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Gliederung Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum Kap. 5 1 1. Übersicht über dogmengeschichtliche Zusammenhänge 2. Vorläufer der Ökonomie in Antike und Mittelalter 3. Merkantilismus und Kameralismus 4. Physiokratie 5. Klassik 6. Gegenbewegungen zur Klassik 7. Neoklassik

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Gliederung

Geschichte der ökonomischen Theorie, Prof. Dr. van Suntum Kap. 5

1. Übersicht über dogmengeschichtliche Zusammenhänge

2. Vorläufer der Ökonomie in Antike und Mittelalter

3. Merkantilismus und Kameralismus

4. Physiokratie

5. Klassik

6. Gegenbewegungen zur Klassik

7. Neoklassik

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Klassik (1776 – 1870)5. Klassik

• Aufklärung (J. Locke, T. Hobbes)• Naturrecht (Aristoteles)• Individualismus, Utilitarismus

(Francis Hutcheson, Jeremy Bentham)

• Christliche Ethik (T. von Aquin)

Vier Grundströmungen fließen zusammen

John Locke (1632 – 1704)

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Klassik = doppelter Reflex auf vorhergehende Lehren5. Klassik

• Konsequenzen entscheiden, nicht guter Wille (B. von Mandeville: „Bienenfabel“ )

• Kontrolle durch Wettbewerb, nicht durch Gewissen, Staat oder Beichte (Preise, Löhne, Zinsen...)

• Geld unwichtig „klassische Dichotomie“

• Volks- statt Fürstenwohlstand

• Spontane Ordnung statt staatlicher Planung

...auf Scholastik: positive statt normative Theorie

...auf Merkantilismus: Umkehrung wichtiger

Lehren in ihr Gegenteil (Weidenrutenbeispiel)

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Mandevilles Bienenfabel5. Klassik

• Mandevilles Bienenfabel (The fable of the bees, 1723) ist ein Buch des holländischen Arztes Mandeville (1670-1733), welches am Beispiel des Bienenstaates den Nachweis versucht, dass der Wohlstand eines Volkes auf der Betriebsamkeit seiner Bürger, diese aber auf ihren Leidenschaften und Lastern, nicht auf ihren Tugenden beruhe. Alle vermeintlichen Tugenden entspringen nur aus Eitelkeit und Egoismus.

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Textauszüge5. Klassik

“Trotz all dem sündlichen Gewimmel War’s doch im Ganzen wie im Himmel. In Krieg und Frieden warb mit Kunst Manch fremde Macht um ihre Gunst; Ihr Überfluß an Geld und Leben Ließ immer sie den Ausschlag geben. - Wie hat’s ein solches Land doch gut, Wo Macht ganz auf Verbrechen ruht !

Die Tugend, die von Politik Gelernt gar manchen schlauen Trick, Auf der so vorgeschriebenen Bahn Ward nun des Lasters Freund; fortan Der Allerschlechteste sogar Fürs Allgemeinwohl tätig war. So herrscht im ganzen Einigkeit, Wenn auch im einzelnen oft Streit, Wie der Musik harmon’sche Schöne Entsprießet aus dem Streit der Töne. (...)

...; durch den Luxus finden Millionen Armer sich erhalten, Auch durch den Stolz, den alle schalten. Nicht minder dient der Neid sowie Die Eitelkeit der Industrie. Die Sucht, sich als modern in Speisen, In Kleid und Möbeln zu erweisen, Stets ein Objekt des Spottes zwar, Des Handels wahre Triebkraft war.”

“Wie das Gewerbe nun gedeiht Bei unsrer Bienen Ehrlichkeit, Drauf achte man: Fort ist die Pracht, Verändert alles über Nacht. Denn nicht bloß, die das Geld in Massen Ausgaben, hatten bald verlassen Den Stock; auch jene gehen in Scharen, Die auf sie angewiesen waren; Da alles überfüllt, ist’s ihnen Unmöglich, etwas zu verdienen.

Der Preis von Land und Häusern fiel. (...) Der Baubetrieb ist ganz gestört, Jedwede Kunst hat aufgehört. Nicht Maler werden mehr bekannt, Steinschneider, Schnitzer nicht genannt.

Da man auf Luxus jetzt verzichtet, So ist der Handel bald vernichtet. Manch Handwerk mehr und mehr verfällt, Betriebe werden eingestellt. Darnieder liegt Kunst und Gewerb; Sie, aller Strebsamkeit Verderb, Zufriedenheit, läßt sie genießen Ihr Weniges und nichts vermissen.”

Textauszug (vorher) Textauszug (nachher)

Keynes

Smith

Weber

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Verfehlte Vorurteile gegen die Klassik5. Klassik

• Kein „Nachtwächterstaat“ (F. Lasalle), Anerkennung von Staatsaufgaben: Verteidigung, Rechtsprechung, Infrastruktur (aber: Wettbewerbsschutz fehlt noch)

• Keine „vollständige Konkurrenz“ (Erfindung der Neoklassik!), eher negative Wettbewerbsabgrenzung: Ablehnung von Staatseingriffen

• Keine Verherrlichung des Eigennutzes („homo oeconomicus“),

• vielmehr 4 Grenzen (Smith): Sympathie, Sitten, staatliche Gesetze, Konkurrenz (Theorie der ethischen Gefühle, 1759)

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Vorläufer der Klassik 5. Klassik

• Francois Quesnay („laissez faire“)

• Richard Cantillon (1690 – 1734), Quantitätstheoretiker, Kreislauftheorie, „Essay sur le nature du commerce en general“, 1755 (posthum)

• Francis Hutcheson (1694-1746), Utilitarismus, Individualismus, Ergebnisorientierung

• John Locke (1632 – 1704), Freiheitsgedanke

• David Hume (1711-1776), Quantitätstheorie, A Treatise of Human Nature (Ein Traktat über die menschliche Natur, 1739/40)

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Einordnung von John Locke

George Berkeley (1684–1753)

David Hume (1711–1776)

Thomas Hobbes (1588–1679)

Jean-Jacques Rousseau (1712–1778)

Aufklärung in England Vertragstheorie des Staates

John Locke1632-1704

Two Treatises of Government (1690)

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Adam Smith (1723 – 1790)5. Klassik

• 1759 „Theorie ethischer Gefühle“

• 1776 „Wealth of Nations“• Begründer von Liberalismus

und Freihandel• Theorem der Unsichtbaren

Hand• Arbeitsteilung• Realer Wohlstandsbegriff

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Preistheorie der Klassik5. Klassik

• kurzfristig nachfragebestimmt, langfristig allein Kosten relevant (Beispiel: schwarzes Tuch)

• Stückkosten konstant, Arbeitswertlehre für primitive Gesellschaften (Hirsch-Biber-Beispiel)

• „Seltenheitsgüter“ rein nachfragebestimmt

Price

Quantity

Demand

SupplyPrice

Quantity

Demand

Supply

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Klassisches Wertparadoxon5. Klassik

Warum sind Diamanten mehr wert als Wasser?

Quantity

Marginal Utility

Wasser

Diamanten

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David Ricardo (1772 – 1823)5. Klassik

• 1806 „Principles of Political Economy and Taxation“

• Begründer abstrakter Theorie• liberal, aber nicht dogmatisch: es gibt

„linke“ und „rechte“ Ricardianer• komparative Kostenvorteile• Freisetzungstheorie des technischen

Fortschritts• Geldtheorie (Currency school)*)• Rententheorie, Gesetz sinkender

Profitrate • Arbeitswertlehre, Kapitaltheorie (s.u.)

*) UvS, Die Banking-Currency-Kontroverse, WiSt 1986, S. 214 - 216

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Exkurs: Ricardos Wachstumstheorie5. Klassik

• Drei Produktionsfaktoren (N; B; K)

• Einsatzverhältnis N/B limitational

• Wachsende Bevölkerung => Nutzung immer schlechterer Böden => Rente steigt

• Lohn auf Subsistenzniveau konstant

• => Gesetz der fallenden Profitrate

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Formale Darstellung5. Klassik

Subsistenzlohn w

(Bonitäts-) Rente

Profit

Lohn

B0 B1

(dY/dB)0

(dY/dB)1

(G/B)1(G/B)0

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Formale Ableitung5. Klassik

GWYR

)BwdB

dY(G

NwW

wdB

dY

B

G

ww

B

55

dB

dY

BN

10Y

B

B

0,5

0,5

t0 t1

N=B 100 144

Y 100 120

w 0,2 0,2

W=wN 20 28,8

dY/dB 0,5 0,42

G 30 31,2

G/W 1,5 1,08

R 50 60

Zahlenbeispiel: Y = 10B0,5

w = 0,2

Profitrate = G/W (Gewinne/Lohnfonds)

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Kritikpunkte5. Klassik

• Subsistenzlohnsatz heute unrealistisch

• Limitationale Produktionsfunktion ebenso

• Technischer Fortschritt fehlt

• Außenhandel (komparative Kostenvorteile!)

• Richtig: absolut begrenzter Faktor gewinnt

• Richtig: Bodenpreis ist kein Kostenfaktor, sondern eine Rente

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Ricardos Theorem komparativer Kostenvorteile (1)5. Klassik

England hat relativen Kostenvorteil bei Tuch

Arbeitsaufwand in Std. für …

Tuch Wein

England 20 80

Portugal 10 20

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Ricardos Theorem komparativer Kostenvorteile (2)5. Klassik

England hat relativen Kostenvorteil bei Tuch

• Annahme: Jedes Land verfüge über 40 Arbeitsstunden und setze sie je zur Hälfte für Tuch- und Wein ein:

Produktionsmengenbei Autarkie

Tuch Wein

England 1 0,25

Portugal 2 1

Summe 3 1,25

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Ricardos Theorem komparativer Kostenvorteile (3)5. Klassik

• Annahme: Jedes Land verfüge über 40 Arbeitsstunden und setze sie je zur Hälfte für Tuch- und Wein ein:

Produktionsmengenbei Autarkie

Tuch Wein

England 2 0

Portugal 1 1,5

Summe 3 1,5

Weltproduktion (hier: von Wein) steigt (hier: um 0,25 EH), obwohl Produktionstechnik und Faktoreinsatz unverändert sind!

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Ricardos Theorem komparativer Kostenvorteile (4)5. Klassik

6

2,5

Konsummöglichkeiten

Tuch

Wein

Portugal

England

Welt-Transformationskurvebei Spezialisierung

0,5

2England

Tuch

Wein

4

2

Portugal

Tuch

Wein

Transformationskurven = Konsummöglichkeiten bei Autarkie

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Exkurs: Faktorpreis-Ausgleichstheorem (1)5. Klassik

(Paul Samuelson, geb. 1915, Nobelpreis 1970)

WeinTuch

w/r

Pt/pw

Pt/pw

B/N

(B/N)g

(B/N)p

a) Vollständige Spezialisierung =>unvollständiger Faktorpreisausgleich

Eli Heckscher(1879 – 1952)

Bertil Ohlin(1899 – 1979)Nobelpreis 1977

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Exkurs: Faktorpreis-Ausgleichstheorem (2)5. Klassik

WeinTuch

w/r

Pt/pw

pt/pw

B/N

(B/N)g

(B/N)p

b) Unvollständige Spezialisierung =>vollständiger Faktorpreisausgleich

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Ricardo zur Arbeitswertlehre5. Klassik

Annahmen: Produkt (z.B. Weizen) steht erst nach 1 Periode zurVerfügung, Lohn wird vorgeschossen („Lohnfondstheorie“)Lohnsatz w = 100, Zinssatz i = 10%

1

1

Arbeitsstunden

Zeit11

Arbeitsstunden

Zeit

Schon David Ricardo (1772 – 1823) erkannte, dass die Arbeit zweier Männer, an einem Tag getan (linke Abb.), weniger wert ist als die Arbeit eines Mannes, die an zwei Tagen verrichtet wird (rechte Abb.), denn diese kostet mehr Zeit.

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Robert Malthus (1776 – 1834)5. Klassik

• 1798 „An Essay on the Principle of Population“

• 1820 „Principles of Political Economy“

• Pessimist unter den Klassikern• Bevölkerungstheorie• Unterkonsumtionstheorie• Empirische Wirtschaftsforschung

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Malthus zur Bevölkerungsexplosion5. Klassik

• Bevölkerung wächst mit geometrischer Reihe: 1, 2, 4, 8, 16, 32 ...

• Nahrungsmittelproduktion wächst mit arithmetischer Reihe: 2, 4, 6, 8, 10, 12 ...

1650 1700 1750 1800 1850 1900 2000 2050

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John Stuart Mill (1806 – 1873)5. Klassik

• 1848 „Principles of Political Economy“

• Vollender der klassischen Theorie, „verkappter Sozialist“?

• Drei-Faktoren-Theorie• Unterscheidung von Statik und

Dynamik• Begründung des Zinses • für Erbschaftsteuer und

Frauenrechte

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Weitere wichtige Klassiker5. Klassik

• F. Bastiat (Frankreich 1801 – 1850): Beschäftigungstheoretiker, Populärwissenschaftler („Petition der Kerzenmacher“)

• Jean-Baptiste Say (1767-1832), Say´sches Theorem

• Hermann Heinrich von Gossen (Deutschland 1810 – 1858); Grenznutzenlehre („Gossen´sche Gesetze“)

• Johann Heinrich von Thünen (Deutschland 1783-1850): Marginalprinzip, Kapitaltheorie, Standorttheorie, Lohntheorie („naturgemäßer Lohn“)

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5. Klassik

Lebensdaten: Johann Heinrich von Thünen (Quelle: Thünengesellschaft (www.thuenen.de))

•24. Juni: Geburt in Canarienhausen (Jeverland)

1793

•Ausbildung bei Lucas Andreas Staudinger (Flottbeck) und Albrecht Daniel Thaer (Celle), anschließend Studium in Göttingen

1802

•Heirat mit der mecklenburgischen Gutsbesitzertochter Helene Sophie Johanna Berlin

1806

•Kauf des ca. 465 Hektar großen Gutes Tellow bei Teterow

1809

•Beginn Tellower Buchführung

1810

•Veröffentlichung des Hauptwerkes „Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und National-Oekonomie“ (Hamburg)

1826

•Verleihung der Ehrendoktorwürde der Philosphischen Fakultät der Universität Rostock auf Grund wissenschaftlicher Verdienste

1830

•Veröffentlichung der zweiten, vermehrten und verbesserten Auflage des „Isolierten Staates“ (Rostock)

1842

•Mandat für die Frankfurter Nationalversammlung

•Ernennung zum Ehrenbürger von Teterow

1848

•Veröffentlichung des zweiten Teils des „Isolierten Staates“: „Der naturgemäße^Arbeitslohn und dessen Verhältnis zum Zinsfuß und zur Landrente“ (Rostock)

•Tod am 22. September in Tellow, Beisetzung in Belitz

1850

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5. Klassik

Thünen´sche Kreise und Thünen-Modell

• Zentrum•„Freie Wirtschaft“• Forstwirtschaft• Fruchtwechselwirtschaft (Getreide u. Blattfrucht o. Brache)• Koppelwirtschaft (Gras- und Feld)• Dreifelderwirtschaft (mit Brache)• Viehzucht• „Wildnis“ (Jagd)

Der isolierte Staat in Beziehung auf Landwirtschaft und Nationaloekonomie Jena: G Fischer, 1910.

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Thünen-Kreise in der Stadt5. Klassik