Graubünden Magazin Ausgabe 20

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event kunst handwerk sport abenteuer porträt design architektur tradition

description

Magazin über die schönen Seiten des Kantons Graubünden.

Transcript of Graubünden Magazin Ausgabe 20

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e v e n t k u n s t h a n d w e r k s p o r t a b e n t e u e r p o r t r ä t d e s i g n a r c h i t e k t u r t r a d i t i o n

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r u b r i k

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E D I T O R I A LZEhn JAhRE «GRAubünDEn mAGAZIn»

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W E I nGROssE TRADITIOn In JunGER hAnD

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W A L DDER WALD fLüsTERT

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REIn DA mEDELs – WAssERspIELpLATZ füR KAJAKER

s p O R T25

p E R s ö n L I c h K E I ThOspITALITy AT ITs bEsT

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A s T R O n O m I EDAs nERvEnsysTEm DEs WELTALLs

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T h E A T E R A m b E R GvOn sAc-hüTTE Zu sAc-hüTTE

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i n h a l t s v e r z e i c h n i s

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D E s I G nEInE LIEGE WIRD ZuR WOhnsKuLpTuR

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E R L E b n I s sbALKOn DER WELT

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DIE WEIbLIchE fORm GEmEInT, Aus GRünDEn DER LEsEfREunDLIchKEIT JEDOch nIchT

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e d i t o r i a l

Liebe Leserin, lieber Leser

Zehn Jahre «Graubünden Magazin», das bedeutet: Dieses

ist die 20. Ausgabe. Für mich ist das zuerst ein Grund zu

danken. Allen, die am «Graubünden Magazin» mitgear-

beitet haben. Allen, die uns immer wieder neue Facetten

von Graubünden zeigen, aber auch Ihnen allen, die das «Graubünden Magazin» lesen. Wir haben etwas gemeinsam: Wir

sind fasziniert von der Vielfalt Graubündens.

In dieser Ausgabe fahren Sie mit uns in die Berge – genauer auf die Alp Grüm. Hierher gelangt man nur mit der Rhätischen

Bahn. Von diesem Balkon der Welt scheinen die Gletscher und die Viertausender zum Greifen nah. Natürlich wollten die

Menschen diese Berge schon immer erklimmen – davon handelt das Wandertheater «Der Russ im Bergell». Das Bergell

– insbesondere Soglio – entdecken oder den Bergwald oder die Weinberge. Das «Graubünden Magazin» schreibt auch

über Abenteuer, die alle erleben können. Natürlich lieben Sie Graubünden wegen seines sonnigen Sommers. Aber es

gibt hier auch junge Leute, die sich auf den Regen freuen. Dann nämlich steigen die Nebenarme des Rheins an und

werden für die Kajakfahrer zur Herausforderung.

Im Zwischenland von Skulptur und Design lebt Alexander Curtius, dessen faszinierende Arbeiten wir Ihnen präsentieren.

Ein weiteres Highlight – im wahrsten Sinne des Wortes – ist das Alpine Astrovillage in Lü-Stailas, in der Val Müstair. Hier

können Astro fotografen den klaren Bündner Himmel bis in die Tiefen des Weltalls erforschen, denn die Wissenschaftler

Václav und Jitka Ourednik haben in der ehemaligen Schule des 60- Seelen-Dorfes Lü ein Zentrum für Amateurastronomen

aufgebaut.

Natürlich werden Sie auch in dieser Ausgabe noch viel mehr entdecken, doch der Schwer punkt liegt klar auf den so-

genannten Südtälern – Puschlav, Bergell und Münster tal. Für die kommende Ausgabe planen wir beim «Graubünden

Magazin» ein sanftes Facelifting. Doch jetzt wünsche ich Ihnen gute Unterhaltung beim Lesen und Entdecken. Die grösste

Freude, die Sie mir machen können, ist, wenn Sie uns schreiben und Ihre eigenen Erfahrungen und Erlebnisse mitteilen.

Schon oft hat sich aus einem solchen Kontakt ein weiteres Thema ergeben, das wir im «Graubünden Magazin» auf-

nehmen konnten. Also nur Mut: Lesen Sie und lassen Sie sich inspirieren von der Faszination Graubündens.

Herzlich, Ihr

Marc Gantenbein, Herausgeber

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Ein echtes Stück

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Entspannt nach dem steten, aber sanften Aufstieg durch eine Allee von Laubwald erreicht man das kleine

Winzerdorf Jenins oberhalb von Maienfeld. Selbst wochentags liegt über dem Ort eine beinahe sonntägliche

Ruhe, welche den Besucher zum Verweilen einladen mag, vielleicht auch ein wenig noch zu spazieren und den

weiten Ausblick über den etwas tiefer gelegenen Talboden oder auch hinauf in klüftige Felsen zu geniessen.

TExT CONRAD FERDINAND MEyER | FOTOS ALICE DAS NEVES

GROssE TRADITIOn In JunGER hAnD

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Schlendert man aber ein wenig durchs Dorf, fallen die alten, zuweilen für die Gegend ausser-

ordentlich wuchtigen Gemäuer in den Blick und lassen die grosse Tradition des kleinen Ortes erahnen.

So beispielsweise das um 1690 erbaute, mächtige Haus der Familie Sprecher von Bernegg.

Umsäumt von romantischen Gartenanlagen liegt der altehrwürdige Bau inmitten des Dorfes in unmittelbarer Nachbar-

schaft der barocken Kirche. Die Szenerie hat etwas Märchenhaftes, Verträumtes, lässt vielleicht sogar ein wenig den

Gedanken an einen Dornröschenschlaf aufkommen.

Doch die Stille trügt und von Schlaf kann keine Rede sein: Noch immer wird das Haus bewohnt und bewirtschaftet von

Dorothea von Sprecher. In ihrer Funktion als Trägerin der grossen Tradition der Familie von Sprecher ging auch sie be-

reits neue Wege: Als erste eigenständige Winzerin im Kanton Graubünden hat Dorothea von Sprecher jahrzehntelang

die Reben des kleinen Familiengutes mit Liebe gehegt und gepflegt, die Trauben eigenhändig gekeltert und sich über die

Jahre hin einen klingenden Namen als Produzentin edler und kerniger Weine aus der Bündner Herrschaft erarbeitet.

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Vor einigen Jahren stellte

sich der innovativen, aber inzwischen nicht mehr ganz jugend-

lichen Winzerin die Frage der langfristigen Nachfolge. Einen

würdigen Nachfolger fand sie in ihrem Neffen, Jan Luzi,

ursprünglich Betriebswirt, der gerne die Gelegenheit ergriff,

seine Passion für guten Wein zum Beruf zu machen. Er absol-

vierte fortan diverse Praktika auf benachbarten Wein gütern

– unter anderem auf dem renommierten Wein gut von Andrea

Davaz –, um das Handwerk von der Pieke auf zu lernen. Noch

heute erinnert er sich gerne an jene lehrreiche Zeit, in der

auch die eine oder andere Freund schaft entstanden ist, und

freut sich am fortdauernden Austausch mit den Winzern aus

der Umgebung. Man arbeitet miteinander, steht einander

mit Rat und Tat zur Seite.

Der junge Winzer ist sich der grossen Verantwortung, die er

mit dem Weingut und dem langfristigen Erhalt des Familien-

sitzes übernommen hat, durchaus bewusst.

Wohl hat sich einiges verändert und einiges wird sich noch

verändern, im Kern aber möchte Jan Luzi die begonnene

Arbeit seiner Tante und die Tradition seiner Familie fortführen.

Inzwischen wurde der Gewölbekeller renoviert und die Anlagen

modernisiert. Das Weingut wird sukzessive vergrössert,

dies zumal einige auslaufende Pachten zurück an die Familie

kommen.

Produzierte Dorothea von Sprecher noch jährlich maximal

3 000 Flaschen, liegt das mittelfristige Ziel des Nachfolgers

bei maximal 15 000 Flaschen. Mehr will Jan Luzi nicht. Viel

aber in diesem Wenigen.

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W e i n

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Qualität, nicht Quantität ist für ihn massgebend. Und natürlich die Tradition.

So sollen der fruchtige und leichte Blauburgunder aus dem Lindenwingert und der frische saftige Weissburgunder, den

seine Tante keltert, so erhalten bleiben, wie sie sind. Jan Luzi erkundet aber auch bereits Neuland: Mit dem Pfaffen/

Calander, der an einer von Gian-Battista von Tscharner einst als «Sprechergut» bekannt gemachten Lage wächst, ist

dem 38-jährigen passionierten Jungwinzer ein mittelschwerer, komplexer und feingliedriger Wein gelungen, der seines-

gleichen sucht. Aber auch hier gilt für Jan Luzi: von nichts zu viel. Wohl hat er gelernt, die Traube zu verfeinern und die

Eleganz im Ausbau zu pflegen.

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Ein guter Wein aber – so sagt er – kann nur von einer guten Rebe kommen. Und so vergeht

kaum ein Tag, an dem er sich nicht um Wind und Wetter sorgt und sich draussen im Hang liebevoll und persönlich um

seine Reben und damit um seinen Wein kümmert.

Eine erste grosse Anerkennung hat seine harte Arbeit mit der Aufnahme in die Vereinigung der Elitewinzer Vinotiv gefun-

den. Es wird nicht die letzte sein. Denn Jan Luzi versteht es, eine grosse Traditon mit sanfter Innovation zu pflegen und

in die nächste Generation zu führen.

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Alle Aktivitäten des Kulturforum Würth Chur sind Projekte der Würth International AG.

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Begleitprogramm zur Ausstellung FührunGen: jeweils donnerstags von 18.30 bis 19.30 Uhr25. August, 22. September

TheMATISChe FührunGen:jeweils sonntags von 14 bis 15 Uhr

28. August„Der Mensch, ein Individuum in einer globalen Welt?“ 25. September„Weltanschauung: Künstlerstatements – Künstlerporträts Teil 2”

Kosten pro Person und Anlass CHF 5.-- / EUR 4.--, Kinder bis 16 Jahre gratis

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Die Ausstellung Weltanschauung gibt Anlass zur gestalterischen Reflexion einer subjekti-ven Schau. Nach einer kurzen Einführung in der Ausstellung werden wir uns im Atelier an ein fotografisches Experiment wagen. Wir bauen eine einfache „Camera obscura“, mit welcher wir anschliessend unsere Ich- und Weltsicht einfangen und im Fotolabor Bild werden lassen.

Teilnehmer: max. 12 Personen pro WorkshopKosten: CHF 105.-- / EUR 85.-- (inkl. Material)Zeit: 10 bis 16 Uhr (eine Stunde Mittagspause)Anmeldung: [email protected]

DATen:3. September, 2. Oktober

Alle Veranstaltungen unter der Leitung von Remo A. Alig

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W a l d

Der Wald braucht uns nicht – aber wir brauchen den Wald! Als Schutz, als Erholungs- und Lebensraum

oder als Holzlieferant. Die Stiftung Bergwaldprojekt vermittelt wochenweise Einsätze in den Wäldern. Rund

25000 Personen sind diesem Ruf bereits gefolgt. 2011 ist das internationale Jahr des Waldes und das

europäische Jahr der Freiwilligenarbeit – zwei gute Gründe, selbst die Axt in die Hand zu nehmen.

TExT NADJA WIELATH | FOTOS BERGWALDPROJEKT

DER WALD fLüsTERT

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r u b r i k

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Es ist so ruhig hier oben. Die Uhren ticken anders. Die Zeit steht still. Ich sitze

draussen vor der Hütte auf der Holzbank unter aufgespannten Zeltblachen. Ich bin in nur einer Stunde in einer anderen

Welt gelandet. Ich geniesse das selbst gemachte Birchermüesli mit Zimtgeschmack von Celia und Tee. Alles ist so fried-

lich. Der Nebel umhüllt die gross gewachsenen Tannen und verschlingt immer mehr die Sicht auf die Churer City.

Wir sind auf 1450 Metern Höhe, einem der laufenden Bergwaldprojekte, bei der allein stehenden Berghütte der Gemein de

Felsberg im Schutzwald oberhalb Felsberg. Das Ziel des Bergwaldprojektes ist es, den lebensnotwendigen Bergwald zu

erhalten und zu pflegen, und vor allem, ihn erlebbar, spürbar, sehbar und riechbar zu machen. Mit Hilfe von Spendengeldern

finanziert das Bergwaldprojekt Arbeitswochen in diesem empfindlichen Ökosystem.

Celia ist die immer gut gelaunte, temperamentvolle Küchen fee. Sie kommt aus Barcelona und ist studierte Umwelt in ge-

n ieurin. Sie zaubert trotz primitiver Einrichtung und Gerätschaft die herrlichsten Menüs auf den Tisch. «Köchin? – nö,

habe ich nie gelernt, ich mache einfach immer gran experimento», erklärt sie mir und trällert fröhlich ein Lied vor sich

hin. Eigentlich hatte ich alles gesehen und wollte gehen, aber nach drei Stunden in diesem Märchenwald, ist man bereits

von dessen Mystik infiziert und befreit von Hektik, Stress, Zeitgefühl und all den materialistischen Be dürfnissen. Auf

einmal zählen ganz andere Werte. Alles ist so einfach und klar. Moni bietet mir eine neue Elmex-Zahn bürste, eine warme

Jacke und eine dicke Decke an. Ich bin zutiefst gerührt. Wegen einer blauen Elmex-Zahnbürste. Was brauche ich auch

mehr? Ich bleibe. Der Duft des Abend essens und die Magie des Moments haben mich überzeugt. Aber ich werde mich

auf keinen Fall mit dem fünf Grad kalten Wasser am Brunnen waschen wie die andern! Es kostet mich schon genug

Überwindung auf der viel gebrauchten milbenreichen Matratze zu schlafen. Aber hier oben zählen andere Werte. Essen!

Celia tritt mit einem anderen gran experimento ein: «Los Caldos Muchachos», wie sie ihren Eintopf mit Reis, Nüssen,

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Möhren, Zwiebeln, Tomaten, reichlich Knoblauch und scharf

brennenden Gewürzen nennt. Es wird munter geplaudert,

Frank, die deutsche Ulknudel, ist gross auf Sendung, aber

auch Lorenza aus dem Tessin kommuniziert mal auf Italienisch,

mal auf Englisch mit dem langbeinigen, blauäugigen Belgier.

Es herrscht ein Kunterbunt von Menschen und Nationali tä-

ten. Hier oben geht man früh zu Bett, dann, wenn es dunkel

wird. Ich verkrieche mich halb durchfroren in mein Gemach

und ziehe alles an, das warm gibt.

Es ist 4.45 Uhr. Der Wecker klingelt. Kann das sein? Mitten

in der Nacht. Die Welt ist doch so was von grausam und

brutal! Die experimentelle Kochkünstlerin steht mit einem

Ruck auf, macht Feuer und beginnt mit den Kochtöpfen zu

klimpern und klappern. Zwölf Liter Tee für die ganze Mann-

schaft an einem kleinen holzgefeuerten Ofen zu kochen,

dauert seine Zeit. Wie laut das alles ist. An Schlaf ist nicht

mehr zu denken. Ich mache mich auf den Weg auf die

Openair-Toilette im Grünen mit Frische-Bise-Duft. Meine

Füsse und Beine sind immer noch eiskalt, und das bessert

sich auch nicht, als ich durch das nasse Gras laufe. Die kalte

Luft weckt meinen Körper. Müde setze ich mich vor die

Hütte. Meine stylische dunkle «Puck-die-Fliege-Sonnenbrille»

scheint jeden wissen zu lassen, dass ich nicht ansprechbar

bin. Um 5.30 stechen mir einzelne gewaltige Sonnenstrahlen

in die Augen. Es ist ein echtes Spektakel der Natur. Die Sonne

geht auf. Alles beginnt zu leuchten und zu strahlen. Der Nebel

hat sich aufgelöst. All die Tautropfen auf den Grashalmen und

Blumen der Wiese schimmern. Das Licht bricht sich im

Wasser. Es sieht aus, wie wenn jede Pflanze von einem eige-

nen Regenbogen umspannt wird. Um mich herum geht das

Geklimper weiter, und das Frühstücksbuffet im Freien nimmt

Formen an. Der Duft von frischem Brot nimmt gerade meine

Nase gefangen. Das Brot wird selbst gebacken oder ge-

kauftes im Holzofen kurz knusprig gemacht. Die Auswahl der

Leckereien ist bescheiden, aber was es gibt, schmeckt hier

oben, in dieser traumhaften Umgebung und fröhlich plau-

dernden Gesellschaft, einfach köstlich.

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Um halb acht ist es Zeit aufzubrechen.

Immer noch schlaftrunken watschle ich den andern nach zu

unserem Bus. Mit diesem bringt uns Moni zu unserem heu-

tigen Arbeitsplatz, wo wir Haufen mit abgesägten Ästen er-

stellen und junge Bäumchen pflanzen. Diese Asthaufen sind

sehr wichtig für Insekten und Kleintiere. Sie können sich in

dem aufgetürmten Geäst so herrlich verkriechen und finden

so ein neues Zuhause. «Willkommen auf unserem Spiel platz!»,

posaunt Jessica in die Runde. «Die Arbeit ist anstrengend,

aber nach ein paar Stunden merkst du, wie viel Kräfte in dir

stecken, von denen du gar nicht geahnt hast, dass du sie

hast. Sie sind auf einmal da und du realisierst, was in dir

steckt», erklärt sie mir. Fleissig arbeiten wir weiter. Halb

zehn – juhui: Znünipause! Hier oben hat man einfach mehr

Hunger. Mittlerweile sind meine Lebensgeister auch erwacht

und ich geniesse das von Hand abgebrochene Brot und das

grosse Stück Schokolade. Danach werden die Hacken und

Schaufeln gefasst und Löcher für die Jungpflänzchen gebud-

delt. Jan aus Deutschland ist einer unserer Gruppenleiter. Er

studiert Forstwissenschaft und absolviert beim Berg wald-

projekt sein Praktikum. Er zeigt und erklärt uns, wie man

richtig gräbt und einpflanzt. Ich hätte nicht gedacht, dass es

so anstrengend ist, einen Baum zu setzen. Der Boden ist

hart bezwingbar und nicht so luftig locker wie die gekaufte

Pflanzenerde vom Gärtner. Ich pflanze ein kleines zartes

Fichtenbäumchen. Da Jessica all ihren gefundenen Viechern,

Hundertfüssler, Tausendfüssler, Assel, Blindschleiche etc

Namen gibt, möchte ich meine Fichte taufen. Damit ich es

auch benennen kann, wenn mir heute Abend der Buckel

wehtut und die Glieder von der ungewohnten Arbeit schmer-

zen. Ich möchte ihr einen passenden Namen geben und

versuche den Duft dieses Babybaumes auszumachen. Die

Fichtensprossen haben einen zitronigen Unterton, wenn man

sie reibt. Die Indianer würden sie wahrscheinlich «tanzende

Zitrone im Wind» nennen. Ich nenne sie Zytée. Und bin stolz,

meinen ersten Baum gepflanzt zu haben. Es gibt mir das

Gefühl, jetzt dazuzugehören, einen Teil dieser Natur gewor-

den zu sein. Ich bitte die Devas von Zytée, sie mit genügend

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W a l d

Licht, Wasser und Mineralstoffen zu versorgen und sie wachsen und gedeihen zu lassen. Zum Schutz, damit Zytée nicht

ihr junges Leben als Amuse Bouche bei der nächsten Gämse lassen muss, setze ich eine Mehlbeere als Ablenkungspflanze

in unmittelbarer Nähe.

Es ist Montagmorgen, 9.15 Uhr. Ich sitze in meinem Büro, auf meinem bequemen komfortablen Bürostuhl. Mein

Lieblingsradiosender Swisspop läuft auf Stufe ohrenbetäubend. Eigentlich sollte ich arbeiten. Aber ich schaue zum

Fenster hinaus, und der Zufall will es, dass der Felsberger Calanda und sein Schutzwald genau in meinem Blickfeld

liegen. Dieser Wald scheint mich wieder in seinen Sog zu nehmen. Er flüstert mir geheimnisvolle Dinge zu…

Stiftung Bergwaldprojekt, Via Principala 49, CH-7014 Trin, www.bergwaldprojekt.org, Tel. +41 (0)81 650 40 40

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Der Vorderrhein mit seiner malerischen Rheinschlucht ist bei Wassersportlern längst kein Geheimtipp mehr

und wird von Raftern sowie Kajakern rege befahren. Dass aber auch die zufliessenden Quelläste insbesondere

für Wildwasserpaddler etwas zu bieten haben, zeigt das Beispiel des Medelserrheins (Rein da Medels).

TExT BIGNA BUCHLI | STEFAN SCHLUMPF

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REIn DA mEDELs – WAssERspIELpLATZfüR KAJAKER

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Wenn ein Weltklassepaddler aus dem Unterland eigens zur Ausübung

seiner Leidenschaft ins abgelegene Valendas im Bündner Oberland zieht, sagt dies einiges über die Wildwasserqualität

des Vorderrheins aus. Der in Winterthur aufgewachsene Ron Fischer hat in seinen 14 Jahren als Kajaker bereits Flüsse

auf der ganzen Welt befahren, doch wenn er nicht gerade auf einem Roadtrip weilt, arbeitet der gelernte Zimmermann

seit knapp einem Jahr in seiner Wahlheimat Valendas. Im sursilvanischen 300-Seelen-Dorf wohnt der 25-Jährige zusam-

men mit zwei Kajakfreunden in einem kleinen alten Häuschen. Nebst der Nähe zu seinem Trainingselement und der Natur

schätzt der Outdoor-Sportler auch die Ruhe in seiner neuen Heimat. Ein weiterer Pluspunkt: Viele seiner Paddlerkollegen

leben ebenfalls in der Surselva. Doch dieses Outdoor-Leben bringt nicht nur Sonnenschein mit sich.

2 6

s p o r t

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s p o r t

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Heute stürzt der Regen flutartig vom Himmel, Kälte und Nässe treiben die Leute

in ihre warmen Stuben. Nur einer verlässt freiwillig seine Wohnung und schnallt erfreut ein knallblaues Kajak auf den

Dachständer seines Autos. Ron Fischer weiss die fallenden Wassermassen zu schätzen, welche seinen Heimfluss – den

Medelserrhein – anschwellen lassen. Gerade erst von der Arbeit nach Hause gekommen, kämpft sich «Don Ron» 45 Mi-

nuten später bereits zwischen Pardatsch Dadens (Cristallinabach) und Pardatsch Dado durch die Wellen. Als Zuschauer

am sicheren Uferrand sieht man lediglich ab und zu die knalligfarbigen Paddel durch die Luft wirbeln und steckt sich beim

Anblick der klatschnassen durchfrorenen Hände die eigenen Fäuste etwas tiefer in die warmen Jackentaschen. Das Mitleid

schwindet jedoch spätestens beim Erspähen des auftauchenden Helms und Ron’s breitem Grinsen. Dieser Mann hat

unendlichen Spass in seinem Boot! Es ist übrigens ein Kajak, was den Überbegriff Kanu präzisiert. Im Gegensatz zum

schwerfälligeren Kanadier verwendet man beim wendigeren Kajak ein Doppelpaddel, welches nicht nur zum Antrieb,

sondern auch als Gleichgewichtshilfe dient. Zudem wird die Sitzöffnung im Kajak mit einer Spritzdecke geschlossen, sodass

kein Wasser eindringen kann – theoretisch. Dies kann sich bei einer Kenterung aber schnell ändern, falls der Paddler die

Eskimorolle (Aufrichten des Bootes ohne Notausstieg) nicht perfekt beherrscht. Dann heisst es nämlich Zähne zusammen-

beissen und im eiskalten Wasser zum rettenden Ufer schwimmen. Ron indessen beherrscht die Rolle auch bei diesen

Temperaturen, schlängelt sich gekonnt durch die schäumende Gischt, manövriert sein Boot an den Felsen vorbei, landet

eine Stufe tiefer in ruhigerem Wasser und strahlt über das ganze Gesicht. Kajakfahren scheint definitiv glücklich zu

machen...

Mehr Informationen zum Kajakfahren auf dem Vorderrhein unter http://kanuschule.ch/

Page 30: Graubünden Magazin Ausgabe 20

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Ein Bett ist kein Möbelstück, sondern ein Ort. Eine Insel, auf der Sie ein Drittel Ihres Lebens

verbringen, um zu entkommen, aufzutanken und zu träumen. Unser Leben hängt in vielen

Hinsichten davon ab, wie gut wir schlafen und wie wohl wir uns in unserem Bett fühlen. In

einem VI-Spring-Bett werden Sie Wohlfühlen erleben wie nie zuvor in einem anderen Bett.

Jedes VI-Spring-Bett wird auf Kundenbestellung einzigartig handgefertigt. Eine kompro-

misslose Vorgehensweise, jedoch die einzig richtige, um ein Bett zu fertigen, das nicht nur

hervorragend und aussergewöhnlich komfortabel ist, sondern passt wie ein anschmiegsamer

Kokon. Also ist Ihr VI-Spring-Bett zwar luxuriös, aber sicherlich kein Luxusartikel. Es wird

ein verlässlicher Teil Ihres Lebens, der Ihnen über Jahre hinweg Ihren wohlverdienten, erhol-

samen Schlaf garantiert. Falls Sie nie zuvor so geschlafen haben, wird dieser Schlafkomfort

Ihrem Leben eine völlig neue Wendung geben.

Page 31: Graubünden Magazin Ausgabe 20

3 1

Ein passionierter Brückenschlag zwischen Bad Ragaz und Malmesbury.

TExT ANDRIN SCHÜTZ | FOTOS MARC GANTENBEIN, JENNIFER HENRy

hOspITALITy AT ITs bEsT

3 1

Page 32: Graubünden Magazin Ausgabe 20

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p e r s ö n l i c h k e i t

Mehr durch Zufall eigentlich – er hatte gerade in Graubünden seinen

Militärdienst zu absolvieren – stiess Peter Egli, damals frischgebackener Absolvent der Hotelfachschule Luzern, auf ein

Inserat, in welchem ein Direktionsassistent für den «Quellenhof» in Bad Ragaz gesucht wurde. Auf der Heimfahrt nach

Luzern stieg der junge und talentierte Gastronom kurzentschlossen aus dem Zug und bewarb sich beim damaligen

Direktor um die Stelle im bekannten Traditionshaus. Dies mit Erfolg.

Schon bald erfolgte so der Umzug von Luzern ins idyllisch gelegene Weinbaustädtchen Maienfeld. Damit war der

Grundstein zur Fortführung einer Tradition grosser Hotellerie hüben und drüben gelegt.

Ursprünglich gelernter Koch, übernahm Peter Egli die gastronomische Verantwortung im «Quellenhof». Im Wissen um

den Wert der regionalen Weinbaukunst pflegte er schon bald rege und intensive Kontakte zu den hiesigen Weingütern

in der Bündner Herrschaft.

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Bereits im Jahre 2004 anerbot sich dann die Gelegenheit, einem neu eröffneten

Betrieb als Direktor vorzustehen. Dass der Ruf aus Malmesbury in England kam, hielt den ambitionierten Gastronomen

und Familienvater nicht ab. Im Gegenteil: Whatley Manor – ein altes englisches Herrschaftshaus aus dem 19. Jahr hundert

– vereinte die Kraft der Tradition und den Reiz des neuen, noch Formbaren.

Seit vier Jahren im Besitz der Familie Landolt aus Pully (CH), wurde der ehrwürdige Landsitz mit einer unglaublichen Liebe

zum Detail in eine Oase der Erholung und in eine Hochburg der Kulinarik verwandelt. Traumhafte Wellnessanlagen, die

in den alten Stallungen untergebracht sind, 26 verschiedene faszinierende und verwunschene Gartenanlagen, diverse

Restaurants, Konferenzmöglichkeiten, ja gar ein exklusives eigenes Kino lassen wahrlich keine Wünsche offen. Sei es im

Restaurant «le Mazot», das im traditionellen Engadinerstil gehalten ist, sei es in den edlen italienischen Kinosesseln, in

den alten Landhausmöbeln der Hotelzimmer oder in den faszinierenden Kreationen der Sterneküche: In jedem Detail

findet sie sich wieder: die Passion für das absolut Einzigartige, Perfekte.

3 3

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r u b r i k

3 43 4

Doch der Reiz und die grossen Möglich keiten des Neuen liessen Peter Egli seinen Anfang nicht

vergessen: Geblieben sind unter anderem seine Liebe zum Wein und zu Graubünden.

Nebst internationalen Weinen aus Frankreich und Italien oder auch Österreich, die der Weinkenner von seinen Wein-

reisen mitbringt, finden immer wieder Spitzenprodukte aus der Bündner Herrschaft ihren Weg in die Keller von Whatley

Manor. Abwechslungweise werden deshalb Bündner Winzer nach Whatley Manor geladen, um der illustren Gästeschar

beim gediegenen Wine and Dine die Winzerkunst Graubündens näher zu bringen.

Umgekehrt sorgten Peter Egli und sein Küchenchef – der Sternekoch Martin Burge (2 Michelin-Sterne) – beim diesjäh-

rigen Welt Wein Festival in Bad Ragaz für kulinarische Überraschungen.

Im Wissen um den Stellenwert der lebendigen Tradition und den überregionalen Austausch lädt Peter Egli im Turnus junge

Talente aus der Schweiz, Österreich und Frankreich nach England ein, um sie im selben Geiste zu fördern, der ihm selbst

zuteil wurde: Im Vertrauen und mit dem nötigen Freiraum lehrt er sie seine Devise: aus jedem Gast einen Stamm gast

zu machen.

Mit der akribischen Liebe zum Detail, mit der lebendigen Tradition, mit kultivierter Innovation und vor allem: mit der tiefen

und unermüdlichen Passion, die «hospitality at its best» eben braucht.

Whatley Manor – a place grown out of a passion for you to relax

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Page 35: Graubünden Magazin Ausgabe 20

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Page 36: Graubünden Magazin Ausgabe 20

3 6

Sie erforschten fast dreissig Jahre lang das Zentralnervensystem. Václav und Jitka Ourednik. In Graubünden

aber fanden sie den idealen Ort für ihre grosse Passion, die Astrofotografie. Im sternklaren Münstertal –

fernab der grossen Zentren – entstand das Alpine Astrovillage. Eine Exkursion in die Tiefen des Weltalls.

TExT KARIN HETT INGER | FOTOS ANDREA BADRUTT, FEL Ix GASS UND VACLAV OUREDNIK

DAs nERvEnsysTEm DEs WELTALLs

a s t r o n o m i e

Page 37: Graubünden Magazin Ausgabe 20

Es sind zwei Welten, die uns Menschen in ihrer ungeheuren Grösse immer wieder

faszinieren: die unendlich komplexe Welt unseres Nervensystems und die unendliche Weite des Weltalls. Václav und

Jitka Ourednik haben beide erforscht. Sie halten beide Doktorate in Hirnforschung und waren weltweit an renommierten

Institutionen wie der ETH Zürich oder der Harvard-Universität in Boston tätig. «Während wir im Labor spannendes

Verhalten von Nervenzellen unter dem Mikroskop verfolgten, näherten wir uns in den wenigen freien Stunden nachts der

unendlichen Weite des Kosmos mit Hilfe eines Teleskops und der Astrofotografie. Dabei war oft erstaunlich, wie sich

strukturell in vielem der Mikro- und Makrokosmos ähnelten.»

Nachdem die beiden 2003 «New Mexiko Skies» besuchten, entstand die Idee, aus den Vereinigten Staaten in die Schweiz

zurückzukehren und einen Ort zu schaffen, wo Amateurastronomen Zimmer und Geräte mieten und ungestört von

Lichtsmog das Weltall erforschen können. Bis allerdings in Lü-Stailas das Astrovillage entstand, sollten noch einige Jahre

3 7

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Page 39: Graubünden Magazin Ausgabe 20

vergehen. Die Ouredniks lebten noch immer in den USA, als sie – auf der Suche nach dem dunkelsten Ort der Schweiz

– das Münstertal entdeckten. Mit Google Earth fanden sie die Sonnenterrasse von Lü. Gerade mal 50 Menschen leben

hier auf 1935 m ü. M. In einem offenen Hochtal, das einen weiten Blick in den Himmel ermöglicht. Die Luft ist kaum

verschmutzt, die Lichtdome, die sich inzwischen über fast allen bewohnten Gebieten erheben, sind weit weg.

Auch das Klima ist besonders gut für hochstehende Astrofotografie. Die Luft ist dünn und trocken. Also fragten die

Ouredniks beim Physikalisch-Meteorologischen Observatorium in Davos an und bekamen die Wetterdaten für das

Münstertal. Es bietet etwa 250 Sonnentage und 130–150 klare Nächte im Jahr. Nächte, in denen Spiralgalaxien und

Kugelsternhaufen für Teleskope und Kameras sichtbar werden.

Tatsächlich fanden die Forscher nach ihrer Rückkehr in Lü nicht nur gute klimatische und atmosphärische Verhältnisse,

sondern auch einen idealen Platz für ihr Zentrum mit Unterkünften und Kuppeln: die nicht mehr gebrauchte Schule in

Lü. Da das Münstertal zusammen mit dem Nationalpark zum Unesco-Biosphären-Reservat Val Müstair/Parc Naziunal

Svizzer gehört, besteht die Aussicht, dass auch in Zukunft der Himmel über diesem Teil von Graubünden dunkel bleiben

wird. So ist der Beitritt der Gemeinde Val Müstair zu Dark Sky Switzerland schon geplant.

3 9

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4 0

Am 12. Dezember 2009 wurde das Alpine Astrovillage Lü-Stailas eröffnet, und

seither stehen die weissen Kuppeln im wachsenden Interesse der Astronomen, Astrofotografen und der Bevölkerung.

Die astronomischen Kuppeln sind motorisiert und werden von erfahrenen Astrofotografen zusammen mit den Wohnungen

gemietet. Die Kuppeln können – wenn das Zentrum vollständig eingerichtet sein wird – vom zentralen Computerraum

übers Internet gesteuert werden und erlauben sowohl die «deep sky»- wie auch die Weitfeld-Fotografie. Astronomische

Spezialkameras stehen hier ebenfalls zur Verfügung, und später soll auf der Südhalbkugel ein weiteres Teleskop stehen.

Damit können Astronomen via Internet auch den Südhimmel fotografieren.

Page 41: Graubünden Magazin Ausgabe 20

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21.00 – 23.30 Konzertabend in den Sponsorenhotels

Sa, 20. August 2011 11.15 – 17.30 Grosses Jazzkonzert auf dem Dorfplatz

18.00 – 23.00 Konzertabend in den Sponsorenhotels

23.00 – 01.00 Late Night Keller-Jazz

So, 21. August 2011 9.30 – 10.30 Jazz-Gottesdienst, Kirche Bel Taimpel

11.30 – 14.00 Konzert im Hotel Arturo

11.30 – 15.30 Konzerte auf Marguns & Muottas Muragl

15.30 – 17.30 Jazz-Apéro auf der Terrasse des

Hotel Chesa Rosatsch

ab 18.30 Goodbye Dinner im Hotel Chesa Rosatsch

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Doch soll das neue Zentrum für Astronomen

auch zur nachhaltigen Entwicklung des Münstertals beitra-

gen. Denn die Kombination von wissenschaftlichen und tou-

ristischen Möglichkeiten macht das Alpine Astrovillage ein-

malig. Das Zentrum wurde zwar als privates Projekt ins

Leben gerufen, doch wird es bald in eine gemeinnützige

Stif tung umgewandelt, die der Ausbildung in Astronomie und

Astrofotografie dient – z.B. auch für Studienaufenthalte oder

Maturaarbeiten. Damit auch angehende Amateurastro-

nomen und sogar Laien die Faszination des Himmels über

Graubünden entdecken können, werden bei klarem Wetter

regelmässig öffentliche Beobachtungsabende organisiert,

und es wird ein Zyklus von drei drei- bis siebentägigen

Einstei ger kursen angeboten. Und selbst Nicht-Astronomen

kommen in Lü im Münstertal voll auf ihre Kosten – denn das

Gebiet eignet sich zum Wandern und Skifahren.

Die ersten, die in Graubünden eine Sternwarte bauten und

dort den Himmel und die Sterne beobachteten, waren die

Menschen der Bronzezeit. In Flims-Falera reihten sie Menhire,

die heute noch von der ewigen Faszination des Menschen

für das Weltall sprechen. Die Geschichte der modernen

Astro nomie von Graubünden begann in Amerika, wo Václav

und Jitka Ourednik das Zentralnervensystem erforschten

und ihren Traum vom eigenen Astrovillage entdeckten.

Doch inzwischen hat die Faszination für den Nachthimmel

und seine Phänomene weltweit zugenommen und ergreift

auch die Schweiz. 2009, während des Internationalen

Jahres der Astro nomie, besuchten Tausende die Stern-

warten. Denn der Himmel gehört – wie die grossartige

Natur – zum Welterbe. Im grössten Kanton der Schweiz, der

mit 27 Bewohnern pro Quadratkilometer zugleich am we-

nigsten bevölkert ist, hat der Himmel eine Chance. Er ist

die Kuppel über einer grandiosen Landschaft und bietet den

Zugang zu einer Welt, die wir in ihrer Tiefe noch kaum er-

forscht haben.

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RDV

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«Ein Russ im Bergell» – ein Freilufttheater von Emil Zopfi und Stefan Keller entführt zu den Anfängen

des Alpinismus.

TExT UND FOTOS MAyA ALBRECHT

vOn sAc-hüTTE Zu sAc-hüTTE

4 7

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4 8

Selten einträchtig sitzen sie da. Weit oben, auf dem Stein, der Gipfel.

Der eine nachdenklich, nach vorne gebeugt, die Hand vor dem Kinn, Bergführer Christian Klucker; der andere, sein Gast,

Baron Anton von Rydzewski, unter Sonnenschirm, herrisch, zufrieden, adrenalinerfüllt. Über ihre Leiter waren sie zunächst

bis unter den Gipfel geklommen. Klucker elegant auf Füssen, Rydzewski auf dem Hosenboden, fluchend und mit viel

Seilzug und Spott von oben. Für den Gipfel selber lässt Klucker seinem Gast wie üblich den Vortritt. Nun sitzen sie ne-

beneinander oben an der Gipfelkante: Führer und Gast, ihre Beine baumeln in der Luft.

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t h e a t e r a m b e r g

Verbunden durch Seil und Abhängigkeit

«Oben», das ist genau ein Meter über dem Boden. Blocksteingelände ist die Freiluftbühne, auf der Klucker und Rydzewski

für eine Stunde auferstehen, um dem Theaterpublikum ihre Geschichte zu erzählen. Sie erklimmen Gipfel und schenken

sich gegenseitig gar nichts.

Rydzewski: «Klucker drückt mir von seinen aufwallenden Gefühlen übermannt kräftig die Hand und spricht mir seinen

Dank aus.» «Bleib bei der Wahrheit, alter Fuchs! Er selber streckte mir die Hand entgegen.» (Klucker)

Ihr ständiger Begleiter war das gegenseitige Misstrauen. Zänkereien und Beleidigungen prägten ihre zehn «Campagnen».

Getrieben waren sie vom gemeinsamen Ziel, die Gipfel, Grate und Couloirs der Sciora-, Albigna- und Fornogruppe im

Bergell zu meistern. Verbunden waren sie durch das Seil, durch ihre gegenseitige Abhängigkeit und tiefe Abneigung.

Getrennt im Streit und durch unüberwindliche Standesunterschiede waren Klucker und Rydzewski zwei Charaktere, die

unterschiedlicher nicht sein konnten.

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5 1

Wandertheater auf Freiluftbühne

Die Bündner Schauspieler René Schnoz und Gian Rupf schlüpfen in die Rollen von Bergführer und Baron. Unter freiem

Berghimmel spielen sie die wahre Geschichte dieser seltsamen und tragischen Seilschaft, die von 1891 bis 1900 zehn

Jahre dauerte und die in zahlreichen Erstbesteigungen und in endlosen Zänkereien gipfelte. Verpackt ist das Ganze in

dem Stück «Ein Russ im Bergell». Geschrieben haben es Emil Zopfi und Stefan Keller, basierend auf den Originaltexten

von Klucker und Rydzewski.

Als Wandertheater ziehen die Preisträger des SAC-Kulturpreises 2010, Rupf und Schnoz, mit dem Stück im Sommer

2011 zu Fuss von SAC-Hütte zu SAC-Hütte. Durch vier Kantone (GR, UR, GL, SG) und drei Sprachregionen. 15 Tage lang

zaubern sie als Christian Klucker und Baron Anton von Rydzewski das Publikum zurück in die Anfänge des Alpinismus

und hinein in die ewig gleichbleibenden Auseinandersetzungen am Berg.

«Der Badile dort drüben… – was meinen sie Klucker? – Glauben Sie, wir schaffen diese Kannte irgendwann doch noch?

Ein Sonderlohn von … Hundert Franken sei Ihnen hiermit versichert.» (Rydzewski)

«Hundert Frangge für en Mehlsagg – no grazie!» (Klucker)

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Page 52: Graubünden Magazin Ausgabe 20

ihr traum wird wahr ...

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Page 53: Graubünden Magazin Ausgabe 20

d e s i g n

5 3

Alexander Curtius bewegt sich mit seinen Kreationen in einem Grenzbereich zwischen freier Skulptur und an-

gewandtem Design – zwischen Kunst und Handwerk. Idyllischer könnte die Werkstatt des Kunstschaffenden

nicht sein: Sie liegt hochalpin, weit über Scuol im Niemandsland, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen.

TExT NADJA WIELATH | FOTOS MAyK WENDT

EInE LIEGE WIRD ZuR WOhnsKuLpTuR

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Die Liegen von Alexander Curtius überzeu-

gen durch eine archaische Präsenz. Direkt aus einem mas-

siven Arvenstamm herausgeschnitten, verleiht er dem Holz

durch intensive Verarbeitung eine feine, sich dem mensch-

lichen Körper annähernde, ihm umschmeichelnde Form.

Das ist eine der drei Arten seiner unterschiedlichen Her-

stellungsmethoden. Die Liegen werden immer aus dem glei-

chen Formprinzip aufgebaut. Nebst dem Herausschnitzen

aus den massigen Stämmen erstellt er Liegen nach dem

Duktaprinzip oder setzt die gesamte Liege aus einzelnen

Klötzen in aufwendiger Kleinstarbeit zusammen.

Curtius, ein gebürtiger Deutscher, etablierte sich in Scuol

als Werklehrer und freischaffender Künstler und schuf sich

einen Namen. Vor zwei Jahren fand er sein ideales Atelier in

über 1250 Metern luftiger Höhe. Hoch über Scuol liegt,

abgelegen auf einer Wiese, eine Pfadihütte. Dahinter hat

sich der Designer in einer zweiten kargen Hütte eingemietet.

Im Rücken umgeben ihn die Wiesen, Bäume und Berge, in

der Front hat er freie Sicht, so weit das Auge reicht. Es ist

sein alpines Himmelreich. Hier arbeitet er zu jeder Tages-

und Jahreszeit, grösstenteils im Freien. Minustemperaturen

können dem Naturburschen nichts anhaben, solange er sich

bewegt und arbeitet, ist ihm schön warm. Den leicht beheiz-

baren Raum der Hütte nutzt er mehr für sein Werkzeug, als

Materiallager, sowie für Feinarbeiten.

Curtius Skulpturen und Möbel sind aussergewöhnlich und

tragen eine eigene Handschrift. Bei seinen Arbeiten legt er

ein Schwergewicht auf seine Wahrnehmung: «Auf meinen

Entdeckungsreisen in den Wäldern erhalte ich eine Ahnung

von der inneren Dimension des Holzes», erklärt er. «In der

Werkstatt aber greife ich je nachdem massiv in diese

Struktur ein. So kann sich eine zwei Meter grosse Wurzel

letzten Endes auf eine nur einen Meter grosse reduzieren.

Dabei versuche ich immer eine Form, einen Schwung zu

finden, der bereits im Holz vorhanden ist, und nicht etwa

meine Vorstellung in das Holz zu projizieren.» Der emotio-

nale Beginn seiner Arbeit, der für den Künstler sehr wichtig

ist, beschreibt er folgendermassen: «Du gehst an einem

alten abgewaschenen und vergrauten Stück Holz vorbei, das

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5 6

d e s i g n

im Bachbett von Steinen halb eingegraben ist. Irgendetwas hält dich. Du schaust genauer hin: Eine Bewegung in der

Form erhascht deinen Blick und dein Interesse ist geweckt.» Der Designer arbeitet ausschliesslich mit einheimischen

Hölzern, die in der Schweiz, in unmittelbarer Nähe von ihm wachsen. Sehr oft verarbeitet er Fund- und Schwemmhölzer

sowie Wurzeln, die er zu Skulpturen verwandelt. Er beschäftigt sich primär mit Formen, die in Bewegung sind, mit flies-

senden, organischen Formen. Genau diese sind auch bei seinen Liegen, die wie anmutende Skulpturen daliegen, der

zentrale Punkt. Curtius möchte das Holz – eigentlich lebloses Material – wieder in Bewegung bringen. Das gelingt ihm

besonders gut bei seinen Holzliegen, in denen man sich schaukeln und wie auf Wellen wiegen lassen kann.

Alexander Curtius ist experimentierfreudig und entwickelt sich immer weiter. Seinen runden, fliessenden und ergono-

mischen Formen blieb er aber immer treu. Und so schuf er ein unverkennbares Möbelstück: die Holzliegen. Mit ihnen

schuf er sich einen Namen, und so manches Wellnesshotel führt seine Liegen im Ruheraum, wo Zeit zum Relaxen ist,

wo natürliche Materialien gefragt sind und auch das Auge mit einem besonderen Schmaus erfreut werden möchte. Die

ersten Liegen waren aus einem Baumstamm, aus Hölzern wie Nussbaum, Arve oder Pappel gefertigt. Curtius Erfin der-

Page 57: Graubünden Magazin Ausgabe 20

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geist ruhte sich trotz des Erfolges nicht aus und suchte weiter nach neuen Varianten. So entstanden die «Klötzli-Liegen».

Sie wurden zum Renner an der Designermesse «Blickfang» in Zürich. Er schuf einen Gegentrend zum allgegenwärtigen

Retro-Chic. Sein Sortiment wurde durch andere Möbelstücke wie dem Kugelsessel bereichert. Ein Sessel aus einer

Kugel, in den man sich hineinkuscheln und bewegen kann wie auf einem Sitzball. Seine geschnitzten Liegen und Sessel

sind eine Mischung von Le-Corbusier-Sachlichkeit und Robinson-Romantik, es sind «Wohnskulpturen», die aus der Masse

stechen. Seine neusten Kreationen beschreiten ganz andere Wege: Es handelt sich um ein edel wirkendes Waschbecken

aus Arvenholz, versiegelt mit Epoxyd-Harz. Aus seiner Liege, wo es sich bequem liegen lässt, war der Schritt zu einer

ergonomischen Holzbadewanne nicht mehr weit. «Das ist mein neustes Experiment», sagte er bei einer Sanitärfirma,

als er die Wanne vorstellt. Das Experimentieren und Erfinden liegt ihm – und der Erfolg gibt ihm Recht. Letztes Jahr

wurde er für den Prix Jumelles der «Fondation Jumelles» nominiert. Diese Preisvergabe soll das Scheinwerferlicht auf

Designer werfen, die klassische Werkstoffe materialgerecht verarbeiten und daraus aussergewöhnliche Dinge schaffen.

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Curtius absoluter Traum wäre, eine eigene Möbelmarke zu lancieren, die in grösseren Serien hergestellt und europaweit

vermarktet wird. «Ich möchte einen unverkennbaren Stil entwickeln und diesen auf Sitzmöbel und Tische übertragen»,

wünscht er sich. Um dieses Ziel zu erreichen, ist für Curtius eine Arbeitsteilung notwendig. Deshalb strebt er eine

Auslagerung und Professionalisierung der Produktion sowie des gesamten Marketings an. Somit könnte er sich ganz

dem Design und der Ideenfindung widmen. «Bis jetzt war es ein 1-Mann-Betrieb, nun ist die Zeit gekommen für die

nächste Stufe, daran arbeite ich im Moment.» Deshalb verlässt er für ein paar wenige Mal seine Idylle im Unterengadin

und präsentiert seine Werke an Design-Messen, in Möbelhäusern, Wellnesshotels etc. Seine Skulpturen und Liegen

zieren auch Schaufenster und sind Teil von Ausstellungen. Im Unterdorf in Scuol, im Atelier Cantröven, einer umgebauten

Scheune, ist eine repräsentative Auswahl aus seinem künstlerischen Schaffen zu sehen. Zudem vermittelt er in

seinen Kursen sein ganzes Wissen rund um das Handwerk und die Kunst, sodass danach sogar jeder Schreibtischakrobat

und Nichthandwerker stolz mit seinem eigenen Kunstwerk nach Hause fahren kann.

Alexander Curtius, www.alexandercurtius, [email protected], Tel. +41 (0)81 860 06 94

Page 59: Graubünden Magazin Ausgabe 20

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Page 60: Graubünden Magazin Ausgabe 20

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Page 61: Graubünden Magazin Ausgabe 20

6 1

r u b r i k

Alp Grüm bedeutet «Erdhügel». Das wäre sie wohl auch geblieben, hätten nicht einst Bahnpioniere eine Vision

verfolgt: Die weltberühmte Berninabahn sollte ohne Scheiteltunnel über den Pass führen, damit sich Touristen

an den atemberaubenden Ausblicken auf das Berninamassiv und seine Gletscher erfreuen können.

TExT DAMIAN ZINGG | FOTOS ANDREA BADRUTT

bALKOn DER WELT

6 1

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r u b r i k

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Primo Semadeni ist im Engadin aufgewachsen. Auf dem Puschlaver Maiensäss seiner

Grosseltern half er oft beim Heuen. Dabei hatte er immer den Palügletscher auf der anderen Talseite vor Augen. Nie

hätte er gedacht, dass er Jahrzehnte später in dieser Region ein besonderes Haus führen würde. Semadeni bezeichnet

sich nicht als Eisenbahnfan. Und doch folgte sein Berufsleben den Gleisen der Rhätischen Bahn: Nach einer Kellnerlehre

arbeitete er im Speisewagen des Glacier-Express. Später führte er das Bahnhofbuffet Samedan. Dann übernahm er die

Gaststätte beim Bahnhof Bever. Eigenhändig renovierte er das alte Gebäude. Heute heisst das heimelige Restaurant «da

Primo».

e r l e b n i s

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r u b r i k

Tagtäglich fährt der Bernina-Express vor seinem Restaurant vorbei. Früher zuckte Semadeni dabei nur mit den Schultern.

«Dann kam jemand von der RhB und meinte, ich könnte doch auch den Gastrobetrieb im Bahnhof Alp Grüm übernehmen.

Ich antwortete mit einem ironischen Ja, sicher, denn ich hatte mit meinem Restaurant da Primo in Bever genügend zu

tun.» Seine Gesprächspartner hatten keinen Sinn für Ironie und unterbreiteten ihm einen konkreten Vorschlag. Kurz darauf

übernahm Primo Semadeni denn das Albergo Ristorante «Alp Grüm» auf der Südseite des Berninapasses. «Zuerst dachte

ich, da hast du dir etwas eingebrockt! «Alp Grüm» ist nur per Bahn oder zu Fuss erreichbar – das bedeutete besondere

logistische Herausforderungen. Ich wusste auch nicht, ob ich qualifiziertes Personal finden würde, das an diesem abge-

schiedenen Ort arbeiten und leben möchte.»

Page 64: Graubünden Magazin Ausgabe 20

r u b r i k

6 4

Nach Ospizio Bernina rattert der Bernina-Express dem Ufer des Lago Bianco entlang.

Dann führt die Strecke plötzlich steil bergab. Bei Pozzo del Drago, dem Drachenloch, öffnet sich der Blick auf den Palü-

gletscher. Einige Kurven später hält der Zug im Bahnhof Alp Grüm. Das Empfangsgebäude mit Restaurant und Hotel ist

aus wetterfestem, massivem Stein gemauert. Es hält jedem noch so heftigen Wintersturm stand. Die Fensterläden sind

genauso rot gestrichen wie die Wagen des Trenino Rosso. An der Fassade grüsst ein Schild in japanischer Sprache. Ein

Zeichen der Verbundenheit mit der japanischen Hakone Tozan Railway. 1912 studierten japanische Ingenieure den Bau der

Berninalinie vor Ort. Der Streckenverlauf mit zahlreichen Kehrschlaufen inspirierte sie zum Bau der Hakone-Gebirgslinie.

Gleich nach dem Bahnhof führt das Gleis in einer 180-Grad-Kehrschlaufe in die Tiefe, hinunter zum Ausweichbahnhof

Cavaglia. Früher hielt man dort Pferde und Maultiere bereit, um bei Betriebsstörungen Passagiere evakuieren zu können.

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r u b r i k

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft spielen für den

Besucher der Alp Grüm keine Rolle mehr. Man wähnt sich

in einer wohltuenden Zeitlosigkeit. Da sitzt man auf der

Terrasse, 2091 Meter über Meer, umgeben von schneebe-

deckten Gipfeln des Berninamassivs. Gegenüber stürzt das

Schmelz wasser des Palügletschers tosend über senk-

rechte Fels wände. Unten, im Lagh da Palü, sammelt sich

die weisslich schimmernde Gletschermilch, bevor sie

Richtung Adria abfliesst. Südwärts überblickt man das ge-

samte Puschlav, am Horizont zeichnen sich die Bergamasker

Alpen ab. Die Luft ist frisch und klar. In dieser Ruhe und

Erhabenheit kann man die Seele herrlich baumeln lassen.

Wahrlich, auf diesem Balkon der Welt wähnt man sich dem

Himmel nahe.

Ein solcher Ort ist prädestiniert für Wunder. Für die Öster-

reicherin Elisabeth Erber ist am Bernina ein Traum in Erfül lung

gegangen. Sie träumte immer schon von einem speziellen

Arbeitsort, fernab der Zivilisation, in einem besonderen Haus.

Semadeni ist stolz auf seine pfiffige Geschäftsführerin: «Man

muss «Alp Grüm» lieben, denn abends kann man nicht weg.

Im Winter verunmöglicht der Schnee sogar einen Spaziergang

ums Haus. Es gibt keine Unter haltungsmöglichkeiten weit und

breit.» Das ist auch nicht nötig, denn im Berghaus trifft man

interessante Gäste aus aller Welt: Kürzlich war eine

Delegation der Hakone Tozan Railway zu Gast. Ebenso das

ZDF mit Horst Lichter von «Laver!Lichter!Lecker». Schrift-

steller schöpfen in der besonderen Atmosphäre von «Alp

Grüm» Kreativität, Eisenbahnfans jagen Zügen hinterher,

Berg sportler und Naturliebhaber schätzen die Lage mitten

im Gebirge. Frisch Verliebte und Hochzeitsjubilare verbringen

in dem einzigartigen Bahnhofshotel gerne ein Kuschel wochen-

ende. Zudem gibt es im Massenlager preiswerte Schlaf-

gelegenheiten für Familien und Gruppen.

Im Restaurant serviert das Team von Geschäftsführerin

Elisabeth Erber lokale Spezialitäten, frisch zubereitet mit re-

gionalen Produkten. Die Rhätische Bahn veranstaltet im

Winter Vollmondfahrten nach «Alp Grüm», wo die Gäste ein

vorzügliches Gletscherfondue geniessen können.

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r u b r i k

6 6

Alles, vom ringförmigen Puschlaverbrot bis zum Salat, wird mit dem Zug angeliefert. Auch der Veltliner

von La Torre, der in dieser Höhe besonders gut schmeckt. Schwere Frachten fliegt ein Helikopter von Air Grischa ein. Die

exponierte Lage von Alp Grüm wird besonders bei schwieriger Witterung deutlich. Im vorletzten Winter blieb die

Bahnstrecke vier Tage geschlossen. Jürg Denoth, Basisleiter und Heli-Pilot der Air Grischa, evakuierte die eingeschneiten

Gäste. «Nach seiner Landung bei der Kehrschlaufe stieg er aus dem Cockpit. Plötzlich sah ich ihn nicht mehr. Jürg war bis

zur Brust im Schnee eingesoffen!» lacht Semadeni. «‘Alp Grüm’ bietet jedem Besucher einzigartige Erlebnisse!»

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6 6

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Page 68: Graubünden Magazin Ausgabe 20

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Der Churer Architekt Thomas Domenig sen. hat die «Twin Towers» in Chur City West schon Anfang der 90er-

Jahre mit seinem Büro geplant. Ihn freut es, dass mit der Realisierung das ganze Quartier Chur West aufge-

wertet wird. Denn neben einer verbesserten verkehrsmässigen Anbindung entstehen ein grosses Shopping

Center, attraktive Wohnungen, ein Hotel sowie eine Altersresidenz.

TExT SEBASTIAN K IRSCH | FOTOS ANDREA BADRUTT

EIn nEuEs quARTIER EnTsTEhT

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W i r t s c h a f t

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Derzeit wird kräftig an der neuen

«Skyline» der Stadt Chur gearbeitet. In unmittelbarer Nähe

der Autobahnausfahrt Chur Süd entstehen nämlich zwei

weit hin sichtbare Wohn türme, die Teil der Grossüberbauung

City West sind. Jede Woche kommt ein neues Stockwerk

dazu und erst beim 24. Stockwerk oder bei 79,9 Metern ist

Schluss. Dieser urbane Touch mag zwar die einen oder an-

deren Feriengäste etwas irritieren, für die Stadt Chur stellen

die «Twin Towers» aber eine städtebauliche Bereicherung dar.

Denn mit der Über bauung City West bekommt ein ganzes

Stadtquartier ein neues Gesicht sowie ein hochfunktionales

Zentrum, welches einen eigentlichen Gegenpol zur pitto-

resken Altstadt bildet.

Emsiges Treiben herrscht auf der Grossbaustelle: Wie von

Zauberhand betätigt, versetzen die drei grossen Kräne Bau-

materialien, setzen Paletten mit Verpackungsmaterial an der

Strasse ab oder liefern Nachschub in den 18. Stock. Auch das

Entladen der tonnenschweren Fracht eines LKW funktio-

niert reibungslos. Über 220 Arbeiter sind mit den verschie-

densten Tätigkeiten beschäftigt: vom Leitungsverlegen im

Unter grund bis zum Einsetzen der ersten Fenster oder der

Armierung der obersten Betonplatte in luftiger Höhe. Doch

trotz der enormen Betriebsamkeit, von Hektik keine Spur:

«Die Arbeiten schreiten planmässig voran», bestätigt Thomas

Domenig vom Architekturbüro Domenig & Domenig. Am

11.11. um 11.11 Uhr soll das rote Band an den Eingangstüren

des Shopping Center durchtrennt werden, welches vom

Gross verteiler Coop betrieben wird.

Während die «Twin Towers» mit einem Stockwerk pro Woche

in die Höhe getrieben werden, sorgt im Untergrund die IBC

Energie Wasser Chur dafür, dass die Energiezentrale pünkt-

lich fertiggestellt wird. Um den enormen Energie- und Wär me-

bedarf der gesamten Liegenschaft und weiterer an gren zen-

der Gebäude effizient und ökologisch sinnvoll zu decken,

installiert die IBC ein sogenanntes Blockheizkraftwerk: «Als

Betreiber garantieren wir den zuverlässigen Betrieb der

Anlage, die auch völlig autonom arbeiten kann», betont Martin

Derungs, Leiter Marketing & Verkauf der IBC.

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W i r t s c h a f t

«Hochhäuser stellen für mich etwas ganz Besonderes dar. Sie zeugen von Grösse und Fortschritt.

Und wer einmal die freie Aussicht aus einem Hochhaus erlebt hat, kann sich dieser Faszination nur schwer entziehen»,

sagt Thomas Domenig sen. Domenig hat im Churer Rheinquartier bereits in den 70er-Jahren seine ersten Hochhäuser

realisiert. Angesichts der immer prekäreren Bodenknappheit machen Hochhäuser gerade dann Sinn, wenn sie aus

einem Gesamtkonzept her entstehen: «Ich bin überzeugt, dass der Mix aus Geschäftshaus, Restaurant, Wohnhaus,

Hotel und Altersresidenz den Nerv der Zeit trifft. Die Menschen werden alles an einem Ort vorfinden und müssen keine

grossen Wege mehr gehen, um ihre Besorgungen zu machen. Deshalb macht hier auch eine Altersresidenz Sinn. Als

alter Mensch ist man so im Zentrum des Geschehens und wird nicht irgendwohin abgeschoben», so Domenig.

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Die Stadt Chur ist in den letzten Jahrzehnten nicht schnell, aber kontinuierlich gewachsen. Das zeigt sich allein daran,

dass Hunderte neuer Wohnungen entstanden und nochmals neuer Wohnraum für über 1500 Menschen entstehen

soll. Als Kantonshauptstadt hat sich Chur nicht nur zu einem Dienstleistungszentrum, sondern auch zu einem wichtigen

Bildungsstandort in der Ostschweiz entwickelt. Doch Chur hat bei seinem Wachstum ein grosses Problem – der

Boden ist aufgrund der geografischen Verhältnisse sehr knapp. So hat Chur grosse Schwierigkeiten, ansiedlungswilligen

Firmen Baugrundstücke zur Verfügung zu stellen.

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Die Schlossoper Haldenstein 2011 feiert am 5. August Premiere mit Verdis «La Traviata» – erstmals unter

starker Bündner Prägung. Die Regisseurin und ihr Assistent, der Bühnenbauer und die Hälfte der Orchester-

besetzung sind einheimische Musikerinnen und Musiker.

TExT UND FOTOS WALTER SCHMID

«LA TRAvIATA» vOn bünDnERn GEpRäGT

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k u l t u r

«Bereits bei den Vorbereitungen für die diesjährige Schlossoper

hat sich der Vorstand zum Ziel gesetzt, die Produktion unter der Regie einer Bündner Persönlichkeit zu realisieren», so

Dorothe Reinhart-Steinbeck, Präsidentin der Kammerphilharmonie Graubünden. Aus einer Reihe von Namen und nach

diversen Recherchen sei dann entschieden worden, für die Regiearbeit von «La Traviata» Barbara-David Brüesch nach

Haldenstein zu verpflichten. Sie sei schon ein wenig stolz über dieses Engagement, sagt die Auserwählte. Und einen

weiten Weg muss sie auch nicht gehen. Schliesslich ist sie in Chur aufgewachsen und hat einst hier für ihren Beruf Feuer

gefangen, «in der Dramatischen Kantonsschülergruppe, bei der Klibühni, bei den Freilichtspielen Chur, bei der Künst-

lergruppe In Situ», erinnert sich Barbara-David Brüesch. Regie studierte sie danach an der renommierten Hochschule

für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Seither hat sie an diversen Bühnen im deutschsprachigen Raum inszeniert, u.a.

im Theaterhaus Gessnerallee Zürich, in den Sophiensaele Berlin, im Roten Salon der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-

Platz Berlin, am Neumarkt Theater Zürich, Stadttheater Chur, am Stadttheater Bern, am Schauspielhaus Wien und an

den Staatstheatern Mainz und Stuttgart. 2008 wurde Barbara-David Brüesch mit dem Karajan-Preis, dem Förderpreis

der Stadt Chur sowie dem Studentenpreis der Stadt Berlin ausgezeichnet.

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Spezielle Herausforderungen

Nach modernen Dramen, Shakespeare, Klassikern und Romanadaptionen ist die Gattung «Oper» für sie eine neue Heraus-

forderung. Sie sei fasziniert von dieser Kunstform, obwohl die Arbeit völlig anders sei als beim Schauspiel. «Bei der Oper

werden Abläufe durch klar vorgegebene Zeitraster der Musik bestimmt», so die 36-jährige Regisseurin. «Dazu kommt,

dass die Opern-Akteure allein vom Stil her ganz anders an ihre Aufgaben herangehen als die Schauspieler, weil sie vor

allem auch noch singen.» Als einmalig an der Schlossoper bezeichnet Barbara-David Brüesch die tolle Atmosphäre und

Arbeit mit den jungen Künstlerinnen und Künstlern. Das mache es zwar nicht einfacher, denn sie seien relativ unerfahren

und bräuchten noch Hilfe in schauspielerischer Hinsicht. «Aber alle wollen diese Chance an der Schlossoper packen und

arbeiten entsprechend ehrgeizig auf die Aufführungen hin».

Eine zusätzliche Herausforderung für alle Beteiligten besteht darin, dass neben den Proben mit allen Doppelbesetzungen

im Grunde genommen zwei verschiedene Inszenierungen für «La Traviata» nötig sind. Brüesch: «Die eine für die Bühne

im Schlosshof, die andere für die Schlechtwettervariante im Theater Chur, wo die Gänge der Akteure völlig anders sind.»

Seit dem 27. Juni laufen die Probenarbeiten im Schlosshof Haldenstein und im Theater Chur. Unterstützung in ihrer

Arbeit erhält Barbara-David Brüesch vom 31-jährigen Regieassistenten Curdin Casutt. Für den waschechten Bündner

ist die Schlossoper sein erster Wirkungsort in Graubünden. Aufgewachsen in Thusis, hat er eben das Studium der Musik-

wissen schaften an der Uni Zürich abgeschlossen – mit Spezialgebiet Oper.

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«Endlose» Bühne

Das ganze Team rund um die Schlossoper Haldenstein hofft natürlich, dass sämtliche Aufführungen zwischen dem

5. und 24. August unter klarem Sternenhimmel in Haldenstein zur Aufführung gelangen – nicht einzig aus Witterungs-

gründen. Denn zum aussergewöhnlichen Ambiente des Renaissance-Schlosses mit der ungewöhnlichen Raumsituation

des Innenhofes gesellt sich eine ausgefallene Bühne. «Hier ist an den bisherigen fünf Opernaufführungen in Sachen

Bühnen bild eigentlich schon alles gemacht worden», sagt Barbara-David Brüesch «Wir wollten etwas anderes, etwas,

mit dem mehr Dynamik ins Spiel gebracht werden kann.» So kamen der Innerschweizer Bühnenbildner und Ausstatter

Damian Hitz und die Regisseurin – die beiden sind dank zahlreicher früherer Theaterproduktionen ein eingespieltes

Team – auf die Idee der wie ein Laufsteg rund um den Brunnen im Innenhof angelegten Bühne. «Das ermöglicht viel

Bewegungsraum für die Sängerinnen und Sänger», so Barbara-David Brüesch, «und durch die aussergewöhnliche

Konstruktion werden auch besondere Effekte möglich sein». Für die Verantwortlichen der Schlossoper habe es jedoch

eine Reihe von Besprechungen und intensive Verhandlungen gekostet, bis es für diesen einmaligen Bühnenentwurf die

Gewissheit einer Realisierung gegeben habe, gesteht die Präsidentin der Kammerphilharmonie Graubünden.

Doppelte Schweissarbeit

Aussergewöhnlich an der Bühne ist nicht nur die Anordnung, sondern auch die komplett in Stahl gebaute Konstruktion.

Bühnen bildner Damian Hitz hat das Modell dem in Chur ansässigen Stahlkonstrukteur Tinu Bieri übergeben, der die fünf

Tonnen schwere Bühne im Zeitraum von sechs Wochen gebaut hat. Auf dem Areal der Firma Weber in Chur wurden die

verschiedenen Elemente zusammengeschweisst. Die geforderte Stabilität erreichte der Metallbauspezialist durch zusätz-

lich angebrachte Verstrebungen und Verstärkungen auf dem Montageplatz. Zum Vornherein sei klar gewesen, so Tinu

Bieri, dass die Bühne nicht via Strasse, sondern per Helikopter nach Haldenstein gebracht würde. «Die Tore in den

Schloss hof wären zu eng gewesen und der Lastwagen transport zu umständlich.» Also zerlegte Bieri die Bühne mit der

Trennscheibe auf dem Weber-Areal wieder in fünf Teile. Eines nach dem andern wurde am 20. und 21. Juni mit dem

Helikopter rund um den Brunnen im Schlosshof niedergelegt. Ein schweisstreibender Kraftakt nicht nur, was die Muskeln

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anbetrifft. «Bis alle Teile hier waren, hat es schon einiges an

Nerven gebraucht», gesteht Bieri. Ihm und Damian Hitz steht

die Erleichterung danach ins Gesicht geschrieben, dank

perfekter Platzierung durch das Heli-Team und der Pass-

genauigkeit der einzelnen Elemente.

Musik aus der Bühnenmitte

Längst haben Tinu Bieri und Damian Hitz im Schlosshof die

Bühnenelemente wieder zusammengeschweisst, die Kon-

struk tion «ins Lot» gebracht und die Abschlussarbeiten vor-

genommen. Längst auch hat die Möbelwerkstatt Viamala

die Publikumstribünen erstellt und die Holzarbeiten rund um

die Stahlbühne abgeschlossen – und im Oval des Bühnen-

innerns den Boden für das Orchester bereitet. Die 33-köpfige

Kammerphilharmonie Graubünden – darunter 15 «astreine

Bündner» – unter der Leitung ihres Dirigenten Sebastian

Tewinkel wird von diesem zentralen Punkt aus Verdis Musik

zu «La Traviata» spielen und die Sängerinnen und Sänger

aus Deutschland, Italien, Russland, Slowenien, Südkorea,

Ungarn und der Schweiz begleiten.

Die Präsidentin der Kammerphilharmonie Graubünden ist

überzeugt, «dass im August mit Verdis «La Traviata» dank

des aussergewöhnlichen Bühnenbilds, der hervorragenden

Besetzung und der starken Prägung durch Bündner Kunst-

schaffende dem Publikum eine ganz besondere Opern pro duk-

tion präsentiert wird».

Aufführungen

Premiere: 5. August 2011, 20 Uhr

Weitere Vorstellungen: 6./9./10./12./13./17./20./2

3./24. August 2011, 20 Uhr, Schloss Haldenstein.

Werkeinführung Sonntag, 31.7.2011, 11 Uhr

Bei schlechter Witterung findet die Vorstellung / Einführung

im Theater Chur statt.

Tickets

Chur Tourismus, Informationszentrum Bahnhof Chur, oder

über Tel. 081 254 50 60, online unter www.schlossoper.ch

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Soglia sul paradiso: Das Bergell – Die Schwelle zum Paradies

«Da verschmelzen die felsigen Joche und die ewigen Gletscher mit dem zarten Duft der Triften und dem tiefen Grün

der Arvenwälder, und der blaue Himmel spiegelt sich in Seen, die noch hundertmal blauer sind als der Himmel.»

(Giovanni Segantini über das Bergell)

TExT JOSEF GADIENT | FOTOS ANDREA BADRUTT

sOGLIA suL pARADIsO

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Überquert man vom Engadin herkommend den steilen Malojapass, findet man sich – kaum hat

man das Hochtal verlassen – unvermittelt in einer völlig anderen Welt.

In der Luft liegt das Parfüm des Südens, ein schwerer Geruch bereits südländischer Gewächse. Ein wenig milder schon

erscheint das Licht. Blickt man um sich, erheben sich jäh die steilen felsigen Wände hin zu den eleganten weissen Gipfeln

der mächtigen Sciora-Gruppe. Sogleich wird man ein wenig ruhiger und stiller in dieser abgeschlossenen Oase der Extreme.

Die Wiege der Kunst

So wie uns mag es denn auch den zahlreichen Künstlern und Literaten ergangen sein, die sich über die Jahrhunderte

hinweg im Bergell aufgehalten und ihre Inspiration gesucht und gefunden haben. Ihre lebendigen Spuren lassen sich noch

heute auf Schritt und Tritt verfolgen. So fasziniert beispielsweise ein Besuch im Atelier Giacometti in Stampa oder im

Museum Ciasa Granda, in der einige Werke des bekannten Malers und seiner Kinder zu sehen sind, oder gar ein Besuch

des Familiengrabes der weltbekannten Künstlerdynastie in Borgonovo.

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In Soglio wiederum, einem kleinen Bergdorf, gelegen auf einem sonnigen Plateau über Promontogno, scheint die Zeit

stillzustehen. Hier, im 1630 von Baptista von Salis erbauten Palazzo Salis, haben angesichts des wundervollen Blickes

über das Tal Rainer Maria Rilke und Friedrich Nietzsche gedichtet und gedacht. Der Wahlbergeller Giovanni Segantini

fand hier die Inspiration zu seinem mächtigen Alpentryptichon, das heute im Segantini Museum in St. Moritz zu besich-

tigen ist. Wer den Genius Loci, das Flair und die Atmosphäre des Palazzo Salis sowie diverse kulinarische Köstlichkeiten

geniessen möchte, kann dies im alten Gemäuer, das mit viel Liebe zum Detail erhalten wurde und heute als gediegenes

Hotel geführt wird, noch immer tun.

Mit Varlin fand in Bondo ein weiterer Künstler und Denker die Liebe zu seiner Frau und die tiefe Zuneigung zum einfachen

zurückgezogenen Dasein sowie den Menschen in diesem Tal.

Diese Zuneigung zu seiner neuen Heimat und ihren Bewohnern schlug sich denn auch im riesenhaften Gemälde

«Die Leute meines Dorfes» nieder, das heute in der Ciasa Granda zu bestaunen ist.

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Die Liebe zwischen einem jungen Bergeller Zolleinnehmer und einer jungen Dichterin war es dann auch,

die im 19. Jahrhundert Architektur von Weltformat ins abgelegene Bergtal brachte: Gottfried Semper, damals weit über

die Landesgrenzen hinaus bekannter Professor am Polytechnikum in Zürich, verwirklichte den Lebenstraum des jungen

Ehepaares und erbaute im italienischen Stil von 1863 bis 1864 die Villa Garbald. Lange in Vergessenheit geraten, wurde

diese Trouvaille in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich renoviert und steht heute für Führungen offen.

Der Weg durchs Paradies – zu Fuss – mit dem Seil – oder auch by bike

Nebst kulturellen und historischen Sehenswürdigkeiten lädt das Bergell mit seinen über 180 Kilometern gut ausgebauten

Wanderwegen zu ausgedehnten Wanderungen und Touren entlang der idyllischen Ufer der Maira, durch die ausgedehnten

duftenden Kastanien- und Nadelwälder bis an den Fuss der mächtigen Berge, die das Tal umschliessen.

Der wohl bekannteste Weg, die «panoramica», führt in höherer Lage der Sonnenseite des Tales entlang und lässt den

wackeren Wanderer über Stunden die einzigartige Sicht über das Tal hinaus sowie den Blick auf die imposante Sciora-

Gruppe erleben.

n a t u r

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Aber auch auf den Spuren der Römer und

Schmuggler oder aber auf diversen Lehrpfaden lässt sich das

Tal auf weiteren abwechslungsreichen Wegen durchwandern.

Wer vor den steilen und steinigen Felsformationen und den

eisigen Gletschern nicht haltmachen möchte, findet ein

Kletter paradies vor, das seinesgleichen sucht.

Mit seinen drei alpinen Seitentälern Forno, Albigna und

Bondasca, in denen weit über 30 Gipfel variantenreiche, ein-

zigartige und bizarre Felsstrukturen bieten, ist das Bergell

das Paradies eines jeden Alpinisten.

Bergell by Bike: Ob steile Auf- und Abstiege oder gemütliche

flache Strecken, das gesamte Tal lässt sich mit dem Bike auf

ausgeschilderten Trails bis hinauf ins Engadin durchfahren.

Ob nur ein kühler Drink, Kultur oder eine einheimische

Spezialität: Für die notwendige Erholung auf anspruchsvollen

Touren sorgt ein Halt in einem der Dörfer, welche an den

Routen liegen. Für Gäste im fortgeschrittenen Alter oder für

jene, die es weniger ambitioniert, dafür einfach nur gemütlich

lieben, hält das Hotel «Pranzaira» in Vicosoprano E-Bikes

bereit, die mit halber Kraft in der Pedale den vollen Genuss

möglich machen.

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Von Chur aus führt die Strasse hundertmal gebogen über den Valbella- zum Julierpass – oder, wenn man in

Lenz, noch vor Tiefencastel, über Brienz ostwärts weicht, in die Davoser Landschaft und zum Albula. Kurz

vor der Passhöhe liegt das Dorf Parpan, umgeben von einem Tannenkranz südwest- und einer feuchten

Ebene ostwärts zum Heimberg hin. Diese offene Ebene wurde im Gegensatz zum alten Dorfkern, der wohl

beschützt sich an den Kirchenhügel bei der alten Saum- und Poststrasse schmiegt, wegen des permanenten

Luftzugs früher kaum bebaut, sondern höchstens beweidet. Ganz unten im Rabiosatal liegt Passugg, das

seine Mineralquellen nach wie vor nutzt, in der Verzweigung zum Schanfigg, welches im engen Plessurtal

in einer unruhigen Rechtskurve nach Langwies und zuletzt nach Arosa führt; wer will, kann im Sommer von

dort aus in wenigen Stunden nach Parpan zurückwandern.

TExT MARCO DOMINIQUE WEBER | FOTOS ANDREA BADRUTT

GEschIchTE Zum schLössLI pARpAn

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Schon zu alter Zeit wurde

der Valbellapass benutzt, und zwar als Poststrecke zum

Septimer und danach zum Julier, solange der Schyn ein nur

schwer begehbarer, allzu gefährlicher Weg war. Parpan

hatte also regen Umgang mit Säumerkolonnen und

Kutschenverkehr, und es gewann damit wohl, als höchster

Ort am Pass, an Bedeutung. Es wundert deshalb nicht, dass

die Adelsfamilie Buol sich bald von der grimmigen Burg im

tiefer gelegenen Strassberg bei Malix nach einem angeneh-

meren Wohnsitz umsah – da kam Hartmann von Hartmannis

gerade recht, der sich im reformierten Parpan um 1580 ein

neues Herrschaftshaus gebaut hatte, das in so karger

Landschaft wohl erstaunte.

Hartmann von Hartmannis war zu seiner Zeit einer der ange-

sehensten Bündner. Er setzte sich vielfältig für politische

Reformen ein und hatte in Frankreich Henri IV. als Oberst

gedient, solange der König reformiert blieb, und ein Bündner

Regiment geführt. Die Legende sagt, dass er, erst nachdem

er sich mehrmals beschwert hatte, als Sold schwere Gold-

ketten erhielt, mit denen er in der Folge das Schlössli in Parpan

erbauen liess. Durch seine Schwester Margaretha gelangte

das Schlössli 1603 in die Familie Buol von Strassberg, die

es fortan als Familiensitz zum Ausgangspunkt ihrer politi-

schen Tätigkeiten machte, die bis ins Veltlin führten; 1581

und 1593 war Hartmann von Hartmannis selbst Veltliner

Landeshauptmann gewesen, und 1584 und 1598 amtierte

er als Landammann der Gerichts gemeinde Churwalden. Das

Leben in Parpan war damals hart, aber wohl auch abwechs-

lungsreich; Getreidewirtschaft war nicht möglich, weshalb

der tägliche Umgang mit Vieh und Verkehr im Vordergrund

stand, was es gleichzeitig ermöglichte, auch in weiter weg

gelegenen Regionen politisch und militärisch zu wirken.

Schon zur Bronzezeit soll diese Gegend betreten worden

sein, und in der frühen Neuzeit wurde zudem Bergbau am

Rothorn betrieben, um Kupfer und Silber zu gewinnen.

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Wer heute aus dem Flachland in diese raue Gegend kommt, fühlt sich

trotz des unübersehbaren Fremdenverkehrs, mit bedeutenden Bauten auch in steilen Berghängen, bald entrückt, wie

es schon zu jener Zeit spürbar sein musste, als das Schlössli noch weit herum als Zentrum des gesellschaftlichen Lebens

strahlte. So ergeht es mir selbst, ist die Auf- und Abfahrt ist eine willkommen erbauende, um nicht zu sagen reinigende

Erfahrung, die im schlimmsten Falle süchtig macht, und vor allem bergwärts beschert der Weg auch fremden

Grossstädtern eine Anziehungskraft, die sie lange nicht mehr loslässt. Das hat mit der Landschaft selbst ebenso viel wie

mit der frischen Luft zu tun, und Parpan ist schon früh ein bekannter Luftkurort gewesen, ohne damals allerdings so viele

Kranke kurieren zu können, wie das etwa in Davos möglich war; dass aber manch ein namhafter Künstler den

Valbellapass benutzte, um weiter ins Engadin zu reisen, da es die schnellere Route war, ist nicht nur für Richard Wagner

im Juli 1853 belegt. Thomas Mann weilte im März 1933 für einige Tage auf der Lenzerheide, und Conrad Ferdinand

Meyer ist wahrscheinlich selbst in Parpan gewesen, als er sich mit der Geschichte Jürg Jenatschs befasste. Zu heutiger

Zeit weiss nebst dem Tourismus vor allem die Kulinarik zu glänzen; das hier veredelte Bündnerfleisch ist eine der besten

authentischen Spezialitäten der Schweiz und der junge Käse weit besser, als er ausserhalb der Gegend bekannt ist – was

nicht erstaunt, wer sich im Juni inmitten saftiger Wiesen und froher Kühe bewegt.

Der Weg nach Parpan führt aber weiter, wie schon früher zu hektischer Pferdepostzeit; doch wir folgen nicht dem

Passweg nach Lenz, sondern steigen nordostwärts hoch zum Churer Joch. Die ehemals sumpfige Ebene ist heute weit

überbaut; wir verlassen sie gleich, denn der Weg schlängelt sich rastlos hoch. Nach dem Aufstieg, vorbei am Plantahof,

erreichen wir eine Hochebene nach der anderen – es ist der Oberberg. Wer sich also hier ausruht und die verwun-

schenen Stimmungen auf Foppa geniesst, wird zu jeder Jahreszeit umso mehr entrückt sein, als er dazu bereit ist. Es

ist der Lohn dieser Gegend, die danach ruft und den Ausblick auf den Felsberger und den Haldensteiner Calanda freigibt,

der keinen Vergleich mit dem besungenen Engadin scheut, bis heute aber keinen Dichter gefunden hat.

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