Gotische Bauten in Deutschland - archinoah.de · Architektur Die Baumeister der Gotik versuchten...

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“ In der Mitte heben zwölf Säulen, ent- sprechend der Zahl der Apostel, und ebenso viele in den Seitenschiffen, die Zahl der Propheten kennzeichnend, den Oberbau des Gebäudes empor, nach den Worten des Apostels, der im Geiste baut: So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Bürger mit den Heiligen und Gottes Haus- genossen, erbaut auf dem Grund der Apostel und Propheten, da Jesus der Eckstein ist, der die Wände von beiden Seiten eint, in dem jedes Bauwerk, sei es geistig oder materiell, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn“ Gotik (1140 – 1420) Die Gotik entstand etwa ab 1140 in Nordfrankreich (Ile de France) und verbreitete sich über Westeuropa, Mitteleuropa und (mit Einschränkungen) Südeuropa, abgewandelt durch die Eigenart der einzelnen Länder. Um 1420 wurde sie, zunächst in Italien, von der Renaissance abgelöst. Die Gotik wird in drei Epochen gegliedert, die allerdings in den europäischen Ländern zeitlich unterschiedlich beginnen und enden. Frühgotik: 1235-1250 Die Frühgotik beschreitet den Übergang von der Romanik zur Gotik, entwickelt sich jedoch nicht aus ihr, sondern löst sie ab. Hochgotik: 1250-1350 Die Politik wandelte sich hin zu Frankreich als Weltmacht mit zentralistischem Königtum. In der Gesellschaft stiegen die Bürger auf und die Scholastik prägte das philosophische Weltbild. Spätgotik: 1350-1520 Die Spätgotik war geprägt von Kriegen, Not und einer mystischen Lebenseinstellung. Aus diesen Einflüssen heraus entwickelten sich diverse Sonderformen, bevor die Gotik durch die Renaissance abgelöst wurde. Woher kommt der Name Gotik? Die Bezeichnung „gotisch“ stand ursprünglich für „barbarisch“ und „roh“. Während der Renaissance wurde der Stil von Giorgio Vasari, einem bedeutenden italienischen Baumeister, Maler und Schriftsteller, auf die Goten (einem germanischen Stamm) zurückgeführt. Damit verband sich die Vorstellung von einer - im Unterschied zu edlen, erhabenen klassischen Antike- „barbarischen“ Kunst. Erst in der Zeit der Romantik wurde das Interesse am Mittelalter und an der Gotik neu belebt, man besann sich auf die Geschichte. So setzt sich Sulpiz Boisseree, ein Kunstgelehrter und Sammler, zu dieser Zeit für die Vollendung des Kölner Domes ein, der als Bau von großer Bedeutung als solcher anerkannt wurde.

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“ In der Mitte heben zwölf Säulen, ent-sprechend der Zahl der Apostel, und ebenso viele in den Seitenschiffen, die Zahl der Propheten kennzeichnend, den Oberbau des Gebäudes empor, nach den Worten des Apostels, der im Geiste baut: So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Bürger mit den Heiligen und Gottes Haus-genossen, erbaut auf dem Grund der Apostel und Propheten, da Jesus der Eckstein ist, der die Wände von beiden Seiten eint, in dem jedes Bauwerk, sei es geistig oder materiell, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn“

Gotik (1140 – 1420) Die Gotik entstand etwa ab 1140 in Nordfrankreich (Ile de France) und verbreitete sich über Westeuropa, Mitteleuropa und (mit Einschränkungen) Südeuropa, abgewandelt durch die Eigenart der einzelnen Länder. Um 1420 wurde sie, zunächst in Italien, von der Renaissance abgelöst. Die Gotik wird in drei Epochen gegliedert, die allerdings in den europäischen Ländern zeitlich unterschiedlich beginnen und enden. Frühgotik: 1235-1250 Die Frühgotik beschreitet den Übergang von der Romanik zur Gotik, entwickelt sich jedoch nicht aus ihr, sondern löst sie ab. Hochgotik: 1250-1350 Die Politik wandelte sich hin zu Frankreich als Weltmacht mit zentralistischem Königtum. In der Gesellschaft stiegen die Bürger auf und die Scholastik prägte das philosophische Weltbild. Spätgotik: 1350-1520 Die Spätgotik war geprägt von Kriegen, Not und einer mystischen Lebenseinstellung. Aus diesen Einflüssen heraus entwickelten sich diverse Sonderformen, bevor die Gotik durch die Renaissance abgelöst wurde. Woher kommt der Name Gotik? Die Bezeichnung „gotisch“ stand ursprünglich für „barbarisch“ und „roh“. Während der Renaissance wurde der Stil von Giorgio Vasari, einem bedeutenden italienischen Baumeister, Maler und Schriftsteller, auf die Goten (einem germanischen Stamm) zurückgeführt. Damit verband sich die Vorstellung von einer - im Unterschied zu edlen, erhabenen klassischen Antike- „barbarischen“ Kunst. Erst in der Zeit der Romantik wurde das Interesse am Mittelalter und an der Gotik neu belebt, man besann sich auf die Geschichte. So setzt sich Sulpiz Boisseree, ein Kunstgelehrter und Sammler, zu dieser Zeit für die Vollendung des Kölner Domes ein, der als Bau von großer Bedeutung als solcher anerkannt wurde.

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Entstehungsgebiet Über das Entstehungsgebiet der abendländischen Gotik besteht nach den architekturgeschichtlichen Forschungen des 19. Jahrhunderts kein Zweifel. Es sind die nordfranzösischen Landschaften um Paris herum, Ile-de France, Champagne, Picardie, in denen in der zweiten Hälfe des 12. Jahrhunderts entscheidende Gedanken der Gotik ihre Prägung fanden. Die Bischofskirchen (Kathedralen) dieser Gebiete, aber auch anderer und kleinere Bauten sprechen baulich eine Sprache, die als neuartig im Vergleich mit den Kirchenbauten des romanischen Stils empfunden wird. Die Gotik wurde jedoch nicht aus der romanischen Baukunst heraus entwickelt. Sie lässt sich deshalb nicht mit einer entwicklungsgeschichtlichen Betrachtung vereinbaren, sondern vielmehr mit den Stilbildungen der abendländischen Kunst, den Schöpfungen des Geistes. Über verschiedene Stufen ihrer Entfaltung im 12. Jh. (Frühgotik) gelangt sie sprunghaft zu den gewaltigen Schöpfungen der Hochgotik im 13. Jh. Erst in dieser Phase kann man ihre Macht und Bedeutung der zugrunde liegenden Idee und ihr Verhältnis zur Tradition beurteilen. Architektur Die Baumeister der Gotik versuchten eine neue Herangehensweise an den Bau. Sie durchdachten Steine, was sie aushalten und versuchten Wandflächen in Pfeiler und Zwischenräume aufzulösen. Fenster, so hoch es das Geschoss erlaubte, sollten mehr Licht ins Innere der Gebäude gelangen lassen. In der Baukunst gab es ein völlig neues Raumgefühl: der Kirchenbau strebte in große Höhen, der Innenraum wurde als eine Einheit, nicht mehr als Summe von Einzelräumen empfunden. Der Chor ist oft durch einen Chorumgang mit Kapellenkranz erweitert. In der Frühgotik spielten Emporen wie in der Romanik noch eine Rolle. In der Hochgotik durchbricht ein dreiteiliger Laufgang, das Triforium die Wand zwischen Bogenstellung und Fenstern. Die Haupterrungenschaften der Gotik waren Spitzbogen und Strebepfeiler. Der Spitzbogen ließ eine stärker vertikale und durchbrochene Gliederung zu. Im Außenbau wird die Westfassade mit mächtigen, emporstrebenden Türmen betont. Die Bauten der Frühgotik ließen einen nach der Höhe und Tiefe gegliederten Raum entstehen, dessen einzelne Teile vom Betrachter nacheinander erlebt werden. Wichtig war nicht mehr die Bautechnik, sondern das neue Raumgefühl, weg von Monotonie und Beschränktheit. Neben sakralen Bauvorhaben gewann die profane Baukunst zunehmend an Bedeutung. Klöster, Burgen, Schlösser, später auch Rat- und Bürgerhäuser übernahmen die Formen der kirchlichen Architektur. So wurde erst in der Gotik eine Stadt ein architektonisches Ganzes.. Städtische Repräsentationsbauten sind Zeugen aufstrebender Bürgerkultur. Die Baumeister der Gotik sind größtenteils unbekannt

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Die gotische Kathedrale Begriffklärung: Die gotische Kathedrale Nicht jede gotische Kirche ist eine Kathedrale, sondern die Kathedrale stellt einen bestimmten Typus unter den gotischen Kirchen dar. Der Name und die Bedeutung sind zunächst durch die Rangordnung der Priesterschaft bestimmt. Kathedrale ist die Kirche eines Bischofssitzes. Sie zeichnet sich somit vor den anderen Typen z.b. den Pfarrkirchen und Ordenskirchen in der Gotik, durch ein besonderes Maß von künstlerischer Großartigkeit als Ausdruck einer bestimmten kirchlichen Vornehmheit und Macht aus. Das Langhaus a) Die Rahmenform

Der Aufriss einer gotischen Kathedrale entfaltet sich in der allgemeinen Rahmenform eines mehrschiffigen Langhauses mit basilikalem Querschnitt. Darunter versteht man, dass das Mittelschiff (als Primärraum) die Seitenschiffe so überragt, dass es (das Mittelschiff) sein Licht aus der hohen Fensterregion erhält. Die Gotik nimmt diesen basilikalen Typus auf, um zum einen mit der Überhöhung des Mittelschiffs zu einem Steilraum zu gelangen und um das Innere in einen Lichtraum zu verwandeln. Die neuen Wirkungsmöglichkeiten gehen in erster Linie von der Durchgestaltung des Aufrisses der Langhauswand aus. Die gotische Langhauswand gehört strukturmäßig zu den merkwürdigsten, höchst eigenwilligen und äußerst differenzierten Architekturgebilden der europäischen Baukunst. In der Hochschiffwand der frühgotischen sowie hochgotischen Kathedralen liegen, reihenmäßig geordnet, verschiedene wandgliedernde Motive:

Im Erdgeschoss die Arkaden, als Durchlässe zu den Seitenschiffen, darüber eine oder zwei Galerien, schließlich die Fenster im Obergaden des Mittelschiffs. Das jochweise Übereinander dieser Motive wird als Aufrisssystem bezeichnet.

b) Die Arkade

allgemeine Bezeichnung einer Bogenstellung über Pfeilern oder Säulen In der Kirche besonders die großen Bogenstellungen des Erdgeschosses, die die Schiffe voneinander trennen

Die Form der Arkaden und ihrer Stützen hat in der Geschichte der mittelalterlichen Baukunst vielfach gewechselt und hängt letzten Endes mit der Gesamtstruktur der Hochschiffwand zusammen. Diese <Wand> verwandelt sich seit frühmittelalterlicher – etwa seit karolingischer – Zeit im Laufe der Jahrhunderte von einer homogenen Mauermasse, aus der die Öffnungen gleichsam herausgeschnitten sind, zu einem körperhaft durchgeformten, gerüsthaften Gebilde, in dem der Charakter der

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<Masse> aufgezehrt wird. Die Gotik durchknetet plastisch die <Wand> und im Prinzip darauf ausgeht, sie aus lauter rundstabförmigen Elementen zusammenzufügen. Die Frühgotik hat unaufhörlich mit den baukünstlerischen Problemen der Arkadenstütze gerungen. Die Stütze hat nämlich vielseitige Aufgaben im gotischen Wandaufbau zu bewältigen: - Sie soll nicht nur ein Auflager für die Scheidbögen bieten, sondern in

einer Form auftreten, die eine bauliche ansprechende Reihung der Stützen durch den gesamten Innenraum hindurch erlaubt.

- Sie hat sowohl nach den Seitenschiffen wie nach dem Hochschiff Aufgaben zu erfüllen, die mit der Organisation der gotischen Kreuzrippengewölbe zusammenhängen.

- Sie hat hach den Seitenschiffen die Bogenanfänger für die Gurtbögen und die Diagonalrippen aufzunehmen.

- Sie muss sich mit den Diensten auseinandersetzen, die bereits vom Arkadengeschoss her auf den Gewölbeabschluss des Mittelschiffs vorbereiten.

c) Rundpfeiler und Dienste

Gewölbedienst. In der Gotik rundstabförmige Vorlagen, die an den Wänden bis zum Ansatz der Gewölberippen emporgeführt werden. In der Vorgotik auch als plastische Gliederung der Wand verwendet

Pfeiler In der Gotik löste der Pfeiler die Säule ab. Da sich der Querschnitt des Pfeilers nicht verjüngt, erweckt er den Eindruck ewig nach oben zu streben. Sein Querschnitt war rund, eckig oder profiliert. Das Kapitell war wenig ausladend, hatte keine statische Funktion. Blätterschmuck war das gebräuchlichste Motiv.

Unterschiede :

Säule: kommt aus der klassischen Antike, sie gehorcht den Gesetzen der Schwere und hebt und hält einen ihr horizontal aufliegenden Balken in die Höhe

Pfeiler: Der Pfeiler ist ein starres Gebilde, von dessen Kopfstück aus verschiedenartige Bögen und Stäbe ihren Ausgang nehmen

Ein gotischer Rundpfeiler gehorcht, im Gegensatz zur Säule, anderen Gesetzen, denn er steht in ganz anderen Bauzusammenhängen, die es ihm erlauben, ihn mit baulichen Nebenformen zu verbinden, die andere Funktionen zu erfüllen haben als die Kernform. Diese baulichen Nebenformen sind die Dienste. Der von Diensten umstellte Rundpfeiler ermöglicht eine künstlerisch einwandfreie Lösung.

d) Stützenwechsel

Ein Stützenwechsel kann z.b. so aussehen, dass er abwechselnd einen glatten und einen von Diensten umstellten Rundpfeiler zeigt. Konstruktiv bedeutet ein Stützenwechsel einen Wechsel zwischen schwächeren und

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stärkeren Pfeilern. Die von Diensten umstellten Stützen tragen eine stärkere, praktisch unsichtbare Last, nämlich die Zwischenpfeiler im Strebewerk draußen.

e) Der <kantonierte> Pfeiler

Der kantonierte Pfeiler ist die klassische Lösung für die Arkadenstütze. Umstellt von vier kräftigen Diensten in Längs- und Querrichtung gewinnt er eine Pfeilerkomposition, die sinnfällig alle Funktionen des gotischen Langhauspfeilers erfüllt und unterstreicht. Die Gewölbedienste im Mittelschiff bekommen jetzt im Aufstieg vom Fußpunkt der Arkade her eine Stütze. Die Scheidbögen heben sich klar aus dem Wandrelief heraus, und nach den Seitenschiffen zu nimmt die Deckplatte über dem Dienst sowohl die Anfänge der Gurtbögen wie der Diagonalrippen auf.

f) Pilaster Der Pilaster ist eine Mauerverstärkung, die rechteckig, halbrund oder profiliert gestaltet ist. Er ist meist tragend, kann aber auch nur schmückend sein. Ganz flach gestaltet heißt er Lisense, abgeschrägt oder stufig gestaltet heißt er Pfeilervorlage. Gegliedert ist der Pilaster in Sockel, Fries und Gesimse. Der Sockel verbreitert die Standfläche, das Fries gliedert und das Gesims ist ein Mauervorsprung, z. B. für Laufstege

g) Die Galerien

Betritt man eine frühgotische Kathedrale fällt vor allem auf, wie kunstvoll die Langhauswand in mehreren Stockwerken übereinander aufgerichtet ist. Über den Bogenstellungen des Erdgeschosses liegt eine weiträumige Galerie, die Empore. Die Verwendung von Emporen im christlichen Kirchenbau ist alt, sowohl in Verbindung mit gewölbten wie mit flachgedeckten Bauten, aber keineswegs gleichmäßig, weder zeitlich noch örtlich, verteilt. Die Empore spielt in der Baulichen Struktur der Kirche eine bedeutende Rolle, sowohl konstruktiv als Widerlager gegen den Druck der Mittelschiffgewölbe wie als Elemente der Aufrissgliederung, zumal wenn sie mit einer kleinen Galerie, dem Triforium, zwischen Empore und Lichtgaden zusammengeordnet werden.

Anmerkung: das Triforium

im Innenraum ein schmaler, durch Arkaden geöffneter Laufgang unter den Fenstern von Mittelschiff, Querschiffen und Chor. Ein wichtiges Gliederungsmotiv des Obergadens. Wenn hinter der Arkadenreiche kein Laufgang liegt, spricht man von Blendtriforium

Das Triforium ist nicht etwa eine verkümmerte Empore, sondern ein selbständiges Motiv, eine Art Zwerggalerie, ein in die Wand eingelassener Laufgang, technisch begehbar, aber sonst nichts als ein baukünstlerisches Mittel zur Durchgestaltung der Wand. Das Triforium gehört als Form in die Familie aller Mittel, die dem toten Wandabschnitt

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zwischen Arkade unten und Lichtgaden oben, (also das Stück, hinter dem sich nur Dachraum über den Seitenschiffen oder über den Emporen befindet) Leben verleiht und ihn architektonisch sinnvoll dem Aufriss eingliedern sollen.

h) Der Lichtgaden (Obergaden)

auch Lichtgaden, bei basilikalem Querschnitt der die Seitenschiffe übersteigende Hochraum des Mittelschiffs mit den Fenstern (Fensterzone)

Der Lichtgaden verwandelt das Rauminnere einer Kathedrale in einen weltübersteigenden Lichtraum. Dieser Lichtraum wird durch die in der Gotik neuartig komponierte Fensterarchitektur ermöglicht. Während die frühgotischen Basiliken einfache Mauerdurchbrüche verwendeten mit bescheidenen Höhenmaßen, wurde in der Hochgotik die Fensterzone mit einem riesigen Höhenmaß, z.T. bis zu 14m, vorgesehen. Weiterhin wurden das Gruppenfenster verwendet, das aus der Zusammenordnung von zwei Lanzettfenstern mit einer darüber schwebenden Rose entsteht.

i) Maßwerk Dekorationsformen der Gotik, die aus geometrischen Formen entwickelt wurde und zunächst für die Untergliederung von Fenstern, später aber auch zur Gliederung von Wandflächen verwendet wurde. Ein wichtiges Schmuck- und Gliederungselement der Gotik ist das Maßwerk, dass sich in den Bogenzwickeln großer Fenster und in Fensterrosen, an Brüstungen, Wimpergen, Portalen und Wandflächen findet.

j) das Gewölbe

Die Eigenart der gotischen Langhauswand, deren vorwiegendes Merkmal darin liegt, dass sie aus lauter Durchbrechungen bestehet, wird erst durch die Verwendung des Rippengewölbes ermöglicht. Das Gewölbe verbindet die beiden Langhausseiten zur räumlichen Erfassung des Mittelschiffs miteinander. Das gotische Gewölbe ist ein Kreuzrippengewölbe. Sein Vorzug und seine Eigenart im Vergleich mit anderen Gewölbeformen wie dem Tonnengewölbe oder der Gratgewölbe, dem Kuppelgewölbe, besteht darin, dass es sich den in der Mauermasse wirkenden Schub- und Druckkräften anpasst. Die diagonal sich kreuzenden, gemauerten Rippenbögen bilden mit den Gurtbögen und den Randbögen das tragende Gerüst. Zwischen den Rippen und den Gurten können die Gewölbekappen als verhältnismäßig dünne Decke ausgespannt werden. Der Abschlussstein beim Bogen heißt Kämpfer. Er ist in der Gotik schwach ausgebildet, kaum verziert und wurde im Einzelfall ganz weggelassen. Dies unterstützte die Tendenz zum Schlanken, aufstrebenden Verteilung und Sammeln der Druckkräfte des Gewölbes auf bestimmte Punkte und Linien entsprechen wiederum einer weitgehenden Zerlegung der Wand in tragende und füllende Wandteile. Die Hochgotik wählt grundsätzlich gleiche Höhenlage für sämtliche Kämpfer. Die Lösung für alle derartigen Schwierigkeiten des gotischen Wölbungsproblems liegt in der Verwendung des Spitzbogens. Erst der

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gebrochene Bogen mit den in der Spitze sich treffenden Bogenschenkeln ermöglicht es, über verschiedene Längen der Grundrissseiten gleiche Scheitelhöhe zu erreichen. Jetzt können also bei gleicher Kämpferlage die Diagonalrippen halbkreisig geführt werden, während die Randbögen durch spitzbogige Brechung den Höhenunterschied zwischen Gewölbescheitel und Gurtenscheitel auszugleichen erlauben. . Der Spitzbögen ließ mehr Gestaltungsspielraum in der Vertikalen und im Spiel mit durchbrochenen Flächen zu, da dessen Seitenschub wesentlich geringer und der gesamte Bogen belastbarer war. Der Spitzbogen bringt die Erlösung von der Bindung an eine bestimmte Grundrissfigur.

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Der Chor der fast immer nach Osten gelegene Altarraum der Kirchen, der als Platz den Geistlichen vorbehalten ist Der gotische Kathedralenraum ist führend in der Chorarchitektur, um das im Sanktuarium sich immer wieder vollziehende Messopfer als ein weltübersteigendes Geschen architektonisch zu deuten. Der Chorraum gilt in der Gotik als kultisches Zentrum. Es gibt gotische Kathedralenräume, die nur als Chöre vorhanden sind, die zwar ausreichen, um einen Einblick in die Idee, Kunst und Macht der Gotik zu bekommen. In den klassischen Kathedralen begleiten die Langhauswände jedoch den Fernblick hin zum Chor als dem erhabenen, unnahbaren Heiligtum. a) Der Umgang mit Kapellenkranz

Um einen halbrunden oder viereckigen Chor angeordnete Reihe von Kapellen, die alle auf einen Mittelpunkt gerichtet sind. Im Mittelalter entwickelte sich für den besonderen Abschnitt der Ostteile der Kirche die Chorbildung derart, dass die Seitenschiffe um das Chorrund als Umgang mit ausstrahlenden Kapellen für die Altäre der Heiligen herumgeführt werden. Die gotische Kathedralenarchitektur übernimmt dieses Chormotiv des Umgangs mit Kapellenkranz auf ihre Weise und steigert es nach seinen räumlichen Schönheiten zu den ausdrucksvollsten baulichen Gebilden der abendländischen Sakralbaukunst. Das Chorhaupt als Abschluss der langgestreckten Basilika wird baulich so umschlossen, dass die Raumgrenze in den großen Arkadenstellungen den Durchblick auf die Umgangsräume freigibt und den mit farbigem Licht erfüllten Kapellenkranz in die Wirkung mit einbezieht.

Das Querschiff auch Querhaus oder Transept genannt: quer zum Langhaus liegender ein- oder mehrschiffiger Bauteil einer Kirche. Der Kreuzungspunkt von Mittel- und Querschiff wird als Vierung oft besonders hervorgehoben

In der Anlage von Querhäusern zeigen die frühgotischen Sakralbauten keinerlei einheitliche Haltung. Zwar wird fast bei allen größeren Bauten zwischen Langhaus und Chor ein Querhaus eingeschoben, doch wechseln im Grundriss Lage, Anordnung und Abschluss solcher Querschiffe von Bau zur Bau. Vom Prinzip erstrebter Gleichmäßigkeit der Wirkung des Rauminneren vom Westzugang bis zum Chor hin bietet eine querschifflose Anlage Vorteile, denn das Querschiff unterbricht ja den Fluss der Formen. Aber wiederum verleiht der <quer> gestellte Raum der Entfaltung des Ganzen zum Sanktuarium hin einen höchst dramatischen Verlauf.

a) Die Vierung

der Raum im Kircheninnern, wo sich Mittel- und Querschiff kreuzen

Die bei der Durchkreuzung von Lang- und Querbau entstehende Vierung wird durch Pfeiler ausgezeichnet, die an monumentaler Wirkung

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sämtliche Stützenformen der Kathedrale überbieten. Ungebrochen, durch keine Horizontale überschnitten. Wo die Hochschiffgesimse über den Vierungspfeiler hinweglaufen, steigt vom Sockel bis zum Gewölbekämpfer viermal eine rhythmisch nach Stärke und Symmetrie geordnete Gruppe von Diensten auf zu den Gurtbögen und Kreuzrippen des Vierungsgewölbes. So öffnet sich das bauliche Zentrum der Kathedrale in riesigen Toren nach den vier Himmelsrichtungen zum Langhaus, zu den Querhausarmen und zum Chor hin. Für den Blick vom Langhaus her schieben sich die östlichen Vierungspfeiler als mächtige dunkle Kulissen vor den Zugang zum lichthaltigen Chorhaupt und unterstreichen den Eindruck des schrankenhaften Charakters des Querschiffs.

b) Die Rose Rundfenster über dem mittleren Westportal oder den Hauptportalen der Querschiffe. Entwickelt aus dem romanischen Radfenster, Christus als die Sonne symbolisierend

Die Stirnwände des Querhauses nehmen eine besondere Stellung ein, denn hier wird die Aufrissgliederung des Mittelschiffs nicht weitergeführt. Sie erhalten eine eigene architektonische Formung, das Rosenfenster. Die Rose ist Symbol für die Sonne, Weltzeichen, Abbild aller Sterne und lädt zu immer neuen Mustern ein In der Sakralbaukunst des MA hat niemals die Fensterarchitektur eine so große Rolle gespielt wie in der klassischen Phase der Gotik. Die großen Rosenfenster der Kathedralen besitzen zwei sehr unterschiedliche Erscheinungsweisen, je nachdem sie von innen oder von außen gesehen werden. Nach außen treten ihr architektonischer Gehalt, ihr körperhafte Gliederung und Schichtung wie ihr Zusammenhang mit dem Bauganzen hervor. Nach innen zu bilden sie nur dunkle Rahmenformen für die erregend glühend-farbige Verglasung und durchstrahlen in unirdischem Feuer den Kathedralenraum. Die monumentalen Rosenfenster in den Stirnwänden geben auch weiterhin den Querschiffräumen der klassischen Kathedralen den wichtigsten optischen Akzent.

Das Licht

Eines der Wesensmerkmale der gotischen Architektur ist die Berücksichtigung des Lichts. In einer romanischen Kirche ist das Licht etwas, das sich gänzlich von der schweren, düsteren, drängenden Masse der Wände unterscheidet. Die gotische Wand scheint dagegen durchlässig zu sein. Licht sickert ein und durchdringt sie, vereinigt sich mit ihr, verklärt sie. Dabei sind gotische Innenräume nicht einmal besonders hell. Die bunten Glasfenster waren sogar als Lichtquellen so ungenügend, dass ein späteres Zeitalter viele von ihnen gegen Grisalillen oder gewöhnliche Glasscheiben ausgetauscht hat, die heute einen völlig falschen Eindruck vermitteln. Die farbigen Glasfenster der Gotik ersetzen die bunt bemalten Wände der romanischen Architektur, sie sind strukturell uns ästhetisch nicht etwa geöffnete Wandflächen zum einlassen von Licht, sondern durchleuchtete Wände.

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a) Das Licht als kultische Macht

Die Fensteröffnungen mittelalterlicher Kirchen werden zumeist daraufhin beurteilt, welche Menge an Licht sie in das Innere hineinlassen. Damit wird aber übersehen, dass es sich beim Sakralraum des MA nicht um Unterschiede von Helligkeitsgraden handelt, sondern um das Licht als eine kultische Macht. In den dunklen tonnengewölbten Kirchen des 12. Jahrhunderts, die vielleicht nur mit Kerzenlicht den Gläubigen empfingen, herrscht eine andere Frömmigkeit als in den mit farbigem Licht erfüllten Kirchen des 13. Jahrhunderts. Der gotische Lichtraum steht dabei in starkem Gegensatz zu der kryptenhaften Dunkelheit besonders der mit Tonnen eingewölbten Räume der Romanik und andererseits im Gegensatz zu den mit natürlichem Licht erhellten Räumen der Kirchen der Renaissancezeit.

Welche Art von Licht ist es in gotischen Kirchen? Es ist das Licht der Metaphysik, das nicht dem Sinnenbereich angehört, sondern von rein geistiger Art ist, um das Unfassbare des Wesens Gottes der religiösen Vorstellung näher zu bringen.

b) Das gotische Licht

Das Licht im mittelalterlichen Kultraum bildet seinen eigen Stil, entsprechend den Architekturformen, aus. In der klassischen gotischen Kathedrale erreicht es nach Lichtführung, Lichtfülle und Lichtqualität diejenige Gestaltungskraft, die die Erscheinungsweise des architektonisch geformten Raums entscheidend mitbestimmt. Das gotische Licht ist kein natürliches Licht und es ist wird als übernatürliches Licht erlebt (im Zusammenhang mit der Architektur. )Der gotische Raum wird mit dunkelfarbigem, rötlich-violettem Licht erfüllt, dessen geheimnisvolles Wesen schwer zu beschreiben bleibt, zumal es nicht aus einer Quelle stammt und in seinen Helligkeitswerten je nach der Witterung fließen erscheint. Das Licht versetzt die Architektur gewissermaßen in einen anderen Aggregatzustand. Das farbige Licht mildert die kräftige Plastik des architektonischen Gerüstes bis zu einem Grade, dass es zwar als körperhaft-monumentaler Gliederbau erfasst wird, aber doch so, dass Architektur und farbiges Licht die Hochschiffwand als <selbstleuchtende Mauer> formen.

Fenster von der Romanik bis zur Gotik In der Romanik gab es nur kleine Fenster, die maximal durch eine breite, abgeschrägte Einfassungen optisch vergrößert werden konnte. Durch die breiten Mauern blieb keine andere Lösung, da Tunnel-Fenster zu wenig Licht hinein ließen. In der Hochromanik gab es dreifach ausgeschnittene Fensteröffnungen mit separater Verglasung dahinter. In der Gotik diente das umgebende Mauerwerk nur noch als Raumabschluss und ist relativ schwach. Die Maßwerksprofile gehen mehr in die Breite, als in die Tiefe, um mehr Licht hinein zu lassen .Die riesenhaften Ausmaße der Fenster brauchten jedoch eine Gliederung.

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Durch breite Pfeiler würde der Lichteinfall wieder verringert werden, deshalb griff man auf tiefgreifende, stegartige Profile zurück.

Raum und gotische Raumgrenze Statik und Berechnung Das gotische Bauen war ein Bauen ohne Metermaß. Ein Grundmaß, soundso- groß wurde angenommen. Durch Vervielfachen und Teilen ergaben sich die Maße für das ganze wie für die Einzelheiten. Es wurde viel gezeichnet, aber kaum gerechnet. Die Bauhüttenmeister hatten kaum hinreichenden Kenntnisse in der Festigkeitslehre, der Statik. Sie hatten mehr Gefühl für Maße, für Wandstärken und Pfeilerdicken und für die Belastungsfähigkeit von Steinen. Alles war Geometrie, entwickelt aus Grundfiguren wie Quadrat, halbes Quadrat, Kreis und Kreisbogen. Zirkel und Lot waren wichtig, Rechnen war nicht ihr Ding. a) Schwerelosigkeit

Die gotische Sakralarchitektur kämpft einen unaufhörlichen Kampf gegen die Schwere. Sie verneint sie, um jenes Wunder, den Eindruck eines weltübersteigenden Raumes, zu verwirklichen

b) Vertikalismus

In der gotischen Hochschiffwand ist nichts zu erkennen, was <getragen> wird. Es gibt im wesentlichen nur aufsteigende Formen und die Gewölbe werden nicht als etwas Lastendes empfunden, sondern als Zusammenschluss aufsteigender Kraftlinien. Diese Erscheinungen kann man unter dem Begriff Veritkalismus zusammenfassen, jedoch besteht ein Unterschied zwischen Vertikalismus als Raumproportion und Vertikalismus als Gliederungsprinzip. Vertikalismus als Raumproportion: Taucht nicht erst in der gotischen Architektur auf, sondern tritt schon im abendländischen Sakralbau auf. Auch dort gab es schon enorme Steilräume. Vertikalismus als Gliederungsprinzip: Hat das Ziel, jeglichem Eindruck von Schwere von vornherein zuvorzukommen. Durch den ständig gesteigerten Höhenzuwachs der Mittelschiffräume wird diese Entwicklung in besonderem Maße bestätigt. Jedoch dürfen die Höhen nicht ins Unendliche steigen, wie z.B. in den gotischen Chorräumen von Beauvais, bei dem die Gebote stehende Technik überfordert war und einstürzte.

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c) Unsichtbare Stützung

Der Eindruck einer schwerelos aufwachsenden Hochschiffwand wird dadurch verstärkt, dass im Innenraum nichts davon zu sehen ist, wie eine derartig vertikalisierte Wand sich technisch aufrechterhalten kann. Das liegt daran, dass in der gotischen Wandkonstruktion der ganze technische Apparat, um die Wand zu stützen nach außen verlagert wurde und unsichtbar für den Innenraum bleibt.

d) Diaphane Struktur (= durchscheinende Struktur)

Eine weitere Möglichkeit, der Hochschiffwand den Charakter der Schwere zu nehmen, ohne sie zu entkörperlichen, liegt in der Art, dass sie durch einen unfesten Raumgrund hinterlegt wird. Bei der diaphanen Struktur der gotischen Raumgrenze handelt es sich um eine optische Relation zwischen der körperplastisch geformten Wand zu den dahinterliegenden Raumteilen. Die gotische Wand wirft den Charakter des Masse-Kontinuums ab. Sie will als Plastik verstanden werden.

Der Außenbau Der Außenbau er klassischen Kathedrale wird in seiner Wirkung nicht allein durch das Strebewerk bestimmt, sondern durch die Fassadenbildung und Turmanlagen. Gotische Raumidee und Strebewerk Die technischen Probleme des gotischen Kathedralebaus handelten im wesentlichen davon, wie der Architekt dem Gewölbedruck auf die Hochschiffmauern bei zunehmendem Hochdrang des Rauminneren am besten begegnen sollte. Die spezifisch gotische Lösung liegt darin, dass alle Stützpunkte für die Wand nach außen verlegt sind, und zwar so, dass die stützenden Kräfte entsprechend der baulich-technischen Zerlegung der Wand in tragende und füllende Teile nur an bestimmten Stellen der Wand angreifen. Der technische Apparat, den die Gotik hiefür entwickelt hat, wird als Strebewerk (Skelettbauweise, die besonders für den gotischen Kirchenbau typisch ist. Das Strebewerk dient der

Verteilung der Schubkräfte von Dach und Gewölbe.) bezeichnet. Jede weitere Änderung in den Höhenmaßen des Raumes und jede Änderung des Querschnitts stellte den Architekten der Kathedrale von neuem vor die Frage nach der besten Lösung für die Anordnung des Strebewerks, das zunächst als Zweckform verwendet, allmählich zur Kunstform sich wandelte und die Wirkung des Außenbaues der Kathedrale mitbestimmte. a) Strebepfeiler

Die Strebepfeiler dienen zur Verstärkung hoher Mauern und zur Ableitung von Schubkräften. Sie steigen entweder an den Außenmauern

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empor oder sie überragen die Seitenschiffe und sind über deren Dächer hinweg durch Strebebögen verbunden. Um die Strebepfeiler abzurunden bekommen sie als krönendes Abschlussmotiv ein gotisches Türmchen mit Spitzhelm und Kreuzblume. Dieses Türmchen wird als Fiale bezeichnet und beschwert die Pfeiler von oben, was wichtig für die Kraftverteilung ist, jedoch sind diese Türmchen auch Schmuckelemente, die mit Krabben (oder Kriechblume, knolliger,

auch blattförmiger Auswuchs an den Schrägen von Fialen, Wimpergen und Turmhelmen) besetzt sind. b) Strebebögen

Bogen zur Ableitung des Gewölbeschubs Durch den Hochdrang des Rauminneren musste man sich nun überlegen, ob man die Verstrebungen als Mauern oder Mauerbögen sichtbar machte. Dadurch wurden jetzt öfters die Strebebögen nachträglich nach Fertigstellung des Baus hinzugefügt. Die Geschichte des offenen Strebebogens lehrt deutlich, dass zuerst die Idee des gotischen Rauminneren sich zur Geltung brachte, dann erst wurde die Bautechnik herangezogen, um dem Kathedralraum den notwendigen materiellen Halt von außen her zu geben.

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Sonderformen: Die Hallenkirchen während der deutschen Spätgotik In den Hallenkirchen entstand eine einheitliche Raumwirkung durch die 3-5 gleich hohen Schiffe. Diese sind fast gleich breit und das Querschiff fiel weg. Dünne, kapitelllose Pfeiler mit wenigen Hohlkehlen steigen in weiten Abständen ins Gewölbe. Das Dach ist ein großes Satteldach oder Querdächer über den Seitenschiffen. Die Kleinarchitektur ist reich verziert und phantasievoll. -Wiener Stephansdom Der bedeutenste Bau innerhalb der europäischen Hallenkirchen ist der Wiener Stephansdom. Die alte romanische Basilika erhielt zwischen 1304 und 1340 einen Hallenchor und später eine gotische Erneuerung und Erweiterung des Langhauses. Initiiert wurden diese Unternehmungen von Rudolph IV, der versuchte den Veitsdom in Prag zu übertrumpfen. Zwei riesige Türme wurden geplant, von denen jedoch nur der südliche vollendet wurde. Um die romanische Westfront zu erhalten wurden sie dort angefügt, wo üblicherweise das Querhaus ist. Da schnell erkannt wurde, dass der Veitsdom nicht zu übertrumpfen war verlegte man den Ergeiz ins innere und verzierte den Dom reichlich. Backsteingotik: Im Ostseeraum, in Südfrankreich und Spanien während des 13. /14. Jahrhunderts war die Backsteingotik vorherrschend. Nicht nur sakrale Bauten standen im Mittelpunkt, vermehrt auch profane, wie z.B. die Rathäuser in Lübeck und Frankfurt/Oder. Es wurden hauptsächlich Hallenkirchen ohne Strebewerk gebaut, in der frühen Zeit wuchtig und wenig gegliedert. Auch später wurden Blendarkaden in spitzbogigen, geschlossenen Lisensen-Zwischenräumen angewandt. Damit der Baukörper plastischer erschien wurden Zwischenwände weiß gekalkt. Die Zierformen der Gotik wurden in Backstein übertragen, Formsteine verwendet. Durch Farbspiele mit glasierten Steinen, oft im Wechsel zu rohen Steinen, wurden interessante Effekte erreicht. Mit Terrakottaplatten schuf man Friese, und Formsteine bildeten tiefe Portal- und Fensterprofile. Besonders herausragend waren die Ziergiebel, die Feingliedriger waren als die der Werksteinbauten. Lübecker Marienkirche

Die Lübecker Marienkirche ist eine dreischiffige Backsteinbasilika, die zu den Hauptbauten der Backsteingotik gehört. Der erste Bau entstand 1200 als romanische Backsteinbasilika, nach einem Brand 1251 wurde sie neu gebaut und 1330 vollendet. Nach dem 2. Weltkrieg wurde sie , wegen Beschädigungen im Jahre1942, restauriert. Nikolaikirche Stralsund

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Die Nikolaikirche ist eine dreischiffige Basilika aus dem 14. Jhd.. Ursprünglich hatte sie nur einen Turm, der allerdings nach seinem Einsturz durch eine Doppelturmfassade ersetz wurde. Gotische Bauten in Deutschland Frühgotisch: - Marburger Elisabethenkirche ( ab 1235) - Kölner Dom ( ab 1248) - Straßburger Münster ( ab 1235) - Trierer Liebfrauenkirche (ab 1235) Hochgotisch: - Frauenkirche München (ab 1468- 1488)\ - Kathedrale Reims ( 1211-1311) - Freiburger Münster ( 1190-1513) - Kathedrale von Burgos (1221-1567) Spätgotik: - Hallenkirchen - Ulmer Münster ( Ende 14. )Jhd.) - Heiligkreuzkirche in Schwäbisch Gmünd ( ab 1351 - Stiftskirche St. Martin Landshut (ab 1387) . Gotik in Frankreich (1135-1520) → siehe Chartres In der Gotik übernahm die französische Kunst die führende Rolle innerhalb der europäischen Kunst. Das Ursprungsland der Gotik war die Ile de France. Frühgotisch sind Emporenbasiliken wie St. Denis mit, Kreuzrippengewölbe, Fenstern ohne Maßwerk, reicher Kapitellornamentik und zweitürmige Fassade mit Rose. Zur klassischen Vollendung der Hochgotik reifte der Stil in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Bald setzte die Gotik sich auch in anderen Landschaften Frankreichs durch, meist in vereinfachten, regional abgewandelten Formen. Die Kathedrale von Chartres entsteht. Die bisherigen Rundpfeiler werden zu Bündelpfeilern, es gibt viel Glasmalerei, Maßwerk und Figurenschmuck am Portal. Das 4teilige Rippengewölbe über den Fenstern wird üblich, der Höhendrang verlangt nach Basiliken mit 2-3teiligen Strebebögen. Die Spätgotik lebte bis in das 16. Jh. Fort. Sie verfeinert die Verzierungen, die Skulpturen und lässt das Triforium und die Kapitelle teilweise wegfallen .Das Mittelschiff ist nur leicht überhöht, der Chor vereinfacht. Es gibt niedrige

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Obergadenfenster. Seit dem 14. Jhd. Traten die profanen Bauaufgaben stärker hervor. -Kathedrale von Amiens Amiens ist die umfangreichste Kathedralen mit 145m Länge und max. 70m Breite und wurde in knapp 50 Jahren erbaut. Vorbild war die Kathedrale in Chartres, doch Amiens wurde zarter, mehr emporstrebend. Die Abmessungen beruhen meist auf Verdoppelung bzw. Halbierung und harmonisieren so den Eindruck des Gebäudes. Das Maßwerk ist reichlich, jedoch gewählt und vervollständigt das Gesamtwerk. Style flamboyant ( siehe Maßwerk) In der Spätgotik entwickelte sich in Frankreich eine Sonderform des Maßwerks, der „Style flamboyant“ ( =frz. geflammter Stil) Das Maßwerk wurde anhand von Kreisbogenschlägen konstruiert, sogenannte Fischblasen entstanden im zwei- oder dreiteiligen Kreisbogengebilde im geschlossenen Kreis. Das Flammenmaßwerk setzt sich aus Kielbogen, gegenwändigen Spitzbogen und Fischblasen zusammen und ähnelt züngelnden Flammen. Diese sind jedoch genauso streng in exakten Kreisbögen konstruiert, wie alle Formen davor. Gotik in Italien (1205-1420) Die Gotik in Italien setzte spät ein und es ergaben sich nicht so viele lupenreine Gotikbauten wie in Frankreich. Während in Frankreich Kathedralen errichtet wurden, bauten die Italiener noch romanisch. Römische, romanische und byzantinische Traditionen wirkten nach. Die ersten Bauten der Gotik in Italien waren nach burgundischer Art errichtete Zisterzienserkirchen ( Chiaravalle bei Ancona) seit 1126. Doch setzten sich im 13. Jhd besonders in den Kirchen der Bettelorden bald italienische Formen durch, da ihnen die Auflösung der Mauerfläche widerstrebte. So wurden die Dome von Florenz, Siena, Orvieto und Mailand in der abgewandelten italienischen Gotik erbaut. Auch im Wohnbau wurde die geschlossene Wandfläche praktiziert, anders als bei der nordischen Gotik. Typisch für Italien waren offene, großbogige Hallen, die Loggien. Durch Marmor als Baustoff entstand der Eindruck eines säulenumstellten Platzes durch weiten Säulenabstand, Rundfenster und Kuppeln. Die Bau-Ornamentik war erfindungsreich, besonders gut in Venedig zu sehen. Jedoch wurden gotische Einflüsse eher zaghaft und unsicher umgesetzt: -Dom von Siena Der Dom von Siena entstand um 1300 und hat einen zweizonigen Wandaufbau. Über dem Zentralraum befindet sich eine 12eckige Kuppel. Rund- und Spitzbogen werden kombiniert, viel Marmor und Bauplastik wurde verwendet. Trotz gotischer Bauelemente hat der Dom Renaissance-Charakter. Gotik in England (1175-1550)

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In England entwickelte sich eine sehr eigene Variante, die sich vom klassisch-französischen besonders durch eigenwillige, oft kühne Bogenkonstruktionen, unterschied. Der Figurenschmuck ist sparsam, während Rippengewölbe vielfach dupliziert verwendet werden. Es herrscht eine Vorliebe für breite Fensteröffnungen mit flächiger Wirkung aufgrund der Betonung der Lotrechte. Die Fenster sind manchmal so breit, dass sich kein Spitzbogen anbringen ließ. Deshalb erfand man den sogenannten Tudorbogen, der einem islamischen Bogen ähnelte. Zeiträume der Gotik in England: Normannisch: Frühgotik: Der Stil „Early English“ entwickelte in England bereits vorhandene,

normannische Kirchen zu 2-3schiffigen Basiliken, deren Chor ähnlich lang wie das Hauptschiff war. Das Mittelschiff war nur wenig überhöht ,die letzten Rundbögen verschwanden,. Die Dienste waren vollrunde, degagierte Dienste aus Purbeck-Marmor, die die tiefgestaffelten Arkaden trugen. Der 3zonige Wandaufbau bestand aus Arkade, Triforium( als unechte Empore) und Obergaden mit Laufgang. Der Early English praktizierte kargen Schmuck - nur Blatt-Kapitelle und geometrisches Maßwerk- und ließ beim Portal den Gewändeschmuck weg. Die Kathedralen besaßen klösterlichen Anlagen wie Kreuzgang und Refektorium.

Kathedrale von Wells

Die Kathedrale wurde von 1220 bis 1363 als 3schiffige Basilika mit zwei Querschiffen erbaut. Sie hat einen 3zonigen Wandaufbau, einen flachen Chorschluß und gegenläufige Innenbögen der Vierung, die aus statischen Gründen nachträglich eingebaut wurden.. So entsteht eine Kathedrale mit geringem Höhendrang und horizontaler Raumwirkung.

Kahtedrale Salisbury

Die Kathedrale entstand zwischen 1220 und 1258 und weist somit eine bemerkenswert kurze Bauzeit auf. Sie ist ein Paradebeispiel des „Early English“ mit ihrem hohen Vierungsturm, dem 4teiligen Gewölbe, dem 3zonigen Wandaufbau und den 2 Querschiffen. Das 8eckige Kapitelhaus mit Fächergewölbe steht über einer Mittelsäule.

Hochgotik: der “Decorated Style“wurde nach seiner Fülle von Maßwerk benannt. Reiche z.t. wuchernde Dekoration wurde an Sockelarkaden, Simsen und Fenstern besonders ausgefeilt vorgenommen. Florales, geometrisches und figuratives Maßwerk war vorherrschend. Es gab kaum glatte Wände, große Arkaden und riesige Fenster. Rosenfenster waren hingegen selten und klein.

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Die Kreuzgänge waren groß und prächtig. Kathedrale von Lincoln

Die 146m lange Kathedrale wurde von 1192 bis Ende des 13.Jh erbaut, der Fassadenkern schon 1140. Sie ist ausgestattet mit Türmen mit Kielbögen und Ecktürmchen, sowie geometrischem Maßwerk und reicher Ornamentik. Die Gewölbedienste stehen auf Konsolen und die Baumeister bauten im Jahre 1210 erstmals Scheitelrippen.

Spätgotik: Der „Perpendicular“-Stil betonte den 90°-Winkel mit senkrechtem Stabwerk an Fenstern und langrechteckigen, flachen Kassettenfelder an den Wänden. Die Tudorbögen und die vollkommenen Spitzbogen waren vorherrschend. Die Giebelfronten waren von riesigen Fenstern durchbrochen, es gab Großarkaden mit großen Obergadenfenstern. Der Kreuzgang war reich verziert. Der aufwendig gearbeitete Dachstuhl war offen, das Fächerschirmgewölbe wurde in langen Reihen gefertigt und oft mit dünnen Rippen, kommend von den Profilbündeln der Wandpfeiler, und Maßwerk verziert.

Kathedrale von Gloucester

Der ehemals normannische Chor wurde durch vorgeblendetes Stabwerk schon im 14.Jh vergittert, so entstand das „vergitterte Gehäuse“. Die Außenwände waren größtenteils in Glas aufgelöst, die Großarkaden im Inneren differenzierten die Wandzonen kaum. Der „Tudor“-Stil ist mit Renaissance- Einflüssen durchmischt. Das Fächergewölbe kommt hier zur Perfektion. Der Kirchenbau tritt jedoch hinter den Schlossbau zurück, der Saalbau wird bevorzugt. Cambridge King`s College Chapel

Die 81m lange Saalkirche wurde von 1446 bis1515 erbaut und besteht aus 23 Raumkompartimenten mit gleichem Fenstermaßwerk und gleichem Fächergewölbe. Die Ost- und Westfassade sind fast identisch. Der Bau wird nur durch hölzerne Lettner (1533-36) und die Orgel (1686-1688) geteilt.

Der Kölner Dom Bedeutende Ausstattung: Chorgestühl, Chorpfeilerfiguren und Hochaltar ( 1320) Dreikönigsschrein ( um 1281-1230) Königsfenster ( um 1315-1320) Gerokreuz ( um 970) Mailänder Madonna ( um 1290)

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Kölner Dombild ( um 1440) Bedeutende Grabmäler, Schatzkammer

Die Vorgängerbauten Die Keimzelle des Kölner Domes war ein römischer Tempel, der, im Zuge der Christianisierung, durch eine christliche Kirche ersetzt wurde. Es war eine kleine dreischiffige Basilika, die im Jahre 500 mit einer Kapelle ausgestattet wurde Sie lag unter der Vierung des jetzigen Domes, war jedoch schnell zu klein für die Anzahl der Gläubigen, darum wurde sie 795 abgerissen und durch eine neue ersetzt. Der „alte Dom“ als Nachfolger wurde am 27.September 870 eingeweiht. Er ist im karolingischen Stil erbaut, besaß vier Türme und ein Atrium mit Brunnen im Westen. Nach der Entscheidung zum Neubau sollte der alte Chor abgerissen werden, um Platz für den neuen Chor zu schaffen. Doch während der Abbrucharbeiten brach ein Feuer aus, das den gesamten alten Dom vernichtete. Vorbilder Der Baumeister Meister Gerhard war ein Mitglied der Bauhütte von Amiens, der sich die dortige Anlage zum Vorbild genommen hatte. Der Idee nach gehört der Kölner Dom also zu den großen Pilgerkirchen des Mittelalters mit fünf Schiffen, einem Chorumgang und sieben Kranzkapellen. Der Chor ist eine getreue Kopie von Amiens. Die Abmessungen sind zwar ein wenig größer, doch die Proportionen sind die selben. Der Bau des Domes Der Grundstein zum Bau des jetzigen Kölner Domes St. Peter und Maria wurde am 15. August 1248 von Erzbischof Konrad von Hochstaden gelegt, nachdem das Domkapitel den Bau 1248 beschlossen hatte. Parallel zum Bau des Chores des neuen Domes wurde die Westhälfte des alten Domes provisorisch wiederhergestellt, um weiterhin als Bischofskirche zu dienen. Der Architekt des neuen Domes war wahrscheinlich Meister Gerhard, einer der Architekten, die die spätromanischen Kirchen Kölns erbauten. Er legte als Vorbild seiner Planungen die modernsten Bauwerke seiner Zeit, die Kathedrale von Amiens und Saint-Chapellle in Paris, zugrunde. Sein Grundriss des Domes hat die Gestalt eines lateinischen Kreuzes. Im Mittelpunkt steht die Vierung, von der aus nach allen Windrichtungen 45m hohe Mittelschiffe ausgehen: eines zum Chor hin, zwei zu den beiden Seiten des Querhauses und eines zum Langhaus hin. Das Querschiff besitzt drei schiffe, Chor und Langhaus jeweils fünf Schiffe. Die Rundung des Chores ist siebeneckig, er wurde als erster fertiggestellt. Auf Meister Gerhard folgte Meister Arnold und auf ihn sein Sohn Meister Johannes, der 1308 den Chor vollendete. Dieser wurde erst am 27.September 1322 eingeweiht, zusammen mit dem alten Dom. Als Baumaterial dienten hauptsächlich Basalt und Trachyt nur der Hochaltar besteht aus schwarzem Marmor. Im Jahre 1322 bestand der Kölner Dom aus einem modernen Chor im Osten und aus einem sehr altmodischen karolingischen, mehrfach umgebauten und restaurierten Westbau. Der Umbau ging ohne Pause weiter, man begann mit

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dem Bau des südlichen Seitenschiffes und des Langhauses. Um 1360 machte man sich an den Bau des südlichen Turmes der Westfassade Mithilfe eines riesigen drehbaren Kranes, der stetig nach oben wanderte. 1388 standen zwei Geschosse, 1388 Teile des Querschiffes. Doch der Bau wurde stetig langsamer. Der Bau des Südturmes wurde 1410 bei einer Höhe von 56m eingestellt und blieb mit seinem oben auf dem Turmstumpf stehenden Kran zum Wahrzeichen Kölns bis ins 19. Jhd.. 1437 bekam der Dom ein Geläute. Auch das Langhaus blieb unvollendet. 1560 wurde die Bautätigkeit an dem mittlerweile sehr altmodisch wirkenden Gebäude völlig eingestellt und als unfertige Räume mit provisorischen Decken geschützt. Immerhin hatte man 90% der vorgesehenen Fläche überbaut. 1748-1751 wurden die hölzernen Decken durch Gewölbe ersetzt. Nach der Bauphase Erst nach den napoleonischen Kriegen im Zeitalter der Romantik besann man sich wieder auf den unvollendeten Kölner Dom. Die vorher als barbarisch verschriene Gotik kam zu neuen Ehren. 1842-1880 wurde der Dom nach den alten Plänen ( soweit noch vorhanden) fertig gebaut. Die Kosten trug der Kölner Dombauverein und der preußische Staat. Im zweiten Weltkrieg kam der Dom mit glimpflichen Schäden davon. 1966 wurde er von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

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Quellenangabe: Buchtitel: Kunst der Gotik Autor: Hans Jantzen ISBN-Nummer: 3-496-00898-9 Verlag: Dietrich Reimer Verlag Berlin Abb. 2,4,5,10,11,E1,I,J,K,L,M,O

Baukunst der Gotik in Europa Harald Busch und Bernd Lohse

? Umschau Verlag, Frankfurt/Main

Abb. A,B,C,G,N

Chartres –ein Führer durch die Kathedrale Michael Ladwein 3-8251-7135-3 Verlag Urachhaus Abb. 1,3,6,12,13,14,15 Baustilkunde Wilfried Koch 3-572-05927-5 Orbis-Verlag Abb.