GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf ·...

49

Transcript of GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf ·...

Page 1: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland
Page 2: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM)

Länderbericht Deutschland 2006

Rolf SternbergLeibniz Universität Hannover, Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie

Udo BrixyInstitut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)

Christian HundtLeibniz Universität Hannover, Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie

Hannover / Nürnberg, März 2007

© Copyright Global Entrepreneurship Research AssociationSternberg, R.; Brixy, U.; Hundt, C.

Kontaktadressen:Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie,Leibniz Universität HannoverSchneiderberg 50, 30167 HannoverTelefon: 0511-762-4496Fax: 0511-762-3051E-Mail: [email protected]: http://www.wigeo.uni-hannover.de

Institut für Arbeitsmarkt- undBerufsforschung (IAB)Regensburger Str. 104, 90478 NürnbergTelefon: 0911-179-3254Fax: 0911-179-3297E-Mail: [email protected]: http://www.iab.de

Page 3: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

Die Autoren bedanken sich herzlich bei den 71 Gründungsexperten, 4.049 Bürgern sowie den76 Nascent Entrepreneurs, die sich in Deutschland zur Mitwirkung an der Experten-, Bevölke-rungs- bzw. Panelbefragung im Jahr 2006 bereit erklärt haben.

Die im Bericht verwendeten Daten werden durch das GEM-Konsortium zentral gesammelt undverarbeitet. Die alleinige Verantwortung für die Auswertung und Interpretation der Daten tra-gen die Autoren.

Die Autoren des GEM-Länderberichtes Deutschland

Rolf SternbergLeiter des GEM-Länderteams Deutschland seit Beginn dieses internationalen Forschungsprojekts1998; seit 2005 Professor für Wirtschaftsgeographie an der Universität Hannover, zuvor Professurenan der TU München (1995-1996) und an der Universität zu Köln (1996-2005). Studium der Geogra-phie (Diplom 1984), Promotion 1987, Habilitation 1994.

Udo BrixyWissenschaftler am IAB, Forschungsbereich Regionalforschung. Studium der Geographie in Bonnund Aberdeen. Promotion in Bonn.

Christian HundtWissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der UniversitätHannover. Studium der Geographie an der Universität zu Köln (Diplom 2005).

Page 4: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

INHALTSVERZEICHNIS

1 Das Wichtigste in Kürze ........................................................................................ 5

2 Neun Jahre GEM, neun Jahre GEM-Deutschland – eine Zwischenbilanz ...... 72.1 Was ist GEM, was ist GEM-Deutschland? ..................................................................................... 72.2 Bisher Erreichtes ............................................................................................................................. 72.3 Perspektiven .................................................................................................................................. 10

3 Gründungsaktivitäten und -einstellungen in Deutschland iminternationalen und intertemporalen Vergleich ................................................ 11

3.1 Methodik der Erfassung von Gründungsaktivitäten und -einstellungen im GEM ........................ 113.2 Wie viele Bürger gründen? ............................................................................................................ 123.3 Warum wird gegründet? ................................................................................................................ 153.4 Welche Gründungseinstellungen prägen die Deutschen? ............................................................. 19

4 Rahmenbedingungen für Gründungen in Deutschland ................................... 224.1 Gründungsbezogene Rahmenbedingungen im GEM-Modell ....................................................... 224.2 Gründungsstandort Deutschland im Jahre 2006 – Mehr Schwächen als Stärken? ....................... 224.3 Wie ist Deutschland international positioniert? Ein Vergleich mit 14 Industriestaaten ................ 244.4 Eine Einzelbetrachtung ausgewählter Rahmenbedingungen in Deutschland –

Wo besteht Handlungsbedarf? ....................................................................................................... 26

5 Nascent Entrepreneurs in Deutschland – Vom werdenden zumtatsächlichen Gründer ......................................................................................... 30

5.1 Untersuchungsdesign und Datenbasis ........................................................................................... 305.2 Die Nascents im Profil – Welche Erfolgsmerkmale zeichnen sie aus? ......................................... 305.3 Der Gründungsprozess Teil 1 – Die Vorbereitungen..................................................................... 315.4 Der Gründungsprozess Teil 2 – Der Markteintritt ........................................................................ 335.5 Die Nascents im Fokus der Politik ................................................................................................ 35

6 Gründungsförderung – Zwischen Sozial- und Wachstumspolitik .................. 38

Anhang 1: GEM 2006: Konzept, Methode und Daten ........................................................................ 40

Anhang 2: Rangplätze der Bewertung gründungsbezogener Rahmenbedingungenim internationalen Vergleich – Das Jahr 2006 ................................................................... 43

Anhang 3: Bisherige Publikationen zum GEM ................................................................................... 44

Anhang 4: Der Global Entrepreneurship Monitor im Jahr 2006:Koordinationsteam, Länderteams und Sponsoren ............................................................. 45

Abbildungen und grafische Gestaltung: Stephan Pohl, HannoverTitelfoto: iStockphoto.com / Natalja Kirvele

Page 5: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland
Page 6: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

5GEM-Länderbericht Deutschland 2006

1 Das Wichtigste in Kürze

Der achte Länderbericht Deutschland zum GlobalEntrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärtdie Gründungsaktivitäten in Deutschland für das Jahr2006. Für den internationalen Vergleich stehen Daten ausinsgesamt 42 GEM-Staaten zur Verfügung, die im Som-mer 2006 nach einheitlichem Standard erhoben wurden.Der diesjährige Sonderbeitrag beschäftigt sich mit so ge-nannten Nascent Entrepreneurs, d. h. mit Personen, diein früheren Befragungen die Absicht geäußert hatten, einUnternehmen zu gründen. Der GEM-LänderberichtDeutschland 2006 liefert empirisch fundierte Antworteninsbesondere auf folgende Fragen:• Wie unterscheiden sich die Gründungsaktivitäten in

Deutschland von jenen in anderen Staaten?• Wie und warum haben sich Anzahl und Art der Grün-

dungen verändert?• Wo liegen die Stärken und Schwächen Deutschlands

bei gründungsbezogenen Rahmenbedingungen im Ver-gleich zu anderen am GEM beteiligten Staaten?

• Wie viele Nascent Entrepreneurs haben ihre Grün-dungsabsicht tatsächlich umgesetzt? Welche Faktorenhaben die Umsetzung begünstigt, welche erwiesen sichals Hemmnis? Was kann die Gründungspolitik tun, da-mit mehr Erfolg versprechende Gründungen entstehen?

Die Daten aus Deutschland basieren auf mehr als 4.000Interviews mit repräsentativ ausgewählten Bürgern so-wie auf 71 Experteninterviews aus dem Sommer 2006.Dem internationalen Vergleich dienen im GEM-Jahr 2006Daten von gut 156.000 befragten Bürgern aus 42 Län-dern sowie von 1.367 Experten aus 37 Ländern. Für Zwek-ke des internationalen und intertemporalen Vergleichs vonGründungsaktivitäten und deren Ursachen gibt es welt-weit keinen aktuelleren und größeren Datensatz.

Gründungsaktivitäten und -motive in Deutschlandim Jahre 2006:• Beim Anteil der 18- bis 64-Jährigen, die Mitte 2006

versuchten, ein Unternehmen zu gründen (den so ge-nannten Nascent Entrepreneurs), liegt Deutschland mit2,9 % auf Rang 34 unter 42 Ländern. In Ostdeutsch-land ist der Wert mit 1,7 % nur etwas mehr als halb sohoch wie im Westen.

• Noch bescheidener schneidet Deutschland bei ande-ren Kennzahlen ab: So sind lediglich 4,2 % aller Er-wachsenen seit kurzem Unternehmer oder streben dies

an (Early-Stage Entrepreneurial Activity, im GEM ehe-mals als TEA bezeichnet). Damit belegt Deutschlandim internationalen Vergleich Rang 37. Die Quote derneuen Unternehmer (Young Entrepreneurs) liegt bei1,7 % – das entspricht Rang 36.

• Immerhin 9 % der werdenden oder jungen Gründun-gen stellen Produkte mittlerer oder hoher Technologie-intensität her bzw. planen dies (Rang 13 unter 42 Län-dern). Der Anteil der bereits umgesetzten oder geplan-ten Gründungen, die mindestens 20 Beschäftigte in denkommenden fünf Jahren erwarten, liegt bei 17 % allererfolgten oder geplanten Gründungen (Rang 18). Beidiesen eher wachstumsstarken Gründungen belegtDeutschland höhere Rangplätze als bei den Gründun-gen generell.

• Drei von zehn Nascent Entrepreneurs in Deutschlandbezeichnen die Furcht vor der Arbeitslosigkeit als wich-tige Triebfeder für den Eintritt in die Selbstständigkeit.Damit nimmt Deutschland eine Sonderstellung unterden Industrieländern ein. In anderen Ländern vergleich-barer Entwicklungsstufe spielt das Motiv Arbeitslosig-keit nur für jeden zehnten Nascent eine Rolle.

• Gründungen, bei denen die Furcht vor Arbeitslosigkeitzumindest einen Teil der Motivation darstellt, treteninsbesondere in Ostdeutschland auf. Sie werden zudemöfter von Frauen und gering qualifizierten Personengeplant.

Gründungseinstellungen:• Bei zwei wichtigen Einstellungsvariablen haben sich

die Prozentwerte für Deutschland gegenüber dem Vor-jahr günstig entwickelt. Die entsprechenden Rangplätzeinnerhalb der teilnehmenden GEM-Länder können aberweiterhin nicht zufrieden stellen. Nur ein Fünftel derbefragten Erwachsenen zwischen 18 und 64 Jahrenschätzt die Gründungschancen in den kommendensechs Monaten als positiv ein – lediglich in vier GEM-Ländern, allesamt Industriestaaten, ist der Wert nochgeringer (zum Vergleich: USA 24 %, Spanien 33 %,UK 37 %, Niederlande 46 %, Dänemark 65 %). Ähn-lich ernüchternd ist die Platzierung Deutschlands beider Frage, ob die Angst vor dem Scheitern die Men-schen vom Gründen abhalten würde – über einen 37.Platz kommt Deutschland nicht hinaus.

• Frauen weisen in Deutschland sowohl mit Blick aufdie beiden Einstellungsvariablen (Angst vor dem Schei-tern als Gründungshemmnis, Beurteilung der Grün-dungschancen) als auch bei der Einschätzung der eige-

Page 7: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

6 GEM-Länderbericht Deutschland 2006

nen Gründungsfähigkeiten signifikant ungünstigereWerte auf als Männer.

• Ein stabiles Resultat der beiden Vorjahre hat sich 2006bestätigt: So sind die Gründungsfähigkeiten in West-und Ostdeutschland (Selbsteinschätzung der Befragten)weiterhin gleich gut ausgeprägt. Dagegen schätzenOstdeutsche ihr Gründungsumfeld noch immer pessi-mistischer ein als die westdeutschen Mitbürger das ih-rige.

Unterschiede zu den Vorjahren:• Die Werte der Einstellungs- und Potenzialvariablen

haben sich gegenüber 2005 günstig entwickelt: DieMenschen bewerten die Gründungschancen leicht op-timistischer als im Vorjahr und der Anteil der Deut-schen, für die die Angst vor dem Scheitern ein Grün-dungshemmnis wäre, ist statistisch signifikant gesun-ken. Beides sind positive Signale.

• Dagegen haben sich die drei zentralen GEM-Grün-dungsquoten im Vergleich zu 2005 verringert: DerAnteil der Young Entrepreneurs sank um 1,01 Prozent-punkte, während sich der Anteil der Nascent Entre-preneurs um 0,21 Punkte verringerte. Damit nahm auchdie Early-Stage Entrepreneurship Activity um 1,18 Pro-zentpunkte bzw. um mehr als ein Fünftel ab.

• Gegenüber 2005 lässt sich ein deutlicher Rückgang von„Existenzsicherern“ und „Selbstverwirklichern“ zugun-sten der „Kombinierer“ ausmachen. Vor allem die Ab-nahme auf Seiten der Existenzsicherer könnte als An-zeichen einer sich ändernden Einstellung der NascentEntrepreneurs gewertet werden.

Gründungsbezogene Rahmenbedingungen:• Mit Blick auf die Gesamtheit aller gründungsbezogenen

Rahmenbedingungen belegt Deutschland den 16. Rang-platz unter insgesamt 37 Nationen. Dies bedeutet eineleichte Verbesserung gegenüber 2005.

• Die besten Noten vergeben die befragten Experten fürdie physische Infrastruktur, den Schutz geistigen Ei-gentums, die unternehmensbezogenen Dienstleistungensowie für die öffentliche Förderinfrastruktur. Letzterebelegt im Länderranking sogar Platz 1.

• Unübersehbare Schwächen bestehen wie schon in denvergangenen Jahren hinsichtlich der gesellschaftlichenWerte und Normen (Rang 34), der schulischen (Rang31) bzw. außerschulischen (Rang 35) gründungs-bezogenen Ausbildung sowie der Unterstützung fürGründungen von Frauen (Rang 36).

• Konzentriert man den internationalen Vergleich auf 15Industrieländer, so erreicht Deutschland über alle Rah-menbedingungen wie im Vorjahr nur Rang 12. In derEinzelbetrachtung fielen die meisten Rahmenbedingun-gen seit 2002 nach Rangplätzen zurück.

• Speziell der Industrieländervergleich offenbart kompa-rative Schwächen bei elementaren Gründungsfaktoren:So kommen weder der Wissens- und Technologietrans-fer noch die Gründungsfinanzierung, noch der BereichRegulierung und Steuern über eine Platzierung im hin-teren Mittelfeld hinaus (jeweils Rang 12 unter 15 In-dustriestaaten im Jahr 2006).

Sonderthema – Nascent Entrepreneurs in Deutschland:• Insbesondere der Bildungsabschluss und der vorheri-

ge Erwerbsstatus bestimmen, ob die befragten Nascentsihre ursprüngliche Gründungsabsicht später in die Tatumsetzen. Alter und Geschlecht hingegen zeigen kei-nen unmittelbaren Einfluss.

• Gründer schätzen sowohl ihre Fähigkeiten in Vermark-tung und Verkauf als auch ihre spezifischen Branchen-kenntnisse besser ein als Personen, die ihre ursprüng-liche Gründungsabsicht nicht umgesetzt haben. Ent-sprechend schwerer taten sich Letztere bei der Identi-fikation von Kundenmärkten und der Entwicklung vonAbsatzstrategien.

• Zwischen der vorherigen Berufs- und Branchenerfah-rung und der anschließenden Gründungswahrschein-lichkeit lässt sich ein tendenziell positiver Zusammen-hang ausmachen. Hauptgrund sind die für Gründer auslangjähriger Berufs- und Branchentätigkeit erwachse-nen Beziehungsnetzwerke.

• Die nur als gering eingestuften Probleme im BereichFinanzierung erklären sich vorwiegend aus den spezi-fischen Eigenschaften des in der Gründungsstatistikdominierenden Dienstleistungssektors.

• Die politische Unterstützung im Gründungsprozess istausbaufähig. Viele der mit Blick auf die Rahmenbe-dingungen angesprochenen Schwachstellen prägen underschweren den Gründungsalltag, obgleich entschlos-sene Reformen schon kurzfristig spürbare Erleichte-rungen bringen könnten. Vor allem die Bewältigungbürokratischer Anforderungen wird von den Nascentsals belastend empfunden.

Page 8: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

7GEM-Länderbericht Deutschland 2006

2 Neun Jahre GEM, neun Jahre GEM-Deutschland – eine Zwischenbilanz

GEM so populär wie nie – 42 teilnehmende Staatenbedeuten einen neuen RekordDas deutsche GEM-Team seit Beginn dabei – undmit einem der größten DatensätzeStabile Partnerschaft zwischen der Leibniz Universi-tät Hannover und dem IAB

2.1 Was ist GEM, was ist GEM-Deutschland?

Der Global Entrepreneurship Monitor (GEM) ist ein in-ternationales Forschungskonsortium, das neun Jahre nachAbschluss einer mit sechs Teilnehmerländern gestarte-ten Pilotphase, darunter Deutschland, von mittlerweile42 Staaten getragen wird (zu den 42 Teams vgl. Anhang3). GEM ist ein explizit empirisches Forschungsprojektund wird koordiniert durch die Global EntrepreneurshipResearch Association (GERA). Ziel des GEM ist es, Grün-dungsaktivitäten international und intertemporal zu ana-lysieren und zu erklären. Ebenso sollen Handlungs-empfehlungen für die nationale Gründungsförderpolitikabgeleitet werden. In jedem Jahr wird ein erheblicher Auf-wand für die Erhebung und Analyse der Sekundär- undinsbesondere der Primärdaten betrieben. Die Länderteamserheben und nutzen drei Arten jährlich aktualisierter Da-ten: Telefonbefragungen der erwachsenen Bevölkerungzu Gründungsaktivitäten, schriftliche und mündlicheBefragungen von Gründungsexperten zu den gründungs-bezogenen Rahmenbedingungen im jeweiligen Land so-wie diverse standardisierte Sekundärdaten. Weltweitwurden 1998 bis 2006 Interviews mit mehr als 770.000Bürgern und gut 9.000 Gründungsexperten durchgeführt.In einem GEM-Länderbericht soll jedes GEM-Länder-team einmal jährlich über den aktuellen Stand derGründungsaktivitäten berichten.

Das deutsche GEM-Team wird derzeit von drei Mitglie-dern getragen, die an der Leibniz Universität Hannoverbzw. am Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufs-forschung (IAB) arbeiten. Deutschland war in sämtlichenJahren am GEM beteiligt. Die Stichprobenumfänge über-stiegen in nahezu allen Jahren die obligatorische Min-destzahl, was die Auswertungsmöglichkeiten signifikantverbessert. Für die Jahre 1998 bis 2006 stehen in Deutsch-land mehr als 56.000 Fälle der Bürgerbefragung (nur

Großbritannien und Spanien haben höhere Fallzahlen)sowie 639 Fälle der Expertenbefragungen zur Verfügung– kein Land weist mehr Fälle auf. Seit 1999, dem erstenregulären GEM-Jahr, hat das deutsche Team in jedem Jahreinen GEM-Länderbericht Deutschland publiziert.Downloads dieser Berichte finden sich auf der Homepagedes langjährigen Teamleaders an der Leibniz UniversitätHannover (www.wigeo.uni-hannover.de). Interessentenkönnen dort auch Druckexemplare fast aller bisherigendeutschen Länderberichte ordern.

Was GEM zu einem bislang einzigartigen Projekt macht,sind die Aktualität, der Umfang und die internationaleVergleichbarkeit der Daten. In allen Ländern werden so-wohl dem repräsentativ ausgewählten Teil der Bevölke-rung als auch den Gründungsexperten jeweils exakt die-selben Fragen gestellt. Auch zwischen den Jahren wer-den diese Fragen zu einem erheblichen Teil beibehalten.Dies ermöglicht nicht nur eine jährliche Querschnitt-analyse des Gründungsgeschehens zwischen zunehmendmehr Ländern, sondern auch einen validen intertempo-ralen Vergleich innerhalb eines Landes. So liegen für ei-nige Variablen in Deutschland inkl. des Pilotjahres 1998mittlerweile Zeitreihen von bis zu neun Jahren vor. Ergowird mit wachsender weltweiter Akzeptanz von GEM fürimmer mehr Länder zugleich ein intertemporaler und eininternationaler Vergleich von Gründungsaktivitäten undderen Ursachen möglich. Anhang 1 gibt einen Überblicküber Konzept, Methoden und Daten des GEM-Modells.

2.2 Bisher Erreichtes

Der GEM ist mittlerweile ein etabliertes Forschungs-konsortium. Das erklärte Ziel von GEM war die Errich-tung eines globalen Monitors im Sinne einer laufendenBeobachtung von Gründungsaktivitäten in einer großenAnzahl von Ländern. Dies ist heute erreicht. Es hat sichgezeigt, dass es bei einem anspruchsvollen Forschungs-design und einer angemessen großen Informations-nachfrage von Seiten der Politik, aber auch der Wissen-schaft gelingen kann, ein aufwändiges Forschungsprojektmit jährlichen umfangreichen Erhebungen umzusetzenund zu finanzieren. Nach neun Jahren erfolgreicher GEM-Forschung ist es an der Zeit, ein erstes Zwischenfazit zuziehen. Dabei soll zwischen der internationalen Perspek-tive des Konsortiums und der nationalen, d.h. in unseremFall der deutschen Perspektive, unterschieden werden.

Page 9: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

8 GEM-Länderbericht Deutschland 2006

Auf der internationalen Ebene existiert kein größeresForschungsprojekt zur empirischen und komparativenAnalyse von Gründungsaktivitäten in Staaten und Staaten-gruppen. Einschließlich des Pilotjahrs 1998 sind mittler-weile Daten aus 248 Erhebungswellen (Jahre mal Län-der) für die Bevölkerungs- und 224 Erhebungswellen fürdie Expertenbefragungen verfügbar. Mehr als 50 unter-schiedliche Staaten haben sich in den vergangenen Jah-ren am GEM beteiligt, die große Mehrzahl in den mei-sten Jahren, so dass sowohl intertemporale als auch in-ternationale Vergleiche für zunehmend mehr Staatenmöglich werden.

Bis einschließlich 2005 sind die international vergleichen-den Resultate des GEM in einem jährlichen GEM Glo-bal Report publiziert worden, der auf der Website desKonsortiums (gemconsortium.org) abrufbar ist. Dort fin-den sich auch Hinweise zum ‚GEM Forum‘, in dessenRahmen die London Business School 2007 erstmals dieaktuellen internationalen Ergebnisse des GEM einer hoch-rangigen Fachöffentlichkeit aus Politik und Wirtschaftvorstellte.

Die zunehmende Zahl an GEM-Mitgliedstaaten machteeine organisatorische Um- und Neustrukturierung notwen-dig. Der GEM wird derzeit geführt von der Global Entre-preneurship Monitor Research Organization (GERA), inder neben Vertretern der GEM-Staaten insbesondere dieLondon Business School eine wichtige Rolle spielt. DieAssociation of Global Entrepreneurship Monitor Natio-nal Teams (AGNT) vertritt demgegenüber die Interessender Länderteams, denen die Daten gehören und die dieErhebung organisieren. Das GEM Research Committeeentscheidet über alle forschungsrelevanten Fragen imZusammenhang mit dem GEM und setzt sich aus einigenTeamleadern zusammen.

Die effizientere GEM-Organisation sowie die damit fürviele Staaten verbundenen Kostensenkungen haben dazugeführt, dass die Zahl der partizipierenden Staaten in denletzten Jahren stark zunahm und 2006 den Rekordwertvon 42 Staaten erreichte, die sich an der Haushalts-befragung beteiligt haben. Im Einzelnen stammen 19 Staa-ten aus Europa, elf aus Asien und zehn aus Amerika. Dienicht zu verleugnenden Probleme methodisch-inhaltlicherArt, die aus der wachsenden Heterogenität der Staaten(insbesondere Industrieländer vs. Entwicklungsländer)resultierten, sind durch die Entwicklung neuer Maßzahlen

der Gründungsintensität, durch die Bildung von Staaten-gruppen sowie durch neue Analyseschritte insbesonderein den Global Reports verringert worden.

Gestiegen ist auch die Zahl der wissenschaftlichen Pu-blikationen, die auf GEM-Daten basieren. Die Resultateder beiden bisherigen GEM-Forschungskonferenzen (Ber-lin 2004, Budapest 2005) wurden in zwei Themenheftender Zeitschrift „Small Business Economics“ (Vol. 24,No. 3, 2005 sowie Vol. 26, 2006) publiziert. Bei Praegerist Anfang 2007 ein dreibändiges Kompendium „Entrepre-neurship: The Engine of Growth“ erschienen, das zumerheblichen Teil auf GEM-Daten aufbaut. Neben diesenan Grundlagenforschung orientierten Publikationen sindweitere Veröffentlichungen zu erwähnen, die sich an dieAngewandte Gründungsforschung wenden. Hierzu zäh-len u.a. der Bericht des Center for Women’s Leadershipdes Babson College zu Unternehmensgründungen durchFrauen oder die international vergleichende Analysewachstumsstarker Gründungen durch den finnischenTeamleader Erkko Autio. Konkretisiert haben sich Plä-ne, auf der Basis der GEM-Befragungen ein Panel zuNascent Entrepreneurs aufzubauen, das die Chancen undProbleme von ‚werdenden‘ Gründern international ver-gleichend untersucht. Pilotstudien hierzu wurden 2006in mehreren GEM-Ländern durchgeführt.

Aus nationaler Perspektive spielen naturgemäß auch an-dere Kalküle eine Rolle, denn das erhebungstechnischaufwändige GEM-Projekt erfordert beträchtliche jährli-che Investitionen, die zum größeren Teil von den GEM-Ländern selbst aufzubringen sind. Wenn die Zahl derGEM-Staaten gleichwohl zunimmt, dann spricht diesdafür, dass sich die Mehrheit der Staaten zu Recht hinrei-chend große Vorteile von der Teilnahme verspricht, diediesen Aufwand rechtfertigen.

Seit Beginn des GEM Ende der 1990er Jahre hat sich dieGründungsforschung in Deutschland erheblich verändert.Die Datenlage zu Gründungsaktivitäten ist deutlich bes-ser und die Zahl der Gründungsforscher und Gründungs-forschungsprojekte hat signifikant zugenommen, wasauch auf eine angemessenere Forschungsfinanzierung (z.B. das Schwerpunktprogramm „Interdisziplinäre Grün-dungsforschung“ der DFG) zurückzuführen ist. In derFolge haben sich unterschiedliche Datenquellen etabliert,die mit verschiedenen Definitionen und Methoden vondifferierenden Forschungseinrichtungen versuchen, die

Page 10: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

9GEM-Länderbericht Deutschland 2006

Gründungsaktivitäten zu erfassen (z. B. die Betriebsdateider Beschäftigtenstatistik des Instituts für Arbeitsmarkt-und Berufsforschung in Nürnberg, das Gründungspaneldes Mannheimers Zentrums für Europäische Wirtschafts-forschung auf der Datenbasis des Verbands der VereineCreditreform sowie der GEM). Jede dieser Datenquellenbesitzt komparative Stärken und Schwächen, so dass einekomplementäre Nutzung sinnvoll erscheint. Die Stärkender GEM-Daten beruhen auf ihrer Aktualität, ihrer inter-nationalen und zugleich intertemporalen (jährlichen) Ver-gleichbarkeit sowie auf der Identifizierung der so genann-ten Nascent Entrepreneurs, die in amtlichen, nicht aufBefragungen basierenden Statistiken naturgemäß nichterfasst werden können.

Die deutschen Medien (Fernsehmagazine, Wirtschafts-sendungen im Rundfunk, Wirtschaftsressorts der Tages-und Wochenzeitungen sowie Monatszeitschriften) habenden Wert der GEM-Daten erkannt und berichten ver-gleichsweise ausführlich über die Vorstellung der deut-schen Länderberichte im Frühjahr eines jeden Jahres. EinPressespiegel ist ebenfalls der Homepage zu entnehmen(www.wigeo.uni-hannover.de).

Da das deutsche GEM-Team wie viele andere Länder-teams von Gründungsforschern geleitet wird, muss dieProduktion und Publikation von wissenschaftlichen, überdie jährlichen GEM-Berichte hinausgehenden Ergebnis-sen ein zentrales Anliegen sein. Dies ist bislang einiger-maßen gelungen, bietet aber sicher noch Steigerungs-potenzial. Vertreter des deutschen GEM-Teams waren anbeiden GEM-Forschungskonferenzen beteiligt, sind Mit-glied im GEM Research Committee und partizipieren anmehreren auf GEM-Daten basierenden Forschungs-publikationen. Die folgende Liste enthält ausgewählteVeröffentlichungen des deutschen Teams in chronologi-scher Reihenfolge:

Sternberg, R., Rocha, H.O. (2007): Why Entrepreneurship Is a Regio-nal Event: Theoretical Arguments, Empirical Evidence, and PolicyConsequences. In: Rice, M.P. and Habbershon, T.G. (Eds.):Entrepreneurship: The Engine of Growth, Volume 3: Place. West-port/CT, London: Praeger, p. 215-238.

Bergmann, H., Sternberg, R. (2006): The Changing Face of Entrepre-neurship in Germany – Recent Policy Changes and their RegionalImplications. In: Small Business Economics 25.

Sternberg, R. (2006): Start-up in Deutschland – Gründungsaktivitätenim internationalen Vergleich. In: Empter, S. und Vehrkamp, R.B.(Hrsg.): Wirtschaftsstandort Deutschland. Wiesbaden: VS Verlagfür Sozialwissenschaften, S. 179-204.

Sternberg, R., Lückgen, I. (2005): Gründungen durch Frauen inDeutschland. In: Katz, I., Blättel-Mink, B. und Müller, C. (Hrsg.):Frauen, Gründung, Förderung. Transfer zwischen Wissenschaft undPraxis. Hohenheim: Bundesweite Gründerinnenagentur (BGA), S.25-42 (=Hohenheimer Beiträge zur Entrepreneurshipforschung und-praxis, Nr. 11).

Sternberg, R. (2005): Entrepreneurship in German Regions and thePolicy Dimension. In: Audretsch, D.B., Grimm, H. and Wessner,C.W. (Eds.): Local Heroes in the Global Village. Globalization andNew Entrepreneurship Policies. New York: Springer, pp. 113-144.

Litzenberger, T., Sternberg, R. (2005): Regional Clusters andEntrepreneurial Activities. In: Karlsson, C., Johansson, B. andStough, R.R. (Eds.): Industrial Clusters and Inter-Firm Networks.Cheltenham, Northampton: Elgar, pp. 260-302.

Sternberg, R. (2005): Gründungen als Hoffnungsträger der Regional-entwicklung in Deutschland. In: Deutsche Zeitschrift für Kom-munalwissenschaften 44, H. 1, S. 109-129.

Rocha, H., Sternberg, R. (2005): Entrepreneurship: The Role of Clu-sters. Theoretical Perspectives and Empirical Evidence fromGermany. In: Small Business Economics 24, No. 3, pp. 267-292.

Sternberg, R., Wennekers, S. (2005): Determinants and Effects of NewBusiness Creation Using Global Entrepreneurship Monitor Data.In: Small Business Economics 24, No. 3, pp. 193-203.

Sternberg, R., Litzenberger, T. (2004): Regional Clusters in Germany– their Geography and their Relevance for Entrepreneurial Activities.In: European Planning Studies 12, No. 6, pp. 767-791.

Sternberg, R., (2003/2004): Educational Framework Conditions andEntrepreneurial Activities in Germany. In: RWI-Mitteilungen 54/55, H. 3/4, S. 195-215.

Sternberg, R. (2002): Benchmarking Gründungsaktivitäten und-förderung: Wo steht Deutschland im internationalen Vergleich?In: R.G. Heinze u. F. Schulte (Hrsg.): Unternehmensgründungenzwischen Inszenierung, Anspruch und Realität. Wiesbaden: West-deutscher Verlag, S. 45-66.

Sternberg, R. (2002): Entrepreneurship in Deutschland: Ausmaß, Ur-sachen und politische Implikationen. In: G. Braun u. C. Diensberg,(Hrsg.): Entrepreneurship im Ostseeraum. Berlin: edition sigma,S. 91-118.

Natürlich erfordert ein so aufwändiges Projekt wie derGEM einen nicht unerheblichen personellen und (daher)finanziellen Einsatz. Bislang ist es dem deutschen GEM-Team stets gelungen, das alljährlich erforderliche Bud-get aufzustellen. Die zumeist mehrjährigen Partnerschaf-ten wechselten über die Jahre. Zu den bisherigen Part-nern zählten in chronologischer Reihenfolge Apax, dasBundesministerium für Bildung und Forschung, die Deut-sche Ausgleichsbank, Impulse, Ernst&Young sowie dieKreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Auch gegenwär-tig steht dem deutschen GEM-Team in Gestalt des Nürn-berger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung(IAB) ein sehr effektiver und kompetenter Partner zurSeite. In allen neun Jahren, und das ist wichtig für dieReputation des Projekts, war die Unabhängigkeit der Er-gebnisse von Einflüssen etwaiger Lobbyisten oder poli-tischer Intereressensvertreter durchweg gewährleistet.

Page 11: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

10 GEM-Länderbericht Deutschland 2006

2.3 Perspektiven

Der GEM ist ein aufwändiges Projekt, das die Teamszumindest in längeren Phasen eines Jahres spürbar bean-sprucht. Nicht zuletzt deswegen haben sich einige GEM-Länder für eine jährlich wechselnde Beteiligung am GEMentschieden, was die Statuten des GEM in begrenztemUmfang auch erlauben. Ein Teil der GEM-Daten verhältsich im Zeitverlauf vergleichsweise stabil, was einerseitsfür ihre Validität spricht, andererseits eine großzügigereTaktung der Erhebungen (etwa im zweijährigen Rhyth-mus) prinzipiell erlaubte. Konsens besteht innerhalb desaktuellen Teams dahingehend, dass der GEM in Deutsch-land auch deshalb zu einer grundsätzlich notwendigenEinrichtung herangereift ist, weil er Gründungsdaten er-hebt und analysiert, die ansonsten nicht nur nicht verfüg-bar wären, sondern für die Gründungsforschung und dieGründungsförderpolitik mittlerweile zum Standard gehö-ren.

Der vorliegende GEM-Länderbericht Deutschland behältdas seit 1999 bewährte Gliederungskonzept bei. Dazugehört neben der gewohnten Darstellung von Gründungs-aktivitäten, Gründungsmotiven und -einstellungen sowieden gründungsbezogenen Rahmenbedingungen auch dasjährlich wechselnde Schwerpunktthema, das in diesemJahr auf einer methodischen Neuerung basiert. Im Ein-klang mit einigen anderen GEM-Ländern hat auch dasdeutsche Team die Personen, die 2005 im Rahmen derGEM-Erhebung als „Nascent Entrepreneurs“ identifiziertwurden, ein Jahr später erneut kontaktiert um zu erfah-ren, ob sie tatsächlich gegründet haben bzw. welche Ur-sachen dafür verantwortlich waren, dass die Gründungunterblieben ist. Wie seine sieben Vorgänger möchte auchdieser Länderbericht primär Leser aus der Gründungs-und Wirtschaftspolitik, den wirtschaftsbezogenen Medi-en sowie weitere Vertreter der außerakademischen Öf-fentlichkeit erreichen.

Page 12: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

11GEM-Länderbericht Deutschland 2006

3 Gründungsaktivitäten und -einstellun-gen in Deutschland im internationalenund intertemporalen Vergleich

3.1 Methodik der Erfassung von Gründungs-aktivitäten und -einstellungen im GEM

Abbildung der Gründungsaktivitäten mit Hilfe ver-schiedener MaßzahlenUnterscheidung zwischen Nascent Entrepreneurs, de-ren Gründungen sich noch in der Vorbereitung befin-den, Young Entrepreneurs, die seit kurzer Zeit selbst-ständig sind, sowie etablierten Gründungen, die be-reits seit mehr als 3,5 Jahren existierenDifferenzierte Analyse der Gründungsmotive: Grün-dung aufgrund fehlender Erwerbsalternativen oder umeine Geschäftsidee auszunutzen; Gründung aus derArbeitslosigkeit

Um neben dem Umfang auch die verschiedenen Phasender Gründungsaktivitäten abzubilden, verwendet derGEM unterschiedliche Maßzahlen. Auf diese Weise wirddie Identifizierung zweier unterschiedlicher am Grün-dungsprozess beteiligter Personengruppen ermöglicht.Erwachsene, die sich im Sommer 2006 allein oder mitPartner konkret mit der Gründung eines eigenen Unter-nehmens befassten, ohne diese bereits formal vollzogenzu haben, werden als „Nascent Entrepreneurs bezeich-net, deren Prozentanteil an allen 18- bis 64-Jährigen dieentsprechende Gründungsquote definiert (vgl. auch An-hang 1).

Durch den Anteil an Nascent Entrepreneurs ist es mög-lich, die Anzahl der im Sommer 2006 in ein Gründungs-vorhaben involvierten Erwachsenen zu erfassen und mit-hin ein höchst aktuelles Bild der Gründungsaktivität zuzeichnen. Da zusätzliche soziodemographische Merkmalewie Geschlecht, Alter, Haushaltseinkommen oder Bil-dungsstand des Nascent Entrepreneurs erhoben werdenund zudem nur ein Teil dieser Personen tatsächlich spä-ter den Schritt in die Selbstständigkeit vollzieht, lassensich aus den Befragungen des GEM plausible Empfeh-lungen für die praktische Gründungspolitik ableiten.Sekundärstatistische Datenquellen, die auf amtlichen oderhalbamtlichen Informationen, aber eben nicht auf zielge-richteten Befragungen basieren, vermögen dies naturge-mäß nicht zu leisten.

Young Entrepreneurs haben ihr Unternehmen bereits ge-gründet, und zwar längstens 3,5 Jahre vor der Befragung.Hiermit werden also bereits bestehende, aber noch sehrjunge Unternehmen erfasst.

Die „Early-Stage Entrepreneurial Activity“ (früher „To-tal Entrepreneurial Activity“ bzw. TEA) stellt die Gesamt-heit der beiden vorgenannten Personengruppen dar, abernicht die Gesamtheit aller Gründungen. Personen, diesowohl werdende Gründer als auch neue Gründer sind,werden nur einmal gezählt. Dies erklärt, warum dieQuotensummen der Nascent Entrepreneurs und der YoungEntrepreneurs in der Regel größer sind als die Quotender Early-Stage Entrepreneurial Activity (vgl. Abb. 3.1.1).

Schließlich werden im GEM auch etablierte Gründun-gen erfasst. Diese werden von Personen geführt, die schonseit mehr als 3,5 Jahren Gehälter, Gewinne oder Sachlei-stungen aus der Gründung zahlen bzw. erhalten, Inhaberoder Teilhaber sind und in der Geschäftsleitung aktiv sind.

Im Mittelpunkt dieses Länderberichts steht zumeist dieGruppe der Nascent Entrepreneurs. Diese GEM-spezifi-sche Personengruppe gewährleistet eine sehr aktuelleMomentaufnahme des Gründungsgeschehens. Der GEM-Datensatz enthält eine Vielzahl von Variablen zur Erklä-rung und Beschreibung der jeweiligen Gründungsaktivitätsowie der gründenden Personen (z. B. soziodemo-graphische Merkmale, Wettbewerbssituation, Wachstums-absichten, Finanzierungsaspekte). Von besonderem Inter-esse, v.a. für die das Gründungsgeschehen unterstützen-den Institutionen und Einrichtungen, sind die Beweggrün-de, warum eine Person sich selbstständig macht oder der-gleichen plant. Gibt die Person an, sich hauptsächlich mitdem Ziel der Ausnutzung einer Geschäftsidee selbst-ständig gemacht zu haben bzw. machen zu wollen(„Opportunity Entrepreneurship“), verlangt dies andere

Total Early-Stage Entrepreneurial Activity

NascentEntrepreneur:

Markteintritt nochin der Planungbzw. Vorbereitung

YoungEntrepreneur:

Höchstens 3,5Jahre am Markt

Gründung desUnternehmens

EstablishedEntrepreneur:

Mindestens 3,5Jahre am Markt

Abb. 3.1.1: Gründungsprozess und Gründungsbegriffeim GEM

Page 13: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

12 GEM-Länderbericht Deutschland 2006

wirtschaftspolitische Implikationen, als wenn eine Grün-dung bzw. ein Gründungsvorhaben das Resultat fehlen-der besserer Erwerbsalternativen ist („Necessity Entre-preneurship“).

Eine Person wird bei ihrer Entscheidung, sich selbst-ständig zu machen, von einer Vielzahl personen- undumfeldbezogener Faktoren beeinflusst. Die Analyse die-ser Gründungseinstellungen und -potenziale ist daher seitJahren ein Kernelement des GEM. Eine zentrale Rollespielt dabei erstens die Angst vor dem Scheitern als mög-liches Gründungshemmnis, zweitens die Einschätzung derGründungschancen im regionalen Umfeld der Befragtensowie drittens die Wahrnehmung der eigenen, für eineGründung notwendigen Fähigkeiten und Erfahrungen.Diese drei Variablen stehen in einem engen Zusammen-hang und können bei bestimmter Ausprägung die indivi-duelle Entscheidung für oder gegen eine unternehmeri-sche Selbstständigkeit stark beeinflussen. Eine Personwird sich bei fehlender Angst, mit einer Gründung zuscheitern, einer positiven Einschätzung der Gründungs-chancen im regionalen Umfeld sowie der Überzeugung,im Besitz der für eine Gründung notwendigen Fähigkei-ten zu sein, eher für die Selbstständigkeit entscheiden alsMenschen ohne diese Einstellungen. Entsprechende Fra-gen werden daher einem repräsentativen Sample der 18-bis 64-Jährigen gestellt.

Weitere Details zum Erhebungsdesign findet der Leserim Anhang 1 dieses Länderberichts.

3.2 Wie viele Bürger gründen?

Sämtliche Gründungsquoten sind gegenüber demVorjahr gesunken, wodurch Deutschland auf hintereRangplätze im Nationenvergleich zurückfällt.Gründungsaktivitäten in Ostdeutschland sind (wie-der) geringer als in den alten Bundesländern.Männer sowie 25- bis 34-Jährige gründen relativ be-trachtet am häufigsten, aber auch hier sind die Quo-ten geringer als in den meisten Industriestaaten.Relativ erfreulich ist die Positionierung Deutschlandsbei potenziell wachstumsstarken Gründungen, dietechnologieintensive Produkte herstellen und/oder einstarkes Beschäftigungswachstum erwarten.

Der Anteil der Nascent Entrepreneurs und der neuen Grün-der an den 18- bis 64-Jährigen in Deutschland liegt zumZeitpunkt der Datenerhebung (Juni 2006) bei 4,21 %. Iminternationalen Vergleich belegt Deutschland damit Rang-platz 37 unter 42 im Jahr 2006 teilnehmenden GEM-Län-dern (vgl. Abb. 3.2.1). Überschneidungsfreie vertikaleBalken (Konfidenzintervalle) geben an, ob statistisch si-gnifikante Unterschiede zwischen den Ländern bestehen.So liegt die Quote Deutschlands signifikant über der inJapan und Belgien, jedoch deutlich unterhalb der Quotein Spanien, Großbritannien oder den USA. Zwar liegt derAnteil der Nascent Entrepreneurs in Deutschland auchunter dem Anteil Frankreichs und Finnlands, dieser Un-terschied ist jedoch statistisch nicht signifikant. Die Grö-ße der Konfidenzintervalle gibt Hinweis auf dieStichprobenumfänge in den einzelnen Ländern: Je gerin-ger die Grenzen des Intervalls vom Mittelwert entferntsind, desto größer ist die erhobene Datenmenge. Aus Abb.3.2.1 ist daher ersichtlich, dass Großbritannien, Spanien,Dänemark und Deutschland (4.049 Fälle) über die höch-sten Fallzahlen im Jahr 2006 verfügen.

Bereits aus Abb. 3.2.1 wird ersichtlich, dass offenbar keinpositiver statistischer Zusammenhang zwischen derGründungsquote insgesamt und dem wirtschaftlichen Ent-wicklungsstand des betreffenden Landes existiert:Entwicklungs- und Schwellenländer führen das Rankingbei der Early-Stage Entrepreneurial Activity an, währenddie meisten Industrieländer mit einem eher hohen Ent-wicklungsstand mittlere oder geringe Gründungs-aktivitäten aufweisen. Wie frühere GEM-Länderberichteund auch die GEM Global Reports (vgl. Anhang 3 diesesBerichts) zeigen, ist die Erklärung in den unterschiedli-chen Gründungsmotiven und der zwischen Entwicklungs-und Industrieländern variierenden ökonomischen Rele-vanz von Gründungen zu suchen. Daher werden im wei-teren Verlauf dieses Kapitels bei internationalen Verglei-chen nur Länder berücksichtigt, deren ökonomischerEntwicklungsstand mit jenem Deutschlands vergleichbarist. Innerhalb der 2006 am GEM partizipierenden OECD-Länder belegt Deutschland Platz 19.

Der GEM-Länderbericht des Vorjahrs (ErhebungsmonatJuli 2005) bescheinigte Deutschland erstmals seit demEnde des New Economy Booms wieder einen Anstiegder Early-Stage Entrepreneurial Activity. Der letztjähri-ge Bericht führte dies auf die damals stark in Anspruch

Page 14: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

13GEM-Länderbericht Deutschland 2006

genommene Ich-AG-Förderung zurück. Doch schon Mittedes Jahres 2006 sind die Gründungszahlen wieder ge-sunken. Der Anteil der Young Entrepreneurs sank um 1,01Prozentpunkte bzw. 37 %, derjenige der Nascent Entrepre-neurs um 0,21 Punkte bzw. 7 % und auch die Early-StageEntrepreneurship Activity verringerte sich um 1,18 Pro-zentpunkte bzw. um mehr als ein Fünftel. Damit bestäti-gen GEM-Daten Analysen der KfW und des ZEW, diezwar auf ältere Daten von 2005 zurückgreifen müssenund andere Gründungsdefinitionen verwenden, aber eben-falls einen Rückgang der Gründungsquoten beobachtenkonnten.

Die drei genannten Gründungsquoten des GEM sind inAbb. 3.2.2 für sieben vergleichbare Länder dargestellt.Mit Ausnahme von Spanien gibt es in allen Referenz-

ländern mehr Nascent Entrepreneurs als Gründer vonJungunternehmen von max. drei Jahren. In Deutschlandist, wie schon in den Vorjahren, die Gruppe der YoungEntrepreneurs relativ zu den Nascent Entrepreneurs imVergleich zu den Referenzländern unterrepräsentiert (Re-lation 0,6:1). Neben Spanien, wo der Anteil der YoungEntrepreneurs sogar höher ist als derjenige der NascentEntrepreneurs, weisen insbesondere die USA (0,4:1) einegünstigere Relation zwischen den Anteilen an Young undNascent Entrepreneurs auf als Deutschland. In den ge-nannten Ländern scheint die Realisierung eines Grün-dungsvorhabens mit weniger Schwierigkeiten verbundenzu sein als hierzulande, denn die Gründungsversuchehaben dort relativ häufig auch zu einer tatsächlichen Grün-dung geführt (Funktion der Nascent-Quote als Früh-indikator).

Early-Stage Entrepreneurial Activity: Erwachsene (18 - 64 Jahre), die Nascent Entrepreneurs oder Young Entrepreneurs sind.

Erwachsene (18 - 64 Jahre), die sich aktiv an der Gründung eines neuen Unternehmens beteiligen (z.B. durch die Suche nachAusstattung oder Standorten, Organisation des Gründungsteams, Erarbeitung eines Geschäftsplans, Bereitstellung von Kapital), die Inhaber- oderTeilhaberschaft im Unternehmen anstreben und während der letzten drei Monate keine Löhne oder Gehälter gezahlt haben.

Erwachsene (18 - 64 Jahre), die Inhaber bzw. Teilhaber eines bereits bestehenden Unternehmens sind, bei dem sie in derGeschäftsleitung mithelfen und nicht länger als 3,5 Jahre Gehälter, Gewinne oder Sachleistungen erhalten haben.

Nascent Entrepreneurs:

Young Entrepreneurs:

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2006

©Sternberg, R., Brixy, U., Hundt, C.Global Entrepreneurship Research Association,

5

10

15

20

30

25

35

45

40

0

Pe

rso

ne

np

ro1

00

Erw

ac

hs

en

e(1

8-

64

Ja

hre

)

Un

ga

rn

rke

i

Le

ttla

nd

Japa

n

Be

lgie

n

Sch

we

de

n

Slo

we

nie

n

Nie

de

rla

nd

e

ne

ma

rk

Ita

lien

Ve

rein

teA

rab

.E

mira

te

Fin

nla

nd

Ru

ssla

nd

da

frik

a

Me

xiko

Fra

nkr

eic

h

De

uts

ch

lan

d

Spa

nie

n

Tsch

ech

ien

Kro

atie

n

Gro

ßb

rita

nn

ien

Grie

che

nla

nd

Sin

ga

pu

r

No

rwe

ge

n

Ka

na

da

Arg

en

tinie

n

Irla

nd

Ind

ien

Isla

nd

Ma

lays

ia

Au

stra

lien

Ch

ile

Bra

silie

n

US

A

Ch

ina

Ind

on

esi

e

Ph

ilip

pin

en

Jam

aik

a

Ko

lum

bie

n

Uru

qu

ay

Th

aila

nd

Pe

ru

GE

M-D

urc

hsc

hn

itt

Mittelwert

Die vertikalen Balken markieren den Bereich, in dem sich derMittelwert der Grundgesamtheit mit einer Wahrscheinlichkeitvon 95% befindet. Die Überlappung der Balken zweier Mittel-werte ist ein Beleg dafür, dass die Unterschiede zwischendiesen Balken statistisch nicht signifikant sind.

Abb. 3.2.1: Early-Stage Entrepreneurial Activity in den GEM-Ländern 2006

Page 15: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

14 GEM-Länderbericht Deutschland 2006

Für viele GEM-Länder (inkl. Deutschland) ermöglichendie umfänglichen Datensätze neben den Querschnitts-auch zahlreiche Längsschnittvergleiche über die einzel-nen Jahre. Abb. 3.2.3 zeigt die alternativen Gründungs-quoten ausgewählter Länder für die letzten beiden Er-hebungsjahre. Während im Vergleich zu 2005 der Durch-schnittswert aller in beiden Jahren involvierten Länderminimal zugenommen hat, ist die Quote der Early-StageEntrepreneurial Activity in Deutschland wie auch in denUSA und Großbritannien zurückgegangen. Zugleich hatsie in den anderen vier Referenzländern zugenommen.Somit belegt Deutschland im Ländervergleich bei dyna-mischer Betrachtung einen Platz im unteren Mittelfeld.

Die GEM-Daten erlauben eine Vielzahl weiterer Analy-sen sowohl mit den genannten als auch mit weiteren, hieraber nicht näher thematisierten Gründungsquoten. DieseAspekte können an dieser Stelle nur angedeutet werden.Sie wurden in früheren GEM-Berichten (siehe Anhang3) oder in gesonderten Publikationen auf Basis der GEM-Daten untersucht (vgl. hierzu die Literaturauswahl in Kap.2.2).

Weiterhin erfreulich stellt sich die Situation bei potenziellwachstumsstarken Gründungen dar (zwar verwandt, abernicht identisch mit Hightech-Gründungen). Dieser Grün-dungstyp verspricht besonders positive ökonomische Ef-fekte und war im Vorjahr Gegenstand des Sonderthemasim GEM-Länderbericht Deutschland. Im GEM stehenzahlreiche Kennziffern und alternative Definitionen fürpotenziell wachstumsstarke Gründungen zur Verfügung,die sich an Kriterien wie Technologieorientierung der

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2006

©

Sternberg, R., Brixy, U.,Hundt, C.

Global EntrepreneurshipResearch Association,

Niederlande

Spanien

0 2 4 6 8 10 12

10,03

7,27

5,42

5,77

4,21

5,32

11,96

9,44

7,47

3,01

3,56

3,19

2,90

2,88

7,33

5,34

3,26

4,41

1,86

2,78

1,70

2,75

5,72

4,56

USA

Australien

Dänemark

Großbritannien

Deutschland

Ø allerGEM-Länder

Personen pro 100 Erwachsene(18 - 64 Jahre)

Early-Stage Entrepreneurial Activity:Erwachsene (18 - 64 Jahre), die Nascent Entrepreneurs oderYoung Entrepreneurs sind.

Erwachsene (18 - 64 Jahre), die sich aktiv an der Gründung einesneuen Unternehmens beteiligen (z.B. durch die Suche nach Aus-stattung oder Standorten, Organisation des Gründungsteams,Erarbeitung eines Geschäftsplans, Bereitstellung von Kapital), dieInhaber- oder Teilhaberschaft im Unternehmen anstreben undwährend der letzten drei Monate keine Löhne oder Gehälter gezahlthaben.

Erwachsene (18 - 64 Jahre), die Inhaber bzw. Teilhaber eines bereitsbestehenden Unternehmens sind, bei dem sie in der Geschäfts-leitung mithelfen und nicht länger als 3,5 Jahre Gehälter, Gewinneoder Sachleistungen erhalten haben.

Nascent Entrepreneurs:

Young Entrepreneurs:

Abb. 3.2.2: Alternative Gründungsquoten in ausge-wählten GEM-Ländern 2006

©

Sternberg, R., Brixy, U.,Hundt, C.

Global EntrepreneurshipResearch Association,Niederlande

Spanien

0 2 4 6 8 10 12

10,03

12,44

7,27

5,65

5,42

4,36

5,77

6,22

4,21

5,39

5,32

4,75

11,96

10,87

8,02

7,79

USA

Australien

Dänemark

Großbritannien

Deutschland

Personen pro 100 Erwachsene(18 - 64 Jahre)

* Mittelwert

Erwachsene (18 - 64 Jahre), die Nascent Entrepreneurs oder YoungEntrepreneurs sind.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2005 und 2006

der Länder, die in 2005 2006 zum GEM gehörten.und

Early-Stage Entrepreneurial Activity:

2005 2006

Ø allerGEM-Länder*

Abb. 3.2.3: Vergleich der Early-Stage EntrepreneurialActivity Quoten in ausgewählten GEM-Ländern 2005 zu 2006

Page 16: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

15GEM-Länderbericht Deutschland 2006

Produkte, Exportanteil am Umsatz, erwartete Beschäf-tigtenentwicklung oder Neuartigkeit der Produkte orien-tiert. Erwähnt seien hier nur zwei Aspekte, die zeigen,dass Deutschland bei diesen Gründungen günstigereRangplätze einnimmt als bei Gründungen insgesamt.Beachtliche neun Prozent der werdenden oder jungenGründer erzeugen Produkte mittlerer oder hoher Techno-logieintensität bzw. planen dies (Rang 13 unter 42 Län-dern). Diesbezüglich liegt Deutschland zwar hinter denmeisten Industrieländern, aber vor allen Schwellen- undEntwicklungsländern sowie vor Großbritannien und Ja-pan. Der Anteil der bereits umgesetzten oder geplantenGründungen, die mindestens 20 Beschäftigte in den kom-menden fünf Jahren erwarten, liegt bei 17 % aller erfolg-ten oder geplanten Gründungen (Rang 18, z. B. vorSchweden, Australien und Japan).

Geschlechterspezifische Unterschiede im Gründungs-verhalten sind ein wichtiges Thema der Gründungs-forschung und der Gründungsförderpolitik. Die GEM-Daten belegen, dass Frauen in Deutschland seltener grün-den als Männer – und seltener als Frauen in anderen ver-gleichbaren Ländern. Wie gezeigt, liegt die Early-StageEntrepreneurial Activity bei allen in Deutschland leben-den 18- bis 64-Jährigen bei 4,21 %. Bei den Frauen be-trägt sie lediglich 2,58 % und damit weniger als die Hälf-te des Wertes der Männer. Die entsprechenden Referenz-werte für die meisten Industrieländer liegen beträchtlichhöher: USA 7,36 %, Großbritannien 3,61 %, Spanien5,70 %. Unter den Industrieländern weisen lediglichSchweden, Frankreich, Belgien und Russland noch nied-rigere Quoten auf als Deutschland.

Junge Menschen gründen häufiger als Ältere, wobei inDeutschland wie in den meisten Industrieländern diehöchsten Gründungsquoten in der Gruppe der 25- bis 34-Jährigen zu suchen sind. Die Early-Stage EntrepreneurialActivity Quote liegt hierzulande bei 5,84 %, womit aufdiese Altersklasse etwa ein Viertel aller Gründer entfällt.Die Vermittlung von sozialen Werten und Normen, zudenen auch die unternehmerische Selbstständigkeit zählt,erfolgt insbesondere in frühen Lebensjahren (z. B. überdie Eltern, die Schule), weshalb es Sinn macht, dieSelbstständigkeit von jungen Menschen zu fördern. Vorallem hier liegen die komparativen Schwächen Deutsch-lands im internationalen Vergleich, denn tatsächlich be-trägt die Early-Stage Entrepreneurial Activity Quote beiden 18- bis 24-Jährigen nur 2,16 % (USA 10,81 %!). An-

gesichts des demographischen Wandels und der Verän-derung von Lebensarbeitszeit und Arbeitsinhalten wirdaber auch die unternehmerische Selbstständigkeit von äl-teren Menschen ein Thema werden, auf das die Politikvorbereitet sein sollte. In jedem Fall liegen hier inDeutschland (wie in vielen anderen Industrieländern)unausgeschöpfte Gründungspotenziale, denn unter den55- bis 64-Jährigen beträgt die Quote der Early-StageEntrepreneurial Activity lediglich 2,82 %, d. h. nur 12 %aller Gründerpersonen in Deutschland fallen in diese Al-tersgruppe (zum Vergleich: USA 9 %).

Die früheren GEM-Länderberichte haben sich zum Teilintensiv mit den unterschiedlichen Gründungsquoten und-einstellungen in West- und Ostdeutschland auseinander-gesetzt. Obgleich die Daten dies auch weiterhin ermögli-chen, sei im vorliegenden Länderbericht lediglich einkurzes Schlaglicht geworfen, und zwar aus zwei Grün-den. Erstens haben sich manche der in den 90er Jahrengravierenden Disparitäten zwischen beiden Landesteilenin den letzten Jahren signifikant verringert. Zweitenswerden mit dem Fokus auf die Nascent Panels in diesemLänderbericht andere Schwerpunkte gesetzt. Daher inaller Kürze: Westdeutschland weist mit 4,41 eine signifi-kant höhere Quote der Early-Stage EntrepreneurialActivity auf als Ostdeutschland (3,27 %). In etwas abge-schwächter Form gilt dies auch für die Nascent Entre-preneurs und die Young Entrepreneurs. Damit wird einTeil des Angleichungsprozesses bei diesen Quoten wie-der rückgängig gemacht, der in den letzten Jahren – undunter massivem Einfluss der Ich-AG-Förderung in Ost-deutschland – stattfand.

3.3 Warum wird gegründet?

Ein in Deutschland nach wie vor sehr wichtiges Mo-tiv für die Gründung eines eigenen Unternehmens istdie Angst vor drohender Arbeitslosigkeit.In Ostdeutschland planen vor allem Frauen, sichselbstständig zu machen, im Westen sind es vorwie-gend Männer.

Die Motivation, aus der heraus ein neues Unternehmengegründet wird, ist von großer Bedeutung für dessenweitere Entwicklung. Dies betrifft sowohl die Überlebens-wahrscheinlichkeit der jungen Firmen als auch derenWachstumschancen. Menschen, die mit der Gründung

Page 17: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

16 GEM-Länderbericht Deutschland 2006

eines Unternehmens Ziele wie Unabhängigkeit, Gewinn-orientierung und Selbstverwirklichung verbinden, verkör-pern einen landläufig als „klassischen Unternehmer“ be-zeichneten Gründertypus. Da sie mit ihrer Selbstständig-keit vorrangig die Ausnutzung einer eigenen Geschäfts-idee verfolgen, werden sie auch als Opportunity- bzw.Gelegenheitsgründer bezeichnet. Davon zu unterscheidensind situationsbedingte bzw. „getriebene“ Gründer. Ei-gentlich würden sie eine abhängige Tätigkeit bevorzu-gen, sehen aber gegenwärtig keine (adäquate) Alternati-ve. Diese Gründer sind in erster Linie an der Sicherungihres eigenen Arbeitsplatzes interessiert, während Ge-

winnmaximierung und Expansion als Unternehmenszie-le keine Rolle spielen. Da ihre Selbstständigkeit tenden-ziell aus einer beruflichen Notsituation herrührt, bezeich-net man diesen Typus auch als Necessity-Gründer. Un-ternehmer dieser Art finden sich vor allem in Ländernmit hoher Arbeitslosigkeit und sind daher typisch fürEntwicklungs- und Schwellenländer, während in den ent-wickelten Volkswirtschaften für gewöhnlich die „klassi-schen“ Unternehmermotive dominieren.

Die im Vergleich zu anderen Volkswirtschaften gleichenökonomischen Entwicklungsstandes auffallend hohe Zahlan Necessity-Gründern ist daher eine strukturelle Beson-derheit der Gründungaktivitäten in Deutschland (vgl. Abb.3.3.1). Sie tritt vor allem dann deutlich zutage, wenn mandie Necessity-Gründer in Relation zu den Opportunity-Gründern setzt. Hier zeigt sich, dass auf einen werden-den Necessity-Gründer in Deutschland lediglich zweiOpportunity-Gründer kommen. Im Mittel der in Abb. 3.3.1dargestellten Länder kommen auf einen Necessity-Grün-der mehr als zehn Gelegenheitsgründer. Allein durch hoheArbeitslosigkeit aber lässt sich dieses Phänomen nichterklären, da z. B. die Arbeitslosigkeit in Spanien ähnlichhoch ist wie in Deutschland, dort aber einem Necessity-Gründer immerhin mehr als sieben Gelegenheitsgründergegenüber stehen. Offensichtlich werden objektiv ver-gleichbare wirtschaftliche Lagen von den Befragten sub-jektiv unterschiedlich einschätzt. Im Laufe des Jahres2006 hat sich die wirtschaftliche Entwicklung in Deutsch-land deutlich verbessert, was die Vermutung nahelegenwürde, dass sich zumindest in der Entwicklungstendenzein Aufwärtstrend zugunsten des Anteils der Opportunity-Gründer ergibt.

Ein Vergleich der zeitlichen Entwicklung dieser Anteileseit 2004 aber zeigt ein insgesamt sinkendes Niveau anNascent Entrepreneurs (vgl. Abb. 3.3.2). Diese Abnahmeist vor allem dem anteiligen Rückgang bei den Oppor-tunity-Gründern geschuldet. Die Zahl der Necessity-Grün-der sank zunächst zwar auch, stieg aber im Jahr 2006wieder deutlich an. In den Ländern der Vergleichsgruppedagegen ist die Anzahl werdender Gründer nahezu kon-stant geblieben – einen temporären Rückgang verzeich-neten lediglich die Opportunity-Gründer im Jahr 2005.Betrachtet man auch hier wieder die Relationen vonOpportunity- zu Necessity-Gründern, ergibt sich ein weit-aus eindeutigerer Befund. Im Jahre 2004 kamen inDeutschland auf einen Necessity-Gründer noch 2,2

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2006

©Universität Hannover, Sternberg, R., Brixy, U., Hundt, C.Global Entrepreneurship Research Association,

Niederlande

Spanien

0 31 2 4 6 7 85

7,47

3,01

3,56

3,19

2,90

2,88

7,33

5,32

6,25

2,62

3,18

2,60

1,79

2,67

6,52

4,02

0,97

0,37

0,26

0,49

0,88

0,09

0,77

1,14

USA

Australien

Dänemark

Großbritannien

Deutschland

Ø allerGEM-Länder

Personen pro 100 Erwachsene(18 - 64 Jahre)

Nascent Entrepreneurs:Erwachsene (18 - 64 Jahre), die sich aktiv an der Gründung einesneuen Unternehmens beteiligen (z.B. durch die Suche nach Aus-stattung oder Standorten, Organisation des Gründungsteams,Erarbeitung eines Geschäftsplans, Bereitstellung von Kapital), dieInhaber- oder Teilhaberschaft im Unternehmen anstreben undwährend der letzten drei Monate keine Löhne oder Gehälter gezahlthaben.

Erwachsene (18 - 64 Jahre), die Nascent Entrepreneurs sind undsich selbstständig gemacht haben oder machen wollen, um eineGeschäftsidee auszunutzen.

Erwachsene (18 - 64 Jahre), die Nascent Entrepreneurs sind undsich selbstständig gemacht haben oder machen wollen, weil siekeine bessere Erwerbsalternative haben.

Opportunity Entrepreneurship:

Necessity Entrepreneurship:

2,53 : 1

6,44 : 1

7,12 : 1

12,18 : 1

5,30 : 1

2,03 : 1

31,14 : 1

8,51 : 1

3,53 : 1

Relation Opportunity Entrepreneurshipzu Necessity Entrepreneurship

Abb. 3.3.1: Motive der werdenden Gründer in ausge-wählten GEM-Ländern 2006

Page 18: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

17GEM-Länderbericht Deutschland 2006

Gelegenheitsgründer. In der Vergleichsgruppe betrug die-ses Verhältnis dagegen 6,5. Zudem ist diese Relation inDeutschland bis zum Jahr 2006 auf 2,0 gesunken, in derVergleichsgruppe im selben Zeitraum aber auf 8,7 gestie-gen. Während in den anderen Ländern die potenziellenGründer davon ausgehen, dass sich für die Ausnutzungihrer Geschäftsideen auch weiterhin günstige Perspekti-ven ergeben, war man in Deutschland zur Jahresmitte2006, trotz des sich bereits abzeichnenden Aufschwungs,noch immer vergleichsweise pessimistisch gestimmt.Diese Motivationsunterschiede haben gleichwohl erheb-liche Auswirkungen auf die zu erwartende Entwicklungder jungen Unternehmen. So haben Untersuchungen be-reits vor längerem ergeben, dass Unternehmen, die vonOpportunity-Gründern geführt werden, im Durchschnitt

stärker wachsen als die der Necessity-Gründer. Allerdingsist auch bekannt, dass Unternehmen von hoch qualifizier-ten, eher erfolgsorientierten Gründern im Durchschnittgeringe Überlebenschancen haben, insbesondere infolgeder damit verknüpften hohen Gewinnerwartungen. Kön-nen Letztere nämlich nicht erfüllt werden, so ist die Nei-gung ausgesprochen groß, das Unternehmen schnell wie-der zu schließen, denn die Sicherung des eigenen Arbeits-platzes wird nicht als primäres Ziel betrachtet.

Wie schon im vergangenen Jahr soll auch diesjährig dieMotivationsstruktur der Nascents näher ausgeleuchtetwerden. Dazu wird in zusätzlichen Fragen nach den de-taillierten Beweggründen gefragt, sich mit einer eigenenFirma selbstständig zu machen. Wie bereits 2005, so be-stätigt sich auch in diesem Jahr der Trend, dass selbstdiejenigen, die mit der geplanten Gründung primär eineGeschäftsidee umsetzen wollen, bei genauerer Nachfra-ge vielfach existenzsichernde Motive äußern, weswegensie streng genommen den Necessity-Gründern zugerech-net werden müssten. Im Folgenden sprechen wir dahervon „Existenzsicherern“, wenn diejenigen gemeint sind,die auf Nachfrage die Existenzsicherung in den Vorder-grund gestellt haben, und von „Selbstverwirklichern“ erstdann, wenn die weitere Erkundigung keine existenz-sichernden Motive zu Tage gefördert hat. Wie Abb. 3.3.3zeigt, gibt es im Vergleich zum Vorjahr einen deutlichenRückgang dieser beiden Motive zugunsten einer Zunah-me von Personen, die keiner hauptsächlichen Motivlagezugeordnet werden können („Kombinierer“ und „Sonsti-ge“). Die Beweggründe sind daher weniger eindeutig alsim Vorjahr. Allerdings könnte der deutliche Rückgang derExistenzsicherer auch ein Indiz für eine sich langsamändernde Einstellung sein. Auch das günstigere wirtschaft-liche Umfeld mag die Zuversicht, dass eine eigene Firmaeventuell mehr als nur die individuelle finanzielle Absi-cherung ermöglicht, gestärkt haben.

Selbstverwirklicher und Existenzsicherer unterscheidensich nicht nur mit Blick auf ihre Sozialstruktur, sondernauch bezüglich ihrer Erwartungen, die sie mit ihrer ge-planten Gründung verknüpfen. Bereits vor der Gründungdes geplanten Unternehmens verdienen Selbstverwirk-licher mehr als Existenzsicherer, von denen ein Viertelüber ein Einkommen von weniger als 1.500 Euro ver-fügt. Bei den Selbstverwirklichern entfallen auf dieseGruppe nur 5 %, während mehr als die Hälfte von ihnenüber 3.000 Euro verdient. Bei den Existenzsicherern sind

Nascent Entrepreneurs:Erwachsene (18 - 64 Jahre), die sich aktiv an der Gründung einesneuen Unternehmens beteiligen (z.B. durch die Suche nach Aus-stattung oder Standorten, Organisation des Gründungsteams,Erarbeitung eines Geschäftsplans, Bereitstellung von Kapital), dieInhaber- oder Teilhaberschaft im Unternehmen anstreben undwährend der letzten drei Monate keine Löhne oder Gehälter gezahlthaben.

Erwachsene (18 - 64 Jahre), die Nascent Entrepreneurs sind undsich selbstständig gemacht haben oder machen wollen, um eineGeschäftsidee auszunutzen.

Erwachsene (18 - 64 Jahre), die Nascent Entrepreneurs sind undsich selbstständig gemacht haben oder machen wollen, weil siekeine bessere Erwerbsalternative haben.

Opportunity Entrepreneurship:

Necessity Entrepreneurship:

2,21 : 1

2,21 : 1 6,54 : 12,84 : 1 8,15 : 12,03 : 1 8,10 : 1

Relation Opportunity Entrepreneurshipzu Necessity Entrepreneurship

0

1

2

4

5

3

2005

Deutschland Ø Vergleichsgruppe*

2004 2006 20052004 2006

© Global Entrepreneurship Research Association,Sternberg, R., Brixy, U., Hundt, C.

Datenquelle: GEM-Expertenbefragungen 2004 - 2006

* Vergleichsgruppe: Australien, Dänemark, Großbritannien, Niederlande,Spanien, USA

3,3

9

4,4

2

3,1

2

4,3

4

2,9

0

4,5

8

2,2

2

3,7

3

1,9

1

3,2

6

1,7

9

3,9

7

1,0

1

0,5

7

0,6

7

0,4

0

0,8

8

0,4

9Pe

rso

ne

np

ro1

00

Erw

ac

hs

en

e(1

8-

64

Ja

hre

)

Abb. 3.3.2: Werdende Gründer in Deutschland nachMotiven der Gründung im internationalenVergleich 2004-2006

Page 19: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

18 GEM-Länderbericht Deutschland 2006

dies lediglich 31 %. Auch die Wachstumserwartungengehen auseinander. Während die Existenzsicherer imDurchschnitt davon ausgehen, dass nach fünf Jahren gutfünf Beschäftigte in ihrem Unternehmen arbeiten wer-den, rechnen die Selbstverwirklicher mit mehr als 20Beschäftigten. Dies deutet auf erhebliche Strukturunter-schiede zwischen den geplanten Unternehmen hin. Auchder Innovationsgehalt bestätigt dies. Demnach gehen dieSelbstverwirklicher eher davon aus, dass die von ihnengeplanten Produkte oder Dienstleistungen von den poten-ziellen Kunden als neuwertig wahrgenommen werden alsdies bei den Existenzsicherern der Fall ist. Nicht zuletztdeswegen schätzen Letztere die Gewinnung von Markt-anteilen als schwieriger ein. In ihrer Gesamtheit sind diediesjährigen Gründungsvorhaben weniger innovativ an-gelegt als noch im Vorjahr. Diese Entwicklung korrespon-diert mit dem durch das Zentrum für Europäische Wirt-schaftsforschung (ZEW) veröffentlichten Ergebnis, dassdie Anzahl der High-Tech-Gründungen rückläufig ist.Keine signifikanten Unterschiede zeigen sich hingegenbei der (Schul-)Ausbildung, dem geplanten Investitions-volumen, dem Alter oder Geschlecht. Bezüglich letzte-rem muss aber hervorgehoben werden, dass Gründerin-nen insgesamt, also jenseits der Trennung nach Motiv-

lage, mit nur 29 % erheblich unterrepräsentiert sind. Diesgilt allerdings nur für den westlichen Teil der Republik.In Ostdeutschland sind es vorwiegend Frauen, die denSchritt in die Selbständigkeit planen (57 %), während inWestdeutschland 74 % aller werdenden Gründer männ-lich sind. Hier kommt die nach wie vor unterschiedlicheErwerbsneigung von Frauen in Ost- und Westdeutsch-land zum Ausdruck. Allgemein manifestieren sich die imVergleich zu Männern schlechteren Chancen von Frauenauf dem Arbeitsmarkt.

Die bislang dargestellten bivariaten Zusammenhängekönnen freilich auch dadurch zustande kommen, dass sichverschiedene Einflüsse überlagern. Es kann nicht festge-stellt werden, ob die Variablen einen unabhängigen Ein-fluss haben. So ist z. B. die Variable „Geschlecht“ offen-sichtlich mit der Variablen „Lage in Ost- oder West-deutschland“ verbunden. Deshalb wird in einem weite-ren Schritt untersucht, welche dieser Variablen einen tat-sächlich originären Einfluss ausübt. Dazu wird einmultivariates Modell konzipiert, das es erlaubt, bestimmteEinzeleinflüsse zu separieren. Mit anderen Worten: DieEinflüsse der verschiedenen Indikatoren werden „einge-froren“, so dass geprüft werden kann, ob es bei einemsignifikanten Unterschied zwischen Existenzsicherernund Selbstverwirklichern bleibt, wenn der Einfluss an-derer Variablen ausgeschlossen wird. In einem weiterenSchritt lässt sich dann auch die Bedeutung jeder einzel-nen dieser Kontrollvariablen genau spezifizieren – eben-falls unter Ausschaltung aller anderen Indikatoren. In demModell werden der Einfluss des Alters, der Ausbildung,des Einkommens, des Geschlechts, der geplanten Inan-spruchnahme von Fördergeldern, die Innovativität, dieWachstumserwartungen sowie die Lage in Ost- oderWestdeutschland berücksichtigt.

Das multivariate Modell bestätigt, dass Existenzsichererin einem höheren Maße von Arbeitslosigkeit bedroht sindals Selbstverwirklicher. Aber auch hinsichtlich der Aus-bildung, des Geschlechts und des entweder in Ost- oderWestdeutschland liegenden Wohnorts unterscheiden sichnunmehr beide Gruppen signifikant. Existenzsichererhaben seltener ein Abitur oder Studium, sind häufigerFrauen und leben mit höherer Wahrscheinlichkeit in Ost-deutschland. Damit unterscheiden sich diese Ergebnissezwar deutlich von den bivariaten, dies gilt aber lediglichfür die Höhe der Signifikanz. Die Richtung der Einflüssebleibt unverändert.

©

Sternberg, R., Brixy, U.,Hundt, C.

Global EntrepreneurshipResearch Association,

2005 2006

Existenzsicherer:

Echte Selbstverwirklicher:

Kombinierer:

Gründer vor dem Hintergrund mangelnderErwerbsalternative.

„Klassische“ Unternehmer:Hauptmotive: Unabhängigkeit und Einkommenserhöhung.

Mischung beider Motivationstypen.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2005 - 2006

0

10

20

30

40

5046,5

34,2

40,0

37,8

6,6

14,5

6,5

13,6

An

teil

an

allen

Nascen

tE

ntr

ep

ren

eu

rsin

%

Exi

stenz-

sich

ere

r

Ech

teS

elb

stve

r-w

irkl

icher

Kom

bin

iere

r

Sonst

ige

Abb. 3.3.3 Werdende Gründer in Deutschland nachMotiven der Gründung 2005 - 2006

Page 20: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

19GEM-Länderbericht Deutschland 2006

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass in Deutsch-land die Angst vor Arbeitslosigkeit eine wichtige Trieb-feder für die Aufnahme einer selbstständigen Tätigkeitdarstellt. Betriebe, die aus dieser Motivation heraus ent-stehen, unterscheiden sich hinsichtlich ihres Wachstums-potenzials aber deutlich von jenen, die von klassischenUnternehmern gegründet werden. Der Mitte 2006 – alsozum Zeitpunkt der Befragung – gerade einsetzende Kon-junkturaufschwung konnte sich seither weiter stabilisie-ren und auch die Arbeitslosenzahlen haben hiervon teil-weise profitiert. All dies lässt hoffen, dass sich auch hier-zulande der Anteil derjenigen erhöht, die infolge unter-nehmerischer Ambitionen – und nicht etwa aus einer wirt-schaftlichen Notsituation heraus – den Schritt in dieSelbstständigkeit wagen.

3.4 Welche Gründungseinstellungenprägen die Deutschen?

Die Angst zu scheitern ist in Deutschland trotz desgünstigsten Wertes seit dem Jahr 2000 auch weiter-hin ein starkes Gründungshemmnis.In keinem anderen Land werden die Gründungs-chancen geringer eingeschätzt als in Deutschland.Die Bewertung der eigenen für eine Gründung not-wendigen Fähigkeiten und Kenntnisse fällt ungün-stiger aus als noch im Vorjahr.

Ähnlich wie in den Vorjahren gehört Deutschland auchim Jahr 2006 zu den Ländern, in denen die befragten Er-wachsenen sehr häufig aus Angst vor dem Scheitern eineGründung unterlassen würden (vgl. Abb. 3.4.1). InDeutschland gilt dies für 46,5 % der 18- bis 64-Jährigen,womit Deutschland unter den 42 GEM-Ländern ledig-lich Rang 37 belegt. Nur die Menschen in Griechenland,Thailand, Russland, Frankreich und Malaysia haben nochgrößere Angst, mit einem eigenen Unternehmen zu schei-tern. Zwar hat sich der Anteil der Deutschen, die dieseScheiterangst nicht vom Gründen abhalten würde, gegen-über dem Vorjahr um 4,8 Prozentpunkte erhöht, womitder Wert der günstigste für Deutschland seit dem Jahr2000 ist. Gleichwohl stellt die Angst zu scheitern ein hier-zulande noch immer weit verbreitetes Hemmnis für eineselbstständige Tätigkeit dar. Sämtliche Referenzstaatenin Abb. 3.4.1 weisen z.T. signifikant bessere Werte auf.

Die Sorge um die negativen Folgen eines Scheiterns miteiner Gründung kann unter Umständen auch dann zurAufnahme einer selbstständigen Tätigkeit führen, wenndie Person die Gründungsmöglichkeiten in der Region,in der sie lebt, aktuell als sehr günstig wahrnimmt. Einesolch optimistische Wahrnehmung ist in Deutschland al-lerdings nicht weit verbreitet: Nur 20 % der Befragtensehen gute Gründungsgelegenheiten (vgl. Abb. 3.4.2), inkeinem anderen der sechs Referenzstaaten schätzt dieBevölkerung die Gründungschancen ungünstiger ein alsin Deutschland. Lediglich in vier GEM-Ländern, allesamtIndustriestaaten (Singapur, Japan, Ungarn, Belgien), be-urteilt die Bevölkerung die Gründungschancen noch ne-gativer. Es kann nur wenig trösten, dass sich der Anteilder ‚Optimisten‘ in Deutschland gegenüber 2005 leichtum 3 Prozentpunkte erhöht hat. Relativierend sei hinzu-gefügt, dass Deutsche, wie aus Befragungen zu anderenThemen bekannt, ihre persönliche (Lebens-)Situation,verglichen mit anderen Ethnien, negativer einschätzen alssie in der Realität ist, was sich auch auf die Einschätzungder Gründungschancen auswirkt.

©Sternberg, R., Brixy, U., Hundt, C.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2006

Global Entrepreneurship Research Association,

0 6020 40 80

79,0

53,8

71,1

64,2

53,5

59,8

65,5

USA

Spanien

Niederlande

Großbritannien

Dänemark

Deutschland

Australien

Personen mit „Nein“- Antwortpro 100 Erwachsene (18 - 64 Jahre)

Fragestellung: „Die Angst zu scheitern würde Sie davon abhalten, einUnternehmen zu gründen.“

Ø GEM = 64,6(N = 42 Länder)

Abb. 3.4.1: Die Angst zu scheitern als Gründungshemm-nis in ausgewählten GEM-Ländern 2006

Page 21: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

20 GEM-Länderbericht Deutschland 2006

Um den Schritt in die unternehmerische Selbstständigkeitauch mittel- und langfristig erfolgreich zu gestalten, be-nötigt ein Gründer bestimmte Fähigkeiten und Eigen-schaften. Letztere sind den meisten potenziellen Grün-dern mehr oder weniger bekannt. Ob eine Person korrekteinschätzt, ob sie selbst diese Eigenschaften besitzt, isteine andere, mit dem methodischen Instrumentarium desGEM (Telefonbefragung) nicht zu beantwortende Frage.Wenn im GEM also nach Gründungsfähigkeiten gefragtwird, dann geht es ausschließlich um die individuelleWahrnehmung solcher Fähigkeiten, die naturgemäß mehroder weniger weit von den tatsächlichen Fähigkeiten ent-fernt liegen kann – je nachdem, wie realistisch die Per-son sich selbst einzuschätzen vermag. Der Anteil derje-nigen Deutschen, der meint, über ausreichende Fähigkei-ten und Erfahrungen zur Umsetzung einer Gründung zuverfügen, hat sich seit Beginn der GEM-Erhebungen lang-sam, aber relativ stetig erhöht und liegt 2006 bei 39,0 %(vgl. Abb. 3.4.3). Damit belegt Deutschland immerhinRang 29 unter 42 Ländern und lässt von den dargestell-ten Referenzstaaten zumindest Dänemark und die Nie-

derlande hinter sich. Die Unterschiede zu Ländern wieden USA oder Großbritannien sind allerdings anhaltendgroß und zeugen von einer dort offenbar wesentlich gün-stigeren Wahrnehmung der eigenen Gründungsfähig-keiten, die als Reflex auf entsprechende – eher positive –Erfahrungen mit den eigenen Gründungsfähigkeiten inder Vergangenheit basieren dürften. Für Deutschland,insbesondere Ostdeutschland, ist diesbezüglich zweier-lei zu konstatieren. Erstens existiert hierzulande keine„Kultur des Scheiterns“, weshalb weder das soziale Um-feld noch etwa Kreditinstitute Personen eine ‚zweiteChance‘ gewähren, die mit einer früheren Gründung kei-nen Erfolg hatten. Zweitens mag eine pessimistischereEinschätzung der Gründungsfähigkeiten (oder der Grün-dungschancen) auch durchaus eine realistische sein: Wooptimistische (aber allzu unrealistische) Wahrnehmungendurch realistischere ersetzt werden, sind zumindest Ent-täuschungen seltener.

Frauen in Deutschland weisen sowohl bei den Ein-stellungsvariablen (Angst vor dem Scheitern als Grün-dungshemmnis, Beurteilung der Gründungschancen) als

©Sternberg, R., Brixy, U., Hundt, C.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2006

Global Entrepreneurship Research Association,

0 10 20 30 40 50 60 70

24,3

32,8

45,7

36,8

20,0

64,6

54,8

USA

Spanien

Niederlande

Großbritannien

Dänemark

Deutschland

Australien

Personen mit „Ja“- Antwortpro 100 Erwachsene (18 - 64 Jahre)

Fragestellung: „In den nächsten sechs Monaten werden sich in der Region,in der Sie leben, gute Möglichkeiten für eine Unternehmens-gründung ergeben.“

Ø GEM = 38,6(N = 42 Länder)

Abb. 3.4.2: Die Einschätzung der Gründungschancenin ausgewählten GEM-Ländern 2006

©Sternberg, R., Brixy, U., Hundt, C.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2006

Global Entrepreneurship Research Association,

0 10 20 30 40 50

50,2

46,3

37,5

49,6

39,0

36,4

50,6

USA

Spanien

Niederlande

Großbritannien

Dänemark

Deutschland

Australien

Personen mit „Ja“- Antwortpro 100 Erwachsene (18 - 64 Jahre)

Fragestellung: „Sie haben das Wissen, die Fähigkeit und die Erfahrung,die notwendig sind, um ein Unternehmen zu gründen.“

Ø GEM = 46,8(N = 42 Länder)

Abb. 3.4.3: Die Einschätzung der Gründungsfähig-keiten in ausgewählten GEM-Ländern 2006

Page 22: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

21GEM-Länderbericht Deutschland 2006

auch mit Blick auf die Einschätzung der eigenen Grün-dungsfähigkeiten statistisch signifikant ungünstigereWerte auf als Männer. Dieses Resultat bleibt über diegesamten neun Jahre empirischer Gründungsforschungim Rahmen des GEM sehr stabil. Im Jahre 2006 würdedie Angst vor dem Scheitern 53 % der Frauen davon ab-halten, ein Unternehmen zu gründen; der Referenzwertder Männer liegt bei lediglich 40 %. Beträchtliche 10Prozentpunkte, und erneut zu Ungunsten der Frauen, be-trägt der Unterschied bei der Frage nach guten Gründungs-gelegenheiten in den kommenden sechs Monaten im re-gionalen Umfeld (nur 15 % der Frauen bejahen dies).Am größten aber ist der Unterschied hinsichtlich der Fragenach den Gründungsfähigkeiten, die nur 29 % der Frau-en, aber 48 % der Männer zu besitzen glauben. Ange-sichts dieser gravierenden und einseitigen Unterschiededer Gründungseinstellungen zwischen den Geschlechternwirkt es plausibel, dass auch die Gründungsquoten, wiein Kapitel 3.2 geschildert, stark differieren.

Auch ein anderes stabiles Resultat der beiden Vorjahrehat sich 2006 bestätigt: Die Gründungsfähigkeiten wer-den in West- und Ostdeutschland (Selbsteinschätzung derBefragten) nahezu gleich eingeschätzt. Dagegen schät-zen Ostdeutsche ihr Gründungsumfeld weiterhin pessi-mistischer (oder realistischer, s.o.) ein als die Westdeut-schen das ihrige: Nur 17 % im Osten gehen von gutenGründungsgelegenheiten aus, im Westen hingegen 21 %.Am größten gestaltet sich die Differenz zwischen beidenTeilen Deutschlands bezüglich der Frage, ob die Angstzu scheitern ein Gründungshemmnis wäre: Hier liegt derWert Ostdeutschlands mit 53 % an Ja-Antworten acht Pro-zentpunkte und damit statistisch signifikant über demReferenzwert Westdeutschlands.

Unterteilt man abschließend die Gruppe der 18- bis 64-Jährigen in fünf etwa gleich große Altersklassen, dannfällt auf, dass sich die Gründungseinstellungen bzw.-fähigkeiten zwischen diesen Altersgruppen weniger starkunterscheiden als etwa zwischen den Geschlechtern oderzwischen deutschen Regionen. Lediglich die Gruppe der18- bis 24-Jährigen weicht von dieser Regel ab: Diesejüngste Altersgruppe besitzt ihrer Eigenwahrnehmungzufolge signifikant seltener die für eine Gründung not-wendigen Fähigkeiten, hat aber auch ungleich wenigerAngst vor dem Scheitern als alle anderen Altersgruppen.Sie sieht auch die Gründungsgelegenheiten weniger skep-tisch als ältere Jahrgänge. Dies stimmt optimistisch.

Page 23: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

22 GEM-Länderbericht Deutschland 2006

4 Die Rahmenbedingungen für Grün-dungen in Deutschland

4.1 Gründungsbezogene Rahmenbedin-gungen im GEM-Modell

Das öffentliche Interesse am Gründungsgeschehen resul-tiert aus der Erwartung, dass neu gegründete Unterneh-men die wirtschaftliche Entwicklung in einer Volkswirt-schaft positiv beeinflussen. Gründungen können über dieStimulierung des Wettbewerbs eine Beschleunigung desStrukturwandels herbeiführen und auf diesem Wege füreine Erhöhung der nationalen Innovativität sorgen, so dasKalkül vor allem der Politik. Damit würden sie nicht nureinen wichtigen Beitrag zum wirtschaftlichen Wachstumleisten, sondern ebenso zur Stabilisierung des Beschäfti-gungsniveaus beitragen. Zur Erklärung der Gründungs-aktivitäten dienen dabei nicht nur die Gründungsmotiveund -einstellungen, sondern auch die gründungsbezogen-en Rahmenbedingungen. Gemeint sind hiermit jene Fak-toren, die Einfluss darauf nehmen, wie leicht oder be-schwerlich sich Unternehmensgründungen in einem Landumsetzen lassen. Dies ist deswegen bedeutsam, weil hier-durch die Gründungsbereitschaft innerhalb eines Landesund damit das tatsächliche Ausmaß an Gründungs-aktivitäten maßgeblich beeinflusst werden kann.

Im Rahmen einer Expertenbefragung unterscheidet dasGEM-Modell traditionell neun gründungsbezogene Rah-menbedingungen (vgl. Anhang 1). Diese können einer-seits für die konkrete Umsetzung einer Gründungsideerelevant sein (z.B. Finanzierung, öffentliche Förderinfra-struktur, Regulierungen und Steuern), oder andererseitsauf die Gründungseinstellungen in der Bevölkerung ein-wirken (z.B. durch gesellschaftliche Werte und Normen,die gründungsbezogene Ausbildung oder das Engagementder Politik). Die Datengrundlage bildet eine schriftlicheBefragung von mindestens 36 Gründungsexperten proLand aus den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft oderPolitik, die seit nunmehr acht Jahren in nahezu allenGEM-Ländern (2006 in 37 Ländern) in standardisierterund damit vergleichbarer Form durchgeführt wird. Basisdieser Befragung sind zwischen fünf und sieben gleichgewichtete Aussagen pro gründungsbezogener Rahmen-bedingung, die die Experten auf einer Skala von 1 (voll-kommen falsch) bis 5 (vollkommen richtig) bewertensollen. Aus dem Mittelwert der jeweiligen Einstufungenzu den einzelnen Aussagen ergibt sich für jede Rahmen-

bedingung ein entsprechender Indexwert. Je höher die-ser Indexwert ausfällt, desto besser wird die jeweiligeRahmenbedingung eingeschätzt.

4.2 Gründungsstandort Deutschland imJahre 2006 – Mehr Schwächen alsStärken?

Die besten Noten vergeben die befragten Expertenfür die physische Infrastruktur, den Schutz geistigenEigentums, die unternehmensbezogenen Dienstlei-stungen sowie für die öffentliche Förderinfrastruktur.Letztere belegt im Länderranking sogar Platz 1.Verbesserungsbedarf signalisieren die Expertenurteilefür den Wissens- und Technologietransfer, die Grün-dungsfinanzierung und die Marktoffenheit.Unübersehbare Schwächen bestehen wie schon in denvergangenen Jahren hinsichtlich der gesellschaftli-chen Werte und Normen (Rang 34), der schulischen(Rang 31) bzw. außerschulischen (Rang 35) grün-dungsbezogenen Ausbildung sowie der Unterstützungfür Gründungen von Frauen (Rang 36).

Einige Lichter...

Auch im Jahre 2006 stellt der GründungsstandortDeutschland seine traditionellen Stärken unter Beweis(vgl. Abb. 4.2.1). Die besten Noten erhalten wie schon inden vergangenen Jahren die physische Infrastruktur(4,09), der Schutz geistigen Eigentums (3,6), die unter-nehmensbezogenen Dienstleistungen (3,42) sowie dieöffentliche Förderinfrastruktur (3,4). Diese Rangfolgebesteht im Wesentlichen seit 2002. Einen deutlichen Zu-wachs verzeichnen allein die unternehmensbezogenenDienstleistungen (plus 0,38), die diesjährig erstmals Rangdrei belegen. Verantwortlich hierfür sind nach Ansichtder Experten insbesondere die gestiegene Qualität unddie verbesserte Verfügbarkeit von Beratungs- und Zu-lieferdiensten für neue Unternehmen. Auch die öffentli-che Förderinfrastruktur konnte ihr gutes Niveau aus demJahre 2002 behaupten.

Einen leichten Rückgang (minus 0,11) verzeichnete hin-gegen der Indexwert für die physische Infrastruktur, wo-mit die Verfügbarkeit von Büro- und Gewerbeflächen,

Page 24: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

23GEM-Länderbericht Deutschland 2006

die Qualität von Verkehrs- und Telekommunikations-einrichtungen sowie die Leistungen der Versorgungsbe-triebe gemeint sind. Hauptgrund sind die jüngst spürbargestiegenen Kosten für Gas, Wasser und Strom, die kei-neswegs nur der internationalen Preisentwicklung ge-schuldet sind, sondern in gleicher Weise dem auch achtJahre nach der Liberalisierung zu geringem Wettbewerbauf und um den deutschen Energiemarkt. Dennoch bietetdie physische Infrastruktur dem Gründungsgeschehen seitJahren eine insgesamt hochwertige und verlässliche Ba-sis. Ebenfalls erfreulich gestaltet sich die Bewertung fürden Schutz geistigen Eigentums – Ausdruck einerverlässlich funktionierenden Rechtssicherheit für Paten-te, Urheberrechte und Markenzeichen. Schließlich ver-mochte auch das Engagement der Politik für das Grün-dungsgeschehen gegenüber 2002 im Meinungsbild der

Experten einen leichten Zuwachs zu verzeichnen (plus0,16). Als Indikator für den Erfolg oder Misserfolg grün-dungspolitischer Maßnahmen eignet sich diese Aussagefreilich nicht.

...und (zu) viele Schatten

So erfreulich sich die Bewertungen für das Spitzenquartettsowie die jüngste Entwicklung des politischen Engage-ments im Wesentlichen auch ausnehmen, so nachdenk-lich müssen die Expertenurteile für die übrigen acht Rah-menbedingungen stimmen, die auf der Skala allesamt alsunterdurchschnittlich eingestuft werden (vgl. Abb. 4.2.1).Weniger gut gestalten sich vor allem die Indexwerte fürdie gesellschaftlichen Werte und Normen (2,37), für den

1 Deutschlands Rangplatz 2006 (unter 37 Ländern)

2 Die Bewertungen basieren auf dem Mittelwert der Einstufung einer Reihe von Aussagen zu denjeweiligen Rahmenbedingungen durch die Experten auf einer Skala von 1 (vollkommen falsch) bis 5(vollkommen wahr). Je höher der Wert desto besser wurde die Rahmenbedingung einge-schätzt. DieWerte in der Abbildung geben die Abweichungen vom Mittelwert der Skala wieder.

© , Sternberg, R., Brixy, U., Hundt, C.

Datenquelle: GEM-Expertenbefragungen 2002 - 2006

Global Entrepreneurship Research Association

0 0-1 -0,5

Verschlech-terung

Verbes-serung

-2schlecht

+1 +0,5+2gut

- 0,17 - 0,08a,

- 0,05

+ 0,27a

- 0,24

- 0,14b

+ 0,02a

- 0,07

- 0,36

+ 0,03

+ 0,16

+ 0,07a

+ 0,38

± 0,00

- 0,11

- 1,17

- 0,70

- 0,63

- 0,51

- 0,42

- 0,30

- 0,25

- 0,24

+ 0,01

+ 0,40

+ 0,42

+ 0,60

+ 1,09

Rahmenbedingungen:

Schutz geistigen Eigentums (Patente etc.)

Berater und Zulieferer für neue Unternehmen

Öffentliche Förderinfrastruktur

Wissens- und Technologietransfer

Gründungsbezogene Ausbildung 1: Schule

Unterstützung für Gründungenvon Frauen

Physische Infrastruktur

Politik 1: Priorität und Engagement

Marktoffenheit 1: Marktveränderung

Finanzierung

Marktoffenheit 2: Markteintrittsbarrieren

Gründungsbezogene Ausbildung 2: außerschulisch

Gesellschaftliche Werte und Normen (Kultur)

Politik 2: Regulierung, Steuern

11.

31.

15.

1.

13.

9.

8.

17.

36.

24.

16.

19.

35.

34.

Bewertung der Rahmenbedingungenfür Deutschland 20062

Rang-platz1

Veränderungdes Indexwertes

2002 zu 2006

a

b

Die hier dargestellte Verände-rungdes Indexwertes bezieht sich aufweniger Items als der Indexwert fürdas Jahr 2006

Indexwert für die Veränderung 2004zu 2006

Abb. 4.2.1: Gründungsbezogene Rahmenbedingungen in statischer und dynamischer Betrachtung

Page 25: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

24 GEM-Länderbericht Deutschland 2006

Bereich Regulierung und Steuern (2,30) sowie für dieschulische (1.83) und außerschulische (2,49) gründungs-bezogene Ausbildung. Als besorgniserregend darf in die-sem Zusammenhang der Umstand gelten, dass dasschlechte Abschneiden dieser vier letztplatzierten, für denGründungserfolg gleichwohl sehr wichtigen Rahmenbe-dingungen ebenso Tradition geworden ist wie das guteAbschneiden der vier erstplatzierten. Eine Trendwendeist nach den vorliegenden Expertenaussagen nicht aus-zumachen. Stattdessen entwickelten sich alle vierEinflussfaktoren im Zeitablauf negativ. So verschlech-terten sich die Noten für außerschulische Bildung (mi-nus 0,14) und gesellschaftliche Werte und Normen (mi-nus 0,24) in den vergangenen Jahren deutlich. Die Be-wertung für die schulische Ausbildung ging demgegen-über zwar nur graduell zurück, dies allerdings auf einemohnehin extrem niedrigen Niveau. Einzig die Rahmen-bedingung Regulierung und Steuern konnte ihren Index-wert seit 2002 verbessern (plus 0,27). Hier zeigt sich zwardie mögliche Verknüpfung mit der gesteigerten politischenPriorität für Unternehmensgründungen (plus 0,16), än-dert allerdings nichts am Verbleib auf einem äußerst un-befriedigenden vorletzten Rang.

Doch nicht nur die Schlussgruppe, auch die vermeintlichbesser gestellten Rahmenbedingungen im mittleren Teildes Tableaus geben infolge ihrer nur mäßigen Beurtei-lung Anlass zur Sorge. Vor allem die rapide Verschlech-terung des zentralen Gründungsfaktors Finanzierung (mi-nus 0,36) wirkt entmutigend auf Ideenreichtum, Eigenin-itiative und frischen Unternehmergeist. Ähnliches gilt fürdas schlechte Abschneiden des Wissens- und Technolo-gietransfers (2,58). Auch hier hätte man sich – geradeangesichts seiner Bedeutung für technologieorientierteGründungen, volkswirtschaftliche Innovativität undWachstum – lieber ein Aufbruchsignal gewünscht. Dassüber den Zustand der Marktoffenheit ebenfalls kritischgeurteilt wird, vermag da zwar nicht im selben Maße zubeunruhigen. Dennoch können sowohl das Tempo derMarktveränderung (2,76) als auch die Möglichkeiten desMarktzugangs (2,7) mit Blick auf den Markteintritt ent-scheidende Faktoren sein.

4.3 Wie ist Deutschland internationalpositioniert? Ein Vergleich mit 14Industriestaaten

Mit Blick auf die Gesamtheit aller gründungsbezo-genen Rahmenbedingungen belegt Deutschland den16. Rangplatz unter insgesamt 37 Nationen. Dies be-deutet eine leichte Verbesserung gegenüber 2005 (da-mals Rang 20 unter 33 Ländern).Konzentriert man den internationalen Vergleich auf15 Industrieländer, so erreicht Deutschland über alleRahmenbedingungen wie schon Vorjahr nur Rang 12– im Vergleich zu 2002 wurden dabei drei Plätze ein-gebüßt (damals Rang 9).

Der Rangplatzverlust Deutschlands unter den Indu-striestaaten erklärt sich in erster Linie aus den ver-besserten Expertenvoten in anderen Ländern – wäh-rend in Deutschland der Gesamtindex für die grün-dungsbezogenen Rahmenbedingungen seit fünf Jah-ren stagniert.

Der Standort Deutschland belegt unter Einbeziehung al-ler untersuchten Rahmenbedingungen den sechzehntenRangplatz unter insgesamt 37 Ländern und erreicht da-mit eine Platzierung im oberen Tabellenmittelfeld (vgl.Anhang 2). Angeführt wird das Gesamtranking von denUSA, Singapur und den Vereinigten Arabischen Emira-ten. Es folgen Staaten aus insbesondere West-, späterOsteuropa, derweil die Schlussgruppe vor allem von la-teinamerikanischen Ländern dominiert wird. Allgemeinist zu beobachten, dass Industrieländer eher die vorderenRangplätze einnehmen, während Schwellen- und Ent-wicklungsländer tendenziell schlechtere gründungs-bezogene Rahmenbedingungen bieten, oftmals aber diehöheren Gründungsquoten aufweisen (vgl. Abb. 3.2.1).Die Vielzahl an Gründungen in Ländern wie Brasilien,Uruguay, Kolumbien oder Peru lässt sich insbesondereauf die fehlenden Erwerbsalternativen zur oftmals er-zwungenen Selbstständigkeit zur Sicherung des Lebens-unterhaltes zurückführen, weswegen die Quoten nur sehrbedingt mit denen in Deutschland vergleichbar sind. Dadas Gründungsniveau durch den Reifegrad einer Volks-wirtschaft offenbar wesentlich beeinflusst wird, erscheintes plausibel, diesen Einflussfaktor für einen internatio-nalen Vergleich der gründungsbezogenen Rahmenbedin-gungen zu isolieren und die Analyse auf Staaten mit ei-nem ähnlichen Entwicklungsstand zu beschränken.

Page 26: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

25GEM-Länderbericht Deutschland 2006

Fokussiert man den internationalen Vergleich demnachallein auf 15 Industriestaaten, so fällt die Bilanz aus deut-scher Sicht allenfalls ernüchternd aus. Obwohl sich fürDeutschland die durchschnittliche Bewertung aller Rah-menbedingungen in den Jahren von 2002 bis 2006

absolut kaum verändert hat, musste es seine solidePlatzierung im Mittelfeld der Tabelle vor zwei Jahrenräumen und sich seitdem mit einen Rangplatz in der un-teren Tabellenhälfte begnügen (vgl. Abb. 4.3.1). DerGrund: Die nationalen Experten aus Dänemark, Belgien,den Niederlanden und Großbritannien schätzten die Rah-menbedingungen in ihren Ländern jüngst deutlich positi-ver ein als noch im Jahre 2002. Der wenig schmeichel-hafte zwölfte Rang ist also weniger der eigenen Ver-schlechterung geschuldet als vielmehr einer Verbesserunganderenorts. Einzig in Spanien und Italien werden dienationalen Rahmenbedingungen im Zeitverlauf nochskeptischer beurteilt als hierzulande. Durchgehend bes-sere Gesamtnoten als Deutschland erhalten traditionelldie USA, Finnland, Island, Kanada, Irland und Austra-lien. Mit Ausnahme von Australien wird jeder dieser

I

AUS E IS

B FIN N

CDN GB NL

D I NZ

DK IRL USA

I I I

N N B E

I

B E E NZ

E

E GB N D

N

DK B DK NL

D

GB DK NL AUS

GB

D NL GB N

NZ

D

NZ

AUS

IRL

CDN

IS

FIN

USA

B

DK

GB

IRL

CDN

IS

FIN

USA

IRL

AUS

NL

IS

FIN

IRL

NZ

CDN

USA

D

AUS

IS

NZ

IRL

CDN

FIN

USA

NL

AUS

B

DK

CDN

FIN

IS

USA

Australien

Belgien

Kanada

Deutschland

Dänemark

Spanien

Finnland

Großbritannien

Italien

Irland

Island

Norwegen

Niederlande

Neuseeland

USA

8

9

10

11

12

13

14

15

7

6

5

4

3

2

1

Ran

g

2002 2003 2004 2005 2006

Dargestellt ist der jeweilige Index-Mittelwert aus 12 gründungsbezogenenRahmenbedingungen, wie sie von den Experten des jeweiligen Landes aufeiner Skala von 1 (vollkommen falsch) bis 5 (vollkommen wahr) bewertetwurden. Je höher der Wert, desto besser wurden die Rahmenbedingungeninsgesamt eingeschätzt. Die Rahmenbedingungen entsprechen denje-nigen aus Abbildung 4.2.1. Einzige Ausnahme: auf "GründungsbezogeneAusbildung 2" musste infolge veränderter Items im Zeitablauf verzichtetwerden.

Für die Mehrheit der 15 dargestellten Staaten liegen die Expertendaten inder kompletten Zeitreihe vor. Für die wenigen Ausnahmen (Italien 2002,2004; Großbritannien 2004; Kanada, Neuseeland 2006) wurden diejeweiligen Zeitreihenmittelwerte errechnet. Diese sind in der Abbildungkursiv dargestellt.

© ,Sternberg, R., Brixy, U., Hundt, C.

Quelle: GEM-Expertenbefragungen 2002 - 2006.

Global Entrepreneurship Research Association

2,46 2,51

2,66 2,69

2,66 2,71

2,70 2,76

2,79 2,78

2,83 2,84

2,90 2,90

2,95

2,96

3,00

3,03

3,06

3,08

3,36

3,51

2,91

2,96

3,01

3,06

3,07

3,12

3,12

3,57

2,46 2,39

2,71 2,72

2,79 2,82

2,80 2,87

2,84 2,91

2,87 2,92

2,90 2,93

2,91

2,93

2,95

3,03

3,06

3,09

3,14

3,53

2,96

3,01

3,04

3,07

3,17

3,19

3,27

3,63

2,49

2,84

2,87

2,91

2,97

2,97

3,00

3,05

3,06

3,07

3,10

3,18

3,18

3,26

3,59

Abb. 4.3.1: Bewertung und Vergleich von 12 grün-dungsbezogenen Rahmenbedingungen in 15Industriestaaten von 2002 bis 2006

© ,Sternberg, R., Brixy, U., Hundt, C.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2002 - 2006

Global Entrepreneurship Research Association

Die Länderauswahl entspricht derjenigen aus Abb. 4.3.1. Allein auf dieDarstellung von Kanada und Neuseeland musste aufgrund fehlenderAngaben für die Gründungsquoten 2006 verzichtet werden.

Deutschland

10864201,0

2,0

2,2

2,4

2,6

2,8

3,0

3,2

3,4

3,6

3,8

4,0

5,0

Du

rch

sch

nit

tlic

he

Bew

ert

un

galler

Rah

men

bed

ing

un

gen

vo

n2002

bis

2006

Nascent Entrepreneurs pro 100 Erwachsene(18 - 64 Jahre) - Mittelwerte für die Jahre 2002 - 2006

Deutschland

r = 0,66

Abb. 4.3.2: Zusammenhang zwischen der Bewertungder Rahmenbedingungen und dem Anteilder Nascent Entrepreneurs in ausgewähltenLändern 2002 - 2006

Page 27: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

26 GEM-Länderbericht Deutschland 2006

Gründungsstandorte über alle Jahre hinweg mit einemIndexwert von 3 oder besser bewertet, derweil Deutsch-land mit einer Beurteilung von durchschnittlich 2,9 deut-lich dahinter zurückbleibt.

Dies ist umso bedeutsamer, als zwischen der Qualität dergründungsbezogenen Rahmenbedingungen und derNascent-Gründerquote in Bezug auf die untersuchten In-dustrieländer ein positiver statistischer Zusammenhangbesteht (vgl. Abb. 4.3.2). Um dem eher langfristigenEinfluss von Rahmenbedingungen Rechnung zu tragen,wurde auch hier anstelle nur eines Jahres der Fünf-jahreszeitraum von 2002 bis 2006 betrachtet und die je-weiligen Gesamtmittelwerte zueinander in Beziehunggesetzt. Es zeigt sich, dass Länder mit besser bewertetenRahmenbedingungen tendenziell auch die höherenGründungsquoten aufweisen, Länder mit schlechterenEinstufungen in der Regel niedrigere. Der Korrelations-quotient nach Pearson beträgt + 0,66 und signalisiert da-mit einen relativ starken positiven Zusammenhang. Ob-gleich auch anderen Einflussfaktoren eine wichtige Be-deutung zukommt (Einstellung, Motivation etc.), darf derEinfluss von Rahmenbedingungen auf das nationaleGründungsgeschehen also keinesfalls gering geschätztwerden.

4.4 Eine Einzelbetrachtung ausgewählterRahmenbedingungen in Deutschland –Wo besteht Handlungsbedarf?

Obgleich die physische Infrastruktur, der Schutz gei-stigen Eigentums und die unternehmensbezogenenDienstleistungen von den deutschen Experten guteBewertungen erhalten, belegt Deutschland bei die-sen Rahmenbedingungen unter 15 Industrienationenlediglich Mittelfeldplätze. Eine Spitzenposition er-reicht allein die öffentliche Förderinfrastruktur.Speziell der Industrieländervergleich offenbart kom-parative Schwächen bei elementaren Gründungs-faktoren: So kommen weder der Wissens- und Tech-nologietransfer noch die Gründungsfinanzierung,noch der Bereich Regulierung und Steuern über einePlatzierung im hinteren Mittelfeld hinaus (jeweilsRang 12 unter 15 Industriestaaten im Jahr 2006).Insgesamt haben sich acht von 13 Rahmenbedingun-gen nach Rangplätzen gegenüber 2002 verschlech-tert. Dies gilt insbesondere für die schulische und au-ßerschulische Gründungsausbildung (Rang 15 bzw.14) sowie für die gesellschaftlichen Werte und Nor-men (Rang 15), die allesamt seit Jahren auf niedri-gem Niveau stagnieren.

Veränderungen bei den gründungsbezogenen Rahmenbe-dingungen vollziehen sich in der Regel langsamer als beiGründungsaktivitäten oder -einstellungen. Gleichwohlsind auch sie, etwa als Resultat politischer Maßnahmen,einem Wandel unterworfen. Für den Zeitraum von 2002bis 2006 wurden daher die Indexwerte von 13 gründungs-bezogenen Rahmenbedingungen in Deutschland mit denentsprechenden Notenwerten aus den zuvor analysierten14 Industriestaaten in dynamischer Perspektive vergli-chen. Die sich daraus ergebende Rangplatzentwicklungfindet sich in Abbildung 4.4.1. Auf der senkrechten Ach-se ist die internationale Position Deutschlands abgetra-gen, wobei der jeweilige Indexwert als Maßstab gilt. Derwaagerechten Achse ist zu entnehmen, wie sich der Rang-platz Deutschlands zwischen 2002 und 2006 veränderthat. Befindet sich eine Rahmenbedingung beispielswei-se im unteren linken Quadranten, so hätte Deutschlandbei der betreffenden Rahmenbedingung sowohl eineschwache Position in 2006 inne als auch seinen Rang-platz unter den Industrienationen während der vergange-nen fünf Jahre verschlechtert.

Page 28: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

27GEM-Länderbericht Deutschland 2006

Noch viel Platz an der Sonne…

Um sich die unerfreuliche Positionierung Deutschlandsim Industrieländervergleich bewusst zu machen, genügtbereits ein flüchtiger Blick, denn offensichtlich befindetsich die Mehrzahl der hiesigen Rahmenbedingungen in

eben jenem Quadranten unten links, der den größten po-litischen Handlungsbedarf signalisiert. Der obere rechteQuadrant hingegen, der die komparativen StandortstärkenDeutschlands symbolisiert, enthält lediglich zwei der ins-gesamt dreizehn untersuchten Einflussfaktoren. So weißgegenüber den anderen Industrieländern vor allem dieQualität der staatlichen Förderinstrumente zu überzeu-gen. Keine andere Nation wird in diesem Punkt besserbeurteilt als Deutschland. Dies bedeutet indes nicht, dasskein weiterer Verbesserungsbedarf bestünde. Schon seiteinigen Jahren beurteilen die Experten sowohl die Trans-parenz des Förderapparates als auch die Effektivität derProgramme deutlich weniger gut als beispielsweise dieVielfalt des Gesamtangebots oder die Unterstützung durchTechnologie- oder Gründerzentren. Daher erscheint derengagierte Ausbau zentraler Anlaufstellen für Gründerebenso wünschenswert wie die verstärkte Bündelung vonFörderprogrammen oder die stetige Evaluierung derGründungsförderung auf Inanspruchnahme und Effizienz.

… ein überschaubares Mittelfeld…

Erfreulicherweise konnten auch die Bereiche „PolitischesEngagement“ und „Unternehmensbezogene Dienstlei-stungen“ mit Blick auf ihre jeweilige Positionierung in-ternationalen Boden gut machen. Für einen Platz in derSpitzengruppe reichte es dabei freilich nicht, obgleich diepositive Entwicklung der Indexwerte seit 2002 vorsich-tig optimistisch stimmen darf (vgl. Abb. 4.2.1). Dennochbesteht hinsichtlich beider Rahmenbedingungen Aufhol-bedarf, der sich einerseits auf die unzureichende Berück-sichtigung neuer Firmen im Rahmen staatlicher Beschaf-fungspolitik bezieht (Politik 1), andererseits auf die rela-tiv hohen Kosten abstellt, die Firmengründer für Bera-ter- und Zuliefererdienste aufzuwenden haben.

Zu den Rahmenbedingungen, die hinsichtlich ihrer inter-nationalen Ranglistenposition in den vergangenen Jah-ren an Plätzen eingebüßt haben, zählen auch die physi-sche Infrastruktur und der Schutz geistigen Eigentums.Damit kommen sie, ähnlich wie die unternehmens-bezogenen Dienstleistungen, trotz ihrer positiven Beno-tung (vgl. Abb. 4.2.1) über eine Platzierung im hinterenMittelfeld der Tabelle nicht hinaus. Verantwortlich fürdie Rückstufung der physischen Infrastruktur sind vorallem die infolge des mangelhaften Anbieterwettbewerbsgestiegenen Energiepreise. Mit Bezug auf den Schutz

Anmerkung: Die Ranglistenpositionen der jeweiligen Rahmenbe-dingungbasieren auf den Noten, wie sie für jede Rahmenbeding-ung von Expertendes jeweiligen Landes auf einer Skala von 1 (vollkommen falsch) bis 5 (voll-kommen wahr) vergeben wurden. Für die Jahre 2003, 2004 und 2005wurden die entsprechenden Zeitreihenmittelwerte gebildet. Allein für dieRahmenbedingung M errechnet sich der Mittelwert aus den Jahren 2004und 2005. Zudem wurden aus Übersichtsgründen die Faktoren Marktver-änderung und -eintrittsbarrieren zusammengefasst.

Die Länderauswahl entspricht derjenigen aus Abb. 4.3.1.

© ,Sternberg, R., Brixy, U., Hundt, C.

Datenquelle: GEM-Expertenbefragungen 2002 - 2006

Global Entrepreneurship Research Association

A : Öffentliche FörderinfrastrukturB :C :D :

F :G :

Politik 1: Priorität und Engagement

Physische InfrastrukturWissens- und Technologietransfer

FinanzierungPolitik 2: Regulierung, SteuernMarktoffenheit: Marktveränderung und -eintrittsbarrieren

E :

I,J :

Schutz geistigen Eigentums (Patente etc.)

Berater und Zulieferer für neue Unternehmen

Gründungsbezogene Ausbildung 1: schulischGesellschaftliche Werte und Normen (Kultur)Gründungsbezogene Ausbildung 2: außerschulisch

H :

K :L :M :

A

I,J

D

C

G

H

L

K

EM

B

F

RangplatzDeutschlands

in 2006

Jahr

Jahr

Ve

rsc

hle

ch

teru

ng

De

uts

ch

lan

ds

20

02

-2

00

6

Gle

ich

sta

nd

od

er

Ve

rbe

ss

eru

ng

De

uts

ch

lan

ds

20

02

-2

00

6

8

7

6

5

4

3

2

02

02

05 - 03

05 - 03

06

06

02

02

03 - 05

03 - 05

06

06

1

9

10

11

12

13

14

15

A

I,J

D

C

G

H

L

K

EM

B

F

Abb. 4.4.1: Die Veränderung der RanglistenpositionDeutschlands für 13 gründungsbezogeneRahmenbedingungen in Relation zu 14ausgewählten Industriestaaten von 2002bis 2006

Page 29: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

28 GEM-Länderbericht Deutschland 2006

geistigen Eigentums halten die Experten insbesondere dieUnterbindung des Handels mit Raubkopien von urheber-rechtlich geschützten Produkten und Markenartikeln fürverbesserungsfähig. Infolge ihrer guten Indexwerte stel-len die genannten Rahmenbedingungen zwar keine kriti-schen Faktoren dar. Ein Grund zur Freude besteht gleich-wohl genauso wenig, denn angesichts ihrer bescheide-nen Positionierung im wichtigen Vergleich mit anderenIndustrieländern haben auch sie den relativen AbstiegDeutschlands seit 2005 begünstigt (vgl. Abb. 4.3.1).

…und Gedränge im Tabellenkeller

Insgesamt sechs der gründungsbezogenen Einfluss-faktoren in Deutschland belegen nicht nur einen schwa-chen Platz im Industriestaaten-Ranking des Jahres 2006,sondern haben im Vergleich zu 2002 weiter an Bodenverloren und befinden sich somit im kritischen Quadran-ten unten links. Einen jeweils ernüchternden zwölftenPlatz teilen sich dabei der Wissens- und Technologietrans-fer, die Finanzierungsbedingungen sowie der BereichRegulierung und Steuern – jeder von ihnen ein Schlüssel-faktor für das nationale Gründungsgeschehen.

Der rasante Abstieg des Wissens- und Technologietrans-fers, der gegenüber 2003 immerhin sechs Rangplätze ein-büßte, korreliert mit dem auffällig starken Rückgang sei-nes Indexwertes (minus 0,26) im selben Zeitraum. Insbe-sondere kritisieren die Experten die mangelnden Zugangs-möglichkeiten junger Unternehmen zu Forschung undneuen Technologien – ein Missstand, der nicht zuletztauch auf das Unterangebot an Finanzierungsmöglich-keiten zurückzuführen ist. Offensichtlich ist es noch nichtgelungen, die staatlichen Fördermechanismen auf die spe-ziellen Bedürfnisse von wissens- und technologie-intensiven – und damit potenziell wachstumsstarken –neue Unternehmen abzustimmen. Obschon also die quan-titative Verfügbarkeit staatlicher Subventionen zur Finan-zierung junger Unternehmen vergleichsweise positiv ein-geschätzt wird, steht eine zielgenaue Verwendung zur Fi-nanzierung neuer Technologien weiterhin aus.

Doch nicht nur die fehlende Technologieausrichtung derstaatlichen Unterstützung gestaltet sich problematisch.Auch andere Bereiche der Gründungsfinanzierung gemah-nen zur Besserung. So lassen sowohl sich die Verschlech-terung der Ranglistenposition (minus vier Rangplätze seit

2002) als auch die Abnahme des Indexwertes (minus 0,36im gleichen Zeitraum) vorwiegend mit der schlechtenBewertung der Zugänglichkeit zu Eigen- und Fremdka-pital erklären. Vor allem Letzteres entpuppt sich infolgeder hohen Fremdkapitalanteile vieler mittelständischerUnternehmen als ernstzunehmende Belastung, da die Al-ternative einer Eigenkapitalfinanzierung durch Privat-investoren, Beteiligungsgesellschaften oder Börsengängeim Gegensatz zu angelsächsisch geprägten Kulturen hier-zulande weitgehend ungenutzt bleibt. Andererseits sollnicht verschwiegen werden, dass sich die einzelnen Finan-zierungsinstrumente nach Meinung der Experten im ver-gangenen Jahr durchweg verbessern und im Vergleich zu2005 ein Plus von insgesamt 0,24 Indexpunkten verbu-chen konnten. Eine Trendumkehr erscheint also durch-aus möglich. Die verstärkten Bemühungen der staatsei-genen Förderbank KfW, vor allem bei geringfügigem Ka-pitalbedarf bestehende Engpässe für Gründer zu beseiti-gen, scheinen erste Früchte zu tragen. Der nach wie vordringliche Handlungsbedarf bleibt aber bestehen.

Auch die jüngste Rangplatzverbesserung des Regulie-rungs- und Steuerkomplexes ist wenig dazu angetan, Ent-warnung zu signalisieren. Denn trotz der erfreulichenAufwärtsentwicklung fällt die Gesamtbilanz im interna-tionalen Ranking weiterhin negativ aus. Vor allem dieBereitstellung gründungsrelevanter Genehmigungen undLizenzen wird nach wie vor als äußerst beschwerlich ein-gestuft. Nichtsdestotrotz verdienen die politischen Maß-nahmen zum Abbau bürokratischer Hürden für Gründer(pauschalisierte Gewinnermittlung, vereinfachte Buch-führung etc.) ein erstes Lob. Gleiches gilt für die teilwei-se Abschaffung des Meisterzwangs als Voraussetzung füreine Selbstständigkeit im Handwerksbereich und auch dieAnsätze zur geplanten Unternehmenssteuerreform wei-sen in die richtige Richtung. Angesichts des nach wiehohen Steigerungspotenzials in diesem Bereich (vgl. Abb.4.2.1) wäre es aber verfrüht, sich mit dem bisher Erreich-ten zufrieden zu geben. Will Deutschland in diesem Be-reich international aufschließen, so müssen weitere Maß-nahmen folgen (z.B. durch eine Reduzierung der Geneh-migungsverfahren, einer Verkürzung der Gründungsdaueroder einer allgemeinen Vereinfachung des Arbeits- undSteuerrechts).

Während Deutschland bei den im vorstehenden Abschnittbehandelten Einflussfaktoren im Gesamtranking allerGEM-Länder zumindest noch akzeptable Mittelfeldplätze

Page 30: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

29GEM-Länderbericht Deutschland 2006

erzielt (vgl. Abb. 4.2.1), so signalisieren die Platzierungender schulischen und außerschulischen Gründungs-ausbildung sowie die Position der gesellschaftlichenWerte und Normen erhöhten Handlungsbedarf. Alle dreiRahmenbedingungen bilden nicht nur im direkten Ver-gleich mit den Industrieländern, sondern selbst unter Ein-beziehung aller 37 Teilnehmerstaaten eine ziemlich ex-klusive Schlussgruppe - und bieten damit in der Perzepti-on der nationalen Experten eine schlechtere gründungs-bezogene Performance als manches Schwellen- oder Ent-wicklungsland (vgl. Anhang 2)!

Bedrückend liest sich vor allem das Urteil über diegründungsbezogene Ausbildung an allgemein bildendenSchulen (vgl. hierzu auch das Schwerpunktthema imGEM-Bericht 2004). Im Mittelpunkt der Expertenkritikbefinden sich hier seit Jahren die mangelhafte Vermitt-lung marktwirtschaftlicher Kenntnisse sowie der fastvollständige Verzicht auf Entrepreneurship oder Unter-nehmensgründungen als Bestandteile des schulischenUnterrichts. Auch die für das Gründungsgeschehen einesLandes so wichtigen Basisqualifikationen wie Kreativi-tät, Selbstständigkeit oder Eigeninitiative werden nachAnsicht der Experten an deutschen Schulen in keinerleiHinsicht angemessen berücksichtigt. Etwas weniger be-trüblich, aber mit Blick auf die internationale Platzierungin jedem Fall besorgniserregend präsentiert sich auch deraußerschulische Bereich. Vor allem die berufliche Aus-und Weiterbildung erzielt bezüglich ihrer Vorbereitungauf eine Unternehmensgründung wenig schmeichelhafteWerte. Nur wenig besser schneiden Fachhochschulen undUniversitäten ab. Dass gleichzeitig der Transfer von neu-en Technologien und Wissen aus Universitäten und an-deren Forschungseinrichtungen in neue und wachsendeUnternehmen zunehmend kritischer betrachtet wird, ver-stärkt den schlechten Gesamteindruck dagegen abermals.

Ein gründungsfreundliches Klima, in dem die Selbst-ständigkeit als adäquate Alternative zur abhängigen Be-schäftigung wahrgenommen wird, kann auf dieser Basiskaum gedeihen. Es verwundert daher wenig, dass auchder landesweiten Gründungskultur ein weitgehendschlechtes Zeugnis ausgestellt wird. Vor allem die Be-reitschaft zur Übernahme eines unternehmerischen Risi-kos, so das seit Jahren einhellige Urteil der deutschenExperten, sei bei ihren Landsleuten im internationalenVergleich unterentwickelt. Ebenso wenig stünden Wertewie Selbstständigkeit, Autonomie oder Eigeninitiative be-

sonders hoch im Kurs und auch die Förderung von Krea-tivität und Innovativität gereicht der (noch) drittgrößtenVolkswirtschaft der Welt nach Ansicht der Experten nichtzur Ehre. All dies aber mag nicht recht überraschen.Schließlich werden die Grundlagen für das geistige Pro-fil einer Nation bereits in den frühen Phasen der gesell-schaftlichen Ausbildung und Sozialisation gelegt. Inso-fern gibt die nur dürftig entwickelte Gründungsmentalitätder Deutschen dem Erfolg der gründungsbezogenen Aus-bildung leider vollkommen Recht.

Page 31: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

30 GEM-Länderbericht Deutschland 2006

5 Nascent Entrepreneurs in Deutschland –Vom werdenden zum tatsächlichenGründer

5.1 Untersuchungsdesign und Datenbasis

Unbestrittene Schlüsselfiguren im Gründungsprozess sinddie Nascent Entrepreneurs oder zu Deutsch: die werden-den Gründer, mit deren Hilfe sich der prozessuale Cha-rakter einer Gründung angemessen beschreiben lässt.Denn Beginn und Verlauf einer Gründung lassen sichnicht allein an kalendarischen Daten (Eröffnung einesGeschäftskontos, Anmeldung des Gewerbes, erste Ein-zahlungen etc.) festmachen. Vielmehr handelt es sich umeinen komplexen und dynamischen Entwicklungsprozess,dessen Ganzes, um mit Aristoteles zu sprechen, mehr istals die Summe seiner einzelnen Teile. Aufgrund ihrer un-mittelbaren Einbindung sind werdende Gründer viel bes-ser als langjährige Unternehmer in der Lage, die charak-teristischen Strukturen des Gründungsprozesses detail-liert zu vermitteln. Denn eine genaue Kenntnis der Grün-de, warum Personen, die sich eine unternehmerische Exi-stenz errichten möchten, entweder scheitern oder erfolg-reich sind und welche Gründungshemmnisse, aber auchwelche -chancen aus Sicht der Nascents existieren, kannder Gründungsförderpolitik wertvolle Hinweise zur Ver-besserung ihres Instrumentariums liefern. Schließlichmuss sich jede Handlungsempfehlung daran messen las-sen, inwieweit sie hinsichtlich der Gründungsbemühun-gen von Nutzen ist. Um ihrer herausragenden Rolle imGründungsprozess Rechnung zu tragen, wurden im Juli2006 65 Nascents im Rahmen eines Panels erneut zu ih-ren Gründungsaktivitäten befragt.

Die Auswahl der Interviewpartner basiert auf der GEM-Bevölkerungsbefragung aus dem Jahre 2005. Die im Rah-men dieser Telefonbefragung als Nascent Entrepreneursidentifizierten Personen wurden nach ihrer Bereitschaftbefragt, etwa ein Jahr darauf an einer Wiederholungs-befragung teilzunehmen. Hierzu gaben 85 Personen ihrEinverständnis, 76 von ihnen wurden im Juli 2006 er-folgreich telefonisch interviewt. Die restlichen neun wa-ren zum Zeitpunkt der Befragung nicht mehr in eine Grün-dung involviert und zogen ihre Gesprächsbereitschaftwieder zurück. Weitere elf befanden sich im Juli 2006noch in der Phase der Gründungsvorbereitung. Da diesesKapitel aber insbesondere nach Gründern und Gründungs-abbrechern unterscheiden will, bleiben diese Interviews

im Folgenden unberücksichtigt. Für die Analyse stehenfolglich die Datensätze von 65 Personen zur Verfügung,die im Sommer 2005 angaben, in die Selbstständigkeitwechseln zu wollen. Bis zum Juli 2006 setzten 47 vonihnen ihre Gründungsabsicht um, 18 hingegen hatten ihrVorhaben eingestellt. Erstere werden fortan als Gründer,Letztere als Abbrecher bezeichnet. Basis der etwa30minütigen Wiederholungsbefragung war ein standar-disierter Fragebogen, der sich neben der Umsetzung vorallem auf die gründenden Personen, den Gründungs-prozess sowie die unternehmerische Tätigkeit konzentrier-te. Es sei hinzugefügt, dass die relativ hohe Gründungs-quote unter den Befragten keinesfalls als repräsentativfür das Gründungsgeschehen in Deutschland gedeutetwerden darf. Vielmehr sind hier diejenigen Nascents über-durchschnittlich stark vertreten, die ihre Aussichten be-reits zum Zeitpunkt der Erstbefragung relativ optimistischeinschätzten, während diejenigen, die sich ihrer Grün-dungsperspektiven weniger sicher waren, einem Folge-gespräch erst gar nicht zugestimmt haben.

5.2 Die Nascents im Profil – Welche Er-folgsmerkmale zeichnen sie aus?

Insbesondere der Bildungsabschluss und der vorhe-rige Erwerbsstatus bestimmen, ob die befragtenNascents ihre ursprüngliche Gründungsabsicht spä-ter in die Tat umsetzen.Alter und Geschlecht der Nascents nehmen keinenunmittelbaren Einfluss auf die Gründungswahrschein-lichkeit. Die höhere Gründungsquote der befragtenMänner beruht in erster Linie darauf, dass sie häufi-ger aus dem Vollerwerb heraus gründen.

Per aspera ad astra – der Weg zu den Sternen, so wird derWanderer von Seneca ermahnt, sei ein mühsamer undtüchtiges Schuhwerk daher unbedingt empfohlen. Tragensich Menschen in Deutschland also mit dem Gedankenan eine mögliche Selbstständigkeit, so ist die Ausprägungbestimmter personenbezogener Merkmale von großerBedeutung für die anschließenden Gründungsaussichten.So gaben die Interviews folgenden Aufschluss: Der ersteSchuh, dessen Qualität über den Markteintritt entschei-den kann, ist der Bildungsabschluss der Nascents, derzweite der Erwerbsstatus, den der Gründer vor dem Wech-sel in die Selbstständigkeit inne hatte.

Page 32: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

31GEM-Länderbericht Deutschland 2006

So gilt mit Blick auf den Bildungsabschluss der Befrag-ten: Je höher die formale Qualifikation, desto wahrschein-licher ist die Inbetriebnahme des eigenen Unternehmens.Demnach gründen besonders jene Nascents häufig, dieüber einen akademischen Abschluss verfügen. IhreGründungsquote beträgt etwa vier Fünftel. Etwas weni-ger oft gelingt der Markteintritt, wenn die Betroffenenzwar die Hochschulreife erworben, anschließend aberkein Studium absolviert haben. Ihre Quote liegt bei knappdrei Vierteln, während von den Befragten ohne Abiturweniger als zwei Drittel reüssieren (vgl. Abb. 5.2.1).

Noch eindeutiger gestaltet sich der Zusammenhang zwi-schen Gründungssaussicht und vorherigem Erwerbsstatus.Die Frage nach der Erwerbslosigkeit ist hierbei die ent-scheidende, denn lediglich ein knappes Drittel der Nicht-erwerbstätigen konnte oder wollte seine Gründungsab-sicht auch umsetzen. Der Unterschied zu den Erwerbstä-tigen könnte größer kaum sein: Fast drei Viertel der Teil-zeit- und sogar über vier Fünftel der Vollzeitbeschäftigtenrealisierten ihren Wunsch nach Selbstständigkeit (vgl.Abb. 5.2.2). Darüber hinaus lässt sich zwischen beidenVariablen ein qualitativer Zusammenhang ausmachen: Sosind über zwei Drittel der interviewten Nascents sowohlmindestens in Teilzeit beschäftigt als auch Inhaber einesAbiturs. Die absoluten Zahlen bestätigen dies.

Die höhere Gründungsquote der befragten Männer, wiesie sich in Abbildung 5.2.3 darstellt, erklärt sich freilichvorwiegend daraus, dass Männer wesentlich häufiger imVollerwerb beschäftigt sind als Frauen. Die formale Bil-dung der beiden Geschlechter, die sich unter den Befrag-ten zudem sehr ähnelt, übt dagegen keinen nennenswer-ten Einfluss aus. Auch das Alter der angehenden Grün-der spielt diesbezüglich keine wichtige Rolle. Weder ver-fügt es über eine besondere geschlechtsspezifische Aus-prägung, noch korreliert es erkennbar mit der Umsetzung.

5.3 Der Gründungsprozess Teil 1 – DieVorbereitungen

Gründer schätzen sowohl ihre Fähigkeiten in Ver-marktung und Verkauf als auch ihre spezifischenBranchenkenntnisse besser ein als Abbrecher. Ent-sprechend schwerer taten sich Letztere bei der Iden-tifikation von Kundenmärkten und der Entwicklungvon Absatzstrategien.Sowohl Gründer als auch Abbrecher betonen die Be-deutung privater Netzwerke während der Gründungs-vorbereitungen. Die Frage nach einer möglichen In-anspruchnahme staatlicher Leistungen empfanden diemeisten Befragten als weniger entscheidend.

Lesebeispiel:

47,7 % der befragten Nascent Entrepreneurs haben ein Studiumabgeschlossen

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragung 2005

© Global Entrepreneurship Research Association,Sternberg, R., Brixy, U., Hundt, C.

0 10 20 30 40 50

47,7

21,5

24,6

6,2

Studium (Universität,Akademie,

Fachhochschule)

Abitur, Hochschul-,Fachhochschulreife

WeiterbildendeSchule ohne Abitur

Volks- oderHauptschule

(mit Lehre)

Nascent-Stichprobe in %

Bildungsabschluss:

(N = 65)

Nascent Entrepreneurs, die ihre Gründungsabsichtumgesetzt haben.

Nascent Entrepreneurs, die ihre Gründungsabsichtumgesetzt haben.nicht

Abb. 5.2.1: Umsetzung der Gründungsabsicht: Einflussdes Bildungsabschlusses der Nascents

Lesebeispiel:

56,9 % der befragten Nascent Entrepreneurs waren vorher in Vollzeiterwerbstätig

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragung 2005

© Global Entrepreneurship Research Association,Sternberg, R., Brixy, U., Hundt, C.

0 10 20 30 40 50 60

15,4

27,7

56,9

nicht erwerbstätig,(u.a. Rentner und

Arbeitslose)

in Teilzeit, gelegent-lich oder geringfügig

erwerbstätig

in Vollzeiterwerbstätig

VorherigerErwerbsstatus:

(N = 65)

Nascent-Stichprobe in %

Nascent Entrepreneurs, die ihre Gründungsabsichtumgesetzt haben.

Nascent Entrepreneurs, die ihre Gründungsabsichtumgesetzt haben.nicht

Abb. 5.2.2: Umsetzung der Gründungsabsicht: Einflussdes vorherigen Erwerbsstatus’ der Nascents

Page 33: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

32 GEM-Länderbericht Deutschland 2006

Wie zum Auftakt eines jeden längeren Fußmarsches be-darf es auch im Falle der Nascents einer Prüfung ihrerReisebelastbarkeit und ihrer konditionellen Verfassung. Esist daher zu fragen, wie es im Einzelnen um die grün-dungsrelevanten Kenntnisse und Fähigkeiten der angehen-den Unternehmer bestellt ist (vgl. Abb. 5.3.1). Dabei sinddrei Einsichten zentral: Erstens werden die eigenen Kennt-nisse umso besser eingeschätzt, je konkreter der Bezugzur operativen Geschäftstätigkeit ist. Demnach erzielensowohl das praktische Branchenwissen als auch das Wis-sen um den betrieblichen Arbeitsablauf deutlich bessereWerte als die eher theoriegestützte Betriebswirtschaft umVermarktung und Verkauf oder Finanzierung und Buch-führung. Zweitens stützen sich die komparativen Stärkender Gründer tendenziell auf jene Wissensgebiete, die spe-ziell in der kritischen Markteintrittsphase von herausra-gender Bedeutung sind. So besteht ein Kenntnisvorsprungnach eigener Einschätzung besonders mit Blick auf denBereich Vermarktung und Verkauf sowie die spezifischenBranchenkenntnisse. Die Abbrecher wiederum sehen ihrekomparativen Vorteile in den Bereichen Finanzierung undBuchführung sowie Planung und Verwaltung. Da sich aberauch die Gründer auf diesen Feldern keineswegs alsschlecht, sondern lediglich als durchschnittlich einstufen,legt dies drittens den Schluss nahe, dass ein Mindestmaßan betriebswirtschaftlichen Kenntnissen zwar eine notwen-dige, für den erfolgreichen Markteintritt aber keinesfallshinreichende Voraussetzung darstellt.

Auch ein Marsch von tausend Meilen, so heißt es, begin-ne schließlich mit dem ersten Schritt. Der Auswahl des

geeigneten Schuhwerks und der Überprüfung der kondi-tionellen Verfassung folgen nunmehr also die konkretenGründungsvorbereitungen (vgl. Abb. 5.3.2). Der entschei-dende Unterschied zwischen Gründern und Abbrechernbesteht hier hinsichtlich der Identifikation von Kunden-märkten sowie der Entwicklung von Absatzstrategien.Hier taten sich die Gründungsabbrecher offenbar wesent-lich schwerer als die Gründer und erreichen mit einemWert von 3,67 den höchsten Eintrag auf der Skala. Die-ser Unterschied basiert im Wesentlichen auf der Mitnah-me eines bestimmten Reiseproviants, der im Folgekapiteleingehend gewürdigt werden soll. Dabei handelt es sichaber nicht, wie man vielleicht vermuten könnte, um dieInanspruchnahme staatlicher Leistungen, denen nachDatenlage kein positiver Einfluss auf die Gründungsquotezugeschrieben werden kann.

Lesebeispiel:

52,3 % der befragten Nascent Entrepreneurs sind männlich.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragung 2005

© Global Entrepreneurship Research Association,Sternberg, R., Brixy, U., Hundt, C.

Nascent-Stichprobe in %

Nascent Entrepreneurs, die ihre Gründungsabsichtumgesetzt haben.

Nascent Entrepreneurs, die ihre Gründungsabsichtumgesetzt haben.nicht

0 10 20 30 40 50 60

47,7

52,3

weiblich

männlich

(N = 65)

Abb. 5.2.3: Umsetzung der Gründungsabsicht: Einflussdes Geschlechts der Nascents + 0,07

+ 0,46

+ 0,23

- 0,21

- 0,71

+ 0,55

+ 0,55

+ 0,08

- 0,62

- 0,41

konkretes Branchenwissen

Planung undVerwaltung

konkreter Arbeits-und Geschäftsablauf

Finanzierung undBuchführung

Vermarktungund Verkauf

3

Ø Nascents = 3,60(N = 65)

Kenntnisse und Fähigkeiten

21keinerlei Wissenoder Befähigung

Experte4 5

Für die Bewertung stand den Nascents eine Skala von 1 (keinerlei Wissenoder Befähigung) bis 5 (Experte) zur Verfügung.

In der Abbildung wird nach Nascents unterschieden, die ihre Gründungs-absicht umgesetzt bzw. umgesetzt haben. Dargestellt ist die jeweiligeAbweichung vom gemeinsamen Mittelwert.

© Global Entrepreneurship Research Association,Sternberg, R., Brixy, U., Hundt, C.

Datenquelle: GEM-Nascent-Panel 2006

nicht

Nascent Entrepreneurs, die ihre Gründungsabsichtumgesetzt haben.

Nascent Entrepreneurs, die ihre Gründungsabsichtumgesetzt haben.nicht

Abb. 5.3.1: Bewertung der Kenntnisse und Fähigkei-ten, über die die Nascents nach eigenerEinschätzung verfügen

Page 34: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

33GEM-Länderbericht Deutschland 2006

So deutlich das Maß an Mühe und Aufwand in diesemPunkt auch differieren mag, so geringfügig gestaltet essich für die anderen Untersuchungsgebiete, die dafürdurch teilweise auffällig niedrige Absolutbeträge gekenn-zeichnet sind. Während die Nascents für den Entwurf derGeschäftsidee noch ein leicht überdurchschnittliches Maßan Mühe investierten (3,09), stuften sie den Aufwand fürdie Koordination von Gründungsvorbereitung und Pri-vatleben (2,64) sowie insbesondere für die Beschaffungund Bereitstellung der für die Firmengründung benötig-ten Ressourcen (2,36) überraschend gering ein. Dass dieberufliche Belastung für das Privatleben kein größeresProblem darstellt, ist vorrangig der oftmals vorbehaltlo-sen Unterstützung durch den Ehepartner oder Lebensge-fährten zu verdanken, doch auch Eltern oder enge Freun-de leisten in der Regel willkommene und nützliche Hilfe.Da es sich bei den allermeisten Gründungen um Einper-sonenunternehmen handelt, darf die Bedeutung dieserprivaten Netzwerke keinesfalls gering geschätzt werden.

5.4 Der Gründungsprozess Teil 2 – DerMarkteintritt

Zwischen der vorherigen Berufs- und Branchenerfah-rung und der anschließenden Gründungswahrschein-lichkeit lässt sich ein tendenziell positiver Zusammen-hang ausmachen. Dieser ist umso deutlicher, je hoch-wertiger die Gründungsbranche ist.Mit Blick auf die Schwierigkeiten, mit denen sich dieGründer während der Markteintrittsphase konfrontiertsehen, fällt das fast ausnahmslos gutes Verhältnis zuihren externen Geschäftspartnern (Kunden, Zuliefe-rer, Geldgeber u. ä.) auf. Hauptgrund sind die fürGründer aus langjähriger Berufs- und Branchen-tätigkeit erwachsenen Beziehungsnetzwerke.Die nur als gering eingestuften Probleme im BereichFinanzierung erklären sich vorwiegend aus den spe-zifischen Eigenschaften des in der Gründungsstatistikdominierenden Dienstleistungssektors. Allein dieBewältigung bürokratischer Anforderungen wird alsbelastend empfunden.

Die ersten Meilen seiner Reise liegen bereits hinter ihmund es stellt sich nun die Frage, welche Richtung derWanderer einzuschlagen gedenkt. Aus diesem Grundewurden die Befragten gebeten, den Ähnlichkeitsgradzwischen ihrer gegenwärtigen Berufs- und ihrer Grün-dungsbranche einzuschätzen. Hierfür stand ihnen wieder-um eine Skala von 1 (völlige Verschiedenheit) bis 5 (völ-lige Übereinstimmung) zur Verfügung. Das Ergebnis: Vorallem der Gründer bewegt sich auf vertrauten Pfaden, sollheißen, er gründet nicht nur bevorzugt aus dem Statusdes Vollerwerbs heraus, sondern operiert dabei in jenenBranchen, in denen er bereits über berufliche Erfahrungverfügt. So wird der Ähnlichkeitsgrad von den Gründernbei durchschnittlich 3,51 eingestuft, von den Abbrechernlediglich bei 2,83.

Dass zwischen dem branchenbezogenen Vertrautheitsgradund Gründungsquote der Befragten ein Zusammenhangbesteht, gilt insbesondere mit Blick auf die höherwertigenBerufe (vgl. Abb. 5.4.1). Demnach beträgt der Anteil derBranchenerfahrenen im Kredit- und Versicherungs-gewerbe unter Gründern knapp drei Viertel, unter Ab-brechern lediglich ein Drittel. Ähnliches gilt für die unter-nehmensnahen Dienstleistungen. Hier verfügt über dieHälfte aller Gründer über Branchenerfahrung, von denAbbrechern indes kein einziger. Diese Entwicklung setzt

Nascent Entrepreneurs, die ihre Gründungsabsichtumgesetzt haben.

Nascent Entrepreneurs, die ihre Gründungsabsichtumgesetzt haben.nicht

- 0,31

+ 0,80

- 0,59

+ 0,19

- 0,15

+ 0,28

- 0,44

+ 0,24

Koordination vonGründungsvorbereitungund Privatleben

Beschaffung und Bereitstellungder materiellen undimmateriellen Resourcen

Identifikation von Kunden-märkten sowie Entwicklung

von Absatzstrategien

Entdeckung, Entwurfund Vorbereitung der

Geschäftsidee

3

Ø Nascents = 2,87(N = 65)

Mühe und Aufwand

21weder Mühenoch Aufwand

Höchstmaßan Mühe und

Aufwand

4 5

Für die Bewertung stand den Nascents eine Skala von 1 (weder Mühe nochAufwand) bis 5 (Höchstmaß an Mühe und Aufwand) zur Verfügung.

In der Abbildung wird nach Nascents unterschieden, die ihre Gründungs-absicht umgesetzt bzw. umgesetzt haben. Dargestellt ist die jeweiligeAbweichung vom gemeinsamen Mittelwert.

© Global Entrepreneurship Research Association,Sternberg, R., Brixy, U., Hundt, C.

Datenquelle: GEM-Nascent-Panel 2006

nicht

Abb. 5.3.2: Bewertung von Mühe und Aufwand, den dieNascents im Vorfeld der Unternehmens-gründung betrieben haben

Page 35: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

34 GEM-Länderbericht Deutschland 2006

sich, wenn auch in abgeschwächter Form, bei den haus-haltsnahen Dienstleistungen fort, während für den Be-reich Einzelhandel und Gastgewerbe keine nennenswer-ten Interdependenzen mehr auszumachen sind. Die Er-gebnisse für den Bereich Gesundheit, Erziehungs- undSozialwesen, wo die Branchenerfahrung von Gründernund Abbrechern exakt übereinstimmt, lassen eine weite-re Schlussfolgerung zu. So mögen einschlägige Berufs-und Branchenerfahrungen die Gründungswahrschein-lichkeit zwar erhöhen – eine Garantie aber sind sie frei-lich nicht. Allgemein ist auf die Dominanz des Dienstlei-stungssektors zu verweisen, denn weit über 90 % der be-fragten Nascents gründen im tertiären Sektor.

Ein Nascent hat sich – wie im Übrigen auch sein Bran-chenwissen belegt – für eine Wegstrecke entschieden, de-ren Eigentümlichkeiten ihm größtenteils bekannt sind. Esmag daher nicht verwundern, dass Hindernisse und un-angenehme Überraschungen auf seiner weiteren Reiseeher die Ausnahme bilden (vgl. Abb. 5.4.2).

Das wohl auffälligste Merkmal sind in diesem Zusam-menhang die fast verschwindend geringen Schwierigkei-ten mit den externen Geschäftspartnern (Kunden, Zulie-ferer, Geldgeber u.ä.). Ursächlich hierfür ist der schonerwähnte Reiseproviant, der sich vor allem aus der imVorfeld der Unternehmensgründung gesammelten Berufs-und Branchenerfahrung speist und von dem die Gründerim größeren Maße zehren als die Abbrecher. Gemeint sinddie formellen und informellen Beziehungsstrukturen zuden oben genannten Geschäftspartnern. Dass der Grün-der auf seinem Weg in die Selbstständigkeit von diesenberuflichen Kontakten und Netzwerken profitiert, beweistdie unterschiedliche Ausprägung des beruflichen Er-fahrungshorizontes zwischen Gründern und Abbrechern.Auch der weitaus geringere Aufwand bei der Identifika-tion von Kundenmärkten (vgl. Abb. 5.3.2) sowie die alsvergleichsweise einfach empfundene (weitere) Suchenach Zielgruppen und Absatzmärkten (vgl. Abb. 5.4.2)erklären sich zumindest teilweise aus den Potenzialenlangjähriger Geschäftskontakte.

Dass auch die Kapitalbeschaffung keine nennenswertenSchwierigkeiten bereitet (vgl. auch Abb. 5.3.2), findetseine einfache Erklärung wiederum in dem oftmals nurgeringfügigem Kapitalbedarf, denn lediglich ein Viertelder interviewten Gründer benötigt für die neue Firma ei-nen Geldbetrag von mehr als 20.000 Euro, die meistendeutlich weniger. Ein wesentlicher Grund für den gerin-gen Kapitalbedarf sind sicherlich die spezifischen Eigen-schaften des Dienstleistungssektors, in dem größere In-vestitionen – im Gegensatz zu Handwerks- oder Indu-striebetrieben – eher die Ausnahme bilden. Aus demsel-ben Grund finanzieren sich über zwei Drittel aller Grün-der auch aus eigenen Geld- und Vermögensmitteln (vgl.Abb. 5.4.3), was im Falle eines höheren Finanzierungs-volumens wohl wesentlich seltener möglich wäre.

Als relativ problematisch empfinden die Nascents ledig-lich die Bewältigung bürokratischer Anforderungen, wel-che als einzige Nennung einen Schwierigkeitsgrad von

Nascent Entrepreneurs, die ihre Gründungsabsichtumgesetzt haben.

Nascent Entrepreneurs, die ihre Gründungsabsichtumgesetzt haben.nicht

unternehmensnaheDienstleistungen

haushaltsnaheDienstleistungen

0 42 86 1210

Nascent-Stichprobe in %

1614 18

1,54

1,54

6,15

6,15

4,62

7,69

9,23

9,23

10,77

16,92

10,77

15,38

Einzelhandel undGastgewerbe

sonstige(u.a. Baugewerbe)

Kredit- undVersicherungsge-werbe, Immobilien

Gesundheit,Erziehungs- und

Sozialwesen

Lesebeispiel:

15,38 % der befragten Nascent Entrepreneurs, die ihre Gründungs-absicht umgesetzt haben, taten dies in der Branche „Gesundheit,Erziehungs- und Sozialwesen“.

©Sternberg, R., Brixy, U., Hundt, C.

Datenquelle: GEM-Nascent-Panel 2006

Global Entrepreneurship Research Association,

Grü

nd

un

gsb

ran

ch

en

Anteil der Personen, die in der Gründungsbranche bereitsüber berufliche Erfahrung verfügen.

(N = 65)

Abb. 5.4.1: Branchenstruktur der von den Nascentsgegründeten Unternehmen

Page 36: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

35GEM-Länderbericht Deutschland 2006

größer 3 erhält (3,14). Obwohl beide Gruppen der Ten-denz nach ähnlich abstimmen, beurteilen die Abbrecherden damit verbundenen Aufwand kritischer. Daran jedocheines der ausschließlichen Motive für den Gründungsab-bruch festzumachen, wäre mit Sicherheit verfehlt. DieGründe für den Rückzug aus der geplanten Selbst-ständigkeit gestalten sich so vielfältig wie individuell.Einige der Abbrecher gaben Finanzierungsprobleme zu,andere wiederum beklagten Konflikte mit den Zuliefe-rern. Vor allem manche Frau stellte ihre Bemühungen ausfamiliären Gründen ein und nicht selten wurde die Ge-winnung von Kunden als entscheidende Hürde genannt.Natürlich wird gerade das Maß an gesetzlicher Regulie-rung von fast jedem der Befragten als störend empfun-den, alleiniges Hindernis für eine erfolgreiche Gründungaber ist es nicht. Aus wissenschaftlicher Sicht spricht ei-niges dafür, zur Erklärung des Gründungserfolgs den

Einflussfaktoren Bildung, Berufs- und Branchenerfahrungsowie der daraus resultierenden Möglichkeit zur Bildungvon Netzwerkkontakten ein besonderes Augenmerk zuschenken.

5.5 Die Nascents im Fokus der Politik

Die politische Unterstützung im Gründungsprozessist ausbaufähig. Viele der mit Blick auf die Rahmen-bedingungen angesprochenen Schwachstellen prägenund erschweren den Gründungsalltag, obgleich ent-schlossene Reformen schon kurzfristig spürbare Er-leichterungen bringen könnten.Die Wachstumserwartungen für Umsatz und Beschäf-tigung werden in aller Regel mit Zurückhaltung for-muliert. Für die meisten Gründer gilt das Prinzip ei-ner „kontrollierten Offensive“.Kein Gründer wird aus Selbstlosigkeit zum Wirt-schaftswachstum beitragen. Sein Hauptanliegen dientdem betriebswirtschaftlichen Erfolg. Gelingt ihm dies,werden beide Ziele erreicht. Damit er seine Potenzialeoptimal ausschöpfen kann, benötigt er einen verläss-lichen Ordnungsrahmen, der sich nicht in der Verga-be von Fördergeldern erschöpfen darf.

Angesichts der wirtschaftspolitischen Hoffnungen, wel-che die Politik mit möglichst hohen Gründungszahlenverknüpft, muss man konstatieren, dass die Gründer vonder Politik zwar nicht im Stich gelassen werden, ein roterTeppich freilich wird ihnen genau so wenig ausgerollt.

Für die Bewertung stand den Nascents eine Skala von 1 (keinerleiSchwierigkeiten) bis 5 (Höchstmaß an Schwierigkeiten) zur Verfügung.

In der Abbildung wird nach Nascents unterschieden, die ihre Gründungs-absicht umgesetzt bzw. umgesetzt haben. Dargestellt ist die jeweiligeAbweichung vom gemeinsamen Mittelwert.

© Global Entrepreneurship Research Association,Sternberg, R., Brixy, U., Hundt, C.

Datenquelle: GEM-Nascent-Panel 2006

nicht

Nascent Entrepreneurs, die ihre Gründungsabsichtumgesetzt haben.

Nascent Entrepreneurs, die ihre Gründungsabsichtumgesetzt haben.nicht

+ 0,03

+ 0,03

+ 0,09

+ 0,14

+ 0,75

- 0,89

- 0,47

- 0,10

± 0,00

+ 0,41

Auskommen mit Kunden,Zulieferern, Geldgebern u.ä.

Suche nach Zielgruppenund Absatzmärkten

Aufbringung bzw.Beschaffung von(Geld-) Kapital

Aufbringung desnotwendigen

Zeitbedarfs

Erfüllung komplizierterformaler und gesetz-licher Anforderungen

3

Ø Nascents = 2,64(N = 65)

Probleme in der Gründungspraxis

21keinerleiSchwierigkeiten

Höchstmaß anSchwierigkeiten

4 5

Abb. 5.4.2: Bewertung der Schwierigkeiten , mit denensich Nascents im Rahmen des Gründungs-prozesses auseinandersetzen mussten

©Sternberg, R., Brixy, U., Hundt, C.

Datenquelle: GEM-Nascent-Panel 2006

Global Entrepreneurship Research Association,

(N = 47) 7,34%Kapital externer

Investoren

18,62%Kredit- undSchulden-aufnahme

6,38%Finanzierung durchFamilienmitglieder

67,66%Investitionenaus eigenen

Geld- undVermögensmitteln

Abb. 5.4.3: Finanzierung / Mittelherkunft der gegrün-deten Unternehmen in %

Page 37: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

36 GEM-Länderbericht Deutschland 2006

So finden sich viele der oben angesprochenen Missständebei den gründungsbezogenen Rahmenbedingungen fastspiegelbildlich im Alltag der werdenden Gründer wie-der. An erster Stelle muss leider die im internationalenVergleich völlig unzureichende Unterstützung für Grün-dungen von Frauen genannt werden (vgl. Abb. 4.2.1 bzw.Anhang 2). So verfolgen Frauen nicht nur insgesamt sel-tener eine Gründungsabsicht als Männer, sie setzen diesedann auch weniger häufig um (vgl. Abb. 5.2.3). Hierfürzeichnen insbesondere Schwächen in der sozialen Infra-struktur verantwortlich, wodurch den Frauen die Verein-barung von Familie und beruflicher Selbstständigkeit überGebühr erschwert wird. Stellvertretend sei hier lediglichauf die ausbaufähigen Strukturen der Ganztagsbetreuungvon Kindern hingewiesen, einen Bereich, in dem Deutsch-land nur den 36. von insgesamt 37 Rangplätzen belegt.

Zweitens ist es nahe liegend, das relativ hohe Alter derNascents (im Durchschnitt über 43 Jahre) zu einem nichtunwesentlichen Teil dem kritisierten Zustand der grün-dungsbezogenen Ausbildung zuzuschreiben (vgl. Kap. 4).Eingedenk der großen Bedeutung der Berufs- und Bran-chenerfahrung für die Gründungsquote scheint derSchluss auf einen Kompensationseffekt zulässig, wonacherst die abhängige Beschäftigung dem angehenden Grün-der jene Befähigung und Motivation vermittelt, die ihmdie gründungsbezogene Ausbildung verwehrt. Da zwi-schen der Höhe des formalen Bildungsabschlusses undder anschließenden Umsetzung ein positiver Zusammen-hang besteht, sollte dies ein zusätzlicher Ansporn sein,die Performance Deutschlands in diesem Bereich signi-fikant zu verbessern.

Drittens beklagt sich eine beunruhigend hohe Zahl vonGründern darüber, dass ihnen außerhalb des engsten Fa-milien- oder Freundeszirkels in Anbetracht ihrer geplan-ten Selbstständigkeit oftmals Zurückhaltung und Skep-sis, teilweise sogar Rat- und Verständnislosigkeit entge-gengebracht werden. Eine Gesellschaft, die Eigeninitia-tive begrüßt und belohnt, urteilt anders. Viertens empfin-det eine Mehrzahl der Befragten nicht nur das hohe Maßan Regulierung als hinderlich, sondern befürchtet im Falledes Firmenerfolges hohe steuerliche Belastungen, wo-durch sich das reservierte Urteil der Experten bestätigt(vgl. Abb. 4.2.1). Fünftens und letztens muss auch derauffallend niedrige Bedarf an Gründungskapital ein wei-teres Mal erwähnt werden (vgl. Abb. 5.4.3). Sicherlichkommt der Dominanz des Dienstleistungssektors hier eine

wesentliche Bedeutung zu. Darüber hinaus aber ist esnicht unwahrscheinlich, dass die bestehenden Problemeim Finanzierungsbereich (vgl. Abb. 4.2.1) teilweisebewusst umgangen werden, indem die Geschäftsidee, sogaben einige Gründer zu Protokoll, nicht zuletzt und ex-plizit nach der Verfügbarkeit eigener oder zumindest fa-miliärer Vermögensmittel konstruiert wird.

Wer will, mag darin eine gewisse Risikoaversion erken-nen, die sich jedenfalls zum Teil auch aus den mehrheit-lich verhaltenen Wachstumserwartungen für Umsatz undBeschäftigung ablesen ließe (vgl. Abb. 5.5.1 bzw. 5.5.2).Die Annahme aber, dass jeder Gründer augenblicklicheinen spürbaren Beitrag zum Wirtschaftswachstum zuleisten hätte, wäre nicht nur vollkommen realitätsfern,sondern den gründenden Personen gegenüber zutiefstungerecht. Erstens würden hierdurch unternehmerischeCharakteristika wie Verantwortungsbewusstsein oder stra-tegischer Realismus implizit zu mangelnder Risiko-bereitschaft herabgewürdigt. Dabei ist die kritische Markt-eintrittsphase – sie dauert in der Regel bis zu drei Jahren– in vielen Fällen noch keineswegs ausgestanden und eineumsichtige wie maßvolle Führung daher umso bedeuten-der. Zweitens spricht aus den moderaten Prognosen vorallem ein Gespür für das Machbare, zu dem der Unter-nehmer seine Gründung in Anbetracht ihres gegenwärti-gen Geschäftspotenzials und der herrschenden Rahmen-bedingungen in der Lage sieht. Dies bedeutet aber kei-neswegs, dass höhere Umsatz- und Beschäftigungszahlenin Zukunft ausgeschlossen sind. Schließlich schätzenknapp zwei Drittel der befragten Gründer die Qualitätihrer Dienstleistung als wettbewerbsstark ein und fast40 % beschreiben sie als innovativ. Viertens ist der Grün-der – als Akteur eines marktwirtschaftlichen Systems -einzig und allein dem eigenen (betriebs-)wirtschaftlichenErfolg verpflichtet. Zu Wachstum und Beschäftigung kannund wird er beitragen, sobald es seinen ökonomischenInteressen entspricht, er muss es aber nicht.

Genau hier liegt der Handlungsauftrag für die Gründungs-politik. Insofern sie eine quantitative und qualitative Aus-weitung der Gründungsaktivitäten wünscht, hat sie zu-vorderst für die Aufstellung geeigneter Rahmenbedingun-gen zu sorgen. Die öffentliche Förderinfrastruktur gibtgewiss ein gutes Beispiel. Allein: Sie reicht nicht aus.Für eine „Förderpolitik aus einem Guss“ gehören nichtnur alle direkten Einflussfaktoren auf den Prüfstein, son-dern auch ordnungspolitische Elemente Doch nicht nur

Page 38: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

37GEM-Länderbericht Deutschland 2006

die Politik, auch andere gesellschaftliche Kräfte müssenhelfen – gerade mit Blick auf einen allgemeinen Mentali-tätswandel. Wie gezeigt wurde, ist der diesbezüglicheHandlungsbedarf enorm. Nicht nur gilt es, künftigenGründergenerationen bessere Perspektiven zu verschaf-fen, wie dies langfristig z. B. über eine Aufwertung dergründungsbezogenen Ausbildung oder der gesellschaft-lichen Etablierung eines neuen Unternehmerbildes erfol-gen kann. Auch die gegenwärtigen Gründer könnten –wenngleich auch in schwächerer Form – von mutigenVeränderungen in kurzfristig reformierbaren Bereichenprofitieren. Genannt seien etwa Deregulierung, steuerli-che Entlastung, verbesserte Finanzierungsbedingungen,sinkende Energiepreise sowie ein fortschrittliches undflexibles Betreuungssystem für Gründerin und Kind.Zumindest aber sollten zusätzliche Belastungen konse-quent gemieden werden, denn der Weg in die Selbst-ständigkeit ist auch unter den jetzigen Bedingungen schonmühsam genug.

Dennoch gilt: Kein Weg ist zu weit, an dessen Ende manfindet, wonach man gesucht hat. Und auch wenn dieserWeg für die befragten Gründer in Gestalt einer dauerhaf-ten Etablierung des eigenen Unternehmens am Marktnoch lange nicht abgeschlossen ist, so sind doch die kri-tischen ersten Monate überstanden und ein erstes Etap-

penziel ist damit erreicht. Anlass zu übertriebener Skep-sis besteht also nicht und die Aussicht, am Ende des We-ges mit Stolz auf die eigenen Fußspuren zurückblickenzu können, mag die Gründerinnen und Gründer für denrestlichen Verlauf ihrer Reise beflügeln – und der Politikdamit als Vorbild dienen.

0

10

30

40

50

60

20An

teil

inP

rozen

t

50,0

23,7

15,8

10,5

Angestrebtes Umsatzwachstumnach einem Jahr in Prozent

> 50

Datenquelle: GEM-Nascent-Panel 2006

©

Sternberg, R., Brixy, U.,Hundt, C.

Global EntrepreneurshipResearch Association,

(N = 47)

10< 20< 50<

Abb. 5.5.1: Nascent Entrepreneurs: AngestrebtesUmsatzwachstum nach einem Jahr

0

10

30

40

50

60

70

80

20

An

teil

inP

roze

nt

74

,5

12

,8

6,4

4,2

2,1

40

,0

31

,1

6,7 8

,9

13

,3

0 1 - 2 3 - 4

Anzahl der Mitarbeiter

5 - 6 > 6

Datenquelle: GEM-Nascent-Panel 2006

©

Sternberg, R., Brixy, U.,Hundt, C.

Global EntrepreneurshipResearch Association,

nach einem Jahr nach fünf Jahren

(N = 47)

Abb. 5.5.2: Nascent Entrepreneurs: AngestrebtesBeschäftigungsvolumen nach einem bzw.fünf Jahren

Page 39: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

38 GEM-Länderbericht Deutschland 2006

6. Gründungsförderung – ZwischenSozial- und Wachstumspolitik

So zuversichtlich die wirtschaftliche EntwicklungDeutschlands 2006 auch stimmen mag, so bedrückendist seine auf hohem Niveau fortbestehende Arbeitslosig-keit. Zwar sanken die Arbeitslosenzahlen vor allem inder zweiten Jahreshälfte 2006 deutlich und fielen im No-vember erstmals seit dem Ende des New Economy Boomswieder unter die Vier-Millionen-Marke. Dennoch stehtzu befürchten, dass speziell Geringqualifizierte auchweiterhin nicht im erhofften Maße vom gegenwärtigenAufschwung profitieren, denn die Probleme am deutschenArbeitsmarkt basieren bekanntermaßen nicht auf einervorübergehenden Konjunkturflaute, sondern tragen dieZüge einer strukturellen Verfestigung. Erste Anzeichenfür die Krise der traditionellen Industrien häuften sichbereits Anfang der siebziger Jahre, als die Kapitalmobilitätdurch die Freigabe der Wechselkurse sprunghaft zunahmund die Grundlage für eine neue Form der internationa-len Arbeitsteilung schuf. Fortan ging jeder konjunkturel-le Abschwung mit einer Erhöhung der Sockel- bzw. Lang-zeitarbeitslosigkeit einher. Bereits in den 80er Jahren wardas strukturelle Defizit unübersehbar, mit dem Fall derMauer verschärfte es sich. Vor allem einfache Arbeitengerieten unter immer stärkeren Lohndruck und wander-ten schließlich zu erheblichen Teilen ins osteuropäischeAusland ab. Zwar kann die Verlagerung von Teilen derProduktion die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unterneh-men stärken und den Verbleib inländischer Arbeitsplätzeunterstützen. Wenn aber die Verringerung der industriel-len Fertigungstiefe, von der insbesondere die weniger gutqualifizierten Arbeitnehmer betroffen sind, nicht mit ei-nem substituierenden Beschäftigungsaufbau im Hand-werk oder im einfachen Dienstleistungsbereich einher-geht, ist eine dauerhafte Ausgrenzung dieses Personen-kreises aus dem Beschäftigungssystem unvermeidbar. Weralso darauf vertraute, die freigesetzten Arbeitskräfte wür-den mittelfristig an anderer Stelle Beschäftigung finden,sah sich getäuscht und am Arbeitsmarkt entstand eine bisheute nicht geschlossene Lücke.

Die traditionellen wirtschaftspolitischen Instrumente dervergangenen Jahrzehnte – genannt seien etwa die antizy-klische Fiskalpolitik keynesianischer Prägung sowie diegenerelle Arbeitszeitverkürzung – haben sich als wenigtauglich erwiesen, die strukturellen Hemmnisse fürWachstum und Beschäftigung zu beseitigen. Die indivi-

duellen Folgen der Arbeitslosigkeit wurden zwar durchstaatliche Lohnersatzleistungen abgefedert, neue Arbeitblieb dagegen aus. Als Folge stiegen die Sozialausgabenmerklich an – und mit ihnen Staatsverschuldung, Steuer-und Abgabenlast. Da auch die Kosten der deutschen Wie-dervereinigung im beträchtlichen Umfang den Sozial-kassen übertragen wurden, setzte sich die Verteuerungdes Produktionsfaktors Arbeit während der 90er Jahre fort– und damit sein Verlust an internationaler Wettbewerbs-fähigkeit. Es ist offensichtlich, dass sich die strukturel-len Verwerfungen nicht durch kosmetische Eingriffe be-reinigen lassen, sondern eine ordnungspolitisch fundier-te Wachstumsstrategie erfordern, deren Hauptaugemerkder strukturellen Erneuerung der Wirtschaft gilt. Eine zen-trale Bedeutung fällt dabei der Förderung von Gründun-gen und neuen Unternehmen zu.

Natürlich ist Gründung nicht gleich Gründung. Gründun-gen, die aus einer wirtschaftlichen Notsituation herausgeboren werden, versprechen zumeist geringere Wachs-tumspotenziale als solche, die der Umsetzung einer vielversprechenden Geschäftsidee dienen. Aus Sicht des Ar-beitsmarktes erscheint es dennoch plausibel, auch dieweniger umsatzstarken Gründungen in seine Förderpolitikzu integrieren. Obgleich diese Klein- und Kleinst-unternehmen keinen Ausweis allzu großer ökonomischerVitalität darstellen, sorgen sie doch zumindest für dieSicherung des eigenen Existenzeinkommens und machenihre Betreiber damit unabhängig von sozialstaatlicherUnterstützung. Es ist daher ein durchaus sinnvolles Zielarbeitsmarktpolitischer Bemühungen, Arbeitslose mitHilfe öffentlicher Gründungszuschüsse in die eigeneSelbstständigkeit zu vermitteln. Hierzu ist viererlei an-zumerken. Erstens: Gründungsförderprogramme dieserArt dienen in erster Linie sozialpolitischen Zwecken. Fürwachstumspolitische Ambitionen, sei es auf betrieblicheroder gar volkswirtschaftlicher Ebene, stehen sie genausowenig zur Verfügung wie als Impulsgeber für den struk-turellen Wandel. Für die Erreichung dieser Ziele wurdendie Programme zwar nicht konzipiert. Dennoch: Aus ei-ner wachstumsorientierten Perspektive setzt diese Stra-tegie am falschen Ende an. Zweitens: Das strukturelleDilemma des deutschen Arbeitsmarktes – die hohe Ab-gabenbelastung des Produktionsfaktors Arbeit – bleibthierdurch völlig unberührt. Dass die Zahl der Arbeitslo-sen auf diesem Weg nachhaltig gesenkt werden kann, er-scheint also mehr als fraglich.

Page 40: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

39GEM-Länderbericht Deutschland 2006

Drittens: Eine von sozialen Zielen dominierte Förder-politik wendet sich implizit an Empfänger mit geringerformaler Qualifikation, deren Gründungserfolg – öfternoch als bei Nascents mit hohem Bildungsabschluss – inder Regel ungewiss ist. Der Anteil an Notgründungen,das zeigt auch der vorliegende Bericht, ist für einen In-dustriestaat wie Deutschland ungewöhnlich hoch. Es istnahe liegend, diesen Überhang zumindest teilweise alsindividuellen Reflex auf die staatlichen Anreizmechanis-men zu interpretieren. Zwar wurde genau dies natürlichbezweckt, die Gefahr von Mitnahmeeffekten und Fehlal-lokationen aber ist beträchtlich. Viertens: Die Unterstüt-zung von Notgründungen darf nicht zu Lasten der eherwachstumsorientierten Opportunity-Gründungen gehen.Ein dauerhafter Rückgang dieses Gründungstypus, so wieseit einigen Jahren im GEM dokumentiert, birgt unvor-hersehbare Risiken für die gesamtwirtschaftliche Ent-wicklung. Eine adäquate Unterstützung von Gründern mitexpliziten Wachstumsabsichten und mit realistischenWachstumschancen ist daher unverzichtbar.

Die Globalisierung hat die deutsche Volkswirtschaft vorneue Herausforderungen gestellt. Vor allem der Verlustan Industriearbeitsplätzen konnte bislang nicht durch ei-nen entsprechenden Zuwachs im Dienstleistungsbereichegalisiert werden. Eine besondere Förderung von Grün-dungen im tertiären Sektor lässt sich hieraus aber nichtableiten, denn gerade eine so hoch diversifizierte undexportabhängige Volkswirtschaft wie die deutsche ist aufden substanziellen Erhalt ihrer industriellen Basis ange-wiesen. Zur Überwindung der strukturellen Arbeitslosig-keit bedarf es daher mehr als einer konjunkturellen Erho-lung. Gleichzeitig wird eine strukturelle Weiterentwick-lung der heimischen Industrie benötigt, die der wachs-tumspolitischen Bedeutung von SpitzentechnologienRechnung trägt. Der Staat sollte sich dabei weniger alsindustriepolitischer Akteur verstehen als vielmehr einespürbare Ausweitung der Grundlagenforschung ermögli-chen und den Wissenstransfer zwischen Forschung undAnwendern stärken. Die beabsichtigte Aufstockung desBundesetats für Forschung und Entwicklung auf drei Pro-zent des Sozialproduktes bis zum Jahre 2010 weist zwarin die richtige Richtung, könnte aber durch weitaus ehr-geizigere Zielgrößen ergänzt werden. Sollen in Deutsch-land künftig vermehrt produktive und hochrentable Ar-beitsplätze entstehen, so fällt neben den Ingenieur- ins-besondere den Medizin- und Naturwissenschaften eineentscheidende Bedeutung zu. Die technologische Wett-

bewerbsfähigkeit des deutschen Maschinenbaus, der Che-mie- und Elektroindustrie sowie bei den alternativen En-ergiequellen ist zwar überaus erfreulich. In anderen Be-reichen indes besteht Aufholbedarf. Beispielhaft seien hierdie Bio- und Gentechnologie, neue Informations- undKommunikationstechniken, innovative Werkstoffe, dieLuft- und Raumfahrtforschung sowie die Nukleartechnikgenannt.

Verknüpfte man die Anstrengungen auf dem Gebiet derGrundlagenforschung schließlich mit einer Verbesserungvon Technologietransfer und praxisnaher gründungs-bezogener Ausbildung (insbesondere an Fachhochschu-len und Universitäten), so erhielten wachstumsstarkeUnternehmensgründungen eine verlässlichere und brei-tere Basis, als dies gegenwärtig der Fall ist. Eine ähnlichgute Gelegenheit zur Erhöhung der Selbstständigenquoteverspricht eine weitergehende Liberalisierung ehemali-ger Staatsmonopole. Der Grund: Ein verstärkter Wettbe-werb in den Sektoren Energie, Kommunikation oderTransport würde einer Vielzahl neuer Anbieter den Markt-eintritt ermöglichen und bislang ungenutzte Gründungs-und Wachstumspotenziale erschließen. Aus demselbenGrund sind auch Gründungen von Frauen in einem höhe-ren Maße als bisher von der Gründungspolitik zu berück-sichtigen.

Noch entscheidender ist die Höhe der Sozialabgaben,deren Senkung maßgeblich mit der Erneuerung der so-zialen Sicherungssysteme verknüpft ist. Ohne einesubstanzielle Entlastung des Produktionsfaktors Arbeitkönnen die durch Neugründungen erschließbaren Be-schäftigungspotenziale in den weniger produktiven Be-reichen der Wirtschaft nicht mobilisiert werden und dieGeringqualifizierten werden im Widerstreit mit Globali-sierung und Schattenwirtschaft weiterhin das Nachsehenhaben, sei es in der industriellen Fertigung, im Handwerkoder bei einfachen Dienstleistungen. Gewiss: Eine Kul-tur der Selbstständigkeit besteht erst dann, wenn dieSelbstständigkeit gesellschaftlich als eine selbstverständ-liche und vor allem attraktive Alternative zur abhängigenBeschäftigung angesehen wird. Dies ist in Deutschlandnoch nicht der Fall. Dass sie aber eines ordnungspoliti-schen Rahmens bedarf, der Leistungsbereitschaft undEigeninitiative nicht beschneidet, sondern nach Kräftenbelohnt, sollte stets ein prägender Leitgedanke sein.

Page 41: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

40 GEM-Länderbericht Deutschland 2006

Sozialer, kultureller,politischer Kontext

Allgemeine nationaleRahmenbedingungen

• Offenheit derVolkswirtschaft

• Politik• Bildungsstand• Technologie,

FuE

• Infrastruktur• Finanzmärkte• Arbeitsmärkte• Institutionen,

rechtlicherRahmen

GründungsbezogeneRahmenbedingungen

• Finanzierung• Politische Rahmen-

bedingungen• Öffentliche

Förderinfrastruktur• Ausbildung• Technologietransfer

• Berater undLieferanten

• Offenheit der Märkte• Physische Infrastruktur• Werte und Normen

(Kultur)

NeueUnternehmen

NeueBetriebe

Gründungs-potenziale• Fähigkeiten• Motivation

Gründungs-chancenEtablierte

Großunter-nehmen

Kleinst-, kleineund mittelgroßeUnternehmen • Existenz

• Perzeption

WirtschaftlichesWachstum

• BIP• Beschäftigung

Abb. A1: Das GEM-Modell

Anhang 1: GEM 2006: Konzept, Methodeund Daten

Das GEM-Modell

Den theoretischen Hintergrund des Global Entrepreneur-ship Monitors (GEM) bildet das GEM-Modell (vgl. Abb.A1). Das Modell beschreibt Determinanten des wirtschaft-lichen Handelns und vor allem des Gründungsgeschehensin einem Land. Zudem wird der Zusammenhang zwischenetablierten Unternehmen unterschiedlicher Größe sowieinsbesondere neu gegründeten Unternehmen und volks-wirtschaftlichem Wachstum abgebildet.

Ausgangspunkt des Modells ist der soziale, kulturelle undpolitische Kontext eines Landes. Aus diesem landes-spezifischen Kontext heraus haben sich in jedem Landjeweils eigene allgemeine nationale und gründungs-bezogene Rahmenbedingungen herausgebildet. Allgemei-ne nationale Rahmenbedingungen (z. B. Offenheit derVolkswirtschaft, Struktur von Finanz- und Arbeitsmärk-ten) umfassen Einflussfaktoren auf das wirtschaftlicheHandeln, die sich auch auf die Gründung von Unterneh-men auswirken. Von besonderer Relevanz für Unter-nehmensgründungen sind zudem gründungsbezogeneRahmenbedingungen (u. a. Finanzierungsbedingungen fürGründer, politische Rahmenbedingungen, gesellschaftli-che Werte und Normen), unter denen gründungs-spezifische Faktoren subsumiert werden, die sich je nachAusprägung als besonders förderlich oder hinderlich fürUnternehmensgründungen erweisen.

Sowohl die allgemeinen nationalen als auch die grün-dungsbezogenen Rahmenbedingungen üben einen Ein-fluss auf Gründungschancen, Gründungspotenziale unddamit auch auf das Gründungsgeschehen aus. Der Be-griff der „Gründungschancen“ bezieht sich auf die in ei-nem Land vorhandenen Möglichkeiten für den Aufbauneuer Unternehmen. Dies können Marktlücken oder dieEntstehung neuer Märkte durch innovative Produkt- oderDienstleistungsideen sein. Der Begriff der „Gründungs-potenziale“ beschreibt, in welchem Umfang Personen dienotwendigen Fähigkeiten und die Motivation besitzen,bestehende Gründungschancen durch die Gründung ei-nes Unternehmens zu nutzen. Aus dem Zusammenspielvon Gründungschancen und Gründungspotenzialen resul-tiert die tatsächliche Gründungsdynamik eines Landes.Zusammenfassend ist festzustellen, dass das GEM-Mo-

dell eine breite Palette an Einflussfaktoren auf das Grün-dungsgeschehen in einem Land berücksichtigt. Sowohlexplizit ökonomische als auch soziale, kulturelle und psy-chologische Determinanten werden erfasst. Das wirt-schaftliche Wachstum eines Landes wird jedoch nicht nurdavon beeinflusst, in welchem Umfang neue Unterneh-men entstehen sondern auch in welchem Maße bestehen-de kleine, mittelständische und Großunternehmen expan-dieren, schrumpfen oder schließen.

Das GEM-Modell wurde 1999 erstmals empirisch gete-stet und hat sich in seiner Grundstruktur bewährt. Es un-terlag daher in den Folgejahren nur geringfügigen Verän-derungen.

Die empirische Basis des GEM

Ein internationaler Vergleich von Gründungsaktivitätenerfordert eine Datenbasis, die in gleicher Weise Grün-dungsaktivitäten und Einflussfaktoren auf Gründungenin den unterschiedlichen Ländern erfasst. Da es für dieBeteiligung an Gründungsaktivitäten sowie die Einschät-zung gründungsbezogener Rahmenbedingungen keine

Page 42: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

41GEM-Länderbericht Deutschland 2006

international vergleichbaren Statistiken gibt, die für dieZiele dieses Projektes herangezogen werden könnten,stützt sich der GEM im Wesentlichen auf eigene Primärer-hebungen in den einzelnen teilnehmenden Ländern. Einkomparativer Vorteil des GEM besteht darin, dass in ei-genen empirischen Erhebungen in inzwischen 42 Län-dern exakt dieselben Fragen an einen repräsentativenQuerschnitt der Bevölkerung sowie an systematisch aus-gewählte Experten (2006 in 37 Ländern) gerichtet wer-den. Die verwendeten Fragebögen sind in allen Ländernidentisch und werden nur in die jeweilige Landessprachebzw. -sprachen übersetzt. Die verschiedenen Erhebungenbzw. Datenquellen werden im Folgenden kurz dargestellt:

Bevölkerungsbefragung

Im Rahmen der Bevölkerungsbefragung des GEM wirdeine repräsentative Stichprobe der erwachsenen Bevöl-kerung befragt (zwischen 18 und 64 Jahre alt). Mit dieserBefragung wird zum einen ermittelt, wie viele Personengerade in die Gründung eines Unternehmens involviertsind. Zum anderen werden weitere Informationen überdie Einstellung der Bevölkerung gegenüber Unternehmernund Gründern erhoben. Die in der Regel telefonischeBefragung des Jahres 2006 erfolgte eng koordiniert undmit gleichem Fragebogen in 42 Nationen. Nur in Län-dern, die über keinen adäquaten Telefonzugang verfügen,wurden die Interviews persönlich durchgeführt. VomGEM-Konsortium wird für jedes Land ein Mindestum-fang der Befragung von 2000 erfolgreich durchgeführtenInterviews vorgegeben.

In Deutschland wurde die Befragung wie im Vorjahr inForm einer computergestützten telefonischen Primär-befragung durchgeführt. Verantwortung zeichnete erneutdas „infas - Institut für angewande Sozialwissenschaft“.In der Zeit vom 08.05. bis 18.06.2006 wurden insgesamt28.842 Personen kontaktiert (ohne neutrale Ausfälle), in4.049 Fällen konnte ein auswertbares Interview durchge-führt werden. Dies entspricht einem Ausschöpfungsgradvon 14,04 %. Um die Repräsentativität gewährleisten zukönnen, wurden die Daten, wie bei solchen Befragungenüblich, gewichtet (kombinierte Design- und Nonresponse-gewichtung).

Diese Erhebungen sind die Basis für diverse Maßzahlender Gründungsaktivität, von denen die drei wichtigsten

kurz vorgestellt werden. Die nur im GEM verfügbareGründungsquote der Nascent Entrepreneurs ist definiertals der Prozentanteil der 18- bis 64-Jährigen, diea) zum Zeitpunkt der Befragung versuchen, allein oder

mit Partner ein neues Unternehmen zu gründen (hier-zu zählt jede Art selbstständiger Tätigkeit),

b) in den letzten zwölf Monaten etwas zur Unterstützungdieser Neugründung unternommen haben (z. B. durchdie Suche nach Ausstattung oder Standorten, Organi-sation eines Gründungsteams, Erarbeitung eines Ge-schäftsplans, Bereitstellung von Kapital),

c) die Inhaber- oder Teilhaberschaft im Unternehmen an-streben und

d) während der letzten drei Monate keine Vollzeitlöhneoder -gehälter bezahlt haben.

Die Gründungsquote der Young Entrepreneurs ist defi-niert als der Prozentanteil der 18- bis 64-Jährigen, diea) Inhaber oder Teilhaber eines bereits bestehenden Un-

ternehmens sind, bei dem sie in der Geschäftsleitungmithelfen und

b) aus diesem Unternehmen nicht länger als 3,5 JahreGehälter, Gewinne oder Sachleistungen erhalten ha-ben.

Seit wenigen Jahren werden im GEM zusätzlich etablier-te Gründungen erfasst. Diese werden von Personen ge-führt, die schon seit mehr als 3,5 Jahren Gehälter, Ge-winne oder Sachleistungen aus der Gründung zahlen bzw.erhalten, Inhaber oder Teilhaber sind und in der Geschäfts-leitung aktiv sind.

Expertenbefragung

Neben der Bevölkerungsbefragung wird im Rahmen desGEM eine Befragung von Gründungsexperten durchge-führt. Diese in allen beteiligten GEM-Ländern in weitge-hend gleicher Form durchgeführte schriftliche und zumTeil auch persönliche Expertenbefragung dient der Ein-schätzung gründungsbezogener Rahmenbedingungen inden jeweiligen Ländern. Es soll herausgefunden werden,welche Faktoren Gründungsaktivitäten fördern oder hem-men bzw. welche von ihnen ein Land „entrepreneurial“machen. Dazu werden Personen aus Wirtschaft, Wissen-schaft und Politik, die sich intensiv mit dem Thema Unter-nehmensgründung auseinandersetzen und somit einenbreiten Überblick über das Gründungsgeschehen im je-

Page 43: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

42 GEM-Länderbericht Deutschland 2006

weiligen Land besitzen, anhand eines standardisierten undin die jeweilige Landessprache übersetzten Experten-fragebogens interviewt. Ausgewählt werden die teilneh-menden Experten nach einem in allen Ländern einheitli-chen Schlüssel.

2006 beantworteten in Deutschland 71 weibliche undmännliche Gründungsexperten aus unterschiedlichenRegionen der Bundesrepublik die versandten Experten-fragebögen. Dies sind mehr Personen als in jedem ande-ren Land.

Wiederholungsbefragung der NascentEntrepreneurs

Die im Rahmen der Bevölkerungsbefragung 2005 alsNascent Entrepreneurs identifizierten Personen wurdennach ihrer Bereitschaft befragt, etwa ein Jahr darauf aneiner Wiederholungsbefragung teilzunehmen. Hierzu ga-ben 85 Personen ihr Einverständnis, 76 von ihnen wur-den im Juli 2006 erfolgreich telefonisch interviewt. Dierestlichen neun waren zum Zeitpunkt der Befragung nichtmehr in eine Gründung involviert und zogen ihre Ge-sprächsbereitschaft wieder zurück. Weitere elf befandensich im Juli 2006 noch in der Phase der Gründungsvor-bereitung. Für die Analyse stehen die Datensätze von 65Personen zur Verfügung, die im Sommer 2005 angaben,in die Selbstständigkeit wechseln zu wollen. Bis zum Juli2006 setzten 47 von ihnen ihre Gründungsabsicht um, 18hingegen hatten ihr Vorhaben eingestellt. Basis der etwa30minütigen Wiederholungsbefragung war ein standar-disierter Fragebogen, der sich neben der Umsetzung vorallem auf die gründenden Personen, den Gründungs-prozess sowie die unternehmerische Tätigkeit konzentrier-te. Dieser Wiederholungsbefragung von Nascent Entre-preneurs sollen in den kommenden Jahren weitere fol-gen; ein Panel ist das mittelfristige Ziel, das sich auchandere GEM-Länder gesetzt haben.

Einbezug weiterer sekundärstatistischer Daten

Durch das GEM-Koordinationsteam werden ergänzendzu den Primärerhebungen sekundärstatistische Daten zuweiteren nationalen Rahmenbedingungen sowie zu volks-wirtschaftlichen Größen zusammengetragen. Verwendungfinden international verfügbare Statistiken der Weltbank,der Vereinten Nationen sowie der OECD.

Page 44: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

43GEM-Länderbericht Deutschland 2006

Anhang 2: Rangplätze der Bewertung gründungsbezogener Rahmenbedingungen iminternationalen Vergleich – Das Jahr 2006

Anmerkung: Die Rangplätze basieren auf der Bewertung gründungsbezogener Rahmenbedingungen in 37 GEM-Ländern. Die iminternationalen Vergleich beste Bewertung entspricht dem ersten Rangplatz. Der Gesamtrang ergibt sich aus dem ungewichtetenMittelwert aller Rangplätze in dem jeweiligen Land.

Datenquelle: GEM-Expertenbefragungen 2006©

Sternberg, R., Brixy, U., Hundt, C.Global Entrepreneurship Research Association,

1 4 5 3 1 1 1 1 5 2 19 2 1 1 3

2 2 2 4 2 2 9 3 2 3 12 1 4 2 4

3 7 1 10 8 5 2 2 3 4 1 14 3 8 10

4

5

6

15 9 13 4 14 8 24 1 5 4 23 2 5 1

8 4 7 5 3 3 5 20 8 36 10 20 7 8

6 3 2 3 4 7 9 4 6 37 13 23 27 2

7 13 21 1 9 11 16 8 9 9 29 4 8 14 6

12 17 5 15 12 18 15 16 7 17 7 15 23 159

8 9 7 11 6 10 4 17 6 10 22 6 21 37 9

10 14 18 6 12 19 6 4 12 1 18 20 27 32 27

25 25 18 21 8 5 6 19 16 8 28 6 10 2912

11 3 6 8 35 7 13 11 10 12 30 22 5 29 17

22 14 30 33 22 12 12 26 14 2 8 12 9 1114

13 11 27 12 10 6 10 14 13 17 31 5 26 28 7

1

21

8 9 11 13 15 16 17 19 24 31 34 35 3616

15 22 17 20 9 14 10 15 11 25 15 11 31 25

17 5 12 14 18 16 21 27 7 18 32 25 16 25 14

18 19 16 21 13 20 19 7 11 24 21 30 18 34 13

19

20

21

35 28 24 14 29 11 29 14 13 13 3 30 15 24

24 13 25 29 28 22 21 23 28 14 17 9 17 5

2217 23 22 19 24 31 19 21 35 5 16 31 18 32

10 10 27 34 18 34 22 22 31 27 11 24 6 26

27 32 20 26 15 27 20 30 21 7 12 35 11 3724

20 26 15 16 21 23 28 31 15 15 19 32 20 21

2523 29 32 7 26 24 26 8 20 33 36 28 12 30

16 15 23 22 31 36 33 29 22 34 29 10 4 12

27 26 19 36 17 25 30 23 18 33 11 32 14 26 16

28 31 11 16 36 33 35 18 24 23 26 18 22 30 28

29 28 20 19 24 23 28 25 35 29 16 24 36 19 20

30

32

33

34

35

36

34

18

37

29

33

30

32

36

34

24

36

31

37

35

33

30

37

33

28

26

31

34

35

29

32

37

23

30

28

25

31

27

35

17

32

34

27

30

37

36

20

29

26

25

32

33

37

17

30

13

34

31

37

32

35

36

25

27

36

32

28

37

33

34

30

34

32

27

26

36

25

37

3

23

10

20

6

9

28

35

9

27

26

34

21

37

33

35

33

29

13

7

17

19

25

37

13

24

3

22

33

36

21

16

22

35

18

19

34

31

33

23

USA

Türkei

Singapur

Ver. Arab. Emirate

Island

Belgien

Finnland

Australien

Dänemark

Großbritannien

Niederlande

Irland

Indien

Norwegen

Indonesien

Griechenland

Spanien

Malaysia

Lettland

Philippinen

Mexiko

Kroatien

Tschechien

Ungarn

Chile

Kolumbien

Thailand

Südafrika

Slowenien

Russland

Italien

Argentinien

Jamaika

Brasilien

Peru

Uruquay

Deutschland

USA

Türkei

Singapur

Ver. Arab. Emirate

Island

Belgien

Finnland

Australien

Dänemark

Großbritannien

Niederlande

Irland

Indien

Norwegen

Indonesien

Griechenland

Spanien

Malaysia

Lettland

Philippinen

Mexiko

Kroatien

Tschechien

Ungarn

Chile

Kolumbien

Thailand

Südafrika

Slowenien

Russland

Italien

Argentinien

Jamaika

Brasilien

Peru

Uruquay

Deutschland

A

Ge

sa

mt-

ran

g

B C D E F G H I J K L M

Rahmenbedingungen (Indizes)

Unterstützungfür Gründungen

von Frauen

A:

D:E :F :

Öffentliche FörderinfrastrukturB:C:

G:

Politik 1: Priorität und Engagement

Physische Infrastruktur

Finanzierung

Schutz geistigen Eigentums (Patente etc.)

Wissens- und TechnologietransferBerater und Zulieferer für neue Unternehmen

H :I :J :K :L :M :

Gründungsbezogene Ausbildung 1: schulischGesellschaftliche Werte und Normen (Kultur)Gründungsbezogene Ausbildung 2: außerschulisch

Politik 2: Regulierung, SteuernMarktoffenheit 2: MarkteintrittsbarrierenMarktoffenheit 1: Marktveränderung

Page 45: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

44 GEM-Länderbericht Deutschland 2006

Anhang 3: Bisherige Publikationen zum GEM

Global Reports

verfügbar unter: www.gemconsortium.org

GEM 1999 Reynolds, P.; Hay, M.; Camp, M.C. (1999): Global Entrepreneurship Monitor. 1999 Executive Report. Kansas City: KauffmanCenter for Entrepreneurial Leadership.

GEM 2000 Reynolds, P.D.; Hay, M.; Bygrave, W.D.; Camp, S.M.; Autio, E. (2000): Global Entrepreneurship Monitor. 2000 ExecutiveReport. o.O.: Kauffman Center for Entrepreneurial Leadership.

GEM 2001 Reynolds, P.D.; Hay, M.; Bygrave, W.D.; Camp, S.M.; Autio, E. (2001): Global Entrepreneurship Monitor. 2001 ExecutiveReport. o.O.: Kauffman Center for Entrepreneurial Leadership.

GEM 2002 Reynolds, P.D.; Bygrave, W.D.; Autio, E.; Cox, L.W.; Hay, M. (2002): Global Entrepreneurship Monitor. 2002 ExecutiveReport. o.O.: Ewing Marion Kauffman Foundation.

GEM 2003 Reynolds, P.D.; Bygrave W.D.; Autio, E. and others (2004): Global Entrepreneurship Monitor. 2003 Executive Report. BabsonPark, MA: Babson College.

GEM 2004 Acs, Z.J.; Arenius, P.; Hay, M.; Minniti, M. and others (2005): Global Entrepreneurship Monitor. 2004 Executive Report.Babson Park, MA: Babson College and London Business School.

GEM 2005 Minniti, M.; Bygrave, W.D.; Autio, E. (2006): Global Entrepreneurship Monitor. 2005 Executive Report. Babson Park, MA:Babson College and London: London Business School.

Länderberichte Deutschland

verfügbar unter: www.wigeo.uni-hannover.de

GEM 1999 Sternberg, R.; Otten, C.; Tamásy, C. (2000): Länderbericht Deutschland 1999 - Kurzfassung. Köln: Wirtschafts- und Sozial-geographisches Institut, Universität zu Köln.

Sternberg, R. (2000): Entrepreneurship in Deutschland. Das Gründungsgeschehen im internationalen Vergleich. LänderberichtDeutschland 1999 zum Global Entrepreneurship Monitor. Berlin: edition sigma. (Langfassung, nur im Buchhandel erhältlich)

GEM 2000 Sternberg, R.; Otten, C.; Tamásy, C. (2000): Global Entrepreneurship Monitor (GEM). Länderbericht Deutschland 2000. Köln:Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln (auch in englischer Sprache verfügbar).

GEM 2001 Sternberg, R.; Bergmann, H.; Tamásy, C. (2001): Global Entrepreneurship Monitor (GEM). Länderbericht Deutschland 2001.Köln: Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln.

GEM 2002 Sternberg, R.; Bergmann, H. (2003): Global Entrepreneurship Monitor (GEM). Länderbericht Deutschland 2002. Köln:Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln.

GEM 2003 Sternberg, R.; Bergmann, H.; Lückgen, I. (2004): Global Entrepreneurship Monitor (GEM). Länderbericht Deutschland 2003.Köln: Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln.

GEM 2004 Sternberg, R.; Lückgen, I. (2005): Global Entrepreneurship Monitor (GEM). Länderbericht Deutschland 2004. Köln: Wirtschafts-und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln.

GEM 2005 Sternberg, R.; Brixy, U.; Schlapfner, J.-F. (2006): Global Entrepreneurship Monitor (GEM). Länderbericht Deutschland 2005.Hannover: Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie, Leibniz Universität Hannover.

GEM 2006 Sternberg, R.; Brixy, U.; Hundt, C. (2007): Global Entrepreneurship Monitor (GEM). Länderbericht Deutschland 2006. Han-nover: Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie, Leibniz Universität Hannover.

Berichte zu ausgewählten Themen

Bygrave, William D.; Hunt, Stephen A. (2005): Global Entrepreneurship Monitor (GEM) - 2004 Financing Report. Babson Park, MA: BabsonCollege and London: London Business School.

Autio, E. (2005): Global Entrepreneurship Monitor (GEM) - 2005 Report on High-Expectation Entrepreneurship. Lausanne: HEC Lausanne.

Minniti, M.; Arenius, P.; Langowitz, N. (2006): Global Entrepreneurship Monitor (GEM) - 2005 Report on Women and Entrepreneurship.Babson Park, MA: Babson College and London: London Business School.

Länderberichte anderer Länder

Eine komplette Auflistung aller Länderberichte der jeweiligen Jahre würde diesen Rahmen sprengen. Fast alle GEM-Länderberichte sind ver-fügbar unter: www.gemconsortium.org

Page 46: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

45GEM-Länderbericht Deutschland 2006

Anhang 4: Der Global Entrepreneurship Monitor im Jahr 2006:Koordinationsteam, Länderteams und Sponsoren

GEM Executive London Business SchoolDirector Rebecca Harding

GEM Research Babson CollegeDirector Maria Minniti

GEM Researcher Utrecht UniversityNiels Bosma

GEM Data London Business SchoolManager Mark Quill

Program London Business SchoolManager Mike Hancock

NES Coordinator Imperial CollegeErkko Autio

Project Babson College, London Business SchoolAdministrator Marcia Cole, Davina McAleely, Chris Aylett

Argentinien Center for Entrepreneurship, IAE Management and Business School, Universidad AustralSilvia Torres Carbonell, Hector Rocha, Natalia WeiszSponsor: IAE Management and Business School, Banco Rio

Australien Australian Graduate School of Entrepreneurship, Swinburne University of Technology, University of AdelaideKevin Hindle, Kim Klyver, Gary Hancock, Noel Lindsay

Belgien Vlerick Leuven Gent Management School, Ghent UniversityMirjam Knockaert, Miguel Meuleman, Sophie Manigart, Hans Crijns, Tom Van Acker, Sabine Vermeulen,Bernard SurlemontSponsor: Flemish Ministry of Economic Affairs (Steunpunt Ondernemerschap, Ondernemingen en Innovatie)

Brasilien IBQP - Instituto Brasileiro da Qualidade e ProdutividadeMarcos Mueller Schlemm, Simara Maria S. S. Greco, Paulo Alberto Bastos Junior, Joana Paula Machado,Solange Krupa, Carlos Arthur Krüger Passos, Júlio Cesar FélixSponsor: SEBRAE - Serviço Brasileiro de Apoio às Micro e Pequenas Empresas, Sistema Federação dasIndústrias do Estado do Paraná (FIEP, SESI, SENAI e IEL), IBQP - Instituto Brasileiro da Qualidade eProdutividade

Chile Universidad Adolfo Ibáñez, Universidad del DesarrolloJosé Ernesto Amorós, Germán EchecoparSponsor: Centro de Entrepreneurship Grupo Santander, Universidad Adolfo Ibáñez,Centro para el Emprendimiento y la Innovación, Universidad del Desarrollo

China National Entrepreneurship Centre, Tsinghua UniversityJian Gao, Yuan Cheng, Xibiao Li, Yanfu Jiang, Wei Zhang, Lan Qin, Shude ShiSponsor: School of Economics and Management, Tsinghua University, National Entrepreneurship ResearchCentre of Tsinghua University

Dänemark Centre for Small Business Studies, University of Southern DenmarkThomas Schøtt, Torben Bager, Kim Klyver, Hannes Ottosson, Lone ToftildSponsor: IDEA - International Danish Entrepreneurship Academy, Karl Petersen og Hustrus Fond, Universityof Southern Denmark, National Agency for Enterprise and Construction, Vækstfonden, Ernst & Young,Ringkøbing Amt, Fyns Amt, Viborg Amt, Sønderjyllands Amt, Vestsjællands Amt, Århus Amt, Vejle Amt

Deutschland Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie, Leibniz Universität Hannover, IAB - Institut für Arbeitsmarkt-und BerufsforschungRolf Sternberg, Udo Brixy, Christian HundtSponsor: IAB - Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)

Finnland Turku School of EconomicsAnne Kovalainen, Tommi Pukkinen, Jarna Heinonen, Pekka Stenholm, Erkko AutioSponsor: Tekes - Finnish Funding Agency for Technology and Innovation, Turku School of Economics

Page 47: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

46 GEM-Länderbericht Deutschland 2006

Frankreich EM LyonOlivier Torrés, Aurélien Eminet, Danielle Rousson, Sophie ValletSponsor: Caisse des Dépôts et Consignations, Observatoire des PME

Griechenland Foundation for Economic and Industrial Research (IOBE)Stavros Ioannides, Takis PolitisSponsor: Hellenic Bank Association

Großbritannien Co-ordination Team: Rebecca HardingSponsor: Small Business Service, Barclays Bank plc, East Midlands Development Agency, YorkshireForward, South East England Development Agency, North West Development Agency, North EastGovernment Offices for the Regions, One North East, East of England Development Agencies, Barking andDagenham District Council, Institute for Family Business (UK)

Indien Pearl School of Business, GurgaonAshutosh Bhupatkar, I.M. Pandey, Ashok RaoSponsor: Pearl School of Business, Gurgaon

Indonesien Prasetiya Mulya Business School, INRR (Institute of Natural & Regional Resources),Bogor University of AgricultureAgus Wijaya Soehadi, Imam Soeseno, Asep SaefuddinSponsor: Prasetiya Mulya Business School, INRR (Institute of Natural & Regional Resources)

Irland University College, DublinPaula Fitzsimons, Colm O'Gorman, Pia AreniusSponsor: Enterprise Ireland, Forfás, NDP Gender Equality Unit, Department of Justice, Equality andLaw Reform

Island Reykjavik UniversityRögnvaldur Sæmundsson, Silja Björk BaldursdóttirSponsor: Reykjavik University, The Confederation of Icleandic Employers, New Business Venture Fund,Prime Minister's Office

Italien Bocconi UniversityGuido Corbetta, Alexandra Dawson, Ugo LassiniSponsor: Ernst & Young

Jamaika University of Technology, JamaicaSandra Glasgow, Claudette Williams-Myers, Vanetta Skeete, Ismail Olusegun AfisSponsor: University of Technology, Jamaica, National Commercial Bank Jamaica Limited, Export-ImportBank of Jamaica Limited, Port Authority of Jamaica Limited, Digicel, G-Tech Jamaica Limited

Japan Kobe University, Keio University, Musashi UniversityTakehiko Isobe, Tsuneo Yahagi, Noriyuki TakahashiSponsor: Venture Enterprise Center

Kanada HEC-Montréal, Sauder School of Business, The University of British ColumbiaNathaly Riverin, Louis-Jacques Filion, Victor Cui, Qianqian Du, Aviad Pe'er, Daniel Muzyka, Ilan VertinskySponsor: The W. Maurice Young Entrepreneurship and Venture Capital Research Centre,The Social Sciences and Humanities Council of Canada

Kolumbien Co-ordination Team: Universidad del Norte, Universidad de Los Andes, Universidad ICESI,Universidad Javeriana CaliLiyis Gómez, Luis Javier Sánchez, Alberto Ibarra, Alberto Arias, Fernando Pereira,Luis Miguel Alvarez, Ana Carolina Martínez, Camilo Martinez Rafael Vesga, Rodrigo Varela,Juan Pablo Correales, Jorge JiménezSponsor: Universidad del Norte, Universidad de Los Andes, Universidad ICESI, Universidad Javeriana Cali,COMFENALCO

Kroatien J. J. Strossmayer University in OsijekSlavica Singer, Sarlija Sanja Pfeifer, Djula Borozan, Suncica Oberman PeterkaSponsor: Ministry of Economy, Labour and Entrepreneurship, SME Policy Centre - CEPOR, Zagreb,J.J. Strossmayer University in Osijek - Faculty of Economics, Osijek

Lettland TeliaSonera Institute at Stockholm, School of Economics in RigaVyacheslav Dombrovsky, Olga Rastrigina, Karlis KreslinsSponsor: TeliaSonera NDB

Page 48: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

47GEM-Länderbericht Deutschland 2006

Malaysia Technopreneur Development Division, Multimedia Development Corp. Sdn BhdDato’ Dr. Abu Talib Bachik, Wilson Tay Chuan Hui, Fahiza Basir, Amran Yusoff, Syed Azizi Wafa,Syed Khalid Wafa, Tengku Farith RitthauddeanSponsor: Economic Planning Unit, Prime Ministers Department, Multimedia DevelopmentCorporation Sdn Bhd, Technopreneurs Association of Malaysia, Universiti Malaysia Sabah

Mexiko Tecnológico de Monterrey, Business Development Centre, Tecnológico de Monterrey, EGAP,Strategic Studies CentreArturo Torres, Marcia Campos, Elvira NaranjoSponsor: Tecnológico de Monterrey

Niederlande EIM Business and Policy ResearchJolanda Hessels, Sander Wennekers, Kashifa Suddle, André van Stel, Niels Bosma, Roy Thurik,Lorraine Uhlaner, Ingrid Verheul, Philipp KoellingerSponsor: Dutch Ministry of Economic Affairs

Norwegen Bodø Graduate School of BusinessLars Kolvereid, Bjørn Willy Åmo, Gry Agnete AlsosSponsor: Innovation Norway, Ministry of Trade and Industry, Ministry of Local Government and RegionalDevelopment, Kunnskapsparken Bodø AS, Center for Innovation and Entrepreneurship, KunnskapsfondetNordland AS, Bodø Graduate School of Business

Peru Centro de Desarrollo Emprendedor, Universidad ESANJaime Serida, Keiko Nakamatsu, Armando Borda, Oswaldo MoralesSponsor: Universidad ESAN, Deltron Computer Wholesalers S.A.

Philippinen Philippine Center for Entrepreneurship Foundation Inc.Imelda J. Madarang, Sonia Tiong-Aquino, Corazon Lopez, Vicentita Cervera, Gloria Chavez, Joel Santos,Katrina Kay BulaongSponsor: Philippine Center for Entrepreneurship, President’s Social Fund, National Livelihood Support Fund

Russia Saint Petersburg Team: School of Management, Saint PetersburgVassily Dermanov, Valery Katkalo, Olga Verhovskaya, Maria RumyantstevaSponsor: School of Management, Saint PetersburgMoscow Team: State University - Higher School of Economics, MoscowAlexander Chepurenko, Olga Obraztsova, Tatiana Alimova, Vladimir Lobachev, Alla Alieva, Dmitry NaumovSponsor: State University - Higher School of Economics, Moscow

Schweden ESBRI - Entrepreneurship and Small Business Research InstituteMagnus AronssonSponsor: Confederation of Swedish Enterprise (Svenskt Näringsliv), NUTEK - Swedish Agency forEconomic and Regional Growth, VINNOVA - Swedish Governmental Agency for Innovation Systems

Singapur National University of Singapore (NUS) Entrepreneurship CentrePoh Kam Wong, Lena Lee, Ho Yuen PingSponsor: Standards, Productivity and Innovation Board (SPRING) Sinpapore and National University ofSingapore (NUS) Enterprise

Slowenien Institute for Entrepreneurship and Small Business Management, Faculty of Economics & Business,University of MariborMiroslav Rebernik, Polona Tominc, Ksenja PusnikSponsor: Slovenian Research Agency, Ministry of the Economy, Smart Com, Chamber of Craft,Finance - Slovenian Business Daily

Spanien Co-ordination Team: Instituto de EmpresaIgnacio de la Vega, Alicia Coduras, Cristina Cruz, Rachida Justo, Paola CampodonicoSponsor: Instituto de Empresa, Fundación Cultural Banesto, Fundación INCYDE

Südafrika UCT Centre for Innovation and Entrepreneurship, Graduate School of Business, University of Cape TownMike Herrington, Gideon MaasSponsor: Liberty Life, Standard Bank, South African Breweries and the National Research Foundation

Thailand College of Management, Mahidol UniversityThanapol Virasa, Brian Hunt, Randall Shannon, Tang Zhi MinSponsor: Office of Small and Medium Enterprises Promotion, College of Management, Mahidol University

Türkei Yeditepe UniversityNulifer Egrican, Esra KaradenizSponsor: Siemens, Technology Development Foundation of Turkey

Page 49: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR (GEM) - doku.iab.dedoku.iab.de/presse/gem07-download.pdf · Entrepreneurship Monitor (GEM) beschreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutschland

48 GEM-Länderbericht Deutschland 2006

Tschechien University of Economics, PragueMartina Jakl, Martin LukesSponsor: Ministry of Industry and Trade of the Czech Republic, Deloitte Czech Republic

Ungarn University of Pécs, George Mason University, Corvinus University of BudapestLászló Szerb, Attila Varga, József Ulbert, Judit Károly, Zoltan J. Acs, Krisztián CsapóSponsor: Ministry of Economy and Transport

USA Babson College, George Mason UniversityErlend Bullvaag, I. Elaine Allen, Zoltan J. Acs, William D. Bygrave, Stephen Spinelli Jr., Marcia ColeSponsor: Babson College, George Mason University

Uruquay Universidad de MontevideoJorge Pablo Regent Vitale, Alvaro Vilaseca, Adrián Edelman, Cecilia GomezaSponsor: IEEM Business School - Universidad de Montevideo

Vereinte Zayed UniversityArabische Kenneth J. Preiss, Declan McCrohan, David McGlennon, Raed DaoudiEmirate (UAE) Sponsor: Mohammed Bin Rashid Establishment for Young Business Leaders