Grundwasser-Vergeudung + Vergiftung 1987

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rundwasserwar jahrtau- sendelang eine der größ- ten Kostbarkeiten der Menschheit. Das bei sei- nem langenSickerweg durch dicke Filterschichten aus Sand und Erde geläuterte Naß galt als Verkörperung jungfräulicher Unberührtheit. Trates als Quell zttzge, war es der ,,Inbegriff der Reinheit, der Gesundheit, der la- benden Kühle und des guten Ge- schmacks"; so derRatvon Sach- verständigen für Umweltfragen in seinem Sondergutachten 1985. Dieunverhüllte Nostalgie, mitder die Experten die Qualität des Grundwassers im ,yortech- nischen Zeitaltef' rühmen, hat ihrenGrund: Mit der Jungfräu- lichkeit,der Reinheit und der Gesundheit des Grundwassers ist es aus undvorbei. In den unterirdischen Bä- chen, Flüssen und Seen der Bun- desrepublik Deutschland haben sich nämlich nicht nur Nitrate aus Düngemitteln und chlorierte Lösemittel aus chemischen Rei- nigungen breitgemacht; im noch vorwenigen f ahrzehnten makel- losenGrundwasser findet sich nach den Worten des Wasse;- wirtschaftlers Professor Hans- Peter Lührvom Institutfür was- sergefährdende Stoffe der TU Berlin ,,ein ganzer chemischer Zoo". ,,Ghemischer Zoo" im Grundwassel Und ausgerechnet imvonden Vereinten Nationen ausgerufe- nen ,Jahrzehnt des Wassers" hat die gesundheitsschädliche Me- nagerie im Boden üblen Zu- wachs erhalten:einen ganzen Schwarm von Herbiziden (Un- g krautvertilgungsmitteln), Insek- E tiziden (Insektengiften), ande- E ren Agrarchemikalien und deren f, Abbauprodukten. Aus dem ! Grundwasser aber wird - meist ! nurmiteinem Minimum anAuf- [- bereitung - das Trinkwasser für $ sieben vonzehn Bundesbürgem E gewonnen. ! Die Verunreinigung des Was- E servorrats im Boden mit Pflan- E zenschutzmitteln ist eine relativ 18 natur 6/87 neue wissenschaft liche Erkennt- nis. Noch vordreifahren glaubte dieFachwelt felsenfest, Pestizide gelangen nur durchUnglücks- fälle, ,,Verkippung" von Spritz- mittelresten oder unsachgemäße Lagerung ins Grundwasser, kei- nesfalls aber durch dielandwirt- schaftliche,,Regelanwendung". Eswar Stand derWissenschaft, daßdie Wirkstoffe derart nach- haltig zersetzt und anBodenteil- chen gebunden würden, daß ei- ne Gefährdung desGrundwas- sers ausgeschlossen sei. Sieben Ackergifte im Regenwasser Ein schwäbischer Student konfrontierte die Experten mit der Wirklichkeil In seiner Di- plomarbeit ,,Untersuchungen zumVorkommen des Herbizids Atrazin in den Grundwässem der Schwäbischen Alb" wies der Agrarbiologe HaraldGießl von der Universität Stuttgart-Hohen- heim im Mai 1984 nach, daß die vor allem aufMaisfeldern einge- setzte ,,chemische Sense" in den von ihm untersuchten Quellen praktisch allgegenwärtig war. Weitere Tests, die Gießl zusam- menmit seinem Professor Karl Hurleabseits der durchlässigen IGrstböden der Schwäbischen Alb untemahm, wurden ähnlich oft fündig:In der Bronnbach- quelle, die die Stadt Rottenburg amNeckar mit Tfinkwasser ver- sorg,fanden die Forscher 1984 und 1985 bei 13 Untersuchun- genzwölfinal Atrazin,neunmal die Schwester-Chemikalie Sima- zin, sechsmal das Abbauprodukt Desethylahazin und einmal Des- ethylsimazin. Außerdem stießen sie auf das Getreide-Herbizid Mecoprop und das Insektengift Lindan. Ein Ausflug nach Rhein- land-Pfalz brachte fast identi- sche Resultate: In neunTiink- wasserbrunnen in Ingelheim, Wackemheim und Umgebung entdeckten Gießl und Hurle neunmal Simazin, je sechsmal Atrazin undDesethylatrazin so- wieviermal Desethylsimazin. Unerfreulich fielen auch Ana- lysen von Regenwasser aus, das in der Näheder schwäbischen Ortschaft Hailfingen vom Him- mel gefallen war: Das Wasser aus den Wolken war von April bis fuli mit biszusieben Ackergiften belastet.Die Wissenschaftler wiesen die HerbizideAtrazin, Si- mazin, Mecoprop und Dichlor- prop nach,dazuDesethylatra- Praktisch flächendeckend ist die erseuchung des Grundwassets zin, Lindan und dessen Ab- kömmling o-HCH - unddas oft monatelang nach der letzten Spritzung auf dem Acker und,,in deutlichen Mengen"! Das Fazitvon Gießl undHur- le:Das ,,ständige, das ganze fahr über anhaltende Vorkommen von Pflanzenschutzmitteln" im

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Kompaktes Dossier ueber die Verschwendung und Verseuchung desniht sanierbaren Grundwassers - seitder Erstveroeffentlichung verschärft aktuell

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rundwasserwar jahrtau-sendelang eine der größ-ten Kostbarkeiten derMenschheit. Das bei sei-

nem langen Sickerweg durchdicke Filterschichten aus Sandund Erde geläuterte Naß galtals Verkörperung jungfräulicherUnberührtheit. Trat es als Quellzttzge, war es der ,,Inbegriff derReinheit, der Gesundheit, der la-benden Kühle und des guten Ge-schmacks"; so derRatvon Sach-verständigen für Umweltfragenin seinem Sondergutachten1985. Die unverhüllte Nostalgie,mit der die Experten die Qualitätdes Grundwassers im ,yortech-nischen Zeitaltef' rühmen, hatihren Grund: Mit der Jungfräu-lichkeit, der Reinheit und derGesundheit des Grundwassersist es aus und vorbei.

In den unterirdischen Bä-chen, Flüssen und Seen der Bun-desrepublik Deutschland habensich nämlich nicht nur Nitrateaus Düngemitteln und chlorierteLösemittel aus chemischen Rei-nigungen breitgemacht; im nochvor wenigen f ahrzehnten makel-losen Grundwasser findet sichnach den Worten des Wasse;-wirtschaftlers Professor Hans-Peter Lühr vom Institut für was-sergefährdende Stoffe der TUBerlin ,,ein ganzer chemischerZoo".

,,Ghemischer Zoo"im Grundwassel

Und ausgerechnet im von denVereinten Nationen ausgerufe-nen ,Jahrzehnt des Wassers" hatdie gesundheitsschädliche Me-nagerie im Boden üblen Zu-wachs erhalten: einen ganzenSchwarm von Herbiziden (Un-

g krautvertilgungsmitteln), Insek-E tiziden (Insektengiften), ande-E ren Agrarchemikalien und derenf, Abbauprodukten. Aus dem! Grundwasser aber wird - meist! nur mit einem Minimum anAuf-[- bereitung - das Trinkwasser für$ sieben von zehn BundesbürgemE gewonnen.! Die Verunreinigung des Was-E servorrats im Boden mit Pflan-E zenschutzmitteln ist eine relativ

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neue wissenschaft liche Erkennt-nis. Noch vor dreifahren glaubtedie Fachwelt felsenfest, Pestizidegelangen nur durch Unglücks-fälle, ,,Verkippung" von Spritz-mittelresten oder unsachgemäßeLagerung ins Grundwasser, kei-nesfalls aber durch die landwirt-schaftliche,,Regelanwendung".Es war Stand der Wissenschaft,daß die Wirkstoffe derart nach-haltig zersetzt und an Bodenteil-chen gebunden würden, daß ei-ne Gefährdung des Grundwas-sers ausgeschlossen sei.

Sieben Ackergifteim Regenwasser

Ein schwäbischer Studentkonfrontierte die Experten mitder Wirklichkeil In seiner Di-plomarbeit ,,Untersuchungenzum Vorkommen des HerbizidsAtrazin in den Grundwässemder Schwäbischen Alb" wies derAgrarbiologe Harald Gießl vonder Universität Stuttgart-Hohen-heim im Mai 1984 nach, daß dievor allem auf Maisfeldern einge-setzte ,,chemische Sense" in denvon ihm untersuchten Quellenpraktisch allgegenwärtig war.Weitere Tests, die Gießl zusam-men mit seinem Professor KarlHurle abseits der durchlässigenIGrstböden der SchwäbischenAlb untemahm, wurden ähnlichoft fündig: In der Bronnbach-quelle, die die Stadt Rottenburgam Neckar mit Tfinkwasser ver-sorg, fanden die Forscher 1984und 1985 bei 13 Untersuchun-gen zwölfinal Atrazin, neunmaldie Schwester-Chemikalie Sima-zin, sechsmal das AbbauproduktDesethylahazin und einmal Des-ethylsimazin. Außerdem stießensie auf das Getreide-HerbizidMecoprop und das InsektengiftLindan. Ein Ausflug nach Rhein-land-Pfalz brachte fast identi-sche Resultate: In neun Tiink-wasserbrunnen in Ingelheim,Wackemheim und Umgebungentdeckten Gießl und Hurleneunmal Simazin, je sechsmalAtrazin und Desethylatrazin so-wie viermal Desethylsimazin.

Unerfreulich fielen auch Ana-lysen von Regenwasser aus, das

in der Nähe der schwäbischenOrtschaft Hailfingen vom Him-mel gefallen war: Das Wasser ausden Wolken war von April bisfuli mit bis zu sieben Ackergiftenbelastet. Die Wissenschaftlerwiesen die HerbizideAtrazin, Si-mazin, Mecoprop und Dichlor-prop nach, dazu Desethylatra-

Praktisch flächendeckend ist die erseuchung des Grundwassets

zin, Lindan und dessen Ab-kömmling o-HCH - und das oftmonatelang nach der letztenSpritzung auf dem Acker und,,indeutlichen Mengen"!

Das Fazitvon Gießl und Hur-le: Das ,,ständige, das ganze fahrüber anhaltende Vorkommenvon Pflanzenschutzmitteln" im

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mit dem Herbizid Atrazin. Ein Wasserwerker: ,,W0 wir suchen, finden wir das Zeug."

Als großer Analyse-Rennerentpuppte sich das hauptsäch-lich in Maisfeldern versprühteAtrazin (siehe den Kasten aufSeite 22). Es tauchte überall auf:In allen Bundesländern mitAus-nahme des Saarlandes, Nieder-sachsens und der StadtstaatenHamburg und Bremen. (Dortsuchte bisher noch niemand.)Und wie es auftauchte! Stetsmußten die Fachleute erkennen,daß sich das Atrazin schon rechtbreit gemacht hatte. Der Wirk-stoff fand sich inO 41 von 62 rheinland-pfälzi-schen Wasserwerksbrunnen inRheinnähe,O 17 von 18 bayerischenQuellen,O allen 44 Dränagebrunnenauf Maisfeldern in der Schleswi-ger Vorgeest. Er fand sich auchanO allen 58 Tagen, an denen dasTrinkwasser des WasserwerksHaltem (das die Städte Reckling-hausen und Duisburg versor$)zwischen dem 1. Januarund dem2. März 1987 auf. Atrazin unter-sucht wurde.

Atrazinkonzentrationen, dieüber dem Höchstwert der Trink-wasserverordnung für,,Pestizideund ähnliche Stoffe" lagen - 0,1Mikrogramm (1 Mikrogramm =1 millionstel Gramm) pro Liter jeWirkstoff und 0,5 Mikrogrammfür alle Wirkstoffe zusammen -waren dabei die Regel. Mehr als0,1 Mikrogramm Atrazin ent-hieltenO 21 derRheinwasserbrunnen,O 8 der bayerischen Quellen,O 26 der Dränagebrunnen inSchleswig-Holstein (wobei derSpitzenreiter auf satte 17,5 Mi-krogramm kam und den nachdem Ratschluß der Bundesregie-rung erst ab 1. Oktober 1989 gül-tigen Höchstwert um das 175fa-che übertraf),O alle 38 Trinkwasserprobendes Wasserwerks Haltern, die ei-ne durchschnittliche Atrazinbe-lastung von 0,5 Mikrogramm proLiter aufwiesen und damit eben-falls den Höchstwert weit hintersich ließen.

Daß die Verunreinigung vonGrund- und Trinkwasser mit

Grundwasser weise darauf hin,daß es sich um ,,lang andauern-de Kontaminationen" handle.Überdies sei die Grundwasser-belastung mit Agrarchemikaliennicht nur auf durchlässige Karst-böden beschränkt, sondern ver-mutlich eine ,,weiter verbreiteteErscheinung".

Mit ihrer vorsichtig formulier-ten Folgerung trafen die Wissen-schaftler den Nagel auf denKopf: Praktisch überall, wo Che-miker in landwirtschaftlich ge-nutzten Gebieten Trinkwasser-brunnen,,beprobten", stießensie auf die unerwünschten Pesti-zidspuren (siehe die Übersicht

auf Seite 20). Obwohl die Sucheerst begonnen hat, wurden be-reits 27 verschiedene Wirkstoffeaufgespürt - 17 Herbizide, sie-ben Insektizide sowie zwei ..Bo-denentseuchungsmittel" (Gifte,die alles Leben im Boden auslö-schen) und ein Fungizid (Pilz-killer).

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Atrazin so offenkundig ist, hatzwei ganz verschiedene Gründe:Erstens hat derMaisanbau in derBundesrepublik drastisch zuge-nommen (von 50000 HektarMitte der 50er Jahre auf gegen-wärtig I,2 Millionen Hektar),und jedes Maisfeld wird mitAtrazin gespritzt. Zweitens läßtsich das Herbizid chemischleicht nachweisen, während an-dere Agrarchemikalien ztxnin-dest im Bereich der Trinkwasser-Höchstmenge den Analytikerngroße Schwierigkeiten machenoder sich sogar überhaupt nichtfinden lassen.

Es scheint unglaublich, istaber wahr: Die besten Chemikerder Bundesrepublik können der-zeit mit den modemsten Gerätennurrund ein Drittel deretwa280zugelassenen Agrar-Wrkstoffein der Größenordnung von 0,1Mikrogramm pro Litär Trink-wasser aufspüren! Noch emüch-terndere Zahlen hat das Institutfi.ir Wasserchemie der TU Mün-chen errechnet: Von den 96 pe-stiziden, die im bayerischen Ak-kerbau eingesetzt werden, kön-nen ,,bislang 13 im erforderli-chen Konzentrationsbereich be-stimmt werden".

Mit anderen Worten: EinTänkwasser, dem von einemUntersuchungslabor beste eua-lität bescheinig wird, kann gatein Dutzend giftiger Pestizid-Spuren enthalten!

Es sprichtvieles dafür, daß diechemische Industrie durchausüber die entsprechend empfind-lichen Analyseverfahren verfügt,sie aber wohlweislich zurück-hält. Denn den Wissenschaftler-Brigaden der Konzerne warendie neuen Höchstwerte seit 1972bekannt, als eine EG-Experten-gruppe sie ausarbeitete - späte-stens aber seit 1980, als die EGsie in ihrer Richtlinie 80/778festschrieb. Trokdem hat es we-nig Sinn, sich über die Hinterlistder Pestizidproduzenten zu ene-gen: Auch wenn ein Wunder ge-schieht und am 1. Oktober 1989für alle Wirkstoffe genormteNachweismethoden bekanntsind, haben die Wasserwerkeund Gesundheitsämter den un-

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Dss Gifi ist schon überoll

boliten zugeschrieben. Aber dasist nur der Anfang, denn nachden Worten des DiplombiologenGünter Klein vom Institut fürWasser-, Boden- und Lufthygie-ne des Berliner Bundessesund-heitsamtes (BGA) ,,haden wireinige hundert oder tausend zuerwarten". Erkennungsdienst-lich erfassen wird die

"Metabo-

liten-Schwärme niemand, undniemand wird je wissen, wie diePestizid-Abkömmlinge mit ih-resgleichen oder anderen Che-mikalien reagieren und welcheLangzeitfolgen ihr Ifunsum fürdie menschliche Gesundheit hat.

Die Entartung des einst jung-fräulichen Grundwassers zu ei-ner zumindest gebietsweise kun-terbunten Chemikalien-Lösungwird unterschiedlich bewertet]Der Bundesverband der deut-schen Gas- und Wasserwirt-schaft (BGW)betrachtet die pe-stizidbelastung der Gewässer als,,gesundheitlich äußerst bedenk-liches Problem". Eine ,,flächen-deckende Pestizid-Untersu-chung" werde,,alarmierende Er-gebnisse liefern und dazu führen,daß viele Wasserwerke nach1989 Trinkwasser nur noch mitAusnahmegenehmigung abge-ben können". Der stellvenreten-de BGW-HauptgeschäftsführerWolf Pluge forderte wegen des,,alarmierenden Anstiegs der Be-lastung" sogar das Bundesge-sundheitsministerium auf, was-sergefährdende Pestizide ganzzu verbieten. Ahnfich besorst istder Bielefelder Umwelt-Däzer-nent Uwe Lahl: Er spricht vondem ,,größten l\nschiag auf dieTrinkwassergüte seit Typhus undCholera". BGA-Forscher Kleinschätzt die Lage als ,,einerseitsalarmierend, andererseits unbe-denklich" ein. Beunruhigend seidie großfl ächige Kontamination,,,von der wir nicht wissen, ob siejemals wieder verschwindenwird"; die gefundenen pestizid-spuren seien jedoch bis aufweni-ge Ausnahmen nicht tragisch.,,Die Realität hinkt unseren Be-fürchtungen hinterher! "

Der bayerische Staatsministerdes Innern, August Lang, läßtsich dagegen nicht aus der Bier-

Dimethoat * |

Diuron HHeptachlor I(Aus dem Handel genommen)HCB (verboten) F

Lindan + |

Mecoprop HMetazachlor HMetolachlor HMCPA HMetabenzthiazuron HMethylisothiocyanat * NMetobromuron HMetoxuron HMonuron HParathion-Aquivalente IPropazin H

GefundeneHöchstkonzentrationin l\4ikrogramm/l

I

n

Ifl

InHN

NRWBaden-WBayernHessenNRWRheinl.-P{,Schleswig-H,NRWBaden-WBayernNRWNRWBayernNiedersachsenSchleswig-H.NRWRheinl. -Pf,

NRWNiedersachsenNRWBaden-W.NRWBaden-WNRWBaden-WNRWNRWRheinl.-PtNRWBayernNRWNRWNRWNRWBaden-Wl-iessenNRWBaden-WHessenRheinl. -Pf,NRWBaden-WBaden-WFessenNRW

0,030,52 4

0,040,5 / 0,8 (niv)0,50,7 / 17,5 (D\ t)0 ,1 i0 , 150,40,1e (u)0,3 (u)5,6

8600 (DW),,Spuren" (Qu)

0,06 (u)0,40,08 (u)

,,geringe Spuren" [W)0,030,002 (r-\/\40,001 (u)0,08 (Qu)0,02 / 0,5 (u)0,6 / 1000 (0u)0,38 (U)0,15 (U)2,00,11 (U)0 ,140,47 (U)0 21 (U)0,06 (u)0,r 5 (u)0,070,0250,0e (u)/ 0,06 (t-w)0 ,06 /1 ,17 (DW)0,0230,10,15 / 0,07 [\4/)

1 70,98 (DW0,0170,046 [f\/4

Simazin

2,4,5-I +Terbutylazin

Oie Analyse-Daten beziehen sich auf Grundwasser. pestizidfunde in Trink-wasser (l1l[], Ouellwasser (Qu), Uferfltrat (U) unrl direkt auf dem Ackerentnommenem Dränagewasser (DW) sind eirtlprechend gefennzeictrnät,ure.uDergange aflischen Grundwasser und TW sind oft fließend: vieleTrinkwasservorkommen wurden ats Grundwasser eingestuft.H=llerbizid, l=lnsektizid, F=Fungizid, il=Bodenentseuöhungsmittel

unglaublich, aber wahr: Zwei Drittel der pestizide kann im

terirdischen ,,Zoo" noch längstnicht im Griff.

Der Grund: Die Aerarchemi-kalien zerfallen auf"dem Feldmehr oder weniger rasch in eineunüberschaubare Vielzahl von,,Metaboliten", deren chemi-sches Aussehen und deren Ei-

Fundort(Mit Wasserschuü- wendungauflage: * ) alsAldrin (verboten)Altuin +

Aainphos-ethylBromazil *ChlorfenvinphosChlortoluron2,4-D'1,3-Dichlorpropen

+

genschaften niemand kennt. Be-kannt ist nur, daß die Abbaupro-dukte, so der Rat von Sachver-ständigen für Umweltfragen,,,oftproblematischer sind äls dieWirkstoffe selbst". Dem Herbi-zid Trifluralin beispielsweisewerden 28 verschiedene Meta-

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Bereich der neuen öchstmenge kein Ghemiker nachweisen!

ruhe bringen: Er ver-warf Berichte übereine ,,angeblich be-reits weitreichendeVerseuchung groß-räumiger Grundwas-servorkommen durch Pflanzen-schutzmittel" im Februar 1987im Münchner Laqdtag als ,,Hor-rorgemälde", erkläirte Pestizidbe-lastunsen im Trinkwasser auchbei Üb"erschreitung der Höchst-mengen für ,,gesundheitlichnicht bedenklich" und verkün-dete, eine Regeluntersuchungdes Trinkwassers.auf Agrarche-mikalien halte er ,,bei der gegebe-nen Sachlage nicht für erforder-lich". Denn: Die Grenzwerte sei-en ,,nicht toxikologisch be-gründet".

Doch die toxikologische Ex-nertise des CSU-Mannes findetbei Fachleuten wenig Anerken-nung. ,,Wer so etwas sa$", züm-te der Toxikologie-Professor Ot-mar Wassermann vom Klinikumder Universität Kiel, ,,entblößtsich als absoluter Ignorant." Die.Grenzwerte seien ,,einfach über ̂den Daumen gepeilt". Es handlesich um ,,reine Annahmen ohnenaturwissenschaftliche Grund-lage". Der Chemiker Uwe Lahl:,,Kein einziger Grenzwert ist to-xikologisch begründet, weil wirdas nicht können. Das gibt dieWissenschaft nicht her!" Ganzähnlich äußert sich ProfessorLühr: ,,Wir sind hier an einemPunkt angelangt, wo diemenschliche Erkenntnisfähig-keit am Ende ist!" Gleicher An-sicht ist auch der Chemiker Tho-mas Darimont vom hessischenUmweltministerium:,,Nach dentoxikologischen Wirkungen vonPestizidspuren im Wasser zu su-chen, ist, als wenn man mit einerLanze im Nebel herumstochert.Solange wir aber nichts überWirkungen wissen, wie könnenwir uns da an Grenzwertenorientieren?"

Und noch etwas übersiehtMinister Lang: Die Pestizid-Höchstmengen der Trinkwasser-verordnung sollten nichtvon in-teressierten Kreisen herumge-schubst werden, wie das mitGrenzwerten leider üblich ist.

Die Schöpfer der sehr niedrigenLimits wollten näimlich ein fürallemal festschreiben, daß,,Tfinkwasser keine wäßrige Lö-sungvon Chemikalien ist, dieto-xikologisch bewertet werdenmüssen" (Klein), sondem daß esmöglichst unbelastet zu sein hat.Der Chemiker Professor UlrichHässelbarth vom BGAJnstitutfür Wasser-, Boden- und Luft-hygiene, Mitglied des Exper-tenteams, das 1972 den EG-Grenzwert entwarf: ,,Die 0,LMikrogramm pro Liter bedeu-ten: Ins Trinkwasser gehörenkeine Pfl anzenschutzmittel. DieHöchstmenge ist eine vollzieh-bare, praktische Beschreibungdes Nichts, da man gelernt hat,daß Nichts nicht Nichts, son-dern doch etwas ist, wenn auchnur ein bißchen."

Das Engagement der Fachleu-te für das Vorsorgeprinzip hateinen guten Grund: Grundwas-ser ist nicht sanierbar. Der unter-irdische Schatz, auf den prak-tisch alle Bundesbürger ange-wiesen sind, hat ein ,,Gedächtniswie ein Elefant" (Lahl); ist es ein-mal verseucht, bleibt es jahr-zehntelang verseucht, und nie-mand kann etwas daran ändem.Günter Klein: ,,Wenn wir 1994entdecken, daß ein überall imGrundwasserverbreitetes Herbi-zid schlimme Folgen für diemenschliche Gesundheit hat,können wir nicht einfach sagen:Nehmen wir es vom Markt.Dann ist es zu spät!"

Wer hofft, daß die modemeTechnik die Sünden der moder-nen Chemie wiedergutmachenkann, sieht sich böse getäuscht:Die Pestizidspuren im Grund-

wasser lassen sich nur mit einemabsolut praxisfemen Riesenauf-wand aus dem Rohwasserentfer-nen. Klein: ,,Das ist flächendek-kend nicht machbar!" Hässel-barth: ,,Das gehtgarnicht!" Undsogar der BGW gibt zu, es lägen,,derzeit keine Hinweise vor, daßdurch den Einsatz von Aktiv-kohle Pfl anzenschutzmittel rest-los aus Grundwasser herausge-filtert werden kann". Aktivkoh-lefilter aber besitzen nur wenigegroße deutsche lVasserwerke,die mit Uferfiltrat aus dem Rheinzu tun haben. ,,Die große Anzahlder kleinen Wasserwerke inländlichen Gebiete - circa 12 000Einheiten -, die Grundwasser di-rekt ins Leitungsnetz fördem,verftigen dagegen über keinerleiKontroll- und Eliminierungs-möglichkeiten", heißt es im Son-dergutachten 1985 des Sachver-ständigenrats. Ebenfalls unge-schützt sind die rund eine Mil-lion Bundesbürger, die ihr Was-ser aus eigenen Flachbrunnenbeziehen.

Angesichts der ziemlich pre-kären Lage ist es kein Wunder,daß die Wasserwerke (die langefahre die Trinkwasserbelastungdurch Landwirtschaft und Indu-strie zu vertuschen versucht ha-ben) jetzt auf die Banikaden ge-hen. Für sie ist die Schmerzgren-ze eneicht. Nicht wenige Was-serwissenschaftler sehen mitgroßer Sorge, daß die Bauern im-mer weniger Pestizide einsetzen,die Grundwasserbelastung aberoffenbar ständig stei$. Sie fragensich: Ist die Speicherkapazitätdes Bodens, der bisher mit rundeiner Million Tonnen reinen Pe-stizidwirkstoffes bepfl astert wor-den ist, erschöpft? Gibt der Bo-den Herbizide und Insektizide,die er lange gebunden hat, wie-der ab? Existiert die ..chemischeZeitbombe", vor der Umwelt-schützer warnen, etwa doch?

Nur die Ghemiesieht kein Problem

Die chemische Industrie dage-gen vennag kein Problem zu er-kennen. Die Wissenschaftler derKonzeme und der Lobbyorgani-

sationen spielen auf Kongressendie Belastung des Grund- undTrinkwassers herunter und lau-fen Sturm gegen die neuenGrenzwerte, die sie als unreali-stisch und überzogen abtun. Au-ßerdem präsentieren sie Ver-suchsergebnisse, denen zufolgees überhaupt keine Grundwas-serbelastung durch Pestizide ge-ben dürfte:Von 13 Wirkstoffen,die sie auf dem Versuchsgut derBayer AG ,,sachgerecht" und,,praxisnah" versprühten, konn-ten sie - o Wunder- im Grund-wasser nichts mehr aufspüren.(Das Bayer-Gut Laacher Hoflieg übrigens in der Trinkwas-serschutzzone der nordrhein-westfälischen Stadt Monheim!)

Die Industrie will denGrenzwert kippen

Vorläufiger Höhepunkt derChemiekampagne war einegroßangelegte Untersuchung desbundesdeutschen Trinkwassers.durch den IndustrieverbandPflanzenschutz e.V (IPS). DasResultat, nach langer Geheim-niskrämerei Mitte Mai verkün-det, fiel erwartungsgemäß aus:Pestizide finden sich nur überausselten - und dann auch nur invemachlässigbaren Spuren - imLeitungswasser. Warum dieChemieindustrie so erbittert umeine Anhebung der Pestizid-Grenzwerte im Wasser kämpft,wo es dort doch angeblich keineagrochemische Belastung gibt,wissen wohl nur die Strategen inden Vorstandsetagen.

Bedauerlicherweise hat dasGerede von den ,,toxikologischnicht begründeten" und viel zuniedrigen Grenzwerten bereitsauf nichtwenige angeblich unab-hängige Univenitätsgelehrte ab-gefärbt, die in Gesprächen mitnatur lauthals eine kräftige An-hebung der,,absolut schizophre-nen" Limits (so ein Wasserche-miker der Universität Karlsruhe)verlangten und die Chemieindu-strie bedauerten, der übel mitge-spieltwerde. Auch aus der Biolo-gischen Bundesanstalt (BBA)sind derartige Töne zu hören.Das BGA aber steht nach den

natur 6/87 2l

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Alrozin - ein Poilrüt

Das große

Worten von Hässel-barth und Klein (,,DerGrenzwert fällt nur überunsere Leiche!") felsen-fest zu der 0,l-Mikro-gramm-Marke. Und dieEG will jedes Mitgliedsland ver-klagen, das sich über die Richtli-nie 70/778 ,,W'asser für denmenschlichen Gebrauch,, hin-wegsetzt.

Bleibt zu hoffen, daß sich dieWissenschaft ler durchsetzen, dieverstanden haben, daß es bei derDiskussion über die Giftbela-stungvon Grund- und Trinkwas-ser um eine möglichst perfekteVorsorge geht und ,,nicht darum,daß die Menschen gerade ebennicht sterben", wie es professorHässelbarth provokatorisch for-mulierte.

Eines hat die Wassermisereüberdeutlich gemacht Dieschönsten und neuesten Gesetzeund Verordnungen nützennichts, wenn sich niemand umsie kümmert. Die Wirklichkeitspricht nicht nur dem Wasser-haushaltsgesetz und dem pflan-zenschutzgesetz Hohn, das nurdie Zulassungvon Pestiziden er-laubt, die bei konekter Anwen-dung ,,keine schädlichen Aus-wirkungen" auf die Gesundheitvon Mensch und Tier und aufdas Grundwasser haben. Schallund Rauch ist auch das Bundes-seuchengesetz, das vorschreibt,Trinkwasser müsse ..so beschaf-fen sein, daß eine Schädigungder menschlichen Gesundheiinicht zu besorgen ist". Selbst adabsurdum ftihrt sich die pflan-zenschutz-Anwendungsverord-nung: Sie verbietet den Einsatzeiner ganzen Reihe von Agrar-chemikalien in drei Trinkwasser-schutzzonen oder schräinkt sieein. Aber Landwirte, die sichnicht um die Vorschriften küm-mem, werden nicht zur Verant-wortung gezogen, denn die Auf-lagen sind, wie es im luristen-deutsch heißt, ,,nicht- strafbe-wehrt".

Aber das Grundwasser istkein Vorfluter, sondern immernoch einer der größten Schätzeder Menschheit. Daß es nichtweiter zur Chemikalien-Lösung

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verkommen darf, dürfte klarsein. Wichtig ist vor allem, daßdie viel zu industriefreundlicheZulassungspraxis ftir pestizideverbessert wird. Bevor ein Wirk-stoff der Landwirtschaft in dieHand gegeben wird, muß sicher-gestellt sein, daßO wederernoch seine Metabo-liten (die aufgespürt werdenmüssen) ins Grundwasser ge-langen,O wederderWirkstoffnoch dieMetaboliten die Gesundheit von

Mensch und Tier schädigen,O Lebensgemeinschaften vonMikroorganismen, die für dieGrundwassergüte wichtig sind,nicht beeinflußt werden,O genormte und ausreichendempfindliche Nachweisverfah-ren für Wirkstoffe und Metaboli-ten den Wasserwerken und Un-tersuchungsämtem zur Verfü-gung stehen.

Pestizide, die im 0,1-Mikro-gramm-Bereich nicht aufgespürtwerden können, sind ebenso zuverbieten wie alle Wirkstoffe mitWasserschutzauflagen, an diesich kaum ein Bauer hält und dieohnehin nur einen faulen Kom-promiß darstellen.

Auch der behördliche Wasser-schutz muß stark verbessert wer-den. Alle Einzugsgebiete vonTrinkwasserquellen müssen zuWasserschutzgebieten erklärtwerden, und zwar in voller Grö-ße und mit einer schützendenPufferzone. Hier gibt es ein gro-ßes Defizit.

Die Bauern verdienen ebensoviel Schutz wie das Grundwas-ser: Sie müssen einerseits vor derGehimwäsche durch die Agrar-chemie, andererseits vor Verun-glimpfu ngen als,,Brunnenvergif-ter" bewahrt werden. Wird einHerbizid oder Insektizid verbo-ten, auf das sie jahrelang gebauthaben (Maisanbau ohne Atrazinoder andere Herbizide ist für diemeisten Bauem schlicht unvor-stellbar geworden!), müssen ih-nen Alternativen aufgezeigt wer-den, die ihnen ein anlemessenesEinkommen sichem helfen.

Die Großchemie hat ihre eige-ne Ar1 von ,,Hilfe" längst parat.Ihre Alternative lautet: Nochmehr Pestizidel Ztt Bekämo-fung der Unkräuter Gänsefui3,Nachtschatten, Franzosenkraut,Hirse, Melde, Fuchsschwanzund Vogelmiere, die sich inMaisfeldern ständig weiter aus-breiten, weil sie gegen die Atra-zin-Duschen immun gewordensind, empfiehlt Brancf, en-RieseBASF einen ganzen Bauchladenanderer Herbizide. Dabei be-weist doch gerade die Unkraut-Resistenz, daß die Chemie-,,Lö-sung" ein Irnveg ist.

Etwa jeder dritte Einsatz der,,chemischen Sense" ist lautSachverständigenrat frir Um-weltfragen ohnehin umsonst, daer ,,keine Ertragserhöhung derKulturpflanzen oder sogar Min-dererträge" bringt. überäies hel-fen natürliche Verfahren oft bes-ser als die Chemie: Das gegenFadenwürmer (Nematoden) ver-sprühte,,Bodenentseuchungs-mittel" 1,3-Dichlorpropen bringtin Kartoffelfeldem trotz Auf-wandmengen von einigen hun-dert Kilo pro Hektar (l) nur 75Prozent der Schädlinge um; ein-jähriger Anbau einer nemato-denresistenten Kartoffelsorte be-seitig aber 80 Prozent der Wür-mer. Trotzdem wird das Mittelweiterverwendet. Resultat; In ei-nem Kartoffelacker im nieder-sächsischen Emsland fandenWissenschaftler 8620 Mikro-gramm l,3-Dichlorpropen proLiter Grundwasser. Das über-steig den Trinkwasser-Höchst-wertumdasS6200fache. O

Atrazin ist ein geruchloses weißes pulver mit dem chemischen Namen 2-chlor-4-ethylanino-i-isopropyknino-1 ,J,s-triuin. Der in den Labors des schweizerischenMultis ciba-Geigy entwickelte Stoff wird seit rund 30 Jahren weltweit als Herbizid(unkrautuernichtungsmittel) eingesetzt. Er unterbindet die photosynthese und liißt,,unkraut" schnell verdorren. vor allem im Mais, aber auch auf spaigelfeldern und inanderen Kulturen bringt Atrazin unenruünschte Gewächse zum Vertrocknen.Da rund ein sechstel der bundesdeutschen Ackerfläche mit Mais bewachsen ist, führtAtrazin mit rund 1000 Jahrestonnen klar die Rangliste der Herbizid-Verkaufshits an.(1980 wurden in der Bundesrepubrik 30000 Tonnen pestizide verkauft; mit i7400Tonnen waren die Herbizide vor den pilzkillern mit 8600 Tonnen der bei weitemwichtigste Posten.) Atrazin ist bei den Bauern beliebt; nicht nur, weil sie beim spriüenkeine Gesundheitsstörungen bekommen, sondern auch, weil es preiswert und leichtanwendbar ist. Bei der wassenruirtschaft ist Atrazin aber sehr unbeliebt. Der Grund: Esist nicht nur recht stabil und noch vier bis fünf Jahre nach der le[ten spritzung in Bodenund Grundwasser zu finden, sondern auch mobil und wandert rascrr aus den oberenBodenzentimetern ins Grundwasser. Deshalb ist es mit der wasserschuüauflage w llbelegt worden. Das heißt: Es darf auf Ackern, von denen das Grundwasser weni"ger ati50 Tage zur Ouelle benötigt, nicht versprüht werden. Dumm ist nur, daß sich erstäns sogut wie kein Landwirt an die w-Auflagen hält, und daß zweitens die ftir Bakteriengedachte S0-Tage-Regel im Falle von pestiziden mit langer Lebensdauer überhauptnichts bringt.Trou seiner geringen akuten Giftigkeit istAtrazin ksineswegs harmlos: In Tierversuchenhat es sich als erbgutverändernd und leibesfruchtschädigend enruiesen. Bei Landarbei-tern, die das Herbizid verspriüten, wurden bis zu vierfaöh überhöhte Vorkommen vonchromosomenveränderungen diagnostiziert. In neueren Tests ist nach den worten desMünchner chemieprofessors Armin weiß außerdem ,,eine relativ hohe krebsenegendewirkung" fe,stgestellt worden. wie die zahlreichen Abbauprodune des unkrautkillersdie menschliche Gesundheit beeinflussen, weiß niemand.Viele Fachleute vermuten, daß die chemieindustrie FaKen über Atrzin zurückhält, sof.!9$ tich. in der Datensammrung Herbizide der Deutschen Forschungsgemeinschaft(DFG) bei Atrazin folgende vielsagende Fußnote: ,,Die zusammenfasseidö aeurteirunfist nur mit Vorbehalt gürtig, da es nach Kenntnis der Arbeitsgruppe Toxikorogre werterärelevante Daten gibt, die ihr aber nicht zugänglich gemachi wurden.,,

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