Grammatik im Deutschunter richt - Leonardo Quintero | … · 2006-08-13 · ihre Grammatik im...

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Grammatik im Deutschunterricht Leonardo Quintero

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Grammatik im Deutschunterricht

Leonardo Quintero

Vorwissen?

• Begriffsklärung:! Valenzgrammatik! Phrasenstrukturgrammatik

• Grammatikunterricht in der Schule?! Wann?! Was?! Wie?

• Linguistische VS Didaktische Grammatik

Kurztest(Was ist hängen geblieben?)

• 2. Pers. Pl., Ind. Präs., “kochen”

• 1. Pers. Sg., Ind. Prät., “backen”

• 2. Pers. Sg., Konj II, “laufen”

• 3. Pers. Sg., Konj. I der Vollzugsstufe, “laufen”

• 3. Pers. Pl., Konj. II der Erwartungsstufe, “nachdenken”

Wozu überhaupt Grammatikunterricht?

Sinn von Grammatik

• Verständlichkeit

• Optimierung von Sprache

• Ist Grammatik = Denken?

• Denken wir “in Sprache”?

• Anders als in Frankreich ist die Dt. Grammatik ein Stilmittel.

Bedeutung von Grammatik

• Für Mündlichkeit: Gering!

• Für Schriftlichkeit: Hoch!

• Erste vorsichtige Schlussfolgerung: Grammatikunterricht also am besten nur schriftlich abhalten?

Menschliche(Grammatik) Entwicklung

• ab der 27. Schwangerschaftswoche: lauscht auf mütterliche Stimme, empfängt aber nur Prosodie

• Bereits wenige Monate alte Kinder können in der “Sprachsoße” Struktur entdecken.

• nach dem 10. Monat: Entscheidung für ein Lautsystem der Sprache

• Zwischen einem Jahr und 18 Monaten: erste 50 Wörter

(Forts. Grammatik-Entwicklung)

• Mit zwei Jahren: Verben beugen (»ist«, »mag«)

• Zu Beginn des dritten Jahres: Plural

• Arabische Kinder brauchen bis fast in die Pubertät, um die vielen Kasus ihrer Sprache zu beherrschen – deutsche Kinder lernen diese bis zum dritten oder vierten Lebensjahr

• Mit 30 Monaten wagen sich deutsche Kinder an Relativsätze. Bis zum fünften Lebensjahr beherrschen sie ihre Grammatik im Prinzip. Bis weit ins Schulalter hinein wird nachgebessert.

Grammatik im Deutschunterricht

• 1.-4. Klasse: Spracherwerb(Klärende Funktionen)

• 6. Klasse: Nachbesserung

• 9. Klasse: Nachbesserung

Genese des Grammatikunterrichts

• 1900 – 1960: Streng strukturierter Unterricht, Grammatik wird neben Vokabeln explizit gelernt. Wissen über Sprachaufbau galt als notwendig.

• 1960 – 1970: Rolle der G. wird eingeschränkt / in Frage gestellt. Kommunikative Lernziele treten in den Vordergrund.

• 1980 – 1990: Grammatikwissen unnötig / schädlich (nach S. Krashen)

Konklusion

• Nicht ob, sondern wie, bei wem, wo, wann und zu welchem Zweck soll Grammatik gelernt werden?

Wie lernt sich Grammatik?

natürlichsprachlich fremdsprachlich

Muttersprache

Mehrsprachigkeit

über die Lexik

strukturiertdidaktisch

Über Nachsprechen

Reflexion überAusdrucksprobleme

Lerner machtbewusst

Lehrer machtbewusst

Einbettung in kommu-nikative Handlungen

Regelformulierungs-übungen

maximal explizit

minimal explizit

Bewusstmachungvor dem

Gebrauch

Bewusstmachungnach dem Gebrauch

Dialoge

Texte

Szenen

Signalwörter

Bilder

Lexikon

RegelnStrategien derSprachanalyse

1. P 2. P 3. PIch Er EsDu Sie Wir

Erwachsenenbildung

Frühpädagogik

Lernpsychologischer Schwerpunkt

1. Lernen ist aktive Wissenskonstruktion in Verbindung mit bereits bestehendem Wissen

2. Lernen ist individuell, der Lernweg nicht vorhersehbar.

3. Der Lernprozess beginnt mit der Anregung der richtigen Fragen beim Lernenden.

4. Lernen ist die konstruktion und Verfeinerung mentaler kognitiver Landkarten

5. Wissen an sich ist durch den Lehrer nicht vermittelbar.

Konstruktivismus

Methoden der Grammatik-Vermittlung

• Prinzip des authentischen Inputs

• Prinzip der kommunikativen Funktion von Sprache

• Abwechslung von spontanem und freiem Sprachgebrauch mit globalem (inhaltsorientierten) und analytischem Arbeiten

• Berücksichtigung der Arbeitsstile und Bedürfnisse des individuellen Lerners (Transparenz der Zielsetzung des Unterrichts, Abwechslung von Einzel- und Gruppenarbeit)

1.

Methoden der Grammatik-Vermittlung

• gezielte Kooperationstätigkeit innerhalb einer Lerngruppe

• Inhaltliche (globale) Textarbeit kommt vor analytischer (kontrollierter, grammatikalischer) Auseinandersetzung

• Anreiz der Hypothesenbildung durch den Lerner ist wesentlicher als richtig / falsch Bewertungen

• Der Lehrer fungiert als Berater

2.

nochmal: Methoden

• Wissenschaftlich

! Sprachphilosophie! Struktur, Logik, Künstliche Isolierung von

Sprachphänomenen

• Pragmatisch

! In Kommunikation eingebettet, natürlicher Verwendungsweise und Umgebung

Wunschtraum:Grammatikunterricht

fächerübergreifender /fächerverbindender Unterricht

Aktionsforschung zum Vorbild:

Unterrichtsgegenstand:Sprachwissenschaft

DeutschPhilosophie

2. Fremdspr.

3. Fremdspr.

Mathe

Biologie

Informatik

Umsetzung

Was sind die sprachlichen Bedeutungsträger?

• Worte?

• Sätze?

• Unterschied zwischen Semantik und Syntax klarmachen.

Mit Beispielen packen!

• Ich liebe dich nicht. VSNicht dich liebe ich.

• SMS-Beispiel: “ruf nachher mal an”

Wovon geht der Mensch in seiner Basiskommunikation aus?

Verständlichkeit

MissverständnisseSaubere, gute Säze

Gemeinsame SpracheJugendsprache

MehrAlltags(gegen)beispiele

• Zerstören die Sith wir müssen.“

• „Vorsichtig sein du musst.“

• „Stark genug sein, Darth Sidious zu besiegen, du bist nicht.“

• „Bist dreihundert Jahre du, wirst fühlen dich nicht besser.“

Grammatik und Stil

Satzlänge• Jan geht in den Zoo und füttert die Ziegen und reitet

auf einem Elefanten und er hält sich fest und fällt dann trotzdem runter.

• Parataxe (Satzreihung)

Satztiefe

• Ein Satz mit mehrfach ineinander geschobenen, verschachtelten Nebensätzen hat eine größere Satztiefe.

• Hypotaxe (Satzgefüge)

Satztiefe-Beispiel

Ein beträchtlicher Teil der Arbeitszeit-unterbrechungen, der sich aus Störungen und Mängeln, die in der Betriebsorganisation, z.B. weil Wartezeiten dadurch entstehen, dass Transportmittel fehlen und Materialien nicht rechtzeitig bereitgestellt wurden, zu suchen sind, ergibt, und Unterbrechungen, die durch mangelhafte Planung der Kooperation entstehen, werden in den Berechnungen nicht berücksichtigt.

Grammatik und Stil

•Ingrid hat Lotte die Bewohner den Blinden das Essen kochen helfen lehren gehört.

•Ingrid hat gehört, wie Lotte die Bewohner lehrt, dem Blinden zu helfen, das Essen zu kochen.

Grammatik und Stil an Mehrdeutigkeiten

•…dass Fritz zugunsten von Maria nie etwas unternommen worden wäre.

•…dass Fritz zugunsten von Maria nie etwas unternommen hätte.

•1‘. [pp Fritz zugunsten] wäre von Maria nie etwas unternommen worden.

•2‘. [pp Zugunsten von Maria] hätte Fritz nie etwas unternommen.

•Beispiele 1 + 2 enthalten einelokale, syntaktische Ambiguität.

Anbindungsschwierigkeiten?

Ich dachte über ihr Interesse an der Bushaltestelle nach.

Der Kapitän sah den Mann mit dem Fernglas.

Warum nicht zu Forschern machen?z. B.: Transformationsgrammatik

Satz: Blaa blabla blaaabla Blablall blalaaaa.

Menschlicher Parser

S

NP VP

oder lieber das?

Woran sich besser erklären lässt:

Diskussionseinstieg

1. Haltet Ihr den wissenschaftlicheren Ansatz zum Grammatik-lehren für sinnvoll?

2. Wie könnte man ihn umsetzen?

Weiterführende Literatur

• Grammatik lehren und lernen: didaktisch-methodische und unterrichtspraktische Aspekte, W. Börner, K. Vogel (Hrsg.), Bochum: AKS-Verl., 2001

• Philosophie der Grammatik, Vom Sinn grammatischen Wissens, W. Köller, Stuttgart: J.B.Metzler Verl., 1988

• Sprachphilosophie, F. v. Kutschera, München: UTB W. Fink, 1993

• Studienbuch Linguistik, Linke, Nussbaumer, Portmann, Tübingen: Niemeyer, 1996