Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

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EINE RECHERCHE VON GUTACHTEN ÜBER DIE SITUATION DER TIERE IM SCHWABEN PARK Eine Recherche von Animal Equality

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Weitere Informationen unter: www.SchwabenParkRecherche.com Animal Equality veröffentlicht die Ergebnisse einer 10-monatigen Recherche im baden-württembergischen Schwaben Park. Das Gutachten offenbart erschreckende Zustände der dort lebenden Tiere.

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EinE REchERchE von

GUTACHTEN ÜBER DIE SITUATION DER TIERE IM SCHWABEN PARK

Eine Recherche von Animal Equality

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Animal Equality

Alle Rechte vorbehalten.

Februar 2013.

Weitere Informationen:

www.schwabenparkrecherche.com

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EinE REchERchE von

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Animal Equality

lehnt die Gefangenhaltung von Tieren ab

und ist gegen die Versklavung von Tieren

für die Unterhaltung von Menschen.

Auch dann, wenn diese Veranstaltungen als

“pädagogisch wertvoll” oder als wertvoll

im Sinne der Arterhaltung gelten,

weil die Gefangenhaltung von Tieren

die Rechte des betroffenen Individuums verletzt.

Gefangenschaft lehrt und bekräftigt

die ethisch verwerfliche Überzeugung,

nichtmenschliche Tiere würden auf dieser Welt

zum Vorteil des Menschen existieren.

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METHODIK S. 11

KURZDARSTELLUNG S. 15

1. ÜBERBLICK ÜBER DIE SITUATION DES SCHWABEN PARKS S. 31

1.1 Beschreibung des Parks S. 31

1.2 Handel mit gefangenen Tieren S. 35

1.3 Zirkusähnliche Shows S. 37

2. ANORMALES UND STEREOTYPES VERHALTEN S. 41

2.1 Stereotypes Verhalten S. 43

3. LEBEN IM SCHWABEN PARK S. 47

3.1 Sibirische Tiger S. 47

3.2 Papageien S. 53

3.3 Domestizierte Tierarten im Streichelzoobereich S. 56

3.3.1 Alpakas S. 60

3.3.2 Ziegen S. 64

3.3.3 Schafe S. 68

3.3.4 Hängebauchschweine S. 69

INHALTSVERZEICHNIS

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4. SCHIMPANSEN IN DER WILDNIS S. 71

4.1 Lebensraum S. 71

4.2 Sozialstruktur S. 72

4.3 Geburt und erste Lebensjahre S. 73

4.4 Werkzeuggebrauch und Kommunikation S. 75

4.5 Gefahren S. 77

5. SCHIMPANSEN IM SCHWABEN PARK S. 79

5.1 Haltung S. 79

5.2 Haltung der Jungtiere S. 81

5.2.1 Kleinkinder von etwa einem Jahr S. 81

5.2.2 Kleinkinder im Alter von zwei bis drei Jahren S. 84

5.3 Außen- und Innengehege S. 86

5.4 Stress und seine Folgen S. 88

5.4.1 Die Umgebung S. 88

5.4.2 Psychische Folgen S. 88

5.4.3 Gesundheitliche Folgen S. 95

5.5 Handaufzuchten S. 99

6. AUSBEUTUNG ZUR UNTERHALTUNG S. 105

6.1 Zirkusähnliche Shows S. 105

6.2 Parkexterne Unterhaltungsindustrie S. 111

7. GESETZLICHE RAHMENBEDINGUNGEN S. 115

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8. VERHALTEN DER BESUCHER S. 119

8.1 Indirekter Kontakt S. 121

8.2 Direkter Kontakt S. 124

SCHLUSSFOLGERUNGEN S. 127

LITERATURVERZEICHNIS S. 141

ANHANG S. 153

A. EXPERTENAUSSAGEN S. 153

B. TELEFONGESPRÄCH: Thomas Hudelmaier, 13. November 2012 S. 174

C. KONVERSATION: Schwaben Park Mitarbeiterin, 24. September 2012 S. 175

D. KONVERSATION: Schwaben Park Mitarbeiter, 24. Oktober 2012 S. 180

E. WEITERE ANHÄNGE (Vermeer 2012a) S. 183

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Wir möchten hiermit Colin Goldner und Dr. Lorraine Docherty herzlich

für ihre Unterstützung beim Erstellen des Berichts danken.

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METHODIK

Zwischen April 2012 und Februar 2013 hat Animal Equality

eine Recherche im Freizeitpark “Schwaben Park” im Welz-

heimer Wald in Baden-Württemberg durchgeführt.

Im Schwaben Park werden 44 Schimpansen und mehrere

weitere Tierarten, darunter Tiger, Ziegen, Schafe, Alpakas,

Hängebauchschweine und Papageien in Käfigen und Gehe-

gen gefangen gehalten. Die Grundfläche des Parks beträgt

laut Google Earth etwa 5,3 Hektar. Viele der Tiere müssen

zur Unterhaltung der Besucher in Shows auftreten und

Kunststücke vorführen.

Ermittlerinnen und Ermittler des Rechercheteams von Ani-

mal Equality dokumentierten die Zustände im Park, um eine

Momentaufnahme der derzeitigen Bedingungen zu erhalten.

Dafür wurde der Park insgesamt acht Mal besucht. Jeder

dieser Besuche dauerte durchschnittlich sechs Stunden und

es wurde sowohl Foto- als auch Videomaterial aufgenom-

men, um ein möglichst umfangreiches Gesamtbild der Si-

tuation im Park vermitteln zu können. Uns liegt Material

über das Leben der Tiere in den Außen- und Innenanlagen

der Gehege sowie von zahlreichen Showaufführungen vor.

Über 500 Minuten Videoaufnahmen und etwa 350 Fotos do-

kumentieren das Leben und die Verhaltensweisen der Tiere.

Für eine detailliertere Verhaltensstudie über das Leben der

Tiere müsste dieses selbstverständlich über einen längeren

Zeitraum hinweg anhand von standardisierten Methoden

wie Ethogrammen dokumentiert werden.

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Wir können uns auf das Protokoll eines offiziellen Besuchs

der Parkanlagen am 18.01.2012 stützen, bei dem der Land-

tagsabgeordnete der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen,

Reinhold Pix, mit einer Delegation von Tierschutzexperten

den Schwaben Park besichtigte, um sich über die dortige

Schimpansenhaltung und das Vorführen der Schimpansen in

Besuchershows ein Bild zu machen. Während dieses Besuchs

wurde eine Reihe offensichtlicher Missstände von den Ex-

perten und Expertinnen namhafter Institutionen aus Baden-

Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Bayern benannt.

Uns liegt außerdem das Gutachten des niederländischen

Zootierpflegers und Tierarzthelfers Jan Vermeer vor, der

den Schwaben Park besuchte und ein Bild der Haltungs-

bedingungen ermitteln sollte. Jan Vermeer war selbst der

Direktor des Abenteuerzoos Metelen, welcher im Oktober

2011 geschlossen wurde. Seine Objektivität bezüglich der

Gefangenhaltung von Primaten ist dadurch stark in Frage

zu stellen. Dennoch befinden sich in seinem Bericht, neben

persönlichen Einschätzungen über die Situation der Schim-

pansen im Schwaben Park, einige relevante Fakten. So wird

beispielsweise die Anzahl der Tiere, die von Hand aufgezo-

gen wurden, erwähnt. Auf sie wird im vorliegenden Bericht

detailliert eingegangen.

Zusätzliche Hintergrundinformationen konnten der be-

triebseigenen Homepage des Schwaben Parks sowie Aussa-

gen von einem der Parkbetreiber, Thomas Hudelmaier, und

dessen Angestellten entnommen werden.

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Der Fokus der Recherche liegt hauptsächlich auf der Situati-

on der Schimpansen im Schwaben Park, Animal Equality hat

jedoch das Verhalten und die Gefangenhaltung aller Tiere im

Park sowie deren Ausbeutung in Zirkusshows dokumentiert.

Animal Equality legte die Ergebnisse dieser Recherche

mehreren TierärztInnen sowie PsychologInnen, Ornitholo-

gInnen, VerhaltensforscherInnen, PrimatologInnen, einer

Schimpansenrettungs- und Rehabilitationsspezialistin so-

wie anderen Expertinnen und Experten in dem Bereich vor.

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KURZDARSTELLUNG

In der folgenden Kurzdarstellung werden die Ergebnisse der Recherche von Animal Equality im

Schwaben Park vorgestellt. Detaillierte Informationen, Quellenangaben und Beweismaterial sind

im ausführlichen Bericht angegeben.

LEbEn in GEfAnGEnschAft

Die Tiere im Schwaben Park werden ihr ganzes Leben lang gefangen gehalten, ohne jemals die

Möglichkeit zu bekommen, sich ihrer Art entsprechend zu entwickeln und ihren Bedürfnissen und

Interessen nachzugehen. Zoos und zooähnliche Betriebe bedeuten - entgegen einer weit verbrei-

teten Annahme - für die dort festgehaltenen Tiere großes Leid und Stress. Die Tiere haben jegliche

Kontrolle über ihr Leben und die Umwelt, in der sie aufwachsen, verloren. Die einzelnen Tierarten

haben, wie alle Tiere, besondere artspezifische Bedürfnisse, die in Gefangenschaft nicht befrie-

digt werden können.

Der Schwaben Park hält einige domestizierte Tierarten in einem Streichelzoobereich, der ohne

Aufsicht durch das Parkpersonal frei zugänglich ist. In einem Gehege von nur etwa 1000 Quadrat-

metern werden circa 80 Ziegen und Schafe, vier Alpakas und vier Hängebauchschweine zusammen

gehalten. Die Tiere leiden unter dieser extremen Enge und dem völligen Mangel an Rückzugsmög-

lichkeiten.

Animal Equality hat zudem Bildmaterial aus den Kühlräumen des Schwaben Parks erhalten. Dort

waren mehrere tote junge Ziegen achtlos in Kartons geworfen worden. Auch Leichen mit Biss-

spuren, wahrscheinlich Ziegenleichen, befanden sich dort. Dies legt den Verdacht nahe, dass die

Ziegen, die tagsüber im Streichelzoo gehalten werden, außerdem als Futter für die Tiger benutzt

werden.

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LEbEn zur untErhALtunG AndErEr

Die Tiere im Schwaben Park werden auf verschiedene Arten zur Unterhaltung des bezahlenden

Publikums benutzt. Täglich werden vor Ort Tiershows angeboten, in denen verschiedene Tiere

Kunststücke vorführen müssen. Während der Saison gibt es, abhängig von den Besucherzahlen,

sogar mehrmals täglich Schimpansenshows, Papageienshows und Haustiershows.

Die verschiedenen Tiershows bestehen weitgehend aus dem Vorführen von Tricks und unnatürli-

chem Verhalten der Tiere und werden von lauter Musik begleitet. Die Tiere werden in der Regel

vermenschlicht und/oder lächerlich dargestellt. Es handelt sich beim Einüben von Zirkusnummern

und vermenschlichenden Verhaltensweisen keinesfalls um eine Beschäftigung, die den Bedürfnis-

sen der Tiere entspricht. Ziegen müssen beispielsweise auf vom Boden erhöhten Brettern entlang

kriechen und Kakadus auf kleinen Fahrrädern fahren. Schimpansen werden unter anderem ge-

zwungen, entwürdigende Kleidung zu tragen, motorisierte Quads zu fahren oder Handstand und

andere Kunststücke zu machen. Die Schimpansen werden weiterhin während der gesamten Show

mit Halsbändern und/oder Ketten festgehalten.

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Das Bild, das von den Tieren vermittelt wird, welches auf Demütigung und Spott beruht, lehrt dem

Publikum nichts über das natürliche Verhalten der Tiere.

Außerdem werden einige der Schimpansen regelmäßig für die parkexterne Unterhaltungsindustrie

benutzt: Sie müssen im Fernsehen auftreten und außerhalb der bekannten Umgebung Kunststücke

und Auftritte absolvieren.

Wildtiere haben kein natürliches Interesse daran, Kunststücke aufzuführen oder andere Verhal-

tensweisen zu erlernen, die ihren Bedürfnissen und Interessen nicht entsprechen. Ein solches

Verhalten hat für sie keinen Nutzen. Die Instinkte von Wildtieren bleiben erhalten, unabhängig

von dem Ort, an dem sie geboren werden. Sie bleiben unberechenbar und in der Folge gehört es

oft zum Training, den Tieren durch physische Gewalt Angst einflößen und sicherzustellen, dass sie

dem Trainer gehorchen. Sie führen die Kunststücke also nur aus Angst vor Bestrafung durch oder

weil sie bereits resigniert haben.

Abb. 1 - 3: Die Tiere werden im Schwa-

ben Park in täglichen Showvorführun-

gen in vermenschlichten Posen und

Situationen dargestellt.

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nicht im intErEssE dEr tiErE

Gerne wird von den BetreiberInnen des Parks behauptet, man würde nur im Interesse der Tiere

handeln, diese würden gerne in Shows auftreten und sie würden nur per Hand aufgezogen werden,

um sie vor einem sicheren Tod zu bewahren. Dies entspricht jedoch nicht der Realität: Die Interes-

sen der Tiere werden dem Interesse der Betreiber, einen höheren Profit zu erzielen, untergeordnet.

Der Schwaben Park hat ein großes wirtschaftliches Interesse an der Aufrechterhaltung der Schim-

pansenshow. Die Show zieht, im Gegensatz zu den immer baufälliger werdenden Fahrgeschäften,

langfristig zahlendes Parkpublikum an. Um das Fortbestehen der Show zu gewährleisten, sind

Handaufzuchten von Jungtieren notwendig. Da Schimpansen mit zunehmendem Alter nicht mehr

gefügig sind und sich Dressur und Auftritten mittels Körperkraft verweigern, müssen ständig

neue Schimpansenkinder per Hand aufgezogen werden. Aus Jan Vermeers Gutachten geht hervor,

dass mindestens 18 von mindestens 24 Schimpansen, die im Schwaben Park geboren wurden, per

Hand aufgezogen wurden. 10 dieser 18 Schimpansen sind in den Shows aufgetreten, und einige

der übrigen Schimpansen sind noch zu jung, um in der Show auftreten zu können. Nach eigenen

Aussagen von Thomas Hudelmaier werden die Schimpansen nur so lange in der Show beschäftigt,

bis sie die Geschlechtsreife erreichen und damit einhergehend zu aggressiv werden.

Da junge Schimpansen zu solchen Zwecken nicht ihren Müttern entrissen werden dürfen, behaup-

tet die Familie Hudelmaier, dass die Tiere von ihren Müttern verstoßen wurden. Die große Anzahl

der im Schwaben Park geborenen Schimpansen, die per Hand aufgezogen wurden, lässt jedoch

anderes vermuten. Wären all diese Tiere tatsächlich von ihren Müttern verstoßen worden, spräche

dies für eine schlechte körperliche Verfassung oder psychische Störungen der Schimpansenmütter

im Schwaben Park. Die BetreiberInnen des Schwaben Parks haben weitere Schwangerschaften von

Müttern, die angeblich nicht in der Lage waren, ihre Kinder selbst aufzuziehen, nicht unterbun-

den. Die Schimpansin Chita beispielsweise hat mindestens acht Kinder im Schwaben Park zur Welt

gebracht, wovon sie jedoch kein einziges selbst aufgezogen hat.

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Die hohe Anzahl von Schimpansenkindern, die per Hand aufgezogen und daraufhin für die Shows

trainiert wurden, weist darauf hin, dass der Schwaben Park nicht im Interesse der Tiere handelt

und legt nahe, dass die Schimpansenkinder absichtlich ihren Müttern entrissen werden, um zu

“Showaffen” erzogen zu werden.

Die Trennung der jungen Schimpansen von ihren Müttern ist - selbst unter ExpertInnen, die Tier-

haltung in Zoos befürworten - eine Praxis, die stark verurteilt wird und unter allen Umständen

vermieden werden sollte. Die psychischen Folgen, die diese Trennung auf Mutter und Kind haben

kann, halten oft ein ganzes Leben lang an. Die Tatsache, dass eine derartige Behandlung der Tiere

im Schwaben Park Routine ist, zeigt deutlich das mangelnde Interesse der BetreiberInnen des

Schwaben Parks an deren Wohlbefinden auf.

Abb. 4: Schimpansenkind schaut Besuchern hinterher

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PsychischE und PhysischE bELAstunG

Bei den Tieren im Schwaben Park wurden stereotype und anormale Verhaltensweisen beobachtet.

Stereotypes Verhalten zeigt sich in Form von wiederholten Handlungen, die an sich keine Funktion

haben und oft einen zwanghaften Charakter tragen. Diese Verhaltensstörungen sind klare Indika-

toren dafür, dass ein Tier unter Stress steht und unter seiner Situation erheblich leidet.

In mehreren Fällen konnte stereotypes Verhalten bei Tieren im Schwaben Park dokumentiert wer-

den sowie Anzeichen dafür, dass anormales Verhalten wiederholt stattfindet.

Oft sind Selbstverletzungen eine Folge von Verhaltensstörungen. So zeigen sich stereotype Ver-

haltensstörungen bei Kakadus in der Regel durch Selbstrupfen der Federn und daraus resultieren-

den kahlen Stellen. Ein weißer Kakadu im Schwaben Park ist besonders betroffen: Sein gesamter

Bauchbereich ist bereits federlos und es kann davon ausgegangen werden, dass dies eine Folge

der enormen Stresssituation ist, in der sich der Vogel konstant befindet. Ähnliche kahle Stellen

konnten auch bei zwei anderen Aras aus der Show festgestellt werden.

Weiterhin weist ein Tiger lokomotorische stereotype Bewegungen auf, wie das bei Raubkatzen

in Gefangenschaft oft zu beobachtende wiederholte Hin- und Herlaufen im selben Käfigbereich.

Diese Verhaltensstörung kann beispielsweise durch einen Mangel an Bewegungsmöglichkeiten ent-

stehen.

Mehrere der Schimpansen weisen anormales und stereotypisches Verhalten auf, wie zum Beispiel

das Hin-und Herbewegen des Körpers und Kopfes von Seite zu Seite und salivating (exzessive

Speichelproduktion und Bespucken der Gitterstäbe). Weiterhin wurde Haarausfall bei einigen der

Tiere dokumentiert, welches auf selbstverletzendes Verhalten, stressbedingten Haarausfall, unzu-

reichende Ernährung oder krankhafte, exzessive Fellpflege hinweisen kann.

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VErhALtEn dEr bEsuchErinnEn

Das Publikum im Schwaben Park stellt zweifellos eine wesentliche Komponente der Umgebung

der Tiere im Schwaben Park dar und hat daher einen bedeutenden Einfluss auf das Leben der dort

gefangen gehaltenen Lebewesen.

Viele Studien zeigen, dass Primaten die Anwesenheit von großen, sich bewegenden Besuchergrup-

pen als extreme Stresssituation erleben.

Während der Recherche beobachtete Animal Equality Tiere, die eindeutig unter der unmittelbaren

Nähe der BesucherInnen litten. Die ErmittlerInnen dokumentierten unter anderem, dass mit Ob-

jekten auf die Tiere geworfen wurde. Es wurde heftig an die Glasscheiben geklopft und getreten,

hinter denen sich Schimpansenkinder in einem engen Raum ohne Rückzugsmöglichkeiten befan-

den. Außerdem konnte festgehalten werden, wie eine brennende Zigarette in das Schimpansen-

gehege geworfen wurde, woraufhin ein Schimpanse die Zigarette weiterrauchte. Beschimpfungen

der Schimpansen mit Ausdrücken wie “Arschloch” und “Penner” zeigen das aggressive Verhalten

einiger BesucherInnen.

Die Tiere im Streichelzoobereich konnten ohne Überwachung angefasst und gefüttert werden.

Es wurde dokumentiert, wie Baby-Ziegen von BesucherInnen gejagt und hochgenommen wurden.

Andere schrien die Tiere an, welche sich in der Hoffnung auf etwas Essbares gegen die Gitterstäbe

drückten.

Direkter Kontakt zwischen Tieren und dem Publikum kann die Tiere nicht nur in Stress versetzen,

sondern bringt auch das Risiko einer Verletzung oder der Übertragung von Krankheiten mit sich.

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biLdunGsAuftrAG

Der Schwaben Park erfüllt in keinerlei Hinsicht einen ethisch vertretbaren pädagogischen Zweck.

Die meisten dieser Tiere leiden extrem unter ihrer Gefangenhaltung, was sich in anormalem,

stressbedingtem Verhalten ausdrückt. Über die natürlichen Verhaltensweisen der Tiere lernen die

Besuchenden wenig. Die fast ausschließlich von Familien mit Kleinkindern besuchten Shows ha-

ben bei den Kindern eher den Effekt, es als normal anzusehen, wenn Tiere zum Vergnügen des

Menschen zu erniedrigenden Handlungen gezwungen werden. Die Tiere werden in den Shows ver-

menschlicht dargestellt und ihre Bedürfnisse dadurch ignoriert.

Wenn der Schwaben Park uns irgendetwas beibringt, dann sind es gefährliche Lektionen. Denn

sie lehren uns, dass Menschen das Recht haben, Tiere für die eigene Unterhaltung zu versklaven.

ArtEnschutz Vs. indiViduumschutz

Oft rechtfertigen Zoos oder zooähnliche Betriebe wie der Schwaben Park die Zurschaustellung von

exotischen Tieren mit Arterhaltungsprogrammen und der Aussage, die Tiere vor dem Aussterben

zu bewahren. Dabei wird in der Regel mit sogenannten Auswilderungsprogrammen geworben. Die

Tiere des Schwaben Parks werden zur Unterhaltung der ZuschauerInnen gezüchtet und eingesperrt

und können in der Regel nie wieder ausgewildert werden. Folglich erfüllt der Schwaben Park keine

realistische Funktion im Sinne der Arterhaltung. Doch auch die Arterhaltung kann niemals ein

ausreichendes Argument dafür sein, Tiere gegen ihren Willen gefangen zu halten.

Animal Equality vertritt die Ansicht, dass, viel wichtiger als die Erhaltung einer Art, das Ende

von Leid und Tod der Individuen ist, die eine Art ausmachen. Eine Tierart fühlt nicht und leidet

auch nicht darunter zu verschwinden. Diejenigen, die leiden, sind die Individuen, die benutzt und

gefangen gehalten werden. Deswegen rechtfertigt die Erhaltung einer Art niemals die Gefangen-

schaft der Individuen dieser Art. Ethisch vertretbar ist die Erhaltung von Lebensräumen und eine

Bildung, die Empathie mit allen Lebewesen vermittelt.

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hAndEL mit GEfAnGEnEn tiErEn

Für die Mehrheit der Menschenaffen, die nicht im Schwaben Park geboren sind, macht die Fa-

milie Hudelmaier keine Angaben über deren Herkunft. Es steht jedoch fest, dass mindestens 13

Schimpansen von anderen Einrichtungen übernommen wurden. Weiterhin steht fest, dass vier

Schimpansen des Schwaben Parks im Frühjahr 2012 an den Arche Noah Zoo in Grömitz abgegeben

worden sind.

Der Wechsel von Tieren an andere Zoos stellt für die betroffenen Individuen eine große Belastung

dar. Zum einen ist der Transport an sich eine Strapaze, zum anderen wird eine Gruppe von Tieren,

die aneinander gewöhnt waren, auseinandergerissen. Einer der vier Schimpansen wurde durch den

Transfer an den Arche Noah Zoo im Alter von sieben Jahren von seiner Mutter getrennt.

bEssErE bEdinGunGEn sind kEinE LösunG

Auch Beschäftigungsmöglichkeiten wie Spielzeug, Hängematten oder Baumimitate können ein

Leben in Freiheit nicht ersetzen. Die Bedürfnisse der Tiere werden dadurch nicht gestillt. Mit der

Zeit wird jeder neue Gegenstand zu gewohnter Routine. In Gefangenschaft gibt es kaum etwas zu

erkunden, die Tiere sind gelangweilt und neigen zur Depression.

In der Natur werden Schimpansen und andere Wildtiere von einer sich in ständiger Veränderung

befindenden Umwelt stimuliert. Die Tiere in den Käfigen und Gehegen im Schwaben Park haben

kaum Stimulation, ihre Umwelt bleibt ständig gleich, eine Interaktion mit ihr ist nur beschränkt

möglich. In Wahrheit ist die Anreicherung eines Geheges eine Täuschung des Publikums, das sich

im Glauben wähnt, den Tieren gehe es gut.

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untErsuchunGsErGEbnissE

• Anormale Verhaltensweisen und stereotype Verhaltensstörungen verschiedener Tiere, eben-

so wie Anzeichen dafür, dass diese Verhaltensstörungen zuvor aufgetreten sind

• Einzelne Tiere weisen Wunden und Verletzungen auf

• Einzelne Tiere zeigen deutliche Zeichen von Apathie, Langeweile und Depression

• Tiershows zeigen die Tiere in stark vermenschlichten und erniedrigenden Situationen und

vermitteln dem Publikum das Bild, dass Tiere nur der Belustigung der Menschen dienen und

sie nach Belieben eingesperrt, benutzt und gedemütigt werden können

• Die Trainingsmethoden der Tiere für die Shows sind unbekannt, in der Regel können ähnli-

che Tiervorführungen jedoch nur gewaltsam und durch Zwang erlernt werden

• Erhöhtes Risiko von Verletzungen für die Tiere durch Publikumsmassen und die unüberwach-

te Interaktion der BesucherInnen mit den Tieren

• Risiko von Zoonosen; Infektionskrankheiten, die von Mensch zu Tier und Tier zu Mensch

übertragen werden können

• Die Tiere haben keinerlei Chance auf ein selbstbestimmtes und leidfreies Leben; ihre Be-

dürfnisse werden immer den Bedürfnissen der ZuschauerInnen nach Unterhaltung und dem

Interesse der Betreiberfamilie nach einem höheren Profit untergeordnet

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Abb. 5: „Ein anderer junger Schimpanse, der auf dem Video und den Fotos festgehalten wurde, wurde dabei beob-

achtet, wie er sich selbst umklammerte, während er in einer niedergeschlagenen, gekrümmten Position auf einem

kleinen Klettergebilde saß. Er/sie hatte scheinbar Furchen über den ganzen Kopf verstreut. Das ist wahrscheinlich

das Resultat von selbstverletzendem Verhalten. Schimpansen neigen – genau wie Menschen – zu selbstverletzendem

Verhalten, um sich von psychischem Stress zu befreien, wenn auf sie die Kriterien für CPTSD zutreffen. Dies wird

durch ein verlängertes und sich wiederholendes Trauma herbeigeführt, im Gegensatz zu einzelnen traumatischen

Erlebnissen. Es ist möglich, dass die Schimpansen im Schwaben Park Symptome von CPTSD aufweisen und sich aus

diesem Grund selbst verletzen.“ - Expertenaussage, Dr. Stacy Lopresti-Goodman, Lehrbeauftragte für Psycholo-

gie, Marymount University, USA

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dOmEstiziErtE tiErArtEn

• Die Ziegen, die dem Publikum im Streichelzoo als liebenswerte “Haustiere” vorgeführt

werden, scheinen in Wirklichkeit als Futter für die Tiger verwendet zu werden

• Die Tiere im Streichelzoo leiden unter fehlenden Rückzugsmöglichkeiten, dem erzwungenen

Kontakt zu den BesucherInnen und dem zu geringen Platzangebot

• Die Grundfläche des Geheges ist in Relation zur Anzahl der dort lebenden Tiere winzig (über

80 Tiere auf etwa 1000 Quadratmetern) und besteht hauptsächlich aus Stein- und Kieselbo-

den; keine Grasflächen zur Verfügung zu haben, ist für die Tiere sehr belastend

• Das Publikum kann unbeaufsichtigt mit den Tieren in direkten Kontakt treten; es wurde

beobachtet, das Ziegenbabys gejagt und in Stress versetzt, Tiere festgehalten oder gesto-

ßen werden

• Die Tiere haben zumindest tagsüber keinen Zugang zu Futter. Sie werden so gezwungen mit

den BesucherInnen in Kontakt zu treten, die im Park Futter kaufen und sie füttern können.

Die Tiere weisen laut Expertenaussagen einen beunruhigend hohen Hungerpegel und einige

Tiere Unterernärung auf

• Es treten Streitigkeiten und Aggressionen zwischen den Tieren aus Futterneid und

Hunger auf

• Mangel an Privatsphäre kann zu erhöhtem Stress führen

tiGEr

• Tiger weisen anormales Verhalten aufgrund der Stresssituation auf

• Eine Tigerin weist lokomotorische Stereotypien, wie das bei Raubkatzen in Gefangenschaft

oft zu beobachtende wiederholte Hin- und Herlaufen auf ausgetretenen Pfaden, auf

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PAPAGEiEn

• Einige Papageien leiden an starkem Federverlust und daraus resultierenden kahlen Stellen

an beispielsweise Beinen, Bauch, Seiten und Gesäß

• Dieser Federverlust ist wahrscheinlich das Resultat von Selbstverstümmelung oder Fremd-

verstümmelung durch Käfiggenossen und ein Indikator für psychisches Leid

Abb. 6: Dieser Kakadu leidet an starkem Federverlust. Dies ist ein Indikator für psychisches Leid und wahr-

scheinlich das Resultat von Selbstverstümmelung.

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schimPAnsEn

• Mehrere der Schimpansen weisen anormales und stereotypisches Verhalten auf; laut einer

Expertenaussage ist es auch wahrscheinlich, dass bei einigen Schimpansen das komplexe

posttraumatische Stresssyndrom (CPTSD) vorliegt

• Handaufzuchten der Schimpansenkinder (mindestens 18 von 24 im Park geborenen Schim-

pansen wurden per Hand aufgezogen) resultieren oft in massiven psychischen Störungen

dieser Tiere; Handaufzuchten führen dazu, dass die Tiere sich eher an Menschen gewöhnen

und leichter dressierbar sind, doch für die Tiere selbst resultiert dies nicht selten in gravie-

renden psychologischen Störungen

• Mehrere Schimpansen zeigen besorgniserregende Apathie und Langeweile

• Zwei Schimpansenbabys werden in nur acht Quadratmeter großen Gehegen ohne Kontakt zu

ihren Eltern in Isolation gehalten

• Ein Schimpanse hat starken Husten, andere weisen vereinzelt Husten auf; es liegen keine

Informationen vor, ob sich diese Tiere in tierärztlicher Betreuung befinden

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schLussfOLGErunGEn

Die Recherche von Animal Equality hat erschreckende Zustände für die im Park festgehaltenen

Tiere ans Licht gebracht. Animal Equality setzt sich deswegen zum Ziel, die Ausbeutung der Tiere

im Schwaben Park zu beenden.

Zusammenfassend lauten unsere Forderungen:

• Sofortige Beendigung jeglicher Nutzung der Tiere des Schwaben Parks zur Unterhaltung

in Shows

• Sofortige Beendigung der Zucht von Tieren im Schwaben Park. Eine Möglichkeit dafür ist

eine Art der Geburtenkontrolle, wie Depo-Provera für die weiblichen Schimpansen

• Überführung der Tiere in ein nicht-kommerzielles Refugium, in dem die Tiere ein Leben

frei von Ausbeutung leben können; bei Bedarf Planung und Bau eines solchen Refugiums

und Überführung der Tiere in diese Einrichtung. Es soll ein Ort sein, an dem ihre eigenen

Interessen endlich im Vordergrund stehen, ein Ort, an dem sie über Platz, Ruhe und

Sicherheit verfügen.

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Abb. 7: Ein Jungtier sitzt hinter den Gittern eines Aussengeheges

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1. ÜBERBLICK ÜBER DIE SITUATION DES SCHWABEN PARKS

Der Schwaben Park ist ein baden-württembergischer Frei-

zeitpark im Ortsteil Gmeinweiler der Gemeinde Kaisersbach

im Rems-Murr-Kreis und liegt knapp 45 Kilometer von Stutt-

gart entfernt.

1.1 bEschrEibunG dEs PArks

Der Schwaben Park wurde 1972 von der Familie Hudelmaier

als reiner Tierpark gegründet und ist noch heute im Privat-

besitz der Familie mit Sieghard, Thomas und Guido Hudel-

maier als Geschäftsführer. Sechs Jahre nach der Eröffnung

des Parks unter dem früheren Namen „Safaripark“ kam das

erste Fahrgeschäft dazu.

Die BesucherInnen werden im Park in drei Bereichen un-

terhalten: den Fahrgeschäften, der Ausstellung gefangener

Tiere und in Showvorführungen, in denen Tiere gezwungen

werden, Kunststücke vorzuführen. Pro Saison kommen rund

200.000 BesucherInnen in den Park. (Vgl. Graefe 2012)

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Der Schwaben Park betreibt verschiedene Fahrgeschäfte wie

zum Beispiel Achterbahnen, ein Riesenrad, Autoscooter und

Wasserbahnen. Dies führt dazu, dass die Tiere im Schwa-

ben Park dauerhaften Hintergrundgeräuschen und der zu-

sätzlichen Belastung durch Publikumslärm ausgesetzt sind.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie diese Geräusche als

Stress empfinden. Nur weil die Tiere keine direkten Reakti-

onen auf die Geräusche der Fahrgeschäfte zeigen, bedeutet

dies nicht, dass diese für sie keine Stressfaktoren darstel-

len. Auch das Argument, dass die Tiere sich mit der Zeit

an die Geräusche gewöhnen würden, rechtfertigt nicht, sie

diesem Stress überhaupt auszusetzen.

Im Schwaben Park werden 44 Schimpansen (Stand: Oktober

2012) und mehrere weitere Tierarten, darunter Tiger, Zie-

gen, Schafe, Alpakas, Hängebauchschweine und Papageien

gefangen gehalten. Dies macht die Schimpansenhaltung des

Schwaben Parks zur größten privaten Haltung von Schim-

pansen in Deutschland. Der Freiluftkäfig, in dem die Schim-

pansen für die Besucher sichtbar untergebracht sind, ist in

sechs Abteilungen unterteilt, in denen jeweils eine Gruppe

von Schimpansen gehalten wird.

Auch die anderen Tiere leben in Käfigen oder Gehegen. Ei-

nige von ihnen befinden sich in einem Streichelzoo, zu dem

das Publikum uneingeschränkten Zugang hat und sich ohne

Beaufsichtigung den Tieren nähern und sie berühren kann.

Die Tiere leiden unweigerlich an Stress, den die Gefangen-

haltung hervorruft. Die Gefangenhaltung kann die verschie-

densten negativen Effekte auf die Gesundheit der Tiere ha-

ben. (Vgl. Animal Equality 2011)

32

Page 33: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

EinE REchERchE von

33

AUßENGEHEGE

GRUPPE 1

GRUPPE 2

GRUPPE 3GRUPPE 4

GRUPPE 5 GRUPPE 6

HAUS A

HAUS B TIGER-HAUS

TIGERGEHEGE

248 m2 256 m2 784 m2

220 m2

94 m2 80 m2

1 =2 =3 =4 =5 =6 =

= 277 m2 = 218m2 =130 m2

= 550 m2

= 12 m2

HAUS A HAUS B TIGERHAUS TIGERGEHEGE KINDERCONTAINER

Quelle:Gruppe 1-6: Vermeer 2012a; Haus A, Haus B, Tigerhaus, Tigergehege: Google Earth

Gruppe 1: 7 SchimpansenGruppe 2: 5 SchimpansenGruppe 3: 15 SchimpansenGruppe 4: 5 SchimpansenGruppe 5: 6 SchimpansenGruppe 6: 3 SchimpansenKindercontainer (Gr.7): 2 Schimpansen

(insgesamt 44 Schimpansen, Unterbringungsort eines weiteren Schimpansen unbekannt, wird aber teilweise isoliert gehalten)

Kä�ghöhe: 5 m (Vermeer 2012a)

KINDERCONTAINER

AUßENGEHEGE

GRUPPE 1

GRUPPE 2

GRUPPE 3GRUPPE 4

GRUPPE 5 GRUPPE 6

HAUS A

HAUS B TIGER-HAUS

TIGERGEHEGE

248 m2 256 m2 784 m2

220 m2

94 m2 80 m2

1 =2 =3 =4 =5 =6 =

= 277 m2 = 218m2 =130 m2

= 550 m2

= 12 m2

HAUS A HAUS B TIGERHAUS TIGERGEHEGE KINDERCONTAINER

Quelle:Gruppe 1-6: Vermeer 2012a; Haus A, Haus B, Tigerhaus, Tigergehege: Google Earth

Gruppe 1: 7 SchimpansenGruppe 2: 5 SchimpansenGruppe 3: 15 SchimpansenGruppe 4: 5 SchimpansenGruppe 5: 6 SchimpansenGruppe 6: 3 SchimpansenKindercontainer (Gr.7): 2 Schimpansen

(insgesamt 44 Schimpansen, Unterbringungsort eines weiteren Schimpansen unbekannt, wird aber teilweise isoliert gehalten)

Kä�ghöhe: 5 m (Vermeer 2012a)

KINDERCONTAINER

INNENGEHEGE (HAUS B)

GR. 5 GR. 6

= 40 m2 = 32 m2 = 7 m2 = 8 m2 = 218 m2

4567

HAUS B

= 94 m2 = 80 m2

56

INNEN AUSSEN

GR. 4

GR. 5GR. 6

GR. 7

Quelle: INNEN Gruppe 4-7: Vermeer 2012a, Haus B: Google Earth; AUSSEN 5-6: Vermeer 2012a

Gruppe 4: 5 SchimpansenGruppe 5: 6 SchimpansenGruppe 6: 3 SchimpansenGruppe 7 (Kindercontainer): 2 Schimpansen

INNENGEHEGE (HAUS B)

GR. 5 GR. 6

= 40 m2 = 32 m2 = 7 m2 = 8 m2 = 218 m2

4567

HAUS B

= 94 m2 = 80 m2

56

INNEN AUSSEN

GR. 4

GR. 5GR. 6

GR. 7

Quelle: INNEN Gruppe 4-7: Vermeer 2012a, Haus B: Google Earth; AUSSEN 5-6: Vermeer 2012a

Gruppe 4: 5 SchimpansenGruppe 5: 6 SchimpansenGruppe 6: 3 SchimpansenGruppe 7 (Kindercontainer): 2 Schimpansen

INNENGEHEGE (HAUS B)

GR. 5 GR. 6

= 40 m2 = 32 m2 = 7 m2 = 8 m2 = 218 m2

4567

HAUS B

= 94 m2 = 80 m2

56

INNEN AUSSEN

GR. 4

GR. 5GR. 6

GR. 7

Quelle: INNEN Gruppe 4-7: Vermeer 2012a, Haus B: Google Earth; AUSSEN 5-6: Vermeer 2012a

Gruppe 4: 5 SchimpansenGruppe 5: 6 SchimpansenGruppe 6: 3 SchimpansenGruppe 7 (Kindercontainer): 2 Schimpansen

AussEnGEhEGEkäfighöhe: 5 m (Vermeer 2012a)

innEnGEhEGE (hAus b)

33

Page 34: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Die Tiere im Schwaben Park haben kaum Möglichkeiten, sich

den Blicken der BesucherInnen zu entziehen. Sowohl die In-

dividuen der Wildtierarten als auch die der domestizierten

Tierarten leiden unter der Gefangenschaft und haben das

Bedürfnis, sich frei zu bewegen und selbst zu entscheiden,

wann sie essen und trinken. (Vgl. ADI und NAVS 2005)

Der Begriff Wildtiere umfasst allgemein in der Freiheit le-

bende Tiere, die nicht zahm sind. Dies unterscheidet sie von

den domestizierten Tierarten, die vom Menschen über lange

Zeiträume hinweg von ihrer wilden Form genetisch isoliert

wurden (Vgl. ADI und NAVS 2005)

Wildtiere leiden in Zoos und Zirkussen, weil sie in der freien

Wildbahn den Kontakt zum Menschen nicht gewöhnt sind

und deshalb erhöhtes Schreck-, Flucht- oder Stressverhal-

ten in menschlicher Gegenwart zeigen. Die Bedürfnisse von

Wildtieren wie Schimpansen oder Tigern können in Gefan-

genschaft nicht befriedigt werden. Die kleinen Käfige sind

mit der Größe der Reviere in freier Wildbahn nicht zu ver-

gleichen und die Tiere können ihre natürlichen Verhaltens-

weisen nicht ausüben.

Domestizierte Tiere haben in der Regel ein vertrauteres Ver-

hältnis zum Menschen als Wildtiere. Dennoch ist ihre Ge-

fangenhaltung im Schwaben Park nicht zu rechtfertigen.

Individuen domestizierter Tierarten können ebenso unter

Gefangenschaft, dem Zwang zum Umgang mit anderen Tie-

ren im Gehege und womöglich auch dem Training für z. B.

die Haustiershow im Schwaben Park leiden.

34

Page 35: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

35

EinE REchERchE von

1.2 hAndEL mit GEfAnGEnEn tiErEn

Laut Vermeer hat der Schwaben Park mindestens dreizehn

Schimpansen aus anderen Zoos o. ä. erhalten. (Vgl. 2012a)

Für nur vier von ihnen wird der Name der Ursprungseinrich-

tung genannt (Zoo Neuwied, Tierpark Nadermann, Taunus

Wunderland, Zoo Wilhelma). Ein Schimpanse kommt aus ei-

nem Zirkus, dessen Name jedoch nicht genannt wird.

Von diesen dreizehn erhaltenen Schimpansen wurden sie-

ben von Hand aufgezogen, bei den übrigen sechs ist die

Art der Aufzucht angeblich unbekannt. Sieben der erhal-

tenen Schimpansen wurden oder werden für die Show be-

nutzt. Dies legt die Vermutung nahe, dass der Schwaben

Park bevorzugt handaufgezogene Schimpansen von anderen

Einrichtungen annimmt, um sie in der Show einsetzen zu

können, da Schimpansen nur in Ausnahmefällen per Hand

aufgezogen werden dürfen.

Die Aussage von Cornelie Jäger, Landesbeauftragte für Tier-

schutz, im Rahmen des Tierschutzpolitischen Treffens der

Partei Bündnis90/Die Grünen am 06.11.2012 in Stuttgart,

nach der der Bund gegen Missbrauch von Tieren (bmt) dem

Schwaben Park schon misshandelte Tiere übergeben habe,

ist falsch. Die erste Vorsitzende des bmt, Petra Zipp, wies

die Behauptung auf Nachfrage von Animal Equality zurück.

Es habe zu keinem Zeitpunkt eine solche Übergabe von Men-

schenaffen an den Schwaben Park stattgefunden.

Page 36: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Es steht jedoch fest, dass im März 2012 vier Schimpansen -

Sigi, Susi, Bubi und Nina - aus dem Schwaben Park an den

Arche Noah Zoo in Grömitz übergeben worden sind. (Vgl.

z. B. Goldner 2012) Der Wechsel von Tieren in andere Zoos

stellt für die betroffenen Individuen eine große Belastung

dar. Zum einen wird eine Gruppe von Tieren, die aneinander

gewöhnt waren, auseinandergerissen. Der damals siebenjäh-

rige Sigi wurde durch den Verkauf an den Arche Noah Zoo

von seiner Mutter getrennt. (Vgl. Mantik 2012) Zum ande-

ren ist der oft stundenlange Transport für die Tiere eine

Strapaze. Obendrein ist das Ziel des belastenden Transports

wiederum nur eine weitere Einrichtung, in der sie zur Unter-

haltung anderer ausgebeutet werden.

Die Tiere sind weder im Schwaben Park oder irgendeiner

anderen zooähnlichen Einrichtung um ihrer selbst Willen

untergebracht, wie dies in einem Refugium der Fall wäre.

Sie werden dort aus wirtschaftlichen Gründen gefangen ge-

halten. Aus diesem Grund werden ihre Interessen und Be-

dürfnisse immer den wirtschaftlichen Interessen des Zoos

untergeordnet sein. Tierausbeutung jeder Art ist nicht ak-

zeptabel, weswegen der Handel mit gefangenen Tieren zwi-

schen Zoos und deren Zucht in Gefangenschaft nicht akzep-

tabel ist.

36

Page 37: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

37

EinE REchERchE von

1.3 zirkusähnLichE shOws

In Zirkussen und ähnlichen Betrieben, die Tiere zu Unter-

haltungszwecken benutzen, wird ein vollkommen verzerrtes

Bild der Situation der Tiere gezeichnet. Scheinbar lustige

und fröhliche Tiere führen zur Unterhaltung der Zuschauer

Kunststücke vor. Hinter den Kulissen - nicht sichtbar für die

Augen der Öffentlichkeit - sind die Tiere jedoch den Trai-

nerInnen und Pflegekräften ausgeliefert. Oft werden harte

Trainingsmethoden angewandt, um die Tiere gefügig zu ma-

chen. (Vgl. Animal Equality 2011)

Laut Aussage einer Mitarbeiterin des Parks am 24.09.2012

wurde die erste Schimpansenshow, an der etwa zwei bis drei

Tiere teilnahmen, vor etwa 35 Jahren aufgeführt. Mittler-

weile treten circa sechs Menschenaffen in der Show auf, die

meisten von ihnen sind Jungtiere (Gespräch Mitarbeiterin

24.09.2012). Die Schimpansenshow gleicht einer Art Zirkus-

vorführung, in der die dressierten Tiere in sie vermensch-

lichende Verkleidungen gesteckt werden und vor Publikum

einstudierte Einlagen vorführen müssen. Die Schimpansen

sind während der gesamten Show, die je nach Besucherzahl

bis zu drei Mal täglich in einem zirkusähnlichen Rundbau

aufgeführt wird, angeleint bzw. angekettet. (Vgl. Pix 2012)

Page 38: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

38

Page 39: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

39

EinE REchERchE von

Für die Show dressiert Thomas Hudelmaier mit seiner Frau

Silvia Schimpansenkinder, die von Hand aufgezogen wer-

den, erst in der Wohnung der Familie Hudelmaier, wo sie

während des ersten Lebensjahres leben, und später im Park

(Aussage einer Mitarbeiterin im Schwabenpark, 24.9.2012).

Ältere Schimpansen können für die Shows nicht mehr “ver-

wendet” werden, da sie zu aggressiv werden. Die hohe An-

zahl an per Hand aufgezogenen Schimpansen im Schwaben

Park (mindestens 18 von mindestens 24 im Park geborenen

Schimpansen wurden per Hand aufgezogen) suggeriert, dass

diese Tiere gegen ihren Willen von ihren Müttern getrennt

werden, um zu Showaffen dressiert zu werden.

Neben der Schimpansenshow zeigt der Schwaben Park täg-

lich noch ein Papageien-Theater und eine Haustiershow. In

der Haustiershow zeigen Hunde, Ziegen, ein Huhn und ein

Schwein eingeübte Tricks und Kunststücke. Die Tiere müs-

sen unter anderem durch einen hochgehaltenen Hula-Hoop-

Reifen springen, auf dem Boden kriechen, sich rollend fort-

bewegen oder Fußball spielen.

Im “Papageien-Theater” zeigen fünf Aras und drei Kakadus

ihre andressierten Einlagen, in denen sie sich an einem Seil

entlang hangeln und sich auf Rollern, Fahrräderrn oder Roll-

brettern fortbewegen müssen. Zudem gibt es eine eingeüb-

te Showeinlage eines Aras, der einen Kakadu aus einem am

Dach brennenden Haus “retten” muss.

Abb. 8 (linke Seite): Ein Schim-

panse muss entwürdigende

Kunststücke in der Schimpansen-

show vorführen

Page 40: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Tiere müssen zusätzliches Leid ertragen, wenn sie gezwun-

gen werden in Shows aufzutreten, in denen ihnen erniedri-

gende Tricks und Verhaltensweisen abverlangt werden, die

ihren Bedürfnissen nicht entsprechen. Diese Shows bein-

halten normalerweise vermeintlich komische Elemente und

werden von lauter Musik begleitet, was nachweislich ein

Stressfaktor für Tiere in Gefangenschaft ist. Verhaltens-

weisen und physiologische Parameter während der Show

zeigen, dass menschliches Publikum generell Stress für die

Tiere bedeutet. (Vgl. Animal Equality 2011)

40

Page 41: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

41

EinE REchERchE von

2. ANORMALES UND STEREOTYPES VERHALTEN

Tiere gehören nicht in Käfige. Das Leben der meisten Tiere

ist sehr komplex und kann in Gefangenschaft nicht nach-

geahmt werden. Eingesperrte Tiere führen oft ein einsei-

tiges und monotones Leben, und sie fühlen sich durch die

Unmöglichkeit, natürliche Verhaltensweisen auszuführen, in

der Regel gestresst und frustriert. (Vgl. Mason et al. 2001;

Dawkins 1988)

Beispielsweise haben Tiere Fähigkeiten, nach Futter zu su-

chen, die manchmal komplexes Suchverhalten und Futterauf-

nahme beinhalten und die einen Großteil der Zeit des Tieres

in Anspruch nehmen können. (Vgl. Oftedal et al. 1996) Auch

die räumliche und zeitliche Verteilung von Nahrungsquel-

len ist typischerweise vielfältig. In Gefangenschaft können

die Tiere dieser Beschäftigung nicht nachgehen. (Vgl. She-

pherdson et al. 1998) Eher ist es die Abwechslung im alltäg-

lichen Leben, die wahrscheinlich im Zoo fehlt. (Vgl. Clubb

und Mason 2003)

Die Vielfalt des alltäglichen Lebens in der Wildnis ist

in Zoos nicht vorhanden. (Vgl. Clubb und Mason 2003)

Wenn Tiere in karger, steriler Umgebung gehalten wer-

den, werden sie aggressiv, introvertiert oder gestresst.

Dies kann unter Umständen zu anormalem oder stereo-

typem Verhalten führen. (Vgl. Animal Equality 2011) Un-

glückliche Tiere ruhen oft über lange Zeiträume hinweg,

besonders wenn es nichts anderes für sie zu tun gibt.

Page 42: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Sie können sich weiterhin überfressen, exzessive Haarpflege

durchführen, sich selbst aushungern oder verstümmeln oder

nach Essen betteln.

Zoos und zooähnliche Betriebe sind zudem nicht in der

Lage, die sozialen Bedürfnisse der Tiere zu befriedigen.

In Gruppen lebende Tiere werden oftmals in erzwungenen

Gruppenverhältnissen (bezüglich Größe und Zusammenset-

zung) oder völlig isoliert gehalten und manchmal werden

Einzelgänger gezwungen, in Gruppen zu leben.

Anormale Verhaltensweisen sind beispielsweise das konti-

nuierliche Hin- und Herbewegen des Kopfes oder des Ober-

körpers, das Beißen oder Lutschen an Gitterstäben, das

Werfen oder Essen von Kot und das Auf-und-Abgehen auf

den immergleichen Pfaden. (Vgl. Animal Equality 2011) Wei-

tere Beispiele von anormalen Verhaltensweisen, die von der

Zoogemeinschaft als „unerwünscht“ klassifiziert wurden,

sind die Folgenden (Vgl. Meyer-Holzapfel 1968):

• Anormaler Fluchtreflex

• Verweigerung von Futter

• Anormale Aggressivität

• Selbstverstümmelung

• Anormales Sexualverhalten

• Störung des Appetits

• Apathie

• Anhaltend infantiles Verhalten

und Zurückentwicklung

42

Page 43: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

43

EinE REchERchE von

Wie im Animal-Equality-Bericht “Caged Lifes” aufgezeigt,

tritt selbstverletzendes Verhalten bei Menschen auf, die

an verschiedenen psychischen Problemen leiden. Bei Tieren

treten dieselben Verhaltensweisen auf, die von leichten Ver-

letzungen (z. B. übertriebene Fellpflege) bis hin zu starken

Bissen, Haar- oder Federausreißen und Selbstverstümmelung

reichen. Während infektiöse und nichtinfektiöse Fälle von

Hautirritationen als Grund für selbstverletzendes Verhal-

ten ausgeschlossen werden sollten, kommt dieses Verhalten

typischerweise besonders häufig vor, wenn die Umgebung

auffallend öde ist. Durch eine Beurteilung der Situation des

Tieres kann angenommen werden, dass der Grund dieser Ir-

ritationen wahrscheinlich ein psychologischer ist. (Vgl. Ani-

mal Equality 2011)

2.1 stErEOtyPEs VErhALtEn

Psychische Erkrankungen sind unter Zootieren, die häufig

zwanghafte und nutzlose Verhaltensweisen wiederholen,

üblich. Diese zwanghaften Verhaltensstörungen werden

„Stereotypien“ genannt und zeichnen sich durch wieder-

holte, gleichbleibende und sinnlose Verhaltensmuster aus.

(Vgl. Mason 1991) Normalerweise lassen sich zwei Arten un-

terscheiden – lokomotorische Stereotypien (d.h. wiederhol-

ter Verlauf der Fortbewegung) und stationäre Stereotypien.

Beide kommen nur bei Tieren in Gefangenschaft vor. (Vgl.

Animal Equality 2011) Ein in Freiheit lebendes Tier kann die

Menge an Stimulation kontrollieren, in Gefangenchaft ist

das nicht möglich. (Vgl. Zoocheck 2005) Stereotypien sind

bei Wildtieren besonders gut zu erkennen, aber domesti-

zierte Tiere können genauso davon betroffen sein. (Vgl. ADI

2006)

Page 44: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Wie im Animal-Equality-Bericht “Caged Lifes” beschrie-

ben, sind stereotype Verhaltensweisen auf einen Mangel

an Selbstbestimmung, Untätigkeit, Langeweile, Stress und

Frustration zurückzuführen. Sie treten auf, wenn Tiere mit

stressbelastenden Situationen, wie begrenzten Bewegungs-

möglichkeiten, Mangel an Rückzugsmöglichkeiten, unge-

wohntem Futter, anormalen Sozialstrukturen oder dem Le-

ben mit zu vielen anderen Tieren auf zu engem Raum, nicht

zurechtkommen oder sie ihnen nicht ausweichen können.

Wenn ihre Umgebung an Vielschichtigkeit abnimmt, zeigen

die Tiere eine entsprechende Minderung der Vielfalt ihres

Verhaltens und eine Zunahme von stereotypen Verhaltens-

weisen. (Vgl. Animal Equality 2011)

Allmählich schirmt sich das Tier von der Umwelt ab, statt

mit ihr zu interagieren, um mit den Stressoren zurechtzu-

kommen. (Vgl. Mason 1991)

Stereotypes Verhalten wurde mit Zwangsverhalten von Men-

schen verglichen: “Beim Menschen sind Stereotypien und

extreme Teilnahmslosigkeit Indikatoren für Depressionen

und andere Störungen in Verbindung mit einem Mangel an

Kontrolle über ihr Umfeld. Das Befinden von Zirkustieren,

die solche Anormalitäten zeigen, ist aus demselben Grund

schlecht.” (Broom 2011)

44

Page 45: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

45

EinE REchERchE von

Außerdem besteht eine Verbindung zwischen Mutterdepri-

vation und stereotypem Verhalten. Zootiere werden häufig

in jungen Jahren von ihren Familien getrennt, da sie zu

anderen Ausstellungen oder Zuchtprogrammen geschickt

werden. (Vgl. Animal Equality 2011) Im Schwaben Park wer-

den fast alle Schimpansen per Hand und von ihren Familien

getrennt aufgezogen. (Vgl. Vermeer 2012a)

Meves (1991) beschreibt anhand verschiedener Beispiele

Parallelen zwischen Verhaltensstörungen bei Kindern und

bei Tieren: “Unter dem Begriff ‘jactatio capitis’ versteht

man ein Hin- und Herbewegen von Kopf und Oberkörper,

meist vor dem Einschlafen, in schweren Fällen auch während

des Schlafes und schließlich sogar tagsüber. Oft lässt sich

feststellen, dass das Kind unter erheblichen Frustrationen,

unter Mutter-Kind-Trennungen oder langen Schreizeiten lei-

den musste. Solche Verhaltensstörungen gibt es auch bei

isoliert aufgezogenen Affenbabys”.

Meves führt weiter aus, dass handaufgezogene Affen “sich

mehr mit relativ wenig bewegungsaktiven Stereotypien ein-

zelner Körperteile wie zum Beispiel Kopfwiegen [beschäfti-

gen], während Affen, die in natürlicher Umwelt groß wer-

den, generell größere Aktivität des ganzen Körpers zeigen.

Bei mutterlos aufgezogenen Schimpansen sind die Bewe-

gungsstereotypien ein Ersatz für die vielfältigen Stimuli,

die normalerweise das Muttertier vermittelt. Die selbe Ent-

wicklung findet man beim Menschen.” (Meves 1991)

Page 46: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Stereotypien sind klare Indikatoren für ernsthafte Missstän-

de und werden gemeinhin bei vielen Zootieren beobachtet.

(Vgl. Animal Equality 2011) Auch wenn die Umwelt darauf-

hin verändert wird, können die Verhaltensweisen so tief sit-

zen, dass sie bestehen bleiben. (Vgl. Mason 1991)

Aus drei Gründen sind Stereotypien Beweise für ein unzu-

reichendes Wohlbefinden der Tiere (Animal Equality 2011):

• Sie sind an aversive Umweltbedingungen gebunden.

• Sie entwickeln sich häufig aus dem Versuch, bestimm-

ten Verhaltensweisen nachzugehen.

• Sie sind oft verbunden mit physiologischen Stress-

symptomen (z. B. von Borell and Hurnick, 1991; Wie-

lebnowski et al., 2002).

46

Page 47: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

47

EinE REchERchE von

3. LEBEN IM SCHWABEN PARK

3.1 sibirischE tiGEr (PAnthErA tiGris ALtAicA)

Der Sibirische Tiger (Panthera tigris altaica) oder auch Amur-

Tiger ist die größte Großkatze der Welt. (Vgl. Matthiessen

und Hornocker 2000) In der Natur ist er Temperaturen von

bis zu minus 40 Grad Celsius gewöhnt. (Vgl. Matthiessen

und Hornocker 2000) Das Streifgebiet eines Tigers liegt

etwa zwischen 15 und 100 Quadratkilometern. (Vgl. Aus-

termühle 1996) Bei Sibirischen Tigern kann die Reviergröße

einige tausend Quadratkilometer umfassen. (Vgl. Auster-

mühle 1996) Der vorwiegend nachtaktive Sibirische Tiger

hat einen großen Bewegungsbedarf. Er legt in der Regel

am Tag 15 bis 20 Kilometer zurück, in Ausnahmesituationen

können es auch 100 Kilometer sein. Er erreicht eine Ge-

schwindigkeit von über 80 km/h und darüber hinaus ist er

ein hervorragender Schwimmer. (Vgl. National Geographic

1997) Die Tiere können Flüsse von sechs bis acht Kilometer

Breite durchschwimmen. (Vgl. Walker und Nowak 1999)

Tiger meiden Menschen in der Regel und selbst ForscherIn-

nen haben Schwierigkeiten, die scheuen Tiere aufzuspüren.

(Vgl. Matthiessen und Hornocker 2000)

Page 48: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Der illegale Handel mit Tigerhäuten, -knochen, -fleisch u.a.

ist die primäre Bedrohung für Tiger in Freiheit. Die Um-

wandlung von Wäldern zu Weideland, kommerzielle Rodun-

gen und die Ausbreitung von Siedlungen sind weitere Fak-

toren für den Lebensraumverlust von Tigern. (Chundawat et

al. 2011)

sibirischE tiGEr im schwAbEn PArk

Unmittelbar an das Schimpansengehege angrenzend leben

zwei Sibirische Tiger in Gefangenschaft. Nach Aussage ei-

ner Angestellten des Schwaben Parks sind beide Tiger weib-

lich. Eine der beiden Tigerinnen humpelt auf dem linken

Vorderbein. Dies ist, laut Aussage der BetreiberInnen des

Schwaben Parks, auf eine angeborene Gliedmaßenfehlstel-

lung zurückzuführen. Es ist schwer einzuschätzen, inwiefern

diese Verletzung das Verhalten des Tieres beeinflusst. Das

offensichtliche Übergewicht der Tigerin kann beispielsweise

sowohl auf eine Depression, als auch auf Bewegungsman-

gel aufgrund der Verletzung hindeuten. Aus diesem Grund

beziehen sich die folgenden Aussagen bezüglich der Ver-

haltensstörungen in erster Linie auf die Tigerin ohne Ver-

letzung.

48

Page 49: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

49

EinE REchERchE von

Abb. 9: Die beiden Tigerinnen im Schwaben Park; eine leidet an

Übergewicht, die andere zeigt lokomotorische Verhaltensstörungen

Page 50: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Sibirische Tiger sind kräftige und schnelle Läufer. Das Be-

dürfnis der körperlichen Auslastung kann in einem Gehege

niemals befriedigt werden. Lokomotorische Stereotypien,

wie das bei Raubkatzen in Gefangenschaft oft zu beobach-

tende wiederholte Hin- und Herlaufen auf ausgetretenen

Pfaden, können beispielsweise durch den Mangel an Bewe-

gungsmöglichkeit entstehen. (Vgl. Austermühle 1996) Meh-

rere Studien zeigen, dass Tiere, die in Freiheit lange Stre-

cken zurücklegen würden, mit größerer Wahrscheinlichkeit

stressbedingtes, anormales Verhalten und psychologische

Dysfunktionen zeigen. (Vgl. Clubb und Mason 2003; Robbins

et al. 1996; Lewis et al.1996; Bahr et al. 1998) Wie oben

erwähnt, legen Tiger in freier Wildbahn in der Regel am Tag

15 bis 20 Kilometer zurück (vgl. Austermühle 1996), was in

keinem Verhältnis zur Größe eines Zookäfigs steht. Während

der Recherche im Schwaben Park wurden lokomotorische

Stereotypien bei einer Sibirischen Tigerin dokumentiert.

Nicht nur die Länge der gelaufenen Strecke spielt für Groß-

katzen eine Rolle, sondern vor allem die Stimulation, die

das Tier auf der Strecke erlebt. (Vgl. Clubb und Mason 2003)

Tiger in Gefangenschaft leiden daran, ihre Umgebung nicht

kontrollieren zu können. Langeweile und Monotonie bestim-

men ihr Leben. Sie können sich weder anspruchsvollen kör-

perlichen noch geistigen Herausforderungen stellen. (Vgl.

Austermühle 1996) Der Schwabenpark gewährleistet keine

vielfältige, abwechslungsreiche und veränderbare Umwelt.

Eine Studie von Lyons et al. untersuchte neun Katzenarten

in elf verschiedenen Gehegen im Edinburgh Zoo in Schott-

land.

50

Page 51: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

51

EinE REchERchE von

Der Autor beobachtete stereotypes Auf- und Abschreiten

bei 15 von 19 Katzen, also 79%. Auch hier ist man über-

zeugt, dass der Mangel an abwechslungsreicher Umwelt eine

Rolle spielt. (Vgl. Lyons et al. 1997)

Im Schwaben Park gibt es für die schwimmfreudigen Tiger

keine Möglichkeiten zu Schwimmen. Das viel zu kleine Was-

serbecken kann keine Alternative zu einem Fluss oder See

im natürlichen Lebensraum darstellen. Es dient ausschließ-

lich der Erfüllung von Richtlinien. Die wirklichen Bedürfnis-

se der Tiere können durch ein Wasserbecken dieser Größe

nicht annähernd berücksichtigt werden.

Der renommierte Tierethiker Dr. Andrew Knight beschreibt

die Situation der Tiger im Schwaben Park folgendermaßen:

“Das Gehege der Sibirischen Tiger erschien mir karg und

räumlich begrenzt, angesichts der enormen Gebiete, die

diese Tiere normalerweise in der Wildnis erkunden würden.“

(Vgl. Expertenaussage Andrew Knight, siehe Anhang)

Die menschenscheuen Tiere sind weiterhin dem täglichen

Kontakt zu Menschen ausgesetzt, was in ihrem natürlichen

Umfeld niemals der Fall wäre. Der Trubel und die Lautstärke,

die von den Parkbesuchern ausgehen, ist enorm im Verhält-

nis zu einem abgeschiedenen Leben in der Wildnis. Auch der

aus Platzgründen ständige zwanghafte Kontakt mit einem

Artgenossen muss auf die sehr autonomen Tiere auf Dauer

belastend wirken. Ein Leben in Gefangenschaft spielt sich

für einen Tiger auf extrem kleinem Raum ab.

Page 52: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Frustrierte, unglückliche und beunruhigte Tiere zeigen häu-

fig stereotype Verhaltensmuster. Diese sind klare Anzeichen

für psychisches und/oder physisches Leid. (Vgl. Animal

Equality 2011)

52

Page 53: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

53

EinE REchERchE von

3.2 PAPAGEiEn (PsittAcinEs)

Frei lebende Papageien kommen vor allem in tropischen und

subtropischen Gebieten vor. Sie bewegen sich oberhalb der

Baumkronen in großer Höhe, wohingegen sie in Gefangen-

schaft keine oder kaum Möglichkeit zum freien Flug haben.

Die sehr sozialen, geselligen Tiere leben in Freiheit in Fami-

lienverbänden, Kleingruppen oder größeren Schwärmen von

bis zu über 100 Tieren. (Vgl. Hoppe 1992)

Aras gehören zu den größten Vertretern der Papageienvö-

gel. Sie sind besonders gute und schnelle Flieger. In der

Natur schlafen sie bevorzugt in hohen Bäumen, um sich vor

Gefahren besser zu schützen. (Vgl. Hoppe 1992)

ArAs und kAkAdus im schwAbEn PArk

In Gefangenschaft werden Papageien oft einzeln oder paar-

weise gehalten und entwickeln dadurch nicht selten Verhal-

tensstörungen. Die im Käfig gehaltenen Tiere gehen eine

zwanghafte Beziehung zum Menschen ein und fristen ein

Dasein, das ihren Bedürfnissen in keiner Weise entspricht.

Im Schwaben Park werden verschiedene Papageienarten,

darunter Kakadus und Aras, gehalten. Einige Aras leben zu-

sammen mit anderen Vögeln in einer Voliere. Ob die bauli-

che Höhe einer Voliere dem Sicherheitsbedürfnis eines Pa-

pageien beim Schlaf gerecht werden kann, ist fraglich.

Page 54: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Einige der Papageien dienen den ParkbetreiberInnen als Pu-

blikumsattraktion und müssen, ähnlich wie die Schimpan-

sen, während der Öffnungszeiten täglich in einer eigenen

Show auftreten. Dort zeigen sie das in einem langwierigen

Prozess anerzogene Verhalten beim Modellfahrrad fahren

oder Zünden einer Miniaturkanone. In einem der Showteile

wird in unmittelbarer Nähe der Papageien ein Feuer ent-

facht. Das regelmäßige Zurschaustellen der Tiere stellt für

jedes Individuum eine Belastungssituation dar und ist mit

Stress durch laute Geräusche und anderen unnatürliche Be-

dingungen verbunden.

Der Verlust von Federn oder Haaren ist eines der am meisten

beobachteten Anzeichen eines schlechten gesundheitlichen

Zustandes bei Zootieren. Sie sind wahrscheinlich das Re-

sultat von Selbstverstümmelung oder Fremdverstümmelung

durch Käfiggenossen und können ein Indikator für psychi-

sches Leid der Tiere sein. (Vgl. Animal Equality 2011) Bei

Kakadus zeigen sich stereotype Verhaltensstörungen in der

Regel durch Selbstrupfen der Federn und den daraus resul-

tierenden kahlen Stellen. (Vgl. Mason, 2010) Diese sind bei

einem weißen Kakadu des Schwaben Parks sehr stark vertre-

ten. Sein gesamter Bauchbereich ist bereits federlos und es

kann davon ausgegangen werden, dass dies eine Folge der

enormen Stresssituation ist, in der sich das Tier befindet.

Ähnliche kahle Stellen konnten auch bei einigen der Aras,

die in der Papageienshow auftreten müssen, festgestellt

werden.

54

Abb. 10- 12 (rechte Seite): Ein

Kakadu und mehrere Aras, die

in der Papageienshow auftreten

müssen, weisen erschreckenden

Federverlust auf, der auf Stress

und Depression der Tiere hin-

weisen kann

Page 55: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

55

EinE REchERchE von

Page 56: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

3.3 dOmEstiziErtE tiErArtEn im

strEichELzOObErEich

Die Bedürfnisse von domestizierten Tieren werden in hohem

Maß von ihren in Freiheit lebenden Vorfahren beeinflusst.

Zum Beispiel ist das Verhalten von domestizierten Pferden

und Wildpferden in ihren Herden sehr ähnlich, genauso wie

die Reaktionen von sich pflanzlich ernährenden Tieren, wenn

sie auf Feinde treffen. Der Bestseller-Autor, Jeffrey Masson,

hat beobachtet, dass domestizierte Hühner innerhalb von

wenigen Tagen, nachdem sie in die Freiheit entlassen wor-

den sind, nachts in Bäumen schlafen. (Vgl. Masson 2003)

Sogar nach tausenden von Jahren der Domestizierung haben

sich diese Tiere ihre inhärenten Verhaltensweisen bewahrt.

Nach Price bedeutet die Domestizierung von Tieren nur, dass

ihrer Tendenz vor Menschen zu fliehen eliminiert worden ist.

(Vgl. Price 1984)

Die Grundfläche des Geheges ist im Verhältnis zu der Anzahl

der Tiere sehr klein und besteht ausschließlich aus kargem

Kieselboden ohne Bewuchs. Im Jahr 2000 war auf Satelli-

tenbildern noch eine grüne Fläche an der Stelle des heuti-

gen Außengeheges zu sehen. Diese ist spätestens seit 2008

gänzlich veschwunden. (Quelle: Satellitenaufnahme, Google

Earth)

56

Page 57: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

57

EinE REchERchE von

Während der Ermittlungen von Animal Equality stand den

Tieren zu keinem Zeitpunkt eine andere Futterquelle zur Ver-

fügung als das von StreichelzoobesucherInnen im Schwaben

Park gekaufte Futter. Wahrscheinlich haben die Tiere tags-

über keinen Zugang zu Futter, damit sie mit BesucherInnen

interagieren, die sie füttern können. Laut Experten weisen

sie einen beunruhigenden Hungerpegel auf, was zu Strei-

tigkeiten und Aggressionen zwischen den Tieren aus Fut-

terneid und Hunger führen kann (vgl. Expertenaussage von

Andrew Knight, siehe Anhang).

Abb. 13: Die Futterstelle im

Streichelzoobereich blieb bei

sämtlichen Besuchen leer

Abb. 14: Die Tiere weisen laut

Experten einen erschreckenden

Hungerpegel auf und drängen

und schubsen sich gegenseitig,

um an Futter zu gelangen, wel-

ches ihnen Besucher durch den

Zaun reichen

Page 58: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Der Umstand, dass das Streichelzoogehege viel zu klein ist

(0,1 Hektar), stellt generell eine Belastung für die Tiere dar.

Die Situation wird zusätzlich dadurch verschärft, dass es

keinerlei Rückzugsmöglichkeit gibt, was von den Betreiber-

Innen höchstwahrscheinlich beabsichtigt ist. So haben die

BesucherInnen ständig die Möglichkeit, die Tiere zu strei-

cheln oder zu füttern. Die Tiere können also nicht selbst

bestimmen, ob sie Kontakt zu den BesucherInnen haben

möchten oder nicht. Das Fehlen von Privatsphäre ist ein

sehr häufig zu beobachtendes Phänomen in Zoos und führt

in der Regel zu erhöhtem Stress. Da, wie oben erwähnt, eine

alternative Futterquelle im Streichelzoogehege fehlt, wer-

den die Tiere noch stärker zu einem Kontakt mit Menschen

gezwungen.

Zudem liegt das Gehege der Tiger sehr nah am Streichelzoo-

gehege. Da die Tiere im Streichelzoogehege Beutetiere sind,

besteht das Risiko, dass sie die Nähe der Tiger als Stress

empfinden. Studien über das Verhalten von Säugetieren, die

sich in der Nähe ihres natürlichen Feindes befinden, haben

gezeigt, dass diese Tiere konstantes Stressverhalten zeigen,

welches zu dauerhaften Veränderungen in ihrem Gehirn

führen kann. (Vgl. Adamec et al. 2005) Tiger zeigen nicht

selten depressives und angespanntes Verhalten, wenn sie

dazu gezwungen werden, sich konstant in Riechweite von

Beutetieren aufzuhalten, wie es beispielsweise in Zirkussen

der Fall ist.

58

Page 59: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

59

EinE REchERchE von

Laut Aussagen von MitarbeiterInnen bleiben die Tiere im

Winter in der Scheune. Die Fläche dieser Scheune beträgt

maximal 250 Quadratmeter (Quelle: Google Earth) und ist

damit im Verhältnis zur Anzahl der Tiere sehr klein. Ani-

mal Equality liegen Bilder aus dem Inneren dieser Scheu-

ne vor, während etwa 60 Ziegen und Schafe, 4 Alpakas

und 4 Schweine auf engstem Raum eingepfercht lebten.

Eng aneinandergepresst hatten sie kaum Möglichkeit sich

fortzubewegen. Viele der Ziegen hatten abgestoßene Hör-

ner, was auf Streitigkeiten und Kämpfe innerhalb der Gehe-

ge hinweist und deutlich zeigt, dass die Tiere an Stress und

Raumbegrenztheit leiden. Bei einem Alpaka wurden Blut-

spuren im Gesicht und an der Flanke dokumentiert.

Abb. 15: Etwa 60 Ziegen und Schafe, vier Alpakas und vier Schwei-

ne leben den ganzen Winter über auf engstem Raum zusammenge-

pfercht in einer Scheune.

Page 60: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

3.3.1 ALPAkAs

Das Alpaka stammt vom Vikunja ab (Vgl. Kadwell et al. 2001)

und wurde vor 6000 bis 7000 Jahren domestiziert. Alpakas

leben und weiden auf den grasigen Hängen Boliviens, Ar-

gentiniens und Chiles in Höhen von 3200 bis 4800 Metern

über dem Meeresspiegel. (Vgl. Lichtenstein 2008) In Frei-

heit leben Alpakas in Herden von bis zu acht Mitgliedern.

(Vgl. Felix 1981)

Alpakas werden nicht nur in Zoos gehalten, sondern müssen

auch als Wolllieferanten dienen oder werden in der tierge-

stützten Aktivität eingesetzt. Alpakas sind Pflanzenfresser,

sie essen sauberes Heu, Gras und Mineralfutter und haben

einen hohen Rohfaserbedarf. (Vgl. Otterstedt) Einzigartig

unter den Huftieren ist das Nachwachsen der Zähne, was

bedeutet, dass die Zähne und Hufe in Gefangenschaft ge-

trimmt werden müssen, da Nahrung und Untergrund nicht

derart rau sind. Im Vergleich zu Lamas sind Alpakas etwas

scheuer, da sie im Laufe der Domestikation weniger an den

Menschen gewöhnt wurden. Plötzliche Bewegungen und un-

bekannte Situationen und Begegnungen können für die Tie-

re angstauslösend sein. (Vgl. Otterstedt 2007)

60

Page 61: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

61

EinE REchERchE von

Alpakas haben ein sehr gutes Sehvermögen. Bewegungen

nehmen sie als Fluchttiere dabei besonders gut wahr. Auch

Gehör und Geruchssinn sind gut ausgebildet. (Vgl. Ot-

terstedt 2007) Es ist möglich, dass Alpakas lernen, gegen-

über dem Menschen physischen Kontakt zuzulassen, ihrem

Wesen entspricht Körperkontakt allerdings nicht. Diesen

lassen sie innerartlich nur zwischen Muttertier und Fohlen

zu. Gegenseitige Körperpflege wird von Alpakas nicht prak-

tiziert. (Vgl. Otterstedt 2007)

ALPAkAs im schwAbEn PArk

Der Schwaben Park hält vier Alpakas im Streichelzoobe-

reich. Diese werden mit einer großen Anzahl an Ziegen und

anderen Tieren zusammengehalten. Eine solche Vergesell-

schaftung mit anderen Tierarten ist laut Otterstedt “we-

gen eventueller Probleme durch verstärkte Aufnahme von

Magen-Darm-Parasiten und wegen des unterschiedlichen

Verhaltens der verschiedenen Tierarten nur bedingt zu emp-

fehlen.” (Otterstedt 2007)

Für Fluchttiere kann die ständige Anwesenheit von Be-

suchern in unmittelbarer Nähe ein Stressfaktor sein. So

schreibt Otterstedt zwar, dass sich Alpakas sowohl schnell

an veränderte Lebensräume als auch an neue Bezugsper-

sonen und Besucher anpassen könnten, jedoch nur, “so-

fern diese sich berechenbar verhalten” (Otterstedt 2007).

Page 62: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Auf einem Streichelzoogelände mit offenem Zugang für Be-

sucher und ohne Rückzugsmöglichkeiten für die Tiere gibt

es immer wieder unvorhersehbare Situationen, aus denen

die Fluchttiere nicht entweichen können. Besucher können

versuchen, die Tiere anzufassen. Otterstedt betont, dass bei

Körperkontakt ein von beiden Seiten entwickeltes Vertrauen

und Interesse im Vordergrund steht. Dieses Vertrauen kann

sich bei flüchtigen Streichelzoobesuchen nicht entwickeln.

Animal Equality konnte zu keinem Zeitpunkt feststellen,

dass den Alpakas im Schwaben Park Futter zur Verfügung

stand, das nicht von den Besuchern gekauft und verfüttert

wurde.

Ein Alpaka konnte von Animal Equality dabei gefilmt wer-

den, wie es an den Eisenstangen des Geheges kaute, was

auf Hunger oder auch auf eine stressbedingte Störung hin-

weisen kann. Der renommierte Tierethiker Andrew Knight

kommentierte das Bildmaterial aus dem Schwaben Park mit

folgenden Worten: “Ein Alpaka wurde beobachtet, wie es an

Stangen kaute, eine Ziege an Müll. Dieses Verhalten kann

Hunger oder Stress bedeuten” (vgl. Expertenaussage von

Andrew Knight, siehe Anhang).

62

Page 63: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

63

EinE REchERchE von

Abb. 16: Ein Alpaka wurde dabei dokumentiert,

wie es immer wieder die Gitterstäbe ableckte

Page 64: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

3.3.2 ziEGEn

ziEGEn im schwAbEn PArk

Im Schwaben Park werden mindestens 65 Ziegen zusammen

mit anderen Tieren im Streichelzoobereich gehalten.

Mehrere der Tiere gehen auf Besucherinnen und Besucher

zu, sehr wahrscheinlich deswegen, weil sie während der Öff-

nungszeiten keine andere Futterquelle haben. Animal Equa-

lity hat mehrmals beobachtet, dass Tiere festgehalten oder

gestoßen wurden und den BesucherInnen schutzlos ausge-

liefert waren.

64

Abb. 17: Besucher greifen, schubsen und fangen Babyziegen

ohne Beaufsichtigung von Parkpersonal

Page 65: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

65

EinE REchERchE von

Die Ziegen haben keinerlei Rückzugsmöglichkeiten. Während

der Anwesenheit des Rechercheteams war der Zugang zur

Scheune immer versperrt. Sie wiesen teilweise abgestoßene

oder verletzte Hörner auf, die möglichweise als Folge von

Aggressionen zwischen den Tieren verletzt wurden. Weiter-

hin wurde dokumentiert, dass Ziegen auf sich im Gehege

befindendem Müll herumkauten.

Die Ziegen, die im Streichelzoo gehalten werden, scheinen

außerdem als Futter für die Tiger benutzt zu werden. Ani-

mal Equality liegen Bilder von zerfetzten Ziegenkörpertei-

len vor, die in Kühlräumen des Schwaben Parks aufgenom-

men worden sind. Es liegt die Vermutung nahe, dass Ziegen

an Tiger verfüttert werden, solange diese im Innengehege

sind, damit den Besuchenden dieser Anblick erspart bleibt.

Ist dies tatsächlich der Fall, wird das liebenswerte Bild,

das die Familie Hudelmaier von den Ziegen im Streichelzoo

zeichnen will, zur Farce. Da die Besucherinnen und Besucher

nichts davon merken, werden sie im Glauben gelassen, die

Familie Hudelmaier meine es tatsächlich gut mit ihren Tie-

ren. Es ist unmöglich, eine respektvolle Beziehung zu den

Tieren zu haben, wenn diese eingesperrt und sogar anderen

Tieren zum Fraß vorgeworfen werden.

Page 66: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

66

Page 67: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

EinE REchERchE von

67

Abb. 18-20: Grausamer Fund in den Lagerräumen des Schwaben Parks. Tote Babyziegen liegen achtlos in

Kartons übereinander gestapelt und andere zerkaute Überreste von möglichen Ziegen liegen in Kisten.

Page 68: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

3.3.3 schAfE

Ähnlich wie im Fall der Ziegen kennen wir Schafe vor allem

als domestizierte Tiere. Wilde Schafe leben hauptsächlich

in gebirgigen Regionen in Europa, Asien und Nordafrika. In

Herden lebende Herbivore wie Ziegen und Schafe verteilen

sich in der Regel breitflächig über die zu begrasenden Flä-

chen, was deutlich zeigt, dass jedes Tier seinen individuel-

len Raum schätzt und braucht. (Vgl. Michelena et al. 2008)

Genauso wie Ziegen grasen auch Schafe etwa acht Stunden

täglich, dies kann sich jedoch unter Umständen auch auf 13

Stunden pro Tag ausweiten. (Vgl. Jensen 2009)

schAfE im schwAbEn PArk

Im Streichelzoobereich des Schwaben Parks leben mehre-

re Kamerunschafe zusammen mit den Ziegen und Alpakas

auf Kieselboden. Laut Carola Otterstedt benötigen Schafe

als Wiederkäuer viel Grasweideland und genügend Wasser-

tröge und Fressplätze, da sonst Futterneid entstehen kann.

(Vgl. Otterstedt 2007) Grasland ist im Schwaben Park für

die Streichelzootiere nicht zugänglich und auch die Exis-

tenz verschiedener Fressplätze konnte Animal Equality nicht

bestätigen.

Kamerunschafe sind tendenziell ängstlich, zurückhaltend

und fluchtbereit. Sie können folglich ebenso wie Alpakas

und Ziegen in einer Streichelzoohaltung durch den Mangel

an Privatsphäre Stress ausgesetzt sein und unter der stän-

digen Nähe der BesucherInnen leiden.

68

Page 69: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

69

EinE REchERchE von

3.3.4 hänGEbAuchschwEinE

Das heutige domestizierte Schwein stammt vom eurasischen

Wildschwein ab. Wildschweine sind an eine Vielzahl von

Landschaften angepasst, einschließlich Wälder und Savan-

nen. Sie sind hauptsächlich nachtaktiv und bewegen sich in

Gruppen. Männliche Wildschweine leben jedoch teilweise als

Einzelgänger. (Vgl. Peitz und Peitz 2007) Die Gruppengröße

beeinflusst das Verhalten der Gruppenmitglieder - in gro-

ßen Gruppen können Schweine, die einen niedrigeren Rang

haben, Schwierigkeiten haben, höherrangigen Gruppenmit-

gliedern auszuweichen. (Vgl. Broom und Fraser 2007)

Die soziale Organisation von Gruppen basiert auf der Anla-

ge freundschaftlicher Beziehungen und Hierarchie. (Jensen

und Wood-Gush 1984) Für eine funktionierende Hierarchie

sind Gruppengröße und Raumangebot von großer Bedeu-

tung. (Vgl. Broom und Fraser 2007)

Es wurde nachgewiesen, dass die heutigen domestizierten

Schweine innerhalb kürzester Zeit, nachdem sie in die Frei-

heit entlassen wurden, ein Verhaltensrepertoire annehmen,

das dem von Wildschweinen sehr ähnlich ist. Dies legt nahe,

dass Schweine bestimmte Verhaltensmerkmale während der

Domestizierung nicht verloren haben. (Vgl. Peitz und Peitz

2007; Otterstedt 2007; Gieling 2011)

Page 70: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Studien zeigen, dass Wildschweine hoch sozial sind und

meist während der Morgen- und der Abenddämmerung aktiv

sind (abhängig von Jahreszeit, Feinddruck und Nahrungs-

mittelverfügbarkeit). Wildschweine sind circa 65% des Ta-

ges aktiv. (Vgl. Graves 1984) Während der Nahrungssuche

bewegen sie sich zwischen verschiedenen Arten der Nah-

rungsaufnahme, wie z.B. Grasen und Wühlen. (Vgl. Gieling

2011) Die Möglichkeit zu Wühlen ist ein inhärentes Bedürf-

nis von Schweinen. (Vgl. van Putten 1978)

Weil Schweine keine Schweißdrüsen haben, suhlen sie sich

in Wasser oder Schlamm, um ihre Körpertemperatur zu sen-

ken. (Vgl. Jensen 2003; Broom und Fraser 2007; Gieling

2011) Kürzlich hat eine Studie nachgewiesen, dass Schwei-

ne sich nicht nur Suhlen, um sich abzukühlen, sondern auch

deshalb, weil sie es genießen. (Vgl. Bracke 2011) Suhlen ist

deshalb eine sehr wichtige Aktivität für Schweine. Sie sind

außerdem gute Schwimmer.

hänGEbAuchschwEinE im schwAbEn PArk

Die beiden Hängebauchschweine im Schwaben Park leiden

an dem Mangel an Rückzugsmöglichkeiten, Möglichkeiten

zum Wühlen und Suhlen, dem erzwungenen Kontakt zu Be-

sucherInnen sowie Platzmangel. Den BetreiberInnen des

Parks fehlt deutlich das Verständnis und/oder das Verant-

wortungsbewusstsein diesen Tiere gegenüber.

70

Page 71: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

71

EinE REchERchE von

4. SCHIMPANSEN IN DER WILDNIS (PAN TROGLODYTES)

Schimpansen (Pan troglodytes) sind neben Gorillas, Oran-

gutans, Bonobos und Menschen eine der fünf Arten von

Menschenaffen. Sie sind für ihre Intelligenz, geschickten

Werkzeuggebrauch und komplexe soziale Verhaltensweisen

bekannt. Schimpansen sind die dem Menschen am ähnlichs-

ten Tiere. Sie teilen die gleichen Emotionen wie wir: Mit-

gefühl, Neid, Ärger, Freude, Großzügigkeit, Scham, Sinn von

Humor, Trauer etc. (Vgl. Centre for Great Apes Webseite)

4.1 LEbEnsrAum

In Freiheit lebende Schimpansen bewohnen tropische Re-

genwälder, Savannen oder auch Bergland im mittleren Afri-

ka und bewegen sich je nach Gruppengröße und Nahrungs-

angebot auf einem Streifgebiet von etwa zehn bis über 50

Quadratkilometern, (also etwa 1400 bis 7000 Fußballfelder,

Anm. d. A.). (Vgl. Morris und Parker 2010)

Dieses wird von der Gruppe regelmäßig durchzogen. Die

meiste Zeit halten sie sich allerdings im Zentrum des Streif-

gebiets auf, das etwa ein Drittel der Fläche umfasst. Schim-

pansen verbringen ungefähr die Hälfte des Tages damit, zu

fressen und sich in Bäumen und am Boden fortzubewegen.

Nester zum Schlafen in Bäumen bauen sich Schimpansen

aus miteinander verflochtenen Ästen, Zweigen und Blättern

selbst. Sie befinden sich im Schnitt in fünf bis 20 Metern

Höhe und schützen sie vor Fressfeinden oder giftigen Tie-

ren. (Vgl. Morris und Parker 2010)

Page 72: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

4.2 sOziALstruktur

Schimpansen sind besonders gesellig, lebhaft und extrover-

tiert. In einer Schimpansengemeinschaft von weniger als 20

bis zu über 100 Tieren leben die Schimpansen in lockeren

Untergruppen, die sich immer wieder neu zusammensetzen.

Schimpansen gehen also keine dauerhaften Bindungen ein.

Diese Untergruppen haben etwa drei bis zehn Mitglieder

und finden sich zu verschiedenen Anlässen wie Essen, Jagen

oder Lausen zusammen. (Vgl. Morris und Parker 2010)

Für diese veränderbare Sozialstruktur wurde der Begriff

“Fission-Fusion-Organisation” geprägt. (Vgl. Morris und

Parker 2010) Die ganze Schimpansengemeinschaft kommt

sehr selten zusammen, doch die einzelnen Grüppchen halten

mit dem Rest der Gruppe durch Rufe Kontakt. Den Mittel-

punkt einer Schimpansengemeinschaft bildet eine Gruppe

aus erwachsenen, männlichen Schimpansen. (Vgl. Morris

und Parker 2010)

Nach einer Studie von Victoria Horner et al. verhalten

Schimpansen sich aus eigenem Antrieb altruistisch gegen-

über anderen, ein Verhalten, das lange Zeit nur Menschen

zugesprochen wurde. (Vgl. Horner et al. 2011)

Männliche Schimpansen bleiben meistens in ihrer Ursprungs-

gruppe, bei den weiblichen Schimpansen kommt es häufig

vor, dass sie im Alter von neun bis 13 Jahren die alte Gruppe

verlassen und eine neue Gruppe im näheren Umfeld von bis

zu 20 Kilometern Entfernung aufsuchen. (Vgl. Morris und

Parker 2010)

72

Page 73: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

73

EinE REchERchE von

4.3 GEburt und ErstE LEbEnsjAhrE

In der Regel bringt ein weiblicher Schimpanse bei einer Ge-

burt ein einziges Junges zur Welt. (Vgl. Morris und Parker

2010) Schimpansenbabys sind sehr hilflos und lange auf die

Zuwendung und Fürsorge ihrer Mütter angewiesen. (Vgl.

Morris und Parker 2010) Die Bindung zwischen Mutter und

Kind ist sehr stark und bleibt meist ein Leben lang beste-

hen. (Vgl. Goodall 1971) Für Neugeborene sind Berührungen

mit der Mutter und anderen vertrauten Tieren sehr wichtig.

Die Bindung zwischen dem Kind und der Mutter wird durch

Körperkontakt gefestigt. (Vgl. Morris und Parker 2010)

frEiE wiLdbAhn„schimpansenKleingruppen mit 3-10 Tie-

ren in einer Gemeinschaft

mit 20-200, keine dauerhaf-

ten Bindungen“

(aus: Morris und Parker

2010)

Grafik angelehnt an

Morris und Parker 2010

Page 74: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Junge Menschenaffen entwickeln sich verhältnismäßig

langsam. Laut Morris und Parker ist wohl kein anderes Säu-

getier außer dem Elefanten so lange Zeit von seinen Eltern

abhängig. (Vgl. Morris und Parker 2010) Während dieser

Zeit lernen sie von ihrer Mutter, adäquate soziale Interak-

tionen mit ihren Artgenossen einzugehen und alles, was

sonst noch notwendig ist, um zu überleben. Die Schim-

pansenmutter gibt auch Persönlichkeitsmerkmale, wie

beispielsweise Selbstsicherheit oder Unsicherheit, an ihre

Jungen weiter. (Vgl. Goodall 1971)

Wenn in der Wildnis die Mutter eines Schimpansenkindes

stirbt, ist es nicht ungewöhnlich, dass das Kind von Ge-

schwistern oder anderen Familienangehörigen adoptiert

wird (Morris and Parker 2010). Die Trennung von der Mutter

und soziale Isolation eines jungen Kindes kann dazu füh-

ren, dass die Tiere eine Bandbreite anormaler Verhaltens-

weisen entwickeln, die dauerhaft sind (Brune et al. 2006;

Goodall 1986; Birkett and Newton-Fisher 2011; Bourgeois

et al. 2007; Bradshaw et al. 2008).

Essen wird das Schimpansenkind zunächst nur, was ihm von

seiner Mutter angeboten wird. Wird es etwas älter, sucht es

gelegentlich auch selbst nach Nahrung und entfernt sich

dabei für einen Moment von seiner Mutter. Es wurde be-

obachtet, dass Schimpansenkinder wimmern, wenn sie ihre

Mutter nicht gleich wiederfinden. Dieses Verhalten kann

auch Jahre später noch beobachtet werden, wenn die er-

wachsenen Schimpansen in Stress geraten. (Vgl. Morris und

Parker 2010)

74

Page 75: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

75

EinE REchERchE von

Die langsame Entwöhnung erfolgt erst nach dreieinhalb bis

viereinhalb Jahren, nach fünf bis sechs Jahren kann die

Mutter dann ein weiteres Kind zur Welt bringen. Diese sehr

lange Phase zwischen den einzelnen Geburten ist besonders

bezeichnend für Menschenaffen. Stirbt die Mutter eines

Jungtieres, kommt es in der Natur gelegentlich zu Adoptio-

nen durch ältere Geschwister oder andere Verwandte. (Vgl.

Morris und Parker 2010)

4.4 wErkzEuGGEbrAuch und kOmmunikAtiOn

Schimpansen sind geschickte Werkzeugbenutzer. Sie bear-

beiten auch Objekte in ihrer Umwelt und stellen damit neue

Werkzeuge her, eine Fähigkeit, die lange Zeit als Monopol

des Menschen galt. Dass Schimpansen dazu in der Lage sind,

zeigt gleichzeitig, dass sie die Fähigkeit zur Planung und

Problemlösung besitzen. Das Wissen über den Werkzeug-

bau können Schimpansen später an ihre Kinder weiterge-

ben. (Vgl. Morris und Parker) Dabei bedienen sie sich eines

komplexen Kommunikationssystems aus Mimik, Gestik und

Lauten. (Vgl. Morris und Parker; Goodall 1971)

In den 60er Jahren begann ein amerikanischer Forscher, der

jungen Schimpansin Washoe die Amerikanische Gebärden-

sprache ASL beizubringen. Im Laufe der Zeit eignete sich

Washoe einen Wortschatz von circa 1500 Gebärden an und

war in der Lage, Vier-Wort- und gelegentlich auch Sieben-

Wort-Sätze zu bilden. Sie brachte ihrem Kind die Symbole

der Gebärdensprache bei und auch der Rest der mit ihnen

lebenden Schimpansengruppe kommunizierte regelmäßig

untereinander per ASL. (Vgl. Fouts und Fouts 1996)

Page 76: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Die Hauptgesprächsthemen der Schimpansen untereinander

betreffen die Kategorien des Spiels, der sozialen Interakti-

on und Rückversicherung, außerdem das Essen, die Körper-

pflege, die Sauberkeit und Disziplin. (Vgl. Fouts und Fouts

1996) Dabei können sie sich auch auf zurückliegende oder

zukünftige Ereignisse beziehen und sind in der Lage, Dinge

zu erwähnen, die nicht aus ihrer unmittelbaren Umgebung

kommen. (Vgl. Fouts und Fouts 1996) Dass einige zufällig

ausgewählte Schimpansen menschliche Gebärdensprache er-

lernen können, kann nicht bedeuten, dass sie im Vergleich

zu ihren Artgenossen besonders intelligent sind. Es zeigt

stattdessen, dass weitaus mehr als die bisher bekannten

Schimpansen in der Lage wären, ein menschliches Kommu-

nikationssystem zu erlernen.

Schimpansen, die in einem natürlichen Umfeld aufgewach-

sen sind, kommunizieren komplex und subtil über die art-

eigene Mimik, Körper- und Lautsprache. Der Tierfotograf

Frans de Waal zeigt in seinen Aufnahmen zum Beispiel ver-

schiedene Droh- und Spielgesichter von Primaten, in denen

sie deutlich ihre Gefühle zum Ausdruck bringen. Er fängt

Szenen ein, in denen sich Schimpansen gegenseitig trös-

ten, in denen sie tanzen, Grimassen schneiden, symbolisch

bestrafen oder Frieden schließen. Schimpansen zeigen auch

Sinn für Humor. “Für einen Schimpansen ist es zum Beispiel

witzig, wenn man so tut, als wolle man ihn packen (und

absichtlich daneben greift).” (De Waal 2004)

76

Page 77: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

77

EinE REchERchE von

4.5 GEfAhrEn

Schimpansen stehen auf der Roten Liste der vom Ausster-

ben bedrohter Tierarten (Oates et al. 2008). Dies lässt sich

größtenteils auf politische Instabilität in manchen Gebie-

ten, in denen sie leben, Lebensraumzerstörung, Krankheiten

(z.B. Ebola) und Wilderei zurückführen.

Page 78: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

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Page 79: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

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EinE REchERchE von

5. SCHIMPANSEN IM SCHWABEN PARK

Der Park hält 44 Menschenaffen (Stand Oktober 2012), von

denen circa sechs relativ junge Tiere für die Show arbeiten

müssen. Das macht die Schimpansenhaltung des Schwaben

Parks zur größten privaten Haltung von Schimpansen in Eu-

ropa. (Vgl. Graefe 2012) Der Freiluftkäfig, in dem die Schim-

pansen für die BesucherInnen sichtbar untergebracht sind,

ist in sechs Abteilungen unterteilt, in denen jeweils eine

Gruppe von Schimpansen gehalten wird. Des Weiteren ver-

fügt die Anlage über vom Publikum nicht einsehbare Innen-

gehege, die in acht Bereiche unterteilt sind. Zwei Schim-

pansenkinder werden zur Öffnungszeit zusammen in einem

separaten Kindercontainer gehalten.

5.1 hALtunG

Die Innengehege der Schimpansenanlage sind entsprechend

des Säugetiergutachtens von 1996 zu klein. Die Mindestgrö-

ße von 480 Quadratmetern (vgl. Vermeer 2012a) für die 44

Schimpansen wird bei weitem nicht erreicht. Das Sozialle-

ben bei Schimpansen ist normalerweise geprägt durch eine

Struktur, bei der innerhalb der großen Stammgruppe täglich

neue Kleingruppen in unterschiedlicher Zusammensetzung

entstehen. (Vgl. Morris und Parker)

Page 80: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Diese Kleingruppenbildung ist im Schwaben Park nicht

möglich. Die 44 Tiere leben aufgeteilt in acht voneinan-

der getrennten Käfigen. Sie sind tagtäglich zur Interaktion

mit denselben Individuen gezwungen und können ihr Be-

dürfnis nach wechselnden Sozialstrukturen nicht ausleben.

Dr. Lorraine Docherty, Spezialistin für Schimpansenrettung

und -rehabilitation bestätigte dies auf Anfrage von Animal

Equality: “Schimpansen sind höchst soziale Tiere und das

Leben in Gruppen ist grundlegend für ihre psychische Ge-

sundheit.”

Schimpansen sind in der Natur hoch aktive Tiere mit aus-

geprägter Rangordnung unter den männlichen Tieren. (Vgl.

Morris und Parker 2010) Auf Grund des viel zu kleinen Raums

ist es den Tieren im Schwaben Park nicht möglich, sich ge-

genseitig auszuweichen, da nicht ausreichend Rückzugs-

möglichkeit zur Verfügung steht. Bei Auseinandersetzungen

zwischen den Tieren gibt es nicht genügend Fluchtwege,

da die Innenräume teils nur einen einzigen Zugang in die

Freigehege haben. (Vgl. Vermeer 2012a) Einem rangniedri-

gen Tier kann so der Zugang zum Innengehege von einem

ranghöheren versperrt werden. Zudem soll gerade bei nied-

rigen Temperaturen im Winter laut Säugetiergutachten auf

jeden Fall ein Zugang zum Innengehege gewährleistet sein,

da zu bedenken ist, dass Schimpansen unsere mitteleuro-

päischen Temperaturverhältnisse nicht gewöhnt sind. (Vgl.

BMELV 1996)

Weiterhin ist es nicht allen Schimpansen möglich, nachts

in größerer Höhe in Baumkronen zu schlafen, wie sie es in

freier Wildbahn aus Schutz vor Gefahren tun würden.

80

Page 81: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

81

EinE REchERchE von

5.2 hALtunG dEr junGtiErE

5.2.1 kLEinkindEr VOn EtwA EinEm jAhr

Die beiden jüngsten Schimpansen namens Robbi und Anni,

beide im Jahr 2011 geboren, sind während der Öffnungszei-

ten zu zweit in einem umgebauten Baucontainer mit Kunst-

stoffglasscheibe eingesperrt. Der Container misst circa acht

Quadratmeter (vgl. Vermeer 2012b) und unterschreitet so-

mit drastisch die Vorgaben des Säugetiergutachtens, nach

denen ihnen eine Mindestfläche von 25 Quadratmetern zur

Verfügung stehen sollte. Die Kinder werden isoliert von den

anderen Menschenaffen in Paarhaltung gehalten, was den

Vorgaben des Säugetiergutachtens ebenso widerspricht.

Während die Jungtiere laut Aussage von Hudelmaier (vgl.

Pix 2012) und einer Angestellten des Schwaben Parks (Aus-

sage einer Mitarbeiterin am 24.09.2012) im ersten Lebens-

jahr im Hause der Familie Hudelmaier leben, besagt Jan

Vermeer in seinem Bericht (vgl. Vermeer 2012a), dass sie

während dieser Zeit in einem kleinen Gehege in einem Ge-

bäude des Parks eingesperrt sind.

Dieses Gehege ist eine kleine Zelle mit einer Fläche von

circa acht Quadratmetern und einer Höhe von circa zweiein-

halb Metern. Es ist davon auszugehen, dass die zwei jüngs-

ten Kinder ihre Zeit in dieser Zelle verbringen, wenn sie sich

nicht in dem Container befinden. Diese Zelle hat geflieste

Wände und verfügte im Juli 2012 über keinerlei Spielzeuge

oder andere Beschäftigungsmöglichkeiten, es befand sich

lediglich ein Holzbrett an der Wand und Stroh auf dem Bo-

den.

Page 82: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Die Affenkinder haben im Kindercontainer kaum Beschäfti-

gungsmöglichkeiten und sind weiterhin den ständigen Bli-

cken, Lärm und Belästigungen der ZuschauerInnen ausge-

setzt. Sie verfügen über keinerlei Rückzugsmöglichkeiten.

Während der Recherche wurde vermehrt beobachtet, wie

Kinder unbeaufsichtigt gegen die Glasscheiben schlugen.

Diese Art der Haltung stellt eine psychische Belastung für

die Tiere dar.

An der Rückseite des Containers befindet sich eine Bühne,

die im Rahmen der Kinderunterhaltung im Park als Veran-

staltungsort für eine Zaubershow genutzt wird. Die Kinder

sitzen in mehreren Bankreihen vor der Bühne und applau-

dieren dem Zauberer regelmäßig. Es kann davon ausgegan-

gen werden, dass die Schimpansenkinder bewusst dem aus

der Zaubershow resultierenden Lärm ausgesetzt werden, um

sie an die Geräuschkulisse der Tiershows zu gewöhnen, in

denen sie später auftreten sollen.

Abb. 21: In diesem umfunktionierten

Baucontainer verbringen zwei Baby-

Schimpansen auf etwa 8 Quadratme-

tern ihre Tage. Direkt dahinter be-

findet sich die lärmende Bühne einer

Zaubershow.

82

Page 83: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

83

EinE REchERchE von

Wie beim Menschen und vielen anderen Tieren ist die Kind-

heit für Schimpansen ein sehr entscheidendes Alter für die

physische und psychische Entwicklung. Schimpansenkinder

sind für lange Zeit von ihrer Mutter abhängig, mehr als vier

Jahre schlafen und trinken sie bei ihr. Wenn die Gruppe

unruhig wird und sich bedroht fühlt, springen sie auf den

Rücken ihrer Mutter, um Sicherheit zu finden. (Vgl. Goodall

1971)

Die meisten Affenkinder trinken während ihres ersten Le-

bensjahres circa drei Minuten pro Stunde an der Brust ih-

rer Mutter. (Vgl. Goodall 1971) Die Mutter-Kind-Bindung ist

sehr stark ausgeprägt. Wenn diese gebrochen wird, stürzt

die Welt der Betroffenen zusammen. Kinder können von der

Trennung depressiv werden. Sie werden teilweise von ih-

rem Kummer so geschwächt, dass sie sterben. (Vgl. Goodall

1971)

Im Schwaben Park verbringen die handaufgezogenen Kinder

ihre ersten Jahre in kleinen Zellen und ohne Kontakt zu

anderen Schimpansen.

Page 84: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

5.2.2 kLEinkindEr im ALtEr VOn zwEi bis drEi jAhrEn

Die drei anderen jungen Kinder sind etwas älter, sie wur-

den in den Jahren 2010 und 2011 geboren. Die meiste Zeit

verbringen sie anscheinend in einem der Innengehege ohne

Zugang nach außen. Sie wurden im Rahmen der acht Besu-

che von Animal Equality nie draußen gesichtet. Ihr Zugang

nach außen war jedes Mal abgeschlossen und sie zeigten ab

und an ihre Gesichter durch die milchige Tür.

Ihr Innengehege ist circa sieben Quadratmeter groß (vgl.

Vermeer 2012a) und sie haben - abgesehen von Autoreifen,

Tüchern und von der Decke hängenden Gurten - keine Be-

schäftigungsmöglichkeiten.

84

Abb. 22: Drei junge Schimpansen-

kinder in einem der Innengehege

Page 85: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

85

EinE REchERchE von

Junge Schimpansen in freier Wildbahn verbringen viel Zeit

damit zu spielen. Im Alter von zwei und drei Jahren spielen

sie praktisch die ganze Zeit. (Vgl. Goodall 1971) Sie widmen

sich jedoch selten länger als ein paar Minuten der gleichen

Beschäftigung. (Vgl. Goodall 1971) Über diese nötige Ab-

wechslung verfügen die Schimpansenkinder im Schwaben

Park in ihren kleinen Zellen und isoliert vom Rest der Gruppe

in keiner Weise.

Jane Goodall beschreibt das Spiel von jungen Schimpansen

so: “Am Liebsten jedoch spielen sie mit anderen Schimpan-

senkindern, jagen sich gegenseitig um Baumstämme herum,

springen, einer nach dem anderen durch die Baumwipfel,

lassen sich an einem Arm baumeln und stoßen sich gegen-

seitig oder wälzen sich ausgelassen auf dem Boden und

beißen, schlagen oder kitzeln sich, ohne einander weh zu

tun.” (Goodall 1971). “Wenn jedoch das Spiel für den jun-

gen Schimpansen einerseits auch eine Art Lernprozeß ist, so

ist es andererseits doch zugleich offensichtlich eine höchst

vergnügliche Beschäftigung.” (Goodall 1971).

Page 86: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

5.3 AussEn- und innEnGEhEGE

Die Schimpansen kommen außer mit Gras und gelegentlich

Ästen, die als Gartenabfälle anfallen, mit keiner Vegetation

in Berührung, was in starkem Kontrast zu ihrem natürlichen

Lebensraum steht. Sie haben kaum Möglichkeit, ihre Umge-

bung zu erkunden und zu manipulieren, da viele Teile der

spärlichen Gehegeausstattung, wie beispielsweise ein toter

Baumstamm oder Steinbrocken, starr und unbeweglich sind.

“Lebensraumbereicherung”, wie man das Ausstatten eines

Käfiges mit Beschäftigungsmaterial im Zoojargon nennt,

gibt es im Schwaben Park kaum.

Schimpansen bauen sich in freier Wildbahn ihre Schlafnes-

ter selbst. (Vgl. Morris und Parker 2010) Im Schwaben Park

steht ihnen kaum Nestbaumaterial zur Verfügung. Unab-

hängig davon wie üppig die Ausstattung eines Zoogeheges

auch immer ausfallen mag - sie kann niemals die Zustände

in freier Natur ersetzen. In der Natur werden Schimpansen

von einer sich in ständiger Veränderung befindenden Um-

welt stimuliert. Die Menschenaffen im Schwaben Park ha-

ben kaum Stimulation, ihre Umwelt bleibt ständig gleich,

eine Interaktion mit ihr ist nur beschränkt möglich. Die

Bereicherung des Lebensraums mit Beschäftigungsmaterial

kann einen Mangel an Platz niemals ausgleichen.

86

Page 87: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

87

EinE REchERchE von

Im Außengehege gibt es kaum Nischen und andere Mög-

lichkeiten, sich von ParkbesucherInnen oder Artgenossen zu

distanzieren. Die Innengehege sind sehr kantige Räume mit

für ihre Zwecke niedrigen Decken, die zwischen zweieinhalb

Metern und weniger als vier Meter hoch sind. (Vgl. Vermeer

2012a) Die Räume sind gefliest und machen einen sehr

kahlen Eindruck, auch wenn der Boden teilweise mit Stroh

bedeckt ist. Sie verfügen nur über sehr spärliche “Einrich-

tung”: im besten Fall einen hängenden Autoreifen und an

die Decke gehängte Gurte. Im Sommer scheinen die Türen

zwischen Innen- und Außengehege immer verschlossen zu

sein, so dass die Tiere immer draußen in Sicht des Parkpu-

blikums sein müssen. Während die Schimpansen sich in der

Natur Schlafnester aus Ästen bauen, verfügen sie im Park

weder in den Innengehegen noch in der Außengehegen über

Möglichkeiten, etwas Vergleichbares zu tun.

Die Zeit, die die Schimpansen im Winter in den engen, kah-

len Innengehegen verbringen müssen, muss eine große Be-

lastung für die Individuen sein. Sie können sich dort noch

weniger vor Artgenossen zurückziehen und haben noch we-

niger Möglichkeiten, sich zu bewegen und zu beschäftigen.

Page 88: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

5.4 strEss und sEinE fOLGEn

5.4.1 diE umGEbunG

Die Geräuschkulisse im Schwaben Park ist auf Grund der

Fahrgeschäfte höher als in einem gewöhnlichen Zoo. Schim-

pansen haben ein gutes Gehör, das ihnen in der Natur hilft,

Gefahren zu erkennen oder Gruppenmitglieder zu orten.

(Vgl. Morris und Parker 2010) Sie sind im Schwaben Park

dauerhaften Hintergrundgeräuschen und der zusätzlichen

Belastung durch Besucherlärm ausgesetzt. Diese Geräusche

können Stressfaktoren für die Tiere sein.

5.4.2 PsychischE fOLGEn

Die meisten Wildtiere, auch die in Gefangenschaft leben-

den, müssen ihren instinktiven Verhaltensweisen nachge-

hen. Sie sollten die Möglichkeit haben, zu einem gewissen

Grad ihr Leben selbst zu bestimmen damit sie mental und

physisch gesund bleiben. Fehlende Kontrolle und wieder-

holende Frustration kann zu schwerwiegenden psychischen

Problemen führen (Zoocheck 2006).

Eine neue Studie hat ergeben, dass die Trennung von ihren

Müttern und anderen Schimpansen und das jahrelange Fris-

ten in Gefangenschaft für kleine Schimpansenkinder nicht

selten in anormalen Verhaltensweisen, wie das Hin- und

Herbewegen des Kopfes, resultiert (Lopresti-Goodman et al.

2013).

88

Page 89: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

89

EinE REchERchE von

Einiger der meist verbreitesten anormalen Verhaltensweisen,

die bei in Gefangenschaft lebenden Schimpansen beobach-

tet wurden sind Koprophagie (das Essen von Kot), die Re-

gurgitation und Wiederaufnahme von Essen und Selbstum-

klammerung. (Vgl. Birkett und Newton-Fisher 2011; Nash et

al. 1999; Wobber und Hare 2011; Hook et al. 2002; Walsh et

al. 1982).

Auch üblich ist selbstverletzendes Verhalten, wie sich selbst

zu schlagen, beißen oder sich selbst die Haare auszureißen

(Brune et al. 2006; Birkett et al. 2011; Walsh et al. 1982;

Mason und Latham 2008; Davenport und Menzel 1963).

Einige Tiere führen exzessive Haarpflege bis zu dem Punkt

durch, an dem sie an bestimmten Stellen vollkommen haar-

los sind. Obwohl solche Verhaltensweise sinnlos erscheinen,

sind sie wahrscheinlich eine Art der Selbststimulation für

die Tiere, die nicht genug Beschäfigungsmöglichkeiten zur

Verfügung haben und sind stressbedingt (Brune et al. 2006;

Birkett und Newton-Fisher 2011; Bradshaw et al. 2008;

Wobber und Hare 2011; Dorey et al. 2009; Fabrega 2006;

Novak 2001; Reimers et al. 2007).

Page 90: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Bei jedem der acht Besuche des Rechercheteams von Animal

Equality in den Anlagen des Schwaben Parks konnten Ver-

haltensauffälligkeiten der Schimpansen dokumentiert wer-

den. Es handelt sich hierbei um Symptome von psychischem

Stress und eine Vielzahl anormaler Verhaltensweisen und

Verhaltensstörungen, die klare Indikatoren dafür sind, dass

die Tiere im Schwaben Park stark unter ihrer Situation lei-

den und diese als Qual empfinden. Es wurden zum Beispiel

das repetitive Hin- und Herbewegen des Kopfes oder Kör-

pers, raspberry Geräusche, exzessive Fellpflege, das Bespu-

cken und Bespeicheln der Gitterstäbe und Lippeneinsaugen

dokumentiert. Auch das Umklammern des eigenen Körpers

und das Verharren in stark depressiven Posen wurde immer

wieder, und auch bei sehr jungen Tieren, dokumentiert.

Während der Shows zeigten die Tiere ebenfalls Verhalten,

welches mit Stress in Verbindung gebracht werden kann.

Die Schimpansenrettungs- und Rehabilitationsspezialistin

Dr. Lorraine Docherty beschreibt die Situation der Schimpan-

sen im Schwaben Park mit den folgenden Worten: “Die men-

tale Gesundheit der Schimpansen im Schwaben Park scheint

gefährdet zu sein. Das zeigt sich in einer Reihe anormaler

Verhaltensweisen, wie man gut in den Videoclips von Ani-

mal Equality erkennen kann. Man sieht z. B. sich wiederho-

lende stereotype Verhaltensweisen, raspberry vocalizations

(Mundgeräusche) und excessive displaying (übertriebenes

Zurschaustellen).

90

Page 91: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

91

EinE REchERchE von

Diese Verhaltensweisen sind Indikatoren für psychisches

Leiden und andere Störungen, die im Zusammenhang damit

stehen, keine Kontrolle über Umwelteinflüsse zu haben, was

für im Zoo lebende Schimpansen typisch ist.” (Vgl. Exper-

tenaussage Dr. Lorraine Docherty, siehe Anhang)

Es konnten bei einigen Schimpansen im Schwaben Park wie-

derholt stereotype Verhaltensweisen wie das andauernde

Vor- und Rückwärtsschaukeln des Oberkörpers, das Aussto-

ßen seltsamer Laute und die bis zum Haarverlust führende

Fellpflege dokumentiert werden. Diese sind laut Patti Ra-

gan, der Gründungsdirektorin des Center for Great Apes in

Florida, häufig auftretende Verhaltensstörungen bei Schim-

pansen, die ihre ersten fünf oder sechs Lebensjahre nicht

von ihrer eigenen Schimpansenmutter aufgezogen wurden.

(Vgl. Expertenaussage Ragan, siehe Anhang)

“Angesichts der vielen Ähnlichkeiten in den Gehirnstruk-

turen, die bei Menschen und Schimpansen bei Stress be-

troffen sind (z. B. der Hippokampus, die hypothalamisch

pituitäre Adrenalachse), und den psychosozialen Verhalten-

sähnlichkeiten der beiden, zeigen viele Schimpansen, die in

Gefangenschaft leben, das posttraumatische Stresssyndrom

(PTSD), das komplexe posttraumatische Stresssyndrom

(CPTSD) und Depressionen, ähnlich denen von Menschen.

Page 92: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Diese Symptome haben ihre Ursache in der Trennung von

der Mutter, unangemessenen Umweltbedingungen, denen

kognitive Bereicherung fehlt, im seltsamen Verhalten der

Schimpansen, die gezwungen werden, Tricks vorzuführen

(z. B. Kleidung zu tragen und auf einem Motorrad zu fah-

ren) und in der andauernden Präsenz der Menschen und der

Interaktion mit ihnen.” (Vgl. Expertenaussage Dr. Stacy

Lopresti-Goodman, siehe Anhang)

Es wurden verschiedene Schimpansen in ihrem Gehege doku-

mentiert, die ruckartig ihre Köpfe bewegten und sie darauf-

hin schüttelten. Mehrere andere Schimpansen wurden dabei

aufgenommen, wie sie raspberry Geräusche mit ihrem Mund

machten. All diese Verhaltensweisen sind anormal und tau-

chen nur bei in Gefangenschaft lebenden Schimpansen auf.

Sie sind ein Zeichen für psychischen Stress und Langeweile.

(Vgl. Expertenaussage Dr. Stacy Lopresti-Goodman, siehe

Anhang) Durch diese Art der Verhaltensweisen versuchen

die Tiere in der Regel sich selbst zu beruhigen oder sie zei-

gen diese psychischen Störungen aufgrund der mangelnden

Stimulation durch äußere Umstände. (Vgl. Expertenaussage

Dr. Stacy Lopresti-Goodman, siehe Anhang)

Andere Schimpansen umklammerten sich selbst, während

sie sich in niedergeschlagenen und gekrümmten Positio-

nen zusammenkauerten. Diese Art der Körperhaltung deu-

tet ebenso auf Stress hin. (Vgl. Expertenaussage Dr. Stacy

Lopresti-Goodman, siehe Anhang)

92

Abb. 23 (rechte Seite): Ein jun-

ger Schimpanse wurde in de-

pressiver Haltung verharrend

dokumentiert, die Furchen auf

seinem Kopf können Zeichen

von selbstverletzendem Verhal-

ten sein, welches eine Folge von

Reizdeprivation, Depression und

Traurigkeit sein kann

Page 93: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

93

EinE REchERchE von

Page 94: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Die Anwesenheit der BesucherInnen ist für die Schimpan-

sen auch keine angenehme Erfahrung. Dass die Tiere vom

Publikum sichtbar verärgert sind, zeigt sich durch folgende

Verhaltensweisen: Sie rennen auf die Menschen zu, spucken

sie an oder werfen Gegenstände und Dreck in ihre Richtung.

“Das sind Versuche der Schimpansen, mit den Zuschauern

zu kommunizieren und ihnen mitzuteilen, dass sie gestresst

sind und möchten, dass sie verschwinden.” (Vgl. Experten-

aussage Dr. Stacy Lopresti-Goodman, siehe Anhang)

“Einige Schimpansen sind in unmittelbarer Nähe zu einem

kleinen lärmenden Zug untergebracht, der die BesucherIn-

nen durch den Park befördert. Als Folge dieser Bedingungen

sind die Tiere äußerst angespannt, ihr Leben reduziert auf

Gleichgültigkeit und Teilnahmslosigkeit, zusammengekauert

oder versunken in sich wiederholende Wippbewegungen,

was auf psychischen Zusammenbruch hinweist.” (Vgl. Ex-

pertenaussage Dr. John Sorenson, siehe Anhang)

Eine weitere Verhaltensstörung, die bei Schimpansen, die

in Gefangenschaft unter Stress leiden, auftritt, ist das so-

genannte salivating (exzessive Speichelproduktion). Animal

Equality dokumentierte mehrere Schimpansen, die wieder-

holt die Gitterstäbe ihrer Gehege bespuckten und die Spucke

dann wieder einsaugten und schluckten. Studien zufolge ist

dies eine Verhaltensstörung, die als Folge von Langeweile

oder auch dem Fehlen einer angemessenen Ernährung auf-

tritt. (Vgl. Expertenaussage Dr. Stacy Lopresti-Goodman,

siehe Anhang)

94

Page 95: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

95

EinE REchERchE von

Tragischerweise haben ForscherInnen erkannt, dass auch

wenn die Tiere aus dieser Situation genommen werden, vie-

le der anormalen Verhaltensweisen und Zeichen von psy-

chischem Stress irreversibel geworden sind (Bowlby 1973;

Kalcher et al. 2008; Martin 2002). Zwei Schimpansen zum

Beispiel (Poco und Safari) wurden aus ihrer jahrelangen

Einzelhaltung gerettet, doch zeigten sie auch nach ihrer

Rettung noch Stereotypien, die Folge von dem psychischen

und physischen Trauma sind, welches sie durchlitten haben

(Lopresti-Goodman et al. 2013).

5.4.3 GEsundhEitLichE fOLGEn

Dem Gutachten von Jan Vermeer, welcher den Park im Spe-

tember 2012 besichtigte, ist zu entnehmen, die Schimpan-

sen befänden sich in bester Gesundheit. In seinem Gutach-

ten war zusammenfassend zu lesen, dass “es ungewöhnlich

sei, Tiere in so guten Konditionen vorzufinden” (Vermeer

2012a). Die ErmittlerInnen von Animal Equality jedoch ha-

ben ein gänzlich anderes Bild der Schimpansen im Park vor-

gefunden.

Der medizinische Zustand einiger der Schimpansen im

Schwaben Park bietet mindestens Anlass zur Sorge. Einige

Schimpansen weisen Wunden, Geschwüre oder Verletzungen

an verschiedenen Körperteilen wie Kopf, Gliedmaßen und

Extremitäten auf. Die extreme Enge der Gehege kann zu Ag-

gressionen zwischen den Schimpansen einer Gruppe führen

und Verletzungen hervorrufen.

Page 96: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Abb. 24-26: Einige der Schimpansen

haben Wunden an Händen, Füssen

oder Köpfen.

96

Page 97: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

97

EinE REchERchE von

Obwohl die Ursache der Verletzungen unbekannt ist, kann

man davon ausgehen, dass sie eine Folge der Stresssituation

sind, in der sich die Tiere befinden. (Vgl. Expertenaussage

Andrew Knight, siehe Anhang)

Einige der Schimpansen haben zudem Furchen an den

Köpfen, die auf selbstverletzendes Verhalten hinweisen.

“Schimpansen neigen – genau wie Menschen – zu selbst-

verletzendem Verhalten, um sich von psychischem Stress zu

befreien, wenn auf sie die Kriterien für CPTSD zutreffen.

Dies wird durch ein verlängertes und sich wiederholendes

Trauma herbeigeführt, im Gegensatz zu einzelnen trauma-

tischen Erlebnissen. Es ist möglich, dass die Schimpansen

im Schwaben Park Symptome von CPTSD aufweisen und sich

aus diesem Grund selbst verletzen.” (Vgl. Expertenaussage

Dr. Stacy Lopresti-Goodman, siehe Anhang)

Viele der Schimpansen leiden unter Haarausfall im Gesicht,

auf Kopf, Brust und im hinteren Schulterbereich. Dieser

Haarausfall kann durch einen Anstieg des Stresshormons

Kortisol verursacht werden. (Vgl. Expertenmeinung Dr. Sta-

cy Lopresti-Goodman, siehe Anhang) Der Verlust der Haare

könnte auch ein Resultat einer Zwangsstörung sein. Dies ist

ebenso durch Stress verursachtes Verhalten, bei dem sich

die Schimpansen auf stereotype Weise die Haare ausreißen.

(Vgl. Expertenaussage Dr. Stacy Lopresti-Goodman, siehe

Anhang)

Page 98: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Bei einigen der Schimpansen konnte weiterhin andauernder

und sich wiederholender Husten dokumentiert werden. Bei

einem Jungtier, welches in sich in engem Kontakt zu ande-

ren Schimpansen befand, war dieser besonders stark ver-

treten. Gelegentlicher Husten muss bei Schimpansen nicht

zwangsläufig ein Indiz für eine schwerwiegende Krankheit

sein, dennoch muss er medizinisch überwacht werden. Ob

dies im Schwaben Park bezüglich des Hustens der Fall ist,

ist fraglich, da so viele Individuen unter Husten leiden.

“Ich hoffe sehr, dass der junge Schimpanse mit dem Hus-

ten in medizinischer Behandlung bei einem Veterinär ist...

Von Zeit zu Zeit erkälten sie sich und dieser Husten könnte

durch eine Erkältung ausgelöst worden sein. Aber es könnte

auch etwas sehr viel Schlimmeres sein” (vgl. Expertenaussa-

ge Patti Ragan, siehe Anhang), lautet die Aussage von Patti

Ragan, Gründungsdirektorin des Center for Great Apes in Fo-

rida, bezüglich des Animal Equality Videos eines hustenden

Schimpansen im Schwaben Park.

Es kann zusammenfassend festgestellt werden, dass die

Schimpansen im Schwaben Park erheblich unter ihrer Gefan-

genhaltung leiden und sich dies in physischen und psychi-

schen Störungen beweisend ausdrückt.

98

Page 99: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

99

EinE REchERchE von

5.5 hAndAufzuchtEn

Sehr wahrscheinlich hat der Schwaben Park ein gesteiger-

tes wirtschaftliches Interesse an der Aufrechterhaltung der

Schimpansenshow. Die Show zieht - im Gegensatz zu den

immer baufälliger werdenden Fahrgeschäften - langfristig

zahlendes Parkpublikum an. Um das Fortbestehen der Show

zu gewährleisten, sind Handaufzuchten von Jungtieren

notwendig. Da Schimpansen mit zunehmendem Alter nicht

mehr gefügig sind und sich Dressur und Auftritten mittels

Körperkraft verweigern (vgl. Pix 2012), müssen ständig

neue Schimpansenkinder per Hand aufgezogen werden. Min-

destens 18 der 24 vermutlich im Schwabenpark geborenen

Schimpansen wurden per Hand aufgezogen. (Vgl. Vermeer

2012a) Von den 44 heute im Park lebenden Schimpansen

wurden mindestens 30 per Hand aufgezogen. (Vgl. Vermeer

2012a)

Dressierbar sind nur die Schimpansen, die nach der Geburt

von ihrer Mutter getrennt und von Menschen aufgezogen

werden. (Vgl. Expertenaussage von Dr. Tobias Deschner,

siehe Anhang) Die Handaufzucht ist für die Parkbetreiber

also notwendig, um die Schimpansenkinder für die Show

verwenden zu können, da diese sonst nicht genügend an

den Menschen gewöhnt wären.

Da junge Schimpansen nicht ihren Müttern entrissen wer-

den dürfen, behauptet die Familie Hudelmaier, die für die

Show verwendeten Schimpansenkinder seien von den Müt-

tern verstoßen worden (Aussage Mitarbeiterin 24.09.2012).

Page 100: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Wäre dies tatsächlich immer der Fall, würde es für eine

schlechte gesundheitliche Verfassung der Schimpansenmüt-

ter im Schwaben Park sprechen. Schimpansenmütter neh-

men ihre Kinder in der Regel nur dann nicht an, wenn sie

aufgrund psychischer Krankheiten nicht dazu in der Lage

sind oder sie körperlich krank sind und beispielsweise an

Herpes Simplex leiden. (Vgl. Pix 2012) Weiterhin werden in

der Wildnis oft von anderen Gruppenmitgliedern adoptiert

(Boesch et al. 2010).

“Der Schwaben Park gibt auch an, dass viele der Mütter

aufgrund gesundheitlicher Probleme nicht in der Lage sei-

en, ihre Kinder aufzuziehen. Wenn das der Fall ist, ist dies

sehr wahrscheinlich das Ergebnis der unangemessenen und

stressigen Umgebung, in der sie leben. Dem Schwaben Park

sollte es unter keinen Umständen erlaubt sein, weiterhin

Schimpansen zu züchten.” (Vgl. Expertenaussage Dr. Stacy

Lopresti-Goodman, siehe Anhang)

Laut Dr. Rietschel, dem behandelnden Arzt der Tiere im

Schwaben Park, wird mit Hilfe von Verhütungs-Implantaten

aus der Humanmedizin versucht zu verhindern, dass Müt-

ter, die nicht fähig sind, ihre Kinder aufzuziehen, weiteren

Nachwuchs bekommen. (Vgl. Pix 2012) Da es jedoch offen-

sichtlich weiterhin regelmäßig Nachwuchs gibt, der abge-

stoßen wird, scheint diese Methode nicht zu funktionieren

oder nicht ernsthaft verfolgt zu werden.

100

Page 101: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

101

EinE REchERchE von

Die Mütter von 24 im Schwaben Park lebenden Schimpansen

leben laut Vermeer selbst im Schwaben Park. Daher liegt es

nahe, dass diese Kinder im Schwaben Park geboren worden

sind. (Vgl. Vermeer 2012a) Wie aus der im Anhang beige-

fügten Tabelle hervorgeht, wurden mindestens 18 dieser 24

im Park geborenen Menschenaffen von ihren Müttern ge-

trennt und per Hand aufgezogen. (a.a.O.) Es wurden also

mindestens 75 % der zwischen 1982 und 2011 geborenen

Schimpansenkinder von der Mutter verstoßen oder der Mut-

ter entrissen.

Zehn der 18 von Hand aufgezogenen Menschenaffen wur-

den danach zu “Showaffen” erzogen. (Vgl. Vermeer 2012a)

Drei der 18 von Hand aufgezogenen Schimpansen sind noch

zu jung für die Show. (a.a.O.) Zusätzlich leben noch zwei

weitere handaufgezogene Schimpansenkinder im Schwaben-

park, deren Mütter nicht im Schwabenpark leben. (a.a.O.)

Werden die insgesamt fünf jüngsten Kinder als “Showaffen”

trainiert, werden 83 % aller von Hand aufgezogenen Men-

schenaffen für die Show benutzt.

Weitere Schimpansen, die im Schwaben Park leben, aber

nicht dort geboren wurden, wurden ebenfalls von Hand auf-

gezogen. Im Fall von vier dieser Individuen behauptet der

Schwaben Park, dass sie aus anderen Einrichtungen stam-

men, der Geburtsort von weiteren neun Schimpansen wird

nicht genannt.

Page 102: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Von zwei Müttern der im Schwaben Park geborenen Schim-

pansen ist die Art der Aufzucht nicht bekannt. Alle ande-

ren fünf Mütter wurden ebenfalls per Hand aufgezogen.

Von diesen sieben Schimpansinnen, die Kinder geboren ha-

ben, durften nur drei einige ihrer Kinder selbst großzie-

hen, wie aus der im Anhang beigefügten Tabelle hervorgeht

(Vgl. Vermeer 2012a):

• Julchen zog eines selbst auf, zwei Kinder wurden ihr

weggenommen

• Cindy zog zwei selbst auf, ein Kind wurde ihr wegge-

nommen

• Mäde zog drei selbst auf, ein Kind wurde ihr wegge-

nommen.

Sina, Milli und Mari haben jeweils ein Kind geboren, alle

wurden per Hand aufgezogen. Kitty hat vier Kinder gebo-

ren, die ihr alle weggenommen wurden. Chita wurden alle

ihre acht Kinder weggenommen. (Vgl. Vermeer 2012a) Chita

kann angeblich ihre Kinder nicht selbst aufziehen, weite-

re Geburten hätten also spätestens nach der ersten durch

Empfängnisverhütung verhindert werden können. Dass diese

anschließend noch sieben weitere Kinder zur Welt brachte,

die allesamt von Hand aufgezogen wurden, legt den Ver-

dacht nahe, dass die Betreiber eine niedrige Motivation be-

sitzen, weitere Geburten zu verhindern. Das Platzangebot

für die einzelnen Tiere wird bei stetig wachsender Gruppen-

größe in den ohnehin schon viel zu kleinen Innengehegen

noch geringer.

102

Page 103: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

103

EinE REchERchE von

Stimmt die Aussage der ParkbesitzerInnen nicht und nicht

alle Showschimpansen wurden von der Mutter verstoßen,

muss es zu einer zwanghaften Trennung von Müttern und

Kindern gekommen sein. Die Mutter-Kind-Beziehung ist bei

Schimpansen besonders intensiv und bleibt oft ein Leben

lang bestehen. (Vgl. Goodall 1971)

Eine Trennung durch Menschenhand stellt für Schimpan-

senmütter und ihre Kinder ein traumatisches Ereignis dar.

Schimpansenmütter haben von Natur aus einen ausgepräg-

ten Beschützerinstinkt. Sie leiden an Depressionen und Sor-

ge um das Kind, wenn es ihnen weggenommen wird. Diese

psychische Belastung kann so schwerwiegend sein, dass die

Schimpansin die Fähigkeit, ein weiteres Kind großzuziehen,

verliert. Menschliche Pflegekräfte können dem Schimpan-

senkind nicht annähernd die Mutter ersetzen. (Vgl. PROJECT

R&R)

Junge Schimpansen sind ohne mütterliche Unterstützung

vollkommen hilflos. Tatsächlich können die Kinder in ihren

ersten beiden Lebensmonaten ihr eigenes Gewicht noch

nicht selbst tragen und sind somit abhängig von ihren Müt-

tern (Bard 1995; Chimpanzee Species Survival Plan Websei-

te).

Im Schwaben Park werden die Schimpansenkinder vom ers-

ten Tag an von Hand aufgezogen und mit Milumil Kinder-

nahrung gefüttert (Gespräch mit Thomas Hudelmaier am

13.11.2012).

Page 104: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Breite Forschungen im Gebiet Handaufzuchten bei Schim-

pansen belegen die negativen Effekte dieser auf die Psy-

che der Tiere. (Vgl. Birkett und Newton-Fisher 2011; Mar-

tin 2004; Martin 2005). Wenn die Tiere im Schwaben Park

tatsächlich nur für die menschliche Unterhaltung und die

Steigerung des Profits für den Park ihren Müttern entrissen

werden, ist dies eine grausame und inhumane Praktik – so-

wohl für die Mutter als auch das Kind – und beweist eine

ernsthafte Missachtung der BetreiberInnen des Parks ge-

genüber den dort gefangen gehaltenen Tieren.

104

Abb. 27: Dieses Schimpansenkind wurde immer wieder in

apathischen und depressiven Posen vorgefunden

Page 105: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

105

EinE REchERchE von

6. AUSBEUTUNG ZUR UNTERHALTUNG

Gefangen gehaltene Schimpansen werden oft für Fernseh-

shows, Filme und Werbespots benutzt. Die Tiere müssen oft

Menschenkleidung tragen und werden in vermenschlichten

Situationen dargestellt. Während es immer mehr in Verruf

gerät, Wildtiere in Wanderzirkussen zu halten (in mehreren

europäischen Ländern wurde dies bereits verboten), gibt es

immer noch zahlreiche Zoos, die zirkusähnliche Tiervorfüh-

rungen anbieten.

6.1 zirkusähnLichE shOws

Die Schimpansenshow im Schwaben Park ist eine Art Zir-

kusvorführung, in denen die dressierten Tiere in mensch-

liche Verkleidungen gesteckt werden und vor Publikum

einstudierte Einlagen vorführen müssen. Die Schimpansen

sind während der gesamten Show, die je nach Publikums-

zahlen bis zu drei Mal täglich aufgeführt wird, angeleint

bzw. angekettet. Für die Show dressiert Thomas Hudelmaier

mit seiner Frau Silvia erst im eigenen Zuhause und später

im Park Schimpansenkinder, die angeblich von ihrer Mutter

verstoßen wurden. Ältere Schimpansen können in der Regel

für die Shows nicht mehr “verwendet” werden, da sie unter

anderem dem Menschen körperlich überlegen sind und sich

Aufforderungen verweigern können.

Page 106: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Wildtiere haben von sich aus kein Interesse daran, Kunst-

stücke aufzuführen oder andere Verhaltensweisen zu erler-

nen, die ihren Bedürfnissen und Interessen nicht entspre-

chen. Ein solches Verhalten hat für sie keinen Nutzen. Die

Instinkte von Wildtieren bleiben erhalten, unabhängig von

dem Ort, an dem sie geboren werden. Sie bleiben unbere-

chenbar und in der Folge gehört es oft zum Training, den

Tieren durch extreme physische Gewalt Angst einzuflößen

und sicherzustellen, dass sie dem Trainer oder der Trainerin

gehorchen. (Vgl. Animal Equality 2011) Sie führen die Kunst-

stücke also nur aus Angst vor Bestrafung oder Resignation

durch. Führt das Tier die Kunststücke nicht zur Befriedigung

des Trainers oder der Trainerin aus, werden ‘überzeugendere’

Methoden angewandt, um die Leistung des Tieres zu ‘ver-

bessern’; letzten Endes wird ein nicht ‘arbeitendes’ Tier als

Belastung empfunden. (Vgl. Zoocheck 2006) Gewaltanwen-

dung zur Gewährleistung von Dominanz und Kontrolle wird

von vielen Dresseuren als notweniges Übel akzeptiert, da

ein Verlust der hundertprozentigen Dominanz ein Lebensri-

siko darstellen kann. (Vgl. Zoocheck 2006)

106

Page 107: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

107

EinE REchERchE von

Andauernde Dressur von Wildtieren hat oft einen stark

schädlichen Effekt auf die Gesundheit und das Wohlbefin-

den der Tiere. (Vgl. Save the Chimps Webseite) Kalkulierte

Misshandlung kann einen Schimpansen zu einem furchtsa-

men Individuum werden lassen, das nur um weitere Miss-

handlungen zu umgehen, aufmerksam und folgsam ist. Iro-

nischerweise ist das “Grinsen” der Schimpansen (Mund weit

geöffnet, Zähne zusammengepresst und entblöst), wie es

von Animal Equality während der Shows im Schwaben Park

beobachtet worden ist, in Wirklichkeit eine Geste der Unter-

werfung. (Vgl. Goodall 1971)

Abb. 28 (unten): Schimpansen

müssen lächerliche Kunststücke

in der täglichen Show vorführen

Page 108: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Primaten brauchen - wie alle menschlichen und nicht-

menschlichen Tiere - Beschäftigung. Die Zurschaustellung

der Individuen in der Unterhaltungsindustrie lässt sich mit

dem Beschäftigungsargument allerdings nicht rechtferti-

gen. Für Beschäftigung muss kein Individuum zur Schau

gestellt werden.

Es handelt sich außerdem beim Einüben von Zirkusnum-

mern und vermenschlichenden Verhaltensweisen keinesfalls

um eine Beschäftigung, die ihren Bedürfnissen entspricht.

Auch die Aufführungen selbst stehen den Interessen und

Bedürfnissen der Schimpansen vollkommen entgegen.

Patti Ragan, die Gründungsdirektorin des Center for Great

Apes in Florida, beschreibt die Schimpansenshow im Schwa-

ben Park mit den folgenden Worten: “Die Methoden, mit

denen Schimpansen dieser Größe trainiert und diszipliniert

werden, sind meistens herabwürdigend und barsch. Aber

selbst wenn der Trainer die tierfreundlichste und positivste

Art des Trainings gewählt hat, lehrt diese Show dem Pub-

likum in keinerlei Weise etwas über die wahre Natur von

Schimpansen, über ihr natürliches Verhalten und auch

nichts über die Schwierigkeit, sie in der freien Wildbahn

zu beobachten, weil ihre Art immer gefährdeter ist. Sie zu

verkleiden und sie dazu zu bringen, sich wie kleine Pseudo-

Menschen zu verhalten, ist veraltet und respektlos. Diese

Art von Show existiert doch schon seit Jahrzehnten nicht

mehr.” (Vgl. Expertenaussage Patti Ragan, siehe Anhang)

108

Page 109: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

109

EinE REchERchE von

In der Unterhaltungsindustrie zählt nicht das Individu-

um mit seinen Bedürfnissen - wie der Name es sagt, zählt

ausschließlich die Unterhaltung für den menschlichen Zu-

schauerinnen und Zuschauer. Dabei werden die Tiere einer

unnatürlichen Geräuschkulisse durch die Publikumsmenge

und die Showmusik ausgesetzt, die während der Vorführung

über Lautsprecher abgespielt wird. Die Umgebung in der

Showhalle, die Lautstärke, die vielen Menschen und hek-

tischen Bewegungen bleiben nicht ohne Wirkung auf die

Tiere. Bei Beenden der Show werden die Schimpansen mit

einem Fahrzeug zurück in ihren Käfig gebracht und zu Be-

ginn der nächsten Show wieder zur Halle gefahren.

Im Schwaben Park werden nur diejenigen Menschenaffen

“beschäftigt”, die in der Show mitarbeiten. Sie stellen nur

einen Bruchteil der im Park lebenden Schimpansen dar. Nor-

malerweise treten die Tiere, sobald sie die Geschlechtsreife

erreicht haben, nicht mehr für die Shows auf, da sie ab

diesem Alter schwer zu bändigen sind und mit deutlicher

Aggressivität auf Dressur reagieren. (Vgl. Graefe 2012)

Die BetreiberInnen des Schwaben Parks haben vermehrt

ausgesagt, dass es den Schimpansen Freude bereite, in den

Shows zu arbeiten und es ihnen Spaß mache, vor Publikum

aufzutreten. (Vgl. Graefe 2012) Die starke Aggressivität der

Tiere, sobald sie die Geschlechtsreife erreicht haben, wider-

legt dies eindeutig.

Page 110: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Die verschiedenen Tiershows zeigen die Tiere in Situatio-

nen, die ihren Interessen und Bedürfnissen absolut nicht

entsprechen. Das Bild, das von den Wildtieren vermittelt

wird, entspricht in keiner Weise der Realität und die Besu-

cher erfahren nichts über das Verhalten der Tiere in ihrem

natürlichen Lebensraum. Die Tiere müssen erniedrigende

Kunststücke aufführen, wodurch den ZuschauerInnen ver-

mittelt wird, dass nichtmenschliche Tiere keinen inhären-

ten Wert haben und einzig der Unterhaltung des Publikums

dienen. Für die Tiere bedeutet der Einsatz in der Unterhal-

tungsindustrie ein Leben voller Entbehrungen.

110

Abb. 29 (unten):

Schimpansen werden

gezwungen stark ver-

menschlichte Situatio-

nen vorzuführen

Page 111: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

111

EinE REchERchE von

6.2 PArkExtErnE untErhALtunGsindustriE

Seit Jahrzehnten werden Schimpansen ausgebeutet und für

Auftritte Werbespots, Fernsehshows und Filme gezüchtet

und dressiert. (Vgl. Ross und Vreemann 2010). Typischer-

weise werden junge Schimpansen benutzt, da sie in jun-

gem Alten noch kontrollierbar sind und für das Publikum am

attraktivsten. (Vgl. Lukas und Ross 2005; The Chimpanzee

Collaboratory 2000) Sind die Schimpansen zu alt, benöti-

gen sie lebenslange Pflege für circa 60 weitere Jahre. (Vgl.

Schroepfer et al. 2011)

Abb. 30 (oben): Die Tiere

werden während der Show

an Leinen und Ketten fest-

gehalten oder festgebun-

den

Page 112: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

In der Vergangenheit wurden Menschenaffen aus dem

Schwaben Park für die parkexterne Unterhaltungsindustrie

benutzt und in mehreren Fernsehshows zur Schau gestellt.

Dort mussten sie außerhalb der bekannten Umgebung

Kunststücke und Auftritte absolvieren. Unter anderem hat

der Schwaben Park Schimpansen für die folgenden Sendun-

gen wirtschaftlich genutzt:

• „Die große Show der Naturwunder“ am 25.12.2009 in

München (Abendzeitung Webseite)

• Elstner Show am 06.08.2009 (Monster and Critics)

• Radio Ton verwendet Schwaben-Park-Schimpansen,

2012 (Südwest Presse Webseite)

• Schwaben-Park-Schimpanse bei Stern TV, 2005 (Stern

TV Webseite)

• Schwaben-Park-Schimpanse bei Ronnys Popshow (RTL

Webseite)

• aktuell: Schimpanse in einem Werbefilm für die tsche-

chische Versicherung Koop.cz, 2012 (Euro Group for

Animals Webseite)

112

Page 113: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

113

EinE REchERchE von

Des Weiteren wurden Schimpansen aus dem Schwaben Park

mit folgenden Prominenten fotografiert, was darauf schlie-

ßen lässt, dass sie in weiteren Fernsehsendungen aufgetre-

ten sind:

• Oliver Geißen

• Stefan Raab

• Gabi Köster

• Elisabeth Lanz

• Ben (Sänger)

• Yvonne Catterfeld

Page 114: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

114

Page 115: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

115

EinE REchERchE von

7. GESETZLICHE RAHMEN- BEDINGUNGEN

„Für die Haltung von Säugetieren in zoologischen Einrich-

tungen und Zirkusbetrieben existieren in Deutschland kei-

ne tierartspezifischen rechtsverbindlichen Vorschriften. Um

die allgemeinen rechtlichen Anforderungen des § 2 TierSchG

näher zu bestimmen, wurden im Auftrag des BMELV zwei an-

tizipierte Sachverständigengutachten erarbeitet: die „Leit-

linien für die Haltung, Ausbildung und Nutzung von Tieren

in Zirkusbetrieben oder ähnlichen Einrichtungen“ (Zirkus-

leitlinien, letzte Überarbeitung 2000) sowie das „Gutachten

über Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren

(Säugetiergutachten, letzte Überarbeitung 1996).“ (BMT

2010)

Das erste dieser Gutachten stammt aus dem Jahre 1977 und

wurde von einer Gruppe deutscher ZoodirektorInnen erstellt.

Es diente Veterinärbehörden, Gerichten und Verbänden als

Entscheidungsgrundlage für die tierschutzgemäße Unter-

bringung von Tieren. Der darauf folgende Gutachtenentwurf

von 1996, der die Haltungsbedingungen eigentlich verbes-

sern sollte, unterschritt die Anforderungen des ersten Gut-

achtens jedoch sogar teilweise noch. Grund dafür war unter

anderem, dass nur einer von sieben Gremiumsmitgliedern

aus dem Bereich des Tierschutzes kam. (Vgl. Austermühle

1996) Laut BMELV werden die Richtlinien momentan überar-

beitet. (Vgl. BMELV 2012)

Page 116: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Die Schwaben Park GmbH verkauft sich als Freizeitpark mit

Tierhaltung. Deswegen sind die Zirkus-Leitlinien nicht auf

ihn anzuwenden und in der Folge ist es ihm möglich, Men-

schenaffen zu halten und in Shows zu benutzen: “Gleichwohl

die Haltung von Menschenaffen in reisenden Unternehmen

nach den Zirkusleitlinien von 2003 nicht mehr zulässig ist,

kann etwa besagter „Schwaben Park“ als nicht reisendes

Unternehmen sich diesem Verbot elegant entziehen.” (Gold-

ner 2011)

Im Rahmen der Recherche von Animal Equality wurden

zahlreiche Verstöße gegen das Säugetiergutachten und

das Bundesnaturschutzgesetz von Seiten der BetreiberIn-

nen des Schwaben Parks festgestellt. Einundfünfzig Punk-

te wurden von dem Rechercheteam von Animal Equality

als Verstöße gegen das Säugetiergutachten eingestuft.

Was die im Schwaben Park lebenden Tiere betrifft, gilt das

Säugetiergutachten ausschließlich für Schimpansen, Tiger,

Ziegen, Schafe und Schweine und nicht für die Papageien

und Fische. Animal Equality hat hauptsächlich Verstöße hin-

sichtlich Gehege- und Käfiggrößen, Mangel an Rückzugs-,

Ausweich- und Rundlaufmöglichkeiten sowie Mangel an

Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten festgestellt.

Zudem scheint der Park gegen mindestens vier Absätze des

Bundesnaturschutzgesetzes zu verstoßen. Dies ergibt sich

aus der Tatsache, dass die Gehege nicht art- und tiergerecht

ausgestattet sind und die Öffentlichkeit bei einem Besuch

des Schwaben Parks nicht genügend über den Erhalt der

biologischen Vielfalt und das Leben der Tiere in ihren natür-

lichen Biotopen lernen kann.

116

Page 117: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

117

EinE REchERchE von

Die große Anzahl klarer Verstöße gegen die geltenden Richt-

linien weist darauf hin, dass Tierschutzregelungen (Gesetze,

die Tiere schützen sollen) nicht nur sehr aufwändig, son-

dern in der Praxis unmöglich zu kontrollieren sind. Laut

Bundesnaturschutzgesetz §42 (“§42 BNatSchG”), ist das

Veterinäramt dafür zuständig, regelmäßig Prüfungen und

Besichtigungen durchzuführen, um feststellen zu können,

ob die u. a. oben genannten Forderungen von den Betrei-

bern eingehalten werden. Durch dieses Versagen würde das

Veterinäramt gegen drei Absätze des §42 BNatSchG versto-

ßen (§42 Absätze 5, 6 und 7 BNatSchG).

Es muss unbedingt zur Kenntnis genommen werden, dass die

vorhandenen Richtlinien die Tiere nicht schützen und auch

durch eine Verbesserung der Richtlinien die Bedürfnisse der

Tiere im Schwaben Park nicht befriedigt werden können.

Die Bedürfnisse der Tiere können in Gefangenschaft aus den

zahlreichen oben genannten Beispielen niemals vollkom-

men befriedigt werden.

Tiere existieren um ihrer selbst Willen. Deshalb sind reine

Tierschutzreformen oder Veränderungen der Art und Weise

der Ausbeutung von Tieren nicht akzeptabel. In der Vergan-

genheit hat sich gezeigt, dass bei Reformen, die die Nutzung

von Tieren etwas „artgerechter“ gestalten sollen, nicht die

tatsächlichen Bedürfnisse der Tiere im Vordergrund stehen,

sondern lediglich die Profitsteigerung für den “Tierhalter”.

Page 118: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Die logische Konsequenz aus der Nutzung von Tieren für

menschliche Zwecke, wie sie in Zoos, Zirkussen und ähnli-

chen Einrichtungen vorliegt, ist, dass die Bedürfnisse der

gefangen gehaltenen Tiere Bedürfnissen und Interessen der

Menschen untergeordnet werden. Diese Diskriminierung von

nichtmenschlichen Tieren aufgrund ihrer Spezieszugehörig-

keit darf nicht toleriert werden. (Vgl. Animal Equality 2011)

Eine Verbesserung von Haltungsbedingungen verändert die

Situation der Tiere nicht grundlegend und trägt zur Normali-

sierung von Tierausbeutung bei. (Vgl. Animal Equality 2011)

118

Page 119: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

119

EinE REchERchE von

8. VERHALTEN DER BESUCHER

Die Besucher stellen zweifellos eine wesentliche Kompo-

nente der Umgebung der Tiere im Schwaben Park dar und

haben daher einen bedeutenden Einfluss auf das Leben der

dort gefangen gehaltenen Tiere. Zahlreiche Studien haben

gezeigt, dass es in Zoos eine Verbindung zwischen den Pub-

likumszahlen und den Veränderungen im Verhalten der Tiere

gibt. (Vgl. Animal Equality 2011)

Das tägliche Leben der Tiere wird stark durch physische und

biologische Faktoren, wie soziale und räumliche Restriktio-

nen, die Anwesenheit von Tieren anderer Spezies, Menschen

miteingeschlossen, und die Anwesenheit angemessener Be-

schäftigungsmöglichkeiten, beeinflusst (Carlstead 1996).

Je nach Spezies und abhängig von den vorherigen Erfah-

rungen mit Menschen und dem Verhalten der jeweiligen

Person, reagieren nichtmenschliche Tiere auf Menschen in

unterschiedlicher Weise. Die großen Gruppen unbekannter

BesucherInnen, mit denen die Tiere täglich in Zoos konfron-

tiert werden, sind höchstwahrscheinlich keine angenehme

Erfahrung. (Vgl. Animal Equality 2011) Folglich leiden auch

die Tiere im Schwaben Park sehr wahrscheinlich unter der

Belastung durch den Publikumsverkehr.

Page 120: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Die dort gefangen gehaltenen Tiere nehmen die Besuche-

rInnen als Feinde, Beute, als neutral oder als Gegner wahr.

(Vgl. Hediger 1965) Viele Studien zeigen, dass Primaten die

Anwesenheit von großen, sich bewegenden Gruppen von

Menschen als extreme Stresssituation erleben. (Vgl. z. B.

Mitchell et al. 1991) Dieser Stress kann in anormalen Ver-

haltensweisen, Stereotypien, erhöhter Aggression, erhöhter

Aktivität sowie einer Abnahme des allgemeinen Interesses

und gruppenbezogener Aktivitäten resultieren. (Vgl. Animal

Equality 2011)

Bei andauernder aversiver Reizeinstrahlung durch vermehrt

wiederkehrende Situationen, die das Tier nicht kontrollieren

kann, kann eine Folge dessen chronische vermehrte Aus-

schüttung von Stresshormonen und stress-bezogenes Agres-

sionsverhalten sein (Kant et al. 1987).

Das Verhalten von Schimpansen in Abhängigkeit des Be-

sucherverhaltens wurde 1996 im Krefelder Zoo an einer

dort gefangen gehaltenen Schimpansengruppe untersucht,

die in einem 150 Quadratmeter großen Gehege lebt. Die

Studie kam zu dem Schluss, dass die Schimpansen desto

weniger spielen, je höher Aktivität und Anzahl der Be-

sucherinnen und Besucher ist. (Vgl. Austermühle 1996)

Hauptsächlich „aktives“ Verhalten von Seiten der Besu-

chergruppen lässt “bei den Schimpansen eine Atmosphä-

re [entstehen], wie sie bei der Zunahme sozialer Span-

nungen, bei unausgeglichenen Lebensbedingungen oder

reizenden Umwelteinflüssen beobachtet wurde und die

spielerisches Verhalten unterbindet.“ (Austermühle 1996)

120

Page 121: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

121

EinE REchERchE von

“Schließlich nahm auch die Häufigkeit des Übersprung-

verhaltens, die Tiere kratzten sich oder betrieben an sich

selbst Fellpflege, mit steigender Besucheraktivität zu.

All dies belegt, dass die Besucher das soziale Gruppengefü-

ge der Tiere stark belasteten und Spannungen auslösten.”

(Austermühle 1996)

Während der acht Besuche im Schwaben Park haben die Er-

mittlerinnen und Ermittler von Animal Equality die im Fol-

genden beschriebenen Situationen beobachtet.

8.1 indirEktEr kOntAkt

Während der Recherche beobachtete Animal Equality, wie

Gegenstände in das Gehege geworfen wurden und innerhalb

der Gehege befand sich Müll, der vermutlich ebenfalls von

BesucherInnen hinein geworfen worden war. Das Recher-

cheteam sah weiterhin Tiere, die eindeutig unter der un-

mittelbaren Nähe der BesucherInnen litten und bezeugten

zusammenfassend folgende Handlungen:

• Werfen von Objekten auf die Tiere, u. a. eine bren-

nende Zigarette

• Rauchen am Gehege

• Unangemessen lautes Reden (z. B. Beschimpfen, Är-

gern, aggressives Verhalten)

• Werfen von Abfällen

• Klopfen an die Glasscheiben

Page 122: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

122

Die ErmittlerInnen konnten unter anderem filmen, wie die

Tiere mit Objekten wie Erde und Zweigen beworfen wur-

den. Es wurde heftig an die Glasscheiben, hinter denen sich

Schimpansenkinder in einem engen Raum ohne Rückzugs-

möglichkeiten befanden, geklopft und getreten. Außerdem

konnte bezeugt werden, wie eine brennende Zigarette ins

Schimpansengehege geworfen wurde, woraufhin ein Schim-

panse die Zigarette weiterrauchte.

Patti Ragan äußerte sich bezüglich der Besucherinnen und

Besucher im Schwaben Park mit den folgenden Worten: “Der

nahe Kontakt zu den Schimpansen außerhalb ihres Ausstel-

lungsgeheges ist sehr besorgniserregend. Wenn Menschen

Essen in die Gehege der Schimpansen werfen, werden so

auch die Keime von ihren Händen übertragen und damit

auch alle möglichen Bakterien und Krankheiten. Und eine

Zigarette hineinzuschmeißen ist einfach schrecklich!” (Vgl.

Expertenaussage Patti Ragan, siehe Anhang)

Abb. 31 (unten) : Ein Schimpanse

kaut an Müll, den wahrscheinlich

Besucher in das Gehege geworfen

haben

Page 123: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

123

EinE REchERchE von

Immer wieder wurde festgestellt, dass die Tiere provo-

ziert oder beleidigt werden. Die Menschenaffen wurden

als “Schweine”, “Arschloch”, “Penner” und “Blödmann” be-

schimpft. ParkbesucherInnen begrüßen die Tiere teilweise

provozierend und in aller Regel mit spottendem Unterton.

Werden Tiere in Gefangenschaft präsentiert, tendiert die/

der BetrachterIn dazu, sie als untergeordnet zu sehen. Da-

mit schützt er sich vor der Empathie mit den Gefangenen.

Verhöhnung ist eine weit verbreitete Reaktion und eine

Form von Diskriminierung.

“Die Menschen im Video wurden dabei gefilmt, wie sie ge-

gen das Fenster eines Jungtiergeheges schlugen, schrien

und Gesichter zogen. Man kann auch sehen, wie sie Dinge

nach einem erwachsenen Schimpansen in seinem/ihrem Au-

ßengehege werfen. Das ist ein Verhalten, das Schimpansen

als Provokation und Bedrohung ansehen. Während einige

Schimpansen Aggression und Frustration als Antwort auf

diese mitleidlosen und gleichgültigen Menschen zeigen,

sitzen andere einfach nur still da. Das deutet auf erlernte

Hilflosigkeit hin. Der Schimpanse hat gelernt, dieses belei-

digende Verhalten und seine nachteilige Situation zu akzep-

tieren, da er aus seiner stressigen Situation ohnehin nicht

fliehen, sie nicht ändern oder verhindern kann.” (Vgl. Ex-

pertenaussage Dr. Stacy Lopresti-Goodman, siehe Anhang)

Page 124: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

8.2 dirEktEr kOntAkt

Direkter Kontakt zwischen Zootieren und BesucherInnen

kann nicht nur für Tiere erhöhtes Stress- und Angstverhal-

ten hervorrufen, sondern erhöht auch das Risiko von Ver-

letzungen und die Übertragung von Zoonosen (Infektions-

krankheiten, die von Mensch zu Tier und Tier zu Mensch

übertrage werden können). Im Schwaben Park hatte das

Publikum auf verschiedene Art und Weise Kontakt mit den

Tieren, der auch negative Konsequenzen haben kann, wie

zum Beispiel:

• BesucherInnen füttern Tiere mit der Hand

• BesucherInnen können Schimpansen Gegenstände

reichen

• BesucherInnen schubsen und fangen Babyziegen

• Schimpansen urinieren in Richtung der Besucherin-

nen und Besucher

124

Page 125: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

125

EinE REchERchE von

Animal Equality beobachtete, dass das Publikum direkten

Kontakt mit Tieren hatte, wie zum Beispiel beim Füttern der

Tiere mit der Hand, beim Berühren der Tiere ohne Aufsicht

durch das Gitter oder innerhalb der Streichelzooanlage.

Auch Schimpansen und BesucherInnen können im Schwaben

Park aufgrund der Gegebenheiten am Gehege, d. h. durch

unzureichende Absperrungen, in direkte Berührung kom-

men. Direkter Kontakt zwischen Tieren und Zoopublikum

kann für die Tiere nicht nur Stress und das Risiko von phy-

sischem Leid bedeuten, sondern bringt auch die Gefahr der

Übertragung von Krankheiten auf die Tiere mit sich. (Vgl.

Animal Equality 2011)

Weiterhin wurde von Animal Equality dokumentiert, wie

Schimpansen vom Käfiggitter aus in die Richtung der Be-

sucher urinierten. Es besteht die Möglichkeit, dass diese

direkt mit Urin der Schimpansen in Berührung kommen, was

zu viralen oder bakteriellen Infektionen führen kann.

Die oben beschriebenen Einwirkungen der BesucherInnen

auf die Tiere im Schwaben Park führen nachweislich zu

Veränderungen im Verhalten der Tiere. “Zahlreiche Studi-

en haben gezeigt, dass es eine Verbindung zwischen Be-

sucherzahlen und Veränderungen im Verhalten der Tiere

gibt.” (Animal Equality 2011) Typische Stressreaktionen

sind beispielsweise anormale Verhaltensweisen, Stereotypi-

en, erhöhte Aggression und erhöhte Aktivität sowie eine

Abnahme des allgemeinen Interesses und des Interesses an

gruppenbezogenem Verhalten.

Page 126: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

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127

EinE REchERchE von

SCHLUSSFOLGERUNGEN

biLdunGsAuftrAG

Die mutmaßliche Rolle der Zoos als Bildungs- und Unter-

richtsstätte wird stark infrage gestellt, wenn man in einer

Gesellschaft leben möchte, welche die Interessen aller Tiere

gleich behandelt.

Im 19. Jahrhundert verkörperten Zoos Imperialismus und

die menschliche Herrschaft über die Natur. (Vgl. Hochadel

2005) Sie stellten lebende Trophäen imperialistischer Erobe-

rungen aus (vgl. Marlno et al. 2009) und die Herrschenden

hielten sich große Tiersammlungen als Zeichen ihrer Macht.

(Vgl. Jamieson 2006)

Die zoologische Gesellschaft London war der erste moder-

ne Zoo und öffnete seine Türen für die Öffentlichkeit als

Erholungsziel für Menschen. In den 70er Jahren führte ein

erhöhtes Bewusstsein für Tierrechte dazu, dass die Men-

schen das Konzept der Zoos und anderer Einrichtungen, in

denen Tiere gefangen gehalten wurden, in Frage stellten.

(Vgl. Animal Equality 2011)

Page 128: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Die Einrichtungen antworteten darauf, indem sie sich fort-

an die Erhaltung der Spezies und die öffentliche Bildung

auf die Fahnen schrieben und mit naturalistischen, ökologi-

schen und landschaftlichen Ausstellungsstücken prahlten.

(Vgl. Animal Equality 2011) Aber das Konzept blieb gleich,

wie Rob Laidlaw, Gründer und Geschäftsführer von Zoocheck

Canada12, verdeutlicht: “Die Zoos haben versucht sich neu

zu verpacken als Institutionen, die sich dem Schutz und

der Erhaltung der Tierwelt widmen, sowie der öffentlichen

Bildung und dem Wohlergehen der Tiere. Aber die meisten

Zoos werden ihrer eigenen Propaganda nicht gerecht und

eine gewaltige Anzahl von Zootieren erträgt weiterhin ein

Leben in Not und Entbehrung” (Laidlaw 2000).

Auch wenn einige moderne Zoos ältere Käfige durch neuere

ersetzt haben, bleibt der den Tieren zur Verfügung gestellte

Platz begrenzt. Der strategische Aufbau eines Zoos gibt den

Besuchern jedoch nur eine kleine Idee des wirklichen Le-

bens in einem Zoo. Geschickte Architektur bringt die Besu-

cherInnen buchstäblich dazu, zu glauben, dass die Tiere viel

mehr Platz und Umfang zur Verfügung gestellt bekommen,

als es tatsächlich der Fall ist. (Vgl. Animal Equality 2011)

Im Hinblick auf die pädagogische Rolle dieser Einrichtungen

hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass Zoos und Aqua-

rien die Bildung des Publikums nicht maßgebend fördern.

(Vgl. Animal Equality 2011) Es wurde festgestellt, dass ein

Zoobesuch keine erkennbaren Veränderungen des Wissens-

standes und der Einstellung zur Folge hat. (Vgl. Balmford et

al. 2007)

128

Page 129: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

129

EinE REchERchE von

„Die Schautafeln […] erreichen die normalen Zoobesucher

doch gar nicht. […] Die meisten kommen nur, um sich ein

paar lustige Tiere anzuschauen oder zuzusehen, wie Affen-

babys gewickelt werden.” (Nakott 2012)

Wie in Animal Equality (2011) beschrieben, ist das Argu-

ment, dass Zoos dazu beitragen, über die Situation von be-

drohten und gejagten Tierarten in der Wildnis aufzuklären

und die Bevölkerung somit auf ihr Leid aufmerksam zu ma-

chen, hinfällig. Es gibt hinreichende Beweise dafür, dass die

teilnahmslose Öffentlichkeit sich weiterhin des Leids der

Tiere in der Wildnis unbewusst ist. Es wird entweder kein

eigenes Interesse für die Bedingungen der Tiere von Seiten

der BesucherInnen entwickelt oder die Zoos weisen nicht

auf die Situation von beispielsweise bedrohten Tierarten in

der Wildnis hin. Eine Studie von 1999 zeigte, dass Erholung

der Hauptgrund für Besuche im Zoo war - und nicht eine

bildende Erfahrung. (Vgl. Turley 1999) Die Studie kam zu

dem Schluss, dass die BesucherInnen Tiere eher “sehen und

genießen” wollen, als sie zu verstehen.

Selbstverständlich können Unterhaltung und Bildung ge-

koppelt sein, aber Studien über das Verhältnis der Zeit, die

Menschen im Zoo verbringen, deuten an, dass sie sehr we-

nig über den Zoo lernen (vgl. Animal Equality 2011): Die

Beschilderung ist oft schlecht und bietet nur wenig nütz-

liche Informationen; es wurde angegeben, dass die Tiere

nur kurz und schnell hintereinander betrachtet wurden; die

Menschen tendieren zu den sogenannten „Babys und Schur-

ken” (Ludwig 1981), in anderen Worten: zu den Süßen und

Lustigen.

Page 130: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Wenn Zoos uns überhaupt irgendetwas beibringen, dann nur

etwas Trauriges und Gefährliches. Sie lehren uns, dass Men-

schen das Recht haben, andere Tiere zu versklaven. Zoos

zeigen uns, dass wir fühlende Individuen nicht respektieren

müssen und zeichnen ein falsches Bild von BewohnerInnen

und Ökosystemen, indem sie hauptsächlich charismatische

Großsäuger zeigen, also vor allem große Spezies mit einer

weit verbreiteten volkstümlichen Anziehungskraft. (Vgl.

Hancocks 1995)

Tiere in Zoos entwickeln wie Menschen in Gefangenschaft

psychische Störungen. Welche wichtige Lektion lehrt uns

also die Beobachtung von Tieren, die gestörte und oft bi-

zarre Verhaltensweisen an den Tag legen? Sicherlich nur die,

wie sich Tiere nicht verhalten sollten oder wie sie nicht

leben sollten. Dies liefert einen weiteren Beweis dafür, dass

es schlichtweg falsch ist, Tiere gefangen zu halten. (Vgl.

Animal Equality 2011)

Das Verhalten von Zootieren ist typisch für Tiere in Gefan-

genschaft. Die in Gefangenschaft geborenen und handauf-

gezogenen Tiere im Schwaben Park können beispielsweise

keine Verhaltensweisen aufweisen, die Schimpansen in der

freien Wildbahn von anderen erfahrenen Gruppenmitglie-

dern erlernen (z. B. Kommunikation, Werkzeugbau, Lebens-

mittelsuche). (Vgl. Morris und Parker 2010)

130

Page 131: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

131

EinE REchERchE von

“Wir beschädigen, verdrehen seine/ihre Schimpansenhaf-

tigkeit mit einer Reihe menschlicher Mimiken, Gestiken,

Verhaltensweisen und Bedürfnisse, welche diesem Schim-

pansen in einer Schimpansenwelt nichts nützen, in der die

anderen als Schimpansen aufgezogen wurden und in jedem

Gen wissen, wer sie sind.” (Vgl. Expertenaussage Theodora

Capaldo, siehe Anhang)

Ein Kind erfährt im Zoo nicht, wie sich ein Tiger in freier

Wildbahn verhalten würde. Ganz im Gegenteil: Zoos zeigen

ein verzerrtes Bild der Realität und die Art und Weise, wie

Tiere niemals leben sollten. „Zoos sind keine Bildungsein-

richtungen und keine Archen Noah, sondern industrielle

Massenunterhaltung.” (Nakott 2012)

Der Schwaben Park erfüllt in keinerlei Hinsicht einen ethisch

vertretbaren pädagogischen Zweck. Er hat - und das macht

die Schimpansenshow überdeutlich - kein Interesse daran,

den Besuchenden etwas über das Wesen der Tiere und ihre

Schutzbedürftigkeit in freier Wildbahn nahe zu bringen. Das

einzige Ziel, das der Schwaben Park mit seiner Show verfol-

gen kann, ist die Belustigung des Publikums und die damit

verbundenen Einnahmen.

Die Primaten werden bei den Shows vermenschlicht darge-

stellt und ihre Bedürfnisse dadurch ignoriert. Ein Besuch

der fast ausschließlich von Familien mit Kleinkindern be-

suchten Show kann bei den Kindern dazu führen, es als nor-

mal anzusehen, wenn Tiere zum Vergnügen des Menschen

zu Handlungen gezwungen werden, die sie aus eigenem An-

trieb keineswegs ausführen würden.

Page 132: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Die Tiere mit all ihren individuellen Bedürfnissen bleiben

bei den Vorführungen im Menschenkostüm auf der Strecke.

Sie leiden unter der Geräuschkulisse, welche nachweislich

ein Stressfaktor für die Tiere ist. (Vgl. Animal Equality,

2011) Verhaltensweisen und physiologische Parameter wäh-

rend der Show zeigen, dass menschliches Publikum generell

Stress für die Tiere bedeutet. (a.a.O.)

Der Schwaben Park erfüllt also nicht nur keinen ethisch ver-

tretbaren Bildungsauftrag, sondern er hat auch noch einen

negativen Effekt auf die Besucher. Dies ist ein weiteres Ar-

gument gegen die Gefangenhaltung von Tieren. Sogar eine

strikte Verteidigerin von Zoos, Emily Hahn, gibt zu, dass

“das wilde Tier in Gefangenschaft gezwungen ist, sich in

seiner Natur zu verändern und aufhören muss, die Kreatur

zu sein, die wir sehen wollen” (Hahn 1967).

Auch Showvorführungen, die beweisen sollen, wie intelli-

gent Tiere sind, klären den Betrachter nicht zwangsläufig

über ihre Empfindungsfähigkeit oder die Art und Weise, wie

sie Emotionen kommunizieren, auf. Hierauf kommt es je-

doch an, wenn nichtmenschlichen Tieren ein Ort geboten

werden soll, an dem ihre Interessen und Bedürfnisse be-

rücksichtigt werden.

132

Page 133: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

133

EinE REchERchE von

ArtEnschutz Vs. indiViduumschutz

Der Artenschutz leitet den Wert eines Tieres allein vom Zu-

stand der Spezies, der dieses Tier angehört ab. Nicht das

Wohl des einzelnen Lebewesens, sondern der Erhalt einer

Spezies steht im Mittelpunkt. Zoos behaupten, sie seien für

die Erhaltung gefährdeter Arten zuständig, indem sie Tiere

solcher Arten mit sogenannten Erhaltungszuchtprogram-

men züchten, aufziehen und einsperren. Demnach werden

Tiere, die einer sogenannten bedrohten Spezies angehören,

als schützenswerter betrachtet als Individuen, die einer Art

angehören, die als nicht „bedroht“ angesehen wird, von der

es also auf absehbare Zeit eine große Zahl an Individuen

geben wird.

Doch viel wichtiger als die Erhaltung einer Art sollte ei-

gentlich das Ende von Leid und Tod der Individuen sein,

die eine Art ausmachen, denn eine Tierart ist nicht emp-

findungsfähig, fühlt nicht und leidet auch nicht darunter

zu verschwinden. Diejenigen, die leiden, sind die Wesen,

die benutzt und gefangen gehalten werden. Nur ein emp-

findungsfähiges Lebewesen hat Bedürfnisse und Interessen

- und somit das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben.

Deswegen rechtfertigt die Erhaltung einer Art niemals die

Gefangenschaft der Individuen dieser Art. Zoos täuschen

mit dem Argument des Artenschutzes über die Tatsache

hinweg, dass sie leidensfähige Individuen durch Gefangen-

haltung quälen. Nur die Erhaltung von Lebensräumen und

eine Bildung, die Empathie mit allen Wesen vermittelt, ist

ethisch vertretbar.

Page 134: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

“Meines Erachtens wäre es wesentlich sinnvoller, seine Ener-

gien dafür einzusetzen, dass die Lebensbedingungen der

Tiere in ihren Ursprungsländern akzeptabel gestaltet wer-

den [...]“ (Bekoff 2008).

bEssErE bEdinGunGEn sind kEinE LösunG

In der Natur werden Schimpansen und andere Wildtiere von

einer sich in ständiger Veränderung befindenden Umwelt

stimuliert. Die Tiere in den Käfigen im Schwaben Park haben

kaum Stimulation, ihre Umwelt bleibt ständig gleich, eine

Interaktion mit ihr ist nur beschränkt möglich. Die Anrei-

cherung eines Geheges ist in Wahrheit eine Täuschung des

Besuchers, der sich im Glauben wähnt, den Tieren gehe es

gut.

Auch Beschäftigungsmöglichkeiten wie Spielzeug, Hän-

gematten oder Baumimitate können ein Leben in Freiheit

nicht ersetzen. Die Bedürfnisse der Tiere werden dadurch

nicht gestillt. Mit der Zeit wird jeder neue Gegenstand zu

gewohnter Routine. (Vgl. Austermühle 1996) In Gefangen-

schaft gibt es kaum etwas zu erkunden, die Tiere sind ge-

langweilt und neigen zur Depression. Wenn ein Mensch eine

Hängematte im Zimmer hat, ersetzt das nicht die reizvolle

Umwelt, der er draußen begegnet.

134

Page 135: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

135

EinE REchERchE von

“Mit der artgemäßen Beschaffenheit eines Kletterbaums

[...] ist aber keineswegs die gesamte Bedeutung des Um-

weltfaktors Ast im natürlichen Wohngebiet eines Affen

erfasst. Ein lebender Ast aktiviert auch das Neugier- und

Erkundungsverhalten der Affen. Seine Rinde hat Risse, die

zu Untersuchungen anregen. Darin verbergen sich vielleicht

Insektenlarven, …” (Dittrich 1988)

Laut Georgia Mason gibt es keinen einzigen Fall von Lebens-

raumbereicherung, in dem es gelungen wäre, stereotypes

Verhalten eines Tieres vollständig zu beseitigen. (Vgl. Ma-

son and Rushen 2006)

Tiere existieren um ihrer selbst Willen und gehören in ihren

eigenen Lebensraum mit Artgenossen und nicht in künstlich

angelegte Umgebungen, in denen sie zur Unterhaltung und

dem Profit von Menschen ausgebeutet werden.

Im Fall der Schimpansen bestätigt Christophe Boesch, Di-

rektor und Wissenschaftliches Mitglied am Max-Planck-Ins-

titut für evolutionäre Anthropologie: „Es gibt gute und es

gibt schlechte Gefängnisse, sie bleiben Gefängnisse. Frank-

furt und Leipzig sind Luxuszoos, aber Gefangenschaft für

Menschenaffen bleibt erniedrigend. Deshalb ist es falsch,

dass man das Problem ungelöst lässt, indem man die Repro-

duktion erlaubt. Empfängnisverhütung ist hier das einzig

Richtige.“ (Nakott 2012)

Page 136: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Alle empfindungsfähigen Tiere - ob menschlich oder nicht-

menschlich - haben eines gemeinsam: Sie sind Wesen mit

der Fähigkeit Freude, Schmerz, Glück und Angst zu emp-

finden. Daraus ergeben sich die gleichen Interessen, keine

Schmerzen und Leid empfinden zu müssen. Diese gleichen

Interessen verdienen gleiche Berücksichtigung.

Ein Aberkennen dieser Berücksichtigung ist gleichzusetzen

mit der willkürlichen Diskriminierung aufgrund von Spezi-

eszugehörigkeit. Jede Art der Diskriminierung ist ethisch

nicht vertretbar. Denn ebenso wie Rassismus oder Sexismus

beruht die Diskriminierung aufgrund der Spezieszugehörig-

keit auf willkürlichen Kriterien. Artgerecht ist folglich nur

die Freiheit.

136

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137

EinE REchERchE von

schLussfOLGErunGEn für dEn schwAbEn PArk

Die meisten Individuen, die im Schwaben Park in Gefangen-

schaft geboren wurden, haben nicht gelernt, ihre Nahrung

in der Wildnis zu suchen, sich sicher in der Natur fortzube-

wegen und deren Gefahren zu erkennen und zu verhindern.

Folglich wäre für diese Individuen ein Leben in der freien

Wildbahn höchstwahrscheinlich nicht möglich.

Dennoch ist die Haltung der Tiere im Schwaben Park oder

anderen zooähnlichen Betrieben nicht akzeptabel. Wir for-

dern deswegen die bestmögliche Lösung für die Tiere im

Schwaben Park: Ein Refugium, in dem alle tierlichen Indi-

viduen, die im Schwaben Park benutzt werden, ihr Leben

unter bestmöglichen Bedingungen verbringen können, ohne

menschlichen Zwecken zu dienen. Es soll ein Ort sein, an

dem ihre eigenen Interessen endlich im Vordergrund ste-

hen, ein Ort, an dem sie über Platz, Ruhe und Sicherheit

verfügen. Da dieser Ort in Europa nicht existiert, muss er

möglichst bald geplant, seine Finanzierung gesichert und

gebaut werden.

Page 138: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Wir fordern das sofortige Ende der Zucht von Tieren im

Schwaben Park. Dafür gibt es einfache Lösungen, die in der

Vergangenheit vom Schwaben Park sogar schon in Anspruch

genommen worden sind, jedoch in nur sehr geringem Um-

fang. Eine Möglichkeit ist eine Art der Geburtenkontrolle,

wie Depo-Provera, für die weiblichen Schimpansen. Auch

alle anderen Tiere im Schwaben Park, wie zum Beispiel die

Ziegen, sollten sich nicht weiter fortpflanzen. Der Zucht-

stopp muss amtstierärztlich überwacht werden.

Die verschiedenen Tiershows müssen umgehend untersagt

werden.

Wir möchten an dieser Stelle betonen, dass unsere Forde-

rungen nicht zu der Schließung des Schwaben Parks führen

müssen und sollen. Uns geht es ausschließlich darum, die

Ausbeutung der Tiere im Schwaben Park zu beenden.

138

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EinE REchERchE von

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www.stern.de/tv/sterntv/stern-tv-rtl-max-und-moritz-zwei-unzertrennliche-affen-544942.html

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Page 152: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

152

Page 153: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

EinE REchERchE von

153

ANHANG

AnhAnG A. ExPErtEnAussAGEn

dr. balcombe, jonathan - Leitender Professor der fakultät für tierstudien an der humane society

university, usA.

“Ich bin Verhaltensforscher mit einem Bachelor und Master in Biologie sowie einem Doktortitel der Universität

von Tennessee (von 1991) im Verhalten von Tieren. Ich habe drei Bücher zum Thema Empfindungsvermögen,

Verhalten und Gefühle von Tieren sowie über 45 von Fachleuten überprüfte Zeitungsartikel und Kapitel ge-

schrieben. Die in diesem Brief ausgedrückten Meinungen sind ausschließlich meine eigenen und basieren auf

meinen Bemühungen, die Informationen, die ich bekommen habe, zu interpretieren.

Das Verhalten der Schimpansen in ihren Käfigen, wie Schaukeln, stereotypes Gähnen, Husten und Aggressionen

zeigt, dass sie gelangweilt und in einigen Fällen möglicherweise depressiv sind. Die Aggressionen, die auf den

Kameramann gerichtet sind, deuten an, dass diese Tiere Grund dazu haben, Menschen zu hassen. Diese Schim-

pansen sind Misshandlungen durch die Öffentlichkeit ausgesetzt. Sie werden mit Objekten beworfen, wie z. B.

Zigaretten, die einige Schimpansen dann rauchen. Alle Schimpansen, die auftreten, tragen enge Kragen mit

Leinen. Weder sie noch die Menschen zeigen Freude.

Obwohl ich ein Foto gesehen habe, auf dem ein erwachsener mit einem kleinen Schimpansen zu sehen ist,

scheinen die meisten Kinder von ihren Müttern getrennt zu sein. Das stellt – ebenso wie für menschliche Mütter

– ein großes soziales und emotionales Defizit für die Schimpansen dar. Alle Schimpansen scheinen unglücklich

zu sein, wenn nicht sogar schlimmer.

Der Tiger ist fettleibig und für ein großes Raubtier, dessen natürliche Distanz hunderte Quadratkilometer be-

trägt, räumlich natürlich extrem eingeschränkt.

Im Allgemeinen sind Schimpansen-Unterhaltungsshows wie diese Anachronismen, sie haben keinen

Platz in einer modernen, zivilisierten Gesellschaft. Was wir bereits über diese sozial weit fortgeschritte-

nen, hochintelligenten großen Menschenaffen wissen, macht sie vollkommen ungeeignet für Spektakel,

in denen sie alberne Stunts für ein menschliches Publikum vorführen. Schimpansen sind Individuen mit

Biographien. Wir tun ihnen und letztlich uns keinen Gefallen, sie für unser Amüsement zu versklaven.

Das allein ist Grund genug, diesen Betrieb zu schließen.“

Page 154: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Prof. bekoff, marc - Professor für ökologie und Evolutionsbiologie an der universität von colorado,

boulder, usA.

„Das erschütternde Filmmaterial von Animal Equality zeigt angekettete Schimpansen in menschlichen Kostü-

men, die in Zirkusshows auftreten und mutterlose Schimpansenbabys, die auf dem Boden von winzigen, kahlen

Betonkäfigen starrend sitzen sowie das rituelle Auf- und Abgehen von Tigern. Und dennoch zeigt all das nur

einen kleinen, traurigen Ausschnitt der Misshandlungen an Tieren und der Leiden im Schwaben Park.

Es wird deutlich, dass zwischen den Tieren und den „Tierpflegern“ dieser Einrichtung eine eher düstere und von

Missbrauch gezeichnete Beziehung besteht. Um sie für Zirkusshows trainieren zu können, trennen die Pfleger

Schimpansenbabys, die erst einen Tag alt sind, von ihren Müttern. Tiere, die dazu erzogen wurden, unnatürliche

und erniedrigende Tricks zu lernen, leisten den Menschen nur unter Zuhilfenahme von Bestrafungen, Dominanz

und Isolation Folge. Das Schicksal der Tiere, die zu alt oder gefährlich sind, um an Shows teilzunehmen, ist

unbekannt. Aber es ist unwahrscheinlich, dass diese Individuen in der Lage wären, sich in eine untereinander

etablierte Gruppe von Schimpansen zu reintegrieren.

Infolge dieser Recherche sollte der Schwaben Park nicht mehr länger als ein Vergnügungspark angesehen

werden, sondern vielmehr als ein Gefängnis für hunderte ausgenutzter, unschuldiger Lebewesen. Heutzutage

sollten wir Einrichtungen wie den Schwaben Park ablehnen. Tiere sind keine Unterhaltungsobjekte und ich rufe

die Öffentlichkeit auf, diese trostlose Einrichtung zu boykottieren.”

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EinE REchERchE von

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dr. capaldo, theodora - diplom-Psychologin, Präsidentin der new England Anti-Vivisection society

und koordinatorin des Project r & r (release and restitution) für schimpansen in us-Laboratorien,

usA.

“Ohne Mutter oder Ersatzmutter können Kleinkinder sich nicht psychisch oder physisch entfalten, so grund-

legend ist diese Bindung für ihr Wohlergehen. Wir wissen, dass das Großziehen von Schimpansenkindern als

Ersatzmenschen, um sie darauf vorzubereiten, sich wie Menschen zu verhalten – für unsere „Unterhaltung“ oder

für unsere Forschung in Bereichen wie dem Erwerb von Zeichensprache – bei diesen Schimpansen Verwirrung

über ihre eigene Identität verursacht. Diese ist so schwerwiegend, dass sie nicht mit Sicherheit wissen, wer

sie in ihrem Innersten sind. Wenn ein Schimpanse als Mensch aufgezogen wird, identifiziert er sich mit dem

Menschsein – so prägend ist die Bindung zur „Mutter“ oder Ersatzmutter. Wir zwingen diesem Schimpansenkind

eine menschliche „Mutter“ und somit eine menschliche Identität auf. Um sie zukünftig zu unserer Unterhaltung

nutzen zu können, fordern wir, dass sie sich als Mensch identifizieren.

Dann kommt unweigerlich der verhängnisvolle Tag, an dem sie nicht mehr Teil der menschlichen Welt sein kön-

nen, aufgrund ihrer Stärke und der unwiderlegbaren Tatsache, dass sie – selbst in all ihrer Verwirrung – doch

Schimpansen sind: im Körper, Willen, Vernunft, Stärke und emotionalen Ausdruck. In diesem Moment ist der

als Mensch aufgezogene Schimpanse dazu verdammt, an den Grenzen zweier Welten zu leben – halb Mensch,

halb Schimpanse –, von keiner kann er oder sie vollständig ein Teil sein. Wir beschädigen, verdrehen seine/

ihre Schimpansenhaftigkeit mit einer Reihe menschlicher Mimiken, Gestiken, Verhaltensweisen und Bedürfnisse,

welche diesem Schimpansen in einer Schimpansenwelt nichts nützen, in der die anderen als Schimpansen auf-

gezogen wurden und in jedem Gen wissen, wer sie sind. Schimpansen, die in und von einer Schimpansenwelt

aufgezogen wurden, verstehen sich selbst als ein Teil der alten physischen, sozialen und psychologischen Kultur

der Schimpansen mit all ihren Regeln und Realitäten.

Wir aber berauben Schimpansen ihrer Welt für unsere Freude und Wünsche und lehnen sie anschließend gezwun-

genermaßen als volle Teilnehmer unserer menschlichen Welt ab. Ich kann mir keinen größeren Verrat als diesen

vorstellen. Jemanden als Familie zu begrüßen, wie ein Mitglied unserer Gemeinschaft zu behandeln und dann

eines Tages kurzerhand – wenn auch notwendigerweise – abzuweisen. Wir schauen sie an und mit der Macht,

die wir über sie haben, verschließen wir ihnen die Türen zu der Welt, die sie einmal kannten und glaubten, es

wäre ihre. Tatsächlich verriegeln wir jene Türen, um sicherzustellen, dass sie niemals wieder in unsere Welt ein-

treten können und werden. In der Unterhaltungsbranche verurteilt sie dieser tragische Verlauf zu einem Leben

als Unterhalter, solange ihr Wille gesteuert werden kann.”

Page 156: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

dr. deschner, tobias - wild chimpanzee foundation, deutschland.

„Die Art und Weise, wie im Schwaben Park Schimpansen dem Publikum präsentiert werden, ist vollkommen

inakzeptabel.

Um die Schimpansen so abzurichten, dass sie für die Shows (und die Fernseheinsätze, zu denen sie gezwungen

werden) eingesetzt werden können, müssen die Babys frühzeitig von ihren Müttern getrennt werden. Diese

frühzeitige Trennung von der Mutter führt zu massiven Störungen der Tiere, sodass sie dadurch nicht mehr

in der Lage sind, sich später in einer arttypischen Weise zu verhalten und mit anderen Schimpansen normale

soziale Bindungen einzugehen. Die Tiere werden einzig zum Zwecke der menschlichen Unterhaltung ihren Art-

genossen entrissen und erleiden dadurch psychische Störungen.

Durch den Einsatz in den Shows wird weiterhin ein vollkommen falsches Bild von Schimpansen erzeugt, da ihre

Bedürfnisse keinerlei Berücksichtigung erfahren. Die Show trägt in keiner Weise dazu bei, über die Bedrohung

der Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum aufzuklären.

Die Haltung der Schimpansen im Schwaben Park ist definitiv nicht artgerecht und die Betreiber der Anlage

gehen nicht auf die artspezifischen Bedürfnisse der Tiere ein. Deshalb betrachte ich es als eine Schande, dass

so eine Institution tatsächlich diese Tiere zur Schau stellen darf.”

dr. docherty, Lorraine - schimpansenrettungs- und rehabilitationsspezialistin, England.

“Die Gehege im Schwaben Park haben, wenn überhaupt, nur wenige Außenbereiche, wo die Schimpansen der

öffentlichen Beobachtung entfliehen können. Die mentale Gesundheit der Schimpansen im Schwaben Park

scheint gefährdet zu sein. Das zeigt sich in einer Reihe anormaler Verhaltensweisen, wie man gut in den Vi-

deoclips von Animal Equality erkennen kann. Man sieht z. B. sich wiederholende stereotype Verhaltensweisen,

raspberry Vokalisierungen und excessive displaying.

Diese Verhaltensweisen sind Indikatoren für psychisches Leiden und andere Störungen, die im Zusammenhang

damit stehen, keine Kontrolle über Umwelteinflüsse zu haben, was für im Zoo lebende Schimpansen typisch ist.

Ich bin auch schockiert und enttäuscht darüber, dass der Schwaben Park die Erlaubnis hat, seine geschmack-

losen Schimpansenshows durchzuführen, wenn man den Stress und das Trauma betrachtet, dem diese Tiere

ausgesetzt sind.”

156

Page 157: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

EinE REchERchE von

157

dr. knight, Andrew - bsc (Vet biol), bVms, certAw, dipEcAwbm (wsEL), Phd, mrcVs, fOcAE, tiere-

thiker an dem Oxford centre for Animal Ethics, England.

“Schimpansen

Schimpansen sind wirklich bemerkenswerte Kreaturen. Als unsere nächsten lebenden Verwandten besitzen sie

hochentwickelte emotionale, psychologische und soziale Charakteristiken. Dieselben Charakteristiken erhöhen

jedoch merklich ihre Fähigkeit zu leiden, wenn sie in eine unnatürliche Umgebung in Gefangenschaft hinein-

geboren werden. Auch wenn sie aus der Wildnis herausgerissen werden, woraufhin sie Gefangenschaft und

sozialer Zerrüttung unterworfen werden und gezwungen werden, Zirkustricks vorzuführen.

Die sinkende Anzahl der wilden Populationen dieser stark gefährdeten Kreaturen ist eine der größten Tragödien

innerhalb der sich ausbreitenden Katastrophe der Ausrottung von Spezies in unserer modernen Zeit. Wir müssen

sicherlich alles in unserer Macht stehende tun, um das soziale Bewusstsein über die Einzigartigkeit und Uner-

setzbarkeit der Schimpansen zu erhören.

Stattdessen führen Schimpansen im Schwaben Park eine Vielzahl erniedrigender Tricks auf, wie z. B. das Ba-

lancieren von großen Bällen und das Fahren von Dreirädern und Quads. Sie tun so, als würden sie Rasierer und

Telefone benutzen, sie tragen menschliche Kleidung und in einem Fall einen lächerlichen Hut, während sie zum

Tanzen gezwungen werden.

Erwartungsgemäß hat eine neue Studie, die in einem führenden wissenschaftlichen Journal (Schroepfer et al.

2011) veröffentlicht wurde, gezeigt, dass Menschen, die Schimpansen in menschlicher Kleidung auftreten se-

hen, weniger gern für die Erhaltung der Schimpansen spenden. Die Menschen denken vielleicht, dass die Schim-

pansen überhaupt nicht gefährdet sind, wenn sie für solche Vorführungen benutzt werden dürfen. Demzufolge

sind die Vorführungen im Schwaben Park nicht nur erniedrigend und abwertend, sondern auch schädlich für die

Sache der Erhaltung der Schimpansen.

Experten glauben zudem, dass die ausgeprägten psychologischen und sozialen Charakteristiken der Schim-

pansen es praktisch unmöglich machen, außerhalb großer Schutzgebiete Lebensräume zu schaffen, die ihre

Mindestanforderungen an das Verhalten und die Psychologie erfüllen. Diese beinhalten den Erhalt der Familie,

ausgiebige Möglichkeiten zu klettern, zu entdecken, Probleme zu lösen, zu spielen und beträchtlichen Freiraum

(Balls 1995, DeGrazia 1996, Smith & Boyd 2002).

Page 158: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Die Schimpansen im Schwaben Park sind in kleinen Innengehegen und in etwas größeren Außengehegen gefan-

gen. Dennoch bietet selbst das letztere wenig Raum zum Klettern und ist bei weitem zu klein.

Erwartungsgemäß wurden die Schimpansen in diesen Käfigen in deprimierten Posen und mit stereotypen

Verhalten gefilmt. Das sind sich wiederholende, offensichtlich zwecklose Verhaltensweisen, die auf psycho-

logischen Stress hindeuten, der tiefliegend und chronisch ist. Im Schwaben Park wurden Schimpansen dabei

beobachtet, wie sie hin und her schaukelten, den Kopf schüttelten, an Stangen leckten und spuckten und in

ihren Gehegen auf und ab liefen.

Sehr besorgniserregend war die große Anzahl von Babyschimpansen, die angeblich von ihren Müttern verstoßen

wurden und von Hand aufgezogen wurden. Die Mutter-Kind-Bindung ist bei Schimpansen sehr stark und ein

Verstoß eines Kindes kommt äußerst selten vor. Nur handaufgezogene Schimpansen sind jedoch am besten ge-

eignet für das Training und die Vorführung dieser Art von Zirkustricks, wie sie im Schwaben Park für zahlendes

Publikum zu sehen sind. Das unfreiwillige Trennen von Mutter und Kind führt bei Schimpansen zu extremem

Stress auf beiden Seiten.

Es war verstörend die kleinen Gehege zu sehen, in denen die Babyschimpansen gefangen waren. Das große

Fenster aus Plexiglas bot ihnen keine Möglichkeit, sich vor den Blicken der Zuschauer zu verstecken, welche

manchmal dabei gefilmt wurden, wie sie gegen das Fenster schlugen, was den Stress dieser Kleinkinder nur

noch verstärkt.

Obwohl die stressige Interaktion mit den Menschen von einer anderen Art ist, hat die Gefangenschaft von

Schimpansen in Forschungslaboren viel mit den Bedingungen im Schwaben Park gemeinsam. Aktuelle Studien

haben ohne jeglichen Zweifel belegt, dass die Gefangenschaft in Laboren und die Vorgehen dort sehr ernste

Auswirkungen haben, besonders auf einen längeren Zeitraum gesehen. Viele gefangene Menschenaffen, ein-

schließlich Schimpansen, sind kürzlich aus US-Laboren entlassen worden (Bradshaw et al. 2008). Sie zeigen

starke Verhaltensabnormitäten wie Stereotypien, unangemessene Aggressionen, Angst oder Entzug. (Brüne et

al. 2006, Bourgeois et al. 2007).

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EinE REchERchE von

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Es wird mittlerweile anerkannt, dass solche anormalen Verhaltensweisen Symptomen ähneln, die menschlichen

psychiatrischen Krankheiten zugeschrieben werden, wie z. B. Depressionen, Angststörungen, Essstörungen

oder posttraumatischen Stressstörungen. Die medizinische Behandlung dieser Krankheiten, die bei Menschen

angewandt wird, wäre auch für schwerstgestörte tierische Patienten angemessen, wenn nicht sogar moralisch

verpflichtend (Brüne et al. 2006, Bourgeois et al. 2007). Eine Langzeittherapie in Kombination mit einem

positiven Bestärkungstraining sowie soziale und Umweltveränderungen könnten in schweren Fällen nötig sein.

(Bourgeois et al. 2007).

Der medizinische Zustand einiger Schimpansen im Schwaben Park bereitet auch Grund zur Sorge. So wurde einer

von ihnen dabei gefilmt, wie er wiederholt heftig hustete und in Kontakt zu anderen Schimpansen stand. Diese

Schimpansen haben auch Kontakt zu menschlichen Besuchern, von denen sie sich Atemwegserkrankungen ein-

fangen können. Ein anderer Schimpanse hatte eine geschwollene, eitrige Ohrenklappe, was auf Krebs hinweisen

könnte, obwohl zusätzliche Tests nötig wären, um diese Diagnose zu bestätigen. Eine Vielzahl kleinerer Wunden

oder Geschwüre wurden an den Gliedmaßen und Gesichtern beobachtet. Die Gründe sind nicht bekannt, aber

Kämpfe und andere traumatische Ereignisse könnten unter ihnen sein.

Die Interaktion mit den Besuchern des Parks war auch auf andere Arten schädigend für die Schimpansen. Die

Schimpansen wurden dabei gefilmt, wie sie an einem Apfelsaftpäckchen sowie einem Joghurtbecher kauten,

was die Möglichkeit der Verdauung von Fremdkörpern erhöht und ernsthafte Darmprobleme verursachen kann.

Einer wurde sogar dabei gesehen, wie er eine Zigarette rauchte und offensichtlich menschliches Verhalten

imitierte. Die Gegenstände sind wohl alle von Menschen achtlos weggeworfen worden. Einer wurde sogar dabei

gefilmt, wie er eine Zigarette in ein Gehege warf. Die Besucherüberwachung, die die Sicherheit der Schimpansen

gewährleisten soll, war hier eindeutig unzureichend.

Bei mehreren Schimpansen war Haarausfall sichtbar. Es war aber unklar, ob er durch den Kontakt zu bestimm-

ten Oberflächen, Hautparasiten, altersbedingt oder durch andere Gründe verursacht wurde.

Page 160: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Andere Tiere

Das Gehege des sibirischen Tigers schien ähnlich kahl und eng, wenn man die enormen Territorien betrachtet,

die diese Tiere in der Wildnis normalerweise erkunden.

Ein Alpaka wurde beobachtet, wie es an Stangen kaute, eine Ziege an Müll. Dieses Verhalten kann Hunger

oder Stress bedeuten. Mir wurde mitgeteilt, dass rund 50 Ziegen, Schafe und Alpakas während der Öffnungs-

zeiten keinen Zugang zu Futter oder Gras haben. Stattdessen können die Besucher dafür bezahlen, die Tiere

zu füttern. Die Menge der Tiere, die sich gegen die Gitter presst, zeigt das verstörende Level des Hungers. Das

Filmmaterial eines Besuchers, der versuchte, ein Ziegenbaby zu fangen, war ebenfalls besorgniserregend, da

dies zweifellos mehr Stress verursacht und wieder eine unzureichende Besucherüberwachung enthüllt.

Ich sah auch ein Alpaka, das möglicherweise herausgewachsene Hufe hatte.

Schlussfolgerung

Der Schwaben Park ist ganz klar ein wirtschaftliches Unternehmen, das Schimpansen und andere Tiere für den

Profit ausnutzt. Die Zirkustricks, zu denen sie die Schimpansen zwingen, sind höchst erniedrigend und kom-

munizieren falsche Werte über Respekt und Wertschätzung für diese erstaunlichen, gefährdeten Kreaturen. Sie

sind mit Sicherheit schädlich für die Sache der Erhaltung von Schimpansen.

Die Gehege im Schwaben Park sind relativ klein und kahl verglichen mit den wilden Lebensräumen der Schim-

pansen, Tiger, Ziegen, Schafen und Alpakas, die hier eingesperrt sind. Entdeckt wurden eine Vielzahl von An-

zeichen von Stress wie verstörtes stereotypes Verhalten zusammen mit Zeichen für schlechte Gesundheit und

Ernährung. Das wurde durch die unzureichende Überwachung der Besucher verschlimmert. Sie wurden gefilmt,

wie sie eine Zigarette ins Gehege warfen, worauf ein Schimpanse begann, sie zu rauchen. Ein anderer kaute auf

weggeworfenem Plastikmüll herum.

Kurz gesagt, der Schwaben Park ist sicherlich ein Anachronismus im modernen Europa. Er ist eine Beleidigung

für allgemein akzeptierte Werte, die das Gemeinwohl der Tiere und die Erhaltung bedrohter Tierarten unterstüt-

zen und sollte daher geschlossen werden.

160

Page 161: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

EinE REchERchE von

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Page 162: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Lopresti-Goodman, stacy - Lehrbeauftragte für Psychologie, marymount university, usA.

“Mein Name ist Dr. Stacy Lopresti-Goodman und ich bin Lehrbeauftragte an der Marymount University in

Arlington, VA, USA. Meine Forschung konzentriert sich auf anormale Verhaltensweisen und Zeichen von psy-

chischem Stress sowie die Psychopathologie von Schimpansen, die aus dem exotischen Tierhandel, der Unter-

haltungsindustrie und der biomedizinischen Forschung gerettet wurden. Meine Forschungsergebnisse wurden

weltweit bei wissenschaftlichen Konferenzen vorgestellt. Weiterhin habe ich auch als Beraterin in zwei Schim-

pansen-Schutzreservaten gearbeitet.

Nach Ansicht des Filmmaterials und der Fotos, die von Animal Equality Germany im Schwaben Park gemacht

wurden, stellt sich deutlich heraus, dass viele der dort lebenden Schimpansen Symptome von psychischem

Stress und eine Vielzahl anormaler, stressbedingter Verhaltensweisen zeigen, die unten detaillierter beschrie-

ben werden. Das ist nicht überraschend, wenn man die aktuellen Forschungen zu Zoos betrachtet, die zei-

gen, dass 100% der dort lebenden Schimpansen mindestens ein anormales Verhaltensmuster [1] aufweisen.

Angesichts der vielen Ähnlichkeiten in den Gehirnstrukturen, die bei Menschen und Schimpansen bei Stress

betroffen sind (z. B. der Hippokampus, die hypothalamisch pituitäre Adrenalachse) und den psychosozialen

Verhaltensähnlichkeiten der beiden, zeigen viele Schimpansen, die in Gefangenschaft leben, das posttraumati-

sche Stresssyndrom (PTSD), das komplexe posttraumatische Stresssyndrom (CPTSD) und Depressionen, ähnlich

denen von Menschen [2-7]. Diese Symptome haben ihre Ursache in der Trennung von der Mutter, unangemes-

senen Umweltbedingungen, denen kognitive Bereicherung fehlt, im seltsamen Verhalten der Schimpansen, die

gezwungen werden, Tricks vorzuführen (z. B. Kleidung zu tragen und auf einem Motorrad zu fahren) und in der

andauernden Präsenz der Menschen und der Interaktion mit ihnen [8,9].

Während der Schimpansenvorführung im Schwaben Park, die von Animal Equality aufgezeichnet wurde, sowie

auf Fotos, die im Außengehege der Schimpansen aufgenommen wurden, wird sichtbar, dass viele Schimpansen

unter Haarausfall im Gesicht, auf Kopf, Brust und im hinteren Schulterbereich leiden. Ein Anstieg des Stresshor-

mons Kortisol kann Haarausfall oder den Verlust von Haaren an Teilen oder dem gesamten Körper verursachen.

Dies wurde bereits an anderen gefangenen Schimpansen beobachtet, wie z. B. in Guru, Südindien. Dort lebt

im Mysore Zoo ein Schimpanse, der mittlerweile überhaupt keine Haare mehr hat. Der Verlust der Haare könnte

auch ein Resultat von durch Stress verursachtem Verhalten sein, wie beispielsweise bei den Schimpansen, die

sich auf stereotype Weise die Haare ausreisen [1, 10, 11]. Das ist ähnlich wie das Haarausreißen bei Menschen

und als eine Form einer Zwangsstörung anzusehen.

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Ein anderer junger Schimpanse, der auf dem Video und den Fotos festgehalten wurde, wurde dabei beobachtet,

wie er sich selbst umklammerte, während er in einer niedergeschlagenen, gekrümmten Position auf einem klei-

nen Klettergebilde saß. Er/sie hatte scheinbar Furchen über den ganzen Kopf verstreut. Das ist wahrscheinlich

das Resultat von selbstverletzendem Verhalten. Schimpansen neigen – genau wie Menschen – zu selbstverlet-

zendem Verhalten, um sich von psychischem Stress zu befreien, wenn auf sie die Kriterien für CPTSD zutreffen.

Dies wird durch ein verlängertes und sich wiederholendes Trauma herbeigeführt, im Gegensatz zu einzelnen

traumatischen Erlebnissen [12-16]. Es ist möglich, dass die Schimpansen im Schwaben Park Symptome von

CPTSD aufweisen und sich aus diesem Grund selbst verletzen.

Es gibt auch Bilder von anderen jungen und erwachsenen Schimpansen, die sich selbst umklammern, während

sie in einer niedergeschlagenen, gekrümmten Position dasitzen, was ebenfalls auf Stress hindeutet.

Im Video sitzen drei Schimpansen in ihrem Gehege, bewegen ruckartig ihre Köpfe und schütteln sie immer

wieder. Mehrere andere Schimpansen wurden dabei aufgenommen, wie sie raspberry Geräusche mit ihrem Mund

machten. All diese Verhaltensweisen sind anormal und tauchen nur bei in Gefangenschaft lebenden Schimpan-

sen auf. Sie sind ein Zeichen für psychischen Stress und Langeweile [1, 11, 17]. Typischerweise beruhigen sich

Schimpansen selbst mit dieser Art von Verhalten, wenn sie aufgeregt sind oder sie stimulieren sich selbst bei

Langeweile [1, 2, 17-22].

In der Wildnis leben Schimpansen in sozialen Gruppenverbänden von bis zu 150 Individuen zusammen und

durchstreichen Gebiete, die 400 Quadratkilometer groß sind. In Gefangenschaft werden ihnen diese sozialen

Interaktionsmöglichkeiten und der weitläufige Platz genommen. Wenn man sich die kleinen, kahlen Käfige,

in denen die Schimpansen gezwungenermaßen leben müssen und in denen es an natürlichem Blattwerk,

Möglichkeiten zum Herumstöbern und an Versteckmöglichkeiten fehlt, ansieht, wird deutlich, dass sie keine

angemessenen Lebensbedingungen ausweisen und dass dies der Grund für die festgestellten anormalen Verhal-

tensweisen ist.

Die Schimpansen werden auch durch die Anwesenheit von Menschen sichtbar verärgert. Das zeigt sich, indem

sie auf die Menschen zurennen, spucken oder Objekte in ihre Richtung werfen. Die Menschen im Video wurden

dabei gefilmt, wie sie gegen das Fenster eines Jungtiergeheges schlugen, schrien und Gesichter zogen. Man

kann auch sehen, wie sie Dinge nach einem erwachsenen Schimpansen in seinem/ihrem Außengehege werfen.

Das ist ein Verhalten, das Schimpansen als Provokation und Bedrohung ansehen.

Page 164: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

Während einige Schimpansen Aggression und Frustration als Antwort auf diese mitleidslosen und gleichgültigen

Menschen zeigen, sitzen andere einfach nur still da. Das deutet auf erlernte Hilflosigkeit hin. Der Schimpanse

hat gelernt, dieses beleidigende Verhalten und seine nachteilige Situation zu akzeptieren, da er aus seiner

stressigen Situation ohnehin nicht fliehen, sie nicht ändern oder verhindern kann [23]. Ein erwachsener

männlicher Mann wurde sogar dabei beobachtet, wie er eine brennende Zigarette auf einen Schimpansen warf,

die der Schimpanse dann rauchte und daraufhin zu husten begann. Das deutet auf Vernachlässigung durch die

Pfleger hin.

Zusätzlich dazu, dass sie in ihren Außengehegen keine Möglichkeit haben, sich vor lauten Zuschauern zu ver-

stecken, sind die Schimpansen gezwungen, einen lauten, quietschenden Zug zu ertragen, der mehrere Male

am Tag an ihren Gehegen vorbeizieht. Als Antwort darauf sieht man einen Schimpansen, der körperlich und

emotional unter Stress steht, was an Piloarrektion zu erkennen ist (die Haare stehen ihm zu Berge).

Er/sie steht auf seinem/ihrem Hinterfuß, schaukelt hin und her, klatscht in die Hände, gibt raspberry Geräusche

von sich und schlägt gegen den Zaun. In früheren Forschungen wurde dokumentiert, dass sich abnormales

und stereotypes Verhalten wie z. B. Schaukeln und Taumeln erhöht, je mehr Umweltgeräusche existieren [24].

Täglich derart laute Situationen aushalten zu müssen wird bei dauerhaftem Zustand in erhöhten Stresshor-

monen gründen und zusätzlich zu ihrer psychischen Gesundheit einen schädlichen Effekt auf die körperliche

Gesundheit der Schimpansen haben.

Ein anderer Schimpanse wurde dabei aufgenommen, wie er wiederholt auf die Stäbe in seinem Gehege spuckte

und die Spuke dann wieder verschluckte. Dies ist eine weitere, häufig verbreitete anormale Verhaltensweise, die

bei in Gefangenschaft lebenden Schimpansen auftritt und ein Zeichen von Zwangverhalten darstellt oder auf

Langweile oder das Fehlen einer angemessenen Ernährung hinweist [1, 11, 18, 25].

Mir wurde berichtet, dass ungefähr 30 der 44 Schimpansen, die zur Zeit im Schwaben Park leben, von Hand

durch Menschen aufgezogen wurden, 18 von ihnen sind im Park geboren worden, angeblich, weil sie von ihren

Müttern verstoßen worden waren oder weil die Mütter nicht gesund genug waren, um sie aufzuziehen. Obwohl

diese Zahl sehr hoch erscheint und viel höher ist als jede andere Mutter-Kind-Ablehnungsrate, die ich je gese-

hen habe, zeigen Forschungen, dass Schimpansen und anderen Primaten, die in Gefangenschaft aufgezogen

wurden, oft viele speziesspezifische Verhaltensweisen fehlen, wie beispielsweise ein normales bemutterndes

Verhalten [26-30].

164

Page 165: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

EinE REchERchE von

165

Forschungen zeigen auch, dass gestresste Schimpansen eher dazu neigen, ihre Kinder zu verstoßen [31]. In An-

betracht der Tatsache, dass die Mehrheit der Schimpansen im Schwaben Park von Menschen aufgezogen wurde

und, durch die Präsenz der Menschen und den Zwang, für die Unterhaltung der Menschen unnatürliche Tricks

vorzuführen, unter andauerndem Stress steht, wäre es keine Überraschung, wenn einige der Schimpansenmüt-

ter im Schwaben Park ihre Kinder verstoßen hätten.

Der Schwaben Park gibt auch an, dass viele der Mütter aufgrund gesundheitlicher Probleme nicht in der Lage

waren, ihre Kinder aufzuziehen. Wenn das der Fall ist, ist dies sehr wahrscheinlich das Ergebnis der unange-

messenen und stressigen Umgebung, in der sie leben. Dem Schwaben Park sollte es unter keinen Umständen

erlaubt sein, weiterhin Schimpansen zu züchten.

Falls die Schimpansen ihren Lebensabend nicht in einem zertifizierten Schutzgebiet, das lebenslange Pflege für

misshandelte und vernachlässigte Schimpansen bietet, verbringen können, sollten die weiblichen Schimpansen

einer Art Geburtenkontrolle wie Depo-Provera unterzogen werden. Die männlichen Schimpansen sollten sterili-

siert werden, um zu verhindern, dass zukünftig weitere Schimpansen auf die Welt kommen, nur um von ihren

Müttern verstoßen und gezwungen zu werden, unnatürliche Tricks vorzuführen, die Stress verursachen.

Literaturnachweise:

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3. Ferdowsian H. R., Durham D. L., Kimwele C. Kranendonk G., Otali E., Akugizibwe T., Mulcahy J. B., Ajarova

L. und Johnson C. M. (2011) Signs of mood and anxiety disorders in chimpanzees. PLoS ONE (6) e19855: 1-11

4. Lopresti-Goodman S. M. und Kameka M. (2011) Assessing psychological distress in chimpanzees Sweetwaters

Chimpanzee Sanctuary Kenia: Afrika

5. Lopresti-Goodman S. M. und Kameka M. (2012) Symptoms of post-traumatic stress disorder in sanctuary-

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7. Lopresti-Goodman S. M. und Dube A. (2012) The psychological consequences of exploitation on chimpan-

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9. Morgan K. M. und Tromborg C. T. (2007) Sources of stress in captivity. Applied Animal Behavior Science

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166

Page 167: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

EinE REchERchE von

167

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22. Reimers M., Schwarzenberger F., Preuschoft S. (2007) Rehabilitation of research chimpanzees: Stress and

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23. Seligman M. E. P. und Maier S. F. (1967) Failure to escape traumatic shock. Journal of Experimental Psy-

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25. Baker K. C. und Easley S. P. (1996) An analysis of regurgitation and reingestion in captive chimpanzees.

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26. Latham N. R. und Mason G. J. (2008) Maternal deprivation and the development of stereotypic behaviour.

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27. Marriner L. M. und Drickamer L. C. (1994) Factors influencing stereotyped behaviour of primates in a zoo.

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28. Martin J. E. (2002) Early life experiences: activity levels and abnormal behaviours in resocialised chim-

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29. Meder A. (1989) Effects of hand-rearing on the behavioral development of infant and juvenile gorillas

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30. Nash L. T., Fritz J., Alford P. A. und Brent L. (1999) Variables influencing the origins of diverse abnormal

behaviors in a large sample of captive chimpanzees (pan troglodytes). American Journal of Primatology 48:

15–29

31. Lincoln Park Zoo. Gombe Mother-Infant Research. [online] http://www.lpzoo.org/conservation-science/

projects/gombe-field-research/project-information“

168

mackay, barry kent, kanadischer Vertreter von bor free usA, usA.

„Nachdem ich das Video von Animal Equality über die Anlagen und Shows im Schwaben Park gesehen habe,

möchte ich folgende Beobachtungen loswerden. Diese Beobachtungen basieren auf meiner mehr als 40jährigen

Tätigkeit als Naturforscher im Bereich des Wildtierschutzes. Ich bin der kanadische Vertreter und Seniorpartner

des Programms Born Free USA, sowie der Direktor von Animal Alliance of Canada Environment Voters, einer

der Direktoren von Zoocheck-Canada und diverser naturgeschichtlicher und zoologischer Organisationen inklu-

sive den Ontario Field Ornithologists, dem Toronto Ornithological Club und der Wilson Ornithological Society.

Ich bin Autor diverser Kolumnen, Artikel und Bücher, die von Wildtieren handeln, insbesondere von Vögeln.

Ich habe Einrichtungen, die Tiere gefangen halten, in Nord-Süd- und Mittelamerika untersucht sowie auf den

Westindischen Inseln, in Europa, Afrika und Asien und habe umfassende praktische Erfahrungen im Bereich der

Rehabilitation von heimischen kanadischen Vögeln und anderen Wildtieren.

Es tut mir weh, solche Papageien Shows, wie sie im Schwaben Park aufgeführt werden, zu sehen, in denen

Papageien, Kakadus und andere Vogelarten inklusive Hühnern dazu gebracht werden, alberne Tricks auf einer

im bayrischen Stil aufgemachten Bühne vorzuführen. Diese Show erfüllt in keiner Weise die zwei Argumente,

die von der internationalen Zoogemeinschaft als die zwei wichtigsten und sozial gültigen Begründungen ange-

sehen werden, um Tiere in Gefangenschaft zu halten.

Page 169: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

EinE REchERchE von

169

Jegliche Behauptungungen, die Shows hätten erzieherischen Wert, sind falsch. Es wird höchstens impliziert,

dass man Vögel trainieren kann. Im Gegenteil, die Shows rauben den beteiligten Tieren ihre Würde und ihr

natürliches Leben in der Wildnis. Das beinhaltet auch, dass sie für das Amüsement der Zuschauer da sind und

um zahlende Kunden anzulocken. Ich bin besonders besorgt darüber, dass kleine Kinder in die Irre geführt und

verwirrt werden, was die Natur dieser Vögel angeht, indem man sie als Teil der menschlichen Gemeinschaft an-

sieht und sie vermenschlicht. Es gibt keine Hinweise auf ihre natürlichen Gegebenheiten - im Gegenteil: Spezies

aus verschiedenen Lebensräumen und Ökozonen werden einfallslos vermischt und leben in einem künstlichen

Umfeld ausschließlich für das Amüsement der Zuschauer.

Es beunruhigt mich weiterhin, dass das Konzept dieser Vögel als ideale und willenlose “Haustiere” verstärkt

wird. Tatsache ist, dass sie sehr schlecht als Haustiere geeignet sind und die dargebotenen Spezies (Kakadus,

Aras und andere, größere Papageien) berüchtigt dafür sind, sich selbst zu verstümmeln durch den Stress, dem

sie ausgesetzt sind, wenn sie als Haustiere gehalten werden. Diese albernen Shows sollten nicht fortgeführt

werden. Ich war auch sehr besorgt über den Zustand einer Hausziege, die auf dem Video zu sehen war. Ich weiß

durch meine Forschungen über die Praktiken der Streichelzoos , dass diese solche Tiere zu oft hungern lassen

oder schlecht ernähren, damit sie auf die Besucher zugehen und diese sie mit gekauftem Futter zum Profit der

Zoos füttern können. Die Ziege war in einem alarmierenden, abgemagerten Zustand. Das ist ein grausamer

Missbrauch.

Außerdem zeigte der Tiger ein klassisches, stereotypes Verhalten in seinem Käfig. Er lief immer wieder den

gleichen Weg entlang des Innengeheges hin und her. Das deutet auf Stress hin und Experten für das Verhalten

von Tieren sind sich einig, dass solch ein Verhalten auf ernsthaften Stress hindeutet. Ich bin außerdem besorgt,

dass die Absperrungen ein Risiko beinhalten, besonders für kleine Kinder, aufgrund der unangemessenen Ge-

hegeabsperrungen. Die Haltung eines Tigers in einem Käfig ist nicht weniger negativ behaftet, als die Haltung

der Vögel und trägt nur auf negative Art und Weise zur Erhaltung der Tiger oder der Bildung bei.“

Page 170: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

170

dr. martindale, Victoria - mbms und Primatologin, England.

“Viele Menschen haben im Zoo schon Schimpansen gesehen, die verkleidet verschiedene Tricks vorführen, wie

z. B. Fahrrad fahren oder Tee trinken. Das scheint eine amüsante Art der Unterhaltung zu sein, die Kinder zum

Lachen bringt. Alles scheint ein großer Spaß zu sein – für uns Menschen ist es das auch. Nur wenige von uns

realisieren, dass diese Szenen hinter den Kulissen extrem ausbeutend sind. Ein wildes Tier dazu zu zwingen,

sich so unnatürlich zu verhalten und Tricks vorzuführen bedeutet im Normalfall Training, das oft aus Bestra-

fung und Nahrungs- sowie Wasserentzug besteht. In vielen Fällen werden noch extremere Trainingsmethoden

angewandt. Im Beispiel des Schwaben Parks sprechen wir von Tieren, die ein bemerkenswertes Intelligenzlevel

sowie tiefliegende Emotionen und Kommunikationsfähigkeiten zeigen. Tatsächlich werden Schimpansen als die

intelligentesten Tiere überhaupt bezeichnet, was nicht überraschend ist, wenn man bedenkt, dass ihre DNA zu

98% der menschlichen entspricht und sie somit unsere am nächsten verwandte Spezies sind.

Es ist deshalb für einen westlichen Zoo im 21. Jahrhundert nicht nur herzzerreißend, eigens von Hand aufge-

zogene kleine Schimpansen dazu zu zwingen, Kleidung zu tragen, unnatürliche und erniedrigende Tricks vor-

zuführen und für Unterhaltung zu sorgen, sondern gleichzeitig auch ein höchst unethischer Missbrauch. Jede

Show, die lebende Tiere auf diese Art und Weise ausnutzt, ist eine Art Missbrauch und die Tiere leiden darunter.

Man kann sich der Wahrheit nicht entziehen, dass die Misshandlung dieser Tiere in dieser Art und Weise unnö-

tig und daher nicht akzeptabel ist und keinem anderen Sinn dient als der Erhöhung des Profits, während das

Wohlergehen der Tiere aufs Spiel gesetzt wird. Wer denkt denn wirklich, dass es normal für einen Schimpansen

ist, menschliche Kleidung zu tragen, Fahrrad zu fahren, alberne Hüte zu tragen oder Spiele zu spielen? Diese

Attraktionen geben unseren Kindern verzerrte Fehlinformationen. Diese Tricks haben nichts damit zu tun, wie

sich hochintelligente Menschenaffen in der Wildnis verhalten.

Bitte gehen Sie den Schritt und stoppen Sie alle Arten der Ausnutzung und Misshandlung von Tieren wie diese

hier.”

Page 171: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

EinE REchERchE von

171

ragan, Patti - Gründungsdirektorin des center for Great Apes, florida, usA.

“Als ich das Video von Animal Equality angeschaut habe, habe ich viele Dinge gesehen, mit denen wir täglich

zu tun haben. Stereotype Verhaltensweisen wie das andauernde Vor- und Rückwärtsschaukeln des Oberkörpers,

das Ausstoßen seltsamer Laute und die bis zum Haarverlust führende Fellpflege kommen bei Schimpansen, die

ihre ersten fünf oder sechs Lebensjahre nicht von ihrer eigenen Schimpansenmutter aufgezogen wurden, häufig

vor. Ich empfehle dem Schwaben Park, sein Zuchtprogramm zu stoppen und aufzuhören, Schimpansen von ih-

ren Müttern zu trennen. Schimpansen aus der Unterhaltungsindustrie (Zirkus, Film, Werbung usw.) ebenso wie

Schimpansen, die als private „Haustiere“ gehalten und wie Menschen erzogen wurden, zeigen – wenn sie in

unsere Pflegestation kommen – üblicherweise einige dieser anormalen Verhaltensweisen. Ich hoffe sehr, dass

der junge Schimpanse mit dem Husten in medizinischer Behandlung bei einem Veterinär ist... Von Zeit zu Zeit

erkälten sie sich und dieser Husten könnte durch eine Erkältung ausgelöst worden sein. Aber es könnte auch

etwas sehr viel Schlimmeres sein.

Am meisten beunruhigt haben mich an diesem Video die zirkusähnliche Show und die Nähe der Schimpansen zu

den Besuchern. Ich fordere, dass die Schimpansen-Show des Schwaben Parks sofort eingestellt wird. Menschen-

affen ein solch unnatürliches Verhalten anzutrainieren ist schon ein Problem für sich. Die Methoden, mit denen

Schimpansen dieser Größe trainiert und diszipliniert werden, sind meistens herabwürdigend und barsch. Aber

selbst wenn der Trainer die tierfreundlichste und positivste Art des Trainings gewählt hat, lehrt diese Show dem

Publikum in keinerlei Weise etwas über die wahre Natur von Schimpansen, über ihr natürliches Verhalten und

auch nichts über die Schwierigkeit, sie in der freien Wildbahn zu beobachten, weil ihre Art immer gefährdeter

ist. Sie zu verkleiden und sie dazu zu bringen, sich wie kleine Pseudo-Menschen zu verhalten, ist veraltet und

respektlos. Diese Art von Show existiert schon seit Jahrzehnten nicht mehr.

Prof. niemitz, carsten

iucn specialist Group for captive primates, deutschland

„Die Schimpasen im Schwaben Park zeigen zum Teil besorgniserregende Hautveränderungen. In dem mir vorlie-

genden Film husten manche Individuen auf eine Weise, die dringend einer Abklärung und Therapie bedarf. Für

das Training ihrer „Späßchen“ müssen die Jungtiere von ihren Müttern getrennt werden, was zu lebenslangen

psychischen Schäden führen kann.“

Page 172: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

ragan, Patti - Gründungsdirektorin des center for Great Apes, florida, usA.

“Als ich das Video von Animal Equality angeschaut habe, habe ich viele Dinge gesehen, mit denen wir täglich

zu tun haben. Stereotype Verhaltensweisen wie das andauernde Vor- und Rückwärtsschaukeln des Oberkörpers,

das Ausstoßen seltsamer Laute und die bis zum Haarverlust führende Fellpflege kommen bei Schimpansen, die

ihre ersten fünf oder sechs Lebensjahre nicht von ihrer eigenen Schimpansenmutter aufgezogen wurden, häufig

vor. Ich empfehle dem Schwaben Park, sein Zuchtprogramm zu stoppen und aufzuhören, Schimpansen von ih-

ren Müttern zu trennen. Schimpansen aus der Unterhaltungsindustrie (Zirkus, Film, Werbung usw.) ebenso wie

Schimpansen, die als private „Haustiere“ gehalten und wie Menschen erzogen wurden, zeigen – wenn sie in

unsere Pflegestation kommen – üblicherweise einige dieser anormalen Verhaltensweisen. Ich hoffe sehr, dass

der junge Schimpanse mit dem Husten in medizinischer Behandlung bei einem Veterinär ist... Von Zeit zu Zeit

erkälten sie sich und dieser Husten könnte durch eine Erkältung ausgelöst worden sein. Aber es könnte auch

etwas sehr viel Schlimmeres sein.

Am meisten beunruhigt haben mich an diesem Video die zirkusähnliche Show und die Nähe der Schimpansen zu

den Besuchern. Ich fordere, dass die Schimpansen-Show des Schwaben Parks sofort eingestellt wird. Menschen-

affen ein solch unnatürliches Verhalten anzutrainieren ist schon ein Problem für sich. Die Methoden, mit denen

Schimpansen dieser Größe trainiert und diszipliniert werden, sind meistens herabwürdigend und barsch. Aber

selbst wenn der Trainer die tierfreundlichste und positivste Art des Trainings gewählt hat, lehrt diese Show dem

Publikum in keinerlei Weise etwas über die wahre Natur von Schimpansen, über ihr natürliches Verhalten und

auch nichts über die Schwierigkeit, sie in der freien Wildbahn zu beobachten, weil ihre Art immer gefährdeter

ist. Sie zu verkleiden und sie dazu zu bringen, sich wie kleine Pseudo-Menschen zu verhalten, ist veraltet und

respektlos. Diese Art von Show existiert schon seit Jahrzehnten nicht mehr.

Der nahe Kontakt zu den Schimpansen außerhalb ihres Ausstellungsgeheges ist sehr besorgniserregend. Wenn

Menschen Essen in die Gehege der Schimpansen werfen, werden so auch die Keime von ihren Händen über-

tragen und damit auch alle möglichen Bakterien und Krankheiten. Und eine Zigarette hineinzuschmeißen ist

einfach schrecklich.”

172

Page 173: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

EinE REchERchE von

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Prof. dr. sorenson, john - Professor der fakultät für soziologie an der brock university, kanada.

“Ich habe die Foto- und Videobeweise der Recherche von Animal Equality über in Gefangenschaft lebende

Schimpansen im Schwaben Park in Deutschland begutachtet. Es ist ein äußerst trauriger Aspekt menschlicher

Abartigkeit, dass solche mittelalterlichen Bedingungen in einem der fortschrittlichsten Länder Europas fort-

bestehen. Die tägliche Show, in der von den Schimpansen verlangt wird, verkleidet in Kostümen verschiedene

menschliche Aktivitäten vorzuführen – beispielsweise das Fahren eines Spielzeugautos, das Führen von Telefon-

gesprächen und das Vorführen eines albernen Tanzes – bietet lediglich dem Publikum eine Gelegenheit, über

diese Tiere zu lachen und nimmt ihnen ihre natürliche Würde. Wenn sie nicht auf der Bühne stehen, werden die

Schimpansen unter erbärmlichen Bedingungen gehalten, mit wenigen Bereicherungen für die Interessen dieser

intelligenten Tiere.

Einige Schimpansen sind in unmittelbarer Nähe zu einem kleinen lärmenden Zug untergebracht, der die Be-

sucher durch den Park befördert. Als Folge dieser Bedingungen sind die Tiere äußerst angespannt, ihre Leben

reduziert auf Gleichgültigkeit und Teilnahmslosigkeit, zusammengekauert oder versunken in sich wiederholende

Wippbewegungen, was auf psychischen Zusammenbruch hinweist. Einige der Tiere haben Wunden und leiden

unter Haarausfall, während andere offenbar Atemprobleme haben. Kleinkinder werden getrennt von ihren Müt-

tern gehalten und ausgestellt – ohne Möglichkeit, sich den ständigen Blicken der Besucher zu entziehen. Jene

Besucher, offenbar frustriert, wenn die Schimpansen ihnen nicht fortwährende Belustigung bieten, können

beim Werfen von Gegenständen auf die Tiere beobachtet werden – so warf ein Mann sogar eine brennende

Zigarette ins Gehege, die ein Schimpanse dann rauchte. Eine große und wachsende Reihe an Arbeiten in der

kognitiven Verhaltensforschung zeigt die geistige Komplexität der Schimpansen und es ist klar, dass derartige

Bedingungen für sie quälend sind.

Selbstverständlich ist es nicht nur ihre biologische Nähe zu uns selbst, die unsere ethische Anteilnahme auf sich

ziehen sollte: Alpakas, Ziegen sowie zwei Tiger werden ebenfalls in diesem Park zur allgemeinen Erheiterung

zur Schau gestellt und es scheint, dass auch diese Tiere unter Stress leiden. Es gibt kein Argument, welches

dafür spricht, dass die Zurschaustellung dieser Tiere irgendeinem essentiellen menschlichen Zweck dient und

tatsächlich fördern solche Einrichtungen nur die schlechtesten Aspekte unseres eigenen Charakters.”

Page 174: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

AnhAnG b.

tELEfOnGEsPräch: thOmAs hudELmAiEr, 13. nOVEmbEr 2012

Telefongespräch Ermittler (E) mit Thomas Hudelmaier (TH), 13. November 2012.

E: Wenn Tiere großgezogen werden, kann nicht immer die Muttermilch verwendet werden und es teilweise dazu

kommt, dass andere Milch zum Einsatz kommt und die Tiere mit der Flasche aufgezogen werden. Wie ist es

dann im Vergleich zur Muttermilch? Wird es akzeptiert? Haben Sie hier irgendwelche Erfahrungen?

TH: Wir haben halt Erfahrungen mit Schimpansen. Die Schimpansen, die man von Hand aufzieht, die also keine

Muttermilch kriegen, werden größer und schneller größer wie die, die bei der Mutter aufwachsen.

E: Ab welchem Alter fangen Sie an, die Jungtiere (Schimpansen) von Hand aufzuziehen?

TH: Vom ersten Tag an. Die, wo man aufziehen muss, die zieht man auf.

E: Sie haben auch schon Schimpansen vom ersten Tag an aufgezogen?

TH: Ja, klar.

E: Und was für Präparate verwenden Sie für die Handaufzucht?

TH: Ganz normal Milumil. Ganz normale Kindernahrung.

E: Können Sie sonst noch was zum Vergleich sagen, wie die Kinder das aufnehmen, ob es irgendwelche Proble-

me oder auch positive Nebeneffekte gibt?

TH: Die Handaufzuchten, das liegt wahrscheinlich auch an der Milch, haben weißere Zähne, wie die, die bei der

Mutter aufwachsen, also schönere Zähne. Ja, sonst ist es eigentlich nicht viel anders.

174

Page 175: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

EinE REchERchE von

175

AnhAnG c.

kOnVErsAtiOn: schwAbEn PArk mitArbEitErin, 24. sEPtEmbEr 2012

Mitarbeiterin (M) mit Ermittler (E) im Schwabenpark am 24.09.2012

M: Die kommen wieder. Die kommen am Mittwoch wieder zurück. Aber am Donnerstag werden sie dann wieder

auftreten. Die sind in der Tschechei. Die machen da ein Film. Die sind gefragt überall.

E: Sind die kleinen auch mit?

M: Die sind aber zu Hause.

E: Achso, die sind gar nicht mit in die Tschechei?

M: Nee, die haben nur zwei oder drei Affen mit. Die ganzen Affen sind da nicht mit dabei.

E: Ich hab jetzt auch gar nicht so viele Kleine gesehen. Ich wolle eigentlich mal kleine fotografieren.

M: Sind aber welche da. Aber die ganz kleinen sind im Haus.

E: Okay. Wie viele haben Sie da?

M: Von den ganz kleinen sind glaub ich zwei da. Die sind ein Jahr oder so.

E: Die kann man jetzt aber nicht sehen?

M: Nee, die gibt’s nicht zu sehen. Wenn dann hocken die mal am Fenster.

E: Achso, die sind schon da drinnen (Schimpansenhaus)?

M: Nee, da drinnen sind sie nicht. Die sind nur da, wenn die beiden da sind.

Page 176: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

E: Wo bekommen sie die her die Affen? Bekommen Sie die aus Zoos?

M: Nein. Das ist eigene Zucht. Das sind ja 46 Stück, da werden höchstens nochmal welche abgegeben. Die

zieht sie alle selber groß, die verstoßen werden von der Mutter. Die hat bestimmt schon sechs, sieben Stück

großgezogen.

E: Werden die verstoßen?

M: Von der Mutter, ja. Entweder ist die Mutter zu jung oder was weiß ich. Ich hab’s schon selber miterlebt, dass

sie die entnabelt (?) haben. Ganz klein war das.

E: Wann werden die geboren? Im Frühjahr?

M: Das ist unterschiedlich. Die sind ja oftmals trächtig. Das sieht man ja, wenn das unten so rot ist, so dick.

Das ist wie bei einer Frau, die ihre Periode hat oder ihren Eisprung. Wenn Sie hier oben bei den Affen vorbei-

gehen, dann sind da eigentlich Kleine. Da sind auch welche hier drin. Und weiter hinten ist noch ein Kleiner.

Der ist auch manchmal mit zum Schimpansen-Theater.

E: Wann die nächsten geboren werden wissen Sie auch nicht?

M: Das weiß ich überhaupt nicht.

E: Manchmal sieht man auch, wenn die schwanger sind.

M: Selten. Wir haben ja eigentlich gar nicht so viel damit zu tun. Wir dürfen ja auch nicht mit rein. Nur die

beiden. Der Chef und die Chefin.

E: Ist es gefährlich, wenn man reinkommt?

M: Wenn die mit dem Auto runterfahren, die haben direkt ein geschlossenes Auto, vorher hatten sie ein offenes

gehabt. Die Leute greifen rein. Man darf auch nicht essen bei der Show. Das lenkt die Tiere ab. Die machen

das ja alles selbstständig. Die sind nicht darauf gedrillt. Die machen das wirklich von sich aus. Die machen

das gern.

176

Page 177: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

EinE REchERchE von

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E: Die (jungen Schimpansen) kommen meistens immer tagsüber. Vorher bringen sie die. Wenn letzte mal

Schimpansen-Theater ist, da es ja immer zweimal am Tag, dann nehmen sie die wieder mit. Dann holen die sie

und fahren sie nach Hause. Die wohnen ja bei denen mit im Haus. Ja, die haben richtig Zimmer, alles. Wenn

die ganz klein sind, was glauben Sie? Man muss alle drei Stunden aufstehen und die ernähren, als wenn man

ein Baby hat.

E: Wie lange müssen die im Haus bleiben?

M: Ich glaube zwei Jahre oder so. Die versuchen sie dann so langsam wieder einzugliedern.

E: Kommen die dann mit den anderen zusammen?

M: Jaja. Aber dann kommen die meistens dann in das vordere Gehege rein und nicht in diese hier.

E: Sind die zu viele dann?

M: Nee, aber da sind die Jungen drin, wo die Mutter nicht verstößt und da hinten sind dann die anderen. Mit

denen beschäftigen die sich dann auch.

E: Wieso machen die Mütter das, dass die verstoßen werden oder werden die genommen?

M: Sie zieht nur die groß, die verstoßen werden. Die anderen dürfen die Mütter selber.

E: Aber das ist schon doof, was mit denen passiert, wenn die verstoßen werden.

M: Das ist in der Natur so. Bloß in der freien Natur würden die schier verrecken.

E: Wie oft passiert das so, dass die Mutter die verstößt?

M: Bestimmt sieben, acht Stück. Ich kann’s Ihnen nicht genau sagen. Also letztes Jahr waren es zwei oder

drei. Die hat schon vier Stück gehabt auf einmal. Ich mein, so lange bin ich jetzt hier noch nicht, sechs Jahre

sind es jetzt.

Page 178: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

E: Wie lange gibt’s den Park hier schon?

M: 40 Jahre.

E: Das haben die nicht selbst aufgebaut?

M: Doch. Unser Seniorchef hat es selbst aufgebaut alles. Eigentlich fast wie mit einem Zoo angefangen.

E: Wie viele waren das am Anfang?

M: Ich glaube zwei oder drei Affen hatten sie. Jetzt sind es 46, glaube ich. Die haben ja schon wieder mal

abgegeben an andere Zoos. Der Tierarzt, ich weiß nicht, ob Sie es wissen, ist von der Wilhelma, der betreut die

hier alle. Das macht ja nicht jeder mit den Tieren.

(...)

Sie können das buchen mit den kleinen Affen. Dann sind Sie da drin und dann können Sie die füttern. Aber

man muss älter wie zwölf sein. Kleine Kinder lässt sie da nicht rein.

E: Zu allen Tieren?

M: Nee, das können Sie nicht.

E: Wie kriegen Sie das hin, dass die mitmachen und die Kunststücke machen?

M: Die machen viel nach. Sie brauchen sich nur mal eine Weile zu so einem Affen hinstellen. Zeigen Sie mal

einen Vogel. Das machen die alles. Das machen die Leute vor und machen die nach.

E: Bekommen die Leckerlies?

M: Das kriegen die auch. Wenn die eine gute Show gemacht haben und die waren lieb, dann kriegen die schon

mal ein Eis. Aber das sind bloß ein paar Affen.

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Page 179: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

EinE REchERchE von

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E: Die ganzen anderen Tiere kamen die dann später dazu?

M: Nee, da sind schon wieder viele weg. Da war ein Elefant, da waren Schafe, Ziegen. Ziegen haben wir ja noch.

Tiger sind noch da. Die hat er aus Stukenbrock. Safaripark Stukenbrock bei Bielefeld. Falls Sie denken, dass die

krank ist die Tigerin, die ist so geboren. Der tut nichts weh. Die war auch schon paar mal trächtig, ist aber nie

durchgekommen, immer wieder.

E: Vielleicht weil sie krank ist?

M: Man weiß es nicht, was es ist. Da kann man nichts sagen.

Page 180: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

AnhAnG d.

kOnVErsAtiOn: schwAbEn PArk mitArbEitEr, 24. OktObEr 2012

Konversation Schwaben Park Mitarbeiter (M) mit Ermittler (E), 24. Oktober 2012.

E: Entschuldigung, stimmt das, dass der Park bald schließt?

M: Ein bisschen noch.

E: Im Winter ist geschlossen, oder?

M: Ja.

E: Und wie lange?

M: Bis Ende März.

E: Dann kann man gar nicht hier rein, oder?

M: [Schüttelt den Kopf.]

E: Ist dann geschlossen, weil dann weniger Leute kommen, weil es dann kalt ist oder warum?

M: Schnee und kalt.

E: Und die Tiere? Bleiben die hier oder gibt es da irgendwo noch ein Winterlager?

M: Die bleiben hier.

E: Aber draußen auch, oder?

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Page 181: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

EinE REchERchE von

181

M: [Unverständlich]

E: Und die Ziegen? Wo sind die dann?

M: Unten im Stall.

E: Ach, da ist auch ein Stall? Bei dem Auslauf oder ist der woanders?

M: Beim Auslauf, da unten, da haben sie einen Stall.

M: Die werden gefüttert und Wasser gegeben und so. Da gibt es auch Leute, wo den ganzen Winter arbeiten

auch.

E: Die sind dann hier, ja klar, muss ja sein, bei so vielen Tieren. Wie viele Tiere gibt’s denn hier? Viele, ne?

M: Ja, viele.

E: Viel zu pflegen, hm?

M: Ja. Aber die von der Affenshow, des ist Chef und seine Frau. Und der tut die Affen füttern und versorgen.

Der macht das alles für die Affen. Und für die anderen Tiere gibt’s einen Jungen, der tut alle, Ziegen, Schafe,

da hinter den Affen, gibt’s auch viele Tiere.

M: Aber jetzt sind ja auch wieder viele schwanger, hab ich gesehen. Da sind ja ganz viele dick.

M: Welche?

E: Die, die liegen, die sind alle so dick, sind die schwanger, oder was?

M: Keine Ahnung.

E: Die sind so dick alle.

Page 182: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

M: Kann sein, kann sein. Doch, aber viele Ziegen verkauft er auch.

E: Sind ja zu viele, ne, die kriegen ja jedes Jahr Kinder.

M: Immer mehr, mehr, mehr. Die kriegen eine, die kriegen zwei. Die Ziegen kriegen sogar drei. Da muss man

immer die Flasche geben. [Unverständlich]

E Kann man Ziegen an Metzger verkaufen?

M: Nein, nein. Ich weiß es nicht. Kann ich nicht sagen. Ich weiß, dass viele Leute kaufen so [Kalb? Unverständ-

lich]. Da war ein Mann, der hat sechs Stück gekauft. Dann kommt wieder jemand und kauft welche. Vielleicht

werden groß Ziegen oder… Viele Leute [unverständlich] Milch von Ziegen. Ich habe gehört, das ist sehr, sehr

gesund.

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Page 183: Gutachten über die Situation der Tiere im Schwaben Park

EinE REchERchE von

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AnhAnG E.

wEitErE AnhänGE (VErmEEr 2012A)

E: Sind ja zu viele, ne, die kriegen ja jedes Jahr Kinder.M: Immer mehr, mehr, mehr. Die kriegen eine, die kriegen zwei. Die Ziegen kriegen sogar drei. Da muss man immer die Flasche geben. [Unverständlich]

E Kann man Ziegen an Metzger verkaufen?M: Nein, nein. Ich weiß es nicht. Kann ich nicht sagen. Ich weiß, dass viele Leute kaufen so [Kalb? Unverständlich]. Da war ein Mann, der hat sechs Stück gekauft. Dann kommt wieder jemand und kauft welche. Vielleicht werden groß Ziegen oder… Viele Leute [unverständlich] Milch von Ziegen. Ich habe gehört, das ist sehr, sehr gesund.

ANHANG E. WEITERE ANHÄNGE (Vermeer 2012a)

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E: Sind ja zu viele, ne, die kriegen ja jedes Jahr Kinder.M: Immer mehr, mehr, mehr. Die kriegen eine, die kriegen zwei. Die Ziegen kriegen sogar drei. Da muss man immer die Flasche geben. [Unverständlich]

E Kann man Ziegen an Metzger verkaufen?M: Nein, nein. Ich weiß es nicht. Kann ich nicht sagen. Ich weiß, dass viele Leute kaufen so [Kalb? Unverständlich]. Da war ein Mann, der hat sechs Stück gekauft. Dann kommt wieder jemand und kauft welche. Vielleicht werden groß Ziegen oder… Viele Leute [unverständlich] Milch von Ziegen. Ich habe gehört, das ist sehr, sehr gesund.

ANHANG E. WEITERE ANHÄNGE (Vermeer 2012a)

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EinE REchERchE von

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GUTACHTEN ÜBER DIE SITUATION

DER TIERE IM SCHWABEN PARK

Eine Recherche von Animal Equality