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Die Münchner Opernfreunde Die Münchner Opernfreunde JOURNAL 4 2017 36. Jahrgang Gärtnerplatztheater überall und bald wieder am angestammten Platz Dramaturgische Raumkonzepte für die Jahre 2012–2017 I ch will aus dem Gärtnerplatzthe- ater eine wunderbare Münchner Volksoper machen, in der die ganze Vielfalt des musikalischen eaters zu Hause ist.“ So gab Josef E. Köpplin- ger bei der Unterzeichnung seines Intendantenvertrages im Juli 2010 die Richtung vor, die er sich für die Zukunft des Staatstheaters am Gärt- nerplatz vorstellt. Der niederösterreichische eaterma- cher begann seine Intendanz zusam- men mit uns am 1. September 2012 unter besonderen Bedingungen: We- nige Monate zuvor war das Stamm- haus am Gärtnerplatz zur Baustelle geworden, die Staatsregierung hatte beschlossen, das eatergebäude für mehrere Jahre aufwändig zu sanieren. Bereits im Mai 2012 musste dafür die eaterbelegschaft mit Sack und Pack ins Ausweichquartier in die ehema- lige Hochschule für Film und Fern- sehen nahe des Giesinger Bahnhofs umziehen, wo Büros, Werkstätten, Ballettsaal sowie Chor- und Orche- sterprobensaal eine neue Heimat auf Zeit fanden, während der szenische Probenbetrieb auf dem altbewährten Probebühnengelände in Harlaching fortgeführt wurde. Doch während anderen eateren- sembles in Umbausituationen eine Ersatzbühne zur Verfügung gestellt wird, war die an Josef E. Köpplinger und uns gestellte Aufgabe eine un- gleich sportlichere: Es galt, selbststän- dig Aufführungsstätten im Münchner Stadtgebiet zu organisieren, um den Spielbetrieb aufrecht erhalten und das über die Jahre treu gewachsene Publikum weiterhin emotionale Mu- siktheater-Geschichten erleben lassen zu können – trotz aller sanierungsbe- dingten Einschränkungen, wie etwa der Umstellung vom Repertoire- auf Ensuite-Spielbetrieb, der Reduktion der Vorstellungsanzahl pro Spielzeit und damit einhergehend dem zeitwei- sen Verzicht auf das traditionell zum Gärtnerplatztheater gehörende feste Solistenensemble. Entsprechend frühzeitig machten wir uns also mit Ideen, Visionen und Wunschvorstellungen auf die kreative Suche nach dramaturgisch span- nenden wie organisatorisch (und auch finanziell) geeigneten Orten, dabei immer schon das eine oder andere Stück Musiktheater im Hinterkopf, das sich für eine szenische Umsetzung gerade in dieser oder jener Räum- lichkeit ganz besonders gut eignen könnte. Dabei einte uns die Liebe zu allen Sparten des musikalischen eaters, ganz gleich ob man sie nun Oper, Operette, Musical oder Ballett nennt oder ob ein Stück älteren oder jüngeren Datums ist. Fröttmaninger eaterzelt und Circus Krone Bau Den Beginn der Intendanz Josef E. Köpplingers markierte eine Koopera- tion mit dem Deutschen eater, das zu Beginn der Spielzeit 2012/2013 ebenfalls in einem Ausweichquartier residierte und dessen eaterzelt mit umfangreicher Platzkapazität wir in den ersten Monaten gleich für Im weißen Rössl, Das Dschungelbuch Das Gärtnerplatztheater in neuem Glanz, (Foto: Christian POGO Zach)

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Die Münchner OpernfreundeDie Münchner Opernfreunde

JOURNAL4

2017

36. Jahrgang

Gärtnerplatztheater überall – und bald wieder am angestammten Platz

Dramaturgische Raumkonzepte für die Jahre 2012–2017

Ich will aus dem Gärtnerplatzthe-ater eine wunderbare Münchner Volksoper machen, in der die ganze

Vielfalt des musikalischen Th eaters zu Hause ist.“ So gab Josef E. Köpplin-ger bei der Unterzeichnung seines Intendantenvertrages im Juli 2010 die Richtung vor, die er sich für die Zukunft des Staatstheaters am Gärt-nerplatz vorstellt.

Der niederösterreichische Th eaterma-cher begann seine Intendanz zusam-men mit uns am 1. September 2012 unter besonderen Bedingungen: We-nige Monate zuvor war das Stamm-haus am Gärtnerplatz zur Baustelle geworden, die Staatsregierung hatte beschlossen, das Th eatergebäude für mehrere Jahre aufwändig zu sanieren. Bereits im Mai 2012 musste dafür die Th eaterbelegschaft mit Sack und Pack ins Ausweichquartier in die ehema-lige Hochschule für Film und Fern-sehen nahe des Giesinger Bahnhofs umziehen, wo Büros, Werkstätten, Ballettsaal sowie Chor- und Orche-sterprobensaal eine neue Heimat auf Zeit fanden, während der szenische Probenbetrieb auf dem altbewährten Probebühnengelände in Harlaching fortgeführt wurde.

Doch während anderen Th eateren-sembles in Umbausituationen eine Ersatzbühne zur Verfügung gestellt wird, war die an Josef E. Köpplinger und uns gestellte Aufgabe eine un-gleich sportlichere: Es galt, selbststän-dig Auff ührungsstätten im Münchner

Stadtgebiet zu organisieren, um den Spielbetrieb aufrecht erhalten und das über die Jahre treu gewachsene Publikum weiterhin emotionale Mu-siktheater-Geschichten erleben lassen zu können – trotz aller sanierungsbe-dingten Einschränkungen, wie etwa der Umstellung vom Repertoire- auf Ensuite-Spielbetrieb, der Reduktion der Vorstellungsanzahl pro Spielzeit und damit einhergehend dem zeitwei-sen Verzicht auf das traditionell zum Gärtnerplatztheater gehörende feste Solistenensemble.

Entsprechend frühzeitig machten wir uns also mit Ideen, Visionen und Wunschvorstellungen auf die kreative Suche nach dramaturgisch span-nenden wie organisatorisch (und auch fi nanziell) geeigneten Orten, dabei immer schon das eine oder andere Stück Musiktheater im Hinterkopf,

das sich für eine szenische Umsetzung gerade in dieser oder jener Räum-lichkeit ganz besonders gut eignen könnte. Dabei einte uns die Liebe zu allen Sparten des musikalischen Th eaters, ganz gleich ob man sie nun Oper, Operette, Musical oder Ballett nennt oder ob ein Stück älteren oder jüngeren Datums ist.

Fröttmaninger Th eaterzelt und Circus Krone Bau

Den Beginn der Intendanz Josef E. Köpplingers markierte eine Koopera-tion mit dem Deutschen Th eater, das zu Beginn der Spielzeit 2012/2013 ebenfalls in einem Ausweichquartier residierte und dessen Th eaterzelt mit umfangreicher Platzkapazität wir in den ersten Monaten gleich für Im weißen Rössl, Das Dschungelbuch

Das Gärtnerplatztheater in neuem Glanz, (Foto: Christian POGO Zach)

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GÄRTNERPLATZTHEATER

und Anything Goes, drei besonders großangelegte Produktionen, nut-zen konnten. Vor allem Erik Charells Komödien-Klassiker Im weißen Rössl bot sich als Eröffnungsstück in diesem Umfeld geradezu von selbst an, war es doch als großdimensioniertes Büh-nenspektakel für das damals 3.500 Zuschauer fassende Berliner Große Schauspielhaus konzipiert und 1930 ebendort uraufgeführt worden. Wie einst in Berlin starbesetzt (bei uns mit keinem Geringeren als Maximilian Schell in seiner letzten Bühnenrolle als Kaiser) konnten wir im Fröttma-ninger Theaterzelt die Schauwerte und den Revuecharakter des Stückes unter Einbeziehung des Foyerbereichs als Spielfläche und mit einer in den Zuschauerraum integrierten Jazz-Band sowie einem Zither-Trio voll ausspielen. Erstmalig im München der Nachkriegszeit bot sich so Gelegen-heit, die vollständige opulente Instru-mentalbesetzung der Uraufführung erneut aufzubieten, die heutzutage in kaum einem „normalen“ Theater mehr Platz findet.

Für unsere zweite Spielzeit fanden wir mit dem Circus Krone Bau die vielleicht prädestinierteste Spielstätte für Emmerich Kálmáns Die Zirkusprin-zessin. Der Zirkus bot Regisseur Köpplinger ideale optische Er-

zähl-Möglichkeiten für die hautnahe Neuentdeckung der Liebesgeschich-te im Artistenmilieu, angereichert mit Zirkuskapelle, Live-Akrobatik und dem obligaten Manegengeruch. Unter Verlegung der Spielhandlung ins Manegenrund vertraute er ganz auf den Zirkus als Bühnenraum und vermischte in seiner Inszenierung die Elemente des Operettentheaters mit denen des Zirkusbesuchs. So erlebte im Juli 2014 eine Zirkusprinzessin Premiere in bis dato noch nie erleb-barem Ambiente. Darüber hinaus bot der Circus Krone Bau uns Bühne für spektakuläre konzertante Auf-führungen von Jesus Christ Superstar und Die Dreigroschenoper sowie das passend zum Ambiente ausgewählte Kinderchor-Musical Zirkus Furioso.

Während das Fröttmaninger Thea- terzelt und der Circus Krone Bau vorrangig projektbezogene Bühnen waren, spielte sich der Großteil der Gärtnerplatztheater-Produktionen der Umbaujahre in den drei konstan-ten Münchner Spielstätten Prinzre-gententheater, Cuvilliéstheater und Reithalle ab. Alle drei Häuser bieten für die Spielplangestaltung in ihrer Gesamtheit die größtmögliche dis-positionelle Planbarkeit, verbunden mit jeweils individuellen Einzigartig-keiten.

Prinzregententheater

Das schon in früheren Umbauphasen vom Gärtnerplatztheater gerne als Ausweichquartier genutzte Prinzre-gententheater besticht durch eine weitläufige Bühnenfläche für groß-dimensionierte Kulissenspektakel, einen luxuriös-großen Orchestergra-ben und eine hohe Sitzplatzkapazität. Am ehesten vergleichbar mit unserem Stammhaus offeriert es die Möglich-keit für Stücke mit großer Orchester-besetzung, an die in den heimischen Verhältnissen so nicht zu denken ist. Entsprechend inspirierte uns der Raum zu großen Opernprojekten wie der Uraufführung der musikalischen

INHALT

IMPRESSUM

Das GärtnerplatztheaterChristopher MaltmanDaniela BarcellonaVorschau Künstlergespräche/Kulturzeit/WanderungenOpernstudioMusik im PfaffenwinkelAbschied vom Richard-Strauss-FestivalMit dem IBS unterwegsGratulation • CD-BesprechungGratulationen • GedenktageDie Kunst des Singens

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Die Zirkusprinzessin im Circus Krone,(Foto: Thomas Dashuber)

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GÄRTNERPLATZTHEATER

Farce Onkel Präsident von Friedrich Cerha, Aida, Peter Grimes und La sonnambula, zu Musical-Ausstattungs-spektakeln wie Tschitti Tschitti Bäng Bäng (als kontinentaleuropäische Erst-aufführung!) und Singin' in the Rain (als Münchner Erstaufführung) sowie zu opulenten Operettenklassikern wie Der Bettelstudent und Viktoria und ihr Husar. Wie ungebändigt konnten sich dabei Werkstätten, Bühnentechnik, Chöre und Orchester einmal zeitweilig präsentieren!

Cuvilliéstheater

Neben dem Prinzregententheater verfügt das Cuvilliéstheater in der Residenz über eine hervorragende bühnentechnische Infrastruktur und bietet sich – allein von Architektur und Geschichte her – natürlich wun-derbar für das Repertoire von Barock über Mozart bis hin zum kleinbe-setzteren Belcanto an. Hier ist die Orchestergröße ein ständiges Thema, denn mehr Musiker im (erweiter-baren) Orchestergraben bedeuten weniger Platz für die Zuschauer. Mit Stücken wie Don Pasquale, Semele,

Die Entführung aus dem Serail, Così fan tutte, La Cenerentola und Don Giovanni folgten wir dem „Ruf des Raumes“, doch fragten wir uns von Anfang an, ob nicht auch – erstmalig in der Geschichte des Hauses – mo-dernes Musical mit elektroakustischer Verstärkung und thematisch passend zum Rokoko-Ambiente möglich wäre. Josef E. Köpplinger ließ sich auf das Wagnis ein und gab bei dem deut-schen Autorenduo Marc Schubring und Wolfgang Adenberg extra für das Cuvilliéstheater eine Bühnen-adaption von Choderlos de Laclos weltberühmtem Briefroman Gefähr-liche Liebschaften in Musicalgestalt in Auftrag. Die bei der Uraufführung im Februar 2015 gemachten Erfahrungen steigerten die Lust nach mehr so sehr, dass in der Spielzeit 2015/2016 das poetisch-kammerspielartige Musical Das Lächeln einer Sommernacht folgte.

Doch auch das Ballett des Staats-theaters am Gärtnerplatz, das unter Ballettdirektor und Chefchoreograf Karl Alfred Schreiner neben eigenen Abenden in sämtlichen Sparten des Hauses präsent ist, eroberte sich das Cuvilliéstheater als Tanzbühne stets raumbezogen mit Uraufführungen wie

Peter und der Wolf, Berlin 1920, Arsen – Ein Rokokothriller und Chicago 1930.

Reithalle

Ein Ort für Experimente ist dage-gen die Reithalle in der Heßstraße, die vor 2012 nur höchst selten mit Theateraufführungen bespielt wurde und die mittlerweile an Attraktivität bei Veranstaltern wie Publikum stark zunimmt. Die im Urzustand leerste-hende Reithalle lässt damit als einzige unserer regelmäßigen Spielstätten die Möglichkeiten für neuartige Raumkonzepte offen und bot uns die Möglichkeit, sie u. a. für Cabaret in einen Nachtklub, für Der Mann von La Mancha in eine klaustrophobische Gefängnisarena oder gar für Bus-si – Das Munical von TV-Comedian Thomas Hermanns vollständig in eine Disco der 1980er Jahre zu verwan-deln und damit dem Zuschauer neue Erlebniswelten zu bieten sowie den jeweiligen Stücken ganz eigene Wirkungsmechanismen zu eröffnen. Ebenso kreativ-flexibel ist dort die Platzierung des Orchesters, das wir bereits vor der Spielfläche (Cinderel-la), dahinter (Dornröschen, Candide), darüber (Schlagobers) oder daneben (Dr. Faust jr.) spielen ließen. Natürlich reizt ein so großer freier Raum be-sonders die Gedankenwelten unserer Choreografen, mit denen wir in der Reithalle so Dornröschen, als Urauf-führungen memento mori und Hattrick sowie anlässlich des 150. Geburtstags von Richard Strauss dessen bis dato in München noch nie gespieltes Ballett Schlagobers realisieren konnten, bei dem ein überdimensionales Süßig-keiten-Buffet zur Tanzfläche wurde. Die in der Reithalle von Gil Mehmert in Szene gesetzte Musicalproduktion Hair wurde mit dem AZ-Stern des Jahres 2016 geehrt, Torsten Fischer verwandelte den Raum für King Arthur in eine magische Welt und in der Spielzeit 2016/2017 erlebten hier kurz hintereinander gleich zwei zeit-genössische Opern ihre Uraufführung: Johanna Doderers Liliom und Thomas Morses Frau Schindler.

La sonnambula im Prinzregententheater,(Foto: Thomas Dashuber)

Così fan tutte im Cuvilliéstheater,(Foto: Christian POGO Zach)

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GÄRTNERPLATZTHEATER

Weitere Spielorte

Von den ersten Tagen des Nachden-kens über mögliche Aufführungsorte an waren wir auch auf der Suche nach einer geeigneten Bühne für konzer-tante Oratorien- oder Musikthea-ter-Aufführungen jenseits von der allseits begehrten Philharmonie im Gasteig und dem Herkulessaal. Dabei stießen wir auf die Alte Kongresshalle auf der Schwanthalerhöhe, die uns so manche Stimme ausreden wollte, in der wir aber den für unsere Bedürf-nisse idealen Konzertsaal vorfanden. Eine Konzertserie von Johanna auf dem Scheiterhaufen überzeugte uns in dieser Hoffnung so sehr, dass wir mit der darauffolgenden Jolanta im Folgejahr dort im positiven Sinne fast schon an raumtechnische Gren-zen stießen und uns im Fasching 2017 gar komplett szenisch mit einer Wiederentdeckung von Emmerich Kálmáns Operette Die Faschingsfee mitten in den Raum begaben.

Daneben bespielten wir zeitweilig mit der Uraufführung von Wilfried Hillers Singspiel Der Flaschengeist den Carl-Orff-Saal im Gasteig, wo unsere

Hoffnung, junge Musikinteressierte am unmittelbarsten zu erreichen, leider nicht in dem erhofften Maße aufging. Die Dancesoap Minutemade machte es sich zum Konzept, kurzfri-stig unterschiedlichste Räume für den Tanz zu entdecken und eroberte u. a. den Marstall, die Reaktorhalle, den Postpalast und die Muffathalle.

Weitere Spielstätten in den Jahren 2012–2017 waren das Akademiethea-ter, das Leo 17, die Musikaliensamm-lung des Münchner Stadtmuseums, das Deutsche Museum, die Allerhei-ligen-Hofkirche, der Herkulessaal und der Max-Joseph-Saal in der Residenz, die Philharmonie im Gasteig, die Aula der Hochschule für Musik und Thea-ter, die St. Maximilian Kirche, diverse Schulaulen und -turnhallen sowie der Gärtnerplatz höchst selbst.

Gärtnerplatztheater überall? Manche Projekte an ungewöhnlichen Orten blieben Wunschträume, etwa wie das zeitgenössische Kammermusical Next to Normal in einem Zelt des Toll-wood-Festivals, Die Dreigroschenoper im Bayerischen Landtag, Leoncavallos Pagliacci im Circus Krone Bau oder ein szenisches Open-Air-Spektakel, das von verschiedenen Seiten immer wieder ins Gespräch gebracht wurde, dann aber doch die Grenzen des Reali-sierbaren sprengte.

Zukunftsperspektiven

Jetzt, da das Gärtnerplatztheater nach Abschluss der Sanierungsmaß-nahmen sein Stammhaus wieder bezieht, sind wir voller Vorfreude, den neuen bzw. alten Bühnenraum nach langer Zeit endlich zurückzuerobern und ihn wieder mit musiktheatralem Leben zu erfüllen. Viele der in den teils gewöhnlicheren, teils ungewöhn-licheren Spielstätten inzwischen erarbeiteten Inszenierungen werden ihren Weg auch auf die Bühne am Gärtnerplatz finden und ihren indi-viduellen Zauber hoffentlich dorthin mitnehmen.

Der Wiederaufbau des festen Soliste-nensembles erfolgte bereits zu Beginn der Spielzeit 2016/2017 und wird nun zurück am Gärtnerplatz weiter vorangetrieben, eine Art „Spielopern-studio“, das dem talentierten Sänger-nachwuchs speziell im unterhaltenden Musiktheater direkt aus der Bühnen-praxis heraus das Rüstzeug für den weiteren Karriereweg an die Hand gibt, ist ein erklärter Wunsch für die Zukunft. Kompositionsaufträge für künftige Werke sind an renommierte Künstler wie Franz Wittenbrink, Tho-mas Pigor, Wilfried Hiller, Johanna Doderer und Marc Schubring verge-ben worden, während der 2018 zum zweiten Mal veranstaltete Internati-onale MUT-Autorenwettbewerb für musikalisches Unterhaltungstheater helfen soll, den talentierten Nach-wuchs zu entdecken und zu fördern.

Sicherlich wird es Momente geben, in denen uns die einzigartige kreative Freiheit im Umgang mit der Suche nach ungewöhnlichen, spannenden Raumdramaturgien aus den Jahren des Reisens durch München fehlen wird. Die Spielzeiten 2012/2013 bis

Ballett Dornröschen in der Reithalle,(Foto: Emma Kauldhar)

Probenstart: Die Lustige Witwe zur Neueröffnung des Theaters,

(Foto: Christian POGO Zach)

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GÄRTNERPLATZTHEATER

2016/2017 werden mit Sicherheit einen prägenden Abschnitt in der Geschichte unseres Traditionshauses darstellen.

Wir haben uns mit Josef E. Köpplin-ger an der Spitze fest vorgenommen, den eingeschlagenen, bunten Weg auch in Zukunft weiter zu verfolgen.

So viele spannende Projekteund Chancen warten noch auf das Gärtnerplatztheater-Publikum von morgen!

Michael Alexander Rinz

Wir bedanken uns sehr bei Herrn Michael Alexander Rinz, dem ge-schäftsführenden Dramaturgen am Gärtnerplatztheater, für seinen so informativen Einblick in die vergange-nen Wanderjahre des Theater-En-sembles. Nun aber ist es so weit: Das Theater kehrt in der kommenden Saison mit einem Feuerwerk an Premieren und Wiederaufnahmen an seinen angestammten Platz mitten im Zentrum Münchens zurück. Oper, Operette, Singspiel, Musical, Tanz, Konzerte, Liederabende und vieles Andere erwarten das Publikum.

Bei einer großen Eröffnungsgala am Samstag, dem 14. Oktober 2017 um 19.30 Uhr und am Sonntag, dem 15. Oktober 2017 um 18.00 Uhr stellen sich das Solistenensemble, der Chor und Kinderchor, das Ballett und das Orchester des Staatstheaters am Gärt-nerplatz unter der Leitung des neuen Chefdirigenten Anthony Bramall sowie seines Stellvertreters Michael Brandstätter und des Kapellmeisters Andreas Kowalewitz vor. „Die schöns-ten Melodien aus der Schatztruhe des musikalischen Unterhaltungsthea-ters“ werden versprochen und

natürlich auch die eine oder andere Überraschung. Noch vor der offi-ziellen Eröffnung haben Sie am 8. Oktober 2017 beim Tag des offenen Zuschauerraums ab 14.00 Uhr bei freiem Eintritt die Möglichkeit, das renovierte Theater zu besichtigen. Der IBS – Die Münchner Opernfreunde hat sich bereits um einen eigenen Besichtigungstermin bemüht, Ter-mine können aber erst ab November vergeben werden. Informieren Sie sich bitte darüber auf unserer Veranstal-tungsseite im Internet unterwww.opernfreundemuenchen.de

Die Premieren:

19. Oktober 2017 Franz Lehár: Die lustige Witwe, Operette, Regie: Josef E. Köpplinger23. November 2017 Peter I. Tschaikowsky: Der Nussknacker, Ballett, Choreografie: Carl Alfred Schreiner14. Dezember 2017 Priscilla – Königin der Wüste, Musical, Regie: Gil Mehmert 20. Januar 2018 Albert Lortzing: Der Wildschütz, Spieloper, Regie: Georg Schmiedleitner13. Februar 2018 Frederick Loewe: My Fair Lady, Musical, Regie: Josef E. Köpplinger22. März 2018 Gaetano Donizetti: Maria Stuarda, Oper, Tragedia lirica, Regie: Michael Sturminger19. April 2018 F. Wittenbrink/A. Weber: Pumuckl, Musical, Uraufführung, Regie: Nicole C. Weber14. Juni 2018 Oscar Strauss: Der tapfere Soldat, Operette, Regie: Peter Konwitschny12. Juli 2018 Nino Rota/Marco Goecke: La Strada, Ballett, Uraufführung, Choreografie: M. Goecke

Die neue Saison 2017/2018

Darüber hinaus finden Sie im Spiel-plan viele Wiederaufnahmen erfolg-reicher Inszenierungen der Wander-jahre, wie Rossinis La Cenerentola und Donizettis Don Pasquale, beide in Inszenierungen von Brigitte Fass-baender, oder die Operetten Die Zir-kusprinzessin, Viktoria und ihr Husar, Im Weißen Rössl, alle drei inszeniert vom Hausherrn Josef E. Köpplinger. Ein Schlager darf natürlich nicht feh-len: ab 11. November gibt es wieder die Kultinszenierung von Loriot – Friedrich von Flotows romantisch-ko-mische Oper Martha oder Der Markt von Richmond. Karten für alle Vor-stellungen bis 30. November können bereits online bestellt werden. Hans Köhle

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ZU GAST BEIM IBS

Vom Mol zum Moll oder von der Chemie zur Oper

Ungewöhnliche Gäste erfordern ungewöhnliche Zeiten“ – mit diesen Worten begrüßt Jost

Voges an einem strahlenden Som-mer-Sonntag-Nachmittag (18. Juni 2017) das Multitalent Christopher Maltman und freut sich, dass dieser nicht den Englischen Garten dem IBS vorgezogen hat. Ursprünglich absolvierte der Sänger das Studium der Biochemie, dann erhielt er seine Gesangsausbildung an der Royal Academy of Music in London. Er singt an allen wichtigen Opernhäusern der Welt, ist international erfolgreich als Liedsänger und er ist tatsächlich auch noch Filmschauspieler.

Gisela Schmöger moderiert und übersetzt gekonnt vom Englischen ins Deutsche und ist erfreut über die zahlreichen Gäste, deren Mehrzahl schon am Vormittag die Einführungs-matinée von Franz Schrekers Oper Die Gezeichneten besucht hat. In der Rolle des Tamare können wir Chri-stopher Maltman in diesem Sommer in München erleben. Er definiert in kurzen Sätzen den Kern der Oper: „Es geht um innere und äußere Schönheit. Der eine Hauptcharakter ist entstellt, deformiert, hat aber eine schöne See-le. Der andere ist sehr gut aussehend, seine Seele ist aber schwarz. Und dann gibt es eine Frau, die versucht, herauszufinden, was Schönheit ist. Um dieses Thema kreist die ganze Oper.“

Zum Musikbeispiel aus Cosi fan tutte erfährt das amüsierte Publikum, dass für Christopher Maltman damit ständige Kälte verbunden ist. Die Auf-nahme erfolgte in Perm im Ural, die Temperaturen betrugen unter – 25 °, wenn er daran denkt, fängt er an zu frieren.

Der Einstieg in die Musik erfolgte in einer englischen Kleinstadt, in der der Künstler aufwuchs, mit einer Rock-band. Nachdem die Auftrittsmöglich-keiten beschränkt waren, trat er in

den Kirchenchor ein in der Hoffnung, dort auch mal mit der Band spielen zu können. Gefördert wurde Christopher Maltman durch seinen Musiklehrer, der sein Potential erkannte und ein Stipendium erreichen konnte. Ein Professor der Royal Academy un-terrichtete ihn ohne Honorar und ebnete seinen Weg. Nachdem er aber bis dahin weder Klavier spielen noch Noten lesen konnte, musste er vor dem Studium an der Musikhochschule zuerst einen anderen akademischen Abschluss erlangen und so studierte er Chemie (siehe Überschrift), bevor er zur künstlerischen Seite wechseln konnte.

Die ersten professionellen Schritte tat er auf dem Land. Jedes Wochen-ende wurden Studenten der Academy ausgewählt, um in Kleinstädten Solopartien in Messen zu singen. So hat er Bekanntschaft mit ziemlich jedem sakralen Werk gemacht, das je geschrieben wurde. Dadurch konnte er aber früh Erfahrung sammeln. Es waren harte, aber fruchtbare Lehr-jahre. Der Sänger erzählt seinen Werdegang mit seiner wunderbaren sonoren Sprechstimme, aus der man die Musik direkt heraushört. Auf die Frage, welche Aspekte eine Rolle für

ihn interessant machen, erwidert der Künstler, dass das Wichtigste für ihn ist, sich in den Charakter einfühlen zu können und ob die Rolle für ihn auch schauspielerisch herausfordernd ist.

Christopher Maltman ist auch ein großartiger Liedsänger. 1997 war er Gewinner des Lied-Preises beim „Cardiff-Singer of the World“, seither ist er auch auf diesem Gebiet weltweit erfolgreich. Liederabende sind sein „Gegengift“ zur Oper, er findet darin Klarheit und Reinheit. Es gibt nur den intensiven Dialog zwischen Sänger, Pianisten und Publikum; mental muss man die Poesie durchdringen. Durch diese Liederabende hat sich für ihn die Welt der Gedichte geöff-net und das sei sehr erfüllend. „Man wird nicht reich, aber es bedient die Seele“. Frau Schmöger erkundigt sich, wie man Liederabende in verschie-denen Fremdsprachen geben kann und Christopher Maltman erwidert, dass er nicht jede Nuance versteht. Er hätte jedoch ein Feeling dafür und eine entsprechende Sensitivität. Es ist aber ein hartes Stück Arbeit, tieferes Verständnis zu entwickeln und die Grammatik aufzudröseln. „Es ist eine Reise, die nie endet, bei der man aber mit einer Sprache von höchster Qualität wie der von Goethe, Schiller, Hardy, Shakespeare, Baudelaire etc. belohnt wird.“

Zu Studioaufnahmen hat er eine Hassliebe. Grundsätzlich sind Aufnah-men wunderbar, da jederzeit abruf-bar. Das Problem ist die etwas sterile Wiedergabe. Die Live-Performance zeigt Fehler, Unvorhergesehenes, da-raus kann aber spontan eine persön-liche Note entstehen und etwas ganz Besonderes.

Es war ein Nachmittag mit einem wunderbaren Sänger, dessen typisch britisches Understatement sich mit humorvoller Ironie und brillanter Intellektualität mischte.

Anne-Marie Bahle

Christopher Maltman

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ZU GAST BEIM IBS

Daniela Barcellona - Belcanto-Spezialistin

Wo verbringen Opernfreunde einen strahlend schönen Sommer-Sonntag-Nachmit-

tag? Sie folgen einer Einladung des IBS ins Künstlerhaus. Die Zeit, 15.00 Uhr, war mit Bedacht gewählt, konnte man so anschließend noch die Vorstel-lung in der Staatsoper besuchen, denn es war ja Festspielzeit. Die Veran-staltung fand ausnahmsweise in den Kellerräumen statt, da die Clubräume in der 3. Etage nur zu Fuß erreichbar gewesen wären. Das störte weder das zahlreich erschienene Publikum noch unsere Gäste, Daniela Barcellona und die Moderatorin Dorothea Hußlein von BR Klassik, im Gegenteil, es wurde trotz großer Hitze ein launiges Gespräch.

Daniela Barcellona hatte am Vorabend Arsace in Gioacchino Rossinis Oper Semiramide gesungen und war sehr glücklich, dass das Werk vom Münch-ner Publikum so gut aufgenommen und auch sie mit viel Applaus gefeiert wurde. Was tun Sie, wenn Sie frei haben?, so die Frage der Moderatorin: “Ich versuche mich zu entspannen, auf die nächste Vorstellung vorzube-reiten und ich gehe zu Kustermann und kaufe schöne Dinge für zu Hause. Ich koche sehr gerne für die Familie und für Freunde, Kochen entspannt mich“.

Im Jahre 1998 sang sie in Genf zum ersten Mal Arsace unter der musika-lischen Leitung von Gianluigi Gelmet-ti. Es wurde die ungekürzte Fassung von 4 ¾ Stunden gespielt – Wagner-sche Länge. Sie liebt diese Rolle sehr, da sie große Emotionen und eine Ver-wandlung des Arsace darstellen kann. Er kommt als junger Feldherr aus dem Krieg an den Hof der Semiramide, ist verliebt in Prinzessin Azema und wird als Thronfolger und Gatte der Königin von Babylon erwählt. Erst nach und nach erfährt er, dass er der Sohn des ermordeten Königs Nino und Semira-mides ist und den Tod seines Vaters rächen soll. Daran wächst er, und sein

innerer Kampf und seine Zerrissen-heit spiegeln sich in seinen Arien wi-der, deren erste wir als Musikbeispiel hörten. Die Rolle erfordert großen körperlichen Einsatz. Die Sängerin steht fast immer auf der Bühne und muss sich in schwerem Harnisch wie ein Mann bewegen. „Warum bin ich

Sängerin geworden, hätte ich nicht etwas anderes werden können, z. B. Köchin“, fragt sie sich öfters. Daniela Barcellona hat in München zum er-sten Mal mit David Alden zusammen gearbeitet. Sie findet ihn einen unter-haltsamen Regisseur, der ihr in der Entwicklung der Rolle viele Freiheiten gelassen hat. Dirigent der Münchner Aufführung ist Michele Mariotti, des-sen Vater langjähriger Intendant des Pesaro-Festivals war. Die Produktion geht nach weiteren Aufführungen in der nächsten Saison in fast gleicher Sängerbesetzung an das Londoner Opernhaus Covent Garden mit Anto-nio Pappano als Dirigenten.

Daniela Barcellona ist in Triest ge-boren. Sie wollte Pianistin werden. Neben dem Klavierunterricht sang sie im Schul- und Kirchenchor. An der Musikhochschule ihrer Heimatstadt studierte sie Gesang bei Alessan-dro Vitiello. Sie lernte ihren Mann kennen, einen Dirigenten, Pianisten

und Gesangscoach. Er hatte sie zu uns begleitet und wurde von den Zuhörern herzlich begrüßt. Gianlu-igi Gelmetti holte die junge, völlig unbekannte Sängerin nach Pesaro, in die Geburtsstadt von Gioacchino Rossini. Als Tancredi hatte sie durch ihren wunderbar warmen und kraft-vollen Mezzosopran sogleich großen Erfolg. Sie hat alle Rossini-Rollen ihres Faches beim Festival in Pesaro gesungen, einer Stadt, die vom Geist des großen Komponisten geprägt ist. Heute ist sie zu Hause an den Opernbühnen der Welt wie Teatro alla Scala Mailand, Metropolitan Opera New York, Covent Garden London, den Salzburger Festspielen und in Wien, Berlin und Paris. Die gefeierte Belcanto-Spezialistin tritt nicht nur in Opern von Bellini und Donizetti auf, sondern auch in Werken von Händel, Gluck, Verdi, Mascagni, Massenet und Bizet. Carmen würde sie sehr gerne auf der Bühne singen, aus einer Studio-Aufnahme hörten wir die Habanera.

„Bin ich schon so alt“, fragte sich Daniela Barcellona, als man sie für Gesangs-Meisterklassen in Parma gewinnen wollte. Es ist ihr eine Ehre und ein großes Anliegen, Erlerntes an junge Menschen weiterzugeben und sie zu lehren, die vielen schwarzen Noten mit Leben zu erfüllen und dem Publikum nahe zu bringen.

Was führt sie allabendlich auf die Büh-ne?, fragte Frau Hußlein gegen Ende des Gesprächs. „Ich bin ein scheuer Mensch und finde es großartig auf der Bühne zu tun, was ich im Leben nicht tun würde: Emotionen und Leiden-schaften darstellen.“ Wir bedanken uns bei der sympathischen Künstlerin und der Moderatorin für ihr Kom-men. Der aufbrandende Applaus ließ vermuten, dass keiner der Zuhörer bereut hat, den heißen Kellerraum gegen einen kühlen Biergarten einge-tauscht zu haben.

Hiltraud Kühnel

Daniela Barcellona

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VERANSTALTUNGEN

KÜNSTLERGESPRÄCHE

Ailyn Pérez Die amerikanische Sopranistin

verfügt über ein breitgefächertes Repertoire in Opern von Mozart, Verdi und Puccini bis hin zu zeit-genössischen Komponisten. Sie

begeistert das Publikum an vielen großen Opernhäusern, wie der Met oder der Mailänder Scala in Rollen wie Mimi, Violetta oder Micaëla. In

München gibt sie ihr Rollendebüt als Fiordiligi in Così fan tutte.

Donnerstag, 5. Oktober 2017, 19.00 Uhr

Moderation: Gisela Schmöger

Alle Veranstaltungen, soweit nicht anders angegeben:

Münchner Künstlerhaus am Lenbachplatz

Kasse und Einlass jeweils ½ Std. vor Beginn

Eintritt:Mitglieder 5,- €; Gäste 8,- €,

bei Veranstaltungen im Festsaal 10,- €Jahresabo: 30,- €

Schüler und Studenten zahlen die Hälfte.

IBS – Interessenverein des Bayerischen Staatsopernpublikums e. V. – Postfach 10 08 29, 80082 MünchenTel. 0171/8940680 – Fax 08022/663930 – Bürozeiten: Dienstag + Donnerstag von 10-13 Uhr

[email protected] - www.opernfreundemuenchen.deBankverbindung: Postbank München IBAN: DE41 7001 0080 0312 0308 00 BIC: PBNKDEFF

Federica LombardiDie erst 28-jährige italienische So-

pranistin war 2015 Teilnehmerin des Young Singers Project der Salzburger Festspiele und hat in der Partie der Anna Bolena in Gaetano Donizettis gleichnamiger Oper bereits erfolg-reich an der Mailänder Scala debü-tiert. In München singt Federica

Lombardi die Contessa di Almaviva in der Neuproduktion von Le nozze di Figaro an der Bayerischen Staats-

oper.Donnerstag, 2. November 2017,

19.00 UhrModeration: Irina Paladi

Piotr BeczalaPiotr Beczala begeistert sein Publi-kum sowohl mit seiner Stimme, die

zu den schönsten Tenorstimmen der Gegenwart zählt, als auch mit seiner

außergewöhnlichen Darstellungs-kunst. An der Bayerischen Staats-

oper ist er im Dezember als Edgardo in Lucia di Lammermoor zu hören und

zu sehen.Mittwoch, 13. Dezember 2017,

19.00 Uhr Moderation: Gisela Schmöger

Pavol BreslikDer slowakische Tenor Pavol Bres-lik ist regelmäßig an allen großen

Opernhäusern zu Gast und singt die großen Partien des lyrischen Fachs

wie Don Ottavio in Don Giovanni, Ta-mino in Die Zauberflöte oder Lenski in Eugen Onegin. An der Bayerischen Staatsoper ist Pavol Breslik in dieser

Saison in Puccinis Gianni Schicchi, Richard Strauss‘ Die schweigsame

Frau und in Donizettis L’elisir d’amore zu erleben.

Dienstag, 19. Dezember 2017, 19.00 Uhr

Moderation: Dorothea Hußlein (BR-Klassik)

Željko LučićDer serbische Bariton ist einer der gefragtesten Verdi-Sänger der Ge-

genwart. Im November 2017 wird er –wie auch schon in der Neuproduk-

tion im Jahr 2013 – an der Baye-rischen Staatsoper die Titelpartie in

Simon Boccanegra interpretieren. Darüber hinaus wird er als Scarpia

in Giacomo Puccinis Tosca zu erleben sein.

Samstag, 18. November 2017, 16.00 Uhr

Moderation: Martina Bogner

KÜNSTLERGESPRÄCHE KÜNSTLERGESPRÄCHE

John LundgrenBei den Bayreuther Festspielen

2016 und 2017 feierte John Lund-gren große Erfolge als Wotan in Die

Walküre und Siegfried. In der Wieder-aufnahme des Ring des Nibelungen

an der Bayerischen Staatsoper wird John Lundgren die Partie des Albe-rich interpretieren. Daneben pflegt

der vielseitige Bariton ein breit-gefächertes Repertoire mit Rollen wie Jago, Scarpia, Jochanaan oder

Macbeth.Mittwoch, 10. Januar 2018,

19.00 UhrModeration: Gisela Schmöger

IBS-Künstlergespräch im Millerzimmer des Künstlerhauses

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VERANSTALTUNGEN

Samstag, 11. November 2017Von Grafrath nach TürkenfeldGehzeit: ca. 2 ½ StundenFührung: Ingrid NäßlTel. (08142) 49855Abfahrt: MarienplatzS4 Richtung Geltendorf ab 10.18 UhrGrafrath an 10.57 Uhr Einkehr nach ca. 2 Stunden im „Gast-hof Hartl Zum Unterwirt“, Türken-feld

Samstag, 9. Dezember 2017Entlang der Würm von Lochham nach UntermenzingGehzeit: ca. 2 ¾ StundenFührung: Helmut GutjahrTel. (089) 575113Mobil 0175 7876061Abfahrt: MarienplatzS6 Richtung Starnberg ab 09.48 UhrLochham an 10.08 UhrEinkehr nach ca. 2 ¼ Stunden im Gasthof „Zum Alten Wirt“ in Ober-menzing

Donnerstag, 11. Januar 2018Benediktbeuern - Loisach Weg - Kochel - BenediktbeuernGehzeit ca. 3 StundenFührung: Hiltraud KühnelTel. (089) 7559149Abfahrt HauptbahnhofRichtung Kochel ab 09.00 UhrBenediktbeuern an 09.59 UhrEinkehr nach ca 1 ½ Stunden im„Gasthof zur Post“ in KochelAnmeldung wegen Regio-Ticket-Wer-denfels bei Frau Kühnel

Jeder Teilnehmer unternimmt die Wanderungen auf eigene Gefahr.Eine Haftung für Schäden wird nicht übernommen.

WANDERUNGEN

Bitte erkundigen Sie sich vor jeder Wanderung und jedem Spaziergang beim jeweiligen Führer, ob die im Journal angegebenen Bahnverbin-dungen auch tatsächlich am Wander-tag gültig sind. Zahlreiche Fahr-planänderungen haben in letzter Zeit zu Missverständnissen geführt.

KULTURZEIT SPAZIERGÄNGE

Mittwoch, 25. Oktober 2017An der Würm entlang von Stock-dorf nach GautingGehzeit ca. 1 ½ StundenFührung Gabriele RitzMobil 0174 8725873Tel. 7912846Abfahrt MarienplatzS6 Richtung TutzingMarienplatz ab 10.48 UhrStockdorf an 11.14 UhrEinkehr nach ca. 1 ½ Stunden im griechischen Lokal „Mythos“

WANDERUNGEN

Freitag, 13. Oktober 2017Von Reichersbeuern nach Kloster ReutbergGehzeit: ca. 3 StundenFührung: Monika GreczmielTel. (089) 843777Mobil 0179 2017109Abfahrt: Hbf. BOB ab 10.04 UhrReichersbeuern an 10.53 UhrEinkehr nach ca. 1 ½ Stunden im „Klosterbräustüberl Reutberg“Anmeldung wegen BOB Ticket bei Frau Greczmiel

Wir haben für November oder De-zember eine Besichtigung des neu renovierten Gärtnerplatztheaters geplant. Eine genaue Terminplanung war jedoch wegen der Theaterferien und der Wiedereröffnung des Thea-ters erst im Oktober bis jetzt nicht möglich.Sie werden rechtzeitig über den Be-sichtigungstermin informiert.

SONDERVERANSTALTUNG

Gemütliches Beisammensein zum Advent

Wir treffen uns auch in diesem Jahr wieder im „Saal Bavaria“ des Gast-hauses Tannengarten in der Pfeufer-str. 32 in München-Sendling.Bushaltestelle der Linie 53: Send-linger Kirche.Wieder mit großer Tombola und wei-teren Überraschungen.

Samstag, 2. Dezember 2017, ab 17.00 Uhr

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

DIVERSES

Aufgrund der Umstrukturierung unseres Büros nach dem Ausscheiden von Frau Weimer, der wir an dieser Stelle noch einmal sehr herzlich für die vorbildliche, langjährige Büro-führung danken möchten, können Sie unser Büro in Zukunft wie folgt erreichen:Tel.: 0171/8140680 – Fax 08022/663930 – E-Mail: [email protected]Über Weihnachten und Neujahr ist das Büro vom 22.12.2017 bis ein-schließlich 8.1.2018 geschlossen.

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OPERNSTUDIO DER BAYERISCHEN STAATSOPER

Spielzeit 2017/2018

Das Opernstudio der Bayerischen Staatsoper widmet sich seit langem erfolgreich der Förderung des Gesangsnachwuchses. Absolventen der letzten Jahre singen heute u.a. an der Wiener Staatsoper, der Deutschen Oper Berlin, bei den Salzburger Festspielen, in Mailand, Glyndebourne und Hamburg sowie natürlich in München. Auch in der Saison 2017/2018 konn-ten wieder vielversprechende junge Talente nach München eingeladen werden. In einer Vielzahl von Workshops und Mei-sterklassen mit Brigitte Fassbaender, Anna Tomowa-Sintow, Edith Wiens und Julia Varady, sowie durch verschiedenste Einsätze auf der Bühne in Produktionen und Konzerten der Bayerischen Staatsoper werden diese auf eine internationale Karriere vorbereitet.Mitglieder des Opernstudios sind in dieser Spielzeit: Anna El-Khashem (Sopran, Russland), Selene Zanetti (Sopran, Italien), Paula Iancic (Sopran, Rumänien), Alyona Abramowa (Mezzosopran, Russland), Niamh O'Sullivan (Mezzoso-pran, Irland) Galeano Salas (Tenor, Mexiko/USA, Milan Siljanov (Bass-Bariton, Schweiz) und André Callegaro (Klavier, Brasilien/Deutschland), alle bereits in ihrem 2. Jahr.

Oleg Davydov (Bass, Russland) studierte Gesang in Moskau und St. Petersburg. 2016 debütierte er am Konser-vatorium St. Petersburg als Fürst Gremin in Eugen Onegin. Er gewann verschie-dene Preise und Auszeichnungen, darunter den 2. Platz beim 7. International Opera Competition in St. Petersburg 2015 und den Sonderpreis beim Galina Vishnevskaya International Opera Singers Competition in Moskau 2016.

Long Long (Tenor, China)studierte an der Musikhochschule in Shanghai sowie in Peking. Sein Repertoire umfasst Rollen wie Don José (Carmen), Nemorino (L'elisir d'amore), etc., sowie diverse Partien chinesischer Opern. 2016 belegte er den 1. Platz beim Grand prix de L'Opera in Bukarest und wurde daraufhin zum Festival Maggio Musicale Fiorentino eingeladen

Boris Prýgl (Bass-Bariton, Tschechien) wurde in Tschechien geboren und studierte Gesang an der Hochschule für Musische Künste in Bratislava. Sein Repertoire umfasst u.a. Partien wie Lepo-rello (Don Giovanni), Don Basilio (Il barbiere di Siviglia) sowie die Titelpartie in Paisiellos Oper Il re Teodoro in Venezia.

Alessandro Stefanelli (Klavier, Italien)studierte Klavier in Monopoli. Seit 2016 ist er als Pianist Mitglied des Young Artists Program am Teatro dell'Opera in Rom, wo er an Meisterklassen u.a. bei Roberto Abbado, Riccardo Frizza und Daniele Rustioni teilnahm. Er ist dort Maestro al Cembalo, Korrepetitor und Pianist. In der kommenden Spielzeit Begleiter und Korrepetitor des Münchner Opernstudios.

In jeder Spielzeit wird eine komplette Opernproduktion erarbeitet. In dieser Saison ist es Ernst Kreneks Der Diktator und Viktor Ullmanns Der zerbrochene Krug im Cuvilliéstheater. Konzerte sind im Cuvilliéstheater, der Allerheiligen Hofkirche, in Icking, Mertingen, Polling, Deggendorf, Schloss Immen-stadt, Stadttheater Aschaffenburg und im Teatro del Lago in Frutillar (Chile) geplant, sowie die beliebten Liederabende im Millerzimmer des Münchner Künstlerhauses, bei dem sich jeweils 2 Sänger vorstellen.Viele von uns interessieren sich sehr für den Werdegang der Absolventen. Ende Juli 2017 verließen uns Joshua Owen Mills - jetzt Ensemblemitglied beim Stadttheater Klagenfurt, Igor Tsarkov singt am Mainfrankentheater Würzburg. Johannes Kammler wurde von der Bayerischen Staatsoper übernommen. Die fabelhafte Pianistin Olga Fedorova hat sich noch nicht entschieden. Wir wünschen ihnen alles Gute und Erfüllung all ihrer künstlerischen Erwartungen!

Eva Weimer

Neu dazu kommen:

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MUSIK IM PFAFFENWINKEL

Beim diesjährigen letzten Konzert der Reihe „Musik im Pfaffenwinkel“ am 16. Juli

stand Rossinis selten gespielte Messa di Gloria auf dem Programm.

An diesem wunderschön sonnigen Sonntag - Spätnachmittag genoss ich die Fahrt von München durch die malerische Bayerische Voralpenland-schaft zur Wieskirche in Steingaden im sogenannten Pfaffenwinkel. Mehr als ein Dutzend Klöster prägte über viele Jahrhunderte hinweg das Land zwischen Loisach und Lech. Deshalb trägt es den Namen Pfaffenwinkel. Die Wieskirche, eine der berühm-testen Rokokokirchen der Welt und UNESCO Weltkulturerbe, ist in diese Landschaft wunderbar eingebettet und zeigt an diesem Tag in unerreich-ter Vollkommenheit, wie neben Stein und Stuck das Licht als Bauelement mit berücksichtigt wurde.

Im noch sonnendurchfluteten herr-lichen Altarraum begann das Orche-ster, bestehend aus Mitgliedern des Bayerischen Staatsorchesters, unter dem Dirigat von Christian Fröhlich,dem künstlerischen Leiter der „Musik im Pfaffenwinkel“ mit Felix Mendels-sohn Bartholdys Italienischer Sinfonie Nr. 4 in A-Dur. Das berühmte Haupt-thema des 1. Satzes erklingt frisch, luftig und leicht, ideal ergänzt durch den Stuck der Kirche. An die unge-wohnte Akustik des Raumes – der Klang erscheint etwas dumpf und breiig - gewöhnt man sich allerdings erst allmählich im Lauf der Sinfonie.

Ohne Pause schließt sich dann Ros-sinis Messa di Gloria an. Über 150 Jahre war sie nach ihrer Erstauffüh-rung am 24. März 1820 in der Kirche San Fernando in Neapel mehr oder weniger verschollen. Angeblich wurde sie von Rossini in 2 Tagen niederge-schrieben, aufgrund der drängenden Zeit soll Pietro Raimondi ihn bei der Komposition unterstützt haben. Dem Zeitgeist entsprechend ist der Einfluss

der neapolitanischen Oper deutlich spürbar, doch es zeigt sich auch Rossi-nis Suche nach einem eigenen geist-lichen Stil. Seine Messa di Gloria, die der Tradition entsprechend nur aus

„Kyrie“ und „Gloria“ besteht, wechselt zwischen mächtigen Chorsätzen und kunstvollen Koloraturen in prächtiger Belcanto-Manier. Stendhal äußerte sich dazu, dass Rossini „drei Tage damit zubrachte, seinen schönsten Motiven den Anschein von Kirchen-musik zu geben. ….. Wir erlebten, wie all die erhabenen Melodien des gro-ßen Komponisten der Reihe nach an unseren Augen vorüberzogen.“ Ganz anders ein anderer, deutscher Zeitge-nosse Rossinis, der sächsische Kom-ponist Carl Borromäus von Miltitz: „Was für ein zusammengeschmiertes Werk!“, schreibt er in seinen Tages-buchaufzeichnungen. Die deutsche Erstaufführung nach der Wiederent-deckung der Messeteile durch den amerikanischen Dirigenten Herbert Handt fand am 25. Juli 1982 hier in der Wieskirche durch den Gründer der „Musik im Pfaffenwinkel“, Joseph Kraus, statt.

Nun, nach weiteren 35 Jahren, erklang die Messe wieder in diesem wunderschönen Rahmen. Zum bereits

erwähnten Orchester traten der Gemischte Chor im Pfaffenwinkel und 4 Solisten aus dem Opernstudio der Bayerischen Staatsoper. Nach dem ersten eindrucksvollen Chor–„Ky-rie“ folgt in etwas ungewöhnlicher Besetzung mit 2 Tenören (Matthew Grills und Joshua Owen Mills) das stimmungsvolle „Christe eleison“ mit zurückhaltender Orchesterbegleitung, bevor eine Reprise des „Kyrie“ mit voller Kraft von Orchester und Chor folgt. Trompetenfanfaren leiten das „Gloria“ ein, das mit seinen sieben-Teilen stärker an Rossinis Opern-schaffen erinnert. Sopran, Tenor und Bass stimmen gemeinsam mit dem Chor das mächtige „Gloria in excelsis Deo“ an. In den folgenden Soloari-en glänzen die Solisten und zeigen die Virtuosität ihrer Stimmen. Die rumänische Sopranistin Paula Iancic brilliert im „Laudamus“ in Rossinis tückischen Koloraturen, erklimmt mit leuchtender Stimme auch die höch-sten Spitzentöne. Der Amerikaner Matthew Grills, vom Opernstudio bereits ins Ensemble der Bayerischen Staatsoper übernommen , sang den größten und schwierigsten Part des Abends mit sämtlichen weiteren Tenoreinsätzen im „Gratias“, „Do-mine Deus“ und „Qui tollis“. Gerade in diesem Teil wird sein kräftiger Tenor enorm gefordert, manchmal klingen die extremen Höhen etwas eng. Dennoch begeistert er mit einer perfekt gesungenen atemberaubenden Cabaletta. Der Ukrainer Igor Tsarkov überzeugt im „Quoniam“ mit seinem profunden Bass im Zusammenspiel mit der obligaten Soloklarinette. Im abschließenden „Cum sancto“, verab-schiedet sich der exzellente Chor mit einer mitreißenden Fuge.

Kurz vor Sonnenuntergang bedankt sich das Publikum mit großem Jubel bei allen Mitwirkenden. Auf der Heimfahrt begleiten mich die von der sinkenden Sonne rosarot gefärbten Bergspitzen.

Hans Köhle

Rossinis Messa di Gloria in der Wieskirche

Sopranistin Paula Iancic

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ABSCHIED VOM RICHARD-STRAUSS-FESTIVAL

Neun Jahre Richard Strauss in Garmisch-Partenkirchen unter der Leitung von Frau Prof. Dr. h. c. Ks. Brigitte Fassbaender

Seit 1989 findet jährlich das Richard-Strauss-Festival in Garmisch-Partenkirchen statt

und bietet Musikfreunden aus aller Welt etwas Einmaliges, nämlich die Musik von Richard Strauss genau dort zu erleben, wo er viele seiner großen Werke komponiert hat und wo man sie so authentisch wie vielleicht sonst nirgendwo erleben kann. „Natur und Kultur, Kunst und Kulinarik – beim Richard-Strauss-Festival muss man sich nicht entscheiden, sondern kann alles in besonders hoher Qualität genießen.“(Festival-Info)

Seit neun Jahren nun steht das Festi-val unter der sachkundigen Leitung von Brigitte Fassbaender. Eigentlich vergingen diese 9 Jahre wie im Flug. Und sie waren ausgefüllt mit Musik von Richard Strauss , dargeboten von hervorragenden Solisten und Orche-stern. Auf dem Programm standen sinfonische Werke wie zuletzt die Ton-dichtungen Ein Heldenleben oder Eine Alpensinfonie , konzertante Opernauf-führungen, Liederabende oder Solo-konzerte. Es gab Künstlergespräche und Meisterklassen. Und wenn man die Entwicklung innerhalb dieser 9 Jahre mit verfolgt hat, kann man sich ein Bild davon machen, wie viel Arbeit und Herzblut Brigitte Fassbaender in ihr Projekt „Richard Strauss in Garmisch“ gesteckt hat.

Es war nicht nur die ewige Sucherei nach passenden Interpreten. Es war vor allem die Suche nach Themen, wie z.B. „Happy Birthday Mr. Strauss“, „Von Leidenschaft und Tod“ oder jetzt zuletzt „Von Held und Welt“ und den geeigneten Inhalten, unter die die jeweiligen Festivals gestellt wurden. Man wollte ja das Werk von Richard Strauss in all seiner Breite und Vielfalt darstellen und dem Publikum näher bringen. Brigitte Fassbaender sah es immer als ihre Aufgabe an, den gro- ßen deutschen Komponisten einem breiten Publikum zugänglich und ihn seiner Wahlheimat Garmisch ver-

ständlich zu machen.

Es war auch der zermürbende Kampf um das liebe Geld, das so ein Festival verschlingt. Da mussten die Künstler untergebracht und bezahlt werden, die Lokalitäten angemietet und ausge-stattet werden. Ein Heer von Helfern war zu organisieren. Und das Marke-ting hatte schon ein Jahr vorher alle Hände voll zu tun, um Broschüren, Plakate und Festschriften zu erstellen und zu verteilen. Wer einmal eine der-artige Veranstaltung organisiert hat, weiß, was das für eine Arbeit ist. Und jeder kann sich vorstellen, wie schwie-rig es ist, aus den staatlichen Geldsä-ckeln die notwendigen Zuschüsse zu bekommen. Es ist zermürbend, jedes Mal zu erklären und zu erläutern, wie wichtig der große deutsche Kompo-nist für Gemeinde, Land und Bund ist, und warum es sich lohnt, in ihn zu investieren.

Und nun ist alles vorbei. Sowohl die Qual als auch die Freude. Zumin-dest für Frau Prof. Dr. h. c. Ks.Bri-gitte Fassbaender. Die Nachfolge ist geregelt, der Nachfolger Alexander Liebreich leitete bereits das Ab-schlusskonzert, und wir hatten ein herzliches Abschiedsfest miteinander.

Frau Fassbaender wird sich anderen Dingen zuwenden. Ein unruhiger Geist wie sie kann nicht ruhig sitzen. Wir werden sie an anderer Stelle wie-dersehen. Wir freuen uns darauf.Sie wird sich weiterhin dem Eppaner Liedsommer widmen und ihrer ge-sangspädagogischen Arbeit. Außer-dem ist sie in den kommenden Jahren bereits an mehreren deutschen und österreichischen Bühnen für Regiear-beiten engagiert.

Wir möchten ihr von dieser Stelle aus als „Die Münchner Opernfreunde“ ein ganz herzliches Danke schön zurufen. Sie hat uns neun Jahre lang mit Richard Strauss zusammenge-bracht und versucht, ihn uns näher zu bringen. Und ich glaube, sie hat es ge-schafft, so wie sie es immer geschafft hat, das, was sie sich in den Kopf gesetzt hat, auch zu erreichen. Wir wünschen ihr für die Zukunft alles Gute und weiterhin viel Erfolg, und wir hoffen, uns nicht aus den Augen zu verlieren. Jost Voges

Vorsitzender des IBS - Die Münchner Opernfreunde

Ks. Brigitte Fassbaender bei der Abschlussfeier

Plakat für das Festival 2018

Foto

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MIT DEM IBS UNTERWEGS

Verdis früher großer Erfolg mit Nabucco traf genau den in Ita-lien herrschenden Freiheitsge-

danken, die Risorgimento-Bewegung. Der berühmte Chor „Va pensiero“ wurde zur italienischen Hymne. Luigi Dallapiccola, der bekannte Kompo-nist, schrieb sogar: „Das Phänomen Verdi ist nicht ohne das Risorgimento vorstellbar.“ Es entstanden weitere politische Opern wie Die Schlacht von Legnano, Attila und Die Sizilianische Vesper. Vielleicht ist es erst einmal wichtig zu wissen, dass man als Sizili-anische Vesper die am 30. März 1282 (Ostermontag zum Zeitpunkt der Vesper) zunächst in Palermo auf Sizi-lien ausgebrochene Erhebung gegen die französische Herrschaft unter Karl I. bezeichnet. Sie breitet sich schnell über die ganze Insel aus und führt zur Vertreibung des Hauses Anjou aus Sizilien.

Es ist gut, dass die Opernhäuser vermehrt auch den jungen Verdi entdecken. Interessanterweise wird nun Die Sizilianische Vesper nicht nur in München – als Les Vêpres sicilien-nes in der französischen 5-aktigen Fassung – im Frühjahr 2018 gespielt, Immling wagt die italienische Version ohne Ballett und auch in Würzburg steht die französische Fassung ab Januar 2018 auf dem Spielplan. Für Intendant Baumann war es sicher ein Wagnis, das sich aber gelohnt hat. Alle Vorstellungen waren sehr gut besucht, boten erstklassige Musik und wurden von der Presse gut besprochen. Wir predigen seit Jahren, dass man auch in Immling den sogenannten Main-stream manchmal verlassen sollte, um wieder einmal etwas Neues kennenzu-lernen.

Die spannungsgeladene, stringente musikalische Interpretation liefert Cornelia von Kerssenbrock mit den Münchner Symphonikern. Für die Inszenierung zeichnet Stefano Simone Pintor verantwortlich, er versucht in den Bühnenbildern von Nikolaus

Hipp die leicht verwirrende Handlung deutlich zu machen. Verdi schreibt in dieser Oper schwere Partien, Elena, die weibliche Hauptrolle, gesungen von der jungen Emanuela Torresi, ist gleichermaßen in allen Stimmlagen gefordert, die tieferen Regionen be-reiten noch kleinere Schwierigkeiten. Eine Superleistung bot Angelo Fiore als Arrigo, er hat alles, was man für einen guten Verdi-Tenor braucht, strahlende Höhe, Beweglichkeit in der Stimme, Glaubwürdigkeit in seinem Spiel, und er sieht gut aus! Guido di Monforte war Stefano Meo, ein eindrucksvoller Bassbariton, dessen Bösartigkeit in der Stimme zu hören war und Giovanni da Procida, dem die schönste Arie dieser Oper gehört („Oh, tu Palermo …“) gestaltete Ale-xander Teliga würdig.

Als Giuseppe Verdi 1846 für das Opernhaus La Fenice in Venedig seine neunte Oper Attila komponieren sollte, schrieb er an seinen Verleger: „Was für ein hübsches Thema!“, und ließ sich nicht lange bitten. Was Verdi wohl „hübsch“ gefunden haben mag an dem schreckenerregenden Hun-nenkönig Attila, bekannt auch als Etzel oder „Geißel Gottes“?

Peter Konwitschnys überraschende Inszenierung sorgte bereits bei der Premiere am Theater an der Wien 2013 für Furore. Er hat nun in Nürnberg selbst die Wiederaufnahme geleitet. „Er nimmt Verdis Musik mit ihrer Witzigkeit beim Wort und ge-winnt aus dem Widerspruch zwischen der scheinbar unbeschwerten Musik und der Handlung die Idee seiner Inszenierung. Hinter der Historien-oper, die sich vage an Ereignisse aus der Spätantike, der Zeit der Völker-wanderung, anlehnt, kommt so eine politische und psychologische Parabel zum Vorschein. Auf der Bühne er-scheinen Menschen, die trotz Erfah-rung von Krieg und Leid – im Großen wie im Kleinen – unfähig sind, aus der Geschichte zu lernen“. Konwitschny sagt, „es ist eine Anti-Kriegsoper“. Das Besondere ist die Überdrehtheit, das Exaltierte der Situationen und Charaktere. Mich mutet diese Oper wie ein Comic an. Kein Hauch von Pathetik. Und das macht alles die Musik“. Und er zeigt, dass keine Ge-neration aus der Tragödie gelernt hat. Deshalb gibt es am Schluss einen wil-den Kampf der Alten im Rollstuhl, mit Rollator und Krücken wird gemordet.

Attila in Nürnberg kam auch sehr gut bei den Besuchern an. Das lag zum einen an der zwingenden Personen-regie des Altmeisters, aber auch an dem sehr kompetenten Dirigat von Gábor Káli, dem neuen ungarischen Kapellmeister, das riss einen richtig vom Sitz! Bühne und Kostüme schuf Johannes Leiacker. Nicolai Karnolsky gab dem Hunnenkönig großes bari-tonales Gewicht. Klára Kolonits sang mit Verdiverve eine äußerst expres-sive Odabella, und Mikolaj Zalasinski, stimmgewaltig als Ezio, sowie David Yim als Foresto ergänzten das sehr gut eingespielte Ensemble. Ein extra Lob gebührt auch dem großartigen Chor, der ja Hauptbeteiligter dieser Oper ist und von Konwitschny leidenschaftlich geführt wurde.

Monika Beyerle-Scheller

Verdis Frühwerke in Immling und Nürnberg

Arrigo - di Monforte - Elena inDie Sizilianische Vesper

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GRATULATION • CD-BESPRECHUNG

Viele unserer IBS – Mitglieder wer-den sich noch gerne an Ks. Hildegard Hillebrecht erinnern, die von 1961 bis 1977 an der Bayerischen Staatsoper engagiert war und in zahlreichen Rol-len ihr Münchner Publikum begeistert hat. Am 26. November kann sie ihren 90. Geburtstag feiern, der IBS – Die Münchner Opernfreunde gratuliert ihr dazu sehr herzlich!

Die gebürtige Hannoveranerin stu-dierte zunächst Medizin, bevor sie bei Margarethe von Winterfeldt, eine Gesangsausbildung begann. 1951 debütierte die jugendlich-dramatische Sopranistin als Leonore in Verdis Troubadour in Freiburg i. Br. Sie wurde dann bis 1954 an das Opernhaus Zürich engagiert, wo sie u. a. in der Uraufführung der Neufassung von Hindemiths Cardillac mitwirkte. Es folgten Stationen an der Deutschen Oper am Rhein und an der Kölner Oper, bevor sie 1961 an die Baye-rische Staatsoper engagiert wurde, der sie bis 1977 treu blieb.

Mit ihrer schön gebildeten, aus-drucksvollen, mezzofarbenen Stimme erfreute sie ihr Münchner Publikum vor allem in Rollen von Verdi (Aida, Abigail in Nabucco, Elisabeth in Don Carlos, Amelia in Maskenball, Desde-mona in Othello), Puccini (Tosca), Mo-zart (Donna Anna in Don Giovanni),

Wagner (Sieglinde in Walküre, Kundry in Parsifal, Gutrune in der Götterdäm-merung) und Richard Strauss (Maria in Friedenstag, Kaiserin und Färberin in Frau ohne Schatten, Chrysothemis in Elektra, Ariadne). Sie sang die Titelrolle in Fortners Elisabeth Tudor, die Ursula in Hindemiths Mathis der Maler, eine ihrer stärksten Rollen war Janáčeks Jenufa.

Neben München gastierte sie an allen berühmten Theatern der Welt, war zu Gast bei den Festspielen in Bayreuth und Salzburg und sang häufig auch wieder in Zürich, Wien und an der Deutschen Oper Berlin. 1977 verab-schiedete sie sich in München als 2. Norn in der Götterdämmerung von ih-rem Publikum. Zahlreiche Aufnahmen mit den großen Dirigenten ihrer Zeit erinnern heute noch an die sympathi-sche Sängerin. Wir wünschen der Jubilarin noch viele glückliche Jahre bei bester Gesund-heit.

Hans Köhle

Ks. Hildegard Hillebrecht zum 90. Geburtstag

Ks. Hildegard Hillebrecht

Die lyrische Sopranistin Hanna-Elisa-beth Müller (geb. 1985) hat sich schon während ihres Studiums an der Mu-sikhochschule Mannheim und in Mei-sterkursen intensiv mit dem Liedge-sang beschäftigt und sich seitdem ein breites Liedprogramm erarbeitet, das sie – zusammen mit ihrer Pianistin Juliane Ruf – dem Publikum bereits in vielen Konzerten dargeboten hat. Während ihrer Jahre im Opernstudio der Bayerischen Staatsoper (2010-2012) begann dann auch ihre Karriere als Opernsängerin, die sie von der Bayerischen Staatsoper (2012-2016) über die Salzburger Osterfestspiele 2014 schon bis zur Metropolitan Ope-ra New York (2017) geführt hat.

Für ihre erste Lied-Aufnahme wähl-te sie drei Liedgruppen von Richard

Strauss, dazu die Vier Lieder op. 2 von Arnold Schönberg (1899-1900, nach Gedichten von R. Dehmel und J. Schlaf) und Sieben frühe Lieder von Alban Berg (1905-1908; darun-ter Traumgekrönt von Rainer Maria Rilke). Die Lieder von Richard Strauss stammen vorwiegend aus seinen jungen und mittleren Schaffensjah-ren, so Mädchenblumen op. 22 (1888, nach Texten von F. Dahn), zwei Lieder aus Jugendlieder (1878-1879) und Waldseligkeit op. 49 Nr. 1 (1901, R. Dehmel). Die meisten Texte der drei Komponisten sind hochartifizielle, komprimierte Werke der Spätroman-tik, die zusammen mit der schwelge-rischen, hochromantischen Musik, die teilweise die Moderne streift, höchste Anforderungen an die Sängerin stel-len. Hanna-Elisabeth Müller erfüllt

sie! Ihr klarer Sopran, der in der Höhe aufblüht und auch da voll und lyrisch klingt sowie ihre intelligente musi-kalische und deklamatorische Inter-pretation machen die CD zu einem Hör-Genuss.

Helga Schmöger

„Traumgekrönt“ – die erste Lied-CD von Hanna-Elisabeth Müller

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GRATULATIONEN • GEDENKTAGE

Herzliche GlückwünschePeter Stein zum 80. Geburtstag am 1. OktoberPaul Badura Skoda zum 90. Geburtstag am 6. OktoberKurt Rydl zum 70. Geburtstag am 8. OktoberAlfons Kontarsky zum 85. Geburtstag am 9. OktoberAdele Stolte zum 85. Geburtstag am 12. OktoberCatarina Ligendza zum 80. Geburtstag am 18. OktoberWolfgang Brendel zum 70. Geburtstag am 20. OktoberOrtrun Wenkel zum 75. Geburtstag am 25. OktoberMariusz Kwiecień zum 45. Geburtstag am 4. NovemberIngo Metzmacher zum 60. Geburtstag am 10. NovemberAndreas Scholl zum 50. Geburtstag am 10. NovemberLucretia West zum 95. Geburtstag am 13. NovemberLothar Zagrosek zum 75. Geburtstag am 13. NovemberNatalia Gutman zum 75. Geburtstag am 14. NovemberDaniel Barenboim zum 75. Geburtstag am 15. NovemberRené Kollo zum 80. Geburtstag am 20. NovemberJulia Hamari zum 75. Geburtstag am 21. NovemberHildegard Hillebrecht zum 90. Geburtstag am 26. NovemberSemyon Bychkov zum 65. Geburtstag am 30. NovemberChristof Loy zum 55. Geburtstag am 5. DezemberHilde Zadek zum 100. Geburtstag am 15. DezemberRodion Schtschedrin zum 85. Geburtstag am 16. DezemberOlaf Bär zum 60. Geburtstag am 19. DezemberNikolai Badinski zum 80. Geburtstag am 19. DezemberErwin Schrott zum 45. Geburtstag am 21. DezemberPaavo Järvi zum 55. Geburtstag am 30. DezemberJune Anderson zum 65. Geburtstag am 30. Dezember

In memoriamMaria Ivogün: 30. Todestag am 3. OktoberGlenn Gould: 35. Todestag am 4. OktoberKarol Szymanowski: 135. Geburtstag am 6. OktoberMaria Jeritza: 130. Geburtstag am 6. OktoberRalph Vaughan Williams: 145 Geburtstag am 12. OktoberWolfgang Fortner: 110. Geburtstag am 12. OktoberRalph Benatzky: 60. Todestag am 16. OktoberMario del Monaco: 35. Todestag am 16. OktoberJohann Nepomuk Hummel: 180. Todestag am 17. OktoberGeorg Solti: 105. Geburtstag am 21. OktoberKarl Elmendorff: 55. Todestag am 21. OktoberEmmerich Kálmán: 135. Geburtstag am 24. OktoberTiana Lemnitz: 120. Geburtstag am 26. OktoberNiccolò Paganini: 235. Geburtstag am 27. OktoberHelmut Walcha: 110. Geburtstag am 27. OktoberEugen Jochum: 115. Geburtstag am 1. NovemberHugo Distler: 75. Todestag am 1. NovemberJenny Lind: 130. Todestag am 2. November

Paul Abraham: 125. Geburtstag am 2. NovemberFelix Mendelssohn Bartholdy: 170. Todestag am 4. NovemberIngrid Bjoner: 90. Geburtstag am 8. NovemberCarlo Pedrotti: 200. Geburtstag am 12. NovemberBernhard Paumgartner: 130. Geburtstag am 14. NovemberCarl Michael Ziehrer: 95. Todestag am 14. NovemberChristoph Willibald Gluck: 230. Todestag am15. NovemberHeinrich Schütz: 345. Todestag am 16. NovemberPaul Schöffler: 40. Todestag am 21. NovemberJean-Baptiste Lully: 385. Geburtstag am 28. NovemberGaetano Donizetti: 220. Geburtstag am 29. NovemberErich Wolfgang Korngold: 60. Todestag am 29. NovemberBeniamino Gigli: 60. Todestag am 30. NovemberKarheinz Stockhausen: 10. Todestag am 5. DezemberKirsten Flagstad: 55. Todestag am 7. DezemberCésar Franck: 195. Geburtstag am 10. DezemberVictor de Sabata: 50. Todestag am 11. DezemberGiacomo Lauri-Volpi: 125. Geburtstag am 11. DezemberThomas Schippers: 40. Todestag am 16. DezemberZoltán Kodály: 135. Geburtstag am 16.DezemberHarald Genzmer: 10. Todestag am 16. DezemberLeonid Kogan: 35. Todestag am 17. DezemberWalter Braunfels: 135. Geburtstag am 19. DezemberArthur Rubinstein: 35. Todestag am 20. DezemberJohann Nepomuk David: 40. Todestag am 22. DezemberJosef Greindl: 105. Geburtstag am 23. DezemberClaus Helmut Drese: 95. Geburtstag am 25. DezemberMaurice Ravel: 80. Todestag am 28. DezemberHans Rosbaud: 55. Todestag am 29. Dezember

Wir trauern umdie Sopranistin Leonore Kirschstein, verstorben am 26. Februar im Alter von 83 Jahren, die Altistin Norma Procter, verstorben am 2. Mai im Alter von 89 Jahren, den Münchner Komponisten Wilhelm Killmayer, verstorben am 20. August, einen Tag vor seinem 90. Ge-burtstag, den Bassisten Enzo Dara, verstorben am 25. August, die IBS – Mitglieder Dr. Ingrid Fonk, Dr. Wolfgang Dänner, Edith Plock und Anne Lutz (2016).

Wir gratulierenKs. Waltraud Meier zur Ernennung zum Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper, dem Tänzer Osiel Gouneo, Erster Solist des Bayerischen Staatsballetts, der in einer Kritikerumfrage der Fachzeitschrift „Tanz“ zum „Tänzer des Jahres“ gewählt wurde, dem Bass René Pape zur Ernennung zum Bayerischen Kammersänger am 6. Juli und dem Bariton Erwin Schrott zur Auszeichnung mit dem Goldenen Ehren-zeichen für Verdienste um die Republik Österreich am 24. Juli.

Reisen mit IBS-Freunden 2017 ANZEIGE

8. Oktober Augsburg Der Freischütz (Weber), 15.00 Uhr, im Ausweichquartier Martini-Park Halle14. Oktober Salzburg LTH: Hoffmanns Erzählungen (Offenbach) 15.00 Uhr 3.-5. November Karlsruhe Cézanne: Metamorphosen, Staatliche Kunsthalle, mit Opernbesuch Paul Cézanne (1839–1906) gilt auf Grund seiner Tendenz zur Abstraktion der Bildelemente als Wegbereiter der modernen Malerei.26. November Nürnberg Les Troyens - Die Trojaner (Berlioz), Grand Opéra in fünf Akten, 15.30 Uhr 28. Januar 2018 Salzburg LTH: Le nozze di Figaro (Mozart), 15.00 UhrNovember 2017 Leipzig Die große Sünderin (E. Künneke), mit „unserem“ Tenor Adam Sanchezbis Februar 2018

Opern- und Kulturreisen Monika Beyerle-SchellerTel. (08022) 36 49, mobil: 01704069872 E-Mail [email protected]

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IBS Journal: Zeitschrift des Interessenvereins des Bayerischen Staatsopernpublikums e. V., Postfach 10 08 29, 80082 München

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GESANGSTECHNISCHE GRUNDLAGEN UND STIMMBILDUNG

Wie nähern wir uns dem Thema?Es gibt unterschiedliche Gesangsschu-len und die technischen Begriffe sind oft schwebend oder gar missverständ-lich. Wir wollen es dennoch versuchen und gehen wir von der alt-italie-nischen Gesangsschule aus, die drei Hauptelemente und ihr Zusammen-wirken als Voraussetzung für die Bildung eines reinen Tones erkannt hat, nämlich Stütze (Appoggio), weite Kehle und Maske.

Was ist nun „Stütze“ und was soll gestützt werden? Hier müssen wir mit einer grundlegenden Bedingung für das Singen, nämlich mit der Atmung beginnen. Nur wer zu atmen versteht, versteht zu singen. Auf den Strom des Ausatmens müssen die Töne gelegt werden, wobei die ausströmende Luft weitgehend von den Stimmbändern fernzuhalten ist. Um die Stimmbänder in Schwingung zu versetzen, wird viel weniger Luft benötigt, als man sich vorstellt. Der Könner singt mit wenig Luft. Wird die nachdrängende Luft übermächtig, können sich die Stimmbänder nicht mehr richtig schließen und das ist schlecht, denn Stimme ist Stimm-bandverschluss-Begabung! Um den Sitz des Tones präzise zu platzieren, muss der zu bildende Ton gewisser-maßen voraus gehört werden. Mit einer Ansaugbewegung (Stöhnatem) bietet sich ein elastisches Atemgerüst auf Basis eines Minimalatems durch die Nase an. Die Mundatmung (kon-zentriert im vorderen Mundraum) ist als Folgeerscheinung dadurch möglich und durch die schnellere Aktionsform für die Praxis unerlässlich. Dabei sind Zwerchfell, Bauch- und Flankenmus-keln, Kreuzbein- und Gesäßmuskeln, Kopfnackenstützmuskulatur, die oberen Rippen mit Erweiterung des Brustkorbes, Unterkiefer, Kehlkopf und Schlundraum beteiligt. Diesen Ausgangspunkt jeglicher Atem- und Tonbewegung nennt der Fachmann „diaphragmatische Interkostalatmung (Diaphragma = Zwerchfell; Interkostal

= Brust- und Zwi-schenrippenmus-keln).

Den Begriff „weite Kehle“, man könnte auch offene Kehle sagen, versteht auch der Laie sofort. Nichts soll die Gesangsapparatur einengen, denn dies würde sich sofort durch eine Verspannung im Hals und eine Versteifung des Kehlkopfes unange-nehm im Klangbild manifestieren. Um die Kehle zu weiten, ist es unumgäng-lich, den Kehlkopf zu senken bzw. in einem gewissen Maße tief zu stellen. Die Räume über den Stimmfalten im Schlund- und Mundraum, unschön als Ansatzrohr bezeichnet, können dann besser mit einbezogen werden.

„Maske“ - dieser Begriff, der eigentlich besser Halbmaske (die einen Teil des Gesichtes bedeckt) genannt werden sollte, beschreibt ein Resonanzge-fühl, das der Sänger spüren sollte. Die Wahrnehmung der Stimme in der Maske, also nicht hinten im Hals, son-dern vorne (der sogenannte Vorder-sitz) lässt sich nur ohne Spannung im Hals und bei einem gut balancierten Atemgerüst erzielen.

Mit der Beherrschung des Atems und der muskulären Tätigkeiten des Stimmapparates wird es nun möglich, eine hohe Tonqualität mittels Gehör, Resonanz und Sprachform herauszu-arbeiten. Dabei ist es immens wichtig, dass die Organ- und Muskelspiele der eigenen Stimme erkannt werden. Da-bei hilft einem wenig, was man darü-ber weiß. Das Wissen bereitet nur vor, was man erreichen kann. Auch ein intensives Hören löst die Aufgabe, die eigene Stimme zu erkennen, nur un-zureichend. Durch das physikalische Problem des Körperschalls erfährt jeder, wie fremd einem seine Stimme vorkommt, wenn man sie zum ersten Mal auf einer Tonaufnahme ver-

nimmt. Die Lösung kann nur sein, die Stimme innerlich zu ertasten und sich zu erinnern, wie man das Gehörte umgesetzt hat.

Wie kann nun die Stimme entwickelt werden? Der dynamische Ausgangs-punkt ist die Randstimme (Stimm-bandränder) als „gestütztes Falsett“ bei der Männerstimme und als grundlegender Spannungsfaktor bei der Frauenstimme. Das „Anschwellen“ der Stimme ist für die Klangmischung von genereller Bedeutung und führt durch die Pflege der Randstimm-funktion zunächst zur „mezza voce“, fordert aber eine Stimmbandver-schluss-Begabung und ein differen-ziertes Balance-Klanggefühl, das im eigentlichen Sinne nicht erlernbar ist. Wenn man die glückliche Veranla-gung hat, sollte man dieses Klangbild nicht mehr verschwinden lassen. Der Kraftton entwickelt sich aus der „mezza voce“. Noch schwieriger wird dann der Rückschwingungsablauf von der Vollstimme zur Randstimme (Decrescendo), der jegliches Loslas-sen im Stimmgeschehen verbietet. Durch das Üben von Vokalen kann ein Schließen, Spannen und Dehnen der Stimmmuskulatur trainiert werden, wobei die Übergänge vom Tiefen-, Mittellagen- und Höhenverschluss reibungslos ineinander greifen sollen (Reißverschlusssystem anstelle des sogenannten Registerwechsels).

Soviel in Kürze zur Kunst des Singens, in der Hoffnung, dem Leser dieses Thema ein wenig nähergebracht zu haben. Helmut Gutjahr

Die Kunst des Singens