblick auf die überaus starke Ausdehnung des Schweißens in den letzten Jahren von den breitesten Fachkreisen Aufmerksamkeit geschenkt wird, behandelte als letzter Redner Dr.-Ing. F. B o l l e n - r a t h , Berlin, in seinem Vortrage » A b b a u d e r E i g e n ­s p a n n u n g e n b e i g e s c h w e i ß t e n B e h ä l t e r n d u r c h d i e B e t r i e b s b e a n s p r u c h u n g « . Er zeigte das Ergebnis der Versuche über das Verhalten der Schweißspannungen an zwei Trommeln aus Kesselblech, von denen die eine durch Lichtbogenschweißung und die andere durch G asschm elz ­schw eißung hergestel lt worden war.

D em großen Ziel des Vereins deutscher Eisenhütten­leute, das Wissen seiner Mitglieder zu vertiefen und ihnen Anregungen zur weitern wissenschaftl ichen und praktischen Ausbildung zu geben, diente auch die V o r t r a g s s i t z u n g , zu der am Samstag vormittag Hüttendirektor A. K l e i n , Siegen, als Vorsitzender mehr als 1300 Teilnehmer wil l ­kommen heißen konnte.

Der Leiter des Eisenforschungsinstituts in Düsseldorf, Professor Dr. F. K ö r b e r , verbreitete sich als erster Vor­tragender über die B e z i e h u n g e n z w i s c h e n B i l d u n g s ­w ä r m e , A u f b a u u n d E i g e n s c h a f t e n t e c h n i s c h w i c h ­t i g e r L e g i e r u n g e n . Gießt man die Schmelzen zweier Metalle zusammen, so tritt dabei oft eine erhebliche Temperatursteigerung der entstandenen Mischung ein, die mehr als 1000° ausmachen kann. Diese W ärmeentwicklung ist für eine größere Zahl technisch wichtiger Legierungen aus 2 und 3 Metallen eingehend untersucht worden. Ihre Kenntnis ist einerseits für die Herstellung solcher Legie ­rungen aus den reinen Metallen, deren Erschmelzung Schwierigkeiten bereitet, von unmittelbarer Bedeutung und schützt vor unliebsamen Überraschungen; anderseits stehen diese W ärm em engen in ihrer Abhängigkeit von der Zu­sam m ensetzung der Legierungen in enger Beziehung zu deren Aufbau. Sie geben auch Auskunft über die Zu­sammensetzungen, bei denen ungewöhnliche Eigenschaften zu erwarten sind. Da sich das angewandte Meßverfahren gegenüber den bisher üblichen durch größte Einfachheit, dabei aber doch hinreichende Genauigkeit auszeichnet und in kurzer Zeit gute Erkenntnisse liefert, ist den Metallurgen damit ein wertvolles Rüstzeug für weitere Forschungs­arbeiten gegeben .

Dr. E u l e n s t e i n und A. K r u s , Stürzelberg, b e ­richteten über E i s e n e r z e u g u n g a u s K i e s a b b r ä n d e n und g ingen dabei auch auf die G ew innung der N e b e n ­bestandteile ein. Nach der geschilderten Arbeitsweise ist es möglich, ein hochwertiges Sonderroheisen zu erzeugen, bei dem der Kohlenstoffgehalt zwischen 0,5 und 5 o/0 ein­gestell t werden kann. Die Arbeitsweise gestattet, sow ohl Rohstahl als auch hochw ertiges Roheisen zu gewinnen, das dem schwedischen Holzkohlenroheisen g leichwertig ist. Die Zusam m ensetzung läßt sich natürlich auch durch entsprechende Zusätze in weiten Grenzen verändern.

Der von Professor Dr.-Ing. E. S i e b e i , Stuttgart, g e ­haltene Vortrag über die B e d e u t u n g d e r E r g e b n i s s e d e r W e r k s t o f f p r ü f u n g f ü r d e n K o n s t r u k t e u r führte in ein Gebiet, auf dem sich für die Verbraucher und Er­zeuger von Eisen und Stahl zahlreiche Berührungspunkte ergeben. Der Überblick über den Stand der Erkenntnisse und die noch zu klärenden Fragen wurde daher besonders begrüßt. Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat sich die Werkstoffprüfung zu einer Sonderwissenschaft entwickelt, welche die Eigenschaften der Baustoffe mit Hilfe der verschiedenartigsten Untersuchungsverfahren zu erfassen sucht. Für den Konstrukteur sind die Ergebnisse der mechanisch-technologischen Werkstoffprüfungen von be ­sonderer Bedeutung, weil die hier ermittelten Kennwerte die Grundlage für die Festigkeitsrechnung und die B e ­urteilung des Werkstoffverhaltens bei der Verarbeitung bilden.

Als letzter Redner der Vortragssitzung äußerte sich Professor Dr.-Ing. E. H o u d r e m o n t , Essen, zur B e ­u r t e i l u n g d e s S t a h l e s a u f G r u n d d e s G e f ü g e ­k o r n e s . Zur Kennzeichnung des Korngrößenverhaltens

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1256 G l ü c k a u f N r. 50

von Stählen im Austenitgebiet genügt nach deutschen Begriffen nicht die Feststellung der Korngröße für e i n e Temperatur und e i n e Glühzeit , wie es bei dem amerikani­schen Prüfverfahren üblich ist, denn nach al lgemeinen Er­fahrungen wächst das Korn mit steigender Temperatur und Glühdauer, aber nicht bei allen Stählen in der gleichen W eise. Will man also ein eindeutiges Bild über einen Stahl gewinnen, so muß man die Korngröße in Abhängigkeit von der Glühzeit und von der Glühdauer untersuchen. Dieser Forderung kommt das deutsche Verfahren besser nach als das amerikanische. Die Austenitkorngröße übt vor allem auf die Wärmebehandlung einen Einfluß aus. Ein feinkörniger Stahl ist weniger gegen Überhitzung empfindlich, härtet aber auch nicht so tief durch wie ein grobkörniger Werkstoff. Damit hängt zusammen, daß sich feinkörniger Stahl beim Abschrecken weniger verzieht und unempfindlicher gegen Schweißrisse ist. Die Bedeutung des Aluminiums für die Erzeugung eines Stahls in be ­stimmter Korngröße ist zuerst in Deutschland erkannt und planmäßig ausgewertet worden.

Der große Zustrom an jungen und alten Eisenhütten­leuten, der schon bei der Vortragssitzung zu beobachten war, verstärkte sich noch erheblich bei der H a u p t ­v e r s a m m l u n g am Nachmittag. Weit über 2000 Teil ­nehmer füllten die geschmückten Räume des Europa-Palast- Theaters. Da der Vorsitzende des Vereins, Generaldirektor Dr. F. S p r i n g o r u m , auf einer Auslandsreise erkrankt war, leitete der erste Stellvertreter des Vorsitzenden, Professor Dr.-Ing. P. G o e r e n s , die Tagung. Er kenn­zeichnete das letzte Arbeitsjahr als ein Jahr der stärksten Anspannung, das den vollen Einsatz jedes einzelnen, von der obersten Spitze bis zum letzten Gefolgschaftsmann erfordert habe. Die große Leistung der Eisenindustrie be­leuchte auch die Anforderungen an die Mitwirkung des Vereins deutscher Eisenhüttenleute, die ja schließlich nur ein Spiegelbild des Strebens der Betriebe sein könne und müsse. Probleme von praktischer und wissenschaft licher Bedeutung seien in mehr als 200 Sitzungen der Fach­ausschüsse des Vereins und seiner Zweigvereine be ­sprochen worden.

Nachdem anschließend die geschäftlichen A ngelegen ­heiten, Wahl zum Vorstand und Kassenbericht, ihre Erledigung gefunden hatten, nahm Professor Dr. E. R o t h ­a c k e r , Bonn, das Wort zu seinem Vortrag vom G e i s t d e s E r f i n d e n s . In dem Wesen des Erfindens l iegen drei letzte Einsichten beschlossen: eine anthropologische, eine biologische und eine technische. Es gibt einen ganz festen Maßstab für alle Beurteilung menschlichen Tuns, die Fruchtbarkeit. Diese ist aber nicht nur zu beziehen auf die nach außen gerichtete Arbeit, sondern auch auif den arbeitenden Menschen selbst. Dies schließt eine zweite Einsicht ein. Die Wachstumsgesetzlichkeiten der mensch­lichen Naturen sind etwas absolut Unüberwindbares. Wer sie nicht beachtet, scheitert. In diesem Rechnungtragen steckt aber ein Drittes, was dem schöpferischen Wesen des Menschen gerade aus der neuzeitlichen technischen Er­findung zugewachsen ist. Die heutige Technik arbeitet »exakt«, d. b. sie rechnet. Ihre Erfindung ist nichts ver­schwommen Ahnendes mehr. Sie begnügt sich nicht mit unklaren Entwürfen, Forderungen und Wunschträumen. Exaktheit, Rechnen, Denken, Theorie heißt aber nicht etwa, daß der Keim des schöpferischen Einfalls auch hier nicht genau so intuitiv geblieben wäre wie ehedem. Auch im genausten Einfall bildet die aufblitzende Eingebung noch den Kern. Die Exaktheit rationalisiert nicht das Erfinden,

sondern sie klärt vor al lem die Lage, die durch die E r ­findung bewältigt werden soll, zu höchster Durchsichtigkeit.

Der V o r s i t z e n d e dankte dem Redner für die mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Ausführungen und wandte sich dann an den frühem langjährigen Vorsitzen­den, Generaldirektor Dr. Albert V o g l e r , dem der Verein in Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste um das Eisenhüttenwesen die Carl-Lueg-Denkmünze und die Ehren­mitgliedschaft verliehen habe. Beide Ehrungen, so hob Professor Goerens hervor, gelten dem Manne, der zwei Jahrzehnte lang als Vorsitzender an der Spitze des Vereins gestanden hat, der den Verein mit weitschauendem Blick und sicherer Hand durch die Jahre des W eltkrieges, durch die Wirren und W echselgänge der Nachkriegszeit hinüber geführt hat in das Dritte Reich. Sie sind ein Bekenntnis zu der Würde, die ihn jederzeit in Gesinnung, W ort und Werk beseelt hat, und der Dank für die überreiche Förderung, die er aller eisenhüttenmännischen Gemeinschaftsarbeit in Forschung und tätigem Schaffen erwiesen hat.

Mit bewegten Worten dankte Dr. V o g l e r für die ihm zuteil gewordenen Ehrungen. Dann nahm er noch zu ver­schiedenen der angeschnittenen Fragen Stellung, im be- sondern zur Wärme- und Betriebswirtschaft, dem Forschungswesen und den Aufgaben der Menschenführung, und ließ seine Ansprache in den Mahnworten ausklingen: »Und wenn auch die Industriewerke immer zahlreicher emporschießen und die Kirchtürme sich zurückhaltender verhalten, so wol len wir nicht vergessen, daß schließlich beide, der Dom und der Förderturm, derselben Seele ent­springen, nicht vergessen, daß es etwas gibt, was höher ist als das menschliche Wesen. Lassen Sie uns, meine lieben Freunde, im Verein deutscher Eisenhüttenleute auch unter dem Dröhnen der Hämmer nie das leise Schlagen der Herzen überhören. Der schönen Eisenhüttenarbeit in der großen Eisenhüttenfamilie ein herzliches Glückauf!«

Das S c h l u ß w o r t d e s V o r s i t z e n d e n war ein Aufruf an die deutschen Eisenhüttenleute, namentlich an die Leiter der Fachausschüsse, ihr ganzes Können und Wollen in den Dienst des Vierjahresplans zu stellen. Mit dieser ö f fen t ­lichen Verpflichtung verband der Vorsitzende bemerkens­werte organisatorische Mitteilungen. Danach wird der Vorsitzende des Vereins deutscher Eisenhüttenleute zu­sammen mit einer Reihe von Sonderfachleuten einen neu zu bildenden Arbeitskreis für den Vierjahresplan des Eisen­hüttenvereins berufen, der regelmäßig in kürzern Ab­ständen in Gemeinschaft mit der Wirtschaftsgruppe Eisen­schaffende Industrie und den Bezirksgruppen Nordw est und Saar zusammentreten soll , um die einzelnen Arbeiten nach ihrer Dringlichkeit aufeinander abzustimmen und die Einhaltung der al lgemeinen Leitlinien zu überwachen. Dieser Arbeitskreis soll ohne Ausnahme den behördlichen Stellen gegenüber alle technischen Fragen vertreten, welche die Gemeinschaft der Werke betreffen. Von den einzelnen Werken wird restlose Einordnung unter Zurückstellung irgendwelcher Sonderziele und, wenn es notw endig ist, auch die Zurverfügungstellung der etwa im Rahmen dieser Aufgaben erforderlichen Mittel erwartet.

Nachdem der Vorsitzende noch im einzelnen die große Zahl der Aufgaben, die in den verschiedenen Zweigen des Eisenhüttenwesens, begonnen beim Erz und endigend beim verkaufsfertigen Erzeugnis , als vordringlich in Angriff zu nehmen sind, geschildert und die fachmännische Ausbildung des Nachwuchses gestreift hatte, schloß er den Eisenhütten- tag mit einem Sieg Heil auf den Führer.

W I R T S C H A F T L I C H E S .A b s a tz der im R h e in i s c h - W e s t f ä l i s c h e n K o h l e n - S y n d i k a t der A u f tr a g s e in g a n g in den H a u s b r a n d so r te n h öher als

v e r e . m g t e n Z e c h e n im O k to b e r 1936. im V o r m o n a t , aber auch in den m e is t e n Industr iesortenDie Absatzsteigerung am Kohlenmarkt hat im Oktober war eine Steigerung des A b s a t z e s zu verze ich ne n D er

angehalten. Aus jahreszeitlichen Gründen war vor allem Versand erfolgte jedoch le ider n icht im m er r e ib u n gs los , da die

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12. D ezem ber 1130 G l ü c k a u f 1257

Wagenstel lung der Reichsbahn zu w ünschen übrig ließ. Es waren nicht nur an vielen T agen Ausfälle zu verzeichnen, sondern die Stellung der leeren W agen erfolgte häufig verspätet, so daß auch hierdurch der normale Förderbetrieb in Mitleidenschaft g e z o g e n wurde.

Die Abrufe in Ruhrfettkohle waren auf der ganzen Linie höher, doch konnten die Ansprüche noch voll be ­friedigt werden. Die Nachfrage in Gas- und Gasflammkohle, die zu Anfang des Monats eine bemerkenswerte Zunahme aufwies, flaute im Verlauf des Monats wieder etwas ab. Bei hochflüchtigen Stücken und Gasnüssen I — IV von der Ruhr, desgleichen bei Fettstücken und Fettnüssen von der Saar waren die Abrufe noch nicht ausreichend. In Anthrazitkohle war der Bedarf im ln- und Ausland sehr lebhaft. Insbesondere nahm der Schiffsversand zu, da vielfach Ausfuhrlieferungen vor Schließung der Schiffahrt in den Häfen einiger Länder w eg en Eisgefahr ausgeführt sein müssen. Infolgedessen war in der ersten Anthrazitklasse eine Verknappung zu verzeichnen. Mit Beendigung dieser Ausfuhrverladungen darf eine Entspannung erwartet werden.

In Magernüssen I —III waren die Zechen flott lieferfähig. Eßkohle wies als Hausbrandkohle starke Nachfrage auf. Auch in Eiformbriketts nahm die Nachfrage erheblich zu. In Koks war die Absatz lage gut. Sow ohl Brechkoks für Hausbrandzwecke als auch Industriesorten einschließlich Gießereikoks wurden recht lebhaft abgerufen.

Der Gesamtabsatz der Ruhrzechen für Rechnung des Syndikats erreichte mit 244000 t arbeitstäglich eine Höhe, wie sie seit dem besten Absatz des Jahres 1930 nicht mehr zu verzeichnen war. Die Zunahme gegenüber dem Vormonat entfiel fast ausschließlich auf das unbestrittene Gebiet, in das 127000 t g ingen (im September 10Ö000 t), während in das bestrittene Gebiet 117000 (116000) t zum Versand kamen. —- Einschließlich der Aachener Zechen und der Saargruben betrug der Gesamtabsatz für Rechnung des Syndikats arbeitstäglich 287000 (262000) t.

Der Wasserstand des Rheins war im Berichtsmonat unverändert günstig; es brauchten keine Leichterungen vorgenom m en zu werden.

Z a h l e n t a f e l 1. G esam tabsatz1 des Syndikats.

Monats-

Absatzauf die Verkaufs- I auf die Verbrauchs- Gesamtabsatz

durchschnitt bzw. Monat

Ruhr

betei in % des Ge

Aachen2 Saar2

igungsamtabsatzes

Ruhr Aachen Saar

i

(Ruhr

nsges. 1000 t)

Aachen Saar

arbeitstäglich (1000 t)

Ruhr Aachen 1 Saar Ruhr

nsges. 1000 t)

Aachen Saar

in % des

Gesamtabsatzes

Ruhr Aachen Saar

1934 70,4691 jl 4

20,66 — 7 491 298 2236 29,851935 68,83 22,39 0,32 — 8 105 ó io 322 24 2437 111 30,07 18T51936 Jan. 68,28 89,35 93,16 23,28 0,99 — 9 082 620 993 356 24 39 2657 65 237 29,25 10,53 23,85

Febr. 67,19 89,82 93,41 24,11 0,60 — 8 328 578 876 333 23 35 2482 58 275 29,80 10,12 31,41März 65,80 90,42 93,01 25,25 — 8 107 594 963 312 23 37 2270 61 257 27,99 10,27 26,68April 65,16 89,06 93,03 25,85 1,01 — 7 753 548 857 323 23 36 2340 112 230 30,18 20,41 26,89Mai 68,23 90,64 93,40 23,66 0,93 — 8 497 638 935 354 27 39 2352 80 257 27,68 12,52 27,51Juni 68,57 91,27 92,64 23,39 0,85 — 8 489 651 955 352 27 40 2428 101 276 28,60 15,50 28,92Juli 66,87 90,42 92,54 24,92 0,95 — 8 700 661 963 322 24 36 2442 104 269 28,07 15,80 27,93Aug. 66,55 90,27 92,87 25,38 0,93 — 8 717 644 910 335 25 35 2510 111 243 28,79 17,23 26,72Sept. 67,54 90,56 93,84 24,49 0,86 — 9 109 678 969 350 26 37 2633 116 278 28,91 17,14 28,67Okt. 69,97 90,39 93,45 21,85 0,87 — 10 168 733 1106 377 27 41 2805 114 290 27,59 15,52 26,19

Jan .-Okt. 67,50 90,25 93,14 24,15 0,80 — 8 695 635 953 341 25 37 2492 92 261 28,66 14,55 27,42

Davon nach dem Ausland

1 Einschl. Koks und Preßkohle, auf Kohle zurückgerechnet. — 2 Auf den der Saar in Anrechnung kommender Absatz.

Beschäftigungsanspruch (Aachen und Saar) und auf die Vorbehaltsmenge

Z a h l e n t a f e l 2. Arbeitstäglicher A b satz1 für Rechnung des Syndikats.

Monats­durchschnitt bzw. Monat

Unbestrit tenesGebiet

Bestrittenes Zusammen

t

Ruhr Aachen Saar

von der Summe °/o

Ruhr Aachen Saar Ruhr

t

Aachen Saar

von

Ruhr

der Summe %

Aachen Saar Ruhr

t

Aachen Saar

1934 . . . . 97 858 49,46 100 001 50,54 197 8591935 . . . . 98 470 15 850 47,39 77,03 109 307 4727 52,61 22,97 207 777 20 577

1936: Jan. 105 258 17 000 7711 46,49 84,37 47,31 121 163 3149 8 589 53,51 15,63 52,69 226 421 20 149 16 300Febr. 98 505 16 372 7109 47,91 85,32 49,22 107 103 2818 7 335 52,09 14,68 50,78 205 608 19 190 14 444März 94 370 15 936 7073 49,37 84,85 46,68 96 788 2845 8 078 50,63 15,15 53,32 191 158 18 781 15 151April 90 735 13 434 6461 46,02 73,76 44,98 106 433 4778 7 904 53,98 26,24 55,02 197 168 18212 14 365Mai 119049 18 183 7534 52,14 81,77 44,09 109 281 4055 9 552 47,86 18,23 55,91 228 330 22 238 17 086Juni 115 240 18 607 7039 50,03 81,38 39,93 115 123 4257 10 588 49,97 18,62 60,07 230 363 22 864 17 627Juli 99 860 16 197 6488 48,59 79,33 40,18 105 646 4221 9 660 51,41 20,67 59,82 205 506 20 418 16 148Aug. 100 093 16 194 6870 47,12 77,18 42,26 112 332 4789 9 387 52,88 22,82 57,74 212 425 20 983 16 257Sept. 105 975 17 104 7725 47,76 77,95 41,58 115919 4837 10 853 52,24 22,05 58,42 221 894 21 941 18 578Okt. 126 564 18 164 9299 51,87 78,91 46,73 117421 4854 10 600 48,13 21,09 53,27 243 985 23 018 19 899

Jan.-Okt. 105 592 16 724 7343 48,81 00 o U4 44,20 110 734 4064 9 269 51,19 19,55 55,80 216 326 20 788 16612

1 Einschl. Koks und Preßkohle, auf Kohle zurückgerechnet.

K o h l e n b e l i e f e r u n g d e r n o r d i s c h e n Länder .

Eines der ebenso bedeutenden wie umstrittenen Ab­satzgebiete der großen europäischen Kohlenländer sind die nordischen Staaten, die in Erm angelung nennenswerter Eigenvorräte an Brennstoffen fast gänzlich auf die Einfuhr angewiesen sind. Ihre rege lm äßige Nachfrage erlaubt, langfristige Verträge abzuschließen, durch die den Liefer­ländern ein best im m tes Fördersoll ges ichert wird. Haupt­einfuhrländer sind England und Polen, die sich seit einem Jahrzehnt mit w echse lndem Erfolg erbitterten W ettbewerb liefern. Der verhältnismäßig kurze S e e w e g sow ie die

von der polnischen Regierung gewährten Ausfuhrprämien sichern der polnischen Kohle gegen über der britischen einen erheblichen Vorteil in der Preisgestaltung. Trotzdem wird in den skandinavischen Ländern aus handelspolitischen Gründen das G eschäft mit England bevorzugt. Deutschland als dritter W ettbewerber tritt gegen über den beiden ändern Ausfuhrländern stark zurück.

In den ersten Jahren nach dem Kriege bezogen die nordischen Länder ihre Kohle fast ausschließlich aus G roß ­britannien. Polen ge lang es erst 1926, in den nordischen Markt einzudringen. Der Verlust des deutschen Marktes

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1258 G l ü c k a u f N r. 50

nach Ablauf des Genfer Abkommens Ende 1925, wonach Deutschland zur jährlichen Abnahme von 6 Mill. t poln isch­oberschlesischer Kohle verpflichtet war, ließ Polen, be­günstigt durch den großen englischen Bergarbeiterstreik von 1926, überraschend schnell auf den skandinavischen Märkten Fuß fassen. Während die englischen Lieferungen von 8,2 Mill. t in 1925 auf 2,8 Mill. t in 1926 sanken, stieg die Ausfuhr Polens nach den nordischen Ländern von 689000 t auf 3,9 Mill. t oder sein Anteil an der Bedarfs ­deckung von 7,01 auf 46,97%. Bei anhaltender Steigerung der Zufuhren aus Polen und rückläufiger B ew egung der Einfuhrmengen aus Großbritannien schien es in den nächsten Jahren fast, als ge länge es der polnischen Kohle, die britische zu verdrängen. Während die polnischen Lieferungen bis auf 7,3 Mill. t im Jahre 1931 anwuchsen, erreichten die englischen zur gleichen Zeit mit 3,7 Mill. t ihren Tiefststand. Mit dem Jahre 1932 aber begann die umgekehrte Entwicklung. In dem Maße, wie die britische Kohle ihre Vorherrschaft wiedereroberte, verlor die pol ­nische an Boden. Polen führte im Jahre 1935 mit 3,5 Mill. t bereits 370000 t weniger nach den skandinavischen Ländern aus als 1926, w o g e g e n Großbritannien mit je 8,6 Mill. t in den letzten beiden Jahren die bisher höchste Ausfuhr nach dorthin verzeichnete. Der Rückgang der polnischen Bezüge nach 1931 ist auf die Auswirkungen der englischen Pfund­entwertung zurückzuführen. Zwar trug der polnische Kohlenhandel den veränderten Verhältnissen Rechnung, doch wurde ihm ein neuer Schlag versetzt durch den Ab­schluß der englischen Abkommen mit den wichtigsten nordischen Ländern. Schweden verpflichtete sich, 47 %, N orwegen 70 %, Dänemark 80 % und Finnland 75 % seines Brennstoffbedarfs in Großbritannien zu decken. Trotz dieser günstigen Verträge konnte Großbritannien den pol ­nischen W ettbewerb aus dem Hauptbezugsland Schwedenbis heute nicht verdrängen, sondern mußte im Gegenteil

K o h 1 e n b e li e f e r u n g d e r n o r d i s c h e n L ä n d e r 1.

erfahren, daß die schw ed ische Regierung Anfang dieses Jahres einen Vertrag mit Polen abschloß, der letzterem ebenfalls 47 % seiner Kohleneinfuhr zusicherte. Wie wenig sich die beiden Hauptbewerber nachstehen, ersieht man aus den Empfangsziffern für 1935, wonach Großbritannien 2,6 Mill. t und Polen 2,3 Mill. t nach Schw eden lieferten. Im Vergleich mit den Vorjahren ergibt sich eine geringe Zunahme für Großbritannien.

Weit erfolgreicher war Großbritannien in Norwegen , Dänemark und Finnland, deren G esam tbezüge an Kohle es zu rd. 78 % deckte. Die Einfuhr dieser Länder an britischer Kohle st ieg von insgesam t 3,5 Mill. t 1932 auf 5,3 Mill. t in 1935, während die Einfuhr an polnischer Kohle von insgesamt 2,7 Mill. t in 1932 auf 1,1 M ilkt in 1935 sank. Deutschland, das 1932 nur mit 159000 t an der G e ­samteinfuhr der drei Länder beteiligt war, konnte ebenso wie Großbritannien seinen Anteil bedeutend erhöhen, und zwar auf 37901)0 t. Durch Freiwerden eingefrorener Schulden wird Deutschlands Ausfuhr nach den skandinavischen Ländern wesentlich erleichtert, ein Umstand, der Polen einige Sorge bereitet und der selbst zuständigen polnischen Interessentenkreisen die Behauptung der erkämpften nor­dischen Marktgebiete fraglich erscheinen läßt. Insgesamt lieferte Deutschland im Jahre 1935 879000 t Kohle an die nordischen Staaten, w ovon etwa die Hälfte nach Schweden

ging-D ie übrigen Länder, Lettland, Litauen und Estland,

deren Einfuhr an Kohle gering ist, werden fast aus­schließlich von Großbritannien und nur zum geringen Teil von Polen und Deutschland mit Brennstoffen versorgt.

Wie sich die Kohleneinfuhr der nordischen Länder aus den Hauptkohlenländern Großbritannien, Polen und Deutschland in den letzten vier Jahren gestaltete, zeigt nachstehende Zahlentafel.

Großbritannien Polen Deutschland

1932t

1933t

1934t

1935t

1932t

1933t

1934t

1935t

1932t

1933t

1934t

1935t

Schweden . . Norw egen . . Dänemark . . Finnland . . . Lettland . . . Litauen . . . Estland . . .

1 386 574 881 478

2 123 403 481 549 239 719

73 328 33 316

2 015 995 998 321

2 902 955 480 276 328 461 154 598

29 133

2 651 623 1 393 0193 137 057

844 253 408 203 187 84324 027

2 567 408 1 332 0863 225 881

756 356 464 624 199 033

51 600

2 743 884 917 167

1 385 380 366 263 105 998 38 861 19 321

2 370 540 829121 744 667 439 195

91 750 770

19 185

2 255 294 426 480 527 111 205 230

9 732

14 980

2 344 063 464 785 467 674 200 651

46 115

4 545

393 HO 16 836

117 292 24 886 20 505 74 670

348 312 17 827

113014 40 432

6 490 54 669

295 10921 705

195 71822 655 57 508 22 190

427 271 96 035

246 541 36 914 70 961

1 379

zus. 5 219 367 6 909 639 8 646 025|8 596 988 5 576 874 4 495 228 3 438 827 3 527 833 647 299 580 744 614 885 879 101

1 Ohne Koks und Preßkohle.

Deutschlands Außenhandel1 in Kohle im Oktober 19362.

Monats­ Steinkohle Koks Preßsteinkohle Braunkohle Preßbraunkohledurchschnitt Einfuhr Ausfuhr Einfuhr Ausfuhr Einfuhr Ausfuhr Einfuhr Ausfuhr Einfuhr 1 Ausfuhrbzw. Monat t t t t t t t t t t

1 9 1 3 ........................... 878 335 2 881 126 49 388 534 285 2 204 191 884 582 223 5029 10 080 71 7611929 ........................... 658 578 2 230 757 36 463 887 773 1 846 65 377 232 347 2424 12 148 161 6611930 ........................... 577 787 2 031 943 35 402 664 241 2 708 74 772 184 71 1 1661 7 624 1421201 9 3 1 ........................... 481 039 1 926915 54 916 528 448 4 971 74 951 149 693 2414 7 030 162 7101932 ........................... 350 301 1 526 037 60 591 432 394 6 556 75 596 121 537 727 5 760 126 7731933 ........................... 346 298 1 536 962 59 827 448 468 6 589 67 985 131 805 230 6 486 108 3021934 ........................... 405152 1 828 090 64 695 .513 868 9 131 60 303 148 073 116 7 289 102 8411935 ............................ 355 864 2 231 131 62 592 550 952 7 794 68 272 138 369 174 6 1 3 6 100 624

1936: Januar . . . 343 489 2 477 601 62 203 581 188 10 830 68 143 139815 __ 6 968 92 480Februar . . 375 128 2 285 868 57 654 508 138 11 026 67 397 120 544 — 5 724 60 909März . . . 379 633 2 156 974 52 934 528 092 5 948 55 456 141 657 — 4 533 61 983April . . . 384 154 2 092 549 55 602 547 964 5 900 118658 122218 — 4 277 106 725Mai . . . . 363 504 2 144 962 49 842 560 292 3 984 83 313 140 331 75 6 855 106 332Juni . . . . 343 008 2 411 333 73 295 572 066 4 884 83 189 126 836 — 6 695 104 027Juli . . . . 307 050 2 188 341 70 590 596 589 8 016 60 439 133 456 — 7 044 87 938August . . 337 866 2 335 362 60 892 619 222 9 459 63 938 144 366 — 7 604 106 362September . 359 583 2 483 217 51 624 653 440 8 468 62 962 133 105 45 4 946 110 745Oktober . . 367 682 2 587 651 50 243 706 871 8 856 59 409 142 465 30 9 296 100 475

Januar-Oktober 356 110 2 316 386 58 488 587 386 7 737 72 290 134479 15 6 394 93 798

1 Solange das Saargebiet der deutschen Zollhoheit entzogen war (bis zum 17. Februar 1935), galt es für die deutsche Handelsstatistik als außer, halb des deutschen Wirtschaftsgebiets liegend. — 2 Mon. Nachw. f. d. ausw. Handel Deutschlands.

Page 19: GLÜCKAUF - delibra.bg.polsl.pldelibra.bg.polsl.pl/Content/12281/P-480_2Bd_1936_AP50.pdf · genannte »Asche« der Kohle nur ein falsches Bild von ... Wasser ausgewaschen und die

i L . L J C z e m u e r i v j u G l ü c k a u f 1259

O k to b e r

1935 1936 t t

J a n u a r-O k to b er

1935 1936 t t

E i n f u h rSte inkohle in s g e s . . . 333 110 367 682 3 576 994 3 561 097

davon aus:Großbritannien . . 239 182 265035 2 458441 2556092Niederlande. . . . 57271 58424 577089 606948

Koks i n s g e s ..................... 53 594 50 243 629 216 584 879davon aus:

Großbritannien . . 12720 20813 158523 124 429Niederlande.... 32483 22827 367072 363289

Preßste inkohle in sg e s . 9 078 8 856 72 517 77 371Braunkohle in s g e s . . 119715 142 465 1 408 354 1 344 793

davon aus:Tschechoslowakei . 119315 142465 1407162 1344443

Preßbraunkohle in s g e s . 4 792 9 296 61 358 63 942davon aus:

Tschechoslowakei . 4 792 9296 61 306 63942A u s f u h r

Ste inkohle in s g e s . . . 2 783 802 2 587 651 21 467 568 23 163 858davon nach:

Niederlande . . . . 531 258 521 644 4 323956 4407663Frankreich . . . . 456290 469774 4 088935 4833776B elg ien ....................... 308380 349214 2707011 2988907I t a l i e n ....................... 878320 459593 5854 712 4961296Tschechoslowakei . 104 959 100 726 827440 854 574Irischer Freistaat . — — 62006 —Österreich . . . . 56405 69045 305879 383876S c h w e i z ................... 88051 87330 692041 715522B ra s il ie n ................... 42910 44 087 440983 395340skandinav. Länder . 77782 111295 534 880 982953

Koks i n s g e s .................... 639 635 706 871 5 463 121 5 873 862davon nach:

Luxemburg . . . . 134273 189862 1444 711 1 589560Frankreich . . . . 108920 131 240 1 140 164 1273 151skandinav. Länder . 188552 155318 1 008999 1208 741Schweiz ....................... 32968 30076 509497 526272I ta l i e n ........................ 62114 40163 402 167 211516Tschechoslowakei . 16077 18669 130605 129502Niederlande . . . 21535 32269 192118 224 754

Preßste inkohle in sg e s . 70 217 59 409 659 702 722 904davon nach:

Niederlande . . . . 17835 18834 265058 253813Frankreich . . . . 5028 2455 38153 34215Schw eiz ....................... 5325 10 120 47189 70676

Braunkohle in sg e s . . 104 30 1 798 150

P reßbraunkohle insges- 91 641 100 475 1 003 990 937 976davon nach:

Frankreich . . . . 26250 31 718 320315 305695Schweiz ....................... 32346 37707 249 147 243864Niederlande. . . . 11 191 10842 115593 114 196skandinav. Länder . 4 320 255 72400 65303

S te i n k o h l e n z u f u h r n a c h H a m b u r g im S e p t e m b e r 1 9 3 6 ’.

Monats­durchschnitt bzw. Monat

Insges.

t

Davon aus

demRuhrbezirk2

t I %

Groß­britannien

t 1 %

denNieder­landen

t

sonst.Be­

zirkent

1913................ 722 396 241667 33,45 480 729 66,55 — —1929 ................ 543 409 203980 38,46 332 079 61,11 23511930 ................ 488 450 168862 34,57 314 842 64.46 47461931................ 423 950 157896 37,24 254 667 60,07 3471 79161932 ................ 333 863 160807 48,17 147 832 44,28 10389 14 8361933 ................ 319 680 156956 49.10 138 550 43,34 13483 106911934 ................ 329 484 156278 47,43 152076 46,16 9570 11 5601935 ................ 359285 172126 47,91 170650 47,50 9548 6961

1936: Jan. . . 414084 209809 50,67 169 466 40,93 16977 17 832Febr. . 389 980 185962 47,69 188 930 48,45 11873 3215März . 330 091 194182 51,09 175 379 46,14 5801 4 729April . 392145 140137 35,74 219258 55,91 15205 17 545Mai . . 336973 142448 42,27 171 653 50,94 6681 16191Juni . . 359 SSO 153383 42,62 177 931 49,44 8351 20215Juli . . 333508 148382 44,49 169127 50,71 8165 7834Aug. . 373297 186526 49.97 168435 45,12 6 289 12047Sept . 353042 158298 44,84 167 564 47,46 6 506 20674

Jan.-Sept | 370333 | 168792 45,58 | 178638 48,24 9539 13365

1 E in sch l . H a r b u r g u n d A l to n a . — 2 E i s e n b a h n u n d W a s s e r w e g .

S te in k o h le n v e r s a n d d e s R u h r b e z ir k s auf d e m W a s s e r w e g

im 1 .—3. V ie r t e l ja h r 1936.

M onats­durch­schnitt

bzw.Monat

Rhein-Ru

t

hr-Häfendavon

Duisburg-Ruhrorter

Häfent

Kanal-Zechen-

Häfen

t

Gesämt-versand

t

1929 . . . 1 604 841 1 336 364 988 223 2 593 0641930 . . . 1 333 498 1 082 656 1 033 848 2 367 3461931 . . . 1 186 718 940 952 967 362 2 154 0301932 . . . 916 139 671 873 891 972 1 808 1111933 . . . 956 169 711 209 945 209 1 901 3781934 . . . 1 105 968 790 265 1 128 817 2 234 7851935 . . . 1 203 538 867 906 1 129 808 2 333 346

1936: Jan. 1 482 820 1 139 077 1 080 999 2 563 819Febr. 1 225 865 920 399 931 767 2 157 632März 1 126 531 841 786 1 028 517 2 155 048April 1 138 779 840 289 1 031 843 2 170 622Mai 1 204 733 899 237 1 195 594 2 400 327Juni 1 294 026 965 453 1 157161 2 451 187Juli 1 413 119 1 073 735 1 258 421 2 671 540Aug. 1 299 322 963 892 1 218 537 2 517 859Sept. 1 390 057 1 026 760 1 236 484 2 626 541

Jan.-Sept. 1 286139 963 403 1 126 591 2 412 730

R e i c h s i n d e x z i f f e r n 1 für die L e b e n s h a l tu n g s k o s te n

(1913/14 = 100).

Jahres- bzw.Monats­

durchschnitt

Gesamt­lebens­haltung

Er­nährung

Woh­nung

Heizung und Be­

leuchtung

Beklei­dung

Ver­schie­denes

1929 154,0 155,7 126,2 141,1 172,0 172,51930 148,1 145,7 129,0 141,8 163,7 172,11931 136,1 131,0 131,6 138,7 136,6 163,31932 120,6 115,5 121,4 127,3 112,2 146,81933 118,0 113,3 121,3 126,8 106,7 141,01934 121,1 118,3 121,3 125,8 111,2 140,01935 123,0 120,4 121,2 126,2 117,8 140,6

1936: Jan. 124,3 122,3 121,3 127,1 118,5 141,1Febr. 124,3 122,3 121,3 127,1 118,6 141,3März 124,2 122,2 121,3 127,1 118,7 141,3April 124,3 122,4 121,3 126,3 118,7 141,3Mai 124,3 122,4 121,3 125,1 119,0 141,3Juni 124,5 122,8 121,3 124,1 119,5 141,3Juli 125,3 124,0 121,3 124,5 119,9 141,4Aug. 125,4 124,2 121,3 124,9 120,3 141,4Sept. 124,4 122,0 121,3 125,5 121,0 141,6Okt. 124,4 121,7 121,3 126,6 122,2 141,6Nov. 124,3 121,3 121,3 126,8 123,3 141,6

1 Reichsanz. Nr. 280.

E n gl isch er K o h len - und F rachtenm arkt

in der am 4. Dezem ber 1936 endigenden W o c h e 1.

1. K o h l e n m a r k t (Börse zu Newcastle-on-Tyne) . A b ­gesehen von einigen Unsicherheiten, die durch die politische Lage in Spanien sow ie die zahlreichen Arbeitsstreitigkeiteil in Frankreich in die a llgemeine Marktstimmung hinein­getragen wurden, hat sich die bisherige günstige Kohlen­absatzlage in der Berichtswoche gut zu behaupten ver­mocht. Die Anforderungen Italiens an Durham-Kohle sollen sich, wie berichtet wird, bis Ende März nächsten Jahres ungefähr auf 300000 t stellen. W enn diese iMengen den frühem Lieferungen auch bei weitem nicht entsprechen, so bilden sie doch einen g ün st igem Anfang, als eigentlich erwartet werden konnte. Es wird sich dabei wahrscheinlich zur Hauptsache um Gas- und Kokskohle handeln, und zwar dürfte G askohle bevorzugt werden, da diese in Anbetracht der g r o ß e m Bestände augenblicklich reichlicher geliefert werden kann. In den Verhandlungen mit Italien spielte weniger die Preis- als die M engenfrage eine Rolle, doch

i N a c h C o l l i e r y G u a r d i a n u n d I ro n a n d C o a l T r a d e s R ev iew .

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1260 G l ü c k a u f Nr . 50

wird man mit Rücksicht auf die a l lgemeine günstige Markt­lage Preise in H öhe der laufenden Notierungen zubil ligen, auch hinsichtlich der Staatszugehörigkeit der zur Ver ­ladung in Frage kommenden Schiffe sind keine Ein­schränkungen gem acht worden. Abgesehen von diesen italienischen Lieferungen, hat auch die sonstige Absatzlage für Q a s k o h l e dank der guten in- und ausländischen N ach­frage bedeutende Fortschritte gemacht. An K o k s k o h l e herrschte ziemliche Knappheit. Wenn die Nachfrage in ähnlichem Maße weiter zunimmt, wird man die Förderung entsprechend steigern müssen. Der vorwöchigen Nachfrage eines schwedischen W erks nach 100000 t Kokskohle fo lgte eine weitere von Helsingfors nach 10000 bis 20000 t. Ferner steht noch eine Nachfrage nach 32500 t Kokskohle und 10000 t Gaskohle offen. Die G aswerke von Gefle fragten nach 9500 t Gaskohle und die Kalmar Gaswerke nach 1600 t Kokskohle. K e s s e l k o h l e war nur in geringen M engen auf dem Markt verfügbar, sie ist infolge der u m ­fangreichen Anforderungen der letzten W ochen auf Monate hinaus fast gänzlich ausverkauft und nur noch im Zw ischen­handel zu haben, der damit gute Geschäfte macht. B u n k e r k o h l e neigte infolge der günstigen Absatz ­entwicklung zu Preissteigerungen. Auch zweite Sorten gingen derart gut ab, daß die großen Lagerbestände, die bisher einen starken Druck auf die Geschäftstätigkeit aus­geübt hatten, fast restlos geräumt sind. Hauptabnehmer waren wieder die britischen Kohlenstationen, doch wurden auch größere Mengen für unmittelbare Bunkerzwecke ab­genommen. Die ruhige Lage auf dem K o k s markt be­ruhte weniger auf einem Mangel an Nachfrage als v iel ­mehr auf der Unmöglichkeit, mehr zu liefern als her­gestell t werden kann. Die Errichtung weiterer Koksofen­batterien wird daher besonders begrüßt, zumal deren Erzeugung innerhalb des nächsten halben Jahres leicht unterzubringen sein wird. Die Notierungen blieben durch­w e g unverändert.

2. F r a c h t e n m a r k t . Auf dem britischen Kohlen­chartermarkt konnten sich die Frachtsätze dank der günstigen Geschäftslage gut behaupten, ln den nord­östlichen Häfen g ing infolge des Mangels an greifbarem Schiffsraum und an Verlademöglichkeit manches Geschäft verloren. Eine weitere Steigerung erhofft man in nächster Zeit aus dem Geschäft mit Italien. Die Nachfrage im Küstenhandel sowie auch im Geschäft mit Frankreich hat sich wesentlich gehoben. Der Handel mit dem Baltikum sowie mit den britischen Kohlenstationen verlief sehr zufriedenstellend. Angelegt wurden für Cardiff-Genua 7 s, -Le Havre 6 s 6 d, -Alexandrien 7 s 41/2 d, -Buenos Aires 9 s 6 d und für Tyne-Ham burg 5 s 6 d.

Die Entwicklung der Kohlennotierungen in den Monaten Oktober und Novem ber 1936 ist aus der nachstehenden Zahlentafel zu ersehen.

Art der Kohle

Oktober niedrig-! höch­

ster ster Preis

November niedrig-l höch­

ster ster Preis

s für 1 1.1 (fob)

beste Kesselkohle: Blyth . . . 16/ — 16'6 17/— 17/6Durham 16/6 176 17/6 17/6

kleine Kesselkohle: Blyth . . . 12/6 13/6 13/6 136Durham 1 4 / - 14/6 14/6 15/—

beste G a s k o h l e ............................ 14/8 14/8 14/8 15/6zweite Sorte Gaskohle . . . . 13/8 14/ — 14/— 14/6besondere G a s k o h l e ................... 15/ — 15/ — 15/— 156gewöhnliche Bunkerkohle . . 14/ — 14/6 14/— 15/6besondere Bunkerkohle . . . 15/ — 15/6 15/— 16/6K oksk oh le .......................................... 13/8 14/6 14/6 156G i e ß e r e i k o k s ................................ 24/— 26/ — 24/— 27/—G a s k o k s .......................................... 28/ — 30/— 28/— 3 5 / -

Über die in den einzelnen Monaten erzielten Fracht­sätze unterrichtet die fo lgende Zahlentafel.

Monat Genua

s

CarLe

Havres

d i f f -Alcxan-

driens

LaPlata

s

Rotter­dam

s

Ty ne- Ham­burg

s

Stock­holm

s

1914 : Juli 7/2 a/2 3/1U/4 7/4 14/6 3/2 3 / 5 1/4 4/7 »/a1933: Juli 5/11 3 /3 3/4 6/3 91- 3 /1 V2 3 /53/4 3/1 OVa1934 : Juli 6/8 3A 3/9 7/9 9/13/2 — — —1 9 3 5 : Juli 7/9 4/03/4 8/3 91- — — —

1 9 3 6 : Jan. — 4/23/4 71- 8/93/4 — 4 / - —Febr. — 3/9 61- 8/83/2 — 3/7V4 —März — 3/03/4 61- — — 3 /7 3/4 —April — 3/53/4 5 /9 8/103/4 — — —Mai — 3/23/2 61- 8 / 7 1 /4 — — —Juni — — 6/3 8/3 3/9 — —Juli — 3 /11 6 / 1 3/2 9/73/4 — — —Aug. — 3/83/4 6/43/4 8/6 4 - 4 /3 —Sept. — 3/1 1 3/4 6/6 8/11 — 4 / - —Okt. — 4/33/4 7/33/4 9/71/2 — — —Nov. — 5 / - 71- — — 4/3 —

L o n d o n e r P r e i s n o t ie r u n g e n für N e b e n e r z e u g n i s s e 1.

Auf dem Markt für T e e r e r z e u g n i s s e kam es in der Berichtswoche zum mindesten dem Um fang nach zu befriedigenden Abschlüssen. Preisänderungen traten jedoch nur für Solventnaphtha sowie für Pech ein, und zwar wurde die Notierung für Solventnaphtha von 1/4 — 1 / 4 14 auf 1/4 bis 1/5 s erhöht, während Pech von 35 auf 3 2 /6 —35 s nach­gab. Kreosot verzeichnete ein gutes Sichtgeschäft und konnte sich demzufolge leicht behaupten. Das Geschäft in Motorenbenzol verlief in ruhigen Bahnen, Rohnaphtha blieb stark vernachlässigt.

1 Nach Colliery Guardian und Iron and Coal Trades Review.

F ö r d e r u n g und V e r k e h r s l a g e im R u h r b e z i r k 1.

TagKohlen­

förderung

t

Koks­er­

zeugung

t

Preß-kohlen-

her-stellung

t

Wagenstellungzu den Brennstoffversand auf dem W asserw ege Wasser­

stand des Rheins bei Kaub (normal 2,30 m)

m

kohlenwerken d« (Wagen auf 10

zurückg rechtzeitig

gestellt

s Ruhrbezirks Ladegewicht führt)

gefehlt

Duisburg-Ruhrorter2

t

Kanal-Zechen-

H ä f e n

t

privateRhein-

t

insges.

t

Nov. 29. Sonntag 77 080 — 8 559 460 2,1130. 517 255 77 080 14 081 26 271 862 54 028 57 616 22 499 134 143 2,00

Dez. 1. 381 212 76 471 14 728 26 481 352 55 211 48 185 11 966 115 362 1,992. 387 328 78 327 14 012 27 291 19 50 471 43 440 14 858 108 769 1,963. 388 956 77 982 14 656 27 054 — 50 152 45 064 15 690 110 906 2,134. 392 758 79 000 14 526 27 323 — 51 334 39 142 16513 106 989 2,485. 429 860 78 024 15 183 27 338 — 47 695 39 300 15 877 102 872 3,02

zus. 2 497 369 543 964 87 186 170317 1693 308 891 272 747 97 403 679 041arbeitstägl. 416 228 77 709 14 531 28 386 282 51 482 45 458 16 234 113 174

1 V o r l ä u f i g e Z a h l e n . — 2 K i p p e r - u n d K r a n v e r l a d u n g e n .

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12. D e z e m b e r 19 3 6 G l ü c k a u f 1261

Der Ruhrkohlenbergbau im Oktober 1936.

Monats­durchschnitt

bzw.Monat

Ar­beits­tage

Kohlen­förderung Koksgewinnung

insges.

1000 t

ar-beits-täg-lich

1000 t

insges.

CS s l t != o ’oN -ü <3 r\j- . ■o -a^. re 5 re

1000 t 1000 t

tag: : aj o

“ •——N i

1000 t

1929 . . . 25,30 10 298 407 2850 2723 941930- . . . 25,30 8 932 353 2317 2211 761931 . . . 25,32 7 136 282 1570 1504 521932 . . . 25,46 6 106 240 1281 1236 421933 . . . 25,21 6 483 257 1398 1349 461934 . . . 25,24 7 532 298 1665 1592 551935 . . . 25,27 8 139 322 1913 1827 631936: Jan. 25,79 9 274 360 2171 2084 70

Febr. 25,00 8 663 '347 2095 2011 72März 26,00 8 609 331 2245 2146 72April 24,00 8 072 336 2114 2021 70Mai 24,00 8 255 344 2259 2163 73Juni 24,54 8 380 341 2245 2151 75Juli 27,00 8 977 332 2348 2250 76Aug. 26,00 8 776 338 2311 2214 75 |Sept. 26,00 9 008 346 2287 2193 76Okt. 27,00 9 890 366 | 2426 2327 78

Jan.-Okt. 25,53 8 790 344 j 2250 2156 74

o y • N

907349414452

.60

676969 6770727371 73 75

71

•- 1» - N o

13 296 11 481

8 169 6 7596 7697 6508 414

8 9399 262 9 360 9 484 9 564 9 698 9 698 9 720 9 742 9 792

9 526

Preßkohlen­herstellung

ms-ges.

beits-

313264261235247267283

318299260293271284 306 306 323 393

305

L».Sí %

Zahl der Beschäftigten (Ende des Monats)

Angelegte Arbeiter Beamte

davontäg­lich

000 t

o.re •a r

N

insges. inNeben­

be­trieben

berg­männische

Beleg­schaft

tech­nische

kauf­männi­sche

12 176 375 970 21 393 354 577 15 672 716910 147 334 233 19 260 314 973 15 594 708310 137 251 034 14 986 236 048 13 852 6274

9 138 203 639 13 059 190 580 11 746 565610 137 209 959 13 754 196 205 10 220 337411 133 224 558 15 207 209 351 10 560 352411 134 234 807 16 125 218 682 10 920 373812 136 238 639 16 937 221 702 11 125 387112 136 238 841 17 149 221 692 11 130 388810 133 239 187 17 249 221 938 11 164 390012 137 239 769 17 642 222 127 11 190 392011 139 241 416 17 933 223 483 11 236 394912 137 241 985 18 147 223 838 11 271 394711 137 242 502 18 342 224 160 11 292 394612 135 242 986 18 535 224 451 11 348 395612 139 244 156 18 776 225 380 11 368 396715 138 247 692 18 788 228 904 11 398 393512 137 241 717 17 950 223 767 11 252 3933

Z a h l e n t a f e l 2. Absatz und Bestände (in 1000 t).

Monats­durch­schnittbzw.

Monat

Bestände am Anfang der

Berichtszeit

1

1929 . . . .1930 . . . .1931 . . . .1932 . . . .1933 . . . .1934 . . . .1935 . . . . 1936: Jan.

Febr.MärzAprilMaiJuniJuliAug.Sept.Okt.

11272996325927642733252325491836196021952352229321772055213319711761

632 102801 166 5049 125573 225838 23508238813149 63034 132952 213048 133159 92880 8 2695 82654 92619 112510 14

1970 6786

10155 10301 10633 9490 7810 6071 6038 6179 6477 6556 6079 5676 5714 5 500 5155

Absatz2

> SK Ł- bc

f s S ■ = ! -

O -•—

Bestände am Ende der Berichtszeit

Kohle

= EO tízi't:° Z?t¿<-H 23

1062625422481841924375505553305937534251965005507652015465553958436539

2855 308 2012 259 1504 265 1262 240 1409 243 1762 268 2020 287 2286 312 2177 290 2149 268 2003 297 2539 272 2430 284 2389 306 2346 304 2396 320 2599 391

10317 8 342 7088 6117 65037 6888 322 9299 8529 8331 7 984 8748 8751 8954 8981 9362

10403

11123175322227322726250025131960219523522293217720552133197117611479

- 15 f-180- 37- 32- 7- 23- 36 -124 -236 -156- 58 -116 -122- 78 -162 -210 -282

Koks

0 = == o nS tat:

1 s<re -H £

11 12627

3106511555915826498537743034295230483159288026952634261925102337

- 5 + 305 + 66 + 19— 12- 98 —106 — 115— 82 + 96 + 111 — 280— 185— 41— 34— 109— 173

Preß­kohle

13 14

1471

108182798231321139

- 5,0- 4,0- 4,0- 4,0- 4,0- 1.0- 3,6- 6.5- 8,9- 8,3

4.4 -0,8

0,30,32,72,92.5

15

+ £

16

1953 7375

10203 10291 10613 9334 7 627 6047 6172 6457 6 564 6062 5707 5699 5509 5146 4642

- 17 -590- 48- 11 - 20 -156 -183- 25 -134 -278- 87 -493 -372- 23 -206 -354 -513

Gewinnung

Kohleif) — -T'' CI oü T3 ~ — Ol» s o -

17

Std :■° = 5 - - g fc * *1 * 1 +

.8 .5; ¡r'73 3 'S ~ re re n = c.

18

1030089327136610664837 532 8139 9274 8663 8609 80728 255 8 380 8977 8776 9008 9890

62475602478241604368503352946062557853524947496050795542537756336257

Koks Preßkohle

= -HL»N OUJ ¿

19 20

2851 3761 2317 3084 1570 2111 1281 17281398 1866 1665 2252 1913 2581 2171 2916 2095 280822452114225922452348231122872426

30152852304230363148311230733267

1+ .5 I « £

I u — —5 °re*

21 22

1 Koks und Preßkohle unter Zugrundelegung des tatsächlichen Kohleneinsatzes (Spalten Anfangsbestand mit dem Endbestand der vorhergehenden Berichtszeit nicht übereinstimmt, so bzw. Pechzusatz. — 2 Einschl. Zechenselbstverbrauch und Deputate.

313 292 264 246 261 243 235 219 247 229 267 248283 264 318 296 299 277 260 243 293 273 272 253284 265 306 286 306 286 323 302 393 366

20 und 22) auf Kohle zurückgerechnet; wenn daher der liegt das an dem sich jeweils ändernden Koksausbringen

P A T E N T B E R I C H T .Gebrauchsmuster-Eintragungen,

bekanntgemacht im Patentblatt vom 26. November 1936.

5b. 1 3 9 1 3 8 2 . Firma Heinr. Korfmann jr., Witten. Schräm- und Schlitzmaschine. 4. 4. 36.

5 b. 13 9 1 4 0 6 . W ilhelm Stegemann, Unna. Bohrstaub- schutzgerät für Aufbrüche. 1. 10. 36.

5b. 1391407. G ewerkschaft Wallram, Essen. Bohrer, besonders Drehbohrer, mit Hartmetallauflagen. 5. 10. 36

5 b. 1 3 9 1 6 0 9 . Maschinenfabrik Hermann Meier, Dort- mund-Körne. Sohlenstütze zum Vorschubgerät für Bohr­hammer oder Bohrmaschine. 3. 10. 36.

5b. 1 3 9 1 9 6 7 . Gebr. Eickhoff, Maschinenfabrik und Eisengießerei, Bochum. Schräm- und Schlitzmaschine.2. 11. 35.

5c . 1 3 9 1 3 6 9 . Heinrich Toussaint, Berlin-Lankwitz, und Bochumer Eisenhütte Heintzmann & Co. G. m. b. H., Bochum. Lose auf setzbares Kopfstück für Grubenstempel zur Aufnahme von Schaleisen. 1*3. 9. 35.

5c. 1 3 9 1 4 0 4 . Gewerkschaft Reuß, Bonn. Ausbau­vorrichtung für den Bruchbau. 30. 9. 36.

5d. 1 3 9 1 3 7 1 . Maschinenfabrik und EisengießereiA. Beien G. m. b. H., Herne. Vorrichtung zum Einbringen von Bergeversatz in das abgebaute Feld. 15. 10. 35.

5d . 1 3 9 1 4 0 8 . Paul Stratmann, Dortmund. Auseinander­ziehbare Zubringerrutschen für Grubenbetriebe. 5. 10. 36.

5d. 1 391 965. Gebr. Eickhoff, Maschinenfabrik und Eisengießerei, Bochum. Vorrichtung zum seitlichen Aus­tragen von Bergen aus Kratzerförderern. 31. 1 0 .35 .

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1262 G l ü c k a u f N r. 50

81 e. 1 3 9 1 4 2 8 . Pfingstmann-W erke AG., Reckling­hausen S 2. Schüttelrutsche mit Schraubenverbindung. 2 8 . 1 0 .3 6 .

81 e. 13 9 1 5 1 6 . Gebr. Eickhoff, Maschinenfabrik und Eisengießerei, Bochum. Auf einem Gestänge verlagerte Schüttelrutsche. 20. 2. 36.

81 e. 1391 576. Maschinenfabrik M önninghoff G .m .b . H., Bochum. Förderwagenseitenkipper ohne Auf- und Ablauf- gleis. 2. 9. 35.

81 e . 1 3 9 1 7 2 3 . Orenstein & Koppel AG., Berlin SW 61. Kübel mit Bodenkegelverschluß. 24. 10. 36.

P a te n t -A n m e ld u n g e n ,die vom 26. November 1936 an drei Monate lang in der Auslegehalle

des Reichspatentamtes ausliegen.

1 a, 3. Sch. 109640. Schüchtermann & Kremer-Baum AG. für Aufbereitung, Dortmund. Verfahren und Vorrich­tung zum'Betriebe von Setzmaschinen. 3 1 . 3 . 3 6 .

5b, 32. K. 139704. Eleinr. Korfmann jr., Maschinen­fabrik, Witten (Ruhr). Fahrbare Einbruchkerbmaschine für den Grubenbetrieb.'23. 10. 35.

5d , 11. M. 128950. F .W .M ol l Söhne Maschinenfabrik, Witten (Ruhr). Bremsförderer für Kohlen oder Berge bei steilem Einfal len. 26. 10. 34.

10a , 22/04. K. 131218. Heinrich Köppers G . m . b . H . , Essen. Stetig betriebener senkrechter Kammerofen. 18 .8 .33 .

10a, 24/01. O. 21780 . Orenstein & Koppel AG., Berlin. Einrichtung zum Verschwelen von stark ölhalt igen pflanz­lichen Stoffen, besonders von Palmölkernschalen. 15. 4. 35.

3 5 b , 7/08. A. 66082. Allgemeine Elektrizitäts-Gesell ­schaft, Berlin. Stromzuführung für Bagger, Förderbrücken usw. 27. 5. 32.

35c , 3/05. H. 144569. Dipl.-Ing. Will Heuelmann, Bochum-Werne. Starr mit ihrem Hebel verbundene Brems­backe für Fördermaschinenbremsen. Zus. z. Pat. 602196 . 7. 8. 35.

81 e, 23. B. 170725. Bong’sche Mahlwerke G . m . b . H . , Süchteln (Rhld.) . Fördervorrichtung für scharfkantiges Schüttgut, wie Chamotte, Sand u. dgl., bei der an einer in einem trogartigen Gehäuse drehbaren Welle mit Hilfe von Bolzen, die sie durchsetzen, Förderflügel befestigt sind.13. 8. 35.

81 e, 89/01. B. 169953. Bamag-Meguin AG., Berlin. Schrägaufzugwagen oder Kübel mit einem Abdeck­verschluß. 3 1 . 5 .3 5 .

81 e, 123/01. D. 69373 . Demag AG., Duisburg. Ver­ladebrücke. 1 8 .1 2 .3 4 .

D e u t sc h e P a ten te .

(Von dem Tage, an dem die Erteilung eines Patentes bekanntgemacht worden ist, läuft die fünfjährige Frist, innerhalb deren eine Nichtigkeitsklage gegen

das Patent erhoben werden kann.)

l a ( 2 6 10). 638357, vom 27. 10. 31. Erteilung bekannt­gemacht am 22. 10. 36. A l f r e d O. S c h u l z e in H a m b u r g . Frei schwingendes Zittersieb zur Aufbereitung von Mine­ralien und sonstigen Stoffen.

Der das Siebgewebe enthaltende, durch Schwung­massen angetriebene Rahmen ist mittelbar oder unmittel­bar am frei schwingenden Schenkel von gebogenen Federn aufgehängt, die nach allen Richtungen senkrecht zur Sieb­fläche oder in einer senkrechten Ebene leicht nachgeben können. Falls der Rahmen mittelbar aufgehängt ist, dienen zu seiner Verbindung mit den gebogenen Federn gerade Federn, deren B ewegung in der Förderrichtung des Siebes einerseits durch einen festen Anschlag, anderseits durch eine Stellvorrichtung begrenzt ist.

l a ( 2 8 20). 638358, vom 4 . 7 . 3 0 . Erteilung bekannt­gemacht am 2 2 . 1 0 .3 6 . C a r l s h i i t t e AG. f ü r E i s e n ­g i e ß e r e i u n d M a s c h i n e n b a u i. L iq u . in W a l d e n b u r g - A l t w a s s e r . Verfahren und Einrichtung zum Setzen feuchten und körnigen Gutes.

Das Gut wird über eine siebartige, senkrecht zu ihrer Ebene gerüttelte, schräg liegende Setzfläche bewegt, im ersten Teil dieser Fläche durch Bebrausen von den feinsten Verunreinigungen befreit und während der weitern Be­w eg un g entwässert. Am Ende der Setzfläche werden die übereinanderliegenden Gutbestandteile von verschiedenem spezifischem Gewicht in bekannter Weise getrennt von der Setzfläche entfernt.

5 b ( 4 1 10). 638435, vom 2 5 . 2 . 3 6 . Erteilung bekannt­gemacht am 29. 10. 36. L ü b e c k e r M a s c h i n e n b a u -

G e s e l l s c h a f t in L ü b e c k . Gerät zum Aushalten eines Zwischenmittels. Zus. z. Pat. 579742 . Das Hauptpatent hat angefangen am 17. 12. 32.

Das an dem auf der Böschung des Arbeitsstoßes verschiebbare sow ie auf- und abwärts bewegbare Förder­gefäß angebrachte, das Zwischenmittel ausarbeitende Schrämwerkzeug ist an dem auf dem Fördergefäß be­fest igten T raggestel l in der Verschieberichtung des G e ­fäßes, d. h. quer zu dessen Hubrichtung, verschiebbar g e ­lagert. Das Gefäß ist in mehrere Kammern geteilt , deren Inhalt dem Inhalt eines Fördervvagens entspricht. Das Fördergefäß mit dem Schrämwerkzeug ruht mit Hilfe von Gleisketten auf der Böschung auf und ist an zwei un­abhängig voneinander anzubringenden, zum Heben -und Senken des Gefäßes dienenden Seilzügen aufgehängt, die es dadurch, daß nur einer von ihnen angetrieben wird, ermöglichen, das Gefäß quer zu verschieben.

5 c ( 1 0 01). 638436, vom 2 8 . 5 . 3 5 . Erteilung bekannt­gemacht am 2 9 . 1 0 .3 6 . W i l h e l m F e h l e m a n n in D u i s ­b u r g . Nachgiebiger Grubenstempel. Zus. z. Pat. 637121 . Das Hauptpatent hat angefangen am 1 5 .5 .3 4 .

In dem Kolben des innern Rohres des Stempels, durch dessen mit einem durch eine Feder belasteten Ventil ver­sehene axiale Bohrung bei auftretendem Gebirgsdruck Flüssigkeit aus dem äußern Rohr des Stempels in dessen inneres Rohr tritt, sind drei Dichtungskammern vorgesehen. Zwei davon haben eine Haarfilzpackung, während die dritte als Ventilkammer ausgebildet ist. Diese Kammer enthält einen als Dichtung und Regelvorrichtung dienenden durch­bohrten Gummipfropfen. Die Dichte der Haarfilzpackung der beiden Kammern des Kolbens kann durch Ste l l ­schrauben geändert werden, ln den Kammern sind zwecks Abdeckung der Durchtrittskanäle für die Flüssigkeit kreuzweise genutete Scheiben vorgesehen. Als Flüssigkeit verwendet man in Wasser ge löstes Bohrfett.

10a ( 1 9 01). 638481, vom 9. 1. 34. Erteilung bekannt­gemacht am 2 9 . 1 0 .3 6 . C a r l S t i l l G . m . b . H . in R e c k ­l i n g h a u s e n . Einseitig beheizter Koksofen mit Einrich­tungen zur Innenabsaugung der Destillationsgase.

Die Destil lationsgase und -dämpfe werden aus der Kammerfüllung durch in ihr in der Nähe der unbeheizten Wand der Ofenkammern vorgesehene senkrechte Kanäle abgesaugt, in die Absaugrohre hineinragen, die mit den Kanälen durch das schmelzende Kohlebitumen gasdicht verbunden werden. Das Absaugen der Gase und Dämpfe kann auch nur durch Absaugerohre bewirkt werden, die in der Nähe der unbeheizten Wand der Ofenkammern te ilweise in der Kohle l iegen und an ihrer nach der Kohle zu gerichteten Seite mit Schlitzen versehen sind. Zu beiden Seiten der unbeheizten Wand der Ofenkammern können an der Ofensohle Abzugöffnungen für f lüss ige und gas ­förmige Destil lationserzeugnisse vorgesehen werden, die sich an die bis zu ihnen herunterreichenden Kohlenkanäle oder Absaugerohre anschließen und in eine unterhalb der Wand l iegende gemeinsame Vorlage münden.

1 0a ( 3 6 09). 638304, vom 27. 11. 32. Erteilung bekannt­gemacht am 22. 10. 36. I n t e r n a t i o n a l H o l d i n g d e D i s t i l l a t i o n e t C o k é f a c t i o n à B a s s e T e m p é r a t u r e et M i n i è r e » H o l c o b a m i « S o c i é t é A n o n y m e in B r ü s s e l . Nach dem Ringofenverfahren wirkender Retortenofen zum Schwelen von Kohle mit zwischen den Retortenkammern eingeschalteten Verbrennungsvor- kammern. Priorität vom 2 1 . 3 . 3 2 ist in Anspruch g e ­nommen.

Die Retortenkammern des O fens und zwischen diesen eingeschaltete Verbrennungskammern bilden mit einer mit Gebläse zur Rückführung der Verbrennungsgase in den Ofen ausgestatteten Leitung einen geschlossenen Kreis. Infolgedessen werden die Verbrennungsgase von der letzten in der Vorwärmung befindlichen Kammer in die erste im Abkühlungszustand befindliche Kammer zurück­geführt. Die die Kammern verbindende Leitung ist mit den Eintritts- und Austrittskanälen aller Schweikammern verbunden. Dabei sind in den Kanälen Schieber vor­gesehen, die es ermöglichen, beiderseits des Gebläses liegende Teile der die Kammern verbindenden Leitung mit allen Eintrittskanälen oder mit allen Austrittskanälen in Verbindung zu bringen. Die Verbrennungskammern werden durch Brenner einzeln mit Heizgasen und Verbrennungs­luft gespeist. Die Brenner sind in Nischen der Vorkammern

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i z . u e z e m o e r i y 50 G l ü c k a u f 1263

angeordnet, die nur nach einer Seite, und zwar in Richtung des Rauchgaszuges, o ffen sind. Ferner sind die Ver­brennungskammern jeder Schweikammer längs den Längs­wänden dieser Kammern angeordnet, während die Ein­tritts- und Austrittskanäle für die Rauchgase zwischen den Schweikammern übereinander und quer zu den Kammern liegen.

10a ( 3 6 10) . 638199, vom 1 7 .7 .3 4 . Erteilung bekannt­gemacht am 22. 10. 36. P i t t s b u r g h C o a l C a r b o n i - z a t i o n C o m p a n y in P i t t s b u r g (V. St. A.,). Verfahren und Anlage zum Herstellen von Koksbällen. Priorität vom20. 7. 33 ist in Anspruch genommen.

Einem großen Vorrat von Kohle wird zwecks Ver­ringerung der Backfähigkeit geröstete Rohkohle zeitweise oder fortlaufend zugesetzt. Von dem Vorrat, der in seinem Behälter ständig umlaufen und während des Umlaufes ständig oder zeitweise erhitzt werden kann, werden for t ­laufend abgemessene kleine Teilmengen zwecks Verkokung in einen Drehofen eingeführt. Die Backfähigkeit der in ihrer Backfähigkeit verringerten Vorratskohle kann vor dem Verkoken durch Zusatz von schwächer vorbehandelter Kohle erhöht werden. Die Anlage hat einen Ofen, in dem die Backfähigkeit der Kohle herabgesetzt wird, einen Dreh­rohrofen zur H erste l lung der Koksbälle durch T ieftem pe­raturverkokung, einen geschlossenen Kreis von Förder- vorrichtungen für die Vorratskohle und einen von diesem Kreis abgezweigten, in sich geschlossenen Kreis von

Fördervorrichtungen für die zu verkokenden Teilmengen der Vorratskohle. Durch die Fördervorrichtungen wird die Kohle zwecks wiederholter Vorbehandlung durch erhitzte Stockwerke befördert. Von diesem lassen sich ein oder mehrere Stockwerke durch Umlenkvorrichtungen aus­schalten, die in der Ausschaltstellung auf den W eg der Hauptkohlenmenge hin gerichtet sind.

1 0b ( 9 02). 638373, vom 13. 7. 35. Erteilung bekannt­gemacht am 29. 10. 36. M a s c h i n e n f a b r i k B u c k a u R. W o l f AG. in M a g d e b u r g . Einrichtung zum Kühlen, besonders von Braunkohlenbriketten.

Die Einrichtung hat einen endlosen Bandförderer. Auf der Welle der hintern Umkehrrolle dieses Förderers ist auf jeder Stirnseite der Rolle je eine am U m fa n g und außen geschlossene, nach der Rolle zu of fene Zellentrommel be­fest igt. Die Zellenwände der Trommeln eilen nach Art der Schaufeln eines Schraubenlüfters an der o ffyren Seite der Trommel nach. Die vom obern Trumm des Förderers abfallenden Teile des zu kühlenden Gutes (Brikette) werden durch ein dachförmiges Rutschblech in die sich abwärts bewegenden Zellen der Zellentrommeln geleitet und gleiten aus den Zellen über die in der Drehrichtung hinten liegenden Zellenwände bei der Aufwärtsbewegung der Zellen auf das untere Trumm des Förderers. Die offene Seite der Zellentrommeln ist von der Stelle , an der das Gut in die Zellen tritt, bis zu der Stelle , an der es auf den Förderer gleitet, durch ortsfeste Bleche abgedeckt.

Z E 1 T S C H R I F T E N S C H A U ' .(Eine Erklärung der Abkürzungen ist in N r . l auf den Seiten 27—30 veröffentlicht. * bedeutet Text- oder Tafelabbildungen,)

M i n e r a lo g ie und G e o l o g i e .

Ü b e r d i e g e o l o g i s c h - p a l ä o n t o l o g i s c h en V e r ­h ä l t n i s s e n ö r d l i c h v o n T e p l i t z - S c h ö n a u . Von Stiefl. Schlägel u. Eisen, Brüx 34 (1936) S. 257/64*. G eo ­logische Lagerung. Grundwasserverhältnisse. Fossi lvor ­kommen.

D i e e r d g e s c h i c h t l i c h e B e d e u t u n g d e r W i r b e l ­t i e r f u n d e im G e i s e l t a l . Von W eigelt. Bergbau 49 (1936) S. 441/46*. Beschreibung der bemerkenswerten Fossilfunde. Schlußfolgerungen.

E i n e v e r e i n f a c h t e M e t h o d e d e r M ä c h t i g k e i t s ­b e s t i m m u n g v o n K o h l e n s t o ß e n . Von Wölk. Braun­kohle 35 (1936) S. 852 /55* . Das Verfahren besteht in der Feststellung des Anteils des Kohlenstoßes an einem vorher aufgestellten Flözprofi l . Anwendungsbeispiele .

L e s m i n e r a i s r u s s e s d e m a n g a n è s e . Von Déribéré. Mines Carrières 15 (1 9 3 6 ) Nr. 169, S. 1/4*. Beschreibung der Manganerze führenden Bezirke. G ewinnung und Außenhandel.

T a l c o , a n e w o i l f i e l d in n o r t h e a s t e r n T e x a s . Von Olcott. Min. & M etallurgy 17 (1936) S. 519/20*. G eo ­logische und lagerstättüche Beschreibung eines neuen Erdölfeldes im Staate Texas.

B e r g w e s e n .

E r s c h l i e ß u n g u n d G e w i n n u n g v o n E r d ö l . Von Schlicht. Öl u. Kohle 12 (1 9 3 6 ) S. 1016/19*. Fortschritte in der Bohrtechnik. Zunahme der Teufe. (Schluß f.)

T r e p c a M i n e s L td . III. D e v e l o p m e n t a n d m i n i n g m e t h o d s . Von Lorimer. Min. & M etallurgy 17 (1936) S. 514/18*. Erläuterung des Abbau- und Versatzverfahrens auf der etwa 100 m mächtigen Erzlagerstätte.

D e v e l o p m e n t s in m a c h i n e - m i n i n g . Iron Coal Trad. Rev. 133 (1 9 3 6 ) S. 840 /53* . Beschreibung des Ein­satzes verschiedener Gewinnungsmaschinen unter be- sondern Betriebsverhältnissen im britischen Steinkohlen­bergbau. Schrämmaschinen, Schüttelrutschen, Bohrmaschi­nen, Abbauhämmer.

L e s c h a r g e u s e s C o n w a y d a n s l e s m i n e s d e f e r de U E s t . Von Depoux. Rev. Ind. minér. 16 (1936) Mémoires S. 1121/35*. Beschreibung der Ladevorrichtung Bauart Conway. Verwendungsmöglichkeiten. Einteilung und Überwachung der Arbeiten. Abbauverfahren.

U n t e r s u c h u n g e n ü b e r d i e W i r k u n g v o n D r u c k ­f o r m e n u n d H o h l f o r m e n in a l l s e i t i g g e s p a n n t e m

1 Einseitig bedruckte Abzüge der Zeitschriftenschau für Karteizwecke sind vom Verlag Olückauf bei monatlichem Versand zum Preise von 2,50 für das Vierteljahr zu beziehen.

G e s t e i n z u r K l ä r u n g v o n G e b i r g s d r u c k f r a g e n . Von Dommann. (Schluß.) Glückauf 72 (1936) S. 1199/203*. Auswertung der Versuchsergebnisse für den Abbau. A ll ­gemeine Folgerungen.

N e u z e i t l i c h e r S t r e c k e n a u s b a u in B e t o n u n d H o l z . Von Shaliper. (Schluß.) Schlägel u. Eisen, Brüx 34 (1936) S. 251/57*. Hinterfüllung der Ausbaue durch Ver­satz. Holzklötzelausbau. Vor- und Nachteile der ver­schiedenen Ausbauverfahren.

T r a î n a g e m é c a n i q u e à g r a n d r e n d e m e n t d a n s u n e m i n e d e f e r à c i e l o u v e r t . Von Noël. Rev. Ind. minér. 16 (1936) Mémoires S. 1149/56*. Abbauverfahren. Beschreibung des Förderverfahrens nach W oodford und Anwendung auf einer spanischen Grube.

T r a n s p o r t d e m i n e r a i p a r c o u l o i r s o s c i l l a n t s é l e c t r i q u e s à la m i n e O t t a n g e 2 ( M o s e l l e ) . Von Jacob. Rev. Ind. minér. 16 (1936) Mémoires S. 1136/48*. Abbauverfahren unter Verwendung elektrisch angetriebener Schüttelrutschen mit schwenkbarem Aufgabeende. E rgeb ­nisse praktischer Versuche. Wirtschaftlichkeit und Kosten. Vorzüge und Nachteile von Schüttelrutschen.

S e p t i è m e C o n g r è s i n t e r n a t i o n a l d e s A c c i d e n t s e t d e s M a l a d i e s d u T r a v a i l . Von Langelez. Ann. Mines Belg. 37 (1936) H. 2, S. 361 /92 . Bericht über die g e ­haltenen Vorträge, in denen zu Fragen der Bekämpfung der Industriestaube und der gesundheitsschädlichen Wir­kung der aus gasreichen Flözen entweichenden Gase Stellung genommen wird.

D i e B e d e u t u n g v o n K o h l e n d i o x y d u n d g e ­b u n d e n e m W a s s e r f ü r d i e G e s t e i n s t a u b s t r e u u n g . Von Wöhlbier. Glückauf 72 (1936) S. 1203/05*. Bericht über Versuche von Mason und Wheeler.

C o n s i d é r a t i o n s s u r l e s c e i n t u r e s d e s û r e t é . Von Legrand. Ann. Mines Belg. 37 (1 936) H. 2, S. 435/39*. Prüfungsergebnisse von Sicherheitshaken für Bergleute, die in Schächten u. dgl. arbeiten.

A m e r i c a n c o a l p r é p a r a t i o n p r a c t i c e . Von Morrow. Min. Congr. J. 22 (1936) Nr. 10, S. 4 4 /4 6 und 55. Stand der Kohlenaufbereitung in den Vereinigten Staaten. Kennzeichnung verschiedener vorwiegend im amerikanischen Bergbau gebräuchlicher Aufbere itungs­verfahren.

D a m p f k e s s e l - und M a s c h i n e n w e s e n .

B e r i c h t d e s V e r e i n s z u r Ü b e r w a c h u n g d e r K r a f t w i r t s c h a f t d e r R u h r z e c h e n zu E s s e n ü b e r d a s G e s c h ä f t s j a h r 1935/36. (Schluß.) Glückauf 72 (1936) S. 1205 09. Versuche an chemischen Einrichtungen.

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1264 G l ü c k a u f i \ r . du

Sonstige Untersuchungen und Forschungsarbeiten. Labo­ratorium. Technische Neuerungen. Tätigkeit der elektro­technischen Abteilung.

T h e c a r e a n d m a i n t e n a n c e o f w a s t e - h e a t b o i l e r s . Von Poulson. Gas J. 216 (1936) S. 540/45*. Kessel mit natürlichem Zug. Wartung, Rohrreinigung, Ab­gase und Ziegelmauerwerk. Künstlicher Zug durch Gebläse. Speisewasserbehandlung und -zufuhr. Kesselwirkungsgrad. Ursachen des Spuckens. Aussprache.

E lek tro tech n ik .

E l e k t r o t e c h n i s c h e A u f z e i c h n u n g e n v o n e i n e r S t u d i e n r e i s e n a c h d e m O s t e n d e r V e r e i n i g t e n S t a a t e n v o n A m e r i k a . Von Wüper. Elektrotechn. Z. 57 (1936) S. 13/44*. Schaltanlagen, Leitungen, Anwendung der Elektrizität im Haushalt, Aufzüge und Krananlagen, Energiewirtschaft, Elektrizitätswerksbetrieb, Tarife.

D e v e l o p m e n t s in m i n i n g e l e c t r i c a l m a c h i n e r y . Von Cotton. Min. J. 195 (1936) , Anhang zu Nr. 5283. Elektrische Fördermaschinen, Lüfter, Luftverdichter, Förderhaspel, Pumpen, andere elektrische Bergwerks­maschinen.

D i e E n t w i c k l u n g d e r e l e k t r i s c h e n E n e r g i e - f e r n ü b e r t r a g u n g . Von Kühn. Elektrotechn. Z. 57 (1936) S. 1369/72*. Überblick über die Entwicklung in tech ­nischer und wirtschaftlicher Beziehung.

H ü tte n w e s e n .

Ü b e r d i e m a g n e t i s c h e n E i g e n s c h a f t e n d e r E i s e n e r z e u n d i h r e r R ö s t e r z e u g n i s s e . Von Luyken. Met. u. Erz 33 (1936) S. 589/94*. Notwendigkeit der Unter­suchungen. Bisherige Anschauungen. Neue Versuchsergeb­nisse. Aussichten der betrieblichen Anwendung einer erst reduzierend, dann oxydierend wirkenden Röstung auf arme deutsche Eisenerze.

E m p o i s o n n e m e n t s p r o v o q u é s d a n s l e s é t a ­b l i s s e m e n t s i n d u s t r i e l s p a r l e d é g a g e m e n t d ’ a r s e - n a m i n e o u h y d r o g è n e a r s é n i é ( A s H 3). Von Verbouwe. Ann. Mines Belg. 37 (1936) H. 2, S. 425/33. Eigenschaften von Arsenwasserstoff . Bildungsbedingungen in Metall ­hütten.

D e t e r m i n a t i o n o f g o l d c o n t e n t in o r e s . Von Richards. Min. Congr. J. 22 (1936) Nr. 10, S. 50/52''. Schwierigkeiten des Probenehmens. Laboratoriumsöfen für die Behandlung der Proben.

C h e m isc h e T e c h n o lo g ie .

T h e n e w c o k e o v e n p l a n t at B r a n c e p e t h C o l l i e r y . Von Futers. Col liery Guard. 153 (1936)S. 897/99*. Kurze Beschreibung der neuen Kokerei mit Nebenproduktenanlage.

La c a r b o n i s a t i o n , la v a l o r i s a t i o n d e s f i n s m a i g r e s e t l a f a b r i c a t i o n d e s c o m b u s t i b l e s d o m e s t i q u e s . Von Verdinne. Ann. Mines Belg. 37 (1936)H. 2, S. 393/423*. Statistische Angaben über die belgische Steinkohlenindustrie. Verkokung. Feste, flüss ige und g a s ­förmige Erzeugnisse. Vorgang der Verkokung. W ärm e­übergang. Die Herstellung von Hausbrandbrennstoffen.

C o k e t r e a t m e n t p l a n t at B i r m i n g h a m . Von Scott. Gas J. 216 (1936) S. 537/40. Betriebsgang der Anlage. Hausbrand- und Industriekoks. Trockenaufbereitung des Kokses. Birtley-Verfahren. Besonderheiten der Anlage. Aussprache.

C a t a l y t i c r e a c t i o n s o f c a r b o n w i t h s t e a m - o x y g e n m i x t u r e s . Von Flees und White. Ind. Engng. Chem. 28 (1936) S. 1301/09*. Anordnung der Versuche. Das günstigste Dampf-Sauerstoffgemisch. Einfluß von Kohlenstoffanhäufungen. Die chemischen Vorgänge. Kata­lyse der Dampf-Kohlenoxydreaktion.

P y r o l y s i s o f p r o p a n e a n d t b e b u t a n e s . Von E g lo f f , Thomas und Linn. Ind. Engng. Chem. 28 (1936) S. 1283/94*. Untersuchung des Verhaltens von Butan und Propan bei geringen Überdrücken und Temperaturen von 6 0 0 - 7 0 0 ° C. Verhältnisse für das höchste Ausbringen an Olefinen.

Ü b e r p h y s i k a l i s c h e E i g e n s c h a f t e n t e c h n i s c h e r G a s e . Von Otto. Feuerungstechn. 24 (1936) S. 187/89 Normzustand. Normkubikmetergewicht. Molvolumen. H eiz ­werte.

K a t a l y t i s c h e B e h a n d l u n g v o n K r a c k g a s e n z u r H e r s t e l l u n g v o n T r e i b m i t t e l n . Von Egloff . Petroleum 32, (1936) H. 46, S. 1/6*. Katalytische Polymerisat ion.

Gasanalyse. Ausbeute an Polymerbenzin und dessen Eigen­schaften.

Ü b e r d i e V e r w e n d u n g v o n B r a u n k o h l e n - S p a l t b i t u m e n a l s S t r a ß e n b a u s t o f f . Von Heinze und Tschirpig. Braunkohle 35 (1936) S. 845/51*. Unter­suchung von Braunkohlen-Spaltbitumen und seiner Mischungen mit Öl. (Schluß f.)

C h e m i e und P h y s i k .

O x i d a t i o n o f c o a l at s t o r a g e t e m p e r a t u r e s ; e f f e c t on c a r b o n i z i n g p r o p e r t i e s . Von Schmidt, Eider und Davis. Ind. E ngng. Chem. 28 (1936) S. 1346/53*. Oxydationseinrichtung und Verfahren. Laboratoriums­mäßige Verkokungsanlage. Versuche und deren Ergebnisse.

D a s T r i o d o m e t e r . Von Ehrhardt. Chem. Fabrik 9 (1936) S. 509/17*. Beschreibung eines Geräts zur Aus­führung elektrometrischer Meßanalysen. Anwendungs­beispiele.

G e s e t z g e b u n g und V e r w a l tu n g .

R i c h t l i n i e n f ü r d i e E i n h e i t s b e w e r t u n g d e r S t e i n k o h l e n b e r g w e r k e . Von Elias. Glückauf 72 (1936) S. 1193/99*. Frühere Bewertungen. Einheitsbewertung zum Stichtag am 1. Januar 1935.

W irtschaft und Stat ist ik .

D i e B r a u n k o h l e n w i r t s c h a f t d e r W e l t u n d D e u t s c h l a n d s 1935. Von Bauer. Techn. u. Wirtsch. 29 (1936) S. 325/27*. Braunkohlenförderung und Weltkohlen­wirtschaft. Verwendung der Braunkohle als Rohstoff und in der Treibstoffwirtschaft . Entwicklung der deutschen Braunkohlengebiete.

T h e S o u t h W a l e s c o a l i n d u s t r y . Iron Coal Trad. Rev. 133 (1936) S. 83 1 /3 2 und 853*. Statistische Über­sicht. Zunehmende Verwendung von Maschinen.

G e r m a n y ’ s n o n - f e r r o u s m i n e r a l i n d u s t r i e s . Von Wright. Min. J. 195 (1936) S. 1017/19. Gesamtüber­sicht über die gegenwärtige Lage und die künftigen M ö g ­lichkeiten. Blei- und Zinkindustrie. (Forts, f.)

F e d e r a l p o w e r a n d m i n e r a l i n d u s t r i e s o f t h e W e s t e r n S t a t e s . Von Finch. Min. Congr. J. 22 (1936) Nr. 10, S. 13/17 und 52*. Die Bedeutung der neuen großen Wasserkraftwerke in den Weststaaten für den Ausbau der Mineralindustrie.

V erk eh rs - und V e r la d e w e s e n .

V e r g l e i c h s v e r s u c h e ü b e r d e n B e t r i e b e i n e s L a s t k r a f t w a g e n m o t o r s m i t S t a d t g a s u n d f l ü s ­s i g e m T r e i b s t o f f . Von Baumann und Conrad. Gas-u. Wasserfach 79 (1936) S. 855/58*. Versuchsaufbau und Versuchsergebnisse.

F ö r d e r m i t t e l a u f d e u t s c h e n M e t a l l h ü t t e n . Von Blum. Met. u. Erz 33 (1936) S. 594/99*. Ungünstige Förderaufgaben auf den Metallhütten. Lösung der ein­zelnen Aufgaben. Anregung zur Verwendung weniger be ­kannter Fördermittel. Beispiele aus ändern Industrien.

A u ss te l lu n g s - und U n te r r ic h t sw e se n .

C a r d i f f E n g i n e e r i n g E x h i b i t i o n , 1936. Iron Coal Trad. Rev. 133 (1936) S. 833/39*. Beschreibung zahlreicher neuer Maschinen für den Bergwerksbetrieb.

P E R S Ö N L I C H E S .Der wissenschaft liche Angestellte Dr. K u t s c h e r bei

der Preußischen G eologischen Landesanstalt in Berlin ist zum außerplanmäßigen G eo logen daselbst ernannt worden.

Beurlaubt worden sind:der Bergassessor S a n d e r s vom 15. N ovem ber an auf

weitere sechs Monate zur Fortsetzung seiner Tätigkeit bei der Siemens & Halske AG. und der Siemens-Schuckert- werke AG. in Berlin,

der Bergassessor R a h l e n b e c k vom 1. N ovem ber an auf ein weiteres Jahr zur Fortsetzung seiner Tätigkeit bei der AG. für Bergbau, Blei- und Zinkfabrikation zu Stol- berg und in Westfalen, Betriebsabteilung Schwarzwälder Erzbergwerke in Kappel.