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Gremien internationaler Zusammenarbeit GLOBALE WIRTSCHAFTS- UND FINANZSTEUERUNG 01.12.2014 WWU Münster Institut für Politikwissenschaften Vorlesung: Globale Wirtschafts- und Finanzsteuerung Prof. Dr. iur. Dr. h.c. G. W. Wittkämper Referenten/in: Matthias Stein, Katharina Hilbers, Stephan Kintrup Wintersemester 2014/2015

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Gremien internationaler ZusammenarbeitGLOBALE WIRTSCHAFTS - UND F INANZSTEUERUNG 01.12.2014

WWU MünsterInstitut für PolitikwissenschaftenVorlesung: Globale Wirtschafts- und Finanzsteuerung Prof. Dr. iur. Dr. h.c. G. W. WittkämperReferenten/in: Matthias Stein, Katharina Hilbers, Stephan KintrupWintersemester 2014/2015

GliederungTheorien der internationalen Beziehungen◦ Weltgesellschaft und Globalisierung

◦ Interdependenz (-Analyse)

◦ Internationale politische Ökonomie

Arbeitsweisen und Sinn der informellen Gremien

Zusammensetzung der Gremien

Die G20 Gruppe

Die G7 Gruppe

Die G8 Gruppe

Interessensvertretungen der Finanzwelt◦ Pariser Club

◦ Londoner Club

Vor- und Nachteile von informellen Gremien

Diskussion

Inhaltsübersicht – Referatsteil I – Matthias SteinTheorien der internationalen Beziehungen

Weltgesellschaft und Globalisierung◦ Grundbegriffe und Grundidee

◦ Beeinflussung der internationalen Politik

◦ Arten internationaler Verflechtung

◦ Entwicklung der Weltgesellschaft und Kritik

Interdependenz (-Analyse)◦ Grundbegriff und Grundidee

◦ Keohane/ Nye: Power and Interdependence (1977)

◦ Kritik an „Power and Interdependence“

Internationale politische Ökonomie◦ Grundkonzept und Anspruch

◦ Formen und Strukturen von Machtausübung

◦ Beobachtungen und Kritik

Weltgesellschaft und GlobalisierungGrundbegriffe und Grundidee

Weltgesellschaft: Feld sozialer Beziehungen, in dem sich eine Vielzahl unterschiedlicher Interaktionszusammenhänge herausgebildet hat (globaler, nationaler, lokaler Kontext)

Anspruch: Festhalten von Veränderungen in der Welt und konzeptionelle Erfassung der daraus resultierenden Folgen für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft

Globalisierung soll als die Art und Weise betrachtet werden, in der soziale Beziehungen durchglobale Kontexte definiert werden.

Betrachtet man nun die Gesellschaft als ein globales System sozialer Beziehungen, in welchemalle Menschen durch die vereinigenden Kräfte moderner Produktion, Märkte, Kommunikationsowie kultureller Symbole und politischer Institutionen miteinander verbunden sind und ineiner Vielzahl globaler, sowie regional, national und lokal segmentierter und differenzierterRäume interagieren, dann lässt sich schon heute von einer Weltgesellschaft sprechen.

(Aus: Take, Weltgesellschaft und Globaisierung; S. 281- 282)

Weltgesellschaft und GlobalisierungArten internationaler Verflechtung

Internationale Beziehungen nicht nur zwischenstaatliche Politik und auch nicht mehr nur Innen-/ Außenpolitik

Konzepte grenzüberschreitender sozialer Interaktionen:-> firmieren Global Governance

„Transnationale Politik“: Blick für gesellschaftliche Prozesse, die von anderen Staaten ausgehend auf die eigene Gesellschaft einwirken und so staatliche Politik auf indirektem Wege beeinflussen.

„Spinnwebenmodell“: Vielzahl unterschiedlicher funktional bestimmbarer Beziehungseffekte, die Akteure auf den verschiedenen Handlungsebenen mit einer Vielzahl anderer, auch nichtstaatlicher Akteure verknüpfen.(John Burton: World Society; 1972)

(Vgl.: Take, Weltgesellschaft und Globaisierung; S. 282- 283)

Weltgesellschaft und GlobalisierungBeeinflussung der internationalen Politik

Neben der Herausbildung spezifischer globaler Institutionen zur Regulierung grenz-überschreitender wirtschaftlicher (WTO, IMF, G8, etc.) und politischer (UNO, NATO, etc.) Prozesse:

-> Anstieg der kollektiven Handlungsfähigkeit zivilgesellschaftlicher undprivatwirtschaftlicher Akteure

Gestützt auf eine grenzüberschreitende Vernetzung sowie weltweit verbreitete Erwartungen, Werteund Ziele, widmen sich vor allem Nichtregierungsorganisationen, aber Zunehmend auchUnternehmen der Bearbeitung jeweils spezifischer krisenhafter Phänomene globaler Reichweiteund suchen Einfluss auf die internationale Politik zu nehmen.

Konflikt: „Gesellschaftswelt“ <-> „Staatenwelt“-> Nationalstaaten: Abnahme von Steuerungsfähigkeit-> Problemfeldorientierte Nichtregierungsorganisationen: Zunahme steuerungsrelevanter

Ressourcen

(Aus: Take, Weltgesellschaft und Globaisierung; S. 282)

Weltgesellschaft und GlobalisierungEntwicklung der Weltgesellschaft und Kritik

Erst die sich mit dem Ende des Ost-West-Konflikts verstärkenden Globalisierungstendenzen in derWirtschaft, aber auch in den Bereichen Migration, Umwelt und Sicherheit sowie die darausresultierende Verflechtung der nationalstaatlichen Ökonomien führten in den internationalenBeziehungen zu einer Korrektur der bis dahin dominierenden staatszentrierten Perspektive.

Neue Konzepte globalen Regierens mit Berücksichtigung der globalen Vernetzung gesellschaftlicherAkteure und deren gemeinsamen Grundlagen:

-> Erste Ansätze zur Herausbildung einer Weltgesellschaft

Begriffliche Unterscheidung: Vergemeinschaftung – Vergesellschaftung-> Vergemeinschaftung: Soziale Beziehung, die auf subjektiv gefühlter

Zusammengehörigkeit der Beteiligten basiert.-> Vergesellschaftung: Soziale Beziehung, die auf rational motiviertem

Interessenausgleich oder einer Interessenverbindung beruht.

Kritik: -> Bestreitung, dass sich die internationalen Beziehungen signifikant gewandelt hätten-> Frage nach Realisierbarkeit und Wünschbarkeit einer Weltgesellschaft

(Vgl.: Take, Weltgesellschaft und Globaisierung; S. 284, 295, 303)

Interdependenz (-Analyse)Grundbegriff und Grundidee

Unsere Welt ist bestimmt von wechselseitigen Abhängigkeiten – Ereignisse undEntscheidungen in einem Staat haben auch Folgen für die Politik und Ökonomie andererStaaten.

Diese Art von Wirkungszusammenhängen wird in internationaler Politik und Wirtschafti.d.R. mit dem Begriff der Interdependenz gefasst.

Interdependenz ist dabei grundsätzlich keine Theorie, sondern ein analytisches Konzept;daher spricht man auch oft von „Interdependenzanalyse“

(Vgl.: Spindler, Interdependenz; S. 97, 103)

Interdependenz (-Analyse)Grundbegriff und Grundidee

Interdependenz ist schon lange Bestandteil wissenschaftlicher Betrachtungen im Rahmender klassischen Lehren, die ihre Aufmerksamkeit auf internationale Abhängigkeiten imBereich des Welthandels und der Währungspolitik richten und dabei die durchinternationale Verflechtung entstehenden wechselseitigen Gewinne und Verlustediskutieren.

Der Wohlstand einer Nation ist dabei abhängig von den wirtschaftlichen Kontakten, d.h. erresultiert aus der Interdependenz der Märkte und ist damit abhängig von der Kaufkraft derBürger anderer Nationen.

(Vgl.: Spindler, Interdependenz; S. 98)

Interdependenz (-Analyse)Keohane/ Nye: Power and Interdependence (1977)

Der Begriff „Interdependenz“ im Wandel:-> 1960er: sicherheitspolitische bzw. militärisch-strategische Interdependenz-> 1970er: Interdependenz vor dem Hintergrund weltwirtschaftlicher Krisenerscheinungen

Keohane/ Nye: Power and Interdependence:

Wandel in den Strukturen des internationalen Systems: Verlust an politischem Steuerungsvermögen

Grund: Wechselseitige Abhängigkeiten

Instrumente auf zwei Ebenen: -> Innen-/ Außenpolitik-> Internationale Politik (zwischenstaatliche Kooperation)

Frage: Ist Interdependenz messbar?

Doppelter Interdependenzbegriff: Komplexe Interdependenz-> Analyse allgemeiner asymmetrischer Abhängigkeiten politischer Akteure und Systeme-> Betrachtung der gegenseitigen Durchdringung politischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Prozesse-> Rolle der Nationalstaaten wird neu definiert und Trennung von Innen- und Außenpolitik negiert

(Vgl.: Spindler, Interdependenz; S. 98 – 105, 107 - 109)

Interdependenz (-Analyse)Kritik an „Power and Interdependence“

Vorwurf: tautologisch

Andere Theoretiker kritisieren, dass Keohane/ Nye die Theorien, auf die sie Bezug nehmen nicht korrekt darstellen, oder deren Grundannahmen widersprechen.

Kritisiert wird auch der Mangel an wirklicher Theorie.

Sehr staatszentriert – mangelnde Betrachtung von nichtstaatlichen Einheiten

(Vgl.: Spindler, Interdependenz; S. 119 - 125)

Internationale Politische ÖkonomieGrundkonzept und Anspruch

Versuch des Einreißens der Barrieren, die zwischen den Disziplinen und den unterschiedlichen Schulen bestehen.

Überwindung der Trennung von Politik und Ökonomie, sowie zwischen nationaler und internationaler Ökonomie.

Betonung des Einflusses (trans-)nationaler gesellschaftlicher Akteure

Abkehr von pluralistischen Interdependenztheorien

Die Analyse stützt sich auf tiefgreifende sozioökonomische Veränderungen, über die sich der historische Wandelder gesellschaftlich verankerten inter- und transnationalen Machtverhältnisse erschließt.

(Vgl.: Bieling, Internationale Politische Ökonomie; S. 400 - 402)

Internationale Politische ÖkonomieFormen und Strukturen von Machtausübung

-> Zentral in der IPÖ

Hauptsächlich strukturale Macht, welche sich nicht allein auf die explizit politische Dimensioninternationaler Beziehungen beschränkt, sondern ebenso auf relative Kontrolle derinternationalen Produktionsstrukturen und Finanzbeziehungen, sowie auf Organisation,Beschaffenheit und Verteilung von Wissen, Informationen und Überzeugungen erstreckt.

-> Sicherheitsstruktur

-> Produktionsstruktur

-> Finanzstruktur

-> Wissensstruktur

-> Sekundäre Machtstrukturen

(Vgl.: Bieling, Internationale Politische Ökonomie; S. 405 - 413)

Internationale Politische ÖkonomieBeobachtungen und Kritik

Beobachtete Entwicklungen:-> Transnationalisierung aller vier Machtstrukturen-> Machtkonzentration bei den Akteuren sozialer Gruppen, die (in Hinblick auf

internationalen Wettbewerb) Investitionsentscheidungen treffen der Kredite etc. vergeben.

-> Diffusion von Machtpotentialen

Kritik: -> zu pauschale Beurteilung (insb. Bezüglich US-Außenpolitik)-> unzureichende Konzeptualisierung des Staates-> fehlende Konzeptualisierung von Umbrüchen und Transformationsprozessen

in der IPÖ

(Vgl.: Bieling, Internationale Politische Ökonomie; S. 413 - 421)

Quellenverzeichnis

Bieling, Hans-Jürgen (2010): Internationale Politische Ökonomie. In: Schieder, Siegfried u. Spindler, Manuela: Theorien Internationaler Beziehungen. Opladen u. Farmington Hills: S. 399- 422

Spindler, Manuela (2010): Interdependenz. In: Schieder, Siegfried u. Spindler, Manuela: Theorien Internationaler Beziehungen. Opladen u. Farmington Hills: S. 97- 125

Take, Ingo (2010): Weltgesellschaft und Globalisierung. In: Schieder, Siegfried u. Spindler, Manuela: Theorien Internationaler Beziehungen. Opladen u. Farmington Hills: S. 281- 306

Inhaltsübersicht – Referatsteil II – Katharina HilbersGliederungArbeitsweisen und Sinn der informellen Gremien

Zusammensetzung der Gremien

Die G20 Gruppe◦ Grundlagen

◦ Gipfeltreffen

◦ Arbeitsschwerpunkte

Die G7 Gruppe◦ Entstehung

◦ Struktur und Zusammenarbeit

◦ Entwicklung

Die G8 Gruppe◦ Grundlagen

Arbeitsweise und Sinn informeller Gremien Internationale wirtschafts- und währungspolitische Zusammenarbeit◦ 1. Im Rahmen internationaler Organisationen

◦ 2. In verschiedenen informellen Zusammenschlüssen

Kooperierende Ländergruppen Namensgebung nach Anzahl der Mitgliedsländer z. B. G 20, G7

Arbeitsweise und Sinn informeller Gremien Informelle Gremien: Ländergruppen mit vergleichbaren wirtschaftlichen Interessen◦ Abstimmung über aktuelle wirtschaftliche Probleme

◦ Vorabstimmungen in informellen Gremien

◦ Aufnahme in formelle zwischenstaatliche Gremien

Zusammensetzung der GremienVerfügen über keinen permanenten Mitarbeiterstab◦ Setzt Grenzen für die Kooperation

◦ Deshalb: oft eng verbunden mit internationalen Organisationen

Vergabe von Aufträgen◦ Unterstützung von internationalen Organisationen

(IWF, FSB, OECD, etc.)

Die G20 Gruppe - GrundlagenGruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer

Mitgliedsländer: USA, China, Japan, Deutschland, Frankreich, Brasilien, UK, Italien, Russland, Kanada, Indien, Australien Mexiko, Südkorea, Indonesien, Türkei, Saudi-Arabien, Argentinien, Südafrika + EU

Entstehung: 1999 in Berlin auf Initiative der G7◦ Vorausgänger: 1998 G22, 1999 G33

◦ Hintergrund: Asienkrise, Finanz- und Währungskrisen

Ziel: Verbesserung des internationalen Währungs- und Finanzsystems der Industrie- und Schwellenländer

G20 - GrundlagenEinführung und Überwachung finanzwirtschaftlicher Kodizes und Standards

Bewältigung bzw. Vermeidung von Finanzkrisen

Wirtschaftliche Bedeutung

Hohe Heterogenität der G20-Länder

Seit 2008: ◦ vorrangiges Forum, nimmt Stelle der G7 ein

Gipfeltreffen der Staats- und RegierungschefsTeilnehmer: ◦ Staats- und Regierungschefs

◦ Finanzminister

Seit 2008: 1x jährlich, im jeweiligen Vorsitzland

Umfangreicher Arbeits- und Verhandlungsprozess auf informeller Ebene

Vorbereitung durch spezielle Beauftragte sogenannten Sherpas

Enge Verzahnung mit den Aktivitäten der internationalen Finanzinstitutionen

Treffen der Finanzminister und Zentralbankpräsidenten

Teilnehmer: Finanzminister und Zentralbankpräsidenten

Mehrmals jährlich

Vorbereitung: durch Sitzungen der Stellvertreter

Beschlüsse: Grundlage für die Gipfeltreffen auf Ebene der Staats- und Regierungschefs

Erarbeitung von konkreten Lösungsvorschlägen der analysierten Probleme der Weltwirtschaft und des globalen Finanzsystems

Steuerung des Arbeitsprozesses:◦ Kein permanentes Sekretariat◦ Bildung einer sog. Troika◦ Abstimmung prozeduraler Fragen in Abstimmung mit den Sherpas

G20 - Bisherige Arbeitsschwerpunkte2009: Einhaltung internationaler Standards der internationaler Eigenkapitalregeln im Rahmen von

Basel II

2010: Verabschiedung des Basel III Regulierungspakets◦ 2019: Inkrafttreten von Basel III

2012: Verabschiedung der Reform des institutionellen Rahmens des FBS

Seit 2010: Abbau übermäßiger Leistungsbilanzungleichgewichte

Seit 2011: Weiterentwicklung des internationalen Währungssystems

Die G7 Gruppe - Entstehung1967: gesonderte Kooperation zwischen den fortgeschrittenen Ländern

1973: nach Ende der Bretton-Woods-Währungsordnung Wiederaufbau der Kooperation

1975: Erstmalige Etablierung der G7◦ Zusammenschluss der bedeutendsten Industrienationen

Mitglieder: USA, Japan, Deutschland, FR, IT, UK, Kanada, EZB, IWF Weltbank, Vorsitzende des FSB, Vertreter der EU

G7 - Struktur und ZusammenarbeitMinisterebene: Finanzminister und Zentralbankpräsidenten jährliches Treffen ◦ Vorsitzland wechselt jährlich

Themen: Wirtschafts-, Währungs- und Finanzsektorfragen

Staatssekretärenebene: ständiges Gremium, Gruppe der G7-Stellvertreter jährliches Treffen

G7 - EntwicklungZiel: Wirtschaftspolitik im Sinne einer Ankurbelung der Weltkonjunktur stärker koordinieren

80er Jahre: Wirtschaftspolitische Umorientierung

◦ Fokus Inflationsbekämpfung und Deregulierung der Wirtschaft

Nach globaler Finanzkrise: Aufwertung der G20 Gruppe als zentrales globales wirtschaftspolitisches Kooperationsgremium G7 verliert an Bedeutung

2010: Verständigung Treffen sollen stärkeren informellen Charakter erhalten, Verzicht auf offizielle Abschlusserklärungen

Rolle der G7: Forum für den Meinungsaustausch der weltwirtschaftlichen bedeutenden Industrieländer

Die G8 Gruppe - Grundlagen1997: Erweiterung der G7 Gruppe um Russland

Entstehung der G8 Gruppe

2002: Verschmelzung der G7 und G8 Treffen der Staats- und Regierungschefs

2006: Erstmalige Übernahme Russlands als Vorsitzland der G8

Themen: außenwirtschaftliche Entwicklungen rücken in den Vordergrund

Vorbereitung: ◦ durch die Sherpas◦ Prozess von der G7 Kooperation getrennt

2014: Krim-Krise Stimmungsdämpfer in der deutschen Wirtschaft◦ Russland verliert Status als G8-Mitglied aufgrund der Krim-Krise

Ausschluss Russlands Rückkehr zum G7 Format

QuellenverzeichnisDeutsche Bundesbank, 2013: Weltweite Organisationen und Gremien im Bereich von Wirtschaft und Währung. Frankfurt a.M., S. 108-120

http://www.focus.de/politik/ausland/krim-krise-im-news-ticker-ukrainische-truppen-ziehen-ab-oder-zu-russland-ueber_id_3714135.html (letzter Aufruf 26.11.2014)

Inhaltsübersicht – Referatsteil III – Stephan KintrupGliederungInteressensvertretungen der Finanzwelt◦ Pariser Club

◦ Entstehung

◦ Merkmale

◦ Zusammenarbeit

◦ Bewältigung von Krisen

◦ Londoner Club◦ Entstehung

◦ Abgrenzung zum Pariser Club

◦ Beziehung zum IIF

Vor- und Nachteile von informellen Gremien

Diskussion

Pariser Club - Entstehung◦ Frankreich organisierte 1956 auf Bitten Argentiniens multilaterale

Gläubigersitzung in Paris◦ um mit allen Gläubigerstaaten über die Zahlungsprobleme zu beraten und zu lösen

◦ seit 1956 Plattform für Umschuldung von Krediten öffentlicher Gläubiger

◦ Vorsitz traditionell bei französischer Regierung

◦ Zugang grundsätzlich für jedes Gläubigerland mit Zahlungsschwierigkeiten

(vgl. Eibner 2008, S.165)

Pariser Club - MerkmaleBesonderheit:◦ gleichzeitig bei Überschuldungs- oder Umschuldungsproblemen mit Gläubigern verhandeln

Vorteile:◦ Schuldner: mit allen Gläubigern gleichzeitig verhandeln

◦ Gläubiger: Grundsatz der Gleichbehandlung wird gewahrt

◦ breiter Konsens aller Beteiligten

effizientes Gremium zur Bewältigung von Schuldenkrisen

(vgl. Eibner 2008, S.166)

Pariser Club - Zusammenarbeit◦ Internationaler Währungsfonds (IWF) an den Verhandlungen beteiligt◦ nimmt mittels Kenntnisse der finanziellen und wirtschaftlichen Situation wesentlichen

Einfluss auf Umschuldungsvolumen und -fristen

◦ mit IWF, Weltbank, African Development Bank (AfDB) und Organisation forEconomic Co-operation and Development (OECD) stark eingebunden in die Schuldenerlassprogramme zugunsten der ärmsten Länder der Welt

(vgl. Eibner 2008, S.167f)

Pariser Club - Bewältigung von Krisen1986 bis 1988 erste große Schuldenkrise Mexikos

◦ von den Bankkrediten in Höhe von 157 Mrd. US-$ koordinierte der Pariser Club 16 Mrd. Euro

1989 Entschärfung der Verschuldungskrise Lateinamerikas◦ Auslandsschulden der betroffenen Staaten wurden langfristig gestreckt◦ zwischen 1989 und 1995 haben 13 Schuldnerländer Vereinbarungen über einen

Gesamtschuldenbetrag in Höhe von 191 Mrd. US-$ getroffen◦ Schuldenreduktion und Tausch von Buchkredite in laufende Anleihen

1998/99 Finanzkrise Südostasiens◦ Umschuldungsverhandlungen in Ergänzung mit der Stützaktionen des IWFs◦ im Rahmen der dramatischen Bankenzusammenbrüche in Südostasien und der

daraus resultierenden Finanzkrise Südostasiens 1997/98

(vgl. Eibner 2008, S.166-168)

Pariser Club - Bewältigung von Krisen2001 Zahlungsmoratorien Russlands

◦ für 2001 ausstehende Tilgung in Höhe von 1,25 Mrd. US-$ und Zinszahlungen in Höhe von 2,6 Mrd. US-$

◦ Gesamtschuld gegenüber dem Pariser Club bei 50 Mrd. US-$

◦ russische Finanzsituation hat sich zudem durch den starken Anstieg der Rohöl- und Erdgaspreise verbessert

aktuell Schuldenerlassprogramme zugunsten der ärmsten Länder der Welt◦ Zusammenarbeit mit IWF, Weltbank, AfDB und OECD

(vgl. Eibner 2008, S.166-168)

Londoner Club – Entstehung◦ besteht seit 1976◦ Umschuldung der Auslandschuld des damaligen Zaires (aktuell: Demokratische Republik

Kongo)

◦ informelles Gremium ausgewählter international tätiger Banken

◦ befasst sich mit Bewältigung von Schuldenkrisen

◦ seit der Schuldenkrise Lateinamerikas 1982:◦ mit dem Pariser Club, IWF und Weltbank für Bewältigung von Schuldenkrisen oder Krisen des

globalen Finanzsystem eine entscheidende Größe

◦ Bewältigung von Schuldenkrisen mittels Forderungsverzichts

(vgl. Eibner 2008, S.166-168)

Londoner Club – Abgrenzung zum Pariser ClubUnterschied zum Pariser Club:◦ grundsätzlich werden keine Zinsfälligkeiten umgeschuldet◦ aufgrund vieler nationaler Bilanzvorschriften würde es ansonsten zu einer zwangsweisen

Werteberichtigung des Gesamtforderungsbestands führen

Strategie:◦ gewährt relativ großzügige Schuldenerlasse, um dann wieder regelmäßige Zinszahlungen auf

die Restschuld zu verbuchennotwendige Wertkorrekturen in Form von Abschreibungen werden minimiert

Kontroverse:◦ 2000 bewilligte der Londoner Club Russland einen milliardenschwerer Schuldenerlass◦ wenig Verständnis des Pariser Clubs◦ Pariser Club bemühte sich anschließend um die Einhaltung der finanziellen Verpflichtungen◦ allerdings wahrscheinlich wegen dem Londoner Club erfolgreich

(vgl. Eibner 2008, S.166-168)

Londoner Club – Beziehung zum IIF◦ enger Kontakt zum Institute of International Finance (IIF)

Entstehung des IIFs:◦ 1983 von international tätigen Banken gegründet

◦ Sitz in Washington

Ziele und Aufgaben des IIFs:◦ Verbesserung der Information über Schuldnerländer und der Kommunikation zwischen

Gläubigern

◦ gemeinsame Positionen der Banken erarbeiten und gegenüber den Schuldnerländern und internationalen Organisationen vertreten

(vgl. Eibner 2008, S.169)

Vor- und Nachteile von informellen GremienVorteil

Effizienz

◦ Vorabstimmungsgremien

◦ je größer die Anzahl und Heterogenität der Mitglieder desto komplexer und anspruchsvoller ist die Konsensfindung

(vgl. Deutsche Bundesbank 2013, S.109f)

Nachteile

Legitimitätsdefizit◦ Intransparenz

◦ Gremien sind nicht verfassungsrechtlich legitimiert

Repräsentationsdefizit◦ je größer der Bevölkerungsanteil und der

Grad an Heterogenität desto größer ist die Repräsentation

(vgl. Deutsch Bundebank 2013, S.109-115)

Welche Vor- und Nachteile hat die G7?

Quelle: Bundesministerium der Finanzen Quelle: Irish Congress of Trade Unions

Welche Auswirkungen hat die Aufnahme der Schwellenländer in die G20?

Die G20 umfasst:• 87% der Weltwirtschaftsleistung,• 80% des Welthandelsvolumens,• 65% der Weltbevölkerung,• 65% der Armen der Welt

(vgl. Eibner 2008, S.163)

Quelle: Bundesministerium der Finanzen

Wäre eine Beteiligung von NGOs an Weltgipfeln eine sinnvolle Maßnahme?

Alternativgipfel: Weltsozialforum Dialogforum: Civil G20

Quelle: Civil G20Quelle: Das deutschsprachige Informationsportalzur weltweiten Sozialforum-Bewegung

QuellenverzeichnisBundesministerium der Finanzen (2014): Gruppe der Sieben/Acht (G7/8). Online unter: http://www.bundesfinanzministerium.de/Web/DE/Themen/Internationales_Finanzmarkt/Deutsche_G7_Praesidentschaft/Die_G7/die_g7.html (letzter Aufruf 25.11.14)

Bundesministerium der Finanzen (2014): Gruppe der Zwanzig (G8). Online unter: http://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Standardartikel/Themen/Internationales_Finanzmarkt/Internationale_Finanzpolitik/Informelle_Gremien_der_Zusammenarbeit/G20-7292.html (letzter Aufruf 25.11.14)

Civil G20 (2014): http://www.g20civil.com/ (letzter Aufruf 25.11.14)

Das deutschsprachige Informationsportal zur weltweiten Sozialforum-Bewegung (2014): Weltsozialforum 2013. Online unter: http://weltsozialforum.org/2013/index.html (letzter Aufruf 25.11.14)

Deutsche Bundesbank (2013): Weltweite Organisationen und Gremien im Bereich von Wirtschaft und Währung. Frankfurt a.M.

Eibner, W. (2008): Internationale wirtschaftliche Integration. Ausgewählte Internationale Organisationen und die Europäische Union.München

Irish Congress of Trade Unions (2013): Fairer World Festival. Online unter: http://www.ictu.ie/download/pdf/ictu_g8_layout_1_2.pdf (letzter Aufruf 25.11.14)