Grundzuge der Volkswirtschaftslehre

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Grundz¨ uge der Volkswirtschaftslehre (Studieneingangs- und Orientierungsphase) Gerhard SORGER Buch: Krugman, Wells, Graddy: Essentials of Economics (3. Ausgabe) Worth Publishers (2014)

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Gerhard SORGERSTEOPUniversitat Wien

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  • Grundzuge der Volkswirtschaftslehre

    (Studieneingangs- und Orientierungsphase)

    Gerhard SORGER

    Buch: Krugman, Wells, Graddy: Essentials of Economics (3. Ausgabe)Worth Publishers (2014)

  • Denition und Abgrenzung der Volkswirtschaftslehre

    Buch: Kapitel 1

  • Was ist Volkswirtschaftslehre? 1/120

    Versuche einer Denition:{ Adam Smith (1776): \An inquiry into the nature and causes of the wealthof nations"

    { Lionel Robbins (1932): \Economics is a science which studies human be-haviour as a relationship between ends and scarce means which have alter-native uses"

    { Krugman et al. (2014): \Economics is the social science that studies theproduction, distribution, and consumption of goods and services"

    Ziele einer volkswirtschaftlichen Ausbildung:{ Verstandnis volkswirtschaftlicher Zusammenhange (Erkenntnisgewinn, in-tellektuelle Neugier);

    { Unterstutzung bei wirtschaftsrelevanten Entscheidungen in Alltag und Be-ruf (Planung, Bewertung, Prognose);

    { Kenntnis der Moglichkeiten zur Beeinussung und Gestaltung wirtschaft-licher Systeme und Ablaufe (Wirtschaftspolitik).

  • Grundlegende Fragestellungen (Mikrookonomie versus Makrookonomie) 2/120

    Wie treen die einzelnen Wirtschaftssubjekte (Individuen, Haushalte, Firmen,politische Instanzen, die Gesellschaft, . . . ) ihre Entscheidungen?

    Warum und auf welche Art und Weise nden Interaktionen von Wirtschafts-subjekten statt? In welcher Form beeinussen sich die vielen Einzelentschei-dungen gegenseitig? Wie funktionieren Markte?

    Welche Auswirkungen hat das Zusammenspiel all dieser Entscheidungen aufdie einzelnen Wirtschaftssubjekte, auf die gesamte Gesellschaft, auf die vonder Gesellschaft eingerichteten Institutionen und auf die Umwelt? Was sind diegesamtwirtschaftlichen Auswirkungen der vielen Einzelentscheidungen? Wassind die Zusammenhange zwischen verschiedenen aggregierten wirtschaftsre-levanten Mazahlen und wie entwickeln sich diese im Zeitablauf?

    Fragestellungen aus den ersten zwei Kategorien werden im Rahmen der Mi-krookonomie untersucht, wahrend jene aus der dritten Kategorie dem Bereichder Makrookonomie angehoren. Die Trennlinie zwischen Mikrookonomie undMakrookonomie ist unscharf.

  • Volkswirtschaftlehre (VWL) versus Betriebswirtschaftslehre (BWL) 3/120

    In der BWL untersucht man die Organisation von Unternehmen (Firmen)sowie die Ablaufe in Unternehmen (Organisation, Produktion, Marketing, Ver-trieb, Kostenrechnung, Personalwirtschaft, . . . ). Dabei wird die Einbindungdes Unternehmens in das wirtschaftliche Umfeld zwar berucksichtigt, der Un-tersuchungsgegenstand ist jedoch stets das einzelne Unternehmen (oder einTeil davon).

    In der VWL beschaftigt man sich vorwiegend mit den Interaktionen mehrerer(unterschiedlicher) Wirtschaftssubjekte (Unternehmen, Konsumenten, Staat,. . . ). Eine Firma wird dabei oft als Einheit gesehen, deren interne Organisationund interne Ablaufe nicht im Detail berucksichtigt werden.

    BWL und VWL bedienen sich im Wesentlichen der selben Methoden. Auchinhaltlich gibt es Uberlappungen. Die Trennlinie zwischen BWL und VWL istunscharf.

  • Volkswirtschaftslehre als Wissenschaft

    Buch: Kapitel 2

  • Grundsatzliche Vorgehensweise 4/120

    Wissenschaftliche Vorgehensweise: Auf der Grundlage von Beobachtungenwerden Theorien entwickelt. Diese Theorien konnen durch weitere Beobach-tungen widerlegt (falsiziert) oder bestatigt werden.

    { Beobachtung: Diese erfolgt im Rahmen der empirischen und experimentel-len Forschung und verwendet statistische und okonometrische Methoden,um zwischen systematischen und zufalligen Zusammenhangen unterschei-den zu konnen.

    { Theorien: Theorien sind Beschreibungen von Teilausschnitten der Wirk-lichkeit (Modelle). Sie konnen zur Analyse und zur Vorhersage (Prognose)verwendet werden.

    In der theoretischen Forschung werden Theorien entwickelt und analysiert, inder angewandten Forschung werden diese auf konkrete Sachverhalte angewen-det.

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    Wachstumsrate 2013 (in Prozent)

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    Euro Lnder (Quelle: Wirtschaftskammer sterreich)

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  • Das Allais Paradoxon

    Frage 1

    Lotterie 1A Lotterie 1B

    Gewinn Wahrsch. Gewinn Wahrsch.

    1 Mio EUR

    100%

    1 Mio EUR 89%

    0 Mio EUR 1%

    5 Mio EUR 10%

    Frage 2

    Lotterie 2A Lotterie 2B

    Gewinn Wahrsch. Gewinn Wahrsch.

    0 Mio EUR

    89%

    0 Mio EUR

    90%

    1 Mio EUR

    11%

    5 Mio EUR

    10%

  • Formale Modelle 5/120

    Um wirtschaftliche Zusammenhange zu verstehen und Prognosen zu erstellen,verwendet man in der Volkswirtschaftslehre formale Modelle. Mit der Model-lierung verfolgt man immer einen bestimmten Zweck.

    Formale Modelle sind vereinfachte Darstellungen eines Teilausschnitts derWirklichkeit, die

    { fur den Zweck des Modells wesentliche Aspekte erfassen,

    { fur den Zweck des Modells unwesentliche Aspekte unberucksichtigt lassen,

    { einer formalen Analyse unterworfen werden konnen.

    Ob ein Modell gut ist, hangt nicht davon ab, wie realistisch es ist, sondernwie gut es seinen Zweck (Verstandnis einer gewissen Beobachtung, Prognose,. . . ) erfullt.

    In der Volkswirtschaftslehre bestehen formale Modelle typischerweise aus Glei-chungen, Graphiken oder Computerprogrammen.

  • Positive versus normative Analyse 6/120

    Positive Analyse beschaftigt sich mit den (okonomischen) Aspekten einer be-stimmten Situation bzw. mit den Konsequenzen eines bestimmten Ereignissesoder einer bestimmten Manahme. Es werden Zusammenhange, Ursachen undWirkungen identiziert, aber es wird kein Werturteil getroen. Eine positive(deskriptive) Aussage ist eine Behauptung daruber, was ist und kann durchBeobachtungen im Prinzip falsiziert oder bestatigt werden.

    Normative Analyse zielt auf eine (vergleichende) Bewertung bestimmter Situ-ationen bzw. der Konsequenzen bestimmter Ereignisse oder Manahmen ab.Dabei werden Werturteile getroen, die auf subjektiven (z.B. ethischen oderideologischen) Grundsatzen basieren. Eine normative (praskriptive) Aussageist eine Behauptung daruber, was sein soll und kann durch Beobachtungenallein nicht falsiziert oder bestatigt werden.

  • Beispiel: drei Aussagen mit volkswirtschaftlichem Inhalt

    Aussage 1: \ Durch die Einkommensteuer nimmt der Staat Osterreich jahrlichetwa 40 Milliarden EUR ein."

    Aussage 2: \Eine Verringerung des Eingangssteuersatzes von 36,5% auf 25%wurde die Steuereinnahmen des Staates um rund 4 Milliarden EUR verringern."

    Aussage 3: \Der Eingangssteuersatz sollte von 36,5% auf 25% gesenkt wer-den."

  • Wieso kommt es zu Uneinigkeit? 7/120

    George Bernhard Shaw: \If all economists were laid end to end, they wouldnot reach a conclusion."

    Okonomen kommen bisweilen zu unterschiedlichen Urteilen,{ weil es manchmal schwierig ist, volkswirtschaftlich relevante Groen exaktzu quantizieren (Datenerfassung, statistische Diskrepanz, . . . ),

    { weil sie unterschiedlichen Aspekten mehr oder weniger Gewicht beimessenund daher unterschiedliche Modelle verwenden,

    { weil sie unterschiedliche Wertvorstellungen haben (normative Analyse).

  • Einige Grundbegrie und Grundideen

    Buch: Kapitel 1 und 2

  • Planwirtschaft versus Marktwirtschaft 8/120

    In jeder Volkswirtschaft stellen sich die Fragen:{ Was soll produziert werden?

    { Wie soll produziert werden?

    { Wie sollen die (vorhandenen und produzierten) Guter verteilt werden?

    Diese Fragen werden in unterschiedlichen Wirtschaftsordnungen (Wirtschafts-systemen) unterschiedlich beantwortet.

    { In einer Planwirtschaft beantwortet eine zentrale Institution diese Fragen.

    { In einer Marktwirtschaft ergeben sich die Antworten aus dem Zusammen-wirken der dezentral getroenen Entscheidungen vieler einzelner Marktteil-nehmer.

    { In der Realitat nden wir haug Mischformen, in denen staatliche Stellenzu bestimmten Anlassen auf einzelnen Markten intervenieren, ansonstenden Marktkraften aber freier Lauf gelassen wird.

  • Wirtschaftssubjekte und Guter 9/120

    Eine organisatorische Einheit, die uber die Durchfuhrung okonomischer Ak-tivitaten entscheidet, wird als Wirtschaftssubjekt bezeichnet.

    Wirtschaftssubjekte, die schwerpunktmaig die gleichen okonomischen Akti-vitaten ausuben, werden zu Sektoren zusammengefasst.

    { Unternehmen: Einkommensschaung; Guterproduktion.

    { Private Haushalte: Einkommensverwendung durch (a) Kauf von Guternzum Zweck des Konsums oder (b) Ersparnisbildung; Bereitstellung vonProduktionsmitteln gegen Entlohnung.

    { Oentliche Haushalte (\Staat"): Produktion oentlicher Guter; Einnahmevon Abgaben und Steuern; Umverteilung durch Subventionen und Trans-fers. Die oentlichen Haushalte setzen sich aus den Gebietskorperschaften(Bund, Lander und Gemeinden) und den Sozialversicherungstragern zusam-men.

    Guter: Sachguter (Waren) und Dienstleistungen.

  • Der Wirtschaftskreislauf 10/120

    Die wechselseitige wirtschaftliche Verechtung der einzelnen Wirtschaftssek-toren kann durch den Wirtschaftskreislauf veranschaulicht werden.

    Der Wirtschaftskreislauf kann entweder mithilfe von Guterussen (Mengen)oder Geldussen (Werten) dargestellt werden.

    Bestandsgroen sind auf einen bestimmten Zeitpunkt bezogene Mengen- oderWertangaben. Sie haben die Dimension \Mengeneinheit" oder \Werteinheit"(Beispiel: Vermogen).

    Stromgroen (Flussgroen) sind auf einen bestimmten Zeitraum bezogeneMengen- oder Wertangaben. Sie haben die Dimension \Mengeneinheit/Zeit-einheit" oder \Werteinheit/Zeiteinheit" (Beispiel: Einkommen).

    Zwischen Bestands- und Stromgroen besteht der folgende Zusammenhang:Anfangsbestand + Zustrome Abstrome = Endbestand.

  • Der \soziale Planer" und eziente Allokationen 11/120

    Unter einer Allokation versteht man eine Zuordnung von Gutern und Ressour-cen zu verschiedenen potenziellen Verwendungszwecken oder Wirtschaftssub-jekten.

    Unter einem sozialen Planer versteht man in der Volkswirtschaftslehre einen(ktiven) Entscheidungstrager, der versucht, einen als wunschenswert denier-ten Zustand zu erreichen. Es wird angenommen, dass ein sozialer Planer jedebeliebige Allokation herstellen kann, welche die Ressourcenbeschrankungender Volkswirtschaft erfullt.

    Eine Allokation von Gutern und Ressourcen zu unterschiedlichen Wirtschafts-subjekten heit inezient, wenn es eine alternative Allokation gibt, bei derjedes Wirtschaftssubjekt zumindest gleich gut gestellt wird und bei der zu-mindest ein Wirtschaftssubjekt strikt besser gestellt wird. Eine Allokationheit ezient, wenn sie nicht inezient ist.

  • Individuelle Entscheidungen 12/120

    Um Entscheidungsverhalten zu untersuchen, muss man wissen{ wer der Entscheidungstrager ist,

    { aus welchen Alternativen ausgewahlt werden kann,

    { und welche Ziele bei den Entscheidungen verfolgt werden.

    Entscheidungen mussen getroen werden, weil Ressourcen und Guter nur inbeschranktem Ausma vorhanden sind und es alternative Verwendungsmog-lichkeiten dafur gibt (Zielkonikte).

    Die wahren Kosten, die durch die Wahl einer Alternative entstehen, sind derVerzicht auf andere Alternativen (Opportunitatskosten oder Verzichtskosten).

    Wirtschaftssubjekte reagieren auf Anreize. Wirtschaftspolitik besteht zu ei-nem groen Teil aus dem Setzen von Anreizen.

    Rationalitatsannahme (homo oeconomicus): Ein Wirtschaftssubjekt trit sei-ne Entscheidungen so, dass es seine Ziele bestmoglich erreicht.

  • Die Produktionsmoglichkeitenkurve 13/120

    Die Produktionsmoglichkeitenkurve (Transformationskurve) illustriert, warumEntscheidungen getroen werden mussen, was Opportunitatskosten sind, undwas die wichtigsten Ursachen fur Wirtschaftswachstum sind.

    Produktionsezienz liegt dann vor, wenn es keine unausgeschopften Produk-tionsmoglichkeiten gibt. Die Produktion ist ezient, wenn von keinem Gutmehr produziert werden kann ohne die Produktionsmenge eines anderen Guteszu reduzieren.

    Die Opportunitatskosten der Produktion einer zusatzlichen Einheit von GutX1 bestehen in der Reduktion der Produktionsmenge von Gut X2.

    Wirtschaftswachstum besteht in einer Verschiebung der Produktionsmoglich-keitenkurve nach auen. Dies kann durch einen Zuwachs der Produktions-faktoren (Arbeit, Kapital, Boden, . . . ) oder durch technischen Fortschrittgeschehen.

  • Transaktionen und Handelsgewinne 14/120

    Wirtschaftssubjekte interagieren auf vielfaltige Art und Weise. Dabei ndettypischerweise eine Ubertragung von Verfugungsrechten an Gutern oder For-derungen statt. Dies wird als Transaktion bezeichnet.

    Viele wirtschaftliche Transaktionen nden auf Markten statt. Markte sindspezielle Institutionen zur Abwicklung von Wirtschaftstransaktionen und somitzur Allokation von Gutern und Ressourcen. Es gibt sehr viele verschiedeneMarktformen.

    Durch Heterogenitat (der Ziele oder der Ausstattungen), Spezialisierung undArbeitsteilung werden Handelsgewinne moglich.

  • Komparativer Vorteil 15/120

    Das Konzept des komparativen Vorteils illustriert, dass Wirtschaftssubjektedurch Interaktion miteinander Tauschgewinne erzielen konnen, was z.B. eineGrundlage des Auenhandels darstellt.

    Eine Firma oder eine Volkswirtschaft hat einen komparativen Vorteil in derProduktion eines Gutes, wenn ihre Opportunitatskosten der Produktion diesesGutes geringer sind als diejenigen anderer Firmen bzw. anderer Volkswirtschaf-ten.

    Eine Firma oder eine Volkswirtschaft hat einen absoluten Vorteil in der Pro-duktion eines Gutes, wenn es mehr Einheiten dieses Gutes produzieren kannals andere Firmen bzw. anderer Volkswirtschaften.

  • Markte und Gleichgewicht 16/120

    In der Volkswirtschaftslehre bezeichnet man eine Situation als Gleichgewicht,wenn sich kein Wirtschaftssubjekt durch eine einseitige Veranderung seinesVerhaltens verbessern kann.

    Da Wirtschaftssubjekte in der Regel danach trachten, sich besser zu stellen,besteht eine generelle Tendenz zum Gleichgewicht, also zu einer Situation, inder alle Verbesserungsmoglichkeiten ausgeschopft sind.

    In vielen Fallen fuhrt Gleichgewicht auf einem Markt zu einer ezient Alloka-tion (erstes Wohlfahrtstheorem).

    Adam Smith (1776): \Every individual [. . . ] neither intends to promote thepublic interest, nor knows how much he is promoting it [. . . ] he intends onlyhis own security; and by directing that industry in such a manner as its producemay be of the greatest value, he intends only his own gain, and he is in this,as in many other cases, led by an invisible hand to promote an end which wasno part of his intention."

  • Marktversagen und Wirtschaftspolitik 17/120

    Marktversagen liegt vor, wenn der Marktmechanismus nicht zu einer ezien-ten Allokation fuhrt, wenn also zumindest eine Voraussetzung fur die Gultigkeitdes ersten Wohlfahrtstheorems verletzt ist. In solchen Fallen konnen (sollen)Regierungen eingreifen, um Ezienzsteigerungen (Wohlfahrtsgewinne) her-beizufuhren.

    Marktversagen ist eine volkswirtschaftlich begrundete Ursache fur wirtschafts-politische Manahmen. Weitere Grunde fur wirtschaftspolitische Eingrie sindz.B.

    { Gerechtigkeit (Umverteilung),

    { Ideologie,

    { Lobbyismus.

  • Nachfrage und Angebot

    Buch: Kapitel 3 und 4

  • Markte mit vollkommenem Wettbewerb 18/120

    Wie konnen Marktpreise die Handlungen unterschiedlicher Wirtschaftssubjektekoordinieren? Welche Eigenschaften haben Marktgleichgewichte?

    Es wird der Markt fur ein einzelnes Gut betrachtet. Auf dem Markt herrschtvollkommener Wettbewerb, wenn folgende Annahmen erfullt sind:

    { Es gibt eine Vielzahl von Verbrauchern (Konsumenten) und Anbietern (Pro-duzenten), von denen keiner einen groen Marktanteil hat.

    { Das Gut ist homogen (standardisiert). Die Produkte der einzelnen Anbieterunterscheiden sich nicht deutlich voneinander.

    { Es gibt keine externen Eekte und das Gut ist kein oentliches Gut.

    { Alle Marktteilnehmer verfugen uber die gleiche (relevante) Information(keine asymmetrische Information).

    Kein einzelnes Wirtschaftssubjekt hat Marktmacht. Jedes Wirtschaftssubjektgeht davon aus, dass seine Entscheidungen den Marktpreis nicht beeinussen.Die Wirtschaftssubjekte verhalten sich als Preisnehmer.

  • Guternachfrage 19/120

    Welche Faktoren beeinussen die nachgefragte Menge?{ Preis: Je mehr ein Gut kostet, desto geringer ist die Nachfrage, weil Kon-sumenten zu alternativen Gutern wechseln oder sich das Gut nicht mehrleisten konnen (\Gesetz" der Nachfrage).

    { Einkommen: Steigt das Einkommen eines Konsumenten, so verandern sichseine Konsummoglichkeiten. Er konnte sich dann mehr von dem Gut lei-sten, aber er konnte sich auch teurere Alternativen leisten. Ein Gut heitnormal, wenn die Nachfrage mit steigendem Einkommen steigt, und esheit inferior, wenn die Nachfrage fallt.

    { Preise anderer Guter: Werden Guter, die man anstatt des betrachtetenGutes X konsumieren kann (Substitute), teurer, so steigt die Nachfragenach X . Werden Guter, die man typischerweise gemeinsam mit dem GutX konsumiert (Komplemente), teurer, so fallt die Nachfrage nach X .

    { Praferenzen: Personlicher Geschmack, Mode, . . .

    { Die Anzahl der Konsumenten.

  • Nachfragekurven 20/120

    Da wir die Rolle des Guterpreises studieren wollen, halten wir die anderen Ein-

    ussfaktoren zunachst einmal fest (ceteris paribus). Der Zusammenhang zwi-schen dem Preis eines Gutes und der Nachfrage eines einzelnen Konsumentennach diesem Gut kann daher in einem Diagramm mit den Achsen \Menge" und\Preis" als fallende Kurve dargestellt werden (individuelle Nachfragekurve).

    Eine Bewegung entlang der Nachfragekurve stellt die Reaktion der nachge-fragten Menge auf Preisanderungen dar.

    Eine Verschiebung der Nachfragekurve spiegelt eine Veranderung der festge-haltenen anderen Einussfaktoren wider.

    Durch horizontale Addition aller individuellen Nachfragekurven erhalt man dieMarktnachfragekurve fur das betrachtete Gut.

  • Guterangebot 21/120

    Welche Faktoren beeinussen die produzierte Menge?{ Preis: Je teurer ein Gut ist, desto eher sind Produzenten bereit, Ka-pazitaten fur die Herstellung dieses Gutes zu verwenden. Das Angebothangt daher typischerweise positiv vom Guterpreis ab.

    { Kosten der Produktionsinputs: Hohere Preise fur Produktionsinputs ma-chen es bei gegebenem Guterpreis weniger attraktiv, das betrachtete Gutzu produzieren.

    { Produktionstechnik: Technologischer Fortschritt fuhrt dazu, dass Guter ingroeren Mengen produziert werden konnen.

    { Preise anderer Guter: Werden Guter, die alternativ zum betrachteten GutX hergestellt werden konnen (Produktionssubstitute), teurer, so wird dasUnternehmen weniger Ressourcen zur Herstellung vonX verwenden. WennGuter, die bei der Produktion von X als Nebenprodukte anfallen (Produk-tionskomplemente), teurer werden, so steigt das Angebot an X .

    { Die Anzahl der Produzenten.

  • Angebotskurven 22/120

    Der Zusammenhang zwischen der von einem Unternehmen angebotenen Men-ge eines bestimmten Gutes und dessen Preis kann im Mengen-Preis Diagrammdurch eine steigende Kurve dargestellt werden (individuelle Angebotskurve).

    Eine Bewegung entlang der Angebotskurve stellt die Reaktion der produziertenMenge auf Preisanderungen dar.

    Eine Verschiebung der Angebotskurve spiegelt eine Veranderung der festge-haltenen anderen Einussfaktoren wider.

    Durch horizontale Addition aller individuellen Angebotskurven erhalt man dieMarktangebotskurve fur das betrachtete Gut.

  • Der Gleichgewichtspreis 23/120

    Unter den getroenen Annahmen haben die Nachfragekurve und die Ange-botskurve im Mengen-Preis Diagramm genau einen Schnittpunkt. Der Preis,bei dem sich die zwei Kurven schneiden, heit Gleichgewichtspreis.

    Liegt der tatsachliche Preis uber dem Gleichgewichtspreis, wollen die Un-ternehmen mehr anbieten als von den Konsumenten nachgefragt wird (Uber-schussangebot). Diejenigen Unternehmen, die ihre Produkte nicht verkaufenkonnen, haben einen Anreiz, ihre Produkte billiger anzubieten.

    Liegt der tatsachliche Preis unter dem Gleichgewichtspreis, wollen die Kon-sumenten mehr kaufen als von den Produzenten angeboten wird (Uberschuss-nachfrage). Diejenigen Konsumenten, die keine Produkte kaufen konnen,haben einen Anreiz, einen hoheren Preis zu bieten.

    Ist der Markt im Gleichgewicht, produzieren die Unternehmen genau jeneMenge, die von den Konsumenten nachgefragt wird.

    Preise ubertragen Information. Dies erlaubt eine Dezentralisierung der Ent-scheidungen der vielen Marktteilnehmer. Der Preis koordiniert diese Entschei-dungen.

  • Nachfrage- und Angebotsveranderungen 24/120

    Verschiebt sich die Nachfragekurve, so lost das eine Bewegung des Gleichge-wichts entlang der Angebotskurve aus. Wenn die Nachfrage steigt, so erhohensich sowohl der Gleichgewichtspreis als auch die im Gleichgewicht gehandelteMenge.

    Verschiebt sich die Angebotskurve, so lost das eine Bewegung des Gleichge-wichts entlang der Nachfragekurve aus. Wenn das Angebot steigt, so ver-ringert sich der Gleichgewichtspreis bei einer gleichzeitigen Erhohung der imGleichgewicht gehandelten Menge.

    Bei einer gleichzeitigen Verschiebung der Nachfragekurve und der Angebots-kurve hangen die Eekte auf Gleichgewichtspreis und gehandelte Menge vonder relativen Starke der Verschiebungen ab.

  • Die Konsumentenrente 25/120

    Wenn ein Markt im Gleichgewicht ist, zahlen alle Konsumenten denselbenPreis fur das Gut. Aber manche waren bereit, mehr zu zahlen. Sie haben einehohere Zahlungsbereitschaft.

    Wir bezeichnen die Dierenz zwischen der Zahlungsbereitschaft und demtatsachlich bezahlten Preis als die Konsumentenrente.

    Fur jede verkaufte Einheit des Gutes lasst sich die Konsumentenrente imMengen-Preis Diagramm als der vertikale Abstand zwischen dem Preis undder Nachfragekurve ablesen.

    Die gesamte Konsumentenrente, die von allen Kaufern des Gutes beim PreisP erzielt wird, stimmt mit der Flache zwischen der horizontalen Linie in HoheP und der Nachfragekurve uberein.

  • Die Produzentenrente 26/120

    Der geringste Preis, zu dem ein Produzent ein Gut zu verkaufen bereit ist,stellt die (Opportunitats-)Kosten des Verkaufs dar.

    Wir bezeichnen die Dierenz zwischen dem tatsachlich erzielten Preis und denKosten des Verkaufs als die Produzentenrente.

    Fur jede verkaufte Einheit des Gutes lasst sich die Produzentenrente im Men-gen-Preis Diagramm als der vertikale Abstand zwischen dem Preis und derAngebotskurve ablesen.

    Die gesamte Produzentenrente, die von allen Verkaufern des Gutes beim PreisP erzielt wird, stimmt mit der Flache zwischen der horizontalen Linie in HoheP und der Angebotskurve uberein.

  • Gleichgewicht und Wohlfahrt 27/120

    Der Wert aller Tauschgewinne, die in einem Markt erzielt werden, kann durchdie Summe der gesamten Konsumentenrente und der gesamten Produzen-tenrente gemessen werden. Dieser Wert wird als Gesamtrente (Wohlfahrt)bezeichnet.

    Geometrisch stimmt die Wohlfahrt mit der Flache zwischen der Nachfrage-kurve und der Angebotskurve links der gehandelten Menge uberein.

    Theorem: Ist ein Markt mit vollkommenem Wettbewerb im Gleichgewicht,so werden alle protablen Transaktionen durchgefuhrt und die Wohlfahrt istmaximal.

  • Marktinterventionen

    Buch: Kapitel 4

  • Marktinterventionen 28/120

    Auch wenn ein Gleichgewicht unter vollkommenem Wettbewerb gute Wohl-fahrtseigenschaften hat, heit das nicht, dass alle Markteilnehmer damit zu-frieden sind. Kaufer wurden einen geringeren Preis vorziehen, Verkaufer einenhoheren. Regierungen geben dem Druck von Interessenvertretungen manch-mal nach und intervenieren auf dem Markt. Marktinterventionen konnen z.B.folgende Formen annehmen:

    { Preisregulierung: Gesetzliche Preisober- oder Preisuntergrenzen (Beispiel:Mietzinsobergrenze, Mindestlohn).

    { Mengenregulierung: Gesetzliche Obergrenzen fur die gehandelte Menge(Beispiel: Lizenzvergabe).

  • Preisobergrenzen 29/120

    Der Staat bestimmt, dass das Gut keinen hoheren Preis als P haben darf. Ist P groer als der Gleichgewichtspreis, so hat die Preisobergrenze keinerleiEinuss (sie ist nicht bindend).

    Ist P geringer als der Gleichgewichtspreis, so ist die Preisobergrenze bindendund erzeugt eine Uberschussnachfrage. Zum Preis P fragen die Konsumenteneine hohere Menge nach als die Produzenten zu produzieren bereit sind.

    Die gehandelte Menge wird durch die kurze Seite des Marktes bestimmt(Angebot). Es gibt protable Transaktionen, die nicht stattnden konnen.Dies fuhrt zu einem Wohlfahrtsverlust.

  • Rententransfer und Wohlfahrtsverlust bei einer Preisobergrenze 30/120

    Aus dem Mengen-Preis Diagramm lasst sich ablesen, dass durch die Einfuh-rung einer bindenden Preisobergrenze im Vergleich zum Gleichgewicht

    { manche Produzenten gar keinen Absatz mehr tatigen konnen, wahrendandere das Gut zu einem geringeren Preis verkaufen mussen;

    { die gesamte Produzentenrente reduziert wird;

    { manche Konsumenten besser gestellt werden, weil sie das Gut zu einemgeringeren Preis kaufen konnen, wahrend andere das Gut nicht mehr kaufenkonnen;

    { die gesamte Konsumentenrente fallen oder steigen kann (abhangig von derForm der Nachfrage- und Angebotskurven);

    { die Gesamtrente reduziert wird.

  • Weitere Eekte der Preisobergrenze 31/120

    Die Einfuhrung einer Preisobergrenze kann noch weitere negative Auswirkun-gen haben, wie z.B.:

    { Ineziente Allokation des Gutes: Da die Nachfrage groer ist als das Ange-bot, ist nicht sicher gestellt, dass diejenigen Konsumenten mit der hochstenZahlungsbereitschaft das Gut auch tatsachlich bekommen.

    { Ressourcenverschwendung: Konsumenten mussen typischerweise zusatzli-che Anstrengungen unternehmen, um das Gut zu bekommen (Suchauf-wand, Lobbying, . . . ).

    { Qualitatsverlust: Wegen des niedrigen Preises und der hohen Nachfrageunternehmen Produzenten nur geringe Anstrengungen, gute Qualitat zuliefern.

    { Schwarzmarkt: Manche Anbieter versuchen, die Preisobergrenze zu umge-hen und das Gut protabel aber illegal zu verkaufen.

  • Preisuntergrenzen 32/120

    Der Staat bestimmt, dass das Gut keinen geringeren Preis als P haben darf. Ist P kleiner als der Gleichgewichtspreis, so hat die Preisuntergrenze keinerleiEinuss (sie ist nicht bindend).

    Ist P groer als der Gleichgewichtspreis, so ist die Preisuntergrenze bindendund erzeugt ein Uberschussangebot. Zum Preis P bieten die Produzenteneine hohere Menge an als die Konsumenten kaufen wollen.

    Die gehandelte Menge wird durch die kurze Seite des Marktes bestimmt(Nachfrage). Es gibt protable Transaktionen, die nicht stattnden konnen.Dies fuhrt zu einem Wohlfahrtsverlust.

  • Rententransfer und Wohlfahrtsverlust bei einer Preisuntergrenze 33/120

    Aus dem Mengen-Preis Diagramm lasst sich ablesen, dass durch die Einfuh-rung einer bindenden Preisuntergrenze im Vergleich zum Gleichgewicht

    { manche Konsumenten das Gut nicht mehr kaufen konnen, wahrend anderees zu einem hoheren Preis kaufen mussen;

    { die gesamte Konsumentenrente reduziert wird;

    { manche Produzenten besser gestellt werden, weil sie das Gut zu einemhoheren Preis verkaufen konnen, wahrend andere das Gut nicht mehrverkaufen konnen;

    { die gesamte Produzentenrente fallen oder steigen kann (abhangig von derForm der Nachfrage- und Angebotskurven);

    { die Gesamtrente reduziert wird.

  • Weitere Eekte der Preisuntergrenze 34/120

    Die Einfuhrung einer Preisuntergrenze kann noch weitere negative Auswirkun-gen haben, wie z.B.:

    { Ineziente Allokation des Gutes: Da das Angebot groer ist als die Nach-frage, ist nicht sichergestellt, dass diejenigen Produzenten mit den gering-sten Kosten das Gut auch tatsachlich herstellen.

    { Ressourcenverschwendung: Produzenten mussen typischerweise zusatzli-che Anstrengungen unternehmen, um das Gut zu verkaufen (Suchaufwand,Lobbying, . . . ). Ein Uberschussangebot wird oft vom Staat aufgekauft(bzw. zerstort).

    { Inezient hohe Qualitat: Wegen des hohen Preises haben Produzenteneinen Anreiz, eine hohere Qualitat zu produzieren als von den Konsumententatsachlich gewunscht wird.

    { Schwarzmarkt: Manche Anbieter versuchen, die Preisuntergrenze zu umge-hen und das Gut protabel aber illegal zu verkaufen.

  • Mengenregulierung 35/120

    Anstatt des Preises kann der Staat auch die gehandelte Menge regulieren(Quoten). Dies kann z.B. durch Lizenzvergabe geschehen.

    Liegt die erlaubte Handelsmenge uber derjenigen, die im Gleichgewicht eintritt,so hat die Manahme keinen Eekt, weil die Quote nicht bindend ist.

    Ist die Quote geringer als die Gleichgewichtsmenge, so werden protableTransaktionen ausgeschlossen und es kommt zu einem Wohlfahrtsverlust.

    Besitzer einer Lizenz konnen das Gut zu einem Preis verkaufen, der uber ihrenVerkaufskosten liegt. Dadurch entsteht ein Quotenrente.

    Besitzer einer Lizenz konnten diese auch vermieten. Der Mietpreis der Lizenzwurde genau mit der Quotenrente ubereinstimmen. Es entsteht ein weitererMarkt.

  • Elastizitaten

    Buch: Kapitel 5

  • Die Preiselastizitat der Nachfrage 36/120

    Die Preiselastizitat der Nachfrage gibt an, wie stark die nachfragte Menge QDauf Anderungen des Preises P reagiert.

    Die Preiselastizitat ist das Verhaltnis der prozentualen Anderung der Mengeund der prozentualen Anderung des Preises:

    " = %QD

    %P= Q

    D=QD

    P=P= Q

    D

    P PQD

    :

    Aufgrund des Gesetzes der Nachfrage haben QD und P (ublicherweise)entgegengesetzte Vorzeichen. Die Preiselastiziat gibt daher den Absolutwertder prozentualen Anderung an.

    Die Preiselastizitat ist unabhangig von den Einheiten, in denen die Menge undder Preis gemessen werden.

  • Die Preiselastizitat der Nachfrage (Fortsetzung) 37/120

    Einige Begrie:{ Perfekt unelastisch: " = 0 (vertikale Nachfragekurve).

    { Unelastisch: " < 1.

    { Einheitselastisch: " = 1.

    { Elastisch: " > 1.

    { Perfekt elastisch: " = +1 (horizontale Nachfragekurve). Die Preiselastizitat ist eine lokale Groe. An unterschiedlichen Stellen derNachfragekurve nimmt sie typischerweise unterschiedliche Werte an.

    Zur praktischen Berechnung wird oft die Formel fur die Bogenelastizitat ver-wendet:

    " = QD

    P

    PQD

    Hier bedeuten QD und P die Mittelwerte der Beobachtungen vor und nachder Anderung.

  • Preiselastizitat und Ertrag 38/120

    Warum ist es fur Firmen wichtig, die Preiselastizitat der Nachfrage zu kennen? Der Ertrag einer Firma ergibt sich als das Produkt der verkauften Menge mitdem Preis:

    Ertrag = PreisMenge = P QD: Erhoht sich der Preis P , so hat dies zwei Eekte auf den Ertrag:{ Preiseekt: Jede verkaufte Einheit wird zu einem hoheren Preis verkauft,was sich positiv auf den Ertrag auswirkt.

    { Mengeneekt: Die verkaufte Menge sinkt, was sich negativ auf den Ertragauswirkt.

    Ist die Preiselastizitat der Nachfrage{ einheitselastisch, so heben sich die zwei Eekte genau auf und der Ertragwird durch die Preisanderung nicht beeinusst;

    { unelastisch, so ist der Preiseekt starker und der Ertrag steigt;

    { elastisch, so ist der Mengeneekt starker, und der Ertrag sinkt.

  • Wovon hangt die Preiselastizitat der Nachfrage ab? 39/120

    Wenn es gute Substitute gibt, ist die Preiselastizitat typischerweise hoch. Wenn die Ausgaben fur ein Gut nur einen geringen Anteil an den gesamtenKonsumausgaben ausmachen, dann ist die Preiselastizitat typischerweise klein.

    Die Preiselastizitat hangt von der Lange des Betrachtungszeitraumes ab. Typi-scherweise ist die Preiselastizitat fur langere Horizonte groer, weil Haushalteihr Konsumverhalten erst im Lauf der Zeit andern.

    Die Preiselastizitat hangt davon ab, ob es sich bei dem betrachteten Gut umeines handelt, das zum Leben notwendig ist, oder um eines, auf das leichtverzichtet werden kann (Luxusgut).

  • Andere Nachfrageelastizitaten 40/120

    Die Elastizitat der Nachfrage nach einem Gut bezuglich des Preises einesanderen Gutes wird als Kreuzpreiselastizitat bezeichnet:

    "XY =QDXPY

    PYQDX

    :

    (Man beachte, dass hier kein Minuszeichen steht.)

    { Wenn X und Y Substitute sind, gilt "XY > 0.

    { Wenn X und Y Komplemente sind, gilt "XY < 0.

    Die Einkommenselastizitat der Nachfrage ist durch"I =

    QD

    I IQD

    gegeben, wobei I das Einkommen des Haushaltes (oder der Haushalte) be-zeichnet.

    { Normale Guter: "I > 0.

    { Inferiore Guter: "I < 0.

    { Einkommenselastische Guter (Luxusguter): "I > 1.

  • Die Preiselastizitat des Angebotes 41/120

    Die Preiselastizitat des Angebotes ist das Verhaltnis der prozentualen Ande-rung der produzierten Menge QS und der prozentualen Anderung des PreisesP :

    "S =QS

    P PQS

    :

    Bei einer steigenden Angebotskurve ist die Preiselastizitat positiv. Grenzfalle:{ Perfekt unelastisch: "S = 0 (vertikale Angebotskurve).

    { Perfekt elastisch: "S = +1 (horizontale Angebotskurve). Die Preiselastizitat des Angebots hangt unter anderem von der Verfugbarkeitder Produktionsmittel und von der Lange des Beobachtungszeitraumes ab.

  • Verbrauchssteuern 42/120

    Eine Verbrauchssteuer (Verbrauchsabgabe) ist eine Steuer, die auf bestimmteGuterverkaufe eingehoben wird (z.B. Tabaksteuer, Mineralolsteuer, . . . ).

    Angenommen, es mussen t Geldeinheiten pro verkaufter Gutereinheit abge-fuhrt werden. Dann ist der Preis aus Sicht der Konsumenten um t Geldein-heiten hoher als aus Sicht der Verkaufer (Bruttopreis vs. Nettopreis).

    Verbrauchssteuern (so wie alle Steuern) konnen eine Lenkungswirkung (Re-duktion der gehandelten Menge) und eine Budgetwirkung (Generierung vonSteuereinnahmen) haben. Auerdem fuhren sie zu Rententransfers und redu-zieren die Wohlfahrt.

    Wie stark die jeweilige Wirkung ist und wer in welcher Hohe von der Steuer be-lastet wird, hangt von den Preiselastizitaten der Nachfrage und des Angebotsab.

  • Steuereinnahmen 43/120

    Die Steuereinnahmen ergeben sich als das Produkt des Steuersatzes (Steuer-tarifs) und der Steuerbasis (Anzahl der gehandelten Gutereinheiten). EineErhohung des Steuersatzes reduziert die Steuerbasis, weswegen die Auswir-kung einer Steuererhohung auf die Steuereinnahmen positiv oder negativ seinkann.

    Wenn z.B. sowohl die Nachfrage als auch das Angebot sehr elastisch reagieren,so ist der Lenkungseekt sehr hoch und die Steuerbasis wird stark reduziert. Indiesem Fall wird eine Erhohung des Steuersatzes eher zu einer Reduktion derSteuereinnahmen fuhren. Ist zumindest eine der beiden Kurven unelastisch,so bewirkt eine Steuererhohung eine geringere Reduktion der Steuerbasis undes ist eher mit einem Anstieg der Steuereinnahmen zu rechnen.

  • Wohlfahrtsverluste durch Steuern 44/120

    Sowohl die Konsumentenrente als auch die Produzentenrente werden durchdie Einfuhrung der Steuer reduziert. Teilweise konnte diese Verringerung derGesamtrente jedoch durch die Steuereinnahmen kompensiert werden.

    { Je elastischer die Nachfrage ist, desto starker wird die steuerliche Belastungvon den Produzenten getragen.

    { Je elastischer das Angebot ist, desto starker wird die steuerliche Belastungvon den Konsumenten getragen.

    Durch die Separation von Verkauferpreis und Kauferpreis werden protableTransaktionen verhindert. Dies resultiert in einem unkompensierten Wohl-fahrtsverlust (deadweight loss).

    Der Wohlfahrtsverlust ist umso geringer, je unelastischer Nachfrage und Ange-bot reagieren. Umso geringer ist jedoch auch die Lenkungswirkung der Steuer.

    Zusatzlich zu den Wohlfahrtsverlusten verursacht die Steuereinhebung auchadministrative Kosten.

  • Gewinnmaximierung und vollkommener Wettbewerb in derlangen Frist

    Buch: anstatt Kapitel 6 und 7

  • Ertrag, Kosten und Gewinn 45/120

    Der Ertrag einer Firma ist der Wert ihrer Verkaufe. Verkauft die Firma QEinheiten eines Gutes zum Preis von jeweils P Geldeinheiten, so betragt derErtrag

    R(Q) = P Q: Die Produktionskosten einer Firma hangen typischerweise von der hergestell-ten Menge ab: C(Q). Sind die Stuckkosten konstant gleich c, so gilt

    C(Q) = cQ:Oft haben Produktionskosten aber eine nicht-lineare Form.

    Der Gewinn einer Firma ist die Dierenz zwischen ihrem Ertrag und denKosten.

    Ublicherweise wird in der Volkswirtschaftslehre angenommen, dass Firmendanach trachten, ihren Gewinn zu maximieren.

  • Grenzertrag und Grenzkosten 46/120

    Der zusatzliche Ertrag, der durch den Verkauf einer zusatzlichen Gutereinheitentsteht, heit Grenzertrag: MR(Q) = R(Q + 1)R(Q)

    Die zusatzlichen Kosten, die durch die Produktion einer zusatzlichen Guter-einheit entstehen, heien Grenzkosten: MC(Q) = C(Q + 1) C(Q)

    Produziert die Firma die gewinnmaximierende Menge, so mussen die Grenz-kosten mindestens so gro sein wie der Grenzertrag. Analog dazu muss dieReduktion der Produktionsmenge um eine Einheit zu einer Kostensenkungfuhren, die maximal so gro ist wie die Minderung des Ertrags.

    Theorem: Ist die gewinnmaximierende Menge Q strikt positiv (das Unterneh-men ist aktiv), so muss der Grenzertrag gleich den Grenzkosten sein.

    Diese Regel gilt unabhangig von den Formen der Ertragskurve und der Kosten-kurve und unabhangig von der Art des Wettbewerbs, der auf dem betrachtetenMarkt herrscht.

  • Gewinnmaximierung bei vollkommenem Wettbewerb 47/120

    Bei vollkommenem Wettbewerb agiert jede Firma als Preisnehmer. Somithangt der Guterpreis P nicht von der Produktionsmenge Q der einzelnenFirma ab. Der Grenzertrag einer preisnehmenden Firma stimmt somit mitdem Guterpreis P uberein.

    Bei vollkommenem Wettbewerb produzieren alle aktiven Firmen jene Menge,bei welcher die Grenzkosten gleich dem Marktpreis sind.

  • Vollkommener Wettbewerb in der langen Frist: ein Beispiel 48/120

    Angenommen, es gibt potenziell unendlich viele Produzenten, die c Geldein-heiten benotigen, um eine Gutereinheit herzustellen (identische Firmen, kon-stante Stuckkosten bzw. konstante Grenzkosten c).

    { Der Marktpreis P kann langfristig nicht niedriger als c sein, da Firmenihre Kosten bei diesem Preis nicht abdecken konnen und somit fruher oderspater aus dem Markt ausscheiden (Marktaustritt).

    { Der Marktpreis P kann langfristig nicht hoher als c sein, da die Firmenbei diesem Preis positive Prote (P c) Q machen. Dies lockt neueFirmen in den Markt, die das Gut zu einem Preis zwischen c und P anbietenkonnen, positive Prote machen, und den etablierten Firmen die Nachfrageabgraben (Markteintritt).

    { Langfristig stimmt der Marktpreis P mit den Grenzkosten c uberein undder Prot jeder Firma, die im Markt aktiv ist, ist gleich Null.

    Diese Argumentation kann wesentlich verallgemeinert werden.

  • Grunde fur staatliche Interventionen 49/120

    Nicht alle Markte sind durch vollkommenen Wettbewerb charakterisiert. Insolchen Fallen kann man nicht davon ausgehen, dass der Marktmechanismuszu einer ezienten Allokation der Guter fuhrt und staatliche Interventionensind aus Ezienzgrunden gerechtfertigt. Marktversagen kann unter anderemfolgende Ursachen haben:

    { Marktmacht (Monopol, Oligopol, monopolistiche Konkurrenz,. . . ).

    { Externe Eekte.

    { Oentliche Guter.

    { Asymmetrische Information.

  • Monopol

    Buch: Kapitel 8

  • Monopol 50/120

    Ein Monopol ist eine Marktform, die dadurch gekennzeichnet ist, dass es nureinen Anbieter gibt.

    Da ein Monopolist das gesamte Angebot kontrolliert, verfugt er uber Markt-macht, d.h., er nimmt den Preis nicht als gegeben an. Ein Monopolist kannden Preis frei wahlen.

    Annahme: Der Monopolist kennt die Marktnachfragekurve und setzt denGuterpreis so, dass sein Gewinn maximiert wird.

  • Grunde fur die Existenz von Monopolen 51/120

    Monopole konnen nur dann existieren, wenn es Markteintrittsbarrieren gibt.Andernfalls wurde die Moglichkeit, positive Gewinne zu machen, einen An-reiz fur Konkurrenten darstellen, in den Markt einzutreten. Eintrittsbarrierenbestehen unter anderem aus folgenden Grunden:

    { Der Monopolist hat Kontrolle uber einen notwendigen Produktionsinput(Beispiel: De Beers Diamanten wahrend des 20. Jahrhunderts).

    { Steigende Skalenertrage bzw. naturliches Monopol: Je groer eine Firmaist, desto geringer sind die Stuckkosten der Produktion (Beispiel: Gasver-sorgung).

    { Technologische Uberlegenheit: Eine Firma besitzt Wissen, das anderenFirmen nicht zuganglich ist (Beispiel: Intel von 1970-1990).

    { Gesetzliche Eintrittsbarrieren wie z.B. Patente.

  • Der Monopolpreis (ein Beispiel) 52/120

    Angenommen, der Monopolist hat die konstanten Stuckkosten c und sieht sicheiner fallenden Marktnachfragekurve P = D(Q) gegenuber. Da der Monopo-list Marktmacht hat, kann er jeden beliebigen Punkt auf der Nachfragekurvewahlen.

    Die Grenzkosten betragen MC(Q) = c (unabhangig von der Produktions-menge).

    Der Grenzertrag MR(Q) ist stets geringer als D(Q), da bei einer Erhohungder Produktionsmenge um eine Gutereinheit die Nachfrage sinkt:

    R(Q + 1)R(Q) = D(Q + 1) (Q + 1)D(Q)Q< D(Q) (Q + 1)D(Q)Q = D(Q) = P:

    Die Gewinnmaximierungsbedingung MR(Q) = MC(Q) ist bei einer MengeQM erfullt, bei welcher der Preis PM = D(QM) uber den Grenzkosten c liegt:

    MC(QM) = MR(QM) = R(QM + 1)R(QM) < D(QM) = PM :

  • Wohlfahrtseekte des Monopols 53/120

    Der Monopolist beschrankt die Nachfrage dadurch, dass er einen hohen Preissetzt. Dadurch werden protable Transaktionen verhindert. Im Vergleich zumvollkommenen Wettbewerb entsteht ein Wohlfahrtsverlust.

    Beim Ubergang vom vollkommenen Wettbewerb zum Monopol wird ein Teilder Konsumentenrente in eine Produzentenrente (Gewinn) umgewandelt. EinTeil der Konsumentenrente geht jedoch verloren (unkompensierter Wohlfahrts-verlust, deadweight loss).

    Der Staat kann durch Regulierung eingreifen:{ Kartellrecht (Verbot von Unternehmensfusionen, Verbot einer marktbe-herrschenden Position, . . . ).

    { Preisobergrenzen;

    { Verstaatlichung (insbesondere bei naturlichen Monopolen);

  • Andere Marktformen 54/120

    Vollkommener Wettbewerb und Monopol sind zwei extreme Marktformen.Dazwischen gibt es noch viele andere Formen, wie etwa:

    { Oligopol: Einige wenige Firmen beherrschen den Markt.

    { Monopolistische Konkurrenz: Es gibt viele Firmen am Markt, die unter-schiedliche Produkte anbieten, welche jedoch die selben Konsumbedurfnis-se befriedigen (dierenzierte Guter). Die Dierenzierung kann z.B. uberdas Design, den Namen oder andere Produktmerkmale geschehen (Beispiel:Energydrinks), uber die geographische Lage (Beispiel: Tankstellen) oderuber die Produktqualitat.

  • Externe Eekte

    Buch: Kapitel 9

  • Externe Eekte 55/120

    Aktivitaten eines Wirtschaftssubjektes erzeugen manchmal Kosten oder Nut-zen fur andere Wirtschaftssubjekte, die vom Verursacher nicht berucksichtigtwerden und fur die es keine Kompensation gibt. Man nennt derartige Wirkun-gen externe Eekte (Externalitaten).

    Unberucksichtigte Kosten werden als negative Externalitaten bezeichnet, un-berucksichtigte Nutzenstiftung als positive Externalitaten.

    Gibt es externe Eekte, stimmen die individuellen Kosten bzw. Nutzen desverursachenden Wirtschaftssubjektes nicht mit den sozialen Kosten bzw. Nut-zen uberein. In einer Marktwirtschaft, in der Entscheidungen aufgrund indi-vidueller Kosten-Nutzen Abwagungen getroen werden, fuhren Externalitatenzu inezienten Allokationen.

    Das Vorhandensein externer Eekte rechtfertigt staatlichen Eingri.

  • Beispiel: Umweltverschmutzung 56/120

    Die meisten Wirtschaftstatigkeiten haben umweltverschmutzende Nebenef-fekte, die nicht nur deren Verursacher sondern eine Vielzahl von Menschenbeeintrachtigen. Die sozialen Grenzkosten der Umweltverschmutzung sind diezusatzlichen Kosten fur die Gesellschaft als Ganzes, die durch eine zusatzlicheEinheit der Umweltverschmutzung erzeugt werden.

    Die Vermeidung bzw. Beseitigung der umweltverschmutzenden Nebeneekteist mit Kosten verbunden. Der soziale Grenznutzen der Umweltverschmutzungbesteht in den nicht anfallenden Kosten, wenn die Gesellschaft eine zusatzlicheEinheit Umweltverschmutzung in Kauf nimmt.

    Das sozial optimale Ausma an Umweltverschmutzung ist dann erreicht, wennder soziale Grenznutzen mit den sozialen Grenzkosten ubereinstimmt.

    Die Produktionsentscheidung einer Firma (z.B.: soll eine zusatzliche TonneCO2 emittiert werden oder nicht?) berucksichtigt nur die individuellen Kostenaber nicht die sozialen Kosten. Deshalb wird typischerweise mehr Umweltver-schmutzung erzeugt als vom sozialen Standpunkt aus optimal ist.

  • Das Theorem von Coase 57/120

    In einer idealen Welt wurden die Markte auch das Problem der Externalitatenlosen, indem die beeintrachtigten Wirtschaftssubjekte dem Verursacher eineKompensation in der Hohe ihrer individuellen Grenzkosten anbieten. Dadurchkonnte gewahrleistet werden, dass die sozialen Grenzkosten mit dem sozialenGrenznutzen ubereinstimmen.

    Durch diese Vorgangsweise wurde der Verursacher die externen Kosten be-rucksichtigen (die externen Kosten wurden internalisiert werden).

    Diese Losung wird in den meisten Fallen durch das Vorhandensein von Trans-aktionskosten verhindert:

    { Die Kosten der Kommunikation zwischen den betroenen Wirtschaftssub-jekten.

    { Die Kosten des Abschlusses gesetzlich bindender Vertrage.

    { Die zeitliche Verzogerung, die aus den Verhandlungen resultiert.

  • Umweltpolitik 58/120

    Um Umweltverschmutzung auf das sozial optimale Niveau zu reduzieren, wer-den ublicherweise drei Arten von umweltpolitischen Manahmen eingesetzt:

    { Umweltstandards: Es werden gesetzliche Obergrenzen fur verschmutzendeSubstanzen deniert. Da diese Manahmen nicht auf die individuellenKosten der Verursacher eingehen, fuhren sie im Normalfall nicht zu einerezienten Allokation.

    { Emissionsbesteuerung: Die Emission umweltschadlicher Substanzen wirdbesteuert. Durch geeignete Festsetzung des Steuersatzes kann eine ef-ziente Allokation erzielt werden (Pigou Steuer). Diejenigen Firmen, denendurch die Emissionsreduktion geringere Kosten entstehen, werden einengroeren Anteil an der Reduktion tragen.

    { Emissionszertikate stellen ein Recht auf Emissionen dar, welches gehan-delt werden kann. Firmen, denen es leicht fallt, die Emissionen zu re-duzieren, konnen ihre Rechte verkaufen, wahrend Firmen, fur welche dieEmissionsreduktion mit groen Kosten verbunden ist, Rechte zukaufenkonnen. Emissionszertikate erlauben eine eziente Allokation.

  • Positive externe Eekte 59/120

    Hat eine Aktivitat positive externe Eekte, so wird sie durch den Markt in zugeringem Ausma bereitgestellt. In so einem Fall kann der Staat z.B. durcheine Pigou-Subvention zu einer besseren Versorgung beitragen.

    Typische Beispiele von positiven externen Eekte treten in den Bereichenvon Bildung und Forschung auf. Da Wissen leicht ubertragbar ist (von einerFirma zur anderen, von einer Person zur anderen), ist der soziale Nutzen derSchaung von Wissen und Bildung groer als der individuelle Nutzen desjeni-gen Wirtschaftssubjektes, welches das Wissen schat oder sich die Bildunganeignet.

  • Oentliche Guter

    Buch: Kapitel 9

  • Oentliche Guter 60/120

    Eine saubere Umwelt ist ein Gut mit besonderen Eigenschaften:{ Nicht-rivalisierend: Der Konsum dieses Gutes durch eine Person verhindertnicht, dass zeitgleich eine andere Person dieses Gut konsumieren kann.

    { Nicht-ausschliebar: Wenn dieses Gut fur eine Person bereitgestellt wird, sokann man nicht verhindern, dass andere Personen es ebenfalls konsumieren.

    Guter mit diesen zwei Eigenschaften heien oentliche Guter. Andere Beispielesind oentliche Parks oder Landesverteidigung.

    Guter, die rivalisierend und ausschliebar sind, heien private Guter. Die mei-sten Guter sind von dieser Art.

    Guter, die rivalisierend aber nicht-ausschliebar sind, heien Gemeinguter (Bei-spiele: sauberes Wasser, Fischpopulation).

    Es gibt auch Guter, die ausschliebar aber nicht-rivalisierend sind. Diese wer-den manchmal als Klubguter bezeichnet (Beispiele: Pay-TV, Software).

  • Nicht-ausschliebare Guter und das Trittbrettfahrer-Problem 61/120

    Wenn ein Gut produziert wird und der Hersteller niemanden vom Konsum desGutes ausschlieen kann, so kann das Gut von allen Konsumenten genutztwerden unabhangig davon, ob sie dafur zahlen. Konsumenten werden dahernicht bereit sein, fur ein solches Gut zu zahlen, sondern sie warten darauf,dass jemand anderer das Gut kauft (Trittbrettfahrer-Problem).

    Auch wenn viele Konsumenten das Gut wunschen, wird kein gewinnmaximie-rendes Unternehmen es herstellen. Nicht-ausschliebare Guter werden garnicht oder nur in inezient geringer Menge produziert.

    Ein nicht-ausschliebares Gut wird daher oft vom Staat (Landesverteidigung),von wohltatigen Vereinen (medizinische Forschung) oder von freiwilligen Per-sonen (Brandschutz) hergestellt.

  • Nicht-rivalisierende Guter 62/120

    Ist ein Gut nicht-rivalisierend, so sind die Grenzkosten, die dadurch entstehen,dass es einem zusatzlichen Nutzer zur Verfugung gestellt wird, gleich Null.Der eziente Preis ware somit ebenfalls gleich Null.

    Oft sind nicht-rivalisierenden Guter jedoch ausschliebar (Klubgut). In diesemFall kann der Hersteller fur die Nutzung einen positiven Preis verlangen. DerPreis liegt dann uber den Grenzkosten. Klubguter werden daher in inezientgeringer Menge konsumiert.

  • In welcher Menge soll ein oentliches Gut produziert werden? 63/120

    Der Markt kann oentliche Guter nicht in ezienter Menge bereitstellen. Wiehoch ware die eziente Menge?

    Der soziale Grenznutzen des Gutes muss mit den sozialen Grenzkosten uber-einstimmen.

    Der soziale Grenznutzen ist die Summe der individuellen Grenznutzen allerNutzer des Gutes. Diese werden im Rahmen einer Kosten-Nutzen Analyseermittelt.

    Da der soziale Grenznutzen groer ist als der individuelle Grenznutzen fur eineinzelnes Individuum, wird kein einzelnes Individuum bereit sein, die Bereit-stellung des Gutes zu nanzieren (Trittbrettfahrer-Problem).

  • Makrookonomische Fragestellungen

    Buch: Kapitel 10

  • Makrookonomie 64/120

    Die Makrookonomie beschaftigt sich mit{ der Messung aggregierter okonomischer Variablen (makrookonomische In-dikatoren),

    { der Untersuchung ihrer gegenseitigen Abhangigkeiten,

    { der Prognose ihrer Entwicklung.

    Beispiele aggregierter okonomischer Variablen:{ Wirtschaftsleistung und Wirtschaftswachstum,

    { Preisniveau und Ination,

    { Beschaftigung und Arbeitslosigkeit,

    { Zinsniveau, Budgetdezit, Handelsbilanz, . . .

    In der Makrookonomie wird wirtschaftspolitischen Aspekten breiter Raum ge-widmet. Insbesondere werden die Wirkungen von Fiskalpolitik und Geldpolitikuntersucht.

  • Das Ganze ist mehr als die Summe der Teile 65/120

    Das Zusammenwirken sehr vieler Einzelentscheidungen kann zu Phanomenenfuhren, die durch eine mikrookonomische Analyse nicht erklart werden konnen(wie z.B. Ruckkopplungseekte und sich selbst erfullende Prophezeiungen).

    Das Sparparadoxon: Wenn einzelne Wirtschaftssubjekte erwarten, dass sichdie Wirtschaft in der Zukunft schlecht entwickelt, werden sie versuchen, sichabzusichern. Haushalte werden mehr sparen, Firmen auf teure Investitionenverzichten. Wenn das viele Wirtschaftssubjekte machen, geht die Nachfragenach Konsum- und Investitionsgutern zuruck, Firmen mussen ihre Produktionreduzieren und Arbeitskrafte abbauen, etc. Die Wirtschaft entwickelt sichtatsachlich schlecht.

    Geldmengenwachstum: Erhoht sich die im Umlauf bendliche Geldmenge,kann sich jeder Haushalt mehr leisten und die Nachfrage nach Gutern steigt.Im Lauf der Zeit wird die starke Nachfrage zu Preiserhohungen fuhren (Ina-tion) und die Kaufkraft fallt wieder auf das ursprungliche Niveau zuruck.

  • Wirtschaftswachstum 66/120

    Langfristig hat sich sowohl das Gutersortiment als auch das Einkommen, dasden Menschen zur Verfugung steht, gewaltig erhoht. Hoch entwickelte Volks-wirtschaften produzieren heute deutlich mehr Guter als vor 50 oder 100 Jahren.

    Ein Teil dieses Wirtschaftswachstums kann durch den Anstieg der erwerbstati-gen Bevolkerung erklart werden. Doch auch die Wirtschaftsleistung pro Kopf(per capita) folgt in etwa seit der Industriellen Revolution einem Aufwarts-trend.

    Viele wirtschaftlich relevante Fragen sind eng mit Wirtschaftswachtum ver-bunden (z.B. Aufrechterhaltung des Sozialsystems).

    Selbst kleine Unterschiede in den durchschnittlichen jahrlichen Wachstumratenunterschiedlicher Nationen fuhren uber lange Zeitraume zu dramatischen Un-terschieden in der Wirtschaftsleistung und im Lebensstandard.

  • Figure 1.1: Logarithm of real GDP in the USA and Denmark, 18731995

    Slide 1/1The McGraw-Hill Companies, 2005

  • Der Konjunkturzyklus 67/120

    Die wiederkehrenden aber unregelmaigen Schwankungen makrookonomischerMazahlen um ihre langfristigen Trends werden als Konjunkturzyklen bezeich-net.

    { Phasen, in denen die Wirtschaftsleistung sinkt, heien Rezessionen (Kon-traktionen, Abschwungphasen).

    { Phasen, in denen die Wirtschaftsleistung starker als normal wachst, heienExpansionen (Aufschwungphasen).

    { Der Hohepunkt einer Aufschwungphase wird als Konjunkturhoch, der Tief-punkt einer Rezession als Konjunkturtief (Depression) bezeichnet.

    Rezessionen sind vor allem deshalb schmerzhaft, weil die Arbeitslosigkeit an-wachst und Firmen in den Konkurs getrieben werden.

    Wirtschaftspolitische Manahmen, die darauf abzielen, die Konjunkturschwan-kungen zu dampfen, werden als Konjunkturpolitik bezeichnet.

  • Slide 1/11The McGraw-Hill Companies, 2005

    Figure 14.4a: Cycles in real GDP in the United Kingdom, United States and Denmark

    Source: Own calculations, based on the sources underlying Table 14.2.

  • Die internationale Perspektive 68/120

    Alle Volkswirtschaften sind offen, d.h., sie sind untereinander auf vielfaltigeWeise verbunden (internationaler Handel von Gutern, Dienstleistungen, Pro-duktionsfaktoren und Wertpapieren).

    Manche Nationen haben ein Handelsbilanzdefizit (der Wert aller importiertenGuter ubersteigt den Wert der exportierten Guter), andere einen Handelsbi-lanzuberschuss. Das fuhrt dazu, dass manche Nationen gegenuber anderenverschuldet sind.

    Die internationale Makrookonomie untersucht Ursachen und Folgen der inter-nationalen Verflechtung von Volkswirtschaften.

  • Makrookonomische Mazahlen

    Buch: Kapitel 11 und 12

  • Produktion 69/120

    Um Guter zu produzieren, setzen Unternehmen nicht-dauerhafte Produktions-mittel (Zwischenguter, Energie, Rohstoe, . . . ), Dienstleistungen und Faktor-leistungen ein.

    Nicht-dauerhafte Produktionsmittel und Dienstleistungen werden zu Vorlei-stungen zusammengefasst. Vorleistungen stellen den Wert aller produziertenGuter dar, die inlandische Firmen von anderen (in- und auslandischen) Wirt-schaftssubjekten beziehen und innerhalb der Rechnungsperiode im Zuge derProduktion verbrauchen.

    Faktorleistungen sind Leistungen, die nicht produziert werden (Nutzung vondauerhaften Produktionsmitteln, menschliche Arbeitsleistung, Nutzung vonGrund und Boden).

    Dauerhafte Produktionsmittel (Kapital) umfassen Gebaude, Maschinen, . . .

  • Wirtschaftsleistung 70/120

    Die Wirtschaftsleistung einer Volkswirtschaft kann auf drei Arten berechnetwerden:

    { Entstehung: Summe der Werte aller in einem bestimmten Zeitraum imInland fur den Endverbrauch erzeugten Waren und Dienstleistungen.

    { Verteilung: Summe aller in einem bestimmten Zeitraum innerhalb derVolkswirtschaft geschaenen Einkommen.

    { Verwendung: Wert aller in einem bestimmten Zeitraum getatigten Aus-gaben (gesamtwirtschaftliche Nachfrage).

    Erfassung im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR).{ Rechnungswesen der gesamten Volkswirtschaft.

    { In allen Industriestaaten (und vielen anderen Landern) nach dem ZweitenWeltkrieg eingefuhrt.

    { Von der UNO standardisiert (System of National Accounts 1993, SNA93).

  • Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 71/120

    Mazahl fur die gesamtwirtschaftliche Produktion. Das BIP ist{ der Wert aller wahrend der Rechnungsperiode im Inland fur den Endver-brauch hergestellten Waren und Dienstleistungen;

    { die Summe aller Mehrwerte, die in einem bestimmten Zeitraum in derbetrachteten Volkswirtschaft geschaen werden.

    Vorleistungen werden abgezogen, um Doppelzahlungen zu vermeiden. Mehrwert: Der von einem Unternehmen im Produktionsprozess zusatzlichgeschaene Wert, d.h., der Produktionswert abzuglich der von anderen Wirt-schaftssubjekten bezogenen Vorleistungen.

    Wert: Ublicherweise wird der Wert einer Ware oder einer Dienstleistung durchihren Marktpreis gemessen (Marktwert).

    Das BIP ist eine Stromgroe.

  • BIP (ein Beispiel)

    Stahlerzeuger Autohersteller Bauer

    Verkaufserlose e 100,000 e 210,000 e 60,000

    Menge 5 t 10 Stuck 60 t

    Preis e 20,000/t e 21,000/Stuck e 1,000/t

    Ausgaben e 80,000 e 170,000 e 50,000

    (Lohne) (e 80,000) (e 70,000) (e 50,000)

    (Vorleistungen) (e 100,000)

    Gewinne e 20,000 e 40,000 e 10,000

    BIP = e 270; 000

  • 8Belgien 252,5 303,4 355,7 381,4 392,5 2,9Deutschland 2.047,5 2.224,4 2.495,0 2.737,6 2.832,7 21,0Estland 6,2 11,2 14,4 18,4 19,3 0,1Finnland 132,2 157,4 178,7 193,4 196,9 1,5Frankreich 1.439,6 1.718,0 1.936,7 2.059,9 2.106,3 15,6Griechenland 136,7 193,0 222,2 182,1 181,9 1,4Irland 105,6 162,9 158,1 164,1 168,8 1,3Italien 1.198,3 1.436,4 1.551,9 1.560,0 1.583,5 11,8Lettland 8,4 12,9 18,0 23,4 24,6 0,2Luxemburg 22,0 30,3 39,3 45,5 47,9 0,4Malta 4,4 4,9 6,4 7,2 7,5 0,1Niederlande 418,0 513,4 586,8 602,7 616,9 4,6sterreich 208,5 245,2 285,2 313,2 324,3 2,4Portugal 127,3 154,3 172,9 165,7 168,9 1,3Slowakei 22,0 38,5 65,9 72,1 74,1 0,5Slowenien 21,5 28,7 35,5 35,3 35,9 0,3Spanien 629,9 909,3 1.045,6 1.023,0 1.037,6 7,7Zypern 9,9 13,6 17,4 16,5 15,8 0,1Eurozone (18) 6.790,6 8.158,0 9.185,7 9.601,3 9.835,4 73,0Bulgarien 14,0 23,3 36,1 39,9 41,0 0,3Dnemark 173,6 207,4 236,3 249,1 256,2 1,9Grobritannien 1.619,6 1.867,1 1.731,8 1.899,8 2.039,3 15,1Kroatien 23,3 36,0 44,4 43,3 43,1 0,3Litauen 12,4 21,0 27,7 34,6 36,3 0,3Polen 185,7 244,4 354,6 389,7 408,1 3,0Rumnien 40,7 79,8 124,3 142,2 148,0 1,1Schweden 268,3 298,4 349,9 420,1 420,9 3,1Tschechien 63,8 104,6 149,9 149,5 146,3 1,1Ungarn 50,3 88,8 96,2 98,1 99,2 0,7EU (15) 8.779,6 10.421,0 11.346,1 11.997,4 12.374,6 91,8EU (28) 9.242,4 11.128,7 12.337,1 13.067,7 13.473,8 100,0Island 9,4 1 3,1 9,5 11,0 11,8Mazedonien 3,9 4,8 7,1 7,7 7,9Montenegro 1,1 1,8 3,1 3,3 3,5Serbien 6,6 20,3 28,0 31,9 32,9Trkei 289,9 386,9 550,4 616,3 582,9Schweiz 277,6 309,4 414,9 490,0 516,9Norwegen 182,6 244,6 317,9 384,7 380,7USA 11.140,7 10.526,1 11.283,2 12.649,3 12.745,5Japan 5.125,5 3.682,2 4.150,0 3.689,3 3.498,1

    1.1 Wirtschaftsleistung (BIP)

    LandBruttoinlandsprodukt (BIP) 1 in Mrd. EUR

    2005 2014 2 2010%-Anteil 2014von EU (28)

    1. INTERNATIONALE BERSICHTEN

    2000 2013

    1 nominell, zu laufenden Preisen und laufenden Wechselkursen Quelle: EU-Kommission, OECD2 Schtzung (EU-Kommission, Mai 2014)

  • Nominales und reales BIP 72/120

    Eine Veranderung des BIP uber die Zeit kann zwei Ursachen haben:{ eine Veranderung der erzeugten Mengen;

    { eine Veranderung der Werte (Preise) der erzeugten Waren und Dienstlei-stungen.

    Nominales BIP: Bewertung zu laufenden Preisen. Reales BIP: Bewertung zu Preisen eines Basisjahres (zu konstanten Preisen). Das real BIP ist die am haugsten verwendete Mazahl fur die Wirtschafts-leistung einer Volkswirtschaft.

    Der BIP-Deator ist der Quotient aus nominalem und realem BIP. Er misstdie Veranderung des Preisniveaus relativ zum Basisjahr.

  • Reales BIP (ein Beispiel)

    Jahr 0 Menge Preis Wert

    Autos 10 Stuck e 21,000/Stuck e 210,000

    Kartoeln 60 t e 1,000/t e 60,000

    Nominales BIP e 270,000

    Jahr 1 Menge Preis Wert

    Autos 11 Stuck e 22,000/Stuck e 242,000

    Kartoeln 65 t e 1,000/t e 65,000

    Nominales BIP e 307,000

    Basisjahr 0: Nominales BIP(0) = Reales BIP(0) = e 270; 000

    Reales BIP(1) = e 296; 000

  • BIP pro Kopf und Produktivitat 73/120

    Das BIP pro Kopf (pro Einwohner) misst, wie viel sich die Bewohner eines Lan-des im Durchschnitt leisten konnen. Oft wird das BIP pro Kopf als Indikatorfur Lebensqualitat interpretiert. Dagegen spricht unter anderem, dass

    { der Konsum von Freizeit oder von sauberer Umwelt vom BIP nicht erfasstwird;

    { Aktivitaten in der Schattenwirtschaft (Schwarzmarkt, Heimarbeit) vomBIP nicht erfasst werden;

    { es insbesondere bei der Erfassung von oentlichen Gutern Bewertungspro-bleme gibt;

    { die (ungleiche) Verteilung der Einkommen nicht berucksichtigt wird.

    Als Produktivitat (Arbeitsezienz) bezeichnet man das BIP pro geleisteterArbeitsstunde (oder auch pro Beschaftigtem).

  • 10

    Belgien 24.008 26.914 29.445 30.792 31.520Deutschland 22.359 26.006 29.215 31.775 32.743Estland 8.560 13.816 15.607 18.501 19.204Finnland 22.278 25.664 27.893 29.077 29.415Frankreich 21.909 24.700 26.603 27.863 28.401Griechenland 15.834 20.370 21.641 18.897 19.286Irland 25.055 32.395 31.358 32.934 33.718Italien 22.350 23.635 25.073 25.284 25.701Lettland 6.941 11.127 13.466 17.344 18.406Luxemburg 46.483 57.008 64.021 67.339 68.849Malta 16.488 18.008 21.279 22.505 23.233Niederlande 25.523 29.345 31.706 32.423 33.184sterreich 25.085 28.112 30.904 33.350 34.290Portugal 15.443 17.859 19.604 19.427 19.954Slowakei 9.530 13.518 18.137 19.709 20.368Slowenien 15.232 19.617 20.588 21.275 21.705Spanien 18.495 22.893 24.122 24.379 25.073Zypern 16.654 20.837 23.625 22.168 21.191Eurozone (18) 21.220 24.408 26.516 27.636 28.310Bulgarien 5.402 8.221 10.782 12.377 12.862Dnemark 25.017 27.744 31.202 32.363 33.218Grobritannien 22.875 27.846 26.321 27.112 28.049Kroatien 9.389 12.810 14.273 15.631 15.780Litauen 7.519 12.251 15.130 19.210 20.281Polen 9.171 11.520 15.408 17.521 18.366Rumnien 4.952 7.960 12.392 14.147 14.744Schweden 24.258 27.330 30.166 32.639 33.728Tschechien 13.491 17.775 19.696 20.619 21.328Ungarn 10.311 14.187 16.113 17.357 18.037EU (15) 21.950 25.358 26.898 27.976 28.707EU (28) 18.959 22.435 24.437 25.705 26.438Island 25.033 29.245 27.932 30.264 31.473Mazedonien 5.113 6.583 8.866 9.370 9.778Montenegro 5.631 6.923 10.192 10.811 11.266Serbien . 7.118 8.458 9.670 9.984Trkei 7.960 9.523 12.201 14.261 14.673Schweiz 28.116 30.628 37.154 40.908 41.866Norwegen 31.356 39.815 44.022 49.731 51.056USA 31.584 36.975 36.814 39.549 40.972Japan 22.467 25.442 25.735 27.307 28.155

    BIP je Einwohner, in Kaufkraftstandards 1

    2014 2

    1 zu laufenden Preisen und Kaufkraftstandards (KKS) = Kaufkraftparitten zur Bereinigung von Wechselkurseinflssen durch Bercksichtigung der landesspezifischen Konsumkaufkraft

    Quelle: EU-Kommission

    2 Schtzung (EU-Kommission, Mai 2014)

    1.2 Brutto-Inlandsprodukt je Einwohner

    Land 2005 2010 2000 2013

    1. INTERNATIONALE BERSICHTEN

  • Pro-Kopf Einkommen, Lebensqualitat, und Entwicklungsstand 74/120

    Der Zusammenhang zwischen Lebensqualitat und pro-Kopf Einkommen kanndurch die Gegenuberstellung von Umfrageergebnissen und dem BIP pro Kopfstudiert werden.

    Hauptresultate:{ Generell sind pro-Kopf Einkommen und Glucksempnden positiv korreliert.

    { Innerhalb der reichen Lander verschwindet diese Korrelation.

    Seit 1990 wird vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP)jahrlich der Human Development Index (HDI) publiziert. Dieser bewertetden Entwicklungsstand eines Landes aufgrund der Wirtschaftsleistung (BIPpro Kopf), der Lebenserwartung (durchschnittliche Lebenserwartung bei derGeburt) sowie des Bildungsniveaus (erwartete bzw. durchschnittliche Anzahlvon Ausbildungsjahren).

  • Blanchard, Amighini and Giavazzi, Macroeconomics: A European Perspective, 1st Edition, Pearson Education Limited 2010

    Slide 11.8

    Growth and Happiness

    Figure 11.2 Happiness and income per person across countries Source: World Values Survey, 19992000 Wave

  • Wirtschaftswachstum 75/120

    Die Wachstumsrate einer Volkswirtschaft ist die relative Veranderung desrealen BIP:

    Wachstumsratet =BIPt BIPt1

    BIPt1:

    Der Zeitraum T , in dem sich das BIP pro Kopf verdoppelt, kann naherungs-weise mit der 70er Regel berechnet werden:

    T 70durchschnittliche jahrliche Wachstumsrate in Prozent

    :

  • 12

    2 durchschnittliche jhrliche Wachstumsrate

    Vernderung des realen BIP zum Vorjahr in % 1

    2015

    Quelle: EU-Kommission, OECD

    1.3 Wirtschaftswachstum

    Land 2012 2013 2000-2005 2

    1 2014 und 2015: Prognosewerte (Stand: Mai 2014)

    Belgien + 1,6 + 1,2 - 0,1 + 0,2 + 1,4 + 1,6Deutschland + 0,6 + 1,3 + 0,7 + 0,4 + 1,8 + 2,0Estland + 7,2 - 0,0 + 3,9 + 0,8 + 1,9 + 3,0Finnland + 2,6 + 0,8 - 1,0 - 1,4 + 0,2 + 1,0Frankreich + 1,6 + 0,6 + 0,0 + 0,2 + 1,0 + 1,5Griechenland + 4,0 + 0,1 - 7,0 - 3,9 + 0,6 + 2,9Irland + 4,9 + 0,1 + 0,2 - 0,3 + 1,7 + 3,0Italien + 1,0 - 0,3 - 2,4 - 1,9 + 0,6 + 1,2Lettland + 8,2 - 0,7 + 5,2 + 4,1 + 3,8 + 4,1Luxemburg + 3,6 + 1,6 - 0,2 + 2,1 + 2,6 + 2,7Malta + 1,3 + 2,3 + 0,6 + 2,4 + 2,3 + 2,3Niederlande + 1,3 + 1,3 - 1,2 - 0,8 + 1,2 + 1,4sterreich + 1,7 + 1,3 + 0,9 + 0,4 + 1,6 + 1,8Portugal + 0,9 + 0,5 - 3,2 - 1,4 + 1,2 + 1,5Slowakei + 4,9 + 4,7 + 1,8 + 0,9 + 2,2 + 3,1Slowenien + 3,6 + 1,8 - 2,5 - 1,1 + 0,8 + 1,4Spanien + 3,3 + 0,9 - 1,6 - 1,2 + 1,1 + 2,1Zypern + 3,2 + 2,4 - 2,4 - 5,4 - 4,8 + 0,9Eurozone (18) + 1,5 + 0,8 - 0,7 - 0,4 + 1,2 + 1,7Bulgarien + 5,5 + 2,7 + 0,6 + 0,9 + 1,7 + 2,0Dnemark + 1,3 - 0,1 - 0,4 + 0,4 + 1,5 + 1,9Grobritannien + 3,0 + 0,3 + 0,3 + 1,7 + 2,7 + 2,5Kroatien + 4,5 + 0,5 - 1,9 - 1,0 - 0,6 + 0,7Litauen + 7,8 + 1,1 + 3,7 + 3,3 + 3,3 + 3,7Polen + 3,1 + 4,7 + 2,0 + 1,6 + 3,2 + 3,4Rumnien + 5,7 + 2,6 + 0,6 + 3,5 + 2,5 + 2,6Schweden + 2,7 + 1,6 + 0,9 + 1,5 + 2,8 + 3,0Tschechien + 4,1 + 2,7 - 1,0 - 0,9 + 2,0 + 2,4Ungarn + 4,2 - 0,2 - 1,7 + 1,1 + 2,3 + 2,1EU (15) + 1,8 + 0,7 - 0,5 + 0,0 + 1,5 + 1,9EU (28) + 1,9 + 0,9 - 0,4 + 0,1 + 1,6 + 2,0Island + 4,2 + 0,1 + 1,5 + 3,3 + 2,8 + 3,2Mazedonien + 1,6 + 3,6 - 0,4 + 3,1 + 3,0 + 3,2Montenegro + 2,8 + 4,4 - 2,5 + 3,5 + 2,9 + 3,6Serbien + 5,3 + 2,0 - 1,5 + 2,5 + 1,1 + 1,9Trkei + 4,6 + 3,2 + 2,1 + 4,0 + 2,6 + 3,3Schweiz + 1,3 + 2,1 + 1,0 + 2,0 + 2,0 + 2,5Norwegen + 2,2 + 0,8 + 2,9 + 0,6 + 2,0 + 2,4USA + 2,5 + 0,8 + 2,8 + 1,9 + 2,8 + 3,2Japan + 1,2 + 0,4 + 1,4 + 1,5 + 1,5 + 1,3

    2005-2010 2 2014

    1. INTERNATIONALE BERSICHTEN

  • Ination 76/120

    Ein Anstieg des allgemeinen Preisniveaus wird als Ination bezeichnet, einRuckgang als Deation.

    Bezeichnet man mit Pt das Preisniveau in Periode t, so ist die Inationsrategleich

    Inationsratet =Pt Pt1Pt1

    :

  • 18

    Belgien 2,0 2,2 2,6 1,2 0,9 1,3Deutschland 1,6 1,6 2,1 1,6 1,1 1,4Estland 3,5 4,9 4,2 3,2 1,5 3,0Finnland 1,4 2,0 3,2 2,2 1,4 1,4Frankreich 2,0 1,7 2,2 1,0 1,0 1,1Griechenland 3,5 3,3 1,0 -0,9 -0,8 0,3Irland 3,4 1,1 1,9 0,5 0,6 1,1Italien 2,4 2,0 3,3 1,3 0,7 1,2Lettland 4,1 6,6 2,3 0,0 1,2 2,5Luxemburg 2,8 2,5 2,9 1,7 1,4 2,4Malta 2,5 2,4 3,2 1,0 1,2 1,9Niederlande 2,8 1,5 2,8 2,6 0,7 0,9sterreich 1,9 1,8 2,6 2,1 1,6 1,7Portugal 3,2 1,7 2,8 0,4 0,4 1,1Slowakei 5,8 2,3 3,7 1,5 0,4 1,6Slowenien 5,5 2,9 2,8 1,9 0,7 1,2Spanien 3,2 2,5 2,4 1,5 0,1 0,8Zypern 2,5 2,3 3,1 0,4 0,4 1,4Eurozone (18) 2,2 1,9 2,5 1,3 0,8 1,2Bulgarien 5,5 6,4 2,4 0,4 -0,8 1,2Dnemark 1,9 2,1 2,4 0,5 1,0 1,6Grobritannien 1,5 2,7 2,8 2,6 1,9 2,0Kroatien 2,9 3,0 3,4 2,3 0,8 1,2Litauen 0,9 5,2 3,2 1,2 1,0 1,8Polen 2,7 2,9 3,7 0,8 1,1 1,9Rumnien 18,3 6,2 3,4 3,2 2,5 3,3Schweden 1,8 2,1 0,9 0,4 0,5 1,5Tschechien 2,0 2,6 3,5 1,4 0,8 1,8Ungarn 5,8 5,3 5,7 1,7 1,0 2,8EU (15) 2,1 2,0 2,5 1,5 1,0 1,3EU (28) 2,5 2,3 2,6 1,5 1,0 1,5Island 3,4 8,8 6,0 4,1 2,9 3,4Mazedonien 1,7 2,9 3,3 2,8 3,5 3,3Montenegro . . . . . .Serbien . . . . . .Trkei 28,0 8,7 9,0 7,5 8,6 7,4Schweiz . 0,8 -0,7 0,1 0,5 1,1Norwegen 1,5 2,2 0,4 2,0 1,9 1,9USA 2,5 2,2 2,1 1,5 1,7 1,9Japan -0,4 -0,1 0,0 0,4 2,5 1,6

    Vernderung der Verbraucherpreise zum Vorjahr in % 11.7 Inflationsraten

    Land 2012 2013 2000-2005 2 2005-2010 2 2014 2015

    2 DurchschnittswerteQuelle: EU-Kommission1 2014 und 2015: Prognosewerte (Stand: Mai 2014)

    1. INTERNATIONALE BERSICHTEN

  • Messung des Preisniveaus 77/120

    Der BIP-Deator ist der Quotient aus nominalem und realem BIP:Pt =

    nominales BIPtreales BIPt

    :

    Der Verbraucherpreisindex (VPI) berechnet die Kosten eines reprasentativenWarenkorbes relativ zu den Kosten desselben Warenkorbes im Basisjahr. Letz-terer wird in regelmaigen Abstanden aktualisiert und soll das durchschnitt-liche Kaufverhalten der Konsumenten widerspiegeln.

    Sowohl der BIP-Deator als auch der VPI sind Indexzahlen. Ihr Wert imBasisjahr ist gleich 1. Die absolute Hohe des Preisniveaus ist daher nichtaussagekraftig, sondern nur seine relative Hohe bzw. seine Veranderung (In-

    ationsrate).

  • 18,35

    13,88

    11,78

    11,47

    9,73

    8,61

    7,68

    6,07

    4,91

    3,87 2,39

    1,26

    Wohnung, Wasser, Energie

    Verkehr

    Nahrungsmittel + alkoholfreie Getrnke

    Freizeit + Kultur

    Verschiedene Waren + Dienstleistungen

    Restaurants + Hotel

    Hausrat + laufende Instandhaltung des Hauses

    Bekleidung + Schuhe

    Gesundheitspflege

    Alkoholische Getrnke + Tabak

    Nachrichtenbermittlung

    Erziehung + Unterricht

  • BIP-Deator oder VPI? 78/120

    Der BIP-Deator misst den Durchschnittspreis aller im Inland erzeugten End-guter, der VPI den Durchschnittspreis der im reprasentativen Warenkorb ent-haltenen Konsumguter. Diese zwei Indexzahlen unterscheiden sich, weil

    { manche der produzierten Endguter nicht an inlandische Konsumenten son-dern an Unternehmen, den Staat oder an das Ausland verkauft werden;

    { manche der im Warenkorb enthaltenen Konsumguter nicht im Inland pro-duziert sondern aus dem Ausland importiert werden.

    Der BIP-Deator ist ein Paasche-Preisindex. Die Preise zweier Perioden wer-den mit den Mengen aus der zweiten Periode (laufende Periode) gewichtet.

    Der VPI ist ein Laspeyres-Preisindex. Die Preise zweier Perioden werden mitden Mengen aus der ersten Periode (Basisperiode) gewichtet.

    Ein Laspeyres-Preisindex uberschatzt ublicherweise die Veranderung der Le-benshaltungskosten, ein Paasche-Preisindex unterschatzt sie.

  • Kosten der Ination 79/120

    Ein gleichzeitiger Anstieg aller Preise und Lohne lasst den Reallohn und allerelativen Preise unverandert. Eine derartige \reine" Ination gibt es jedochselten, da

    { sich manche Marktpreise langsamer anpassen als andere;

    { viele gesetzlich geregelte Lohne und Transferzahlungen nicht automatischan das Preisniveau angepasst werden.

    Durch hohe Ination entstehen Kosten, weil{ Ressourcen fur die Anderung der Preise verwendet werden (Menukosten);

    { Ressourcen fur die Vermeidung des Wertverfalls verwendet werden (Schuh-lederkosten);

    { es zu Schwankungen der relativen Preise kommt, was zu Unsicherheit undVerzerrungen fuhrt;

    { Vermogensverschiebungen zwischen Schuldnern und Glaubigern auftreten.

  • Arbeitslosigkeit 80/120

    Derjenige Teil der gesamten Bevolkerung, der aus Personen im erwerbsfahigenAlter besteht, wird als Arbeitskraftepotenzial bezeichnet.

    Manche Personen im erwerbsfahigen Alter gehen weder einer Beschaftigungnach noch suchen sie eine (Nichterwerbspersonen). Der Rest des Arbeits-kraftepotenzials bildet die Erwerbspersonen. Der Quotient aus der Anzahlder Erwerbspersonen und dem Arbeitskraftepotenzial wird als Erwerbsquote(Partizipationsrate) bezeichnet.

    Die Gruppe der Erwerbspersonen setzt sich aus den Erwerbstatigen (Beschaf-tigten) und den Arbeitslosen zusammen. Der Quotient aus der Anzahl derArbeitslosen und der Anzahl der Erwerbspersonen wird als Arbeitslosenrate(Arbeitslosenquote) bezeichnet.

    Die Messung der Anzahl der Arbeitslosen basiert entweder auf Registrierung(z.B. beim AMS) oder auf Umfragen (Mikrozensus).

  • 16

    1. INTERNATIONALE BERSICHTEN

    2 Durchschnittswerte

    Arbeitslose in % der Erwerbspersonen1

    Quelle: EU-Kommission

    1.6 Arbeitslosenquoten

    Land 2012 2013 2000-2005 2

    1 2014 und 2015: Prognosewerte (Stand: Mai 2014)

    Belgien 7,7 7,9 7,6 8,4 8,5 8,2Deutschland 9,4 8,8 5,5 5,3 5,1 5,1Estland 10,7 9,0 10,0 8,6 8,1 7,5Finnland 9,0 7,7 7,7 8,2 8,5 8,4Frankreich 8,7 8,6 9,8 10,3 10,4 10,2Griechenland 10,4 9,5 24,3 27,3 26,0 24,0Irland 4,4 7,7 14,7 13,1 11,4 10,2Italien 8,6 7,3 10,7 12,2 12,8 12,5Lettland 12,3 11,3 15,0 11,9 10,7 9,6Luxemburg 3,4 4,7 5,1 5,8 5,7 5,5Malta 7,3 6,7 6,4 6,5 6,5 6,5Niederlande 3,9 4,1 5,3 6,7 7,4 7,3sterreich 4,3 4,6 4,3 4,9 4,8 4,7Portugal 6,3 9,5 15,9 16,5 15,4 14,8Slowakei 18,3 12,9 14,0 14,2 13,6 12,9Slowenien 6,5 5,8 8,9 10,1 10,1 9,8Spanien 10,9 12,6 25,0 26,4 25,5 24,0Zypern 4,4 4,9 11,9 15,9 19,2 18,4Eurozone (18) 8,8 8,7 11,3 12,0 11,8 11,4Bulgarien 15,0 8,1 12,3 13,0 12,8 12,5Dnemark 4,9 4,9 7,5 7,0 6,8 6,6Grobritannien 5,0 6,1 7,9 7,5 6,6 6,3Kroatien 14,6 10,5 15,9 17,2 18,0 18,0Litauen 13,4 9,3 13,4 11,8 10,6 9,7Polen 18,5 11,1 10,1 10,3 9,9 9,5Rumnien 7,2 6,8 7,0 7,3 7,2 7,1Schweden 6,5 7,3 8,0 8,0 7,6 7,2Tschechien 8,0 6,5 7,0 7,0 6,7 6,6Ungarn 6,1 8,5 10,9 10,2 9,0 8,9EU (15) 7,9 8,2 10,6 11,0 10,7 10,3EU (28) 9,0 8,3 10,4 10,8 10,5 10,1Island 2,8 4,3 6,0 5,4 5,0 4,5Mazedonien 34,3 34,4 31,0 29,0 28,5 27,5Montenegro . 22,5 19,6 19,5 19,1 18,2Serbien 15,3 18,1 23,9 22,1 22,6 22,5Trkei 9,1 9,9 8,1 8,7 9,4 9,3Schweiz 3,3 3,8 3,9 4,1 4,0 3,9Norwegen 3,9 3,3 3,2 3,5 3,7 3,9USA 5,2 6,5 8,1 7,4 6,4 5,9Japan 4,9 4,4 4,3 4,0 3,9 3,8

    2005-2010 2 2014 2015

  • Bedeutung der Arbeitslosenrate 81/120

    Die Arbeitslosenrate ist eine guter Indikator dafur, wie leicht bzw. schwer esist, eine Beschaftigung zu nden. Einige Details erfasst sie jedoch nicht.

    { Personen, die keine Anstellung aber bereits eine Zusage fur einen Jobhaben, gelten als arbeitslos.

    { Personen, die gerne arbeiten mochten aber die Suche aufgegeben haben(discouraged workers), gelten nicht als arbeitslos.

    { Personen, die einen Teilzeitjob haben aber gerne mehr arbeiten wurden,heien unterbeschaftigt. Sie zahlen nicht zu den Arbeitslosen, obwohl sietypischerweise nach einem Job suchen.

    Die Arbeitslosenrate variiert oft stark zwischen unterschiedlichen demographi-schen Gruppen (Geschlecht, Alter, etc.).

    Die Arbeitslosenrate steigt typischerweise wahrend einer Rezession und auchnoch einige Zeit danach.

  • Die \naturliche" Arbeitslosigkeit 82/120

    An jedem Tag werden viele Arbeitsverhaltnisse beendet und andere neu ge-schlossen. Arbeitsverhaltnisse werden beendet, weil eine Arbeitskraft entlassenwird oder weil sie freiwillig kundigt. Dies geschieht vermehrt in Zeiten struk-tureller Umbruche, wenn etwa ganze Industriezweige aussterben oder neueentstehen. Entlassungen sind aber auch das Resultat schlechten Manage-ments oder von Wirtschaftskrisen.

    Durch die standige Beendigung alter und Schaung neuer Arbeitsverhaltnissegibt es immer ein gewisses Ma and Arbeitslosigkeit { die naturliche Arbeits-losigkeit.

    Die naturliche Arbeitslosigkeit wird in die friktionelle und die strukturelle un-terteilt.

  • Friktionelle und strukturelle Arbeitslosigkeit 83/120

    Friktionelle Arbeitslosigkeit entsteht dadurch, dass Arbeitskrafte von einemBeschaftigungsverhaltnis ins nachste wechseln und die Jobsuche Zeit bean-sprucht. Sie ist dadurch gekennzeichnet, dass es gleichzeitig Arbeitssuchendeund oene Stellen gibt. Die friktionelle Arbeitslosigkeit kann durch gute In-formation und eziente Arbeitsmarktservices gering gehalten werden.

    Strukturelle Arbeitslosigkeit herrscht dann, wenn es mehr arbeitssuchende Per-sonen als oene Stellen gibt. Dies ist der Fall, wenn der Lohnsatz uber demmarktraumenden Wert liegt. Mogliche Grunde dafur sind:

    { Mindestlohne;

    { starke Gewerkschaften;

    { Ezienzlohne (das sind Lohne, die von den Unternehmen absichtlich hochgehalten werden, um Anreize fur hohe Leistungen zu bieten);

    { grozugige Arbeitslosenunterstutzung.

  • Die konjunkturelle Arbeitslosigkeit 84/120

    Die tatsachliche Arbeitslosigkeit weicht typischerweise von ihrem naturlichenNiveau ab. Diese Abweichung wird als konjunkturelle Arbeitslosigkeit bezeich-net. Es gelten daher folgende Zusammenhange:

    naturliche AL = friktionelle AL + strukturelle AL;

    tatsachliche AL = naturliche AL + konjunkturelle AL:

    Die naturliche Arbeitslosigkeit verandert sich im Lauf der Zeit, weil{ sich die Zusammensetzung des Arbeitskraftepotenzials verandert (Beispiel:Anteil der Frauen unter den Erwerbspersonen);

    { sich die Institutionen des Arbeitsmarktes verandern (Beispiel: Leiharbeit);

    { sich die Arbeitsmarktpolitik verandert (Beispiel: Trainingsprogramme).

  • Wirtschaftswachstum

    Buch: Kapitel 13

  • Stilisierte Fakten des Wirtschaftswachstums 85/120

    In den Industriestaaten werden die unregelmaigen Schwankungen des BIP(Konjunkturzyklen) uber langere Zeitraume hinweg vom stetigen Aufwarts-trend der Produktion (Wachstum) dominiert.

    Aus historischer Perspektive ist Wachstum ein sehr junges Phanomen. Jahr-liche Wachstumsraten des realen pro-Kopf BIP in der Hohe von mehrerenProzentpunkten gab es nur wahrend der letzten 70 Jahre.

    In den hoch entwickelten Landern war die Wachstumsrate in der Zeitspanne1950-1970 im Durchschnitt deutlich hoher als seit 1970 (productivity slow-down).

    Sowohl die pro-Kopf Einkommensniveaus als auch deren Wachstumraten wei-sen im Landerquerschnitt starke Unterschiede auf.

  • Figure 1.1: Logarithm of real GDP in the USA and Denmark, 18731995

    Slide 1/1The McGraw-Hill Companies, 2005

  • Durchschnittliche jahrliche Wachstumsrate des realen BIP pro Kopf in Europa

    0-1500 0%

    1500-1700 0.1%

    1700-1830 0.2%

    1830-1890 1.1%

    1890-1930 1.4%

    1930-1950 0.9%

    1950-1970 3.9%

    1970-1990 2.4%

    1990-2008 1.3%

  • Country (1) (2) (3) Country (4) (5) (6)Qatar 79687,27 106475,28 0,73 Qatar 79687,27 106475,28 0,73Brunei 54549,20 56902,80 0,11 Luxembourg 22240,97 77724,39 3,18Switzerland 23658,83 44402,95 1,59 Macao 5326,89 59616,18 6,22Luxembourg 22240,97 77724,39 3,18 Brunei 54549,20 56902,80 0,11United States 20494,50 42287,28 1,83 Kuwait 17250,80 53657,84 2,88Bermuda 18507,62 38808,30 1,87 Singapore 5262,32 50668,95 5,83Kuwait 17250,80 53657,84 2,88 Norway 14899,83 50178,87 3,08Denmark 16978,36 35806,09 1,88 Switzerland 23658,83 44402,95 1,59Australia 16750,82 37583,87 2,04 United States 20494,50 42287,28 1,83Sweden 16515,77 35121,08 1,90 Bermuda 18507,62 38808,30 1,87Canada 16064,63 34389,59 1,92 Netherlands 14861,00 37635,35 2,35Norway 14899,83 50178,87 3,08 Australia 16750,82 37583,87 2,04Netherlands 14861,00 37635,35 2,35 Hong Kong 6777,85 37468,33 4,37France 14512,68 31235,17 1,93 Austria 12406,68 36637,87 2,74Iceland 14466,71 31344,84 1,95 Ireland 8126,03 36033,57 3,79

    (1) & (4) real per capita GDP 1970 (PPP, 2005 US$)(2) & (5) real per capita GDP 2010 (PPP, 2005 US$)(3) & (6) average annual growth rate of real per capita GDP from 1970-2010

  • Country (1) (2) (3) Country (4) (5) (6)Equatorial Guinea 353,51 7250,93 7,84 Congo - Kinshasa 836,55 275,41 -2,74Mozambique 408,34 779,41 1,63 Liberia 1596,00 452,98 -3,10Mali 452,41 941,41 1,85 Burundi 558,01 471,21 -0,42Burkina Faso 503,75 1022,14 1,78 Niger 1030,41 527,14 -1,66Lesotho 536,85 1414,30 2,45 Central African Republic 1032,93 605,07 -1,33Ethiopia 556,72 755,06 0,76 Ethiopia 556,72 755,06 0,76Burundi 558,01 471,21 -0,42 Madagascar 1327,30 768,18 -1,36Laos 654,52 2450,22 3,36 Mozambique 408,34 779,41 1,63Vietnam 700,06 3214,01 3,88 Malawi 774,90 795,18 0,06Botswana 706,08 11419,46 7,21 Sierra Leone 1182,69 843,13 -0,84Nepal 754,17 1166,46 1,10 Guinea-Bissau 1230,62 884,39 -0,82Malawi 774,90 795,18 0,06 Togo 1082,38 895,18 -0,47El Salvador 816,88 1108,35 0,77 Comoros 1166,57 923,27 -0,58Indonesia 825,20 4064,39 4,07 Mali 452,41 941,41 1,85Congo - Kinshasa 836,55 275,41 -2,74 Guinea 1589,98 943,49 -1,30

    (1) & (4) real per capita GDP 1970 (PPP, 2005 US$)(2) & (5) real per capita GDP 2010 (PPP, 2005 US$)(3) & (6) average annual growth rate of real per capita GDP from 1970-2010

  • Langfristiges Wirtschaftswachstum 86/120

    Langfristiges Wirtschaftswachstum erfordert ein dauerhaftes Ansteigen derProduktivitat (reales BIP pro Arbeitsstunde). Die wichtigsten Ursachen dafursind:

    { Ein Ansteigen des physischen Kapitalstocks pro Arbeitskraft.

    { Ein Ansteigen des Humankapitalstocks pro Arbeitskraft.

    { Technischer Fortschritt.

    Eine populare Methode, diese Zusammenhange darzustellen, ist die Cobb-Douglas Produktionsfunktion. Sie hat die Form

    BIP pro Arb. = T (phys. Kap. pro Arb.) (Humankap. pro Arb.)1;wobei T fur den Stand der Technologie steht (totale Faktorproduktivitat) und eine Zahl zwischen 0 und 1 ist.

  • Messung des technischen Fortschritts 87/120

    Aus der Cobb-Douglas Produktionsfunktion lasst sich die folgende Beziehungzwischen der Rate des technischen Fortschritts (T ) und den Wachstumsratendes BIP pro Arb. (y), des physischen Kapitalstocks pro Arb. (k), und desHumankapitalstocks pro Arb. (h) ableiten:

    y = T + k + (1 )h: Wahrend sich , y und k aus demographischen Daten und der VGR ablesenlassen, ist die Bestimmung von h und T schwieriger.

    Der Humankapitalstock kann z.B. durch die durchschnittliche Anzahl der ab-solvierten Ausbildungsjahre einer Arbeitskraft gemessen werden.

    Die Rate des technischen Fortschritts T ergibt sich dann residual aus derobigen Gleichung (Solow Residuum). Diese Methode wird als Wachstums-rechnung (growth accounting) bezeichnet.

    Mit Hilfe der Wachstumsrechnung lassen sich die Ursachen des Wirtschafts-wachstums empirisch ermitteln.

  • Landervergleiche 88/120

    Die deutlichen Unterschiede in den Einkommensniveaus und Wachstumsratenzwischen unterschiedlichen Landern konnen vielfaltige Ursachen haben:

    { Unterschiedliches Sparverhalten und unterschiedlich starke Investitionsta-tigkeit.

    { Unterschiede im Bildungswesen.

    { Unterschiedlich starke Forschung und Entwicklung (F&E).

    Staatliche Institutionen konnen Wachstum vor allem durch folgende Manah-men beeinussen:

    { Forderung von Investitionstatigkeit, Ausbildung, und F&E;

    { politische Stabilitat;

    { Sicherung des Finanzsystems;

    { Aufrechterhaltung eines verlassliches Rechtssystem inklusive der Sicherunggeistigen Eigentums (z.B. durch Patente).

  • Konvergenz 89/120

    Konvergenzhypothese: Arme Lander wachsen schneller als reiche. In den Industriestaaten (z.B. OECD Lander) ist Konvergenz zu beobachten.Unterschiede in den pro-Kopf Einkommensniveaus werden geringer.

    Die armsten Lander der Welt (groteils afrikanische Lander) sind auch diejeni-gen mit den niedrigsten Wachstumsraten. Keine globale Konvergenz (twinpeak hypothesis).

  • Nachhaltiges Wachstum 90/120

    Konnen positive Wachstumsraten langfristig aufrecht erhalten werden? In derVergangenheit wurde schon mehrfach gewarnt:

    { Thomas Malthus (1798): Beschranktheit der landwirtschaftlich nutzbarenFlache begrenzt die wirtschaftliche Entwicklung.

    { Club of Rome (1972): Beschranktheit nicht erneuerbarer Ressourcen (Ol,Kohle, Gas, etc.) begrenzt die wirtschaftliche Entwicklung.

    Positive Sicht:{ Je knapper die Ressourcen sind, desto hoher steigen deren Preise und destostarker werden die Anreize, auf Alternativen umzusteigen.

    { Dem menschlichen Erndergeist sind keine Grenzen gesetzt.

  • Wirtschaftswachstum und Klimawandel 91/120

    Es gibt mehrere Studien, welche die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandelsabschatzen bzw. die Kosten, die durch den Stopp des Klimawandels entstehenwurden:

    { Ein Stopp des Klimawandels wurde eine Reduktion des Wirtschaftswachs-tums zur Folge haben, aber keine massive.

    { Die Schwierigkeit besteht darin, dass die Treibhausgasemissionen ein glob-ales Problem darstellen, das in erster Linie durch negative externe Eekteverursacht wird.

    { Internationale Kooperation ist unumganglich.

  • Konjunkturtheorie

    Buch: Kapitel 14

  • Die aggregierte Nachfrage 92/120

    Die inlandische Produktion kann auf folgende Arten verwendet werden:{ privater Konsum (C);

    { Guterkaufe des Staates (G);

    { private Investitionen (I);

    { Auenbeitrag (Nettoexporte). Dieser ist die Dierenz der Exporte (X)und der Importe (IM).

    Die aggregierte Nachfrage ist somitC + I +G +X IM

    und Gleichgewicht auf dem Markt fur inlandische Guter besteht genau dann,wenn

    BIP = C + I +G +X IM:

  • Die aggregierte Nachfragekurve 93/120

    Die aggregierte Nachfrage hangt negativ vom allgemeinen Preisniveau ab. Dieaggregierte Nachfragekurve (AD-Kurve) ist somit fallend.

    Der negative Einuss des Preisniveaus auf die aggregierte Nachfrage kannnicht durch ein \Gesetz der Nachfrage" erklart werden, sondern hat andereGrunde:

    { Vermogenseekt: Ein allgemeiner Preisanstieg verringert die Kaufkraft derVermogenswerte der privaten Haushalte. Daher wird der private Konsumzuruckgehen.

    { Zinseekt: Wirtschaftssubjekte halten einen Teil ihres Vermogens in derForm von Geld (Bargeld plus Sichteinlagen bei Banken). Wenn das allge-meine Preisniveau steigt, muss mehr Vermogen in Form von Geld gehaltenwerden. Es werden Vermogenswerte verkauft bzw. Kredite aufgenommen.Diese Transaktionen fuhren zu einem Zinsanstieg und es wird fur Firmenteurer, Investitionsprojekte zu nanzieren. Daher wird die Investitionsnach-frage zuruckgehen.

  • Verschiebungen der AD-Kurve 94/120

    Erwartungen: Konsum- und Investitionsentscheidungen hangen von den Er-wartungen der Wirtschaftssubjekte uber die zukunftige wirtschaftliche Ent-wicklung ab.

    Vermogen: Ereignisse wie Borsenkrachs oder Hauspreis-Bubbles fuhren zustarken Anderungen der Vermogen der privaten Haushalte.

    Physisches Kapital: Die Investitionstatigkeit der Unternehmen hangt unteranderem davon ab, wie viel Kapital bereits vorhanden ist. Analog dazu hangtdie Nachfrage nach Investitionen in Wohnraum vom vorhandenen Wohnraumab.

    Fiskalpolitik: Staatliche Konsum- und Investitionstatigkeit hat einen direktenEinuss auf die aggregierte Nachfrage. Steuern und Transfers haben einenindirekten Einuss. Fiskalpolitische Entscheidungen verschieben daher dieNachfragekurve.

    Geldpolitik: Zentralbanken beeinussen sowohl die verfugbare Geldmenge alsauch die Zinssatze. Beides hat Auswirkungen fur Konsum- und Investitions-entscheidungen.

  • Di