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H 7775 E 13. Jahrgang Physikalische Medizin und Rehabilitation Heft 9, September 1972 Zeitschrift für allgemeine und spezielle Medizin -Heel Biologische Heilmittel Heel GmbH Baden-Baden Traumeel-Salbe für offene und stumpfe Traumen Hämatome, Prellungen, Distorsionen > zur Therapie posttraumatischer und postoperativer Weichteilschwellungen Weitere Darreichungsformen von Traumeel: Ampullen zur Injektion - Tropfen und Tabletten zum Einnehmen Inhaltsverzeichnis Ankündigungen II Aus unseren Verbänden ... V Das interessiert den Leser VI, 280 Dr. med. Norbert Breidenbach 65 Jahre 255 A. Kötschau, Über die Selbst- ordnungsfähigkeit der Natur . W. Bischof, Rehabilitation nach Eingriffen und Verletzungen am Zentralnervensystem . . . . R. v. Leitner, Was ist Akupunktur? 255 259 263 O. Buchinger, Heilfasten zur Steigerung der Abwehrkräfte . 267 E. Brügmann, Zusätzliche Mög- lichkeiten der Rehabilitation in der Praxis 270 G. Brandau, Ärztliche Gesichts- punkte aus der Praxis des Ju- gendversehrtensportes, ein Bei- trag zur Rehabilitation . . . H. Lodenkämper u. H. Meyer- Döring, Über die Beteiligung der peripheren Nerven am dentogenen Herdgeschehen Aus Praxis und Forschung H. Peter, Steigerung der un- spezischen Abwehr trotz spezi- fischer Heilmittel? 270 273 275 Heilbäder und Kurorte berichten 279 Referate 281 Buchbesprechungen . . . . 283 Kleine Winke für die Praxis . 285 ML Verlag GmbH. 311 Uelzen Postfach 120/140 Tel. (0581) 7021

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H 7775 E

13. Jahrgang

Physikalische Medizinund Rehabilitation

Heft 9, September 1972 Zeitschrift für allgemeine und spezielle Medizin

-Heel

Biologische Heilmittel Heel GmbH Baden-Baden

Traumeel-Salbe• für offene und stumpfe Traumen• Hämatome, Prellungen, Distorsionen> zur Therapie posttraumatischer undpostoperativer WeichteilschwellungenWeitere Darreichungsformen von Traumeel:Ampullen zur Injektion - Tropfen und Tabletten zum Einnehmen

Inhaltsverzeichnis

Ankündigungen II

Aus unseren Verbänden . . . V

Das interessiert den Leser VI, 280

Dr. med. Norbert Breidenbach —65 Jahre 255

A. Kötschau, Über die Selbst-ordnungsfähigkeit der Natur .

W. Bischof, Rehabilitation nachEingriffen und Verletzungen amZentralnervensystem . . . .

R. v. Leitner, Was istAkupunktur?

255

259

263

O. Buchinger, Heilfasten zurSteigerung der Abwehrkräfte . 267

E. Brügmann, Zusätzliche Mög-lichkeiten der Rehabilitation inder Praxis 270

G. Brandau, Ärztliche Gesichts-punkte aus der Praxis des Ju-gendversehrtensportes, ein Bei-trag zur Rehabilitation . . .

H. Lodenkämper u. H. Meyer-Döring, Über die Beteiligungder peripheren Nerven amdentogenen Herdgeschehen

Aus Praxis und ForschungH. Peter, Steigerung der un-spezischen Abwehr trotz spezi-fischer Heilmittel?

270

273

275

Heilbäder und Kurorte berichten 279

Referate 281

Buchbesprechungen . . . . 283

Kleine Winke für die Praxis . 285

ML Verlag GmbH.311 Uelzen

Postfach 120/140 • Tel. (0581) 7021

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Rein natürlich

Tilgt vor allem überschüssige Säure im Gesamtorganismus. Es stumpft abnorme Säure-bildung im Magen ab. • Behebt und verhütet u. a. Sodbrennen, beugt Magenkrämpfensowie der Bildung von Magengeschwüren vor. • Vermehrt z. B. auch die Diurese undverhindert Grieß- und Steinbildung in den ableitenden Harnwegen.Bei Krankenkassen zugelassen. Ad us. proprium Vorzugspreise. Auskunft und wissenschafll.Prospektmaterial unverbindlich durch:Staatl. Mineralbrunnen Siemens Erben • Zentralbüro: 62 Wiesbaden • Posif.1 3047

Ankündigung

33. Kongreß(Einführung und Fortbildung) der ärztlichen Gesellschaft fürPhysiotherapie, Kneippärztebund e. V., Bad Wörishofen inZusammenarbeit mit dem Zeniralverband der Ärzte fürNaturheilverfahren e.V., vom 14. bis 21. Oktober 1972 inBad Wörishofen, Pfarrjugendheim

ProgrammWissenswertes für die KongreßteilnehmerTagungsleitung.Prof. Dr. med K. Franke, Bad Lauterberg, undDr. med. W. Bruggemann, Munster und TeneriffaAlle Vortrage finden im katholischen Pfarrjugendheim,Obere Mühlstraße, statt, außer dem Eröffnungsvortrag„Olympia gestern und heute", der am Sonnabend, dem14. Oktober 1972, im Kurhaus gehalten wird

Unterkunft:Die Teilnehmer werden gebeten, ihre Quartierwünsche sofrüh wie möglich der Kurverwaltung Bad Wörishofen mit-zuteilen Eine Karte liegt diesem Programm bei

Postanschrift:Die Postanschrift wahrend des Kongresses lautet. 33. Fort-bildungskongreß des Kneipparztebundes, 8939 Bad Wöris-hofen, kathol Pfarrjugendheim Posteingange für Lehr-gangsteilnehmer werden am schwarzen Brett bekanntge-geben.

Steuerfragen:Die Kosten für den Fortbildungslehrgang können samtSpesen von der Einkommensteuer abgesetzt werden

Das Kongreßbüro befindet sich ab Sonntag, dem 15. Okto-ber 1972, von 9 bis 12 Uhr im katholischen Pfarrjugend-heim Sonstige Burozeiten: Montag, 16. Oktober 1972, bisSonnabend, 21. Oktober 1972, von 8.30 bis 12 Uhr imPfarrjugendheim.

Die Teilnahme an dem gesamten Fortbildungslehrgangzahlt als Ausbildungsnachweis bei der Bewerbung um dieGenehmigung zur Fuhrung der Bezeichnung „Naturheil-verfahren" auf dem Arztschild.

Wir bitten zu beachten, daß die Teilnahme an den Vor-trägen im Pfarrjugendheim nur gegen Vorzeigen derTagungskarte oder der Tageskarte gestattet ist Kontrollenwerden durchgeführt.

Die Teilnahmegebühr betragt für den gesamten Fortbil-

dungslehrgang 70,— DM, für Tageskarten 15,— DM FürMitglieder des Kneipparztebundes und des Zentralverban-des der Ärzte für Naturheilverfahren und für Ärzte in nichtselbständiger Stellung 40,— DM. Die Ermäßigung gilt auchbereits tur diejenigen Teilnehmer, die wahrend des Lehr-ganges dem Kneipparztebund beitreten

33. Kongreßvom 14. bis 21. Oktober 1972 in Bad Wörishofen

Thema:Ausgewählte Kapitel aus der Physiotherapie

Leitung:Prof. Dr med K. Franke, Bad Lauterberg, undDr med. W. Bruggemann, Munster und Teneriffa

Sonnabend, den 14. Oktober 197217 00 Uhr

Eröffnung im KurhausBegrüßungsansprachenEinleitungsreferat Prof Dr. med. Heiß, Stuttgart-Bad Cannstatt- „Olympia gestern und heute"

Sonntag, den 15. Oktober 197210 00 Uhr

im kath. PfarrjugendheimArbeitsmedizin und Physiotherapie

10 00-10 45 UhrK Franke, Bad Lauterberg:Pausen- und Freizeitgestaltung

10 45-11.30 Uhrv. Nathusius, HirzenhainRehabi htationskuren

Sonntag nachmittagAusflug (Näheres wird noch bekanntgegeben)

Montag- den 16. Oktober 1972Herz- und Kreislauf

9 0 0 - 9.45 UhrKochsiek und Labng, Gottingen •Neues zur Digitalistherapie

10 00-10.30 UhrTeichmann, Bad WörishofenPhysiotherapie nach Myokardinfarkt

10 30-11.00 UhrPause

iAIM-LIQUID.Rein phytologisches Kardiotonicum für die kleine HerztherapieCrataegus-Adanistherapie des Altersherzens

Altersherz, coronare Durchblutungsstörungen, ApoplexieprophylaxeHochdruckherz.Gastrakar i lSyncIrom.IniOOml Rutin solub QBg Alkohol Auszuge aus Crataegus 375g, Adoms,Visc alb.aa B|7g, Apium grav, Auricul aa"^3g,Val13 g, Cola5-,3g • 3Oml DM4SDReoorsan-Gesellschaften Grafelfmg und Uuneburg

II Phys Med u Reh Heft 9, 1972

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11.00-11.30 UhrDe Werth, Schwangau:Aktive Bewegungstherapie

11.30-12.00 UhrSpiske, Bad Wörishofen:Diätetische Probleme und Winke

Montag nachmittag

15.00-15.45 UhrBrands, Münster:Indikationen und Technik der Phlebographie

16.00-18.00 UhrFilm: Phlebographie undRundtischgespräch - Thema: Beinleiden

Dienstag, den 17. Oktober 1972Leber- und Stoffwechselerkrankungen(Fettsucht und Diabetes)

9.00- 9.45 UhrDitschuneit, Ulm:Diagnose und klinische Aspekte der Fettsucht-therapie

10.00-10.30 UhrKaiser, Bad Wörishofen:Hydrotherapie bei Stoffwechselerkrankungen

10.30-11.00 UhrPause

11.00-11.30 UhrFranke, Bad Lauterberg:Diätetische Winke für Reduktionskost

11.30-12.00 UhrAnemueller, Bernau:Therapie der Hyperlipidämie

Dienstag nachmittag

16.00-17.00 UhrFrau L Kretschmer-Dehnhardt, Bernau:Ernährungskurs

17.00-18.00 UhrKaiser, Bad Wörishofen:Hydrotherapiekurs

Mittwoch, den 18. Oktober 1972Alterskrankheiten: Klinik und Physiotherapie

9.00- 9.45 UhrBöhlau, Bad Soden:Zur Diagnostik und medikamentösen Therapieder Alterskrankheiten

10.00-10.30 UhrSchumacher, W., Bad Münstereifel:Hydrotherapie im Alter

10.30-11.00 UhrPause

11.00-11.30 Uhrv. Guggenberg, Brixen:Ernährungsprobleme

11.30-12.15 UhrWeiß, Aitrach:Phytotherapie

Mittwoch nachmittag

Heilkräuter-Exkursion (Kneipp-Heilmittel-Werk)

Donnerstag, den 19. Oktober 1972Rheumat. Formenkreis:

Klinik und Physiotherapie9.00- 9.30 Uhr

Scholtz, Lindau:Balneo- und Elektrotherapie des Weichteil-rheumatismus

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BestellscheinSchrifttum und Muster von Placenta-Suspensataund Placenta-Colloidale erbeten.

Persönliche Unterschrift und Stempel des Arztes Phys

Phys. Med. u. Reh. Heft 9, 1972 I I I

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AA.85

9.30-10.00 UhrStorck jun., Endbach:Massage und Bewegungstherapie bei rheuma-tischen Erkrankungen

10.00-10.30 UhrLangen, Mainz:Autogenes Training - Indikation und Gegen-indikation

10.30-11.00 UhrPause

11.00-11.30 UhrBuchinger, Bad Pyrmont:Fastenkuren

11.30-12.00 UhrFriedrich, Würzburg:Medico-mechan. Nachbehandlung

12.00-12.30 UhrKrammer, Puchberg:Hydrotherapie bei rheumatischen Erkrankungen

Donnerstag nachmittag

16.00-17.00 UhrErnährungskurs

17.00-18.00 UhrHydrotherapiekurs

Donnerstag abendRheumafilm

Freitag, den 20. Oktober 1972Psychosomatik; Klinik und Physiotherapie

9.15-10.00 UhrBrüggemann:Kneipptherapie in der Geriatrie

10.00-10.45 UhrBrüggemann, Münster und Teneriffa:Aspekte einer Ordnungstherapie

10.45-11.15 UhrPause

11.15-12.00 UhrSchomburg, Hannover:Moderne Psychohygiene

Freitag nachmittags16.00-17.00 Uhr

Ernährungskurs17.00-18.00 Uhr

Hydrotherapiekurs

Sonnabend, den 21. Oktober 1S72Erkrankungen der AtemwegeKlima und Mensch

9.00- 9.45 UhrGärtner, Frei bürg:Klima und Mensch

10.00-10.30 UhrKrieger, Bad Reichenhall:Atemwegserkrankungen: Physikalische Therapieund ihre Grenzen

10.30-11.00 UhrPause

11.00-12.00 UhrSchauwecker, Bensheim:Sozialmedizin — Probleme der Atemwegserkran-kungen

Änderungen vorbehalten!

IV Phys. Med. u. Reh. Heft 9, 1972

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Nachtrag:

Sonntag, den 22. Aktober 1972

Opalauf im Rahmen des Landes-Sportarztebundes in Grö-nenbach. Anmeldungen an Herrn Dr. med. A. Krautheim,Grönenbach.

Rahmenprogramm

Montag, den 16. Oktober 1972, 2.00 UhrEmpfang durch die Stadt Bad Wörishofen mit Abendessen

Dienstag, den 17. Oktober 1972, 20.00 Uhr, im KurhausKonzert des Ärzte-Kammerorchesters der MünchenerÄrztekammer

Mittwoch, den 18. Oktober 1972, nachmittagsHeilkräuter-Exkursion, anschließend Nachsitzung mit Imbißund Umtrunk im Klosterbräu Irsee, auf Einladung vomKneipp-Heilmittel-Werk, Würzburg.

Donnerstag, den 19. Oktober 1972, 20.15 UhrMitgliederversammlung, anschließend Rheumafilm

Freitag, den 20. Oktober 1972Gastspiel der Dengel-Bühne, Rottach/Egern

Aus unseren Verbänden

Auf der Mitgliederversammlung der Internationalen Gesell-sahaft für Elektroakupunktur e. V. am 27. 5. 1972 in BadHomburg ergaben die Neuwahlen folgende Vorstands-besetzung

Präsident:Vizepräsidenten:

Geschäftsführeru. Schatzmeister:Beisitzer:

Dr. med. E. Höllischer, Baden-BadenDr. med. R. v. Huene, NürnbergDr. med. dent. E. Schwarz, Tübingen

Oberregierungs-MedizinaldirektorDr. med. K. Ertel, EsslingenDr. med. H. D. Kuhn, FreudenstadtDr. med. R. v. Leitner, BerlinDr. med. F. Morell, OttfingenDr. med. dent. J. Thomsen, Hamburg

Dr. Voll hat nach 16jähnger Amtsführung als Präsident derInternationalen Gesellschaft für Elektroakupunktur, vormalsLeiter der Arbeitsgemeinschaft für Elektroakupunktur, seinAmt niedergelegt, um noch folgende vier Aufgabengebietezu bearbeiten:

1. Wissenschaftliche Beweisführung der Elektroakupunkturund Medikamenttestung

2. Weitere Erforschung der Elektroakupunktur und Medika-menttestung

3. Schulung

4. Niederlegung seiner Erfahrung in Büchern

Die Mitgliederversammlung hat Dr. Voll einstimmig zumEhrenpräsidenten mit Sitz und Stimme im Vorstand aufLebenszeit gewählt.

Gleichzeitig wurde von der Mitgliederversammlung be-schlossen, den Namen „Internationale Gesellschaft fürElektroakupunktur e. V." durch „nach Dr. Voll" zu ergän-zen. Dieser Beschluß wurde gefaßt, um sich von den inder Zwischenzeit gegründeten Arbeitsgemeinschaften fürelektrische Funktionsmessungen klar zu unterscheiden.

i •

Bei lymphatischen Kindernmit ihrer bekannten Infektanfälligkeit sind biszu einem Alter von 10 Jahren die tiefen Hals-lymphknoten fast stets geschwollen, was sichdurch Abtasten leicht feststellen läßt.

steigert die lnfektabwehr deutlich,akute Schübe bleiben allmählich aus.

Die Anamnese ist genauso wichtigwie die Diagnose.

Lymphatisch belastete Erwachsene litten oderleiden an Erkrankungen im HNO-Bereich undneigen oft zu Tracheobronchitis und Sinusitis;auch in diesen Fällen bewährt sich Tonsilgonzur naturgemäßen Regulationstherapie.

Basistherapie bei lymphatischer Diathese und ihren akuten Katar-rhen. Leitsymptom: Infektanfälligkeit schon in der Kindheit.Zusammensetzung: Mac. ex: Rad. Althae. 0,4 g, Flor. Chamomill.0,3 g, Fruct. Cynosbat 0,4 g. Herb Equiset. 0,5 g, Fol. Jugland.0,4 g, Herb. Millefol. 0,4 g, Cort. Quere. 0,2 g, Herb. Tarax 0,4 gin 100 g. 1 Dragee enthalt: Rad Althae. 0,008 g, Flor. Chamomill.0 006 g, Fruct. Cynosbat. 0,004 g. Herb Equiset. 0,010 g, Fol. Jug-land. 0,012 g, Herb Millefol. 0,004 g, Cort. Quere. 0,004 g. Herb.Tarax. 0,004 g, V i t a m i n C 0,019 g.Indikationen: Lymphatische Diathese und ihre akuten Manifestati-onen (wie Tonsillitis catarrhalis, Pharyngitis lateralis), Schwellungender Lymphknoten, besonders bei Erkrankungen im Nasen-Rachen-Taum; Nachbehandlung nach Tonsillektomie. Chronische Rachen-infekte.Kontraindikationen, Nebenwirkungen: keineDosierung: Zur Basistherapie der lymphatischen Diathese gibt manKindern bzw. Erwachsenen 3mal täglich 15 bis 25 Tropfen oder 1bis 2 Dragees über Wochen, bei akuten Manifestationen (Katarrhen)vorübergehend 5 —6mal täglich.Handelsformen:Tonsilgon O. P. zu 30 ml DM 4.85Tonsilgon O P. zu 50 m! DM 6 35Tonsilgon O. P. zu 100 m! DM 8 65Tonsilgon O. P. zu 60 Drag. DM 6 35

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Phys Med u. Reh Heft 9, 1972 V

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aktiviert das RESGelum® erhöht die Zellatmung durch verbesserte Sauer-stoffversorgung über die Regulierung des Blut-pH-Wer-tes.

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Prostatitis

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Verleihung des Kneipp-Preises 1972 an Herrn Priv.-Doz.Dr. med. H. Koch, Oberarzt der Chirurg. Univ.-Klinik Mar-burgIm Rahmen eines arztlichen Symposions des Kneipp-Ärzte-bundes wurde am 16. Juni in Bad Wörishofen der vonHerrn Apotheker Leusser, dem Chef des Kneipp-Heilmittel-Werkes gestiftete und mit 5000,— DM dotierte Kneipp-Preisfür eine wissenschaftliche Arbeit aus dem Gebiet derKneipptherapie an Herrn Doz. Dr. med. H. Koch für dieArbeit „Die selektive Hydrotherapie des Verbrennungs-defektes" verliehen.Herr Dr Koch hatte zunächst ausgedehnte tierexperimen-telle Untersuchungen über therapeutische Möglichkeitenbei Verbrennungen durchgeführt. Dabei hatte sich eineDauerberieselung des Verbrennungsdefektes mit Leitungs-wasser am besten bewährt. Auf Grund der erfolgreichenTierversuche setzte er diese Methode auch in der Marbur-ger Klinik ein.Der von der Verbrennung betroffene Körperteil wird mitWasser, dem ein äußerliches Desinfektionsmittel beigefügtist, behandelt und anschließend 10 Minuten mit Leitungs-wasser berieselt. Dieser Vorgang wird über mehrere Stun-den (bis zu 10 Stunden täglich) wiederholt. Dadurch gelingtes, die gefürchteten Infektionen, insbesondere die Pseudo-monas-Sepsis als Haupttodesursache aller Verbrennungen,weitgehend zu verhindern — und zwar ohne Antibiotika!Die Erfolge sind eindeutig besser als die Behandlung mithohen Antibiotikadosen, da erstens die Medikamente aufdem Blutwege nicht in genügend hoher Konzentration indas geschädigte Gebiet kommen, da die Gefäße zum gro-ßen Teil zerstört sind und zweitens das Bakterium Pseu-domona aeruginosa gegen fast alle Antibiotika mit Aus-nahme des mit starken Nebenwirkungen belasteten Genta-mycin resistent sind.Außerdem wird durch die Hydrotherapie die Narbenbildunggeringer, und die so schwer zu behandelnden Narbenkon-trakturen treten nicht mehr auf, da die im Verbrennungs-bereich liegenden Gelenke schmerzfrei während der gan-zen Behandlung bewegt werden können. Die im trockenenZustand immer bestehenden Verbrennungsschmerzen klin-gen nach der Hydrotherapie schnell ab. Insgesamt wird dieHeilungstendenz wesentlich gefordert und die Sterblichkeitsignifikant herabgesetzt.Der von Sebastian Kneipp so sehr geförderten Hydrothera-pie sind dadurch neue Möglichkeiten zum Wohle der Kran-ken eröffnet worden. Zwar hat Kneipp selbst die Hydro-therapie in dieser Form und dieser Indikation nicht betrie-ben. Sem Anliegen war aber immer, daß die von ihm ent-wickelte Behandlungsweise nach seinem Tode von Ärztenund Wissenschaftlern weiter ausgebaut werde. In diesemSinne entspricht die mit dem Preis ausgezeichnete Arbeiteinem Wunsche Sebastian Kneipps.Großen Beifall erntete Herr Dr. Koch, als in der LaudatioDr. Brüggemann darauf hinwies, daß er neben seinen viereigenen Kindern noch vier farbige Kinder adoptiert hat.Besonders gewürdigt und ebenfalls mit lang anhaltendemBeifall bedacht wurde die aufopfernde Bereitschaft seinerEhefrau, die ihren ärztlichen Beruf aufgegeben hat, um sichganz den großen Aufgaben einer derartigen Familie wid-men zu können.

Das interessiert den LeserBericht über eine in Akupunktur-Analgerie durchgeführteTonsillektomia

Zeit. 8. 3. 72 Ort. HMO-Abt. d. Wr. Stadt. Poliklinik, Wien IX,Mariannengasse 10 (Vorstand: Prof. Dr. E. H. Majer).Operateur: Oberarzt Dr. O. Wolken.

VI Phys. Med. u Reh. Heft 9, 1972

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Analgesie- Dr. J. Bischko, assistiert von Dr. E. Petricek.Patientin: E. Seh. hatte anamnestisch gehäufte, eitrige An-ginen mit zweimaliger Abszeßbildung aufzuweisen sowiedamit offenbar in Zusammenhang stehenden rheumatischenBeschwerden im rechten Arm.Lokalstatus: Ohren: Trommelfelle bcls zart, reizlos. Naseund Nasen-Rachen räum frei, ebenso der Larynx. Mund-Rachen: adhaerente und zerklüftete Tonsillen bds.Operationsbericht: Um etwa 9.30 Uhr erhielt Patientinlediglich 0,0005 Atropin, sonst keine schmerzstillenden Prä-parate, auch keinen Mundspray. Die Untersuchung durchden die Analgesie vornehmenden Dr. Bischko war aufchinesische Pulstastung beschränkt. Es wurde bewußt keinGespräch mit der Patientin geführt, um jede psychischeBeeinflussung auszuschließen. Lediglich der Operateurteilte ihr kurz mit, daß ein anderes Anaesthesieverfahrenangewendet werden würde als üblich, womit sich die Pat.einverstanden erklärte. Gegen 10 Uhr setzte die Analgesiean den Punkten Di 4 und Lu 11 bds an den Daumen(proximales Ende des Mittelhandknochens und lateralerDaumennagelwinkel) ein. Nach etwa 2 Minuten tritt dump-fes Gefühl im Halsbereich ein, die nun einsetzende Ope-ration wird von der Patientin als nicht schmerzhaft bezeich-net und auch in typischer Weise, abgesehen von stärkerenAdhäsionen links, in der üblichen Zeit von etwa 8 Minutendurchgeführt. Die Analgesie wird nach Abschluß der Ope-ration noch 3 Minuten weitergeführt, um den postopera-tiven Verlauf günstig zu beeinflussen.

Die Blutung sub operationem war etwas stärker als beieiner Lokalanaesthesie wegen des Fehlens der dort mitver-wendeten Adstringentien, jedoch niemals störend oder gargefährlich. Auch die Reflexe waren etwas gesteigert, aberkraß weniger als bei üblichen Untersuchungen. Die Patien-tin war dauernd vollkommen lucid und ansprechbar.Postoperativer Verlauf: die sonst am zweiten Tag auftre-tenden Schmerzen dieser typischen Art traten, wenn auchabgeschwächt, sehr bald nach der Operation auf, konntenjedoch mittels eines üblichen schmerzstillenden Supp.leicht beherrscht werden. Der spätere Verlauf war deutlichbesser als in allen anderen ähnlichen Fällen. Pat. verließam 10. 3. 72 morgens beschwerdefrei die Anstalt.Interessanterweise veränderte sich die Pulsfrequenz und-stärke (Kontrolle durch die Narkoseärztin Oberarzt Dr.H. Weigl) während des ganzen Eingriffs nicht. Emma! be-klagte Pat. einen kurzen Schmerz im Bereiche einer ein-gestochenen Analgesienadel (chinesischer Provenienz ausEdelstahl).

Der niedergelassene Arzt. 20. Jahrgang, Heft 22, November1971.

Bis 31. Dezember 1972 kann man an den NAV-Wirtschafts-dienst für Ärzte, 5 Köln 60, Nägelistraße 5, die Bitte rich-ten, die eigene Praxis im Rahmen der „Aktion rationellePraxis" überprüfen und verbessern lassen. Auf Anforderungwerden entsprechende Fragebogen an die Arzte geschickt.

Einzusenden sind-

1. Skizzen oder Architektenzeichnungen des Praxisgrund-risses mit seiner Einrichtung.

2. Beschreibungen der Arbeitsabläufe und der Praxisbeson-derheiten.

3. Aussagen über die Organisationsform als offene oderBestellpraxis.

4. Angabe sämtlicher Zahlen, wie Fallzah), Patientenfre-quenz, Zahl der Beschäftigten usw.

Hierfür ist der besondere Fragebogen entwickelt worden.Dr. KAHLERT, Bad Salzutten

m- mr$ß&

gegen Alterserkrankungen

GERIATRICUM-SCHWARZHAUPT

Orale Procain-Therapie durch sinnvolle Katalysator-Haematoporphyrin-Kombination

bei degenerativen Beschwerden psychischer undphysischer Art wie Abbauerscheinungen, cerebraleund periphere Mangeldurchblutungen, Claudicatiointermittens, reduziertes Hör- und Sehvermögen,Konzentrations- und Gedächtnisschwäche, depres-sive Verstimmungen, Arthrosen.! x taglich 1 Kapsel, mindestens S Monate. Keine Nebenwirkungen.Kontraindikationen nfcht bekannt.

Zus Procalnhydrochlond 0,05 g, Haematoporphynn 0,0002 g, Magnesiumcarbonicum 0,03 g und Spuren von Natnumhydrogenphosphat, Kalium-chlorld und Magnesiumhydrogenphosphat

30 Kapseln K H. 3 DM 11,50 • 150 Kapseln KH.3DM 46,50

Nicht allgemein kassenüblich.

Bestellschein Schrifttum und kostenloses Versuchsmuster von K H.3 erbeten

(Persönliche Unterschrift und Stempel des Arztes) Phys

CHWARZHAUPT • KOLM

Phys. Med. u. Reh Heft 9, 1972 VII

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13.Jahrgang

September 1972 Heft 9

Physikalische Medizinund Rehabilitation

Zeitschrift für allgemeine und spezielle Medizin

Schriftleitung:H. Haferkamp in Zusammenarbeit mit K. FrankeOrgan des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfah-ren e. V., Sitz Stuttgart, des Kneippärztebundes, ÄrztlicheGesellschaft für Physiotherapie e. V., Sitz Bad Wörishofen,und des Österreichischen Kneippärztebundes.

Wissenschaftlicher Beirat:K. Albrecht (Undenheim) — H. Bialonski (Bad Godesberg) —F. Brantner (Villach) — N. Breidenbach (Beuren) — P. Dosch (Mün-chen) - H. Fleischhacker (Wien) - P. Frick (Mainz) - W. Groh (Bad

Dürrheim) — H. G. Güttner (Dresden) — H. Harmsen (Hamburg) —M. Hochrein (Ludwigshafen/Rhein) - A. Hoff (Bad Wörishofen) -W. Huneke (Stuttgart) - K .H. Kahlert (Bad Salzuflen) - J. Kaiser(Bad Wörishofen) - K. Kötschau (Schloßberg) - H. Kolb (Wetzlar) -H. Krauß (Berlin-Buch) — Krautheim (Grönenbach) — W. Küster (Mag-deburg) — R. v. Leitner (Berlin) — H. Mensen (Bad Rothenfelde) —W. v. Nathusius (Hirzenhain/Oberhessen) — G. W. Parade (Neustadt/Weinstraße) — H. Paul (Bad Godesberg) — A. Pischinger (Wien) —H. P. Rusch (Frankfurt/M.) - H. Seyfarth (Rostock) - W. Schau-wecker (Bensheim) — E. G. Schenck (Aachen) — H. Schlüter (Berle-burg) — H. Schoeler (Karlsruhe) - O. Schumacher-Wandersieb (BadMünstereifel) — R. Voll (Plochingen) - H. L. Walb (Homberg/Kr.Alsfeld) - R. F. Weiß (Marstetten-Aitrach) — Graf Wittgenstein(München) - W. Zabel (Berchtesgadert).

Dr. medL Norbert Breidenbach 65 JahreWährend der Tagung in Freudenstadt vollendet unserKassierer Generalarzt a. D., Dr. med. Norbert Breiden-bach, sein 65. Lebensjahr. Geboren am 18. September1907 in Worms studierte er nach bestandenem Abiturzunächst Maschinenbau in Darmstadt. Anschließendstudierte er dann Medizin, bestand sein Staatsexamenin Gießen und promovierte auch hier. 1934 trat er alsaktiver Sanitätsoffizier in die Wehrmacht ein und gerietals Oberstabsarzt bei Beendigung des Krieges 1945 inGefangenschaft. Nach der Entlassung wurde er ersterwissenschaftlicher Assistent an der Universitäts-Haut-klinik in Rostock, wo er seine Anerkennung als Facharzt

für Dermatologie erhielt. Von 1947 bis 1953 war er Kreis-Venerologe und Leiter der Hautabteilung des Kranken-hauses Weißenfels. 1953 Übersiedlung nach Hamburg.Klinische Ausbildung als Arzt für Naturheilverfahren beiunserem verstorbenen Vorsitzenden Dr. Hans Kusche.1956 trat er in die Bundeswehr ein, aus der er EndeSeptember 1966 altersmäßig als Generalarzt und Chef-arzt des größten Bundeswehriazaretts in Koblenz ent-lassen wurde. Seit dieser Zeit arbeitete er als Vertreterder Chefärzte an mehreren großen Kliniken unsererRichtung. Der Zentralverband der Ärzte für Naturheil-verfahren wünscht ihm alles Gute.

Aus Schriften Ferd. Hoffs, Domagks und von Max Neuberger werden die von den Hippokratikern über Paracelsus undHufeland bis heute geäußerten Ansichten zitiert über Prinzipien einer Ganzheitsbehandlung des Menschen. Mit einemausschließlich analytischen Denken sei es nicht mehr möglich, den auf uns zukommenden Schäden einer überwertetenChemotherapie und der Umweltverschmutzung zu begegnen. Es sollte die Steigerung der natürlichen Abwehrkräfte einewichtige Zukunftsaufgabe sein.

K. Kötschau Über die Selbstordnungsfähigkeit der Natur

Ferd. Hoff) schließt einen Artikel über die „Wirkprinzipiender Therapie" mit den Worten: „Nicht der Arzt überwindetdie Krankheit, sondern der Organismus; der Arzt muß die-sen Heitvorgang unterstützen. Natura sanat, medicus curat.Das war auch die Überzeugung Gerhard Domagks, desgroßen Forschers auf dem Gebiet der spezifischen Chemo-therapie. Das war schon die Lehre des Hippokrates, derdie natürlichen Heilkräfte als Physis bezeichnete, es warauch die Lehre des Paracefsus, dev die natürlichen Hail-

' ) F. HOFF, Ärzt l . P. 89, 4851 (1970).

kräfte als den „inwendig Arzt", den „natürlichen Arzt" be-zeichnete und schrieb: „Also soll nun der Mensch wissenund verstehen, so Gott ihm sein natürlichen Arzt und seinnatürlich Arznei . . . nit geben hätt und geschaffen: Desäußeren Arztes halber bliebe nichts beim Leben."Ferd. Hoff hat sein ganzes Leben dieser Auffassung vonder Heilkraft der Natur angehangen. Sein 1930 bei JuliusSpringer, Berlin, erschienenes Buch „Unspezifische Thera-pie und natürliche Abwehrvovgänge" beginnt mit den Wor-ten: „Die Methoden der unspezifischen Krankenbehandlunghaben, nachdem sie lange Zeit im Schatten der großartigen

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Fortschritte der spezifischen Immunitätslehre vernachlässigtwaren, in den letzten Jahren einen großen Aufschwung ge-nommen . . . Für jeden Arzt besteht die Notwendigkeit, sichmit den Grundlagen der unspezifischen Behandlungsmetho-den vertraut zu machen. „Im Mittelpunkt dieser unspezifi-schen Therapie steht die planmäßige Unterstützung dernatürlichen Abwehrvorgänge.

Ferd. Hoff weiß, daß es zu keiner Zeit notwendiger war, andiese Dinge zu erinnern, als heute. Die natürliche Abwehrmuß in Ordnung sein, wenn Heilung möglich sein soll. Dievon ihm vorgeschlagene Regulationstherapie setzt die In-taktheit der natürlichen Regulationseinrichtungen voraus.„Die Heilung unter Ausnutzung der natürlichen Regulatio-nen sucht wieder Ordnung zu schaffen mit Hilfe natür-licher Abwehrkräfte. Wenn hierdurch die Störung beseitigtwird, dann ist auch wirklich eine echte Heilung eingetre-ten, während bei der Prothesentherapie, etwa mit VitaminB12 oder Insulin, die Störung weiterbesteht und deshalbnach Absetzen des Medikaments zwangsläufig wieder inErscheinung tritt." Bei der Prothesentherapie wird ähnlichwie bei der Chemotherapie im Prinzip nicht an den Orga-nismus appelliert. Man strebt ohne seine Mithilfe einekünstliche Heilung an, wobei freilich die Intaktheit der phy-siologischen Regulationseinrichtungen stillschweigend vor-ausgesetzt wird. Von dieser Auffassung ging auch derNobelpreisträger Domagk aus.

Grundprinzipien der MedizinWenn Ferd. Hoff es für notwendig erachtet, gerade heutean diese Dinge zu erinnern, dann weil die Zeit gekommenerscheint, unsere Auffassungen über die Grundprinzipiender Medizin wieder einmal einer Prüfung zu unterziehen.Die Aulfassungen der Lehren von Kos und Knidos pendelnimmer noch hin und her. Noch bis zu Hufeland und demPhysiologen Johannes Müller2) waren die Auffassungenmaßgebend, die Ferd. Hoff noch heute vertritt, die aberdann mehr und mehr von einer kausalanalytischen Auffas-sung verdrängt wurden, die von der Eigengesetzlichkeitnatürlicher Abwehr- und Regulationsvorgänge und natür-lichen Heilgeschehens kaum mehr etwas weiß. Allerdingskam dann wieder eine Epoche, in der es zu einer Wand-iung zu kommen schien und auf deren Höhepunkt derWiener Medizinhistoriker Max Neuburger 1926 sein auf-schlußreiches Buch über „Die Lehre von der Heilkraft derNatur im Wandel der Zeiten" schreiben konnte. Er beklagt,„daß bei der Zertrümmerung des historisch Gewordenenauch viel an kostbaren Werten zugrunde ging, ja, der ge-samte wissenschaftliche Werdeprozeß drängt geradezu ge-bieterisch dahin, das, was die Alten vermutet haben, aufder Basis moderner Biologie wieder aufzubauen". Im Mit-telpunkt seiner Ausführungen steht die Lehre von dennatürlichen Heilungsvorgängen und den Schutzeinrichtun-gen des Organismus. Sie zieht sich wie ein roter Fadendurch die Geschichte der Medizin. Er schildert sie vonHippofcrafes angelangen.

Diese hippokratische Epoche war allerdings recht kurz. WirÄlteren haben sie noch miterlebt. Sie ist sehr rasch voneiner Welle abgelöst worden, die in ein rational-technolo-gisch-operationales Denken ausmündet, das sich immer wei-ter von allem Lebensgeschehen im Sinne der von Hippakra-tes, Paracelsus, Hufeland und Neuburger selbst vertretenenAuffassungen entfernt hat. Da aber jeder Pendelschlag nachdem Gesetz der Polarität von einer Gegenbewegung ab-gelöst wird, so steht zu erwarten, daß dies auch heute ge-schehen wird. Denn eine weiter zunehmende Gefährdungdes Lebens ist kaum noch möglich und verlangt gebiete-

') K. KOTSCHAU, Stud. Gener. 117 (1960).

risch nach einer Wandlung der Auffassungen, wie diesFerd. Hoff bereits bekundet hat.Als Einführung in diese Auffassungen erscheint mir dasBuch von Neuburger ganz besonders geeignet und frucht-bar. Denen, die im Wandel der Auffassungen keinen Fort-schritt zu erblicken imstande sind, sei das Wort Hufelandsentgegengehalten, mit dem Neuburger sein Buch abschließt:„Das große Experiment, das seit Jahrtausenden die Mensch-heit mit sich selbst anstellt — Medizin genannt — ist nochnicht zu Ende, wird auch wohl, wie alles Irdische, nie voll-kommen zu Ende gebracht werden, denn es ist das Experi-ment, dem höchsten Geheimnis der Natur, dem Leben, aufden Grund zu kommen und es bei Verirrungen zurechtzu-weisen."

Seit Hufeland sind 150 Jahre vergangen. Was ist nicht allesinzwischen erforscht worden. Noch niemals hat die Welt soviele Forscher an der Arbeit gesehen, so viele Forschungs-institute besessen — aber das Geheimnis des Lebens istnicht gelüftet worden. Ja, ich möchte geradezu sagen: Nochniemals war die Menschheit so weit von diesem Geheim-nis entfernt als heute. Hufeland, sagt Neuburger, fand injedem seiner Werke weise Worte, um der Ehrfurcht vordem Wirken der Natur Ausdruck zu geben.

Die LebenskraftEr schreibt: „Der Hauptpunkt, auf dem alles in der Medizin,sowohl Theorie als auch Praxis, beruht, ist das Verhaltenund die verschiedene Reaktion der Lebenskraft in Verbin-dung der verschiedenen Organisation, durch die sie wirkt,und der ihr untergeordneten toten (chemischen und me-chanischen) Naturkräfte. Diese Reaktion ist die Grundlagealler Krankheiten und ihrer Modifikationen, aller Heilkraftund allen Heilbestrebens der Natur in Krankheiten, allerWirkung der Arzneimittel und so auch der ganzen prak-tischen Medizin, die ja in nichts weiter besteht, als dieseReaktion der Naturkraft zu benützen, zu unterstützen undzu leiten. Die nämlichen Kräfte und Gesetze des belebtenorganischen Körpers, durch welche sich die Krankheit bil-det, sind es auch, durch welche sie aufgehoben, umge-formt, gemildert und das Gleichgewicht wieder hergestelltwird."

Das ist die hippokratisch-paracelsisch-ganzheitliche Spra-che derer, denen es darauf ankommt, die Grundprinzipien,die Regeln und Gesetze lebendigen Geschehens wieder insSpiel zu bringen. Dazu dienen nicht physikalisch-chemischeGesetze, sondern: „Der Mechanismus dieser Heiloperatio-nen der Natur hat seinen Grund, so wie jede lebendeOperation, in den Grundkräften und Grundgesetzen desOrganismus" (Huteland). 2000 Jahre lang haben die be-rühmtesten Ärzte jener Zeiten den Vorrang des Lebendigenvor dem Toten in der Medizin betont. Aug. Fr. Hecker hat1789 das damalige Wissen über den Naturheilprozeß sozusammengefaßt: „In der ganzen tierischen Schöpfungzweckt alles Leben auf Erhaltung ab. In dem tierischenKörper finden sich daher eine Menge von Kräften, die allezu jenem großen Zwecke beitragen, und der Zusammen-fluß aller dieser Kräfte . . . heißt Lebenskraft. Der Menschmit natürlichen Krankheitsanlagen versehen, von vielenDingen umgeben, die alle einen schädlichen Einfluß aufseinen Körper haben können, seinen eigenen Begierdenunterworfen, die ihn nicht immer das Zuträglichste wählenlassen, würde, von der Natur mit der vollkommenstenLebenskraft ausgerüstet, doch keine lange Dauer genießen,wäre jene Kraft nicht auch zugleich Erhaltungskraft, Heil-kraft, die Krankheiten entweder ganz abhält oder gleichbei ihrem Ausbruch unterdrückt oder sie doch nach undnach zu einem glücklichen Ausgang leitet. Ohne sie wirktkein Mittel, ohne sie ist alle Kunst des Arztes — nichts!"

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Kunstheilung — NaturheilungEine Medizin, die das Leben mit all seiner Ordnung, seinerSinnhaftigkeit, seiner Selbstwerdefähigkeit, Reparations- undRestitutionsfähigkeit, schließlich begabt mit Seele undGeist gegenüber dem unlebendigen Mechanismus vernach-lässigt und die Eigengesetzlichkeit der physikalisch-che-misch-toten Gesetzlichkeit geopfert hat, konnte sich nichtlange durchsetzen. Das lebendige gesetzliche Geschehenzieht sich stets wie ein roter Faden durch die Geschichteder Medizin. Die physikalisch-chemische Gesetzlichkeitkann immer nur als „Kunstheilung" die eigentliche undallein echte Naturheilung ergänzen. So sieht es auchHufeland, der schreibt:„Wenn die Natur überhaupt ihre Integrität verloren hatund das ganze Leben des Menschen ein anormaler und er-künstelter Zustand geworden ist, dann können wir auchjene normale Naturwirkung in Krankheiten nicht mehr er-warten, die nur das Eigentum einer unverdorbenen undregulären Natur ist Daher hängt das Bedürfnis der Kunstund folglich der Ärzte mit der Zunahme des Luxus, derVerfeinerung und der Sittenlosigkeit zusammen. Rom hatteund brauchte keine Ärzte in den ersten Jahrhunderten derRepublik. Jetzt hingegen ist es das Schicksal fast allerhöheren und verfeinerten Menschenklassen, fast allerStädtebewohner, daß ihre Natur schon jenen Grad vonKraft und regulärer Wirksamkeit verloren hat, der zurAlleinhilfe in Krankheiten hinreichend ist. Ein künstlichesLeben erfordert auch künstliche Heilung."Konnte Hufeland die heutige Situation treffender schildern?Auch wir haben uns so weit von der Intaktheit, Ordnung,Ganzheit der Natur entfernt, daß künstlich-technische Heil-methoden immer mehr in den Vordergrund treten mußten,allerdings zum Nachteil der Gesundheit, die eine geord-nete, intakte Natur voraussetzt. Die Zahl der Kranken- undFürsorgeanstalten, die Zahl der Ärzte mußte wie noch niezuvor ansteigen. Statt aber daraus die Notwendigkeit ab-zuleiten, uns mehr um die Gesetzlichkeit lebendigen Ge-schehens zu bemühen, steigert man die naturwissenschaft-lichen Arbeiten im Sinne eines sich immer mehr verfesti-genden rational-technologisch-operationalen Denkens und„Machens". Dem steht entgegen, was Döllinger, immer zi-tiert nach Neuburger, schreibt: „Unter die herrlichsten Ta-ten, welche die Natur mit innerlicher Vernunft, mit Absichtund Wahl vollbringt, gehört das Werk der Heilung . . .Ohne heilkräftiges Streben der Natur kommt nirgendwodie Heilung auch nur einer Krankheit, auch nur in einemkonkreten Fall zustande; wo das heilkräftige Streben derNatur erliegt, da ist alle Kunsthilfe vergebens . . . Ehe derWirkung irgendeines ärztlichen Verfahrens, z. B. der An-wendung eines bestimmten Arzneimittels, die Heilung einerKrankheit zugeschrieben wird, sollte doch jeder Vernünf-tige biilig voraussetzen, daß mit Gewißheit erkannt wäre,welchen Verlauf die Krankheit ohne solches ärztlichesVerfahren, ohne die Anwendung dieses bestimmten Arz-neimittels genommen haben würde . . . Welchen nachteili-gen Einfluß die Verdrängung der alten Lehre von der Heil-kraft der Natur und von ihren Wirkungen in dem erkrank-ten Organismus auf die Bearbeitung der Heilkunde hervor-brachte, ist bekannt. Niemals wurde so stürmisch und ge-waltsam der Verlauf der Krankheiten gestört, die heilsa-men Bestrebungen der Natur so sehr pertubiert als in die-ser Zeit des medizinischen Terrorismus." Das ist geschrie-ben 1805! Was würde der Autor heute festzustellen haben?

Bedeutung einer EntzündungSicher hat sich die Situation sehr wesentlich verändert,aber nicht in der Richtung auf eine bessere Kenntnis des-sen, was das Leben in biologischer Hinsicht erfordert.Wüßten wir um die Gesetze des Lebens, so hätte es nie-

mals eine Umweltverschmutzung geben können, niemalseine solche Vermehrung chronisch kranker Menschen. Wiefalsch werden heute die eigentlichen Regulationsvorgängeim Organismus gedeutet. In einem Aufsatz „Winke überBehandlung der Fieber und Entzündungen" schreibt 1823Gruithuisen: „Der Praktiker hat nicht zu vergessen, 1. daßEntzündung und Fieber keine Krankheiten, sondern im-mer nur Symptome sind, mit denen sich die Natur gegendie Krankheit wehrt; 2. daß diese beiden heilenden Tätig-keiten aber häufig Exzesse machen, die nicht seltenschädlicher werden als die Krankheit selbst; 3. daß, wennnun der Arzt gegen sie wirksame Mittel anwendet, er inder Vertreibung des Fiebers und der Entzündung nichtauch Exzesse begehen darf; 4. daß er beide so gebrau-chen sollte, wie der Seemann Wind und Strömung, umden Hafen der Gesundheit ohne Schaden zu erreichen;und 5. daß er nie die spezifische Behandlung des Wesensder Krankheit außer acht lassen dürfe . . . Denn tilgt er(wenn er je imstande ist) das Fieber ganz, so bleibt ihmdie Krankheit zurück. Was macht er nun? — Ganz genauist es so mit der Entzündung." Diese Warnung vor derrestlosen Austilgung von Fieber und Entzündung ist nichtbeachtet worden und hat sich gefährlich ausgewirkt, wo-rüber von mir a. O. berichtet wird. Die akuten und chro-nischen Entzündungen, sagt Rayer, haben manchmal eineheilsame Wirkung. Es werden eine ganze Reihe von Fällengeschildert, in denen ganz besonders durch Hautexazerba-tionen innere Krankheiten geheilt werden konnten. PeterFrank gedenkt eines Falles von Hirnentzündung, die einErysipel glücklich entschied. Es wird von Gefahren durchplötzliches Zurücktreten von Hautentzündungen gespro-chen. Rayer schreibt: „Die Häufigkeit solcher Fälle, wobeim Verschwinden einer Hautentzündung ein Innerer Ent-zündungszustand zum Vorschein kommt oder Fortschrittemacht, hat vor deren Unterdrückung und Heilung Furchteingeflößt. Sobald ein und derselbe Kranke gleichzeitigan einer inneren und einer äußeren Affektion leidet, ist esgefährlich, dieser letzteren kräftig entgegenzutreten." Ichselbst habe im ersten Weltkrieg an über tausend Typhus-kranken, die ich selbst betreut habe — meine Doktorarbeitstammt daher —, das Verschwinden des Typhusfiebers nichtselten beobachten können, wenn ein Typhusabszeß auf-trat, in dem sich eine Reinkultur von Typhusbazillen be-fand. H. H. Reckeweg3) hat im Sinne dieser alten Auf-fassungen eine Lehre vom Vicariationseffekt aufgestellt.

Neuburger zitiert den englischen Chirurgen Astley Cooper,der schreibt: Konstitutionelle Reizung dürfe nicht zuschnell unterdrückt werden, da ein gewisser Grad vonIrritation zeige, daß die Natur versucht, den Heilungspro-zeß vorzunehmen. Entzündung sei das Mittel, durch wel-ches örtliche Verletzungen ausgeglichen werden, sie kön-nen daher als das restaurierende Prinzip angesehen wer-den. Entzündung sei bei einer gesunden Konstitution dievis medicatrix naturae und entstünde um der Heilung wil-len. Er spricht auch von dem Vorteil der Eiterung. Wennsich die Konstitution seit langer Zeit an den Ausfluß auseinem Geschwür gewöhnt hat, so sei einige Vorsicht beiseiner Heilung nötig, denn wenn diese zu plötzlich erfolge,so kämen sehr leicht hektische oder apoplektische Sym-ptome zum Vorschein.

Besonders interessant war die Zeit der 2. Wiener Schule,von der Neuburger schreibt: „Nirgends wohl wurde damalsweniger über die Heilkraft der Natur spekuliert und nir-gends der expektativen Behandlungsweise mehr gehuldigtals im Allgemeinen Krankenhause zu Wien; manche derfremden Ärzte, •welche diese altberühmte Pflegestätte derä) H. H. RECKEWEG, Homotoxine und Homoloxikosen, Aure!ia-V.,

Baden-Baden 1955.

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Wissenschaft und Humanität in den ersten Dezennien des19. Jahrhunderts besuchten, gaben ihrem Erstaunen darüberAusdruck, welch einfache, insbesondere der Venaesectionabholde Therapie die Kliniker (v. Hildebrand, Raimann)und Primarärzte dort zumeist anwandten." — „In bezug aufdie Anerkennung der Naturheilkraft kann als Wortführerder Wiener Schule der philosophisch so hochstehende undals Praktiker verdienstliche Ph. K. Hartmann angesehenwerden, ein Pathologe von weitreichender Bedeutung." Be-sonders bekannt wurde der Aderlaßbekämpfer Jos. Dietl,der schon früh seinen Skeptizismus gegenüber der damali-gen Therapie bekundet hat. Streng genommen, meint er,gibt es keine eigentlichen Heilmittel, weil kein sogenanntesHeilmittel die Krankheit geradezu angreift, unmittelbarmit ihr in Berührung kommt, auf sie unmittelbar einwirkt —und unmittelbar heilt. Das Leben, die Lebenskraft, die Na-tur ist es im Menschen, die das Geschäft der Heilung voll-bringt. Denn so wie im Menschen eine Krankheit sichentwickelt, so beginnt zugleich ein Kampf zwischen derKrankheit und dem widerstrebenden Leben, das rastlosseinen neuen Feind zu überwältigen sucht — eine Tat-sache, die seit Jahrtausenden ausgemacht und allgemeinanerkannt ist . . . Kein Arzt heilt, sondern die Natur heiltalle Krankheiten. Eine große Wahrheit ohne Zweifel! DieGrundlage der ganzen Medizin, welche ohne dieselbeweder bestehen noch reellen Wert haben könnte.Neuburger schreibt weiter: „Von den Physiologen dernaturphilosophischen Epoche wurde das Problem der Na-turheilkraft eingehend erörtert und die Restitution derNorm nicht als Wirkung einer besonderen Potenz, sondernals Äußerung des Lebensprozesses überhaupt aufgefaßt,als Äußerung der dem Leben zugrundeliegenden bildendenund ernährenden Kraft.

SelbstheilungsbestrebungenIn der Verherrlichung der Macht und Größe der natürlichenHeilungsvorgänge noch weitergehend als Sydenham, wagtFerd. Jahn den Satz aufzustellen, „daß, wo immer der Or-ganismus der Krankheit gegenüber regelrechte Reaktionenzu entwickeln vermag und dieselben nicht ausarten undabnorm werden, keine Krankheit, auch nicht die gewaltig-ste, zum Tode führen kann". Das war 1831. Aber auchHufeland betont: Es gibt keine Krankheit, die nicht schondurch die Natur allein geheilt worden wäre (1833). Inner-halb der 2. Wiener Schule war es der pathologische Ana-tom Rokitansky und sein kongenialer Mitarbeiter Skoda,die wie Dietl in der Naturheilung das höchste Grundgesetzder praktischen Medizin erblickten. „Solange wir nicht wis-sen, was die Natur zu leisten imstande ist, solange könnenwir nicht wissen, was wir zu leisten haben . . . Solange wirder Natur keine Gerechtigkeit widerfahren lassen, wirdauch uns keine werden" (Dietl).

Von dieser Epoche schreibt Neuburger: „Das von der Wie-ner und Prager Schule gegebene Beispiel wirkte weithin —es war ein therapeutisches Massenexperiment, das in dergesamten Geschichte der Medizin kaum seinesgleichenhat." Aber diese Epoche ging zu Ende um die Wlitte des19. Jahrhunderts. Das kausalanalytische Denken nahmseinen Anfang. Teleologisches Denken schien entbehrlich.Die Fakten des riesigen Massenexperimentes wirkten sichnicht aus. Neuburger hoffte es noch. Die Zeit ist darüberhinweggeschritten. Aber ein August Bier und ein FerdinandHoff kennen noch das Heilfieber und die Heilentzündung.Sie kommen ohne ein gewisses Maß an teleologischemDenken nicht aus. Ferd. Hoff schreibt 1970: „Als erstenGrundsatz möchte ich hervorheben, daß es keine thera-peutische Methode gibt, die im Sinne einer einfachenphysikalischen Kausalität auf ein krankes Organ oder aufdas komplexe Phänomen Krankheit einwirkt. In jedem Fall

ist zwischen dem angewandten Heilmittel und dem krank-haften Vorgang der Gesamtorganismus mit seinen vielfälti-gen und individuell so unterschiedlichen Regulationen undReaktionsmöglichkeiten eingeschaltet."F. Marchand1) unterscheidet wie Goldschneider die unmit-telbaren Folgen der ursächlichen Einwirkungen (Störungen,Schädigungen) von den sich daran anschließenden Gegen-wirkungen (Reaktionen) des Organismus. Das ist 1924 ge-schrieben. Bei den Kausalanalytikern fällt diese Unterschei-dung fort. Bereits der Pathologe Henle hat 1840 zum Re-aktionsbegriff gesagt: „Diese organische Kraft, die denäußeren Einflüssen entgegenwirken soll, ist eine mythischeFigur." Lebendiges Geschehen wurde nicht mehr als einautonom-eigengesetzliches Geschehen erkannt. Die Natur-heitfähigkeit, die sich so tausendfältig als Faktum bewiesenhatte, fiel allmählich in Vergessenheit.

Umweltverschmutzung — AbwehrkraftIn der modernen Literatur ist von den natürlichen Heil-kräften so gut wie nirgends mehr die Rede. Nur so konntenwir in das furchtbare Dilemma unserer Tage geraten, dasdadurch gekennzeichnet ist, daß nunmehr die Naturkräftetatsächlich zu versagen begonnen haben, sichtbar im Ver-sagen der Selbstreinigung der Natur, der Flüsse, der Seen,der Luft und des Bodens und nicht zuletzt unserer eigenenAbwehrfähigkeit.Aber noch ein Gerhard Domagk sagte nach Hoffs Bericht:„Die Chemotherapie muß versagen, wenn die Abwehrkräftedes Organismus versagen." Und F. Hoff fügt hinzu: „Daswar für mich, und ich glaube auch für alle anderen Teil-nehmer der Ärztetagung, damals ein großes Erlebnis."Damit, meine ich, sind die Zeichen gesetzt für eine Wand-lung des heutigen Denkens im Sinne der Wiedergeburtlebensgesetzlichen Geschehens an Stelle der Einseitigkeitunlebendig physikalisch-chemischer Fakten, mit denen wiraußerstande sind, die Ordnung, Intaktheit, Ganzheit, Sinn-haftigkeit des Lebens wiederherzustellen oder gar aufzu-bauen. Die Prominenz unserer heutigen Physiker lehnt essogar ab, aus der Naturwissenschaft von heute eine Welt-anschauung aufzubauen oder anzugeben, was geschehensoll (W. Heisenberg).

Wir sind dabei, die Abwehr-, Heil- und Lebenskräfte weiter-hin zu schädigen, ja abzubauen. Nur ein einseitig kausal-analytisch alles Ganze isolierendes und auflösendes Den-ken hat es fertig gebracht, uns den Blick für die Ordnung,Ganzheit, Gesundheit lebendigen Geschehens zu verstel-len. In zwei Vorträgen vor der Steirischen Akademie unddem Weltbund zum Schutz des Lebens habe ich5) über dieGefährdung der lebendigen Ganzheit durch analytischesDenken gesprochen.Wenn es mit C. F. von Weizsäcker6) vernünftig ist, Ganzesals Ganzes zu sehen, dann ist es unvernünftig, Ganzesanalytisch so aufzulösen und zu isolieren, daß der Wieder-aufbau zum lebendigen Ganzen nicht mehr möglich ist. Soist die Wiederherstellung der Ordnung, Ganzheit, Intaktheit,Gesundheit der Natur, unseres Lebens entscheidend vondem Wissen um diese Ordnung und Ganzheit abhängig.Letzten Endes geht es darum, die Selbstordnungskräfte desLebens, der gesamten Natur, wieder wirksam werden zulassen, d. h. also die Voraussetzungen dafür zu schaffen,daß sie wieder wirken können.

Anschrift des Verfassers: Prof. Dr. med. Karl Kötschau, 8021 Schloß-berg, Lindenweg 23

4) F. MARCHAND im Handbuch der Allgemeinen Pathologie von L.KREHL und F. MARCHAND, 4. Bd., 1. Abt., S. 85. S. Hirzel, Leip-zig 1924.

s) K. KGTSCHAU, Die Zukunft, Vorträge der Steirischen Akademie1969, Steiermärkische Landesdruckerei Graz.K. KOTSCHAU, Gefährdete Schöpfung, Bircher-Benner-Verlag, BadHomburg 1969.

') C. F. VON WEIZSÄCKER, Rundfunkvortrag Bayr. Rundf. 25. Dez.1970.

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Aus der Neurochirurgischen Abteilung des Landeskrankenhauses Klagenfurt (Vorstand: Prim. Prof. Dr. Walter Bischof)

w. Bischof Rehabilitation nach Eingriffen und Verletzungen am Zentralnervensystem

Nach anatomischen, physiologischen und pathophysiologischen Vorbemerkungen werden die häufigsten Schädelverletzun-gen und -tumoren besprochen und Winke für die oft entscheidende Nachbehandlung gegeben. Die Therapie und Rehabili-tation von Querschnittsverletzungen und besonders der damit verbundenen Blasenstörungen sowie von schwerstenSchmerzzuständen bi/den den Schfuß der Arbeit.

Das Zentralnervensystem besteht aus dem somatischenund vegetativen Nervensystem. Diese beiden Systeme sindeine Funktionseinheit.Seit Head wissen wir, daß besonders im Rückenmarkseg-ment eine funktioneile Einheit zu sehen ist. Schmerzreizeoder auch thermische Reize führen im Bereich des segmen-tal zugeordneten inneren Organs zu einer Funktionsum-stellung. In gleicher Weise sehen wir auch bei Erkrankun-gen innerer Organe hyperaesthetische Zonen im zugeord-neten Hautsegment. Diese Beeinflußbarkeit eines innerenOrgans von der Haut aus wird bei der Akupunktur und beider Neuraltherapie angewandt. Auch die Erfolge der Hydro-therapie dürften zum Teil in ähnlicher Weise zu erklärensein.

Zur PathophysiologieDie Schädigungen des somatischen Nervensystems unter-teilen wir nach ihrer Lokalisation und Axt.Zur Unterteilung der Lokalisation verwenden wir die anato-mischen Gegebenheiten und trennen Prozesse im Großhirn,im Hirnstamm, im Rückenmark und den peripheren Nerven.Unter den Großhirnprozessen besteht je nach Lokalisationein verschiedenes neurologisches Syndrom.Schädigungen des rechten Stirnhirns z. B. führen nur zuvorübergehenden psychischen Störungen, während derselbeProzeß in der Zentralregion zu einer schlaffen Hemipara-lyse, später zu einer spastischen Lähmung führt.Schädigungen des Hirnstammes, besonders in Höhe desNucleus ruber, führen zur Enthirnungsstarre. Bei Hirn-stammschädigungen, wie wir sie nach Schädelunfällensehen, kommt es entsprechend dieser patho-physiolo-gischen Vorgänge zu einer Pronation und Strecktendenzder Extremitäten.

Schädigungen des Rückenmarkes können total und partiellsein. Anfänglich kommt es zur schlaffen Paralyse, später zueiner spastischen Lähmung der Beine.Die peripheren Nervenschädigungen zeichnen sich durchReflexlosigkeit, Atrophie und schlaffer Lähmung aus.Zum Verständnis der Arteinteilung der Prozesse im ZNSbedarf es einer patho-physiologischen Vorbemerkung. JedeVolumenszunahme in der allseitig geschlossenen Schädel-kapsel und dem knöchernen Spinalkanal führt im ZNS zueiner lokalen Druckwirkung. Deshalb spielt die intracra-nielle Drucksteigerung in der Pathogenese cerebraler undmedullärer Prozesse eine hervorragende Rolle. Die Raum-beengung einer Hemisphäre führt im Laufe der Zeit zueiner Prolapsneigung von Hirnlappen, die das bekannteEinklemmungssyndrom hervorrufen.Die Schädigung kann sich in Form eines lokalen Druckes,wie z. B. beim Meningeom oder beim subduralen Haema-tom, auswirken. Der Prozeß schiebt sozusagen das gesundeGehirn vor sich her. Das Meningeom, das von den Hirn-häuten ausgeht, drückt lokal das gesunde Gehirn. Es wer-den vorerst die Reserveräume, die Subarachnoidalräumeund Ventrikelräume, verbraucht. Wenn der Prozeß langsamfortschreitend ist, kommt es erst dann zu einer lokalenDruckwirkung und zu lokalen Druckzeichen.Eine andere Art der Schädigung ist die substantielle Läsion

des Gehirns, wie wir sie z. B. akut nach einem Unfall inForm einer Contusion sehen. In diesem Fall geht Hirn-gewebe primär zugrunde. Beim Gliom, das vom Hirnge-webe selbst ausgeht, wird durch das Tumorwachstum eben-falls Hirngewebe zerstört und es treten spezielle Lokal-zeichen auf. Schließlich gibt es noch eine diffuse Druck-schädigung des Gehirns, z. B. beim entzündlichen Aquae-ductverschluß. Das Hirnwasser hat keinen Abfluß mehr undstaut sich in den Hirnkammern zurück, die dadurch mächtigerweitert werden können. Es handelt sich dann um einediffuse intracranielle Drucksteigerung mit entsprechenden,diffusen Symptomen.Auch ein Gefäßprozeß kann z. B. zu einer diffusen Schädi-gung des Gehirns führen und zwar über eine Durchblu-tungsstörung. Die Symptomatik ist ähnlich der intracraniel-len Drucksteigerung und dem intracraniellen Unterdruck.

Zur TherapieDie Behandlungen der Schädigungen des ZNS könnenchirurgisch oder konservativ sein. Verständlicherweise istdie causale Therapie, wenn diese möglich ist, allen anderenBehandlungsarten vorzuziehen.Es wird z. B. das Meningeom möglichst frühzeitig entfernt,oder eine Blutung, die auf das Gehirn drückt, möglichstbald entleert. Damit kann eine vollkommene Wiederher-stellung möglich sein.Die entlastende Operation hat in der Neurochirurgie schonwegen der Wichtigkeit der vorgeschilderten Drucksteige-rung eine entsprechende Bedeutung. Wir sehen regelmäßigbei offenen Hirnverletzungen einen besseren Verlauf, alsbei geschlossener Schädelkapsel mit Contusionen. Dieintracranielle Drucksteigerung kann sich bei der offenenHirnschädigung durch einen Gehimprolaps ausgleichen.Auch bei Gliomen, die in lebenswichtigen Zentren lokali-siert sind, kann eine entlastende Operation die Bewußt-seinslage deutlich bessern.Als dritten Punkt habe ich die symptomatische Therapie an-geführt. Als Beispiel führe ich die Spastik an. Bei irrepa-rablen Schäden des ZNS mit einer Spastik kann einesymptomatische Behandlung dieser Spaistik notwendig sein.Auf diese Behandlung kommen wir später noch zurück.Die konservative Behandlung besteht in einer Besserungder Restfunktionen durch Übungsbehandlung und physika-lischer Therapie in weitestem Sinne. Die Ersatzfunktionenkönnen durch ungekreuzte Bahnen und durch Umschulun-gen vom Rechts- zum Linkshänder unterstützt werden.

RehabilitationDie Rehabilitation hängt in erster Linie ab von der Dauerder Entstehung des Schadens. Bei akut auftretenden Schä-den wie z. B. beim Unfall, kommt es plötzlich zum Unter-gang vom Gehirn und Rückenmarksgewebe.Das ZNS hat in diesem Falle keine Zeit, sich der neuenSituation anzupassen. Bei langsam zunehmendem Druckauf das ZNS ist eine weitgehende Angleichung an die neueSituation möglich, so daß z. B. ein Rückenmark bis aufMillimeter Dicke komprimiert sein kann und trotzdem seineFunktion noch ausführt.

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In zweiter Linie ist die Dauer des Druckes auf das ZNS vonBedeutung und die Intensität des Druckes. Weiter ist dieRehabilitation abhängig vom Ausmaß der substantiellenLäsion und von der Lokalisation im ZNS.Die entscheidenden Faktoren bei der Rehabilitation sind:

1. angeborene Hemiparese2. Epilepsie3. Aphasie4. psychische Störung5. erworbene Hemiparese6. posttraumatisches Syndrom7. Liquorfistel8. Spastik9. Rückenmarkserweichung

10. Blasenfunktionsstörung11. Schmerz12. periphere Lähmung

An Hand von Beispielen möchte ich Ihnen diese einzelnenFaktoren vorstellen:

Ein 12jähriger Junge hatte bereits seit dem dritten Lebens-jahr Jacksonanfä//e rechts, die als Fieberkrämpfe aufge-faßt wurden. Im Alter von sechs Jahren fiel eine Verkürzungder Extremitäten rechts auf. Außerdem ist es zu einerrechtsseitigen spastischen Parese gekommen. Erst imAlter von 12 Jahren wurde eine klinische Durchunter-suchung und Angiographie durchgeführt. Die Angiographiezeigt die drei mächtig erweiterten Zuflüsse des arterio-venösen Angioms, das, wie in einer auswärtigen Klinikfestgestellt wurde, im Bereiche der Zentralregion gelegenist. Die Abflüsse münden breitbasig in den Sinus sagittalissuperior. Die Operation dieses angeborenen arternio-venö-sen Kurzschlusses wurde von einer auswärtigen Klinik ab-gelehnt. Wir haben die Operation trotzdem durchgeführt.!n einem zweiten Fal! des arüeno-venösen Ang/oms beieiner 45jährigen Frau trat als Erstsymptom ein akutes Er-eignis im Sinne von Bewußtseinstrübung auf. Es handeltesich um eine Blutung aus einem angeborenen arterio-venösen Angiom.Nach der Operation ist bei dieser Frau, da durch denlinken Temporallappen eingegangen wurde, eine ge-mischte sensorisch-motorische Aphasie aufgetreten.Wir haben bei der Pat. nach der Operation wegen dieserSprachstörung Sprachübungen durchgeführt und vor allenDingen die Pat. aufgefordert, mit der linken Extremitätmöglichst viel Geschicklichkeitsübungen durchzuführen. Wirhaben in solchen Fällen das Bestreben, die Patienten aufAmbidexter umzuschulen, so daß also die rechtshimigenStrukturen auch für die Sprache verantwortlich werden.Sind psychische Störungen gleichzeitig vorhanden, ist dieseUmschulung erschwert.In unserem Fall aber war die Antriebskraft, die Kritik-fähigkeit der Pat. weiter vorhanden. Die Schulungsbehand-lung führte zu einer vollkommenen Wiederherstellung derSprache.Im folgenden Faile eines 28jährigen Mannes ist es plötzlichzu einer Bewußtseinsstörung gekommen. Das Angiogrammzeigte ein Aneurysma im Bereiche der Arteria cerebrianterior, aus dem es, wie das ap-Bild zeigte, zu einer Blu-tung in das rechte Stirnhirn gekommen ist. Da der jungeMann ein Rechtshänder war, hat die Blutung im rechtenStirnhirn nach Abklingen der reaktiven Schwellung nurgeringe Zeichen einer psychischen Störung hinterlassen.Bei der Operation wurde das Aneurysma gekuppt und dieBlutung im Marklager des rechten Stirnhirns ausgeräumt.Nach der Operation erholte sich der junge Mann rasch. Diepsychischen Störungen haben nur einige Wochen gedauert.Wir sprechen beim rechten Stirnhirn von einer stummenRegion.Die Alterskurve der sackförmigen Aneurysmen zeigt, daßdiese Aneurasmablutungen vorwiegend zwischen dem 30.und 50. Lebensjahr auftreten.Der nächste Patient zeigte im Angiogramm einen gefäß-freien Bezirk parietal im ap-Bild mit Ausweichen der Ge-fäße. Im Seitenbild sah man in ähnlicher Weise einen ge-fäßfreien Bezirk präzentral lokalisiert. Klinisch bestand einezunehmende Hemisphäre links ohne sonstige Ausfälle. Imvenösen Bild sahen wir eine riesige Abflußvene, die einemHindernis ausweicht.

Bei der Operation zeigte sich, daß diese große Abflußvenemit dem präzentralen Meningeom im Zusammenhang stand.Wir waren deshalb gezwungen, diese Vene zu unterbinden.Nach der Operation ist es durch die Unterbindung diesergroßen abfließenden Vene zu einer Hemiparalyse links ge-kommen. Unter aktiven und passiven Übungsbehandlungenist diese Hemiparalyse innerhalb von Wochen zurückge-gangen. Die Wiederherstellung erfolgte von proximal nachdistal, d. h. vorerst konnte der Pat. das Bein im Hüftgelenk,später im Kniegelenk bewegen. In ähnlicher Weise warauch die Schuitermuskulatur, Oberarm- und später Unter-armmuskulatur wiedergekommen. Durch Unterbindung dergroßen abfließenden Vene ist es zweifellos zu einer Er-nährungsstörung der Hemisphäre und der Zentralregiongekommen.

Bei einer 48jährigen Frau, bei der in der Vorgeschichtelediglich psychische Störungen vorhanden waren, fandenwir im Angiogramm eine große Raumbeengung im Bereichedes Stirnhirns beiderseits.Die Arteria cerebri anterior ist bogig beidseits nach hintenverlagert, entsprechend dem großen raumfordernden Pro-zeß im Bereich der vorderen Schädelgrube. Außer denpsychischen Störungen klagte sie in der Vorgeschichteüber Sehverschlechterungen. Augenärztlicherseits wurdeeine beginnende Opticusatrophie beidseits festgestellt. DasOlfaktoriusmeningeom wurde total exstirpiert. Es hat dievordere Schädelgrube beidseits vollkommen ausgefüllt unddas Chiasma gedrückt. Die Verlagerung der fronto-basa-len Struktur führte zu psychischen Veränderungen. Nachder Totalexstirpation dieses großen Meningeoms bestandnoch durch Monate ein Psycho-Syndrom. Die augenärzt-liche Kontrolle drei Monate nach der Operation zeigte be-reits ein normales Gesichtsfeld und eine weitgehendeWiederherstellung des Visus.

Schädigungen beider Stirnhirne, besonders der basalenStrukturen, führen zu längerzeitiichen psychischen Verän-derungen im Sinne von Kritiklosigkeit, Verantwortungslo-sigkeit und Witzelsucht. Eine Wiederherstellung der prä-morbilen Persönlichkeit ist aber nach der Entfernung einessolchen Tumors zu erwarten.Das akute subdurale Haematom, das sich im Angiogrammsichelförmig darstellt, ist in den meisten Fällen begleitetvon contusionellen Schäden des Temporallappens. Dierasch auftretende Raumbeengung, begleitet von der Gon-tusion des Temporallappens, führt zu einem schweren psy-chischen Bild. Das ZNS hat in diesem Falle keine Zeit,sich auf die neue Situation einzustellen. Die Mortalität desakuten subduralen Haematoms ist deshalb heute nochsehr hoch. Obwohl in diesem Falle eines chronischen, sub-duralen Haematoms die Anteriorveranlagung erheblich ist,war das Krankheitsbild bei diesem 54jährigen Mann umvieles geringer. Es bestand lediglich eine geringe Halb-seitensymptomatik und keine sichtbare Bewußtseinstrü-bung.Nach der Entleerung dieses chronischen subduralen Hae-matoms, das mindestens vier Wochen alt war, kam es zueiner vollkommenen Wiederherstellung. In diesem Fallewar die Raumbeengung langsam zunehmend aufgetreten.Das ZNS hatte also Zeit, sich auf die neue Situation ein-zustellen und hat trotz der großen Verlagerung die Funk-tion voll ausgeführt.

RückenmarksläsionenWie eingangs bereits erwähnt, kann unsere Therapie nichtimmer causal, sondern oft symptomatisch sein. Haben wireine irreversible Lähmung, z. B. bei Rückenmarksläsion,vor uns, sind wir gezwungen, die Spastik zum Zwecke derweiteren Rehabilitation zu beseitigen.Anfänglich wurde vorwiegend am Erfolgsorgan, das ist dieMuskulatur, und an den Sehnen operativ eingegriffen.Später wurden auch große Muskelgruppen durch Nerven-unterbrechungen zur Tonussenkung ausgeschaltet. In derÜbersicht greifen die tonussenkenden Operationen vor-wiegend im Bereich des peripheren Reflexbogens ein.

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Bei einer supranuclearen Schädigung des Ruckenmarkeskommt es erfahrungsgemäß zu einer Überfunktion despenpheren Reflexbogens, der mit einem Stromkreis zu ver-gleichen ist Der penphere Reflexbogen besteht aus demafferenten und efferenten Schenkel Afferent werden dieReize von der Haut über die penpheren Nerven hintereWurzel Hinterhorn ms Ruckenmark geleitet Wird die Lei-tung nach zentral unterbrochen werden die Meldungenüber die Koliateralen Kolleckers dem jeweiligen segmen-talen Vorderhorn zugeleitet Vom Vorderhorn aus beginntder efferente Schenkel über die vordere Würze! penphe-ren Nerven zur Muskulatur Dieser Reflexbogen erreichtbei zentralen Schaden eine Überfunktion Es besteht alsoeine Hyperreflexie Die Eingriffe im Bereich des Reflex-bogens senken den Tonus Aus dieser Erkenntnis wurdendie Eingriffe im Bereich der penpheren Nerven, im Be-reich der hinteren Wurzel und im Bereich der vorderenWurzel durchgeführt Wir haben versucht im Ruckenmarkselbst den Reflexbogen zu unterbrechen und haben dieVorder-Hinterhornverbmdung dazu gewählt

Schon die Vielzahl der Operationen und vor allen Dingender Vorschlag der doppelseitigen Beinamputation vonWilms und Lindberg weisen auf die Schwere des Problemsder Spastik hin Auch die Myelektomie ist in ähnlicherWeise aufzufassen Letztlich ist die Caudadurchtrennungmit der Myelektomie auch vergleichbar Die Spastik undvor allen Dingen die Beugesynergismen die bei jedemafferenten Reiz auftreten behindern eine RehabilitationWir sind deshalb in diesen Fallen auf operative Maßnah-men, die den Tonus senken angewiesenBoldt und Huttner haben im Bereich des Plexus brachiahspartielle Kabeldurchschneidungen durchgeführt, um denTonus der oberen Extremitat zu senkenIm Bereich der Cauda wurden sowohl vordere Wurzeln alsauch Caudadurchtrennungen durchgeführt Munro hat 1945bei Spastik der Beine die vorderen Wurzeln durchschnit-ten und damit eine schlaffe Lahmung erzielt Die Cauda-durchschneidung von Meirowsky, Scheitert und Hincheyhaben 1950 bei Spastik der Beine und der Blase die vor-deren und hinteren Wurzeln, also die ganze Cauda, durch-trennt Die frontale Spaltung die wir bei der Spastik an-gegeben haben haben wir bei gleichzeitiger Tonussteige-rung der Blase bis S 5 verlängert Die Entfernung desRuckenmarks beim gleichen Krankheitsbild hat McKartydurchgeführt Die von uns angegebene frontale Spaltungdes Markes im Bereich der lumbalen Indumenszenz unter-bricht den Reflexbogen im Rückenmark selbst und zwarvor allen Dingen die Vorder-Hinterhornverbmdung wobeidie vordere und hintere Wurzel bestehen bleibt Eventuellnoch vorhandene sensible Funktionen werden dabei ge-schont

Eine Patientin die mit maximal gebeugten Knie- und Hüft-gelenken bei jedem afferenten Reiz einen Synergismus be-kommt, kann keiner psysikahschen Therapie zugeführtwerden Nach der frontalen Spaltung des Markes könnendie Beine passiv gestreckt werden Es ist auch eine Geh-fahigkeit durch Versorgung mit Schienenapparaten mög-lichBei Wirbelsaulenverletzungen kommt es in vielen Fallennicht nur zu substantiellen Schädigungen des Rucken-marks, sondern auch zu Durchblutungsstörungen infolgegleichzeitiger GefaßverletzungenUnsere Untersuchungen in bezug auf vaskulare Mitbeteili-gung bei Huckenmarksverletzungen haben ergeben, daß ineinem hohen Prozentsatz nicht nur die substantielle Schä-digung des Markes sondern auch die Gefaßverletzung eineRolle spielt Bei Verletzungen der unteren HWS mit Mark-beteihgung kommt es in vielen Fallen zu einem Quer-

schnittsyndrom in Hohe Th 4 oder entsprechend der unte-ren großen Zuflußarterie in Hohe L 1 Dies erschien unsbeweisend für die Annahme der vaskularen BeteiligungDie geschilderten Erweichungsherde im Ruckenmark durchGefaßverletzungen sind pathologisch-anatomisch in stift-formigen Hohlenbildungen zu sehen Diese Cysten kön-nen aber in der Folge einer Rehabilitation durch Druckauf die langen Bahnen raumfordernd wirken und damitein progredientes klinisches Syndrom hervorrufen so daßz B ein Querschnittverletzter der in der Rehabilitation alsOberkorpera^hiet trainiert ist zunehmend Lahmungen undSensibilitatsstorungen an den oberen Extremitäten be-kommt In diesen Fallen ist eine Eröffnung dieser Cystemöglichst am unteren Pol notwendig Es wird eine Fenste-rung des Hinterstranges durchgeführt

BlasenfunktionsstörungenEin großes Problem der Rehabilitation Querschnittsver-letzter ist die Blasenfunktionsstorung In der Übersichtzeigt sich daß die Reflextatigkeit der Blase nach Rucken-marksverletzungen in unterschiedlicher Häufigkeit je nachHohe der Verletzung eintritt Die Übersicht zeigt daß beiCervikalmarkverletzungen die Reflextatigkeit der Blase in14 Prozent, bei Thorakalmarkverletzungen in 34 Prozent,bei Lumbalmarkverletzungen in 16 Prozent auftritt BeiSchädigungen des Sacralmarkes kommt es erfahrungsge-mäß zu langandauernden Blasenatonien und RetentionenDie Ausbildung einer Reflextatigkeit der Blase das ist dasAusstoßen des Harns bei einer gewissen Füllung, ist des-halb von entscheidender Wichtigkeit, weil dadurch dasKathetensieren und damit Infektionen vermieden werdenkönnen Früher vor dem letzten Weltkrieg sind an denKomplikationen des Urogenitaltraktes über 80 Prozent derQuerschruttverletzten gestorben Heute ist die Prognosedurch die Antibiotica deutlich besser gewordenDie cystometrische Untersuchung der Blasenfunktion istdeshalb wichtig weil die Blasenkapazitat und die Rest-Harn-Werte bekannt werden Außerdem können wir cysto-metnsch auch die Kraftleistung des Musculus detrusorfeststellen Bei einer normalen Cystometne kommt es beieiner Füllung der Blase von 300—400 ccm zunächst zumHarndrang dann zur Entleerung der Blase bei einer Kraft-leistung von mindestens 70 mm'Hg Bei der atonen Bla-senstorung nach Caudaverletzungen sehen wir bis zueiner Füllung von 600—1000 ccm keine Kontraktion desBlasenmuskels Bei erhaltener Bauchdeckenmotonk kanndie Blase bis zu geringen Rest-Harn-Werten ausgedrucktwerden Die Eigentatigkeit der Blase nach Denervierungtritt, wie Muller bereits vor Jahrzehnten festgestellt hatWochen nach der Verletzung zweifellos ein doch kommtes oft zwischenzeitlich zur Blasenulberdehnung und zuBiasenmfektionen so daß das Erfolgsorgan die Blaseselbst zusätzlich erkrankt ist und die Etgentatigkeit des-halb nicht eintritt Die Wandveranderungen der Blase nachUberdehnung und Infektionen sind in den meisten Fallenso enorm, daß eine Schrumpfblase oder eine bleibendatone Blase als Folge zurückbleibt

Bei der Reflexblase unterscheiden wir eine tonusschwacheund eine hypertone Reflexblase Die schlechte Reflexblasezeichnet sich durch immer wiederkehrende Kontraktionendes Blasenmuskels aus Die Kontraktionen sind aber zurBlasenentleerung zu gering Auch bei größeren Fullungs-zustanden werden diese Kontraktionen nicht kraftiger sodaß es zu einer klinischen Retention kommt

Die hypertone Reflexblase untersteht der Reflexsteigerungdes somatischen Nervensystems Bei einem geringen Ful-lungszustand kommt es bereits zu überschießenden Kon-traktionen des Btasenmuskels so daß der Harn bei ge-

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ringer Füllung der Blase bereits ausgestoßen wird. Inunserem Beispiel hier kam es bei einer Füllung von100 ccm bereits zu einer BlasenkouUaktion von 70 mm/Hgund damit zur Blasenentleerung. Bei der hypertonen Re-flexblase wird die Blase also bei geringen Füüungszu-ständen bereits entleert. Auch afferente Reize besondersim Segment fuhren auch bei geringem Fullungszustandzur Kontraktion. In diesen Fallen droht die Blase zuschrumpfen. Wird durch die Blasentatigkeit die Kapazitätnicht gesteigert, muß eine tonussenkende operative Maß-nahme ergriffen werden. Die Operationen bei Blasenhyper-tonie haben wir vorhin bei den Durchschneidungen derCauda und des peripheren Reflexbogens schon erwähntBei der Myelotomie haben wir die frontale Spaltung desLumbaimarkes auch einseitig im Bereiche des Sacralmarkesfortgesetzt und damit den Tonus gesenkt bzw die Kapa-zität der Blase vergrößert

Starke SchmerzzuständeEin großes Problem der Rehabilitation ist der SchmerzSchmerzzustande, deren Ursache nicht entfernt werdenkann, bedürfen einer besonderen Behandlung Die Leuko-tomie, in den letzten Jahrzehnten als Schmerzoperationempfohlen, ist jetzt bereits wieder verlassen. Es ist bekannt,daß nach der beidseitigen Leukotomie, das ist die Stirn-hirndurchtrennung, erhebliche psychische Veränderungender Persönlichkeit eintreten und die früher geklagtenSchmerzen korperfern empfunden werden, also von der Per-sönlichkeit nicht mehr in gleicher Form verarbeitet Wochenspater bessert sich die psychische Veränderung, undfrühere Schmerzzustande treten in gleicher Form wiederauf.Voraussetzung dieser Wiederkehr der Psyche ist lediglichein gesundes übriges Gehirn Wie beim Olfaktonusmenin-geom bereits erwähnt, können wir also auch bei beidsei-tiger Stirnhirnschadigung auf eine Wiederherstellung, beierhaltenem übrigem Gehirn, rechnen.

Wir unterscheiden chronische Schmerzzustände undSchmerzzustande bei malignen Prozessen Als Beispieleines chronischen Schmerzzustandes erwähne ich denPhantomschmerz bzw. den Neuromschmerz nach Amputa-tion. Schmerzzustande bei maiignen Prozessen seinen wirz B , wenn ein Uteruscarcmom den Plexus lumbalis um-wachsen hat. Unsere Erfahrungen haben gezeigt, daß dieDauererfolge bei den chronischen Schmerzzustanden sehrverschieden sind, wahrend die Erfolge der Schmerzopera-tionen bei malignen Prozessen gut zu bezeichnen sindWir gehen von den Gedanken aus, daß wir den Störherdvom akzeptierenden Zentralorgan trennen müssen undfuhren eine Schmerzbahndurchschneidung oberhalb desStorherdes durch Nachuntersuchungen von Patienten, beidenen eine Chordotomie wegen chronischen Schmerzzu-standes durchgeführt wurde, haben gezeigt, daß nur diewenigsten auf Dauer eine Schmerzlinderung angegeben ha-ben Man ist heute nicht mehr berechtigt, bei einem chro-nischen Schmerzzustand eine operative Behandlung durch-zufuhren. Konservative Maßnahmen haben hier den Vor-rang Bei malignen Prozessen fuhren wir heute noch dieSchmerzbahndurchschneidung durch.

Forster hat 1910 die isolierte Schmerzbahndurchschnei-dung durchgeführt, und zwar handelt es sich um das Arealdes Vorderseitenstranges. In diesem Bereich sind die seg-mentalen Bezüge entsprechend ihrer Hohe in Lamellen-form angeordnet Die afferente Schmerzleitung geht überden peripheren Nerven, hintere Wurzel, Hinterhom insRuckenmark Dort kreuzt die Schmerzbahn die Seite undlegt sich segmental geordnet an die Innenseite des Vor-derseitenstranges an Will man nun die obersten Segmente,

z B die Bezüge des Armes, bei einer Durchschneidung imHalsmark mit einbeziehen, muß man die letzte hinzuge-kommene Faser mit durchschneiden, d, h die Durchschnei-dung im Vorderseitenstrang muß möglichst tief durchge-führt werden, was im Halsmark nicht ungefährlich ist wegender nahegelegenen Pyramidenbahn. Bei Schädigung derPyramidenbahn kommt es zu homolateralen Lahmungen,weil diese Bahn erst im Hirnstamm kreuzt. Man fuhrt dieseSchmerzbahndurchschneidung deshalb im Bereich desHirnstammes durch Die Schmerzbahn kann aber auch imBereich der Kreuzung durchtrennt werden, und zwar ge-lingt dies durch eine sagittale Spaltung des RuckenmarkesMan muß allerdings über diese Segmente die Spaltungdurchfuhren, die man abschalten will. Diese Operation hatPutnam erstmals 1934 durchgeführt Die Durchschneidungder Schmerzbahn in der Sagittalebene eignet sich dann,wenn beidseits Schmerzen, z B im Bereich der Arme,vorliegen

Ebenfalls Forster hat die Hinterwurzeldurchschneidung an-fänglich bei Arthetosen durchgeführt Über die hinterenWurzeln kommen die Schmerzabflusse in das Ruckenmark;deshalb folgt dieser Operation eine Sensibilitätsstorungfür alle Qualitäten Interessant ist aber, daß es nach derHinterwurzeldurchschneidung häufig zu Schmerzrecidivenkommt Eine vollkommene Daefferenzierung einer Extremi-tat fuhrt verstandlicherweise auch zu einem Ausfall desLagegefuhls Damit ist die Extremität unbrauchbar ge-worden. Die Hinterwurzeldurchschneidung wird heute vor-wiegend noch im Bereich des Brustmarkes angewandt.In diesem Zusammenhang soll noch ein Wort über die 77/-gemmusneuralgie gesprochen werden.

Wir unterscheiden die symptomatische von der ideopathi-schen Trigeminusneuraigie. Die symptomatische Neuralgiesehen wir bei Acusticus- und Trigeminusneurinomen. BeiAcusticusneurinomen finden wir die gleichseitige Hor-storung und Vestibulansstorung meist auch mit Sensibili-tatsstorungen im Gesicht. Die Schmerzattacken entsprechenzwar meist denen der ideopathischen Neuralgie. Oft kommtes aber auch zu einem gleichzeitigen Dauerschmerz, be-sonders beim Trigeminusneurmom Bei der symptoma-tischen Trigeminusneuralgie wird die causale Therapiein Form der Tumorentfernung durchgeführt Bei der ideo-pathischen Neuralgie aber ist die Therapie heute nochrecht verschiedenartig Für eine ideopathische Neuralgiebezeichnend ist der anfallsweise auftretende blitzartigeSchmerz im Versorgungsgebiet eines Astes des Trigemi-nus Das ist entweder der Stirnast, Oberkiefer- oder Unter-kieferast. Als auslosendes Moment gibt der Patient Wa-schen, Sprechen, Luftzug und andere afferente Reize anMan hat den Eindruck, daß ein geringer Zusatzreiz bereitszu einem Schmerzanfall führt Man versucht einerseits,eine zentrale Dampfung durchzufuhren, in Analogie zurEpilepsie in Form von Tegretol, in der Annahme, daß mandamit die Reizschwelle erhöht, oder man versucht, dieatferenten Impulse durch Abschaltungen penpherer oderzentraler Nerven zu verringern. Jeder Sensibilitatsausfallim Versorgungsgebiet des Trigeminus führt zur Anfalls-freiheit Da zentrale Durchschneidungen im 1. Trigeminus-ast wegen der Mitversorgung des Auges gefährlich sind,hat man beim 1 Trigeminus häufig Durchschneidungendieses Nerven am Augenbrauenbogen durchgeführt DieDenervierung des Auges fuhrt häufig zur Keratitis neuro-paralyticaIm Bereich des 2. und 3. Trigeminusastes sind zentraleDurchschneidungen nicht gefährlich. Wir haben gesehen,daß auch partiell temporäre Abschaltungen einzelner Tri-geminusaste zur Schmerzfreiheit fuhren Eine Durchschnei-dung der peripheren Trigeminusäste ist deshalb zu ver-

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meiden, weil erfahrungsgemäß nach dieser Durchschnei-dung Recidive auftreten, die sich auch in Form einesDauerschmerzes manifestieren. Wir haben also das Krank-heitsbild nach einer peripheren Durchschneidung ver-schlechtert, wenn der Dauerschmerz hinzugekommen istund die attackenweise auftretenden Anfälle auch noch auf-treten. Nach peripheren Novocaininfiltrationen kommt es invielen Fällen auch zum Recidiv, aber diese Injektionenkann man jederzeit wiederholen. Der Dauerschmerz trittbei dieser Behandlung erfahrungsgemäß nicht auf.Ist eine Neuralgie therapieresistent, entscheiden wir unsmit Ausnahme beim 1. Trigeminusast für eine Unterbre-chung im Bereich des Ganglion bzw. retroganglionär.Die häufigst geübte Operationsmethode ist heute die retro-ganglionäre Durchschneidung des Trigeminus nach Frazier,wobei zwei Drittel des Trigeminus hinter dem Ganglionvon einer rechtstemporalen Freilegung aus durchschnittenwerden. Erhalten bleibt der 1. und der motorische Ast.Nach dieser Operation kommt es zu einer Sensibilitäts-störung im Bereich des 2. und 3. Trigeminusastes dergleichen Seite und zum Sistieren der Anfälle. Die nach-untersuchten Recidive nach retroganglionärer Trigeminus-durchschneidung zeigten alte eine erhaltene Sensibilität,so daß angenommen werden mußte, daß in diesen Fällendie Durchschneidung unvollständig vorgenommen wurde.Eine andere schonende Methode der Trigeminusunter-brechung ist die Coagulation des Ganglions mittels Punk-tion nach Kirschner. Besonders bei alten Patienten mitKontraindikation zur Operation wird diese Methode ange-wandt. Die Ergebnisse sind mit der retroganglronären Tri-gemnusdurchschneidung direkt vergleichbar.Die Durchschneidung des absteigenden Trigeminusastesim Hirnstamm nach Sjöquvist ist heute vielfach verlassen.Die Durchschneidung des Hirnstammes ist verhältnismäßigtechnisch schwierig, und es kommt oft nach der Operationzu einer homolateralen Ataxie, die eine gewisse Finger-fertigkeit ausschließt.

Ais Beispiel einer peripheren Schädigung des ZNS führeich noch den Bandscheibenvorfall an.Vorwiegend bei jugendlichen Leuten, im Durchschnitt im30. Lebensjahr, beginnen die Schmerzen von Seiten derLWS bei Bandscheibenvorfällen. Durch den aufrechtenGang bedingt, kommt es im Bereich der Wirbelsäule, vor-wiegend im unteren Abschnitt der HWS und LWS, zu vor-zeitigen Verschleißerscheinungen.

Wir unterscheiden drei Stadien beim Bandscheibenvorfall:Im ersten Stadium bestehen Rückenschmerzen, im zwei-ten Stadium ausstrahlende Schmerzen in eine untere Ex-tremität, und im dritten Stadium treten Lähmungen auf.Kommt es nun akut zu einem Bandscheibenvorfall oder zueiner Zunahme der Protrusion, so kann eine oder mehrereNervenwurzeln von diesem Bandscheibenvorfall kompri-miert werden. Im Endstadium ist es möglich, daß eineIschialgie plötzlich sistiert, aber gleichzeitg Lähmungenauftreten.Wir sprechen in diesen Fällen vom Wurzeltod, d. h. dieIntensität der Kompression ist so groß, daß die Wurzelunterbrochen wird. Klinisch äußert sich dies im Sistierender Schmerzen und im Auftreten von Lähmungen.Nach unseren Untersuchungen darf diese Kompressionvier Stunden nicht überschreiten. Patienten, bei denendiese Kompression länger angedauert hat, bleiben ge-lähmt. Es ist in diesen Fällen notwendig, akut einzugrei-fen und die Operation auch nachts durchzuführen. DasMyelogramm zeigt in solchen Fällen eine Unterbrechungdes Kontrastbandes in Höhe des Vorfalls. In einem Falltritt dieser Bandscheibenvorfall plötzlich ein, im anderenkommt es langsam zunehmend zu Lähmungen. Die Pro-gnose ist, wie eingangs bereits erwähnt, abhängig vonder Dauer der Entstehung der Läsion, von der Dauer desDruckes und der Intensität des Druckes.Bei diesen Wurzelschädigungen kommt es zu Reflexlosig-keit, Atrophie und schlaffen Lähmungen der entsprechen-den Muskulatur.Ich habe versucht, Ihnen eine kurze Übersicht über diewichtigen Rehabilitationsprobleme in der Neurochirurgiezu geben.Mir ist vollkommen bewußt, daß es sich dabei nur um eineRehabilitätsvorbereitung, nicht um die endgültige Reha-bilitation der Patienten handeln kann. Die Wiederherstel-lung und Eingliederung in den Arbeitsprozeß obliegt inden meisten Fällen der Heilgymnastik und Üburgsbe-handlung. Unsere Arbeit im Sinne der Vorbereitung zurRehabilitation kann aber nur von Nutzen sein, wenn dieNachbehandlung dieser Patienten in inniger Zusammen-arbeit mit der physikalischen Therapie durchgeführt wird.

Anschrift des Verfassers: Prof. Prim. Dr. WALTER BISCHOF, A-9020Klagenfurt, Allgemeines Krankenhaus.

Rolf v. Leitner Was ist Akupunktur?

Die altchinesische Diagnostik- und Therapie-Methode ist in letzter Zeit auch bei uns aktuell geworden und beschäftigtin vielen Ländern Wissenschaftler und Kliniker. Der nachstehende Vortrag wurde auf der Frühjahrstagung 1972 des ZÄNin Freudenstadt gehalten. Der Verfasser zeigt aus seinen jahrelangen Erfahrungen Möglichkeiten auf, die die Akupunkturauch uns Ärzten heute bietet. Anschließend folgt ein Bericht über eine in Akupunktur-Analgesie durchgeführte Tonsillek-tomie.

Im letzten halben Jahr ist in der in- und ausländischenPresse sehr viel über die Akupunktur geschrieben worden.So ist es wohl an der Zeit, daß wir dieser Heilmethode —wie übrigens bereits vor vier Jahren an gleicher Stelle —einen Vortragsnachmittag widmen.Ich möchte in meinem Vortrag die über Akupunktur er-schienenen Beiträge ergänzen und zunächst die Grundkon-zeption dieser Methode aus altchinesischer Sicht erläutern.In der mir zur Verfügung stehenden Zeit werde ich demKenner vielleicht nichts Neues bieten, dem Anfänger mög-licherweise zu schnell vorgehen. Ich bitte die davon Betrof-fenen um Verständnis.Wie u. a. auch Dr. Bachmann in seinem Buch „Die Aku-punktur, eine Ordnungstherapie" feststellt, dürfte die Aku-

punktur vor ungefähr 4000 Jahren entstanden sein. DieMethode wurde im Laufe der Zeit imimer mehr verfeinert.Sie hat also erst nach und nach den Grad der heutigenPerfektion erreicht.

GeschichtlichesDen ersten schriftlichen Niederschlag über die Akupunkturfinden wir im Jahre 200 v. Chr. im Buch „NeiTsing", je-doch dürfte es sich hierbei um die Zusammenfassung ver-schiedener Erfahrungen, Experimente und Lehren ausfrüherer Zeit handein. Für diese Annahme gibt es be-stimmte konkrete Hinweise.Zu Beginn unserer Zeitrechnung wurde die Akupunkturauch in Japan, Korea und Indochina ausgeübt. Auf ein

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näheres Eingehen auf die umfangreiche Literatur aus denfolgenden Jahrhunderten in den verschiedenen Landernkann ich im Rahmen dieser Abhandlung verzichten.Vor rund 300 Jahren kam die Akupunktur durch Missionare,Arzte und andere Reisende auch nach Europa und faßtenach anfänglichen Fehlschlagen vor ca. 100 Jahren mFrankreich festen Fuß. Dort ist die Akupunktur heute eineanerkannte Heilmethode und wird auch von der Sozialver-sicherung bezahlt Durch ministeriellen Erlaß ist diese Be-handlung dort ausschließlich approbierten Ärzten vorbehal-ten. Im Gegensatz dazu ist die Akupunktur in Deutschlandnoch nicht anerkannt und wird infolgedessen auch nichtals Versicherungsleistung angesehen Trotz dieser Tat-sache schlössen sich die deutschen Akupunkturarzte vorüber 20 Jahren — am 19 11 1951 — zur „Deutschen Gesell-schaft für Akupunktur" zusammen und wählten den leiderallzu früh verstorbenen Dr. Bachmann zu ihrem erstenPräsidenten.

ndian gibt es neben anderen einen Tomfizierungs- (Krafti-gungs-) und Sedierungs- (Beruhigungs-) Punkt, einen Quell-punkt von ambivalenter Wirkung, einen Alarm- und einenPassagepunkt Je nachdem, welchen Punkt ich also steche,erhalte ich eine andere Wirkung. Hier ist auch die Wahldes Metalls entscheidend. Eine Goldnadel aktiviert, eineSilbernadel beruhigt Auch die Einstichrichtung ist wichtig,ferner die Große der Nadel und die Tiefe des Einstichs.Nicht alle Punkte, die ein Organ beeinflussen können, lie-gen auf dem betreffenden Organmeridian So hat fast jedesOrgan auf dem Blasenmendian, der beiderseits der Wirbel-saule liegt, einen sogenannten ILJ-Punkt, d h Zustim-mungspunkt Diese Punkte stimmen nicht in allen Fällenmit den Maximalpunkten der Segmenttherapie überein.Darüber hinaus gibt es auch noch einige wirksame Aku-punkturpunkte „extraordinäre Punkte" außerhalb der Or-ganlmien. Doch darauf kann ich hier nicht naher ein-gehen.

OrganbeziehungenDie klassische Akupunktur beruht auf dem Gesetz der Er-haltung der Energie Die einzelnen Energiestrome oderPotentiale müssen aber in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen Wo zuviel Krait ist herrscht Krankheit,und wo zuwenig Energie, d. h Schwäche, ist, kann auchkeine Gesundheit sein Kraft (YANG) ist nach chinesischerAuffassung das männliche Prinzip. YIN ist der Ausdruckdes Weiblichen Nur im YIN-YANG-Gleichgewicht liegt dieGesundheit Nach moderner Nomenklatur konnte man vomSympatikus-Parasympatikus-Gleichgewicht reden.Jedes Organ hat bestimmte Organlinien (Meridiane), dieals Verbindungslinien zwischen den zu den Organen ge-hörenden Funktionspunkten anzusehen sind. Die „YANG-Organe" sind die Arbeitsorgane und dienen der grobstoff-lichen Zerkleinerung der Nahrung und der Resorption bzwder aktiven Ausscheidung

Zu den YANG-Organen gehören Magen, Dünndarm, Dick-darm, die Gallenblase, Blase, einschl der ableitendenHarnwege. Diese Organe unterliegen als Hohlorgane mitstarker nervlicher Versorgung erheblichen Spannungsunter-schieden und können dadurch von Krämpfen und Kolikenbefallen werden.YANG-Organe haben auch YIN-Bestandteile - wie auchumgekehrt Die YIN-Organe sind Speicherorgane. Sie habenalso die zerkleinerte Nahrung zu speichern. Infolge ihresgeringen YANG-Anteils sind die YIN-Organe gar nicht odergeringfügiger schmerzhaft. Hier gibt es allerdings zweiAusnahmen Herz und Leber. Beide besitzen als YIN-Organe Vio YANG- und nur 3/io YIN-Anteile Infolgedessensind sie in verstärktem Maße geistigen und psychischenEinflüssen ausgesetzt Durch den starken YANG-Anteil mitder intensiveren nervlichen Versorgung neigen sie zuKrampfzustanden und Koliken. Ich erinnere hier nur an dasAsthma. Aber auch hier — oder gerade hier — kann dieAkupunkturnadel einen ausgezeichneten Funktionsausgleicherzielen

Es spricht für das Funktionsempfinden der Chinesen, daßsie als sechstes YANG-Organ den sogenannten Dreifach-Erwarmer kennen, der den Brustraum mit dem Bauchraumund der Genitalsphare verbindet.Der entsprechende YIN-Meridtan heißt „Meister des Her-zens" oder „Kreislauf-Sexualität". Er entspricht der Blut-menge und regelt den Blutchemismus und die hormoneileSteuerung zwischen den einzelnen Organen

Die Akupunktur-NadelnWie ich schon erwähnte, verbindet ein Meridian die ver-schiedenen Funktionspunkte eines Organs Auf jedem Me-

Zeit-BeziehungenWir sprachen anfangs vom Gesetz der Erhaltung der Ener-gie Der Energiestrom durchfließt in ganz bestimmten Zeit-einheiten bestimmte Organmeridiane und kann zu seiner, Optimalzeit" besonders gut sediert (d. h. beruhigt) werden.Die beste Stärkung eines Organs erreicht man kurz nachder Maximaizeit. Der Chinese hat folgendes Schema aufge-stellt Die einzelnen Zeiten und die Richtungen des Ener-giestromes sind aus der sogenannten Organuhr zu ersehen.

YANG» £ >

Wir haben folgende Maximalzeiten:

Herz 11-13 UhrDünndarm 13-15 UhrBlase 15-17 UhrNiere 17-19 Uhr„Meister des Herzens" . . . 19—21 Uhr„Dreifach-Erwärmer" . . 21—23 UhrGallenblase 2 3 - 1 UhrLeber . . . . . 1 - 3 UhrLunge 3—5 UhrDickdarm 5 - 7 UhrMagen 7 — 9 UhrMilz-Pankreas . . . . 9—11 Uhr

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Dadurch ist eine gute Onentierungsmoglichkeit gegebenIm übrigen folgen auf zwei YIN-Organe immer zwei YANG-Organe Auf die entsprechende Nutzanwendung mochteich noch spater kurz eingehenNeben dem großen geschlossenen Energiekreislauf, derdie 12 Meridiane durchfließt, kennen wir noch einen ge-sonderten Energieumlauf der in zwei sogenannten Ge-fäßen verlauft Der JENN'-MO — oder das Gefäß der Emp-fängnis steigt auf der vertikalen Seite in der Mittellinievon unten nach oben und ist dem YIN zugeordnet SeinGegenspieler ist der TOU-MO, der Gouverneur oder dasLenkergefaß Dieses Gefäß liegt bezeichnenderweise aufder Wirbelsaule also über dem Ruckenmark und verlauftebenfalls von unten nach oben und ist dem YANG zuge-ordnet

Die Puls-DiagnoseDie Starke eines Organs oder auch das Ausmaß seinerFunktionsstörung kann ich mit Hilfe der Pulsdiagnose er-mitteln, auf die ich hier auch nur kurz eingehen kann DerChinese unterscheidet 14 verschiedene Pulse, die an dreitopographisch genau festgelegten Stellen der rechten undUnken Arteria radialis zu tasten sind

Die Lage 1 ertastet man distal von der Radiusapophyse,die Lage 2 auf der Apophyse,die Lage 3 dicht proximal von der ApophyseAm li Puls entspricht die Lage 1oberflächlich dem Dünndarm in der Tiefe dem Herzen,in Lage 2oberflächlich der Gallenblase m der Tiefe der Leberin Lage 3oberflächlich der Blase, in der Tiefe der NiereAm re Puls entspricht die Lage 1oberflächlich dem Dickdarm, in der Tiefe der Lunge,die Lage 2oberflächlich dem Magen, in der Mitte Pankreas in derTiefe Milzin Lage 3oberflächlich dem ,Dreifach-Erwarmer , in der Mitte demKreislauf und in der Tiefe der Sexualität

Am letztgenannten Punkt können geübte Akupunkteure mitetwa 9 0 % Treffsicherheit feststellen ob eine Graviditätvorliegt und ob ein Junge oder ein Madchen geboren wirdAuf die nähere Differenzierung der Pulse und der einzel-nen Pulsqualltaten und ihre Zuordnung zum YIN oderYANG kann ich in diesem Rahmen nicht eingehen Selbst-verstandlich gibt es hier ganz genaue Angaben und RegeinJede einzelne Pulsaussage gibt uns die Möglichkeit einerentsprechenden therapeutischen Anwendung Die Puls-

diagnose wird aus dem Vergleich der einzelnen Pulsquali-taten gestellt

In vielen Fallen wird es möglich sein, schon auf Grund derLokalisation der Beschwerden — seien es nun Spontan-schmerz, Druckschmerz Lahmungserscheinungen oder Ver-krampfungen — aus seiner Lage auf einen Akupunktur-punkt oder einem Meridian oder in seiner unmittelbarenNahe diagnostische Sch\usse zu ziehen Auch die Bauch-diagnostik mit der Beurteilung der Fülle und Leere derSpannung und Erschlaffung des Bauches und viele andereKorpersymptome können zur Beurteilung des Krankheits-bildes herangezogen werden Der gewissenhafte Arzt wirdim Rahmen der gegebenen Notwendigkeiten und Möglich-keiten den Befund durch zusätzliche Untersuchungsmetho-den — wie z B durch Labor oder Röntgen weiter abklarenund dann entsprechend therapieren Sehr oft wird einSpannungsausgleich im Organismus mit Hilfe der Aku-punktur durch Änderung im YIN-YANG-Verhaltms mit Hilfeder Gold- und Silbernadeln möglich sein Vielfach ist eineakute Gallenkolik durch Stechen eines einzigen Akupunktur-punktes zu beseitigen Oft bringt aber auch erst die Aku-punktur verschiedener Punktkombinationen den Erfolg Durchden Energieausgleich mit Hilfe der Nadeln kann der geübteAkupunkteur unter Umstanden eine drohende Blinddarm-entzündung verhindern Auch seine Therapieerfolge beiAsthma, Migräne Herz- und Magensensationen, bei vielenphysischen und psychischen Symptomen sind bekannt undjederzeit reproduzierbar — sofern keine größeren Substanz-verluste vorliegen Ich denke hier an größere Gewebs-defekte oder an das Vorhandensein bösartiger Geschwülste

Akupunktur in der AnästhesieIn vielen Fallen wird die Akupunktur auch nur als wert-volles Zusatztherapeuticum einzusetzen sein So wurde z Bin letzter Zeit in in- und ausländischen Fernsehprogrammenviel auf die Möglichkeit der Anästhesie durch Aku-punktur hingewiesen In all diesen Therapiebereichei wirddie Akupunktur keineswegs den alleinigen Totalitatsan-spruch erheben — aber man sollte in vielen Fallen dochauch an die Akupunktur als eine mögliche Therapie den-ken

E\n Leiden kann in der Akupunktur nicht nur durch An-stechen eines Akupunkturpunktes auf einem bestimmten —zum Organ gehörenden — Meridian behandelt werden Ichkann unter anderem z B auch die „Wlutter-Sohn-Regelanwenden Da die Richtung des Energiestromes ja be-kannt ist — ich verweise auf die Organuhr — kann ich einOrgan auch dadurch starken, daß ich das im Energiekreis-lauf vorhergehende Organ ebenfalls starke Auf dieseWeise wurde dem im Energiekreislauf nachfolgenden Or-gan mehr Kraft zugeführt werden Eine stärkere Beruhigungerreiche ich dadurch, daß ich neben dem zum erkranktenOrgan gehörenden Meridian auch den nachfolgenden Me-ridian sediere, z B neben dem Blasenmeridian auch denNierenmendian Es gibt auch noch andere Beeinflussungs-moglichkeiten die ich hier nicht auffuhren kann Es sei nurdarauf hingewiesen, daß es zwischen den einzelnen Me-ridianen auch Querverbindungen gibt Einzelne Akupunk-turpunkte wirken auf diese Weise als Umschaitstationen zuden verschiedenen Organen Die Verbindungswege zwi-schen diesen .Schaltstationen" werden als Wundermen-diane bezeichnet d e Schaltstationen als Kardinalpunkte

Als eine besondere Form der Akupunktur ist übrigens dieOhr-Akupunktur anzusehen Von topographisch genau fest-gelegten Punkten auf der Oberflache der Ohrmuschel kannich die gleichen therapeutischen Effekte erzielen, die ein-gangs schon geschildert wurden

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Es ist mir klar, daß ich mit diesen Ausführungen nur einenganz kleinen Ausflug in das Gebiet der Akupunktur machenkonnte. Ich wollte nur zeigen, daß die Akupunktur eineMethode ist, wo nach ganz klaren Vorstellungen über ganzbestimmte Punkte und Leitbahnen Organfunktionen beein-flußt und dadurch Leiden gebessert und geheilt werdenkönnen. Diese Punkte und Leitbahnen decken sich nichtmit den anderen Begriffen unserer westlichen Medizin. Da-durch erfordert dieses Verfahren ein zweigleisiges medi-zinisches Denken. Vielleicht liegt es daran, daß diese Me-thode in unserer gehetzten Welt bei der zunehmendenSuperSpezialisierung — die selbstverständlich für bestimmteKrankheitsgruppen auch sein muß — nur von wenigenÄrzten ausgeübt wird. Dabei erstrebt die Akupunktur imSinne der modernen Ganzheitsmedizin einen Ausgleichzwischen allen Lebensfunktionen im menschlichen Organis-mus.

Gesellschaften für AkupunkturAuf diesem Gebiet gibt es einen intensiven Meinungs- undErfahrungsaustausch mit allen AkupunkturgeseUschaftender Welt. Der letzte Weltkongreß für Akupunktur fand 1969in Paris statt. Als nächster Tagungsort wurde Seoul inSüdkorea bestimmt (vom 6. bis 10. 5. 1973). Die voraus-sichtlich ziemlich starke deutsche Gruppe wird zusammenmit der französischen Gruppe bei den Zwischenlandungenu. a. in Bangkok, Singapur, Tokio und Hongkong ausgedehn-ten Meinungsaustausch mit den dortigen Akupunkturgesell-schaften über spezielle Arbeitseinrichtungen pflegen. Seitvielen Jahren bemühen sich Universitäten und wissen-schaftliche Gesellschaften in vielen Ländern der Erde umdie experimentelle Untermauerung der Akupunkturlehre.Bis dato ist folgendes einwandfrei erwiesen: Bei der histo-logischen Untersuchung zeigt es sich, daß ein Schnitt durcheinen Akupunkturpunkt eine ganz andere Struktur aufweistals das umliegende Gewebe (Professor Pischinger undKellner von der Wiener Schule). Aus vieien Ländern derErde wird von Universitäten und wissenschaftlichen Gesell-schaften bestätigt, daß bei physikalischen Messungen anAkupunkturpunkten ganz andere Widerstandswerte gefun-den werden als in der Umgebung.

Bioelektrische PhänomensMit diesen bioelektrischen Phänomenen befaßt sich dieGrundlagenforschung schon längere Zeit. In vielen euro-päischen und außereuropäischen Ländern wurden Appa-rate zur Verifizierung der Akupunkturpunkte gebaut. Lite-raturangaben liegen aus Frankreich, Deutschland und ande-ren Ländern vor. In Deutschland wurde u. a. vor allem vonDr. VolS über die Elektro-Akupunktur und von Dr. Croonüber die Elektro-Neuraldiagnostik berichtet. Auch die Rus-sen und Rumänen haben auf diesem Gebiet größere Er-fahrungen. Im Kongreßbericht vom Therapiekongreß inMoskau vom 8. bis 11. 6. 1960 erschien eine russische Ar-beit von S.-D. Nowinsky „Über neue Instrumente und Me-thoden zur Bestimmung chinesischer Punkte". Im gleichenJahr erschien in der Deutschen Zeitschrift für Akupunktureine Arbeit von dem japanischer; Kollegen Dr. Manaka über„Elektrischer Hauttest und die Theorie der Akupunktur".Die Titel der chinesischen und sonstigen asiatischen Ar-beiten auf diesem Gebiet sind mir leider nicht genau be-kannt. In ihrem Buch über „Chinesische Medizin" schreibenaber Pierre Huard und Ming Wong, beide Mitglieder derAcademie Internationale d'Histoire de ia Medicine:„Lange Zeit wurde die Wirkung der Akupunktur auf dasnormale Individuum verkannt. Man weiß heute, daß sie aufdas Hämogramm wirkt, auf die Blutkörperchensenkungs-geschwindigkeit, auf den Gehalt an Hämoglobin und Fi-

brinogen, auf die Agglutinine und Hämolysine im Serum,auf die Gerinnungszeit, auf den Blutzuckerspiegel, denKalziumspiegel, die Elektrophorese, das reticulo-endothe-liale System, die endokrinen Drüsen, das neurovegetativeund das Zentralnervensystem. Die letztere Wirkung ließ sichmit Hilfe der Encephalographie systematisch nachprüfen."

Akupunktur und Stoiiwechse\Über die Wirkung der Akupunktur auf das Stoffwechsel-geschehen möchte ich aus dem europäischen Schrifttumfolgende Arbeiten erwähnen:

1956 veröffentlichte unser Kollege Dr. Prinzing in der Deut-schen Zeitschrift für Akupunktur seinen Beitrag „Stoff-wechseldiagnostik mit Hilfe einer Farbreaktion desUrins und ihrer Veränderungen durch Akupunktur". 1958gab Kasil eine Darstellung über „Einige humorale undendokrine Abweichungen bei der Nadelung", wie wir ausdem Bericht vom allrussischen Kongreß in Gorki entneh-men. Im gleichen Jahr erschien im Kongreßbericht ausMoskau eine Arbeit von Frau Professor Tykoschinskajaund Schapiro „Die Wirkung der Nadelung auf die Dynamikdes weißen Blutbildes".

Zwei bemerkenswerte Beiträge lieferten die Rumänen inder DZA und zwar 1959 „Die Wirkung auf die Gallenabson-derung und der komperative Effekt von Silber- und Gold-nadeln auf die Cholorese" und „Experimentelle Studienauf dem Gebiete der Akupunkturwirkung auf die Neben-nieren". Beide Arbeiten stammen aus der Feder von Pro-descu Stoicescu und Bratu.

Die genannte rumänische Forschergruppe wurde übrigens1959 zur „Sektion für Akupunktur" in der staatlich gelenk-ten „Wissenschaftlichen medizinischen Gesellschaft" zu-sammengefaßt. 1952 machte die Weltgesundheitsorganisa-tion auf die Akupunktur — das absonderliche Heilverfahrenmit Nadeln — aufmerksam.

Diese Aufzählung der wissenschaftlichen Arbeiten ließe sichmühelos weiterführen. Ich wollte nur zeigen, daß in Ver-gangenheit, Gegenwart und Zukunft alles getan wird, umdie wissenschaftlichen Grundlagen der Akupunkturlehre zuvervollständigen.

Abschließend möchte ich darauf hinweisen, daß das rus-sische Gesundheitsministerium kürzlich die Forderung auf-gestellt hat, daß die Akupunktur in der UdSSR weiter ver-breitet werden muß. Der russische Gesundheitsministernannte dafür drei Hauptgründe:

1. ist die Akupunktur — finanziell gesehen — eine der bil-ligsten Behandlungsmethoden überhaupt. Sie wirkt auchkrankheitsvorbeugend und medikamenteneinsparend.

2. kann durch Akupunktur kein gesundheitlicher Schaden,jedenfalls kein Dauerschaden, angerichtet werden.

3. verhütet die Akupunktur Schäden, die durch das lang-fristige Einnehmen von Tabletten und anderen Medi-kamenten entstehen.

Diese Feststellungen und auch die Tatsache, daß sich inder westlichen Welt — so auch seitens des amerikanischenGesundheitsministeriums - immer mehr Ärzte für dieAkupunktur interessieren, möge dazu beitragen, daß dieseHeilmethode auch bei unseren deutschen Kolleginnen undKollegen mehr Freunde und echte Anhänger gewinnt.

Anschrift des Verfassers: Dr. med. Rolf v. LEITNER, 1 Berlin-Charlot-tenburg, Sybelstraße 37.

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o. Buchinger Heilfasten zur Steigerung der Abwehrkräfte

Über die Bedeutung des Heilfastens für die Steigerung der Abwehrkrafte berichtet der Verfasser aus seiner jahrelangenSanatoriumserfahrung und bringt hierzu klinische und experimentelle Untersuchungsergebnisse Dabei wird auch dasProblem einer besseren Krebs-Resistenz behandelt.

Noch in der Mitte des Jahres 1937 befand ich mich in demGlauben, daß die Beobachtung des sog. opsonischen Index,des unspezifisch humoraien Abwehrfaktors im Blute, einenAnhaltspunkt böte, um die A b w e h r k r a f t e des Organis-mus beurteilen zu können. Doch aus zweierlei Gründenmußte ich die Arbeit abbrechen: Den Untersuchungen stell-ten sich unüberwindliche technische Schwierigkeiten ent-gegen. Hinzu kam die Gewissensfrage. Was stellten wiruns wirklich unter den Abwehrkraften vor? Man könntegeneigt sein, mit Faust zu fragen: „Wo faß ich dich, unend-liche Natur", ohne daß uns gar so eilig das feurige Zeichen,in unserem Falle das des Mikrokosmos, als Antwort zuteilwürde.

Der Begriff der körpereigenen ABWEHRKRÄFTE rückte zumerstenmal ein in die Bereiche wissenschaftlich-exakter Be-greifbarkeit mit der modernen Haematologie Otto Naegelisund Ludwig Aschoffs. Schon um die Jahrhundertwendestand dabei die Untersuchung des weißen Blutbildes imVordergrund des Interesses Wenn man die Medizinfr/sfo/veim Zusammenhang mit dem Begriffe der körpereigenenKrankheits-ABWEHR vor dem geistigen Auge Revue pas-sieren läßt, so ist man einerseits voller Bewunderung überdie Erforschung dessen, was wir als KRANKHEITS-RESI-STENZ, als quasi mitgebrachte Nichtanfalligkeit des Men-schen und was wir im übrigen als Immunität, als im Ver-laufe des Lebens erworbene Widerstandskraft, auffassenkönnen. Vielleicht sind wir doch etwas spottisch veranlagtund glauben, nach der wechselnden Art des Umgangs dermedizinischen Wissenschaft mit dem Begriffe der Abwehr-kräfte an ein Phänomen des von dem nachkantischen Philo-sophen Vaihinger geschilderten FIKTIONALEN DENKENS.Zwar ist es richtig, die ABWEHRvorgänge deutlich als einenHILFSbegriff zu kennzeichnen, doch haben wir zugleichjeden Anlaß, diese Abwehrkrafte als etwas absolut Kon-kretes aufzufassen, das freilich schwer, wie z. B. in derImmunologie, eindeutig zu fassen ist. Selbst das moderneingerichtete Laboratorium sieht sich, wie noch vor rundzehn Jahren Hermann Schultze, der wissenschaftliche Leiterder Behnng-Werke, sagte, AUSSERSTANDE, zu verhehlen,daß man z Z noch im Bereiche der Immunologie den Nach-teil des Unvollständigen und Hypothetischen in Kauf neh-men müsse. Die heutzutage durch die Illustrierten und dasFernsehen gebildete Laienwelt empfindet die Doppeldeu-tigkeit des Begriffs der ABWEHRKRÄFTE unseres Orga-nismus durchaus Denn diese Abwehr ist einerseits etwasWünschenswertes, um Krankheits- und Vergiftungsgefahrengewachsen zu sein, andererseits aber liest der Laie drama-tische Berichte über die notwendige Unterdrückung derkörpereigenen Abwehrmechanismata mit Hilfe von Immun-suppressiva bei Organtransplantationen.

Was bedroht unsere Gesundheit?Die Bedrohung der Gesundheit kann sowohl exogener Her-kunft sein, kann durch Bakterien und hineingelagerte Gifte,als auch endogenen Ursprungs sein, wozu wir degenerativeEinflüsse rechnen wollen, während exogene wie auch endo-gene Momente zu chronischen Krankheiten fuhren können.Was alles aber setzt die Weisheit der Gottnatur ein {umdiesen Goetheschen Begriff zu verwenden), um gewisser-maßen von fünf Marschrichtungen her dem Ziele der Gene-sung entgegenzustreben? Das ist der fünffache Weg: Weil

unser Organismus hierarchisch aufgebaut ist, wird es wohlin erster Linie der Hypophysenvorderlappen-Nebennieren-Wlechamsmus sein, gekoppelt mit den Bindegewebs- undSteroidhormonfunktionen. Von diesen Momenten hängendie Entzündungsvorgänge in beiderlei Richtung ab.Nummer zwei betrifft die Aktivierung des Reticulodendo-thelialsystems, der weißen Haematopoese und der Gamma-globulin-AntikörperbildungUnter Nummer drei verstehe ich die heutzutage erst richtiggewürdigte Funktion des Bindegewebes, dessen große Be-deutung bereits im Jahre 1912 von Felix Buttersack um-fassend beschrieben und mit der Bezeichnung „omnipoten-tes Mesenchym" charakterisiert wurde.Für Buttersack (von dem man heute in dem Hochgefühlder 1957 offiziell geschehenen akademischen Entdeckungdes Bindegewebes leider gar nicht spricht) war das Mesen-chym, wie er sagte, das GRUNDgewebe schlechthin, unddurch die ebenfalls 1912 erfolgte Schadesche Darstellungder Physikochemischen Medizin funktioneil durchschaubar.Zabel und Buchinger wiesen nachdrucklich auf die über-ragende Bedeutung des auch im Zusammenhang mit denAbwehrfunktionen wichtigen Mesenchyms hinNummer vier hingegen betrifft die — wie die bereits vor-her genannten drei Faktoren, auch humoralpathologisch zuverstehenden — Leber- und Nierenfunktionen im ganzenAbwehrmechanismus,

wahrend Nummer fünf im Zusammenhang steht mit demgesamten Hirn- und Nervensystem Von hier ausgehendfinden wir zwei Einflüsse maßgebend wirksam Das geistigeMoment des Menschen, das sich des Hirns wie einesPianos (manchmal freilich sehr forte) bedient, um gedank-liche und emotionelle Impulse in die vielfältige Sprache desKorpers zu übersetzen Andererseits besteht auch eineenge Verbindung des Zentralnervensystems mit demBindegewebe über das fortschreitende mesenchymaleSchachtelsystem des Endoneuriums Der Kreis schließt sich,denn der Organismus ist vom mesenchymal-neuralen Groß-geflechtsystem durchwoben, in dem das omnipotente Binde-gewebe mindestens (da wir ja von dem Abwehrmechanis-mus sprechen) als Depot- und Puffersystem wirkt und alsvielfaltiges Durchgangsorgan zugleich, wenn wir uns imübrigen damit begnügen wollen, auf die mesenchymaleRegelung des Wasserhaushalts und des lonengleichge-wichts hinzuweisen

Wir hatten vor, sowohl das Hauptprinzip der zellularen Ab-wehr nach den Lymphozyten, wie auch, konnte man es nurmöglich machen, nach der Phagozytose zu beobachten undnach dem Verhalten der Immunglobuline Doch ausgerech-net zu jener Zeit stieß solche Absicht auf personelleSchwierigkeiten.Selbst ein nahegelegenes, großes wissenschaftliches Laborkonnte mir nicht behilflich sein. Denn aktive Antikörperfinden sich zwar in der Gammaglobulinfraktion, doch wis-sen wir von dieser, daß sie außerordentlich heterogen ist.Das kann man mit Hilfe der Chromatographie, der Elektro-phorese und der Ultrazentnfugierung feststellen Und dashülfe uns erst dann weiter, wenn man die Gammaglobulinescharf genug von den Betaglobuhnen in der Elektrophoresetrennen könnteSo wird daher mein Referat in puncto exakter wissen-schaftlicher Aussagen kaum befriedigen Denn ich kann

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Ihnen allein nur Konkretes von den fastenärztlichen Erfah-rungen berichten!

Nur? Leben wir nicht ohnehin in einer Zeit moderner Auf-fassungen, in der man geneigt ist, die Empirie mit skep-tischem Sinn mehr in die zweite Reihe zu schieben unddafür der statistisch-dokumentarischen Auswertung miteiner gewissen Hybris allzu gern den Vorrang zu lassen?Das Ergebnis solcher Haltung ist einerseits die bewun-dernswerte Höhe naturwissenschaftlich-exakter Forschung,doch andererseits auch die wachsende Unsicherheit despraktizierenden Arztes, und wäre diese Unsicherheit nochso gut verborgen.

Das HeilfastenAllgemeines über den therapeutischen und präventiv-medi-zinischen Segen des Heilfastens im Zusammenhang mit derSteigerung der Abwehrkräfte finden wir in dem Buche deshallenser Ordinarius für innere Medizin Friedrich Hoffmannaus dem Jahre 1719, und nicht minder deutlich beschriebenvon Richard Kapierer, Gustav Riedlin, kurz vor und nachdem ersten Weltkrieg, und in geradezu klassischer Formvon Otto Buchinger sen. im Jahre 1935, ferner finden wirsolche Darstellungen in souveräner wissenschaftlicherWeise veröffentlicht von Werner Zabel, 1949, und in um-fassender, verdienstvoller Akribie 1951 von Eugen Heun,der überhaupt eine reiche Publizistik für das heilendeFasten entfaltete. 1949 glaubte ich, die Abwehrkräfte wür-den gesteuert vom Hypophysen-Diencephalonbereiche, undeben dort griffe die vis regenerativa des heilenden Fastensein in der Weise eines positiven Streß-Einflusses.

Darüber korrespondierte ich damals mit dem kanadischenEndrokrinologen Hans Selye, der im vergangenen Januar65 Jahre alt wurde. Selye stimmte meiner Vermutung zu,über die ich 1950 nur en passant veröffentlichte. Überhauptwurde kaum in einer der bisher erwähnten Veröffentlichun-gen expressiv verbis über das Fasten und die Abwehrkräftedes menschlichen Organismus mehr als nur andeutungs-weise geschrieben.

Man begnügte sich eben mit dem großen und überzeugen-den Erfahrungs-Schatz. Bedarf dieser überhaupt noch, vomStandpunkte des Fastentherapeuten und des Fastenden,einer wissenschaftlich-exakten Untermauerung? Geradediese Empfindung mag der psychologische Grund dafürsein, daß wenig an wissenschaftlicher Literatur vorhan-den ist. E. G. Schenck ist der Autor des Buches, das 1938beträchtliches Aufsehen erregte wegen der erfolgreichenBemühung, mit Hilfe des Labors der Heidelberger Univer-sitätsklinik dem Heilfasten laborwissenschaftliche Funda-mente zu liefern. Schenck, unterstützt durch seine zehn-köpfige Assistentengruppe, stellte hinsichtlich der körper-eigenen Abwehr im Fasten fest, daß die aus irgendwelchenGründen zuvor vermehrt gewesenen Lymphozyten sichrenormalisierten, und die segmentkernigen Leukozyten sichvermehrten. Er wies weiter nach, daß die Bakterizidie desBlutserums gegenüber haemolysierenden Streptokokkensich schon mit Fastenbeginn stark erhöhte, doch gegenübersymbiontischen Colibakterien sich anfangs verminderte. Voneiner erheblichen und sehr gesteigerten Bakterizidie gegenColibakterien kann erst von dem Beginn der dritten Fasten-woche an die Rede sein, wenn die umstimmende Säure-krisis einsetzt, die sog. Azidosis. Soweit Schencks Ergeb-nisse.

Auswirkungen des FastensAndere Autoren bestätigten Schencks Erfahrungen mit dergesteigerten Bakterizidie im Blutserum im Fasten: So E.Lenz gegenüber Staphylococcus aureus, Druschky gegen-

über dem Milzbranderreger. Von Fahrner stammt die aus-gezeichnete und ausführliche Zusammenfassung über dieprophylaktische und kurative Wirkungsweise des Heil-Fastens, veröffentlicht in „Hippokrates" 17 66. Unter Punkt7 streift Fahrner neben der (seit einer langen Zeit schonvon vielen Chirurgen bestätigten) guten Wundheilung undBlutgerinnung im Fasten auch die guten Bakterizidie-Er-fahrungen. Der Autor weist lediglich auf gelegentliche Be-obachtungen milder Manifestationen bestimmter Prozesseim Lippen- und Mundhöhlenbereiche hin, die im Fastenauftreten können und auf herpetiforme oder aphtöse Virus-körperchen zurückzuführen seien. Das ist gewiß richtig.Aber anders als Fahrner finde ich den Schlüssel zum Ver-ständnis in Schencks Beobachtung, daß im Fastenanfangdie Bakterizidie im Blutserum gegenüber dem symbion-tischen Bact. Coii herabgesetzt sei. Vielleicht sind über-haupt die gelegentlichen und immer sehr milden Ausbrüchevon Herpes labialis und hin und wieder auch einmal vonStomatitis aphtosa im Fasten ais eine Re-Akutisierung zurÜberwindung aufzufassen. Denn auch diese Viren sindSymbionten.

Eine Fülle namhafter Autoren bezeugt die guten Erfah-rungen mit dem Fasten zur Krankheitsüberwindung, zurVorbeugung und zur günstigen Operationsvorbereitung.Ich nenne nur die Namen August Bier, Ferdinand Sauer-bruch, Kalk, Grote, Brauchle, Sievers, Hermansdorfer, De-wey> Panchet, Mulzer und Fischer. Doch auch dieser nam-haften Zeugen bedürfte es eigentlich nicht! Einem jedenPädiater ist die instinktive Nahrungsenthaltung im Prodro-malstadium einer Krankheit bekannt, ja, sie gilt sogar alsHinweis auf eine wahrscheinlich sich anbahnende Krank-heit. Mit unzweifelbarem Recht dürfen wir auch auf diestatistisch gesicherte Tatsache hinweisen (der Hinweis istParade zu verdanken), daß in der Zeit der strengen Le-bens- und Nahrungsmittelrestriktion von 1939 bis 1949Krankheiten, die der Albdruck von Ärzten, Patienten undNochgesunden sind, wie die bösartigen Geschwülste, wieHerzinfarkt, Angina pectoris, Diabetes und andere mehr,ganz entschieden in der Zivilbevölkerung zurückgegangenseien. Der Wunschtraum eines jeden Arztes, nun schien ersich zu erfüllen: Nach einer gewissen Übergangszeit senk-ten sich die Kurven der bedrohlichen Krankheiten, die frei-lich — mit Einsetzen des pausbäckigen Wohlstandes nach1951 — wieder besorgniserregende Höhen erreichten.

Gern fragt man nach dem Wert der Heilfastentherapie zurKrebs-Vorbeugung. Unserer besonders guten Erfahrungnach konnte man gar nichts besseres als das Fasten emp-fehlen! In unserem Pyrmonter Haus wurden in den letzten20 Jahren etwa 15 000 Heilfastenkuren absolviert. Die Ma-jorität unserer Kurpatienten — und darüber sind wir sehrfroh — kommt Jahr um Jahr zu ihrer Behandlungs- undVorbeugungskur, so daß wir sie über einen großen Zeit-raum in der Entwicklung ihres Gesundheitszustandes be-obachten können. Selbstverständlich ist mit dem Kuraufent-halt auch eine unaufdringliche, doch konsequente Gesund-heitsschulung verbunden, etwa im Sinne der traditionellenenglischen „adult schools". Die Erfahrung lehrt, daß dieseerzieherischen ärztlichen Hilfen, die sich aus der gemein-samen Betrachtung der Ursachenzusammenhänge ohne wei-teres ergeben, im allgemeinen nur etwa drei bis vier Mo-nate fruchtbar sind. Wenig später beginnen meist die Vor-sätze einer vernünftigen Lebens- und Ernährungsweise zuerlahmen im Drange des Berufs- und Gesellschaftslebens.Doch können wir, ebenso wie alle fastenärztlichen Kollegen,mit Gewißheit sagen: Das Carcinom ist ein auffallend sel-tenes Ereignis unter denjenigen, die Jahr um Jahr zu ihremVorbeugefasten kommen! Wann wird endlich diese begei-sternde Möglichkeit einer Krebsprophylaxis ein allgemein

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akzeptiertes ärztliches Wissen und - last not least — ge-radezu von Staats wegen propagiert? Der Arzt hat die Ge-wohnheit, sich nach dem Wie, nach dem Ursachenzusam-menhang dieser Beobachtungen zu erkundigen. M. E. ist eslegitim, das erfreuliche Phänomen zusammen zu sehen mitder Tatsache der Krebsseltenheit unter den Vegetariern,oder, um es mit einem Ausspruch zu sagen, der wohl vonMetschnikolfstammt: „Le microbe n'est rien, le terrain c'esttout!" — Das Terrain, der Nährboden ist alles. Und dieserkommt im Organismus des Vegetariers ebenso wenig zu-stande wie in einem sich auf wiederholte Fastenperiodeneinstellenden Organismus. Da Krebs vorzugsweise in mehralkalischem Gewebsmilieu gedeiht, nehmen wir an, daßwohl die Säurekrisis, die Azidosis also, die mt dem Über-gang zur drtten Fastenwoche einsetzt, den carcinomfeind-lichen Einfluß zustande bringt. Freilich ist in jedem Falledas Vo//-Fasten als unmittelbare Krebstherapie abzulehnen.Die Domäne dieser königlichen Therapie ist und solltebieiben die Vorbeugung und die Nachbehandlung einesmöglichst früh erkannten und operierten Carzinoms. KeinArzt wird sich jedoch allein mit Operation des Patientenbegnügen, da es geradezu unerläßlich ist, sich in Formeiner heilenden Seelenführung weiter um den Krebsbefalle-nen zu kümmern und um die Änderung seiner bisherigenLebens- und Ernährungsweise. Etwa ein Vierteljahr nachder Krankenhausentlassung sollte der Patient die erste undausführliche Heilfastenkur absolvieren, um die sonst nochweiterbestehende Praecanzerose zu eliminieren. Ich zweiflenicht daran, daß man auf diese Weise die Rezidivhäufigkeitder Malignome endlich entschieden verringern könnte.

Ich bin mir dessen wohl bewußt, was ich vielleicht an Fra-gen und Debatten mit diesen ein wenig vorsichtig gehalte-nen Hinweisen heraufbeschwören könnte. Möglichen Ein-wänden trete ich deshalb von vornherein entgegen mit demHinweis, daß ich an Hand einer Fülle von Erfahrungenspreche, für die jedoch ein Beweis im wissenschaftlich-kritischen Sinne nie erbracht werden kann. Wer wirdüberhaupt die erfolgreiche Fasten-Krebsprophylaxis BE-WEISEN können, wenn die Summe der Erfahrung nicht ak-zeptiert wird? Wer wird exakt abgrenzen können, wasä conto Fasten und was zugunsten der Änderung derLebens- und Ernährungsgewohnheiten zu buchen sei? Werwird einem Patienten das experimentum crucis zumuten,gegen seine bessere Oberzeugung das Nachsorgefasten zuunterlassen und möglicherweise solcher Art ein sonst ver-meidbares Rezidiv zu riskieren? Seien wir infolgedessendankbar für die großartige Möglichkeit, im Heilfasten eineso scharfe Waffe gegen die Übel der Überzivilisation undeben auch gegen das Kretoselend zu besitzen.

Wie ist nun die eindrucksvoll günstige Wirkung des Heil-fastens auf die Resistenzerhöhung, als Methode der Wahlzur Krankheitsbehandlung und Krankheitsvorbeugung ins-gesamt zu sehen und zu verstehen? Das Fasten bedeutet,bei regelrechter Indikationsstellung, eine Total-Mobil-machung ALLER noch vorhandenen Selbstausheilungskräfteeines Organismus, ein Heilungsweg, der allein nur demintelligenten Wesen Homo sapiens offensteht, und durchden er seine souveräne Stellung in der Schöpfung bestä-tigt. Jejunium totalster et aequaliter purgat saepe sanat!Die Fülle der ältesten und der modernen, auch wissen-schaftlich fundierten Erfahrungen legt ein unmißverständ-liches consilium PRO jejunio ab.

Doch genügt uns diese allzu pauschale Erläuterung nochimmer nicht. Es ist seit langem bekannt, daß unser Orga-nismus auf alle exogenen und endogenen Reize verschie-dener Art mit Leukozytose und Neutrophilenerhöhung, mitEosinopenie oder Eosinophilie, mit Hypoglykämie, mit ver-

stärkter thymolymphatischer Involution, aber auch mit einerengen diencephalo-hypophysären Nebennierenbeziehungreagiert auf einen Streß im Sinne des sog. ADAPTATIONS-SYNDROMS nach Hans Selye. In diesem Zusammenhangfinde ich den Schlüssel zum Verständnis der imponierendguten Fastenwirkung.

Wiederum erwähnen wir den Begriff der „Streß-Condition"nach Selye und sollten nicht vergessen, daß bei der Defi-nition der Gesundheit wie auch der Krankheit (die ja dieMobilisierung der Abwehrkräfte bewirkt) die PERSÖNLICH-KEIT des Kranken oder des Nochgesunden mindestensebenso berücksichtigt werden muß, wie der jeweilige ge-samtkörperliche Zustand mit seinen Eigenarten, den Le-bensgewohnheiten und den Schicksaiszusammenhängen,mit den möglichen Ehekonflikten und der eventuellen Be-rufs- und Lebensfrustration. Die fasten ärztliche Seelenfüh-rung ist ein kaum entbehrlicher Begleitumstand der Kur, eineschier unentbehrliche Arznei, die Otto Buchinger seniorTHEURGIE im Fasten nannte, wahrhaftig eine Mangelarzneiin unserem Krankenkassenzeitalter. Der Arzt tritt freilichseinem Patienten nicht in der Rolle eines Vorgesetztenoder gar eines weisen Marabut gegenüber oder in einerschulmeisterlichen Hypochondrie. Die Arzt-Patient-Begeg-nung besteht in dem Zusammentreffen zweier Menschenauf der gemeinsamen Bühne des Lebens, beglückt durchFreuden und heimgesucht durch Leid. Der Arzt kann Ver-ständnis und menschliche Nähe fühlen lassen und manchenguten Rat geben. Vergessen wir also nicht die Stärkungder seelischen Abwehrkräfte, die beinahe eine unabding-bare Voraussetzung zur Genesung sind!

Unsere Zeit, so sagt man, sei geprägt von der Angst,sei es in Gestalt der Real-Angst oder der neurotischenAngst, die identisch ist mit der Furcht auch vor den eige-nen Unsicherheiten. Die GEWISSENS-Angst aus dem Freud-schen Über-Ich bedarf wohl weniger einer Hervorhebung,da man, wie es scheint, sie gewiß heutzutage weniger trägt.Der Angst kommt eine zentrale Stellung in der Persön-lichkeitsdynamik und in der Krankheitsentstehung zu. Eshandelt sich oft um einen Spannungszustand mit über-raschenden Verhaltensweisen und nicht minder über-raschenden Motivationen. Zu dem psychoanalytischenSystem der im Individuum befindlichen Abwehrmechanis-mata gehört ein großer Katalog von Zusammenhängen,die näher zu bestimmen sich die Zauberpriester unserersäkularisierten Religion, nämlich die Soziologen und dieihnen nahestehenden Psychologen, anheischig machen.

M. E. aber sollte .sich jeder Arzt dagegen wehren, um derEinmaligkeit und der Würde des Menschen willen, daß mankrankheitsverursachendes Schicksal als ein bloßes sozio-logisches Schiefliegen bezeichnet oder im Krankenkassen-wesen lediglich als einen Verwaltungsakt und kaum mehr.Zurückgezogen in seine Fastenzeit wie „Hieronymus imGehäus" findet der an seinem Schicksal und auch an kör-perlichem Mißgeschick Leidende zu sich selbst im heiligenRausch der Nüchternheit des Fastens, wie Schoeps sichausdrückte. Psychophysisch tritt eine Neuordnung und einneues Verständnis seines Lebens ein. Hier kann der Arztdem Patienten zur Seite stehen, als Mediziner wie auchals Psychotherapeut, der in rechter Weise zu verhindernversteht, daß aegrotante Lebensschwierigkeiten nur unter-wunden statt ÜBER-wunden werden. Mit der erneuten Be-kräftigung der sinnvollen eigenen Existenz werden dem-nach im Fasten nicht nur im übertragenen Sinne, sondernganz konkret auch die körperlichen Abwehrkräfte gefördert.

Anschrift des Verfassers: Dr. OTTO BUCHSNGER, 32S Bad Pyrmont.

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E. Bmgmann Zusätzliche Möglichkeiten der Rehabilitation in der Praxis

Hinweise darauf, wie wichtig bei Herz-Kreislaufleiden, insbesondere aber nach Herzinfarkt, eine schon im Krankenhausbeginnende, vor allem aber im Anschluß daran einsetzende Übungstherapie mit systematischem sportlichen Training sind.

„Praxis" heißt in diesem Sinn praktische Methode zurProphylaxe und Rehabilitation, vor allem von Herz- undKreislaufschäden. Zwischen der Krankenhaus- und Klinik-behandlung, dem Aufenthalt in Sanatorien und Heilstätten(Anschlußverfahren) und der Eingliederung in das täglicheLeben klafft eine Lücke. Oft lernt zwar der Patient, durchBewegungstherapie den Heilprozeß zu fördern, aber imhäuslichen Milieu wird er sich nicht mehr aktiv betätigen.An anderer Stelle bin ich auf diese Dinge ausführlichereingegangen (1, 2). Ein besonderer Hinweis sei auf Gossner(3) gestattet, der Organisationen fordert, die diese Aufgabeübernehmen können.

Die Erhebungen von Krasemann (4) haben gezeigt, daßeine Koordination in den meisten Fällen fehlt. Er führteeine Befragung von 200 Patienten drei Monate nach demHerzinfarkt durch und mußte feststellen, daß sowohl Kran-kenhausärzte als auch die Kollegen in der Praxis nurselten im Gespräch mit den Patienten Hinweise auf dasVerhalten bezüglich eines Übungsprogramms nach der Ent-lassung geben. Neben gut geleiteten Turn- und Sportver-einen sollten örtliche Zentren verschiedenster Art geschaf-fen werden (Kneipp, Volkshochschule, Praxisgemeinschaf-ten). Auch Einrichtungen, wie sie Eberlein und Schwarz-weller vorschlagen, sind geeignet. Als Richtlinie könntedas „Mindener Modell" dienen, bestehend aus individuel-lem Lauf, Gemeinschaftsgymnastik im Lauf (mit Ball) undStand sowie Spiel (Prellball); anschließend warm und kaltbrausen. Gesamtdauer IV2 Stunde, ein- bis zweimalwöchentlich. Die beste Zeit ist in etwa 18.00 Uhr bis19.30 Uhr, so daß der Abend noch zur freien Verfügungsteht. Auch die Trimm-Dich-Aktion hat hier neue Wegegewiesen.

Leichte Insuffizienzen sollten medikamentös kompensiertwerden (Miroton, Gradulon). Die Übungen dürfen nicht aufKraft und Schnelligkeit, sondern in erster Linie auf Aus-

dauer und Koordination ausgerichtet sein (Spiel!). Selbst-kontrolle (neben ärztlicher Überwachung) kann durch dießatvmsche Pulsregel (5) einigermaßen gut erfolgen, d. h.von der Zahl 170 werden die Lebensjahre abgezogen, z. B.170 — 50 (Jahre) = 120. In diesem Fall könnte also eineBelastung etwa bis zur Pulsfrequenz von 120 erfolgen.Körperliche Betätigung sollte auch durch vernünftige Er-nährung und Abhärtung ergänzt werden. Es ist empfehlens-wert, daß gerade beim Sport auch einmal Licht, Luft undSonne an die Haut kommen. Viele Sportarten können imFrühjahr, Sommer und Herbst mit knapper Bekleidung be-trieben werden. Abhärtung und damit Schutz vor Erkäl-tungskrankheiten ist der Lohn dieser Bemühungen. Außer-dem ist es ratsam, wenn nur eben möglich, alle Leibes-übungen barfuß zu betreiben.

Die Bewegungstherapie sei aber nicht nur Arznei, sondernauch Vergnügen. Freude an der Bewegung und der Wille,sich körperlich in Form zu halten, lassen den Menschen so20 Jahre länger jung bleiben. Heute bewirkt unsere Lebens-gestaltung, daß ein 50- bis 60jähriger Mann nicht als ehr-furchtgebietender Greis und eine Frau in den 40- bis 50erJahren als würdige Matrone bezeichnet werden müssen.So kommt der Forderung, in jedem Lebensalter Sport zutreiben, eine große Bedeutung zu. Jeder moderne Menschist hierzu aufgerufen, ob einzeln oder in einer Gemein-schaft. Sinnvoll betriebene Leibesübung vermittelt uns einlebenswertes Leben in jedem Alter.

L i t e r a t u r :1. BROGMANN, E.: Münch. med. Wschr. 110, 1609-1611 (1968), Nr. 27.2. BROGMANN, E.: Fortschr. Med. 87, 895 f. (1969), Nr. 22/23.3. GOSSNER, E.: Dtscti. Ärztebl. 66, 91 f. (1969), Nr. 2.4. KRASEMANN, E. O.: 3. sozialmed. Kolloquium über „Das Leben

nach dem Herzinfarkt", Bad Nauheim 1971, S. 45-56.5. BAUM, K. V.: Sportarzt u. Sportmed. 22, 20 (1971), Nr. 1.

Anschrift des Verfassers: Dr. med. E. BRÜGMANN, 495 Minden(Westf.), Nibelungenweg 2.

G. Brandau Ärztliche Gesichtspunkte aus der Praxis des Jugendversehrtensportes,ein Beitrag zur Rehabilitation

Angeregt durch die umfassende Darstellung des Versehr-tensportes und seiner Auswirkungen auf den einzelnen Be-hinderten und die Gesellschaft von Plietz (Heft 11 u. 12/1971 - Sportarzt und Sportmedizin) wivd in nachstehendenAusführungen auf sportliche Möglichkeiten des Schwim-mens von jugendlichen Versehrten eingegangen. Sie stüt-zen sich auf die Beobachtung der Jugendversehrtengruppeder VSG Dillenburg.1)Das Kind und im besonderen Maße das behinderte Kindist viel mehr als der Erwachsene auf die stützende, an-regende und auch bergende Betreuung durch die Umwelt,insbesondere der Eitern, angewiesen. Daraus ergibt sichzwangsläufig, daß Jugendversehrtensport das Elternhauseinbeziehen muß. Psychodynamische Gesundheitserziehungzwecks Aktivierung, Pflege von verbliebenen Funktionen,Aufzeichnungen von Kompensations- und Verselbständi-gungsmöglichkeiten ist dann am erfolgreichsten, wenn die

1) Der Dillkreis umfaßt etwa 500 qkm1 und hat 101 000 Einwohner.

tragenden Familienmitglieder, — auch die Geschwister —in den Rehabilitationsplan einbezogen werden. Die Physio-therapie bietet sich als optimaler Träger dieser psycholo-gisch-pädagogisch-soziologischen Entwicklungsmöglichkei-ten an. Besonders günstig für praktisch alle Behinderungs-arten jeden Alters ist bekanntlich der Schwimmsport. Dennim Wasser ist die Schwerkraft fast völlig aufgehoben. DieMuskulatur hat anders als auf festem Boden keine sta-tische Haitungsarbeit zu leisten, sondern steht ganz fürdynamische Arbeiten zur Verfügung. Schon aus diesemGrund können Bewegungen im (genügend warmen) Wasserleichter und lockerer entwickelt und vollzogen werden alsauf der Erdoberfläche. Insbesondere Spastiker und Kindermit Behinderungen an den Beinen- können so in den Ge-nuß des für sie einmaligen Erlebens kommen, sich ohne•fremde Hillsmittel oder Helfer fortbewegen zu können, undzwar sogar teilweise in ästhetisch sehr befriedigenderForm. Schon bei schwer betroffenen Kleinkindern, die nichtallein gehen können, schlägt sich dieses Erleben, auch als

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Erfolgserlebnis so wichtig in dem strahlenden Gesicht undder Gelöstheit der Bewegung wider Geradezu wonnig aaltsich beispielsweise ein 7jahnger (V) ununterbrochen eineStunde lang im Schwimmbecken mit und ohne Schwimm-fluge! Da sich infolge der starken Eigenbeweglichkeit unddes guten Trainmgszustandes Unterkuhlungserscheinungennicht bemerkbar machen, bestand von Anfang an von sport-arztlicher Seite kein Anlaß, diesen Bewegungsdrang zubremsen Ansonsten ist dieser Junge durch schwere Tetra-spastik und Dysarthne tagtäglich hoch frustriert trotz liebe-voller aktivierender Einbettung in der Familie und derVolksschule Er kann nicht aWein gehen, taghch brmgt ihndie Mutter mit Pkw zur hochgelegenen Dorfschule Es istjetzt lediglich noch notig, die Kopfhaltung beim Rucken-schwimmen zu bessern, damit der Luftpfropfen der Nasenicht beim Ruckwartsneigen des Kopfes entweicht Denndies fuhrt regelmäßig zur Auslosung des Nies- und Husten-reflexes, was beim Schwimmen sehr stört, zumal dieserwohl zentral enthemmt zu sein scheint Ferner haben wirden Vater eingewiesen mit V vor allem das aktive Drehenvon der Bauch- in die Ruckenlage zu üben und umgekehrt,damit der sich kraulende Junge die notige Sicherheit undEigenständigkeit im Schwimmbecken bekommt und dieSchwimmlage selbst andern kann Dann kann er ohne Be-gleiter schwimmen Dieser Fall ist zweifelios extrem gela-gert, und zwar bezüglich der Schwere der Behinderung dersozialen Integnerung und der erreichten SchwimmfähigkeitLetzteres ist eindeutig das Verdienst des unermüdlich akti-ven ,Ubervater' so mochte man fast sagen Es beleuchtetaber die Aufgabe des Versehrtensportarztes schlaglicht-artig Sie ist bekanntlich sport-, heil- und soziotherapeutischausgerichtet Im übrigen liegt bei jedem behinderten Kindeine einmalige Konstellation bezüglich Schaden, Alter undder Umwelt vor, so daß immer individuelles therapeutischesVorgehen notig ist

Im Februar 1971 konnte in der Zeit zwischen 18 00 bis19 30 Uhr die Schwimmhalle Haiger für die Jugendversehr-ten des Diükreises gemietet werden2) Die wöchentlicheSportstunde wird durch den hessischen Sozialministerfinanziell gefordert Für den einzelnen jugendlichen Ver-sehrten bzw dessen Fahrer, meist nahe Verwandte wieEltern, Tante oder auch Bekannte wird ein Fahrtkosten-zuschuß in der Hohe bezahlt, was ein öffentliches Ver-kehrsmittel kosten wurde (Um diese Zeit bestehen nämlichkeine Bahn- oder Busverbindungen nach Haiger mehr, sodaß die Anfahrt praktisch nur mit privatem Pkw möglich ist)Wir betrachten es als einen gunstigen Umstand, daß dieVSG Dillenburg anschließend bis 21 Uhr ihre Schwimm-stunde für Erwachsene abhält Dadurch wird das Zusammen-wachsen der alten und der jüngeren Generation begünstigtDie Kontinuität der Arbeit im Versehrtensport ist dadurchgewährleistet Der Vorstand der VSG und der Versehrten-sportarzt legen zudem größten Wert darauf, daß sich einpositives Miteinander der jungen und deren Eltern mit denerwachsenen Versehrten in der Schwimmstunde und beiGeselligkeiten einstellt Dies erfordert gerade von derKriegsgeneration ein Umdenken, ein Offnen nach unten,ein Einsteigen in vater- und opaahnhche Rollen gegenüberden Kindern

Bis zum 31 12 1971 hatten Eltern insgesamt 63 VersehrteKinder angemeldet Die meisten sind inzwischen regel-mäßige Besucher der Schwimmstunde (bis zu 30 proAbend) Überraschend häufig lehnen angesprochene Ju-gendversehrte den Eintritt in die Jugendgruppe ab, vorallem dann, wenn sie schon schwimmen können Wahr-scheinlich handelt es sich dabei um unbewußte Verdrän-

gungen des Schadens, am ehesten als ein nicht Wahrhaben-wollen zu verstehen Sie halten offenbar lieber mit gesun-den Kameraden mit und ertragen die körperlich bedingtenNachteile, was durchaus positiv zu werten ist Meist han-delte is sich um schulisch gut angepaßte Jugendliche nichtselten mit erheblicher Bewegungsbehinderung infolge Spa-stik oder Gelenkschaden Vielleicht wurde solchen Behin-derten jedoch die Identifikationsmoglichkeit die durch dasZusammenleben mit erwachsenen Behinderten beim Ver-sehrtensport entsteht, eine unbeschwertere weniger ver-krampfte Einstellung zu ihrer Behinderung erleichtern

Zusammenstellung der Jugendgruppe des VSG Dillenburg(Stand 1 1 1972)

EM 50% 50 -80% über 8 0 %

ICP i(Infantile Cerebralparese)„Spastiker'

Schlaffe Lahmungena)b)c)

Poho-Geburts-Querschnitts-(Myelocele Hamatomyelie)

Gliedmaßenschadena)b)c)

TraumatOperation (Malignom)Contergan

3

42

0

d) Fehlbildungen an den Beinenwie Klumpfuß, Hohlfuß

e) Dys-Ektomelie Armef) Andere

Gelenkschadena) connatale Huftdysplasieb) Perthesc) Andere

Muskelkran kheitenProgressive Muskel-Dystrophie

Sklerodermie

Allgemeine Schadena) Herzfehlerb) Embryopathie

(Rothmund-Syndrom)c) Taubheit

2

2

262

1

1

22

13

1

12

1

25 23 15

2) Für das Entgegenkommen der Stadt Haiger, insbesondere des auf-geschlossenen Herrn Burgermeisters sei an dieser Stelle gedankt

Der Übergang zu sich mehr im intellektuellen Bereich mani-festierten Behinderungen ist erfahrungsgemäß fließendGeistig Behinderte werden in der heilpadagogischen Kinder-tagesstätte und der SSPB (Sonderschule für Praktisch Bild-bare) betreut Sie nutzen ebenfalls wöchentlich einmal diephysiotherapeutischen Möglichkeiten des Schwimmens bzwSpielens im Wasser im Hallenbad aus

Über den Ablauf der Versehrtensportstunden der VSGwurde nachstehender Jahresbericht abgegeben der diesoziologischen und pädagogischen Gesichtspunkte beson-ders herausstellt

Versehrtensportarzthcher Bericht 1971

Die gesundheitsfördernden Möglichkeiten, die der Wer-sehrtensport bietet wurden von der VersehrtensportgruppeDillenburg weiterhin in der wöchentlichen Sportstunde inDillenburg Realschulturnhalle und in der Schwimmstundein Haiger (donnerstags) ausgenutzt Jeder einzelne Behin-derte wurde vom Sportarzt angehalten, sich selbst so zu

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fördern, daß er diese Anstrengungen als angenehm emp-fand. Dies stellt die beste, weil biologisch begründete Mög-lichkeit der Auseinandersetzung des Behinderten mit sei-nem ihm vom Schicksal zugemessenem Handikap dar. Beiauf Schonung und Bequemlichkeit angelegten Maßnahmenoder Haltungen fehlt diese positive Auswirkung und diestets vorhandene seelisch-emotionale Rückkoppelung. Dieseerkennt man an der psychischen Stimulation, die bei jederspielerisch-sportlichen Betätigung auftritt.Insbesondere in der Schwimmstunde mußte darauf geachtetwerden, daß die Kreislaufanregung durch Vergrößerungder Schwimmstrecke und Einlegen von Intervallen im Wech-sel mit stärkerer Anstrengung mehr ausgenutzt wird. Indie Praxis umgesetzt bedeutet das, daß man die Längs-bahnen mehr benutzt als die Querbahnen. Dank der gutenZusammenarbeit und großen Erfahrungen, Einsatzfreudig-keit und Engagement der Sportwarte, Herrn H. Wehrmann,Herrn D. Neumann und Frl. E. Flemming und neuerdingsFrl. B. Hartmann, wurde auch für besondere Einzelfälle eingutes Maß gefunden für die Stärke der Bewegungsbelast-barkeit. Die gute, freundliche, lebensbejahende Atmosphärein der Sportstunde zeigt, daß dabei auch gruppendyna-mische Prozesse im erwünschten Maße ablaufen.Die ärztliche Betreuung wurde von Herrn Dr. Weimer, dervorwiegend in Dillenburg tätig ist, und von mir wahrgenom-men. Durch erfolgreiche Gesundheitsaufklärung bei dienst-lich zu betreuenden Behinderten konnten neue Mitgliederfür die Gruppe gewonnen werden.

Die im Februar 1971 angelaufene Jugendversehrten-schwimmstunde in Haiger ist zu einem durchschlagendenErfolg geworden. Der Besuch war in letzter Zeit so stark,bis zu 30 Behinderte, daß der Platz in der Halle teilweisenicht ausreichte. Da es sich zum großen Teil um sehrschwer behinderte Kinder handelt, kommen wir in dieserVeranstaltung ohne starken Eltern- und Geschwisternein-satz nicht aus. Nur durch Einbau der Angehörigen in dasÜbungs- und Aktivitätsprogramm kann man den ständiggrößer werdenden Aufgaben gerecht und gezielte Bewe-gungstherapie unter sportlichen und krankengymnastischenGesichtspunkten im genügenden Ausmaß dem Kind zugutekommen lassen. Im Laufe der Zeit hat sich ein sehr gutesGruppenklima eingestellt. Dieses wird bestimmt von dergroßen Bereitschaft der anwesenden Eltern, Geschwisterund Kindern, sich gegenseitig zu helfen und gemeinsam diebesonderen Lebensprobleme zu lösen, auch gemeinsamdas Leid zu tragen, für das dem einzelnen, auf sich alleingestellt, oft die Kräfte kaum ausreichen. Die Durchmischungvon Behinderten und Gesunden in Gruppen ergibt beson-ders gute soziale Entwickiungsmöglichkeiten. Es erhöhtdie Anpassungsfähigkeit des Behinderten und fördertpositive, sozial stützende und helfende Haltungen bei Ge-sunden. Gruppenspezifische Einengungen und Abkapse-lungen, wie sie bei der Betreuung von Behinderten oft vor-kommen, werden dadurch von vornherein völlig vermieden.Auch die Vielfältigkeit der Behinderungsarten und des Le-bensalters (2 bis 18 Jahre umfassend) und die Unterschied-lichkeit der Behinderungsgrade begünstigt die Entwicklungnormaler Umweltbezüge und gute Lebensanpassung.Dieses Vorgehen entspricht der Moritessori-idee.Als äußerlich sichtbarer Erfolg hat sich eine Verschiebungin der Schwimmstunde ergeben. Durch zahlreiche Halb-schwimmer wird der tiefe Teil des Beckens jetzt stärkerfrequentiert, während sich früher die krankengymnastischeArbeit nur im Nichtschwimmerbecken abspielte. Die erstenJugendlichen haben sich jetzt freigeschwommen.Weil ständig Ausprobieren und Anpassen der Übungspro-gramme an die Behinderungsart, den Entwicklungsfort-schritt unter Beachtung von aktuellen Schwierigkeitennötig ist, kann der Versehrtensportarzt im Rahmen einer

so stark besuchten Übungsstunde kaum noch allen anfal-lenden Aufgaben gerecht werden. Neben der Einweisungder Krankengymnasten und Eltern lallen zwangsläufig sehrviele psychohygienische und beruflich-schulische Eingliede-rungsfragen an. Einige Mitglieder der Jugendversehrten-schwimmstunde kommen übrigens aus dem benachbartenTeil des Kreises Biedenkopf.Mit weiterem größeren MitgSiederzugang dieser Gruppe istnicht zuletzt wegen meiner beruflichen Erfassungs- undEinwirkungsmöglichkeit als Schularzt zu rechnen. Es drängtdie Zeit, daß das im Bau befindliche Rehabilitationszen-trum Dillenburg mit seinen Sporteinrichtungen für den Ver-sehrtensport zur Verfügung steht. Mit seiner Fertigstellungist 1973/74 zu rechnen.Unfälle oder belastende Zwischenfälle sind im Berichtsjahrnicht beobachtet worden.Für mich stellt die Arbeit im Versehrtensport einen sehrgroßen beruflichen Gewinn dar. Immer wieder werde ichdurch positive Entwicklungskompensations- und Entfal-tungsmöglichkeiten von auch sehr schwer Behinderten be-eindruckt, die durch den Versehrtensport angekurbelt undausgebaut werden können. Die Besserung der Integrations-rnögiichkeit des Behinderten in seine Umwelt, besondersin die Schule und Berufswelt ist eine positive Begleiter-scheinung, die im Einzelfall die rein gesundheitlichenEffekte sogar übertreffen können.

Bei der Betreuung von Spastikern ist die Kenntnis der pri-mitiven, posturalen Haltungs- und Stellreflexe nötig, weildiese bekanntlich bei pathologischem Sistieren die Ent-wicklung normaler Bewegungsmuster und Feinmotorik ins-besondere den Haltungsreflexmechanismus z. B. durchTonuserhöhung stören, u. U. sogar unterbinden. Auch diepathologischen Mitbewegungen und Koordinationsstörun-gen erfordern behutsames Einfühlen des Physiotherapeu-ten. Zur Gewinnung besserer Eigenbeweglichkeit sind indi-viduell spielerische, motorisch ergiebige Bewegungsmusterzu entwickeln. Einheitliche Direktiven können den speziellenProblemen des einzelnen Behinderten nicht gerecht werden.Bewegung im Wasser ist, wie schon gesagt, besondersgünstig, weil die Körperhaltung tonische Muskelarbeit über-flüssig macht. Auch E. Bobath und die Kinesiologie (Vojta)stellen diesen Vorgang als wesentlich 1ür die Ursache derSpastik bzw. von path. Bewegungsabläufen heraus. Eshandelt sich um ein Durchschlagen phylogenetisch alterLabyrinth- und Nackenreflexe. Bekanntlich können affek-tive Vorgänge allein, besonders solche der Angst, der Un-sicherheit, aber auch solche der Freude selbst bei Gesun-den abnorme Muskeltonuserhöhung und pathologische Be-wegungsformen auslösen, die auch bei jedem Menschensubcortical vorhanden sind. Dies ist die Folge der überausengen Verzahnung von Affekt mit dem Muskeltonus imBereich des Stammhirns, was übrigens auch elektromyo-graphisch nachweisbar ist.

Zur Vermeidung ungünstiger affektiver Muskeltonuserhö-hung ist beispielsweise Wassergewöhnung beim jungenVersehrten noch wichtiger als bei Gesunden. Sie muß dasErleben vermitteln, daß das Wasser trägt, daß die Eigen-beweglichkeit im Wasser besser ist als auf ebener Erde.Die daraus resultierende allgemeine Lockerung undpsychische Stimulation, gepaart mit Bewegungs- und Le-bensfreude, schafft eine günstige pädagogische Atmo-sphäre. Dies ist ja vom kindlichen Spiel im und mit Wasserallgemein bekannt.

Besonders nachteilig für die Eigenbeweglichkeit ist es,wenn spastische Kinder sich an Eltern klammern und da-durch die affektiv ausgelöste spastische Muskelerhöhungauch die Beine ergreiit. Verselbständigen über spielerisch-

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sportliche Betätigung mit dem Krankengymnasten oder an-dere Helfer sowie das Ablösen der meist pathologisch per-sistierenden Eltern-Krnd-Symbiose ist dabei besonderswichtig. Als technische Hilfsmittel haben sich dabeiSchwimmflügel bewährt, vereinzelt auch „Schwimmreifen".So konnte dadurch nach langen Versuchen die 8jährigeMartina, schwer tetraspastisch gelähmt, „falsch program-miert" (Volksschülerin, kann allein gehen), erstmals er-leben, daß sie sich ohne den sichernden Handkontaktihres Betreuers selbständig im Wasser bewegen kann undzwar leichter als auf ebener Erde. Sie hatte bis dahin trotzgroßer eigener Mühegabe nicht auf den sichernden Haut-Kontakt des Betreuers — meist des Vaters — verzichtet.Selbst beim Anfassen am Rumpf verstärkte sich die Spastikim Wasser aus Angst sehr.

Bei gliedmaßen-gestörten Kindern ist ebenfalls gute Beob-achtung der möglichen Bewegung nötig. Oft entwickeln"dieKinder spontan die günstigste, effektvollste Bewegungsform,die man auch dann nicht unterbrechen sollte, wenn sie ausdem Rahmen der Lehrbuchnorm herausfällt.Bei einem an den Armen stark geschädigten, sehr sport-lichen „Contergankind" — Volksschüler, — der vor der Be-betreuung durch uns vom Vater stark trainiert war undBrust- und Rückenschwimmen beherrscht, ist jetzt noch dasProblem zu bewältigen, die Schwimmlage selbständig zuändern. Er muß noch lernen, auf der Stelle zu treten. Durchneurotische Unsicherheit, die er sonst motorisch gut über-spielt, hat er diese zur Sicherheit im Wasser unbedingtnotwendige Anpassung noch nicht erreicht. Als sehr hin-derlich macht sich so das Fehlen der Wassergewöhnungals Grundlage spielerischen Bewegens im Wasser bemerk-bar. Ein anderes, völlig armlos gleichaltriges Mädchenspornt den Jungen und dessen Eltern an. Sie hat nämlich

aus ihrer natürlichen Bewegungsveranlagung heraus dieseFähigkeiten allein erworben — ohne Anleitung — und be-wegt sich wie ein Fisch in und unter Wasser.Die aktive Teilnahme an der Demonstration des HessischenVersehrtensport-Verbandes am 16. 10. 1971 in Wiesbadenanläßlich dessen 20jährigen Bestehens wurde für achtJugendliche der VSG Dillenburg ein einmaliges Erlebnis.Obwohl völlig fremd und unsicher, ob sie würden mithaltenkönnen, fühlten sie sich dort sofort in die fröhliche Ge-meinschaft auf- und durch die Öffentlichkeit angenommen.Sie legten Zeugnis ab von ihrem Wollen und den Fähig-keiten zum Ausgleich ihrer Behinderungen. Nach Hausezurückgekehrt, strahlten sie Zuversicht und Optimismus aufdie ängstlich noch zu Hause gebliebenen Kameraden aus.

ZusammenfassungAuf Grund einjähriger Verlaufsbeobachtung werden sozio-logische, heilpädagogische und physiotherapeutische Ge-sichtspunkte erörtert, die beim Schwimmen mit jugendlichenVersehrten zu beobachten sind. Besonders wichtig erscheintEinbeziehung der Eltern und Geschwister in den Rehabili-tationsplan. Schwierigkeiten können entstehen, wenn un-günstige Bewegungsabläufe beim Schwimmen schon zu festeingefahren sind (Fehlprogrammierung). Die Möglichkeiteneiner allgemeinen psychischen Dynamisierung der Versehr-ten Kinder, die sich aus der Vielfältigkeit deren Behinde-rungen und den verschiedenen Altersstufen ergeben, wer-den aufgezeigt. Wesentlich erscheint neben gezielter kran-kengymnastischer Betreuung die Anfachung gruppendyna-mischer Prozesse, die zu allgemeiner persönlicher Stimu-lation führen.

Anschrift des Verfassers: Dr. Brandau, Obermedizinalrat, Kreisschul-arzt, Dillenburg, Wilhelmstraße 20

Aus dem Bakteriologisch-Serologischen Institut des Allgemeinen Krankenhauses St. Georg in Hamburg.Chefarzt: Doz. Dr. med. habil. H. Lodenkämper.

H. Lodenkämper und Über die Beteiligung der peripheren Nerven am dentogenenH. Meyer-Döring Herdgeschehen*) **)

ZusammenfassungEntgegen der heutigen Auffassung wird festgestellt, daß Antigen-Antikörper-Reaktionen mit beliebig gebildeten Antikör-pern (Hammelserum, Schweineserum, Bakterientoxin, Infektionserreger) am peripheren Nerven ablaufen können. DerNachweis wurde durch ein Null-Wenden des RuhepotentiaSs und pathohistologische Veränderungen (Oedembildung,Faserdegeneration!) erbracht. Ausgangspunkt für diese Untersuchungen waren klinische Beobachtungen, welche dieRealität der Fokalinfektion in hohem Grade wahrscheinlich machen. Auf die Bedeutung der Antigen-Antikörper-Reaktionam Nerven für die Lehre von der Herdinfektion wird hingewiesen. Es werden Nachweismethoden diskutiert.

Rost und andere Autoren fanden an retinierten Zähnen insehr starkem Maße Veränderungen der Pulpa im Sinnedegenerativer und atrophischer Veränderungen. Begleitetwaren diese Veränderungen von einer Sekretstauung. Beider Bedeutung dieser pathologisch-histoiogischen Befundekönnen auch die Folgen einer abgelaufenen Antigen-Anti-körperreaktion an den Pulpanerven in Betracht kommen.Wie kommen diese immunologischen Vorgänge pathoge-netisch zustande?

Bakterien auch in gesunden GewebenNach den umfangreichen Untersuchungen von Lodenkäm-per (etwa 200 Zähne!) muß man mit dem Vorkommen von

*) Nach einem Vortrag gehalten auf der 27. Arbeitstagung der Inter-nationalen Gesellschaft für Elektroakupunktur am 12. 9. 1971.**) Herrn Professor Dr. HANS SCHMIDT zum 90. Geburtstag in dank-barer Verehrung gewidmet.

Bakterien in fast allen, auch gesunden Zähnen rechnen.Hierbei handelt es sich nicht um eine Infektion, sondernum eine z. Z. noch heftig umstrittene Bakterienbesiedlungeines gesunden Gewebes. Lodenkämper erklärt die klinischsymptomlose Bakterienbesiedlung der Pulpa mit dem Vor-handensein eines „antibakteriellen Prinzips" in der Pulpa-höhle, welches er aus den Untersuchungsergebnissen vonSpreter von Kreudenstein und Mitarb., /. Stuben, fernerRavnik und Mitarbeitern herleitet. Es sind vorerst aviru-lente Keime („latenter Mikrobismus": Gotschlich u. a.),worauf vor allem ihr äußerst verzögertes Wachstum hin-weist. Die Anwesenheit von Sphaeroplasten oder Proto-plasten (sehr wahrscheinlich mit den zyklischen Formenvon Lodenkämper identisch!) in den Zähnen — worunterman Bakterien mit einem veränderten Membranaufbau ver-steht, — muß nach den bakteriologischen Erfahrungen, dieLodenkämper bei den Zahnuntersuchungen gemacht hat,

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als sehr wahrscheinlich angenommen werden. Durch un-spezifische Reizungen der Pulpa (Trauma), Beschleifen derZähne, Kälte- oder Wärmereize, Virusinfektion, z. B. Grippeusw.) kommt es in der Pulpa über entzündliche Vorgängezu einer Störung des „biologischen Gleichgewichtes". Dar-an schließt sich eine Infektion mit betonter Vermehrung deransässigen Bakterien an, was das Ende der Bakterien-besiedlung bedeutet (Lodenkämper).

Vom latenten Mikrobismus zur InfektionMan kann zuverlässig annehmen, daß der menschliche Or-ganismus bald Antikörper mehr oder werniger schnellgegen alle auf seinen Schleimhäuten vorkommenden Bak-terienarten bildet. So konnte Lodenkämper experimentellbeim Menschen bald das Auftreten von teilweise erheb-lichen Antikörpermengen gegen oral bzw. rectal verabfolgteE. coli-Bakterien bzw. nach Verzehr von getrockneten Blut-körperchen verfolgen. Bei einer kindlichen Listeriose,welche auf einen „latenten Mikrobismus" mit Listeria mono-cytogenes-Erregem auf der Vaginalschleimhaut der Mut-ter zurückging, wurde von ihm ebenfalls die Bildung vonAntikörpern mitgeteilt. Hier wäre auch die stumme Feiung(z. B. gegen Salmonella, Pertussis, Grippe u. a.) zu nennen.

Antikörper-BildungDa die von Lodenkämper in den Zähnen nachgewiesenenBakterienarten normaliter auf den Schleimhäuten derMundhöhle bzw. des Magendarmtraktes anzutreffen sind,so ist somit gewöhnlich mit der Bildung von entsprechen-den Antikörpern zu rechnen. Bemerkenswerterweise hatman auch mit der Zeit eine Antikörperbildung gegen jeneBakterienarten beobachtet, bei denen sie erfahrungsgemäßnur schlecht und verzögert in Gang kommen. So hat manin menschlichem Serum Antikörper gegen die Strepto-kokken der Typen A bis H und gegen ihre Enzyme nach-gewiesen. Gegen die in den Zähnen häufig vorkommen-den grampositiven Kokken kann sich sogar eine Über-empfindlichkeit (Anaphylaxie) entwickeln (Angevine). DasAusbleiben der Antigen-Antikörper-Reaktion beim Besteheneines „latenten Mikrobismus" (Gotschlich) ist nach denheutigen Erkenntnissen mit einer veränderten Bakterien-menbran, weiche allgemein für die Pathogenität der Bak-terien verantwortlich gemacht wird, zu erklären. Die ent-zündliche Pulpa, ihres „antibakteriellen Prinzips" beraubt,erlaubt nunmehr die ungestörte Bakterienvermehrung. Siewird durch die nun möglicherweise einsetzende Antigen-Antikörper-Reaktion in ihrem entzündlichen Zustand ge-steigert. Hierauf weisen die pathologisch-histologischenBefunde von Rost hin. In diesem Zusammenhang ist be-deutungsvoll, daß auch der bakterielle Antigenreiz auf dieDauer fast immer zu einer lokalisierten allergischen Um-stimmung führt. Dabei ist die Neigung zur „verstärktenGranulombildung bei alten Individuen" wesentlich vermehrt(Junge — Hülsing u. a.). Eine ganz erhebliche Bedeutungkommt der Frage nach einer Beteiligung des Zentralner-vensystems an den immunologisch-allergischen Reaktionenim Organismus zu. Die spezifisch gegen das Hirn-Nerven-gewebe gerichteten, experimentell mit Hilfe von Freund-schem Adjuvans erzeugten Auto-Antikörper können wirzunächst einmal hier übergehen, weil sie ätiologisch fürunser Problem nicht in Betracht kommen. Bei unseren Un-tersuchungen gingen wir nämlich davon aus, daß auch dasZe n t ra I n e r ven g e we be a n a l o g d e n a n d e r e n G e -w e b s a r t e n d u r c h a u s d i e F ä h i g k e i t b e s i t z t ,b e i s p i e l s w e i s e g e g e n B a k t e r i e n g e r i c h t e t eA n t i k ö r p e r zu b i n d e n . Allerdings wird sie nicht allge-mein bei allen Menschen angetroffen. Sie zeigt vielmehrein ausgesprochen individuelles Verhalten und wird durch

selektive Eigenschaften von einzelnen Teilen des Zentral-nervensystems weiterhin charakterisiert (Lodenkämper).

Veränderungen an peripheren NervenUnsere Untersuchungen (1962—1971) führten wir am peri-pheren Nerven (N. ischiacVicus!) des Sebenden Froschesdurch, deren Ergebnis nach den allgemeinen Erkenntnissender Neurophysiologie ohne weiteres auf den Menschenübertragbar sind. Die Sensibilisierung der Versuchstiere(Antikörperbildung!) erfolgte entweder durch die Injektionvon artfremdem Serum (z. B. Hammelserum u. a.), durchBakterientoxin oder durch Erzeugung einer Herdinfektionin der Gaumenschleimhaut. Nach Bildung der Antikörperwurden in situ das betreffende Antigen z. B. bei mit Ham-melserum sensibilisierten Tieren Hammelserum und beiTieren mit der Herdinfektion das entsprechende Bakterien-toxin auf den freigelegten Nerv aufgetragen. Dabei kam esbei den Nerven zu einem Null-Werden seines Ruhepoten-tials. Ein weiterer Beweis für die abgelaufene Antigen-Antikörper-Reaktion waren die pathologisch-histologischenVeränderungen am Nerven1). Es wurden Oedembildungund degenerative Veränderungen festgestellt. Von aller-größter Wichtigkeit ist die Tatsache, daß gleichzeitig die-selben Erscheinungen, d. h. ein Null-Werden des Ruhe-potentials und die histologischen Veränderungen auch amunbehandelten Nerven des gleichen Tieres auf der anderenSeite auftraten. Diese Beobachtungen sind u. E. für dieErklärung des Huneke-Phänomens von allergrößter Wich-tigkeit. Nur wenige von uns bisher durchgeführte Versuchezeigten ein positives Hune/ce-Phänomen. Jedoch erlaubenunsere niedrigen Versuchszahlen noch keine allgemeingültige Aussage.Die experimentell am peripheren Nervensystem nachge-wiesene Antigen-Antikörper-Reaktion findet auch durchklinische Beobachtungen ihre Unterstützung. Es gelangnämlich in mehreren Fällen durch eine Extraktion beherde-ter Zähne bzw. Behandlung infizierter Kopfhöhlen u. a.schwerste, jahrelang bestehende Trigeminusneuralgien(Meyer-Dörnig) und Neuritiden anderer Nerven restlos zumVerschwinden zu bringen. Parade und Gutzeit fanden einedurch Zahnherde bedingte neuritische Atrophie der Hand-muskulatur. Von einem von uns (Meyer-Döring) wurde ein-mal eine Atrophie der Vorderhandmuskulatur mit einerEntartungs-Reaktion des nervus radialis festgestellt, dievon einer Nervenklinik als Multiple Sklerose aufgefaßtwurde. Die Patientin konnte durch eine sorgfältige Gebiß-sanierung in verhältnismäßig kurzer Zeit ad integrum ge-heilt werden. Dies sind nicht die einzigen einschlägigen Er-krankungsfälle unserer ärztlichen Erfahrung. Die Erklärungfür die Pathogenese dieser von einer Atrophie begleitetenParese liegt nach unseren Untersuchungen in den am Ner-ven ablaufenden Antigen-Antikörper-Reaktionen. Ein Nerv,der durch allergisch bedingte Oedeme und degenerativeVeränderungen geschädigt ist, kann natürlich keine Reizean die Muskelfaser weiterleiten. Eine Inaktivitäts-Atrophieist die Folge. Der Ausfall der Schmerzempfindung ist eben-falls verständlich.

Welche Vorgänge verlaufen nun am Ortdes Herdgeschehens?Die heutige physikalische Chemie erklärt den zuerst vonHippokrates und später Celsus aufgestellten Symptomen-komplex: tumor, rubor et calor bei der Entzündung. Innormalphysiologischem Gewebe ist das Potential der Zell-oberfläche durch das Donansdne Gleichgewicht bestimmt.Ändert sich die Elektrolytkonzentration im Gewebe, was

') Dankenswerterweise von Herrn Professor SELBERG, Prosektoram Allgemeinen Krankenhaus Hamburg-Barmbek durchgeführt.

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bereits bei der unspezifischen Reizung des Mesenchymsder Fall ist und erst recht für die Entzündung im infizier-ten Gewebe zutrifft, so ändert sich auch damit das Zell-oberflächenpotential (Donan Potential)- Damit ist eine Ver-änderung des pH-Wertes verbunden. So andern sich bei-spielsweise die elektrokinetischen Potentiale von Gewebs-kulturzellen nach Infektion mit Coxsackie B3 Virus im Sinneeiner Verringerung der Meßwerte (Sachtleben, P.K Schmist,G. Klein). Eine Änderung der Oberflachenladung von Zell-membranen kann auch durch chemische und physikalischeEinwirkungen erfolgen (Fermente: Neurammidase; Hitze,Röntgenstrahlen, Sauve, Lauge Formol, Aceton, Äthanol undPerjodat) (Fuhrmann, Granzer, Bey u. Ruhenstroth-Bauer).Im Zusammenhang mit der erhöhten Permeabilität derGefäß- und Kapillarwände nach einer unspezifischen Reiz-wirkung erscheint uns die Wirkung zweier Faktoren desmenschlichen Komplementes auf die Zellmembran vonSäugetierzetlen sehr bedeutungsvoll. Es konnte von Arnold,Boehmer und Ruhenstroth-Bauer gezeigt werden, daß zu-mindest kein vollständiges Komplementsystem an der Re-aktionsbeteihgung vorliegt. Somit ist die Beobachtung vonCelsus vom „tumor" über einen Quellungsvorgang derKolloide physiologisch erklärbar. Dazu kommt noch dieerhöhte Durchlässigkeit der Zellmembranen einschließlichjener der Gefäß- und Kapillarwände Die Ursache für dasZustandekommen der den Entzündungsvorgang begleiten-den Hyperaemie ist unbekannt. Sie kann einmal durcheine Nervenbeeinflussung des Parasympathikus-SympattM-kus-Systems, welches die Arteriolen versorgt, erfolgen oderdurch die pH-Änderungen, welche direkt auf die Kapillarenwirken. Damit ist die zweite Forderung des Celsus, dasSymptom „rubor" physiologisch erklart. Der Vollständigkeithalber sei erwähnt, daß mit vermehrter Durchblutung derKapillaren auch das Symptom „calor" erklärbar ist. Derbei der Entzündung auftretende Schmerz ist auf die Ver-änderung der Elektrolytkonzentration (KCI-NaCI-lonen-pumpe von Hopkins) der Nerven zurückzuführen. Der ge-wöhnlich bei der Herdinfektion vermißte Schmerz hängt mitder bereits erwähnten Schädigung des das Entzündungs-gebiet versorgenden Nerven durch die vorausgegangeneAntigen-Antikorper-Reaktion zusammen. Die Schmerzlosig-keit chronisch entzündlicher Prozesse dagegen gehen aufeine unspezifische Nervenatrophie zurück. Möglicherweisetreten nach neueren Untersuchungen weitere physiologi-sche Störungen von Seiten der Neurohormone durch dieörtliche Nervenschadigung auf, welche im Thalamus gebil-det werden und als Transportwege zur Peripherie den nor-malen Nerven benutzen. Die bei Herdinfektionen beobach-teten Fernwirkungen z. B. Neuralgien sind durch unsereoben erwähnten experimentellen Untersuchungen verständ-lich geworden.

Das Zelloberflächen-PotentialDie Messung des Zelloberflächen-Potentials ist physika-lisch an der Einzelzelle mit einer sehr aufwendigen Appa-ratur möglich. Dertartige Messungen setzen einmal einenFaraday-Kafig mit hohem Aufwand wegen der erforder-lichen elektrischen Entstörungen voraus. Oft sind wegenlokaler Gegebenheiten ein Sonderraum mit Paraffinwän-den, eine tiefere Erdung und Bestimmung des erdmagneti-schen Feldes erforderlich (Magnetische Waage'). Auch wer-den Verstarker mit hochohmigem Eingangswiderstand,welche sehr storungsempfindlich sind, benotigt Die Ver-wendung der erwähnten Apparaturen setzt gute Kennt-nisse der physikalischen Meßtechnik und Beherrschen derhöheren Mathematik einschließlich Programmieren desComputers in einer der angewendeten Sprachen voraus.Verstandlicherweise scheidet diese Untersuchungsmethodebereits aus methodischen Gründen, abgesehen von derKostenfrage, für die Praxis aus. Dagegen ist die Mes-sung der Leitwertveranderung, durch die Änderung derElektrolytkonzentration im Gewebe bedingt, leicht durch-fuhrbar. Entsprechende Apparaturen sind im Handel er-hältlich. Nicht schwierig ist die Bestimmung des pH-Wertesmit Hilfe einer hochohmigen Glaselektrode, die u. a. in derPhysiologie gebräuchlich ist Erstaunhcherweise habendiese relativ einfachen Meßmethoden keinen Eingang indie Praxis gefunden Dagegen setzt die Kapazitatsmes-sung wiederum einen sehr hohen physikalischen Aufwandvoraus. Sie bedarf wegen ihrer vielen Fehlermoglichkeltenebenfalls einer gründlichen Kenntnis der physikalischenMeßtechnik und eines erheblichen mathematischen Auf-wandes, wie wir sie bereits oben bei der Potentialmessungnäher erläutert haben

L i t e r a t u r1. ANGEVINE. Z. exp Med 64 (1939) 2112 ARNOLD, R , H v. BOEHMER und G BUHENSTROTH-BAUER.

Expenmental Cel Research 50 (1968) 562-580.3 FUHRMANN, G F , E GRANZER, E BEY, G RUHENSTROTH-

BAUER. Zeitschrift für Naturforschung 19/7 (1964) 614-6204 GOTSCHLICH, E Hdb d path Mikroorganismen Kolle, Kraus,

Uhlenhuth, Bd 11 (1929) 33 und 2675 GUTZEIT u PARODE zit bei Proeil 1 c6. JUNGE-HULSING zit b Hauss, Junge-Hulsing, Gerlach „Die

unspezifische Mesenchymreaktion7 LODENKAMPER, H • Physik Med u Reh 1972 1958. LODENKAMPER, H . Pleomorphie und Zyklogenie d Bakterien,

Schriften der Konigsberger Gelehrten Gesellschaft (1939) 15 Jg9 LODENKAMPER, H : Wiener Klin Wschr. 111 (1964) 860.

10 MEYER-DDRING, H • Unveröffentlicht11 PROELL Dentale Herdinfektion, Verlag Th Stemkopff 194712 RAVNIK u Mitarb • Path Microbiol 30 (1967) 208-21413 ROST A Dtsch Zahnarztl Z 18 (1966) 79314 SACHTLEBEN, SCHMIST und KLEIN (Homburg): Klin. Wschr 11

(1966)15 SPRETER v. KREUDENSTEIN, TH • Schweiz Med Wschr. Jg 88

(1958) 63516 STUBEN, J Dtsch Zahn- Mund- u Kieferheilk 26 (1957)180

Anschrift des Verfassers- Dozent Dr med habil. HANS LODENKAM-PER, 2 Hamburg 1, Lohmuhlenstraße 5

Aus Praxis und Forschung

H. Peter Steigerung der unspezifischen Abwehr trotz spezifischer Heilmittel?

Orzechowski hat die spezifische und unspezifische Abwehrdes öfteren nach den dabei ablaufenden biochemischen,hormonalen, nervalen und pharmakologischen Vorgängenausführlich dargestellt. Bei deren Einheitlichkeit kommt eszu der Frage, ob es überhaupt möglich ist, spezifische undunspezifische Abwehrreaktionen zu trennen.Hierzu ist zu sagen, daß eine Therapie so lange als un-spezifisch anzusehen ist, wie ihr Wirkmechanismus unbe-kannt bleibt. Ist er schließlich geklärt, so wird der Eingriffzum spezifischen.

Daher kann man „spezifisch" und „unspezifisch" klar aus-einanderhalten, wenn man unter ersterem den kausalenEingriff zur Verhütung und Behandlung einer Krankheit,und unter letzterem Hilfsmaßnahmen versteht. Dies sei aneinigen Beispielen erläutertdie Bluterkrankheit hat ihre Schrecken verloren, nachdemsie als Mangel des Gerinnungsfaktors VW (Hamophilie A)oder IX (Hamophilie B) erkannt worden ist und diesebeiden Faktoren aus menschlichem Blut isoliert werdenkönnen. Durch ihre Injektion wird nicht nur eine Blutung

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gestoppt, sie laßt sich bei planmäßiger prophylaktischerGabe in der Regel auch verhindern Unter ihrem Schutzkann man eine leichte Gymnastik durchfuhren und so dieGelenksynovia und -gefaße trainieren, also resistentermachen Dadurch wird die Blutungsanfalligkeit herabge-setzt, und man vermag nach einiger Zeit die vorbeugendenGaben z B von Faktor IX zu reduzieren So wäre einerelative Heilung der Hamophilie B durch .spezifische'Substitution des Faktors IX, unter zusätzlichem „unspezi-fischen" Training von Gelenken, Bindegewebe und Ge-fäßen, und etwa der Zustand eines mit Insulin eingestelltenDiabetes erreichtAuch bei allen unseren Impfstoffen und Heilseren handeltes sich um ein streng kausales Prinzip, denn ganz geringeMengen schützen gegen die betreffende Krankheit, aberauch nur gegen diese Hier sei auf die eindrucksvollenErgebnisse bei der Poliomyelitis, bei der Diphtherie undbeim Tetanus hingewiesen Sie sind so überzeugend, daßman bei anderen Krankheiten, z B der Virus-Hepatitisgeradezu auf einen Impfstoff oder ein spezifisches Heil-serum wartet um die bedrohliche Zunahme und ihre Folgenaufzuhalten Vielleicht fuhren die Arbeiten über Austratia-Antigen zu Ergebnissen in dieser RichtungWenn Impfungen nicht absolut vor Erkrankungen schützen,so liegt das auch daran, daß sich aus der nunmehr er-reichten Sicherheit die Impfmoral lockert Daher solltenuns gelegentliche Zwischenfalle bei der Pockenschutz-impfung nicht dazu veranlassen, sie ganz zu unterlassensondern d>e Impfstoffe weiter zu verbessern (Ehrengut,Stickt u a) Wir kennen zwar den Pockenbefail und -ver-lauf unter der gesetzlichen Impfpflicht, nicht aber den nachihrem Fortfall Hierzu sehe man sich die Pockenstatistikder 2 Hälfte des 19 Jahrhunderts an (Kolle und Schloß-berger)Alle Schutzimpfungen können aber nur voll wirken, wennsie an gesunden Menschen vorgenommen werden LiegenEiweiß-Synthese-Storungen z B bei LebererkrankungenAgammaglobulinamien oder andere immunologische Ab-wehrschwachen vor, so müssen sie entsprechend behandeltoder durch unspezifische Therapie beseitigt werden Damitgelingt es, wie gezeigt werden wird, spezifische Antikörperbis auf das Zehnfache zu steigernAuch für die Therapie mit antnnfektiosen und antitoxischenHeilseren können solche unterstutzenden Maßnahmen vonWichtigkeit sein Der Organismus braucht in diesem Fallezwar zunächst nicht selbst Antikörper zu bilden Er mußdamit aber bald beginnen, wenn er genesen soll, also dazuauch in der Lage seinMan kann heute die Serumtherapie wesentlich gefahrloserals früher und auch wiederholt durchfuhren Denn nebenHeilseren von Tieren, die die Gefahr der Entstehung einer

Allergie gegen tierisches Eiweiß in sich tragen, gewinntman jetzt immun-gamma-Globuline von spezifisch im-munisierten Menschen, die also spezifische Antikörper ge-bildet haben. Diese erzeugen keine Anaphylaxie undkönnen unbedenklich mehrfach gegeben werdenMit solchem gegen den Rhesus-Faktor D gerichteten Im-mun-gamma-Globulin gelingt es auch, die Rhesus-Erythro-blastose zu verhüten wahrend und nach der Geburt drin-gen bei Ablösung der Plazenta geringe Mengen kindlicherRh-positiver Erythrozyten in den mutterlichen Kreislauf einSchon em Tropfen dieses kindlichen BSutes genügt zurBildung von Anti-D-Antikorpern bei der rhesus-negativenMutter Um dies durch Elimination der kindlichen Erythro-zyten zu verhindern, spritzt man der Mutter sofort oder biszu 3 Tagen nach der Geburt Anti-D-Immunglobulin einDas fuhrt wahrscheinlich zur unschädlichen Lyse der kind-lichen Blutkörperchen im Kreislauf der Mutter So bleibt siefrei von Rh-Antikorpern und kann weiterhin gesunde Kinderbekommen Auch dies stellt einen streng , spezifischenEingriff dar, der .unspezifisch" nicht ersetzt werden kannDie Anwendung von Antibiotica und Sulfonamiden kannman ebenfalls noch zu den spezifischen Behandlungenrechnen, wenn sie glücklicherweise auch einen breitenFächer von Erregern erfassen Diese Therapie ist abergefahrlos nur unter bestimmten Vorsichtsmaßnahmen durch-fuhrbar Hierzu gehören bei den Antibiotica die Prüfung

1 ob der Erreger überhaupt durch das Präparat erfaßt wird2 ob er nicht bereits resistent ist,

3 ob der Patient nicht allergisch gegen das Antibioticumist

Selbst wenn danach eine Anwendung in Frage käme,bleibt immer noch zu entscheiden, ob man das Präparatgeben und damit die Entstehung einer Allergie riskierenwill Das heißt kurz zusammengefaßt Antibiotica eignensich nicht zur automatischen Rezeptierung etwa bei jedembanalen Infekt Denn es konnte einmal ein schwererer zubehandeln sein, bei dem sie dann nicht mehr oder dochnur unter dem Risiko eines schweren anapylaktischenSchocks eingesetzt werden könnenHier öffnet sich also der unspezifischen Abwehrsteigerungbereits ein weites Gebiet, das auch beim Hospitalismusgegebenenfalls prophylaktisch angewandt werden mußHierbei kommen bekanntlich in einer Klinik Krankheits-erreger endemisch vor denen jeder eingewiesene Patientschutzlos ausgeliefert ist Da sie meist bekannt sind, konnteman eine Vakzine daraus herstellen und damit die Patientenspezifisch schützen. Dies ist naturgemäß nur bei einemvorher geplanten Krankenhausaufenthalt oder bei einervorhersehbaren Operation möglich Stehen die Erregernicht zur Verfugung so kann man den Patienten vor der

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Dr. Gustav Klein, Arzneipflanzenforschung, 7615 Zeü-Harmersbach/Schwarzw.

2 7 6 Phys Mecf U Reh Heft 9 1972

Page 30: H 7775 E Physikalische Medizin und Rehabilitationzaen.gruen.net/archiv/pdf/1972/1972-09.pdfH 7775 E 13. Jahrgang Physikalische Medizin und Rehabilitation Heft 9, September 1972 Zeitschrift

Einweisung unspezifisch durch Steigerung seiner Abwehrschützen.Die vielen Möglichkeiten der unspezifischen Abwehrsteige-rung sind bekannt. Soweit es Medikamente betrifft, stammendie meisten aus dem Pflanzenreich (Orzechowski). Wesent-lich ist, daß man ihre Wirkung tierexperimentell prüfenund dadurch eine Wertbemessung vornehmen kann. Ichhabe hierfür einen einfachen Mäusetest angegeben:

Kollektive von je 5 weißen Mäusen erhalten abgestufteMengen des jeweiligen Mittels bzw. 5 Kontrolltiere physio-logische Kochsalzlösung i. v. injiziert. Unmittelbar davorund 4 Stunden nach der Injektion wird bei jedem Tier dasweiße Blutbild differenziert. Daraus wird der Mittelwert unddie Standardabweichung der Linksverschiebung ermittelt,die proportional der vorgegebenen Dosis verläuft.Aus der Größe der akuten Wirkung lassen sich Schlüsseauf den abwehrsteigernden Effekt ziehen.

Es gibt nun in neuerer Zeit neben den pflanzlichen Prä-paraten zur unspezifischen Resistenzsteigerung auch solcheaus dem Tierreich. Sie beruhen auf den Vorstellungen derzytopasmatischen Therapie nach Theurer und wirken be-reits in der Größenordnung von Mikro- und Nanogramm.Das ist ein wesentlicher Unterschied zu den pflanzlichenMedikamenten, von denen um einige Zehnerpotenzenhöhere Dosen benötigt werden.Mayr und Buschmann haben mit solchen zytoplasmatischenPräparaten im Phagozytosetest und, ebenso wie Sorkin,auch im Jerne-TesX beträchtliche Steigerungen immunolo-gischer Prozesse festgestellt. Der Phagozytose-Versuch ver-lief folgendermaßen:

Kollektive von je 12 weißen Mäusen erhielten je 0,3 ml proTier des Präparates Nr. „65 neu" subkutan injiziert undzwar das 1. Kollektiv die Verdünnung 10—3, das 2. 10—6

und das 3.10—9.Nach 3 Tagen erhielt jede Maus 16 mg/100 g Körper-gewicht einer Rußdispersion (C 11/1431 a) i. v. In Ab-ständen von 1, 5, 10, 15 und 20 min wurde dann denTieren je 0,025 ml Blut entnommen, das in 3 ml einer0,1prozentigen Sodalösung hämolysiert und dessen Ab-sorption bei 675 mikro-mm im Spektralphotometer ge-messen wurde.In einem 2. Versuchsansatz erhielten die Mäuse nicht nureinmal, sondern an 3 aufeinander folgenden Tagen je0,3 ml der Verdünnungen 10—' und 10—9 des PräparatesNr. „65 neu" subkutan.Die Messung der Ausscheidungsrate erfolgte am 2. Tagenach der letzten Applikation.Als Kontrollen dienten jeweils Mäuse, die mit entsprechen-den Mengen physiologischer Kochsalzlösung vorbehandeltworden waren.Die Berechnung der Ausscheidungsrate aller Tiere einesKollektivs erfolgte mittels des sogenannten Phagozytose-Index, der die Steigerung der Regressionsgraden der lo-garithmischen Rußkonzentration im Blut der Mäuse in Ab-hängigkeit von der Zeitdauer nach der Rußinjektion angibt.

Ergebnis: alle injizierten Lösungen erwiesen sich als sehrgut verträglich.Bei einmaliger Gabe der Verdünnung 10—3 und dreimaligerder Verdünnung 10—6 konnte eine Steigerung der Phago-zytoserate im Testsystem beobachtet werden (Abb. 1).

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dreimaligeinmalig imaligApplikation der Ott, 6Sneu

Abb. 1: Phagozytose-Steigerung an der weißen Maus durchRevitorgan-Präparat „65 neu" (Prof. Dr. A. Mayr, Inst. f.Mikrobiol. d. Tiere, Universität München)

Mayr und Buschmann haben auch die Stimulierung hämo-lysinbiidender ZeUen in der MHz der weißen Maus durchdas Präparat Nr. „65 neu" festgestellt. Sorkin erhielt dengleichen Effekt durch andere zytoplasmatische Präparate.Der Jerne-Test von Mayr und Buschmann verlief folgender-maßen:

je 48 weiße Mäuse erhielten 2,5x108 gewaschene Schaf-erythrozyten in 0,1 ml physiologischer Kochsalzlösung i. p.in Mischspritze mit 0,1 ml der jeweiligen Verdünnung desPräparates Nr. „65 neu". Kontrollmäuse bekamen diegleiche Menge Schaferythrozyten ohne Zusatz von „65 neu".In Abständen von 2, 3 und 4 Tagen wurden jeweils 16Mäuse getötet, die Milz entnommen, eine Milzzellsuspen-sion in Humanserum-Aibumin hergestellt und zusammenmit Agar und Schaferythrozyten in Petrischalen mit einergeringen Menge Basisagar ausgegossen.Nach 1 stündiger Inkubation erfolgte die Entwicklung derplaque-bildenden Zellen mit 1:10 verdünntem Meer-schweinchenkomplement.Dann wurde die Zahl der plaque-bildenden Zellen in derMilz pro Maus aus Milzgewicht und Zahl abgelesenerPlaques sowie der Mittelwert aller Tiere und die Standard-abweichung errechnet.Ergebnis: die Verdünnung 10—6 und 10—' des PräparatesNr. „65 neu" steigerten die Zahl der 19 S-hämolysinbilden-den Zellen in der Milz erheblich.

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Dr. Gustav Klein, Arzneipflanzenforschung, 7615 Zell-Harmersbach/Schwarzw.

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Die Verdünnung 10—3 führte dagegen zu einer starkenVerminderung dieser Zellen. Im einzelnen zeigt dies Abb. 2.

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cierwaf durch Revitoiyctn-Priip.65tieu (PnßOr./Javr)

Abb. 2: Jerne-Test (Prof. Dr- Mayr)

Auf die Steigerung durch die Dosis 10—9 muß besondershingewiesen werden; denn sie liegt im Größenbereichhochwirksamer biogener Amine, z. B. von Histonen (Orze-chowski). Damit übertrifft das zytopiasmatische PräparatNr. „65 neu" pflanzliche Medikamente um viele Zehner-potenzen, und sein Effekt erscheint fast „spezifisch". Diesrührt wahrscheinlich von seinen Inhaltsstoffen her, dieOrganen des immunologischen Systems, u. a. der Thymusund der Milz entstammen.Die Verminderung der plaque-bildenden Zellen durch dieoffenbar zu hohe Dosis 10—3 weist einmal daraufhin, daß

exakt dosiert werden muß; zum anderen aber zeigt sie dieMöglichkeit, durch geeignete höhere Dosen des Präparates„65 neu" eine unerwünschte Antikörperbildung, z. B. beieiner Allergie zu hemmen.

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Abb. 3: Jerne-Test (Prof. Dr. Sorkin). Starke Antikörper-Stei-gerung durch ein Präparat aus Herzmuskel (Nr. 6) undLeber (Nr. 26)

Wie Abb. 3 zeigt, hat auch Sorkin mit anderen zytoplas-matischen Präparaten bis 10fache Steigerungen hämolysin-bildender Zellen im Jerne-Test erzielt.

Zusammenfassend sollte gezeigt werden, daß nach einerrichtigen Diagnose eine kausale Therapie einsetzen muß,wenn es eine solche gibt. Hierfür wurden Beispiele gebracht.Birgt ihre Anwendung aber Gefahren, — und diese scheinen

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2 7 8 Phys. Med. u. Reh. Heft 9, 1972

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im Hinblick auf eine Allergie und auf eine Resistenzbildungbei Erregern zuzunehmen —, so soll man sich der „un-spezifischen" Therapie bedienen. Dies gilt auch für allePatienten, bei denen man kausal nicht eingreifen kann.Für die unspezifische Abwehrsteigerung stehen heute neu-artige Präparate aus der Reihe der zytoplasmatischen nachTheurer zur Verfügung. Ihre geringen Wirkdosen reichen an„spezifische" kausale Effekte heran.Es werden Tierexperimente mitgeteilt, bei denen durch

geeignete Dosen zytoplasmatischer Präparate eine be-trächtliche Steigerung der Antikörperbildung erreicht wurde.Damit erscheinen sie auch zur unspezifischen Resistenz-steigerung besonders geeignet.

Schrifttum kann vom Verfasser angefordert werden.

Anschrift des Verfassers: Prof. Dr. med. H. PETER, 7911 Holzheim,Lerchenweg 16.

Heilbäder und Kurorte berichtenDie Kurtaxe — Entgelt ohne Gegenleistung?Die Kurtaxe ist das Sorgenkind aller Kurverwaltungen unddas aus zwei Gründen: Einmal ist sie bei vielen Kurgästenunpopulär (aus Unkenntnis über die Notwendigkeit undVerwendung dieser Gelder), zum anderen deckt sie heutenicht mehr die anfallenden Kosten.Die Kurtaxe kann auf Grund besonderer gesetzlicher Er-mächtigungen — meist festgelegt in länderrechtlichen Ab-gabengesetzen — von den Gemeinden der Heilbäder undKurorte für bestimmte Zwecke erhoben werden. Es handeltsich um eine zweckgebundene Abgabe, aus deren Erlösen„zu Kurzwecken getroffene Veranstaltungen" bereitgestelltund unterhalten werden. Hierunter fallen zum Beispiel dieUnterhaltung der Kurparks, der Kurorchester, der Trinkkur-anlagen, der Wandelhallen und Gesellschaftsräume undeine Anzahl weiterer Einrichtungen, die örtlich verschiedensein können. Es werden mit dieser Abgabe erst die Vor-aussetzungen geschaffen für die Erschließung und Unter-

haltung der für den Kurbetrieb notwendigen Anlagen, aufdie der Kurgast nicht oder nur ungern verzichten möchte.Der Ruf nach Abschaffung der Kurtaxe mit dem Hinweisdarauf, daß in den meisten Nachbarstaaten diese auch nichterhoben wird, ist unberechtigt. Dort werden entweder dieentsprechenden Leistungen, die in den deutschen Heil-bädern und Kurorten für die Entrichtung der Kurtaxe zurVerfügung gestellt werden, nicht geboten oder die Kurtaxeist in diesen Ländern in die allgemeinen Kurkosten aufge-gangen.Die Abschaffung der Kurtaxe wäre nur dann möglich, wennman auf die von ihr finanzierten Einrichtungen verzichtetoder die Kosten auf anderem Wege aufbringt. Überlegun-gen dieser Art hat es schon gegeben. Es war die Rededavon, diese Kosten durch Zuschüsse aus dem Steuerauf-kommen zu decken. Das hätte natürlich zur Folge, daß diebisher noch bestehende Verpflichtung derjenigen, die dieEinrichtungen in Anspruch nehmen, entfallen würde. An

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geschwüre.Die ausgezeichnete Wirkung bei diesen dermatologischen Krankheitenist erst kürzlich (7. 2. 72) gutachtlich getestet und bestätigt worden vonProf. Dr. Wiskemann, Facharzt für Dermatologie der Universitäts-Haut-klinik, Hamburg-Eppendorf.Bitte fordern Sie unverb. Prospektmaterial an:U N I S O L - Heilsonne1 Berlin 30, Martin-Luther-Sir. 56, Abtig. Z 40, Tel. (0311) 213 6012/13

Phys. Med. u. Reh. Heft 9, 1972 2 7 9

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ihre Stelle würden dann alle Steuerpflichtigen treten, auchwenn sie die genannten Einrichtungen nicht in Anspruchnehmen. Ob dieser Weg, der für die Kurverwaltungensicher einfacher wäre, sozial gerechter ist, kann dahinge-stellt bleiben.Man sollte bei Überlegungen um die Kurtaxe sich alsoimmer vor Augen halten, daß jede Leistung eines Entgeltswert ist und daß auch im Ausland nicht anders verfahrenwerden kann. Wenn die entsprechenden Kosten dort nichtauf dem gleichen Wege wie beispielsweise bei den deut-schen Bädern gedeckt werden, so bestehen entweder diein Deutschland gebotenen Leistungen nicht oder sie wer-den im Wege von Einzelvergütungen in Rechnung gestellt.

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Das interessiert den Leser

Der Streit um die ärztlichen EinkommenStuttgart. Der Streit um die Höhe der ärztlichen Einkom-men zwischen der Bundesregierung und der Bundesärzte-kammer dauert immer noch an, weil es offenbar keine Klar-heit über die Begriffe Einkommen und Umsatz und dieMethoden der Ermittlung der entsprechenden Zahlen gibt.Die Pressestelle der Ärzte, Zahnärzte und Apotheker bedau-ert diesen Zustand, der in der Öffentlichkeit Verwirrung an-richten muß, obwohl gerade die Ärzte — wie kein andererBerufsstand — seit über 20 Jahren die Kostenstrukturunter-suchungen des Statistischen Bundesamtes in jeder Weiseunterstützt haben. Es wird darauf verwiesen, daß es un-richtig sei, den Umsatzzuwachs der Kassenärzte unter Be-rücksichtigung der Mehraufwendungen der gesetzlichenKrankenkassen für das Jahr 1971 gegenüber 1970 mit 22bis 26 Prozent anzusetzen. Die Bundesregierung wendetsich vor allem gegen den Begriff des „Zentralwertes", dernicht identisch ist mit einem arithmetischen Mittel allerEinkommen. Außerdem weist die Pressestelle auf einenneuen Brief des Geschäftsführers der Bundesärztekammer,Professor Dr. Stockhausen, an den Staatssekretär im Wirt-schaftsministerium Dr. Rohwedder hin, wonach die von der

Bundesregierung ermittelten Werte sich lediglich auf dieAbrechnungsergebnisse aus den beiden ersten Quartalendes Jahres 1971 stützen, die nicht typisch für den Gesamt-verlauf des Jahres 1971 seien. Die Ärzte bleiben dabei, daßder Durchschnittsjahresumsatz einer Kassenpraxis 1970rund 122 000 DM betragen habe, von denen mindestens36 000 DM laufende Praxiskosten seien, so daß das Brutto-einkommen eines niedergelassenen Kassenarztes in diesemBerechnungsjahr etwa 86 000 DM betrug, von denen Auf-wendungen für Altersversorgung und Steuern und ähn-liches noch abgezogen werden müßten. Mindestens 50 Pro-zent der Ärzte erreichen dieses Durchschnittseinkommenbei weitem nicht. (ID-ÄP)

20 Jahre Versorgungsanstalt für Ärzte, Zahnärzteund TierärzteDie baden-württembergische Versorgungsanstalt für Ärzte,Zähnärzte und Tierärzte bestand am 13. März 20 Jahre.Wie der Vorsitzende des Verwaltungsrates der Versor-gungsanstalt, Dr. H. Schad (Backnang) dieser Tage be-tonte, ist in dieser Zeit eine automatische Rentendynamikmit größtem Erfolg praktiziert worden. Schad, der die gro-ßen Verdienste des Initiators der Versorgungsanstalt, Pro-fessor Dr. Bihl, unterstrich, ist nach Angaben der Presse-stelle der Ärzte, Zahnärzte und Apotheker in Baden-Würt-temberg der Meinung, daß die Versorgungsanstalt ihreVersorgungsverpflichtungen auch in der Zukunft trotz Wirt-schafts-, Finanz- und Währungskrisen ohne Schwierigkeitenerfüllen könne.

Das Gesetz selbst ist ein sogenanntes Rahmengesetz, daslediglich die Grundsätze bestimmt und die Ausgestaltungder autonomen Satzung überläßt. Es ist somit die fort-schrittlichste Art eines Gesetzes für Freie Berufe, die ihreAngelegenheiten selbständig, in Selbstverantwortung undSelbstverwaltung regeln wollen, ohne Staatsmittel, um kon-sequent in jeder Beziehung frei bleiben zu können.Das Gesetz über die Versorgungsanstalt ist am 2. August1951 von dem damaligen Staatspräsidenten von Württem-berg-Hohenzollern, Professor Dr. Gebhard Müller, verkün-

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det worden. Besonders beteiligt an diesem für die Heil-berufe so bedeutenden Fortschritt waren von den damali-gen Kabinettsmitgliedern Innenminister Victor Renner,Professor Dr. Eschenburg und Professor Dr. Carlo Schmid.Ihnen und dem jetzigen Ministerpräsidenten des Landes,Dr. Filbinger, der sich 1961 als Innenminister für die Er-streckung des Gesetzes über die Versorgungsanstalt aufNordwürttemberg, Nord- und Südbaden erfolgreich ein-setzte, fühlt sich die Versorgungsanstalt besonders ver-pflichtet. (ID-AP)

Aufpassen mit getönten WindschutzscheibenStuttgart. Die von Kraftfahrzeugherstellern vielfach verwen-deten und teilweise auch im Bundesgebiet zugelassenengefärbter» Windschutzscheiben, mit denen Sonnenschutzund Innenklima in Fahrzeugen verbessert werden, sindnach ärztlicher Erfahrung bei Nachtfahrten und für Men-schen mit Farbsehschwächen nicht unbedenklich. Wie diePressestelle der Ärzte, Zahnärzte und Apotheker in Baden-Württemberg mitteilt, wird der vor allem in Gebieten mitstarker Sonnenstrahlung wärmedämmende Vorteii grün-licher Gläser am Auto mit dem für nächtliche Lichtverhält-nisse bedeutsamen Nachteil erkauft, daß rund 40 Prozentder Energie der sichtbaren Strahlen bei geneigter Wind-schutzscheibe aus Wärmedämmglas absorbiert werden.Die Pressestelle der Heilberufe bezieht sich auf eine Ver-öffentlichung der österreichischen Ärztekammer, wonachFachleute der physiologischen Optik eine Absorbtion derLichtkraft durch getönte Brillengläser von 15 Prozent fürNachtfahrten bereits als bedenklich bezeichnen. Verwendetman in Verbindung mit grünen Wärmedämmgläsern auchnoch getönte Brillengläser, so summiere sich die Absorb-tion. Die Österreichische Ärztekammer verweist in ihrerInformation auf eine Tagung vors Augenärzten, bei der zumAusdruck gekommen sei, daß die Lichtabsorbtion amgrößten im langwelligen, roten Bereich des Spektrums ist,woraus sich die Gefahr ergebe, daß Kraftfahrer mit einerSehschwäche für rot rote Signale ungenügend oder zuspät erkennen könnten. Die Pressestelle der Heilberufein Stuttgart folgert daraus: „Wer die Segnungen modernenFahrzeugkomforts genießt, soll das im Bewußtsein mög-

licher Nachteile tun, die sich für bestimmte Situationendaraus ergeben können. Wer gefärbte Brillengläser odergetönte Windschutzscheiben benutzt, muß vor Verkehrs-ampeln und bei Nachtfahrten doppelt umsichtigt sein."

(ID-AP)

ReferateOtto, H., Frydl, V.: Sauerstoff und seine Risiken. Med. Klin.66 (1971), 741-745.In der Arbeit wird sehr deutlich die weitverbreitete An-nahme widerlegt, daß bei cyanotischen Patienten einMinimum an Sauerstoff schon nütze, ein Zuviel aber nichtschaden könne. So kann bei der chronisch-obstruktivenBronchitis sich das Atemzentrum an eine hohe COi-Kon-zentration adaptieren, die Steuerung der Atmung erfolgtdann über andere ganglionäre Hilfszentren. Zufuhr schongeringer Mengen von Sauerstoff zerstört in diesen Fällendas sehr labile Gleichgewicht und es besteht die Gefahrdes Todes unter den Zeichen einer endogenen respirato-rischen Insuffizienz. Zu einer akuten Sauerstoff-Intoxikationkann es schon nach wenigen Stunden hochkonzentrierterSauerstoff-Beatmung unter den Zeichen einer Kapillar-wandparalyse der Lunge kommen. Außerdem ist heute aufden Intensivpflegestationen ein chronischer Beatmungs-schaden bekannt, bei dem ebenfalls die Sauerstoffdosie-rung ein wesentlicher Faktor zu sein scheint. Fallbeispielesowie Darstellung der morphologischen Befunde begrün-den die Thesen. Q. HA»FERKAMP, Mainz

Gradulon bei der Behandlung wegen Herz- und Koronar-erkrankungen wird von G. Trieb (Wattenscheid) in MMW,Nr. 42 (1971): 1384, auf Grund Erfahrungen an 117 Patien-ten beschrieben. Es handelt sich um eine kombinierteDigoxin-Isoptin-Trimetozin-Therapie bei Angina pectoris,nach frischem Herzinfarkt, bei Herzinsuffizienz mit beglei-tender Arrhythmie, bei Extrasystolen, bei hyperkinetischemHerzsyndrom sowie bei Altersherz. Die Kombination desdie Leistungsökonomie verbessernden Digoxin mit dem dieHerzrhythmik hersteilenden Isoptin umd mit dem psycho-relaxierenden Trimetozin wird hervorgehoben. GRADULON

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Phys. Med. u. Reh. Heft 9, 1972 2 8 1

Page 35: H 7775 E Physikalische Medizin und Rehabilitationzaen.gruen.net/archiv/pdf/1972/1972-09.pdfH 7775 E 13. Jahrgang Physikalische Medizin und Rehabilitation Heft 9, September 1972 Zeitschrift

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(Chem. Werke Minden) kann vom Therapiebeginn an zurErhaltungstherapie abgebaut werden, was mir sehr we-sentlich erscheint, da medikamentöse Therapie immer aus-schleichend sein sollte. Die primäre Therapie bei feuchterHerzinsuffizienz mit Strophantin wird betont, woran an-schließend dann mit Gradulon digitalisiert, reguliert undsediert wird. Das macht das Graduion sympathisch. DieBereicherung des NotfaWbesteckes beim Herzinfarkt machtdas Mittel wesentlich, weil die gefürchteten Komplikatio-nen nach eingetretenem Infarkt beherrscht werden können.Das alles wird von Trieb gut dargestellt und mit einerausführlichen Literaturangabe abgeschlossen. Es handeltsich um eine schöne Darstellung über ein nützliches Medi-kament. Dr. med WOLFGANG VON NATHUSIUS

Buchholz, H. W.: Die operative Behandlung der progressiv-chronischen Polyarthritis. Med. Klin. 67 (1972) 496-502.

Voraussetzung für jedes chirurgische Vorgehen bei derPolyarthritis ist auch heute die Erfolglosigkeit einer viel-seitig durchgeführten konservativen Behandlung. Allerdingskann in Frühfällen, bei denen zwei bis drei Monate konser-vativer Therapie nicht zu einer Besserung führten, eineSynovektomie den Fortgang der Erkrankung für viele Jahreunterbrechen. Gute Ergebnisse werden hier besonders anden Knie- und Sprunggelenken sowie den Fingergelenken,dem Hand- und Ellenbogengelenk berichtet. Am Hüftge-lenk ist diese Methode wenig erfolgversprechend. Beson-ders wenn es noch nicht zu einer tiefgreifenden Zerstörungdes Gelenkes gekommen ist sollte die Synovektomie in dietherapeutischen Überlegungen einbezogen werden.Im Vordergrund der chirurgischen Therapie stehen gelenk-erhaltende Eingriffe. Versteifende Operationen kommen amehesten an den Sprunggelenken und am Handgelenk inBetracht. Am Kniegelenk wird heute damit Zurückhaltunggeübt, nachdem neue Endoprothesenformen entwickeltwurden, die einen guten Langzeiteffekt versprechen (z. B.Schlittenprothese). Die Domäne der Endoprothese ist dasHüftgelenk, wo sich gezeigt hat, daß auch eine hochgradigeOsteoporose keine Kontraindikation darstellt. Eigene Ope-rationserfahrungen des Verf. illustrieren das rel. geringeOperationsrisiko (1,8 Prozent Letalität) und das gute er-reichbare Ergebnis. G. HAFERKAMP, Mainz

Schlüren und Döbler: Ergebnisse der Immuntherapie desKarzinoms. „Krebsgeschehen", Jahrg. 1971, Heft 4 (125 bis129).

Im Kreiskrankenhaus Reutlingen wurde an 374 Fällen vonoperierten und meist nachbestrahlten Korpus- und Collum-

Karzinomen die immunbiologische Wirkung des MittelsCentanit erprobt.Der Zeitpunkt des Auftretens von Rezidiven wird hinaus-gezögert. Die Gesamtzahl der Rezidive kann durch dasMittel jedoch nicht sicher vermindert werden.Man wird das Präparat nach diesen Erfahrungen mit gutemGewissen einsetzen können, denn auch Marx, Zürich, be-richtete im Mai 1972 in Berlin, daß bei all den Überprü-fungen der internen Therapie sich nicht — oder nur in ganzvereinzelten Fällen — der letale Ausgang verhindern läßt.Die Symptome werden jedoch gemindert und die Be-schwerden zeitweise gebessert. Die derzeitigen internenMaßnahmen (Therapiewoche 21, 45, 3555, 1971):Optimale VollwertkostHerdsanierungDarmflorareguüerungSteigerung der Abwehrmechanismen (Klimakuren etc.)HeilfieberbehandlungOzon-EigenblutbehandlungInjektion von MistelextraktenMedikamentöse Stimulierung der körpereigenen Abwehr(die Mittel können nicht alle aufgezählt werden)und der Versuch der Zerstörung der Krebszellen durch dieMittel der „Schule"sind Möglichkeiten, aus denen der Arzt auswählen muß fürseinen speziellen Kranken mit dessen „individuellem"Krebs.Dann kann es gelingen, daß ein immunologisches Gleich-gewicht zwischen Krebs und Krebskranken eintritt und derPatient nicht an, sondern mit seinem Krebs (an einer ganzanderen Krankheit) stirbt.

Drei Dinge sollten aber immer wieder von uns beachtetwerden:

1. Mancher sogenannte Krebstest — wie z. B. jetzt dieÜberprüfung des Carcinochromtestes ergeben hat (Hei-delberger Kliniken) — kann in der Hand des prakt.Arztes Schaden anrichten, weil seine Treffsicherheitnicht die geforderte Höhe von 80 bis 90 Prozent ergibtund damit dem Kranken eine falsche Information gege-ben werden kann.Nur die Auswertung einer ganzen Reihe von Unter-suchungsergebnissen kann eine Art Sicherheit in derDiagnostik bringen.

2. Bei unheilbar Krebskranken im Finalstadium sollte mannicht mit den teuersten Mitteln Hoffnungen erweckenund bei Familienmitgliedern Armut hervorrufen.Wo der Tod nicht abzuwenden ist, mag der Kranke zuihm hinreifen. Das ist auch eine ärztliche Aufgabe!

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3. Die Operation ist in jedem Falle die wichtigste und er-folgversprechendste Maßnahme.Es geht nicht an („krebsgeschehen"), daß ein Kollegeeine Veröffentlichung bringen kann, der man entnehmenkönnte, interne Therapie z. B. eines Brustkrebses seierfolgreicher und zwar so erfolgreich, daß eine Patientin,die von diesem „Erfolg" gehört hat, die Operation ab-lehnt und nur die interne Therapie wünscht.Hier muß der Atzt beraten und drängen und darf nichtdem Wunsch der Kranken nachgeben — es sei denn, eshandelt sich von vornherein um einen inoperablen Fall.

All unsere Bemühungen um die interne Tumortherapie er-halten durch den Beitrag von Schlüren und Döblet einewissenschaftliche Untermauerung, wie sie uns seit Jahrenfehlt. Die Immunabwehr gegen Krebs ist Aufgabe deszellulären Immunsystems. Im Gewebe liegende entarteteZellen werden aufgespürt und vernichtet. Nicht nur beimgynäkologischen Karzinom, sondern auch bei der Lympho-granulomatose hat man diese Vorgänge studiert, bei denensensibilisierte Lymphozyten eine Rolle spielen, die etwa ab5. Tag nach Kontakt mit den antigenen Charakter tragen-den Krebzellen auftreten. Centanit ist ein Gemisch vonKarzinomantigenen. w. H. KAHLERT, 4902 Bad Saizufien

Buchbesprechungen

F. Stein: Einführung in die Allgemeine Pathologie. Dr. A.Hüthig Verlag, Heidelberg 1971.

Mit diesem Büchlein, ursprünglich aus 12 Vorlesungen überdie „Einführung in die Allgemeine Pathologie" entstanden,versucht der Autor dem Leser Grundkenntnisse, die zumbesseren Verständnis des Faches beitragen, zu vermitteln.Im Vorlesungsstil macht er den Leser vertraut mit derhistorischen Entwicklung und der Terminologie des Faches„Pathologie". Der zu bewältigende Stoff wird in Vorlesun-gen über die Pathologie des Stoffwechsels, der Kreislauf-störungen, der Entzündung und letztlich über die der Ge-schwülste eingeteilt.

Das Buch hilft mit, dem Studierenden die Einsicht in einFach zu vermitteln, das die rein theoretische Ausgangs-basis verlassen hat und zu einem integrierten Bestandteilmoderner Medizin geworden ist.

Dieses 98 Seiten umfassende Büchlein ist in erster Liniefür Studierende der Zahnmedizin gedacht. Da die syste-matische Gliederung der einzelnen Kapitel fehlt, könnendiese das Buch nicht als Kompendium oder als Informa-tionsquelle für das Examen benutzen. Dies ist im Sinne

des Autors, der sein Werk lediglich als Stimulanz zumeigenen intensiven Studium verstanden haben will.

Die 58 teils farbigen Abbildungen vervollständigen leidernur zum Teil den Text. Wie bei vielen Wiedergaben histo-logischer Schnitte, so tragen auch hier lediglich die Ab-bildungslegenden zum besseren Verständnis des Textesbei. Die Darstellungen der makroskopischen Präparate sinddagegen sehr eindrucksvoll.

Dem Verlag ist für die saubere Drucklegung zu danken.Der Preis beträgt 12,80 DM. E. STOFFT, Mainz

Lilo Kennel-Kobi, Fitness für dich und dein Kind. MüllerRüschlikon Verlag, 1972, glas. Pappband in Ringheftung,DM 17,80.

Wird als „Gymnastik daheim" besprochen und bildet fürdas Fitness-Programm aller Menschen einen reichbebilder-ten Beitrag. Ausdauer, Muskelkraft, Beweglichkeit, Ge-schicklichkeit und etwas Mut für Jungens und Mädel imKindesalter sind so sehr nötig, um für die Unbillen dermodernen Welt vorbereitet zu werden. Stellung nehmeneine Kinderärztin, ein Sportsoziologe und ein Sportpsycho-loge. Da die Eltern die Hauptverantwortüchen für die Grund-erziehung sind, während im Schulsystem die Leibesübun-gen neuerdings wieder in den Hintergrund gedrängt wer-den, gehört das Buch in die Hand jeder Mutter, jeder Kin-dergärtnerin und zur Anleitung in die Hand eines jodenTrainers und Lehrers für Kinder und Jugendliche. Der Arztsollte es in die Buchvitrine im Wartezimmer für seine Patien-ten ausstellen und es empfehlen. Dazu wird hier daraufhingewiesen. Die 61 Fotografien sind sehr gut, das Übungs-programm vielfältig mit Bali, Seil und Stab, es fehlt dasBali-Gerät für Kinder. Weiteste Verbreitung ist zu empfeh-len. Dr. med. WOLFGANG VON NATHUSIUS

Dr. med. W. Kröner: Heilung durch Wärme. Helfer-VerlagE. Schwabe, Bad Homburg v. d. H.t 88 Seiten.

Verf. gibt auf dem Boden des Schöpfers der „Wärme-kultur", Wilhelm Winsch, und der „Wollkur", Gustav Jäger,einen Überblick über die Wärmetherapie.

Im 13. Kapitel wird ganzheits- und humoraltherapeutischeBehandlung nach Aschner abgehandelt.

Die wesentlichen Anwendungsmöglichkeiten der Wärme-kultur sind zusammengestellt: wie die Sauna, das Kreuz-Thermalbad (als Heimsauna), die Überwärmungsbäder so-wie Hinweise für Abhärtung und Kreislaufleiden gegeben.

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Phys. Med. u. Reh. Heft 9, 1972 2 8 3

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Kleine Winke für die Praxis

Physiotherapie der Herz- und Kreislaufneurosen

Allgemeinbehandlung:

Zunächst für eine Lebensordnung sorgen. Jedoch soll mannicht zu stark in den Tagesablauf eingreifen. Arbeitsunter-brechungen, Ruhekuren, Ferienaufenthalt, sind nur dortratsam, wo eine große körperliche oder seelische Über-anstrengung oder das Überstehen einer erschöpfendenKrankheit das nervöse Herzleiden verursacht oder ver-schlimmert haben. Eine solche Ausspannung darf nichtlänger als einige Wochen dauern, denn der Patient soll demaktiven Leben nach Möglichkeit nicht entfremdet werden.Bei ungelösten seelischen Konflikten ist von längerenFerienaufenthalten nichts Gutes zu erwarten. Immer darandenken, daß das Krankheitsgefühl beim Patienten nichtdurch zu große Schonung bestärkt wird.

Hydr.: Trockenbürsten bzw. kalte Waschungen je nachReaktionslage, Teilwickel, Tautreten im Sommer, anstei-gende oder kalte Armbäder, bei kalten Füßen Wechselfuß-bäder. Täglich ein nicht zu heißes Sitz-, Halb- oder Ganz-bad mit Heublumen oder Haferstroh. Nach der Abend-mahlzeit eine Stunde Bewegung in frischer Luft.Günstig haben sich auch die Sprudefmassagebäder, ambesten mit Zusatz von Fichtennadeln, erwiesen. Auch milde,nicht zu kalte Kohlensäurebäder (33° C) können mit Erfolgangewandt werden.

Diät: Salzarme, vorwiegend vegetarische Kost, Vermeidungaller blähenden Speisen. Vorsicht mit Rohkost. Häufigekleine Mahlzeiten, die regelmäßig eingenommen werdensollen. Viel Obst und Vitamin-B-reiche Kost, Honig. Asthe-niker sollen viel Eiweiß (Milchprodukte, Nüsse, Sojapro-dukte) nehmen.

Krankengymnastische Behandlung:Schon früh beginne man mit einer sorgfältig ausgesuchten,sich steigernden Übungsbehandlung. Man beginne mit ein-fachen Geh- und Bewegungsübungen wie Schwingen derArme, Kreisen der Beine im Liegen, Atemübungen, späterGeschicklichkeitsübungen mit dem Gymnastikball wie Hoch-werfen, Prellen usw., im weiteren Verlauf dann Mann-schaftsspiele wie Faustball, Korbball usw. unter Leitungeines erfahrenen Sportlehrers.

Auch folgende Massagegriffe haben sich vor allem bei derPhrenokardie besonders bewährt:a) der Dehngriff nach Naegeii: Die Haut wird mit den Fin-gerspitzen oder dem Daumen für die Dauer von 10 bis40 Sekunden langsam auseinandergezogen. Man kann da-bei auch vorsichtig ruckweise vorgehen; oder die Haut-falten werden abgehoben und gedehnt.b) Magengriff nach Naegeii: Der Kranke wird von hintenumfaßt. Dabei liegen die Finger in der Magenmittellinie.Ziehen und Dehnen nach rechts und links. Die Fingerrücken dann allmählich bis zum Rippenbogen vor. Dabeiverschwinden allmählich die unangenehmen Empfindungen.Dauer 2 bis 3 Minuten. Dann Ausschleichen der Hände undanschließend noch einige Dehnungen in der Längsachse.

c) Zeitgriff: Die beiden Hände des Arztes liegen mit denHandflächen zusammen und mit den Kleinfingerseiten aufder Magengrube des Patienten rechtwinklig zur Körper-achse. Dann werden die Kleinfingerballen auf der Bauch-haut langsam ziehend dehnend und streichend vonein-ander entfernt, während die Daumen aneinander liegenbleiben.

Bei allen Formen der Herz- und Kreislaufneurosen (Sport-herz, Extrasystolie usw.) empfiehlt sich die Bindegewebs-behandlung. Sie muß aber besonders vorsichtig durch-geführt werden: 6- bis 10mal nur Grundaufbau, dabei wirdder Winkel Wirbelsäule/Beckenkamm nicht gemacht, auchder linke unterste Rippenrand wird bei starker Einziehungund Empfindlichkeit zunächst ausgelassen.Weitere Behandlung bis Mitte Schulterblatthöhe. Aus-gleichsstriche vorne ohne Pektoralisstrich links. GroßerAusgleichsstrich wird mehrmals im Wechsel mit unteremRippenrand zwischengeschaltet. Dehnung der Pektoralis-sehne. Alle Striche hinter dem Pektoraüs lösen. Ausziehendes lateralen Randes der Scapula; weitere BehandlungWirbelsäule aufwärts bis 7. HW. Flächige Striche zumSchulterblatt hin, Querstriche zwischen den Schulterblät-tern, zuletzt flüchtige Striche über das Schulterblatt.Eine Behandlung der Vorderseite erübrigt sich in den mei-sten Fällen; sie ist mit äußerster Vorsicht vorzunehmen.Erst wenn die Spannungen im Rücken behoben und keineBeschwerden mehr vorhanden sind.

Behandlung: Dreimai wöchentlich 15 bis 20 Minuten im Sit-zen. Bei Bettlägerigen in Seitenlage.

Kurzwellen: Subjektive Beschwerden wie Herzdruck, Herz-klopfen u. a. unangenehme Sensationen werden durchKurzwellendurchflutungen mit Ultrakurz- oder Mikrowellenrasch beseitigt. Ebenso rasch verschwinden die häufig vor-handenen Spasmen.

Von besonderer Bedeutung ist das klärende Gespräch zwi-schen Patienten und Arzt. Die Psychotherapie in Form derZwiesprache steht im Mittelpunkt der Behandlung. Die Vor-aussetzung für ihren Erfolg sind nicht nur medizinischesWissen, Menschenkenntnis und Takt, sondern vor allem einbeträchtlicher Aufwand an Zeit und Geduld. Das Sich-Zeit-Nehmen ist eine vorzügliche Arznei, die leider bei vielenÄrzten nicht mehr zu erhalten ist. Der Arzt muß zuhörenkönnen und dem Kranken mit seinem ganzen Verhaltenzeigen, daß er für ihn da sei und sich in seine Lage ver-setzen will. Er muß auf jede Äußerung des Kranken ein-gehen und noch manches dazu hören können, was derPatient nicht ausspricht; denn das Unausgesprochene istoft das Wichtigste. Der Arzt hüte sich vor allem währendder Aussprache vor Ausdrücken wie „Einbildung" und„Hysterie". Auch sollte bei einem negativen Ekg nie eineDiagnose wie Myokardschaden in solchen Fällen gestelltwerden, die sich gerade bei diesen Kranken ganz beson-ders unheilvoll ausdrückt.

Man kann, falls wirklich Schädigungen leichterer Art fest-gestellt werden, dem Kranken erklären, daß heilbareStörungen der Herznerven vorliegen, und klärt auch ent-sprechend die Angehörigen auf. Bei der weiteren Aus-sprache stellt sich oft heraus, daß die Beschwerden offen-sichtlich durch eine ungesunde Lebensweise verursachtwerden, in solchen Fällen kann schon durch eine auf-klärende Aussprache Abhilfe geschaffen werden. In an-deren Fällen lassen sich Konflikte beruflicher, familiäreroder sexueller Art — oft sind auch finanzielle Schwierig-keiten im Spie! — aufdecken, wobei nicht selten im gemein-samen Gespräch ein Ausweg aus der Konfliktsituation ge-funden werden kann oder die Konflikte nach der Aus-sprache doch wesentlich gemildert erscheinen. Wenn sichder Arzt für eine solche Aussprache genügend Zeit nimmt,läßt sich ein Vertrauensverhältnis herstellen, aus dem dem

Phys. Med;. u. Reh. Heft 9, 1972 2 8 5

Page 38: H 7775 E Physikalische Medizin und Rehabilitationzaen.gruen.net/archiv/pdf/1972/1972-09.pdfH 7775 E 13. Jahrgang Physikalische Medizin und Rehabilitation Heft 9, September 1972 Zeitschrift

Patienten schließlich der Wille zum Gesundwerden er-wachst (1)Entspannungsübungen durch das autogene Training bildenfür viele Kranke eine wertvolle Hilfsmaßnahme, die sienachvorheriger Anleitung durch den Arzt selbst ausfuhrenkönnen

In allen Fallen, die mit den geschilderten Maßnahmen nichtgebessert werden und bei denen eine ausgesprochenePsychoneurose vorliegt ist eine Behandlung durch denPsychotherapeuten angezeigt Der Arzt tut gut, in schwerenFallen von nervösen Herzkrankheiten einen solchen zuzu-ziehen und die Frage abzuklären, ob eine eingreifendepsychotherapeutische Behandlung erfolgversprechend sei.Sofern es dem behandelnden Arzt gelungen ist, ein Ver-trauensverhältnis zu seinem Patienten zu schaffen, wirddieser mit einer solchen Behandlung in der Regel einver-standen sein

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Beilagenhinweis

Dieser Ausgabe liegt ein Prospekt der Firma Eifelfango bei.Wir bitten um freundliche Beachtung

Herausgeber-Zentralverband der Arzte für Naturheilverfahren e V und der ihmangeschlossenen Gesellschaften und Arbeitsgemeinschaften und derKneipparztebund, Ärztliche Gesellschaft für Physiotherapie e V , SitzBad Wörishofen, und der österreichische KneippärztebundSchnftleitung:Dr med H Haferkamp 65 Mainz, Adam-Karrillon Straße 13 Tel 63963In Zusammenarbeit mit Prof Dr K Franke, 3422 Bad Lauterberg,Kneippsanatorium Muhl

Mitteilungen der SchriftleitungZuschriften mit Originalien (wissenschaftlichen Beitragen), Referateredaktionelle Nachrichten und Verbandsangelegenheiten werden anHerrn Dr Haferkamp erbetenOriginalien und Beiträge, die zur Veröffentlichung kommen, werdenhonoriert Die Schriftleitung behält sich jedoch den Zeitpunkt derVeröffentlichung vorGrundsatzlich werden nur Erstveröffentlichungen angenommen MitAnnahme des Manuskriptes erwirbt der Verlag das ausschließlicheRecht der Vervielfältigung Verbreitung und ObersetzungDie Beitrage dürfen daher nicht In gleichem oder ähnlichem Wortlautan anderer Stelle veröffentlicht werdenEs wird gebeten, die Bebilderung der Beiträge im üblichen Rahmenzu halten da sonst die Mehrkosten berechnet bzw bei der Hono-rierung in Abzug gebracht werden mußtenFür unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Verantwortungübernommen Rucksendung erfolgt nur, wenn Ruckporto beigefugt istArbeiten unter der Rubrik Erfahrungen aus der Praxis" steilen nichtunbedingt die Meinung der Schnftleitung darDie Nennung von Markenbezeichnungen läßt keinerlei Rückschlüssezu, ob es sich um geschützte Zeichen handelt

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