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Vergangenheit sind auf konkrete Zeitpunkte festgelegt wor- den, um datierte Handouts zu ermöglichen und die Vorge- schichte für den Spielleiter übersichtlicher zu gestalten. Nach einer kurzen Einführung folgt eine Beschreibung aller relevanten Plotpunkte, sowie einiger Lösungsideen, damit der Spielleiter individuell auf das Vorgehen der Spieler reagieren kann. Danach werden die für das Aben- teuer relevanten Örtlichkeiten und Hinweise, die die Charaktere dort finden können, beschrieben. Im Anhang schließlich finden sich die Beschreibungen und Werte der Nichtspielercharaktere und alle Handouts. Die Charaktere werden von ihrem guten Freund Tho- mas Börde (der Name ist austauschbar) kontaktiert, der sie um rasche Hilfe bittet. Er hat davon gehört, dass sie be- reits zuvor in etwas unorthodoxe Geschehnisse verwickelt waren und dabei auch zu eher unüblichen Methoden ge- griffen haben. Er berichtet von seiner jüngeren Schwes- ter Annie, die vor einigen Tagen im Alter von nur knapp über 20 Jahren tot aufgefunden wurde. Der Gerichtsme- diziner gab als Todesursache plötzliches Herzversagen an, doch Thomas glaubt nicht daran. Er ist überzeugt davon, dass Annie keines natürlichen Todes starb, sondern er- mordet wurde. Offenbar hatte seine hübsche Schwester eine heimliche Affäre mit dem Bürgermeister der Stadt, was ihr schließlich zum Verhängnis wurde. Suchen die Charaktere Thomas auf, wird er weiter ins Detail gehen: Unsere Eltern sind schon was länger tot, Annie hat das nicht gut verkraftet. Ich glaub sie hatte ‚nen Vater- komplex oder sowas. Na ja. Jedenfalls hat sie was mit dem Bürgermeister angefangen, obwohl der verheiratet ist und auch schon was älter. Ich hab sie immer wieder gewarnt und ihr gesagt, sie soll das sein lassen. So was geht doch nie gut aus. Sie hätt‘ heiraten sollen und nicht ihre Zeit verschwenden, mit so einem alten Sack. Der hat ihr halt immer mal wieder was geschenkt, deshalb fand sie ihn so toll. Ich hab ihr dauernd gesagt, sie soll aufhör‘n und sich ‚nen vernünftigen Mann suchen. Jedenfalls hab ich ihr ge- sagt, dass sie langsam echt mal was Ordentliches mit ihrem Leben an- fangen muss, und irgendwann hat sie das auch mal eingeseh‘n. Keine Ahnung, worauf sie immer gewartet hat, aber anscheinend hat sie‘s nicht gekriegt. Sie ist also hin und hat ihm gesagt, dass sie die Schnauze voll hat. Danach war sie nochmal kurz bei mir und hat‘s mir erzählt. Und das nächs- te, was ich gehört hab, war, ‚Sie ist tot‘. Man hat sie in ihrer Wohnung gefunden, angeblich alles ganz nor- mal, nur halt, dass sie tot war. Und der Gerichtsmediziner hat behaup- tet, sie hätte einfach Herzversagen gehabt. Das glaub ich halt nicht. Sie war doch noch ganz jung. Da stirbt man doch nicht so einfach.“ Thomas bittet die Charaktere dar- um, seine Schwester zu exhumieren und nachzusehen, ob sie wirklich er- mordet wurde. Die Charaktere sollten diesen schrecklichen Gescheh- nissen natürlich ein Ende bereiten. Sie werden auf die Untoten aufmerksam, als sie im Auftrag eines misstrau- ischen Verwandten still und heimlich eine junge Frau exhumieren, die offiziell an Herzversagen starb, aber in Wahrheit von ihrem Liebhaber, dem Bürgermeister des Ortes, getötet wurde. Bei einer zweiten offiziellen Lei- chenbeschau ist die Tote nicht mehr aufzufinden, da sie von Jonathan Reichelt in seine schlammigen Gänge und Hallen entführt wurde. So finden die Charaktere eine Lei- che, die sich zu verselbstständigen scheint, andere Tote, die nicht in ihren Gräbern liegen und einen wahnsinni- gen, wandelnden Leichnam, der in seiner Besessenheit sicher nicht einfach zulassen wird, dass der Fluch (durch Vernichten des Fingerknochens) gebrochen wird. Einführung Dieses Abenteuer eignet sich am besten für eine Gruppe von Investigatoren – optimalerweise gehört ein Arzt dazu -, die bereits ein wenig Einblick in den Mythos erhalten hat. Was zunächst als Kriminalfall beginnt, entwickelt sich zu etwas weitaus Größerem, das mehr von den In- vestigatoren verlangt als detektivischen Spürsinn. Es ist vorgesehen, die Spieler bewusst an einigen Stel- len zu überraschen und mit ihren Erwartungen zu spie- len. Erfahrene Spieler kann man so bewusst ein wenig an der Nase herumführen. Der Ort der Geschehnisse ist prinzipiell flexibel wähl- bar, da der Nordfriedhof in jede beliebige Stadt gelegt wer- den kann, die dem Spielleiter für seinen Aufbau gelegen kommt. Auch das genaue Jahr und die Jahreszeit sind fle- xibel wählbar. Die relevanten Ereignisse in der früheren Thomas Börde kann den Charakteren neben Geld auch mit der Modifizierung ihres Automobils danken. Sample file

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H. P. Lovecrafts Cthulhu — das Rollenspiel Düstere OrteH. P. Lovecrafts Cthulhu — das Rollenspiel

Vergangenheit sind auf konkrete Zeitpunkte festgelegt wor-

den, um datierte Handouts zu ermöglichen und die Vorge-

schichte für den Spielleiter übersichtlicher zu gestalten.

Nach einer kurzen Einführung folgt eine Beschreibung

aller relevanten Plotpunkte, sowie einiger Lösungsideen,

damit der Spielleiter individuell auf das Vorgehen der

Spieler reagieren kann. Danach werden die für das Aben-

teuer relevanten Örtlichkeiten und Hinweise, die die

Charaktere dort fi nden können, beschrieben. Im Anhang

schließlich fi nden sich die Beschreibungen und Werte der

Nichtspielercharaktere und alle Handouts.

Die Charaktere werden von ihrem guten Freund Tho-

mas Börde (der Name ist austauschbar) kontaktiert, der

sie um rasche Hilfe bittet. Er hat davon gehört, dass sie be-

reits zuvor in etwas unorthodoxe Geschehnisse verwickelt

waren und dabei auch zu eher unüblichen Methoden ge-

griffen haben. Er berichtet von seiner jüngeren Schwes-

ter Annie, die vor einigen Tagen im Alter von nur knapp

über 20 Jahren tot aufgefunden wurde. Der Gerichtsme-

diziner gab als Todesursache plötzliches Herzversagen an,

doch Thomas glaubt nicht daran. Er ist überzeugt davon,

dass Annie keines natürlichen Todes starb, sondern er-

mordet wurde. Offenbar hatte seine hübsche Schwester

eine heimliche Affäre mit dem Bürgermeister der Stadt,

was ihr schließlich zum Verhängnis wurde. Suchen die

Charaktere Thomas auf, wird er weiter ins Detail gehen:

„Unsere Eltern sind schon was länger tot, Annie hat

das nicht gut verkraftet. Ich glaub sie hatte ‚nen Vater-

komplex oder sowas. Na ja. Jedenfalls hat sie was mit

dem Bürgermeister angefangen, obwohl der verheiratet

ist und auch schon was älter.

Ich hab sie immer wieder gewarnt und ihr gesagt, sie

soll das sein lassen. So was geht doch nie gut aus. Sie hätt‘

heiraten sollen und nicht ihre Zeit verschwenden, mit so

einem alten Sack. Der hat ihr halt

immer mal wieder was geschenkt,

deshalb fand sie ihn so toll. Ich hab

ihr dauernd gesagt, sie soll aufhör‘n

und sich ‚nen vernünftigen Mann

suchen. Jedenfalls hab ich ihr ge-

sagt, dass sie langsam echt mal was

Ordentliches mit ihrem Leben an-

fangen muss, und irgendwann hat

sie das auch mal eingeseh‘n. Keine

Ahnung, worauf sie immer gewartet

hat, aber anscheinend hat sie‘s nicht

gekriegt. Sie ist also hin und hat ihm

gesagt, dass sie die Schnauze voll hat.

Danach war sie nochmal kurz bei mir

und hat‘s mir erzählt. Und das nächs-

te, was ich gehört hab, war, ‚Sie ist

tot‘. Man hat sie in ihrer Wohnung

gefunden, angeblich alles ganz nor-

mal, nur halt, dass sie tot war. Und

der Gerichtsmediziner hat behaup-

tet, sie hätte einfach Herzversagen

gehabt. Das glaub ich halt nicht. Sie

war doch noch ganz jung. Da stirbt

man doch nicht so einfach.“

Thomas bittet die Charaktere dar-

um, seine Schwester zu exhumieren

und nachzusehen, ob sie wirklich er-

mordet wurde.

Die Charaktere sollten diesen schrecklichen Gescheh-

nissen natürlich ein Ende bereiten. Sie werden auf die

Untoten aufmerksam, als sie im Auftrag eines misstrau-

ischen Verwandten still und heimlich eine junge Frau

exhumieren, die offi ziell an Herzversagen starb, aber in

Wahrheit von ihrem Liebhaber, dem Bürgermeister des

Ortes, getötet wurde. Bei einer zweiten offi ziellen Lei-

chenbeschau ist die Tote nicht mehr aufzufi nden, da sie

von Jonathan Reichelt in seine schlammigen Gänge und

Hallen entführt wurde. So fi nden die Charaktere eine Lei-

che, die sich zu verselbstständigen scheint, andere Tote,

die nicht in ihren Gräbern liegen und einen wahnsinni-

gen, wandelnden Leichnam, der in seiner Besessenheit

sicher nicht einfach zulassen wird, dass der Fluch (durch

Vernichten des Fingerknochens) gebrochen wird.

Einführung

Dieses Abenteuer eignet sich am besten für eine Gruppe

von Investigatoren – optimalerweise gehört ein Arzt dazu

-, die bereits ein wenig Einblick in den Mythos erhalten

hat. Was zunächst als Kriminalfall beginnt, entwickelt

sich zu etwas weitaus Größerem, das mehr von den In-

vestigatoren verlangt als detektivischen Spürsinn.

Es ist vorgesehen, die Spieler bewusst an einigen Stel-

len zu überraschen und mit ihren Erwartungen zu spie-

len. Erfahrene Spieler kann man so bewusst ein wenig an

der Nase herumführen.

Der Ort der Geschehnisse ist prinzipiell fl exibel wähl-

bar, da der Nordfriedhof in jede beliebige Stadt gelegt wer-

den kann, die dem Spielleiter für seinen Aufbau gelegen

kommt. Auch das genaue Jahr und die Jahreszeit sind fl e-

xibel wählbar. Die relevanten Ereignisse in der früheren

Thomas Börde kann den Charakteren neben Geld auch mit der Modifi zierung

ihres Automobils danken.

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Düstere Orte H. P. Lovecrafts Cthulhu — das Rollenspiel

folglich auch den Amtsarzt, dem er Betrug verwerfen

wird), und das ist durchaus risikoreich für ihn. Sollten

die Spieler eine Exhumierung ablehnen oder sich nur

auf die Spuren in der Wohnung verlassen, dann wird

Thomas die Leiche seiner Schwester selbst ausgraben.

Er wird nachts verschwinden, und die Charaktere kön-

nen ihn auf dem Friedhof am geöffneten Grab seiner

Schwester finden.

Die Plot-ElementeDas Abenteuer besteht im Grunde aus einem Nebenplot

(der Mord an Annie Börde) und einem Hauptplot (der

verfl uchte Friedhof), auf den die Charaktere durch das

Verschwinden von Annies Leiche bei der zweiten Ex-

humierung aufmerksam werden. Zuerst sollen nun die

einzelnen Elemente des Mordplots abgehandelt werden.

Es folgen die Elemente des Plots zum unheiligen Leben

in den Gräbern des Nordfriedhofs. Nach diesen Beschrei-

bungen der Handlungen folgen die Beschreibungen der

einzelnen Örtlichkeiten.

„Ich würde ja einfach zur Polizei

gehen und den Bürgermeister an-

schwärzen … Wenn ich denen von

der Affäre erzähle, dann würden die

bestimmt was machen, aber wenn

ich doch nicht Recht habe, dann

würde ich für nix den Ruf meiner

Schwester ruinieren. Ich will nicht,

dass die Leute sich an sie als Flitt-

chen erinnern. Das hätte sie nicht

verdient, sie war ein gutes Mädchen.

Außerdem wär‘ ich dann genauso im

Arsch. Ich wohn‘ ganz gern hier, und

wenn rauskommt, dass ich den Bür-

germeister falsch beschuldigt habe,

kann ich meine Sachen packen.“

Natürlich sollen die Charaktere

auch eine Belohnung erhalten. Es

winkt ihnen nicht nur das schöne

Gefühl, einem Freund geholfen zu

haben, sondern auch Geld.

„Schon meine Eltern haben was

zusammengespart, und ich hab nach

ihrem Tod auch immer noch was da-

zugetan. Das sollte eigentlich mal für

die Hochzeit von Annie sein. Aber

das braucht sie ja nicht mehr.“

Entscheiden die Charaktere sich

dazu, ihm zu helfen, so beschreibt

er ihnen, wo sie das Grab von Annie

auf dem Nordfriedhof fi nden kön-

nen, und rät ihnen natürlich dazu,

nachts zu arbeiten, um dem Fried-

hofswärter auszuweichen. Er selbst

wird es ablehnen, sie zu begleiten, da er sich den An-

blick der Leiche seiner geliebten Schwester gern ersparen

möchte.

Der Spielleiter sollte im Blick behalten, dass die Exhu-

mierung spätestens in der zweiten Nacht nach der Bei-

setzung stattfi nden muss, um den Plot nicht maßgeblich

zu ändern. Ihm bleibt etwas Handlungsspielraum, wenn

man bedenkt, dass Annie bis zu einer Woche in der Fried-

hofshalle aufgebahrt und dann begraben worden sein

könnte. Im Folgenden wird davon ausgegangen, dass die

Charaktere sich in der nächsten oder der darauffolgenden

Nacht an ihre sinistere Arbeit machen.

Thomas wird erst zur Polizei gehen, wenn er wirklich

sicher ist, dass Annie ermordet wurde. Die Hinweise, die

in ihrer Wohnung gefunden werden können, reichen

aus, um seine Aussage vor der Polizei zu untermauern.

Sie werden ihm allein aber nicht genügen, da seine ei-

gene Existenz und der Ruf seiner Schwester auf dem

Spiel stehen. Er wird angesehene und einflussreiche

Bürger der Stadt beschuldigen (den Bürgermeister und

Zeitlicher Ablauf des Mordes an Annie Börde und des Leichenraubs

19:00 Treffen von Annie Börde und Bürgermeister Engelhardt

Lorentz im Wald, Annie beendet die Affäre.

19:45 Annie trifft bei ihrem Bruder Thomas ein und erzählt

ihm von der Trennung.

20:45 Annie kehrt zu ihrer Wohnung zurück.

22:00 Lorentz erreicht Annies Wohnung, ermordet sie und

fl ieht; sucht den Amtsarzt Dr. Fedders auf.

23:30 Lorentz betritt erneut Annies Wohnung und versucht,

den Tatort zu säubern.

Morgens 7:30 Gisela Meyer fi ndet Annies Leiche, die Polizei informiert

Dr. Fedders, der den Tatort, die Leiche und den Bericht

verfälscht.

Innerhalb einer Woche nach dem Mord

Benachrichtigung der Charaktere durch Thomas

Börde

Einige Stunden bis ein Tag nach Annies Beerdigung

Ankunft der Charaktere

Bis zur zweiten Nacht nach Annies Beerdigung

Erste Exhumierung

Dritte Nacht nach Annies Beerdigung

Jonathan raubt Annies Leiche aus dem Grab.

Ab dem vierten Morgen nach Annies Beerdigung

Zweite Exhumierung

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Also suchte Engelhardt, nach einem kurzen Besuch zu

Hause bei seiner Frau Gertrude, voll düsterer Gedanken

noch am selben Tag gegen 22 Uhr die Wohnung Annies

auf und forderte die Herausgabe seiner Geschenke. Als

Annie sich weigerte, ergriff er ihre Stoffschere vom Näh-

tisch und rammte diese der jungen Frau im Affekt in die

Seite. Während Annie röchelnd zu Boden sank, schnapp-

te Engelhardt ihr Schmuckkästchen, kippte es aus und

verschwand mit der goldenen Halskette.

Auf dem Rückweg beruhigte er sich ein wenig und be-

suchte den örtlichen Amtsarzt und Gerichtsmediziner

Dr. Roland Fedders zu Hause. Durch seine Kontakte

als Bürgermeister wusste Engelhardt von Dr. Fedders

Spielsucht und den daraus resultierenden Geldnöten.

Mit diesem Wissen machte er dem überraschten Arzt ein

hervorragendes Angebot von 3.000 Mark und schwor

ihn darauf ein, bei der am folgenden Tag stattfi ndenden

Obduktion von Annies Leiche keinen Tod durch Fremd-

verschulden festzustellen. Nachdem dieser eingewilligt

hatte, suchte der Bürgermeister Annies Wohnung erneut

gegen 23.30 Uhr auf, verschaffte sich Zutritt mit seinem

Zweitschlüssel, säuberte den Leichnam, umwickelte ih-

ren Oberkörper mit einigen Handtüchern und drapierte

sie in ihrem Bett. Dabei vergaß er jedoch, das Schmuck-

kästchen wieder so ordentlich wie zuvor einzuräumen

und die Schere zurückzulegen, die er, aufgebracht durch

die Bluttat, einfach in seine Jackentasche gestopft hatte.

Außerdem bemühte er sich, die Blutfl ecken im Teppich

so gut als möglich wegzuschrubben, was ihm jedoch nur

teilweise gelang.

Am nächsten Morgen, nachdem die Leiche Annies von

einer Arbeitskollegin und Freundin Gisela Meyer ent-

deckt wurde und diese die Polizei und damit indirekt den

Amtsarzt herbeirief, stellte Dr. Fedders wie abgesprochen

Herzversagen als offi zielle Todesursache fest. Außerdem

vernähte er die Mordwunde, um ein weiteres Austreten

von Körperfl üssigkeiten zu vermeiden, und steckte dem

Bestatter Erwin Breitling 500 Mark zu, so dass die-

ser beim Waschen und Herrichten der Leiche nicht allzu

genau hinschauen würde. Weiterhin wischte er sicher-

heitshalber sämtliche Tür- und Schrankgriffe mit Alkohol

ab (um Fingerabdrücke zu beseitigen), entsorgte die blut-

verschmutzte Bettwäsche in einer Mülltonne hinter dem

Haus und bezog das Bett frisch.

Aufklärung der Tat

Man kann davon ausgehen, dass die Charaktere ihrem

Freund glauben und bereits vor der Exhumierung von

einem Verbrechen oder gar von Mythosaktivität ausge-

hen. Neben dem Grab der jungen Frau, welches natür-

lich nur nachts näher untersucht werden kann, könn-

ten kluge Spieler natürlich auf die Idee kommen, bereits

zuvor andere Informationen einzuholen und sich z.B. in

der Wohnung, sprich dem vermeintlichen Tatort, umse-

hen wollen. Die Befragung etwaiger Zeugen oder von

Bekannten und Freunden Annies wäre eine weitere

Möglichkeit, sich ein genaueres Bild von der Situation

Der Bürgermeister der Stadt, Dr. phil. Engelhardt Lor-

entz, hatte in den vergangenen eineinhalb Jahren eine

Affäre mit der jungen Näherin Annie Börde. Natürlich

gab sich der verheiratete Mann größte Mühe, diese Li-

aison vor seiner Frau, Familie und den konservativen

Parteikameraden der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP)

geheim zu halten, um einen Skandal zu vermeiden.

Durch falsche Versprechungen und großzügige Geschen-

ke gelang es dem verschlagenen Politiker recht lange Zeit,

sich Annie gewogen zu halten.

Er wusste jedoch nichts davon, dass seine Geliebte ihre

Sorgen und Nöte mit ihrem älteren Bruder Thomas teilte

und dieser sie vor einigen Tagen (der genaue Zeitpunkt

ist variabel) davon überzeugen konnte, ihrem Bauchge-

fühl zu vertrauen und die Affäre zu beenden. Sie begab

sich zu diesem Zweck gegen 19 Uhr per Fahrrad zu einem

verabredeten Treffen mit Engelhardt in einem kleinen

Wäldchen etwa zwei Kilometer nördlich des Ortes. Dabei

kam es unweigerlich zu einem heftigen Streit, und Annie

eilte tränenaufgelöst zu ihrem Bruder (ca. 19.45 Uhr),

um nach etwa einer Stunde in ihre eigene Wohnung zu-

rückzukehren.

Der verschmähte Liebhaber war außer sich vor Zorn,

aber auch vor Sorge. Schließlich musste er fürchten, dass

Annie früher oder später anderen von der Affäre berich-

ten würde. Problematisch war in diesem Zusammenhang

vor allem eine goldene Halskette samt Medaillon, die

der jungen Frau einen Beweis für ihr Verhältnis gegeben

hätte. In seinem Leichtsinn hatte der Bürgermeister die

Innenseite des Medaillons folgendermaßen gravieren las-

sen: „In Liebe – Dein Engelhardt“.

Also suchte Engelhardt, nach einem kurzen Besuch zu

Hause bei seiner Frau Gertrude, voll düsterer Gedanken

Der Bürgermeister der Stadt, Dr. phil. Engelhardt Lor-

entz, hatte in den vergangenen eineinhalb Jahren eine

Der Mord an Annie Börde

Dr. Engelhardt Lorentz.

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Düstere Orte H. P. Lovecrafts Cthulhu — das Rollenspiel

Abgesehen davon haben die Charaktere natürlich ei-

nen deutlichen Verdacht, wer der Mörder oder zumindest

der Verantwortliche für Annies Tod ist. Der Bürgermeis-

ter ist jedoch äußerst einfl ussreich und durchaus nicht

unbeliebt im Ort, so dass die Charaktere gezwungen sind,

Beweise für seine Schuld zu fi nden. Weiterhin erschwert

werden die Ermittlungen durch den Umstand, dass Dr.

Fedders als zuständiger Amtsarzt von der bevorstehen-

den Exhumierung in Kenntnis gesetzt und versuchen

wird, sich mit seinen letzten Ersparnissen per Auto aus

dem Staub zu machen. Wenn die Charaktere die Polizei

darauf hinweisen, dass Dr. Fedders ebenfalls nicht unver-

dächtig ist und dabei überzeugend genug sind, wird dieser

bei seinem Fluchtversuch von einem Streifenpolizisten

erwischt und in Untersuchungshaft genommen.

Untersuchungen von Annies Wohnung und Befragung ihres UmfeldesDie Wohnung von Annie kann mittels eines Zweitschlüs-

sels von Thomas Börde betreten werden, der es bisher

nicht über das Herz brachte, sich dort umzusehen. Wenn

sie möchten, wird er die Charaktere aber notgedrungen

begleiten. Die Beweise, die sie hier fi nden können (siehe

Beschreibung der Örtlichkeit), benötigt Thomas, um einen

überzeugenden Anspruch auf eine Exhumierung seiner

Schwester geltend zu machen. Die Charaktere können

die Wohnung entweder vor oder nach der ersten Exhu-

mierung untersuchen, um nach brauchbaren Beweisen zu

suchen. Die Untersuchung der Wohnung sollte den Spie-

lern zeigen, dass anscheinend wirklich ein Mord in der

Wohnung stattgefunden hat und jemand sich die Mühe

gemacht hat, notdürftig die meisten stichhaltigen Spuren

zu verwischen. Durch Dr. Fedders Aktivitäten kann eine

anschließende polizeiliche Untersuchung in der Wohnung

keine Fingerabdrücke Engelhardts mehr ausmachen. Auch

die Liebesbriefe eignen sich dafür kaum, da das Büttenpa-

pier keinen guten Träger für Fingerabdrücke darstellt.

zu machen. Dabei ist es für den Ablauf des Abenteuers

nicht entscheidend, in welcher Reihenfolge die Spieler

diese Ideen abarbeiten, solange die Exhumierung nicht

zu lange aufgeschoben wird, so dass überhaupt noch eine

Leiche vorgefunden werden kann.

Anschließend sollte dann durch die alarmierte Obrig-

keit eine offi zielle Leichenbeschau durchgeführt werden,

bei der das merkwürdige Verschwinden von Annies Leiche

ans Licht kommt. Die anderen Hinweise können und sol-

len aber durchaus dabei helfen, den Täter zu überführen,

dessen Schuld allerdings ohne ein Mordopfer schwer zu

beweisen ist. Sollten die Charaktere vor Selbstjustiz nicht

zurückschrecken, kann der Spielleiter ihnen nach der zwei-

ten Graböffnung ruhig die Gelegenheit dazu geben, wobei

er bedenken sollte, dass die Charaktere dabei ebenfalls ein

schweres Verbrechen mit allen Konsequenzen begehen.

BeweissucheAnnies Leiche, das dazugehörige Grab und das Vorgehen

beim Ausgraben werden weiter unten beschrieben. Der

Zweck dieses Plot-Elements ist es, den Charakteren ei-

nen unmissverständlichen Beweis in die Hand zu geben,

der anzeigt, dass Annie auf keinen Fall eines natürlichen

Todes gestorben sein kann. Die unkenntlich gemachte

Stichwunde an ihrer Seite bedeutet, dass sie Opfer ei-

ner Gewalttat wurde und die Spuren dieses Verbrechens

außerdem gezielt verwischt worden sind. Diese Tatsache

rückt natürlich den örtlichen Gerichtsmediziner Dr. Fed-

ders in den Kreis der verdächtigen Personen, da er selbst

in den Mordfall verwickelt sein muss, weil er diese offen-

sichtliche Verletzung bzw. deren Abdeckung nicht melde-

te. Auch der Bestatter Erwin Breitling hätte diese frischen

Wunden eigentlich melden müssen. (Zur Not können die

Investigatoren per Würfelwurf auf diese Ideen kommen.)

Diese Erkenntnisse können die Charaktere jedoch

kaum direkt an die zuständigen Behörden tragen, da Stö-

rung der Totenruhe und Grabschändung ernstzunehmen-

de Vergehen sind. Vielmehr ist es sinnvoll, dass Annies

Bruder Thomas am nächsten Morgen offi ziell den Ver-

dacht äußert, dass ein Mord stattgefunden hat, so dass die

Behörden gezwungen sind, die Leiche in den nächsten

Tagen (es sollte eine Nacht zwischen Meldung und zwei-

ter Exhumierung liegen, damit Jonathan die inzwischen

untote Annie rauben kann) erneut zu untersuchen.

Um dies mit Erfolg durchzusetzen, braucht Thomas je-

doch zumindest irgendeine rudimentäre Art von Beweis,

um eine Störung der Totenruhe, sei sie auch durch offi ziel-

le Stellen, zu rechtfertigen. Dabei können einige Hinweise,

die die Charaktere in Annies Wohnung fi nden (siehe un-

ten), Annies Bruder weiterhelfen. Vor allem die Blutfl e-

cken im Teppich, sofern sie als solche identifi ziert werden

können, die anonymen Liebesbriefe und das durchwühlte

Schmuckkästchen können argumentative Schützenhilfe

leisten. Besitzt einer der Charaktere hohe Werte in Ansehen

und/oder Überzeugen, kann hier auch dessen große Stunde

schlagen, um die trägen Provinzpolizisten zu überzeugen,

einen erfahrenen Kriminalbeamten (Thadeus Röhrich)

aus der nächstgrößeren Stadt hinzuzuziehen und die Lei-

che erneut von einem unabhängigen Arzt (Dr. Alexan-

der Breitenbach) untersuchen zu lassen.

Natürlich kann Kommissar Röhrich auch selbst aus der

Stadt kommen, in der das Abenteuer spielt, aber dies sollte

von der Größe der Ortschaft abhängig gemacht werden.

Kann der Kommissar seinen Horizont erweitern?

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anwaltschaft per Eilanforderung eingetroffen ist, kann

die Exhumierung beginnen. Hier kann der Spielleiter den

Zeitpunkt festlegen und so sicherstellen, dass die zeitliche

Abfolge stimmt.

Anwesend sind zwei Streifenpolizisten, der Totengrä-

ber Hans Hubert Haupt, sein Gehilfe Hansen, der

zuständige Kommissar Thadeus Röhrich, ein zweiter

hinzugezogener Arzt namens Dr. Breitenbach aus der

nächsten Stadt, sowie natürlich Annies Bruder Tho-

mas. Die Charaktere selbst werden nicht eingeladen, da

sie als Zivilisten bei dieser Amtshandlung nichts zu su-

chen haben.

Der Totengräber wird auf Anweisung Röhrichs und

unter Mithilfe der beiden Streifenbeamten das Grab aus-

heben und schlussendlich nach etwa einer Stunde Arbeit

den Sarg Annies freigelegt haben. Wird dann von Herrn

Haupt der Sargdeckel gelöst, werden alle Anwesenden

auf einen leeren Sarg blicken, dessen Boden stark beschä-

digt ist und ein großes Loch aufweist. Annies Leiche ist

spurlos verschwunden.

Thomas wird im Anschluss den Charakteren aufge-

löst und verzweifelt von der missglückten Exhumierung

berichten. Natürlich liegt die Vermutung nahe, dass der

Bürgermeister die Leiche verschwinden ließ, um das Be-

weismittel Nummer eins zu beseitigen.

Kommissar Röhrich wird darauf hinweisen, dass er di-

rekt nach Ankündigung einer zweiten Untersuchung von

Annies Leiche dafür gesorgt hat, dass ihr Grab von einem

zuverlässigen Polizisten bewacht wurde. Dieser schwört

Stein und Bein, weder Tag noch nachts jemanden am

Grab beobachtet zu haben. Wird dieser Polizist befragt,

zeigt ein erfolgreicher Wurf auf Psychologie, dass er eine

ehrliche Haut ist und die Wahrheit sagt.

Abschließend wird die Polizei fürs Erste offi ziell davon

ausgehen, dass der Sarg aus dem Grab gehoben, umge-

dreht, von hinten aufgebrochen und dann wieder einge-

graben wurde, um den Leichendiebstahl zu vertuschen.

Ohne Leiche ist jedoch erst einmal keine Straftat nach-

weisbar, und die bisher gefundenen Beweise der Charak-

tere reichen nicht aus, um den Bürgermeister und seine

Mittäter festzusetzen. Der Anwalt Dr. jur. Emanuel

Schmidt wird sicherstellen, dass etwaige Aussagen sei-

ner Mandanten Engelhardt Lorentz, Bestatter Breitling

und Dr. Fedders für unverwertbar erklärt werden, da sie

auf Nötigung seitens der Charaktere und/oder der Poli-

zei zurückführen seien. Sollte die Beweislage gegen Lor-

entz und seine Komplizen durch Wirken der Charaktere

schließlich doch erdrückend werden, so können die drei

in Untersuchungshaft genommen werden.

Die Überführung von Engelhardt Lorentz und seinen Komplizen

Nach der zweiten Exhumierung stehen die Investigato-

ren vor einer vertrackten Situation: Zwar sind sie sich

ziemlich sicher, dass der Bürgermeister der Stadt der

Mörder Annie Bördes ist, aber ohne Leiche und eindeu-

tige Beweise können sie den zumindest lokal einfl ussrei-

chen Mann nicht der Gerechtigkeit zuführen. Um also

den Täter zur Verantwortung zu ziehen bedarf es zum ei-

nen einer Leiche (siehe Hauptplot) und außerdem eines

Auf demselben Flur wie Annies Wohnung fi ndet sich

auch die Bleibe ihrer besten Freundin und Arbeitskollegin

Gisela Meyer. Die junge Frau ist alleinstehend und ist ge-

nau wie Thomas über den plötzlichen Tod ihrer Freundin

in große Trauer versunken. Sie wird den Charakteren ge-

genüber durchaus freundlich sein, solange diese einfühl-

sam sind und über ein ausreichendes Ansehen verfügen. Die

junge Frau war diejenige, die Annies Leiche entdeckte.

„Wir sind immer morgens zusammen zur Arbeit ge-

gangen. Annie war so ‚ne ganz Ordentliche und immer

pünktlich und so. Deshalb hat sie meistens schon min-

destens fünf Minuten, bevor ich fertig war, an meine Tür

geklopft und gesagt, ich soll mal hinne machen. Diesmal

halt nicht und da hab‘ ich mir Sorgen gemacht und bin

rüber zu ihr, aber sie hat nicht aufgemacht. Ich hab den

Hausmeister geholt und der hat mir aufgeschlossen. Ich

bin rein und hab sie da gefunden … Sie lag im Bett, sah

aber so komisch aus, so eine komische Farbe im Gesicht

… ich hab‘ sie angetippt, und sie war ganz kalt und so ko-

misch steif. Da hab‘ ich gemerkt, dass sie tot war. Ich bin

weggerannt und hab die Polizei gerufen, ich hab sonst

nichts angefasst, das darf man ja nicht.“

Die alarmierten Behörden schickten daraufhin Dr. Fed-

ders. Gisela kann weiterhin berichten, dass Dr. Fedders

sie bat, bei der Untersuchung Annies draußen zu warten,

und dass er irgendwie recht nervös wirkte. Bei weiterem

Nachfragen wird sie sich daran erinnern, dass ihr beim Be-

treten der Wohnung ein recht aufdringlicher Chlorgeruch

aufgefallen sei, den sie aber wegen Annies Reinlichkeits-

fi mmels als nicht weiter ungewöhnlich abgetan habe.

Wird die junge Frau nach einer etwaigen Affäre oder

ungewöhnlichen Vorkommnissen befragt, so muss man

sie schon überreden, damit sie intime Details aus dem Lie-

besleben der Toten preisgibt. Alternativ kann auch ein

Appell von Thomas sie dazu bringen, von Annies Liebha-

ber zu berichten. Sie wisse zwar nicht, wer er genau war

(diese Information hat Thomas Gisela voraus, da Annie

ihrer geschwätzigen Freundin dieses Detail nicht verraten

wollte), aber sie ist sich sicher, dass es sich „um ‚nen fei-

nen Pinkel handelte. Hat Annie ‚ne echt schöne Goldkette

mit Anhänger geschenkt. Hat sie mir einmal gezeigt. Da

müsste ich ‚n halbes Jahr oder sonst wie lange für ma-

lochen.“ Ansonsten hat der geheimnisvolle Liebhaber

Annie nur wenige Male direkt besucht, und Gisela hat

leider nur einmal im Flur einen Blick von hinten auf ihn

erhaschen können. Sie beschreibt ihn als etwa 1,80 Me-

ter groß und etwas fülliger, aber nicht dick. Sein Mantel

war schwarz und sah überraschenderweise sehr schäbig

aus. Seine Haare konnte sie aufgrund eines ebenfalls billig

aussehenden, braunen Hutes nicht erkennen. Nach der

Tatnacht befragt, hat sie nur einen Streit gegenüber mit-

bekommen, der jedoch recht abrupt endete. Gisela hatte

natürlich vor, ihre Freundin am nächsten Morgen danach

zu fragen, kam aber tragischerweise nicht mehr dazu.

Der Arbeitgeber, der Hausmeister des Mietshauses und

andere Arbeitskolleginnen mögen in Teilen das gleiche

berichten können wie Gisela, aber die Freundin der Toten

stellt in jedem Fall die beste Quelle für die oben genann-

ten Informationen dar.

Zweite Exhumierung – Die Leiche ist weg!Die zweite Graböffnung geht deutlich weniger heimlich

von statten als die erste. Sobald die Erlaubnis der Staats-

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Düstere Orte H. P. Lovecrafts Cthulhu — das Rollenspiel

Sind die Charaktere erfolgreich an Annies (nun wirk-

lich leblose) Leiche gelangt und haben mindestens einen

dieser Beweise, steht einer Verurteilung Engelhardt Lor-

entz nichts im Wege. Dieser wird außerdem Dr. Fedders

und dieser wiederum den Bestatter belasten, so dass alle

drei ihre gerechte Strafe erhalten und Annies Tod zu Tho-

mas‘ Zufriedenheit gerächt ist. Die Charaktere erhalten

so die Dankbarkeit eines Freundes, das versprochene

Geld sowie jeweils 1W3 STA.

eindeutigen Beweises, der im Zusammenhang mit den

Zeugenaussagen von Thomas Börde und Gisela Meyer für

eine erfolgreiche Anklage von Lorentz ausreicht.

Im Abenteuer existieren zwei solcher Beweise, die je-

weils ausreichend wären, um den Mörder zu überführen.

Der erste dieser Beweise ist die immer noch blutige Stoff-

schere, die vergessen in der Manteltasche des alten Man-

tels von Engelhardt liegt und mit seinen und Annies Fin-

gerabdrücken übersät ist. Diesen abgerissenen Mantel zog

er stets an, wenn er sich mit Annie traf, um mit seiner an-

sonsten teuren Kleidung keine Aufmerksamkeit zu erre-

gen. Sowohl der Mantel als auch der von Gisela beschrie-

bene braune Hut hängen beide in der Abstellkammer

von Engelhardts Wohnhaus (Beschreibung siehe unten).

Die Tatwaffe stopfte der mit seiner Bluttat überforderte

Mann in die tiefe Seitentasche des Mantels, und durch

den Stress der Tatnacht vergaß er die Schere einfach. Die

sündhaft teure goldene Kette hat der Bürgermeister wie-

derum in seinem privaten Tresor in seinem Schreibraum

zu Hause untergebracht. Er hat sie klugerweise bei einem

Juwelier in der nächstgrößeren Stadt anfertigen lassen

und nicht direkt vor Ort. Dieses Amulett kann von Gisela

wiedererkannt werden, und auch auf seiner Oberfl äche

befi nden sich Fingerabdrücke von Annie.

Um an diese Beweise zu gelangen, ist sehr wahr-

scheinlich ein Einbruch in das Wohnhaus Engelhardts

nötig. Denkbar ist ebenfalls, dass Charaktere sich als

Vertreter oder Handwerker ausgeben, um tagsüber von

Engelhardts Frau oder seinem Hausmädchen eingelassen

zu werden.

Gehen die Charaktere bei ihren Ermittlungen zu di-

rekt und aufdringlich gegen den Bürgermeister vor, wird

dieser nicht zögern, seinerseits den Charakteren ein paar

bezahlte Schläger auf den Hals zu hetzen oder aber die

Polizei einschreiten zu lassen.

Die verschwundene Kette.

Der verfluchte Friedhof und das Verschwinden

von Annie Bördes Leiche

Der verfl uchte Fingerknochen in Friedhelm Gottlieb

Maria Heinens Mausoleum sorgt dafür, dass sämtliche

Leichen, die auf dem Friedhof beigesetzt werden, nach

drei Tagen zu unheiligem Leben erweckt werden. Dies

ist auch indirekt der Grund für das Verschwinden von

Annie Bördes Leiche: Der untote Mörder Jonathan Rei-

chelt ist, wie schon bei anderen Frauen einige Male zu-

vor, dem Wahn aufgesessen, dass es sich bei Annie um

seine eigentlich vor Jahren von ihm selbst getötete Frau

handelt. Sobald ihr Leib wieder von der fi nsteren Magie

reanimiert wurde und Annie vor Furcht halb verrückt

versuchte, sich aus dem Grab zu befreien, buddelte Jona-

than einen schmalen Gang zu ihrer Ruhestätte, zertrüm-

merte den Sarg von unten her und verschleppte Annie in

sein unterirdisches Heim.

Die Aufgabe der Charaktere muss es also zuerst sein,

den Fluch und indirekt Jonathan als Grund für das Ab-

handenkommen von Annies sterblichen Überresten zu

begreifen. Danach können sie sich daran machen, den

Fluch aufzulösen, um die Untoten von ihrem Leid zu be-

freien und den fast unzerstörbaren Jonathan endgültig zu

besiegen. Auch ist es den Investigatoren erst so möglich,

an eine „vorzeigbare“ Leiche von Annie zu kommen, die

sie dringend als Beweismittel für die Ermittlungen im zu-

gehörigen Mordfall benötigen.

Der Spielleiter sollte bedenken, dass der Fluch ein ge-

wisses Eigenleben besitzt. Sein Ziel ist es, sämtliche Ver-

storbene in seiner Umgebung in maximaler Weise leiden

zu lassen, so wie es der afrikanische Stammespriester aus

Rache vorsah. Da die Magie spürt, dass Jonathan das Leid

einiger der Opfer noch um ein Vielfaches verstärkt, hat

sie sich seiner angenommen und ihn stärker und macht-

voller gemacht, so dass er seiner Aufgabe als Folterknecht

noch besser nachkommen kann. Sein Verzehr von Ghoul-

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H. P. Lovecrafts Cthulhu — das Rollenspiel Düstere OrteH. P. Lovecrafts Cthulhu — das Rollenspiel

dora von Sappenstiel, siehe unten) vor dem Friedhof

gefunden hat, worum sich damals aber die Polizei ge-

kümmert habe.

Er wird den Charakteren zwischendurch immer wie-

der lallend einbläuen, dass sie dies auf keinen Fall er-

zählen dürfen, da er zu Recht Angst davor hat, seinen

Job zu verlieren und im örtlichen Sanatorium zu landen.

Sollte er anwesend sein, ist Hansen von den Geständnis-

sen seines Chefs ähnlich überrascht wie die Charaktere,

verspricht aber, darüber zu schweigen, was dem wenig

redseligen Ostfriesen wohl leicht fallen sollte.

Nach diesen Informationen bieten sich den Charakte-

ren natürlich verschiedene Möglichkeiten, wie sie wei-

ter vorgehen können: Sie könnten versuchen, eine der

schreienden Leichen auszubuddeln, das Gangsystem

freizulegen, durch das Annie entführt wurde, den von

Hubert erwähnten Dieb zu erwischen oder aber in klas-

sischer Cthulhu-Manier mehr Informationen über den

Nordfriedhof und seine Geschichte zusammenzutragen.

In welcher Reihenfolge dies geschieht, ist dabei unerheb-

lich, wobei es gewiss eine Anti-Klimax wäre, wenn die

Charaktere direkt zu Anfang auf Jonathans Gangsystem

und die in diesem gefangene Annie und seine anderen

Opfer stoßen würden. Anderseits ist Jonathan ohne Auf-

lösen des Fluches auf Dauer nicht zu besiegen, und die

Frage, wohin man die weiblichen Untoten bringt, die au-

ßerhalb des Friedhofsgeländes zu gewöhnlichen Leichen

werden, macht das Leben der Investigatoren sicherlich

nicht uninteressanter.

Die Untersuchung einer beliebigen LeicheNatürlich ist es den Charakteren möglich, einen der Un-

toten samt Sarg möglichst heimlich freizulegen. Die Gra-

barbeiten dauern für zwei Charaktere etwa zwei Stunden

und legen einen mehr oder weniger verrotteten Sarg frei.

Sollte das Grab jünger sein als zehn Jahre, so ist die dort

liegende Leiche noch nicht völlig zu Staub und Knochen

zerfallen und immer noch aktiv. So kann es gut sein (mit

einer Wahrscheinlichkeit von 50%), dass der Untote an-

fängt, an seinen Sarg zu klopfen oder sogar nach seinen

unbekannten Rettern zu rufen (1/1W4 STA). Ist der Sarg

schließlich zugänglich, und der Deckel wird von den un-

freiwilligen Grabräubern geöffnet, so erwartet die Cha-

raktere ein fürchterlicher Anblick, der desto verstörender

ist, je näher die Person dem kompletten Verfall kommt.

Ob jedoch ein frisch verfaulter Jugendlicher hilfesuchend

nach den Ausgräbern greift oder ein halb mumifi zierter,

alter Mann seinen vermeintlichen Angreifern gottesläs-

terliche Flüche entgegen brüllt: In jedem Fall ist ein Sta-

bilitätswurf nötig, der den betroffenen Charakter bei Miss-

lingen 1W8 STA, bei Gelingen immer noch 1 STA kostet.

Ob der Leichnam angstvoll, himmelschreiend ver-

rückt oder gar aggressiv ist, sollte der Spielleiter je nach

Stimmung und ausgesuchtem Grab spontan entscheiden.

Hinweise für die Erstellung dieser Untoten fi nden sich

im gesonderten Text unter Annie Bördes Beschreibung

im Anhang. Wie mit den augenscheinlich untoten, aber

durchaus noch empfi ndungsfähigen Opfern des Fluchs

umgegangen wird, ist keine einfache Frage, und je nach

Entscheidung der Investigatoren sollten sich im Zweifel

weitere STA-Verluste aus deren Handlungen ergeben.

Die Untoten mit Gewalt auszuschalten, ist in jedem Fall

möglich, sollte aber je nach ausführendem Charakter ei-

und Menschenfl eisch gab ihm zusätzliche Kraft, so dass

er einen mehr als formidablen Gegner für die Charaktere

darstellt.

Jonathan auf die Spur kommen

Die zweite Exhumierung sollte die Charaktere auf den

Gedanken bringen, dass irgendwer (oder irgendetwas)

Annies Leiche geraubt hat. Kommissar Röhrig wird keine

große Hilfe sein, denn er sieht sich weder dazu verpfl ich-

tet, hysterischen Zivilisten Gehör zu schenken, noch mit

ihnen über das Vorgehen der Polizei oder die laufenden

Ermittlungen zu diskutieren.

Die Spieler werden zu Beginn sicher den Bürgermeis-

ter im Auge haben, sollten im Laufe der Ermittlungen

aber merken, dass Engelhardt Lorentz nur ein zufälliger

Nutznießer machtvoller, cthuloider Magie ist.

Einer der ersten Anlaufpunkte für das Verschwinden

einer Leiche sollten der Totengräber Haupt und sein Ge-

hilfe Hansen sein. Wann die Charaktere im Laufe ihrer

Ermittlungen mit dem Totengräber reden, ist relativ un-

wichtig, wobei seine Geschichte natürlich gewisse An-

haltspunkte für weitere Nachforschungen bietet. Die bei-

den Nichtspielercharaktere werden ausführlich unter der

oben stehenden Beschreibung des Nordfriedhofs behan-

delt. Hans Hubert Haupt zeigt sich über das Verschwin-

den von Annies Leiche eher weniger überrascht als viel-

mehr zutiefst besorgt. Seit vielen Jahren hat er schon

das Gefühl, die Stimmen der Toten aus ihren Gräbern

klingen zu hören. Tatsächlich ist dies keine Wahnvorstel-

lung des trunksüchtigen Totengräbers, sondern durch die

Schreie der Leichen zu erklären, die völlig wahnsinnig

seit Jahren versuchen, sich aus ihren Särgen zu befreien.

Dennoch dämpfen die gut zwei Meter Erde das Schluch-

zen und Flehen der Untoten so massiv, dass man nur in

wirklich stillen Nächten das Geschrei als leises Seufzen

wahrnehmen kann.

Als nun Haupt den mysteriösen leeren Sarg von Frau

Börde sah, wuchsen sich seine latenten, mit Alkohol un-

terdrückten Befürchtungen zu einer massiven Angst aus,

die er nun durch mehr Schnapskonsum zu bekämpfen

versucht. So wird er in den nächsten Tagen stets sturzbe-

trunken bei der Arbeit aufkreuzen und sich nur durch die

stille Hilfe des etwas ratlosen Hansen über Wasser halten.

Die für den Totengräber mehr als unangenehme Situation

spielt den Charakteren natürlich in die Hand, da der be-

nebelte Haupt mit ein wenig Überreden schnell bereit ist,

von seinen unheimlichen Erfahrungen auf dem Friedhof

zu berichten. Neben den Stimmen der Toten weiß er au-

ßerdem von verschwundenen frischen Blumen und Grab-

gestecken, alten Sargdeckeln und hin und wieder auch

Werkzeugen aus seinem Geräteschuppen zu berichten. Der

arme Mann ist im Moment fest davon überzeugt, dass die

Toten nachts aus ihren Gräbern steigen und es ihm heim-

zahlen wollen, dass er sie unter die Erde gebracht hat.

Auf Nachfrage, wie lange er diese Stimmen schon hört,

wird er den Zeitpunkt auf irgendwann vor etwa 15 bis 20

Jahren (genau genommen natürlich seit 1908) einordnen

können, während die merkwürdigen Diebstähle erst eini-

ge Jahre später hinzukamen (mit Jonathans Beerdigung

im Armengrab im Jahr 1912). Ihm wird auch einfallen,

dass man grob zu jener Zeit eine Frauenleiche (Theo-

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Düstere Orte H. P. Lovecrafts Cthulhu — das Rollenspiel

Haupt regelmäßig auf. So wäre eine Möglichkeit, Jona-

than auf frischer Tat zu ertappen, ein besonders auffälli-

ges und kostspieliges Blumengesteck auf einem der Grä-

ber zu platzieren. Da sich der untote Dieb nur im Notfall

tagsüber aus seinem Versteck wagt, wird es notwendig

sein, sich des Nachts ein geeignetes Versteck zu suchen

und den fl oralen Köder im Auge zu behalten.

nen geringen STA-Verlust bedeuten.

Weiter hin sind diese Versuche ver-

mutlich nur von teilweisem Erfolg ge-

krönt, da die Macht des Fluches diese

Untoten deutlich resistenter macht als

„normale“ Zombies. Nur die komplet-

te Zerstörung jeglichen Gewebes, sei

es durch Feuer, Säure oder jemanden

mit einem Fleischermesser und zu

viel Zeit (und zu viel STA) führt zu ei-

ner endgültigen Vernichtung des Un-

toten. Auch ist es möglich, die Unto-

ten vom Friedhof herunterzubringen.

Kaum sind sie hinter der äußeren

Begrenzungsmauer des Gottesackers,

werden die ruhelosen Toten zu ganz

normalen, reglosen Leichen. Werden

sie wieder auf das Friedhofsgelände

getragen, passiert erst mal gar nichts,

da der Fluch erneut drei Nächte benö-

tigt, um den Leichen wieder falsches

Leben einzuhauchen.

Die Jagd nach dem untoten LeichendiebWen auch immer die Spieler für die

von Hubert erwähnten Diebstähle

verantwortlich machen, so ist es na-

heliegend, dass derjenige zumindest

über weitere Informationen verfügen könnte. In Wahr-

heit ist es natürlich Jonathan, der sich immer wieder

an Holz und Werkzeugen bedient, um seine Kammern

in Stand zu halten oder aber frische Blumen stiehlt, um

seine neueste „Eroberung“ zu beglücken. Es ist natürlich

schwer abzusehen, wann Jonathan wieder Baumaterial

benötigen wird, aber das Verschwinden von Blumen fällt

Nicht alle „Bewohner“ liegen hier zur letzten Ruhe.

Optionale Szene: Angesicht zu Angesicht mit den Auswirkungen des Fluchs

Der Spielleiter kann, sofern dies in seinen Ablauf passt, eine zusätzliche Begegnung

der Charaktere mit dem Fluch einbauen. Sie sollte ihre erste direkte Konfrontation

mit einem der lebenden Toten sein. Hierbei begegnen die Spieler einem auferstande-

nen Opfer des Fluchs auf dem nächtlichen Friedhof, ohne es zunächst als solches zu

erkennen. Ob es sich hierbei um eine zufällig aus ihrem Grab befreite Leiche handelt

oder es gar ein alter Bekannter der Charaktere ist, der erst kürzlich verstorben ist

(wovon sie noch nichts wissen; einige der Charaktere haben schließlich u.U. einmal

in dieser Stadt gewohnt), sollte der Spielleiter selbst entscheiden. Wichtig ist, dass

die Leiche noch so frisch sein muss, dass sie zunächst im Dunkeln mit einem leben-

den Menschen verwechselt werden kann. In wehendem, fl eckigem, ehemals weißen

Hemd irrt sie ziellos über den Friedhof, bis sie der Charaktere gewahr wird. Sie kommt

auf die Charaktere zu, umgeben von einem unangenehmen Geruch nach vermoderter

Erde, und bittet sie verzweifelt um Hilfe. Über das verstörte Gesicht hängen in Sträh-

nen lehmige Haare, und die kalten Hände klammern sich fl ehend an die Jacke eines

Charakters. Wollen die Charaktere die Person nun mitnehmen, werden sie entsetzt

feststellen müssen, dass sie tot in sich zusammensackt, sobald sie die Grenzen des

Friedhofs überschreiten (0/1W4 STA). Bei näherer Betrachtung werden sie erkennen,

dass der Tod dieses Menschen schon mehrere Tage her sein muss (1/1W8 STA). Auf

dem Friedhof können sie das frische, zerwühlte Grab der Leiche samt ihres Grabsteins

fi nden (0/1W3 STA).

Da diese Szene sehr einladend ist, aber auch viele zusätzliche Fragen aufwirft, ist sie

optional und dient der Atmosphäre und Unterhaltung. Dass die Spieler nun wissen,

dass es sich nicht um „gewöhnliche“ Zombies handelt und der Friedhof anscheinend

eine Begrenzung für das ist, was das Auferstehen bewirkt, entschädigt sie hoffentlich

für den Stabilitätsverlust.Sample

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H. P. Lovecrafts Cthulhu — das Rollenspiel Düstere OrteH. P. Lovecrafts Cthulhu — das Rollenspiel

(Knochen arbeit-Handout #3), der den ungewöhn-

lichen Fund einer Frauenleiche direkt vor einem der Ein-

gänge des Friedhofs beschreibt.

Die Aussage des Totengräbers kann sie auf diese Spur

bringen. Die junge Frau aus wohlhabender Familie,

Theodora von Sappenstiel, starb im Frühjahr 1913 an

Schwindsucht und war das erste Opfer Jonathans. Da

dieser zu jener Zeit noch davon ausging, seine vermeint-

liche Ehegattin würde freiwillig bei ihm bleiben, gelang

der verängstigten Theodora die Flucht. Kaum hatte sie je-

doch die Grenze des Friedhofs überschritten, verfl üchtigte

sich der Einfl uss des Fluches, und eine ganz gewöhnliche

Frauenleiche sackte zu Boden, wo sie dann auch von Pas-

santen entdeckt wurde. Dieser Hinweis kann die Spieler

auf die Idee bringen, dass der Leichendieb speziell junge

Frauen bevorzugt.

Schauen sie in den entsprechenden Unterlagen im Rat-

haus nach (leichter Wurf auf Bibliotheksnutzung) können

die Charaktere herausfi nden, dass in den letzten 20 Jah-

ren nur etwa ein Dutzend Frauen im Alter zwischen 20

und 30 gestorben sind. Werden die Gräber jeweils über-

prüft, sind alle Särge leer und von unten aufgebrochen.

Sobald Jonathan bei seinen nächtlichen Streifzügen ein

frisches Grab fi ndet, in dem eine junge Frau um die 20

beigesetzt wurde (so alt war seine Frau Erika, als er sie

tötete), so fängt er sofort an, einen Tunnel zu diesem Grab

anzulegen, was etwa 20 Stunden dauert. Diese Grabarbei-

ten unterbricht Jonathan auch tagsüber nicht, und durch

schwere Proben auf Horchen lässt sich nachvollziehen, wann

er das Grab erreicht hat. Hat ein Charakter einen entspre-

chenden akademischen Hintergrund, Kenntnisse in Geolo-

gie und einen einfachen Seismografen leihweise zur Verfü-

gung, so entfallen die Horchen-Würfe. Es wäre dann sogar

möglich, mit einem erfolgreichen Wurf auf Geologie den

Ursprung der Grabung festzustellen, um so die Hauptkam-

mer von Jonathans Behausung auszumachen.

Allen komplexen Möglichkeiten zum Trotz können

die Spieler auch einfach nächtliche Patrouillen auf dem

Friedhof durchführen. Um bei diesen Jonathan bei seinen

nächtlichen Streifzügen zu erwischen, darf jeder Charak-

ter einmal pro Nacht einen schweren Glückswurf absolvie-

ren. Gelingt dieser, muss daraufhin der Charakter noch

erfolgreich Verborgenes erkennen, damit er Jonathan zwi-

schen dem Strauchwerk oder hinter einem Grabstein er-

blicken kann. Dieser erhält jedoch die gleiche Möglichkeit

und reagiert entweder aggressiv bei einzelnen Investiga-

toren oder mit Flucht bei größeren Gruppen. Eine etwaige

heimliche Verfolgung von Jonathan, sollte dieser die Cha-

raktere nicht bemerken, läuft wie oben beschrieben ab.

Recherche über die Geschichte des Friedhofs und seiner Bewohner

Abgesehen natürlich von der Informationsquelle in Per-

son von Hubert Haupt, gibt es die Möglichkeit, schriftli-

che Zeugnisse über die durchaus interessante Geschichte

des Nordfriedhofs aufzufi nden. Dabei bietet sich zuvör-

derst die örtliche Stadtbibliothek mit ihrem Archiv der

lokalen Tageszeitung sowie mehreren Werken über Lo-

kalgeschichte an. Die örtliche Bibliothekarin Fräulein

Oppenbach ist eine fröhliche, rundliche Frau, die viel-

Bestückt man ein Grab in der Nähe des Geräteschup-

pens mit den Blumen und nutzt diesen dann als Beob-

achtungsposten, so ist kein Wurf auf Verbergen nötig.

Ansonsten bietet der Friedhof so gute Versteckmöglich-

keiten, dass ein gelungener leichter Wurf ausreichend ist.

Sollte zufällig das Mausoleum von Friedhelm Heinen als

Versteck auserkoren werden, so treffen Jonathan und die

sich Versteckenden natürlich automatisch aufeinander.

In jedem anderen Fall können die Charaktere nach ei-

nem erfolgreichen Gruppenglückswurf mitten in der Nacht

eine hünenhafte Gestalt ausmachen, die sich die Blumen

schnappt und sich aus dem Staub macht. Schaffen es ein

oder mehrere Charaktere, Jonathan hinterherzuschleichen,

ohne bemerkt zu werden, können sie beobachten, wie

dieser durch eine Bodenplatte in die Tiefe verschwindet.

Erkennt Jonathan, (z.B. durch einen schweren Wurf

auf Verborgenes erkennen bei Verfolgern, die erfolgreich

schleichen) dass er Verfolger hat, wird er nicht direkt zu

seinem Zugang fl iehen, sondern versuchen, die spionie-

renden Charaktere mit seinen überlegenen körperlichen

Fähigkeiten abzuhängen. Ist der Verfolger alleine, lauert

Jonathan dem Charakter auf, um ihn zu attackieren und

ihm möglichst schnell den Garaus zu machen.

Eine ähnliche Möglichkeit, die jedoch ohne Glückswurf

auskommt, ist es, dem wahnhaften Untoten nach der tat-

sächlichen oder gestellten Beerdigung einer jungen Frau

eine Falle zu stellen. Es ist zugegebenermaßen nicht ge-

rade einfach, auf diese Idee kommen, da die Charakte-

re nicht ohne Weiteres wissen können, dass, neben der

von Annie, weitere Leichen junger Frauen verschwun-

den sind. Nur bei Nachforschungen in den Archiven der

örtlichen Zeitung können sie auf einen Artikel stoßen

Auch Posthum ein Psychopath – Jonathan Reichelt.

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