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Hinter dem Luftfilter sitzt ein aufgeräumter Ver- gaserraum. Ganz anders als bei den kleineren Sä- gen aus der Waiblinger Motorsägenmanufaktur kann man hier durch den Venturi (Ansaugbe- reich, in dem der Kraftstoff mit der Luft vermischt wird) bei geöffneter Drosselklappe bis zum Kol- ben sehen. Das macht stutzig, handelt es sich doch laut Stihl um einen 2-Mix-Motor, dessen Bauweise auch als Spülvorlage bezeichnet wird. Diese führt üblicherweise durch zwei getrennte Kanäle sowohl Gemisch als auch reine Luft dem Motor zu, und diese komplexe Bauweise ver- sperrt normalerweise den Blick in das Innere des Motors. Tatsächlich kommt bei der 661 die noch relativ unbekannte „1-in-4-Kanaltechnologie“ zum Einsatz. Hierbei verwendet Stihl Abgase als Spülvorlage: Nach der Verbrennung öffnet der Kolben nicht nur den Auslaß in Richtung Auspuff, sondern gibt auch zeitlich präzise berechnet die Überströmkanäle frei. Da zu diesem Zeitpunkt der Druck im Verbrennungsraum noch höher ist als der Gegendruck im Kurbelgehäuse, werden die Überströmkanäle im oberen Bereich mit Ab- gasen gefüllt. Beim Gemischtransfer aus dem Kurbelgehäuse strömen nun zuerst die obenlie- genden, verbrannten Gase in den Brennraum. Mittels dieser Technik werden die Spülverluste minimiert. Die MS 661 erfüllt damit die Grenz- werte derzeitiger EU-Abgasrichtlinien und ganz nebenbei kommt diese Technik mit weniger Bau- teilen, also auch mit weniger Gewicht, aus. 73 FORSTMASCHINEN-PROFI Juli 2014 | TECHNIK • TEST Mittlerweile sind fast alle Profi-Motorsägen von Stihl mit der automatischen Motorsteuerung M-Tronic ausgestattet, so auch die MS 661 C-M. Die zweitgrößte Säge von Stihl ist wieder frisch auf dem Markt, nachdem sie zeitweise nicht lie- ferbar war, und die neue Wettkampfsäge der Stihl Timbersports-Series. Der erste Eindruck Die Stihl MS 661 ist mit der Leichtbau-Schiene Rollomatic ES Light bestückt, die gerade einmal 1,25 Kilogramm wiegt – bei einer Gesamtlänge von knapp 77 Zentimetern. Die Laufstege sind noch aus gehärtetem Stahl, in der Mitte jedoch wurde Material ausgefräst und mit einem Laser- schweißverfahren wieder verschlossen. Das bringt etwa 30 Prozent Gewichtsersparnis gegenüber der Rollomatic Ematic Super. Der Umlenkstern an der Schienenspitze reduziert den Materialver- schleiß an Kette und Schwert und kann mitsamt dem Schienenkopf ausgetauscht werden. Zu- dem trägt die Säge eine RSC-Vollmeißelkette. Dieses Kürzel bezeichnet die Gleitflächen der Kettenzähne, die so ausgeformt sind, daß sie im hinteren Bereich „schweben“. Bei Holzkontakt kann der Zahn so nach unten einfedern, was ins- gesamt eine Reduktion der durch die Kette ver- ursachten Schwingungen um rund 30 Prozent zur Folge haben soll. Mann, ist das eine Säge Fast schon sportlich wirkt die 7,3 PS starke Säge im Vergleich zum eher bulligen Vorgängermo- dell MS 660. Auffällig ist die veränderte Luftfilter- form und eine allgemein kantigere, ja fast keilför- mige Bauweise. Extrem wuchtig wirkt der doppelte Krallenanschlag, wodurch die zur Ver- fügung stehende Schnittlänge um über zehn auf 65 Zentimeter schrumpft. Stattliche 10,25 Kilo- gramm wiegt die Säge, vollgetankt und mit montierter Schneidgarnitur. Besonders auch: Der Start-/Stoppschalter. Die früheren vier Positio- nen wurden bei der MS 661 mit M-Tronic-Technik auf zwei Stellungen reduziert; ein Zeichen für die deutlich veränderte Technik. Die Technik Mit einer Vierteldrehung ist der Verschluß der Luftfilterabdeckung geöffnet. Hier steckt der von Stihl oft verwendete HD2-Luftfilter, der sich sehr simpel abdrehen und so demontieren läßt. Bei der MS 661 kommt die runde Filterform zum Ein- satz, deren Filteroberfläche deutlich größer ge- genüber der herkömmlichen Bauweise ist, wo- durch sich die Reinigungsintervalle verlängern. Das Polyethylenmaterial bietet laut Hersteller zu- dem um bis zu 70 Prozent feinere Poren als Poly- amid-Netzgewebefilter und siebt so effektiver den Staub aus. Grenzte bisher eine Dichtung zwi- schen Luftfilter und Gehäuse den Schmutz von der Reinseite des Luftfilters ab, setzt Stihl bei der MS 661 auf eine Radialdichtung, die bis in die In- nenseite des Luftfilters hinein abdichtet und den Motor noch besser vor Feinstaub schützt. Zudem verfügt die Säge über einen Kompensator-Ver- gaser. Bei dieser bewährten Technik wird der In- nendruck des Luftfilters auf die Regelmembrane des Vergasers übertragen. Bei einem stark ver- schmutzen Luftfilter, der weniger Luft ansaugt, steuert die Regeleinheit des Vergasers der gerei- nigten Luft auch weniger Kraftstoff zu. Das min- dert die Gemischabgase für den Mann an der Säge, da das optimale Gemisch erhalten bleibt. | FORSTMASCHINEN-PROFI Juli 2014 72 Einige Forstprofis sehen zu viel Elektronik in Motorsägen kri- tisch. Für ForstMaschInEn-ProFI Grund genug, die Ms 661 c-M mit M- tronic einem Praxistest zu stellen. Groß und elektronisch Die Stihl MS 661 C-M im Praxistest Das mikroprozessorgesteuerte Motormanagement M-Tronic wird durch ein zweites Magnetpaar (im Lüf- terrad gelb hinterlegt) mit einem separaten Strom- kreislauf versorgt. Es stellt alle drei Sekunden die Kraftstoffdosierung auf die aktuellen Betriebsbedin- gungen ein. Innenliegende Kupplung und Power-Mate-Ritzel vereinfachen die Kettenmontage. Die verliersiche- ren Muttern sind allerdings nicht abmontierbar. Der Vergaserraum wird durch den Luftfilter und die nachgelagerte Trennwand von Staub abgeschirmt. Der darunter liegende Membranvergaser übergibt, durch ein Magnetventil dosiert, den Kraftstoff an die Ansaugluft. Die Elektronik ermöglicht eine einfache Bedienung. Der Betriebsschalter (weißer Pfeil) kennt im Grunde nur zwei Positionen: Start und Stopp. Gut zu sehen ist der Kompensator (grüner Pfeil). Unter der seitlichen Gummiabdeckung verbirgt sich eine PC-Schnittstelle. Hier- über liest der Stihl-Service Störungen aus und kalibriert die M-Tronic Motor- steuerung. Beim Trennschnitt fliegen ordentlich Späne. Bei Starkholzfällung bewähren sich die 7,3 PS der 91-Kubikzentimeter- Hubraum-Säge und deren lange Füh- rungsschiene. Fotos: Reetz Der Luftfilter ist leicht auszubauen, aber schwer zu reinigen.

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Hinter dem Luftfilter sitzt ein aufgeräumter Ver-gaserraum. Ganz anders als bei den kleineren Sä-gen aus der Waiblinger Motorsägenmanufakturkann man hier durch den Venturi (Ansaugbe-reich, in dem der Kraftstoff mit der Luft vermischtwird) bei geöffneter Drosselklappe bis zum Kol-ben sehen. Das macht stutzig, handelt es sichdoch laut Stihl um einen 2-Mix-Motor, dessenBauweise auch als Spülvorlage bezeichnet wird.Diese führt üblicherweise durch zwei getrennteKanäle sowohl Gemisch als auch reine Luft demMotor zu, und diese komplexe Bauweise ver-sperrt normalerweise den Blick in das Innere desMotors. Tatsächlich kommt bei der 661 die nochrelativ unbekannte „1-in-4-Kanaltechnologie“zum Einsatz. Hierbei verwendet Stihl Abgase alsSpülvorlage: Nach der Verbrennung öffnet derKolben nicht nur den Auslaß in Richtung Auspuff,sondern gibt auch zeitlich präzise berechnet dieÜberströmkanäle frei. Da zu diesem Zeitpunktder Druck im Verbrennungsraum noch höher istals der Gegendruck im Kurbelgehäuse, werdendie Überströmkanäle im oberen Bereich mit Ab-gasen gefüllt. Beim Gemischtransfer aus demKurbelgehäuse strömen nun zuerst die obenlie-genden, verbrannten Gase in den Brennraum.Mittels dieser Technik werden die Spülverlusteminimiert. Die MS 661 erfüllt damit die Grenz-werte derzeitiger EU-Abgasrichtlinien und ganznebenbei kommt diese Technik mit weniger Bau-teilen, also auch mit weniger Gewicht, aus.

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Mittlerweile sind fast alle Profi-Motorsägen vonStihl mit der automatischen Motorsteuerung M-Tronic ausgestattet, so auch die MS 661 C-M.Die zweitgrößte Säge von Stihl ist wieder frischauf dem Markt, nachdem sie zeitweise nicht lie-ferbar war, und die neue Wettkampfsäge derStihl Timbersports-Series.

Der erste EindruckDie Stihl MS 661 ist mit der Leichtbau-SchieneRollomatic ES Light bestückt, die gerade einmal1,25 Kilogramm wiegt – bei einer Gesamtlängevon knapp 77 Zentimetern. Die Laufstege sindnoch aus gehärtetem Stahl, in der Mitte jedochwurde Material ausgefräst und mit einem Laser-schweißverfahren wieder verschlossen. Das bringtetwa 30 Prozent Gewichtsersparnis gegenüberder Rollomatic Ematic Super. Der Umlenkstern

an der Schienenspitze reduziert den Materialver-schleiß an Kette und Schwert und kann mitsamtdem Schienenkopf ausgetauscht werden. Zu-dem trägt die Säge eine RSC-Vollmeißelkette.Dieses Kürzel bezeichnet die Gleitflächen derKettenzähne, die so ausgeformt sind, daß sie imhinteren Bereich „schweben“. Bei Holzkontaktkann der Zahn so nach unten einfedern, was ins-gesamt eine Reduktion der durch die Kette ver-ursachten Schwingungen um rund 30 Prozentzur Folge haben soll.

Mann, ist das eine Säge Fast schon sportlich wirkt die 7,3 PS starke Sägeim Vergleich zum eher bulligen Vorgängermo-dell MS 660. Auffällig ist die veränderte Luftfilter-form und eine allgemein kantigere, ja fast keilför-mige Bauweise. Extrem wuchtig wirkt derdoppelte Krallenanschlag, wodurch die zur Ver-fügung stehende Schnittlänge um über zehn auf65 Zentimeter schrumpft. Stattliche 10,25 Kilo-gramm wiegt die Säge, vollgetankt und mitmontierter Schneidgarnitur. Besonders auch: DerStart-/Stoppschalter. Die früheren vier Positio-nen wurden bei der MS 661 mit M-Tronic-Technikauf zwei Stellungen reduziert; ein Zeichen für diedeutlich veränderte Technik.

Die TechnikMit einer Vierteldrehung ist der Verschluß derLuftfilterabdeckung geöffnet. Hier steckt der vonStihl oft verwendete HD2-Luftfilter, der sich sehrsimpel abdrehen und so demontieren läßt. Beider MS 661 kommt die runde Filterform zum Ein-satz, deren Filteroberfläche deutlich größer ge-genüber der herkömmlichen Bauweise ist, wo-durch sich die Reinigungsintervalle verlängern.Das Polyethylenmaterial bietet laut Hersteller zu-dem um bis zu 70 Prozent feinere Poren als Poly-amid-Netzgewebefilter und siebt so effektiverden Staub aus. Grenzte bisher eine Dichtung zwi-schen Luftfilter und Gehäuse den Schmutz vonder Reinseite des Luftfilters ab, setzt Stihl bei derMS 661 auf eine Radialdichtung, die bis in die In-nenseite des Luftfilters hinein abdichtet und denMotor noch besser vor Feinstaub schützt. Zudemverfügt die Säge über einen Kompensator-Ver-gaser. Bei dieser bewährten Technik wird der In-nendruck des Luftfilters auf die Regelmembranedes Vergasers übertragen. Bei einem stark ver-schmutzen Luftfilter, der weniger Luft ansaugt,steuert die Regeleinheit des Vergasers der gerei-nigten Luft auch weniger Kraftstoff zu. Das min-dert die Gemischabgase für den Mann an derSäge, da das optimale Gemisch erhalten bleibt.

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Einige Forstprofis sehen zu vielElektronik in Motorsägen kri-tisch. Für ForstMaschinEn-ProFi

Grund genug, die Ms 661 c-Mmit M-tronic einem Praxistest zu stellen.

Groß und elektronischDie Stihl MS 661 C-M im Praxistest

Das mikroprozessorgesteuerte MotormanagementM-Tronic wird durch ein zweites Magnetpaar (im Lüf-terrad gelb hinterlegt) mit einem separaten Strom-kreislauf versorgt. Es stellt alle drei Sekunden dieKraftstoffdosierung auf die aktuellen Betriebsbedin-gungen ein.

InnenliegendeKupplung undPower-Mate-Ritzelvereinfachen dieKettenmontage.Die verliersiche-ren Muttern sindallerdings nichtabmontierbar.

Der Vergaserraum wird durch den Luftfilter und dienachgelagerte Trennwand von Staub abgeschirmt.Der darunter liegende Membranvergaser übergibt,durch ein Magnetventil dosiert, den Kraftstoff an dieAnsaugluft. Die Elektronik ermöglicht eine einfacheBedienung. Der Betriebsschalter (weißer Pfeil) kenntim Grunde nur zwei Positionen: Start und Stopp. Gutzu sehen ist der Kompensator (grüner Pfeil).

Unter der seitlichen Gummiabdeckungverbirgt sich eine PC-Schnittstelle. Hier-über liest der Stihl-Service Störungenaus und kalibriert die M-Tronic Motor-steuerung.

Beim Trennschnitt fliegen ordentlichSpäne. Bei Starkholzfällung bewährensich die 7,3 PS der 91-Kubikzentimeter-Hubraum-Säge und deren lange Füh-rungsschiene. Fotos: Reetz

Der Luftfilter ist leicht auszubauen, aberschwer zu reinigen.

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Die verliersicheren Muttern des Kettenrad-deckels machen ihrem Namen alle Ehre, aller-dings können sie auch nicht ausgetauscht wer-den. Im Falle eines defekten Gewindes muß so-mit ein neuer Kettenraddeckel her.

Die MS 661 im starken LaubholzZugegeben, Ende Mai ist nicht die klassische Zeitfür die Starkholzernte, schon gar nicht im Laub.Doch FORSTMASCHINEN-PROFI hat Glück, bei einemWaldbesitzer im Westerwald müssen einigeStarkholzeichen gefällt werden. Ein ideales Betä-tigungsfeld für die Testsäge.Forstwirt Jens Mayer ist absoluter Starkholzex-perte. Er treibt die Stihl MS 661 C-M erstmals insdicke Holz. Für die starken Eichen kommt ihmdas lange Schwert gerade recht. Das Gewicht imbetriebsbereiten Zustand von 10,25 Kilogrammempfindet er bezogen auf 7,3 PS Motorleistungals „fast schon gering“. Beim Betanken der 661 lobt Jens Mayer dieSchnellverschlüsse, die sich mit dem Klappbügelund einer drittel Umdrehung leicht öffnen las-sen. Sie geben den Raum für 0,85 Liter Gemischbeziehungsweise für 0,4 Liter Kettenöl frei. DasVerriegeln der Energiebunker erfolgt auf die glei-che, einfache Weise. Mayer fackelt auch nicht

lange und drückt bei dieser Säge mit 91 Kubik-zentimeter Hubraum das Dekompressionsventil.Ein Teil des verdichteten Gemisches kann sobeim Startvorgang aus dem Brennraum entwei-chen, in der Folge wird die erforderliche Zugkraftam Starterseil deutlich reduziert. Gerne würdeder Experte noch den Vergaser mittels Primer flu-ten, doch vergebens sucht er den Gummibalgder manuellen Kraftstoffpumpe. Wenigstenssorgt der kleine Gummidämpfer des Elasto-Start-Systems im Anwerfgriff für einen Ausgleichder Kraftspitzen beim Startvorgang. Zunächst geht Jens Mayer davon aus, daß dasStarten einer so hubraumstarken Säge keinenSpaß macht, wird jedoch schnell eines Besserenbelehrt. Die Säge springt im kalten Zustand nachdrei, maximal vier Anwerfzügen an. Mit warmemMotor fällt die Startbilanz noch besser aus, dieSäge springt nach dem ersten Zug an. Der Sä-gen-Tester klemmt beim Starten die 661 wie eineleichte Säge zwischen die Oberschenkel; das ge-ringe Gewicht und vor allem die Starterleichte-rungen machen’s möglich. Vergleicht man das vom Hersteller angegebeneLeistungsgewicht der 661, ohne Schneidegarni-tur und unbetankt, mit entsprechenden Model-len anderer Hersteller, liegt die Stihl MS 661 mit

einem Kilogramm pro PS in der Hubraumklasseum die 90 Kubikzentimeter deutlich vor der Kon-kurrenz. Mit 1,18 Kilogramm pro PS (Husqvarna395) und 1,22 Kilogramm pro PS (Dolmar 9010)müssen sich die Fällsägen der großen Mitbewer-ber mit den Plätzen 2 und 3 zufrieden geben.Mit ein paar Gasstößen bringt Jens Mayer dieStihl MS 661 auf Betriebstemperatur. Dank derlangen Führungsschiene ist die Anlage des Fall-kerbs sowie das Abtrennen der Wurzelanläufeam fast 90 Zentimeter dicken Baum schnell erle-digt. Die gut erkennbare Visierlinie hilft bei derzielgenauen Ausrichtung der Säge. Eben nochdie Markierung von Bruchstufe und Bruchleistemit Kreide aufgemalt, Achtungsruf, und die Sägeläßt die Späne fliegen. Dank des mächtigen Kral-lenanschlags bringen die Hebelkräfte auch jedenVollmeißelzahn an das Holz. Obwohl zeitweiligdie volle Schienenlänge in den Stamm taucht,merkt man dem Motor keinerlei Schwächen an.Die Säge zieht durch das fast zweihundertjährigeHartholz, als gehöre es zu einem Nadelbaum.Das Sicherheitsband ist fix durchtrennt, undnach knapp zehn Minuten Arbeit liegen nahezusechs Festmeter Holz am Boden.Tester Jens Mayer stellt die Säge gar nicht mehrab. Weiter geht es an die Aufarbeitung der Krone.

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Verwunderlich ist die zweiteilige Motor-/Verga-serabdeckung. Etwas kompliziert gerät die Mon-tage des vorderen Gehäuseteils, das mit drei Sockelstiften genau plaziert werden muß, bevorman die in Gummi gelagerte Befestigung-schraube anziehen kann. Eingefleischte Stihl-Motorsägenführer kennen dieses Konstruktions-prinzip schon seit Jahrzehnten. Nur empfiehltder Hersteller die tägliche Reinigung der Zylin-derrippen. Warum Stihl dann hier nicht eine ein-teilige Triebwerksabdeckung mit Schnellver-schlüssen verwendet, die einfach fixer abgebautist, bleibt unverständlich.Neu ist dagegen eine weitere Visierlinie – nebender üblichen Peilvorrichtung fürs Bäumefällen –auf dem Gehäusedeckel der Anwerfvorrichtung.Wird der Fällschnitt als Stechschnitt ausgeführt,verlängert die schwarze Markierung optisch dieFührungsschiene. So bleibt der Sägenführer pa-rallel zur Bruchleiste – eine gute Idee.

M-Tronic ist ein NovumUnter dem Seitendeckel findet sich die von Prak-tikern kritisch hinterfrage M-Tronic-Motorsteue-rung. Viele Waldarbeiter bemängeln vor allem,die Vergasereinstellung nun nicht mehr selbst inder Hand zu haben. Dagegen steht die Präzision

der Elektronik. Im drei Sekunden-Takt reguliertdas Motormanagement die Drehzahl und opti-miert so ständig und vor allem unbemerkt wäh-rend des Sägens die Vergasereinstellung. Dabeiwird nicht nur die Kraftstoffmenge mittels einesMagnetventils durch Öffnen und Schließen ge-steuert, sondern die Elektronik kann bei Bedarfauch den Zündzeitpunkt verändern. Im unterenDrehzahlbereich hat dieser Eingriff eine deutlichschnellere Drehzahländerung zur Folge, als dasdurch die Kraftstoffdosiereinrichtung der Fallwäre. Spürbar werden die Vorteile dann beimStarten der Säge. Hier muß der Startschalter nurnoch auf eine Position gestellt werden: Auf diePosition mit dem Dreieck, die Startposition. DieElektronik stellt nun den Vergaser ein und regi-striert, ob es sich um einen Warm- oder Kaltstarthandelt, zudem ist jetzt auch das Halbgas arre-tiert. Nach dem ersten Gasschub springt die Sägeautomatisch in die Betriebsstellung. Zwar mußder Sägenführer dafür Gas geben, aber der Vor-gang läuft im Prinzip automatisch ab. Sägen mitherkömmlicher Technik gehen in der Regel un-mittelbar nach dem Kaltstart aus. Das ist natür-lich bei einer Säge wie der MS 660 mit ordentlichHubraum und Kubik schon ärgerlich, wenn mandann erneut starten muß. Hier hat die MS 661 M-

Tronic einen Technikbonus. Zum Stoppen mußman den Schalter wie gehabt auf Null stellen. Diefrüheren vier Schalterpositionen gehören derVergangenheit an. Dabei ist es egal, ob die Sägeerst vor wenigen Minuten abgestellt oder seit Ta-gen nicht mehr benutzt wurde. Die Memory-Funktion merkt sich die letzte Einstellung undruft diese beim nächsten Startvorgang ab. Abernicht nur beim Starten macht sich die M-Tronicbemerkbar: Unter anderem schützt die kontinu-ierliche und optimierte Gemischaufbereitungden Anwender vor übermäßiger Abgasbelas-tung durch ein zu fettes Gemisch infolge falscherVergasereinstellung und optimiert die Leistungund den Verbrauch der Säge. Den weiterhin kriti-schen Stimmen kann zumindest gesagt werden:Die Elektronik wird deutlich seltener vom Defekt-teufel heimgesucht als die hochbeanspruchteMechanik des Motors. Zu guter Letzt noch einen Blick unter den Ketten-raddeckel: Dort ist alles beim Alten geblieben,und es finden sich die bewährte innenliegendeKupplung, die mittels montagefreundlichemPower-Mate-Ritzel die Kraft auf die Sägenketteüberträgt. Der doppelte Krallenanschlag ist nunpaßgenau in eine Vertiefung des Gehäuses ge-schraubt, was die Stabilität der Krallen erhöht.

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Überstarke Äste schafft die Säge genauso mühe-los wie die Sortenschnitte im Stammbereich. Al-les in allem parkt Mayer die Säge nach der Arbeitzufrieden auf dem Stamm. „Wums hat der Motorohne Ende“, äußert sich der Sägenprofi anerken-nend. Und das, obwohl die volle Motorleistungerfahrungsgemäß erst nach zehn bis 15 Tankfül-lungen abgerufen werden kann – Respekt! Erstaunlich allerdings: Der Luftfilter ist bereitsnach einem Baum auf der Schmutzseite ordent-lich mit Spänen und Holzstaub beflockt. Diestarke Verschmutzung ist sicherlich dem Um-stand geschuldet, daß Stihl auf eine Zentrifugal-reinigung verzichtet. Zudem saugt die Säge imSommerbetrieb die Luft auf der rechten Seite desLuftfilterdeckels an. Auf der gleichen Sägenseitetreten aber auch die Späne und Stäube aus demKettenraddeckel aus. Ob das der Grund für dierelativ starke Verschmutzung ist? Sollte das sosein, darf Stihl hier gerne nachbessern.Dazu kommt: Durch die gefaltete Bauweise desHD2-Filters sammeln sich in den Vertiefungender Filteroberseite recht große Mengen an fei-nem Holzstaub. Stihl empfiehlt den Filter erst zureinigen, wenn die Motorleistung spürbar nach-läßt. Aber soweit will es Mayer gar nicht kommenlassen und reinigt den Luftfilter gemäß Betriebs-anweisung durch Abklopfen. Doch der er-wünschte Reinigungseffekt bleibt aus. Die feinenHolzstäube der Eiche sind offensichtlich durchden Sog in den Luftfilterspalten komprimiertworden und wollen nun nicht mehr raus. Also zurDruckluft greifen und den Filter von innen nachaußen mit dem Luftstrahl durchpusten; in Ord-nung, schon besser. Für ganz hartnäckige Ver-schmutzungen empfehlen die Waiblinger die

Reinigung mit Seifenwasser. Der Eindruck aberbleibt, daß dieser HD2-Filter nicht so pflegeleichtist wie die alten Nylonfilter.

Fazit zum PraxischeckTester Jens Mayer äußert sich positiv über diegute Erreichbarkeit der Sommer-/Winterumstel-lung. Im Luftfiltergehäuse muß dazu ein Plastik-formteil umgesteckt werden. Im Winterzustandsaugt die Säge die Frischluft über den Motor-raum an, die so vorgewärmt den Vergaser vorVereisung schützt. Wie sich die Verschmutzungdes Filters dann darstellt, wurde wegen der war-men Temperaturen nicht getestet.Zur elektronischen Motorsteuerung sagt Mayer:„Die Regulierungsprozesse sind mir gar nichtaufgefallen, die Beschleunigung der Säge waroptimal und die Motorleistung für alle Schnittegut bis sehr gut vorhanden.“ Beim Kaufpreis fürdie 661 von 1578 Euro stutzt der Starkholzprofikurz: „Da mußt man schon eine Menge Holz ma-chen, damit das Geld wieder reinkommt“. Ein we-sentliches Kriterium sei für ihn aber ein kompe-tenter Händler in der Nähe. Von der MS 661 C-Mist Jens Mayer jedenfalls beeindruckt. Ein besse-res Leistungsgewicht habe seine aktuelle Stark-holzsäge auch nicht, und vom automatischenMotormanagement ist er sowieso überzeugt.Sein Fazit am Ende des Tages: „Mann, ist das ne´Säge!“

Marco rEETZ

| FORSTMASCHINEN-PROFI Ju l i 201476

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Faktenbox: Stihl MS 661 C-M

Motor: Einzylinder-Zweitakt mit SpülvorlageHubraum (ccm): 91,1Leistung (PS) bei U/min: 7,3 / 9500

Schienenlänge (cm): 77Kettenteilung (Zoll): 3/8Treibgliedstärke (mm): 1,6Zahnform: VollmeißelKettengeschwindigkeit bei Vollast (m/s): 27,5

Gewicht gewogen (kg): 10,25(mit Schneidgarnitur sowie Betriebsstoffen)

Gewicht laut Hersteller (kg): 7,4(ohne Schneidgarnitur sowie Betriebsstoffe)

Leistungsgewicht (kg/PS): 1,39(mit Schneidgarnitur sowie Betriebsstoffen)

Volumen Kraftstofftank (l): 0,85Volumen Kettenöltank (l): 0,4

Äquiv. Schalldruckpegel: 105nach DIN EN ISO 22868 (dB(A))

Äquiv. Schalleistungspegel: 118nach DIN EN ISO 22868 (dB(A))

Äquiv. Schwingungsgesamtwertenach DIN EN ISO 22867

Vorderer Handgriff (m/s2): 5,5Hinterer Handgriff (m/s2): 5,5

Listenpreis (Euro): 1.578

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