Gold von den Sternen - frauenchor-lenhausen.de · CMY K STP Dienstag, 25. April 2017 7. LOKALSEITE...

1
CMY K STP Dienstag, 25. April 2017 7. LOKALSEITE Gold von den Sternen Gold von den Sternen 30 Jahre Frauenchor Lenhausen mit Stargast Angelika Milster Video aus dem Konzert, An- gelika Milster mit „Wunder die das Leben schenkt“, im Netz unter https:/www.face book.com/stefan.aschauerhundt/ posts/1541785569187321 Von Stefan Aschauer-Hundt FINNENTROP „Heute beginnt - der Rest deines Le- bens. Heute fängt an - was du daraus machst! Geh’ durch die Nacht - dem Morgen entgegen, als ob du neu - erwachst...“ Es ist die Lebensweisheit des Udo Jürgens, eingekleidet in Töne und Rhythmus, mit dem der Frauenchor Lenhausen am Samstag sein Jubi- läumskonzert in der Festhalle Finnentrop eröffnete und das zu einer der ganz großen kulturellen Darbie- tungen im Lennetal wurde. Dem Frauenchor war es gelungen, mit Angelika Milster eine der wenigen deutschen Diven von in- ternationalem Format nach Finnentrop zu holen – was man als Auszeichnung verstehen darf. Nur alle Jubeljahre singt „die Milster“ mit einem Chor. Man sagt, das letzte Ereignis dieser Art sei fünf Jahre her. Und nun: Finnentrop. Unwissend könnte man also fragen, wieso die weltgewandte Sängerin nach Finnentrop kommt. Nein, man sollte es fragen – und Angelika Milster macht die Antwort in den ersten Minuten auf der Bühne gleich zum Thema: „Da hat man mich ge- fragt ›Wieso singst Du jetzt in Finnentrop‹. Und ich habe geantwortet ›Weil ich es schön finde; ich singe für Menschen!‹“ 400 Gäste in der Finnentroper Hal- le jubeln und staunen bereits zum zweiten Mal über die Unbekümmertheit der zurückhaltend in langem Schwarz gekleideten Diva. Das erste Mal hatten sie aufgemerkt, als Angelika Milster beim ersten Titel „Cabaret“ eine Textzeile fehlte – und sie in grandioser Selbstverständlichkeit damit um- ging: „Das ist mal wieder Milster – der Text ist weg – kann mal jemand googeln?“ Das kommt so un- nachahmlich locker herüber, trägt in einer war- men Menschlichkeit und Normalität über wohl zwei Minuten, es mögen auch drei sein – bis Pianist Prof. Jürgen Grimm den fehlenden Textschnibbel ergänzt und „Cabaret“ fortgeführt werden kann: Willkommen! Bienvenue! Welcome! So burschikos der Start, so geht es mit „Nur ein Blick“ aus dem Musical „Sunset Boulevard“ von An- drew Lloyd sofort in die Welt des Singspiels. Doch kaum hat die Milster die Festhalle mit ihrer Stimme randvoll erfüllt, wird sie – am Vorabend der Präsi- dentschaftswahl in Frankreich, im Kampf um ein freies, demokratisches Europa, in Angesicht einer kriegslüsternen Welt – ernst: Ob die Welt eine bes- sere wäre, wenn Frauen an den Schalthebeln der Macht säßen? Sie antwortet, dass es wohl so sei – und stimmt das „Sag’ mir, wo die Blumen sind“ an. Sie singt es nicht, sie interpretiert es, sie beseelt es so eindrücklich, dass sich Gänsehaut und Beklem- mung einstellen. In einer solchen Nachdrücklich- keit, Intimität, kommt das Antikriegslied als Hym- ne der Menschlichkeit und des Mitgefühls an, dass es alleine dafür gilt, Danke zu sagen. Doch Mensch zu sein, heißt zu hoffen. „Wunder, die das Leben schenkt“ legt die gefeierte Sängerin ihrem Publikum zu Füßen – das ist der Titel, der im Video festgehalten ist; Link dazu siehe rechts. Aus dem „Käfig voller Narren“ gibt es das „Ich bin, wie ich bin“, wie immer man das auch inter- pretieren möchte. Und doch: Man möchte das tat- sächlich auf die heutige Wahlschweizerin bezie- hen, die ihren Finnentropern in trauter Zweisam- keit anvertraut, sie habe immer versucht, schöne Lieder zu singen. So stimmt sie aus dem Musical Mozart das „Gold von den Sternen“, das Lied vom Lieben und vom Loslassen an. Das Leben als ewiges Abschiednehmen, als Gewinnen und Verlieren, als Begegnen und Vergehen, als Lieben unter Tränen – so ehrlich wie anrührend schön. In welcher Figur aber würde sich das Motiv des Liebens unter Tränen besser verkörperlichen als in der Kaiserin Elisabeth (Sissi)? Ihr Lied „Ich gehöre nur mir“ schwebte durch die Finnentroper Halle und für einen Moment war es, als sähe man Romy Schneider und auch Karl-Heinz Böhm vor sich. Lie- ben und Leiden, das ewige und unsterbliche Thema der Sissi wie der Ro- my: Da war es wieder! Die große Dame des Musicals und des Schauspiels erreicht die Menschen und vermag das noch zu steigern, als sie ihre Hommage an die Chansonette edelster Art, Edith Piaf, mit „La vie en rose“, zele- briert: „Sie war so sau- ber, ganz clean. Sie war die Königin des Chansons. So hat sie mich erreicht. Es war Musik, es war Liebe.“ (Fortsetzung nä. Seite) Eine Stimme. Ein Gesicht. Eine Erscheinung. Eine Kostbarkeit. Die Begegnung mit Angelika Milster geriet für die Besucher des Jubiläumskonzertes in Finnentrop zu einem berührenden Ereignis. Die Sängerin, Schauspielerin, Sprecherin und zeitweilige Kabarettistin und Komödiantin gefiel durch entwaffnende Natürlichkeit und Offenheit, überzeugte mit wohldosiert eingesetzter Mimik und Gestik, vor allem aber durch ihre enorm wandlungsfähige, glockenklare Stimme. Eine raumfüllende Erscheinung!

Transcript of Gold von den Sternen - frauenchor-lenhausen.de · CMY K STP Dienstag, 25. April 2017 7. LOKALSEITE...

� � ��C M Y K

STP Dienstag, 25. April 2017 7. LOKALSEITE

Goldvon denSternen

Goldvon denSternen

30 Jahre Frauenchor Lenhausenmit Stargast Angelika Milster

Video aus dem Konzert, An-gelika Milster mit „Wunderdie das Leben schenkt“, imNetz unter https:/www.facebook.com/stefan.aschauerhundt/posts/1541785569187321

Von Stefan Aschauer-Hundt

FINNENTROP � „Heute beginnt - der Rest deines Le-bens. Heute fängt an - was du daraus machst! Geh’durch die Nacht - dem Morgen entgegen, als ob duneu - erwachst...“ Es ist die Lebensweisheit des UdoJürgens, eingekleidet in Töne und Rhythmus, mit demder Frauenchor Lenhausen am Samstag sein Jubi-läumskonzert in der Festhalle Finnentrop eröffneteund das zu einer der ganz großen kulturellen Darbie-tungen im Lennetal wurde.

Dem Frauenchor war es gelungen, mit AngelikaMilster eine der wenigen deutschen Diven von in-ternationalem Format nach Finnentrop zu holen –was man als Auszeichnung verstehen darf. Nur alleJubeljahre singt „die Milster“ mit einem Chor. Mansagt, das letzte Ereignis dieser Art sei fünf Jahre her.Und nun: Finnentrop.

Unwissend könnte man also fragen, wieso dieweltgewandte Sängerin nach Finnentrop kommt.Nein, man sollte es fragen – und Angelika Milstermacht die Antwort in den ersten Minuten auf derBühne gleich zum Thema: „Da hat man mich ge-fragt ›Wieso singst Du jetzt in Finnentrop‹. Und ich

habe geantwortet ›Weil ich es schön finde; ich singefür Menschen!‹“ 400 Gäste in der Finnentroper Hal-le jubeln und staunen bereits zum zweiten Malüber die Unbekümmertheit der zurückhaltend inlangem Schwarz gekleideten Diva. Das erste Malhatten sie aufgemerkt, als Angelika Milster beimersten Titel „Cabaret“ eine Textzeile fehlte – und siein grandioser Selbstverständlichkeit damit um-ging: „Das ist mal wieder Milster – der Text ist weg– kann mal jemand googeln?“ Das kommt so un-nachahmlich locker herüber, trägt in einer war-men Menschlichkeit und Normalität über wohlzwei Minuten, es mögen auch drei sein – bis PianistProf. Jürgen Grimm den fehlenden Textschnibbelergänzt und „Cabaret“ fortgeführt werden kann:Willkommen! Bienvenue! Welcome!

So burschikos der Start, so geht es mit „Nur einBlick“ aus dem Musical „Sunset Boulevard“ von An-drew Lloyd sofort in die Welt des Singspiels. Dochkaum hat die Milster die Festhalle mit ihrer Stimmerandvoll erfüllt, wird sie – am Vorabend der Präsi-dentschaftswahl in Frankreich, im Kampf um einfreies, demokratisches Europa, in Angesicht einerkriegslüsternen Welt – ernst: Ob die Welt eine bes-sere wäre, wenn Frauen an den Schalthebeln der

Macht säßen? Sie antwortet, dass es wohl so sei –und stimmt das „Sag’ mir, wo die Blumen sind“ an.Sie singt es nicht, sie interpretiert es, sie beseelt esso eindrücklich, dass sich Gänsehaut und Beklem-mung einstellen. In einer solchen Nachdrücklich-keit, Intimität, kommt das Antikriegslied als Hym-ne der Menschlichkeit und des Mitgefühls an, dasses alleine dafür gilt, Danke zu sagen.

Doch Mensch zu sein, heißt zu hoffen. „Wunder,die das Leben schenkt“ legt die gefeierte Sängerinihrem Publikum zu Füßen – das ist der Titel, der imVideo festgehalten ist; Link dazu siehe rechts.

Aus dem „Käfig voller Narren“ gibt es das „Ichbin, wie ich bin“, wie immer man das auch inter-pretieren möchte. Und doch: Man möchte das tat-sächlich auf die heutige Wahlschweizerin bezie-hen, die ihren Finnentropern in trauter Zweisam-keit anvertraut, sie habe immer versucht, schöneLieder zu singen. So stimmt sie aus dem MusicalMozart das „Gold von den Sternen“, das Lied vomLieben und vom Loslassen an. Das Leben als ewigesAbschiednehmen, als Gewinnen und Verlieren, alsBegegnen und Vergehen, als Lieben unter Tränen –so ehrlich wie anrührend schön.

In welcher Figur aber würde sich das Motiv des

Liebens unter Tränen besser verkörperlichen als inder Kaiserin Elisabeth (Sissi)? Ihr Lied „Ich gehörenur mir“ schwebte durch die Finnentroper Halleund für einen Moment war es, als sähe man RomySchneider und auch Karl-Heinz Böhm vor sich. Lie-ben und Leiden, das ewige und unsterbliche Themader Sissi wie der Ro-my: Da war es wieder!

Die große Dame desMusicals und desSchauspiels erreichtdie Menschen undvermag das noch zusteigern, als sie ihreHommage an dieChansonette edelsterArt, Edith Piaf, mit „Lavie en rose“, zele-briert: „Sie war so sau-ber, ganz clean. Siewar die Königin desChansons. So hat siemich erreicht. Es warMusik, es war Liebe.“(Fortsetzung nä. Seite)

Eine Stimme. Ein Gesicht. Eine Erscheinung. Eine Kostbarkeit.

Die Begegnung mit Angelika Milster geriet für die Besucher des Jubiläumskonzertes in Finnentrop zu einem berührenden Ereignis. Die Sängerin, Schauspielerin, Sprecherin und zeitweilige Kabarettistin und Komödiantingefiel durch entwaffnende Natürlichkeit und Offenheit, überzeugte mit wohldosiert eingesetzter Mimik und Gestik, vor allem aber durch ihre enorm wandlungsfähige, glockenklare Stimme. Eine raumfüllende Erscheinung!