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H 7775 E gan des Zentral- fbandes der Ärzte für iturheilverfahren e.V. Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren Heft 9, September 1987, 28. Jahrgang Arthrosis (besonders Gonarthrosis) Polyarthrosis Spondylarthrosis Periarthritis humeroscapularis Zusammensetzung Injektionslösung: 2,2 ml enth Auszug (1 10) aus Cartilago suis, Auszug (1 10) aus Funiculus umbilicalis suis, Auszug (1 10) aus Embryo suis, Auszug (1 10) aus Placenta suis (hormonfrei) jeweils 22 ng, Rhustoxicodendron 0, Arnica 0jeweils 0,22 mg, Dulcamara 0 Symphytum 0jeweils 22 jjg, Sanguinana 0 33 \ig, Sulfur 0 39,6 pg, Hochdisperses Siliciumdioxid 22 ng, Nadid, Coenzym A, (±)-a-Liponsaure, Natnumoxalacetat jeweils 0,22 ng Dosierungsanleitung Injektionslösung: Im allgemeinen 2mal wöchentlich 1 Ampulle, bei großen Gelenken jeweils 2 Ampullen s c , i m , i c , i v , intraartikular bzw periartikular, ggf paravertebral Darreichungsform und Packungsgröße Zeel-Injektionslosung (Reg-Nr Z 155) Packung mit 8 Ampullen zu 2,2 ml DM 24,40 (Stand April 1985) Weitere Darreichungsformen Tabletten zum Einnehmen Salbe zum Auftragen -Heel Biologische Heilmittel Heel GmbH D-757O Baden-Baden Arbeiten dieses Heftes: F. W. Hefendehl Stand der Zulassung für Phytopharmaka V. Lüben, K. Kaiweit, L Conrad und H. F. Herget Einfluß von milder Hyperthermie bei Be- handlung chronischer Schmerzzustände H. Stadtlaender Die HOT — eine biologische Behand- lungsmethode gegen die Hyperlipidämie mit ihren sekundären klinischen Folgen W. Gawlik 10 Jahre „Arbeitskreis Homöopathie" im ZAN G. Wünstel Homöopathie und Ordnungstherapie G. Wünstel Histiotrope homöopathische Arzneimittel B. Rakow Herr und Hund aus homöopathischer Sicht H. Lützner Ernährungstherapie im Gespräch H. Begemann Mögliche Spätfolgen radioaktiver Strah- lenbelastung unter besonderer Berück- sichtigung des Reaktorunglücks von Tschernobyl A. Schroedter Urolithiasis — Pathogenese, Diagnostik und Therapie D. Müller-Plettenberg 36. Kongreß in Berlin ISSN 0720-6003 VERLAG MEDIZINISCH LITERARISCHE VERLAGSGESELLSCHAFT MBH Postfach 120/140 • D-3110 Uelzen 1

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H 7775 E

gan des Zentral-fbandes der Ärzte füriturheilverfahren e.V.

Ärztezeitschrift fürNaturheilverfahrenHeft 9, September 1987, 28. Jahrgang

Arthrosis(besonders Gonarthrosis)

Polyarthrosis

Spondylarthrosis

Periarthritishumeroscapularis

ZusammensetzungInjektionslösung: 2,2 ml enth Auszug (1 10) aus Cartilago suis, Auszug (1 10) aus Funiculusumbilicalis suis, Auszug (1 10) aus Embryo suis, Auszug (1 10) aus Placenta suis (hormonfrei) jeweils22 ng, Rhustoxicodendron 0, Arnica 0jeweils 0,22 mg, Dulcamara 0 Symphytum 0jeweils 22 jjg,Sanguinana 0 33 \ig, Sulfur 0 39,6 pg, Hochdisperses Siliciumdioxid 22 ng, Nadid, Coenzym A,(±)-a-Liponsaure, Natnumoxalacetat jeweils 0,22 ng

DosierungsanleitungInjektionslösung: Im allgemeinen 2mal wöchentlich 1 Ampulle, bei großen Gelenken jeweils2 Ampullen s c , i m , i c , i v , intraartikular bzw periartikular, ggf paravertebral

Darreichungsform und PackungsgrößeZeel-Injektionslosung (Reg-Nr Z 155)Packung mit 8 Ampullen zu 2,2 ml DM 24,40(Stand April 1985)

Weitere DarreichungsformenTabletten zum EinnehmenSalbe zum Auftragen

-Heel Biologische Heilmittel Heel GmbHD-757O Baden-Baden

Arbeiten dieses Heftes:

F. W. HefendehlStand der Zulassung für Phytopharmaka

V. Lüben, K. Kaiweit, L Conrad undH. F. HergetEinfluß von milder Hyperthermie bei Be-handlung chronischer Schmerzzustände

H. StadtlaenderDie HOT — eine biologische Behand-lungsmethode gegen die Hyperlipidämiemit ihren sekundären klinischen Folgen

W. Gawlik10 Jahre „Arbeitskreis Homöopathie" imZAN

G. WünstelHomöopathie und Ordnungstherapie

G. WünstelHistiotrope homöopathische Arzneimittel

B. RakowHerr und Hund aus homöopathischerSicht

H. LütznerErnährungstherapie im Gespräch

H. BegemannMögliche Spätfolgen radioaktiver Strah-lenbelastung unter besonderer Berück-sichtigung des Reaktorunglücks vonTschernobyl

A. SchroedterUrolithiasis — Pathogenese, Diagnostikund Therapie

D. Müller-Plettenberg36. Kongreß in Berlin

ISSN 0720-6003

VERLAG

MEDIZINISCH LITERARISCHEVERLAGSGESELLSCHAFT MBHPostfach 120/140 • D-3110 Uelzen 1

Inhaltsverzeichnis

Aus anderen Verbänden 629

Preisausschreibung 631

Neues aus der Medizin 632

F. W. HefendehlStand der Zulassung für Phytopharmaka 635

V. Lüben, K. Kaiweit, L. Conrad und H. F. HergetEinfluß von milder Hyperthermie bei Behand-lung chronischer Schmerzzustände 645

H. StadtlaenderDie HOT — eine biologische Behandlungsme-thode gegen die Hyperlipidamie mit ihren se-kundären klinischen Folgen 657

W. Gawlik10 Jahre „Arbeitskreis Homöopathie" imZAN .. 669

G. WünstelHomöopathie und Ordnungstherapie 671

G. WünstelHistiotrope homöopathische Arzneimittel 674

F. X. SchoberNeues aus der Kostenerstattungsrechtspre-chung für homöopathische Heilmittel I

Buchbesprechungen IM

ß. RakowHerr und Hund aus homöopath ischer Sicht . . . . 681

H. LütznerErnährungstherapie im Gespräch 698

H. BegemannMögliche Spätfolgen radioaktiver Strahlenbela-stung unter besonderer Berücksichtigung desReaktorunglücks von Tschernobyl 702

A. SchroedterUrolithiasis — Pathogenese, Diagnostik undTherapie 708

D. Müller-Plettenberg

36. Kongreß in Berlin 714

Vermittlung von Ärzten, Praxen und Sanatorien 718

Verkäufe 719

Industrie-Informationen 720

piepation

natürlich:Indikationen Spezifikum zur Therapie von Hepatopathien mitvorwiegender Obstipation Stauungen im Pfortaderkreislaufzur Ausleitung von Gallengneß aus den intra und extrahepatischen Gallenwegen

n LEGAPAS® TropfenZusammensetzung 100 g Tropfen enth Extr Gort Cascaraesagradae fld 977g Cuprum D8 1 0 g Carduus mananus 00 4g Cheiidomum 0 0 3p Taraxacum 0 0 3g Magnesiumphosphoncum DB 01g Leptandra D2 01g Mynca cenferaD2 01g Enthalt 23 Vol % AlkoholStandardisierung Bei chronischen Erkrankungen morgensnüchtern Vi Teelöffel in warmem Wasser Bei akuten Erkrankungen nach jeder Mahlzeit 5 8 Tropfen Bewahrt hat sichdie Einnahme heim Vagotoniker abends beim Sympathikotonrker morgens nüchtern

Gegenanzeigen und Anwendungsbeschränkungen LEGAPASsoll nicht angewendet werden bei Verschluß der Gallenwegeund bei Darmverschluß sowie wahrend der Stillzeit und imfortgeschrittenen Stadium der SchwangerschaftNebenwirkungen Bei bestimmungsgemaßem Gebrauch nichtbekannt Bei Uberdosierung ist ein erhöhter Verlust von Wasser und Salzen insbesondere Kalium möglichWechselwirkungen mit anderen Mitteln Auf Grund erhöhterKahumverluste bei Uberdosierung kann die Wirkung vonHerzglykosiden (Digitalis Strophanthus) verstärkt werdenHandelsformen und Preise LEGAPAS® Tropfen 0 P 50 mlDM 6 85 100 ml DM 12 G0 zusätzlich Packungen für KrankenhausbedarfStand bei Drucklegung

Therapeutikaaus der Natur

PASCOE Pharmazeutische Präparate GmbH D-6300 Giessen

Arztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg. 627

Aus anderen Verbänden

27. September bis 1. Oktober 1987 im Nordseeheilbad We-sterland auf Sylt:83. Deutscher Bädertag.

Anmeldung: Deutscher Bäderverband e.V., Postfach 190147,Schumannstraße 111, 5300 Bonn 1.Zimmervermittlung über die Fremdenverkehrszentrale We-sterland, Am Bahnhof, 2280 Westerland auf Sylt, Telefon(04651)24001/02.

Wissenschaftliche Fort- und Weiterbildung der Eberhard-Karls-Universität Tübingen

Im Rahmen des Schwerpunktthemas „KLINISCH-PSYCHO-LOGISCHE BEHANDLUNGSVERFAHREN" der Wissen-schaftlichen Fort- und Weiterbildung an der Universität Tübin-gen finden in der nächsten Zeit folgende Veranstaltungenstatt:

9.10.-11.10.1987 Diagnostik und Behandlung von Aufmerk-samkeitsstörungen bei Kindern (DSM IM, A,C, D (-H-))Prof. Dr. P. F. Schlottke (PsychologischesInstitut)

21. 10.-22.10.1987 Kognition und AffektProf. Dr. D. Revenstorf (Psychologisches In-stitut, Arbeitsbereich Klinische und Physio-logische Psychologie)

Okt./Nov. 1987 Psychologische Therapieverfahren beigenauer Termin chronischem Schmerzsteht noch Priv.-Doz. Dr. W. Larbig (Psychologischesnicht fest Institut), Dr. W. Miltner (Medizinische Psy-

chologie)

Auskunft, Anmeldung, detailliertes Programm:Universität Tübingen, Arbeitsstelle Wissenschaftliche Fort-und Weiterbildung, Wilhelmstr. 5, 7400 Tübingen, Telefon(07071) 29-5010 oder 29-6439

10. und 11. Oktober 1987: 3. Überlinger StoffwechseltagFasten als Therapie und Prävention

Themen:Atheromatose und MikroangiopathieNährstoffbedarf / Substitution im Fasten?Erfahrungen beim ambulanten Fasten

Referenten u.a.:Prof. Ditschuneit, Ulm, Dr. Th. Wendt, Frankfurt, Dr. Fahrner,Dr. Lützner, Überlingen

Ort: Klinik Buchinger u. Kurklinik Überlingen am Bodensee

In Zusammenarbeit mit der Bezirksärztekammer Süd-Würt-temberg

Anmeldung bei: Ärztlicher Arbeitskreis Heilfasten e.V., Wil-helm-Beck-Str. 27, 7770 Überlingen, Tel. (0 75 51) 89203.

24. Oktober 1987, Baden bei Wien: 15. Österreichisches Neu-raltherapie-SymposiumÖsterreichische Medizinische Gesellschaft für Neuralthera-pie — Regulationsforschung

Hauptthema: Chronische Leidenszustände und Neuralthe-rapie

Information, Programme: Sekretariat der ONR, Frau E. Wie-ser, Bahnhofbichl 13, A-6391 Fieberbrunn, Tel. (05354) 21 20.

PoikivenZur Therapie venöser Erkrankungenmit bewährten, naturgemäßenInhaltsstoffen.

1. Dynamisiert die venöseBlutzirkulation

2. Reguliert die Permeabilitätder Blutgefäße

3. Baut Ödeme ab4. Fördert die Resorption5. Beseitigt den Stauungsschmerz6. Entstaut im Abdominalraum

Ausgeprägt antiphlogistischeWirkung!

Zusammensetzung100 ml enthalten:Melilotus offic. D1Aesculus D1Hamamelis D1Carduus mananus D1Arnica 0^ycopodium D4_achesis D4Rutin D1

20 mi20 ml20 ml10ml

5 m)10 ml10 ml5 ml

Anwendungsweise undDosierungSoweit nicht anders verordnet,3-4 mal täglich 15-20 Tropfenn lauwarmem Wassereinnehmen.

AnwendungsgebieteVariköserSymptomenkomplex,Krampfadern,venöse Stauungenin den Beinen und imBeckenbereich,Armschmerzen,Thromboseprophylaxebei Schwangeren undWöchnerinnen,Unterstützung bei derBehandlung vonThrombophlebitis undUlcus cruris.

Darreichungsform,Packungsgröße undPreis50 ml Tropfen DM21,75

3254 Emmerthal 1 / Weser

Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg. 629

Alymphon Reg -Nr 49355Apothekenpflichtig

Bei lymphatischer und exsudativer Diathese, Anfälligkeit für Infekte undchronische Ekzeme.Bestandteile: Calcium carb H D 30, Fucus D 6,Graphites D 30, Lycopodium D 30 Sulfur D 30 aa 0,1 gFaex nat 20 g Massa ad 100 gDosierung: Falls nicht anders verordnet, Kleinkinder

1 Messerspitze, Schulkinder 'A Teelöffel, Erwachsene1 Teelöffel jeweils 3mal täglich

Packung 80 g Granuiat DM 12,15Großpackung 500 g Granulat DM 53 75

JSO-WerkPostfach 7484 Regensburg 1

15. bis 21. Oktober 1987: Wiener Dialog über Ganzheitsmedi-zin

Programm:

Donnerstag, 15. 10. Eröffnung

Grundlagen des Dialoges / Die Mehrdi-mensionale Medizin

Freitag, 16. 10.

Samstag, 17. 10.

Sonntag, 18. 10.

Montag, 19. 10.

Dienstag, 20. 10.

Mittwoch, 21. 10.

Akupunktur und andere energetischeMethoden

Homöopathie und andere komplimentäreHeilmethoden

Ethnomedizin

Heilung durch verändertes Bewußtsein

Zusammenfassung

Auskunft: Wiener Holding Ges. m.b.H., z. Hd. Frau Wiesner,Universitätsstraße 11, A-1010 Wien.

Thermographiekurse

16. - 17. 10. 1987 Roltach-EgernGrundkurs in die Regulationsthermographie: Bedeutung derRegulation, Vorfelddiagnostik — Erfassen des malignen Ter-rains.

Anmeldung an: Prof. Dr. A. Rost, Aribostr. 13, 8183 Rottach-Egern, Tel. (08022)24408

27.-28. 11. 1987 GießenAufbaukurs in die Regulationsthermographie: SchwerpunktAuswertungsrichtlinien, Therapeutische Konsequenzen The-rapiekontrolle.

Anmeldung an: Prof. Dr. A. Rost, Aribostr. 13, 8183 Rottach-Egern, Tel. (08022)244 08

10. - 11. 10. 1987 Gießen-LindenMit dem Kinderarzt Dr. P. Schumacher - Innsbruck, bewährteDiagnostik und Therapieverfahren bei Kindern. (Regulations-thermographie, Plattenthermographie, Homöopathie, Mora-therapie, Kombinationstherapie).

Anmeldung an: Fa. EIDAM-Medizintechnologie GmbH, Ro-bert-Bosch-Str. 23, 6307 Linden, Tel. (06403) 5065

Kurse der Österreichischen Medizinischen Gesell-schaft für Neuraltherapie — Regulationsforschung

A1-Kurs (für Anfänger)23.10. 8716. 1.8830. 1.8820. 2. 8812. 3. 8819. 3. 88

4.8818. 6. 8821.10.88

Baden,Wien,Linz,Innsbruck,Graz,Salzburg,Klagenfurt,Wien,Baden,

Dr. H. BrandDr. H. BrandPrim. MR Doz. Dr. 0.OR Dr. Ch. HerzMR Dr. E. Muhri, OA IOR Dr. Ch. HerzDr. E. BergerDr. H. BrandDr. H. Brand

A2-Kurse (für mäßig Fortgeschrittene)26727.9. 8726727.9. 87374.10. 87

23.10. 87778.5. 88

10711.9.8824725.9. 88

172.10. 8811.88

Eisenkappl,Linz,Graz,Baden,Wien,Innsbruck,Salzburg,Linz,Klagenfurt,

Dr. E. Berger, OR Dr.Prim. MR Doz. Dr. 0.MR Dr. E. Muhri, OA.MR Dr. E. Muhri, OA.Prim. MR Doz. Dr. 0.OR Dr. Ch. HerzOR Dr. Ch. HerzPrim. MR Doz. Dr. 0.Dr. E. Berger

Bergsmann

Dr.W. Muhri

Ch. HerzBergsmannDr.W. MuhriDr. W. MuhriBergsmann

Bergsmann

B-Kurse (für Fortgeschrittene)23.10. 87 Baden, OMR Prof. Dr. F. Hopfer24725.9. 88 Salzburg, Dr. P. Dosch21.10. 88 Baden, OMR Prof. Dr. F. Hopfer

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630 Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg.

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schaft für Neuraltherapie nach Huneke e.V.

Gesell-

Februar 1988Kurs Neuraltherapie für Anfänger und FortgeschritteneOrt: Sils-Maria/SchweizKursleiter: Prof. Dr. F. Hopfer, Wien.

12. - 20. März 198874. Ärztlicher Fortbildungskongreß des Zentralverbandesder Ärzte für Naturheilverfahren e.V. — Freudenstadt-Kur-haus. Während dieses Kongresses werden Kurse für Anfän-ger und Fortgeschrittene angeboten.

April 1988Kurs Neuraltherapie für Anfänger und FortgeschritteneOrt: BerlinKursleiter: Dr. med. R. Hänisch, Berlin

Kurs Neuraltherapie für Anfänger und FortgeschritteneOrt: MünchenKursleiter: Dr. med. M. Dosch, München

Auskunft: Internationale medizinische Gesellschaft für Neu-raltherapie nach Huneke e.V.Geschäftsstelle: Bismarckstraße 3, 7290 Freudenstadt,Tel. (07441) 2151

Ausschreibung des Rudolf Fritz Weiß-PreisesDie Gesellschaft für Phytotherapie e.V. schreibt den

von der Firma Bionorica, Nürnberg, gestifteten und

mit 10000 DM dotierten Rudolf Fritz Weiß-Preis für ex-

perimentelle und klinische Arbeiten auf dem Gebiet

der Phytotherapie aus.

Bewerben können sich alle in Klinik und Praxis täti-

gen Wissenschaftler und Arbeitsgruppen. Bewerbun-

gen sind in deutscher oder englischer Sprache in

4facher Ausfertigung bis zum 31.12. 1987 an die Ge-

sellschaft für Phytotherapie e.V., Siebengebirgsallee

24, D-5000 Köln 41, zu richten. Die der Bewerbung zu-

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Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg. 631

S-Ä-V.

Telegramm . . . . . NöÜes aus der MedizinSchlagzeilen . . . . Willenschaft . Forschung

USW,

DERMATOLOGIE

Interferon hilft beim Herpessimplex nicht

Eine Heilung bei Herpesinfektionist bis heute noch nicht möglich.Alle verfügbaren Präparate hättennur eine virustatische Wirkung.Auf keinen Fall stellt Interferonein Therapiekonzept dar. Dies be-hauptete Prof. Dr. M. Hagedorn(Darmstadt) auf einem Kongreß inFrankfurt. Bei rezidivierendemHerpes simplex ist eine Aciclovir-Prophylaxe nicht indiziert. Es gibteinige Ausnahmen. Bei Intensiv-,Tumor- und Transplantationspa-tienten, welche eine Herpesana-mnese haben, sollte man den Ver-such starten. Bei einer derartigenPatientengruppe sollte man das Ri-siko auch für banale Infekte ganzgering halten. Im Prodomalstadi-um einer Herpes-simplex-Infek-tion, welches bekanntlich maximaleinen Tag umfaßt, müßten Viru-statika eingesetzt werden. Der Ein-satz von Virustatika im frühen ve-sikulären Stadium ist umstritten.Laut Hagedorn kann sich eineTherapie nur im ganz frühenEruptionsstadium lohnen. EinigeVirustatika führen aber auch zuKontaktsensibilisierungen. ImPustel- und verkrusteten Stadiumder Infektion sind Virustatikasinnlos.

PHLEBOLOGIE

Venenthrombosen können An-zeichen von Malignomen darstel-len

Zahlreiche Studien haben gezeigt,daß Venenthrombosen auch einAnzeichen für okkulte Malignomesein können. Deshalb sind Lang-zeitkontrollen unerläßlich. Diese

Ergebnisse stellte unlängst Dr. Ro-bert J. Goldberg / Univ. Massachu-setts (USA) anläßlich eines inter-nationalen Kongresses seines Fach-gebiets in Worchester dar. So istdas relative Risiko der Betroffe-nen, an Krebs zu erkranken, imDurchschnitt zweieinhalbfach er-höht. Je jünger die Patienten seien,um so eher komme es zu einemAnstieg der Rate. Die Studie be-sagt im einzelnen, daß bei Patien-ten mit Lungenembolien, also ei-ner Folgeerkrankung von Throm-bose, etwa jeder sechste innerhalbvon zwei Jahren an einem Karzi-nom erkrankt. Bei 370 Patientenmit tiefer Venenthrombose zeigtesich eine Fünf-Jahres-Krebser-krankungsrate von 6,3 Prozent zu2,3 Prozent bei Nichterkrankten.Das entspricht immerhin einemrelativen Risiko von 2,7. WeitereFaktoren, wie Geschlecht, Alter,Rauchen und Hormonpillenein-nahme haben nichts an den Ergeb-nissen der Arbeit geändert. Eswird deshalb von dem Verfasserder Studie empfohlen, eine intensi-ve Langzeitdiagnostik bzw. laufen-de Kontrollen durchzuführen.

TRAUMATOLOG1E

Trainingsstopp wird vonSchmerzsymptomatik bestimmt

Erst wenn die Schmerzen arg sind,unterbrechen die Sportler meistdas Training. Zu dieser Erkenntniskam Prof. Dr. Christian Feldmeiervom Klinikum rechts der Isar an-hand seiner Untersuchungen. DieBehandlung von Handverletzun-gen, die durch Sport verursachtsind, wird von der Schmerzsym-ptomatik bestimmt. Sie hängt aberauch von der Einstellung der Pa-tienten ab, sagte Feldmeier anläß-

lich einer Fortbildungsveranstal-tung. So erweise sich die Ruhig-stellung einer Extremität mittelseines Gipsverbandes oft als nichtnützlich. So sei es keine Besonder-heit, daß Sportler eher Schmerzenals Muskelschwund bzw. Trai-ningsrückstände in Kauf nehmen.Als Beispiele werden Boxer undRadfahrer genannt. So sei infolgeeinseitiger Dauerbelastung durchStoßwirkungen eine chronischeDegeneration des Diskus zu beob-achten. Überbeanspruchte Nervenmachen bei Radlern eine soge-nannte Lenkstangen-Lähmung.Faustkämpfer bekämen bei Nicht-behandlung frakturierter Daumenbzw. Finger oft Arthrosen. Golf-und Tennisspieler hätten häufigmit Läsionen der Handwurzelkno-chen zu rechnen.

SPORTMEDIZIN

Vitamine steigern nicht unbe-dingt die Leistungen

Daß es nicht erwiesen ist, daß Vit-amingaben Nutzen für den Lei-stungssport hätten, darauf wiesProf. Dr. /. Keul (Köln) auf einemKongreß in Freiburg hin. Wieauch für die Eisenresorption ange-nommen wird, kann bei stunden-langen sportlichem Training dieResorption von Vitaminen ausdem Magen-Darm-Trakt vermin-dert sein. Es sei weiterhin be-kannt, so Keul, daß bei denstarken Schweiß Verlusten der Spit-zensportler, welche durchaus meh-rere Liter pro Tag betragen könn-ten, nicht nur die Elektrolyte unddas Eisen, sondern auch die Vit-amine verloren gingen. Demzufol-ge muß man annehmen, daßSportler einen erhöhten Vitamin-bedarf hätten. Dies kann gesche-hen durch vermehrten Kalorienbe-

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darf. Weitere Untersuchungenmüßten erst noch zeigen, ob manzusätzlich Vitamine bei Leistungs-sportlern geben sollte. Bisher gebees keine sicheren Anzeichen, daßdurch eine Vitamingabe eine zu-sätzliche Leistungssteigerung imSinne eines pharmakologischen Ef-fektes bewirkt werden könne.

DERMATOLOGIE —VIROLOGIE

Herpes-Behandlung durch Elek-trotherapie

Wie die Wiener klinische Wochen-schrift in ihrer neuesten Ausgabeberichtet, behandelt Dr. L, Heinvom Institut für physikalischeDiagnostik (Wien) zusammen mitKollegen einer Schmerzambulanzim jugoslawischen Maribor 32 Pa-tienten mit Herpes zoster und 18mit Herpes simplex mittels gepul-ster galvanischer Ströme. So kames nach 10 aufeinander folgendenBehandlungstagen schon am sechs-

ten Tag zur Abheilung. Damit ver-bunden eine erhebliche Schmerz-linderung. Es konnte beobachtetwerden, daß die Dauer des pustu-lösen Stadiums erheblich verkürztwurde. Das gleiche gilt sowohl fürdie Herpes-simplex-Patienten.Auch hier wurde bereits nachsechs Tagen eine Abheilung beob-achtet. In drei Fällen kam es je-doch zu einem erheblich abge-schwächten Rezidiv in ca. 8 Wo-chen. Diese heilten dann ebenfallskomplikationsfrei ab. Bei der The-rapie über das Signalganglion wur-de in gut 95 Prozent eineSchmerzfreiheit erreicht. In wie-weit der Wirkungsmechanismusbei dieser Elektrotherapie erreichtwird, konnte bislang noch nichteindeutig geklärt werden.

ANÄSTHESIE

Postoperative Heiserkeit nach In-tubation

Auf einem Kongreß der Landes-ärztekammer Hessen in Wiesba-

den berichtete der HNO-ArztProf Dr. Hans Joachim Arndt, daßes bei der Intubationsnarkose häu-fig zu Läsionen des Kehlkopfeskommen kann. Als Hauptsym-ptom sei eine postoperative Hei-serkeit zu beobachten. Die Anzahlbzw. das Ausmaß dieser Kehlkopf-schäden sind häufig unterschätztworden. So komme es nach eineramerikanischen Untersuchung inüber 6 Prozent der Fälle zu Schä-digungen, wie z. B. Rekurrensläh-mung oder Luxation des Ary-Knorpels. Eine Göttinger Studiestellt sogar eine 50prozentige Rateleichter Verletzungen fest. Auchwenn die Heiserkeit und Aphoniesich wieder leicht zurückbildenwürden, so gab doch Arndt m be-denken, ob nicht zu schnell intu-biert würde. Manchmal ist es auchmit einer Lokalanästhesie getan.Eine logopädische Therapie sei je-doch psychologisch sinnvoll. Einrelativ selten auftretendes Intuba-tionsgranulom an der Unterflächedes Processus vocalis verschwindetmeist von selbst wieder.

Dr. H.-P. Legal

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Selen in der Therapie

Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg.

Homöopathisches Arzneimittel Zusammensetzung:Flussige Verdünnung zum Einnehmen 10 g enthNatrium selenosum D5 dilut Vorschrift 5a HAB 1 10 gFlussige Verdünnung zur Injektion 1 ml enth Natriumselenosum D5 Dil Vorschr 5a und 11 HAB 1 1 mlHinweis: Flussige Verdünnung zum Einnehmen enthalt18,5 Vol -% AlkoholDosierungsanleitung: Flussige Verdünnung zum Ein-nehmen Soweit nicht anders verordnet nehmen Er-wachsene 3-4 mal täglich 20 Tropfen ein FlussigeVerdünnung zur Injektion Soweit nicht anders ver-ordnet, taglich 1-3 ml langsam intravenös intramuskuläroder subkutan injizieren Handelsformen und Preise:Flussige Verdünnung zum Einnehmen 50 ml (DM 14 50),100 ml (DM 25 95) ferner Großpackungen FlussigeVerdünnung zur Injektion (Amp 1 ml) 10 Stuck(DM 27 20), 50 Stuck (DM 88 40), 100 Stuck (DM 159 20)300 Stuck (DM 382 30), 500 Stuck (DM 592,40) Preis-anderungen vorbehalten

Cefak Arzneimittel 8960Kempten

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Organ des Zentral-verbandes der Arzte fürNaturheilverfahren e V

Ärztezeitschrift fürNaturheilverfahrenHeft 9, September 1987, 28. Jahrgang Physiotherapie

Redaktionssekretanat „Arztezeitschnft"Geranienweg 7, 8397 Bad Fussmg

Schriftleitung

H Anemueller, Bernau, K H Caspers, Bad Fussmg, L Fodor,Freyung, H P Legal, München, K Cfi Schimmel, Bad Fus-smg, R F Weiß, Aitrach und R Wilhelm, Berlin

Wissenschaftlicher Beirat

K Albrecht (Undenheim) — M v Ardenne (Dresden) — J Brand(Konigstein) — N Breidenbach (Salem Beuren) — P Dosch(Schwendt) — F W Douwes (Bad Sooden-Allendorf) — G Draczynski

(Köln) — K Franke (Bad Lauterberg — P Fnck (Mainz) — W Gawlik(Bad Tolz) — H Giesenbauer (Bremen-Lesum) — J Gleditsch (Munchen) — J Gobel (Hersbruck) — R Hansel (Berlin) — H Harmsen(Hamburg) — V Harth (Bamberg) — H Huneke (Dusseldorf) — J Hu-neke (Bad Mainberg) — W H Kahlert (Rodenhagen) — J Kaiser (BadWonshofen) — H Kolb (Wetzlar) — H Krauß (Berlin) — H Mensen(Bad Rothenfelde) — H D Neumann (Buhl) — H Paul (HannoverLinden) — A Rost (Rottach-Egern) — W Schauwecker (Bensheim) —H Schilcher (Berlin) — O Schumacher Wandersieb (Bad Munster-eifel) — R Voll (Plochingen) — H L Walb (Homberg Kr Aisfeld) —H Werkmeister (Oberhausen) — VJ Zimmermann (München)

F. w. Hefendehi Stand der Zulassung für Phytopharmaka

ZusammenfassungPhytopharmaka sind normale Arzneimittel derSchulmedizin. Ihre Besonderheiten liegen darin,daß die Grundlagen ihrer therapeutischen An-wendung weitgehend im Bereich der Volksheil-kunde liegen und die eingesetzten Drogen Viel-Stoffgemische darstellen.Die Aufbereitung des wissenschaftlichen medi-zinischen Erkenntnismaterials für den thera-peutischen Einsatz von Drogen und ihren Zube-reitungen ist eine vom Gesetzgeber zwingendgeforderte wichtige Aufgabe. Die Resultate die-ser von Experten zu leistenden Arbeit stellenwesentliche Grundlagen für die Zulassung undNachzulassung dar, Schwierigkeiten ergebensich im Augenblick noch für fixe Arzneimittel-kombinationen und Vorbeugemittel, für die imwissenschaftlichen und politischen Raum Lö-sungen gesucht werden.

SummaryPhytotherapeuticals are normal drugs of theclassical medicine. Their peculiarity is that thebases of their therapeutical application are pre-dominantly in the area of populär medicine andthe used drugs are mixtures of many substan-ces.The preparation of the scientific medical mate-rial of knowledge for the therapeutic use ofdrugs and their preparations is an importanttask which is required by the legislation. The re-sults of this work which has to be done by ex-perts are essential bases for the approval andafter-approval. At the moment there are still dif-ficulties for fixed combinations of drugs andpreventives for which Solutions are sought onthe scientific and the political level.

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Hefendehl, Phytopharmaka Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg.

Einleitung und Begriffsbestimmung

Der Begriff „Phytopharmaka" ist nicht gesetzlich de-finiert und wird nicht einheitlich eingesetzt. Im folgen-den werden die Arzneimittel als Phytopharmaka be-zeichnet, deren wirksame Bestandteile ausschließ-lich Drogen oder Drogenzubereitungen darstellen.Aus Pflanzen isolierte Wirkstoffe oder Wirkstoffgemi-sche fallen nicht unter den Begriff Phytopharmaka,ebenso nicht Gemische aus chemisch-synthetischenWirkstoffen und Drogen sowie homöopathische undanthroposophische Arzneimittel.Ob eine Therapie mit Phytopharmaka eine spezielleTherapierichtung darstellt, wird kontrovers diskutiert.Auf jeden Fall hat der Gesetzgeber die Besonderhei-ten einer Therapie mit Phytopharmaka dadurch her-ausgestellt, daß durch einen Passus im Arzneimittel-gesetz 1976 eine Kommission für die phytotherapeuti-sche Therapierichtung und Stoffgruppe geschaffenwurde.

Besonderheiten von Phytopharmaka

Generell gesehen charakterisieren zwei typische Ei-genschaften die Phytopharmaka:

1. Die Grundlagen ihrer therapeutischen Anwendungstammen weitgehend aus der Volksheilkunde.

2. Die eingesetzten Drogen stellen Vielstoffgemischedar.

Die ungeheure Vielzahl von Komponenten, die einePflanze aufbauen, läßt sich in drei Gruppen einteilen:

1. Wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoffe oder In-haltsstoffgemische, wie Arbutin, Aescin oder Bella-donna-Alkaloide

2. Substanzen, die man z. B. als Koeffektoren bezeich-nen kann, da sie die Wirksamkeit einer Droge modi-fizieren können, ohne selbst diese Wirksamkeit zuverursachen.

3. Pflanzliche Ballaststoffe, die weder selbst wirksamsind, noch die Wirksamkeit modifizieren können.

Dies ist eine sehr grobe Einteilung und sehr theore-tisch; die Zuordnung von Pflanzenbestandteilen zurGruppe zwei oder drei, manchmal sogar zur Gruppeeins ist in der Regel umstritten. Diese Unsicherheitenberuhen auf fehlenden Untersuchungen und damitmangelhaften Kenntnissen, was besonders für dieDrogen gilt, für die wirksamkeitsbestimmende In-haltsstoffe bisher noch nicht oder nur unzureichendbekannt sind. Zu dieser letzten Gruppe gehören z.B.zwei so wichtige Heilpflanzen wie Baldrian oder Ka-mille.Man spricht zwar meist von einer Droge als solcher,meint aber in der Regel die Drogenzubereitung, die

therapeutisch eingesetzt wird, wie den Teeaufguß, dieTinktur oder verschiedene Extraktformen.Dies wirft die Frage auf, wie eine Droge zu ihrer Zube-reitung in Beziehung steht. Der verschiedentlich ver-wendete Begriff „Gesamtauszug" wird der Problema-tik sicher nicht gerecht, denn die Droge wird hierbeinicht komplett in eine flüssige Form übergeführt; esgibt nur Teilauszüge, d.h. Zubereitungsformen, diemehr oder weniger die Komponenten der vorher auf-gezählten drei Gruppen enthalten, wobei je nach Zu-bereitungsform und -art die Komponentenzusammen-setzung sehr verschieden sein kann. Auch wenn inEinzelfällen die Droge als solche z. B. in Form von Dro-genpulvern in Tabletten oder Kapseln eingenommenwird, ändert sich wenig, da große Teile der Drogen-substanzen nicht resorbiert werden und so unwirk-sam bleiben.

Zu diesem Problem seien einige wenige Beispiele auf-geführt, da diese Fragen für das Therapiesystem mitPhytopharmaka wichtig sind.Eine Charge Bärentraubenblätter enthält 11% Arbu-tin. Im Teeaufguß einer gepulverten Droge liegt 80%der Ausgangsarbutinmenge vor, im Aufguß einer ge-schnittenen Droge nur 40%. Im Kaltansatz liegt dieArbutinmenge bei gepulverter Droge bei 88%, bei ge-schnittener Droge bei 56%.Dies sind schon lange bekannte Fakten; trotzdemwerden sie offensichtlich nicht allgemein zur Kennt-nis genommen, wenn man sich z. B. bei einem Tee ausgeschnittenen Blättern die Einzeldosierung ansieht.Obwohl es naheliegt, daß nicht allein der Gehalt an ei-ner bestimmten Substanz in einer Droge wichtig ist,sondern auch der Gehalt in einer Zubereitung, wirddieser Punkt zu wenig beachtet.Dies zeigt sich auch bei zwei weiteren Beispielen.Höchstens 10% der in Birkenblättem vorliegendenFlavonoidglykoside gehen in einen Teeaufguß über,und die Menge an ätherischem Öl aus Pfefferminzeist in einem Teeaufguß fast null, während das ätheri-sche Öl aus verschiedenen Minzen, die in Gärten an-zufinden sind, fast quantitativ im wäßrigen Auszugwiederzufinden ist. Wenn alkoholische Tinkturen oderExtrakte, bereitet mit unterschiedlichen Lösungsmit-teln, hergestellt werden, sind sie untereinander odermit einem Teeaufguß kaum noch vergleichbar. Das In-haltsstoffspektrum wird sehr verschieden sein. Es isthier nicht die Gelegenheit, diese Gedanken zu vertie-fen, zumal, wie schon angedeutet, hier nur sehr un-vollkommene experimentelle Kenntnisse vorliegen.Es sollte nur angeregt werden, darüber nachzudenkenund zu erkennen, daß der therapeutische Einsatz ei-ner Droge und ihrer Zubereitung sehr präzise Kennt-nisse und Erfahrungen verlangt. Diese ganze Proble-matik wird fast undurchsichtig, wenn ein Phytophar-makon aus mehreren oder gar vielen Drogenzuberei-tungen zusammengesetzt ist. Weiter muß man erken-nen, daß bestimmte Drogenzubereitungen manchmaldie wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe kaum

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Arztezeitschr f Naturheilverf 9/87, 28 Jahrg Hefendehl, Phytopharmaka

enthalten, viel eher Komponenten der vorher aufgeführten Gruppen 2 und 3 In den Fallen, wo die wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe einer Drogenoch unbekannt sind, kann im Grunde genommen nurdie Erfahrung mit einem bestimmten Phytopharmakon oder einer bestimmten Zubereitung die fehlendenpharmazeutischen Kenntnisse ersetzen

Aufbereitung des Erkenntnismaterials

Die Hinweise zur Komplexität pflanzlicher Arzneimit-tel untermauern die vom Gesetzgeber ausgesprochene Notwendigkeit, daß nur Experten Aussagen überdie Wirksamkeit und Unbedenklichkeit von Drogen,Drogenzubereitungen und Phytopharmaka machenkönnen Nur sie sind in der Lage, das Bundesgesund-heitsamt bei der diesem gestellten Aufgabe zu unterstutzen, den Patienten wirksame und sichere Phytopharmaka zur Verfugung zu stellenDieser Sachverstand ist in der schon genannten Kommission für die phytotherapeutische Therapiench-tung und Stoffgruppe, kurz Kommission E genannt,vertreten Der Bundesminister beruft diese Kommis-sion auf Vorschlag der Kammern der Heilberufe, derFachgesellschaften sowie der pharmazeutischen Unternehmer Sie besteht aus 24 Mitgliedern bzw stellvertretenden Mitgliedern, darunter Sachverstandigeaus den Fachgebieten Toxikologie/Pharmakologie,klinische Pharmakologie, medizinische Statistik,Pharmazie sowie Fachleute mit praktischer Erfahrungin der Therapie mit PhytopharmakaBevor die Hauptaufgabe dieser Kommission dargestellt werden kann, ist es erforderlich, einen Blick aufden gegenwartigen Arzneimittelmarkt zu werfenGrob eingeteilt gibt es zwei Gruppen von Arzneimitteln und damit auch Phytopharmaka, namhch solche,die sich bereits vor dem Inkrafttreten des Arzneimit-telgesetzes 1976, also dem 1 Januar 1978 im Verkehrbefanden und die bisher noch nie behördlich auf Quahtat, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit geprüft wur-den und solchen, die nach dem 1 Januar 1978 zugelassen wurden Diesem Zulassungsverfahren hegt eine Unterlagenprufung zugrunde, d h die Entschei-dung über den Nachweis der Qualität, Wirksamkeitund Unbedenklichkeit eines Arzneimittels wird anhand einer vom pharmazeutischen Unternehmer angefertigten und dem Bundesgesundheitsamt einge-reichten Dokumentation getroffenAlle bereits vor dem 1 Januar 1978 auf dem Markt befmdlichen Arzneimittel gelten bis zum 31 Dezember1989 als zugelassen, sofern sie im ersten Halbjahr1978 dem Bundesgesundheitsamt angezeigt wordensind Bis Ende 1989 ist für diese Arzneimittel ein Antrag auf Verlängerung der Zulassung zu stellen, unddie Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit nachzuweisen

Hier setzt nun eine Aufgabe der vorher beschriebenenKommission E ein Der Gesetzgeber sagt in § 25 Absatz 7 des Arzneimittelgesetzes Für Arzneimittel, dienicht der Verschreibungspfhcht nach § 49 unterhegen, hat das Bundesgesundheitsamt das wissenschaftliche Erkenntnismaterial nach § 22 Absatz 3durch Kommissionen aufbereiten zu lassen und dieErgebnisse bekanntzumachen

Diese Aufbereitung bezieht sich somit auf die Unterla-gen zur Wirksamkeit und Unbedenklichkeit, und dieseUnterlagen kann der pharmazeutische Unternehmeranstelle der Ergebnisse eigener Versuche bei einemAntrag auf Nachzulassung vorlegen

Diese Regelung wurde deshalb getroffen, weil es sichbei den bekannten wirksamen Bestandteilen um Drogen oder Drogenzubereitungen handelt, für die schonaufgrund ihres therapeutischen Einsatzes ein praktisches Erfahrungswissen vorliegt, das neue experimentelle Untersuchungen nicht vertreten laßt

Die Ergebnisse der Aufbereitung werden im Bundes-anzeiger veröffentlicht

Die Arbeit der Kommission gestaltete sich zu Beginnsehr schwierig, weil zunächst der Stil der Arbeit, dieArt und Weise der Materialsammlung und dessenAuswertung und Darstellung umstritten waren Hierbei ist zu berücksichtigen, daß den ehrenamtlichenMitgliedern der Kommission eine Arbeit aufgebürdetwurde, die einen Vollzeitemsatz verlangte, ohne daßvom Bundesgesundheitsamt wesentliche Unterstutzung geleistet werden konnte Erst die Aktivitäten derKooperation Phytopharmaka d h der betroffenen Industrie und der entsprechenden Verbände, legtenbessere Arbeltsgrundlagen für die Kommission, ehedann auch das Bundesgesundheitsamt in die Lageversetzt wurde, effektivere Unterstützung zu leisten

Die Kommission hat mit Stand 22 Februar 1987 106Monographien endgültig verabschiedet, 37 Monographien wurden zur Vorveroffenthchung abgeschlossenund 16 weitere Monographien sind in der BearbeitungDaß der Kommission E die Arbeit nicht ausgeht, dafürsorgt der Nachschub von bereits geordneten Datenfür weitere Drogen von selten der Kooperation Phyto-pharmakaDem Bundesgesundheitsamt sind etwa 900 verschie-dene Pflanzen oder Pflanzenteile bekannt, die Be-standteile von auf dem Markt befindlichen Phytopharmaka sind Für die rund 230 Pflanzen mit wichtigermedizinischer und ökonomischer Bedeutung wird dieKooperation Phytopharmaka der Kommission E Da-tensammlungen vorlegen Für weitere 680 Pflanzenhat das Bundesgesundheitsamt einen Aufruf zur Einsendung von Erkenntmsmatenal am 5 Mai 1986durchgeführtDie bisher von der Kommission E verabschiedetenMonographien betreffen Einzeldrogen und deren Zubereitungen

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Hefendehl, Phytopharmaka Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg.

Fixe Arzneimittelkombinationen

Das Problem der Mehr- und Vielkomponentengemi-sche, also fixer Arzneimittelkombinationen, ist bishernoch nicht ausreichend und abschließend geklärt. Ab-gesehen von Schwierigkeiten im pharmazeutischenBereich sind hier zwei Punkte zu berücksichtigen, dieeng zusammenhängen:

1. Die Aussagen in den Monographien der Kommis-sion E zur Frage der Indikation und Dosierung.

2. Die Empfehlungen des Rates der Europäischen Ge-meinschaften — 83/571/EWG — für fixe Arzneimit-telkombinationen, die ihren Niederschlag in demEntwurf von Arzneimittelprüfrichtlinien nach § 26Arzneimittelgesetz gefunden haben.Hier wird zu den Anforderungen an Unterlagen fürfixe Arzneimittelkombinationen gesagt:„Der Antragsteller hat bei Kombjnationspräparatenfür jedes Anwendungsgebiet die Art der Kombina-tion und den Beitrag jedes wirksamen Bestandtei-les zur positiven Beurteilung des Arzneimittels zubegründen. Die Empfehlung des Rates der Europäi-schen Gemeinschaften (83/571/EWG) zu den Versu-chen mit Arzneispezialitäten im Hinblick auf derenInverkehrbringen, Anhang V, in der geltenden Fas-sung, ist zu berücksichtigen.Unbeschadet der für die Einzelstoffe jeweils vorzu-legenden Unterlagen sind für StoffkombinationenUnterlagen entsprechend den nachfolgenden Be-stimmungen zu fordern.

a) Für eine Kombination von neuen Stoffen sind Un-terlagen nach § 22 Abs. 2 des Arzneimittelgeset-zes nach den vorstehenden Bestimmungen die-ser Richtlinie zu fordern. Das gleiche gilt fürKombinationen von neuen mit bekannten Stof-fen.

b) Bei einer neuen Kombination aus bekanntenStoßen sind gemäß den vorstehenden Bestim-mungen erstellte Unterlagen nach § 22 Abs. 2des Arzneimittelgesetzes nur in soweit zu for-dern, als Wirksamkeit und Unbedenklichkeit ausdem zur Verfügung gestellten Erkenntnismate-rial nicht bestimmt werden konnten.

c) Bei bekannten Kombinationen bekannter Stoffegelten die Regelungen über „Anforderungen anUnterlagen für neue Arzneimittel mit bekanntenWirkstoffen" des 1. Unterabschnitts entspre-chend."

In dem Kapitel „Anforderungen an Unterlagen fürneue Arzneimittel mit bekanntem Wirkstoff" wird aus-geführt:

„Bei Arzneimitteln, die einen bekannten Wirkstoff ent-halten, soll das Erkenntnismaterial, das nach § 22Abs. 3 des Arzneimittelgesetzes eingereicht wurde, ei-ne Beurteilung der therapeutischen Wirksamkeit und

Unbedenklichkeit eines Arzneimittels in der angege-benen Dosierung unter Berücksichtigung der vorgese-henen Anwendungsbedingungen ermöglichen.

Als Erkenntnismaterial sind toxikologische, pharma-kologische und klinische Unterlagen anzusehen inForm von

— kontrollierten Studien,— nicht kontrollierten Studien,—wissenschaftlicher Fachliteratur,—einer Sammlung von Einzelfallberichten, die eine

wissenschaftliche Auswertung ermöglichen,—Gutachten von Fachgesellschaften.

Soweit die erwünschten und unerwünschten Wirkun-gen des Arzneimittels für den Menschen sich in hin-reichendem Maße aus dem Erkenntnismaterial erge-ben, können keine neuen Untersuchungen gefordertwerden; insbesondere ist dann die Vorlage von Unter-lagen über pharmakologisch-toxikologische Versu-che an Tieren nicht erforderlich. Vorhandene Untersu-chungsergebnisse sind jedoch vorzulegen."Da die Prüfrichtlinien an anderer Stelle verlangen, daßdie Aufbereitungskommissionen die Arzneimittelprüf-richtlinien sinngemäß auf das wissenschaftliche Er-kenntnismaterial anzuwenden haben, kann auch vondieser Seite her bei der Zulassung und Nachzulas-sung keine Schwierigkeit erwartet werden.

Bedeutung der Aufbereitungsmonographien

Das Bundesgesundheitsamt hat also auf der Basisder Monographieaussagen seine Entscheidung beider Zulassung und Nachzulassung von Phytopharma-ka zu treffen; weicht es bei seinen Entscheidungenvon den Monographieaussagen ab, so muß es dieGründe dafür darlegen.Es erscheint möglich, daß die Anwendung der Mono-graphien im konkreten Fall noch Unsicherheiten insich birgt; mögliche Reibungsflächen sollten jedochzu beseitigen sein. Die Art der Aufgabe war für dieKommissionen, das Bundesgesundheitsamt und dasMinisterium zu neu, als daß alles hätte perfekt gestal-tet werden können. Es ist typisch, daß die Vorstellungder Monographien in der Fachöffentlichkeit vor ihrerPublikation im Bundesanzeiger kaum wesentliche Re-aktionen hervorruft. Erst ihr Einsatz bei Zulassungs-und Nachzulassungsanträgen zeigte dann möglicheSchwierigkeiten auf.Der Wortlaut der Aufbereitungsmonographien hat imübrigen auch Bedeutung für die Gestaltung der Fach-informationen, die nach dem 2. Gesetz zur Änderungdes Arzneimittelgesetzes für alle zulassungspflichti-gen Arzneimittel jetzt obligatorisch geworden sind.Es ist davon auszugehen, daß der Wortlaut der ent-sprechenden Passagen der Aufbereitungsmonogra-phien in die Fachinformationen übernommen wird.

640

Arztezeitschr f Naturheilverf 9/87, 28 Jahrg Hefendehl, Phytopharmaka

Weitere Aufgaben der Kommission E

Wenn über den Stand der Zulassungsarbeiten vonPhytopharmaka gesprochen wird, muß festgestelltwerden, daß das Bundesgesundheitsamt auch bei An-tragen auf Zulassung in allen Zweifelsfallen den Ratder Kommission E für medizinische Fragen einholt,insbesondere dann, wenn aus Gründen von fehlenderWirksamkeit oder Unbedenklichkeit eine Versagungder Zulassung drohtGegenüber den bisher genannten Aufgaben der Kom-mission bei der Aufbereitung und Zulassung tritt eineweitere Aufgabe der Kommission E etwas in den Hin-tergrund, nämlich die Entscheidung zu Phytopharma-ka abzugeben, die der automatischen Verschrei-bungspflicht unterstellt werden müssen, da sie Pflan-zen oder deren Zubereitungen enthalten, die eine bisher nicht allgemein bekannte Wirkung besitzen odereine neue Indikation auffuhren Dies war bisher ein-mal oder bei anderer Auslegung zweimal der Fall unddurfte auch in Zukunft eher die Ausnahme sein

Zahlenmäßiger Stand der Zulassung von Phytophar-maka

Bis zum 25 Februar 1987 sind 241 Phytopharmakadem Bundesgesundheitsamt zur Zulassung einge-reicht worden Von diesen Antragen wurden 73 positivbeschieden, 11 wurden abgelehnt, 32 vom Antragstel-ler zurückgezogen 125 Antrage befinden sich noch inder Phase ihrer Bearbeitung Diese relativ hohe Zahlvon noch nicht beschiedenen Antragen ist nicht fürPhytopharmaka spezifisch, sondern liegt im Rahmender übrigen ZulassungsantrageDie Ablehnungen, zu denen man smnvollerweise diemeisten Rucknahmen zurechnen muß, gründeten sichzum Teil auf einen fehlenden Wirksamkeitsnachweis,oft im Zusammenhang mit überzogenen, nicht beleg-baren Indikationsanspruchen Dabei ist zu berück-sichtigen, daß den Antragstellern meist noch keineAufbereitungsmonographien zur Verfugung standenDies muß man als einen Hinweis darauf ansehen, daßder Aufwand und die Schwierigkeiten bei der Samm-lung und Wertung des Erfahrungsmatenals sehr hochhegen In weiteren Fallen gelang es den Antragstel-lern nicht, die pharmazeutische Qualität ausreichendnachzuweisen Dies lag teilweise daran, daß dieKennzeichnungsangaben hoher geschraubt waren alsdie Möglichkeiten des Nachweises Hier scheint einLernprozeß eingeleitet worden zu sein, der höhere Zu-lassungsausbeuten verspricht Allerdings kann auchnicht verschwiegen werden, daß nach wie vor auf demQualitatssektor zwischen Antragstellern und demBundesgesundheitsamt verschiedentlich noch sehrunterschiedliche Auffassungen darüber bestehen,

was eine reproduzierte Qualität darstellt, die ja letzt-endlich die Grundlage einer gleichbleibenden thera-peutischen Wirksamkeit darstellt

Aktivitäten auf dem EG-Sektor

Für die Hersteller von Phytopharmaka durfte es vor-teilhaft sein, daß sich auf dem EG Sektor wieder Aktivitaten entwickeln, die einheitliche Quahtatsstan-dards für Phytopharmaka in allen EG-Staaten verspre-chen Das Gerede von den „pflanzenfressenden Deut-schen", das vor einigen Jahren noch schmunzelnd invieler Munde war, ist inzwischen verstummt, nach-dem man in den meisten Landern die Bedeutung derpflanzlichen Arzneimittel zur Kenntnis nehmen mußte

Aufbereitungs- und Standardzulassungsmonogra-phien

Zur Abgrenzung und Klarung müssen die Monogra-phien der Kommission E noch denen der Standardzu-lassung gegenübergestellt werden Beide werden fürverschiedene Zwecke eingesetzt, die hier nicht disku-tiert werden sollen Gemeinsam ist diesen beiden Mo-nographiearten, daß sie Aussagen zur Wirksamkeitund Unbedenklichkeit von Drogen machen, Indikatio-nen auffuhren und andere Aussagen zum therapeutisehen Einsatz machen Sie stehen scheinbar neben-einander Tatsächlich ist es aber so, daß die Aussa-gen in den Monographien zur Standardzulassung denen der Monographien der Kommission E entspre-chen müssen Aus administrativen Gründen konntendie Monographien zur Standardzulassung nicht solange zurückgehalten werden, bis die Aussagen derKommission E vorlagen Sollten aus diesem GrundeUnstimmigkeiten zu den Indikationen usw auftreten,werden die Aussagen der Monographien der Stan-dardzulassung entsprechend korrigiert werden mussen

Das Problem der Vorbeugemittel

Das Problem der Vorbeugemittel, denen die Tonika,Umstimmungsmittel und Roborantien zur Seite ge-stellt werden können, ist bisher noch nicht abschlie-ßend geklart worden, obwohl an verschiedenen Stel-len hierzu Überlegungen angestellt werden. Hier stehen noch Fragen des Wirksamkeitsnachweises inKorrelation zum Indikationsanspruch, Fragen der Do-sierung und andere offen Der Deutsche Bundestagund Bundesrat haben die Bundesregierung aufgefor-dert, beim Prozeß von Aufbereitung und Nachzulas-

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Hefendehl, Phytopharmaka Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg.

sung der als zugelassen geltenden Arzneimittel fest-zustellen, ob und in welchem Umfange sich hierausunvertretbare Auswirkungen, z. B. für Arzneimittel mitvorbeugender Wirkung und Phytotherapeutika erge-ben und einen entsprechenden Erfahrungsberichtzum 1. Januar 1989 vorzulegen.

Risiken von Phytopharmaka

Wenn man über die Zulassungsproblematik von Phy-topharmaka Aussagen macht, ist es notwendig, auchüber Risiken beim Einsatz von Pflanzen und deren Zu-bereitungen zu sprechen, wobei hier auch eine nichtnachweisbare Wirksamkeit als Risiko betrachtet wer-den soll.Die Kommission E hat bei ihren Aufbereitungsarbei-ten entsprechende Konsequenzen ziehen müssen, in-dem sie für verschiedene Drogen eine Null-Monogra-phie verabschiedet hat, d.h. ihren therapeutischenEinsatz nicht befürworten konnte. Dies waren keineeinsamen Entscheidungen der Kommission, da ja je-de Monographie vor ihrem Erscheinen im Bundesan-zeiger der Fachöffentlichkeit vorgestellt wird. DurchEinreichen von Erkenntnismaterial, das möglicher-weise der Kommission E nicht vorlag, ist es in jedemFall möglich, eine Entscheidung anzuzweifeln und ei-ne neue Bearbeitung zu verlangen.Dies trifft im übrigen auch für alle veröffentlichtenMonographien zu, die keineswegs auf dem gegenwär-tigen Stand festgeschrieben sind, sondern bei erkenn-barer Notwendigkeit revidiert werden können.

Weitere Risiken von Phytopharmaka betreffen denpharmazeutischen Bereich und werden deshalb andieser Stelle nicht weiter verfolgt.

Phytopharmaka und mögliche Entwicklungen

Ob man Phytopharmaka als Arzneimittel einer beson-deren Therapierichtung bezeichnen will oder nicht —die Frage wurde bereits vorher angesprochen —, essteht klar fest, daß sie im Sinne des Arzneimittelge-setzes Arzneimittel darstellen.Eine Klassifizierung als „Gesundheitspflegemittel"wurde bereits vor 1976 diskutiert und abgelehnt. DasArzneimittelgesetz hat die Besonderheiten der Arznei-mittel aller Therapierichtungen berücksichtigt. DieBestimmungen dieses Gesetzes laufen darauf hin-aus, den Patienten zu schützen durch ein präventives,materielles Zulassungsverfahren und eine dauerndeÜberwachung aller auf dem Markt befindlichen Arz-neimittel, unabhängig von der Zugehörigkeit zu einerbestimmten Therapierichtung.Dem steht gegenüber, daß man im politischen RaumMöglichkeiten diskutiert, bestimmte Gruppen vonPhytopharmaka spezifisch zu behandeln. Es ist Auf-gabe der Experten, die Gründe und Notwendigkeithierfür zu untersuchen.

Anschrift des Verfassers:Prof. Dr. F. W. Hefendehi, Institut für Arzneimittel, Seestr. 10,D-1000 Berlin 65.

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644

Aus dem Funktionsbereich Schmerztherapie (Leiter Prof Dr Dr H F Herget), Zentrum für Chirurgie,Anaesthesiologie und Urologie der Justus-Liebig-Umversitat Gießen

V. Lüben, K. Kaiweit, L. Conrad, H. F. Herget Einfluß von milder Hyperthermie bei Behand-lung chronischer Schmerzzustände

ZusammenfassungEs werden erste Ergebnisse über die mildeHyperthermie an 30 Patienten mit 144 Einzelbe-handlungen in der Therapie chronisch Schmerz-kranker berichtet, welche als Baustein im The-rapiekonzept einzuordnen sind. Dieses Verfah-ren ist einerseits den ausleitenden Verfahren imSinne Aschners, andererseits den physiothera-peutischen Verfahren, wie Kneippsche Anwen-dungen, Sauna, Fangopackungen etc. zuzuord-nen. In Kombination mit Phytotherapie, Diäte-tik, Ordnungs- und Bewegungstherapie basiertes auf den Säulen von Sebastian Kneipp. Dieambulante kostengünstige Anwendung wirdhervorgehoben. Objektivierbare Parameter wieSchmerz und Befinden, Immunabwehr, Atem-werte, Temperatur und Kreislaufparameter undGewicht werden positiv beeinflußt.

SummaryIt is reported on first results with the mild hyper-thermia obtained in 30 patients with 144 Singletreatments in the therapy of patients sufferingfrom chronic pains and which results are to beconsidered an element in the therapy concept.This procedure can on the one hand be classi-f ied under the outwards conducting proceduresin the meaning of Aschner and on the otherhand under the physiotherapeutic procedureslike Kneipp's treatments, sauna, fango mudpacks etc. In combination with phytotherapy,dietetics, order and physiotherapy it is basedon the pillars of Sebastian Kneipp. The ambula-tory application at reasonable costs is pointedout. Objectifiable parameters as pain and Stateof health, immune resistance, data of respita-tion, temperature and parameters of the bloodcirculation as well as the weight are positivelyinfluenced.

Einleitung

Seit 10 Monaten wird im Funktionsbereich Schmerz-therapie der Justus-Liebig-Universitat Gießen die mil-de Hyperthermie (mH) bei chronischen Schmerzpa-

tienten untersucht Dabei ist die Überwärmung einBaustein in einem gesamten SchmerzkonzeptWärmebehandlung stellt ein der Volksmedizin ent-lehntes, seit Jahrtausenden bewahrtes therapeuti-sches Prinzip (17) dar Über die analgetische Wirkungder Warme besteht kein Zweifel, obwohl die Mecha-nismen der Warmeanalgesie noch weitgehend unauf-geklärt sind (13/15) Das mag daran liegen, daß amSchmerzgeschehen als ein sinnesphysiologischerund psychischer Prozeß unterschiedliche Komponen-ten beteiligt sind, die nach Flehinghaus (5) ein mehroder weniger festes Bedingungsgefuge bilden, dassich im wesentlichen aus sechs Komponenten zu-sammensetzt

1 Sensible Komponente, der Schmerz ist eine Sinnes-empfindung

2 Vegetative Komponente, der Schmerz bedingt Re-aktionen des Vegetativums

3 Sensomotonsche Komponente, der Schmerz lostreaktive, z B Wegziehreaktionen aus

4 Kognitive Komponente, der Schmerz ist eine sinn-hafte Wahrnehmung aufgrund der Empfindung eines Schmerzreizes

5 Emotionale/affektive Komponente, der Schmerzbestimmt Qualität und Intensität der emotionellenBefindlichkeit und Reaktionen

6 Expressiv-symptomatische Komponente, derSchmerz wird korper und wortsprachlich ausge-druckt, angezeigt und mitgeteilt (5)

Die Diskussion über den therapeutischen Wert derÜberwärmung erreicht Ende des 19 Jahrhundertserstmals ihren Höhepunkt, als die ersten fiebersen-kenden Medikamente entwickelt wurden Heute wirdnicht nur in der Pathophysiologie erhöhter Korpertem-peraturen zwischen Fieber und Hyperthermie unter-schieden, sondern die Hyperthermie in eine mildeForm (mH)- Temperaturerhöhung um 1 -1,5 °C und ei-ne intensive Form Temperatur bis 42 °C eingeteilt (3,13) Eine vorübergehende therapeutische Hyperther-mie laßt sich nach zwei Prinzipien provozieren

1 Durch Gabe sogenannter Pyrogene, z. B Pilocarpm,Phytotherapeutika (20) wie Holunder- oder Linden-blütentee,

2 physikalisch exogene Maßnahmen

Die Wirkung der milden und intensiven Hyperthermieist in einer Vielzahl von Publikationen (3, 6, 9, 10, 11,13, 14, 15, 17) über physiologische Reaktionen be-schrieben Pulsfrequenz und Herzzeitvolumen neh-men, etwa parallel zum Anstieg der Korpertemperaturzu Der systohsche Blutdruck zeigt eine geringe Zu-

645

Luben et al , Hyperthermie Arztezeitschr f Naturheilverf 9/87, 28 Jahrg

nähme bei Abnahme des diastohschen Druckes Derpenphere Kreislaufwiderstand wird herabgesetzt DasAtemminutenvolumen nimmt zu, der Atemwiderstandab Leber- und Nierendurchblutung nehmen ab, Ma-genmotilitat und Salzsaureproduktion werden emgeschrankt Bei milden uberwarmenden Maßnahmenwird insbesondere das spezifische und unspezifischeImmunsystem stimuliert und moduliert (3) In Uber-warmungsbadern (T rektal + 1,4 °C) ist eine Tendenzzu einer gesteigerten Stimulierbarkeit penpherer TLymphozyten meßbar (Buhring, 3) Es kommt zu einererhöhten Mobilität und Phagozytoseaktivitat der Leukozyten Die lokale Erwärmung fuhrt nach Stillwell(15) zur Analgesie, Beruhigung, reflektorischen Gefäßerweiterung, verstärkten Kapillardurchblutung, da-durch verstärkte Zufuhr von O2, Nährstoffen, Antikorpern und verstärktem Abstrom von Warme- und Stoff-wechselprodukten (14) Der Wirkungsmechanismusbei Erwärmung spielt sich auf drei Ebenen — neural,humoral und zellular — ab Neural fuhrt sie zu einerErhöhung des Tonus des zentralen Nervensystems,humoral zur Steigerung der spezifischen und unspezi-fischen Abwehr im Blut und Mesenchym, zellular zurSchädigung von Krankheitserregern und TumorzellenDiese drei Mechanismen fuhren zu einer Stoffwechselsteigerung mit Aktivierung von Herden, Auslegungund Entschlackung von schädlichen Stoffwechselprodukten, abgebauten Krankheitserregern und abge-bauten Tumorzellen (15)

Daraus ergeben sich einige allgemeine IndikationenUnruhezustande und Verspannungen werden durchÜberwärmung infolge Beruhigung und Glattung aufseelischem Gebiet positiv beeinflußt Überwärmungist angezeigt bei penpheren Durchblutungsstorungen, Kreislaufschwache, zentralnervosen Erkrankun-gen, vegetativer Dystonie Die Beeinflussung des Hypophysenzwischenhirn Systems fuhrt zu einer endo-krinen Aktivierung und Umstimmung und damit Behandlung endokriner Fehlsteuerungen, z B auch beiAllergosen Durch Beeinflussung des zellularen Systems kommt es zur Schädigung von warmeempfindliehen Krankheitserregern und Steigerung der unspezifischen und spezifischen Abwehr bei Infektionskrankheiten und Erkrankungen des rheumatischenFormenkreises Die Überwärmung fuhrt zu einer Ent-schlackung durch gesteigerte Tätigkeit des Vegetativums, Anregung des allgemeinen Stoffwechsels, derPenstaltik und Schweißbildung (17) Sie ist so als ausleitende Therapie im Sinne Aschners (1) zu interpretieren

Speziell der Schmerz wird durch Warme tiefgreifendbeeinflußt Mögliche Angriffspunkte und Wirkungs-mechanismen sind beim Hautschmerz eine Schwellenerhohung von Schmerzrezeptoren, Blockierung derSchmerzleitungen, Beseitigung einer Ischämie und eine fragliche Wirkung auf Schmerzmediatoren und Modulation sowie reflektorischer Einfluß auf Thermorezeptoren Der Muskelschmerz wird durch Herabset-

zung eines pathologisch erhöhten Tonus, Blockierungder Schmerzleitung, Beseitigung der Ischämie undAuflockerung des Bindegewebes beeinflußt Der Eingeweideschmerz wird nur indirekt reflektorisch durchDampfung überschießender Motorik, Verringerungvon Spasmen der glatten Muskulatur, Bremsung einerHypersekretion und Verbesserung der Durchblutungbehoben Die Mechanismen bei Schmerzen an Gelenken, Sehnen und Bandern sind ahnlich wie bei derHaut zu sehen, jedoch kommt es zusätzlich zur Auflockerung des kollagenen Bindegewebes und Verrmgerung der Synovialviskositat (14, 15)Therapeutisch unerwünschte Effekte örtlicher War-meapphkation sind die Verstärkung von Ödemen, VerStärkung von Blutungen, unter Umstanden Abnahmeder Muskeldurchblutung, Aktivierung kollagenolytischer Enzyme, unter Umstanden Verstärkung von EntZündungen sowie Belastung von Herz und Kreislauf(13) Daraus ergeben sich die Kontraindikationen er-höhter Liquordruck, floride Lungentuberkulose, massive Pneumonien, Leberentzundungen, Myokarditis,dekompensierte Herzinsuffizienz, Koronarsklerose,akuter entzündlicher Schub der Arthritis (3)Die milde Hyperthermie ist unseres Erachtens erstdann effektiv, wenn sie ein Baustein der von Sebastian Kneipp aufgestellten fünf Säulen in der Therapie darstellt (2)

1 Die Verbindung mit Phytotherapie,2 Diätetik,3 Ordnungstherapie,4 Bewegungstherapie,5 Hydrotherapie im Intervall

Die Komplexität der Wirkung der milden Hyperther-mie bei der Behandlung chronischer Schmerzzu-stande erfordert ein ebenso komplexes Vorgehen zurUntersuchung der Wirkungsweise Unsere ersten Erfahrungen mit milder Hyperthermie wurden an 30Schmerzpatienten mit Migräne, wirbelsaulengesteu-erten Zephalgien, rheumatoiden Erkrankungen, Gelenkbeschwerden und multiplen statischen Beschwerden infolge Übergewicht gesammelt

Methodik

Die Patienten (n) werden nach eingehender Aufkla-rung über mögliche Nebenwirkungen, wie Verbrennungen, Kreislaufreaktionen etc vor Beginn der milden Hyperthermie (mH) untersucht Folgende Parame-ter und Untersuchungen wurden vor und nach jeder 60Minuten dauernden Behandlung bestimmt

1 Alter, Gewicht, Körpergröße2 Blutdruck, Puls, Temperatur (alle 10 Minuten)3 Tiffenau Test und Vitalkapazitat

646

Arztezeitschr f Naturheilverf 9/87, 28 Jahrg Luben et al , Hyperthermie

Abb 1 Einflüsse der milden Hyperthermie in Kombmation mit Phytotherapie Ernährung Bewegungs und Ordnungstherapie auf die Physiologie Phytorherap e B- + J Ernährung L J Ordnungstherapie

4 Bestimmung von GOT, GPT, GGT, GLDH, Hk, Leu-kozyten, Thrombozyten, Tnglycende, Cholestenn,Lipase, freies Glycerm, freie Fettsauren, Natrium,Kalium, Harnstoff und Harnsaure, Keton, Blutzucker aus dem Venenblut

5 Lymphozytenstatus Lymphozyten und deren Sub-Populationen — T-Lymphozyten, B Lymphozyten,Nullzellen, Regulator-Lymphozyten (T Helfer = T4,TSuppr = T8) Bestimmung erfolgte vor der erstenund nach der letzten mH-Behandlung

6 Fragebogen-Untersuchung nach dem visuel scorezum Schmerz und Befinden vor, zweimal wahrendund nach Abschluß der Therapieserie

7 Bioelektrische Funktionsdiagnostik — BFD

Die bioelektrische Funktionsdiagnostik — BFD —wurde zur Erweiterung der klinischen Diagnostik herangezogen, da sie die Möglichkeit bietet, vor der klini-schen Manifestation einer Erkrankung, Dysregulationsvorgange festzustellen Ausdrücklich sei daraufhingewiesen, daß die BFD die klinische Diagnostiknicht ersetzt, sie erweitert diese vielmehr um Berei-che, die ihr wegen des funktionellen Krankheitsgeschehens nicht zugänglich sind Technisch wird dieBFD folgendermaßen durchgeführt An bestimmten,von Voll et al (19) definierten Punkten auf der Korper-oberflache wird eine Messung des elektrischen Leitwertes vorgenommen (Leitwert = reziproker elektrischer Widerstand) Dies geschieht durch Anlegen einer Gleich oder Wechselspannung zwischen zweiElektroden, von denen eine zylindrische als Handelektrode dient, die andere, griffelformige Elektrode zumAbtasten der einzelnen Meßpunkte Der jeweils zwi-schen den Elektroden fließende Strom dient als diagnostisches Maß für die untersuchten Reaktionsstellen resp Meßpunkte Je nach Abweichung von einemkonstanten Normwert oder der zeitlichen Änderungdes Leitwertes wahrend des Meßvorganges können

Aussagen über den funktionellen Zustand einzelnerOrgane sowie im Zusammenhang untereinander gewonnen werdenIn der vorliegenden Arbeit werden die Abweichungenvon der Norma) nach erniedrigtem Leitwert mit oder ohne Leitwert-abfall,b) nach erhöhtem Leitwert mit oder ohne Leitwertabfall definiert Die Veränderungen vor und nach dermH Behandlung sind durch die Abweichung von derNorm einerseits sowie durch die Differenz des LeitWertverhaltens vor und nach der mH charakterisiertZusätzliche Informationen sind mit dem sogenanntenMedikamententest nach Voll (19) möglich, wobei esüber eine stufenweise Verstärkung der vom Medikament ausgehenden Signale zu einer Änderung der Anzeige am Meßinstrument kommt Dabei ist das mitdem Meßpunkt korrespondierende Organ in diesesSystem mit einbezogen, so daß eine organ bzw funktionsspezifische Aussage aus dem Meßwert und demgetesteten Medikament gemacht werden kann ZurErklärung der Wirkungsweise der BFD ist u E ein einfaches kausales Modell nicht anwendbar (8, 12) DieBFD dient zur

1 Aufdeckung von pathophysiologischen Vorgangen,die sich der klinischen Diagnostik entziehen, da sienoch im funktionellen Bereich ablaufen

2 Feststellung von Herden3 Therapie, Verlaufskontrolle und Überprüfung der

Verträglichkeit der verabfolgten Medikamentedurch den Medikamententest

4 Feststellung von möglichen Nebenwirkungen, z Ballergische Reaktionen

Der zeitliche Ablauf der Wärmebehandlung war folgender Der Patient wärmt zunächst in einem ca40 °G warmen Fußbad mit Arnikazusatz (20) für fünfMinuten seine Fuße, trinkt zusätzlich eine Tasse ei-

649

Luben et al , Hyperthermie Arztezeitschr f Naturheilverf 9/87, 28 Jahrg

nes heißen Holunderbluten oder Lindenblütenteesund wird dann in vorgewärmte aufheizbare Silikon-matten eingewickelt Diese Matten werden msbesondere dort angelegt, wo besonders schmerzhafte Bereiehe angegeben werden Nach einer Vorheizphase vonca 5 10 Minuten werden die Matten mit dem FormostarTiefenwarmegerat, M u A Vertrieb GmbH, für 60Minuten bis auf ca 42 °C aufgeheizt, sind die Mattenzu warm, werden einzelne Matten in der Temperaturzurückgenommen Nach der Uberwarmungstherapiewerden schmerzhafte Bezirke mit Hocura Spondylo-se Salbe® eingerieben Nach einer Ruhezeit von 15 20Minuten kann der Patient duschenEin auditives Programm wahrend der Behandlungüber Tonkassetten bietet ein breites Spektrum überThemen der präventiven Gesundheit, Diätetik, Gesundheitserziehung (2, 4, 16) sowie Musik von Pop,Jazz bis hm zur Klassik, um eine positive emotionelleStimulation in das Therapiekonzept einzubauen Um

Tem p_e£aj_ufvMH e r z / K r e i s [ a u f

n = 14

B = 50x + S

37-

36J

Puls[S/min]

VorBehandlung

WahrendBehandlung

NachBehandlung

Abb 2 Temperatur Herzfrequenz und Blutdruckverhaltenvor, wahrend und nach der milden Hyperthermie

den Therapieeffekt jeder Behandlung und im Intervallnachhaltiger zu gestalten, erhalt der Patient Anweisungen und Erklärungen zur häuslichen Hydrotherapie, z B Kneippsche Gusse, Bewegungs und Ordnungstherapie sowie einen allgemeinen Diätetik Plan(7) Alle Patienten erhalten je nach Schmerzsymptomatik und der BFD im Intervall Phytotherapeutika,z B Ins Similiaplex® und Aconitum Similiaplex® oderDulcamara Similiaplex® und Gelsemium Similiaplex®im Wechsel sowie drainagefordemde Medikamentezur Auslegung über die Lymphe (Lymphdiaral®-Tropfen), Niere (Juniperus Similiaplex®) und Leber Darm(Quassia Similiaplex®) verordnet

Ergebnisse

Alter, Geschlecht, Große, GewichtIn der Studie wurden n = 30 Patienten mit insgesamtB = 144 mH-Behandlungen durchgeführt und erfaßt70% waren weiblich, 30% mannlich, das Durch-schnittsalter 45 Jahre Davon waren 40% zwischen 21und 40 Jahren, 53% zwischen 41 und 60 Jahren und7% zwischen 61 und 90 Jahren Das durchschnittlicheKorpergewicht betrug 69,8 kg bei einer durchschnittli-chen Körpergröße von 1,68 m

Temperatur, Herzfrequenz, BlutdruckDie Korpertemperatur (n = 14, B = 50) steigt von 36,8auf 37,7°C nach 50 Minuten, 10 Minuten nach der Behandlung betragt sie noch 37,4°CParallel zum Temperaturanstieg erhöht sich die Herzfrequenz(n = 14, B = 50) im Mittel von 81,5 auf 100,3,um dann 10 Minuten nach der Behandlung au^ 92,4 abzusinkenDer systolische Blutdruck (n = 14, B = 50) bleibt un-verändert (115/114/111 mmHg), der diastohscheDruck (n = 14, B = 50) reduziert sich signifikant von73 mmHg auf 59/62 mmHgDie Untersuchung dieser Parameter zeigt bei der milden Überwärmung um ca 1°C eine Okonomisierungder Herzleistung durch Reduktion der Nachlast mitgeringem Herzfrequenzanstieg, Abfall des diastoll-sehen Blutdrucks und damit Verbesserung der koronaren Durchblutung

Lungenfunktion Die Vitalkapazitat der Lunge nahmbei (n = 10, B = 41) von 3,25 Litern auf 3,55 Liternicht signifikant zu Das forcierte Exspirationsvolumen in einer Sekunde (Tiffenau) nahm bei (n = 10,B = 41) von 2,63 Litern auf 2, 73 Liter nicht signifikantzu

Gewicht Das Korpergewicht (n = 30, B = 144)nimmt nach jeder Einzelbehandlung im Schnitt um360 g (300 bis 1000 g) ab Nach 6 Einzelsitzungenkommt es zu einer Gewichtsreduktion um ca 2 bis

650

Lüben et al., Hyperthermie Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg.

3 kg. Im Bereich der lokalen Wärmeapplikation neh-men die Fettpolster in Einzelfällen um mehrere Zenti-meter ab, Konfektionsgrößen passen wieder.

FettstoffwechselGesamtcholesterin: (n = 17; B = 58) bleibt im Durch-schnitt mit 200 mg%, wie die

Triglyceride: (n = 17; B = 76) mit 94mg% unverän-dert. 6 Patienten davon hatten vor der Behandlungpathologisch erhöhte Cholesterinausgangswerte, bei5 Patienten waren die Triglyceride pathologisch er-höht.

Lipase: (n = 7; B = 18) blieb mit 75 U/l unverändert.

Freies Glycerin: ( n = 7; B = 17) fällt signifikant von1,13 mg/dl auf 0,89 mg/dl entsprechend 31% ab. Da-gegen kam es bei einem Patienten zu einem mittlerenAnstieg des freien Glycerin (n = 1; B = 3) von0,87 mg/dl auf 1,12 mg/dl. Ein weiterer Patient zeigtebei nur einer gemessenen Behandlung einen Anstiegvon 1,21 mg/dl auf 1,65 mg/dl. Beide Patienten hattenbereits vorher pathologisch veränderte Triglycerid-werte.

Keton: (n = 10; B = 46) im Serum wurde untersucht.Dabei konnte bei n = 4 Patienten und B = 24 Be-handlungen 11 mal Keton bis 5mg% nach jeder Be-handlung nachgewiesen werden. Zwei der vier Patien-ten zeigten bereits pathologische Ausgangswerte vonTriglyceriden.

Blutzucker: (n = 8; B = 32) war durch die milde Hy-perthermie mit 82 mg% unverändert.

Leberstoffwechsel: Die Transaminasen GOT, GPT,GGT, GLDH(n = 9; B = 38) zeigten Normwerte, signi-fikante Änderungen waren nicht nachweisbar. Einenicht signifikante Anstiegstendenz bei der GOT, GPT,LDH und eine Abfalltendenz bei GGT müßte durch eingrößeres Kollektiv verifiziert werden.

Nierenpflichtige Substanzen: Harnstoff, Harnsäureund Kalium (n = 17; B = 56) waren im Normbereich,ohne signifikante Änderungen.

Spezifisches und unspezifisches Immunsystem: Leu-kozyten (n = 12; B = 48) waren im Normbereich, oh-ne signifikante Veränderung, jedoch mit Tendenz zumAnstieg von 5060 Leukozyten pro mm3 auf 5280 Leu-kozyten pro mm3. Thrombozyten (n = 7; B = 34) wa-ren im Normbereich, keine signifikante Änderung, mil-de Tendenz zum Anstieg von 240000 pro mm3 auf260000 mm3.

Lymphozytenstatus: An n = 14 Patienten wurden jevor und nach einer Serie von 6 Behandlungen mit mil-der Hyperthermie über eine Zeit von ca. 6 Wochen dieSubpopulationen der Lymphozyten bestimmt. Dabeilag der Anteil der T-Lymphozyten, B-Lymphozyten imNormbereich. Der Anteil der Null-Zellen war mit 17%

gegenüber der Norm von 10% vor und nach der Serieerhöht.Bei der Differenzierung der T-Lymphozyten zeigte sichbei den Helfer-T-Zellen (T4) ein reduzierter Anteil von50% gegenüber der Norm von 65% vor der Behand-lungsserie, Der Anteil der T4-Zellen stieg nach der Be-handlung auf 60% an. Diese Zunahme ist eine Verbes-serung um 21,3%.Der Anteil der Suppressor-T-Zellen (T8) war vorher mit50% gegenüber der Norm von 35% erhöht und nahmnach der Behandlung auf einen Anteil von 40% ab.Dies ist eine Verbesserung um 21%.Der Quotient von T4/T8 von normal 1,85 nahm von 0,99vor der Behandlungsserie auf 1,58 zu. Diese Zunahmezeigt eine Verbesserung um 60% an.Das Verhalten des spezifischen Immunsystems durchdie milde Hyperthermie wird in Tab. I dargestellt.

Tab. I: Einfluß der Therapie mit milder Hyperthermie auf dasspezifische Immunsystem.

T-Lymphozyten %B-Lymphozyten %O-Zellen %Regulator-Lymph.Helfer-T-Lymph. %Suppressor-T-Lymphozyten %Quotient Helfer /Suppressor

Normal-Werte

751210

65

35

1,85

VorX

7212,616,6

49,7

50,1

0,99

S

8,44,58,0

5,2

5,2

0,25

NachX

7012,717,9

60,3

39,7

1,58

S

7,04,95,3

8,4

8,4

0,75

Ände-rung%

t 21,3

i20,8

T59,6

n = 14, X ± S, je 6mal mH innerhalb ca. 4 Wochen.

Schmerz und Beschwerden: Bei n = 18 Patientenwurde über den Behandlungszeitraum von ca. 6 Wo-chen 72mal eine Befragung mittels einer Kontrollska-la zu Beginn, während, gegen Ende und nach Ab-schluß der Behandlungsserie von 6 milden Hyperther-mien durchgeführt (B = 108).Dabei wurden zur Einschätzung des Schmerzes fol-gende 5 Beurteilungsmöglichkeiten vorgegeben:

unerträglichstarkerträglichgeringkeine mehr

= 5= 4

o

= 2= 1

Zu Beginn der Behandlung waren die Schmerzen mitder Note 3,75 zwischen „stark" und „erträglich" be-wertet und verbesserten sich über 2,88, 2,75 auf 2,5,d.h. zwischen „gering" und „erträglich".Gleichartiges Verhalten zeigte die Frage nach demallgemeinen Befinden. Hier wurden 4 Möglichkeitenzur Beurteilung vorgegeben:

652

Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg. Lüben et al., Hyperthermie

KontroUskala n = 18

A n z a h l de r E inze lhehand lungen j

Beschwerden

Schmerzen

sind

keine mehr

gering

erträglich

stark

unerträglich

Allqem. Befinden

gut

zufriedenstellend

gebessert

schlecht

zu

Beginn

0

o

— 0

— o175

— o

2.75

während

der Behand

6X

96?88

O—

^~^£>—o-

_ ^1.68

gegen

Ende

lungsserie

60

0

o0

— o

—Q —US

6nach

Abschluss

60

0

0?s

-o-o-Q

- 1

2

- 34

-5

- 1

— 2D

— 4

ca. 6 Wochen

Abb. 3: Einfluß der milden Hyperthermie auf Schmerz undBefinden.

während 42 mH-Behandlungen vor und nachher 4032BFD-Einzelmessungen durchgeführt. Dabei zeigtensich bei 335 Einzelmessungen signifikante Abwei-chungen vom Normwert im Sinne von 111 organbezo-genen Herdreaktionen nach der mH-Behandlung. Beiallen 8 Patienten bestand bereits vor der milden Hy-perthermie ein Herdgeschehen, das sich durch denBFD-Test verifizieren ließ.Nach der milden Hyperthermie kam es 157mal zu ei-ner Leitwerterhöhung (47%), 121mal zu einer Leitwert-erniedrigung (36%). 57mal blieb der Leitwert unverän-dert (17%).Beurteilt man nun die Differenz des Leitwertverhal-tens vor und nach der milden Hyperthermie, so kommtes im Vergleich zur Ausgangslage vor den mH-Sit-zungen in 37% zu einer Normalisierung resp. „Ver-besserung", hingegen in 63% zu einer Unausgegli-chenheit resp. „Verschlechterung" der Leitwerte. Die-se Meßwertveränderungen sind als Herdaktivierungdurch die milde Hyperthermie zu interpretieren.

Diskussion

schlecht = 4gebessert = 3zufriedenstellend = 2gut = 1

Das Befinden besserte sich von 2,75 „gebessert" bis„zufriedenstellend" über 1,88 auf 1,63 „zufriedenstel-lend" bis „gut " .

Bioelektrische Funktionsdiagnostik — BFD: Im Ver-lauf der Untersuchungen wurden an n = 8 Patienten

Der positive Einfluß einer milden Hyperthermie aufchronische Schmerzzustände läßt sich an der subjek-tiv erstellten Kontrollskala des Patienten feststellen,dabei verschiebt sich die Schmerzeinschätzung ummehr als eine Gruppe, eine Objektivierung ist vor allenDingen am Verhalten des systolischen Blutdruckesüber die sechs Behandlungen zu sehen. Dies sind Hin-weise für die Verbesserung der sensiblen und vegeta-tiven Komponente des Schmerzes, die auch beim be-

Sroffvechselsreigerung

BFD ÄNDERUNGEN

Herd

TNormalisierung

37% [Verbesserung

63% Verschlechterung

47% BFD erhöht

36% BFD erniedrigt

17% BFD gleich

HerdaktivierungBFD Messung vorund nach milderHyperthermie an8 Patienten

111 Herde

Kief erhöhten, Tonsillen, Zähne 20%Lunge 3%

Herz, Kreislauf 3%Galle, Pankreas 9%

Darm, Blinddarm 4 %

Niere, Blase, Keimdrüsen 11%Schilddrüse 24%

Leber 15%

Fettstoffwechsel 10%Keine 1 %

Abb. 4: Veränderungen des Leitwertverhaltens der BFD direkt nach Durchführung der milden Hyperthermie.

653

Luben et al , Hyperthermie Arztezeitschr f Naturheilverf 9/87, 28 Jahrg

lab II Veränderungen der Einzelmeß werte der BFD direkt nachDurchfuhrung der milden Hyperthermie (vergleiche Abb 4)

Meßpunkte

MP Kieferhöhlen, Tonsillen, ZahneMP SchilddrusenMP LeberMP Niere, Blase, KeimdrusenMP Fettstoff WechselMP sonstige

Signifikante Änderungender Einzelmeßwerte

67 Änderungen81 Änderungen50 Änderungen37 Änderungen33 Änderungen67 Änderungen

335 Änderungen

20%24%15%1 1 %10%20%

100%

wußtsemsausgeschalteten Patienten, z B Narkose,festgestellt werden konnte Auch das allgemeine Be-finden als komplexer Ausdruck einer expressiv sym-ptomatischen Schmerzkomponente (5) verbessertsich um eine Gruppe Die kognitive Verarbeitung desSchmerzes sowie die emotionelle affektive Kompo-nente des Schmerzes wird in der Befindlichkeit undReaktion ausgedruckt Dies geht mit den Ergebnissenanderer Autoren konform (3, 14, 15) Zur Objektivie-rung kann die aufgrund des kleinen Kollektives nichtsignifikante Zunahme der Vitalkapazitat und desAtemstoßtestes direkt nach jeder Behandlung heran-gezogen werden Eine Verbesserung des Lymphozytenstatus, insbesondere der T4 und T8 Zellen und desQuotienten von T4 T8 objektiviert die subjektiven An-gaben des Patienten über Beschwerden, Schmerz undallgemeines Befinden Wahrend der einzelnen Be-handlungen über 60 Minuten zeigen sich keine be-drohlichen Herz-Kreislaufreaktionen, so daß chronisehe Herz-Kreislauferkrankungen unter ärztlicherÜberwachung für die milde Hyperthermie bedingt zugelassen werden können Die Untersuchung bestätigtdie von Buhring, Schmidt und Medina (3,13,15) vorge-legten Blutdruck- und Pulsbefunde Abhangig vomTemperaturanstieg kommt es bei relativ geringemPulsfrequenzanstieg zu einem Abfall des diastohschenDruckes infolge einer kapillaren Vasodilatation undAbnahme des penpheren Gesamtkreislauf-Wider-standes Dies fuhrt zu einer Okonomisierung der Herz-leistung. Der Leberstoffwechsel ist anhand der Enzy-me GPT, GOT, GGT nicht verändert, wie von anderenAutoren beschrieben (13) Die GLDH zeigt einen nichtsignifikanten Zunahmetrend Triglycende und Chole-stenn im Serum weisen keine signifikante Änderungauf, die signifikante Abnahme des freien Glycenns imSerum ist durch eine vermehrte Verstoffwechselungdes lokal durch die Warmeapplikation freigesetztenTriglycendes zu interpretieren Dies wird durch dasAuftauchen freier Ketonkorper bis zu 5 mg im Serumbei 24% der untersuchten Patienten direkt nach jedermilden Hyperthermie und in der BFD im Regulations-kreis (12) Fettstoffwechsel (FD2) unterstrichen ImMedikamententest der BFD traten nach der Behand-

lung bei besonders adiposen Patienten Hinweise aufsonst im Fettgewebe eingelagerte Konservierungstof-fe aus der Lebensmittelindustrie auf Gefahren durchHypo- oder Hyperglykamien aufgrund der milden Hy-perthermie konnten nicht nachgewiesen werden.Die in der BFD infolge einer Stoffwechselsteigerungnachgewiesene Herdaktivierung und Ansprechen ver-schiedener Funktionskreise, insbesondere Kieferhöh-len, Tonsillen und Zahne 20%, Schilddrüse 24%, Leber 15%, Urogenitalsyndrom 11%, Fettstoffwechsel10% fuhren insgesamt aktuell zu einer Verschlechte-rung der BFD-Befunde, so daß die durch die milde Hy-perthermie bereits aktivierte Auslegung von Toxmenim Sinne von Aschner (\) durch Phytotherapeutikadesentsprechenden Funktionskreises unterstutzt werdensollte (7, 17)

Zur Unterstützung des Immunsystems haben sich Lin-denblütentee (20), Pascotox®-Tropfen und Symbiose-lenkung des Darmes bewahrtFunktionskreis Leber-Galle wird durch Carduus Ma-rianus Similiaplex®, Quassia Simihaplex®, Lycopodi-um Similiaplex®, Colocynthis Similiaplex® und Legapas® unterstutztEine Auslegung über die Niere kann durch JuniperusSimiliaplex®, Hocura Diuretikum® und Berbens Simi-liaplex® unterstutzt werdenBei einer Dysbiose im Magen-Darmtrakt sollte eineSymbioselenkung des Darmes durchgeführt werdenStärkere Herz-Kreislaufreaktionen können positiv mitAmica Similiaplex®, Cactus grandiflorus Similiaplex®und Amica in externer Anwendung beeinflußt werdenHerde im Bereich der Tonsillen, Kieferhöhlen und Zah-ne können zusatzlich mit Scrophulana Similiaplex®,Lymphdiaral®-Tropfen bzw Lymphdiaral®-Salbe ex-tern behandelt werdenZur Schmerztherapie mit Phytopharmaka im Intervallder Wärmebehandlungen empfehlen wir Aconitum Si-miliaplex® und Ins Similiaplex® sowie Dulcamara Si-mihaplex® und Gelsemium Similiaplex® jeweils imWechsel (7)Neben der milden Hyperthermie mittels elektrischheizbarer Matten, der begleitenden Phytotherapiesind eingehende Patientenaufklarung und Weiterbil-dung zur häuslichen Ernahrungs-, Bewegungs- undOrdnungstherapie vonnoten Nur so kann es zu einerGesundung des Patienten kommen, welches sich imVerhalten des lymphatischen Systems niederschlagtDas Immunsystem dient der Aufrechterhaltung der in-dividuellen Unversehrtheit des Organismus, die Im-munitat wird als erworbene spezifische Unempfind-lichkeit gegenüber Infektionen und Giften definiert(18) Die Mechanismen des Immunsystems lassensich in die humorale/zellulare bzw in die unspezi-fische/spezifische Abwehr aufteilen Erste Ergebnis-se zeigen eine nicht signifikante geringe Zunahme derThrombozyten, die durch Freisetzung zahlreicher Me-diatoren bei allen Entzündungen ähnlich den Leukozy-ten, nicht signifikante Zunahme, bei der unspezili-

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Luben et al , Hyperthermie Arztezeitschr f Naturheilverf 9/87, 28 Jahrg

sehen Immunitat eine wichtige Rolle spielt Die spezifische Immunitat der T Lymphozyten, insbesondereder T4- und T8-Subpopulationen zeigen eine signifi-kante Normalisierung ausgehend von pathologischenWerten. Dies kann unseres Erachtens als laborchemi-sche Verifizierung der positiven Einflüsse von milderHyperthermie in Verbindung von den vor mehr alshundert Jahren von Sebastian Kneipp postuliertenfünf Säulen der Physiotherapie angenommen werden (2)Darüber hinaus kann die milde Hyperthermie in Kom-bination oder im Anschluß mit anderen Verfahren derNeurotherapie (7), wie Neuraltherapie nach Huneke,Aurikulotherapie, Akupunktur, Akupressur, speziel-len Massagetechniken wie Bindegewebsmassagen,Lymphdramage nach Vodder etc , Ordnungstherapiewie Aktivität und Entspannung sowie Ernährung, z BVollwertkost, mit der Atemtherapie, autogenem Trai-ning, Biofeedback-Methoden, Entspannungstechni-ken wie Yoga etc , Lichttherapie, Kne/ppschen An-wendungen und medizinischer Kosmetik kombiniertwerden Die milde Hyperthermie mittels elektrischheizbarer Matten mit dem Formostargerat der FirmaM & A , Hamburg, stellt ein geeignetes Mittel für dieambulante Praxis dar, um Schmerzsyndrome wie Migrane, Wirbelsaulenschmerzen, Schmerzen aus demBereich des rheumatischen Formenkreises zu thera-pieren. Es ist ein Verfahren, welches in den Bereichder physikalischen Therapie wie Sauna Therapie (6)oder Moor- oder Fangopackungen einzuordnen istDurch die individuelle Anpassung und Steuerungnach Ort der Anwendung und derTemperatur, die kon-tinuierlich über längere Zeit einwirkende Warme in dieTiefe, scheint dieses Verfahren Vorteile gegenüberanderen Therapien zu haben (11) Es ist volkswirt-schaftlich gunstig, praxisgerecht und mit geringemAufwand, da ambulant einsetzbar, und nicht wie vieleandere Verfahren nur in stationären Kurverfahrenpraktizierbar

Eine entscheidende Gewichtsreduktion konnte beiunserem Patientengut nicht verifiziert werden, wievon anderen Autoren berichtet (11) Jedoch ist diesbei längerer Anwendung bei adiposen Patientendurchaus denkbar Die milde Hyperthermie sollte un-ter ärztlicher Anleitung durchgeführt werden, damitKontraindikationen Beachtung finden und uner-wünschte Nebenwirkungen ausgeschlossen sind, ei-ne eingehende Aufklarung und schriftliche Einwilli-gung ist unerläßlich Ein zusätzliches Angebot vonTonkassetten via Kopfhörer ermöglichen die Therapiezeit von einer Stunde optimal zu gestalten undInformation als Teil einer Gesamttherapie im Sinneder gesundheitlichen Eigenverantwortung mit einzu-bauenDie positiven Ergebnisse dieses Therapiekonzepteswerden durch weitere Untersuchungen im Rahmen ei-

ner Dissertation mit größeren Patientenzahlen statistisch untermauert, die Tiefenwarme verspricht, ei-nen festen Platz in der Behandlung chronischerSchmerzzustande in der Praxis zu gewinnen

Literatur1 Aschner, B Lehrbuch der Konstitutionstherapie

Hippokrates Verlag Stuttgart (1986)2 Bruggemann W Kneipptherapie Ein bewahrtes Natur

heilverfahren Springer Verlag Berlin, Heidelberg, NewYork (1986)

3 Buhring M Klinik der Hyperthermie Hippokrates Verlag Stuttgart (1984)

4 Emmel, E Das Wasserheilverfahren Verlag Otto Spamer Leipzig (1897)

5 Flehinghaus, K H Schmerz Persönliche Mitteilung ausdem Inst f Heil und Sonderpadagogik d JLU Gießen(1986)

6 Gastli, G, A Fodinger, D Eck, M Herold Wirkung vonHyperthermie im Saunabad auf die natürliche ImmunitatInternat Sauna Archiv 2 5 (1985)

7 Herget, H F Neuro und Phytotherapie schmerzhafterfunktioneller Erkrankungen Pascoe Pharm Prap GieBen Band 1 (4 Aufl) (1985) Band 2 (2 Auflage) (1986)

8 Herget, H F, W Vogelsberger, K Kaiweit, M Elies Anwendungsmoglichkeiten von Organextrakten bei der Behandlung chronischer Schmerzzustande Therapiewoche33, 4980 4992 (1983)

9 Hildebrandt, G Wissenschaftliche Grundlagen der modernen Balneologie Therapiewoche 25, 4122 (1975)

10 Lampert, H Überwärmung als Heilmittel HippokratesVerlag, Stuttgart (1948)

11 Medma, A , K Radtke Klinische Studie zur Wirksamkeitdes Formostar Tiefenwarmebehandlung bei Ubergewicht und degenerativen Gelenks und Wirbelsaulenerkrankungen Firmenrnrtteilung LMV Hamburg (1985)

12 Schimmel, H Leitfaden zur Anwendung der Bioelektnsehen Funktionsdiagnostik (BFD) Pascoe Pharm PrapGießen (1976)

13 Schmidt, K L Hyperthermie und Fieber Wirkungen beiMensch und Tier Hippokrates Verlag Stuttgart (1975)

14 Schmidt, K L Experimentelle Ergebnisse zur Thermographie Therapiewoche 36 2120 (1986)

15 Stillwell, G K Therapeutic heat and cold Handbook ofphysical medicine and rehabilitation Philadelphia(1971)

16 Suren, H Selbstmassage — Pflege der Haut Verlagsbuchhandlung Stuttgart (1939)

17 Tilschner H,E Eder Lehrbuch der Reflextherapie Hippokrates Verlag Stuttgart (1986)

18 Varlaender, K 0 Immunologie Grundlagen — Klinik —Praxis Thieme Verlag Stuttgart (1983)

19 Voll, R Kopfherde, Diagnostik und Therapie mittelsElektroakupunktur und Medikamententestung Medizifiisehe Literarische Verlagsgesellschaft Uelzen (1974)

20 Widmaier, W Pflanzenheilkunde Geschichte — Praxis— Rezepturen WBV Biologische Medizinsiche Verlagsgeseilschatt (1986)

Anschrift des VerfassersDr med V Luben, Funktionsbereich Schmerztherapieam Klinikum der Justus Liebig Universität, Fnedrichstr 24,D 6300 Gießen

656

H. stadtiaender Die HOT — eine biologische Behandlungsmethode gegen dieHyperlipidämie mit ihren sekundären klinischen Folgen

ZusammenfassungDie Fettstoffwechselstörungen werden u.a.auch häufig bei Beschäftigten im Rahmen vonÜberwachungs- und Vorsorgeuntersuchungenerkannt. Die Behandlung durch den Hausarztsollte in guter Zusammenarbeit zwischen ihm,dem Werkarzt und dem Patienten erfolgen. Ar-beitsplatzüberprüfungen und Einstufungen desTätigkeitsprofils sind zweckmäßig. Die Grund-sätze einer erfolgreichen Therapie sind körperli-che Aktivität, ausgewogene Ernährung und not-falls aktive therapeutische Maßnahmen. Alsbiologische Behandlung hat sich die Hämato-gene Oxydationstherapie — HOT — bewährt.Anhand von Beispielen wird dies besondersbeim Cholesterin dokumentiert. Auch bereitsaufgetretene Schäden am Gefäßsystem, insbe-sondere bei der AVK, können positiv und nach-haltig mit dieser Methode beeinflußt werden.Die von 2 HOT-Therapeuten (S + K) an einemgrößeren Patientengut (286 Patienten) erzieltenklinischen Besserungen werden den vergleich-baren Ergebnissen von 4 Therapeuten (A, B, C,D, 268 Patienten) mit medikamentöser Therapiegegenübergestellt. In der Auswertung ist festzu-stellen, daß die HOT eine erheblich höhere Geh-streckenzunahme bei deutlich geringerer Be-handlungsdauer gegenüber den Resultaten dermedikamentösen Therapie zeigt.

SummaryThe disorders in fat metabolism are amongothers also offen recognized in employees andthat in the frame of examinations performed forcontrol and prevention. The treatment by the fa-mily doctor should be performed in good co-operation between the doctor of the works andthe patient. Examinations of the working placeand re-evaluations of the activity profile areappropriate. The principles of any successfultherapy are physical exercise, balanced nutri-tion and, if necessary, active therapeuticalmeasures. As biological treatment the haema-togenous oxidation therapy — HOT — has beenapplied with good results. Based on examplesthis is especially documented for cholesterol.Also already manifest damages of the vascularSystem, in particular in case of arteriosclerosis,can positively and lastingly be influenced withthis method. The clinical improvements achie-ved by 2 HOT therapeutists (S + K) in a great

number of patients (286 patients) are comparedwith the comparable results of 4 therapeutists(A, B, C, D, 268 patients) using medicinal ther-apy. The evaluation revealed that the HOTshows a considerably higher increase in the ex-tension of the walking distance with a signifi-cantly shorter period of treatment as comparedto the results of the medicinal therapy.

Es ist und kann nicht die Aufgabe dieser Arbeit sein,die Pathogenese der Arteriosklerose und ihre ursäch-liche Beziehung zu den Störungen des Fettstoffwech-sels bzw. zu den verschiedenen Formen des Fehlver-haltens der Bevölkerung in dieser Hinsicht darzustel-len.Daher sollen auch an dieser Stelle nur einige thesen-hafte Ausführungen gemacht werden, die in erster Li-nie die Aufgabe haben, das biochemische und klini-sche Verständnis für die eigentliche Vortragsproble-matik herzustellen.Herz- und Kreislauferkrankungen stehen nach wie voran erster Stelle in der Morbiditätsstatistik in den Indu-strieländern, somit auch in der BundesrepublikDeutschland.Es ist das erklärte Ziel der WHO, unter Einsatz von pri-märer bzw. sekundärer Prävention nicht nur die Le-bensqualität bereits Betroffener durch geeigneteMaßnahmen wieder zu verbessern, sondern in ersterLinie den hohen Anteil an Neuerkrankungen drastischzu senken.Als primäre Ursache für die Arteriosklerose werdenheute international folgende Ursachen diskutiert undin vielen Fällen auch statistisch signifikant belegt:

— Hypertonie— Nikotinabusus— Diabetes mellitus— Hyperurikämie— Endotoxine— immunologische Reaktionen— und wohl als einer der bedeutendsten Faktoren die

Fettstoffwechselstörungen, entweder familiär-ge-netisch oder durch exogene Fehlverhaltensreaktio-nen der Patienten bedingt (1).

G. Braun (1) spricht zu Recht von einem „Risikobün-del". Es muß also die Aufgabe jedes Therapeutensein, dieses Risikobündel bei der Betreuung seinerPatienten sorgfältig durch geeignete Maßnahmen(Anamnese, Untersuchungen, Laborbefunde usw.)zu entflechten, zu analysieren und zielgerichtet

657

Stadtlaender, HOT Arztezeitschr f Naturheilverf 9/87, 28 Jahrg

durch präventive bzw therapeutische Maßnahmenwirkungsvoll und nachhaltig zu beeinflussenWird nun bei einem Patienten eine Fettstoffwech-selstorung festgestellt, müssen in der Regel folgende Grundmaßnahmen eingeleitet werden-

1 Überprüfung und Mobilisierung — falls erforderlich— der körperlichen Aktivität

2 Umstellung der Ernährung3 Aktive therapeutische Maßnahmen durch den Arzt

Mit diesem Punkt ist die gezielte Senkung von er-höhten Blutlipiden sowohl durcha) medikamentöse wie auch durchb) biologische Maßnahmen,z B die HOT (Hamatogene Oxydationstherapienach Prof Wehrli — UV-C-Bestrahlung des Blutesin einer Sauerstoffatmosphare) gemeint

Zu Punkt 1 Körperliche Aktivität uswHier ist in erster Linie bei der Erkennung einer Fett-stoffwechselstorung, die zu einer Gefahrdung des Pa-tienten fuhrt, an einer Artenosklerose zu erkranken,neben dem Hausarzt und dem Kliniker auch der Ar-beitsmediziner bei der Überwachung des Beschäftig-ten in dieser Hinsicht gefordertHäufig werden bei der Durchfuhrung von Eignungs-und Überwachungsuntersuchungen nach den BG-Grundsätzen wie auch bei der Beurteilung und Über-prüfung von Arbeitsplätzen Faktoren erkannt, die imInteresse des Patienten einer Änderung bedürfen Ei-ne wesentliche Aufgabe spielt dabei das vertrauens-volle Zusammenwirken zwischen Patienten, Werkarztund Hausarzt Der Werkarzt kann und darf natürlich indieser Hinsicht nicht therapieren, aber er kann wir-kungsvoll den Hausarzt und den Patienten bei ihrenBemühungen um Prävention oder Rehabilitation un-terstutzen

Es ist leider eine weitverbreitete falsche Ansicht, daßArbeit mit körperlicher Aktivität ein „krankmachenderFaktor" sei Die Arbeitsmedizin vertritt hier den ein-deutigen Standpunkt, daß eine ausgewogene körperli-che Belastung, entsprechend der aktuellen Konstitu-tion des Patienten, nicht nur einen gesundheitsför-dernden Faktor darstellt, sondern häufig auch einedurchaus geeignete Maßnahme zur Prävention undRehabilitation sein kann und ist.

Zu Punkt 2 Umstellung der ErnährungAn erster Stelle sollte auf Dauer immer die Umstel-lung der Ernährung des Patienten stehen. Ein Schwer-punkt ist dabei die Art und Menge der Fettzufuhr, dasie das Entwickeln und Weiterfortschreiten der Arte-nosklerose entscheidend beeinflussen kannDie Energiezufuhr generell darf das erforderliche Maßnicht übersteigen.

Nur etwa 30% der Energiezufuhr sollten aus Fettarvteilen in der Nahrung gedeckt werden (2). Aber auchhier kommt es darauf an, daß im Nahrungsfett ausrei-

chend ungesättigte Fettsauren vorhanden sind Be-reits ab einer Menge von 10 Energieprozent an diesenVerbindungen werden die Plasmakonzentrationenvon Cholesterm*, Phosphatiden und Triglyzendendeutlich vermindert Über die möglichen Auswirkun-gen einige Angaben aus der Literatur bei Adam (2)Bei Personen mit erhöhtem Lmolsaureanteil im Fett-gewebe ist die koronare Erkrankung seltener; z. Bnimmt der Lmolsaureanteil im Fettgewebe der Ameri-kaner im Gegensatz zu dem der britischen Bevölke-rung in den letzten Jahren standig zu. Ergebnis DieZahl der tödlichen Myokardmfarkte hat sich von 1968bis 1976 in den USA um 21 % (i) reduziert Unverändertist die Quote in England geblieben (Katan s bei 2)Interessant scheint in diesem Zusammenhang zusein, daß bei zwei anderen Vergleichskollektiven(Edinburgh und Stockholm) die Gruppe mit dem gerin-geren Anteil der Linolsaureanteile in den Cholestenn-estern des Plasmas und des Fettgewebes (Edinburgh)eine dreimal höhere Letahtat durch Myokardmfarktehatte als das Vergleichskollektiv in Stockholm, ob-wohl bei beiden Gruppen kein signifikanter Unter-schied in der Konzentration der Serumcholestennwer-te, der LDL oder der HDL nachzuweisen warDaraus leitete Adam (2) offensichtlich zu Recht ab,daß die Linolsaure in der Nahrung nicht nur eine cho-lestennsenkende Wirkung, sondern auch „weiterehemmende Effekte auf die Artenosklerose zu haben"scheint Worin sind aber nun letztendlich die positi-ven Effekte einer Fettstoffwechselbeeinflussung zusuchen? Im Korper des Menschen spielt das ausge-wogene Gleichgewicht zwischen dem in den Throm-bozyten gebildeten Thromboxan (Forderung der Platt-chenaggregation) und dem in den Gefaßwanden gebil-deten Prostazyklm eine eminente Rolle Prostazyklmmindert bei einer Endothellasion das Ausmaß derThromboxanbildung und damit die Neigung und denGrad der örtlichen Plattchenverklumpung, die sonstzu artenosklerotischen Veränderungen fuhrtDas heißt in praxi, je mehr Prostazyklm gebildet wird,desto mehr ist das Gefaßsystem geschütztDa die Thromboxansynthese in den Thrombozytendurch Cholesterm stimuliert wird, fuhrt jede Senkungdieser endogen gebildeten wie auch exogen zugefuhr-ten Substanz zu einer mengenmäßigen Aufwertungdes Prostazykhns. Diese Substanz wiederum wirddurch das HDL gesteigert, durch LDL gehemmt DasHDL wiederum kann durch körperliche Aktivität, Ge-wichtsnormalisierung, Nikotinabstinenz usw. erhöhtwerden. (Ausführliche Angaben zu diesem Themasind in der einschlagigen Fachliteratur nachzulesen.)

* Richtiger mußte es Cholesterol heißen, da es sich bei die-ser Verbindung um einen einwertigen ungesättigten Alko-hol als Steranabkommling handelt Er leitet sich von demGrundkorper Cholestan ab

658

Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg. Stadtlaender, HOT

Zu Punkt 3. (a und b) Aktive therapeutische Maßnah-men durch den Arzt

Zu 3a) Medikamentöse TherapieEs gibt zahlreiche lipidsenkende Präparate, die auchdurchaus positive therapeutische Wirkung zeigen. Eswürde an dieser Stelle zu weit führen, alle chemi-schen Substanzen einzeln aufzuführen. Aus der Sichtdes Arztes, der biologisch und weitgehend nebenwir-kungsfrei und trotzdem wirkungsvoll therapierenmöchte, ist es wichtig, chemische Substanzen in allo-pathischer Dosierung benutzen zu können, die dieseAnforderungen quantitativ wie auch qualitativ erfül-len und daher weder den Stoffwechsel noch den Pa-tienten selber im täglichen Leben, somit auch am Ar-beitsplatz, bemerkenswert negativ belasten, z. B.durch die Möglichkeit des Auftretens von:

Pruritus, Flush,Urtikaria, Exanthemen,Hyperazidität, Dyspepsie,Veminderung der KH-Toleranz,Leberfunktionsstörungen,Blutdruckabfall, Transaminasenanstieg,Tendenz zur Gallensteinbildung,Potenzstörung usw.

Außerdem sollten als Gegenanzeigen für den Einsatzeiner Substanz weder Nieren- noch Leberfunktions-störungen ein limitierender Faktor für die therapeuti-sche Verwendung sein. Eine ausgezeichnete Stellungin dem Wirkungsprofil bei gleichzeitig niedriger Ratevon unerwünschten Nebenwirkungen nimmt hierbeidas Magnesium-Pyridoxal-5-Phosphat-Glutaminat(Sedalipid)* ein, das sich aus der Sicht des Referen-ten, eigener Erfahrungen und Beobachtungen sowieanhand der vorliegenden wissenschaftlichen Literaturin jüngster Zeit bei der medikamentösen Therapie derprimären und sekundären Hyperproteinämien (Typ Na,llb und IV nach Friedrickson), bei denen alleinige diä-tetische Maßnahmen zur positiven Behandlung derFettstoffwechselstörungen nicht ausreichen, sehrgut bewährt hat, zumal auch die bei dieser Erkran-kung häufig gleichzeitig vorhandenen erhöhten Se-rumharnsäurewerte positiv beeinflußt werden. Brusis,Schmidt und Upmeyer (3) analysierten im Rahmen ei-ner Multicenter-Studie die ermittelten Daten von 257Patienten, die wegen einer Hyperlipoproteinämie mitdieser Substanz behandelt worden waren. Die Zusam-menfassung ergab folgendes Resultat:

Das Gesamtcholesterin konnte um ca. 25% gesenktwerden. Das HDL-Cholesterin zeigte einen Anstiegvon 10 bis 30%. Die Triglyceridwerte wurden, je nachErkrankungstyp, um ca. 30 bis 40% vermindert.

Nebenwirkungen, meist in Form von Übelkeit und Ap-petitmangel, waren nur sehr selten zu beobachten

* Steigerwald Arznetmittelwerk GmbH, Darmstadt.

und so gering ausgeprägt, daß sie nicht zum Abbruchder Studie führten.Die Wirksamkeit wie auch die Verträglichkeit desPharmakons wurden von den behandelnden Thera-peuten überwiegend mit gut bis sehr gut einge-schätzt. Auffallend war ferner die Besserung des All-gemeinbefindens der Patienten bei gleichzeitiger Ver-ringerung der Beschwerden. Ein Kriterium, das Be-achtung und Registrierung verdient, jedoch nicht alswissenschaftlicher Parameter akzeptiert werdenkann.Vom Hersteller wird eine Dosis von täglich 2 x 50 mgMagnesium-Pyridoxal-5-Phosphat-Glutaminat (= 2Dragees) empfohlen. Mit dieser Dosierung läßt sichder größte Teil der Patienten erfahrungsgemäß thera-peutisch gut abdecken. In einigen Fällen ist es jedocherforderlich, besonders bei Beginn der Therapie dieDosis auf 3 x 50 mg (= 3 Dragees) zu erhöhen, um ei-nen wirkungsvollen Effekt zu erreichen.Ist eine deutliche Senkung der erhöhten Lipidparame-ter erreicht, sollte versucht werden, mit einer reduzier-ten Dosis bis auf 1 x 50 mg (= 1 Dragee, am bestenmorgens) in Verbindung mit sonstigen — 1, 3b — unddiätetischen Maßnahmen — 2 — das erzielte Thera-pieergebnis zu stabilisieren.

Zu 3b) Einsatz von rein biologischen Maßnahmen wiedie HOT — Hämatogene Oxydationstherapie —, diesich durch ihren therapeutischen Angriffspunkt imStoffwechsel — analog dem Wirken von 3a — Lipid-senker — sinnvoll mit den Maßnahmen 1 bis 3a er-gänzt.Bereits vor 1978 lagen zahlreiche klinische Beobach-tungen über die fettstoffwechselbeeinflussende Wir-kung der HOT vor. Es wurde vermutet (4), daß der Sin-gulett-Sauerstoff 1O2 hier eine wesentliche Rolle spie-len könnte. Aber erst durch die grundlegenden Unter-suchungen von Zilliken (5) wurde diese Vermutung be-stätigt. Die ausgezeichneten Ergebnisse der HOT be-sonders bei Durchblutungsstörungen (6, 7, 8, 9,10,11,12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21) ließen den Schlußzu, daß auch hier Prostacycline, z. B. das 6-Keto-PGF-1, eine nicht unwesentliche Rolle spielen. Auch diebiochemisch bekannte Tatsache, daß dieses Cyclo-prostaglandin eine sehr kurze Halbwertszeit hat, istkeine Einschränkung, da durch die bei der HOT expe-rimentell an isoliertem Cholesterin nachgewiesenesek. Chemilumineszenz über einen längeren Zeitraumeine permanente Neubildung dieser Verbindung sehrwahrscheinlich ist.

Wie wirkt sich nun aber unter klinischen Beobach-tungen die HOT bei Patienten mit erhöhten Blutfettenaus?Um diese Frage beantworten zu können, ist es erfor-derlich, kurz darzustellen, was HOT ist und wie siedurchgeführt wird.Bei der klassischen HOT — Hämatogene Oxydations-therapie (fotobiologische Therapie) — nach Prof.

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Stadtlaender, HOT Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg.

Wehrli wird Patientenblut bzw. falls erforderlich,transfusionsfähiges, gekreuztes Spenderblut — ca.60 bis 80 ml — (in der Regel pro kg Körpergewicht1 ml) mit entspechender Menge pyrogenfreien Natri-umzitrats ungerinnbar gemacht und in einer speziel-len HOT-Apparatur mit Hilfe von Sauerstoffgas in nurwenige n starke Blutblasen aufgeschäumt und inten-siv mit einem Spezial-UV-C-Brenner mit einer definier-ten Wellenlänge bestrahlt. Durch die große Mengedes durch die Aufschäumung physikalisch im Plasmagelösten O2-Gases (PO2 — über 760 mmHg) in Verbin-dung mit der UV-C-Strahlung ist die optimale Bildungvon Singulett-Sauerstoff (1O2) mit den nachfolgendenReaktionen der entsprechenden Blutbestandteile —in erster Linie an den Doppelbindungen der Lipide —gegeben.

Dadurch entstehen u.a. Prostacycline. Das so vorbe-handelte Blut löst nach seiner Reinjektion (i.v. oderi. m.) nachhaltige Wirkungen in einem Autokatalysezy-klus (AKZ) aus. Da kein Sauerstoff in gasförmigem Zu-stand in dem Blut mehr vorhanden ist, ist die Gefahrvon Gasembolien nicht vorhanden.Es ist nach Ansicht des Autors wie auch der von Wies-ner (22) zu unterscheiden zwischen

— der klassischen HOT nach Prof. Wehrli— sowie der UV-Bestrahlung des Blutes in Küvettenohne O2-Aufschäumung.

Hier liegt mit Sicherheit nicht nur ein apparativer,sondern zumindest partiell ein biochemischer usw.Unterschied vor.Apparatetechnisch ist derzeit der Stand erreicht, daßes Geräte gibt, mit denen

1. die klassische HOT nach Prof. Wehrli durchgeführtwerden kann (UV-C-Bestrahlung bei gleichzeitigerO2-Aufschäumung),1

2. Geräte, mit denen nur eine UV-C-Bestrahlung nachProf. v. Ardenne und Wiesner durchgeführt werdenkann2, und

3. Geräte, die die Möglichkeit bieten, beide Anwen-dungstechniken wahlweise durchzuführen1"3.

Laut Doerfler (32, 33) wird von der IÄA für HOT auf-grund seiner hohen Leistungsbreite das HOT-GerätUV-MED-S „als bestes Gerät auf dem Markt" zurDurchführung der HOT empfohlen.Schematisch läuft die Therapie bei Aufschäumungdes Blutes — dargestellt am HOT-Gerät UV-MED-S —wie folgt ab (Abb. 1):

Abb. 1: Schemaf/scfie Darstellung des HOT-Gerätes UV-MED-S.

Die Therapiefrequenz z. B. bei einer AVK wird in Abb. 2dargestellt (Claudicatio intermittens — Stadium II —

Kunststoffbehälter 6/12, Fa. Waldemar Weimer, Postfach2220, 7550 Rastatt, und Fa. RM-Medico GmbH, Postfach1611, 6080 Groß Gerau

UV-Bestrahlungsgerät SMR 10 bzw. Vital-UV-Beamer,Hersteller VEB Kombinat Präcitronic Dresden, DDR, ver-trieben durch Fa. EMC, Goebbelgasse 100, 5100 Aachen

Gerät UNIMED und UV-MED-S, Fa. UV-MED, Gebr. NiensOHG, Carl-Peters-Str. 3, 3392 Clausthal-Zellerfeld.

TTTTT

Wochen

Untersuchungen

EZ.BSG,RR,HN-S,BB.Fettstatus,EKG, Gehstrecke,Oszillogr

16

Kcotrolleb path Befunden

20

danoch olle4-6MorwVeIx HOT

Abb. 2: Therapiefrequenz beieiner AVK-Claudicatio inter-mittens — Stadium II - III.

664

Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg. Stadtlaender, HOT

Besonderer Bedeutung aus biochemischer wie auchaus klinischer Sicht ist, wie bereits ausgeführt, demVerhalten der Blutfette beizumessen. Hier stellt dieHOT, wie zahlreiche Untersuchungen nachweisenkonnten, ein wirksames Therapeutikum dar.Mit zunehmendem Anstieg des LDL-Cholesterinswächst das Risiko, besonders an einer Koronarsklero-se zu erkranken. Ein normaler oder erhöhter Anteil anHDL-Cholesterin soll dagegen sogar eine gewisseSchutzfunktion gegen eine derartige Erkrankung aus-üben.Zur Beurteilung des Fettstoffwechsels und seiner po-sitiven therapeutischen Beeinflußbarkeit werden der-zeit als Screening und Verlaufskontrolle routinemäßigdie Höhe des Gesamt-Cholesterins, die Konzentrationder Triglyzeride und des HDL-Cholesterins bestimmt.

HOT und Lipide

Die nachstehenden Befunde beziehen sich sämtlichauf die klassische HOT nach Prof. Wehrli — UV-C-Bestrahlung des Blutes bei gleichzeitiger 02-Auf-schäumung —.Eine In-vitro-Senkung des Cholesterins unter der HOTwurde 1956 durch Wennig (23) beobachtet, deren Me-chanismus und klinische Bedeutung jedoch nicht in-terpretiert wurde.Dieser Befund wird von ihm anhand von vier Fällendargestellt (In-vitro-Darstellungen):

vor HOTnach HOT

1.

145136

2.

213142

3.

224168

4.

280 mg%156 mq%

Schmidt-Burbach (24) bestätigte 1958 durch seine Un-tersuchungen die bereits von Wennig und Steinbart(25, 26) gemachte Feststellung der Senkung des Ge-samtcholesterins um 7 bis 17% sowohl beim Frisch-blut wie bei der Blutkonserve. Allerdings geht aus sei-ner Veröffentlichung nicht hervor, wie viele Fälle vonihm untersucht wurden. Es scheint sich ferner um In-vivo-Beobachtungen gehandelt zu haben, da er hier-aus das therapeutische Vorgehen mit der HOT bei„therapieresistenter Lipidämie" ableitet und auch Er-folge im Sinne einer signifikanten Verminderung desCholesterins erreicht.Nach seinen Feststellungen werden die tiefsten Wer-te des Cholesterins 7 Tage nach der HOT erreicht.

Nach Schwarz (27) — 1967 — soll Hermannlich dasVerhalten des Cholesterins (gesamt, freies und Ester)bei verschiedenen Erkrankungen unter der HOT unter-sucht haben. Auch dieser registrierte, wie bereits vonSteinbart beschrieben und in den Vorträgen vonDoerfler und Stadtlaender immer wieder erwähnt,nach einem möglichen vorübergehenden Anstieg (Mo-bilisationsphase) einen Abfall des freien sowie eine

deutliche Senkung des Gesamtcholesterins bis um116 mg%.Die von Vacl u.a. 1966 beschriebene Senkung desCholesterins von 3% ist zu gering, um als signifikantangesehen werden zu können (28).1970 bis 1972 wurde von H. und M. Stadtlaender an ei-nem umfangreichen geriatrischen Patientengut HOT— bei überwiegend peripheren Durchblutungsstörun-gen — mit gleichzeitiger Untersuchung zahlreicherLaborparameter durchgeführt. Unter anderem wurdein zwei Serien das Verhalten des Cholesterins unterder HOT untersucht. In der 1. Serie betrug die Anzahlder Patienten 53 mit 322 Bestimmungen. Hierbei la-gen die Ausgangswerte des Cholesterins bei minimal195 mg%, maximal 450 mg%. Es ergab sich nach derTherapie eine durchschnittliche Senkung von 20% ge-genüber dem Ausgangswert. Auffallend war bei die-ser Serie, daß die höchste Senkung des Cholesterin-gehaltes bei einem Patienten mit einem Ausgangs-wert von 450 mg% erreicht werden konnte, der danneinen Endwert von 210 mg% aufwies, was einer Sen-kung von 53% entsprach. Da jedoch die unterschiedli-chen Ausgangswerte kein relatives Bild über die mitt-lere Tendenz aufzeigen, wurde an 50 Patienten dasVerhalten des Cholesterins bei Ausgangswerten von320 mg% bis 200 mg% überprüft. Hierbei konnte eineSenkung des Cholesterins um 13,9% erreicht werden.Gleichzeitig wurde bei dieser Serie das Verhalten desCholesterinesters geprüft. Dabei wurde ein durch-schnittlicher Anstieg um 6,9% gegenüber dem Aus-gangswert festgestellt (s. Abb. 3).

110 -

105 "

100

90 -

85

80 •*- Zeitraum zwischen 3 HOT-Behandlungen

Abb. 3: Verhaften von Gesamfchofesterfn zu Chofesterin-ester im Zeitraum von 3 Behandlungen. DurchschnittlicherAusgangswert = 100% bei absoluten Ausgangswerten zwi-schen 200 mg% und 320 mg%.

665

Stadtlaender, HOT Arztezeitschr. f Naturheilverf 9/87, 28 Jahrg

Bei diesen Untersuchungen wurden außer der HOTkeine weiteren therapeutischen Maßnahmen — auchkeine Änderung der Lebens- und Eßgewohnheiten —durchgeführtDieser Effekt weist auf eine vermehrte Bildung vonCholestermester (Verbesserung der Stoffwechsellei-stung) durch die Leber bei gleichzeitiger Senkung desGesamtcholesterins hmIn Abb. 4 wird als Einzelfall dargestellt, daß bei nor-malem Cholestermspiegel nur eine geringe Beemflussung möglich istEntscheidend war jedoch nachzuweisen, wie sich derQuotient Cholestermester/freies Cholestenn unterder HOT bei normaler Gesamtkonzentration verhaltDer vorliegende Befund weist neben der zwar gerin-gen Senkung des Cholesterms jedoch auf die mögli-che Verbesserung der Stoffwechselleistung der Leberunter der HOT hm, dokumentiert durch den Anstiegder vermehrten Esterbildung (negative Leberleistung,z B. bei Lebererkrankung = Cholestermestersturznach Burger)Durch dieses Phänomen wurden auch die positivenErgebnisse der HOT bei Lebererkrankungen deutbar(29)

Z5U *

200 -

150 -

100 •

50 .

mg l

///////

\\\V

\

i I

Pat Ir ( 1 HOT

^ ^ ^ - ^Chol aes

Chol -Ester

freies Chol

06 5 12 6 4 7 1971) Da*un

Abb 4 Verhalten des Gesamtcholesterins zu Cholestennester und freiem Cholestenn als Einzelfall im Zeitraum von 3HOT Behandlungen

Der auch von anderen Autoren immer wieder beob-achtete und angeführte initiale Anstieg des Gesamt-cholesterms nach der HOT mit nachfolgendem Abfallist als „Mobilisationseffekt" zu bezeichnen und unterstreicht die klinische BedeutungUmfassende Untersuchungen aus jüngster Zeit an ge-eigneten Patientenkollektiven, d h bei Patienten mitAusgangswerten des Gesamtcholesterins von— über 250 mg% bei Männern und— über 275 mg% bei Frauenunter Beachtung der Altersabhangigkeit sowie gleichzeitiger Bestimmung der Triglycende, der LDL undHDL sind von Zilliken (30) vorhanden, allerdings mitniedrigeren Ausgangswerten Von diesem Untersu-cher wurde an einem Kollektiv von 127 Patienten, dieinnerhalb von 4 Wochen bis zu 6 Behandlungen erhiel-ten, das Serum, Lipidmuster und die Harnsaure be-stimmt Folgende Ergebnisse konnten festgestelltwerden

A Gesamtcholestenn — Ausgangswert 205 bis208 mg %= keine signifikanten Unterschiede vor und nach der

HOT

B Gesamtcholestenn — Ausgangswert über220 mg%= bei Gesamtcholestenn

bei 14 von 71 Patienten Senkung von mehr als 15%= bei Tnglycendwerten über 120 mg%

bei 10 von 60 Patienten Senkung von mehr als 15%= bei erhöhten Harnsaurewerten (6,8 bis 9 mg%)

bei 14 von 42 Patienten eine signifikante Erniedri-gung

= HDL-Cholestermwertebei 14 von 42 Patienten eine signifikante Erhöhungum über 15%

= LDL-Cholestennwertebei 7 von 39 Patienten eine signifikante Senkung

W Becker (31) fand u a bei seinen Untersuchungeneinen signifikanten Abfall der Triglycende um -25%gegenüber den durchschnittlichen AusgangswertenAuch der sogenannte „Mobilisationseffekt" wurdevon ihm beobachtet. Ein ähnlicher Verlauf wurde beider Unterfraktion der Triglycende — VLDL — festge-stellt Die Mittelwerte zeigten hier ebenfalls eine star-ke Verminderung, die jedoch in der Signifikanz nichtzu sichern warStatistisch beweisbar war jedoch die Erniedrigungder LDL nach der 4 bzw 5 Behandlung (max-27,4%).Ebenfalls war von diesem Untersucher eine signifi-kante Senkung der Cholestermwerte durch die Therapie festzustellen (6 x HOT in 3 Wochen). Es konnte ei-ne Reduzierung - 9,7% erreicht werdenBei kritischer Würdigung dieser Ergebnisse ist erneutfestzustellen, daß die HOT ein wirksames Therapeuti-kum zur positiven Beeinflussung von pathologischem

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Abb. 5:X = Zunahme der Gehstrecke

in Beziehung zum Aus-gangswert

Z = Zunahme der Gehstrecket = Dauer der Behandlung in

Wochen

3 -

2 -

1 -

XV

z

zA.DD

CD

H

0

T

t

ABCD

t

H0T

t

- 12

- 10

- 8

- 6

— £ lH

- 2

Fettstoffwechsel ist. Die erzielten Ergebnisse der ein-zelnen Untersucher müssen logischerweise erhebli-che Schwankungen aufweisen, da sie stark abhängigsind von der Höhe der einzelnen Ausgangswerte derProbanden des untersuchten Kollektivs.Insgesamt ist jedoch festzustellen, daß die HOT de-sto stärker auf den Fettstoffwechsel wirkt, je höherdie Ausgangswerte liegen, z. B. bei Cholesterinwertenüber 400 mg%. Leider fehlen in dieser Hinsicht selek-tierte Studien.

Unter-sucher

Unter-sucher

Gehstreckenzunahme „Z"bezogen auf denAusgangswert

Dauer „ t " der Therapiein Wochen

A - D S + K (HOT)

Relationzur HOT

minde- minde-stens stens

1,85 3,25 + 1,35

12,25 - 8,25

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Stadtlaender, HOT Arztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg.

Klinische Wirkung der HOT z. B. bei der AVK

Nachstehend werden die Ergebnisse der klinischenWirkung der HOT bei der AVK von 2 Therapeuten (S+ K)— Gehstreckenzunahme— Zeitdauer der Behandlunggraphisch und statistisch den Ergebnissen von 4 ver-gleichbaren Studien (A, B, C, D) der medikamentösenTherapie gegenübergestellt.Es ist offensichtlich, welche erheblich besseren The-rapieergebnisse mit der HOT erreicht wurden*(Abb 5).(Literatur und Einzeldarstellung im HOT-Buch, Her-ausg.: UV-MED. Gebr. Niens OHG, Clausthal-Zeller-feld.)

Literatur1 Braun, G Therapiewoche33, 36(1983), S 4645-4646 Be-

richt über das Intern Symposium in St Heller—1983 —Fettstoffwechsel und Durchblutungsstörungen

2 Adam, O Deutsches Arzteblatt, Ausg A, 81 Jhg , Heft13(1984), S 997- 1005

'Behandlung erfolgte mit dem HOT-Gerat UV-MED-S (UVC-Bestrahlung mit gleichzeitiger O2-Aufschaumung)

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3 Brusis, O A , A Schmidt, H J Upmeyer Fortschritte derMed Heft 43 (11/1985), S 1011/55-1014/58

4 Stadtlaender, H Phys Med u Rehabilitation 18, 10, S451 463 (1977)

5 Zilliken, F Ehk Bd 28, Heft 13 S 849 - 853 (1979)6 Wehrli, F a) Vortrag 10 Kursus für Naturheilverfahren,

17 - 25 3 1956 in Bad Pyrmont,b) Ars Medici 44, 10, S 1-6 (1954),c) Sonderdruck V Kongreß der Europaischen Gesell-schaft für Hamatologie, S 794-796, Freiburg 20 9 -24 91955,d) Med Klinik 51, 22, S 1072 1074 (1956),e) Separatum Transactions of the 6th Congress of theEuropean Society of Haematology, Copenhagen (1957),f) Medizin heute, 7, 3, S 97 - 106 (1958),g) Die Zeil- und Histotherapie 1, 2 - 3, S 2 - 8 (1958),h) Hippokrates 29, 17, S 551 • 555 (1958),i) Intern Journal f proph Med u Sozialhyg 2, 5, S 178 -182(1958),j) Hippokrates 30, 16, S 2 - 4 (1959),k) Prophylaxe und Therapie Nr 9 (1962),I) Deutsche Patentschrift Nr 957 877 vom 2 8 1956

7 Steinbart, H 1 Therapiewoche 7, 5/6, S 122 -126 (1956)2 Die Grundlagen der Extrakorporalen Hämotherapie,Soc Medico Therapica, Rom (1962)

8 Seng, G Phys Med u Rehabilitation 12,11, S 248 250(1971)

9 Kraus, O a) Physikalisch-Diätetische Therapie 5, 3(1964)b)Phys Med u Rehabilitation 10, Heft 3, S 65-66(1969)

10 Zettel, G a) Phys Med u Rehabilitation 11, 11, S 228-230(1970)b) Arztl Praxis 23, 12, S 629 630 (1971)

11 Hildmann, H Phys Med u Rehabilitation 13, 5, S. 135 -137(1972)

12 Wiesner, S 1 Dt Gesundheitswesen 22, S 1264 - 1265(1967)2 Radiobiol-Radiother 3, S 295 - 298 (1973)

13 Gunzler, W, M Seeger Ehk Bd 25, Heft 13, S 567(1976)14 HOT-Buch II Auflage der Fa UV-MED, Clausthal-Zeller-

feld, S 181 - 18215 Krimmel, M Ehk Heft 13, S 1098 (1981)16 Senger, I, H Stadtlaender Arztezeitschnft für Naturheil-

verfahren, 24 Jhg , 7, S 381 - 383 (1983)17 Stadtlaender, H , I Senger Ehk Bd 32, Heft 5, S 290-299

(1982)18 HOT-Buch II Auflage der Fa UV-MED, Clausthal-Zeller-

feld, S 16919 HOT-Buch II Auflage der Fa UV-MED, Clausthal-Zeller-

feld, S 22420 HOT-Buch II Auflage der Fa UV-MED, Clausthal-Zeller-

feld, S 193- 20021 Benthaus, J Blut VIII, 16 (1962)22 Wiesner, S Dt Gesundh -Wesen H 22 (1975), S. 104823 Wennig, F Wiener Med Wschr 106, 49, S 1015 - 1018

(1956)24 Schmidt-Burbach, A Ergebnisse der Bluttransfusions-

forschung IV, Bibliotheca Haematologica Fase 9, S 267bis 272 (1959)

25 Steinbart, H Therapiewoche 7, 5/6, S 122 - 126 (1956)26 Steinbart, H, Die Grundlagen der Extrakorporalen Ha-_

motherapie, Soc Medico Therapica, Rom (1962)27 Schwarz, P Medizin heute 16, 6, S 174 - 177 (1967)28 Vacl, J Cas Lek ces CV, S 189 (1966)29 HOT-Buch II Auflage der Fa UV-MED, Clausthal-Zeller-

feld, S 94-9730 Zilliken, F Ehk Heft 13, S 1097 (1981)31 Becker, W Inaugural-Dissertation 1982 — Philipps-Uni-

versitat Marburg Untersuchung von üpiden und Lipo-proteinen sowie verschiedenen Laborparametern nachHOT

32 Doerfler, J Ehk Heft 12, S 859 - 862 (1984)33 Arztezeitschnft für Naturheilverfahren 26 Jhg , 6, S 388-

394 (1985)

Anschrift des Verfassers'Dr med H Stadtlaender, Hubertusweg 22, D-3180 Wolfs-burg 23

668

w. Gawiik 10 Jahre „Arbeitskreis Homöopathie'für Naturheilverfahren

im Zentralverband der Ärzte

Vor 10 Jahren, am 14. März 1977, konstituierte sichder „Arbeitskreis für Homöopathie" im ZÄN. DieGründer waren die Dres. Gawiik, Kautzsch, Wolterund Wünstel, die den Kollegen Gawiik zum Vorsitzen-den des Arbeitskreises wählten.

Der Arbeitskreis stellte sich folgende Aufgaben:

1. Die Homöopathie in Weiter- und Fortbildungskur-sen den jüngeren und den älteren interessiertenKollegen nahezubringen, und zwar in der ursprüng-lichen Form, wie sie Hahnemann gelehrt hat.

2. Den Kollegen in möglichst einfacher Weise, aberklar und deutlich den Weg aufzuzeigen, der zu die-sem Ziel führt.

3. Die Pragmatik der Homöopathie so praxisnahe vor-zutragen, daß jeder Teilnehmer an den vom Arbeits-kreis durchgeführten Kursen viele Anregungen mitnach Hause nehmen und sofort in seiner Praxis an-wenden kann: „Aus der Praxis, für die Praxis".

4. An theoretischem Wissen nur das Notwendigste zubringen und alle unwichtigen geschichtlichen Da-ten, Hypothesen sowie exzentrische Ideen beiseitezu lassen.

5. Auch die Grenzen der Homöotherapie aufzuzeigen,die nicht überschritten werden dürfen, wenn mansich als Arzt und Mensch treu bleiben will.

Im Laufe dieser 10 Jahre ist die Teilnehmerzahl derKurse immer mehr angewachsen (Tab. I).Die Kurse entsprechen den Weiterbildungsordnungender Landesärztekammern. Das Curriculum der Kurseist dem Ausbildungsprogramm des Deutschen Zen-tralvereins homöopathischer Ärzte soweit vertretbarangeglichen. Die Dozenten sind praxis- bzw. kliniker-fahrene Kollegen, die meisten haben jahrzehntelange,eigene Erfahrungen mit der Homöopathie. So versu-chen sie, ihre Praxiserfahrungen gemäß den Anleitun-gen Hahnemanns den Kursteilnehmern zu vermitteln.Daß dabei besonderer Wert gelegt wird auch auf neu-ere wissenschaftliche Erkenntnisse über die Homöo-pathie, daß über neuere randomisierte Studien mit ho-möopathischen Arzneimitteln kritisch referiert wird,daß auch neue Erkenntnisse aus den Gebieten vonChemie und Physik angesprochen werden — soweitsie für Verständnis der Homöopathie von Bedeutungsind — ist selbstverständlich.In diesen vergangenen 10 Jahren hat sich auch eineenge Zusammenarbeit mit den Arbeitskreisen „Zahn-ärzte im ZÄN" und „Tierärzte im ZÄN" entwickelt. Die-se Verbindungen werden durch Dozentenaustauschund gemeinsame Vorlesungen weiter vertieft.Die Aufgaben, die sich der Arbeitskreis am Anfangseiner Tätigkeit gestellt hatte, waren nicht leicht. Vie-

le Aufgaben mußten neu geplant, überdacht und dannexakt durchgeführt werden.Jeder Arzt wird in seiner praktischen Tätigkeit zwi-schen den dualistischen Prinzipien der Medizin, näm-lich der Therapie als Kunst und der Therapie als Wis-senschaft, hin und her geworfen. Die Merkmale aufder Seite der Kunst und auf der anderen Seite der na-turwissenschaftlichen Einstellung der heutigen kon-ventionellen Medizin sind deutlich voneinander abge-setzt und verschieden.Die homöopathische Medizin bezieht sich auf das ein-zelne Individuum Mensch und versucht so, einer Ver-einfachung und Schematisierung der Arzneitherapieentgegenzusteuern. Wer homöopathisch therapiert,muß sich weitgehend von Vereinheitlichungen freihalten; auf Analogien kann er nicht verzichten. Aucher baut Regeln und Schlußfolgerungen auf. Er ver-sucht, dem Phänomen Patient — mit allen seinenSymptomen — durch eine umfassende Anamnese nä-her zu kommen. Ein solches ausführliches, an sichselbstverständliches Gespräch zwischen Arzt und Pa-tient führt zu den Erkenntnissen, die für die Ausübungder Homöopathie unerläßlich sind. Daraus zu folgern,daß die Droge Arzt in der Homöopathie eine beson-ders große Rolle spielt, ist sachlich falsch.

Tab. I

320 —

300 —

280 —

260 —

240 —

220 —

200 —

180 —

160 —

140 —

120 —

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20 —

1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987

Homoopathie-Kurs im Z # N

Tei1nehmerzahl der Arzte

-I 1 1- \ 1 1 1 1-1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987

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Gawlik, Arbeitskreis Homöopathie Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg.

Es besteht kein Unterschied in der Diagnostik der Ho-möopathie gegenüber der der konventionellen Medi-zin. Denn nur durch eine einwandfreie, exakte Diagno-se ist festzustellen, ob der Patient überhaupt homöo-pathisch behandelt werden kann.Ist letzteres der Fall, so kann die Wahl des homöopa-thischen Arzneimittels auf verschiedenen Wegen er-folgen:

a) über eine Arzneimittellehreb) über das Hilfsmittel Repertoriumc) nach klinischen Gesichtspunktend) nach den Erfahrungen am Krankenbette) nach bewährten Indikationen.

Dabei müssen wir ständig die Erfolgsaussichten derhomöopathischen Behandlung gedanklich mit ande-ren Behandlungsmethoden vergleichen (Stiegele), umden für den Patienten besten Weg zu finden.Das heißt mit anderen Worten:Wir dürfen uns niemals leiten lassen von dem Gedan-ken, daß die Homöopathie die alleinseligmachendeMethode sei. Auch auf dem Gebiete der konventionel-len Medizin müssen wir uns immer fortbilden, damitwir klar erkennen, wo der für unseren Patienten ammeisten erfolgversprechende Weg liegt, der ihn amschonendsten und am schnellsten zur Heilung führt.Salus aegroti suprema lex!

Wir bemühen uns häufig, einen Dialog mit der Schuleherbeizuführen und werden sehr oft enttäuscht. Diesliegt wohl daran, daß es Sprachschwierigkeiten gibt,daß das Patientenmaterial ein anderes ist; dieses ge-genseitige Mißverstehen wird solange weitergehen,bis wir gegenseitig aufhören, dem anderen unsereSprache aufzwingen zu wollen.So ist es dringend notwendig, daß wir uns als homöo-pathische Ärzte bemühen, eine saubere, deutlich indi-viduell gebundene Therapie zu betreiben. Dabei dür-fen wir nicht vergessen, daß die für alle Ärzte verbind-liche Sprache der Schule das Band ist, das alle Ärztezusammenhält.

Wir können, wie es in der konventionellen Medizin zuhäufig geschieht, den Menschen nicht einfach in sei-ne Organsysteme aufteilen; sondern wir müssen denMenschen in seiner Gesamtheit sehen. Wir müssenKonstitutionsdenken weitervermitteln, Diathesebe-griffe, Verhaltensweisen und die Symptome der ein-zelnen Temperamente.Wir sollten als homöopathische Ärzte ein Fachgebietanstreben, das bis heute in der Medizin am stärkstenvernachlässigt wird, nämlich „das Fach des krankenMenschen." Der kranke Mensch ist es, der uns Ärztezu interessieren hat, der unserer Therapie bedarf. Wirbrauchen nur selten die Therapie eines Organs oderOrgansystems, sondern zumeist die Therapie desganzen Menschen mit der ihm eigenen individuellenErscheinungsform seiner Krankheit.Um eine Therapieform zu beherrschen, benötigt einArzt Jahre, wenn nicht Jahrzehnte. Dies gilt in beson-

derem Maße für die Homöopathie. So lange dauert es,bis der Arzt alle ihre Möglichkeiten kennengelernt hat.Und genau so lange dauert es bei dieser Therapie-form, bis man überzeugt ist, daß es sich hier um be-gründetes Wissen und nicht um Glauben handelt.

Wer mit der Homöopathie begonnen hat, wird früheroder später Schlüsselerlebnisse haben, die wiederumErfolgserlebnisse vermitteln, die Vertrauen in dieseTherapie geben, die uns überzeugen.

Die Homöopathie bietet dem Arzt die Möglichkeit, mitArzneimitteln zu arbeiten, die zwar auch Nebenwir-kungen haben, die aber nur bei grob fehlerhafter An-wendung schwerere Schädigungen hinterlassen unddie eben trotz alledem heilen können.Die wichtigste Voraussetzung zur Ausübung der Ho-möopathie liegt einzig und allein in der Kenntnis derhomöopathischen Arzneimittellehre.

Solche Kenntnisse und Erkenntnisse den Jungadep-ten zu vermitteln, diese Erfahrungen weiterzugebenund auch der nächsten Generation Optimismus undErfolgsfreude in die Hand zu geben, das ist und wardas Ziel des Arbeitskreises in den vergangenen 10Jahren und in der Zukunft.

Unsere Hoffnung ist, daß durch einen immer größerenZustrom von kritikfähigen Ärzten zur Homöopathie ei-ne immer größere Kraft entsteht zur Arbeit, zu kriti-schem Denken und auch zum Nachweis der therapeu-tischen Wirksamkeit der Homöopathie am krankenMenschen und am kranken Tier. Dies bleibt unser Ziel,und wir glauben, nach diesen ersten 10 Jahren hierschon Teilerfolge erreicht zu haben.

Mit dieser Zielrichtung und mit einem Arbeitspro-gramm, das von uns immer wieder zur Diskussion ge-stellt wird, wollen wir weiterarbeiten. Wir sind über-zeugt, daß es auf diese Weise mit der Zeit gelingenwird, aus der derzeitigen „Erfahrungswissenschaftund Ergänzungstherapie Homöopathie" eine Thera-pierichtung zu gestalten, die durch ihre hieb- undstichfesten Argumente eine wissenschaftlich bewie-sene und anerkannte Form der Therapie darstellt.

Eine Therapie, die der Forderung Hahnemanns ge-recht wird, den Patienten „schnell, sicher und sanft"heilen zu können. /

Ich danke allen, die mitgeholfen haben, diese unsereZielrichtung einzuhalten, unsere bisherigen Erfolgezu erreichen, die unseren nicht leichten Weg mitge-gangen sind. Mein Dank gilt allen, die unsere Worteaufgenommen und verarbeitet haben, die unsere An-regungen jetzt bereits in selbständiger Praxis mit Er-folg anwenden.

Ich bitte alle Kollegen, die bei uns in Freudenstadt zurHomöopathie gefunden haben und die jetzt gute Er-folge mit der Homöopathie erzielen, auch selbst allesin ihrer Macht und in ihrer Kraft stehende einzuset-zen, um anderen Kollegen ihre Kenntnisse und Erfah-rungen wiederum weiterzugeben.

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Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg. Gawlik, Arbeitskreis Homöopathie

Die nächste Generation von Ärzten wird an Zahl grö-ßer sein. Sie ist sicherer in ihrem Auftreten. Sie sollteaber bei allen Erfolgen und Fortschritten der Therapienicht vergessen, daß die Liebe zum kranken Men-schen und die Sorge um das „Nihil nocere" uns veran-laßt, unseren Patienten immer wieder mit homöopa-thischen Arzneimitteln helfen zu wollen.Die Homöopathie zeigt uns hierzu einen sanften Weg,

der auch dem arbeitenden Arzt Freude an dieser The-rapie bringt. Daß er diesen Weg aufgezeigt und vorbe-reitet hat, dafür sind wir dem deutschen Arzt Hahne-mann zu großem Dank verpflichtet.

Anschrift des Verfassers:Dr. med. W. Gawlik, Marktstr. 35, D-8170 Bad Tölz.

G.wünstei Homöopathie und Ordnungstherapie

ZusammenfassungHahnemann kam zur Ordnungstherapie, zur„Diät und Lebensordnung" aus der Besorgnisheraus, daß sonst seine geringen Arzneigabenkeine Wirksamkeit mehr hätten..Durch seine Arzneimittelprüfungen am Gesun-den fand er zu den Zeiten der Arzneien, zu dem,was wir heute „Chronobiologie", „Chronophar-makologie" nennen. Dies ist eine seiner we-sentlichsten Erkenntnisse, beobachtet durchdie Prüfung der Arzneien am gesunden Men-schen.

SummaryHahnemann came to the order therapy, to "dietand order of life", because of the concern thatotherwise his Iow dosages of drugs could nolonger have any efficacy.Testing his drugs in healthy people he found thetimes of the drugs, that what we to-day call"chronobiology", "chronopharmacology". Thisis one of his most significant findings observedby testing the drugs in the healthy humanbeing.

Unter „Ordnungstherapie" verstehen wir die Erhal-tung bzw. Wiederherstellung einer naturgemäßen Le-bensordnung, und zwar somatisch als auch psy-chisch.Die Ordnungstherapie ist Grundlage und Vorausset-zung für jede Therapie. Sie umfaßt den ganzen Men-schen.

Sie ist notwendig,um Krankheiten zu verhüten = Prävention,um Krankheiten zu heilen = Therapie,um Gesundheit wiederherzustellen = Rehabilitation

Die wichtigsten Lebensvorgänge sind rhythmischerNatur, wir sprechen von der .inneren Uhr', die sich aufDauer als stärker erweist als der Wille und die Wün-sche des Menschen. Hierher gehört das Schlagen un-seres Herzens, das Atmen der Lunge genausogut wieder Wechsel von Schlafen und Wachen, von Ruhe undBewegung, von Essen und Ausscheidung.Zur Ordnungstherapie gehört eine dem Patienten an-gepaßte Ernährung, der Gebrauch oder Mißbrauchvon Genußgiften, die soziale Umwelt, die seelischeGesundheit, das Zufriedensein, das Entspannen undnicht zuletzt auch die Akzeptanz seines Ichs, seinesKörpers, seiner Möglichkeiten, so wie sie nun einmalsind.

Die Wiederherstellung einer möglichst natürlichenLebensordnung haben die Götter als Voraussetzungeingesetzt, wenn als Ziel Gesundheit erreicht werdensoll.Wir finden den Begriff schon bei Hahnemann. Nur sei-ne Intention ist eine andere als bei uns heute.Für ihn ist „Diät und Lebensordnung" notwendig we-gen der Kleinheit seiner Arzneigaben. Alles ist darauszu entfernen, was irgendwie arzneilich wirken könnte(§ 259 Organon).Und deshalb fordert er im § 260 aus „Diät und Lebens-ordnung" fernzuhalten:

— Kaffee, Tee, Alkohol, Schokolade—Gewürze mit arzneilicher Wirkung— rohe, arzneiliche Kräuter auf Suppen—Gemüse, alle Vegetabilien, die Arzneikraft haben

wie z. B. Sellerie, Petersilie, Sauerampfer, Estra-gon, alle Zwiebelarten

— Riechwasser, stark duftende Blumen

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Wünstel, Homöopathie Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg.

— Fleisch und Fett von Schweinen, Enten, Gänsen— Übermaß von Zucker und Kochsalz

Er verurteilt:— schafwollene Hautbekleidung—sitzende Lebensart in eingesperrter Stubenluft— übermäßiges Kind-Säugen— bloß negative Bewegung— langen Mittagsschlaf im Liegen— Lesen in waagerechter Lage— das Nachtleben— unnatürliche Wollust— Entnervung durch Lesen schlüpfriger Schriften—Onanismus— unvollkommener oder ganz unterdrückter Beischlaf— leidenschaftliches Spiel

Bemerkenswert an dieser Aufstellung ist, daß einmalder Tabak fehlt — Hahnemann war selbst ein starkerRaucher — und zum zweiten fällt die Zahl der damali-gen Laster auf, die doch eigentlich unser Jahrhundertfür sich beansprucht.

Nach den Verboten folgen im § 261 HahnemannsEmpfehlungen:—Aufheiterung des Geistes und des Gemütes—aktive Bewegung in freier Luft—tägliches Spazierengehen

Der Arzt soll gemäß § 262 in akuten Fällen „der Stim-me der Natur kein Hindernis in den Weg legen", er sollden „feinen, untrüglichen, inneren Instinkt des hiersehr regen Lebenserhaltungstriebes" entscheidenlassen.Aus dem gleichen Grund ist nach § 263 die Wärmeoder Kühle des Zimmers und der Bedeckungen demWunsch des Kranken anzupassen.Auch für das, was wir heute Rehabilitation nennen,gibt Hahnemann Ratschläge:Er befürwortet im § 290 das „sogenannte Massierendurch eine kräftige, gutmütige Person" durchführenzu lassen, „die die Muskeln der Gliedmaßen, derBrust und des Rückens einzeln ergreift, sie mäßigdrückt und gleichsam knetet.Dadurch wird das Lebensprinzip angeregt, in seinerGegenwirkung den Tonus der Muskeln und ihrer Blut-und Lymphgefäße wiederherzustellen."Auch hydrotherapeutische Anwendungen sind ihmnicht fremd. Im § 291 Organon heißt es:

„Die Bäder von reinem Wasser erweisen sich teils alspalliativ, teils als homöopathisch dienliche Hilfsmit-tel zur Herstellung der Gesundheit bei akuten Übeln,sowie bei der Rekonvaleszenz soeben geheilter chro-nisch Kranker.Dabei ist gehörige Rücksicht zu nehmen auf den Zu-stand des Genesenden sowie auf die Temperatur,Dauer und Wiederholung des Bades."

Er unterscheidet:— Bäder mit kaltem Wasser von 8 bis 13 Grad,— lauwarme Wasserbäder von 31 bis 34 Grad.

Der wesentlichste Beitrag der Homöopathie zum The-ma „Ordnungstherapie" liegt aber in dem Erkennendessen, was wir heute „Chronobiologie" nennen,durch Hahnemann.

Rekapitulieren wir die möglichen Arznei-Rhythmen,die angeführten Arzneimittel (= AM) sind Beispiele:

Zirkaannualer Rhythmus = Ein-Jahres-RhythmusAM: Acidum arsenicosum, Thuja occidentalis.

Zirkalunarer Rhythmus — Ein-Monats-RhythmusAM: Pulsatilla pratensis, Strychnos nux vomica, Sepia

Zirkaseptaner Rhythmus = Ein-Wochen-RhythmusAM: Lycopodium clavatum, Rhus toxicodendron, Irisversicolor

Zirkadianer Rhythmus = Ein-Tages-RhythmusAM: Simiba cedron, Cinchona succirubra

Zirkahoraner Rhythmus = ein-Stunden-RhythmusAM: Kolik-Arzneimittel

Zirkatidaler Rhythmus = Gezeiten-RhythmusAM: Verschlimmerung bei Voll- oder Neumond

Die Störungen in derzeit um 3 Uhr nachts sind der Ho-möopathie bekannt, das ist die Zeit, in der der Körpervon der Nacht- in die Tagesphase umschaltet, wenndie Aufwärmphase beginnt.Kalium carbonicum und Strychnos nux vomica mögenals Beispiele für viele andere AM hier Erwähnung fin-den.

Anschrift des Verfassers:Sanitätsrat Dr. med. G. Wünstel, Schlesische Straße 8,D-6500 Mainz.

^ llnguentumW lymphaticumIndikationenVeränderungen im gesamten lymphatischen BereichÖdeme, Elephantiasis, Lymphknotenschwellungen,Lymphstauungen ais Zustand nach Operationen,besonders Brustoperationen

GefaßerkrankungenAkute und chronisch-schmerzhafte Veränderungen

I Die therapeutische Antwort auf Lymphstauungen,proteinreiche Ödeme u. Lymphödeme

der Blut- und Lyrnphgefaßwandungen sowieder zugehörigen Lymphknoten, GefaßspasmenVariköser Symptomenkomplex, Folgezustandenach Venenentzündungen (postthrombotischesSyndrom)Packungsgroße und PreisOP = 30 g DM 15 80, OP = 80 g DM 33 07Anstaltspackung Verschreibungspfhchtig

Zusammensetzung-100 9 enthaltenExtr Conii maculati e herb 4 2gExtr Colchici fluid esem 3,0 gExtr Digitalis fluid efol 21gExtr Podophylli fluid e rhiz 2 1 gExtr Hyoscyami fluid efol 2,1 gExtr Calendulaespiss eflorO,2igOl Petraerect 8,8 g p-Hydroxybenzoesäuremethylester 0,2 g

Gegenanzeigen; Multiple SkleroseNachgewiesene Allergie gegen dasKonservierungsmittelp-Hydroxybenzoesäuremethylester

PharmazeutischeGeseifschaft mbH & Co MünchenFürstenstraße 68000 München 2

672 Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg.

G. wünstei Histiotrope homöopathische Arzneimittel

ZusammenfassungGestützt auf die Arzneimittelprüfungen am Ge-sunden und die Erkenntnisse bei der Behand-lung kranker Menschen werden homöopathi-sche Arzneimittelbilder besprochen, die beson-dere Beziehungen zum Knochengewebe (Kno-chenaufbau, Periost, Exostosen) und zum Me-senchym (Bindegewebe, Bänder, Faszien, Seh-nen) haben.

SummaryBased on the tests of drugs performed withhealthy people and on the findings gathered inthe treatment of diseased people pictures ofhomoeopathic drugs are discussed which areespecially related to the tissue of the bones(bone structure, periosteum, exostoses) as wellas to the mesenchyma (connective tissue, liga-ments, fasciae, tendons).

Homöopathische Arzneimittel kann man nach unter-schiedlichen Gesichtspunkten zusammenfassen. Einsolcher Gesichtspunkt ist die besondere Affinität ei-nes Arzneimittels zu einem bestimmten Gewebe. Diesnennen wir „Histiotropie".

Einige Beispiele:—AM mit Einfluß auf die Herzmuskelzellen—AM mit Einfluß auf die Leberzellen—AM mit Einfluß auf die Drüsenzellen—AM mit Einfluß auf die Schleimhäute u.a.—AM mit Einfluß auf das Nervengewebe—AM mit Einfluß auf die Haut u. a.

Betrachten wir heute einmal homöopathische Arznei-mittel, die eine besondere Affinität haben:—zum Knochengewebe (Knochenaufbau, Periost,

Exostosen)—zum Mesenchym (Bindegewebe, Bänder, Faszien,

Sehnen)

AM mit Einfluß auf das Knochengewebe (Knochenauf-bau, Periost, Exostosen):Acidum hydrofluoricumAcidum phosphoricumAcidum silicicumCalcium carbonicumHahnemanniCalcium fluoratumCalcium phosphoricumNatrium fluoricumHekla lava

Symphytum officinale

FlußsäurePhosphorsäureKieselsäure (Silicea)

AustemschalenkalkKalziumfluorid, FlußspatKalziumhydrogenphosphatNatriumfluoridLava des Vulkans Hekla aufIslandBeinwell

Acidum silicicumKieselsäurehydrid = Siliciumdioxid (Silicea) ist innormalem Bindegewebe reichlich vorhanden.Andere Bestandteile dieser AM wie Calcium, Fluor,Phosphor (Phosphate) gehören zu den Mineralien, diein den Knochen eingelagert sind, hinzu kommt nochMagnesium.

Calcium2% unseres Körpergewichts bestehen aus Calciumund 99% hiervon liegen in den Knochen.Calciumreiche Nahrungsmittel sind Milch, Käse, Eierund hartes Wasser.

FluorFluor ist auf der einen Seite für die Gesundheit unse-rer Zähne unbedingt erforderlich, auf der anderen Sei-te besteht ein toxischer Effekt.Zuviel Fluor verursacht die Fluorose der Zähne undführt zu Störungen in der Ossifikation der Knochen.Die empfohlene tägliche Fluor-Zufuhr liegt bei 1,5 bis4,0 mg täglich.

PhosphorMit dem Ca-Haushalt ist der Phosphathaushalt engverbunden. Kalziumphosphatsalze werden vorwie-gend in den Knochen abgelagert. Infundiert man einePhosphatlösung, so senkt man dadurch die Ca-Kon-zentration im Serum und umgekehrt führt ein Abfallder Serum-Phosphat-Konzentration zu einer Hyper-kalzämie. Was finden wir über diese AM in unserenArzneimittellehren vom Gesichtspunkt der Histiotro-pie betrachtet?

Acidum hydrofluoricum HF FlußsäureDosierung: D 6 Dilution/TriturationDas Arzneimittel zeigt nekrotisierende Entzündungenam Knochen sowie eine Erschlaffung des Bindegewe-bes.Die Störungen im Fluorstoffwechsel, verbunden miteiner Hypokalzämie, führen auch zu einer ungenügen-den Ernährung der Hautanhangsgebilde.

Bewährte klinische Indikationen:OsteoporoseOsteomalazieDünne Schmelzschicht der ZähneZahnschmerzen beim KalttrinkenKariesneigungStörungen des HaarwuchsesNagel Wachstumsstörungen

Acidum phosphoricum H3PO4 Ortho-Phosphorsäure

Dosierung: D 4 - D 6 Dilution/Trituratio

Leitsymptom ist eine allgemeine Erschöpfung.

674

Arztezeitschr f Naturheilverf 9/87, 28 Jahrg Wunstel, Histiotrope Arzneimittel

Es kommt zu Wachstumsstorungen mit ungenugendem Kalkanbau an den Knochen, meist verursachtdurch ein zu schnelles Wachstum Die Jugendlichenklagen über Knochen- und Penostschmerzen

Bewahrte klinische IndikationenOsteoporoseKnochenschwache durch WachstumsstorungenPenostschmerzen

den neben allgemeinen KalkmangelerschemungenStörungen der Ossifikation und der Dentition

Bewahrte klinische IndikationenStörungendes Kalkstoffwechselsdes Phosphatstoffwechselsdes Knochenwachstumsdes Zahnwachstums

Acidum silicicum

Dosierung D 6

SiO2 + H2O (Silicea)Kieselsaure

Trituration Dilution ab D 8

Auch hier finden wir eine körperliche und geistigeSchwache, verbunden mit Nervosität und UberempfmdlichkeitEs besteht ein ausgesprochener Mangel an Mineral-stoffen und Spurenelementen.

Bewahrte klinische IndikationenDeminerahsationRachitische KnochenveranderungenKariesNagelstorungen

Calcium carbomcum

Dosierung D 4 - D 6

CaCO3 ConchaeAusternschalenkalk

Trituration Dilution ab D 8

Calcium carbomcum ist angezeigt— bei einer Verlangsamung der Stoffwechselvorgan-

ge,— bei Störungen des Kalkstoffwechsels, d h der Kor-

per ist nicht imstande, das aufgenommene Kalziumrichtig zu verwerten,

— bei einer Unterfunktion der Epithelkorper

Calcium fluoncum

Dosierung D 3 - D 6

CaF2 FlußspatCalciumfluorid

Trituration Dilution ab D 8

Calcium fluoncum zeigt Zahnfleischschwund mit Kanes, Kalkmangelzustande und eine Banderschwache,die zu einer Lockerung der Gelenke fuhren kann.

Bewahrte klinische IndikationenKaries, auch als ProphylaxeOsteoporoseVerzögerte KnochenheilungRachitische ErscheinungenNeigung zu Skoliose und KyphoseBanderschwache

Calcium phosphoncum CaHPO4 + 2H2OCalcium-Hydrogenphosphat

Dosierung. D 3 - D 6 Trituration Dilutation ab D 8

Bei Calcium phosphoncum ist sowohl der Calcium-als auch der Phosphatstoffwechsel gestört Wir fin-

Natnum fluoncum

Dosierung. D 3 • D 6

NaF Natnumfluorid

Trituration Dilution ab D 8

Schmerzen der Muskeln und der Gelenke lassen unsan dieses Mittel denken Die Schmerzen sind blitzar-tig, sie kommen und gehen schnell (vgl Atropa bella-donna) Auch Muskelzittern wird beobachtetRein empirisch bei der Osteoporose

Hekla lava

Dosierung- D 3 - D 6

Lava aus dem Vulkan Heklaauf IslandTrituration. Dilution ab D 8

Hekla lava enthalt Eisenoxid und Silikate von Alumini-um, Calcium und Magnesium Durch Beobachtungenan Schafen kam es rein empirisch zu der Anwendungbei Exostosen und Arthrosen

Bewahrte klinische IndikationenExostosenEitrige OstitisKaries mit ParadontitisFistelbildungen am KnochenHallux-valgus-Schmerzen

Symphytum officmale

Dosierung. D 2, D 3

Beinwell

Dilution/Tnturation

Schmerzen und Folgen von Verletzungen von Penost,Knochen und GelenkenEs beschleunigt die Kallusbildung nach FrakturenDie starke Beruhrungsempfindlichkeit grenzt Sym-phytum gegenüber der ähnlichen Ruta graveolens ab

AM mit Einfluß auf das Mesenchym (Bindegewebe,Bander, Faszien, Sehnen)Acidum sarcolacticumCausticum HahnemanniHepar sulfuns calcareumRhus toxicodendronRuta graveolens

MilchsaureAtzstoff (Gemisch)KalkschwefelleberGiftsumachWeinraute

Acidum sarcolacticum Rechtsdrehende Milchsäure

Dosierung. D 3 • D 6 Dilution/Tnturation

Angezeigt bei allgemeiner Kraftlosigkeit nach Infek-tionen oder körperlicher ÜberanstrengungEs besteht eine Schwache der Gelenke, insbesondereder Handgelenke

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Wünstel, Histiotrope Arzneimittel Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg.

Causticum Hahnemanni

D o s i e r u n g : D 3 - D 6

Ätzstoff (Gemisch)

Dllution/Trituration

Alles ist „wie wund", die Sehnen sind „wie zu kurz".Es ist angezeigt bei Kontrakturen der Beugesehnensowie bei Warzen und Narbenkeloiden.

Hepar sulfuris calcareum Kalkschwefelleber(Gemisch)

Dosierung: D 4 Trituration. Dilution ab D 8

Hepar sulfuris ist das homöopathische Arzneimittelbei allen Entzündungen des Mesenchyms.Je nach der angewandten Verdünnungsstufe kann ei-ne beginnende Eiterung noch abgefangen werden,bzw. es kann die Einschmelzung des Prozesses be-schleunigt werden.Leitsymptom: Jede Verletzung, selbst die allerklein-ste führt zur Entzündung und Eiterung.

Rhus toxicodendron

Dosierung: D 4 - D 6

Giftsumach

Dilution/Trituration

Leitsymptome sind Entzündungen des periartikulärenHalteapparates, besonders der Sehnen.Schmerzen am Ansatzpunkt der Sehnen am Periost.Charakteristisch die Ruheverschlimmerung und dieBesserung nach Einlaufen des Bewegungsvorganges.

Rufa graveo/ens Weinraute

Dosierung: D 2, D 3 Dilution/Trituration

Patient fühlt sich nach Traumen „wie zerschlagen".

Bewährte klinische Indikationen:Schmerzen am PeriostSchmerzen an den SehnenKnötchenbildungen der SehnenEntzündungen an fibrösem GewebeSchmerzen nach

KnochentraumaVerrenkungenVerstauchungenZerrungen

Viele Wege führen nach Rom und genauso viele Wegeführen zur Findung des Simile-Arzneimittels nachHahnemann.Wir haben gesehen, daß man allein von der Histiotro-pie aus, von der Pathophysiologie der vorliegendenStörung aus, zum Simile finden kann.Viele dieser auf die Histiotropie abgestellten Sympto-me finden wir in den Arzneimittellehren wieder, vieleswurde aus der Erfahrung an kranken Menschen hinzu-gefügt.

Anschrift des Verfassers:Sanitatsrat Dr. med. G. Wünstel, Schlesische Straße 8,D-6500 Mainz 1.

R e m e d i u m A n r i d e p r e s s i v u m E K F £epgoth

Nerkenpflichti9

Tropfen zum Einnehmen gegen DepressionenReg.-Nr.0337389

Anwendungsgebiete:Depressive Verstimmung, exogene Depressionen,klimakterische Depressionen.

Wirksame Bestandteile:100ml enthalten1 L-Tryptophan D110ml, Crabro vespa D3 20ml,Ferrum phosphonc D 8 5 mt, Aurum C 7 5 ml, Ignatia D 4, D12,D30 5 ml, Serotonin D9 5 ml, Asa foetida D2 5 ml, HypothalamusD 6 5 ml, Sumbulus moschatus 0 5 ml, Arsen alb. D 30 5 ml,Monarda didyma D3 5 ml, Acomtum D12 5 ml, Veratrum alb D305 ml, Acid sarcolactic. D 5 5 ml, Hypericum D 5 5 ml, Nuxmoschata 0 5 ml

Dosierungsanleitung:Vordem Essen nehmenErwachsene 3 x täglich 15 bis 30 Tropfen mitetwas Wasser, in akuten Fällen stundlich15 Tropfen Kinder entsprechend weniger.

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DR. REUTHER EKF-LABOR 8210 PRIEN TELEFON (08051)1037

Anti-

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Neues aus der Kostenerstattungsrechtsprechung für homöopathische Heilmittel

I.

In verschiedenen Tageszeitungen und auch wirtschaftli-chen Fachnachrichten, wie „NWB" (Neue Wirtschafts-Briefe) wird schlagwortartig mitgeteilt, daß „Kassen ho-möopathische Heilmittel zahlen müssen".

„Die Kosten einer nach Versagen der sog. Schulmedi-zin durchgeführten Therapie mit wissenschaftlich(noch) nicht voll erprobten Arzneimitteln sind vonden Krankenkassen jedenfalls dann zu tragen, wenndiesen Mitteln eine gewisse Wirkkraft in Richtungauf das angestrebte Behandlungsziel nicht abzuspre-chen, die gute Möglichkeit eines, wenn auch nur be-grenzten, therapeutischen Nutzens vielmehr gegebenist und im zeitlichen Zusammenhang mit ihrem Ein-satz ein Heilerfolg eintritt (LSG NW U v. 16. 10.1986 - L 16 Kr 121/83)."

So wird von der NWB vom 20. 07. 1987 Fl 234 Nr. 27das Urteil des Landessozialgerichts NW (Nordrhein-Westfalen) vom 16. 10. 86 — L 16 Kr 121/82 kommen-tiert.Es wäre schön, wenn damit allgemein ein Durchbruchzur Erstattung von homöopathischen Arzneimitteln beiden Obergerichten erreicht worden wäre. Bei nähererDurchsicht dieses Urteils bzw. der Urteilsgründe sinddort trotz insgesamt positiver Entscheidung noch so vie-le Voraussetzungen für eine Erstattung aufgestellt, daßim Einzelfall gleichwohl es schwierig sein wird, ohneweiteres eine Erstattung von einer Ersatzkasse zu erhal-ten.Um was ging es in dem zitierten Urteil des LSG-NW?Ein bekannter EAV-Arzt hat einen an Dickdarment-zündung leidenden Patienten mit EAV und KUF-Rei-hen mit Erfolg behandelt, nachdem dieser Patient län-gere Zeit vorher von der sogenannten Schulmedizinerfolglos therapiert wurde. Die von ihm von der BEKverlangte Kostenerstattung für KUF-Reihen wurde erst-instanzlich vom Sozialgericht Gelsenkirchen abgewie-sen. Die Berufung hatte beim Landessozialgericht Nord-rhein-Westfalen dann schließlich Erfolg.Der Prozeß wurde sowohl vom Patienten wie dessenAnwalt hervorragend geführt.Trotz der skeptischen Gutachter hat sich das Gerichtüber deren Ausführungen hinweggesetzt und führtwörtlich aus:

„Von erheblicher Bedeutung und unentbehrlich fürdie Bejahung eines durch ein Arzneimittel bewirktenHeilerfolges ist nach diesen Grundsätzen ein engerzeitlicher Zusammenhang zwischen dem Einsatz desMittels und einer zu verzeichnenden Besserung desLeidens. Auf das Bestehen einer derartigen temporä-ren Verknüpfung wird im vorliegenden Fall von allenSachverständigen hingewiesen. Ihr kommt hier inso-fern ein noch gesteigertes Gewicht zu, als zum einendas Leiden sich nicht nur vorrübergehend und gering-

fügig, sondern anhaltend und deutlich gebessert hat,und zum anderen diesem „Erfolg" eine längere Vor-geschichte ohne Tendenz zur Besserung voraufgegan-gen ist. Freilich reicht ein zeitlicher Zusammenhang,so eindrucksvoll er sein mag, für sich allein auch pri-mafacie für die Bejahung eines Kausalzusammen-hangs zwischen den eingesetzten Arzneimitteln undder Besserung des Leidens nicht aus. Hinzukommenmuß, daß eine in die genannte Richtung zielende ge-wisse Wirkkraft des eingesetzten Mittels nicht vonder Hand zu weisen, die „gute Möglichkeit" einer po-sitiven Beeinflussung des Leidens durch das Mittelvielmehr gegeben ist. Das trifft für die KUF-Reihenim Verhältnis zur Colitis ulcerosa zu, wie nicht nuraus dem Gutachten von Dr. Ruf hervorgeht, sondernzumindest mittelbar auch dem von Prof. Dr. Baenk-ler erstatteten Gutachten zu entnehmen ist."„Mögen diese Erkenntnisse für die Begründung einesallgemeinen Erfahrungssatzes über die therapeutischeWirksamkeit der KUF-Reihen bei Colitis ulcerosaauch nicht genügen, so reichen sie — in Kombinationmit der tatsächlich eingetretenen Besserung und de-ren auffallender zeitlicher Verknüpfung mit dem Ein-satz der Präparate — nach den Regeln des Beweisesdes ersten Anscheins doch aus für eine Annahme ei-nes durch die Präparate im vorliegenden konkretenFall bewirkten Heilerfolges."

Das Gericht kommt dann somit in diesem Einzelfalle zueiner Erstattungspflicht der BEK und meint am Ende:

„Schließlich führt auch die von Prof. Dr. Schümannbetonte Möglichkeit einer Beeinflussung des Krank-heitsverlaufes und Ansprechens auf therapeutischeMaßnahmen durch subjektive Befindlichkeiten undpsychosoziale Umstände nicht zu einer Entkräftung,sondern im Gegenteil eher zu einer Bestätigung desdargelegten Anscheinsbeweises über den beim Klägerdurch die KUF-Reihen bewirkten Heilerfolg; dennsie unterstreicht gerade die von Dr. Ruf und anderenBefürwortern naturheilkundlicher Verfahren vertre-tene These, daß die Wirksamkeit eines Medikamentsnicht allein von dessen chemischer Zusammenset-zung, sondern auch vom Patienten und seiner indivi-duellen Beschaffenheit abhängt."

Leider ist dieses Urteil noch nicht rechtskräftig, da dasLSG wegen der grundsätzlichen Bedeutung der SacheRevision zugelassen und die BEK erwartungsgemäßauch Revision zum Bundessozialgericht Kassel eingelegthatDas BSG wird daher Gelegenheit zu grundsätzlichenAusführungen bezüglich einer EAV-Behandlung, insbe-sondere Behandlung mit KUF-Reihen haben. Bis dort-hin ist jedenfalls der Mut eines Obergerichtes, sich auchüber Professoren-Gutachten hinwegzusetzen, bemer-kenswert und ein positiver Meilenstein zugunsten lei-

Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg. I

dender Patienten, der vielleicht auch Anlaß zum Um-denken in der bisherigen Rechtsprechung des BSG ge-ben kann.

II.

Ein weiteres bemerkenswertes Urteil gegen die bisheri-ge negative Rechtsprechung stellt die rechtskräftige Ent-scheidung des Sozialgerichts Konstanz vom 17. 10. 1986— S 2 V 1288/83 — dar, in dem festgestellt wird:

„Das Verhältnis des Versicherten zur Krankenkassewird, was die Erbringung von Leistungen angeht, inerster Linie durch § 182 Abs. 2 RVO geregelt. DieseBestimmung enthält nichts hinsichtlich einer Be-schränkung auf Methoden, die von der Schulmedizinanerkannt sind."

Hier wurde vom behandelnden Arzt eine Symbioselen-kung mit Mischvaccine und Autovaccine mit dem Zielder Wiederherstellung einer intakten Darmflora erfolg-reich durchgeführt.Hierzu meint das Gericht:

„Die Vorschrift enthält jedoch keine Erfordernisse,die vor der Beanspruchung, Verordnung oder Bewilli-gung einer neuen Behandlungsmethode die allgemei-ne Feststellung ihrer Zweckmäßigkeit, Notwendig-keit und Wirtschaftlichkeit verlangen; die angespro-chenen „Regeln der ärztlichen Kunst" schließen einsolches Erfordernis nicht ein (BSG SozR 2200 § 182Nr. 76). Hieraus folgt, daß die Krankenkasse — unddamit die Versorgungsverwaltung — auch zur Ge-währung von Heilbehandlung, die von der Schulme-

dizin abweicht, verpflichtet sein kann. Eine fehlendeoder negative Stellungnahme des Ausschusses für ,Untersuchungs- und Heilmethoden (§ 368 p RVO;§ 23 BMV-A) zu einer von der medizinisch-wissen-schaftlichen Lehrmeinung noch nicht anerkanntenHeilmethode entbindet die Kasse (bzw. die Versor-gungsverwaltung) nicht von der eigenen Prüfung, obder Versorgungsberichtigte im Einzelfall gemäß § 182Abs. 2 RVO einen Anspruch auf ärztliche Behand-lung nach der nicht allgemein anerkannten Methodehat."

„In Anbetracht der im Falle des Klägers annäherndgleichen Erfolgsaussichten beider Methoden (Anm.:gemeint sind hierbei die schulmedizinische zur alter-nativen Methode) muß nach Auffassung der Kam-mer, da auch hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit kei-ne gravierenden Unterschiede bestehen, der Frage derNebenwirkungen entscheidende Bedeutung zugemes-sen werden. Insoweit ist sich der Sachverständige si-cher, daß bei einer antibiotischen Langzeittherapiemit stärkeren Nebenwirkungen hätte gerechnet wer-den müssen. Daß ein Arzt bei grundsätzlicher Gleich-wertigkeit zweier Behandlungsmethoden diejenigemit den geringsten Nebenwirkungen einzusetzen hat,gehört aber auch zu den in § 368 eRVO angesproche-nen Regeln der ärztlichen Kunst. Der Versorgungsbe-rechtigte hat einen Anspruch darauf, durch die erfor-derliche Heilbehandlung nicht mehr als unvermeid-bar in Mitleidenschaft gezogen zu werden."

Zwar zwei Einzelfälle aber immerhin sehr beachtens-werte Urteile!

gez. Dr. Schober

Generalversammlungder Österr. medizinischen Gesellschaft für Neuraltherapie — Regulationsforschung

am Samstag, dem 24. Oktober 1987, um 17.30 Uhr in Baden bei Wien (Kongreßhaus)

Tagesordnungspunkte: 1. Bericht des Vorstandes2. Entlastung des Kassierers3. Entlastung des Vorstandes4. Neuwahl5. Verschiedenes

Dr. med. H. Brand1. Vorstand

II Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg.

Buchbesprechungen

Aus der Reihe „Biomodulation und Biotherapie desKrebses": Endogene Fiebertherapie und exogene Hy-perthermie in der Onkologie. Hrsg. von E. DieterHager u. U. Abel. 1987, 223 Seiten, 21 Abb., 21 Tab.,kartoniert, DM 27,—, Verlag für Medizin Ewald Fi-scher, Heidelberg.

„Gebt mir die Macht, Fieber zu erzeugen, und ich heilealle Krankheiten!" (Parmenides vor 2500 Jahren)In den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts verliert derNew Yorker Arzt W. B. Coley eine 19jährige Patientinan einem Sarkom. Drei Jahre später, 1894, beobachtetColey bei einem Patienten mit demselben Tumor einekomplette Remission, nachdem der Mann nach mehre-ren Operationen schwer an hochfieberhaftem Erysipelerkrankt war.Aufmerksam geworden, sammelte Coley schließlich eineVielzahl von Fallbeobachtungen über spontane Tumor-behandlungen bzw. Remissionen nach hochfieberhaftenInfekten, Erysipel, Gangrän, Fisteln, postoperativenWundabszessen. Er entwickelte seine „MBV" (MixedBacterial Vaccine) genannte Kultur aus abgetötetenStreptokokken und B. prodigiosus. Anschließende Er-folge sah er mehr bei Sarkomen als bei parenchymatö-sen Tumoren.Seine Tochter, H. C. Nauts, vom Cancer Research Insti-tute in New York führte die Arbeit des Vaters fort. Bei896 Fällen sah sie die besten Erfolge bei Weichteilsarko-men, Lymphomen und Knochentumoren. Sie verweistauf mittlerweile über 1000 Referenzen in der Literatur.Nauts behandelt ihre Patienten über 3 bis 4 Monate mitbis zu 6 Zyklen von 12 bis 15 Injektionen. Dabei schei-nen bakterielle Lipopolysaccharide ursächlich als „En-dotoxine" zu wirken. Die wünschenswerte Körpertem-peratur nach der Gabe des Pyrogens soll bei 38,8 bis40 °C liegen. Der Wirkmechanismus liegt sowohl in ei-ner direkten tumorzerstörenden Wirkung durch dieHyperthermie, als auch in einer beobachteten Immun-stimulation: Stimulation des RES, Aktivierung von Ma-krophagen, Zunahme der Antikörperproduktion, An-stieg des Interferons. Auch eine Induktion des TNF (Tu-mornekrosefaktor — ein Protein mit einer Sequenz von157 Aminosäuren) findet meßbar statt. Shwartzman undMichailovsky (1936) beobachteten eine hämorrhagischeTumornekrose nach parenteraler Gabe von Meningo-kokken-Kulturfiltraten.

Auch in der deutschen Literatur (z. B. Schmidt, 1910)fiel auf: Tumorpatienten berichten auffallend seltenüber Infektionskrankheiten. Schulz (1966) sah bei 122Karzinompatienten in 5 Jahren vor dem Auftreten derersten Tumorsymptome keine Fiebertemperaturen über38,5° C.Ähnliche Verhältnisse finden sich in einer Studie an1353 Personen in einer jugoslawischen Stadt. Tonsillek-

tomierte (vorausgegangene Infekte) hätten ein deutlichgeringeres Ca-Risiko.In Japan wird viel mit dem Präparat Picibanil® (lyophili-sierte Streptokokken) gearbeitet. Der interessante Fall-bericht einer Heilung von einem malignen Mesenchy-mom wird aus dem Beijing-Kinderkrankenhaus (Peking/VR China) gemeldet.E. Göhring, Äskulapklinik Bad Rappenau, berichtet inseinem Beitrag von über 7000 Pyrogen-Behandlungenmit Bakterienautolysaten aus den Bereichen Onkologie,„Rheuma", bei Colitis ulcerosa und zwei Fällen vonAIDS.Kontraindikationen für die Pyrogentherapie sind Hy-pertonie, koronare Herzkrankheit, Leber- und Nieren-schäden, terminale Karzinome sowie Zustand nachRöntgenbestrahlungen.In dem kürzeren Abschnitt des Buches über die exogeneHyperthermie wird selbstverständlich der AltmeisterManfred von Ardenne zitiert. Die selektive Überwär-mung mehr oberflächlich gelegener Tumoren mittelsMikrowelle, Radiowellen, Ultraschall sowie extrakor-poraler Bluterwärmung und selektiver Gliedmaßenper-fusion wird beschrieben. Kombination mit Radio- undChemotherapie bei Reduktion der notwendigen Zyto-statikadosis sei möglich. Als Wirkmechanismus werdenLysosomenruptur, Proteindenatürierung und Chromo-somenbrüche diskutiert. Die maximal vertretbare Kern-temperatur liege bei 41,5° C bis 42° C.Hervorragend und wohl mehr als erschöpfend in vorlie-gendem Band der 15 Autoren ist die Bibliographie. DerStoff ist für Mediziner gut verständlich dargelegt, insbe-sondere das Kapitel über die chemische Struktur bakte-rieller Endotoxine.

R. Th. Sokol, Kelheim/Do.

Thymusfaktoren und Thymuspräparate — Biologi-sche Eigenschaften und klinische Aspekte. Herausgege-ben von E. Dieter Hager. 1957, 151 Seiten, 51 Abb., 20Tab., kartoniert, DM 38,—. Gustav Fischer Verlag,Stuttgart, New York.

Zum ersten Mal 1910 behandelte der Engländer Fouler-ton Krebskranke mit Thymussubstanzen. Der Hambur-ger Physiologe Knipping beobachtete 1923 eine Vermeh-rung der Leukozyten nach Gabe von Thymusextrakt.Seit den dreißiger Jahren sind orale Thymuspräparateauf dem Pharmamarkt. Elis Sandberg, der Altmeister derThymustherapie begann 1938 mit seinen Forschungen.Eine Renaissance der Thymustherapie setzte in den 60erJahren ein, 1968 veröffentlichte Sandberg sein Buch„THX". Die Thymusdrüse — früher nur als Wachs-tumsdrüse angesehen — interessierte nun in ihrer Funk-tion als immunologische Abwehrzentrale.

Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg.

4 Gruppen von Thymuspräparaten gibt es: 1. FrischeThymuszellpräparationen aus fetalem Thymus vonSchafen und Kälbern. Diese Gruppe von Therapeutikafällt unter das jüngst erlassene „Frischzellverbot".2. „Thymusextrakte"; wäßrig oder lyophilisiert. Dazuzählt z.B. Sandbergs THX. 3. „Thymusfraktionen";mehr oder weniger homogene Peptidfraktionen, z.B.Thymostimulm, Thymus Factor X (TFX). Dazu zählenbeispielsweise die Präparate der Firmen Mulli oder Sero-no. 4. Thymusfaktoren; chemisch reine, definierte Ein-zelpeptide, z.B. die Thymosine, Thymosterin oderThymulin.

Zum Zeitpunkt der Geburt ist der Thymus mit etwa 13Gramm das schwerste lymphatische Organ, in der Pu-bertät wiegt er 30 bis 40 Gramm, um sich nach späte-stens dem 30. Lebensjahr zu einem bindegewebigen Restzurückzuentwickeln.Vorliegendes Buch ist anspruchsvoll in seiner Betrach-tung immunologischer Gegebenheiten. Trotzdem bleibtdieser Überblick über Thymusfaktoren und Thymus-präparate unübersichtlich, die Zusammenstellung dereinzelnen Beiträge der 15 Autoren scheint etwas will-kürlich.

R. Th. Sokol, Kelheim/Do.

Naturheilverfahren heuteEine Einführung. Mit Darstellung der im Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren ver-tretenen Methoden.

1983.3. überarbeitete Aufl., 116 Seiten, Format 14,8 x 21 cm, 2fbg. Umschlag Schutzgebühr DM 6,—

Arzt und NaturheilverfahrenArzt-Patienten-Verständnis — eine Positionsbestimmung

1983.99 Seiten, Format 14,8 x 21 cm, 2fbg. Umschlag

Zu beziehen durch:

Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren e.V.— Geschäftsstelle —Bismarckstraße3,7290 Freudenstadt

Schutzgebühr DM 7,-

IV Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg.

B. Rakow Herr und Hund aus homöopathischer Sicht

ZusammenfassungEinleitend wird auf die enge Beziehung zwi-schen Mensch und Hund hingewiesen.Aus tierärztlicher Sicht wird zunächst auf dieBedeutung aufmerksam gemacht, die der Besit-zer für die Behandlung eines Tieres in der tier-ärztlichen Praxis hat. Er entspricht einem ho-möopathischen Arzneimittel (z. B. Lachesis,Pulsatilla, Nux vomica usw.), was die Anamne-se und Untersuchung des Hundes erleichternoder erschweren kann.

Herr und Hund können, homöopathisch gese-hen, gleiche, ähnliche oder auch gegensätzli-che Arzneimittel verkörpern.Daraus ergeben sich interessante Perspektivenfür das Verhältnis Herr (oder Frau) und Hund.Die Verhaltensweisen des Hundes entsprechen(s)einem Arzneimittelbild. Sie sind aber auchabhängig vom Verhalten seines Besitzers (unddamit dessen Arzneimittelbild).Am Beispiel von Natrium muriaticum, Antimoni-um crudum und Calcium carbonicum wird dar-gestellt, wie diese Hunde bei ihren Besitzernverschiedene Verhaltensweisen zeigen, und wie„Er" oder „Sie" darauf reagieren. Anschließendwerden Verhaltensweisen und Reaktionen vonHunden beschrieben, deren Besitzer Graphites,Nux vomica oder Lycopodium verkörpern.Es wird im Verlauf der Betrachtungen deutlich,wie Herr und Hund homöopathischen Arznei-mittelbildern zuzuordnen sind und wie sich die-se beeinflussen.

Der Umgang eines Menschen mit seinem Hundeinerseits, Verhalten und Reaktion des Hundesauf Besitzer und Umwelt andererseits, könnenmanches darüber aussagen, welches homöopa-thische Arzneimittel zum Hund oder zum Besit-zer paßt.Herr und Hund — eine Möglichkeit, homöopa-thische Arzneimittelbilder zu sehen und zu ver-stehen.

SummaryIntroductorily attention is paid to the dose rela-tion between man and dog.From the view of the veterinarian it is first point-ed out how important the owner is for the treat-ment of an animal in the practice of a veterina-rian. The owner corresponds to a homoeopathicdrug (e.g. Lachesis, Pulsatilla, Nux vomica etc.)which may facilitate or render difficult the an-amnesis and the examination of the dog.Master and dog may, homoeopathically seen,

embody the same, similar or even contrarydrugs.Therefrom result interesting perspectives forthe relationship master (or mistress) and dog.The ways the dog behaves correspond to thepicture of a (its) drug. But they also depend onthe behaviour of its owner (and, thus, on the pic-ture of his or her drug).At the example of Natrium muriaticum, Antimo-nium crudum and Calcium carbonicum it is ex-plained how these dogs show different ways ofbehaviour when together with their owners andhow he or she responds thereto. Then ways ofbehaviour and responses of dogs are describedthe owners of which embody Graphites, Nux vo-mica or Lycopodium.In the course of these considerations it be-comes clear how master and dog are to be at-tached to the picture of homoeopathic drugsand how these influence each other.The association of a person with his or her dogin the one side, behaviour and response of thedog to owner and environment on the other sidemay teil something about which homoeopathicdrug fits the dog or the owner.Master and dog — a possibility to see and to un-derstand the pictures of homoeopathic drugs.

In vielen humoristischen Büchern und Cartoons wur-de schon das Verhältnis von Herr und Hund beschrie-ben, karikiert und gezeichnet.Dabei haben aus homöopathischer Sicht äußerlicheÄhnlichkeiten von Herr und Hund, verwandte und ge-gensätzliche Verhaltensweisen einen großen Reiz.Was macht überhaupt diese enge Bindung zwischenMensch und Hund aus? Es ist das uralte Erlebnis un-serer Entwicklungsgeschichte, daß der Hund zumMenschen kam, von ihm Nahrung erhielt, ihn dafür be-schützte, sich ihm unterwarf.Das ist wohl auch heute noch so.Kommen wir nach Hause nach einem anstrengendenArbeitstag, so begrüßt uns ein Hund immer freudig.Ganz gleich, wie wir aufgelegt sind, welche Stimmungwir mit nach Hause bringen, ob wir froh sind oder ent-täuscht, verärgert, müde, abgehetzt. Der Hund kommtschwanzwedelnd auf uns zu und freut sich, daß wirgekommen sind, ganz gleich auch, was er an diesemTag zu Hause erlebt hat. Wollen wir die Begrüßungs-zeremonie einmal nicht haben, so geht er ohne Mur-ren in seinen Korb oder auf seinen Platz und wartet,bis wir ihn rufen, mit ihm spazieren gehen, ihn brau-

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Rakow, Homöopathie Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg.

chen. Er schaut (fast) immer zu uns auf (welcherMensch tut das schon?) und — sind wir ehrlich — estut uns sehr gut!Doch kehren wir nach dieser kleinen Einstimmung zu-rück zur Homöopathie.

Enge Beziehungen zwischen Mensch und Hund

Bei der Beobachtung von Mensch und Hund ist förden Homöopathen die Frage interessant:„Wer hat welchen Hund?"„Was kann man vom Besitzer auf den Hund schlie-ßen, was vom Hund auf den Herrn?"Da beide homöopathische Arzneimittelbilder verkör-pern können, ergibt sich die Frage:Wie wird das Verhältnis von Herr bzw. Besitzerin zumHund beeinflußt, wenn der Hund Pulsatilla, Calciumcarbonicum oder Nux vomica, Natrium muriaticum,Phosphor oder Sulfur ist?Aber es ergibt sich auch die Frage, wie reagiert einHund, wie wird das Verhältnis Herr und Hund vomHund aus gesehen beeinflußt, wenn er mit Arseni-cum, Lycopodium, Nux vomica, Pulsatilla, Ignatiaoder Lachesis leben muß?Für uns Tierärzte hat das Arzneimittelbild des Besit-zers eine nicht zu unterschätzende, praktische Bedeu-tung:Wir sind ja bei der Anamnese und oft auch bei der Un-tersuchung ganz auf die Mithilfe des Tierbesitzers an-gewiesen. Es ist dabei durchaus nicht gleichgültig,wen wir vor uns haben:Eine Lachesis-Besitzerin (meist sind es zugegebener-maßen Frauen) erdrückt uns fast in ihrem Rede-schwall, übergießt uns mit allen erdenklichen Infor-mationen, meist Nebensächlichem, dazwischen amRande auch etwas vom für uns Wichtigen. Je mehr wirnachfragen, desto mehr ergießen sich ihre Worte.Pulsatilla hingegen drückt das Tier ängstlich an sich,ist sehr besorgt, hat leicht Tränen in den Augen, mußerst getröstet werden, bevor man etwas über denkranken Hund erfahren kann.Nux vomica kommt angespannt und abgehetzt, fühltsich wegen der Blähungen vom hastig verzehrten Mit-tagessen in der Firma noch gegen Abend nicht wohl,nun ist auch noch der Hund krank, Nux vomica ist et-was ungeduldig, will gleich die Therapie wissen, läßtsich jedoch beruhigen und von sachlichen Argumen-ten überzeugen.Für Natrium muriaticum ist die Krankheit des Hundeseine persönliche Beleidigung. Er (oder sie) ist mißtrau-isch und sucht die Schuld bei anderen. Schon wenn erzur Tür hereinkommt und nicht gleich beachtet wird,legt er sich mit der Sprechstundenhilfe an, kann nichtverstehen, warum sie nicht gleich seinen Namen weißund warum er eine Anmeldung ausfüllen soll. Kommter ins Behandlungszimmer und man fragt ganz harm-

los: „Was hat denn Ihr Hund?", bekommt man zurAntwort: „Das weiß ich nicht, das ist doch Ihre Aufga-be!"Nur zögernd und widerwillig gibt er Auskunft. Brauchtman für seinen Hund eine homöopathische Anamne-se, so ist es ein wahres Kunststück, Herrchen zum Re-den zu bringen. Er hat ein ausgeprägtes Mißtrauen ge-gen jeden Menschen, so auch gegen alles, was diesenTierarzt interessiert. Er hat keine Scheu, einem mitzu-teilen, daß er die Fragerei für völlig überflüssig hält.Er kann die Bindung zu seinem Hund nicht so rechtzeigen, ist manchmal ein bißchen grob, aber dennochsehr besorgt.Soweit ein paar einleitende Worte zur Bedeutung vonHerr und Hund für die Anamnese eines Tierarztes.Ich habe mir schon vor der Bearbeitung des Themasimmer Gedanken gemacht, wie die verschiedenartig-sten Besitzer auf ihren Hund Einfluß haben oder neh-men. Umgekehrt kann man auch von der Frage ausge-hen, wie ein bestimmtes AMB beim Hund bei ver-schiedenen Besitzern sich äußern kann.Das Verhältnis Herr und Hund beginnt mit der Aus-wahl eines Hundes beim Kauf oder Erwerb:Hier sind immer wieder Parallelen zu beobachten: Vie-le Menschen haben immer wieder den gleichen TypHund: einen eher selbstbewußten, einen eher ängstli-chen, einen der schlecht frißt, einen „Allesfresser",einen robusten, einen ewig kranken, einen aggressi-ven.

Er wird genauso anhänglich, eigensinnig, im Alter lau-nisch wie der vorherige Hund. Die Essensgewohnhei-ten können ein bißchen verschieden, die Sympathienzunächst etwas anders verteilt sein, im Laufe der Jah-re wird er sich immer mehr dem alten Hund anglei-chen, den er nie gesehen hat. Gute Vorsätze mit Erzie-hungsmaßnahmen z. B. nicht auf Sofa oder Bett zu lie-gen, beim Spazierengehen nicht davonzulaufen,nichts vom Tisch zu geben usw. werden nur in Einzel-fällen auch in die Tat umgesetzt. Oft sieht man beimneuen Hund manches nicht mehr so ernst, er erobertsich nicht nur die Herzen, sondern auch das Bett undalle Privilegien noch viel schneller als der vorherigeHund.Kommt der erste Hund neu in eine Familie, so ist esimmer wieder reizvoll mitzuerleben, wie so ein kleinerWelpe sich die Herzen der Familienmitglieder erobert:Ist es ein ausgeprägter Calcium-carbonicum-Welpe,so freut sich jeder, daß es dem „Kleinen" so gutschmeckt. In seiner Tapsigkeit, Anhänglichkeit, sei-nen Bewegungen wird er schnell zum Liebling aller.Selbst der kühle Vater, das Familienoberhaupt, daseigentlich (schon aus hygienischen Gründen) keinenHund wollte und ihn nur dulden will, wenn er ja nichtin seine Sphäre eindringt, kann sich dem Charme deskleinen Kerls, dessen Entwicklung man von Tag zuTag beobachten kann, nicht entziehen. Der Welpespürt recht bald, wer der Herr im Haus ist. Wird er et-was größer, so sucht er nicht nur die Person, die ihn

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füttert, ihn sauber hält, mit ihm „Gassi" geht, erschaut auf zu dem „Rudelführer". Dieser fühlt sichgeschmeichelt durch die unerwartete Machtposition,die er sich selbst nicht erkämpfen mußte und ihn auf-wertet.Es entwickelt sich eine sehr intensive Beziehung zwi-schen den beiden, zumal der Welpe dem Herrn ohneZweifel am besten gehorcht . . .Es geschieht, was keiner erwartet hatte, der „Kleine"mit seinem Charme erhält Sonderprivilegien: Der er-ste, bei dem er schließlich ins Bett darf, ist sein küh-les, früher so reserviertes Herrchen!Familien mit Kindern suchen in der Regel einen „Fa-milienhund". Er ist nicht zu groß, er soll ja in der Woh-nung oder im Hause dabei sein. Oft handelt es sichum Dackel, Cocker-Spaniel, Pudel, sehr häufig umMischlinge. Der Hund ist wie ein weiteres Kind imHaus:Er tobt herum, macht manchmal Unsinn, ist traurig,wenn er geschimpft wird (aber nur ganz kurz), teilt mitden Kindern Kekse, Bonbons, Essen, das sie nichtmögen, Spielzimmer und Bett.Er lebt in und mit der Familie. Er hat ein robustes Ge-müt, stellt sich auf jeden in der Familie ein, weiß je-den zu nehmen und wird von allen geliebt. Er hat vielvon Calcium carbonicum, von Pulsatilla, oft auch vonPhosphor oder Sulfur.

Aus tierärztlicher Sicht ist noch ein anderer Aspekt zubeachten:Wenn wir homöopathisch behandeln wollen (vor allembei chronischen Krankheiten), brauchen wir für dieWahl des Arzneimittels neben Lokalsymptomen, All-gemeinsymptomen, Modalitäten, der Causa usw. vorallem Geistes- und Gemütssymptome.

Wollen wir auf den Hund abgewandelt zunächst ein-mal von Verhaltenssymptomen sprechen: Ich denkezum Beispiel an Ängste: Angst vor Gewitter, vor Ge-räuschen, Angst vor anderen Hunden, vor fremdenMenschen, auch die Angst vor dem Tierarzt, vor Aufre-gungen.Wir müssen diese Symptome bewerten, um sie bei derSuche nach dem AMB einordnen zu können. Dabeimüssen wir berücksichtigen, daß Ängste des Besit-zers sich auf den Hund übertragen können. WennHerrchen oder Frauchen sich bei Gewitter fürchtenoder ängstigen, so schließt der Hund daraus, daß essich um ein schreckliches Ereignis handeln muß undreagiert entsprechend.Angst vor anderen Hunden, vor anderen Menschenwird oft durch das Verhalten der Besitzer geprägtoder begünstigt.Hunde von Besitzern, die den täglichen Spazierganggern dazu benutzen, Kontakte zu knüpfen mit anderenHundebesitzern, werden sich fremden Menschen undHunden gegenüber auch eher aufgeschlossen undfreundlich verhalten. Ändert sich diese Verhaltens-weise plötzlich, z. B. nach der Läufigkeit oder vor der

Läufigkeit, so ist die für den Hund als auffälliges Zei-chen zu werten.Es müssen Bewegungen und Verhaltensweisen desMenschen sein, die uns selbst gar nicht bewußt wer-den, die aber dem Hund sofort anzeigen, ob der frem-de Mensch oder Hund als Freund oder Feind oder ab-wartend einzustufen ist.Entsprechend reagiert er mit plötzlichem Bellen oderZähnefletschen, wenn etwas nicht in Ordnung ist.Wir selbst hatten einmal einen Rauhhaardackel, derauf Fremde an der Tür nur dann losging, wenn der Be-treffende unerwartet kam, oder uns nicht sympa-thisch war. So entwickelte die Hündin mit der Zeit ei-nen regelrechten Haß auf die Besitzerin des Gutes,auf dem wir wohnten. Sie kostete uns mit ihren aus-schweifenden Reden immer viel Zeit und Nerven.Wollten wir mit dem Hund zur Tür hinaus, mußten wirimmer erst schauen, ob Frau W. auch nicht auf demgroßen Hof zu sehen war. Erst dann konnte der Hundhinterher. Übersahen wir sie einmal oder kam sie ge-rade um eine Ecke, so schoß die Hündin wie ein Pfeilwütend bellend auf sie zu, und wir hatten große Mühe,sie am Beißen zu hindern.

Tierpsychologie und Homöopathie

Herrschen Spannungen in der.Familie, kommt es oftzu Streit zwischen den Ehepartnern, Familienangehö-rigen oder Kindern, kurzum sind Tierbesitzer selbsthektisch und nervös, so wirkt sich dies natürlich auchauf den Hund aus.Je nach ihrem Typ verhalten sich Hunde dabei ganzverschieden:Neben der Möglichkeit der Entwicklung von Aggres-sionen reagieren viele Hunde mit der absoluten Unter-werfung.Sie „leiden" schrecklich unter Streitigkeiten usw.,wollen von jedem Familienmitglied geliebt werden.Sie scheinen durch ihre Liebe und Zuneigung die Fa-milie in puncto Hund einigen zu wollen. Dies gelingtdem Tier mitunter recht gut.Der Hund wird zum ruhenden Pol.Leider beachtet keiner, wie sehr er unter den Reiberei-en leidet, keiner merkt, daß der Hund Ignatia braucht,weil jeder mit sich selbst beschäftigt ist.Ganz anders können Hunde großer Rassen auf obengenannte Unstimmigkeiten und Streitereien reagie-ren, besonders, wenn Arzneimittel wie Phosphor, Nuxvomica, Natrium muriaticum oder Lycopodium zu ih-nen passen. Sie werden in einer solchen Umgebung inihrer Individualität sehr negativ beeinflußt:Vor allem die gestörte Rangordnung macht ihnen zuschaffen.

Sie mischen sich daher in das Gerangel um Kompe-tenzen, Positionen, Zuständigkeiten, wer wann und

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wo dem anderen etwas sagen darf oder für den anderen etwas tun muß Die Folge davon

Sie knurren das Kind an, das mit ihnen spielen will,den Sohn, der nur noch alle 3 oder 4 Wochen von derBundeswehr nach Hause kommt, und lassen ihn nichtvom Wohnzimmer in die Küche gehen Sie schnappennach der Ehefrau, die sich nicht gegen den jahzornigen Mann durchsetzen kann Will dieser seinerseitsgegen diese neuen „Unarten" des Hundes einschrei-ten, so wird er, wenn er unerfahren im Umgang mitHunden ist, schließlich gebissen Der Hund wird zumRudelfuhrer der Familie, was dann wieder zu neuenStreitigkeiten innerhalb der Familie fuhrtAber auch die Aggression gegen Fremde wachst beieinem solchen Hund Kann er sich zu Hause nichtrecht durchsetzen, so versucht er, möglichst vieleMenschen in seinem Rudel zu unterwerfen, wird bosartig und unberechenbarHaben diese Hunde erst einige Male mit Erfolg gebis-sen, so ist ihnen nicht mehr zu helfen Wegen standiger Gefahrdung ihrer Umgebung müssen sie schließ-lich euthanisiert werden

Antimonium-crudum-Hunde stellen ebenfalls eine Be-sonderheit in dieser Richtung dar

Es sind meist bösartige Dackel, Mischlinge, Schnau-zer Man erkennt sie an ihren verformten Krallen Siegehen ihre eigenen Wege, machen, was sie wollen,fressen alles, auch Unverdauliches und Giftiges. Siehaben eigenartigerweise oft sehr gutmutige Besitzer,die alles für sie tun, aber ein mangelndes Durchsetzungsvermogen haben Sie lassen schon dem Jung-hund alles durchgehen, zeigen keine starke Hand inSituationen, wo sie bei einem solchen Hund ange-bracht wäreSicheres Zeichen für Antimonium crudum Die Hundelassen sich, wenn sie krank sind, vom Besitzer nichtuntersuchen und nicht behandeln In der Tierarztpra-xis ist im Umgang mit ihnen größte Vorsicht gebotenDie Hunde haben allerdings ein gutes Gespür dafür,wann ihre Chancen verspielt sind Merken sie, daßman sie im Griff hat, so lassen sie sich durchaus be-handeln, aber man darf sich nicht die kleinste Unauf-merksamkeit zuschulden kommen lassenWie der kranke Rudelfuhrer haben sie Angst um ihreStellung, wenn sie Hilfe annehmen und damit Schwa-che zeigen Das ist der Grund, warum sie sich vom Be-sitzer nicht untersuchen und behandeln lassen Ähn-lich verhalten sich Natrium munaticum und Lycopo-dium, aber bei keinem ist es so ausgeprägt wie beiAntimonium crudum Natrium munaticum mag dieenge körperliche Berührung nicht, Lycopodium hatSchmerzen oder fühlt sich elend und mochte deshalbnicht auch noch angefaßt und untersucht werdenGeraten Antimonium-crudum Hunde an einen Besit-zer mit entsprechendem Durchsetzungsvermogen, sounterwerfen sie sich durchaus

Aber man muß standig auf der Hut sein Jede ver-meintliche Schwache wird zu einem Machtkampf oderAngriff ausgenutzt Diese Hunde gehorchen, wennüberhaupt, nur einem einzigen Menschen Wenn sieihn verlieren, gewohnen sie sich nicht um, man kannsie nicht an einen anderen vermittelnGanz anders erging es einem Besitzer in folgendemFallIch hatte vor einigen Jahren einen Hundebesitzer, Inhaber eines Unternehmens, der halbwüchsige Riesen-schnauzer, spater auch Schäferhunde kaufte, um sieals Wachhunde für seinen Betrieb einsetzen zu kön-nen Er hatte eine große Zwingeranlage, die Hundehatten ein abgegrenztes, großes Gelände für sich, erkümmerte sich sehr um die Hunde, es fehlte annichtsDer Mensch selbst, ca 35 Jahre alt, war über 2 Metergroß, stammig, breit wie ein Kleiderschrank, mit dunk-lem Haar und riesigen Händen Er paßte kaum durchmeine Praxisturen Den Kopf mußte er überall emziehen, in der Breite ging es gerade Er war stets gut ge-kleidetSelbst große Riesenschnauzer wirkten neben ihm wiekleine Schoßhunde Dabei war er von ganz ruhigemTemperament, äußerst gutmutig und verständnisvollEr konnte nicht so gut sehen, wenn es blutete Manmerkte ihm an, er konnte keiner Fliege etwas zuleidetun Dabei hatte er seine Hunde durchaus unter Kontrolle Sie gehorchten ihm gut, scheinbar ohne jedeGewaltanwendungAlle Hunde — ich habe mindestens 5 oder 6 erlebt —hatten für ihn zwei große MangelSie entwickelten zwar eine der Rasse entsprechendeGroße, aber sie waren und blieben sehr schlank, einenkonnte man sogar mager nennenSie erhielten bestes und abwechslungsreiches Futter,aber sie nahmen nur das au1, was sie brauchtenLeckerbissen wurden oft sogar verschmäht, was ih-rem kraftigen Besitzer, der scheinbar kein Kostver-achter war, völlig unverständlich blieb Er glaubte im-mer, seine Hunde seien krank, aber bis auf einenHund waren bei keinem Darmparasiten oder organi-sche Erkrankungen festzustellen Die Hunde warenbei guter KonditionEs kostete mich viel Muhe, Herrn T davon zu uberzeugen Er hatte wohl zumindest zu diesem Zeitpunkt alleGedanken an seine eigenen Gewichtsprobleme auf-gegeben und seinen Korperbau als gegeben hinge-nommen und akzeptiertAber die Hunde sollten wenigstens auch so kraftigsein wie er1

Der zweite Mangel aller Hunde war Keiner, aber auchkein einziger dieser Hunde wurde scharf und aggres-siv, wie es sich für einen Wachhund gehört Bis auf ei-nen waren sie zwar nicht angstlich, aber sie wolltenweder im Schutzdienst, den er versuchte, noch inner-halb des Betnebsgelandes irgendwelche Aggressio-nen zeigen Sie bellten zwar, wenn ein fremdes Auto

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kam, aber sie machten sich oftmals nicht die Mühenachzusehen, wer denn da gekommen war. Beson-ders in der Nacht aber wäre dies ja für seinen Betriebnotwendig gewesen.Er gab sich redliche Mühe mit der Ausbildung derHunde, die er nie durch Fremde machen ließ.Da er selbst keine Aggressionen zeigte und keine Ge-walt anwendete, taten seine Hunde dies auch nicht.Wahrscheinlich war seine Größe und scheinbareKraft für die Hunde so überzeugend, daß sie kein Ge-fühl oder kein Bedürfnis entwickelten, ihren Herrnoder seinen Besitz schützen oder verteidigen zu müs-sen.

Ich möchte den Besitzer nicht einem bestimmten Arz-neimittelbild zuordnen, da ich ihn ja nur aus meinerPraxis kenne und sonst recht wenig von ihm weiß.Aber ich bin überzeugt, daß seine Person der Grunddafür war, daß die Hunde nicht das gewünschte Ver-halten zeigten, das er in seinem tiefsten Inneren letzt-lich auch nicht wollte. Zwei der Hunde zeigten bei ei-nem neuen Besitzer übrigens recht guten Schutz-dienst und lernten das Beißen.Als ich ihm zu erklären versuchte, daß bei einem so ru-higen und gutmütigen Menschen wie ihm ein Hundnicht aggressiv werden könne, und daß dies für ihnund seinen Charakter spreche, fühlte er sich zwargeschmeichelt, aber er war auch etwas enttäuscht.Leider weiß ich nicht, was aus ihm geworden ist. Erhat den größten Teil seines Betriebes in die USA ver-legt und lebt jetzt die meiste Zeit dort.Fahren wir fort mit dem Problem Adipositas: Die Über-gewichtigkeit ist bei unseren Haustieren inzwischen,ähnlich wie beim Menschen, zu einem weitverbreite-ten Problem geworden.

Parallele Verhaltensweisen bei Hund und Mensch aushomöopathischer Sicht

Schauen wir uns Herrn und Hund oder Frauchen undHund an, so ergeben sich hier oft Parallelen und Über-einstimmungen. Wenn Herrchen auf Hausmacher-Wurst, Bratkartoffeln, Klöße, fettes Schweinefleisch,Kuchen und Süßigkeiten nicht verzichten kann, sosoll der Hund schließlich auch nicht darben.Sie leben in inniger Übereinstimmung und teilen sichdie Leckerbissen. Entsprechend hat der Hund im Lau-fe der Jahre beachtlich an Umfang gewonnen. Aufklä-rung über richtig zusammengesetzte Nahrung fürHunde, über den tatsächlichen Nährstoffbedarf, überHungertage und Reinigungskur nach Dr. Wolff wer-den aufmerksam angehört. Aber dem Besitzer fehlt je-de Motivation, müßte er sonst gar bei sich selbst mitgesundheitsbewußtem Essen anfangen, wo doch al-les andere viel besser schmeckt.Manchmal hört man auch: Dasselbe hat mein Arztauch zu mir gesagt. Es gelingt leider in den seltensten

Fällen, den Besitzer vom Vorteil gemeinsamer Fa-stentage — für Herrn und Hund — zu überzeugen.Stellen beide den Graphites-Typ dar, so gehören sievom Umgang her zu den angenehmsten Patienten. Im-mer freundlich, gutmütig, geduldig. Einen Graphites-Hund kann man auf dem Untersuchungstisch drehenund wenden, wie man will, er zeigt keine Abwehrreak-tion, keine Aggression.Auch Herrchen findet alles ganz in Ordnung. „MeinHund hält still. Sie können alles mit ihm machen".Entsprechend ihrem Typ leiden beide natürlich anähnlichen Erkrankungen:Verstopfungsneigung, fettige Haut und Haare, Schup-pen, Verdickung der Haut.Beim Hund kommen Wulstbildung der Haut in den Ge-lenkbeugen, am Gehörgang und am After mit typi-schem, honigartigem Sekret vor.Beide lieben die Ruhe, sind nicht sehr bewegungs-freudig. In den warmen Praxisräumen kommen beideins Schwitzen, was man beim Hund aber nur an denfeuchten Pfotenabdrücken sehen kann.Ein Graphites-Besitzer wirkt immer beruhigend aufseinen Hund, auch wenn dieser einem anderen Arz-neimittelbild zuzuordnen ist.Hunde mit aufgeschnittenen Pfoten oder sonstigen,stark blutenden Verletzungen, geraten bei einem Gra-phites-Besitzer selten außer Fassung und Kontrolle.Sie sind immer zu beruhigen, zu halten und zu behan-deln.Da den Graphites-Besitzer so leicht nichts erschüt-tern kann, hat er manchmal auch extrem lebhafte undunruhige Tiere, wie Pudel, Cocker-Spaniel, Irish Set-ter. Diese ewig herumspringenden, bei jedem Ge-räusch sich aufregenden Hunde, die kaum zu haltensind, verkraftet ein Graphites-Mensch relativ gut. Siewerden mit der Zeit wesentlich ruhiger, häufig aller-dings auch wieder wohlbeleibt.Herr H. züchtet Pekinesen und Tsi-Tsis.Früher hatte erBoxer. Er ist stets fröhlich und gutgelanunt. Er akzep-tiert alle Untersuchungen und Besonderheiten seinerHunde, weiß jeden seiner Hunde zu nehmen.Die Pekinesen und Tsi-Tsius sind als sehr eigenwil-lige, empfindliche und aggressive Hunde bekannt(Abb. 1). Sie beißen oft die eigenen Besitzer, machenviel Theater um das tägliche Kämmen, Ohren- und Au-genpflege, die bei diesen Rassen unerläßlich sind.Die Hunde sind sehr lebhaft und nur Menschen mitguten Nerven, die viel Ruhe ausstrahlen, können meh-rere Hunde in einer Wohnung zusammen ertragen undso halten, daß es nicht dauernd Beißereien gibt. HerrH. gehört zu diesen Menschen.Er hat noch eine Besonderheit:Kein einziger seiner Hunde ist aggressiv oder bösar-tig. Alle lassen sich anfassen, manche muß er aller-dings selbst halten.

Aber kein Hund von ihm ist durchgedreht und hyste-risch, wie man das als Tierarzt von dieser Rasse sonstgewohnt ist.

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Abb 1

Dies ist um so erstaunlicher, als er, da er mit derZucht erst begonnen hat, erwachsene Zuchthundeaufgekauft hatSem weiches Herz ließ ihn auch solche Hundinnennehmen, die vernachlässigt, verfilzt in einer Massenzucht saßen und die monatelang nur ihr Futter hinge-stellt bekamen und sonst keinerlei menschlichenKontakt hattenEs muß also zu einem nicht unwesentlichen Teil ander Person von Herrn H liegen, wenn all seine Tiereso umgänglich sind

Hier ein weiteres Beispiel zu diesem ThemaHerr S (Abb 2) ist groß, kraftig und wohlbeleibtHausmacher-Wurst, Kloße, Braten, Bier und Sußigkeiten schmecken ihm besonders gut, und man sieht ihmdas auch an Er liebt die Tiere sehr, geht mit seinemHund immer selbst zum Tierarzt, ist Vorsitzender vomhiesigen Tierschutzverein Der Umgang mit ihm inmeiner Praxis war immer leicht, er hatte Verständnisfür alle Untersuchungen und sorgte dafür, daß seinHund diese über sich ergehen ließ Ich hatte langeZeit den Eindruck, er könne keiner Fliege etwas zulei-de tun Er wirkte immer ruhig, als könne ihn kaum et-was erschüttern Er schwitzt leicht an der Stirn, dieHaut am Kopf und das Haar sind immer etwas fettigSein erster Hund, ein roter Cocker Spaniel, eine Hun-din, entsprach in allem dem Besitzer1 Obwohl nichtsterilisiert, wurde die Hundin von Jahr zu Jahr dicker,das Fell war oft stumpf Sie war äußerst gutmutig undanhänglich, ließ alles mit sich machen Sie teiltesämtliche Leckerbissen mit ihrem Herrn, und mansah es ihnen beiden an

Sie litt unter standiger Gehorgangentzundung mitschmierigem, honigartigem Sekret, die aber nichtschmerzhaft war und nur selten eitrig wurdeBeide verkörperten auf den ersten Blick ein fast perfektes Graphites-BildDie Hundin mußte jahrelang wegen langwierigerSchemtrachtigkeiten, Beschwerden an der Wirbelsau-

le nach einem Unfall mit angebrochenem Wirbel, we-gen eines chronischen Lungenodems und Mammatu-moren behandelt werden Im letzten Jahr mußte sieschließlich euthanisiert werden Die schon seit Jah-ren bestehende Nierenstorung (wohl auch eine Folgeder allgemeinen Verfettung) endete zuletzt in einemNierenversagen, das nicht mehr zu therapieren warHerr S. bekam einen neuen Hund und stellte ihn mirsogleich vorEs war wieder eine rote Cocker-Spaniel-Hundm Alsich den Hund zum ersten Mal sah, erschrak ich einbißchen Herr S hatte von einer Zuchtenn eine 10 Mo-nate alte, relativ kleine verängstigte, scheue Hundingeholt Sie sollte ursprünglich Zuchthundm werden,entsprach dann nicht dem Standard, wurde an Amenkaner verkauft und ging wieder an die Zuchtenn zuruck, weil die Besitzer sich trennten Nun wollte kei-ner mehr diesen nervösen, scheuen Hund, dem in derwichtigen Aufzuchtphase die Bezugsperson gefehlthatteDie Hundin lief im Behandlungszimmer unruhig hmund her Sie schreckte bei jedem Geräusch, bei jederBewegung, die man machte, zusammen Nur zu HerrnS hatte sie etwas Vertrauen Sie war bei derZuchtennspontan auf ihn zugekommen und hatte sich von ihmnehmen lassen Ich hatte Bedenken, ob dies die richti-ge Hundin für Herrn S sei Ich befürchtete, daß dievorhandenen Verhaltensstörungen, die Hundin warzudem sehr handscheu, und das nervöse und unruhi-ge Temperament, das er von einem Hund ja nicht ge-wohnt war, zu ernsthaften Schwierigkeiten fuhrenkonntenEs kam auch zu Schwierigkeiten, aber nicht mit HerrnS , sondern mit Frau S , die gebissen wurde Sie hebtden Hund sehr und darf ihn auch futtern, aber sie darfihn nicht streichelnDieses Verhalten ist jedoch in der Vorgeschichte desHundes begründet Die Hundin hat grundsätzlich vor

_.»'*

Abb 2

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Frauen Angst. Sie war bei ihren Vorbesitzern von derFrau schlecht behandelt worden.Herr S hingegen lebt mit seinem Hund in inniger Lie-be und Freundschaft Die Hundin ist schon viel ruhi-ger geworden Wenn er dabei ist und sie halt, laßt siesich ohne Schwierigkeiten in der Praxis untersuchenund behandeln Herr S gehört zu den Menschen, dieohne Gewalt, aber doch sehr eindeutig bei Tierensich Autorität verschaffen und so ist er für seinenHund der absolute BoßDie Hundin ist bisher noch nicht dick geworden FrauS achtet jetzt auf die Figur des Hundes, damit ernicht wie der Vorganger unter Verfettung leiden mußDie Hundin ist Magen-Darm-empfindlich, sie neigt zuErbrechen und Durchfall. Wenn sie ihr gewohntes Fut-ter bekommt, entstehen keine VerdauungsproblemeInzwischen hatte sich herausgestellt, daß Herr S inseinem Beruf, er ist Drucker bei einer Zeitung, keines-wegs ruhig und ausgeglichen ist Er leidet bei Wetter-wechsel und besonders bei Streß unter heftigenKopfschmerzen Seine Hauptarbeitszeit ist die Nacht.Da die Zeitungsartikel naturgemäß immer erst in letz-ter Sekunde fertig werden, die Zeitung jedoch zu einerbestimmten Uhrzeit pünktlich ausgeliefert werdenmuß, lauft jede Nacht für Herrn S. ein Rennen gegendie Zeit Er engagiert sich sehr in seinem Beruf Ohneihn geht nichts, er fahrt nicht oder nur für wenige Tagein Urlaub, weil ohne ihn die Zeitung nicht zustandekommt Doch diese Verantwortung, in die er sichselbst drangt, dieser Streß macht ihn krank Semeseit Jahren bestehenden Kopfschmerzen sind ein Zei-chen des Korpers, der sich dagegen zu wehren ver-sucht

Die standige Einnahme von starken Kopfschmerzta-bletten hatte seinen Magen ruiniert Er konnte die ge-liebte Brotzeit nicht mehr vertragen, hatte Bauch-schmerzen und ÜbelkeitMit Nux vomica wurde eine stetige Besserung er-reicht, die nun schon V2 Jahr anhält Seine Kopf-schmerzen treten nur noch selten bei Wetterwechselauf Seme Umgebung und auch er selbst haben fest-gestellt, daß er viel ruhiger und ausgeglichener ge-worden istAuch seine Hundin ist in den letzten Monaten ruhigerund ausgeglichener geworden, nicht mehr so scheuund schreckhaft Aber sie ist und bleibt ein sensiblerHund Sie braucht den Halt durch den Herrn Wenn erkeine Angst hat und nicht zusammenzuckt, wenn einDüsenjäger vorbeifliegt oder eine Tur knallt, dannbleibt sie auch ruhigDie Hundin ist jedoch weiterhin anfällig für Verdau-ungsstörungen Sie neigt zu Erbrechen, Blähungenund Durchfall bei jedem Nahrungsabusus1

Schneefressen und Aufnahme eines heruntergefalle-nen Wurstchens, ein Stuck Knochen, das sie sich sti-bitzt hat, Hausmacher-Wurst u a sind für die Hundinabsolut unverträglich Bei gleichmäßiger Futterunggibt es keine Probleme.

Auch die Hundin entspricht in vielem dem Nux-vomica Bild Vielleicht ist dies der Grund, warum Herr undHundin sich so gut verstehenWir sahen zwei äußerlich und im Charakter ganz ver-schiedene Hundinnen, zwei Arzneimitteibilder — undeinen Herrn — Graphites und Nux vomica — unddoch paßt alles zusammen

Ich mochte nun noch ein paar Beispiele bringen, wieder Hund im Extremfall auch das Verhalten des Herrnbeeinflußt, bzw wie der Besitzer sich auf seinen Hundeinstellt1

Es gibt immer wieder Hunde, mit denen die Besitzereinfach nicht ins Wartezimmer des Tierarztes gehenkönnen Die Wartezimmeratmosphare beim Tierarztist ja eine ganz eigene1 Man muß sich oft wundern,wie relativ friedlich es dort zugeht Da sitzt der Schä-ferhund neben dem Dackel, dieser neben einer Katze,außerdem sind noch Kanarienvogel, Wellensittichoder Goldhamster und Meerschweinchen dabeiScheinbar friedlich vereint sitzen sie beieinander, kei-ner geht auf den anderen los Kritisch wird es, wennein Neuankömmling eintrifft Ist es ein kleiner, zudemnoch junger Hund, der sich sofort vor den großenSchäferhund setzt, ihn freudig und frech anbellt undauch nicht mehr aufhört, so können Sie schon vomBehandlungszimmer aus sagen Wir haben wieder ei-nen Phosphor-Hund in der Praxis1

Oft erlebt man jedoch ein anderes Bild1

Herrchen und Frauchen gehen-vor und schauen ersteinmal ins Wartezimmer, wer da ist Sie haben dannentweder ein Tier, das schon einmal gebissen wurdeund wollen jedem Konflikt aus dem Weg gehen Odersie haben ein Tier, das sie nicht unter Kontrolle brin-gen können Sie haben in ihrem Hund den Vertreter ei-nes ganz bestimmten Arzneimittelbildes, der absolutunvertraglich ist mit anderen Hunden, besondersauch im engen Raum und beim Tierarzt Herrchenoder Frauchen haben schon Erfahrung beim TierarztSie warten lieber draußen oder lassen den Hund imAuto, bis sie dran sind, wenn sie sich nicht sogar ei-nen Termin außerhalb der Sprechstunde geben las-senSie lieben ihren selbstbewußten und starken Hund,aber es ist ihnen peinlich, wenn er sich so aggressivbenimmt und sie ihn nicht unter Kontrolle bringenkönnenSind es eher nachgiebige, liebevolle Besitzer, die einen solchen Hund haben, so ist dieser Hund meist Ru-delfuhrer in der Familie Er laßt sich nicht so gerne an-fassen oder streicheln Er braucht zwar Liebe und Zu-wendung, aber schmusen und liebkosen kann manihn nur selten Wenn er krank ist, laßt er sich erstrecht nicht anfassen Meist ist in der Familie nur einePerson berechtigt, ihm etwa Zecken aus der Haut zuentfernen oder nach einem Dorn in der Pfote zuschauen Wer seine Vorwarnungen mißachtet, wirdsofort gebissen, auch wenn er der Besitzer ist

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Im Laufe der Jahre spielen sich gewisse Verhaltens-muster ein, die manchmal auf die Umgebung fast ko-misch wirkenDie Zecken dürfen nur entfernt werden, wenn derHund auf dem Sofa liegt, Ohrentropfen können nureingeträufelt werden, wenn Herrchen vorm Fernsehersitzt und der Hund den Kopf auf den Schoß legt undnicht sieht, wie Frauchen die Flasche mit den Ohrentropfen holt Ein Pekinese ließ sich nur noch auf derStraße bürstenHat ein solcher Hund z B einen Bandscheibenvorfall,ist also gelahmt, wie wir das unter dem Begriff„Dackellahme" kennen, so laßt er sich zunächst nichthelfen, will sich nicht tragen lassen Er zeigt diesesVerhalten nicht wegen der Schmerzen und Spasmen,die wir im Anfangsstadium dieser Erkrankung beob-achten Er zeigt dieses Verhalten, weil er seine Stellung als Rudelfuhrer verlieren konnte, wenn er Schwa-che zeigt und sich helfen laßt Er mag keinen Trostund mag keine Pflege und kein Gehätschelt WerdenSo macht ihm die bei dieser Erkrankung häufig auftre-tende, spastische Blasenlahmung sehr zu schaffen1

Heraustragen laßt er sich nicht, im Zimmer auf derDecke oder dem Teppichboden wurde er nie einenTropfen Urin abgehen lassen, denn er ist sehr sauberBekommt man ihn mit einer Decke schließlich dochnach draußen, so geht es wieder nicht, denn er kanndurch die Lahmung sein Bein nicht heben Es dauerteinige Tage, bis er sich auf die neue Situation ein-stellt

Wenn Frauchen dann noch dabeisteht und ihm beimUrinieren zuschauen will, weil so ein verständnisloserTierarzt gesagt hat „Sie müssen unbedingt aufpassen, ob Ihr Hund Wasser lassen kann'", können alleBeteiligten schon verzweifelnSicher haben Sie es langst alle erkannt1 Unser Hundist Natrium munaticum

Im Behandlungszimmer des Tierarztes sieht die Be-gegnung mit einem Natnum-munaticum Hund dannso aus

Variation 1Herrchen oder Frauchen kommen ms BehandlungsZimmer und sagen gleich Ich kann den Hund nichthalten, seien Sie vorsichtig, er beißt

Variation 2Herrchen oder Frauchen kommen ms Behandlungs-zimmer, halten den Hund an der Leine, aber nur ganzlocker oder strecken sie weit von sich„Der Hund beißt normalerweise nicht, er hat michnoch nie gebissen, aber ich kann ihn nicht anfassen— Auf den Tisch heben, nein, das müssen Sie machen, er laßt sich nicht hochheben Er ist eigentlichganz brav, nur gegen andere Hunde, da muß ich auf-passen, den einen Nachbarhund hat er schon ein paarmal gebissen Ohrentropfen einträufeln, ob ich daskann? Wissen Sie, er ist manchmal etwas eigenwillig,

ich kann ihn so schlecht anfassen Aber Sie brauchenihn nicht so fest zu halten, er hat noch keinen gebis-sen, man darf ihn nur nicht anfassen "Es wäre interessant festzustellen, welches Arzneimit-tel der Besitzer braucht Es sind durchweg sensibleMenschen, die sich so verhalten Sie heben ihrenHund wegen seiner Starke und seines DurchsetzungsVermögens, das sie selbst nicht haben Sie könnenden Hund nicht festhalten, lassen bei jeder Bewegunggleich los Sie können sich auch schwer zu einer Ent-scheidung durchringen, lassen sich durch ihre Um-welt verunsichern und beeinflussen, wissen nicht,was sie wollenSie sind jedoch nicht Pulsatilla Denn in Wirklichkeitlieben sie ihren Hund nicht, sie haben Respekt vorihm, manchmal sogar Angst, aber die enge Beziehungzwischen Mensch und Hund fehlt ihnen Manchmalscheint Phosphor zu ihnen zu passen oder Sihceaoder eines der Mittel für eher labile Menschen

Variation 3„Gehen Sie nicht gleich an den Hund heran, er laßtsich von Fremden nicht gern anfassen Geben Sie mirdas Band, ich binde ihm den Fang selbst zu Mich hater zwar auch schon gebissen, aber er soll wenigstensSie nicht beißen Ich halte ihn am Kopf und halte ihmdie Augen zu So jetzt können Sie ihn untersuchen "Tatsachlich gehen dann Fiebermessen und Abhören,ja sogar eine Harnentnahme ohne Schwierigkeiten,solange der Hund nicht merkt, wer ihn untersucht DieInjektion macht überhaupt keine Probleme, denn unser Hund ist nicht spritzempfindlich Er empfindet dieInjektion nicht als Eindringen in seine Sphäre, nur daskörperliche Herankommen mag er nichtBesitzer, die sich so verhalten, lieben ihren Hund biszur letzten Konsequenz Sie sind sehr mitfühlend, ha-ben Schwierigkeiten, sich ihrem Hund gegenüberdurchzusetzen, aber sie denken auch an andere Eheder Tierarzt oder eine andere Person oder sonst einTier durch ihren Hund Schaden nimmt, wollen sie lie-ber selbst leiden

Zu diesen Menschen paßt Pulsatilla schon besser Oftist ein Familienmitglied auch Nux vomica, eventuellauch SulfurEin einheitliches Arzneimittel laßt sich hier nicht fin-den

Variation 4Unser Natrium-munaticum-Hund ist ein Leistungs-hund, ein Jagdhund etwa oder ein Deutscher Schäfer-hund.Herr oder Herrin haben viel Erfahrung mit Hunden, ha-ben ein starkes Durchsetzungsvermogen Sie schät-zen ihren Natrium munaticum-Hund wegen seiner Zu-verlässigkeit, wegen seiner LeistungsbereitschaftMan kann mit ihm hart trainieren, er ist auf der Jagdoder im Wettkampf unermüdlich Seme größte Freudeist, wenn Herr oder Herrin mit ihm zufrieden sind.

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Andere Hunde brauchen Liebe, brauchen Streichel-einheiten — Natrium muriaticum braucht Anerken-nung. Voraussetzung dafür ist allerdings, daß die Be-sitzer den Machtkampf zwischen Herrn und Hund ge-wonnen haben, daß die Rangordnung eindeutig ge-klärt ist, kleine Angriffe des Hundes sofort und erfolg-reich abgewehrt werden. Die Aggression gegen ande-re Hunde macht allerdings auch diesen Besitzern zuschaffen. Sie halten ihren Hund sorgfältig an der Lei-ne oder setzen ihm sogar einen Maulkorb auf.

In der Tierarztpraxis ist es problemlos, solange Herroder Besitzerin dabei sind, mit dem Hund Kontaktaufzunehmen, ihn zu nehmen und zu halten undeinfach abwarten, bis er sagt: „Jetzt können Sie ihnuntersuchen, ich habe ihn fest." Der Hund ist sountergeordnet, daß er auch in dieser schwierigen Si-tuation seinem Herrn gefallen mochte und sich dahervorbildlich benimmt. Herr oder Herrin wissen, daß derHund hält, der Hund weiß, daß der Besitzer ihn hält.

Man sollte sich als Tierarzt aber dennoch nicht verlei-ten lassen, mit einem solchen Hund Freundschaftschließen zu wollen. Sympathiebezeugungen sindnicht erwünscht. Wenn man dem Herrn zum Abschieddie Hand geben will, sollte man den Hund im Auge be-halten. Er könnte einen Angriff auf seinen Herrn da-hinter vermuten und sofort zur Verteidigung schrei-ten.Besitzer solcher Hunde sind oft Calcium carbonicum,Sulfur, Arsenicum album, Nux vomica. Sie sind kräf-tig, leistungsbewußt und arbeiten mit ihrem Hund, ha-ben viel Erfahrung mit Hunden und Gefühl für den Um-gang mit Tieren. Auch sie kann man nicht einem ein-heitlichen Arzneimittelbild zuordnen.Soweit zu Natrium muriaticum beim Hund. Wir erle-ben, wie sich die Verhaltensweisen dieser Tiere durchden Umgang mit dem Menschen ganz verschiedenentwickeln können. Dies ergibt eine große Breite un-serer homöopathischen Arzneimittelbilder. Auchbeim Hund hängt viel von der Umgebung ab, in der erlebt.Doch nun zu einer letzten, sehr interessanten Paa-rung! Es handelt sich um ein befreundetes Lehrerehe-paar mit 2 Kindern. Alle Familienmitglieder sind sehrtemperamentvoll und reden viel und laut. Wie sie esschaffen, zu Hause alle zu Wort zu kommen, daß jederdie volle Redezeit in Anspruch nehmen kann, oder obimmer zwei gleichzeitig reden, ist uns bisher noch un-bekannt.Diese Familie hat nun einen ebenfalls temperament-vollen Hund, nämlich einen Boxer-Rüden.Er ist groß und kräftig und kann sich zumindest kör-perlich entsprechend bemerkbar machen.Der Hund, ursprünglich ein Wunsch der Ehefrau, wur-de von Herrn M. bei einem Züchter ausgesucht undbis heute ist es in erster Linie sein Hund.Wie wir noch sehen werden, haben beide vieles ge-meinsam.

Der Hund heißt mit Rufnamen „Schnuffel", waszum Naturell eines ewig schnüffelnden Boxerssehr gut paßt (Abb. 3). Er hat aber noch einen zwei-ten Namen, den die Abbildung vielleicht verdeutlicht.Wenn man es ernst mit ihm meint, spricht man ihn anmit „Herr Wehner"! (Man beachte die Facialis-Lähmung links, die Lefze hängt tiefer als auf der an-deren Seite). Die Ähnlichkeit ist nicht von der Hand zuweisen, zumal selbst die Laute, die der Hund von sichgibt, viel Ähnlichkeit haben mit denen seines mensch-lichen Namensgebers.„Schnuffel" wuchs zunächst heran wie ein normalerBoxer-Welpe: temperamentvoll tobend bis zum Umfal-len, dann ein tiefer Schlaf. Herr M. ist Biologie-Lehrer,befaßt sich in der Freizeit ein bißchen mit Verhaltens-lehren beim Tier und gab sich mit Aufzucht und Erzie-hung des Hundes in jeder Beziehung sehr viel Muhe.Das der Rasse eigene, ausgeprägte Selbstbewußt-sein ist nicht immer leicht im Zaum zu halten, aberHerr M. ließ zu keinem Zeitpunkt bei seinem HundZweifel aufkommen, wer der Herr im Hause ist.So entwickelte sich „Schnuffel" zu einem relativ guterzogenen Boxer-Rüden — mit gewissen Eigenheiten.Er war von Anfang an etwas empfindlich im Magen-Darm: Er litt leicht unter Durchfall oder auch Verstop-fung, vertrug bestimmte Nahrung nicht. Dabei aß erzunächst alles, was ihm vor den Fang kam, wie dasbei Welpen häufig der Fall ist. Diese Eigenschaft hatsich bei ihm aber bis zum Alter von über 2 Jahren ge-halten.

Er mag besonders gern Süßes, Bonbons, Plätzchen,Kuchen sind vor ihm nicht sicher, wenn er sie erwi-schen kann. Das Bonbon-Papier wird allerdings sorg-fältig abgetrennt und bleibt als Indiz zurück.Dosenfutter verabscheut er, die Aufnahme vonTrockenfutter wechselt sehr stark. Knochen verträgter inzwischen nicht mehr, er bekommt Durchfall da-von. Am liebsten nimmt er die sogenannnte Hunde-wurst, die bei uns von den Metzgern aus Innereien,

'**!

Abb. 3

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Rakow, Homöopathie Arztezeitschr f Naturheilverf 9/87, 28 Jahrg

Abfalltleisch und häufig undefinierbaren Restenmeist selbst hergestellt wird Sie ist kraftig mit Salzund auch mit etwas Pfeffer gewürzt, weil das die mei-sten Hunde lieber mögen„Herr Wehner" ißt aber nicht jede Hundewurst, nur eine ganz bestimmte, alle anderen laßt er stehen Auchsonstige Wurst, für den Menschen gedacht, nimmt ernur von einem Geschäft Sonstige Wurstreste oderWurstabfalle der Familie landen im AbfalleimerGeht er spazieren, so ist er unterwegs jedoch keines-wegs wählerisch und schluckt alles, was nur vielleicht eßbar sein konnte Brotchen, Obst, Erde, Gras,Pferdekot uswSeine Freßgier, alles zu haben und zu nehmen, wasdie Menschen sonst auch bekommen, wäre ihm bei-nahe zum Verhängnis gewordenEines Sonntagmorgens nämlich verspeiste er ein ganzes Stuck Seife, das auf der Treppe bereitlag Zurückblieb, wie immer, in diesem Fall Gott sei Dank, dasPapier und die Verpackung Von der Seife kein Kru-melchenEin Hilferuf erreichte mich, es war mehr eine Anfrage,denn man war sich der Gefahr für den Hund zunächstnicht bewußtSchnuffel wurde in meine Praxis gebracht, er erhielteine allopathische Dosis Apomorphm und brachtedann im Verlauf der nächsten 20 Minuten die Seiten-teile wieder heraus Er hatte an diesem Morgen ausnahmsweise schon etwas gefressen, was unter diesen Umstanden gunstig warZu dieser Prozedur kam aber Frau M und der kleineSohn von damals 9 Jahren in die Praxis Wie wir erstspater erfuhren, war es nicht nur das Mitgefühl desBesitzers, was ihn solche Torturen bei seinem Hundnicht miterleben ließ, sondern etwas anderes Wahrend der Hund sich äußerst elend fühlte, lobte Herr-chen zu Hause herum, ob der ewigen Unordnung undUnachtsamkeit der übrigen Familienmitglieder, die erja schon immer bemangelteAußerdem werde von nun an jede Seife im Haus ver-boten und die nächsten 14 Tage solle sich keiner un-terstehen, das Bad zu benutzen1

Schnuffel erhielt dann noch Nux vomica und einigeTage strenge Diät und wurde schnell wieder gesundEr hat dieses Ereignis jedoch nicht vergessen, beidem er sich so elend fühlte, der Kreislauf zusammensackte und er sich kaum auf den Beinen halten konnte Er kannte auch den Verursacher Meine Personwar ganz offensichtlich schuld an allemIn meiner Praxis zitterte er lange Zeit, wenn er nur zurTur hereinkam Bei ihm zu Hause konnte ich einigeZeit nicht mehr zur Tur eintreten, wenn man ihn nichtfesthielt Er knurrte und bellte und wollte auf michlosgehen

Erst als ich mit Stiefeln kam, die ich bei der Fleischbeschau anhatte, besiegten Neugier und Interesse anden Gerüchen seine Angst und Aggression Er kamund schnüffelte genüßlich an den Schuhen Von da an

wurde ich wieder toleriert Anfassen und streichelndarf ich ihn auch heute noch nicht

Doch nun zu HerrchenHerr M ist, wie schon gesagt, Lehrer Er ist Oberstu-dienrat am Gymnasium und unterrichtet Sport undBiologie Er bemuht sich sehr um seine Schuler, hateine lockere Art, die gut ankommt Aber er laßt nie gewisse Grenzen überschreiten Mit seiner Schlagfertigkeit sitzt er immer am längeren Hebel Das mußtenauch seine Lehrerkollegen schon des öfteren erfahrenEr hat oft eine eigene Meinung und tut diese auchkund Kommt er mittags nach Hause, so braucht ernach dem Essen unbedingt den Schlaf Wenn er dabeigestört wird, ist er für den Rest des Tages nicht mehrzu ertragenHerr M ist schlank, dunkelhaarig und hat dunkleHaut, die im Sommer sehr braun wirdEr braucht Bewegung So joggt er zwei bis dreimal inder Woche ca 8 bis 10 km, Schnuffel lauft meistensmit Herr M braucht diese körperliche Anstrengung,um all den Streß, den Arger loszuwerden, der sich inihm sammeltEr kann die Probleme des Alltagsstreß, die ihn sehrbelasten, auf diese Weise überwindenEr ist oft sehr hektisch, packt alles mit viel Energiean, nimmt viele Dinge sehr genauSammelt er beispielsweise Kirschen aus seinem Gar-ten, um sie zum Schnapsbrennen zu bringen, so legter unter den Kirschbäumen alte Bettucher aus undsammelt mit der Familie, die natürlich mithelfen muß,täglich die Kirschen auf So wird verhindert, daß dieseschmutzig werden, man sieht sie auch besser und trittnicht darauf herumIm Kent heißt die Rubrik denke ich „peinlich in Klei-nigkeiten"'

Doch kehren wir zurück zum Verhältnis Herr undHund Herr Wehner braucht ebenso wie sein Herr mit-tags eine Stunde Schlaf und geruht neben ihm zuschlafen Ist Herrchen mittags einmal nicht da, sonimmt der Hund den Platz auf dem Sofa einSind beide wieder fit, wird erst einmal gerauft oder ge-kämpft Dabei geht es wild zu Schnuffel röhrt undknurrt und bellt, daß man glaubt, er nähme sein Herrchen auseinander Aber beide bleiben im Kampf fairund beenden ihn glücklichWollen jedoch die Kinder mit dem Vater toben und gehen ihn etwas grob an, so geht der Hund dazwischenEr kann es nicht dulden, seinen Herrn in Bedrängniszu sehen und verteidigt ihnBeide sind nur selten krank Beide neigen zu Verdau-ungsstörungen Herr M hat manchmal Probleme mitdem Magen und mit Blähungen, darf nicht zu fett es-sen Schnuffel vertragt gar nichts Fettes und auchkeinen Kuchen und neigt schnell zu Durchfall Er hatzeitweise sehr wechselnden oder schlechten Appetitund frißt dann tagelang nichts

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Rakow, Homöopathie

Beide sind sehr selbstbewußt, aber auch sehr emp-findsam, brauchen jemand, der ihre Eigenheiten undLaunen zu nehmen weiß, der sie akzeptiert.Da die entsprechenden Gegenpole in der Familie vor-handen sind, verstehen sich alle erstaunlich gut undbilden eine etwas verrückte, aber dennoch sympathi-sche Familie.Es war ein großes Kunststück, Hund und Herr auf einBild zu bekommen. Beide sind sehr mißtrauisch. Herr-chen besonders, seine Person darf nicht angetastetwerden. Wenn der Hund vorgezeigt wird, erfüllt es ihnmit einem gewissen Stolz, aber er selbst — das kanner nicht über sich ergehen lassen.Ich meine, daß beide dasselbe Mittel brauchen. Ichdenke, es ist . . . Lycopodium.

Ich hoffe, die Betrachtung von „Herr und Hund aushomöopathischer Sicht" hat Ihnen ein bißchen Spaßgemacht.Das Thema hat seinen besonderen Reiz, weil im Ver-halten und den Reaktionen des Hundes in den ver-schiedenen Arzneimittelbildern wir auch den Men-schen wiederfinden können. Andererseits werden unsTierärzten Verhalten und Reaktionen unserer Tierbe-sitzer viel verständlicher, wenn wir sie homöopa-thisch betrachten und es fällt uns dann wieder leich-ter, das Arzneimittelbild des Hundes zu erkennen.Die ausgewählten Beispiele zeigten natürlich extremeFälle, die aber gar nicht so selten vorkommen.Die Reihe ließe sich noch lange fortsetzen mit Phos-phor, Sulfur und vielen anderen.Nicht immer ist das Verhältnis und Zustandekommenvon Herrn und Hund zwangsläufig vorgegeben, der Zu-fall hat auch seine Hand im Spiel.Man sollte es sicher nicht überbewerten, es hat je-doch einen gewissen Reiz:

„Sag mir, welchen Hund Du hast, und ich sage Dir,was Du für ein Mensch bist".

Anschrift der Verfasserin:Dr. med. vet. B. Rakow, Mühlleite 1, D-8729 Zeil a. M.

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Basisinformationen

HepasterfDragees.Zusammensetzung:1 Dragee enthalt Cal-aumphosphorylcholin-

chlond 170,0 mg, Thiaminnitrat 3,5 mg = 2,8 mg Vitamin Bl,Riboflavin (Vitamin B2) 1,0 mg, Nicotinamid 9,0 mg, Pyridoxin-hydrochlond 2,5 mg = 2,1 mg Vitamin B6, Catciumpantothenat2,5 mg, DL-a-Tocopherolhydrogensuccmat 4,5 mg = 3,7 mgVitamin E, Pankreatin NF XII 6fach 66,5 mg, Fei Tauri dep sicc40,0mg,Pepsin DAB790,0mg Anwendungsgebiete:Mepa-tosen wie Fettleber infolge Alkoholabusus, Fehlernahrung,Intoxikation und chronischen Infektionskrankheiten, chro-nische Hepatitiden, Leberfunktionsstorungen mit Sekretions-insuffizienz von Magen, Gallenblase und Pankreas und damitverbundenen dyspeptischen Verdauungsstörungen mitMeteorismus, Flatulenz und Völlegefühl Zur Weiterbehand-lung nach der Infusionstherapie mit Hepastenl-LosungenAnwendung und Dosierung: Soweit nicht anders verordnet,dreimal täglich 2 Dragees unzerkaut zu oder nach den Mahl-zelten mit etwas Flüssigkeit einnehmen Handelsformenund Preise (Stand 1 1 87AVPm MwStl 30 Dragees DM 13,22,Packung mit 100 Dragees DM 37,97

Injektions-Ampullen. Zusammensetzung:! Ampulle ent-halt in 5 ml wassriger Losung L-Arginin 362,0 mg, L-Apfelsaure138,0 mg, Magnesium-L-hydrogen-aspartat 4H2O 270,0 mg (=0,75 mmol M g + + bzw 1,5 mval Mg++), Cyanocobalamm (Vita-min B12) 2,5 mg, Folsaure 0,7 mg Anwendungsgebiete:Chronische Hepatitiden, Hepatosen wie Fettleber infolge Alko-holabusus, Fehlernahrung, Intoxikation, chronische Infek-tionskrankheiten, Leberzirrhose Gegenanzeigen: SchwereNiereninsuffizienz, Reizleitungs- und Uberleitungsstörungendes Herzens Nebenwirkungen: Bradykardie, Uberleitungs-störungen, penphere Gefaßerweiterungen Wechselwir-kung mit anderen Mitteln: Bei gleichzeitiger Therapie mitSulfonamiden oder suifonamidhaltigen Kombinationspräpa-raten kann die Wirkung der Sulfonamide durch den Folsaure-anteil des Präparates vermindert werden Handelsformenund Preise (Stand 1 1 87 AVP m MwStl 5 Ampullen ä 5 mlDM 20,31,100 Ampullen ä 5 ml DM 235,10

Kalma i Zusammensetzung: 1 TabletteKalma enthalt500 mg L-TryptophanAnwendungsgebiete: Depres-sives Syndrom Schlafstörungen

Gegenanzeigen: Schwere Leberinsuffizienz, hepatischeEnzephalopathie, schwere Nierenerkrankungen und Nieren-insuffizienz, Carcinoid-Syndrom Nebenwirkungen: Bishersind keine Nebenwirkungen bekannt Wechselwirkungen mitanderen Arzneimitteln Die Wirkung anderer Antidepressivawird durch Tryptophan verstärkt Dosierung: Zur Behandlungdepressiver Erscheinungen und zu deren Prophylaxe 3 x täg-lich 1 -2Tabletten genommen, bei Schlafstörungen l-2Tablet-ten ca 20 - 30 Minuten vor dem Zubettgehen Hinweise Diedurch die Behandlung auftretende leichte Müdigkeit kann eineBeeinträchtigung beim Bedienen von Maschinen und beimFuhren von Kraftfahrzeugen zur Folge haben Handels-formen und Preise IStandl 1 87AVPm MwStl 20Tabletten-Nl DM 23,20, 50 Tabletten - N2 DM 53,47, 100 Tabletten =N3 DM 100,88 Klmikpackungen

Magnetrans^forteZusammensetzung: 1 Kapsel enthalt Magnesiumoxid250 mg (6,2 mmol = 12,4 mval Mg++) Anwendungsgebiete:Magnesiummangel Wenn er Ursache für Störungen derMus-keltatigkeit (Neuromuskulare Störungen, Wadenkrampfe) istGegenanzeigen: Bei schweren Nierenfunktionsstorungenund bei Zusammenbruch des Reizleitungssystems im Herzen(AV-Blockl soll das Arzneimittel nicht angewendet werdenGegebenenfalls sollte geprüft werden, ob sich aus dem Elek-trolytstatus eine Gegenanzeige ergibt Nebenwirkungen:Bei hoher Dosierung kann es zu weichen Stuhlen kommen, diejedoch unbedenklich sind Bei hochdosierter und langerandauernder Einnahmedes Präparates konnenMudigkeitser-scheinungen auftreten Das kann ein Hinweis daraufsein, daßbereits eine erhöhte Magnesium-Konzentration im Bluterreicht ist Wechselwirkungen mit anderen Mitteln:Magnesium-Präparate sollen nicht gleichzeitig mit Tetra-cyclinen eingenommen werden, da eine wechselseitigeBehinderung der Aufnahme IResorptionl stattfindet Die Auf-nahme von Eisen kann durch die Einnahme von Magnesiumgestört sein Dosierungsanleitung und Art der Anwen-dung: Soweit nicht anders verordnet, nehmen Jugendlicheund Erwachsene morgens und abends |e l Kapsel mit etwasFlüssigkeit ein Handelsformen und Preise (Stand 1 1 87AVPm MwSt) Packung mit 20 Kapseln DM 8,85, Packung mit50 Kapseln DM 18,34, Packung mit 100 Kapseln DM 31,00

Fresenius AG,Borkenberg 14,6370 Oberursel/Ts 1, ^ •

H. Lützner Ernährungstherapie im Gespräch

ZusammenfassungAus der Praxis der Ernährungstherapie wird fürdie Praxis berichtet. Das Gespräch steht im Mit-telpunkt einer „aktiven Diätetik". In Form desdiätzentrierten Gruppengesprächs hat es sichin der Kurklinik vorzüglich bewährt. Auch in derAllgemeinpraxis kann es improvisiert und orga-nisiert werden.Das erwachende Bewußtsein für Ernährungs-fragen in der Bevölkerung fordert den Arzt zurStellungnahme und zum Handeln auf. Gut ge-führte Ernährungstherapie löst hohe Befriedi-gung auch beim Therapeuten aus.

SummaryFrom the practice of dietary therapy it is report-ed for the practice. The discussion is the cen-tral point of an "active dietetic". In the form ofthe diet-centred discussion in the group it hasexcellently stood the test in the Sanatorium. Itcan also be improvised and organized in thepractice for general medicine.As the people become more open-minded forquestions of the diet, opinion and action of thedoctor is required. A well performed dietarytherapy also results in a great satisfaction ofthe therapeutist.

Das ärztliche Gesprach kommt zu kurz, wir wissen esIn der Sprechstunde bleibt zu wenig Zeit, und das Gesprach wird nach GOA weder gewürdigt noch ange-messen bezahlt Wir leben seit einem Jahr in der Hoff-nung, daß zuwendungsintensive Leistungen besservergütet werden

Ernährungstherapie ist ohne Gespräch zum Scheiternverurteilt

Gemeint ist Ernährungstherapie als Ringen mit demPatienten um Verständnis und Bereitschaft zur akti-ven Mitarbeit Nicht gemeint sind parenterale Ernäh-rung per Infusion oder Sonde, Diät in Beuteln, die manwie Medizin austeilen kann, oder eine Diät im Kran-kenhaus, die man verordnen und vorsetzen lassenkann Es geht hier auch nicht um spezielle Diätratschlage, die in einer Verbotsliste munden

Aktive Diätetik setzt den aktiven Patienten voraus

Sie brauchen das Gesprach, wenn Sie aktive Diätetikbetreiben wollen Gleich, ob Sie den Patienten durcheine Zeit totalen Nahrungs- und Genußmittelverzichts(Fasten) fuhren, ob Sie ihn in einer strengen Diatformwie Rohkost nach Bircher-Benner oder die Milch Sem-mel-Kur nach F X Mayr begleiten oder ob Sie ihn zueiner Emahrungsumstellung von der Zivihsationskostzur Vollwertnahrung bewegen wollen Immer sind Sieaktiv am Patienten tatig, dessen aktive Mitarbeit Sieherausfordern Der ernahrungstherapeutische Ein-griff in den Stoffwechsel des Kranken ist immer aucheine Unterbrechung lebenslanger Ernahrungs- undKonsumgewohnheiten und die daran anschließendeEmahrungsumstellung eine Auseinandersetzung mitden zeitimmanenten KonsumvorstellungenDie Instrumente für diese Operation ohne Messersind seit uralter Zeit das Vorbild des Arztes, die Zu-wendung und das Verständnis seiner Helfer und alsMedium zwischen allen das GesprachÜbergewichtige und Stoffwechseikranke haben es be-sonders schwer einzusehen, daß sie ihre Ernahrungs-gepflogenheiten andern müssen Wozu auch Ihnenfehlt der motivierende Leidensdruck, sie haben eineTendenz zur bequemen Lebensart Gesundheitsguterwerden geliefert — kostenlos und muhelos GeplagteKranke sind besser zu motivieren Trotzdem ist esnicht leicht, sich beiden Zielgruppen verständlich zumachen Konrad Lorenz spricht aus Erfahrung, wenner formuliert Gehort ist noch nicht verstanden — ver-standen noch nicht behalten — behalten heißt nochnicht getan und getan noch nicht durchgehalten

Das Gespräch in der Kurklinik

Wir haben es in der Fachklmik für ernahrungsabhan-gige Krankheiten leichter als Sie in der Praxis Hierliegen die Chancen der Kurkhnik auch in Zukunft Wirkönnen vier Wochen lang mit dem Patienten arbeiten,er hat einmal Zeit, über sich und seine Gewohnheitennachzudenken — losgelost von den Pflichten des Alltags und den Versuchungen einer konsumbetontenUmwelt Der totale Verzicht auf Nahrung, Zigaretten,Alkohol, Süßigkeiten und Kaffee ist möglich im psychologisch annehmenden und bergenden Umfeld wieauch in der medizinisch absichernden Klinik Statttheoretischer Verzicht-Gebote haben wir die Möglich-keit, dem Patienten tiefgreifende und vor allem über-raschend positive Erlebnisse anzubietenNach dem Fasten wird er mit einer ganz anderen, aber

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Arztezeitschr f Naturheilverf 9/87, 28 Jahrg Lutzner, Ernährungstherapie

schmackhaften, sättigenden und vor allem befnedigenden Nahrung konfrontiert Solche Ereignisse DasFasten und die Begegnung mit der neuen Ernährung,waren nicht erfolgreich ohne das flankierende GesprachEs findet in der Klinik in vielerlei Form statt Schonam ersten Tag wird der Neuling durch ein einfuhrendes, informierendes Gesprach mit seinen Erwartungsangsten aufgefangen Die motivierenden und planenden Gespräche mit dem Arzt, das Morgengesprachauf der Waage mit der Schwester, die vielfaltigen GeSprache mit den Behandlern und den Mitpatienten imSpeisesaal, auf der Wanderung, in der Sauna, in derMassagekabine Sie fuhren zu einer positiv orientier-ten Schicksals und Erlebnisgemeinschaft, wenn alleMitarbeiter des Hauses, von der Zimmerfrau bis zumArzt, von der Schwester bis zur Verwaltungsleitermam gleichen Strang ziehen Dies wird erreicht durchregelmäßige Mitarbeitergesprache Der zeitliche Aufwand ist nicht gering, aber er lohnt sichSechzig bis siebzig Prozent unserer Stoffwechsel-kranken haben psychosomatische Probleme, die we-sentlich an der Entstehung des Übergewichts oderder Stoffwechselentgleisung beteiligt waren Hier istdas problemonentierte, vertiefende Gesprach mit derPsychologin notwendig

Für die Ernahrungsschulung stehen Vortrag und Demonstration durch den Koch, praktisches Tun undFragen in der Lehrkuche und das Gruppengesprach inKursform (5mal eine Stunde) jedem Patienten zur Verfugung Den Zusammenhang zwischen Krankheit undErnährung bzw Lebensstil versucht der Arztvortragdeutlich zu machen (einmal wöchentlich) Ergänztwird dies durch das offene Gesprach „Patienten fragen, der Arzt antwortet" (zweimal wöchentlich)

Unser Gesundheitsbildungskonzept wurzelt in folgen-den Grundeinsichten.

Das Gesprach bewirkt mehr als jeder Diatzettel,der individuelle Rat kommt vor der pauschalenEmpfehlung

Das Erlebnis bleibt, die Theorie wird rasch vergessen,das eine ist lebensnah, das andere fern

Kontakt motiviert besser als VerordnungZwischenmenschliche Warme verbessert die Compliance

Kurz Mit Herz und Hand geht es besser als mit demKopf

Wer übrigens ist besser geeignet, Ernahrungswissenzu vermitteln, als die Mitarbeiter, die standig mit Nah-rung zu tun haben und praktische Lebenserfahrungmitbringen''

Spielregeln des Gruppengesprachs

Ich werde versuchen, Grundregeln und Chancen desthemenzentnerten Gesprächs für Klinik und Praxisaufzuzeichnen

1 Gesprach ist Sprechen und Zuhören Auch wenn einer spricht und viele zuhören, ist dies kein Gesprach Und wenn einer hört aber nicht zuhörtdann braucht er das Wort, das ihn trifft Ob sich ausdem Sprechen ein Gesprach entwickelt, ist immereine spannende Angelegenheit und nie von vornhe-rein ausgemacht

2 Ob ein Gesprach entsteht, hangt weitgehend vomGesprachsleiter ab Er muß aus der Einbahnstraßeein Verkehrsnetz machen in dem jeder der Teilnehmer zu seinem Recht und seinem Anliegen kommen kann Er ist es auch, der reine Befriedigungvon Sprechbedurfnissen an die Zügel nehmen muß,um das Gesprach nicht zu gefährden Je öfter er dabei schweigen kann, desto besser gelingt das Gesprach Je mehr die Patienten sich mit ihren Problemen einbringen, desto fruchtbarer wird dat> Sprechen Der Gesprachsleiter leitet das Gesprach, erfuhrt es nicht

3 Ohne Thema, das alle interessiert, wird diesschwerlich gelingen Wenn das Thema Ernährungheißen soll, müssen die Menschen zum Gesprachversammelt werden, die das Thema interessiert Esreicht nicht aus, wenn der Arzt weiß Beim Diabetes, beim Hochdruck, bei der Fettleber oder der koronaren Herzkrankheit ist ,,Diat Thema Nr 1 DerPatient vermutet das höchstens bei der FettsuchtGesprachsbereitschaft ist erst dann zu erwarten,wenn der Patient den Zusammenhang zwischenseiner Erkrankung und seiner Ernährung verstehtDiese Motivation muß in der Sprechstunde vorabgeleistet werden

4 Wie organisiert man das Gespräch9 Das Einzeigesprach am Schreibtisch kostet zuviel Zeit und istweniger fruchtbar als ein Gruppengesprach Bun-dein Sie Ihre Hochdruckkranken zu einer Hochdruckgruppe, Ihre Diabetiker zu einer Diabetesgruppe, Ihre Patienten mit Adipositas, Hyperlipidamie und Fettleber zu einem Treffen der (Ge)wichtigenDie Gruppengesprachstermme sind vorgeplantJetzt erhalt der einzelne Patient seinen Terminnicht für die nächste Sprechstunde, sondern für dienächste Gesprächsrunde

5 Wo trifft sich der Gesprachskreis und wie groß darfer sein9 Je lauter die Umgebung ist, desto kleinerwird er sein müssen In der Disco findet kein Gesprach statt, auf einer Party höchstens unter 3Menschen, im Restaurant vielleicht zwischen fünf

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Lützner, Ernährungstherapie Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg.

Zehn Teilnehmer können in einem ungestörtenRaum gesammelt miteinander sprechen, wenn ihrGespräch geleitet wird. Mit 15 oder 20 Teilnehmernfindet höchstens noch ein Wechselgespräch mitdem Leiter statt; dies kann zwar sehr lebendig ge-staltet werden, ist aber kein eigentliches Gruppen-gespräch mehr.Der Raum muß ungestört sein und eine Sitzrundevon 10 bis 12 Stühlen zulassen. Der Gesprächslei-ter sitzt in der Runde; er sollte von allen gesehenwerden, also nicht im Gegenlicht sitzen.Ob ein Tisch in der Mitte stehen soll, hängt von derMentalität Ihrer Patienten ab — gesprächsgewohntoder nicht. Unsere einfacher strukturierten LVA-Patienten lieben ihren Stammtisch; auf den kannman sich aufstützen, an ihm festhalten; an ihmwurde Rede und Offenheit zuhause trainiert. Oft ge-nügt ein kleiner Beistelltisch mit einem Blumen-strauß als Sichtmittelpunkt. Zum Ablegen vonSchriften sind kleine Tische günstig. Soll eine Nah-rungsbilanz erarbeitet werden, dann braucht es hö-here, feste Tische; dies aber ist eine Arbeits- undkeine Gesprächsgruppe mehr.

Das Ernährungsgespräch in der ärztlichen Praxis

Der praktische Arzt hat nicht geringe Chancen, seinenPatienten effektive Gesundheitsbildung, hier Ernäh-rungsberatung anzubieten. Mit seinem Wartezimmerhat er einen Gruppenraum, der irgendwann leer ist.Die GOÄ bietet eine Honorierungsmöglichkeit „Ver-haltensmodifikation in Gruppen". Die Arzthelferin or-ganisiert das Gespräch für Diabetiker, Hypertoniker,Übergewichtige. Bleibt nur: Der Arzt sollte etwas überErnährung und Gruppendynamik wissen und selbsteinmal eine Ernährungsumstellung vollzogen haben.Es genügt auch, wenn er die Gesprächsleitung über-nimmt, obwohl er wenig von Ernährung versteht; erkennt seine Patienten. Dann sollte ihm eine Ernäh-rungsberaterin, vielleicht seine Frau oder eine erfah-rene Hausfrau aus seinem Helferinnenkreis, zur Seitesein, um die Sachinformation/Ernährung einzubrin-gen (Fortbildungsmöglichkeiten in Kursen für Voll-wertnahrung nutzen).Volkshochschulen, Krankenkassen, Familienbil-dungsstätten und andere organisieren Ernährungsse-

minare. Sie bedürfen dringend der Unterstützung unddes Hinweises durch den Arzt, vielleicht auch seinesVortrags.Selbsthilfegruppen entstehen überall im Land. Nebenden Koronar- und AA-Gruppen entstehen Stoffwech-sel- bzw. Übergewichtigengruppen. Junge Familien in-teressieren sich für gesunde Ernährung. Diese ausder Bevölkerung kommende Bewegung braucht dieFörderung und Würdigung durch den Arzt; man wartetauf sein zustimmendes oder klärendes Wort.Wer aber hilft dem Arzt? An welcher Universität ha-ben Sie praktische Ernährungstherapie gelernt? Werübernimmt Ihre Weiterbildung in dieser wichtigen undwirksamen Basistherapie? Selbsterfahrungsgruppen,Ernährungsseminare und Hospitationen werdendurch den Zentralverband der Ärzte für Naturheilver-fahren angeboten bzw. vermittelt.Die aus der Erkenntnis der Lücke gegründete Akade-mie für Ernährungsmedizin in Freiburg bietet ein viel-fältiges Stufenprogramm an. Gesprächsdidaktik kannvielerorts erlernt werden — meist von Nicht-Ärzten.Welche Ernährungsstrategie heute gegenüber frühernotwendig und auf die Dauer wirksam ist, kann hiernicht erörtert werden; dies würde den Rahmen spren-gen. Zum Trost sei nur gesagt: Es gibt gangbare Wegeaus dem Dickicht der unübersehbaren Diäten und Er-nährungsempfehlungen. Wenn Sie Ihren Patienten zu-nächst zu einem verhelfen: Abbau des Zuviel, des Zu-viel an Salz, an Fett, an Zucker und an Eiweiß, dannhaben Sie mehr als 50% der Stoffwechselproblemeunserer Zeit gelöst. Der zweite Schritt ist wünschens-wert: Von der biologisch entwerteten Zivilisations-kost zur sogenannten Vollwertkost. Dann haben SieIhren alimentär kranken Patienten zu einer machba-ren Ernährungsform geführt, die dem menschlichenOrganismus seit Jahrtausenden angemessen ist undihm auch heute noch zur Gesundung hilft.

Zum Schluß: Die Offenheit der Bevölkerung gegen-über Ernährungsfragen ist heute bemerkenswertgroß. Die Akzeptanz des Arztes wird sich in gleichemMaße verbessern, in dem er sich ernsthaft um Ernäh-rungsfragen bemüht.

Anschrift des Verfassers:Dr. med. H. Lützner, Kurpark-Klinik, D-7770 Überlingen/Bo-densee, Fachklinik für ernährungsabhängige Krankheiten.

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* Bei physiologischer Dysharmome im Intestinum (Dysbiosen),

* Präventiv bei Antibiotika- Sulfonamid , Kortison-, Zytostatika- und Strahlen-therapie

* Pra-oder postoperativ im Bereich des Magen-Darmtraktes, insbesondere beiallen kanzerogenen Prozessen und stoffwechselabhängigen Krankheiten,

* Basismittel bei der Therapie akuter oder chron Darminfektionen, bzw Darm-leiden und der im Verbund einhergehenden Anormalien wie MaiabsorptionMaldigestion und persistierende Darmentzündungen

* Stoffwechsel- und Resorptionsinsuffiziens, Fermentblockaden,

* Insuffizienzen der Entgiftungs- und der Regelsysteme des darmassoznertenJmmunkomplexes (Payer'sche Plaques) Leberfunktion entlastend

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H. Begemann Mögliche Spätfolgen radioaktiver Strahlenbelastung unter besondererBerücksichtigung des Reaktorunglücks von Tschernobyl

ZusammenfassungDa jede (auch die kleinste) radioaktive Strah-lung sich auf lebende Zellen schädigend aus-wirkt, wird auch das Reaktor-Unglück vonTschernobyl mit großer Wahrscheinlichkeit ge-sundheitliche Spätfolgen hinterlassen. Aller-dings ist es fraglich, ob diese mit den gängigenMethoden der Wissenschaft erfaßbar sein wer-den, da sie möglicherweise innerhalb der Va-rianzbreite der Statistik liegen. Auch ist zu be-rücksichtigen, daß bösartige Krankheiten, dieam meisten gefürchteten Spätfolgen, sehr lan-ge Latenzzeiten zwischen drei und dreißig Jah-ren haben. Weiterhin kommen als SpätfolgenErbschäden in Betracht, die sich meist erstnach Generationen phänotypisch äußern. Nochist es fraglich, ob eine neuerdings beobachtetelokale Häufung des Down-Syndroms ursächlichmit dem Tschernobyl-Unglück zusammenhängt.Sehr wahrscheinlich ist allerdings, daß eine inBayern beobachtete Häufung von Tot- und Miß-geburten bei Rindern mit der zusätzlichenStrahlenbelastung im Frühsommer 1986 zusam-menhängt. Ob vergleichbare Beobachtungen inder Türkei ebenfalls dadurch zu erklären sind,bleibt bisher noch ungewiß.

Der GAU von Tschernobyl, das bisher größte Unglückeines Industriebetriebes in der Geschichte derMenschheit, liegt fast ein Jahr zurück. Der Alltagscheint nahezu überall bei uns wieder eingekehrt zusein. Trotzdem ist im Bewußtsein der Menschen vielesanders als zuvor. Unsere neuen Erfahrungen sind zutiefgreifend und oft widersprüchlich. Erstmals wurdeuns allen klar, daß wir dauernd von gesundheits- undlebensbedrohenden Gefahren umgeben sind, die unsvon unseren Sinnen nicht signalisiert werden können,für deren Wahrnehmung wir keine Sinne haben. UnsereWirklichkeit, deren Realisierung von der Tätigkeit unse-rer Sinne abhängig ist, verlor ihre Eindeutigkeit. Offen-bar ist die für uns erkennbare Wirklichkeit unterlegtvon einer anderen, die wir nicht wahrzunehmen vermö-gen, deren Existenz aber ebenso real ist wie die der unsvertrauten. Diese „Enteignung der Sinne" (1) schafftUnsicherheit, Ängste, oft auch Aggressionen, vielleichtsogar Krankheiten. Es ist gewiß kein Zufall, daß der Wi-derstand gegen die Nutzung der Atomkraft besondersnachhaltig, konsequent und intensiv von Frauen betrie-ben wird, die sich um Gesundheit und Leben ihrer Kin-der sorgen. Bilden doch Kinder die durch Radioaktivi-tät am stärksten bedrohte Risikogruppe.Auch die offizielle Informationspolitik war nicht dazuangetan, berechtigte Ängste abzubauen. Das allenthal-ben spürbare Bestreben, die tatsächliche Gefährdungzu verharmlosen, schürte Mißtrauen und erzeugte dasGefühl, fremden Interessen ausgeliefert zu sein. Wäh-

rend die offiziellen Ratgeber den Schleier des Verges-sens über das Unglück von Tschernobyl und seinemöglichen Folgen breiten möchten, demonstrieren5000 Tonnen Molkepulver, die eine Strahlenbelastungvon 2000 bis 8000 Bq/kg Caesium aufweisen, einige dergrundsätzlichen ungelösten Probleme (2). Ist diesesMolkepulver ein „hochwertiges Wirtschaftsgut" oderein kostspieliger Sondermüll? Um diese Frage geht esbei den Meinungsverschiedenheiten zwischen dembayerischen und dem bundesdeutschen Umweltmini-ster. Ist das Problem bereits gelöst, wenn man das Pul-ver soweit verdünnt, daß die gesetzlich tolerierteHöchstbelastung von 1850 Bq/kg nicht überschrittenwird? Oder sollte man die in 252 Eisenbahnwaggonsverschlossene gewaltige Menge des sonst zur Tierfüt-terung verwendeten Nebenprodukts der Käseherstel-lung verbrennen und dadurch teilweise in die Umweltverpuffen? Müßte man sie nicht an einem sicheren Ortendlagern? Was man mit dem unseligen, aber leiderkeineswegs ungefährlichen Käsereiabfall auch an-stellt, die in dem Molkepulver vorhandene Radioaktivi-tät (viele Millionen Becquerel Caesium) sind aus unse-rer Biosphäre nicht mehr zu entfernen. Es werden etwa300 Jahre vergehen müssen, bis diese künstliche, in ei-nem Atomreaktor produzierte Radioaktivität soweit ab-geklungen ist, daß sie den Lebewesen keinen Schadenmehr antun kann! Einmal hergestellte Radioaktivitätkann mit keinem technischen Mittel wieder „rückgän-gig" gemacht werden, sondern sie muß abklingen, denGesetzen der physikalischen Halbwertszeit (HWZ) dereinzelnen radioaktiven Isotope entsprechend. JedesAtomkraftwerk (AKW) produziert ständig gewaltigeMengen neuer Radioaktivität, von der ein kleiner, abernicht unbedeutender Anteil an die Umwelt abgegebenwird und diese langfristig vergiftet; denn Radioaktivitätist für alle Lebewesen gefährlich und hinunter bis zu ih-ren niedrigsten Dosen potentiell gesundheitsschäd-lich. Das ist eine inzwischen von allen Experten aner-kannte Tatsache, die auch durch die neuerdings akti-vierte Diskussion um Bedeutung und Wesen der „Hor-mesis" nicht aus der Welt geschafft wird (3). Radioakti-ve Strahlen per se können schlechterdings keine biolo-gisch positive Wirkung auf lebende Organismen ha-ben, ebensowenig wie eine abgeschossene Schrotla-dung — um bei diesem sehr vereinfachenden Vergleichzu bleiben. Wo und wen die einzelnen Schrotkugelnauch treffen, immer wird an den einzelnen Einschlag-stellen ein Defekt entstehen. Die scheinbar heilsamenWirkungen kleinster Strahlendosen sind entweder Fol-ge einer Strahlenschädigung des bestrahlten Gewebes(z. B. die entzündungshemmende Wirkung bei rheuma-tischen Erkrankungen, Arthrosen etc.) oder das Ergeb-nis überschießender Reaktionen des Organismus aufeine an sich minimale Strahlenschädigung, die ihrer-seits oftmals durch den Nachweis chromosomalerAberrationen in den langlebigen Lymphozyten des Blu-tes nachgewiesen werden können (4). Solche morpho-logische Alterationen lebenswichtiger mikroskopi-scher Strukturen deuten darauf hin, daß auch kleinste

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Strahlendosen im spateren Leben noch schwere Erkrankungen auszulosen vermögenWenn wir von gesundheitlichen Spatfolgen radioakti-ver Strahlenbelastungen sprechen, so denken wirmeist in erster Linie an das Auftreten bösartiger Er-krankungen (Leukämien und echte Krebskrankheiten)Ihre Häufigkeit wird weitgehend bestimmt von der ra-dioaktiven Strahlenbelastung, welche die Bevölkerungdurch das Reaktorungluck zusätzlich trifft Diese zu-sätzliche Strahlenbelastung ist zwar punktuell meßbar,doch ist man bei der Schätzung des Gesamtschadensauf komplizierte Berechnungen und die Anwendungunterschiedlich bewerteter Hypothesen angewiesen,so daß schon dadurch viele kontroverse Behauptungenzu erklaren sind Die bisher vorliegenden Schatzwerteoffizieller Stellen liegen in einer vergleichbaren Grö-ßenordnung und sind erstaunlich geringSo hat sich nach den Berechnungen des HessischenSozialmimsteriums (5) in der ersten Phase nach demReaktor Unglück vom 1 5 1986 bis zum 10 6 1986 „unter Zugrundelegung durchschnittlicher Verzehrge-wohnheiten" eine Aquivalentdosis für die Schilddrüseergeben von etwa 70 mrem für Erwachsene und von et-wa 80 mrem für KleinkinderDas Bayerische Umweltmirustenum (6) errechnetedemgegenüber in ersten Abschatzungen aus der Summe aller Expositionspfade für die Lebenszeit der be-troffenen Bevölkerung zusätzliche Ganzkorper-Aquiva-lentdosen von 300 500 mrem für Kinder (bis zu 10 Jah-ren) und 150-350 mrem für Erwachsene Doch ergabenspatere Direktmessungen am Menschen, daß diese er-sten Abschatzungen deutlich unterschritten wurdenund werden, so daß „sich bis August 1986 eine Ganzkorperdosis (ergibt), die für Personen in München etwa3 mrem und in Homburg/Saar etwa 1,5 mrem betragt"Ähnliche Lebenszeitwerte teilte auch Jacobi (7) von derstaatlichen GSF in München auf einer internationalenKonferenz über biologische Effekte ionisierenderStrahlung in London mit Die effektive Lebenszeitdosisder betroffenen Bevölkerung werde, abhangig vom Le-bensalter und dem Beginn der Fallout Bestrahlung zwi-schen 150 und 600 mrem hegen, wobei jeweils die Hälf-te dieser Zusatzbelastung auf die Ingestion radioaktiver Nuklide und eine äußere y-Bestrahlung zu veranschlagen seiSchließlich sind noch die offiziellen Angaben des Bundesgesundheitsamtes (8) zu erwähnen, das für die „Be-wohner der Bundesrepublik Deutschland aus der Inhalation der Spaltprodukte in der Luft sowie aus derStrahleneinwirkung durch die auf dem Boden abgela-gerten Radionuklide, vorwiegend jedoch durch die Auf-nahme von J 131, Cs 137 und Cs 134 und Sr 89/90 mitder Nahrung" für das Jahr 1986 mit einer effektiven zusatzlichen Aquivalenzdosis von 90 mrem bei Kleinkin-dern und 70 mrem bei Erwachsenen rechnet. „Für diefolgenden Jahre (sei) durch die Nahrungsaufnahme miteffektiven Jahresdosen von einigen Millirem zu rech-nen"Die hier mehrfach erwähnte „effektive Dosis" ergibtsich allerdings durch ein neues von der InternationalenStrahlenschutzkommission vorgeschlagenes Berech-nungsmodell (9) Dabei werden die zuvor ermittelten Or-gandosen mit einem organspezifischen Wichtungsfaktor multipliziert Da dieser in allen Fallen viel kleiner als

eins ist, ergibt das „effektive Dosismodell" immer Be-lastungswerte, die nur einen Bruchteil des gemesse-nen Wertes ausmachen Praktisch lauft diese ver-gleichsweise neue Berechnungsart darauf hinaus, daßin sie die (nur statistisch zu ermittelnde), durch bösarti-ge Erkrankungen der verschiedenen Organe sich erge-bende Lebensgefahr eingeht Je geringer der Bösartig-keitsgrad einer Organerkrankung ist und je besser dietherapeutischen Chancen sind, um so kleiner ist derWichtungsfaktor des entsprechenden Organs Da bös-artige Schilddrusenerkrankungen eine vergleichsweisegunstige Prognose haben, ist der Schilddrusen-Wich-tungsfaktor relativ klein, nämlich 0,03 Durch seine An-wendung reduziert sich eine zuvor gemessene Strah-lendosis der Schilddrüse von 100 mrem auf nur noch3 mrem Schon dieses Beispiel zeigt, wie sich die An-wendung des „effektiven Dosismodells" auf die weite-ren Risikoberechnungen auswirken mußDen Berechnungen der zusätzlichen Strahlenbelastungliegt immer die gemessene Aktivität des jeweils vor-herrschenden „Leitnuklids" zugrunde in der ersten,vier bis sechs Wochen dauernden Phase nach dem Reaktorungluck das Jodisotop 131, ein ß- und y-Strahler,das außer der dominierenden Belastung durch die In-korporation mit der Nahrung auch durch seine externeStrahlenwirkung einen erheblichen Belastungsanteilbeitragt, in der sich anschließenden zweiten Phase (dienach dem Tschernobyl Unglück auch jetzt noch dauert)sind Caesium 137 und Caesium 134 die Leitnuklide Au-ßer Radiojod und -Caesium wurden bei dem Unglücknatürlich eine sehr große Zahl anderer radioaktiver Isotope freigesetzt und spater auch bei uns gemessen(10) Zu ihnen zahlen auch das außerordentlich gefährli-che Strontium 90 und 89 sowie (in allerdings sehr klei-nen Dosen) das ebenfalls biologisch fatale PlutoniumNichts wissen wir über andere radioaktive Isotope, bei-spielsweise das Tritium (H 3), das als sehr weicher/J-Strahler schwer faßbar, wegen seiner biologischenEigenschaften aber außerordentlich gefährlich ist Ra-dioaktive Belastungen durch Begleitnuklide müssenden durch die Leitnuklide bedingten hinzugerechnetwerden Die sich daraus ergebende zusätzliche Strah-lenbelastung wird von Experten auf zumindest 10% ge-schätztDie gemessenen und errechneten Belastungsdosensind die Grundlage für eine Abschätzung der zu erwar-tenden Spatschaden Deren Häufigkeit ergibt sichdurch die Multiplikation der Strahlenbelastung mit Ri-sikofaktoren, die auf der Basis epidemiologischer Untersuchungen ermittelt wurden und in sehr weitenGrenzen schwanken Legt man die Risikofaktoren derICRP und UNSCEAR zugrunde, so ergibt sich für diemitteleuropäische Bevölkerung infolge des Tschernobyl-Unglucks eine Zunahme der Mortalitatsrate an bös-artigen Geschwulsten in der betroffenen, jetzt lebenden Generation um 0,02%, was der Zunahme des mdividuellen Krankheitsrisikos auf 1 10000 entspricht undinnerhalb der Bundesrepublik 6100 zusätzliche Krebs-tote innerhalb der nächsten 30 bis 50 Jahre bedeutetStatistisch wurde sich diese Zahl nicht ausmachen lassen, da wir in dem genannten Zeitraum bei uns — auchohne Tschernobyl — mit mehr als 5 Millionen Krebs-toten zu rechnen haben Diese Aussage korreliert mitder ebenfalls von offizieller Seite immer wieder vorge-

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Begemann, Radioaktive Strahlenbelastung Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg.

brachten Berechnung, wonach die durch Tschernobylinduzierte zusätzliche Strahlenbelastung im Vergleichmit der uns umgebenden und unvermeidlichen natürli-chen Strahlenbelastung (4500-5000 mrem während desgenannten Zeitraums) nicht ins Gewicht falle.

Die bisher vorgetragenen offiziellen Daten sollen diebetroffene Bevölkerung offenbar beruhigen und tundas auch in gewissen Grenzen. Doch ist nochmals dar-auf hinzuweisen, daß die zu diesen Berechnungen nöti-gen Einzelschritte auf schwankendem Boden getanwerden. Die offiziell verwendeten Rechenmodelle ge-hen meist von den niedrigsten (also günstigsten) Bela-stungen und Risikofaktoren aus. Bei der Benutzung an-derer Rechenmodelle ergeben sich ganz andere, meistweit höhere Schadenswerte. Strittig sind bereits eineReihe von Basisdaten, beispielsweise die Transferfak-toren, die den Übergang von radioaktiven Isotopen ausdem Erdreich in verschiedenartige Pflanzen und vondiesen in Nutz- und Schiachtiere sowie von diesen inden menschlichen Körper beschreiben und die vonsehr unterschiedlichen Variablen abhängig sind (Be-schaffenheit des Bodens, Art der Düngung, Klima, Wet-ter, Stoffwechsel und Gesundheitszustand der invol-vierten Pflanzen, Tiere und Menschen sowie deren Al-ter und Geschlecht) oder die Verweildauer der einzel-nen Isotope im Körper der verschiedenen Lebewesen(biologische Halbwertszeit), die u. a. abhängig ist vomaktuellen Stoffwechsel des untersuchten Lebewesensund der chemischen Verbindung, in der das Isotop demOrganismus angeboten wird. Gewaltige Unterschiedeweist auch die Einschätzung des Krankheitsrisikosauf. Da Krankheitsursachen immer multifaktoriell sindund beim Menschen immer auch psychosoziale Bela-stungen eingehen, schwanken die von den verschiede-nen Forschern angegebenen Risikofaktoren in einerGrößenordnung zwischen 100 und 5000.

Die große Spannweite möglicher Schätzungen vonSpätfolgen radioaktiver Strahlenbelastungen soll an ei-nem Beispiel dargelegt werden. John Gofman, der Ne-stor der amerikanischen Strahlenmedizin, legte imSeptember 1986 eine Schätzung wahrscheinlicher zu-sätzlicher Krebserkrankungen als Folge des Tscher-nobyl-Unglücks in allen betroffenen Ländern vor (12). Inseinen mit größter Sorgfalt durchgeführten Berechnun-gen kommt er für unsere Bundesrepublik zu einerSchätzung von nahezu 79000 zusätzlichen Krebs- und1600 Leukämieerkrankungen, von denen die Hälfte töd-lich verlaufen wird, innerhalb der jetzt lebenden Bevöl-kerung. Aufgrund seiner Berechnungen werden sich inden folgenden 30 bis 50 Jahren in Europa und derSowjetunion zusätzlich 970000 bösartige Erkrankun-gen entwickeln!

Die Ergebnisse der Go/manschen Kalkulation liegenalso um mehr als das Zehnfache höher als die der zu-vor erwähnten offiziellen deutschen Aussagen. Welcheder geschätzten Werte sich schließlich verwirklichen,ist gegenwärtig nicht zu entscheiden. Alle Berechnun-gen wurden von anerkannten Fachleuten auf der Basiseindeutiger Meßwerte und gültiger Rechenmodelle vor-genommen. Die kritiklose Übernahme der einen oderder anderen Kalkulation wäre unverantwortlich. In die-ser Situation haben wir keine Wahl. Wir müssen denungünstigsten möglichen Fall (Worst-case-Hypothese)

als realistisch annehmen und unsere Entscheidungdarauf aufbauen.Bösartige Geschwülste sind nicht die einzigen gesund-heitlichen Spätschäden nach radioaktiven Belastun-gen. Ihre Entsprechungen infolge Mutationen im gene-tischen Apparat sind die Erbkrankheiten. Da diesemeist erst nach mehreren Generationen in Erschei-nung treten, können wir ihre zusätzliche Zahl infolge ra-dioaktiver Niedrigstrahlung kaum abschätzen. Dochhalten führende Genetiker das sich durch genetischeSchäden zusätzlich ergebende Risiko für zumindestebenso groß wie dasjenige durch bösartige Tumoren,nicht zuletzt weil auch phänotypisch noch nicht rele-vante Genschäden infolge der „polygenetischen" Ver-erbung von Eigenschaften bereits als Stoffwechselstö-rung oder andersartige vitalitätsmindemde Abartigkei-ten in Erscheinung treten können. Eindeutige geneti-sche Schäden, die durch das Tschernobyl-Unglück in-duziert wurden, sind bisher noch nicht bekannt gewor-den. Es wurde jedoch vor wenigen Tagen über eine„hochsignifikante" Erhöhung der MißbildungsrateNeugeborener in Berlin berichtet (14). Dort wurden imJanuar 1987 10 Kinder mit Down-Syndrom (Mongolis-mus) geboren, während normalerweise sonst nur zweiFälle dieser chromosomalen Anomalie zu erwarten wa-ren. Der Leiter des Berliner humangenetischen Insti-tuts hält einen Zusammenhang dieser Mißbildungs-häufung mit dem Reaktorunglück für wenig wahr-scheinlich, weil „die am 8. Mai 1986 gemessene höch-ste Ortsdosisleistung für Gammastrahlen (nur) 0,14Mikro-Sievert pro Stunde betragen (habe) und damit le-diglich um sechzig Prozent über der natürlichen Strah-lenbelastung gelegen (sei)". Ob diese Argumentationtatsächlich stichhaltig ist, sei zunächst dahingestellt.Immerhin können genetische Schäden an den Keimzel-len nicht nur durch eine äußere Einwirkung von Gam-mastrahlen ausgelöst werden, sondern auch durch in-korporierte Betastrahlen, wie sie von Jod-131 und Cae-sium 134 und 137 ausgestrahlt werden. In dieser Situa-tion können uns nur weitere genaue Beobachtungenund ihre statistische Erfassung weiterhelfen.Zu den durch radioaktive Niedrigstrahlung ausgelöstenSofortschäden gehören Fehl-, Früh- und Mißgeburtensowie eine Zunahme von Todesfällen unter den (vor al-lem niedriggewichtigen) Neugeborenen. Diese Schä-den sind streng dosisabhängig; sie werden im Gegen-satz zu den bisher besprochenen Spät- und Verer-bungsschäden, deren Ausprägung dosisunabhängigausschließlich den Gesetzen des Zufalls folgt (stocha-stisch), als nicht-stochastisch bezeichnet. Auch dieseSchäden wurden nach dem Reaktor-Unglück bishernoch nicht systematisch epidemiologisch untersucht.Um so erschreckender war es, als kürzlich In einerFachzeitschrift über das Auftreten von 12 Mißgeburten(10 Fälle von Anenzephalus, ein Hydrozephalus und einFall von Zyklopie) auf einem relativ engen Raum derWesttürkei berichtet wurde, also in einem Gebiet, daszu einem radioaktiv besonders belasteten Gebiet nachdem Tschernobyl-Unglück gehört. Wenn die zahlenmä-ßige Häufung dieser Mißbildung auch keineswegsschon allein die ursächliche Bedeutung der radioakti-ven Belastung beweist, so deuten doch der eindeutigezeitliche Zusammenhang und die überdurchschnittlichstarke regionale (externe und interne) radioaktive Bela-

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stung der Bevölkerung in diese Richtung, zumal diedort beobachteten Mißbildungen experimentell durchionisierende Strahlen auslosbar sind und auch beimMenschen kasuistisch als Folge von Strahlenbelastun-gen beschrieben wurdenDiese Vermutungen finden Ruckhalt auch in neuer-dings mitgeteilten Beobachtungen einer Häufung vonTotgeburten und nicht lebensfähigen Mißgeburten beiRindern In einer kleinen bauerlichen Region Oberbay-erns, die nach dem Tschernobyl-Unglück einer relativstarken radioaktiven Belastung ausgesetzt war, wurdein derzeit vom 1 10 1986 bis 28 2 1987 eine Tot-undMißgeburtenrate von 7,68% gefunden, anstelle der imhistorischen Vergleich und einer kontemporaren radio-aktiv unbelasteten Kontrollgruppe von 3,45%, 3,53%und 2,33% (15) Dieses hochsignifikante Ergebnis kannauch für den Humanmediziner nicht gleichgültig seinBei allen Verschiedenheiten zwischen Rindern undMenschen hinsichtlich der physiologischen Gegeben-heiten und der Intensität der Strahlenbelastung sinddie komparativen Ähnlichkeiten doch so groß, daß ent-sprechende systematische Untersuchungen der deutsehen Bevölkerung dringend notig sind.Die Folgen des Tschernobyl-Unglücks sind noch immernicht zu überschauen und keineswegs abgeschlossenDas gegenwartig bei uns verfutterte stark belasteteHeu des ersten Grasschnitts 1986 und der auf seineBeseitigung wartende hochaktive Klärschlamm kön-nen unsere Nahrungsmittel in naher und weiterer Zukunft zusätzlich belasten. Die radioaktive Belastungder Bundesrepublik infolge des Reaktor-Unglücks bie-tet uns die (hoffentlich einmalige) Chance an großenBevolkerungskollektiven die Kurz- und Langzeitauswir-kungen radioaktiver Niedrigstrahlung wissenschaftlichzu erforschen Derartig langfristige weiträumige epide-miologische Untersuchungen sind personalaufwendigund kostspielig. Sie sollten von den wissenschaftli-chen Institutionen unseres Staates organisiert und finanziert werdenEin wirkungsvoller Schutz der Menschen vor den Fol-gen der zusätzlichen Radioaktivität kann letztlich nurmit Hilfe der Behörden gewährleistet werden JedesBecquerel, das wir bei der Nahrungsaufnahme einspa-ren, vermindert unsere Gefahrdung Eine sinnvolle Aus-wahl bei der Ernährung ist daher ein wichtiger Beitrageines jeden einzelnen zur Verminderung des RisikosDabei ist zu bedenken, daß unsere Nahrung auch keinezusätzlichen chemischen Verunreinigungen enthaltenund in jeder Hinsicht vollwertig sein sollte Zwar wirdes unserem Korper nicht gelingen, die durch Radioakti-vität gesetzten Schaden vollständig auszugleichenoder sich sogar an die ihn umgebende radioaktiveStrahlung zu gewohnen, doch wird es einem in seinerVitalität gestärkten Organismus leichter gelingen,Strahlenfolgen partiell zu beseitigen und dadurch einen nicht unwesentlichen Teil zur Erhaltung seiner Ge-sundheit beizutragen

Literatur1 Die politischen und psychosozialen Implikationen des Re-

aktorungiueks von Tschernobyl sind dargestellt inU Beck Der anthropologische Schock — Tschernobylund die Konturen der Risikogesellschaft Merkur 40(1986),No 8, S 653, und inBegemann, H Das erste Jahr nach Tschernobyl — Anmerkungen zum Umgang mit dem UnwahrscheinlichenBlatter für deutsche und internationale Politik, im Druck

2 Einzelheiten zur tragikomischen Odyssee des bayerischenMolkepulvers sind nachzulesen inHolzhaider, H Warten — nicht ohne Schadenfreude Suddeutsche Zeitung Nr 48 vom 27 2 87, Seite 3

3 Der ursprünglich aus der Pharmakologie stammende Begriff der „Hormesis ' beschreibt den stimulierenden Effektunterschwelliger Dosen eines bei üblicher Dosierung starktoxischen Medikaments Seit einiger Zeit wird er auch fürdie scheinbar ähnliche biologische Wirkung radioaktiverNiedrigstrahlung verwendet Mehr dazu findet sich in meiner Antwort auf eine Leseranfrage, die demnächst in derZeitschrift NATUR erscheint

4 Pohl Rulmg, J, P Fischer, E Pohl The Low Level Shape ofDose Response for Chromosome Aberrations In ProcSymp Late Biological Effects of lomzmg Radiation Vienne 13 17 March 1978

5 Der Hessische Sozialminister Die Folgen von Tschernobyl, 2 aktualisierte Auflage, Stand 11/86 Seite 62/63

6 Bericht des Bayerischen Staatsministers für LandesentWicklung und Umweltfragen vom 16 12 86 S 11/12

7 Jacob), W Fallaout from the Tschernobyl Accident ProcIntern Conference on the Biological Effects of lomzmgRadiation Hammersmith Hospital London Nov 24 251986

8 Bundesgesundheitsblatt 29 Nr 8 August 1986, S 2469 ICRP Publication 26, 1977

10 Von der staatlichen Gesellschaft für Strahlen m d Umweltforschung (GSF) wurden am 29 4 86 8 30 Uhr bis12 5 86, 8 30 Uhr, folgende Aktivitäten auf dem Boden inkBqim2 gemessen (Bericht in Fortschr Med 704 (1986) Nr21, S 16 18) Co58 — 8,4, Mo/Tc 99 — 9,6, Ru 103 — 21,Ru 106 — 12, J 131 80, Te/J 132 — 100, J 133 3,7, Cs 134— 8,6, Cs 137 — 24, Sr 90 — 0,21, Pu 238 — 0,000014, Pu239 — 0,000040

11 Als Risikofaktoren für Krebsmzidenzen pro Mio Per remwerden angegeben (zit nach IFEU Bericht Nr 43, 3 Auflage Juni1986) UNSCEAR 1977 — 100, ICRP 26 1977 — 345,BEIR III 1980 — 719, Gofman 1981 — 3 333 4 255, Bertell-Handbook 1984 — 549 1648

12 Gofman, J W Assessing Chernobyl s Cancer Consequences Application of four, Laws" of Radiation Carcmogenesis Vortrag auf dem 192 Nationalen Meeting derAmerican Chemical Society am 9 Sept 1986 Solange derVortrag noch nicht gedruckt vorliegt kann er beim Autorbestellt werden John W Gofman, M D , Ph D , P O Box11207, San Francisco, California 94101

13 Mißgeburten Eine Folge von Tschernobyl1' Ein Bericht inPSYCHOLOGIE HEUTE, Febr 1987, S I

14 Engeln, H Ratsei um eine erhöhte Mißbildungsrate im Januar, Tagesspiegel Berlin 7 3 87

15 Diese Untersuchungen wurden von der Initiativ GruppeARCHE NOAH e V (Adresse Ruepp Anger 14, D8183Rottach Egern) vorgenommen Publiziert wurden sie erstmals im Magazin STERN vom 19 3 87, Nr 13, S 258

Anschrift des VerfassersProf Dr H Begemann, Denningerstraße 110, D 8000 Munchen 81

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A. schroedter Urolithiasis — Pathogenese, Diagnostik und Therapie

ZusammenfassungDie Urolithiasis ist eine Urkrankheit derMenschheit. Ihre Prävalenz liegt zwischen 4 und10%, wobei verschiedene Autoren unter Ein-schluß einer Dunkelziffer auch 20% nicht aus-schließen.Als typische Männerkrankheit (Männer werdenbis zu viermal häufiger davon befallen als Frau-en) tritt sie gehäuft in sogenannten Wohl-standsländern auf. Auffallend ist, daß sich inden vergangenen 100 Jahren die Zusammenset-zung der Konkremente verändert hat, was aufÜberernährung und Bewegungsmangel zurück-geführt wird.Die Diagnostik der Urolithiasis besteht aus ei-ner sorgfältigen Anamnese sowie Röntgen-,Urin-, Blut- und Ultraschalluntersuchungen. Be-lastungstests und Stoffwechselanalysen sindgleichfalls vorzunehmen und eine Hyperkalz-urie vor Therapiebeginn zu klassifizieren.Im akuten Stadium und bei Infektsteinen sindOperation respektive Extraktion oder ESWLoder PCN vorrangig indiziert.Im subakuten Stadium ohne zwingende Opera-tionsindikation ist eine Litholyse das Mittel derWahl. Das Präparat OSPAREN (Hersteller:OSPAPHARM, Brooklande 1, 2061 Bargfeld-Ste-gen) bewies in Klinik und Praxis seine litholyti-sehe Wirkung. Es bietet sich an, wenn kein aku-ter Fall vorliegt. Auch für eine Rezidivprophy-laxe ist es hervorragend geeignet.

SummaryUrolithiasis is one of mankind's oldest dis-eases. Its prevalence lies between 4 and 10%,but various authors assume a figure as high as20%, including the estimated number of un-known cases.Urolithiasis is a typical male disease (men areaffected up to four times more frequently thanwomen), oecuring with increased frequency inso-called affluent societies. Remarkably, thecomposition of the concrements has changedduring the past 100 years, which is generally as-sumed to be due to excess food intake and in-sufficient physical activity.The diagnosis of urolithiasis comprises a care-ful anamnesis, as well as X-ray, urine, blood andultrasorvic tests. Exercise tests and metabolicanalyses ought to be performed and hypereal-cinuria ought to be classif ied prior to the beginof therapy.

Surgical interventions or extraction, ESWL andPCN, respectively, are priority indicated in theacute stage and in cases of infection calculi.Lytholysis is the procedure to be chosen at thesubacute stage without a surgical Interventionbeing compulsorily indicated, The preparationOSPAREN (manufacturer: OSPAPHARM, Brook-lande 1, D-2061 Bargfeld-Stegen) has proved itslitholytic efficaey in hospitals and surgeries. Itis recommended in non-acute cases. It is alsoperfectly suitable for relapse prophylaxis.

Die Urolithiasis ist eine der Urkrankheiten derMenschheit. Solange bemühte man sich auch, auslö-sende Momente herauszufinden, was zu nahezu 150verschiedenen Theorien über die Bildung solcher Kon-kremente führte. Aber es sind kaum mehr als 10 ver-schiedene Ursachen, die sich vom Standpunkt des na-turwissenschaftlichen und biologischen Betrachtersvertreten lassen.Die Steinbildung im Nieren-Blasen-Trakt tritt heute sohäufig auf, daß von einer modernen Volkskrankheitgesprochen wird. Allerdings gehen die Meinungen derverschiedenen Autoren über die Prävalenz erheblichauseinander. Sie schwankt zwischen 4 bis 10%, wo-bei auch 20% nicht ausgeschlossen werden. Letzte-res dürfte, wenn überhaupt, nur bei Einschluß einerhohen Dunkelziffer korrekt sein, die man aber keines-falls negieren sollte.

Epidemiologie

Die Urolithiasis hat erhebliche volkswirtschaftlicheAuswirkungen. Pro Patient ist mit einem Zeitraum fürdie Arbeitsunfähigkeit von nahezu 25 Tagen zu rech-nen. Die Klinikverweildauer beträgt ca. 16 Tage proFall. Zu den gegenwärtig 13000 Dialysepatienten inder Bundesrepublik Deutschland kommen im Jahres-verlauf etwa 100 weitere Niereninsuffiziente dazu, de-ren Leiden sich auf das Vorhandensein von Harnstei-nen zurückführen läßt.Die Urolithiasis ist eine typische Männerkrankheit.Bis zu viermal häufiger werden Männer davon betrof-fen. Das 35. Lebensjahr scheint hier der Kulmina-tionspunkt zu sein. Bei Frauen findet sich die größteHäufigkeit beim 30. und 55. Lebensjahr.Auffallend ist die Häufigkeit der Urolithiasis in denLändern mit einer sogenannten Wohlstandsgesell-schaft, wie der Bundesrepublik Deutschland, Austra-

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lien, Schweden, Kanada und den USA. Nahezu ohnejedes Risiko sind die Bewohner von Pakistan, Indienund Taiwan. Hier zeigt sich allerdings ein Wider-spruch. Verschiedene Autoren berichten davon, daßin Ländern mit hohem Verbrauch von Currygewürz ei-ne ausgeprägte Prävalenz zu verzeichnen sei.Sicher dürfte aber sein, daß die tägliche Zufuhr vontierischem Eiweiß als der entscheidende Faktor fürdie Steinbildung verantwortlich zu machen ist, wasdie These von der Wohlstandskrankheit zu bestätigenscheint. Auch die Jahreszeiten spielen eine deutlicheRolle. So liegt nach Beobachtungen verschiedenerAutoren das Maximum der Lithiasis in den Sommer-monaten und das Minimum im Herbst und Winter. DieEinwirkung von ultraviolettem Licht dürfte als Auslö-ser verantwortlich sein.

Pathogenese

Die Zusammensetzung der Konkremente hat sich inden vergangenen Jahrzehnten deutlich verändert. Vor100 Jahren bestanden sie überwiegend aus Magnesi-umammoniumphosphat, die sich gehäuft bei Kindernaus ärmeren Volksschichten finden ließen. Heutetrifft man zumeist Kalziumoxalatsteine an, was aufÜberernährung und Bewegungsmangel zurückgeführtwird.Bis zu 99% bestehen die Harnsteine aus anorgani-schen und organischen kristallinen Substanzen so-wie aus organisch nichtkristallinen Bestandteilen'alsMatrix. Zur Formalgenese gibt es zwei Theorien: DieMatrixtherorie geht davon aus, daß die Matrix als Ge-rüst das Konkrement durchzieht und so entscheidendzur Kristallisation beiträgt. Die Kristallisationstheoriepostuliert das Primat der Auskristallisation von Harn-salzen, wobei das organische Stroma allein durch dieMitfällung bedingt ist. Hier wird der Übersättigungdes Harns an steinbildender Substanz als Auslöse-moment der Vorrang eingeräumt. Kritisch betrachtetscheint diese Theorie jedoch für beide Annahmen zu-zutreffen. Die Übersättigung des in aller Regel meta-stabilen Harns führt zur heterogenen oder in seltene-ren Fällen zur homogenen Ausbildung von Kristallen.Viele Einzelkristalle kumulieren endlich zum Harn-stein.

Diagnostik der Grunderkrankung

Die Diagnostik der Urolithiasis umfaßt eine sorgfälti-ge Anamnese, den klinischen Befund sowie Röntgen-,Urin-, Blut- und Ultraschalluntersuchungen. Fernersind Belastungstests und Stoffwechselanalysen vor-zunehmen. Jede Hyperkalziurie ist vor der Therapie zuklassifizieren.

Eine Verdachtsdiagnose ergibt sich bereits aus derSteinkolik. Zur Verifizierung sind radiologische Unter-suchungen, Abdomenübersichtsaufnahmen und einAusscheidungsurogramm vorzunehmen. Diese dia-gnostischen Maßnahmen sind trotz der Sonographienoch immer für die Steindiagnostik unerläßlich.Bei nahezu einem Drittel der Patienten läßt sich trotzaller subtilen Untersuchungen kein Hinweis auf dieUrsachen der Urolithiasis finden. In solchen Fällen isteine Rezidivprophylaxe nur mittels einer Harnstein-analyse möglich.Problematisch ist oft die Suche nach der Grunder-krankung. Hier wird ein Stufenprogramm empfohlen,um die Auslöser der Harnübersättigung aufzufinden.Wie bereits zitiert, sind neben der Routinediagnostikund den Funktionstests (Kalziumbelastungstest undAmmoniumchloridtest) bei Verdacht auf Stoffwech-selstörungen auch weitergehende Explorationen vor-zunehmen.

Therapie der Urolithiasis

Zu den häufigsten Notfällen in der urologischen Pra-xis zählen mit Sicherheit die Harnsteinkoliken. Sie ge-hen einher mit Makrohämaturie und mit der Exazerba-tion eines Infektes mit den Symptomen Fieber undSchüttelfrost. Der akute Harnstein führt, wenn ernicht spontan abgeht, in kurzer Zeit zum Verlust oderzu irreparablen Schädigungen der Niere.Eine fortgesetzte Spasmoananalgesie unterbricht dieKolik, wobei eine ausgeprägt starke Diurese die Stein-austreibung einleiten kann. Phytotherapeutika, überdie noch zu sprechen sein wird, haben sich hierbei kli-nisch sehr bewährt. Entsprechende Studien weisenaus, daß dabei 80 bis 90% aller Steine spontan abge-hen, vorausgesetzt, Behandler und Patient bringendie entsprechende Geduld auf.Die meisten Koliken werden durch Nieren- oder Ure-tersteine ausgelöst. Eine Operationsindikation iststets dann gegeben, wenn es sich dabei um Infekt-steine handelt. Der Versuch zu einer Litholyse solltebei solchen Fällen unterbleiben, da hier absoluteDringlichkeit für einen operativen Eingriff vorliegt.Eventuell wäre eine Steinextraktion vertretbar. Sie istaber nur bei Steinen bis einer bestimmten Größe an-gezeigt, die die Abgangsfähigkeit garantiert. Steinebis zu einem Durchmesser von 8 mm gehen häufigspontan ab. Von größerem Konkrementen ist diesnicht mehr zu erwarten. Grundsätzlich sind beitherapieresistenten Dauerkoliken und bei Anurie, Fie-ber als Symptom der infizierten Harnstauungsnieremit Gefahr der Urosepsis sowie ausgeprägterMakrohämaturie oder paralytischer lleus die sofortigeEinweisung in eine Klinik vorzunehmen. In solchenFällen ist die Operation das Mittel der Wahl. Über dieweiter vorzunehmenden Maßnahmen einer Operation

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Schroedter, Urolithiasis Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg.

entscheidet dann der Urologe. Je höher der Stein ein-geklemmt ist, um so gefährlicher ist er. Denn dannwird die Stauung unmittelbar auf die Niere übertra-gen. Ein totaler oder partieller Verschluß durch einenhochsitzenden Ureterstein verlangt die Operation. Jenäher der Stein zur Blase liegt, umso eher dürfte einspontaner Abgang oder die Extraktion mittels derSchlinge möglich sein.Die Schiingenextraktion birgt jedoch die Gefahr derUreterwandläsion, der Perforation des Ureters oderdes Ureterabrisses in sich, wodurch eine Ureterphleg-mone oder die Gefahr eines iatrogenen Refluxes re-sultieren können.Eine neue Methode ist die extrakorporale Stoßwellen-lithotripsie (ESWL). Das von der Firma Dornier in Zu-sammenarbeit mit der Urologischen Universitätskli-nik im Klinikum Großhadern bei München entwickelteVerfahren beruht auf der Erzeugung von hochenerge-tischen Stoßwellen außerhalb des Körpers, die übereinen Reflektor auf den Stein innerhalb des Körpersgebündelt werden. Durch diese Stoßwellen kommt esdann zu einer berührungsfreien Zerstörung des Kon-krementes innerhalb der Niere oder des Ureters in sokleine Teile, daß diese spontan über Harnleiter undBlase ausgeschieden werden können. Diese Methodeführte dazu, daß die Operation heute schon zur Aus-nahme gehört. Sie ist jedoch nicht frei von Risikenund unerwünschten Begleiterscheinungen. Bei etwaeinem Drittel der Patienten, die mit der ESWL behan-delt werden, ist mit starken Koliken zu rechnen. Beibis zu 17% werden Fieber und Schüttelfrost ausge-löst. Bei 0,5% treten perirenale Hämatome auf, diezur Urosepsis führen können. Statistiken von Patien-ten, die mit der ESWL therapiert wurden, weisen aus,daß bei 25% der Behandelten Restkonkremente zu-rückblieben und daß bei 13% mehrfach behandeltwerden mußte. Bei ebenfalls 13% der Patienten wa-ren auxiliäre Methoden notwendig.Als therapeutische Alternative zur ESWL bietet sichdie perkutane Nephrolitholapaxie (PCN) an. Es wirdempfohlen, Steine von mehr als 3 cm Durchmesserauf diese Weise zu therapieren, auch solche mit gerin-ger Röntgendichte und Konkremente bei erkannterUreterstenose. Die PCN erspart den hohen apparati-ven Aufwand der ESWL.

Ist keine zwingende Operationsindikation gegebenund sind ESWL oder PCN wegen der damit verbunde-nen Risiken nicht möglich oder erforderlich, dann bie-tet sich als Alternative die orale Litholyse an. Siekann durch eine Alkalisierung des Harns erreicht wer-den, wobei auf den pH-Wert zu achten ist, der nichtüber 7,0 liegen sollte, da es sonst zu Phosphatausfäl-lungen kommen kann. Diese Methode versagt aberauch in einer größeren Zahl von Fällen und bei beste-henden Harnwegsinfekten. Ferner nimmt die Mono-Ammoniak-Konzentration zu, die zu Mono-Ammoni-um-Urat-Steinen führen kann, die sich nicht mehr auf-lösen lassen.

Bewährt haben sich für die Litholyse Präparate mitphytotherapeutischen und mineralischen Bestandtei-len, vorausgesetzt, es liegt kein akuter Fall und keineDringlichkeit für einen sofortigen Eingriff vor, wie sieunter den Stichworten „Operation, ESWL, PCN undSchiingenextraktion" zitiert wurden. Hier ist das Phy-totherapeutikum OSPAREN (Hersteller: OspapharmArzneimittel GmbH., 2061 Bargfeld-Stegen), das seinelitholytische Wirkung in Praxis und Klinik bewiesenhat, das Mittel der Wahl. Es liegt in Drageeform vorund wird unter standardisierten Bedingungen indu-striell hergestellt. Die Inhaltsstoffe sind in der Thera-pie bewährte Drogenextrakte, die nicht nur den Harn-abfluß steigern. Sie weisen auch eine desinfizierende,entzündungshemmende, adstringierende und leichtspasmolytische Wirkung auf. Zusätzlich wird den In-haltsstoffen eine die körpereigenen Abwehrkräftesteigernde Komponente zugesprochen.

Das Präparat setzt sich wie folgt zusammen:

Rhizoma Tormentillae (Blutwurz): Mit dem WirkstoffTormentillgerbstoff, dem Farbstoff Tormentillrot,dem Glykosid Tormentillin sowie Chinovasäure. DemExtrakt aus dieser Pflanze wird in der Literatur eineadstringierende, spasmolytische und entzündungs-hemmende Eigenschaft zugesprochen.

Fructus Rosae caninae (Hundsrose): Sie enthält Gerb-stoffe, Flavone, Carotine, Xanthophylle (Lycopin, Ru-bixanthin) sowie eine Reihe von Vitaminen, vor allemVitamin C. Die Pflanze wird in der Heilkunde als Diure-tikum, bei Blasen- und Nierenleiden sowie zur Steige-rung der Immunleistung eingesetzt.

Herba Equiseti(Ackerschachtelhalm): Die Inhaltsstof-fe dieser Pflanze Flavonglykoside (Equisetin), Saponi-ne (Equisetonin), Alkaloide (Palustrin), Kieselsäure,Gerb- und Bitterstoffe, sind als Diuretika bekannt. Siesind indiziert bei chronischer Zystitis und zur Stär-kung des körpereigenen Abwehrsystems.

Herba Orthosiphoni („Indischer Nierentee"): Zeichnetsich durch den Gehalt an Glykosiden (Orthosiphonin),Gerbstoffen, ätherischen Ölen und Saponinen (Sa-phonin) aus. Diese Pflanze zählt zu den bekanntenTherapeutika bei Nierenleiden. Sie fördert die Aus-scheidung von Flüssigkeiten, von stickstoffhaltigenSubstanzen, von Kochsalz und Phosphorsäuresalz.Sie reduziert Reststickstoffwerte im Blut, die stets einZeichen für eine Niereninsuffizienz sind. Die Drogebewährte sich generell bei Schrumpfniere. Weiterhinkonnten eine spasmolytische Wirkung und keimhem-mende Eigenschaften beobachtet werden.

Fructus Alkekengi (Laternenblume, Judenkirsche):Folgende Inhaltsstoffe sind nachgewiesen: Bitter-stoffe (Physalin), Gerbstoffe, Alkaloide, Carotinoide(Physalein) und ein hoher Gehalt an Vitamin C. Die Er-fahrungsheilkunde setzt die Pflanze bei Nieren-,

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Odontogene Herdeund StörfaktorenDiagnostik und Therapie mittels Elektroaku-punktur nach Voll (EAV)

Von Dr. med. dent. Joachim ThomsenMit einem Geleitwort von Dr. med. Reinhold Voll

174 Seiten, Format 17 x 24 cm, 2fbg. Umschlag,gebunden DM 69,—

Aus der Sicht des energetischen Denkens istdie Mundhöhle eingebettet in das System derAkupunktur-Meridiane und der von Voll gefun-denen Energiegefäße.

Im Zahn-Mund-Kiefergebiet gibt es eine Vielzahlvon Faktoren, die dieses System von Energie-leitbahnen wie auch das Vegetative Grundsy-stem (Pischinger) beeinflussen können — posi-tiv und negativ.

Die durch odontogene Herde und Störfaktorenbedingten Fernstörungen lassen die Patientenzunächst den Arzt aufsuchen. Er kann diesemBuch die nötigen Hinweise für eine Übersichts-diagnostik entnehmen, um dann das Problemder odontogenen Beherdung an den Zahnarztzur differenzierten Abklärung zu delegieren.

Für Zahnärzte und Ärzte, die sich in die Diagno-stik odontogener Herde und Störfaktoren tiefereinarbeiten wollen, sind in fünf Kapiteln in sy-stematischer Gliederung odontogene Herdeund Störfaktoren beschrieben und deren Dia-gnostik mittels EAV-Test in einzelnen Arbeits-gängen schrittweise dargestellt. Das sechsteKapitel ist der Therapie der Belastung durchMetalle in der Mundhöhle gewidmet.Im siebenten Kapitel wird der Verträglichkeits-test von dentalen Werkstoffen (Legierungen,Kunststoffe, Zähne, Füllungsmaterialien) be-schrieben.

In den im Anhang erscheinenden Arbeiten wer-den EAV-Befunde an Zähnen und Kieferknochenmit histologischen und bakteriologischen Be-funden verglichen.

Es wird wiederholt die Notwendigkeit betont,die in der konventionellen Zahnheilkunde übli-che Betrachtungsweise um das Denken in bio-energetischen Zusammenhängen zu erweitern.Diese Denkweise ist die Grundlage des gesam-ten Buches und reicht von der Zahnpulpa überden Kieferknochen bis zu den dentalen Werk-stoffen.

[LMEDIZINISCH LITERARISCHEVERLAGSGESELLSCHAFT MBHPostf. 120/140, 3110 Uelzen 1, s (05 81)808-0

Wieder lieferbar:

KopfherdeDiagnostik und Therapie mittels Elektroaku-punktur und Medikamententestung.

von Dr. med. R. Voll

2. unveränderte Auflage. 296 Seiten, Umschlagmit Alkorfoliierung, gebunden, DM 120,—

Der Autor hat seine Erfahrungen mit dem Kopf-herdgeschehen in Diagnostik und Therapie mittelsder Elektroakupunktur in diesem Buch niederge-legt. Beschrieben sind alle Arten der Kopfherde,odontogene, tonsillogene, otogene und sinusida-le, ferner die Möglichkeiten der medikamentösenund chirurgischen Therapie, die Vor- und Nachbe-handlung des chirurgischen Eingriffes, die nichtnur eine schnelle komplikationslose Heilung be-wirken, sondern auch das Rezidiv verhindern hel-fen.

Frühdiagnose und Frühtherapie durch Elektroaku-punktur können in vielen Fällen zunächst auf län-gere Zeit das Akutwerden eines Herdes verhin-dern, womit eine Kompromißtherapie auf Zeit, diemeßbar kontrolliert werden kann, ermöglicht wird,was insbesondere in der zahnärztlichen Behand-lung von Bedeutung ist.

Der Autor gibt in seinem Buch zunächst einenÜberblick über das wichtigste Herdgeschehen inden verschiedenen Lebensaltern. Der lymphoge-nen Fernwirkung der Kopfherde wird ein großesKapitel gewidmet.

Die Ursachen der Mißerfolge bei der odontogenenHerdtherapie sind in einem ausführlichen Kapitelzusammengestellt. Arbeitsanleitungen für die Dif-ferentialdiagnostik und Therapie des Kopfherdge-schehens ohne und mit Medikament, mit prakti-schen Beispielen, geben dem interessierten Arztdie Möglichkeit, die Elektroakupunktur-Diagnostikfür das Herdgeschehen in seine Praxis einzu-bauen.

Im therapeutischen Teil wird die Indikation der No-soden und der erforderlichen Begleittherapie mithomöopathischen Medikamenten und mit den po-tenzierten Organpräparaten ausführlich aufge-führt. Zum Schluß sind in einem besonderen Kapi-tel die Beziehungen von Tonsillien und endokrinenDrüsen auf die Kieferentwicklung im Kleinkindaltererstmalig dargestellt.

Im Anhang dieses Buches werden die Arbeitenvon Thomsen, der mit dem Bakteriologen Loden-kämper bakteriologische Ergebnisse bei derZahnuntersuchung klinisch gesunder Zähne erar-beiten konnte, veröffentlicht.

VERLAG

MEDIZINISCH LITERARISCHEVERLAGSGESELLSCHAFT MBHPostf. 120/140, 3110 Uelzen 1Tel. (05 81)808-151 (Durchwahl)

712 Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg.

Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg. Schroedter, Urolithiasis

Blasen- und Steinleiden ein. Auch wird ihr eine diureti-sche und nierenstärkende Wirkung zugeschrieben.

Die in OSPAREN ferner enthaltenen Elektrolyte wir-ken sich als Urologika zur Alkalisierung des Harnsund beim Lösen von Ureterkonkrementen aus.In einer offenen Studie wurden in einer urologischenPraxis 100 Patienten mit chronischen und akutenHarnwegsaffektionen behandelt. OSPAREN wurdemit 3mal täglich 2 Dragees dosiert. Der Therapiezeit-raum betrug jeweils 28 Tage. Das Durchschnittsalterder Patientengutes betrug 41,2 + 13,3 Jahre. Der älte-ste Patient war 73 und der jüngste 20 Jahre alt. AlsDiagnosen wurden gestellt Zystitis (38 Fälle), Pyelo-nephritis (43 Fälle) und Zystopyelitis (25 Fälle). Die er-wähnte Gesamtzahl der Probanden von 100 ergibtsich aus der Tatsache, daß 6 nicht zu den Kontrollun-tersuchungen erschienen.

Bei allen Patienten hatten sich Schmerzen bei derMiktion und in der Nierengegend, dem Rücken und inder Blase sowie der Harndrang eindeutig gebessert.Desgleichen die allgemein beschriebene subjektiveAbgeschlagenheit. In 80% der Fälle wurde von einembaldigen Rückgang aller Beschwerden gesprochen.Mit einer Ausnahme wurde die Verträglichkeit desPräparates als gut bezeichnet. Zu Therapieabbrüchenwegen Unverträglichkeiten kam es in keinem Fall.Als Keime wurden u.a. Staphylokokken, Escherichiacoli, Enterokokken nachgewiesen, wobei in einer Rei-he von Fällen Infektionen mit verschiedenen Erregernvorlagen.Das Behandlungsergebnis konnte insgesamt in 24%der Fälle als sehr gut, in 40% der Fälle als gut und bei23% mit befriedigend bezeichnet werden. Lediglich in13% der Fälle war kein Erfolg sichtbar, wobei es sichaber um Problemfälle mit Rezidivinfektionen han-delte.Besonders wirksam zeigte sich OSPAREN bei der Uro-lithiasis. Es sind eine große Zahl von Therapieerfol-gen aus Praxis und Klinik berichtet worden, bei denenKonkremente unabhängig von der Konsistenz soweitin Größe und Umfang reduziert wurden, daß sie spon-tan abgingen oder daß sie bei Folgeuntersuchungennicht mehr auffindbar waren, da sie sich offensicht-lich völlig lysiert hatten. Zur Verifizierung dieser Be-obachtungen sollte noch eine entsprechende klini-sche Studie vorgenommen werden. In dieser Wirkungbesteht jedoch keinerlei Zweifel.

Metaphylaxe der Urolithiasis

Zur Rezidivprophylaxe der Urolithiasis nach operati-ven Eingriffen oder Schiingenextraktion ist OSPARENdas Mittel der Wahl. Die mittlere Rezidivrate liegtnach übereinstimmenden Erkenntnissen bei minde-stens 50%. Daher ist eine Metaphylaxe dringend nachsolchen Maßnahmen indiziert. Die Rezidivrate konntedurch jährlich zweimalige kurmäßige Anwendung vonOSPAREN deutlich unter 10% gehalten werden. Dadas Präparat keinerlei unerwünschte Nebenwirkun-gen aufweist, könnte es auch Neuerkrankungen ver-hindern, deren Rate bei 0,1% der Bevölkerung proJahr liegt. Läßt die Anamnese eine solche Dispositionerkennen, ist OSPAREN prophylaktisch einzusetzen.

Diskussion

Die Urolithiasis und damit verbunden Harnabflußstö-rungen und Niereninsuffizienzen gelten heute alsVolkskrankheiten, da ihre Häufigkeit enorm zugenom-men hat.Risikofaktoren der Steinbildung, wie Zystinurie,Gicht, Adipositas, Darmaffektionen, Streß, Immobili-sation und andere sollten frühzeitig erkannt und pro-phylaktisch therapiert werden.Manifeste Erkrankungen sind, falls unumgänglich,mit der Operation oder der Extraktion bei vorliegen-den Konkrementen oder, falls möglich, mit nebenwir-kungsfreien Therapeutika zu behandeln. Hier bietetsich als Mittel der Wahl OSPAREN an. Damit könnenUrsachen ausgeschaltet und Komplikationen und ein-greifende Maßnahmen vermieden werden.

LiteraturBarsom: Die Therapie von Infektionen der ableitenden Harn-

wege. Erfahrungsheilkunde 7/1981.Hautmann: Urolithiasis, Epidemiologie und Pathogenese.

„Aktuelle Medizin" 7. 1. 1985.Schneider: Nierensteine — Harnabflußstörungen. „Inform.

Arzt" 1:6-13, 1985.Schroedter: Die kausale Therapie von Nierenerkrankungen.

INFO.

Anschrift des Verfassers:Prof. Dr. med. A. Schroedter, Hinter der Kapelle 46, D-6500Mainz-Bretzenhain

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ERNST SCHWÖRER • PHARMAZ. FABRIK • 6901 WIESENBACH/HEIDELBERG

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D. Miiller-Plettenberg 36. Deutscher Kongreß für ärztliche Fortbildung in Berlinvom 9. bis 13. Juni 1987

Im Rahmen einer Vortragsreihe über schulische undsogenannte außerschulische Behandlungsmethodenbei entzündlich-rheumatischen Gelenkerkrankungenkam M Franke (Baden-Baden) zu Wort, der zu Nutzenund Risiken der medikamentösen LangzeittherapieStellung nahm und betonte, daß bei den nichtsteroi-dalen Antirheumatika (NSAR) Halbwertszeit und Wir-kungsdauer nicht identisch ist Dies ist vor allem beiden lang wirksamen Präparaten eine Ursache häufi-ger falscher Anwendung Wenn ein Rheumapatientein NSAR mit langer Halbwertszeit erhalt und die Dosis wegen vermeintlich unzureichender Wirkung eigenmachtig erhöht, kommt es innerhalb weniger Tagezur Kumulation und zu einer erheblichen Zunahme derNebenwirkungenGrundsätzlich besteht bei den NSAR eine Altersab-hangigkeit der Risiken Deshalb muß sich der Arzt beiVerordnung dieser Medikamente an alte Patientenüber deren Leber und Nierenfunktion und auch überihre kardiale Leistungsfähigkeit orientieren Dies be-deutet, daß einem alten Menschen als erstes NSARkein Präparat mit langer Halbwertszeit verordnet wer-den sollte, weil hier in hohem Umfang mit Metaboli-sierungsstorungen gerechnet werden muß, dies giltauch für die häufig auftretenden gastromtestmalenNebenwirkungen Auch hinsichtlich der Appükations-form gibt es besondere Risiken Franke präsentierteeine Tabelle, wonach bei intramuskulärer Verabreichung des NSAR die Komphkationsrate besondershoch liegt und er erwähnte, daß er in 19 Jahren alsChefarzt einer rheumatologischen Klinik niemals einNSAR intramuskulär gegeben hat bzw geben ließ Eskonnte allerdings sein, daß eine solche Applikation inder Praxis unter besonderen Umstanden notwendigwerden kann, um zu einem sicheren Erfolg zu kommen

Zu den sogenannten Basistherapeutika wurde gesagt, daß bei einigen von ihnen ein relativ hohes Ne-benwirkungsrisiko besteht, was vor allem für die Zyto-statika und für die Immunsuppressiva gilt DieSchwierigkeit der Beurteilung des Nutzen-Risiko-Ver-haltnisses einer Basistherapie besteht vor allem dar-in, daß man im Einzelfall den Spontanverlauf einerchronischen Polyarthntis nicht vorhersagen kann unddaß es nach Ansicht des Vortragenden ethisch unver-antwortlich wäre, einen Patienten mit chronischerPolyarthntis ohne die derzeit verfugbaren Basistherapeutika zu behandeln Neben den seit langem eingeführten Präparaten (Antimalanamittel, Goldsalze, D-Pemcillamin) wurden inzwischen weitere Basisthera-peutika erprobt und zugelassen Zu ihnen gehört dasvon der Behandlung chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen her bekannte Azulfidme, das für diese Indikation als Azulfidme RA im Handel ist In mehreren

Studien konnte die Wirksamkeit dieses Präparatesbei der chronischen Polyarthntis nachgewiesen werden, wobei dessen relativ schneller Wirkungseintrittals besonderer Vorteil gewertet wird Inzwischen gibtes auch einige Studien über Gamma-Interferon, dochhandelt es sich hier keineswegs um ein Wundermittel,wie dies in einigen Medien dargestellt wurde Thymo-poetm sollte nach Frankes Meinung gefordert wer-den, damit die ungezielten Thymuspraparate, die eherschaden als nutzen, verdrangt werdenIn einem ergänzenden Beitrag skizzierte H Lutzner(Überlingen) die Möglichkeiten einer Ernährungsthe-rapie bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, wobei er eine zweiteilige Behandlungsstrate-gie vorstellte und propagierte Sie besteht erstensaus einem intensiv diätetischen Eingriff in einerFachklmik, d h in einem totalen Nahrungsverzicht,der sich je nach Schwere des Krankheitsbildes über 7bis 40 Tage erstrecken kann bzw soll Zweitens in einer Ernahrungsumstellung auf rohkostreiche Voll-wertkost, wobei über lange Zeit — oft lebenslang —die von Rheumapatienten als schädlich oder ungun-stig erlebten Nahrungsbestandteile gemieden werdenmüssen Der Vortragende räumte ein, daß es keindiagnostisches Kriterium gibt, um festzustellen, wel-chen Anteil die Ernährung bzw Ernahrungsfehler beider multifaktonellen Atiologie entzündlich rheumatischer Gelenkerkrankungen haben. Als bemerkenswert wurden die Ergebnisse einer schwedischen Stu-die erwähnt, wonach 82% der Rheumapatienten nacheiner Fastenkur eine Besserung ihres BeschwerdenI-des registrierten und 67% nach Ablauf eines Jahresmit ihrem Zustand noch immer zufrieden waren, sofern sie nach der Klmikentlassung die empfohlene Er-nahrungsumstellung konsequent beibehalten hatten.Aus der Sicht des internistischen Klinikers ging FRainer (Graz) der Frage nach, was den Rheumapatien-ten zu alternativen Behandlungsmaßnahmen treibtEr stutzte sich auf statistische Erhebungen, wonachje schwerer das Krankheitsbild und je unbefriedigen-der die Therapieergebnisse durch die Schulmedizinsind, um so häufiger alternative Behandlungsverfah-ren mit der Hoffnung auf Erfolg in Anspruch genommen werden Ist jedoch ein Behandlungserfolg erziel-bar, wie beispielsweise bei der Gicht, dann kommenalternative Verfahren nur selten zum EinsatzWie Rainer zu berichten wußte, schnitt bei den Patien-ten mit chronischer Polyarthntis die Homöopathie re-lativ am besten ab. 19% gaben einen eindeutigen,28% einen maßigen Erfolg an, immerhin hat aber et-was mehr als die Hälfte der Patienten einen Erfolgverneint Beim Lumbalsyndrom lag die Erfolgsratedeutlich hoher als bei der Polyarthntis Insgesamt äu-ßerten sich 45% der Patienten positiv, 31 sprachen

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Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg. Mütler-Plettenberg, 36. Kongreß in Berlin

von einer mäßigen Besserung, nur 24% verneinten ei-nen Erfolg. Die Patienten wurden auch nach ihrer Be-reitschaft getragt, eine alternative Behandlung zuwiederholen, und zwar bei angenommener Bezahlungdurch die Krankenkasse oder auch bei Eigenfinanzie-rung wie bisher. Hierbei ergab sich, daß hinsichtlichder Bereitschaft zur Wiederholung bei Eigenfinanzie-rung die Homöopathie mit 62% am besten abschnitt,was insofern überraschend war, als zuvor nur 47%der Patienten eine Besserung angegeben hatten. Fürdie Akupunktur ergab sich ein anderes Verhalten:39% der Patienten — so viele hatten zuvor eine Bes-serung angegeben — waren zu einer Wiederholungauf eigene Kosten bereit, 9% lehnten auch bei Bezah-lung durch die Kasse eine Wiederholung ab.Rainer interpretierte seine Untersuchungsergebnissedahingehend, daß die notwendige Führung der Rheu-mapatienten oft vernachlässigt wird — eine Institu-tion verläßt sich auf die andere, der Hausarzt auf denFacharzt, dieser auf die Krankenhausärzte und diesewiederum auf den Hausarzt. Übrig bleibt dann ein Pa-tient, der zwar mit Medikamenten versorgt wird, demauch Kontrollen vorgeschrieben werden, der abersonst allein gelassen wird. Der chronisch Kranke —dies gilt nicht nur für den Rheumatiker — braucht je-doch einen kompetenten Arzt, einen der zuhört, deraufklärt und der ihm Mut macht, einen, der nicht nurbehandelt, sondern auch betreut. Wenn der Arzt diesnicht tut, wird er das Feld anderen überlassen müs-sen.

In seinem Vortrag über Möglichkeiten der Naturheil-verfahren in der Klinik stützte sich G. Kuban (Berlin)auf seine Erfahrungen an der aus 40 Betten bestehen-den Abteilung für natürliche Heilweisen des Rudolf-Virchow-Krankenhauses. Dort werden die fünf wich-tigsten Prinzipien der klassischen Naturheilverfahrenpraktiziert, nämlich Ernährungstherapie, Hydrothera-pie, Bewegungstherapie, Phytotherapie und Ord-nungstherapie.Die Grundlage der Ernährung bildet eine ovo-lakto-vegetabile Vollwertkost, die frei ist von Zucker undFeinmehlprodukten. Fleisch und Wurst fehlen in die-ser Kost, Bohnenkaffee, schwarzer Tee oder Alkoholsind nicht erlaubt. Die Hydrotherapie besteht aus ei-

ner reichhaltigen Palette von verschiedenen Anwen-dungsformen — vom milden bis zum starken hydro-therapeutischen Reiz, von der Teilwaschung bis zumÜberwärmungsbad als intensivste Maßnahme. DieBewegungstherapie, die in den Aufgabenbereich derKrankengymnastinnen fällt, reicht von milden Anwen-dungen am Bett über Einzelbehandlungen bis zur ge-zielten Gruppengymnastik. Bei entsprechenden Indi-kationen werden auch klassische und Bindegewebs-massagen, Lymphdrainage sowie die Periostpunkt-Behandlung nach Vogler verordnet. Wenn Medika-mente notwendig sind, steht die Phytotherapie imVordergrund. Falls diese nicht ausreicht, muß auf dieüblichen, stark wirkenden Medikamentengruppen zu-rückgegriffen werden — und zwar unter sorgfältigerAbwägung zwischen Wirkung und Nebenwirkungen;die Homöopathie ist an der von Kuban geleiteten Ab-teilung kaum vertreten.

Zum großen Kapitel der Ordnungstherapie gehörenEinzelberatungen und Vorträge mit dem Ziel, den Pa-tienten über sein FehWerhalten aufzuklären und ihnfür eine neue, gesundheitsbewußtere Lebensordnungzu gewinnen. Hierbei wird auch immer wieder auf spe-zielle Selbsthilfegruppen und entsprechende Veran-staltungen wie z.B. Kneipp-Verem, Volkshochschule,Rheumaliga, aufmerksam gemacht. Der Vortragendebezeichnete es als ein Manko, daß seine Abteilungnicht über einen Psychosomatiker oder Psychothera-peuten verfügt. In die fünf naturheilkundlichen Grund-prinzipien werden die Neural- und Ozontherapie ein-bezogen, als zusätzliche ausleitende bzw. umstim-mende Maßnahmen werden Behandlungen mit Pleno-sol und mit Blutegeln durchgeführt.In einem gemeinsam mit der Bundesärztekammer ge-stalteten Programm ging es um Notfälle in Klinik undPraxis, wozu P. Lesch (Bad Oeynhausen) einen Bei-trag über die Differentialdiagnose und Therapie vonDurchfallerkrankungen lieferte. Zu den wichtigstenUrsachen einer Diarrhöe, die durchaus Notfallcharak-ter annehmen kann, gehört die sogenannte Antibioti-ka-assoziierte Diarrhöe (AAD) mit den Sonderformender pseudomembranösen und hämorrhagischen Coli-tis. Im Gegensatz zur AAD, deren Ursachen unbe-kannt sind, scheint die Ätiologie der pseudomembra-

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Müller-Plettenberg, 36. Kongreß in Berlin Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg.

nösen Colltis (PMB) durch das Antibiotika-bedingteüberschießend wachsende Clostridium difficile be-wiesen zu sein. Während die AAD durch milde bis pro-trahiert verlaufende Durchfälle charakterisiert ist, die4 bis 14 Tage nach Beginn einer Antibiotika-Behand-lung einsetzen können, verläuft die PMC in der Regelschwerer. Wäßrige Stühle mit bis zu 20 Entleerungenam Tag können bis zu 2 Wochen nach Ende der Anti-biotika-Therapie mit fallender Tendenz anhalten. DieStühle enthalten Schleim, Membranreste und Eiter-spuren, sie sind teilweise von abdominellen, kolikarti-gen Schmerzen begleitet.Die erste therapeutische Maßnahme sowohl bei derAAD als auch bei der PMC ist das Absetzen des Anti-biotikums. Zur Verbesserung der klinischen Sympto-matik und zum schnelleren Abklingen der PMC eignetsich Vancomycin in einer Dosierung von 4 x 500 mgper os, wodurch die Zahl der Durchfälle gewöhnlichschnell abnimmt. Für gefährdete bzw. multimorbidePatienten bietet sich eine Prophylaxe an, beispiels-weise mit Perenterol, welches den Hefepilz Saccharo-myces cerevisiae enthält. Lesch erinnerte daran, daßneben den Antibiotika auch eine Reihe anderer Arz-neimittel Durchfälle induzieren kann. Dies gilt nichtnur für die nebenwirkungsträchtigen Zytostatika, son-dern auch für Prostaglandin-Analoga (Cytotec), Gan-glienblocker (Guanethidin u. a.), Gallensäure-Präpa-rate und Eisen-Präparate.Zu dem für einen großen Fortbildungskongreß obliga-ten Themenkreis der Herz- und Kreislaufkrankheitengehörte eine Vortragsreihe über die Herzinsuffizienz.Hierbei kam u. a. E. Erdmann (München) zu Wort, dereinige Anmerkungen zum Stellenwert von Digitalisund Diuretika machte, wobei er die Ansicht vertrat,daß trotz ihres in den letzten Jahren eingeschränktenIndikationsbereichs Herzglykoside nach wie vor zuden Basistherapeutika gehören. Wenn von einigenAutoren darüber berichtet wurde, daß es bei digitali-sierten Patienten nach Absetzen des Medikamentsnicht zu einer subjektiven oder objektiven Verschlech-terung des Befindens gekommen ist, so sollte diesnicht als nachlassende oder fehlende Wirkung dieser

Medikamente interpretiert werden. Vielmehr sollteman an die vielen Patienten denken, bei denen einekompensierte Herzinsuffizienz besteht, bei denenaber eine andere Erkrankung dazugekommen ist, bei-spielsweise eine nicht ausreichend behandelte Hy-pertonie, zusätzliche Infekte, pulmonale Embolien,Rhythmusstörungen oder Viskositätsänderungen.Solche zusätzlichen Störungen bzw. Erkrankungenkönnen aus einer kompensierten eine manifeste Herz-insuffizienz machen. Diese Patienten benötigen Digi-talis und bekommen es gewöhnlich auch. Es wäreaber nicht korrekt, aus dem Verschwinden einer zu-sätzlichen Erkrankung oder aus einer ausreichend be-handelten Hypertonie auf die Nicht-Wirksamkeit vonDigitalis zu schließen.In seinen knapp gefaßten Therapierichtlinien hob Erd-mann hervor, daß bei der chronischen Herzinsuffi-zienz die Diagnose und Therapie der Grundkrankheitam Anfang stehen muß, auch wenn das Ziel einerKausaltherapie häufig nicht erreichbar ist. Bei vorwie-gend hydropischer Herzinsuffizienz und Sinusrhyth-mus sind eher Diuretika angezeigt, bei nicht-hydropi-scher Herzinsuffizienz, bei Vorhofflimmem und beiNeigung zu hypotensiven Kreislaufreaktionen bestehtprimär eine Indikation für Digitalis. Die Wahl des Diu-retikums sollte von der Nierenfunktion abhängig ge-macht werden, bei Kreatininwerten unter 1,4 mg%können Thiazide eingesetzt werden, bei Werten dar-über haben Schleifendiuretika das Primat. Hier gibtes auch eine Differentialtherapie für die verschiede-nen Herzglykoside: Bei eingeschränkter Nierenfunk-tion bietet Digitoxin Vorteile, weil hier die Therapieleichter steuerbar wird, bei normaler Nierenfunktion,aber auch bei terminaler Niereninsuffizienz kann Di-goxin gegeben werden, dann sind die Verhältnisseauch wieder übersichtlich. Bei einer nicht bedrohli-chen chronischen Herzinsuffizienz kann nach Ansichtdes Vortragenden erst einmal 3 bis 4 Wochen abge-wartet werden, wie der Patient auf eine Monotherapiemit Digitalis oder Diuretika reagiert, bei nicht ausrei-chender Wirkung ist eine Kombinationstherapie ange-zeigt. Wenn man mit beiden Medikamenten gleichzei-

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Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg. Müller-Plettenberg, 36. Kongreß in Berlin

tig anfängt, häufen sich Nebenwirkungen wie Rhyth-musstörungen und Elektrolytveränderungen.In einem ergänzenden Beitrag ging W. Motz (Düssel-dorf) auf die Therapie der Herzinsuffizienz mit ACE-Hemmern ein, die bei dieser Indikation in jüngsterZeit zunehmende Bedeutung erlangt haben. Er emp-fahl, die Behandlung von Patienten mit schwererHerzinsuffizienz mit dem kürzer wirksamen und bes-ser steuerbaren ACE-Hemmer Captopril zu beginnen.Es habe sich als zweckmäßig erwiesen, zunächst ei-nen sogenannten Captopril-Test zu machen, wobeider Patient 6,25 mg dieser Substanz erhält und wäh-rend der nächsten 3 Stunden vor allem hinsichtlichseiner Blutdruckreaktion beobachtet wird. Wenn die-se Captoprildosis toleriert wird, bestehen keine Be-denken, die Behandlung mit 2 x täglich 6,25 mg Cap-topril fortzusetzen. Falls auch dies gut vertragen wird,kann man später auf das länger wirksame Enalapril

übergehen, bei dem gewöhnlich eine einmalige Ta-gesdosis genügt. In der Anfangsphase sollten in2wöchigen Abständen das Blutbild und die Nieren-funktion kontrolliert und außerdem die Elektrolyte be-stimmt werden. Die Überprüfung der Nierenfunktionist vor allem bei hyponatriämischen Patienten (bei ei-nem Na-Spiegel unter 130 mmol/l) wichtig, weil es un-ter einer ACE-Hemmung beim Absinken des systoli-schen Drucks zu einer Retention von harnpflichtigenSubstanzen kommen kann; außerdem muß bei einge-schränkter Nierenfunktion besonders auf das Kaliumgeachtet werden.

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MEDIZINISCH LITERARISCHE VERLAGSGESELLSCHAFT MBHPostfach 120/140, 3110 Uelzen 1, Tel. 0581 /808-0

Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg. 719

Industrie-Informationen

Das unter dieser Rubrik zur Veröffentlichung kommende Material wird von den Firmen zur Verfügung gestellt.Deshalb erscheinen diese Meldungen außerhalb der Verantwortung der Schriftleitung.

Die Indumed-Hochfrequenz-Therapie, eine weltweit erfolg-reiche HochfrequenzbehandlungDr vev. nat. W. Ludwig

Hochfrequente Wellen lassen sich auf zwei Arten in denRaum strahlen — wie aus der Rundfunktechnik bekannt: mitelektrischen Dipolantennen (Stabantennen, Faltdipolen)und mit magnetischen Dipolen (Ferritantennen). Das gleichegilt auch für den Empfang. Bisher wurden in der Hochfre-quenz-Therapie ausschließlich elektrische Dipole zur Ab-strahlung verwendet. Seit einigen Jahren ist es nun gelun-gen, magnetische Dipole zu bauen, die bis weit in den Kurz-wellenbereich hineinreichen.Die magnetische Abstrahlung hat für den Patienten ganz er-hebliche Vorteile, nämlich eine viel größere Eindringtiefe inden Korper als bei elektrischen Strahlern. Das liegt daran,daß das elektrische Feld schon vom Unterhautgewebe wievon einem Faradaykafig weitgehend abgeschirmt wird Da-her braucht man in der herkömmlichen Hochfrequenz-Therapie relativ große Ausgangsleistungen der Gerate. ImNahfeld einer elektrischen Dipolantenne liegt nämlich vor-wiegend eine elektrische Wechselfeldstärke vor, hingegenim Nahfeld eines magnetischen Dipols ein magnetischesWechselfeld, das praktisch den gesamten menschlichen Or-ganismus durchdringt. In der Tiermedizin ist es auch bei Ele-fanten einsetzbar.Wegen der sehr geringen Verluste im Organismus kommtman mit viel geringeren Leistungen der Gerate aus. Die her-vorragende Tiefenwirkung und der Wegfall von Nebenwir-kungen wegen der niedrigen erforderlichen Leistung werdenbei der Indumed-Hochfrequenz-Therapie ausgenutzt.Im vergangenen Jahr fand in Los Angeles, USA, ein interna-tionaler medizinischer Kongreß der World Research Foun-dation statt, bei dem auch die Indumed-Hochfrequenz-The-rapie vorgestellt wurde Inzwischen gibt es viele Arztberich-te über Erfolge bei mehreren tausend Fallen mit dieser Be-handlung, insbesondere bei Muskelerkrankungen (Myogelo-

sen, Myalgien, extraartikularem Rheuma). Die Indumed-Hochfrequenz-Therapie half auch bei vorher therapieresi-slenten Fallen von Torticollis und der Dupuytrenschen Fin-gerkontraktur. In allen 30 bisher behandelten Fallen konnteeine Operation vermieden werden. Nebenwirkungen tratennicht auf.

Eine Behandlung dauert in der Regel 5 bis 15 Minuten und essind je nach Erkrankung 3 bis 10 Behandlungen im Abstandvon einigen Tagen notwendig Schmerzen verschwindenmeist schon nach der ersten Behandlung und die Belastbar-keit der Muskeln nimmt deutlich meßbar zu. Auch bei Sport-verletzungen (Muskelzerrungen) hat sich diese Therapie be-währt.Die Indumed-Hochfrequenz-Therapie wird von den Anwen-dern als echte Bereicherung in der taglichen Praxis angese-hen. Näheres über das Brugemann-Institut, Postfach 1262,8035 Gauting, Tel. (089) 85080 28.

Indumed®-Therapie

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So wichtig wie der Blutkreislauf: das Lymphsystem

Das Lymphsystem, oder besser, der Lymphkreislauf, wurdelange Zeit von der Medizin vernachlässigt; Störungen oderErkrankungen dieses Kreislaufs wurden als begleitendeRanderscheinungen des jeweiligen Krankheitsbildes abge-tan. Heute hingegen erkennen immer mehr Naturheilarzteund Heilpraktiker die immense Bedeutung des Lymphkreis-lauts.So wie der Blutkreislauf ein eigenes System im Organismusdarstellt, ist auch der Lymphkreislauf zu betrachten: DieLymphe bildet einen geschlossenen, selbständigen Kreis-lauf, der für den Abtransport der Schadstoffe und Eiweißkör-per aus Stutz- und Bindegewebe zustandig ist. Diese ablei-tende Funktion des Lymphsystems kann aber nur solangefunktionieren, solange keine Lymphabfluß-Störungen auf-treten — vom leichten Lymphgefäßkrampf über den lokalenLymphstau bis hin zum VerschlußAußer der Ableitung von Schadstoffen aus dem nerven- undgefaßfuhrenden Gewebe erfüllt das Lymphsystem noch eini-ge Schutzfunktionen: es bewahrt Blut und Liquor vor einemdirekten Befall durch Viren oder Toxine.Untersuchungen verschiedener Krankheitsbilder zeigen,daß es bei nahezu allen organischen Erkrankungen auch zulokalen Stauungen in dem ableitenden Lymphgefäß, aberauch in Lymphknoten und Lymphkapillaren kommt.Wird eine begleitende Lymphkreislauf-Storung festgestellt,ist es außer einer gezielten Therapie notwendig, den Lymph-kreislauf wieder in Fluß zu bringen. Soweit es das Krank-heitsbild erlaubt, gehören dazu manuelle Lymphdrainage,Kompressionsverbande und über Niere, Darm und Haut ab-leitende Verfahren.Ausgezeichnete Erfolge wurden dabei mit einer therapieun-terstutzenden Behandlung durch INJECTIO LYMPHATICAEKF gemacht, das seit vielen Jahren vom EKF-Labor inPrien/Chiemsee hergestellt wirdDas homöopathische Präparat fordert die Lymphbildung, re-guliert den Lymphkreislaut, beseitigt Lymphgelaßkrämpfeund beeinflußt die Immuntoleranz der Lymphozyten gegen-über Fremdproteinen oder Geschwulstzellen.

Arztezeitschr. f. Naturheilverf. 9/87, 28. Jahrg.

Industrie-Informationen

Indikationen Hauptanwendungsgebiete von INJECTIOLYMPHATICA EKF sind Tonsillarhypertrophie, chronischeTonsillitis, rheumatischer Formenkreis (Arthrose, Spondylosen, Osteochondrosen), Migräne, chronischer Kopfschmerz,Schwerhörigkeit, Ohrensausen, Mittelohrentzündung,Lymphstauungen, Mastopathien, lymphogene Encephalopathien (M S , Parkinson), vergrößerte Lymphknoten, Stru-ma, verdickte Narben nach Eingriffen, lokale TumorbehandlungDie Zusammensetzung von INJECTIO LYMPHATICA EKFzeigt, daß es sich um ein Zusammenwirken verschiedenerArzneistoffe handelt, die das Lymphsystem entscheidendbeeinflussen

Hauptbestandteile sindMeillotus officmalis, Steinklee Wirksamer Bestandteil deskreislauffordernden Präparates ist CumannEchinacea angustifolia Diese in Nordamerika wachsendePflanze war wegen ihrer Heilkraft bei Wunden schon den Indianern bekannt Sie steigert den Abwehrmechanismus undbeeinflußt geschwunge ProzesseDigitalis, bekannt als Herz- und Kreislaufmittel, gewinnt hierdurch seine gefaßerweiternde Wirkung besondere Bedeu-tungPetroleum wendete schon Hahnemann nicht nur bei Hautausschlagen an, sondern auch bei chronischen Krankhei-ten, die in Wechselwirkung mit inneren Krankheitszustan-den stehenAcidum formicicum, Ameisensaure, bekämpft alle Erkrankungen des gichtig rheumatischen Formenkreises sowieder Schleimhäute und Drusen Bewahrt auch bei Mandelentzundungen, M S und DrusenanschwellungenKalium carbonicum Kalium regelt die osmotischen DruckVerhältnisse im Zellinneren und hat eine besonders starkeBeziehung zum Wasserhaushalt des KorpersAesculus Die Roßkastanie wirkt auf die Gefaß-Gewebs-schranke odemhemmend Sie steigert die Kapillarresistenzund beeinflußt den rheumatischen Formenkreis Auch ihrehohe „Dramage' -Eigenschaft ist bekanntHydrocotyle asiatica Die aus Afrika und Übersee stammende Pflanze wird in erster Linie bei Hautaffektionen verwendet, außerdem bei neuralgischem Kopfschmerz und HarndrangLidocain hydrochloricum wurde gewählt, um die bei Procaingelegentlich zu beobachtende Uberempfindlichkeits-Reaktion zu vermeiden

Zusammensetzung 100 ml enthalten 0,75 g Lidocain hydrochl , Meillotus officmalis D 4, Imperatona OstruthiumD3, Cholinum chloratum D 4, Echinacea angustifolia D3, Digitalis D 6, Petroleum D 4, Nodus lymphaticus D 6, Serumovile D 12, Acidum formicicum D 12 und D200, Kalium carbo-nicum D 5, Funiculus umbilicalis D 6, Acidum succmicumD10, Aesculus D 3, Hydrocotyle asiatica D 6

Anwendung i m und s c sowie Injektion in Akupunkturstorfelder

Gegenindikation Keine

Nebenwirkung Bei zu schneller intravenöser (i) Anwendungkann es bei entsprechend disponierten Patienten zu kurzemSchwindelgefuhl, Zittern oder Schweißausbruch kommen,daher wird, wenn überhaupt, langsame Injektion empfohlen

Packungsgroßen und Preise Packung mit 5 Ampullen DM12,80, 10 Ampullen DM 19,60, Anstaltspackung 100 Ampul-len DM 132,—, 1200 Ampullen DM 1310,—Das Präparat ist apothekenpfhchtig

Hersfe//er EKF-Labor, Dr F Reuther, D 8210 Pnen/Chiemsee

Konzentrationsstörungen: Besserung durch Hirnserum

Konzentrationsstorungen, Gedächtnisschwache, Abnahmeder geistigen Leistungsfähigkeit, Müdigkeit — das sind häu-fige Alarmzeichen eines überforderten und fehlreguliertenOrganismus Besonders auffällig ist es, wenn derartige Erscheinungen bereits im mittleren Lebensalter oder gar beiKindern auftreten Häufig ist man, gerade was kindlicheLern- und Konzentrationsschwierigkeiten angeht, praktischmachtlosÜber eine biologische Methode, die in derartigen Fallen erstaunlich gute Erfolge bringen kann, berichtete jetzt der Naturheilarzt Dr W Wellmer, Bad Berleburg Er erzielte mitdem Wiedemann Organ-Serum Hirn „in nahezu jeder Alters-gruppe" gute Erfolge „Die Ergebnisse sind besonders er-freulich und halten im allgemeinen lange an SeelischeGrundstimmung und geistige Aktivität bessern sich deutlieh 'Das Wiedemann Organ-Serum-Hirn ist nur eines aus einerganzen Palette hochwirksamer organspezifischer Regenerationsseren, die eine gezielte Revitalisierung und Aktivierungvorgealterter oder durch Erkrankung in ihrer Funktion beemtrachtigter Organe ermöglichenDas Präparat wird in Form einer Spritzenkur intrakutan ap-phziert und ist, von gelegentlichen lokalen Reizerscheinun-gen abgesehen, ausgezeichnet vertraglich Entscheidend istdie richtige Dosierung der Seren Bei Kindern genügt in derRegel die halbe Erwachsenendosis, verteilt auf 5 bis 6 SitzungenGenaue Dosierungsangaben sowie ausführliches Informa-tionsmaterial können über die Gesellschaft für Serum-The-rapie, 8194 Ambach/Starnberger See, bezogen werden

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kopfschmerzen— bei linksseitigen Panetal-

kopfschmerzen— bei Okzipitalkopfschmerzen— bei Dysregulation und Dys-

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Arztezeitschr. f Naturheilverf 9/87, 28 Jahrg. 721

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Luffa Nasentropfen zum Emspruhen sind hervorragend ver-traglich, Kontraindikationen und Nebenwirkungen sind bisjetzt nicht bekanntKurz eine therapeutische Alternative

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Legalon — eine Umweltinitiative für die Leber

Mit den bekannten Veränderungen unserer Umwelt hat sichmöglicherweise auch die Atiologie chronischer Lebererkrankungen verändert Nicht nur eine Noxe allem ist verantwort-lich — und das gilt auch für den klassischen LeberschadlingAlkohol — sondern Summation und Kombination unter-schiedlichster Schadstoffe bestimmen Zeitpunkt, Art undAusmaß der ErkrankungWelche Hohe dieser Schadstoff Pegelstand inzwischen erreicht hat und welches klinische Erscheinungsbild sich demuntersuchenden Arzt in der Praxis bietet — diese Fragensoll eine breitangelegte Erhebung beantworten, die dieser

Tage beginnt Sie tragt den programmatischen Titel „Leber-status 1987" und beruht aui einer Initiative des LegalonHerstellers Dr Madaus Das Unternehmen Madaus ist invielfältiger Weise auf dem Gebiet der Leberforschung engagiert und hat die medizinisch wissenschaftlichen Grundlagen der Praxiserhebung in Kooperation mit namhaften Hepatologen erarbeitetDie Teilnehmer von , Leberstatus 1987" leisten nicht nur einen wertvollen Beitrag zur Sammlung hepatologischer Basisdaten, die in weiterer Folge die diagnostischen und thera-peutischen Möglichkeiten verbessern helfen Sie unterstutzen gleichzeitig in einer bislang einmaligen Aktion ein Um-welt Pilotprojekt des WWF Deutschland, auf dessen KontoDr Madaus die Aufwandsentschädigung furdie Mitarbeit ander Praxiserhebung überweist Das Geld kommt in vollemUmfang der Rekultivierung von Wiesen und Waldern inschadstoffgefahrdeten Alpenregionen zugute

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Umweltgift im Griff dankElektroakupunktur nach Voll (EAV)Von Dr. med. Ch. Hagen

Eine Broschüre für den EAV-Arzt und den EAV-Patienten

64 Seiten, 2fbg Umschlag, brosch DM 28,—

Das Ziel der EAV ist nicht nur die Erkennung der Umweltgifte im Menschen, sondern beson-ders die Entfernung dieser Gifte, die sich in den Organen im Laufe der Zeit durch Summationder täglich aufgenommenen kleinsten Giftdosen aus Nahrung, Luft, Wasser, Spul-, Wasch-und Putzmitteln und Kosmetikas angereichert haben und das Abwehrsystem des Korpersblockieren Dies äußert sich besonders in der großen Grippeanfalligkeit und in der starkenZunahme der Allergien. Auch weiß man, daß verschiedene Giftstoffe im Korper sich in ihrerWirkung zusammenpotenzieren, d. h verstarkenDiesen Kampf gegen die vielen Schadstoffe hat der Verfasser Ende der 50er Jahre beim DDTbegonnen und spater auf viele Insektizide, Herbizide und andere Toxine, besonders Autoab-gase, ausgedehnt Die Möglichkeit der Erfassung und Entgiftung ist leider in der Öffentlich-keit noch viel zu wenig bekannt, außer bei Patienten von EAV-Arzten Die Erfolge zeigen sichtäglich, wenn mindestens 25-30 dieser Schadstoffe im Test erfaßt und anschließend isopa-thisch abgebaut worden sind Wenn man aber weiß, daß mindestens 90 Prozent der heutigenErkrankungen inkl. Krebs damit in engem Zusammenhang stehen, so fallt es nicht schwer,diese Diagnose- und Therapiemoglichkeiten als den größten Segen in der heutigen Zeit derzunehmenden Vergiftung von Boden, Wasser, Luft und Nahrung zu bezeichnen.

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722 Arztezeitschr. f Naturheilverf 9/87, 28. Jahrg.

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Herausgeber.Zentralverband der Arzte für Naturhellverfahren e V , Sitz Stuttgart Geschäfts-stelle Bismarckstraße 3, 7290 Freudenstadt, sowie die dem Zentralverband angeschlossenen Gesellschaften und ArbeitsgemeinschaftenInternationale medizinische Gesellschaft für Elektroakupunktur nach Dr Voll e V,Deutsche Gesellschaft für Elektroneuraldiagnostik und therapie nach Croon e V,Deutsche Arztegesellschaft für Akupunktur e V ,Internationale Ärztliche Arbeitsgemeinschaft für HOT (fotobiologische Oxydationstherapie e V),Internationale Gesellschaft für Homotoxikologie und antihomotoxische Therapie e VInternationale medizinische Gesellschaft für Neuraltherapie nach Huneke e V ,Deutsche Gesellschaft für Thermographie e V ,Arbeitsgemeinschaft für Symbioselenkung,Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsvorsorge,Arbeitsgemeinschaft für Phytotherapie,Arbeitskreis für Homöopathie,Arztegesellschaft für Naturhellverfahren (Physiotherapie) e V Berlin

Schriftleitung'Dr med H Anemueller, 8214 Bernau am Chiemsee,Dr med K H Caspers, Sonnenstraße 40, 8397 Bad Fussmg 1,Dr med L Fodor, Schulgasse 7a, 8393 Freyung,Dr med H P Legal, Orleansplatz 5, 8000 München 80Dr med K Ch Schimmel, Geranienweg 7, 8397 Bad Fussmg 1,Prof Dr med R F Weiß, Vogelherd 1, 7971 Aitrach/Wurtt,Dr med R Wilhelm Schmarjestraße 18, 1000 Berlin 37

Mitteilung der Schriftleitung:Zuschriften mit Origmahen (wissenschaftlichen Beitragen), Referate, redaktionelle Nachrichten und Verbandsangelegenheiten werden an das Redaktionsse-kretariat der Arztezeitschnft für Naturheilverfahren, Geranienweg 7, 8397 BadFussmg 1, erbetenOnginahen und Beitrage, die zur Veröffentlichung kommen, werden honoriert,die Schnftleitung behalt sich jedoch den Zeitpunkt der Veröffentlichung vorGrundsätzlich werden nur Erstveröffentlichungen angenommenAlle Manuskripte sind direkt an die Schnftleitung zu richten Grundsätzlich werden nur solche Arbeiten angenommen, die vorher weder im Inland noch im Ausland veröffentlicht worden sind Die Manuskripte dürfen auch nicht gleichzeitiganderen Blattern zum Abdruck angeboten werden — Mit der knnahrrie des Manuskriptes erwirbt der Verlag für die Dauer der gesetzlichen Schutzfrist die ausschheßliche Befugnis zur Wahrnehmung der Verwertungsrechte im Sinne des§ 15 f des Urheberrechtsgesetzes — Übersetzung, Nachdruck — auch von Ab-bildungen —, Vervielfältigung auf fotomechanischem oder ähnlichem Wegeoder in Magnetton Verfahren, Vortrag, Funk und Fernsehsendung sowie Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen — auch auszugsweise — sind nur mitschriftlicher Zustimmung des Verlages gestattet — Für den persönlichen Gebrauch dürfen von Beitragen oder Teilen von diesen einzelne Kopien hergestelltwerden

— Jede Arbeit soll eine Zusammenfassung enthalten, die beim Abdruck demText vorgeschaltet wird Diese wäre von Ihnen selbst zu verfassen Sie sollteaber 10 Druckzeilen nicht überschreiten Die Schriftleitung wird ohne Kosteneine englische Übersetzung veranlassen, sofern Sie es nicht vorziehen, dieseselbst zu verfassen

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