Globalisierung und: Lässt sie sich politisch steuern? VO Internationale Politik (Prof. Brand),...
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Globalisierung und: Lässt sie sich politisch steuern? VO Internationale Politik (Prof. Brand), 22.10.2007
• Was ist Globalisierung? – Fokus Ökonomie
• Politische Steuerung – Global Governanceheute Schwerpunkt (staatl.) Politik und Ökonomie
• zwei Perspektiven: Globalisierung und Global Governance
• Café-Haus hier – oder Bier-Lokal in Gruppen
• Internationale Organisationen konkret: G8 nächste Woche (zusammen mit Globalisierungskritik) --- WTO in „Informationen der (dt.) Bundeszentrale für polit Bildung“ (website)
• heute bis 17:50 Uhr
„Globalisierung“: Karriere eines Begriffs
Zentrale Aspekte der Globalisierung• Zunahme Welthandel (Güter, Dienstleistungen); bereits nach WK II• Direktinvestitionen im Ausland (FDI)• Expansion Finanzmärkte und –transaktionen• wichtige Rolle transnationaler Unternehmen• stärkere Konkurrenz durch Abbau wirtschaftspolit Regulierungen
(Zölle, Kapitalverkehrskontrollen)• stärkere Konkurrenz durch „neue“ internationale Arbeitsteilung
• technologisch: I+K-Technologien• globale Konsumnormen („made in China“)• globale Kultur: angelsächsisch (CNN), Englisch, McDonald´s• Zunahme Migration und transnationale Identitäten• Glob. von Problemen: soziale Polarisierung, Umweltprobleme• mehr Instabilität und Krisen
und: Rolle von Staat und (inter-)nationaler) Politik
Kulturelle Globalisierung
Sozialwissenschaftlicher Streit
• Zentral: Rolle von Staat und Politik – Opfer, Motor, zwischendrin?• Handelt es sich um eine neue Phase moderner, kapitalistischer
Vergesellschaftung (Neoliberalismus, Post-Fordismus, Wintelismus) oder „nur“ um eine Intensivierung?
• Was macht Dynamik aus? Ökonomie, Staat/Politik, Technologie (I+K), soziale (Klassen-)Kämpfe (Schwächung der Gewerkschaften über Standortverlagerungen)
• Wie übersetzt sich Macht der transnationalen Unternehmen in politische Macht?
• Welche anderen sozialen Verhältnisse auch wichtig? Geschlechterverhältnisse, Rassismus (Migration), Gesellschaft-Natur (notwendiger Ressourcenzufluss)
• Wie sind Probleme einzuschätzen wie etwa wie Armut ? Zu viel oder zu wenig Globalisierung?
• Begriff zu „harmlos“, unterschlägt, dass es sich knallhart um Macht und Interessen handelt: daher globaler Kapitalismus, neuer Imperialismus besser
Ökonomische Dimensionen
• Zunahme des internationalen Handels• Wachstum der Auslandsinvestitionen • Wachstum der Finanzmärkte: Aktien, Anleihen, Derivate• Globalisierung als Triadisierung
sind aber nie „nur“ ökonomisch staatl. Politik (de-)reguliert über Gesetze, Zölle,
Kapitalverkehrskontrollenzunehmende Bedeutung internationaler Politik
Welthandel
• weltweite Produktion (2005): 44 Billionen Dollar: USA 29%, Dtl. 6%, China 5%, Österreich 303 Milliarden
• Exporte und Importe 2005 von über 9 Billion US-Dollar p.a.
statistisch: ein Viertel aller weltweit produzierten Güter wird gehandelt• 5 mal so viel wie 1985; doppelt so viel wie 1995• Wachstum 2006: 8 Prozent; hoch wie bereits in den letzten Jahren• stärkstes Wachstum in Asien (13,5 Prozent)• Preisanstieg für Rohöl und andere Rohstoffe: schlägt sich nieder• Export-Weltmeister Deutschland.: 1980: 190 Mrd.,1990: 420 Mrd., 2000:
550 Mrd., 2005: 970 Mrd.; USA und China knapp dahinter• Exporte China (1980): 18 Mrd.; 2005: 760 Mrd. (42-fach)• Import-Weltmeister USA (2005): 1.770 Mrd., Dtl. (2005): 770 Mrd.• wichtigstes Regelwerk: General Agreement on Tariffs and Trade (GATT)
Meistbegünstigung und Inländerprinzip• Zunahme Welthandel = Zunahme Weltproduktion?
Warenhandel - Warenproduktion
• 1950 – 2004: Warenproduktion weltweit x 7,8, aber Welthandel weltweit x 27,5
das heißt, das die Länder heute viel stärker verflochten sind durch die wachsende internationale Arbeitsteilung
daher wird auch das internationale Regelwerk für Handel wichtiger aber: circa zwei Drittel des Welthandels werden durch Multis oder
innerhalb transnationaler Konzerne (intra-firm trade) abgewickelt
??? Was geschieht mit der aktuellen Abwertung des Dollars mit US-Importen und Exporten ???
Ausländische Direktinvestitionen• Firmen – auch Banken - legen Geld im Ausland an: Aufbau von
Produktionsanlagen, Reinvestitionen, Kredite an Tochtergesellschaften, aber auch durch Aufkauf von Unternehmen bei Privatisierungen
• Ziel: mehr Rendite durch bessere Marktposition und Kostensenkung durch Unternehmenskäufe und –beteiligungen; Einfluss auf Unternehmenspolitik; Lohnkosten
• 1970: 13 Mrd. Dollar, 1980: 55 Mrd., 1990: 208 Mrd.• 1999: 1.090 Mrd., 2000: 1.400 Mrd.--- Rückgang 2004: 648 Mrd.
• vorgenommen von Industrieländern in IL, Ziel zunehmend Entwicklungsländer, insbesondere China (2000-2004: 26%)
• aber nicht blenden lassen: die allermeisten Investitionen werden von Firmen weiterhin in eigenen Ländern getätigt
• in Zukunft wichtig: Rolle Chinas als Investor aufgrund der Handelsbilanzüberschüsse (d.h. ausländ. Geld in China)
globale Finanzmärkte: Aktien und Anleihen
Aktien und Anleihen: ursprünglich Kapitalbeschaffung für Unternehmen, Anleihen für Staat;
jüngste Tendenz: reiner Finanzhandel, losgelöst vom Ziel der Kreditbeschaffung
Aktienhandel (Spekulation auf Kursänderung, weniger Dividende): 1980: Aktienbestand weltweit 2,1 Billion USD, Handel 300 Mrd., d.h. Aktien etwa 10 Jahre gehalten 2005: Aktienbestand: 44,5 Billion (21-fach = Weltproduktion), Handel: 51 Bill., d.h. Aktie weniger als 1 Jahr gehalten Handel nimmt deutlich zu
Anleihenhandel (festverzinsliche Wertpapiere, weniger Risiko): Finanzinstitutionen zur Refinanzierung, öffentl. Hand/Staatsschulden, Unternehmen
1990: 3,1 Billionen Dollar (Bestand: 6,6 Bill.)2004: 13 Billionen Dollar (Bestand: 25,8 Bill)
fließt Kapital eher in Aktienhandel: Risikobereitschaft, Überhitzung; Anleihen: sicherer
Derivate
• viele Mischformen• Termingeschäft zur Absicherung gegen Preisänderung
oder als Spekulation• Sicherungsmechanismus: Finanzanleger sichern sich
gehen Risiken der Zinsänderung ab• aber auch Spekulationen auf Preisentwicklung: Produkt
wird in Zukunft zum Preis x gekauft, wenn realer Preis steigt, Gewinn für Fonds, wenn Preis fällt: Verlust
• starker Anstieg ab 2000: 14 Billionen Dollar
2005: 58 Billionen Dollar
Globalisierung als Triadisierung
• einzelne Länder und Regionen nehmen sehr unterschiedlich an Entwicklungen teil
• manche Süd-Länder Rohstoffexporteure• andere: billige Arbeitskraft
• 3 Dimensionen, dass
Globalisierung eher Triadisierung ist
TNCs – Achtung: 2000! – China heute stärker
Fragen?
Politik im Zeitalter der Globalisierung
• veränderte Rolle der Ökonomie• damit auch veränderte Rolle des nationales Staates
Differenzen, was das genau bedeutet (durch verschiedene theoretische „Brillen“), ausgeführt an zwei unterschiedlichen Sichtweisen auf Globalisierung und Rolle von Staat/Politik (Global Governance)
Texte von D.Messner und U.Brand
liberales Globalisierungsverständnis
• Globalisierung vor allem ökonomisch, bietet Chancen, größere Arbeitsteilung, mehr Spezialisierung, Produktivität, Wachstum, Wohlstand
• teilweise Gefahren• man kann/will nicht viel dagegen machen („Sachzwang“)• Staaten eher als Opfer• Problem: Inkongruenz Ökonomie - Politik• Fokus auf Auswirkungen• Krisen und negative Auswirkungen unerwünscht,
müssen kooperativ bearbeitet werden
Politik / (Global) Governance aus liberaler Sicht
• Re-Regulierung der ökonomischen Globalisierung: Kongruenz• Nat-staaten veränderte Rolle; Wiederherstellung staatlicher
Handlungsfähigkeit• Kooperation verschiedener Akteure• Mehrebenenpolitik, GG mehr als Außenpolitik • Bearbeitung von Problemen, Vermeidung negativer Konsequenzen• Staatist (a) ein Akteur neben anderen oder (b) neutrale Instanz zur
Gemeinwohl-Verfolgung, ähnlich int. Institut. • Allgemeininteresse an der Lösung von Weltproblemen
Gestaltung der Globalisierung, um positive Seiten zu stärken und Krisen/Gefahren zu bekämpfen bzw. Probleme zu lösen
allgemeiner Anspruch: grenzüberschreitende Probleme benötigen grenzüberschreitende Lösungen
Kritische Globalisierungsperspektive
• These: dominante Globalisierung ist neoliberal• ökonomische Freiheiten werden im Zweifelsfall über andere Interessen
gestellt• ökonomische Entwicklungen kein Sachzwang• es geht um Macht und Interessen: Stärkung der Interessen von
Weltmarkt-Unternehmen und Geldvermögensbesitzer• Stärkung der reichen Länder, v.a. USA• Fokus neben Auswirkungen auch Triebkräfte• Krisen und negative Auswirkungen Teil der Glob.• Fokus auf Problemlösung und Kooperation zu eng: Gewalt und Macht
bleiben wichtig• Staat war und ist neben Unternehmen zentraler Motor• der Staat bleibt wichtig, verändert aber sein „Gesicht“ –nationaler
Wettbewerbsstaat• Zurückdrängung bestimmter Staatsfunktionen (sozialpolitischer,
ökologischer, demokratischer); Stärkung anderer: Wettbewerbs- und Innovationspolitik
Kritisches GloGov-Verständnis
• Staat: weniger Problemlösung und Allgemeininteresse, sondern für bestimmte Interessen (Klassenstaat, Männerbund) und Wettbewerbsstaat
• Sicherung kapitalistischer Produktions- und Klassenverhältnisse, Kompromisse zwischen ökonomisch und politisch Mächtigen und Schwächeren (v.a. Lohnabhängige)
• GloGov als Teil machtförmiger Globalisierung (WTO)• es gibt heute viele neue Regeln: nicht das Ob, sondern
das Wie von Regulierung (konkrete Inhalte und Akteure)• international: dominant sind „globaler
Konstitutionalismus“; imperiale Politik
„Café-Haus“Fragen miteinander klären, unterschiedliche Einschätzungen
Diskussion: • letzte Woche: „Global Governance und IO alles Quatsch!“ –
Weltpolitik wird eh in Washington gemacht: pro und contra• GloGov: verstehen Sie die zentralen Differenzen? wo sind
Unklarheiten? – diskutieren Sie diese untereinander• was sind wichtige Gemeinsamkeiten? (z.B. Rolle USA)• welche Rolle spielt der (nationale) Staat, welche Rolle
internationale Politik aus den beiden Perspektiven?
für kommende Woche: Globalisierung
lesen mindestens zwei der drei Basistexte
Wichterich, Christa: Femme global. Globalisierung ist nicht geschlechtsneutral
Imme Scholz: Ökologischer Fußabdruck und „asiatische Elefanten“
Leggewie, Claus: Feinde, Gegner, Kritiker: Typen der Globalisierungskritik
Eine gute Woche!