Gro§es Lebenswerk gew rdigt - franziskanerinnen.de · t Montag, 11. November 2013 O Kreis Olpe...

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Kreis Olpe Siegener Zeitung 9 Montag, 11. November 2013 O Großes Lebenswerk gewürdigt PADERBORN Maria Theresia Bonzel gestern im Hohen Dom seliggesprochen Die erste Seligsprechung in Paderborn, die erste Selige aus dem Kreis Olpe: Gestern wurde gefeiert. win Fest in Olper Hand war gestern der Hohe Dom zu Paderborn. Elf Busse wa- ren von der Bigge an die Pader gefahren, um einer Feier beizuwohnen, die in jeder Hinsicht einmalig war. Seit kurz nach 17 Uhr am gestrigen Sonntag gehört Maria Theresia Bonzel zum Kreis der Seligen der katholischen Kirche. Rechtzeitig zum Festjahr des 150-jähri- gen Bestehens des Ordens der Olper Fran- ziskanerinnen hatte Papst Franziskus den viele Jahre laufenden Seligsprechungs- prozess so beendet, wie es die Olper Fran- ziskanerinnen sich erhofft haben. Begrüßt wurden die Gäste im Hohen Dom von einem „Ölper Jungen“: Prälat Franz Hochstein, gebürtiger Lütringhauser und seiner Heimat bis heute eng verbun- den, freute sich, so viele Bekannte wieder- zusehen. Besonders hieß er Landrat Frank Beckehoff, den Olper Bürgermeister Horst Müller, den Paderborner Bürgermeister Heinz Paus und vor allem die zahlreichen Mitglieder des Ordens der Olper Franzis- kanerinnen willkommen. Diese waren aus ihren Niederlassungen in aller Welt nach Olpe und von dort weiter nach Paderborn gereist, um diesen Tag zu erleben, an dem die katholische Kirche die große Lebens- leistung ihrer Ordensgründerin auf sel- tene Weise würdigte. Und auch 60 Mitglie- der der weitverzweigten Familie Bonzel nahmen an dem festlichen Ereignis teil. Mit in der Kirche war die Familie Burgie aus den USA. Ihr Sohn Luke war mit vier Jahren schwer krank, die Ärzte wussten sich keinen Rat. Olper Franziskanerinnen aus einer der dortigen Niederlassungen waren zu Besuch und erlebten Lukes Leiden. Sie fragten die Familie, ob sie Luke in ihr Gebet einschließen sollten und Mut- ter Maria Theresia um Hilfe bitten sollten. Die Familie nahm das Angebot an, und als Luke kurz darauf gesund wurde, war das geschehen, was Ärzte als Wunder attes- tierten und was eine der Voraussetzungen ist, dass ein Verstorbener seliggesprochen werden kann. Heute ist Luke 19 Jahre alt. Es war die erste Seligsprechung, die in Paderborn erfolgte: Viele Jahrzehnte war es üblich geworden, dass diese Festakte in Rom stattfanden. Nun sollen sie in den jeweiligen Diözesen gefeiert werden, in denen die Seliggesprochenen gelebt und gewirkt haben. Nach dem festlichen Beginn des Pontifi- kalamts, an dem neben dem Hausherrn des Paderborner Doms, Erzbischof Hans- Josef Becker, auch Angelo Kardinal Amato, Präfekt der Kongregration für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, Bischof Kevin Rhoades aus dem Bistum Fort Wayne-South Bend (USA), Dompropst Weihbischof Manfred Grothe, Weihbischof Matthias König, Weihbischof Hubert Berenbrinker, Generalvikar Alfons Hardt, Offizial Abt em. Dr. Dominicus Meier und Pfarrer Clemens Steiling von der St.-Mar- tinus-Gemeinde Olpe konzelebrierten, begann der offizielle Prozess der Selig- sprechung. Erzbischof Becker und der Pos- tulator des Seligsprechungsprozesses, der römische Anwalt Dr. Andrea Ambrosi, tra- ten vor den Kardinal. Becker bat den aus Rom angereisten Kardinal darum, das päpstliche Dekret zu verlesen. Danach er- hielt Schwester Mediatrix Nies das Wort. Die ehemalige Generaloberin des Ordens fasste die Lebensleistung Maria Theresia Bonzels zusammen. Dann schlug Bischof Amato eine feierlich geschmückte Urkunde auf und verlas in lateinischer Sprache das von Papst Franziskus unter- zeichnete Schreiben. Generalvikar Hardt in seiner Funktion als Apostolischer Proto- notar wiederholte den Text auf Deutsch, und nach einem feierlichen „Amen“ durch Chor und Gemeinde wurde langsam ein großes Porträt der Olper Ordensfrau ent- hüllt, womit die Seligsprechung vollzogen war. Lauter, langer Applaus brandete auf, und mancher Kirchenbesucher schämte sich seiner Tränen nicht, als der festliche Augenblick geschah. An der Gestaltung des festlichen Hoch- amts waren Mitglieder des Ordens und Mitarbeiter der von Maria Theresia Bonzel persönlich gegründeten Firma, die viele Bereiche des Werks übernommen hat, der Gemeinnützigen Gesellschaft der Franzis- kanerinnen zu Olpe (GFO), beteiligt. So übernahmen der stellv. Leiter des Olper Josefshauses, Reinhard Geuecke, für den erkrankten Geschäftsführer Markus Feld- mann die erste Lesung, die zweite wurde von Schwester Katharina Hartleib vom Olper Konvent San Damiano gehalten, und die Fürbitten wurden von Schwestern, Mit- arbeitern und dem Vater von Luke, Jan Burgie, gesprochen. Die Schwestern aus den USA, aus Brasilien und von den Philip- pinen hielten die Fürbitten in ihren Mut- tersprachen. Festlich umrahmt wurde das Pontifikal- amt von der Domkantorei, dem Bläser- ensemble der Hochschule für Musik Det- mold und Domorganist Tobias Aehlig. Mit vielen Olper Christen waren auch Vertreter der Vereine gekommen: Die Schützenvereine waren mit komplettem Vorstand oder wenigstens einer Fahnen- abordnung da, und auch der Olper MGV „Cäcilia“ hielt sein Banner stolz empor. Nach der Predigt, in der Erzbischof Becker die Neuselige würdigte, brachte Generaloberin Magdalena Krol eine Mons- tranz zum Erzbischof, in der Reliquien von Maria Theresia Bonzel eingelassen sind. Dieses Reliquiar wurde feierlich gesegnet und wird von Bischof Amato mit nach Rom genommen. Eine weitere Reliquie bleibt im Erzbistum. Heute geht die Feier in Olpe weiter. Um 17 Uhr verabschieden die Schwestern die sterblichen Überreste ihrer Ordensgrün- derin, die aus dem Grab in der Gedächt- niskapelle oberhalb des Mutterhauses erhoben wurden. Mit einem Fahrzeug der Olper Feuerwehr wird der Sarg in die Stadt gefahren, und vom Kurkölner Platz aus findet eine öffentliche Prozession statt, in deren Rahmen der Sarg an die vierte und wohl endgültige Begräbnisstätte Maria Theresia Bonzels gebracht wird: die neue Anbetungskapelle im Turm der St.- Martinus-Kirche. Der Sarg wird von Menschen durch die Kirche getragen, die eine besondere Beziehung zur Seligen haben, etwa ehe- malige Bewohner des Kinderheims der Franziskanerinnen. Dann wird er in der Turmkapelle beigesetzt. Ab 18 Uhr feiert Erzbischof Hans-Josef Becker zusammen mit dem aus Kirchhundem stammenden Paul Josef Kardinal Cordes einen Dank- gottesdienst. Jörg Winkel Die Seligsprechung ist erfolgt: Von einem zum Festakt feierlich enthüllten Bild blickt Maria Theresia Bonzel herab in den Hohen Dom zu Paderborn. Das Lebenswerk der Olper Ordensgründerin wurde hier gestern auf besondere Weise gewürdigt. Fotos: Jörg Winkel Die Stadtschützenvereine waren im Hohen Dom mit Fahnenabordnungen oder den kompletten Vorständen mit dabei. Begrüßung mit Olper Zungenschlag: Ehrendomherr Franz Hochstein. Auch von außen war am Hohen Dom zu erkennen, was da gestern gefeiert wurde. Schwester Mediatrix Nies fasste das Leben und Wirken der Ordensgründerin zusammen. Deren Porträt war zu diesem Zeitpunkt noch verhüllt. Der Kardinal zeigt das päpstliche Dekret, das die Seligsprechung möglich machte. Im Chor des Hohen Doms saßen zahlreiche weitere Geistliche und Ordensfrauen. Unter anderem feierten der Olper Pastor Michael Rademacher, Dechant Friedhelm Rüsche und der aus Wenden stammende Prälat Thomas Dornseifer mit. Lasen die Fürbitten (v. l.): Sister Jane Mary, Reinhard Geuecke, Schwester Zilda, Sister Grace Gerong, Jan Burgie, Sister Margret Mary und Schwester Veronika Fricke.

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Großes Lebenswerk gewürdigtPADERBORN Maria Theresia Bonzel gestern im Hohen Dom seliggesprochen

Die erste Seligsprechung inPaderborn, die erste Selige

aus dem Kreis Olpe:Gestern wurde gefeiert.

win � Fest in Olper Hand war gesternder Hohe Dom zu Paderborn. Elf Busse wa-ren von der Bigge an die Pader gefahren,um einer Feier beizuwohnen, die in jederHinsicht einmalig war. Seit kurz nach 17Uhr am gestrigen Sonntag gehört MariaTheresia Bonzel zum Kreis der Seligen derkatholischen Kirche.

Rechtzeitig zum Festjahr des 150-jähri-gen Bestehens des Ordens der Olper Fran-ziskanerinnen hatte Papst Franziskus denviele Jahre laufenden Seligsprechungs-prozess so beendet, wie es die Olper Fran-ziskanerinnen sich erhofft haben.

Begrüßt wurden die Gäste im HohenDom von einem „Ölper Jungen“: PrälatFranz Hochstein, gebürtiger Lütringhauserund seiner Heimat bis heute eng verbun-den, freute sich, so viele Bekannte wieder-zusehen. Besonders hieß er Landrat FrankBeckehoff, den Olper Bürgermeister HorstMüller, den Paderborner BürgermeisterHeinz Paus und vor allem die zahlreichenMitglieder des Ordens der Olper Franzis-kanerinnen willkommen. Diese waren ausihren Niederlassungen in aller Welt nachOlpe und von dort weiter nach Paderborngereist, um diesen Tag zu erleben, an demdie katholische Kirche die große Lebens-leistung ihrer Ordensgründerin auf sel-tene Weise würdigte. Und auch 60 Mitglie-der der weitverzweigten Familie Bonzelnahmen an dem festlichen Ereignis teil.

Mit in der Kirche war die Familie Burgieaus den USA. Ihr Sohn Luke war mit vierJahren schwer krank, die Ärzte wusstensich keinen Rat. Olper Franziskanerinnenaus einer der dortigen Niederlassungenwaren zu Besuch und erlebten LukesLeiden. Sie fragten die Familie, ob sie Lukein ihr Gebet einschließen sollten und Mut-ter Maria Theresia um Hilfe bitten sollten.Die Familie nahm das Angebot an, und alsLuke kurz darauf gesund wurde, war dasgeschehen, was Ärzte als Wunder attes-tierten und was eine der Voraussetzungen

ist, dass ein Verstorbener seliggesprochenwerden kann. Heute ist Luke 19 Jahre alt.

Es war die erste Seligsprechung, die inPaderborn erfolgte: Viele Jahrzehnte wares üblich geworden, dass diese Festakte inRom stattfanden. Nun sollen sie in denjeweiligen Diözesen gefeiert werden, indenen die Seliggesprochenen gelebt undgewirkt haben.

Nach dem festlichen Beginn des Pontifi-kalamts, an dem neben dem Hausherrndes Paderborner Doms, Erzbischof Hans-Josef Becker, auch Angelo KardinalAmato, Präfekt der Kongregration für dieSelig- und Heiligsprechungsprozesse,Bischof Kevin Rhoades aus dem BistumFort Wayne-South Bend (USA), DompropstWeihbischof Manfred Grothe, WeihbischofMatthias König, Weihbischof HubertBerenbrinker, Generalvikar Alfons Hardt,Offizial Abt em. Dr. Dominicus Meier undPfarrer Clemens Steiling von der St.-Mar-tinus-Gemeinde Olpe konzelebrierten,begann der offizielle Prozess der Selig-sprechung. Erzbischof Becker und der Pos-tulator des Seligsprechungsprozesses, derrömische Anwalt Dr. Andrea Ambrosi, tra-ten vor den Kardinal. Becker bat den ausRom angereisten Kardinal darum, daspäpstliche Dekret zu verlesen. Danach er-hielt Schwester Mediatrix Nies das Wort.Die ehemalige Generaloberin des Ordensfasste die Lebensleistung Maria TheresiaBonzels zusammen. Dann schlug BischofAmato eine feierlich geschmückteUrkunde auf und verlas in lateinischerSprache das von Papst Franziskus unter-zeichnete Schreiben. Generalvikar Hardtin seiner Funktion als Apostolischer Proto-notar wiederholte den Text auf Deutsch,und nach einem feierlichen „Amen“ durchChor und Gemeinde wurde langsam eingroßes Porträt der Olper Ordensfrau ent-hüllt, womit die Seligsprechung vollzogenwar. Lauter, langer Applaus brandete auf,und mancher Kirchenbesucher schämtesich seiner Tränen nicht, als der festlicheAugenblick geschah.

An der Gestaltung des festlichen Hoch-amts waren Mitglieder des Ordens undMitarbeiter der von Maria Theresia Bonzelpersönlich gegründeten Firma, die vieleBereiche des Werks übernommen hat, derGemeinnützigen Gesellschaft der Franzis-kanerinnen zu Olpe (GFO), beteiligt. So

übernahmen der stellv. Leiter des OlperJosefshauses, Reinhard Geuecke, für denerkrankten Geschäftsführer Markus Feld-mann die erste Lesung, die zweite wurdevon Schwester Katharina Hartleib vomOlper Konvent San Damiano gehalten, unddie Fürbitten wurden von Schwestern, Mit-arbeitern und dem Vater von Luke, JanBurgie, gesprochen. Die Schwestern ausden USA, aus Brasilien und von den Philip-pinen hielten die Fürbitten in ihren Mut-tersprachen.

Festlich umrahmt wurde das Pontifikal-amt von der Domkantorei, dem Bläser-ensemble der Hochschule für Musik Det-mold und Domorganist Tobias Aehlig.

Mit vielen Olper Christen waren auchVertreter der Vereine gekommen: DieSchützenvereine waren mit komplettemVorstand oder wenigstens einer Fahnen-abordnung da, und auch der Olper MGV„Cäcilia“ hielt sein Banner stolz empor.

Nach der Predigt, in der ErzbischofBecker die Neuselige würdigte, brachteGeneraloberin Magdalena Krol eine Mons-tranz zum Erzbischof, in der Reliquien vonMaria Theresia Bonzel eingelassen sind.Dieses Reliquiar wurde feierlich gesegnetund wird von Bischof Amato mit nach Romgenommen. Eine weitere Reliquie bleibt imErzbistum.

Heute geht die Feier in Olpe weiter. Um17 Uhr verabschieden die Schwestern diesterblichen Überreste ihrer Ordensgrün-derin, die aus dem Grab in der Gedächt-niskapelle oberhalb des Mutterhauseserhoben wurden. Mit einem Fahrzeug derOlper Feuerwehr wird der Sarg in dieStadt gefahren, und vom Kurkölner Platzaus findet eine öffentliche Prozession statt,in deren Rahmen der Sarg an die vierteund wohl endgültige BegräbnisstätteMaria Theresia Bonzels gebracht wird: dieneue Anbetungskapelle im Turm der St.-Martinus-Kirche.

Der Sarg wird von Menschen durch dieKirche getragen, die eine besondereBeziehung zur Seligen haben, etwa ehe-malige Bewohner des Kinderheims derFranziskanerinnen. Dann wird er in derTurmkapelle beigesetzt. Ab 18 Uhr feiertErzbischof Hans-Josef Becker zusammenmit dem aus Kirchhundem stammendenPaul Josef Kardinal Cordes einen Dank-gottesdienst. Jörg Winkel

Die Seligsprechung ist erfolgt: Von einem zum Festakt feierlich enthüllten Bild blickt Maria Theresia Bonzel herab in den Hohen Domzu Paderborn. Das Lebenswerk der Olper Ordensgründerin wurde hier gestern auf besondere Weise gewürdigt. Fotos: Jörg Winkel

Die Stadtschützenvereine waren im Hohen Dom mit Fahnenabordnungen oder denkompletten Vorständen mit dabei.

Begrüßung mit Olper Zungenschlag:Ehrendomherr Franz Hochstein.

Auch von außen war am Hohen Dom zu erkennen, was da gestern gefeiert wurde.

Schwester Mediatrix Nies fasste das Leben und Wirken der Ordensgründerin zusammen.Deren Porträt war zu diesem Zeitpunkt noch verhüllt.

Der Kardinal zeigt das päpstliche Dekret, das die Seligsprechung möglich machte.

Im Chor des Hohen Doms saßen zahlreiche weitere Geistliche und Ordensfrauen. Unteranderem feierten der Olper Pastor Michael Rademacher, Dechant Friedhelm Rüscheund der aus Wenden stammende Prälat Thomas Dornseifer mit.

Lasen die Fürbitten (v. l.): Sister Jane Mary, Reinhard Geuecke, Schwester Zilda, SisterGrace Gerong, Jan Burgie, Sister Margret Mary und Schwester Veronika Fricke.